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Motorsport Magazin MotoGP, Streit um Rossi-Erbe (Vorschau)

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HARTEr GEGNER<br />

Die Leiden von Sch<strong>um</strong>achers<br />

ehemaligen Teamkollegen<br />

VERLETZUNGSPECH<br />

Das Motorrad-Lazarett:<br />

Von Bein- bis Genickbrüchen<br />

MOTORSPORT für echte fans juli/august 2010<br />

MOTORRAD<br />

streit <strong>um</strong><br />

ROSSI-ERBE<br />

CECCHINELLO<br />

fragen z<strong>um</strong> weinen<br />

FORMEL1<br />

mythos<br />

Ferrari<br />

ROSBERG VS. SCHUMI<br />

duell aUF AUGENHÖHE<br />

gratis<br />

Euro<br />

WETT-<br />

5GUTSCHEIN<br />

wtcc:<br />

monteiros<br />

edles opfer<br />

wrc:<br />

LATVALAs<br />

drei ziele<br />

+<br />

superbike:<br />

toseland<br />

ist nicht irre


SpitzenSport trifft<br />

Haute Couture.<br />

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HEUBLEIN.EDITORIAL<br />

3<br />

fotos/titel: adrivo/Sutton, Milagro, mercedes-benz, yamaha, bridgestone<br />

Rosberg - Vor Saisonbeginn wurde er bedauert,<br />

sogar er selbst hatte ein paar Zweifel, wie<br />

es mit Michael Sch<strong>um</strong>acher und Ross Brawn<br />

in einem Team laufen würde. Nach der ersten<br />

Saisonhälfte gehört Nico Rosberg zu den<br />

großen Überraschungen. Er hat sich gegen<br />

den Rekordweltmeister behauptet und erzählt<br />

im Gespräch mit <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Redakteurin<br />

Karin Sturm, wie er das geschafft hat.<br />

<strong>Rossi</strong> - Am 5. Juni wurde die <strong>MotoGP</strong>-Welt<br />

in ihren Grundfesten erschüttert. Der für viele<br />

ebenso unverletztliche wie unbesiegbare<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> stürzte, die Knochen brachen<br />

und ganz Italien verfiel in Sorge. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

zeigt, dass die Weltmeisterschaft<br />

auch ohne <strong>Rossi</strong> weiter geht und vielleicht<br />

sogar noch spannender ist. In unserer<br />

Motorrad-Titelgeschichte analysieren wir die<br />

Titelchancen der neuen WM-Favoriten Jorge<br />

Lorenzo und Dani Pedrosa, der Außenseiter<br />

Casey Stoner, Andrea Dovizioso und Nicky<br />

Hayden sowie den Einfluss schwarzer Pferde<br />

auf den Titelkampf 2010.<br />

Legenden - In ihrer 60-jährigen Geschichte<br />

hat die Formel 1 viele Legenden hervorgebracht.<br />

Ferrari und Juan Manuel Fangio sind<br />

zweifellos zwei der größten, deren Wege sich<br />

zudem erfolgreich kreuzten. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> untersucht, was beide so besonders<br />

macht. Tauchen Sie ab S. 38 in die rote Welt<br />

von Maranello ab und erfahren Sie, war<strong>um</strong><br />

Fangio selbst als Entführter Freunde machte.<br />

Teamchefs - Wer würde nicht gerne die<br />

Geschicke eines Rennteams leiten? Daniel<br />

Epp und Lucio Cecchinello haben sich diesen<br />

Tra<strong>um</strong> erfüllt. Die <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Redakteure<br />

Falko Schoklitsch und Rudi Moser stellten<br />

beide z<strong>um</strong> Interview und brachten einen<br />

der Teambosse mit ihren Fragen sogar fast<br />

z<strong>um</strong> Weinen. Mehr Gefühlsausbrüche lesen<br />

Sie ab Seite 86. Also schnell vorblättern!


4<br />

INHALT.juli.august.2010<br />

72<br />

latvalas<br />

drei ziele<br />

sch<strong>um</strong>achers<br />

teamkollegen<br />

32<br />

80<br />

wm-kampf:<br />

neues spiel<br />

26<br />

exklusiv:<br />

nico rosberg<br />

38<br />

mythos ferrari


IN DIESER AUSGABE<br />

formel 1<br />

interview - nico rosberg: Verbesserung im Kopf . . . . . . . . . . . . . 26<br />

top-5: Michael Sch<strong>um</strong>achers Teamkollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

story: Fahrzeugentwicklung - Glücksgefühl am Limit . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

story: Mythos Ferrari . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

interview - timo glock: Vergangenheit ausgeblendet . . . . . . . . . . . 42<br />

history: Fangio - Sportsmann mit Killerinstinkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

technik: Schlüsselelemente 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

türkei gp: Stierkampf in Istanbul. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

kanada gp: Reifenroulette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

automobil<br />

dtm - hersteller: Drei sind keiner zuviel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

wtcc - interview tiago monteiro: Opfer erbracht . . . . . . . . . . 66<br />

indycar: Simona de Silvestro entdeckt Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

WRC - interview jari-matti latvala: Großes Potenzial . . . . . . . 72<br />

porsche - nick tandy: Vom Tellerwäscher z<strong>um</strong> Titelanwärter . . . . . 74<br />

86<br />

cecchinellos<br />

gänsehaut<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro, yamaha, lavadinho.com, mercedes GP<br />

motorrad<br />

wm-kampf: Ein völlig neues Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

interview - lucio cecchinello: Tränen & Gänsehaut . . . . . . . . . 86<br />

flop-5: Lazarett auf vier Rädern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

interview - daniel epp: Vollgas in drei Klassen . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

moto2: Toni Elias ist wieder in Mode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

interview - Stefan Kurfiss: Wissenschaft vom Fahrwerk . . . . . 100<br />

frankreich gp: Lorenzo führt Regie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

italien gp: <strong>Rossi</strong>s gebrochenes Schienbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />

wsbk - interview james toseland: Immer 110 Prozent . . . . 106<br />

story - isle of man tt: Hutchys Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

service<br />

Boxenstopp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Kol<strong>um</strong>nen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />

Impress<strong>um</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

106<br />

James Toseland<br />

immer 110 Prozent


6 Boxenstopp<br />

PRO & CONTRA<br />

Testfahrten<br />

FOTOs: adrivo/Sutton<br />

PRO<br />

CONTRA<br />

Die F1-Piloten lechzen nach Testfahrten. Jede Sekunde,<br />

die sie nicht auf der Rennstrecke sind, sei ein schwerer<br />

Verlust. Die Ferrari- und Mercedes-Piloten können ein<br />

Lied davon singen, wollen sie doch so schnell wie möglich<br />

an die Spitze aufschließen. Doch das Testverbot macht<br />

es schwierig, das Auto weiterzuentwickeln. Die Runden<br />

im Simulator und im Freien Training am Freitag reichen<br />

nicht aus, <strong>um</strong> den Rückstand abzuarbeiten.<br />

Mit Testfahrten hätten Red Bull, Mercedes & Co schon<br />

nach wenigen Rennen eine Lösung in Sachen F-Kanal<br />

gefunden, die auch funktioniert hätte. Dann wäre man<br />

nicht gezwungen gewesen, die Teile am Freitag auf das<br />

Auto raufzuschrauben, nur <strong>um</strong> sie dann wieder am Samstag<br />

runterzuschrauben. Und die neuen Teams würden<br />

vielleicht ihre Getriebe- und Hydraulikprobleme endlich in<br />

den Griff bekommen. Damit würde das Feld noch enger<br />

zusammenrücken und die Rennen würden noch spannender<br />

werden, was voll und ganz im Sinne der Fans wäre.<br />

Neben erfahrenen Piloten fordern auch Newcomer mehr<br />

Tests. Als wäre die Formel 1 nicht schon ein schwieriges<br />

Pflaster, müssen die Nachwuchspiloten ohne ka<strong>um</strong> im<br />

Auto gesessen zu sein, Rennen bestreiten.<br />

Auch im Hinblick auf die neue Saison sind Testfahrten in<br />

hohem Maße notwendig. Die Teams müssen die Konstruktionen<br />

und Mischungen des neuen Reifenherstellers vorab<br />

testen dürfen, damit sie wissen, ob die Charakteristiken<br />

der neuen Pneus ähnlich jener von Bridgestone sind.<br />

75.000 Testkilometer absolvierte Ferrari 2005. »Gebracht<br />

hat es uns fast nichts«, sagt Michael Sch<strong>um</strong>acher. Die<br />

Teams sahen Tests schon immer als Allheilmittel an.<br />

Setupprobleme? Ab auf die Teststrecke. Ein neuer Flap<br />

am Frontflügel? Das muss auf 3.000 km genau untersucht<br />

werden. Die Reifen kommen nicht auf Temperatur?<br />

Auf z<strong>um</strong> Exklusivtest auf der Haus- und Hofstrecke.<br />

Rund 3.000 Dollar verschwenden die Teams pro Runde<br />

- plus die immense Streckenmiete bei Privattests. Vor<br />

Jahren wurde teilweise auf mehreren Kursen parallel<br />

getestet. Ferrari fuhr in Fiorano, Mugello und Barcelona<br />

<strong>um</strong> die goldene Ananas. Die Fans hatten nichts davon.<br />

Die Teams oftmals auch nicht, wie die unlösbaren Ferrari-Probleme<br />

von 2005 beweisen.<br />

Kein Wunder, dass Max Mosley unablässig forderte: Weg<br />

mit den Testfahrten! Nun haben sie die Teams mit ihrer<br />

Testlimitierung selbst nahezu ausradiert - und natürlich<br />

meckern sie jetzt, dass ihnen die Testfahrten fehlen.<br />

Für junge Piloten und Ersatzfahrer macht es Sinn, sie<br />

bei speziellen Tests oder im Training einzusetzen, alles<br />

andere sollte höchstens in Form von Montagstests nach<br />

den Wochenenden geregelt werden - eine Rückkehr der<br />

Testwochen würde auch ein Comeback der Testteams<br />

und des Kostenwahnsinns bedeuten. Und ganz ehrlich:<br />

Es ist auch spannender, wenn sich die Teams einmal<br />

mit ihrem neuesten Update vertun und die Reihenfolge<br />

dadurch durcheinander gewürfelt wird.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Text: stephan heublein


Wenn die Motoren aufheulen:<br />

Wer später bremst,<br />

ist länger schnell!<br />

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8 Boxenstopp<br />

Turbo-Jorge<br />

Jorge Lorenzo setzte schon vor der Verletzung seines<br />

Teamkollegen Valentino <strong>Rossi</strong> z<strong>um</strong> Höhenflug an. Zwei<br />

Siege in Serie brachten ihn bereits vor dem Beinbruch des<br />

Doktors bei dessen Heimrennen an die Spitze der WM-<br />

Tabelle. Passend dazu stellte Lorenzos persönlicher Sponsor,<br />

eine Airline aus seiner Heimat Mallorca, den Yamha-<br />

Piloten in die Turbine eines Airbus A330.


Text: Jule Krause, Mike Wiedel, Manuel Sperl<br />

Monster-Treffen<br />

Fan-Highlight<br />

Jedes Jahr strömen über zweihunderttausend Fans ins<br />

deutsche Motorradsport-Mekka an den Sachsenring. Auch in<br />

diesem Jahr lockt der Sachsenring vom 16.-18. Juli mit<br />

Motorradaction vom Feinsten. Für Kurzentschlossene gibt<br />

es noch Karten in unserem Onlineshop. Übrigens: Im<br />

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Wer sagt schon nein zu VIP-Tickets z<strong>um</strong> Frankreich GP, <strong>um</strong> dort mit<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> abzuhängen? Extremsportler und WRC-Neuling<br />

Ken Block garantiert nicht. Er blödelte nicht nur mit <strong>Rossi</strong> her<strong>um</strong>,<br />

sondern wohnte in seinem Motorhome im Fahrerlager auch noch<br />

direkt neben dem Italiener und Nicky Hayden! »Der Ausflug war<br />

eine unvergessliche Erinnerung«, freute sich der Amerikaner, der<br />

bei der Siegerehrung sogar einen Pokal überreichen durfte.<br />

Fotos: milagro, interwetten, pramac, monster<br />

Grüne Welle<br />

Die Grüne Energie breitet sich im Fahrerlager aus.<br />

Pramac hat sich selbst mit Solarplatten und Windturbinen<br />

ausgestattet und der Strecke in Mugello z<strong>um</strong><br />

Welt<strong>um</strong>welttag zwei Turbinen überreicht. Zudem versteigert<br />

das Team die von Philippe Starck kreierte Lackierung<br />

und Lederkombis für »Riders for Health« und stiftet<br />

zwei Solarplatten für deren Krankenhaus in Zambia.<br />

❤<br />

Lüthi mit Herz<br />

Tom Lüthis Interwetten Honda erhielt in Mugello einen neuen<br />

Look: Die Sponsoren verzichteten auf ihre Logos, an deren Stelle trat<br />

die EurAsia Heart Foundation. Von der Rennkleidung über die<br />

Moriwaki und die Crew-Mitglieder bis z<strong>um</strong> Grid Girl machten alle<br />

mit. Lüthi war begeistert: »Es ist eine zusätzliche Motivation, wenn<br />

ich nicht nur <strong>um</strong> Punkte, sondern auch für eine gute Sache kämpfe.«


10 Boxenstopp<br />

Horror-Crash<br />

Tra<strong>um</strong>erfüllung<br />

Für Mattias Ekström ging im Juni ein Tra<strong>um</strong> in Erfüllung.<br />

Nach einer erfolgreichen Testfahrt durfte der zweifache DTM-Champion<br />

ein Rennen in der amerikanischen NASCAR-Serie bestreiten und<br />

zeigte sich danach begeistert. »Das ist ein komplett anderes<br />

Auto, als ich es aus der DTM kenne. Und noch dazu hat man über<br />

40 Gegner - das ist einfach fantastisch.«<br />

Auf den schnellen Ovalen gibt es immer wieder heftige Unfälle - in Indianapolis<br />

erwischte es Mike Conway. Kurz vor dem Ziel lief der Brite auf den Boliden von<br />

Ryan Hunter-Reay auf, der mit Kraftstoffmangel plötzlich langsamer wurde.<br />

Conway hob ab und krachte mit voller Wucht in die Fangzäune, wo sein Bolide<br />

zerschellte. Die Sicherheitszelle blieb z<strong>um</strong> Glück intakt, Conway verletzte sich<br />

am Bein und Rückenwirbel, wird aber bald wieder im Cockpit sitzen.<br />

Finale in Fernost<br />

Nach 2004 startet die DTM einen erneuten Anlauf und<br />

trägt wieder ein Rennen in Shanghai aus, diesmal sogar<br />

als Wertungslauf und Finale der Saison 2010. Einen<br />

Monat später als geplant geht es Ende November auf<br />

einem Straßenkurs zur Sache - eine echte Kostenersparnis<br />

bringt der neue Termin aber nicht mit sich. Die Autos<br />

müssen weiterhin auf dem Luftweg nach Asien gebracht<br />

werden - und das kostet ordentlich Porto.<br />

Geiz ist geil<br />

Es war einmal mehr ein echtes <strong>Motorsport</strong>fest<br />

vor vollen Rängen. Und am Ende ein echter Krimi:<br />

Dario Franchitti führte beinahe die komplette<br />

Renndistanz, kam in den letzten fünf Runden aber<br />

in ernste Sprit-Nöte. Quasi im Schneckentempo<br />

fuhr der Schotte die letzten Meilen und geizte mit<br />

dem Methanol, in der letzten Runde erlöste ihn<br />

eine Gelbphase. Für den IndyCar-Champion war<br />

es der zweite Tri<strong>um</strong>ph bei den Indy500.


Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider, Mike Wiedel<br />

Fotos: adrivo/Sutton, indycar, adac, audi<br />

Cora Mini<br />

Cora Sch<strong>um</strong>acher kann es nicht lassen. Auf dem Hockenheimring meldete<br />

sich die Gattin von Ex-Formel-1-Pilot Ralf Sch<strong>um</strong>acher im Renncockpit<br />

zurück, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Gegen die schnelle männliche<br />

Konkurrenz in der MINI Challenge hatte Cora einmal mehr das Nachsehen,<br />

Spaß gemacht hat es ihr trotzdem: »Nach vier Jahren z<strong>um</strong> ersten Mal wieder<br />

in einem Rennwagen zu sitzen hat unheimlich viel Spaß gemacht.«


12 Boxenstopp<br />

Hanni<br />

am Ball<br />

Ganz Deutschland ist im WM-Fieber - und Skisprunglegende Sven Hannawald macht mit. Seiner Corvette aus dem ADAC GT<br />

Masters verpasste der ehemalige Wintersportler eine ganz besondere Fußball-Lackierung, die anscheinend für den<br />

nötigen Auftrieb sorgte. Gemeinsam mit Thomas Jäger fuhr Hannawald beim Rennen in Hockenheim erstmals auf das Podi<strong>um</strong>,<br />

z<strong>um</strong> Sieg reichte es allerdings noch nicht. Es gewann das Starterduo Albert von Thurn und Taxis und Peter Kox.<br />

iceman<br />

lässt Waschen<br />

Kimi Räikkönen gewann in seinem Citroen C4 WRC<br />

ein Wettrennen im Rahmen des Erzbergrodeos XVI<br />

gegen den auf einem KTM-Motorrad unterwegs gewesenen<br />

Taddy Blazusiak. Räikkönen bewältigte die 13<br />

Kilometer mit 95 Richtungswechseln und einem Top-<br />

Speed von 170 km/h in 10:28,6 Minuten und war<br />

damit 40 Sekunden schneller als der vierfache Erzberg-Sieger<br />

Blazusiak. Pech für den Polen: der Verlierer<br />

musste das Gefährt des Siegers waschen.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, adac gt masters, red bull, f3 EuroSerie, audi


Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

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Audi schlägt zurück<br />

Rekordsieg für Audi: Vor 238.400 Zuschauern gelang Audi beim<br />

24h-Klassiker in Le Mans ein Dreifachsieg. Dabei durchbrachen<br />

alle drei Audi R15 den als unschlagbar geltenden Distanzrekord des<br />

Porsche 917 aus dem Jahr 1971, als die Hunaudières-Gerade in<br />

Le Mans noch ohne Schikanen gefahren wurde. Den Sieg feierten Timo<br />

Bernhard, Romain D<strong>um</strong>as und Mike Rockenfeller. Für Audi war es der<br />

neunte Sieg in Le Mans. Vorjahressieger Peugeot erlebte nach einer<br />

Qualifyingdominanz ein Renndebakel. Alle drei Werksautos fielen aus.<br />

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Titelverteidigung<br />

Valtteri Bottas hat seinen Titel beim prestigeträchtigen<br />

Formel 3 Masters in Zandvoort verteidigt.<br />

Auch bei der 2010er-Ausgabe, die bei widrigen<br />

Bedingungen auf dem 4,307 Kilometer langen<br />

Dünenkurs abgehalten wurde, war der schnelle<br />

Finne nicht zu stoppen. Auf dem Podi<strong>um</strong> wurde<br />

der zweifache Sieger vor 43.000 Zuschauern von<br />

Alexander Sims und dem Deutschen Marco Wittmann<br />

flankiert. Als Ehrengast drehte Sebastian<br />

Vettel einige Runden in einem Red Bull.


14 Boxenstopp<br />

Jenson Button<br />

muss seine Siege<br />

ab sofort ohne<br />

Jessica feiern<br />

Nicht nur Sushi<br />

Vor einem Jahr stand Kamui Kobayashi vor dem Nichts. Seine GP2-Saison<br />

verlief enttäuschend und Toyota stand vor dem F1-Ausstieg. »Wahrscheinlich<br />

wäre ich nach Japan zurückgegangen und hätte im Sushi-Restaurant<br />

meines Vaters gearbeitet.« Dort hat er schon als 16-Jähriger gekocht.<br />

Z<strong>um</strong> Glück kamen die letzten beiden Saisonrennen 2009, die Peter Sauber<br />

von Kobayashis Talent überzeugten. In Istanbul zahlte er das Vertrauen<br />

mit dem ersten Saisonpunkt und einem selbst gekochten Essen zurück.<br />

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Fanartikel<br />

des<br />

Monats<br />

Playboy zu haben<br />

Aus und vorbei. Jenson Button und Jessica Michibata gehen<br />

getrennte Wege. Der 30-jährige McLaren-Pilot und das<br />

25-jährige Unterwäschemodell trennten sich nach anderthalb<br />

Jahren kurz nach dem Monaco GP. Der letzte Playboy der<br />

Formel 1 ist also wieder zu haben. »Was heißt schon Playboy?<br />

Ich bin hier, <strong>um</strong> Rennen zu fahren, und wenn ich relaxe,<br />

möchte ich Spaß haben«, sagt Button. Die Frauen liegen ihm<br />

trotzdem zu Füßen. In der Türkei klappte sein Grid Girl in der<br />

Startaufstellung zusammen - wegen Jenson oder der Hitze?<br />

Vettels Sondermodell<br />

Pünktlich z<strong>um</strong> Formel 1 Grand Prix von Deutschland in Hockenheim,<br />

erscheinen zwei Miniaturmodelle von Sebastian Vettels Formel-1-Fahrzeug<br />

2010. Die Modelle sind streng limitiert auf eine Stückzahl von 1.008<br />

Exemplaren (1:18) sowie 2.016 (1:43) in einer speziellen Sonderverpackung.<br />

Sie werden exklusiv an der Nordkurve am Hockenheimring und<br />

unter www.paddock-shop.de z<strong>um</strong> Preis von 44,90 EUR für das 1:43 sowie<br />

89,00 EUR für das 1:18 Modell zu haben sein.


Text: Mike Wiedel, Manuel Sperl<br />

Silly Season<br />

ausgebremst<br />

Die Gerüchteköche hatten es sich so schön<br />

vorgestellt: Räikkönen zu Red Bull, Kubica zu<br />

Ferrari, Massa zu Red Bull und Webber zu Ferrari.<br />

Ferrari und Red Bull zogen schnell einen<br />

Schlussstrich unter die Spekulationen: Massa<br />

bleibt bis 2012 Teamkollege von Alonso, Webber<br />

fährt auch 2011 mit Vettel. Für Kubica bedeutet<br />

dies, dass er wohl bei Renault bleiben wird.<br />

Räikkönen lässt sich alle Optionen auf ein<br />

F1-Comeback offen, aber das ersehnte Topcockpit<br />

ist für ihn auch 2011 nicht frei.<br />

ab nach<br />

texas<br />

Fotos: adrivo/Sutton, sauber<br />

Austin, Texas. Mit 750.000 Einwohnern die<br />

viertgrößte Stadt des US-Bundesstaates Texas,<br />

dessen Hauptstadt sie ist. Ihr Slogan lautet:<br />

»Keep Austin Weird«. Austin soll verrückt und<br />

ungewöhnlich bleiben. Das ist der Stadt mit<br />

einem Zehnjahres-Deal für die Austragung des<br />

US Grand Prix ab 2012 gelungen. Die Strecke<br />

soll Hermann Tilke bauen. Der Grand Prix tritt<br />

die Nachfolge des US-<strong>Motorsport</strong>mekkas<br />

Indianapolis und einiger weniger glorreicher<br />

Events auf Parkplätzen an.


16<br />

Boxenstopp<br />

Paddock-Zitate<br />

Moderne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: das sind altmodische<br />

mp3-Player. Z<strong>um</strong> Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...<br />

Das war toll anzusehen -<br />

wie ein Action-Film in HD oder<br />

3D. Es war fantastisch und<br />

ich hatte den besten Blick.<br />

Lewis Hamilton zur Kollision von Mark Webber<br />

und Sebastian Vettel in Istanbul<br />

Sobald ich den Kopf über den<br />

Windschild nehme, ist es<br />

höllisch laut. Aber ich<br />

habe gute Ohrstöpsel.<br />

Olie Linsdell über das Debüt der FTR<br />

Moto2 Maschine auf der Isle of Man<br />

Die Strecke ist super, aber<br />

anstatt Asphalt-Auslaufzonen<br />

hätte ich lieber Wasser -<br />

das wäre anspruchsvoller.<br />

GP2-Pilot Davide Valsecchi über den<br />

AnspruchS Grad in Istanbul<br />

Man sagte mir, dass ich in Grossbritannien<br />

in einem Jahr mehr lernen<br />

könnte als in fünf in den USA. Aber<br />

dort war alles so altmodisch. Die<br />

Frauen kochten und machten sauber.<br />

Ich glaube, die Frauenbewegung<br />

verlief hier etwas schneller als dort.<br />

Danica Patrick über ihre Erfahrungen in Europa<br />

Ich habe keine Angst vor ihm.<br />

Er ist letztes Jahr vom Fahrrad<br />

gefallen, sein Bein ist noch<br />

etwas schwach, also kann ich<br />

immer vor ihm wegrennen.<br />

Sebastian Vettel über das Teamduell gegen Mark Webber<br />

Nur drei bis vier Kurven? Perfekt.<br />

Auf der Geraden bin ich immer gut.<br />

David Coulthard freut sich auf den Norisring<br />

Wenn die F1-Welt 20 Jahre zurückgehen<br />

könnte, wäre sie so<br />

wie die Rallye-Welt heute.<br />

Kimi Räikkönen gefällt es in der WRC<br />

Foto: dtm, adrivo/Sutton


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jeder Session vom 1. Freien Training über das Qualifying<br />

bis z<strong>um</strong> Rennen immer, wo Ihr Lieblingsfahrer<br />

liegt, wer wen auf der Strecke überholt und war<strong>um</strong><br />

das Safety-Car draußen ist. Auch das Qualifying und<br />

das Rennen aller DTM-Läufe verfolgen Sie live in<br />

unserem DTM Live-Ticker.<br />

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Formel 1 & DTM Live-Ticker<br />

Die Formel-1-Saison steuert von Höhepunkt zu Höhepunkt<br />

- mit unserem Live-Ticker verpassen Sie keinen<br />

Moment der Action auf der Rennstrecke. Egal ob<br />

auf der Arbeit, im Urlaub oder zuhause: Mit unserem<br />

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{Mark Sutton}<br />

Life Through<br />

The Lens<br />

»Beim Türkei GP in Istanbul waren nicht viele<br />

Promis im Fahrerlager unterwegs, aber eine<br />

Person stach eindeutig hervor: der größte Mann<br />

der Welt gab sich die Ehre. Sultan Kösen ist 2,465<br />

Meter groß. Der Türke war Gast von Red Bull und<br />

wir wollten ein Foto von ihm neben Bernie<br />

Ecclestone machen - rein aus Vergleichszwecken.<br />

Leider kam es nicht dazu. Meine Kinder<br />

sammeln das Guinness Buch der Rekorde und<br />

er ist seit einiger Zeit darin vertreten. Für mich<br />

war es eine seltsame Erfahrung, ihn im echten<br />

Leben zu sehen. Aber er war sehr nett und<br />

posierte mit der Red Bull Crew und einigen von<br />

uns Fotografen für Fotos.«<br />

Seit Jahrzehnten sind die Fahrerlager von Adelaide<br />

bis Zandvoort das Jagdrevier von <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Fotograf Mark Sutton. Seine Waffe<br />

hat Mark immer griffbereit: seine Kamera.<br />

Mehr Bilder von Mark gibt es unter<br />

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Der <strong>Motorsport</strong> steckt voller Diskussionsstoff, egal<br />

ob auf zwei oder vier Rädern. In der <strong>Motorsport</strong>-<br />

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18<br />

Kol<strong>um</strong>ne.schoklitsch<br />

Zeiten ohne <strong>Rossi</strong><br />

Der Gedanke mag für einige zwar ungemütlich sein, aber die Verletzung von Mugello hat<br />

gezeigt, die <strong>MotoGP</strong> muss sich auf Zeiten ohne Valentino <strong>Rossi</strong> einstellen.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Der Aufschrei in den Dorna-Büros muss<br />

ein lauter gewesen sein, als am Vormittag<br />

des 5. Juni Valentino <strong>Rossi</strong> mit<br />

schmerzverzerrtem Gesicht im Kiesbett<br />

von Mugello lag. Schon da schien<br />

klar, der Superstar der <strong>MotoGP</strong> hatte<br />

sich schwerer verletzt, es dauerte nicht<br />

lange, bis es Gewissheit darüber gab, dass <strong>Rossi</strong> längere<br />

Zeit ausfallen würde.<br />

Für die Macher der Motorrad-Königsklasse ein<br />

schwerer Schlag, immerhin war und ist <strong>Rossi</strong> das<br />

Gesicht der <strong>MotoGP</strong>, er ist derjenige, der auf der<br />

ganzen Welt mobilisieren kann. Selbst wenn die<br />

WM in Sibirien Station machen würde, nur <strong>um</strong><br />

den neunfachen Weltmeister zu sehen, kämen<br />

wohl dennoch tausende.<br />

Bis z<strong>um</strong> Rennen in Mugello hatte <strong>Rossi</strong> noch<br />

nie einen Lauf in der Weltmeisterschaft verpasst,<br />

vielmehr hatte er ihr seinen Stempel aufgedrückt<br />

und den Motorradsport bekannter gemacht, als das<br />

mit jedem anderen Fahrer möglich gewesen wäre.<br />

Sogar seine Kollegen schienen zu wissen, welche<br />

Bedeutung das Fehlen <strong>Rossi</strong>s hatte. Aus allen Ecken<br />

kamen Genesungswünsche und Anteilnahme, selbst<br />

sein Teamkollege und Hauptrivale Jorge Lorenzo<br />

schien richtig betroffen zu sein.<br />

Nun ist es aber so, dass in jeder Krise auch eine<br />

Chance steckt und die Dorna sollte diese Gelegenheit<br />

nutzen, <strong>um</strong> darüber nachzudenken, wie es denn einmal<br />

sein wird, wenn <strong>Rossi</strong> ganz aufgehört hat. Die<br />

Zeit seines Rücktritts mag zwar noch ein wenig auf<br />

sich warten lassen, aber sie ist absehbar. <strong>Rossi</strong> ist nicht<br />

mehr der Allerjüngste und in zwei, drei, vier Jahren wird er sich denken, dass<br />

er genug gehabt hat. Sollte seine Genesung nach Plan laufen, wird er bald<br />

wieder Rennen gewinnen und Giacomo Agostinis Siegrekord übertreffen,<br />

dann werden ihm die Herausforderungen fehlen.<br />

Verletzungspause: Die Fans müssen für einige<br />

Rennen auf Auftritte ihres Lieblings verzichten<br />

Und der <strong>MotoGP</strong> wird dann ihr Megastar fehlen.<br />

Schon die ersten Fan-Reaktionen auf <strong>Rossi</strong>s Verletzung<br />

in Mugello zeigten, ohne den Italiener werden die<br />

Zuschauerzahlen schr<strong>um</strong>pfen, z<strong>um</strong>indest vorerst. Auf<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com äußerten sich einige dahingehend,<br />

dass sie sich ein Rennen ohne <strong>Rossi</strong> auch sparen<br />

können. Es wird also Zeit für die Dorna, sich nach<br />

Wegen <strong>um</strong>zusehen, <strong>um</strong> die Serie weiter attraktiv zu<br />

halten, wenn Dr. <strong>Rossi</strong> nicht mehr praktiziert.<br />

Mit Lorenzo steht zwar der wahrscheinliche <strong>Erbe</strong><br />

auf den Thron <strong>Rossi</strong>s parat und der Spanier weiß auch,<br />

wie man eine gute Show abzieht. Aber er scheint bei der<br />

breiten Masse nicht ganz so gut anzukommen wie es sein<br />

Teamkollege schafft. Eine Lehre für die Verantwortlichen<br />

müsste aber ohnehin sein, in Zukunft nicht mehr nur<br />

groß auf ein Pferd zu setzen. Das scheinen sie auch schon<br />

ein wenig verstanden zu haben, doch der Versuch, andere<br />

Fahrer zu pushen, ist bisher immer am Schatten der<br />

Lichtgestalt mit der Startn<strong>um</strong>mer 46 gescheitert.<br />

Das Zauberwort für die Zukunft nach <strong>Rossi</strong> ist dabei<br />

simpel: Show. Es geht dabei nicht dar<strong>um</strong>, die Fahrer zu<br />

zwingen, wilde Siegesfeiern auf der Auslaufrunde abzuziehen,<br />

sondern vielmehr dar<strong>um</strong>, das Spektakel in der<br />

Königsklasse zu verbessern. Wenn momentan ein<br />

Großteil der Beobachter meint, die Superbike biete auf<br />

der Strecke die bessere Show, dann sollte man sich das<br />

zu Herzen nehmen und nicht nur mit einem Lächeln<br />

auf den kleineren Stiefbruder schielen.<br />

Ein größeres Starterfeld, engere Kämpfe und Privat-<br />

Teams mit echten Chancen auf Siege, das wäre so eine<br />

Formel, mit der es funktionieren könnte. Durch die<br />

Regelvorschläge für die 1000cc-Klasse 2012 scheint der<br />

Versuch da zu sein, es so zu machen. Ob und wie das funktioniert, weiß allerdings<br />

noch niemand, vor allem ist die Frage, ob Fans die <strong>MotoGP</strong> als verwässert<br />

ansehen, wenn es auf einmal zu sehr in Seriennähe geht. Eins scheint jetzt schon<br />

klar, ohne <strong>Rossi</strong> wird wohl nichts mehr so sein, wie es vorher war.<br />

Fotos: milagro


Bild des im Regiestuhl<br />

Auch in der Auszeit von Valentino<br />

Monats<br />

<strong>Rossi</strong> müssen die <strong>MotoGP</strong>-Fans<br />

nicht auf verrückte Siegesfeiern<br />

verzichten. Dafür sorgt <strong>Rossi</strong>s Team -<br />

kollege Jorge Lorenzo. Hier setzte er sich<br />

nach seinem Sieg in Le Mans mitten auf<br />

der Strecke auf den Regiestuhl.<br />

Technogym racing team<br />

austria<br />

www.technogymracing.at


20<br />

Kol<strong>um</strong>ne.Sturm<br />

Seltsame Zukunftsideen<br />

In diesem Jahr sind die Hände, Knie und Ellenbogen der F1-Fahrer gefragt. Nach dem Verbot<br />

des F-Kanals für 2011 sollen wieder die Finger und Knöpfe ins Spiel kommen.<br />

Die Ideen, mit denen die Technical<br />

Working Group die Formel 1 überrascht,<br />

werden immer wilder. Da<br />

will man den beweglichen Frontflügel<br />

wieder verbannen, »weil er<br />

nichts bringt«, und dafür hat man<br />

etwas ganz Neues ausgeheckt: Einen<br />

verstellbaren Heckflügel, den jeder<br />

Fahrer flacher stellen kann - und zwar nur dann,<br />

wenn er in entsprechend geringem Abstand hinter<br />

dem Vordermann herfährt und einen Überholversuch<br />

starten will. Wie oft, zu welchen Zeiten,<br />

bei welchen Abständen, ab wann nach dem Start<br />

- darüber ist man sich nicht einig, das muss alles<br />

noch geklärt werden. Und dann müssen die<br />

Formel-1-Kommission und das FIA World<br />

<strong>Motorsport</strong> Council noch zustimmen.<br />

Wobei man sich in diesem Fall, z<strong>um</strong>indest als<br />

Verfechter einer echten, klassischen und auch so<br />

weit wie möglich halbwegs fairen Formel 1 eigentlich<br />

wünscht, dass entweder keine Einigung zustande<br />

kommt - oder einer noch »Stopp« sagt. Denn erstens<br />

fragt man sich schon: Wenn es die FIA nicht einmal<br />

schafft, die Anzeige der blauen Flaggen per Lichtsignal<br />

richtig in die Cockpits zu bringen, wie etwa Adrian<br />

Sutil in Kanada monierte, wie will man dann diese<br />

Aufgabe bewältigen? Also jene, jeweils im richtigen<br />

Moment, wenn der Abstand vom Hinter- auf den Vordermann<br />

unter eine bestimmt Grenze fällt, das Signal<br />

zur Erlaubnis für die Betätigung des Flügelknopfes zu<br />

geben - alle GPS-Messungen hin oder her. Die <strong>Streit</strong>ereien,<br />

die das im Nachhinein auslösen wird, wenn nach dem Rennen jeder<br />

zweite Fahrer behauptet, keine oder falsche Signale bekommen zu haben, kann<br />

sich jeder, der die Formel 1 nur ein bisschen kennt, bestens vorstellen.<br />

Generell gilt die Frage: Will man eine mit lauter künstlichen Mätzchen spannend<br />

gemachte Formel 1 der Knöpfedrücker oder eine der Rennfahrer, die auf<br />

Text: Karin Sturm<br />

Knopfdrücker: Multitasking in der Formel 1 -<br />

lenken, Knöpfe drücken und Schalter drehen<br />

der Strecke ohne große zusätzliche Hilfsmittel unter<br />

möglichst gleichen Bedingungen ihre Kämpfe ausfechten<br />

sollen? »Künstlich erleichterte Überholmanöver, die<br />

dann vielleicht sogar zu leicht sind, wenn einer gleich<br />

zehn oder mehr km/h Überschuss auf der Geraden hat,<br />

das kann doch auch nicht der Sinn der Sache sein«, meint<br />

Robert Kubica - und er steht mit dieser Ansicht unter<br />

den Piloten nicht alleine da.<br />

Die einen drücken Flügelknöpfe, die anderen KERS-<br />

Knöpfe - denn dieses Wunderwerk der Technik wird 2011<br />

wohl nicht zu vermeiden sein, obwohl viele Teams, vor<br />

allem die kleineren, aus Kostengründen massiv dagegen<br />

sind. Viele, aber eben nicht alle - und es müssten alle sein,<br />

<strong>um</strong> das vom Reglement für 2011 wieder erlaubte und<br />

vorgesehene System endgültig zu verbannen. Aber diese<br />

Einstimmigkeit wird man nicht erreichen. Z<strong>um</strong>indest<br />

scheint ein kleiner Fortschritt geschafft mit der Idee,<br />

wenigstens ein Kostenlimit für KERS einzuführen, mehr<br />

als eine Million dürfe das System, wenn ein Team es<br />

kauft, pro Saison nicht kosten - wer ein eigenes entwickelt,<br />

darf noch fünf Millionen zusätzlich ausgeben.<br />

Den tatsächlichen Umwelteffekt von KERS kann man<br />

sowieso bezweifeln, wenn man die ganze Problematik<br />

der Batterien und ihrer kurzen Haltbarkeit bedenkt,<br />

aber als grünes Mäntelchen hat man sich es nun mal<br />

für die Formel 1 auserkoren - auch wenn gerade die<br />

Hersteller, die es damals am meisten propagierten,<br />

inzwischen nicht mehr dabei sind. Zugegeben - für die<br />

Show war es 2009 manchmal ganz nett, wenn durch<br />

KERS ein paar mehr Überholmanöver als sonst<br />

zustande kamen. Aber ob es zur Verständlichkeit für<br />

die Fans beiträgt, wenn wieder ewig erklärt werden muss, wer mit KERS fährt<br />

und wer ohne, und ob man es in einer Zeit, in der das Kostensparen eigentlich<br />

oberstes Gebot ist, unbedingt braucht, sei einmal dahin gestellt. Die Abwegigkeit<br />

der Heckflügel-Idee schlägt es freilich nicht. Adrian Sutil fasste es kurz und<br />

knapp zusammen: »Lächerlich.«<br />

Fotos: adrivo/sutton, Fotos: Red Bull, Agustin Munoz/Red Bull Photofiles


IM VERGLEICH<br />

Jaime Alguersuari durfte<br />

sich im F1-Auto am Strand<br />

der Dominikanischen<br />

Republik austoben<br />

Die Formel 1 macht Urlaub<br />

Tra<strong>um</strong>beruf F1-Fahrer: Schnelle Autos, schöne Frauen und ein luxuriöses Leben - und das nur zwischen den Rennen! Red Bull<br />

macht es möglich. Das Team schickt seine Fahrer schon einmal nach Montreal und in die Dominikanische Republik. Jaime<br />

Alguersuari durfte ein F1-Auto über den Strand jagen. »Es fühlte sich seltsam an. Ich hatte ka<strong>um</strong> Traktion und selbst im fünften<br />

Gang drehten die Hinterräder wie verrückt durch.« Das seitliche Rutschen am Strand macht auch F1-Piloten Spaß. Kein<br />

Wunder, dass Kimi Räikkönen sich dieses Jahr in der WRC austobt. Sebastien Buemi und Alguersuari werden es sich demnächst<br />

aber zwei Mal überlegen, ob sie an einem Rennwochenende wirklich noch mal klagen: »Ich hatte überhaupt keinen Grip!«<br />

Red Bull schickte Sebastien Buemi<br />

vor Saisonbeginn z<strong>um</strong> Huskie-<br />

Rennen aufs Glatteis von Montreal


22<br />

Boxenstopp<br />

zahlen des monats<br />

56Vor<br />

56 Jahren holte Juan Manuel Fangio am 4. Juli beim Großen Preis von Frankreich<br />

1954 in Reims die erste Pole Position und den ersten Sieg eines Silberpfeils in der Formel 1.<br />

Für den legendären Argentinier war es der zehnte GP-Tri<strong>um</strong>ph seiner Karriere. Das Tripple<br />

vermasselte ihm sein Mercedes-Kollege Hans Hermann, der ihm im gleichen Rennen die erste schnellste Renn runde<br />

der Stuttgarter wegschnappte. Mehr über Fangios Karriere lesen Sie ab S. 48.<br />

62<br />

Italien, Großbritannien und die<br />

Niederlande sind die einzigen drei<br />

Länder, die seit der Einführung<br />

der Motorrad-Weltmeisterschaft im<br />

Jahr 1949 in jedem der 62 Jahre<br />

ein Rennen ausgetragen haben.<br />

Die meisten einzelnen Rennen<br />

in allen WM-Klassen fanden mit<br />

weitem Abstand in Assen statt<br />

- gefolgt von Brünn, Spa-Francorchamps<br />

und der Isle of Man.<br />

10.000<br />

Die maximale Kolbenbeschleunigung<br />

eines F1-Motors beträgt fast das<br />

10.000-fache der Erdbeschleunigung.<br />

Der Kolben erreicht in der Spitze 40 m pro Sekunde - von null auf 100 km/h<br />

in 0,3 Tausendstelsekunden. Dabei wirkt eine Kraft von fast 3 Tonnen auf<br />

das Pleuel. Die mittlere Kolbengeschwindigkeit liegt bei 26 m pro Sekunde.<br />

7Der Spanier Pol Espargaro ist der siebtjüngste WM-Teilnehmer,<br />

der bei den 125er Läufen in Spanien und Frankreich zwei Rennen<br />

hintereinander gewinnen konnte. Nur sechs Fahrer waren bei ihrem<br />

ersten back-to-back-Sieg jünger: Marco Melandri, Valentino <strong>Rossi</strong>, Loris<br />

Capirossi, Dani Pedrosa, Manuel Poggiali und Jorge Lorenzo. Alle wurden<br />

später in mindestens einer Klasse Weltmeister.<br />

100<br />

Paul di Resta erzielte beim DTM-Lauf am Lausitzring die 100. Pole Position<br />

von Mercedes-Benz in der DTM. Für den Schotten war es die dritte<br />

Pole seiner Karriere und für Mercedes die zehnte auf dieser Strecke.<br />

Glück brachte di Resta die runde Zahl nicht: Beim letzten Boxenstopp<br />

hakte es und sein Teamkollege Bruno Spengler staubte den Sieg ab.


formel 1<br />

Auch die F1-Piloten packte das<br />

Fußballfieber. Timo Glock, Nico<br />

Hülkenberg und Sebastian Vettel<br />

gaben sich patriotisch<br />

Foto: red bull<br />

Umfrage<br />

Ich finde den US GP in Texas...<br />

klasse, die F1 muss in den USA fahren 47%<br />

egal, keiner braucht den US GP 31%<br />

d<strong>um</strong>m, New York wäre besser gewesen 16%<br />

schlecht, Indy war besser 6%<br />

»Ich muss die Arschbacken<br />

zusammenkneifen.«<br />

Knie, Ellenbogen, Hand? Sebastian Vettel macht ein Geheimnis<br />

<strong>um</strong> die Funktionsweise des Red Bull F-Kanals<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Kommentar: Paranoia an der Tagesordnung<br />

Von wegen Krise! Verschwörungstheoretiker haben in der Formel 1 Hochkonjunktur. Seit der Kollision von Sebastian<br />

Vettel mit Mark Webber in Istanbul beäugt die britische Presse jede Bewegung bei Red Bull mit Argusaugen. Selbst<br />

als bei Webber vor dem Kanada GP das Getriebe gewechselt werden musste, witterten sie eine versteckte Stallregie.<br />

Für sie ist das Duell Deutschland gegen England neu entbrannt. Nachdem Michael Sch<strong>um</strong>acher im Mercedes auf<br />

verlorenem Posten fährt, versuchen sie Vettel als Feindbild aufzubauen. Vielleicht helfen ein paar Beruhigungstabletten<br />

- das Team hätte bei seinem verpatzten Krisenmanagement auch welche gebraucht. Stephan Heublein


24<br />

slideshow.Formel1


Formel 1<br />

mittendrin statt nur dabei<br />

Der Formel-1-Zirkus liebt Montreal und Montreal liebt die Formel 1. Nach<br />

einer Zwangspause ohne Grand Prix kehrte die Königsklasse nach Montreal<br />

zurück und die Fans strömten an allen Tagen an die Strecke, auch<br />

<strong>um</strong> Michael Sch<strong>um</strong>acher wieder in Action zu erleben.<br />

Foto: mercedes-benz


26 INTERVIEW.WRC<br />

interview.rosberg


Verbesserung<br />

im kopf<br />

Nico Rosberg ist eine der ganz groSSen Überraschungen der Saison.<br />

Dass er gegen Michael Sch<strong>um</strong>acher so gut aussehen, oft sogar schneller sein würde,<br />

hatten ihm nicht viele zugetraut. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> bat Rosberg z<strong>um</strong><br />

Gespräch über Verbesserungen und den Teamkollegen.<br />

Text: Karin Sturm<br />

FOTOs: adrivo/sutton, Mercedes-benz


28<br />

interview.rosberg<br />

nico<br />

rosberg<br />

Im Exklusivinterview mit<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

spricht der gebürtige<br />

Wiesbadener über seine<br />

Rolle im Team - und über<br />

seine neue Position in<br />

der Formel-1-Welt.<br />

MSM: Die Saison ist zu einem Drittel vorbei<br />

- bist Du glücklich damit, wo Du in Deinem<br />

ersten Mercedes-Jahr, in Deiner ersten Saison in<br />

einem Top-Team, stehst?<br />

NICO ROSBERG: Es ist okay, ich bin nicht überglücklich,<br />

aber zufrieden. Intern ist es soweit gut<br />

gelaufen, ich konnte mir, glaube ich, im Team<br />

einen sehr guten Stand erarbeiten, damit bin ich<br />

zufrieden. Von den Resultaten her war unser Ziel<br />

natürlich, die WM zu gewinnen und davon sind<br />

wir im Moment schon ein Stück entfernt. Das ist<br />

bislang nicht so optimal gelaufen. Aber wir haben<br />

eine gute Basis, auf der man aufbauen kann.<br />

Hattest Du persönlich erhofft oder gar erwartet,<br />

dass es intern so läuft?<br />

Nein, ich hätte natürlich nicht erwartet, dass ich<br />

im Vergleich zu meinem Teamkollegen jetzt so<br />

viel mehr Punkte habe. Aber das ist nicht das<br />

Entscheidende, wenn man noch nicht an der<br />

Spitze ist. Ich möchte insgesamt vorne sein!<br />

Das ärgert Dich mehr als das andere Genugtuung<br />

gibt?<br />

Ja, schon. Nach den Tests war mir nicht bewusst,<br />

dass wir zur Spitze noch diesen Rückstand<br />

haben - und es wird schon ein bisschen dauern,<br />

bis wir ganz vorne dabei sind. Diesen Abstand<br />

kann man nicht über Nacht aufholen. Aber es<br />

ist ja noch eine Menge Zeit, es gibt durchaus die<br />

Möglichkeit, dass wir dann ab Mitte der Saison<br />

doch deutlich näher dran sind. Wir haben mittlerweile<br />

einen verbesserten F-Schacht und auch<br />

sonst ein paar Neuerungen - wir machen schon<br />

kontinuierliche Schritte nach vorne.<br />

Wichtig ist, dass<br />

ich auf der Strecke<br />

mit Michael auf<br />

Augenhöhe bin.<br />

In Barcelona, als Mercedes z<strong>um</strong> ersten Mal das<br />

Auto mit dem langen Radstand eingesetzt hat,<br />

hattest Du plötzlich mehr Probleme. Wenn sich<br />

das mittelfristig bestätigen würde, würdest Du<br />

dann teamintern darauf drängen, doch wieder auf<br />

die alte, kürzere Version zurückgreifen zu dürfen?<br />

Nein, sicher nicht. Ich habe das alles analysiert,<br />

daran kann es nicht gelegen haben, dass ich in<br />

Barcelona ein etwas schwierigeres Wochenende<br />

hatte als bei den anderen Rennen. Und es war<br />

ja auch keine Katastrophe - ich war ein Zehntel<br />

hinter Michael, damit kann man noch leben. Es<br />

war nicht so, dass da irgendwas tierisch falsch<br />

war. Die große Frage dort war eher der große<br />

Rückstand, den wir insgesamt auf Red Bull hatten.<br />

Ich weiß, wo ich im Vergleich zu Michael<br />

dort nicht optimal war, in meinem Setup, in der<br />

Elektronik... Der lange Radstand ist auf jeden<br />

Fall der richtige Weg, das ist das schnellere Auto.<br />

Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Michael<br />

und ich haben ja auch fast den gleichen Fahrstil -<br />

es kann also überhaupt nicht sein, dass ein Auto<br />

ihm wesentlich besser liegt als mir.<br />

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem siebenmaligen<br />

Weltmeister Michael Sch<strong>um</strong>acher?<br />

Ich bin da sehr positiv überrascht. Ich hatte<br />

anfangs sicher einige Vorbehalte durch das,<br />

was man alles so gehört hat - da haben manche<br />

Leute ja wahre Horrorszenarien entworfen.<br />

Aber das ist alles gar nicht wahr, im Gegenteil,<br />

wir arbeiten sehr gut zusammen...<br />

Trotzdem hast Du Dich in Monaco für etwas bei<br />

ihm entschuldigt, was eigentlich gar nicht Dein<br />

Fehler war...<br />

Letztlich gab es durch ein Koordinationsproblem<br />

eine schwierige Situation, wodurch das Timing<br />

beim Wegfahren dafür sorgte, dass Michael durch<br />

mich unabsichtlich etwas aufgehalten wurde.<br />

Aber im Endeffekt war das auch alles halb so wild,<br />

Michael hat es halt in den TV-Interviews angesprochen,<br />

erst mal aufgeregt, das wurde dann von<br />

den Medien noch aufgebauscht. Aber nachdem<br />

er erstmal verstanden hatte, was da wirklich passiert<br />

war, hat er es ja auch eingesehen und es war<br />

kein Problem mehr... Aber das ist auch alles nicht<br />

so wichtig für mich. Wichtig ist, dass ich auf der<br />

Strecke mit ihm auf Augenhöhe bin.<br />

Dadurch ist Dein Standing im Fahrerlager in<br />

den letzten Monaten merklich gestiegen. Merkst<br />

Du das auch selbst?


Die groSSe Verbesserung liegt<br />

im Erarbeiten des Setups, seinen<br />

Kopf zu benutzen, <strong>um</strong> schneller<br />

fahren zu können.<br />

Schon, speziell in Situationen wie am Ende des<br />

Rennens in Monaco, man hat da mehr Konzentration<br />

übrig - das spürt man schon.<br />

Ist das etwas, was ein junger Fahrer erst im<br />

Laufe der Zeit wirklich in den Griff bekommt?<br />

Ja. Man lernt da so viel, wie man trainieren<br />

soll, was einem für den Rennsport am besten<br />

hilft, wie man seine Fitness erhält während der<br />

Saison. Denn obwohl ich vor drei Jahren schon<br />

dachte, ich sei absolut fit, weiß ich jetzt, was ich<br />

damals hätte besser machen können. Das ist ein<br />

Teil des allgemeinen Entwicklungsprozesses,<br />

man wird einfach immer besser.<br />

FOTOs: adrivo/Sutton, mercedes-benz<br />

Ja, das spüre ich schon, das ist so, dass einen<br />

die Leute dann etwas anders anschauen - und<br />

natürlich ist das nicht schlecht für das Selbstbewusstsein.<br />

Andererseits ist mein Aktienwert im<br />

Moment auch nicht ganz so wichtig, ich habe<br />

einen langjährigen Vertrag hier. Da ist es wichtiger,<br />

tolle Resultate einzufahren.<br />

Hat sich dadurch auch für Dich persönlich<br />

etwas verändert, für Dein Privatleben?<br />

Nein, da hat sich eigentlich nichts verändert.<br />

Das empfinde ich auch als sehr angenehm. Ich<br />

habe auch weiterhin genügend Zeit für mich, für<br />

meine Interessen, vor allem auch für mein Training,<br />

was mir sehr wichtig ist. Das ist ja schon<br />

eine Art Hobby von mir geworden.<br />

Du hattest früher auch noch eine Menge anderer<br />

Interessen, Reisen z<strong>um</strong> Beispiel...<br />

Das ist auch immer noch so, das mache ich<br />

immer noch gerne. Ich habe z<strong>um</strong> Beispiel jetzt<br />

während der Überseetour einige Zeit in Thailand<br />

verbracht und habe das auch wirklich genossen.<br />

Zu Hause in Monaco hat sich aber doch etwas<br />

geändert - Du bist <strong>um</strong>gezogen.<br />

Stimmt, zurück dahin, wo ich aufgewachsen<br />

bin, in das gleiche Haus, wo meine Eltern wohnen.<br />

Aber jetzt natürlich mit eigener Wohnung!<br />

Das ist einfach eines der schönsten Häuser in<br />

Monaco, es ist ein Tra<strong>um</strong>, da zu leben!<br />

Deine Freundin Vivian ist Innenarchitektin -<br />

da macht sie doch sicher auch die gesamte neue<br />

Wohnungseinrichtung?<br />

Ja schon - aber das ist z<strong>um</strong> Teil auch das Problem,<br />

denn sie hat mit ihrer eigenen Firma auch<br />

sehr viel zu tun. Deshalb wird das schon noch<br />

ein bisschen dauern, bis bei uns alles fertig ist.<br />

Noch mal zurück z<strong>um</strong> Training - was machst du<br />

sportlich alles in Monaco?<br />

Laufen, Schwimmen, Radfahren - so richtig<br />

Triathlon-mäßig. Mein Trainer ist auch Triathlet,<br />

mir macht das sehr viel Spaß, ich bin da auf<br />

einem guten Weg.<br />

Spielst Du auch noch Tennis mit Deinem Vater<br />

Keke?<br />

Nein, das traue ich mich nicht mehr. Der ist<br />

so ehrgeizig, der vergisst, dass er schon über<br />

60 Jahre ist. Und da habe ich Angst <strong>um</strong> seine<br />

Gesundheit. Denn wenn wir spielen würden,<br />

dann würde ich ihn natürlich laufen lassen - und<br />

das möchte ich ihm nicht antun.<br />

Macht sich das verstärkte Fitnesstraining auch<br />

in den Rennen bemerkbar?<br />

Wie viel und in welchen Bereichen bist Du<br />

heute besser als zu Beginn Deiner Karriere?<br />

Die große Verbesserung liegt im Erarbeiten des<br />

Setups, seinen Kopf zu benutzen, <strong>um</strong> schneller<br />

fahren zu können - und sich entsprechend<br />

konzentrieren zu können. Das ist ja z<strong>um</strong> Beispiel<br />

auch eine Stärke von Michael. Und da<br />

liegt eben auch mein großes Verbesserungspotenzial.<br />

Ich bin jetzt besser beim Entwickeln<br />

des Setups, beim Verständnis der Elektronik, in<br />

meinem Fahrstil, den Möglichkeiten, die eine<br />

unterschiedliche Linienwahl bietet, setze mich<br />

mit all dem gedanklich stärker auseinander.<br />

Rein fahrerisch brauchte ich mich gar nicht so<br />

zu verbessern.<br />

Wie viel hast Du von Michael und auch von<br />

Ross Brawn noch lernen können?<br />

Ich habe über die Jahre ständig gelernt, natürlich<br />

jetzt auch von Michael. Aber ich glaube, es<br />

ist auch <strong>um</strong>gekehrt, dass Michael auch mal was<br />

von mir lernt. Ich habe schließlich auch schon<br />

einige Erfahrung und wir tauschen uns insgesamt<br />

in allen Bereichen sehr stark aus.<br />

Was bedeutet es für Dich, Teil des gesamten<br />

Mercedes-Umfelds zu sein?<br />

Es ist eine unglaubliche Position, einer der<br />

beiden Mercedes-Fahrer zu sein. Das ist der<br />

Tra<strong>um</strong> schlechthin, denn Mercedes ist nun mal<br />

die Automarke überhaupt. Das konnte ich mir<br />

vorher gar nicht vorstellen. Z<strong>um</strong> ersten Mal<br />

habe ich das Gefühl dafür bekommen, als ich<br />

im November letzten Jahres in Stuttgart im<br />

Mercedes-Muse<strong>um</strong> war.


30<br />

story.rosberg<br />

nicos<br />

welt<br />

Nico Rosbergs Welt <strong>um</strong>fasst<br />

mehr als nur die Formel 1.<br />

Begleiten Sie ihn zurück in seine<br />

Jugend und in sein Privatleben.<br />

Text: stephan heublein<br />

Kart<br />

Mit sechs Jahren saß der Sohn von Ex-F1-Weltmeister<br />

Keke Rosberg z<strong>um</strong> ersten Mal in einem Kart.<br />

Ab dem elften Lebensjahr startete er in verschiedenen Kartmeisterschaften in<br />

Frankreich, Italien und Nordamerika. Kein Wunder, dass er fließend Deutsch, Englisch,<br />

Italienisch und Spanisch spricht - nur Finnisch kann er nicht. Im Kart traf er auch<br />

erstmals auf Lewis Hamilton: 2000 und 2001 fuhren sie gemeinsam für das<br />

Mercedes-Benz McLaren Junior Team. Den Titel gewann Hamilton vor Rosberg.<br />

Fotos: adrivo/sutton, Williams


monaco<br />

Nico ist gerade erst wieder in sein altes Elternhaus zurückgezogen.<br />

»In eine eigene Wohnung«, betont er. Dort sammelte der kleine<br />

Nico auch seine ersten F1-Erfahrungen. »Ich habe früher noch<br />

geschlafen, wenn die Autos gefahren sind«, erinnert er sich an die<br />

GP-Wochenenden. »Mein Bett stand in Richtung Meer und ich<br />

konnte hören, wie die Autos in den Tunnel gefahren sind. Dieser<br />

Sound hat mich jedes Jahr geweckt.« Das Monaco der Schönen und<br />

Reichen ist ein anderes Monaco, als es Rosberg kennt, der dort zur<br />

Schule ging und seine Freunde hat. »Es ist alles normal. Wenn man<br />

die richtigen Orte kennt, ist es auch gar nicht so teuer.«<br />

tennis<br />

Rosbergs Mutter Sina hätte Nico lieber auf dem Tennisplatz statt<br />

auf der Rennstrecke gesehen. Er spielte sogar in der monegassischen<br />

Jugendnationalmannschaft. Neben dem Sport kam auch ein<br />

akademischer Beruf in Frage. »Aber da waren die Schule und der<br />

<strong>Motorsport</strong>. Dadurch hatte ich keine Zeit, etwas Anderes ernsthaft<br />

auszuprobieren.« Zur Beruhigung von Frau Rosberg sei angemerkt,<br />

dass die Jagd nach Tennisbällen auch gefährlich sein kann, wie<br />

Tennis-Wunderkind Juan Pablo Montoya einst bewiesen hat...<br />

VIVIAN<br />

Nico und seine Freundin Vivian kennen sich seit der Kindheit,<br />

ihre Mütter sind seit über 30 Jahren befreundet. Mittlerweile sind<br />

Nico und Vivian seit sieben Jahren ein Paar und richten gerade<br />

die neue, gemeinsame Wohnung in Monaco ein. Wie gut, dass<br />

Vivian Innenarchitektin ist. »Vivian ist einfach sehr, sehr gut in<br />

ihrem Beruf«, lobt Rosberg. Selbst im Fahrerlager kann er sich<br />

davon überzeugen: Seine Freundin richtete sein Wohnmobil und<br />

das neue Motorhome des Lotus Teams ein.


32<br />

top5.sch<strong>um</strong>i-teamkollegen<br />

in<br />

sch<strong>um</strong>achers<br />

schatten<br />

Michael Sch<strong>um</strong>acher hat in seiner Formel-1-Karriere schon so manchen<br />

Teamkollegen verschlissen. Von Beginn an hat der Rekordweltmeister Irvine,<br />

Brundle & Co. klar gemacht, wo ihr Platz ist - und zwar hinter ihm.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler


Sch<strong>um</strong>acher machte<br />

Irvine klar, wie der<br />

Hase bei Ferrari läuft<br />

5<br />

Eddie Irvine: Ferrari, 1996-1999<br />

Eddie Irvine wollte nur seinen Spaß haben, doch mit Michael<br />

Sch<strong>um</strong>acher als Teamkollegen verging ihm der Spaß schon bald. Der<br />

Deutsche war klar die N<strong>um</strong>mer 1 und Irvine musste sich mit dem<br />

Status »N<strong>um</strong>mer 2« begnügen. Mit der Zeit bekam der Ire zu spüren,<br />

was das hieß. »Michael hatte immer Vorrang, wenn es <strong>um</strong> etwas<br />

Wichtiges ging. Wenn es einen neuen Unterboden gab, dann bekam<br />

Michael ihn. Wenn es dar<strong>um</strong> ging, einen Reifensatz zu verschwenden,<br />

hatte ich plötzlich Vorrang«, verriet Irvine. Eine seiner Hauptaufgaben<br />

war es laut eigenen Aussagen, an einem Rennwochenende die beiden<br />

Reifenmischungen für Sch<strong>um</strong>acher zu testen. »Michael war bei der<br />

Abstimmung überhaupt nicht gut. Er war gut in der Motorenentwicklung,<br />

denn er ging sehr schonend mit dem Motor <strong>um</strong>. Aber es ist ein<br />

schlechter Scherz, dass die Leute meinen, er wäre gut im Abstimmen.«<br />

Irvine erinnert sich: »Michael hat einen Frontflügel getestet und<br />

meinte, dass der Flügel nicht gut sei und er ihn nicht mochte. Dann<br />

habe ich den Flügel getestet und er war eine halbe Sekunde schneller.«<br />

Fotos: adrivo/sutton<br />

4<br />

Martin Brundle: Benetton, 1992<br />

»Michael hatte schon damals dieses scheinbar grenzenlose Selbstbewusstsein,<br />

das dich als Stallgefährten mental beerdigen kann«, bringt<br />

es Martin Brundle auf den Punkt. Mit seinem Wechsel 1992 zu Benetton<br />

hatte Brundle die richtige Wahl getroffen, doch leider hatte er das Pech,<br />

Sch<strong>um</strong>acher als Teamkollegen anzutreffen. Selbst im Fitnessra<strong>um</strong><br />

war Brundle in Sch<strong>um</strong>achers Augen nicht gut genug. »Es war witzig,<br />

denn egal welche Übung ich anging oder welches Gerät ich benutzte,<br />

ich machte seiner Meinung nach alles falsch.« Im Qualifying ließ ihn<br />

Sch<strong>um</strong>acher regelmäßig spüren, dass er mit seinem Speed nicht<br />

mithalten konnte. »Michael radierte eine Schwäche nach der anderen<br />

aus.« Besonders Sch<strong>um</strong>achers Fahrstil in schnellen Kurven wie der<br />

Bridge-Kurve in Silverstone stellt Brundle bis heute vor ein Rätsel:<br />

»Ich wusste, wenn ich das auch versuche, segle ich von der Bahn.«<br />

Einen kleinen Seitenhieb kann er sich aber nicht verkneifen: »Seine<br />

Starts waren nichts, worüber man seiner Mutter nach Hause schreibt.« Johnny Herbert: Benetton, 1994/1995<br />

Martin, das ist<br />

alles falsch, was<br />

du da machst<br />

3<br />

Als Johnny Herbert 1994 zu Benetton wechselte, hatte er<br />

ge hofft, endlich <strong>um</strong> den Titel zu kämpfen. Doch Herbert<br />

musste schnell lernen, dass es in einem Team mit Sch<strong>um</strong>acher<br />

nur einen Titelkandidaten gab. Gut erinnert sich Herbert daran,<br />

was Sch<strong>um</strong>acher in einer Zeitung sagte, als er neu im Team<br />

war. »Michael meinte damals: ‚Wenn er mitspielen will, dann<br />

mögen die Spiele beginnen.‘ Ich wusste, was das hieß: ‚Er ist<br />

mein Teamkollege und ich werde das auf keinen Fall erlauben‘.«<br />

Bei Testfahrten zog der Brite stets den Kürzeren. »Bei einem<br />

Test hatten wir nur ein Auto. Michael und ich sollten jeweils<br />

zwei Tage fahren. Am Ende saß ich einen halben Tag im Auto.«<br />

Als Begründung bekam der Brite zu hören, dass Sch<strong>um</strong>acher mit<br />

seinem Programm nicht fertig wurde. Als Herbert im Training<br />

in Argentinien einmal schneller war als Sch<strong>um</strong>acher, zeigte der<br />

Deutsche ihm schnell, wo sein Platz ist. Am nächsten Tag hatte<br />

Herbert keinen Einblick mehr in die Daten von Sch<strong>um</strong>acher.<br />

»Das Team meinte: ‚Michael hat mit Flavio [Briatore] geredet<br />

und du darfst dir seine Daten nicht mehr ansehen‘.« Gleiches<br />

galt allerdings nicht für Sch<strong>um</strong>acher.<br />


34<br />

top5.sch<strong>um</strong>i-teamkollegen<br />

Rubinho<br />

kreuzte nur<br />

selten die<br />

Klingen mit<br />

Sch<strong>um</strong>acher<br />

2<br />

Rubens Barrichello: Ferrari, 2000-2005<br />

Michael Sch<strong>um</strong>acher verbeugt sich auf dem Podest vor Rubens Barrichello, während im Hintergrund<br />

ein gellendes Pfeifkonzert der Fans zu hören ist. Symbolisch stand der Brasilianer auf dem<br />

Siegerpodest, doch gewonnen hatte Sch<strong>um</strong>acher. Bis zur letzten Runde führte Barrichello den<br />

Österreich GP 2002 an, doch vor der Ziellinie musste er auf Befehl von Ferrari Sch<strong>um</strong>acher<br />

passieren lassen. »Ich kannte diese Erfahrung schon - das ist eine Teamentscheidung«, erklärte<br />

Barrichello. Fünf Jahre spielte der Brasilianer den Wasserträger für Sch<strong>um</strong>acher. Erst nach seinem<br />

Wechsel zu Honda erfuhr die Welt, wie sehr er unter Sch<strong>um</strong>acher gelitten hatte. »Ich habe in<br />

meiner Karriere schon einiges überstehen müssen, vor allem einen mehrmaligen Weltmeister«,<br />

erzählte Barrichello. Im Gegensatz z<strong>um</strong> Deutschen habe er sich seine Erfolge selbst erarbeiten<br />

müssen, während Sch<strong>um</strong>acher stets die Hilfe anderer benötigt habe. »Wenn man mich in einen<br />

Tigerkäfig sperrt, habe ich eine Überlebens-Chance. Bei Michael bin ich mir da nicht so sicher.«<br />

Schüler & Lehrmeister:<br />

Sch<strong>um</strong>acher und Massa<br />

verstehen sich blendend<br />

1<br />

Felipe Massa: Ferrari, 2006<br />

»Für mich ist Michael Sch<strong>um</strong>acher ein Genie der Rennstrecke«,<br />

sagt Felipe Massa. Der Brasilianer wird es bis heute nicht Leid zu<br />

betonen, wie viel er von Sch<strong>um</strong>acher in der gemeinsamen Zeit<br />

bei Ferrari gelernt habe. Auch abseits der Rennstrecke pflegen<br />

die Beiden eine Freundschaft. Nach dem Horrorcrash von Massa<br />

im Qualifying von Ungarn 2009 wollte Sch<strong>um</strong>acher sogar für<br />

den Brasilianer für die restliche Saison einspringen. »Michael ist<br />

zwar in der weiten Welt ein Superstar ge worden, aber im Grunde<br />

ist er ein ganz normaler, <strong>um</strong>gänglicher Mann geblieben«, meint<br />

Massa. »Wenn ich den Titel holen würde, würde sich Michael<br />

schrecklich ärgern. Über sich selbst! Aber für mich würde er sich<br />

riesig freuen.« Mit Felipe Massa scheint z<strong>um</strong>indest ein Ex-Teamkollege<br />

nur Gutes über Sch<strong>um</strong>acher zu sagen zu haben.<br />

Fotos: adrivo/sutton<br />

Massa ließ sich<br />

von Sch<strong>um</strong>acher<br />

ausbilden,<br />

<strong>um</strong> ihn heute<br />

zu ärgern


MOTORSPORT IM INTERNET<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


36<br />

story.entwicklung<br />

Glücksgefühl am Limit<br />

Ein Fallschirmsprung, ein Sechser im Lotto, ein Treffer im Pokalendspiel.<br />

Es gibt viele Glücksmomente. Rennfahrer wie Michael Sch<strong>um</strong>acher bevorzugen es,<br />

750-PS-Rennwagen am Limit zu bewegen - je diffiziler desto besser.<br />

Formel 1. Für Michael Sch<strong>um</strong>acher ist das die<br />

Faszination, die schnellsten Autos zu beherrschen,<br />

die ein Rennfahrer auf einer Rennstrecke<br />

bewegen kann. »Du kannst das Auto so hintunen,<br />

dass du beim Fahren das Gefühl hast: Wow,<br />

ich bin am Limit«, sagt Sch<strong>um</strong>acher. »An diesem<br />

extremen Zufriedenheitsgefühl kannst du dich<br />

begeistern, wenn du absolut am Limit fährst und<br />

weißt, du hast das Auto dorthin entwickelt.«<br />

Dieses Glücksgefühl hat ihm in seiner Auszeit<br />

gefehlt, ein Formel-1-Auto an der Leistungsgrenze<br />

zu fahren. Vereinzelte Kart- sowie<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Motorradrennen und entspannter Amerika-<br />

Urlaub mit der Familie reichten dem Rekordweltmeister<br />

nicht aus, <strong>um</strong> seinen Durst nach<br />

Adrenalin zu stillen. Die Lust auf das Zähmen<br />

einer 750-PS-Rakete war zu groß.<br />

Aber wie viel Spaß bereitet ihm die heutige<br />

Formel 1? Drei Jahre Pause klingt nicht nach<br />

viel, doch in Sch<strong>um</strong>achers Auszeit haben sich<br />

die Autos stark verändert, so wie in den Jahren<br />

zuvor. Seit seinem Debüt in Spa 1991 wurden<br />

aus zwei Meter breiten Autos mit 3,5 Liter V12-<br />

Motor, ABS, aktiver Radaufhängung sowie Traktions-<br />

und Startkontrolle bis zu seinem Comeback<br />

in Bahrain 2010 1,8 Meter schmale Autos<br />

mit langlebigem 2,4 Liter V8-Motor, Einheitselektronik,<br />

Vierwochenendgetriebe und ohne<br />

elektronische Fahrhilfen. Dazwischen lagen so<br />

verrückte Dinge wie Rillenreifen und eine kinetische<br />

Energierückgewinnung beim Bremsen<br />

namens KERS.<br />

»Ganz klar, die Autos der Jahre 2002 bis 2004<br />

waren die interessantesten Rennwagen«, sagt


Fotos: adrivo/sutton<br />

Sch<strong>um</strong>acher rückblickend. Die technischen<br />

Möglichkeiten, die Reifen, das aerodynamische<br />

Gesamtpaket gefielen ihm am besten - und<br />

nebenbei fuhr er mit diesen Ferrari-Boliden<br />

Anfang der 2000er Jahre die meisten seiner WM-<br />

Titel, Siege und Rekorde ein. »Sie waren schneller,<br />

präziser und diffiziler zu fahren. Das fordert<br />

den Rennfahrer mehr und gibt dadurch eine<br />

größere Zufriedenheit.« Denn je größer die<br />

Herausforderung am Lenkrad ist desto mehr<br />

Spaß hat ein Vollblutrennfahrer. Langweilig sind<br />

die aktuellen Autos deshalb nicht. Die Frage<br />

lautet viel eher, ob Autos mit weniger Technik<br />

so viel anders sind als ihre hoch technisierten<br />

Vorgänger? Sch<strong>um</strong>acher glaubt das nicht.<br />

Erstens kommt dann der Faktor Fahrer mehr<br />

z<strong>um</strong> Tragen und zweitens erinnert er sich an die<br />

Zeit, als die Teams das erste Mal mit einer<br />

erlaubten Traktionskontrolle in den Autos<br />

fahren durften. Damals waren sie von den Vorteilen<br />

begeistert. »Dann mussten wir sie ausbauen,<br />

aber wir wussten genau, woran wir innerhalb<br />

der Regeln arbeiten mussten, damit wir<br />

Die wichtigsten<br />

Technikänderungen<br />

1950 4,5 l Saug-, 1,5 l Kompressormotor<br />

1954 2,5 l Saug-, 750 ccm Kompressormotor<br />

1961 1,3-1,5 l Saugmotor<br />

1966 3,0 l Saug-, 1,5 l Turbomotor<br />

1972 max. 12 Zylinder<br />

1986 1,5 l Turbos<br />

1987 1,5 l Turbos und 3,5 l Saugmotoren<br />

1989 nur 3,5 l Saugmotoren<br />

1994 Tankstopps, Verbot elektronischer Hilfen<br />

1995 3,0 l Motoren<br />

1998 Rillenreifen, max. 1,8 m Breite<br />

2001 Traktionskontrolle (TK) erlaubt<br />

2005 Motoren für 2 GP, Reifenwechsel-Verbot<br />

2006 2,4 l V8 oder limit. V10, Reifenwechsel<br />

2007 max. 19.000 U/Min., 2 Reifenmischungen<br />

im Rennen<br />

2008 nur 2,4 l V8, TK verboten, Einheits-<br />

Elektronik, Getriebe für 4 GP<br />

2009 KERS, Slicks, 8 Motoren pro Jahr,<br />

max. 18.000 U/Min.<br />

2010 Tankverbot, KERS-Verzicht<br />

Autos ohne Traktionskontrolle hatten, die sich<br />

grundsätzlich wie Autos mit Traktionskontrolle<br />

fahren ließen.«<br />

In der heutigen Formel-1-Welt findet die meiste<br />

Entwicklung abseits der Rennstrecke in der<br />

Fabrik statt. Testfahrten sind während der Saison<br />

verboten, also müssen die Daten noch genauer<br />

und intensiver studiert, analysiert und in Verbesserungen<br />

<strong>um</strong>gesetzt werden. »Wir können<br />

heute wesentlich schneller analysieren, in welchen<br />

Bereichen wir Entwicklungsschritte brauchen«,<br />

vergleicht Sch<strong>um</strong>acher die Simulationsmöglichkeiten<br />

mit seiner Zeit bei Ferrari. Die<br />

heutigen Daten seien qualitativ hochwertiger<br />

und präziser. Auch das, die Arbeit mit den Ingenieuren,<br />

die Suche nach Lösungen, besitzt für<br />

Sch<strong>um</strong>acher einen gewissen Spaßfaktor. Allerdings<br />

nicht so viel wie die berüchtigte Eau Rouge<br />

mit Vollgas zu durchfahren oder ein Grand-Prix-<br />

Sieg. Denn auch beim Spaß kennt Sch<strong>um</strong>acher<br />

Steigerungsformen: »Natürlich macht es mehr<br />

Spaß, wenn man erfolgreich ist.« Egal mit welchem<br />

Auto.


38<br />

story.Ferrari<br />

Ferrari<br />

Mythen, Erfolge & Kontroversen<br />

800 Mal stand Ferrari in 60 Jahren Formel-1-Geschichte<br />

am Start. Kein Rennstall fuhr mehr Rennen, keiner gewann mehr Grand Prix.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ergründet die Faszination Ferrari.<br />

Text: Stephan Heublein


» Ferrari ist für die Formel 1 der Schlüssel<br />

z<strong>um</strong> Erfolg. Nur wenige Dinge in diesem Sport<br />

sind unersetzlich, sie gehören dazu.« Gerhard Berger<br />

» Ferrari ist das wichtigste Team in der Formel 1.«<br />

<br />

Frank Williams<br />

» Wenn Ferrari die Formel 1 verlassen sollte,<br />

würden Millionen Menschen in aller Welt<br />

aufhören, sie anzuschauen. « Niki Lauda<br />

Ferrari bringt selbst hartgesottene F1-Urgesteine<br />

ins Schwärmen. Aber was bewegt einen zehnfachen<br />

GP-Sieger, einen der erfolgreichsten Teamchefs<br />

der F1-Geschichte und einen dreifachen<br />

Weltmeister dazu, einen Rennstall weit über alle<br />

anderen zu stellen? Was ist das Geheimnis der<br />

Scuderia? War<strong>um</strong> vergöttern Millionen von<br />

Tifosi die roten Autos? Oder ganz einfach ausgedrückt:<br />

War<strong>um</strong> ist Ferrari etwas Besonderes?<br />

Ferrari steht für Legenden. Juan Manuel Fangio,<br />

Alberto Ascari, Niki Lauda, Alain Prost,<br />

Nigel Mansell, Gilles Villeneuve und Michael<br />

Sch<strong>um</strong>acher. Nur die besten, schnellsten und<br />

wagemutigsten Piloten griffen für die Roten ins<br />

Lenkrad. Viele Rennfahrer, selbst Sieger und<br />

Weltmeister, sehen ihre Karriere erst als vollendet<br />

an, wenn sie einmal für Ferrari gefahren sind.<br />

Das musste sogar ein Einzelgänger wie Fernando<br />

Alonso eingestehen.<br />

Ferrari steht für Erfolge. In 800 Grand Prix<br />

sammelte Ferrari Pokale wie andere Bremsplatten.<br />

Die meisten Siege, die meisten Pole Positions,<br />

die meisten schnellsten Rennrunden - alle diese<br />

Bestenlisten führt die Scuderia an. Erfolg macht<br />

bekanntlich sexy - und Erfolge können sie viele<br />

vorweisen. Ferrari hält die Bestmarken für die<br />

meisten Konstrukteurs-Punkte (4.229,5 Punkte),<br />

die meisten Siege in Serie (14, 1952-1953), die<br />

meisten Doppelsiege (80), die meisten Siege in<br />

einer Saison (15, 2002/2004), die meisten Siege<br />

eines Fahrers in einer Saison (13, Sch<strong>um</strong>acher<br />

2004), die meisten Siege eines Fahrers in Folge<br />

(9, Ascari 1952-1953), die meisten Doppelsiege<br />

einer Fahrerpaarung (24, Sch<strong>um</strong>acher/Barrichello<br />

2000-2005) die meisten Podestplätze eines<br />

Fahrers in Serie (19, Sch<strong>um</strong>acher 2001-2002) und<br />

die meisten Punkteankünfte eines Fahrers in<br />

Folge (24, Sch<strong>um</strong>acher 2001-2003).<br />

Ferrari steht für Mythos. Noch heute weht in<br />

Maranello ein Hauch des Mystischen. Hier<br />

regierte der Commendatore mit eiserner Hand<br />

über die rote Welt. »Für den Gründer zu fahren,<br />

war eine einzigartige Erfahrung, weil er ein<br />

unglaublicher Mann mit einem fantastischen<br />

Charisma war«, erinnert sich Lauda. Politisch,<br />

verschwörerisch, diktatorisch und manipulierend.<br />

So wird Enzo Ferrari oft beschrieben. Stefan<br />

Johansson lernte eine andere Seite kennen.<br />

»Er hatte einen klasse Sinn für H<strong>um</strong>or«, erzählt<br />

der Schwede. »Er liebte es, Teammanager Marco<br />

Piccinini her<strong>um</strong> zu kommandieren, nur <strong>um</strong> sich<br />

über ihn lustig zu machen.« Am allermeisten<br />

liebte Ferrari seine Autos und ganz besonders<br />

die Motoren, am liebsten mit zwölf Zylindern.<br />

Wenn die Ergebnisse nicht stimmten, war für<br />

Ferrari immer der Fahrer schuld, nie das Auto.<br />

Jody Scheckter erinnert sich an ein Meeting mit<br />

dem Commendatore, Konstrukteur Mauro Forghieri<br />

und dem Motorenchef. Der Südafrikaner<br />

klagte, dass der Motor zu wenig Leistung habe.<br />

Die Verantwortlichen weigerten sich vehement,<br />

diese Aussage zu übersetzen - denn Ferrari<br />

sprach nur Italienisch. »Das war wohl besser →


40<br />

story.Ferrari<br />

» Bei Ferrari fährt man für ein ganzes Land,<br />

nicht nur ein Team. « Jody Scheckter<br />

» Das Besondere an Ferrari sind die Tifosi.<br />

Es ist toll, ein Ex-F1-Fahrer zu sein, aber als<br />

Ex-Ferrari-Fahrer wird man überall sofort<br />

erkannt. « Stefan Johansson<br />

so«, sagt Scheckter. »Der Alte hätte sie wahrscheinlich<br />

geköpft.« Trotzdem oder gerade deswegen<br />

ist jeder Fahrer stolz, das springende Pferd<br />

auf dem Rennoverall getragen zu haben. So<br />

gesteht Lauda: »Ferrari ist meine große <strong>Motorsport</strong>liebe.«<br />

Selbst Sch<strong>um</strong>acher fühlt sich noch<br />

immer als ein Teil der Ferrari-Familie. »Mein<br />

Herz bleibt zu einem Teil rot.« Legende, Kultur,<br />

Geschichte - vor seinem Wechsel zur Scuderia<br />

hätten ihm diese Werte nichts bedeutet. Seine<br />

Zeit in Maranello habe das verändert. »Sie entspringen<br />

der Leidenschaft für Motoren und<br />

Autos, sowohl unter denjenigen, die sie bauen,<br />

als auch unter denjenigen, die sie bewundern.«<br />

Ferrari steht für Kontroversen. Der Rennstall<br />

boykottierte das erste WM-Rennen in Silverstone<br />

1950 und führte zahllose politische<br />

Ränkespiele <strong>um</strong> Regeln, Macht und Geld.<br />

Unvergessen ist die Bargeboard-Affäre nach<br />

dem Malaysia GP 1999. »Wir haben Ferrari<br />

niemals bevorzugt«, sagt der ehemalige FIA-<br />

Präsident Max Mosley. Trotzdem wurde der FIA<br />

genau das unzählige Male vorgeworfen. Mosley<br />

hätte ein gutes Verhältnis z<strong>um</strong> damaligen Teamchef<br />

Jean Todt aufgebaut, der ihn nie belogen<br />

habe und immer ehrlich gewesen sei - ganz im<br />

Gegensatz zu vielen anderen in der Formel 1.<br />

Dennoch ist unbestritten, dass Ferrari jeden<br />

technischen oder sonstigen Vorteil ausnutzt;<br />

notfalls in Grauzonen des Reglements.<br />

Ferrari steht für Technik. »Die Anlagen in<br />

Maranello sind wohl die besten in der Formel<br />

1«, glaubt Alonso. Neben zwei Windkanälen<br />

und einem Simulator besitzt Ferrari ein weiteres,<br />

einzigartiges Schmuckstück: Eine eigene<br />

Teststrecke. Die 2,976 km lange Pista di Fiorano.<br />

Anders als die heutigen Prunkbauten von Hermann<br />

Tilke ist in Fiorano alles schlicht: eine<br />

kleine Garage, eine Holztribüne, das alte Haus<br />

von Enzo Ferrari und die Tore in der Ostmauer<br />

öffnen direkt zu den Werkshallen der Rennabteilung.<br />

Früher spulte Ferrari hier tausende<br />

Testkilometer ab, testete von 1999 bis 2009 an<br />

346 Tagen. Das entspricht 73.966 km, also<br />

einem Sechstel aller in 800 Grand Prix zurückgelegten<br />

Kilometer. Der König von Fiorano ist<br />

Luca Badoer, der in besagtem Zehnjahreszeitra<strong>um</strong><br />

über 30.000 km absolvierte. »Ich bin zu<br />

spät zu Ferrari gestoßen«, bedauert Alonso.<br />

Früher ersetzten die Rennmotoren die Kirchenglocken<br />

in Fiorano. Heute ertönen die Motorengeräusche<br />

nur noch auf dem Prüfstand. Das<br />

Testverbot hat die Scuderia ihrer Geheimwaffe<br />

beraubt. Das schmerzt Ferrari in der Jubilä<strong>um</strong>ssaison<br />

<strong>um</strong>so mehr. »Wir können den Vorteil der<br />

eigenen Strecke nicht mehr nutzen«, klagt<br />

Alonso. »Es wäre schön gewesen, dort nahezu<br />

jeden Tag Testfahrten zu absolvieren.« Ohne<br />

Tests sei es schwierig, das Auto weiterzuentwickeln.<br />

Statt im Rennauto sitze er im Simulator.<br />

»Aber wir müssen wieder in die Realität finden.«<br />

Als Rennfahrer gehöre er in ein Rennauto, kein<br />

hoch gezüchtetes Computerspiel. Zu Sch<strong>um</strong>achers<br />

Zeiten testete Ferrari mit Bridgestone so<br />

lange, bis die Probleme gelöst waren. Vielleicht<br />

blickt Alonso deshalb lieber voraus. »Hoffentlich<br />

kann ich mit Ferrari auch den 900. und<br />

1.000 Grand Prix feiern.« Bei 20 Rennen pro<br />

Jahr wäre das in fünf respektive zehn Jahren so<br />

weit. Ob Alonso dann noch für Ferrari steht?<br />

Fünf Dinge tun es garantiert: Legenden, Erfolge,<br />

Mythos, Kontroversen und Technik. MSM<br />

Ferraris 800<br />

Siege: 211<br />

Doppelsiege: 80<br />

Pole Positions: 203<br />

Schnellste Runden: 220<br />

Podestplätze: 632<br />

Rennen angeführt: 377<br />

Führungsrunden: 13.097<br />

Führungskilometer: 68.275<br />

Fahrertitel: 15<br />

Konstrukteurstitel: 16<br />

Foto: adrivo/Sutton


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42<br />

Interview.Glock<br />

Vergangenheit<br />

ausgeblendet<br />

Timo Glock gilt als harter Arbeiter, der sich voll für<br />

die Sache einsetzt. Ein echter Kampfdackel eben. Somit<br />

scheint er genau der richtige Fahrer zu sein, <strong>um</strong> ein neues<br />

Team wie Virgin aus dem Nichts aufzubauen. Dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> verriet er sein Erfolgsgeheimnis: Keine Emotionen,<br />

keine Panik, sondern mit Ruhe hart arbeiten.<br />

Text: karin sturm<br />

MSM: Timo, wie fällt Deine Bilanz nach dem ersten<br />

Saisondrittel bei Virgin aus?<br />

TIMO GLOCK: Natürlich nicht ganz so optimal, wie ich mir<br />

das vorgestellt hatte, weil wir deutlich mehr Probleme hatten<br />

am Anfang des Jahres, mit der Zuverlässigkeit vor allem, die<br />

uns auch weit zurück geworfen haben. Ich glaube, den Stand,<br />

den wir jetzt haben, auf dem hätten wir nach dem letzten Test<br />

in Spanien sein müssen, dann wären wir jetzt nicht drei oder<br />

vier Monate zurück. Aber so langsam fängt der ganze Ablauf<br />

hier im Team an, ein bisschen runder zu werden, das ganze<br />

Wochenende hindurch, so dass wir es dann meistens schaffen,<br />

ab dem Qualifying auf Lotus-Niveau zu sein.<br />

Und wie schätzt Du deine eigene Performance ein?<br />

Mit meiner eigenen Leistung bin ich zufrieden. Ich kann<br />

nicht mehr tun, als im Qualifying gegen meinen Teamkollegen<br />

immer zu gewinnen und im Rennen kann ich nun mal<br />

nichts machen, wenn das Auto nicht hält. In Barcelona hat<br />

es mal gehalten - und da waren wir dann auch prompt direkt<br />

an Lotus dran.<br />

Wo siehst Du die Ursache für die Probleme und dafür, dass<br />

alles länger gedauert hat?<br />

Ich glaube, in erster Linie das Thema mit der Hydraulik und<br />

dem Getriebe, was aber nicht von uns entwickelt wurde, und<br />

natürlich auch die Tankstory. Aber daran kann man jetzt<br />

nichts mehr ändern, es nützt nichts, zu lamentieren, da müssen<br />

wir jetzt durch...<br />

Für den zu kleinen Tank war das Team doch z<strong>um</strong> größeren<br />

Teil selbst verantwortlich?<br />

Ja, z<strong>um</strong> Teil natürlich schon. Dadurch, dass sich der Hersteller<br />

geändert hat und sich dadurch die Dichte des Sprits deutlich<br />

verändert hat, hätten bei uns natürlich die Alarmglocken angehen<br />

müssen - und das sind sie nicht. Insofern ist das natürlich<br />

schon ein Fehler des Teams gewesen, von der technischen Seite<br />

hätte man da einfach etwas besser aufpassen müssen.<br />

Das Hydraulikthema ist immer noch nicht ganz aussortiert,<br />

bei allen Neuen...<br />

... aber ich glaube, wir haben es von allen so ziemlich am<br />

besten im Griff. Unsere Ausfälle waren nie wirklich Hydraulikdefekte,<br />

sondern immer irgendetwas anderes.<br />

Traust Du heute generell dem von Nick Wirth propagierten<br />

CFD-System weiter als dem Entwicklungskonzept der<br />

Zukunft?<br />

Ja, ich traue ihm, auch deshalb, weil die anderen Teams es<br />

auch mehr und mehr einsetzen. Fast alle Teams arbeiten<br />

heute mit CFD und mit Windkanal parallel. Man muss →


44<br />

Interview.Glock<br />

Timo Glock hat sich gegen Renault und für das Abenteuer<br />

Virgin Racing entschieden. Seine Freundin drückt ihm die Da<strong>um</strong>en,<br />

auch Norbert Haug ist ein langjähriger Freund<br />

Da hätten bei uns natürlich die Alarm-glocken<br />

angehen müssen -- und das sind sie nicht.<br />

das so sehen, dass CFD und Windkanal jeweils ein Werkzeug<br />

sind, und ich glaube, für die Zukunft wird CFD immer interessanter<br />

werden und vielleicht auch einen Schritt vor dem<br />

Windkanal stehen.<br />

War<strong>um</strong>?<br />

Die Entwicklungszeit ist kürzer. Man kann schneller entwickeln<br />

und spart dadurch auch mehr Geld, als wenn man für jedes<br />

kleine Teil ein Modell für den Windkanal bauen muss.<br />

Du hast einmal die Vermutung geäußert, dass auch bei Red<br />

Bull, trotz des Designgenies Adrain Newey, der ja angeblich<br />

vor allem ganz altmodisch am Zeichenbrett arbeitet, viel mehr<br />

mit CFD und Computersimulationen passiert, als dort vom<br />

Team zugegeben wird...<br />

Ja, das glaube ich wirklich. Gewisse Abläufe dort werden mit<br />

Sicherheit mit CFD gemacht. Und Christian Horner hat doch<br />

selbst gesagt, dass sie in Monaco, als sie kurzfristig etwas am<br />

Auto ändern mussten, weil es nicht ganz regelkonform war,<br />

das abends durchs CFD-Programm laufen ließen und da habe<br />

es sich als besser erwiesen als vorher.<br />

Wo kann Virgin in dieser Saison noch hinkommen?<br />

Wenn wir den Abstand halten, vielleicht noch ein bisschen verkürzen,<br />

mal unter drei Sekunden kommen könnten, dann wäre<br />

das schon mal ein Schritt für dieses Jahr. Aber gerade als kleines<br />

Team müssen wir natürlich auch schauen, dass wir rechtzeitig<br />

an 2011 denken.<br />

Wann soll dieser Schritt in Richtung 2011 erfolgen?<br />

Wir brauchen noch ein bisschen Klarheit, auch was Reifen und<br />

Reglement angeht. Aber das müssen die Ingenieure entscheiden,<br />

wann der richtige Moment dafür ist. Bis jetzt ist noch kein Zeitpunkt<br />

festgelegt, aber das wird dann demnächst auch mal passieren<br />

müssen.<br />

Wie bist Du mit der Arbeitsweise des Teams generell zufrieden<br />

- es gab ja schon ein paar Defekte, die recht unnötig schienen<br />

und eher nach Schlamperei aussahen?<br />

Sicher, aber das sind auch Sachen, die man halt im Laufe der<br />

Zeit aussortieren muss und ich denke, auch da haben wir uns<br />

verbessert. Aber sicher gibt es noch einiges, was man vielleicht<br />

in der Struktur für 2011 ein bisschen anders aufstellen muss.<br />

Fotos: adrivo/sutton, Virgin racing


Keine Emotionen,<br />

keine panik –<br />

sondern mit Ruhe<br />

hart arbeiten.<br />

Z<strong>um</strong>indest schafft Ihr es immer, Euch wieder aus dem S<strong>um</strong>pf zu ziehen, wenn<br />

es mal am ersten Tag gar nicht läuft. Spielt da inzwischen auch Deine eigene<br />

Erfahrung eine große Rolle?<br />

Man muss immer schauen, dass man keine unüberlegten Dinge macht, auch<br />

mal in Ruhe abwarten. Das habe ich ein bisschen von Jarno Trulli in meinem<br />

ersten Toyota-Jahr gelernt. Da habe ich manchmal zu früh zu hektisch <strong>um</strong>gebaut<br />

und dann hat sich die Strecke verändert. Keine Emotionen, keine Panik - sondern<br />

mit Ruhe hart arbeiten.<br />

Hart arbeiten - wie lange bedeutet das in der Praxis?<br />

Also in Istanbul z<strong>um</strong> Beispiel haben wir am Freitagabend schon sehr lange zusammen<br />

gesessen. Aber ich versuche sowieso, soviel Zeit wie möglich mit meinen<br />

Ingenieuren zu verbringen und immer wieder darüber zu reden, was mir so am<br />

Auto auffällt. Wenn man abends mal lockerer zusammensitzt, kommen manchmal<br />

ganz interessante Dinge hoch, die dem gesamten Team weiterhelfen.<br />

Bestätigt sich Deine Vermutung vom Anfang, dass Du bei einem kleinen Team<br />

wie Virgin mehr bewirken kannst als früher bei Toyota?<br />

Ich würde schon sagen, dass ich einen anderen Einfluss habe, dass man anders<br />

auf mich hört, und das bringt mich natürlich auch persönlich ein Stück weiter,<br />

hilft mir und bestätigt meine Aussagen.<br />

Ist die persönliche Befriedigung, wenn etwa wie in Istanbul von einem Tag<br />

auf den anderen so ein Schritt gelingt, genauso wie mit dem Toyota in der<br />

ersten oder zweiten Reihe zu stehen?<br />

Na ja, vielleicht nicht ganz so extrem. Aber es bestätigt einfach die Arbeit, die<br />

man macht.<br />

Gibst Du dir noch ein weiteres Jahr bei Virgin - <strong>um</strong> dann vielleicht die Früchte<br />

zu ernten?<br />

Das ist immer die Frage, wie sich das Team entwickelt. Wenn ich keinen Fortschritt<br />

mehr sehen würde, wenn der Fortschritt eindeutig einbrechen würde,<br />

dann müsste ich mir sicherlich meine Gedanken machen.<br />

Du könntest heute auch neben Robert Kubica im Renault sitzen, wenn Du im<br />

letzten Herbst anders entschieden hättest. Was geht in Deinem Kopf vor, wenn<br />

Du Renault vorne mitfahren siehst?<br />

Eigentlich gar nichts. Das lässt mich relativ kalt. Das sind Dinge, die ich letztes<br />

Jahr nicht wirklich beeinflussen konnte, das ist eben so gelaufen, ich habe mich<br />

entschieden. Sicher machen die dort einen sehr guten Job. Aber ich kann das<br />

komplett ausblenden. So clever bin ich geworden. Denn wenn ich mich darüber<br />

aufregen würde, dann würde ich nur eigene Leistung verlieren. Das ist Vergangenheit,<br />

jeder hat damals seine Entscheidung getroffen, der eine richtig,<br />

der andere vielleicht ein bisschen weniger richtig, ist die sicherere Variante<br />

gegangen. Ich könnte auch sagen, ich bin froh, dass ich den Schritt gemacht<br />

habe. Wenn ich bei Renault unterschrieben hätte und das Team wäre jetzt nicht<br />

mehr da - was ja auch eine durchaus realistische Möglichkeit war -, würden<br />

mich jetzt alle fragen, ob ich es nicht bereue, damals nicht zu Virgin gegangen<br />

zu sein...


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48<br />

slideshow.history


History<br />

stromlinienform<br />

Juan Manuel Fangio steuert einen Stromlinien-Rennwagen über den<br />

Kurs von Reims. Dort gewinnt er 1954 das erste Formel-1-Rennen von<br />

Mercedes-Benz. Auch auf Platz 2 landet mit Karl Kling ein Silberpfeil-<br />

Pilot. Insgesamt holt Fangio acht der bisher neun reinen Mercedes-Siege.<br />

Foto: mercedes-benz


50<br />

history.fangio<br />

Fangio<br />

Sportsmann mit Killerinstinkt


Juan Manuel Fangio ist nicht irgendein Formel-1-Pilot.<br />

Sein Name steht für den Mythos der 50er Jahre. Am 17. Juli jährt sich<br />

sein Todestag z<strong>um</strong> 15. Mal. Text: Kerstin Hasenbichler


52<br />

history.fangio<br />

»Man wird nicht Weltmeister, wenn man sich hinter<br />

ein Steuer setzt und auf das Gaspedal tritt. Man<br />

muss mit Autos groß geworden sein, sich selbst<br />

seine Wagen bauen - wenn es sein muss, in einer<br />

Scheune«, lautete die Maxime von Juan Manuel<br />

Fangio. Kein Anderer verkörpert den F1-Mythos<br />

der 50-Jahre so sehr wie der in Argentinien geborene<br />

Sohn eines Italieners. Jene legendäre Ära, in<br />

der geniale Schwerstverrückte ihr Leben in<br />

rasenden Benzinbomben für wenig Geld, dafür<br />

aber für <strong>um</strong>so mehr Ruhm riskierten. Mit seinen<br />

fünf Weltmeistertiteln setzte Fangio eine Rekordmarke,<br />

die erst 2003 von Michael Sch<strong>um</strong>acher<br />

übertroffen werden konnte. In neun Jahren Formel<br />

1 holte der Argentinier 23 Pole Positions, stand 25<br />

Mal auf dem Podest und lag 1.313 Runden in Führung.<br />

Seine Erfolgsquote von 24 Siegen in 51 Rennen<br />

ist bis heute ungeschlagen.<br />

Mit 39 Jahren galt der Argentinier aus heutiger<br />

Sicht als »Renn-Opa«, als er sein erstes F1-Rennen<br />

für Alfa Romeo 1950 bestritt. Doch mit drei<br />

Siegen und dem Vizeweltmeistertitel hinter<br />

Guiseppe Farina in der ersten Saison stellte Fangio<br />

- von seinen Fans liebevoll »El Chueco« (der<br />

Kr<strong>um</strong>mbeinige) genannt - klar, dass er an fahrerischem<br />

Können und taktischem Geschick der<br />

Konkurrenz überlegen war. Für Stirling Moss war<br />

der kleine, korpulente Mann aus der argentinischen<br />

Pampa der beste Fahrer aller Zeiten.<br />

Zwischen 1951 und 1957 holte Fangio fünf WM-<br />

Titel, wechselte dabei immer wieder das Team,<br />

wenn er glaubte, andernorts bessere Perspektiven<br />

auf Siege zu haben. So saß der ruhige Argentinier<br />

mit den tiefblauen Augen und der hohen Stimme<br />

immer wieder im besten F1-Auto - von Alfa<br />

Romeo über Mercedes bis hin zu Ferrari und<br />

Maserati. Für Fangio war sein Auto nie ein Ding<br />

aus Metall, sondern ein lebendes Wesen. Fangio<br />

reizte im Rennen das Limit zu 100 Prozent aus,<br />

überschritt aber niemals die Grenze. »Viele Fahrer<br />

hätten mich schlagen können, wenn sie hinter<br />

mir hergefahren wären. Sie verloren, weil sie<br />

Mercedes würdigt<br />

Fangio mit einer<br />

Statue vor dem<br />

Mercedes-Muse<strong>um</strong><br />

mich überholt haben«, machte Fangio keinen<br />

Hehl aus seinem Erfolgsgeheimnis.<br />

Das Erfolgsgeheimnis<br />

Hans Herrmann erinnert sich noch gut an die Zeit:<br />

»Wie oft hörte ich von den Mercedes-Mechanikern:<br />

‚Eine Runde mehr, dann wäre auch das<br />

Fangio-Auto kaputt gewesen.‘ Er hatte im Gegensatz<br />

zu einem Beißer wie Moss eben die Geduld,<br />

seinen Wagen zu schonen und auf seine große<br />

Chance zu warten.« Hinzu kam eine unglaubliche<br />

körperliche Belastbarkeit. Während die Gegner<br />

Fangio im W 196 in<br />

Buenos Aires 1955<br />

erschöpft ihre höllenheißen Autos den Ersatzfahrern<br />

überließen, harrte Fangio auch nach drei<br />

Stunden noch im Cockpit aus wie bei der Hitzeschlacht<br />

in Buenos Aires 1955. Drei Stunden und<br />

zwei Minuten dauerte das Rennen, 36 Grad Celsius<br />

zeigte das Thermometer im Schatten an - eine Tortur,<br />

die nur zwei Fahrer aushielten, ohne sich während<br />

der 96 Runden mit ihren Teamkameraden<br />

abzuwechseln: Fangio, der das Rennen gewann<br />

und sein Landsmann Roberto Mières, der Fünfter<br />

wurde. Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer<br />

nannte Fangios Sieg später »eine der größten<br />

Entführung, Kuba 1958<br />

»Es ging nicht <strong>um</strong> Geld, sondern wir wollten<br />

die maximale Aufmerksamkeit«<br />

Rodriguez Camps war einer der kubanischen<br />

Rebellen, die im Februar 1958<br />

Juan Manuel Fangio aus einer vollbesetzten<br />

Hotelhalle entführten. Statt<br />

am vom kubanischen Diktator Fulgencio<br />

Batista veranstalteten Kuba GP in<br />

Havanna teilzunehmen, verbrachte der<br />

Argentinier 26 Stunden bei den Revolutionären<br />

der »Bewegung des 26. Juli«<br />

- einer Untergrundbewegung, die Fidel<br />

Castro unterstützte. »Es schien, als<br />

würde er sich überhaupt nicht fürchten.<br />

Im Gegenteil, er schien sich wie<br />

zu Hause zu fühlen. Wir redeten und<br />

lachten die ganze Zeit«, erinnerte sich<br />

Camps. Einen Tag später übergaben die<br />

Rebellen Fangio der argentinischen Botschaft.<br />

Fangio bestätigte nach seiner<br />

Freilassung wie gut er von seinen »Entführern«<br />

behandelt wurde. »Er kannte<br />

unsere Identität und unseren Aufenthaltsort,<br />

aber er hat uns nie verraten.<br />

Das sagt sehr viel über diesen Mann<br />

aus«, erklärte Camps. In den 26 Stunden<br />

der Entführung wurden Camps und<br />

Fangio zu Freunden. »Die Freundschaft<br />

dauerte bis zu dem Tag, als er starb.«


Statistik:<br />

Juan Manuel Fangio<br />

F1-Saisons: 9<br />

Rennen: 51<br />

Siege: 24<br />

Podestplätze: 35<br />

Pole Positions: 29<br />

Schnellste Rennrunden: 23<br />

Führungsrunden: 1.313<br />

WM-Punkte: 277,64<br />

WM-Titel: 5 (1951, 1954,<br />

1955, 1856, 1957)<br />

Teams: Alfa Romeo (1950/51),<br />

Maserati (1953/54; 1957),<br />

Mercedes Benz (1954/55),<br />

Ferrari (1956), Scuderia<br />

Sud Americana (1958)<br />

Erster Start:<br />

Groß britannien 1950<br />

Letzter Start: Frankreich 1958<br />

Fotos S. 50-53: mercedes-benz, adrivo/sutton<br />

Leistungen seiner Laufbahn«. Denn abgesehen<br />

von der Hitze machte Fangio auch der Auspuff<br />

seines Silberpfeils vom Typ W196R zu schaffen.<br />

Der Auspuff übertrug seine Glut auf eines der<br />

Rohre des leichten Rahmens, welches wieder<strong>um</strong><br />

an Fangios Bein drückte und dessen Haut<br />

verbrannte. Um die Schmerzen zu vergessen,<br />

stellte sich der Argentinier eine bitterkalte<br />

Schneelandschaft vor und fuhr weiter. »Es<br />

schien, als hätte er immer noch ein bisschen<br />

Reserve«, erinnerte sich Moss.<br />

Heute wäre ein F1-Fahrer von Fangios<br />

Kaliber von einem Heer an Team-Betreuern<br />

und PR-Leuten <strong>um</strong>geben, doch Fangio blieb<br />

trotz seiner Erfolge ein Champion z<strong>um</strong><br />

Anfassen. »Er war einfach ein Menschenfreund.<br />

Selbst eine Klofrau hat Juan nicht<br />

achtlos übersehen«, verriet Herrmann.<br />

Unvergessen blieb dem Deutschen auch das<br />

Abschlusstraining beim Argentinien GP<br />

1955. »Es waren nur mehr zehn Minuten Zeit,<br />

und die Reifen meines Silberpfeils waren am<br />

Ende. Fangio bekam das - wie alles eben - in<br />

der Box mit und ging zu unserem Rennleiter<br />

und bat: ‚Herr Neubauer, geben Sie doch meinen<br />

letzten frischen Satz dem Kleinen!‘ Ich,<br />

‚der Kleine‘ wie sie mich nannten, war dem<br />

großen Fangio wichtig. So war er halt.«<br />

geschichtsträchtiges Rennen<br />

Fangio war ein echter Sportsmann, der im<br />

Cockpit allerdings nicht nur cool und unbeeindruckt,<br />

sondern vor allem auch ein harter<br />

Gegner mit dem notwendigen »Killinstinkt«<br />

eines geborenen Siegers war. Der Große Preis<br />

von Deutschland auf dem Nürburgring 1957<br />

war wie Fangio selbst immer wieder betonte,<br />

das beste Rennen seiner Karriere. Um den Titel<br />

zu holen, musste der Argentinier auf der Nordschleife<br />

gewinnen. Ein verpatzter Boxenstopp<br />

ließ ihn auf eine scheinbar aussichtslose Position<br />

zurückfallen, doch anstatt aufzugeben,<br />

explodierte Fangio förmlich. Runde für Runde<br />

stellte er einen neuen Rekord auf und schaffte<br />

somit das Undenkbare: er gewann das Rennen<br />

und holte seinen fünften Titel. Sein Rundenrekord<br />

auf dem längsten und gefährlichsten<br />

Motodrom der Welt betrug stolze 147 km/h,<br />

womit er den bestehenden Rekord <strong>um</strong> 20<br />

Sekunden nach unten drückte. »Ich glaubte<br />

fest daran, dass ich an diesem Tag im Jahr 1957<br />

den Nürburgring bezwingen konnte, dass ich<br />

diese Kurven meistern konnte wie niemals<br />

zuvor und dass ich die Courage besaß, bis an<br />

die Grenze zu gehen«, erzählte Fangio in<br />

einem späteren Interview stolz.<br />

Ein Jahr später brach Fangio die Saison<br />

abrupt ab und entschloss, seine Karriere zu<br />

beenden. Mit fünf Titeln brauchte er niemandem<br />

mehr etwas zu beweisen und so verließ<br />

er die Boxengasse mit den Worten: »Ich bin<br />

fertig.« Am 17. Juli 1995 verstarb Juan Manuel<br />

Fangio im Alter von 84 Jahren an einem Nierenleiden<br />

in Buenos Aires. <br />

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54<br />

story.technik<br />

Die Schlüsselelemente der<br />

2010er Generation<br />

Von auSSen sehen sie sich alle irgendwie ähnlich, dennoch zeichnen sich die Formel-1-Boliden<br />

durch verschiedene Merkmale aus. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> untersucht die wichtigsten Elemente<br />

des Jahrgangs 2010. Text: Paolo Filisetti<br />

Jedes Jahr verändert sich das Reglement und<br />

damit die Autos. Trotzdem sehen die neuen Boliden<br />

ihren Vorgängern meistens sehr ähnlich,<br />

wenn es nicht gerade so einschneidende Aerodynamikveränderungen<br />

wie vor der Saison 2009<br />

gibt. Tatsächlich unterscheiden sich die Fahrzeuge<br />

in unsichtbaren Details aber oft so stark,<br />

dass ein Vergleich nahezu unmöglich ist. Obwohl<br />

die Aerodynamik und die Reifen sich vor dieser<br />

Saison nur wenig verändert haben, haben die<br />

Autos enorme Entwicklungssprünge gemacht.<br />

Dafür ist aber nicht nur das Tankverbot verantwortlich,<br />

sondern auch die unveränderten<br />

Regeln. Einige Bereiche der aktuellen Generation<br />

an Formel-1-Autos waren während des Designprozesses<br />

vielleicht noch nicht so entscheidend,<br />

wurden es aber ab dem Saisonstart in Bahrain.<br />

Wie in jedem Jahr gibt es Ingenieure, die im<br />

Laufe der Fahrzeugentwicklung andere oder bessere<br />

Lösungen als ihre Kollegen finden und die-<br />

sen damit für den Rest der Saison Hausaufgaben<br />

in genau jenen Bereichen aufgeben. Die anderen<br />

Teams versuchen dann mit aller Kraft, diesen<br />

Trendsettern nachzueifern - etwa dem Doppeldiffusor<br />

2009 oder dem F-Kanal 2010.<br />

In Folge des Tankverbots spielt die Gewichtsverteilung<br />

in dieser Saison eine wichtigere Rolle<br />

als in den vergangenen Jahren. In der Anfangsphase<br />

des Rennens wirken sich die vollen Tanks<br />

durch die Gewichtsverteilung und die Reifenab-


nutzung auf die Performance des Autos und die<br />

Rennstrategie aus. Den Ingenieuren war von<br />

vorne herein klar, dass die neuen Autos einen<br />

längeren Radstand haben würden, allerdings<br />

hängt die Länge des Fahrzeugs von vielen verschiedenen<br />

Faktoren ab. Einer davon kann ein<br />

bestimmtes Aerodynamikpaket sein. Deshalb<br />

lässt sich nicht sagen, dass der kürzere Radstand<br />

des Mercedes zu Saisonbeginn falsch war. Dieser<br />

wurde von der aerodynamischen Effizienz während<br />

des Designprozesses geprägt und Ross<br />

Brawn betonte kürzlich, dass die Aero-Effizienz<br />

des Mercedes zu Saisonbeginn im Vergleich mit<br />

der des Red Bull besser gewesen sei. Nur schneller<br />

war das Auto nicht. In Brawns Augen hat Red<br />

Bull die Lücke bei der Aero-Effizienz mittlerweile<br />

geschlossen, allerdings nicht nur durch deren<br />

Weiterentwicklung, sondern auch durch die Verlängerung<br />

des Mercedes-Radstands. Als besonders<br />

interessant empfindet Brawn den Auspuff<br />

des Red Bull, insbesondere dessen Position, die<br />

einen enormen Einfluss auf die Effizienz der<br />

Aerodynamik am Fahrzeugheck hat, sprich den<br />

Diffusor. Das Konzept ähnelt jenem, das seit den<br />

80er Jahren verwendet wird, als der Auspuff die<br />

Abgase direkt unter die Autos führte. Die Red-<br />

Bull-Lösung ist jedoch zuverlässiger und weniger<br />

empfindlich. Dadurch ist die Balance am Heck<br />

konstanter und verändert sich nicht stark beim<br />

Bremsen oder Beschleunigen. Gleichzeitig<br />

beschleunigt dies die Luft an der Seite des Diffusors<br />

in Richtung des unteren Bereichs, wo durch<br />

das schmale Getriebe jede Menge Platz für den<br />

Luftfluss ist.<br />

Seit der Einführung der breiten Frontflügel im<br />

letzten Jahr wurde die Vorderachse stark weiterentwickelt.<br />

Die Front des Autos tritt als erster<br />

Bereich mit der Luft in Kontakt und leitet diese<br />

in Richtung Heck weiter. So soll der äußere<br />

Bereich des Frontflügels den Abtrieb nicht auf<br />

traditionelle Weise durch die maximale Höhe des<br />

Profils erhöhen, sondern durch sehr komplizierte<br />

Endplatten und vertikale Finnen den Luftfluss<br />

rund <strong>um</strong> die Vorderräder leiten. Auf der einen<br />

Seite werden die Turbulenzen und der Luftwiderstand<br />

der Räder verringert, auf der anderen<br />

soll der zentrale Luftfluss geglättet werden, der<br />

die Kühler und den Unterboden in Richtung<br />

Diffusor anströmt.<br />

All diese Elemente stehen in einer engen Wechsel -<br />

wirkung. Die Balance des Autos entsteht durch<br />

das Zusammenwirken von dynamischer und<br />

aerodynamischer Effizienz. Die beste Lösung zu<br />

finden, ist ein kompliziertes Puzzle, das die Ingenieure<br />

zusammensetzen müssen. In dieser Saison<br />

erschwert ein weiteres Puzzleteil die Aufgabe:<br />

Der F-Kanal. Die Funktionsweise dieses Systems<br />

haben wir bereits in früheren Ausgaben des<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s erläutert. Der Einfluss des<br />

Die beste Lösung zu finden, ist ein kompliziertes<br />

Puzzle. In dieser Saison erschwert ein<br />

Puzzleteil die Aufgabe: Der F-Kanal.<br />

F-Kanals auf die Gesamtbalance und die Effizienz<br />

des Autos ist gering, aber wenn er richtig funktioniert,<br />

verringert sich der Luftwiderstand auf<br />

der Geraden drastisch. Nur lässt sich das System<br />

nicht so einfach vom Urheber McLaren kopieren,<br />

wie der erste Versuch von Red Bull in der Türkei<br />

zeigte. Damit könnte die Entwicklung des<br />

F-Kanals die Aufmerksamkeit der Ingenieure von<br />

anderen entscheidenden Bereichen des Autos<br />

ablenken und die Weiterentwicklung hemmen.<br />

Damit wird wieder einmal deutlich, dass es keine<br />

einfache Aufgabe ist, in der Formel 1 neue Elemente<br />

zur Leistungssteigerung einzuführen -<br />

manchmal ist es auch ein Risiko.<br />

Fotos: red bull, Illustrationen: Paolo Filisetti<br />

Generation 2010: Die Techniker konzentrierten<br />

sich in diesem Jahr auf drei Hauptbereiche - das<br />

Heck, den Radstand und die Frontflügelendplatten.<br />

Die beiden Frontflügel von McLaren und Renault<br />

zeigen den Einfluss der Front auf die Aero-Balance<br />

des Autos. Mercedes GP verlängerte den Radstand<br />

des MGP W01, <strong>um</strong> eine bessere Gewichtsverteilung<br />

zu erzielen. Das ist in dieser Saison <strong>um</strong>so<br />

wichtiger, weil die Autos durch das Tankverbot mit<br />

vollen Tanks an den Start gehen.


56<br />

grandprix.Türkei<br />

stierkampf in Istanbul<br />

Von wegen in der formel 1 wird nicht <strong>um</strong> den sieg gekämpft! sebastian vettel<br />

und mark webber schossen sich sogar im duell <strong>um</strong> platz 1 ab. beinahe hätten es ihnen<br />

lewis hamilton und jenson button nachgemacht, aber eben nur beinahe.<br />

Text: Manuel Sperl<br />

Wartezeit: Hamilton<br />

gewann z<strong>um</strong> ersten<br />

Mal seit 10 Rennen<br />

Doppelsieg: Nicole<br />

beim Tanzen,<br />

Lewis in Istanbul<br />

Stierkampf: Vettel<br />

und Webber lieferten<br />

viel Diskussionsstoff<br />

Fotos: adrivo/Sutton, mclaren


Die Kollision des Rennens<br />

Die Red Bull-Überlegenheit von Barcelona und<br />

Monaco war in Istanbul verflogen. Trotzdem steuerten<br />

Mark Webber und Sebastian Vettel einem<br />

Doppelsieg entgegen - bis sie sich selbst schlugen.<br />

In Runde 40 schloss Vettel z<strong>um</strong> Führenden Webber<br />

auf, zog links vorbei und kollidierte mit ihm. Der<br />

Deutsche schied wild gestikulierend und stinksauer<br />

aus, der Australier rettete Platz 3 ins Ziel. Webber<br />

hatte seinen Motor in den Benzin-Sparmodus versetzt.<br />

Vettel sparte zuvor im Windschatten ein Kilo<br />

Sprit und konnte mit voller Leistung angreifen. Das<br />

Team hatte Angst, dass der Deutsche von Lewis<br />

Hamilton angegriffen würde. Also sollte Vettel<br />

Webber angreifen. Diesen erreichte die Information<br />

jedoch nicht. »Sein Renningenieur stand auf der<br />

Leitung«, schimpfte Red Bull-Berater Helmut<br />

Marko. Die Nachricht hätte lauten sollen: »Du bist<br />

langsam. Mit diesem Speed geht Hamilton direkt<br />

an dir vorbei. Wenn Vettel schneller ist, kämpfe<br />

nicht gegen ihn, konzentriere dich auf Hamilton.«<br />

Vettel verließ sich darauf, dass Webber sich nicht<br />

wehren würde, doch der kannte die Fakten nicht.<br />

Das Kommando des Rennens<br />

Ka<strong>um</strong> waren die Red Bulls aus dem Weg, duellierten<br />

sich Button und Hamilton. Für einige<br />

Kurven fuhren sie Rad-an-Rad und wechselten<br />

mehrfach die Positionen. Am McLaren-Kommandostand<br />

brach Panik aus. Im Boxenfunk<br />

wurde es hektisch: »Spritverbrauch sehr kritisch,<br />

sparen, sparen, sparen...« Böse Zungen würden<br />

behaupten, dass McLaren damit einen netten<br />

Code gefunden hat, <strong>um</strong> zu sagen: »Macht ja keinen<br />

Blödsinn - Positionen halten!« Aber das wäre<br />

ja Stallregie und damit verboten...<br />

Die NutznieSSer des Rennens<br />

»Wir haben McLaren 43 WM-Punkte geschenkt«,<br />

kochte Red Bull-Teamchef Christian Horner vor<br />

Verärgerung. Nachdem sich Webber und Vettel<br />

gegenseitig eliminiert hatten, war der Weg frei für<br />

Hamilton und Button. »Wir dürfen gegeneinander<br />

kämpfen, aber vernünftig«, betonte Hamilton.<br />

»Wir sind nicht d<strong>um</strong>m.« Niemals würde er eine<br />

gefährliche Aktion gegen Button einleiten und<br />

<strong>um</strong>gekehrt. »Es war ein harter Kampf«, bestätigte<br />

Button. »Aber wir haben uns nicht berührt und<br />

sind trotzdem Erster und Zweiter geworden, so<br />

wird das gemacht!«<br />

Die Verwechslung des Rennens<br />

Ganz wie in der Kindersendung »1, 2 oder 3« ging<br />

es nach der Einführungsrunde am Ende des Feldes<br />

zu: Jarno Trulli, Bruno Senna und Karun Chandhok<br />

wechselten munter die Startpositionen. Trulli stand<br />

auf Sennas Platz, der auf Chandhoks und der Inder<br />

konnte nicht einmal die Ampel sehen. Kein Wunder,<br />

dass er nicht wusste, ob er wirklich richtig<br />

stand, als das Licht anging...<br />

Das Jubilä<strong>um</strong> des Rennens<br />

Istanbul war der 800. Grand Prix von Ferrari. Das<br />

Ergebnis hatten sich die Roten etwas anders vorgestellt:<br />

Fernando Alonso verpasste im Qualifying<br />

den Einzug in die Top-10 und schaffte im Rennen<br />

gerade mal so einen 8. Platz hinter seinem Teamkollegen<br />

Felipe Massa. Dabei wäre der Spanier<br />

beinahe nicht ins Ziel gekommen. Nach einer<br />

Berührung im Zweikampf mit Vitaly Petrov<br />

schleppte er sich mit einer kaputten Felge ins Ziel.<br />

Sein Fazit: Ferrari war nicht schnell genug.<br />

Die Namensgebung des Rennens<br />

Die scheinbar wichtigste Frage des Donnerstags<br />

Ergebnisse: Türkei GP, Istanbul<br />

lautete: Wie heißt Sebastian Vettels Austausch-<br />

Chassis? »Luscious Liz« hatte nach Monaco ausgedient.<br />

An ihre Stelle trat ein Chassis, das Vettel<br />

schon bei den Wintertests eingesetzt hat. Der<br />

Name: »Randy Mandy«, also die »scharfe Mandy«.<br />

Genauso verhielt sie sich dann im Rennen...<br />

Die Lehre des Rennens<br />

Nico Rosberg will sein Wohnmobil nicht mehr nach<br />

Istanbul mitbringen. »Die Kosten für die Fähre sind<br />

extrem«, klagt er. »Ich möchte gar nicht wissen, was<br />

die Teams für das große Equipment zahlen.«<br />

Der Spruch des Rennens<br />

»Ich bin mir sicher, sie werden in den nächsten<br />

Tagen nicht gemeinsam Abendessen gehen.«<br />

Helmut Marko über Webber und Vettel.<br />

P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />

1 2 L. Hamilton McLaren / Mercedes 1:28:47.620 58<br />

2 1 J. Button McLaren / Mercedes 1:28:50.265 + 2.645 58<br />

3 6 M. Webber Red Bull Racing / Renault 1:29:11.905 + 24.285 58<br />

4 3 M. Sch<strong>um</strong>acher Mercedes GP / Mercedes 1:29:18.730 + 31.110 58<br />

5 4 N. Rosberg Mercedes GP / Mercedes 1:29:19.886 + 32.266 58<br />

6 11 R. Kubica Renault / Renault 1:29:20.444 + 32.824 58<br />

7 7 F. Massa Ferrari / Ferrari 1:29:24.255 + 36.635 58<br />

8 8 F. Alonso Ferrari / Ferrari 1:29:34.164 + 46.544 58<br />

9 14 A. Sutil Force India / Mercedes 1:29:36.649 + 49.029 58<br />

10 23 K. Kobayashi BMW Sauber F1 Team / Ferrari 1:29:53.270 + 1:05.650 58<br />

11 22 P. d. l. Rosa BMW Sauber F1 Team / Ferrari 1:29:53.564 + 1:05.944 58<br />

12 17 J. Alguersuari Jr. Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:29:55.420 + 1:07.800 58<br />

13 15 V. Liuzzi Force India / Mercedes 1:28:56.806 + 1 Runde 57<br />

14 9 R. Barrichello Williams / Cosworth 1:28:59.057 + 1 Runde 57<br />

15 12 V. Petrov Renault / Renault 1:29:25.954 + 1 Runde 57<br />

16 16 S. Buemi Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:29:44.682 + 1 Runde 57<br />

17 10 N. Hülkenberg Williams / Cosworth 1:29:54.170 + 1 Runde 57<br />

18 24 T. Glock Virgin Racing / Cosworth 1:29:03.005 + 3 Runden 55<br />

19 25 L. Di Grassi Virgin Racing / Cosworth 1:29:31.763 + 3 Runden 55<br />

20 20 K. Chandhok * HRT F1 Team / Cosworth 1:24:52.656 Ausfall 52<br />

Nicht klassifiziert<br />

2 5 S. Vettel Red Bull Racing / Renault Unfall (in Runde 39)<br />

19 19 H. Kovalainen Lotus Racing / Cosworth Defekt (in Runde 33)<br />

20 18 J. Trulli Lotus Racing / Cosworth Defekt (in Runde 32)<br />

21 21 B. Senna HRT F1 Team / Cosworth Defekt (in Runde 46)<br />

weitere anmerkungen<br />

20 K. Chandhok Defekt<br />

* Ausfall, aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet


58<br />

grandprix.Kanada<br />

Reifenroulette<br />

Der König von Montreal hat wieder zugeschlagen. Lewis Hamilton setzte sich<br />

beim Reifenroulette gegen seinen Teamkollegen Jenson Button und Fernando Alonso<br />

durch. Es bleibt dabei: Wenn die Strategie zählt, gewinnt McLaren.<br />

Text: Mike Wiedel<br />

Dritter Doppelsieg:<br />

Hamilton und<br />

Button in Feierlaune<br />

Mauerkuss: Kamui<br />

Kobayashi kam<br />

der Mauer zu nahe<br />

Deutsches Duell:<br />

Hulk suchte<br />

Kontakt zu Sutil<br />

Fotos: adrivo/Sutton


Der Mann des Rennens<br />

Lewis Hamilton liebt Montreal. Hier fuhr er im<br />

Jahr 2007 seine erste Pole und seinen ersten GP-<br />

Sieg ein, hier schaffte er 2010 seinen zweiten Sieg<br />

in Folge. Trotzdem mahnte er: »Man darf nie zu<br />

selbstsicher sein.« Er wusste, dass er in einer<br />

guten Position war, aber er wusste nicht, welche<br />

Strategie Mark Webber fuhr, wie stark er auf die<br />

Reifen achten und sie schonen musste und was<br />

Fernando Alonso und Jenson Button in den<br />

Schlussrunden anrichten würden, die ihm plötzlich<br />

immer näher kamen. »Sie übten sehr viel<br />

Druck aus«, sagte Hamilton. Einmal verlor er<br />

seinen Platz sogar an Alonso, der ihn beim<br />

gemeinsamen Boxenbesuch kassierte. Das Problem<br />

löste Hamilton später auf der Strecke.<br />

Die Überraschung des Rennens<br />

In Istanbul klagte Alonso noch, dass der Ferrari<br />

zu langsam sei. In Montreal fuhr er auf Platz 3.<br />

Selbst Hamilton lobte: »Er hatte eine unglaubliche<br />

Pace.« Christian Danner traute dem Spanier noch<br />

mehr zu: »Alonso hätte heute gewinnen können.«<br />

Auch Alonso sah eine Chance auf den Sieg, aber<br />

er wurde gleich zweimal bei Überrundungen von<br />

McLaren ausgetrickst. Hamilton schlüpfte durch,<br />

als Alonso hinter Sebastien Buemi hing, Jenson<br />

Button überholte den Ferrari bei einer Überrundung<br />

von Karun Chandhok. »Das war schon<br />

grenzwertig«, analysierte Danner.<br />

Die Probleme des Rennens<br />

Red Bull wurde seinem Ruf gerecht: Der RB6 war<br />

schnell, aber auch gebrechlich. Vor dem Rennen<br />

musste das Team das Getriebe von Mark Webber<br />

wechseln - somit startete er von 7 statt von 2. Bei<br />

Vettel trat während des Rennens ein Getriebeproblem<br />

auf. »Er musste langsamer machen, <strong>um</strong><br />

sicherzugehen, dass es das Auto ins Ziel schafft«,<br />

verriet Christian Horner. Nach der Ziellinie<br />

stellte Vettel das Auto direkt ab.<br />

Das Chaos des Rennens<br />

Neben der Technik patzte Red Bull auch bei der<br />

Strategie. Beide Reifenmischungen bauten extrem<br />

früh ab. Webber und Vettel starteten mit der härteren<br />

Mischung, die McLaren und Alonso mit der<br />

weichen. Dabei war Red Bull in der Anfangsphase<br />

nicht schnell genug, <strong>um</strong> einen Vorsprung herauszufahren.<br />

Deshalb variierte das Team die Reifenwahl<br />

für den zweiten Stint - Webber wieder auf<br />

hart, Vettel auf weich. »Sie mögen nicht immer<br />

die richtigen Entscheidungen getroffen haben«,<br />

sagte Button. »Aber als sie richtig entschieden,<br />

waren sie sehr schnell.« Nur fiel Vettel bei seinem<br />

Boxenstopp von 1 auf 4 zurück - und blieb dort.<br />

Als Grund machte er Verkehr aus - sechs Sekunden<br />

habe er hinter Adrian Sutil verloren. Auch<br />

alle anderen Fahrer kämpften mit den Reifen. »Es<br />

war wichtig, ständig an den Schaltern auf dem<br />

Lenkrad her<strong>um</strong>zuspielen, damit die Hinterreifen<br />

hielten«, erklärte Button.<br />

Der Reifenplatzer des Rennens<br />

Nach dem ersten Boxenstopp sah es gut aus für<br />

Michael Sch<strong>um</strong>acher. »Er konnte vorne mitmischen«,<br />

so Ross Brawn. Dann kam es z<strong>um</strong> Duell<br />

mit Robert Kubica, sie berührten sich leicht und<br />

Sch<strong>um</strong>achers Reifen wurde aufgeschlitzt. »So etwas<br />

passiert eben bei wheel-to-wheel-Rennen«, sagte<br />

Danner. »Er hat gemerkt, dass freiwillig keiner<br />

mehr für ihn Platz macht.« Auch Sch<strong>um</strong>acher<br />

beklagte sich nicht. »Es war ein normaler Zweikampf,<br />

ich habe damit kein Problem.« Sein Rennen<br />

war danach gelaufen. Mit überforderten weichen<br />

Reifen wurde er bis auf Platz 11 durchgereicht.<br />

Die Ermahnung des Rennens<br />

Im Gegensatz zu Sch<strong>um</strong>acher hatte Sutil einen<br />

Grund, sich über Kubica zu beklagen. »Das war<br />

eine extrem gefährliche Situation«, schimpfte er.<br />

Kubica war am Ende der Geraden rechts, zog<br />

dann plötzlich vor Sutil nach links und ging an<br />

die Box. »Er hat mir den Reifen aufgeschlitzt.«<br />

Das kostete den Deutschen eine bessere Platzierung.<br />

Kubica schilderte die Situation so: »Ich war<br />

rechts, also steckte ich zurück und ging hinter<br />

ihn, damit ich meine Linie an die Box hatte. Doch<br />

er bremste sehr früh und hart; ich musste <strong>um</strong> ihn<br />

her<strong>um</strong> fahren, damit es keinen Unfall gab.« Die<br />

Stewards sprachen eine Ermahnung aus.<br />

Die Glücksmomente des Rennens<br />

Was für ein Tag für Sebastien Buemi! Der Schweizer<br />

sammelte seine ersten Führungskilometer,<br />

holte vier WM-Punkte und überholte Michael<br />

Sch<strong>um</strong>acher auf der Rennstrecke - trotz eines<br />

gebrochenen Auspuffs! »Wir hatten Sorgen, ob<br />

ich es überhaupt bis ins Ziel schaffen würde.«<br />

Der Spruch des Rennens<br />

»Vettel teilt gerne aus und denkt, er ist der Superstar.<br />

Ich habe ihn keine zwei Runden blockiert.<br />

Er muss mal locker bleiben.« - Adrian Sutil reagierte<br />

aggressiv auf Vettels Kritik.<br />

Ergebnisse: Kanada, Montreal, Circuit Gilles Villeneuve<br />

P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />

1 2 L. Hamilton McLaren / Mercedes 1:33:53.456 70<br />

2 1 J. Button McLaren / Mercedes 1:33:55.710 + 2.254 70<br />

3 8 F. Alonso Ferrari / Ferrari 1:34:02.670 + 9.214 70<br />

4 5 S. Vettel Red Bull Racing / Renault 1:34:31.273 + 37.817 70<br />

5 6 M. Webber Red Bull Racing / Renault 1:34:32.747 + 39.291 70<br />

6 4 N. Rosberg Mercedes GP / Mercedes 1:34:49.540 + 56.084 70<br />

7 11 R. Kubica Renault / Renault 1:34:50.756 + 57.300 70<br />

8 16 S. Buemi Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:34:38.435 + 1 Runde 69<br />

9 15 V. Liuzzi Force India / Mercedes 1:34:42.634 + 1 Runde 69<br />

10 14 A. Sutil Force India / Mercedes 1:34:43.991 + 1 Runde 69<br />

11 3 M. Sch<strong>um</strong>acher Mercedes GP / Mercedes 1:34:44.747 + 1 Runde 69<br />

12 17 J. Alguersuari Jr. Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:34:46.635 + 1 Runde 69<br />

13 10 N. Hülkenberg Williams / Cosworth 1:34:47.422 + 1 Runde 69<br />

14 9 R. Barrichello Williams / Cosworth 1:34:48.538 + 1 Runde 69<br />

15 7 F. Massa Ferrari / Ferrari 1:35:15.971 + 1 Runde 69<br />

16 19 H. Kovalainen Lotus Racing / Cosworth 1:35:04.808 + 2 Runden 68<br />

17 12 V. Petrov Renault / Renault 1:35:05.361 + 2 Runden 68<br />

18 20 K. Chandhok HRT F1 Team / Cosworth 1:34:04.900 + 4 Runden 66<br />

19 25 L. Di Grassi Virgin Racing / Cosworth 1:33:59.377 + 5 Runden 65<br />

Nicht klassifiziert<br />

20 24 T. Glock Virgin Racing / Cosworth Defekt<br />

21 18 J. Trulli Lotus Racing / Cosworth Defekt<br />

22 22 P. d. l. Rosa BMW Sauber F1 Team / Ferrari Motorschaden<br />

23 21 B. Senna HRT F1 Team / Cosworth Defekt<br />

24 23 K. Kobayashi BMW Sauber F1 Team / Ferrari Mauereinschlag<br />

Nicht klassifiziert<br />

15 7 F. Massa Ferrari / Ferrari +20 Sek. für zu schnelles Fahren in Box<br />

Vollständige Ergebnisse zu allen Freien Trainings, dem Qualifying und dem Rennen finden Sie<br />

in der Ergebnisrubrik auf unserer Website unter www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


motorsport<br />

Selbst ist der Mann: Sebastien Loeb ist<br />

nicht nur hinter dem Steuer des Citroen<br />

schnell, sondern auch am Wagenheber<br />

Foto: citroen<br />

Umfrage<br />

Gehört Ralf Sch<strong>um</strong>acher<br />

in einen Neuwagen?<br />

Nein, er ist zu schlecht 88%<br />

Ja, das hat er sich verdient 12%<br />

»Es scheint nicht nett<br />

zu sein. Dann tut mir<br />

das Auto leid. Das muss<br />

doch wehtun.«<br />

David Coulthard leidet mit seinem Mercedes, wenn er über die Kerbs räubert<br />

Kommentar: Coole Sprüche statt schneller Runden<br />

"Wenn es so weitergeht, brauche ich nicht langfristig zu denken", scherzte Ralf Sch<strong>um</strong>acher noch nach seinem<br />

verpatzten Hockenheim-Qualifying. Doch langsam wird es tatsächlich eng für den Deutschen. In der Lausitz patzte<br />

Sch<strong>um</strong>acher erneut im Qualifying und wurde nur Vorletzter. Kein Wunder, dass in einer Umfrage auf <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com 88 Prozent der User finden, dass Sch<strong>um</strong>achers Performance zu schlecht ist, <strong>um</strong> verdientermaßen in<br />

einem Neuwagen zu sitzen. Vielleicht sollte der Deutsche überlegen, die Seiten zu wechseln und lieber die Rennen<br />

als Experte kommentieren. Denn einen coolen Spruch hat er immer auf den Lippen. Kerstin Hasenbichler


3sind<br />

62<br />

STORY.DTM-Hersteller<br />

(k)einer<br />

zuviel<br />

BMW beendet mit seinem geplanten<br />

Comeback 2012 die Zweisamkeit<br />

von Mercedes und Audi und ruft<br />

damit Zeiten in Erinnerung,<br />

als noch mehrere Hersteller<br />

<strong>um</strong> die DTM-Krone buhlten.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler


BMW plant für 2012 die Rückkehr in die Deutsche Tourenwagen Masters.<br />

Bis dahin muss sich aber am Reglement noch einiges ändern<br />

Fotos:<br />

Fotos:milagro<br />

sutton<br />

Eigentlich als Übergangsjahr deklariert, stellte<br />

das Jahr 2006 den Beginn der Zweisamkeit von<br />

Audi und Mercedes in der DTM dar. Gerüchte<br />

über einen dritten Hersteller gab es jedes Jahr.<br />

Doch blieben es nur Gerüchte - bis jetzt. Denn<br />

2012 plant BMW, nach 20 Jahren Abstinenz, in<br />

die DTM zurückzukehren und damit der Alleinherrschaft<br />

von Mercedes Benz und Audi ein<br />

Ende zu setzen. »Die geplante Rückkehr ist für<br />

unsere Mannschaft eine spannende Aufgabe.<br />

Wir werden in den kommenden Monaten auf<br />

technischer Seite alle nötigen Vorbereitungen<br />

treffen, <strong>um</strong> uns aus dem Stand konkurrenzfähig<br />

präsentieren zu können«, erklärte BMW-<strong>Motorsport</strong>chef<br />

Mario Theissen. Im Kampf gegen die<br />

beiden aktuellen Hersteller Mercedes und Audi<br />

will BMW gut aussehen und an die Erfolge der<br />

Vergangenheit anknüpfen. Von 1984 bis 1992<br />

konnte BMW in der »alten« DTM zahlreiche<br />

Erfolge verbuchen, darunter 50 Siege und 30<br />

Pole Positions. Zudem gelang BMW das Meisterstück,<br />

gleich im Premierenjahr den Meistertitel<br />

nach München zu holen. Weitere Titel<br />

folgten 1987 sowie 1989. Mit dem letzten Titel<br />

endeten allerdings die wilden und erfolgreichen<br />

BMW-Jahre in der DTM. Durch den Einstieg<br />

von Audi verlor BMW die werbesprichwörtliche<br />

»Freude am Fahren« und am 11. Oktober 1992<br />

rollte z<strong>um</strong> letzten Mal ein BMW-Bolide über<br />

die Ziellinie - bis z<strong>um</strong> Comeback.<br />

Zweifaches Comeback<br />

Im gleichen Jahr zog sich auch Opel aus der DTM<br />

zurück, allerdings tauchten die Rüsselsheimer im<br />

Gegensatz zu BMW ein Jahr später wieder auf.<br />

Die geplante Adoption eines neuen Klasse-1-<br />

Reglements konnte Opel vom Comeback überzeugen.<br />

Bis z<strong>um</strong> ersten »richtigen« Opel-Sieg<br />

mussten die Fans zwei Jahre warten: Klaus Ludwig<br />

gewann 1995 das Finale in Hockenheim. Ein<br />

Jahr später sicherte sich Manuel Reuter den Titel,<br />

doch angesichts der Kostenexplosion in der DTM<br />

zog Opel den Hut und tauchte erst wieder im<br />

Jahr 2000 auf. Im Gegensatz z<strong>um</strong> ersten Comeback<br />

verlief das zweite weit weniger erfolgreich.<br />

Angesichts von 8 Siegen in 51 Rennen sowie dem<br />

Fehlen einer Titeltrophäe stellte das Engagement<br />

der Marke mit dem Blitz ein Gewitter ohne Donner<br />

dar. Zwar präsentierte sich Opel im Comeback-Jahr<br />

noch auf Augenhöhe mit Mercedes<br />

und holte mit Manuel Reuter den Vizetitel, doch<br />

schon ein Jahr später scheiterten sie bei der<br />

»Operation Titel« kläglich. Eine langjährige<br />

Durststrecke folgte. 2004 verlor Opel endgültig<br />

den Anschluss an die Spitze, trotz gelegentlicher<br />

Highlights im Qualifying. Somit kam Ende 2004<br />

die Ankündigung nicht überraschend, dass Opel<br />

ab 2006 nicht mehr in der DTM fahren würde.<br />

Bereits in den 80er Jahren blieb Opel neben<br />

Mercedes & Co z<strong>um</strong>eist nur die Rolle des Statisten<br />

übrig. Während 1989 Ford und Mercedes <strong>um</strong> den<br />

Titel kämpften, mühten sich die Opel-Piloten<br />

Markus Oestreich und Volker Strycel im Opel<br />

Kadett GSi 16V im ersten Jahr der Werksunterstützung<br />

im hinteren Teil des Feldes ab. Von Ehrgeiz<br />

getrieben, intensivierte Opel 1990 sein DTM-<br />

Engagement - doch statt einer Steigerung erlebte<br />

der deutsche Hersteller Stagnation. Dieses Wort<br />

kam beim DTM-Engagement von Ford nicht vor.<br />

Kein Wunder lauteten die Werbe-Slogans von<br />

Ford: »Die tun was« und »Feel the difference«.<br />

Ford war maßgeblich an der Erfolgsgeschichte der<br />

Deutschen Tourenwagen Meisterschaft beteiligt.<br />

1985 hatte der Mustang als inoffizielle Ford-Speerspitze<br />

in der DTM ausgedient. Ab dem dritten<br />

Saisonlauf trat Ford werksseitig mit dem neuen<br />

Sierra XR4Ti an - und das ziemlich erfolgreich.1988<br />

setzte Ford als einzige Marke weiter auf<br />

Turbos und holte den Titel nach Köln. Klaus Ludwig<br />

und Armin Hahne setzten mit beachtlichen<br />

zehn Siegen 1988 das unangefochtene Highlight<br />

des Ford-Engagements. Nach dem Beschluss ab<br />

der Saison 1991 die Turbomotoren zu verbieten,<br />

entschloss sich Ford den Rückzug anzutreten. Am<br />

15. September 1989 verabschiedete sich der Hersteller<br />

von der DTM-Bühne.<br />

Technisches Wettrüsten<br />

Mit dem Ausstieg blieb Ford z<strong>um</strong>indest das technische<br />

Wettrüsten in den späteren Jahren erspart,<br />

das dem Vorstand bei Alfa Romeo die kalten<br />

Schweißperlen auf die Stirn zauberte. Um mit der<br />

Konkurrenz mithalten zu können, versuchte Alfa<br />

Romeo die Boliden 1996 an allen Ecken und →


64 STORY.DTM-Hersteller<br />

Volvo, Opel und Alfa Romeo waren in der DTM unterschiedlich erfolgreich.<br />

Der Marke Alfa trauern viele Fans noch heute wehmütig hinterher<br />

Die Titeljagd startete Alfa mit Allradantrieb, hydraulisch während<br />

der Fahrt einstellbarer Bodenfreiheit sowie einem V6-Motor, der mit all<br />

seinen Finessen ka<strong>um</strong> etwas mit dem der Serien-155er gemein hatte.<br />

DTM-Statistik<br />

marke Siege Poles<br />

Mercedes 155 103<br />

Audi 53 55<br />

BMW 50 30<br />

Alfa Romeo 41 20<br />

Ford 29 22<br />

Opel 20 11<br />

Rover 6 4<br />

Volvo 5 6<br />

Chevrolet 1 0<br />

Stand: nach EuroSpeedway 2010 - Quelle: ITR<br />

Enden zu verbessern. Die Titeljagd startete Alfa<br />

mit Allradantrieb, hydraulisch während der Fahrt<br />

einstellbarer Bodenfreiheit des Chassis sowie<br />

einem noch während der Saison debütierenden<br />

V6-Motor, der mit all seinen technischen Finessen<br />

ka<strong>um</strong> noch etwas mit den Aggregaten der<br />

Serien-155er gemein hatte. Zwar konnte sich Alfa<br />

Romeo als zweitstärkster Hersteller vor Mercedes<br />

profilieren, doch die einst bodenständige Rennserie<br />

war für den Vorstand zu teuer und zu extravagant<br />

geworden. Deshalb beschloss die Chefetage<br />

die Reißleine zu ziehen und zog sich aus der<br />

DTM zurück. Dabei hatte für die Mailänder Traditionsmarke<br />

1993 alles so rosig angefangen. Als<br />

erster Hersteller hatten die Italiener einen reinrassigen<br />

Klasse-1-Tourenwagen gebaut und<br />

setzten sich damit mit Leichtigkeit gegen die Boliden<br />

der Privatiers und der nicht mehr so taufrischen<br />

190er-Mercedes durch. Alfa Romeo-Pilot<br />

Nicola Larini gewann 11 von 20 Läufen und holte<br />

den Titel nach Italien.<br />

Volvo blieb der Tra<strong>um</strong> vom Titelgewinn in der<br />

DTM zwar verwehrt, aber immerhin konnte die<br />

Marke mit den bis dato gängigen Klischees aufrä<strong>um</strong>en.<br />

1984 galt Volvo als ein Auto für sicherheitsbewusste<br />

Individualisten, die das Foto einer<br />

Radarfalle nur dann zierten, wenn sie sich von<br />

der Lichthupe eines 3er-BMWs im Rückspiegel<br />

zu sehr hatten irritieren lassen. Mit den ersten<br />

Achtungserfolgen in der DTM veränderte sich<br />

das Image der Marke. Gleich im vierten Saisonrennen<br />

konnte Per Stureson den ersten Volvo-<br />

Sieg einfahren. Ein wenig verrückt schien es, als<br />

sich 1985 im vol<strong>um</strong>inösen Motorra<strong>um</strong> des Volvo<br />

240 nur ein 2,1-Liter-Vierzylinderaggregat<br />

befand. Doch angesichts der Turboaufladung<br />

des Motors schwammen die Volvo-Privatiers auf<br />

jener Turbo-Welle mit, die bis Ende der 80er<br />

Jahre nicht aufhören sollte. Mit den steigenden<br />

Gewichts-Handicaps für Turbomotoren verwandelte<br />

sich der Volvo-Bolide zu einem bleiernen<br />

Kasten, der keine Chance mehr auf Doppelsiege<br />

hatte, wie sie noch 1986 auf dem Hockenheimring<br />

gefeiert wurden. Ein Jahr später war Volvo<br />

gezwungen, seine Abschiedstournee in der DTM<br />

zu bestreiten. <br />

Fotos: sutton


Die Deutsche Post und die Deutsche Tourenwagen Masters – zwei Partner,<br />

eine Leidenschaft. Ganz gleich, ob es <strong>um</strong> tägliche Bestleistungen für Ihre<br />

Briefe oder <strong>um</strong> Rekorde auf der Rennstrecke geht, es zählen dieselben<br />

Qualitäten: Geschwindigkeit, Präzision und Teamgeist. Kein Wunder also, dass<br />

sich die Deutsche Post als stolzer Serienpartner in der DTM engagiert und<br />

schon seit 2004 mit der Speed Academy den deutschen Rennsportnachwuchs<br />

einzigartig und erfolgreich fördert.


66<br />

Interview.Monteiro<br />

Tiago Monteiro übt eine Doppelf unktion<br />

aus: In der GP2 steht er auch als<br />

Teamchef am Kommandostand<br />

Text: Fabian Schneider


Ich opfere mich gerne<br />

Tiago Monteiro wechselte aus der Formel 1 in die WTCC.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich mit ihm über die Vergangenheit<br />

und die Gegenwart unterhalten. Text: Fabian Schneider<br />

FOTOS: adrivo/Sutton<br />

MSM: Du bist mittlerweile in deiner vierten<br />

Saison - was war für dich bisher der tollste<br />

Moment in der WTCC?<br />

TIAGO MONTEIRO: Es ist sehr schwierig, eine<br />

bestimmte Erinnerung auszuwählen, denn ich<br />

habe bisher viele tolle, aber auch viele schwierige<br />

Momente erlebt. Natürlich werde ich meine Siege<br />

so schnell nicht vergessen, aber besonders die<br />

zwei Weltmeisterschaften, die wir gemeinsam<br />

für Seat geholt haben, waren tolle Momente.<br />

Mit 33 Jahren bist du nicht der älteste Seat-<br />

Fahrer. Was kannst du noch von Jungs wie<br />

Gabriele Tarquini lernen?<br />

Wenn man mit Gabriele zusammen arbeitet,<br />

lernt man immer jede Menge. Seine Erfahrung<br />

und sein Können auf der Strecke sind wirklich<br />

unglaubliche Eigenschaften. Abgesehen davon,<br />

dass er ein guter Freund ist, ist er eine Person,<br />

die ich sehr bewundere. In Qualifying und Rennen<br />

schafft er es immer wieder, doch noch etwas<br />

schneller zu fahren als im Training.<br />

Du wartest seit Portugal 2008 auf deinen nächsten<br />

Sieg. Was fehlt? Speed, Glück oder etwas<br />

ganz anderes?<br />

Wenn man für ein Werksteam fährt, muss man<br />

manchmal seine persönlichen Interessen hinten<br />

anstellen. Im letzten Jahr habe ich drei Siege und<br />

drei Podestplätze für das Team geopfert, aber<br />

das ist ein Teil meines Jobs und das akzeptiere<br />

ich. Was den reinen Speed angeht mache ich mir<br />

keine Gedanken, schließlich bin ich ja nach vier<br />

Jahren immer noch für Seat unterwegs. Glück<br />

ist eine andere Geschichte, aber ich denke das<br />

braucht jeder.<br />

Welchen Einfluss hatte der Ausstieg von Seat auf<br />

deine Rennaktivitäten?<br />

Natürlich musste ich darüber nachdenken, was<br />

das Beste für meine Zukunft ist, nachdem Seat<br />

ausgestiegen ist. Letztlich ist es nun nicht viel<br />

anders, abgesehen von der Finanzierung. Seitdem<br />

ich mich für die WTCC und Seat entschieden<br />

habe, gebe ich 110 Prozent und habe eine<br />

starke Bindung zu Seat. Ich will weiterhin Rennen<br />

mit ihnen gewinnen und ich denke, das ist<br />

in diesem Jahr möglich.<br />

Wenn man für ein<br />

Werksteam fährt,<br />

muss man manchmal<br />

seine persönlichen<br />

Interessen hinten<br />

anstellen.<br />

2007 hat Seat den Diesel-Motor in die WTCC<br />

gebracht. Welche Erinnerungen hast du an deine<br />

erste Ausfahrt mit dem neuen Motor?<br />

Das war schon ein kleiner Schock für mich, denn<br />

es gab gar keinen richtigen Lärm und so wenig<br />

Drehzahl. Dafür waren das Drehmoment und<br />

der Vorwärtsdrang schon zu Beginn unglaublich<br />

groß. Man musste sich einen komplett neuen<br />

Fahrstil aneignen. Wie gesagt, es war zunächst<br />

ein Schock, aber ein interessanter und anderer.<br />

Und effizient ist der Motor ohne Zweifel...<br />

Würdest du sagen, dass euch der Motor das<br />

Leben leichter gemacht hat?<br />

Er hat uns dabei geholfen, unsere größte Schwäche<br />

ausz<strong>um</strong>erzen: Die Höchstgeschwindigkeit.<br />

Zuvor hatten wir an jedem Bremspunkt einen<br />

BMW direkt im Nacken, nun haben wir endlich<br />

etwas Luft z<strong>um</strong> Atmen. Dafür ist es aber auch<br />

sehr viel schwieriger geworden, das Auto richtig<br />

abzustimmen und das richtige Setup zu finden.<br />

Das Auto ist von Haus aus sehr schlecht balanciert<br />

und schwer zu fahren. Und mit den Einschränkungen,<br />

die wir bekommen haben, ist es<br />

auch nicht einfacher geworden.<br />

Seat ist die einzige Marke mit einem Diesel-<br />

Motor. Ist das in Sachen Fairness und Sportlichkeit<br />

nicht schlecht?<br />

In der Meisterschaft sind Diesel-Motoren<br />

erlaubt, ich sehe also keinen Grund dafür, dass<br />

es unfair sein sollte. Schließlich sind ja auch<br />

Autos mit Heckantrieb und Frontantrieb erlaubt<br />

und die Autos werden nie gleich sein, solange<br />

verschiedene Marken an den Start gehen. Auf<br />

der einen Strecke wird immer ein Auto schneller<br />

sein als das andere, auf einer anderen Strecke<br />

kann es schon wieder ganz anders aussehen.<br />

Bist du trotzdem erleichtert, dass die ganzen<br />

Diskussionen mit dem neuen Motor 2011 zu<br />

Ende sein werden?<br />

Ja, das bin ich wirklich.<br />

Werden wir dich damit im nächsten Jahr auch<br />

noch in der WTCC sehen?<br />

Das ist ein Teil des Plans, aber ich werde auf jeden<br />

Fall dort fahren, wo ich in einer professionellen<br />

Meisterschaft <strong>um</strong> Siege kämpfen kann. Die WTCC<br />

ist perfekt dafür, aber <strong>um</strong> sich nun festzulegen, ist<br />

es noch etwas zu früh. Momentan habe ich nur<br />

einen Vertrag für dieses Jahr, in ein paar Monaten<br />

werden wir wieder Gespräche führen.<br />

Was können wir in diesem Jahr noch von Tiago<br />

Monteiro erwarten?<br />

Ich will mehr Rennen gewinnen, das ist ganz<br />

klar. Und wenn ich am Ende <strong>um</strong> die Top-Drei<br />

in der Meisterschaft kämpfen kann, wäre ich<br />

ebenfalls zufrieden.<br />

MSM


68<br />

interview.Indycar<br />

Simona<br />

entdeckt<br />

Amerika<br />

Text: Fabian Schneider<br />

Simona de Silvestro über...<br />

... die Premiere im Formelsport: »2004 saß ich z<strong>um</strong><br />

ersten Mal in einem richtigen Rennwagen, damals<br />

habe ich auf dem Adria Raceway einen Formel Renault<br />

1600 getestet. Eine Saison darauf bin ich in der<br />

italienischen Formel Renault 2000 gefahren und<br />

kann mich noch gut an das erste Rennen erinnern:<br />

Wir sind in Vallelunga gestartet, es hat geregnet und<br />

ich kam gut mit dem Auto klar, natürlich habe ich<br />

auch einige Gegner überholt.«<br />

... den Sprung nach Amerika: »Es war schon ein<br />

wenig komisch, als ich mit 16 Jahren nach Amerika<br />

gegangen bin und meine ganze Familie<br />

zurückgelassen habe, nur <strong>um</strong> dort Autorennen<br />

zu fahren. Mir hat sich einfach eine Möglichkeit<br />

geboten, die ich nicht ausschlagen konnte - und<br />

es hat sich gelohnt.«<br />

... das erste Podi<strong>um</strong> und der erste Sieg: »Schon<br />

beim zweiten Rennwochenende der Formel BMW<br />

USA habe ich meine ersten Pokale gesammelt, das<br />

war ziemlich cool. Wir sind in Lime Rock gefahren<br />

und im ersten Rennen bin ich Zweite geworden.<br />

Den zweiten Lauf habe ich sogar gewonnen, doch<br />

dann wurde mir der Sieg aberkannt. Später wurde<br />

die Disqualifikation zurückgenommen, ich durfte<br />

den Pokal also behalten.«<br />

... den ersten Freund als Rennfahrerin: »Das war<br />

eigentlich gar keine komische Sache, denn jeder<br />

in meinem Umfeld wusste, dass ich Autorennen<br />

fahre. Daher hat sich mein Freund auch nicht über<br />

mein außergewöhnliches Hobby gewundert.«<br />

In der IndyCar Serie wird<br />

wieder Deutsch gesprochen:<br />

Simona de Silvestro startet<br />

in ihrer DebütSaison für HVM<br />

Racing. Obwohl sie erst 21<br />

Jahre alt ist, hat die Schwei zerin<br />

schon viele besondere Momente<br />

erlebt, die sie im <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> Revue passieren lässt.<br />

... die ersten Runden auf einem Oval: »Bei einer<br />

Testfahrt in einem Indy Light bin ich z<strong>um</strong> ersten<br />

Mal auf einem Oval gefahren - und die ersten<br />

Runden war es wirklich sehr komisch, denn es<br />

war eine Überwindung, die ganze Runde auf dem<br />

Gas stehen zu bleiben.«<br />

... die ersten Runden im IndyCar: »Ende 2009<br />

habe ich in Sebring meine erste Testfahrt mit<br />

einem IndyCar absolviert. Der Motor hat jede<br />

Menge Dampf, 650 PS waren doppelt so viel wie<br />

in den Autos zuvor. Das ist ein richtiger Kick, ich<br />

hatte wirklich sehr viel Spaß und die Rundenzeiten<br />

waren auch nicht verkehrt.«<br />

... der erste Besuch als IndyCar-Fahrerin im<br />

Fahrerlager: »Das war wirklich ein tolles Gefühl,<br />

denn vorher hätte ich nie gedacht, dass ich 2010<br />

IndyCar fahre, schließlich habe ich im vergangenen<br />

Jahr noch alles im Fernsehen beobachtet<br />

und nun bin ich selbst ein Teil der<br />

Indycar-Meisterschaft.«<br />

... die ersten Führungsrunden: »Für mich war es<br />

natürlich unglaublich, als ich bei meinem Debüt<br />

in Sao Paulo in Führung lag. Leicht war es allerdings<br />

nicht, schließlich hatte ich mit Ryan Briscoe<br />

und Dario Franchitti zwei sehr schnelle und<br />

erfahrene Piloten hinter mir, außerdem musste<br />

ich einen Restart überstehen. Ich denke aber, dass<br />

ich meine Sache gut gemacht habe - und ein super<br />

Gefühl war es auf jeden Fall.«<br />

... die erste Strategie-Panne: »Leider waren wir<br />

in Sao Paulo noch auf Slicks unterwegs, als der<br />

Regen kam und die Boxengasse geschlossen<br />

wurde. Obwohl wir hinter dem Safety-Car fuhren,<br />

waren das wohl die schwersten zwei Runden,<br />

die ich je gefahren bin, denn das Wasser stand<br />

zentimeterhoch auf der Straße. Schade, dass ich<br />

später noch einen Schaden an der Aufhängung<br />

hatte, denn der Beginn des Rennens sah wirklich<br />

gut aus, das Ende dagegen nicht mehr.«<br />

... die erste selbst verursachte Gelbphase: »Beim<br />

Rennen im Barber <strong>Motorsport</strong>s Park habe ich<br />

mich kurz vor dem Ziel gedreht. Schade, dass ich<br />

diesen Fehler gemacht habe, denn wir waren gut<br />

unterwegs. Das war schon ein bisschen d<strong>um</strong>m,<br />

aber aus Fehlern lernt man und so etwas wird<br />

mir sicher nicht mehr passieren.«<br />

... den größten Crash: »Letztes Jahr ist mir in<br />

Mosport bei 260 km/h die Radaufhängung gebrochen<br />

und es ging ab in die Wand. Danach war<br />

das Auto ziemlich kaputt. Schade, denn dort habe<br />

ich viele Punkte verloren, die ich im Meisterschaftskampf<br />

gebraucht hätte.«<br />

Fotos: indycar


Eine Schweizerin in<br />

den USA: Simona<br />

de Silvestro weiß<br />

bislang in ihrer<br />

Indy-Debütsaison<br />

zu überzeugen


70<br />

story.Nascar<br />

Teil2<br />

NASCAR Technik<br />

NASCAR. Sechs Buchstaben begeistern ein gesamtes Land. Teil 2 unserer NASCAR-Serie<br />

beschäftigt sich mit dem Arbeitsgerät der Piloten: Die Technik der NASCAR-Autos.<br />

Text: Herbert Völker, Red Bulletin<br />

Was uns Europäer an der NASCAR Serie am<br />

meisten verblüfft, ist der Stand der Technik, der<br />

dem der 1960er Jahre entspricht: hohes Fahrzeuggewicht<br />

(1.530 kg), 5,9-Liter-V8-Stoßstangen-Motoren<br />

mit Vergasern, Vierganggetriebe,<br />

Stahlbremsen, Totalverzicht auf Elektronik und<br />

Titan, Keramik, Verbundstoffe (ausgenommen<br />

für den Fahrersitz). Ein NASCAR-Mensch<br />

würde das so erklären: »Wir wollen pures Racing<br />

ohne Firlefanz, mit einem ganz engen Reglement,<br />

in dem sich jede Art von Manipulation<br />

aufdecken lässt. Die Stärke der Motoren führt<br />

sowieso an den absoluten Grenzbereich und<br />

damit zur bestmöglichen Show für die Fans.«<br />

Ein freies Reglement mit modernen Werkstoffen<br />

und Elektronik würde den Teufel hineinschlüpfen<br />

lassen, eine Kostenexplosion verursachen<br />

und zu einem technologischen Freisinn führen,<br />

der einfach nicht Sache der NASCAR ist. Raffinierte<br />

Luftleiteinrichtungen sind verboten,<br />

flacher Unterboden und Diffusor sowieso. Etwa<br />

ein Fünftel der Unterbodenfläche bleibt als<br />

Gestaltungsra<strong>um</strong> zur Führung von Kühlluft und<br />

Auspuff, immerhin. Die im Vorjahr eingeführten<br />

Heckflügel (genormt) wurden schon diesen<br />

März wieder durch die zuvor bewährten Spoiler<br />

(ebenfalls genormt) abgelöst, hauptsächlich auf<br />

Wunsch der Fans, die sich mit der Flügel-Mode<br />

nie anfreunden konnten. Was die Normen<br />

betrifft: Es gibt einen einzigen Satz von Schablonen,<br />

dem alle Autos entsprechen müssen - in<br />

Höhe und Breite sowieso, aber auch im Lauf der<br />

Flanken bis zur letzten Blechfalte. Es gibt aber<br />

trotzdem kein vorgefertigtes Blechkleid, jedes<br />

Team kann innerhalb von Millimeter-Toleranzen<br />

Kreativität aus dem Windkanal beziehen.<br />

Egal was drunter steckt, äußerlich müssen die<br />

Autos einem Chevrolet, einem Ford Fusion,<br />

einem Dodge oder Toyota Camry ähnlich sehen,<br />

ohne dass jetzt einer <strong>um</strong> einen Zentimeter kürzer,<br />

länger oder höher sein dürfte als der andere.<br />

Gleiche Schnauzenform, gleicher Heckabriss bei<br />

allen. Trotz der Mode der frühen Jahre: Was<br />

Dampf und Speed betrifft, liegen F1 und NAS-<br />

CAR ziemlich gleichauf (knapp 900 PS, 340<br />

km/h). Beim schnellsten Rundendurchschnitt<br />

ist NASCAR aber klar voran: 315 km/h im Oval<br />

gegenüber 249 km/h in der Formel 1. MSM<br />

Foto: Getty Images/Red Bull Photofiles, Jürgen Skarwan


Die NASCAR Rennen<br />

bei ServusTV.<br />

NASCAR Sprint Cup Series 2010<br />

Jeden Montag, 23:00 Uhr<br />

ServusTV. Das ist Ihr neuer Sender aus der Alpen-Donau-Adria-Region. Mit einem Programmangebot,<br />

das es in dieser Form auf diesem Niveau noch nicht gegeben hat. Ein Beispiel<br />

aus dem Bereich <strong>Motorsport</strong>: Die Übertragung der NASCAR Rennen aus den USA. Weitere<br />

Schwerpunkte sind Sendungen, die die alte Heimat in einem neuen Licht zeigen, sowie<br />

die Talk-Sendungen live aus dem Hangar-7, unsere wöchentlichen Diskussionsrunden mit<br />

hochkarätigen Gästen zu aktuellen Themen. Besonders hervorzuheben: Beiträge aus der<br />

internationalen Musik-, Kunst- und Kulturszene sowie <strong>Magazin</strong>e zu den Themen Kulinarik,<br />

Architektur, Design, Wissen, Reisen und Lifestyle. Überzeugen Sie sich selbst, via Kabel,<br />

DVB-T oder Satellit. Weitere Informationen zu unserem abwechslungsreichen Programm und<br />

alle Fakten zu ServusTV erhalten Sie über unsere kostenfreie Hotline: 0800 100 30 70 oder<br />

unter www.servustv.com.<br />

Wir wünschen Ihnen<br />

bessere Unterhaltung.


72<br />

Interview.Latvala<br />

GroSSes Potenzial<br />

Dieser Ba<strong>um</strong><br />

bremste Latvalas<br />

Ford Focus nach<br />

seinem Unfall<br />

bei der Portugal<br />

Rallye 2009<br />

Strecke<br />

Hinter Mikko Hirvonen sieht sich Jari-Matti Latvala bei<br />

Ford ganz klar als zweite Kraft. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

hat der Finne erklärt, worauf es in dieser Saison ankommt.<br />

Text: Fabian Schneider


» Loeb ist der beste<br />

Rallye-Fahrer, den<br />

es jemals gegeben<br />

hat. Noch nie gab es<br />

jemanden wie ihn<br />

und jeder will ihn<br />

schlagen. «<br />

Jari-Matti Latvala sieht sich derzeit noch<br />

als N<strong>um</strong>mer 2 im Ford-Werksteam. Das<br />

soll sich aus seiner Sicht 2011 ändern<br />

FOTOS: bp ford<br />

MSM: Im Mai bist du beim 24-Stunden-Rennen<br />

auf der Nordschleife am Nürburgring an den<br />

Start gegangen. Was hast du dort erlebt?<br />

JARI-MATTI LATVALA: Ich habe dort wirklich<br />

Spaß gehabt, es war einfach nur toll, auch wenn<br />

wir viele technische Probleme hatten. Die Nordschleife<br />

ist ja keine normale Rennstrecke - sie ist<br />

sehr schnell und nicht so einfach wie eine GP-<br />

Strecke. Mich erinnert die Nordschleife immer<br />

an eine Landstraße, auf der es über Hügel und<br />

Berge hinweg geht.<br />

Was sind die größten Unterschiede zwischen<br />

Nordschleife und Rallye?<br />

Der größte Unterschied ist wohl, dass ich die<br />

ganze Zeit keinen Beifahrer hatte. Außerdem<br />

musste ich beim Fahren auch in die Rückspiegel<br />

schauen, man wird ja ständig von anderen Autos<br />

überholt. Bei einer Rallye hat man nur seinen<br />

Aufschrieb und den Beifahrer, das ist also völlig<br />

anders. Von der Länge kommt die Nordschleife<br />

sogar an unsere längsten Prüfungen heran.<br />

Wie war es für dich, mit Studenten und nicht<br />

mit einem professionellen Team zu arbeiten?<br />

Auch wenn meine Mechaniker und Teammitglieder<br />

nur Studenten waren, haben sie einen<br />

vorzüglichen Job gemacht. Sie sammeln so wichtige<br />

Erfahrung, die sie in den kommenden Jahren<br />

gut gebrauchen können, das finde ich klasse.<br />

Kannst du deine Erfahrung von der Nordschleife<br />

bei den nächsten Asphalt-Rallyes <strong>um</strong>setzen?<br />

Das hoffe ich doch, denn das war mein Plan. Auf<br />

der Nordschleife ist die Linienwahl sehr wichtig,<br />

da man verschiedene Neigungen und Gripverhältnisse<br />

hat. Ich hoffe, dass mir meine Erfahrung<br />

bei der nächsten Rallye ein besseres Gefühl<br />

verschafft. Wie gut das klappt, werden wir allerdings<br />

erst bei der nächsten Asphalt-Rallye sehen.<br />

In Neuseeland hast du deinen dritten WRC-Sieg<br />

geholt. Wie wichtig war der Erfolg für dich,<br />

gerade nach dem eher schlechten Wochenende<br />

in der Türkei?<br />

Der Sieg war wirklich sehr wichtig für mich,<br />

obwohl er etwas überraschend kam. Ich hab das<br />

wirklich nicht erwartet, denn ich bin als zweiter<br />

Fahrer in die Saison gestartet und fühle mich<br />

auch so. Generell kann man sagen, dass der Sieg<br />

sehr wichtig für mich und ganz besonders für<br />

das Team war.<br />

War es <strong>um</strong>so enttäuschender, bei der nächsten<br />

Rallye in Portugal gar keine Punkte geholt zu<br />

haben?<br />

Ja, das war wirklich sehr enttäuschend, aber ich<br />

muss damit leben, ändern kann man es nun nicht<br />

mehr. Die Schwierigkeiten haben schon am Freitag<br />

begonnen, als ich nicht optimal in das<br />

Wochenende gestartet bin. Mir war klar, dass ich<br />

am Samstag attackieren muss, vor allem am Vormittag,<br />

als es noch nicht so warm war. Allerdings<br />

bin ich es dann etwas zu schnell angegangen und<br />

habe mir meine Reifen zerstört.<br />

Sebastién Loeb hat schon wieder zig Punkte Vorsprung<br />

auf euch. Kann euch das neue Punktesystem<br />

beim Aufholen helfen?<br />

Ja, das ist die gute Sache daran. Wenn es gut läuft,<br />

kann man große Rückstände schneller aufholen<br />

als noch in der letzten Saison. Zwischen Platz<br />

eins und zwei gibt es jetzt eine größere Differenz<br />

- und wenn die direkte Konkurrenz leer ausgeht,<br />

kann man noch mehr Boden gutmachen. Früher<br />

war das in der Art noch nicht möglich.<br />

Auch in dieser Saison scheint Loeb ka<strong>um</strong> zu<br />

schlagen zu sein. Wie könnt ihr euch als seine<br />

Gegner immer wieder neu motivieren?<br />

Eines muss man ganz klar sagen: Loeb ist der<br />

beste Rallye-Fahrer, den es jemals gegeben hat.<br />

Noch nie gab es jemanden wie ihn und jeder will<br />

ihn schlagen. Für mich hat das in dieser Saison<br />

aber keine Priorität. Ich sehe mich als zweiter<br />

Fahrer und will Ford dabei helfen, die Hersteller-<br />

Wertung zu gewinnen. Ich will keine Siege holen,<br />

sondern konstant wichtige Punkte einfahren.<br />

Wenn im nächsten Jahr die neuen Autos kommen,<br />

kann ich von Neuem beginnen und dann<br />

vielleicht ganz vorne mitfahren.<br />

In welchen Bereichen kannst du dich noch verbessern?<br />

Es gibt drei Dinge, in denen ich noch großes Potenzial<br />

sehe. Ich muss auf jeden Fall konstanter werden,<br />

<strong>um</strong> immer vorne mit zu fahren. Außerdem muss<br />

ich mir einen reifenschonenderen Fahrstil aneignen.<br />

Ein wichtiger Punkt ist auch mein Speed auf<br />

dem Asphalt - aber da hilft mir ja hoffentlich die<br />

Erfahrung von der Nordschleife.<br />

MSM


74<br />

Story.Tandy<br />

Nick Tandy fährt neben<br />

dem Porsche Carrera Cup auch<br />

im Porsche Supercup<br />

im Rahmen der Formel 1<br />

Fotos: Porsche, adrivo/Sutton


Vom Tellerwäscher z<strong>um</strong><br />

Titelaspiranten<br />

Nick Tandy fuhr 2009 in der Formel 3 Euro Serie hinterher.<br />

Ein Jahr später schaffte er es bis an die Spitze des<br />

Porsche Carrera Cups. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> untersucht<br />

den Höhenflug des jungen Briten. Text: Fabian Schneider<br />

Die <strong>Motorsport</strong>welt steht niemals still. Das hat<br />

auch Nick Tandy aus Bedford in Großbritannien<br />

feststellen müssen. Vor allem für die deutschen<br />

Zuschauer scheinen die Leistungen des 26-Jährigen<br />

ein einziger Gegensatz zu sein: Nach seinem<br />

verspäteten Einstieg in die Formel-3-Euro-<br />

Serie fuhr er 2009 mit dem neuen Team Kolles<br />

& Heinz Union nur hinterher. Ein Jahr später<br />

führte er nach drei Rennwochenenden die<br />

Gesamtwertung des Porsche Carrera Cups souverän<br />

an. Wie ist das möglich?<br />

Um Licht ins Dunkeln zu bringen, müssen wir<br />

uns einen Schritt weiter zurück begeben. »Meine<br />

Probleme haben angefangen, als ich meine Sponsoren<br />

in der Britischen Formel 3 verloren habe«,<br />

berichtet Nick Tandy, der zu Saisonbeginn 2009<br />

in der Britischen Formel 3 Serie nach sechs Läufen<br />

auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung<br />

lag. Ohne Sponsoren helfen aber selbst Erfolge<br />

nichts. Tandy erinnert sich: »Schon da wusste<br />

ich, dass ich das Formel-1-Ding wohl vergessen<br />

kann.« So zog es ihn in die Formel-3-EuroSerie,<br />

wo er sich beim neuen Rennstall Kolles & Heinz<br />

Union und den dortigen Kontakten zu Audi und<br />

Volkswagen gute Chancen auf eine rosige<br />

Zukunft ausrechnete.<br />

»Das ging allerdings richtig in die Hose«, sagt<br />

er rückblickend. »Eine gute Zeit war das dort<br />

nicht.« Einer der negativen Höhepunkte war der<br />

Nürburgring, wo Tandy im Qualifying ganz hinten<br />

landete und sein Renningenieur einfach<br />

nicht auf seine Anregungen und<br />

Anmerkungen eingehen wollte.<br />

Kehrtwende an der Nordseeküste<br />

Heute kann Tandy von Glück reden, damals in<br />

Kontakt zu Franz Konrad gelangt zu sein. »Ich<br />

habe Franz in Zandvoort getroffen, es war ein<br />

spontanes Treffen, denn er war mit einem Freund<br />

aus England dort. Der hat mich vorgestellt und<br />

ein wenig über mich erzählt, kurze Zeit später<br />

habe ich den Porsche getestet.«<br />

Seinen ersten Renneinsatz hatte Tandy schon<br />

wenige Wochen später in Dijon, wo er sogar<br />

beinahe gewonnen hätte. »Schon das Qualifying<br />

lief super, obwohl ich noch nie zuvor im Regen<br />

gefahren war. Im Rennen war ich der schnellste<br />

Fahrer, wollte aber nichts riskieren und Jeroen<br />

Bleekemolen gefährden, der zu diesem Zeitpunkt<br />

noch für Konrad <strong>Motorsport</strong> im Supercup<br />

unterwegs war.«<br />

Erst beim Start in die Saison 2010, in der er<br />

wieder für und mit Konrad <strong>Motorsport</strong> antritt,<br />

holte sich Tandy den ersten Sieg. Vier Wochen<br />

später folgte in Valencia der nächste, auf dem<br />

EuroSpeedway kam der Brite auf den zweiten<br />

Platz. Für ihn ist der Markenpokal keine zweite<br />

Wahl. »Ich wollte immer in geschlossenen Autos<br />

fahren, der Einstieg in den Formel-Rennsport<br />

war nur eine zufällige Geschichte.«<br />

Was Zufälle nicht alles anrichten können. Seine<br />

guten Leistungen im Carrera Cup sind kein Produkt<br />

des Zufalls, sondern setzen jede Menge gute<br />

Vorbereitung voraus. »Man muss einen völlig<br />

anderen Stil fahren. Wenn man so schnell fährt,<br />

wie es irgendwie geht, ist man schon auf einer<br />

Runde langsam.«<br />

Umstieg geglückt<br />

Dass der Umstieg aus der Formel 3 in den Porsche<br />

GT3 nicht immer so gut klappt wie bei<br />

Tandy, zeigen andere Beispiele. Tim Sandtler<br />

und Harald Schlegelmilch fuhren auch in<br />

Deutschland Formel 3, erzielten sogar bessere<br />

Resultate als der diesjährige Tabellenführer. Im<br />

Porsche konnten sie dagegen noch nicht vollends<br />

überzeugen. »Man muss an das Auto und<br />

die Reifen denken«, erklärt Tandy. »Der Porsche<br />

ist kein reinrassiger Rennwagen wie etwa ein<br />

Formel-3-Bolide. Der Ursprung liegt auf der<br />

Straße - und das merkt man.«<br />

Tandy steckt seine Ziele für den Rest der Saison<br />

sehr hoch: »Ich will weitere Siege holen,<br />

auch im Supercup. Ich will die Meisterschaft<br />

gewinnen, das ist doch klar.«<br />

Diese positive Grundeinstellung ist eigentlich<br />

eine Voraussetzung für jeden guten Rennfahrer,<br />

das weiß auch der Engländer. »Wenn man nicht<br />

an sich selbst glaubt, wird man nie ein Rennen<br />

gewinnen.«<br />

Trotzdem würde sich der Porsche-Pilot in<br />

seiner Debütsaison mit Dach auch mit kleineren<br />

Erfolgen zufrieden geben. »Ich wäre auch glücklich,<br />

wenn ich im Supercup und im Carrera Cup<br />

unter den besten Drei landen würde.« Der<br />

Anfang war viel versprechend. Ausruhen darf er<br />

sich darauf nicht. Denn die <strong>Motorsport</strong>welt steht<br />

bekanntlich nie still. MSM


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motorrad<br />

Foto: milagro<br />

<strong>MotoGP</strong>-Fahrer müsste man sein:<br />

Marco Simoncelli genießt einen Pool<br />

voller Monster - laut Sponsoraufdruck<br />

Umfrage<br />

Nach <strong>Rossi</strong>s Ausfall: Wer ist WM-Favorit?<br />

Jorge Lorenzo 71%<br />

Dani Pedrosa 22%<br />

Casey Stoner 5%<br />

ein anderer Fahrer 2%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Die Maschine fühlte<br />

sich okay an, aber in den<br />

Schikanen fuhr sie sich<br />

wie ein Lkw.«<br />

Colin Edwards kämpfte in Mugello mit sich und der Yamaha<br />

Kommentar: <strong>MotoGP</strong> ohne <strong>Rossi</strong>?!<br />

An sich müsste man Valentino <strong>Rossi</strong> für seine unfreiwillige Pause dankbar sein, denn nun werden wir mit unangenehmen<br />

Themen konfrontiert. Etwa der Erkenntnis für Medien und Fans, dass die <strong>MotoGP</strong> aus mehr besteht, als nur<br />

einem Fahrer. Jede Ära hat ihre Helden, doch ein Held ist immer nur so gut, wie seine Widersacher. Das gilt auch für<br />

neunfache Weltmeister. Die <strong>MotoGP</strong> existierte vor <strong>Rossi</strong> und sie wird auch noch erfolgreich sein, wenn er sich für den<br />

'Ruhestand' entschließt. Es wird nur anders. Deshalb sollte Yamaha gar nicht versuchen, die Galaxien nach einem<br />

neuen <strong>Rossi</strong> abzusuchen - es gibt noch so viele andere Spezies da draußen. Jule Krause


78<br />

slideshow.<strong>MotoGP</strong>


motogp<br />

einzelkämpfer<br />

Jorge Lorenzo hatte den härtesten Gegner im Titelkampf im eigenen<br />

Team. Nach dem Sturz und der Verletzung von Mugello ist Valentino <strong>Rossi</strong><br />

aus dem WM-Kampf ausgeschieden. Mit Lorenzo hat Yamaha nur noch<br />

eine Speerspitze im Kampf <strong>um</strong> den Weltmeistertitel 2010.<br />

Foto: Milagro


80<br />

story.Titelkampf


Ein vollig<br />

neues Spiel<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> fällt aus und der WeltmeisterPokal sucht einen<br />

neuen Besitzer. Die Möglichkeiten sind vielfältig und Jorge Lorenzo nicht<br />

unbedingt schon der sichere Sieger, denn die Konkurrenz schläft nicht.<br />

Text: Falko Schoklitsch


82<br />

story.Titelkampf<br />

Der Doctor musste z<strong>um</strong> Doktor:<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> zog sich bei einem Trainingssturz<br />

einen Schien- und Wadenbeinbruch zu<br />

Damit fehlt jener Fahrer der in<br />

den vergangenen Jahren das gesicht<br />

der <strong>MotoGP</strong> war.<br />

»Jetzt ist schon wieder was passiert«, würde es<br />

heißen, wenn dies ein Buch der Krimireihe <strong>um</strong><br />

Simon Brenner aus der Feder von Wolf Haas<br />

wäre. Doch hier ist die Realität und die sieht in<br />

der <strong>MotoGP</strong> so aus, dass Valentino <strong>Rossi</strong> nach<br />

seinem Trainingsunfall in Mugello und dem<br />

dabei erlittenen Beinbruch kein Faktor mehr in<br />

der Weltmeisterschaft 2010 ist. Damit fehlt jener<br />

Fahrer, der in den vergangenen Jahren das<br />

Gesicht der <strong>MotoGP</strong> war, der die Serie geprägt<br />

hat und der es auch auf zeitweise unterlegenem<br />

Material immer schaffte, der Konkurrenz die<br />

Schweißperlen auf die Stirn zu treiben.<br />

Doch nun ist z<strong>um</strong> ersten Mal alles anders,<br />

<strong>Rossi</strong> fehlt und der Kampf <strong>um</strong> die WM-Krone<br />

ist damit eine völlig neue Erfahrung. Doch es<br />

dürfte nicht die quasi gemähte Wiese - <strong>um</strong> wieder<br />

einmal Haas zu zitieren - für Jorge Lorenzo sein,<br />

so wie es vielleicht den Anschein machte, als<br />

dessen Yamaha-Teamkollege mit schmerzverzerrtem<br />

Gesicht im Kiesbett von Mugello lag. Die<br />

Saison ist lang, Honda zeigt Anzeichen von<br />

Leben und nur weil sich bei Ducati zu Saisonbeginn<br />

mysteriöse Stürze gehäuft haben, muss das<br />

nicht immer so weitergehen.<br />

Schnelle Fahrer gibt es in der <strong>MotoGP</strong> genug,<br />

jene auf Werksmaschinen sitzen dort nicht<br />

<strong>um</strong>sonst und auch einige Privatfahrer haben das<br />

Potential dazu, der scheinbar so fest etablierten<br />

Spitze z<strong>um</strong>indest in die Punktesuppe zu spucken.<br />

Es sieht also alles danach aus, als könnte die<br />

<strong>MotoGP</strong>-Weltmeisterschaft 2010 auch ohne den<br />

Faktor <strong>Rossi</strong> einiges zu bieten haben - auch wenn<br />

für die verrückten Sieg-Einlagen nun nur mehr<br />

Lorenzo zuständig ist.<br />

Wie verquer sich alles entwickeln kann, hat<br />

das Mugello-Wochenende in allen seinen Facetten<br />

gezeigt. Nicht nur, dass <strong>Rossi</strong> sich verletzte<br />

und damit bewies, dass sich wirklich alles innerhalb<br />

von Sekundenbruchteilen ändern kann,<br />

sondern Lorenzo wurde von Dani Pedrosa regelrecht<br />

vorgeführt, Andrea Dovizioso hing die<br />

ganze Zeit im Heck des sonst so schnellen<br />

Yamaha-Piloten und Casey Stoner musste sich<br />

zu Platz vier mühen, indem er gegen Marco<br />

Melandri und Randy de Puniet kämpfte.<br />

All das kann in den verschiedensten Ausführungen<br />

immer wieder passieren - bei allen noch<br />

ausstehenden Rennen, egal ob plötzlich jemand<br />

am Sonntag nicht so schnell fahren kann wie in<br />

den Trainings oder ob einfach einer ein besseres<br />

Wochenende erwischt als der andere. Daher<br />

lohnt es sich auch, einen Blick auf mögliche<br />

Geschehnisse und ihre Haupt-Akteure zu werfen.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat seine Glaskugel<br />

angeworfen und versucht, ein wenig in die<br />

Zukunft zu schauen.<br />

Fotos: milagro, yamaha


Titelkampf<br />

lorenzo<br />

Der<br />

logische<br />

Favorit<br />

Nach Valentino <strong>Rossi</strong>s Ausfall ist<br />

Jorge Lorenzo der erklärte Favorit<br />

auf den WM-Titel. Einiges spricht<br />

für seinen Tri<strong>um</strong>ph, es sprechen<br />

aber auch ein paar Dinge dagegen.<br />

Jorge Lorenzo<br />

Erst ein Mal hat ein Spanier den Titel in der Königsklasse geholt,<br />

2010 sieht es so aus, als würde es ein zweites Mal passieren.<br />

Jorge Lorenzo sieht wie der logische Nachfolger von Alex Criville<br />

aus und eigentlich wollten viele die Weltmeisterschaft bereits<br />

für vergeben erklären, als sicher war, dass Valentino <strong>Rossi</strong> längere<br />

Zeit nicht dabei sein wird.<br />

Für Lorenzo spricht einiges. Er hat gegen <strong>Rossi</strong> in den vergangenen<br />

Jahren öfter geistige Härte bewiesen und schmerzliche<br />

Niederlagen immer wieder weggesteckt. Er hat dazugelernt, er<br />

ist reifer geworden und weiß, dass er manchmal eben mit einem<br />

zweiten oder dritten Platz Vorlieb nehmen muss und nicht die<br />

Maschine überfahren darf, wenn ein anderer Fahrer schneller<br />

ist. Die Untugend des Angriffs <strong>um</strong> jeden Preis schien ihm in<br />

seiner Anfangszeit in der <strong>MotoGP</strong> nur schwer auszutreiben zu<br />

sein, doch er hat gelernt und ist cleverer geworden.<br />

Ja, Niederlagen ärgern ihn, er verliert ebenso ungern wie<br />

sein verletzter Teamkollege, aber er weiß auch, wie er damit <strong>um</strong>gehen<br />

kann und muss. Als ihm Pedrosa in Mugello zu Rennbeginn<br />

auf und davon fuhr, setzte er nicht alles daran, <strong>um</strong> seinen Landsmann<br />

noch einzuholen, sondern wählte die vernünftige Lösung.<br />

Diese Haltung hat schon mehreren Fahrern eine Weltmeisterschaft<br />

eingebracht, denn sitzen bleiben und durchkommen ist nach wie<br />

vor einem Ausfall und null Punkten vorzuziehen.<br />

In seinem Oberstübchen war Lorenzo immer schon ein<br />

Großer, er wusste, was er kann. Manche empfanden das als<br />

abgehoben, andere könnten es vielleicht als das Selbstbewusstsein<br />

sehen, das ein Champion eben braucht. Was soll ihn also<br />

aufhalten? Er selbst scheint mittlerweile nicht mehr sehr anfällig<br />

dafür zu sein, sich selbst aus dem Spiel zu nehmen, allerdings<br />

weiß noch niemand, wie er sich verhält, wenn er wirklich als<br />

Favorit auf den Titel mit einem Punktepolster haushalten muss.<br />

Als er im Vorjahr gegen <strong>Rossi</strong> <strong>um</strong> die WM kämpfte, war ein<br />

paar Mal zu erkennen, dass er dem Druck nachgab, es schlichen<br />

sich leichtsinnige Fehler ein: etwa sein Ausfall in Brünn oder der<br />

Sturz auf Phillip Island, wo er Nicky Hayden ins Heck fuhr und<br />

seine Vorderbremse zerstörte. Unfehlbar ist Lorenzo bei weitem<br />

nicht, vor allem dann nicht, wenn er ins Grübeln kommt. Allerdings<br />

dürfte 2009 für ihn eine weitere Erfahrung gewesen sein, die er<br />

in sich aufgesogen hat wie alles andere, das er seit seinem Einstieg<br />

in die <strong>MotoGP</strong> gelernt hat.<br />

Das Fazit ist einfach: Lorenzo kann den Titel 2010 prinzipiell<br />

nur verlieren, aber genau das könnte ihn ins Wanken bringen.<br />

Das andere Problem: Wenn er gewinnt, wird er es sehr bedauern,<br />

dass er dabei nicht <strong>Rossi</strong> schlagen konnte, denn am liebsten<br />

würde er gegen alle Legenden fahren, sei es Hailwood, Agostini,<br />

Schwantz, Lawson oder Doohan.


84<br />

story.Titelkampf<br />

Der<br />

gefUhlte<br />

Herausforder<br />

Titelkampf<br />

pedrosa<br />

Ein gesunder Dani Pedrosa auf<br />

einer Honda, die doch wieder<br />

funktioniert; das klingt nach einer<br />

Kombination, die WM-Weihen in<br />

erreichbare Nähe rückt.<br />

Eigentlich waren viele schon geneigt, vor dem Saisonstart die<br />

Trompeten von Jericho z<strong>um</strong> Einsturz der WM-Hoffnungen Dani<br />

Pedrosas anzustimmen. Nichts lief, es gab viele Klagen, die<br />

Zeiten waren langsam und alles deutete darauf hin, dass es bis<br />

Saisonmitte dauern könnte, bevor der Spanier es irgendwie auf<br />

die Reihe bekommen hat. Dann ging doch alles irgendwie<br />

schneller. In Katar litt er noch, bis Mugello war er Rennsieger,<br />

sah sich und die Maschine auf dem richtigen Weg und hatte<br />

noch dazu bis dahin keinen allzu großen Rückstand auf Jorge<br />

Lorenzo ausgefasst.<br />

So unscheinbar Pedrosa oft sein mag, wenn es bei ihm<br />

einmal läuft, kann er jeden in Grund und Boden fahren. Seine<br />

größte Schwäche war bislang immer sein Zweikampf-Verhalten,<br />

denn da erschien er manchmal etwas zu weich. Zwar hat er<br />

mittlerweile das eine oder andere Mal gezeigt, dass er dagegen<br />

halten kann, aber seine Rennsiege waren meist Solofahrten<br />

ohne große Störungen. Ka<strong>um</strong> ging es enger zur Sache, zeigten<br />

sich doch einige Dellen in seiner Rüstung.<br />

Eine andere Sache hat er dafür mittlerweile gelernt, im<br />

Regen kann er nun ebenso stark fahren wie viele seiner Konkurrenten.<br />

Bei schlechten Bedingungen hatte er früher meist zu<br />

kämpfen, mittlerweile ist er zwar kein Regengott, aber ein solider<br />

Regen-Fahrer und das genügt für solide Punkte bei widrigen<br />

Bedingungen allemal - und genau darauf kommt es an, wenn<br />

man am Ende ganz oben stehen will.<br />

Pedrosa hat dieses Jahr aber vor allem einen großen Vorteil,<br />

den er in den vergangenen Jahren eigentlich ka<strong>um</strong> hatte. Er<br />

ging gesund in die Saison und blieb es vorerst auch. In den<br />

vergangenen Jahren hatte der Spanier immer wieder mit Verletzungen<br />

zu kämpfen und ging 2008 und 2009 schon angedani<br />

pedrosa<br />

schlagen in die Saison. Weitere Verletzungen während der beiden<br />

Jahre machten es ihm nicht unbedingt leichter. Pedrosas größte<br />

Achillesferse scheint es zu sein, dass er sich meist gleich eine<br />

gröbere Verletzung zuzieht, wenn er stürzt.<br />

Unvergessen ist diesbezüglich sein Sturz auf dem Sachsenring<br />

2008. In einem verregneten Rennen führte er mit rund<br />

sieben Sekunden Vorsprung, nur <strong>um</strong> sich dann in Kurve eins<br />

hinein zu verbremsen. Zu dem Zeitpunkt führte er die Weltmeisterschaft<br />

an, musste danach aber wegen seiner Verletzungen<br />

Laguna Seca auslassen und quälte sich in Brünn nach der Sommerpause<br />

zu einem WM-Punkt, womit seine Titelhoffnungen<br />

begraben waren. 2009 schwächelte neben weiteren Verletzungen<br />

auch die Honda stark, gerade das soll nun nicht mehr der Fall<br />

sein - z<strong>um</strong>indest nach Pedrosas Gefühl.<br />

Was kann er also ausrichten? Bleibt er verletzungsfrei, kann<br />

er Jorge Lorenzo das Leben sicher mehr als schwer machen,<br />

hat er noch dazu gelernt, wie er sich in Zweikämpfen behauptet,<br />

kann er Lorenzo außerdem frustrieren. Denn der Yamaha-Pilot<br />

hätte sicher nie damit gerechnet, dass Pedrosa härter fahren<br />

kann als er.<br />

Fotos: milagro, repsol, ducati


Die<br />

dunklen<br />

Pferde<br />

Nach den ersten vier Rennen zählten<br />

sie zwar nicht zu den Top-Favoriten,<br />

aber Casey Stoner, Nicky Hayden und<br />

Andrea Dovizioso könnten im Titelkampf<br />

noch ein Wort mitreden und<br />

so z<strong>um</strong> Spielverderber werden.<br />

Andrea Dovizioso<br />

Nicky Hayden<br />

Casey Stoner<br />

Titelkampf<br />

aussenseiter<br />

In englischsprachigen Ländern spricht man gerne von Dark Horses,<br />

wenn es Außenseiter gibt, die durchaus in der Lage sind, die<br />

großen Favoriten zu stürzen. Und von diesen dunklen Pferden gibt<br />

es in der Saison 2010 z<strong>um</strong>indest drei: Casey Stoner, Nicky Hayden<br />

und Andrea Dovizioso. Stoner als Außenseiter zu bezeichnen, wäre<br />

vor dem Saisonbeginn eigentlich Blasphemie gewesen, denn der<br />

Australier ist im Normalfall Favorit und nichts anderes.<br />

Doch zwei Ausfälle in den ersten beiden Rennen und nicht so<br />

solide Leistungen in Jerez und Mugello ließen den Stern des Weltmeisters<br />

von 2007 doch ein wenig sinken. Die neuen Aufhängungen<br />

für die Saison 2010 machte er schließlich als Grund dafür aus, dass<br />

ihm immer wieder die Front wegklappte. Aber auch sonst schien<br />

irgendwo ein wenig der Wurm drin zu sein, sei es beim Setup oder<br />

beim von Screamer auf Big Bang <strong>um</strong>gerüsteten Motor.<br />

Verdammt schnell fahren kann Stoner immer noch, seine<br />

dominanten Trainingsvorstellungen zu Beginn der Saison machten<br />

das deutlich. Wenn er an seinem Motorrad wieder alles so<br />

hinbekommt, dass er sich wohl fühlt, steht einem Angriff seinerseits<br />

nichts im Wege. Dann dürfte sich die gesamte <strong>MotoGP</strong><br />

festhalten müssen, denn wie man Weltmeister in der Köngisklasse<br />

wird, das weiß Stoner.<br />

Dovizioso und Hayden sind noch größere Außenseiter als der<br />

Australier. Beide verstehen ihr Handwerk, beide sind aber nicht<br />

unbedingt der Urtyp des Siegfahrers und genau das könnte wohl<br />

auch ihr Handicap sein. Irgendwie fehlt ihnen dieses letzte Extra.<br />

Konstant können sie beide durch eine Saison fahren, Hayden<br />

wurde auf diese Art und Weise 2006 sogar Weltmeister, aber das<br />

dürfte 2010 zu wenig sein.<br />

Dovizioso und Hayden wären jedenfalls die schönsten<br />

Aschenputtel-Geschichten, die es in dieser Saison geben<br />

könnte. Beide hatten 2009 ihre Probleme, Hayden war bereits<br />

fast abgeschrieben, im Jahr 2010 zeigten sich beide bislang neu<br />

erstarkt. Aber so märchenhaft es auch wäre, ihre Titelchancen in<br />

diesem Jahr bleiben wohl klein, denn ka<strong>um</strong> jemand kann sich<br />

vorstellen, dass sie konstant Lorenzo, Pedrosa und Stoner in den<br />

Schatten stellen können, wenn die nicht gerade das große Stürzen<br />

beginnen. Spielverderber bei der Punktehamsterei können sie<br />

aber in jedem Fall werden. Das gilt auch für die Herren Colin<br />

Edwards, Ben Spies, Marco Melandri und Randy de Puniet. Nein,<br />

sie werden auf ihren Privatmaschinen keine großen Sieg-Kandidaten<br />

sein, aber für einen Ausreißer nach oben sind sie immer<br />

gut, womit sie einem der Titel-Aspiranten hin und wieder wertvolle<br />

Punkte klauen könnten. Auch damit sind sie Dark Horses, denn<br />

neben Außenseiter stehen die dunklen Pferde im englischen<br />

Sprachra<strong>um</strong> auch für unbekannte Größen und eine unbekannte<br />

Größe ist eben immer schwer einzuschätzen - und sei es nur von<br />

Rennen zu Rennen.


86<br />

interview.Cecchinello


Lucio Cecchinello hat sich mit seiner LCR-Mannschaft fest in der <strong>MotoGP</strong> <br />

etabliert und kann immer wieder Achtungserfolge verbuchen. <br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach in Mugello mit dem TeamManager <br />

über Randy de Puniet, Aussichten und einen möglichen Gänsehaut-Moment. <br />

Text: Falko Schoklitsch & Rudi Moser<br />

Fotos: milagro<br />

MSM: Dein Team hatte einen soliden Start in<br />

die Saison. Bist du bislang zufrieden?<br />

LUCIO CECCHINELLO: Ja. Auch wenn wir erst<br />

wenige Rennen hinter uns haben, sind wir mit<br />

der Leistung der Maschine und von Randy<br />

zufrieden. Wir müssen uns noch genauer mit<br />

unseren schwächsten Punkten befassen, das sind<br />

der Start und die Konstanz am Ende des<br />

Rennens.<br />

Was muss passieren, damit Randy es auf das<br />

Podest schafft?<br />

Ich denke, dass wir nicht so weit davon weg sind<br />

- vor allem wenn man bedenkt, dass Randy sehr<br />

schnelle Runden fahren kann, die nahe an den<br />

Zeiten der Spitzenfahrer dran sind. Manchmal<br />

fehlen uns nur ein paar Zehntelsekunden auf die<br />

Werksfahrer. Erstens muss er bessere Starts<br />

haben und zweitens muss er auch nach acht bis<br />

zehn Runden noch schnell sein können. Nach<br />

Lucio Cecchinello traut seinem Fahrer Randy de<br />

Puniet durchaus den Sprung aufs Podi<strong>um</strong> zu<br />

diesen acht bis zehn Runden wissen wir nicht,<br />

ob die Konzentration nachlässt oder ob er größere<br />

Probleme mit dem Management der<br />

Maschine hat, wenn die Reifen zu rutschen<br />

beginnen. Es gibt einige sehr gute Fahrer, die<br />

schnell sein können, wenn der Reifen nachlässt.<br />

Und dann gibt es Fahrer, die da mehr Probleme<br />

haben. Randy muss in diesem Bereich vielleicht<br />

mehr arbeiten. Wenn er dieses Problem lösen<br />

kann, glauben wir, dass wir in der Saison Rennen<br />

haben, bei denen wir <strong>um</strong> das Podest kämpfen<br />

können. Wenn wir in den Top Vier oder Fünf<br />

sind, fällt vielleicht ja auch einer aus.<br />

Zu Beginn der Saison gab es einige Klagen<br />

wegen des Handlings der Honda. Wie siehst du<br />

die Situation?<br />

Honda hat in den vergangenen Jahren oft den<br />

Projektleiter gewechselt. Das bedeutet, die<br />

Maschine wurde immer wieder mit einer →


88<br />

interview.Cecchinello<br />

Als ehemaliger Weltklasse-Motorradrennfahrer ist Lucio Cecchinello bei den Fans noch immer ein beliebtes Fotomotiv<br />

völlig anderen Dimension, anderem Schwerpunkt<br />

und anderer Gewichtsverteilung gebaut.<br />

All diese Wechsel brachten die Teams und die<br />

Fahrer immer in ernste Probleme, wenn es<br />

dar<strong>um</strong> ging, das passende Setup zu finden, damit<br />

der Fahrer das richtige Gefühl hat und die<br />

Maschine richtig handhaben kann, bei den Richtungswechseln<br />

schnell sein kann und die<br />

Maschine sauber in die Kurvenmitte bekommt.<br />

Wir hatten bei den Wintertests ein paar Probleme<br />

und wir sind vielleicht das einzige Honda-<br />

Team, das im Vergleich zu den anderen mit<br />

wenigen Problemen nach Katar kam.<br />

Randy ist in den vergangenen eineinhalb Jahren<br />

viel konstanter geworden. Du hast bereits den<br />

Einheitsreifen als Grund dafür erwähnt. Gibt<br />

es noch andere Gründe dafür?<br />

Ich glaube, dass Randy nun Rennen für Rennen<br />

ein Ziel hat und wenn er auf dem sechsten, siebten,<br />

achten Platz ist, dann weiß er, er liegt in<br />

unserem Zielbereich. Denn wir wissen genau,<br />

dass die zwei Werks-Yamahas, die zwei Werks-<br />

Ducatis und die zwei Werks-Hondas nur sehr<br />

schwer zu schlagen sind. Also sind da schon<br />

sechs Fahrer, die vorne sind. Er denkt nun konservativer<br />

als in den Jahren davor. Das ist aber<br />

auch etwas schade, da wir wissen, dass er ein<br />

größeres Potential hat. Er muss etwas mehr an<br />

sich glauben. Ich denke, wenn Randy ein ganzes<br />

Rennen mit den Spitzenfahrern mithalten kann,<br />

dann wird sich ein Schalter bei ihm <strong>um</strong>legen<br />

und er wird fantastisch sein.<br />

Fotos: milagro<br />

Er denkt nun konservativer. das ist etwas schade, da wir wissen, dass er ein <br />

gröseres potenzial hat. er muss etwas mehr an sich glauben. ich denke, wenn <br />

er ein ganzes rennen mit den spitzenfahrern mithalten kann, dann wird sich <br />

ein schalter bei ihm <strong>um</strong>legen und er wird fantastisch sein.


Es wurde schon viel über deine Herangehensweise<br />

z<strong>um</strong> Sponsoring gesagt. Wie lief die Sponsorensuche<br />

für dieses Jahr?<br />

Ich muss da sehr ehrlich sein. Der ganze Sponsorenmarkt<br />

im <strong>Motorsport</strong> ist runtergegangen,<br />

vor allem nachdem die Tabak-Konzerne weg<br />

waren. Deren Ausstieg stimmte ich auch zu. Wir<br />

hatten aber in den vergangenen zwei Jahren auch<br />

das Problem der Wirtschaftskrise. Irgendwie<br />

erleben wir eine schwierige Zeit. Wir müssen<br />

alle Ausgaben optimieren und wir müssen viel<br />

mehr mit den Werbeagenturen kommunizieren.<br />

Momentan wird eng mit Motorrad-Teileherstellern<br />

und Motorrad-Accessoire-Produzenten<br />

zusammengearbeitet und man tut auch viel mit<br />

Werbeagenturen. Bislang ist unser Sponsoren-<br />

Budget nicht so schlecht, da wir ein großes Netzwerk<br />

an Kontakten aus der Werbebranche haben<br />

und Schritt für Schritt treten wir mit ihnen in<br />

ernsthafte Gespräche ein. Wir bekommen jetzt<br />

von dort auch die ersten Sponsorings. Aber die<br />

Menge an Sponsoring ist viel geringer als früher.<br />

Wenn früher etwas viel brachte, bringt es nun<br />

30 Prozent weniger oder sogar noch weniger.<br />

Das müssen wir aber akzeptieren und <strong>um</strong> das<br />

Budget zu erreichen, müssen wir mit mehr Sponsoren<br />

sprechen. Deswegen wechsle ich oft die<br />

Aufkleber an unseren Maschinen.<br />

Der Start der Moto2 war sehr erfolgreich. Hast<br />

du Pläne, in Zukunft mit deinem Team in der<br />

Klasse mitz<strong>um</strong>achen?<br />

Wir lieben die Moto2. Sie ist toll, denn die Teams<br />

können dort mehr auf Ingenieurs-Seite arbeiten,<br />

so wie das vor vielen Jahren war. Momentan<br />

möchten wir uns aber auf die <strong>MotoGP</strong> konzentrieren,<br />

denn wir wissen, in der <strong>MotoGP</strong> zu sein,<br />

verlangt viel Arbeit und Mühe und ich möchte<br />

mich lieber hundertprozentig auf die <strong>MotoGP</strong><br />

konzentrieren. Wenn wir aber einen großen<br />

Sponsor und ein großes Budget an Land ziehen<br />

und damit die richtigen Leute für die Moto2<br />

anheuern können, war<strong>um</strong> nicht?<br />

Was denkst du über den Wechsel zu 1000cc in<br />

der <strong>MotoGP</strong>?<br />

Sagen wir, dass ich den Wechsel von 1000cc zu<br />

800cc nie mochte. Denn obwohl die <strong>MotoGP</strong><br />

eine Prototypen-Klasse ist, so glaube ich, dass<br />

wir immer eine enge Verbindung zu den Straßenprodukten<br />

brauchen. Mit der 800er haben<br />

wir einen Motor entworfen, der am Markt nicht<br />

verkauft wird. Wir entwickeln Motoren mit<br />

pne<strong>um</strong>atischen Technologien, die am Markt<br />

nicht verkauft werden. Ich denke, es ist gut, wenn<br />

der 1000cc-Motor wieder kommt, denn die<br />

Werke werden wieder dazu motiviert, hier zu<br />

sein - auch andere Werke wie BMW, Aprilia oder<br />

wer auch immer. Denn sie werden eine viel<br />

direktere Verbindung zu ihren Straßenprodukten<br />

sehen. Bereits vertretene Hersteller, die<br />

bei ihren Verkäufen auch Probleme haben, werden<br />

motivierter sein, <strong>um</strong> in dieser Klasse weiter<br />

zu investieren. Denn sie werden Technologien<br />

viel näher am Markt entwickeln. In Wahrheit ist<br />

es so, dass die in Zukunft gebauten Motoren von<br />

BMW, Aprilia oder auch der 1000cc-Honda sehr<br />

nahe an den Straßen-Produkten dran sein werden.<br />

Das ist sehr gut für den Sport und für die<br />

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.<br />

Haben Privatteams bessere Chancen gegen die<br />

Werksteams, wenn die 1000er kommen?<br />

Ein weiteres Ziel dieser Regel ist es, eine sehr<br />

starke Weltmeisterschaft aufzubauen, so wie wir<br />

es in der Moto2 sehen. Denn letztendlich ist es<br />

den Fans egal, ob wir eine Karbonbremse haben,<br />

die 100.000 Euro kostet. Sie möchten viel lieber<br />

Kämpfe, Wheelies, Berührungen und Slides<br />

sehen. Sie brauchen das Spektakel. Es sollte also<br />

definitiv gut werden.<br />

Du warst selbst ein Weltklasse-Fahrer. Reizt es<br />

dich manchmal, auf die RC212V zu springen<br />

und eine Fahrt zu machen?<br />

Ich würde das liebend gerne machen. Ich glaube<br />

aber, es gibt mehrere Phasen im Leben. In einer<br />

Phase spielt man mit den kleinen Soldaten und<br />

dem kleinen Plastik-Motorrad. Dann gibt es die<br />

Phase, in der man Sport macht, Spaß hat, den<br />

Kopf frei hat und nicht daran denkt, dass man<br />

etwas riskiert. Dann gibt es eine weitere Periode,<br />

in der man plötzlich merkt, dass man erwachsen<br />

werden muss. Und die Jahre gehen vorbei. Auf<br />

der einen Seite würde ich also liebend gerne auf<br />

die Maschine springen, aber ich weiß auch, dass<br />

jetzt nicht mehr die Zeit dafür ist, da ich wichtige<br />

Verantwortungen habe, <strong>um</strong> die ich mich kümmern<br />

muss. Wenn ich eine Verletzung hätte,<br />

würde das viele Probleme für mein Unternehmen<br />

bedeuten. Lass mich also davon trä<strong>um</strong>en,<br />

dass ich wieder auf die Maschine steigen werde,<br />

sobald ich in Rente gehe - nur <strong>um</strong> dabei Spaß<br />

zu haben natürlich.<br />

Wenn wir gerade beim Trä<strong>um</strong>en sind. Was<br />

würde es für dich bedeuten, wenn dein Team<br />

ein <strong>MotoGP</strong>-Rennen gewänne?<br />

Wow. Du verursachst mir jetzt eine Gänsehaut,<br />

wenn du so etwas sagst. Für mich wäre das wie<br />

der Gewinn einer Weltmeisterschaft, denn es ist<br />

so schwierig in dieser Klasse. Das wäre fantastisch.<br />

Für mich wäre es schwierig, bei einem Sieg<br />

nicht zu weinen.<br />

Für dich als Team-Manager, wer ist dein Favorit<br />

auf den WM-Titel dieses Jahr?<br />

Ich denke, es wäre gut für unseren Sport, wenn<br />

jemand wie Jorge Lorenzo den Titel gewinnen<br />

würde. Ich glaube, er macht einen sehr guten<br />

Job und wenn Lorenzo dieses Jahr gewinnt, wird<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> sicher noch ein Jahr weitermachen,<br />

denn bevor er aussteigt, will er z<strong>um</strong>indest<br />

einen zehnten Titel. MSM<br />

Auf der einen seite würde<br />

ich liebend gerne wieder <br />

auf die maschine springen, <br />

aber ich weiss auch, dass<br />

jetzt nicht mehr die zeit<br />

dafür ist, da ich wichtige <br />

verantwortungen in <br />

meinem team habe, <strong>um</strong> die <br />

ich mich kümmern muss.


90<br />

flop-5.verletzungen<br />

top5<br />

lazarett<br />

auf vier rädern<br />

+<br />

Die Favoriten und Titel anwärter 2010 scheinen mehr<br />

Aufmerksamkeit zu suchen – wie sonst soll man die zahlreichen<br />

Brüche und Verletzungen erkl ären?<br />

Text: Jule Krause


Ausritte durchs Kiesbett, wegklappende Vorderräder, Highsider, Motocross-Trainingsstürze<br />

mit anschließenden Schulterverletzungen, Schlüsselbeinbrüchen,<br />

Handbrüchen, Fußbrüchen, Bänderzerrungen und<br />

geprellten Rippen, das alles gehört z<strong>um</strong> Alltag der Motorradabteilung.<br />

In dieser Saison aber erwischt es nicht nur <strong>MotoGP</strong>-Rookies wie Alvaro<br />

Bautista und Ben Spies, Fahrer wie Mika Kallio, Superbike-Starter wie<br />

Broc Parkes und Roland Resch sowie IDM-Heißsporne. Nein, besonders<br />

die Siegfavoriten und Titelaspiranten der verschiedenen Weltmeisterschaften,<br />

Serien und Klassen gerieten bislang in Verletzungsnot. Ein paar<br />

hatten Glück und sitzen wieder auf ihren Maschinen, für andere heißt<br />

es statt Titeljagd 2010: Metallplatten- oder Stangen, Gips- und Stützverbände,<br />

Nähte, Ruhe und Reha.<br />

Chris Vermeulen kann der<br />

Konkurrenz noch nicht so<br />

einheizen wie er möchte<br />

5. superbike wm: Die Rückkehrer straucheln<br />

Fotos: iStockphoto, wsbk, kawasaki, idm, hock-racing<br />

James Toseland und Chris Vermeulen waren mit hohen Ambitionen in die Superbike Weltmeisterschaft zurückgekehrt, doch bereits beim<br />

ersten Rennen in Australien legten beide die Grundsteine für eine komplizierte Saison. Toseland stürzte im Training, zog sich dabei eine<br />

leichte Fraktur im 3. Mittelhandknochen zu und noch einmal im Rennen, wieder auf die Hand. Damit folgten zwei schwierige Rennen beim<br />

Auftakt in Europa und die Titeljagd ist weiter auf Eis gelegt. Vermeulen stürzte im zweiten Lauf beim Saisonauftakt in Australien, genau auf<br />

das Knie, das ihm schon seit Jahren Schwierigkeiten bereitet. Der Australier musste sowohl Portimao als auch Valencia auslassen und fährt<br />

seither nicht <strong>um</strong> Top-5 Platzierungen und Siege, sondern <strong>um</strong> die Plätze 12 bis 15.<br />

Aua: Die Folgen einer misslungenen<br />

Überrundung, der<br />

folgenden Kolllision und<br />

eines Überschlags<br />

4. IDM Sidecar, Enrico<br />

Becker: Drei Räder schützen<br />

vor Brüchen nicht<br />

Fotos: Adrivo/Sutton<br />

Das Hock-Team mit ‚Rico‘ Becker ging mit Fahrer Kurt Hock<br />

2010 als Favoritenteam in die IDM-Sidecar Serie, doch bereits<br />

beim zweiten Lauf in Oschersleben wichen die Titelträ<strong>um</strong>e<br />

sechs Stangen im Fuß. Beim Rennen in der <strong>Motorsport</strong> Arena<br />

war in der achten Runde das Duo Roscher/Wolfram von der<br />

Strecke gekommen, gelbe Flaggen wurden geschwenkt und<br />

veranlassten die Führenden Päivarinta/Hänni stark abzubremsen.<br />

Damit hatten aber Hock/Becker überhaupt nicht gerechnet.<br />

Aus einem Ausweichmanöver wurde eine Kollision mit<br />

den zu überrundenden Ruppert/Ruppert mit anschließendem<br />

Überschlag, bei dem sich Becker den Unterschenkel und das<br />

Sprunggelenk brach und nun für mehrere Monate ausfällt.


92<br />

flop-5.verletzungen<br />

Die Moto2 garantiert spannende<br />

Rennen und viele Stürze<br />

3. Moto2: Elias, Rolfo und Debon mit dem Standardprogramm<br />

Die neue Moto2 ließ vor Saisonstart viele Fragen offen, aber Favoriten für Siege und Titel wurden dennoch benannt. Empfehlenswert für einen<br />

guten Saisonstart als Titelkandidat ist, die Testfahrten gesund zu überstehen. Toni Elias versuchte es dennoch mit der Extraherausforderung<br />

und brach sich in Jerez das linke Fußgelenk und den linken Finger bei einem Ausweichmanöver. Der Spanier ging mit sechs kleinen Schräubchen<br />

in einen schmerzvollen Saisonstart. Siegkandidat Alex Debon brach sich bei Tests in Barcelona das Schlüsselbein, doch der 34-Jährige<br />

schaffte es z<strong>um</strong> Saisonauftakt wieder passabel fit zu werden, genau wie Roberto Rolfo, der sich beim Teststurz eine Schulterverletzung zuzog.<br />

1. TT 2010 IoM, Steve Plater:<br />

Bei Hals und Gliederschmerzen<br />

fragen sie ihren Arzt<br />

oder Apotheker<br />

2. <strong>MotoGP</strong>: Yamaha Aliens mit<br />

feindlicher Erd-Berührung<br />

Jorge Lorenzo hat seinen Platz unter den Titelfavoriten in der <strong>MotoGP</strong><br />

sicher, doch ein Trainingssturz auf einem Minibike vor Saisonstart ließ<br />

Zweifel aufkommen. Der Spanier verletzte sich den Da<strong>um</strong>en und brach<br />

sich den Mittelhandknochen. Kein Test in Malaysia, der in Katar war<br />

schmerzhaft und das erste Saisonrennen schwierig, doch Lorenzo bekam<br />

die Kurve. D<strong>um</strong>mheit der Jugend? Nur wenige Wochen danach stürzte<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> beim Motocross-Training und verletzte sich an der Schul -<br />

ter. Eine ungewollte Einladung an die Rivalen, denn die Schulter bereitete<br />

Schwierigkeiten in Jerez und Le Mans. Gerade als <strong>Rossi</strong> wieder obenauf<br />

schien - kam der Trainingssturz in Mugello mit Schienbeinbruch. Der<br />

Doctore muss die Jagd nach dem WM-Titel auf 2011 verschieben.<br />

Das TT-Rennen der Isle of Man ist nicht nur Kult. Wer hier fährt, alles<br />

unbeschadet übersteht und dann vielleicht noch siegt, kann sich<br />

wirklich etwas drauf einbilden. Zu den großen Favoriten gehörte 2010<br />

Steve Plater. Doch dann kam das NorthWest 200 International, ein<br />

Training, ein Sturz und ein komplizierter Bruch der linken Hand. Der<br />

Brite gab nicht auf und arbeitete am rechtzeitigen Comeback für die<br />

Tourist Trophy - nur die Hals- und Schulterschmerzen wollten einfach<br />

nicht verschwinden. Ein Arzt setzte ein MRT an und siehe da: Plater<br />

hatte beim Trainingssturz nicht nur die Hand, sondern auch sein<br />

Genick gebrochen, zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel.<br />

Anstelle am 3. Juni 2010 auf der Isle of Man zu rasen, hieß es für den<br />

37-Jährigen Operation und Stabilisierung des Wirbels, am 7. Juni wurde<br />

eine weitere Metallplatte auf der Vorderseite des Wirbels eingesetzt.<br />

Steve Plater zog sich einen<br />

Genickbruch zu - merkte<br />

es aber erst viel später<br />

Fotos: milagro, iom tt, adrivo sportpresse/börner, adrivo Sportpresse/Lekl


Epp.interview<br />

93<br />

Vollgas in drei Klassen<br />

Daniel Epp leitet zwar lediglich das <strong>MotoGP</strong>-Team, doch mit der Interwetten-Mannschaft<br />

ist er in allen drei Klassen engagiert. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit ihm<br />

über Herausforderungen, Wichtigkeiten und zukünftige Entwicklungen.<br />

Text: Falko Schoklitsch & Rudi Moser<br />

Fotos: milagro, interwetten honda


94<br />

interview.Epp<br />

Daniel<br />

epp<br />

MSM: Wie groß ist die Herausforderung, Teams<br />

in allen drei Klassen zu haben?<br />

DANIEL EPP: Ich muss da präzisieren. Wir<br />

betreiben eigentlich nicht drei Teams in drei<br />

Klassen, sondern wir haben drei Fahrer in drei<br />

Klassen. Das Team, das ich selber betreibe, ist<br />

das in der <strong>MotoGP</strong> mit Hiroshi Aoyama. Beim<br />

zweiten Team, das Terrell Thien betreibt, da sind<br />

wir Hauptsponsor. Ich habe ihm das Team im<br />

vorigen Jahr übergeben und die bestehende<br />

Struktur mit ihm so weiterlaufen lassen. Dort<br />

haben wir Tom Lüthi in der Moto2 und Marcel<br />

Schrötter in der 125er. Aber vom Management-<br />

Job her tun wir es schon für alle drei.<br />

Kann man den Aufwand für die drei Klassen<br />

in Prozenten festlegen?<br />

Am meisten Aufwand betreiben wir logischerweise<br />

in der <strong>MotoGP</strong>. Aber die anderen Projekte<br />

profitieren davon. Die Struktur, die wir für die<br />

<strong>MotoGP</strong> aufstellen mussten, hilft natürlich auch<br />

dem Moto2- und dem 125er-Projekt; sei es jetzt<br />

von Kommunikations-Seite, der Management-<br />

Seite und auch finanziell. Das sieht man hier<br />

z<strong>um</strong> Beispiel in der Hospitality. Wir hätten eine<br />

solche Hospitality sicher nicht für Moto2 oder<br />

125 gemacht. Da läuft das dann einfach mit.<br />

Genauso personell, wie mit der Meike Koch, die<br />

Marketing macht, mit der Judith Pieper-Köhler,<br />

die Kommunikation macht. Da haben wir schon<br />

eine einigermaßen effiziente Organisation für<br />

alles aufgebaut.<br />

Wie gefällt Ihnen persönlich die Moto2?<br />

Ich bin aus der Klasse rausgegangen, weil ich<br />

selbst kein Team dort betreiben wollte. Dazu<br />

hätte ich immer noch keine Lust. Rein technisch<br />

gesehen gefallen mir persönlich Einheitslösungen<br />

nicht so. Das war immer mein Zugang.<br />

Aber von außen betrachtet, gefällt mir die Klasse<br />

insofern gut, weil sie sehr wettbewerbsbetont ist,<br />

die Rennen sind spannend und die Kosten sind<br />

einigermaßen unter Kontrolle - was wohl der<br />

Hauptbeweggrund für die Klasse war. Sonst hätte<br />

man dort wohl schon Wettbewerb zwischen den<br />

Herstellern zugelassen. Aber rein ökonomisch<br />

gesehen ist es der richtige Weg. Die Kosten für<br />

die Teams sind niedriger, die Kosten für die Teilnehmer<br />

- es gibt keine Werke mehr, die Chassis-<br />

Hersteller sind keine Werke -, sind auch überschaubar<br />

und ich denke nicht, dass man es<br />

geschafft hätte, die großen Werke dazu zu motivieren,<br />

auch in der Moto2 noch einmal Geld<br />

auszugeben. Die geben ja in der <strong>MotoGP</strong> nicht<br />

einmal so viel aus, wie es die Dorna gerne hätte.<br />

Teilweise fehlen sie, so wie Kawasaki, BMW,<br />

Aprilia und so weiter. Es war aus ökonomischen<br />

Gründen also der richtige Weg und das sind<br />

wichtige Gründe in diesem Business. Was mir<br />

gut gefällt, ist das Starterfeld. Wir haben ein stark<br />

besetztes Starterfeld, wir haben zehn Top-Fahrer<br />

und das macht die Klasse interessant. Wenn<br />

diese Fahrer nicht da wären, wäre die gleiche<br />

Klasse wohl relativ langweilig. Aber so ist das<br />

Starterfeld hochkarätig.<br />

Die <strong>MotoGP</strong> gilt als die wichtigste Klasse, wie<br />

würden Sie ihren Stellenwert beschreiben?<br />

Es ist die wichtigste Klasse, sie leidet im Moment<br />

nur unter einem zu kleinen Starterfeld und auch<br />

darunter, dass noch nicht alle Hersteller in der<br />

Klasse drin sind. Es ist nur eine Frage der Zeit,<br />

bis das wieder geschehen wird. Die Dorna und<br />

die MSMA arbeiten daran, das wieder hinzukriegen.<br />

Im Moment sind zu wenige Hersteller<br />

in der <strong>MotoGP</strong> vertreten; aus Gründen, die wir<br />

alle kennen. Es ist die Königsklasse, es ist der<br />

Ort, wo die Werke investieren, wo die Werke<br />

weiterentwickeln. Dort spielt die Musik, dort<br />

fahren die großen Stars und dort ist es am<br />

schwierigsten, es zu finanzieren und mittelfristig<br />

Erfolg zu haben.<br />

Sie sind lange im Geschäft dabei. Sind Sie der<br />

Meinung, dass die kleinen Klassen gut dafür<br />

geeignet sind, <strong>um</strong> dort junge Fahrer für die<br />

<strong>MotoGP</strong> auszubilden?<br />

Es braucht alle drei Klassen. Ich bin da eher konservativ.<br />

Ich bin auch Motorrad-Rennen<br />

gefahren, das war aber nur Hobby und ich weiß<br />

schon, wie die Fahrer aufgebaut werden. Es geht<br />

aber nicht nur dar<strong>um</strong>, die Fahrer aufzubauen,<br />

auch die Klassen sind interessant. Die 125er wird<br />

sich in den nächsten zwei, drei Jahren auch verändern<br />

und ich bin überzeugt, dass alle drei<br />

Klassen Sinn machen. Wir brauchen eine Einstiegsklasse,<br />

so ab dem Alter von 14, 15 Jahren<br />

und wir brauchen eine Klasse mit hohem Niveau,<br />

aus der man die Fahrer für die <strong>MotoGP</strong> nehmen<br />

kann - es können ja nicht alle <strong>MotoGP</strong> fahren.<br />

Wir brauchen aber auch aus einem ganz anderen<br />

Grund drei Klassen. Wenn man nur die <strong>MotoGP</strong><br />

hätte, wären zu wenige Nationalitäten da und<br />

die Dorna hätte große Probleme, das weltweit<br />

zu vermarkten. Die kleinen Klassen geben die<br />

Chance, Local-Heroes aufzubauen und das ist<br />

sehr wertvoll. Wir haben das selbst geschafft mit<br />

Tom Lüthi in der Schweiz. Ohne Tom wäre die<br />

Schweiz keine Motorrad-Nation geworden, ohne<br />

Talmacsi Ungarn nicht, ohne Pesek Tschechien<br />

nicht. Das spielt eine große Rolle und das kann<br />

in den kleinen Klassen genauso gut geschehen<br />

wie in den großen. Wenn wir einen Österreicher<br />

hätten, der die 125er-WM gewänne, wären wir<br />

in Österreich auf einem vollkommen anderen<br />

Level. Es braucht die <strong>MotoGP</strong> für einen klar<br />

abgegrenzten Markt nicht, also auf Sprache und<br />

Nationalität bezogen. Da spielt es keine Rolle,<br />

wo ein Fahrer eigentlich fährt. Das Beispiel für<br />

die Schweiz mit Tom Lüthi 2005, das war ein<br />

Super-Hype, er ist Sportler des Jahres geworden<br />

und hat dort Federer bei der Wahl besiegt. Die<br />

125er hatte 800.000 Zuschauer und das war<br />

»Sie ist die wichtigste Klasse,<br />

sie leidet nur unter einem<br />

zu kleinen Starterfeld und<br />

auch darunter, dass nicht<br />

alle Hersteller drin sind.«<br />

unter Anführungszeichen nur die 125er. Ich<br />

würde also nie despektierlich darüber sprechen.<br />

Das tut auch niemand, der in der <strong>MotoGP</strong> ist,<br />

denn wir alle sind in der 125er-Klasse groß<br />

geworden - nicht nur die Fahrer, auch die Teams,<br />

alle. Jeder weiß, wie wertvoll diese Klasse ist, <strong>um</strong><br />

genau diesen Job zu tun.<br />

Wenn man auf die <strong>MotoGP</strong> blickt, ist es sinnvoll,<br />

dass die Moto2 jetzt eine Viertakt-Klasse<br />

geworden ist?<br />

Heute denke ich, ja. Ich denke, auch die 125er<br />

wird eine Viertakt-Klasse werden. Was verkaufen<br />

die Werke? Sie verkaufen Viertakter, da<br />

beginnt es und da hört es schon wieder auf. →


die mannschaft von daniel epp ist in allen drei wm-klassen mit einem fahrer vertreten<br />

und ein paar hübsche damen bringt das interwetten honda team auch in den paddock<br />

Fotos: milagro, interwetten honda


96 interview.Epp<br />

»Es ist einfach,<br />

diejenigen,<br />

die hier<br />

keinen Platz<br />

finden, die<br />

fahren eben<br />

superbike.«<br />

Ich kann das gut nachvollziehen. Zweitens war<br />

die 250er sehr speziell. Viele Fahrer konnten sich<br />

dort nicht durchsetzen, weil sie nicht den<br />

Zugang zu entsprechendem Material hatten.<br />

Jetzt hat jeder einfach Zugang zu diesem Material<br />

und jetzt sind andere Fahrer vorne dabei.<br />

Dass Spies quer über Viertakt reingekommen<br />

ist, zeigt ja, dass Viertakt-Erfahrung von Vorteil<br />

ist. Ich habe die 250er zwar sehr gemocht, aber<br />

es ist der Gang der Zeit und ich finde es korrekt,<br />

dass die Zweitakter später aussterben werden.<br />

Lucio Cecchinello hat im Gespräch mit uns<br />

gemeint, er fand den Wechsel zu 800cc in der<br />

<strong>MotoGP</strong> nicht gut, da keine 800er verkauft werden<br />

und deswegen in die falsche Richtung entwickelt<br />

wird. Teilen Sie diese Meinung?<br />

Ja. Ich denke, da spielte sicher die Konkurrenz<br />

zur Superbike-WM eine Rolle, wobei das nicht<br />

wirklich in dem Sinne Konkurrenz ist. Aber<br />

trotzdem, einige Werke sind dorthin abgewandert,<br />

wir haben dort Aprilia, BMW und<br />

Kawasaki. Die gehören dort eigentlich nicht hin.<br />

Ich meine das nicht despektierlich, sie machen<br />

dort einen ganz tollen Job, aber die Musik spielt<br />

in der <strong>MotoGP</strong> und nicht in der Superbike-WM.<br />

Sie gehören eigentlich hierher. Der Schritt zu<br />

den 800ern runter war ein Schritt in Richtung<br />

noch größere Exklusivität, wieder weg von der<br />

Serie. Das war damals ein nicht sehr vorausschauender<br />

Entscheid, denn dann ist die Krise<br />

gekommen und sie ist immer noch da und wird<br />

uns auch noch mehrere Jahre begleiten. Jetzt ist<br />

der Schritt zurück zu den 1000ern meiner Meinung<br />

nach der richtige. Die Frage ist nicht so<br />

stark die Kubikzahl, sondern was die Hersteller<br />

tun werden und welche Hersteller wieder in die<br />

<strong>MotoGP</strong> kommen.<br />

Wenn ich die Ergebnis-Listen der Superbike<br />

durchlese, tauchen Namen auf, die hier eher nur<br />

Mitläufer waren - ihre Leistung in allen Ehren...<br />

Es ist einfach, diejenigen, die hier keinen Platz<br />

finden, die fahren eben dort. Das ist besser als<br />

gar nicht zu fahren oder in Länder-Meisterschaften<br />

mitz<strong>um</strong>ischen. Das ist nicht böse<br />

gemeint. Dann gibt es ein paar Ausnahmen, die<br />

dort fahren, wirklich gut sind und hier auch<br />

bestehen könnten. Ein, zwei, drei Leute. Die<br />

abgehalfterten, die es nicht geschafft haben,<br />

fahren dann eben dort, das würde ich schon so<br />

sagen. Es ist nicht böse gemeint und es gibt ein<br />

paar Ausnahmen. Ich habe auch einen Fahrer<br />

dort. Jakub Smrz, mit dem ich lange gearbeitet<br />

habe, fährt jetzt Superbike und gar nicht so<br />

schlecht. Aber hier hat er es eben nicht geschafft,<br />

sich durchzusetzen.<br />

Sie haben jetzt ein, zwei, drei Fahrer gesagt,<br />

aber so richtig hat noch keiner gezogen, der<br />

herübergekommen ist. Colin Edwards und Troy<br />

Bayliss vielleicht noch am ehesten. James Toseland<br />

war eine Enttäuschung...<br />

Ja, Toseland war eine Enttäuschung, da hätten<br />

alle mehr erwartet. Der war dort so dominant.<br />

Es ist halt etwas anderes, wenn man sich hier<br />

durchsetzt. Wer es in der 250er geschafft hat, der<br />

hat es oben auch meistens geschafft. Das wird<br />

aber bald Schnee von gestern sein. Jetzt sind<br />

auch hier Viertakter, ich denke, die 600er [Supersport]<br />

leidet darunter und mit dem Schritt zu<br />

den 1000ern wird die Superbike wohl auch weiterhin<br />

leiden. Da geht es aber mehr <strong>um</strong> die Hersteller,<br />

die man wieder hier haben möchte.<br />

Wo haben Sie sich für dieses Jahr die Zielflagge<br />

in den drei Klassen gesetzt?<br />

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quer is


Fotos: milagro<br />

Daniel Epp hat seinen Fahrern klare Vorgaben gemacht: In der <strong>MotoGP</strong> soll es für Aoyama in die Top-10 gehen, in der Moto2<br />

soll Tom Lüthi die besten Sechs in Angriff nehmen und Marcel Schrötter soll in der 125er viel lernen<br />

Marcel Schrötter hat seine erste Saison auf einer<br />

Honda. Das ist eine sehr spezielle Situation. Er soll<br />

einmal reinschauen und dann werden wir schauen,<br />

wie es bei ihm läuft. Bei Tom sind es die Top-6, er<br />

soll also regelmäßig in die Top-6 fahren. Wir<br />

haben dort keine große Eile, er soll auch nächstes<br />

Jahr in der Moto2 fahren, denn es wäre zu früh,<br />

<strong>um</strong> nach oben zu gehen und momentan auch zu<br />

teuer. Da muss sich im Moment noch einiges in<br />

der <strong>MotoGP</strong> bewegen. Mit Hiro möchten wir in<br />

die Top-10 kommen. Auch für ihn ist es eine Lernphase.<br />

Für alle Neuen ist es nicht einfach.<br />

Das hat aber damit zu tun, dass sie wegen des<br />

Testverbots nicht testen konnten...<br />

Ja klar. Man hat zwar noch einen Test mehr<br />

gehabt, aber wir sind nach wie vor am Testen<br />

[an den Rennwochenenden]. Wir suchen nach<br />

Abstimmungen, auf jeder neuen Rennstrecke<br />

kommen wieder neue Überraschungen. Eigentlich<br />

testen wir und das zeigt uns auch, wenn man<br />

nicht mittelfristig planen kann, kommt man in<br />

der <strong>MotoGP</strong> nirgendwohin.<br />

Aber Sie sind zufrieden?<br />

Ich bin zufrieden. Ich habe ein ganz neues Team<br />

zusammengestellt, mit den Fahrern bin ich<br />

zufrieden, mit den Teams ebenfalls, da es personell<br />

gut zusammenpasst. Ich habe etwas sehr<br />

Internationales gemacht. Ich habe keine nationalen<br />

Gruppierungen mehr zugelassen, egal wie.<br />

Der Cheftechniker ist Kanadier, Datenchef ein<br />

Italiener, die Mechaniker sind ein Engländer, ein<br />

Spanier und ein Deutscher, der Reifen-Mechaniker<br />

ist Tscheche, wir sind also ziemlich international<br />

aufgestellt und werden das auch in<br />

Zukunft so weitermachen.<br />

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98<br />

Story.Elias<br />

Toni Elias hat in der neuen<br />

Moto2-Klasse das Siegen<br />

wieder für sich entdeckt


Elias ist<br />

wieder<br />

in Mode<br />

Da ihn in der <strong>MotoGP</strong> keiner mehr<br />

wollte, ist Toni Elias 2010 in der Moto2<br />

unterwegs. Weil er dort wieder z<strong>um</strong><br />

Sieg fahrer geworden ist, könnte ihn in<br />

der <strong>MotoGP</strong> dann doch bald wieder<br />

wer wollen. Text: Falko Schoklitsch<br />

Foto: milagro<br />

Der Name Toni Elias war in der Motorrad-Weltmeisterschaft<br />

die vergangenen Jahre kein Modebegriff<br />

mehr. Er stand eher für Auf und Ab denn<br />

für Konstanz und vor allem stand er für einen<br />

spektakulären Fahrstil, aber eher unspektakuläre<br />

Ergebnisse. 2006 war das noch anders, da spielte<br />

er eine Hauptrolle, als er in einem der spannendsten<br />

Rennen der Neuzeit Valentino <strong>Rossi</strong> in<br />

Portugal <strong>um</strong> zwei Tausendstel-Sekunden<br />

besiegte, damit seinen ersten und bislang einzigen<br />

<strong>MotoGP</strong>-Sieg holte und gleichzeitig dazu<br />

beitrug, dass Nicky Hayden am Ende der Saison<br />

fünf Punkte vor <strong>Rossi</strong> Weltmeister wurde.<br />

Danach war es meist recht still <strong>um</strong> ihn, lediglich<br />

wenn es in die vertragsrelevante Zeit ging, fuhr er<br />

auf das eine oder andere Podest. 2010 ist Elias nun<br />

wieder ein Modebegriff in der Motorrad-Weltmeisterschaft,<br />

durch den zwangsläufigen Schritt zurück<br />

in die Moto2 ist er wieder z<strong>um</strong> Sieger geworden.<br />

»Wieder zu gewinnen ist perfekt. Erstens, weil es<br />

ein Sieg war, zweitens, weil es in Jerez war und drittens,<br />

weil der letzte Monat sehr hart war und da war<br />

das ein wirklich großes Geschenk«, sagte der Spanier<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> zu seinem ersten<br />

Sieg nach fast vier Jahren.<br />

Jerez war so etwas wie der Neustart der Karriere<br />

von Elias, danach folgte noch ein weiterer Erfolg<br />

in Le Mans und damit auch die Führung in der<br />

Weltmeisterschaft - erstmals seit dem Jahr 2001<br />

lag er damit in einer WM wieder vorne. Schon vor<br />

der Saison war Elias der Favorit auf den Titel, doch<br />

er selbst weiß, durch die große Ausgeglichenheit<br />

des Materials können ihm noch viele Piloten im<br />

Das groSSe Risiko in der<br />

Moto2 ist das groSSe<br />

Starterfeld. darunter<br />

sind mehrere Fahrer,<br />

die Siegen können.<br />

Weg stehen. »Ich denke, es gibt in der Zukunft<br />

sehr starke Rivalen, die aber im Moment noch<br />

nicht so viele oder gar noch null Punkte haben.<br />

Die werden <strong>um</strong> die Meisterschaft kämpfen. Aber<br />

wir müssen auch auf Tomizawa aufpassen, was<br />

niemand erwartet hat. Das war auch für mich<br />

überraschend. Ich denke, er hatte einfach nie ein<br />

gutes Motorrad oder gutes Team und jetzt kann<br />

er sein wahres Potenzial zeigen«, meinte er.<br />

Das große Risiko in der Moto2 ist das große<br />

Starterfeld. Denn darunter sind mehrere Fahrer,<br />

die zwar nicht als WM-Kandidat angesehen werden<br />

müssen, die aber an guten Tagen <strong>um</strong> den<br />

Sieg oder das Podest mitfahren können. Schon<br />

die knappen Abstände in den Trainings zeigen,<br />

was alles passieren könnte und Elias weiß genau,<br />

wie vorsichtig deswegen agiert werden muss. »Es<br />

kann nicht jeder gewinnen, aber alle als Gruppe<br />

machen es schwierig. Denn du musst zur richtigen<br />

Zeit in der richtigen Position sein. Wenn<br />

du nicht dort bist, dann kannst du auch nicht<br />

gewinnen«, sagte er.<br />

Für ihn ist das aber durchaus motivierend und<br />

unterhaltsam, immerhin war er in der <strong>MotoGP</strong><br />

nicht allzu oft im Kampf <strong>um</strong> den Sieg mit dabei.<br />

Aber trotz der harten Zeit dort, dachte er nie<br />

wirklich daran, den Helm einfach an den Nagel<br />

zu hängen. »Nein, immer ans Weitermachen.<br />

Sicher, wenn du dich mal richtig verletzt, die<br />

Erholung lange dauert, du schwach wirst und erst<br />

nach langer Zeit wieder auf das Motorrad<br />

kommst, dann ist das hart. Und wenn du dann<br />

wieder zurück auf das Motorrad kommst, ist es<br />

natürlich schwer. Aber du musst dann auch hart<br />

sein, einfach wieder Stabilität rein bekommen<br />

und niemals ans Aufhören denken. Nur einmal,<br />

nach dem Sturz in Assen und der Verletzung am<br />

Bein, da habe ich an ein Jahr Pause gedacht, denn<br />

ich war komplett ausgebrannt. Mein Kopf sagte,<br />

ich müsse aufhören. Ich konnte nicht mehr. Das<br />

war wirklich schwer.«<br />

Jetzt sind die Zeiten besser, der Titel ist möglich,<br />

eigentlich für ihn fast schon Pflicht. Und dann soll<br />

es wieder in die <strong>MotoGP</strong> gehen, als Weltmeister<br />

kämen die Teams auch ka<strong>um</strong> an ihm vorbei - vielleicht<br />

auch die Werks-Teams nicht, Rookie wäre<br />

er ja keiner. »Ich weiß, dass es schwer ist, auf einer<br />

offiziellen Yamaha, Ducati oder Suzuki zu fahren.<br />

Ich würde aber gern die Möglichkeit bekommen,<br />

in eines dieser vier offiziellen Teams zu kommen,<br />

denn ich weiß, dass ich das Potenzial dazu habe.<br />

Ich brauche nur Hilfe aus dem Werk für meinen<br />

Weg. Aber bis jetzt habe ich diese Möglichkeit<br />

nicht und ich werde weiterkämpfen, bis sie sich<br />

mir eines Tages bietet.« Wenn der eigene Name<br />

wieder ein Modebegriff ist, dürfte es jedenfalls<br />

leichter werden. MSM


100<br />

interview.Technik<br />

Die Wissenschaft<br />

vom Fahrwerk<br />

Jeder spricht vom Setup und der Abstimmung des Motorrads. Aber was genau werkeln<br />

die Fahrer und Igenieure an ihren Maschinen? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> bat Stefan Kurfiss<br />

zur Technikstunde, seines Zeichens Chefmechaniker und Fahrwerkstechniker von<br />

Sandro Cortese und Marc Marquez. Text: Toni Börner<br />

MSM: Wie beginnt Eure Abstimmungsarbeit an<br />

einem Rennwochenende?<br />

STEFAN KURFISS: Das perfekte Motorrad gibt<br />

es nicht. Auf vielen Strecken besitzen wir bereits<br />

ein Setup aus dem Vorjahr oder von Testfahrten.<br />

Somit können wir Erfahrungswerte vorweisen.<br />

Darauf bauen wir das Motorrad für den Freitag<br />

auf. Danach läuft die Abstimmung fahrerspezifisch<br />

ab. Der eine Fahrer hat diesen Fahrstil, der<br />

andere wiegt mehr, man muss das Motorrad auf<br />

den Fahrer abstimmen.<br />

Wie beeinflussen das Wetter und die Temperaturen<br />

die Fahrwerksabstimmung?<br />

Sollte es extreme Temperaturunterschiede<br />

geben, also mittags sehr heiß und morgens sehr<br />

kalt sein, macht man für das Vormittagstraining<br />

etwas die Dämpfung auf, damit die Gabel und<br />

das Federbein etwas besser arbeiten. Davon<br />

abgesehen gibt es aufgrund der Temperaturen<br />

keine großen Veränderungen. Anders verhält<br />

es sich im Regen. Dann wird das Setup des<br />

Motorrads komplett <strong>um</strong>gestellt.<br />

Wie groß ist der Faktor Fahrer bei der Abstimmung<br />

des Motorrads. Gibt es Fahrer, die z<strong>um</strong><br />

Beispiel eher ein härteres Setup oder mehr eine<br />

weichere Einstellung bevorzugen?<br />

Die Fahrer benötigen nicht unbedingt ein härteres<br />

oder weicheres Setup. Viele Fahrstile sind<br />

unterschiedlich. Wenn ein Fahrer in der Kurve<br />

länger auf der Bremse bleibt, benötigt er ein<br />

härteres Fahrwerk, aber das ist von Strecke zu<br />

Strecke verschieden. Jeder Fahrer hat seine<br />

Eigenheiten, die man berücksichtigen muss.<br />

Fotos: milagro


Die richtige Abstimmung des Motorrads kann über ein gutes oder ein schlechtes Ergebnis entscheiden. Stefan<br />

Kurfiss arbeitet im Team von Aki Ajo an den Fahrwerken von Sandro Cortese und Marc Marquez.<br />

Wie konnte Sandro in Jerez mit einem defekten,<br />

hinteren Dämpfer auf Platz 11 fahren?<br />

Zunächst müssen wir klären: Es war kein defekter<br />

Dämpfer, sondern die Umlenkung ist durchgebrochen.<br />

Der Dämpfer hat weiterhin funktioniert,<br />

nur wurden die Kräfte durch ihn nicht mehr aufs<br />

Fahrwerk übertragen. Sandro ist danach gnadenlos<br />

langsamere Rundenzeiten gefahren - pro<br />

Runde über zehn Sekunden. Er konnte den 11.<br />

Platz nur dadurch retten, dass er die ersten Rennrunden<br />

so flott unterwegs gewesen war und zu<br />

den Plätzen 12-14 über eine Minute Vorsprung<br />

hatte. So konnte er sich ins Ziel retten. Normalerweise<br />

kann man mit so einem Fahrwerk keine<br />

guten Rundenzeiten fahren.<br />

Wie groß sind die Fahrwerksunterschiede zwischen<br />

den drei Grand-Prix-Klassen 125ccm,<br />

Moto2 und <strong>MotoGP</strong>?<br />

Das kann man ganz schlecht vergleichen. Die<br />

Gewichte der Motorräder und die Reifen sind<br />

ganz anders. Die <strong>MotoGP</strong> ist eine Herausforderung.<br />

Jeder Fahrer hat seine eigenen Wünsche<br />

und Vorstellungen vom Fahrwerk. Für die Moto2<br />

ist es noch etwas früh, <strong>um</strong> exakte Aussagen zu<br />

treffen. Dort buhlen verschiedene Hersteller <strong>um</strong><br />

die Gunst der Fahrer und Teams, dabei kristallisiert<br />

sich langsam heraus, dass Suter und Kalex<br />

sehr gut funktionieren. Aber wir müssen abwarten,<br />

wie es sich bei den Fahrwerken weiterentwickelt.<br />

Dementsprechend werden auch die<br />

Federelemente auf die Fahrwerke angepasst und<br />

verbessert. Noch sind die Fahrwerke zu unterschiedlich,<br />

damit eine Öhlins- oder Showa-Gabel<br />

in jedem Chassis funktioniert. Bei den 125ern<br />

Die Spanier haben bei der<br />

Angriffslust und dem<br />

Temperament einen gewissen<br />

Vorsprung auf die<br />

Nordeuropäer.<br />

laufen fast alle auf Öhlins-Federelementen. Somit<br />

gibt es eine Basisvorgabe für die Abstimmung.<br />

Alles andere bleibt den Teams überlassen, die<br />

sich in einem gewissen Fenster bewegen. Es ist<br />

aber kein dramatischer Unterschied.<br />

Wie zufrieden seid Ihr mit Sandro und Marc?<br />

Wir sind mit unseren Fahrern sehr zufrieden. Ohne<br />

das Missgeschick von Jerez wären wir voll im Fahrplan.<br />

Dort hätten beide Fahrer aufs Podi<strong>um</strong> fahren<br />

können. Marc hätte sogar gewinnen können, ist<br />

aber leider durch technische Probleme ausgefallen.<br />

Sandro hat dieses Jahr im Vergleich zu den vergangenen<br />

Saisons viel stärker angefangen. Dabei<br />

wissen wir, dass er sich ab der Saisonmitte immer<br />

relativ stark steigert und Podestplätze herausfahren<br />

kann. Wenn ihm das in dieser Saison erneut gelingt,<br />

können wir von ihm noch einiges erwarten. Von<br />

Marc Marquez erwartet jeder, dass er noch mehr<br />

Rennen gewinnt und <strong>um</strong> den Titel fährt. Wenn alles<br />

nach Plan läuft, sollte das für ihn drin sein.<br />

Wir haben fünf schnelle Spanier in der 125er<br />

Klasse. Was macht sie so schnell?<br />

In Spanien ist der Nachwuchs viel breiter gesät als<br />

in Deutschland. Sie können aus der spanischen<br />

Meisterschaft zehn Mann abgreifen, in die Weltmeisterschaft<br />

werfen und mindestens einer wird<br />

davon erfolgreich sein. Wir können aus der deutschen<br />

Meisterschaft vielleicht ein oder zwei in die<br />

WM werfen, aber davon darf keiner durchhängen.<br />

Denn es kommt niemand nach. Stattdessen müssen<br />

wir den Jungen den Kredit geben, zwei, drei Jahre<br />

mitzufahren und sie kontinuierlich aufbauen. Die<br />

Spanier haben auch bei der Angriffslust und dem<br />

Temperament einen gewissen Vorsprung auf die<br />

Nordeuropäer. Das ist speziell in der 125er Klasse<br />

ein Vorteil, wo es doch etwas härter zugeht.


102<br />

grandprix.Frankreich<br />

lorenzo führt regie<br />

Le Mans hielt einige Überraschungen parat, die sowohl für Fahrer als auch<br />

Fans unverhofft kamen - Sonnenschein und sommerliche Temperaturen sorgten neben<br />

spannenden Rennen für beste Stimmung und einen Zuschauerrekord.<br />

Text: Jule Krause<br />

Zweikampf:<br />

Lorenzo bezwang<br />

seinen <strong>Rossi</strong><br />

Zweiter Sieg: Jorge<br />

Lorenzo gewann z<strong>um</strong><br />

zweiten Mal in Folge<br />

Am Boden: Ben<br />

Spies löste wenig<br />

Texas Terror aus<br />

Fotos: milagro


Funkenflug: Loris<br />

Capirossi stieg<br />

unsanft vom Bike<br />

Lorenzo im Regie-Sessel<br />

Le Mans garantiert jedes Jahr an sich zwei<br />

Dinge: Kälte und Regen. Entsprechend verwirrt<br />

zeigten sich die Beteiligten über die sommerlichen<br />

Bedingungen in diesem Jahr. Im 2. Training<br />

gab es den ersten Stimmungsdämpfer: Ben<br />

Spies, Mika Kallio und Alvaro Bautista stürzten<br />

heftig, für den Spanier bedeutete es das Ende<br />

des Wochenendes. Valentino <strong>Rossi</strong> hatte sich in<br />

der Qualifikation seine erste Pole des Jahres<br />

gesichert, doch das Renngeschehen bestimmte<br />

nach den ersten 8 Runden Jorge Lorenzo der<br />

souverän z<strong>um</strong> Sieg fuhr. Vielleicht auch, weil<br />

Casey Stoner seine Ducati in der 3. Runde<br />

erneut in den Dreck warf. Richtig spannend<br />

ging es im Kampf <strong>um</strong> Platz 3 zu, Dani Pedrosa<br />

hatte diesen fast sicher, als von hinten Andrea<br />

Dovizioso und Nicky Hayden kamen und den<br />

Spanier noch in der letzten Runde überholten.<br />

Kein feierlicher 250. Grand Prix. Marco<br />

Melandri überraschte mit Showa-Aufhängung<br />

und Rang 6, Hector Barbera wurde bester Rookie<br />

auf Platz 8 und Marco Simoncelli holte sein<br />

erstes Top-10-Ergebnis in der <strong>MotoGP</strong>.<br />

Elias mit Sieg zur WM-Führung<br />

Bereits die Qualifikation der Moto2 hatte für Le<br />

Mans ein enges Rennen versprochen. 27 Fahrer<br />

lagen innerhalb von einer Sekunde. Ganz so<br />

knapp wurde es dann doch nicht, denn bereits<br />

in den ersten Runden landeten einige Fahrer im<br />

Kiesbett oder fielen durch das übliche Startchaos<br />

zurück. Alex Debon hatte die Führung inne, doch<br />

der Spanier bekam eine Strafe für einen Frühstart.<br />

Yuki Takahashi, Axel Pons und Polesetter<br />

Kenny Noyes stürzten auf den vorderen Plätzen.<br />

Auch Tom Lüthi fiel hin, doch er stieg wieder<br />

auf. Jules Cluzel hatte sich an die Spitze gearbeitet,<br />

stürzte aber ebenfalls in Runde 7 und ein<br />

Stück weiter hinten wurde der WM-Führende<br />

Shoya Tomizawa von einem stürzenden Mattia<br />

Pasini abgerä<strong>um</strong>t. An der Spitze setzte sich Elias<br />

erfolgreich gegen Julian Simon durch. Andrea<br />

Iannone jagte Simone Corsi bis zur letzten<br />

Runde, schaffte Rang 3 aber nicht mehr.<br />

Espargaro schlägt Terol<br />

Nico Terol bewies erneut Köpfchen im Rennen<br />

der 125cc. Der WM-Spitzenreiter lieferte sich ein<br />

langes Duell mit Pol Espargaro <strong>um</strong> den Sieg, doch<br />

als klar wurde, dass er Platz 1 nicht ohne viel<br />

Risiko halten konnte, gab sich Terol mit Platz 2<br />

zufrieden und überließ Espargaro den zweiten<br />

Sieg in Folge. Damit behielt der Überraschungsmann<br />

der ersten Rennen die WM-Führung mit<br />

zwei Pünktchen Vorsprung. Im Kampf <strong>um</strong> Platz<br />

3 setzte sich Marc Marquez gegen Efren Vazquez<br />

durch und das trotz Schulterverletzung. Für lange<br />

Gesichter sorgte im ersten Teil des Rennens die<br />

Disziplin der 125cc-Fahrer. Statt an jeder möglichen<br />

und unmöglichen Stelle Überholmanöver<br />

zu versuchen, ging es brav und sortiert zu, erst<br />

z<strong>um</strong> Ende des Rennens wurde angegriffen, verteidigt<br />

und überholt.<br />

Die Aufholjagd des Wochenendes<br />

... schaffte Stefan Bradl in der Moto2. Der Deutsche<br />

hatte sich nur für Startplatz 35 qualifizieren<br />

können, ließ sich aber weder von Stürzen noch<br />

Ergebnisse: Frankreich<br />

von widerstandswilligen Gegnern beeindrucken<br />

und fuhr bis auf Rang 9 nach vorne. Der Kiefer<br />

Racing Fahrer zeigte sich nach dem Rennen<br />

erleichtert, unbeschadet durch das große Mittelfeld<br />

gefahren zu sein. Auch herrenlose Motorräder<br />

konnten Bradl im Vorwärtsdrang nicht stoppen,<br />

sie trafen dafür Alex de Angelis. In den<br />

letzten Runden musste Bradl sich so breit wie<br />

möglich machen, da die Reifen immer mehr an<br />

Grip verloren und Roberto Rolfo ihm im Nacken<br />

saß, doch die Wiedergutmachung fürs verpatzte<br />

Training gelang.<br />

Der Spruch des Wochenendes<br />

»Ich hatte ja nichts zu verlieren und habe Gas<br />

gegeben, aber dann triffst du wieder auf<br />

jemanden, der dir in die Quere kommt, weil er<br />

denkt, er kann es und dann fährt er zwei Sekunden<br />

langsamer.«<br />

Stefan Bradl über seine Aufholjagd.<br />

P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />

1 99 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team / Yamaha 44:29.114 28<br />

2 46 V. <strong>Rossi</strong> Fiat Yamaha Team / Yamaha 44:34.786 + 5.672 28<br />

3 4 A. Dovizioso Repsol Honda / Honda 44:36.986 + 7.872 28<br />

4 69 N. Hayden Ducati / Ducati 44:38.460 + 9.346 28<br />

5 26 D. Pedrosa Repsol Honda / Honda 44:41.727 + 12.613 28<br />

6 33 M. Melandri Gresini Honda / Honda 44:51.032 + 21.918 28<br />

7 14 R. de Puniet LCR Honda <strong>MotoGP</strong> / Honda 44:58.402 + 29.288 28<br />

8 40 H. Barbera Aspar Team / Ducati 45:02.242 + 33.128 28<br />

9 41 A. Espargaro Pramac Ducati / Ducati 45:02.607 + 33.493 28<br />

10 58 M. Simoncelli Gresini Honda / Honda 45:02.919 + 33.805 28<br />

11 7 H. Aoyama Interwetten Honda / Honda 45:03.460 + 34.346 28<br />

12 5 C. Edwards Tech 3 Yamaha / Yamaha 45:06.237 + 37.123 28<br />

13 36 M. Kallio Pramac Ducati / Ducati 45:24.175 + 55.061 28<br />

Nicht klassifiziert<br />

4 27 C. Stoner Ducati / Ducati Sturz<br />

8 65 L. Capirossi Rizla Suzuki / Suzuki Sturz<br />

11 11 B. Spies Tech 3 Yamaha / Yamaha Sturz<br />

Vollständige Ergebnisse, Bilder und Statistiken zu allen Trainings, dem Qualifying und dem Rennen finden Sie in<br />

der Ergebnisrubrik auf unserer Website unter www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/mgp-ergebnissse/


104<br />

grandprix.italien<br />

rossis gebrochenes Schienbein<br />

Das Wochenende in Mugello drehte sich weniger <strong>um</strong> die Rennen in den drei Klassen,<br />

sondern <strong>um</strong> das gebrochene Schienbein von Valentino <strong>Rossi</strong>. Der ganze GP-Zirkus<br />

schien unter Schock zu stehen, während Dani Pedrosa Jorge Lorenzo einheizte.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Neue Reihenfolge:<br />

Pedrosa, Lorenzo<br />

und kein <strong>Rossi</strong><br />

Schockmoment:<br />

<strong>Rossi</strong> musste z<strong>um</strong><br />

echten Doktor<br />

Fotos: milagro, adrivo sportpresse/ronny lekl


Schock, Entsetzen, Trauer, Sympathie und noch<br />

viele weitere Facetten der emotionalen Bandbreite<br />

legten sich am Samstagvormittag über Mugello.<br />

Ja, am Samstagvormittag als die <strong>MotoGP</strong> ihr Training<br />

fuhr, denn die Sonne der <strong>MotoGP</strong> war<br />

z<strong>um</strong>indest teilweise vom Himmel gefallen. Nach<br />

einem Highsider lag Valentino <strong>Rossi</strong> mit schmerzverzerrtem<br />

Gesicht im Kiesbett, die Diagnose<br />

lautete danach offener Scheinbein-Bruch und eine<br />

längere Pause drohte - die Schätzungen gingen<br />

von 40 Tagen bis zu fünf Monaten, wobei die längeren<br />

Varianten von den behandelnden Ärzten<br />

kamen, also eher vertrauenswürdig schienen.<br />

Pedrosa meldet sich<br />

endgültig zurück<br />

Also ging das Wochenende ohne <strong>Rossi</strong> weiter<br />

und es wurde zu einer Gala-Vorstellung von Dani<br />

Pedrosa. Er holte die Pole Position und obwohl<br />

er Jorge Lorenzo nach dem Qualifying noch z<strong>um</strong><br />

Favoriten erklärte, fuhr er im Rennen einsam<br />

z<strong>um</strong> Sieg. Lorenzo seinerseits hatte ständig<br />

Andrea Dovizioso im Heck, konnte mit Platz<br />

zwei aber noch Schadensbegrenzung betreiben<br />

und sich danach darüber ärgern, nicht mehr<br />

herausgeholt zu haben - seine WM-Führung<br />

wuchs aber immerhin auf 25 Punkte. Spannend<br />

ging es im Kampf <strong>um</strong> Platz vier zu, dort setzte<br />

sich Casey Stoner gegen Marco Melandri und<br />

Randy de Puniet durch und zeigte, dass er auch<br />

geduldig fahren kann.<br />

Iannone holt ersten<br />

Italienischen Moto2-Sieg<br />

Ebenso eindeutig wie Pedrosa in der <strong>MotoGP</strong><br />

siegte Andrea Iannone in der Moto2. Vom Start<br />

weg setzte er sich ab und holte mit sicherem Vorsprung<br />

den ersten italienischen Sieg in der Mittelklasse.<br />

Um Platz zwei ging es wesentlich enger<br />

zur Sache, lediglich fünf Hundertstelsekunden<br />

trennten Sergio Gadea, Simone Corsi und Thomas<br />

Lüthi im Ziel. Gadea durfte sich über Rang<br />

zwei freuen, Corsi über seinen zweiten Podestplatz<br />

in Folge und Lüthi musste <strong>um</strong> 15 Tausendstelsekunden<br />

mit Rang vier Vorlieb nehmen. Toni<br />

Elias baute mit dem vierten Platz seine WM-<br />

Führung auf Shoya Tomizawa auf 19 Punkte aus.<br />

Marquez holt ersten Sieg<br />

Nach Meinung vieler war Marc Marquez schon<br />

lange überfällig für seinen ersten Sieg in der WM,<br />

in Mugello war es für ihn dann soweit. Der Spanier<br />

siegte 39 Tausendstelsekunden vor Nico<br />

Terol und 0,116 Sekunden vor Pol Espargaro,<br />

womit das Podest wieder einmal rein spanisch<br />

besetzt war. Pech hatte Sandro Cortese. Der<br />

Deutsche war auf die Pole Position gefahren,<br />

stürzte aber kurz nach Rennbeginn ein erstes Mal<br />

und in Runde acht ein zweites Mal, womit sein<br />

Rennen beendet war. Randy Kr<strong>um</strong>menacher<br />

erkämpfte den sechsten Platz, Jonas Folger punktete<br />

als Elfter, Marcel Schrötter als Dreizehnter.<br />

<strong>Rossi</strong>s Yamaha:<br />

Paddock-Rückkehr<br />

ohne Reiter<br />

Die Sympathiekundgebungen<br />

des Wochenendes<br />

Fast niemand ließ es sich in Mugello nehmen,<br />

seine Anteilnahme mit dem verletzten Superstar<br />

Valentino <strong>Rossi</strong> zu zeigen. Jorge Lorenzo schaffte<br />

es dabei besonders gut, Sympathiepunkte bei den<br />

italienischen Fans zu sammeln, die nicht unbedingt<br />

als seine besten Freunde gelten. Er zeigte<br />

vor dem Rennstart ein Schild mit der Aufschrift:<br />

»Vale: jeder kann Schmerz fühlen, aber nicht<br />

jeder kann eine Legende sein.« Nach dem Ende<br />

des Rennens zog er für die Siegerehrung ein<br />

gelbes Shirt mit der Aufschrift »VR 46« über und<br />

Ergebnisse: Italien GP, Mugello<br />

Schmerzen: Der<br />

Doctor fällt für<br />

längere Zeit aus<br />

widmete seinem Teamkollegen den zweiten Platz<br />

- lieber hätte er ihm den Sieg gewidmet. Doch<br />

auch der Rest der Piloten wünschte <strong>Rossi</strong> alles<br />

Gute und Ducati mobilisierte sogar die Fans. Auf<br />

der Ducati-Tribüne hoben sie vor dem Rennstart<br />

rote und weiße Zettel, die von oben gesehen den<br />

Schriftzug »Vale« ergaben.<br />

Der Spruch des Wochenendes<br />

»Ich kann sagen, meine Moral ist recht hoch, da<br />

ich entdeckt habe, dass ich eine gute Beziehung<br />

zu Morphin habe.« - Valentino <strong>Rossi</strong> per Telefon<br />

aus dem Krankenhaus.<br />

P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />

1 26 D. Pedrosa Repsol Honda / Honda 42:28.066 23<br />

2 99 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team / Yamaha 42:32.080 + 4.014 23<br />

3 4 A. Dovizioso Repsol Honda / Honda 42:34.262 + 6.196 23<br />

4 27 C. Stoner Ducati / Ducati 42:53.769 + 25.703 23<br />

5 33 M. Melandri Gresini Honda / Honda 42:53.801 + 25.735 23<br />

6 14 R. de Puniet LCR Honda <strong>MotoGP</strong> / Honda 42:54.031 + 25.965 23<br />

7 11 B. Spies Tech 3 Yamaha / Yamaha 42:56.872 + 28.806 23<br />

8 41 A. Espargaro Pramac Ducati / Ducati 43:08.238 + 40.172 23<br />

9 58 M. Simoncelli Gresini Honda / Honda 43:09.460 + 41.394 23<br />

10 65 L. Capirossi Rizla Suzuki / Suzuki 43:10.173 + 42.107 23<br />

11 7 H. Aoyama Interwetten Honda / Honda 43:11.161 + 43.095 23<br />

12 40 H. Barbera Aspar Team / Ducati 43:11.429 + 43.363 23<br />

13 5 C. Edwards Tech 3 Yamaha / Yamaha 43:42.459 + 1:14.393 23<br />

14 19 A. Bautista Rizla Suzuki / Suzuki 43:52.455 + 1:24.389 23<br />

Nicht klassifiziert<br />

P Nr Fahrer Team / Motor Grund<br />

15 36 M. Kallio Pramac Ducati / Ducati Sturz<br />

16 69 N. Hayden Ducati / Ducati Sturz<br />

Vollständige Ergebnisse, Bilder und Statistiken zu allen Trainings, dem Qualifying und dem Rennen finden Sie in<br />

der Ergebnisrubrik auf unserer Website unter www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/mgp-ergebnissse/


106<br />

interview.Toseland<br />

Immer<br />

110<br />

Prozent


James Toseland möchte nach dem <strong>MotoGP</strong>-Ausflug in der Superbike WM an alte Erfolge anknüpfen<br />

Fotos: yamaha racing<br />

James Toseland wandelt zwischen den Welten.<br />

Nach zwei wenig erfolgreichen Jahren in<br />

der <strong>MotoGP</strong> kehrte er in die Superbike-WM<br />

zurück, wo er schon zwei Titel gewonnen hat.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> stellte den yamahafahrer<br />

z<strong>um</strong> Gespräch. Text: Toni Börner<br />

Auf der Isle of Man wird nicht nur eines der härtesten Motorrad-Rennen<br />

der Welt ausgetragen - hier hat auch James Toseland<br />

seinen Wahlwohnsitz. Durchaus passend für den<br />

jüngsten Superbike-Weltmeister aller Zeiten. Er war die Hoffnung<br />

der Engländer, nach vielen Jahren wieder einen Siegfahrer<br />

in der <strong>MotoGP</strong> zu feiern. Der erste Superbike-Titel<br />

mit 23, Talent, Ehrgeiz und ein weiterer SBK-Titel 2007 sprachen<br />

für den Sheffielder. Doch das Abenteuer <strong>MotoGP</strong> war<br />

nach zwei Jahren bei Tech 3 Yamaha vorerst beendet und der<br />

29-Jährige kehrte in die Superbike-WM zurück. Zielsetzung<br />

nach Titeln mit Ducati und Honda: ein Dritter mit Yamaha.<br />

So einfach wie vorgestellt, ist die erste Saisonhälfte allerdings<br />

nicht verlaufen. Podestplätze gab es, aber auch Stürze, eine<br />

Handverletzung und vor allem Grip-Probleme. Doch eines<br />

zeichnete ihn schon immer aus - Freundlichkeit in jeder<br />

Lebenslage. So fährt er nicht nur nach getaner Arbeit zu Fans<br />

an der Strecke, gibt Autogramme und bedankt sich fürs<br />

Anfeuern, sondern findet auch Zeit für Interviews.<br />

MSM: James, wie beurteilst du deine Saison in der Superbike-WM<br />

bislang?<br />

JAMES TOSELAND: Es war eine ereignisreiche Saison bisher.<br />

[lacht] Es ist klasse, wieder auf einem Werksmotorrad in<br />

einem Weltmeisterteam zu sein. Das Team ist fantastisch und<br />

die Jungs sind eine tolle Truppe. Zu Saisonbeginn hatten wir<br />

einige Probleme mit dem Motorrad. Bislang war es eine Entwicklungssaison<br />

für uns, <strong>um</strong> mit den Aprilias und Suzukis<br />

mitzuhalten.<br />

Wie kommt es, dass der Wechsel zwischen der Superbike-<br />

WM und der <strong>MotoGP</strong> so schwierig ist?<br />

Der Wechsel zurück von der <strong>MotoGP</strong> zu den Superbikes war<br />

nicht so kompliziert. Ich bin sieben Jahre lang Superbikes<br />

gefahren, also fiel es mir viel einfacher, mich wieder an die<br />

Superbikes zu gewöhnen, als dies <strong>um</strong>gekehrt in der <strong>MotoGP</strong><br />

der Fall gewesen ist. Wenn ich noch ein Jahr länger <strong>MotoGP</strong><br />

gefahren wäre, wäre es mir vielleicht etwas schwieriger gefallen,<br />

wieder in die Superbike-WM einzusteigen. →


108<br />

interview.Toseland<br />

Du hast dir deine Rückkehr zu den Superbikes sicher einfacher<br />

vorgestellt. Was ist dein Saisonziel?<br />

Es wäre toll, wenn ich die Saison in den Top-3 der Weltmeisterschaft<br />

beenden könnte. Aber klar: Ich habe den Titel<br />

zweimal gewonnen, also geht es für mich nur <strong>um</strong> Siege. Es<br />

ist nicht unmöglich, die Weltmeisterschaft zu gewinnen,<br />

allerdings wird es nach dem Sturz in Salt Lake City richtig<br />

schwierig. Ich werde jedes Rennen für sich nehmen und versuchen,<br />

jedes einzelne Rennen zu gewinnen - mit dieser<br />

Einstellung gehe ich an jedes Rennwochenende heran.<br />

Bei Motorradrennen<br />

hängt viel vom<br />

Selbstvertrauen ab.<br />

Du kennst das Ten Kate Team, bist mit ihnen Weltmeister<br />

geworden. Wo liegen die Probleme von Max Neukirchner?<br />

Ich weiß es wirklich nicht. Er ist im letzten Jahr nach seinem<br />

schweren Sturz ein bisschen zu früh wieder aufs Motorrad<br />

gestiegen und hatte dann bei den Tests in Imola erneut einen<br />

schweren Sturz. Ich glaube, das hat bei ihm einen Schalter<br />

<strong>um</strong>gelegt. Bei Motorradrennen hängt viel vom Selbstvertrauen<br />

ab. Wenn er durch die Verletzungen etwas von seinem<br />

Selbstvertrauen verloren hat, benötigt es einige Zeit, <strong>um</strong><br />

wieder zur alten Form zurückzufinden. Max ist ein Klassefahrer<br />

und ich hoffe, dass es bei ihm bald wieder klick macht.<br />

Denn wenn er nicht schnell Leistungen zeigt, könnte er seinen<br />

Platz verlieren. Das wäre sehr schade, weil er ein talentierter<br />

Rennfahrer ist.<br />

Es gibt Gerüchte <strong>um</strong> ein Comeback von Troy Bayliss. Was<br />

hältst du von den Spekulationen? Kommt er zurück?<br />

Ich denke, dass er zurückkommen wird. Obwohl er 41 Jahre<br />

alt ist, fährt er noch wie Lance Armstrong. Er mag 41 sein,<br />

ist aber so fit wie ein 25-Jähriger. Er hat das Superbike und<br />

das <strong>MotoGP</strong>-Bike im Stillen für Ducati getestet und er ist<br />

noch immer schnell. Ich weiß nicht, was seine Frau Kim<br />

davon hält, die sich mit ihm nach Australien zurückziehen<br />

wollte, aber sein Comeback wäre toll für die Weltmeisterschaft.<br />

Ich würde mich darauf freuen, wieder gegen ihn Rennen<br />

zu fahren. Er ist ein starker Fahrer, aber ich hoffe, dass<br />

er bei einem Comeback noch immer eine Frau hat. [lacht]<br />

Du lebst auf der Isle of Man. Wann werden wir dich bei der<br />

Tourist Trophy als Teilnehmer sehen?<br />

Ich bin seit fünfeinhalb Jahren hier und diese Frage wird<br />

immer wieder gestellt. Persönlich macht es mir einfach Spaß,<br />

den anderen hier zuzusehen. Ich weiß, was die Jungs hier<br />

leisten und wie riskant es ist. Hier zu fahren ist eine Sportart<br />

für sich. Um hier mit 230 km/h entlang zu rasen, muss man<br />

die Strecke unglaublich gut kennen. Eine 60 Kilometer lange<br />

Strecke zu lernen ist nicht einfach. Ich glaube nicht, dass ich<br />

genug Disziplin hätte, <strong>um</strong> auf dieser Strecke zu fahren. Ich<br />

habe mein gesamtes Leben auf dem Motorrad immer<br />

Ist die Superbike-WM in diesem Jahr vor allem eine Britische<br />

Meister schaft?<br />

Es sieht fast so aus. Wir haben sieben britische Fahrer, aber<br />

obwohl es so viele Briten in der Superbike gibt, muss man<br />

anmerken, dass sie es alle verdienen, hier zu fahren. Sie liegen<br />

alle in den Top-10 und liefern fantastische Leistungen ab.<br />

Aber es ist tatsächlich wie eine kleine Britische Superbike-<br />

Meisterschaft, was klasse für Großbritannien ist.<br />

Wenn man hier<br />

mit 110 Prozent<br />

fährt, kann das<br />

sehr gefährlich<br />

werden.<br />

110 Prozent gegeben. Wenn man hier mit 110 Prozent fährt,<br />

kann das sehr gefährlich werden. Hier zu fahren verlangt<br />

andere Fähigkeiten. Deshalb habe ich eine hohe Wertschätzung<br />

für das, was die Jungs hier leisten. Für mich ist das<br />

allerdings nichts.<br />

Welche Fahrer hast du in diesem Jahr besonders verfolgt?<br />

Ian Hutchinson ist eine wahnsinnige Runde gefahren - ein<br />

Schnitt von 220 km/h auf einem Superstock-Bike. Das ist<br />

eine der besten Runden, die ich hier je gesehen habe. Das<br />

war unglaublich. Er lag vor der letzten Runde fünf Sekunden<br />

zurück und gewann nach so vielen Kilometern mit 1,8 Sekunden<br />

Vorsprung. Das war fantastisches Racing.<br />

MSM<br />

Fotos: yamaha racing


TT2010.story<br />

109<br />

Hutchy‘s<br />

Island<br />

Ian Hutchinson gelang das Undenkbare:<br />

Er gewann alle fünf Solo-Rennen der TT<br />

Die Isle of Man wurde zu Ian Hutchy<br />

Hutchinsons Insel. In diesem Jahr gewann er<br />

alle fünf Solo-Rennen der Tourist Trophy.<br />

Der Österreicher Klaus Klaffenböck gewann<br />

beide Rennen bei den Seitenwagen.<br />

Text: Toni Börner


110<br />

story.TT2010<br />

Die Isle of Man wurde auch im Jahr 2010 wieder<br />

zur Pilgerstätte für tausende Motorradfans<br />

Mann des Jahres<br />

Ganz klar Ian Hutchinson. Er gewann, was zu gewinnen war, stand in allen<br />

fünf Rennen der Solomotorräder ganz oben auf dem Podest. Noch nie in<br />

der 103-jährigen Geschichte der Tourist Trophy ist dies zuvor einem Fahrer<br />

gelungen. Der Einzige, der mit vier Siegen in einer Woche an diese Leistung<br />

herankommt, ist Phillip McCallen aus dem Jahr 1996.<br />

Durchbruch des Jahres<br />

Nach Jahren voller technischer Defekte und Ausfälle sollte die TT2010 endlich<br />

das Jahr des Österreichers Klaus Klaffenböck werden. Kurzerhand setzte er<br />

sich den Sieg- und Rundenrekord erfahrenen Dan Sayle als Passagier ins<br />

Boot und fuhr schließlich seine ersten beiden TT-Siege ein.<br />

Pechvogel des Jahres I<br />

Connor C<strong>um</strong>mins. Der Manx-Mann wollte sich dieses Jahr endlich seinen<br />

ersten Sieg holen. Im Eröffnungsrennen der Superbikes lag er über 20<br />

Sekunden vorne, als auf der letzten Runde die Technik streikte und er<br />

aufgeben musste. Im Superstock-Rennen fuhr er als Dritter aufs Podest,<br />

was sein größter Erfolg 2010 war. In der Senior TT stürzte der Kawasaki-<br />

Pilot in den Bergen und zog sich Arm- und Beinverletzungen zu.<br />

Pechvogel des Jahres II<br />

Publik<strong>um</strong>sliebling Guy Martin. Er wird der Star im neuen 3D-Kinofilm<br />

über die Rennen auf der Isle of Man. Er zog Kamerateams aus der ganzen<br />

Welt auf sich. Sponsoren lieben ihn, ob seiner Medienwirksamkeit. Doch<br />

was Martin wirklich wollte, war ein Sieg bei der TT. Erreicht hat er das<br />

nicht. Im ersten Supersport-Rennen reichte es zu Rang zwei, in der Senior<br />

TT stürzte Martin. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen und später<br />

neu gestartet. Er kam mit Lungenprellungen auf beiden Seiten und kleineren<br />

Brüchen im oberen Wirbelsäulenbereich ins Krankenhaus.<br />

Sieglose Sieger<br />

John McGuinness (15 TT-Siege) und Dave Molyneux (14) hatten eigentlich<br />

vorgehabt, ihre Siegstatistik aufzuwerten. Doch daraus wurde nichts. McGuinness<br />

schaffte es in keinem der fünf Rennen auf das Podest, sah ob technischer<br />

Defekte nur drei Mal das Ziel. Molyneux konnte wenigstens im ersten Seitenwagen-Rennen<br />

noch einen zweiten Rang hinter Klaffenböck ergattern.<br />

Sicherheit<br />

Auch wenn es mit Paul Dobbs und Martin Loicht, deren Angehörigen unser<br />

tiefstes Mitgefühl gilt, leider zwei Todesfälle zu beklagen gab, sind die Rennen<br />

auf der Isle of Man doch sicherer geworden. Weniger sind es die Strohballen,<br />

die an Hauswänden und Laternenmasten angebracht werden, sondern insgesamt<br />

die Versorgung und Planung. Grundbedingung heute für einen Rennstart<br />

ist, dass der Rettungshubschrauber binnen fünf Minuten an jedem Punkt<br />

der Strecke sein können muss. Im Falle des schwer gestürzten Deutschen<br />

Karsten Schmidt dauerte es gar nur anderthalb Minuten, bis er im Helikopter<br />

war. Die Strecke der TT wird garantiert nie mehr als »sicher« bezeichnet<br />

werden können, aber definitiv geben die Verantwortlichen alles, <strong>um</strong> das<br />

Event für Fahrer und Fans so sicher wie möglich zu machen.<br />


Auch bei den Seitenwagenrennen<br />

ging es auf der Insel heiß her<br />

Fotos: adrivo Sportpresse/toni Börner<br />

Party<br />

Die zwei Wochen, in denen auf der Isle of Man trainiert und Rennen<br />

gefahren werden, sind insgesamt noch immer eine einzige Party. Hier treffen<br />

sich Motorradfans aus der ganzen Welt, hier kommen die exotischsten<br />

Typen zusammen - ob Fan oder Bike. Allerdings ist auch das Feiern organisierter<br />

als noch vor einigen Jahren. Nicht in allen Bereichen darf mehr<br />

»losgelegt« werden. Dafür sind dann eben spezielle Party-Bereiche eingerichtet<br />

worden.<br />

Besondere Gäste aus der <strong>MotoGP</strong><br />

Jorge Lorenzo, Loris Capirossi und Angel Nieto sahen sich die Senior TT,<br />

das Haupt- und Abschlussrennen an und waren begeistert. »Das ist unglaublich,<br />

was die Jungs hier machen«, sagte Lorenzo, der sich im Vorfeld seiner<br />

Paraderunde zwar OnBoard-DVDs angeschaut hatte, aber extra davon<br />

abgesehen hatte, die Strecke zu lernen. »Sobald ich auf einem Motorrad<br />

sitze, will ich schnell fahren. Aber hier, wenn du die Strecke nicht kennst,<br />

no way! Ich habe einfach die Atmosphäre genossen.«<br />

Besondere Gäste aus der WorldSBK<br />

Dass Jonathan Rea und James Toseland bei der TT auftauchen würden,<br />

war zu erwarten. Beide sind z<strong>um</strong> einen Briten und wissen, was dieses Event<br />

in ihrem Land bedeutet, und z<strong>um</strong> Anderen leben sie auf der Isle of Man.<br />

Noch hinzu kommt, dass Rea mit TT-Wettstreiter Keith Amor bestens<br />

befreundet ist und ihm bei allem half, was anfiel. So sah man Rea nicht nur<br />

beim Putzen der Felgen mit anpacken, sondern auch die Boxentafel bedienen.<br />

Am Ende der Rennwoche gesellten sich auch Ron und Leon Haslam<br />

unter das Volk, zur Senior TT wurde Cal Crutchlow gesichtet.<br />

Deutsche Top-Leistungen<br />

Rico Penzkofer zeigte in seinem erst zweiten Jahr auf der Insel absolute<br />

Top-Leistungen. Der Deutsche prügelte in den Superbike-Rennen eine<br />

BMW und bei den Supersportlern eine Yamaha <strong>um</strong> den Mountain Course.<br />

Dabei holte er sich bei den »Großen« die Plätze 14 und 12. Mike Roscher<br />

durfte sich mit seinem französischen Beifahrer Gregory Cluze im zweiten<br />

Rennen über seine erste Replika freuen. Sie belegten Rang 14.<br />

Bike des Jahres<br />

Man möchte fast geneigt sein, diesen Titel einer Honda zu zusprechen. Alle<br />

dieses Jahr möglichen Siege wurden auf Honda-Motorrädern eingefahren<br />

- außer beim Elektrorennen. Selbst Klaus Klaffenböck setzte bei den Sidecars<br />

auf den CBR600-Motor. Doch das Motorrad, welches in aller Munde war,<br />

war die Moto2-FTR Maschine, welche Olie Linsdell in der Senior TT fuhr<br />

- einfach schon einmal, weil sie so verdammt laut war. Und für die Fans<br />

des gepflegten Sounds gab es am letzten Renntag auch noch die Paraderunde<br />

von Suzuki-Ass Cameron Donald auf der Suzuki GSV-R <strong>MotoGP</strong>-Maschine<br />

von Loris Capirossi.<br />

Spruch der TT 2010<br />

»Scheeen« - Der Ire Roger Maher, der in Gera Deutsch gelernt hat, auf die<br />

Frage, wie das Supersport-Rennen 2 gelaufen sei. MSM


112 INTERVIEW.ROSBERG<br />

Termine & Events<br />

renntermine Juli/August 2010<br />

alms<br />

09.07 - 11.07.2010 Utah GP<br />

23.07 - 24.07.2010 Northeast GP<br />

05.08 - 07.08.2010 Mid-Ohio<br />

20.08 - 22.08.2010 Road America<br />

27.08 - 29-08.2010 Mosport<br />

DRM<br />

16.07 - 17.07.2010 Eifel-Rallye DRS<br />

DRS<br />

30.07 - 01.08.2010 Rallye Wartburg<br />

27.08 - 28.08.2010 Rallye<br />

Niederbayern<br />

DTM<br />

02.07 - 04.07.2010 Norisring<br />

06.08 - 08.08.2010 Nürburgring<br />

20.08 - 22.08.2010 Zandvoort<br />

Formel 1<br />

09.07 - 11.07.2010Großbritannien GP<br />

23.07 - 25.07.2010 Deutschland GP<br />

30.07 - 01.08.2010 Ungarn GP<br />

27.08 - 29.08.2010 Belgien GP<br />

FIA GT1 <br />

02.07 - 04.07.2010 Frankreich<br />

30.07 - 01.08.2010 Belgien<br />

27.08 - 29.08.2010 Deutschland<br />

IDM <br />

02.07 - 04.07.2010 Salzburgring<br />

30.07 - 01.08.2010 Schleizer Dreieck<br />

20.08 - 22.08.2010 Assen<br />

Indycar <br />

02.07 - 04.07.2010 Watkins Glen<br />

16.07 - 18.07.2010 Toronto<br />

23.07 - 25.07.2010 Edmonton<br />

06.08 - 08.08.2010 Mid-Ohio<br />

20.08 - 22.08.2010 Infineon Raceway<br />

26.08 - 28.08.2010 Chicagoland<br />

LMS<br />

15.07 - 17.07.2010 Portimao<br />

21.08 - 22.08.2010 Hungaroring<br />

<strong>MotoGP</strong> <br />

02.07 - 04.07.2010 Catalunya GP<br />

16.07 - 18.07.2010 Deutschland GP<br />

23.07 - 25.07.2010 USA GP<br />

13.08 - 15.08.2010 Tschechien GP<br />

27.08 - 29.08.2010 Indianapolis GP<br />

NASCAR <br />

02.07 - 04.07.2010 Daytona<br />

09.07 - 11.07.2010 Chicago<br />

23.07 - 25.07.2010 Indianapolis<br />

30.07 - 01.08.2010 Pocono<br />

06.08 - 08.08.2010 Watkins Glen<br />

13.08 - 15.08.2010 Michigan<br />

20.08. - 22.08.2010 Bristol<br />

fotos/titel: adrivo/Sutton, Milagro, dtm, nascar, citroen


Rallye Masters<br />

02.07 - 03.07.2010<br />

Rallye Niedersachsen<br />

23.07 - 24.07.2010<br />

Rallye Baden-Württemberg<br />

Superbike WM<br />

09.07 - 11.07.2010 Tschechien<br />

30.07 - 01.08.2010 Großbritannien<br />

Superleague Formula<br />

17.07 - 18.07.2010 Belgien<br />

31.07 - 01.08.2010 Großbritannien<br />

VLN<br />

03.07.2010 Reinoldus-<br />

Langstreckenrennen<br />

17.07.2010 Grenzlandrennen<br />

31.07.2010 Ruhr-Pokal-Rennen<br />

WRC<br />

09.07 - 11.07.2010 Rallye Bulgarien<br />

30.07 - 01.08.2010 Rallye Finnland<br />

20.08 - 22.08.2010 Rallye Deutschland<br />

WTCC<br />

02.07 - 04.07.2010 Portugal<br />

16.07 - 18.07.2010 Großbritannien<br />

30.07 - 01.08.2010 Tschechien<br />

Der Iceman blüht<br />

auf. Kimi Räikkönen hat<br />

in seiner Debütsaison<br />

schon einige Punkte<br />

eingefahren<br />

Das neue<br />

<strong>Motorsport</strong>-<br />

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erscheint am<br />

2. September 2010<br />

22.08.2010<br />

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114 impress<strong>um</strong><br />

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MOTORSPORT-MAGAZIN F1: ROSBERG EXKLUSIV • F1: MYTHOS FERRARI • MOTOGP: STREIT UM ROSSI-ERBE • CECCHINELLO: FRAGEN ZUM WEINEN 8/10 JULI/AUGUST<br />

MOTORRAD<br />

FORMEL1<br />

MOTORSPORT FÜR ECHTE FANS JULI/AUGUST 2010<br />

STREIT UM<br />

ROSSI-ERBE<br />

CECCHINELLO<br />

FRAGEN ZUM WEINEN<br />

MYTHOS<br />

FERRARI<br />

ROSBERG VS. SCHUMI<br />

DUELL AUF AUGENHÖHE<br />

HARTER GEGNER<br />

Die Leiden von Sch<strong>um</strong>achers<br />

ehemaligen Teamkollegen<br />

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