Leitbild für die Schulen des Kantons Basel-Stadt — PDF document ...
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Erziehungsdepartement <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Ressort Schu len<br />
<strong>Leitbild</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>
Inhalt<br />
Auftrag und Vorgehen 4<br />
Grundlagen 6<br />
• Das gegenwärtige Umfeld der <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 7<br />
• Das Bildungsverständnis <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 14<br />
<strong>Leitbild</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 16<br />
2 3
Auftrag und Vorgehen<br />
Der Regierungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> hat am 17. Dezember 2002<br />
zwei <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der <strong>Schulen</strong> wegweisende Beschlüsse gefasst:<br />
A Strukturänderung an der Weiterbildungsschule<br />
Der Regierungsrat schlug dem Grossen Rat eine Strukturänderung an<br />
der Weiterbildungsschule (WBS) vor, welche <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
in zwei Leistungszüge einteilt und das Verfahren <strong>für</strong> den Übertritt von<br />
der Orientierungsschule an das Gymnasium und an <strong>die</strong> WBS neu regelt.<br />
Der Grosse Rat stimmte der Schulgesetzänderung am 11. Juni 2003 zu.<br />
Die Weiterbildungsschule ist im August 2004 mit den neu strukturierten<br />
A- und E-Zügen gestartet. Das Parlament hat <strong>die</strong>se Reform bis zum<br />
Schuljahr 2009/2010 befristet.<br />
B Neugestaltung der Bildungswege<br />
Der Regierungsrat beauftragte das Erziehungsdepartement, <strong>die</strong> ganze<br />
Schullaufbahn der Schülerinnen und Schüler zu überdenken und auf<br />
der Grundlage von Förderung und innerer Differenzierung Lösungsvorschläge<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Struktur der Volksschule auszuarbeiten. Ziel ist es, dass<br />
<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler, deren Bedürfnisse und Voraussetzungen im<br />
Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> besonders verschieden sind, noch besser gefördert<br />
werden können. Gleichzeitig sollen <strong>die</strong> Lösungsvorschläge zeigen, wie<br />
<strong>die</strong> baselstädtische Volksschule an <strong>die</strong> Schulstruktur der übrigen Schweiz<br />
angenähert werden kann, wie sich <strong>die</strong> Zäsur am Ende <strong>des</strong> 7. Schuljahrs vermeiden<br />
und der Übergang zwischen den Schulstufen glätten lässt. In <strong>die</strong><br />
Lösungsvorschläge sind auch Antworten auf verschiedene pädagogische<br />
Fragen aufzunehmen: Wie können <strong>die</strong> Bildungschancen von Kindern und<br />
Jugendlichen aus bildungsfernen Familien verbessert werden? Welche<br />
Bedeutung soll in Zukunft der Förderung vor dem Eintritt in den Kindergarten<br />
zukommen? Wie können <strong>die</strong> als zentral erkannten Sprachkompetenzen<br />
besser und auf allen Schulstufen abgestimmt gefördert werden?<br />
Mit welchen Konzepten und in welchem Ausmass soll und kann <strong>die</strong> schulintegrierte<br />
und schulnahe Tagesbetreuung weiterentwickelt werden?<br />
Umsetzung <strong>des</strong> Auftrags<br />
Die Geschichte der Schulpolitik zeigt, dass Fragen der Schulstrukturen<br />
<strong>die</strong> Öffentlichkeit oft polarisieren. Deshalb beschloss das Erziehungsdepartement,<br />
vor der Diskussion über <strong>die</strong> möglichen Strukturen der Volksschule<br />
das Bildungsverständnis und <strong>die</strong> Leitideen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> in der Form eines <strong>Leitbild</strong>s festzulegen.<br />
Das Erziehungsdepartement setzte eine Arbeitsgruppe ein, der nebst<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zentrale <strong>des</strong> Erziehungsdepartements<br />
Vertretungen der Schulleitungen und der Schulsynode angehörten.<br />
Diese Arbeitsgruppe legte im August 2004 das Arbeitspapier «50<br />
Ansichten und Aussichten als Grundlage <strong>für</strong> ein pädagogisches <strong>Leitbild</strong><br />
der Basler <strong>Schulen</strong>» vor. Dieses wurde in den Lehrpersonen- und Schulleitungskonferenzen,<br />
Inspektionen, Elternorganisationen und in den Schul<strong>die</strong>nsten<br />
diskutiert. Ausserdem lud <strong>die</strong> Arbeitsgruppe Fachpersonen aus<br />
den Erziehungswissenschaften sowie Vertretungen der Politik, der Schülerschaft,<br />
der Arbeitswelt, der Kultur, der Religionsgemeinschaften und<br />
der Quartiervereine zu Hearings ein. Insgesamt nahmen <strong>die</strong> Mitglieder<br />
der Arbeitsgruppe an über 40 Veranstaltungen teil. Die Rückmeldungen<br />
wurden bei der Erarbeitung <strong>des</strong> <strong>Leitbild</strong>s berücksichtigt.<br />
Auf der Grundlage <strong>des</strong> <strong>Leitbild</strong>s werden in einem Entwicklungsplan<br />
«Volksschule <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> – Strukturvarianten und Entwicklungsziele»<br />
Vorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Neugestaltung der Bildungswege ausgearbeitet.<br />
Dieser wird aufzeigen, wie das <strong>Leitbild</strong> in den Bereichen Schulstruktur,<br />
Organisation, Leitung und Steuerung umgesetzt werden kann. Ausserdem<br />
wird er erläutern, wie zentrale Aufgaben der Schule weiterentwickelt<br />
werden sollen: das Unterrichts- und Förderangebot, das Lehren,<br />
das Lernen und das Beurteilen sowie <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit den Eltern<br />
und mit allen Institutionen, welche <strong>die</strong> Kinder, <strong>die</strong> Jugendlichen und <strong>die</strong><br />
Schule unterstützen.<br />
4 5
Grundlagen<br />
Das gegenwärtige Umfeld<br />
der <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> verfügt über ein differenziertes und<br />
qualitativ gutes Bildungssystem. Seine Weiterentwicklung muss<br />
dem schnellen und tiefgreifenden Wandel in Gesellschaft und<br />
Arbeitswelt sowie den Charakteristika <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
gerecht werden. Nachstehend werden in knapper Form einige<br />
wichtige Merkmale <strong>des</strong> gesellschaftlichen Wandels und <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> genannt, <strong>die</strong> einerseits als Umfeldfaktoren<br />
<strong>die</strong> Bildung beeinflussen und andererseits <strong>die</strong> Erwartungen an<br />
<strong>die</strong> Schule bestimmen.<br />
6 7
Beschleunigung. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Prozesse verlaufen beschleunigt und dynamisch. Von den Menschen<br />
werden Mobilität und Flexibilität verlangt. Die Bedeutung<br />
der Schule als Lebensraum, der Stabilität, Konzentration<br />
und ruhige Entwicklung ermöglicht, wächst.<br />
A Schule im Wandel von Gesellschaft und Arbeitswelt<br />
Individualisierung. Das Ziel der selbstbestimmten, den individuellen<br />
Bedürfnissen angepassten Lebensführung ist Wesensmerkmal<br />
der Gegenwart. Bildung und Erziehung sind davon<br />
massgeblich betroffen. Die Schule kann überfordert werden,<br />
wenn der Anspruch an eine Förderung und Erziehung, <strong>die</strong><br />
jedem einzelnen Kind zu jedem Zeitpunkt und in jeder Hinsicht<br />
gerecht werden soll, verabsolutiert wird. Und <strong>die</strong> Schule kann<br />
ins Leere laufen, wenn ihre sozialen Ziele, etwa <strong>die</strong> Notwendigkeit,<br />
sich in eine Klasse einordnen zu müssen, nicht mehr<br />
gestützt werden.<br />
Qualifizierung. Der Handlungsspielraum von Staat und Politik<br />
ist durch <strong>die</strong> politischen Grenzen und <strong>die</strong> historische Raumordnung<br />
eingeschränkt, während Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Me<strong>die</strong>n und Kultur grenzüberschreitend und zunehmend<br />
global handeln. Wirtschaft und Gewerbe, aber auch Wissenschaft<br />
und Bildung sind damit zunehmender internationaler<br />
Konkurrenz ausgesetzt. Dieser Konkurrenz ist <strong>die</strong> Arbeitswelt<br />
nur dann gewachsen, wenn sie <strong>die</strong> Kosten senkt und <strong>die</strong> Effizienz<br />
sowie <strong>die</strong> Qualität steigert. Höhere Ansprüche an <strong>die</strong><br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind <strong>die</strong> Folge. Die Zahl der<br />
Ausbildungs- und Arbeitsplätze, namentlich <strong>für</strong> wenig qualifizierte<br />
Menschen, ist auch im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zurück gegangen;<br />
<strong>die</strong> Zahl der Jugendlichen, <strong>die</strong> keinen Ausbildungs- oder<br />
Arbeitsplatz finden, nimmt zu. Die Bedeutung von Bildung<br />
und Ausbildung als Ressource <strong>für</strong> Mensch und Gesellschaft<br />
wächst.<br />
Standardisierung. Die zunehmenden Mobilitätsbedürfnisse<br />
der Menschen und der wachsende Bildungswettbewerb sind<br />
starke Triebkräfte <strong>für</strong> Reformbestrebungen im Bildungswesen.<br />
Sie rufen nach Standardisierung der Ausbildungsgänge und<br />
der Anforderungen sowie nach Vereinheitlichung und gegenseitiger<br />
Anerkennung von Bildungsabschlüssen.<br />
Zentralisierung und Dezentralisierung. In der Wirtschaft<br />
sind einerseits <strong>die</strong> grenzüberschreitenden Konzentrationsbewegungen<br />
ungebrochen. Andererseits dezentralisieren <strong>die</strong><br />
Grosskonzerne ihre inneren Strukturen: Schwerfällige, zentralistische<br />
Strukturen mit engem Rahmen werden abgelöst<br />
von beweglichen Teilstrukturen mit viel Eigenständigkeit und<br />
Eigenverantwortung. Vergleichbares entwickelt sich im Bildungsbereich<br />
mit dem Konzept der teilautonomen, geleiteten<br />
Schule: Es ist das einzelne Schulhaus im Quartier, welches als<br />
pädagogisch-administrative Einheit <strong>des</strong> Schulsystems erkannt<br />
und mit jenen Mitteln und Kompetenzen ausgestattet wird,<br />
<strong>die</strong> zur Lösung der Aufgaben und Probleme vor Ort nötig<br />
sind. Dieser Tendenz zur Dezentralisierung stehen Bewegungen<br />
zur grenzüberschreitenden Harmonisierung und Standardisierung<br />
der Bildungssysteme gegenüber: Der Einfluss der<br />
internationalen und nationalen Bildungspolitik auf <strong>die</strong> lokalen<br />
Bildungssysteme nimmt zu. So bestimmen <strong>die</strong> internationale<br />
PISA-Stu<strong>die</strong> oder das Projekt «HarmoS» der Schweizerischen<br />
Konferenz kantonaler Erziehungsdirektoren EDK, welches <strong>für</strong><br />
alle Kantone verbindliche und einheitliche Lernziele am Ende<br />
der 2., 6. und 9. Volksschulstufe festlegen will, <strong>die</strong> kantonale<br />
Bildungspolitik massgeblich mit.<br />
8 9
Lebensformen. Die Lebensformen werden im Zeichen wachsender<br />
Individualisierung und Pluralisierung vielfältiger; <strong>die</strong><br />
Familienstrukturen verändern sich. Viele Menschen wollen oder<br />
müssen Beruf und Familie verbinden können. Von der Schule<br />
werden unterstützende Betreuungsangebote erwartet.<br />
Kindheit und Jugendzeit. Kindheit und Jugendzeit sind so<br />
vielfältig wie <strong>die</strong> Lebenskonzepte der Erwachsenen. So erfahren<br />
Kinder und Jugendliche Anregung und Unterstützung in<br />
unterschiedlicher Qualität und Quantität. Ein beschleunigter<br />
Lebensrhythmus, ein dichtes Programm an Freizeitverpflichtungen<br />
und <strong>die</strong> Gleichzeitigkeit verschiedener anregender Tätigkeiten<br />
charakterisieren das Leben vieler Kinder und Jugendlicher<br />
ausserhalb der Schule. Andere hingegen erfahren Überforderung,<br />
indem sie schon vor der Pubertät anspruchsvolle<br />
Betreuungsaufgaben übernehmen müssen. Ausserdem gibt<br />
es eine wachsende Zahl von vernachlässigten Kindern und<br />
Jugendlichen, deren Freizeit monoton und ohne Anregung zu<br />
eigener Aktivität und Entwicklung verläuft.<br />
Viele Kinder und Jugendliche aus Migrationsfamilien leben in<br />
zwei Kulturen, deren Differenzen gross sind.<br />
Kinder und Jugendliche konsumieren eine Vielzahl an Gütern,<br />
Freizeitangeboten und Me<strong>die</strong>n. Ihre Wahrnehmung orientiert<br />
sich immer mehr an schnellen und intensiven Sinneseindrücken.<br />
Sie halten sich oft in virtuellen Räumen auf. Viele Kinder<br />
bewegen sich weniger; ihr Gesundheitszustand verschlechtert<br />
sich.<br />
Viele Erwachsene partizipieren in Sprache, Kleidung und Freizeitverhalten<br />
an den Jugendkulturen. Die Generationengrenzen<br />
sind verwischt. Für Jugendliche wird es schwieriger, sich<br />
abzugrenzen und ihrer Lebensphase einen eigenständigen<br />
Ausdruck zu geben.<br />
B Die Schule im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Perspektiven. Angesichts tiefgreifender Umwälzungen in<br />
Wirtschaft und Gesellschaft und wachsender ökologischer Risiken<br />
scheinen sich viele junge Erwachsene auf das überblickbar<br />
Private und Berufliche zu besinnen. Sie sind bereit, <strong>für</strong> sich, <strong>für</strong><br />
andere und <strong>für</strong> den überblickbaren Lebensraum Verantwortung<br />
zu übernehmen. Über <strong>die</strong> globalen Entwicklungen machen sie<br />
sich keine Illusionen; gegenüber Visionen sind sie skeptisch.<br />
Zentrum mit Bildungschancen und Bildungsansprüchen.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ist Mittelpunkt der trinationalen Region<br />
Oberrhein. Er ist bedeuten<strong>des</strong>, historisch gewachsenes und<br />
leistungsstarkes Zentrum von Bildung, Wissenschaft, Kultur<br />
und Wirtschaft mit starker Ausstrahlung, dichten Verflechtungen<br />
und intensivem Austausch über seine engen politischen<br />
Grenzen hinaus. Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> können<br />
von vielen Institutionen und Unternehmungen der Wissenschaft,<br />
der Kultur und der Wirtschaft profitieren. Das Bildungsangebot<br />
und <strong>die</strong> Bildungsqualität sind aber auch wichtige<br />
Standortfaktoren. Die Region <strong>Basel</strong> ist <strong>die</strong> drittgrösste Wirtschaftsregion<br />
der Schweiz mit hohem Potenzial an Wertschöpfung.<br />
Sie braucht sehr gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, <strong>die</strong> zu lebenslangem Lernen fähig sind und <strong>die</strong><br />
flexibel auf neue berufliche Anforderungen reagieren können.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> haben <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong><br />
Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten.<br />
10 11
zwar ebenso viele leistungsstarke Schülerinnen und Schüler hervorbringen<br />
kann wie <strong>die</strong> Spitzennationen. Überdurchschnittlich<br />
gross ist aber <strong>die</strong> Zahl jener Jugendlichen, welche <strong>die</strong> Schule mit<br />
ungenügender Lesefähigkeit verlassen. Sie gehören mehrheitlich<br />
sozial benachteiligten Familien an. In der Schweiz hängt der<br />
Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen sowie der Besuch<br />
der anspruchsvollen Leistungszüge in gegliederten Schulsystemen<br />
überdurchschnittlich stark vom Status der Eltern ab. Das<br />
trifft auch auf den Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> zu.<br />
Vielfalt. <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ist ein Einwandererkanton. Der Anteil der<br />
Ausländerinnen und Ausländer beträgt ein Drittel, bei den Kindern<br />
<strong>des</strong> Kindergartens über 50 Prozent. Die Bevölkerungsstruktur<br />
ist in den verschiedenen Quartieren sehr unterschiedlich.<br />
Die Bevölkerung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ist überdurchschnittlich<br />
vielsprachig sowie sozial, kulturell, ethnisch und religiös<br />
gemischt. Diese Vielfalt an Erfahrungen, Kenntnissen und Kreativität<br />
bereichert <strong>die</strong> Arbeitswelt, <strong>die</strong> Gesellschaft und <strong>die</strong> Schule.<br />
Vielfalt ist aber namentlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schule auch Belastung. Der<br />
Wertehintergrund der Eltern aus den verschiedenen Kulturen<br />
sowie <strong>die</strong> Vorstellungen von Erziehung und Bildung sind sehr<br />
verschieden. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, <strong>die</strong> sprachlich,<br />
sozial und kulturell vernachlässigt sind und deren Entwicklung<br />
verzögert ist, hat zugenommen. Auf der andern Seite ist<br />
auch <strong>die</strong> Zahl jener Kinder gewachsen, <strong>die</strong> stark gefordert oder<br />
gar überfordert werden. Der Entwicklungsstand, <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />
und <strong>die</strong> Bildungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen,<br />
aber auch ihr Verhalten, ihre Wertvorstellungen und ihre Haltung<br />
zu Schule und Bildung sind heterogener denn je. Die Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten der<br />
Lehrpersonen und an deren Belastbarkeit sind sehr hoch. Die<br />
PISA-Stu<strong>die</strong> hat gezeigt, dass das schweizerische Schulsystem<br />
Ein leistungsfähiges Bildungssystem erfordert das Engagement<br />
der ganzen Gesellschaft. Die Wesensmerkmale <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> machen es notwendig, dass der Kanton<br />
seine Entwicklung und sein Profil prioritär auf ein leistungsfähiges<br />
Bildungssystem abstützt. Die Förderung der Menschen<br />
durch Bildung ist Basis von Wohlstand und Stabilität sowie Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung von Gesellschaft und Arbeitswelt.<br />
Förderung durch Bildung heisst zunächst Förderung<br />
guter Bildungschancen <strong>für</strong> alle, unabhängig von familiären Bindungen.<br />
Gute Bildungschancen sind nicht nur ein Gebot der<br />
Menschenwürde und der Menschenrechte, sondern auch eine<br />
soziale und ökonomische Notwendigkeit. Die Förderung guter<br />
Bildungschancen ist ein umfassender gesellschaftlicher Auftrag:<br />
Sie erfordert das Engagement aller in der Schule Tätigen,<br />
günstige Rahmenbedingungen <strong>für</strong> das Lehren und das Lernen,<br />
professionelle Betreuungsangebote <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche<br />
sowie Elternbildung. Wichtig sind aber auch das Engagement<br />
von Wirtschaft und Gewerbe in der Berufsbildung, von<br />
Kulturinstitutionen, Religionsgemeinschaften und Vereinen im<br />
Dienste der Integration, eine aktive Sozialpolitik sowie städtebauliche<br />
Massnahmen in den von Heterogenität besonders<br />
betroffenen Quartieren.<br />
12 13
Das Bildungsverständnis <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
1<br />
Zitiert aus: Verfassung<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, vom<br />
Volk <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> am 30.<br />
Oktober 2005 angenommen;<br />
§ 17 aus<br />
Kap. III Staatsziele<br />
und Staatsaufgaben,<br />
Grundsätze der Bildung<br />
und Erziehung<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, auf der Grundlage von Verfassung und<br />
Gesetz, legt der Arbeit an seinen <strong>Schulen</strong> das nachstehende<br />
Bildungsverständnis zu Grunde.<br />
«Das Bildungswesen hat zum Ziel, <strong>die</strong> geistigen und körperlichen,<br />
schöpferischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten<br />
zu fördern, das Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />
den Mitmenschen und der Mitwelt zu stärken sowie<br />
das Hineinwachsen in <strong>die</strong> Gesellschaft vorzubereiten und<br />
zu begleiten.» 1<br />
Bildung umfasst drei Dimensionen.<br />
1. Die persönliche Bildung: Stärkung <strong>des</strong> einzelnen Kin<strong>des</strong>,<br />
<strong>des</strong> einzelnen Jugendlichen. Die Kinder und <strong>die</strong> Jugendlichen<br />
stehen im Zentrum der Bildung. Schule muss Chancen eröffnen<br />
und ermutigen, damit sich junge Menschen entfalten, vertiefen<br />
und erproben können. Die Kinder und Jugendlichen werden<br />
befähigt, den eigenen Standort zu bestimmen, sich in der Welt<br />
zu orientieren und ihr allenfalls auch entgegenzutreten. Auf der<br />
Basis eines sicheren Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins<br />
vermögen sie ein eigenes Urteil zu bilden sowie Entscheidungen<br />
zu fällen und zu verantworten. Sie lernen, das eigene<br />
innere Erleben wahrzunehmen, sich damit auseinander zu<br />
setzen und verantwortlich umzugehen. Sie bleiben offen und<br />
wollen aus eigenem Antrieb Neues lernen. Denn Kinder und<br />
Jugendliche können letztlich nicht gebildet werden, sondern<br />
müssen sich selbst bilden. Die Schule unterstützt sie dabei,<br />
gibt Orientierung und Anregung.<br />
2. Die praktische Bildung: Wissen und Können. Praktische Bildung<br />
will helfen beim Hineinwachsen in eine von Wissenschaft,<br />
Technik, Kunst, Religion, Politik, Tradition und beschleunigtem<br />
Wandel geprägte Gesellschaft und Arbeitswelt. Schule und Bildung<br />
vermitteln <strong>des</strong>halb <strong>die</strong> grundlegenden Kulturinhalte und<br />
-techniken und achten darauf, dass <strong>die</strong>se sicher angewandt<br />
werden. Eine breitgefächerte, fun<strong>die</strong>rte Allgemeinbildung vermittelt<br />
Orientierung und ermöglicht es den jungen Menschen,<br />
Handlungsfähigkeit zu erlangen, sich in der Gesellschaft mit<br />
ihren rasch wechselnden Anforderungen zurechtzufinden und<br />
ein selbständiges, verantwortliches Leben zu führen. Gleichzeitig<br />
schafft <strong>die</strong> Schule mit einer einheitlichen Grundbildung<br />
<strong>die</strong> Voraussetzung <strong>für</strong> Reformen sowie <strong>für</strong> eine menschen- und<br />
umweltgerechte Gestaltung von Arbeitswelt und Gesellschaft.<br />
Indem sie sich auf ein Fundament von Werten und Normen<br />
stützt, trägt sie zu gesellschaftlicher Stabilität und Kontinuität<br />
bei.<br />
3. Die soziale und politische Bildung: Einführung in unsere<br />
Gesellschaft. Soziale und politische Bildung meint <strong>die</strong> Vorbereitung<br />
auf <strong>die</strong> Aufgaben in einer demokratisch geordneten<br />
Gesellschaft. Sie führt in <strong>die</strong> Formen gemeinschaftlicher<br />
Verständigung sowie verantwortlichen Handelns ein, welche<br />
ethnische, kulturelle und sprachliche Grenzen überwinden und<br />
auf Achtung vor den andern Menschen beruhen. Schule soll<br />
ein Erfahrungsraum sein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einsicht in den Nutzen und <strong>die</strong><br />
Notwendigkeit von Normen, Regeln und Institutionen. Kinder<br />
und Jugendliche sollen lernen, in öffentlichen Angelegenheiten<br />
zu urteilen und mitzuentscheiden, auch wenn <strong>die</strong>se den<br />
persönlichen Lebensbereich nicht betreffen.<br />
Schule ist also nicht Durchgangsstation, sondern Lebens- und<br />
Entwicklungsraum <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche. Sie hilft Kindern<br />
und Jugendlichen, ihren Standort und ihre Standpunkte zu<br />
bestimmen, sie fördert Nachdenklichkeit und Einfühlungsvermögen,<br />
vermittelt Wissen von dem, was <strong>die</strong> Welt zusammenhält,<br />
und ermöglicht kulturelle und gemeinschaftliche Erfahrungen.<br />
Der Massstab <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der Schule ist das Wohl der<br />
Kinder und Jugendlichen.<br />
14 15
<strong>Leitbild</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Der Regierungsrat und der Erziehungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, gestützt auf <strong>des</strong>sen Bildungsverständnis, legen<br />
der Entwicklung der <strong>Schulen</strong>, das heisst <strong>des</strong> Kindergartens,<br />
der Primarstufe sowie der Sekundarstufen I und II, 20 Leitideen<br />
zu Grunde.<br />
16 17
3. Bildungsstrategie > Staatsaufgabe<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> stärkt <strong>die</strong> strategische Leitung<br />
seines Bildungssystems.<br />
1. Bildungssystem > Staatsaufgabe<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> betrachtet den Aufbau eines auf<br />
den Grundwerten der Demokratie beruhenden Bildungssystems<br />
als erstrangige Staatsaufgabe.<br />
Bildung schafft <strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> ein gelingen<strong>des</strong><br />
Leben, das auf Mündigkeit beruht, und <strong>für</strong> den Zusammenhalt<br />
in unserer Gesellschaft. Der Ausbildungsstand der Menschen<br />
ist <strong>die</strong> wichtigste Ressource <strong>für</strong> wirtschaftliche Prosperität. Der<br />
Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> sichert und fördert <strong>des</strong>halb ein leistungsund<br />
tragfähiges Schulsystem, das allen Kindern und Jugendlichen<br />
Perspektiven im persönlichen Leben eröffnet sowie<br />
gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung<br />
ermöglicht.<br />
2. Ressourcen > Staatsaufgabe<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> stellt <strong>die</strong> Ressourcen <strong>für</strong> ein leistungsfähiges<br />
Bildungssystem zur Verfügung.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> leisten einen wichtigen<br />
Beitrag zum Wohlergehen der einzelnen Menschen sowie<br />
zur Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft unseres<br />
<strong>Kantons</strong>. Die besonders grosse Spannweite der individuellen<br />
Bildungsvoraussetzungen und der grosse Bedarf an sehr gut<br />
gebildeten jungen Menschen erfordern spezifische Massnahmen<br />
der Förderung und Betreuung. Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
stellt <strong>die</strong> notwendigen Ressourcen zur Verfügung, sichert<br />
deren effizienten Einsatz und erzielt optimale Wirkungen.<br />
Die Bedeutung der strategischen, schulübergreifenden Leitung<br />
wächst, weil <strong>die</strong> Schule auf <strong>die</strong> sich schnell wandelnde Gesellschaft<br />
und Arbeitswelt pädagogische Antworten suchen muss,<br />
weil <strong>die</strong> Bedeutung der Bildung in der globalen Wissensgesellschaft<br />
wächst und weil <strong>die</strong> Bildungssysteme immer mehr grenzüberschreitend<br />
harmonisiert werden müssen. Aber auch das<br />
Ziel einer gut abgestimmten Schullaufbahn und einer koordinierten<br />
Entwicklung der verschiedenen <strong>Schulen</strong> erfordert eine<br />
langfristige, bewegliche und schulübergreifende Bildungsstrategie.<br />
4. Koordination > Staatsaufgabe<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> setzt sich <strong>für</strong> eine interkantonale<br />
Koordination der Bildungsinhalte und -systeme ein.<br />
Die zunehmende Mobilität der Bevölkerung und <strong>die</strong> Notwendigkeit,<br />
bei der <strong>Schulen</strong>twicklung Synergien zu erzielen,<br />
machen Kooperation und Koordination unter den kantonalen<br />
Bildungssystemen nötig. Gleichzeitig soll das Bildungssystem<br />
immer auch den lokalen Voraussetzungen, namentlich der<br />
Zusammensetzung der Schülerschaft, gerecht werden. Es muss<br />
ausserdem auch lokal legitimiert werden, denn <strong>die</strong> Politik und<br />
<strong>die</strong> Öffentlichkeit nehmen an ihren <strong>Schulen</strong> in ganz besonderem<br />
Masse Anteil. Die Weiterentwicklung der Schulstruktur soll<br />
so erfolgen, dass sie den Weg zu einer gesamtschweizerischen<br />
Harmonisierung nicht behindert, sondern ebnet. Der Koordination<br />
und Kooperation mit dem Kanton <strong>Basel</strong>-Landschaft<br />
kommt erstrangige Bedeutung zu.<br />
18 19
5. Chancengleichheit > Leistungsauftrag<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> und seine <strong>Schulen</strong> streben Chancengleichheit<br />
auf hohem Leistungsniveau an.<br />
Chancengleichheit ist <strong>die</strong> wichtigste Voraussetzung <strong>für</strong> das<br />
Gelingen der Demokratie. Mit Bildung kann <strong>die</strong> Chancengleichheit<br />
gefördert werden. Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> sorgt<br />
<strong>des</strong>halb da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> geistigen, körperlichen, schöpferischen,<br />
emotionalen und sozialen Möglichkeiten aller Kinder<br />
und Jugendlichen entsprechend ihren Bedürfnissen und<br />
Fähigkeiten entwickelt werden können. Ausgangspunkt da<strong>für</strong><br />
sind <strong>die</strong> Einzigartigkeit je<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und der pädagogische<br />
Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Kinder und Jugendlichen.<br />
Deren Förderung erfolgt unabhängig von sozialer und kultureller<br />
Herkunft in ausgewogener und differenzierter Weise mit<br />
dem Ziel, allen möglichst gute Bildungs- und Lebenschancen<br />
zu eröffnen und hohe Leistungen zu ermöglichen. Mädchen<br />
und Knaben werden gleichermassen und spezifisch gefördert.<br />
Besondere Fähigkeiten wie zum Beispiel <strong>die</strong> Mehrsprachigkeit<br />
werden respektiert, genutzt und gefördert. Für Kinder und<br />
Jugendliche aus Migrationsfamilien nimmt <strong>die</strong> Schule eine Brückenfunktion<br />
wahr: Sie vermittelt zwischen den Kulturen.<br />
Die Gliederung <strong>des</strong> Schulsystems soll das Ziel der Chancengleichheit<br />
auf hohem Leistungsniveau unterstützen. Ungegliederte<br />
Schulsysteme mit integrativer Ausrichtung und guten<br />
Bedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> innere Differenzierung und <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle<br />
Förderung erfüllen das Ziel der Chancengleichheit<br />
grundsätzlich besser als gegliederte Schulsysteme. Der Zeitpunkt,<br />
<strong>die</strong> Bildungswege nach Leistungsniveaus zu trennen,<br />
wird also vom Ziel der individuellen Förderung bestimmt: Die<br />
Gliederung erfolgt dann, wenn <strong>die</strong> ungegliederte Schulform<br />
das Ziel, <strong>die</strong> leistungsstärkeren und -schwächeren Schülerinnen<br />
und Schüler ihren Möglichkeiten gemäss optimal zu fördern,<br />
nicht mehr erreicht werden kann. Die gegliederten Schulstufen<br />
werden so konzipiert und mit Fördermassnahmen ausgestattet,<br />
dass <strong>die</strong> Durchlässigkeit gesichert ist. Der Entscheid über<br />
<strong>die</strong> Art der Gliederung richtet sich nach den spezifischen Voraussetzungen<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, nach <strong>des</strong>sen pädagogischen<br />
und bildungspolitischen Zielen sowie nach den Zielen<br />
und Auflagen der nationalen Schulkoordination. Zielkonflikte<br />
lassen sich nicht immer vermeiden.<br />
6. Leistung und Begabung > Leistungsauftrag<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ermöglichen hohe<br />
Leistungen der Lernenden und fördern besondere Begabungen.<br />
Alle in der Schule Tätigen streben das Ziel an, den Lernenden<br />
zu den besten Leistungen zu verhelfen, derer sie fähig sind.<br />
Die Leistungsziele umfassen fachliche, soziale und persönliche<br />
Dimensionen. Die wichtigste Leistung der Lernenden ist das<br />
Engagement <strong>für</strong> ihre Selbstbildung. Die wichtigsten Bedingungen<br />
<strong>für</strong> das Erreichen hoher Leistungen sind klare Leistungsanforderungen,<br />
ein angstfreies Unterrichtsklima, Erfolgserlebnisse<br />
und Vertrauen in <strong>die</strong> Möglichkeit, sich selbst bilden zu<br />
20 21
können. Gute Leistungen bilden besonders günstige Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> Chancengleichheit und eine erfolgreiche Integration<br />
in <strong>die</strong> Arbeitswelt.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> schenken der Entdeckung<br />
und Förderung hoher Begabungen auf allen Stufen besondere<br />
Beachtung und schaffen günstige Bedingungen <strong>für</strong> deren Weiterentwicklung.<br />
7. Integration > Leistungsauftrag<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> unterstützt <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> auf dem<br />
Weg, ihre Integrationskraft und Tragfähigkeit zu stärken.<br />
Die Bildung der benachteiligten Kinder und Jugendlichen<br />
ist <strong>die</strong> wichtigste Voraussetzung <strong>für</strong> deren Integration in <strong>die</strong><br />
Gesellschaft und <strong>die</strong> Arbeitswelt. Die Integrationschancen sind<br />
besonders gross, wenn <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen Regelklassen<br />
besuchen. Ziel ist es <strong>des</strong>halb, dass sie nach Möglichkeit <strong>die</strong><br />
Regelschule besuchen. Deshalb muss <strong>die</strong> Integrationsfähigkeit<br />
der Regelschule mit Schul- und Teamentwicklung sowie mit<br />
günstigen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle Förderung<br />
gestärkt werden. Denn damit <strong>die</strong> Lehrpersonen der grossen<br />
Spannweite der individuellen Lernvoraussetzungen gerecht<br />
werden können, sind sie auf Unterstützung angewiesen.<br />
Die heilpädagogischen Ressourcen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Förderung von Kindern<br />
und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen werden<br />
auf alle Regelschulhäuser ihrem Bedarf entsprechend verteilt,<br />
damit <strong>die</strong> Angebote <strong>für</strong> <strong>die</strong> spezielle Förderung so eng wie<br />
möglich mit der Regelschule verknüpft werden können. Die<br />
einzelnen Schulhäuser entscheiden innerhalb der kantonalen<br />
Rahmenvorgaben über ihr Integrations- und Förderkonzept.<br />
Für Kinder und Jugendliche, <strong>die</strong> einen besonderen Förderrahmen<br />
benötigen, werden auch in Zukunft heilpädagogische Kindergärten,<br />
Kleinklassen und Sonderschulen geführt.<br />
vor dem Eintritt in den Kindergarten, durch schulnahe, pädagogisch<br />
begründete und flexible Tagesbetreuungsangebote<br />
sowie durch enge Kooperation aller Personen, Institutionen<br />
und Behörden, <strong>die</strong> am Bildungsprozess beteiligt sind. Ausserdem<br />
sorgt der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> da<strong>für</strong>, dass bereits in der<br />
Grundausbildung aller Lehrpersonen dem Unterrichten in heterogenen<br />
Lerngruppen besondere Beachtung geschenkt wird.<br />
Grundkenntnisse in Heilpädagogik gehören dazu.<br />
8. Ausbildung <strong>für</strong> alle > Leistungsauftrag<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> setzt sich zum Ziel, allen Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern einen Bildungsabschluss auf der<br />
Sekundarstufe II zu ermöglichen.<br />
Die Ansprüche der Arbeitswelt nehmen stetig zu. Eine berufliche<br />
Qualifikation ist Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Integration in <strong>die</strong><br />
Arbeitswelt. Deshalb müssen alle Jugendlichen am Ende der<br />
Sekundarstufe II über einen qualifizierenden Abschluss verfügen.<br />
Dieses Ziel kann nur in gemeinsamer Anstrengung der<br />
jungen Menschen und der Eltern, der Schule, der Wirtschaft<br />
und <strong>des</strong> Gewerbes sowie einer aktiven Politik erreicht werden,<br />
welche <strong>die</strong> Bildung, Ausbildung und Integration der Jugendlichen<br />
in <strong>die</strong> Arbeitswelt unterstützen.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, <strong>die</strong> Wirtschaft und das<br />
Gewerbe kooperieren in gegenseitigem Verständnis der je<br />
anderen Aufgaben, um <strong>die</strong> Jugendlichen bestmöglich in <strong>die</strong><br />
Arbeitswelt zu integrieren. Sie sorgen gemeinsam <strong>für</strong> eine<br />
ausreichende Zahl an qualitativ hervorragenden Ausbildungsplätzen<br />
auf allen Anspruchsniveaus sowie an Brücken zwischen<br />
Schule und Arbeitswelt, <strong>die</strong> auf Jugendliche mit Bildungsdefiziten<br />
ausgerichtet sind.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> fördert <strong>die</strong> Nachholbildung <strong>für</strong> Erwachsene<br />
ohne Abschluss und das lebenslange Lernen.<br />
Die Integrationskraft der Regelschule wird zudem gestärkt<br />
durch <strong>die</strong> Förderung von benachteiligten Kindern bereits<br />
22 23
9. Qualität > Leistungsauftrag<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, seine <strong>Schulen</strong> und <strong>die</strong> Lehrpersonen<br />
sichern eine hohe Qualität <strong>des</strong> Unterrichts.<br />
Ein Rahmenkonzept <strong>für</strong> das Qualitätsmanagement unterstützt<br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> bei der Sicherung und<br />
Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität, ohne den Gestaltungsspielraum<br />
der Lehrpersonen einzuengen. Grundlagen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Weiterentwicklung der Qualität sind <strong>die</strong> Ergebnisse der Bildungsforschung,<br />
Ziele und Standards, regelmässig erhobene<br />
Ergebnisse der Bildungsarbeit, das Berufswissen der Lehrpersonen<br />
sowie <strong>die</strong> Rückmeldungen der Lernenden, der Eltern<br />
und der Arbeitswelt. Auch <strong>die</strong> an Standards und Ergebnissen<br />
ausgerichtete Qualitätsentwicklung hat ihren Ausgangspunkt<br />
im Wissen, dass der Massstab der Bildung immer das einzelne<br />
Kind und der einzelne Jugendliche ist. Nicht alles, was bildend<br />
ist, lässt sich messen.<br />
10. Menschen und Gemeinschaft stärken > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> fördern <strong>die</strong> Selbsttätigkeit<br />
der Lernenden und stärken <strong>die</strong>se in ihrem Selbstwertgefühl<br />
wie auch in ihrem Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber andern Menschen.<br />
Selbsttätiges Lernen fördert vertieftes Wissen und Verständnis<br />
als Grundlage <strong>für</strong> ein sicheres Selbstverständnis und Selbstwertgefühl,<br />
<strong>für</strong> Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit.<br />
Die Kinder und Jugendlichen erfahren <strong>des</strong>halb in der Schule<br />
förderliche Bedingungen, um Verantwortung zu übernehmen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Entwicklung und Bildung wie auch <strong>für</strong> das Zusammenleben<br />
und Zusammenarbeiten mit andern Menschen. Die<br />
Schule ist jene Institution, <strong>die</strong> alle Menschen zusammenführen<br />
kann und in der <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen gemeinsame<br />
Erfahrungen machen können. Sie fördert den Respekt vor der<br />
Gemeinschaft, vor anderen Menschen und deren Arbeit. Damit<br />
leisten <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> einen Beitrag zum<br />
kulturellen und sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.<br />
11. Lehren, lernen, beurteilen > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> stärken den Lernwillen<br />
sowie <strong>die</strong> schöpferischen Kräfte der Kinder und Jugendlichen<br />
und beurteilen förderorientiert.<br />
Die <strong>Schulen</strong> und Lehrpersonen wissen, dass Kinder und<br />
Ju gendliche unter günstigen Bedingungen gerne lernen.<br />
Des halb erfahren <strong>die</strong> Lernenden Anregung, Aufmerksamkeit,<br />
Ermutigung und Wertschätzung sowie eine gut abgestimmte<br />
Schullaufbahn. Bildung ist immer auch Beziehungsarbeit.<br />
Der Unterricht vermittelt grundlegende Kulturinhalte und -techniken.<br />
Gleichzeitig setzt er Impulse und schafft Freiräume, <strong>die</strong><br />
selbsttätiges Lernen, Erkennen und Verstehen fördern und <strong>die</strong><br />
schöpferischen Kräfte stärken. Die Schule sorgt <strong>des</strong>halb da<strong>für</strong>,<br />
dass jeder Schüler und jede Schülerin Neugierde und Freude<br />
am Lernen entwickelt, eine eigene Art <strong>des</strong> Lernens aufbaut,<br />
Verantwortung <strong>für</strong> das eigene Lernen übernimmt, Differenzierungsvermögen<br />
und sprachliche Ausdrucksfähigkeit entwickelt<br />
und lernt, mit anderen zusammenzuarbeiten. Die Lehrpersonen<br />
stärken den Lernwillen der Schülerinnen und Schüler und<br />
das Vertrauen in das eigene Vermögen. Lernbedingungen, <strong>die</strong><br />
gesundheitsbewusstes Verhalten und viel Bewegung fördern,<br />
unterstützen den Bildungserfolg.<br />
24 25
Die Beurteilung der Fachleistungen sowie <strong>des</strong> Lern- und Sozialverhaltens<br />
orientiert sich an Zielen und Standards. Sie <strong>die</strong>nt<br />
immer der Förderung, erfolgt differenziert und verständlich<br />
mit Hilfe von Lernberichten und wird von Lernportfolios der<br />
Schülerinnen und Schüler unterstützt. Auf den gegliederten<br />
Stufen und im Übergang zu <strong>die</strong>sen wird <strong>die</strong> Beurteilung mit<br />
Noten ergänzt und <strong>die</strong>nt auch den Entscheidungen über <strong>die</strong><br />
Schullaufbahn.<br />
12. Sprache > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> fördern <strong>die</strong> Sprachfähigkeiten<br />
der Lernenden.<br />
Freude an Sprachen und ein sicherer Umgang mit Sprache sind<br />
zentrale Ziele der persönlichen, praktischen und sozialen Bildung.<br />
Sprachfähigkeiten werden <strong>des</strong>halb auf allen Stufen und<br />
in allen Fächern gefördert. Spätestens ab der ersten Primarschule<br />
ist <strong>die</strong> Schulsprache an den <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<br />
<strong>Stadt</strong> Standarddeutsch. Der systematischen Förderung der<br />
deutschen Sprache auf allen Stufen kommt erste Priorität zu.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> unterstützen ausserdem<br />
das Ziel einer mehrsprachigen Bevölkerung, <strong>die</strong> gegenüber der<br />
kulturellen und sprachlichen Vielfalt unserer Gesellschaft offen<br />
ist. Die verschiedenen Erstsprachen werden <strong>des</strong>halb gefördert<br />
und <strong>die</strong> Kurse <strong>für</strong> heimatliche Sprache und Kultur stärker in <strong>die</strong><br />
Schule integriert. Der Beginn <strong>des</strong> Sprachunterrichts in Französisch<br />
und Englisch erfolgt in Absprache mit den Kantonen<br />
entlang der Sprachgrenze.<br />
13. Lern- und Lebensraum > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> gestalten den Lernraum<br />
als Lebensraum.<br />
Förderung, Gesundheitssorge, Bewegung und Sport, Kultur<br />
sowie pädagogisch begründete Tagesbetreuungsangebote<br />
im Schulhaus. Sie kooperieren mit den Eltern und mit schulexternen<br />
Fachstellen. Sie beteiligen <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
am Schulleben und schaffen Erfahrungsräume, <strong>die</strong> das Verantworten<br />
fördern – Verantwortung <strong>für</strong> sich, <strong>für</strong> andere und <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Regeln <strong>des</strong> gemeinschaftlichen Handelns in der Klasse sowie<br />
in der Schule. Der Lern- und Lebensraum Schule ermöglicht<br />
konzentriertes Arbeiten und ruhige Entwicklung. Die <strong>Schulen</strong><br />
messen Unterrichtszeiten und -strukturen, <strong>die</strong> ein vertiefen<strong>des</strong>,<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Fächer verbinden<strong>des</strong> Arbeiten zulassen,<br />
grosse Bedeutung zu. Dabei berücksichtigen <strong>die</strong> Schulhausteams<br />
<strong>die</strong> lokalen Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Teamentwicklung<br />
unter den Lehrpersonen eines Schulhauses ist <strong>die</strong><br />
wichtigste Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Lern- und<br />
Lebensraums Schule, <strong>für</strong> den Bildungserfolg der Schule sowie<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> persönliche Zufriedenheit der Lehrpersonen wie auch<br />
der Lernenden.<br />
14. Wissen und Kultur > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> nutzen <strong>die</strong> Chancen<br />
<strong>des</strong> Wissens- und Kulturraums Oberrhein und entwickeln<br />
daraus ein eigenes Profil.<br />
Einerseits fördern <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> das<br />
Wissen über <strong>die</strong> trinationale Region Oberrhein und den Austausch.<br />
Andererseits können sie von den regionalen Institutionen<br />
und Unternehmungen aus Bildung, Wissenschaft, Kultur und<br />
Wirtschaft profitieren. Diese bilden einen vielfältigen, ausserschulischen<br />
Erfahrungsraum <strong>für</strong> anschauliches und lebenspraktisches<br />
Lernen. Die Zusammenarbeit der <strong>Schulen</strong> mit den Insti-<br />
Um <strong>die</strong> Chancengleichheit zu fördern, hohe Leistungsfähigkeit<br />
zu ermöglichen und <strong>die</strong> Integration der Kinder und Jugendlichen<br />
zu erleichtern, verbinden <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> Bildung, Erziehung,<br />
26 27
tutionen und Unternehmungen der Region soll <strong>des</strong>halb auf<br />
institutioneller und persönlicher Ebene verstärkt werden. Die<br />
Wirtschafts- und Forschungsschwerpunkte der Region legen es<br />
nahe, dass <strong>die</strong> Basler <strong>Schulen</strong> der Bildung in nachhaltiger Entwicklung<br />
von Umwelt und Gesellschaft besondere Beachtung<br />
schenken. Eine grosse Bildungschance bildet zudem <strong>die</strong> Vielzahl<br />
an bedeutenden Kulturinstitutionen. Die <strong>Schulen</strong> setzen <strong>des</strong>halb<br />
auf allen Stufen einen Schwerpunkt mit der Förderung von<br />
Kulturprojekten sowie mit der systematischen Entwicklung der<br />
Ausdrucksfähigkeit in Sprache, Bild, Musik, Theater und Bewegung.<br />
15. Professionalität > Bildung<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> beschäftigt Lehrpersonen mit<br />
hohem Bildungs- und Ausbildungsstand und bringt allen<br />
an der Bildung beteiligten Menschen Wertschätzung entgegen.<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer sind <strong>die</strong> Schlüsselpersonen der Bildung.<br />
Achtung und Anerkennung der Öffentlichkeit, günstige<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> ihre Arbeit sowie eine hervorragende<br />
Ausbildung und Weiterbildung befähigen sie, ihren vielfältigen<br />
Bildungs- und Erziehungsauftrag wahrzunehmen, sich an der<br />
Entwicklung der Schule zu beteiligen und den Dialog mit den<br />
Eltern sowie den schulinternen und schulexternen Partnern zu<br />
führen.<br />
16. Zusammenarbeit mit den Eltern > Bildung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> schaffen <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> eine gute Zusammenarbeit zwischen den<br />
Erziehungsberechtigten und der Schule.<br />
Die Kooperation zwischen Schule und Erziehungsberechtigten<br />
ist <strong>für</strong> den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen wichtig.<br />
Sie kann <strong>die</strong> Schule und <strong>die</strong> Eltern entlasten. Voraussetzung <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kooperation ist <strong>die</strong> Balance zwischen Geben und Nehmen,<br />
zwischen geklärten und akzeptierten Rechten und Pflichten. Es<br />
werden Foren geschaffen, <strong>die</strong> es den Erziehungsberechtigten<br />
erlauben, sich an den Aktivitäten der Schule zu beteiligen.<br />
17. Leitungsstruktur > Struktur<br />
Das geleitete Schulhaus bildet <strong>die</strong> Organisationseinheit<br />
der <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />
Die wachsende Heterogenität der Bildungsvoraussetzungen<br />
sowie der Lebensformen, Wertvorstellungen und Erziehungsstile<br />
stellt <strong>die</strong> Schule vor neue Aufgaben. Der Unterricht, <strong>die</strong> Unterrichtsorganisation,<br />
<strong>die</strong> Förder- und Integrationseinrichtungen,<br />
das Qualitätsmanagement, <strong>die</strong> Zuteilung der Ressourcen sowie<br />
<strong>die</strong> Schulkultur müssen der quartierspezifischen Zusammensetzung<br />
der Lernenden und deren Eltern angepasst werden. Dies<br />
erfordert ein hohes Mass an operativem Gestaltungsspielraum<br />
und an Fähigkeit zur Selbstorganisation in den Schulhäusern.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> setzt <strong>des</strong>halb auf eigenverantwortlich<br />
geführte Schulhäuser mit viel Autonomie zur Ausgestaltung der<br />
übertragenen Aufgaben. Der Gestaltungsfreiraum findet seine<br />
Grenzen einerseits in den schulübergreifenden Qualitäts- und<br />
Entwicklungsvorgaben und andererseits im rechtsstaatlichen<br />
Grundsatz, wonach <strong>die</strong> in Gesetz, Verordnung und Lehrplan<br />
28 29
festgelegten Rahmenbedingungen, Ziele und Inhalte der Bildung<br />
unabhängig vom Schulstandort <strong>für</strong> alle <strong>Schulen</strong> verbindlich<br />
sind.<br />
Die Leitungsstruktur auf der Sekundarstufe II entspricht bereits<br />
dem Prinzip <strong>des</strong> geleiteten Schulhauses. Die Schulhäuser und<br />
Schulhausleitungen der dezentral organisierten Volksschule<br />
werden gestärkt und zu <strong>Schulen</strong> und Schulleitungen aufgewertet.<br />
Im Interesse einer gut abgestimmten Schullaufbahn<br />
werden stufenübergreifende Schuleinheiten gefördert. Die<br />
Rektorate der Volksschule wachsen schrittweise zur Volksschulleitung<br />
zusammen, welche strategische Aufgaben übernimmt.<br />
Die Struktur der <strong>die</strong> Schulaufsicht wahrnehmenden Organe ist<br />
der neu zu entwickelnden Volksschulstruktur anzupassen.<br />
18. Volksschule > Struktur<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> ermöglichen den Lernenden<br />
in sich stimmige Schullaufbahnen.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> strebt ein Schulsystem an, in dem <strong>die</strong><br />
Kinder und Jugendlichen eine in sich stimmige Schullaufbahn<br />
erfahren, welche <strong>die</strong> schöpferischen Kräfte weckt und fördert<br />
sowie hohe Leistungen und Chancengleichheit ermöglicht. Die<br />
Zahl der Schulwechsel an der Volksschule wird <strong>des</strong>halb reduziert<br />
und <strong>die</strong> verbleibenden Übergänge werden so gestaltet,<br />
dass <strong>die</strong> Integration in <strong>die</strong> nächste Stufe gelingen kann und<br />
Durchlässigkeit gewährleistet ist. Ein Volksschullehrplan sowie<br />
Bildungsstandards am Ende der Volksschule klären den Auftrag<br />
der Schule sowie <strong>die</strong> gegenseitigen Erwartungen der<br />
Schule, der Lernenden, der weiterführenden <strong>Schulen</strong> und der<br />
Arbeitswelt. Sie sichern den Übergang zur Sekundarstufe II und<br />
<strong>die</strong> Chancen der Lernenden auf dem Lehrstellenmarkt. Förderund<br />
Coachingangebote unterstützen <strong>die</strong> Jugendlichen beim<br />
Übergang zur Sekundarstufe II.<br />
19. Sekundarstufe II > Struktur<br />
20. Lernende Organisation > Entwicklung<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> stellen auf der Sekundarstufe<br />
II ein differenziertes Angebot bereit.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> verfügt mit den Brückenangeboten, den<br />
verschiedenen beruflichen Grundbildungen, den Berufsmaturitäten,<br />
der Fachmaturität, dem Handelsdiplom, den gymnasialen<br />
Maturitäten und der Passerelle zwischen der Berufsmaturität<br />
und der Universität auf der Sekundarstufe II über vielfältige<br />
und gleichwertige Angebote, <strong>die</strong> verschiedenen Bedürfnissen<br />
gerecht werden können. Die Vielfalt der Angebote und <strong>die</strong><br />
gute Durchlässigkeit verbessern <strong>die</strong> Chancengleichheit und<br />
fördern den erfolgreichen Übergang in <strong>die</strong> Arbeitswelt sowie<br />
in <strong>die</strong> Aus- und Weiterbildungsgänge der Tertiärstufe. Die Vielfalt<br />
der Angebote und <strong>die</strong> Durchlässigkeit sollen <strong>des</strong>halb erhalten<br />
und weiterentwickelt werden. Bildungsstandards am Ende<br />
der Sekundarstufe II sichern den Übergang zur Tertiärstufe und<br />
<strong>die</strong> Beschäftigungschancen der Ausgebildeten.<br />
Die <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> finden <strong>die</strong> Balance<br />
zwischen Stabilität und Veränderung.<br />
Der Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> versteht seine <strong>Schulen</strong> als Teil der<br />
Gesellschaft. Was <strong>die</strong> Gesellschaft bewegt, bewegt auch <strong>die</strong><br />
Schule. Was <strong>die</strong> Schule bewegt, muss auch <strong>die</strong> Gesellschaft<br />
bewegen. Die <strong>Schulen</strong> sind <strong>des</strong>halb lernende Organisationen.<br />
Sie schaffen immer wieder Innovationen, <strong>die</strong> das Wohl und den<br />
Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen fördern, eine bessere<br />
Praxis <strong>des</strong> schulischen Alltags und verlässliche Problemlösungen<br />
sowie Handlungssicherheit ermöglichen. Dabei beachten<br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>, dass <strong>die</strong> Balance zwischen institutioneller Stabilität<br />
und notwendiger Anpassung an den Wandel stets gewahrt<br />
wird.<br />
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Der Erziehungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> hat das <strong>Leitbild</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> am 31. Oktober 2005<br />
genehmigt; der Regierungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> hat<br />
das <strong>Leitbild</strong> am 15. November 2005 zur Kenntnis genommen.<br />
Publikationen<br />
Publikationen über <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> sind erhältlich<br />
beim Erziehungsdepartement, Ressort <strong>Schulen</strong>,<br />
Leimenstrasse 1, Postfach, 4001 <strong>Basel</strong>,<br />
Telefon 061 267 84 08/07<br />
E-Mail stab.schulen@bs.ch, Website www.edubs.ch.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Erziehungsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>,<br />
Ressort <strong>Schulen</strong><br />
Gestaltung: VischerVettiger<br />
Fotos: Thomas Haberthür, Stefan Holenstein<br />
November 2005