Nachgefragt : Gofi Müller Fragen: Jörg Schellenberger Gottfried ›Gofi‹ Müller (41) ist Künstler und Publizist und lebt mit seiner Familie in Marburg an der Lahn. Er studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Bielefeld. Seit mehr als zehn Jahren wird Gofi als Redner zu unterschiedlichsten Veranstaltungen in Deutschland und dem europäischen Ausland eingeladen. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht. Im Sommer 2012 erschien sein Gedichtband »Dickicht«. Viele engagierte Christen aus unserer Generation kämpfen mit dem Begriff »evangelikal«. Bezeichnest du dich als Evangelikaler? Ich habe viel über den Begriff nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich kein Evangelikaler bin und es auch nicht sein möchte. Wie bist du dazu gekommen? Dafür habe ich mehrere Gründe, von denen ich zwei nennen will. Zum einen glaube ich, dass dieser Begriff vor allem als Abgrenzung gegenüber anderen Christen funktioniert: »Ich bin Evangelikaler, weil ich kein Charismatiker, Landeskirchler, Katholik, Orthodoxer, Zeuge Jehovas … bin.« Dieses Selbstverständnis aus einer Abgrenzung gegenüber anderen heraus behagt mir nicht. Das ist mir zu wenig, um mich geistlich zu positionieren. Man kann natürlich versuchen, den Begriff »evangelikal« positiv zu füllen. Aber das finde ich schwierig. Mir wurde gesagt, evangelikal zu sein bedeute, dass man »intensiv evangelisch« sei. Das setzt voraus, dass evangelikale Christen intensiver evangelisch gläubig sind, als »herkömmliche« evangelische Christen, sonst müssten sie sich nicht durch den Begriff von ihnen absetzen. Erstens glaube ich das nicht. Und zweitens gefällt mir nicht, dass »evangelikal« eine Steigerung von »evangelisch« sein soll. Ich bin nicht evangelischer als andere evangelische Christen und will es auch nicht sein. Es reicht mir völlig, ein evangelischer Christ zu sein. Und so bezeichne ich mich mittlerweile auch. Kannst du nachvollziehen, dass sich andere weiterhin als evangelikal bezeichnen? Ja, natürlich! Ich respektiere total, dass andere sich zur evangelikalen Bewegung bekennen und hinterfrage das auch nicht. Viele meiner besten Freunde sind überzeugte Evangelikale. Ich denke nicht im Traum daran, sie deshalb zu kritisieren. Du hast dich mal als links-evangelikaler Christ bezeichnet. Ist das dann auch nicht mehr aktuell? Stimmt, ich habe mich mal als linksevangelikaler Christ bezeichnet, tue das jetzt aber nicht mehr. Das war eine Art Protest zu einem Zeitpunkt, an dem eine Mehrheit unter den Evangelikalen davon ausging, dass ein Evangelikaler nur eine bestimmte politische Position haben kann. Obwohl ich mich selbst als evangelikalen Christen sah, teilte ich diese politische Position nicht und tue das noch immer nicht. Ich finde den Begriff »linksevangelikal« mittlerweile deshalb schwierig, weil er denselben Fehler wiederholt, gegen den er sich eigentlich richtet: Er verknüpft einen geistlichen Standpunkt mit einer politischen Position, so als würde das eine zwangsläufig aus dem anderen folgen. Das sehe ich nicht mehr so. /// Das Thema der nächsten Ausgabe, die im Dezember 2012 erscheint: Erwachsen 50 <strong>oora</strong> 03/12
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