AuÃenseiter - oora
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Wer ständig nur Rollen spielt<br />
und spielen muss,<br />
beginnt irgendwann unweigerlich<br />
an dieser Selbstentfremdung zu leiden.<br />
Seit 200 Jahren Außenseiter<br />
Søren Kierkegaard<br />
Text: Fred Ritzhaupt<br />
Audioversion unter www.<strong>oora</strong>.de/audio<br />
// Wahrscheinlich wäre der gute Søren (* 5. Mai 1813) nicht einmal<br />
sauer, wenn er diesen Titel lesen könnte. Gibt es doch kaum<br />
einen Denker der letzten zwei Jahrhunderte, der sich so bewusst<br />
ins Aus gesetzt hat wie dieser Däne. (Übrigens hat er nur einmal<br />
seine Geburtsstadt Kopenhagen verlassen, um in Berlin einen<br />
berühmten Philosophen zu hören.)<br />
Nach seinem Tod mit 42 Jahren wurde es prompt sehr still um<br />
ihn, wie wenn alle zunächst einmal tief Luft holen müssten.<br />
Denn er war ein höchst unbequemer Zeitgenosse, vor allem für<br />
die dänische Staatskirche. Ja, er hätte am liebsten gehabt, dass er<br />
von ihr zum Märtyrer gemacht würde, nur um ihr zu Verstehen<br />
zu geben, wie weit sie sich vom Eigentlichen des Christentums<br />
entfernt hatte.<br />
Mittlerweile wird Kierkegaard zu den ganz Großen unter den<br />
Denkern gerechnet. Der Historiker Hans Joachim Störig sagt<br />
von ihm: »Die Welt nach Kierkegaard sieht unwiderruflich anders<br />
aus als vor ihm. Dies kann nur von ganz wenigen Großen<br />
wie Sokrates oder Kant gesagt werden.«<br />
Keine Kindheit<br />
Søren Kierkegaard hatte das Glück, Sohn eines wohlhabenden<br />
Kaufmanns zu sein – er konnte Zeit seines Lebens von seinem<br />
Erbe leben und bevor es restlos aufgebraucht war, starb er. Er<br />
hatte aber auch das Pech, in diese Familie hineingeboren zu sein,<br />
denn die Mutter und fünf seiner Geschwister starben schon sehr<br />
früh. Sein tiefreligiöser Vater sah darin eine Strafe Gottes, weil<br />
er eine Zeit lang Gott den Rücken zugekehrt hatte – er wurde<br />
depressiv. Sein Glaube hielt diesen Schicksalsschlägen nicht<br />
stand. Søren konnte später über seine Kindheit nur sagen, dass<br />
er eigentlich gar keine hatte. Mit 17 begann er sein Studium der<br />
20<br />
<strong>oora</strong> 03/12