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Pädagogische Handreichung zur Auseinandersetzung mit ...

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Zu Beginn der 1990er Jahre nimmt rassistische Gewalt zu. Hier: Ein Betroffener des Pogroms in Hoyerswerda.<br />

Rassismus prägt den Alltag. Doch die Situation der Betroffenen wird in der Öffentlichkeit – und so<strong>mit</strong> auch im<br />

Medium Film – kaum wahrgenommen bzw. aufgegriffen.<br />

©www.bettinaflitner.de<br />

nach den Reaktionen in den betroffenen Communities und der Mehrheitsgesellschaft. Die genannten Dokumentarfilme<br />

zeigen, wie wenig die Betroffenen seitens des Staats geschützt und unterstützt werden.<br />

Faszination Neonazis<br />

Zeitlich parallel – zu Beginn der 1990er Jahre – entstehen Dokumentarfilme, die sich der »anderen Seite«<br />

zuwenden. Filmschaffende befragen Jugendliche nach ihren Lebensgeschichten und Motivationen, sich neonazistischen<br />

Gruppierungen anzuschließen. Während die genannten Dokumentationen über die von rechter<br />

Gewalt Betroffenen weitgehend unbeachtet bleiben und bis heute einem größeren Publikum kaum bekannt<br />

sind, laufen die Darstellungen rechter Jugendlicher im Kino und lösen kontroverse Diskussionen aus. Thomas<br />

Heise portraitiert 1992 in Stau – Jetzt geht’s los sechs Neonazis. Er gibt ihnen Raum, ihren Alltag, ihre<br />

Interessen und politischen Einstellungen zu präsentieren. Kontrovers wird diskutiert, wie es <strong>mit</strong> filmischen<br />

Mitteln möglich ist, sich dem Thema zu widmen, ohne dem Anliegen der extremen Rechten dienlich zu sein.<br />

Auch wird gestritten ob, und wenn ja, bis zu welchem Punkt es legitim ist, Bewertung und kommentierende<br />

Rahmung <strong>zur</strong>ückzustellen und den Zuschauenden die Interpretation des Gezeigten zu überlassen. Auch in<br />

den darauffolgenden Jahren werden diese Fragen die Debatte prägen. 1993 portraitiert Winfried Bonengel in<br />

Beruf Neonazi <strong>mit</strong> Bela Ewald Althans einen aktiven Kader und gerät in die Kritik, durch seine wenig distanzierte<br />

Darstellungsweise 9 rechte Propaganda, Gewalt und Ideologie zu verharmlosen. Was sich hier andeutet,<br />

ist eine bestimmte Faszination: Wenn auch ungewollt oder unhinterfragt, gibt Bonengel dem Protagonisten<br />

Raum, sich als Macher darzustellen, sein Verhalten als das »coole«, »rebellische« und moralisch richtige zu<br />

zeichnen. Die Folgen von Althans’ Propaganda geraten dabei aus dem Blick, auch der weitere Kontext wird<br />

kaum beachtet. Im Vordergrund steht die Täterperspektive, weitgehend ungebrochen und unreflektiert.<br />

Spielfilme aus Perspektive rechtsextrem Orientierter<br />

Erst <strong>mit</strong> der Jahrtausendwende kommen auch Spielfilme zum Thema in die Kinos. Interessant ist, dass sich<br />

die Form der Darstellung aus den 1990er Jahren zu wiederholen scheint: Auch hier steht die Annäherung an<br />

9 Kritisiert werden hier vor allem der Verzicht auf einen verbalen Kommentar, kritische Interviewfragen des Filmemachers sowie eine<br />

Kameraführung, bei der wenig Distanz zum Protagonisten eingenommen wird. Zudem wird der wiederholte Kamerablick von unten als<br />

Heroisierung der Hauptfigur interpretiert.<br />

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