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NZB 02/2013

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FEBRUAR <strong>2013</strong><br />

N I E D E R S Ä C H S I S C H E S<br />

ZAHNÄRZ TEBLATT<br />

8<br />

16<br />

22<br />

26<br />

Das Wohlstand in Notstand:<br />

Die Brüsseler EU als neuer<br />

Gottesstaat – Teil 2<br />

Gesundheitsversorgung<br />

eGK – die unendliche<br />

Geschichte<br />

Zahnmedizin in<br />

der Pflege<br />

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Dr. Armin Nedjat


Wechsel und<br />

Kontinuität<br />

Die Wahlen in Niedersachsen haben uns einen<br />

spannenden Sonntagabend beschert – am<br />

meisten wohl den Akteuren, die sich um einen Sitz im<br />

Landtag beworben hatten und deren unmittelbare persönliche<br />

Zukunft davon abhing.<br />

Aber auch jeder Bürger dieses Landes, der sich für das<br />

Gemeinwesen interessiert und an der Wahl teilgenommen<br />

hat, wird seine persönliche Einschätzung des Wahlausganges<br />

vorgenommen haben.<br />

Im Vorfeld hatten die Parteien unter anderem auch ihre<br />

gesundheitspolitischen Vorstellungen dargelegt. Neben<br />

den bekannten Ansätzen z.B. zur „Bürgerversicherung“<br />

(an einer Stelle war von der „Bürger-Innenversicherung“<br />

geschrieben; im ersten Moment habe ich überlegt, was<br />

eine Innenversicherung sein soll), die ja wegen der nötigen<br />

Änderung des SGB V nur per Bundesgesetz erfolgen<br />

können, war über den ambulanten Bereich nicht so viel<br />

zu eruieren, dass man von einer Richtungswahl in dieser<br />

Frage hätte sprechen können.<br />

Die zahnärztliche Versorgung stellt derzeit nach übereinstimmender<br />

Einschätzung aller Beteiligten (einschließlich<br />

Sachverständigenrat) kein finanzielles Problem der GKV dar<br />

und hat in den bisher bekannten Positionspapieren zur<br />

Gesundheitspolitik kaum eine Rolle gespielt.<br />

Den allgemeinen Ausführungen zur ambulanten Behandlung<br />

können wir Zahnärzte uns sicher anschließen: Ursula<br />

Helmbold, Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Medien<br />

im Landtag vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erklärte vor der<br />

Wahl: „Unser Ziel sind mündige, gut informierte und optimal<br />

versorgte Versicherte.“<br />

Wer wollte das nicht mittragen?<br />

Birgitt Bender, MdB, gesundheitspolitische Sprecherin von<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, hat geschrieben:<br />

„Doch die Bürgerversicherung ist kein heimtückischer<br />

Anschlag auf die Zahnärzteeinkommen. Diese sollen auch<br />

Foto: <strong>NZB</strong>-Archiv<br />

in Zukunft gesichert sein. Die Vergütungen für zahnärztliche<br />

Leistungen sollen deutlich höher sein als in der heutigen<br />

GKV.“ Mit dem letzten Satz wären wir sicher auch einverstanden.<br />

Steffen-Claudio Lemme, SPD, MdB, Mitglied des Gesundheitsausschusses,<br />

zitiert eine Studie des wissenschaftlichen<br />

Instituts der AOK und bekräftigt: „Sachleistungs- und Solidarprinzip<br />

sowie die Strukturen und Kompetenzen der<br />

Selbstverwaltung stoßen auf eine breite Zustimmung! Für<br />

die Politik ist dies ein wichtiges Signal, mit der Bürgerversicherung<br />

diesen Weg weiter zu beschreiten!“<br />

Also doch nicht der von Drabinski befürchtete Weg in die<br />

Staatsmedizin durch die Bürgerversicherung?<br />

Zustimmung für die Selbstverwaltung – d´accord!<br />

Es bleibt also sicher auch in Zukunft die Aufgabe der<br />

KZVN, die Interessen der Zahnärzteschaft in diesem System<br />

der Selbstverwaltung in einem konstruktiv-kritischen Dialog<br />

mit allen Beteiligten nachhaltig zu vertreten.<br />

Da begrüßt die KZV gerade auch in Niedersachsen die<br />

Ende letzten Jahres verabschiedete Resolution der vdek-<br />

Mitgliederversammlung mit ihrem klaren Bekenntnis zur<br />

„gemeinsamen Selbstverwaltung“, in der es u.a. heißt:<br />

„Alle Beteiligten sollten sich uneingeschränkt zum Prinzip<br />

der gemeinsamen Selbstverwaltung bekennen. Das Selbstverwaltungsprinzip<br />

bietet die besten Voraussetzungen<br />

dafür, dass die Versorgung auch in Zukunft leistungsfähig,<br />

qualitativ hochwertig, gerecht und fair abläuft.“<br />

Wir sind dabei! <br />

— Dr. Thomas Nels<br />

Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | E D I T O R I A L<br />

1<br />

E D I T O R I A L


I M P R E S S U M<br />

NIEDERSÄCHSISCHES ZAHNÄRZTEBLATT – 48. Jahrgang<br />

Monatszeitschrift niedersächsischer Zahnärztinnen und Zahnärzte mit<br />

amtlichen Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

(KZVN), erscheint elfmal jährlich, jeweils zum 15. eines jeden Monats.<br />

HERAUSGEBER<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen<br />

Zeißstraße 11, 30519 Hannover;<br />

Postfach 81 03 64, 30503 Hannover;<br />

Tel.: 0511 8405-0, Internet: www.kzvn.de<br />

REDAKTIONSBÜRO<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>),<br />

c/o KZVN, Heike Philipp, Zeißstraße 11, 30519 Hannover;<br />

Tel.: 0511 8405-207; Fax: 0511 8405-262;<br />

E-Mail: nzb-redaktion@kzvn.de<br />

REDAKTION<br />

Dr. Lutz Riefenstahl, Redaktionsleiter (lr)<br />

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STÄNDIGE MITARBEITERIN DER REDAKTION<br />

Elke Steenblock-Dralle (st-dr)<br />

c/o KZVN, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

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Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

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übernommen. Die Redaktion behält sich bei allen Beiträgen das Recht auf<br />

Kürzungen vor. – Das Editorial wird von den Autoren in Eigenverantwortung<br />

verfasst und unterliegt nicht der presserechtlichen Verantwortung der<br />

Redaktion.<br />

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Der Bezugspreis für Mitglieder ist durch den Beitrag abgegolten.<br />

Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten das Jahresabonnement zu<br />

39,60 EUR, Einzelheft 3,30 EUR, inklusive Versandkosten. ISSN 1863-3145<br />

2 I M P R E S S U M | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

ANSCHRIFT<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>),<br />

c/o KZVN, Heike Philipp,<br />

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TELEFON<br />

0511 8405-207<br />

Verspätet eingegangene Manuskripte können nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

REDAKTIONSSCHLUSS<br />

Heft 04/13: 11. März <strong>2013</strong><br />

Heft 05/13: 11. April <strong>2013</strong><br />

Heft 06/13: 8. Mai <strong>2013</strong><br />

4<br />

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8<br />

EDITORIAL<br />

1 Dr. Thomas Nels:<br />

Wechsel und Kontinuität<br />

POLITISCHES<br />

4 Europa spart –<br />

auch im Gesundheitswesen<br />

8 Wohlstand in Notstand:<br />

Die Brüsseler EU als neuer<br />

Gottesstaat – Teil 2<br />

Geiz ist tödlich – Gier sowieso<br />

13 Zahnärzte bewerten Krankenkassen<br />

auf KZBV-Homepage<br />

14 Neues Krebsregistergesetz<br />

zum 1. Januar <strong>2013</strong> –<br />

auch Zahnärzteschaft betroffen<br />

16 eGK – die unendliche Geschichte<br />

Neuestes Kapitel: „Zurück in die<br />

Gegenwart“<br />

18 Dr. Buchholz hat Vorsitz der<br />

gematik übernommen<br />

20<br />

26<br />

16<br />

FACHLICHES<br />

20 Parkinson Syndrom<br />

22 Zahnmedizin in der Pflege<br />

Hintergründe zum AuB-Konzept<br />

der BZÄK und KZBV<br />

26 Praxiskonzept 80+<br />

Reflektionen über eine<br />

bedarfsgerechte Behandlung<br />

alter und sehr alter Menschen<br />

30 Rechtstipp: Erläuterungen zur<br />

Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

32 Die Servicehotline der KZVN für<br />

Abrechnungsfragen informiert<br />

Sie fragen – wir antworten<br />

35 IDZ: Gründung von Zahnarztpraxen<br />

so teuer wie nie zuvor<br />

Wirtschaftliche und politische<br />

Freiräume unverzichtbar<br />

36 Aktuelle Fragen zur dentalen Fotografie:<br />

LiveView oder Sucher?<br />

LED-Dauerlicht oder Blitzeinsatz?<br />

39 Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

– Aktuelle Urteile aus der Arbeitswelt<br />

– Aktuelle Urteile aus dem Steuerrecht<br />

36<br />

INTERESSANTES<br />

40 „Die Sinne verwöhnen und Gutes tun“<br />

43. Zahnärzteball wieder bestens<br />

besucht<br />

TERMINLICHES<br />

40 Termine<br />

PERSÖNLICHES<br />

41 Dr. Jörg Thomas zum 65. Geburtstag<br />

41 Dr. Wilhelm Bomfleur –<br />

Hartelijk gefeliciteerd met je verjaardag!<br />

42 Dr. Heinrich Hirthe im Alter von<br />

89 Jahren verstorben<br />

KZVN<br />

43 Übersicht über die aktuelle<br />

vertragszahnärztliche und<br />

kieferorthopädische Versorgung<br />

44 Neuzulassungen<br />

44 Öffentliche Zustellungen<br />

46 Niederlassungshinweise<br />

KLEINANZEIGEN<br />

48 Kleinanzeigen<br />

© Fotos Titel/Inhaltsverzeichnis: mekcar/Fotolia.com; fotomek/fotolia.com; <strong>NZB</strong>-Archiv; Berliner Altersstudie 1996; Dr. Michel; BLZK; Marcus Kretschmar/Fotolia.com; Mopic/Fotolia.com; ZN Sachsen-Anhalt; Özgür Donmaz/iStockphoto.com; www.slowfoto.de; Jan Engel/Fotolia.com<br />

32<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | I N H A L T<br />

3<br />

E D I T O R I A L<br />

I N H A LT<br />

P O L I T I S C H E S<br />

F A C H L I C H E S<br />

I N T E R E S S A N T E S<br />

T E R M I N L I C H E S<br />

P E R S Ö N L I C H E S<br />

K Z V N<br />

K L E I N A N Z E I G E N


© Grafiken: Marcus Kretschmar/Fotolia.com, Ray/Fotolia.com<br />

Europa spart –<br />

auch im Gesundheitswesen<br />

Grundlage<br />

Die Wirtschafts- und Finanzkrise, aber auch die hohe<br />

Verschuldung öffentlicher Haushalte haben Auswirkungen<br />

auch auf die Sozialsysteme und dabei auch auf das<br />

Gesundheitswesen. Sparmaßnahmen gehen nicht spurlos<br />

an der Gesundheitsversorgung vorbei. Dabei kann davon<br />

ausgegangen werden, dass keins der betroffenen Länder<br />

auf diese Entwicklung vorbereitet ist. Dies bedeutet, dass<br />

Einsparungen in der Gesundheitsversorgung nicht nach<br />

einem Muster erfolgen, das es erlaubt, Kürzungen in der<br />

Gesundheitsversorgung nach Prioritäten und Posterioritäten<br />

vorzunehmen. Mehr oder weniger bestimmt der Zufall, wer<br />

wann und wie versorgt wird und wer nicht.<br />

Deutschland kann in der Gesundheitsversorgung mit keinem<br />

dieser Länder verglichen werden. Jedes Gesundheitssystem<br />

hat seine eigene Ausprägung, seine eigene Geschichte<br />

und seine eigene Einbindung in die Gesellschaft, aber<br />

auch den öffentlichen Umgang mit Realitäten und Notwendigkeiten.<br />

Auch die Wirtschafts- und Finanzsituation ist<br />

nicht vergleichbar. Trotzdem kann das, was in anderen<br />

Ländern Europas beobachtet wird, die Forderung unterstreichen,<br />

auf Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung<br />

vorbereitet zu sein. Die Gründe liegen in Deutschland<br />

dabei weniger in der Wirtschaftssituation als in den Auswirkungen<br />

der demografischen Entwicklung. Deutschland<br />

hat die ungünstigste Altersstruktur von allen Ländern<br />

Europas. Aber auch die Umsetzung des medizinischen<br />

4 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Fortschritts, von allen Parteien gefordert und eine gesundheitspolitische<br />

Notwendigkeit, hat ihren Preis. Die Schere<br />

zwischen Bedarf und Möglichkeit der Bedarfsdeckung geht<br />

immer weiter auseinander, finanziell und personell. Verschärft<br />

wird diese Situation durch eine ähnlich verlaufende<br />

Entwicklung in der Versorgung Pflegebedürftiger mit steigenden<br />

Kosten und einem hohen Bedarf an Pflegekräften.<br />

Ohne Vorbereitung auf eine derartige Entwicklung wird<br />

auch in Deutschland zu erwarten sein, was in anderen<br />

Ländern Europas zu beobachten ist: Eine mehr zufallsbedingte<br />

Zuteilung von Leistungen statt einer vorbereiteten<br />

Ordnung.<br />

Anhand von Beispielen aus sieben Ländern Europas soll<br />

versucht werden aufzuzeigen, was in diesen Ländern<br />

geschieht. Hierzu wurden Berichte und Pressemitteilungen<br />

ausgewertet. 1 Die Berichte sind lückenhaft, doch liegen<br />

umfassende Darstellungen nicht vor. Auch die Übereinstimmung<br />

isolierter Darstellungen in den Medien mit der Wirklichkeit<br />

kann nicht überprüft werden. Es bietet sich jedoch<br />

ein Bild mit Beispielcharakter.<br />

Berichtet wird zunächst über die drei südeuropäischen<br />

Länder Griechenland, Portugal und Spanien, dann über<br />

Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Österreich.<br />

Das von Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen nicht nur<br />

die hier behandelten sieben Länder betroffen sind, zeigt<br />

eine Untersuchung der OECD. Danach haben 2010 in<br />

Deutschland die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung<br />

pro Kopf um 2,7 Prozent zugenommen, während sie in


allen anderen Ländern Europas um durchschnittlich<br />

0,6 Prozent zurückgegangen sind. Neben Deutschland<br />

hatte nur Malta einen Zuwachs an Ausgaben für die<br />

Gesundheitsversorgung.<br />

Wahrscheinlich liegen in Griechenland besondere Verhältnisse<br />

vor. Eine Aussage des Präsidenten des nationalen<br />

Verbands für Medizintechnik in Griechenland Paul<br />

Arnauotis beschreibt jedoch eine Situation, die in jedem<br />

Land dann eintreten kann, wenn es keine vorbereitende<br />

Planung gibt: „Momentan wird einfach blind zusammengestrichen,<br />

quer durch alle Gesundheitsbereiche. Wenn<br />

es aber keine Frühdiagnosen mehr gibt, die Patienten<br />

länger im Krankenhaus liegen und ihr Krankheitsverlauf<br />

nicht mehr langfristig überwacht wird, steigen am Ende<br />

die Kosten. Man kann doch nicht einfach alle Hilfen für<br />

Patienten einstellen, Operationen absagen und auf<br />

notwendige Tests verzichten!“ 2<br />

Griechenland<br />

Am umfangreichsten sind Informationen<br />

über die Situation in Griechenland.<br />

Die griechische Regierung sichert der Europäischen Union<br />

(EU) eine Reduzierung der Gesundheitsausgaben um<br />

1,1 Milliarden Euro zu. Als Folge dieser Zusage werden<br />

staatliche Zuschüsse an Krankenkassen gekürzt. Bei den<br />

Krankenkassen insgesamt zeigt sich ein Einbruch der<br />

Einnahmen um 40 Prozent. Für 2012 erwarten die Ärzte<br />

bei der größten staatlichen Krankenkasse einen Rückgang<br />

ihrer Honorare um 230 Millionen Euro, für alle Krankenkassen<br />

im Zeitraum von 2010 bis 2012 um 1,5 Milliarden Euro.<br />

Andererseits sind die Schulden der Krankenkassen, seit<br />

November 2011 um rund 550 Millionen Euro gestiegen.<br />

Viele Griechen verlieren ihren Krankenversicherungsschutz,<br />

da Arbeitgeber keine Beiträge zur Krankenversicherung<br />

mehr zahlen.<br />

Ärzte und medizinisches Fachpersonal haben teilweise seit<br />

Monaten kein Gehalt bekommen. Krankenhausärzte sind<br />

wegen unbezahlter Überstunden in einen unbefristeten<br />

Streik getreten und sichern nur eine Notfallbehandlung zu.<br />

Teilweise haben sich 22.000 Ärzte im Ausstand befunden.<br />

Krankenhäuser schließen ganze Fachabteilungen. Technische<br />

Geräte werden nicht gewartet und sind dadurch außer<br />

Betrieb. Es fehlt an Gips, Stents, Kathetern und Desinfektionsmitteln.<br />

In Privatkrankenhäusern ist ein Patientenrückgang<br />

um 50 Prozent zu verzeichnen. Kardiologische Untersuchungen<br />

und Operationen wurden gestrichen. Zum Teil<br />

behandeln Ärzte nur noch gegen Barzahlung bzw. für eine<br />

Standardgebühr von 10 Euro.<br />

Patienten müssen Arzneimittel aus Apotheken holen, dort<br />

bezahlen und mit ins Krankenhaus bringen. Viele Krebspatienten<br />

sind ohne Arzneimittel. Eltern können Impfungen<br />

für ihre Kinder nicht mehr bezahlen. Es wird eine Rückkehr<br />

von Polio befürchtet, weil Kleinkinder keine Polioimpfung<br />

erhalten. Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose flammen<br />

wieder auf. Wo immer noch behandelt wird, werden die<br />

Wartelisten länger.<br />

Die Versorgung mit Arzneimitteln ist gefährdet. Oft müssen<br />

Versicherte für Arzneimittel Vorkasse leisten. Die Regierung<br />

hat die Preise für Arzneimittel um 27 Prozent gesenkt und<br />

Zahlungen an pharmazeutische Firmen zum Teil in Staatsanleihen<br />

beglichen, wobei griechische Staatsanleihen bei<br />

einem Wiederverkauf einen Verlust von 26 Prozent aufweisen.<br />

In Apotheken werden Arzneimittel nur noch gegen<br />

Barzahlung abgegeben. Pharmazeutische Firmen stoppen<br />

die Lieferung von Arzneimitteln und anderer Produkte an<br />

staatliche Krankenhäuser. Der Staat schuldet den Lieferanten<br />

für medizinisches Material rund zwei Milliarden Euro.<br />

Aus Protest haben Rentner das Gesundheitsministerium<br />

gestürmt.<br />

Portugal<br />

2012 ist der Etat des Gesundheitswesens um<br />

10 Prozent gekürzt worden. Sprechstunden<br />

und die Zahl von Operationen wurden gekürzt. An einem<br />

Streik in Krankenhäusern haben sich 90 Prozent der<br />

Beschäftigten beteiligt. Die Schulden des Gesundheitssystems<br />

bei pharmazeutischen Firmen belaufen sich auf<br />

1,5 Milliarden Euro. Rechnungen von pharmazeutischen<br />

Firmen werden oft erst nach Monaten beglichen.<br />

Spanien<br />

In Spanien hat die Überalterung der Bevölkerung<br />

in Verbindung mit steigenden Arzneimittelpreisen<br />

die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung<br />

in den letzten 15 Jahren stark ansteigen lassen.<br />

Das Defizit im Gesundheitswesen beläuft sich auf rund<br />

15 Milliarden Euro. 2011 wurde ein Gesetz mit Einsparungen<br />

von 1,8 Milliarden Euro und damit von 10 Prozent der<br />

Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung verabschiedet.<br />

Dies hat Auswirkungen auf die regionale<br />

Gesundheitsversorgung. So werden in Regionen Gesundheitsbehörden<br />

geschlossen. Die katalonische Regierung<br />

will jedes zweite Gesundheitszentrum schließen.<br />

Die Krankenhäuser haben Außenstände von rund 5,4 Milliarden<br />

Euro. Viele Krankenhäuser begleichen ihre Rechnungen<br />

sehr spät. Forderungen an Krankenhäuser belaufen<br />

sich auf 12 Milliarden Euro. Krankenhäuser fahren auch<br />

Not- und Nachtdienste zurück. Die Zahl an Ärzten wird<br />

reduziert, Ärzte erhalten oft nur kurzfristige Zeitverträge.<br />

Als Folge dieser Entwicklung sind in der pharmazeutischen<br />

Industrie 5.000 Arbeitsplätze, in anderen in der Gesundheitswirtschaft<br />

tätigen Bereichen bis zu 20.000 Arbeitsplätze<br />

gestrichen worden. Aus dem Arzneimittelkatalog wurden<br />

425 Arzneimittel gestrichen. <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

5<br />

P O L I T I S C H E S


Hausärzte sollen Fachärzte ersetzen, z. B. Augenärzte,<br />

Hautärzte und HNO-Ärzte. Von Katalonien wird berichtet, dass<br />

es für Operationen Wartezeiten von rund acht Monaten<br />

gibt.<br />

Die Selbstbeteiligung bei Arzneimitteln wurde erhöht. So<br />

müssen z. B. Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen<br />

von 18.000 Euro statt bisher 40 Prozent 50 Prozent der<br />

Arzneimittelkosten zuzahlen.<br />

Die Wartezeiten für eine ärztliche Behandlung haben sich<br />

von durchschnittlich fünf auf acht Monate erhöht. Besonders<br />

lang sind Wartelisten bei Fachärzten. Die Zahl von<br />

Praxisschließungen nimmt zu. Die Regierung plant, bis<br />

2015 Facharztbesuche um 30 Prozent zu senken.<br />

Frankreich<br />

Die Régime général d’assurance maladie,<br />

die Krankenversicherung von ca. 80 Prozent<br />

der Bevölkerung, hat ein Defizit von 10 Milliarden Euro.<br />

2012 sollen 700 Millionen Euro eingespart werden. Insgesamt<br />

wird 2012 die Ausgabensteigerung auf 2,8 Prozent<br />

gedeckelt mit dem Ziel, das Defizit auf maximal 6 Milliarden<br />

Euro zu senken. Bis 2015 sollen die Altlasten abgebaut<br />

sein. Hierzu soll eine Steuer beim Verkauf von Arzneimitteln<br />

erhoben werden. Arzthonorare für Labor und Radiologie<br />

sollen sinken. Das Primärarztmodell soll ausgebaut werden.<br />

Erhöht werden die Zuzahlungen im ambulanten und<br />

stationären Bereich. Die Ärzte erwarten eine weitere Verschärfung<br />

von Sparmaßnahmen mit einer Einkommensstagnation<br />

in den nächsten fünf bis sieben Jahren.<br />

Die Proteste von Ärzten nehmen zu. So protestieren z. B.<br />

niedergelassene Chirurgen gegen Honorarkürzungen. Sie<br />

befürchten die Schließung von Privatkliniken. Die EU geht<br />

über den Maßnahmenkatalog der französischen Regierung<br />

hinaus und fordert bis Ende 2012 weitere Einsparungen in<br />

Höhe von 12 Milliarden Euro.<br />

Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Régime<br />

général d’assurance maladie nur 70 Prozent der Kosten in<br />

der ambulanten ärztlichen Versorgung und 15 bis 65 Prozent<br />

der Kosten für Arzneimittel übernimmt. Die Zuzahlung<br />

bei einem Krankenhausaufenthalt beträgt 18 Euro pro Tag.<br />

Großbritannien<br />

In Großbritannien hatte die Labour-Regierung<br />

den Etat des Nationalen Gesundheitsdienstes<br />

(National Health Service) insbesondere zum Abbau von<br />

Wartezeiten erheblich aufgestockt. Seit 2008, dem Beginn<br />

der Finanzkrise, wurden dann allerdings die Zuwendungen<br />

an den Nationalen Gesundheitsdienst gekürzt. Die jetzige<br />

Koalitionsregierung aus Konservativen und Liberalen steht<br />

vor der Aufgabe, die erhebliche Staatsverschuldung weiter<br />

abzubauen. Gekürzt werden auch die Ausgaben für den<br />

Nationalen Gesundheitsdienst, die zurzeit rund 110 Milliarden<br />

Pfund und damit 137 Milliarden Euro betragen. Eben-<br />

6 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

falls umgerechnet auf Euro wird dieser Betrag um jährlich<br />

20 Milliarden Euro gekürzt. Betroffen ist in erster Linie die<br />

Krankenhausversorgung. In der Onkologie z. B. sind die<br />

Wartezeiten für Vorsorgeuntersuchungen, aber auch auf<br />

eine Krebsbehandlung länger geworden. Insgesamt hat<br />

sich die Krankenhausversorgung verschlechtert. Einige<br />

Krankenhäuser bessern ihre Finanzsituation dadurch auf,<br />

dass Privatpatienten, die einen besseren Erlös bringen, bevorzugt<br />

behandelt werden. Die Unzufriedenheit bei Ärzten<br />

und Patienten steigt. Die British Medical Association (BMA),<br />

der britische Ärztebund, hat bereits mehrfach gegen die<br />

Sparpolitik der Regierung im Gesundheitswesen protestiert.<br />

Allein durch Entbürokratisierung soll in den nächsten 10<br />

Jahren ein Betrag von 10 Milliarden Pfund eingespart<br />

werden. Geplant ist der Abbau von 24.000 Arbeitsplätzen.<br />

Durch Leistungseinschränkungen soll bis 2015 ein Betrag<br />

von rund 20 Milliarden Pfund eingespart werden.<br />

An Einschränkungen von Einzelleistungen werden genannt:<br />

Hüft- und Kniegelenk-Endoprothesen nur noch bei<br />

großen Schmerzen. Übergewichtige müssen vor einer<br />

endoprothetischen Operation ihr Gewicht reduzieren.<br />

Katarakt-Operation nur bei Problemen bei der Arbeit,<br />

bedingt durch den Sehkraftverlust.<br />

Krampfaderoperation nur bei starken Schmerzen,<br />

bei Geschwüren oder Blutungen<br />

Mandelentfernung bei Kindern nur nach sieben<br />

Entzündungen im letzten Jahr.<br />

Es wird beobachtet, dass die Sparmaßnahmen dazu führen,<br />

dass mehr Leistungen privat bezahlt werden. Aufgrund<br />

langer Wartezeiten haben zehn Prozent der Einwohner<br />

von Großbritannien eine private Krankenversicherung<br />

abgeschlossen.<br />

Die pharmazeutische Industrie klagt über Einbußen, weil<br />

Ärzte im nationalen Gesundheitsdienst nicht mehr den<br />

gleichen Umfang von Arzneimitteln verschreiben.<br />

Geplant ist eine Kürzung der Pensionsansprüche von Ärzten<br />

um 15 bis 20 Prozent. 42.000 Allgemeinärzte haben<br />

gegen die Sparmaßnahmen der Regierung gestreikt.<br />

Die OECD beanstandet, dass in Großbritannien 20 Prozent<br />

der Krankenhäuser gegen Mindest-Standards einer Krankenhausversorgung<br />

verstoßen.<br />

Niederlande<br />

In den Niederlanden ist nach der letzten<br />

Wahl eine neue Koalitionsregierung aus der<br />

rechtsliberalen Partei und den Sozialdemokraten gebildet<br />

worden. Das Regierungsprogramm enthält ein hartes<br />

Sparkonzept auch im Sozialbereich und dabei auch im<br />

Gesundheitswesen.<br />

Insgesamt sollen in der kommenden Legislaturperiode im<br />

Gesundheitswesen fünf Milliarden Euro eingespart werden.


Die Beiträge zur Krankenversicherung werden im Gegensatz<br />

zum heute einheitlichen Beitragssatz einkommensabhängig<br />

erhoben. Zuschüsse für sozial Schwache entfallen. Das<br />

Tagegeld bei einem Krankenhausaufenthalt wird gestrichen.<br />

Vergünstigungen für chronisch Kranke entfallen. Wer eine<br />

Notaufnahme ohne Überweisung durch einen Hausarzt<br />

aufsucht, muss eine Eigenbeteiligung von 50 Euro zahlen.<br />

Der staatliche Zuschuss zur Pflegeversicherung entfällt.<br />

Österreich<br />

Das Land, das dem deutschen Gesundheitswesen<br />

wohl am meisten gleicht, ist<br />

Österreich. Im Frühjahr 2012 waren die Kostenträger der<br />

Gesundheitsversorgung, der Bund, die neun Bundesländer<br />

und die Sozialversicherung, übereinstimmend zu der Auffassung<br />

gekommen, dass die Ausgabensteigerungen im<br />

Gesundheitswesen nicht mehr finanziert werden können.<br />

Die Ausgaben für das Gesundheitswesen liegen erheblich<br />

über dem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 3,4<br />

Prozent. In Zukunft dürfen die Ausgaben des Gesundheitswesens<br />

nicht stärker als das Wirtschaftswachstum steigen.<br />

Die Durchführung wird den Bundesländern und der Sozialversicherung<br />

übertragen.<br />

Dies hat jetzt der Präsident der österreichischen Ärztekammer<br />

Arthur Wechselberger kritisiert. Er bezeichnet die Vereinbarung<br />

als Mogelpackung und als schärfstes Sparprogramm<br />

aller Zeiten. Bis 2016 sollen nach seinen Worten 3,4 Milliarden<br />

Euro gegenüber den Bedarfsprognosen eingespart<br />

werden. Hochgerechnet bis 2<strong>02</strong>0 soll sich ein Einsparvolumen<br />

von 11 Milliarden Euro ergeben, etwa die Hälfte aller<br />

öffentlichen Gesundheitsausgaben eines Jahres. Es kann<br />

mir niemand weismachen, dass man den Wegfall eines<br />

halben Jahresbudgets nicht an den Leistungen bemerkt,<br />

sagte der Kammerpräsident. Wer es sich leisten kann,<br />

Prof. Dr. med. Fritz Beske.<br />

wird es am Geldbeutel merken, die weniger Begüterten an<br />

langen Wartezeiten oder sogar in Form von Rationierungen.<br />

Noch härtere Folgen würden die Menschen zu spüren<br />

bekommen, wenn das Bruttoinlandsprodukt sinken würde<br />

und sich die Leistungszuwächse wie geplant an der negativen<br />

Wirtschaftsentwicklung orientieren müssten. Die<br />

österreichische Ärztekammer wolle nicht tatenlos zusehen,<br />

sollten der Bevölkerung notwendige, moderne medizinische<br />

Leistungen vorenthalten und in Versorgungseinrichtungen<br />

gespart werden, sodass einer Zwei-Klassen-Medizin Tür<br />

und Tor geöffnet würde. — Prof. Dr. med. Fritz Beske<br />

Anschrift des Verfassers<br />

Prof. Dr. med. Fritz Beske, MPH<br />

Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel<br />

Weimarer Straße 8, 24106 Kiel<br />

1 Literaturrecherche Anne Spaller; Literatur beim Verfasser<br />

2 Die Welt vom 24.09.2012 „Griechische Krebspatienten leben in<br />

der Hölle“<br />

Foto: © igsf-Institut<br />

P O L I T I S C H E S<br />

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Wohlstand in Notstand:<br />

Die Brüsseler EU als neuer<br />

Gottesstaat – Teil 2<br />

GEIZ IST TÖDLICH – GIER SOWIESO<br />

Seit 200 Jahren: Thomas Jefferson versus<br />

Goldman Sachs & Co.<br />

Bei diesem markanten Beispiel kann man bleiben, indem<br />

man die Zeit noch weiter zurückdreht. Zurück zu Thomas<br />

Jefferson, dem dritten US-Präsidenten und einem der aufgeklärtesten<br />

Staatsmänner der Weltgeschichte, der das<br />

heutige Finanz-Desaster schon vor 200 Jahren vorhergesagt<br />

hat. Das geschichtsträchtige Jefferson-Zitat von 1809:<br />

Ich bin davon überzeugt, dass die Bankinstitute eine größere<br />

Bedrohung für unsere freiheitliche Ordnung darstellen als<br />

stehende Armeen … Sollte das amerikanische Volk je<br />

zulassen, dass private Banken die Kontrolle über die<br />

amerikanische Währung erobern, dann werden die Banken<br />

und die in ihrem Umfeld entstehenden Unternehmen …<br />

die Menschen all ihres Reichtums berauben, bis ihre Kinder<br />

eines Tages … ohne ein Dach über dem Kopf aufwachen.<br />

Die Macht, Geld in Umlauf zu bringen, muss den Banken<br />

entrissen und an das Volk zurückgegeben werden, dem<br />

sie von Rechts wegen zusteht.<br />

Mit fremder Leute Schulden und Steuern<br />

lässt es sich vorzüglich zocken<br />

Dem bleibt heute, 200 Jahre später, nur hinzuzufügen:<br />

Die Wurzel des Übels hier in Europa, vor unserer Haustür,<br />

ist die Geld-Union namens „Europäische Union“. Konkret<br />

eine Steuergeld-, Staatsschulden- und Finanzlobby-Union,<br />

die sich – siehe Jefferson – nur noch mühsam durch<br />

rechtsstaatliche Organe wie das deutsche Bundesverfassungsgericht<br />

kontrollieren lässt. Also nur noch unter dem<br />

Rettungsschirm der obersten Richter in souveränen Staaten.<br />

Das ist einstweilen der Tiefststand der Hinterzimmerpolitik<br />

dreister Schlips-und-Kragen-Täter. Heute, 200 Jahre nach<br />

Jefferson, werden die Schlüsselpositionen der Geldmacht<br />

EU erneut von Goldman-Sachs-Bänkern & Consorten<br />

kontrolliert. Allen voran vom obersten Währungshüter in<br />

der Euro-Bank EZB.<br />

8 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Die Realwirtschaft hat überlebt, auf die Naturgesetze der<br />

Physik war Verlass. Bis dato jedenfalls, denn der vermeintliche<br />

Wohlstand ist im Stress. Da mittelständische Produzenten<br />

und Konsumenten heute vor allem Steuerzahler sind<br />

(Ex-Kanzler Kohl: „50% Steuerbelastung ist Kommunismus“)<br />

und die geplatzten Blasen bezahlen, geht die Schere<br />

zwischen Gier und Geiz immer weiter auseinander. Andere<br />

nennen es Arm und Reich – aber das ist eine linkspopulistische<br />

Wortwahl, die über die Dynamik des Geschehens<br />

nichts aussagt. Arme und Reiche gab es immer schon. Das<br />

fällt in den Bereich der Naturgesetze; mit denen sollte man<br />

neidlos leben. Jedenfalls solange Exzesse rechtsstaatlich<br />

unterbunden werden. Gier und Geiz jedoch gehören zu<br />

den Exzessen des mittelalterlichen Absolutismus. Der ist<br />

buchstäblich entthront durch jahrhundertelange geistige<br />

Aufklärung und handfeste Aufstände bis zum heutigen<br />

Tage – von Wilhelm Tells Flitzebogen über die Pariser Guillotine<br />

bis zum Arabischen Frühling. Allesamt Nationalheiligtümer<br />

und freigeistige Kulturgüter; freilich erst hinterher.<br />

Ein deutsches Wirtschaftswunder ist für<br />

EU-Europa illusorisch<br />

Das deutsche Wirtschaftswunder war kein Wunder. Sein<br />

Prinzip ist das Gegenteil der EU-Politik. Trotzdem propagieren<br />

EU-”Retter” heute dieses Wunder frivol als Lösungsmodell<br />

für marode Staaten, die sich durch hemmungslosen Neureichtum,<br />

politische Korruption und gieriges Geldgewerbe<br />

ruiniert haben. Durch wirtschaftliche Exzesse, nicht durch<br />

kriegerische Gewalt.<br />

Als Gegner von Zwangswirtschaft und staatlichem Dirigismus<br />

wäre Ludwig Erhard heutzutage der prominenteste EU-<br />

Gegner. Erhard ist von Anfang an gegen die gerade in<br />

Deutschland traditionell so mächtigen Lobby-Verbände und<br />

Wirtschaftskartelle vehement vorgegangen. Auch Milton<br />

Friedman bewunderte Ludwig Erhard, als der unter den<br />

„Marktwirtschaftlern“ der 60er und 70er Jahre sogar als<br />

altmodisch attackiert wurde.


Ganz anders als in der heutigen EU waren die Ursachen<br />

des Wirtschaftswunders vor 50 Jahren auf brutale Weise<br />

transparent. Deutschland war zwischen Kriegsende und<br />

Währungsreform ein völlig zerstörtes, hungriges und armes<br />

Land. Als Industrienation am Ende eines fanatischen Weltkriegs<br />

in Schutt und Asche gebombt – unterernährt, aber<br />

nicht unterentwickelt. Die Startbedingungen der realen<br />

Wirtschaft waren sehr gut: Währungsreform, freie Preisbildung<br />

und Aufhebung der Zwangswirtschaft fielen mit einem<br />

enormen Nachholbedarf auf allen Gebieten zusammen.<br />

Die Währungsreform im Juni 1948 war der Grundstein –<br />

eine Voraussetzung für die Neuordnung der Wirtschaft.<br />

Die durch den Krieg geschädigte Bevölkerung besaß einen<br />

ungeheueren Aufbauwillen und große Arbeitsdisziplin.<br />

Das Ausbleiben extremer sozialer Spannungen begünstigte<br />

die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung. Die Bundesrepublik<br />

entwickelte sich seit den 50er Jahren zu einer modernen<br />

Industriegesellschaft mit stark ausgeprägtem Diensteistungssektor.<br />

Von all dem findet sich in den heutigen EU-Krisenstaaten<br />

keine Spur. Heute ist nicht der Aufbau aus Schutt und<br />

Asche erforderlich, sondern – im Gegenteil – der Abbau<br />

korrupter Strukturen. Die aber werden durch gigantische<br />

Rettungsschirme aus Steuerkassen, durch inflationäre<br />

Gelddruckerei und durch antisoziale Umverteilung weiter<br />

gefestigt anstatt beseitigt. Allein zum Nutzen des Politikund<br />

Geldgewerbes. Würde man die Krisenstaaten zum<br />

Nutzen der Bürger sanieren, dann wären nationale<br />

Währungsreformen wie 1948 der einzig solide Grundstein.<br />

Zugleich der Grabstein für die Beerdigung des unsäglichen<br />

Euro. Die mahnende Grabinschrift: „Pecunia veritas est”<br />

(„Geld ist Wahrheit”).<br />

Ludwig Erhard hätte die EU als „Freibeutertum” verteufelt<br />

Ein Erhard-Zitat, ein halbes Jahrhundert alt, wäre noch<br />

heute die Lösung der EU-Krise:<br />

Nicht die freie Marktwirtschaft des liberalistischen Freibeutertums<br />

einer vergangenen Ära, auch nicht das ‘freie Spiel<br />

der Kräfte’ und dergleichen Phrasen, mit denen man hausieren<br />

geht, sondern die sozial verpflichtende Marktwirtschaft,<br />

die das einzelne Individuum wieder zur Geltung<br />

kommen lässt, die den Wert der Persönlichkeit obenan<br />

stellt und der Leistung dann aber auch den verdienten<br />

Ertrag zugutekommen lässt, das ist die Marktwirtschaft<br />

moderner Prägung.<br />

Auf gut deutsch: Europa kann nur gerettet werden, indem<br />

die EU samt Euro wieder abgeschafft wird. Für Ludwig<br />

Erhard war die Marktwirtschaft nie Selbstzweck, sondern<br />

essenzieller Bestandteil einer demokratischen Ordnung.<br />

Sein Ziel war nicht die Optimierung der Marktstrukturen,<br />

sondern das Glück vieler. Er hat immer wieder betont, dass<br />

es in der Wirtschaft nur einen Maßstab gebe, nämlich den<br />

Verbraucher. Sein Ziel war Wohlstand für alle. Wie auch für<br />

Milton Friedman, der noch als 90-Jähriger der Bush-Administration<br />

und der Brüsseler EU dieselben schweren Manipulationen<br />

vorgeworfen hat.<br />

Leichtverdientes Geld = Leichtsinniger Konsum<br />

Die Ursache liegt gewiss in der ungewöhnlich langen<br />

Wohlstandsphase seit den frühen 1960er Jahren. Der Zusammenhang<br />

von leichtverdientem Geld und leichtsinnigem<br />

Konsum ist offenkundig. Die Exzesse im Jahrzehnt vor dem<br />

Crash 2008 hat das System dann nicht mehr verkraftet. Die<br />

durch Spekulationsblasen in den Finanzmärkten und durch<br />

schnelles Geld entstandenen Schuldenlöcher sind gigantisch.<br />

Ein Fass ohne Boden für den produzierenden Souverän;<br />

den steuerzahlenden Bürger.<br />

In kaum einem anderen Wirtschaftssektor wird die Verleitung<br />

zu unvernünftigem Massenkonsum deutlicher als in<br />

der Freizeitwirtschaft. „Freizeit ist Opium fürs Volk” würde<br />

Karl Marx, der kein Marxist war, heutzutage wohl sagen.<br />

Das Ergebnis ist eine Spaßgesellschaft mit infantilen<br />

Erscheinungsformen – rückschrittlich statt fortschrittlich für<br />

Körper und Geist. Ein Beispiel ist die Erfindung der „Ferienflieger”<br />

aus dem Versandhauskatalog, speziell in Deutschland<br />

und Großbritannien. Die Menschen leiden unter<br />

Freizeit-Überfluss. Die Folge ist der Reisekonsum aus dem<br />

Supermarkt – der Fast-Food-Tourismus zu Low-Cost-Preisen<br />

statt gesunder Reisekultur. Ganz im Interesse seiner Erfinder;<br />

der Freizeit-Konzerne.<br />

Paradoxe Kommunalpolitik:<br />

Touristen-Marketing statt Kurgast-Kultur<br />

Kaum verwunderlich, dass „Tourismus” – insbesondere<br />

„Tourist” – bereits als Schimpfwort verstanden wird.<br />

Bezeichnend ist, dass damit immer nur die anderen „Touristen”<br />

gemeint sind und sich niemand diesen Schuh auch<br />

selber anzieht. Ganz anders an der Nordsee. Hier sind<br />

Urlauber bis zum heutigen Tage Feriengäste oder Kurgäste.<br />

Der Respekt vor Feriengästen ist im Norden auch dann <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

9<br />

P O L I T I S C H E S


ungetrübt, wenn der Nachwuchs dafür auf das eigene<br />

Apartment verzichtet, das die Eltern als Ferienwohnung<br />

vermieten. Eine gastfreundliche Tradition. Schon hier<br />

beginnt der Unterschied zur Reiseindustrie.<br />

Paradoxerweise wird das Schimpfwort Tourismus aber<br />

ausgerechnet von öffentlichen Einrichtungen propagiert –<br />

mittels satter Budgets aus den Steuerkassen. Was sich früher<br />

in deutschen Ferienorten noch höflich Kurverwaltung oder<br />

Verkehrsverein nannte, biedert sich heute in schrillen Tönen<br />

an: Als kommunale Tourismus Marketing GmbHs oder<br />

bestenfalls als Tourist Info. Ein engmaschiges Netzwerk mit<br />

dem Auftritt drittklassiger Werbeagenturen; von der Reisekultur<br />

so weit entfernt wie die Pillenreklame von einer<br />

Landarztpraxis.<br />

Solange zigtausend Gastgeber – die Eigentümer privater<br />

Ferienhäuser und Ferienwohnungen – diesen Unfug mit<br />

Steuerzahlungen finanzieren, haben die Bürger ein Anrecht<br />

auf gemeinnützige Dienstleistung inklusive zivilisierter<br />

Namensgebung. Zum Beispiel Kurgast-Büro oder Gäste-<br />

Service, Besucher-Information oder Ferien-Information.<br />

Auch in deutschen Amtsstuben sollte sich herumgesprochen<br />

haben, dass „Touristen“ andernorts auf der Welt<br />

zunehmend ausgesperrt werden. Von Venedigs Bürgermeister<br />

ebenso wie von Nationalparks in der Dritten Welt<br />

– wegen Umweltschädigung. Ganz im Gegensatz zu den<br />

allerorts willkommenen Privatgästen.<br />

Eine weitere Folge der Übersättigung ist der Verdrängungswettbewerb<br />

zu Lasten von Qualität und Leistung. Und zu<br />

Lasten eines fairen Wettbewerbs bei Angebot und Nachfrage.<br />

Früher, zu Zeiten der Schwerindustrie, haben mutige<br />

US-Politiker noch Anti-Trust-Gesetze geschaffen und sind<br />

dafür nicht selten erschossen worden. Heute sitzen Politiker<br />

in hochdotierten Aufsichtsräten und stehen als „Berater”<br />

auf der Payroll börsennotierter Konzerne. Eine dreiste Interpretation<br />

von nachhaltigem Wettbewerb.<br />

Wie konnten die Exzesse im Freizeitmarkt entstehen?<br />

Mangels Alternativen im eigenen Land oder nur mangels<br />

Vernunft? Das ist nicht nur ein Thema für die Empirische<br />

Sozialforschung – auch für die Psychoanalyse, also für<br />

Erich Fromm. Ein treffendes Zitat des deutschstämmigen<br />

US-Philosophen: „Funktionales Eigentum ist ein existenzielles<br />

Bedürfnis des Menschen; institutionalisiertes Eigentum<br />

hingegen befriedigt ein pathologisches Bedürfnis.”<br />

Entfremdung ist nach Erich Fromm die Krankheit des modernen<br />

Menschen. Wikipedia hat die Definition Entfremdung<br />

nach dem Philosophen und Psychoanalytiker Fromm so<br />

zusammengefasst:<br />

Der Mensch wird zum Götzendiener, der das Werk seiner<br />

eigenen Hände anbetet. Er ist nur noch damit beschäftigt<br />

zu arbeiten, um konsumieren zu können. Er möchte viel<br />

haben statt viel zu sein. Machtstreben, Vergnügungssucht<br />

10 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

© Mopic/Fotolia.com<br />

und Besitz verdrängen Liebe, Freude und persönliches<br />

Wachstum. Ängstlichkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit<br />

zu lieben. Der moderne Mensch flieht in ein leeres Geschäftigsein.<br />

An die Stelle der traditionellen Werte des Guten,<br />

Schönen und Wahren, die der Entfaltung des Menschen<br />

dienten, ist der technologische Wert getreten: Das technisch<br />

Mögliche wird zum Selbstzweck; ist etwas technisch<br />

möglich, dann wird es auch getan. Nach Fromm soll man<br />

sich der humanistischen Alternative bewusst werden. Der<br />

Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen, leidenden<br />

und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus.<br />

Milton Friedman:<br />

„Der Euro wird die erste schwere Krise nicht überleben.”<br />

Stichwort „denkender Mensch”: Milton Friedman hat in seinem<br />

langen Leben als empirisch arbeitender Ökonom und<br />

als liberaler Freidenker gewirkt, das Individuum und seine<br />

Freiheit ins Zentrum seiner Überlegungen gestellt und dem<br />

Staat wenig Vertrauen entgegengebracht. „Der Euro wird die<br />

erste schwere Krise nicht überleben.” Diese Prophezeiung<br />

machte der Wirtschaftsnobelpreisträger bereits 1999, ein Jahr<br />

vor Einführung der EU-Währung. Er blieb ein überzeugter<br />

Anhänger des staatlichen Geldmonopols. Er lehnte den<br />

privaten (Banken-) Geldmarkt ebenso ab wie die Deckung<br />

von Geld durch Edelmetalle oder Rohstoffe, die er als reine<br />

Verschwendung von Ressourcen betrachtete.<br />

Das Szenario heute, frei nach Friedman: Die US-Notenbank<br />

Fed ist de facto eine Privatbank. Was die Euro-Notenbank<br />

EZB de facto ist, weiß niemand so recht, solange die<br />

Brüsseler EU von privaten Parteifürsten regiert wird und<br />

nicht von gewählten Bürgern. War die alte EWG noch eine<br />

vernünftige Freihandelszone, so hat sich die EU zu einer<br />

Neuauflage des Kaiserreichs entwickelt, regiert von Geldpäpsten<br />

und Landesfürsten. Ein feudaler Überstaat am<br />

Tropf bevormundeter Steuerzahler – das schiere Gegenteil<br />

einer Demokratie. Von einem krankhaften Narzissmus befallen,<br />

der selbst vor dem eigenmächtig propagierten Endziel<br />

„Vereinigte Staaten von Europa” nicht zurückschreckt.


Leere Europasprüche – voller Knüppeleinsatz<br />

Einstweilen schwafeln Politiker aller Couleur noch von der<br />

„Integration in Europa”. Integration in was? War vor der<br />

Erfindung der EU etwa ein Staat isoliert und ausgegrenzt?<br />

Und von was? Antworten gibt es keine. Stattdessen immer<br />

neue, leere Sprüche von der „Einigung Europas”. Noch nie<br />

gab es mehr Uneinigkeit zwischen Bürgern und Politikern<br />

wie heute. In Europas nationalen Rechtsstaaten werden<br />

eindeutige Begriffe wie Hausherr (Bürger) und Dienstbote<br />

(Politiker) buchstäblich vertauscht. Der Wille des alleinigen<br />

Souveräns (des Bürgers) wird ignoriert; Volksabstimmungen<br />

werden verhindert.<br />

Wer will da wem die Zwangseinweisung in welches System<br />

diktieren? Wer erdreistet sich da, Deutschlands freie Bürger<br />

und die Bürger in 26 weiteren souveränen Staaten zu<br />

Untertanen einer künstlich erzeugten Fremdmacht zu<br />

machen? Oder – um dem Humbug die Krone aufzusetzen –<br />

Spaniens König zum Kammerdiener und Britanniens<br />

Queen zur Kammerzofe Brüsseler Beamter? Beamte sind<br />

Staatsdiener. Anmaßend genug, dass die EU sich Beamte<br />

leistet, ohne ein Staat zu sein. Paradox genug, dass ihre<br />

Beamten von Steuerzahlern fremder Staaten bezahlt werden.<br />

Noch dreister, dass der EU-Apparat darauf drängt, Steuern<br />

in fremden Staaten eintreiben zu können.<br />

Zurück zum echten Europa mit seinen<br />

lebens- und liebenswerten Kulturen<br />

Der Amerikaner Friedman würde die Zustände mit dem<br />

Alten Rom vor über 2000 Jahren vergleichen: Von der<br />

Römischen Republik, res publica, zum Römischen Kaisertum.<br />

Paradoxerweise mit der EU-Kaiserpfalz in Belgien;<br />

einem vormals blühenden Wirtschaftsraum, seitdem ein<br />

staatliches Kunstgebilde aus der Zeit der käuflichen<br />

Monarchien. Heute, nach gut 200 Jahren, ist Belgien immer<br />

noch unfähig, sich auf kleinstem Raum selbst zu integrieren –<br />

weil aus widernatürlichen Machtspielen selbstgekrönter<br />

Familiensippen entstanden. Genau wie das derzeitige<br />

EU-Europa. Welchem freien Bürger auf diesem Kontinent<br />

nutzen solche Aussichten im 21. Jahrhundert?<br />

Und wem nutzt das benachbarte Finanzparadies Luxemburg<br />

im Format einer Stadtgemeinde, dessen Lokalpolitiker sich<br />

kraft eines EU-Amtes erdreisten, ungefragt über 500 Millionen<br />

fremde Europäer in 27 fremden Staaten zu herrschen?<br />

Nach demselben politischen Dreisatz werden künftig Herrschaften<br />

aus Sizilien oder Zypern neue Gesetzesvorlagen<br />

für den Deutschen Bundestag schreiben. Im schlimmsten<br />

Fall wird eine ausländische Troika den Bürgern in Deutschland<br />

bald die Kürzungen der Löhne, Renten, Sozialleistungen<br />

und Infrastrukturkosten vorschreiben und deutsches Steuergeld<br />

nach Belieben in wildfremde Kassen kanalisieren.<br />

Genau das geschieht heute bereits in Südeuropa. Ein<br />

unappetitlicher Vorgeschmack auf die Vereinigten Staaten<br />

von Europa. Dem trotz seiner beschränkten Kontrollfunktion<br />

sogenannten Europäischen Parlament wurde vom<br />

Bundesverfassungsgericht längst bescheinigt: Dieses Parlament<br />

ist „kein Repräsentationsorgan eines souveränen<br />

europäischen Volkes“. Ein souveränes europäisches Volk<br />

gibt es nicht. Es sei denn, dass die Bürger eines jeden<br />

souveränen Staates dies per Volksabstimmung selbst<br />

entscheiden. So dumm ist kein Volk. Also wird die Demokratisierung<br />

der EU verhindert.<br />

Enzensberger über die Entmündigung Europas<br />

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, 83, kommentiert<br />

sein 2011 erschienenes Buch „Sanftes Monster Brüssel<br />

oder Die Entmündigung Europas” (Suhrkamp Verlag) mit<br />

der Feststellung: „Als hätte es die Verfassungskämpfe<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts nie gegeben, haben sich EU-<br />

Ministerrat und EU-Kommission schon bei der Gründung<br />

der Europäischen Gemeinschaft darauf geeinigt, dass die<br />

Bevölkerung bei ihren Beschlüssen nichts mitzureden hat.”<br />

Enzensberger weiter:<br />

Immerhin kann sich die Europäische Union aber einer<br />

Herrschaftsform rühmen, für die es kein historisches Vorbild<br />

gibt. Ihre Originalität besteht darin, dass sie gewaltlos<br />

vorgeht. Sie bewegt sich auf leisen Sohlen. Sie gibt sich<br />

erbarmungslos menschenfreundlich. Sie will nur unser<br />

Bestes. Wie ein gütiger Vormund ist sie besorgt um unsere<br />

Gesundheit, unsere Umgangsformen und unsere Moral.<br />

Auf keinen Fall rechnet sie damit, dass wir selber wissen,<br />

was gut für uns ist; dazu sind wir in ihren Augen viel zu<br />

hilflos und zu unmündig. Deshalb müssen wir gründlich<br />

betreut und umerzogen werden. Schlechte Aussichten<br />

also. Oder wie der Ingenieur beim Untergang der Titanic:<br />

„Salzwasser in der Tennishalle! Ja, das ist ärgerlich, aber<br />

nasse Füße sind noch lange nicht das Ende der Welt.”<br />

Bis heute hat noch kein Bürger eines souveränen Staates<br />

den Namen eines „EU-Politikers” auf einem Wahlzettel gelesen.<br />

Was Brüsseler Funktionäre aber nicht davon abhält,<br />

„EU-Richtlinien” an die gewählten Abgeordneten fremder <br />

© fotomek/fotolia.com<br />

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P O L I T I S C H E S


Staaten zu erlassen und für den Fall, dass diese „Richtlinien”<br />

nicht unverzüglich in nationale Gesetze verwandelt werden,<br />

fremde Staaten mit Strafen zu belegen. Frei übersetzt: Papst<br />

und Kaiser in Personalunion. Das gab es nicht einmal im<br />

tiefsten Mittelalter.<br />

Cicero: „Wie lange noch, Catilina,<br />

wirst du unsere Geduld missbrauchen?”<br />

Es hat etwas von weltfremdem „Größenwahn” (Enzensberger),<br />

wenn man romanische Völker germanisieren und<br />

germanische Völker romanisieren will. Und slawische, turkmenische<br />

und kaukasische Völker gleich mit. Daran haben<br />

sich schon römische Kaiser in Germanien und germanische<br />

Kaiser im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation die<br />

Zähne ausgebissen. In freier Natur wie im geistigen und<br />

wirtschaftlichen Zusammenleben war Multikultur – im<br />

Gegensatz zur Monokultur – schon immer eine fruchtbare<br />

Bereicherung. Freie Entfaltung statt planwirtschaftliche<br />

Oligarchie. Das gilt seit dem altspanischen Toledo bis zu<br />

heutigen Multikulturzentren wie London, Paris oder New York.<br />

Europa nach Schweizer Art: Multikultur statt Monokultur<br />

Wie Europa prächtig funktioniert, das zeigen allein die EUfreien<br />

Schweizer Eidgenossen: Mit Direkter Demokratie und<br />

mit Respekt – indem man sich in einer Vielvölker-Region<br />

tunlichst aus dem Weg geht. Man genießt die Vorteile und<br />

ignoriert die Nachteile. Wie seit Jahrhunderten in der multikulturellen<br />

Schweiz; bis heute einmalig in der Welt. Wie im<br />

richtigen Leben – in jedem zivilisierten Privathaushalt, in<br />

jedem zeitgemäßen Betrieb der Realwirtschaft.<br />

Schon Konrad Adenauer bescheinigte den Planwirtschaftlern<br />

der SPD: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel,<br />

aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.” Jedem<br />

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© ferkelraggae/fotolia.com<br />

das Seine. Sogar dem deutschen Kanzler-Ehrgeizling Peer<br />

Steinbrück – „groß gewachsen unter kleinen Leuten” (FAZ)<br />

– dessen „Kavallerie” nicht die erste wäre, die in der freien<br />

Schweiz verdroschen wird. Statt peinlicher Pickelhauben-<br />

Propaganda sei Steinbrücks EU-Reiterstaffel der Mut<br />

empfohlen, im nationalen Wahlkampf den antinationalen<br />

Horizont der Vereinigten Staaten von Europa aufzuzeigen.<br />

Statt Plakatkleber-Pöbelei vom „Kante zeigen” wäre das<br />

einmal ein ehrlicher Klartext.<br />

Zum Klartext über die „Witzfigur” Steinbrück sieht sich<br />

sogar die sonst so diplomatische Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung veranlasst: „Wie wird dieser Mann sich erst aufführen,<br />

wenn er wirklich einmal Kanzler wäre? Er ist jetzt schon<br />

einer, der strukturell aus dem Häuschen ist.” Folgerichtig<br />

fragt sich die FAZ im selben Leitartikel: „Oder ist die<br />

herablassende Manier, die er für Selbstbewusstsein hält,<br />

ein Zeichen für odium humani generis, wie die Alten die<br />

Menschenverachtung nannten?”<br />

Zum Glück halten 80 Prozent der Wähler den EU-Kanzlerkandidaten<br />

für weniger großartig als der sich selbst. Möge<br />

der Wille des Volkes geschehen und Herrn Steinbrück zu<br />

seiner ersehnten „Beinfreiheit” verhelfen – zum SPD-Hinterbänkler<br />

im Bundestag. Besser noch wäre Direkte Demokratie<br />

nach Schweizer Art. Dann könnten sich Hinterbänkler<br />

nachhaltig die Beine vertreten; im Privatleben anstatt in<br />

den Lobbys der Parlamente.<br />

Kein Mensch braucht einen neuen Gottesstaat. Kein aufgeklärter<br />

Bürger braucht Plünderkapitalismus und Knüppelkommunismus<br />

aus einer Hand – die Schizophrenie im<br />

Endstadium. Schlimm genug, dass Harvard-Apparatschiks<br />

heutzutage die Heilige Dreifaltigkeit der Politik-, Finanz- und<br />

Konzern-Kleptokratie dominieren, während die geistige Elite<br />

der Chicago School – als Teil der intellektuellen Opposition<br />

– zu retten versucht, was noch zu retten ist.<br />

Milton Friedman war wie fast alle großen Ökonomen ein<br />

Mann mit Prinzipien, aber verbunden mit einer gehörigen<br />

Prise Pragmatismus. Letztlich hielt er sich – und das macht<br />

ihn sympathisch – keineswegs für unfehlbar, woran sein<br />

Schüler und späterer Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften<br />

Robert Lucas erinnert: „Eine der vielen Lektionen,<br />

die ich in Friedmans Vorlesungen lernte, war, meine<br />

eigenen Ansichten zu entwickeln, indem ich ökonomische<br />

Logik so gut wie möglich anwandte, und keinen Autoritäten<br />

zu trauen – nicht einmal Friedman selbst.”<br />

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern Erholung<br />

vom „Wohlstand” der ungesunden Art: Auf dass Sie den<br />

Notstand gesund und nachhaltig überleben.<br />

Sie könnten aber auch einfach im Jahr <strong>2013</strong> wieder<br />

einmal zur Wahl gehen: Wahlalternative <strong>2013</strong>.<br />

Be Sociable, Share! <br />

— Timm Esser<br />

Quelle: GEOLITICO www.geolitico.de


Zahnärzte bewerten<br />

Krankenkassen<br />

auf KZBV-Homepage<br />

Eingangsseite der KZBV-Onlineumfrage zur Kassenbewertung.<br />

Die Zusammenarbeit mit Krankenkassen kann für den<br />

Vertragszahnarzt positive und negative Seiten aufweisen.<br />

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) holt<br />

seit Jahresbeginn von den bei ihr organisierten rund<br />

60.000 Vertragszahnärzten mit Hilfe einer Onlineumfrage<br />

ein Meinungsbild ein, wie die Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

ihre Erfahrungen mit den rund 140 gesetzlichen<br />

Krankenkassen in Deutschland beurteilen.<br />

Die Fragen beziehen sich auf die Serviceorientierung,<br />

das Leistungsspektrum sowie die Bürokratielast, die<br />

Praxen bewältigen müssen. Für die Umfrage unter dem<br />

Link http://www.kzbv.de/online-umfrage ist eine Registrierung<br />

mit Namen, E-Mail-Adresse und KZV-Abrechnungsnummer<br />

nötig und nimmt nur wenige Minuten<br />

Zeit in Anspruch. Vorerst ist die Umfrage unbefristet. <br />

— lr<br />

QR-Code zur<br />

KZBV-Onlineumfrage.<br />

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Die einfache Abrechnung mit der KZV!<br />

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das Internet herunterzuladen.<br />

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TER VON ZFN-ONLINE +++ AUS DEM NEWSCENTER VON ZFN-ONLINE +++ AUS DEM NEWSCENTER<br />

Neues Krebsregistergesetz<br />

zum 1. Januar <strong>2013</strong> –<br />

auch Zahnärzteschaft betroffen<br />

Anfang Dezember 2012 hat der niedersächsische<br />

Landtag die Neufassung des Gesetzes<br />

über das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen<br />

(GEKN) (Krebsregistergesetz) verabschiedet, das bereits<br />

zum 01. Januar <strong>2013</strong> in Kraft getreten ist. Im Unterschied<br />

zur bisherigen Fassung ist nun eine generelle Meldepflicht<br />

für alle behandelnden Ärzte und auch Zahnärzte im § 3<br />

geregelt worden.<br />

Durch den Anspruch des achtseitigen Gesetzestextes soll<br />

eine Verbesserung der Datengrundlage für die Krebsepidemiologie<br />

und damit der Krebsbekämpfung ermöglicht<br />

werden. Insbesondere geht es um die Beobachtung von<br />

Trends im Auftreten von Krebserkrankungen, Untersuchungen<br />

von örtlichen und zeitlichen Häufungen von Krebserkrankungen,<br />

die Bewertung von Vorsorgemaßnahmen und<br />

Behandlungserfolgen, sowie um die Ursachenforschung<br />

zur Krebsentstehung.<br />

Die Verarbeitung der personen- und krankheitsbezogenen<br />

Daten soll für eine Bewertung präventiver und kurativer<br />

Maßnahmen sowie zur Qualitätssicherung der onkologischen<br />

Versorgung bereitstehen. Das Krebsregister soll auch<br />

Untersuchungen der Arbeits- und Ernährungsmedizin und<br />

der Umwelttoxikologie unterstützen.<br />

Organisation der Datenerhebung<br />

Das Epidemiologische Krebsregister des Landes Niedersachsen<br />

setzt sich aus einer ärztlich geleiteten Vertrauensstelle<br />

im Niedersächsischen Landesgesundheitsamt<br />

(Hannover) und einer hiervon räumlich, organisatorisch<br />

und personell getrennten Registerstelle in der „OFFIS Care<br />

GmbH (Oldenburg)“ zusammen. Durch diese Aufteilung soll<br />

den hohen Datenschutzanforderungen Rechnung getragen<br />

werden.<br />

14 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Vertrauensstelle<br />

Die Vertrauensstelle erhält die Aufgabe, die zu registrierenden<br />

Meldungen zu erfassen und zu prüfen und sie verschlüsselt<br />

an die Registerstelle weiterzuleiten. Die Registerstelle<br />

arbeitet nur mit pseudonymisierten Meldungen (d.h. die<br />

Personendaten wie Name und Adresse sind nicht im Klartext<br />

lesbar), und speichert alle Tumormeldungen dauerhaft<br />

und wertet sie regelmäßig wissenschaftlich aus, teilt das<br />

Niedersächsische Sozialministerium mit.<br />

(vertrauensstelle.ekn@nlga.niedersachsen.de)<br />

Ärzte und Zahnärzte<br />

Im § 3 des Gesetzes heißt es zur Meldepflicht und Meldeberechtigung:<br />

„Wer als Ärztin, Arzt, Zahnärztin oder Zahnarzt<br />

eine Tumorerkrankung feststellt oder behandelt, hat dies<br />

nach Maßgabe der Absätze 2 bis 4 vor Ablauf des auf den<br />

Zeitpunkt der Feststellung oder den Beginn der Behandlung<br />

folgenden Quartals an die Vertrauensstelle unabhängig von<br />

einem Widerspruch nach § 4 Abs. 1 zu melden... Satz 1<br />

gilt nicht für Erkrankungen und frühere Erkrankungen, die<br />

nur im Rahmen einer Anamnese festgestellt werden und<br />

mit der Inanspruchnahme der Ärztin, des Arztes, der Zahnärztin<br />

oder des Zahnarztes nicht in einem medizinischen<br />

Zusammenhang stehen...“<br />

Betroffene Personen haben jedoch das Recht, der dauerhaften<br />

Speicherung ihrer Identitätsdaten mit Ausnahme<br />

der geographischen Koordinaten zu widersprechen.<br />

Ferner ist in dem Gesetz vorgesehen, dass das Fachministerium<br />

die Höhe einer pauschalen Aufwandsentschädigung<br />

festlegt, die das Land für jede Meldung nach § 3 Abs. 1<br />

bis 3 an Ärztinnen, Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

zahlt, die direkt an die Vertrauensstelle melden und die<br />

nicht anderweitig eine Vergütung oder eine Aufwandsent-


VON ZFN-ONLINE +++ AUS DEM NEWSCENTE<br />

schädigung erhalten. Nach dem Gesetzeswortlaut stellen<br />

die Ärztekammer Niedersachsen und die Zahnärztekammer<br />

Niedersachsen einmal jährlich eine aktuelle Liste mit den<br />

Namen und den beruflichen Anschriften der in Niedersachsen<br />

tätigen Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

der Vertrauensstelle insbesondere zur Erfüllung der Aufgaben<br />

nach § 5 und § 7 Abs. 1 Nrn. 1 und 10 in elektronischer<br />

Form zur Verfügung.<br />

Interessante Datenlage<br />

Einmal im Jahr werden alle Tumormeldungen der bevölkerungsbezogenen<br />

Krebsregister in Deutschland an das<br />

Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut zur<br />

bundesweiten Auswertung weitergegeben. Darüber hinaus<br />

veröffentlicht das Krebsregister in einem jährlichen Bericht<br />

die Ergebnisse seiner statistisch-epidemiologischen Auswertung<br />

der in Niedersachsen erfassten Tumorerkrankungen<br />

unter Darstellung der Entwicklung und der regionalen<br />

Unterschiede. Die aktualisierten Ergebnisse werden im<br />

Internet über eine interaktive Datenbank zur Verfügung<br />

gestellt. Wer die Datenlage, aufgeteilt nach Tumorarten,<br />

Geschlecht und Landkreisen einsehen möchte, der kann<br />

Informationen in der „Diagnosespezifischen Kurzfassung<br />

2009 mit interaktiven Karten auf Landkreisebene“ unter<br />

dem folgenden Link erfahren:<br />

http://www.krebsregister-niedersachsen.de/<br />

registerstelle/dateien/jahresberichte/<br />

jb2009gesamt/JB2009_Gesamtbericht_<br />

Internetversion.pdf<br />

Beispiel Samtgemeinde Asse<br />

Nach einer Untersuchung aus dem Jahre 2010 geben beispielsweise<br />

die Auswertungen umfangreichen Datenmaterials<br />

für die Entwicklung bestimmter Krebserkrankungen<br />

über einen definierten Zeitverlauf eindrucksvoll Einblick in<br />

das Geschehen in der Samtgemeinde (SG) Asse – insbesondere<br />

im Vergleich zu anderen nahegelegenen Gemeinden.<br />

So ergeben sich für die SG Asse signifikante Erhöhungen<br />

der Krebsraten an Leukämie und Schilddrüsentumoren.<br />

Alleine an diesem isolierten Beispiel lässt sich unschwer<br />

die Wichtigkeit der Datenerhebung und -auswertung<br />

erkennen. Und das insbesondere dann, wenn das Zahlenmaterial<br />

dazu genutzt wird, um Erkrankungsursachen –<br />

auch entgegen möglicher Interessenlagen<br />

– zu benennen und auszuschalten.<br />

http://www.krebsregister-niedersachsen.de/<br />

registerstelle/dateien/aktuellesnews/pdf/<br />

Asse/EKN_Bericht_SG_Asse_2010_12_16.pdf<br />

— loe<br />

Einladung zum Seminar<br />

Die erfolgreiche<br />

Praxisabgabe<br />

Termin: 3. Mai <strong>2013</strong> von 15:00 bis ca. 19:00 Uhr<br />

Ort: KZVN, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

Kosten: € 50,00 pro Person<br />

Hinweis: 5 Fortbildungspunkte gemäß BZÄK/DGZMK<br />

Referenten und Inhalte:<br />

Begrüßung:<br />

Christian Neubarth, Mitglied des Vorstandes der KZVN<br />

Heinrich Abelmann, Prokurist ApoBank Hannover<br />

Theo Sander<br />

Rechtsanwalt IWP GmbH, Münster<br />

1. Abgabeplanung<br />

2. Praxisbewertung<br />

3. Übergangskooperationen<br />

4. Steuerstrategie<br />

Dr. Jobst-W. Carl Johannes Henkel<br />

Vorsitzender des Vorstandes der Leiter der Deutschen<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Apotheker- und Ärztebank<br />

Niedersachsen Regionalfiliale Hannover<br />

Das Anmeldeformular ist dem aktuellen Rundschreiben<br />

beigelegt. Sie finden es auch auf unserer Homepage unter<br />

www.kzvn.de.<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

15<br />

P O L I T I S C H E S


Foto: <strong>NZB</strong>-Archiv<br />

eGK – die unendliche Geschichte<br />

NEUESTES KAPITEL: „ZURÜCK IN DIE GEGENWART“<br />

Wenn man den Planungen der<br />

gematik Glauben schenken darf,<br />

soll im vierten Quartal <strong>2013</strong> voraussichtlich mit dem<br />

sogenannten Online-Roll-out begonnen werden. Immerhin,<br />

die Testregionen (Nordrhein-Westfalen, Schleswig-<br />

Holstein, Rheinland-Pfalz; Niedersachsen weigert sich)<br />

stehen fest, und Vorschläge zur Ausgestaltung der<br />

Testphase liegen dem BMG seit dem 20. April 2012 vor.<br />

Wenn Sie glauben, das Ganze ließe sich doch noch<br />

irgendwie verhindern bzw. umgehen, so sollten Sie einen<br />

Blick auf diese Zahlen werfen:<br />

Kosten für die Ausstattung der Versicherten mit der<br />

eGK: rund 139 Millionen Euro<br />

Kosten für die Ausstattung aller Beteiligten mit<br />

Lesegeräten: rund 156 Millionen Euro<br />

Entwicklungskosten der gematik: rund 300 Millionen Euro<br />

„Nebenkosten“ für die Beschaffung der Fotos, für den Kartenversand<br />

usw. noch nicht mitgerechnet. Man darf getrost von<br />

rund 600 Millionen Euro an Kosten für die eGK ausgehen,<br />

auf die sich Versicherte und ihre Arbeitgeber „freuen“ dürfen.<br />

Seitens der gematik ist man sich übrigens „ziemlich sicher“,<br />

16 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

mit den Kosten unter einer Milliarde Euro zu bleiben. Das<br />

beruhigt, ist doch zwischen 600 und 1.000 Millionen noch<br />

eine Menge Reserve. Die Gesamtkosten des Projektes eGK<br />

belaufen sich laut Aussage des BMG insgesamt auf rund<br />

3 Milliarden Euro.<br />

Da der größte Teil der 600 Millionen Euro bereits ausgegeben<br />

ist, wäre eine Abkehr von der eGK eine wirtschaftspolitische<br />

Fehlinvestition ohne Beispiel. Sie können also davon ausgehen,<br />

dass das Projekt, wie auch immer, zu Ende<br />

gebracht wird.<br />

Online-Anbindung der Praxis<br />

Wie der Name „Online-Roll-out“ schon sagt, wird ab diesem<br />

Zeitpunkt die Online-Anbindung Ihrer Praxis an die Telematikstruktur<br />

des Gesundheitswesens obligatorisch.<br />

Zwei Fragen, die sich Ihnen in diesem Augenblick höchstwahrscheinlich<br />

aufdrängen, seien gleich beantwortet:<br />

1. Nein, der Praxiscomputer muss nicht zwingend ans<br />

Netz, aber Ihre Praxis. Das hat allerdings Konsequenzen,<br />

doch dazu unten mehr.<br />

2. Ja, die Anbindung ist, auch wenn sie über das Internet<br />

funktioniert, sicher. Man bedient sich eines verschlüsselten<br />

Netzes innerhalb des Internets, eines sogenannten VPN-<br />

Tunnels, (VPN= virtual privat network = virtuelles privates<br />

Netzwerk), bei dem zumindest aus technischer Sicht<br />

keine Sicherheitsbedenken bestehen.<br />

Ausstattung<br />

Was erwartet Sie nun, nachdem sich der Rummel um die<br />

Ausstattung mit den neuen Lesegeräten gelegt und der<br />

normale Praxisbetrieb gerade wieder Einzug gehalten hat?<br />

Zunächst die Voraussetzungen:<br />

online-fähiges Kartenlesegerät<br />

Konnektor (Gerät, das die Verbindung zur Telematik-<br />

Infrastruktur herstellt und die Verschlüsselung übernimmt)<br />

Heilberufeausweis (HBA)/elektronischer Praxisausweis<br />

Das entsprechende Lesegerät (eGK-Lesegerät) besitzen<br />

Sie schon, die meisten Geräte benötigen allerdings ein<br />

sogenanntes Firmware-Update.


Auf welche Weise Sie den Konnektor erhalten, ist noch nicht<br />

geklärt; anzunehmen ist eine Verfahrensweise analog der<br />

Ausstattung mit den eGK-Lesegeräten: Finanzierung durch<br />

die Kostenträger, Abwicklung über die KZV. Wir informieren<br />

Sie rechtzeitig.<br />

Den elektronischen Heilberufeausweis (HBA) erhalten Sie<br />

zu gegebener Zeit von der Zahnärztekammer, den Praxisausweis<br />

von der KZV. Auch hier werden Sie rechtzeitig<br />

informiert. Prinzipiell ausreichen würde der HBA oder der<br />

Praxisausweis, jedoch wird zukünftig ein vernünftiges<br />

Arbeiten nur mit beiden Karten möglich sein. Es ist daher<br />

sinnvoll, beide Karten zu beantragen. Der wesentliche<br />

Unterschied besteht in der fehlenden qualifizierten Signatur<br />

auf dem Praxisausweis, so dass dieser während des<br />

Praxisbetriebes für den Versichertenstammdatenabgleich<br />

ständig im Lesegerät verbleiben, aber nicht zur Signatur<br />

von Rezepten oder Arztbriefen verwendet werden kann.<br />

Vom ständigen Verbleib des HBA im Lesegerät muss aus<br />

Sicherheitsgründen abgeraten werden.<br />

Drin oder draußen?<br />

Dann müssen Sie sich entscheiden, ob Sie Ihr PVS (Praxisverwaltungssystem)<br />

mit der Telematik-Infrastruktur verbinden<br />

wollen oder nicht. „Nein!“, werden Sie an dieser Stelle<br />

bestimmt denken, aber lesen Sie erst einmal weiter. In<br />

Abhängigkeit von Ihrer Entscheidung ergeben sich zwei<br />

unterschiedliche Szenarien mit unterschiedlichen Konsequenzen,<br />

die Sie bedenken müssen:<br />

Szenario 1:<br />

Online-Anbindung des PVS<br />

In diesem Fall werden der Praxis-PC und das Lesegerät<br />

direkt mit dem Konnektor verbunden. Beide kommunizieren<br />

ausschließlich über den Konnektor. Es gibt keine direkte<br />

Verbindung zwischen PC und Lesegerät mehr. Aus technischer<br />

Sicht ist diese Variante optimal unter den Aspekten<br />

optimaler Arbeitsabläufe und erforderlichen Hardwareaufwandes.<br />

Tatsache ist aber auch, dass der Praxis-PC zumindest<br />

für die Dauer des Versichertenstammdatenabgleichs<br />

(VSD) Bestandteil der Telematik-Infrastruktur wird.<br />

Die Abläufe beim VSD gestalten sich hier folgendermaßen:<br />

1. feststellen, ob Online-Prüfung erforderlich<br />

2. wenn ja, eGK in den Kartenleser stecken<br />

3. Konnektor prüft technische Nutzbarkeit der Karte<br />

4. Online-Prüfung<br />

5. gegebenenfalls Aktualisierung der Stammdaten auf der GK<br />

6. Erzeugung eines Prüfnachweises im Konnektor und<br />

Übergabe des Nachweises, gegebenenfalls der aktuellen<br />

Daten an das PVS.<br />

Zwei mögliche Umsetzungen des Online-Roll-outs der eGK<br />

Szenario 2:<br />

PVS bleibt offline („Stand-alone-Szenario“)<br />

Im zweiten Szenario findet eine physische Trennung des<br />

PVS von der Telematik-Infrastruktur statt. Augenscheinlichster<br />

Nachteil dieser Variante ist das notwendige zweite (selbst<br />

zu zahlende!) Kartenlesegerät und das lästige Umstecken<br />

der eGK, da die Kommunikation nicht über den Konnektor,<br />

sondern nur über die Karte selbst stattfindet.<br />

Die Abläufe beim VSD gestalten sich hier folgendermaßen:<br />

1. feststellen, ob Online-Prüfung erforderlich<br />

2. wenn ja, eGK in den Kartenleser 2 stecken<br />

3. Konnektor prüft technische Nutzbarkeit der Karte<br />

4. Online-Prüfung<br />

5. gegebenenfalls Aktualisierung der Stammdaten<br />

auf der eGK<br />

6. Erzeugen des Prüfnachweises im Konnektor<br />

und Schreiben auf die eGK<br />

7. Umstecken der eGK in den Kartenleser 1<br />

8. Einlesen des auf der eGK gespeicherten Prüfnachweises,<br />

gegebenenfalls der aktualisierten Stammdaten in das PVS <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

17<br />

Grafiken: © ZN Sachsen-Anhalt<br />

P O L I T I S C H E S


Nicht auf den ersten Blick erkennbar ist ein zweiter Nachteil<br />

der Stand-alone-Lösung: die fehlende Konnektorfunktionalität<br />

zwischen Kartenleser 1 und PVS.<br />

Hintergrund: Der zum Nachweis der erfolgten Online-Prüfung<br />

im Konnektor erzeugte Prüfnachweis wird nur verschlüsselt<br />

auf die Karte geschrieben. Vor dem Einlesen in das PVS<br />

muss dieser wieder entschlüsselt werden, wozu jedoch<br />

weder der Kartenleser noch das PVS in der Lage ist. Streng<br />

genommen, wäre also ein zweiter Konnektor zwischen<br />

Kartenleser 1 und Praxis-PC notwendig.<br />

Zur Lösung des Problems werden derzeit folgende<br />

Möglichkeiten diskutiert:<br />

Einsatz eines zweiten Konnektors (physische Trennung);<br />

verursacht hohe Kosten. Sie müssen davon ausgehen,<br />

dass dieser zweite Konnektor nicht finanziert wird und<br />

Sie die Kosten von rund 1.700 Euro selber tragen müssten.<br />

Mandantenfähiger Konnektor (logische Trennung);<br />

keine physische Trennung, möglicherweise keine<br />

Akzeptanz, da äußerlich wie bei Szenario 1 alles an<br />

ein Gerät gestöpselt wird.<br />

Kartenleser funktional aufrüsten; Ablehnung durch das BSI.<br />

PVS funktional aufrüsten; ebenfalls Ablehnung durch<br />

das BSI.<br />

preisgünstiger zweiter Konnektor durch gestaffeltes<br />

Lizenzmodell.<br />

Nach augenblicklicher Sachlage hat die letzte Möglichkeit<br />

die größte Chance auf Realisierung.<br />

Schwierige Abwägung<br />

Für diejenigen unter Ihnen, die jetzt verunsichert sind, sei<br />

noch Folgendes angemerkt: Die zum Kassenserver gesendeten<br />

Daten werden anonymisiert; Name oder Signatur<br />

der Praxis werden nicht gesendet. Den Kostenträgern ist<br />

also nicht bekannt, wer den Stammdatenabgleich vornimmt,<br />

auch nicht ob eine Arzt- oder Zahnarztpraxis. Profilbildung<br />

seitens der Kostenträger ist also zum gegenwärtigen Stand<br />

nicht möglich.<br />

Das beruhigt allerdings nur bedingt, denn wer die Anonymisierung<br />

letztendlich vornimmt, ist noch nicht geklärt.<br />

Ebenso vermag niemand vorherzusagen, wie das Verfahren<br />

zukünftig ablaufen wird.<br />

Dennoch werden wir in der nächsten Folge der<br />

unendlichen Geschichte einen Blick in die Zukunft wagen:<br />

Welche Perspektiven hat die eGK? Welche Risiken<br />

bestehen? Könnte es eine App vielleicht besser? <br />

— Dipl.-Ing. Olaf Brömme<br />

IT-Leiter KZV Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 7/2012<br />

18 P O L I T I S C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Dr. Buchholz hat<br />

Vorsitz der gematik<br />

übernommen<br />

Foto: © KZBV<br />

Dr. Günther E. Buchholz<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

des Vorstandes der KZBV.<br />

Dr. Günther E. Buchholz hat nach dem Jahreswechsel<br />

den Vorsitz der Gesellschafterversammlung<br />

der gematik übernommen.<br />

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der<br />

Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)<br />

tritt damit turnusmäßig die Nachfolge von<br />

Dr. Doris Pfeiffer, der Vorstandsvorsitzenden des<br />

GKV-Spitzenverbandes, an. Der Vorsitz der Gesellschafterversammlung,<br />

des obersten Gremiums in<br />

der gematik, wechselt jährlich zwischen dem<br />

GKV-Spitzenverband und der Heilberuflerseite.<br />

Der niedergelassene Zahnarzt ist seit 1998<br />

Vorstandsmitglied und seit sieben Jahren stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender der KZBV. Von<br />

1993 bis 2003 engagierte sich Dr. Buchholz als<br />

Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

in der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Westfalen-Lippe. — lr


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Parkinson Syndrom<br />

Fragestellung<br />

Was muss der Zahnarzt bei der Behandlung von Patienten<br />

mit Parkinson Syndrom (Paralysis agitans) wissen?<br />

Hintergrund<br />

Das extrapyramidale motorische Parkinson Syndrom ist eine<br />

progressive neurodegenerative Erkrankung, die durch Tremor,<br />

eingeschränkte Bewegungsfähigkeit, Muskelsteifigkeit<br />

und nachlassende kognitive Fähigkeiten gekennzeichnet<br />

ist. Durch die Muskelsteifigkeit fehlt typischerweise die Gesichtsmimik,<br />

wodurch ein maskenhafter Gesichtsausdruck<br />

zu Stande kommt [1]. Die Krankheit manifestiert sich zwischen<br />

dem 50. und 60. Lebensjahr. Die Patienten verlieren<br />

zunehmend ihre Fähigkeit, selbstständig ihr Berufs- und<br />

Alltagsleben zu gestalten. Im fortgeschrittenen Stadium<br />

können die Betroffenen keine zielgerichteten Bewegungen<br />

mehr ausführen und zeigen eine posturale Instabilität mit<br />

Fallneigung. Eigenständige Körper- und Mundhygiene ist<br />

kaum noch möglich [4, 7].<br />

Neben gestörten motorischen Fähigkeiten, die sich in der<br />

Trias der Symptome Rigor, Ruhetremor und Akinese zeigen,<br />

leiden die Patienten unter Blutdruckschwankungen, kardialen<br />

Arhythmien, Neigung zum Schwitzen sowie zu ausgeprägten<br />

20 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

@ Özgür Donmaz/iStockphoto.com<br />

Schlafstörungen, so dass die Patienten tagsüber erschöpft<br />

und müde wirken. Depression, kognitive Defizite und<br />

zunehmende Demenz treten in 10 bis 30% der Fälle auf.<br />

Bedingt durch die dopaminerge Medikation haben ein<br />

Viertel der Patienten Psychosen, die mit visuellen Halluzinationen<br />

starten und bis zu paranoiden Vorstellungen<br />

gehen können (vermeintliche Eigentumsverluste) [4, 7].<br />

Ursache für die Parkinson-Erkrankung ist ein Untergang<br />

von Neuronen im Tractus nigrostrialis der Substantia nigra<br />

des Mittelhirns (> 60 %), die den Neurotransmitter Dopamin<br />

speichern und freisetzen. Die Neurotransmitter fehlen dann<br />

im Corpus striatum der Basalganglien, welche zielgerichtete<br />

Bewegungsabläufe steuern und koordinieren [1, 4].<br />

Des Weiteren erklären sich die Symptome des Parkinson-<br />

Syndroms durch eine Störung der Verbindungen des<br />

motorischen Cortex zum Kleinhirn und dem frontalen wie<br />

limbischen Cortex.<br />

Therapiekonzepte<br />

Zur Therapie wird oral Levodopa in Kombination mit DOPA-<br />

Decarboxylase- Hemmern verabreicht (DOPA = Dopamin).<br />

Levodopa passiert die Blut-Hirn- Schranke und wird von<br />

den verbliebenen Neuronen der Substantia nigra<br />

resorbiert. Dort wird es in Dopamin umgewandelt und den<br />

Synapsen zur Signalumwandlung zur Verfügung gestellt.<br />

Um Levadopa vor einer vorzeitigen Konvertierung während<br />

der Zirkulation im Blutkreislauf zu schützen, wird gleichzeitig<br />

Carbidopa oder Entacapon gegeben. Dies steigert den<br />

Dopaminlevel im Gehirn [4, 7]. Nach ca. 5 Jahren Medikation<br />

reagieren 50 bis 75 % aller Patienten zunehmend immer<br />

weniger auf die Gabe von Levadopa. Parallel dazu entwickeln<br />

sich Levodopa induzierte Dyskinesen wie unfreiwillige<br />

(tanzende) Körperbewegungen, Grimassenschneiden,<br />

oder anormale Kontraktionen z. B. der Muskeln der Füße.<br />

Den Patienten wird dann häufig Selegilin verordnet [4]. Es<br />

reduziert die Dyskinesen, führt aber zu kardialen Arrhythmien.<br />

Weitere Nebenwirkungen der Dopamingabe sind<br />

Depressionen, die mit selektiven Serotonin-Aufnahmehemmern<br />

oder trizyklischen Antidepressiva behandelt<br />

werden. Da immer weniger Zellen der Substantia nigra ihre<br />

Funktion im Krankheitsverlauf erfüllen können, wurden<br />

Präparate entwickelt, die unter Umgehung der Substantia<br />

nigra direkt die Dopamin-Rezeptoren stimulieren können.<br />

Präparate wie Cabergolin haben aber den Nachteil, dass<br />

Herzklappendefekte entstehen können und das Risiko<br />

einer Endokarditis steigt [4, 7].


Orale Manifestationen<br />

Das Parkinson-Syndrom äußert sich oral in einem Tremor<br />

der Zunge, unwillkürlichen Unterkieferbewegungen sowie<br />

einer Steifigkeit der Kaumuskulatur. Durch die mangelhafte<br />

Koordinationsfähigkeit der oralen Muskulatur können die<br />

Patienten ihren Speichelfluss schwer kontrollieren. Schlucken<br />

und Schließen des Mundes sind beeinträchtigt. Den<br />

Patienten fließt der Speichel aus dem Mund („sabbern“).<br />

Werden Antidepressiva gegeben, tritt auf der anderen Seite<br />

Mundtrockenheit, Burning-mouth Syndrom sowie Schleimhautdefekte<br />

auf. Die Karieshäufigkeit steigt als Folge der<br />

medikamenten- induzierten Xerostomie einerseits und der<br />

mangelnden motorischen Fähigkeit zur Mundhygiene<br />

anderseits. Der Erhalt der Kaufunktion ist aber für Parkinson<br />

Patienten wichtig, da sie aufgrund ihrer unwillkürlichen<br />

ständigen Muskelaktivitäten meist Untergewicht haben [4, 7].<br />

Richtlinien bei der zahnmedizinischen Therapie<br />

Die Patienten sollten vormittags zu kurzen Behandlungsterminen<br />

(< 60 min) einbestellt werden. Dann sind Parkinson-<br />

Patienten am wenigsten von ihren motorischen Symptomen<br />

belastet. Die Medikation mit Levodopa erreicht ca. 60 bis<br />

90 min nach Einnahme ihre effektivste Wirkung. Bei der<br />

Behandlung ist zu beachten, dass an Parkinson Erkrankte<br />

häufig einen plötzlichen Harndrang verspüren oder unter<br />

Inkontinenz leiden. Das Praxisteam sollte auch darauf<br />

gefasst sein, dass Patienten nach langjähriger Medikation<br />

mit Dopamin psychisch auffällig sein können und unpassende<br />

Bemerkungen während der Behandlung gegenüber<br />

Mitarbeitern äußern können.<br />

Die Dauermedikation mit Levadopa in Kombination mit<br />

DOPA-Decarboxylase- Hemmern wird um die Gabe trizyklischer<br />

Antidepressiva, Monoaminoxidase-Hemmer oder<br />

Phenothiazine ergänzt. Dadurch versucht man, den Dopaminspiegel<br />

möglichst lange aufrechtzuerhalten und die<br />

psychogenen Nebenwirkungen des Levodopas zu reduzieren.<br />

Decarboxylase-Hemmer wie Entacapon, trizyklische<br />

Antidepressiva, Monoaminoxidase-Hemmer und Phenothiazine<br />

verstärken die Wirkung von Katecholaminen, die<br />

in Lokalanästhetika zugesetzt sind [2, 4–6, 9, 10].<br />

So werden die Vasokonstriktoreffekte von Norepinephrin<br />

oder Epinephrin durch trizyklische Antidepressiva deutlich<br />

verstärkt [2, 5]. Es sollten daher nur Lokalanästhetika mit<br />

niedrigster Vasokonstringens-Dosierung oder am besten<br />

ohne Vasokonstringens zum Einsatz kommen [5].<br />

Depression und Angstzustände werden mit Monoamin<br />

Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) therapiert. MAO-Hemmer<br />

verhindern den Abbau der Amine des Monoaminergen-<br />

Systems. Durch die Zufuhr exogener Katecholamine bei einer<br />

Lokalanästhesie potenzieren sich die nicht abgebauten<br />

körpereigenen Katecholamine mit den exogen zugeführten.<br />

Hypertensive Krisen erscheinen möglich. Für Lokalanästhetika<br />

gelten daher die gleichen Empfehlungen wie für<br />

Prof. Dr. Michael Behr, Regensburg<br />

trizyklische Antidepressiva [2, 9]. Phenothiazine werden bei<br />

schweren psychotischen Erkrankungen verordnet. Ihre<br />

Wechselwirkung besteht in einer Potenzierung der Wirkung<br />

von Sedativa und Analgetika [2, 3]. Bei intravasaler Injektion<br />

von Lokalanästhetika mit Vasokonstriktoren besteht die<br />

Gefahr, dass die ohnehin schon durch die Phenothiazine<br />

bedingte Hypotension weiter verstärkt wird [3].<br />

Antibiotika wie Clindamycin können mit acetylcholinergen<br />

Rezeptoren reagieren und inhibieren die nicotinerge Signalübertragung<br />

[8]. Dies kann in Kombination mit Muskelrelaxantien<br />

zu einer übermäßigen Erschlaffung der Muskulatur<br />

führen (Atemnot). Clindaymycin sollte bei Parkinson und<br />

Myasthenia gravis nicht verabreicht werden.<br />

Statement<br />

Zur zahnmedizinischen Behandlung von Patienten mit<br />

Parkinson-Syndrom, die mit dem Dopamin Vorläufer L-DOPA<br />

therapiert werden, gelten folgende Empfehlungen:<br />

Übersicht über die verordneten Medikamente verschaffen<br />

Patienten vormittags zu zeitlich begrenzten Terminen<br />

einbestellen (< 60 min).<br />

Verzicht auf Lokalanästhetika mit Vasokonstringens<br />

Keine Gabe von Antibiotika wie „Clindamycin“<br />

Das Praxisteam sollte vertraut sein mit den motorischen<br />

und psychogenen Besonderheiten, die beim Parkinson-<br />

Syndrom auftreten können. <br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. Michael Behr<br />

Universitätsklinikum Regensburg<br />

Franz-Josef-Strauß-Allee 11<br />

93053 Regensburg<br />

E-Mail: michael.behr@klinik.uni-regensburg.de<br />

Mit freundlicher Nachdruckgenehmigung des Deutschen<br />

Ärzte-Verlags, Erstveröffentlichung DZZ 66 (1): 4-5 (2011)<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

21<br />

Foto: Privat<br />

F A C H L I C H E S


Zahnmedizin in der Pflege<br />

HINTERGRÜNDE ZUM AUB-KONZEPT DER BZÄK UND KZBV<br />

Gemeinsam haben die Bundeszahnärztekammer<br />

(BZÄK) und die Kassenzahnärztliche<br />

Bundesvereinigung (KZBV) ein Konzept zur präventiven<br />

Betreuung Pflegebedürftiger vorgelegt. Dieses sogenannte<br />

AuB-Konzept (Alter und Behinderung) befindet<br />

sich derzeit in einer wichtigen Phase der Beratung im<br />

Bundesgesundheitsministerium. Der nachfolgende Artikel<br />

stellt die relevanten Hintergründe dar.<br />

Die Bedeutung einer kontinuierlichen und effektiven zahnmedizinischen<br />

Betreuung von pflegebedürftigen alten<br />

Menschen ist in den letzten Jahren nicht nur im Bewusstsein<br />

der beteiligten Gruppen, sondern auch in dem der Öffentlichkeit<br />

stetig gewachsen. Die regelmäßige Versorgung<br />

dieser Patientengruppe gilt als dringend notwendige Aufgabe.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die zahnmedizinische<br />

Versorgung Pflegebedürftiger kaum diskutiert. Zwei<br />

Gründe dürften dafür verantwortlich gewesen sein. Einmal<br />

gab es wesentlich weniger alte und damit auch pflegebedürftige<br />

Menschen. Diese waren sehr oft mit totalem<br />

Zahnersatz versorgt und über längere Zeit darin geübt, mit<br />

dessen Unzulänglichkeiten umzugehen. Neben der ganz<br />

erheblich gestiegenen Zahl alter Menschen haben wir<br />

heute die Situation, dass im Alter immer mehr eigene<br />

Zähne erhalten bleiben. Die DMS IV-Studie konnte zeigen,<br />

dass in der Altersgruppe der 64- bis 74-Jährigen nur<br />

22,6 Prozent zahnlos sind. 77,4 Prozent verfügen im<br />

Durchschnitt noch über 17,8 natürliche Zähne. Wenn diese<br />

Menschen nun hilfs- und pflegebedürftig werden, besteht<br />

für die Pflegenden immer seltener die einfache Situation,<br />

einen totalen Zahnersatz in ein Glas Wasser legen zu<br />

können, sondern es müssen zunehmend hochwertige und<br />

komplexe prothetische Versorgungen gepflegt werden.<br />

Unterbleibt die Pflege, wird sehr schnell zerstört, was für<br />

teures Geld aufgebaut worden war. Schmerzen entstehen<br />

und die Kaufunktion geht verloren. Zahnersatz ist dann<br />

aufgrund der geringen Adaptationsfähigkeit pflegebedürftiger<br />

Menschen meist nicht mehr möglich. In dieser Situation<br />

sind alle beteiligten Gruppen aufgerufen, neue Wege zu<br />

beschreiten: Die Gesellschaft muss akzeptieren, dass auch<br />

Pflegebedürftige zahnmedizinische Leistungen – präventiv<br />

und therapeutisch – benötigen, und die Zahnmedizin wird<br />

diese Leistungen immer öfter mobil zu erbringen haben.<br />

22 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Situation der Pflege in Deutschland<br />

Die statistischen Ämter der Länder und des Bundes erstellen<br />

seit 1999 im zweijährigen Rhythmus die sogenannte Pflegestatistik.<br />

Stichtag ist jeweils der 15. Dezember, die Veröffentlichung<br />

erfolgt nach der Aufbereitung und Auswertung<br />

der Daten. So wurden die Daten der aktuellen Statistik 2009<br />

erhoben und im Februar 2011 publiziert. Aus zahnmedizinischer<br />

Sicht sind Aspekte zu den Pflegebedürftigen, ihrer<br />

Betreuungssituation und zu den Pflegepersonen relevant.<br />

Im Dezember 2009 lebten in Deutschland 2,34 Millionen<br />

Pflegebedürftige im Sinne des Pflege-Versicherungsgesetzes<br />

(PflegeVG, SGB XI), das sind 4,1 Prozent mehr als 2007. Das<br />

PflegeVG unterscheidet drei Pflegestufen:<br />

Pflegestufe I – erheblich Pflegebedürftige:<br />

Personen, die bei der Körperpflege, der Ernährung oder<br />

der Mobilität für wenigstens zwei Verrichtungen aus<br />

einem oder mehreren Bereichen mindestens einmal<br />

täglich der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrfach in<br />

der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

benötigen.<br />

Pflegestufe II – schwer Pflegebedürftige: Personen, die<br />

bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität<br />

mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten<br />

der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrfach in der<br />

Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

benötigen.<br />

Pflegestufe III – schwerst Pflegebedürftige: Personen,<br />

die bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität<br />

täglich rund um die Uhr, auch nachts, der Hilfe bedürfen<br />

und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfen bei der<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen.<br />

9,5 Prozent aller Deutschen jenseits des 59. Lebensjahres<br />

sind pflegebedürftig. Der Anteil Pflegebedürftiger zeigt dabei<br />

ein exponentielles Wachstum mit dem Alter, wobei die<br />

zahlenmäßig größte Gruppe etwa 85 Jahre alt ist (Abb. 1<br />

und 2). 70 Prozent der Pflegebedürftigen sind weiblich.<br />

Bis zum 70. Lebensjahr liegt ihr Anteil an der Altersgruppe<br />

leicht unter dem der Männer, ab dem 70. Lebensjahr immer<br />

deutlicher darüber und erreicht mit dem 90. Lebensjahr<br />

67 Prozent der Altersgruppe.


Quelle Abb. 1 und 2: Pflegestatistik 2009<br />

Abb. 1: Anzahl Pflegebedürftiger in<br />

verschiedenen Altersgruppen.<br />

Menschen mit demenziellen Erkrankungen stellen nicht<br />

zuletzt auch aus der Sicht einer zahnmedizinischen<br />

Betreuung ein besonderes Problem dar. Die Berliner Altersstudie<br />

(BASE) zeigt eine deutliche Zunahme demenzieller<br />

Erkrankungen mit dem Alter (Abb. 3). Daraus lässt sich<br />

ableiten, dass derzeit etwa 1,1 Millionen Betroffene in<br />

Deutschland leben, denen es jedoch zum Teil körperlich<br />

so gut geht, dass eine Einstufung in eine der genannten<br />

Pflegestufen nicht möglich ist. Diese Personen haben zwar<br />

Anspruch auf einen sogenannten Betreuungsbetrag – man<br />

spricht von Pflegestufe „0“ –, erscheinen jedoch in der<br />

Pflegestatistik oftmals nicht. Es wird geschätzt, dass zudem<br />

der Anteil leichterer demenzieller Erkrankungen in der<br />

Altersgruppe „65+“ bei etwa 5 Prozent liegt und damit<br />

weitere 700.000 Betroffene zu berücksichtigen sind.<br />

Betreuungssituation Pflegebedürftiger<br />

Abb. 2: Anteil Pflegebedürftiger an<br />

der Altersgruppe.<br />

Abbildung 4 zeigt die Verteilung der Pflegebedürftigen auf<br />

die verschiedenen Pflegeformen. Aus der Sicht einer zahnmedizinischen<br />

Betreuung sind die 1,54 Millionen Menschen,<br />

die zu Hause leben, besonders problematisch. Eine zentrale<br />

zahnmedizinische Versorgung würde extrem hohe Transportkosten<br />

verursachen und eine mobile Betreuung wäre<br />

für die beteiligten Zahnärzte, honoriert nach den üblichen<br />

Kassensätzen, völlig unwirtschaftlich. Entsprechend werden<br />

für diesen Bereich globale Lösungsansätze nicht einmal<br />

diskutiert. Ein Teilansatz könnte darin bestehen, die 12.<strong>02</strong>6<br />

ambulanten Pflegedienste im Hinblick auf eine optimierte<br />

Mundpflege flächendeckend zu schulen, wobei hier für<br />

durch die Wettbewerbssituation der überwiegend privaten<br />

Träger (62 Prozent) durchaus Interesse bestünde. Die<br />

11.634 zugelassenen Pflegeheime betreuen im Durchschnitt<br />

jeweils 64 Menschen. Für die Zuordnung interessierter<br />

Kollegen als Paten- oder Betreuungszahnärzte zu einzelnen<br />

Einrichtungen hat sich als wichtig herausgestellt, die sehr<br />

unterschiedliche Zahl der Heimbewohner zu berücksichtigen.<br />

Abbildung 5 zeigt, dass Heime, die etwa 80 Menschen<br />

betreuen, am häufigsten sind, daneben existieren jedoch<br />

auch viele sehr kleine, aber auch sehr große Einrichtungen.<br />

Pflegeberufe<br />

Abb. 3: Zunahme mittelschwerer und<br />

schwerer Demenzerkrankungen mit<br />

dem Alter.<br />

Nicht selten besteht die Vorstellung, das Pflegepersonal<br />

sei überwiegend unqualifiziert, sodass zum Beispiel zahnmedizinische<br />

Schulungsmaßnahmen auf einen geringen<br />

Kenntnisstand stoßen würden. Tatsächlich haben jedoch<br />

66 Prozent der in ambulanten Pflegediensten Tätigen und<br />

48 Prozent der in der Pflege in Pflegeeinrichtungen Beschäftigten<br />

einen Berufsabschluss als Gesundheits-, Kranken-,<br />

Alten- oder Kinderkrankenpfleger/-in. Die Ausbildung<br />

zum/zur Altenpfleger/-in ist seit 2003 im Altenpflegegesetz<br />

geregelt, dauert drei Jahre und enthält etwa 2.100 Stunden<br />

an theoretischem und praktischem Unterricht sowie einen<br />

praktischen Ausbildungsteil von 2.500 Stunden.<br />

Der Umfang zahnmedizinischer Themen in dieser Ausbildung<br />

ist jedoch meist gering. Zwar listen die Lehrpläne<br />

unter anderem „Infektionen der Mundhöhle“ und „Mund-,<br />

Zahn- und Prothesenreinigung“ auf, doch hängt die <br />

Abb. 4: Betreuungssituation Pflegebedürftiger in Deutschland.<br />

Die schwarzen Balken unterscheiden nach Pflegestufe.<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

23<br />

Quelle: Berliner Altersstudie 1996<br />

Quelle : Pflegestatistik 2009<br />

F A C H L I C H E S


Abb. 5: Häufigkeit der Pflegeeinrichtungen<br />

in Abhängigkeit von der Zahl ihrer Heimplätze.<br />

tatsächliche Ausbildungsqualität sehr vom Engagement<br />

der Ausbildungseinrichtung und der Bereitschaft zahnärztlicher<br />

Kollegen ab, ehrenamtlich mitzuwirken. Es wäre sehr<br />

wichtig, diese Situation in der Zukunft deutlich zu verbessern,<br />

um die Notwendigkeit und den Aufwand späterer<br />

Schulungen des Pflegepersonals verringern zu können.<br />

Zahnmedizin in der Pflege<br />

Bei Angehörigen, professionellen Pflegekräften, aber auch<br />

in der Zahnmedizin trifft man zum Teil immer noch auf die<br />

Vorstellung, dass Mundgesundheit in der Pflege keine<br />

besondere Bedeutung habe. Diese Geringschätzung traf<br />

bis vor nicht allzu langer Zeit auf die Zahnmedizin insgesamt<br />

zu, doch heute ist ihre Bedeutung, nicht zuletzt auch<br />

für die Allgemeingesundheit, einer immer größeren Bevölkerungsgruppe<br />

bewusst. Mit modernen Präventions- und<br />

Therapiemethoden gelingt es deshalb zunehmend besser,<br />

natürliche Zähne bis ins hohe Alter zu erhalten. Diese<br />

Zähne werden dann jedoch mit mangelhafter Mundpflege<br />

zu einem „Magneten“ für Probleme in der Pflege. Insgesamt<br />

sprechen fünf wesentliche Gründe für die Bedeutung der<br />

Mundpflege in der Pflege:<br />

Es ist häufig geübte Praxis, Mundprobleme in der Pflege<br />

so lange zu ignorieren, bis Zähne als Notfallbehandlung<br />

entfernt werden müssen. Mit der geringen Adaptationsfähigkeit<br />

pflegebedürftiger Menschen wird dann jedoch<br />

ein Zahnersatz oftmals nicht mehr möglich sein. Ein<br />

Verlust an Kaufunktion ist die Folge.<br />

Die Ansammlung von Mikroorganismen in Zahnbelägen<br />

und in den Belägen auf Zahnersatz hat Einfluss auf die<br />

allgemeine Gesundheit. So besteht ein Zusammenhang<br />

zwischen der Mundhygiene und Lungenerkrankungen,<br />

die unter dem Sammelbegriff COPD (chronic obstructive<br />

pulmonary disease) zusammengefasst werden. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert, dass<br />

24 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Quelle : Pflegestatistik 2009<br />

die COPD bereits im Jahr 2<strong>02</strong>0 die dritthäufigste medizinische<br />

Todesursache weltweit sein wird, gleich hinter<br />

Schlaganfall und Herzerkrankungen.<br />

Der Ernährung kommt in der Pflege nicht nur eine physische,<br />

sondern auch eine besonders wichtige psychische<br />

Bedeutung zu. Ein Verlust der Kaufunktion oder auch<br />

Schmerzen im Mundbereich behindern die Nahrungsaufnahme.<br />

Eine Magensonde (PEG, perkutane endoskopische<br />

Gastrostomie) kann die psychische Komponente<br />

des Essens nicht ersetzen.<br />

Die Behandlung akuter Schmerzen ist bei pflegebedürftigen<br />

Menschen schwierig zu organisieren. Demenzielle<br />

Erkrankungen, die Furcht vor allgemeinmedizinischen<br />

Komplikationen und die Suche nach kompetenten<br />

Ansprechpartnern behindern oftmals eine zeitnahe Hilfe.<br />

Von einer regelmäßigen präventiven Betreuung darf<br />

man erwarten, dass sie die Frequenz solcher Notfallsituationen<br />

deutlich verringert.<br />

Die Gruppe demenziell Erkrankter stellt einen größer<br />

werdenden Anteil an der Gesamtzahl der pflegebedürftigen<br />

alten Menschen dar. Schon heute beträgt ihre durchschnittliche<br />

Lebenserwartung mehrere Jahre. Damit wird<br />

deutlich, dass nicht provisorische Lösungen für einen<br />

kurzen Zeitraum notwendig sind, sondern strukturierte<br />

Prävention, die eine längere Spanne abdeckt.<br />

Das Teamwerk-Projekt<br />

Pflegebedürftige ältere Menschen werden in der zahnmedizinischen<br />

Versorgung bislang nicht optimal berücksichtigt.<br />

Die Lösung muss lauten, Pflegebedürftigen zu bieten, was<br />

für selbstbestimmt lebende Menschen selbstverständlich<br />

ist. Für diese Mischung aus Prävention und Therapie<br />

wurde in München der Begriff „Duales Konzept“ geprägt:<br />

1. Das Modul „Prävention“ verbindet die Schulung der<br />

Pflegekräfte zur besseren Durchführung der täglichen<br />

Mundhygiene mit einer regelmäßigen Prophylaxebetreuung<br />

am Wohnort der Patienten durch mobile Prophylaxeteams.<br />

2. Das Modul „Therapie“ baut auf dezentral tätige<br />

„Patenzahnärzte“.<br />

Abb. 6: Entwicklung der Zahl Pflegebedürftiger<br />

in der Prognoserechnung des<br />

Statistischen Bundesamts.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt


Das Duale Konzept ist in der Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Projekt „Teamwerk – Zahnmedizin für Menschen mit<br />

Behinderungen“, der AOK Bayern und der Bayerischen<br />

Landeszahnärztekammer entstanden. Teamwerk und die<br />

AOK wurden für diese Arbeit 2005 mit dem Deutschen<br />

Präventionspreis und dem Wrigley Prophylaxepreis ausgezeichnet.<br />

In der Datenauswertung zeigten sich drei wichtige<br />

Aspekte:<br />

1. Zu Beginn der Studie war bei 81 Prozent der Pflegebedürftigen<br />

die Mundpflege dramatisch schlecht (nahezu<br />

nicht vorhanden).<br />

2. Bei 76 Prozent dieser Menschen konnten relevante<br />

Mundpflegeparameter signifikant verbessert werden.<br />

3. Bei den betreuten Patienten traten 65 Prozent weniger<br />

akute Schmerzen auf als im Referenzzeitraum und es<br />

wurden 70 Prozent weniger Zähne entfernt.<br />

Das AuB-Konzept<br />

Wenn man über die zahnmedizinische Betreuung Pflegebedürftiger<br />

diskutiert, besteht überwiegender Konsens<br />

darüber, die reparativ-therapeutische Seite zu intensivieren.<br />

Die Bayerische Landeszahnärztekammer hat hierzu als<br />

erste Kammer in Deutschland das Patenzahnarzt-Modell<br />

zur Betreuung von Pflegeeinrichtungen eingeführt und<br />

andere Kammern sind ihr inzwischen auf diesem Weg<br />

gefolgt. Wo immer solche Modelle existieren, ist die Bereitschaft<br />

der Kollegen groß, daran mitzuwirken. In diesen<br />

Konzepten fehlt jedoch bislang – zumindest bei gesetzlich<br />

versicherten Pflegebedürftigen – die präventive Seite der<br />

Zahnmedizin. Nach den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen<br />

müssen pflegebedürftige Senioren und Erwachsene<br />

mit Behinderungen präventive Leistungen selbst finanzieren,<br />

PROF. DR. CHRISTOPH BENZ<br />

1983 Staatsexamen in Göttingen<br />

1990 Oberarzt<br />

1990 Habilitation<br />

1996 Ernennung zum Professor<br />

Vizepräsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Alterszahnmedizin<br />

Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer<br />

Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer<br />

Mitbegründer von „Teamwerk –<br />

Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen“<br />

2005 Deutscher Präventionspreis<br />

2005 Wrigley-Prophylaxepreis<br />

120 Publikationen, darunter 19 Bücher und Buchbeiträge.<br />

Foto: BLZK<br />

verfügen aber oft nicht über die entsprechenden Mittel.<br />

Eine gemeinsame, hochkarätig besetzte Arbeitsgruppe der<br />

BZÄK und der KZBV hat nun ein sehr modernes Konzept<br />

zur Individualprophylaxe vorgelegt. Im präventiven Kontext<br />

werden hier in zwei Bereichen zehn neue Abrechnungspositionen<br />

definiert:<br />

PROPHYLAXE<br />

IPAuB 1 Mundhygienestatus<br />

IPAuB 2.1 Aufklärung über Mundgesundheit<br />

IPAuB 2.2 Erarbeitung und Erstellung eines Plans<br />

zur individuellen Mund- und/oder<br />

Prothesenpflege<br />

IPAuB 3.1 Risikospezifische Reinigung der Zähne<br />

IPAuB 3.2 Entfernen harter und weicher Beläge<br />

von Prothesen<br />

IPAuB 4 Lokale Fluoridierung der Zähne<br />

IPAuB 5 Versiegelung von Fissuren und Grübchen<br />

aller Zähne (je Zahn)<br />

IPAuB 6 Erhebung des PSI-Codes<br />

ZAHNTECHNIK<br />

ZT AuB 1 Reinigung und Politur von Prothesen<br />

ZT AuB 2 Hygieneoptimierte Umarbeitung<br />

einer Prothese<br />

Das AuB-Konzept liegt dem Bundesgesundheitsministerium<br />

vor und befindet sich aktuell in einer wichtigen Diskussionsphase.<br />

Wie optimistisch man sein darf, bleibt abzuwarten,<br />

doch eines ist sicher: Mit der steigenden Zahl Pflegebedürftiger<br />

(Abb. 6) und deren wachsenden Mundproblemen<br />

lässt sich ein solcher Ansatz vielleicht aufschieben, jedoch<br />

nicht mehr aussitzen. Heute schon kommen auf eine<br />

deutsche Zahnarztpraxis 50 Menschen in einer Pflegestufe,<br />

2030 werden es 72 sein. <br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. Christoph Benz<br />

Bayerische Landeszahnärztekammer<br />

Fallstraße 34<br />

81369 München<br />

E-Mail: cbenz@blzk.de<br />

Literatur beim Verfasser<br />

— Quelle: Bayerisches Zahnärzteblatt Juli/August 2011,<br />

Seite 66 ff.<br />

Mit freundlicher Genehmigung der<br />

Bayerischen Landeszahnärztekammer<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

25<br />

F A C H L I C H E S


Fotos: BLZK<br />

Praxiskonzept 80+<br />

REFLEKTIONEN ÜBER EINE BEDARFSGERECHTE BEHANDLUNG<br />

ALTER UND SEHR ALTER MENSCHEN<br />

ehr als die Hälfte der heute in<br />

Deutschland geborenen Kinder werden<br />

ihren 100. Geburtstag feiern – im 22. Jahrhundert“, so<br />

James Vaupel, Leiter des Max-Planck-Instituts für demografische<br />

Forschung in Rostock. Die demografische<br />

Entwicklung verändert nicht nur unsere Gesellschaft,<br />

sondern zwingt ebenso die Zahnarztpraxen, auf die<br />

neuen Herausforderungen mit entsprechenden Konzepten<br />

zu reagieren. Während heute jeder Zwanzigste in<br />

Deutschland 80 Jahre oder älter ist, wird dies im Jahr<br />

2060 jeder Siebte sein. Bevölkerungsstatistische Zahlen<br />

sind sehr verlässlich und so ist es keineswegs zu früh,<br />

sich mit den praktischen Aspekten der Alterszahnmedizin<br />

vertraut zu machen und zu überlegen, ob die gängigen<br />

Praxiskonzepte auch für Patienten über 80 geeignet sind.<br />

Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, sich die<br />

Zeiten dieser Menschen, die 1933 und früher geboren<br />

sind, vor Augen zu halten. Kaiserreich, Weimarer Republik,<br />

Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit waren<br />

gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Erfahrungen,<br />

die diese Menschen ohne Zweifel stark geprägt haben. Vor<br />

allem aber ist es notwendig, die Empfindungen, Wünsche,<br />

Bedürfnisse und Erfahrungen dieser Gruppe von Patienten<br />

zu kennen. Wie empfinden Menschen über 80 ihr Alter?<br />

Als Bürde, als Würde? Grundlegende Antworten auf diese<br />

26 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Fragen finden sich bei Paul Baltes (1939-2006), Entwicklungspsychologe<br />

und ehemaliger Direktor am Max-Planck-<br />

Institut in Berlin. Er sagte über alte Menschen: „Im vierten<br />

Alter offenbart sich unbarmherzig die biologische Unfertigkeit<br />

des Menschen. Die Stärken des Alters liegen in der<br />

emotionalen Intelligenz und im Weisheitswissen. Es gelingt<br />

Menschen dieser Altersgruppe erstaunlich gut, ihr Leben in<br />

einem immer engeren Umfeld und unter körperlichen<br />

Beeinträchtigungen so einzurichten, dass sie ein positives<br />

Selbstbild entwickeln, indem sie ihre Erwartungen besser<br />

an die Realität anpassen. Dennoch stößt die adaptive<br />

Ich-Plastizität an Grenzen, was Lerneffektivität und Wohlbefinden<br />

betrifft.“<br />

Ziel: positive Gewinn-Verlust-Bilanz<br />

In diesem Satz spiegeln sich Würde und Bürde eines<br />

Menschen im hohen Alter wider. Alte Menschen kennen<br />

sich aus mit den Herausforderungen des hohen Alters. Alte<br />

Menschen haben erfahren, dass Altern mit Verlusten, aber<br />

auch mit Gewinn verbunden ist. „Erfolgreiches Altern ist“ –<br />

nach Baltes – „die Fähigkeit, auch im späten Leben eine<br />

möglichst positive Gewinn-Verlust-Bilanz zu erreichen.“<br />

Der zahnärztliche Berufsstand kann mit den Möglichkeiten<br />

moderner zahnmedizinischer Prävention und Therapie viel<br />

dazu beitragen, diese Bilanz positiver zu gestalten.<br />

Alte Menschen möchten von ihrem Zahnarzt Achtung und Beachtung erfahren und mit ihren Wünschen ernst genommen werden.


Erwartungen an das Praxisteam kennen<br />

Will man ein schlüssiges und erfolgreiches Praxiskonzept<br />

etablieren, gilt es zuerst, die Wünsche der Menschen dieser<br />

Patientengruppe an das Praxisteam zu kennen, sie ernst zu<br />

nehmen und im Konzept zu berücksichtigen. Alte Menschen<br />

möchten Achtung und Beachtung erfahren und nicht als<br />

Belastung für das Praxisteam empfunden werden. Sie<br />

wünschen sich vom Zahnarzt und seinen Mitarbeiterinnen<br />

eine positive Einstellung zu alten Menschen und ein<br />

ausführliches Gespräch über die Behandlung. Sie möchten<br />

nicht anders angesehen und behandelt werden als jeder<br />

andere Patient auch, vor allem möchten sie nicht als problematisch<br />

eingestuft werden. Ein besonderer Wunsch ist<br />

die Versorgung im Pflegefall in der gewohnten häuslichen<br />

Umgebung durch das Praxisteam. Alle anderen Wünsche<br />

wie bedarfsgerechte Behandlung von Erkrankungen, Erhalt<br />

oder Wiederherstellung von Schmerzfreiheit und Lebensqualität<br />

decken sich mit denen jüngerer Menschen.<br />

Empathie für Menschen über 80<br />

Voraussetzung für ein tragfähiges und erfolgreiches Praxiskonzept<br />

ist die Einstellung und die Empathie des gesamten<br />

Praxisteams für Menschen über 80. Empathie ist weit mehr<br />

als Sympathie und bedeutet die Fähigkeit, die Perspektive<br />

zu wechseln und das Verhalten und Denken eines anderen<br />

Menschen zu verstehen – sich also in jemanden hineinzuversetzen.<br />

Diese Grundvoraussetzung und das Gefühl, dass<br />

die Würde und das Selbstwertgefühl des alten Patienten<br />

bei der Behandlung erhalten bleiben, entscheiden sehr<br />

darüber, ob es gelingt, diese Menschen für regelmäßige<br />

Kontroll- und Behandlungstermine zu gewinnen. Eine psychologisch<br />

sensible, rücksichts- und respektvolle Führung<br />

und eine mehrdimensionale Erfassung – körperlich, psychisch,<br />

sozial, funktionell und ökonomisch – erleichtern<br />

entscheidend den Zugang zum alten Patienten und erhöhen<br />

dessen Motivation und Bereitschaft zu notwendigen<br />

Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen.<br />

Vorfahrt für die Prävention<br />

In einem Praxiskonzept 80+ muss Prävention Vorrang<br />

haben. Die Erhaltung vorhandener oraler Strukturen durch<br />

Prävention ist wichtiger als invasive Maßnahmen. Auch<br />

wenn alltägliches prophylaktisches Verhalten für viele<br />

ältere Menschen keine Selbstverständlichkeit ist, weil Zahnerhaltung<br />

durch Prophylaxe in ihrer Kinder- und Jugendzeit<br />

noch kein Thema waren, sind sie dennoch sehr aufgeschlossen<br />

für Informationen über Möglichkeiten der Zahnerhaltung.<br />

Viele Menschen sind auch im vierten Lebensalter<br />

neugierig, wissbegierig und lernfähig, wenn Zusammenhänge<br />

verständlich aufgezeigt werden. Hierbei sind die<br />

Viele Menschen sind auch im vierten Lebensalter wissbegierig<br />

und lernfähig. Hierbei ist die große Darstellung einer digitalen<br />

Röntgenaufnahme auf dem Monitor sehr hilfreich, um Diagnose<br />

und therapeutische Maßnahmen zu erläutern.<br />

große Darstellung einer digitalen Röntgenaufnahme und<br />

die Präsentation der Mundsituation mit der intraoralen<br />

Kamera am Monitor eine unverzichtbare Hilfe. Befunde<br />

lassen sich auf diese Weise eindrucksvoll visualisieren und<br />

erläutern. Mit Unterstützung dieser modernen „Motivationshilfen“<br />

ist auch der alte Patient leicht von notwendigen<br />

Behandlungen oder Prophylaxemaßnahmen wie professionellen<br />

Zahnreinigungen, Applikation antimikrobieller Lacke,<br />

Fluoridierungen, Prothesenreinigung und regelmäßigen<br />

Erhebungen parodontaler Befunde zu überzeugen.<br />

Internistisches Basiswissen<br />

Ein sehr wichtiger Aspekt in einem Praxiskonzept 80+ ist<br />

das Bewusstsein des Praxisteams für die Multimorbidität<br />

und die damit verbundene Multimedikation, die einen<br />

nicht unerheblichen Einfluss auf Behandlungsmaßnahmen<br />

haben können. So ist dringend anzuraten, vor jeder Behandlung<br />

die aktuelle Anamnese zu erheben, um Kenntnis<br />

über Erkrankungen und die aktuelle Arzneimitteleinnahme<br />

zu haben. Ein seriöses Praxiskonzept verlangt vom Praxisteam<br />

ausreichende Kenntnisse über altersassoziierte Krankheiten<br />

wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus,<br />

Schlaganfall, Parkinson, Demenz, insbesondere vom Typ<br />

Alzheimer, gut- und bösartige Tumoren, Osteoporose, Gicht,<br />

Arthritis, Arthrose, Mundtrockenheit durch Medikamente,<br />

Schwerhörigkeit, mangelndes Sehvermögen und andere.<br />

Aufgrund der Multimorbidität und der damit verbundenen<br />

Einnahme vieler Arzneimittel ist mit internistischen Notfällen<br />

immer zu rechnen. Deshalb sollte zu einem verantwortungsvollen<br />

Praxiskonzept auch die regelmäßige Vorbereitung<br />

auf solche Zwischenfälle gehören. Als kleines Beispiel<br />

möge die Hypoglykämie dienen, auf deren Erkennung und<br />

Behandlung jede Praxis adäquat reagieren können muss:<br />

bei erhaltenem Bewusstsein Traubenzucker, bei verlorenem<br />

Bewusstsein eine Glucagonspritze (z. B. GlucaGen ® HypoKit)<br />

s.c., i.m. geben. <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

27<br />

Foto: Dr. Michel<br />

F A C H L I C H E S


Foto: Dr. Michel<br />

Wenn alte Menschen sich in einer Praxis wohlfühlen, dann liegt<br />

das neben einer seniorengerechten Praxisgestaltung auch am<br />

freundlichen, einfühlsamen und respektvollen Umgang mit ihnen.<br />

Praxis seniorengerecht gestalten und führen<br />

Wenn alte Menschen sich in einer Praxis wohlfühlen, dann<br />

liegt es in erster Linie am freundlichen, einfühlsamen und<br />

respektvollen Umgang mit ihnen, aber auch daran, dass<br />

eine Praxis seniorengerecht gestaltet ist. Es lohnt sich, einmal<br />

einen Rundgang mit den Augen eines alten Menschen<br />

durch die eigene Praxis zu machen. Vieles fällt einem<br />

dabei auf, was unter dem Aspekt einer seniorengerechten<br />

Praxis verändert werden könnte: Sind die Sitzgelegenheiten<br />

im Wartezimmer für alte Menschen geeignet und bequem?<br />

Ist die Praxis ausreichend hell beleuchtet? Gibt es Absätze<br />

und Stolperfallen vor und in der Praxis? Können sich in ihrer<br />

Mobilität eingeschränkte Patienten mit ihrer Gehhilfe, ihrem<br />

Rollator oder Rollstuhl problemlos bewegen? Ist genügend<br />

Platz im Behandlungsraum zum Umsetzen vom Rollstuhl<br />

in den Behandlungsstuhl? Lassen sich in der Praxis Barrieren<br />

abbauen? Ist eine Anfahrt mit dem Auto direkt vor die<br />

Praxis möglich? Fragen über Fragen, die es lohnt für seine<br />

eigene Praxissituation zu beantworten und Änderungen,<br />

so weit möglich, vorzunehmen. Zur seniorengerechten<br />

Praxis gehört nicht nur die „Hardware“ wie Praxiseinrichtung,<br />

sondern auch die „Software“, der Umgang mit Senioren:<br />

Geduld im Gespräch, Geduld in der Behandlung, ausreichend<br />

Zeit, um eine stressfreie Behandlungsatmosphäre<br />

zu ermöglichen sowie verständnisvolles Eingehen auf<br />

besondere Wünsche und Bedürfnisse.<br />

28 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Aufsuchende Betreuung im Pflegefall<br />

Ein tragender Pfeiler eines Praxiskonzepts für Menschen im<br />

vierten Lebensalter ist das Angebot einer mobilen zahnmedizinischen<br />

Betreuung im Falle der Immobilität eines<br />

Patienten. Wenn also der Patient eines Tages nicht mehr in<br />

der Lage ist, in die Praxis zu kommen, muss die Bereitschaft<br />

und Möglichkeit bestehen, dass das zahnärztliche Team<br />

zum Patienten nach Hause kommt. Hausbesuche des<br />

Zahnarztes mit seinen Mitarbeiterinnen sind zwar heutzutage<br />

noch nicht selbstverständlich, aber die demografische<br />

Entwicklung zwingt über kurz oder lang jede Praxis dazu,<br />

mobil zu werden, um ihre alten Patienten nicht aus den<br />

Augen zu verlieren – aus ethischen Gründen, aber auch<br />

um im Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Eine<br />

mobile zahnärztliche Betreuung bedarf sorgfältiger Vorbereitung<br />

und Organisation, Flexibilität, Kreativität und Idealismus.<br />

Hausbesuche erfordern im Vorfeld Gespräche mit<br />

dem Patienten, mit Angehörigen, Betreuern, Hausärzten und<br />

eventuell mit der Pflegedienstleitung – und sie erfordern<br />

eine gewisse technische Ausrüstung, um adäquat helfen<br />

zu können. In jedem einzelnen Fall gilt es, sehr kritisch<br />

und verantwortungsvoll die Möglichkeiten und Grenzen<br />

einer mobilen Behandlung abzuwägen.<br />

Praxisinterne Organisation und Fortbildung<br />

Ein Praxiskonzept 80+ ohne regelmäßige und systematisch<br />

aufgebaute und protokollierte Teambesprechungen ist bei<br />

der Fülle der anstehenden Themen im Bereich Alterszahnmedizin<br />

nicht vorstellbar. Gut vorbereitete Teamgespräche<br />

und praxisinterne Fortbildungen sind ein wesentlicher Pfeiler<br />

eines funktionierenden Konzepts, damit der alte Patient<br />

auch weiterhin im Mittelpunkt der zahnärztlichen Bemühungen<br />

bleibt. Die Verantwortung für die Organisation der<br />

Teambesprechungen und die Auswahl der Themen lässt<br />

sich zum überwiegenden Teil geeigneten Mitarbeiterinnen<br />

Voraussetzung für ein tragfähiges und erfolgreiches Praxiskonzept<br />

ist die Einstellung und die Empathie des gesamten Praxisteams<br />

für Menschen über 80.<br />

Foto: Dr. Michel


Foto: Dr. Michel<br />

Ein tragender Pfeiler eines Praxiskonzepts für Menschen im vierten<br />

Lebensalter ist das Angebot, sie im Falle der Immobilität zu<br />

Hause oder in einer Pflegeeinrichtung zahnärztlich zu betreuen.<br />

übertragen. Auf diese Weise werden Teambesprechungen<br />

zu einer motivierenden Aufgabe für die Fachangestellten<br />

und stärken den Teamgeist sowie das Mitverantwortungsgefühl<br />

für eine erfolgreiche Praxisführung.<br />

Altersgerechte Prothetik<br />

Um die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität zu<br />

erhöhen, ist häufig Zahnersatz notwendig, in erster Linie<br />

zwar zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Kaufunktion,<br />

aber genauso auch um das Aussehen zu verbessern<br />

und damit Sicherheit in der Kommunikation mit anderen<br />

Menschen zu geben. Dabei hängt die Wahl des geeigneten<br />

Zahnersatzes von der Therapie- und Mundhygienefähigkeit<br />

des Patienten ab. Eine altersgerechte Prothetik berücksichtigt<br />

nicht nur die aktuelle Situation und Fähigkeit des Patienten,<br />

sondern versucht auch, soweit möglich, die Konstruktion<br />

so zu wählen, dass bei späteren Einschränkungen der<br />

Zahnersatz immer noch gut zu handhaben ist.<br />

Behandlungsplanung und Nachsorge<br />

Bei zahnärztlichen Behandlungen größeren Umfangs ist<br />

immer auch deren Notwendigkeit kritisch zu prüfen und<br />

eine Risiko-Nutzen-Abwägung vorzunehmen. In vielen<br />

Fällen ist weniger oft mehr. Manchmal kann sogar der<br />

Verzicht auf neuen Zahnersatz die richtige Lösung sein,<br />

insbesondere dann, wenn die Adaptationsfähigkeit stark<br />

reduziert ist. Kriterien für die Wahl des geeigneten Zahnersatzes<br />

sind die Belastbarkeit des Patienten in der Behandlungsphase,<br />

die Erweiterbarkeit oder Modifizierbarkeit des<br />

vorhandenen Zahnersatzes, die Verbesserung der Kaufähigkeit,<br />

die Erhöhung der Lebensqualität und nicht zuletzt<br />

die entstehenden Kosten. Bei aller sinnvollen Planung aus<br />

zahnärztlicher Sicht sind der Wille und die Selbstbestimmung<br />

des Patienten stets zu respektieren.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt in einem Praxiskonzept 80+<br />

ist das Nachsorge-Intervall. Es richtet sich nach der Compliance,<br />

der oralen Situation, dem Zahnersatztyp, dem Alter,<br />

der manuellen Geschicklichkeit und dem Sehvermögen<br />

des Patienten. Besonderes Augenmerk sollte bei jedem<br />

Recall- Termin auf die Inspektion der Mundschleimhaut<br />

gelegt werden, um insbesondere neoplastische Veränderungen<br />

frühzeitig zu diagnostizieren.<br />

Um alte und sehr alte Menschen bedarfsgerecht zu<br />

behandeln, ist nicht nur eine kontinuierliche Fortbildung<br />

zu den unterschiedlichsten Themen der Alterszahnmedizin<br />

notwendig, sondern mehr und mehr im Berufsstand<br />

die Einsicht, dass Zahnmedizin für Menschen im hohen<br />

Lebensalter andere Ansprüche stellt als für andere Patientengruppen.<br />

Die hier gemachten Ausführungen sollen dazu<br />

ermutigen, über ein entsprechendes Praxiskonzept 80+ für<br />

die eigene Praxis zu reflektieren. <br />

Korrespondenzadresse:<br />

Dr. Herbert Michel<br />

Ludwigstraße 11<br />

97070 Würzburg<br />

E-Mail: hmichel@blzk.de<br />

Internet: www.zahnarztpraxis-mk.de<br />

Literatur beim Verfasser<br />

— Quelle: Bayerisches Zahnärzteblatt Juli/August 2011,<br />

Seite 70 ff<br />

Mit freundlicher Genehmigung der<br />

Bayerischen Landeszahnärztekammer<br />

DR. HERBERT MICHEL<br />

Studium der Zahnheilkunde an<br />

der Universität Würzburg<br />

Niedergelassener Zahnarzt in<br />

Würzburg<br />

Seit 1998 Mitglied im Ausschuss<br />

„Präventive Zahnheilkunde“ der Bundeszahnärztekammer<br />

Seit 1998 Referent Prophylaxe/Alterszahnmedizin/<br />

Behindertenzahnmedizin der BLZK<br />

Seit 2004 Vorsitzender der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Zahngesundheit e.V. (LAGZ)<br />

Seit 2004 Mitglied des Vorstandes der Deutschen<br />

Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ)<br />

2005/2008 Leiter des interdisziplinären Kongresses für<br />

Alterszahnmedizin „Zähne im Alter“ in München<br />

2004/2005 Leiter des Herausgeberteams der BLZK für das<br />

Buch „Zähne im Alter – eine interdisziplinäre Betrachtung“<br />

Seit 2007 Vorstandsmitglied der Aktion zahnfreundlich e.V.<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

Foto: BLZK<br />

29<br />

F A C H L I C H E S


Rechtstipp<br />

Erläuterungen zur<br />

Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

Hat sich der Zahnarzt mit Anfragen von dritter<br />

Seite über den gesundheitlichen Zustand<br />

eines seiner Patienten auseinanderzusetzen, darf er die<br />

begehrten Auskünfte nur erteilen, wenn eine aktuelle<br />

Schweigepflichtentbindungserklärung von Seiten des<br />

Patienten vorliegt. Anderenfalls darf der Zahnarzt noch<br />

nicht einmal mitteilen, ob die Person überhaupt sein<br />

Patient ist. Der Patient allein darf entscheiden und bestimmen,<br />

wem welche Daten offenbart werden sollen und wie<br />

diese Daten verwendet werden dürfen (Allgemeines<br />

Selbstbestimmungsrecht des Patienten und das Recht<br />

auf informationelle Selbstbestimmung; Art. 2 Abs. 1 GG in<br />

Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG)<br />

Erläuterungen zum o.a. Formular:<br />

a. Wer?<br />

Zunächst einmal muss deutlich sein, wer den Zahnarzt<br />

von der Schweigepflicht entbinden will, d.h. Name,<br />

Geburtsdatum und Adresse des Patienten müssen in<br />

der Schweigepflichtenbindungserklärung aufgenommen<br />

werden.<br />

b. Wem gegenüber?<br />

Wer soll von der Schweigepflicht entbunden werden?<br />

In der Schweigepflichtentbindungserklärung ist genau<br />

auszuführen, wer von der Schweigepflicht entbunden<br />

werden soll, d.h. Name und Adresse des Zahnarztes<br />

bzw. der Gemeinschaftspraxis.<br />

c. Gegenstand der Einsichtnahme durch Dritte?<br />

Es ist in der Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

aufzuführen, in welche Unterlagen Einsicht genommen<br />

werden soll, wie z.B. Karteikarte, Röntgenaufnahmen,<br />

Modelle usw.<br />

d. Zweck der Einsichtnahme?<br />

In der Karteikarte ist möglichst der Grund der Einsichtnahme<br />

mit aufzuführen, wie z.B. Auskunft zur Bewertung<br />

einer Leistungspflicht einer Versicherung, zur Gutachtenerstellung,<br />

zur Abrechnung, zur Weiterbehandlung usw.<br />

30 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

e. Ort der Einsichtnahme?<br />

Grundsätzlich ist eine eventuelle Einsichtnahme in die<br />

Originalunterlagen in der Praxis zu gewähren. Kopien<br />

von z.B. der Karteikarte sind auf Kosten des Einsichtsbegehrenden<br />

und Zug um Zug zu fertigen.<br />

f. Adressat der Behandlungsunterlagen bzw. Auskünfte?<br />

Der Adressat der Behandlungsunterlagen bzw. Auskünfte<br />

ist genau mit Name und Adresse zu bezeichnen, z.B.<br />

Nachbehandler, Fachzahnarzt, Versicherer, Gutachter,<br />

Rechtsanwalt.<br />

g. Zeitraum der Auskunftserteilung?<br />

Die Schweigepflichtenbindungserklärung muss enthalten,<br />

auf welchen Behandlungszeitraum sich die Schweigepflichtenbindungserklärung<br />

bezieht.<br />

h. Datum und Unterschrift<br />

Die Schweigepflichtentbindungserklärung muss vom<br />

Patienten mit Datum unterschrieben sein.<br />

i. Gültigkeit einer Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

Da die Schweigepflichtentbindungserklärung vom Patienten<br />

jederzeit frei widerrufbar ist, gibt es keine allgemeine<br />

Gültigkeitsdauer. Der Zahnarzt sollte daher immer darauf<br />

achten, eine aktuelle Schweigepflichtenbindungserklärung<br />

sich vorlegen zu lassen. <br />

Wencke Boldt,<br />

Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht<br />

Hildesheimer Straße 33, 30169 Hannover<br />

Tel.: 0511 8074-995, Fax: 0511 8074-997<br />

— Quelle: www.zfn-online.de<br />

© Matthias Eckert /Fotolia.com<br />

Das nebenstehende Formular steht<br />

als PDF-Datei zum Download bereit<br />

unter: http://www.tinyurl.com/<br />

zfn-schweigepflichtentbindung<br />

Der Link kann auch direkt über den<br />

QR-Code erreicht werden.


Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

Hiermit entbinde ich,<br />

Name, Vorname (ggf. Geburtsname)<br />

Geboren am<br />

Wohnhaft in<br />

Postleitzahl Ort<br />

den Zahnarzt<br />

Name, Adresse<br />

von der Pflicht zur Verschwiegenheit über meine zahnärztliche Behandlung in der Zeit<br />

von bis<br />

gegenüber<br />

Name, Adresse<br />

zum Zweck<br />

Zweck<br />

und erkläre mich damit einverstanden, dass in folgende Unterlagen Einsicht gewährt wird<br />

Unterlagen<br />

und folgende Unterlagen<br />

Unterlagen<br />

in Kopie an<br />

Name, Adresse<br />

herausgegeben werden.<br />

Ort, Datum Unterschrift


Immer wieder erreichen uns Anfragen zu implantologischen<br />

Leistungen, vor allem in Bezug auf die Abrechenbarkeit<br />

über die Krankenkasse. So z. B. die folgende Anfrage:<br />

Bei einem Patienten mit einer Nichtanlage von 4 Zähnen<br />

im OK sollen Implantate gesetzt werden. Gilt dies als Ausnahmefall?<br />

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?<br />

Gesetzliche Regelung<br />

Implantate bzw. implantologische Leistungen und<br />

Suprakonstruktionen sind nur in Ausnahmefällen nach<br />

§ 28 SGBV als Kassenleistung abrechnungsfähig.<br />

Nach § 28 Abs.2 gehören implantologische Leistungen<br />

zur Kassenleistung, wenn seltene besonders schwere Fälle<br />

vorliegen. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse<br />

diese Leistung einschließlich der Suprakonstruktion als<br />

Sachleistung im Rahmen einer medizinischen Gesamtbehandlung.<br />

Die Ausnahmeindikationen sind in den Behandlungsrichtlinien<br />

vom Bundesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen<br />

unter VII. Ausnahmeindikation für implantologische<br />

Leistungen festgelegt:<br />

Ausnahmeindikationen<br />

Ausnahmeindikationen für Implantate und Suprakonstruktionen<br />

im Sinne von § 28 Abs. 2 Satz 9 SGB V liegen in<br />

den in den Richtlinien aufgeführten besonders schweren<br />

Fällen vor.<br />

32 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

KOMPETENT • ZEITNAH • VERLÄSSLICH • NIEDERSACHSENWEIT<br />

Die Servicehotline der KZVN für<br />

Abrechnungsfragen informiert<br />

Wir sind für Sie da!<br />

Montag bis Donnerstag: 8:00 bis 17:00 Uhr<br />

Freitag: 8:00 bis 15:00 Uhr<br />

Telefon 0511 8405-390 oder<br />

Fax 0511 837267<br />

E-Mail: hotline-abrechnung@kzvn.de<br />

Sie fragen – wir antworten<br />

Bei Vorliegen der dort aufgeführten Ausnahmeindikationen<br />

besteht Anspruch auf Implantate zur Abstützung von<br />

Zahnersatz als Sachleistung nur dann, wenn eine konventionelle<br />

prothetische Versorgung ohne Implantate nicht<br />

möglich ist.<br />

Der Sachleistungsanspruch auf Implantate zur Abstützung<br />

von Zahnersatz besteht in den nachstehenden Punkten<br />

a) – c) nur dann, wenn das wiederhergestellte Prothesenlager<br />

durch schleimhautgetragenen Zahnersatz nicht<br />

belastbar ist.<br />

Es müssen also nach den Behandlungsrichtlinien mehrere<br />

Bedingungen erfüllt sein, um den Leistungsanspruch des<br />

Versicherten als Sachleistung zu begründen:<br />

„seltene Ausnahmeindikationen für besonders<br />

schwere Fälle“<br />

eine konventionelle prothetische Versorgung ohne<br />

Implantate ist nicht möglich.<br />

in den nachstehenden Punkten a) – c) nur dann,<br />

wenn das rekonstruierte Prothesenlager durch einen<br />

schleimhautgelagerten Zahnersatz nicht belastbar ist.<br />

Dies bedeutet, die Richtlinien legen nicht nur die seltenen<br />

Ausnahmeindikationen für besonders schwere Fälle fest,<br />

sondern bestimmen darüber hinaus, dass das Vorliegen<br />

der Ausnahmeindikation allein nicht ausreicht, um den<br />

Sachleistungsanspruch des Versicherten zu begründen.


Besonders schwere Fälle liegen vor<br />

a) Bei größeren Kiefer- und Gesichtsdefekten,<br />

die ihre Ursache<br />

in Tumoroperationen,<br />

in Entzündungen des Kiefers,<br />

in Operationen infolge von großen Zysten<br />

(z. B. große follikuläre oder Keratozysten),<br />

in Operationen infolge von Osteopathien, sofern keine<br />

Kontraindikation für eine Implantatversorgung vorliegt,<br />

Angeborenen Fehlbildungen des Kiefers (Lippen-,<br />

Kiefer-, Gaumenspalten, ektodermale Dysplasien) oder<br />

in Unfällen<br />

haben.<br />

Der Kiefer- und Gesichtsdefekt muss also auf eine der<br />

vorstehenden Ursachen zurückzuführen sein, es muss<br />

sich um einen größeren Kiefer- und Gesichtsdefekt handeln,<br />

wobei sich der gemeinsame Bundesausschuss zur<br />

Abgrenzung in Bezug auf die Größe nicht geäußert hat.<br />

Nach Nr. VII.3 der Richtlinien ist bei extraoralen Defekten<br />

im Gesichtsbereich nach Tumoroperationen oder Unfällen<br />

die operative Deckung der Defekte das primäre Ziel.<br />

Ist eine rein operative Rehabilitation nicht möglich und<br />

scheidet die Fixierung von Epithesen zum Defektverschluss<br />

durch andere Fixierungsmöglichkeiten aus, so ist eine<br />

Verankerung von Epithesen durch Implantate angezeigt.<br />

Eine Implantatversorgung kommt in den vorstehenden<br />

Fällen aber nur dann in Betracht, wenn keine Kontraindikation<br />

für Implantate vorliegt und eine konventionelle<br />

prothetische Versorgung nicht möglich ist, da das rekonstruierte<br />

Prothesenlager durch schleimhautgetragenen<br />

Zahnersatz nicht belastbar ist.<br />

b) Bei dauerhaft bestehender extremer Xerostomie,<br />

insbesondere im Rahmen einer Tumorbehandlung<br />

Geringfügige oder vorübergehende Xerostomien stellen<br />

keine Ausnahmeindikation im Sinne des § 28 Abs 2<br />

SGB V dar, es muss also für die Ausnahmeindikation<br />

eine dauerhafte Xerostomie bestehen und eine konventionelle<br />

prothetische Versorgung nicht möglich sein, weil<br />

das Prothesenlager durch einen schleimhautgelagerten<br />

Zahnersatz nicht belastbar ist.<br />

c) Bei generalisierter genetischer Nichtanlage von Zähnen<br />

Eine “generalisierte” Nichtanlage von Zähnen liegt nach<br />

einer Stellungnahme der KZBV dann vor, wenn bei rein<br />

zahlenmäßiger Betrachtung die Mehrzahl der typischerweise<br />

bei einem Menschen angelegten Zähne je Kiefer<br />

fehlt. Es wird davon ausgegangen, dass bei einem<br />

Menschen normalerweise insgesamt 32 Zähne angelegt<br />

sind.<br />

Vorausetzung für das Vorliegen der Ausnahmeindikation<br />

ist das Fehlen von mindestens 8 Zähnen im Kiefer und<br />

die Nichtbelastbarkeit des Prothesenlagers durch<br />

schleimhautgetragenen Zahnersatz.<br />

Das Vorliegen der Voraussetzungen der Ausnahmeindikation<br />

ist für jeden Kiefer einzeln zu bestimmen.<br />

Für unsere im Anfang gestellte Frage bedeuten diese<br />

Ausführungen, dass in dem genannten Fall KEINE<br />

Ausnahmeindikation vorliegt, da nur 4 Zähne in einem<br />

Kiefer fehlen. Die Implantatversorgung geht damit als<br />

Privatleistung zu Lasten des Patienten.<br />

d) bei nicht willentlich beeinflußbaren muskulären<br />

Fehlfunktionen im Mund- und Gesichtsbereich<br />

(z. B. Spastiken)<br />

In diesen Fällen ist nur zu prüfen, ob eine konventionelle<br />

prothetische Versorgung ohne Implantate möglich ist.<br />

Ist dies nicht der Fall, liegt für diesen Personenkreis<br />

eine Ausnahmeindikation im Sinne der Richtlinien vor.<br />

Das Vorliegen der Einschränkung „Nichtbelastbarkeit<br />

des Prothesenlagers durch schleimhautgetragenen<br />

Zahnersatz“ findet hier keine Beachtung.<br />

Verfahrensweise<br />

Die Aufstellung des Heil- und Kostenplanes für die implatologischen<br />

Leistungen und die Zahnersatzleistungen erfolgt<br />

auf der Grundlage der GOZ. Der Heil- und Kostenplan wird<br />

durch den Versicherten bei der zuständigen Krankenkasse<br />

vorgelegt.<br />

Die Krankenkasse muss die in diesen Richtlinien genannten<br />

Behandlungsfälle mit dem Ziel begutachten lassen, ob die<br />

Ausnahmeindikationen vorliegen.<br />

Zahnarzt und Krankenkasse können eine Überprüfung<br />

des Gutachtens durch einen Obergutachter bei der KZBV<br />

beantragen.<br />

Gutachter und Obergutachter müssen implantologisch<br />

erfahrene Zahnärzte sein, die von der KZBV im Einvernehmen<br />

mit den Spitzenverbänden der Krankenkassen<br />

benannt werden. <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

33<br />

© Jan Engel/Fotolia.com<br />

F A C H L I C H E S


Ist einer der Faktoren zur Ausnahmeindikation erfüllt, übernimmt<br />

die Krankenkasse die implantologischen Leistungen<br />

und die Suprakonstruktion zu 100 %. Die Abrechnung<br />

erfolgt direkt mit der Krankenkasse.<br />

Liegen die oben genannten Voraussetzungen nicht vor,<br />

ist die Implantatversorgung Privatleistung. Für die Suprakonstruktion<br />

kann der Zahnarzt einen Heil- und Kostenplan<br />

im Rahmen des Festzuschusssystems aufstellen. Dem<br />

Patienten stehen auch dann Festzuschüsse zur Suprakonstruktion<br />

nach den Festzuschussrichtlinien zu, wenn kein<br />

Ausnahmefall im Sinne der Zahnersatzrichtlinien vorliegt.<br />

Wiederherstellungsmaßnahmen<br />

Wird bei einem Patienten, bei dem die Ausnahmeindikation<br />

nach § 28 vorgelegen hat, eine Reparatur an der Implantatversorgung<br />

oder der Suprakonstruktion notwendig, stellt<br />

sich häufig auch hier die Frage nach der Kassenleistung.<br />

Auch in diesem Fall besteht der Sachleistungsanspruch<br />

Sie fragen – wir antworten<br />

KOMPETENT • ZEITNAH • VERLÄSSLICH • NIEDERSACHSENWEIT<br />

Die Servicehotlines der KZVN<br />

Rund um das Thema Online-Support<br />

Sprechzeiten<br />

Montag bis Donnerstag: 8:00 bis 17:00 Uhr<br />

Freitag: 8:00 bis 15:00 Uhr<br />

Kontakt<br />

Telefon 0511 8405-395 oder<br />

Fax 0511 59097063<br />

E-Mail: abrechnung@kzvn.de<br />

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E-Mail: finanzen@kzvn.de<br />

34 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

des Patienten hinsichtlich der Erneuerung bzw. Wiederherstellung<br />

der Implantatversorgung einschließlich der<br />

Suprakonstruktion weiter. Das bedeutet, dass auch diese<br />

Leistungen direkt mit der Krankenkasse nach den Sätzen<br />

der GOZ abgerechnet werden.<br />

Die Krankenkasse ist in diesen Fällen nicht berechtigt,<br />

lediglich Festzuschüsse zur Suprakonstruktion zu leisten.<br />

Im Zweifelsfall kann ein erneut beauftragter, implantologischer<br />

Gutachter feststellen, ob die Ausnahmeindikation zum<br />

Zeitpunkt der Wiederherstellung der Implantatversorgung<br />

bzw. Suprakonstruktion noch vorliegt.<br />

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, helfen Ihnen<br />

unsere Mitarbeiterinnen der Servicehotline für Abrechnungsfragen<br />

gern weiter. <br />

— Monika Popp,<br />

Gruppenleiterin Bereich ZE der KZVN<br />

Dr. Henning Otte,<br />

Vorstandsreferent der KZVN Abrechnung/Prüfung<br />

Rund um das Thema Abrechnung<br />

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Freitag: 8:00 bis 15:00 Uhr<br />

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Telefon 0511 8405-390 oder<br />

Fax 0511 837267<br />

E-Mail: hotline-abrechnung@kzvn.de<br />

Rund um das Thema Vertragsfragen<br />

Sprechzeiten<br />

Montag bis Donnerstag:<br />

9:00 bis 12:00 Uhr und 13:00 bis 17:00 Uhr<br />

Freitag: 9:00 bis 12:00 Uhr<br />

Kontakt<br />

Telefon 0511 8405-206<br />

E-Mail: service@kzvn.de<br />

© g_studio/iStockphoto.com


IDZ: Gründung von Zahnarztpraxen<br />

so teuer wie nie zuvor<br />

WIRTSCHAFTLICHE UND POLITISCHE FREIRÄUME UNVERZICHTBAR<br />

In weiten Bereichen sind die Existenzgründungskosten<br />

für Zahnärztinnen und Zahnärzte im Jahr 2011 deutlich<br />

gestiegen. Dies zeigt der aktuelle InvestMonitor Zahnarztpraxis<br />

des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Trotz<br />

hoher Investitionskosten wagen bundesweit weiterhin<br />

viele Zahnärzte den Schritt in die Selbständigkeit und<br />

gewährleisten so eine qualitativ hochwertige und flächendeckend<br />

wohnortnahe Versorgung.<br />

Ein zentrales Ergebnis des InvestMonitor Zahnarztpraxis ist,<br />

dass 2011 das durchschnittliche Finanzierungsvolumen<br />

einer Praxisneugründung in den alten Bundesländern mit<br />

429.000 Euro auf einen neuen Höchstwert gestiegen ist.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von<br />

etwa sieben Prozent. Demgegenüber sanken die Kosten<br />

für die Übernahme einer westdeutschen Einzelpraxis leicht<br />

um drei Prozent auf 299.000 Euro. Zahnärzte in den neuen<br />

Bundesländern mussten für eine Übernahme 198.000 Euro<br />

investieren – und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Zu den Kosten sagte Dr. Jürgen Fedderwitz, Vorstandsvorsitzender<br />

der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KZBV): „Im Vergleich zu anderen Facharztgruppen haben<br />

Zahnärzte auf dem Weg in die Selbständigkeit sehr hohe<br />

Investitionskosten. Damit sich dieses finanzielle Wagnis<br />

auszahlt, sind wir Zahnärzte als Freiberufler auf wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit sowie unternehmerische Freiräume<br />

und Planungssicherheit angewiesen.“<br />

Bei solch hohen Investitionen in die eigene Existenzgründung<br />

kommt der Standortwahl eine große Bedeutung zu.<br />

In den alten Bundesländern entschieden sich je ein Viertel<br />

der Existenzgründer für Großstädte oder eine Praxis auf dem<br />

Land. 20 Prozent wählten eine mittelgroße Stadt und 30<br />

Prozent eine Kleinstadt. In den neuen Bundesländern ließen<br />

sich 42 Prozent in der Mittelstadt nieder, 26 beziehungsweise<br />

27 Prozent gingen in die Kleinstadt oder aufs Land<br />

und fünf Prozent gründeten ihre Existenz in der Großstadt.<br />

Dazu Dr. Fedderwitz: „Wir Zahnärzte sind nach wie vor<br />

bundesweit gut aufgestellt und sichern wohnortnah eine<br />

qualitativ hochwertige Versorgung. Patienten haben die<br />

freie Zahnarztwahl. Dies muss so bleiben, denn nur in<br />

einem freiheitlichen Gesundheitswesen ist ein partnerschaftliches<br />

Verhältnis von Patient und Zahnarzt gewährleistet.<br />

Die richtigen politischen Rahmenbedingungen sind<br />

daher für uns auch zukünftig unverzichtbar.“<br />

Im InvestMonitor Zahnarztpraxis analysiert das IDZ gemeinsam<br />

mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank bereits<br />

seit 1984 die für die zahnärztliche Niederlassung notwendigen<br />

Investitionen. Die Studie mit vielen weiteren Informationen<br />

und Daten zum zahnärztlichen Investitionsverhalten<br />

kann kostenlos beim IDZ angefordert werden und steht als<br />

Download unter www.idz-koeln.de bereit. Träger des IDZ<br />

sind die KZBV und die Bundeszahnärztekammer. <br />

— Quelle: KZBV, Pressemitteilung<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

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35<br />

F A C H L I C H E S


© Fotos: www.slowfoto.de<br />

AKTUELLE FRAGEN ZUR DENTALEN FOTOGRAFIE:<br />

LiveView oder Sucher?<br />

LED-Dauerlicht oder Blitzeinsatz?<br />

Sowohl in der (analogen)<br />

Dia- als auch in der digitalen<br />

Fotografie galt die Spiegelreflexkamera<br />

mit dem Blick durch Prismensucher<br />

und das Objektiv (TTL = through<br />

the lens) auch für den medizinischen<br />

Bereich als „Goldener Standard“, zumal<br />

beim Kleinbildformat (Filmformat<br />

Die mit LED-Dauerlicht on top<br />

montierte EOS M.<br />

LiveView-Abbild mit Einstellungen für<br />

Makroaufnahme.<br />

36 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

24 mm x 36 mm) in Verbindung mit<br />

einem Makroobjektiv mit einer Brennweite<br />

von 100 mm.<br />

Auch heute noch ist diese relativ<br />

lange Brennweite verbreitet, selbst<br />

wenn der weit verbreitete, weil auch<br />

kostengünstigere sogenannte Crop-<br />

Sensor kleinere bildwirksame Maße<br />

(oft 15 mm x 22 mm) und damit einen<br />

kleineren Bildwinkel als der kleinbildäquivalente<br />

sogenannte Vollformat-<br />

Sensor (24 mm x 36 mm) aufweist.<br />

Mittlerweile gibt es kürzere Makro<br />

Festbrennweiten, die geringerer<br />

Distanzen zum Objekt bedürfen, um<br />

gleiche Objektgrößen wie mit z.B.<br />

einer 100-mm-Brennweite abzubilden.<br />

Man muss nicht so weit vom liegenden<br />

Patienten entfernt sein und kann<br />

bequem im Sitzen fotografieren. Eines<br />

dieser kurzbrennweitigen Makroobjektive<br />

ist das EF-S 60mm f2.8 Macro<br />

USM von der Firma Canon, eine Konstruktion<br />

mit exzellenter Abbildungsleistung<br />

(aber im Canon-System nur<br />

an die Cropformat-Kameras montierbar).<br />

Weil die Distanzen kürzer sind,<br />

kann die Objektausleuchtung auch<br />

mit weniger Lichtintensität erfolgen:<br />

An die Stelle eines gewohnten Blitzlichtes<br />

kann ein LED-Dauerlicht treten.<br />

Das ist wegen des Dauerlichtes nicht<br />

nur zum Fokussieren bequemer, sondern<br />

zusätzlich auch in Kombination<br />

mit sogenannter HDR-Technik (High<br />

Dynamic Range) mittlerweile recht<br />

einfach in der Ausführung und damit<br />

sehr praxistauglich! Durch diese Technik<br />

werden mehrere Bilder mit unterschiedlichen<br />

Belichtungsparametern<br />

in sehr kurzen Zeitabständen hintereinander<br />

vom gleichen Motiv erstellt<br />

und zu einem fertigen Bild zusammengerechnet.<br />

Dieses errechnete<br />

„Summationsbild“ weist im Ergebnis<br />

einen deutlich höheren Kontrastumfang<br />

auf, als dies eine Einzelbildaufnahme<br />

wiedergeben kann. In vielen<br />

Fällen gibt solch ein HDR-Bild einen<br />

Eindruck wieder, der dem visuellen<br />

Eindruck des Betrachters deutlich<br />

näher kommt, als dies mit einer Einzelbildaufnahme<br />

der Fall ist.<br />

Aktuelle Kameramodelle bieten heute<br />

diese HDR-Möglichkeit schon kameraseitig<br />

eingebaut als Einstellmöglichkeit<br />

an: Es entsteht ein fertiges HDR-Bild<br />

bereits in der Kamera und der Fotograf<br />

muss nicht mit externer Software<br />

zwei oder mehr Bilder zu einem<br />

Gesamtendbild zusammenrechnen.<br />

Als eine dieser modernen und<br />

zugleich späten Systemkameras, d.h.<br />

eine Kamera ohne optischen Sucher,<br />

dafür mit Bajonett für den Objektivwechsel,<br />

hat die Firma Canon die EOS<br />

M auf den Markt gebracht. Sie wurde<br />

mit einem gegenüber dem EF-Anschluss<br />

kleineren M-Bajonett ausgestattet,<br />

das zudem noch rund 25mm näher<br />

zum Sensor liegt! Dadurch konnte die<br />

Gehäusetiefe dieser neuen EOS M auf<br />

33mm reduziert werden. Diese Distanzreduzierung<br />

schafft physikalisch


Aufnahmesituation mit EOS M und LED-Dauerlicht on Top zum Videodreh für<br />

Sprechprobe bei Zahnersatzeinprobe.<br />

bildwirksame Parameter, die bisher<br />

nur bei den digitalen Kompaktkameras<br />

zu finden waren: Man erschrickt beim<br />

ersten Objektivwechsel, so nahe<br />

erscheint einem beim Betrachten das<br />

abzubildende Objekt! Auf gewohnte<br />

Bildeindrücke überbrückt wird diese<br />

konstruktionsbedingte Objekt-Sensor-<br />

Nähe für den Einsatz der EOS M mit<br />

EF- oder EF-S-Objektiven wie der<br />

schon vorgenannten 60mm Makro<br />

Festbrennweite mit einem Adapter,<br />

der zum M-Kameragehäuse über ein<br />

EF-M Bajonett und zur Optik über ein<br />

EF-/EF-S-Bajonett verfügt und den<br />

eigentlichen Abstand dieser Objektive<br />

zum gewohnten Crop-Sensor der<br />

digitalen Spiegelreflexkameras (dSLR)<br />

wiederherstellt. Ohne Adapter kann<br />

man – bei dann reduziertem Objekt-<br />

Sensor-Abstand – eines der beiden<br />

bislang erhältlichen EF-M Objektive<br />

(das flache Pancake EF-M 22mm f/2<br />

STM und das edler als üblich ausgeführte<br />

Kit-Zoom EF-M 18-55mm f/3.5-<br />

QR-Code mit Link zu einem Beispielvideo<br />

im Slowfoto-Fotoblog, das eine Situation<br />

wie in Abb. 3 gezeigt wiedergibt.<br />

Der Link lautet:<br />

http://tinyurl.com/sprechprobe-slowfoto<br />

5.6 IS STM) an die Kamera montieren.<br />

Wie von den Crop-Sensoren der dSLR<br />

her bekannt (s.a. <strong>NZB</strong> 09/2009 S. 36ff<br />

und 06/2010 S. 35ff), kann auch das<br />

Kit-Zoom EF-M 18-55 STM in folgenden<br />

Einstellungen für Nahaufnahmen bis<br />

etwa 50 mm x 60 mm Objektgröße<br />

bei f55 mm, Blende F19, ISO 200,<br />

1/125 sec im [M]-Programm plus dem<br />

Kit beigefügtem Blitzgerät Speedlite<br />

90EX verwendet werden. Will man<br />

noch näher ans Objekt ran, empfiehlt<br />

sich eine Vorsatzlinse von bis zu +5<br />

Dioptrien! Als weitere Neuerung bietet<br />

die EOS M zwei sogenannte Kreativ-<br />

Programme, die maßgeblich dazu führen,<br />

dem konstruktionsbedingt früher<br />

als beim Vollformatsensor einsetzenden<br />

Rauschen bei hohen ISO Empfindlichkeiten<br />

(ISO als Maß der Lichtempfindlichkeit)<br />

wirksam zu begegnen.<br />

Es handelt sich um die Programme<br />

„Nachtaufnahme ohne Stativ“ und<br />

„HDR-Gegenlicht“, wobei 4 bzw. 3<br />

schnell hintereinander folgende Aufnahmen<br />

zu einem Bild im sogenannten<br />

JPG-Format – wie schon weiter<br />

oben beschrieben – zusammengerechnet<br />

werden, mit einem kleinen<br />

Verlust an Brennweite, um minimale<br />

Bewegungen während der Aufnahmereihe<br />

auszugleichen, wenn man ohne<br />

Stativ fotografiert und den Bildausschnitt<br />

nicht exakt über die Aufnahmesequenz<br />

beibehält. Gerade diese beiden in die<br />

Kamera eingebauten Kreativ-Programme<br />

bieten einen enormen Vorteil, wenn <br />

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F A C H L I C H E S


Dr. Peter Paul Zehner, Zahnarzt und<br />

Fotografieblogautor aus Alfeld.<br />

<br />

man auf ein Stativ und/oder aufwändige<br />

Nacharbeit am Rechner verzichten<br />

will. Für die dentale oder medizinische<br />

Praxis respektive das zahntechnische<br />

Labor schafft die Kamera so Voraussetzungen<br />

für qualitativ hochwertige Aufnahmen<br />

in einem Schritt chair- oder<br />

labside ohne weitere Nacharbeiten<br />

am PC!<br />

38 F A C H L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Jeder fotografisch Ambitionierte sollte<br />

sorgfältig entscheiden, welche Kameraart<br />

– oder auch mehrere – er vorzieht,<br />

weil die verschiedenen Typen<br />

und Konstruktionen nicht mit nur<br />

ein/zwei Unterschieden aufwarten.<br />

Ein optischer Sucher hat andere<br />

Qualitäten als ein Bildschirm/Display:<br />

Das Auge bleibt am Okular, es sei denn<br />

die mit einem Sucher ausgestattete<br />

Kamera (i.d.R. eine dSLR) wird im<br />

sogenannten LiveView mit Sicht über<br />

das kameraeigene Display zum Fotografieren<br />

betrieben: Für diese „Display-<br />

Betriebsart“ ist die EOS M geradezu<br />

prädestiniert und für alle nahen Aufnahmen<br />

– insbesondere wegen des 3´´<br />

großen und kontrastreichen LiveView-<br />

TFT-Displays – bestens geeignet:<br />

Als Alternative zu bisher für die<br />

Dentalfotografie empfohlenen Kameragehäusen,<br />

bietet sie die Vorteile der<br />

„Touchscreen-Bedienung“ insbeson-<br />

dere beim Fokussieren per verschiebbarem<br />

Fokusfeld und der Touch-Auslösung<br />

auf dem Bildschirm, ein perfekter<br />

Verwacklungsschutz, der eine<br />

kabellose Fernbedienung in<br />

vielen Fällen erübrigt! Bei der Verwendung<br />

lichtstarker Objektive und guter<br />

Ausleuchtung gibt es keinerlei Kritik<br />

bzgl. des gegenüber den digitalen<br />

Spiegelreflexkameras langsamen<br />

Autofokus. Im Gegenteil ist dessen<br />

rasche und präzise Funktion gewährleistet!<br />

Auf der unter Canon-Fotografen<br />

bekannten Internetplattform „Canonrumors“<br />

wird übrigens für das Frühjahr<br />

<strong>2013</strong> neben der Markteinführung<br />

anderer interessanter Neuigkeiten<br />

auch über ein weiteres EOS-M-Modell<br />

mit Sucher „orakelt“… <br />

— Dr. Peter Paul Zehner, Alsfeld<br />

www.slowfoto.de<br />

Die neue CANON EOS M ist eine spiegellose Systemkamera mit Wechselbajonett.<br />

Ohne Adapter können die beiden bisher neuen EF-M Objektive aufgesetzt<br />

werden, ein sehr handliches f22mm Pancake mit Anfangsblende<br />

F2.0 und das bekannte Kitzoom (wie EF-S) mit f18-55mm und F 3.5-5.6<br />

samt Stabilisierung (IS). Die Kamera ist wie die beiden M Objektive wertig<br />

ausgeführt. Die Aufnahmen wurden nach bewährten Einstellungen aufgenommen:<br />

[M] = manuelles Programm<br />

Blende 16<br />

Zeit 1/125 sec<br />

ISO 100/200<br />

Als Blitz kam das Speedlite 270EXII zum Einsatz wie auch das EF-S 2.8<br />

60mm macro Objektiv am EF / EF-M Adapter. Bleibt zu sagen, dass es mit<br />

dem Set-Blitz und dem Kit-Zoom bei 55mm, also der längsten einstellbaren<br />

Brennweite, auch sehr gut funktioniert. Die für mich normalerweise obligate<br />

Streulichtblende LH 54 muss bei diesen Aufnahmen zur Vermeidung von<br />

Abschattungen abgenommen werden. Für präzise Einstellungen wird als<br />

Hilfslicht die OP-Leuchte verwendet.<br />

Entgegen der Bedienungsanleitung ist die EOS M nicht mit der von CANON<br />

kostenlos ausgelieferten Software EOS-Utility vom PC/Notebook aus fernbedienbar.<br />

Die neuen Bedienungsanleitungen werden laut Auskunft des<br />

Supports entsprechend korrigiert. Für Anregungen zu einem Mehr an<br />

Anwendungen empfiehlt sich der Blick unter www.slowfoto.de in den Fotoblog.


Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

Aktuelle Urteile…<br />

…AUS DER ARBEITSWELT<br />

Arbeitsrecht: „Thema verfehlt” ist herabwürdigend<br />

Legt ein Vorgesetzter dem Arbeitgeber eines Mitarbeiters<br />

einen von diesem verfassten Bericht mit den Vermerken<br />

„Thema verfehlt” und „auch noch verspätet vorgelegt”<br />

auf den Schreibtisch, so handelt es sich dabei um eine<br />

„Herabwürdigung und Missachtung“. Der Arbeitgeber<br />

hat die Pflicht, dem Mitarbeiter Schadenersatz zu leisten.<br />

Denn er haftet auch für das Verhalten des leitenden<br />

Angestellten, der als Erfüllungsgehilfe das Persönlichkeitsrecht<br />

des Mitarbeiters verletzt hat. Denn die Weiterleitung<br />

des Berichts mit den Vermerken hatte allein das Ziel,<br />

auf das Versagen des Arbeitnehmers hinzuweisen –<br />

insbesondere dann, wenn der Vorgesetzte nicht zunächst<br />

das Gespräch mit dem Mitarbeiter gesucht hat.<br />

(LAG Mecklenburg-Vorpommern, 5 Sa 86/11)<br />

Urlaubsrecht: Eine tarifliche Ausschlussklausel gilt<br />

auch für Restansprüche...<br />

Macht eine Arbeitnehmerin, die mehrere Jahre lang<br />

arbeitsunfähig krank war, ehe sie aus dem Arbeitsverhältnis<br />

ausgeschieden ist, erst nach Ablauf der tariflichen<br />

Ausschlussfrist die Barauszahlung für nicht genommenen<br />

Urlaub geltend, so braucht der Arbeitgeber dem<br />

nicht zu folgen. Er kann sich darauf berufen, dass der<br />

Anspruch verfallen sei. Dies unabhängig davon, dass<br />

sowohl der Europäische Gerichtshof als auch ihm<br />

folgend das Bundesarbeitsgericht für Fälle langjähriger<br />

Arbeitsunfähigkeit Abgeltungszahlungen anerkannt<br />

haben. (Hier ging es um Ansprüche für die Jahre 2007<br />

und 2008, dem Jahr der Beendigung des Arbeitsverhältnisses,<br />

die aber erst im Jahr 2010 geltend gemacht<br />

wurden. Die tarifliche Ausschlussfrist von 6 Monaten<br />

war zu diesem Zeitpunkt längst abgelaufen.)<br />

(LAG Berlin-Brandenburg, 13 Sa 1104/12)<br />

…AUS DEM STEUERRECHT<br />

© Sandor Jackal/Fotolia.com<br />

Steuerrecht: Wenn ein „Sportsfreund“ nachträglich eine<br />

Gefälligkeitsbescheinigung ausstellt<br />

Hängt die steuerliche Anerkennung von der Vorlage eines<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgestellten Angebotes<br />

ab (hier für eine Photovoltaikanlage), so darf das Finanzamt<br />

die Steuer mindernde Berücksichtigung ablehnen, wenn<br />

offensichtlich ist, dass es sich um ein „freundschaftlich“<br />

nachträglich ausgestelltes Dokument handelt. (Hier wurde<br />

die „besondere Nähe” des Auftraggebers zum Steuerzahler<br />

festgestellt, die dieser als „Sportsfreund” des Steuerzahlers<br />

selbst einräumte. Dies mit dem Bemerken, dass sein<br />

spätes Angebot darauf beruht habe, dass unter Freunden<br />

schriftliche Offerten unüblich seien. Und da es sich bei dem<br />

erst auf Nachfrage ausgestellten „Gefälligkeits”-Angebot<br />

um eine Kopie des ersten – weit später datierten –<br />

tatsächlichen Angebots gehandelt hatte – und das sogar<br />

mit denselben Tippfehlern –, blieb dem die Anerkennung<br />

versagt.) (BFH, X R 20/11)<br />

Steuerrecht/Verfahrensrecht: Ein Laie weiß mit<br />

„schriftlich” nicht unbedingt was anzufangen<br />

Reicht ein „juristischer Laie” beim Finanzgericht gegen<br />

seinen Steuerbescheid per E-Mail Klage ein, ohne eine<br />

„elektronische Signatur” anzufügen, so kann ihm „Wiedereinsetzung<br />

in den vorigen Stand” (= Fristverlängerung)<br />

gewährt werden, wenn dadurch der Termin für den Einspruch<br />

versäumt wird. Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz<br />

hielt dem Steuerzahler zugute, dass er den Passus im<br />

Finanzamtsbescheid, die Klage müsse „schriftlich” eingereicht<br />

werden, also mit einer Unterschrift versehen sein,<br />

nicht übersetzen konnte. Geht dann kurz nach Fristablauf<br />

der Vorgang per Fax – mit Unterschrift – beim Amt ein, so<br />

hat es damit sein Bewenden. (Hier kam hinzu, dass ein<br />

bei der Finanzverwaltung eingehender Einspruch durchaus<br />

per E-Mail und ohne Signatur anerkannt wird.)<br />

(FG Rheinland-Pfalz, 6 K 1736/10)<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

39<br />

F A C H L I C H E S


„DIE SINNE VERWÖHNEN UND GUTES TUN“<br />

43. Zahnärzteball wieder bestens besucht<br />

Am Samstag den 19. Januar war es wieder soweit: Im<br />

Waldhaus Oelper begann pünktlich um 19.30 Uhr der<br />

Braunschweiger Zahnärzteball <strong>2013</strong>. Zum 43. Mal lud die<br />

Kreisstelle Braunschweig der Zahnärztekammer Niedersachsen<br />

Kollegen und Ballliebhaber zu diesem Vergnügen<br />

ein. Rund 150 Gäste in eleganter Abendgarderobe verliehen<br />

dem geschmackvoll hergerichteten Festsaal des Hauses<br />

ein besonders glamouröses Ambiente.<br />

Unter dem Motto „Die Sinne verwöhnen und Gutes tun“<br />

führten Regine Peters und Corinna Maaz die Besucher<br />

charmant durch den Abend. Neben netten Gesprächen<br />

abseits des beruflichen Alltags stand, wie es sich ja für<br />

einen ordentlichen Ball gehört, selbstverständlich das<br />

Tanzen im Mittelpunkt. Tony Pop und seine Band sorgten<br />

bis in die frühen Morgenstunden für erstklassiges Entertainment.<br />

Die Vielseitigkeit vom klassischen Walzer über<br />

anspruchsvolle Tanzmusik bis hin zu aktuellen Chart-Hits<br />

auf hohem musikalischem Niveau hat überzeugt. Dazu<br />

lieferte die Technik noch so etwas wie eine dezente Lightshow.<br />

Natürlich kamen auch der Spaß und das Vergnügen<br />

nicht zu kurz. Auf die Gäste wartete ein kabarettistisches<br />

Unterhaltungsprogramm mit FOOLTOOL in Gestalt von<br />

Manni und Gerda. Als sympathische Sauberkeits- und Hygienebeauftragte<br />

hatten die vermeintlichen Halbgeschwister<br />

ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge.<br />

Terminliches<br />

BEZIRKSSTELLE HANNOVER<br />

13.03.<strong>2013</strong><br />

Referent: Dr. Jan Derks, Göteborg<br />

Thema: „Parodontitis, Implantate und Peri-implantitis –<br />

Idee und Strategie aus Göteborg“<br />

05.06.<strong>2013</strong><br />

Referent:<br />

Priv.-Doz. Dr. M. Oliver Ahlers, Hannover<br />

Thema: „Funktionsdiagnostik, Funktionstherapie und<br />

restaurative Weiterbehandlung mit repositions-Onlays<br />

und -Veneers“<br />

40 I N T E R E S S A N T E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Bei dem<br />

reichhaltigen Büffet, dass vom Küchenchef des Hauses<br />

und seinen vielen Helfern gezaubert wurde, kann man<br />

durchaus von einer kulinarischen Verführung sprechen.<br />

Um Mitternacht fand traditionell die Verlosung der Hauptpreise<br />

statt. Gutes Tun, darum geht es bei der Ausgestaltung<br />

der Tombola. Mit den Erträgen soll jenen geholfen werden,<br />

die unsere Hilfe am nötigsten haben: Kranke Kinder und<br />

deren Angehörige. Den Gesamterlös spenden wir an die<br />

Kroschke-Stiftung für Kinder. An dieser Stelle geht der Dank<br />

an alle Sponsoren, insbesondere an die Apotheker- und<br />

Ärztebank, die Volksbank Braunschweig, die Deutsche<br />

Bank, das Dentallabor Schäfer und Fusenig, sowie die<br />

Firmen MEFA, Argen und Küchen Aktuell.<br />

Auch dieser Abend ging leider zu Ende. Um den<br />

Nachhauseweg musste sich keiner Sorgen machen,<br />

denn das Autohaus Mura aus Cremlingen sorgte mit einem<br />

Shuttleservice für eine angenehme Heimfahrt der Gäste.<br />

Auch im kommenden Jahr (genau am 11.01.2014) wird der<br />

Zahnärzteball wieder der Auftakt einer Vielzahl von Veranstaltungen<br />

der Kreisstelle Braunschweig der Zahnärztekammer<br />

Niedersachsen sein, zu dem Sie schon jetzt herzlich<br />

eingeladen sind. <br />

— Dr. Helmut Peters, Braunschweig<br />

Ort: Hannover Congress Centrum,<br />

Theodor-Heuss-Platz 1-3,<br />

30175 Hannover<br />

Fortbildungsreferent:<br />

Dr. Kai-Petrik Worch, M.S. (USA)<br />

c/o Zahnärztekammer Niedersachsen<br />

Zeißstr. 11b, 30519 Hannover<br />

Tel.: 0511 83391-190/191<br />

Fax: 0511 83391-196<br />

E-Mail: bezhannover@zkn.de<br />

Internet: www.zkn.de


Persönliches<br />

Dr. Jörg Thomas zum 65. Geburtstag<br />

Der „Gnade der frühen Einschulung“ zeigte er sich gewachsen<br />

und konnte bereits als 18jähriger das Studium<br />

der Zahnheilkunde in Göttingen aufnehmen. Trotz landsmannschaftlicher<br />

Aktivität bei den Cimbern über mehrere<br />

Semester war Jörg Thomas nach Regelstudienzeit mit<br />

24 Jahren approbierter Zahnarzt.<br />

Eine erste postgraduale Weiterbildung erfolgte in der<br />

Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie<br />

Braunschweig 1972/73. Für 15 Monate hatte er sich dann<br />

vornehmlich der Behandlung wehrfähiger junger Männer<br />

zu widmen.<br />

Seit 1974 versehen mit dem Titel Dr. med. dent., arbeitete<br />

er sich in die väterliche Praxis in Wolfenbüttel ein, die er<br />

1979 übernahm.<br />

Über viele Jahre leitete er die Kreisstelle Wolfenbüttel<br />

und später dann die Bezirksstelle der Zahnärztekammer<br />

Niedersachsen in Braunschweig. Daneben war er seit<br />

1989 auch Mitglied der Vertreterversammlung der KZVN.<br />

In seiner Tätigkeit für die Zahnärztekammer war er von<br />

1997 bis 2001 Mitglied des Vorstandes. Am 5. Februar nun<br />

hat unser Kollege Jörg Thomas das Alter erreicht, das man<br />

vor wenigen Jahren noch als übliches Endziel des offiziellen<br />

Arbeitslebens bezeichnen konnte. Vorausschauend hat er<br />

bereits vor einigen Jahren im langsamen Übergang die<br />

Praxis in jüngere Hände gelegt, ohne dabei fachlich völlig<br />

untätig zu werden.<br />

Seine verbindliche Art im Umgang mit Kollegen und Patienten<br />

und die offensichtliche Erkenntnis ,dass die Welt nicht<br />

schwarz oder weiß ,sondern eher grau gefärbt ist, konnte<br />

manch standespolitischen Hardliner nicht immer begeistern.<br />

Sie bringt ihm aber vor Ort die Sympathie vieler Kolleg/innen,<br />

denen er sich in seinem standespolitischen Engagement<br />

immer noch verpflichtet fühlt. Beispielhaft sei die<br />

Betreuung der Senioren in der Braunschweiger Kollegenschaft<br />

genannt.<br />

Lieber Jörg, für die nächsten Jahre ist Dir vor allem Gesundheit<br />

zu wünschen, die Dir die Möglichkeit geben möge,<br />

Dein Interesse an fremden Völkern und Kulturen zu vertiefen<br />

und die Höreraktivitäten an der TU Braunschweig fortzusetzen.<br />

Ausgedehnte Spaziergänge, zu denen Dich Dein vierbeiniger<br />

Begleiter schon regelmäßig ermuntert, sollten<br />

dazu beitragen! — Dr. Axel Strukmeier, Wolfenbüttel<br />

Dr. Wilhelm Bomfleur – Hartelijk gefeliciteerd met je verjaardag!<br />

Unser Kollege Dr. Wilhelm Bomfleur konnte am 7. Februar<br />

seinen 65. Geburtstag feiern. Das ist Anlass genug, ihm<br />

herzlich zu gratulieren und gleichzeitig einen Teil der Leistungen<br />

hervorzuheben, die er im Laufe seines Berufslebens<br />

für den zahnärztlichen Berufsstand erbracht hat. Dabei war<br />

und ist es ihm immer ein Anliegen, sich intensiv um die<br />

Belange von Menschen zu kümmern, die behindert sind<br />

oder nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.<br />

Wilhelm Bomfleur wurde in Schütttorf in der Grafschaft<br />

Bentheim geboren, absolvierte nach seinem Abitur eine<br />

zweijährige Dienstzeit bei der Bundeswehr und promovierte<br />

in Münster, um 1977 im heimatlichen Schüttorf<br />

eine Praxis zu gründen, die er nach mehr als 30 Jahren<br />

an einen Nachfolger übergab.<br />

Schon kurze Zeit nach seiner Niederlassung wählte ihn die<br />

Kollegenschaft zum Vorsitzenden der Kreisstelle Grafschaft<br />

Bentheim. Seit 1986 ist Wilhelm Bomfleur Mitglied der<br />

Kammerversammlung der ZKN, davon 16 Jahre im Vorstand<br />

als Referent für Jugendzahnpflege, später auch zuständig<br />

für die ZKN- Finanzen und für zahnärztliche Berufsgerichtsverfahren.<br />

Schon frühzeitig galt sein großes Engagement der Jugendzahnpflege<br />

sowie der Alters- und Behinderten-Zahnheilkunde<br />

und ihrer Verzahnung mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst.<br />

Seine Kompetenz auf diesem Gebiet ist unbestritten<br />

und gefragt. Er ist Vorsitzender der Zahnärztlichen<br />

Behindertenhilfe Niedersachsen und Vorstandsmitglied<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der <br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P E R S Ö N L I C H E S<br />

Foto: <strong>NZB</strong>-Archiv<br />

41<br />

I N T E R E S S A N T E S<br />

T E R M I N L I C H E S<br />

P E R S Ö N L I C H E S


Persönliches<br />

<br />

Jungendzahnpflege (LAGJ) Niedersachsen. Erst kürzlich<br />

wurde er erneut auf Bundesebene in den Vorstand der<br />

„Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V.<br />

(DAJ)“ berufen. Und seit Jahresbeginn ist Wilhelm Bomfleur<br />

zudem Vorsitzender der Arbeitsgruppe A+B-Konzept der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen.<br />

Diese ausgewählten berufspolitischen Daten charakterisieren<br />

den Kollegen Bomfleur jedoch nur unzureichend. So sind<br />

es beispielsweise seine profunden literarischen und historischen<br />

Kenntnisse, die beeindrucken können. Seit jeher<br />

gilt sein besonderes Interesse der Lebensart in seinem<br />

Nachbarland, den Niederlanden, sowie Frankreich, Italien<br />

oder Spanien und nicht zuletzt deren kulinarischen Möglichkeiten,<br />

die ihn gleichermaßen zu einem Gourmet und<br />

Kenner dieser Länder haben werden lassen.<br />

Dr. Heinrich Hirthe im Alter von<br />

89 Jahren verstorben<br />

Am 31.12.2012 verstarb nach einem erfüllten Leben<br />

Dr. Heinrich Hirthe aus Aurich im gesegneten Alter von<br />

89 Jahren. Am 18.03.1923 in Mittegroßefehn, im Kreis Aurich,<br />

geboren, begann er nach der Kriegszeit das Studium der<br />

Zahnheilkunde in Marburg und erlangte seine Approbation<br />

im Juni 1952. Seine Promotion erfolgte im Oktober 1952<br />

ebenfalls in Marburg. Im Januar 1954 ließ sich Dr. Hirthe in<br />

Aurich nieder. Bereits drei Jahre nach seiner Niederlassung<br />

engagierte sich Dr. Hirthe in den Gremien der Körperschaften.<br />

Während seiner Mitgliedschaft in der Kammerversammlung<br />

war er in zahlreichen Ausschüssen tätig. Von 1981 bis 1985<br />

war er Mitglied des Vorstandes der Zahnärztekammer. Er<br />

war ebenfalls langjähriges Mitglied der Vertreterversammlung<br />

der KZVN. Von 1985 bis 1989 war Dr. Hirthe als Landessozialrichter<br />

tätig. Jahrzehnte lang war Dr. Hirthe der führende<br />

Standespolitiker in Ostfriesland. Den Vorsitz der Verwaltungsstelle<br />

hatte er von 1973 bis 1993 inne. Vorsitzender der<br />

Bezirksstelle war Dr. Hirthe von 1967 bis 1993. Für seinen<br />

unermüdlichen Einsatz erhielt Dr. Hirthe im November<br />

1980 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik<br />

Deutschland als Auszeichnung. In der Bürgerschaft des<br />

Landkreises Aurich machte sich Dr. Hirthe als Gründungsmitglied<br />

des Rotary Clubs Aurich, des Yacht-Clubs Aurich<br />

42 P E R S Ö N L I C H E S | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Foto: Privat Foto: ZKN<br />

Man entdeckt dann, so formulierte der ehemalige<br />

Kammerpräsident Dr. Dr. Henning Borchers, „eine Spezies<br />

umfassender Humboldtscher Bildung, die in unserer<br />

Leistungsgesellschaft immer seltener wird“.<br />

Wir wünschen dem Jubilar weiterhin Gesundheit, Schaffenskraft<br />

in seinem berufspolitischen Wirkungsbereich und nicht<br />

zuletzt Glück in der Gemeinsamkeit mit seiner charmanten<br />

Frau Ulrike und seiner Familie. <br />

— Dr. Michael Loewener, Wedemark<br />

sowie des Förderkreises des Ulricianum Aurich verdient.<br />

Er war bei seinen Patienten hoch angesehen. In den letzten<br />

Jahren führte er als Seniorchef die Praxis gemeinsam mit<br />

seinem Sohn Dr. Heiner Hirthe. Seine zahnärztliche Tätigkeit<br />

beendete Dr. Hirthe 1999. Seine große Sachkenntnis<br />

wussten nicht nur die Kollegen zu schätzen. Dr. Heinrich<br />

Hirthe war in seinem Wirken gradlinig und streng, aber in<br />

seinem Herzen fürsorglich und väterlich kollegial. Es war<br />

ihm vergönnt bis zuletzt mit wachem Geist mitten im<br />

Leben zu stehen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken<br />

bewahren. —<br />

Dr. Horst Rabe, Aurich


F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | K Z V N<br />

43<br />

K Z V N P E R S Ö N L I C H E S


Neuzulassungen<br />

Vertragzahnärzte/-ärztinnen<br />

Verwaltungsstelle Braunschweig<br />

Clausthal-Zellerfeld Stefan Becker<br />

Goslar Dr. Anke Gabriel<br />

Königslutter Axel-Philip von Horn<br />

Salzgitter Dr. Jan Henrik Heppeler<br />

Wolfsburg Dr. Angela Zilch<br />

Verwaltungsstelle Göttingen<br />

Hann. Münden Helena Fuchs<br />

Verwaltungsstelle Hannover<br />

Eldingen Thilo Dahnke<br />

Hannover Dr. Wayel Deeb<br />

Hannover Sebastian Rang<br />

Hannover Dr. Dr. Michael Tscherny<br />

Seelze Dr. Imke Struckmeyer<br />

Verwaltungsstelle Lüneburg<br />

Lüneburg Dr. Ayten Kruggel<br />

Seevetal Dr. Jochen Freitag<br />

Winsen Boris Shuk<br />

Verwaltungsstelle Oldenburg<br />

Delmenhorst Maja Rejmanowski<br />

Oldenburg Haika Smeding-Terveer<br />

Verwaltungsstelle Osnabrück<br />

Bersenbrück Thomas Billen<br />

Merzen Michael Kerfers<br />

Wietmarschen Doctor-medic Razvan C. Stoian<br />

Verwaltungsstelle Stade<br />

Cuxhaven Oksana Schulz<br />

Neuenkirchen Melanie Bärbel Martz<br />

Fachzahnärztin für Kieferorthopädie<br />

Verwaltungsstelle Göttingen<br />

Göttingen Dr. Claudia Hansen<br />

Wir heißen die Kolleginnen und Kollegen im<br />

Kreise der KZVN-Mitglieder herzlich willkommen<br />

und wünschen ihnen und ihren Praxisteams für<br />

die Zukunft viel Erfolg! — Der Vorstand der KZVN<br />

44 K Z V N | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

ÖFFENTLICHE ZUSTELLUNG<br />

Der Beschluss vom 14.11.2012 für die Zahnärztin Roya Bal,<br />

Helmstedter Str. 1, 30519 Hannover kann nicht<br />

zugestellt werden, da ihr derzeitiger Aufenthaltsort nicht<br />

bekannt ist. Ermittlungen über den aktuellen Aufenthaltsort<br />

verliefen ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der KZVN öffentlich zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises oder<br />

durch einen bevollmächtigten Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen, vom 21.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong> bis zum<br />

07.03.<strong>2013</strong>, bei Frau Scheumann, (Abt. Prüfwesen)<br />

eingesehen werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB X i. V. m. § 10 Abs. 2<br />

VwZG gilt der Bescheid als zugestellt, wenn seit dem Tag<br />

der Bekanntmachung im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

zwei Wochen vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung<br />

werden Fristen in Gang gesetzt, nach deren Ablauf<br />

Rechtsverluste drohen können oder durch Terminversäumnisse<br />

Rechtsnachteile zu befürchten sind.<br />

ÜBRIGENS, NICHT VERGESSEN:<br />

Das BSG-Urteil von 1989 gilt nach wie vor (interne<br />

Beratung der Kassen durch Dritte, ob Leistungszusage<br />

oder Einleitung eines Vertragsgutachtens), und wer<br />

sich als Zahnarzt dem MDK zur Verfügung stellt,<br />

unterstützt die Kassen bei ihrem rechtswidrigen<br />

Verhalten!<br />

— <strong>NZB</strong>-Redaktion


ÖFFENTLICHE ZUSTELLUNG<br />

Der Beschluss des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

vom 13.06.2012 für Zahnarzt Dr. Stephan Kohnen,<br />

49824 Emlichheim, Mühlenstraße 12 kann nicht<br />

zugestellt werden, da sein derzeitiger Aufenthaltsort nicht<br />

bekannt ist. Ermittlungen über den aktuellen Aufenthaltsort<br />

verliefen ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der KZVN öffentlich zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises oder<br />

durch einen bevollmächtigten Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen, vom 18.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong> bis zum<br />

04.03.<strong>2013</strong>, bei Frau Schneider (Abt. Zulassungswesen)<br />

eingesehen werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB X i. V. m. § 10 Abs. 2<br />

VwZG gilt der Bescheid als zugestellt, wenn seit dem Tag<br />

der Bekanntmachung im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

zwei Wochen vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung<br />

werden Fristen in Gang gesetzt, nach deren Ablauf<br />

Rechtsverluste drohen können oder durch Terminversäumnisse<br />

Rechtsnachteile zu befürchten sind.<br />

ÖFFENTLICHE ZUSTELLUNG<br />

Der Beschluss des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

vom 13.06.2012 für Zahnärztin Anita Tiihonen,<br />

27449 Kutenholz, Hauptstraße 25 kann nicht zugestellt<br />

werden, da ihr derzeitiger Aufenthaltsort nicht bekannt ist.<br />

Ermittlungen über den aktuellen Aufenthaltsort verliefen<br />

ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der KZVN öffentlich zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises oder<br />

durch einen bevollmächtigten Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen, vom 18.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong> bis zum<br />

04.03.<strong>2013</strong>, bei Frau Schneider (Abt. Zulassungswesen)<br />

eingesehen werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB X i. V. m. § 10 Abs. 2<br />

VwZG gilt der Bescheid als zugestellt, wenn seit dem Tag<br />

der Bekanntmachung im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

zwei Wochen vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung<br />

werden Fristen in Gang gesetzt, nach deren Ablauf<br />

Rechtsverluste drohen können oder durch Terminversäumnisse<br />

Rechtsnachteile zu befürchten sind.<br />

ÖFFENTLICHE ZUSTELLUNG<br />

Der Beschluss des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

vom 21.11.2012 für Zahnarzt Rudolf Schepers,<br />

48529 Nordhorn, Kokenmühlenstraße 11 kann nicht<br />

zugestellt werden, da sein derzeitiger Aufenthaltsort nicht<br />

bekannt ist. Ermittlungen über den aktuellen Aufenthaltsort<br />

verliefen ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am Schwarzen Brett der KZVN öffentlich zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises oder<br />

durch einen bevollmächtigten Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen, vom 18.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong> bis zum<br />

04.03.<strong>2013</strong>, bei Frau Schneider (Abt. Zulassungswesen)<br />

eingesehen werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB X i. V. m. § 10 Abs. 2<br />

VwZG gilt der Bescheid als zugestellt, wenn seit dem Tag<br />

der Bekanntmachung im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

zwei Wochen vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung<br />

werden Fristen in Gang gesetzt, nach deren Ablauf<br />

Rechtsverluste drohen können oder durch Terminversäumnisse<br />

Rechtsnachteile zu befürchten sind.<br />

ÖFFENTLICHE ZUSTELLUNG<br />

Der Beschluss des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

vom 11.03.2009 für Zahnarzt Volker Findeisen, 38465<br />

Brome, Schulenburgweg 2 B kann nicht zugestellt werden,<br />

da sein derzeitiger Aufenthaltsort nicht bekannt ist.<br />

Ermittlungen über den aktuellen Aufenthaltsort verliefen<br />

ergebnislos.<br />

Der Bescheid wird daher im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

und am schwarzen Brett der KZVN öffentlich zugestellt.<br />

Der Bescheid kann bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises oder<br />

durch einen bevollmächtigten Vertreter abgeholt oder im<br />

Rahmen der Öffnungszeiten der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen, vom 18.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong> bis zum<br />

04.03.<strong>2013</strong>, bei Frau Schneider (Abt. Zulassungswesen)<br />

eingesehen werden.<br />

Gemäß § 37 Abs. 4 Satz 3 SGB X i. V. m. § 10 Abs. 2<br />

VwZG gilt der Bescheid als zugestellt, wenn seit dem Tag<br />

der Bekanntmachung im Niedersächsischen Zahnärzteblatt<br />

zwei Wochen vergangen sind.<br />

Mit der Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung<br />

werden Fristen in Gang gesetzt, nach deren Ablauf<br />

Rechtsverluste drohen können oder durch Terminversäumnisse<br />

Rechtsnachteile zu befürchten sind.<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | K Z V N<br />

45<br />

K Z V N


AUSZUG AUS DER ZULASSUNGSVERORDNUNG<br />

FÜR VERTRAGSZAHNÄRZTE (ZV-Z)<br />

§ 18<br />

(1) Der Antrag muss schriftlich gestellt werden. In dem<br />

Antrag ist anzugeben, für welchen Vertragszahnarztsitz<br />

und gegebenenfalls unter welcher Gebietsbezeichnung<br />

die Zulassung beantragt wird. Dem Antrag sind<br />

beizufügen<br />

a) Ein Auszug aus dem Zahnarztregister, aus dem der<br />

Tag der Approbation, der Tag der Eintragung in das<br />

Zahnarztregister und gegebenenfalls der Tag der<br />

Anerkennung des Rechts zum Führen einer bestimmten<br />

Gebietsbezeichnung hervorgehen müssen,<br />

b) Bescheinigungen über die seit der Approbation<br />

ausgeübten zahnärztlichen Tätigkeiten,<br />

c) gegebenenfalls eine Erklärung nach § 19 a Abs. 2<br />

Satz 1, mit der der aus der Zulassung folgende<br />

Versorgungsauftrag auf die Hälfte beschränkt wird.<br />

(2) Ferner sind beizufügen:<br />

1. ein Lebenslauf,<br />

2. ein polizeiliches Führungszeugnis,<br />

3. Bescheinigungen der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigungen, in deren Bereich der Zahnarzt bisher<br />

niedergelassen oder zur Kassenpraxis zugelassen<br />

war, aus denen sich Ort und Dauer der bisherigen<br />

Niederlassung oder Zulassung und der Grund<br />

einer etwaigen Beendigung ergeben,<br />

4. eine Erklärung über im Zeitpunkt der Antragstellung<br />

bestehende Dienst- oder Beschäftigungsverhältnisse<br />

unter Angabe des frühestmöglichen Endes des<br />

Beschäftigungsverhältnisses,<br />

5. eine Erklärung des Zahnarztes, ob er drogen- oder<br />

alkoholabhängig ist oder innerhalb der letzten fünf<br />

Jahre gewesen ist, ob er sich innerhalb der letzten<br />

fünf Jahre einer Entziehungskur wegen Drogen- oder<br />

Alkoholabhängigkeit unterzogen hat und dass<br />

gesetzliche Hinderungsgründe der Ausübung des<br />

zahnärztlichen Berufs nicht entgegenstehen.<br />

(3) An Stelle von Urschriften können amtlich beglaubigte<br />

Abschriften beigefügt werden.<br />

(4) Können die in Absatz 1 Buchstabe b und in Absatz<br />

2 Buchstabe c bezeichneten Unterlagen nicht vorgelegt<br />

werden, so ist der nachzuweisende Sachverhalt<br />

glaubhaft zu machen.<br />

46 K Z V N | N Z B | F E B R U A R 2 0 1 3<br />

Niederlassungshinweise<br />

Kolleginnen und Kollegen, die sich in Niedersachsen<br />

niederlassen möchten, wenden sich bitte an die<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover,<br />

Tel. 0511 8405-323/361, E-Mail: info@kzvn.de.<br />

Antragsformulare können entweder bei der Geschäftsstelle<br />

des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

angefordert oder unter www.kzvn.de als PDF-Dokument<br />

heruntergeladen werden.<br />

Bitte achten Sie darauf, bei der Einreichung der Anträge<br />

zur vertragszahnärztlichen Tätigkeit sämtliche in § 18<br />

Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte (ZV-Z) aufgeführten<br />

Unterlagen beizufügen.<br />

GEMEINSAME AUSÜBUNG DER<br />

VERTRAGSZAHNÄRZTLICHEN TÄTIGKEIT<br />

(Bildung einer Berufsausübungsgemeinschaft)<br />

Bei Anträgen auf Genehmigung der gemeinsamen<br />

Ausübung der vertragszahnärztlichen Tätigkeit ist<br />

grundsätzlich die Vorlage eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages<br />

notwendig.<br />

Bitte achten Sie bei entsprechenden Anträgen darauf,<br />

den Gesellschaftsvertrag spätestens bis zum Abgabetermin<br />

bei der Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

einzureichen.<br />

VERLEGUNGEN<br />

Nach § 24 Abs. 7 ZV-Z ist im Falle einer Verlegung des<br />

Vertragszahnarztsitzes grundsätzlich ein entsprechender<br />

Antrag an den Zulassungsausschuss zu richten. Die Verlegung<br />

ist erst möglich, wenn der Zulassungsausschuss<br />

diesem Antrag stattgegeben hat.


SITZUNGEN DES<br />

ZULASSUNGSAUSSCHUSSES<br />

NIEDERSACHSEN FÜR ZAHNÄRZTE<br />

Alle Anträge an den Zulassungsausschuss Niedersachsen<br />

sind unter Beifügung sämtlicher erforderlicher Unterlagen<br />

rechtzeitig bis zum Abgabetermin bei der<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover,<br />

in Urschrift und eigenhändig unterschrieben einzureichen.<br />

Abgabe bis 08.<strong>02</strong>.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 06.03.<strong>2013</strong><br />

Abgabe bis 14.05.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 12.06.<strong>2013</strong><br />

Abgabe bis 23.08.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 18.09.<strong>2013</strong><br />

Abgabe bis 25.10.<strong>2013</strong><br />

Sitzungstermin 20.11.<strong>2013</strong><br />

HINWEISE AUF PRAXISORTE<br />

FÜR NIEDERLASSUNGEN<br />

Fachzahnärzte für Kieferorthopädie<br />

In folgenden Planungsbereichen besteht Bedarf an<br />

Fachzahnärzten für Kieferorthopädie:<br />

Verwaltungsstelle Braunschweig<br />

Planungsbereich Landkreis Gifhorn:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Gifhorn mit 34.412 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 34,9 % versorgt.<br />

Planungsbereich Landkreis Peine:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Peine mit 25.277 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 31,6% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Braunschweig der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Helmut Peters, Münzstraße 9,<br />

38100 Braunschweig, Tel. 0531 13605, Fax 0531 4811315,<br />

E-Mail: braunschweig@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Lüneburg<br />

Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg mit<br />

8.321 zu versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 48,1%<br />

versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Lüneburg der KZVN,<br />

Vorsitzender: Zahnarzt Thomas Koch, Sülztorstraße 1,<br />

21335 Lüneburg, Tel. 04131 732770, Fax 04131 732772,<br />

E-Mail: lueneburg@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Oldenburg<br />

Planungsbereich Landkreis Oldenburg:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Oldenburg mit 25.053 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 31,9% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Oldenburg der KZVN,<br />

Vorsitzende: Zahnärztin Silke Lange, Bloher Landstraße 24,<br />

26160 Bad Zwischenahn, Tel. 0441 699<strong>02</strong>88,<br />

Fax 0441 691650, E-Mail: oldenburg@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Osnabrück<br />

Planungsbereich Landkreis Osnabrück:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Osnabrück mit<br />

72.357 Einwohnern ist derzeit zu 49,8% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Osnabrück der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Carsten Vollmer, Lotter Straße 127,<br />

49078 Osnabrück, Tel. 0541 76099965, Fax 0541 45363,<br />

E-Mail: osnabrueck@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />

Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Aurich mit 36.970 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 43,3% versorgt.<br />

Planungsbereich Landkreis Leer:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Leer mit 33.003 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 42,4% versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />

26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />

E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />

— Stand 16.01.<strong>2013</strong><br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | K Z V N<br />

47<br />

© diego cervo/iStockphoto.com<br />

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für langfristige<br />

Zusammenarbeit. Gern auch spätere<br />

Kapitalbeteiligung o. Übernahme.<br />

E-Mail: zhkhann@web.de<br />

KFO-Praxis Verden<br />

Zur Verstärkung unseres Teams<br />

wird ein/e FZA/FZÄ f. KFO oder<br />

KFO-inter. ZA/ZÄ gesucht.<br />

Bewerbung an: Praxis Damrath,<br />

Georgstr. 8, 27283 Verden<br />

Tel: 04231-4744<br />

Hannover-City<br />

Zulassungsberechtigte/r Kollege/<br />

-in für renommierte Gemeinschaftspraxis<br />

mit Option einer späteren<br />

Sozietät gesucht. Chiffre: 13<strong>02</strong>06<br />

VERSCHIEDENES<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Staatlicher Beratungszuschuss bei Vorlage der Voraussetzungen möglich!<br />

Jetzt anmelden:<br />

Niedersächsischer<br />

Prophylaxetag <strong>2013</strong><br />

Mittwoch, 17. April <strong>2013</strong><br />

in Hannover<br />

Nähere Infos und<br />

Anmeldung unter<br />

http://tinyurl.com/<br />

nds-prophytag<strong>2013</strong><br />

oder im<br />

beiliegenden Flyer<br />

www.zfn-online.de<br />

Zahnärzte für Niedersachsen e.V.<br />

Für Kleinanzeigen-Aufträge aus der<br />

zahnärztlichen Kollegenschaft<br />

verwenden Sie bitte immer das für<br />

Sie vorbereitete Auftragsformular.<br />

Das erleichtert Ihnen und uns die<br />

Abwicklung. Einfach ausfüllen und<br />

an die angegebene Nummer faxen.<br />

Ihre Zuschriften auf<br />

Chiffre-Anzeigen<br />

richten Sie bitte an:<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt<br />

(<strong>NZB</strong>), c/o KZVN, Barbara Podgorski,<br />

Chiffre-Nr.-----------------------------------<br />

Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

Ihr Ansprechpartner:


Ihr Kleinanzeigenauftrag<br />

Auch online möglich:<br />

www.kzvn.de im Zahnarztportal unter Publikationen/<strong>NZB</strong><br />

oder Fax: 0511 8405-262<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (<strong>NZB</strong>)<br />

c/o KZVN<br />

Barbara Podgorski<br />

Zeißstraße 11<br />

30519 Hannover<br />

Folgende Kleinanzeige bitte<br />

nur einmal<br />

in den nächsten Ausgaben<br />

veröffentlichen unter der Rubrik:<br />

Verkauf<br />

Ankauf<br />

Stellenmarkt<br />

Verschiedenes<br />

Ich ermächtige Sie hiermit, den Gesamtbetrag von dem unten genannten Konto abzubuchen.<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Tel.-Nr. Fax-Nr.<br />

Kontoinhaber<br />

Bankinstitut<br />

Konto-Nr./BLZ<br />

Datum, Unterschrift des Auftraggebers<br />

Kleinanzeigen erscheinen als fortlaufender Text ohne<br />

Hervorhebungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten<br />

Text in Druckschrift gut leserlich in die unten stehenden<br />

Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum und jedes<br />

Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Zeilen werden<br />

im <strong>NZB</strong> veröffentlicht wie von Ihnen im Formular vorgegeben.<br />

Die Anzahl der (angefangenen) Zeilen und<br />

damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen Sie selbst.<br />

Bei Chiffre Anzeigen rechnen Sie zur Zeilengebühr<br />

noch die Gebühr von 10,- EUR für die Chiffre Nr.<br />

hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge ist Ihre Einzugsermächtigung<br />

für den Bankeinzug erforderlich.<br />

Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der<br />

17. des Vormonats vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />

Nur für Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

Raum für interne Vermerke<br />

Zeilengebühr<br />

Die Anzeige soll unter Chiffre<br />

erscheinen, Chiffregebühr 10,- EUR<br />

Die Anzeige soll auch im Internet<br />

erscheinen (www.assistentenboerse.de)<br />

Gesamtbetrag<br />

Preis je angefangene<br />

Zeile 5,20 EUR<br />

(Mindestgröße vier Zeilen,<br />

davon die 1. Zeile fett)<br />

BITTE IN<br />

BLOCKSCHRIFT<br />

20,80 €<br />

26,00 €<br />

31,20 €<br />

36,40 €<br />

41,60 €<br />

46,80 €<br />

52,00 €<br />

57,20 €<br />

62,40 €<br />

67,60 €<br />

€<br />

€<br />

00,00<br />

€<br />

K L E I N A N Z E I G E N


Mitglied der<br />

Alte Straße 95<br />

27432 Bremervörde<br />

Telefon 04761- 5061<br />

Telefax 04761- 5062<br />

Alte Straße 95<br />

27432 Bremervörde<br />

Telefon 04761- 5061<br />

Telefax 04761- 5062<br />

www.abodent.de<br />

info@abodent.de<br />

Fortbildungen in Bremervörde<br />

06.03.<strong>2013</strong> Endodontie mit Reciproc 14.00 -17.00 Uhr 4 Punkte<br />

10.04.<strong>2013</strong> Prophylaxe Master Teil 1 10.00 -13.00 Uhr 3 Punkte<br />

10.04.<strong>2013</strong> Prophylaxe Master Teil 2 14.00 -17.00 Uhr 3 Punkte<br />

24.04.<strong>2013</strong> Befestigung - Durchblick, Überblick, Ausblick 14.00 -17.00 Uhr 4 Punkte<br />

15.05.<strong>2013</strong> Notfall in der Zahnarztpraxis 14.00 -17.00 Uhr 4 Punkte<br />

29.05.<strong>2013</strong> Workshop Componeer 14.00 -17.00 Uhr 6 Punkte<br />

05.06.<strong>2013</strong> Kinder- und Jugendprophylaxe Master Class 14.00 -18.00 Uhr 3 Punkte<br />

Mehr Informationen zu unseren Seminaren gibt es auf unserer<br />

Webseite www.abodent.de unter dem Menüpunkt „Fortbildungen“<br />

durch Scannen des QR-Codes oder persönlich unter 04761-5061.

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