06.03.2013 Aufrufe

NZB 02/2013

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Leere Europasprüche – voller Knüppeleinsatz<br />

Einstweilen schwafeln Politiker aller Couleur noch von der<br />

„Integration in Europa”. Integration in was? War vor der<br />

Erfindung der EU etwa ein Staat isoliert und ausgegrenzt?<br />

Und von was? Antworten gibt es keine. Stattdessen immer<br />

neue, leere Sprüche von der „Einigung Europas”. Noch nie<br />

gab es mehr Uneinigkeit zwischen Bürgern und Politikern<br />

wie heute. In Europas nationalen Rechtsstaaten werden<br />

eindeutige Begriffe wie Hausherr (Bürger) und Dienstbote<br />

(Politiker) buchstäblich vertauscht. Der Wille des alleinigen<br />

Souveräns (des Bürgers) wird ignoriert; Volksabstimmungen<br />

werden verhindert.<br />

Wer will da wem die Zwangseinweisung in welches System<br />

diktieren? Wer erdreistet sich da, Deutschlands freie Bürger<br />

und die Bürger in 26 weiteren souveränen Staaten zu<br />

Untertanen einer künstlich erzeugten Fremdmacht zu<br />

machen? Oder – um dem Humbug die Krone aufzusetzen –<br />

Spaniens König zum Kammerdiener und Britanniens<br />

Queen zur Kammerzofe Brüsseler Beamter? Beamte sind<br />

Staatsdiener. Anmaßend genug, dass die EU sich Beamte<br />

leistet, ohne ein Staat zu sein. Paradox genug, dass ihre<br />

Beamten von Steuerzahlern fremder Staaten bezahlt werden.<br />

Noch dreister, dass der EU-Apparat darauf drängt, Steuern<br />

in fremden Staaten eintreiben zu können.<br />

Zurück zum echten Europa mit seinen<br />

lebens- und liebenswerten Kulturen<br />

Der Amerikaner Friedman würde die Zustände mit dem<br />

Alten Rom vor über 2000 Jahren vergleichen: Von der<br />

Römischen Republik, res publica, zum Römischen Kaisertum.<br />

Paradoxerweise mit der EU-Kaiserpfalz in Belgien;<br />

einem vormals blühenden Wirtschaftsraum, seitdem ein<br />

staatliches Kunstgebilde aus der Zeit der käuflichen<br />

Monarchien. Heute, nach gut 200 Jahren, ist Belgien immer<br />

noch unfähig, sich auf kleinstem Raum selbst zu integrieren –<br />

weil aus widernatürlichen Machtspielen selbstgekrönter<br />

Familiensippen entstanden. Genau wie das derzeitige<br />

EU-Europa. Welchem freien Bürger auf diesem Kontinent<br />

nutzen solche Aussichten im 21. Jahrhundert?<br />

Und wem nutzt das benachbarte Finanzparadies Luxemburg<br />

im Format einer Stadtgemeinde, dessen Lokalpolitiker sich<br />

kraft eines EU-Amtes erdreisten, ungefragt über 500 Millionen<br />

fremde Europäer in 27 fremden Staaten zu herrschen?<br />

Nach demselben politischen Dreisatz werden künftig Herrschaften<br />

aus Sizilien oder Zypern neue Gesetzesvorlagen<br />

für den Deutschen Bundestag schreiben. Im schlimmsten<br />

Fall wird eine ausländische Troika den Bürgern in Deutschland<br />

bald die Kürzungen der Löhne, Renten, Sozialleistungen<br />

und Infrastrukturkosten vorschreiben und deutsches Steuergeld<br />

nach Belieben in wildfremde Kassen kanalisieren.<br />

Genau das geschieht heute bereits in Südeuropa. Ein<br />

unappetitlicher Vorgeschmack auf die Vereinigten Staaten<br />

von Europa. Dem trotz seiner beschränkten Kontrollfunktion<br />

sogenannten Europäischen Parlament wurde vom<br />

Bundesverfassungsgericht längst bescheinigt: Dieses Parlament<br />

ist „kein Repräsentationsorgan eines souveränen<br />

europäischen Volkes“. Ein souveränes europäisches Volk<br />

gibt es nicht. Es sei denn, dass die Bürger eines jeden<br />

souveränen Staates dies per Volksabstimmung selbst<br />

entscheiden. So dumm ist kein Volk. Also wird die Demokratisierung<br />

der EU verhindert.<br />

Enzensberger über die Entmündigung Europas<br />

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, 83, kommentiert<br />

sein 2011 erschienenes Buch „Sanftes Monster Brüssel<br />

oder Die Entmündigung Europas” (Suhrkamp Verlag) mit<br />

der Feststellung: „Als hätte es die Verfassungskämpfe<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts nie gegeben, haben sich EU-<br />

Ministerrat und EU-Kommission schon bei der Gründung<br />

der Europäischen Gemeinschaft darauf geeinigt, dass die<br />

Bevölkerung bei ihren Beschlüssen nichts mitzureden hat.”<br />

Enzensberger weiter:<br />

Immerhin kann sich die Europäische Union aber einer<br />

Herrschaftsform rühmen, für die es kein historisches Vorbild<br />

gibt. Ihre Originalität besteht darin, dass sie gewaltlos<br />

vorgeht. Sie bewegt sich auf leisen Sohlen. Sie gibt sich<br />

erbarmungslos menschenfreundlich. Sie will nur unser<br />

Bestes. Wie ein gütiger Vormund ist sie besorgt um unsere<br />

Gesundheit, unsere Umgangsformen und unsere Moral.<br />

Auf keinen Fall rechnet sie damit, dass wir selber wissen,<br />

was gut für uns ist; dazu sind wir in ihren Augen viel zu<br />

hilflos und zu unmündig. Deshalb müssen wir gründlich<br />

betreut und umerzogen werden. Schlechte Aussichten<br />

also. Oder wie der Ingenieur beim Untergang der Titanic:<br />

„Salzwasser in der Tennishalle! Ja, das ist ärgerlich, aber<br />

nasse Füße sind noch lange nicht das Ende der Welt.”<br />

Bis heute hat noch kein Bürger eines souveränen Staates<br />

den Namen eines „EU-Politikers” auf einem Wahlzettel gelesen.<br />

Was Brüsseler Funktionäre aber nicht davon abhält,<br />

„EU-Richtlinien” an die gewählten Abgeordneten fremder <br />

© fotomek/fotolia.com<br />

F E B R U A R 2 0 1 3 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

11<br />

P O L I T I S C H E S

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!