Leseprobe 1
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84 4 Mechanische Eigenschaften von Kunststoffen<br />
NEWTON‘sches Verhalten tritt bei Polymerschmelzen auf. Hier ist es jedoch in der<br />
Regel auf den Bereich kleiner Schergeschwindigkeiten beschränkt. Bei größeren<br />
Schergeschwindigkeiten findet häufig eine Schererweichung statt, die als Strukturviskosität<br />
bezeichnet wird. Seltener wird Scherverfestigung (Dillatanz) beobachtet.<br />
Mit Abweichung vom NEWTON‘schen Verhalten wird die Viskosität zu einer Funktion<br />
der Deformationsgeschwindigkeit. Zur Beschreibung der auftretenden Nichtlinearitäten<br />
stehen unterschiedliche rheologische Ansätze zur Verfügung [4.10].<br />
Eine an strukturellen Überlegungen orientierte Theorie der Viskosität wurde von<br />
EYRING [4.11] entwickelt (Rate Theory). Sie beschreibt den irreversiblen Deformationsvorgang<br />
im Ergebnis lokaler Platzwechsel durch spannungsunterstützte<br />
thermische Aktivierung. In Abhängigkeit von der Höhe der beim Platzwechsel zu<br />
überwindenden Energiebarriere (Aktivierungsenthalpie ∆H 0<br />
), dem Aktivierungsvolumen<br />
v und einem vorexponentiellen Faktor γ&<br />
0 als charakteristischen Stoffgrößen<br />
sowie von Boltzmannkonstante k und Temperatur T ergibt sich der Zusammenhang<br />
zwischen Schergeschwindigkeit γ& und Scherspannung τ wie folgt:<br />
⎛ ∆H<br />
⎞ ⎛ v τ ⎞<br />
γ& = γ& ⎜<br />
0<br />
0 exp −<br />
⎟sinh<br />
⎜<br />
⎟ . (4.26)<br />
⎝ k T ⎠ ⎝ k T ⎠<br />
Bei Polymerschmelzen ist der Anteil der mechanischen Energie zur Überwindung der<br />
Potentialbarrieren im allgemeinen klein im Vergleich zum Anteil der thermischen<br />
Energie (vτ