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NZB 02/2013

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Staaten zu erlassen und für den Fall, dass diese „Richtlinien”<br />

nicht unverzüglich in nationale Gesetze verwandelt werden,<br />

fremde Staaten mit Strafen zu belegen. Frei übersetzt: Papst<br />

und Kaiser in Personalunion. Das gab es nicht einmal im<br />

tiefsten Mittelalter.<br />

Cicero: „Wie lange noch, Catilina,<br />

wirst du unsere Geduld missbrauchen?”<br />

Es hat etwas von weltfremdem „Größenwahn” (Enzensberger),<br />

wenn man romanische Völker germanisieren und<br />

germanische Völker romanisieren will. Und slawische, turkmenische<br />

und kaukasische Völker gleich mit. Daran haben<br />

sich schon römische Kaiser in Germanien und germanische<br />

Kaiser im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation die<br />

Zähne ausgebissen. In freier Natur wie im geistigen und<br />

wirtschaftlichen Zusammenleben war Multikultur – im<br />

Gegensatz zur Monokultur – schon immer eine fruchtbare<br />

Bereicherung. Freie Entfaltung statt planwirtschaftliche<br />

Oligarchie. Das gilt seit dem altspanischen Toledo bis zu<br />

heutigen Multikulturzentren wie London, Paris oder New York.<br />

Europa nach Schweizer Art: Multikultur statt Monokultur<br />

Wie Europa prächtig funktioniert, das zeigen allein die EUfreien<br />

Schweizer Eidgenossen: Mit Direkter Demokratie und<br />

mit Respekt – indem man sich in einer Vielvölker-Region<br />

tunlichst aus dem Weg geht. Man genießt die Vorteile und<br />

ignoriert die Nachteile. Wie seit Jahrhunderten in der multikulturellen<br />

Schweiz; bis heute einmalig in der Welt. Wie im<br />

richtigen Leben – in jedem zivilisierten Privathaushalt, in<br />

jedem zeitgemäßen Betrieb der Realwirtschaft.<br />

Schon Konrad Adenauer bescheinigte den Planwirtschaftlern<br />

der SPD: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel,<br />

aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.” Jedem<br />

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© ferkelraggae/fotolia.com<br />

das Seine. Sogar dem deutschen Kanzler-Ehrgeizling Peer<br />

Steinbrück – „groß gewachsen unter kleinen Leuten” (FAZ)<br />

– dessen „Kavallerie” nicht die erste wäre, die in der freien<br />

Schweiz verdroschen wird. Statt peinlicher Pickelhauben-<br />

Propaganda sei Steinbrücks EU-Reiterstaffel der Mut<br />

empfohlen, im nationalen Wahlkampf den antinationalen<br />

Horizont der Vereinigten Staaten von Europa aufzuzeigen.<br />

Statt Plakatkleber-Pöbelei vom „Kante zeigen” wäre das<br />

einmal ein ehrlicher Klartext.<br />

Zum Klartext über die „Witzfigur” Steinbrück sieht sich<br />

sogar die sonst so diplomatische Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung veranlasst: „Wie wird dieser Mann sich erst aufführen,<br />

wenn er wirklich einmal Kanzler wäre? Er ist jetzt schon<br />

einer, der strukturell aus dem Häuschen ist.” Folgerichtig<br />

fragt sich die FAZ im selben Leitartikel: „Oder ist die<br />

herablassende Manier, die er für Selbstbewusstsein hält,<br />

ein Zeichen für odium humani generis, wie die Alten die<br />

Menschenverachtung nannten?”<br />

Zum Glück halten 80 Prozent der Wähler den EU-Kanzlerkandidaten<br />

für weniger großartig als der sich selbst. Möge<br />

der Wille des Volkes geschehen und Herrn Steinbrück zu<br />

seiner ersehnten „Beinfreiheit” verhelfen – zum SPD-Hinterbänkler<br />

im Bundestag. Besser noch wäre Direkte Demokratie<br />

nach Schweizer Art. Dann könnten sich Hinterbänkler<br />

nachhaltig die Beine vertreten; im Privatleben anstatt in<br />

den Lobbys der Parlamente.<br />

Kein Mensch braucht einen neuen Gottesstaat. Kein aufgeklärter<br />

Bürger braucht Plünderkapitalismus und Knüppelkommunismus<br />

aus einer Hand – die Schizophrenie im<br />

Endstadium. Schlimm genug, dass Harvard-Apparatschiks<br />

heutzutage die Heilige Dreifaltigkeit der Politik-, Finanz- und<br />

Konzern-Kleptokratie dominieren, während die geistige Elite<br />

der Chicago School – als Teil der intellektuellen Opposition<br />

– zu retten versucht, was noch zu retten ist.<br />

Milton Friedman war wie fast alle großen Ökonomen ein<br />

Mann mit Prinzipien, aber verbunden mit einer gehörigen<br />

Prise Pragmatismus. Letztlich hielt er sich – und das macht<br />

ihn sympathisch – keineswegs für unfehlbar, woran sein<br />

Schüler und späterer Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften<br />

Robert Lucas erinnert: „Eine der vielen Lektionen,<br />

die ich in Friedmans Vorlesungen lernte, war, meine<br />

eigenen Ansichten zu entwickeln, indem ich ökonomische<br />

Logik so gut wie möglich anwandte, und keinen Autoritäten<br />

zu trauen – nicht einmal Friedman selbst.”<br />

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern Erholung<br />

vom „Wohlstand” der ungesunden Art: Auf dass Sie den<br />

Notstand gesund und nachhaltig überleben.<br />

Sie könnten aber auch einfach im Jahr <strong>2013</strong> wieder<br />

einmal zur Wahl gehen: Wahlalternative <strong>2013</strong>.<br />

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— Timm Esser<br />

Quelle: GEOLITICO www.geolitico.de

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