Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen. - Kirchen in ...

der 5. Klasse wird in einem Examen festgestellt,
wer lesen und schreiben kann. Wer es
nicht kann, wird zurückgestuft. Zweite
Schwierigkeit ist das Portugiesisch. Die
Kinder sprechen „Schangana“. Wenn sie
keine Möglichkeit der Vorbildung haben,
beginnt die Schulzeit gleichzeitig mit dem
Fremdsprachenunterricht.
Steffi hat mit Mendoza aus der 1. Klasse
täglich geübt. Er hat das anfänglich sabotiert,
wo er nur konnte. Schließlich hat er
in den 4 Wochen das Alphabet gelernt und
konnte einige Worte schreiben. Er wollte
dann richtig selber – aber was wird, wo wir
jetzt wieder weg sind?
Die Mutter der vierjährigen Zwillinge
Ines und Celia ist Landarbeiterin, der Vater
Alkoholiker, der sogar das Essen seiner
Kinder veräußert hatte. Mittlerweile dürfen
alle 5 Geschwister ins Zentrum. Der älteste
Bruder ist 11, Analphabet. Die Zwillinge
leben bei den Großeltern.
Kaputte Kleidung stört keinen, auch uns
Spiele mit einem großen Tuch
nicht, nachdem wir erfuhren, dass intakte
Bekleidung aus dem Zentrum meist nicht
wieder auftauchte, weil die Familien sie
verkauft haben.
Eines Tages tauchte die siebzehnjährige
Rosa auf, mit einem Baby. Die dazumal
vierzehnjährige gehörte zu den Heimkindern
der ersten Jahre. Rosas Lebenstraum
ist nun, mit dem Baby die nächsten Jahre
hier zu leben und den Grundschulabschluss
zu machen. Jutta meinte, sie habe sich in
den drei Jahren sehr zum Positiven verändert,
und wollte beim Opa in Maputo die
Einwilligung dafür holen. Der Opa war
nicht auffindbar und die Stiefgroßmutter
war dagegen. Im April wird Rosa 18 und
kann dann selbst entscheiden.
Ein Schlusssatz fällt mir nicht ein. Es
gibt keinen Schluss dazu.
Dr. Dagmar Nawroth
Februar / März 2013