NZB 02/2013
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Leere Europasprüche – voller Knüppeleinsatz<br />
Einstweilen schwafeln Politiker aller Couleur noch von der<br />
„Integration in Europa”. Integration in was? War vor der<br />
Erfindung der EU etwa ein Staat isoliert und ausgegrenzt?<br />
Und von was? Antworten gibt es keine. Stattdessen immer<br />
neue, leere Sprüche von der „Einigung Europas”. Noch nie<br />
gab es mehr Uneinigkeit zwischen Bürgern und Politikern<br />
wie heute. In Europas nationalen Rechtsstaaten werden<br />
eindeutige Begriffe wie Hausherr (Bürger) und Dienstbote<br />
(Politiker) buchstäblich vertauscht. Der Wille des alleinigen<br />
Souveräns (des Bürgers) wird ignoriert; Volksabstimmungen<br />
werden verhindert.<br />
Wer will da wem die Zwangseinweisung in welches System<br />
diktieren? Wer erdreistet sich da, Deutschlands freie Bürger<br />
und die Bürger in 26 weiteren souveränen Staaten zu<br />
Untertanen einer künstlich erzeugten Fremdmacht zu<br />
machen? Oder – um dem Humbug die Krone aufzusetzen –<br />
Spaniens König zum Kammerdiener und Britanniens<br />
Queen zur Kammerzofe Brüsseler Beamter? Beamte sind<br />
Staatsdiener. Anmaßend genug, dass die EU sich Beamte<br />
leistet, ohne ein Staat zu sein. Paradox genug, dass ihre<br />
Beamten von Steuerzahlern fremder Staaten bezahlt werden.<br />
Noch dreister, dass der EU-Apparat darauf drängt, Steuern<br />
in fremden Staaten eintreiben zu können.<br />
Zurück zum echten Europa mit seinen<br />
lebens- und liebenswerten Kulturen<br />
Der Amerikaner Friedman würde die Zustände mit dem<br />
Alten Rom vor über 2000 Jahren vergleichen: Von der<br />
Römischen Republik, res publica, zum Römischen Kaisertum.<br />
Paradoxerweise mit der EU-Kaiserpfalz in Belgien;<br />
einem vormals blühenden Wirtschaftsraum, seitdem ein<br />
staatliches Kunstgebilde aus der Zeit der käuflichen<br />
Monarchien. Heute, nach gut 200 Jahren, ist Belgien immer<br />
noch unfähig, sich auf kleinstem Raum selbst zu integrieren –<br />
weil aus widernatürlichen Machtspielen selbstgekrönter<br />
Familiensippen entstanden. Genau wie das derzeitige<br />
EU-Europa. Welchem freien Bürger auf diesem Kontinent<br />
nutzen solche Aussichten im 21. Jahrhundert?<br />
Und wem nutzt das benachbarte Finanzparadies Luxemburg<br />
im Format einer Stadtgemeinde, dessen Lokalpolitiker sich<br />
kraft eines EU-Amtes erdreisten, ungefragt über 500 Millionen<br />
fremde Europäer in 27 fremden Staaten zu herrschen?<br />
Nach demselben politischen Dreisatz werden künftig Herrschaften<br />
aus Sizilien oder Zypern neue Gesetzesvorlagen<br />
für den Deutschen Bundestag schreiben. Im schlimmsten<br />
Fall wird eine ausländische Troika den Bürgern in Deutschland<br />
bald die Kürzungen der Löhne, Renten, Sozialleistungen<br />
und Infrastrukturkosten vorschreiben und deutsches Steuergeld<br />
nach Belieben in wildfremde Kassen kanalisieren.<br />
Genau das geschieht heute bereits in Südeuropa. Ein<br />
unappetitlicher Vorgeschmack auf die Vereinigten Staaten<br />
von Europa. Dem trotz seiner beschränkten Kontrollfunktion<br />
sogenannten Europäischen Parlament wurde vom<br />
Bundesverfassungsgericht längst bescheinigt: Dieses Parlament<br />
ist „kein Repräsentationsorgan eines souveränen<br />
europäischen Volkes“. Ein souveränes europäisches Volk<br />
gibt es nicht. Es sei denn, dass die Bürger eines jeden<br />
souveränen Staates dies per Volksabstimmung selbst<br />
entscheiden. So dumm ist kein Volk. Also wird die Demokratisierung<br />
der EU verhindert.<br />
Enzensberger über die Entmündigung Europas<br />
Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, 83, kommentiert<br />
sein 2011 erschienenes Buch „Sanftes Monster Brüssel<br />
oder Die Entmündigung Europas” (Suhrkamp Verlag) mit<br />
der Feststellung: „Als hätte es die Verfassungskämpfe<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts nie gegeben, haben sich EU-<br />
Ministerrat und EU-Kommission schon bei der Gründung<br />
der Europäischen Gemeinschaft darauf geeinigt, dass die<br />
Bevölkerung bei ihren Beschlüssen nichts mitzureden hat.”<br />
Enzensberger weiter:<br />
Immerhin kann sich die Europäische Union aber einer<br />
Herrschaftsform rühmen, für die es kein historisches Vorbild<br />
gibt. Ihre Originalität besteht darin, dass sie gewaltlos<br />
vorgeht. Sie bewegt sich auf leisen Sohlen. Sie gibt sich<br />
erbarmungslos menschenfreundlich. Sie will nur unser<br />
Bestes. Wie ein gütiger Vormund ist sie besorgt um unsere<br />
Gesundheit, unsere Umgangsformen und unsere Moral.<br />
Auf keinen Fall rechnet sie damit, dass wir selber wissen,<br />
was gut für uns ist; dazu sind wir in ihren Augen viel zu<br />
hilflos und zu unmündig. Deshalb müssen wir gründlich<br />
betreut und umerzogen werden. Schlechte Aussichten<br />
also. Oder wie der Ingenieur beim Untergang der Titanic:<br />
„Salzwasser in der Tennishalle! Ja, das ist ärgerlich, aber<br />
nasse Füße sind noch lange nicht das Ende der Welt.”<br />
Bis heute hat noch kein Bürger eines souveränen Staates<br />
den Namen eines „EU-Politikers” auf einem Wahlzettel gelesen.<br />
Was Brüsseler Funktionäre aber nicht davon abhält,<br />
„EU-Richtlinien” an die gewählten Abgeordneten fremder <br />
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