XXX 2 NACHHALTIG BAUEN | 2 | 2011
KANTON ST.GALLEN «Das St.GallerEnergiekonzept istauf Kurs» Willi Haag, Regierungsrat und Mitglied <strong>der</strong> Energiedirektorenkonferenz Der Energieverbrauch und die CO 2 -Emissionen nehmen im Kanton St.Gallen seit dem Jahr 1990 stetig zu. Wie sich diese Tendenz weiter entwickelt, hängt massgeblich vonenergie- und klimapolitischen Weichenstellungen ab. Der Kanton St.Gallen orientiert sich für das Erreichen se<strong>in</strong>er klimapolitischen Zieleam St.Galler Energiekonzept, das vomKantonsrat im Jahr 2008 beschlossen wurde. Regierungsrat Willi Haag, Vorsteher des St.GallerBaudepartementes, berichtet über den Stand <strong>der</strong> Umsetzung. Willi Haag, das St.GallerEnergiekonzept istseit über dreie<strong>in</strong>halb Jahren <strong>in</strong> Kraft. Ihr Fazit? Ich b<strong>in</strong> zufrieden. Das Energiekonzept mit se<strong>in</strong>en fünf Schwerpunkten istauf Kurs, vieles istumgesetzt und hat sich etabliert. Beson<strong>der</strong>sbeim ersten Schwerpunkt -<strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz und dem E<strong>in</strong>satz vonerneuerbaren Energien im Gebäudebereich -haben wir <strong>in</strong> den letzten Jahrenviel erreicht. Die Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft besteht dar<strong>in</strong>, die an<strong>der</strong>en vier Schwerpunkte des Energiekonzeptes ebenfalls auf dieses Niveau zu br<strong>in</strong>gen. Nur so können wir unser langfristiges Ziel, e<strong>in</strong>e 2000-Watt-Gesellschaft, erreichen. Wasbe<strong>in</strong>halten die weiteren vier Schwerpunkte? Der zweiteSchwerpunkt liegt auf <strong>der</strong> vermehrten Produktion erneuerbarer Energien. Man mussnur über die Landesgrenzen schauen um zu sehen, dass<strong>der</strong> Nachholbedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz und bei uns im Kanton St.Gallen enorm ist. Der dritte Schwerpunkt betrifft die Steigerung <strong>der</strong> Stromeffizienz und <strong>der</strong> viertebefasst sich mit <strong>der</strong> Vorbildfunktion <strong>der</strong> öffentlichen Hand: Der Kanton soll sich bei <strong>der</strong> Energieeffizienz und dem E<strong>in</strong>satz vonerneuerbaren Energien bei den eigenen Bauten und Anlagen vorbildlich verhalten. Bei welchen Projekten hat <strong>der</strong> Kanton St.Gallen diese Vorbildfunktion <strong>in</strong> den letzten Jahren wahrgenommen? Bei allen kantonalen Neubauten! Diese werden ausschliesslich im M<strong>in</strong>ergie-Standardrealisiert und s<strong>in</strong>d betreffend Energieeffizienz auf e<strong>in</strong>em sehr guten Niveau. E<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür istdas BZR <strong>in</strong> Altstätten, das letztes Jahr e<strong>in</strong>geweiht wurde. Nebst<strong>der</strong> M<strong>in</strong>ergie Zertifizierung istdas ganze Beleuchtungskonzept aus energetischer und gestalterischer Sicht sehr gelungen. UnsereVorbildfunktion gilt nicht zuletzt auch bei bestehenden Bauten. So wurde im Kantonsstrassenstützpunkt Mels e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gend benötigteBeschattung statt mit konventionellen Sonnenstorenmit Photovoltaikpaneelen realisiert. Diese spenden Schatten und erzeugen gleichzeitig Strom. Sie sehen, manchmal hilft auch Innovation zur Erreichung unsererZiele. Der fünfte und letzte Schwerpunkt betrifft die Information, Beratung und Bildung … Auch hier s<strong>in</strong>d wir aktiv.Die Mitarbeitenden <strong>der</strong> Energiefachstellezeigen sich so oft wie möglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung, führen Veranstaltungen durch und bieten Schulungen an. Die Energiefachstelleist e<strong>in</strong>e Anlaufstellefür allemöglichen Fragen rund um Neubauten und die energetische Sanierung o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung vonGebäuden. Auch die Energieagentur, über die <strong>der</strong> Kantonsrat <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten beraten wird, iste<strong>in</strong> wichtiger Pfeiler des fünften Schwerpunktes. Wersich heuteüber die energetische Sanierung se<strong>in</strong>es Hauses <strong>in</strong>formieren will, musssich zuerst erkundigen, vonwelchen Stellener<strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de, im Kanton o<strong>der</strong> im Bund Leistungen erwarten kann. Mit <strong>der</strong> Energieagentur St.Gallen wird e<strong>in</strong>e Organisation geschaffen, die alleFragen umfassend beantwortet. Das istfür die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sehr wichtig. Inwiefern hat die ganze Debatte rund um die Reaktorkatastrophe <strong>in</strong> Fukushima E<strong>in</strong>fluss gehabt auf die St.Galler Energiepolitik? Die unmittelbareFolge war e<strong>in</strong>e Menge politischer Vorstösse im Energiebereich, e<strong>in</strong>gereicht vonganz l<strong>in</strong>ks bis ganz rechts. Langfristig liegt es an uns, Lösungen auszuarbeiten, unter an<strong>der</strong>em für den effizienten E<strong>in</strong>satz vonElektrizität <strong>in</strong> Industrie, Haushalt und Gewerbe. Nach dem bundesrätlichen Beschlussüber die Zukunft unserer Atomkraftwerkewird nämlich <strong>der</strong> dritteSchwerpunktdes Energiekonzeptes, die Steigerung <strong>der</strong> Stromeffizienz, <strong>in</strong> unserer Planung ganz bestimmt <strong>in</strong>s Zentrum rücken. Dies gilt genauso für die Produktion vonStrom aus erneuerbaren Quellen. ■ NACHHALTIG BAUEN | 2 | 2011 3