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M R<br />
ATRIX3000<br />
IX<br />
X<br />
X3000<br />
ISSN 14394154 / ISBN 978-3-89539-884-1<br />
MATRIX<br />
NEUES DENKEN<br />
W I S S E N S C H A F T / P O L I T I K / K U L T U R<br />
Organspenden:<br />
"Organe werden nur lebenden<br />
Menschen entnommen"<br />
3000<br />
Österreich<br />
Schweiz<br />
Luxemburg<br />
Italien<br />
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B a n d 7 1 S e p t e m b e r 2 0 1 2 /<br />
O k t o b e r 2 0 1 2 / 6 , 5 0 E U R<br />
<strong>Russland</strong>:<br />
<strong>Rätselhafte</strong><br />
Geheimnisvolle Insel am Ende der Welt<br />
Die<br />
Macht der<br />
Konzerne<br />
Wie Lobbyisten die<br />
Politik lenken<br />
Traumdeutung<br />
Fluor<br />
Vorsicht Gift !<br />
Die Occupy-<br />
Bewegung<br />
Was sie wirklich will<br />
www.matrix3000.de<br />
<strong>Signale</strong><br />
Der geheimnisvolle Zahlensender<br />
Neuer Dieselmotor:<br />
50% sparsamer<br />
Norwegens HAARP ● Loch im Mars ● Neues Licht entdeckt
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diese Klangliege<br />
Diese handgefertigte, schöne<br />
und entspannende Klangliege<br />
wird mit einer kompletten<br />
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Stellen Sie selber fest welcher Ton ihnen gut tut<br />
C D E F G A H C<br />
Cis, Dis, Fis, Gis<br />
Und wenn sie ihren Ton gefunden haben lesen sie in den umfangreich mitgelieferten<br />
Unterlagen nach welche Organe und welche Befindlichkeiten dieser Ton stärkt<br />
und sie somit unterstützt. Sie werden verwundert sein , das es genau das ist was sie<br />
brauchen. Ihre Krankheiten und Ihre Schwächen werden genau mit den von Ihnen<br />
ausgesuchten Klangteppich behandelt.<br />
Oder Sie wissen von ihrer Krankheit, ihrer Schwächen die sie behandeln wollen und<br />
suchen sich im Index den dazu passenden Klangteppich aus.<br />
Legen sie sich 20 Minuten auf die Liege, entspannen Sie sich und<br />
lassen dieses Klangmuster auf sich wirken<br />
Mitgeliefert werden weitere CDs mit sehr wirksamer Musik.<br />
Ohne Diät oder Qualen im Fitnessstudio Fett verlieren<br />
- diesen Traum scheinen Wissenschaftler nun einen Schritt nä-<br />
hergekommen zu sein. Wie Clinton<br />
Rubin und sein Team von der<br />
Stony Brook University in New<br />
York beobachteten, bringt ein<br />
vibrierender Untergrund die Fettpolster von<br />
Mäusen zum Schmelzen. Täglich 15 Minuten<br />
setzten die Forscher ihre Versuchstiere<br />
auf eine mit hoher Frequenz schwingende<br />
Platte, deren Bewegung für das<br />
bloße Auge kaum zuerkennen ist. Nach<br />
fast vier Monaten hatten die Mäuse nahezu<br />
ein Drittel ihres Körpergewichtes verloren.<br />
Zudem sanken die Blutfette der Mäuse<br />
deutlich, besonders in der Leber.<br />
"Die schwachen mechanischen <strong>Signale</strong> bewirken<br />
offenbar, dass sich aus bestimmten<br />
Stammzellen keine Fettzellen entwickeln",<br />
sagt Rubin.<br />
Der Forscher vermutet, dass aus den Stammzellen<br />
stattdessen Muskelzellen nachwachsen.<br />
Ob eine Schütteltherapie auch übergewichtigen<br />
Menschen zur Traumfigur verhelfen könnte ist<br />
aber noch unklar. Um das zu prüfen seien weitere<br />
Untersuchungen nötig.<br />
Wie man es auch immer nennen will, ob Alternativ-Therapie<br />
oder auch Alternativ-Medizin. Die Geschichte zeigt, dass<br />
sich aus der Erfahrungsheilkunde sehr oft eine etablierte<br />
Erfahrungsmedizin entwickelt hat.<br />
Das<br />
Zeichen berechtigt in jeder Arzt- und Heilpraktikerpraxis<br />
die Anwendung der Tontherapie PRIMUSONA G2000 .<br />
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MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-869<strong>71</strong> Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91
Editorial<br />
Franz Bludorf, Chefredakteur<br />
Aus Vätern werden irgendwann Großväter. Und eines schönen<br />
Tages hört man auf, ihnen zuzuhören. Die Zeiten ändern<br />
sich eben, so heißt es, und da wäre es ja schlimm, wenn die<br />
Jüngeren nicht klüger wären. Aus den vielzitierten „Vätern<br />
des Grundgesetzes“ sind, sofern sie überhaupt noch leben,<br />
längst Ururgroßväter geworden. Und doch hatten sie sich sicher<br />
vorgestellt, den Deutschen eine Verfassung gegeben zu<br />
haben, die zumindest in Grundzügen für einige Generationen<br />
Bestand haben sollte.<br />
Und wie heißt es doch gleich in den „unveräußerlichen“<br />
Grundrechten, Artikel 3? „Alle Menschen sind vor dem Gesetz<br />
gleich.“ Heute bedeutet das, dass ein Mensch, der mehr<br />
als 7664 € (pro Jahr!) verdient – wahrlich kein fürstlicher<br />
Lohn –, für jeden darüber hinaus verdienten Euro 15 % Einkommensteuer<br />
zahlen muss. Die Deutsche Bank dagegen,<br />
die im letzten Jahr Milliardengewinne einfuhr, verbuchte<br />
diese so geschickt, dass sie nur 4 % zahlte.<br />
Auch Artikel 2 gehört zu den Grundrechten, die nach dem<br />
Willen ihrer „Väter“ unveräußerlich sind, also auch nicht<br />
durch Mehrheitsbeschluss des Parlaments abgeschafft<br />
oder geändert werden dürfen. Darin heißt es: „Jeder hat<br />
das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Wie<br />
aber steht es mit den Rechten eines Komapatienten, dem die<br />
Ärzte ein Organ für eine Transplantation entnehmen wollen?<br />
Wann darf man einen Menschen, der noch lebt, im Interesse<br />
der Medizin „für tot erklären“, was eigentlich nur eine elegantere<br />
Umschreibung für „Umbringen“ ist? Und wo bleibt<br />
das Recht auf Leben für den schwerkranken Kassenpatienten,<br />
der auf ein Spenderherz wartet und im letzten Moment<br />
auf der Warteliste von einem Superreichen überholt wird,<br />
der dem Arzt dann als Dank den neuen Porsche spendiert?<br />
Existiert die im Grundgesetz vorgesehene demokratische<br />
Ordnung in Deutschland (und vergleichbaren Staaten der<br />
westlichen Welt) überhaupt noch? Oder hat sich eine kleine<br />
Clique längst alles Wertvolle angeeignet, während der große<br />
Rest der Bevölkerung zum zahlenden Stimmvieh degradiert<br />
wurde? Was bleibt uns Bürgern da noch mehr als ohnmächtige<br />
Wut?<br />
Die Väter der Verfassung waren schlau. Geprägt von den<br />
Schrecken der faschistischen Diktatur, hatten sie auch ein<br />
Recht auf Widerstand eingebaut. Ausgerechnet bei den<br />
Deutschen, denen ja das Aufmüpfen nicht gerade in die<br />
Wiege gelegt wurde. „Gegen jeden, der es unternimmt, diese<br />
Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht<br />
zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“,<br />
heißt es im Grundgesetz, Artikel 20. Dies muss nicht notwendig<br />
heißen, dass der ursprünglich friedliche Bürger zur<br />
Waffe greift und einen ähnlich tragischen (Irr-)Weg geht wie<br />
einst Ulrike Meinhof. Im Zeitalter der sozialen Netzwerke<br />
brauchen wir keine einsamen Schützen, sondern vernetzte<br />
Gemeinschaften, die sich nicht mehr alles bieten lassen<br />
und die sich so lange über die Welt ausbreiten, bis Widerstand<br />
gegen sie zwecklos ist. „Occupy Wall Street“, so der<br />
Schlachtruf einer völlig gewaltfrei operierenden Schar<br />
von Hunderttausenden, und auch die ersten Spinoffs sind<br />
längst etabliert: „Occupy Bilderberg“ etwa oder „Occupy<br />
Germany“.<br />
Sind das alles nur weltfremde Träumer, die glauben, mit<br />
friedlichen Mitteln die Welt verändern zu können? Vielleicht<br />
nicht, stehen sie doch in der Tradition eines Mahatma<br />
Gandhi, der auf die gleiche Art vor gut 60 Jahren eine<br />
der damals größten Weltmächte, das Britische Empire, aus<br />
seinem Heimatland jagte. Die neuen vernetzten Facebook-<br />
Revolutionäre stürzten auch schon einige jahrzehntelang<br />
herrschende Potentaten, etwa in Ägypten oder Tunesien.<br />
Die Waffen ihrer Bürger haben die meisten Mächtigen der<br />
Welt kaum zu fürchten, vielleicht aber eines Tages deren<br />
Mausklicks?<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 3
Inhalt<br />
50<br />
Der Facebook-Buddhismus<br />
3800 Kilometer westlich des südamerikanischen Kontinents ist sie<br />
in der Einsamkeit des pazifischen Ozeans gelegen: Rapanui – bei<br />
uns besser bekannt als die Osterinsel. Weltberühmt ist sie geworden<br />
durch ihre kolossalen Steinfiguren. Der Ursprung der Statuen<br />
gibt bis heute Rätsel auf, doch sie sind auch in ihrer Existenz bedroht.<br />
Eine mehr und mehr verstärkte Erosion könnte dafür sorgen,<br />
dass in wenigen Jahren nicht mehr viel von den berühmten Skulp-<br />
turen übrigbleibt. Doch die moderne Technik könnte vielleicht Hilfe<br />
bieten, um der Nachwelt diese einzigartigen Artefakte zu erhalten.<br />
Rapanui<br />
– Insel am Ende der Welt<br />
In den letzten Jahren kam es weltweit erstmals zu Revolutionen unter Mithilfe der<br />
Social Media wie Facebook und Twitter. Der arabische Frühling, die weltweite Occupy-Bewegung<br />
– überall helfen Online-Medien dabei, Menschen zu vernetzen, um die<br />
Welt zu verändern. Im Grunde ist das Internet nichts weiter als eine physische Manifestation<br />
eines holistischen Universums, wie es bereits seit Jahrtausenden Bestandteil<br />
der buddhistischen Philosophie ist. Dadurch wird auch dem einzelnen Menschen<br />
wieder mehr Macht verliehen. Wenn man an einem Punkt des Netzwerks beginnt,<br />
Impulse auszusenden, wird das ganze Universum davon beeinflusst.<br />
44<br />
Kontroverse um<br />
Organspenden<br />
Es gibt viele Gründe dafür, dass man<br />
Organspender wird, und wir hören<br />
sie fast tagtäglich in den Medien. Von<br />
Menschen, die überleben könnten,<br />
wenn es mehr Organspender gäbe,<br />
von Schicksalen, deren Chance ein<br />
fremdes Organ ist und die es nicht<br />
mehr rechtzeitig bekommen. Doch<br />
dabei vergisst man oft: Organe für<br />
Transplantationen können nur von<br />
(noch) Lebenden, nicht von (bereits<br />
vollständig) Toten entnommen werden.<br />
Eigens zu diesem Zweck wurde<br />
der „Tod“ des Menschen im Sinne<br />
der Transplantationsindustrie mit ihren<br />
Milliardenprofiten juristisch neu<br />
definiert. Doch nicht jeder „Hirntote“<br />
ist wirklich unausweichlich dem Tode<br />
geweiht!<br />
16<br />
Inhalt<br />
Politik<br />
Marco Meng<br />
Die Macht der Konzerne<br />
Wie Lobbyismus die Politik lenkt 8<br />
News 12<br />
Maria Schwach<br />
Kontroverse um Organspenden<br />
Organe werden nur Lebenden<br />
entnommen – niemals Toten! 16<br />
Wissenschaft<br />
Franz Bludorf<br />
<strong>Rätselhafte</strong> <strong>Signale</strong> aus <strong>Russland</strong><br />
Der geheimnisvolle Zahlensender UVB-76 22<br />
Quantessenz 28<br />
Gernot L. Geise<br />
Superflut vor 1300 Jahren? 30<br />
Gesundheit<br />
Joachim Vollmer<br />
Störfelder – die unterschätzte Gefahr<br />
Hilfe durch Neuraltherapie 36<br />
Ulrich Heerd<br />
Ich bin verstimmt<br />
oder: Jedes Ding hat seinen Klang<br />
oder: Heilende Schwingungen 40<br />
Thomas Klein<br />
Fluor – Vorsicht Gift! 42<br />
Wurzeln<br />
Hartwig Hausdorf<br />
Rapanui<br />
Einsame und geheimnisvolle Insel<br />
am Ende der Welt 44<br />
4<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
30<br />
<strong>Rätselhafte</strong> <strong>Signale</strong><br />
aus <strong>Russland</strong><br />
Powarowo – ein kleines Dorf, etwa 30 km nordwestlich von Moskau. Und doch ist dieses<br />
scheinbar unbedeutende Kaff Tausenden von Funkamateuren in aller Welt seit Jahrzehnten<br />
bekannt. Seit über 30 Jahren sendet von hier ein geheimnisvoller Kurzwellensender<br />
namens UVB-76 rund um die Uhr <strong>Signale</strong> mit einer Struktur, die bislang noch<br />
niemand entziffern konnte. Sind es codierte Nachrichten für Geheimagenten? Wozu<br />
sollte man heute so etwas noch brauchen, im Zeitalter verschlüsselter Datennetze und<br />
Satellitenhandys? Und was sagt Echelon dazu?<br />
Superflut<br />
über Ägypten<br />
Ja, es gibt immer noch Ungereimtheiten<br />
um die Bauwerke auf<br />
dem Gizeh-Plateau in Ägypten,<br />
die kaum oder nie angesprochen<br />
worden sind. Man findet an den<br />
Bauwerken auffällige Beschädigungen,<br />
die bisher nicht oder nur<br />
ungenügend erklärt worden sind<br />
und nur durch einen gigantischen<br />
Wassereinfluss erklärbar sind.<br />
Seltsamerweise werden – obwohl<br />
für jeden offensichtlich – Wasserschäden<br />
bei den Ägyptologen nicht<br />
diskutiert, ja, regelrecht ignoriert.<br />
8<br />
Die Macht<br />
der Konzerne<br />
Inhalt<br />
22<br />
Was uns unsere Politiker gern als Maßnahmen zur<br />
„Wachstumsbeschleunigung“ verkaufen, ist vielfach<br />
nichts anderes als skrupellose Klientelpolitik. Man denke<br />
an die sogenannte „Mövenpick-Steuersenkung“ für<br />
Hotelbetriebe. Mehr und mehr scheinen Wirtschaftsunternehmen<br />
im Land das Sagen zu haben. Und so werden<br />
Großbanken mit Milliarden an Staatsgeldern und Bürgschaften<br />
gerettet, während die Mitarbeiter von Schlekker<br />
selbst zusehen sollen, wo sie bleiben. <strong>Matrix3000</strong><br />
blickt hinter die Kulissen der Macht der Konzerne.<br />
Gesellschaft<br />
Joachim Wetzky<br />
Der Facebook-Buddhismus<br />
Was will die Occupy-Bewegung wirklich? 50<br />
Spiritualität<br />
Ralf Lehnert<br />
Analog denken<br />
– erleben – handeln 56<br />
Kaya<br />
Die Symbolsprache der Träume<br />
Ein Weg zum Sinn des Lebens 60<br />
Rubriken<br />
Editorial 3<br />
Bedenkliches 6<br />
Gedicht 7<br />
Buchempfehlungen 35<br />
Abo 48<br />
Buchbesprechungen 64<br />
Märchen 65<br />
<strong>Vorschau</strong> 66<br />
Impressum 66<br />
Valentin Tomberg<br />
Das "Gute erkennen"<br />
- und es doch nicht tun (Teil 1) 62<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 5
Bedenkliches<br />
„Ein großer Schritt für die Wissenschaft“,<br />
titelte das Wirtschaftsmagazin<br />
The Economist im Juli 2012<br />
großspurig – in Anlehnung an den<br />
berühmten Ausspruch des ersten<br />
Mondfahrers Neil Armstrong. Auch<br />
andere Nachrichtenmagazine hatten<br />
plötzlich wieder einmal ein Wissenschaftsthema<br />
in den Schlagzeilen.<br />
Grund des Medienhype – die Meldung,<br />
der gigantische Teilchenbeschleuniger<br />
LHC (Large Hadron Collider) am<br />
CERN in Genf habe erstmals das ominöse<br />
„Gottesteilchen“ nachgewiesen,<br />
das Higgs-Boson – so sein offizieller<br />
Name in der Wissenschaft. Obwohl<br />
aus seinem ursprünglichen Spitznamen<br />
das „verdammt“ gestrichen worden<br />
ist 1 , ist dieses Attribut bis heute<br />
an ihm hängengeblieben. Es läßt sich<br />
suchen, aber nicht finden.<br />
Higgs-Boson, das klingt etwas<br />
nach Schluckauf, es ist aber<br />
lediglich nach dem Mann benannt, der es vor Jahrzehnten<br />
in der Theorie vorhersagte. Ein Teilchen, das die<br />
letzten Erklärungen für den Aufbau der Materie im Universum<br />
liefern soll. Winkt Peter Higgs jetzt, im Alter von<br />
83 Jahren, noch der Nobelpreis? Wer sich berufen fühlte,<br />
spekulierte bereits über Konsequenzen der Entdeckung.<br />
Reisen mit Lichtgeschwindigkeit sollten jetzt möglich sein<br />
(armes Higgs-Boson, wofür es alles herhalten muss!), ich<br />
brauche die ganze Palette wohl nicht weiter auszubreiten.<br />
Seltsam nur, dass kein großes Wissenschaftsmagazin<br />
in die allgemeine Euphorie einstimmte. Wo waren<br />
die begeisterten Kommentare von Nature oder Science?<br />
Vielleicht bekommen alle, die mit ihren Sensationsmeldungen<br />
vorauspreschten, ja doch noch den Schluckauf?<br />
Das Higgs-Boson hat es nämlich in sich. Aufgrund seiner<br />
bereits theoretisch berechenbaren Eigenschaften<br />
ist es äußerst schwer zu schnappen. Es kann sogar die<br />
Zeitbarriere durchbrechen und Informationen über sich<br />
selbst in die eigene Vergangenheit<br />
senden. So ein Teilchen entdeckt<br />
man nicht so eben einmal nebenher.<br />
Um es zu erwischen, muss<br />
man gewaltige Hürden überwinden.<br />
Zunächst einmal: Was hat man<br />
eigentlich bei CERN entdeckt?<br />
Inmitten eines umfangreichen<br />
Punktediagramms, das einen<br />
atomaren Zerfallsprozess<br />
Das<br />
darstellt, gab es irgendwo einen<br />
winzigen Hubbel. Das war’s schon.<br />
Damit aber war das vermeintliche<br />
„gottverdammte Higgs-Teilchen nur für wissenschaftliche<br />
Laien „entdeckt“. Die<br />
Wissenschaftler wissen genau – es<br />
Teilchen“ müssen erst noch korrespondierende<br />
Experimente des Atlas- und<br />
Franz Bludorf<br />
CMS-Detektors – beide ebenfalls<br />
am CERN – den Fund bestätigen.<br />
Das CMS-Experiment scheiterte<br />
jedoch wenig später. Resultate wie<br />
die am LHC Anfang Juli 2012 hatte<br />
es schon öfter gegeben – auch am inzwischen stillgelegten<br />
Tevatron-Beschleuniger in den USA. Selbst die<br />
Schlagzeile „Higgs-Boson entdeckt“ ist keineswegs<br />
neu. Vielleicht schickt uns das Higgs-Teilchen ja ab und<br />
zu ein paar Brotkrumen in seine Vergangenheit, damit<br />
wir die Suche nicht aufgeben?<br />
Spektrum der Wissenschaft, die deutsche <strong>Ausgabe</strong><br />
des Scientific American, urteilt salomonisch über das<br />
„Gespenst von Genf“: Vermutlich hat man bei dem LHC-<br />
Experiment ein neues Teilchen entdeckt. Dass es das<br />
Higgs-Boson ist, ist schon weniger sicher. Die Wissenschaft<br />
hat offenbar wieder einmal ganz knapp danebengeschossen.<br />
Aber seit die zahllosen unscharfen Fotos<br />
des Ungeheuers von Loch Ness für die Presse nicht<br />
mehr für das Sommerloch taugen, muss eben etwas<br />
ebenso Ungreifbares herhalten – das „Gottesteilchen“.<br />
Die „Entdeckung des Higgs-Bosons“ – vorerst leider<br />
nur ein großer Schritt für die Sensationspresse!<br />
6<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
1<br />
Auf Wunsch eines amerikanischen Buchverlegers
Gedicht<br />
Zu einem Todestag<br />
„Protest ist, wenn ich sage, das<br />
und das paßt mir nicht. Widerstand<br />
ist, wenn ich dafür sorge, daß das,<br />
was mir nicht paßt, nicht länger<br />
geschieht. […] So ähnlich […] konnte<br />
man es von einem Schwarzen der<br />
Black-Power-Bewegung auf der<br />
Vietnamkonferenz im Februar in<br />
Berlin hören. […]<br />
Die Grenze zwischen verbalem<br />
Protest und physischem Widerstand<br />
ist bei den Protesten gegen den<br />
Anschlag auf Rudi Dutschke […]<br />
erstmalig massenhaft, […] tatsächlich,<br />
nicht nur symbolisch – überschritten<br />
worden. […]<br />
Nun, nachdem gezeigt worden ist,<br />
daß andere Mittel als nur Demonstrationen,<br />
Springer-Hearings, Protestveranstaltungen<br />
zur Verfügung<br />
stehen, andere als die, die versagt<br />
haben, weil sie den Anschlag auf<br />
Rudi Dutschke nicht verhindern<br />
konnten, nun, da die Fesseln von<br />
Sitte & Anstand gesprengt worden<br />
sind, kann und muß neu und von<br />
vorne über Gewalt und Gegengewalt<br />
diskutiert werden. Gegengewalt,<br />
wie sie in den Ostertagen praktiziert<br />
worden ist, ist nicht geeignet, Sympathien<br />
zu wecken, nicht, erschrokkene<br />
Liberale auf die Seite der Außerparlamentarischen<br />
Opposition zu<br />
ziehen. Gegengewalt läuft Gefahr, zu<br />
Gewalt zu werden, wo die Brutalität<br />
der Polizei das Gesetz des Handelns<br />
bestimmt, wo ohnmächtige Wut<br />
überlegene Rationalität ablöst, wo<br />
der paramilitärische Einsatz der<br />
Polizei mit paramilitärischen Mitteln<br />
beantwortet wird. […] Der Spaß hat<br />
aufgehört.““<br />
- Ulrike Meinhof am 11. April 1968<br />
„Bei der ersten Begegnung mit<br />
Ulrike Meinhof sagte ich: Sie reden,<br />
wie ich es zuletzt von meinem nationalsozialistischen<br />
Führungsoffizier<br />
im Krieg gehört habe. Der erzählte<br />
uns von der Zukunft der Welt und<br />
Deutschlands Aufgaben dabei.“<br />
– Joachim Fest , Historiker und Publizist<br />
Für Ulrike Meinhof<br />
(nach Brechts „An die Neugeborenen“)<br />
In die Städte kam sie zur Zeit der<br />
Ruhe und Ordnung<br />
Als da der Konsum herrschte<br />
Unter die Menschen kam sie<br />
zur Zeit des Abruhrs<br />
Und sie empörte sich ohne sie.<br />
So verging ihre Zeit<br />
Die ihr auf Erden ihr gegeben war<br />
Die Straßen führten in den Kerker<br />
zu ihrer Zeit.<br />
Die Sprache verriet sie den Schützern der<br />
Verfassung.<br />
Sie vermochte nur wenig.<br />
Aber die Herrschenden<br />
Saßen ohne sie sicherer, das hofften sie.<br />
So verging ihre Zeit<br />
Die auf Erden ihr nicht gegeben blieb<br />
Die Kräfte waren gering. Das wirkliche Ziel<br />
Lag in großer Ferne.<br />
Es schien deutlich sichtbar,<br />
wenn auch für sie<br />
Immer weniger zu erreichen.<br />
So verging ihre Zeit<br />
Die auf Erden ihr genommen wurde<br />
* * *<br />
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut<br />
In der sie untergegangen ist<br />
Gedenkt<br />
Wenn ihr von ihren Schwächen sprecht<br />
Auch der finsteren Zeit<br />
Der ihr entronnen seid<br />
Erich Fried<br />
(1921-1988, österreichischer Lyriker, der die Fähigkeit behalten hatte,<br />
das Öffentliche nicht vom Privatem zu trennen.<br />
Das Gedicht stammt aus seinem Gedichtband: „Zur Zeit und zur Unzeit“,<br />
Wagenbach Verlag, ISBN 978-3803124036)<br />
„Sie war und ist die wichtigste<br />
Journalistin, die Deutschland<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
hatte, und zugleich die, die am<br />
besten schrieb. Noch heute sind<br />
ihre Artikel in ihrer Schärfe<br />
und Klarheit das Beste, was<br />
man über jene Jahre, die sie<br />
analysieren, lesen kann. Ihre<br />
Texte sind so intensiv, daß sie<br />
nach Umsetzung drängen […]<br />
Sie geben denen, die sie lesen,<br />
die Sicherheit, der Kampf gegen<br />
Ungerechtigkeit sei notwendig<br />
und lohne sich – wenn<br />
auch nicht materiell, so doch<br />
moralisch. Das machte sie, von<br />
der Gegenseite her gesehen,<br />
gefährlich.“<br />
– Helma Sanders-Brahms ,<br />
Filmregisseurin<br />
„Mit allem, was sie getan hat, so<br />
unverständlich es war, hat sie uns<br />
gemeint.“<br />
– Gustav Heinemann ,<br />
Bundespräsident 1969-1974<br />
„Sie war die erste Person in<br />
der Bundesrepublik, nachdem<br />
wir aus Polen 1958 nach<br />
Westdeutschland gekommen<br />
waren, die nach meiner Zeit<br />
im Warschauer Ghetto fragte.<br />
Wir trafen uns damals im Cafe<br />
Funkeck in Hamburg. Am<br />
Ende des Interviews, das viel<br />
länger dauerte als ursprünglich<br />
geplant, hatte Ulrike Meinhof<br />
Tränen in den Augen.“<br />
– Marcel Reich-Ranicki , deutschpolnischer<br />
Literaturkritiker<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 7
Politik<br />
Die Macht<br />
der Konzerne<br />
Wie Lobbyismus die Politik lenkt<br />
Marco Meng<br />
8<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Politik<br />
Ex-Bundespräsident<br />
Horst Köhler:<br />
"Der Markt alleine<br />
richtet nicht alles<br />
zum Guten."<br />
Im Jahr 2009 wurde man gleich<br />
zwei Mal durch ein so genanntes<br />
„Wachstumsbeschleunigungsgesetz“<br />
aufgeschreckt: erst die sogenannte<br />
„Mövenpick-Steuersenkung“,<br />
also die Reduzierung der Mehrwertsteuer<br />
für Hotelbetriebe gegen eine<br />
satte Parteispende, dann die Laufzeitverlängerung<br />
für die deutschen<br />
Kernkraftwerke. Dies legte damals<br />
die Frage nahe: Wer hat das Sagen,<br />
gewählte Politiker oder Wirtschaftsunternehmen?<br />
Dass transnationale Konzerne<br />
nicht nur eng miteinander verflochten<br />
sind, sondern zunehmend die Weltwirtschaft<br />
und Weltpolitik beherrschen,<br />
wird immer deutlicher. 1300<br />
von diesen Konzernen kontrollieren<br />
dabei vier Fünftel der Weltwirtschaft.<br />
147 davon haben über rund 40 Prozent<br />
der Weltwirtschaft das Sagen. Dass<br />
die Finanzbranche ganz oben bei den<br />
alles beherrschenden Konzernen mit<br />
dabei ist, verwundert nicht angesichts<br />
der jüngsten Krisen und der Tatsache,<br />
dass Politiker aller Länder sich<br />
offensichtlich mehr als schwer tun,<br />
hier gesetzgeberisch einzugreifen.<br />
Unter den Top 50 der weltweit einflussreichsten<br />
Finanzkonzerne finden<br />
sich Barclays, der Axa-Konzern, UBS,<br />
Merrill Lynch und Goldman Sachs, die<br />
Deutsche Bank, der Allianz-Konzern,<br />
aber auch eher unbekannte wie die<br />
US-Investmentgesellschaft Capital<br />
Group, die z.B. große Anteile der Bayer<br />
AG (10,018 %), von Siemens (3,02<br />
%), Volkswagen AG (4,097 % Beteiligung,<br />
5,6 % Stimmrechte) und der<br />
Linde AG (ca. 10 %) hält.<br />
Der Markt richtet nicht alles<br />
zum Guten!<br />
Die zunehmende wirtschaftliche<br />
Machtkonzentration führt zum einen<br />
zu immer mächtigeren Interessenverbänden<br />
und wirkungsvoller Lobbyarbeit,<br />
die durchaus das Potential<br />
haben, die Demokratie auszuhöhlen,<br />
andererseits bestimmen sie auch immer<br />
ausschließlicher das wirtschaftliche<br />
Geschehen. Es wäre dabei falsch,<br />
diese Entwicklung als Auswüchse unseres<br />
sonst „stabilen“ Wirtschaftssystems<br />
zu sehen, sind sie doch nichts<br />
weiter als eine logische Folge davon.<br />
Noch bevor die Finanzkrise 2008 richtig<br />
ausgebrochen war, hatte der damalige<br />
Bundespräsident Horst Köhler<br />
– selbst ausgebildeter Ökonom und<br />
ehemaliger Chef des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) – vor einer<br />
Übermacht des Marktes gewarnt und<br />
erkannt: „Die ordnungspolitischen<br />
Vordenker unserer Sozialen Marktwirtschaft<br />
haben Recht behalten: Der<br />
Markt alleine richtet nicht alles zum<br />
Guten.“<br />
Die Deregulierungen in der Finanzbranche<br />
seit den 1980er<br />
Jahren - Ergebnis erfolgreicher<br />
Lobbyarbeit der Banken - haben<br />
zu der perversen Situation geführt,<br />
dass man inzwischen mit dem Handel<br />
von Geld mehr Geld verdient als mit<br />
industrieller Produktion. Beim sogenannten<br />
„Investmentbanking“, also<br />
beim Zocken mit Wertpapieren und<br />
Derivaten, verdient man am meisten<br />
und am schnellsten. Folge davon ist,<br />
dass ein Großteil der Transaktionen<br />
an den Börsen nur noch reine Spekulation<br />
ist. Waren einmal Aktien dazu<br />
gedacht gewesen, dass Unternehmen<br />
Kapital dadurch erhalten, indem sich<br />
viele Menschen am Unternehmen beteiligen,<br />
läuft es heute längst anders:<br />
Anteile von Firmen werden meist<br />
nur noch gekauft oder verkauft, weil<br />
der Kurs am Steigen oder am Fallen<br />
ist. Beim heutigen Computerhandel<br />
geschieht das mit einem Mausklick.<br />
Und während die letzten Jahre zwar<br />
gezeigt haben, wie gefährlich die<br />
„Systemrelevanz“ von Finanzinstituten<br />
ist, haben die Kartellbehörden<br />
nicht eingegriffen, als noch während<br />
der letzten Finanzkrise die Deutsche<br />
Bank die Postbank übernahm und die<br />
Commerzbank die Dresdner.<br />
Lobbyisten schreiben<br />
unsere Gesetze<br />
Das ARD-Magazin Monitor fand<br />
2006 heraus, dass Mitarbeiter privater<br />
Unternehmen in verschiedenen<br />
Bundesministerien beschäftigt sind<br />
und dabei sogar an Gesetzentwürfen<br />
mitarbeiten. Dass in den Ministerien<br />
sogenannte „Leihbeamte“, d.h. von<br />
Banken und Fonds bezahlt, bei der<br />
Gesetzgebung zu Hedgefonds und<br />
Kreditverkäufen mitgeschrieben haben,<br />
verwundert also nicht. In den<br />
USA waren es ehemalige Mitarbeiter<br />
von Goldman Sachs, die – nun in<br />
Ministerien sitzend - Reformen wie<br />
z.B. die von Ex-Notenbankchef Paul<br />
Kein Zucker“schlecken“<br />
für Arbeitnehmer<br />
Wenn große Finanzunternehmen wie die Hypo<br />
Real Estate zusammenzubrechen drohen,<br />
so haben sie sich meist durch eigene Schuld,<br />
durch die Gier ihrer Investmentbanker, in<br />
Schwierigkeiten gebracht. Dennoch werden<br />
sie vom Staat durch Milliardenbürgschaften<br />
und frische Kredite gerettet, aus denen den<br />
Schuldigen dann meist noch satte Provisionen<br />
gezahlt werden. Arbeitnehmer dagegen<br />
stehen bei Unternehmenspleiten meist im<br />
Regen. Nicht nur im Verlauf der Insolvenz und<br />
Übernahme des Karstadt-Konzerns gingen<br />
Tausende von Arbeitsplätzen langjähriger<br />
Mitarbeiter verloren. Auch die Angestellten<br />
des Schlecker-Konzerns haben weder von ihrem<br />
insolventen Arbeitgeber, der in Verdacht<br />
steht, sein Vermögen rechtzeitig beiseite<br />
geschafft zu haben, noch vom Staat Hilfe zu<br />
erwarten. Bundeswirtschaftsminister Rösler<br />
verstieg sich sogar zu der Äußerung, die<br />
Schlecker-Mitarbeiter sollten sich gefälligst<br />
selbst um ihre „Anschlussverwendung“ kümmern.<br />
Hat der Herr Minister vergessen, dass<br />
er hier über Menschen redete? Oder hat der<br />
ehemalige Oberstabsarzt solche Worte bei<br />
der Bundeswehr gelernt? Vielleicht sollte<br />
Herr Rösler langsam anfangen, selbst einmal<br />
über seine Anschlussverwendung nachzudenken.<br />
Gleichzeitig blühen und gedeihen übrigens die<br />
Schlecker-Filialen im „Pleiteland“ Spanien<br />
aufs Beste und sollen sogar expandieren… fb<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 9
Politik<br />
Volcker geforderte Trennung von<br />
normalem Bankgeschäft und hoch<br />
spekulativem Investmentbanking<br />
oder auch ein Verbot des unregulierten<br />
Derivate-Handels verhinderten.<br />
Dass sich die Finanzbranche selbst<br />
ihre Gesetze schreiben konnte, wurde<br />
mit „mangelndem Fachwissen“ in den<br />
Ministerien begründet. Das Ergebnis<br />
haben wir vor Augen. Aus einem<br />
Bericht des Bundesrechnungshofes<br />
wird deutlich: Über 60 Prozent der<br />
externen Mitarbeiter vertraten die<br />
Bundesregierung sogar bei Veranstaltungen<br />
und Verhandlungen. Über<br />
25 Prozent waren an Vergabeverfahren<br />
öffentlicher Aufträge beteiligt. Ein<br />
Beispiel mehr als fragwürdiger Lobbyarbeit<br />
ist der Chemiekonzern BASF.<br />
Im Jahr 2000 plante die EU eine neue<br />
Chemieverordnung, damit chemische<br />
Stoffe untersucht würden, die bislang<br />
nie auf ihre Gefährlichkeit getestet<br />
worden waren. Da zu der Zeit, von<br />
2004 bis 2005, im Bundeswirtschaftsministerium<br />
die BASF einen eigenen<br />
Mitarbeiter hatte, konnte der sich mit<br />
der Umsetzung der EU-Chemikalienrichtlinie<br />
REACH befassen. Am Ende<br />
setzte sich die Chemie-Lobby gegen<br />
die Verbraucherinteressen durch.<br />
Durch Fusionen und Zukäufe<br />
nahm in den letzten Jahren die<br />
Macht einiger Konzerne erheblich<br />
zu. Da diese dann ihre Macht auf<br />
die gesamte Wertschöpfungskette<br />
ausdehnen, erlangen sie so absolute<br />
Marktbeherrschung. Im Agrarsektor<br />
ist dies längst geschehen wie die Dokumentation<br />
Food, Inc. aus dem Jahr<br />
2008 beeindruckend zeigt: nur sechs<br />
Konzerne beherrschen den weltweiten<br />
Handel. Gab es 1970 noch Tausende<br />
von Schlachthöfen in den USA, gibt<br />
es heute gerade noch 13. Hühner werden<br />
heute in der Hälfte der Zeit wie<br />
Der Chemieriese BASF hatte<br />
im Bundeswirtschaftsministerium<br />
einen eigenen Mitarbeiter<br />
geparkt, der bei der Umsetzung<br />
einer neuen EU-Chemikalienrichtlinie<br />
mitwirkte - natürlich im<br />
Sinne der Lobbyisten!<br />
vor 50 Jahren doppelt so schwer. Die<br />
gleichen Zustände herrschen auf dem<br />
Saatgutmarkt. 90 Prozent aller Sojabohnen<br />
in den USA enthalten Gene,<br />
auf die z.B. der Konzern Monsanto ein<br />
Patent hat. Dabei haben ehemalige<br />
Monsanto-Mitarbeiter, die in die Politik<br />
gewechselt sind, dafür gesorgt,<br />
gentechnisch veränderte Produkte<br />
nicht zu kennzeichnen. Laut einem<br />
EU-Kommissionsvertreter wurden<br />
die US-Stellungnahmen zur Gentechnik<br />
von Mitarbeitern von Monsanto<br />
geschrieben (und der ehemalige US-<br />
Handelsminister Michael Kantor sitzt<br />
mittlerweile im Aufsichtsrat von Monsanto,<br />
ist nebenbei auch Senior Advisor<br />
bei Morgan Stanley und tritt als<br />
„Repräsentant“ von Ford, Boeing, Citi-<br />
Group, UPS, PepsiCo und AOL auf.) 70<br />
Prozent aller verarbeiteten Produkte<br />
in einem amerikanischen Supermarkt<br />
sind heute gentechnisch verändert,<br />
ohne dass dies gekennzeichnet wird.<br />
Nicht nur der Handel selbst wird also<br />
von diesen wenigen Konzernen bestimmt,<br />
sondern durch ihre erfolgreiche<br />
Lobbyarbeit die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen dazu, auch über<br />
Ländergrenzen hinweg, beispielsweise<br />
in der Welthandelsorganisation<br />
WTO. Monsantos ehemaliger Chief<br />
Counsel Rufus Yerxa ist heute Stellvertreter<br />
des WTO-Generaldirektors.<br />
Auch die EU<br />
unter Konzernkontrolle<br />
Die Konzentration<br />
wirtschaftlicher<br />
Macht war<br />
noch nie so groß<br />
und so gefährlich<br />
wie heute. Doch<br />
welche Gefahr<br />
üben die Konzerne<br />
auf die Demokratie<br />
aus? Die<br />
Lobbyarbeit der<br />
Interessenverbände übt ihren Einfluss<br />
auf die Agrarpolitik aus. Es wird geschätzt,<br />
dass derzeit mehr als 15.000<br />
professionelle Lobbyisten in den Gebäuden<br />
der Europäischen Kommission,<br />
des Europarats und -parlaments<br />
tätig sind. Eine der einflussreichsten<br />
europäischen Wirtschaftslobbygruppen<br />
ist der Europäische Runde Tisch<br />
der Industrialisten (ERT), ein Klub mit<br />
47 Vorständen aus Europas größten<br />
transnationalen Unternehmen, die<br />
den Maastricht-Vertrag 1991 und die<br />
Europäische Währungsunion prägten.<br />
Der „Aktionsplan Lissabon“ der EU,<br />
im März 2000 beschlossen, soll vom<br />
ERT formuliert worden sein. Dieser<br />
sieht vor, die Energie-, Transport- und<br />
Postdienstmärkte europaweit zu privatisieren<br />
und die Arbeitsmärkte und<br />
Rentensysteme zu „liberalisieren“.<br />
In den Verhandlungen über eine<br />
Reform der Finanzmärkte warnten<br />
schon einige Abgeordnete des Europaparlaments<br />
vor einer Übermacht<br />
der Finanzlobby. Unabhängiger Sachverstand<br />
ist tatsächlich selten, denn<br />
die Mehrzahl der zur Beratung herangezogenen<br />
Experten wird von Banken,<br />
Fonds oder anderen Finanzmarktteilnehmern<br />
beschäftigt. In der Expertengruppe<br />
für die Bankenregulierung<br />
kommen 200 von 260 Experten direkt<br />
von denselben Banken, die reguliert<br />
werden sollen. „Etwa 700 Finanzlobbyisten<br />
mit einem geschätzten Etat<br />
von 300 Millionen Euro üben in Brüssel<br />
Druck aus.“, so heißt es. Dass die<br />
Lobbyarbeit der Finanzbranche ziemlich<br />
erfolgreich war, ist mittlerweile<br />
für jeden spürbar: die gesetzliche<br />
Rente wird demontiert, die private Altersvorsorge<br />
für jeden als zwingend<br />
notwendig verkauft. Finanzmakler<br />
wie die Deutsche Vermögensberatung<br />
DVAG profitieren vom Ausbau der Privatvorsorge.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
unterstützte sie CDU und FDP mit<br />
sechsstelligen Summen. Oder die Finanzvertriebsgesellschaft<br />
Allgemeiner<br />
Wirtschaftsdienst (AWD) des Carsten<br />
Maschmeyer, der zusammen mit<br />
Bert Rürup die MaschmeyerRürup<br />
AG gründete. Pikant daran ist, dass<br />
Rürup in den Jahren davor ein maßgeblicher<br />
Berater der Bundesregierung<br />
in der Rentenpolitik war. Und die<br />
Offenlegung der Nebeneinkünfte des<br />
ehemaligen Bundesministers Walter<br />
Riester, nach dem die Privatrente benannt<br />
ist, verrät allein für die Jahre<br />
10<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Ex-Notenbankchef Paul Volcker<br />
Carsten Maschmeyer und Bert Rürup<br />
Politik<br />
2007/2008 einige zehntausend Euro<br />
aus der Finanz- und Versicherungsbranche.<br />
Auch Bernd Raffelhüschen,<br />
der als „unabhängiger Rentenexperte“<br />
zu den Regierungsberatern in<br />
Sachen Rentenreform gehört, ist einer<br />
von ihnen: gleichzeitig sitzt er im<br />
Aufsichtsrat des größten deutschen<br />
Versicherers ERGO, der von einer Privatisierung<br />
der Rente ungemein profitiert.<br />
Natürlich nutzt so mancher<br />
Politiker auch die Möglichkeit<br />
und wechselt nach seiner<br />
Politikkarriere direkt ins Lager<br />
der Lobbyisten. Nicht nur Gerhard<br />
Schröder fand schnell einen Job<br />
als Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
deutsch-russischen Ostseegaspipeline,<br />
Ex-Wirtschaftsministers Werner<br />
Müller findet man bei der Ruhrkohle<br />
AG wieder, Ex-Wirtschaftsminister<br />
Wolfgang Clement ist bei RWE Power<br />
und der Dussmann-Gruppe, Joschka<br />
Fischer berät RWE und BMW. Äußerst<br />
bedenkliche Vorgänge.<br />
Großkonzerne zahlen kaum Steuern<br />
Während der Mittelstand zwar von Politikern<br />
gerne als „Rückgrat der Wirtschaft“<br />
bezeichnet wird, ist das Handeln<br />
derselben Politiker meist auf das<br />
Wohl der multinationalen Konzerne<br />
fokussiert und oft sogar mittelstandsfeindlich.<br />
Während kleine und mittelständige<br />
Betriebe aber hier Steuern<br />
zahlen, können sich die multinationalen<br />
Konzerne fiskalisch geschickt<br />
ins Ausland oder, noch besser, ins<br />
Niemandsland absetzen. In den USA<br />
beispielsweise sorgten in den 50er<br />
Jahren die Unternehmen noch für 30<br />
Prozent der Staatseinnahmen – 2009<br />
waren es nur noch 6,6 Prozent, obwohl<br />
die Gewinne um ein Vielfaches<br />
zugenommen haben. 2010 schaffte es<br />
das größte Unternehmen des Landes,<br />
der Konzern General Electric, auf einen<br />
US-Gewinn von gut fünf Milliarden<br />
Dollar keinerlei Steuern zu zahlen,<br />
sondern durch Vergünstigungen<br />
noch gut drei Milliarden Dollar gutgeschrieben<br />
zu bekommen. Ähnlich<br />
ist hierzulande das Beispiel Deutsche<br />
Bank: trotz eines Milliardengewinns<br />
von fast 1,2 Milliarden Mark (rund 600<br />
Millionen Euro) vor Steuern zahlte sie<br />
für das Jahr 2001 keine Ertragsteuern<br />
an den deutschen Fiskus. Auch<br />
2009 lag der Überschuss zwar<br />
bei 5,2 Milliarden Euro, es fielen<br />
aber nur 200 Millionen Euro an<br />
Steuern an - weniger als vier<br />
Prozent des Gewinns. Hilfreich<br />
ist die Verschachtelung<br />
der Konzernstruktur, so dass<br />
etwaige Gewinne geschickt<br />
dort verbucht werden,<br />
wo man am wenigsten<br />
Steuern zahlen muss.<br />
Der zunehmend<br />
stärker werdende<br />
Lobbyismus ist<br />
Ergebnis der zunehmenden<br />
Konzentration in der Wirtschaft, was<br />
als „Globalisierung“ betitelt wird.<br />
Denn mit Globalisierung meinen die<br />
Wirtschaftslobbyisten natürlich etwas<br />
ganz anderes als das, was sie<br />
den Leuten als „Globalisierung“ verkaufen.<br />
Sie meinen: Ausbreitung der<br />
Konzernmacht über nationale Grenzen<br />
hinweg. Sicherlich ist der Lobbyismus<br />
selbst nicht schuld an den<br />
Wirtschaftskrisen, die uns immer<br />
wieder erschüttern, vielmehr sind<br />
diese systemimmanent. Denn die zunehmende<br />
Monopolisierung ist nur<br />
die logische Konsequenz aus unseren<br />
geltenden Wirtschaftsregeln. Und jeder<br />
Finanzexperte wird bestätigen,<br />
dass ein Geldsystem, das auf Zins und<br />
Zinseszins beruht, zwangsläufig einerseits<br />
Konzentrierung fördert und<br />
andererseits immer wieder zusammenbrechen<br />
muss. Lobbyisten oder<br />
„gierige Manager“ sind dabei nicht<br />
Urheber dessen, was wirtschaftlich<br />
schiefläuft, sondern sie nutzen als<br />
Mitspieler die Logik eines Spiels, dessen<br />
Spielplan mangelhaft ist. ■<br />
Marco Meng war 1999 und 2000 Korrespondent<br />
des Wiener Börsenkuriers<br />
in Rußland<br />
(St. Petersburg). Neben<br />
journalistischen Arbeiten<br />
ist er auch literarisch<br />
tätig (Gedichte und Kurzgeschichten)<br />
und war<br />
u.a. 1999 für den Georg.<br />
K. Glaser- Literaturpreis<br />
nominiert. <strong>Matrix3000</strong>-Leser kennen<br />
bereits seine politischen und gesellschaftskritischen<br />
Texte, u.a. zur Mediendemokratie<br />
und zur politischen Situation in<br />
Rußland. Seine Prosa<br />
wurde von namhaften<br />
Autoren, u.a. Robert<br />
Schneider („Schlafes<br />
Bruder“) und Ernst<br />
Jünger positiv rezensiert.<br />
2011 erschien von<br />
ihm der Kurzgeschichtenband<br />
„Herrliche Tage“<br />
(siehe Buchempfehlungsseite).<br />
Bild oben rechts: © MaschmeyerRürup AG<br />
Die Deutsche Bank zahlte trotz<br />
Milliardengewinnen weniger<br />
als vier Prozent Steuern.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 11
Politik<br />
Gentechnik-Industrie will umstrittenen<br />
„Goldenen Reis“ einführen<br />
Allen Bedenken und kritischen Stimmen<br />
zum Trotz will die Gentechnik-Industrie<br />
den umstrittenen „Golden Rice“ 2013 auf<br />
den Markt bringen. Der gentechnisch<br />
veränderte Reis ist das Vorzeigeprojekt<br />
der Gen-Lobby und wird als Wundermittel<br />
gegen den in ärmeren Ländern weit<br />
verbreiteten gefährlichen Vitamin-A-<br />
Mangel propagiert. Dabei ist das Projekt<br />
mehr als umstritten.<br />
Ein aktueller foodwatch-Report belegt:<br />
Die Erfolgsversprechen der Industrie<br />
sind nicht bewiesen, die Risiken nicht<br />
ausreichend geprüft. Doch die Gen-<br />
Lobby hält unbeirrt an ihren Plänen<br />
fest: Nach mehr als einem Jahrzehnt<br />
der Forschung soll der „Golden Rice“ ab<br />
2013 zunächst auf den Philippinen kommerziell<br />
angebaut werden.<br />
Der „goldene Reis“ wurde durch gentechnische<br />
Eingriffe so verändert, dass<br />
in den Körnern Carotinoide gebildet<br />
werden, wodurch der Reis seine gelbe<br />
Farbe bekommt. Im menschlichen<br />
Körper werden diese Carotinoide in das<br />
lebensnotwendige Vitamin A umgewandelt<br />
und können – so die Idee – dazu<br />
beitragen, die Vitamin-A-Mangelversorgung<br />
in armen Ländern zu beheben. Der<br />
Kreislauf aus Armut und Fehlernährung<br />
und den daraus resultierenden Vitamin-<br />
Im Gegensatz zu natürlichem Reis ist<br />
der „Golden Rice“ durch die Carotinbeigabe<br />
gelb gefärbt.<br />
A-Mangelkrankheiten wie Augen- und<br />
Hauterkrankungen, Störungen im Immunsystem,<br />
Wachstumsstörungen und<br />
sogar Todesfolgen, soll damit durchbrochen<br />
werden.<br />
Soweit das Heilversprechen. Doch die<br />
Betreiber des Projekts bleiben den Beweis<br />
schuldig, dass ihr „goldener Reis“<br />
wirklich wirkt. Ob der Reis nach der oft<br />
langen Lagerung überhaupt noch Carotinoide<br />
enthält und ob diese im Körper<br />
aufgenommen werden und zur Verfügung<br />
stehen – all das ist nicht bewiesen.<br />
Über mögliche gesundheitliche Risiken<br />
gibt es Untersuchungen an gerade einmal<br />
fünf Personen in den USA. Trotzdem<br />
wurde der Reis im Jahr 2009 an chinesischen<br />
Schulkindern getestet. Die Testdaten<br />
wurden nie veröffentlicht.<br />
Die Projektbetreiber vertreten dennoch<br />
die Auffassung, dass gesundheitliche<br />
Risiken nicht weiter untersucht werden<br />
müssen. Wie sich der Stoffwechsel<br />
der Reispflanze verändert, welche<br />
Auswirkungen der Anbau auf regionale<br />
Reissorten haben kann oder wie die<br />
Reaktionen auf wechselnde Umweltbedingungen<br />
sind, hat das Betreiber-Konsortium<br />
nicht untersucht. Die Gen-Lobby<br />
fordert stattdessen eine generelle Absenkung<br />
der Sicherheitsstandards und<br />
Prüfungsauflagen zu gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen.<br />
foodwatch will das verhindern. Die Diskussion<br />
über mögliche Risiken gentechnisch<br />
veränderter Pflanzen muss weiter<br />
geführt werden. Bevor der „goldene<br />
Reis“ – ein Projekt mit hohem moralischen<br />
Anspruch, aber fragwürdigem<br />
Nutzen – angebaut wird, müssen alle<br />
Fragen geklärt sein. Bis dahin ist das<br />
“Golden Rice”-Projekt vor allem eins:<br />
ein „Golden Lies“-Projekt der Gen-Lobby,<br />
um sich ein positives Image zu verschaffen.<br />
Informationen unter: www.foodwatch.de/kampagnen_themen/gentechnik/golden_rice<br />
Uran im Trinkwasser<br />
An für sich stellt das radioaktive und<br />
toxische Schwermetall Uran für uns<br />
und unsere Umwelt kein Problem<br />
dar. Vorausgesetzt, es bleibt dort, wo<br />
es auch hingehört, nämlich fest<br />
gebunden in Gesteinsschichten.<br />
Mineralische Dünger (Volldünger),<br />
die in der Landwirtschaft<br />
verwendet werden, enthalten<br />
oftmals beträchtliche Mengen an<br />
Uran. Diverse Messungen ergeben<br />
sogar mehrere hundert Mikrogramm<br />
Uran pro Kilogramm<br />
Phosphat. Das Uran reichert<br />
sich im Boden an und sickert ins<br />
Trinkwasser. Mit Uran belastet<br />
sind natürlich auch die Pflanzen<br />
(Nahrungsmittel), die auf diesen<br />
Böden wachsen.<br />
Zumindest für das Leitungswasser<br />
in Deutschland gilt seit November<br />
2011 ein Grenzwert von<br />
10 Mikrogramm Uran pro Liter.<br />
Das ist zwar ein Fortschritt für<br />
die deutschen Verbraucher, da<br />
es bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt<br />
keine gesetzliche Obergrenze<br />
gab (in anderen EU-Ländern<br />
gibt es sie immer noch nicht!), doch<br />
10 Mikrogramm Uran pro Liter Wasser<br />
sind besonders für Säuglinge und<br />
Kleinkinder immer noch viel zu viel.<br />
Uran reichert sich im Organismus<br />
an. Für Säuglinge und Kleinkinder,<br />
die besonders empfänglich sind,<br />
bedeutet dies ein erhebliches Gesundheitsrisiko.<br />
Die deutschen Behörden<br />
wissen darüber sehr<br />
wohl Bescheid, kommen ihrer<br />
Fürsorgepflicht gegenüber<br />
den Bürgern aber nicht nach<br />
(- was kein Einzelfall ist).<br />
Für Mineralwasser gibt es<br />
noch keinen gesetzlichen<br />
Uran-Grenzwert! Nur solches<br />
Mineralwasser, das<br />
als „geeignet für die Zubereitung<br />
von Säuglingsnahrung”<br />
beworben wird, darf<br />
einen Grenzwert von 2 Mikrogramm<br />
pro Liter nicht<br />
überschreiten. Andere Mineralwässer<br />
mit erhöhtem Gehalt<br />
an Uran dürfen verkauft<br />
werden und werden verkauft,<br />
wie Foodwatch nachgewiesen<br />
hat. Eine Kennzeichnung<br />
für solche uranhaltigen Mineralwässer<br />
ist nicht vorgeschrieben.<br />
12<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Politik<br />
Schleichendes Alltagsgift<br />
Bisphenol A<br />
Der Stoff Bisphenol A liefert ein schlimmes<br />
Beispiel schädlicher Nebenwirkungen<br />
unserer modernen Chemie.<br />
Gerade wurde er in Babyflaschen verboten,<br />
als der BUND ihn – neben anderen<br />
Chemikalien – im Staub von Kindergärten<br />
aufspürte. Greenpeace fand<br />
ihn in sieben von acht Kassenzetteln.<br />
Beunruhigend, denn der Stoff steht im<br />
Verdacht, an den unterschiedlichsten<br />
Krankheiten beteiligt zu sein.<br />
Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) wird<br />
hauptsächlich bei der Herstellung von<br />
Kunststoffen sowie von Lacken, Beschichtungen<br />
und Klebern verwendet<br />
und zählt heute weltweit zu den am<br />
häufigsten eingesetzten Industriechemikalien.<br />
Der BAYER-Konzern gehört<br />
mit zu den größten Herstellern. Allein<br />
in Europa werden jährlich über<br />
eine Million Tonnen Bisphenol A in<br />
der Industrie verbraucht. BPA belastet<br />
massiv unsere Umwelt, und man geht<br />
davon aus, dass heute beinahe jeder<br />
Mensch von klein auf mit BPA belastet<br />
ist.<br />
BPA befindet sich in den<br />
meisten Lebensmittelverpackungen,<br />
in Plastikflaschen,<br />
Plastikbehältern,<br />
auf Kassenbons<br />
und in Kinderspielzeug<br />
sowie in vielerlei anderen<br />
Alltagsgegenständen.<br />
Der Einsatz von BPA in<br />
Babytrinkflaschen und<br />
Schnullern wurde 2003<br />
verboten (achten Sie beim<br />
Kauf auf „BPA-free“-Aufkleber!)<br />
Durch eine Studie (JAMA<br />
2011; 306: 2218-2220)<br />
in den USA wurde<br />
jetzt festgestellt, dass<br />
Bisphenol A in erheblichen<br />
Mengen auch auf Dichtungsfolien<br />
von Konserven enthalten ist.<br />
Bereits in geringen Mengen ist BPA<br />
giftig. Seit längerem steht es in<br />
Verdacht, in den Hormonhaushalt<br />
des Menschen einzugreifen und so<br />
möglicherweise bereits in kleinsten<br />
Dosen beträchtlichen Schaden anzurichten.<br />
BPA steht in Verbindung<br />
mit Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />
der Organe – insbesondere des<br />
Gehirns - bei Kindern, mit Verhaltensauffälligkeiten<br />
(AD(H)S), Dysfunktionen<br />
der Fortpflanzungsorgane,<br />
erhöhtem Risiko von Brust- und<br />
Prostatakrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
und Diabetes. Ebenso<br />
drohen Schädigungen des Erbguts<br />
und negative Folgen auf den<br />
Schwangerschaftsverlauf.<br />
Wissenschaftler zeigen sich immer<br />
wieder besorgt über ein nicht ausreichendes<br />
Risikomanagement einer<br />
potentiell so gefährlichen Substanz.<br />
Die Europäische Union, die „sichere“<br />
Höchstwerte für Chemikalien<br />
festlegt, bezieht sich in ihrer Risikoanalyse<br />
für Bisphenol A auf Studien,<br />
die BPA als harmlos darstellen. Die<br />
besagten Studien sind – wie für Risikobewertungen<br />
vieler Chemikalien<br />
und Pestizide üblich – von der Industrie<br />
finanziert und wurden von der<br />
überragenden Mehrheit unabhängiger<br />
Studien widerlegt. Das deutsche<br />
Umweltbundesamt kam gar zu dem<br />
Schluss, dass der derzeit EU-weit<br />
geltende sichere Höchstwert von<br />
BPA bis um das 2000-fache zu hoch<br />
liegt. Anstatt etwas gegen diese<br />
Chemikalie zu unternehmen, werden<br />
in der EU die Grenzwerte nach<br />
oben hin angepasst. In Kanada dagegen<br />
ist BPA bereits verboten.<br />
Einsatz von CIA-Drohnen vor Gericht<br />
Seit Beginn von Barack Obamas Präsidentschaft<br />
hat der Einsatz unbemannter<br />
Drohnen durch CIA und US-Militär<br />
bislang unbekannte Ausmaße angenommen.<br />
Anstatt mit großem militärischem<br />
Pomp in anderen Staaten<br />
einzumarschieren, tötet das US-<br />
Militär jetzt leiser und unauffälliger.<br />
Gezielte Tötungsaktionen gibt es<br />
auch in Staaten, mit denen sich die<br />
USA nicht im Krieg befinden.<br />
Zwei US-Bürgerrechtsorganisationen,<br />
das Center for Constitutional<br />
Rights (CCR) und die American Civil<br />
Liberties Union (ACLU) haben jetzt<br />
erstmals Klage vor Gericht gegen<br />
den Drohneneinsatz eingereicht.<br />
Unmittelbarer Anlass war der Tod<br />
dreier US-Bürger während eines<br />
Drohnenangriffs im Jemen im vergangenen<br />
Jahr. Argumentation der<br />
Kläger: Da die USA keinen Krieg<br />
gegen den Jemen führen, ist der<br />
Einsatz tödlicher Gewalt gegen das<br />
Land illegal. Erstes Opfer des Drohneneinsatzes<br />
war der amerikanische<br />
Staatsbürger Anwar al-Awlaki<br />
– ehemaliger Moslem-Prediger der<br />
George Washington University, der<br />
2001 sogar einmal zu einem Essen<br />
ins Pentagon geladen war, von der<br />
Obama-Administration dann aber<br />
ohne zwingende Beweise zum Al-<br />
Qaida-Sympathisanten deklariert<br />
wurde und seitdem im Jemen untergetaucht<br />
war. Ferner kam bei dem<br />
Einsatz der Journalist Samir Khan<br />
ums Leben sowie Abdulrahman al-<br />
Awlaki, Awlakis 16jähriger Sohn.<br />
Einem Bericht der Washington Post<br />
zufolge sollen US-Offizielle erklärt<br />
haben, die Tötung der drei Männer<br />
sei „nicht beabsichtigt“ gewesen.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 13
News<br />
18jähriger stirbt bei<br />
Computerspiel<br />
In Taiwan ist ein Teenager in einem<br />
Internet-Café kollabiert und kurz darauf<br />
gestorben, nachdem er 40 Stunden<br />
ohne Pause ein Online-Computerspiel<br />
gespielt hatte.<br />
Der 18jährige hatte ein privates Nebenzimmer<br />
des Cafés für sich gebucht<br />
und begann das populäre Internet-Rollenspiel<br />
Diablo 3 zu spielen.<br />
Es handelt sich um das erfolgreichste<br />
Computerspiel aller Zeiten, bei dem<br />
der Spieler auf unterschiedlichen<br />
Levels gegen Teufel und Dämonen<br />
kämpfen muss.<br />
Nach zwei Tagen fand ein Angestellter<br />
den Jungen schlafend an<br />
seinem Tisch und weckte ihn auf.<br />
Der Junge machte noch ein paar<br />
Schritte vom Tisch fort und brach<br />
dann zusammen. Er wurde von einem<br />
Rettungswagen ins Krankenhaus<br />
gebracht, wo die Ärzte nur<br />
noch seinen Tod feststellen konnten.<br />
Die Polizei hat eine Autopsie in<br />
Steuerflucht Ursache<br />
der Finanzkrise?<br />
Nach Untersuchungen der britischen<br />
Organisation Tax Justice Network<br />
(Netzwerk für Steuergerechtigkeit),<br />
die von beiden Kammern des britischen<br />
Parlaments gegründet<br />
worden war, könnte<br />
ein Großteil der weltweiten<br />
Staatsschulden abgebaut<br />
werden, wenn die nationalen<br />
Regierungen nur endlich<br />
konsequenter gegen<br />
die Steuerflucht der Superreichen<br />
vorgehen würden.<br />
Nach Schätzungen der<br />
Initiative werden derzeit<br />
weltweit zwischen 16,7 und<br />
25,7 Billionen Euro vor dem<br />
Fiskus versteckt. Dies entspricht<br />
dem Bruttoinlandsprodukt<br />
der USA und Japans<br />
zusammengerechnet.<br />
Die Superreichen beschäftigen<br />
Heerscharen von Vermögensverwaltern<br />
und Finanzberatern, die meist<br />
für Großbanken arbeiten, um globale<br />
Verflechtungen und Gesetzeslücken<br />
zu nutzen, damit man Vermögenswerte<br />
in Steueroasen unterbringen kann.<br />
Man berief sich auf Zahlen, die James<br />
Henry, ein früherer Wirtschaftsexperte<br />
des Beratungsunternehmens<br />
McKinsey, der Organisation zur Verfügung<br />
gestellt hatte. Mehr noch: Nicht<br />
nur Privatpersonen, sondern auch<br />
Großbanken bedienen sich solcher<br />
Tricks. So gelang es z. B. der Citibank<br />
und der Commerzbank, trotz größerer<br />
Bilanzverluste in den Jahren 2005-<br />
2010 ihr Vermögen um 10 % pro Jahr<br />
zu steigern. Gleichzeitig hatten sie in<br />
diesem Zeitraum satte staatliche Unterstützungszahlungen<br />
kassiert. Auf<br />
der Hitliste der Beliebtheitsskala von<br />
Steueroasen stehen nach wie vor die<br />
Schweiz und die Kaiman-Inseln in der<br />
Karibik ganz oben.<br />
Auf diese Weise gingen den Staaten<br />
Gelder verloren, die zum Aufbau der<br />
einzelnen Länder benötigt würden.<br />
Dies betrifft nicht nur die Eurozone,<br />
Auftrag gegeben, um festzustellen,<br />
woran der Junge eigentlich gestorben<br />
ist. Vermutungen zufolge könnte<br />
das fast zwei Tage andauernde<br />
ununterbrochene Sitzen in einer<br />
Position kardiovaskuläre Probleme<br />
verursacht haben.<br />
Es war nicht der erste Todesfall<br />
nach einem Computerspiel. Im Februar<br />
2012 war, ebenfalls in Taiwan,<br />
ein Mann tot aufgefunden worden,<br />
nachdem er 23 Stunden ununterbrochen<br />
gespielt hatte. Als man ihn<br />
fand, hatte er noch den Arm nach<br />
dem Keyboard ausgestreckt. Als Todesursache<br />
wurde „Herzstillstand“<br />
ermittelt (was zwar sicher die unmittelbare<br />
Ursache des Todes war,<br />
aber seinerseits doch von irgend etwas<br />
verursacht werden musste!). In<br />
Sheffield war 2011 ein 20jähriger an<br />
einer Embolie gestorben, nachdem<br />
er 12 Stunden lang an seiner Xbox<br />
gespielt hatte. Ob die genannte „kardiovaskulären“<br />
Probleme bei derart<br />
jungen Leuten pauschal als Todesursachen<br />
plausibel sind, darf getrost<br />
angezweifelt werden. Vielleicht stehen<br />
ja noch ganz andere Ursachen<br />
dahinter.<br />
sondern auch zahlreiche aufstrebende<br />
Wirtschaftsnationen. So sind in<br />
<strong>Russland</strong> seit den frühen neunziger<br />
Jahren rund 640 Milliarden Euro ins<br />
Ausland geschafft worden. In Saudi-<br />
Arabien waren es ca. 250 Milliarden<br />
Euro, eine ähnliche Summe<br />
auch in Nigeria.<br />
Der Bericht von Tax Justice<br />
Network verdeutlicht ein<br />
grundlegendes Problem:<br />
Dadurch, dass eine immer<br />
kleiner werdende Menge<br />
von Vermögenden ihr Geld<br />
steuersparend auslagert,<br />
müssen die Staatsschulden<br />
in immer größer werdendem<br />
Maße von der Masse<br />
der Normalverdiener geschultert<br />
werden. Aus ihnen<br />
wird durch immer weitere<br />
Kürzungen und Gesetzesverschärfungen<br />
mehr und<br />
mehr Geld zwangsweise<br />
herausgepresst, anstatt diejenigen,<br />
die ihr Geld sowieso niemals ausgeben<br />
können, endlich angemessen<br />
zur Kasse zu bitten. Würde man nur<br />
die Zinsgewinne der vor dem Fiskus<br />
versteckten Vermögen lediglich so<br />
besteuern, wie es bei den Normalsparern<br />
der Fall ist, stünden den Industrieländern<br />
jährlich mindestens 150<br />
Milliarden Euro mehr Steuergelder<br />
zur Verfügung.<br />
14<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Studie: Oberflächliches Denken<br />
macht konservativ<br />
Eine von US-Psychologen durchgeführte<br />
Studie kam zu einem, gelinde gesagt,<br />
brisanten Ergebnis. Menschen, die zu<br />
oberflächlichem, „anstrengungslosem“<br />
Denken („low-effort thinking“) neigen<br />
und sich einfache „Wahrheiten“ zu eigen<br />
machen, entwickeln bevorzugt konservative<br />
politische Grundhaltungen.<br />
Die Studie bestand aus drei Versuchen.<br />
Im ersten wurden Zufallsbesucher einer<br />
Bar zum Ausfüllen eines Fragebogens<br />
aufgefordert und gleichzeitig ihr<br />
Blutalkoholgehalt gemessen. Ergebnis:<br />
Je höher der Alkoholspiegel (der<br />
bekanntlich die Fähigkeit zum Denken<br />
beeinträchtigt), desto öfter entschieden<br />
sich die Testpersonen für typisch konservative<br />
Stammtischweisheiten (z. B.<br />
„Der Staat soll sich nicht einmischen.“)<br />
Ein ähnliches Resultat ergab sich, wenn<br />
die Testpersonen zwar nüchtern waren,<br />
aber neben dem Ausfüllen des Fragebogens<br />
noch zu anderen parallelen<br />
Tätigkeiten angehalten wurden. Unter<br />
diesen Bedingungen stieg die Anzahl<br />
typisch konservativer Antworten an, je<br />
mehr sich die Personen unter Druck<br />
gesetzt fühlten und daher nicht in der<br />
Lage waren, eingehender über die<br />
Fragestellungen nachzudenken. Setzte<br />
man sie in einem dritten Versuch<br />
statt dessen unter Zeitdruck, was das<br />
Ergebnis wiederum analog. Insbesondere<br />
„schnelle Bauchentscheidungen“<br />
begünstigen demzufolge konservative<br />
Grundhaltungen, die sich z. B. oft in Erzeugung<br />
von Ängsten und passenden<br />
Schuldzuweisungen erschöpfen und<br />
dafür Aspekte wie gesellschaftliche<br />
Verantwortung, solidarisches Denken<br />
etc. in den Hintergrund treten lassen.<br />
Die Psychologen resümieren, nach ihrer<br />
Studie existiere eine einzigartige<br />
Verbindung zwischen „ideologischen<br />
Inhalten des politischen Konservatismus“<br />
und dem anstrengungslosen,<br />
wenig tiefschürfenden Denken. Sie betonen<br />
auch, dies bedeute nicht etwa,<br />
dass jeder Konservative notwendigerweise<br />
oberflächlich denken würde. Es<br />
würden allerdings konservative Grundhaltungen<br />
durch das anstrengungslose<br />
Denken verstärkt. Möglicherweise<br />
sei der Hang zum Konservatismus im<br />
Menschen tiefer verankert, evtl. sogar<br />
ein genetisches Erbe aus dem Überlebenskampf<br />
früherer Zeiten, so dass<br />
sich insbesondere unter Bedingungen<br />
von Unsicherheit und Bedrohung konservative<br />
Meinungen unreflektiert und<br />
fast reflexartig manifestieren können.<br />
Ex-VW-Ingenieur<br />
entwickelt<br />
neuartigen<br />
Dieselmotor<br />
Ein neuer Dieselmotor, der OPOC<br />
des früheren VW-Entwicklungsingenieurs<br />
Hofbauer, spart zwischen<br />
15% und 52% an Treibstoff. Abgaswerte<br />
und Ölverbrauch sind nicht<br />
höher als beim normalen Diesel.<br />
Alles hier, am Rande der US-Autohochburg<br />
Detroit, erinnert an einen<br />
gewöhnlichen Lkw-Motor, es riecht<br />
nach Treibstoff und Ruß. Und dennoch<br />
könnte der EM 100 D OPOC ein<br />
weiteres Kapitel in der Geschichte des<br />
Automobils aufschlagen. Peter Hofbauers<br />
neuer Motor kann außer mit<br />
Diesel auch mit Benzin und Gas betrieben<br />
werden. Der Österreicher war<br />
zehn Jahre lang Chef der VW-Motorenentwicklung.<br />
Inzwischen im Ruhestand,<br />
ließ ihn die Idee eines neuartigen<br />
Motors nicht mehr los. Er tüftelte,<br />
gründete mehrere Unternehmen, darunter<br />
Ecomotors im Jahr 2008, wo er<br />
heute Technikvorstand und Aufsichtsratschef<br />
ist.<br />
Nun steht er vor dem Durchbruch<br />
mit seinem außergewöhnlich wirtschaftlichen<br />
und umweltfreundlichen<br />
Verbrennungsmotor. Der EM 100 D<br />
OPOC ist kein üblicher Vier-, sondern<br />
ein Zweitaktmotor. Hofbauer hat die<br />
Zylinder nicht nebeneinander angeordnet.<br />
Bei ihm liegen sie einander<br />
gegenüber. Jeweils zwei Kolben bewegen<br />
sich darin wie klatschende Hände<br />
aufeinander zu und voneinander<br />
weg. OPOC hat Hofbauer das Prinzip<br />
deshalb genannt, für Opposed Piston,<br />
Opposed Cylinder – zu Deutsch: gegenüberliegende<br />
Kolben, gegenüberliegende<br />
Zylinder. Die Konstruktion<br />
macht den Motor um die Hälfte leichter<br />
und kleiner sowie um 15 bis 54 Prozent<br />
sparsamer als einen traditionellen<br />
Viertakter. Das neuartige Aggregat ist<br />
auch bei den Herstellungskosten rund<br />
ein Fünftel günstiger als herkömmliche<br />
Motoren.<br />
Nur drei Jahre nach der Gründung<br />
von Ecomotors scheint die Serienreife<br />
des Motors in greifbarer Nähe. Einer<br />
der weltweit größten Lkw- und Motorenhersteller<br />
hat Verträge mit Ecomotors<br />
unterzeichnet, in denen er sich<br />
Prototyp des OPOC-Motors.<br />
bereit erklärt, den OPOC-Dieselmotor<br />
zur Serienreife weiterzuentwickeln<br />
und ihn in seine mittleren und schweren<br />
Lkw einzubauen. Noch schneller<br />
als der amerikanische Konzern wollen<br />
die Chinesen sein. Bereits 2013 will der<br />
Autozulieferer Zhongding mit dem Bau<br />
von OPOC-Lkw-Motoren beginnen. Danach<br />
soll eine Fertigung für 600 000<br />
Pkw-Motoren pro Jahr in Betrieb gehen.<br />
Mit 240 und 480 PS starken Lkw-<br />
Motoren des Typs EM 100 D OPOC wird<br />
es losgehen, der Pkw-Benzinmotor<br />
soll rund 100 PS haben. Zhongding<br />
unterzeichnete im Mai Rahmenverträge<br />
für die Entwicklung der Motoren.<br />
Der Zulieferer plant ein OPOC-Forschungszentrum<br />
in Shanghai, wo einige<br />
Hundert Techniker den Motor für<br />
den Alltagseinsatz fit machen sollen.<br />
Mit neuen Messergebnissen<br />
will Ecomotors die Zweifler<br />
überzeugen. Die Zahlen können<br />
sich sehen lassen, wie aus vertraulichen<br />
Unterlagen hervorgeht, die<br />
Ecomotors unlängst der GM-Führung<br />
überreichte. Auszüge aus dem 45seitigen<br />
Dokument: Durchschnittlich 15<br />
Prozent weniger Spritverbrauch konnten<br />
die Ecomotors-Ingenieure messen.<br />
Weitere Verbesserungen sollen<br />
die Ersparnis auf bis zu 25 Prozent<br />
steigern – und das mit einem Antrieb,<br />
der rund 1000 Euro günstiger in der<br />
Herstellung ist als ein herkömmlicher<br />
Benziner.<br />
Werden zwei Opoc-Motoren kombiniert<br />
und mit einem elektrisch unterstützten<br />
Turbolader – ebenfalls eine<br />
Erfindung von Hofbauer – versehen,<br />
sinkt der Spritverbrauch um 54 Prozent.<br />
Euphorisch ist Motorbauer Hofbauer,<br />
der sich zu den Verhandlungen<br />
nicht äußern will, trotzdem nicht.<br />
„Viele werden wir erst überzeugen“,<br />
sagt er, „wenn wir mit einem Opocgetriebenen<br />
Fahrzeug vorfahren.“ Im<br />
kommenden Jahr könne es so weit<br />
sein. Dann sei der erste Lkw mit Opoc-<br />
Motor einsatzbereit – er wird voraussichtlich<br />
in China gebaut.<br />
News<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 15
Politik<br />
Tausende warten auf<br />
einen Organspender<br />
Doch nur 6% der Organspenden hat der<br />
Verstorbene veranlasst - 94 % die Hinterbliebenen<br />
Rechtliche Voraussetzungen<br />
zur Organspende sind:<br />
Die Organtransplantation setzt in Deutschland<br />
die Einwilligung verstorbener Patienten<br />
oder ihrer nächsten Angehörigen<br />
voraus, die dem mutmaßlichen Willen des<br />
Verstorbenen entsprechen sollte.<br />
Die sogenannte Erweiterte Zustimmungsregelung<br />
war am 1. Dezember 1997 durch das<br />
Transplantationsgesetz in Kraft getreten.<br />
Die auf diese gesetzliche Grundlage gestützte<br />
Praxis deckte jedoch die immer größer<br />
gewordene Kluft zwischen Bedarf und<br />
Angebot nicht. Denn die fehlende Einwilligung<br />
durch die Spender gilt als mit Abstand<br />
häufigster Grund für das Unterlassen einer<br />
Organentnahme. Sind es doch nur ca. 6 %<br />
der Spender, die vor ihrem Tod in die Organentnahme<br />
eingewilligt haben, während in<br />
ca. 94 % der Fälle Angehörige einwilligen.<br />
Kontroverse um<br />
Organspenden<br />
Organe werden nur Lebenden entnommen<br />
– niemals Toten!<br />
Maria Schwach<br />
16<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Politik<br />
Foto von Daniel Bahr © Dirk Vorderstraße<br />
Es gibt viele Gründe dafür, dass<br />
man Organspender wird, und<br />
wir hören sie fast tagtäglich in<br />
den Medien. Von Menschen, die überleben<br />
könnten, wenn es mehr Organspender<br />
gäbe, von Schicksalen, deren<br />
Chance ein fremdes Organ ist und die<br />
es nicht mehr rechtzeitig bekommen.<br />
Und die Zahl derer, die warten<br />
müssen, geht in die Tausende. Es ist<br />
kein Einzelschicksal mehr.<br />
Warum aber stoßen Organspende<br />
und das neue Gesetz immer noch auf<br />
so viel Vorbehalte?<br />
Viele Menschen fühlen sich nicht<br />
genug und sachgerecht informiert.<br />
Sie empfinden es, als wenn man ihnen<br />
kaum eine Wahl lassen würde.<br />
Zu massiv und einseitig erfolgen<br />
die Informationen. Man fühlt sich manipuliert.<br />
Der Staat will die Bürger zu häufigeren<br />
Organspenden bewegen. Jedoch<br />
die Gefahren und alle Gründe,<br />
die dagegen sprechen, werden verheimlicht.<br />
Da der von Schulmedizinern angegebene<br />
Bedarf an Transplantationen<br />
von Organen das Angebot der Organspender<br />
bei weitem übersteigt, wird<br />
in der BRD ständig für Organspenden<br />
geworben. Nach monatelangem Tauziehen<br />
haben sich Fachpolitiker aller<br />
Fraktionen des Deutschen Bundestags<br />
am 25.05.2012 auf eine gesetzliche<br />
Neuregelung der Organspende<br />
geeinigt. Künftig sollen alle Bürgerinnen<br />
und Bürger ab 16 Jahren regelmäßig<br />
von ihren Krankenkassen per<br />
Post angeschrieben, über die Organspende<br />
(einseitig zugunsten der Befürworter)<br />
informiert und zur Abgabe<br />
einer Erklärung aufgefordert werden.<br />
Erstmalig soll dies schon in diesem<br />
Jahr geschehen, ein weiteres Mal in<br />
zwei Jahren. Nach der Aufforderung<br />
im Jahr 2017 alle fünf Jahre.<br />
Was besagt die „Entscheidungslösung“?<br />
Der Bundestag beschloss daher mit<br />
den Stimmen aller Parteien die sogenannte<br />
Entscheidungslösung.<br />
Nun soll jeder Bürger – regelmäßig<br />
befragt - einmal in seinem Leben<br />
entscheiden, ob er nach seinem<br />
„Hirntod“ (d. h. nicht nach seinem<br />
wirklichen Tod, sondern noch während<br />
des Sterbevorganges!) Organspender<br />
sein möchte oder nicht<br />
(aktueller Stand). Die Erklärung soll<br />
behördlicherseits registriert werden,<br />
z.B. auf der elektronischen Gesundheitskarte<br />
der Krankenkassen.<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Daniel Bahr (FDP).<br />
Nobelpreisträger Hans Jonas: „Tot ist man,<br />
wenn man nicht mehr atmet, wenn das Herz<br />
nicht mehr schlägt“<br />
Der Hirntod ist naturwissenschaftlich<br />
nicht dem Tod gleichzusetzen<br />
In der Beilage „Organspende und Selbstbestimmung"<br />
der Zeitschrift „Das Parlament",<br />
<strong>Ausgabe</strong> 20/21 2011, war in dem Artikel<br />
„Wie tot sind Hirntote? – Alte Fragen<br />
– Neue Antworten!“ u.a. zu lesen: „Kritiker<br />
der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie<br />
der Philosoph und Nobelpreisträger Hans<br />
Jonas halten am klassischen Todeskonzept<br />
(Tod nach Einstellung von Atmung und<br />
Herzfunktion) fest. Sie plädieren dafür,<br />
den Komapatienten oder ‚Hirntoten‘ im<br />
Zweifel so zu behandeln, als sei er noch auf<br />
der Seite des Lebens, da wir die exakte<br />
Grenze zwischen Leben und Tod nicht<br />
kennen und der Mensch nicht von seinem<br />
Körper zu trennen oder im Gehirn<br />
zu lokalisieren sei.“<br />
Jonas warnt davor, das „Hirntod-Kriterium“<br />
in den Dienst der Organbeschaffung<br />
zu stellen. Der Therapieabbruch bei hirntoten<br />
Patienten sei nur dann gerechtfertigt,<br />
wenn er dem Interesse des Patienten<br />
selbst diene, aber nicht für fremdnützige<br />
Organentnahme-Zwecke.<br />
Auch Gehirnforscher und andere Wissenschaftler<br />
stellten fest, dass der Hirntod<br />
naturwissenschaftlich nicht mit dem Tod<br />
gleichzusetzen sei, ebenso wenig die<br />
Gleichsetzung hirntoter Patienten mit<br />
Leichen.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 17
Politik<br />
Szene aus dem Kult-Thriller "Fleisch"<br />
von Rainer Erler. Die Touristin Monika<br />
(Jutta Speidel) flüchtet vor<br />
der Organmafia, die sie<br />
gewaltsam einfangen<br />
und als Organspender<br />
missbrauchen will.<br />
(Bild: Pentagramma)<br />
Organe von einem wirklich<br />
leblosen Körper, also einer<br />
Leiche, sind nicht mehr zur<br />
Transplantation geeignet!<br />
Man hofft auf diese Weise die<br />
Zahl der Spender wesentlich<br />
zu erhöhen, die vor ihrem<br />
Tode in die Organentnahme einwilligen.<br />
So will bzw. kann man auch die<br />
Zahl der Angehörigen verringern, die<br />
sonst befragt werden müssten. Für<br />
den, der noch keine Entscheidung<br />
getroffen hat – das sollen in Zukunft<br />
möglichst die wenigsten sein - entscheiden<br />
nach seinem (Gehirn-)Tode<br />
weiterhin die Angehörigen. Indessen<br />
dürfte diesen mangels vorheriger<br />
Aussprache der Wille des Verstorbenen<br />
häufig gar nicht bekannt sein. So<br />
erteilen evtl. Angehörige die Erlaubnis<br />
für eine Organentnahme bei einem<br />
sterbenden Menschen, dessen<br />
Willen sie gar nicht kennen. Analog<br />
zu Verträgen zu Lasten Dritter müssten<br />
derartige Einwilligungen eigentlich<br />
sittenwidrig und deshalb unwirksam<br />
sein.<br />
Derartiges gibt es nur im Transplantationsrecht,<br />
um an verwertbare<br />
Organe von Sterbenden heranzukommen.<br />
Datenschutz weiter ausgehöhlt?<br />
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Dr.<br />
Martina Bunge, stellte in einer Presseerklärung mit Blick auf die Berichterstattung<br />
zu einer möglichen Speicherung auf der E-Card klar: „Durch<br />
diesen Gesetzentwurf wird den Krankenkassen nicht erlaubt, auf der<br />
Gesundheitskarte zu schreiben. Es gibt lediglich einen Prüfauftrag für den<br />
Zeitpunkt, wo es möglich ist, die Entscheidung zur Organspende auf der<br />
Gesundheitskarte zu vermerken. Geprüft wird, ob der Versicherte auch<br />
seine Kasse aktiv damit beauftragen kann, seine Entscheidung zu fixieren.<br />
Wenn die Prüfung ergibt, dass dies wegen des Datenschutzes oder anderer<br />
Probleme nicht möglich ist, wird es nicht stattfinden. Da waren sich alle<br />
Fraktionsvertreter einig. Immer wird die Möglichkeit bleiben, sich auf dem<br />
Spendeausweis aus Pappe zu äußern.“<br />
Bemerkenswert dazu ist eine weitere Pressemitteilung aus der Linksfraktion<br />
von Kathrin Vogler, stellvertretende Vorsitzende im Gesundheitsausschuss.<br />
Sie lehnt die möglichen Pläne, den Schutz von Patientendaten<br />
weiter auszuhöhlen, um die Bereitschaft zur Organspende auf der e-Card<br />
festhalten zu können, entschieden ab. Zudem verdeutlicht sie die Konsequenzen<br />
und gibt interessante Einblicke in das parlamentarische Verfahren.<br />
In ihrer Mitteilung vom 29. 02. 2012 heißt es: „Diese sogenannte<br />
Einigung zur Organspende mache ich nicht mit. DIE LINKE lehnt die elektronische<br />
Gesundheitskarte schon in der bisher geplanten Form ab. Und<br />
erst recht, wenn nun der Schutz der Patientendaten weiter ausgehöhlt werden<br />
soll, um die Bereitschaft zur Organspende auf der e-Card festzuhalten.<br />
(...) Wenn nun auch die Kassen und ihre 140.000 Mitarbeiter rechtlich wie<br />
technisch in die Lage versetzt werden, Einträge auf der e-Card vorzunehmen,<br />
dann wird der Datenschutz komplett über Bord geworfen.“ Massive<br />
Bedenken gegen dieses Vorhaben kommen zu Recht auch vom Bundesdatenschutzbeauftragten<br />
Peter Schaar, der ansonsten für die e-Card ist. Auch<br />
das berechtigte Anliegen der Förderung von Organspenden darf nicht zu<br />
Lasten der Datensicherheit für die Versicherten gehen.<br />
Organentnahme kann nur bei noch<br />
Lebenden vorgenommen werden!<br />
Jeder, der sich zur Organspende bereit<br />
erklärt hat oder dessen Angehörige<br />
nach seinem Tode der Organentnahme<br />
zustimmen, jeder, der in einem<br />
Land stirbt, in dem die sogenannte<br />
Widerspruchsregelung gilt, ohne<br />
dass er seinen Widerspruch dort hat<br />
registrieren lassen, muss wissen:<br />
Organe sind zur Übertragung<br />
nur geeignet, wenn sie dem Körper<br />
eines noch nicht wirklich Verstorbenen,<br />
sondern als noch lebendfrische<br />
Organe von einem nur „Hirntoten“<br />
entnommen werden!<br />
Wirklich tot ist ein Mensch aber<br />
erst, wenn Atmung und Herz völlig<br />
ihre Tätigkeit eingestellt haben. Organe<br />
von einem wirklich leblosen<br />
Körper, also einer Leiche, sind nicht<br />
mehr zur Transplantation geeignet!<br />
Jahrtausendealte sichere Todeseintrittskennzeichen<br />
werden<br />
ignoriert – nicht zuletzt auch zu<br />
Profitzwecken. Nachdem der südafrikanische<br />
Chirurg Christiaan Barnard<br />
im Dezember 1967 die erste Herztransplantation<br />
vorgenommen hatte<br />
und ihm 1968 in den USA Chirurgen<br />
in 70 Fällen gefolgt waren, begann<br />
der US-Staatsanwalt wegen vorsätzlicher<br />
Tötung gegen die Transplantationschirurgen<br />
zu ermitteln.<br />
18<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Politik<br />
Als Reaktion darauf definierte eine<br />
Harvard-Ad-hoc-Kommission 1968<br />
den Tod des Menschen willkürlich -<br />
d.h. Profitzwecken dienend - neu. Sie<br />
erklärte ein (angeblich oder wirklich)<br />
irreversibles Koma bereits als „Tod“.<br />
Damit hob die Kommission die bisher<br />
seit Jahrtausenden geltende Erkenntnis<br />
und Erfahrung auf, wonach<br />
ein Mensch erst dann tot ist, wenn<br />
sein Herz und die Atmung irreversibel<br />
zum Stillstand gekommen sind.<br />
Zuvor hatten 1959 zwei französische<br />
Ärzte (Molaret und Goulon) den<br />
Zustand des irreversiblen Komas<br />
erstmals beschrieben, bei dem das<br />
Gehirn durch Sauerstoffmangel irreversibel<br />
zerstört war. Diesen Zustand<br />
hatten sie als „coma dépassé“ (endgültiges<br />
Koma) beschrieben, jedoch<br />
keinesfalls als Tod.<br />
Nochmals: Bis 1968 hatte jahrtausendelang<br />
gegolten, dass ein Mensch<br />
erst dann verstorben, erst dann tot<br />
war, wenn sein gesamter Organismus<br />
– Herzatmung und damit der<br />
gesamte Kreislauf – zum Stillstand<br />
gekommen war. Der Körper des Verstorbenen<br />
erkaltete, Totenflecken<br />
zeigten sich, die Leichenstarre stellte<br />
sich ein, der Verwesungsprozess<br />
folgte.<br />
Die juristische Vorverlegung<br />
des Todeszeitpunktes bezweckt<br />
Organentnahme bei noch Lebenden!<br />
Seit die Schulmedizin die Organtransplantation<br />
in ihr Programm<br />
aufgenommen hat und extreme<br />
Profite damit gemacht werden, ist<br />
der Todeszeitpunkt zweckdienlich<br />
zeitlich umdefiniert, d.h. vorverlegt<br />
worden. Er wird seitdem immer weiter<br />
vorverlegt, um dem „Hirntoten“<br />
– in Wirklichkeit einem Sterbenden<br />
– lebendfrische Organe, wie z. B. das<br />
noch schlagende Herz oder andere<br />
bis dahin voll durchblutete Organe<br />
wie Niere, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse<br />
und Augen etc. entnehmen<br />
zu können. Nach Angaben der Deutschen<br />
Stiftung für Organtransplantation<br />
(DSO) finden sich Bewegungen<br />
der Arme und Beine „bei bis zu 75%<br />
aller „Hirntoten“! Nach dem deutschen<br />
Transplantationsgesetz (TPG)<br />
dürfen lebenswichtige Organe aber<br />
nur von (wirklich) Toten entnommen<br />
werden. Im Interesse der Organtransplantation<br />
wurde die Definition<br />
des „Hirntodes“ als angeblichen Todeszeitpunkt<br />
des Menschen nahezu<br />
weltweit durchgesetzt.<br />
Behilflich wurde auch<br />
die Bundesärztekammer.<br />
Sie konstatierte,<br />
dass mit dem „Hirntod“ angeblich<br />
naturwissenschaftlich-medizinisch<br />
der Tod<br />
des Menschen festgestellt<br />
sei.<br />
An dieser Feststellung<br />
ändert die Tatsache nichts,<br />
dass es sich bei dem Patienten<br />
zu diesem Zeitpunkt<br />
um einen noch „lebenden<br />
Leichnam“ handelt, dessen<br />
Herz noch schlägt, das den<br />
gesamten Kreislauf aufrecht<br />
erhält, bei dem der<br />
voll durchblutete Körper<br />
seine normale warme Temperatur<br />
hat und der<br />
Stoffwechsel noch<br />
stattfindet. Auch<br />
das funktionsunfähige<br />
Gehirn ist noch<br />
durchblutet, keineswegs<br />
wie bei einem<br />
Toten erkaltet, geschweige<br />
denn in den<br />
Verwesungsprozess<br />
übergegangen.<br />
Angeblich „Hirntote“<br />
wurden wieder<br />
gesund<br />
Laut amtlichen und<br />
medizinischen Definitionen<br />
sollen „Hirntote“<br />
irreversibel<br />
tot bzw. geschädigt<br />
sein. Es sind aber<br />
nicht wenige Fälle<br />
bekannt, in denen bei<br />
Fortsetzung lebenserhaltender Maßnahmen<br />
sogenannte „hirntote“ Patienten<br />
sogar wieder gesund wurden.<br />
Die Autoren einer entsprechenden<br />
Studie warnten vor der Fehldiagnose<br />
des Hirntodes.<br />
So wurde bei der<br />
56jährigen Gloria<br />
Crux der Hirntod<br />
diagnostiziert und<br />
prognostiziert, dass sie<br />
innerhalb 48 Stunden<br />
sterben würde. Sie überlebte,<br />
weil ihr Mann das<br />
Abschalten der Geräte<br />
verhindern konnte.<br />
Auch Frau Rosemarie<br />
Körner berichtet<br />
über ihren damaligen<br />
Ehemann: „Hätte man<br />
Organtransplantationen<br />
- Geschäft mit dem Überleben<br />
Organtransplantationen sind nicht zuletzt auch ein Riesengeschäft.<br />
Deutlich wurde dies einmal mehr durch<br />
den Göttinger Organspendeskandal. Ärzte der Göttinger<br />
Uniklinik hatten zahlungskräftige Patienten gegen Zahlung<br />
von Schmiergeldern auf der Liste der potentiellen<br />
Organempfänger nach vorne "aufrücken" lassen.<br />
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht nur wegen Bestechlichkeit,<br />
sondern auch wegen fahrlässiger Tötung,<br />
denn es ist nicht auszuschließen, dass von den "überholten"<br />
Patienten auf der Warteliste einige starben, da<br />
ihnen das ihnen eigentlich zustehende Spenderorgan<br />
nicht zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Die französischen Ärzte Pierre Molaret (links)<br />
und Maurice Goulon beschrieben bereits 1959<br />
den Zustand des irreversiblen Komas (coma dépassé),<br />
der keinesfalls mit dem Tod identisch ist.<br />
„70 Prozent der Deutschen<br />
sind bereit zur Organspende“<br />
Die große Mehrheit der<br />
Deutschen ist grundsätzlich<br />
zu einer Organspende bereit.<br />
Nach einer aktuellen und repräsentativen<br />
Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse<br />
DAK-Gesundheit haben sich allerdings erst 45 Prozent<br />
der Befragten intensiver mit dem Thema beschäftigt. Die<br />
jetzt von der Politik geplante regelmäßige Befragung zur<br />
Spendenbereitschaft findet eine breite Zustimmung. Wer<br />
eine Spende ablehnt, befürchtet häufig, dass man mit seinen<br />
Organen Geschäfte macht.<br />
1<br />
Bundesminister der Gesundheit<br />
2<br />
Bundestagsabgeordneter der CDU<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 19
Politik<br />
ihm Organe entnommen aufgrund der<br />
mehrmaligen Hirntoddiagnose, würde<br />
er heute nicht mehr leben und nicht<br />
zum dritten Mal verheiratet sein.“<br />
Ein Video über die völlig gesundete<br />
„Gehirntote“ Wioletta Plinsinska<br />
erschien in Polen; der behandelnde<br />
Arzt Dr. Talar wurde von seiner Klinik<br />
entlassen, weil er „den Betriebsablauf<br />
störte“.<br />
„Hätte man ihm Organe<br />
entnommen aufgrund der<br />
mehrmaligen Hirntoddiagnose,<br />
würde er heute nicht mehr<br />
leben und nicht zum dritten Mal<br />
verheiratet sein.“<br />
Aussage der Ex-Ehefrau eines Patienten<br />
Staat übt moralischen Druck auf die Bürger aus<br />
Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das<br />
Leben (CDL), kritisierte scharf den "Gesetzentwurf“ zur Regelung der<br />
Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz“.<br />
„Schon seit Jahren werden stereotyp 12.000 vermutliche Patienten angeführt,<br />
die auf ein Spenderorgan warteten. Das neue Gesetz zielt nun<br />
darauf, faktisch eine Zwangsbefragung aller Bürger und Bürgerinnen<br />
einzuführen, um die Zahl der Organspender zu erhöhen“, erklärte Löhr.<br />
Die dazu jetzt angekündigte, „höchst problematische und in bedenklich<br />
stillem Einvernehmen einer neuen Allparteienkoalition gefundene<br />
Übereinkunft“ sei jedoch aus verschieden Gründen nachdrücklich<br />
abzulehnen. Eine Entscheidung des Einzelnen über eine derart höchstpersönliche<br />
Frage dürfe den Bürgern nicht gesetzlich durch den Staat<br />
„notorisch aufgenötigt“ werden. Erst recht nicht ohne eine vorherige<br />
seriöse, umfassende und detaillierte Aufklärung über die strittigen<br />
ethischen und rechtlichen Probleme des sogenannten und zunehmend<br />
umstrittenen „Hirntodes“.<br />
Die vorgesehene regelmäßige Abfrage durch die Krankenkassen und<br />
die kontinuierliche Dokumentation der Antworten in der elektronischen<br />
Gesundheitskarte, die einen Online-Zugriff der Kassen voraussetzt,<br />
„bedrängt und bevormundet sämtliche Bürger und Bürgerinnen in<br />
unzumutbarer und unverhältnismäßiger Weise. Wenn die Krankenkassen<br />
alle Versicherten, das heißt auch akut Schwerkranke, chronisch<br />
Kranke, suizidal Gefährdete oder Behinderte, anschreiben und ihre<br />
Organspendebereitschaft erfragen, so stellt dieses Vorhaben einen die<br />
Menschenwürde verletzenden Eingriff in die psychische Integrität der<br />
Person dar. Ein solches Recht hat der Staat nicht. Die verharmlosend<br />
‚Entscheidungslösung‘ genannte Erfassung aller Bürgerentscheidungen<br />
zur Organspende respektiert keinesfalls Freiwilligkeit, vielmehr<br />
übt der Staat moralischen Druck auf die Bürger durch regelmäßig wiederholte<br />
Befragung aus, was von diesen natürlich als nötigend empfunden<br />
werden wird.“, so Löhr weiter.<br />
Hirntote Patienten können bei<br />
der Organentnahme Schmerzen<br />
empfinden<br />
Wie in der Ärztezeitung vom<br />
31.08.2000 zu lesen war, hält der britische<br />
Anästhesist Dr. Peter Young es<br />
grundsätzlich für möglich, dass hirntote<br />
Patienten bei der Organentnahme<br />
Schmerzen empfinden können. Dem<br />
haben andere britische Narkosefachärzte<br />
zugestimmt.<br />
Dr. Philip Keep (Norfolk und Norvich<br />
Hospital, Norvich) ließ die Hörer<br />
eines Radio-Programmes der BBC<br />
wissen, dass er für sich persönlich<br />
eine Organspende ablehne. Er erklärte<br />
dazu: „Ich habe während meiner<br />
langjährigen Arbeit im OP Dutzende<br />
hirntote Organspender gesehen, die<br />
bei der Entnahme der Organe Reaktionen<br />
zeigten. Ich möchte und kann<br />
nicht ausschließen, dass dies auf ein<br />
gewisses Schmerzempfinden des Organspenders<br />
hindeutet.“<br />
Der Papst hat übrigens seine Einwilligung<br />
zur Organentnahme<br />
zurückgezogen.<br />
Jeder Mensch muss für sich selbst<br />
entscheiden, ob er Organspender<br />
werden mag oder nicht. Wichtig ist<br />
nur, dass er möglichst unterschiedliche<br />
Seiten hört, bevor er sich entscheidet,<br />
und das erscheint in dem<br />
jetzigen Klima kaum möglich. ■<br />
20<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
4. Aufl age<br />
2. Aufl age<br />
Jonathan May<br />
Die Macht, Bd.1<br />
€ 23,90 (D) € 24,60 (A)<br />
ISBN: 978-3-89539069-2<br />
Macht I<br />
– BRD- GmbH<br />
Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung<br />
Wer hat Einfluß? Natürlich eine Verschwörung,<br />
Informationen und Informanten, Der Geheimkult<br />
CIA, Das Milliarden Unternehmen – CIA, Schreibtischtäter,<br />
Weltbank und Verbrechen, Politiker<br />
und Banker, Soros- ein Mann aus Rothschilds<br />
Gnaden? Bundeswehr in deutschen Haftanstalten,<br />
Verhinderung der Öffentlichkeit, Die Logik<br />
der Vernichtung, Psychologische Kriegsführung,<br />
CIA – eine terroristische Organisation, Wer oder<br />
was ist die RAF, StellungsNAMEN, Wer nur eine<br />
Minute Macht hat, Von Terroristen und Staatsschutz,<br />
Das Haus Europa oder Jalta, Und das<br />
Sterben geht weiter, Die Hintermänner, … wo<br />
steh ich?<br />
Jonathan May<br />
Die Macht, Bd.2<br />
€ 23,90 (D) € 24,60 (A)<br />
ISBN: 978-3-89539492-8<br />
Mit diesem Band wird die Leserschaft erneut mit der<br />
Macht konfrontiert. Der Autor Jonathan May gibt einen<br />
Einblick hinter die Kulissen der Mächtigen: Er<br />
nennt Namen und Organisationen des schwarzen<br />
Adels, der Bilderberger, des Rotary Clubs und vieler<br />
mehr, gibt ein Machtbeispiel am Konzern BAY-<br />
ER. Die Geheime Regierung Italiens, die Loge P2<br />
wird genauso vorgestellt wie das blutige Schwert<br />
der CIA, eine Geheimorganisation im Herzen Europas<br />
mit dem Namen Gladio. Andere Beispiele<br />
des Machtmißbrauchs, wie Bewußtseinskontrolle,<br />
Telefonüberwachung, Entwicklung geheimer Strahlenwaffen<br />
und Haarp-Technologie zeigen das weite<br />
Spektrum der Macht Wie oft musste die Atomuhr<br />
schon nachgestellt werden? Den überraschenden<br />
Stromausfall oder muss man besser sagen:<br />
Die überraschenden Stromausfälle?<br />
Der Bohm-Aharonow Effekt.<br />
Ulrich Heerd<br />
Das Haarp-Projekt<br />
256 Seiten,<br />
€ 14,80 (D)<br />
ISBN: 978-3-89539-283-2<br />
Über Mobilfunk zur Strahlenwaffe,<br />
über Wetterveränderung zur Bewußtseinskontrolle.<br />
Dieses Buch stellt in<br />
einer bisher einzigartigen Weise den<br />
Versuch dar,eine Chronologie vom<br />
Elektrosmog über die Mobilfunktechnologie<br />
zur modernsten Strahlenwaffe<br />
aufzuzeigen. Das Einsteigerbuch<br />
für den interessierten Laien.<br />
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht<br />
das Haarp Projekt. Das Buch zeigt<br />
auf, daß die Möglichkeit von Wetterkontrolle<br />
und Bewußtseinskontrolle<br />
längst Realität geworden ist.<br />
Ulrich Heerd<br />
Der Anfang<br />
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ISBN: 978-3-89539-298-6<br />
In diesem Buch erzählt uns der Autor von seinen Erlebnissen<br />
in der „Mitte der Nacht“. Er beschreibt in einer Sprache,<br />
die noch ganz vom Erlebten geprägt ist, seine persönliche<br />
„Einweihung“. Er schildert uns seine Begegnung mit einer<br />
Wesenheit, die er „Maria Sophia“ nennt, und an ihrer Hand<br />
durchschreitet er die Sternensphäre, um am „See ihrer Augen<br />
kniend“ den Urbeginn der Schöpfung zu sehen.<br />
Arthur M. Miller<br />
Das Büchlein vom reinen Leben<br />
€ 11,00 (D) € 11,30 (A) CHF 19,90<br />
ISBN: 978-3-925051-01-2<br />
Dieses Buch ist ein Schulungsweg, es ist ein fast kindlich<br />
anmutendes Werk, eine Meditation über die Reinheit. Einfach<br />
in der Sprache weckt es die „gute Seite“ in den Seelen<br />
der LeserInnen. Ein liebenswertes Büchlein über die<br />
Einfachheit, die Einheit und die Reinheit. Ein Buch, das die<br />
tiefsten Seelenschichten anspricht und vor dessen Klarheit<br />
sich kein Leser verschließen kann.<br />
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Wissenschaft<br />
<strong>Rätselhafte</strong><br />
<strong>Signale</strong><br />
aus <strong>Russland</strong><br />
Der geheimnisvolle Zahlensender UVB-76<br />
Franz Bludorf<br />
22<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wissenschaft<br />
Der Geheimsender<br />
UVB-76 befindet sich<br />
in einer Militäreinrichtung<br />
unweit von<br />
Moskau mitten im<br />
Wald<br />
„xxxx xxx xxxxx xxx<br />
xx xxxxx xxxx“<br />
Powarowo – ein kleines Dorf, etwa<br />
30 km nordwestlich von Moskau. Und<br />
doch ist dieses scheinbar unbedeutende<br />
Kaff Tausenden von Funkamateuren<br />
in aller Welt seit Jahrzehnten<br />
bekannt. Seit über 30 Jahren sendet<br />
von hier ein geheimnisvoller Kurzwellensender<br />
namens UVB-76 rund<br />
um die Uhr <strong>Signale</strong> mit einer Struktur,<br />
die bislang noch niemand entziffern<br />
konnte. Sind es codierte Nachrichten<br />
für Geheimagenten? Wozu sollte man<br />
heute so etwas noch brauchen, im<br />
Zeitalter verschlüsselter Datennetze<br />
und Satellitenhandys? Und was sagt<br />
Echelon dazu?<br />
Geheimsender UVB-76<br />
Ein langsam vor sich hin rostender<br />
Sendemast, einsam in einem Wald bei<br />
Moskau stehend – ein weithin sichtbares<br />
Lebenszeichen des russischen<br />
Geheimsenders UVB-76. Seit mehr als<br />
30 Jahren sendet er rund um die Uhr<br />
Tonsignale. Früher waren es Pieptöne,<br />
heute eher Summtöne, ähnlich einer<br />
Schiffssirene oder einem Nebelhorn.<br />
Die Wiederholungsrate liegt zwischen<br />
21 und 34 pro Minute, gesendet<br />
wird auf der Kurzwellenfrequenz<br />
von 4625 kHz. Jeder Impuls ist ungefähr<br />
eine Sekunde lang.<br />
Der Sender war Kurzwellenamateuren<br />
seit Anfang der<br />
Achtziger Jahre bekannt, also<br />
noch zur Breschnew-Zeit, als die Sowjetunion<br />
Krieg in Afghanistan führte.<br />
Möglicherweise existiert UVB-76<br />
auch schon viel länger. Und während<br />
später in <strong>Russland</strong> Umwälzungen in<br />
historischen Dimensionen im Gange<br />
waren, sendete UVB-76 mit der<br />
unheimlichen Präzision eines Uhrwerks<br />
weiter, so als ob für ihn die<br />
Zeit eingefroren wäre. Er überdauerte<br />
Gorbatschows Perestroika- und<br />
Glasnost-Politik, die Jelzin-Ära und<br />
sendet bis ins neue <strong>Russland</strong> Putins,<br />
wie wir es heute kennen. Der Zweck<br />
dieses nerv tötend monotonen Signals<br />
bleibt vollkommen unklar. Tatsache<br />
ist, dass UVB-76 mit Sicherheit militärischen<br />
Zwecken dient. Powarowo ist<br />
nicht das unscheinbare Bauernkaff im<br />
Nirgendwo der russischen Provinz, als<br />
das es auf den ersten Blick erscheinen<br />
könnte. Zumindest in glorreicheren<br />
Sowjetzeiten gab es auf dem Terrain<br />
des Ortes ein wojennij gorodok, eine<br />
Militärbasis mit benachbarter Siedlung.<br />
Alles, was dort geschah, war seit<br />
jeher Top Secret.<br />
Doch wir leben in einer Welt, in<br />
der meistens der „Top“ eines<br />
„Secret“ eine besondere Funktion<br />
hat. Dass die Summtöne, für sich<br />
genommen, codierte Nachrichten sind,<br />
ist eher unwahrscheinlich. Es wird<br />
jetzt nämlich noch etwas mysteriöser.<br />
Sporadisch unterbricht UVB-76 seine<br />
seltsamen Tonsequenzen,<br />
und es meldet sich eine<br />
männliche Stimme, die<br />
Zahlenkolonnen in Vierergruppen<br />
rezitiert, oft auch<br />
Gruppen von Worten, meist<br />
russische Namen wie etwa<br />
„Anna, Nikolai, Iwan, Tatjana,<br />
Roman“, aus deren<br />
Anfangsbuchstaben Worte<br />
geformt werden können,<br />
die durch die Zahlenkolonnen<br />
begrenzt sind. Dann,<br />
nach kurzer Zeit, verstummt<br />
der Sprecher, und<br />
es erfolgen wieder die seltsamen<br />
Tonimpulse.<br />
Ein Beispiel einer<br />
Sprachübertragung vom<br />
Dezember 2006:<br />
„65 265 ФЕЛАК 17 09<br />
08 98 ТЕПЕПЩИК 85 59<br />
75 59 ТПЛЕАБФ 75 25 25<br />
8“ („65 265 FELAK 17 09 08<br />
98 TEPEPSCHIK 85 59 75 59<br />
TPLEABF 75 25 25 8“)<br />
Zu jeder vollen Stunde<br />
ertönte jahrelang ein spezielles<br />
Signal, eine schnelle Abfolge von<br />
zwei Summtonimpulsen (heute nicht<br />
mehr).<br />
Ein Sender spielt verrückt<br />
Im Laufe der Zeit veränderten sich<br />
zwar zuweilen Amplitude und Tonlage<br />
des Tons, auch die Intervalle zwischen<br />
den Tönen fluktuierten, aber sonst<br />
blieb jahrzehntelang alles beim Alten.<br />
Mit Ausnahme dieser geringfügigen<br />
Modifikationen blieb der „Buzzer“,<br />
wie ihn die Funkamateure mit der Zeit<br />
nannten, eine Konstante mit der Regelmäßigkeit<br />
eines Metronoms. Bis zum<br />
5. Juni 2010. An diesem Tag geschah<br />
etwas Überraschendes. Ohne Vorankündigung<br />
herrschte plötzlich Totenstille<br />
auf der Frequenz 4625 kHz. Funkamateure<br />
kamen zu der Überzeugung:<br />
Jetzt hat jemand in <strong>Russland</strong> den alten<br />
Schrott endlich wiederentdeckt und<br />
Der Summton von UVB-76<br />
Der klassische Summton, wie er jahrzehntelang von UVB-<br />
76 gesendet wurde, besteht aus nahezu rechteckförmigen<br />
Tonimpulsen, von denen – in diesem Beispiel – 24 Impulse<br />
pro Minute gesendet wurden. Die Tonfrequenz lässt<br />
sich mit einer schnellen Fouriertransformation ermitteln<br />
(Grafik unten). Die Tonfrequenz des Summtons entspricht<br />
der markantesten Spitze des Spektrums, die bei etwa 216<br />
Hz liegt (Pfeilmarkierung).<br />
►<br />
(Grafik und Auswertung: © Hyper2000 Professional, Fosar/Bludorf 2012)<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 23
Wissenschaft<br />
„Michail – Dmitrij – Zhenya – Boris“<br />
Beim modernen Signal des Zahlensenders, wie es seit<br />
dem Umzug des Senders im Jahre 2010 unter neuem<br />
Rufzeichen gesendet wird, hat der Summton eine etwas<br />
tiefere Tonhöhe. Möglicherweise hat die alte 216-Hz-<br />
Frequenz die moderne Mobilfunkkommunikation gestört,<br />
da 216 Hz eine wichtige Kommunikationsfrequenz für den<br />
Mobilfunk ist. Die neue Tonfrequenz liegt laut schneller<br />
Fourieranalyse bei150 Hz.<br />
Die Grafik in diesem Beispiel zeigt eine Voice Message<br />
vom 16. September 2010. Am linken und rechten Rand<br />
des Signals sieht man wieder den gepulsten Summton.<br />
Dazwischen die verbale Nachricht, die, wie das eigenartig<br />
kastenförmige Wellenmuster zeigt, auf eine mechanischabgehackte<br />
Weise gesprochen wird.<br />
Die bei dieser Übertragung gesendete Nachricht lautete<br />
übrigens:<br />
Mihail-Dmitrij-Zhenya-Boris.<br />
Mihail-Dmitrij-Zhenya-Boris. (Zwei Mal Rufzeichen)<br />
85-343.<br />
Konstantin-Roman-Iwan-Nikolai- Uljana-Mihail.<br />
01-48-04-95.<br />
Pawel-Roman-Iwan-Olga-Roman-Iwan-Tatjana-Elena-<br />
Tatjana.<br />
14-08-28-<strong>71</strong><br />
Gemäß der Konvention von UVB-76 sind bei der eigentlichen<br />
Nachricht aus den Anfangsbuchstaben Worte zu<br />
bilden. Der eigentliche Nachrichtentext lautet dann:<br />
MDZhB – MDZhB – 85-343 – KRINUM – 01-48-04-95 –<br />
PRIORITET – 14-08-28-<strong>71</strong><br />
(Grafik und Auswertung: © Hyper2000 Professional, Fosar/Bludorf 2012)<br />
abgeschaltet. Doch weit gefehlt.<br />
Am nächsten Tag sendete<br />
UVB-76 wieder, so als<br />
ob nichts geschehen wäre.<br />
Bis August. Dann wieder<br />
eine Unterbrechung, erneute<br />
Aufnahme der Sendungen,<br />
Unterbrechung usw. So<br />
als ob an der Station gearbeitet<br />
und getestet würde.<br />
Am 25. August 2010<br />
spielte der Sender<br />
dann endgültig verrückt.<br />
Nach anfänglicher<br />
Stille wurden ganze Serien<br />
von Knack- und Rumpelgeräuschen<br />
übertragen, die so<br />
klangen, als ob über einem<br />
jemand auf dem Dachboden<br />
herumlaufen und etwas<br />
suchen würde. Noch bis in<br />
den September hinein wurden<br />
die Übertragungen des<br />
Öfteren unterbrochen, teils<br />
durch Stille, teils durch<br />
melodiöse Einstrahlungen,<br />
die aus Fragmenten aus<br />
Tschaikowskis „Schwanensee“<br />
bestanden. Die nächste<br />
dramatische Veränderung<br />
erfolgte am 7. September<br />
2010. Genau um 8:48 Uhr Moskauer<br />
Zeit meldete sich eine männliche Stimme<br />
mit einem neuen Rufzeichen, das<br />
nun nicht mehr UVB-76 lautete, sondern<br />
„Michail, Dmitrij, Zhenya, Boris“<br />
oder kurz: MDZhB. Es folgten einige<br />
der bereits bekannten nebulösen Übertragungen<br />
aus Worten und Zahlen.<br />
Manchmal sind die Worte zwischen<br />
den Zahlen sinnlose Buchstabenkombinationen,<br />
manchmal aber auch sinnvolle<br />
Worte, die aber in keinem ersichtlichen<br />
Zusammenhang stehen.<br />
Hier z. B. eine Übertragung vom bruar 2011:<br />
Fe-<br />
„МДЖБ 09 507 ВЛИВАНИЕ 84<br />
88 07 60 ВИСЛЯТКА 52 88 07 60<br />
БИРЮЗОВЫЙ 52 65 90 53; 87 314<br />
БИРУХА 30 30 14 83 ЖИРОПОТ 31 99<br />
24 58; 61 780 БЛАГОЧИНИЕ 76 36 89<br />
97 СЛАВИЛЬЩИК 85 28 14 68“.<br />
Übersetzt heißt dies: „MDZhB 09 507<br />
INFUSION 84 88 07 60 ABSENDUNG 52<br />
88 07 60 TÜRKIS 52 65 90 53 BIRUHA 30<br />
30 14 83 WOLLFETT 31 99 24 58; 61 780<br />
DEKANAT 76 36 89 97 SLAVILSCHIK 85<br />
28 14 68“.<br />
Eine außergewöhnlich lange<br />
Sprachübertragung erfolgte am 22.<br />
August 2011:<br />
„МДЖБ 30 134 ТИНКАЛЬ 94 45<br />
83 24, МДЖБ 26 727 ГИНЕЦЕЙ 01<br />
Sendet UVB-76 ein Statussignal,<br />
dass die Besatzung der Station<br />
noch lebt?<br />
24<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
In diesem Gebäude<br />
sollen sich die Sendeanlagen<br />
befinden.
Wissenschaft<br />
Überall auf dem Gelände sind<br />
Luftschächte zu sehen.<br />
Warntafeln mit Verhaltensmaßregeln<br />
zum Strahlen- und Atemschutz<br />
zeigen: Diese Installation<br />
beherbergte nicht nur einen<br />
harmlosen Radiosender.<br />
11 01 35, МДЖБ 34 686 ДИНГИ 74<br />
80 82 88, МДЖБ 78 770 ЧИНАБ 50<br />
06 48 15 МИМЕЛТИЗМ 15 97 40 75<br />
ИМЕЙКА 68 32 96 34 , ИА6Н 67 234<br />
10 324 СИМВОЛИКА 06 50 32 02<br />
ЦИМБИДИУМ 85 03 58 40 ГИЛЬДИН<br />
52 14 46 54 ДИЛЬДРИН 37 46 77 11,<br />
МДЖБ 41 686 ТИЛЬДА 33 94 62 91<br />
повтор ЖБ 41 686 ТИЛЬДА 33 94 62<br />
91, 66 сбой сбой сбой МДЖБ 66 026<br />
КИЛОТА 66 15 47 33, МДЖБ 90 043<br />
БИЛЬБОКЕ 68 38 31 43, МДЖБ 19<br />
757 БИЛЬБОКС 86 38 52 67, ОЕУН 67<br />
234 10 324 СИМВОЛИКА 06 15 32 02<br />
ЦИМБИДИУМ 85 03 58 40 ГИЛЬДИН<br />
52 14 46 54 ДИЛЬДРИН 37 46 76 11“<br />
Übersetzung: „MDZhB 30 134 TIN-<br />
KAL 94 45 83 24 MDZhB 26 727 GY-<br />
NOECEUM 01 11 01 35 MDZhB 34 686<br />
DINGI 74 80 82 88 MDZhB 78 770 CHEN-<br />
AB 50 06 48 15 MIMELTIZM 15 97 40 75<br />
IMEYKA 68 32 96 34 IA6N 67 234 10 324<br />
SYMBOLIK 06 50 32 02 CYMBIDIUM 85<br />
03 58 40 GILDIN 52 14 46 54 DILDRIN<br />
37 46 77 11 MDZhB 41 686 TILDA 33 94<br />
62 91 Wiederholung ZhB 41 686 TILDA<br />
33 94 62 91 66 Ausfall Ausfall Ausfall<br />
MDZhB 66 026 KILOTA 66 15 47 33<br />
MDZhB 90 043 BECHER UND KUGEL<br />
68 38 31 43 MDZhB 19 757 BILBOKS 86<br />
38 52 67, dann ein neues Rufzeichen:<br />
OEUN 67 234 10 324 SYMBOLE 06 15 32<br />
02 CYMBIDIUM 85 03 58 40 GILDIN 52<br />
14 46 54 DILDRIN 37 46 76 11“<br />
Noch einmal die Bemerkung: Die<br />
Worte in derartigen Übertragungen<br />
werden nicht in dieser Form gesprochen,<br />
sondern buchstabiert unter<br />
Verwendung gängiger russischer Vornamen,<br />
so wie beim Rufzeichen selbst<br />
(MDZhB = Michail Dmitri Zhenja Boris)<br />
Täuschungsmanöver<br />
Theorien über Sinn und Zweck des<br />
Senders gibt es viele. Jahrelang war<br />
die Meinung vorherrschend, es sei nur<br />
ein vergessener Knotenpunkt im alten<br />
sowjetischen Militärkommunikationsnetzwerk,<br />
längst zu nichts mehr nutze<br />
und nur zu tief in den Mühlen der<br />
russischen Bürokratie vergraben, um<br />
ihn abzuschalten. Diese Theorie ist im<br />
Sommer 2010 obsolet geworden. Was<br />
immer es ist, es wird noch benutzt und<br />
sogar aktualisiert.<br />
Mysteriöse Zahlensender sind den<br />
meisten von uns aus Spionage- und<br />
Mysteryfilmen bekannt. Meist wird es<br />
so dargestellt, dass ein im Ausland<br />
residierender Agent mit Hilfe einer Codetabelle<br />
die Ziffernfolgen decodieren<br />
und so gefahrlos Nachrichten aus der<br />
Heimat empfangen kann. In der Mysteryserie<br />
Fringe wurden sie darüber<br />
hinaus auch zur Bewusstseinskontrolle<br />
eingesetzt. Ob die realen Zahlensender,<br />
die es auch schon früher in der<br />
Zeit des kalten Krieges gab, wirklich<br />
zu diesen Zwecken dienten, konnte nie<br />
geklärt werden.<br />
Doch noch eine andere Frage<br />
drängt sich auf: Wozu benutzt<br />
man derartige, etwas primitiv<br />
wirkende Kommunikationsmethoden<br />
auch heute noch, im Zeitalter von Satellitentelefonen<br />
und digitalen Kommunikationsnetzen,<br />
die teils auch<br />
– abseits des Internet – für Geheimdienste<br />
abhörsicher abgeschirmt<br />
sind? Und was sollen die Summtöne<br />
dazwischen? Wenn der Geheimcode<br />
bereits im Klartext durch einen<br />
Sprecher übertragen wird, wozu dann<br />
noch „Morsezeichen“ (wobei es sich<br />
ohnehin nicht um richtige Morsezeichen<br />
handelt)?<br />
Andere Insider vermuten, der Sender<br />
sei so etwas wie ein Zentrum einer<br />
geheimen Kommandostruktur, die im<br />
Russischen „Mortwaja Ruka“ 1 , also<br />
„Tote Hand“, genannt wird. Unter diesem<br />
Codenamen werden in <strong>Russland</strong><br />
seit Jahrzehnten mehrere Geheimanlagen<br />
betrieben, zumeist unterirdisch,<br />
die im Fall eines nuklearen Angriffs auf<br />
<strong>Russland</strong> noch dann zum Gegenschlag<br />
fähig sind, wenn die menschliche Besatzung<br />
der Basen bereits tot ist. Das<br />
System kann dann immer noch lange<br />
genug automatisiert weiterlaufen, um<br />
die Atomraketen auf den Gegner abzufeuern.<br />
Wenn dies der Fall wäre, dann<br />
würde das Signal nicht zur Kommunikation<br />
mit Menschen, sondern mit<br />
Computern und anderen Automaten<br />
dienen, was aufgrund seiner Struktur<br />
nicht einmal so unwahrscheinlich ist.<br />
Die regelmäßigen Summtöne könnten<br />
sicher eher von einem Computer interpretiert<br />
werden als von einem menschlichen<br />
Hörer. Sendet also UVB-76 bzw.<br />
MDZhB Statussignale? Steckt dahinter<br />
eine Art Totmannschalter, den eine anwesende<br />
Person regelmäßig bedienen<br />
muss, so dass dem automatisierten<br />
Mortwaja-Ruka-System signalisiert<br />
wird, dass alles in Ordnung ist (d. h.<br />
dass der Mann noch lebt)? In der Mysteryserie<br />
Lost wurde ein Zahlensender<br />
exakt zu diesem Zweck betrieben.<br />
Solche Techniken sind heutzutage aber<br />
auch in der Realität bei automatisierten<br />
technischen Abläufen durchaus<br />
üblich. So ist etwa der Lokomotivführer<br />
moderner Züge heute nur noch ein<br />
Supervisor, da die Züge automatisch<br />
gesteuert werden. Er muss aber regelmäßig<br />
eine Totmanntaste als Anwesenheitsnachweis<br />
betätigen.<br />
Auf jeden Fall erfolgen die Klartext-Ansagen<br />
über den Sender<br />
live, nicht als Playback, d. h. ein<br />
anwesender Mensch spricht sie über<br />
ein offenes Mikrofon. Dies folgt daraus,<br />
dass bei manchen Übertragungen Hintergrundgespräche<br />
zu hören waren.<br />
1 Vgl. unseren Artikel „Geheimkomplex Yamantau“ in <strong>Matrix3000</strong> Band 68.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 25
Wissenschaft<br />
Die unterirdische Anlage in<br />
Powarowo ist verschlossen,<br />
aber nicht verfallen.<br />
Manche Türen<br />
führen eindeutig in<br />
den Untergrund.<br />
Noch heute versucht der legendäre<br />
Wachhund, unerwünschte Besucher<br />
abzuschrecken.<br />
26<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wissenschaft<br />
Am 3. November 2001 etwa war folgender<br />
Dialog zu hören:<br />
„Я — 143. Не получаю генератор.“<br />
„Идёт такая работа от аппаратной.“<br />
(dt.: „Ich – Einhundertdreiundvierzig!<br />
Ich empfange den Generator nicht.“ –<br />
„Das ist, was die Hardware sendet!“)<br />
Am 2. September 2010, also während<br />
der Systemumstellung, war aus dem<br />
Hintergrund zu hören:<br />
„Sie sollten funktionieren, sind aber<br />
schwach.“<br />
Das heißt, es sind im Sender immer<br />
mehrere Personen gleichzeitig<br />
anwesend, wodurch die<br />
regelmäßige Bedienung des Systems<br />
gewährleistet wird, oder es ist möglicherweise<br />
sogar die Anwesenheit<br />
mehrerer Personen unbedingt erforderlich.<br />
Eine andere Theorie besagt, der<br />
Sender übertrage keine Nachrichten,<br />
weder ins Ausland noch ins Inland,<br />
sondern schieße die <strong>Signale</strong> in die Atmosphäre,<br />
ähnlich wie es beim HAARP-<br />
Projekt in Alaska der Fall ist. Doch<br />
wozu dann die Zahlenkolonnen und<br />
die Namensketten? Eine eher unwahrscheinliche<br />
Hypothese, die in der Insiderszene<br />
auch nur wenig Anhänger hat.<br />
Der mysteriöse russische Zahlensender<br />
kann bis heute auf der genannten<br />
Kurzwellenfrequenz empfangen<br />
werden. Wenn man heute in die<br />
Übertragung herein hört, glaubt man<br />
im Grunde in einer Zeitschleife gefangen,<br />
zu sein, zwischen Vergangenheit<br />
und Moderne. Oder ist es nur ein Täuschungsmanöver?<br />
Neue Frequenz, neuer Ort<br />
Eventuell sind die Störungen im Sommer<br />
2010 Indizien dafür, dass der Sender<br />
damals umgezogen ist. Zumindest<br />
gehen die Erkenntnisse der Funkamateure,<br />
die sich auch weltweit untereinander<br />
austauschen, in diese Richtung.<br />
Eine exakte Triangulierung war ihnen<br />
zwar bislang nicht möglich, jedoch eine<br />
grobe Lokalisierung. Die Sendungen<br />
kommen seit 2010 aus einer Gegend<br />
östlich der Stadt Pskow, nahe der Grenze<br />
zu Estland. Möglicherweise hängt<br />
dies mit veränderten militärischen<br />
Kommandostrukturen in <strong>Russland</strong><br />
zusammen, deren Schwerpunkt in<br />
jüngster Vergangenheit aus Moskau<br />
in Richtung St. Petersburg verlagert<br />
wurde. Seither ist auch die Grundfrequenz<br />
des Summtons etwas tiefer als<br />
früher. Statt bei ca. 216 Hz liegt sie<br />
jetzt bei 150 Hz. Doch auch Powarowo<br />
Funkamateure haben versucht, die Position<br />
des neuen Senders zu triangulieren.<br />
Sie kamen auf einen Ort bei Pskow, nahe<br />
der Grenze zu Estland.<br />
ist immer noch ein höchst mysteriöser<br />
Ort. Wojennij gorodok, die kleine Militärsiedlung<br />
in der Nähe, ist mittlerweile<br />
fast ausgestorben. Zwischen kommunistischen<br />
Plattenbauten sieht man<br />
noch einige Datschas, an Bewohnern<br />
trifft man hauptsächlich alte Frauen,<br />
Ehefrauen sowjetischer Veteranen, die<br />
dort, teilweise mit Kindern und Enkeln,<br />
bis heute leben. Macht man sich dann<br />
auf die Suche nach der Sendestation,<br />
so trifft man im Wald auf einen rostigen<br />
Kettenzaun, dessen steinerne<br />
Pfosten mit Moos überwachsen sind.<br />
Dahinter der etwa 50 Meter hohe alte<br />
Sendeturm, an dem allerdings auch einige<br />
moderne Satellitenschüsseln angebracht<br />
sind, sowie einige Gebäude,<br />
die nicht durchweg verfallen aussehen.<br />
Die typische, seit Jahrzehnten bekannte<br />
russische Verbindung von Vergangenheit<br />
und Zukunft. Der Hauptteil der<br />
Anlage scheint unterirdisch zu sein.<br />
Überall auf dem Areal findet man Lüftungsschächte.<br />
Ein kleines rosa angestrichenes<br />
Häuschen scheint zu einem<br />
Treppenhaus nach unten zu führen.<br />
Prominentester heutiger Bewohner<br />
der Station ist der schon legendär gewordene<br />
Wachhund, der dort seit 2005<br />
an einer langen Leine bellend hin und<br />
her läuft und offenbar ungebetene Besucher<br />
abschrecken soll. Die Tür zur<br />
unterirdischen Anlage ist verschlossen,<br />
wirkt aber nicht verfallen und ist<br />
relativ frisch gestrichen. Der Hund<br />
wirkt gut ernährt. Jemand muss sich<br />
regelmäßig um ihn und die Anlage<br />
kümmern. Der Sender mag mittlerweile<br />
umgezogen sein, doch irgendetwas<br />
ist auch hier in Powarowo noch im<br />
Gange.<br />
Dem Sender eine logisch konsistente<br />
Bedeutung zuzuweisen,<br />
ist derzeit nicht möglich.<br />
Es ist durchaus denkbar, dass es sich<br />
um eine ganz banale und einfache Installation<br />
handelt. Wir haben diese<br />
Problematik auch mit Prof. Dr. Ernst<br />
Senkowski diskutiert, der nicht nur<br />
Physiker, sondern auch langjähriger<br />
Kurzwellenamateur ist. Außerdem ein<br />
langjähriger lieber Freund, auf dessen<br />
Meinung wir große Stücke halten. Sein<br />
Kommentar: „Ich kann mir vorstellen,<br />
dass die Russen – sie sind bekanntlich<br />
chitrij („fuchsig“) – ein Sicherheitssystem<br />
entwickelt haben, das derartig<br />
blödsinnig komplex ist, dass es allen<br />
Decodierungsversuchen widersteht.<br />
Die großen Atommächte haben ihre<br />
Kernwaffen immerfort in Bereitschaft.<br />
Ob es aber sinnvoll ist, die Steuerung<br />
einem Sender zu überlassen, der irgendwo<br />
steht und jederzeit vernichtet<br />
werden könnte? Ich wage keine Aussage.<br />
Manchmal treffen wir auf Rätsel,<br />
mit denen wir leben müssen.“ ■<br />
Weiterführende Quellen:<br />
Жужжалка 624-ый передающий радиоцентр 1 узла<br />
связи ГШ МО РФ. Livejournal, San Francisco 2011.<br />
Peter Zavodnik: Inside the Russian Short Wave Radio<br />
Enigma. New York 2011.<br />
UVB-76/MDZhB Live Stream Blog<br />
Fosar/Bludorf: Welt am Limit. Peiting 2011.<br />
Fosar/Bludorf: Im Netz der Frequenzen. Peiting 2004.<br />
Fotos aus Powaroro: © Pawel Ermakow<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 27
Quantessenz<br />
Neue Form von Licht entdeckt<br />
Am Institut für Angewandte Physik der<br />
Technischen Universität Darmstadt<br />
hat Dr. Martin Blazek eine neue Art<br />
von Licht, sogenanntes Hybrid-Licht,<br />
entdeckt. Er hatte im Rahmen eines<br />
EU-Forschungsprojekts ursprünglich<br />
neue Leuchtdioden für die Netzhautund<br />
Hautkrebsdiagnostik untersucht.<br />
Martin Blazek aus der Arbeitsgruppe<br />
von Professor Wolfgang Elsäßer hat<br />
sogenannte Super-Lumineszenzdioden,<br />
kurz:<br />
SLD, genau unter die<br />
Lupe genommen. Ihn interessierte,<br />
wie gleichmäßig<br />
einzelne Lichtquanten<br />
(Photonen) von<br />
der SLD emittiert werden.<br />
Bei Raumtemperatur<br />
erhielt er zunächst<br />
das erwartete Resultat:<br />
die SLD sendete keinen<br />
gleichmäßigen Strom<br />
von Photonen aus, sondern<br />
unregelmäßig aufeinanderfolgende<br />
Pho-<br />
Holt mit seinem Team die Geheimisse der<br />
Quantenoptik ans Licht: Wolfgang Elsäßer,<br />
Professor am Institut für Angewandte<br />
Physik. Sein Mitarbeiter Dr. Martin<br />
Blazek entdeckte ein bislang unbekanntes<br />
„Hybrid-Licht“.<br />
Foto: Katrin Binner / TU Darmstadt<br />
tonen-Pakete. Dieses<br />
Licht gleicht zunächst<br />
bildlich gesprochen einem<br />
Hörsaal-Ausgang, aus dem in unregelmäßigen<br />
Abständen Grüppchen<br />
von Studenten, noch intensiv über den<br />
Inhalt der Vorlesung diskutierend,<br />
heraustreten. Im Gegensatz dazu ist<br />
die Situation am Gebäudeausgang relativ<br />
gleichmäßig, weil ihr Strom von<br />
einer Drehtür reguliert wird.<br />
Genau dieses für die SLD Unerwartete<br />
geschah, als Blazek dann die Diode<br />
auf eine Temperatur von etwa -100<br />
Grad Celsius abkühlte: Die Photonen<br />
kamen in einer relativ gleichmäßigen<br />
Prozession aus der Leuchtdiode,<br />
wie die Studenten nach der Drehtür.<br />
Blazek hat die Gleichmäßigkeit gemessen,<br />
und zwar in Form der statistischen<br />
Wahrscheinlichkeit, mit der<br />
ein Photon einem Vorangegangenen<br />
in einem bestimmten Abstand folgt.<br />
Er fand heraus, dass diese sogenannte<br />
Korrelation, das heißt der zeitliche<br />
Zusammenhang der Photonen, nahezu<br />
der gleiche ist wie bei einem Laser.<br />
Damit hat er ein lange akzeptiertes<br />
Paradigma widerlegt, das bislang in<br />
der physikalischen Disziplin der Quantenoptik<br />
vorherrschte. Dieses verknüpfte<br />
eine sogenannte thermische<br />
Lichtquelle, wie die Sonne oder eine<br />
Glühbirne, die ein breitbandiges Farbenspektrum<br />
emittieren, immer mit<br />
der zeitlich unregelmäßigen Emission<br />
von Photonen-Paketen, wohingegen<br />
der Laser einen zeitlich sehr viel reguläreren,<br />
fast geordneten, gleichmäßigen<br />
Photonenstrom aussendet.<br />
Das Licht aus der kalten SLD ist also<br />
quasi ein Zwitter: einerseits hat es immer<br />
noch die große spektrale Breite<br />
einer thermischen Lichtquelle, andererseits<br />
entspricht die Regularität der<br />
von ihr emittierten Photonen der eines<br />
Lasers. Im ersten Fall sprechen Physiker<br />
von spontaner Emission und im<br />
letzteren von stimulierter Emission.<br />
„Die Super-Lumineszenzdiode emittiert<br />
bei der tiefen<br />
Temperatur gewissermaßen<br />
in einem<br />
Übergangsbereich<br />
zwischen der spontanen<br />
Emission und der<br />
stimulierten Emission“,<br />
erklärt Elsäßer.<br />
In Zusammenarbeit<br />
mit Kollegen der<br />
Theoretischen Physik<br />
soll nun dieser neue<br />
Lichtzustand weiter<br />
erforscht werden, um<br />
ihn physikalisch zu<br />
verstehen, ergänzt der<br />
Physik-Professor.<br />
Elsäßers Team trachtet<br />
unabhängig vom<br />
EU-Forschungsprojekt<br />
auch bereits danach, das Ergebnis<br />
seiner Grundlagenforschung praktisch<br />
anwendbar zu machen. Durch<br />
den gleichmäßigen Photonenstrom<br />
könnte die Genauigkeit der Gewebebilder<br />
bei der Krebsdiagnose und<br />
somit die Präzision erhöht werden.<br />
„Allerdings wäre es sicherlich praktikabler,<br />
wenn der Effekt bei Raumtemperatur<br />
auftritt“, so Elsäßer. Das<br />
Team ist nun auf der Suche nach neuen<br />
optischen Emitter-Strukturen und<br />
Halbleitermaterialien, die den Effekt<br />
schon bei Raumtemperatur zeigen.<br />
(Quelle: TU Darmstadt)<br />
28<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
Ein Loch im Mars<br />
Durch puren Zufall entdeckten NASA-<br />
Wissenschaftler bei Durchsicht von<br />
Bildern des HiRISE-Experiments an<br />
Bord des Mars Reconnaissance Orbiter<br />
ein großes Loch auf der Marsoberfläche.<br />
Das Loch scheint den Eingang<br />
zu einer großen Höhle zu bilden, deren<br />
Boden sogar auf dem Bild teilweise<br />
beleuchtet ist. Wodurch dieses kreisrunde<br />
Loch entstanden ist, dessen<br />
Durchmesser etwa 35 Meter beträgt,<br />
und warum es von einem fast kreisförmigen<br />
Krater umgeben ist, ist<br />
unbekannt. Allerdings sind derartige<br />
Löcher für die<br />
Wissenschaft von<br />
hohem Interesse,<br />
da in unterirdischen<br />
Höhlen des Mars<br />
mildere klimatische<br />
Bedingungen herrschen<br />
als auf der<br />
Marsoberfläche.<br />
Daher sind solche<br />
Bereiche die ersten<br />
Kandidaten für die<br />
Suche nach möglichen<br />
Lebensformen<br />
auf dem Mars.<br />
Foto: NASA, JPL, University of Arizona
Quantessenz<br />
Links: EISCAT-Antennenfeld bei Tromsø (Norwegen). Rechts: Diese spiralförmige Lichterscheinung<br />
zog am 9. 12. 2009 über den Himmel der Polarregion. Reste einer abgestürzten russischen Rakete<br />
oder misslungenes EISCAT-Experiment?<br />
Aktuelles zum Vorfall von Tromsø, 9. 12. 2009<br />
EISCAT - Erforscht „Norwegens HAARP“<br />
Gravitationsanomalien in der Arktis?<br />
Am 9. 12. 2009 ging eine Meldung<br />
über eine ungewöhnliche Lichterscheinung<br />
in der Polarregion<br />
durch die Weltpresse. An jenem Tag<br />
wurde über der nordnorwegischen<br />
Stadt Skjervoy bei Tromsø ein spiralförmiges<br />
Licht gesehen, das über den<br />
nächtlichen Himmel zog. Das Ereignis<br />
zog sofort die Ufologen der Welt<br />
in seinen Bann, aber es wurden auch<br />
Vermutungen laut, die Erscheinung<br />
habe etwas mit EISCAT zu tun, einer<br />
Ionosphärenheizeranlage ähnlich zu<br />
HAARP, die ganz in der Nähe installiert<br />
ist. Für die diversen Vermutungen<br />
hatte ich schon immer Verständnis,<br />
da es zu diesem Thema zu wenig offizielle<br />
Informationen gibt. Was mich<br />
allerdings irritiert, ist die häufig missbräuchliche<br />
Verwendung physikalischer<br />
Begriffe und Zusammenhänge<br />
in solchen Berichten.<br />
Als offizieller Verursacher der<br />
Lichterscheinung wurde dann der<br />
Absturz einer russischen Rakete genannt.<br />
EISCAT hatte allerdings an jenem<br />
Tag auch ein (misslungenes) Atmosphärenexperiment<br />
durchgeführt.<br />
Ein Zusammenhang ist jedoch nicht<br />
schlüssig belegbar.<br />
Im Gegensatz zur militärischen<br />
Forschungsstation HAARP soll EIS-<br />
CAT rein wissenschaftlich ausgerichtet<br />
sein und beschäftigt sich nach<br />
Aussagen der dortigen Wissenschaftler<br />
mit der Erforschung oberer Atmosphärenschichten,<br />
insbesondere<br />
der sogenannten D-Region. Dies ist<br />
eine Schicht der Ionosphäre in etwa<br />
50-95 km Höhe. Dort kommt es z. B.<br />
zu Funkstörungen durch ionisierende<br />
Strahlung von der Sonne.<br />
Ein persönlicher Kontakt zu einem<br />
der EISCAT-Forscher wirft<br />
auf die geschilderten Ereignisse<br />
ein neues Licht. Von ihm erfuhr ich von<br />
neuen Erkenntnissen von EISCAT über<br />
einen möglichen Zusammenhang zwischen<br />
elektromagnetischen, akustischen<br />
und Gravitationswellen! Wenn<br />
das stimmen sollte, wäre es eine<br />
Sensation, denn bislang gibt es nicht<br />
einmal eine Einheitliche Feldtheorie,<br />
geschweige denn eine bekannte<br />
Wechselwirkung zwischen Elektromagnetismus<br />
und Gravitation. Darauf<br />
angesprochen, antwortete der Wissenschaftler,<br />
diese Dinge seien in der<br />
Tat „pretty interesting“. Es ist schwer,<br />
ihm mehr dazu zu entlocken, obwohl<br />
er in unseren Gesprächen immer wieder<br />
betont, an der EISCAT-Forschung<br />
sei „nothing secret“. Möglicherweise<br />
eine etwas zu harmlose Formulierung.<br />
Immerhin kursieren im Internet<br />
teilweise falsche Koordinatenangaben<br />
für EISCAT.<br />
Wohlgemerkt: Ich will hier nicht unterstellen,<br />
die EISCAT-Forscher würden<br />
im hohen Norden Norwegens geheime<br />
Gravitationswaffen erforschen.<br />
Grazyna Fosar<br />
Es geht um etwas viel Interessanteres,<br />
nämlich darum, dass es diese Wechselwirkungen<br />
in der Nordpolarregion<br />
tatsächlich gibt! Dies würde die zahllosen<br />
Lichterscheinungen in der Gegend<br />
erklären, die nicht auf russische<br />
Raketen zurückzuführen sind. Bekanntermaßen<br />
entstehen an Orten mit<br />
Gravitations- und Magnetanomalien<br />
häufig sogenannte Vakuumdomänen,<br />
atmosphärische Plasmaobjekte, die<br />
auch selbstleuchtend sein können.<br />
Doch das ist noch nicht alles.<br />
Magnetanomalien gibt es am<br />
Nordpol zur Genüge, dort, wo<br />
das Erdmagnetfeld ein Loch hat und<br />
die Feldlinien in die Erde eintreten.<br />
Wird dadurch eine korrespondierende<br />
Gravitationsanomalie erzeugt?<br />
Steht die Arbeit von EISCAT möglicherweise<br />
damit in Verbindung, Tore<br />
zu anderen Dimensionen zu erschaffen?<br />
(In diesem Fall müssten auch<br />
manche bizarre Berichte von Polarforschern<br />
neu bewertet werden.) Es<br />
spricht viel dafür, dass die „pretty<br />
interesting“-Themen, mit denen sich<br />
EISCAT tatsächlich beschäftigt, in der<br />
Zukunft noch eine sehr wichtige Rolle<br />
spielen werden.<br />
Was <strong>Russland</strong> im hohen Norden<br />
eigentlich so alles treibt, wäre auch<br />
interessant. Zumindest kann man<br />
vermuten, dass das auch nicht immer<br />
alles nur mit Raketen zu tun hat!<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 29
Wissenschaft<br />
Superflut<br />
vor 1300 Jahren?<br />
Gernot L. Geise<br />
Überreste eines Totentempels<br />
vor der Chephren-Pyramide.<br />
Überrest einer Superflut?<br />
30 MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wissenschaft<br />
Das Gebirge westlich<br />
von Abydos zeigt<br />
deutlich Einwirkung von<br />
Superflut (Google Earth)<br />
Östlich von Luxor<br />
(Zerspülte Landschaft)<br />
Ja, es gibt immer noch genügend<br />
Ungereimtheiten um die Bauwerke<br />
auf dem Gizeh-Plateau in Ägypten, die<br />
kaum oder nie angesprochen worden sind.<br />
Bei meinen Besuchen dort fiel mir so einiges auf, was<br />
bisher entweder nicht oder nur ungenügend erklärt worden<br />
ist und nur durch einen gigantischen Wassereinfluss<br />
erklärbar ist. Seltsamerweise werden – obwohl für jeden<br />
offensichtlich – Wasserschäden bei den Ägyptologen<br />
nicht diskutiert, ja, regelrecht ignoriert.<br />
Satellitenpyramiden und Tempel<br />
Neben der Cheopspyramide stehen an ihrer Südostecke<br />
drei Satellitenpyramiden, sogenannte Königinnen-Pyramiden.<br />
Die Mykerinos-Pyramide weist ebenfalls drei auf der<br />
Südseite auf. Die Chephren-Pyramide besitzt keine Satellitenpyramiden.<br />
Dafür stehen an der Ostseite der Chephren-<br />
Pyramide und der Mykerinos-Pyramide jeweils noch relativ<br />
viele Reste der „Grabtempel“, während davon bei der<br />
Cheopspyramide nichts mehr vorhanden ist, außer einigen<br />
zerstreuten Basalt-Bodenplatten.<br />
Allen diesen Bauwerken ist gemeinsam, dass sie sich<br />
in einem erbärmlichen Zustand befinden. Damit meine ich<br />
nicht die normale Erosion, denn diese ist wohl nicht in der<br />
Lage, solche Zerstörungen anzurichten, wie sie dort sichtbar<br />
sind.<br />
Die Gizeh-Pyramiden mitsamt ihren umgebenden<br />
Bauwerken sollen, wie die Ägyptologen glauben, um<br />
die viertausend Jahre alt sein. Wenn dem wirklich so<br />
sein sollte, dann muss jedoch nach ihrer Vollendung eine<br />
riesige Katastrophe, zusammen mit gigantischen fließenden<br />
Superfluten, über das Gebiet hereingebrochen sein,<br />
denn die Außenfassaden der noch stehenden Pyramiden<br />
und Gebäude zeigen unübersehbar den zerstörenden Einfluss<br />
solcher Wassermassen. Diese vorhandenen Schäden<br />
lassen sich nicht mit normaler Verwitterung durch Sandsturm-<br />
und/oder Regeneinwirkungen erklären. Durch den<br />
Einfluss Tsunami-ähnlicher Wassermassen, die über einen<br />
längeren Zeitraum eingewirkt und Steine, Baumstämme<br />
usw. mitgeschleppt haben müssen, lässt sich allerdings<br />
problemlos erklären, warum die meisten Tempelanlagen,<br />
die aus teilweise tonnenschweren Megalithblöcken bestehen,<br />
zerstört wurden. Woher eine solche Superflut kam,<br />
wollen wir zunächst einmal unberücksichtigt lassen.<br />
Eine Superflut spült leicht schwerste Steinblöcke hinweg.<br />
Eine Superflut würde auch erklären, warum die Pyramiden<br />
(fast) ohne Verkleidung dastehen, denn wenn für<br />
die Außenverkleidung wirklich ein weicherer Kalksandstein<br />
verwendet worden sein sollte, dann wurde er von den<br />
Fluten regelrecht abgeschält und zerrieben. Dann braucht<br />
man auch keine fadenscheinigen Hilfserklärungen mehr,<br />
dass die Verkleidungsblöcke angeblich zum Bau von Kairo<br />
verwendet worden seien, obwohl dort nirgends welche zu<br />
finden sind.<br />
Allgemein wird die Ansicht vertreten, die großen Pyramiden<br />
hätten einst als Steinbrüche für Baumaterial<br />
hergehalten. Das stimmt wohl auch, allerdings nur in bescheidenem<br />
Rahmen, zumindest für die drei großen Gizeh-<br />
Pyramiden. Rings um die Chephren-Pyramide liegen jede<br />
Menge großer roter Granitblöcke mit Einkerbungen, wie<br />
sie zum Spalten von Felsblöcken angebracht werden. Diese<br />
Blöcke gehörten ursprünglich zu der unteren Außenverkleidung<br />
der Chephren-Pyramide und beweisen nachdrücklich,<br />
dass es eben nicht in jedem Fall gelang, diese in<br />
handliche Stücke zu zerlegen.<br />
Bei der „Knickpyramide“ in Dahshur wunderte ich<br />
mich schon früher, wieso angebliche Steinräuber<br />
solch abenteuerliche Breschen in die Pyramidenekken<br />
geschlagen haben sollen, immer in der Gefahr, dass<br />
die überstehenden Steinblöcke auf sie abstürzen könnten,<br />
während sie (als Steinräuber) einige Meter weiter an derselben<br />
Pyramide völlig gefahrlos Verkleidungssteine hätten<br />
entnehmen können. Mit der Steinbruch-These kann<br />
also irgendetwas nicht so ganz stimmen. An der „Knickpyramide“<br />
kann man auch sehr schön erkennen, dass die<br />
Wucht der Superflut bereits abgenommen haben muss,<br />
da insbesondere die nördlichen Ecken in Mitleidenschaft<br />
gezogen wurden und die Außenverkleidung noch überwiegend<br />
vorhanden ist. Trotzdem muss die Pyramide unter<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 31
Wissenschaft<br />
Wasser gestanden haben, denn man kann deutlich erkennen,<br />
an welchen Stellen der Außenverkleidung das Wasser<br />
nach dem Abfluss der Flut aus dem Inneren herauslief.<br />
Die zerstörerischen Wassereinflüsse beschränken<br />
sich in Ägypten jedoch nicht auf Alexandria, Gizeh<br />
oder Dahshur. Sie sind bis Luxor und weiter südlich<br />
nachweisbar. Keiner der heute von Touristen besichtigte<br />
Tempel weist keinen Wasserschaden auf, und alle wurden<br />
sie von Ägyptologen wieder neu rekonstruiert und<br />
aufgebaut, weil sie zerstört waren. Riesige Standbilder,<br />
etwa von Ramses II., aus Granit gefertigt, waren umgestürzt<br />
und zerbrochen.<br />
Beim Sphinx hat sich im Laufe der letzten Jahre auch<br />
bei den Ägyptologen bereits immer mehr die Gewissheit<br />
durchgesetzt, dass die Figur insbesondere auf der Rükkenpartie<br />
deutliche Erosionsspuren zeigt, die durch Wassereinfluss<br />
herausgewaschen wurden. Am Restkörper<br />
kann man die Erosionsspuren nicht mehr erkennen, weil<br />
dieser im Laufe der Jahrhunderte (oder Jahrtausende)<br />
nach und nach fast komplett mit Steinblöcken ausgebessert<br />
(oder erst gestaltet?) wurde. Hinzu kommt, dass der<br />
Sphinx-Körper in einer Art Grube steht und jahrhundertelang<br />
unter Sand begraben war. Ich frage mich, warum<br />
man dann nicht das Nächstliegende tat und die umliegenden<br />
Tempelanlagen mit ihren ebensolchen typischen<br />
Erosionsspuren in das gleiche Szenarium mit einschloss?<br />
Nein, beim Sphinx wird immer noch herumgedeutelt, ob<br />
die Figur vielleicht zehntausend Jahre alt sein soll, weil<br />
es damals in jener Region gemäßigte Wetterbedingungen<br />
mit Regen gab, obwohl ein bisschen Regen niemals<br />
solche Erosionsrinnen erzeugen kann. Wenn man jedoch<br />
eine Großkatastrophe mit einer Superflut für diese Zerstörungen<br />
in Erwägung ziehen würde, müsste zwangsläufig<br />
unser heutiges Weltbild kippen, denn eine solche<br />
Katastrophe in geschichtlichen Zeiten passt<br />
e i n -<br />
fach nicht<br />
Mykerinos-Totentempel<br />
(deutlich sichtbare<br />
Wasserschäden)<br />
in unser vorgegebenes Geschichtsbild. Möglicherweise<br />
können sich die Ägyptologen auch nicht vorstellen, wo<br />
eine solche Flutwelle hergekommen sein soll. Man muss<br />
sich aber vor Augen halten, was es bedeutet, wenn eine<br />
mehrere hundert Meter hohe Wasserwand angerauscht<br />
kommt: Allein ein einziger Kubikmeter Wasser besitzt<br />
eine Masse von einer Tonne! Und diese Wassermengen<br />
schleppen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist:<br />
Sand, Geröll, Steinbrocken, Bäume usw. Und dieses Geröll<br />
ist es, das die meisten Wasserschäden verursacht, Ausschleifungen<br />
und zermahlene Sandsteinblöcke.<br />
Die Katastrophe<br />
Nachdem ich die gigantischen Wasserschäden in Ägypten<br />
sah, sagte ich mir unwillkürlich, dass die Nachwirkungen<br />
eines solchen Kataklysmus’ auch auf anderen Erdteilen<br />
sichtbare Schäden hinterlassen haben müssten.<br />
Zu dem angenommenen Katastrophenszenarium passt<br />
der Bericht des Bestseller-Autors Hans-Joachim Zillmer<br />
in seinem DVD-Video „Kontra Evolution“, dass in Colorado<br />
(USA) vor 1300 bis 1400 Jahren Superfluten innerhalb<br />
kürzester Zeit ganze Canyonsysteme des Grand Canyon<br />
herauswuschen, wie inzwischen definitiv nachgewiesen<br />
wurde. Wenn dort Superfluten in einem solchen Ausmaß<br />
entstehen konnten, dann nur durch ein kataklystisches<br />
Ereignis, das garantiert nicht nur auf ein relativ kleines<br />
regionales Gebiet beschränkt war, sondern globale Auswirkungen<br />
gehabt haben musste. Mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
kommt dafür nur der Einschlag eines größeren<br />
Himmelskörpers in einen Ozean in Frage, wobei noch<br />
geklärt werden müsste, wo dieser Einschlag stattfand.<br />
Eine plötzliche Hebung oder Senkung einer Kontinentalplatte<br />
reicht für die Erzeugung einer solchen Flutwelle<br />
nicht aus. Hierbei hätten wir übrigens auch<br />
eine Erklärung für die fund- und dokumentenfreie<br />
Zeit in Europa, nämlich<br />
genau in diesem Zeitraum. Es<br />
ist offensichtlich, wenn eine<br />
globale<br />
Großkatastrophe<br />
passierte, dass<br />
es zwangsläufig<br />
einige hundert<br />
Jahr<br />
e<br />
32 MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
Knickpyramide [Dahshur]<br />
(Die Wucht der Flut hat nachgelassen,<br />
die Verkleidung ist<br />
teilweise erhalenten
Wissenschaft<br />
dauern musste, bis sich die Natur wieder erholt hatte und<br />
sich in dem zuvor zerstörten Gebiet wieder Menschen<br />
neu ansiedeln. Gerade in Europa ist dieser Zeitraum derart<br />
fundleer, dass Dr. Heribert Illig diese Zeit als „Phantom-Jahre“<br />
bezeichnete, Jahre, die seiner Meinung nach<br />
künstlich in unsere Zeitrechnung eingefügt worden seien.<br />
Mit meiner Superflut-These hat sich seine „Phantomzeit“-<br />
These jedoch von selbst erledigt.<br />
Und dann haben wir auch eine Erklärung dafür, warum<br />
die „Römer“ so plötzlich verschwanden, wobei ich<br />
mich schon immer fragte, ob sie sich wohl damals in<br />
Luft auflösten? Die Hinterlassenschaften der „Römer“ in<br />
Europa müssen merkwürdigerweise unter meterhohen<br />
Erdschichten ergraben werden, während die nur wenige<br />
Jahrhunderte später erbauten Burgen größtenteils noch<br />
heute, wenn auch oftmals nur noch als Ruinen, oberirdisch<br />
stehen. Das Ende der „Römerzeit“ fällt aber seltsamerweise<br />
genau in den Katastrophenzeitraum!<br />
Und noch etwas passt in dieses Szenarium: die zerspülten<br />
Berge und Hügel mit ihren ehemaligen<br />
Flussläufen insbesondere in Ägypten, die man aus<br />
der Luft oder auf Satellitenfotos gut erkennen kann. Darin<br />
müssen irgendwann nicht nur kleinere Bäche und Flüsse,<br />
sondern größere Mengen von reißendem Wasser geflossen<br />
sein. Heute erkennt man vor Ort geradezu nichts mehr da-<br />
von, zumal der Flugsand alle ehemaligen Flusseinschnit-<br />
te mehr oder weniger gut ausgefüllt hat. Der Autor Peter<br />
Brüchmann hat diesbezüglich Pionierarbeit geleistet, weil<br />
er als erster festgestellt hat, dass diese Zerspülungen<br />
rund um die Welt aus dem Flugzeug heute noch sehr gut<br />
erkennbar sind. Er verlegt die dazu erforderliche Großkatastrophe<br />
allerdings mindestens zehntausend Jahre in die<br />
Vergangenheit, was jedoch nicht ausschließt, dass später<br />
(näher an unserer Zeit) weitere Katastrophen stattfanden.<br />
Und um bei Ägypten zu bleiben: Alexandria, die einstige<br />
Metropole Ägyptens, ging nach heutigem Wissen vor 1300<br />
Jahren (angeblich) aufgrund eines schweren Erdbebens<br />
unter. Wieder derselbe Zeitrahmen!<br />
Wir können also festhalten:<br />
◌<br />
Vor rund 1.000 bis 1.300 Jahren muss etwas Schreckli-<br />
ches mit der Erde geschehen sein. Die große Katastrophe,<br />
die Superflut, muss frühestens vor 1.000 bis 1.300 Jahren<br />
geschehen sein, dafür sprechen viele Fakten.<br />
◌<br />
Vor rund 1.000 Jahren lebten nachgewiesenermaßen nur<br />
sehr wenige Menschen auf der Erde! Es waren die wenigen<br />
Überlebenden der Superflut!<br />
◌ Rund um den Globus weist die Geschichte ein Loch von<br />
rund dreihundert Jahren auf, und zwar zwischen dem<br />
sechsten und neunten Jahrhundert unserer Zeitzählung!<br />
Sämtliche neuen Kulturen und unser neuzeitliches Schriftgut<br />
begannen vor rund 1.000 Jahren bei null!<br />
◌ Sämtliche alten Kulturen verschwanden ca. 300 Jahre<br />
zuvor schlagartig von diesem Planeten!<br />
◌Sämtliche alten Kulturen wurden gewaltsam vernichtet!<br />
Davon zeugen alle zerstörten Gebäude des Altertums!<br />
◌ Die überwiegende Zahl der Gebäude des Altertums - der<br />
Zeit vor der großen Flut - findet sich unter der Erdoberfläche<br />
begraben und kann nur durch Ausgrabungen ans Tageslicht<br />
gefördert werden. Dies ist ohne jeden Zweifel die<br />
Folge einer riesigen, erdumspannenden Flutkatastrophe.<br />
◌ Sehr viele Überreste des Altertums finden wir auch viele<br />
Meter unter den Meeren und Seen.<br />
◌ Die Schriften und Sprachen der Antike sind zumeist<br />
andersgeartet als die der Neuzeit. Sie haben sich offensichtlich<br />
nach der Katastrophe vielfach vollkommen neu<br />
entwickelt.<br />
Das große Vergessen<br />
Wenn die Pyramiden, die Tempel und Mastabas vor rund<br />
viertausend Jahren erbaut wurden, wie die Ägyptologen<br />
sagen (ich möchte mich jetzt nicht darum streiten, ob die<br />
Pyramiden etwa schon zehntausend Jahre alt sind), und<br />
vor rund 1300 Jahren eine Katastrophe über<br />
das Land hereinbrach, verbunden mit<br />
gigantischen Superfluten, dann<br />
muss zwangsläufig das Gebiet<br />
für längere Zeit unbewohnbar<br />
gewesen sein.<br />
Die<br />
Fellachenstämme,<br />
die später in dieses<br />
Land (zurück?) kamen,<br />
müssen – wie<br />
wir – staunend vor<br />
den Pyramiden und<br />
den Trümmerhaufen<br />
der<br />
Tempelanlagen<br />
gestanden haben,<br />
ohne zu<br />
Luxor Umgebung<br />
(Zerspülungen durch<br />
Superflut. Google Earth)<br />
Sphinx (Wasserschäden<br />
im Rückenbereich)<br />
Sphinx (Wasserschäden<br />
im Rückenbereich)<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000<br />
33
Wissenschaft<br />
wissen, von wem und wie diese Monumente errichtet wurden.<br />
Das Wissen um die Steinbearbeitung und den -transport<br />
war buchstäblich im Wasser untergegangen. Nimmt man eine<br />
globale „Sintflut“-Katastrophe vor rund 1300 Jahren als gegeben<br />
an, so stellt sich natürlich sofort die Frage, warum es<br />
hierzu keine Überlieferungen gibt. Eine solch einschneidende<br />
Katastrophe müsste sich doch gravierend im Gedächtnis der<br />
Menschen eingeprägt haben, sollte man annehmen.<br />
Mit diesem Thema hat sich schon Immanuel Velikovsky,<br />
der „Vorreiter“ der Katastrophentheorien, ausgiebig<br />
auseinandergesetzt, weil auch er es seltsam<br />
fand, dass stattgefundene Kataklysmen regelrecht aus dem<br />
Gedächtnis gelöscht wurden. Tatsächlich gibt es diese Erinnerung,<br />
sie ist jedoch „verschüttet“ und wurde aufgrund der<br />
Übermächtigkeit regelrecht verdrängt. Verdrängung ist ein<br />
ganz normaler bekannter biologischer Schutzmechanismus,<br />
der auch im Kleinen bei Einzelpersonen stattfindet, wenn sie<br />
(Not-) Situationen erleben müssen, die alles bisher Bekannte<br />
übersteigen. So ist es eine feststehende Tatsache, dass sich<br />
etwa Unfallopfer meist nur bis an die Zeit kurz vor ihrem Unfall<br />
erinnern können. Der eigentliche Unfallhergang ist völlig<br />
verdrängt und aus der normalen Erinnerung gelöscht.<br />
Wir dürfen nicht vergessen, dass nach einer Kontinente<br />
überflutenden Superflut nur wenige Menschen das Horrorszenarium<br />
überlebt haben dürften, das die schlimmsten<br />
Vorstellungen weit in den Schatten gestellt haben musste.<br />
Hinzu kam, dass sie selbstverständlich nach dem Abfließen<br />
der Wassermassen zunächst um das eigene nackte Überleben<br />
kämpfen mussten, denn Tiere und Pflanzen waren ja<br />
ebenso von der Katastrophe betroffen. In einer solchen Notsituation<br />
fragt man nicht, warum und woher sie eintrat, man<br />
denkt nur daran, sie irgendwie zu meistern und zu überleben.<br />
Erst als sich für die wenigen Überlebenden die Nahrungssituation<br />
etwas entspannt hatte, was durchaus einige Generationen<br />
gedauert haben kann, dachte man wohl darüber nach,<br />
was einst passiert war. Da es für diese einfachen Menschen<br />
keine rationale Erklärung dafür gab, wurden dann wohl irgendwelche<br />
zürnenden Götter erfunden, die es zukünftig<br />
durch Opfergaben zu besänftigen galt, damit sich eine solche<br />
„Bestrafung“ nicht wiederholen kann. Parallel dazu begannen<br />
die Überlebenden, den Himmel zu beobachten, um rechtzeitig<br />
vor einer neuen Katastrophe gewarnt zu werden, denn<br />
das Wissen um das Unheil aus dem Himmel wurde wohl von<br />
Generation zu Generation weitergegeben. Es ist übrigens ein<br />
deutlicher Hinweis darauf, dass die globale Superflut wohl<br />
durch irgendwelche einschlagenden Himmelskörper hervorgerufen<br />
wurde. Wie heißt es etwa von den Kelten: Sie sollen<br />
am meisten gefürchtet haben, dass ihnen der Himmel auf den<br />
Kopf fällt (obwohl die Kelten wohl vor der Superflut gelebt haben<br />
dürften). Durch mündliches Weitererzählen wird die Katastrophe<br />
immer weiter in die Vergangenheit geschoben worden<br />
sein, um einen zeitlichen „sicheren“ Abstand dazu zu erhalten,<br />
zumal direkte Zeitzeugen kaum lange überlebt haben dürften.<br />
Tatsache ist: Archäologisch wird diese globale Superflut<br />
immer mehr nachgewiesen, doch aus unserer Erinnerung ist<br />
sie völlig verdrängt. ■<br />
Gernot L. Geise ist Sachbuchautor und staatlich<br />
geprüfter Techniker des graphischen Gewerbes.<br />
Er hat mehrere Bücher zu ungelösten Rätseln<br />
unserer Welt publiziert, darunter auch "Superflut<br />
über Ägypten".<br />
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Gesundheit<br />
Wenn eine chronische Krankheit vorliegt, die der<br />
Betroffene trotz „Ärztehopping“ nicht loswird,<br />
dann könnte ein Störfeld die Ursache sein. Narben<br />
und andere negative Reize können das vegetative<br />
Nervensystem geschädigt haben. Lokale Injektionen,<br />
z.B. mit Procain, zeigen hier oft erstaunliche<br />
Sofortwirkungen. Die Neuraltherapie ist ein<br />
ganzheitliches Therapie- und Diagnoseverfahren,<br />
das durch die Brüder Ferdinand und Walter Huneke<br />
vor rund 80 Jahren entwickelt wurde. Die<br />
Neuraltherapie ist weder „esoterisch“, noch ist<br />
sie schulmedizinisches Allgemeingut. Obwohl<br />
schon ein „Klassiker“, fristet sie neben anderen<br />
alternativen Heilmethoden wie Homöopathie<br />
oder Akupunktur eher ein Schattendasein.<br />
Zu Unrecht, denn Heilerfolge u.a. bei Asthma,<br />
Rheuma, Entzündungen und Kopfschmerzen<br />
sind gut belegt. Zeit für eine Wiederentdeckung.<br />
Ferdinand Huneke beschrieb 1925 die therapeutische<br />
Wirkung der Injektion von Mitteln zur örtlichen Betäubung<br />
(Lokalanästhetika) auf Migräne. Mit seinem<br />
Bruder Walter arbeitete er diesen Ansatz aus und bezeichnete<br />
ihn zuerst als Heilanästhesie, später als Neuraltherapie.<br />
15 Jahre später fand er heraus, dass auch andere<br />
Krankheiten mit einer abgewandelten Art der Neuraltherapie<br />
innerhalb kürzester Zeit geheilt werden können. 1940 hatte<br />
Ferdinand Huneke eine Patientin mit starken Schulterschmerzen<br />
erfolglos behandelt. Im Laufe der Behandlung trat eine<br />
Reizung einer alten Narbe am Unterschenkel auf. Als Huneke<br />
diese neuraltherapeutisch infiltrierte, verschwanden schlagartig<br />
die Schulterbeschwerden. Er nannte den Effekt „Sekundenphänomen“.<br />
Huneke erkannte, dass es sich hier nicht um einen<br />
Zufall handeln konnte. Verallgemeinert besagt seine<br />
Erkenntnis: Mittels gezielter Injektionen<br />
eines kurz wirkenden Lokalanästhetikums<br />
(Procain oder Lidocain)<br />
über das vegetative (unwillkürliche)<br />
Nervensystem<br />
wird die Selbstheilung<br />
des Organismus<br />
eingeleitet. Als<br />
Störfelder<br />
– die unterschätzte Gefahr<br />
Hilfe durch Neuraltherapie<br />
Joachim Vollmer<br />
36<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Gesundheit<br />
Ergebnis seiner Arbeit stellte Huneke eine Reihe von Lehrsätzen<br />
auf:<br />
► Jede chronische Erkrankung kann zum Störfeld werden.<br />
► Die Procain-Injektion in das Störfeld heilt die störfeldbedingten<br />
Krankheiten über das Sekundenphänomen (die Heilung im<br />
Augenblick der Injektion).<br />
► Jede Stelle des Körpers kann durch einen abgelaufenen<br />
oder noch aktiven örtlichen Reizprozess zum Störfeld werden.<br />
Dadurch ausgelöste Störungen im neurovegetativen<br />
System können an jeder anderen Stelle des Organismus die<br />
mannigfaltigsten Krankheitsprozesse auslösen.<br />
► Jede Stelle des Körpers kann bei Schädigung zum Störfeld<br />
werden. Vor allem betrifft dies Narben.<br />
Zwei „Werkzeuge“<br />
der Neuraltherapie<br />
Die Neuraltherapie nach Huneke beinhaltet<br />
auf der Grundlage dieser Entdeckungen<br />
zwei Teilbereiche: die Segmenttherapie und<br />
die Störfeldtherapie. Die bei dieser Therapierichtung<br />
am häufigsten verwendeten Lokalanästhetika<br />
sind Procain, Novocain oder<br />
Xyloneural.<br />
Die Segmenttherapie ist eine Behandlung<br />
mit Injektionen von Lokalanästhetika in den<br />
erkrankten Bereich des Körpers oder in dessen<br />
Nähe. Diese Methode der Neuraltherapie<br />
beinhaltet Spritzen in Muskeln, Bänder<br />
und andere Teile des Bewegungsapparates,<br />
in Nervenstränge und -knoten, in die Haut<br />
sowie auch in Venen und Arterien. Diese<br />
Behandlungsmethode kommt grundsätzlich<br />
auch in der Schulmedizin zur Anwendung. Hier<br />
wird sie meistens als diagnostische oder therapeutische<br />
Lokalanästhesie bezeichnet.<br />
Durch die Injektionen<br />
werden chronische Reizprozesse<br />
unterbrochen. Man geht<br />
bei der Neuraltherapie davon<br />
aus, dass bestimmte<br />
Zonen auf der Haut mit inneren<br />
Organen und anderen<br />
Bereichen des Körpers<br />
verbunden sind. Nimmt<br />
man bei der Segmenttherapie<br />
Injektionen in diese<br />
Hautareale vor, so ergibt sich<br />
gemäß der Lehre Hunekes ein<br />
positiver und heilender Einfluss<br />
auf die verbundenen Organe<br />
innerhalb dieser Zone.<br />
Wenn die Segmenttherapie<br />
erfolglos bleibt,<br />
nimmt man als zweite<br />
Methode der Neuraltherapie<br />
die Störfeldtherapie vor.<br />
Bei dieser geht man davon<br />
aus, dass Störfelder<br />
bei Erkrankungen<br />
auch entfernt vom<br />
betroffenen Organ<br />
auftreten. Störfelder<br />
sind demnach<br />
entzündungsähnliche<br />
Zustände, die<br />
über energetische<br />
Abstrahlung den<br />
gesamten Körper<br />
negativ beeinflussen<br />
und zur Ausbildung von<br />
Beschwerden in anderen<br />
Körperbereichen führen. Sie<br />
befinden sich oft in den Mandeln,<br />
Nasennebenhöhlen, im Mundbereich<br />
oder im Schilddrüsengewebe. Diese Störfelder<br />
behandelt man dann ebenfalls mit Spritzen von Lokalanästhetika,<br />
wodurch sich innerhalb einer oft sehr kurzen Zeitspanne<br />
Besserungen in einem entfernten Körperbereich<br />
ergeben. Auch positive Auswirkungen auf den gesamten<br />
Organismus werden häufig beobachtet. Dies hängt damit<br />
zusammen, dass die Neuraltherapie die Selbstheilungskräfte<br />
des Körpers steigert.<br />
verbunden.<br />
BESONDERS OFT<br />
FINDEN SICH STÖRFELDER IN<br />
DEN MANDELN,<br />
NASENNEBENHÖHLEN,<br />
IM MUNDBEREICH ODER IM<br />
SCHILDDRÜSENGEWEBE.<br />
Das vegetative Nervensystem<br />
Die Einsatzgebiete der Neuraltherapie sind vielfältig und<br />
kaum beschränkt. Sie beinhalten unter<br />
anderem Schmerzzustände,<br />
Entzündungen, Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparates und<br />
Hauterkrankungen. Nur Ärzte<br />
und Heilpraktiker dürfen<br />
die Therapie durchführen.<br />
Um ihre Wirkung zu verstehen,<br />
muss man die<br />
Funktion des vegetativen<br />
Nervensystems<br />
kennen. Es handelt<br />
sich dabei um ein<br />
komplexes Netzwerk,<br />
bestehend<br />
aus Millionen von<br />
feinsten Nervenfasern.<br />
Über<br />
dieses Informationsnetzwerk<br />
sind sämtliche<br />
Zellen bzw. Organe<br />
miteinander<br />
Es hat die Aufgabe,<br />
„<br />
sämtliche Lebensfunktionen<br />
zu koordi-<br />
Störfelder können bei Erkrankungen<br />
auch entfernt vom betroffenen<br />
Organ auftreten.„<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 37
Gesundheit<br />
nieren und zu regulieren. Bei der Neuraltherapie werden<br />
gezielte Reize gesetzt und bestimmte Nervenverbindungen<br />
für kurze Zeit unterbrochen, damit der Körper die Chance<br />
bekommt, sich selbst wieder zu einem normalen Zustand<br />
zu organisieren (vergleichbar einem Neustart beim<br />
Computer). Damit können oft auch langjährige chronische<br />
Krankheitszustände zum Ausheilen gebracht werden.<br />
ANWENDUNGSBEREICHE<br />
DER NEURALTHERAPIE<br />
► Beschwerden bei hormonellen Störungen<br />
► Sinusitiden<br />
► Narbenschmerzen nach Operationen<br />
► Nach Bandscheibenoperationen<br />
► Interkostalneuralgien<br />
► Warzen<br />
► Wirbelsäulensyndrome<br />
► Lumbago<br />
► Trigeminusneuralgien<br />
► Rheuma<br />
► chronische Augenentzündungen<br />
► chronische Nebenhöhlenentzündungen<br />
► Bronchialasthma<br />
► Allergien<br />
► Überfunktionen der Schilddrüse<br />
► chronische Erkrankungen, insbesondere<br />
bei Verdacht auf ein Störfeldgeschehen<br />
► chronische Prostataentzündung<br />
► Monatszyklusstörungen<br />
► chronische Darmentzündungen<br />
► Skelettbedingte rheumatische Erkrankungen<br />
► Durchblutungsstörungen<br />
► Akute Schmerzzustände<br />
► allgemeine vegetative Regulationsstörungen<br />
► Migräne<br />
Störfelder sind ins Vegetativum eingebrannte Fehlinformationen<br />
und können überall im Körper als Folge<br />
von Verletzungen, Operationen‚ Entzündungen usw.<br />
entstehen. Sie haben die Eigenschaft, über vegetative Nervenfasern<br />
Störimpulse auszusenden, welche in der Folge<br />
an entfernten Stellen – meist erworbene oder angeborene<br />
Schwachstellen im Körper – zu Symptomen und Störungen<br />
wie z.B. Schmerz führen. Typische Störfeldlokalisationen<br />
sind Mandeln, Nebenhöhlen, Zahn-Kiefer-Bereich, Prostata,<br />
der gynäkologische Bereich und Narben aller Art.<br />
Durch Ausschaltung eines Störfeldes mittels Lokalanästhetika<br />
wird der bestehende Teufelskreis unterbrochen<br />
und ein Ausheilen der Erkrankung möglich. Besonders<br />
eindrucksvoll ist dieser Effekt beim so genannten Sekundenphänomen,<br />
in welchem die Heilung einer Fernstörung<br />
durch die Störfeldbehandlung in der Sekunde erfolgt.<br />
Die Neuraltherapie kann grundsätzlich bei allen Regulations-<br />
und Funktionsstörungen eingesetzt werden. Das<br />
Anwendungsgebiet deckt akute und chronische Zustände<br />
ab und reicht damit quer durch alle Fachgebiete. Besonders<br />
häufig werden folgende Krankheiten behandelt:<br />
Rückenschmerzen (u.a. auch Bandscheibenvorfälle),<br />
Gelenkserkrankungen, Kopfschmerzen inkl. Migräne,<br />
neuralgische und postoperative Schmerzen,<br />
gewisse Infektionskrankheiten<br />
(z.B.<br />
akute Kieferhöhlenentzündungen),<br />
P r o s t a t a l e i d e n ,<br />
hormonelle Störungen<br />
(z.B. Menstruat<br />
i o n s s t ö r u n g e n ,<br />
M e n o p a u s e n b e -<br />
schwerden, Überund<br />
Unterfunktion<br />
der Schilddrüse),<br />
Schwindel.<br />
„Wunder“ gibt es<br />
nicht immer<br />
Es wird kaum einen<br />
Arzt geben, der nicht<br />
von den manchmal<br />
ans Wunderbare<br />
grenzen den Heilerfolgen<br />
der Procain-<br />
Therapie gehört<br />
hätte und der es<br />
nicht auch schon<br />
ein mal selbst versucht<br />
hätte – meist<br />
allerdings ohne den<br />
erwarteten Erfolg.<br />
Nicht jeder, der<br />
Procain, Lidocain<br />
DIE NEURALTHERAPIE SOLLTE<br />
NICHT ANGEWANDT WERDEN BEI:<br />
► Allergien gegen Lokalanästhetika,<br />
Herzrhythmusstörungen und<br />
Blutgerinnungsstörungen<br />
► Bradykardie<br />
► Herzmuskelschwäche<br />
► Multipler Sklerose<br />
oder Xyloneural spritzt (oder eines der vielen Kombinationspräparate,<br />
die man als Neuraltherapeutika zusammenfasst),<br />
treibt damit schon Neuraltherapie. Diese Therapeutika<br />
sind nämlich sehr anspruchsvolle Mittel, die nur<br />
dann ihre wundersame Wir kung entfalten, wenn sie an die<br />
für den jeweiligen Patienten richtige Stelle gebracht werden.<br />
Der Ort der Anwendung entscheidet über den Erfolg<br />
und Misserfolg. Es gibt keine zwei gleichen Menschen, also<br />
auch keine zwei gleichen Krankheiten. Darum können für<br />
zehn Kranke mit gleicher Diagnose zehn verschiedene<br />
Orte der Injektion angezeigt sein. Eine naive Vorgehensweise<br />
(„Irgendwie wird sowieso alles über das Nervensystem<br />
verteilt“) ist also nicht zielführend.<br />
Bei korrekt durchgeführter Injektionstechnik ist die<br />
Neuraltherapie jedoch eine äußerst schonende und<br />
nebenwirkungsarme, meist sogar -freie Methode.<br />
Ein leichtes Schwindelgefühl nach einer Therapiesitzung<br />
ist völlig normal und dauert meist nur wenige Minuten<br />
an. Kleinere Blutergüsse im Bereich der Injektionsstellen<br />
sind möglich, aber harmlos. Es gibt einige Fälle, in denen<br />
die Neuraltherapie nicht angewendet werden darf, so z.B.<br />
bei einer Allergie auf das verwendete Lokalanästhetikum<br />
(sehr selten). Bei Patienten mit einer Blutungsneigung<br />
bzw. Blutverdünnung sollten keine tieferen Injektionen<br />
angewendet werden. Zur Behandlung von Krebs und bei<br />
Erkrankungen mit bereits zerstörtem Gewebe (z.B. Leberzirrhose)<br />
ist die Neuraltherapie wirkungslos. Zur<br />
Schmerzbehandlung können jedoch auch Krebspatienten<br />
von der Neuraltherapie profitieren.<br />
Die Behandlungsdauer ist sehr individuell. Oft sind nur<br />
relativ wenige Sitzungen (1 bis 10) notwendig. Es gibt aber<br />
auch Fälle (wenn auch selten), bei denen über Monate oder<br />
Jahre in mehr oder weniger großen Abständen behandelt<br />
werden muss.<br />
Persönliche therapeutische Erfahrungen<br />
Die Neuraltherapie ist aus einer Naturheilpraxis nicht<br />
mehr wegzudenken. Ich würde jedem Menschen, der an<br />
chronischen Schmerzen leidet, raten, sich ihr zu unterziehen.<br />
Denn: Ist ein Störfeld tatsächlich die Ursache Ihrer<br />
Beschwerden, sind sie unter Einsatz der Neuraltherapie in<br />
kürzester Zeit verschwunden. Ohne eine solche Behandlung<br />
gehen Ihre Beschwerden dagegen vielleicht gar nicht<br />
vorüber. Ein sehr drastisches Beispiel erlebte ich auch in<br />
meiner eigenen Tätigkeit als Heilpraktiker. Eine Patientin<br />
litt seit mehr als drei Jahren unter starken gesundheitlichen<br />
Beschwerden. Ihre Probleme begannen mit einer<br />
Fehlgeburt im zweiten Monat und erneuter Schwangerschaft,<br />
die mit der Geburt einer gesunden Tochter endete.<br />
Seit dieser Zeit befand sie sich wegen verschiedener<br />
Leiden ständig in ärztlicher Behandlung: Eileiterentzündung,<br />
Durchfälle, Gewichtsverlust, Niedergeschlagenheit,<br />
Blinddarmentzündung, Darmgrippe, Gastritis, Pilzbefall<br />
im Dickdarm, Rückenschmerzen, Gallenkoliken u.a.<br />
38<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Gesundheit<br />
Nach einer Odyssee durch Arztpraxen und Krankenhäuser<br />
war die Patientin körperlich und seelisch<br />
am Ende. Die Anamnese ergab das typische Erscheinungsbild<br />
von Symptomverschiebungen, die einander<br />
ablösten, weil die wahre Ursache ihrer Beschwerden nie<br />
erkannt worden war. Nach Erhebung ihrer Vorgeschichte<br />
und Überprüfung ihrer Daten war eine Verschiebung<br />
im Bereich eines Lendenwirbels und zweier Brustwirbel<br />
nachweisbar, die wir osteopathisch und chiropraktisch<br />
korrigieren konnten. Vollkommene Beschwerdefreiheit<br />
erreichte die Patientin aber erst nach dreimaliger Anwendung<br />
von neuraltherapeutischen Injektionen in die entsprechenden<br />
Segmente.<br />
Ein schöner Erfolg. Aber woher weiß ich, ob eine Neuraltheapie<br />
bei mir angezeigt ist? Als Faustregel kann gelten:<br />
Traten Ihre Beschwerden direkt oder kurz nach einer<br />
Verletzung, einer Operation oder einem Unfall auf, können<br />
Sie davon ausgehen, dass die Bildung eines Störfelds sehr<br />
wahrscheinlich ist. In diesem Fall kann eine Neuraltherapie<br />
höchstwahrscheinlich auch helfen. Ihre Beschwerden<br />
könnten dann auch bei kürzerer Behandlungsdauer bald<br />
verschwunden sein. Aber auch in Fällen, wo Sie sich an<br />
kein „Trauma“ erinnern, kann es sich lohnen, beim Arzt<br />
oder Heilpraktiker nachzufragen, ob eine Neuraltherapie<br />
Sinn machen könnte. Im Zweifelsfall liegt die Entscheidung<br />
darüber bei Ihrem Therapeuten. ■<br />
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Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 39
Gesundheit<br />
„Perfektion ist nicht dann erreicht,<br />
wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt,<br />
sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“<br />
Antoine de Saint-Exupery<br />
Ich bin verstimmt<br />
oder: Jedes Ding hat seinen Klang<br />
oder: Heilende Schwingungen<br />
Ulrich Heerd<br />
EINSATZ IN ARZTPRAXIS<br />
UND PRIVATBEREICH<br />
Viele Erwerber der Klangliege sind Ärzte oder<br />
andere Therapeuten, bei denen man eine<br />
20minütige Sitzung buchen kann. Dies ist<br />
deshalb möglich, weil die Klangliege PRIMUpatentiertes<br />
Wellnessprodukt ist, sondern die<br />
SONA G2000 nicht nur ein geschütztes und<br />
Zulassung hat als medizinisches Gerät.<br />
Aber immer mehr Menschen, die sich selber<br />
etwas Gutes tun wollen, berichten, dass sie<br />
Freunde und Verwandte auf die Liege lassen<br />
und dass es manchmal zu richtigen Warte-<br />
zeiten kommt, um jemandem den Genuß der<br />
Klangliege zukommen zu lassen. Für eine<br />
20minütige Sitzung beim Therapeuten werden<br />
zwischen 20,- und 50,- € verlangt.<br />
Einfacher geht es nicht: den richtigen Ton<br />
auswählen (der einem besonders gefällt), CD<br />
einlegen – entspannen auf der Klangliege.<br />
Oder:<br />
Mit dem bekannten Krankheitsbild im Index<br />
nachschlagen und seinen Ton auswählen.<br />
40<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wenn jedes Ding seinen Klang hat,<br />
so gibt es auch einen Klang für jedes<br />
Organ, für jeden Körperteil, und<br />
so ist es nicht übertrieben, wenn<br />
ich schreibe – die hier vorgestellte<br />
Klangliege hat für jeden die richtige<br />
Schwingung, die richtige Frequenz.<br />
Die Bedeutung Tontherapie<br />
kommt demzufolge nicht vom<br />
Ton als Erde, sondern von Ton<br />
aus der Musik. Da nun mal alles Existierende<br />
eine Eigenfrequenz hat, ist<br />
es logischerweise leicht nachvollziehbar,<br />
dass auch unser Körper nach<br />
dem Gesetz der Schwingungen funktioniert.<br />
Die Bemerkung von einer kränkelnden<br />
Person: „Lass mich in Ruhe,<br />
ich bin heute verstimmt!“ bekommt<br />
dadurch einen ganz speziellen Stellenwert.<br />
Selbst das Wort Person hat<br />
schon eine Aussage in sich, da es aus<br />
dem Wort „personare“ stammt, was<br />
wiederum „durchtönen“ heißt. Sehr<br />
gut lässt sich diese Vorstellung für den<br />
ganzen Körper nachvollziehen, wenn<br />
wir ihn mit einem großen Orchester<br />
vergleichen, bei dem als Partitur alle<br />
Musiker angehalten sind, einen wohlklingenden<br />
Klangkörper zu bilden. Ist<br />
eine Gruppe (z. B. die Streicher oder<br />
die Blechbläser) dieses Klangkörpers<br />
zu leise oder spielt sie falsch, so hört<br />
sich der ganze Klangkörper „krank“<br />
oder auch leidend bis jämmerlich an.<br />
Die Bezeichnung Tontherapie entstand<br />
deshalb, da jedem Körperorgan,<br />
jedem Körperteil und allen Gliedmaßen<br />
eine sorgfältig zugeordnete<br />
Schwingung, ein präziser Ton zugeordnet<br />
ist. So wie in einer Stadt die Straßen<br />
Straßennamen und in den Straßen<br />
die Häuser Hausnummern haben, so<br />
haben das linke Knie, die rechte Schulter,<br />
der Magen, der Darm und jedes<br />
weitere Organ und jeder Körperteil jeweils<br />
eine bestimmte Schwingung.<br />
Das Gespräch mit dem Erfinder offenbarte,<br />
dass er seit mehr als 20 Jahren<br />
an der Forschung „was bewirken<br />
gezielt ausgewählte Schwingungen<br />
auf den Organismus“ arbeitet. Diesem<br />
Denkprozess ging die Frage voraus:<br />
Warum wird ein Mensch krank? Die<br />
Antwort hat der Erfinder gefunden,<br />
indem er erkannte: Weil ihm Energie<br />
fehlt. Nun kann die Frage präzisiert<br />
werden: Warum wird ein Mensch an<br />
einer bestimmten Stelle krank? Weil<br />
ihm eine ganz bestimmte Energie<br />
fehlt.<br />
Eine Vielzahl von Tabellen füllt einen<br />
Ordner, aus denen genau ersichtlich<br />
ist, welchem Organ, Glied oder<br />
Körperteil die eine oder andere Frequenz<br />
zugeordnet ist. Beim Durchsehen<br />
dieser Mappe ergeben sich interessante<br />
Aufschlüsse, durch die einem<br />
endlich klar wird, warum ein Wehwehchen<br />
oder eine Erkrankung einen<br />
Menschen so lange und hartnäckig<br />
quält. Des Rätsels Lösung: Eine vom<br />
Unterbewussten gesteuerte Überlebensstrategie,<br />
so der Erfinder Pius<br />
Vögel, zeichnet dafür verantwortlich.<br />
Der Selbsterhaltungstrieb des<br />
Körpers verteilt die ihm zur<br />
Verfügung stehenden Energien<br />
nach einem aufschlussreichen<br />
Verteilungsprinzip. Hat der Körper<br />
auf einer oder mehreren Ton- bzw.<br />
Frequenzebenen zu wenig Energie,<br />
so verteilt er sie in einem lebenserhaltenden<br />
und überlebenssichernden<br />
„Verfahren“. Diese Strategie erkennt<br />
eine bessere Überlebenschance, indem<br />
sie die spezielle Energie z. B.<br />
überwiegend in das Zwerchfell leitet<br />
und nicht in das rechte Knie – dessen<br />
Ton der gleiche ist. Die Versorgung<br />
des Knies kommt spürbar erst dann,<br />
wenn das Zwerchfell „gesättigt“ ist.<br />
Bei der Schilddrüse und beim Rücken<br />
ist es ebenso. Da eine Schilddrüse<br />
mit Unterfunktion keine Schmerzen<br />
erzeugt, sie aber den gleichen Ton<br />
wie der Rücken hat, sind wir nur auf<br />
die Schmerzen im Rücken fokussiert,<br />
obwohl die Schilddrüse die mögliche<br />
Ursache der Schmerzen ist. Bei einer<br />
Klangsitzung mit der Klangliege<br />
PRIMUSONA wird durch den Wassergehalt<br />
des Körpers von ca. 70 % die<br />
Schwingung gleichzeitig im ganzen<br />
Körper wirksam.<br />
Woher soll man wissen, dass die<br />
ewigen bzw. immerwiederkehrenden<br />
Rückenschmerzen mit der Schilddrüse<br />
zusammenhängen? Diese<br />
Erkenntnis ergibt einen ganz natürlichen<br />
Rückschluss: Optimale Schilddrüsenfunktion<br />
und Rückenschmerzen<br />
gehören der Vergangenheit an.<br />
Das Tückische dabei ist, dass der<br />
Mangel in der Schilddrüse nicht so<br />
leicht erkennbar ist wie Schmerzen<br />
im Rücken. So lässt sich eine Menge<br />
von Zusammenhängen aufzählen.<br />
Doch bis es soweit war, wurde viel beobachtet<br />
und geforscht. Von den Kurgästen<br />
im Landhaus und Hotel Aventurin<br />
wird solch eine umfassende<br />
AUCH TIERE HEILEN SICH<br />
MIT KLÄNGEN<br />
Der größte Teil der menschlichen Gene ist<br />
denen der Tiere gleich. Doch Tiere können<br />
schlecht allein in eine Arztpraxis gehen, darum<br />
hat die Natur z. T. auch für sie für spezielle „Eigenbehandlung“<br />
gesorgt: Katzen schnurren mit<br />
einer Frequenz von 20 bis 50 Hz. Ihre effektivste<br />
Schwingung ist bei 25,5 Hz. Diese Frequenz<br />
stimuliert bei Katzen Knochenwachstum und<br />
-reparatur, Knochenbrüche heilen schneller,<br />
geschwächte Knochen werden stärker,<br />
regenerieren besser, und außerdem kommt<br />
es zu einer gesteigerten Produktion entzündungshemmender<br />
Stoffe. Dies hat weiterhin zur<br />
Folge, dass weniger Gelenkschmerz/Schwellung<br />
entstehen. Eine Erfindung der Natur, die<br />
inzwischen auch dem Menschen zugute kommt<br />
(siehe <strong>Matrix3000</strong> Band 68 – Katzenschnurrtherapie<br />
nach Dr. Fritz Florian)<br />
Erkenntnis gerne angenommen, da<br />
es auch die erwünschte Erleichterung<br />
und Besserung endlich bringt.<br />
So eine Klangsitzung könnte man<br />
mit dem Aufladen einer Batterie<br />
vergleichen. Ist der „Energiespeicher“<br />
nur 80 oder 70 % voll,<br />
dann erreicht ein angeschlossener<br />
E-Motor nicht die erwünschte bzw.<br />
notwendige Drehzahl. Auf den Magen<br />
bezogen kann sich das folgendermaßen<br />
zeigen: Längeres Aufstoßen von<br />
Gurken und Pilzen, saures Aufstoßen<br />
beim Weintrinken, Unverträglichkeit<br />
bei bestimmten Fetten und stark angebratenen<br />
Speisen und ähnliche Reaktionen.<br />
Unabhängig von Herrn Vögel wurde<br />
auch von einem anderen Forscher<br />
ein interessantes Ergebnisse erzielt.<br />
Nach Messungen von Prof. F.A. Popp<br />
schwingt die DNS mit einem Resonanzmaximum<br />
von 351 Nanometer,<br />
das entspricht der 66. Oktave des<br />
Erdentages und dem Ton G. Eine Anmerkung<br />
von Herrn Vögel hierzu ist,<br />
dass dies dem Element Feuer entspricht.<br />
Und wieder bestätigt sich die<br />
Aussage: Alles ist Schwingung – somit<br />
sind Schwingungen alles. ■<br />
Weitere Infos:<br />
Pension Aventurin<br />
Pius Vögel<br />
Weissachstr. 19 a<br />
87534 Oberstaufen / Allgäu<br />
Tel.: +49 (0) 83 86 - 21 95<br />
Mobil: +49 (0)151 - 51 73 45 10<br />
Fax: +49 (0) 83 86 - 10 09<br />
Gesundheit<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000<br />
41
Gesundheit<br />
Fluorid ist hochgiftig und gefährlich.<br />
Eine unbedenkliche Dosis gibt<br />
es nicht. Bereits eine vermeintlich<br />
geringe, aber stete Belastung beschleunigt<br />
die Alterung und fördert<br />
den gesundheitlichen Verfall mit<br />
vielfältigen, meist unheilbaren Erkrankungen<br />
(siehe Übersicht).<br />
Fluorid wirkt als Kontaktgift,<br />
Nervengift und Enzymgift, es<br />
schädigt die Mitochondrien und<br />
Membranen. Fluorid blockiert die<br />
Entgiftungssysteme und fördert die<br />
Anreicherung von Stoffwechsel- und<br />
Umweltgiften in den Geweben. Fluoridbelastung<br />
geht einher mit vermehrter<br />
Bildung freier Radikale und<br />
komplexer Ionen. Fluorid stört den<br />
Kalzium- und Magnesiumhaushalt,<br />
verschlechtert die Verfügbarkeit<br />
von Selen und anderen essentiellen<br />
Mineralstoffen und Spurenelementen.<br />
Fluorid verursacht Chromosomen-<br />
und Genschäden sowie epigenetisch<br />
bedingte Schäden. Es stört<br />
die Kollagensynthese und bewirkt<br />
Bindegewebsschäden (Fibrose).<br />
Alle Organe sind mehr oder weniger<br />
von diesen degenerativen Veränderungen<br />
ver-<br />
betroffenen. Sie<br />
lieren allm<br />
ä h -<br />
lich<br />
Fluor<br />
– Vorsicht Gift!<br />
Thomas Klein<br />
42 MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Gesundheit<br />
ihre Funktionstüchtigkeit, was im<br />
Extremfall bis zum Organversagen<br />
führen kann. Die Schädigung durch<br />
Fluorid ist nicht mehr rückgängig zu<br />
machen.<br />
Zunehmende Fluoridbelastung<br />
durch Nierenschäden<br />
Die Schadwirkung des aufgenommenen<br />
Fluorids ist davon abhängig, wie<br />
viel über die Nieren ausgeschieden<br />
wird und wie viel sich im Körper anreichert.<br />
Doch Fluorid schädigt auch<br />
die Nieren selbst mit der Folge, dass<br />
deren Filterkapazität immer mehr<br />
nachlässt. Die Fluoridausscheidung<br />
geht mit zunehmendem Alter zurück.<br />
Dadurch werden Gewebe und<br />
Organe immer stärker durch Fluorverbindungen<br />
belastet und geschädigt<br />
– ein Teufelskreis, in den man<br />
gar nicht erst geraten darf. Um die<br />
Nieren auch im Alter funktionstüchtig<br />
zu erhalten und gesund zu bleiben,<br />
muss die Fluoridaufnahme von Kindheit<br />
an minimiert werden.<br />
Karies ist nicht auf vermeintlichen<br />
Fluormangel zurückzuführen<br />
Gebissverfall durch Karies ist nicht<br />
durch Fluoraufnahme zu vermeiden.<br />
Im Gegenteil: Zähne und Gebiss werden<br />
geschädigt, bei Zahnfluorose besteht<br />
sogar erhöhte Kariesanfälligkeit.<br />
Das ist seit Jahrzehnten bekannt,<br />
wurde durch zahlreiche<br />
Studien erneut bestätigt, und<br />
dennoch wurde von interessierten<br />
Kreisen weiterhin das Gegenteil behauptet<br />
und im Anschein der Wissenschaftlichkeit<br />
die Fluoridaufnahme<br />
über Trinkwasser, Salz und Tabletten<br />
propagiert.<br />
Lediglich mit lokaler Fluoridanwendung<br />
lässt sich unter Umständen<br />
das Kariesrisiko vermindern.<br />
Doch dieser zweifelhafte Nutzen<br />
muss mit chronischer Vergiftung<br />
erkauft werden, denn auch bei lokaler<br />
Anwendung werden über<br />
die Mundschleimhäute und durch<br />
Verschlucken beachtliche Mengen<br />
aufgenommen. Ob sich die Verwendung<br />
fluoridhaltiger Präparate<br />
wirklich lohnt, kann nur beurteilen,<br />
wer sich mit den schwerwiegenden<br />
Folgen der Fluoridvergiftung vertraut<br />
gemacht hat.<br />
TYPISCHE BESCHWERDEN UND FOLGEERKRANKUNGEN<br />
BEI AKUTER UND CHRONISCHER FLUORIDVERGIFTUNG<br />
Störung des Allgemeinbefindens<br />
bei akuter Fluoridvergiftung<br />
● Unbehagen, Übelkeit, innere Unruhe<br />
Energieverlust, ständige Erschöpfung, Mattigkeit<br />
● Hohes Schlaf- und Ruhebedürfnis, anhaltende<br />
Müdigkeit, die auch durch viel Schlaf nicht zu<br />
überwinden ist<br />
Schädigung der Magen- und<br />
Darmschleimhäute<br />
● Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen,<br />
Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen,<br />
Verstopfung, Darmfäulnis, Blähung,<br />
Bauchschmerzen, Durchfall<br />
● Mangel an Vitamin B12 und anderen<br />
Vitaminen, an Mineralstoffen, Spurenelementen<br />
und Antioxidantien<br />
Entzündung der Mundschleimhäute,<br />
des Zahnfleisches und Zahnhalteapparates<br />
bei akuter Fluoridvergiftung<br />
Schädigung der Blutgefäße<br />
● Arteriosklerose mit allen Folgen:<br />
Durchblutungsstörung, Herzschwäche, Angina<br />
pectoris, Niereninsuffizienz, Netzhaut-,<br />
Darm- und Leberschäden, Hirnverkalkung,<br />
Herzinfarkt, Schlaganfall, Makula-Degeneration<br />
● Schädigung der Blut-Hirn-Schranke:<br />
Demenz, Parkinson<br />
● Venenschäden, Krampfadern,<br />
Aneurysmen, Gewebeschwellung<br />
Beschleunigte Alterung der Haut<br />
● Faltige und runzlige Haut<br />
● Abnahme der Elastizität und Spannkraft<br />
der Haut<br />
● Verhärtung der Haut<br />
● Hautausschläge, Juckreiz, Hautverfärbungen<br />
Störung der Nagel- und Haarbildung<br />
● Unschöne Haare, Schädigung der<br />
Finger-und Fußnägel<br />
Schädigung der Muskulatur, Knorpel,<br />
Sehnen und Bänder<br />
● Störung der Muskelfunktion<br />
● Muskelschwäche, Herzschwäche<br />
● Krämpfe, Zuckungen, Zittern<br />
● Störung der neuromuskulären Koordination<br />
● Verhärtung und Verkalkung der Gewebe<br />
● Muskelschmerzen (vor allem in Rücken,<br />
Nacken, Schultern, Armen, Beinen, Kiefer)<br />
Gelenkschäden und -schmerzen,<br />
Arthritis, Arthrose<br />
● Bandscheibenschäden<br />
Trinkwasser-Fluoridierung – ein<br />
ungeheuerliches Verbrechen<br />
Mit Hilfe der Staatsgewalt und unterstützt<br />
durch Kampagnen zur<br />
Täuschung der Öffentlichkeit wurde<br />
in vielen Ländern das Trinkwasser<br />
jahrzehntelang mit hochgiftigen Fluorchemikalien<br />
versetzt. Auf diese<br />
Weise wurden weltweit 400 Millionen<br />
Menschen vergiftet, die entsprechend<br />
ihrer lebenslangen Belastung<br />
für dieses politisch organisierte Verbrechen<br />
mit dem Verlust ihrer Gesundheit,<br />
mit Hinfälligkeit und vorzeitigem<br />
Tod bezahlen müssen. ■<br />
Knochen- und Skelettfluorose<br />
● Osteosklerose (Verhärtung, Versprödung der Knochen)<br />
● Anfangs Zunahme der Knochenmasse,<br />
später Osteoporose<br />
● Osteomalazie, Knochendeformation<br />
● Erhöhte Frakturanfälligkeit<br />
● Spondylose, Hyperostose (Knochenwucherung)<br />
● Steifheit, Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit<br />
Zahnfluorose, Gebissschäden<br />
● Schmelz- und Dentinschäden<br />
● Erhöhte Kariesanfälligkeit<br />
● Zahnfleischentzündung, Parodontitis<br />
● Gebissdegeneration<br />
Schädigung der endokrinen Organe<br />
● Schädigung von Zirbeldrüse, Schilddrüse,<br />
Nebennieren, Hoden und Eierstöcken<br />
● Vielfältige Störung des Hormonhaushalts<br />
● Schädigung der Rezeptoren<br />
● Genschäden, epigenetisch bedingte Defekte<br />
Krebserkrankungen<br />
Leberschäden<br />
Nierenschäden<br />
Schädigung von Gehirn und Nervensystem<br />
● Störung der Hirnentwicklung,<br />
Intelligenzminderung<br />
● Hirnschäden, Demenz, Alzheimer, Parkinson<br />
● Schädigung des peripheren Nervensystems<br />
● Neuromuskuläre Störungen,<br />
Missempfindungen, Lähmung, Schüttelkrämpfe<br />
● Nervosität, Schwindelgefühl, Benommenheit<br />
● Gleichgewichtsstörung, Sehstörungen<br />
● Abnahme des Konzentrations- und<br />
Denkvermögens<br />
● Depressionen, seelische Störungen,<br />
Missstimmung<br />
● Reizbarkeit, Aggressivität, Verhaltensstörungen<br />
Schädigung des Immunsystems<br />
● Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit<br />
● Allergische Reaktionen<br />
● Autoimmunerkrankungen<br />
Geschlechtsorgane<br />
● Schädigung von Hoden und Eierstöcken,<br />
Entzündung der Vagina<br />
● Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau<br />
● Erhöhtes Risiko für Fehl- und Totgeburten<br />
● Schädigung der Erbsubstanz<br />
Blockade von Enzymsystemen<br />
● Hemmung von Entgiftungssystemen<br />
● Anreicherung von Stoffwechsel- und<br />
Umweltgiften, auch dadurch degenerative<br />
Schädigung der Gewebe und Organe<br />
Thomas Klein ist Diplom-Ingenieur<br />
für Maschinenbau, Verleger und<br />
Sachbuchautor. Er verfasste<br />
mehrere Bücher zu den Themen<br />
Gesundheit und natürliche<br />
Ernährung. Sein neuestes Buch<br />
„Fluor - hochgiftig und gefährlich:<br />
Über Irrtümer und Trugschlüsse bei<br />
der Kariesprophylaxe mit Fluoriden<br />
sowie die schwerwiegenden Folgen der Vergiftung<br />
durch Fluorverbindungen“ informiert umfassend und<br />
allgemeinverständlich unter Berücksichtigung der<br />
neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen, wie<br />
gefährlich Fluorid wirklich ist.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 43
Wurzeln<br />
Hartwig Hausdorf<br />
Rapanui<br />
Einsame und geheimnisvolle<br />
Insel am Ende der Welt<br />
Die einzigartigen<br />
Wahrzeichen der<br />
Osterinsel sind akut<br />
von Verwitterung bedroht.<br />
44<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wurzeln<br />
Bereits zwei Mal stattete ich der Osterinsel mit ihren<br />
berühmten Steinstatuen, den "Moais", einen Besuch ab.<br />
Im Verlauf meiner zweiten Reise auf die Insel im Herbst<br />
2008 fiel mir auf, dass bei allen Relikten eine verstärkte<br />
Erosion eingesetzt hat. Leider steht zu befürchten, dass<br />
in einigen Jahren nicht mehr viel übrig sein wird. Was<br />
kaum jemand weiß: Seit einigen Jahren existiert ein Rettungskonzept<br />
- ersonnen von einer großen Firma im ostbayerischen<br />
"Chemie-Dreieck", fast vor meiner Haustür<br />
gelegen.<br />
"Sie gingen zu Fuß"<br />
Was hat sich alles getan auf der fernen Insel am Rand<br />
der Südsee, die - ganz nebenbei bemerkt - mit der Mit-<br />
telmeerinsel Malta nicht nur die Grundfläche, sondern<br />
auch die unglaubliche Vielzahl rätselhafter Relikte teilt?<br />
Konnten wir im Jahre 1996 noch völlig<br />
ungehindert an den Hängen des<br />
Kraters Rano Raraku, in dessen<br />
Steinbrüchen alle Riesenstatuen<br />
gefertigt worden<br />
waren, herum klettern,<br />
sahen wir uns 2008 sehr<br />
restriktiven Vorschriften<br />
unterworfen. Es ist heute<br />
verboten, sich auch nur<br />
ein paar Zenti-<br />
Etwa 3800 Kilometer und damit knapp fünf Flugstunden<br />
westlich der südamerikanischen Küste liegt die<br />
Osterinsel, die politisch zum Andenstaat Chile gehört.<br />
Als mit dem Holländer Jacob Roggeveen 1722 die<br />
ersten europäischen Seefahrer dort ankamen, glaubten<br />
sie die Insel von Riesen bevölkert. Hunderte von steinernen<br />
Statuen, noch heute unvergleichbares Wahrzeichen<br />
Rapanuis, wie das Eiland in der Sprache der Insulaner<br />
heißt, standen auf ihren Plattformen oder lagen umgestürzt<br />
am Boden. "Moais" nennt man die bis zu 20 Meter<br />
hohen Kolossalfiguren, "Ahus" die Plattformen, auf denen<br />
sie stehen. Zwei Mal schon war ich auf dieser Rätselinsel<br />
am Ende der Welt: Im März 1996, gemeinsam mit dem leider<br />
viel zu früh von uns gegangenen Prä-Astronautik- und<br />
UFO-Spezialisten Johannes Fiebag, und im Oktober 2008.<br />
Mir fiel an etlichen Stellen - nicht nur, was die Kolossalfiguren<br />
betrifft - schmerzlich auf, dass sich einiges deutlich<br />
verändert hatte. Und zwar nicht immer zum Guten.<br />
Neue Ausgrabungen<br />
Doch blicken wir zunächst noch ganz kurz auf einen einzigartigen<br />
Fund, der erst vor wenigen Jahren gemacht<br />
wurde. Deutsche Archäologen haben von 2007 bis 2009<br />
verschiedene Ausgrabungen und Feldstudien<br />
durchgeführt. Einer ihrer<br />
Schwerpunkte lag<br />
auf der Fundstätte Avaranga Uka A Toroke Hau. Dies ist<br />
ein Bachbett im Zentrum der Insel, am Südhang des längst<br />
erloschenen Vulkans Terevaka. Darin entdeckte man eine<br />
rechteckige Megalithstruktur von 2,75 mal 5 Metern Ausdehnung.<br />
Die offenbar als Wasserbecken genutzte Konstruktion<br />
weist in der Pflasterung das Beckenbodens eine<br />
Petroglyphe auf, eine in Stein gearbeitete Zeichnung.<br />
Wie die Archäologen diesen neuen Fund interpretieren,<br />
ist symptomatisch für deren Denkweise. Obwohl bislang<br />
einzigartig und ohne Parallele auf der Osterinsel, schreiben<br />
ihn die Ausgräber der "Kommission für die Archäologie<br />
außereuropäischer Kulturen" in Bonn kurzerhand einem<br />
noch unbekannten "Wasserkult" zu! "Kulte" sind praktisch<br />
und billig und werden geradezu inflationär benutzt. Dies<br />
ist eine Arbeitsweise, wie sie von den Paläo-SETI-Autoren<br />
seit Jahren zu Recht kritisiert wird. Passt etwas nicht ins<br />
vorgefertigte Denkschema, wird ohne lange nachzuden-<br />
ken oder gar unkonventionelle Gedanken zuzulassen, ein<br />
neuer und bis dahin unbekannter "Kult" aus dem Ärmel<br />
gezaubert.<br />
Mit Hilfe von Spezialchemikalien hat<br />
eine deutsche Firma nachgewiesen,<br />
daß die Skulpturen zu retten wären.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 45
Wurzeln<br />
meter von den zwischenzeitlich angelegten Kieswegen zu<br />
entfernen. Parkwächterinnen mit Megaphonen als Zeichen<br />
ihrer unbeschränkten Allmacht wachen mit Argusaugen<br />
über die Touristen, auf dass diese nicht von ihrem rechten<br />
Weg abkommen. Dasselbe gilt bei den Petroglyphen in<br />
Orongo im Westen der Insel und allen bedeutenden Standorten<br />
von Moais auf ihren Ahus.<br />
Ganz unbestritten haben strengere Vorschriften ihren<br />
Sinn, um zum Beispiel unverbesserliche Hirnamputierte<br />
davon abzuhalten, ihre unwichtigen Initialen in<br />
die von der Verwitterung bedrohten Objekte einzuritzen.<br />
Aber gegen harmlose Erinnerungsfotos vor einer der Statuen<br />
wäre sicher nichts einzuwenden. Seltsamerweise gibt<br />
es keinerlei Beschränkungen, auf der Rückseite des Rano<br />
Raraku herumzuklettern, wo über dem kleinen Kratersee<br />
Dutzende weiterer Kolossalstatuen im Boden stecken.<br />
Von den megaphonverstärkten Parkwächterinnen ist hier<br />
jedoch nichts zu sehen. Leider verhindern die resoluten<br />
Damen auch den Blick auf eine ganz besondere Stelle: Es<br />
ist dies die Felswand, in die der berühmte norwegische<br />
Forscher Thor Heyerdahl anno 1956 eine Gruppe von Insulanern<br />
mit Faustkeilen hämmern ließ, um den Zeitaufwand<br />
für die Herstellung einer Statue zu ermitteln. Nach einer<br />
Woche stumpfsinnigen Hämmerns warfen die<br />
Probanden entnervt die Steinwerkzeuge<br />
fort. Im Jahr 1996 konnte ich<br />
das Ergebnis noch bewundern:<br />
Ein<br />
d ü n -<br />
ner Strich von 6,50 Metern Länge. Das war wohl eher der<br />
Beweis dafür, wie es nicht gemacht wurde...<br />
Thor Heyerdahl wollte auch den Transport und das Aufstellen<br />
einer Statue nachvollziehen. Letzteres schaffte er<br />
in 14 Tagen mit Hilfe einer Rampe und zahllosen Helfern.<br />
Der Transport mit (früher nicht existierenden) Holzrollen,<br />
im ungünstigsten Fall über eine Distanz von zwölf Kilometern,<br />
mit Seilen übers Gras gezogen, mag höchstens bei<br />
den kleineren Moais funktionieren. Aber was ist mit jenen,<br />
die 50 bis 100 Tonnen auf die Waage bringen? Fragt man<br />
Eingeborene, wie ihre Vorfahren das Kunststück fertigbrachten,<br />
erhält man nicht selten die hintergründige Antwort:<br />
"Sie gingen zu Fuß".<br />
Bedrohte Kulturschätze<br />
Eine uralte Überlieferung der Osterinsel erzählt von einer<br />
Hexe, die direkt am Steinbruch Rano Raraku hauste. Sie<br />
habe den fertigen Figuren Leben eingeblasen und ihnen<br />
befohlen, an den für sie bestimmten Platz zu wandern.<br />
Eines Tages hätten die Steinmetze einen großen Hummer<br />
gegessen und der Hexe keinen einzigen Bissen davon<br />
abgegeben. Da geriet sie in heftigen Zorn und befahl den<br />
wandernden Moais, flach aufs Gesicht zu fallen. Seither<br />
habe sich keiner von ihnen mehr gerührt.<br />
Doch kehren wir zurück zu den handfesten Dingen, die<br />
man auch anfassen kann. Die "Ahus" genannten Plattformen<br />
dürfen nicht mehr betreten, die darauf stehenden Statuen<br />
nicht berührt werden. Im Boden steckende Artefakte<br />
wurden mit Steinen umlegt, um achtloses Drauftreten zu<br />
vermeiden. Und doch helfen alle diese Maßnahmen nichts,<br />
Dieses erst vor wenigen Jahren<br />
entdeckte Wasserbecken auf der<br />
Osterinsel wird von Archäologen<br />
kurzerhand und nicht nachvollziehbar<br />
einem "Wasserkult" zugeschrieben.<br />
46<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Wurzeln<br />
um eine höchst konkrete Bedrohung der Kulturschätze der<br />
Osterinsel wirksam zu stoppen: Die in den vergangenen<br />
Jahren ganz offenbar beschleunigte Verwitterung.<br />
Im direkten Vergleich von 1996 zu 2008 muss ich leider<br />
feststellen, dass nicht nur Moais in Gefahr sind. Auch die<br />
Petroglyphen von Orongo, im äußersten Südwesten der<br />
Insel gelegen, tragen inzwischen Spuren stärkerer Erosion.<br />
Dies merkt man besonders gut an einer Darstellung,<br />
die den fliegenden Gott Make-Make zeigen soll, der auch<br />
noch eine Art "Gesichtsmaske" zu tragen scheint. Vergleiche<br />
ich Fotos aus 1996 mit jenen aus dem Jahr 2008, so<br />
fällt auf, dass die Konturen insgesamt verwischter sind.<br />
Ich kann nicht sagen, warum es zu einer beschleunigten<br />
Verwitterung von Steinbildern und Statuen gekommen ist.<br />
Trägt saurer Regen die Schuld daran, oder sind es andere<br />
Faktoren? Fest steht, dass schleunigst etwas getan werden<br />
muss, sonst wird in wenigen Jahren nichts mehr von<br />
diesem großartigen Kulturerbe übrig sein. Die Darstellungen<br />
fliegender Götter und rätselhafter Mischwesen haben<br />
Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende überdauert. Um<br />
nicht bald verschwunden zu sein, bevor wir auch nur ansatzweise<br />
ihre Geheimnisse ergründen konnten, brauchen<br />
diese Relikte aus rätselhafter Vergangenheit dringend unsere<br />
Hilfe.<br />
Sanierung einer Statue<br />
So überraschend es klingen mag: Das Konzept für die Rettung<br />
der Kulturschätze existiert bereits. Ich stieß vergangenen<br />
Sommer auf einen Zeitungsbericht, der die Bemühungen<br />
eines Chemie-Unternehmens dokumentiert, das<br />
seinen Sitz im oberbayerischen Burghausen hat, an der<br />
österreichischen Grenze und keine 20 Kilometer von meinem<br />
Wohnort entfernt. Nebenbei bemerkt, besuchte ich in<br />
derselben Stadt das Gymnasium und leitete dort viele Jahre<br />
ein großes Reisebüro.<br />
In den 1980er Jahren hatte die Wacker-Chemie aus<br />
Burghausen von der UNESCO und dem chilenischen Kulturministerium<br />
den Auftrag erhalten, einen schon angewitterten<br />
Moai zu sanieren. In Zusammenarbeit mit der<br />
chilenischen Zweigniederlassung der damals noch existierenden<br />
Hoechst AG wurden Experten der Wacker-Chemie<br />
in ein neuartiges Projekt zur nachhaltigen Steinkonservierung<br />
eingebunden.<br />
Für dieses Experiment wurde der allein stehende Moai<br />
Hanga Kio-e ausgewählt, der 1972 durch den Archäologen<br />
Dr. Mulloy von der Universität Wyoming aufgerichtet worden<br />
war. Der Standort dieser Steinskulptur befindet sich<br />
nur wenige hundert Meter vom ethnographischen Inselmuseum<br />
entfernt, das dem gleichfalls aus Burghausen<br />
stammenden Kapuzinerpater Sebastian Englert gewidmet<br />
ist. Dieser trieb während seiner 33 Jahre währenden Tätigkeit<br />
auf der Osterinsel auch umfassende archäologische<br />
Studien. Der beim Aufrichten abgebrochene Kopf der<br />
Statue war damals mit Beton befestigt worden, was in der<br />
Folge zu Ausblühungen geführt hatte. Der Moai gehört mit<br />
knapp fünf Metern Höhe und 40 bis 60 Zentimetern Dicke<br />
zu den kleineren Exemplaren. An der Rückseite war das<br />
Gestein stellenweise bis zu 25 Zentimetern Tiefe abgewittert.<br />
Es stand zu befürchten, dass die Statue nicht mehr zu<br />
retten sein würde, doch es kam zum Glück anders. Anfang<br />
1986 wurden per Schiff Spezialisten der Wacker-Chemie<br />
mitsamt Spezialwerkzeugen, zerlegbaren Gerüsten und<br />
geeignetem Steinfestiger antransportiert. Der für Notlandungen<br />
des "Space Shuttle" ausgelegte moderne Flughafen<br />
Mataveri war damals noch nicht fertig, und nur kleinere<br />
Flugzeuge konnten Rapanui anfliegen, die mit den<br />
Materialmengen für die "Rettungsaktion" hoffnungslos<br />
überfordert gewesen wären.<br />
Es ist fünf vor zwölf!<br />
Hanga Kio-e wurde damals vollständig eingerüstet und<br />
bearbeitet; dabei blieb die "Bausünde" der früheren Befestigung<br />
mit Beton jedoch erhalten. Nach zwei Wochen<br />
war die Sanierung abgeschlossen. Mit Hilfe von knapp 500<br />
Kilogramm Steinfestiger wurde der Moai fit für das dritte<br />
Jahrtausend gemacht - der finanzielle Aufwand seinerzeit<br />
bewegte sich um die 5000 bis 8000 US-Dollar. Noch heute<br />
steht die kleine Statue fest an ihrem Platz und trotzt allen<br />
Witterungseinflüssen. Leider blieb sie auch die einzige, der<br />
bislang diese "Sonderbehandlung" zuteil wurde.<br />
Das ist vollkommen unverständlich, wenn man bedenkt,<br />
dass die Bautenschutzmittel des Burghauser<br />
Chemie-Unternehmens in der Zwischenzeit weiterentwickelt<br />
und verbessert wurden und an bekannten Kulturdenkmälern<br />
zum Einsatz kamen - beispielsweise den<br />
Felsen-Buddhas im japanischen Usuki und verschiedenen<br />
Bauwerken im mexikanischen Chichen Itza.<br />
Es wäre daher an der Zeit, die Konservierung auch<br />
der anderen Statuen und der Petroglyphen auf Rapanui<br />
schnellstmöglich in Angriff zu nehmen. Dass diese Relikte<br />
einzigartig und daher besonders schützenswert sind, brauche<br />
ich nicht wirklich zu betonen. Es ist kurz vor zwölf! ■<br />
Hartwig Hausdorf ist Autor zahlreicher Bücher<br />
über rätselhafte Phänomene. Zu seinen bekanntesten<br />
Titeln gehören:<br />
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Gesellschaft<br />
Der<br />
Buddhismus<br />
Was will die Occupy-Bewegung wirklich?<br />
Joachim Wetzky<br />
50<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
Abb. 6: Blick in den<br />
gesperrten Bereich des<br />
Steinbruchs
Gesellschaft<br />
Es ist der 17. September 2011. Etwa 500 Menschen<br />
versammeln sich im Zuccotti-Park, New York.<br />
Gleichzeitig kursieren Websites im Internet, in denen<br />
man sich auf ein Gerichtsurteil beruft, laut dem man keine<br />
offizielle Genehmigung benötigt, um sich auf Bürgersteigen<br />
zu versammeln oder diese zu besetzen. Auf Twitter<br />
sind Sachen zu lesen wie #occupywallstreet now! We are<br />
the #99% - expect us!<br />
In den folgenden Tagen wird im Internet an vielen Stellen<br />
eindringlich zu einer symbolischen Besetzung der Wall<br />
Street aufgerufen. In den Nächten harren etwa 50 der<br />
Besatzer aus und übernachten in Schlafsäcken und<br />
Zelten. Schließlich werden immer mehr Menschen<br />
hellhörig, und Prominente wie Deepak Chopra und<br />
Noam Chomsky geben ihre Unterstützung dieser<br />
Bewegung bekannt. Etwa einen Monat später, es ist<br />
der 15. Oktober 2011, versammeln sich hunderttausende<br />
Menschen in mehr als 1.000 Städten und<br />
über 80 Ländern. Die Occupy-Bewegung ist auf<br />
diesem Planeten angekommen.<br />
Was wollen diese Leute?<br />
Für den Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften<br />
Joseph E. Stiglitz macht es keinen<br />
Sinn mehr, das Offensichtliche zu bestreiten.<br />
„Die oberen Zehntausend haben das gesamte<br />
Wachstum der letzten Jahrzehnte - und mehr<br />
- unter sich aufgeteilt.“ i Banken erlangen mittlerweile<br />
einen unvorstellbaren Reichtum, indem<br />
sie die Verluste sozialisieren, die Gewinne<br />
hingegen privatisieren. Der Nobelpreisträger<br />
kommt zu der erdrückenden Einsicht, dass es<br />
heute einen Krieg gegen die Mittelklasse der<br />
Gesellschaft gibt. Die Initiatoren der „Occupy<br />
Wall Street“-Bewegung protestieren deshalb<br />
nach eigenen Angaben gegen die Auswirkungen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die<br />
Mittelschicht und auf die ärmere Bevölkerung<br />
der USA.<br />
"Die oberen Zehntausend<br />
haben das gesamte<br />
Wachstum der letzten<br />
Jahrzehnte - und mehr -<br />
unter sich aufgeteilt."<br />
Joseph E. Stiglitz, Nobelpreisträger<br />
Was macht die Occupy-Bewegung mit uns?<br />
Vor der „Occupy Wall Street“-Bewegung gab es fast keine<br />
öffentliche Diskussion über die pervertierte Macht der Wall<br />
Street und das Elend einer untergehenden Mittelklasse.<br />
Man kann sogar von einem Blackout der großen Medien<br />
sprechen: Trotz Finanzkrise und wirtschaftlicher Regression,<br />
trotz wachsender Armut (über 20 Millionen Menschen<br />
leben von weniger als 5.600 Dollar im Jahr, beziehungsweise<br />
als vierköpfige Familie von weniger als 11.157 Dollar)<br />
und steigender Hoffnungslosigkeit, wurden die Ursachen<br />
dieser Krise nicht in der breiten Öffentlichkeit diskutiert.<br />
Die Occupy-Bewegung hat darum den Glauben an ihre Repräsentanten<br />
verloren. Sie beginnt zu verstehen, dass die<br />
Wurzeln der Krise so weit verborgen liegen, dass sie mit<br />
einigen ausgewählten politischen Korrekturen nicht zu beseitigen<br />
sind.<br />
Sarah van Gelder beschreibt in ihrem Buch „This Changes<br />
Everything: Occupy Wall Street and the 99% Movement“, wie<br />
grundlegend Occupy deshalb in die Gesellschaft einwirkt.<br />
Ihrer Ansicht nach, werden endlich die Gründe der Krise in<br />
einem öffentlichen Raum benannt. Es besteht die Hoffnung,<br />
dass die amerikanische Bevölkerung aus ihrem illusori-<br />
1<br />
Joseph E. Stiglitz. „E pluribus unum“. Von dem einen Prozent durch das eine<br />
Prozent für das eine Prozent. In Vanity Fair, Mai 2012.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 51
Gesellschaft<br />
Mittwoch, 28. September, Tag 12<br />
New Yorks Finanzbezirk Wall Street<br />
bleibt verbarrikadiert für die Öffentlichkeit<br />
und Touristen gleichermaßen.<br />
Occupy Wall Street hat effektiv<br />
die Hauptstraße des Finanzdistrikts<br />
abgeschnitten. Foto aus dem Zuccotti<br />
Park am 28. September 2011.<br />
Die Frau trägt ein englisches Banner<br />
mit dem Goethe-Zitat „Niemand<br />
ist mehr Sklave, als der sich für frei<br />
hält, ohne es zu sein.“ aus seinem<br />
Werk Die Wahlverwandtschaften.<br />
Buddhismus und soziale Netzwerke<br />
Im Buddhismus wird die Erleuchtungsvision des Buddha als ein holonistisches Universum<br />
beschrieben. Dieses Universum können wir uns als ein multidimensionales Raster<br />
vorstellen, das die ganze Existenz umfasst. An jedem Kreuzungspunkt dieses Netzes<br />
finden wir einen Diamanten - ein Symbol für jedes Phänomen in diesem Universum, sei<br />
es ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze – oder ein iPhone. Wenn wir in einen Diamanten<br />
blicken, sehen wir darin auch die Reflektionen aller anderen Diamanten. An jedem beliebigen<br />
Punkt des Universums können wir somit alles und jeden erkennen. Jeder Mensch<br />
ist demnach ein Mittelpunkt der Welt. Jeder von uns ist ein reflektierender Diamant - verbunden<br />
mit allem was ist. Wenn wir an einem Punkt dieses Netzes beginnen, kraftvolle<br />
Impulse zu senden, wird das ganze Universum von diesen Impulsen beeinflusst!<br />
Für den Zen-Meister Bernie Glassman ist das Internet eine physische Manifestation<br />
dieses holonistischen Universums. Gerade der Arabische Frühling verdeutlicht, wie<br />
massiv das Internet die Strukturen eines Systems beeinflussen kann. Zum ersten Mal<br />
in der Geschichte der Menschheit fand eine Revolution unter Mithilfe der Social Media<br />
statt. Mehrere autoritär herrschende Regime in der arabischen Welt wurden im Zuge<br />
dieser Revolution gestürzt. Twitter, Facebook, Blackberry und Blogs spielten dabei eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
52<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Gesellschaft<br />
möglich ist, einen<br />
zu wagen. Der Wandel ist möglich!<br />
schen american<br />
dream aufwacht.<br />
Menschen aus allen<br />
Schichten der<br />
Bevölkerung und<br />
aus allen politischen<br />
Lagern beginnen<br />
sich zusammenzuschließen,<br />
um gemeinsam<br />
neue Ansätze jenseits<br />
eines vergifteten<br />
politischen Systems<br />
zu finden. Zu<br />
sehen, wie viel Kraft<br />
in diesem Zusammenschluss<br />
steckt,<br />
lässt in immer mehr<br />
Menschen die Einsicht<br />
reifen, dass es<br />
heilsamen Neubeginn<br />
Die Kraft des Schweigens<br />
Der „Occupy Wall Street“-Bewegung wird jedoch wiederholt<br />
vorgeworfen, keine konkreten Forderungen zu formulieren.<br />
Bill Clinton beispielsweise hatte die Proteste „unterm<br />
Strich“ als „eine gute Sache“ bezeichnet. Dennoch mache er<br />
sich Sorgen über die Vagheit der Bewegung. Seiner Ansicht<br />
nach, müsse die Bewegung für etwas Bestimmtes eintreten,<br />
es lohne sich demnach, Obamas Plan, neue Arbeitsplätze zu<br />
schaffen, zu unterstützen.<br />
Für den linken Philosophen Slavoj Žižek geht es jedoch<br />
darum, „genau dieser Art der schnellen Übersetzung der<br />
Energie des Protests in eine Reihe ‚konkreter‘ praktischer<br />
Forderungen“, eine Absage zu erteilen. „Wir dürfen<br />
schließlich nicht vergessen, dass jede Diskussion hier und<br />
jetzt notwendigerweise eine Diskussion auf des Gegners<br />
Platz bleibt: Es braucht Zeit, die neuen Inhalte geltend zu<br />
machen. Alles, was wir jetzt sagen, kann uns wieder genommen<br />
werden - alles bis auf unser Schweigen. Dieses<br />
Schweigen, diese Verweigerung des Dialogs, ist unser ‚Terror‘<br />
- beunruhigend und bedrohlich, ganz so, wie es sein<br />
soll.“ 2 Für viele Aktivisten werden hier Parallelen zu Gandhis<br />
Freiheitskampf sichtbar. Auch dieser nutzte die Energie<br />
des Schweigens und des Hungerstreiks, um seine Forderungen<br />
durchzusetzen. Diese Art der Energie erzeugt ein<br />
deutungsoffenes Vakuum und somit die Möglichkeit, etwas<br />
wirklich Neues in der Welt entstehen zu lassen.<br />
Die spirituelle Dimension der Occupy-Bewegung<br />
In einem Artikel über die Occupy-Bewegung 3 vertritt Roshi<br />
Joan Halifax - Gründerin und Äbtissin eines buddhistischen<br />
Klosterns in den USA - die Ansicht, dass der Buddha vermutlich<br />
mit den Zielen und der Vorgehensweise der Occupy<br />
Bewegung übereinstimmen würde. In vielen buddhistischen<br />
Schriften sei schließlich die Rede davon, dass Armut weniger<br />
als Resultat individueller Anstrengung zu sehen ist,<br />
sondern vielmehr als eine Manifestation betrachtet werden<br />
kann, die aus vielen Ursachen und Bedingungen besteht.<br />
Der Buddha selbst sprach davon, dass eine friedliche Gesellschaft<br />
nur dann geschaffen wird, wenn eine gerechte<br />
Verteilung der Ressourcen gewährleistet ist. In der Lehrrede<br />
an Kutadanta berät der Buddha einen König, dessen<br />
Volk in Not und Bedrückung lebt, da es von Wegelagerern<br />
und Plünderern heimgesucht wird. Anstatt jedoch „dieses<br />
Unwesen durch Hinrichtung, durch Gefängnis, durch Geldstrafe,<br />
durch Ehrverlust, durch Verbannung“ auszurotten,<br />
empfiehlt der Buddha einen Weg des sozialen Wohlstands<br />
zu gehen. Er schlägt vor, allen bedürftigen Bauern ausreichend<br />
Samen und Futtermittel zu geben, allen Händlern,<br />
die es benötigen, Geld zu geben und „denjenigen Beamten<br />
im Reich des königlichen Herrn, die es benötigen, Kost und<br />
Sold anweisen.“ Auf diese Weise werden die Plünderungen<br />
und Überfälle ganz von alleine aufhören, denn „diese Menschen<br />
werden dann, ihren eigenen Geschäften nachgehend,<br />
des Königs Land nicht schädigen, und groß wird des Königs<br />
Schatz werden, befriedigt das Reich, frei von Not und Bedrückung,<br />
und die Menschen, mild geworden, froh im Herzen,<br />
werden die Kinder an ihrer Brust spielen lassen und<br />
werden sozusagen in unverschlossenen Häusern leben.“<br />
Auch für den Friedensaktivisten und Zen-Meister Thich<br />
Nhat Hanh ist es selbstverständlich, ein einfaches Leben<br />
zu führen und Zeit, Ressourcen und Energie mit anderen<br />
zu teilen, die sie benötigen. Seiner Ansicht nach, sollten wir<br />
keine Reichtümer anhäufen, während viele Millionen Menschen<br />
auf diesem Planeten hungern.<br />
"Alles, was wir jetzt sagen,<br />
kann uns wieder genommen werden<br />
- alles bis auf unser Schweigen."<br />
Slavoj Žižek<br />
Das Bündnis Occupy Faith NYC<br />
Um aktiv gegen die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen,<br />
formierte sich das Bündnis Occupy Faith NYC 4 ,<br />
in dem über 100 religiöse Leader die Occupy-Bewegung<br />
unterstützen. Einer dieser Unterstützer ist der Theravada-Mönch<br />
Bhikkhu Bodhi, Gründer der internationalen<br />
Hilfsorganisation „Buddhist Global Relief“, sowie Autor<br />
und Herausgeber vieler Publikationen auf dem Gebiet des<br />
2<br />
Slavoj Žižek. Das gewaltsame Schweigen eines Neubeginns. In Occupy! Die ersten Wochen in New York. Berlin: edition suhrkamp, 2012.<br />
3<br />
www.huffingtonpost.com/roshi-joan-halifax/buddhism-and-occupy-wall-street_b_1010228.html<br />
4<br />
www.occupyfaithnyc.com<br />
53
Gesellschaft<br />
Theravada-Buddhismus. Für<br />
Bhikkhu Bodhi gibt es viele<br />
Gründe, die Occupy-Bewegung<br />
zu unterstützen. Zum einen geht<br />
es für ihn um den Protest gegen<br />
eine finanzielle und wirtschaftliche<br />
Elite, die sich daran macht,<br />
die Weltwirtschaft an sich zu<br />
reißen, und ihren Reichtum auf<br />
Kosten anderer Menschen begründet.<br />
Doch viel bedeutsamer<br />
ist es, die Occupy-Bewegung als<br />
Ausdruck einer moralischen und<br />
sogar spirituellen Bewegung zu<br />
sehen, die wichtige Fragen in den<br />
öffentlichen Raum stellt: „Auf welchen ethischen Grundsätzen<br />
steht dieses Land?“ und „Was für eine Welt wollen wir<br />
schaffen?“<br />
Aus diesem Grund sieht es Bhikkhu Bodhi als eine Stärke<br />
der Occupy-Bewegung an, sich nicht auf ein Bündel von<br />
Forderungen zu reduzieren, sondern auf tieferliegende<br />
Wurzeln unserer gegenwärtigen Probleme zu weisen. Die<br />
Bewegung kann uns dabei helfen, auf eine neue kollektive<br />
Bewusstseinsstufe zu gelangen, von der aus wir erkennen<br />
können, dass wir nur zusammen wachsen können, wenn wir<br />
alle Liebe, Fürsorge, Mitgefühl und Großzügigkeit entwikkeln.<br />
„Coole Helden“ gesucht<br />
Am 22. Oktober 2011 sprach Robert Thurman - Professor<br />
für buddhistische Studien an der Columbia Universität - zu<br />
der Occupy-Bewegung 5 : „Ich nahm eure Einladung, hier zu<br />
sprechen, gerne an, da dies ein Beispiel dafür ist, auf was ich<br />
so viele Jahre lang gewartet habe - etwas, das ich die ‚coolen<br />
Helden‘ nenne. Wir brauchen nämlich in diesen Zeiten<br />
‚coole Helden‘. Wir brauchen jedoch keine ‚heiße Helden‘.<br />
Mit ‚cool‘ meine ich ‚gewaltfrei‘. Ich meine damit diejenigen,<br />
die energisch, intelligent und einsichtig sein können und die<br />
laut und klar ihre Stimmen erheben, ohne dabei jedoch in<br />
Ärger oder Hass zu schwelgen.“<br />
Genau an diesem Punkt können buddhistische und spirituell<br />
Praktizierende einiges zu der Bewegung beitragen.<br />
Damit die Occupy-Bewegung eine „coole Revolution“ bleibt,<br />
können sie ihr Mitgefühl und ihre Weisheit, die sie aus ihrer<br />
spirituellen Praxis gewonnen haben, in die Bewegung einfließen<br />
lassen. Gerade Buddhisten, Yogis und Yoginis sollten<br />
in der Lage sein, anderen Menschen zu vermitteln, wie heftige<br />
Emotionen wie Wut und Hass als Quelle für Energie für<br />
positive und mitfühlende Aktionen dienen können.<br />
Die nonduale Einsicht in die Verbundenheit aller Dinge<br />
sollte gerade bei spirituell Praktizierenden nicht dazu beitragen,<br />
andere Menschen oder Gruppen als „Feinde“ oder<br />
„das Böse“ zu benennen. Im Gegenteil - wir sollten Mitgefühl<br />
mit den Menschen haben, die in diesem System gefangen<br />
sind und - wie Robert Thurman ausführt - vermutlich viel<br />
unglücklicher sind als wir: „Sie sind es nicht wert, gehasst<br />
zu werden. Sie sind wie wir. Sie sind nur im Moment glücklicher.<br />
Aber auf lange Sicht gesehen, sind sie unglücklicher.<br />
Einfach weil sie so viel von anderen weggenommen haben<br />
und sie das paranoid macht. Sie können nie Spaß haben, sondern<br />
haben ständig Angst, ihnen würde etwas weggenommen<br />
werden. Denn eine Billion ist für sie nicht genug. Sie<br />
brauchen zehn. Und wenn sie zehn haben,<br />
dann brauchen sie zwanzig. (...) Eigentlich<br />
seid ihr glücklicher als sie. Schaut euch an.<br />
Ihr lächelt. Ihr habt eine Aura der Freiheit<br />
um euch. Das ist das Kostbarste, das es zu<br />
zeigen gibt. Und in dieser Perspektive solltet<br />
ihr alle meditieren. Jeden Tag. Aber jetzt<br />
nicht in der Art ‚Uh, ich denke gar nichts,<br />
ich fühle mich so gut, ich denke nicht.‘ Das<br />
kann zwar schön sein, so wie es schön sein<br />
kann, eine Prozac-Pille zu schlucken, aber<br />
es kann ein wenig abhängig machen, und<br />
es bringt keine wirkliche Einsicht, kein Mitgefühl,<br />
und es vermindert deine Intelligenz<br />
zu erkennen, was es wirklich braucht. Also,<br />
wenn ihr meditiert, dann kontempliert über Mitgefühl. Macht<br />
euch bewusst, dass wir hier sind und unsere Zeit geben, um<br />
uns eine bessere Welt vorzustellen.“<br />
Wake up!<br />
Der Buddha sagte, dass es für Menschen sehr schwierig ist<br />
zu erwachen, weil sie ihre fixierten Vorstellungen über die<br />
Wirklichkeit so sehr lieben. Eigentlich ist genau dies der einzige<br />
Grund, warum wir ständig leiden: Die Geschichten, die<br />
wir uns über uns selbst und die Welt erzählen, halten uns in<br />
einem inneren Käfig gefangen. Die große Schwierigkeit liegt<br />
darin, dass wir uns als Gesellschaft diese falschen Geschichten<br />
immer und immer wieder gegenseitig erzählen. Darum<br />
ist es als Individuum so schwer, aus diesen falschen Träumen<br />
aufzuwachen. Erleuchtung ist im Grunde genommen immer<br />
nur im Kontext einer spirituellen Gemeinschaft möglich. Die<br />
Menschen der Occupy-Bewegung sind sich bewusst, dass sie<br />
in einem falschen Traum leben. Und es ist ihnen bewusst,<br />
dass sie als Individuen nicht aus diesem Traum aufwachen<br />
können. Darum gehen sie gemeinsam auf die Straße, um als<br />
Kollektiv einen gemeinschaftlichen Wandel herbeizuführen.<br />
Gegenwart & Zukunft von Occupy<br />
Die grundlegende Lehre des Buddhismus ist die Einsicht in<br />
das Abhängige Entstehen. Damit ist gemeint, dass kein Phänomen<br />
aus sich heraus entsteht oder existiert. Alles was wir<br />
sehen oder erleben, hat seine Ursachen und Bedingungen.<br />
Nichts entsteht einfach aus einer zufälligen Laune heraus.<br />
Ein Baum beispielsweise kann sich manifestieren, wenn die<br />
Bedingungen dafür gegeben sind. Wenn es also einen nahrhaften<br />
Boden gibt, dazu Regen, Sonne und einen Samen,<br />
kann ein Baum beginnen zu wachsen.<br />
Genauso können wir uns die Zukunft der Occupy-Bewegung<br />
vorstellen. Wenn in den nächsten Jahren die Repressalien<br />
und Ungerechtigkeiten der Nationen fortgeführt werden<br />
und wenn weiterhin Banken und Großkonzerne die Macht an<br />
sich reißen und die Mittelklasse vernichten, wird die Unzufriedenheit<br />
in der Bevölkerung wachsen. Schließlich wird der<br />
Punkt erreicht sein, an dem eine kritische Masse von Menschen<br />
sagt: „Und jetzt reicht es.“ Genau an diesem Punkt<br />
werden sich die Dinge ändern.<br />
Der renommierte Club of Rome, der in den 70er Jahren<br />
den vielbeachteten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“<br />
veröffentlichte, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Da der<br />
Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 weiter steigen wird<br />
und durch die Folgen der Erderwärmung verheerende Umweltkatastrophen<br />
auf uns zukommen, wird innerhalb der<br />
54<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
5<br />
www.artofdharma.org/archives/occupy-wall-street-time-for-a-higher-standard-of-loving.html
nächsten 6-10 Jahre der jungen Generation der Geduldsfaden<br />
reißen. Da gerade die jungen Menschen die Leidtragenden<br />
dieser gravierenden Veränderungen sind, werden sie<br />
sich nicht mehr mit dem halbherzigen Bemühen der Regierungen<br />
zufrieden geben. Es ist, so der Club of Rome, eine<br />
Revolution zu erwarten, die vergleichbar mit denen von 1848<br />
oder der französischen Revolution sein wird.<br />
Und was kommt dann?<br />
Wir leben in einer entscheidenden Phase der menschlichen<br />
Entwicklung, die darüber entscheidet, ob unsere Nachkommen<br />
ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten<br />
führen können oder nicht. Es ist eine Zeit des Wandels und<br />
der Erneuerung. Es ist eine Zeit, in der wir alle dazu aufgerufen<br />
sind, uns ernsthaft und entschlossen zu engagieren.<br />
In meinem Buch „iBuddhismus. Kreative Bodhisattvas zwischen<br />
Facebook und Hingabe“ versuche ich daher die Brükke<br />
zu schlagen zwischen individueller spiritueller Praxis und<br />
kollektivem Engagement. Ich zeige darin auf, wie heilsam es<br />
ist, wenn wir beginnen, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen,<br />
die innere Entwicklung genauso umfasst wie äußeres<br />
Engagement in unserer Kultur. Denn wenn es uns gelingt,<br />
das Wechselspiel der individuellen und der kollektiven<br />
Dimensionen zu durchleuchten, werden wir zu verstehen<br />
beginnen, wo und wie wir mit unserem gesellschaftlichen<br />
Engagement beginnen können.<br />
Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh<br />
schreibt, dass der kommende Buddha kein Individuum, sondern<br />
eine Gemeinschaft sein wird. Wenn es uns gelingt, als<br />
Gemeinschaft die Verantwortung für diesen lebendigen grünen<br />
Planeten zu übernehmen, kann es uns gelingen, in ein<br />
friedvolles Zeitalter zu gehen. Die Möglichkeiten<br />
sind vorhanden. Nutzen wir sie. ■<br />
Joachim Wetzky ist Diplom-Psychologe, Integraler<br />
Coach und Autor. Er lebt mit seiner Familie in<br />
Berlin. Seit seiner Jugend ist er auf der Suche<br />
nach Möglichkeiten, kreative Impulse in die<br />
Gesellschaft zu geben. Als engagierter Blogger ist<br />
es ihm ein Anliegen, in einen vielschichtigen Dialog zu kommen, um<br />
gemeinsam wirksame Veränderungen in der Gesellschaft zu erzielen.<br />
Joachim Wetzky ist Autor des Buches iBuddhismus. Kreative<br />
Bodhisattvas zwischen Facebook und<br />
Hingabe.<br />
Kontakt: www.joachimwetzky.de<br />
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"Der kommende Buddha<br />
wird kein Individuum, sondern<br />
eine Gemeinschaft sein."<br />
Thich Nhat Hanh, Zen-Meister<br />
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Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 55
Spiritualität<br />
Neben dem gewohnten und uns<br />
geläufigen linear-kausalen<br />
Denken finden wir vor allem<br />
in esoterischen, magischen, spirituellen,<br />
aber auch psychologischen und<br />
mantischen Systemen das analoge<br />
Denken. Es wird auch senkrechtes<br />
oder hermetisches Denken genannt.<br />
Die beiden Denksysteme entwikkelten<br />
sich jeweils auf dem Boden<br />
unterschiedlicher Weltbilder. Darin<br />
liegt mit begründet, warum sich<br />
kausal-logisch denkende und esoterisch<br />
orientierte Menschen meist nur<br />
schwer verstehen und einander um 90<br />
Grad verpassen. Ein Denksystem begreift<br />
nun mal kein Denken und keine<br />
Schlussfolgerungen, die einer gänzlich<br />
anderen Weltanschauung und Logik<br />
entspringen.<br />
Was machen die Eigenarten und<br />
Unterschiede dieser beiden Denksysteme<br />
aus?<br />
Das herkömmliche linear-kausale,<br />
„männliche“ und analytische Denken<br />
teilt alles Existierende gemäß bestimmter<br />
gemeinsamer Merkmale in<br />
Gruppen auf waagrechter oder horizontaler<br />
Ebene auf. Zu den Tieren gehören<br />
also Hunde und Katzen, zu den<br />
Gebäuden Bahnhöfe und Schlösser<br />
und zu den Farben Rot und Blau.<br />
Yin und Yang und die vier Elemente<br />
Das senkrechte Denken ist ein Denken<br />
in Entsprechungen, Sinnzusammenhängen<br />
und Urprinzipien. Es geht<br />
von der Einheit alles Existierenden<br />
aus. Nach dieser Weltsicht wird die<br />
ungeheure Vielfalt des Seins auf eine<br />
überschaubare Anzahl von Prinzipien<br />
mit jeweils bestimmten Qualitäten reduziert,<br />
die sich auf allen Seinsebenen<br />
in bestimmten Formen manifestieren.<br />
Die ganze Schöpfung lässt sich<br />
beispielsweise in nur zwei Polaritäten<br />
aufteilen: weiblich und männlich,<br />
Yin und Yang. Demnach gehört alles,<br />
was existiert, und sei es „nur“ eine<br />
bestimmte Farbe oder ein Geräusch,<br />
entweder dem weiblichen oder dem<br />
männlichen Pol an.<br />
Auch den vier Grundelementen<br />
Erde, Wasser, Luft und Feuer lässt<br />
sich alles Existierende unterordnen.<br />
Hier nur einige Beispiele davon, was<br />
aus den unterschiedlichsten Ebenen<br />
wie etwa Himmelsrichtungen, Tiere,<br />
Formen oder Musikinstrumente von<br />
der Qualität, Entsprechung und dem<br />
Sinn her dem Element Feuer unterliegt:<br />
Süden, Sommer, Mittag, männlich,<br />
Rot, Dynamik, Aggression, spitze<br />
Form, Intellekt, Handeln, Löwe, Pfau,<br />
Sonnenblume, Granatapfel, Rubin,<br />
Gold oder Trompete.<br />
Als eine noch etwas weiter differenzierte<br />
Matrix für das analoge Denken<br />
dienen die sieben Urprinzipien,<br />
die nach Gottheiten oder den sieben<br />
primären Planeten der klassischen<br />
Astrologie benannt werden. Sie spiegeln<br />
sich auch in anderen Systemen<br />
wider, etwa in den sieben alchymischen<br />
Metallen oder den sieben Chakren.<br />
12<br />
Rudolf Steiner ordnet diese sieben<br />
Grundprinzipien – ein weiteres<br />
Beispiel für ihre Entsprechungen<br />
- den Körperorganen zu,<br />
etwa dem Herzen die Sonne – beide<br />
fungieren als Zentrum, dem Gehirn<br />
den Mond - beide spiegeln wider, den<br />
Lungen den Merkur - beide stehen<br />
für Austausch und Kommunikation,<br />
der Galle den Mars - man denke nur<br />
an die Redewendung: Gift und Galle<br />
speien.<br />
Die „magische“ Zwölf<br />
Die zwölf Tierkreiszeichen dienen<br />
ebenfalls als Urprinzipienmatrix. Die<br />
Zwölf ist ohnehin sowohl in unserer<br />
Welt als auch in den Mysterien eine<br />
bedeutende Zahl. So hat ein Tag zwölf<br />
Tag- und zwölf Nachtstunden, ein<br />
Jahr zwölf Monate, die Tonleiter besteht<br />
aus zwölf Tönen (einschließlich<br />
der Halbtöne). Jesus hatte zwölf Apostel<br />
und Israel zwölf Stämme. Gemäß<br />
dem ägyptischen Totenbuch muss der<br />
Verstorbene durch zwölf Pforten, an<br />
denen er jeweils eine Prüfung ablegen<br />
muss. Analog hat das neue Jerusalem<br />
zwölf Tore, die von zwölf Engeln bewacht<br />
werden. Auf einigen römischen<br />
und mittelalterlichen Gemälden wird<br />
diese himmlische Stadt kreisrund und<br />
mit zwölf Türmen dargestellt. Nach<br />
der Speisung der Fünftausend lässt<br />
Jesus das übriggebliebene Brot des<br />
Lebens auf zwölf Körbe verteilen, es<br />
gibt zwölf Schaubrote, und die alten<br />
Rosenkreuzer lehrten, dass es zwölf<br />
Kugeln bräuchte, um eine dreizehnte<br />
zu verhüllen. In den meisten der dargestellen<br />
Beispiele erkennt man die<br />
Einheit bzw. das Ganze, das sich in<br />
zwölf Urprinzipien aufteilt.<br />
Selbstverständlich lassen sich die<br />
Tierkreiszeichen ebenfalls mit<br />
verschiedenen Körperregionen<br />
in Analogie setzen. Der Widder etwa<br />
regiert den Kopf, der Stier den Hals,<br />
der Krebs den Magen, die Jungfrau<br />
den Darm und der Skorpion die Zeugungsorgane.<br />
Da das analoge Denken dem weiblichen<br />
Prinzip entspricht, wird es analog<br />
zu diesem und dessen weiteren<br />
Ausformungen wie etwa Phantasie<br />
oder Kinder, weniger anerkannt und<br />
gewürdigt.<br />
Wie oben, so unten<br />
Als geistiger Vater des Entsprechungsdenkens<br />
gilt der griechischägyptische<br />
Gottmensch Hermes Trismegistos.<br />
Ob er historisch existiert<br />
„Analoges<br />
Denken ordnet<br />
die Vielfalt des<br />
Seins nach<br />
Prinzipien und<br />
Qualitäten<br />
56<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Spiritualität<br />
Analog<br />
Analog<br />
denken<br />
- erleben - handeln<br />
Ralf Lehnert<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 57
Spiritualität<br />
hat, bezweifelt die Wissenschaft. Oft<br />
haben nämlich Wissende die Lehren<br />
und Erfahrungen von mehreren Eingeweihten<br />
in einer mythologischen<br />
Figur verdichtet. Die hermetische<br />
Philosophie beginnt mit der Tabula<br />
smaragdina. Dabei handelt es sich<br />
gemäß einer Legende um den Grabstein<br />
des dreimal großen Hermes,<br />
auf dem seine Schüler ihre von ihm<br />
erhaltene Weisheit in Stein gemeißelt<br />
hatten. Gleich am Anfang dieser Offenbarung<br />
heißt es:<br />
„Was unten ist, gleicht dem, was<br />
oben ist, und was oben ist, gleicht<br />
dem, was unten ist, damit die Wunder<br />
des einen sich vollziehen. Und so<br />
wie alle Dinge aus dem Einen geworden<br />
sind durch eine Mittlerschaft, so<br />
sind sie alle aus diesem Einen geboren,<br />
durch Übertragung.“<br />
Hier wird also die Entsprechung<br />
und Parallelität zwischen unten und<br />
oben, Mikrokosmos und Makrokosmos,<br />
postuliert. Dieses hermetische<br />
Gesetz finden wir auch im christlichen<br />
Vaterunser wieder: „Dein Wille<br />
geschehe - wie im Himmel, so auf Erden.“<br />
Die Inschrift über dem Tor des<br />
Apollotempels verweist auf die gleiche<br />
Entsprechung: „Mensch erkenne<br />
dich selbst, dann erkennst du Gott<br />
und die Welt.“ Analog sprechen sowohl<br />
das Gilgamesch-Epos als auch<br />
jüdische und christliche Texte vom<br />
Menschen als Ebenbild Gottes. Der<br />
Philosoph und Arzt Paracelsus drückt<br />
diesen Zusammenhang wie folgt aus:<br />
„Nichts ist im Himmel und auf Erden,<br />
das nicht sei im Menschen. Und Gott,<br />
der im Himmel ist, der ist im<br />
Menschen.“<br />
Der Vorteil<br />
des anal<br />
o g e n<br />
Denkens besteht im Erkenntnis- und<br />
Sinngewinn. Es ermöglicht, vom<br />
Bekannten auf das Unbekannte zu<br />
schließen, da die Urprinzipien sowie<br />
ihre Verbindungen untereinander im<br />
gesamten Kosmos die gleichen Strukturen,<br />
Muster und Gesetzmäßigkeiten<br />
aufspannen – im Kleinen wie im Großen.<br />
Der frühere Diakon und spätere<br />
Okkultist Eliphas Lévi ist überzeugt:<br />
„Die Analogie ist der Schlüssel aller<br />
Geheimnisse in der Natur und der<br />
einzige Beweggrund aller Offenbarungen.<br />
Die Analogie ist die Mutter<br />
aller Dogmen.“<br />
In der hermetischen Schrift Kybalion<br />
schreibt ihr unbekannter Verfasser<br />
zum Gesetz der Entsprechung „Wenn<br />
man dieses Prinzip anwendet, kann<br />
es einem gelingen, sogar den Schleier<br />
der Isis so weit zu lüften, dass ein<br />
Schimmer vom Antlitz der Göttin erhascht<br />
werden kann.“<br />
Auseinandersetzung<br />
mit dem Schatten<br />
Dieses Denken ermöglicht es darum<br />
auch, in eigene Schattenbereiche vorzustoßen,<br />
die dem gewöhnlichen Bewusstsein<br />
sonst verborgen bleiben.<br />
Es führt dazu, Symptome im Inneren,<br />
auf der Körper- oder Beziehungs-,<br />
Erlebnis- oder Weltenbühne auf sich<br />
zu beziehen und zu erlösen und somit<br />
das entkräftende Schattenboxen<br />
im Außen einzustellen. Es fördert<br />
das Forschen nach dem Sinn und den<br />
Bedeutungen dessen, was ich erlebe,<br />
indem ich es an die zugrundeliegenden<br />
Urprinzipien und Qualitäten rückbinde.<br />
Ein kausal denkender Mensch<br />
gibt sich meist damit zufrieden,<br />
wenn er für ein Problem oder<br />
eine Angelegenheit eine Ursache<br />
findet. Doch oftmals sind vermeintliche<br />
Ursache und vermeintliche<br />
Wirkung nur Ausdruck ein und<br />
desselben Prinzips, das ins Bewusstsein<br />
geholt und erlöst werden<br />
könnte.<br />
Neigt eine Person beispielsweise<br />
zu Gewalttätigkeiten, so wird<br />
der kausal denkende Mensch<br />
Vorkommnisse in ihrer schwierigen<br />
Kindheit, in der ihr selbst<br />
Gewalt angetan worden war,<br />
als Ursache für das Verhalten<br />
im Erwachsenenleben betrachten.<br />
Der analog denkende<br />
Mensch hingegen sieht in<br />
„Willst du<br />
Frieden auf<br />
der Welt, so<br />
schaffe ihn<br />
zuerst in dir.<br />
beidem den Ausdruck des gleichen<br />
Prinzips, das in unerlöster Form<br />
einmal passiv und einmal aktiv<br />
erlebt wird. Eine Lösung bestünde<br />
darin, sich mit diesem Prinzip,<br />
Mars, anzufreunden, es ins Bewusstsein<br />
zu heben und seine konstruktiven<br />
Aspekte wie Energie und<br />
Dynamik zu leben.<br />
Auch im therapeutischen Bereich<br />
kann diese Art zu denken<br />
hilfreich sein und Lösungsansätze<br />
bieten. Ein im senkrechten Denken<br />
geschulter Therapeut kann etwa<br />
in einer Nierenerkrankung und einem<br />
Partnerschaftsproblem das<br />
gemeinsame Prinzip der Venus erkennen.<br />
1<br />
So wie sich der Inhalt in seiner<br />
Form und das Wesen in seiner Erscheinung<br />
spiegelt, so offenbart<br />
sich die Persönlichkeit in ihrem<br />
Körper und in einzelnen Körperteilen<br />
wie etwa der Iris oder den Handlinien.<br />
Auch wenn einige Menschen<br />
hinsichtlich dieser Zusammenhänge<br />
skeptisch sind, so schließen sie<br />
dennoch oft unbewusst etwa von<br />
der Haltung, dem Gang, der Mimik,<br />
der Stimme, den Gesichtszügen,<br />
den Händen, dem Essverhalten,<br />
der Wohnungseinrichtung oder der<br />
Kleidung eines Menschen auf dessen<br />
Wesenszüge oder Befinden.<br />
Erleben von Analogien<br />
Verwandt mit dem analogen Denken<br />
ist das Erleben von Analogien sowie<br />
das analogieorientierte Handeln.<br />
Das Erleben von Analogien machte<br />
der Psychoanalytiker C.G. Jung bekannt<br />
unter dem Begriff „Synchronizität“.<br />
Diese beschrieb er auch<br />
als „sinngemäße Koinzidenz im<br />
praktischen Leben“. Während eines<br />
solchen Erlebnisses wird die Polarität<br />
und Trennung zwischen innen<br />
und außen aufgebrochen, und die<br />
innerlich-psychische und die äußere<br />
Welt, Mikrokosmos und Makrokosmos,<br />
fließen ineinander.<br />
58<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Spiritualität<br />
Jung berichtet aus seiner eigenen<br />
Praxis von einem eindrucksvollen<br />
Synchronizitätsereignis:<br />
Seine Klientin lag auf dem Sofa und<br />
erzählte gerade von einem Traum, in<br />
dem ein Skarabäus die Schlüsselrolle<br />
spielte. Da hörte Jung ein Geräusch<br />
hinter sich. Er dreht sich um und sah,<br />
dass ein mit dem Skarabäus verwandter<br />
Rosenkäfer ans Fenster gestoßen<br />
war. Er öffnete es und der Käfer flog<br />
in den Raum. Seine Klientin war von<br />
diesem Erlebnis derart überwältigt,<br />
dass sie in Tränen ausbrach. Zudem<br />
machte sie von diesem Moment an in<br />
der Therapie, die vorher ins Stocken<br />
geraten war, große Fortschritte.<br />
Ich gehe davon aus, dass die Erfahrung<br />
von Synchronizitäten deswegen<br />
viele Menschen tief berührt und<br />
beeindruckt, weil sie die Ordnung und<br />
Einheit erleben oder zumindest erahnen,<br />
die sonst hinter den unterschiedlichen<br />
Erscheinungen verborgen sind.<br />
Und sie merken, dass sie als bewusste<br />
Wesen selbst ein Bestandteil dieser<br />
Ordnung sind. Auch wenn man vor<br />
Entscheidungen von großer Tragweite<br />
oder vor einem neuen Lebensabschnitt<br />
steht, kann es hilfreich sein,<br />
sich bewusst für Eindrücke und Informationen<br />
im Außen zu öffnen, denn<br />
sie könnten in Bezug zu den inneren<br />
Reflektionen und Prozessen stehen<br />
und als Hinweisschilder fungieren.<br />
Der analogieorientiert Handelnde<br />
nutzt es, dass unterschiedliche<br />
Systeme aufgrund ihrer Ähnlichkeit<br />
oder dadurch, dass sie vom gleichen<br />
Grundprinzip regiert werden, miteinander<br />
verbunden sind oder miteinander<br />
verbunden werden können.<br />
Da beispielsweise der zunehmende<br />
Mond der Kraft und erwartungsvollen<br />
Aufbruchstimmung des Frühlings<br />
entspricht und der abnehmende Mond<br />
dem Rückzug und der Melancholie im<br />
Herbst, richten manche Menschen die<br />
Planung ihrer Vorhaben speziell nach<br />
diesen Mondphasen oder allgemein<br />
nach dem Mondkalender aus. Sie erachten<br />
es als sinnvoll, ein wichtiges<br />
Projekt in der Phase des zunehmenden<br />
Mondes zu beginnen, um es mit<br />
der Qualität des Wachstums und der<br />
Ausdehnung zu schwängern. Die Phase<br />
des abnehmenden Mondes hingegen<br />
nutzen manche Menschen, wenn<br />
sie etwas verkleinern oder loswerden<br />
möchten, seien es Pfunde oder<br />
gesundheitliche oder soziale Beeinträchtigungen.<br />
Eine andere Variante des analogieorientierten<br />
Handelns nutzt die<br />
psychische Brücke, die zwischen einem<br />
Teil, Abbild oder Symbol und<br />
dem ganzen System besteht. In der<br />
sympathetischen Magie, etwa dem<br />
Heilungs- oder Schadenszauber, geht<br />
man davon aus, dass das, was der Anwender<br />
etwa mit Haaren, Blut, einer<br />
Zeichnung, einem Modell oder einem<br />
Gegenstand aus dem Besitz des Zielsubjekts<br />
ausführt, sich auf den Träger<br />
auswirkt.<br />
In der Radionik und Orgonik gibt es<br />
ebenfalls entsprechende Versuche,<br />
etwa wenn auf einer Landkarte ein<br />
bestimmtes Gebiet bestrahlt oder<br />
das Foto eines Feldes in eine Nährlö-<br />
sung gelegt wird, in der Absicht, den<br />
landwirtschaftlichen Ertrag der tatsächlichen<br />
Anbaufläche zu erhöhen.<br />
Ein weiteres Beispiel stellt die<br />
positive Bestrahlung eines<br />
Tümpels dar, den der<br />
Anwender<br />
mental,<br />
durch sein Bewusstsein,<br />
mit<br />
dem Wasser<br />
der ganzen<br />
Welt ver-<br />
bindet.<br />
Auch die folgende, in esoterischen<br />
Kreisen bekannte Friedensforderung<br />
beruht auf der Entsprechung von innen<br />
und außen, Mikrokosmos und<br />
Makrokosmos: Willst du Frieden auf<br />
der Welt, so schaffe ihn zuerst in dir.<br />
Das analogieorientierte Denken.<br />
Schauen und Handeln stellt also eine<br />
nützliche Ergänzung zum kausal-logischen<br />
Denken, Schauen und Handeln<br />
dar. Ähnlich wie das rationale<br />
Denken entarten, degenerieren und<br />
in krankhafte Bahnen abgleiten kann,<br />
kann man es in Einzelfällen auch mit<br />
dem analogen Denken übertreiben.<br />
Dann kann die Suche nach Erkenntnis<br />
und Sinn zur zwanghaften Sinnsucht<br />
verkommen. Maßhalten, bewusste<br />
Kontrolle, Loslassen und Abschalten-<br />
Können sind also immer sinnvoll. ■<br />
1<br />
Dieses Beispiel führen der Arzt Rüdiger Dahlke und der Heilpraktiker<br />
Nikolaus Klein in ihrem Buch „Das senkrechte Weltbild“ auf.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000<br />
59
Spiritualität<br />
Eine Frau träumte: Ich befand mich<br />
auf einem Bahnsteig. Ich kam mit<br />
zwei anderen Frauen, die ich auf<br />
dem Bahnsteig davongehen sah,<br />
von einer Reise zurück. Ich hielt<br />
meinen Koffer in der Hand, er<br />
platzte auf, und alle Kleider fielen<br />
Der Bahnhof versinnbildlicht eine<br />
bedeutende Bewusstseinsveränderung.<br />
Die in alle Richtungen<br />
fahrenden und aus allen Richtungen<br />
kommenden Züge symbolisieren Änderungen<br />
in der inneren und manchmal<br />
auch äußeren Ausrichtung. Die<br />
zwei Frauen, die davongehen, stellen<br />
– wie im Übrigen alle Teile des Traums<br />
– Teile der Träumerin dar, und zwar<br />
Aspekte Ihrer Innenwelt (da es sich<br />
um Frauen handelt; hingegen würden<br />
Männer die Außenwelt symbolisieren).<br />
Was den aufgeplatzten Koffer und<br />
die auf dem Bahnsteig verstreute<br />
Kleidung betrifft, so kann man sich<br />
gut vorstellen, wie sich jemand fühlt,<br />
dem das in der konkreten Wirklichkeit<br />
passiert: verlegen und durcheinandergebracht.<br />
So war wohl auch der<br />
Seelenzustand der Träumerin am Tag<br />
nach diesem Traum. Die kosmische<br />
Intelligenz wollte ihr damit zu erkennen<br />
geben, dass sie Erinnerungen in<br />
sich trägt, die auf eine zu starke Öffnung<br />
hinweisen. Sie setzt sich zu sehr<br />
aus, indem Sie jedermann wissen lassen<br />
will, was sie tut. Der aufgeplatzte<br />
Koffer, der – symbolisch gesprochen –<br />
zu viele Erinnerungen enthält, besagt:<br />
„Ich will dir dieses und jenes erzählen<br />
oder zeigen usw.“<br />
Die Träumerin stellt dann fest, dass<br />
Hosen anzuhaben vermittelt ein Gefühl<br />
der Verletzlichkeit und der Unfähigkeit,<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Um akzeptiert, anerkannt und geliebt<br />
zu werden, kann man dazu neigen,<br />
sich anderen Menschen gegenüber<br />
zu sehr zu öffnen, womit man sich der<br />
Fähigkeit beraubt, über sich selbst<br />
zu bestimmen. Man braucht sich nur<br />
vorzustellen, wie man sich in der Öffentlichkeit<br />
mit entblößtem Unterleib<br />
fühlen würde: sehr unwohl, man hätte<br />
Schwierigkeiten zu handeln, Entscheidungen<br />
zu treffen usw., da alle Leute<br />
einen ansehen würden.<br />
Ein schwarz gekleideter Mann<br />
entwendet die Handtasche. Die<br />
Farbe Schwarz symbolisiert im<br />
Allgemeinen die verborgenen Aspekte<br />
der Dinge. Im Traum tritt die negative<br />
Symbolik der Farbe Schwarz in<br />
Erscheinung, weil es nicht recht war,<br />
die Handtasche zu stehlen. Doch der<br />
Mann stellt in symbolhafter Weise<br />
ebenfalls einen Teil des Wesens der<br />
Träumerin dar, der in der Vergangenheit<br />
anderen Menschen ihre Identität<br />
und Ressourcen raubte, um daraus<br />
Nutzen zu ziehen. Diese Charakterzüge<br />
symbolisieren Erinnerungen<br />
von Handlungsweisen, als man an-<br />
dere Menschen ausnutzte. Man hat<br />
Die Symbolsprache<br />
der Träume<br />
Ein Weg zum Sinn des Lebens<br />
Kaya<br />
zu Boden. Als ich mich bückte, um<br />
sie einzusammeln, stellte ich fest,<br />
dass ich keine Unterhosen trug. Ich<br />
sagte mir: „Ich muss mir irgendwo<br />
ein Paar Unterhosen anziehen.“<br />
Im gleichen Augenblick griff ein<br />
schwarz gekleideter Mann nach<br />
meiner Handtasche.<br />
Sie keine Unterhosen trägt. Hosen<br />
symbolisieren generell die männliche<br />
Polarität und die Emissivität. Das<br />
kommt auch in der Redewendung „die<br />
Hosen anhaben“ zum Ausdruck. Sagt<br />
man dies von einem Menschen – Mann<br />
oder Frau –, so meint man damit, dass<br />
er/sie die Entscheidungen trifft. Keine<br />
so viele derartige Erinnerungen angesammelt,<br />
dass man an dem Punkt<br />
angelangt ist, wo man die Folgen – die<br />
Kehrseite der Medaille – erfahren<br />
muss, um daraus zu lernen. Eine gestohlene<br />
Handtasche erweckt Gefühle<br />
der Verletzlichkeit, der Hilflosigkeit<br />
und der Machtlosigkeit, weil sie ge-<br />
60<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
Spiritualität<br />
wöhnlich Geldbeutel, Ausweis, Kreditkarten<br />
usw. enthält, ohne die man<br />
sich auf der persönlichen und sozialen<br />
Ebene hilflos fühlt. Die Träumerin hat<br />
in diesem Traum diesbezügliche Erinnerungen<br />
aufgesucht und sich am<br />
nächsten Tag sehr wahrscheinlich<br />
struktur- und identitätslos gefühlt.<br />
Solche Träume sind typisch während<br />
Einweihungsphasen. Sie gestatten uns<br />
die Bereinigung negativer karmischer<br />
Lasten, wodurch wir das Erleben ihrer<br />
Folgen in der konkreten Realität vermeiden<br />
können.<br />
Die Symbolsprache – die eigentliche<br />
Sprache des Bewusstseins<br />
– ermöglicht uns die Deutung<br />
unserer Träume und dadurch eine<br />
aktive Beteiligung an unserer Entwicklung.<br />
Sie ist sehr präzise. Um<br />
ihre Struktur und Logik zu verstehen,<br />
braucht man nur auf die Logik zurückzugreifen,<br />
die wir in der materiellen<br />
Welt anwenden. So findet man etwa<br />
die Symbolik eines Gegenstandes,<br />
indem man sich fragt: „Wozu dient<br />
dieser Gegenstand hier auf Erden?<br />
Warum wurde er hergestellt?“ Ein<br />
Gerichtshof beispielsweise dient<br />
nicht dem gleichen Zweck wie ein<br />
Wohnhaus, folglich haben sie auch<br />
nicht die gleiche symbolische Bedeutung.<br />
Ersterer ist ein Sinnbild für<br />
Recht und Gerechtigkeit, während<br />
Letzteres sinnbildlich auf die Intimität<br />
des Familienlebens verweist. Diese<br />
logischen Überlegungen können<br />
wir auf alles anwenden. Diese vertraute<br />
gewöhnliche Logik macht es<br />
sogar für ein Kind leicht, die Symbolik<br />
jedweden Gegenstandes<br />
zu erfassen.<br />
Hinsichtlich der Personen,<br />
die in unseren Träumen<br />
auftauchen, fragen<br />
wir uns: „Was stellt dieser<br />
Mensch für mich dar?<br />
Welche Verhaltensweisen<br />
und Einstellungen<br />
kennzeichnen ihn?“ Handelt<br />
es sich um einen uns<br />
unbekannten Menschen,<br />
so analysieren wir alle Elemente,<br />
die wir wahrgenommen<br />
haben: Kleidung, Verhalten,<br />
Gesichtszüge, Handlungen<br />
usw. Sehen wir in einem Traum<br />
ein Tier, analysieren wir sein Verhalten.<br />
Der Löwe beispielsweise wird<br />
als König der Tiere angesehen, weil<br />
er kein Beutetier für andere Raubtiere<br />
darstellt. Große Raubkatzen<br />
sind im Allgemeinen sehr ruhig und<br />
gelassen, weil sie über eine Menge<br />
Selbstvertrauen verfügen. Sobald<br />
sie etwas brauchen, beschaffen sie<br />
es sich. Der Löwe wird oft in Verbindung<br />
mit mächtigen Geschäftsleuten<br />
erwähnt oder mit Menschen, die ein<br />
starkes Charisma haben. Das ist die<br />
Art von Energie, die man gewöhnlich<br />
mit einem Löwen verbindet, und sie<br />
kann positiv oder negativ sein – der<br />
Löwe kann ruhig sein und dabei eine<br />
große Kraft ausstrahlen, oder er<br />
kann sich aggressiv verhalten und<br />
kraftvoll brüllen.<br />
Wenn wir mit der Symbolsprache<br />
arbeiten, müssen wir<br />
immer bedenken, dass jedes<br />
Symbol positive und negative Aspekte<br />
hat. Der Grund, weshalb die meisten<br />
Symbolwörterbücher als zu simpel<br />
angesehen werden, liegt darin, dass<br />
sie diese zweiseitigen Aspekte nicht<br />
in Betracht ziehen. Unter einem gegebenen<br />
Wort findet man gewöhnlich<br />
entweder die positive oder die negative<br />
Symbolik. So kann man zum Beispiel<br />
lesen, ein Tiger symbolisiere<br />
die Aggressivität. Natürlich birgt der<br />
Tiger aufgrund seiner wesentlichen<br />
Charakterzüge ein großes aggressives<br />
Potenzial, doch er hat auch eine<br />
positive Symbolik, die in der Fähigkeit<br />
besteht, eine starke aggressive Kraft<br />
zu meistern. Zudem beschränken<br />
sich die meisten Symbolwörterbücher<br />
auf psychologische Erklärungen<br />
und lassen die spirituellen Gesichtspunkte<br />
außer Acht. Das hat zur Folge,<br />
dass sie den Menschen, die nach<br />
einem tiefen Verständnis streben,<br />
nicht wirklich helfen können. ■<br />
Kaya wurde vom Popstar zum Einsiedler... und<br />
wieder zum Popstar. Mit neun Jahren sang er in<br />
der bekannten französischsprachigen Rockoper<br />
"Starmania", mit 10 hatte er seine erste Gold-<br />
Single, mit 20 war er in den vordersten Rängen der<br />
Hitparaden. Mit 25 stand er vor dem Abschluss eines<br />
Millionenvertrags mit Sony-Music. Und plötzlich gab<br />
er alles auf... Kaya sagt: "Das alles erfüllte mich<br />
nicht. Ich steckte in einer Phase, wo ich tiefgründig<br />
über den Sinn meines Lebens nachdachte und<br />
mich selbst verstehen wollte." Er zog sich völlig<br />
zurück und begann, methodisch seine Träume zu<br />
analysieren. Er studierte Symbole und fand heraus –<br />
er selbst war das eigentliche Rätsel. Er begann über<br />
seine Traumforschungen zu schreiben und wurde zu<br />
einem weltweit bekannten Experten im Bereich der<br />
Traumdeutung. Von seinen Träumen geführt, kehrte<br />
er wieder auf die Bühne zurück. Und belegt heute in<br />
den US-Radio-Charts Platz 33...<br />
Vom 2. bis 28. Oktober stellt Kaya sein neues<br />
Buch Die Deutung der Träume & Zeichen und sein<br />
Come-Back-Album Born under the Star of Change<br />
(Geboren unter dem Stern der Verwandlung) in<br />
verschiedenen Städten in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz vor (Informationen dazu unter www.<br />
kayadreams.com) Weitere Informationen finden Sie<br />
auf der Homepage www.ucm.ca<br />
Träume<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000<br />
61
Spiritualität<br />
Das<br />
„GUTE ERKENNEN“<br />
- und es doch nicht tun<br />
Teil 1<br />
Valentin Tomberg<br />
Die menschliche Organisation ist ein fleischgewordener<br />
Widerspruch. Denn die aufbauenden und die abbauenden<br />
Kräfte wirken beständig gegeneinander. Und dieses<br />
Gegeneinanderwirken ist das menschliche Leben. In der<br />
philosophischen Sprache eines Hegel könnten wir sagen: Es<br />
sind an derjenigen Stelle der Welt, die wir „Mensch" nennen,<br />
eine These und eine Antithese dicht nebeneinander gestellt,<br />
und aus diesem Nebeneinandergestelltsein entsteht<br />
ein Vorgang, der zur Synthese hinstrebt. Diese Synthese ist<br />
noch nicht da, aber sie lebt als unumgängliche Forderung,<br />
denn der Widerspruch ist da. Die gegebene menschliche<br />
Organisation als solche ist noch keine Lösung des Widerspruchs<br />
- sie stellt ihn vielmehr in concreto hin. Sie enthält<br />
durch ihre Beschaffenheit selbst die Forderung nach einem<br />
anderen Zustand in sich. Was wir auf abstrakte Weise ausgedrückt<br />
haben, kann auf lebensvollere Art dem Verständnis<br />
näher gerückt werden, indem wir sagen: Der menschliche<br />
Organismus ist der Schauplatz für Lebensvorgänge und Bewusstseinsvorgänge.<br />
Die Lebensvorgänge sind unbewusst,<br />
die Bewusstseinsvorgänge sind unlebendig.<br />
Der Verdauungsvorgang ist mir unbewusst, der Denkvorgang<br />
ist mir bewusst. Aber während durch den Verdauungsvorgang<br />
mein Organismus aufgebaut wird, wird durch<br />
den Denkvorgang mein Organismus abgebaut. Während ich<br />
denke, geschieht in meinem Organismus ein Todesprozess.<br />
Eine Wirkung findet da statt, die der aufbauenden Wirkung<br />
der Lebensprozesse entgegenwirkt. Jeder Vorgang des Bewusstseins<br />
bedeutet das Abringen eines - sei es auch noch<br />
so geringen - Terrains innerhalb des Organismus von den<br />
Lebenskräften. Indem die Lebenskräfte verdrängt werden,<br />
so dass im Organismus ein hinsichtlich des Lebens leerer<br />
Raum geschaffen wird, leuchtet das Bewusstsein auf.<br />
So ist der Mensch, indem er lebt, in den Widerspruch<br />
hinein gestellt: todbringendes Bewusstsein und Bewusstsein<br />
auslöschendes Leben. Dieser Widerspruch zwischen<br />
Bewusstseinslicht und Lebensfinsternis ist auch in radikaler<br />
Weise am Anfang des Johannesevangeliums hingestellt,<br />
indem dort gesagt wird, dass das Licht in der Finsternis<br />
schien, „aber die Finsternis hat es nicht begriffen.“<br />
Und die gesamte weitere Schilderung des Johannesevangeliums<br />
enthält die Beschreibung der Lösung<br />
des Widerspruchs zwischen Licht und Finsternis.<br />
Dass das Johannesevangelium auf diesen Widerspruch<br />
eingestellt ist, ist nicht verwunderlich, da doch sein<br />
Dasein die denkbar grösste moralische Bedeutung<br />
hat. Denn er ist der Widerspruch des moralischen Lebens,<br />
für den Paulus im Römerbrief so feurige Worte hatte, als er<br />
davon schrieb, dass das Dunkle im Menschen Lebensmacht<br />
habe, während das Helle in ihm zwar das Böse des Dunkeln<br />
sichtbar mache, aber nicht die reale Kraft gebe, es zu überwinden.<br />
„Das Gute, das ich will, tue ich nicht, und das Böse<br />
das ich nicht will, das tue ich.“, sagt Paulus, indem er durch<br />
diese Worte auf das Urproblem des moralischen Lebens hinweist,<br />
nämlich auf die Frage: Wie kann die moralische Einsicht,<br />
nachdem sie gewonnen wurde, ebenso naturgewal-<br />
62<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012
tig wirken, wie das Triebhafte im Menschen naturgewaltig<br />
wirkt? Wie kann zur Einsicht des Guten auch die Macht des<br />
Guten hinzukommen? Diese Frage wurde von allen strebenden<br />
Menschen gestellt Die „ästhetischen Briefe" Schillers,<br />
das „Märchen von der grünen Schlange und der weissen<br />
Lilie“ von Goethe, das gesamte Lebenswerk Dostojewskys,<br />
auch das Drama „Viergetier“ von Albert Steften, alle<br />
diese Werke haben im Mittelpunkt diese Frage: Wie kann<br />
Bewusstsein lebensmächtig werden und wie kann Leben<br />
bewusstseinsklar leuchten?<br />
Was ist eigentlich mit dieser Frage gemeint? Eine Antwort<br />
gibt uns wiederum das Eingehen auf Tatsachen anthroposophischer<br />
Menschenerkenntnis. Nach den Ergebnissen<br />
dieser Erkenntnis ist der Mensch eine Zweiheit,<br />
die aus dem im Schlaf herausziehenden Teil und dem im<br />
Bett liegenbleibenden Teil der menschlichen Wesenheit<br />
besteht. Während des Schlafes geschieht die Trennung<br />
zwischen Ich und Astralleib einerseits und dem Lebensleib<br />
und physischen Leib andererseits. Beim Aufwachen vereinigen<br />
sich die beiden Teile wieder zur Einheit. Aber die<br />
Gegensätzlichkeit der beiden Teile wird durch diese Vereinigung<br />
nicht nur nicht aufgehoben, sondern sie erfährt<br />
dadurch vielmehr intensive Wirklichkeit. Denn die Bewusstseinsvorgänge<br />
des Astralleibes begegnen sich dicht<br />
mit den Lebensvorgängen des Lebensleibes, wodurch innerhalb<br />
des wachen Menschen der oben gekennzeichnete<br />
Gegensatz entsteht.<br />
Wenn nun das strebende Ich des Menschen das Gute<br />
will, wenn es moralisch Einsicht gewinnt, so ist<br />
diese Einsicht da; hell leuchtet sie und beleuchtet<br />
den von ihr zunächst unabhängigen Strom des Lebens, der<br />
aber seine Wege geht. Was Paulus unter dem tragischen<br />
Gegensatz von „Gesetz" („das Gute, das ich will") und der<br />
Macht des Bösen in der menschlichen Natur („das Böse,<br />
das ich nicht will") meinte, ist die Erfahrung der Tatsache,<br />
dass das menschliche Ich auf den Astralleib wirken kann,<br />
dass es aber nicht die Kraft hat, auch auf den Lebensleib<br />
und den physischen Leib wesenhaft verwandelnd zu wirken.<br />
Der Gegensatz von dem moralischen Gesetz, das sein<br />
Licht auf das Böse wirft und es dadurch sichtbar macht,<br />
das aber ohnmächtig ist, dieses Böse zu überwinden, und<br />
der naturgewaltigen dunklen Triebhaftigkeit des Bösen -<br />
dieser Gegensatz ist der auf das moralische Gebiet übertragene<br />
Gegensatz von Ich und Astralleib einerseits und<br />
von Lebensleib und physischem Leib andererseits. Was ist<br />
nun die Kraft, die dem eingesehenen Guten Macht verleiht,<br />
nicht nur ein Bewusstseinsvorgang zu sein, sondern auch<br />
Lebensvorgang zu werden? Was ist diese Kraft, die das Moralische<br />
so ins Biologische übertragen würde - obgleich es<br />
mit der Kraft des Lebens wirken würde? - oder, mit anderen<br />
Worten, die dem Ich die Macht verleihen würde, nicht nur auf<br />
den Astralleib, sondern auch noch tiefer, in den Lebensleib,<br />
ja bis in den physischen Leib zu wirken? ■<br />
Entnommen aus dem Aufsatz 24. Die Auferstehung als Vorgang<br />
innerhalb der menschlichen Organisation<br />
In der November/Dezember-<strong>Ausgabe</strong> zeigt uns Valentin Tomberg<br />
den Schlüssel diese Gegensätze zu überwinden und zeichnet einen<br />
Weg auf den wir praktisch gehen können so das es uns leichter fällt<br />
auch das „Gute zu tun - wenn wir es erkannt haben.“
Bücher<br />
Stadtschamanimus<br />
Ein sehr praxisorientiertes<br />
Buch. Die moderne Schamanin<br />
Brigitte Glaser legt hier ein<br />
überraschendes Werk vor. Mag<br />
der Schamanismus bei uns im<br />
Westen auch so gut wie ausgestorben<br />
gewesen sein, so sind<br />
doch in uns allen mystische<br />
Begabungen verborgen, doch<br />
die meisten Menschen sind<br />
sich dessen nicht bewusst. Die<br />
Menschen haben im heutigen<br />
Computerzeitalter die Beziehungen<br />
zu den wesentlichen<br />
Kräften der Natur verloren.<br />
Das Buch lehrt uns, Schamanismus<br />
zu verstehen, es führt<br />
uns dazu, Kontakt aufzunehmen<br />
zu unserem Krafttier, und<br />
stellt uns die notwendigen Ritualgegenstände<br />
wie Federn,<br />
Kristalle, Trommel, Rauch und<br />
den Schutzkreis vor, die Reise<br />
zu deinem mentalen Kraftplatz,<br />
die Reinigung deines Kraftobjekts<br />
bis hin zur Arbeit mit den<br />
Naturgeistern mit Hilfe der vier<br />
Elemente. Eine spannende,<br />
leicht verständliche Einführung<br />
in die Welt des Zaubers und der<br />
Magie - ein Buch, das uns sensibilisiert<br />
für das Wesen-hafte<br />
hinter den Dingen und das uns<br />
hilft, diese Welt zu betreten..<br />
Was fehlt? Das Aufzeigen, dass<br />
man diesen Weg nur beschreiten<br />
sollte, wenn man sich parallel<br />
eine stetig wachsende<br />
innere Festigkeit und Moralität<br />
aneignet, und dass man hierfür<br />
mindestens die gleiche Kraft<br />
und Zeit aufwenden sollte wie<br />
für den Weg der praktischen<br />
Magie.<br />
Ulrich Heerd<br />
Die Metamorphose<br />
des Gegebenen<br />
Selten ist es mir schwerer gefallen,<br />
ein Buch zu würdigen.<br />
Nicht, weil es nichts zu würdigen<br />
gäbe, nein sondern weil es<br />
so komplex ist und so voll ist<br />
von Impulsen und Anregungen<br />
für den Geist.<br />
Der Titel trifft es gut, die Metamorphose<br />
des Gegebenen.<br />
Und diese Metamorphose findet<br />
zuerst im Kopf statt.<br />
Es ist kein Buch mit praktischen<br />
Tipps, es ist kein leichtes Lesevergnügen.<br />
Das Buch fordert<br />
den Leser zu eigenen Denkregungen<br />
auf. Wer sich für Philosophie<br />
interessiert und bisher<br />
meint, so was sei alles viel zu<br />
trocken, für den kann dieses<br />
Buch eine Offenbarung sein. Es<br />
ist ein Fitnessprogramm für den<br />
Kopf, es ist ein Feuerwerk, und<br />
wir tauchen mit dem Werk ein in<br />
eine eigene Welt des Logos. Aus<br />
dieser Welt mag keimhaft der<br />
Urgrund beheimatet sein für<br />
zukünftige sinnvolle Veränderungen.<br />
Die Metamorphose des<br />
Gegebenen ist Ziel und Auftrag<br />
der Menschheitsentwicklung<br />
und jedes einzelnen Menschen.<br />
Dieses Buch ist wie ein Lichtstrahl<br />
aus einer anderen Welt.<br />
Der Welt des Logos.<br />
Ulrich Heerd<br />
Friedemann Schwarzkopf<br />
Die Metamorphose<br />
des Gegebenen<br />
Novalis Verlag 2000<br />
ISBN 978-3-90<strong>71</strong>6-0<strong>71</strong>-8<br />
42,00 €<br />
(im Matrixshop noch einige<br />
Exemplare für 20,00 € vorrätig)<br />
Metamedizin<br />
1000 Krankheiten und 1000<br />
Mittelchen, die einem helfen<br />
und die anderen ein bißchen<br />
besser helfen und die wirken,<br />
weil man an sie glaubt?<br />
Von all dem ist dieses Buch<br />
weit entfernt. Dieses Buch<br />
zeigt auf, wie mein Körper<br />
auf geistig/seelische Ursachen<br />
reagiert, es zeigt auf,<br />
wie ich mich krank machen<br />
lasse, wie ich mich krank<br />
denke, und es gibt mir Methoden<br />
an die Hand, wie ich<br />
mich aus diesem krankmachenden<br />
Netz befreien kann.<br />
Warum ist dies kein Buch für<br />
alle? Nun – Sie müssen bereit<br />
sein, Eigenverantwortung zu<br />
übernehmen, erst dann kann<br />
das Buch seine Kraft entfalten,<br />
die die Autorin mit ihren<br />
Worten in dieses Werk hineingelegt<br />
hat. Die Psychotherapeutin<br />
und Mikrobiologin<br />
hilft uns dabei, das Gefängnis,<br />
das wir uns selbst gebaut<br />
haben, zu verlassen.<br />
Ein Buch das befreit, das die<br />
LeserInnen autonomer werden<br />
lässt, Ein Buch, das die<br />
LeserInnen herausholt aus<br />
der Rolle des Opfers und wieder<br />
zu Handelnden macht.<br />
Ulrich Heerd<br />
Claudia Rainville<br />
Metamedizin<br />
Jedes Symptom ist eine<br />
Botschaft<br />
Silberschnur-Verlag 2007<br />
ISBN 978-3-89845-196-3<br />
24,90<br />
Heilmeditationen<br />
Das neueste Werk von White<br />
Eagle ist eine wunderbare und<br />
einfühlsame Einführung in die<br />
Welt der Meditationen.<br />
Wir bekommen gezeigt, wie<br />
stark die Verbindung zwischen<br />
Heil Sein, Heilen, Heil Werden<br />
und verschiedenen Mediationen<br />
ist.<br />
Dieses Eintauchen in die Meditation<br />
ist eine der Grundlagen,<br />
um heilend zu wirken. Die Vielzahl<br />
einfühlsamer Meditationsanleitungen,<br />
verbunden mit<br />
wundervollen Naturfotografien,<br />
machen dieses Buch zu<br />
einem einzigartigen Geschenk<br />
für sich selbst.<br />
Klar blitzen in den einzelnen<br />
Meditationen immer wieder<br />
Perlen der Weisheit auf, Sätze<br />
die tiefer sind, als man beim<br />
ersten Lesen merkt, und erst,<br />
wenn man sich auf die Meditation<br />
einlässt, entfalten sich<br />
die Worte in einem, breiten<br />
sich aus und entwickeln einen<br />
Klangteppich, der dicht genug<br />
gewebt ist, dass er dich trägt.<br />
Ulrich Heerd<br />
White Eagle<br />
Heilmeditationen<br />
Stella Polaris Verlag 2012<br />
ISBN 978-3-93798-015-7<br />
23,95 €<br />
Brigitte Glaser<br />
Stadtschamanimus<br />
Verlag Arche Noah 2007<br />
ISBN 978-3-86733-004-6<br />
9,80 €<br />
Erkenne Dich selbst!<br />
www.rosenkreuzer.de<br />
Te l . : 0 7 2 2 1 - 6 6 0 4 1 • F a x : 0 7 2 2 1 - 6 6 0 4 4 • L a n g e S t r a ß e 6 9 • D - 7 6 5 3 0 B a d e n - B a d e n
Märchen<br />
Nicht mehr zeitgemäß?<br />
Langsam und gemächlich schreitet sie um die Straßenecke. Sie<br />
versteckt sich nicht, auch wenn sie schon wieder von weitem<br />
die Silhouetten derer sieht, die mit dem Finger auf sie zeigen.<br />
Sie weiß genau, es ist lediglich der Neid, der sie dazu antreibt,<br />
und die Unsicherheit, aber manchmal schmerzt es dennoch.<br />
„Sie ist hochnäsig.” sagen sie.<br />
„Sie fühlt sich als etwas Besseres.” behaupten sie.<br />
In der heutigen Welt ist sie nicht mehr so angesehen wie<br />
damals, das hat sie mittlerweile einsehen müssen. Aber was<br />
hat sie denn nur falsch gemacht? Sie hat sich nicht verändert.<br />
Aber die Welt um sie herum hat sich verändert.<br />
Sie schleicht die Straße entlang und schaut in ein Fenster. Ein<br />
Wohnzimmer, die Eltern und ihre zwei Sprösslinge. Die Kleinen<br />
sitzen mit leerem Blick auf dem Boden und lassen sich<br />
von den flimmernden, bunten Bildern unterhalten. Auf den<br />
drei Büchern im Regal türmt sich der Staub. Sie ist einfach<br />
nicht mehr modern, dabei hatte sie geglaubt, zeitlos zu sein.<br />
Plötzlich steht der kleine Junge auf und kommt zu ihr ans<br />
Fenster. Interessiert schaut er ihr in die Augen.<br />
„Wer bist du?”<br />
Überrascht und erfreut über so viel Aufmerksamkeit stutzt<br />
sie kurz.<br />
Als sie antworten will, blökt die Mutter des Jungen los:<br />
„Was willst du denn von der? Komm wieder Fernsehen! Die<br />
Werbung ist zu Ende!”<br />
Mit einem lauten Knall schließt sie das Fenster.<br />
„Ich bin die Intelligenz.” flüstert sie nur und schleicht mit<br />
hängendem Kopf davon.<br />
Band <strong>71</strong> September / Oktober 2012 MATRIX 3000 65
<strong>Vorschau</strong><br />
<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 72, erscheint am 25. 10. 2012<br />
Außerdem in der nächsten <strong>Matrix3000</strong>:<br />
Was über Günter Grass gesagt werden muss<br />
Das Israel-Gedicht des Literatur-Nobelpreisträgers stieß – freundlich<br />
ausgedrückt – auf ein gemischtes Echo. Viele wollen wegen einiger zweifelhafter<br />
Formulierungen nun gleich die Literaturgeschichte umschreiben<br />
und meinen, der Schöpfer von „Blechtrommel“ und „Butt“ sei schon<br />
immer ein schlechter Autor gewesen. Ist er nicht. Grass‘ Bücher packen<br />
wichtige Themen wie Krieg, Umweltzerstörung und Feminismus in eine<br />
plastische, eigenwillige Sprache. Auffällig ist aber eine lebenslange Fixierung<br />
auf das Dritte Reich, die biografisch begründet ist. Grass‘ Doppelfunktion<br />
als Chefankläger und ertappter Sünder hat die Glaubwürdigkeit<br />
des Meisters erschüttert. Sie macht ihn aber zu einem spannenden<br />
Fallbeispiel für deutsche Vergangenheitsbewältigung.<br />
2012 geht die Welt nicht unter!<br />
Am 21. 12. 2012 ist es so weit: Der große Zyklus des Maya-Kalenders<br />
endet. Für viele Menschen Grund, sich vor einem angeblich<br />
kommenden Weltuntergang zu fürchten. <strong>Matrix3000</strong> hat bereits in<br />
diesem Jahr mit dem Sonderheft „2012 und danach“ ausführlich<br />
zum Thema Stellung genommen. Für die Matrix-<strong>Ausgabe</strong> direkt<br />
„zum Tag X“ hingegen haben wir uns noch etwas Besonderes aufgehoben:<br />
Der ominöse Tag, betrachtet aus dem Blickwinkel eines<br />
Religions wissenschaftlers. Er hat die alten Schriften der Mayas<br />
studiert und u. a. mit Aussagen des Christentums verglichen. Sein<br />
unmissverständliches Fazit: Die Welt wird an diesem Tag definitiv<br />
nicht untergehen.<br />
Der „andere“ Quetzalcoatl<br />
Quetzalcoatl ist eine der wichtigsten Figuren der aztekischen Mythologie.<br />
Gab es ihn wirklich, und wenn ja, wer war es? Ein Toltekenherrscher?<br />
Ein Kulturbringer? Oder doch die mythische Göttergestalt der<br />
„gefiederten Schlange“? Eine alte Bilderhandschrift der Mixteken<br />
läßt Quetzalcoatl, dort „Sky Lord Neun Wind“ genannt, in einem neuen<br />
Licht erscheinen. Nach diesem Bericht war er ein „Himmelsbewohner“,<br />
der die Erde besuchte, verschiedene Dinge regelte und dann<br />
wieder nach Hause fuhr in seine ferne Heimat.<br />
Weihnachten 2012<br />
Weihnachten ist keine Gedenkfeier, sondern ein Mythos im positiven<br />
Sinn, ein hochaktuelles Fest. Viele Mysterien und Religionen<br />
feiern die Geburt des inneren Lichts um Mitternacht des kürzesten<br />
Tags. Doch natürlich ist die Erweckung des inneren Lichtkeims<br />
unabhängig von einem bestimmten Tag. Aber dennoch - hat Weihnachten<br />
2012 eine besondere Qualität? Denn dieses Fest wird begleitet<br />
von seltenen kosmischen Signaturen sowie dem Ende und<br />
Neubeginn der Langen Zählung des Maya-Kalenders.<br />
66<br />
<strong>Matrix3000</strong>-Highlight des Jahres 2012<br />
MATRIX3000<br />
● Es gibt einen gefährlichen Plan, und das ist keine Verschwörungstheorie.<br />
● Wissenschaft und Militär haben ein globales Netzwerk erschaffen,<br />
das unsere Welt destabilisieren kann – und die Mayas haben damit nichts zu tun!<br />
● Es gibt bereits physikalische Experimente an Hochschulen,<br />
die Tore öffnen zu einem Wissen, für das die Menschheit noch nicht reif ist.<br />
● Vergessen Sie alles, was Sie bislang über ELF-Frequenzen zu wissen glaubten.<br />
Die können alles – und noch mehr.<br />
● Die Berichte über das Philadelphia-Experiment, die Erlebnisse des Admirals Byrd<br />
und anderer Polarforscher waren nur Vorstufen dessen, was uns bevorstehen könnte.<br />
● <strong>Matrix3000</strong> legt die wissenschaftlichen Fakten erstmals offen.<br />
Erste Details ab 18. 10. 2012 auf matrix3000.de<br />
MATRIX 3000 Band <strong>71</strong> September/ Oktober 2012<br />
Impressum<br />
<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />
ISSN 1 439-4154<br />
ISBN (<strong>Matrix3000</strong> Band <strong>71</strong>): 978-3-89539-884-1<br />
Verlag<br />
MATRIX3000 Verlag GmbH<br />
Ammergauer Straße 80<br />
D-869<strong>71</strong> Peiting<br />
Telefon: 0 88 61/59 0 18, Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />
info@matrix3000.de, www.matrix3000.de<br />
Redaktion MATRIX3000<br />
Grazyna Fosar<br />
Franz Bludorf<br />
Postfach 242<br />
D-12112 Berlin<br />
Telefon: 030/ 795 36 63, Telefax: 030/ 79 01 48 94<br />
grazyna.fosar@matrix3000.de,<br />
franz.bludorf@matrix3000.de<br />
Redaktionsschluß für die nächste <strong>Ausgabe</strong>,<br />
<strong>Matrix3000</strong> Band <strong>71</strong>: 11.9.2012<br />
Chefredaktion<br />
Franz Bludorf<br />
Redaktion<br />
Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Ralf Lehnert,<br />
Lisa Rampertshammer, Elke Röder, Roland Rottenfußer<br />
Beiträge von<br />
Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Gernot L. Geise, Hartwig<br />
Hausdorf, Ulrich Heerd, Kaya, Thomas Klein, Ralf Lehnert,<br />
Marco Meng, Roland Rottenfußer, Maria Schwach,<br />
Valentin Tomberg, Joachim Vollmer, Joachim Wetzky<br />
Art Direction<br />
Mirjam Schuster<br />
mia@thesigner.com<br />
Bilder: Angaben beim Bild oder Archiv<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach GmbH<br />
Vertrieb<br />
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Ohmstraße 1, 85<strong>71</strong>6 Unterschleißheim<br />
Tel.: 089/ 31906-296, Fax.: 089/ 31906-166<br />
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Bezugspreise<br />
Abo-Jahresbeitrag (6 Hefte + 3 Sonderhefte), inkl. Versand:<br />
49,– EUR (ins Ausland 62,40 EUR).<br />
Abo-Bestellung mit Abo-Bestellschein.<br />
Einzelheft: Deutschland 6,50 EUR,<br />
Österreich 7,40 EUR, Schweiz 12,80 SFR,<br />
Italien 8,50 EUR, Luxemburg 7,70 EUR<br />
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Thorsten Peters<br />
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Kleiner Kielort 6<br />
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