Motorsport Magazin Schumi-Check, Top oder Flop? (Vorschau)
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FLAMMENHÖLLE<br />
History: Fünf der schlimmsten Feuerunfälle<br />
der Formel-1-Geschichte<br />
BEST OF SPIES<br />
Die besten Husarenritte von Ben<br />
Spies in MotoGP, AMA & WSBK<br />
MOTORSPORT für echte fans Juni 2010<br />
MOTORRAD<br />
AOYAMA<br />
fernost hofft<br />
neuanfang<br />
bye bye 800er<br />
DTM:<br />
PAFFETTS<br />
kampfansage<br />
Wrc:<br />
STRATEGIE<br />
DILEMMA<br />
+<br />
wsbk:<br />
crocodile<br />
corser<br />
beisst zu<br />
FORMEL1<br />
TITELTAUGLICH?<br />
RED BULL & VETTEL<br />
SCHUMI-CHECK<br />
TOP ODER FLOP?<br />
fotoalbum: f1-stars ganz klein
MOTORSPORT IM INTERNET<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
HEUBLEIN.EDITORIAL<br />
3<br />
Jubiläum: Sie halten<br />
gerade die 12. Ausgabe<br />
des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
in Ihren Händen<br />
fotos/titel: adrivo/Sutton, Milagro, Red bull, adrivo sportpresse/Ronny lekel<br />
Zeitreise - Jeder fängt mal klein an, selbst<br />
GP-Sieger und F1-Weltmeister. Für diese<br />
Ausgabe gewährten aktuelle und ehemalige<br />
Formel-1-Stars dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Einblick in ihre privaten Fotoalben. Herauskam<br />
ein einzigartiges Special mit Kinderbildern<br />
- von süß bis rotzfrech: So haben Sie<br />
Mika Häkkinen, Lewis Hamilton und Ayrton<br />
Senna sicher noch nie gesehen!<br />
Sprechstunde - Wie immer flogen unsere<br />
Redakteure auch in diesem Monat in alle Welt<br />
aus, um für Sie Gesprächspartner aus allen<br />
Rennsportklassen zum Interview zu treffen.<br />
Im Formel-1-Fahrerlager schnappte sich<br />
unsere Redakteurin Karin Sturm keinen<br />
Geringeren als den deutschen Titelanwärter<br />
Sebastian Vettel zum exklusiven Plausch über<br />
Emotionen und Luxus. Auch Safety Car-Fahrer<br />
Bernd Mayländer war vor uns nicht sicher. In<br />
der DTM quetschte Kerstin Hasenbichler Auftaktsieger<br />
Gary Paffett zu seinen Titelchancen<br />
aus und Fabian Schneider entlockte Franz<br />
Engstler kristische Töne zur WTCC.<br />
MotoGP-Sprechstunde - Einen wahren<br />
Interviewmarathon absolvierten unsere<br />
Motorrad-Experten Falko Schoklitsch und<br />
Rudi Moser. Im Zweiradteil lesen Sie gleich<br />
vier ausführliche Exklusivinterviews mit dem<br />
neuen US-Star Ben Spies, dessen Teamchef<br />
Herve Poncharal, der japanischen Hoffnung<br />
Hiroshi Aoyama und dem deutschen 125er<br />
Talent Sandro Cortese. Los geht‘s ab S. 80.<br />
Kleines Jubiläum - Kaum zu glauben, aber<br />
wahr: Dies ist die zwölfte Ausgabe Ihres<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s. Seit über einem Jahr<br />
informieren und unterhalten wir Sie zusätzlich<br />
zu unserer Website <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
jeden Monat auf 116 prall gefüllten <strong>Magazin</strong>seiten.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Wünsche, Kritik<br />
& Meinung zum Heft per Mail an leserbriefe@<br />
motorsport-magazin.com
4<br />
INHALT.juni.2010<br />
40<br />
fotoalbum:<br />
kinderbilder<br />
der f1-stars<br />
history: feuerhölle<br />
formel 1<br />
52<br />
80<br />
ben spies: alle macht<br />
den ellenbogen<br />
schumi-check:<br />
top <strong>oder</strong> flop<br />
26<br />
36<br />
sebastian vettel<br />
im interview
IN DIESER AUSGABE<br />
formel 1<br />
schumi-check: <strong>Top</strong> <strong>oder</strong> <strong>Flop</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
story: Robert Kubica - Die Überraschung der Saison. . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
interview - sebastian vettel: Ein weltmeisterliches Team . . . . 36<br />
fotoalbum: Die Großen noch ganz klein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
story: Safety Car - Geflügelter Ordnungshüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
history: Feuerhölle Formel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Milagro, bmw, interwetten honda, red bull, bridgestone, adrivo sportpresse/lekl<br />
spanien gp: Dominanz mit Schönheitsfehlern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
monaco gp: Webber erobert das Fürstentum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
technik: Mercedes GP - Mehr Platz für den Luftstrom . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
automobil<br />
dtm - interview gary paffett: Das ultimative Ziel . . . . . . . . . . 64<br />
talent: Craig Dolby . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
wtcc - interview franz engstler: Nicht ausgeglichen . . . . . . 68<br />
NASCAR-Serie - Teil 1: Amerikanisches Spektakel. . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
24h-rennen: Verrückte Nordschleife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
WRC: Der Erste als Verlierer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
motorrad<br />
interview - ben spies: Alle Macht den Ellenbogen . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
interview - herve poncharal: Der Zweirad-Benzinbruder . . . . . 84<br />
story: Erster Abgesang auf die 800er . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />
interview - hiroshi aoyama: Japans Hoffnung . . . . . . . . . . . . . 92<br />
jerez gp: Der wahre Saisonstart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />
story: Der Fall Alex de Angelis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
interview - sandro cortese: Das letzte 125er Jahr . . . . . . . . 100<br />
story: Die Favoriten der Tourist Trophy 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
superbike-wm: Troy Corser - Das Krokodil beißt zu . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
top-5 - Ben Spies: Mit Babysteps zum Texas Terror . . . . . . . . . . . . . . 110<br />
service<br />
Boxenstopp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Kolumnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />
106<br />
Troy corser: das<br />
krokodil beiSSt zu<br />
92<br />
hiroshi aoyama<br />
japans hoffnung
6 Boxenstopp<br />
PRO & CONTRA<br />
AGGRESSIVITÄT<br />
FOTOs: adrivo/Sutton<br />
PRO<br />
CONTRA<br />
Ruhe bewahren und Köpfchen beweisen wie es Jenson<br />
Button gerne macht, ist ja gut und schön, führt aber<br />
nicht immer zum gewünschten Erfolg. So saß der Brite<br />
in Barcelona 20 Runden hinter Michael Schumacher<br />
fest. Button fehlte der nötige Biss. Wie es anders geht,<br />
zeigt Lewis Hamilton. Keiner überholte im ersten<br />
Saisondrittel mehr als er.<br />
Qualmende Reifen und glühende Bremsscheiben gehören<br />
beim Briten zur Tagesordnung. Mit seinen Überholmanövern<br />
erinnert Hamilton an Rennfahrer aus vergangenen<br />
Tagen. Zu Zeiten von Ayrton Senna, Gilles Villeneuve und<br />
Niki Lauda hatten die F1-Piloten noch Eier in der Hose.<br />
Mit ein Grund, weshalb die Formel 1 als Königsklasse<br />
des <strong>Motorsport</strong>s gilt.<br />
Rücksicht auf den Gegner zu nehmen, bringt einem vielleicht<br />
den Ruf als Gentleman ein, aber nicht den WM-Titel - wie<br />
man bei David Coulthard in den 90er Jahren gesehen hat.<br />
Als F1-Pilot muss man sich das, was man will, einfach<br />
nehmen. Wie das geht, zeigte Fernando Alonso - seinerseits<br />
zweifacher Champion - in China. Um als Erster stoppen zu<br />
können, überholte er seinen Teamkollegen Felipe Massa mit<br />
einem riskanten Überholmanöver in der Boxeneinfahrt.<br />
Die Szene war eine der heißesten im ganzen Rennen,<br />
für den Spanier nur eine »normale Episode im Rennen«.<br />
Kritik lässt Alonso und Hamilton kalt. Sie konzentrieren<br />
sich aufs Fahren und aufs Gewinnen - mehr muss ein<br />
Rennfahrer auch nicht.<br />
Vollblutrennfahrer wollen um jeden Preis gewinnen.<br />
Dabei überschreiten sie schon einmal die Grenze - des<br />
Autos, aber auch der Regeln. Wenn Lewis Hamilton in<br />
Schlangenlinien vor seinem Gegner hin und herzackt,<br />
wenn er seinen Konkurrenten neben die Strecke drängt<br />
und wenn er jegliche Rücksicht außer Acht lässt,<br />
braucht er sich nicht wundern, wenn die Rennkommissare<br />
aus den Verwarnungen richtige Strafen<br />
machen. Sebastian Vettel wurde in Australien 2009<br />
für weniger bestraft. Klar, ohne packende Rad-an-Rad-<br />
Duelle fehlt der Formel 1 das Salz in der Suppe, Spannung<br />
muss Fairness jedoch nicht ausschließen.<br />
Aber selbst wenn die Zweikämpfe fair bleiben, kann<br />
ein zu aggressiver Fahrstil von Nachteil sein. Das beste<br />
Beispiel sind die beiden McLaren-Teamkollegen: Jenson<br />
Button hat sich den Beinamen des Reifenflüsterers<br />
erarbeitet, ein fürchterlich dämlicher Begriff, aber so<br />
wahr: Während Hamilton mit seinem Fahrstil die Reifen<br />
überstrapaziert und dabei Abflüge und Reifenschäden<br />
riskiert, fährt Button mit cleveren Strategien und<br />
ohne unnötiges Risiko zum Sieg.<br />
Das ist keine neue Erkenntnis. Nicht umsonst galt der<br />
vierfache Champion Alain Prost als der Professor: Er<br />
wusste genau, wann sich eine Aktion lohnte und wann<br />
er lieber das Material streicheln sollte. Es gilt die Regel:<br />
Aggressive und spektakuläre Fahrer erobern die Herzen<br />
der Fans, vorausschauende und smarte Denker<br />
gewinnen den WM-Titel.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Text: stephan heublein
DAS PRICKELN<br />
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8 Boxenstopp<br />
Brunftzeit<br />
In dieser Saison heißt es Werben um die<br />
besten Fahrer - denn Valentino Rossi, Jorge<br />
Lorenzo, Dani Pedrosa und Casey Stoner brauchen<br />
neue Verträge. Honda scheint bereits ein<br />
Auge auf Stoner geworfen zu haben. Livio<br />
Suppo, der von Ducati zu Honda wechselte,<br />
lobte die Qualitäten des Australiers in der<br />
Presse und auch Honda-Größen wie Mick<br />
Doohan und Wayne Gardner sprachen sich für<br />
ihn aus. Die »Silly Season« ist eröffnet.<br />
Fotos: milagro, ducati, world superbikes
Text: Jule Krause, Toni Börner<br />
Grüne Strecken<br />
Tipps vom Altmeister<br />
Der Saisonstart lief bei Ducati in der Superbike nicht gut.<br />
Die Titel-Aspiranten beklagten arge Schwierigkeiten.<br />
Um diese zu lösen bat das Team Troy Bayliss um Hilfe, der<br />
in Mugello ausarbeiten sollte, wie das Team die Maschine<br />
einstellen muss, um Nori Haga und Michel Fabrizio das<br />
Vertrauen in die Ducati zurückzugeben und damit auch<br />
vordere Plat zierungen zu erzielen.<br />
Die MotoGP schickt sich an, aktiv Zeichen für den besseren<br />
Umgang mit Ressourcen und Umwelt zu setzen - auch wenn<br />
Kettensägen im Fahrerlager es kaum vermuten lassen. Bei den vier<br />
spanischen Rennen werden jeweils 1.000 Bäume gesteckt. Fans<br />
können sich beteiligen und selbst ein Steck-Set erstehen. Für jeden<br />
neuen Baum in Spanien, wird auch in Haiti einer gesetzt, als Teil<br />
des Wiederaufbauprogramms. Das Pflanzen von 58.000 Bäumen<br />
haben sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt.<br />
Pokern auf dem Wasser<br />
Fünf MotoGP-Stars wurden vor Jerez zum Pokern auf<br />
eine Luxusyacht eingeladen. Die Speed-Junkies auf<br />
Jetski zu setzen mag eine weniger gute Idee gewesen<br />
sein, denn Edwards & Co übernahmen kurzerhand das<br />
Steuer von ihren Chauffeuren und genossen erst einmal<br />
ausgiebig das Reiten auf den Wellen. Colin Edwards<br />
staunte: »Diese Dinger sind viel schneller als früher!«<br />
Da kann ein Rennfahrer schwer widerstehen.<br />
330,2 km/h<br />
Ob es der Hauptsponsor Alitalia <strong>oder</strong> aber die Power der<br />
RSV4 war, die Max Biaggi in Monza beflügelten, ist ungewiss.<br />
Es könnten auch die italienischen Fans gewesen sein. Fakt<br />
aber ist, dass der Römer an jenem Wochenende insgesamt drei<br />
Mal den Geschwin digkeitsrekord für Superbike-Motorräder<br />
durchbrach. Am Ende standen stolze 330,2 km/h zu Buche.
10 Boxenstopp<br />
Rote Achterbahn<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
BMW hat die Weichen für sein zukünftiges <strong>Motorsport</strong>-Programm gestellt.<br />
2012 wollen die Münchner wieder in der DTM an den Start gehen.<br />
Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, an denen der<br />
Dachverband ITR aktuell arbeitet. Bei BMW <strong>Motorsport</strong> trifft man auf der<br />
Technikseite bereits entsprechende Vorbereitungen, um laut Mario<br />
Theissen 2012 konkurrenzfähig einsteigen zu können. Die endgültige<br />
Entscheidung der Bayern soll im Jahresverlauf fallen.<br />
+++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++<br />
Nicht nur jeder Rennfahrer, sondern jedes kleine Kind möchte einmal einen<br />
Formel-1-Ferrari fahren. Mit diesem Achtsitzer wird der Traum wahr: Die<br />
Formula Rossa Achterbahn beschleunigt in 2 Sekunden von 0 auf 100 und wird<br />
eine der Attraktionen des Ferrari-Freizeitparks in Abu Dhabi. »So kann ich den<br />
Thrill von 240 km/h mit meinen Ingenieuren teilen«, sagt Fernando Alonso. Felipe<br />
Massa möchte bei der Premiere auch mitfahren, aber noch ohne Söhnchen<br />
Felipinho, der wird bei der Eröffnung im Oktober gerade mal ein Jahr alt sein.<br />
Gewinnen Sie Tickets<br />
für den Deutschland GP<br />
Sechs deutsche Fahrer, darunter Vizeweltmeister Sebastian Vettel und<br />
Rekordchampion Michael Schumacher, mit Mercedes GP ein echtes<br />
deutsches Nationalteam am Start - der Große Preis von Deutschland<br />
2010 auf dem Hockenheimring verspricht für die deutschen Fans zum<br />
Superevent des Jahres zu werden. Sie können live dabei sein: Gewinnen<br />
Sie mit <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com zwei Wochenendtickets für die Innentribüne<br />
im Motodrom und genießen Sie von Freitag bis Sonntag die<br />
gesamte Rennaction live. Zudem erleben Sie am Donnerstag den Pitwalk<br />
und die Busrundfahrten auf der GP-Strecke! Teilnahme unter:<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/hockenheim2010/<br />
Timo Scheider<br />
in Le Mans<br />
In seiner bisherigen Karriere wurde<br />
Timo Scheider nicht oft von Tom Kristensen<br />
überholt <strong>oder</strong> gar überrundet. Das wird<br />
sich am 12. und 13. Juni ändern, wenn<br />
beide bei den 24 Stunden von Le Mans an<br />
den Start gehen. Kristensen fährt wie<br />
gewohnt mit einem Audi-Prototyp, Scheider<br />
dagegen mit einem Fahrzeug aus der GT2-<br />
Klasse. Gemeinsam mit Richard Westbrook und<br />
Marco Holzer geht der zweifache DTM-Champion<br />
mit einem Porsche RSR an den Start.
Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider, Mike Wiedel<br />
Fotos: adrivo/Sutton, dtm, audi, ferrari<br />
Frauen an der Macht<br />
Die DTM zieht nicht nur BMW an. Beim Auftaktrennen in Hockenheim<br />
waren auch Culcha Candela und Gina-Lisa Lohfink zu Gast.<br />
Die Musiker der Berliner Band begeisterten sich vor allem für<br />
Susie Stoddart, die ihnen ihre C-Klasse erklärte. »Es ist cool,<br />
dass auch Frauen mitfahren«, sagte der Frontmann. Auch Gina-<br />
Lisa hatten es die Damen mehr angetan als die Rennfahrer. »Ich<br />
habe die Schnauze voll von Männern«, sagte sie. »Aber hier<br />
gibt’s schöne Boxenluder und geile Autos.«
12 Boxenstopp<br />
Die<br />
GP2<br />
ist wieder da<br />
Die schnellste Nachwuchsklasse der Welt ist wieder unterwegs. Seit dem Saisonstart in Barcelona ging es Schlag auf Schlag:<br />
Barcelona, Monaco und Istanbul sind bereits Geschichte. Portimao wurde abgesagt. Die Favoriten erwischten keinen guten Start -<br />
bereits im ersten Rennen schieden Christian Vietoris, Jules Bianchi und Sam Bird nach einer gemeinsamen Kollision aus. Immerhin<br />
gab es schon beim Auftaktwochenende in Spanien mit dem Schweizer Fabio Leimer den ersten deutschsprachigen Sieger.<br />
Jordanien<br />
statt Abu Dhabi<br />
Die FIA hat den offiziellen WRC-Rennkalender<br />
2011 veröffentlicht: der Start erfolgt wie 2010 in<br />
Schweden, das Finale findet in Großbritannien<br />
statt. Die Rallye Jordanien wird anstatt der<br />
umstrittenen Rallye in Abu Dhabi als viertes<br />
Event über die Bühne gehen. Die Rallye Neuseeland<br />
wird aufgrund einer Terminkollision mit<br />
dem Rugby World Cup nur noch als Ersatzevent<br />
im WRC-Kalender aufgeführt.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, gp2 series, vw motorsport, race of champions, gt1world
Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider<br />
Romain Grosjean möchte<br />
sich in der GT1-WM für die<br />
Formel 1 empfehlen<br />
Düsseldorf ruft<br />
Das Rennen der Rennen gastierte bereits in London, Paris und Peking.<br />
2010 werden die Stars der <strong>Motorsport</strong>welt ihr Können in der Düsseldorfer<br />
Esprit Arena unter Beweis stellen. Das Race of Champions am<br />
26. und 27. November ist damit ein Heimspiel für die Titelverteidiger im<br />
Nations Cup Sebastian Vettel und Michael Schumacher. Der Reordweltmeister<br />
freut sich darauf: »Das wird sicherlich wieder eine schöne<br />
Veranstaltung werden, und dass sie diesmal in Deutschland stattfindet,<br />
macht sie doppelt schön.«<br />
Grosjean will zurück<br />
Romain Grosjean hat den Traum Formel 1 noch nicht aufgegeben.<br />
Nachdem er bei Renault nicht mehr beachtet wurde,<br />
versucht der ehemalige Formel-3-Champion in der GT1-Weltmeisterschaft<br />
auf sich aufmerksam zu machen. Dort holte er<br />
einen Rennsieg - und war direkt danach wieder im Formel-1-<br />
Fahrerlager anzutreffen. »Ich wollte einfach ein paar Leute<br />
sehen, Kontakte knüpfen und zeigen, dass ich noch da bin«,<br />
meinte Grosjean, der in Barcelona und Monaco zu Gast war.<br />
Neue Dakar-Route 2011<br />
Die Rallye Dakar gastiert mittlerweile seit zwei<br />
Jahren in Südamerika. 2011 wird die dritte Ausgabe<br />
der härtesten Rallye der Welt erneut in Buenos Aires<br />
starten, dann aber einen anderen Verlauf nehmen.<br />
Bevor der Sieger am 15. Januar feststeht, geht es weit<br />
bis in die sandigen Tiefen der Atacama-Wüste und<br />
mit Highspeed durch die Pampa. Volkswagen<br />
<strong>Motorsport</strong>-Direktor Kris Nissen weiß: »Es gibt zwei<br />
Dakar-Grundsätze: Erwarte das Unerwartete und<br />
die nächste ist immer die härteste Dakar.«
14 Boxenstopp<br />
F1-Star Michael<br />
Schumacher<br />
tritt auch gerne<br />
selbst gegen das<br />
runde Leder<br />
Alonsos beste Stücke<br />
Bisher ließen sich nur Superstars wie Heidi Klum, Jennifer Lopez und Maria Carey<br />
ihre Körperteile für schwindelerregende Summen versichern. Jetzt hat Fernando<br />
Alonso zugeschlagen: Er ließ sich seine beiden Daumen für zehn Millionen Euro<br />
versichern - vielleicht ja, weil der F-Kanal von Ferrari mit der Hand bedient wird.<br />
Übrigens: Noch teurer sind die Beine von Star-Kicker Cristiano Ronaldo (100 Mio.<br />
Euro) und der gesamte Körper von David Beckham (149 Mio. Euro).<br />
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Schumacher<br />
wünscht DFB-Elf<br />
den Titel<br />
Die Fußball-WM in Südafrika wirft ihre Schatten voraus.<br />
Michael Schumacher wird wie Millionen von Fans am Fernseher<br />
mitfiebern. »Ich drücke unseren Jungs die Daumen und<br />
hoffe, dass sie ins Finale kommen«, sagt der Hobby-Fußballer.<br />
Als stärkste Konkurrenten sieht er Brasilien und Spanien. »Ich<br />
bin für den vierten Stern für Deutschland.« Drei WM-Titel hat<br />
Deutschland schon. Übrigens: Schumacher hat den deutschen<br />
Kickern eine Ehrung voraus. Er wurde vom französischen<br />
Premierminister zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.<br />
Alles für Nordschleifen-<br />
Grillmeister<br />
Fanartikel<br />
des<br />
Monats<br />
Zum 24h-Rennen ist das Nordschleifen-Grillmeister Grillset online und vor<br />
Ort im Nürburgring-Fanshop erschienen. Das Grillset besteht aus einer Grillschürze,<br />
einem Geschirrtuch (45 x 70 cm) sowie einem Grillhandschuh<br />
(36,5 cm). Das komplette Set besteht zu 100% aus Baumwolle und ist bei<br />
30°C waschbar. Der Preis liegt bei 17,90 Euro. Passend dazu gibt es das<br />
Nürburgring-Brandeisen (Logo 11 x 6,5 cm). Zeigen Sie Ihren Gästen wer der<br />
Nordschleifen-Grillmeister ist und brandmarken Sie Ihr Grillgut mit der Silhouette<br />
der legen dären Nordschleife! Das Brandeisen gibt es für 15,00 Euro ebenfalls<br />
unter www.nuerburgring-shop.de sowie im Fanshop am ring°boulevard.
Text: Kerstin Hasenbichler, Mike Wiedel, Manuel Sperl<br />
Ziiieeehhhh!<br />
Die <strong>Motorsport</strong>saison läuft auf Hochtouren, die Skispringer<br />
machen Pause. Gregor Schlierenzauer und<br />
Olympiasieger Simon Ammann nutzten die Gunst<br />
der Stunde und besuchten den Monaco GP. Ammann<br />
verfolgte das Rennen aus der Sauber-Box, um<br />
den Puls aus nächster Nähe zu spüren. Aber ein<br />
bisschen berufliches Interesse war auch dabei.<br />
»Interessant ist, dass ich mit den Technikern im<br />
Hintergrund sprechen kann - vielleicht über Aerodynamik<br />
und gewisse Mate rialen«, verriet der<br />
Schweizer. Österreich kann sich schon einmal vor<br />
der nächsten Wunder bindung in Acht nehmen.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, ferrari, mirjageh.com/Red Bull Photofiles<br />
Lieber Fahrer<br />
als Modell<br />
Fast schon traditionell tauschen die F1-Piloten<br />
am Freitag in Monaco die Rennstrecke gegen den<br />
Laufsteg ein. Bei der Amber Fashion Show von<br />
Eddie Irvines Schwester Sonia führten sie die<br />
Kollektion von Bernie Ecclestones Tochter Petra<br />
vor. Der Erlös kommt der Elton John AIDS Foundation<br />
zugute. Mit dabei waren unter anderem:<br />
Jenson Button, Lewis Hamilton, Nico Rosberg,<br />
Timo Glock und Adrian Sutil. »Einmal auf dem<br />
Laufsteg rauf und runter laufen kann jeder«, sagt<br />
Sutil. »Als Modell fühle ich mich aber nicht, dann<br />
doch lieber Autorennfahrer.«
16<br />
Boxenstopp<br />
Paddock-Zitate<br />
M<strong>oder</strong>ne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: das sind altmodische<br />
mp3-Player. Zum Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...<br />
Jede Idee hat einen Haken<br />
- wenn es regnet, wenn es<br />
schneit, wenn das verdammte<br />
Casino zusammenbricht.<br />
Karun Chandhok über die Vorschläge für ein<br />
geteiltes erstes Qualifying in Monaco<br />
Ich glaube, die Regeln müssen<br />
sehr clever sein, um die<br />
dummen Ingenieure in die<br />
richtige Richtung zu schubsen.<br />
Ducati-Technikdirektor Filippo Preziosi zur<br />
Motorenreglementierung in der MotoGP<br />
Wenn ich Bilder <strong>oder</strong> TV-<br />
Aufnahmen von mir selbst<br />
ansehe, nenne ich mich einen<br />
Idioten. Aber nur so kann<br />
ich schnell fahren.<br />
motogp-pilot Ben Spies über seinen Fahrstil<br />
Ich dachte, Kolumbien sei<br />
voller rüpelhafter Rennfahrer<br />
wie Juan Pablo Montoya und<br />
Drogendealer.<br />
David Coulthard lernte Kolumbien bei Red Bull<br />
Demofahrten von einer neuen Seite kennen<br />
Sie sind keine harten Jungs – sie sind<br />
Mädchen. Sie sind nicht vertrauenSwürdig;<br />
sie erfinden Dinge, damit<br />
es für sie passt. Frauen, die auf der<br />
Strecke fahren, gehen mir auf die Eier –<br />
das ist ein Sport für Männer.<br />
Marco Simoncelli über seine MotoGP-Kollegen<br />
hector Barbera und alvaro Bautista<br />
Ich war zur Pressekonferenz in Monza<br />
eingeladen. Tolle Sache, aber völlige Zeit -<br />
verschwendung. Haga und ich wurden gar<br />
nichts gefragt. Shane Byrne langweilte sich bei der Superbike WM<br />
Ich werde verdammt schwitzen,<br />
aber der Iceman schmilzt nicht.<br />
Kimi Räikkönen über die rallye Türkei<br />
Foto: dtm, adrivo/Sutton
weiter geht es...<br />
online<br />
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video: Bernd Mayländer interview<br />
Bernd Mayländer führt jedes Formel-1-Rennen an,<br />
an dem er teilnimmt. Ab Seite 46 erklärt der Pilot des<br />
Safety Cars in dieser Ausgabe des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
sein neues Arbeitsgerät: Das Mercedes SLS AMG<br />
Safety Car. Wem das nicht ausreicht, der erhält auf<br />
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Video-Nachschlag: In einem sechsminütigen Video-<br />
Interview gibt Mayländer ausführlich Antwort zur<br />
Geschichte des Safety Cars, die Entwicklung der<br />
verschiedenen Sicherheitsfahrzeuge und seine Aufgaben<br />
während eines Safety-Car-Einsatzes.<br />
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18<br />
Kolumne.schoklitsch<br />
Testen für die Gesundheit<br />
Trainings-Unfälle von GP-Piloten haben in letzter Zeit wieder an Häufigkeit zugenommen.<br />
Da stellt sich die Frage, würden mehr reguläre Tests Abhilfe schaffen?<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Manchmal gibt es diese Morgen,<br />
wenn es hier und da ein bisschen<br />
zwickt und das Gefühl einfach<br />
nicht so stimmt. Aber das ist immer<br />
noch besser, als wenn einen eine<br />
frische Verletzung plagt. Damit<br />
hatten in den vergangenen Wochen<br />
und Monaten einige Motorrad-Piloten zu kämpfen,<br />
nachdem sie im Training ein wenig unvorsichtig mit<br />
ihren Körpern umgegangen waren.<br />
Da gab es einen verletzten Daumen bei Jorge<br />
Lorenzo nach einem Minibike-Crash, Valentino<br />
Rossi verletzte sich die Schulter beim Motocross,<br />
Alvaro Bautista brach sich ebenfalls Offroad das<br />
Schlüsselbein und 125cc-Pilot Luca Marconi zerstörte<br />
sich beim Motocross-Training den Knöchel<br />
gleich doppelt. Von einem Antreten in der Weltmeisterschaft<br />
wollten sich dadurch alle nicht<br />
abhalten lassen, dennoch ist der Trend wohl ein<br />
wenig bedenklich, schließlich war das nur ein kurzer<br />
Auszug aus den Trainingsverletzungen, die sich<br />
zuletzt so angehäuft haben.<br />
Die Teams stehen angesichts der Trainings-Unfälle<br />
ihrer Stars vor einem kleinen Dilemma. Denn durch<br />
die mittlerweile sehr minimierten Testtage greifen die<br />
Fahrer eben auf bewährte Ausweichrouten zurück,<br />
um sich in der rennfreien Zeit fit zu halten. Motocross<br />
<strong>oder</strong> Supermoto galt immer schon als eine der besten<br />
Möglichkeiten, um sich einerseits fit für das Fahren<br />
zu halten und andererseits die Reflexe zu schärfen.<br />
Wie soll man also seinen Fahrern verbieten, sich in<br />
ihrer Freizeit in Schuss zu halten?<br />
Klar gibt es auch bei Testfahrten immer wieder Verletzungen, weil sich ein<br />
Pilot im fahrerischen Überschwang etwas heftig auf den Hosenboden, die<br />
Schulter <strong>oder</strong> andere Körperteile legt, aber in ihrer Häufigkeit sind diese<br />
Unfälle doch nicht ganz so viele wie jene bei diversen Offroad-Tätigkeiten.<br />
Lieblingshobby: Die MotoGP-Piloten geben gerne<br />
auch mal im Gelände Gas - nicht ungefährlich!<br />
Die WM-Piloten mögen die Besten ihrer Zunft sein,<br />
aber Motocross ist bei seiner intensiven Ausübung doch<br />
noch ein wenig unkontrollierbarer als eine Straßenmaschine<br />
auf einer Rennstrecke.<br />
Deswegen ließe sich provokativ fragen, ob die<br />
MotoGP bei der Testbeschränkung nicht doch irgendwie<br />
am falschen Ende spart? Denn nicht nur, dass<br />
Rookies darunter leiden, sich in wenigen Tagen auf<br />
ihre neuen Maschinen einstellen zu müssen, die Piloten<br />
suchen allgemein nach Alternativen, um ihr Fahrgefühl<br />
auf dem obersten Level zu halten. Das ist es eben nicht<br />
mit ein paar langsamen Motocross-Runden getan, da<br />
muss Gas gegeben werden, sonst könnten sich die Fahrer<br />
auch auf der Spielekonsole ihrer Wahl mit Motorrad-<br />
Rennspielen vergnügen.<br />
Aber wie sollen die Teams denn nun weiter Geld sparen<br />
und trotzdem mehr testen, um die Freizeit-Risiken<br />
für ihre Piloten - von Glastischen einmal abgesehen - zu<br />
minimieren. Eigentlich gibt es dafür einen einfachen<br />
Vorschlag, der bereits öfter ausgesprochen aber nie so<br />
richtig intensiv diskutiert wurde: mehr Montagstests<br />
nach den Grand Prix.<br />
Es kostet zwar sicher ein wenig mehr Geld, am<br />
Montag nach den Rennwochenenden das Team noch<br />
einen Tag an der Strecke zu lassen, um Testarbeit zu<br />
verrichten, aber Unsummen kann es auch nicht verschlingen;<br />
vor allem dann nicht, wenn der verlängerte<br />
Aufenthalt vorher planbar ist. Natürlich lässt sich das<br />
dank des oft dichten Zeitplans mit Back-to-Back-<br />
Wochenenden nicht immer machen, aber öfter als<br />
zwei Mal sollte das schon möglich sein. Und ja, natürlich<br />
gibt es dennoch Zeiten, in denen drei Wochen<br />
Rennpause sind und in denen die Fahrer wieder auf andere Trainings-Möglichkeiten<br />
zurückgreifen. Dennoch, mit ein wenig mehr Tests könnten die<br />
Krankenhauskosten auch ein wenig heruntergeschraubt werden, was letztendlich<br />
auch wieder Geld sparen würde.<br />
Fotos: milagro, red bull, honda
Freischwimmer Bild des<br />
Erst machte er die Konkurrenz<br />
auf der Strecke nass, dann ging Monats<br />
er selbst baden: Jorge Lorenzo<br />
freute sich so sehr über seinen<br />
Last-Minute-Heimsieg in Jerez, dass er<br />
samt Rennanzug und Helm in einen Teich<br />
sprang. Den Rettungsring brauchte er nicht!<br />
Technogym racing team<br />
austria<br />
www.ducati-graz.at
20<br />
Kolumne.Heublein<br />
entwickeln und verbieten<br />
Der Doppeldiffusor und der F-Kanal sind die beiden jüngsten Beispiele einer guten, alten<br />
F1-Tradition: Erst für viel Geld entwickeln, dann auf einmal verbieten. Ziellos <strong>oder</strong> richtig?<br />
Text: Karin Sturm<br />
F-Kanal im Einsatz: McLaren dachte ihn sich aus,<br />
Ferrari baute ihn nach - den oft zitierten F-Kanal<br />
Erst erfinden <strong>oder</strong> zumindest einführen,<br />
für viel Geld entwickeln, dann wieder<br />
verbieten - das scheint des öfteren eine<br />
Lieblingsbeschäftigung in der Formel 1<br />
zu sein. Und das, wo doch alle angeblich<br />
unbedingt Kosten sparen wollen. So<br />
geschehen mit dem Doppeldiffusor, der<br />
2010 alle Millionen kostete, die angesichts<br />
der Freigabe der Brawn-Erfindung nachziehen<br />
mussten. Ab der Saison 2011 wird er aber<br />
endgültig der Vergangenheit angehören. Und<br />
jetzt, noch schneller, mit dem F-Kanal, dem nur<br />
eine Saison vergönnt ist. Was unter Kosten-<br />
Aspekten wie der komplette Wahnsinn aussieht,<br />
hat allerdings auch noch eine andere Seite.<br />
»Dadurch, dass wir jetzt schon wissen, dass es<br />
verboten wird, sparen es sich viele kleinere Teams,<br />
darunter auch wir, überhaupt erst noch in die<br />
Entwicklung einzusteigen«, sagt Toro-Rosso-<br />
Teamchef Franz Tost. »Vor allem, weil wir davon<br />
ausgehen, dass das gar nicht auf allen Strecken so<br />
furchtbar viel bringt.« Und das Denken und erst<br />
einmal Erfinden, das Ausnützen aller Möglichkeiten,<br />
die das Reglement zulässt, das kann man den cleveren<br />
Köpfen in der Formel 1 nun einmal nicht verbieten,<br />
das gehört dazu. »Da bleibt dann eben nur,<br />
etwas Neues, das man nicht wirklich will, relativ<br />
schnell zu stoppen, um den Investitionswettlauf kontrollieren<br />
zu können - auch wenn das für den, der<br />
die Idee hatte, ziemlich bitter sein kann.«<br />
Die größte zu diskutierende Baustelle in Sachen<br />
Kosten ist freilich KERS: Erst auf Druck der Werke - allen voran BMW -<br />
eingeführt, dann für 2010 wieder verbannt, um es für 2011 möglicherweise<br />
doch wieder freizugeben, beschäftigt es erneut alle bei den Sitzungen der<br />
FOTA und der Technical Working Group. Wenn KERS für 2011 kommt,<br />
dann wie? Mit Einheitssystem, wie schon öfters vorgeschlagen, um wenigstens<br />
die Kosten für die meisten in Grenzen zu halten?<br />
Aber wer soll es dann liefern? Mercedes mit einem<br />
Ferrari/Magneti-Marelli-KERS <strong>oder</strong> Ferrari mit einem<br />
System mit Stern - alles nicht wirklich vorstellbar.<br />
Aber wenn jeder seine eigenen Wege geht - wer soll<br />
die Millionen finden, die dann verbrannt werden?<br />
Vor allem die kleinen Teams sind sich einig: KERS<br />
sei das Letzte, was sie im Moment gebrauchen können<br />
- wo doch viele mit dem Kampf ums nackte finanzielle<br />
Überleben beschäftigt sind. »Später einmal, zusammen<br />
mit dem Weltmotor ab 2013, in einem vernünftigen<br />
Paket, könnte ich mir KERS durchaus vorstellen«, sagt<br />
Dr. Colin Kolles. »Dann aber auch anders als das, was<br />
man im Moment hat.« Also eher mit dem Schwungrad-<br />
System von Williams als mit den üblichen Batterie-<br />
Systemen, die dem immer wieder als größtes KERS-<br />
Argument verwendeten Faktor Grün ja gar nicht<br />
wirklich entsprechen. Schon im Zuge der ersten KERS-<br />
Debatte wurde immer wieder einmal eingeworfen,<br />
dass der wahre Umweltaspekt des Systems zumindest<br />
in der momentanen Form sehr fragwürdig sei, das<br />
Ganze eher ein grünes Mäntelchen ist, das sich die<br />
Konzerne im allgemeinen Marketingtrend gerne<br />
umhängten. Denn: Die Entsorgung der sehr umweltkritischen<br />
Lithium-Batterien ist mehr als problematisch<br />
und diese halten unter Formel-1-Belastungen<br />
nicht länger als zwei Rennen, bevor sie weggeschmissen<br />
werden müssen.<br />
Zumindest zur Pflicht kann man das kinetische<br />
Energierückgewinnungssystem für 2011 aus<br />
Reglementgründen nicht machen. Sollte es aber so<br />
kommen, dass zumindest einige Teams dann wieder damit fahren, wird<br />
sich für viele Kleine erneut die Frage stellen, ob man nicht, wie jetzt bei<br />
der kurzfristigen Entwicklung des F-Kanals, darauf verzichten wird und<br />
muss. Obwohl dadurch vielleicht der Abstand zur Spitze noch ein bisschen<br />
größer wird...<br />
Fotos: adrivo/sutton, Mercedes-Benz, DTM, ferrari, mclaren
IM VERGLEICH<br />
Ellen Lohr fliegt mit<br />
ihrem Mercedes über<br />
die Nordschleife<br />
Schnelle Damen in der DTM<br />
Ellen Lohr gewann 1992 auf dem Hockenheimring im Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 als bislang einzige Frau einen DTM-<br />
Lauf. Im Jahr darauf flog sie über den Nürburgring. »Das war eines meiner ersten Rennen mit dem 93er Auto«, erinnert<br />
sich Lohr im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Die Saison hatte ich zuvor mit einem Vorjahreswagen begonnen, das neue Auto erbte<br />
ich zur Saisonhälfte von Klaus Ludwig. Leider war der Wagen ein echter Rückschritt im Vergleich zum alten.« In diesem<br />
Jahr feiert Lohr ihr 25-jähriges <strong>Motorsport</strong>-Jubiläum. Bei Mercedes hat sie mit Susie Stoddart eine Nachfolgerin gefunden,<br />
die ihrem großen Traum noch hinterher jagt: »Ich möchte als erste Frau seit Ellen ein DTM-Rennen gewinnen.«<br />
Susie Stoddart mischt seit 2006<br />
in der DTM mit. Noch jagt sie<br />
ihrem ersten DTM-Punkt hinterher
23<br />
Boxenstopp<br />
26. Juni 1971<br />
39 Jahre jung wird Max Biaggi am 26. Juni. zum alten Eisen gehört er noch lange nicht. Mit<br />
Aprilia liegt er auf WM-Titelkurs, könnte sich an seinem Geburtstag mit der Pole in Misano<br />
beschenken. Es wäre nach 4 Titeln in der 250ccm-Klasse die fünfte Weltmeisterschaft für<br />
den Römer. Doch an seinem Geburtstag ist gerade erst Halbzeit in der Supebike WM 2010.<br />
Jean Alesis Sternstunde<br />
Manche Geschichten schreibt nur die Formel 1: An seinem 31. Geburtstag<br />
gewann der Ferrari-Pilot Jean Alesi beim Kanada GP 1995 in<br />
Montreal zum ersten und einzigen Mal einen Grand Prix. Fünfzehn<br />
Jahre später feiert er am 11. Juni seinen 46. Geburtstag. Den<br />
Geburtstagssieg muss er sich diesmal im Juli in der LMS holen.<br />
171<br />
Der Premierensieg in der Moto2-<br />
Klasse ging beim Katar Grand<br />
Pricx an den japanischen Überraschungssieger<br />
Shoya Tomizawa.<br />
Sein Erfolg war der insgesamt 171.<br />
Sieg eines Japaners in allen Grand<br />
Prix-Klassen. Nur die USA waren<br />
damit noch um einen Rennsieg erfolgreicher<br />
als Japan.<br />
Happy Birthday, Nico<br />
Nico Rosberg feiert<br />
am 27. Juni seinen 25. Geburtstag.<br />
Mit dem Wechsel<br />
zu einem <strong>Top</strong>team hat sich<br />
der Mercedes-Pilot den<br />
ersten Teil seines Wunsches<br />
bereits selbst erfüllt.<br />
200: Valentino Rossis Sieg beim Auftaktrennen in Katar war das<br />
200. Rennen, welches der Italiener in den Punkten beenden<br />
konnte. Nur zwei Fahrer schafften das bislang vor ihm: Alex Barros<br />
in 214 Fällen und der immer noch aktive suzuki-pilot Loris Capirossi<br />
stolze 248 Mal (Stand: Jerez grand prix 2010).<br />
11. Juni<br />
Der US-Amerikaner Ben<br />
Spies hat Glück. Nicht<br />
nur weil er vom Rennsport-<br />
Gott reichlich mit Talent<br />
gesegnet wurde, sondern<br />
auch weil sein Geburtstag<br />
dieses Jahr zwischen den<br />
Grand Prix von Mugello<br />
und Silverstone liegt.<br />
Er kann seinen 26. Ehrentag<br />
also gebührend feiern.<br />
0,004<br />
Sekunden - binnen dieser Zeit wird der alte<br />
Gang bei einem Formel-1-Schaltvorgang<br />
herausgenommen, während der neue Gang<br />
bereits eingelegt wird. Quick-Shift nennt<br />
sich das. Der Lidschlag eines menschlichen<br />
Auges dauert 50 Mal so lange.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Milagro
formel 1<br />
Glamour in Monte Carlo:<br />
Ob Hotelerbin Paris Hilton wusste,<br />
dass die Getränke-Zutat Red Bull<br />
auch Rennautos baut?<br />
Foto: red bull<br />
Umfrage<br />
War Schumachers<br />
Comeback richtig?<br />
Ja, er ist noch Weltklasse 62 %<br />
Nein, die nächste Generation ist da 26 %<br />
Nein, er zerstört seinen Ruf 12 %<br />
Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Hier braucht man<br />
eher ein Rallye-Auto als<br />
ein Formel-Auto.«<br />
Ex-F1-Pilot Marc Surer über die Anforderungen an ein<br />
adäquates Renngefährt im Fürstentum<br />
Kommentar: Mit dem Zweiten siegt man besser<br />
Die Vorzeichen schienen klar: Michael Schumacher schlägt Nico Rosberg, Lewis Hamilton pulverisiert Jenson<br />
Button, Sebastian Vettel dominiert Mark Webber und Fernando Alonso zerquetscht Felipe Massa. Denkste! Hamilton<br />
war schneller, aber Button gewann. Vettel war stark, aber Webber manchmal noch stärker. Und Rosberg führte<br />
Schumacher zunächst an der silbernen Nase herum. Nur bei Ferrari herrschte Ordnung: Alonso hatte Massa<br />
schnell im Griff. Damit dürfte klar sein: Bei Ferrari soll die Nummer 1 den Titel gewinnen. Die anderen<br />
Titelanwärter müssen sich die Frage stellen: Siegt es sich mit der Nummer 2 nicht besser? Stephan Heublein
24<br />
slideshow.Formel1
Formel 1<br />
Jungbullen im Fürstentum<br />
Jaime Alguersuari bestreitet seine erste komplette F1-Saison. Bei seinem<br />
ersten Monaco GP kam er nur knapp nicht in die Punkte. Seine<br />
Formkurve zeigt 2010 trotzdem steil nach oben. Einmal durfte er sich<br />
sogar mit Rückkehrer Michael Schumacher duellieren.<br />
Foto: toro rosso/GEPA
26<br />
story.<strong>Schumi</strong>-<strong>Check</strong><br />
top<br />
<strong>oder</strong>F<br />
schumi-check
LOP<br />
Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn: Michael Schumacher spaltete<br />
schon immer die Lager. Das hat sich nach seiner Rückkehr nicht geändert. Aber ist der<br />
Schumacher des Jahrgangs 2010 noch immer Weltklasse <strong>oder</strong> nur noch MittelmaSS?<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> analysiert das Comeback des Rekordchampions.<br />
Text: Stephan Heublein fotos: adrivo/sutton, mercedes gp
28<br />
story.<strong>Schumi</strong>-<strong>Check</strong><br />
Er ist wieder da. Die Freude ist<br />
Michael Schumacher ins Gesicht geschrieben.<br />
In wenigen Sekunden spricht sein Freund<br />
Ross Brawn die historischen Worte…<br />
Drei Jahre lang vergnügte er sich mit Motorradrennen, agierte als Berater für Ferrari und genoss die Zeit mit seiner<br />
Familie. Damit ist seit Anfang des Jahres Schluss: Michael Schumacher gibt wieder in der Formel 1 Gas.<br />
Er ist wieder da. Die Freude ist Michael Schumacher<br />
ins Gesicht geschrieben. In wenigen Sekunden<br />
spricht sein Freund Ross Brawn die historischen<br />
Worte: »Hier ist euer Weihnachtsgeschenk<br />
- darf ich vorstellen: Michael Schumacher.«<br />
Mit einem sichtbaren Grinsen im Gesicht biegt<br />
Schumacher um die Ecke, läuft an den jubelnden<br />
Teammitgliedern vorbei, nickt und lächelt ihnen<br />
zu und kann sich selbst auf der Bühne das breite<br />
Grinsen nicht verkneifen. Tosender Applaus, Blitzlichter<br />
und gezückte Handykameras begrüßen<br />
Michael Schumacher kurz nach der Verkündung<br />
seines Comebacks in der Fabrik im englischen<br />
Brackley. Noch prangen überall die Logos von<br />
Brawn GP, dominieren die Farben weiß, schwarz<br />
und gelbgrün. Das Logo von Mercedes GP existiert<br />
noch nicht und die einzigen Mercedes-<br />
Sterne flackern über drei Bildschirme an der<br />
Wand. Umso verständlicher ist die ehrliche Begeisterung<br />
der Fabrikarbeiter, die exakt ein Jahr zuvor<br />
vor dem Nichts standen, als Honda aus der Formel<br />
1 ausstieg und sie lange von Arbeitslosigkeit<br />
bedroht waren. Jetzt, ein Jahr später, präsentiert<br />
ihnen ihr Chef einen Tag vor Heiligabend den<br />
erfolgreichsten Rennfahrer aller Zeiten als ihren<br />
Piloten. Die Formel 1 kann so schön sein.<br />
Inmitten dieser heilen, silbernen Welt gibt Schumacher<br />
die Richtung für das Jahr 2010 vor: »Unser<br />
Ziel kann nur sein, um die WM zu kämpfen.«<br />
Angst hat er nicht, an seinen sieben WM-Titeln<br />
und 91 GP-Siegen gemessen zu werden. Ganz im<br />
Gegenteil. »Das ist ganz normal«, sagt er. Genau<br />
genommen möchte er daran gemessen werden.<br />
Allerdings rechnet er wohl nicht damit, dass dies<br />
so schnell und gnadenlos geschehen würde wie<br />
nach den ersten vier Rennen seiner Comebacksaison.<br />
Ein Ausfall, ein sechster Platz, zwei zehnte<br />
Plätze und vier teils deutliche Qualifying- und<br />
Rennniederlagen gegen seinen Teamkollegen Nico<br />
Rosberg lassen die Kritiker aus allen Rohren feu-<br />
ern. »Alles, was er macht, ist sein Image zu zerstören«,<br />
behauptet Ex-Rennfahrer Stirling Moss.<br />
Schumachers größte Leistung sei es gewesen, englische<br />
Ingenieure zu Ferrari zu locken. Jackie Stewart<br />
kritisiert, dass Schumacher mit einem<br />
schwierigen Auto keine guten Leistungen zeigen<br />
könne. Die Formel 1 kann so knallhart sein. Brawn<br />
und Norbert Haug stärken Schumacher den<br />
Rücken. Er brauche nach der langen Pause mehr<br />
Zeit, um sich einzugewöhnen. Das Auto sei noch<br />
nicht gut genug für Siege. Ausgerechnet sein alter<br />
Erzrivale Damon Hill verteidigt Schumacher. Es<br />
sei richtig, das Comeback zu versuchen. Hill<br />
glaubt: »Es könnten noch einige denkwürdige<br />
Gelegenheiten auf ihn warten.« Aber wer hat<br />
Recht? Ist Schumacher zu alt und nicht mehr<br />
schnell genug <strong>oder</strong> kann er es noch immer allen<br />
zeigen? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> zieht nach<br />
einem Saisondrittel eine erste Zwischenbilanz:<br />
Schumacher ist wieder da. <strong>Top</strong> <strong>oder</strong> <strong>Flop</strong>?
Fahrer: Motivation & Fitness<br />
Wie ein kleiner Junge freute sich Schumacher auf die Rückkehr<br />
in seine Welt, die Formel 1. Immer wieder beteuerte er glaubhaft:<br />
»Ich bin total heiß auf das kommende Jahr.« Nach drei Jahren<br />
Pause ist der Akku wieder voll, die Reise- und PR-Müdigkeit abgelegt.<br />
Trotzdem erlebt die F1-Welt einen neuen Schumacher. Einen,<br />
der weniger verbissen ist, Fehler und schlechte Leistungen eingesteht<br />
und einfach Spaß haben möchte. Gewinnen will er allerdings<br />
immer noch. Kritiker zweifeln genau das an. Sie fragen, ob<br />
dieser neue Schumacher noch eiskalt und rücksichtslos genug<br />
sei, um zu siegen. In Monaco bewies er das Gegenteil. Andere<br />
bemängeln, dass mit dem Alter die Risikobereitschaft, Fitness<br />
und Reaktionen nachlassen. An den Fakten ändert das nichts:<br />
Schumacher ist voll motiviert und toptrainiert - selbst wenn ein<br />
paar Prozent zu seinem früheren Stand fehlen sollten. Daran<br />
werden Erfolge nicht scheitern.<br />
Fahrer: Technik & Feedback<br />
Drei Jahre sind in der schnelllebigen Formel 1 eine Ewigkeit.<br />
Obwohl Schumacher bei Ferrari ein paar vereinzelte Tests bestritten<br />
hat, fehlt ihm viel Erfahrung mit der neuen Generation an<br />
Autos und Reifen. Die neuen, schmaleren Vorderreifen kommen<br />
seinem Fahrstil ebenso wenig entgegen wie der zu Saisonbeginn<br />
untersteuernde Mercedes. Durch das Testverbot fehlt Schumacher<br />
seine beste Waffe der Vergangenheit: Testkilometer bis zum<br />
Umfallen. Früher testete er so lange mit Ferrari und Bridgestone<br />
in Fiorano, bis die Probleme behoben waren. Der Hersteller lieferte<br />
ihm sogar maßgeschneiderte Reifen. Heute müssen Simulationen<br />
ausreichen. Schumacher verteidigt sich: 2005 hätten Ferrari auch<br />
90.000 Testkilometer nicht geholfen. Trotzdem: Mit Tests wäre er<br />
wohl viel besser. Sein Feedback an die Ingenieure ist aber immer<br />
noch einzigartig. Nick Fry sagte verblüfft: »Selbst die FIA war im<br />
Boxenfunk erstaunt, was ein Fahrer tun kann.«<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor<br />
→
30<br />
story.<strong>Schumi</strong>-<strong>Check</strong><br />
Auto: konkurrenzfähigkeit<br />
Ein Rennfahrer ist immer nur so gut wie sein Auto. Das gilt auch<br />
für Michael Schumacher. Bereits beim letzten Wintertest in Barcelona<br />
sagte er, dass der W01 wohl nicht gut genug sei, um sofort<br />
Rennen zu gewinnen. Das gehörte zum offenen, neuen Schumacher.<br />
Nachdem das Presseecho für Mercedes zu negativ ausfiel,<br />
musste er einen Tag später zurückrudern - alles nur halb so<br />
schlimm, er habe seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Nach<br />
dem Datenstudium sehe es nicht mehr so verkehrt aus. Die Wahrheit<br />
zeigte sich beim Saisonstart: Der neue Silberpfeil war nicht<br />
siegfähig. Das Auto ließ perfekt ausgereizt und mit etwas Glück<br />
Podestplätze zu. Daran änderte auch das erste große Update in<br />
Barcelona nichts. Auf dem Aerodynamikkurs wuchs der Rückstand<br />
sogar an. Dennoch konnte Schumacher mit dem überarbeiteten<br />
Auto eine Art Trendwende schaffen und mit Platz 4 das erste<br />
größere Erfolgserlebnis der Saison einfahren.<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor<br />
Auto: Zuverlässigkeit<br />
Die Saisonbilanz hätte ganz anders ausfallen können, wenn in<br />
Malaysia nicht nach zehn Runden eine Radmutter an Michael Schumachers<br />
Boliden abhanden gekommen wäre. Hätte, wäre und wenn<br />
gibt es in der Formel 1 aber nicht. Trotzdem zeigen die kuriosen<br />
Umstände des einzigen technischen Defekts der Silbernen in den<br />
ersten Rennen, dass der Mercedes MGP W01 äußerst zuverlässig<br />
ist, wie sein Vorgänger aus dem Hause Brawn GP. Während Red<br />
Bull mit diversen Problemen kämpft und Ferrari die Motoren nur<br />
so um die Ohren flogen, fährt der Silberpfeil normalerweise wie<br />
ein Uhrwerk. Der Mercedes-Achtzylinder ist ohnehin das Schmuckstück<br />
der Stuttgarter. In der Saison 2009 verzeichnete Mercedes<br />
keinen einzigen Motorschaden - obwohl man drei Teams mit<br />
Motoren belieferte. Im letzten Jahr waren die Mercedes-Triebwerke<br />
auch ein Garant für die höchsten <strong>Top</strong>speedwerte. Diese Rolle sollten<br />
sie in diesem Jahr an den F-Duct von McLaren verlieren.<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor
Speed: Qualifying<br />
Damit hatte niemand gerechnet: Nach vier Rennen führte Nico<br />
Rosberg das Qualifying-Teamduell mit 4:0 an. Schumacher<br />
begründete seine Qualifying-Schwäche damit, dass er noch etwas<br />
zu rostig sei und erst noch seinen Rhythmus finden müsse. In<br />
den 16 Jahren seiner ersten F1-Karriere wurde Schumacher nur<br />
elf Mal am gleichen Wochenende von einem Teamkollegen in<br />
Qualifying und Rennen geschlagen. Rosberg gelang es vier Mal<br />
in Folge. Das hatte Schumacher noch nie erlebt. Bis dahin waren<br />
zwei komplette Niederlagen in Serie gegen Rubens Barrichello<br />
und Felipe Massa die Ausnahme. Rosberg nahm es gelassen und<br />
betete weiter seine PR-Floskeln herunter: »Michael ist der beste<br />
Teamkollege, den ich haben kann.« Angesichts dieser Statistik<br />
könnte man diese Worte auch anders deuten. Mit dem veränderten<br />
Auto kehrte sich das Bild in Barcelona um: Rosberg hatte Probleme,<br />
Schumacher feierte den ersten internen Sieg.<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor<br />
Speed: Rennen<br />
Zehn Mal überholt, unter anderem von einem Rookie. Die unbarmherzige<br />
Medienlandschaft ließ nach Shanghai kein gutes Haar an<br />
Schumacher. Er selbst gestand, dass er Fehler begangen habe,<br />
bei der Abstimmung, bei der Linienwahl, überall. Auch die Reifenabnutzung<br />
schätzte er falsch ein und ruinierte sich die Pneus<br />
viel zu schnell, deshalb verlor er am Ende so viele Positionen,<br />
unter anderem gegen Vitaly Petrov. Angesichts des schlechten<br />
Ergebnisses wurde eins aber übersehen: Racing liegt Schumacher<br />
noch immer im Blut. Selbst seine schärfsten Kritiker gestanden<br />
nach einem erbitterten und herzerfrischenden Zweikampf gegen<br />
Lewis Hamilton: »Racen kann er immer noch!« Als Bestätigung<br />
lieferte sich Schumacher gleich beim nächsten Rennen in Barcelona<br />
einen Kampf gegen den Champion Jenson Button. In<br />
Monaco kassierte er Fernando Alonso in der letzten Kurve - wenn<br />
auch umstritten. Rennfahren verlernt man also wirklich nicht.<br />
<strong>Schumi</strong>-Faktor
32<br />
story.Kubica<br />
überraschung<br />
Der Pole ist zusammen mit dem Renault-Team wohl die große Überraschung<br />
des ersten Saisondrittels 2010. Renault ist im Winter von einem<br />
echten Werksteam zum Dreiviertel-Privatteam geworden. Nach dem<br />
ganzen Wirbel im letzten Jahr, den unfreiwilligen Abgängen von Flavio<br />
Briatore und Pat Symonds, hat sich rund um Kubica und den neuen<br />
Teamchef Eric Boullier eine Truppe zusammengefunden, die inzwischen<br />
zeitweise sogar bessere Auftritte hinlegt als die Mannschaft rund um<br />
Fernando Alonso 2008 und 2009.<br />
Kubica fühlt sich in seiner neuen Umgebung ausgesprochen wohl -<br />
irgendwie scheint er sich dort menschlich besser aufgehoben und verder<br />
Saison<br />
Robert Kubica gilt nicht unbedingt als einfacher<br />
Charakter. Der Pole stellt schon einmal Forderungen ans<br />
Team. Renault ging bislang auf seinen Stil ein. So wurden<br />
Team und Fahrer gemeinsam zur Überraschung des<br />
ersten Saisondrittels. Text: Karin Sturm<br />
»Vor fünf Monaten haben wir noch nicht mal gewusst, ob es uns überhaupt<br />
weiter geben wird, jetzt habe ich zum zweiten Mal auf dem Podium<br />
gestanden, ich glaube, das kann sich schon sehen lassen«, strahlte Robert<br />
Kubica in Monaco. »Niemand hätte vor dem Start der Saison einen Euro<br />
auf uns gesetzt. Aber wir haben guten Speed gezeigt, besonders in Monaco.<br />
Wir bringen ziemlich viele neue Teile an das Auto. Alle Jungs in der Fabrik<br />
arbeiten wirklich hart, um das Auto zu verbessern. Ich denke, dass wir<br />
vielleicht eine bessere Richtung einschlagen als in der Vergangenheit,<br />
und das scheint uns Ergebnisse zu bescheren. Wir hoffen, dass wir in der<br />
Lage sind, so weiterzumachen wie bisher, um auf die <strong>Top</strong>-Autos aufzuholen,<br />
die noch einen weiten Weg von uns entfernt sind. Wir müssen<br />
weiter arbeiten und Druck machen. Ich glaube und hoffe, dass wir eines<br />
Tages in der Lage sein werden, wirklich um Siege zu kämpfen.«
Fotos: adrivo/Sutton, renault<br />
standen zu fühlen als in seiner Zeit bei BMW. Zwischen den Zeilen klingt<br />
das zumindest immer mal durch, obwohl er es nicht offen sagt. »Wenn<br />
man zu einem neuen Team kommt, versucht, mit den Ingenieuren und<br />
Mechanikern in der Fabrik und an der Rennstrecke eine gute Beziehung<br />
aufzubauen, liegt einem viel an der bestmöglichen Arbeitsatmosphäre«,<br />
formuliert er. »Vor allem bei Problemen ist es hilfreich, wenn man gut<br />
miteinander auskommt und sich respektiert. Das tun wir, insofern gibt<br />
es da nichts zu verbessern. Alles läuft gut.«<br />
Es sei einfach ein großer und wichtiger Unterschied, ob ein Team<br />
einem zuhöre und seinen Einschätzungen zustimme <strong>oder</strong> nicht: »In<br />
einigen Punkten haben sie das sofort getan, in anderen hat es vielleicht<br />
ein bisschen länger gedauert. Aber am Ende konnte ich sie überzeugen.<br />
Ich kam ja auch aus einem Team mit einer ganz anderen Mentalität, mit<br />
ganz anderer Atmosphäre. Ganz am Anfang wusste man bei Renault<br />
auch nicht, was ich wirklich kann, wie gut mein Feedback ist. Aber die<br />
Zeit zeigt jetzt ja, dass ich in die richtige Richtung arbeite und sich mein<br />
Feedback durch die Ergebnisse auf der Rennstrecke bestätigt. Und das<br />
hilft natürlich, das Vertrauen zwischen mir und den Ingenieuren weiter<br />
zu stärken.«<br />
So ist er auch für den weiteren Saisonverlauf äußerst zuversichtlich,<br />
obwohl er sich ein bisschen wunderte, dass die Update-Welle zum Europaauftakt<br />
die Autos nicht näher zusammengebracht hat - gerade im<br />
Verhältnis zu Red Bull. »Im Vergleich zum Rest der Konkurrenz hat sich<br />
für uns nicht viel verändert. Auf einer Seite sind wir zufrieden, weil wir<br />
das Auto seit dem Test im Februar verbessert haben«, sagte er. »Andererseits<br />
ist der Rückstand auf Red Bull zu groß.« Es sei jedenfalls noch<br />
viel Raum für Verbesserungen, obwohl es bis jetzt sehr gut gelaufen →<br />
Die <strong>Top</strong>-Autos sind noch<br />
einen weiten Weg von<br />
uns entfernt. Ich glaube<br />
und hoffe, dass wir eines<br />
Tages in der Lage sein<br />
werden, wirklich um<br />
Siege zu kämpfen.
34<br />
story.Kubica<br />
Bei Renault wird Kubica<br />
motiviert und dazu<br />
angehalten, so viel zu<br />
sagen wie er kann. Das<br />
passt gut zusammen. Ich<br />
habe ihn nie so viel<br />
lachen gesehen wie jetzt.<br />
sei. »Wir sind konstant vorne dabei, haben keine großen Ups und<br />
Downs....« 70 Prozent des Problems, ganz nach vorne zu kommen,<br />
lägen weiterhin in noch immer fehlendem Downforce. »Das ist heute<br />
einfach das Allerwichtigste. Der Rest sind verschiedene kleinere Baustellen<br />
da und dort«. Wovon man aber einiges im Laufe der Saison<br />
sicher noch in den Griff bekommen werde.<br />
Trotzdem - auf eine ständige Wiederholung des Monaco-Ergebnisses<br />
will er nicht setzen - aber ab und zu könne doch noch Ähnliches drin<br />
sein wie im Fürstentum: »Mit Sicherheit waren wir hier konkurrenzfähiger,<br />
als wir dies auf anderen Kursen waren. Aber auf der anderen<br />
Seite hoffen wir, dass wir in einigen der verbleibenden Rennen auch<br />
wieder in der Position sein werden, um ein Podium zu kämpfen.«<br />
Wobei er vor allem auf Kurse mit eher außergewöhnlicher Charakteristik<br />
setzt - Kanada und Ungarn zum Beispiel: »Ich denke, dass wir<br />
in Kanada stark sein werden, das wird unserem Niveau an Abtrieb<br />
besser liegen. Wir hoffen aus diesem Grund, dass wir dort mindestens<br />
so konkurrenzfähig sein werden wie hier.«<br />
Was im Moment natürlich auch ein bisschen dazu beiträgt, Kubica<br />
so extrem stark aussehen zu lassen, ist der extreme Abstand zu seinem<br />
Teamkollegen Vitaly Petrov. Der junge Russe tut sich in seinem ersten<br />
Formel-1-Jahr schon sehr schwer, das von Kubica vorgegebene Tempo<br />
mitzugehen, vor allem in entscheidenden Momenten im Qualifying,<br />
macht dazu einfach noch zu viele unnötige Fehler. Hätte Kubica einen<br />
Nick Heidfeld neben sich, wie in der Zeit bei BMW, als der<br />
Mönchengladbacher in zwei von drei Jahren das interne Teamduell<br />
gewann, sähe das garantiert ein bisschen anders aus. Insofern dürften<br />
Kubica und sein Management schon ganz genau gewusst haben, warum<br />
sie im Herbst und Winter so entschlossen und am Ende auch erfolgreich<br />
versuchten, einen Wechsel von Heidfeld zu Renault zu verhindern.<br />
Auch Timo Glock würde wahrscheinlich einen wesentlich härteren<br />
Brocken darstellen - aber der hatte zu dem Zeitpunkt, als es<br />
Anfang November 2009 plötzlich massiv nach einem kompletten<br />
Renault-Ausstieg aussah, noch nicht endgültig unterschrieben - und<br />
wollte dann das Risiko nicht eingehen...<br />
Bleibt die Frage - was wird aus Robert Kubica nach dieser Saison?<br />
Geht die gemeinsame Aufbauarbeit zusammen mit Renault weiter,<br />
<strong>oder</strong> gibt es am Ende doch den an allen Ecken und Enden herbei<br />
geschriebenen Wechsel zu Ferrari? Dass er eine Klausel im Vertrag<br />
hat, die ihn bei einem bestimmten Erfolg von Renault zur Saisonhälfte<br />
ein weiteres Jahr dort bindet, gilt als sicher. Die entscheidende Frage
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Robert Kubica und Renault holten aus den ersten Saisonrennen fast alles heraus.<br />
Das Team hatte nicht den Speed der <strong>Top</strong>teams, aber Kubica nutzte die Gelegenheiten<br />
eiskalt aus, die sich ihm durch Probleme und Ausfälle der Konkurrenz boten.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, renault<br />
lautet: Steht darin <strong>Top</strong>-4 in der Konstrukteurswertung - dann wäre<br />
das fast unmöglich zu erreichen. Reicht <strong>Top</strong>-5 für Renault, um seinen<br />
Starfahrer zu halten, sieht das schon anders aus.<br />
Renault-F1-Mehrheitseigentümer Gerard Lopez will Kubica auf<br />
jeden Fall halten. Der Anreiz, den er ihm bieten kann: Bei Renault<br />
könne Kubica ein Team um sich herum aufbauen, das genau für ihn<br />
maßgeschneidert wird. Nicht offen vorgebrachtes Nebenargument:<br />
Ferrari werde immer ein Team Alonso sein, dicke Freundschaft zwischen<br />
dem zweimaligen Weltmeister und Kubica hin <strong>oder</strong> her. »Robert<br />
ist ein Racer. Er lebt für das Racing, nicht für die Politik. Hier hat er<br />
die einzigartige Gelegenheit, ein Team um sich herum aufzubauen.<br />
Wenige Fahrer haben wie er das Talent, das zu tun und wenige Teams<br />
würden das mit einem Fahrer machen«, so Lopez. Er glaubt, dass<br />
Kubica, wenn er das Gefühl habe, das Team gehe in die richtige Richtung<br />
und könnte Weltmeister werden, keinen Grund sehe, woanders<br />
hinzugehen. »Er ist ein junger Fahrer, also hat er viel Zeit. Wenn wir<br />
ihm ein Auto und eine Plattform zum Siegen hinstellen, dann ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, dass er bleibt.« Deshalb wolle man ihm<br />
auch klar machen, dass man ihn so intensiv wie möglich ins Team<br />
einbinden wolle, auf seine offene und ehrliche Meinung entscheidenden<br />
Wert lege. »Hier wird er motiviert und dazu angehalten, so<br />
viel zu sagen wie er kann. Das passt gut zusammen. Ich habe ihn nie<br />
so viel lachen gesehen wie jetzt.«<br />
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36<br />
interview.vettel<br />
Ein<br />
vettel<br />
Red Bull<br />
Text: karin sturm / Stephan heublein<br />
weltmeisterliches<br />
team<br />
Noch ist Sebastian Vettel kein Champion. Auch sein Team hat noch<br />
keinen Titel gewonnen. Stattdessen gibt es immer wieder Probleme.<br />
dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät Vettel, warum Red Bull racing<br />
trotzdem weltmeisterlich ist.<br />
Speed, Intelligenz und Persönlichkeit. Das sind<br />
in den Augen von Red Bull Teamchef Christian<br />
Horner die Bausteine aus denen ein Weltmeister<br />
besteht. Wie gut, dass Sebastian Vettel genau diese<br />
drei Attribute verkörpert. Der Titelkampf im vergangenen<br />
Jahr hat ihn sogar noch stärker gemacht.<br />
»Er hat sich in allen Bereichen verbessert und<br />
wichtige Lektionen gelernt«, sagt Horner. »In<br />
diesem Jahr ist er ein ziemlich kompletter Fahrer.«<br />
Das beweist Vettel nicht nur mit Pole Positions,<br />
Siegen und schnellen Runden. Er glänzt auch<br />
dann, wenn sein Auto nicht perfekt läuft <strong>oder</strong> es<br />
vom Defektteufel gepeinigt wird - was in diesem<br />
Jahr mehr als einmal der Fall war. So lernte Vettel<br />
beim Auftaktrennen in Bahrain damit umzugehen,<br />
dass in seinem Motor eine Zündkerze den<br />
Dienst verweigerte. Trotz des Leistungsverlusts<br />
zeigte Vettel seinen Speed. Er passte seinen Fahrstil<br />
an und fuhr im Mittelsektor Nico Rosberg im<br />
voll funktionstüchtigen Mercedes davon. »So<br />
Platz 4 zu holen war sehr beeindruckend«, lobte<br />
Horner. Ein ähnliches Bild bot sich in Barcelona.<br />
Aus heiterem Himmel versagten Vettels Bremsen.<br />
Das Team wollte schon das Handtuch schmeißen.<br />
Vettel gab weiter Gas und schleppte den Red Bull<br />
in den letzten Runden ohne funktionierende<br />
Bremsen auf Platz 3 ins Ziel. »Auf der Bremse<br />
ging gar nichts mehr«, sagte er. Also nahm er den<br />
Fuß schon ab Mitte der Geraden vom Gaspedal<br />
und nutzte die Bremskraft des Motors, um zu<br />
verzögern. Er selbst sagte enttäuscht: »Das war<br />
mehr Glück als Verstand.« Sein Teamchef erlebte<br />
hingegen eine sehr reife Fahrt seines Piloten. Alle<br />
halbe Runde forderte das Team Vettel per Funk<br />
dazu auf, noch langsamer zu fahren. Aber obwohl<br />
er seine Bremswege stark verlängerte, waren seine<br />
Rundenzeiten immer noch schneller als benötigt.<br />
Das echte Können eines Rennfahrers zeigt sich<br />
eben nicht, wenn er in einem überlegenen Rennauto<br />
von Sieg zu Sieg eilt, sondern dann, wenn er<br />
selbst unter schwierigsten Bedingungen noch<br />
Weltklasseleistungen abruft.<br />
→<br />
Fotos: adrivo / sutton
38<br />
interview.vettel<br />
MSM: Red Bull erlebte in dieser Saison - bei aller<br />
Überlegenheit - auch schwierige Momente. Christian<br />
Horner betont, wie ruhig Du dabei bleibst.<br />
Woher nimmst Du diese Coolness?<br />
SEBASTIAN VETTEL: Es sind ja nicht meine<br />
ersten Rennen gewesen. Ich habe solche Situationen<br />
in der Vergangenheit schon öfters erlebt,<br />
in der Formel 1, aber auch in unteren Klassen,<br />
schon im Kart. Man lernt, seine Augen und<br />
Ohren offen zu halten und aus seinen Fehlern zu<br />
lernen. Früher ist es mir vielleicht passiert, dass<br />
ich Rennen nicht gewonnen habe, die ich hätte<br />
gewinnen müssen und mich dann erst recht unter<br />
Druck gesetzt habe. Da sagt man dann, jetzt muss<br />
ich aber unbedingt - aber genau dann macht man<br />
erst recht Fehler und kann nicht seine optimale<br />
Leistung bringen. Deshalb war mir immer klar:<br />
Ruhig bleiben, selbst wenn Platz zwei, drei <strong>oder</strong><br />
vier das Optimum gewesen wäre.<br />
Aus Teamsicht - ist Red Bull inzwischen dauerhaft<br />
stark genug, um gegen Teams wie McLaren<br />
<strong>oder</strong> Ferrari zu bestehen?<br />
Wir haben kein Team voller Champions, vor<br />
allem bei den Fahrern. Weder Mark noch ich<br />
haben je einen WM-Titel gewonnen. Ansonsten<br />
sind es - von Adrian Newey einmal abgesehen<br />
- schon ein paar, aber nicht so viele Leute, die<br />
schon mit anderen Teams Titel geholt haben. Wir<br />
haben also kein Team der Weltmeister - aber wir<br />
haben, davon bin ich überzeugt, ein weltmeisterliches<br />
Team. Ich glaube, wir sind bereit für diesen<br />
Schritt, wissen, was wir wollen - und wir kämpfen<br />
gemeinsam dafür. Ich glaube, wir haben alles,<br />
was man braucht - aber eine Saison ist lang und<br />
es kann viel passieren. Gerade die letzten beiden<br />
Jahre haben gezeigt, dass man kontinuierlich<br />
weiter entwickeln muss, gerade, wenn es mehr<br />
als vielleicht nur zwei siegfähige Teams gibt. Die<br />
ersten drei Rennen vorne zu sein, heißt nicht,<br />
dass das auch so bleiben muss.<br />
Mit Michael Schumacher hast Du dieses Jahr<br />
einen neuen Gegner. Ist das eher eine rein sportliche<br />
Herausforderung <strong>oder</strong> auch eine emotionale<br />
Angelegenheit?<br />
Auf der Strecke ist es vor allem eine Herausforderung.<br />
Man kümmert sich, während man fährt,<br />
nicht wirklich darum, gegen wen man fährt. 2008<br />
bin ich meine erste komplette Saison für Toro<br />
Rosso gefahren, und da hatte ich in Hockenheim<br />
ein direktes Duell mit Fernando Alonso. Wir<br />
haben um Platz sieben <strong>oder</strong> acht gekämpft, was<br />
für mich damals ein sehr gutes Ergebnis war. Es<br />
war ein Rad-an-Rad-Kampf, ich habe am Ende<br />
gewonnen, und nach dem Rennen habe ich mir<br />
dann schon gesagt, ui, das war nicht irgendjemand,<br />
den du da besiegt hast, sondern immerhin<br />
der zweifache Weltmeister Alonso. Aber das<br />
kommt einem immer erst nachher, nicht in dem<br />
Moment, wo man einfach seinen Job macht und<br />
versucht, alle anderen zu schlagen.<br />
Hat Dich die harte Medien-Kritik an Michael<br />
Schumacher überrascht?<br />
Ja, ich war eher überrascht, was für ein Aufsehen<br />
die Leute deswegen machten. Er ist einer der<br />
besten Fahrer, da gibt es keinen Zweifel. Es ist<br />
auch etwas ungerecht. Klar, die Leute erwarten<br />
viel von ihm. Aber man muss Michael die Zeit<br />
geben. Jeder hat ein anderes Zeitfenster.<br />
Du hast beste Chancen, der jüngste Weltmeister<br />
aller Zeiten zu werden. Würde Dir das etwas<br />
ganz Besonderes bedeuten?<br />
Erst mal glaube ich, Rekorde sind dazu da,<br />
geschlagen zu werden. Vor allem ist das aber auch<br />
etwas, was dann vielleicht im Rückblick eine größere<br />
Rolle spielt, einmal sagen zu können, man<br />
sei der Jüngste gewesen. Jetzt im Moment ist das<br />
nicht so wichtig. Wichtig ist, den Titel überhaupt<br />
zu gewinnen. Natürlich ist das Ziel, es dieses Jahr<br />
zu schaffen. Wenn es da nicht klappt, dann eben<br />
im nächsten - und so weiter.<br />
Mit 22 Jahren schon ganz oben zu sein, durch<br />
den Erfolg auch schon extrem viel Geld zu<br />
verdienen, wie gehst Du eigentlich mit dieser<br />
Position um?<br />
Das hängt davon ab, wo man herkommt und was<br />
man für ein Mensch ist. Sicher, wenn ich mich<br />
mit meinen Freunden vergleiche, die meistens<br />
Studenten sind, dann stehe ich natürlich finanziell<br />
viel besser da. Aber deswegen sehe ich mich nicht<br />
als anderer Mensch. Ich habe etwa das gleiche<br />
Alter, mache gern die gleichen Sachen wie sie, vor<br />
allem neben der Strecke natürlich. Sicher gibt es<br />
viele Dinge, die man sich für Geld kaufen kann,<br />
aber ich sehe es schon so, dass es eben auch viele<br />
andere Dinge gibt, die wertvoll sind. Wenn man<br />
krank ist zum Beispiel, dann kann man so reich<br />
sein wie man will, dann braucht man vor allem<br />
Fotos: adrivo / sutton, red bull<br />
Rekorde sind dazu da,<br />
geschlagen zu werden.<br />
Vor allem ist das aber<br />
auch etwas, was dann<br />
vielleicht im Rückblick<br />
eine gröSSere Rolle spielt,<br />
einmal sagen zu können,<br />
man sei der Jüngste<br />
weltmeister aller zeiten<br />
gewesen.
Der Speed stimmt - bei Vettel und Red Bull.<br />
Nur die Zuverlässigkeit lässt manchmal<br />
stark zu wünschen übrig.<br />
Freunde und Familie, die zu einem stehen, und<br />
zwar nicht deshalb, weil man Geld hat. Freunde<br />
zu haben, normale Werte, die nicht auf dem rein<br />
Materiellen basieren, das ist viel wichtiger. Es ist<br />
ein schwieriges Thema, weil viele natürlich sagen<br />
werden, wenn man viel Geld hat, dann hat man<br />
leicht reden, aber für mich zählt wirklich vor<br />
allem anderes, auch beim Rennfahren...<br />
Was ist da besonders wertvoll?<br />
Die Emotionen. Wenn man nach einem Sieg in<br />
Monza auf dem Podium steht, die jubelnden<br />
Menschen sieht, dann ist es nicht der Bonus, den<br />
man gerade verdient hat, sondern die Emotionen,<br />
die einen überfluten, die Leute, die auf das<br />
Podium zustürmen, die Tifosi, die Freude und<br />
das Glück in den Augen deines Teams - das ist<br />
es, was im Gedächtnis bleibt.<br />
Viele sagen, es sei unglaublich, wie schnell und<br />
leicht Du nach oben gekommen bist...<br />
(lacht) Es war bestimmt nicht so leicht, wie es<br />
vielleicht von außen manchmal ausgesehen hat.<br />
Jeder hat seine Auf und Abs. Auch ich hatte in<br />
unteren Klassen Phasen, wo es so aussah, als<br />
müsste ich aufhören, weil uns das Geld auszugehen<br />
schien. Aber solche Phasen sind auch wichtig,<br />
um daraus zu lernen. Wenn alles immer<br />
leicht, locker und perfekt laufen würde, dann<br />
würde man nichts daraus lernen. Man muss jeden<br />
Moment bewusst durchleben, einen Schritt nach<br />
dem anderen machen, und ich denke, das habe<br />
ich getan. Schon in die Formel 1 zu kommen,<br />
erst mal nur für einen Test, war ein Traum. Dann<br />
die erste Zielankunft in einem Rennen, die ersten<br />
Punkte, der erste Sieg. Ich hoffe, dass dieser Weg<br />
so weiter geht – und ich mich eines Tages über<br />
den WM-Titel freuen kann.<br />
MSM<br />
nach einem sieg ist<br />
es nicht der bonus,<br />
sondern die Emotionen,<br />
die einen überfluten,<br />
die Leute, die auf das<br />
Podium zustürmen, die<br />
Freude und das Glück<br />
in den Augen deines<br />
Teams - das ist es, was<br />
im Gedächtnis bleibt.
40<br />
Story.Fotoalbum<br />
Die Großen<br />
Für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
öffneten die F1-Stars ihr Fotoalbum.<br />
Statt Kinderwagen und Dreirad<br />
gab‘s für Hamilton, Senna & Co kleine<br />
Flitzer und motorisierte Karts.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
noch ganz klein<br />
Mika Häkkinen liebte schon in jungen Jahren alle möglichen Fortbewegungsmittel. Bald tauschte er sein<br />
gelbes Rad gegen ein rotes Kartauto ein. 20 Jahre später eroberte allerdings ein silberner Flitzer sein Herz.
Damon Hill bekam<br />
von seinem Vater<br />
Graham mit einem Jahr<br />
sein erstes F1-Auto<br />
geschenkt. Damit saß<br />
Klein-Damon bereits<br />
hinter dem Steuer eines<br />
Autos, noch ehe er<br />
richtig laufen konnte.<br />
Dieser adrett gekleidete Junge ist kein geringerer<br />
als David Coulthard. Der Schotte galt während seiner<br />
F1-Zeit als letzter »Gentleman« unter den Fahrern.<br />
Tja, anscheinend machen Kleider eben doch Leute.<br />
Rote Autos zogen Rubens Barrichello bereits als kleiner Knirps<br />
magisch an. Kein Wunder, dass er später bei Ferrari landete.
42<br />
Story.Fotoalbum<br />
Wenig Pferdestärken reichten Heinz-Harald Frentzen in jungen<br />
Jahren nicht lange aus. Der Deutsche wollte unter seinem Hintern<br />
mehr als ein PS spüren - Papa‘s Mercedes hatte ihm da schon<br />
besser gefallen.<br />
Ähnlich schnell<br />
wie hier war<br />
Luca Badoer<br />
in der Saison 2009<br />
mit dem Ferrari<br />
unterwegs.<br />
Ich will mehr Power!
Hinter dem Lenkrad seines<br />
gelben Wagens hatte<br />
Giancarlo Fisichella sichtlich<br />
Spaß. Noch mehr Spaß<br />
hatte der Italiener später<br />
hinter dem Steuer von<br />
gelben und blauen Autos.<br />
In rot lief es nicht so gut.<br />
1996 holte Lewis Hamilton seinen ersten Pokal im Kart. Schon<br />
damals machte ihm das Siegen am meisten Spaß.<br />
Früh übt sich, wer einmal<br />
eine Legende werden will.<br />
Mit sechs Jahren fuhr Ayrton<br />
Senna ein motorisiertes Kart.<br />
Auch als F1-Star stieg er<br />
noch gerne ins Kart - gegen<br />
seinen Neffen und heutigen<br />
F1-Piloten Bruno Senna.
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Mercedes-Benz SLS AMG<br />
Motor: 6,3 Liter V8<br />
Leistung: 420 kW (571 PS)<br />
Max. Drehmoment: 540 Nm<br />
0 auf 100 km/h: 3,8 Sek.<br />
Leergewicht: 1.620 kg<br />
Gewichtsverteilung: 47:53 (vorn/hinten)<br />
Getriebe: 7 Gänge<br />
Gangwechsel: 100 ms<br />
Bremsscheiben: Keramik, 402 x 39 mm<br />
(vorne), 360x32 mm (hinten)<br />
Alle AMG Safety Cars<br />
1996: C 36 AMG<br />
1997-1999: CLK 55 AMG<br />
2000: CL 55 AMG<br />
2001/2002: SL 55 AMG<br />
2003: CLK 55 AMG<br />
2004/2005: SLK 55 AMG<br />
2006/2007: CLK 63 AMG<br />
2008/2009: SL 63 AMG<br />
seit 2010: SLS AMG
Geflügelter<br />
Ordnungshüter<br />
Michael Schumacher fährt damit in der Werbung<br />
an der Tunneldecke entlang, Bernd Mayländer<br />
hält darin die Formel-1-Weltelite hinter sich.<br />
Der neue Mercedes-Benz SLS AMG verleiht dem<br />
Safety Car Flügel.<br />
Text: Stephan Heublein Fotos: Mercedes-Benz<br />
»Fuji wird mir immer in Erinnerung bleiben«, sagt Bernd Mayländer.<br />
Vom Start weg führte er den Japan GP 2007 für 19 Runden an. Viel zu<br />
sehen war von dem silbernen Mercedes allerdings nicht - dafür waren<br />
die Wetterbedingungen zu schlecht. Nur allzu leicht hätte etwas schief<br />
gehen können. Wegen zu starken Regens wurde das Rennen hinter<br />
dem Safety Car gestartet. »Ich bin bei Regen 19 Runden am Stück am<br />
Limit gefahren«, erinnert sich Mayländer. »Es war mein eigenes F1-Rennen.«<br />
Am Ende der 19. Runde bog der Safety Car Pilot in seinem CLK<br />
63 AMG an die Box ab und gab den Grand Prix endlich frei. Nach<br />
einem Unfall von Fernando Alonso in einem anderen silbernen Auto<br />
mit Mercedes-Motor musste Mayländer zwischen Runde 42 und 49<br />
noch einmal ausrücken.<br />
Ähnlich viel zu tun hatten Mayländer und sein Beifahrer Pete Tibbetts<br />
in den ersten Saisonrennen 2010. Die beiden größten Unterschiede<br />
waren: die Sicht war selbst im Regen von China viel besser als damals<br />
und Mayländer saß am Steuer eines brandneuen Mercedes-Benz SLS<br />
AMG Safety Cars. »Es wäre interessant zu sehen, wie viel schneller ich<br />
mit dem SLS unter den Bedingungen von Fuji 2007 wäre«, stellt Mayländer<br />
einen hypothetischen Vergleich in den Raum. »Aus Sicherheitssicht<br />
brauchen wir so etwas natürlich nicht noch einmal«, schiebt er nach.<br />
Aber Rennfahrer bleibt eben Rennfahrer. An seiner Aussage wird deutlich,<br />
wie viel Spaß der ehemalige DTM-Pilot an seinem neuen Arbeitsgerät<br />
hat. Zum ersten Mal sah er das Auto kurz vor dessen Weltpremiere<br />
auf der Internationalen Automobilausstellung. Im November 2009 gab<br />
er erstmals bei Testfahrten im neuen Safety Car Gas. »Der SLS ist →
48<br />
story.Safety Car<br />
Mayländer im Safety Car<br />
Der ehemalige DTM-Pilot Bernd Mayländer (38) und sein Beifahrer Pete Tibbetts (44)<br />
sind seit dem Jahr 2000 die offizielle Fahrercrew des F1-Safety Cars. Der Deutsche<br />
kennt alle F1-Safety Cars von AMG aus der Fahrerperspektive. Das CLK 55 AMG<br />
Safety Car fuhr er 1999 in der Formel 3000. »Der C 36 war 1996 das erste Safety Car<br />
in Magny Cours«, erinnert sich Mayländer. »Damals hatte das Auto das Kennzeichen:<br />
S - BM 300.« BM wie Bernd Mayländer. »Das war mein Dienstwagen.« Er wurde im<br />
April ausgeliefert und Ende Mai wieder eingezogen. »Ich dachte schon, ich hätte in der<br />
ITC-Saison etwas falsch gemacht.« Tatsächlich wurde aus seinem Auto das spätere<br />
F1-Safety Car. Seitdem hat er mit jedem neuen Modell eine Steigerung erlebt. »Einer<br />
der größten Schritte war der SL 55 AMG«, betont Mayländer. Und jetzt natürlich der<br />
Flügeltürer, der beim Speed und Fahrverhalten alles übertreffe. Beim SLS kommt selbst<br />
er ins Schwärmen: »Das Ding ist brutal aufgeschlagen.«<br />
ein phänomenales Fahrzeug«, sagt Mayländer, der sich stets wie ein kleines<br />
Kind auf die Safety Car Proberunden am Donnerstag vor jedem Grand Prix<br />
freut. »Die Vorfreude das Auto zu fahren, ist extrem groß – egal ob auf der<br />
Straße <strong>oder</strong> auf der Rennstrecke.« Das kommt nicht von ungefähr: »Der SLS<br />
ist das schnellste Safety Car, das jemals vor der Formel 1 hergefahren ist.« Der<br />
Vorgänger vom Typ SL 63 AMG sei auch supersportlich und schnell gewesen,<br />
aber der Flügeltürer vertritt eine neue Generation. Das Wichtigste daran: das<br />
Auto ist sicher. Schnell, aber einfach zu fahren, auch und gerade in Extremsituationen.<br />
Davon gibt es in der F1 genügend.<br />
Mayländer muss darauf achten, dass er selbst bei schwierigsten Bedingungen<br />
nicht zu langsam fährt. »Während einer Safety-Car-Phase ist die Geschwindigkeit<br />
das Wichtigste«, erklärt er. Mayländer muss den Spagat schaffen, das<br />
Tempo so zu drosseln, dass keine Gefahr besteht, er aber dennoch schnell<br />
genug fährt, damit die F1-Motoren nicht wegen mangelnder Kühlluft überhitzen,<br />
die Bremsen nicht zu stark abkühlen und der Reifendruck nicht zu<br />
sehr nachlässt. Das Safety Car sieht oft langsamer aus als es ist. »Ein F1-Fahrzeug<br />
ist im Schnitt zwischen 35 und 55 Sekunden schneller pro Runde, je nach<br />
Streckenlänge«, rechnet Mayländer vor. Grob gesagt könnte ein F1-Bolide das<br />
Safety Car spätestens alle drei Rennrunden überrunden. Angesichts dieser<br />
Zahlen kommt selbst Mayländer ins Staunen: »Es ist unglaublich, wie schnell<br />
ein F1-Fahrzeug ist!« Dabei hat der Schwabe mit dem SLS in dieser Saison<br />
noch mehr Pferdestärken unter der Motorhaube. Das schnellste F1-Safety Car<br />
aller Zeiten mobilisiert 571 PS und beschleunigt in nur 3,8 Sekunden von null<br />
auf 100 km/h. Trotzdem ist es ein reinrassiges Serienfahrzeug. Motor, Kraftübertragung,<br />
Performancefahrwerk, Keramikbremsscheiben – alles wie bei<br />
der Straßenversion.<br />
Die einzigen Unterschiede sind die leistungsstarke Lichtanlage auf dem<br />
Dach und die Kommunikationsmittel im Cockpit. Mayländer und Tibbetts<br />
stehen per Funk mit der Rennleitung in Kontakt, können auf zwei Monitoren<br />
das TV-Bild, die Zeitnahme, die digitalen Flaggensignale, die GPS-Positionen<br />
Silberne Übermacht: Bernd Mayländers Safety Car vor<br />
einem McLaren Mercedes und einem Mercedes GP<br />
aller Autos und die Bilder der neuen Rückfahrkamera verfolgen. Letztere ist<br />
für Mayländer noch Neuland. »Als Rennfahrer hat man immer den Rückspiegel<br />
im Kopf«, sagt er. Sein Beifahrer behält das Feld im Auge, er konzentriert<br />
sich aufs Fahren. »Ich schaue mehr nach vorne als nach hinten«, meint<br />
Mayländer und fügt scherzhaft hinzu: »Pete hat mittlerweile so viel Vertrauen<br />
zu mir, dass er mehr nach hinten als nach vorne schaut.« Ein besonderes Bild<br />
bot sich Mayländer zu Saisonbeginn: »Ich habe in den Rückspiegel geschaut<br />
und viele Mercedes hinter mir gesehen.« Mit je zwei Autos von Mercedes GP,<br />
McLaren Mercedes und Force India ist das gar nicht einmal so ungewöhnlich.<br />
Noch schöner ist es für Mayländer aber, wenn er gar nicht zum Einsatz kommt.<br />
»Es ist das beste Gefühl, wenn ich in der Boxengasse stehe und das Rennen<br />
relaxt anschauen kann.« Das sind aus seiner Sicht die besten Rennen - bis es<br />
zum nächsten Mal aus dem Funk heißt: »Safety Car Go!«<br />
Fotos: adrivo/sutton, mercedes-benz
Motto für die Motorrad-Saison 2010:<br />
Der Start ist das Ziel!<br />
www.laola1.tv
50<br />
slideshow.history
History<br />
feuerschweif<br />
Feuerunfälle sind in der heutigen Formel 1 selten geworden. Jarno Trullis<br />
Ligier fing 1997 beim Italien GP in Monza Feuer und drehte sich. Bereits<br />
ein Jahr zuvor ging der Ligier von Pedro Diniz in Argentinien in Flammen<br />
auf. Schuld war ein offenes Tankventil am Auto des Brasilianers.<br />
Foto: adrivo/Sutton
52<br />
history.Feuerunfälle<br />
Fotos: adrivo/sutton
Flammenhölle Formel1<br />
Es ist das Horrorszenario eines jeden Rennfahrers:<br />
ein Feuerinferno wie bei Niki Laudas schwerem Unfall am<br />
Nürburgring 1976. Die F1-Geschichtsbücher kennen aber noch<br />
schlimmere und leider auch tödliche Feuerunfälle.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Wilhelm Mairesse: Belgien GP 1962<br />
»Es ist als würde man dem Teufel ins Gesicht<br />
blicken. Man sieht nur sein furchiges Gesicht,<br />
seine buschigen Augenbrauen und seine<br />
Augen, die scheinbar ihre Farben wechseln<br />
können.« Das Gesicht von Wilhelm Mairesse<br />
kurz vor Rennstart hatte sich ins Gedächtnis<br />
von Peter Revson eingebrannt. Mairesse war<br />
im Zweikampf ein gefürchteter Gegner, nicht<br />
umsonst hatte er die Spitznamen »Kamikaze<br />
Willy« <strong>oder</strong> »Wild Willy«. Seine Rennkarriere<br />
war geprägt von schweren Unfällen und Kollisionen.<br />
F1-Fotograf Rainer Schlegelmilch<br />
meinte einst: »Willy beging Selbstmord auf<br />
Raten. Seine Starts waren immer wie ein Aufbruch<br />
in die Hölle.« Beim Belgien GP 1962<br />
stand das Leben des Belgiers abermals auf des<br />
Messers Schneide. Ausgangs Blanchimont<br />
kollidierte Mairesse mit dem Lotus von Trevor<br />
Taylor, woraufhin sich sein Ferrari 165<br />
überschlug und Feuer fing. Mairesse überlebte<br />
den Horrorcrash wie durch ein Wunder<br />
fast unverletzt - abgesehen von schweren<br />
Brandwunden an den Füßen.<br />
Eddie Irvine: Belgien GP 1995<br />
In seiner Formel-1-Zeit galt Eddie Irvine als<br />
ein Pilot, den nichts wirklich beeindrucken<br />
konnte. Selbst als sich sein Jordan 195 beim<br />
Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps<br />
1995 in einen riesigen Feuerball<br />
verwandelte, blieb der Ire unbeeindruckt.<br />
Beim Boxenstopp hatte ein Jordan-Mechaniker<br />
beim Herausziehen des Tankrüssels einige<br />
Spritzer Benzin auf dem Auto verteilt. Als<br />
Irvine losfuhr, entflammte das Benzin und<br />
der Wagen fing Feuer. Irvine stoppte und<br />
blieb ruhig im Wagen sitzen, während seine<br />
Mechaniker versuchten das Feuer zu löschen.<br />
Sechs Sekunden später war der Brand<br />
gelöscht und Irvine stieg unverletzt und<br />
unbeeindruckt aus. Den wartenden Reportern<br />
erzählte Irvine im Interview: »Der<br />
Wagen war schnell, bis zu dem Zeitpunkt als<br />
er in Flammen aufging.«<br />
Lorenzo Bandini, Monaco GP 1967<br />
Drei Minuten saß Lorenzo Bandini in seinem<br />
brennenden Ferrari 312F1 fest. Feuerwehrmänner<br />
versuchten den Italiener aus seinem<br />
Wagen zu befreien, aber sie waren für solch<br />
ein Flammenmeer zu spärlich ausgerüstet. In<br />
der 82. Runde des Monaco GP 1967 verlor<br />
Bandini an zweiter Stelle liegend die Kontrolle<br />
über sein Auto. Der Italiener touchierte<br />
am Eingang der Hafenschikane die Streckenbegrenzung,<br />
kam links von der Strecke ab<br />
und prallte gegen einen nur von Strohballen<br />
gesicherten Pfosten. Aufnahmen eines Amateurfilmers<br />
erwecken den Eindruck, als →
54 history.Feuerunfälle<br />
Benommen saß Jacques Bernard »Jacky Ickx« in seinem<br />
brennenden Ferrari. Jackie Oliver versuchte seinem Kollegen<br />
zu helfen, doch die meterhohen Flammen stellten sich ihm<br />
wie eine undurchdringliche Wand aus Feuer in den Weg.<br />
ob der Wagen regelrecht explodierte. Bandini<br />
beschädigte sich seinen Motor bereits bei<br />
einer Kollision in der zweiten Runde und<br />
verlor ohne es zu bemerken Öl. Einige Experten<br />
spekulierten, dass der Italiener auf seiner<br />
eigenen Ölspur ausgerutscht und verunglückt<br />
sei. Andere behaupteten, dass durch den<br />
Zusammenprall mit dem Pfosten das Ölleck<br />
vergrößert wurde und es so zur Explosion<br />
gekommen sei. Bandini erlag drei Tage nach<br />
dem Unfall seinen Verbrennungen.<br />
Jacques Bernard, Spanien GP 1970<br />
Benommen saß Jacques Bernard »Jacky Ickx«<br />
in seinem brennenden Ferrari. Jackie Oliver<br />
versuchte seinem Kollegen zu helfen, doch<br />
die meterhohen Flammen stellten sich ihm<br />
wie eine Wand in den Weg. Ickx fingerte<br />
minutenlang am Zentralverschluss seines<br />
Gurtes herum, bis sich dieser öffnen ließ.<br />
»Mein Helmvisier war längst rußgeschwärzt.<br />
Ich sah absolut nichts mehr, als sich das<br />
Gurtschloss endlich öffnete«, erzählt der Belgier.<br />
Als er aus seinem Ferrari floh, brannte<br />
sein Overall am ganzen Körper. Als »lebende<br />
Fackel« lief er los, um einen Feuerlöscher zu<br />
finden und rannte glücklicherweise einem<br />
Streckenposten in die Arme, der die Flammen<br />
erstickte. Das Rennen ging ohne Unterbrechung<br />
weiter. Auslöser dieses Horrorszenarios<br />
war ein Aufhängungsbruch am BMR von<br />
Jackie Oliver. Beim Anbremsen in die Haarnadelkurve<br />
verlor der Brite die Kontrolle über<br />
seinen Wagen und rammte den Ferrari von<br />
Ickx. Oliver entkam dem Inferno unverletzt,<br />
Ickx erlitt Verbrennungen zweiten Grades an<br />
Armen und Beinen.<br />
Clay Regazzoni, Südafrika GP, 1973<br />
Als er den brennenden BRM von Clay Regazzoni<br />
sah, zögerte Mike Hailwood keine<br />
Sekunde. Der Brite sprang aus seinem Auto<br />
und eilte zu Regazzoni, der nach einer heftigen<br />
Kollision mit Jacky Ickx und Hailwood<br />
selbst das Bewusstsein verloren hatte.<br />
Regungslos saß Regazzoni im Wagen, während<br />
Hailwood verzweifelt am Sicherheitsgurt<br />
des Schweizers riss, um ihn aus dem brennenden<br />
Auto zu befreien. Ein Streckenposten<br />
versuchte die Flammen zu löschen, die mittlerweile<br />
meterhoch in die Luft ragten. Hailwood<br />
konnte Reggazoni aus dem Auto zerren,<br />
doch dabei fing sein Overall am linken Unterschenkel<br />
Feuer. Der Brite versuchte die Flammen<br />
mit der Hand zu ersticken - vergeblich.<br />
Erst ein Streckenposten, in dessen Richtung<br />
Hailwood gelaufen war, konnte die Flammen<br />
löschen. Hailwood blieb unverletzt, Regazzoni<br />
kam bei dem schrecklichen Feuerunfall in<br />
Kyalami mit Brandwunden davon.<br />
Fotos: adrivo/sutton
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56<br />
grandprix.spanien<br />
dominanz mit<br />
schönheitsfehlern<br />
Red Bull fuhr in Barcelona in einer eigenen Welt, ja sogar einem eigenen<br />
Universum. Vor dem Rennen war klar: Sie konnten sich nur selbst schlagen.<br />
Bei Mark Webber gelang das nicht, bei Sebastian Vettel sehr wohl.<br />
Text: Manuel Sperl<br />
Podium: Alonso erbte<br />
beim Heimrennen<br />
einen Podestplatz<br />
Ungefährdet: Webber<br />
musste in Barcelona<br />
niemanden fürchten<br />
Sieg: Mark Webber<br />
gewann seinen<br />
dritten Grand Prix<br />
Fotos: red bull, ferrari, bridgestone
Der Mann des Rennens<br />
»Das war eine überragende Leistung von Mark<br />
Webber«, lobte Niki Lauda. »Unglaublich, was er<br />
zustande gebracht hat.« Der Red Bull Pilot dominierte<br />
das gesamte Wochenende, holte die Pole<br />
Position und schnappte sich überlegen seinen<br />
dritten GP-Sieg. Trotz <strong>oder</strong> gerade wegen der<br />
Überlegenheit war es für Webber der längste<br />
Grand Prix seiner Karriere. Bei seinen anderen<br />
Siegen sei mehr los gewesen, am Nürburgring<br />
musste er sogar eine Strafe ausgleichen. »Heute<br />
ging es nur darum, den Rundenzähler runter laufen<br />
zu sehen und meine Güte, das dauert ewig.«<br />
Der Defekt des Rennens<br />
Aus Sicht von Sebastian Vettel hätte das Rennen<br />
nicht viel länger dauern dürfen. Ein Bremsdefekt<br />
hätte beinahe das vorzeitige Ende bedeutet,<br />
doch Vettel kämpfte sich tapfer durch und<br />
wurde mit einem Podestplatz belohnt. »Auf der<br />
Bremse ging gar nichts mehr«, sagte Vettel.<br />
»Aber ich konnte mir das Rennen einteilen,<br />
habe ab der Mitte der Geraden den Fuß vom<br />
Gas genommen und angefangen, mit dem<br />
Motor herunterzubremsen und so wenig wie<br />
möglich die Bremse zu benutzen, um einen weiteren<br />
Schaden zu verhindern.«<br />
Das Duell des Rennens<br />
Jenson Button gegen Michael Schumacher.<br />
Amtierender Weltmeister gegen Rekordweltmeister.<br />
Auf solche Duelle hatte sich die Formel 1<br />
seit der Ankündigung des Schumacher-Comebacks<br />
gefreut. In Spanien lieferte sich das Duo<br />
mehrere Runden lang einen heißen Zweikampf,<br />
immer wieder setzte Button zum Angriff an, kam<br />
aber nicht vorbei. »Michael ist nicht dumm«,<br />
erklärte Button. »Er positionierte das Auto<br />
immer an der richtigen Stelle.« Nach einigen<br />
Attacken musste Button zurückstecken, da er sich<br />
im Windschatten des Mercedes seine Reifen ruiniert<br />
hatte. Nach dem Rennen war er sogar etwas<br />
sauer. Schumacher habe ihm bei seinem Überholmanöver<br />
nach Buttons Boxenstopp nicht<br />
genügend Platz gelassen. »Das Manöver war<br />
nicht in Ordnung«, klagte Button.<br />
Die Probleme des Rennens<br />
Gleich bei mehreren Boxenstopps hakte es in<br />
Barcelona. So gab es bei Sebastian Vettel und<br />
Nico Rosberg abermals Probleme mit den Radmuttern.<br />
Bei beiden klemmte es vorne rechts.<br />
»Ich bekam grünes Licht, bin ab und habe nur<br />
im Spiegel gesehen, dass die Mechaniker die<br />
Hände vor den Augen zusammenschlugen«,<br />
berichtete Rosberg. Also blieb er stehen, wurde<br />
zurückgeschoben und die Mechaniker befestigten<br />
die Radmutter noch mal. Jenson Button<br />
hatte bei seinem Stopp ein Kupplungsproblem.<br />
»Er konnte beim Stopp nicht die Startsequenz<br />
laufen lassen«, erklärte Teamchef Martin<br />
Whitmarsh. Dadurch rutschte die Kupplung,<br />
die Räder drehten durch und der Stopp<br />
dauerte länger.<br />
Der Abflug des Rennens<br />
Lewis Hamilton hatte den zweiten Platz schon<br />
sicher, dann knallte er in der vorletzten Runde<br />
in die Reifenstapel. Fahrfehler? Überstrapazierte<br />
Reifen? »Der Reifen hat schnell Luft verloren«,<br />
begründete Martin Whitmarsh. Die Fahrweise<br />
des Briten soll nicht Schuld gewesen sein. »Ihm<br />
das in der letzten Runde vorzuwerfen ist falsch«,<br />
bestätigte Niki Lauda. »Das war einfach Pech,<br />
hatte nichts mit der Beanspruchung der Reifen<br />
zu tun.« Korrekt: Die Felge war schuld.<br />
Ergebnisse: Barcelona, Circuit de Catalunya<br />
* Ausfall, aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet<br />
Die Strafen des Rennens<br />
Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari<br />
sammelten in Spanien Drive-Through-Strafen.<br />
Der Schweizer bekam seine für eine unachtsame<br />
Rückkehr auf die Strecke nach einem Boxenstopp,<br />
der Spanier wurde für eine Kollision mit<br />
Karun Chandhok bestraft. »Fehler gehören zum<br />
Rennsport«, entschuldigte sich Alguersuari. Die<br />
Belohnung: Er ergatterte als Zehnter trotzdem<br />
einen WM-Punkt beim Heimspiel.<br />
Spruch des Wochenendes<br />
»Du bist mit gebrochenem Flügel eine halbe<br />
Sekunde schneller. Vielleicht haben wir eine<br />
Lösung gefunden!«<br />
Ferrari-Renningenieur Rob Smedley im<br />
Boxenfunk an Felipe Massa, der sich seinen<br />
Frontflügel beim Überrunden des HRT von<br />
Karun Chandhok beschädigt hatte.<br />
P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />
1 6 M. Webber Red Bull Racing / Renault 1:35:44.101 66<br />
2 8 F. Alonso Ferrari / Ferrari 1:36:08.166 + 24.065 66<br />
3 5 S. Vettel Red Bull Racing / Renault 1:36:35.439 + 51.338 66<br />
4 3 M. Schumacher Mercedes GP / Mercedes 1:36:46.296 + 1:02.195 66<br />
5 1 J. Button McLaren / Mercedes 1:36:47.829 + 1:03.728 66<br />
6 7 F. Massa Ferrari / Ferrari 1:36:49.868 + 1:05.767 66<br />
7 14 A. Sutil Force India / Mercedes 1:36:57.042 + 1:12.941 66<br />
8 11 R. Kubica Renault / Renault 1:36:57.778 + 1:13.677 66<br />
9 9 R. Barrichello Williams / Cosworth 1:36:04.378 + 1 Runde 65<br />
10 17 J. Alguersuari Jr. Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:36:13.288 + 1 Runde 65<br />
11 12 V. Petrov Renault / Renault 1:36:20.307 + 1 Runde 65<br />
12 23 K. Kobayashi BMW Sauber F1 Team / Ferrari 1:36:21.168 + 1 Runde 65<br />
13 4 N. Rosberg Mercedes GP / Mercedes 1:36:41.080 + 1 Runde 65<br />
14 2 L. Hamilton * McLaren / Mercedes 1:32:59.272 Ausfall 64<br />
15 15 V. Liuzzi * Force India / Mercedes 1:35:09.944 Ausfall 64<br />
16 10 N. Hülkenberg Williams / Cosworth 1:35:44.518 + 2 Runden 64<br />
17 18 J. Trulli Lotus Racing / Cosworth 1:37:09.713 + 3 Runden 63<br />
18 24 T. Glock Virgin Racing / Cosworth 1:37:11.174 + 3 Runden 63<br />
19 25 L. Di Grassi Virgin Racing / Cosworth 1:37:00.618 + 4 Runden 62<br />
Nicht klassifiziert<br />
17 16 S. Buemi Scuderia Toro Rosso / Ferrari Defekt<br />
20 20 K. Chandhok HRT F1 Team / Cosworth Defekt<br />
22 22 P. d. l. Rosa BMW Sauber F1 Team / Ferrari Defekt<br />
23 21 B. Senna HRT F1 Team / Cosworth Dreher<br />
24 19 H. Kovalainen Lotus Racing / Cosworth Nicht gestartet
58<br />
grandprix.monaco<br />
webbber erobert monaco<br />
Fürst Albert wird es nicht gerne hören, aber am Wochenende des<br />
Monaco GP regierte ein Australier das ganze Fürstentum. Das ganze Fürstentum?<br />
Oh ja, Mark Webber sah sich keinerlei gallischer Gegenwehr gegenüber.<br />
Text: Mike Wiedel<br />
U-U-UEFA-Cup:<br />
Webber stemmt den<br />
großen Siegerpokal<br />
Booom: Trulli flog in<br />
Rascasse über den<br />
HRT von Chandhok<br />
Fotos: adrivo/Sutton
Der Mann des Rennens<br />
Mark Webber war in Monaco nicht zu bremsen.<br />
Der Australier dominierte das Qualifying und das<br />
Rennen nach Belieben. Selbst vier Safety Car Phasen<br />
konnten ihn nicht stoppen. Sein einziger Fehler<br />
war eine Geschwindigkeitsübertretung auf dem<br />
Weg in die Startaufstellung. Dafür gab es 2.200<br />
Euro Strafe. Die konnte er verschmerzen. »Das<br />
war der tollste Tag meines Lebens«, jubelte er und<br />
bekam Lob von allen Seiten. »Webber ist wirklich<br />
in einer ganz tollen Verfassung, mental und körperlich«,<br />
sagte Alex Wurz. Auch Christian Danner<br />
war begeistert, wie locker Webber seinen Teamkollegen<br />
Sebastian Vettel im Griff hatte: »Er war<br />
nie in der Nähe. Es ist interessant, dass Webber so<br />
eine Extraklasse entwickelt hat und hält.«<br />
Die Strafe des Rennens<br />
Es war das Gesprächsthema Nummer 1: Michael<br />
Schumacher überholte in der letzten Kurve<br />
Fernando Alonso. An sich kein Problem. Wenn<br />
da nicht eine Safety Car Phase gewesen wäre. Artikel<br />
40.13 des Sportlichen Reglements der FIA<br />
besagt: Wenn das Rennen hinter dem Safety Car<br />
endet, darf bis zur Ziellinie nicht überholt werden.<br />
Mercedes deutete die Anzeigen der Rennleitung<br />
anders. Für sie war das Rennen freigegeben. Schumacher<br />
roch seine Chance und schnappte sich<br />
Alonso. Die Rennkommissare waren davon nicht<br />
begeistert. Sie brummten ihm eine 20-Sekunden-<br />
Zeitstrafe auf, die ihn von Platz 6 auf 12 zurückwarf.<br />
Das Team ging in Berufung.<br />
Der Start des Rennens<br />
Während Vettel beim Start am Überraschungsmann<br />
Robert Kubica vorbei auf Rang 2 fuhr,<br />
schnappte sich Rubens Barrichello beide Mercedes<br />
auf einen Schlag. »Ich habe keine Ahnung, wo<br />
Rubens herkam. Wie er an Michael vorbei ist, das<br />
war Wahnsinn«, staunte Nico Rosberg, der seinerseits<br />
auch von Schumacher überholt wurde.<br />
»Dadurch habe ich doppelt verloren.«<br />
Die Strategie des Rennens<br />
Am Samstag sah es für Fernando Alonso düster<br />
aus. Nach einem Trainingsunfall konnte er nicht<br />
am Qualifying teilnehmen, sein Chassis musste<br />
getauscht werden. Alonso startete aus der Box. Ferrari<br />
heckte deshalb einen Masterplan aus: Alonso<br />
stoppte schon nach einer Runde, wechselte von<br />
weichen auf harte Reifen und fuhr das Rennen<br />
durch. So kam er von ganz hinten nach den Boxenstopps<br />
der Konkurrenz bis auf Rang 6 nach vorne.<br />
Die Abflüge des Rennens<br />
Beide Williams-Piloten machten in Monaco<br />
unliebsame Bekanntschaft mit den Leitplanken.<br />
Nico Hülkenberg landete bereits in der ersten<br />
Rennrunde im Tunnel in der Wand. Er beschädigte<br />
sich den Frontflügel im Startgetümmel und<br />
raste dann ohne Lenkwirkung in die Leitschienen.<br />
»Ich war mit meiner Nase in der Crashbox von<br />
Senna, aber ich habe sie wirklich nur ganz leicht<br />
geküsst«, konnte er es nicht verstehen. »Das war<br />
keine Schrecksekunde, sondern eine Scheißsekunde.«<br />
Das dachte sich wohl auch Barrichello,<br />
als er in Runde 30 mit einem Defekt an der Hinterradaufhängung<br />
in die Wand einschlug. »Das<br />
Lenkrad fühlte sich nicht normal an«, klagte er.<br />
Nach seinem Unfall schmiss er es auf die Strecke,<br />
wo Karun Chandhok drüber fuhr.<br />
Der Crash des Rennens<br />
Der Unfall zwischen Jarno Trulli und Karun<br />
Chandhok kurz vor Rennende legte die Grundlage<br />
für den Schumacher-Alonso-Zwischenfall. Trulli<br />
sah eine Lücke, stach in Rascasse hinein und flog<br />
über das Auto des Inders hinweg. »Jarno kam aus<br />
dem Nichts«, sagte Chandhok. Trulli entschuldigte<br />
sich für die gefährliche Attacke.<br />
Ergebnisse: Monaco<br />
* Ausfall, aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet<br />
Der Fehler des Rennens<br />
Für Jenson Button war Monaco ein kurzes Vergnügen.<br />
Nach zwei Runden stellte er den McLaren<br />
mit rauchendem Heck ab. Der Grund: Ein Mechaniker<br />
hatte in der Startaufstellung einen Kühler<br />
im linken Seitenkasten vergessen. Der Motor überhitzte<br />
und Button war draußen. »Die Safety Car<br />
Phase bedeutete für uns das Ende«, erklärte der<br />
Brite. »Bei so einer geringen Geschwindigkeit<br />
kommt dann keine Luft rein, um zu kühlen.«<br />
Der Spruch des Wochenendes<br />
»Vielleicht tun mir die Beiden vorne ja einen<br />
Gefallen und fahren in der ersten Kurve<br />
geradeaus...«<br />
Sebastian Vettels Strategie, um von Platz 3 an<br />
Mark Webber und Vitaly Petrov vorbei zu kommen.<br />
Der Wunsch erfüllte sich nicht.<br />
P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />
1 6 M. Webber Red Bull Racing / Renault 1:50:13.355 78<br />
2 5 S. Vettel Red Bull Racing / Renault 1:50:13.803 + 0.448 78<br />
3 11 R. Kubica Renault / Renault 1:50:15.030 + 1.675 78<br />
4 7 F. Massa Ferrari / Ferrari 1:50:16.021 + 2.666 78<br />
5 2 L. Hamilton McLaren / Mercedes 1:50:17.718 + 4.363 78<br />
6 8 F. Alonso Ferrari / Ferrari 1:50:19.696 + 6.341 78<br />
7 4 N. Rosberg Mercedes GP / Mercedes 1:50:20.006 + 6.651 78<br />
8 14 A. Sutil Force India / Mercedes 1:50:20.325 + 6.970 78<br />
9 15 V. Liuzzi Force India / Mercedes 1:50:20.660 + 7.305 78<br />
10 16 S. Buemi Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:50:21.554 + 8.199 78<br />
11 17 J. Alguersuari Jr. Scuderia Toro Rosso / Ferrari 1:50:22.490 + 9.135 78<br />
12 3 M. Schumacher Mercedes GP / Mercedes 1:50:39.067 + 25.712 78<br />
13 12 V. Petrov * Renault / Renault 1:43:48.498 Ausfall 73<br />
14 20 K. Chandhok * HRT F1 Team / Cosworth 1:41:33.584 Ausfall 70<br />
15 18 J. Trulli * Lotus Racing / Cosworth 1:41:34.121 Ausfall 70<br />
Nicht klassifiziert<br />
6 23 K. Kobayashi BMW Sauber F1 Team / Ferrari Getriebe<br />
6 22 P. d. l. Rosa BMW Sauber F1 Team / Ferrari Hydraulik<br />
10 9 R. Barrichello Williams / Cosworth Unfall<br />
11 1 J. Button McLaren / Mercedes Motorschaden<br />
14 19 H. Kovalainen Lotus Racing / Cosworth Defekt<br />
15 21 B. Senna HRT F1 Team / Cosworth Hydraulik<br />
17 24 T. Glock Virgin Racing / Cosworth Aufhängung<br />
19 25 L. Di Grassi Virgin Racing / Cosworth Defekt<br />
24 10 N. Hülkenberg Williams / Cosworth Unfall<br />
Nicht klassifiziert<br />
12 3 M. Schumacher + 20 Sekunden Strafe wg. verbotenem Überholmanöver (Berufung)<br />
13 12 V. Petrov Defekt<br />
14 20 K. Chandhok Unfall<br />
15 18 J. Trulli Unfall
60<br />
story.technik<br />
Mehr Platz für den Luftstrom<br />
M<strong>oder</strong>ne Formel-1-Autos sehen alle gleich aus. Flügel, Seitenkästen, Motorhaube – alles identisch<br />
nach der besten Aerodynamik geformt. Mercedes macht damit Schluss. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
erklärt die Unterschiede einer konventionellen zur tieferen Airbox. Text: Paolo Filisetti<br />
Alt gegen neu: Michael Schumacher mit der alten Airbox (links) und Nico Rosberg mit der neuen, zweigeteilten Airbox (rechts).<br />
»Das sieht cool aus«, sagte Nico Rosberg beim<br />
ersten Anblick seines generalüberholten Silberpfeils<br />
in Barcelona. Es war aber nicht der längere<br />
Radstand, der den Mercedes-Piloten<br />
begeisterte - es war die Airbox. Damit stand er<br />
nicht alleine da. Etliche Techniker zogen die<br />
Augenbrauen weit nach oben, als sie zum ersten<br />
Mal die neue, zweigeteilte Airbox des Mercedes<br />
MGP W01 sahen.<br />
Die eigentlichen Neuerungen des stark überarbeiteten<br />
Mercedes waren neue Aerodynamikteile<br />
und ein längerer Radstand. Aber die offensichtlichste<br />
Änderung wurde am meisten<br />
bestaunt: die Airbox und Motorabdeckung. »Sie<br />
sieht dramatischer aus als sie ist«, spielte Teamchef<br />
Ross Brawn die Bedeutung herunter. Norbert<br />
Haug rechnete mit kleinen Vorteilen.<br />
»Aber nicht wie Tag und Nacht.« Andere Teile<br />
unter der Motorhaube seien viel wichtiger,<br />
betonte Brawn. Schließlich wird die Abtriebsschlacht<br />
mit dem Heckflügel, dem Doppeldiffusor<br />
und allgemein dem Unterboden gewonnen.<br />
So verbesserte der längere Radstand die<br />
Gewichtsverteilung des W01, während die neue<br />
Airbox gar nicht so neu war. »Wir hatten diese<br />
Lösung von Anfang an so geplant«, verriet<br />
Brawn. Aufgrund der Überseerennen zu Saisonbeginn<br />
entschied sich Mercedes aber<br />
zunächst für eine konventionelle Variante, um<br />
beim Europaauftakt das Auto so hinzustellen,<br />
wie es von Beginn an gedacht war. Tatsächlich<br />
hatte die Launch-Version des W01 zwar einen<br />
Lufteinlass über dem Cockpit, war dahinter<br />
aber bereits durch eine Finne zweigeteilt. Die<br />
versteckte Zweiteilung der ersten Airbox-Variante<br />
sollte den Luftfluss zur linken und rechten<br />
Zylindersektion lenken.<br />
Die neue Lösung seit Barcelona hat eine ganz<br />
andere Aufgabe: sie soll den Luftfluss in Richtung<br />
Heckflügel »säubern« und so eine bessere<br />
Anströmung gewährleisten. Eine normale Airbox<br />
und Motorhaube, wie sie in der Formel 1<br />
seit Jahren gängig sind und bis Barcelona auch<br />
von Mercedes verwendet wurden, unterbricht<br />
den Luftfluss in Richtung Heck, gerade im Hinblick<br />
auf das obere Hauptprofil des Heckflügels.<br />
»Normalerweise ist die Airbox der höchste<br />
Punkt des Autos«, bestätigte Haug. Die neue<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Illustrationen: Paolo Filisetti
Variante bietet viel weniger Stirnfläche, die<br />
den Luftfluss beeinträchtigen könnte. Die beiden<br />
niedrigeren Lufteinlässe in Kombination<br />
mit einer kleinen, vertikalen Finne halfen in<br />
Windkanalversuchen, die Effizienz stark zu<br />
verbessern. Dadurch verbessert sich die Qualität<br />
und die Geschwindigkeit des Luftstroms.<br />
Interessant dabei ist, dass die Geschwindigkeit<br />
der Luft am Heck sogar noch erhöht wird,<br />
wenn sie über die ebenfalls niedrigeren Auspuffendrohre<br />
fließt, die ihre Abgase fast gerade<br />
nach oben entweichen lassen. Das hilft dabei,<br />
mehr Downforce zu genieren, ohne die Flügel<br />
steiler stellen zu müssen.<br />
Zudem ist es ein cleverer Weg, den F-Kanal<br />
ins Auto zu integrieren. Die Grundlage für<br />
diese Idee ist die Suche nach der maximalen<br />
Effizienz auf der Geraden und in den Kurven.<br />
Hier drängt sich ein spannender Vergleich mit<br />
dem Red Bull auf. Allerdings nicht im Hinblick<br />
auf den Haiflossen-Heckflügel, sondern<br />
wegen der ebenfalls extrem niedrig positionierten<br />
Auspuffendrohre, welche die Effizienz<br />
des Diffusors steigern. Das gesamte Heck des<br />
RB6, inklusive des Unterbodens vor den Hinterrädern,<br />
ist darauf ausgelegt, die Effizienz<br />
des Doppeldiffusors am Red Bull zu maximieren.<br />
Der Druck der heißen Abgase beschleunigt<br />
den Luftfluss über der Hinterradaufhängung,<br />
die extra dafür designt wurde, die Luft<br />
so wenig wie möglich zu stören.<br />
Dafür holte Adrian Newey schon für den<br />
Vorgänger RB5 die Zugstrebenaufhängung aus<br />
der Versenkung. Diese verrichtet auch am RB6<br />
ihren Dienst und soll so viel Raum wie möglich<br />
schaffen. Zudem werden Schlitze vor den Hinterrädern<br />
deutlich, die Luftverwirbelungen<br />
durch die Räder reduzieren sollen. Die Gesamtheit<br />
dieser Elemente sorgt dafür, dass der Diffusor<br />
besser gefüttert wird. Die Ähnlichkeiten<br />
zwischen Red Bull und Mercedes beim Design<br />
am Heck der Autos zeigen, dass beide die gleiche<br />
Strategie verfolgen: Mehr Downforce ohne<br />
zusätzlichen Luftwiderstand.<br />
»Sie sieht dramatischer aus als sie ist«, spielte Ross Brawn die<br />
Bedeutung herunter. Andere Teile unter der Motorhaube seien<br />
viel wichtiger, meinte er. SchlieSSlich wird die Abtriebsschlacht<br />
in der heutigen F1-welt mit dem Heckflügel, dem Doppeldiffusor<br />
und allgemein dem Unterboden gewonnen.<br />
Zugstrebe vs. Schubstrebe: Die Zugstreben-Aufhängung (Pullrod) schien in der Formel 1 ausgestorben.<br />
Adrian Newey belebte sie wieder. Die Zugstrebe überträgt die Bewegung der Querlenker auf unter dem Chassis<br />
montierte Feder- und Dämpferelemente - dadurch wird Platz im Heck gewonnen. Die Schubstreben-Radaufhängung<br />
(Pushrod) überträgt die Bewegung auf oben am Chassis montierte Elemente.
Die Deutsche Post und die Deutsche Tourenwagen Masters – zwei Partner,<br />
eine Leidenschaft. Ganz gleich, ob es um tägliche Bestleistungen für Ihre<br />
Briefe <strong>oder</strong> um Rekorde auf der Rennstrecke geht, es zählen dieselben<br />
Qualitäten: Geschwindigkeit, Präzision und Teamgeist. Kein Wunder also, dass<br />
sich die Deutsche Post als stolzer Serienpartner in der DTM engagiert und<br />
schon seit 2004 mit der Speed Academy den deutschen Rennsportnachwuchs<br />
einzigartig und erfolgreich fördert.
motorsport<br />
Überflieger: Sebastien Loeb macht nicht<br />
nur in seinem Citroen eine gute Figur,<br />
er fliegt auch ohne Auto durch die Lüfte<br />
Foto: citroen<br />
Umfrage<br />
Wen wünschen Sie sich neben Audi,<br />
BMW und Mercedes in der DTM?<br />
Opel 46 %<br />
Alfa Romeo 29 %<br />
Porsche 14 %<br />
Volkswagen 11%<br />
»Meine Favoriten sind die<br />
Mädels, Susie und Katherine.<br />
Wenn ich mit einem anderen Fahrer<br />
auf eine einsame Insel müsste,<br />
dann mit einer von ihnen!«<br />
DTM-Einsteiger David Coulthard nennt seine Favoriten für die neue Saison<br />
Kommentar: In aller Munde<br />
Statt den aktuellen Alleinunterhaltern Mercedes und Audi ist derzeit ein Hersteller in aller Munde, der noch gar nicht<br />
in der DTM fährt: BMW. Der Autohersteller plant nach 19 Jahren die Rückkehr in die deutsche Tourenwagenserie<br />
und obwohl der BMW-Vorstand bisher nur eine Absichtserklärung unterbreitet hat, überschlagen sich seitdem die<br />
Schlagzeilen: "Die DTM wird zum Dreikampf ", "BMW greift wieder an". Frischer Wind würde der DTM ganz gut tun,<br />
bedenkt man die fast leeren Tribünen beim Saisonauftakt in Hockenheim. Die Fans warten schon lange auf einen<br />
dritten Hersteller, der Mercedes und Audi zeigt, wo der 'Bartl den Most' holt. Kerstin Hasenbichler
aryPaffett<br />
interview.paffett<br />
64<br />
aryPaffett<br />
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aryPaffett
G<br />
G<br />
G<br />
G<br />
2005 hat Gary Paffett bewiesen, dass er den Titel gewinnen kann. 2010 will der<br />
Mercedes-Pilot dieses Kunststück wiederholen, doch die Konkurrenz ist so groSS wie<br />
nie – wie er dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät. Text: Kerstin Hasenbichler<br />
FOTOS: adrivo/Sutton<br />
MSM: Mercedes war zum Saisonende 2009 und<br />
zum Saisonstart 2010 stark. Gehst Du dadurch<br />
mit mehr Selbstvertrauen in die neue Saison?<br />
GARY PAFFETT: Ja. Die vergangene Saison hatte<br />
ihre Höhen und Tiefen, aber mit den Siegen in<br />
den letzten beiden Rennen haben wir gezeigt,<br />
dass wir ein besseres Verständnis für das Auto<br />
haben. Dieses Jahr sind die Autos fast identisch,<br />
deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir 2010<br />
um Siege und um den Titel mitkämpfen können.<br />
Aber ja, wir sind optimistisch, dass das Auto den<br />
entsprechenden Speed hat.<br />
Im Vorjahr wurde die Technik eingefroren. Wie<br />
ist es mit einem »alten Wagen« in die neue Saison<br />
zu starten?<br />
Es ist etwas komisch. Normalerweise kommt<br />
man an eine Strecke und macht das Rollout, um<br />
zu sehen wie das Auto funktioniert. Man sieht<br />
sich die letzen verfügbaren Daten zu den Rundenzeiten<br />
an sowie die aerodynamischen Teile<br />
und andere Sachen. Dieses Mal ist das Auto das<br />
Gleiche und das ist schon etwas verrückt. Aber<br />
die Autos wurden auseinander genommen und<br />
neu aufgebaut, deshalb gibt es schon ein paar<br />
Dinge, die man checken muss.<br />
Wie stark erwartest Du die 2008er Wagen. Wird<br />
die Lücke kleiner?<br />
Ich denke schon. Das ist das Ziel, deshalb wiegen<br />
sie auch 25 Kilogramm weniger als die aktuellen.<br />
Es wird eng zugehen - auf einigen Strecken mehr,<br />
auf anderen Strecken weniger. Wir müssen<br />
abwarten. Einen Jahreswagen zu fahren, ist<br />
immer schwierig. Aber der Abstand zu uns sollte<br />
kleiner werden.<br />
Neben der Einfrierung der Technik sind die<br />
Reifen die größte Neuerung. Wie ist Dein Eindruck<br />
davon?<br />
Das Ziel war es, einen ähnlichen Reifen zu haben<br />
wie im Vorjahr - und das ist gelungen. Die<br />
Mischung ist etwas härter, was die Haltbarkeit<br />
und Konstanz der Reifen verbessern sollte. Die<br />
Rundenzeiten sind ähnlich wie im letzten Jahr,<br />
wenn nicht sogar etwas besser. Die Balance des<br />
Autos ist gleich wie 2009. Der Reifen unterstützt<br />
das Heck des Autos, was sehr gut ist. Damit sind<br />
die Kurvengeschwindigkeiten etwas höher. Generell<br />
gibt es aber nur kleinere Veränderungen.<br />
Was hast Du Dir 2010 vorgenommen?<br />
Mein ultimatives Ziel ist die Meisterschaft zu<br />
gewinnen. Im letzten Jahr war ich Zweiter, dieses<br />
Jahr will ich den Titel. Wichtig ist, dass ich regelmäßig<br />
in die Punkte fahre. Deshalb ist mein Ziel,<br />
diese Saison so viele Rennen wie möglich zu<br />
gewinnen, aber auch so viele Punkte wie möglich<br />
zu holen. Man kann es sich nicht wie im Vorjahr<br />
leisten, ein <strong>oder</strong> zwei schlechte Rennen zu haben.<br />
Im letzten Jahr waren wir in Hockenheim, auf<br />
dem Nürburgring und in Barcelona einfach nicht<br />
schnell genug. Dieses Problem müssen wir lösen.<br />
Wir müssen sicherstellen, dass wir dieses Jahr<br />
noch konstanter sind und bei jedem Rennen<br />
gewinnen können.<br />
Wen siehst Du als härtesten Gegner im Titelkampf<br />
an?<br />
Ich denke, es sind die gleichen Kandidaten wie<br />
im Vorjahr. In meinem Team ist Paul Di Resta<br />
sehr konkurrenzfähig. Er wird bestimmt um den<br />
Titel mitkämpfen, aber Bruno Spengler ist auch<br />
sehr schnell. Er hatte letztes Jahr weniger konstante<br />
Rennen, deshalb war der Punkteabstand<br />
größer. Aber er hat den Speed und kann einen<br />
guten Job machen. Bei Audi sind es Timo Scheider<br />
und Mattias Ekström. Beide sind extrem<br />
starke Piloten. Es wird interessant zu sehen sein,<br />
was Oliver Jarvis macht. Es ist sein erstes Jahr in<br />
einem Neuwagen. Er könnte durchaus um Siege<br />
und Podestplätze mitkämpfen. Die anderen Jungs<br />
in einem Neuwagen sind auch stark. Ralf Schumacher<br />
wird immer besser. Er war im Vorjahr<br />
nicht bei der Pace dabei, aber er verbessert sich<br />
Schritt für Schritt. Martin Tomczyk hatte letztes<br />
Jahr auch gute Rennen, aber er punktete nicht so<br />
konstant wie die anderen Audi-Piloten. Ich<br />
denke, dass vier bis sechs Fahrer die Meisterschaft<br />
gewinnen können.<br />
→
66<br />
interview.paffett<br />
im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein,<br />
um die Chance zu ergreifen, wenn sie sich bietet.<br />
Das tue ich im Moment: ich warte auf diese Gelegenheit.<br />
Aber ich genieße meine Arbeit. Ich bin<br />
seit fünf Jahren dabei und sehr in die Teamarbeit<br />
involviert. Ich werde auch immer mehr in die<br />
Entwicklung des Wagens einbezogen. Im<br />
Moment ist es eine tolle Freundschaft - mit Jenson<br />
[Button], Lewis [Hamilton], dem gesamten<br />
Team. Wenn sich die Gelegenheit bietet, Rennen<br />
zu fahren, dann werde ich die Chance nutzen.<br />
Aber im Moment freue ich mich, dass ich dem<br />
Team helfen kann, womöglich die Weltmeisterschaft<br />
zu gewinnen.<br />
Wie sieht Deine Arbeit an einem Formel-1-<br />
Rennwochenende aus?<br />
Als Reservefahrer muss man jederzeit bereit sein,<br />
ins Auto zu steigen. Von Donnerstag bis Samszusammen<br />
Audi könnte 2010 zum vierten Mal in Folge den<br />
Titel holen. Wie will Mercedes das verhindern?<br />
Man will jedes Jahr die Meisterschaft gewinnen.<br />
Wenn man das nicht schafft, ist es enttäuschend.<br />
Aber wir waren nah dran. Wir müssen einfach<br />
sicherstellen, dass wir konstant einen guten Job<br />
machen. Im letzten Jahr gewann ich mehr Rennen<br />
als jeder Andere und so viele Rennen wie alle<br />
Audi-Piloten zusammen. In den Rennen, in denen<br />
wir nicht gewinnen können, müssen wir so viele<br />
Punkte wie möglich holen. Das ist wichtig.<br />
Du zählst zu den erfahrenen Piloten in der<br />
DTM. Dennoch liegt Dein Titel fünf Jahre<br />
zurück. Steigt der Druck?<br />
Nein, nicht wirklich. Ich habe den Titel ja schon<br />
einmal gewonnen. Damit habe ich bewiesen, dass<br />
ich es kann. Im letzten Jahr war ich Zweiter und<br />
habe damit gezeigt, dass ich den Speed habe und<br />
wie gut ich Rennen fahren kann. Ich verspüre<br />
immer den Druck, alles richtig und gut zu<br />
machen, aber den Druck mache ich mir selbst.<br />
Von außen bekomme ich keinen Druck.<br />
Mit David Coulthard und CongFu Cheng gibt<br />
es zwei neue Piloten bei Mercedes Benz. Was<br />
denkst Du, können die Beiden 2010 erreichen?<br />
2007 gewann ich in einem Jahreswagen in<br />
Oschersleben, 2009 gewann Jamie Green am<br />
Norisring. Das kann man in einem Jahreswagen<br />
erreichen und das sollte auch das Ziel sein. Die<br />
Schwierigkeit in einem Jahreswagen ist, in jedem<br />
Rennen konkurrenzfähig zu sein. Man muss<br />
seine Chancen ergreifen, wenn man sie<br />
bekommt. Für Coulthard als auch für Cheng ist<br />
es das erste Jahr in der DTM. Sie müssen vor<br />
allem die Rennserie studieren. Jeder, der schon<br />
einmal in der DTM gefahren ist, wird bestätigen,<br />
dass es eine sehr hart umkämpfte Meisterschaft<br />
ist. Der Wettbewerbslevel ist sehr hoch und es<br />
braucht eine gewisse Zeit, bis man die Pace<br />
gefunden hat. Beide müssen einen Schritt nach<br />
dem anderen machen und versuchen, so schnell<br />
wie möglich hineinzukommen. David und ich<br />
kennen uns sehr gut. Wir sprechen sehr viel. Er<br />
wollte einfach wieder Rennen fahren und Spaß<br />
haben. Ich denke, sobald er länger wieder Rennen<br />
fährt, wird er auch konkurrenzfähig sein.<br />
»Franky« [CongFu Cheng] ist ebenfalls ein toller<br />
Pilot. Er wird seinen Job gut machen.<br />
Du bist seit fünf Jahren Reservepilot bei McLaren.<br />
Wie schätzt Du Deine Chancen ein, in naher<br />
Zukunft in einem Renncockpit zu sitzen?<br />
Das ist sehr schwer zu sagen. Es gibt kein Rezept<br />
wie man ein F1-Cockpit erhält. Man hat gesehen,<br />
dass junge Piloten genauso wie erfahrene Piloten<br />
Chancen haben. Man muss einfach versuchen,<br />
tagvormittag macht man die gleiche Arbeit wie<br />
die Stammfahrer. Man bereitet sich vor, sieht sich<br />
das Setup an und geht die Pläne mit den Ingenieuren<br />
durch. Am Samstagnachmittag und am<br />
Sonntag kann ich relaxen und mir das Rennen<br />
ansehen. Ich versuche, aus dem, was im Rennen<br />
passiert, zu lernen. Falls etwas mit dem Auto<br />
nicht stimmt <strong>oder</strong> die Fahrer Probleme mit dem<br />
Setup haben, versuche ich dem Team zu helfen,<br />
das Auto bis zum nächsten Rennen zu verbessern.<br />
Mehr kann man nicht tun.<br />
Dein Mercedes-Kollege Paul di Resta ist Testfahrer<br />
bei Force India. Im Gegensatz zu Dir<br />
bekommt er die Chance, am Freitag zu testen.<br />
Wie wichtig ist das für einen Fahrer?<br />
Das ist extrem wichtig, denn als Reservepilot<br />
kommst du während der Saison nicht zum<br />
Fahren. Abgesehen von einigen Aero-Tests gibt<br />
es keine Testfahrten und auch zu Saisonstart sind<br />
die Tests so limitiert, dass die Teams lieber die<br />
Stammfahrer testen lassen. Damit bleiben nur<br />
sehr wenige Tage für die Testfahrer übrig. Es<br />
könnte sogar der Fall sein, dass man als Reservepilot<br />
jahrelang nicht zum Fahren kommt. Deshalb<br />
ist es wichtig, dass man jede Chance zum<br />
Fahren nutzt. Paul hat Glück, denn Force India<br />
ist eines der wenigen Teams, das den Reservefahrer<br />
im Freien Training fahren lässt. MSM<br />
FOTOS: adrivo/Sutton, dtm
Dolby.talent<br />
67<br />
Craig Dolby fühlt<br />
sich in der<br />
Superleague<br />
Formula gut<br />
aufgehoben<br />
goalgetter<br />
Craig Dolby. Noch ist der Name nicht allzu bekannt. Doch wenn es so weitergeht wie bisher,<br />
wird die <strong>Motorsport</strong>welt noch einiges von ihm hören. Im letzten Jahr sicherte er sich den Vize-Titel in<br />
der Superleague Formula. Dieses Jahr nimmt er den Meistertitel ins Visier.<br />
Text: Marleen Seilheimer<br />
Foto: superleague formula<br />
Die Anfänge<br />
»Mit vier Jahren habe ich die ersten Runden mit<br />
einem Kart gedreht. Aufgrund des Alters durfte<br />
ich erst ein paar Jahre später an Kartrennen teilnehmen.<br />
Ich habe die British Open gewonnen<br />
und einige britische Meisterschaften. Im Jahr<br />
2003 bin ich auf Formelrennwagen umgestiegen<br />
und bestritt meine erste Saison in der Formel<br />
Renault 1600 in Belgien. Nach einigen Jahren in<br />
Belgien und der Formel Renault 2000 UK ging<br />
es 2008 in die Superleague Formula.«<br />
Die Erfolge<br />
»In meiner ersten Saison in der Formel Renault<br />
1600 wurde ich in der Gesamtwertung Vierter und<br />
gewann mit 15 Jahren als jüngster Brite bei meinem<br />
ersten Start ein internationales Rennen. Mein Vize-<br />
Titel in der Superleague Formula im letzten Jahr<br />
war wohl mein bisher wichtigster Erfolg.«<br />
Die Ziele<br />
»Dieses Jahr will ich ganz klar die Meisterschaft<br />
in der Superleague gewinnen. Nach dem zweiten<br />
Platz im letzten Jahr kann es nur dieses Ziel<br />
geben. Dennoch ist die Konkurrenz stark und<br />
es wird ein harter Kampf. Mein Traum seit meiner<br />
Kindheit ist es, in der Formel 1 zu fahren.<br />
Damit ich diesen in die Realität umsetzen kann,<br />
arbeite ich sehr hart. Wenn die Chance kommt,<br />
bin ich hoffentlich bereit dafür.«<br />
Die Ausbildung<br />
»Ich konzentriere mich voll und ganz auf den<br />
<strong>Motorsport</strong>. Es ist ein Fulltime-Job und ich will<br />
zu 110 Prozent gut vorbereitet sein. An den<br />
Wochenenden betreue ich junge Fahrer in der<br />
britischen Formel Renault. Es macht mir Spaß,<br />
meine Erfahrung an junge, aufstrebende Fahrer<br />
weiterzugeben. An normalen Werktagen absolviere<br />
ich ein hartes Training und bin die meiste<br />
Zeit im Fitnessstudio, um meine Form für die<br />
Saison zu behalten.«<br />
die Hobbys<br />
»In meiner Heimat schwimme ich regelmäßig<br />
und nehme an lokalen Veranstaltungen meines<br />
Vereins teil. Das macht mir sehr viel Spaß. Falls<br />
ich nicht im Rennauto sitze <strong>oder</strong> im Fitnessstudio<br />
an meiner Physis arbeite, spiele ich mit meinen<br />
Freunden gerne Fußball und chille auch einfach<br />
mal nur zur Erholung.« MSM
68<br />
Interview.engstler<br />
Fotos: bmw, franz engstler
Welche Folgen hat der Werksausstieg von Seat<br />
und die Reduzierung des BMW-Aufgebots für Sie<br />
und die WTCC?<br />
Seat ist eigentlich gar nicht ausgestiegen, schließlich<br />
sind sie weiterhin in der Markenmeisterschaft<br />
eingeschrieben und das Team ist auch nicht anders<br />
als in den letzten Jahren. Es gibt die gleichen Inge-<br />
„die wtcc ist nicht<br />
ausgeglichen“<br />
Franz Engstler ist der einzige deutsche Starter in der Tourenwagen-weltmeisterschaft.<br />
Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät der Routinier, was ihm an der WTCC momentan gar nicht passt.<br />
Text: Fabian Schneider<br />
MSM: Nach vier Rennen auf dem ersten Platz in<br />
der Privatfahrer-Wertung - sind Sie mit dem bisherigen<br />
Saisonverlauf zufrieden?<br />
FRANZ ENGSTLER: Generell kann ich mit der<br />
bisherigen Saison zufrieden sein, denn schon in<br />
Curitiba hat man gesehen, dass wir die Rundenzeiten<br />
mitgehen können. Da waren wir bis auf<br />
drei Tausendstel an Sergio Hernandez dran und<br />
sind zwei Mal Zweiter geworden. In Marrakesch<br />
waren wir sogar vor den Werks-BMW - und<br />
wenn man damit nicht zufrieden sein kann, dann<br />
weiß ich auch nicht weiter. Unsere Erwartung,<br />
gut aussortiert zu sein, hat sich bisher bestätigt,<br />
speziell in Marrakesch konnten wir das auch in<br />
den Rennen umsetzen.<br />
Im Gegensatz zu Ihnen haben die Streckenposten<br />
in Marokko allerdings alles andere als richtig<br />
schnell gearbeitet...<br />
So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt, das war<br />
auf keinen Fall eine Glanzleistung des Veranstalters.<br />
Es kann nicht sein, dass wir neun Runden hinter<br />
dem Safety-Car fahren, weil man so lange braucht,<br />
um zwei Autos von der Strecke zu schaffen.<br />
Sind solche Bedingungen überhaupt noch einer<br />
Weltmeisterschaft würdig? Muss man die Streckenposten<br />
nicht besser vorbereiten?<br />
Ich denke, es lag gar nicht unbedingt an den Streckenposten.<br />
Ihnen fehlte einfach der nötige Fuhrpark,<br />
in den Schikanen und den Kehren müssen<br />
Kräne stehen, um die Autos wegzuheben. Das ist<br />
bei allen anderen Stadtkursen so, egal ob Pau,<br />
Porto <strong>oder</strong> Monaco.<br />
Bereits im Qualifying gab es eine längere Unterbrechung,<br />
weil an Randsteinen gearbeitet wurde.<br />
Was war da los?<br />
Die Abweiser in den Schikanen waren einfach nicht<br />
ausreichend befestigt, aber das muss vorher abgenommen<br />
werden und darf nicht erst im Qualifying<br />
auffallen. Wenn wir mit den Tourenwagen über<br />
die Randsteine knallen, dann lösen sich Sachen<br />
sehr schnell, wenn sie nicht gut befestigt sind.<br />
Im ersten Rennen hat die Startampel nicht funktioniert<br />
und später kam das Safety-Car zu spät<br />
auf die Strecke. So etwas ist ihnen in Pau ja schon<br />
zum Verhängnis geworden...<br />
Immerhin hat man aus meinem Unfall gelernt und<br />
setzt seitdem einen permanenten Fahrer für das<br />
Safety-Car ein. Dafür, dass er in Marrakesch zu<br />
spät herausgefahren ist, kann er nichts - erst wenn<br />
der Safety-Car-Fahrer die Anweisung bekommt,<br />
fährt er los. Genau das war ja das Problem in Pau,<br />
denn dort hat der Fahrer keine Order bekommen<br />
und ist trotzdem mitten auf die Strecke gefahren.<br />
Wenn man zu spät rausfährt und sich die Zeit lässt<br />
zu schauen, ob man wirklich auf die Strecke fahren<br />
kann, ist es immer noch besser, als in einer Kurve<br />
mitten in das Feld zu fahren.<br />
nieure, die gleichen Leute und die gleichen Autos.<br />
Die Reduzierung von BMW kann man in der<br />
wirtschaftlich schwierigen Situation vielleicht<br />
nachvollziehen, clever war das aber nicht. In der<br />
WTCC braucht man vier bis fünf Autos, um vorne<br />
mitzufahren - sei es als Joker, wenn andere ausfallen,<br />
<strong>oder</strong> für Windschattenzüge auf Strecken wie<br />
Monza. Da reichen zwei Autos nicht aus.<br />
Gibt es in dieser Saison überhaupt eine Chance<br />
gegen die überlegenen Seat? Müssen die Autos<br />
erneut angepasst werden?<br />
Da muss unbedingt etwas geschehen. Es kann<br />
doch nicht sein, dass ein Augusto Farfus, der in<br />
Curitiba wohnt und auf der Rennstrecke jede<br />
Bodenwelle kennt, bei seinem Heimspiel keine<br />
Chance hat. BMW hat zwei Wochen vorher extra<br />
Autos runtergeschickt und getestet - und dann<br />
kommt ein »Privatwagen-Fahrer« im Seat, der<br />
noch nie einen Meter dort gefahren ist, und fährt<br />
in seiner zweiten Runde die Sektor-Bestzeit. Das<br />
muss man mal jemandem erklären.<br />
Die Einstufung der drei Marken passt also nicht?<br />
Ja, absolut. Das hat nichts mit den anderen Marken<br />
zu tun, bei Chevrolet finde ich es ja absolut<br />
in Ordnung, dass sie in Brasilien ein Rennen<br />
gewinnen konnten. Sie fahren am Limit, bei<br />
einem Huff <strong>oder</strong> einem Menu kann man sehen,<br />
wie sie über die Abweiser knallen <strong>oder</strong> mal in die<br />
Mauer rein hauen. Sie sind aber auch nicht<br />
sekundenweit weg, da reden wir nur von Zehnteln<br />
<strong>oder</strong> Hundertsteln. Zwischen Chevy und<br />
BMW ist der Kampf noch da.<br />
MSM
70<br />
story.Nascar<br />
NASCAR: Sechs Buchstaben begeistern ein gesamtes Land. Teil 1 unserer NASCAR-Serie<br />
stellt Ihnen die Grundlagen des Sports vor, der Millionen von Amerikanern Jahr ein, Jahr aus in die Nudeltöpfe zieht.<br />
Text: Herbert Völker, Red Bulletin<br />
Das Gebrodel der 43-Auto-Meute geht schon bei<br />
den Einführungsrunden unter die Haut. Das<br />
Pace Car kippt zur Seite, der dunkle Roar der<br />
schweren V8-Maschinen wird mit giftigen Obertönen<br />
verschärft, greift voll ans Zwerchfell,<br />
Tempo 300 wird durch die Dichte der Arena und<br />
die schiere Masse des Autopulks noch viel<br />
bedrohlicher, hunderttausend sind aufgesprungen,<br />
werfen die Arme in die Luft, schreien Dinge<br />
wie »Go, Tony, go!« und sind so unglaublich<br />
entzückt. Die Amerikaner haben den Tick, alles<br />
in die Kleinteile der Statistik zu zerlegen. So wissen<br />
wir, dass sich bei einem Rennen in Talladega<br />
die Rekordzahl von 11.428 Überholvorgängen<br />
abgespielt hat. Das heißt, es brodelt ununterbrochen,<br />
immer greift irgendjemand an, an allen<br />
Ecken und Enden des Feldes, mittendrin und an<br />
der Spitze. Vorweg eine Besonderheit: Es werden<br />
zwei Serien parallel gefahren, nach dem jeweiligen<br />
Sponsor benannt. Die erste Liga heißt<br />
Sprint Cup, die zweite Serie heißt Nationwide.<br />
Etliche Spitzenfahrer nehmen an beiden Serien<br />
teil, das wäre so, wie wenn Lewis Hamilton<br />
neben F1 auch GP2 fahren würde. Die NASCAR-<br />
Welt in Zahlen: 36 Rennen pro Jahr auf 22 verschiedenen<br />
Strecken. 43 Starter pro Rennen,<br />
unabänderlich. 600 Menschen werden von<br />
einem <strong>Top</strong>-Rennstall wie Hendrick beschäftigt.<br />
155.000 Zuschauer an einem durchschnittlichen<br />
Rennsonntag. 40 Millionen Zuschauer US-weit<br />
bei einer TV-Übertragung. 75 Millionen Menschen<br />
lassen sich als »Basis-Fans« identifizieren.<br />
Zehn Milliarden Dollar ist der sehr frei<br />
geschätzte Jahresumsatz (mag sein das Doppelte<br />
der F1). NASCAR ist hinter American Football<br />
der zweitgrößte Publikumssport der Nation, die<br />
Saison läuft von Februar bis November, von Florida<br />
bis New Hampshire, von Kalifornien bis<br />
New York. Allein der Jahresumsatz der Fanartikel<br />
wird auf zwei Milliarden Dollar geschätzt.<br />
NASCAR ist Mainstream-Amerika. Das ganze<br />
Land lebt die Rennen und auch in unseren Breiten<br />
können wir das Spektakel, und das beschreibt<br />
es am besten, mittlerweile im Fernsehen erleben –<br />
Servus TV sei Dank. MSM<br />
Foto: Getty Images/Red Bull Photofiles
Die NASCAR Rennen<br />
bei ServusTV.<br />
NASCAR Sprint Cup Series 2010<br />
Jeden Montag, 23:00 Uhr<br />
ServusTV. Das ist Ihr neuer Sender aus der Alpen-Donau-Adria-Region. Mit einem Programmangebot,<br />
das es in dieser Form auf diesem Niveau noch nicht gegeben hat. Ein Beispiel<br />
aus dem Bereich <strong>Motorsport</strong>: Die Übertragung der NASCAR Rennen aus den USA. Weitere<br />
Schwerpunkte sind Sendungen, die die alte Heimat in einem neuen Licht zeigen, sowie<br />
die Talk-Sendungen live aus dem Hangar-7, unsere wöchentlichen Diskussionsrunden mit<br />
hochkarätigen Gästen zu aktuellen Themen. Besonders hervorzuheben: Beiträge aus der<br />
internationalen Musik-, Kunst- und Kulturszene sowie <strong>Magazin</strong>e zu den Themen Kulinarik,<br />
Architektur, Design, Wissen, Reisen und Lifestyle. Überzeugen Sie sich selbst, via Kabel,<br />
DVB-T <strong>oder</strong> Satellit. Weitere Informationen zu unserem abwechslungsreichen Programm und<br />
alle Fakten zu ServusTV erhalten Sie über unsere kostenfreie Hotline: 0800 100 30 70 <strong>oder</strong><br />
unter www.servustv.com.<br />
Wir wünschen Ihnen<br />
bessere Unterhaltung.
72<br />
STORY.nürburgring<br />
Faszination Nordschleife: Im Jahr 2010 gewann BMW<br />
das 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring
Verrückte Nordschleife<br />
Das 24-Stundenrennen auf der Nürburgring Nordschleife ist ein Garant für viele kuriose<br />
und verrückte Geschichten. Für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> erinnern sich fünf Rennfahrer an ihre<br />
spannendsten Erlebnisse in der Grünen Hölle. Text: Fabian Schneider<br />
Fotos:audi, bmw, adac nordrhein, adrivo/Sutton<br />
Schock vor dem Rekordversuch<br />
Tom Coronel: »Es war an einem Sonntag, als<br />
mich Peter Zakowski angerufen hat und sagte,<br />
dass ich am Dienstag darauf mit der Viper auf<br />
der Nürburgring Nordschleife fahren sollte. Ich<br />
hatte an diesem Tag schon einen Termin, also<br />
haben wir einen anderen Tag vereinbart. Als ich<br />
dann an der Strecke ankam, sah ich zwei Trucks,<br />
zwei Autos und ungefähr acht Sätze Reifen. Ich<br />
dachte, dass wir mit dem richtigen Rennwagen<br />
fahren würden, denn Peter hatte mir nie etwas<br />
erzählt. Ich fragte also, wo das Rennauto sei, dann<br />
fragte Peter, welches Auto ich denn meine? ‚Wir<br />
nehmen die Viper mit Straßenzulassung, du sollst<br />
einfach nur den Rundenrekord brechen.‘ Warum<br />
er mir das vorher nicht erzählt hat? ‚Das Auto ist<br />
hier, du bist hier, wo ist das Problem?‘ Übrigens<br />
waren auch Kamerateam, Medien und alles möglich<br />
da - nur ich war erstmal geschockt.«<br />
Phantomautos<br />
Pierre Kaffer: »Gemeinsam mit Frank Stippler<br />
bin ich abends zusammen mit dem Rennrad über<br />
die eigentlich gesperrte Nordschleife gefahren.<br />
Man kann sich vorstellen, wie viele Pseudo-<br />
Motorengeräusche man am späten Abend noch<br />
hört. Wir haben jedes Mal gedacht, dass gleich<br />
ein Auto um die Kurve geschossen kommt, sind<br />
dementsprechend oft in die Wiese abgebogen<br />
und haben nur dumm geguckt. Ein Auto kam<br />
natürlich nie...«<br />
Motorenfund<br />
Kenneth Heyer: »2006 bin ich mit einem Seat Leon<br />
Supercopa im Bereich Wehrseifen um eine Ecke<br />
gekommen, da lag ein Motor auf der Strecke. Das<br />
konnte ich nicht glauben, doch wenige Meter später<br />
sah ich bereits den Stuck mit seinem BMW<br />
und einen anderen Audi. Ich musste halten, denn<br />
die Strecke war versperrt - und hinter mir ging<br />
das Inferno los. Mehrere Autos sind ineinander<br />
gekracht, letztlich ging alles gut. Ein halbe Stunde<br />
später standen wir alle mit schlotternden Knien<br />
an der Leitplanke, nur ‚Striezel‘ Stuck war ganz<br />
entspannt und meinte noch locker, dass der Fiesta-<br />
Fahrer sehr viel Glück hatte.«<br />
Grillduft im Heck<br />
Richard Westbrook: »Ich stand gemeinsam mit<br />
Emmanuel Collard vor dem Fernseher, als unser<br />
Porsche mit Frank Stippler am Steuer plötzlich<br />
in die Boxengasse abbog und stark brannte. Wir<br />
waren sichtlich geschockt und haben schon überlegt,<br />
welchen Flug wir nehmen können, um<br />
schnell wieder zu Hause zu sein. Irgendwie hat<br />
es das Team aber geschafft, das Auto wieder hinzustellen,<br />
das war eine tolle Leistung und wir<br />
haben das Rennen sogar lange Zeit angeführt.<br />
Zuvor sind wir davon ausgegangen, dass das Auto<br />
in diesem Leben keine einzige Runde mehr<br />
fahren würde! Es hat während des Rennens im<br />
Auto auch ganz schön gestunken, als wenn<br />
jemand direkt im Auto gegrillt hätte.«<br />
In tausend Stücke zerfetzt<br />
Christian Menzel: »1992 bin ich mit ein paar<br />
Instruktoren vom Fahrsicherheitszentrum in<br />
einem Opel Astra an den Start gegangen, wir<br />
lagen sogar in Führung, als plötzlich um 8:30<br />
Uhr am frühen Morgen mein Telefon klingelte.<br />
Rudi Adams war völlig außer Puste und meinte<br />
er stehe nach einem Unfall im Schwalbenschwanz.<br />
Wir haben daraufhin alles in meinen<br />
privaten Fiesta, eine alte Klapperkiste, gepackt<br />
und sind losgefahren - so schnell war ich noch<br />
nie am Schwalbenschwanz! Wir haben eine<br />
Schotterstrecke genommen, die von der Bundesstraße<br />
zur Nordschleife führt und dort richtig<br />
Tempo aufgenommen.<br />
Ich hatte bestimmt 130 drauf, überall Staub<br />
und Dreck - ich habe mich gefühlt wie Colin<br />
McRae. Wir hatten Fernlicht und Warnblinklicht<br />
an - bei unserem Tempo hat der Ordner<br />
schnell gemerkt, dass wir keine normalen<br />
Zuschauer sind, und hat die Schranke nach<br />
oben gezogen. Rudis Auto war recht schnell<br />
repariert, doch beim Zurücksetzen hat er sich<br />
in einem Zeltseil verfangen und das Zelt der<br />
Streckenposten mitgerissen. Es wurde in 1000<br />
Stücke zerfetzt. Die Streckenposten waren<br />
ziemlich sauer, aber wir mussten eher darüber<br />
lachen. Ich habe ihm einen Fuffi gegeben, damit<br />
er keinen Stress macht, denn schließlich hatten<br />
wir andere Sorgen. Ins Ziel sind wir übrigens<br />
noch gekommen...«<br />
→
74<br />
story.wrc<br />
Der Erste als Verlierer<br />
Die Letzten werden die Ersten sein! In keinem <strong>Motorsport</strong> trifft das so zu wie in<br />
der WRC. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> analysiert die Problematik der Startreihenfolge und<br />
sucht Wege aus dem Strategie-Dilemma. Text: Janne Kleinhans<br />
Fotos: adrivo/sutton, citroen
Die Strecke frei zu fahren ist nicht immer ein Spaß. Nur auf Asphalt und im Regen spielt die Problematik keine Rolle<br />
Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade als Führender<br />
das Tagesziel einer Rallye erreicht. Bei einem<br />
Blick auf den Zeitenmonitor stellen Sie fest, dass<br />
sich einer ihrer Teamkollegen noch auf Rang 2<br />
vor ihren härtesten Konkurrenten geschoben<br />
hat und trotzdem sinken ihre Mundwinkel schlagartig nach<br />
unten. Was sich seltsam anhört, ist in der WRC seit Jahren<br />
Realität. Ausgangspunkt war eine Veränderung des Reglements.<br />
Die FIA entschied, dass die Autos gemäß der Platzierung<br />
in der Gesamtwertung respektive des Vortages<br />
starten sollten. Was zu kurz kam, war, dass gerade die erste<br />
Position oft mit erheblichen Nachteilen versehen ist. So<br />
bedecken bei Schotterrallyes anfangs viele lose Steine den<br />
Etappenboden. Die ersten Piloten müssen die Strecke säubern.<br />
Wer sich das Gefühl überlegt, bei Tempo 200 auf einer<br />
Straße voller loser Kieselsteine zu bremsen, versteht die<br />
Problematik noch besser.<br />
Die Folgen: Der WM-Führende hat am ersten Tag oft keine<br />
Chance, um die Spitze zu fahren und auch die Frage, ob man<br />
wirklich einen Tag als Erster beenden möchte, will gut überlegt<br />
sein. Schließlich steht am Folgetag das Straßenkehren<br />
auf dem Programm. So ist es oft sinnvoller, die Zwischenzeiten<br />
der vor einem platzierten Piloten zu beobachten und<br />
so zu verlangsamen, dass man unmittelbar dahinter bleibt:<br />
Lieber 5 Sekunden dahinter, als 5 Sekunden davor.<br />
Das Problem der Startposition ist über die Jahre<br />
gewachsen. Nachdem es erkannt und angemahnt wurde,<br />
scheuten sich die Hersteller, taktisch zu agieren. Das<br />
änderte sich in der ersten Saisonhälfte 2008, als taktische<br />
Manöver offen eingesetzt wurden. Mit der diesjährigen<br />
Rallye Jordanien erreichten die Taktikspielchen eine neue<br />
Dimension. Die Hersteller nahmen fast nach Belieben<br />
Zeitstrafen eigener Piloten in Kauf, um ihre Ausgangssituation<br />
für die WM-Favoriten zu verbessern.<br />
Die Reaktion der FIA war enttäuschend. Es folgte lediglich<br />
der Hinweis, dass Handlungen zu unterlassen seien, die<br />
dem Image des Sports schaden könnten. Gleichzeitig kam es<br />
zu einem Gentleman Agreement zwischen Citroen und Ford,<br />
nicht mehr zu früh einzuchecken, um Fahrzeuge in der<br />
Startreihenfolge aufrücken zu lassen.<br />
Bei der Rallye Türkei kam es zu keinen sichtbaren Manipulationen,<br />
doch das Problem besteht weiter: Sollte künftig<br />
ein Pilot gegen Ende eines Tages nahe hinter einem anderen<br />
Fahrer liegen, wird seine Risikobereitschaft immer noch<br />
gen null tendieren. 5 Sekunden zu gewinnen, nur um am<br />
nächsten Tag durch die schlechtere Position 20 zu verlieren,<br />
ist einfach keine gute Rechnung.<br />
Das Reglement muss angepasst werden, um diese Taktikspiele<br />
hinter sich zu lassen. Konzepte gibt es genug: Ein<br />
Modell sieht vor, mehr Vorabfahrzeuge über die Etappen zu<br />
schicken, doch da diese oft ganz andere Linien nehmen,<br />
scheint das keine gute Lösung zu sein. Gleiches gilt für die<br />
Idee, andere Kategorien wie die JWRC <strong>oder</strong> PWRC vor der<br />
WRC starten zu lassen, zumal dann auch beständig langsamere<br />
vor schnellen Fahrzeugen unterwegs wären.<br />
Wenig scheint dagegen zu sprechen, die bestplatzierten<br />
Piloten am Ende eines Tages ihre Startpositionen aussuchen<br />
zu lassen. Wer führt, kann dann beispielsweise eine Position<br />
im Mittelfeld wählen, wenn er erwartet, dass die Strecke ab<br />
einem gewissen Zeitpunkt wieder nachlässt. Möglich wäre<br />
es ebenfalls, das jeweilige Tagesklassement heranzuziehen<br />
<strong>oder</strong> eine Auswahl in der Reihenfolge der erzielten Bestzeiten<br />
vorzunehmen. Schlussendlich ließe sich die Startreihenfolge<br />
auch durch eine Art Qualifikation bestimmen. Sie<br />
könnte für den ersten Tag im Rahmen des Shakedowns und<br />
für die Folgetage durch Super Specials erfolgen, die so<br />
zusätzlich aufgewertet würden.<br />
Eines steht fest: Ohne das Einbremsen der Spitze durch die<br />
Startreihenfolge würde das Feld wahrscheinlich wieder ein<br />
wenig auseinandergezogen. Aus sportlichen Gesichtspunkten<br />
wäre es aber nur fair, wenn der Führende wieder der erste<br />
Gewinner und nicht der erste Verlierer wäre.
motorrad<br />
Foto: milagro<br />
Zweirädriger Besuch: Hiroshi Aoyama<br />
stattete dem RCD Espanyol Barcelona<br />
mit seiner Maschine einen Besuch ab<br />
Umfrage<br />
Was erreicht Ben Spies 2010?<br />
Seinen ersten Sieg 55 %<br />
Sein erstes Podium 25 %<br />
Nur <strong>Top</strong>-8-Plätze 20 %<br />
Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Die Ducati ist wie eine<br />
Frau. Sie ist verrückt,<br />
aber man gewöhnt sich nach<br />
einer Weile daran.«<br />
Nicky Hayden über die widerspenstige Ducati Desmosedici GP10<br />
Kommentar: Spies-ige Angelegenheit<br />
Wo der 'Texas Terror' startet, hinterlässt er Eindruck. Sein ehemals schärfster Rivale aus der AMA, Mat Mladin, sagt,<br />
dass zwischen Spies und Rossi fahrerisch kein großer Unterschied bestehe. Was zu beweisen wäre. Platz 5 in Katar war<br />
kein schlechter Auftakt. Im Gegensatz zur AMA und WSBK wird Ben Spies aber nicht gleich zum Seriensieger <strong>oder</strong><br />
zu Mr Qualifying werden. Auf eine Runde passt es noch nicht und dieser Tage muss man sich als Fahrer erst durch<br />
Elektronik und Motormanagement arbeiten, bevor man die Geheimwaffe Ellenbogen ausspielen kann. Die <strong>Top</strong>-5 in<br />
der WM-Wertung und ein paar Podestplätze sollten aber drin sein. Jule Krause
78<br />
slideshow.MotoGP
motogp<br />
Auf geht‘s, Dovi<br />
Andrea Dovizioso hatte bei den Wintertestfahrten einen Vorsprung auf<br />
seinen Teamkollegen bei Repsol Honda, Dani Pedrosa. In Jerez kämpfte<br />
der Spanier plötzlich bis zuletzt um den Sieg. Dovizioso muss sich auf<br />
seiner Werks-Honda lang machen, wenn er sie behalten möchte.<br />
Foto: Milagro
80<br />
interview.spies
Ben<br />
Sp i es<br />
Alle Macht den Ellenbogen:<br />
Ben Spies wird auch »Ellbowz«<br />
genannt, weil er in der Kurve seine<br />
Ellenbogen gerne sehr weit<br />
zur Seite spreizt. Der Texaner ist<br />
aber eigentlich kein Mensch<br />
der Ellen bogen-Taktik.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat mit<br />
ihm über ihn gesprochen.<br />
Text: Falko Schoklitsch Fotos: milagro
82<br />
interview.spies<br />
Leistungen,<br />
Rekorde,<br />
Titel…<br />
… das sind die Dinge, um die es im Sport geht, da<br />
ist jeder Athlet gleich. Wirklich jeder? Hin und<br />
wieder gibt es diese besondere Gattung Sportler,<br />
die mehr als alles andere ihre eigenen Grenzen<br />
austesten will und dabei dann halt an Rekorden<br />
und Titeln mitnimmt, was eben so anfällt. Nicht,<br />
dass sich diese Könner nicht darüber freuen würden,<br />
aber ihre primären Ziele scheinen zumindest<br />
nach außen hin anders gelagert zu sein.<br />
Vorhang auf für Ben Spies, jenen Texaner, der<br />
2009 in der Superbike Weltmeisterschaft einmal<br />
schauen wollte, wie er sich gegen die Konkurrenz<br />
auf der internationalen Bühne so behaupten kann.<br />
In der amerikanischen AMA Superbike hatte er<br />
außer Mat Mladin keine Konkurrenz, in der<br />
Superbike-WM war er in seiner einen Saison<br />
außer Noriyuki Haga auch fast konkurrenzlos und<br />
holte als erster Neuling in der Serie gleich den<br />
WM-Titel (mehr zu seinem Weg in die MotoGP<br />
lesen Sie ab Seite 110).<br />
Damit hatte er für sich den Beweis angetreten,<br />
er kann es auf internationaler Ebene schaffen und<br />
wollte nicht mehr damit warten, sich an der absoluten<br />
Spitze im Motorradsport zu versuchen. Er<br />
wechselte in die MotoGP und die Erwartungen<br />
waren von Anfang an hoch. Viele Superbike-<br />
Umsteiger waren bereits in der Prototypen-Königsklasse<br />
gescheitert, könnte er es sein, der es wirklich<br />
dort schafft? Seine ersten Auftritte bei den Tests<br />
und in Valencia Ende 2009 ließen darauf schließen,<br />
dass er zumindest das Potential dazu hat.<br />
Spies war das alles egal, ihm ging es nur darum,<br />
seine Arbeit zu machen, sich einzufinden und eben<br />
zu schauen, ob er mit den Besten der Besten mithalten<br />
kann. Anscheinend kann er. 2010 wird er<br />
zwar nicht als Neuling gleich den WM-Titel gewinnen,<br />
aber er wird Eindruck machen, so viel scheint<br />
nach nur wenigen Rennen festzustehen. Titel? Die<br />
sind ihm vorerst egal, beispielsweise wusste er vor<br />
dem Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nicht<br />
einmal, dass es so etwas wie den Titel für den Rookie<br />
of the Year in der MotoGP gibt.<br />
Spies ist Pragmatiker, Spies ist trotz aller Erfolge<br />
in der Vergangenheit geerdet und Spies gilt trotz<br />
aller Zurückhaltung seinerseits als die zukünftige<br />
Titelhoffnung für die USA. Die große Show ist<br />
nicht das seine, großer Redner will er auch keiner<br />
sein, obwohl er es versteht, Antworten abseits<br />
des normalen PR-Geplappers zu geben. Spies ist<br />
eben einfach Spies. Er will sein Ding durchziehen,<br />
will sich selbst beweisen, dass er es kann<br />
und wenn dann irgendwie nebenbei noch der<br />
Titel rausspringt, wird er sicher nicht nein sagen.<br />
Irgendwie strahlt der Texaner diesen Purismus<br />
des Rennfahrens aus, den viele heutzutage vermissen.<br />
Er fährt, weil er es liebt, nicht weil er im<br />
Rampenlicht stehen <strong>oder</strong> möglichst viele Titelseiten<br />
füllen will. Dass er es dennoch tut, ist für<br />
ihn beinahe schon eine lästige Neben-Erscheinung,<br />
am liebsten sitzt er auf seiner Maschine<br />
<strong>oder</strong> zusammen mit seiner Crew, um noch besser<br />
zu werden und sich selbst zu zeigen, dass er den<br />
eigenen Ansprüchen gerecht werden kann -<br />
andere Ansprüche zählen für ihn auch kaum.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat mit Spies gesprochen<br />
und dabei herauszufinden versucht, was er<br />
von sich selbst erwartet, wie er das erreichen will<br />
und was ihm Colin Edwards eigentlich wirklich<br />
gekauft hat, nachdem er dank Spies im vergangenen<br />
Jahr im letzten Rennen noch WM-<br />
Rang fünf erobern konnte.<br />
MSM: Die Erwartungen in der MotoGP sind<br />
immer hoch, einige Leute erwarten sehr viel von<br />
dir. Wie gehst du damit um?<br />
BEN SPIES: Ich kümmere mich nicht darum. Ich<br />
bin sehr dankbar dafür, dass Leute an meine<br />
Fähigkeiten und mein Talent glauben, aber ich<br />
weiß auch, dass ich nicht jeden zufriedenstellen<br />
kann. Also bin ich es selbst, den ich zufriedenstellen<br />
muss. Wenn ich 100 Prozent gebe, dann<br />
ist das Ergebnis gut für mich, auch wenn ich nicht<br />
gewinnen sollte.<br />
Du hattest in jeder Klasse Erfolg, in der du<br />
gefahren bist, bliebst aber dennoch immer auf<br />
dem Boden. Siehst du das als Stärke von dir?<br />
Auf dem Boden bleiben. Ja, es ist grundlegend<br />
für mich, bei meinen eigenen Erwartungen<br />
und Zielen ehrlich zu sein. Ich denke, damit<br />
man ruhig bleibt, die Dinge einfach hält<br />
und sich erreichbare Ziele setzt, muss<br />
man Realist sein.<br />
Du hast Tom Houseworth als deinen Crewchief<br />
in die MotoGP mitgenommen. Wie wichtig ist<br />
es für dich, jemanden an deiner Seite zu haben,<br />
mit dem du bereits seit einiger Zeit arbeitest?<br />
Man kann nicht oft genug betonen, dass ich<br />
jemanden brauche, der sich mit mir nach oben<br />
gearbeitet hat. Das minimiert die Diskussion<br />
darüber, wer ich bin <strong>oder</strong> was ich will <strong>oder</strong> wie<br />
ich auf die Strecke, die Maschine und das Team<br />
reagiere. All das ist nur Verschwendung von<br />
Zeit. Wenn man jemanden hat, der mit dir die<br />
ganzen Rennen mitgemacht hat, na ja, dann<br />
weiß der auch, wie dein Kopf funktioniert.<br />
Tom weiß, ich bin nicht da draußen, um einfach<br />
eine schnelle Runde zu fahren und dann<br />
wieder abzuhauen. Ich nehme die Dinge auf,<br />
studiere sie und fahre dann hart, nicht vorher.<br />
Er macht mir keinen Druck, ich arbeite mit<br />
meinem Tempo.<br />
Du hast oft erwähnt, was für eine große Hilfe<br />
Colin Edwards für dich war und ist. Wie ist es,<br />
mit ihm zu arbeiten?<br />
Er hat eine tolle Persönlichkeit. Man darf da aber<br />
nicht den falschen Eindruck gewinnen. Er ist<br />
klug und sehr talentiert. Er drückt sich nicht vor<br />
»colin edwards ist eine tolle<br />
Persönlichkeit. Er ist klug<br />
und sehr talentiert.«
Die MotoGP ist noch neu für Ben Spies. Die Experten sind sich aber einig, dass er ihr schon bald seinen Stempel aufdrücken könnte<br />
Fotos: milagro, adrivo sportpresse/ronny Lekl<br />
der Arbeit. Er und ich tauschen Ideen miteinander<br />
aus und es ist toll, wenn Teamkollegen mit<br />
Leidenschaft fahren können, aber sich auch so<br />
weit vertrauen, dass sie Probleme auf der Strecke<br />
besprechen können, ohne dabei zu denken, das<br />
wäre eine Bedrohung.<br />
Jeder spricht über den großen Kampf um den<br />
Titel Rookie of the Year. Wäre das ein Titel, den<br />
du gerne gewinnen willst <strong>oder</strong> konzentrierst du<br />
dich lieber auf andere Dinge?<br />
Ich habe von diesem Titel noch nie etwas gehört.<br />
Wenn ich den hole, dann ist das ein Bonus und<br />
ziemlich cool. Ja, du hast recht, ich konzentriere<br />
mich auf andere Dinge auf der Strecke.<br />
Das Feld ist gefüllt mit Weltmeistern und mehrfachen<br />
Rennsiegern. Siehst du das als die ultimative<br />
Herausforderung im Motorradsport?<br />
Sicher ist die MotoGP die absolute Spitze, gar<br />
keine Frage.<br />
Oft wird gesagt, der Superbike-Fahrstil und der<br />
MotoGP-Fahrstil sind nicht kompatibel. Wo sind<br />
die Unterschiede?<br />
Na ja, der Unterschied - haha - ist der, bewege<br />
dich auf der MotoGP-Maschine viel hin und her<br />
und du wirst bald vom Mond herunterhängen.<br />
»mit einer MotoGP-Maschine<br />
kann Man in eine Kurve gehen<br />
und wie auf Schienen fahren.«<br />
Was kann man mit einer MotoGP-Maschine<br />
machen, was mit einem Superbike-Motorrad<br />
nicht geht?<br />
Man kann in eine Kurve gehen und wie auf Schienen<br />
durchfahren.<br />
Von den amerikanischen Rennen einmal abgesehen,<br />
auf welchen Grand Prix freust du dich<br />
besonders?<br />
Phillip Island.<br />
Du kamst hierher, um eines Tages Weltmeister<br />
zu werden. Denkst du, das wird in einem Satelliten-Team<br />
möglich sein? Oder ist es dein Ziel,<br />
lieber früher als später in einem Werks-Team<br />
unterzukommen?<br />
Inkorrekt. Ich kam in die MotoGP, um zu sehen,<br />
ob ich mit den besten Rennfahrern der Welt mithalten<br />
kann und zu sehen, wie ich mich gegen sie<br />
halte. Und ja, wenn das Talent, die Maschine, das<br />
Team und das Geld da sind, dann glaube ich daran,<br />
dass jemand mit einem Satelliten-Motorrad gewinnen<br />
kann, da es so viele Rennen und Variablen gibt.<br />
Es gab in der Geschichte des Sports viele großartige<br />
Motorrad-Rennfahrer. Gibt es jemanden,<br />
den du besonders bewunderst?<br />
Aber sicher, da sind Eddie Lawson, Wayne Rainey<br />
und mein Freund Kevin Schwantz. Ich liebe<br />
es immer noch, mir diese Rennen anzusehen.<br />
Colin sagte nach dem Rennen in Valencia voriges<br />
Jahr, er würde dir alles kaufen, was du willst,<br />
weil du ihm dabei geholfen hast, den fünften<br />
Platz in der Weltmeisterschaft zu holen. Hat er<br />
dir wirklich etwas gekauft?<br />
Ja, bevor ich mir etwas aussuchen konnte, hat er<br />
mir eine T REX Schlüsselkette gekauft.
84<br />
interview.Spengler<br />
interview.poncharal<br />
Fotos: milagro
herve<br />
poncharal<br />
ist der<br />
z w e i r a d<br />
text: falko schoklitsch<br />
benzinbruder<br />
MotoGP-Teammanager, Moto2-Teammanager,<br />
IRTA-Prasident und immer mit Freude dabei.<br />
Herve Poncharal liebt den Motorradsport und will<br />
dort auf allen Ebenen etwas bewegen.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat mit dem vielbeschaftigten Franzosen gesprochen.
86<br />
interview.Spengler<br />
interview.poncharal<br />
E<br />
es gibt Jobs, es gibt gute Jobs, es gibt<br />
tolle Jobs und es gibt beschissene Jobs.<br />
Teammanager in einem MotoGP-Team zu sein,<br />
ist wohl irgendwie alles zusammen. Der<br />
Arbeitsplatz ist klarerweise einigermaßen nett,<br />
man ist so nahe an den Rennen dran wie es nur<br />
geht, man steuert die Geschicke des Teams, man<br />
hat das Sagen. Andererseits ist viel zu tun, viele<br />
Leute sind zufrieden zu stellen, alles muss laufen<br />
und die Geldgeber wollen ebenso bei Laune<br />
Sache nicht lustiger, denn dann laufen die Verantwortungen<br />
in so viele Richtungen, dass die<br />
Zeit zwischen den Rennwochenenden fast<br />
anstrengender ist als die Grand Prix an sich.<br />
Nehmen wir einmal Herve Poncharal als Beispiel.<br />
Der Franzose ist an einem Rennwochenende<br />
fast immer für ein Schwätzchen zu haben.<br />
Dazwischen ist er schwerer zu erreichen als ein<br />
Eremit ohne Handy.<br />
Seit 1989 leitet Poncharal die Tech-3-Mannschaft,<br />
die er zusammen mit ein paar Kollegen<br />
gegründet hat. Im Jahr 2000 holte das Team in<br />
der 250cc-Klasse mit Olivier Jacque den WM-<br />
Titel, danach ging es in die MotoGP, wo man<br />
sich als Yamaha-Kunde über die Jahre doch<br />
einigermaßen beachtlich schlug. So gab es mehrere<br />
Podestplätze und im Jahr 2009 erreichte<br />
Colin Edwards in der Weltmeisterschaft den<br />
fünften Rang.<br />
Für 2010 war Poncharal die MotoGP nicht<br />
mehr genug. Unter der Leitung von Edwards‘<br />
Crewchief Guy Coulon baute das Team ein<br />
Chassis für die Moto2, das sich auch ganz<br />
ordentlich macht. Für Poncharal ist die Belastung<br />
damit größer geworden, allerdings ist<br />
auch die Freude wieder ein wenig gestiegen.<br />
Der Job als Teammanager kann eben gleichzeitig<br />
beschissen und großartig sein. Denn für<br />
die ganze Tech-3-Mannschaft ist es doch sehr<br />
befriedigend, wenn man eine selbst gebaute<br />
Maschine weit vorne im Moto2-Feld auftauchen<br />
sieht, und nicht eine bei Yamaha eingekaufte<br />
- egal wie gut die Beziehung zu dem<br />
Hersteller auch sein mag, selbst gebaut macht<br />
einfach immer stolzer. Poncharal hat es damit<br />
aber vor allem geschafft, seine Ingenieure<br />
zu lassen. Es scheint sich ausgezahlt zu haben.<br />
Gleichzeitig hat er es noch geschafft, auch in<br />
seinem MotoGP-Team wieder Harmonie herzustellen.<br />
Wobei er dabei Hilfe von Yamaha<br />
hatte. James Toseland ist weg, Ben Spies ist da,<br />
so wollte das auch der große Teampartner. Poncharal<br />
hätte es nicht besser passen können. Zwar<br />
war der Streit zwischen Colin Edwards und<br />
James Toseland wieder abgeklungen, der aufgekommen<br />
war, weil Edwards Ende 2008<br />
meinte, Toseland habe ihm den Crewchief ausgespannt.<br />
Aber es geht gleich noch viel harmonischer<br />
zu, wenn die Fahrer wirklich zwei Kumpels<br />
sind, die dem anderen den Erfolg nicht<br />
neiden, sich vertrauen und jederzeit offen über<br />
ihre Arbeit reden können.<br />
Also alles toll im Poncharal Tech-3-Land?<br />
Sieht ganz so aus, wenn da nicht die viele Arbeit<br />
wäre. Präsident der Teamvereinigung IRTA ist<br />
Poncharal auch noch, da gibt es dank der<br />
geplanten Veränderungen für 2012 ja auch<br />
einiges zu tun. Auch wenn dafür noch einige<br />
Details fehlen, Poncharal verspricht, ab 2012 soll<br />
die MotoGP so spannend sein wie die Moto2.<br />
Das Vorhaben ist ein großes, vor allem weil es<br />
in der MotoGP nie und nimmer 40 Fahrer geben<br />
wird - kann es auch nicht, Dorna-Chef Carmelo<br />
Ezpeleta selbst hat gemeint, so um die 26 wären<br />
wohl das Maximum.<br />
Aber darum geht es auch gar nicht. Poncharals<br />
Rolle bei der IRTA und damit auch als Mitglied<br />
der Grand Prix Commission zeigt, er will nicht<br />
nur sein Team leiten, er will auch darauf<br />
schauen, in welche Richtung der Grand-Prix-<br />
Sport geht. In diesem Sinne hat er wohl einen<br />
harten, tollen und manchmal auch beschissenen<br />
In diesem Sinne hat er wohl einen harten, tollen<br />
und manchmal auch beschissenen Job. Fur ihn<br />
gibt es wahrscheinlich kaum eine bessere Arbeit.<br />
gehalten werden wie die eigentlichen Stars des<br />
Teams, die Fahrer. Und wenn es für die nicht<br />
läuft, ist schnell im gesamten Team ein Wurm<br />
drin, der einen Apfel wohl in zwei Sekunden<br />
verspeisen könnte.<br />
Ist man dann noch Teammanager in dem<br />
Team, das einem eigentlich gehört, wird die<br />
glücklich zu machen, die in der Vergangenheit<br />
zwischen den Rennen mehr und mehr<br />
zum Daumendrehen verurteilt wurden, weil<br />
immer weniger vom Team selbst gemacht werden<br />
konnte. Der Frust wuchs, weil sie zeigen<br />
wollten, was sie draufhaben. Deswegen<br />
riskierte Poncharal dann viel von seinem eigenen<br />
Geld, um seine Leute ihr Können zeigen<br />
Job. Für ihn gibt es wahrscheinlich kaum eine<br />
bessere Arbeit. Und trotz seines engen Zeitplans<br />
konnte er zwischen den Rennen in Jerez und Le<br />
Mans auch ein paar Fragen für das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> beantworten, in denen es um die Fahrer,<br />
die MotoGP, die Moto2 und das Jahr 2012<br />
ging - auch Interviews gehören eben zum Job<br />
eines Teambesitzers dazu.
Sieh dir an, was wir mit der Moto2 erreicht<br />
haben. Genau diesen Geist werden wir auch bei<br />
der Entwicklung der anderen beiden Klassen<br />
anwenden.<br />
Kannst du uns erklären, welche Voraussetzungen<br />
Teams erfüllen müssen, um als »Claiming Rule<br />
Teams« antreten zu können?<br />
Da musst du noch ein wenig warten. Das ist ein<br />
langwieriges Thema. Wir werden da später wieder<br />
darauf zurückkommen.<br />
Fotos: milagro, adrivo sportpresse/Ronny Lekl<br />
Colin Edwards fühlt sich im Poncharal-L and wohl<br />
MSM: Du hast schon oft gesagt, du hättest diese<br />
Saison wohl deine bislang stärkste Fahrerpaarung<br />
in der MotoGP. Wo siehst du die Stärken von<br />
Colin und Ben?<br />
HERVE PONCHARAL: Ja, sie sind die bislang<br />
stärkste Fahrerpaarung, die ich je hatte. Colin hat<br />
viel und wertvolle Erfahrung in der MotoGP und<br />
mit der Yamaha M1. Ben hat unglaubliches Talent<br />
und ist ein potentieller Grand-Prix-Sieger.<br />
Colin hat erwähnt, dass die Satelliten-Yamahas<br />
dieses Jahr näher an den Werks-Maschinen dran<br />
sind als je zuvor. Stimmst du da zu? Und wo gibt<br />
es noch Unterschiede?<br />
Yamaha hat seine Satelliten-Mannschaften immer<br />
mit erstklassigem Material unterstützt. Dieses Jahr<br />
ist es tatsächlich noch näher am Werksmaterial dran.<br />
Die genauen Unterschiede kenne ich aber nicht.<br />
Wie angenehm ist es, so eine Harmonie zwischen<br />
den Fahrern zu haben?<br />
Da herrscht ein sehr guter Meinungsaustausch und<br />
es gibt auch eine schöne Atmosphäre zwischen den<br />
Technikern. Das spart auch Zeit bei der Setup-Arbeit.<br />
Ben ist erst neu eingestiegen, aber er lernt schnell<br />
und niemand zweifelt an seinem Speed. Wann<br />
kann er deiner Meinung nach die Spitzenfahrer<br />
wirklich angreifen?<br />
Das kann er schon ab Le Mans!<br />
Colin wartet immer noch auf seinen ersten Sieg<br />
in der MotoGP. Denkst du, er kann es dieses Jahr<br />
schaffen und wo wird er deiner Meinung nach die<br />
beste Chance darauf haben?<br />
Er hat das Potential dazu, warum also nicht in<br />
diesem Jahr?<br />
Die Budgets sind in dieser Saison nach wie vor<br />
sehr klamm. Haben die neuen Regeln für diese<br />
Saison schon dabei geholfen, Geld zu sparen?<br />
Weniger Tests und weniger Motoren bedeuten eine<br />
Geldersparnis.<br />
Hat Yamaha nach deiner Meinung einen guten<br />
Job bei der Anpassung an die neuen Motoren-<br />
Regeln gemacht?<br />
Sehen wir uns die Ergebnisse an. In Katar war<br />
Yamaha auf eins, zwei und fünf. In Jerez war<br />
Yamaha auf eins und drei. Das ist doch eine deutliche<br />
Antwort.<br />
Für 2012 sind große Änderungen in der MotoGP<br />
geplant. Denkst du, das kann wirklich dabei helfen,<br />
mehr Fahrer und mehr Teams in die Klasse<br />
zu bringen?<br />
Gibt es die Gefahr, dass zwei verschiedene Meisterschaften<br />
innerhalb der MotoGP entstehen<br />
könnten, wenn es zwei verschiedene Reglements<br />
gibt? Könnte das der MotoGP schaden?<br />
Wir alle [die Dorna, der Weltverband FIM, die<br />
Herstellervereinigung MSMA und die Teamvereinigung<br />
IRTA] sind uns dieser Sache bewusst.<br />
Unser Ziel liegt darauf, ein besseres Starterfeld<br />
aufzubieten, das aber auch sehr konkurrenzfähig<br />
ist. Vertrau uns!<br />
Du hast viel Mühe und Geld in euer neues Moto2-<br />
Projekt gesteckt. Wie viel Spaß macht es dir bislang<br />
mit deinem Team?<br />
Das war die beste Entscheidung bisher. Sicher hatten<br />
wir im Winter viel Arbeit und auch viele Sorgen,<br />
aber wenn wir unsere Mistral 610 in der Spitzengruppe<br />
sehen, ist das ein unglaubliches Gefühl.<br />
Der Wettbewerb in der Moto2 ist sehr eng und es<br />
scheint, das wird auch die ganze Saison so bleiben.<br />
Welche Erfolge traust du deinem Team zu?<br />
Wir sind Träumer, wir träumen von einem Sieg.<br />
Viele bedauern nach wie vor den Verlust der 250er<br />
Klasse. Was würdest du ihnen sagen, um zu erklären,<br />
dass es richtig war, auf die Moto2-Maschinen<br />
zu wechseln?<br />
Seht euch die Show an. Seht, wie eng die Rundenzeiten<br />
beisammen liegen. Die 250er war großartig,<br />
die 500er war das ebenfalls. Aber das ist nun<br />
Geschichte, schauen wir nach vorne!
88<br />
STORY.motoren
Erster Abgesang<br />
auf die 800er<br />
800cc ist in der MotoGP bald wieder out, 1000cc dann wieder in.<br />
Die Zeichen deuten darauf hin, dass keiner mit einer 800er<br />
weitermachen wird. Aber auch sonst tut sich trotz fehlender<br />
Entscheidungen der Regelhüter einiges rund um die<br />
HubraumÄnderung 2012. Text: Falko Schoklitsch<br />
Fotos:milagro<br />
Manche Dinge sind einfach nicht dafür bestimmt,<br />
lange zu existieren. Dieser Ausspruch ging einem<br />
bereits Ende 2006 durch den Kopf, als die 990cc-<br />
Motoren in der MotoGP nach lediglich fünf Saisons<br />
durch die 800er-Aggregate abgelöst wurden.<br />
Grund waren damals die zu hohen Geschwindigkeiten,<br />
die von den 990er-Raketen erzielt<br />
wurden. Mit der 800er sollte alles besser werden,<br />
langsamere Motorräder würden es für alle wieder<br />
sicherer machen.<br />
Aber da hatten die Regelhüter falsch gedacht,<br />
die Rundenzeiten blieben nicht lange unter dem<br />
Niveau der 990er-Tage, bald hatten die 800er ihre<br />
Vorgänger überholt. Auf der Geraden waren die<br />
Motorräder bald so schnell wie zuvor, dank Elektronik<br />
war die Drehmoment-Kurve, die für den<br />
hohen Kraft-Output recht unhübsch aussah, auch<br />
fahrbar. In den Kurven konnten die leichteren<br />
800er aber noch viel schneller fahren als ihre Vorgänger.<br />
Da Stürze gerade in Kurven passieren, war<br />
der Sicherheitsgedanke bei der ganzen Aktion<br />
schnell von der Realität überholt worden.<br />
Aber irgendwie wurde ohnehin nie jemand so<br />
richtig warm mit den 800ern. Die Hersteller hatten<br />
unter ihren Serienmodellen keine mit 800cc, entweder<br />
600cc <strong>oder</strong> 1000cc, aber 800cc ließ sich<br />
kaum als relevant bezeichnen. Und teuer war die<br />
ganze Sache auch, also entschied sich die Grand<br />
Prix Commission dazu, wieder an den Zeichentisch<br />
zu gehen und die Sache weltnäher zu machen<br />
- wobei die Maschinen als Prototypen immer weltfremde<br />
Ungeheuer sein werden, die mehr als 99<br />
Prozent der Menschheit nie fahren werden. Und<br />
die wenigen, die sie fahren dürfen, sind auch nicht<br />
so wirkliche Fans von den aktuellen Motorrä- →
90 STORY.motoren<br />
Gerade Piloten wie Valentino Rossi <strong>oder</strong> Loris<br />
Capirossi, die bereits mit den 500ern unterwegs<br />
waren, werden wohl nie Freunde der 800er<br />
werden. Zu einfach hat die Elektronik es gemacht,<br />
zu schnell können Neueinsteiger mithalten.<br />
dern. Gerade Piloten wie Valentino Rossi <strong>oder</strong><br />
Loris Capirossi, die bereits mit den 500ern unterwegs<br />
waren, werden wohl nie Freunde der 800er<br />
werden. Zu einfach hat die Elektronik es gemacht,<br />
zu schnell können Neueinsteiger mithalten. Die<br />
800er werden bald verschwinden und es geht mit<br />
dem Hubraum wieder nach oben. 1000cc-Motoren<br />
mit einer Bohrung von 81 Millimetern werden<br />
kommen, mit viel mehr ist die Herstellervereinigung<br />
MSMA noch nicht herausgerückt.<br />
Aber anscheinend genügt das den Herstellern.<br />
Obwohl sie zunächst so lange wie möglich an den<br />
800cc-Motoren festhalten wollten, sieht mittlerweile<br />
alles danach aus, als ob die 800er mit 2012 ausgestorben<br />
sein werden. Aus wirtschaftlichen Gründen<br />
wäre es den Herstellern zunächst lieber gewesen,<br />
an den teuren 800cc-Motoren noch ein wenig wei-<br />
Fotos: milagro<br />
Werbung MSI 460x130:Layout 1 17.05.2010 11:06 Uhr Seite 1<br />
quer is
ter zu werkeln, sobald aber einer mit der Arbeit an<br />
der 1000er beginnt, werden alle nachziehen.<br />
»Nach meinem Gefühl wird von den vier Herstellern,<br />
die momentan in der MotoGP sind, keiner<br />
kurz- <strong>oder</strong> langfristig bei den 800ern bleiben«,<br />
meint Suzuki Team Manager Paul Denning. »Es<br />
gibt keinen Ersatz für Hubraum. Von den Rundenzeiten<br />
können die 800er durchaus besser sein,<br />
aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die 800er<br />
lange weitermachen werden.« Genauso sieht es<br />
Tech 3 Team Manager Herve Poncharal, der sogar<br />
schon davon gehört hat, dass einige der Hersteller<br />
an ersten 1000cc-Prototypen arbeiten. Für den<br />
Franzosen ist klar, wenn ein Hersteller umsteigt,<br />
werden es alle machen.<br />
Der erste 1000cc-Prototyp wird bereits in diesem<br />
Jahr sein Unwesen auf den Strecken treiben.<br />
Eskil Suter baut an einem Chassis, in dem vorerst<br />
ein BMW S1000RR Motor arbeiten wird. Carmelo<br />
Morales wird voraussichtlich im Juli zu den ersten<br />
Tests ausrücken und Suter gab sich sehr zuversichtlich,<br />
was die Leistungsstärke seiner Kreation<br />
betrifft. »Ich denke, sie könnte die 800er schlagen.«<br />
Grund ist für ihn die bereits erwähnte Drehmoment-Kurve,<br />
die bei der 800er nicht besonders<br />
schön ist, wenn sie viel Kraft ausspucken soll und<br />
deswegen nur mit viel Elektronik fahrbar ist. »Ein<br />
guter 1000cc-Motor liefert die Kraft mit einer<br />
guten Drehmoment-Kurve und braucht die ganze<br />
Elektronik nicht. Damit wird es einfacher, am<br />
Maximum zu fahren und die Leistung sollte sehr<br />
Noch drehen die MotoGP-Fahrer ihre Runden auf 800er<br />
Prototypen. Das wird sich über kurz <strong>oder</strong> lang ändern<br />
gut sein.« 2011 will Suter die Maschine in der spanischen<br />
Meisterschaft auf die MotoGP vorbereiten,<br />
die 2012 als Rolling Chassis den Kunden<br />
angeboten wird. Die Interessenten können den<br />
Rahmen kaufen, welchen Motor und welches<br />
Getriebe sie einbauen, ist ihnen überlassen. Teams,<br />
die mit der Suter antreten, würden wohl als sogenannte<br />
Claiming Rule Teams gelten, die statt der<br />
für normale Teams vorgeschriebenen 21 Liter<br />
Tankinhalt und 6 Motoren pro Fahrer und Saison<br />
24 Liter Tankinhalt und 12 Motoren pro Fahrer<br />
und Saison einsetzen dürfen. Eine genaue Definition<br />
für die Claiming Rule Teams ist die Grand<br />
Prix Commission bislang noch schuldig geblieben,<br />
Poncharal meint, dass dies auch noch Zeit habe,<br />
da es bis 2012 noch etwas hin ist. Sicher ist, die<br />
Teams unter dem Sonder-Reglement werden von<br />
der Commission ausgesucht, sie werden seriennahe<br />
Motoren einsetzen und es wird genau<br />
geprüft, ob sie auch den Kriterien entsprechen.<br />
Neu eingestiegene Werksteams sollen auf keinen<br />
Fall als Claiming Rule Teams an den Start gehen.<br />
Das heißt aber auch, Werksteams werden wohl<br />
eher wieder ihre eigenen Prototypen-Motoren<br />
bauen und dafür ordentlich Geld in den Äther<br />
blasen. Oder sie nutzen die Gunst der Stunde<br />
und nehmen einen ihrer Serien-1000er und<br />
rüsten ihn so um, wie sie ihn brauchen. Das wird<br />
zwar auch nicht billig, aber wohl billiger und<br />
brächte der Serienproduktion am meisten. Eine<br />
Einladung an BMW ist das Reglement mit 1000cc<br />
und maximal 81 Millimetern Bohrung ohnehin.<br />
Der S1000RR Motor hat 1000cc und eine Bohrung<br />
von 80 Millimetern.<br />
Gespannt darf man darauf sein, was Ducati<br />
machen wird. Technikchef Filippo Preziosi hat<br />
bereits angekündigt, dass sein Team eine neue<br />
Maschine für 2012 bauen wird, die 800er dürfte<br />
also Geschichte sein. Welcher Hubraum letztendlich<br />
aber gewählt wird, ist noch offen, bis zu 1000cc<br />
haben die Teams ja freie Wahl. Preziosi ist nur klar,<br />
mit 21 Litern Benzin und einer maximalen Bohrung<br />
von 81 Millimetern muss der Motor nicht<br />
unbedingt 1000cc haben, um am effizientesten zu<br />
sein. Am liebsten hätte eben jedes Team ein Aggregat,<br />
das die 21 Liter Benzin so gut wie möglich<br />
nutzt. Da der Benzindruck und das Verhältnis der<br />
Steifheit des Rahmens zu dessen Gewicht fixiert ist<br />
und dadurch keine exotischen Materialien eingesetzt<br />
werden können, wird es aber keine Eigentümlichkeit<br />
werden. Dennoch darf man gespannt sein,<br />
wer es letztendlich versteht, die Regeln für sich am<br />
besten zu deuten.<br />
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92<br />
interview.aoyama<br />
2009 war Hiroshi Aoyama der letzte Titelträger in der 250cc-Geschichte.<br />
In der MotoGP versucht er 2010 mit dem Interwetten Honda MotoGP<br />
Team seine Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
sprach mit ihm über das Lernen und seine Ziele. Text: Rudi Moser
Fotos: milagro
94<br />
interview.aoyama<br />
MSM: Wie war es, nach dem Gewinn des 250er<br />
WM-Titels nach Hause zu kommen?<br />
HIROSHI AOYAMA: Es war eine tolle Saison<br />
für mich, denn Ende 2008 beendete KTM das<br />
250er-Werksprojekt. Plötzlich hatte ich alles verloren<br />
und es war sehr spät in der Saison; ich hatte<br />
kein Team. Ich machte mir im Winter viele Sorgen.<br />
Aber Anfang voriges Jahr habe ich beim<br />
Team Scot mit Honda einen Platz gefunden. Es<br />
war ein kleines Team und die Maschine war zwei<br />
Jahre alt, also hat niemand gute Ergebnisse<br />
erwartet. Ich genauso wenig, denn ich wusste,<br />
das Team war nicht wie ein Werksteam. Ich rechnete<br />
mit einer sehr harten Saison und wenn ich<br />
in die <strong>Top</strong>-5 gekommen wäre, wäre das schon<br />
ein sehr gutes Ergebnis für uns gewesen.<br />
Wer betrieb die Entwicklung an der Maschine?<br />
Denn ihr wart ja gegen die Aprilias doch sehr stark.<br />
Bis 2005 fuhr ich mit Honda, also machte ich auch<br />
Entwicklung für die Maschine. Aber danach ging<br />
ich zu KTM, also betrieben vor allem Dovizioso<br />
und Takahashi die Entwicklung. Aber als ich 2009<br />
nach drei Jahren zu Honda zurückkam, hatte sich<br />
im Vergleich zu 2005 nicht viel verändert. Die<br />
Maschine war aber recht gut. Wir hatten keine<br />
Möglichkeit, um während der Saison zu entwickeln,<br />
wollten das Setup der Maschine aber immer besser<br />
machen und ich denke, das lief sehr gut.<br />
Der Erfolg stimmte sicher. Dann war es mit der<br />
250er vorbei und du kamst in die MotoGP. Wie<br />
war diese Erfahrung?<br />
Es war großartig, denn ich habe immer gesagt,<br />
ich will den 250er-Titel gewinnen und dann in<br />
die MotoGP kommen. Ich hatte schon früher<br />
Angebote aus der MotoGP, aber ich sagte, ich<br />
wollte erst den Titel gewinnen.<br />
Das war Kawasaki, <strong>oder</strong>?<br />
Kawasaki und andere MotoGP-Teams. Manchmal<br />
schien der Moment der richtige zu sein,<br />
andere Male nicht und die Leute dachten schon,<br />
ich hätte die Chance auf die MotoGP verpasst.<br />
Aber schließlich habe ich mein Ziel mit dem Titel<br />
erreicht und konnte auch in die MotoGP. Das<br />
war wirklich großartig.<br />
Du hast wegen der Testbeschränkungen nicht<br />
viel Gelegenheit zum Testen. Das muss schwierig<br />
sein, wenn man nicht so viele Kilometer auf der<br />
Maschine bekommt...<br />
Ja, das ist das Schwierige an der heutigen MotoGP.<br />
Vor ein paar Jahren hatten sie noch 15 Testtage,<br />
jetzt sind es nur 6, also weniger als die Hälfte. Das<br />
ist wirklich schwierig und für den Saisonstart nicht<br />
gerade einfach. Aber so ist es und daran muss ich<br />
mich halten. Jetzt muss ich einfach in der kurzen<br />
Zeit das Bestmögliche erreichen.<br />
Für dich bedeutet das also, eine Ausfahrt im<br />
Freien Training ist wie ein Test?<br />
Ja, das denke ich. Es werden einige Rennen wie<br />
ein Test sein. Ich glaube aber, Rennen sind die<br />
beste Erfahrung für mich. Ich brauche einfach<br />
mehr Zeit zum Fahren und muss schauen, dass<br />
ich mir von anderen Fahrern etwas abschauen<br />
kann, damit ich ihre Linien und ihre Fahrstile<br />
studieren kann. Ich lerne aber schnell.<br />
Wie schwer ist es gegen diese Jungs? Gegen einige<br />
bist du vorher ja schon einmal gefahren...<br />
Die meisten kommen aus der 250er, also habe ich<br />
Rennerfahrung gegen sie. Es ist irgendwie schön,<br />
wieder mit ihnen zu fahren und ich bin sehr motiviert.<br />
Andererseits kenne ich Valentino, Colin,<br />
Capirossi und Ben Spies noch nicht aus den Rennen.<br />
Ich habe ihnen aber immer bei den GPs zugesehen,<br />
das sind meine Traumfahrer und es ist toll,<br />
dass ich gegen sie fahren kann. Beim ersten Rennen<br />
in Katar konnte ich mit Capirossi und Colin<br />
fahren, dass war ein tolles Rennen für uns.<br />
Wenn du beispielsweise Jorge Lorenzo folgst,<br />
siehst du da, dass er beim Fahrstil einen Schritt<br />
nach vorne gemacht hat?<br />
Ja, ich denke, da er nun Erfahrung in der MotoGP<br />
hat, ist das so. Das Fahren in der 250er und der<br />
MotoGP ist etwas anders. In der MotoGP muss man<br />
auf die richtigen Reifen und das richtige Anbremsen<br />
besonders achten. Er hat sich an den MotoGP-Stil<br />
angepasst und das muss ich jetzt auch schaffen.<br />
Interessant ist, dass der letzte 250cc-Weltmeister<br />
aus Japan kam, dieses Jahr war der erste Sieger<br />
in der Moto2 auch ein Japaner. Wie siehst du<br />
die Moto2?<br />
Ich habe das Rennen gesehen und wusste, dass<br />
Shoya [Tomizawa] voriges Jahr in der 250er viel zu<br />
kämpfen hatte. Jetzt hat er den gleichen Motor und<br />
die gleichen Reifen wie alle anderen, nur das Chassis<br />
ist anders. Für ihn ist es nun ausgeglichener und<br />
dadurch kann er seine Leistungsfähigkeit zeigen.<br />
Mich hat es gefreut, ihn siegen zu sehen.<br />
Ich denke, auch Satel -<br />
liten teams können<br />
Rennen gewinnen,<br />
Falls nicht bräuchten<br />
wir nicht antreten.
Da es für mich ein Lehrjahr ist,<br />
brauche ich nicht so viele neue<br />
Teile, ich will einfach die<br />
Maschine kennen lernen und<br />
verstehen, wie sie funktioniert.<br />
Ich denke, auch Satellitenteams können Rennen<br />
gewinnen. Falls nicht, bräuchten wir nicht<br />
antreten.<br />
Wie groß ist die Lücke realistisch betrachtet?<br />
Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, Honda hat<br />
dieses Jahr drei Satelliten- und drei Werksmaschinen<br />
geliefert und im Moment ist der Unterschied<br />
nicht so groß. Yamaha hat zwei Werksund<br />
zwei Satelliten-Maschinen, ich weiß aber<br />
nicht, wie groß da der Unterschied ist. Wenn ich<br />
sie auf der Strecke sehe, stelle ich keinen großen<br />
Unterschied fest. Ich denke, es wird immer enger.<br />
Fotos: milagro, interwetten honda<br />
Früher war es so, wenn wir nach Japan kamen,<br />
waren die Japaner beinahe unschlagbar, egal ob<br />
in Suzuka <strong>oder</strong> Motegi. Nun scheinen die Japaner<br />
wieder überall auf der Welt stark zu sein,<br />
siehst du das auch so?<br />
Ich hoffe es. Vor fünf bis zehn Jahren gab es viele<br />
japanische Fahrer in allen Klassen. Das war eine<br />
gute Zeit für die Japaner. Jetzt haben wir nur vier<br />
Japaner im Paddock und hoffentlich werden wir<br />
wieder so stark wie vor ein paar Jahren.<br />
Siehst du dir auch den Red Bull Rookies Cup<br />
an? Dort fährt auch ein Japaner. Siehst du das<br />
als den richtigen Weg?<br />
Ja, denn dort können sie auf Grand Prix Strecken<br />
lernen und Erfahrung sammeln, vor allem an<br />
den GP-Wochenenden. Dadurch erleben sie auch<br />
das Gefühl des Paddocks. Das ist recht gut. Sie<br />
sind jung und wenn man jung ist lernt man<br />
schnell, deswegen finde ich es gut. Ich habe bei<br />
den GPs recht spät begonnen, ich war 22, also<br />
nicht mehr wirklich jung.<br />
Siehst du als Rookie dieses Jahr als Lehrjahr?<br />
Sicher, ich muss dieses Jahr einfach viel fahren.<br />
Natürlich sind es aber auch Rennen und wenn wir<br />
da fahren, wollen wir gewinnen. Aber realistisch<br />
gesehen, hatten wir nur wenige Tests und eine<br />
völlig neue Maschine. Wir mussten das Setup bei<br />
null beginnen und da gibt es viel Arbeit. Für mich<br />
ist es die erste Erfahrung in der MotoGP, ich muss<br />
lernen, wie ich die Maschine fahre und das Team<br />
muss lernen, wie es mir helfen kann. Ich denke,<br />
es braucht etwas mehr Zeit, zu Saisonbeginn ist<br />
unser Ziel die <strong>Top</strong>-10 zu erreichen und im letzten<br />
Saisonteil wollen wir in den <strong>Top</strong>-5 mit den großen<br />
Vier mitkämpfen. Das wäre toll für uns.<br />
Siehst du es als Rennen im Rennen, dass die<br />
Privatmaschinen sich gegen die Werksmaschinen<br />
behaupten müssen?<br />
Ich denke, für die Satellitenfahrer ist es immer<br />
das Ziel, die Werksfahrer zu schlagen. Für mich<br />
ist das schon gut so. Da es für mich ein Lehrjahr<br />
ist, brauche ich nicht so viele neue Teile, ich will<br />
einfach die Maschine kennenlernen und verstehen,<br />
wie sie funktioniert. Das ist für mich wichtig.<br />
Ich will auch schauen, wo Dovizioso und<br />
Pedrosa sind und ihnen nahekommen.<br />
Denkst du, es ist für ein Satellitenteam möglich,<br />
ein Rennen zu gewinnen?<br />
2012 sollen die Regeln geändert werden. Was<br />
denkst du darüber?<br />
Wir haben jetzt 21 Liter für die 800er, aber wenn<br />
wir für die 1000er auch 21 Liter verwenden, wird<br />
der Unterschied nicht so groß sein. Ich bin kein<br />
Techniker, aber im ersten Rennen hat Valentino<br />
nach der Zieldurchfahrt die Maschine gleich<br />
abstellen müssen. Mit der 1000er verbrauchst du<br />
mehr Benzin, ich weiß also nicht, wie das wird.<br />
Sie meinen aber, es wird billiger. Wenn man<br />
gewinnen will, muss man aber Geld ausgeben.<br />
Irgendwo muss man eine Linie ziehen, aber das<br />
ist schwierig.<br />
Motegi wurde leider verschoben, aber du hattest<br />
dort bereits sehr emotionale Momente, als du<br />
beispielsweise auf dem Podest geweint hast. Was<br />
ist abgesehen vom Heimrennen so besonders an<br />
Motegi für dich?<br />
Irgendwie hole ich in Motegi immer gute Ergebnisse.<br />
Der erste Sieg in der nationalen Meisterschaft<br />
war in Motegi und auch das erste Podium<br />
in den Grand Prix war dort. Der erste GP-Sieg<br />
war auch in Motegi, ich habe dort also oft gut<br />
abgeschnitten. Ich habe einfach ein gutes Gefühl<br />
dort, ich freue mich also darauf, im Oktober wieder<br />
dort hinzukommen.<br />
Wie war für dich die Zeit bei KTM?<br />
Das war eine tolle Erfahrung. Ich habe immer<br />
noch das Gefühl, dass ich gerne bei dem Projekt<br />
geblieben wäre. Ich habe dort so viel getestet, viel<br />
Erfahrung gesammelt und gelernt. Ich konnte mit<br />
ihnen erwachsen werden und deswegen konnte<br />
ich voriges Jahr den Titel gewinnen.
96<br />
grandprix.jerez<br />
der wahre Saisonstart<br />
Jerez ist Europa-Auftakt. Jerez ist besonders. Jerez ist Publikumsmagnet.<br />
Jerez zog am Rennsonntag 122.048 Fans an. Jerez brachte drei erstklassige Rennen.<br />
Jerez ist der »richtige« Start in die neue wm-Saison.<br />
Text: Toni Börner<br />
Zugeschlagen: Jorge<br />
Lorenzo zeigte allen,<br />
wo es lang geht<br />
Massensturz: Das<br />
Moto2-Rennen<br />
begann mit Chaos<br />
Fotos: milagro
Siegersprung:<br />
Lorenzo ging in<br />
Jerez baden<br />
Lust auf mehr<br />
Eines machte Jerez in diesem Jahr definitiv und<br />
das war Lust auf mehr. In allen drei Klassen ging<br />
es extrem eng zu, wurde hart gefochten und man<br />
bekam in allen Trainings, Qualifyings, Warmups<br />
und Rennen spektakuläre Action zu sehen.<br />
Zahl des Wochenendes<br />
1,601 Sekunden bedeuteten den Unterschied<br />
zwischen der MotoGP Pole Position und dem<br />
letzten Startplatz! Alle 17 Piloten der MotoGP-<br />
Klasse lagen durch diese unglaublichen eins<br />
Komma sechs Sekunden getrennt. Polesetter<br />
Dani Pedrosa konnte es egal sein, härter traf es<br />
den Finnen Mika Kallio. Er musste die rote<br />
Laterne des Letzten hochhalten.<br />
Mann des Wochenendes<br />
Mika Kallio. Er donnerte im Rennen mit gehörig<br />
Wut im Bauch vom 17. und damit letzten Startplatz<br />
los, rang Gegner um Gegner nieder und<br />
wurde am Ende Siebter. Damit egalisierte der<br />
Finne auch sein bislang bestes MotoGP-Rennergebnis<br />
aus Misano im vorigen Jahr.<br />
Held des Wochenendes<br />
Deren gab es zwei: Dani Pedrosa und Jorge<br />
Lorenzo. Beides Spanier. Ersterer weil er die Pole<br />
Position holte, die meiste Zeit des Rennens führte<br />
und sich gegen seinen spanischen Landsmann<br />
Lorenzo tapfer zur Wehr setzte. Und das alles mit<br />
der noch unterlegenen Honda. Lorenzo war<br />
natürlich der andere Held des Wochenendes, weil<br />
er das Rennen mit einem souveränen Schlussspurt<br />
gewann und eine spektakuläre Show ablieferte,<br />
als er mitsamt Kombi, Helm und Stiefeln<br />
in den Teich inmitten der Piste von Jerez sprang.<br />
Verlierer des Wochenendes<br />
Alex de Angelis. Sturz und Medical Centre beim<br />
Auftaktrennen in Katar, Sturz und Medical Centre<br />
im Warm-Up in Jerez. Die Moto2-Klasse hat<br />
sich der MotoGP-Absteiger wohl etwas leichter<br />
vorgestellt. Bis Jerez konnte er keine einzige komplette<br />
Rennrunde drehen.<br />
Trendsport: Kegeln<br />
Shoya Tomizawa krachte im Moto2-Rennen dem<br />
führenden Simone Corsi ins Heck, ramponierte<br />
dabei seine Maschine und verteilte Öl auf der<br />
Piste. Auf dieser Schmierstoffspur kegelten acht<br />
weitere Piloten aus dem Rennen. Es wurde abgebrochen<br />
und neu gestartet.<br />
Zwei Stürze zum Sieg<br />
Erst rutschte auch Toni Elias auf dem Öl Tomizawas<br />
aus. Dann sprang er auf, rannte zu seiner<br />
Maschine, stolperte und stürzte erneut. Dies<br />
brachte ihn womöglich richtig zum Kochen,<br />
sodass er in einer radikalen und entschlossenen<br />
Fahrweise beim Re-Start zum Sieg knatterte.<br />
Pechvogel des Wochenendes<br />
Marc Marquez. Der Polesetter der Achtelliter-<br />
Klasse verlor schon in der ersten Rennrunde den<br />
Auspuff seiner Derbi, der verkantete sich im Hinterrad<br />
und der Spanier lag auf der Nase.<br />
Spanische Angelegenheit<br />
Mit Pol Espargaro (125ccm), Toni Elias (Moto2)<br />
und Jorge Lorenzo (MotoGP) gingen in Spanien<br />
alle drei Siege an heimische Piloten. In der 125ccm-<br />
Klasse waren im Qualifying sogar die <strong>Top</strong> Fünf und<br />
im Rennen die <strong>Top</strong> Drei ausschließlich Spanier. In<br />
der MotoGP stand neben Lorenzo mit Pedrosa auch<br />
noch ein zweiter Spanier auf dem Podest.<br />
Sturzparade des Wochenendes<br />
Insgesamt muss man sagen, dass es am Jerez-<br />
Wochenende nicht an Stürzen mangelte. Egal ob<br />
125er, Moto2 <strong>oder</strong> MotoGP - es wurde munter<br />
gepurzelt. Die häufigste Unfallursache: Vorderradrutscher.<br />
Aber auch Auspuff-Defekte gab es<br />
einige: Efren Vazquez und Marc Marquez verloren<br />
ihre Schalldämpfer, Vladimir Ivanovs Auspuff war<br />
im Moto2-Training zur »Sidepipe« gebogen.<br />
Spruch des Wochenendes<br />
»Ich wollte die spanischen Feierlichkeiten nicht<br />
stören und hier gewinnen.«<br />
Der Italiener Valentino Rossi nach Platz drei<br />
hinter den beiden Spaniern Jorge Lorenzo und<br />
Dani Pedrosa.<br />
Ergebnisse: Jerez de la Frontera, Circuito de Jerez<br />
P Nr Fahrer Team / Motor zeit Rückstand Rdn<br />
1 99 J. Lorenzo Fiat Yamaha Team / Yamaha 45:17.538 27<br />
2 26 D. Pedrosa Repsol Honda / Honda 45:18.081 + 0.543 27<br />
3 46 V. Rossi Fiat Yamaha Team / Yamaha 45:18.428 + 0.890 27<br />
4 69 N. Hayden Ducati / Ducati 45:26.553 + 9.015 27<br />
5 27 C. Stoner Ducati / Ducati 45:27.572 + 10.034 27<br />
6 4 A. Dovizioso Repsol Honda / Honda 45:40.682 + 23.144 27<br />
7 36 M. Kallio Pramac Ducati / Ducati 45:52.027 + 34.489 27<br />
8 33 M. Melandri Gresini Honda / Honda 45:52.225 + 34.687 27<br />
9 14 R. de Puniet LCR Honda MotoGP / Honda 45:53.698 + 36.160 27<br />
10 19 A. Bautista Rizla Suzuki / Suzuki 45:54.329 + 36.791 27<br />
11 58 M. Simoncelli Gresini Honda / Honda 45:54.693 + 37.155 27<br />
12 5 C. Edwards Tech 3 Yamaha / Yamaha 45:55.798 + 38.260 27<br />
13 40 H. Barbera Aspar Team / Ducati 45:55.909 + 38.371 27<br />
14 7 H. Aoyama Interwetten Honda / Honda 46:19.590 + 1:02.052 27<br />
15 41 A. Espargaro Pramac Ducati / Ducati 46:41.784 + 3 Runden 24<br />
Nicht klassifiziert<br />
9 65 L. Capirossi Rizla Suzuki / Suzuki Sturz<br />
12 11 B. Spies Tech 3 Yamaha / Yamaha Defekt<br />
Vollständige Ergebnisse zu allen Freien Trainings, dem Qualifying und dem Rennen finden Sie in der<br />
Ergebnisrubrik auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
98<br />
Story.De.Angelis<br />
Der Fall<br />
Angelis<br />
Alex de
Der Hang zu stürzen wurde Alex de Angelis zu Beginn der Saison<br />
2010 zum Verhängnis. Angesichts seiner Ambitionen auf eine Rückkehr<br />
in die MotoGP war das genau der falsche Start. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
traf sich mit dem manchmal unglücklichen San Marinesen.<br />
Text: Falko Schoklitsch Fotos: Milagro<br />
Fotos: milagro<br />
»Ich hoffe,<br />
meine Sturzserie<br />
istjetzt<br />
einmal für<br />
längere zeit<br />
vorbei.«<br />
Alex de Angelis wirkte geschlagen und ein wenig<br />
deprimiert, als er sich nach dem Rennen in Jerez<br />
mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf. Der San Marinese,<br />
der sonst meist vor Selbstvertrauen nur so<br />
strotzt, hatte ein weiteres hartes Wochenende<br />
hinter sich. Wieder einmal war ihm ein Sturz in<br />
die Quere gekommen, wieder einmal beendete<br />
er ein Rennen nicht - eigentlich hatte er es sogar<br />
nicht einmal gestartet, da er schon im Warm-up<br />
spektakulär abgeflogen war und die Ärzte ihm<br />
danach rieten, nicht an den Start zu gehen.<br />
»Mir geht es gut«, sagte De Angelis.<br />
»Ich habe absolut nichts und wurde<br />
gleich wieder aus dem Krankenhaus entlassen.<br />
Ich habe keine Beschwerden, mir<br />
wurde nur geraten, es in den kommenden<br />
Tagen etwas ruhiger anzugehen. Ich<br />
soll nicht Motorrad fahren und auch<br />
nicht Motocross, sondern einfach Ruhe<br />
geben.« Aus den Worten war auch ein<br />
wenig Frust herauszuhören, denn er<br />
wollte in Jerez fahren, um seines Willen, um des<br />
Teams Willen und auch um der Sponsoren Willen,<br />
die diese Saison viel investiert haben, um<br />
ihren Fahrer in der Moto2 zu sehen.<br />
Doch es kamen die ersten beiden Rennen und<br />
am Ende stand eine Ausbeute von null Punkten.<br />
In Katar kam er nicht über die zweite Kurve<br />
hinaus und räumte dort gleich Stefan Bradl mit<br />
ab, in Jerez dann der Nicht-Start, das kann einem<br />
Piloten schon zusetzen, der die Saison in der<br />
Moto2 nutzen wollte, um sich wieder für die<br />
MotoGP zu empfehlen, wo er schon zwei Jahre<br />
mitgefahren war. De Angelis hatte es nach 2009<br />
ohnehin nicht verstanden, warum ihn keiner<br />
mehr haben wollte, immerhin war er einmal auf<br />
dem Podest gestanden und hatte in der Fahrerwertung<br />
Platz 8 belegt - nur vier Punkte hinter<br />
seinem Gresini-Teamkollegen Toni Elias, der<br />
ebenfalls den Weg nach unten antreten musste.<br />
»Einmal bin ich gestürzt, einmal war ich nicht<br />
dabei. Natürlich war es schlecht, so einen Hochgeschwindigkeits-Sturz<br />
im Warm-up zu haben,<br />
aber ich bin froh, dass ich glücklich aus der Sache<br />
rausgekommen bin. Da hätte viel mehr passieren<br />
können«, meinte De Angelis und zeigte damit,<br />
dass er sich mittlerweile auch über kleinere Dinge<br />
freuen kann. Denn Erfahrung hat er genug und<br />
weiß genau, er muss nun konstant werden. In<br />
dem hart umkämpften Feld der Moto2, wo noch<br />
dazu alle gleich motorisiert und bereift sind, wird<br />
es schwer, große Defizite wettzumachen.<br />
Die Klasse in der Kategorie ist zu groß und die<br />
Chassis liegen nicht so weit auseinander, als dass<br />
damit zu rechnen ist, plötzlich allen auf und davon<br />
zu fahren. De Angelis weiß das alles, auch deswegen<br />
war seine Stimmung nach dem Rennen in Jerez<br />
wohl ein wenig gedrückt. Doch der San Marinese<br />
ist ein Kämpfer, das hat er wieder und wieder bewiesen.<br />
Schon früher in der 250er gab er nie auf, wenn<br />
er wieder nur einmal Zweiter gewesen war. In zehn<br />
vollständigen Saisons konnte er lediglich einen<br />
Grand Prix gewinnen, war dafür aber 18 Mal Zweiter<br />
und 14 Mal Dritter. Auch diesmal wird De Angelis<br />
nicht aufgeben, so viel ist sicher. Gefallen ist er<br />
oft, aufgestanden ist er auch immer, allerdings wird<br />
er 2010 nicht mehr oft hinfallen dürfen. Zu oft war<br />
er zur falschen Zeit auf dem Boden, lange wird ihm<br />
das nicht mehr nachgesehen werden. »Ab Le Mans<br />
werde ich es langsam angehen und mich herantasten.<br />
Ich hoffe, dass ich es in den Griff bekomme,<br />
damit ich wieder nach vorne in die erste Startreihe<br />
zurückkomme und von dort aus auch wieder Siege<br />
in diesem Jahr feiern kann. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass ich das Blatt wieder wenden und eine gute Saison<br />
fahren kann. Ich hoffe, meine Sturzserie ist jetzt<br />
einmal für längere Zeit beendet«, meinte De Angelis.<br />
Und dann kam Le Mans.
100<br />
interview.cortese<br />
sein letzter<br />
125er angriff<br />
Text: rudi Moser<br />
Im Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät Sandro<br />
Cortese, dass 2010 sicher seine letzte Saison in der 125cc-Klasse<br />
wird. Mit Konstanz und Schnelligkeit will er sich die richtige<br />
Ausgangssituation für die Moto2 schaffen.<br />
MSM: Sandro, in dieser Saison sieht es bislang<br />
gut aus. Was liegt dir dieses Jahr besonders?<br />
SANDRO CORTESE: Das ganze Team arbeitet<br />
seit dem ersten Test super zusammen. Obwohl die<br />
ersten zwei Tests für mich eine Katastrophe waren<br />
- die ersten sechs Tage hat es nur geregnet, insgesamt<br />
hatten wir nur neun - und wir keinen<br />
Schwung hatten, waren die letzten IRTA-Tests für<br />
mich zum Glück okay. Wir haben in Doha die<br />
Saison relativ gut angefangen. Das Podest war für<br />
mich das Ziel, im Rennen konnte ich aber nie ganz<br />
nach vorne fahren und musste mit Randy und<br />
Rabat kämpfen, die mich etwas aufgehalten haben.<br />
Das war schade, denn ich fuhr immer die gleichen<br />
Zeiten wie die Spitze. Für die nächsten Rennen<br />
bleibt das Ziel, im Qualifying in die erste Reihe zu<br />
kommen, im schlechtesten Fall in die zweite und<br />
im Rennen dann die <strong>Top</strong>-3 anzugreifen. <strong>Top</strong>-5 ist<br />
auch gut, wenn man merkt, dass man dort mitfährt<br />
und nicht mehr geht. Dann muss man einen<br />
vierten <strong>oder</strong> fünften Platz akzeptieren, aber alles,<br />
was darüber hinausgeht, ist nicht ganz so toll.<br />
Mit Marc Marquez hast du einen starken Teamkollegen.<br />
Wie funktioniert die Zusammenarbeit?<br />
Sehr gut. Er ist ein sehr ruhiger und schüchterner<br />
Kerl, aber auf der Strecke komplett das Gegenteil.<br />
Man kann im Team wirklich gut mit ihm zusammenarbeiten.<br />
Wenn er gute Sachen macht, kann<br />
ich von ihm lernen und auch von meiner Seite<br />
her kann ich Sachen an ihn weitergeben. Da<br />
ergänzen wir uns wirklich sehr gut und das ist<br />
auch, was unser Team dieses Jahr so stark macht.<br />
Unsere Daten sind offen, er kann sich mit mir<br />
vergleichen und ich mich mit ihm, um zusammen<br />
nach vorne zu kommen.<br />
Ist Marc für dich ein guter Gratmesser?<br />
Ja, auf jeden Fall. Er hat die Tests dominiert, im<br />
ersten Rennen war er auf dem Podium und er<br />
wird die ganze Saison stark sein. Wenn man so<br />
einen starken Teamkollegen an seiner Seite →
Fotos: adrivo Sportpresse/Ronny Lekl
102<br />
interview.cortese<br />
hat und er auf eins ist und ich auf zwei <strong>oder</strong><br />
umgekehrt, ist man immer noch ganz vorne<br />
dabei. Was am Ende der Saison zählt, ist die Konstanz.<br />
Auf jeden Fall wird er in diesem Jahr einer<br />
der Titelkandidaten sein.<br />
Es ist dein zweites Jahr bei Ajo. Ist diese Kontinuität<br />
für dich wichtig?<br />
Auf jeden Fall. Ich war die letzten Jahre bei Cafe<br />
Latte zwar immer im gleichen Team, hatte aber<br />
immer andere Techniker als im Jahr davor. Da<br />
hat man das Vertrauen nicht ganz aufbauen können,<br />
bei den Tests musste man sich wieder reinarbeiten<br />
und jetzt ist es so, die Techniker kennen<br />
mich, der Aki kennt mich und er weiß genau -<br />
wenn es ein Problem gibt <strong>oder</strong> mir etwas nicht<br />
passt - wie wir uns in brenzligen Situationen<br />
schnell verständigen können.<br />
Aki macht immer Druck. Brauchst du diesen<br />
besonderen Druck?<br />
Man darf nie zufrieden sein. Das ist eigentlich<br />
das, was er vermittelt. Es ist nicht der Druck,<br />
indem er sagt, du musst jetzt. Er sagt einfach,<br />
man darf nicht mit dem zweiten <strong>oder</strong> dritten<br />
Platz zufrieden sein, wenn man auch gewinnen<br />
kann; es kochen alle nur mit Wasser. Das ist der<br />
Ansporn, den er an die Fahrer weitergibt.<br />
Hast du dir für die Saison 2010 ein besonderes<br />
Ziel gesetzt?<br />
Mein Ziel für diese Saison ist, von Rennen von<br />
Rennen immer unter die <strong>Top</strong>-5 zu fahren und<br />
das Podium anzuvisieren. Wenn alles passt, dann<br />
will ich natürlich auch um Siege mitfahren. Ich<br />
will immer auf dem Motorrad sitzenbleiben. Im<br />
vorigen Jahr war es schon sehr knapp, auf den<br />
Fünften haben nur vier Punkte gefehlt und jetzt<br />
will ich konstant immer vorne dabei sein. Das<br />
zahlt sich über die Saison aus und man muss<br />
dann schauen, wie sich die Saison entwickelt.<br />
Aber die <strong>Top</strong>-3 sind mein Ziel.<br />
Er sagt einfach, man<br />
darf nicht mit dem<br />
zweiten <strong>oder</strong> dritten<br />
Platz zufrieden sein,<br />
wenn man auch gewinnen<br />
kann; es kochen<br />
alle nur mit Wasser.<br />
Die Moto2 hat sehr erfolgversprechend begonnen.<br />
Gibt es bei dir einen Plan <strong>oder</strong> ein Ziel,<br />
wann du dort antreten möchtest?<br />
Für mich ist dies definitiv das letzte Jahr in der<br />
125er. Ich werde alles in Bewegung setzen, um<br />
diese Saison so erfolgreich wie möglich abzuschließen,<br />
damit ich eine gute Ausgangsposition<br />
für nächstes Jahr habe.<br />
Die 125er ist die letzte Zweitakt-Klasse in der<br />
WM. Denkst du, dass man auch hier zu Viertaktern<br />
wechseln sollte?<br />
Ich würde es nicht überstürzen. Es ist für junge<br />
Fahrer eine Einstiegs-Klasse, wo man mit Zweitaktern<br />
das Fahren lernt. Da bekommt man am<br />
besten das Gefühl. Das sollte man sehr überlegt<br />
angehen, aus meiner Sicht macht das schon noch<br />
Sinn. Natürlich ist es sehr schade, dass fast nur<br />
noch Aprilia vom Werk her vertreten ist. Wenn<br />
Honda und KTM - schade, dass sie aufgehört<br />
haben - mehr machen würden, würde ich es nicht<br />
streichen.<br />
Wenn du es dir aussuchen könntest, wann würdest<br />
du gerne MotoGP fahren? Jetzt?<br />
(lacht) Natürlich jetzt, das ist der Traum jedes<br />
Fahrers. Man muss aber Realist sein. Erst muss<br />
man gewisse Erfolge erreichen und bereit sein<br />
für die MotoGP, denn man hat so viele Beispiele<br />
gesehen, die in einem Jahr MotoGP komplett<br />
verheizt wurden und danach ging es nur noch<br />
bergab. Man muss vor der MotoGP erfolgreich<br />
gewesen sein, um ein gutes Selbstbewusstsein<br />
zu haben und man braucht ein gutes Team hinter<br />
sich. Heute sieht man, es sind Ducati, Yamaha<br />
und Honda und da geht es nur bei gewissen Fahrern<br />
gut. Da gilt es die Entscheidung zu treffen,<br />
wo geht man hin, mit welchem Material fährt<br />
man? Das will wohl überlegt sein und da muss<br />
man gute Entscheidungen für die Zukunft treffen.<br />
Das ist ja nicht nur für ein Jahr, sondern für<br />
mehrere Jahre.<br />
Wenn man sich die Konkurrenz ansieht, taucht<br />
vorne auch immer Efren Vazquez auf. Da sind<br />
vier Spanier, dann kommst meistens du, der<br />
Krummi ist auch wieder erstarkt. Siehst du<br />
darin auch deine Hauptkonkurrenten?<br />
Momentan sind die Hauptkonkurrenten Espargaro,<br />
Marquez, Vazquez und Terol. Ich denke, in<br />
der Saison wird Smith auch noch kommen. Er war<br />
bislang nicht so stark, wie man es nach Saisonende<br />
voriges Jahr denken konnte. Er wird in den nächsten<br />
Rennen sicher aufschließen. Er ist nicht<br />
umsonst Vize-Weltmeister geworden. Dann sind<br />
wir wirklich sechs Leute, die vorne mitfahren.<br />
Randy kann ich schlecht einschätzen, ob er die<br />
ganze Saison so gut ist. Man muss abwarten, wie<br />
er sich entwickelt. Die vier Spanier und Smith sind<br />
aber die Hauptkonkurrenten, die konstant über<br />
die Saison vorne dabei sein werden.<br />
Fotos: milagro, adrivo Sportpresse/Ronny Lekl<br />
voller angriff: Sandro<br />
Cortese möchte in dieser Saison<br />
vorne mitmischen
TT-Favoriten.story<br />
103<br />
Die<br />
TT-Asse<br />
2010<br />
Die TT 2010 verspricht so spannend wie noch nie<br />
zu werden. Mehr als zehn Fahrer können um Rennsiege<br />
mitfahren, noch mehr um Podestplätze.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf die Favoriten und<br />
stellte die Stars zum Kurzinterview.<br />
Text: Toni Börner<br />
Fotos: isle of man tt<br />
Cameron<br />
Donald<br />
Herkunft: Australien<br />
Alter: 32<br />
Team: Relentless Suzuki<br />
Debüt: 2005<br />
TT-Siege: 2<br />
Was ist besonders an der TT? Es ist das einzigartigste<br />
Motorrad rennen der Welt.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Die Ziellinie. Dann<br />
hast du es hinter dir!<br />
Wo sollte man zuschauen? In der Senke von Bray Hill,<br />
an Ballaugh Bridge. Aber fragt euch lieber bei den Locals hier<br />
durch.<br />
Ziele 2010? Meine Freundin ist sicher, dass ich es wieder<br />
aufs Podium schaffe. Ein Sieg wäre ein Bonus.
104<br />
Story.Tt-favoriten<br />
Michael<br />
Dunlop<br />
Herkunft: Nordirland<br />
Alter: 22<br />
Team: Street Sweep Racing<br />
Debüt: 2007<br />
TT-Siege: 1<br />
Was ist besonders an der TT? Es ist Mensch und Maschine<br />
gegen die Insel. Eine große Herausforderung für mich.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Habe ich keinen,<br />
ich versuche überall schnell zu sein.<br />
Wo sollte man zuschauen? Irgendwo, wo es<br />
schnell und unheimlich ist. Aber ich schaue nicht zu,<br />
weil ich vermutlich selbst Angst hätte.<br />
Ziele 2010? Ich will ein paar Podestplätze und nicht als<br />
Rucksacktourist gelten.<br />
Connor<br />
Cummins<br />
Herkunft: Ramsey/Isle of Man<br />
Alter: 23<br />
Team: McAdoo Kawasaki Racing<br />
Debüt: 2006<br />
TT-Siege: 0 (2 Podestplätze)<br />
Was ist besonders an der TT? Die Strecke und die<br />
Herausforderung. Das findest du nirgendwo anders.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Sulby nach Ramsey,<br />
denn dort lebe ich. Und der Part ist sehr wellig und schnell,<br />
physisch sehr herausfordernd.<br />
Wo sollte man zuschauen? Insgesamt rund um<br />
Ramsey. Oder in der Senke von Bray Hill. Irgendwo wo es<br />
richtig schnell ist.<br />
Ziele 2010? Siegen. Nur siegen.<br />
Dave<br />
Molyneux<br />
Herkunft: Regaby/Isle of Man<br />
Alter: 46<br />
Team: DMR Kawasaki<br />
Debüt: 1985<br />
TT-Siege: 14<br />
Was ist besonders an der TT? Sie ist nie gleich. Jedes Jahr<br />
verändert sich die Piste und ist eine neue Herausforderung.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Ich mag die<br />
komplette Strecke. Aber vielleicht sind Rhen Cullen und<br />
Bigarow etwas besser als die anderen Teile.<br />
Wo sollte man zuschauen? Vermutlich dort, wo man<br />
eh nicht hin darf. (lacht) Als Kind mochte ich Rhen Cullen<br />
und all die Angst einflößenden Stellen.<br />
Ziele 2010? Wir werden sehen…<br />
John Mc<br />
Guinness<br />
Herkunft: England<br />
Alter: 37<br />
Team: HMPlant/Padgetts Honda<br />
Debüt: 1996<br />
TT-Siege: 15<br />
Was ist besonders an der TT? Es ist die längste, härteste<br />
und gefährlichste Strecke der Welt und sie ist 103 Jahre alt.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Hierauf wusste<br />
ich noch nie eine Antwort. Vielleicht Bray Hill hoch zu Agos<br />
Leap - bei 300 km/h.<br />
Wo sollte man zuschauen? Auch Bray Hill. Dort bist du nicht<br />
weit weg, kannst die Fahrer bei 290/300 km/h fast anfassen.<br />
Ziele 2010? Es muss immer alles gut zusammenpassen,<br />
aber das Podium habe ich schon anvisiert.
Steve<br />
Plater<br />
Herkunft: England<br />
Alter: 40<br />
Team: HM Plant/Padgetts Honda<br />
Debüt: 2007<br />
TT-Siege: 2<br />
Was ist besonders an der TT? Es ist der größte Test für<br />
Mensch und Maschine. Und das man gegen die Uhr fährt. Ich<br />
habe in der BSB und der Weltmeisterschaft gewonnen, aber auf<br />
den Straßen zu gewinnen ist ganz besonders.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Die Ziellinie.<br />
Wo sollte man zuschauen? Irgendwo, wo es schnell ist.<br />
Runter zu Ballacraine. Oder Glen Hellen. Die schnellen Sektionen.<br />
Ziele 2010? Gewinnen. Ich will gewinnen, am liebsten die<br />
Superstock. Aber ehrlich? Ich will den Rundenrekord.<br />
Ian<br />
Hutchinson<br />
Herkunft: England<br />
Alter: 29<br />
Team: Padgetts Honda<br />
Debüt: 2004<br />
TT-Siege: 3<br />
Was ist besonders an der TT? Das ganze Event und die<br />
lange Strecke.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Ich mag alle.<br />
Die gesamte Strecke ist einfach toll.<br />
Wo sollte man zuschauen? Es ist lange her, dass ich<br />
zugeschaut habe. Aber die Senke von Bray Hill definitiv.<br />
Runter zu Ballacaraine und Sulby nach Ramsey.<br />
Ziele 2010? Wenn du einmal gewonnen hast, ist nichts<br />
anderes gut genug.<br />
Keith<br />
Amor<br />
Herkunft: Schottland<br />
Alter: 37<br />
Team: KBMG Racing Team<br />
Debüt: 2007<br />
TT-Siege: 0 (3 Podien)<br />
Was ist besonders an der TT? Es ist das Beste, was es im<br />
Motorradrennsport gibt, am härtesten zu gewinnen. Und für die<br />
Hersteller ist es gigantisch, wenn die Bikes ins Ziel kommen.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Am meisten Spaß<br />
machen die Berge: Schnell und flüssig.<br />
Wo sollte man zuschauen? Wenn man auf <strong>Top</strong>-Speed steht,<br />
sollte man auf Sulby-Straight zusehen. Oder in den Bergen.<br />
Ziele 2010? Ich will fünf Rennen gewinnen. Ich weiß, dass<br />
das nicht passieren wird, aber so sieht der Plan aus. (lacht)<br />
Fotos: adrivo sportpresse/Toni börner<br />
Rico<br />
Penzkofer<br />
Herkunft: Böhlen<br />
Alter: 34<br />
Team: Yamaha SSP<br />
Debüt: 2009<br />
TT-Erfolge: Rang 19.<br />
Was ist besonders an der TT? Einfach das Flair und das es<br />
die schwierigste Rennstrecke der Welt ist.<br />
Welcher Abschnitt ist dein Liebster? Oben die Berge.<br />
Wo sollte man zuschauen? In den Bergen kann man sich so<br />
positionieren, dass man die Motorräder schon von weitem sieht.<br />
Ansonsten ist es Landstraße und wir fliegen mit 200 km/h vorbei.<br />
Ziele 2010? Mit der 600er besser als letztes Jahr zu sein.<br />
Mit der BMW müssen wir einfach mal sehen. Jetzt kriege ich noch<br />
ein paar Kilometer, Senior und Superbike wären <strong>Top</strong>-20 okay.
106<br />
Story.Corser<br />
Troy Corser schrieb BMW-<br />
Geschichte: Der erste Podestplatz<br />
in der Superbike WM
Das Krokodil<br />
beiSSt zu<br />
Endlich! In Monza bescherte Troy Corser seinem Arbeitgeber BMW<br />
den ersten Podestplatz in der Superbike-Weltmeisterschaft.<br />
Im erst zweiten Jahr der Teilnahme in dieser Serie stand im zweiten Lauf<br />
die S1000RR zum ersten mal auf dem dritten Platz.<br />
Text: Toni Börner<br />
Fotos: bmw<br />
Faulheit, Trainingsrückstand, übermäßiger Bierkonsum.<br />
All dies wurde Troy Corser von einigen<br />
Medien vorgeworfen. Dem Krokodil aus Australien<br />
fehle der Biss. Und dann hat ausgerechnet<br />
er dafür gesorgt, dass sich die Marke BMW und<br />
die S1000RR mehr als im Soll befinden. Corser<br />
schenkte den Weiß-Blauen in Monza das erste<br />
Podest im erst zweiten Jahr der Superbike WM-<br />
Teilnahme - und das ohne das besondere äußere<br />
Bedingungen helfen mussten.<br />
Troy Corser ist zweifacher Weltmeister der<br />
Superbike WM, gilt als Entwickler schlecht hin.<br />
In seiner Karriere hat er sich schon auf einige<br />
waghalsige Abenteuer eingelassen. Das »Krokodil«<br />
ist sein Markenzeichen - und immer hat es<br />
bislang zugebissen.<br />
Zum ersten Mal wurde Corser 1996 auf Ducati<br />
Weltmeister, nachdem er in seinem ersten kompletten<br />
Jahr 1995 bereits den Vize-Titel abgeräumt<br />
hatte. Danach setzte er sich immer wieder<br />
mit gewagten Projekten auseinander und führte<br />
sie zum Erfolg. Zumindest teilweise. Manchmal<br />
profitierte er einfach nur von äußeren Umständen.<br />
Corser hält den Rekord auf unglaublichen<br />
sechs unterschiedlichen Marken Podestplätze<br />
geholt zu haben: Ducati, Aprilia, Petronas,<br />
Suzuki, Yamaha und nun BMW.<br />
Er ist Spezialist für Himmelfahrtskommandos<br />
wie das Foggy Petronas-Projekt. Gleich im<br />
ersten Rennen - 2003 in Valencia - stellte Corser<br />
die Dreizylinder-FP1 in die erste Startreihe.<br />
Einen Podestplatz in zwei Jahren des Projekts<br />
ließ er folgen - 2004 in Misano. Doch mehr war<br />
nicht drin. Das Bike war zum einen nie regelkonform<br />
- es stand nie im Laden, die 150<br />
gebauten Stück wurden nicht herausgerückt und<br />
damit war es eigentlich ein Prototyp - zum<br />
anderen war das Konzept gnadenlos unterlegen.<br />
In Oschersleben 2004 fuhr er zwar auf die Pole,<br />
doch beklagte Corser zum Beispiel, dass es ihm<br />
besonders warm unter dem Hintern wurde.<br />
Klar, die Petronas war das beliebteste Foto-<br />
Objekt seiner Zeit, denn kein anderes Bike »feuerte«<br />
im wahrsten Sinne des Wortes so aus dem<br />
Auspuff wie dieses.<br />
Nach dem Petronas-Projekt folgte die Zeit bei<br />
Suzuki, die Corser im Alstare-Team gleich im<br />
ersten Anlauf in der Saison 2005 mit dem →
108<br />
Story.Troy.Corser<br />
Das Krokodil ist das Markenzeichen des<br />
australischen Ex-Weltmeisters, der noch lange<br />
nicht genug Erfolge gefressen hat – mit BMW<br />
peilt er schon bald mehr an<br />
WM-Titel krönte. Zum zweiten Mal durfte er<br />
sich die Startnummer 1 an die Maschine kleben.<br />
Verteidigen konnte er sie aber nicht.<br />
Bis zum Ende der Saison 2008 fuhr Corser<br />
neben Noriyuki Haga im Werks-Team von<br />
Yamaha. Allerdings wurde auch dort nicht der<br />
Titel geholt. Als 2009 beide die Mannschaft verlassen<br />
mussten und Ben Spies in seinem ersten<br />
Jahr den Titel für die Stimmgabler holte, hieß es,<br />
dass er einzig und allein von der Entwicklungsarbeit<br />
Hagas und Corsers profitiert habe. Doch<br />
2010 zeigt bislang, dass das nicht der Fall ist.<br />
Haga, der sich dieser Entwicklungsarbeit bei<br />
Yamaha rühmte, beweist im zweiten Jahr bei<br />
Ducati, dass er absolut unfähig ist, ein Motorrad<br />
zum Siegmotorrad zu entwickeln <strong>oder</strong> es aber<br />
als Siegmotorrad zu halten. Die Yamaha gewann<br />
2009 keinesfalls den Titel ob des Motorrades als<br />
solchem, sondern Ben Spies war die treibende<br />
Kraft - wie die Ergebnisse von Tom Sykes im<br />
letzten und von James Toseland sowie Cal Crutchlow<br />
in diesem Jahr bestätigen. Corser aber<br />
unterstrich, und das nicht erst in Monza, dass er<br />
ein Entwicklungstyp ist.<br />
Bei BMW liegt man voll im Plan. Im ersten<br />
Jahr der Teilnahme, in der Saison 2009, sammelte<br />
das Krokodil<br />
ist damit noch<br />
nicht satt -<br />
es will wieder<br />
zubeiSSen<br />
man schon erste Führungskilometer und holte<br />
mit Rang fünf in Brünn das beste Saisonergebnis.<br />
Verwundert fragten manche, warum die BMW<br />
aber nicht so eingeschlagen habe wie die Aprilia.<br />
Nun, Rennsport auf zwei Rädern ist im Hause<br />
BMW ein komplett neues Thema, während Aprilia<br />
schon einmal in der Superbike WM war und<br />
viele Jahre GP-Erfahrung in den Klassen 125cc,<br />
250cc und MotoGP mitbrachte. In Monza 2010<br />
stand erstmal eine BMW im Parcferme der<br />
ersten drei Siegermotorräder. Ob sich das auch<br />
ohne die Stürze einiger Mitfavoriten ausgegangen<br />
wäre, wird schon bald keinen mehr interessieren.<br />
Auch weil es sich bereits in Assen und<br />
Valencia angedeutet hatte, dass die Zeit reif für<br />
ein BMW-Podest war. Corser versetzte die<br />
BWM-Verantwortlichen in Ekstase. »Ein historisches<br />
Wochenende«, schwärmte Hendrik von<br />
Kuenheim, der Leiter von BMW Motorrad. »Mir<br />
fehlen einfach die Worte«, hatte es auch Berthold<br />
Hauser, dem BMW Motorrad <strong>Motorsport</strong>-<br />
Direktor, die Sprache verschlagen. »Unser Saisonziel<br />
war es, einen Podestplatz zu holen. Es ist<br />
einfach unglaublich, dass wir das schon jetzt<br />
erreicht haben.«<br />
»Ich bin überglücklich. Wir haben bis heute so<br />
viel harte Arbeit in das Projekt gesteckt. Wir hatten<br />
teilweise schwierige und frustrierende Zeiten.<br />
Es fühlt sich einfach nur gut an, zu sehen, dass<br />
sich die harte Arbeit auszahlt«, war auch Corser<br />
überwältigt, der mit diesem dritten Rang von<br />
Monza sein insgesamt 129. Podium in der Superbike<br />
WM feiern konnte. Und das Krokodil ist<br />
damit noch nicht satt - es will wieder zubeißen:<br />
»Es war sicher nicht das letzte Mal, dass wir auf<br />
dem Podium standen.« <br />
Fotos: bmw
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110<br />
TOP5.spies<br />
Mit<br />
Babysteps<br />
zum Texas<br />
Terror<br />
Ben Spies ist in der MotoGP angekommen,<br />
wir haben fünf Rennen herausgesucht, die entscheidend<br />
dazu beigetragen haben.<br />
Text: Jule Krause<br />
Er verdankt seinen Spitznamen »Elbowz« dem mit unter komischsten<br />
Fahrstil der Welt und sagt selbst darüber, dass er wie ein Idiot aussehe,<br />
wenn er fahre. Er schaut bei Interviews überall hin, nur nicht in die<br />
Kamera, er hat Respekt vor seinen Rivalen, von denen es stets etwas zu<br />
lernen gibt, bezeichnet seine Lernprozesse gern als ‚Babysteps‘ und konnte<br />
seit 2006 einen AMA Supersport-Titel und drei AMA Superbike-Titel<br />
einfahren sowie der erste Superbike-Weltmeister mit Yamaha werden.<br />
Grund genug, um dem »Elbowz« ab und zu ein »Texas Terror« hinzuzufügen.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nimmt fünf seiner Babyschritte bis<br />
in die Königsklasse des Motorradsports unter die Lupe.
5<br />
WSBK:<br />
Miller Park<br />
2009<br />
Der Weg zum WM-Titel 2009 war kein Spaziergang.<br />
Doch schaffte Spies es, sich jedes Mal<br />
zurück zu melden - trotz Rückschlägen auf<br />
Phillip Island, in Monza, Assen, Brünn und<br />
Frankreich. So auch nach einem enttäuschenden<br />
Wochenende in Kyalami bei dem WM-Gegner<br />
Nori Haga dominierte und sich in der WM<br />
deutlich absetzen konnte. Darauf ging es nach<br />
Miller Park, das Heimrennen für den Texaner und<br />
er nutzte den Vorteil ideal aus. Auf den Pole-<br />
Rekord, sieben Poles in Serie, folgte ein<br />
souveräner Doppelsieg. Beide Läufe gewann er<br />
mit über 9 Sekunden Vorsprung, obwohl der<br />
Erste neu gestartet wurde. 20 Punkte holte er<br />
auf seinen Rivalen Haga auf. Damit markierte<br />
Utah die Kehrtwende im WM-Kampf, denn ab<br />
diesem Rennwochenende konnte Spies Druck<br />
ausüben und aktiv ins Geschehen eingreifen.<br />
Konter: Spies<br />
leitete in den USA<br />
die Wende im<br />
Titelkampf ein<br />
Fotos: milagro, yamaha racing, suzuki<br />
AMA SBK: Infineon Raceway 2006<br />
4<br />
Wenn einer als Frischling ins<br />
Suzuki-Werksteam in die AMA<br />
Superbike kommt und dort der<br />
junge Teamkollege von SuperMat<br />
Mladin wird, der von 1999 bis<br />
2005 sechs Mal den Titel holte,<br />
dann erwartet man, dass dieser<br />
Frischling lernt und sich im Schatten stetig<br />
entwickelt. Nicht so der Texas Terror. Auf seinem<br />
Weg zum ersten Titel stellt der damals 21-Jährige<br />
beim Doubleheader auf dem Infineon Raceway<br />
den Rekord von Mladin und Wayne Rainey ein.<br />
Er holt den sechsten Sieg in Folge, trotz schwieriger<br />
Streckenbedingungen durch Regen vor<br />
dem zweiten Lauf. Im Rennen liefert er sich ein<br />
Katz- und Mausspiel mit Mladin, der versucht<br />
Spies in einen Fehler zu treiben, doch der<br />
bewahrt kühlen Kopf und kann sich zehn Runden<br />
vor Schluss absetzen. Später in der Saison hilft<br />
genau dieser Sieg eine Aufholjagd von Mladin<br />
abzuwehren und sich den ersten Titel mit acht<br />
Punkten Vorsprung zu sichern.<br />
→
112<br />
TOP5.spies<br />
AMA SBK:<br />
Laguna<br />
Seca 2007<br />
MotoGP: Donington 2008<br />
3Seit 2002 war Ben Spies mit Suzuki unterwegs, holte<br />
Siege, Rekorde und nicht wenige Titel für das Werk.<br />
Damit der Schrecken des »Texas Terror« nicht auf die<br />
AMA beschränkt bleibt, holt das Suzuki MotoGP Team<br />
ihn kurzer Hand als Ersatzmann für den verletzten Loris<br />
Capirossi nach Donington. Traditionell regnet es, dieses<br />
Mal während der Qualifikation - doch Spies holt auf der Suzuki<br />
Startplatz 8. Fast frech äußert er sich damals zum Donington-Thema<br />
Nr. 1 - Gripmangel: »Es ist schon rutschig, aber um einiges besser als<br />
das, was wir so in Amerika an Strecken fahren.« Obwohl im Rennen<br />
selbst nur der 14. Platz gelingt beeindruckt Spies mit seinem ersten<br />
Gastauftritt in der MotoGP - denn nicht nur fährt er zum ersten Mal<br />
mit einem 800cc Suzuki-Prototypen und muss lernen, die Maschine<br />
einzustellen, er kennt auch die Strecke von Donington Park nicht.<br />
2Wer einmal Weltmeister wird, will seinen Titel erfolgreich<br />
verteidigen. Doch zum Saisonfinale 2007 hat SuperMat Mladin<br />
mit drei Punkten die Nase vorne. Der Titeldruck auf Spies ist<br />
groß, will er gewinnen muss er siegen und einen Bonuspunkt<br />
holen. Das gelingt mit der Pole, die schwierigere Aufgabe liegt<br />
aber noch vor ihm. Nach einem mäßigem Start ist Spies auf<br />
Platz 2 hinter Mladin. In der 18. Runde laufen beide auf<br />
Dominic Jones auf. Der Texaner zieht auf dem Weg Richtung Corkscrew auf<br />
die Außen linie und setzt sich neben seinen Rivalen. Mladin, der eine weitere<br />
Linie wählt, um Jones zu überrunden, schafft unwissentlich eine Lücke für<br />
Spies, der diese nutzt und sich die Führung holt. »Ich bin in die Lücke, er hat<br />
versucht zu kontern und dann hatten wir beide zu kämpfen, um auf der<br />
Strecke zu bleiben. Es war eine dieser knappen Kisten, ich bin sicher, im Fern -<br />
sehen sah es ziemlich cool aus.« Titelverteidigung mit einem Punkt Vorsprung.<br />
1<br />
Geschafft: Ben<br />
Spies ist<br />
Superbike<br />
Weltmeister<br />
WSBK:<br />
Portimao<br />
2009<br />
Als Ben Spies im Oktober 2009 zum Saisonfinale nach Portugal reist, hat er<br />
ein enttäuschendes Rennwochenende in Frankreich hinter sich und zehn<br />
Punkte Rückstand auf Ducati-Star Noriyuki Haga. Doch obwohl die Chancen<br />
und der psychologische Vorteil auf Seiten des Japaners stehen, schafft<br />
»Elbowz« den Titelgewinn - als Rookie in der Superbike-Weltmeisterschaft.<br />
Den Grundstein legt er mit einem Sieg beim ersten Lauf. Entscheidend ist<br />
jedoch der zweite Lauf, in dem sich der Texaner zwar ein rundenlanges,<br />
hartes Duell um Platz 5 mit Max Biaggi liefert, jedoch nicht zu aggressiv<br />
zu Werke geht. Während Michel Fabrizio an der Spitze alles versucht,<br />
seinem Teamkollegen Haga zu helfen, erfüllt Spies die Pflicht, wird Fünfter<br />
und sichert sich mit dem ersten Superbike-Titel für Yamaha auch das Ticket<br />
für den Einstieg in die MotoGP.<br />
Fotos: yamaha racing, suzuki
Termine & Events<br />
113<br />
renntermine Juni 2010<br />
DRS<br />
18.06 - 19.06.2010 Rallye Thüringen<br />
DTM<br />
04.06 - 06.06.2010 Euro Speedway<br />
Formel 1<br />
11.06 - 13.06.2010 Kanada GP<br />
25.06 - 27.06.2010 Europa GP<br />
IDM<br />
18.06 - 20.06.2010 Sachsenring<br />
Indycar<br />
03.06 - 05.06.2010 Texas<br />
18.06 - 20.06.2010 Iowa<br />
MotoGP<br />
04.06 - 06.06.2010 Italien GP<br />
18.06 - 20.06.2010 Großbritannien GP<br />
24.06 - 26.06.2010 Dutch TT<br />
nascar <br />
04.06 - 06.06.2010 Pocono 500<br />
11.06 - 13.06.2010 Michigan<br />
18.06 - 20.06.2010 Sonoma<br />
25.06 - 27.06.2010 Loudon<br />
Audi und Mercedes<br />
liefern sich auch in<br />
diesem Monat einen<br />
heißen Kampf um<br />
den DTM-Titel<br />
Superleague Formula<br />
19.06 - 20.06.2010 Spanien<br />
26.06 - 27.06.2010 Deutschland<br />
VLN <br />
12.06.2010 Adenauer Rundstrecken Trophy<br />
WTCC<br />
18.06 - 20.06.2010 Belgien<br />
Superbike Wm<br />
25.06 - 27.06.2010 San Marino<br />
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04.06 - 05.06.2010 Litermont-Rallye<br />
18.06 - 19.06.2010 Rallye Stemweder Berg<br />
27.06.2010<br />
WS by Renault<br />
05.06 - 06.06.2010 Tschechien<br />
19.06 - 20.06.2010 Frankreich<br />
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MOTORSPORT-MAGAZIN WM-CHECK: DER WEG ZUM TITEL • SCHUMI: TOP & FLOP • MOTOGP: ERBPRINZ LORENZO • SUPERBIKE: BMW GREIFT AN 9/09 SEPTEMBER 2009<br />
DAS NEUE MOTORSPORT-MAGAZIN SEPTEMBER 2009<br />
MOTORSPORT-MAGAZIN 2009: SKANDALE & SENSATIONEN • F1: HERSTELLER-STERBEN • MOTOGP: DIE WELTMEISTER • 2010: ROOKIE-ANGRIFF 12/09 DEZEMBER/JANUAR 2010<br />
FORMEL1<br />
WM-CHECK<br />
DER WEG<br />
ZUM TITEL<br />
DAS GEHEIMNIS<br />
DER REIFEN<br />
MOTORRAD<br />
ERBPRINZ<br />
LORENZO<br />
SUPERBIKE:<br />
BMW GREIFT AN<br />
BRENNPUNKT SCHUMI<br />
Geplatztes Comeback, glorreiche Erinnerungen:<br />
<strong>Schumi</strong>s fünf spektakulärste Rennen<br />
MOTORSPORT-MAGAZIN ROSSI VS. LORENZO • EXKLUSIV: EZPELETA INTERVIEW • HAMILTON: WEGE ZURÜCK • FERRARI: WER FÄHRT 2010? 10/09 OKTOBER I NOVEMBER 2009<br />
LOTUS-COMEBACK<br />
Die Legende kehrt zurück. Eine Geschichte<br />
voller Titel und Dramen.<br />
FEHLDIAGNOSEN<br />
Stürze, Knochenbrüche und Verletzungen:<br />
späte Hilfe in MotoGP und Superbike<br />
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Aufgepasst: Die heißesten Gerüchte und<br />
wildesten Theorien der Zweiradwelt.<br />
DAS NEUE MOTORSPORT-MAGAZIN DEZEMBER/JANUAR 2010<br />
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DAS NEUE MOTORSPORT-MAGAZIN OKTOBER I NOVEMBER 2009<br />
MOTORRAD<br />
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ROSSI VS. LORENZO<br />
EZPELETA<br />
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FERRARI<br />
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WTCC-TITEL<br />
WRC:<br />
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Champagner statt Abstellgleis:<br />
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ROB HUFF:<br />
FÜR WTCC<br />
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DTM:<br />
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