05.06.2013 Aufrufe

NZB 05/2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MAI <strong>2013</strong><br />

N I E D E R S Ä C H S I S C H E S<br />

ZAHNÄRZ TEBLATT<br />

4<br />

8<br />

10<br />

15<br />

Faule Ostereier<br />

Vertragsgutachten vs.<br />

„gutachtliche<br />

Stellungnahme“ MDK<br />

3-D-geplant und<br />

CAD/CAM-gefertigt<br />

Befestigungsoptionen<br />

für vollkeramische<br />

Restaurationen


– Anzeige –<br />

Champions (R)Evolution® –<br />

Implantieren Sie noch oder „champern“ Sie schon?*<br />

KLASSISCH-KONVENTIONELL &<br />

MIMI®-FLAPLESS-FÄHIG (MINIMAL-INVASIV)<br />

ABUTMENT je 39 €<br />

0° / 15° / 22° / 30°<br />

Locator<br />

Locator ist ein eingetragenes Warenzeichen<br />

der Zest Anchors LLC<br />

Tulpe<br />

Klebebasis für Zirkon ICAs<br />

IMPLANTAT je 59 €<br />

im Einzelpack<br />

ø: 3,5 / 4,0 / 4,5 / 5,5 mm<br />

Längen: 6,5 / 8 / 10 / 12 / 14 / 16 mm<br />

MEDILAS OPAL DIODENLASER 980<br />

VON DORNIER MEDTECH …<br />

ANGEBOT*<br />

Systemneueinsteigern stellen wir für ein<br />

Jahr unser OP- und Prothetikset und für die<br />

ersten beiden Patientenfälle Implantate auf<br />

Kommission zur Verfügung („NO-invest“)!<br />

Champions-Implants GmbH<br />

Bornheimer Landstr. 8<br />

55237 Flonheim<br />

WEBINAR (GRATIS)<br />

MIMI®-„FLAPLESS“<br />

SOFORTIMPLANTATION,<br />

SOFORTVERSORGUNG &<br />

SOFORTBELASTUNG<br />

Weitere Infos und Anmeldung unter<br />

champions-implants.com<br />

Innenkonus von 9,5° und<br />

ausgezeichnete Implantat-/<br />

Abutmentverbindung<br />

(„Zipprich-Studie“ der Universität Frankfurt)<br />

Krestales Mikrogewinde<br />

für beste Primärstabilität<br />

Ober äche der CHAMPIONS®:<br />

Eine der Besten!<br />

(Studie der Universitätsklinik Köln)<br />

champions-implants.com<br />

Tel.: +49 (0) 67 34 - 91 40 80<br />

Fax: +49 (0) 67 34 - 10 53<br />

info@champions-implants.com<br />

www.champions-implants.com<br />

Made in Germany – Mehr als 3.200 Praxen und Kliniken – Gewinner des „Regio E ekt Wettbewerbes 2010“<br />

Auf unserer Homepage nden Sie viele Fallbeispiele, Fachartikel und Filme – www.champions-implants.com<br />

9 µm<br />

am 22. 5. 17 00 - 18 00<br />

Dr. Armin Nedjat


Gerecht verteilen?<br />

Die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen<br />

bemühen sich derzeit nach Kräften, die<br />

Spielräume zu nutzen, die das Versorgungsstrukturgesetz<br />

im Hinblick auf die Vergütung vertragszahnärztlicher<br />

Leistungen geschaffen hat.<br />

Besonders die einmalige Möglichkeit, die Leistungsmenge<br />

aus 2012 als Ausgangsbasis der Verhandlungen für <strong>2013</strong><br />

zu berücksichtigen, ist die herausragende Aufgabe bei den<br />

Verhandlungen.<br />

Einige Landesverbände der Krankenkassen haben diesen<br />

deutlichen Willen des Gesetzgebers, wie er vor allem in<br />

der Begründung zur Gesetzesänderung evident wird, im<br />

Konsens mit den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen<br />

schon umgesetzt, andere verharren noch auf der semantischen<br />

Position, dass der Gesetzgeber aber nicht ausgeschlossen<br />

habe, seinem Willen nicht gerecht zu werden!<br />

In Niedersachsen sind die Verhandlungen zusätzlich<br />

erschwert durch die vom Schiedsamt einst eingeführte<br />

Festbetragssystematik, für die der Gesetzgeber aber –<br />

wiederum in der Begründung – die Vorgabe gemacht hat,<br />

dass der dort zum Ansatz kommende „fiktive“ Punktwert<br />

eine reine Rechengröße sei ohne Präjudiz für spätere<br />

Verhandlungen!<br />

Darüber hinaus ist dabei die Berücksichtigung von<br />

Mengenentwicklungen (Morbidität) schwieriger:<br />

Wenn der Gesetzgeber mit den neuen BEMA-Positionen<br />

einen „Leistungsanreiz“ setzen wollte, so kann es ja nicht<br />

angehen, die gewünschte Mehrleistung gleichzeitig wieder<br />

zu deckeln!<br />

All dies steht derzeit im Zentrum des Vertragsgeschäftes.<br />

Trotzdem gilt es, aufmerksam auch die politischen<br />

Programme für die Zeit nach der Bundestagswahl zu<br />

beobachten!<br />

Es wäre ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein, jetzt für<br />

die Zahnärzteschaft eine Entlastung bei den Gesamtvergütungsobergrenzen<br />

zu erreichen, wenn dann bei der Einführung<br />

einer Bürgerversicherung die derzeit durch den<br />

Foto: <strong>NZB</strong>-Archiv<br />

Blätterwald geisternden Milliardenverluste eintreten würden.<br />

Diese möglichen Verluste hat unter anderem Prof. Wasem<br />

für alle niedergelassenen Mediziner errechnet, wenn<br />

zukünftig das Einheits-Honorar auf GKV-Niveau abgesenkt<br />

würde.<br />

Waren diese Veröffentlichungen der Grund dafür, dass auf<br />

dem SPD-Parteitag der Entwurf des Parteivorstandes noch<br />

schnell geändert wurde? Und ist vielleicht die „Arbeitsgemeinschaft<br />

Sozialdemokraten im Gesundheitswesen“ hier<br />

(endlich) einmal tätig gewesen?<br />

Jedenfalls hieß es im Vorstandsentwurf: Die Honorierung<br />

ambulanter Leistungen im niedergelassenen Bereich wird<br />

angeglichen.<br />

Jetzt hat es eine Ergänzung gegeben. Es heißt nun: Das<br />

Gesamthonorarvolumen wird dabei nicht geschmälert,<br />

sondern gerechter verteilt.<br />

Mir wäre wohler, wenn es hieße: Das Gesamthonorarvolumen<br />

der einzelnen Leistungsbereiche wird dabei nicht<br />

geschmälert!<br />

Denn an anderer Stelle wird gefordert, Reha-Deckel und<br />

Reha-Budgetbegrenzungen müssten beseitigt werden.<br />

Wo kommt dies Geld dann her? <br />

— Dr. Thomas Nels<br />

Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands<br />

Der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | E D I T O R I A L<br />

1<br />

E D I T O R I A L


I M P R E S S U M<br />

NIEDERSÄCHSISCHES ZAHNÄRZTEBLATT – 48. Jahrgang<br />

Monatszeitschrift niedersächsischer Zahnärztinnen und Zahnärzte mit<br />

amtlichen Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

(KZVN), erscheint elfmal jährlich, jeweils zum 15. eines jeden Monats.<br />

HERAUSGEBER<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen<br />

Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover;<br />

Postfach 81 03 64, 3<strong>05</strong>03 Hannover;<br />

Tel.: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-0, Internet: www.kzvn.de<br />

REDAKTIONSBÜRO<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>),<br />

c/o KZVN, Heike Philipp, Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover;<br />

Tel.: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-207; Fax: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-262;<br />

E-Mail: nzb-redaktion@kzvn.de<br />

REDAKTION<br />

Dr. Lutz Riefenstahl, Redaktionsleiter (lr)<br />

Breite Straße 2 B, 31028 Gronau<br />

Tel.: <strong>05</strong>182 921719; Fax: <strong>05</strong>182 921792<br />

E-Mail: riefenstahl@kzvn.de<br />

Dr. Michael Loewener (loe)<br />

Rabensberg 17, 30900 Wedemark<br />

Tel.: <strong>05</strong>130 953035; Fax: <strong>05</strong>130 953036<br />

E-Mail: dr.loewener@yahoo.de<br />

STÄNDIGE MITARBEITERIN DER REDAKTION<br />

Elke Steenblock-Dralle (st-dr)<br />

c/o KZVN, Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

E-Mail: info@kzvn.de<br />

GESAMTHERSTELLUNG<br />

MARCO MarketingCommunication OHG<br />

Steinbruchstraße 8c, 30629 Hannover<br />

Tel.: <strong>05</strong>11 95478-0; Fax: <strong>05</strong>11 95478 -78<br />

Internet: www.marco-werbung.de<br />

VERTRIEB<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Postfach 81 03 64, 3<strong>05</strong>03 Hannover, Tel.: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-0<br />

ANZEIGENMARKETING<br />

rheinland media & kommunikation gmbh,<br />

Monschauer Straße 1, 4<strong>05</strong>49 Düsseldorf, Internet: www.rheinland-mk.de<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Heinz Neumann, Tel.: 0211 569731-39, Fax: 0211 569731-38,<br />

E-Mail: heinz.neumann@rheinland-mediaberatung.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Nicole Trost, Tel.: 0211 569731-22, Fax: 0211 569731-10<br />

E-Mail: nzb@rheinland-mk.de<br />

Zahnärztliche Kleinanzeigen:<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Postfach 81 03 64, 3<strong>05</strong>03 Hannover<br />

Barbara Podgorski, Tel.: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-135<br />

E-Mail: nzb-kleinanzeigen@kzvn.de<br />

ABONNENTENVERWALTUNG<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Postfach 81 03 64, 3<strong>05</strong>03 Hannover,<br />

Viola Soltysiak, Tel.: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-268<br />

E-Mail: nzb-abo@kzvn.de<br />

REDAKTIONSHINWEISE<br />

Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Produktinformationen werden nach bestem<br />

Wissen veröffentlicht, jedoch ohne Gewähr. Alle Rechte des Nachdrucks und<br />

der fotomechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit vorheriger<br />

Genehmigung der <strong>NZB</strong>-Redaktion. Für unverlangte Fotos wird keine Gewähr<br />

übernommen. Die Redaktion behält sich bei allen Beiträgen das Recht auf<br />

Kürzungen vor. – Das Editorial wird von den Autoren in Eigenverantwortung<br />

verfasst und unterliegt nicht der presserechtlichen Verantwortung der<br />

Redaktion.<br />

BEZUGSBEDINGUNGEN<br />

Der Bezugspreis für Mitglieder ist durch den Beitrag abgegolten.<br />

Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten das Jahresabonnement zu<br />

39,60 EUR, Einzelheft 3,30 EUR, inklusive Versandkosten. ISSN 1863-3145<br />

2 I M P R E S S U M | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

ANSCHRIFT<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>),<br />

c/o KZVN, Heike Philipp,<br />

Zeißstraße 11,<br />

3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

E-MAIL<br />

nzb-redaktion@kzvn.de<br />

TELEFON<br />

<strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-207<br />

Verspätet eingegangene Manuskripte können nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

REDAKTIONSSCHLUSS<br />

Heft 07, 08/13: 13. Juni <strong>2013</strong><br />

Heft 09/13: 12. August <strong>2013</strong><br />

Heft 10/13: 12. September <strong>2013</strong><br />

4<br />

Dieser sog. QR-Code führt nach<br />

Einscannen mit z.B. einem Smartphone<br />

über ein geeignetes Programm/App<br />

mit Internetanschluss direkt auf die<br />

Homepage des <strong>NZB</strong>: www.nzb.de


EDITORIAL<br />

1 Dr. Thomas Nels:<br />

Gerecht verteilen?<br />

POLITISCHES<br />

4 TK-Studie Einheitsversicherung<br />

Faule Ostereier<br />

6 Unveröffentlichte Studie zur<br />

Bürgerversicherung<br />

Job-Gau für den Wahlkampf-Hit?<br />

8 Vertragsgutachten vs.<br />

„gutachtliche Stellungnahme“ MDK<br />

Hier: Fristen<br />

10<br />

8<br />

31 36<br />

FACHLICHES<br />

10 3-D-geplant und CAD/CAM-gefertigt<br />

Verkürzte Behandlungszeiten und<br />

rationelle Abläufe<br />

15 Befestigungsoptionen für<br />

vollkeramische Restaurationen<br />

22 Frontzahndesign<br />

Sofortversorgung bei reduziertem<br />

Knochenangebot<br />

28 Bedeutung einer Tugendethik für<br />

die gegenwärtige Zahn-Medizin-<br />

Ethik – TEIL 3:<br />

Moralische und intellektuelle<br />

Tugenden – Praxisrelevanz<br />

31 „Häusliche Gewalt“<br />

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung<br />

von KZVN und ZKN<br />

34 Im Dunkeln<br />

36 Prophylaxetag <strong>2013</strong><br />

38 Beispiele für die Berechnung von<br />

Besuchen bei GKV-Versicherten<br />

22<br />

42 Minijobs Aktuell<br />

Änderungen ab dem 01.01.<strong>2013</strong><br />

anhand von Fallbeispielen<br />

45 Rechtstipp:<br />

Berufsausübungsgemeinschaft –<br />

Praxisgemeinschaft<br />

46 Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

– Aktuelle Urteile aus der Arbeitswelt<br />

– Aktuelle Urteile aus dem Steuerrecht<br />

TERMINLICHES<br />

47 Termine<br />

PERSÖNLICHES<br />

48 Fortbildung! – Was sonst?<br />

Dr. Volker Thoma – 60 Jahre<br />

49 Dr. Georg Kolbow<br />

70 Jahre<br />

49 Wir gratulieren Dr. Jörg Niedersen<br />

zum 70sten Geburtstag<br />

49 Alles Gute zum 85. –<br />

Rüdiger Poepel<br />

KZVN<br />

50 Niederlassungshinweise<br />

KLEINANZEIGEN<br />

52 Kleinanzeigen<br />

© Fotos Titel/Inhaltsverzeichnis: <strong>NZB</strong>-Archiv; © Mareike Budde/Fotolia.com; © Andre Bonn/Fotolia.com; © PD Dr. Beuer & ZTM Stachulla; © Dr. Hutstky & Dr. Hajtó; © Dr. St. Hümmeke; © Axel Sturm; © Gerhard Seybert/Fotolia.com<br />

42<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | I N H A L T<br />

3<br />

E D I T O R I A L<br />

I N H A LT<br />

P O L I T I S C H E S<br />

F A C H L I C H E S<br />

I N T E R E S S A N T E S<br />

T E R M I N L I C H E S<br />

P E R S Ö N L I C H E S<br />

K Z V N<br />

K L E I N A N Z E I G E N


Weitgehend unbemerkt von der breiten<br />

Öffentlichkeit hat die Technikerkrankenkasse<br />

(TK) den Bürgern ein Ei ins Osternest<br />

gelegt, das bei Umsetzung große Sprengkraft entwickelt.<br />

Geht es doch um nichts weniger als eine Kostenberechnung<br />

zur Abwicklung der Privaten Krankenversicherung<br />

(PKV). Die Studie „Finanzielle Wirkungen eines einheitlichen<br />

Vergütungssystems in der ambulanten ärztlichen<br />

Vergütung” -vorgelegt durch Professor Jürgen Wasem<br />

vom Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftungslehrstuhl<br />

für Medizinmanagement an der Universität<br />

Duisburg-Essen – erörtert verschiedene Übergangsszenarien<br />

in ein einheitliches Honorarsystem, das die heutige<br />

Trennung zwischen der Vergütung von GKV und PKV<br />

aufhebt. Würde in einem einheitlichen Vergütungssystem<br />

die Honorierung für alle Patienten auf das heutige GKV-<br />

Niveau abgesenkt, entstünden den Ärzten Umsatz- und<br />

Einkommensausfälle. Diskutiert wird, ob und inwieweit<br />

sie kompensiert werden sollten.<br />

Einheitlich arm<br />

Der Kassensturz könnte das Kuckucksei noch vor dem<br />

Ausbrüten über den Nestrand befördern. Auf den ersten<br />

Blick scheint die Einheitsversicherung eine gute Idee, eine<br />

4 P O L I T I S C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

© Mareike Budde/Fotolia.com<br />

TK-STUDIE EINHEITSVERSICHERUNG<br />

Faule Ostereier<br />

klare Sache. Alles wird gleich! Mit Markt hat das logischerweise<br />

nichts zu tun. Es geht um Zuteilung von Gesundheitsleistungen<br />

und Geldumverteilung – kaum überraschend –<br />

von West nach Ost. Der umtriebige Gesundheitsökonom<br />

hat dazu drei Szenarien entwickelt. Die Finanzierung soll<br />

sich aus der Mitgift der PKV speisen – sprich den Rückstellungen<br />

aus der demografischen Alterssicherung der dann<br />

ehemals privaten Beitragszahler. Zur Erinnerung: In der PKV<br />

sind derzeit rund neun Millionen Menschen versichert. Die<br />

Ausgaben für die ärztliche Behandlung schlagen (2011)<br />

mit 5,4 Milliarden Euro gegenüber 27,6 Milliarden bei GKV-<br />

Patienten zu Buche. Dieses Honorar steht im Fokus des<br />

Überleitungsszenarios. Ob und inwieweit ein Einkommensverlust<br />

kompensiert werden soll, ist eine politische<br />

Entscheidung. Bei einer obligatorischen Überführung von<br />

PKV-Versicherten in das einheitliche System wäre eine<br />

Kompensation stärker begründbar als bei einem freiwilligen<br />

Wechselrecht. In jedem Fall kann sich – so die klare<br />

Aussage des Gutachters – eine Kompensation nur auf den<br />

Leistungskatalog des einheitlichen Versicherungssystems<br />

beziehen. Dieser Ausgleich kann auch nur für einen<br />

bestimmten Anpassungszeitraum gezahlt, degressiv ausgestaltet<br />

oder mit künftigen Honorarzuwächsen teilweise<br />

verrechnet werden.<br />

Bundesland<br />

Modell A<br />

VAR 1<br />

Modell A<br />

VAR 2<br />

Schleswig-Holstein 159 170<br />

Hamburg 102 1<strong>05</strong><br />

Niedersachsen 406 418<br />

Bremen 24 25<br />

Nordrhein-Westfalen 951 974<br />

Hessen 353 358<br />

Rheinland-Pfalz 257 266<br />

Baden-Württemberg 668 664<br />

Bayern 788 790<br />

Saarland 47 50<br />

Berlin 188 182<br />

Brandenburg 110 95<br />

Mecklenburg-Vorpommern 43 37<br />

Sachsen 108 89<br />

Sachsen-Anhalt 57 48<br />

Thüringen 62 52<br />

Bund 4.324 4.324<br />

Tabelle 1: Kompensationsbedarfe entsprechend Modell A<br />

nach Bundesländern in 2010 (Mill. Euro).<br />

Quelle: Wasem et al.: Finanzielle Wirkungen eines einheitlichen Vergütungssystems, März <strong>2013</strong>


Drei Modelle<br />

Im „Aushungerungsmodell” wird der PKV-Bestand zu einem<br />

langsamen Siechtum verdammt. Es werden keine Neuzugänge<br />

mehr zugelassen -Kinder von PKV-Versicherten<br />

ausgenommen. Der Honorarausfall steigt hier langsam aber<br />

kontinuierlich auf 1,5 Milliarden jährlich oder 4,7 Prozent<br />

bis 2030. Das von der SPD laut Wahlprogramm präferierte<br />

„Umarmungsmodell” beginnt mit einer Abschlagsbasis von<br />

I ,6 Milliarden Euro im ersten Jahr. Bis 2030 erweitert sich<br />

die Lücke auf 3,1 Milliarden jährlich. Dabei wird unterstellt,<br />

dass 20 Prozent der jüngeren Population unter 50 Jahren<br />

und mehr als die Hälfte der Älteren in die GKV wechseln.<br />

Der vorgesehene Zuschlagsfaktor von 9,5 Prozent wird<br />

deshalb zur Kompensation im Beitrag nicht ausreichen.<br />

Kreuz des Südens<br />

So richtig teuer kommt das „Suddendeath-Modell”. Wenn<br />

alle bislang privat Versicherten sofort in die Einheitskassen<br />

integriert werden, beträgt der Honorarausfall schon vom<br />

Start weg 4,6 Milliarden Euro. Sie steigert sich dann auf<br />

annähernd 6 Milliarden Euro. Prozentual umgerechnet<br />

beträgt der Zuschlagsfaktor zum Ausgleich am Anfang 13,7<br />

anschwellend auf über 17 Prozent bis 2030. Ein Ausgleich<br />

für den Wegfall der PKV-Honoraranteile ist für die TK allerdings,<br />

weil abhängig von der politischen Großwetter- und<br />

Kassenlage, keineswegs ausgemacht. Bitter wird’s in den<br />

Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern (siehe<br />

Tabelle 1). In Mecklenburg-Vorpommern wäre der Einbruch<br />

mangels Privatklientel mit 37 Millionen Euro vielleicht noch<br />

verschmerzbar. Anders im Freistaat. Dort beträgt der Honorarverlust<br />

auf der Berechnungsgrundlage von 2010 je nach<br />

Variante zwischen 650 und 800 Millionen Euro jährlich. Bei<br />

der regionalen Verteilung der Kompensationen wäre es<br />

naheliegend, den Ärzten konkrete Einbußen auszugleichen.<br />

Dies würde sich allerdings kaum an versorgungspolitischen<br />

Bedarfen orientieren. Die Studie zeigt daher weitere Kriterien<br />

– zum Beispiel die relative Verteilung der Gesamtvergütungen<br />

zwischen den KVen fortzuschreiben oder eine stärkere<br />

Angleichung am Versorgungsbedarf vorzunehmen. Entsprechend<br />

unterschiedlich fallen die ermittelten Kompensationsbeträge<br />

für die einzelnen Bundesländer aus. Die Kriterien<br />

können weitgehend auch angewendet werden, wenn es<br />

danach um die Verteilung der einer KV gezahlten Kompensationen<br />

an die einzelnen Ärzte geht.<br />

Umsetzungschancen?<br />

Euphemistisch übersetzt ins Ökonomen-Kauderwelsch<br />

spricht das Gutachten hier von einem „stärkeren Finanzfluss<br />

aus dem Kompensationsvolumen in die neuen<br />

Länder”. Verräterisch, dass mit Bezug auf die SPD-<br />

Bürgerversicherungspläne von einer „gleichmäßigen<br />

Weiterentwicklung der bisherigen regionalen Versorgungssituation”<br />

gesprochen wird. Zur Befriedung gedacht ist der<br />

Bundesland Modell B<br />

Schleswig-Holstein 148<br />

Hamburg 98<br />

Niedersachsen 447<br />

Bremen 38<br />

Nordrhein-Westfalen 920<br />

Hessen 330<br />

Rheinland-Pfalz 212<br />

Baden-Württemberg 541<br />

Bayern 648<br />

Saarland 55<br />

Berlin 197<br />

Brandenburg 132<br />

Mecklenburg-Vorpommern 95<br />

Sachsen 220<br />

Sachsen-Anhalt 126<br />

Thüringen 119<br />

Bund 4.324<br />

Tabelle 2: Kompensationsbedarfe entsprechend Modell B nach<br />

Bundesländern 2010 (MiII. Euro).<br />

Umstand, dass an den bisherigen Verteilmechanismen in<br />

der GKV mit den KVen als „Empfänger der Ausgleichzahlungen”<br />

zur Weiterverteilung nicht gerüttelt werden soll.<br />

Ein äußerst kluger Schachzug der Vordenker, da die Selbstverwaltungskräfte<br />

hier eingebunden werden. Man darf<br />

gespannt sein, wie die Selbstzerfleischungsrituale der<br />

Arztgruppen angesichts dieser Horrorzahlen sich in den<br />

Entscheidungsgremien bewähren. Wie aus anderen Erhebungen<br />

bekannt, trifft es Facharztgruppen wie Radiologen<br />

oder Laborärzte aber auch Versorgerärzte mit Leistungen<br />

außerhalb des GKV-Katalogs ungleich härter als Hausärzte.<br />

Echtdaten über die Vergütungsverluste liegen dazu noch<br />

nicht vor. Die Studie zeigt, dass Kompensationszahlungen<br />

in den unterschiedlichen Modellen auf die einzelnen<br />

Krankenkassen unterschiedlich wirken, wenn die bisherigen<br />

Strukturen der Vergütungsverteilung auf die Kassen beibehalten<br />

werden. Alternativ zur Finanzierung der Kompensation<br />

durch die jeweils betroffenen Krankenkassen wäre es<br />

denkbar, die Mittel über den Gesundheitsfonds aufzubringen.<br />

Dies gilt insbesondere für den Fall, dass der Gesundheitsfonds<br />

durch die Einführung des einheitlichen Versicherungssystems<br />

über Netto-Mehreinnahmen aus den Beitragseinnahmen<br />

bislang in der PKV versicherter Personen verfügt. <br />

— Quelle: Der Gelbe Dienst Nr. 8/<strong>2013</strong><br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

5<br />

P O L I T I S C H E S


UNVERÖFFENTLICHTE STUDIE ZUR BÜRGERVERSICHERUNG<br />

Job-Gau für den Wahlkampf-Hit?<br />

Studien haben häufig die Eigenschaft, dass<br />

sie die untersuchten Fragen stark im Fokus<br />

des Auftraggebers angehen. Wenn Studien allerdings<br />

Tatsachen hervorbringen, die nicht unbedingt zur Argumentationskette<br />

des Auftraggebers passt, bleiben sie<br />

nicht selten unter Verschluss. Derzeit wird so ein Papier<br />

diskutiert, dessen Ergebnisse in der gesundheitspolitischen<br />

Szene bereits durchsickern. Der geachtete Experte<br />

Dr. Robert Paquet, dem mangelnde Nähe zu sozialliberalen<br />

Lagen nun nicht gerade nachgesagt werden kann, hat im<br />

Auftrag der Böckler-Stiftung die möglichen Auswirkungen<br />

einer Bürgerversicherung auf die Beschäftigungslage<br />

untersucht. Sein „vorläufiges” Ergebnis: Mindestens<br />

60.000 Arbeitsplätze sind bedroht, davon mindestens<br />

35.000 sofort.<br />

Die Brisanz ist kaum zu überbieten: Zumindest SPD, Grüne<br />

und Linkspartei haben sich die schnelle Umsetzung der<br />

Bürgerversicherung bereits auf die Fahnen geschrieben.<br />

Das vermeintliche Ziel einer höheren sozialen Gerechtigkeit<br />

durch Abschaffung einer „Zwei-KlassenMedizin” soll Wählerstimmen<br />

fangen. Sicherlich käme es da kaum zupass, schon<br />

im Vorfeld den Preis dafür zu hören. Laut Paquet-Studie,<br />

die allen Bürgerversicherungs-Konzepten das „Fehlen eines<br />

Transformationskonzepts von Status Quo zum angestrebten<br />

Modell” bescheinigt, würde ein Stopp von Neuzugängen in<br />

der privaten Vollversicherung adhoc 25.000 Arbeitsplätze<br />

kosten, zusätzlich müssten wohl rund 10.000 Vermittler<br />

neue Erwerbsmöglichkeiten suchen.<br />

Schlimmer als der Schlecker-Gau<br />

Dass dieses in Deutschland eine Arbeitsmarktkrise ersten<br />

Grades auslösen würde, wird kaum ein Experte bezweifeln.<br />

Man denke nur an die politischen Krisen, die die Insolvenz<br />

der Drogeriekette Schlecker (25.000 Jobs) oder vor rund<br />

zehn Jahren die drohende Insolvenz der Holzmann AG<br />

(15.600 Arbeitsplätze) ausgelöst haben. Im letzteren Fall<br />

griff damals Bundeskanzler Schröder selbst ein, um das<br />

6 P O L I T I S C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Schlimmste zu verhindern. Nun riskiert seine Partei offenbar,<br />

selbst Auslöser einer Job-Krise ungeahnten Ausmaßes zu<br />

werden. Auf der einen Seite staatliche Rettungsmaßnahmen<br />

zum Schutz von Arbeitsplätzen (man bedenke, dass durch<br />

die angekündigte Schließung des Opelwerks Bochum ja<br />

auch noch tausende Jobs bedroht sind) – auf der anderen<br />

Seite geradezu politische Kampagnen, die nicht aufgrund<br />

der ideologischen, wohl aber aufgrund absehbar fehlender<br />

Umsetzungskompetenz höchstes Krisenpotential entwickeln?<br />

Bei dieser Prognose müssten doch die Alarmglocken klingen.<br />

Alternativen nicht in Sicht<br />

Insgesamt ständen laut der Studie, auf deren Veröffentlichung<br />

durch die Böckler-Stiftung man in der Tat gespannt<br />

sein darf, langfristig rund 60.000 Stellen in der PKV und<br />

50.000 bei privaten Vermittlern zur Disposition. Dem vielfach<br />

vorgebrachten Argument, dass eine Kompensation durch<br />

ein Zusatzversicherungsgeschäft der Privaten möglich sei<br />

oder die Auswirkungen aufgrund des aktuellen Anteils von<br />

20 Prozent dieser Zusatzversicherungen am Markt moderat<br />

ausfallen, widerspricht die Studie vehement. Paquet hat<br />

sich die Mühe gemacht, dieses auch mit einem ausführlichen<br />

Zahlenwerk zu belegen. Dazu hat er sowohl Geschäftsprozesse<br />

als auch regionale Unterschiede unter die Lupe<br />

genommen.<br />

© bluedesign/Fotolia.com


Verlierer-Länder<br />

Da sich, auch das macht die Studie klar, die Versicherungswirtschaft<br />

auf wenige bedeutsame Standorte in Deutschland<br />

konzentriert, träfe der Job-Gau die Bundesländer natürlich<br />

unterschiedlich. So wäre sicherlich Nordrhein-Westfalen mit<br />

77.230 Beschäftigten in der Branche und 48.851 Vermittlern<br />

und Beratern vorrangig betroffen. Zudem sind 46 Prozent<br />

aller PKV-Versicherten bei Unternehmen mit Sitz in NRW<br />

versichert. Und es geht noch weiter: Dienstleister wie die<br />

Privatärztlichen Verrechnungsstellen wären betroffen. Und<br />

vor allem natürlich die rund 2400 niedergelassenen Privatärzte<br />

und einige hundert ausschließlich privat abrechnende<br />

Zahnärzte. Für letztere hätte das faktische Ende der PKV,<br />

auch wenn aufgrund politischer Kosmetik Übergangsfristen<br />

beschlossen würden, praktische Auswirkungen wie ein<br />

Berufsverbot. Dabei sind noch gar nicht die unmittelbaren<br />

Auswirkungen auf die niedergelassenen Ärzte berücksichtigt,<br />

die der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem, kürzlich<br />

für die Techniker-Krankenkasse ausgerechnet hat.<br />

Wasem, der zu Ulla Schmidts Zeiten schon kräftig an<br />

Grundlagen künftiger Versicherungsmodelle mitrechnete,<br />

gilt keinesfalls als Feind einer Bürgerversicherung. Dass er<br />

den Ärzten bereits im ersten Jahr einer potentiellen Bürgerversicherung<br />

mindestens 1,6 Milliarden Honorarverluste<br />

voraussagt, dürfte allerdings klar machen, dass auch hier<br />

Praxis-Schließungen und Massen-Entlassungen anstünden.<br />

Beihilfe ins Nirwana<br />

Schließlich, so macht die derzeit noch geheime Studie<br />

offenbar, ständen auch die derzeit 11.000 Beschäftigten<br />

der Beihilfestellen zu Disposition, käme es zu der mit<br />

einer Bürgerversicherung natürlich implizierten Änderung<br />

des Krankenversicherungsrechts für Beamte. In den Bürgerversicherungskonzepten,<br />

die der Autor für seine Studie<br />

selbstverständlich analysiert hat, „ist schließlich völlig offen,<br />

wie ein (z.B. von der SPD vorgesehener) spezieller Beihilfe-<br />

Tarif in der GKV aussehen soll”. Da das Beihilfesystem auf<br />

Kostenerstattung ausgelegt und mit dem GKV-typischen<br />

Sachleistungsprinzip kaum vereinbar ist, dürfte sich das<br />

Konzept eines eigenständigen Krankenversicherungsrechts<br />

für Beamte also wohl ins Nirwana verabschieden. Interessant<br />

ist die Einschätzung des Studienautors, dass „die<br />

Einführung einer Bürgerversicherung politisch nicht gelingt,<br />

ohne eine quasi regierungsamtliche Diskreditierungskampagne<br />

gegen die PKV”. Man darf also wirklich gespannt sein,<br />

wie wichtig der mögliche Fall des „Zwei-Säulen-Modells”<br />

als Wahlkampfschlager letztendlich genommen wird. <br />

— Quelle: Der Gelbe Dienst Nr. 8/<strong>2013</strong><br />

Einladung zum Existenzgründungsseminar<br />

Zahnärztliche<br />

Niederlassung –<br />

eine sichere Zukunft?<br />

Termin: 27. September <strong>2013</strong> von 15:00 bis ca. 19:00 Uhr<br />

Ort: KZVN, Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

Kosten: € 25,00 pro Person<br />

Hinweis: 5 Fortbildungspunkte gemäß BZÄK/DGZMK<br />

Referenten und Inhalte:<br />

Begrüßung durch Herrn Christian Neubarth,<br />

Mitglied des Vorstandes der KZVN<br />

Christian Neubarth<br />

Mitglied des Vorstandes der KZVN<br />

Niederlassungsmöglichkeiten im Zeitalter des VÄndG und<br />

WSG und Auswirkungen in der Honorarverteilung<br />

Heinrich Abelmann<br />

Abteilungsdirektor apoBank Hannover<br />

Praxisfinanzierung<br />

Fritz-Eckhard Sticher, Steuerberater<br />

Inhaber der Kanzlei Sticher –<br />

Hameln, Hannover, Münster, Bielefeld<br />

Steuern Sie schon oder rudern Sie nur?<br />

Theo Sander<br />

Rechtsanwalt und Dipl. Betriebswirt<br />

Rechtliche Aspekte im Rahmen der Niederlassung<br />

Dr. Jobst-W. Carl Johannes Henkel<br />

Vorsitzender des Vorstandes der Leiter der Deutschen<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Apotheker- und Ärztebank<br />

Niedersachsen Regionalfiliale Hannover<br />

Das Anmeldeformular erhalten Sie auf telefonische<br />

Anforderung unter <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-420.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

7<br />

P O L I T I S C H E S


VERTRAGSGUTACHTEN VS.<br />

„GUTACHTLICHE STELLUNGNAHME“ MDK<br />

HIER: FRISTEN<br />

Der Gesetzgeber hat mit dem Patientenrechtegesetz<br />

die Rechte der Patienten auch<br />

gegenüber den Krankenkassen stärken wollen, und deshalb<br />

Fristen normiert, innerhalb derer Leistungsanträge der<br />

Versicherten entschieden werden müssen.<br />

Nach Ablauf dieser Fristen hat der Versicherte grundsätzlich<br />

das Recht, sich die Leistung im Wege der Kostenerstattung<br />

selbst zu beschaffen.<br />

Wörtlich heißt es im neuen Absatz 3a des § 13 SGB V,<br />

der die Kostenerstattung regelt:<br />

„(3a) Die Krankenkasse hat über einen Antrag auf Leistungen<br />

zügig, spätestens bis zum Ablauf von drei Wochen<br />

nach Antragseingang oder in Fällen, in denen eine<br />

gutachtliche Stellungnahme, insbesondere des Medizinischen<br />

Dienstes der Krankenversicherung (Medizinischer<br />

Dienst), eingeholt wird, innerhalb von fünf<br />

Wochen nach Antragseingang zu entscheiden. Wenn<br />

die Krankenkasse eine gutachtliche Stellungnahme<br />

für erforderlich hält, hat sie diese unverzüglich einzuholen<br />

und die Leistungsberechtigten hierüber zu<br />

unterrichten. Der Medizinische Dienst nimmt innerhalb<br />

von drei Wochen gutachtlich Stellung. Wird ein im<br />

Bundesmantelvertrag für Zahnärzte vorgesehenes<br />

Gutachterverfahren durchgeführt, hat die Krankenkasse<br />

ab Antragseingang innerhalb von sechs Wochen zu<br />

entscheiden; der Gutachter nimmt innerhalb von vier<br />

Wochen Stellung. Kann die Krankenkasse Fristen<br />

nach Satz 1 oder Satz 4 nicht einhalten, teilt sie dies<br />

den Leistungsberechtigten unter Darlegung der<br />

Gründe rechtzeitig schriftlich mit. Erfolgt keine Mitteilung<br />

eines hinreichenden Grundes, gilt die Leistung<br />

nach Ablauf der Frist als genehmigt. Beschaffen sich<br />

Leistungsberechtigte nach Ablauf der Frist eine erforderliche<br />

Leistung selbst, ist die Kasse zur Erstattung<br />

der hierdurch entstandenen Kosten verpflichtet. Die<br />

8 P O L I T I S C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Krankenkasse berichtet dem Spitzenverband Bund<br />

der Krankenkassen jährlich über die Anzahl der Fälle,<br />

in denen die Fristen nicht eingehalten oder Kostenerstattungen<br />

vorgenommen wurden.“<br />

Welche Konsequenzen hat diese Gesetzesänderung für<br />

die Versicherten?<br />

Das Gesetz ist seit dem 26.2.<strong>2013</strong> in Kraft.<br />

Das heißt, dass alle Leistungsanträge (auch Heil- und Kostenpläne),<br />

die ab diesem Termin bei den Krankenkassen<br />

eingegangen sind, innerhalb von drei Wochen, bei interner<br />

Beratung durch den MDK innerhalb von fünf Wochen, bei<br />

Einleitung eines Vertragsgutachtens innerhalb von sechs<br />

Wochen, entschieden sein müssen, ansonsten gilt die<br />

Leistung als genehmigt. Es sei denn, die Krankenkasse hat<br />

schriftlich einen hinreichenden Grund mitgeteilt, warum sie<br />

die Frist nicht eingehalten hat.<br />

© Andre Bonn/Fotolia.com


Der Versicherte sollte also dokumentieren, wann er den<br />

Leistungsantrag abgesandt oder persönlich abgegeben<br />

hat, um die Fristeinhaltung kontrollieren zu können.<br />

Strittig wird in Zukunft sicher werden, was ein hinreichender<br />

Grund für die Nichteinhaltung der vorgegebenen Fristen ist.<br />

Die interne Beratung durch den MDK allein ist sicher kein<br />

Grund, weil der Gesetzgeber dafür schon eine längere Frist<br />

normiert hat.<br />

Denn hinreichende Gründe hat der Gesetzgeber in der<br />

Begründung nur für das Vertragsgutachten aufgezählt.<br />

Hier heißt es:<br />

„Hinreichende Gründe für eine Überschreitung der Frist<br />

nach Satz 4 liegen vor, wenn diese beispielsweise darauf<br />

beruht, dass die Versicherten oder Dritte nicht genügend<br />

oder rechtzeitig bei einer körperlichen Untersuchung mitgewirkt<br />

oder von einem Gutachter angeforderte Unterlagen<br />

beigebracht haben oder ein Obergutachten eingeholt oder<br />

der Prothetik-Einigungsausschuss angerufen wird.“<br />

Für die interne Beratung durch den MDK gilt das – jedenfalls<br />

nach der Begründung des Gesetzgebers – offenbar nicht!<br />

Strittig wird darüber hinaus sein, ob das bisher von den<br />

Kassen in Niedersachsen praktizierte, sich selbst gegebene<br />

Verfahren eines „Zweitgutachtens“ oder „Obergutachtens“<br />

durch den MDK ein hinreichender Grund ist. Für das Vertragsgutachterwesen<br />

hat der Gesetzgeber dies (übrigens<br />

auch auf Drängen des GKV-Spitzenverbandes) in der<br />

Gesetzesbegründung klargestellt!<br />

Welche Konsequenzen hat das für den Vertragszahnarzt?<br />

Eine Frist für die Übersendung von Unterlagen an den<br />

Vertragsgutachter ist vertraglich geregelt.<br />

In dem vereinbarten Formular „Auftrag zur Begutachtung“<br />

heißt es, dass die Unterlagen innerhalb einer Woche zu<br />

übersenden sind.<br />

Es liegt nicht nur bundesweit, sondern gerade auch in Niedersachsen<br />

im Interesse der Zahnärzteschaft, die Vorzüge<br />

des Vertragsgutachtens auch in Hinsicht auf die Einhaltung<br />

der Fristen dadurch klar werden zu lassen, dass man die<br />

Übersendung der Unterlagen durch die Praxismitarbeiter<br />

ggf. vorrangig bearbeiten lässt!<br />

Im Gegensatz dazu ist der Vertragszahnarzt bei der<br />

internen Beratung durch den MDK zwar verpflichtet, die<br />

Sozialdaten zu übermitteln, es fehlt aber an einer den<br />

Vertragszahnarzt bindenden Fristbestimmung.<br />

Die Kassen „bitten“ deshalb neuerdings darum, die Unterlagen<br />

innerhalb einer Woche zu übersenden.<br />

Kann also die Kasse einen hinreichenden Grund für eine<br />

Fristüberschreitung daraus ableiten, dass der Vertragszahnarzt<br />

angeblich eine nirgendwo normierte Frist für die<br />

Übersendung der Unterlagen an den MDK versäumt hat?<br />

Auch dies werden die Gerichte zu entscheiden haben!<br />

Der Gesetzgeber hat die längere Frist im Rahmen des<br />

Vertragsgutachtens damit begründet, dass dies in der Regel<br />

von Zahnärzten in der eigenen Praxis neben der regulären<br />

Tätigkeit erstellt wird. Die kürzere Frist bei Einschaltung<br />

des MDK zeigt unzweifelhaft, dass das in<br />

Niedersachsen praktizierte Verfahren der Kassen vom Gesetzgeber<br />

überhaupt nicht vorgesehen ist! Die Aufzählung<br />

der hinreichenden Gründe nur im Rahmen des Vertragsgutachtens<br />

– im<br />

Gegensatz zum MDK – in der Begründung ist ein weiterer<br />

Hinweis darauf! <br />

— <strong>NZB</strong>-Redaktion<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

– Anzeige –<br />

9<br />

P O L I T I S C H E S


Fotos: © PD Dr. Beuer & ZTM Stachulla<br />

3-D-geplant und<br />

CAD/CAM-gefertigt<br />

VERKÜRZTE BEHANDLUNGSZEITEN UND RATIONELLE ABLÄUFE<br />

Die Computertomografie und die digitale<br />

Volumentomografie eröffnen bei der<br />

Planung von implantatgetragenem Zahnersatz die dritte<br />

Dimension. Die dreidimensionale Darstellung der Strukturen<br />

des Knochens und des Weichgewebes erlaubt die<br />

korrekte Planung der chirurgischen und der prothetischen<br />

Therapie. Eine spezielle Software ermöglicht es, das<br />

knöcherne Angebot und die prothetischen Bedürfnisse<br />

bereits vor dem operativen Eingriff zu beurteilen und<br />

aufeinander abzustimmen [10].<br />

Einleitung<br />

Die schablonengeführte Insertion von Implantaten hat sich<br />

in den letzten Jahren schnell entwickelt [6-9]. Wurde noch<br />

vor einiger Zeit lediglich die Software für schablonengeführte<br />

Pilot- und Erweiterungsbohrungen angeboten, so hat der<br />

Anwender heute für die gängigsten Implantatsysteme die<br />

Möglichkeit eines „full guided“ Vorgehens [1,2]. Im nachfolgend<br />

dargestellten Fall zeigen wir neben der prächirurgischen<br />

Planung (ExpertEase) auch die direkte postchirurgische<br />

Vorbereitung eines festsitzenden und passgenauen, CAD/<br />

CAM-gefertigten Zahnersatzes.<br />

10 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Die Ausgangssituation<br />

Der Patient trägt im Unterkiefer eine teleskopierende Teilprothese,<br />

die auf den beiden nicht mehr erhaltungsfähigen<br />

Eckzähnen abgestützt ist. Aus Sorge um den Halt einer<br />

Totalprothese auf dem (nach Entfernung der Eckzähne)<br />

zahnlosen Unterkiefer, kommt der Patient mit dem Wunsch<br />

nach einer implantatgetragenen Versorgung in die zahnärztliche<br />

Praxis. Nach einem Beratungsgespräch wird eine<br />

festsitzende Extensionsbrücke geplant, die auf vier interforaminären<br />

Implantaten verankert werden soll.<br />

Die dreidimensionale Planung<br />

Zunächst werden das Ober- und Unterkiefermodell einartikuliert<br />

und die Unterkieferzähne in Wachs aufgestellt. Bei<br />

der Einprobe der Zahnaufstellung im Mund werden die<br />

funktionellen, phonetischen und ästhetischen Bedürfnisse<br />

des Patienten abgeklärt. Die Wachsanprobe zeigt, dass die<br />

Weichteile bei einer brückenartigen Gestaltung des Zahnersatzes<br />

ausreichend unterstützt werden, sodass aus dieser<br />

Sicht die Versorgung mit einer festsitzenden, implantatverankerten<br />

Brücke möglich ist.<br />

Abb. 1: Röntgenschablone. Abb. 2: Dreidimensionale Planung am PC auf der Basis eines<br />

CT: implantatzentrisches Schnittbild.


Abb. 3 und 4: Dreidimensionale Planung am PC auf der Basis eines CT: Alle vier Implantate liegen interforaminär.<br />

Die beiden distalen Implantate sind zur Vergrößerung der Unterstützungsfläche der geplanten Brücke nach distal geneigt.<br />

Zur Herstellung einer Röntgenschablone wird die Wachsaufstellung<br />

dupliert und in radioopaken Kunststoff umgesetzt<br />

(Abb. 1). Beim Radiologen (alternativ in einer spezialisierten<br />

zahnärztlichen Praxis) erfolgt bei eingesetzter Röntgenschablone<br />

der digitale Scan mit einem CT (alternativ DVT).<br />

Die Planung der Implantatpositionen am PC kann der<br />

spezialisierte Zahntechniker, nach Absprache mit dem<br />

behandelnden Chirurgen via Internet, übernehmen. Diese<br />

Absprache ist zur forensischen Absicherung des Zahntechnikers<br />

unerlässlich. Im Dentallabor werden die Daten des<br />

CT (alternativ DVT) am PC eingelesen und konvertiert. Im<br />

verwendeten Planungsprogramm (ExpertEase – basierend<br />

auf dem seit 1992 bestehenden SimPlant-Programm)<br />

dauert dies etwa zwanzig Minuten. Anschließend wählt<br />

der Zahntechniker aus einer Datei die entsprechenden<br />

Implantate und positioniert diese gemäß den anatomischen<br />

Gegebenheiten. Als besonderes Leistungsmerkmal der<br />

verwendeten Software kann ein passendes Abutment im<br />

Originaldesign gewählt werden. Mit dieser Möglichkeit<br />

kann die Implantatposition dem zur Verfügung stehenden<br />

Knochen, der prothetischen Restauration sowie den<br />

Konfektionsteilen des Herstellers angepasst werden (Abb. 2).<br />

Abb. 5: Silikonschlüssel zur späteren Positionierung der<br />

Bohrschablone im Mund.<br />

Um dem Implantologen die Möglichkeit zu bieten, die vier<br />

Implantate interforaminär zu inserieren und dennoch eine<br />

ausreichende Unterstützungsfläche für die Brücke zu erhalten,<br />

werden die posterioren Implantate bei der Planung um<br />

zirka 30 Grad nach distal gekippt. Für die okklusale<br />

Verschraubung der Suprakonstruktion wählen wir die der<br />

Situation angepassten MP-Abutments (Abb. 3 und 4). Die<br />

virtuelle Planung wird mit dem Prothetiker und dem Chirurgen<br />

abgestimmt, welche letztlich die Planung freigeben.<br />

Damit wurden alle zahntechnischen, prothetischen und<br />

chirurgischen Belange im Team abgeklärt.<br />

Die nach Maßgabe der Implantatpositionen virtuell entworfene<br />

Bohrschablone wird via Internet beim Fräszentrum<br />

(Materialise Dental) in Auftrag gegeben. Die vorhandene<br />

Radiologieschablone wird im Labor zu einem individuellen<br />

Löffel umgearbeitet. Um den Patienten nach dem chirurgischen<br />

Eingriff ein Provisorium bieten zu können, kann die<br />

vorhandene Prothese entsprechend umgearbeitet werden.<br />

Die Implantatinsertion<br />

Ein Silikonaufbiss (Abb. 5) ermöglicht, die vom Fräszentrum<br />

gelieferte Bohrschablone für den chirurgischen Eingriff<br />

lagerichtig zu positionieren. Sie kann optional mit Schrauben<br />

am Unterkiefer fixiert werden. Die Lage, Länge und Richtung<br />

der Schrauben können dazu bereits im Planungsmodul<br />

bestimmt werden. Vom Fräszentrum werden dann entsprechende<br />

Führungshülsen in die Bohrschablone integriert.<br />

Die ExpertEase-Bohrersequenz ist überschaubar. Dennoch<br />

ist es wichtig, vor dem Eingriff die Bohrer, welche gemäß<br />

Planung nicht benötigt werden, aus dem Set zu nehmen.<br />

Bei unserem Patienten werden nach der Extraktion der<br />

Eckzähne (Abb. 6) alle Bohrungen für die Implantate dem<br />

Bohrprotokoll entsprechend mit Tiefenanschlag vorgenommen.<br />

Die Insertion der Implantate erfolgt mit Einbringhilfen<br />

(Abb. 7 bis 9). Die inserierten Implantate entsprechen exakt<br />

der am PC geplanten Position. <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

11<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 6: Die Eckzähne sind extrahiert. Abb. 7: Bohrsequenz mit dem ExpertEase „Sleeve on drill“-System.<br />

Abb. 8 und 9: Implantateinbringhilfen mit Index-Markierung ExpertEase Xive.<br />

Abb. 10: Einbringpfosten: Die Gingivahöhe wurde bereits in den<br />

Planungsdaten definiert.<br />

Abb. 12: Abformung.<br />

12 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Abb. 11: Abformpfosten: Wegen der Angulation der Implantate<br />

sind die distalen Pfosten verschraubt.<br />

Die prothetische Restauration<br />

Nachdem die Implantate inseriert sind, werden die Einbringpfosten<br />

entfernt, die MP-Aufbauten aufgeschraubt und<br />

darauf die Abformpfosten platziert (Abb. 10 und 11). Wegen<br />

der Angulation der beiden distalen Implantate wird mit der<br />

zum individuellen Löffel umgearbeiteten Radiologieschablone<br />

eine offene Abformung vorgenommen (Abb. 12).<br />

Der Abformlöffel dient auch zur Kieferrelationsbestimmung,<br />

sodass diese gleichzeitig mit der Abformung vorgenommen<br />

werden kann. Dieses Vorgehen ist relativ einfach, effizient<br />

und liefert exakte Ergebnisse.<br />

Die prothetische Versorgung folgt dem Prinzip einer festsitzenden,<br />

auf Implantaten verschraubten Brücke. Nach der


Abb. 13 bis 15: Das Meistermodell wird einartikuliert und das Wax-up auf das Modell aufgepasst.<br />

Abb. 16 und 17: Der Entwurf des Brückengerüsts kommt via Internet von dem für Dentsply Friadent und<br />

DeguDent einheitlich organisierten Compartis Scan&Design-Service.<br />

Abb. 18: Das Brückengerüst sitzt spannungsfrei<br />

(ohne Nacharbeit).<br />

Modellherstellung wird das Wax-up auf das einartikulierte<br />

Meistermodell aufgepasst (Abb. 13 bis 15). Die Charakteristika<br />

der Wachsaufstellung sollen in die Gestaltung des<br />

definitiven Zahnersatzes übernommen werden. Dazu wird<br />

das Modell mit der Zahnaufstellung an den zentralen<br />

Compartis Scan&Design-Service gesandt. Hier werden das<br />

Modell sowie das Wax-up detailgetreu eingescannt. Auf<br />

Basis dieser Daten wird ein patientenspezifischer Entwurf<br />

für die prothetische Versorgung erstellt. Die virtuell erarbeitete<br />

3-D-Konstruktion des Brückengerüstes geht via Internet zur<br />

Kontrolle an den Zahnarzt beziehungsweise das Dentallabor<br />

(Abb. 16 und 17). Der Vorschlag wird geprüft und kann<br />

gegebenenfalls korrigiert werden. Erst nach einer Freigabe<br />

Abb. 19: Die verblendete Extensionsbrücke von oral.<br />

durch das Labor oder den Behandler wird das Gerüst im<br />

Fräszentrum individuell und passgenau gefräst (Abb. 18).<br />

Da der Entwurf der Konstruktion die vom Techniker vorgegebene<br />

Stärke der Verblendung berücksichtigt, ist später<br />

eine effiziente Verblendung mit geringem Aufwand und<br />

minimalen Materialmengen möglich (Abb. 19).<br />

Mit diesem Vorgehen erreicht man präzise Passungen selbst<br />

weitspanniger Konstruktionen; ein aufwendiges Nacharbeiten<br />

ist nicht nötig. Die Brücke wird im Labor mit Komposit<br />

verblendet. Dass im Bereich der distalen Implantate die<br />

Schraubenkanäle an den beiden ersten Prämolaren<br />

vestibulär austreten, konnte leider nicht vermieden werden.<br />

Die Austrittstellen werden im Mund, nach dem <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

13<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 20: Die verblendete Brücke von vestibulär. An den beiden<br />

ersten Prämolaren enden die Schraubkanäle der beiden distalen<br />

Implantate vestibulär. Die Öffnungen der Schraubenkanäle sind<br />

mit provisorisch eingefügten Kompositinlays verschlossen.<br />

Die definitive Befestigung der Inlays erfolgt im Mund, nach dem<br />

Verschrauben der Brücke auf den Implantaten.<br />

<br />

Verschrauben der Brücke, mit vorbereiteten Inlays (aus dem<br />

gleichen Komposit wie die Verblendung) verschlossen.<br />

Somit erhalten wir trotz dieses kleinen, unvermeidbaren<br />

Makels ein gutes ästhetisches Ergebnis (Abb. 20). In der<br />

Literatur wird bei derartigen Versorgungsarten eine Einheilzeit<br />

der Implantate von bis zu sechs Wochen empfohlen.<br />

Daran haben wir uns im vorliegenden Fall gehalten. Nach<br />

diesem Zeitraum sind die Implantate stabil osseointegriert<br />

und das umgebende Weichgewebe ist reizfrei (Abb. 21).<br />

Fazit<br />

Bei gewissenhafter Planung mit einem gängigen und<br />

bewährten Planungsmodul können die für die Implantation<br />

benötigte Zeit verkürzt und die Risiken des Eingriffs minimiert<br />

werden [11]. Der Behandler bekommt mehr Sicherheit<br />

und für den Zahntechniker sind Implantatpositionen<br />

mit optimaler prothetischer Orientierung von Vorteil. Mit der<br />

digitalen Umsetzung der mittels Wax-up vorbereiteten<br />

Position der Zähne in einem externen Fräszentrum hat das<br />

Dentallabor die Möglichkeit, ohne Investitionskosten präzise<br />

Gerüste anzubieten. Der Techniker erhält spannungsfreie<br />

Konstruktionen auch bei weitspannigen Brückengerüsten<br />

und Stegen. Die Wirtschaftlichkeit für das ganze Behandlungsteam<br />

ergibt sich auch durch den vorhersagbaren<br />

Erfolg beim Setzen der Implantate. Dank CAD/CAM gelangt<br />

man einfach und exakt zum geplanten Ergebnis, in einem<br />

kalkulierbaren zeitlichen und finanziellen Rahmen.<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Priv.-Doz. Dr. Florian Beuer<br />

Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München<br />

Goethestraße 70, 80336 München<br />

florian.beuer@med.uni-muenchen.de<br />

Co-Autor: ZTM Gerhard Stachulla<br />

14 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Abb. 21: Das periimplantäre Gewebe ist bei Eingliederung des<br />

Zahnersatzes reizlos.<br />

PD DR. MED. DENT. FLORIAN BEUER<br />

11/1994-02/2000 Studium<br />

Zahnmedizin, Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München<br />

02/2000 Approbation<br />

03/2000-12/2001 Vorbereitungsassistent in freier Praxis<br />

seit 01/2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der<br />

Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München<br />

(Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Gernet)<br />

seit 04/2004 Funktionsoberarzt an der Poliklinik<br />

für Zahnärztliche Prothetik der LMU München<br />

(Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Gernet)<br />

09/20<strong>05</strong> Zertifizierung zum Spezialisten<br />

für Implantologie (DGI)<br />

10/2007-06/2008 Visiting Professor am<br />

Pacific Dental Institute in Portland, Oregon, USA<br />

(Direktor: John Sorensen DMD, PhD)<br />

06/2008 Förderpreis der Bayerischen<br />

Landeszahnärztekammer 2007<br />

04/2009 Habilitation<br />

<strong>05</strong>/2009 Erhalt der Lehrbefugnis für das Fach<br />

Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit dem<br />

Schwerpunkt Zahnärztliche Prothetik<br />

<strong>05</strong>/2009 Oberarzt an der Poliklinik für<br />

Zahnärztliche Prothetik der LMU<br />

09/2009 1. Preis Robert-Frank-Award (CED of IADR)<br />

09/2009 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ästhetische Zahnheilkunde (DGAEZ)<br />

01/2011 Herausgeber Teamwork<br />

09/2011 Wissenschaftlicher Beirat der AG Keramik<br />

11/2011 Vorstand AG Keramik<br />

Berufliche Interessen: Vollkeramische Restaurationen, Zirkoniumdioxid,<br />

CAD/CAM-Verfahren in der Zahnheilkunde, Implantologie,<br />

Materialunverträglichkeiten auf Zahnersatzmaterialien


Befestigungsoptionen für<br />

vollkeramische Restaurationen<br />

Um einen definitiven, sicheren<br />

Verbund zwischen keramischer<br />

Restauration und Zahnoberfläche<br />

grundsätzlich zu verbessern, haben<br />

sich folgende Strategien bewährt.<br />

Glaskeramiken<br />

Generell gilt: Silikatkeramiken erfordern<br />

Adhäsion. Das Prinzip sagt aus, dass<br />

Keramiken mit geringer Festigkeit<br />

unter 350 MPa ausschließlich adhäsiv<br />

befestigt werden dürfen, um eine<br />

sekundäre Verfestigung an der auf<br />

Zug belasteten Innenseite zu erzielen.<br />

In klinischen Studien haben sich dafür<br />

sowohl rein licht- als auch dualhärtende<br />

Befestigungskomposite bewährt. Die<br />

Restauration wird infolge adhäsiver<br />

Befestigung durch einen kraftschlüssigen<br />

und dauerhaften Verbund an der<br />

Zahnhartsubstanz verankert. Dadurch<br />

ist an der Restaurationsinnenseite<br />

keine mechanische Grenzfläche vorhanden<br />

und Riss-auslösende Spannungen<br />

können nicht wirksam werden.<br />

Sonderfall: Lithiumdisilikat-Keramik<br />

und Lithiummetasilikate<br />

Lithiumdisilikat (IPS e.max CAD, Ivoclar<br />

Vivadent) unterscheidet sich auf Grund<br />

seiner speziellen Struktur und den<br />

daraus resultierend besseren mechanischen<br />

Eigenschaften von herkömmlichen<br />

Glaskeramiken. Im Endzustand<br />

weist deren Glasphase einen Kristallanteil<br />

von 60-70 Volumenprozent<br />

feinkörnigem Lithiumdisilikat auf. Dieser<br />

hohe Anteil verleiht der Gesamtrestauration<br />

mit einer Biaxialfestigkeit von<br />

360+/-60 MPa eine vergleichsweise<br />

deutlich höhere Stabilität. Aktuell<br />

kommen weitere Lithiumsilikate auf<br />

den Markt (z. B. Celtra, Degudent,<br />

Obsidian, Glidewell, Suprinity, Vita). Die<br />

langfristige klinische Bewährung steht<br />

zwar noch aus, es ist aber zu erwarten,<br />

dass sich die mechanischen Eigenschaften<br />

und die Dauerfestigkeit ähnlich<br />

verhalten.<br />

Fotos: © Dr. Hutstky & Dr. Hajtó<br />

Abb. 1: Keramikverblendung auf vollanatomisch<br />

reduziertem Zirkoniumdioxid-<br />

Gerüst an Zahn 11. Die Zirkoniumdioxid-<br />

Innenflächen wurden bereits mit Al2O3-<br />

Partikeln abgestrahlt. Nach der Einprobe<br />

wurde Ivoclean (Ivoclar Vivadent) auf die<br />

Innenfläche aufgetragen und nach 20<br />

Sekunden Einwirkzeit mit wasser- und<br />

ölfreier Luft getrocknet.<br />

Hinweis: Zirkoniumdioxid nicht mit<br />

Phosphorsäure reinigen.<br />

Abb. 2: Konditionierung des Zirkoniumdioxids<br />

mit einem speziellen Primer<br />

(Monobond plus; Metal/Zirkonia Primer<br />

(Ivoclar Vivadent).<br />

Hinweis: Die konditionierten Oberflächen<br />

nicht mehr berühren.<br />

Lithiumdisilikat (IPS e.max CAD, Ivoclar<br />

Vivadent) ist aufgrund seiner Eigenstabilität<br />

vom Hersteller auch für eine<br />

konventionelle Zementierung bspw.<br />

mit Glasionomerzement (GIZ) freigegeben.<br />

Um eine Befestigung mit konventionellen<br />

Zementen gewährleisten<br />

zu können, muss die Präparation so<br />

beschaffen sein, dass diese ausreichend<br />

vertikale Retentionsflächen bietet. Die<br />

mikroretentive Friktion der Zementpartikel<br />

im Fügespalt gewährleistet bei<br />

konventioneller Befestigungstechnik<br />

mit z. B. Phosphatzementen aufgrund<br />

deren geringen Zugfestigkeit lediglich<br />

ein Minimum an Rückhaltevermögen<br />

der Restauration in ihrer Kavität. Glasionomerzemente<br />

(z. B. Ketac Cem,<br />

3M Espe) und kunststoffverstärkte GIZ<br />

(z. B. Fuji Plus, GC), die über ein höheres<br />

Maß an Haftwirkung an der Schmelzund<br />

Dentinoberfläche als Phosphatzemente<br />

verfügen, können zu einer<br />

Verbesserung im Verbund mit dem<br />

Untergrund beitragen. Dennoch ist auch<br />

das als konventionelle Zementierung<br />

anzusehen. Es ist handelt sich um<br />

keine Adhäsion.<br />

Selbstadhäsive Zemente (z. B. RelyX<br />

Unicem, 3M Espe oder Speedcem,<br />

Ivoclar Vivadent) stellen eine sinnvolle<br />

Option dar, jedoch nur im Zusammenhang<br />

mit Dentin-gestützten Lithiumdisilikat-Kronen.<br />

Auf Grund der<br />

schlechten Schmelzadhäsion sollten<br />

diese Materialien nicht bei Inlays oder<br />

Teilkronen Verwendung finden.<br />

Auch Lithiumdisilikat-Restaurationen<br />

sollten, gerade wenn diese sehr „dünn”<br />

bzw. transluzent sind, aus ästhetischen<br />

Erwägungen zur besseren Farbsteuerung<br />

und um die Primärstabilität zu <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

15<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 3: Gründliche Reinigung<br />

des Zahnstumpfes.<br />

Abb. 4: Vorbereitung zur adhäsiven<br />

Befestigung durch Legen des Retraktionsfadens.<br />

Bei einer adhäsiven Befestigung<br />

von Kronen ist das Legen eines Retraktionsfadens<br />

absolut zu empfehlen. Dieser<br />

muss dünn sein und vollständig im<br />

Sulkus verschwinden, um nicht unter<br />

dem Kronenrand eingeklemmt zu werden.<br />

<br />

erhöhen, vorzugsweise mit zahnfarbenden<br />

Befestigungskompositen<br />

eingegliedert werden.<br />

Eingliederung – Einprobe<br />

Um die Passung der Restauration<br />

überprüfen zu können, sollte Glycerin-<br />

Gel (TryInPaste, IV) verwendet werden.<br />

In keinem Fall dürfen Silikone wie<br />

Xantopren blau oder Fit-Checker verwendet<br />

werden. Reste von Silikonöl<br />

lagern sich auf Grund ihrer geringen<br />

Oberflächenspannung an die Keramik<br />

an und beeinträchtigen so nachhaltig<br />

die Haftung zur Zahnhartsubstanz [3].<br />

Selbst eine Reinigung mit Alkohol<br />

oder Säuren führt nur unzureichend<br />

zur Säuberung der Keramikoberfläche.<br />

Silikonreste können zuverlässig nur<br />

durch Korundstrahlen entfernt werden,<br />

allerdings ist diese Bearbeitung bei<br />

Glaskeramiken wegen einer möglichen<br />

Schädigung der Oberfläche nicht zu<br />

empfehlen.<br />

16 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Eingliederung –<br />

Vorbehandlung der Restauration<br />

Um ein geeignetes retentives Oberflächenmuster<br />

zu erzeugen, wird Lithiumdisilikat-Keramik<br />

(IPS e.max CAD,<br />

Ivoclar Vivadent) an der Restaurationsinnenfläche<br />

mit 5%-iger Flusssäure für<br />

20 Sekunden geätzt. Herkömmliche<br />

Feldspatkeramiken werden 60 Sekunden<br />

lang geätzt. Eine alleinige Behandlung<br />

mit Phosphorsäure genügt<br />

nicht, um ein einer Flusssäurebehandlung<br />

analoges Ätzmuster zu erzielen.<br />

Wichtig: Phosphorsäure selbst kann<br />

keine Keramik ätzen. Sie dient lediglich<br />

dazu, die Oberfläche von organischen<br />

Resten zu befreien und kann<br />

daher vor einer Flusssäureätzung eingesetzt<br />

werden, um Blut oder Speichelmyzine<br />

zu entfernen. Diese werden<br />

von Flusssäure nämlich nicht entfernt.<br />

Möglich ist auch die Reinigung der Innenflächen,<br />

auch von bereits geätzten<br />

Innenflächen nach einer Einprobe im<br />

Mund mit einer speziellen Lauge<br />

(Ivoclean, Ivoclar Vivadent). Diese wird<br />

für 20 Sekunden appliziert und<br />

anschließend einfach abgesprüht.<br />

Nach der materialspezifischen Einwirkzeit<br />

muss die Flusssäure mit Wasserspray<br />

und ggf. Zahnbürste gründlich<br />

von der Restauration entfernt werden.<br />

Die Verwendung eines Ultraschallbads<br />

mit 96%igem Alkohol verbessert den<br />

Reinigungseffekt nachweislich. Untersuchungen<br />

zufolge waren weniger<br />

Präzipitate im REM erkennbar und in<br />

vitro höhere Haftwerte messbar [1, 2].<br />

Klinisch ist das aber kaum relevant.<br />

Nach Trocknung mit ölfreier Luft wird<br />

die so vorbehandelte Fläche mit einem<br />

handelsüblichen Silan versehen. Dieses<br />

wird nach einer Minute Einwirkzeit<br />

sanft verblasen. Die silanisierten<br />

Flächen sollten dann ein trockenes<br />

Aussehen aufweisen. Um Verunreinigungen<br />

oder ein vorzeitiges Altern<br />

der Silanhaftschicht und folglich eine<br />

Reduzierung des Haftverbunds zu<br />

verhindern, sollten sowohl die Flusssäurebehandlung<br />

als auch die Silanbehandlung<br />

erst kurz vor der Eingliederung<br />

der Restauration erfolgen.<br />

Diese für den Behandlungserfolg<br />

überaus kritischen Arbeitsschritte sollten<br />

vom Zahnarzt durchgeführt werden<br />

und können über Eigenlaborpositionen<br />

abgerechnet werden. Um Randverfärbungen<br />

der Restaurationen zu vermeiden,<br />

ist darauf zu achten, sowohl die<br />

Flusssäure als auch den Silanhaftvermittler<br />

bis in den Randbereich der<br />

Restaurationsinnenflächen aufzutragen.<br />

Eingliederung –<br />

Reinigung des Zahnes<br />

Um eine bestmögliche Reinigung der<br />

Präparationsfläche zu erzielen, eignet<br />

sich Glycinpulver. Dieses hat im Gegensatz<br />

zu Natriumhydrogen- und<br />

Calciumcarbonatpulver keinen negativen<br />

Einfluss auf die Schmelz- und<br />

Dentinhaftung [4]. Eine Alternative, um<br />

eine gut benetzbare Kavitätenoberfläche<br />

zum Kleben von Keramikrestaurationen<br />

zu erhalten, stellt das Strahlen<br />

mit feinstem Aluminiumoxid-Pulver<br />

dar. Dieses befreit die Schmelz- und<br />

Dentinoberfläche des Zahnes umfassend<br />

von provisorischen Füllungsresten<br />

Abb. 5 a, b: Konditionieren des Stumpfes – Vermischen und Auftragen des selbstätzenden,<br />

selbstadhäsiven Primers Multilink A+B (Ivoclar Vivadent).


Abb. 6 a-d: Befestigung mit dualhärtendem Befestigungskomposit,<br />

Multilink ® Automix (Ivoclar Vivadent).<br />

und der Schmierschicht aus Kollagenund<br />

Hydroxylapatittrümmern, Odontoblastenfortsätzen,<br />

Dentinliquor, Blut-,<br />

Speichel- und Kühlspraybestandteilen.<br />

Die Zahnoberfläche wird retentiv so<br />

angeraut, dass sich gleichzeitig die<br />

Oberfläche zur Auftragung des Adhäsivs<br />

und damit die spätere Haftung<br />

vergrößern. Beim Abstrahlen von Präparationen<br />

im Mund ist insbesondere<br />

darauf zu achten, dass keine Blutungen<br />

der Gingiva provoziert werden.<br />

Idealerweise erfolgt es daher unter<br />

Kofferdam, aber auch Interdentalkeile<br />

können helfen, ungewollte Sulkusund<br />

Papillenblutungen zu vermeiden.<br />

Eingliederung – Adhäsive erfordern<br />

ein sauberes, fettfreies und möglichst<br />

trockenes Arbeitsumfeld<br />

Insoweit die eingesetzten Adhäsive<br />

und Kunststoffe eine Trockenlegung<br />

erforderlich machen, sollte im Idealfall<br />

Kofferdam zur absoluten Trockenlegung<br />

des zahnärztlichen Behandlungsfelds<br />

eingesetzt werden. Nicht nur, weil<br />

sich ein sicherer Verbund zwischen<br />

Restauration und Zahnoberfläche<br />

erzielen lässt, sondern auch deshalb,<br />

weil es die Arbeit im Patientenmund<br />

deutlich erleichtert. Bei fachgerechter<br />

Applikation des Kofferdams ist das<br />

Arbeitsfeld gut vor äußeren unvorhersehbaren<br />

Einflüssen wie Blut, Sulkussekret<br />

oder Atemfeuchtigkeit geschützt.<br />

Insbesondere im lingualen Molarenbereich<br />

des Unterkiefers können<br />

keine „Speichelseen“ während des<br />

adhäsiven Befestigungsvorgangs<br />

unbeobachtet unter die Restauration<br />

geraten und so die adhäsive Haftwirkung<br />

reduzieren. Das Kofferdamtuch<br />

schützt die Gingiva und das restliche<br />

Parodontium vor Verletzungen und<br />

Kunststoffresten. Der Zahnarzt kann<br />

sich in Ruhe um das Ätzen und Silanisieren<br />

der Restaurationen abseits<br />

des Patienten kümmern, während die<br />

Assistenz die Befestigungsmaterialien<br />

vorbereitet. Ein Verschlucken oder im<br />

schlimmsten Fall Aspirieren der Restaurationen<br />

während der Eingliederung<br />

ist ausgeschlossen.<br />

Eingliederung – Adhäsive Befestigung<br />

Bei der adhäsiven Befestigung<br />

(bezugnehmend auf das Dentin)<br />

unterscheidet man zwischen Haftung<br />

bei vollständiger Entfernung der<br />

Schmierschicht (klassische Etch-and-<br />

Rinse-Technik, früher Total-Ätz-Technik)<br />

und Haftung bei Auflösung der<br />

Schmierschicht (selbstätzende Adhäsive),<br />

wobei die Etch-and-Rinse-Technik<br />

eine zusätzliche Behandlung der<br />

Schmelz- und/oder Dentinoberfläche<br />

mit 37%iger Phosphorsäure erforderlich<br />

macht. Dieses Vorgehen stellt<br />

nach wie vor den „golden standard“<br />

dar, da es die besten klinischen Langzeitresultate<br />

aufweist. Infolge des Ätzvorgangs<br />

mit 37%iger Phosphorsäure<br />

entsteht im Schmelz ein Ätzmuster,<br />

welches eine optimale mikromechanische<br />

Retention des Adhäsivs<br />

ermöglicht. Gerade Inlays und Teilkronen,<br />

bei denen noch genügend<br />

Schmelzangebot vorliegt, sollten daher<br />

ausschließlich rein adhäsiv befestigt<br />

werden. <br />

Abb. 7 a-c: Vorsichtiges Entfernen aller Befestigungsüberschüsse, Lichthärtung, Entfernung des Retraktionsfadens und abschließende<br />

Versäuberung sowie finale Okklusionskontrolle. Der Retraktionsfaden minimiert nicht nur die Feuchtigkeit im Sulkus, sondern verhindert<br />

auch das Eindringen von flüssigem Kunststoff in denselben, bzw. erleichtert dessen Entfernung.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

17<br />

F A C H L I C H E S


Bei Kronenpräparationen, bei denen<br />

im Gegensatz zu Inlay-, Onlay- und<br />

Teilkronenpräparationen nur ein geringes<br />

Schmelzangebot vorliegt und in<br />

der Regel ausreichend Retention gegeben<br />

ist, empfiehlt sich die Verwendung<br />

von selbstadhäsiven Zementen.<br />

Diese sind deutlich einfacher in ihrer<br />

Handhabung und damit weniger<br />

fehleranfällig bezugnehmend auf den<br />

Verbund zum Dentin. Gerade die<br />

kurze Verarbeitungszeit in Verbindung<br />

mit einer verringerten Fehleranfälligkeit<br />

auf „Restfeuchtigkeit“ erweist sich von<br />

Vorteil, zumal Kronenpräparationen in<br />

der Regel kein fachgerechtes Anlegen<br />

von Kofferdam erlauben. Demnach ist<br />

ein möglichst zeitsparendes Befestigungsverfahren<br />

unter den gegebenen<br />

Umständen für die Qualität des Ge-<br />

Klassische Etch-and-Rinse-Technik 1. Gründliche Reinigung des Zahnes<br />

2. Konditionierung der Schmelz-/Dentinoberfläche mit 37%iger<br />

Phosphorsäure, (absprühen, trocknen)<br />

3. Primen und Bonden abgestimmt auf das Befestigungsmaterial,<br />

z.B. Optibond FL (Kerr), Syntac (Ivoclar Vivadent)<br />

4a. Befestigen mit hochviskösem (festem) Befestigungskomposit,<br />

die i. d. R. eine schallaktivierte Insertion erfordern:<br />

- lichthärtend: z.B. Gradia (GC), Filtek Z100 (3M Espe)<br />

- dualhärtend: z.B. Variolink Ultra (Ivoclar Vivadent)<br />

4b. Befestigen mit niedrigviskösem (flüssigem) Befestigungskomposit:<br />

- lichthärtend: z.B. Variolink Veneer (Ivoclar Vivadent), Flow Composite<br />

- dualhärtend: z.B. Variolink ll (Ivoclar Vivadent)<br />

Selbstätzender, selbstadhäsiver<br />

Primer in Verbindung mit dualhärtendem<br />

Befestigungskomposit<br />

Etch-and-Rinse fähiger und<br />

selbstätzender Primer in<br />

Verbindung mit dualhärtendem<br />

Befestigungskomposit<br />

18 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Abb. 8 a-d: Lava Ultimate Restaurationen an den Zähnen 45-47 auf SLA-Trägermodell<br />

(biodentis) vor der Einprobe im Mund des Patienten. Die Farbgebung der Krone an<br />

Zahn 46 fiel nicht optimal aus. Diese wurde daher zur Zementierung durch eine<br />

Infix-Press-Krone (biodentis) ersetzt.<br />

Tipp: Je weniger Abflussmöglichkeit das Befestigungskomposit hat,<br />

desto fließfähigeres Material einsetzen.<br />

1. Gründliche Reinigung des Zahnes<br />

2. Dualhärtenden Primer vermischen und auftragen,<br />

bspw. Multilink A+B (Ivoclar Vivadent)<br />

3. Befestigung mit dualhärtendem Befestigungskomposit<br />

Multilink Automix (Ivoclar Vivadent).<br />

1. Gründliche Reinigung des Zahnes<br />

2. Optional Konditionierung von Schmelz und/oder Dentinoberfläche<br />

mit 37%iger Phosphorsäure (absprühen, trocknen)<br />

3. Applikation von Etch-and-Rinse fähigem und selbstätzendem Primer<br />

(Scotchbond Universal, 3M Espe)<br />

4. Befestigung mit dualhärtendem Befestigungskomposit<br />

(RelyX Ultimate, 3M Espe)


samtergebnisses von Vorteil, da das<br />

Risiko einer kritischen Kontamination<br />

minimiert wird.<br />

Bei adhäsiven Materialien existieren<br />

wiederum mehrere Optionen hinsichtlich<br />

Konsistenz und Aushärtungsmodus.<br />

In Abhängigkeit der Keramikdicke und<br />

Transluzenz können<br />

rein licht-initiiert aushärtende<br />

(lichthärtende Einpastenmaterialien),<br />

chemisch-initiiert aushärtende<br />

(selbsthärtende Pasten/<br />

Pasten-Systeme) und<br />

dualhärtende (fotosensible und<br />

chemische Initiatoren; Pasten/<br />

Pasten-Systeme) adhäsive Zemente<br />

in jeweils unterschiedlichen Konsistenzen<br />

von niedrigviskös (flüssig) bis<br />

pastenförmig/fest verwendet werden<br />

(siehe Tabelle). Die Viskosität unterliegt<br />

der Vorliebe des Behandlers. Man<br />

sollte das geeignete Material verwenden,<br />

womit man im Patientenmund<br />

hinsichtlich Applizierbarkeit, Insertion,<br />

Lagesicherung und Überschussentfernung<br />

am besten zu Recht kommt.<br />

Zirkoniumdioxid –<br />

Vollzirkon oder Gerüstmaterial<br />

Vollzirkon- oder verblendete bzw. Sinterverbundrestaurationen<br />

auf Zirkoniumdioxid-Gerüsten<br />

können aufgrund<br />

ihrer Eigenstabilität bspw. mit Glasionomerzementen<br />

konventionell<br />

zementiert werden, insoweit der<br />

präparierte Zahnstumpf genügend<br />

geometrischen Halt aufweist. Eine<br />

herkömmliche Zementierung ist einfacher,<br />

schneller und nicht so techniksensitiv<br />

wie die Adhäsivtechnik. Dabei<br />

sind Kapselmischzemente zu empfehlen,<br />

da diese ein konstantes<br />

Mischverhältnis, eine gleichbleibende<br />

Konsistenz und eine exakt definierte<br />

Abbindedauer gewährleisten.<br />

In Fällen, bei denen keine Retention<br />

vorhanden ist (kurze, konische<br />

Stümpfe oder lose Kronenpassung),<br />

muss die Restauration selbstadhäsiv<br />

oder adhäsiv befestigt werden. Da<br />

Abb. 9 a, b: Reinigung der Restauration.<br />

Zirkoniumdioxid-Keramiken keine Siliziumdioxidphase<br />

(Glasanteile) enthalten,<br />

ist es nicht möglich, durch Flusssäure<br />

die Oberfläche „anzurauen“.<br />

Auch Silan bindet ohne Vorbehandlung<br />

nicht, da kein Siliziumdioxid zum<br />

„Andocken” vorhanden ist. Eine Haftwirkung<br />

lässt sich dennoch erreichen,<br />

durch:<br />

(1) Anrauhen. Ein vorheriger Einsatz<br />

von Al2O3 (50 µm-Körnung, 1-2<br />

bar Druck) bewirkt neben der Säuberung<br />

der Werkstückoberfläche<br />

eine zusätzliche mikromechanische<br />

Vergrößerung der Werkstoffklebefläche<br />

durch Anrauen.<br />

(2) Konditionierung der Gerüstinnenflächen<br />

des Zirkoniumdioxids mit<br />

einem geeigneten Primer (Monobond<br />

plus; Metal/Zirkonia Primer,<br />

Ivoclar Vivadent; Scotchbond Universal,<br />

3M Espe).<br />

(3) Haftwirkung über Phoshatmonomerhaltige<br />

Kompositkleber (Panavia).<br />

Hinweis: Bei Kontamination von Zirkoniumdioxid<br />

und für den Fall, dass die<br />

Restauration bereits laborseitig abgestrahlt<br />

ausgeliefert wurde, empfiehlt<br />

es sich, die Restauration in der Praxis<br />

erneut zu sandstrahlen (≤50 µm Aluminiumoxid,<br />

Korund, 1,5-2,0 Bar), mit<br />

Alkohol zu reinigen und zu trocknen.<br />

Resin Nano-Keramik<br />

3M Espe Lava Ultimate ist eine Kunstharz-Nanokeramik,<br />

welche etwa 79%<br />

Nanokeramik-Partikel enthält. Die<br />

Keramikpartikel bestehen aus drei verschiedenen<br />

Keramikfüllern, die eine<br />

hochvernetzte Polymermatrix verstärken.<br />

Die Füller sind eine Kombination<br />

aus nicht-agglomeriertem/nicht-aggregiertem<br />

20 nm Silika-Füller, nicht-agglomeriertem/nicht-aggregiertem<br />

4 bis<br />

11 nm Zirkonia-Füller und aggregiertem<br />

Zirkonia/Silika-Clusterfüller (zusammengesetzt<br />

aus 20 nm Silika und 4 bis<br />

11 nm Zirkoniapartikeln). Die Biegefestigkeit<br />

und die Bruchzähigkeit von<br />

Lava Ultimate CAD/CAM Restaurationsmaterial<br />

sind laut Herstellerangaben<br />

vergleichbar mit der von Glaskeramiken.<br />

Zu ihrer Befestigung wird der Zahn <br />

Abb. 10 a, b: Aufbringen und Verblasen des Haftvermittlers auf die Restaurationsinnenfläche<br />

einschließlich der Restaurationsränder mit Scotchbond Universal (3M Espe) und<br />

Abschirmung vor Tageslicht.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

19<br />

F A C H L I C H E S


genauso vorbehandelt, wie bei einer<br />

adhäsiven Eingliederung herkömmlicher<br />

Keramikrestaurationen. Zur Befestigung<br />

können Befestigungskomposite wie<br />

Variolink II (Ivoclar Vivadent), Panavia F<br />

2.0 (Kuraray) und Multilink Automix<br />

(Ivoclar Vivadent) verwendet werden.<br />

Speziell auf Lava Ultimate abgestimmt<br />

ist ein dazugehöriges Befestigungskomposit:<br />

RelyX Ultimate Adhäsives<br />

Befestigungskomposit und Scotchbond<br />

Universal Adhäsiv. Da RelyX Ultimate<br />

über einen integrierten Initiator für die<br />

Dunkelhärtung des neuen Adhäsivs<br />

verfügt, ist die Anwendung eines<br />

zusätzlichen Aktivators überflüssig.<br />

Außerdem übernimmt Scotchbond<br />

Universal Adhäsiv die Funktion eines<br />

Keramik-Primers und enthält Silan,<br />

sodass eine Verwendung weiterer<br />

Produkte für das Silanisieren oder<br />

Primen nicht notwendig ist. Es bleibt<br />

also lediglich beim Aufbringen und<br />

Verblasen des Haftvermittlers auf die<br />

Restaurationsinnenfläche einschließlich<br />

der Restaurationsränder mit dem Adhäsiv<br />

Scotchbond Universal (3M Espe)<br />

– ebenso der präparierten Zahnober-<br />

fläche – und der Befestigung mit dem<br />

dualhärtenden Befestigungskomposit<br />

RelyX Ultimate (3M Espe). Weniger<br />

Komponenten, weniger Arbeitsschritte,<br />

die zu einer einfacheren Anwendung<br />

und einem minimierten Fehlerrisiko<br />

führen. Scotchbond Universal Adhäsiv<br />

erlaubt die universelle Verwendung in<br />

allen gängigen Adhäsivtechniken und<br />

Indikationen. Dabei werden unabhängig<br />

von der angewendeten Technik sowie<br />

dank seiner Feuchtigkeitstoleranz auf<br />

feuchten und trockenen Zahnoberflä-<br />

Abb. 12 a-d: Befestigung mit RelyX Ultimate (3M Espe).<br />

Überschussentfernung mit Schaumstoffpellet vor Aushärtung. Aushärtung mit<br />

2 Lichtgeräten, nach 10 Sekunden zusätzliche Wasserkühlung, um eine Überhitzung<br />

der Zähne zu verhindern.<br />

20 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Abb. 11: Nach gründlicher Reinigung und Etch and Rinse-Konditionierung<br />

(37%ige Phosphorsäure) des Zahnes: Applikation von Scotchbond Universal (3M Espe).<br />

chen konstant hohe Haftwerte erzielt.<br />

Es haftet auf allen Oberflächen u. a.<br />

auf Schmelz, Dentin, Glaskeramik, Zirkonoxid,<br />

edelmetallfreien Legierungen.<br />

Nach vorliegender Datenlage (3M Espe)<br />

kann sowohl eine selektive Schmelzätzung<br />

mit 34%iger Phosphorsäure<br />

(Scotchbond Universal Ätzgel, 3M<br />

Espe) als auch ein Total-etch-Vorgehen<br />

(Etch and Rinse) zu einem weiteren<br />

Anstieg der Haftwerte beitragen. In<br />

der klinischen Anwendung fällt die<br />

außerordentlich hohe Empfindlichkeit<br />

von RelyX Ultimate bei der Lichthärtung<br />

mit Polymerisationslampen auf,<br />

so dass nur jeweils eine Sekunde<br />

lang, bei großem Abstand und niedriger<br />

Intensität angehärtet werden sollte,<br />

da die Überschussentfernung ansonsten<br />

sehr schwierig wird. Generell wird<br />

das Material sehr fest und vollständig<br />

ausgehärtete Überschüsse sind nicht<br />

einfach zu entfernen.<br />

Obwohl das Material dualhärtend ist<br />

wird empfohlen, die Restaurationen<br />

von allen Seiten zusätzlich lichtzuhärten.<br />

Fazit<br />

Um einen stabilen Verbund keramischer<br />

Restaurationen mit ihrem Untergrund<br />

gewährleisten zu können, müssen<br />

hohe Anforderungen an dentale Befestigungsmaterialien<br />

gestellt werden.<br />

Seitens des behandelnden Zahnarztes<br />

wird ein genaues Detailwissen zu<br />

den verwendeten Produkten sowie


eine große Sorgfalt im Umgang mit<br />

diesen verlangt. Es gibt eine unüberschaubare<br />

Vielzahl an verschiedenen<br />

Produkten, die sich bei der klinischen<br />

Anwendung in den Einzelschritten<br />

oft stark voneinander unterscheiden.<br />

Daher sollten unbedingt die<br />

Gebrauchsanweisungen gelesen und<br />

genau beachtet werden. Nur bei<br />

ausreichender Routine des Anwenders<br />

ist ein reproduzierbarer Behandlungserfolg<br />

auch in schwierigeren<br />

Situationen, wie sie im Praxisalltag<br />

immer wieder vorkommen, sichergestellt.<br />

<br />

Literaturliste bei Interesse bei der<br />

Redaktion und unter www.nzb.de<br />

— Dr. André Hutsky, MBA<br />

Fußbergstraße 1<br />

82131 Gauting<br />

Dr. Jan Hajtó<br />

Ferdinand-Maria-Straße 19<br />

80639 München<br />

Vita DR. MED. DENT. ANDRÉ HUTSKY, MBA<br />

Studium der Zahnmedizin, freiberufliche zahnärztliche<br />

Tätigkeit, verantwortliche Leitung der Obdachlosenzahnarztpraxen<br />

der MUT Gesellschaft für Gesundheit, Referent und<br />

zahnmedizinischer Sachverständiger im Bereich Leistungsund<br />

Gesundheitsmanagement PKV, Geschäftsführer der<br />

biodentis Schulungszentrum GmbH.<br />

Vita DR. JAN HAJTÓ<br />

Studium der Zahnheilkunde an der LMU München, seit 1995<br />

in der Gemeinschaftspraxis Hajtó & Cacaci in München<br />

niedergelassen, seit 20<strong>05</strong> Spezialist für Ästhetische Zahnheilkunde<br />

der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde,<br />

2006 Autor des Buches „Anteriores – Natürliche<br />

schöne Frontzähne“, 2007 Gründung der biodentis GmbH,<br />

seit 2010 niedergelassen in der Praxis für Ästhetische Zahnheilkunde München.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

– Anzeige –<br />

21<br />

F A C H L I C H E S


Fotos: © Dr. St. Hümmeke<br />

Frontzahndesign<br />

SOFORTVERSORGUNG BEI REDUZIERTEM KNOCHENANGEBOT<br />

Der implantatprothetische Ersatz bei Nichtanlage<br />

eines Zahnes stellt in mehrerlei<br />

Hinsicht eine therapeutische Herausforderung dar.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche und ästhetisch<br />

zufriedenstellende Versorgung ist die physiologische<br />

Breite der Lücke. In vielen Fällen ist hierzu eine kieferorthopädische<br />

Vorbehandlung erforderlich. Die transversale<br />

Dimension des Alveolarfortsatzes ist jedoch häufig<br />

unzureichend, da die für eine regelrechte Ausprägung<br />

erforderliche funktionelle Belastung nicht stattgefunden<br />

hat. Die Autoren beschreiben nachfolgend eine strukturerhaltende,<br />

unterdimensionierte Aufbereitungstechnik<br />

des Implantatbettes bei gleichzeitiger Erzielung einer<br />

hohen Primärstabilität des Implantates zur sicheren<br />

Sofortversorgung.<br />

Anamnese<br />

Der damals 17-jährige Patient stellte sich erstmalig vor zwei<br />

Jahren mit einer Lücke regio 12 (bedingt durch Nichtanlage<br />

des Zahnes) in unserer Klinik vor. Vor Beginn der implantatprothetischen<br />

Rehabilitation wurde der Abschluss des<br />

skelettalen Wachstums abgewartet und die Lücke kieferorthopädisch<br />

auf die Breite des kontralateralen seitlichen<br />

Incisivus verbreitert. Als prothetische Interimsversorgung<br />

diente eine Modellgussprothese.<br />

Abb. 1: Symmetrisch ausgeformter Zahnbogen bei Nichtanlage<br />

12 nach Abschluss der kieferorthopädischen Vorbehandlung.<br />

22 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Klinische Ausgangssituation<br />

Dank der erfolgreichen kieferorthopädischen Vorbehandlung<br />

konnte die Lücke regio 12 erweitert und somit ein symmetrischer<br />

Zahnbogen erreicht werden (Abb. 1). Die deutliche<br />

vestibuläre Einziehung des Alveolarfortsatzes ist bei der<br />

Nichtanlage eines Zahnes typisch und stellt das klinisch<br />

erkennbare Korrelat des hypoplastischen Alveolarknochens<br />

dar (Abb. 2).<br />

Operatives Vorgehen<br />

Der operative Zugang erfolgt durch eine sulkulär fortgeführte<br />

krestale Inzision, wodurch sich eine suffiziente Übersicht<br />

ergibt, ohne dass ästhetisch störende Narbenzüge entstehen<br />

(Abb. 3). Der knöcherne Alveolarfortsatz zeigt sich zwar für<br />

eine Nichtanlage relativ gut ausgebildet, jedoch mit der<br />

erwartungsgemäßen vestibulären Einziehung (Abb. 4). Um<br />

den vorhandenen Knochen optimal zu nutzen, wird eine<br />

möglichst substanzerhaltende Aufbereitung des Implantatbettes<br />

gefordert, ohne den Knochen durch eine forcierte<br />

Osteotomtechnik übermäßig zu traumatisieren.<br />

Das Design des verwendeten Implantates (Nobel-Active,<br />

Nobel Biocare) ermöglicht speziell im weichen Knochen<br />

eine in Relation zum Implantatdurchmesser unterdimensionierte<br />

Aufbereitung des Implantatbettes. Der konische<br />

Abb. 2: Bereits klinisch erkennbares Defizit des<br />

transversalen Knochenangebotes.


Abb. 3: Krestale Inzision mit sulkulärer Erweiterung. Abb. 4: Knöcherner Alveolarfortsatz mit vestibulärer Einziehung.<br />

Abb. 5: Das Design des NobelActive Implantates mit stark<br />

konischem Kern und spezifischer progressiver Gewindegeometrie.<br />

Kern des Implantates ergibt in Verbindung mit dem spezifischen<br />

progressiven Kompressionsgewinde einen graduellen<br />

Osteotomeffekt (Abb. 5).<br />

Zur Aufbereitung des Implantatlagers für das vorgesehene<br />

Implantat der Größe 4,3 x 15 mm sind nach Ankörnung<br />

der Position zwei Präparationsschritte ausreichend. Zuerst<br />

erfolgt die standardmäßige Bohrung mit einem 2 mm-<br />

Bohrer bis zur Insertionstiefe (Abb. 6). Zur endgültigen<br />

Aufbereitung ist dann, bei der vorhandenen weichen Knochenstruktur,<br />

lediglich noch die Erweiterung der Bohrung<br />

Abb. 6: Erster Bohrschritt – 2 mm Bohrung.<br />

Abb. 7: Zweiter Bohrschritt – 2,4/2,8 mm-Stufenbohrer. Abb. 8: Insertion des NobelActive internal-Implantates<br />

(Durchmesser von 4,3 mm) nach Aufbereitung des Implantatbettes.<br />

mit dem 2,4/2,8 mm-Stufenbohrer erforderlich (Abb. 7).<br />

Der vorhandene Knochen wird somit nur wenig durch<br />

ablative Aufbereitung abgetragen und bleibt als Basis für<br />

die geplante provisorische Sofortversorgung optimal erhalten.<br />

Wichtig: Die angewendete unterdimensionierte Aufbereitung<br />

des Implantatbettes ist eine spezielle Technik zur Nutzung<br />

des Implantatpotentials im hier vorhandenen weichen<br />

Knochen und weicht vom Vorgehen im harten Knochen ab. <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

23<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 9: Finale Insertion des Implantates mit einem<br />

Drehmoment bis zu 70 Ncm.<br />

Abb. 11: Schematische Darstellung<br />

zur möglichen Änderung der<br />

Insertionsrichtung des Implantates.<br />

<br />

Trotz der deutlich unterdimensionierten Aufbereitung des<br />

Implantatbettes erfolgt die Insertion des Implantates sicher<br />

und präzise. Möglich wird dies durch die spezielle Konfiguration<br />

des Implantates im apikalen Bereich. Der Durchmesser<br />

des Implantatkerns ist aufgrund seiner Konizität apikal kleiner.<br />

Die weit ausladenden und in diesem Bereich scharfen Gewindeflanken<br />

bewirken einen sicheren Ansatz und eine gute<br />

initiale Führung bei der Insertion des Implantates (Abb. 8).<br />

Der Osteotomeffekt durch den stark konischen Kern des<br />

Implantates, in Verbindung mit seinem progressiven<br />

Gewindedesign, ermöglicht auch bei unterdimensionierter<br />

Aufbereitung des Implantatbettes im weichen Knochen<br />

eine sehr hohe Primärstabilität des Implantates. So können<br />

die letzten Umdrehungen bei der Implantatinsertion mit<br />

einer speziellen bis 70 Ncm kalibrierten Ratsche durchgeführt<br />

werden (Abb. 9).<br />

Interessant zu beobachten ist, dass der Knochen dem<br />

Implantat im Halsbereich bündig anliegt, obgleich sich das<br />

Implantat in diesem Bereich etwas verjüngt. Dies liegt zum<br />

Teil an der Elastizität des Knochens, vor allem aber an der<br />

Gewindegeometrie des Implantates, die einen „Korkenziehereffekt“<br />

bewirkt (Abb. 10).<br />

Darüber hinaus bietet die Implantatgeometrie speziell<br />

im weichen Knochen die Möglichkeit, die Achse bei der<br />

Insertion zu korrigieren (Abb. 11).<br />

24 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Abb. 10: Dank „Korkenziehereffekt“: circumferent dicht anliegender<br />

Knochen trotz Verjüngung des Implantates im Halsbereich.<br />

Abb. 12: Vestibuläre Augmentation mit xenogenem<br />

Knochenersatzmaterial (Bio-Oss Collagen).<br />

Abb. 13: Gute Adaptierbarkeit des Materials nach<br />

Sättigung mit Eigenblut.<br />

Augmentation<br />

Aus ästhetischen Gründen wird im Bereich der vestibulären<br />

Einziehung eine Augmentation mit xenogenem Material<br />

(Bio-Oss Collagen, Geistlich) durchgeführt. Die Einbettung<br />

der Bio-Oss-Partikel in eine kollagene Matrix bewirkt eine<br />

bessere initiale Stabilität des Materials und macht den<br />

Einsatz einer zusätzlichen Barrieremembran überflüssig<br />

(Abb. 12 und 13).


Abb. 14: Aufgeschraubter Abdruckpfosten zur Abformung<br />

mit Impregum.<br />

Abb. 16: Auf dem konfektionierten Immediate Temporary<br />

Abutment gefertigte Interimskrone.<br />

Abb. 18: Durch einfaches Aufstecken eingegliederte<br />

Interimskrone.<br />

Provisorische Versorgung<br />

Nach Insertion eines Abformpfostens und Wundverschluss<br />

durch zwei Einzelknopfnähte erfolgt die postoperative<br />

Abformung (Impregum, 3M ESPE) mit einem konfektionierten<br />

Löffel. Diese dient der Herstellung eines laborgefertigten<br />

Provisoriums (Abb. 14). Der Abformpfosten wird bis zur<br />

Eingliederung der provisorischen Krone gegen ein 5 mm<br />

Healing-Abutment ausgetauscht (Abb. 15).<br />

Abb. 15: Eingesetztes 5 mm Healing-Abutment und<br />

Nahtverschluss mit zwei Einzelknopfnähten.<br />

Abb. 17: Temporäres Abutment vor Platzierung der Krone.<br />

Abb. 19: Radiologische Kontrolle des NobelActive-Implantates<br />

mit Interimskrone.<br />

Als Basis für die provisorische Krone wird ein parallelwandiger<br />

Aufbau (Immediate Temporary Abutment, Nobel<br />

Biocare) verwendet. Die Krone wird aus Komposit auf eine<br />

aufsteckbare Kunststoffhülse geschichtet (Abb. 16). Vorteilhaft<br />

ist, dass dieses Konfektionsteil eine ausreichende<br />

Friktion auf dem Abutment besitzt, sodass seine Zementierung<br />

in der Regel nicht erforderlich ist (Abb. 17 bis 19). <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

25<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 20 bis 22: Konsolidierte Weichgewebsverhältnisse nach<br />

Abnahme der Interimskrone und Abformung mit dem breiten<br />

NobelActive-Abformpfosten nach der Pick-up-Technik.<br />

<br />

Die definitive Versorgung<br />

Das Design des Implantates ermöglichte im beschriebenen<br />

Fall eine substanzerhaltende Aufbereitung des Implantatbettes<br />

und die Erzielung einer hohen Primärstabilität des<br />

Implantates. Nach viermonatiger Tragedauer der Interimskrone<br />

und somit sicherer Konsolidierung der Weichgewebsverhältnisse<br />

(Abb. 20 bis 22) erfolgt die Anfertigung der<br />

definitiven Versorgung. Aufgrund der Ästhetik und Biokompatibilität<br />

keramischer Werkstoffe wird sowohl das individuelle<br />

Abutment als auch das Kronengerüst aus Zirkoniumdioxidkeramik<br />

gefertigt. Nach der Modellherstellung erfolgen ein<br />

Wax-up und die Modellation eines unter ästhetischen<br />

Gesichtspunkten optimierten individuellen Abutments in<br />

Kunststoff. Dieses wurde in ein individuelles Zirkoniumdioxidabutment<br />

überführt (Abb. 23 und 24).<br />

26 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Abb. 23 und 24: Wax-up und individueller Implantataufbau.<br />

Die Anprobe des Abutments erfolgte in einer separaten<br />

Sitzung. Dies ist sinnvoll, um den Verlauf des Kronenrandes<br />

– der speziell vestibulär 0,5 mm unterhalb des Gingivasaumes<br />

liegen sollte – überprüfen und gegebenenfalls<br />

korrigieren zu können (Abb. 25). Erforderliche Korrekturen<br />

können mit diamantierten, wassergekühlten Instrumenten<br />

sowohl intraoral als auch nach Einzeichnung am Modell<br />

durchgeführt werden (Abb. 26 und 27). Als Gerüst für die<br />

vollkeramische Krone dient ein 0,4 mm starkes Käppchen<br />

aus Zirkoniumdioxid (Procera, Nobel Biocare).<br />

Seine geringe Materialstärke, in Verbindung mit der hohen<br />

mechanischen Stabilität, ermöglichten dem Techniker gute<br />

Charakterisierungsmöglichkeiten der keramischen Verblendung.<br />

Außerdem kann die Krone konventionell zementiert<br />

werden (Abb. 28).<br />

Fazit<br />

Dank der optimalen Nutzung des verminderten lokalen<br />

Knochenangebotes durch eine unterdimensionierte Implantatbettaufbereitung<br />

war eine umfangreichere stabilitätsrelevante<br />

Augmentation nicht erforderlich. Vielmehr war aufgrund<br />

der erzielten hohen Primärstabilität eine Sofortversorgung<br />

möglich, was sich in mehrfacher Hinsicht positiv auswirkte.<br />

Durch den atraumatischen chirurgischen Eingriff konnte der<br />

natürliche Verlauf der mukogingivalen Grenze ohne Bildung<br />

von Narbenzügen erhalten werden. Die Interimskrone<br />

ermöglichte eine schnelle provisorische Versorgung des


Abb. 25: Anprobe des individuellen Procera Zirkoniumdioxidabutments<br />

mit Kontrolle der Lage des Kronenrandes.<br />

Abb. 27: ...auf dem Modell.<br />

Patienten und schuf durch Formung und Stabilisierung der<br />

Gingiva die Voraussetzung für ein natürliches Emergenzprofil<br />

der definitiven Krone ohne gingivoplastische Sekundäroperationen.<br />

Der vorliegende Fall zeigt, dass sich auch bei reduziertem<br />

Knochenangebot durch adäquate chirurgische Technik und<br />

Nutzung der speziellen Eigenschaften des Implantates mit<br />

einem einzelnen, sehr atraumatischen Operationsschritt<br />

vorhersehbar gute ästhetische Ergebnisse erzielen lassen.<br />

Der Patient profitiert von einer festsitzenden implantatgetragenen<br />

Versorgung. Außerdem wird die definitive Versorgung<br />

durch das vorherige Tragen einer Interimskrone optimiert.<br />

Abschließend ist festzuhalten, dass ein solch ästhetisches<br />

Ergebnis nur durch die gut funktionierende Zusammenarbeit<br />

zwischen Zahnmedizin und Zahntechnik gelingt. Unser<br />

Dank gilt daher auch dem Dentallabor Flemming GmbH,<br />

Osnabrück. <br />

— Dr. Stefan Hümmeke<br />

Dr. Christoph Gaertner, Osnabrück<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Stefan Hümmeke, Dr. Christoph Gaertner<br />

ImplantatCentrum Osnabrück<br />

Am Finkenhügel 3 , 49076 Osnabrück<br />

E-Mail: s.huemmeke@ocosnet.de<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Quelle: Bayerisches Zahnärzteblatt 4/2010<br />

Abb. 26: Die fertige Krone...<br />

Abb. 28: Konventionell zementierte Krone.<br />

DR. STEFAN HÜMMEKE<br />

1997 Zahnmed. Staatsexamen<br />

an der Westfälischen Wilhelms-<br />

Universität Münster<br />

1997-1998 Allgemeinzahnärztliche<br />

Tätigkeit Dr. Dr. B.<br />

Fatori Mülheim an der Ruhr<br />

1998 Promotion zum Dr. med. dent. WWU Münster<br />

1998-2001 Weiterbildung Oralchirurgie in der<br />

Mund- Kiefer- Gesichtschirurgischen Privatklinik von<br />

Dr. Dr. G. Teichmann Düsseldorf<br />

Seit 2001 Fortsetzung der Weiterbildung Oralchirurgie<br />

in der Abteilung für MKG-Chirurgie Klinikum Osnabrück,<br />

Prof. Dr. Dr. E. Esser<br />

2003 Fachzahnarzt Oralchirurgie<br />

2004 Oberarzt der Ambulanz und des<br />

implantologischen Zentrums von<br />

Herrn Prof. Dr. Dr. Esser Klinikum Osnabrück<br />

2010 Gründung der OCOS in der HWS Osnabrück<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

27<br />

F A C H L I C H E S


Bedeutung einer Tugendethik für die<br />

gegenwärtige Zahn-Medizin-Ethik – TEIL 3:<br />

MORALISCHE UND INTELLEKTUELLE TUGENDEN - PRAXISRELEVANZ<br />

Teil 1 dieser Beitragsreihe<br />

beleuchtet das historische<br />

Paradigma der Tugendethik als ethische<br />

Richtschnur (zahn-)ärztlicher<br />

Grundhaltung. Der zahnärztliche<br />

Bekenntnisakt als moralische Selbstverpflichtung<br />

unserer Profession<br />

rückt hierbei in den Mittelpunkt. In<br />

Teil 2 sind Ziel und Zweck klinischer<br />

Medizin sowie das für den Patienten<br />

Gute näher erläutert.<br />

Moralische und intellektuelle<br />

Tugenden als conditio sine qua non<br />

Das den medizinischen Berufen inhärente<br />

Gut ist Heilen: Helfen, pflegen,<br />

behandeln, das Leben erträglich<br />

machen – alles Handlungsweisen<br />

zum Wohl des Patienten, die sich<br />

zusammenfassen lassen unter dem<br />

Begriff Heilen im Sinne von Funktion<br />

wiederherstellen, Krankheit behandeln,<br />

Schmerzen und Leiden lindern. Heilen<br />

muss um seiner selbst willen angestrebt<br />

werden und nicht wegen externer<br />

Güter, die damit auch verwirklicht<br />

werden mögen, wie Verdienst, Selbstzufriedenheit,<br />

Prestige oder Macht.<br />

Die Heilkunst – das was der Arzt<br />

tatsächlich tut, um das der Medizin<br />

inhärente Gut zu verwirklichen – verlangt<br />

moralisch und technisch richtiges<br />

Entscheiden und Handeln. Das im<br />

Bekenntnisakt gegebene Versprechen<br />

umfasst beides. Es setzt also die moralischen<br />

und intellektuellen Tugenden<br />

voraus.<br />

Auf Seiten des Patienten weckt der<br />

Bekenntnisakt die Erwartung, dass<br />

jemand, der sich so bekennt, über<br />

das erforderliche Wissen verfügt und<br />

28 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

dieses Wissen im Interesse der Hilfsbedürftigen<br />

einsetzt. Denn seitens des<br />

Arztes signalisiert dieser Bekenntnisakt<br />

die „Offenheit, mit der er eine auf<br />

Vertrauen gründende Vereinbarung<br />

eingeht“. Gegenstand dieser Vereinbarung<br />

ist die versprochene Erfüllung des<br />

vom Patienten erwarteten Fachwissens<br />

und seines Einsatzes zum Wohl des<br />

Patienten. Ein Patient, der sich zum<br />

Arzt begibt, befindet sich in einem<br />

Zustand der Verletzlichkeit, der Hilfsbedürftigkeit<br />

und der Abhängigkeit<br />

von anderen, die Hilfe leisten können<br />

und über das hierzu technische Wissen<br />

verfügen. Der Patient ist ausnutzbar,<br />

hat oft Angst, Schmerzen oder leidet<br />

sonst wie. In dieser Situation bleibt<br />

dem Patienten gar nichts anderes<br />

übrig, als darauf zu vertrauen, dass es<br />

der Arzt mit Blick auf sein Wohl gut<br />

macht. Das wiederum berechtigt den<br />

Arzt nicht zu autoritärem Paternalismus<br />

– und auch nicht, seine Behandlungsziele<br />

anderen Zwecken, als dem Wohle<br />

des Patienten unterzuordnen. Vielmehr<br />

erlegt es ihm die Pflicht auf,<br />

seine Vertrauenswürdigkeit unter<br />

Beweis zu stellen.<br />

Moralische Tugenden<br />

Vertrauenswürdigkeit ist eine zentrale<br />

und unverzichtbare ärztliche Tugend,<br />

die der Bekenntnisakt mit sich bringt.<br />

„Aus dem realen Vollzug des Bekenntnisaktes<br />

können bestimmte Tugenden<br />

gefolgert werden.“ Erweisen sie sich<br />

nicht, war der Bekenntnisakt – im Sinne<br />

des eingangs erläuterten Verständnisses<br />

von Profession – sinnlos. Diese<br />

Ableitung gilt für alle Tugenden, die<br />

zur Erreichung des im Arzt-Patient-<br />

Verhältnis inhärent Guten erforderlich<br />

sind. Neben der Vertrauenswürdigkeit<br />

gehören zu den wichtigsten moralischen<br />

Tugenden Wohlwollen, Selbstlosigkeit,<br />

intellektuelle Redlichkeit,<br />

Empathie, Mut und Demut. Jede dieser<br />

Tugenden disponiert den Arzt so zu<br />

handeln, dass das für den Patienten<br />

Gute im höchstmöglichen Grade erstrebt<br />

wird:<br />

Wohlwollen verlangt auch den Einsatz<br />

für das Wohl des Patienten, wenn<br />

das Eigeninteresse des Arztes einmal<br />

zurückstehen muss.<br />

Mit Selbstlosigkeit ist nicht absoluter<br />

Altruismus gefordert, aber doch mehr,<br />

als jemandem zuzumuten ist, der keinen<br />

professionellen Anspruch erhebt.<br />

Intellektuelle Redlichkeit verlangt, die<br />

Grenzen des eigenen Wissens und<br />

Könnens anzuerkennen. Dies ist nicht<br />

nur wichtig, um dem Patienten nicht<br />

zu schaden, sondern auch für dessen<br />

Beteiligung und informierte Zustimmung<br />

an einer Entscheidung.<br />

Empathie oder Mitleidsfähigkeit ist in<br />

der persönlichen Zuwendung gefordert.<br />

Der Arzt sollte sich selbst in<br />

die Lage des Patienten versetzen und<br />

Anteil nehmen können an dessen<br />

persönlicher Situation.<br />

Mut braucht der Arzt, um klarzustellen,<br />

dass die Behandlung nicht beeinträchtigt<br />

wird, z.B. durch die Furcht vor<br />

Ansteckung. Oder wenn es darum<br />

geht, für den Patienten einzustehen<br />

gegen Widerstände von Institutionen<br />

der Gesundheitspolitik oder seitens<br />

der Kostenerstatter, die man dem Patienten<br />

gegenüber für ungerecht hält.<br />

Demut verhindert die Versuchung zu<br />

glauben, die Medizin sei dazu da, das<br />

Selbstbild, die Interessen, oder den<br />

Stolz des Arztes zu nähren. Demut<br />

erkennt die Begrenztheit der ärztlichen<br />

Kunst und ist das „Antidot zur Unart


ärztlicher Arroganz, die im Patienten<br />

den Menschen übersieht“ (Pellegrino).<br />

Intellektuelle Tugenden<br />

Sie betreffen das berufliche Tun und<br />

die Kunst des Berufs. Sie sind keine<br />

moralischen Tugenden, sondern die<br />

Tugenden des „spekulativen Intellekts<br />

zur Erfassung von Wahrheit“ (vgl. Pellegrino).<br />

Für Kliniker sind die intellektuellen<br />

Tugenden insgesamt wichtig<br />

für die Qualität der auf das Gute<br />

gerichteten Behandlungsmaßnahmen.<br />

Hierzu gehören die Wissenschaft, die<br />

Kunst und die Klugheit.<br />

Trotz einer „gewissen Bedeutungsverschiebung<br />

seit Aristoteles ist mit<br />

Wissenschaft als Tugend die Fähigkeit<br />

des induktiven, schlussfolgernden<br />

Denkens“ gemeint (Pellegrino).<br />

Kunst ist die auf das Herstellen<br />

gerichtete Vernunft, die Kunst des<br />

Hervorbringens, die kunstfertige<br />

Produktion.<br />

Klugheit ist das Vermögen, sich für<br />

das Tun zu entscheiden, welches das<br />

Leben gut und glücklich macht. Im<br />

klinischen Betrieb ist die Klugheit die<br />

zentrale intellektuelle Tugend. Sie ist<br />

das Bindeglied zwischen den intellektuellen<br />

und moralischen Tugenden<br />

und dem Bekenntnisakt. Die Klugheit<br />

befähigt den Praktiker, klinische Daten,<br />

Diagnosen und Prognosen zu erheben,<br />

zu therapieren, und das Besondere<br />

jeden Falles auf seine moralischen<br />

Implikationen abzuklopfen sowie eine<br />

dementsprechende Rangordnung unter<br />

konfligierenden Gütern aufzustellen.<br />

Einwände zur Tugendethik<br />

Pellegrino selbst führt Argumente von<br />

Gegnern seiner tugendethischen Konzeption<br />

an. So gibt es verpflichtende<br />

Berufsethiken, welche weder eine<br />

Verbindung zur Tugendlehre, noch zu<br />

Zielen oder Zwecken ausweisen.<br />

Zeitgenössische Ethiker betrachten<br />

die Tugenden als überflüssig und<br />

als unberechtigte Überforderung des<br />

Arztes, dessen Belastung durch die<br />

bereits übernommen Pflichten für<br />

gewöhnlich überschritten sei. Andere<br />

bezweifeln die wirkliche Bedeutung<br />

ärztlicher Gelöbnisse, denn es gehöre<br />

einfach zur Jobbeschreibung des<br />

Arztes, im besten Interesse des Patienten<br />

zu handeln. Zudem wird angeführt,<br />

die vorgetragenen Überlegungen seien<br />

unter den Bedingungen des „real<br />

existierenden Gesundheitswesens“<br />

zu idealistisch und kaum realisierbar;<br />

man könne nicht tugendhaft sein,<br />

wenn alle anderen es nicht sind.<br />

(Letzt geäußerte Haltung – z.B. „…<br />

wenn ich es nicht mache, tut es ein<br />

anderer …“ – mündet zwangsläufig<br />

in eine Art Fatalismus, welcher einen<br />

moralischen Unterbau respektive<br />

ethische Reflexion ärztlichen Handelns<br />

weitgehend vermissen lässt.)<br />

Pellegrino hält dem jedoch entgegen,<br />

dass „der Charakter des Arztes der<br />

Filter ist, durch den die moralischen<br />

Entscheidungen über die Behandlung<br />

eines Patienten hindurch müssen“. Es<br />

stellt daher weder eine Überforderung<br />

dar, noch ist es aus selbstsüchtigem<br />

Eigeninteresse abzulehnen, sich die<br />

Wirklichkeit der Arzt-Patienten-Beziehung<br />

bewusst zu machen und die<br />

mit dem beruflichen Bekenntnisakt<br />

vorgenommene Tugendverpflichtung<br />

anzuerkennen.<br />

Praxisrelevanz<br />

Wie eingangs ausgeführt, sollte das<br />

Ziel unserer beruflichen Tätigkeit sich<br />

im Erreichen des für den Patienten<br />

Guten definieren; und das unserem<br />

Beruf inhärente Gut ist Heilen. Hierauf<br />

haben wir uns qua Profession öffentlich<br />

bekannt und verpflichtet; und wir<br />

bekennen uns täglich dazu in dem<br />

Moment, da wir zu unseren Patienten<br />

in Beziehung treten. Patienten müssen<br />

daher davon ausgehen und darauf<br />

vertrauen dürfen, dass wir deren Heilung<br />

um ihrer selbst willen anstreben,<br />

und nicht wegen externer Güter, die<br />

damit auch verwirklicht werden mögen,<br />

wie Verdienst, Selbstzufriedenheit,<br />

Prestige oder Macht.<br />

Beispiele von Über- als auch Unterversorgung<br />

lassen Motivlagen vermuten,<br />

welche eher das Erreichen externer <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

– Anzeige –<br />

29<br />

F A C H L I C H E S


Vita DR. PETER WEISSHAUPT<br />

Geburtsdatum: 24.10.1959, in Altena/Westfalen<br />

erster Beruf: 1977 bis 1984 Polizeibeamter<br />

Studium: 1985 bis 1991 Zahnmedizin in Bonn, Staatsexamen<br />

Promotion: 1992 in Bonn, Physiologisches Institut<br />

Assistenzarztzeit: 1992 bis 1994 in Radevormwald/<br />

Wuppertal<br />

Niederlassung in eigener Praxis: 1994 in Iserlohn-Sümmern<br />

Curriculum Implantologie: November 20<strong>05</strong> bis November 2006<br />

Masterstudium Implantologie: Dezember 2006 bis November 2008;<br />

Ernennung zum Master of Science<br />

Thema der Master-Thesis: „Ethik und zahnärztliche Berufsausübung die besondere<br />

Bedeutung einer ethischen Diskussion für den praktizierenden Zahnarzt“<br />

Publikationen: Patientenautonomie, zahnärztliches Selbstverständnis, Menschenbild<br />

in der Zahnheilkunde, Kommerzialisierung zahnärztlicher Fort- und Weiterbildung,<br />

klassische Tugendethik und Prinzipienethik als moralische Leitkonzepte in<br />

der Zahnheilkunde<br />

Buchpublikation: 2012 Zahn-Medizin-Ethik<br />

Ethische Implikationen der Zahnarzt-Patienten-Begegnung im Spannungsfeld<br />

zwischen klinischer und Sozialmedizin (ISBN: 978-3-8440-<strong>05</strong>83-7,<br />

Shaker-Verlag Aachen)<br />

Güter, als die Realisation des für den<br />

Patienten Guten bezwecken:<br />

So erscheint es zweckentfremdet,<br />

Patienten z.B. Rehabilitationen mit<br />

aufwendigsten implantat-chirurgischprothetischen<br />

Konzepten als das<br />

non-plus-ultra möglicher Versorgungen<br />

anzudingen und jenen zugleich die<br />

ihnen zustehende vertragliche Regelversorgung<br />

als überkommen oder<br />

nicht mehr zeitgemäß vorzuenthalten.<br />

Die finanzielle, wirtschaftliche Situation<br />

des Patienten und dessen ureigene<br />

Gewichtung ist ein wichtiger Teil-Aspekt<br />

des für ihn Guten. Zudem dürfen<br />

wir als Behandler unseren fachlichprofessionellen<br />

Wissensvorsprung<br />

nicht missbrauchen, um Patienten<br />

dahingehend zu manipulieren, sich<br />

für Versorgungen zu entscheiden, die<br />

primär unseren wirtschaftlichen Erfolg –<br />

und nicht das für den Patienten Gute<br />

bezwecken.<br />

Ein Verstoß gegen die Würde des<br />

Patienten wäre es gar, wenn dieser<br />

sich allein aufgrund seiner finanziellen<br />

Ausgangslage nicht vollständig<br />

aufgeklärt, missachtet, oder gar<br />

herabgesetzt sähe.<br />

Es ist überhaupt zu respektieren,<br />

wenn Therapiekonzepte/Behandlungspläne<br />

von Patienten abgelehnt<br />

30 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Foto: Privat<br />

oder Versorgungen nicht in Anspruch<br />

genommen werden. Diese mögen,<br />

zwar auf fachlicher Kompetenz fußend,<br />

zum vermeintlichen Wohle des Patienten<br />

erstellt werden. Wissen und<br />

Können des Arztes scheinen hier<br />

jedoch mehr oder weniger alleinige<br />

Entscheidungskriterien gewesen zu<br />

sein; und das für den Patienten Gute<br />

ist in seiner Umfänglichkeit somit<br />

nicht erfasst worden, so dass er sich<br />

gegen eine Behandlung entscheidet.<br />

Die ablehnende Haltung eines Patienten<br />

sollte daher für den Behandler<br />

immer erst Anlass sein, seine eigene<br />

Haltung respektive Motiv-Lage zu<br />

reflektieren.<br />

Die Gefahr, das für den Patienten Gute<br />

als Ziel zahnärztlichen Handelns aus<br />

den Augen zu verlieren, wird um so<br />

größer, je stärker der Zahnarzt sich als<br />

Dienstleister und den Patienten als<br />

Kunden reduziert betrachtet (und professionelle<br />

Marketingkonzepte vermitteln<br />

diese Sichtweise gebetsmühlenartig),<br />

mithin den Patienten als Mittel<br />

zum Zweck dahingehend entfremdet,<br />

ob und wie dieser zum selbst vorgegebenen<br />

Profil und zur wirtschaftlichen<br />

Ausrichtung der Praxis passt.<br />

Pellegrino benennt diese Problematik<br />

indirekt in seinem Schlusswort zur<br />

tugendorientierten Moralphilosophie<br />

des Arztberufes:<br />

„Der berufliche Bekenntnisakt ruft<br />

nach bestimmten Tugenden, die zur<br />

Erfüllung der moralischen Zwecke der<br />

Medizin entscheidend sind. Ohne sie<br />

wird der Arzt nicht nur zum bloßen<br />

Techniker, sondern auch zum Ausbeuter<br />

der Verwundbarkeit des Patienten.<br />

Arzt-sein heißt nicht Privilegien in<br />

Anspruch nehmen, sondern vielmehr<br />

für das Wohl anderer moralisch Verantwortung<br />

übernehmen. Moralisches<br />

Gravitationszentrum des Arztberufes<br />

ist der Akt des Bekenntnisses –<br />

die öffentliche und private Erklärung<br />

hinreichenden Fachwissens (und<br />

moralischer Integrität, Anm. des Autors)<br />

zur Erreichung des für diejenigen<br />

Guten, an die die Erklärung gerichtet<br />

ist. Auf dieser Prämisse beruhen<br />

Erwartungen, deren Enttäuschung<br />

die Nichteinhaltung eines feierlichen<br />

Versprechens darstellt und die Medizin<br />

anderen Zwecken unterwirft als ihr<br />

vorgegeben sind.“ <br />

Teil 1 und 2 dieser Abhandlung finden Sie<br />

bei Interesse in den <strong>NZB</strong>-Ausgaben<br />

03/<strong>2013</strong> (S. 30f) bzw. 04/<strong>2013</strong> (S. 44f).<br />

— Dr. Peter Weißhaupt, M.Sc., Iserlohn<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Literaturangaben findet der interessierte<br />

Leser auf der Homepage des <strong>NZB</strong>s<br />

(www.nzb.de) unter „Literaturlisten“.<br />

Empfehlen möchten wir unseren an<br />

der Thematik interessierten Lesern<br />

auch das Buch von Dr. Weißhaupt<br />

„Zahn-Medizin-Ethik“, erschienen im<br />

Shaker Verlag, Aachen, ISBN978-3-<br />

8440-<strong>05</strong>83-7.


„Häusliche Gewalt“<br />

GEMEINSAME FORTBILDUNGSVERANSTALTUNG<br />

VON KZVN UND ZKN<br />

Im Rahmen der Aktion „Gemeinsam gegen häusliche<br />

Gewalt – Zahnärztinnen und Zahnärzte helfen“ hatten<br />

die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN)<br />

und die Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN) Broschüren<br />

und spezielle Befundbögen an die Kollegenschaft versandt<br />

(Download unter www.kzvn.de und www.zkn.de). Durch<br />

häusliche Gewalt verursachte Verletzungen manifestieren<br />

sich in über 80 % der Fälle im Kopf- und Halsbereich.<br />

Daher gehören Zahnärztinnen und Zahnärzte oft zu den<br />

ersten Anlaufstellen der Gewaltopfer. Und hier setzte am<br />

10. April die von beiden zahnärztlichen Körperschaften<br />

getragene Fortbildungsveranstaltung an, um mehr Handlungssicherheit<br />

bei der Begegnung mit Gewaltopfern zu<br />

Zu Gast bei der Veranstaltung: v.l.n.r. Dr. Joachim Wömpner,<br />

Vorsitzender der VV der KZVN, Silke Lange, Vorsitzende der<br />

Verwaltungsstelle Oldenburg der KZVN, Dr. Michael Sereny,<br />

Präsident der ZKN und Christian Neubarth, Mitglied im Vorstand<br />

der KZVN.<br />

vermitteln. Die Fortbildungsteilnehmer sollten sensibilisiert<br />

werden, typische Gewaltverletzungen leichter erkennen<br />

und unter Beachtung rechtlicher Gesichtspunkte dokumentieren<br />

zu können. Nicht alle der mehr als 140 angemeldeten<br />

Kolleginnen und Kollegen konnten im Hörsaal der Zahnärztlichen<br />

Akademie Niedersachsen (ZAN) Platz finden, so<br />

dass an weitere Veranstaltungen gedacht ist.<br />

Kollegin Sabine Steding, Vorstandsmitglied der ZKN, führte<br />

durch das nahezu viereinhalbstündige Programm, in dem<br />

vier Referenten die „Spielarten“ der „häuslichen Gewalt“<br />

gegen Frauen, Kinder und Männer aus dem Blickwinkel<br />

des Zahnarztes, des Klinikers, der Rechtsmedizin und der<br />

Staatsanwaltschaft beleuchteten.<br />

Misshandlungen – Identifikation in der Zahnarztpraxis<br />

Vor dem Hintergrund einer 30jährigen Berufserfahrung in<br />

der Kinderbehandlung verstand es der amerikanische<br />

Zahnarzt Dr. Curtis Goho, das Thema „häusliche Gewalt“<br />

ebenso bildhaft wie praxisnah zu behandeln. Der Referent<br />

ging auf die häuslichen und familiären Beziehungen bei<br />

der Entstehung häuslicher Gewalt, insbesondere gegenüber<br />

Kindern, ein. Hier würden oft die Gewalttaten, für die<br />

in den meisten Fällen die eigenen Eltern verantwortlich<br />

seien, übersehen; oder falsche Diagnosen würden gestellt.<br />

Dr. Goho ging auf die typischen Verletzungen und ihre<br />

Lokalisation ein, die man nicht immer eindeutig zuordnen<br />

und beurteilen könne. Sehr plastisch schilderte er das<br />

Geschehen aus dem Erleben der betroffenen Kinder. Diese<br />

wollten oft „gute“ Antworten geben („Johnny [Stiefvater] <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

31<br />

F A C H L I C H E S<br />

Fotos: <strong>NZB</strong>-Archiv; © Casarsa/iStockphoto.com


Dr. Curt Goho verdeutlichte auch den kindlichen Blickwinkel<br />

bei Gewalteinwirkung.<br />

war das nicht…“), die zuweilen schwer interpretierbar<br />

seien. Der Referent gab daher Tipps für die sensible Befragung<br />

von Kindern. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der<br />

Bewertung von Gewalttaten sei, ob die Verletzung kompatibel<br />

mit der „Geschichte“ ist. Anhand von Bildern differenzierte<br />

Goho nachvollziehbar zwischen typischen normalen<br />

Verletzungen und atypischen, die beispielsweise zu<br />

Musterbildungen durch Schläge mit der Hand oder mit<br />

bestimmten Gegenständen wie Ring, Flasche, oder Löffel<br />

führen können. Dass auch das Verhalten der Eltern sehr<br />

aufschlussreich sein kann, verdeutlichte der Referent anhand<br />

von Beispielen. Gelegentlich seien auch die Mütter<br />

der betroffenen Kinder selbst Opfer häuslicher Gewalt.<br />

Abschließend riet der Referent dazu, ggf. als Beweismittel<br />

Abdrücke vom Wundverlauf zu nehmen und eine Fotodokumentation<br />

durchzuführen. Dass alle Maßnahmen natürlich<br />

der Zustimmung der Betroffenen oder der Erziehungsberechtigten<br />

bedürfen, verdeutlichte Oberstaatsanwältin Petra<br />

Herzog in ihrem Vortrag.<br />

Vernachlässigung von Kindern. Kariöse Gebisse –<br />

ein sicherer Indikator für Vernachlässigung?<br />

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Dr. Reinhard Schilke mit<br />

der Vernachlässigung von Kindern. Er berichtete von seiner<br />

täglichen Praxis als OA, bei der er die zerstörten Milchgebisse<br />

vernachlässigter Kinder in Intubationsnarkose sanieren<br />

müsse. Oftmals müsse er anschließend feststellen,<br />

dass Eltern die gewünschten Kontrolluntersuchungen nicht<br />

wahrnehmen würden und sich die Vernachlässigung fortsetzten<br />

würde.<br />

Schilke betrachtet neben den bekannten Formen der körperlichen,<br />

sexuellen und psychischen Misshandlung auch<br />

die Kindes-Vernachlässigung als eine Form der Misshandlung.<br />

Er referierte über eigene und vergleichende Studien<br />

in Bezug auf Risikogruppen, und anhand zahlreicher Zahlen,<br />

Daten und Grafiken machte er die hohe Rate vernachlässigter<br />

Schutzbefohlener deutlich.<br />

32<br />

F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Neben den Grafiken waren es vor allem die Bilder, die<br />

das Auditorium beeindruckten, Bilder, die wohl jede Kollegin<br />

und jeder Kollege in der Praxis gelegentlich sieht, ohne<br />

das Gesehene bisher mit häuslicher Gewalt assoziiert zu<br />

haben. Diese Bilder, die den Leidensweg eines Kindes von<br />

der Vernachlässigung bis hin zu dessen Tod durch Gewalteinwirkungen<br />

dokumentieren, hinterließen tiefen Eindruck<br />

zum Thema „häusliche Gewalt“ und Vernachlässigung.<br />

Misshandlung des (Ehe-)Partners,<br />

korrekte Handhabung des Befundbogens<br />

Sehr aufschlussreich war auch der Vortrag von Prof. Dr.<br />

Anette Solveig Debertin vom Rechtsmedizinischen Institut<br />

der MHH. Ein Schwerpunkt des Instituts liegt bei der klinischen<br />

Rechtsmedizin, deren Bedeutung nicht ausreichend<br />

bekannt sei. So befasst sich die Referentin mit ebenso vielen<br />

lebenden wie verstorbenen Gewaltopfern. Prof. Debertin ist<br />

zugleich Leiterin der Kinderschutzambulanz und Betreuerin<br />

des ebenfalls vom Niedersächsischen Sozialministerium<br />

finanzierten „Netzwerk ProBeweis“, auf dessen Entwicklung<br />

und Wirken sie ausführlich einging. Dieses Netzwerk mache<br />

eine niederschwellige fachspezifische Beweissicherung<br />

möglich, auch durch die Sicherung und Lagerung von<br />

Asservaten, die ggf. in einem späteren Prozessverlauf<br />

herangezogen werden. Auch Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

könnten Gewaltopfer an das Netzwerk zur kostenlosen<br />

und verfahrensunabhängigen Untersuchung verweisen.<br />

Details dazu können Sie erfahren unter: http://www.mhhannover.de/25861.html<br />

oder http://www.nzb.de/fileadmin/<br />

_kzvn/pdf/Zahnaerzte/Publikationen/<strong>NZB</strong>/2012/<strong>NZB</strong>0612.pdf.<br />

Die Hochschullehrerin war sichtlich überrascht von der großen<br />

Teilnehmerzahl dieser zahnärztlichen Fortbildungsveranstaltung<br />

zum Thema „häusliche Gewalt“. Sie betonte in<br />

diesem Zusammenhang die wichtige Funktion der Zahnärzte,<br />

durch Diagnostik und Dokumentation eine mögliche<br />

Prof. Dr. Anette Solveig Debertin und OA Dr. Reinhard Schilke bei<br />

der Vorbereitung der Präsentation.


Gewaltkaskade zu durchbrechen. Dabei sei die besondere<br />

Vertrauensposition der Zahnärzte hilfreich, die als erste<br />

Adresse gelten. Bei ihnen fühlten sich die Betroffenen<br />

besonders sicher. Man müsse wissen, dass die Traumatisierten<br />

trotz ihrer Angst- und Schock-Situation angesprochen<br />

werden möchten.<br />

Die Referentin ging in ihrem Vortrag immer wieder auf die<br />

Besonderheiten ein, die bei der Handhabung des Befundbogens<br />

zu beachten sind, den ZKN und KZVN unter<br />

www.zkn.de oder www.kzvn.de zum Download bereitstellen.<br />

Wichtig war der Hinweis, dass man sich in jedem Fall<br />

vor Beginn der Untersuchung eine Einwilligungserklärung<br />

unterschreiben lassen solle.<br />

Die Besprechung ausgewählter Fälle aus der Praxis war für<br />

das Auditorium besonders interessant, zumal sie durch<br />

entsprechendes Bildmaterial mit typischen Verletzungsmustern<br />

dokumentiert wurden. Tathergänge und unterschiedliche<br />

Abheilphasen wurden thematisiert, wobei deutlich wurde,<br />

dass sich diese oft nicht ohne rechtsmedizinischen Sachverstand<br />

zeitlich zuordnen lassen. Prof. Debertin riet daher<br />

von entsprechenden Festlegungen im Befundbogen ab.<br />

Zur Abgrenzung wurden ebenso untypische Verletzungen<br />

besprochen, die auf Gewalteinwirkung durch Personen<br />

hinweisen, wie beispielsweise Verletzungen in „geschützten<br />

Bereichen“, geformte Hämatome, Petechien, Ein- und Unterblutungen.<br />

Auch Selbstverletzungen können eine Rolle<br />

spielen.<br />

Rechtliche Aspekte im Fall häuslicher Gewalt<br />

Für Zahnärztinnen und Zahnärzte, die mit Opfern häuslicher<br />

Gewalt konfrontiert werden, ist die Beachtung juristischer<br />

Besonderheiten von Belang, um nicht selbst in den Focus<br />

einer Strafbarkeit zu kommen. Oberstaatsanwältin Petra<br />

Herzog, Abteilungsleiterin bei der Staatsanwaltschaft Hildesheim,<br />

knüpfte mit ihrem Beitrag an die rechtsmedizinischen<br />

Betrachtungen nahtlos an. Die juristische Wertung von<br />

Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung war<br />

ebenso ein Thema wie die Stellung der befunderhebenden<br />

Ärzte im Verfahren. Die schwerpunktmäßig mit Jugendstrafrecht<br />

und Gewaltdelikten befasste Referentin unterlegte<br />

ihren Vortrag mit einigen konkreten Falldarstellungen.<br />

Was kann und was muss man tun? Grundsätzlich gelte die<br />

ärztliche Schweigepflicht, die es dem Arzt verbiete, selbst<br />

Anzeige zu erstatten oder gegen den Willen des Betroffenen<br />

tätig zu werden. Auf die spezielle Bewertung im Falle<br />

häuslicher Gewalt gegen Kinder ging die Referentin<br />

ebenso ein wie auf Ausnahmesituationen des „rechtfertigenden<br />

Notstandes“ und die sich daraus ergebende<br />

Abwägungsproblematik. Auf jeden Fall solle sich der Arzt<br />

zur eigenen Sicherheit eine Entbindung von der Schweigepflicht<br />

unterschreiben lassen. Bereits die Bestätigung, dass<br />

es sich bei einer Person um einen eigenen Patienten han-<br />

ZKN-Vorstandsmitglied und Moderatorin Sabine Steding (m) im<br />

Gespräch mit Oberstaatsanwältin Petra Herzog (l) und Prof. Dr.<br />

Anette Solveig Debertin vom Institut für Rechtsmedizin der MHH.<br />

deln würde, verletzt ggf. die ärztliche Schweigepflicht. Bei<br />

vermuteter Gewalt gegen Kinder riet die Oberstaatsanwältin,<br />

sich zunächst durch das Jugendamt mit anonymisierten<br />

Daten beraten zu lassen. In besonderen Notfällen könne<br />

man auch unter Namensnennung aktiv werden. Schließlich<br />

werde niemand einen Arzt rechtlich verfolgen, der die<br />

Situation zum Schutz eines Kindes verkehrt eingeschätzt<br />

hat, schloss Oberstaatsanwältin Herzog.<br />

Diese stark frequentierte gemeinsame Fortbildungsveranstaltung<br />

von KZVN und ZKN machte die Bereitschaft der<br />

Niedersächsischen Zahnärztinnen und Zahnärzte deutlich,<br />

den von häuslicher Gewalt betroffenen Kindern, Frauen<br />

und Männern in ihrer Bedrängnis zu helfen. Aufgrund der<br />

großen Nachfrage ist an weitere gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen<br />

gedacht. — Dr. Michael Loewener<br />

GREGOR.FÜRST.STEINIG<br />

Rechtsanwälte Fachanwälte Notare<br />

Wir beraten umfassend:<br />

Arztrecht: Praxisverträge,<br />

Regressangelegenheiten,<br />

Zulassungsfragen<br />

Arbeitsrecht, Bau- und Architektenrecht,<br />

Verkehrsrecht, Familienrecht,<br />

Miet- und WEG-Recht, Erbrecht,<br />

Makler- und Immobilienrecht<br />

Bödekerstraße 11<br />

30161 Hannover<br />

fon: <strong>05</strong> 11/33 80 70<br />

mail. info@gregor-recht.de<br />

www.gregor-recht.de<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

– Anzeige –<br />

33<br />

F A C H L I C H E S


Im Dunkeln<br />

Beim Thema Gewalt in der Pflege wird häufig<br />

weggeschaut. Zudem sind vermutlich viele<br />

Fälle gar nicht bekannt.<br />

Eine aktuelle Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege<br />

zeigt: Beim Thema Pflege und Gewalt besteht dringend<br />

gesellschaftlicher Aufklärungsbedarf.<br />

Gewalt in der Pflege ist ein Tabuthema in Deutschland.<br />

Wenn es im Alltag der rund 2,3 Millionen hilfebedürftigen<br />

Menschen nicht mit rechten Dingen zugeht, wird darüber<br />

meist geschwiegen. Nur schwerste Misshandlungen provozieren<br />

öffentliche Skandale. Hinzu kommt: Es gibt wenig<br />

wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. „Die<br />

Datenlage zum faktischen Ausmaß von Gewalt in der Pflege<br />

ist dünn, zuverlässige Aussagen kaum möglich“, sagt<br />

Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Zentrum<br />

für Qualität in der Pflege“ (ZQP). Experten warnen vor einer<br />

hohen Dunkelziffer, zumal Betroffene aufgrund von Einschränkungen<br />

und Abhängigkeitsbeziehungen häufig nicht<br />

in der Lage sind, sich zu Wort zu melden.<br />

Welche Bedeutung dem Thema „Gewalt in der Pflege“ zukommt,<br />

verdeutlicht eine aktuelle Untersuchung des ZQP:<br />

In der repräsentativen Befragung von 1.000 Bundesbürgern<br />

gibt jeder Fünfte an, bereits mit gewaltbehafteten Situationen<br />

im Kontext Pflege in Berührung gekommen zu sein –<br />

sei es als Außenstehender oder direkt Beteiligter. Bei den<br />

Deutschen mit eigener Pflegeerfahrung hat jeder Dritte<br />

schon einmal entsprechende kritische Situationen erlebt.<br />

Definition des Gewalt-Begriffs<br />

Allerdings ist es schwierig, eine einheitliche Definition von<br />

Gewalt in der Pflege zu finden. Denn dazu gehören nicht<br />

nur verschiedene Formen von körperlichen, sondern<br />

ebenso von psychischen Misshandlungen, die sich gleichermaßen<br />

gegen Pflegende und Gepflegte richten können.<br />

„Gewalt kann sich eben auch dadurch ausdrücken, dass<br />

ein alter Mensch vernachlässigt und sein Wille missachtet<br />

wird, oder dass Schmerzen der Patienten von den Pflegenden<br />

nicht wahrgenommen werden“, so Prof. Christel Bienstein,<br />

34 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der<br />

Universität Witten/Herdecke und Präsidentin des Deutschen<br />

Berufsverbandes für Pflegeberufe, jüngst auf einer<br />

Fachtagung des ZQP.<br />

Gerade im Bereich der häuslichen Pflege zeigt sich Gewalt<br />

meist als Aneinanderreihung von mehr oder minder<br />

schweren Fällen von Unterlassen und Kränkungen bis zu<br />

Handgreiflichkeiten. Die Pflegebedürftigen werden dann<br />

beispielsweise angeschrien, geschubst oder geschlagen,<br />

weil sie bei einer als notwendig erachteten Maßnahme<br />

nicht mitmachen. Für Zündstoff sorgt dabei insbesondere<br />

auch die Beziehungsebene. Denn Pflegender und Gepflegter<br />

sind häufig eng miteinander verbunden. Die Pflegebeziehungen<br />

können auch von den Folgen lang zurückliegender<br />

familiärer Konflikte und Rollenzuschreibungen geprägt sein.<br />

Dabei versagen zugleich die klassischen Täter- und Opfer-<br />

Kategorien: Pfleger und Gepflegter werden in wechselseitiger<br />

Weise gewalttätig. Denn auch Pflegebedürftige können<br />

handgreiflich werden oder andere Machtmittel einsetzen –<br />

angefangen bei mangelnder Anerkennung.<br />

Die Pflege im Heim ist dagegen in aller Regel von anderen<br />

Beziehungen und damit von anderen Formen der Gewalt<br />

geprägt. Weit verbreitet sind hier beispielsweise freiheitsbeschränkende<br />

Maßnahmen. Experten sprechen von rund<br />

400.000 Fixierungen an Bett oder Stuhl pro Tag. Ein weiteres<br />

Problem in Heimen ist „medikamentöse Gewalt“. Dabei<br />

werden etwa Demenzkranke mit Medikamenten behandelt,<br />

nur um sie ruhigzustellen.<br />

© Robert Kohlhuber/iStockphoto.com


Eine Ursache: Überforderung<br />

Der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen<br />

gepaart mit Überforderung gilt oft als auslösender Faktor<br />

für Gewalt bei professioneller und häuslicher Pflege, ist<br />

aber keinesfalls allein verantwortlich. Hinzu kommt mangelndes<br />

Wissen – etwa über das zugrunde liegende<br />

Krankheitsbild bei dementiellen Erkrankungen. „Aber auch<br />

die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für die Betreuung<br />

hilfebedürftiger Menschen als verantwortungsvolle<br />

Aufgabe spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige<br />

Rolle“, so ZQP-Chef Suhr.<br />

Vor allem in der häuslichen Betreuung fühlen sich die<br />

Angehörigen oft allein gelassen. Hier bietet sich ein Ansatzpunkt,<br />

denn zwei von drei Pflegebedürftigen werden in<br />

ihrer vertrauten Umgebung betreut. Neuere wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zeigen dabei, dass Pflegende besonders<br />

stark von einem unterstützenden Umfeld profitieren.<br />

Je mehr sie sich in ihren vielfältigen Aufgaben von ihrem<br />

sozialen Umfeld verstanden, aufgefangen und gewürdigt<br />

fühlen, desto besser kommen sie mit den hohen Belastungen<br />

und Anforderungen der Pflegearbeit zurecht –<br />

insbesondere auch bei herausforderndem Verhalten von<br />

Pflegebedürftigen.<br />

Mehr Beratungsstellen, konkrete Hilfsangebote und<br />

kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten in Fällen akuter<br />

Gefährdung können einen Beitrag zur Prävention leisten.<br />

Ärzte, professionell Pflegende und Beratungsstellen können<br />

zudem Risikokonstellationen frühzeitig erkennen und<br />

Gewaltpotenziale einschätzen. Zwar gibt es bereits einige<br />

Hilfsangebote für Pflegende – hier ist im Bereich der Privaten<br />

Pflegeversicherung vor allem die COMPASS Pflegeberatung<br />

zu nennen. Allerdings ist das Wissen über solche Angebote<br />

in der Gesamtbevölkerung aber nur unzureichend vorhanden.<br />

So kennen laut ZQP-Umfrage 65 Prozent der Bundesbürger<br />

keine Beratungseinrichtung vor Ort, an die sie sich<br />

im Bedarfsfall wenden könnten. Vor allem das Angebot der<br />

Pflegeberatung in den Stützpunkten der Sozialen Pflegeversicherung<br />

ist wenig bekannt – sie werden nur von zwölf<br />

Prozent der Befragten als mögliche Anlaufstelle genannt.<br />

Wegsehen hilft niemandem, weder Pflegebedürftigen noch<br />

pflegenden Opfern von Gewalt – schon gar nicht den<br />

Pflegenden, die überfordert sind und Hilfe benötigen. Wie<br />

eine zufriedenstellende Pflege aussehen sollte, verdeutlicht<br />

der ethische Imperativ von Dr. Michael Wunder, Mitglied des<br />

Deutschen Ethikrates: „Verhalte dich so, begleite so, helfe<br />

so, pflege so, wie du willst, dass dir in einer vergleichbaren<br />

Situation geholfen wird, wie du begleitet und gepflegt werden<br />

willst.“ <br />

Erlernen Sie die Lachgassedierung erung von von Spezialisten<br />

Spezialisten alisten<br />

Exklusivschulungen - Individuelles ndividuelles Teamschulungen ulungen vor Ort in Ihrer Praxis: xis:<br />

Lernen in kleinen Gruppen: ppen: pen: p<br />

Brake<br />

24. / 25.<strong>05</strong>. .<strong>05</strong>. <strong>2013</strong><br />

Hamburg 07. 07. / 08.06. .06. <strong>2013</strong><br />

Wien Wien<br />

14. / 15.06. .06. <strong>2013</strong> <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />

Das rundum m Sorglospak<br />

Sorglospaket<br />

- Wir kommen<br />

mit mit unseren<br />

unseren<br />

Referenten<br />

n in in Ihre Ihre Praxis Pr Praxis<br />

und schulen Ihr r gesamtes gesamtes<br />

Team eam inklusiv inklusive inklusiv sive<br />

Supervision!<br />

Rosenheim<br />

<strong>05</strong>. <strong>05</strong>. / 06.07. .07. <strong>2013</strong> <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />

Dortmund 12. 12. / 13.07. .07. <strong>2013</strong><br />

Düren<br />

06. 06. / 07.09. 07.09. .09. <strong>2013</strong><br />

Kitzbühel 13. 13. / 14.09. .09. <strong>2013</strong><br />

Leipzig<br />

20. / 21.09. .09. <strong>2013</strong><br />

Wiesbaden 27. 27. / 28.09. .09. <strong>2013</strong><br />

Aktuelle Termine ermine unter: www.ifzl.de<br />

Bezugsquelle TECNOGAZ<br />

TTECNOGAZ<br />

Lachgasgerät Lachgasgerät - - TLS TLS med<br />

med<br />

sedation GmbH GmbH H<br />

Tel: el: +49 (0) 8035-9847510<br />

8035-9847510<br />

035-9847510<br />

Vorteilspreise<br />

bei bei Buchung<br />

Buchung<br />

eines Seminars s bei<br />

bei<br />

IfzL Stefanie Lohmeier!<br />

— Nachdruck aus PKV publik, Ausgabe Februar <strong>2013</strong><br />

www.zqp.de bietet eine Datenbank mit Beratungsangeboten,<br />

die sich auf das Thema „Gewalt in der<br />

Pflege“ spezialisiert haben. Zudem hat die Stiftung<br />

kürzlich eine Podiumsdiskussion zum Thema<br />

veranstaltet. Anzusehen ist die ZQP-Dokumentation<br />

„Freiheit, Sicherheit, Gewalt?!“ auf YouTube:<br />

www.youtube.com/user/stiftungzqp<br />

Beide BBeide ide Fortbildungsmöglichkeiten Fortbildungsmö ungsmö öglichkeit<br />

lichkeitenn<br />

werden d mit<br />

it Fortbildungspunkten FFortbildungspunkt<br />

tbildungspunkten<br />

gemäß mäß äß BZÄK BZÄK und und DGZMK DGZMK validiert<br />

validiert<br />

idiert<br />

Referenten: n:<br />

Wolfgang Lüder, Lüder Lüder,<br />

Zahnarzt<br />

& Lachgastr Lachgastrainer: ainer:<br />

Lachgassedierung dierung in der Erw<br />

Erwachsenenzahnheilkunde<br />

achsenenzahnheilkunde<br />

nheilkunde<br />

Andreas Martin<br />

Martin, , Facharzt<br />

für Anästhesie e<br />

Cynthia von on der Wense<br />

Wense, , Dr. Isabell von on Gymnich,<br />

Kinderzahnärztinnen: ärztinnen: N N 2 2O<br />

O in der der Kinderzahnheilkunde<br />

Kinderzahnheilkunde<br />

hnheilkunde<br />

Malte Voth: h: Notfalltrainer<br />

für Zahnärzte<br />

Kontakt: Kontakt: :<br />

IfzL – Stefanie efanie Lohmeier<br />

Bad Trißl rißl Str Straße<br />

39<br />

D-83080 Oberaudorf<br />

Ober Oberaudorf<br />

Tel: el: +49 (0) (0) 8033–9799620<br />

8033–9799620<br />

E-Mail: info@ifzl.de<br />

nfo@ifzl.de<br />

Internet: www www.ifzl.de<br />

Facharzt<br />

für für Anästhesie und<br />

Notfallmedizin. edizin.<br />

Andreas Martin rtin<br />

NEU NEU<br />

F A C H L I C H E S<br />

– Anzeige –<br />

Lachgas Lac ac achhgass<br />

Fortbildung<br />

Foor<br />

rtbildu rt rt rt un ung


Prophylaxetag <strong>2013</strong><br />

Wussten Sie, dass jeder achte Jugendliche<br />

(acht bis 15 Jahre) an einer<br />

mittelschweren Parodontitis erkrankt ist? Bei den Erwachsenen<br />

(35 bis 44 Jahre) leidet jeder Fünfte an einer schweren<br />

Zahnfleischentzündung und jeder Zweite kämpft mit einer<br />

mittelschweren Parodontitis.<br />

Ist Ihnen bewusst, dass jeder vierte Arbeitnehmer in<br />

Deutschland bereits innerlich gekündigt hat? Die deutsche<br />

Wirtschaft büßt durch diesen Trend und damit bedingten<br />

Produktionsausfall jährlich mehr als 112 Milliarden Euro<br />

ein.<br />

Mit diesen Zahlen schockten die Referenten des „Niedersächsischen<br />

Prophylaxetages <strong>2013</strong>“ am 17. April im Hotel<br />

Hennies in Isernhagen ihre knapp 200 Zuhörer.<br />

Joachim Krauß, Zahnarzt aus Eicklingen und Geschäftsführer<br />

der „ZfN Service GmbH“ : „Unsere Fortbildungsveranstaltung<br />

des Berufsverbandes `Zahnärzte für<br />

Niedersachsen`(ZfN) war innerhalb weniger Wochen ausgebucht!“<br />

Kein Stuhl blieb frei, als ZfN-Vorsitzender D.M.D. Henner<br />

Bunke die Referenten des Prophylaxetages und die aus<br />

ganz Niedersachsen angereisten Zuhörer begrüßte: „Nutzen<br />

Sie die hier erworbenen Kenntnisse bei ihrer Tätigkeit!“<br />

36 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Dr. Axel Wiesner, Zahnarzt aus Hanstedt, stellte als Tagungsleiter<br />

und Moderator die einzelnen Referenten vor<br />

und führte mit kurzweiligen Sätzen in die jeweiligen Themen<br />

ein.<br />

„Löcher in den Zähnen! Erosion oder Karies?“ Dr. Cornelia<br />

Frese, Oberärztin von der Uni Heidelberg brachte es auf einen<br />

Nenner: „Mit bakterieller Beteiligung – Karies! Ohne<br />

Dr. Axel Wiesner (links), wissenschaftlicher Leiter des Kongresses,<br />

begrüßt die fast 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die<br />

erste Referentin des Tages, Dr. Cornelia Frese, Oberärztin an der<br />

Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg.<br />

Fotos: © Axel Sturm


akterielle Beteiligung – Erosion!“ Erosionen seien häufig<br />

durch säurehaltige Nahrungsmittel (Softdrinks, Cola) und<br />

nächtlichen Reflux bedingt. Die Dozentin empfahl fluoridhaltige<br />

Mundspülungen, Ernährungsumstellung (u.a. calciumreiche<br />

Getränke) und verbesserte Zahnhygiene durch<br />

Einsatz weicher Zahnbürsten und mit schonender Bürstentechnik.<br />

Kurzweilig informierte Zahnarzt Dr. Jürgen Hadenfeldt, GOZ-<br />

Referent der ZfN und Vorsitzender der Verwaltungsstelle<br />

Göttingen der KZVN, die Teilnehmer über BEMA/GOZ<br />

Schnittstellen bei der Abrechnung ihrer Parodontitistherapie-<br />

und Prophylaxeleistungen. „Nur mit Hilfe einer sorgfältigen<br />

Dokumentation kann eine professionelle Zahnreinigung<br />

bei den gesetzlichen und den privaten<br />

Krankenkassen rechtssicher und verlässlich abgerechnet<br />

werden!“<br />

Regelrechte Beifallstürme erntete Zahnarzt Dr. Christian<br />

Bittner aus Salzgitter-Bad. Mit seinem Background als Hypnotiseur,<br />

Supervisor, Sportmentaltrainer und Schmerzexperte<br />

informierte er über „Absprachen im Team als Schlüssel<br />

zum Erfolg“. Dr. Bittner erwähnte die Gallup-Studie<br />

2012 mit beängstigenden Trends. 25 Prozent der Arbeitnehmer<br />

haben bereits innerlich gekündigt. Praxisbesprechungen<br />

sollten regelmäßig abgehalten werden. Imageförderung<br />

sollte regelmäßiges Thema bei den<br />

Besprechungen sein. Image sei die Wahrnehmung der Praxis<br />

durch den Patienten.<br />

„Für den ersten Eindruck des Patienten in der Zahnarztpraxis<br />

gibt es keine zweite Chance. Er entsteht blitzschnell<br />

und dauert meist nur fünf bis zehn Sekunden! Gerüche<br />

der Praxis, die räumliche Gestaltung – Raumgröße, Raumanordnung,<br />

Farben, Möbel und Geräusche – bilden dabei<br />

eine wichtige Rolle“, betonte Bittner.<br />

Bei der verbalen Kommunikation mit dem Patienten sei<br />

zuhören wichtiger als sprechen. Für viele unbekannt: Der<br />

Anteil der nonverbalen Kommunikation im gesamten Informationsaustausch<br />

betrage 70 bis 80 Prozent.<br />

Dr. Bittner weiter: „Die nonverbale Kommunikation findet<br />

ständig statt. Ihr Körper redet, ob Sie wollen oder nicht!“<br />

Empfehlungen des Dozenten. „Halten Sie Augenhöhe und<br />

Augenkontakt mit dem Patienten. Zeigen Sie, dass Sie zuhören.<br />

Lassen Sie den Anderen ausreden. Fassen Sie zusammen!<br />

Sagen Sie, wie Sie die gehörten Worte empfinden.<br />

Und achten Sie auf Ihr Bauchgefühl!“<br />

Professorin Dr. Petra Ratka-Krüger von der Uniklinik Freiburg<br />

informierte die Kongressteilnehmer über neueste Erkenntnisse<br />

und Behandlungsmöglichkeiten der Parodontitis. Sie<br />

erinnerte an die Ergebnisse der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie<br />

(DMS von 2006, siehe Anfang des Artikels).<br />

Bei den Senioren (55 – 77 Jahre) liegt der Anteil mit<br />

mittelschwerer Parodontitis bei 48 Prozent und 39,8 Pro-<br />

zent der Senioren sind an einer schweren Parodontitis erkrankt.<br />

Bei der Behandlung der bakteriellen Zahnfleischentzündung<br />

gebe es inzwischen elektronische Sonden<br />

und computerunterstützte Behandlungsmöglichkeiten, die<br />

die Differentialdiagnostik sehr erleichtern würden. Auch die<br />

Antbiotikatherapien hätten sich im vergangenen Jahrzehnt<br />

gewandelt. —<br />

Axel Sturm, Hannover<br />

STIMMEN VON TEILNEHMERN ZUM<br />

NIEDERSÄCHSISCHEN PROPHYLAXETAG <strong>2013</strong>:<br />

Antje Bahadori, Zahnarzthelferin aus<br />

Hannover: Hervorragende Dozenten.<br />

Die Vorträge waren sehr praxisnah.<br />

Und die neuen Erkenntnisse können<br />

zeitnah umgesetzt werden!“<br />

Inga Müller, Prophylaxe-Assistentin aus<br />

Bad Harzburg: „Dr Bittner hat mich stark<br />

beeindruckt. Ich kenne ihn bereits von<br />

einer früheren Fortbildung in Braunlage.<br />

Ich habe sehr gute und aufschlussreiche<br />

Informationen über den Umgang mit<br />

Patienten erhalten!“<br />

Heike Zech, Prophylaxe-Assistentin aus<br />

Wietze: „Die Vorträge waren sehr informativ.<br />

Ich bin sehr motiviert und habe für meine<br />

Tätigkeit zahlreiche neue Erkenntnisse<br />

gewonnen!“<br />

Bianca Kaufmann, Prophylaxe-Assistentin<br />

aus Peine: „Den Prophylaxe-Tag finde ich<br />

sehr gut. Sehr gute Praxistipps über den<br />

Umgang mit unserem Team und den<br />

Patienten habe ich von Dr. Bittner erhalten!“<br />

Jessica Koszak, Prophylaxe-Assistentin aus<br />

Garbsen: „Der heutige Tag war super.<br />

Bei früheren Fortbildungsveranstaltungen<br />

wurde fast nur wiederholt, was alle bereits<br />

wussten. Diesmal waren die Vorträge sehr<br />

informativ, unterhaltsam und mit neuen<br />

Erkenntnissen gespickt.“<br />

Astrid Burmester, Prophylaxe-Assistentin aus Lüneburg:<br />

„Bin sehr positiv beeindruckt und stark motiviert. Einiges<br />

werden wir sicher in unserer Praxis umsetzen. Der weite<br />

Weg von Lüneburg nach Hannover hat sich gelohnt!“<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

37<br />

F A C H L I C H E S


VERBESSERUNG DER AUFSUCHENDEN BETREUUNG VON<br />

PFLEGEBEDÜRFTIGEN UND MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN<br />

ODER EINGESCHRÄNKTER ALLTAGSKOMPETENZ<br />

Beispiele für die Berechnung von<br />

Besuchen bei GKV-Versicherten<br />

Zur Verbesserung der zahnmedizinischen<br />

Versorgungssituation von Pflegebedürftigen<br />

und Menschen mit Behinderungen in der häuslichen und<br />

stationären Betreuung wurde im einheitlichen Bewertungsmaßstab<br />

für zahnärztliche Leistungen (BEMA) eine<br />

zusätzliche Leistung für das erforderliche Aufsuchen von<br />

Versicherten, die einer Pflegestufe nach § 15 des Elften<br />

Buches zugeordnet sind, Eingliederungshilfe nach § 53<br />

des Zwölften Buches erhalten oder dauerhaft erheblich in<br />

BEISPIELE FÜR DIE BERECHNUNG VON BESUCHEN<br />

BEI VERSICHERTEN DER GKV<br />

38 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

ihrer Alltagskompetenz nach § 45a des Elften Buches<br />

eingeschränkt sind und die die Zahnarztpraxis aufgrund<br />

ihrer Pflegebedürftigkeit, Behinderung oder Einschränkung<br />

nicht oder nur mit hohem Aufwand aufsuchen können, eingeführt.<br />

Diese Neuerungen sind zum 1. April <strong>2013</strong> in Kraft<br />

getreten (vgl. auch Rundschreiben der KZVN, 15.04.<strong>2013</strong>).<br />

Wie diese Besuchspositionen abgerechnet werden können,<br />

zeigen wir Ihnen anhand nachfolgender Bespiele.<br />

Beispiel 1:<br />

Ein Zahnarzt besucht einen Patienten zu Hause und führt eine eingehende Untersuchung durch (Wochentag 10.00 Uhr).<br />

Die gefahrene einfache Wegstrecke beträgt 3 km*.<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten einschl. Beratung<br />

und eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 151 36<br />

Wegegeld 7820 (Radius 3 km) 8,- Euro<br />

Beispiel 2:<br />

Ein Zahnarzt besucht zwei Patienten in derselben Einrichtung und führt eine eingehende Untersuchung durch<br />

(Wochentag, 10.00 Uhr). Die gefahrene (einfache) Wegstrecke beträgt 10 km*.<br />

Patient 1:<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten einschl. Beratung und<br />

eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 151 36<br />

Wegegeld 7830 (Radius 10 km**) 6,15 Euro


Patient 2:<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines weiteren Versicherten in derselben<br />

häuslichen Gemeinschaft oder Einrichtung, einschl.<br />

Beratung und eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 152 34<br />

Wegegeld 7830 (Radius 10 km**) 6,15 Euro<br />

Beispiel 3:<br />

Ein Zahnarzt besucht einen Patienten zu Hause (Samstag, 15.00 Uhr). Der Patient ist der Pflegestufe I nach<br />

§15 Abs. 1 SGB XI zugeordnet. Die gefahrene (einfache) Wegstrecke beträgt 1,5 km*.<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten, einschl. Beratung und<br />

eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 151 36<br />

Zuschlag für an Samstagen, Sonn- oder Feiertagen<br />

durchgeführte Besuche nach Nr. 151<br />

Bema-Nr. 161d 38<br />

Zuschlag für das Aufsuchen von Versicherten, die<br />

pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder eine<br />

eingeschränkte Alltagskompetenz aufweisen.***<br />

Bema-Nr. 171a 35<br />

Wegegeld 7810 (Radius 1,5 km) 4,30 Euro<br />

Beispiel 4:<br />

Ein Zahnarzt besucht drei Patienten auf einer Pflegestation in einem Altenheim (Wochentag, 15.00 Uhr) und führt<br />

jeweils eine eingehende Untersuchung durch. Die Patienten sind der Pflegestufe I nach §15 Abs. 1 SGB XI zugeordnet.<br />

Die gefahrene (einfache) Wegstrecke beträgt 3,5 km*.<br />

Patient 1:<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten auf einer Pflegestation Bema-Nr. 153 14<br />

Eingehende Untersuchung Bema-Nr. 01 18<br />

Zuschlag für das Aufsuchen von Versicherten, die<br />

pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder eine<br />

eingeschränkte Alltagskompetenz aufweisen.***<br />

Bema-Nr. 171a 35<br />

Wegegeld 7820 (Radius 3,5 km**) 2,70 Euro<br />

Patient 2:<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten auf einer Pflegestation Bema-Nr. 153 14<br />

Eingehende Untersuchung Bema-Nr. 01 18<br />

Zuschlag für das Aufsuchen von weiteren Versicherten,<br />

die pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder<br />

eine eingeschränkte Alltagskompetenz aufweisen.***<br />

Bema-Nr. 171b 30<br />

Wegegeld 7820 (Radius 3,5 km**) 2,70 Euro <br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

39<br />

F A C H L I C H E S


Patient 3:<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten auf einer Pflegestation Bema-Nr. 153 14<br />

Eingehende Untersuchung Bema-Nr. 01 18<br />

Zuschlag für das Aufsuchen von weiteren Versicherten,<br />

die pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder<br />

eine eingeschränkte Alltagskompetenz aufweisen.***<br />

Bema-Nr. 171b 30<br />

Wegegeld 7820 (Radius 3,5 km**) 2,70 Euro<br />

BEISPIELE FÜR DIE BERECHNUNG VON BESUCHEN<br />

BEI VERSICHERTEN DER GKV UND PKV<br />

Beispiel 1:<br />

Ein Zahnarzt besucht zwei Patienten in derselben Einrichtung und führt eine eingehende Untersuchung durch<br />

(Wochentag, 16.00 Uhr).<br />

Der erste Patient ist gesetzlich versichert (GKV) und der zweite Patient ist privat versichert (PKV).<br />

Die gefahrene (einfache) Wegstrecke beträgt 11 km*.<br />

Patient 1 (GKV):<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten, einschließlich Beratung<br />

und eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 151 36<br />

Wegegeld 7840 (Radius 11km**) 18,40 Euro<br />

Patient 2 (PKV):<br />

Leistungen Abrechnungsnummern<br />

Besuch eines Versicherten,<br />

einschließlich Beratung und<br />

symptombezogene Untersuchung<br />

Beispiel 2:<br />

Ein Zahnarzt besucht drei Patienten in demselben Altenheim/derselben Einrichtung und führt eine eingehende Untersuchung<br />

durch (Wochentag, 21.00 Uhr).<br />

Zwei Patienten sind gesetzlich versichert (GKV) und ein Patient ist privat versichert (PKV).<br />

Ein Patient von den beiden gesetzlich Versicherten weist eine eingeschränkte Alltagskompetenz auf, bzw. ist<br />

pflegebedürftig. Die gefahrene (einfache) Wegstrecke beträgt 4 km*.<br />

40 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Punkte/<br />

Euro<br />

Faktor 1,0 Faktor 2,3 Faktor 3,5<br />

GOÄ 50 (*) 320 18,65 Euro 42,90 Euro 65,28 Euro<br />

Eingehende Untersuchung GOZ 0010 100 5,62 Euro 12,94 Euro 19,68 Euro<br />

Wegegeld 7840<br />

(Radius 11km**)<br />

18,40


Patient 1 (GKV):<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines Versicherten, einschließlich Beratung<br />

und eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 151 36<br />

Zuschlag für in der Zeit von 20 bis 22 Uhr oder<br />

6 bis 8 Uhr durchgeführte Besuche nach Nr. 151<br />

Bema-Nr. 161b 29<br />

Wegegeld 7820 (Radius 4km**) 4,00 Euro<br />

Patient 2 (GKV):<br />

Leistungen Abrechnungsnummern Punkte/Euro<br />

Besuch eines weiteren Versicherten in derselben<br />

häuslichen Gemeinschaft oder Einrichtung, einschl.<br />

Beratung und eingehender Untersuchung<br />

Bema-Nr. 152 34<br />

Zuschlag für das Aufsuchen von Versicherten, die<br />

pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder eine<br />

eingeschränkte Alltagskompetenz aufweisen.***<br />

Bema-Nr. 171a 35<br />

Zuschlag für in der Zeit von 20 bis 22 Uhr oder 6<br />

bis 8 Uhr durchgeführte Besuche<br />

Bema-Nr. 162b 15<br />

Wegegeld 7820 (Radius 4km**) 4,00 Euro<br />

Patient 3 (PKV):<br />

Leistungen Abrechnungsnummern<br />

Besuch eines Versicherten,<br />

einschließlich Beratung und<br />

symptombezogener Untersuchung<br />

Punkte/<br />

Euro<br />

Faktor 1,0 Faktor 2,3 Faktor 3,5<br />

GOÄ 50 320 18,65 Euro 42,90 Euro 65,28 Euro<br />

Eingehende Untersuchung GOZ 0010 100 5,62 Euro 12,94 Euro 19,68 Euro<br />

Zuschlag für in der Zeit von 20 bis Privat-GOÄ 260 15,50 Euro 34,86 Euro 53,04 Euro<br />

22 Uhr oder 6 bis 8 Uhr erbrachte<br />

Leistungen<br />

Zuschlag F<br />

Wegegeld 7820<br />

(Radius 4km**)<br />

8,- Euro<br />

— Birgit Marangi, Gruppenleiterin für KCH- und KFO-Quartalsabrechnungen<br />

* § 8 Absatz 2: Erfolgt der Besuch von der Wohnung des Zahnarztes aus, so tritt bei der Berechnung des Radius die Wohnung des<br />

Zahnarztes an die Stelle der Praxisstelle.<br />

** die Anzahl der besuchten Patienten ist anzugeben<br />

*** Die Anspruchsberechtigung ist vom Zahnarzt anhand der Einsichtnahme des Bescheides der Pflegekasse,<br />

des Bescheides über die Eingliederungshilfe oder des Gutachtens des MDK, in der Patientenakte zu dokumentieren.<br />

(*) Da die GOÄ auf „häusliche Gemeinschaft” und nicht auf „dieselbe Einrichtung” abstellt, darf bei PKV Patienten die<br />

volle Besuchsgebühr berechnet werden.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

41<br />

F A C H L I C H E S


Minijobs Aktuell<br />

ÄNDERUNGEN AB DEM 01.01.<strong>2013</strong><br />

ANHAND VON FALLBEISPIELEN<br />

Ausgangslage<br />

Studien zufolge erfreuen sich geringfügige Beschäftigungsverhältnisse<br />

(umgangssprachlich Minijobs) weiterhin wachsender<br />

Beliebtheit. Auch in Zahnarztpraxen sind Minijobs<br />

eine verbreitete Beschäftigungsform. So werden lange<br />

Öffnungszeiten abgedeckt, die Elternzeit überbrückt oder<br />

die Reinigung der Praxisräume organisiert. Häufig werden<br />

auch Beschäftigungsverhältnisse mit nahen Angehörigen<br />

im Rahmen solcher Minijobs durchgeführt.<br />

Der Beitrag widmet sich den Änderungen zum 01.01.<strong>2013</strong><br />

anhand von praxisnahen Fallbeispielen. Haushaltsnahe<br />

Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsverhältnisse im<br />

Rahmen der Gleitzone (sogenannte Midijobs) sind nicht<br />

Gegenstand des Beitrages.<br />

Ein Folgebeitrag geht auf die Besonderheiten bei nahen<br />

Angehörigen und der Elternzeit sowie auf Gestaltungen<br />

hinsichtlich zusätzlicher Vergütungsbestandteile bei Minijobs<br />

ein.<br />

Regelungen ab <strong>2013</strong><br />

Seit dem 01.01.<strong>2013</strong> ist bei der Beschäftigung und Neueinstellung<br />

von geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern<br />

die neue Entgeltgrenze von 450 EUR zu beachten.<br />

Hinsichtlich der vom Arbeitgeber zu tragenden pauschalen<br />

Abgaben für die Krankenversicherung und Rentenversicherung<br />

sowie der pauschalen Steuer hat sich nichts geändert.<br />

In der Regel sind Pauschalbeiträge von 30 % zu entrichten.<br />

Auswirkung Rentenversicherungspflicht<br />

Für das Jahr <strong>2013</strong> beträgt der Rentenversicherungsbeitrag<br />

18,9 %. Hiervon hat der Arbeitgeber 15% und der Arbeitnehmer<br />

3,9% zu tragen.<br />

Der Arbeitnehmer übt eine<br />

geringfügige Beschäftigung aus<br />

Eine versicherungsfreie geringfügige Beschäftigung, die vor<br />

dem 31.12.2012 aufgenommen wurde, bleibt in allen<br />

Zweigen der Sozialversicherung versicherungsfrei, sofern<br />

das regelmäßige Arbeitsentgelt von 400 EUR im Monat<br />

nicht überschritten wird. Der Arbeitnehmer hat weiterhin<br />

die Möglichkeit, auf die Versicherungsfreiheit in der Rentenversicherung<br />

zu verzichten.<br />

42 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

© Gerhard Seybert/Fotolia.com<br />

Übersteigt das regelmäßige Arbeitsentgelt 400 EUR im Monat,<br />

greift der Bestandsschutz nicht mehr. Die Beschäftigung<br />

wird grundsätzlich dauerhaft rentenversicherungspflichtig.<br />

Der Arbeitnehmer hat aber die Möglichkeit, sich von der<br />

Rentenversicherungspflicht befreien zu lassen.<br />

Eine geringfügige Beschäftigung, die nach dem 01.01.<strong>2013</strong><br />

aufgenommen wird, ist grundsätzlich rentenversicherungspflichtig.<br />

In der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung<br />

bleibt die Versicherungsfreiheit für den Arbeitnehmer<br />

bestehen. Der Arbeitnehmer hat die Möglichkeit, sich von<br />

der Rentenversicherungspflicht befreien zu lassen.<br />

Fall 1: Frau K hat im Dezember 2012 eine geringfügige Beschäftigung<br />

mit einem Entgelt von 200 EUR aufgenommen.<br />

Sie hat in der Vergangenheit nicht von der Möglichkeit der<br />

Aufstockung der Rentenversicherungsbeiträge (Verzicht auf<br />

Rentenversicherungsfreiheit) Gebrauch gemacht und möchte<br />

auch künftig keine eigenen Beiträge an die Rentenversicherung<br />

über ihren Arbeitgeber abführen.<br />

Lösung: Frau K bleibt ab Januar <strong>2013</strong> in allen Zweigen der<br />

Sozialversicherung versicherungsfrei.<br />

Abwandlung: Frau K soll ab März <strong>2013</strong> wegen betrieblicher<br />

Erfordernisse erheblich mehr Stunden arbeiten. Ihr<br />

monatliches Entgelt beträgt 420 EUR.<br />

Lösung: Frau K ist ab März <strong>2013</strong> in der Rentenversicherung<br />

versicherungspflichtig. Durch einen aktiven Verzicht auf die<br />

Rentenversicherungspflicht bleibt Frau K in allen Zweigen<br />

der Sozialversicherung versicherungsfrei.<br />

Fall 2: Frau D beginnt im Februar <strong>2013</strong> eine geringfügige<br />

Beschäftigung für 100 EUR im Monat. Sie verzichtet nicht<br />

aktiv auf die Rentenversicherungspflicht.


Lösung: Frau D ist rentenversicherungspflichtig. Zudem<br />

greift als Besonderheit die Mindestbemessungsgrundlage<br />

von 175 EUR. Der Arbeitgeber zahlt 26,25 EUR (15%<br />

pauschale Rentenversicherungsbeiträge auf 175 EUR)<br />

und dem Arbeitnehmer werden 6,83 EUR vom Bruttolohn<br />

abgezogen (3,9% von 175 EUR).<br />

Der Arbeitnehmer übt mehrere geringfügige<br />

Beschäftigungen gleichzeitig aus<br />

(keine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung)<br />

Übt der Arbeitnehmer mehrere versicherungsfreie geringfügige<br />

Beschäftigungen aus, die vor dem 31.12.2012 aufgenommen<br />

wurden, bleiben diese in allen Zweigen der Sozialversicherung<br />

versicherungsfrei, sofern das regelmäßige Arbeitsentgelt<br />

im Monat bei der Zusammenrechnung der Arbeitsentgelte<br />

aller geringfügigen Beschäftigungen 400 EUR nicht<br />

übersteigt. Der Arbeitnehmer hat weiterhin die Möglichkeit,<br />

aktiv auf die Versicherungsfreiheit in der Rentenversicherung<br />

zu verzichten. Der Verzicht ist nur einheitlich für alle<br />

geringfügigen Beschäftigungen möglich.<br />

Übersteigen die Arbeitsentgelte mehrerer geringfügiger Beschäftigungen<br />

in der Zusammenrechnung das regelmäßige<br />

Arbeitsentgelt von 400 EUR im Monat, greift der Bestandsschutz<br />

nicht mehr. Alle geringfügigen Beschäftigungen<br />

werden dauerhaft rentenversicherungspflichtig. Der Arbeitnehmer<br />

hat aber die Möglichkeit, sich von der Rentenversicherungspflicht<br />

befreien zu lassen. Die Befreiung ist nur<br />

einheitlich für alle geringfügigen Beschäftigungen möglich.<br />

Nimmt der Arbeitnehmer nach dem 01.01.<strong>2013</strong> eine<br />

zweite oder weitere geringfügige Beschäftigung auf, bleibt<br />

der Bestandsschutz für die geringfügigen Beschäftigungen<br />

bestehen, wenn in der Zusammenrechnung die Entgelte<br />

aller geringfügigen Beschäftigungen regelmäßig 400 EUR<br />

im Monat nicht übersteigen. Die nach dem 01.01.<strong>2013</strong><br />

aufgenommene geringfügige Beschäftigung ist jedoch<br />

rentenversicherungspflichtig. Der Arbeitnehmer hat auch<br />

hier die Möglichkeit, sich von der Rentenversicherungspflicht<br />

einheitlich befreien zu lassen.<br />

Werden mehrere geringfügige Beschäftigungen nach dem<br />

01.01.<strong>2013</strong> aufgenommen, sind diese grundsätzlich rentenversicherungspflichtig.<br />

Der Arbeitnehmer hat die Möglichkeit,<br />

sich von der Rentenversicherungspflicht befreien zu lassen.<br />

Wurden bei einer oder mehreren bestehenden geringfügigen<br />

Beschäftigungen vor dem 31.12.2012 von der Möglichkeit<br />

der Aufstockung der Rentenversicherungsbeträge Gebrauch<br />

gemacht, ist eine Befreiung von der Rentenversicherungspflicht<br />

für eine weitere geringfügige Beschäftigung, die nach<br />

dem 01.01.<strong>2013</strong> aufgenommen wurde, nicht möglich.<br />

Fall 3: Frau K hat zunächst im Juli 2012 und dann zusätzlich<br />

im Dezember 2012 eine geringfügige Beschäftigung mit<br />

einem Entgelt von jeweils 200 EUR aufgenommen. Sie<br />

hat in der Vergangenheit nicht von der Möglichkeit der<br />

Aufstockung der Rentenversicherungsbeiträge (Verzicht auf<br />

Rentenversicherungsfreiheit) Gebrauch gemacht und möchte<br />

auch künftig keine eigenen Beiträge an die Rentenversicherung<br />

über ihren Arbeitgeber abführen.<br />

Lösung: Frau K bleibt ab Januar <strong>2013</strong> in beiden Beschäftigungen<br />

in allen Zweigen der Sozialversicherung versicherungsfrei.<br />

Abwandlung: Frau K soll ab März <strong>2013</strong> wegen betrieblicher<br />

Erfordernisse in der ersten Beschäftigung mehr Stunden<br />

arbeiten. Ihr monatliches Entgelt beträgt 230 EUR.<br />

Lösung: Frau K ist ab März <strong>2013</strong> grundsätzlich in beiden<br />

geringfügigen Beschäftigungen rentenversicherungspflichtig,<br />

da ihr Entgelt in der Zusammenrechnung 400 EUR übersteigt.<br />

Durch einen aktiven Verzicht auf die Rentenversicherungspflicht<br />

bleibt Frau K weiterhin in allen Zweigen der<br />

Sozialversicherung versicherungsfrei. <br />

dental bauer<br />

Praxisabgabeseminar<br />

Sie möchten Ihre Praxis abgeben und diese erfolgreich vermarkten?<br />

Erfahren Sie mehr über:<br />

die aktuelle Marktsituation und erfolgsversprechende Vermarktungsstrategie<br />

professionelle Strukturanalysen und die Aufbereitung betriebswirtschaftlicher<br />

Daten<br />

Praxisbewertung und die realistische Kaufpreiseinschätzung<br />

vertragsrechtliche und steuerliche Aspekte<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

– Anzeige –<br />

Über Ihre Anmeldung zu einem dieser Termine freuen wir uns:<br />

Am Mittwoch, <strong>05</strong>.06.<strong>2013</strong>, von 15.00 bis 18.00 Uhr in Hamm<br />

Am Mittwoch, 12.06.<strong>2013</strong>, von 14.00 bis 17.00 Uhr in Salzwedel<br />

Am Mittwoch, 18.09.<strong>2013</strong>, von 14.00 bis 19.00 Uhr in Bonn<br />

Anmeldung/Fragen unter Tel. 0177 643 65 88 oder stephan.schlitt@dentalbauer.de<br />

Eine Teilnahmebestätigung und eine Anfahrtsbeschreibung erhalten Sie nach<br />

Eingang Ihrer Anmeldung zugesendet.<br />

Diskretion wird garantiert!<br />

Bei persönlichem Beratungsbedarf vereinbaren Sie bitte mit<br />

Herrn Stephan Schlitt einen unverbindlichen und kostenfreien<br />

Praxisbesichtigungstermin.<br />

Weitere Veranstaltungen und unsere online-Praxisbörse finden www.<br />

Sie unter www.dentalbauer.de<br />

dentalbauer.de<br />

43<br />

F A C H L I C H E S


Fall 4: Frau K hat im Dezember 2012 eine geringfügige Beschäftigung<br />

mit einem Entgelt von 200 EUR aufgenommen.<br />

Sie hat nicht von der Möglichkeit der Aufstockung der<br />

Rentenversicherungsbeiträge (Verzicht auf Rentenversicherungsfreiheit)<br />

Gebrauch gemacht. Im Januar <strong>2013</strong> nimmt<br />

sie eine weitere geringfügige Beschäftigung mit einem<br />

Entgelt von 150 EUR auf.<br />

Lösung: Für die erste geringfügige Beschäftigung greift der<br />

Bestandschutz, da beide Beschäftigungen in der Zusammenrechnung<br />

400 EUR nicht übersteigen. Die zweite<br />

geringfügige Beschäftigung ist rentenversicherungspflichtig.<br />

Fall 5: Frau D beginnt im Februar <strong>2013</strong> eine geringfügige<br />

Beschäftigung für 100 EUR im Monat. Im April <strong>2013</strong><br />

beginnt sie eine weitere geringfügige Beschäftigung gegen<br />

ein Entgelt von 300 EUR. Sie beantragt nicht die Rentenversicherungsfreiheit.<br />

Lösung: Frau D ist in beiden geringfügigen Beschäftigungen<br />

rentenversicherungspflichtig.<br />

Der Arbeitnehmer übt eine Hauptbeschäftigung und<br />

eine geringfügige Beschäftigung aus<br />

Übt der Arbeitnehmer eine versicherungsfreie geringfügige<br />

Beschäftigung neben einer Hauptbeschäftigung aus, die<br />

vor dem 31.12.2012 aufgenommen wurde, bleibt diese<br />

in allen Zweigen der Sozialversicherung versicherungsfrei,<br />

sofern das regelmäßige Arbeitsentgelt von 400 EUR im<br />

Monat nicht überschritten wird. Der Arbeitnehmer hat<br />

weiterhin die Möglichkeit, auf die Versicherungsfreiheit in<br />

der Rentenversicherung zu verzichten.<br />

Nimmt der Arbeitnehmer nach dem 01.01.<strong>2013</strong> eine<br />

geringfügige Beschäftigung neben einer Hauptbeschäftigung<br />

auf, ist die geringfügige Beschäftigung grundsätzlich<br />

rentenversicherungspflichtig. Der Arbeitnehmer hat die<br />

Möglichkeit, sich von der Rentenversicherungspflicht<br />

befreien zu lassen.<br />

Fall 6: Frau K hat im Juli 2012 eine sozialversicherungspflichtige<br />

Hauptbeschäftigung und im Dezember 2012 eine<br />

geringfügige Beschäftigung mit einem Entgelt von 200 EUR<br />

aufgenommen. Sie hat nicht von der Möglichkeit der<br />

Aufstockung der Rentenversicherungsbeiträge (Verzicht<br />

auf Rentenversicherungsfreiheit) Gebrauch gemacht und<br />

möchte auch künftig keine eigenen Beiträge an die<br />

Rentenversicherung über ihren Arbeitgeber abführen.<br />

44 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Foto: <strong>NZB</strong>-Archiv<br />

Tino Koch, Steuerberater.<br />

Lösung: Frau K bleibt ab Januar <strong>2013</strong> für die geringfügige<br />

Beschäftigung in allen Zweigen der Sozialversicherung<br />

versicherungsfrei.<br />

Abwandlung: Frau K hat im Dezember 2012 eine sozialversicherungspflichtige<br />

Hauptbeschäftigung aufgenommen.<br />

Im Januar <strong>2013</strong> nimmt sie eine geringfügige Beschäftigung<br />

mit einem Entgelt von 200 EUR auf.<br />

Lösung: Die geringfügige Beschäftigung ist grundsätzlich<br />

rentenversicherungspflichtig. Durch einen aktiven Verzicht<br />

auf die Rentenversicherungspflicht kann Frau K in allen<br />

Zweigen der Sozialversicherung Versicherungsfreiheit erlangen.<br />

Der Arbeitnehmer übt eine Hauptbeschäftigung und<br />

mehrere geringfügige Beschäftigungen aus<br />

Werden mehrere geringfügige Beschäftigungen neben einer<br />

Hauptbeschäftigung ausgeübt, entfällt grundsätzlich nur für<br />

eine geringfügige Beschäftigung die Zusammenrechnung<br />

mit der Hauptbeschäftigung. Dabei wird die zeitlich zuerst<br />

aufgenommene geringfügige Beschäftigung von der Zusammenrechnung<br />

mit der Hauptbeschäftigung ausgenommen.<br />

Durch die Zusammenrechnung mit der Hauptbeschäftigung<br />

wird jede weitere geringfügige Beschäftigung in allen<br />

Zweigen der Sozialversicherung versicherungspflichtig. <br />

— Tino Koch, Steuerberater<br />

Geschäftsführer der Koch & Kollegen Steuerberatung GmbH,<br />

Hannover


Rechtstipp<br />

Berufsausübungsgemeinschaft –<br />

Praxisgemeinschaft<br />

Gemeinschaftspraxis (richtig Berufsausübungsgemeinschaft)<br />

und Praxisgemeinschaft nur ein Wortspiel? Keineswegs!<br />

Auch wenn beide Rechtsformen eine Gesellschaft bürgerlichen<br />

Rechts bilden, gibt es doch gravierende Unterschiede in der<br />

Form der jeweiligen Zusammenarbeit:<br />

Berufsausübungsgemeinschaft<br />

Eine Berufsausübungsgemeinschaft liegt vor, wenn sich Zahnärzte<br />

zur gemeinsamen Berufsausübung zusammenschließen.<br />

Der Patient schließt den Behandlungsvertrag mit der Gesellschaft,<br />

die Gesellschaft und damit die Gesellschafter insgesamt<br />

schulden die Behandlung nach dem zahnmedizinischen<br />

Standard, unabhängig davon, wer die zahnärztliche Behandlung<br />

konkret durchgeführt hat.<br />

Die Gesellschafter haften füreinander, auch für Behandlungsfehler<br />

des anderen Gesellschafters. Die Rechnung gegenüber<br />

dem Patienten stellt die Berufsausübungsgemeinschaft. Abrechnungen<br />

über die Kassenzahnärztliche Vereinigung erfolgen<br />

von Seiten der Berufsausübungsgemeinschaft und diese<br />

erhält grundsätzlich ein Budget zugeteilt, welches größer ist<br />

als das Budget einer Einzelpraxis. Bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

werden die von Seiten der Berufsausübungsgemeinschaft<br />

abgerechneten Leistungen auf ihre Wirtschaftlichkeit<br />

überprüft, unabhängig davon, welcher Zahnarzt der Gesellschaft<br />

die Leistungen tatsächlich erbracht hat.<br />

Für Schulden der Berufsausübungsgemeinschaft haften auch<br />

die Gesellschafter mit ihrem persönlichen Vermögen, selbst<br />

wenn der jeweils andere Partner den Schaden verursacht hat.<br />

Nach neuerer Rechtssprechung ist Voraussetzung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

nicht auch eine Kapitalbeteiligung<br />

eines Gesellschafters. Der Beitrag eines Gesellschafters kann<br />

auch in der Leistung von Diensten bestehen.<br />

Vorteil einer solchen Gemeinschaftspraxis ist, dass zum Beispiel<br />

die Karteikarten nicht getrennt aufbewahrt werden müssen,<br />

jeder Gesellschafter in die Karteikarte in vollem Umfang Einsicht<br />

nehmen darf und das Bestellbuch für die Gesellschafter<br />

gemeinsam geführt werden kann. Vorteil ist auch ein gemeinsames<br />

Budget, unabhängig davon, wer dieses tatsächlich in<br />

Anspruch nimmt.<br />

Die Schweigepflicht gilt gegenüber allen Gesellschaftern<br />

unabhängig davon, wer die Behandlungen durchführt,<br />

allerdings sollte organisatorisch die freie Zahnarztwahl des<br />

Patienten gewährleistet werden.<br />

Praxisgemeinschaft<br />

Zu einer Praxisgemeinschaft schließen sich Zahnarzte zusammen,<br />

wenn sie zwar selbstständig jeder eine eigene Praxis betreiben<br />

wollen, aber bestimmte Aufgaben gemeinsam erledigt werden<br />

sollen und hierfür eine Gemeinschaft gründen. Bezieht sich<br />

diese Gemeinsamkeit auf bestimmte Geräte (z.B. Panoramagerät<br />

oder ähnliches) spricht man von einer Gerätegemeinschaft.<br />

Bei einer Praxisgemeinschaft schließt der jeweilige Zahnarzt<br />

mit seinem Patienten einen Behandlungsvertrag ab und nur<br />

er schuldet ihm die Behandlung nach dem zahnmedizinischen<br />

Standard. Der Patient schuldet nur ihm sein Honorar. Entsprechend<br />

liquidiert jeder Zahnarzt selbst und allein gegenüber<br />

seinem Patienten.<br />

Begeht der Zahnarzt einen Behandlungsfehler, so haftet nur<br />

er für diesen Fehler.<br />

Für Gewinn und Verlust der Praxis ist jeder Zahnarzt selbst<br />

verantwortlich. Der Zahnarzt rechnet gegenüber der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung ab. Jeder Zahnarzt erhält sein<br />

eigenes Budget und ist selbst und allein in einer Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

für sein Handeln – nicht aber für das seines<br />

Praxisgemeinschaftspartners- verantwortlich.<br />

Die Karteikarten sind getrennt voneinander zu führen und der<br />

Partner hat kein Einsichtsrecht. Betritt der Patient gemeinsam<br />

genutzte Praxisräume, so muss gewährleistet sein, dass<br />

deutlich wird, in welcher Praxis er sich befindet. Teilen sich die<br />

Praxispartner zum Beispiel eine Rezeption und eine Helferin<br />

in der Rezeption, so muss für den Patienten deutlich sein, für<br />

welche Praxis sie gerade tätig ist. Die Bestellbücher sind<br />

getrennt zu führen.<br />

Beide Rechtsformen haben Vor- und Nachteile. Der Teufel steckt<br />

auch hier – wie fast überall – im Detail. Lassen Sie sich daher<br />

vor Abschluss eines Vertrages beraten und vor allem schließen<br />

Sie keinen Praxisgemeinschaftsvertrag bzw. Berufsausübungsgemeinschaftsvertrag<br />

ab, in denen Regelungen enthalten<br />

sind, die sie nicht verstehen!! Abgeraten werden muss von<br />

einer juristisch nicht abgeklärten Übernahme von Formularverträgen<br />

(z.B. aus dem Internet) oder der Beratung durch nicht<br />

legitimierte Berufsgruppen. <br />

Wencke Boldt,<br />

Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht<br />

Hildesheimer Straße 33, 30169 Hannover<br />

Tel.: <strong>05</strong>11 8074-995, Fax: <strong>05</strong>11 8074-997<br />

— Quelle: www.zfn-online.de<br />

© Matthias Eckert/Fotolia.com<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

45<br />

F A C H L I C H E S


Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

Aktuelle Urteile…<br />

…AUS DER ARBEITSWELT<br />

Kündigung: Der „blaue Brief“ darf auch während<br />

des Urlaubs zugestellt werden<br />

Arbeitgeber sind berechtigt, einem Mitarbeiter die Kündigung<br />

auch dann an die Wohnungsadresse zustellen zu lassen,<br />

wenn sich dieser in Urlaub befindet. Das kann durch<br />

Einwurf in den Hausbriefkasten geschehen. Damit gilt das<br />

Schreiben als „zugestellt“. Wenn danach für den Empfänger<br />

„unter gewöhnlichen Verhältnissen“ die Möglichkeit der<br />

Kenntnisnahme bestand, ist es unerheblich, ob und wann<br />

er die Kündigung tatsächlich zur Kenntnis genommen hat<br />

und ob er daran durch Krankheit, zeitweilige Urlaubs-<br />

Abwesenheit oder andere Umstände einige Zeit gehindert<br />

war. Das heißt: Wer sich einige Zeit außerhalb seiner Wohnung<br />

aufhält, der sollte sicherstellen, dass andere für ihn<br />

regelmäßig die Posteingänge kontrollieren. Das Bundesarbeitsgericht:<br />

„Unterlässt er dies, so wird der Zugang eines<br />

Briefes durch solche – allein in seiner Person liegenden –<br />

Gründe nicht ausgeschlossen“. Und: „Ein an die Heimatanschrift<br />

des Arbeitnehmers gerichtetes Kündigungsschreiben<br />

kann diesem deshalb selbst dann 'zugehen', wenn der<br />

Arbeitgeber von seiner urlaubsbedingten Ortsabwesenheit<br />

weiß“. (BAG, 2 AZR 224/11)<br />

Kündigung: Auch ein Arbeitnehmer muss (meist)<br />

erst „abmahnen“, ehe er fristlos gehen will<br />

Ist ein Arbeitnehmer mit Arbeitsbedingungen in dem Betrieb<br />

nicht einverstanden, so gibt ihm das nicht das Recht, die<br />

Arbeitsstelle fristlos aufzukündigen. Er muss seinen Chef<br />

zuvor - wie es im umgekehrten Fall auch der Fall sein<br />

müsste – „abmahnen“. Tut er das nicht, darf ihn der Arbeitgeber<br />

auf Weiterarbeit verklagen und gegebenenfalls<br />

Schadenersatzansprüche geltend machen, wenn er durch<br />

das vorzeitige Ausscheiden des Mitarbeiters finanzielle<br />

Nachteile hinnehmen musste. (Hier hatte der Ex-Mitarbeiter<br />

sein Ausscheiden vor Ablauf der für ihn maßgebenden<br />

Kündigungsfrist mit einer zu hohen Zahl von Überstunden<br />

begründet. Ohne Erfolg, weil er dem Arbeitgeber keine<br />

Gelegenheit gegeben hatte, für „Besserung“ zu sorgen.)<br />

(ArG Berlin, 28 Ca 16836/12)<br />

46 F A C H L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

© Sandor Jackal/<br />

…AUS DEM STEUERRECHT<br />

Handwerkerleistungen müssen nicht unbedingt<br />

„selbst bezahlt“ worden sein<br />

Hat eine Mutter von ihrem Sohn in dessen Haus ein<br />

lebenslanges Wohnrecht erhalten, so kann sie<br />

Aufwendungen für handwerkliche Leistungen auch<br />

dann steuerlich geltend machen, wenn sie sie nicht<br />

unmittelbar bezahlt hat. Hier hatte das ihr Sohn im<br />

Rahmen der mit der Mutter als „Altenteilerin“ vereinbarten<br />

Regelung übernommen. Seine diesbezüglichen<br />

als „dauernde Last“ in seiner Steuererklärung<br />

geltend gemachten Zahlungen wurden der Mutter<br />

als steuerpflichtiges Einkommen angerechnet. Ihr<br />

Argument, zumindest indirekt sei sie dadurch mit<br />

den Handwerkerleistungen belastet gewesen,<br />

wurde vom Gericht anerkannt – und im korrigierten<br />

Steuerbescheid mindernd berücksichtigt.<br />

(Niedersächsisches FG, 2 K 239/12)<br />

Die „zumutbare Belastung“ ist ins Gesetz<br />

fest eingemeißelt<br />

Wer Aufwendungen steuerlich als außergewöhnliche<br />

Belastung geltend machen will, der hat damit nur<br />

Erfolg, wenn die Kosten die „zumutbare Belastung“<br />

übersteigen. Deren Höhe richtet sich nach der Höhe<br />

des Gesamteinkommens sowie dem Familienstand<br />

und der Kinderzahl und bewegt sich zwischen<br />

einem und sieben Prozent des entsprechenden<br />

Einkommens. Ein Ehepaar sah in dem Vorwegabzug<br />

der zumutbaren Belastung einen Verstoß gegen das<br />

Grundgesetz und wollte seine Krankheitsaufwendungen<br />

in Höhe von 1.170 Euro voll als abzugsfähig<br />

anerkannt bekommen. Immerhin seien die Aufwendungen<br />

„zwangsläufig“ entstanden; sie hätten sich<br />

ihnen „nicht entziehen“ können. Wegen ihres hohen<br />

Jahreseinkommens und der daraus resultierenden<br />

zumutbaren Belastung von sechs Prozent = 38.787<br />

Euro gingen sie leer aus. Das Finanzgericht Rheinland-<br />

Pfalz sah darin keine Benachteiligung und wies ihre<br />

Klage ab. (FG Rheinland-Pfalz, 4 K 1970/10)


Terminliches<br />

BEZIRKSSTELLE VERDEN<br />

22.5.<strong>2013</strong><br />

Referent: Dr. Jan Behring, Hamburg<br />

Thema: Chirurgische Kronenverlängerung<br />

19.6.<strong>2013</strong><br />

Referent: Prof. Dr. Werner Geurtsen,<br />

Hannover<br />

Thema:<br />

Biokompatibilität zahnärztlicher<br />

Werkstoffe auf Kunststoffbasis<br />

28.8.<strong>2013</strong><br />

Referentin: Dr. Heidi Diamanti, Hamburg<br />

Thema: Homöopathie in der<br />

zahnärztlichen Praxis<br />

Ort: Haags Hotel Niedersachsenhof,<br />

Lindhooper Straße 97, 27283 Verden<br />

Fortbildungsreferent:<br />

Dr. Walter Schulze.<br />

Zahnärztekammer Niedersachsen /<br />

Bezirksstelle Verden, Nordstraße 5,<br />

27356 Rotenburg/W.<br />

Tel.: 04261 3665, Fax: 04261 4742<br />

E-Mail: drws.walter@t-online.de<br />

BEZIRKSSTELLE HANNOVER<br />

<strong>05</strong>.06.<strong>2013</strong><br />

Referent:<br />

Priv.-Doz. Dr. M. Oliver Ahlers, Hannover<br />

Thema: „Funktionsdiagnostik,<br />

Funktionstherapie und restaurative<br />

Weiterbehandlung mit Repositions-<br />

Onlays und -Veneers“<br />

04.09.<strong>2013</strong><br />

Referent: Priv. Doz. Dr. Dirk Schulze,<br />

Freiburg i. Br.<br />

Thema: „Möglichkeiten und Grenzen<br />

der digitalen Volumentomographie –<br />

wissen wir jetzt wirklich mehr?“<br />

Ort: Hannover Congress Centrum,<br />

Theodor-Heuss-Platz 1-3,<br />

30175 Hannover<br />

Fortbildungsreferent:<br />

Dr. Kai-Petrik Worch, M.S. (USA)<br />

c/o Zahnärztekammer Niedersachsen<br />

Zeißstr. 11b, 3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

Tel.: <strong>05</strong>11 83391-190/191<br />

Fax: <strong>05</strong>11 83391-196<br />

E-Mail: bezhannover@zkn.de<br />

Internet: www.zkn.de<br />

ÖFFENTLICHE<br />

ZUSTELLUNG<br />

Der Bescheid zur Festsetzung<br />

der Verwaltungskostenbeiträge<br />

für das Quartal IV/2012 vom<br />

20.03.<strong>2013</strong> und der Jahreshonorar-<br />

und Degressionsbescheid<br />

für 2012 vom 20.03.<strong>2013</strong> für<br />

Zahnarzt Rudolf Schepers,<br />

Geschwister-Scholl-Straße 17,<br />

48527 Nordhorn<br />

können nicht zugestellt werden,<br />

da sein derzeitiger Aufenthaltsort<br />

nicht bekannt ist. Ermittlungen<br />

über den aktuellen Aufenthaltsort<br />

verliefen ergebnislos.<br />

Die Bescheide werden daher im<br />

Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der<br />

KZV Niedersachsen öffentlich<br />

zugestellt.<br />

Die Bescheide können bei der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11,<br />

3<strong>05</strong>19 Hannover gegen Vorlage<br />

eines gültigen Lichtbildausweises<br />

oder durch einen bevollmächtigten<br />

Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, vom 15.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong><br />

bis zum 29.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong>, bei Frau<br />

Klünder (Abt. Honorar) eingesehen<br />

werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB<br />

X i. V. m. § 10 Abs. 2 VwZG gelten<br />

die Bescheide als zugestellt, wenn<br />

seit dem Tag der Bekanntmachung<br />

im Niedersächsischen<br />

Zahnärzteblatt zwei Wochen<br />

vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche<br />

Bekanntmachung werden<br />

Fristen in Gang gesetzt, nach<br />

deren Ablauf Rechtsverluste<br />

drohen können oder durch TerminversäumnisseRechtsnachteile<br />

zu befürchten sind.<br />

ÖFFENTLICHE<br />

ZUSTELLUNG<br />

Der Jahreshonorar- und<br />

Degressionsbescheid für 2012<br />

vom 20.03.<strong>2013</strong> für<br />

Zahnärztin Anita Tiihonen,<br />

Eberhofweg 64,<br />

22415 Hamburg<br />

kann nicht zugestellt werden,<br />

da ihr derzeitiger Aufenthaltsort<br />

nicht bekannt ist. Ermittlungen<br />

über den aktuellen Aufenthaltsort<br />

verliefen ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im<br />

Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der<br />

KZV Niedersachsen öffentlich<br />

zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11,<br />

3<strong>05</strong>19 Hannover gegen Vorlage<br />

eines gültigen Lichtbildausweises<br />

oder durch einen bevollmächtigten<br />

Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, vom 15.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong><br />

bis zum 29.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong>, bei Frau<br />

Klünder (Abt. Honorar) eingesehen<br />

werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB<br />

X i. V. m. § 10 Abs. 2 VwZG gilt<br />

der Bescheid als zugestellt, wenn<br />

seit dem Tag der Bekanntmachung<br />

im Niedersächsischen<br />

Zahnärzteblatt zwei Wochen<br />

vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche<br />

Bekanntmachung werden<br />

Fristen in Gang gesetzt, nach<br />

deren Ablauf Rechtsverluste<br />

drohen können oder durch TerminversäumnisseRechtsnachteile<br />

zu befürchten sind.<br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | T E R M I N L I C H E S<br />

47<br />

T E R M I N L I C H E S


Persönliches<br />

Fortbildung! – Was sonst?<br />

DR. VOLKER THOMA – 60 JAHRE<br />

Man kann es kaum glauben, er hat noch andere Interessen.<br />

Aber nun mal von Anfang an:<br />

1953 in Buxtehude geboren, besuchte er auch dort Schule<br />

und Gymnasium – er war immer schon so groß und<br />

wurde deshalb bereits im Alter von 5 Jahren eingeschult.<br />

Danach noch 2 Kurzschuljahre mitgenommen und schon<br />

konnte er mit 17 sein Abitur feiern. Das Studium der<br />

Zahnmedizin am UKE in Hamburg schloss er deshalb mit<br />

23 Jahren ab, den Doktortitel inclusive.<br />

Danach forderte die Bundeswehr ihren Tribut: Wehrdienstzeit<br />

als Stabsarzt in Cuxhaven-Altenwalde.<br />

Nach seiner Assistenzzeit in Lübeck und Ahrensburg hat er<br />

sich dann in seiner Heimatstadt niedergelassen. Sein Beruf<br />

ist von Anfang an auch sein Hobby gewesen und darum<br />

gehört eine ordentliche Portion Fortbildung dazu: Kursserien<br />

bei Slavicek, Gutowski, Bumann, Dragoo… Dieses Interesse<br />

wurde auch von Dr. Ross bemerkt und so wurde Dr. Thoma<br />

für die Bezirksstellenfortbildung entdeckt. Dieses Amt hat<br />

er 25 Jahre mit großem Erfolg ausgeübt – die Kollegen<br />

strömten zu seinen Bezirksstellenfortbildungen. Er weiß<br />

eben, was die Kollegenschaft interessiert – und weiß, dass<br />

Dr. Thoma, wie man ihn kennt – hier auf seiner Silberhochzeit.<br />

48 P E R S Ö N L I C H E S | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

auch in der Kollegenschaft ein Zusammenhalt notwendig<br />

ist, damit die Zahnmedizin in der politischen Landschaft<br />

angemessen vertreten wird. Er engagierte sich deshalb in<br />

der ANZ (Arbeitsgemeinschaft der Niedersächsischen Zahnärzte),<br />

die inzwischen in der ZFN aufgegangen ist. Bei vielen<br />

Ausgaben des ANZeigers hat er maßgeblich mitgewirkt. In<br />

Buxtehude war er Gründungsmitglied des ZIF (Zahnärzteverein<br />

für Information und Fortbildung e.V.), ist bis heute<br />

stellvertretender Vorsitzender und sorgt sich auch dort um<br />

die Belange der Fortbildung der Kollegenschaft. Die laufend<br />

wechselnden Hygienerichtlinien scheinen sein Steckenpferd<br />

zu werden.<br />

Ach ja, es bleibt ihm noch Zeit für eine Familie. Vor über<br />

25 Jahren hat er seine Frau Barbara geheiratet und hat<br />

eine Tochter und einen Sohn, die er oft nach Dänemark in<br />

den Urlaub entführt. Dänisch spricht er inzwischen fließend.<br />

Mit seiner Frau hat er ein gemeinsames Hobby, den Gesellschaftstanz.<br />

Zusätzlich hält er sich mit regelmäßigem<br />

Schwimmen fit, fährt gerne Fahrrad und ist ein Modelleisenbahnfan.<br />

Auch Fernreisen haben es ihm angetan, zum<br />

zweiten Mal besuchte er letztes Jahr Namibia – mit der<br />

Kamera im Anschlag und die großartige Natur im Visier.<br />

Tolle, eigene Fotografien zieren inzwischen seine Praxis. Da<br />

ich in Namibia dabei war, kann ich berichten: Die einheimischen<br />

Frauen waren begeistert von seiner Größe und den<br />

hellen Haaren.<br />

Er kann ja wirklich pingelig sein! Das merkt man besonders<br />

wenn eine fachliche Diskussion geführt wird – da gibt er<br />

auch bei Kammer- und KZVN-Mitgliedern nicht nach. Seiner<br />

Tätigkeit als Gerichtsgutachter kommt das zugute – seiner<br />

Einschätzung können die Gerichte vertrauen.<br />

Volker, ich wünsche dir weiterhin viele glückliche Jahre mit<br />

deiner Familie und bei deiner beruflichen Tätigkeit. <br />

— W. Dammasch, Buxtehude


DR. GEORG KOLBOW<br />

70 JAHRE<br />

Die sog. Altersgrenze hat der Kollege Kolbow schon<br />

länger erreicht. Für ihn war das kein Grund, seine<br />

Aktivitäten einzustellen. In der KZVN war er bis 2010<br />

Mitglied im Finanz- und Verwaltungsausschuss. Sein<br />

Sachverstand, durch langjährige Mitgliedschaft im<br />

Leitenden Ausschuss des Altersversorgungswerkes<br />

(AVW) erworben, brachte er in die Beratungen kompetent<br />

ein. Bis 2010 war er Vorsitzender der Verwaltungsstelle<br />

Oldenburg. In diesem Amt bemühte er<br />

sich, ausgleichend zwischen kontroversen Standpunkten<br />

zu vermitteln.<br />

Zwischenzeitlich übergab er seine Praxis an eine<br />

Nachfolgerin, so dass er diese Verpflichtung nicht<br />

länger hatte.<br />

Bestehen blieben sein Engagement in der Kommunalpolitik<br />

und die Tätigkeit im AVW.<br />

Der Vorstand der KZVN wünscht ihm für die Zukunft<br />

alles Gute und Gesundheit und Zeit für seine privaten<br />

Aktivitäten. —<br />

Der Vorstand der KZVN<br />

ALLES GUTE ZUM 85.<br />

Lieber Rüdiger Poepel,<br />

zu Deinem Geburtstag gratulieren wir Dir ganz herzlich und wünschen Dir für die<br />

kommenden Lebensjahre viel Freude und Gesundheit im Kreise Deiner Familie.<br />

Dein umfangreiches und engagiertes Wirken für die Kolleginnen und Kollegen ist im<br />

Niedersächsischen Zahnärzteblatt (5/2008) ausführlich dargestellt worden.<br />

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Dezember 2003 unter der Überschrift<br />

in der Lüneburger Landeszeitung<br />

SPEERSPITZEDER ZAHNÄRZTE<br />

WIR GRATULIEREN DR. JÖRG NIEDERSEN<br />

ZUM 70STEN GEBURTSTAG<br />

Am 14. Mai feiert Kollege Niedersen aus Wilhelmshaven seinen<br />

70. Geburtstag. Dazu gratulieren wir herzlich verbunden mit<br />

den besten Wünschen für die Zukunft.<br />

Nach seiner Promotion (1971) ließ sich Jörg Niedersen 1972<br />

als Vertragszahnarzt in Wilhelmshaven nieder, wo er seitdem<br />

praktiziert.<br />

Bereits fünf Jahre nach der Niederlassung zog es ihn erstmalig<br />

auch offiziell in die Standespolitik: Als stellvertretender Vorsitzende<br />

der Kreisstelle Wilhelmshaven. Weitere Aufgaben als<br />

Vorsitzender von Kreis- und später dann der Bezirksstelle bzw.<br />

als 2. Beisitzer der Verwaltungsstelle Wilhelmshaven schlossen<br />

sich an.<br />

Für sein erfolgreiches standespolitisches Engagement wurde<br />

Kollege Niedersen 20<strong>05</strong> mit der Ehrengabe der ZKN ausgezeichnet.<br />

Auch überregional engagierte sich Kollege Niedersen – als<br />

stellvertretender Vorsitzender der Vertreterversammlung der<br />

KZVN. Dieses wichtige und ehrenvolle Amt bekleidete er von<br />

20<strong>05</strong> bis 2010. —<br />

Der Vorstand der KZVN<br />

würdigt in besonderem Maße Dein Engagement über Lüneburgs Grenzen hinaus. Wir<br />

sind froh und stolz, dass wir Dich seit vielen Jahrzehnten kennen, und an Deinem Leben<br />

teilhaben dürfen. Wir wünschen mit allen Weggefährten für die Zukunft alles Gute.<br />

Deine standespolitischen Freunde<br />

RÜDIGER POEPEL<br />

Fotos: Privat; <strong>NZB</strong>-Archiv


AUSZUG AUS DER ZULASSUNGSVERORDNUNG<br />

FÜR VERTRAGSZAHNÄRZTE (ZV-Z)<br />

§ 18<br />

(1) Der Antrag muss schriftlich gestellt werden. In dem<br />

Antrag ist anzugeben, für welchen Vertragszahnarztsitz<br />

und gegebenenfalls unter welcher Gebietsbezeichnung<br />

die Zulassung beantragt wird. Dem Antrag sind<br />

beizufügen<br />

a) Ein Auszug aus dem Zahnarztregister, aus dem der<br />

Tag der Approbation, der Tag der Eintragung in das<br />

Zahnarztregister und gegebenenfalls der Tag der<br />

Anerkennung des Rechts zum Führen einer bestimmten<br />

Gebietsbezeichnung hervorgehen müssen,<br />

b) Bescheinigungen über die seit der Approbation<br />

ausgeübten zahnärztlichen Tätigkeiten,<br />

c) gegebenenfalls eine Erklärung nach § 19 a Abs. 2<br />

Satz 1, mit der der aus der Zulassung folgende<br />

Versorgungsauftrag auf die Hälfte beschränkt wird.<br />

(2) Ferner sind beizufügen:<br />

1. ein Lebenslauf,<br />

2. ein polizeiliches Führungszeugnis,<br />

3. Bescheinigungen der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigungen, in deren Bereich der Zahnarzt bisher<br />

niedergelassen oder zur Kassenpraxis zugelassen<br />

war, aus denen sich Ort und Dauer der bisherigen<br />

Niederlassung oder Zulassung und der Grund<br />

einer etwaigen Beendigung ergeben,<br />

4. eine Erklärung über im Zeitpunkt der Antragstellung<br />

bestehende Dienst- oder Beschäftigungsverhältnisse<br />

unter Angabe des frühestmöglichen Endes des<br />

Beschäftigungsverhältnisses,<br />

5. eine Erklärung des Zahnarztes, ob er drogen- oder<br />

alkoholabhängig ist oder innerhalb der letzten fünf<br />

Jahre gewesen ist, ob er sich innerhalb der letzten<br />

fünf Jahre einer Entziehungskur wegen Drogen- oder<br />

Alkoholabhängigkeit unterzogen hat und dass<br />

gesetzliche Hinderungsgründe der Ausübung des<br />

zahnärztlichen Berufs nicht entgegenstehen.<br />

(3) An Stelle von Urschriften können amtlich beglaubigte<br />

Abschriften beigefügt werden.<br />

(4) Können die in Absatz 1 Buchstabe b und in Absatz<br />

2 Buchstabe c bezeichneten Unterlagen nicht vorgelegt<br />

werden, so ist der nachzuweisende Sachverhalt<br />

glaubhaft zu machen.<br />

50 K Z V N | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Niederlassungshinweise<br />

Kolleginnen und Kollegen, die sich in Niedersachsen<br />

niederlassen möchten, wenden sich bitte an die<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover,<br />

Tel. <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-323/361, E-Mail: info@kzvn.de.<br />

Antragsformulare können entweder bei der Geschäftsstelle<br />

des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

angefordert oder unter www.kzvn.de als PDF-Dokument<br />

heruntergeladen werden.<br />

Bitte achten Sie darauf, bei der Einreichung der Anträge<br />

zur vertragszahnärztlichen Tätigkeit sämtliche in § 18<br />

Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte (ZV-Z)<br />

aufgeführten Unterlagen beizufügen.<br />

GEMEINSAME AUSÜBUNG DER<br />

VERTRAGSZAHNÄRZTLICHEN TÄTIGKEIT<br />

(Bildung einer Berufsausübungsgemeinschaft)<br />

Bei Anträgen auf Genehmigung der gemeinsamen<br />

Ausübung der vertragszahnärztlichen Tätigkeit ist<br />

grundsätzlich die Vorlage eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages<br />

notwendig.<br />

Bitte achten Sie bei entsprechenden Anträgen darauf,<br />

den Gesellschaftsvertrag spätestens bis zum Abgabetermin<br />

bei der Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

einzureichen.<br />

VERLEGUNGEN<br />

Nach § 24 Abs. 7 ZV-Z ist im Falle einer Verlegung des<br />

Vertragszahnarztsitzes grundsätzlich ein entsprechender<br />

Antrag an den Zulassungsausschuss zu richten. Die Verlegung<br />

ist erst möglich, wenn der Zulassungsausschuss<br />

diesem Antrag stattgegeben hat.


SITZUNGEN DES<br />

ZULASSUNGSAUSSCHUSSES<br />

NIEDERSACHSEN FÜR ZAHNÄRZTE<br />

Alle Anträge an den Zulassungsausschuss Niedersachsen<br />

sind unter Beifügung sämtlicher erforderlicher Unterlagen<br />

rechtzeitig bis zum Abgabetermin bei der<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover,<br />

in Urschrift und eigenhändig unterschrieben einzureichen.<br />

Abgabe bis 14.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 12.06.<strong>2013</strong><br />

Abgabe bis 23.08.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 18.09.<strong>2013</strong><br />

Abgabe bis 25.10.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 20.11.<strong>2013</strong><br />

HINWEISE AUF PRAXISORTE<br />

FÜR NIEDERLASSUNGEN<br />

Fachzahnärzte für Kieferorthopädie<br />

In folgenden Planungsbereichen besteht Bedarf an<br />

Fachzahnärzten für Kieferorthopädie:<br />

Verwaltungsstelle Braunschweig<br />

Planungsbereich Landkreis Gifhorn:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Gifhorn mit 34.412 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 34,9 % versorgt.<br />

Planungsbereich Landkreis Peine:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Peine mit 25.277 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 31,6% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Braunschweig der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Helmut Peters, Münzstraße 9,<br />

38100 Braunschweig, Tel. <strong>05</strong>31 136<strong>05</strong>, Fax <strong>05</strong>31 4811315,<br />

E-Mail: braunschweig@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Lüneburg<br />

Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg mit<br />

8.321 zu versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 48,1%<br />

versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Lüneburg der KZVN,<br />

Vorsitzender: Zahnarzt Thomas Koch, Sülztorstraße 1,<br />

21335 Lüneburg, Tel. 04131 732770, Fax 04131 732772,<br />

E-Mail: lueneburg@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Oldenburg<br />

Planungsbereich Landkreis Oldenburg:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Oldenburg mit 25.<strong>05</strong>3 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 31,9% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Oldenburg der KZVN,<br />

Vorsitzende: Zahnärztin Silke Lange, Bloher Landstraße 24,<br />

26160 Bad Zwischenahn, Tel. 0441 6990288,<br />

Fax 0441 691650, E-Mail: oldenburg@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Osnabrück<br />

Planungsbereich Landkreis Osnabrück:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Osnabrück mit<br />

72.357 Einwohnern ist derzeit zu 49,8% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Osnabrück der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Carsten Vollmer, Lotter Straße 127,<br />

49078 Osnabrück, Tel. <strong>05</strong>41 76099965, Fax <strong>05</strong>41 45363,<br />

E-Mail: osnabrueck@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />

Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Aurich mit 36.970 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 43,3% versorgt.<br />

Planungsbereich Landkreis Leer:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Leer mit 33.003 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 42,4% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />

26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />

E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />

— Stand 22.04.<strong>2013</strong><br />

M A I 2 0 1 3 | N Z B | K Z V N<br />

51<br />

© diego cervo/iStockphoto.com<br />

K Z V N


STELLENMARKT<br />

ZÄ oder ZA mit BE gesucht<br />

langfristig angestellt oder<br />

als BAG-Partner für große<br />

existenzsichere Praxis / Kreisst.<br />

im östl NDS für sofort o. später.<br />

Übernahme möglich. Kontakt:<br />

verstaerkung_gesucht@gmx.net<br />

ZA/ZÄ gesucht Raum Bremen<br />

Zur Erweiterung unseres zahnärztlichen<br />

Teams suchen wir einen<br />

fachlich kompetenten Kollegen mit<br />

Team- u. Führungsqualitäten (1 Beh-<br />

Schwerpkt. wünschenswert). Eine<br />

Zulassungsberechtigung wird vorausgesetzt,<br />

eine mittelfristige Partnerschaft<br />

wird angestrebt. Schriftl. Bew.<br />

bitte an Dres. Blanke & Partner,<br />

Hauptstr. 104, 28876 Oyten, Tel.:<br />

04207-5955, www. blanke-partner.de<br />

E-Mail: info@blanke-partner.de<br />

Stadthagen, Bückeburg, Minden<br />

Suche Vorbereitungsassistenten/in<br />

für moderne, fortbildungsorientierte<br />

Zahnarztpraxis. www.dr-niemeyer.de<br />

praxis@dr-niemeyer.de<br />

VERKAUF<br />

Großraum Hamburg<br />

Solide, langeingesessene Praxis<br />

in Kleinstadt südlich der Elbe aus<br />

Altersgründen <strong>2013</strong> zu übergeben.<br />

Prophylaxe bis Implantologie,<br />

Praxislabor, 2 Behandlungszimmer.<br />

Für Einzelbehandler – 100 qm<br />

Reihenhaus mit Aussicht ins Grüne.<br />

Chiffre: 13<strong>05</strong>01<br />

Hannover – sehr schöne Praxis<br />

in Spitzenlage mit 2 BHZ, großzügig<br />

gestaltet, hoher Selbstzahler/Privatanteil,<br />

seit 30 Jahren etabliert, aus Altersgründen<br />

abzugeben. Chiffre: 13<strong>05</strong><strong>05</strong><br />

VERSCHIEDENES<br />

52 K L E I N A N Z E I G E N | N Z B | M A I 2 0 1 3<br />

Landkreis Hildesheim<br />

ZÄ/ZA gesucht für langjährig bestehende<br />

Praxis mit breitem Beh. Spektrum.<br />

4 BZ; Entweder angestellt o. als<br />

Vorbereitungsassistent. Interesse an<br />

ganzheitlicher Zahnheilkunde<br />

wünschenswert. Bewerbung:<br />

www.zahnarztpraxis-holle.de<br />

Uelzen/Lüneburger Heide<br />

ZÄ/ZA in langjährig bestehender<br />

Gemeinschaftspraxis (3 Beh., 6 Zi.,<br />

Prophylaxeabt. u. angegliedertes<br />

Meisterlabor) als angestellte(r)<br />

Kollege(in) gesucht. Eine langfristige<br />

Zusammenarbeit mit<br />

flexiblen Arbeitszeiten in<br />

Schichtsystem ist erwünscht.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung:<br />

Tel. <strong>05</strong>81-978880<br />

mail@zahnaerzte-luissenstrasse.de<br />

Emsland<br />

Langjährig etablierte Praxis sucht<br />

netten Kollegen/in zur Mitarbeit<br />

und spätere Praxisübernahme.<br />

Chiffre: 13<strong>05</strong>04<br />

Raum südl. d. Elbe und Hamburg<br />

50 % Praxisgemeinschaftsanteil<br />

zu Oktober <strong>2013</strong> abzugeben<br />

aus Altersgründen. Senioranteil<br />

seit 34 Jahren solide Existenz.<br />

Teil- und Vollzeit möglich.<br />

Chiffre: 13<strong>05</strong>02<br />

Südl. Landkreis Hildesheim<br />

Langjährig etablierte Praxis abzugeben.<br />

2 BHZ, OPG, 120m 2 , Topteam,<br />

Parkplätze, Preis flexibel, sehr<br />

gute BWA. Chiffre: 13<strong>05</strong>03<br />

Rechtzeitig vormerken<br />

Niedersächsischer<br />

Prophylaxetag 2014<br />

Mittwoch, 26. März 2014<br />

in Hannover<br />

Nähere Infos und<br />

Anmeldung unter<br />

http://tinyurl.com/<br />

nds-prophytag2014<br />

www.zfn-online.de<br />

Zahnärzte für Niedersachsen e.V.<br />

Für Kleinanzeigen-Aufträge aus der<br />

zahnärztlichen Kollegenschaft<br />

verwenden Sie bitte immer das für<br />

Sie vorbereitete Auftragsformular.<br />

Das erleichtert Ihnen und uns die<br />

Abwicklung. Einfach ausfüllen und<br />

an die angegebene Nummer faxen.<br />

Ihre Zuschriften auf<br />

Chiffre-Anzeigen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Staatlicher Beratungszuschuss bei Vorlage der Voraussetzungen möglich!<br />

richten Sie bitte an:<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt<br />

(<strong>NZB</strong>), c/o KZVN, Barbara Podgorski,<br />

Chiffre-Nr.-----------------------------------<br />

Zeißstraße 11, 3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

Ihr Ansprechpartner:


Ihr Kleinanzeigenauftrag<br />

Auch online möglich:<br />

www.kzvn.de im Zahnarztportal unter Publikationen/<strong>NZB</strong><br />

oder Fax: <strong>05</strong>11 84<strong>05</strong>-262<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>)<br />

c/o KZVN<br />

Barbara Podgorski<br />

Zeißstraße 11<br />

3<strong>05</strong>19 Hannover<br />

Folgende Kleinanzeige bitte<br />

nur einmal<br />

in den nächsten Ausgaben<br />

veröffentlichen unter der Rubrik:<br />

Verkauf<br />

Ankauf<br />

Stellenmarkt<br />

Verschiedenes<br />

Ich ermächtige Sie hiermit, den Gesamtbetrag von dem unten genannten Konto abzubuchen.<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Tel.-Nr. Fax-Nr.<br />

Kontoinhaber<br />

Bankinstitut<br />

Konto-Nr./BLZ<br />

Datum, Unterschrift des Auftraggebers<br />

Nur für Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

Kleinanzeigen erscheinen als fortlaufender Text ohne<br />

Hervorhebungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten<br />

Text in Druckschrift gut leserlich in die unten stehenden<br />

Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum und jedes<br />

Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Zeilen werden<br />

im <strong>NZB</strong> veröffentlicht wie von Ihnen im Formular vorgegeben.<br />

Die Anzahl der (angefangenen) Zeilen und<br />

damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen Sie selbst.<br />

Bei Chiffre Anzeigen rechnen Sie zur Zeilengebühr<br />

noch die Gebühr von 10,- EUR für die Chiffre Nr.<br />

hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge ist Ihre Einzugsermächtigung<br />

für den Bankeinzug erforderlich.<br />

Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der<br />

17. des Vormonats vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />

Das <strong>NZB</strong> macht Sommerpause. Es erscheint Mitte<br />

Juli eine Doppelausgabe. Das darauf folgende <strong>NZB</strong><br />

wird wieder Mitte September veröffentlicht.<br />

Raum für interne Vermerke<br />

Zeilengebühr<br />

Die Anzeige soll unter Chiffre<br />

erscheinen, Chiffregebühr 10,- EUR<br />

Die Anzeige soll auch im Internet<br />

erscheinen (www.assistentenboerse.de)<br />

Gesamtbetrag<br />

Preis je angefangene<br />

Zeile 5,20 EUR<br />

(Mindestgröße vier Zeilen,<br />

davon die 1. Zeile fett)<br />

BITTE IN<br />

BLOCKSCHRIFT<br />

20,80 €<br />

26,00 €<br />

31,20 €<br />

36,40 €<br />

41,60 €<br />

46,80 €<br />

52,00 €<br />

57,20 €<br />

62,40 €<br />

67,60 €<br />

€<br />

€<br />

00,00<br />

€<br />

K L E I N A N Z E I G E N


– Anzeige –<br />

ÜZ-Wochen bei<br />

deppe dental<br />

vom 15.<strong>05</strong>.<strong>2013</strong> bis 14.06.<strong>2013</strong><br />

Ein neues Alleinstellungsmerkmal für Ihre Praxis<br />

Sie planen einen ÜZ-Nachmittag in Ihrer Praxis<br />

Wir gestalten und drucken für Sie Plakate und Flyer KOSTENLOS !!!<br />

<br />

Wir stellen den Laser mit Behandler KOSTENLOS !!!<br />

Sie begeistern sich für einen elexxion - Laser<br />

KOSTENLOS !!!:<br />

Zentrale: Owiedenfeldstraße 6<br />

3<strong>05</strong>59 Hannover<br />

Telefon <strong>05</strong>11 - 95 99 70<br />

Telefax <strong>05</strong>11 - 59 17 77<br />

Marketingpaket:<br />

<br />

Wert: 250,00 EUR zzgl. MwSt.<br />

Sicherheitspaket:<br />

Laserschutzausbildung nach BGV B2<br />

und OStrV inklusive Praxiscoaching<br />

vor Ort in Ihrer Praxis<br />

Wert: 998,00 EUR zzgl. MwSt.<br />

Schluss mit<br />

überempfi ndlichen Zähnen!<br />

Schmerzfrei - sofort!<br />

Filiale: Grabenstraße 26<br />

39576 Stendal<br />

Telefon 03931 - 21 71 81<br />

Telefax 03931 - 79 64 82<br />

Terminreservierung und weitere<br />

Informationen erhalten Sie unter:<br />

Telefon <strong>05</strong>11 - 9599722 oder<br />

laser@deppe-dental.de<br />

Filiale: Liebknechtstraße 66<br />

39110 Magdeburg<br />

Telefon 03931 - 21 71 81<br />

Telefax 03931 - 79 64 82

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!