26.02.2014 Aufrufe

Motorsport Magazin Kimi Räikkönen (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INHALT.ausgabe 25<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

Formel 1<br />

kimi spezial: Eiszeit 24<br />

kimi spezial: Hinter der Iceman-Fassade 28<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Sprechstunde<br />

Teamchefs und solche, die es (nicht) werden wollen - Ihre<br />

Terminkalender sind übervoll, ein Meeting jagt das nächste.<br />

F1-Teambosse gehören zu einer gestressten Spezies. So auch<br />

Gerard Lopez und Toto Wolff. Trotzdem nahmen sich der Lotus-<br />

Mitbesitzer und der potenzielle Nachfolger von Frank Williams, der<br />

dies aber eigentlich gar nicht sein möchte, alle Zeit der Welt, um<br />

auch noch die letzte Frage des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s ausführlich zu<br />

beantworten - die Termine spielten keine Rolle. Ab S. 34 und 52<br />

lesen Sie über Macht, Millionen und echte <strong>Motorsport</strong>enthusiasten.<br />

Überflieger - Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> lud allerdings nicht nur im<br />

Formel-1-Fahrerlager zum Plausch ein. Auch im MotoGP-Paddock<br />

waren die Fahrer nicht sicher. So verriet uns Yamaha-Star Ben<br />

Spies sein dunkles Burger-Geheimnis und deutete noch düstere<br />

Tattoo-Geschichten an.<br />

Sonstige Vögel - Die <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Sprechstunde hatte<br />

nicht nur für Teamchefs und Motorradstars geöffnet. Auch<br />

DTM-Pechvogel Timo Scheider durfte uns sein Leid der letzten<br />

Jahre klagen - inklusive einer neuen Theorie über Blumen und<br />

Bienen. Aber erst als uns zur Geisterstunde in Oschersleben ein<br />

zwei Meter großer, gelber Vogel im Pressezentrum überfiel - seines<br />

Zeichens ein »Rennstrauss« und Maskottchen der Strecke -,<br />

erklärten wir die große Interviewrunde für diese Ausgabe vorsichtshalber<br />

für beendet. Viel Spaß beim Lesen!<br />

kimi spezial: Jetzt spricht der Iceman 32<br />

interview: Gerard Lopez 34<br />

Saison 2012: Formel Wahnsinn 38<br />

interview: Pastor Maldonado 44<br />

top-5: Die Stars von morgen 48<br />

interview: Toto Wolff 52<br />

history: Jo Siffert 56<br />

Automobil<br />

interview: Timo Scheider 62<br />

wrc: Die größten Aufholjagden 66<br />

interview: Simona de Silvestro 68<br />

technik: Chevrolet Camaro GT 70<br />

splitter: ADAC <strong>Motorsport</strong> 72<br />

Motorrad<br />

MotoGP-Zukunft: Utopie oder Dystopie? 76<br />

interview: Ben Spies 82<br />

history: Amerikanische Champions 86<br />

backstage: Ein Testtag mit Stefan Bradl 90<br />

top-5: Casey Stoner Highlights . 94<br />

interview: Bernhard Gobmeier 98<br />

moto3: Italienischer Nachwuchs 102<br />

interview: Tom Lüthi 104<br />

interview: Javier Villegas 108<br />

Service<br />

Boxenstopp 4<br />

Kolumnen 14<br />

ZIELGERADE 112<br />

Impressum 114<br />

Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, lotus,<br />

2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pro VS.<br />

Saison 2012<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die Saison bot<br />

bisher Action und<br />

Überraschungen<br />

am laufenden<br />

Band<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

Ein Blick auf die aktuelle Saison würde vermuten lassen, dass die<br />

F1-Fans völlig aus dem Häuschen sind und an jedem Rennsonntag<br />

Jubelschreie aus den Wohnzimmern zu hören sind. Doch weit gefehlt.<br />

Statt Jubelarien hagelt es Kritik.<br />

Es scheint, als könnte die Formel 1 ihren Fans nichts Recht machen.<br />

Da präsentiert sich die Saison 2012 so spannend wie nie mit einem<br />

engen Starterfeld, überraschenden Siegern, zahlreichen Überholmanövern<br />

und beinharten Rad-an-Rad-Duellen. Doch so mancher<br />

F1-Anhänger zeigt sich angesichts der unerwarteten Sieger wie Pastor<br />

Maldonado verwirrt.<br />

Keine Frage, die Rennen in diesem Jahr sind unberechenbar. Es gibt<br />

keinen Seriensieger mehr wie im Vorjahr, aber ist es nicht das, was<br />

die Fans immer wollten? Rückblick auf den Bahrain GP 2010 - die<br />

Zuschauer erlebten damals eine der langweiligsten Prozessionsfahrten<br />

in der Formel-1-Geschichte.<br />

Innerhalb der Top-10 fand kein einziges Überholmanöver statt, abgesehen<br />

von Vettel, der in seinem angeschlagenen Boliden drei Gegner<br />

ohne Gegenwehr passieren lassen musste. Alles in allem gab es nur<br />

zwei Positionsverschiebungen in den Punkterängen. Damals beklagten<br />

sich die Fans über Langeweile, jetzt beschweren sie sich über zu viel<br />

Spannung. Es wird Zeit, sich zu entscheiden.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Pastor Maldonado gewinnt Spanien GP! So titelten wir am 13. Mai<br />

auf unserer Website <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com. »Was? Maldo-wer<br />

gewinnt in Barcelona?« So dürfte bei vielen Gelegenheitszuschauern<br />

die erste Reaktion ausgefallen sein.<br />

Die Formel-1-Saison 2012 mag so unberechenbar und abwechslungsreich<br />

sein wie nie - doch sie ist auch so chaotisch, undurchschaubar<br />

und unnachvollziehbar wie keine Saison der letzter Jahrzehnte.<br />

Überraschungssieger sind das Salz in der Grand-Prix-Suppe,<br />

absolute Zustimmung. Doch sie sollten die Zugabe sein, nicht die<br />

Regel. Sonst ist das Süppchen schnell versalzen.<br />

Wenn die Anzahl der Sieger parallel zur Anzahl der Rennen steigt, ist<br />

dies zunächst eine gute Schlagzeile, aber bald geht den Fans der<br />

Überblick verloren. Wer ist denn nun gut, warum ist er es und ist das<br />

Ganze nicht bloß eine vollkommen willkürliche Lotterie? Will ich es<br />

wirklich sehen, wenn jede Woche ein anderer Fahrer gewinnt, nur<br />

weil es mal zehn Grad wärmer oder kühler ist und die Reifen dadurch<br />

besser funktionieren?<br />

Die Formel 1 ist in diesem Jahr ein unberechenbares Biest, das war<br />

im ersten Saisondrittel unterhaltsam, könnte auf Dauer aber selbstzerstörerisch<br />

wirken. Niemand wünscht sich langweilige Prozessionen<br />

zurück, aber ein bisschen Durchschaubarkeit tut dem Sport<br />

doch gut.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Ehren für<br />

SuperSic<br />

Mit 14 historischen Vespas fuhr der Club di Morciano di Romagna von Morciano<br />

di Romagna nach Silverstone, um im Andenken an Marco Simoncelli eine Replik<br />

seines Rennhelms an Riders for Health zu übergeben. Der Erlös der Versteigerung<br />

am Day Of Champions ging zum einen an die Stiftung und zum anderen an die<br />

Simoncelli Foundation, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Nur eine Woche<br />

vor dem Silverstone GP wurde in Misano eine Plakette eingeweiht, wonach die<br />

Strecke nun »Misano World Circuit Marco Simoncelli« heißt.<br />

Fotos: milagro, adrivo/Sutton, motogp.com<br />

Die WSBK bahnt den<br />

Weg nach Indien<br />

GP-KOCHSTUDIO<br />

Beim Pre-Event in Barcelona durfte einmal mehr der Kochlöffel<br />

geschwungen werden - mit dabei die Espargaro Brüder, Scott<br />

Redding, Louis Rossi, Toni Elias und Claudio Corti, der zuhause<br />

schon gern einmal die Schürze umbindet. »Ich koche gern. Normal<br />

aber eher nur Kuchen und Pasta.« Beim Pre-Event waren<br />

allerdings Bohnen gefragt und der Chef des Restaurants durfte<br />

sich glücklich schätzen, dass seine Küche den Einfall der Moto2-<br />

Fahrer gut überstand: »Mit den Espargaro-Brüdern ist das eine<br />

gefährliche Angelegenheit, die sind z i e m l i c h<br />

verrückt.«<br />

Das perfekte<br />

Dinner in<br />

Barcelona<br />

Superbike goes India<br />

Nachdem sich die Superbike 2012 bereits als erste Zweirad-WM nach Russland<br />

wagt, geht es 2013 noch etwas weiter nach Osten; nach Indien um präzise zu sein.<br />

Der Buddh International Circuit wurde nach monatelangen Verhandlungen in den<br />

Rennkalender aufgenommen und wird am 10. März 2013 Gastgeber der WSBK.<br />

Na dann: ‚Namaste‘.<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Jule Krause<br />

Fahrerkarussell<br />

2013<br />

»Die Fahrerentscheidungen 2013 stehen und fallen mit Jorge«, wusste Andrea<br />

Dovizioso, der eigentlich auf einen Platz im Yamaha-Werksteam scharf ist. Die<br />

Würfel für Lorenzo sind unterdessen tatsächlich gefallen - der Spanier unterschrieb<br />

für 2013 und 2014 bei den Japanern. »Es war immer meine erste Option,<br />

hier zu bleiben.« Bleibt die Frage: wer wird sein Teamkollege? Bleibt Spies?<br />

Kommen Pedrosa oder Dovizioso? Oder kehrt Valentino Rossi zurück?<br />

Rookie-Regel<br />

Bleibt sie oder geht sie? Seit dem Rücktritt von Casey Stoner haben die Diskussionen um die<br />

Rookie-Regel zugenommen. Hinter dem Wirbel steckt Nachwuchsstar Marc Marquez, der gleich<br />

in ein Werksteam soll, namentlich Honda. Die Teamchefs haben nichts gegen eine Aufhebung der Regel, die Dorna, die sie erfand, auch nicht. Wie<br />

Livio Suppo erklärte, sei es viel wirtschaftlicher, einen Fahrer gleich im Werksteam zu fördern, anstelle mehr Geld in ein Satellitenteam zu stecken,<br />

wie geschehen bei Ben Spies und Marco Simoncelli. Die ganze Diskussion hat nur einen Haken: HRC will nicht mit zwei Spaniern starten. Wer würde<br />

also neben Marquez fahren?<br />

Darf Marc<br />

Marquez gleich<br />

ins Werksteam<br />

wechseln?


Franchittis dritter Streich<br />

Dario Franchitti gewann zum dritten Mal nach 2007 und 2010 den<br />

Klassiker auf dem Brickyard. Dass am Schotten in Indy einfach kein<br />

Weg vorbei führt, musste auch Takuma Sato erfahren. Bis zum Beginn<br />

der 200. und letzten Rennrunde hing der Japaner dem Ganassi-Piloten<br />

im Heck, dann versuchte er es mit der Brechstange und drehte sich<br />

Indy500 Fakten:<br />

Geschichte: 1909 erbaut,<br />

findet hier seit 1911 das<br />

legendäre Indy 500 statt.<br />

Mit 400.000 Zuschauern<br />

im Hexenkessel von<br />

Indianapolis ist das<br />

größte Autorennen der<br />

Welt zugleich auch die<br />

w e l t w e i t g r ö ß t e<br />

Einzelsportveranstaltung.<br />

beim Versuch die Führung zu übernehmen ins Aus. Hinter Franchitti<br />

belegten Scott Dixon und Tony Kanaan die Plätze. Stark schlug sich<br />

Rubens Barrichello, der als Elfter bester Rookie wurde. Jean Alesi<br />

wurde er aufgrund mangelnden Speeds von den Stewards früh aus<br />

dem Rennen genommen<br />

Milch: Traditionell feiert der<br />

Indianapolis-Sieger nicht mit dem<br />

sonst üblichen Champagner, sondern<br />

mit Milch. Die Erklärung: Sieger<br />

Louis Meyer verlangte nach seinem<br />

zweiten Indy-Sieg 1933 beim<br />

Verlassen des Autos ein Glas kühle<br />

Buttermilch - fortan stellte ein<br />

Milchproduzent aus Werbezwecken<br />

das neue Siegergetränk<br />

Rekordsieger: Mit jeweils vier<br />

Siegen sind A.J. Foyt, Al Unser<br />

und Rick Mears die absoluten<br />

Indy-Legenden. Hélio Castroneves<br />

und Dario Franchitti, die<br />

jeweils dreimal triumphierten,<br />

sind ihnen aber dicht auf den<br />

Fersen und noch aktiv.<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Finish: Auch nach 500 Runden kann es noch<br />

äußerst eng zugehen: 2011 warf J.R. Hildebrand<br />

eine sichere Führung in der letzten<br />

Kurve weg und Dan Wheldon erbte den Sieg.<br />

Der knappste Abstand im Ziel betrug 1992<br />

lediglich 0,043 Sekunden - Al Unser Jr.<br />

gewann vor Scott Goodyear.


Text: Frederik Hackbarth<br />

Audi siegt am Ring<br />

Fotos: adrivo/Sutton, indycar, ellen lohr, audi<br />

Zweimal Audi vor Mercedes - so lautete am Ende eines turbulenten 24h-Rennens<br />

auf dem Nürburgring das Endergebnis. Der Klassiker auf der Nordschleife<br />

lockte wie jedes Jahr wieder die Massen in die Eifel und hielt, was er versprach:<br />

Bereits in der Startphase sorgten Reifenschäden bei diversen Favoriten<br />

für Aufregung. Später knallte es gewaltig, unter anderem Klaus Ludwig wurde<br />

in einen heftigen Abflug verwickelt. Selbst bei der Zieldurchfahrt gab es noch<br />

Schrott, als der Manthey-Porsche wenige Meter vor dem Ziel von einem Renault<br />

Clio torpediert wurde. Die Sieger Basseng, Haase, Stippler und Winkelhock<br />

im Phoenix-R8 ließen sich dadurch aber nicht von der verdienten Champagnerdusche<br />

abhalten.<br />

Lohr<br />

is back<br />

Sie kann die Finger einfach nicht vom Lenkrad<br />

lassen: In Misano kehrte Ellen Lohr auf einem<br />

Mercedes-Benz Actros in die Truck-EM zurück - nach<br />

14 Jahren Pause! Trotz technischer Schwierigkeiten<br />

schlug sich die ehemalige DTM-Pilotin beim<br />

Comeback gut, kratzte an den Top-10. Die Zeichen<br />

der Zeit musste aber auch Lohr zur Kenntnis<br />

nehmen. Bei ihrem letzten Auftritt auf der Strecke,<br />

habe man den Kurs noch andersrum befahren. Etwas<br />

Gutes wollte sie dem zunehmenden Alter trotzdem<br />

abgewinnen: Dass man den Tagesanbruch zumeist<br />

noch schraubend im Fahrerlager erlebe, sei egal. »Ab<br />

einem gewissen Alter braucht man ja nicht mehr so<br />

viel Schlaf«, scherzte Lohr.<br />

Unfassbar laut<br />

Heimspiel für die Söhne Mannheims - die Band stattete der DTM auf dem ihrer Heimatstadt nahegelegenen<br />

Hockenheimring einen Besuch ab. Besonders beeindruckt zeigten sich die Musiker von der<br />

Geräuschkulisse. »Es ist unfassbar laut«, sagte Bassist Robbee Mariano dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Da die<br />

Gruppe im Rahmen des Rennens selbst auf der Bühne stand, musste sie sich ordentlich Mühe geben, in<br />

Sachen Sound mitzuhalten. Anschließend stand ein Treffen mit Audi-Pilot Timo Scheider auf dem Plan.<br />

»Ein ganz entspannter und relaxter Kerl - und vor allem Söhne-Fan!«, freute sich Sänger Tino Oac.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9


I<br />

ny<br />

»Die Strecke sieht sehr schnell<br />

aus. Ich denke, da braucht<br />

man wirklich dicke Eier!«<br />

Sebastian Vettel<br />

über den neuen Kurs in New York<br />

Monaco am Hudson?<br />

Es war jahrelang Bernie Ecclestones größter<br />

Traum - 2013 soll er in Erfüllung gehen: Die<br />

Formel 1 startet vor der Skyline Manhattans.<br />

Gefahren werden soll auf einem 5,15 km langen<br />

Rundkurs über öffentliche Straßen, der nach<br />

derzeitigem Stand aus sieben Links- und zwölf<br />

Rechtskurven besteht. Das Boxengebäude befindet<br />

sich direkt an den Docks. »Monaco hat aufgrund<br />

seiner Geschichte einen hohen Stellenwert<br />

bei allen Fahrern«, sagt Sebastian Vettel. »Aber<br />

ich denke, es wird nicht lange dauern, bis New<br />

Jersey einen ähnlichen Stellenwert besitzt.«<br />

Auf und Ab<br />

Sebastian Vettel war bereits vor Ort, fuhr den<br />

Kurs im Straßenauto ab und stellte fest: »Was da<br />

auf uns zukommt, ist ziemlich einzigartig. Die<br />

Strecke erinnert mich ein bisschen an Spa, es geht<br />

auf und ab.« In der Tat erwartet die F1-Fahrer ein<br />

Höhenunterschied von mehr als 50 Metern. »Es<br />

gibt viele Highspeed-Geraden und harte Bremszonen.«<br />

Mit seinem Stop-and-Go-Charakter<br />

würde der neue Kurs auch dem Circuit Gilles<br />

Villeneuve in Montreal ähneln - und natürlich<br />

dem Klassiker in Monte Carlo.<br />

Stars und Sternchen<br />

Die Strecke führt auch durch eine der reichsten<br />

Villengegenden der Stadt. Grundstückspreise<br />

im zweistelligen Millionenbereich sind hier, bei<br />

bestem Blick auf Manhattan, keine Seltenheit.<br />

Den Vergleich mit dem mondänen Monaco muss<br />

also zumindest der obere Streckenteil keinesfalls<br />

fürchten. Selbst was den Promi-Ansturm betrifft,<br />

kann New Jersey mit dem Fürstentum mithalten.<br />

Mit Eli Manning wohnt der Quarterback des<br />

städtischen Footballteams Giants sogar in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur Strecke.<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Frederik Hackbarth / Philipp Schajer<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull racing<br />

Rennkalender im Wandel<br />

Frühester Saisonbeginn:<br />

In den Jahren 1965 und 1968 erfolgte der<br />

F1-Saisonauftakt am ersten Tag des Jahres.<br />

In beiden Fällen fanden die »Neujahrsrennen«<br />

in Südafrika statt.<br />

Spätester Saisonbeginn:<br />

Den spätesten Saisonauftakt erlebte die<br />

Formel 1 1951. Damals wurde mit dem<br />

Großen Preis der Schweiz das Auftaktrennen<br />

erst am 27. Mai ausgetragen.<br />

Frühestes Saisonende:<br />

1956 endete die Saison bereits am 2. September.<br />

Begonnen hatte das acht Rennen<br />

umfassende Formel-1-Jahr im Januar.<br />

Spätestes Saisonende:<br />

1962 erfolgte der Saisonabschluss erst am<br />

29. Dezember in Südafrika. Ein Jahr später<br />

fiel am 28. Dezember die letzte Zielflagge.<br />

Meiste Rennen:<br />

In diesem Jahr trägt die Formel 1 mit 20<br />

Rennen so viele Grand Prix aus wie noch<br />

nie zuvor.<br />

Wenigste Rennen:<br />

Die wenigsten Saisonrennen wurden in den<br />

Jahren 1950 und 1955 absolviert. Lediglich<br />

sieben Grand Prix standen damals auf dem<br />

Programm.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11


Boxenspion<br />

BOXENSPION<br />

Air Kobayashi<br />

ist restlos<br />

ausgebucht<br />

Mark Sutton<br />

Life Through a Lens<br />

Flugstunde in Monaco<br />

Ehrlich gesagt hatte ich bei diesem Foto das Glück des Tüchtigen! Zehn<br />

Fotoagenturen erhalten in Monaco einen Platz in der ersten Kurve und als ich<br />

dort ankam, war nur noch einer übrig - also stand ich ganz außen mit Blick die<br />

Boxengerade hinunter. Ich zog das Foto ziemlich weit auf, um die Action komplett<br />

einzufangen und als Romain Grosjean sich über die Strecke drehte, stellte ich<br />

mich auf einen heftigen Unfall ein. Ich erwartete, dass jemand den Lotus rammen<br />

würde und drückte sofort den Auslöser. Sobald das Feld vorbei war, sah ich mir<br />

die Fotos durch und entdeckte das Bild, auf dem Kamui Kobayashi im Sauber<br />

komplett durch die Luft fliegt - das hatte ich beim Fotografieren gar nicht<br />

Bruno Sennas<br />

Auto überstand<br />

das Boxenfeuer<br />

bemerkt! Ich kann mir selbst jetzt noch<br />

nicht erklären, warum es zu keinem Massenunfall<br />

gekommen ist. Normalerweise<br />

gibt es kein Entkommen in Monaco. In<br />

der GP2 gab es einen massiven Unfall<br />

Richtung Massanet. Dort drehte sich ein<br />

Fahrer und im gesamten Feld entstand ein<br />

Ziehharmonikaeffekt. Zum Glück blieb das<br />

in der Formel 1 aus.<br />

Rauch, Chaos und<br />

Geschrei im<br />

Fahrerlager von<br />

Barcelona<br />

Boxenfeuer in<br />

Barcelona<br />

Das Siegerfoto war im Kasten und die<br />

Feierlichkeiten bei Williams hatten bereits<br />

begonnen. Also packte ich meine Kamera<br />

und kehrte ins Pressezentrum zurück, um<br />

die Bilder hochzuladen. Auf dem Weg<br />

zurück hörte ich die Explosion. Alle sahen<br />

auf den Rauch und ich rannte hindurch<br />

zurück - überall schleppten Menschen<br />

Feuerlöscher die Boxengasse hinunter. Es<br />

herrschte absolutes Chaos. Erstaunlich war die<br />

Hilfsbereitschaft aller und die Unterstützung aller<br />

Teams. Jeder brachte Feuerlöscher, sie wussten,<br />

dass es brannte und dass sich das Feuer auf<br />

andere Boxen ausbreiten konnte, wenn sie nicht<br />

helfen würden. Also halfen alle mit. Das war<br />

großartig von ihnen. Ich kam mir wie in einem<br />

Kriegsgebiet vor - fast wie ein Kriegsfotograf.<br />

Ich wollte den Leuten nicht im Weg stehen,<br />

aber mein Nachrichtensinn sprang an und ich<br />

hatte das Gefühl, dass ich die Bilder machen<br />

musste. Es war unglaublich, wie einige Teamverantwortliche<br />

mit anpackten und hinterher<br />

sogar gänzlich von Löschschaum und Rauch<br />

bedeckt waren.


Maria ist<br />

unschuldig:<br />

Der war‘s!<br />

2.<br />

1.<br />

3.<br />

1. Night of the Jumps: Wer oder<br />

was auch immer der Typ mit Spitzbart,<br />

Knollennase und Irokesenschnitt<br />

war, Maria wollte es sich<br />

mit ihm besser nicht verscherzen.<br />

2. Kanada GP: Die verlassenen Murmeltierbauten in Montreal<br />

waren zu klein, um sich darin zu verstecken. Pastor Maldonado<br />

konnte Karins Fragen einfach nicht entkommen.<br />

3. Lotus-Motorhome: Kerstin brachte nicht<br />

nur Gerad Lopez ein <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

- das ganze Team begeisterte sich für die<br />

Bilder von <strong>Kimi</strong>s WRC-Unfällen darin...<br />

Achtung,<br />

ein echtes<br />

Monster<br />

mit schirm,<br />

charme und...<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro<br />

+++ALLES NEU+++<br />

Noch besser informiert: <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

schaltet einen Gang höher. Auf unserer neuen<br />

Website sind Sie rund um die Uhr über die neuesten<br />

Ereignisse und Ergebnisse aus der <strong>Motorsport</strong>welt<br />

informiert - in Wort, Bild und Ton. Am besten<br />

gleich ansurfen: www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Tipp mal<br />

wieder...<br />

Mit dem beliebten <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com Tippspiel tolle Preise gewinnen.<br />

Tippen Sie bei jedem der 20 F1-Rennen die besten Drei und zeigen Sie, dass<br />

Sie ein echter F1-Kenner sind. Mitmachen leicht gemacht: einfach auf unsere<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com Facebook-Seite gehen, anmelden und sofort loslegen.<br />

Am Ende der Saison winkt der Hauptpreis ‚Formel selber fahren‘.<br />

Mehr lustige Geschichten aus den Fahrerlagern<br />

der <strong>Motorsport</strong>welt lesen Sie auf<br />

unserer Facebookseite:<br />

www.facebook.com/motorsportmagazin/<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 13


Der ursprüngliche Geist der Rookie-Regel war sicher ein<br />

nobler, die Sinnhaftigkeit ist aber eben fraglich.<br />

Zwei<br />

Seiten<br />

der<br />

Medaille<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Über Sinn und Unsinn lässt sich bei verschiedensten Dingen vortrefflich streiten und<br />

diskutieren. Sind wirklich 200 Fernsehkanäle notwendig, wenn überall nur Mist läuft?<br />

Wären nicht fünf ausreichend, die ein vernünftiges Programm oberhalb der Schmerzgrenze<br />

zeigen? Wäre ein MotoGP-Rennen nicht viel spannender, wenn es noch 20<br />

Runden länger liefe oder reichten auch zehn Runden insgesamt, da die Positionen dann<br />

ohnehin bezogen sind? Und ist die Rookie-Regel jetzt eine Hilfe oder ein Hindernis?<br />

Gerade über Letzteres wird intensiv diskutiert, da Casey Stoner sich mit Saisonende<br />

aus der MotoGP verabschiedet und Honda mit Marc Marquez einen Fahrer nach oben<br />

bringen möchte, der am besten gleich ins Werksteam einsteigen soll. Aktuell ist das<br />

noch verboten, die Regeln besagen klar, ein MotoGP-Neueinsteiger hat erst ein Jahr<br />

in einem Nicht-Werksteam zu verbringen, bevor er aufsteigen darf. Ben Spies war<br />

der Erste, der sich dieser Vorschrift beugen musste und er hält zwar nicht viel von<br />

der Regel, aber er ist klar der Meinung, wenn sie nun schon eingeführt wurde, dann<br />

sollte die Königsklasse auch dazu stehen.<br />

Dennoch gibt es starke Bestrebungen, das Werksverbot für Neulinge wieder aufzuheben.<br />

Die Argumente dafür sind einfach. So ist jedem bewusst, selbst wenn Marquez<br />

nicht ins Werksteam kommen dürfte, würde er mit Werksmaterial ausgestattet. Sollte<br />

er für ein Jahr in einem eigenen Team fahren, so wie das Valentino Rossi bei seinem<br />

Einstieg in die 500er tat, dann könnte Marquez einem Satelliten-Team seinen Werks-<br />

Prototypen wegnehmen, also entweder Gresini oder LCR. Und sollte er in einem<br />

Satelliten-Team fahren, dann hätte das einige Auswirkungen. Er brächte seine ganze<br />

Crew vom Monlau Competicion Team mit, das hieße, eine eingesessene Crew stünde<br />

auf der Straße. Ist der Spanier nach einem Jahr dann wieder weg, müsste eine neue<br />

Besatzung aufgestellt werden. Zudem hat Marquez seine eigenen Sponsoren, die<br />

sich mit den langjährigen Partnern des Satelliten-Teams nicht vertragen dürften. Also<br />

warum dann nicht gleich ins Werksteam?<br />

Auf der anderen Seite stehen die Gründe, warum die Rookie-Regel überhaupt erst<br />

eingeführt wurde. Satelliten-Teams erhalten die Chance, angehende Superstars<br />

und große Namen für zumindest ein Jahr bei sich einzusetzen, was die Aufmerksamkeit<br />

für die Rennställe erhöht und bei der Sponsorensuche hilft. Dank der zu<br />

erwartenden guten Ergebnisse könnte diese Zusammenarbeit auch noch über die<br />

betreffende Saison hinaus wirken. Zudem bezahlt der Hersteller gerne das Gehalt<br />

des zukünftigen Werksfahrers im Satelliten-Team, es wäre also noch dazu für die<br />

kleineren Mannschaften nicht allzu teuer, einen Star bei sich zu haben.<br />

Die Betrachtung beider Seiten der Medaille zeigt, es ist nicht so einfach, den richtigen<br />

Weg zu beschreiten. Aber gerade der Fall Marquez offenbart, es würde viel verbrannte<br />

Erde zurückbleiben, wenn er durch ein Satelliten-Team pflügen müsste,<br />

nur um dann nach einem Jahr wieder mit seiner gesamten Crew abzuziehen. Der<br />

ursprüngliche Geist der Rookie-Regel war sicher ein nobler, die Sinnhaftigkeit ist<br />

aber eben fraglich, wenn ein Pilot, von den Sponsorenaufklebern abgesehen, eigentlich<br />

vollständig mit Werksmaterial ausgestattet ist.<br />

So gesehen hat sich diese Regel wohl überholt, außer es wird sichergestellt, dass der<br />

Rookie nicht nur in einem Satelliten-Team fährt, sondern auch auf Satelliten-Material<br />

sitzt. Der bitterste Beigeschmack an der Sache wäre wohl der, dass Yamaha sich der<br />

Vorschrift mit Spies in vollem Umfang gebeugt hat, kaum hat aber Honda eigene Pläne,<br />

steht plötzlich alles auf der Kippe. Das ist das eigentliche Drama an der Sache und dazu<br />

gibt es keine zweite Medaillen-Seite<br />

Fotos: milagro<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


+++ IM Vergleich +++ IM Vergleich +++ IM Vergleich+++<br />

Ziiiiieeeehhhh Immer auf der Suche nach dem Adrenalinrausch: Weltmeister, Olympiasieger, Tournee-Gewinner und<br />

Weltcupsieger - Thomas Morgenstern hat im Skispringen so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Entsprechend scheint sich<br />

der Kärntner gedacht zu haben: »Was Sven Hannawald kann, kann ich schon lange.« Während Hannawald im ADAC GT Masters seine<br />

Runden drehte, wagte sich Morgenstern gleich in die Königsklasse: in Spielberg fuhr er zwei Runden im Weltmeisterboliden von Sebastian<br />

Vettel. »Es war einfach der Wahnsinn, unvergesslich«, sagte der Österreicher. Lob gab es von seinem Fahrlehrer David Coulthard: »Er ist<br />

sehr flüssig und schnell gefahren, ein echtes Talent!«<br />

Fotos: adrivo/Sutton, dtm<br />

Fotos: Philip Platzer/Ray Demski/Red Bull Content Pool<br />

16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


foto: Mercedes-Benz<br />

Fragen an<br />

Bernd Mayländer<br />

Sport verbindet, Sport zeigt soziale Verantwortung, Sport hilft! SportMeetsCharity ist das gröSSte Netzwerk<br />

zur Vorstellung von sozialem und gesellschaftlichem Engagement im Sport. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprechen<br />

Menschen aus dem <strong>Motorsport</strong> über ihr soziales Engagement. Diesmal: Bernd Mayländer.<br />

1. Wie hat Dich die Welt des Sports geprägt?<br />

Im <strong>Motorsport</strong> sind alle Akteure im Fokus der<br />

Öffentlichkeit. Man lernt schnell, Dinge auszublenden<br />

und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. In<br />

der Formel 1 ist das Leben sehr schnelllebig. Als<br />

junger Rennfahrer reist Du um die Welt, ohne viel<br />

Wert auf die Landschaft oder Kultur zu legen. Über<br />

die Jahre bekommst Du allerdings ein anderes Bild.<br />

Wenn Du Deine Augen öffnest, erkennst Du die<br />

Unterschiede der Kulturen und die sozialen Verhältnisse<br />

in der jeweiligen Gesellschaft. Man wird<br />

offener für neue Eindrücke und sensibler für unterschiedliche<br />

Wohlstandsniveaus.<br />

2. Welche Werte wurden Dir in Deiner Kindheit<br />

vermittelt?<br />

Nie über Menschen zu urteilen, die man nicht<br />

kennt. Ich mache mir gerne ein persönliches Bild.<br />

Die Menschen sollten sich viel stärker gegenseitig<br />

akzeptieren. Meine Eltern haben mir beigebracht,<br />

allen Religionen und Kulturen offen<br />

entgegenzutreten.<br />

3. Wie gehen die Menschen heutzutage miteinander<br />

um?<br />

Das Internet führt dazu, dass viele gerade junge<br />

Menschen nur noch online leben. Ich halte das<br />

persönliche Gespräch für sehr wichtig. In der Formel<br />

1 herrscht eine gesunde Mischung. Man ist oft<br />

unterwegs. Gleichzeitig ermöglicht das Internet<br />

die Verbindung zur Familie in der Heimat.<br />

4. Welche Themen und Projekte liegen Dir am<br />

Herzen?<br />

Ich finde es toll, wenn Menschen sich für das Miteinander<br />

einsetzen und dadurch etwas bewegt wird.<br />

Ich selbst engagiere mich für die Kampagne 46664,<br />

ein 100%-iges Projekt der Nelson Mandela Foundation,<br />

das sich für die Aids-Aufklärung einsetzt.<br />

Außerdem engagierte ich mich durch meine Partner<br />

bei individuellen Aktionen, wie z. B. 2010, als ich<br />

mit der Allianz Schulen in den Favelas in Sao Paulo<br />

besuchte.<br />

5. Warum setzt Du Dich für diese Projekte ein?<br />

Auf die Kampagne 46664 wurde ich durch meine<br />

Agentur aufmerksam, die seit 2007 offizieller Repräsentant<br />

der Nelson Mandela Foundation in Deutschland,<br />

Österreich sowie der Schweiz ist. Nelson Mandela<br />

ist für mich ein Mensch, der in seinem Leben<br />

viel erlebt hat und dennoch durch seinen Umgang<br />

mit den Menschen weiterhin viel bewegt.<br />

6. Was kannst Du durch dein Engagement<br />

bewegen?<br />

Ich kann Aufmerksamkeit schaffen. Es ist ganz wichtig,<br />

Themen anzusprechen, die teilweise in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung untergegangen sind.<br />

Wer spricht heutzutage noch über Aids? Solch wichtige<br />

Themen werden oft unter den Teppich gekehrt.<br />

7. Welches war das emotionalste Erlebnis bei<br />

Deinem Engagement?<br />

2010 war ich in Sao Paulo in den Favelas. Schüler<br />

wollten wissen, wie dieses und jenes funktioniert.<br />

Sie waren stolz und glücklich, diesen Moment durch<br />

uns erleben zu können, in einem Auto zu sitzen und<br />

kleine Geschichten zu hören. Ich erlebte, in welchen<br />

Verhältnissen Menschen leben können und dennoch<br />

nicht den Mut verlieren.<br />

8. Was war Dein sportliches Highlight?<br />

Im Jahr 2000 siegte ich beim 24 Stunden Rennen<br />

am Nürburgring, das war ein besonderer Moment.<br />

2001 gewann ich ein DTM-Rennen, obwohl ich mir<br />

zuvor den Fuß schwer verletzt hatte. Von ganz unten<br />

wieder ganz nach oben auf das Siegerpodest zu<br />

fahren - das war toll.<br />

9. Was war Dein sportlich bislang bitterster<br />

Moment?<br />

Das war 1994, als ich in San Marino bei Ayrton<br />

Sennas tödlichem Unfall am 1. Mai vor Ort war. Zu<br />

sehen, wie der <strong>Motorsport</strong> seinen Helden verlor:<br />

das war für mich der härteste Moment. Als Safety-<br />

Car-Fahrer bin ich immer froh, wenn die Fahrer<br />

unbeschadet ankommen.<br />

10. Gibt es einen Spruch, der für Dein Lebensmotto<br />

steht?<br />

Einen speziellen Spruch habe ich nicht. Mein<br />

Lebensmotto ist, dem Tag wohlgesonnen entgegenzutreten<br />

und mich abends schon auf den nächsten<br />

Tag zu freuen.<br />

Offizielle Partner von SportMeetsCharity<br />

Mehr über SportMeetsCharity erfahren Sie auf www.sportmeetscharity.de


Wichtig für die Silly<br />

Season: Was machen<br />

Schumacher und<br />

Hamilton 2013?<br />

Es gibt nichts, was es nicht gibt - auch geheime Vorverträge,<br />

die in den dunkelsten Verließen lagern sollen.<br />

Verrückt, verrückter,<br />

Formel 1<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Spannend, rätselhaft und nervenaufreibend. Wer jetzt denkt, dass ich über die<br />

ersten Rennen der Saison spreche, der irrt. Unbestritten ist die bisherige<br />

Formel-1-Saison ein Genuss für alle <strong>Motorsport</strong>fans - 90 Minuten pure Rennaction,<br />

Strategiechaos und unvorhersehbare Sieger. Doch auch abseits der Rennstrecke<br />

geht es heiß her. Felipe Massa wird von Ferrari in die Wüste geschickt,<br />

Michael Schumacher von Mercedes in die zweite Rennpension und Lewis<br />

Hamilton wäre selbst ein Bad mit Haien lieber als eine weitere Saison mit<br />

McLaren. Die Silly Season ist voll im Gange und die Zutaten der Gerüchteköche<br />

sind so bunt wie schon lange nicht mehr. Da wird schon mal Kamui Kobayashi<br />

abseits des Kanada GP gefragt, ob er sich als Nachfolger von Michael Schumacher<br />

bei Mercedes sieht.<br />

Dabei steht doch für jene, die sich gern als Experten ausgeben und dabei nicht<br />

mehr wissen als jede x-beliebige Wahrsagerin an der Straßenecke, schon<br />

längst fest, dass sich Mercedes nach drei Jahren Schumacher nach frischem<br />

Blut sehnt. Wie gut, dass man Paul di Resta bis zum entscheidenden Anruf<br />

von der Mercedes-Chefetage bei Force India geparkt hat. Wer glaubt, dass<br />

diese Spekulationen an Verrücktheit nicht mehr zu übertreffen sind, der kennt<br />

die Formel 1 nicht. Es gibt nichts, was es nicht gibt - so auch geheime Vorverträge,<br />

die in den dunkelsten Verließen von Maranello lagern sollen. Ob<br />

Sebastian Vettel seinen Ferrari-Vertrag mit Blut oder Wein unterzeichnet hat,<br />

wurde uns von den sonst so gut informierten, wenn auch stets anonymen<br />

Quellen nicht überliefert.<br />

Dass Felipe Massa bei Ferrari auf der Abschussliste steht, ist ein offenes<br />

Geheimnis, genauso wie die Tatsache, dass Vettel niemals an der Seite von<br />

Fernando Alonsos fahren wird. Da scheint es noch wahrscheinlicher, dass<br />

Ferrari seine Motorenkarte ausspielt, damit Peter Sauber seinen Schützling<br />

Sergio Pérez doch vorzeitig ziehen lässt. Und was passiert dann mit Felipe<br />

Massa? Da der Brasilianer den Wechsel zu einem kleinen Team ausschließt,<br />

weil er um Siege mitkämpfen will - was ihm allerdings trotz aufsteigender<br />

Form zuletzt auch bei Ferrari nicht gelungen ist - wird er höchstwahrscheinlich<br />

in den USA landen - wo sich bereits einige ausgemusterte F1-Piloten wie<br />

Rubens Barrichello und Juan Pablo Montoya befinden.<br />

Mit seinem aggressiven Fahrstil würde auch Lewis Hamilton gut in die NASCAR<br />

Serie passen. Glaubt man britischen Medien, wäre Hamilton fast alles Recht,<br />

um nicht länger für McLaren fahren zu müssen. Andere wiederum sehen darin<br />

nur ein Pokerspiel des Briten, um noch mehr Kohle aus dem Rennstall zu<br />

pressen. Angesichts mangelnder Alternativen sowie der Tatsache, dass<br />

McLaren in den letzten Jahren stets an der Spitze mitgefahren ist und jegliches<br />

Frustpotenzial nach dem Sieg in Kanada wie weggeweht scheint - außer<br />

Hamilton will bis zum Vettel-Wechsel dessen Ferrari-Cockpit warm halten -,<br />

scheint es wohl sehr wahrscheinlich, dass der Brite auch künftig mit McLaren<br />

auf Sieg- und Titeljagd gehen wird. Doch noch ist die Silly Season längst nicht<br />

zu Ende. Wer weiß, welche sensationellen Schlagzeilen in den kommenden<br />

Wochen noch ausgegraben und enthüllt werden...<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Casey Stoner kümmert<br />

sich zukünftig um seine<br />

Familie - die MotoGP<br />

gehört ab Saisonende der<br />

Vergangenheit an<br />

DEBATTE: Casey Stoner<br />

Mehr als ein Rücktritt<br />

Kerstin HASENBICHLER: Was musste ich lesen, als ich über meinen Vierradteller<br />

blickte: Casey Stoner hört auf - mit 27 Jahren!? Als Erstes packt einen der Neid<br />

auf jenen, der mit 27 Lenzen nicht mehr arbeiten muss, doch was fängt ein echter<br />

Racer mit seinem restlichen Leben an? Für Damon Hill ist Anfang 30 das beste<br />

Alter für einen Rennfahrer. Michael Schumacher holte in Monaco - auf einer<br />

echten Fahrerstrecke - die Pole Position und das mit 43 Jahren...<br />

Eva WAGNER: Vielleicht hat er sich einfach angesehen, wie die Karrieren der Fahrer<br />

ausgegangen sind, die es noch ewig mit dem Rennfahren versucht haben und sich<br />

gesagt: Das muss ich nicht haben. Der Zeitpunkt ist insofern perfekt, da sein Vertrag<br />

zum Saisonende ausläuft und er einen Strich ziehen kann, um der GP-Welt Adieu<br />

zu sagen. Ich denke elementar für seine Entscheidung war auch die Geburt seiner<br />

Tochter. Er ist ein Familienmensch, versucht jede freie Minute in der Schweiz zu<br />

verbringen. Insofern ist es sicher ein Mix aus vielen Faktoren - und genau deshalb<br />

auch mutig, weil er keine Gründe vorschiebt, sondern auch Kritik an den Tag legt.<br />

Jule KRAUSE: Na ja, Casey hat schon seine Gründe: den Wandel der MotoGP<br />

und die CR-Richtung, plus die Tatsache, dass an sich niemand der Obrigen<br />

etwas darauf gibt, wenn die Fahrer sich äußern - darüber regt er sich<br />

schon seit Jahren auf, die Leute hören nur zu selten zu. Er hat keinen Spaß<br />

mehr und das war nun mal der Grund, warum er überhaupt den ganzen<br />

MotoGP-Zirkus und alles mitgemacht hat. Das Fahren mit Prototyp-Maschinen.<br />

Das fällt immer mehr weg, also zieht er einen Schlussstrich. Ich finde<br />

es extrem schade, allein was das fahrerische Können des Kängurus betrifft,<br />

wobei ich auch sagen muss RESPEKT, dass er sich an seine eigenen Prinzipien<br />

hält. Es ist sicher bequemer, einfach weiter zu trotten.<br />

seine Einstellungen zum Sport. Max Biaggi in der Superbike-WM hat diese Altersgrenze<br />

auch schon überschritten - und doch will keiner auf ihn verzichten. Aber auch<br />

nur, weil er mit Leidenschaft hinter der Sache steht. Eine Leidenschaft, die Casey<br />

Stoner über die Jahre abhanden gekommen ist.<br />

Kerstin: Dann verstehe ich nicht, warum die Dorna sich derartig engstirnig zeigt<br />

und lieber einen Top-Piloten wie Stoner ziehen lässt, anstatt auf die Kritik der<br />

Fahrer einzugehen und sich vielleicht zusammen an einen Tisch zu setzen. Ohne<br />

Top-Stars ist auch die MotoGP nichts wert.<br />

Jule: Die Dorna kann nicht von der Wand bis zur Tapete denken - und<br />

wenn man anfängt, auf die Kritik von Fahrern zu hören, oder die der Beobachter,<br />

dann müsste man ja auch eingestehen, dass etwas nicht stimmt.<br />

Zum Beispiel der Widerspruch zwischen dem Abschaffen der Prototyp-<br />

Maschinen und der Behauptung, dass das Bike der Star ist. Die Dorna<br />

konzentriert sich lieber auf das Offensichtliche - Casey hört auf, die MotoGP<br />

geht weiter. Zu ergründen, warum und ob man nicht einmal darüber nachdenken<br />

sollte, das würde Charakter erfordern.<br />

Eva: Mit Stoner geht zwar ein Star, aber nicht alle. Zwar haben alle Fahrer mehr oder<br />

weniger Verständnis für Stoners Kritik geäußert, aber nur wenige - wie Cal Crutchlow<br />

- haben sich auch wirklich aus dem Fenster gelehnt. Das weiß auch die Dorna. Ob<br />

ein Fahrer der GP den Rücken kehrt oder nicht, letztlich bestimmt noch immer die<br />

Dorna den Weg.<br />

Kerstin: Vergisst die Dorna nicht auch einen wichtigen Faktor, und zwar die Fans?<br />

Kerstin: Unbestritten ist die MotoGP ein viel gefährlicheres Pflaster als die<br />

Formel 1. Mit 43 Jahren brechen Knochen sicher schneller als mit 27. Aber Stoner<br />

hat von Beginn an viel in Kauf genommen, um seiner Leidenschaft zu frönen.<br />

Wie ein <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> ist auch ihm der Zirkus herum verhasst, aber <strong>Kimi</strong> kehrte<br />

zurück. Aber wie gesagt, Alter spielt in der MotoGP eine größere Rolle. Auf einen<br />

43-jährigen Stoner kann die MotoGP gut verzichten.<br />

Eva: Ich glaube es geht nicht wirklich um das Alter. Es geht um den Menschen und<br />

Eva: Die Fans bemerken zwar, dass die MotoGP gerade auch im Vergleich zu anderen<br />

Klassen an Spannung abgebaut hat, aber sie mischen sich nicht in die ursächliche<br />

Diskussion um Prototypen und CRT-Bikes ein.<br />

Jule: In den letzten Jahren haben vier bis fünf Fahrer super Kämpfe<br />

um die Titel geliefert und zu denen gehört auch Casey. Die Leidenschaft<br />

für GP-Rennen hängt auch von den Fahrern ab, die die Maschinen<br />

pilotieren.<br />

Fotos: milagro<br />

20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: adrivo/Sutton<br />

böses<br />

wetter<br />

Kamui Kobayashi nahm<br />

die Geschichte vom<br />

Hubschrauberfliegen im<br />

Wohnzimmer etwas zu<br />

wörtlich und versuchte<br />

sich im Tiefflug<br />

F1-Fahrer sind feinfühlige Menschen. Sie spüren jede<br />

noch so kleine Setupverstellung im Millimeterbereich,<br />

die geringste Bodenunebenheit ist für sie wie ein<br />

Schlag in die Magengegend. Noch sensibler sind in<br />

diesem Jahr nur ihre Autos. Das macht Banalitäten<br />

wie das Wetter zum Topthema, nicht aus Themenmangel,<br />

sondern aus Angst oder Hoffnung. Fünf bis zehn<br />

Grad mehr oder weniger können das Pendel zwischen<br />

Sieg und Nirgendwo ausschlagen lassen. Das Fahrerlager<br />

ist voll gepackt mit High-Tech-Supercomputern<br />

und Strategiegenies, doch das Wetter stellt selbst sie<br />

vor schier unlösbare Aufgaben. Nur Bernie Ecclestone<br />

ist unbesorgt, seine Wetterkontrollmaschine scheint<br />

zu funktionieren. - Stephan Heublein<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23


Fotos: adrivo/Sutton


KIMI<br />

spezial<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Eiszeit<br />

<strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> wollte sich nie der Formel 1 anpassen und tat das auch nie.<br />

Doch anscheinend passt sich die F1-Welt an den schweigsamen Blonden aus<br />

dem hohen Norden an: angesichts seines Comebacks verstummen selbst<br />

langjährige Kritiker.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 25


as rote Licht blinkt, alle<br />

Kameras sind auf ihn<br />

gerichtet, hunderte Journalisten,<br />

mit Kugelschreibern<br />

und Notizblöcken<br />

bewaffnet, hängen an seinen Lippen. Doch<br />

statt die Aufmerksamkeit zu genießen,<br />

scheint sich <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> bei der FIA-<br />

Pressekonferenz in Barcelona bloß zu denken:<br />

»Hilfe, ich bin kein Star - holt mich hier<br />

raus.« Seit dem Beginn seiner Karriere ist<br />

ihm der Zirkus rund um die Formel 1 verhasst.<br />

Wenn er mit Medienvertretern spricht,<br />

dann spricht er nicht, sondern flüstert und<br />

nuschelt, wofür er von vielen in der Vergangenheit<br />

als Schreckgespenst oder PS-Autist<br />

verteufelt wurde. »Er ist nicht jedermanns<br />

Liebling, aber das muss er auch nicht sein.<br />

Es gibt viele Journalisten, die mit ihm nicht<br />

klarkommen, aber das ist nicht sein Problem«,<br />

nimmt ihn sein ehemaliger Weggefährte<br />

bei Sauber, Jo Leberer, in Schutz. »Die<br />

F1 ist ein Männersport. Er ist rau, früher hat<br />

man ihn mit Frauen und Partys assoziiert.<br />

Deshalb ist <strong>Kimi</strong> so beliebt - auch in Deutschland<br />

-, weil er anders ist. Für einen Vorhang-<br />

Sponsor oder Haushaltsgerätehersteller ist er<br />

nicht geeignet, aber das ist nicht der Sinn und<br />

Zweck eines Rennfahrers.«<br />

Und wer <strong>Räikkönen</strong> in Barcelona genau beobachtete,<br />

der sah, dass nicht bei allen Journalisten<br />

auf seiner Stirn sofort das Wörtchen<br />

»Bullshit« aufleuchtete. Nach dem Qualifying<br />

saß er gut gelaunt im Lotus-Motorhome,<br />

trank Wasser aus einer Flasche in Gummibärchen-Form<br />

und sprach 18 Minuten lang<br />

mit Heikki Kulta, einem finnischen Journalisten.<br />

»Die Leute glauben gerne, von Details<br />

auf das Ganze schließen zu können. Wir<br />

Menschen mögen Klischees, da stören natürlich<br />

Differenzierungen«, sagt Kulta. Zwei<br />

Jahre F1-Pause haben <strong>Räikkönen</strong> nicht verändert,<br />

noch immer will er sich dem Formel-<br />

1-Zirkus nicht anpassen. Doch die F1 scheint<br />

sich nun ihm anzupassen, allen voran Lotus,<br />

die anders als McLaren oder Ferrari den<br />

Finnen so nehmen wie er ist und mit seinem<br />

Image spielen. In Malaysia verteilte das Team<br />

Eis mit den besten Grüßen von <strong>Räikkönen</strong><br />

- in Anspielung auf den Grand Prix von 2009,<br />

als <strong>Räikkönen</strong> noch vor Rennabbruch aus<br />

dem Auto stieg und sich ein Eis<br />

genehmigte.<br />

»Die F1 ist ein Männersport.<br />

Er ist rau, früher<br />

hat man ihn mit<br />

Frauen und Partys<br />

assoziiert. Deshalb<br />

ist <strong>Kimi</strong> so beliebt,<br />

weil er anders ist.«<br />

Das gesamte Fahrerlager scheint froh zu sein<br />

über die Rückkehr eines echten Typs. »Es war<br />

traurig, als er die F1 verließ und ich bin froh,<br />

dass er wieder zurück ist«, sagt etwa Johnny<br />

Herbert. »Ich mag <strong>Kimi</strong>, besonders die Art<br />

und Weise wie er pusht und das Maximum<br />

aus dem Auto herausholt. Er mag den ganzen<br />

Kram mit den Medien nicht, aber da ist er<br />

nicht der Einzige. Nur er zeigt es eben mehr<br />

als andere.« Auch Damon Hill lobt: »<strong>Kimi</strong><br />

macht sein eigenes Ding. Er ist nicht an dem<br />

Zirkus rundherum interessiert, ihm geht es<br />

ganz allein um das Fahren. Er lässt seine Performance<br />

auf der Strecke für sich sprechen.«<br />

Aber nicht nur in seiner Art ist <strong>Räikkönen</strong><br />

der Alte, sondern auch in Sachen Talent hat<br />

er nichts eingebüßt. In seinem erst vierten<br />

Rennen für Lotus stand der Finne auf dem<br />

Podest. Zum Vergleich: Michael Schumacher<br />

gelang dies in gut zwei Comeback-Saisons<br />

nicht und der Deutsche ist immerhin siebenfacher<br />

Champion, während <strong>Räikkönen</strong> es zu<br />

nur einem Titel geschafft hat - und wie viele<br />

seiner Kritiker meinen, dies auch nur mit<br />

Glück.<br />

»Michael brauchte nahezu ein Jahr, um halbwegs<br />

vorne mitmischen zu können. <strong>Kimi</strong><br />

kam zurück und war sofort vorne mit dabei«,<br />

betont Jackie Stewart. »Sie sind zwei verschiedene<br />

Persönlichkeiten. <strong>Kimi</strong> ist ein echter<br />

Racer, Michael ist es nicht und war es nie. Er<br />

hatte ein gutes Auto, ein gutes Team und fuhr<br />

gut. Aber bei <strong>Kimi</strong> liegt mehr Herz und Seele<br />

drin.« Unumstritten ist <strong>Räikkönen</strong> deutlich<br />

jünger als Schumacher und hat mit dem E20<br />

von Beginn an ein gutes Auto zur Verfügung,<br />

doch genauso unumstritten ist, dass die Fahrzeugbeherrschung<br />

des Finnen ihres Gleichen<br />

sucht. »Was <strong>Kimi</strong> aus einem Auto herausholen<br />

kann, sieht man selten«, sagt Leberer und<br />

erinnert sich an eine Anekdote aus der<br />

gemeinsamen Zeit bei Sauber: »Wir haben<br />

mal mit dem Mountainbike trainiert und er<br />

ist auf dem Hinterreifen den Berg hinauf<br />

gefahren. Er hat das Rad hochgezogen und<br />

ist losgefahren. Wie er den Berg runterge-<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


fahren ist - da hat es schon teilweise geschneit<br />

gehabt, es lagen Blätter und Laub herum - da<br />

dachte ich mir nur, dass er dabei draufgehen<br />

und mich Peter Sauber deswegen umbringen<br />

wird. Der ist gefahren wie ein Wahnsinniger<br />

- im positiven Sinn. Er hat das Mountainbike<br />

absolut beherrscht und das Maximum<br />

herausgeholt.«<br />

Während Leberer vom fulminanten Comeback<br />

des Finnen nicht überrascht ist, mussten<br />

einige Kritiker ihre Meinung revidieren. »Ich<br />

habe am Anfang des Jahres gesagt, dass ich<br />

nicht glaube, dass <strong>Kimi</strong> es hinbekommt. Deswegen<br />

muss ich mich echt an der eigenen<br />

Nase packen und zugeben: ich hatte Unrecht.<br />

<strong>Kimi</strong> ist aus dem Stand wieder voll dabei«,<br />

räumt Christian Danner ein. »Er kommt mit<br />

allen modernen Gegebenheiten, den Autos<br />

ohne Tankstopps und den Pirelli-Reifen, perfekt<br />

klar. Seine Leistung ist einfach super.«<br />

Dabei bleibt <strong>Räikkönen</strong> weiter <strong>Räikkönen</strong>.<br />

So weigert er sich, für Lotus in den Simulator<br />

zu steigen, weil er lieber »richtige Autos auf<br />

der Strecke fährt«, und ließ den wichtigen<br />

Test in Mugello ausfallen, weil ihm das vorhergesagte,<br />

regnerische Wetter missfiel. Früher<br />

hätte man <strong>Räikkönen</strong> daraus einen Strick<br />

gedreht. Heute steigert das viel mehr die<br />

Unerwartete Stärke: Bei <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> gab es<br />

von Saisonbeginn an keine Spur von angesetztem<br />

Rost oder Motivationsproblemen<br />

Bewunderung für seine Leistung. »Es ist so<br />

irre, was er manchmal macht. Manchmal<br />

kommt er gar nicht. Es ist unfassbar. Aber<br />

das ist <strong>Kimi</strong>, er ist halt so. Das mache ich<br />

ihm nicht zum Vorwurf. Er bringt seine Leistung<br />

auf diese Art und Weise - nicht<br />

anders«, sagt Danner. Das Wort Motivationsproblem,<br />

das seitjeher im Zusammenhang<br />

mit <strong>Räikkönen</strong> auftauchte, scheint<br />

derzeit nicht mehr im Wortschatz der Journalisten<br />

zu existieren. Im Wortschatz des<br />

Finnen kam es sowieso nie vor.<br />

»So lange ich weiß, dass ich 100 Prozent gegeben<br />

habe und ich glücklich mit meiner Fahrweise<br />

bin, bin ich zufrieden. Das ist ehrlich.<br />

Wem das nicht genügt, dem genügt es eben<br />

→<br />

nicht«, stellte <strong>Räikkönen</strong> klar. So ehrlich ist<br />

er auch, wenn er von seiner eigenen Leistung<br />

enttäuscht ist wie in Bahrain. Auf dem Weg<br />

zum Podest gratulierte ihm Red-Bull-Teamchef<br />

Christian Horner mit den Worten:<br />

»Starkes Rennen, <strong>Kimi</strong>!« Die knappe Antwort<br />

des Finnen lautete: »Nicht gut genug.« <strong>Räikkönen</strong><br />

will nur eines: Rennen fahren und<br />

Rennen gewinnen. »Die junge Generation<br />

hat das Ruder übernommen und <strong>Kimi</strong> gehört<br />

in Sachen Konkurrenzfähigkeit eindeutig in<br />

diese Kategorie. Ich denke, <strong>Kimi</strong> wird mehr<br />

Erfolg haben als Michael«, meint Herbert.<br />

Auch Hill erwartet sich noch einiges vom<br />

32-Jährigen. »<strong>Kimi</strong> verfügt über immenses<br />

Talent und Erfahrung. Und er ist noch jung.<br />

Ich fing erst mit 33 Jahren in der F1 an.<br />

Anfang 30 ist ein gutes Alter für einen Rennfahrer,<br />

somit ist es für ihn die optimale Zeit,<br />

in die F1 zurückzukehren.« Ob <strong>Räikkönen</strong>s<br />

Kritiker allerdings die restliche Saison verstummt<br />

bleiben, wird nicht zuletzt von seinen<br />

Ergebnissen abhängen. Das Comeback ist<br />

ihm zweifelsohne gelungen. Von Rennen zu<br />

Rennen haben sich Team und Fahrer gesteigert,<br />

während so manches Top-Team an Konstanz<br />

vermissen ließ. Das lässt auf Großes für<br />

2012 hoffen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27


28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Fotos: adrivo/Sutton


Der Mann hinter<br />

der Iceman-Fassade<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Kurze Antworten,<br />

eiserner Blick. Das Iceman-Image<br />

haftet <strong>Kimi</strong><br />

<strong>Räikkönen</strong> unwiderruflich<br />

an. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

wirft<br />

mit <strong>Räikkönen</strong>-Kenner<br />

Jo Leberer einen Blick<br />

hinter die Fassade des<br />

Eismanns.<br />

KIMI<br />

spezial<br />

Mit <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> ist die Formel 1 um eine<br />

schillernde Persönlichkeit reicher. Seine Fahrzeugbeherrschung<br />

lässt die Fans jubeln, seine egozentrische<br />

Art die Journalisten, Sponsoren und Teamchefs<br />

verzweifeln. Auf die Aussage von<br />

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, er lebe auf<br />

einem eigenen Planeten, konterte <strong>Räikkönen</strong> einst<br />

auf seine gewohnt Art: »Ich lebe sehr gut auf<br />

meinem Planeten. Es ist schön hier.« Die Meinung<br />

anderer prallt am Finnen eiskalt ab, weshalb ihm<br />

sein damaliger McLaren-Teamchef Ron Dennis<br />

den Spitznamen »Iceman« verpasste. Auf und<br />

abseits der Strecke gibt <strong>Räikkönen</strong> Vollgas - an die<br />

Konsequenzen denkt er nicht. Eine Woche nach<br />

der Vertragsunterzeichnung bei Lotus trat er bei<br />

einem Schneemobilrennen in Österreich an.<br />

Andere Piloten hätten es langsam angehen lassen,<br />

um kein Risiko einzugehen - aber <strong>Räikkönen</strong> ist<br />

nicht irgendein Rennfahrer. Er gab Gas, verlor<br />

dabei die Kontrolle über seinen Schlitten und<br />

krachte in eine Schneewand. Die Folge war eine<br />

Verletzung an seiner Hand und negative Schlagzeilen.<br />

Doch damit kennt sich der Finne aus, der<br />

gern mal betrunken von einer Yacht fällt oder als<br />

James Hunt in einem Gorilla-Kostüm auftritt.<br />

Einer, der weiß wie es hinter der Fassade des Iceman<br />

aussieht, ist sein alter Wegbegleiter aus Sauber-Zeiten<br />

Jo Leberer. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

verrät Leberer, wer <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> wirklich ist<br />

und welche Momente ihm unvergesslich<br />

bleiben.<br />

...das Comeback von <strong>Räikkönen</strong>:<br />

Jo Leberer hat mit <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> schon so manche Anekdote erlebt...<br />

»Ich bin eigentlich nicht überrascht, dass <strong>Kimi</strong>s<br />

Comeback so gut gelungen ist. Wenn er sich entscheidet,<br />

zu fahren, dann ist für mich klar, dass er<br />

sich das genau überlegt hat. Es hat viele Meinungen<br />

von so genannten Experten zu <strong>Kimi</strong> gegeben.<br />

Als er sich zu seinem Comeback entschlossen<br />

hat, habe ich sehr viele Anfragen bekommen, aber<br />

ich überließ es lieber den anderen, ihre Meinung<br />

zu äußern. Klar habe ich meine Meinung gehabt<br />

und habe mich über die Expertenmeinungen<br />

gewundert. Ich kenne <strong>Kimi</strong> von früher. Er ist so<br />

motiviert, so willensstark und dass er fahren kann,<br />

wissen alle. Also warum sollte er dann nicht wieder<br />

vorne mitfahren? Ich hatte da keinerlei Angst,<br />

denn er hat nichts verlernt. Lotus brauchte<br />

jemanden, der schnell ist und das ist <strong>Kimi</strong>.«<br />

...Motivationsprobleme bei<br />

<strong>Räikkönen</strong>:<br />

»Motivationsprobleme gibt es bei <strong>Kimi</strong> nicht.<br />

Dass er sein Leben lebt, wie er es für richtig hält,<br />

das weiß jeder. Bei ihm weiß man, woran man<br />

ist. Gott sei Dank haben wir gerade solche Typen<br />

in der Formel 1, wir wollen ja keine Retortenfahrer<br />

haben. Dass nicht alle Fahrer gleich sind,<br />

gleich funktionieren, das macht es gerade so interessant.<br />

Seinen Kritikern kann ich nur sagen, dass<br />

er menschlich ein toller Kerl ist.«<br />

...die Anfänge bei Sauber:<br />

»Als er bei Sauber anfing, hat keiner <strong>Kimi</strong> gekannt.<br />

Wir haben dann eine Weile zusammen in Filzmoos<br />

trainiert, dort habe ich ihn wirklich gut<br />

kennengelernt. Ich kann nur von meinen eigenen<br />

Parametern ausgehen. Aber seine Einstellung,<br />

seine Körperbeherrschung, seine Ausdauer, seine<br />

Helligkeit, wenn es ums Rennen geht, seine Aufmerksamkeit,<br />

seine Willenskraft, seine Disziplin<br />

und seine Willensstärke, in dem Sinne, dass er<br />

nicht alles akzeptieren muss, haben damals schon<br />

gestimmt. Ich wusste, wenn er im Auto auch noch<br />

schnell ist, dann wird er ein ganz Großer. Das hat<br />

sich bestätigt. Kurz darauf wechselte er zu McLaren<br />

- das ist ein Schritt, den man normalerweise nicht<br />

macht. Aber <strong>Kimi</strong> hat es geschafft.«<br />

...<strong>Räikkönen</strong>s Talent:<br />

»Wir haben als er zu uns stieß, eine Prioritätenliste<br />

angefertigt. Er war damals nur eine Saison Single-<br />

Seater gefahren, 23 Rennen dann ist er in die Formel<br />

1 gekommen. Das war ein riesen Sprung, da<br />

kann man nicht das normale Vorbereitungsprogramm<br />

abspulen. Bei Sauber hat er diese Möglichkeit<br />

gehabt. Im Dezember hat er die Lizenz<br />

bekommen, im Januar/Februar hat er getestet.<br />

Gleichzeitig haben wir ihn körperlich sukzessiv<br />

auf die kommenden Belastungen vorbereitet. →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29


In Monaco fuhr <strong>Räikkönen</strong> mit einem Helmdesign zu Ehren<br />

von Ex-Champion James Hunt - weil er es »cool« fand<br />

Wir haben uns nach vorne getastet, was Nacken<br />

etc. anging. Ein Fahrer kann nur fahrerisch und<br />

technisch vorne mithalten, wenn er auch körperlich<br />

topfit ist. Im März war das erste Rennen und<br />

<strong>Kimi</strong> holte als Sechster gleich seinen ersten WM-<br />

Punkt. Das muss man sich mal vorstellen.«<br />

...<strong>Räikkönen</strong>s Coolness:<br />

»Unglaublich wie sich <strong>Kimi</strong> zu Beginn schon<br />

präsentiert hat. Wie kühl trotz des Drucks. Ich<br />

dachte, dass irgendwann die Nervosität kommen<br />

müsste. Das war ja auch bei den anderen Piloten,<br />

selbst bei den Spitzenfahrern der Fall. Sie ist aber<br />

nie gekommen. Vor seinem ersten F1-Rennen<br />

habe ich ihn kurz vorher noch einmal massiert<br />

und er ist dabei eingeschlafen. Eine halbe Stunde<br />

vor dem Start habe ich ihn praktisch wecken<br />

müssen und er meinte nur: ‚Jo, lass mich noch<br />

ein bisschen schlafen. Gib mir noch fünf Minuten.‘<br />

Das muss man sich vorstellen, das war vor<br />

seinem ersten Rennen! Ich finde das einfach<br />

genial. Diese Coolness muss einem angeboren<br />

sein. Es war eine Freude, mit ihm<br />

zusammenzuarbeiten.«<br />

...<strong>Räikkönen</strong>s erster WM-Titel:<br />

»Das war unglaublich, denn er lag in der WM<br />

weit zurück. Das ganze Sauber-Team hat sich<br />

natürlich über seinen Titel gefreut. Am Montag<br />

nach seinem Titelgewinn sind wir beide mit der<br />

Swiss nach Zürich zurückgeflogen und er meinte<br />

zu mir: ‚Hey Jo, morgen treffen wir uns in Zürich<br />

und feiern - nur enge Freunde, meine Frau und<br />

ich möchte das du dabei ist.‘ Und das nach vielen,<br />

vielen Jahren - das hat mich sehr gefreut. Der<br />

Weltmeister lädt mich persönlich ein, diese Einladung<br />

konnte ich nicht ablehnen. Wir sehen uns<br />

nicht oft, aber es ist eine Bindung da. Wenn man<br />

ihn einmal als Freund hat, dann hat man ihn<br />

immer. Obwohl er das Team gewechselt hat und<br />

damit eigentlich ein Gegner war, ist die Beziehung<br />

aufrecht geblieben. Das ist schön, das<br />

spricht für seinen Charakter.«<br />

Seine Einstellung,<br />

Körperbeherrschung,<br />

Ausdauer, Helligkeit,<br />

Aufmerksamkeit, Willenskraft,<br />

Disziplin<br />

und Willensstärke,<br />

in dem Sinne, dass er<br />

nicht alles akzeptieren<br />

muss, haben damals<br />

schon gestimmt.<br />

Ich wusste, wenn er<br />

im Auto auch noch<br />

schnell ist, dann wird<br />

er ein ganz GroSSer.<br />

Fotos: lotus<br />

30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31


KIMI<br />

spezial<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


jetzt spricht der<br />

Iceman<br />

<strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> polarisiert. Die einen lieben ihn, weil er anders ist. die<br />

anderen kritisieren ihn genau aus diesem Grund. <strong>Räikkönen</strong> hat schnell<br />

gelernt, nicht auf Andere zu hören, sondern sich selbst zu vertrauen.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

<strong>Kimi</strong> über <strong>Kimi</strong>: »Ich habe mich in den letzten<br />

Jahren nicht verändert. Ich glaube, dass die Leute<br />

immer denken, dass sich eine Person auf eine<br />

bestimmte Weise verändern muss. Klar, man wird<br />

älter, das eigene Leben verändert sich. Aber ich<br />

habe versucht, der Gleiche zu bleiben. Von meiner<br />

Arbeitsweise hat sich nichts zu früher verändert.<br />

Ich sage, was ich denke - egal, ob die Dinge gut<br />

oder schlecht laufen. Das habe ich immer getan.<br />

Manchmal funktioniert es eben besser, manchmal<br />

schlechter. Aber ich war immer schon<br />

geradeaus.«<br />

<strong>Kimi</strong> über den Job: »Ich würde es nicht<br />

machen, wenn ich es nicht lieben würde. Klar ist<br />

es ein Job, aber am Ende kommt es darauf an, ob<br />

du magst, was du tust. Aber klar wird man bezahlt<br />

und es gibt auch Dinge, die man nicht machen<br />

würde, wenn es eben zum Job nicht dazugehören<br />

würde. Nur des Geldes wegen wäre ich niemals in<br />

die Formel 1 zurückgekommen.«<br />

<strong>Kimi</strong> über die F1: »Keine Ahnung, ob mich<br />

die Formel 1 vermisst hat. Es interessiert mich<br />

auch nicht. Ich habe sie nicht vermisst. Ich bin<br />

nicht hier, um anderen zu gefallen. Ich will ich<br />

selbst sein und auf meine Weise die Dinge angehen.<br />

Wichtig ist nur, dass man mit sich selbst<br />

zufrieden ist. Wenn man nur versucht, anderen<br />

Leuten zu gefallen und man dabei selbst unglücklich<br />

ist, dann läuft etwas schief. Man kann<br />

sowieso niemals allen Leuten gefallen. Es ist<br />

wichtig, dass man selbst glücklich ist und mit<br />

dem, was man tut. Alles andere ist egal.«<br />

<strong>Kimi</strong> über Freizeit: »Ich bin gerne zu Hause<br />

und mache einfach mal gar nichts. So sieht für<br />

mich ein perfekter Tag aus. Klar, irgendwann<br />

wird es langweilig, nichts zu tun. Dann hängt es<br />

von der Stimmung ab, was man macht. Ich mag<br />

verschiedene Sachen - Motocross, Skifahren. Es<br />

gibt nicht eine Sportart, die ich mehr mag als<br />

eine andere. Normalerweise muss es für mich<br />

nur etwas mit Speed oder einem Motor zu tun<br />

haben, damit ich es mag.«<br />

<strong>Kimi</strong> über Familie: »Natürlich möchte ich<br />

Vater werden, aber ich halte es im Moment nicht<br />

<strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> hat die Formel 1 in seiner Auszeit nicht<br />

vermisst - trotzdem fightet er gerne wieder auf der Strecke<br />

für den richtigen Zeitpunkt. Kinder sind nur<br />

einmal klein, aber wenn man in der F1 fährt, ist<br />

man selten zu Hause und bekommt das alles<br />

nicht mit. Das ist eine komplizierte Situation. Ich<br />

denke auch, dass die Formel 1 nicht der richtige<br />

Ort für Familie und Kinder ist. Das ganze Umfeld<br />

ist nicht das, was ich mir für sie vorstelle. Aber<br />

klar freue ich mich darauf, eines Tages Vater zu<br />

sein. Ich konnte schon bei den Kindern von<br />

meinem Bruder üben. Ich würde nicht sagen,<br />

dass ich der beste Onkel der Welt bin, dafür bin<br />

ich einfach zu selten zu Hause. Momentan ist das<br />

Timing ein Problem.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33


34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Fotos: lotus, adrivo/Sutton


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

MittelmaSS ist nicht unser<br />

Ding<br />

Toleman, Benetton und Renault sind Vergangenheit. Gerard<br />

Lopez lässt das Team aus Enstone als Lotus in neuem<br />

Glanz erstrahlen. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht der<br />

Geschäftsmann Klartext - über <strong>Räikkönen</strong>, Budgets<br />

und den WM-Titel.<br />

MSM: Die Saison 2012 bewegt sich langsam<br />

auf die Halbzeit zu. Wie fällt Ihre Bilanz<br />

bisher aus?<br />

GERARD LOPEZ: Ich würde sagen, dass die<br />

Bilanz fast nur positiv ausfällt. Wir wissen,<br />

dass wir vom Speed her dabei sind, dass das<br />

Auto auf fast allen Strecken funktioniert.<br />

Einzig negativ ist, dass wir ein paar Ausfälle<br />

und Rückschläge im Qualifying hatten, aber<br />

ich bin guter Dinge.<br />

Lotus zählt zu den positiven Überraschungen<br />

des Jahres. Im letzten Jahr konnte das Team<br />

zu Beginn der Saison ebenfalls gute Ergebnisse<br />

einfahren, danach ging die Leistungskurve<br />

allerdings bergab. Was hat Lotus<br />

getan, um das 2012 zu verhindern?<br />

Die Frage ist viel mehr, was wir im Vorjahr<br />

nicht getan haben. Die Leistungskurve ist im<br />

vergangenen Jahr nicht abgefallen, weil wir<br />

keinerlei Weiterentwicklungen hatten. Wir<br />

waren eines der Teams, mit den meisten<br />

Entwicklungsstufen. Das Problem war<br />

allerdings, dass das Auto um ein Auspuffsystem<br />

herum gebaut wurde, was nach vier oder<br />

fünf Rennen nicht mehr in der Art und<br />

Weise, wie wir es genutzt haben, von der FIA<br />

zugelassen war. Das Chassis ist vorgegeben,<br />

somit konnten wir das Auto die gesamte<br />

Saison nicht mehr verändern. Wir konnten<br />

nicht mehr auf ein Auspuffsystem wechseln,<br />

das nach hinten rausgeblasen hat. Damit war<br />

die ganze Saison verkorkst. Dieses Jahr ist das<br />

Auto gut. Anders als im Vorjahr sind wir<br />

nicht mehr so extreme Wege gegangen, somit<br />

haben wir keine Angst, dass wir mit der<br />

Entwicklung nicht weiter mithalten können.<br />

Es könnte eher der Fall sein, dass andere<br />

Dinge nicht funktionieren, wie das im ersten<br />

Rennen der Fall gewesen ist.<br />

2011 wählte Lotus eine aggressivere Herangehensweise<br />

an das Auto, dieses Jahr war es<br />

Ferrari. In beiden Fällen ging die Strategie<br />

nicht auf. Kann man daraus schließen, dass<br />

der konservative Weg in der aktuellen Formel<br />

1 erfolgreicher ist?<br />

Es scheint so zu sein, einfach weil wir alle so<br />

eng beieinander liegen. Sobald man etwas<br />

probiert und es nicht hundertprozentig<br />

funktioniert, fällt man von 1 auf 12, 13, 14<br />

oder 15 zurück. Speziell in dieser Saison<br />

liegen zwischen der Spitze und dem Mittelfeld<br />

nur eine halbe Sekunde oder sechs Zehntel -<br />

da ist man schnell Top oder Flop. Ich würde<br />

nicht sagen, dass die Herangehensweise<br />

konservativ ist, aber man muss mehr in die<br />

Detailsuche gehen und wenn man in<br />

Bereichen extremere Wege gehen will, dann<br />

muss man diese langsam über die Freitagstests<br />

einführen. Man kann etwas nur →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35


auf das Auto schrauben, wenn man sich zu<br />

100 Prozent sicher ist. Vermutlich ging Ferrari<br />

dieses Jahr einen aggressiveren Weg, wir<br />

haben es im Vorjahr definitiv getan. Es hätte<br />

sich auch ausgezahlt, wenn sich die Auspuffregelung<br />

nicht verändert hätte. Aber so ist es<br />

halt.<br />

Mit <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> und Romain Grosjean<br />

setzt Lotus auf zwei Piloten, die 2012 nach<br />

einer Pause in die Formel 1 zurückkehrten.<br />

Wie zufrieden sind sie mit der bisherigen<br />

Leistung und wie viel können sich die Fans<br />

von beiden noch erwarten?<br />

Ich bin schon sehr zufrieden, vor allem mit<br />

<strong>Kimi</strong>. Er hat sehr vielen Leuten gezeigt, dass<br />

er sein Comeback gut hinbekommen hat. Er<br />

gibt alles und bringt seine maximale Leistung,<br />

aber ich denke, da kommt noch etwas, wenn<br />

er immer mehr Qualifyings und Rennen<br />

gefahren ist. Bei Romain empfinde ich die<br />

gleiche Zufriedenheit. Wir wussten, dass er<br />

sehr schnell ist. Bei ihm ist es wie bei <strong>Kimi</strong><br />

eine Sache der Erfahrung.<br />

Wann haben Sie <strong>Räikkönen</strong> zum ersten Mal<br />

getroffen und welchen Eindruck hatten Sie<br />

von ihm?<br />

Das war vor sechs oder sieben Jahren. Es war<br />

schwer, sich einen Eindruck von ihm zu<br />

machen, weil ich mehr über andere Leute von<br />

ihm wusste. Damals habe ich nicht mit ihm<br />

selbst gesprochen, das ist jetzt ganz anders.<br />

Er ist wirklich ein toller Mensch.<br />

Jeder scheint eine Meinung über <strong>Räikkönen</strong><br />

zu haben. Er selbst geht in allen Dingen<br />

seinen eigenen Weg - er testet beispielsweise<br />

nicht im Simulator, weil er es nicht mag.<br />

Lotus scheint das zu akzeptieren. Ist das der<br />

Grund, warum er nach seinem Comeback so<br />

schnell wieder vorne mitfahren konnte?<br />

<strong>Kimi</strong> passt einfach zu uns. Bei uns gibt es<br />

keine Politik. Es gibt keinen Nummer-1- und<br />

keinen Nummer-2-Fahrer. Wir verlangen von<br />

einem Fahrer zuallererst, dass er gut fährt und<br />

dann kommt der ganze Rest. Und auch den<br />

ganzen Rest versuchen wir so zu managen,<br />

dass es nicht übertrieben ist. <strong>Kimi</strong> und ich<br />

reden auch sehr direkt miteinander. Der letzte<br />

Punkt ist, dass bei uns im Team eine super<br />

Stimmung herrscht. Das Team ist mehr eine<br />

große Familie. <strong>Kimi</strong> fühlte sich bei uns sofort<br />

wohl, aber nicht weil wir ihn so genommen<br />

haben wie er ist, sondern weil er so wie er ist,<br />

gut zu uns passt.<br />

Lotus fährt derzeit in der Liga von Red Bull,<br />

McLaren, Ferrari und Mercedes. Kann Lotus<br />

auch finanziell mit diesen Teams mithalten?<br />

Schließlich haben Sie bis jetzt noch keinen<br />

Titelsponsor...<br />

36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Wir geben jetzt nicht viel weniger oder mehr<br />

aus, als wir das vorher getan haben. Wir<br />

haben einfach die richtigen Entscheidungen<br />

getroffen. Wir haben weiterhin ins Werk<br />

investiert. Mittelmaß oder nur irgendwie in<br />

der Formel 1 mitzufahren, ist nicht unser<br />

Ding. Es ist nicht die Frage, ob wir finanziell<br />

mithalten können, sondern ob wir an der<br />

Rennstrecke mithalten können. Da scheinen<br />

wir im Moment ganz gut dabei zu sein.<br />

Welchen Wert stellt die Formel 1 für ihr<br />

Unternehmen Genii generell dar?<br />

Es ist kein normales Unternehmen, sondern<br />

eher eine Plattform. Die ganzen Unternehmen,<br />

die wir haben, werden wie die Formel 1<br />

geschäftlich gehandhabt. Verschiedene<br />

Unternehmen sind auch sehr bekannt, wir<br />

sagen auch nicht sehr oft, wo wir unsere<br />

Hände im Spiel haben. Aber diese Unternehmen<br />

sind jetzt nicht das Mega-Highlight,<br />

wenn es um Medienberichterstattung geht.<br />

Die Formel 1 ist hingegen sehr medienträch-<br />

<strong>Kimi</strong> passt einfach<br />

zu uns. Bei uns gibt<br />

es keine Politik. Es<br />

gibt keinen Nummer-1-<br />

und keinen<br />

Nummer-2-Fahrer.<br />

Wir verlangen von<br />

einem Fahrer zuallererst,<br />

dass er<br />

gut fährt und dann<br />

kommt der ganze<br />

Rest. Das Team ist<br />

mehr eine groSSe<br />

Familie.


alles passiert schneller, persönlicher und auf<br />

geringem Raum. Es ist ein bisschen wie ein<br />

Kondensat von dem, was man von außen<br />

kennt.<br />

Hinter den Kulissen wird fleißig am neuen<br />

Concorde Agreement gearbeitet. Ein Streitfaktor<br />

ist dabei immer wieder das Budget -<br />

eine mögliche Obergrenze.<br />

Wenn Geld im Mittelpunkt steht, dann gibt es<br />

immer Diskussionen, Streit oder was auch<br />

immer. Ich befürworte eine Obergrenze, aber<br />

ich würde keine Zahl nennen. Das wäre<br />

falsch. Wenn man sich einigen könnte, dann<br />

wäre ich für eine Obergrenze.<br />

Was macht für Sie persönlich die Faszination<br />

Formel 1 aus?<br />

Für mich ist es ziemlich einfach. Ich mag<br />

Autos. Ich mochte von klein auf Rennen. Wenn<br />

ich ein bisschen Zeit habe, dann setze ich mich<br />

auch selbst hinters Lenkrad. Von Zeit zu Zeit<br />

fahre ich GT-Rennen. Für mich ist die Formel<br />

1 die höchste Klasse des <strong>Motorsport</strong>s. Das<br />

beinhaltet Faszination, was Technik, Performance<br />

und Logistik angeht. Das ist schon das<br />

Maximale. Wenn man <strong>Motorsport</strong> liebt, kann<br />

man auch die Formel 1 nur lieben.<br />

tig und von daher ist es für uns eine super<br />

Plattform. Aber die Formel 1 definiert nicht<br />

unsere Geschäfte. Wir haben um die 60<br />

Beteiligungen in verschiedenen Firmen, die<br />

Formel 1 ist eine davon. Von außen betrachtet,<br />

ist die Formel 1 natürlich ein Unternehmen,<br />

das jeder sieht und kennt, aber auf<br />

keinen Fall definiert uns die Formel 1.<br />

Ist ein Formel-1-Team aus Ihrer Sicht ein<br />

ganz normales Unternehmen oder gelten in<br />

der Formel 1 doch andere Spielregeln als in<br />

der Wirtschaft?<br />

Zum Teil sind es die gleichen, nur auf zwei<br />

Ebenen gelten andere Spielregeln. Erstens ist<br />

es emotional. Normalerweise arbeitet nicht<br />

die ganze Firma an einem Sonntag, wo es ums<br />

Gewinnen oder Verlieren geht. Das bringt<br />

natürlich starke Emotionen - und wir sind im<br />

Team alle sehr emotional gebunden. Das ist<br />

vielleicht der große Unterschied. Zweitens ist<br />

das F1-Feld sehr klein. Es gelten hier zum Teil<br />

die gleichen Regeln wie in der Wirtschaft, nur<br />

Fotos: lotus, adrivo/Sutton<br />

Wenn Sie selbst Rennen fahren, lautet dann<br />

die Devise »Dabei sein ist alles« oder »Vorne<br />

dabei sein, ist alles«?<br />

Nein, nein! Wenn ich ein Rennen fahre, will<br />

ich schon vorne dabei sein.<br />

Mit welcher Platzierung am Ende des Jahres<br />

wären Sie in der Konstrukteurswertung<br />

zufrieden?<br />

Nach wie vor wollen wir Vierter werden,<br />

unabhängig davon, wo wir jetzt stehen. Das<br />

heißt nicht, dass wir nicht mehr alles geben<br />

werden, wenn wir Zweiter oder Dritter sind.<br />

Wir werden sicher versuchen, die Position zu<br />

verteidigen, aber wir haben ein Programm<br />

abzuspulen. Das Programm heißt, 2012<br />

mindestens Vierter zu werden. Platz vier wäre<br />

okay, Platz fünf wäre eine Mega-Enttäuschung,<br />

weil wir auf dieser Position schon im<br />

Vorjahr waren. Alles über Platz vier hinaus<br />

wäre positiv.<br />

Wann glauben Sie ist das Team bereit, um<br />

die WM mitzukämpfen?<br />

Wir möchten ab 2014 um die WM mitfahren.<br />

Alles, was schneller kommt, werden wir<br />

natürlich nehmen. Aber mitfahren, heißt<br />

nicht gewinnen, sondern zu wissen, dass wir<br />

ein Gesamtpaket haben, das uns erlaubt, an<br />

der Spitze zu fahren. Wir unternehmen alles,<br />

um es an jedem Sonntag hinzubekommen,<br />

aber wir wollen uns auch die Zeit geben, um<br />

das aufzubauen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37


TEXT: Stephan Heublein<br />

Formel<br />

Wahnsinn<br />

Unberechenbar, überraschend und actiongeladen: Die Formel-1-Saison 2012 ist ein Geschenk<br />

für die Fans und der Albtraum jedes Buchmachers. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> untersucht, was<br />

die Königsklasse in diesem Jahr so abwechslungsreich macht.<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Nico Rosberg schüttelt leicht mit dem Kopf. »Es ist ein großes<br />

Durcheinander«, sagt er. Die 63. Formel-1-Saison versetzt sogar<br />

die Akteure selbst in Erstaunen. »Ab und zu saß ich im Auto und<br />

fragte mich, wer hat denn jetzt eigentlich gewonnen?«, verrät<br />

der Mercedes-Pilot lachend. Die Siegerliste wuchs von Rennen<br />

zu Rennen stetig an - nur zwei Mal in den vergangenen Jahren<br />

gab es ähnlich viele Sieger, damals allerdings am Ende der Saison.<br />

Von Reifenroulette und Glücksspiel war nach so vielen verschiedenen<br />

Gewinnern die Rede. »Es sind niemals nur die Reifen, das<br />

ist ein Märchen«, wehrt <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> ab. »Selbst wenn die<br />

Reifen funktionieren, gewinnt Marussia nicht plötzlich Rennen.«<br />

Aber was macht die unberechenbare Formel 1 des Jahrgangs 2012<br />

dann aus? Wieso konnte Pastor Maldonado den ersten Williams-<br />

Sieg seit 2004 holen, Sergio Perez beinahe in Malaysia gewinnen<br />

und Fernando Alonso trotz der offensichtlichen Schwächen des<br />

Ferrari auf Anhieb an der WM-Spitze mitmischen?<br />

Faktor 1:<br />

Regeländerungen<br />

Eine Formel-1-Saison ohne neue Regeln wäre wie Monaco ohne<br />

Yachten. In diesem Winter sagte die FIA dem angeblasenen Diffusor<br />

den Kampf an und verbot die Abtriebswunderwaffe, die<br />

Adrian Newey am Weltmeisterauto von Sebastian Vettel 2011<br />

perfektioniert hatte. »Dadurch sind die Autos jetzt recht anders<br />

im Vergleich zum letzten Jahr«, erklärt Rosberg. Der ‚blown diffuser‘<br />

habe einigen Teams unglaublich viel Speed gegeben. »Durch<br />

das Verbot wurden die Karten neu gemischt«, so Rosberg. Jenson<br />

Button geht sogar soweit, zu sagen: »Es gibt in diesem Jahr keine<br />

Top-Teams.« Abgesehen von HRT hält Button jedes Team für<br />

siegfähig. Den titelentscheidenden Geniestreich à la Doppeldiffusor,<br />

F-Kanal oder ‚angeblasenem Heck‘ gibt es in dieser Saison<br />

nicht - auch der Mercedes DRS-Flügeltrick fällt nicht in diese<br />

Kategorie. »Die Autos liegen so dicht zusammen, weil die neuen<br />

Regeln nicht mehr so viel Kreativität erlauben«, glaubt Fernando<br />

Alonso. Das beraubt Superhirne wie Adrian Newey ihrer wichtigsten<br />

Waffe.<br />

→<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


Faktor 2:<br />

Ausgeglichenheit<br />

Weniger Regelfreiheiten und ein stabiles Reglement bedingten<br />

schon immer ein enger zusammengeschobenes Feld - nur so<br />

eng wie 2012 lagen die Teams noch nie zusammen. Die<br />

kleinsten Details entscheiden über mehrere Startreihen und<br />

Positionen im Rennen. So ist es möglich, dass nur ein paar<br />

Grad Temperaturunterschied im Rennen das Blatt in die eine<br />

oder andere Richtung wenden können. »Natürlich ist es<br />

immer noch so: wer am schnellsten fährt, steht vorne«, rechnet<br />

Marc Surer im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> vor. »Wenn das ganze<br />

Feld aber innerhalb von ein paar Zehnteln liegt, kommt es<br />

sofort zu Verschiebungen, wenn ein Auto nicht hundertprozentig<br />

stimmt.« Zu dieser Erkenntnis kommt auch Christian<br />

Danner. In seinen Augen liegen alle Teams bei Zuverlässigkeitsstandards,<br />

Motoren und Fahrzeugleistung in etwa gleich<br />

auf. Ein Beweis sind die Abstände im Qualifying: im ersten<br />

Saisondrittel betrug der Rückstand des Zweiten auf die Pole-<br />

Zeit nie mehr als eine gute halbe Sekunde; von Bahrain bis<br />

Monaco waren es sogar drei Mal in Folge weniger als ein<br />

Zehntel.<br />

Faktor 3:<br />

fahrerfeld<br />

Sechs Formel-1-Weltmeister im Starterfeld bürgen für eine<br />

gewisse Qualität der Fahrzeuglenker in der Saison 2012. Wenn<br />

dann sogar als Paydriver verschriene Piloten wie Pastor Maldonado<br />

zum GP-Sieger aufsteigen, steht fest: das Fahrerfeld<br />

2012 ist wahrscheinlich so gut wie noch nie. Auch Christian<br />

Danner sieht in dieser Saison ein unglaublich ausgeglichenes<br />

Feld. »Da macht der Fahrer den Unterschied aus«, betont er<br />

gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Es sind einfach saugute<br />

Fahrer unterwegs.« Diese These untermauert ein Pilot,<br />

der unter Experten als der kompletteste und vielleicht beste<br />

Fahrer unter den 24 Aktiven gilt. »Es ist eine Fahrer-WM«,<br />

betont Fernando Alonso. »Es gab keine Zufallssieger, jeder<br />

Fahrer hatte den Erfolg wirklich verdient, weil er das ganze<br />

Wochenende stark gewesen ist.« Umso mehr kommt es in<br />

dieser Saison auf konstante Topergebnisse und Punkteresultate<br />

an. In der WM-Endabrechnung könnte sich Konstanz<br />

demnach mehr auszahlen, als die meisten Rennsiege auf dem<br />

Konto zu haben.<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Faktor 4: Reifen<br />

Es vergeht kaum ein Rennwochenende, an dem<br />

nicht ausgiebig über die neueste Reifengeneration<br />

und deren rapides Abnutzungsverhalten diskutiert<br />

wird. »Der größte Gegner sind wahrscheinlich die<br />

Reifen«, bestätigt Jenson Button. Nur wer eine gute<br />

Balance findet und die Reifen im richtigen Arbeitsfenster<br />

zum Funktionieren bringt, kann auch das<br />

Rennen gewinnen, sagen die einen. »Nein, die<br />

Reifen sind dabei nur das Zünglein an der Waage«,<br />

widerspricht Danner. Rosberg hält den Einfluss<br />

der Reifen dennoch für enorm: »Ein Auto, das<br />

nicht ganz so schnell ist, aber mit den Reifen besser<br />

umgeht, hat viel größere Chancen als in den Vorjahren«,<br />

erklärt er. »Das hat die Formel 1 aufgemischt.«<br />

Dank der unterschiedlich stark abbauenden<br />

Reifen sind verschiedene Strategien und<br />

damit auch viel mehr Überholmanöver möglich.<br />

»So kann man den Gegner auch mal aus der<br />

Reserve locken«, freut sich Danner, der die Reifendiskussion<br />

trotzdem als überbewertet ansieht.<br />

»Von einer Reifenlotterie kann schon überhaupt<br />

keine Rede sein, denn Pirelli stellt gleiche Bedingungen<br />

für alle her.«<br />

Zustimmung erhält Danner von Surer, der einen<br />

Vergleich zu den Zeiten der Bridgestone-Einheitsreifen<br />

zieht. »In Michael Schumachers<br />

Ferrari-Zeit lag er trotzdem vorne, selbst wenn<br />

die Reifen nicht richtig funktionierten - so viel<br />

Vorsprung hatte Ferrari damals«, erinnert Surer.<br />

In der heutigen Situation verliere ein Team gleich<br />

fünf oder sechs Positionen. Das sei der entscheidende<br />

Unterschied und der Grund dafür, warum<br />

die Reifen in diesem Jahr als so kritisch empfunden<br />

werden: »Die Reifen waren in der Formel 1<br />

schon immer wichtig, sie mögen jetzt noch kritischer<br />

geworden sein, aber in Zeiten des Reifenkriegs<br />

war es so, dass man auf manchen Strecken<br />

mit dem einen Reifenhersteller gar keine Chance<br />

hatte. Demnach sollten wir froh sein, dass jetzt<br />

alle die gleichen Reifen und damit die gleichen<br />

Voraussetzungen haben. Was jeder daraus macht,<br />

liegt in seiner Hand - wie beim Pokerspiel.«<br />

Wenn ein Team mit den Reifen schonender<br />

umgehen kann, wie etwa Sauber, hat es sich das<br />

erarbeitet. »Die Reifen sind für alle Teams gleich,<br />

und wir hatten seit den Wintertests Zeit, uns<br />

darauf einzustellen«, versteht Peter Sauber die<br />

Kritik nicht. »Natürlich mag das frustrierend sein<br />

für die Ingenieure, wenn die Reifen nicht das tun,<br />

was sie erwarten«, gesteht Sauber. »Aber wir<br />

sollten nicht vergessen, dass die Rennen nicht<br />

uns gefallen müssen, sondern den Fans.« Aus<br />

seiner Sicht gibt es ein paar wenige Leute im<br />

Fahrerlager, die sich nicht darauf einstellen können,<br />

am Freitag noch nicht zu wissen, wer am<br />

Sonntag gewinnt. »Ich denke, die Fans sehen das<br />

ganz anders. Sie freuen sich über die Unberechenbarkeit,<br />

die Abwechslung und die geradezu<br />

unglaubliche Leistungsdichte. Ich bin jetzt seit<br />

20 Jahren in der Formel 1 und fand sie noch nie<br />

spannender und besser.«<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41


Alain Prost gewann 1982<br />

zwei Grand Prix<br />

Die meisten Sieger<br />

Die meisten GP-Sieger pro Saison gab es im Jahr 1982 mit elf verschiedenen<br />

Gewinnern. Insgesamt fünf Fahrer siegten je zwei Mal (Prost, Watson,<br />

Pironi, Lauda, Arnoux), sechs Piloten waren ein Mal erfolgreich:<br />

Patrese, Piquet, Tambay, de Angelis, Rosberg, Alboreto. In der Saison 1975<br />

trugen sich neun Fahrer in die Siegerliste ein, in den Jahren 1977, 1983,<br />

1985 und 2003 feierten jeweils acht Piloten mindestens einen Erfolg<br />

Die wenigsten Sieger<br />

Vier Mal gab es in der Formel 1 nur drei verschiedene<br />

Sieger. In den Jahren 1950 und 1952 ist in dieser Zahl<br />

jedoch der Sieger des Indy 500 berücksichtigt, das<br />

zwischen 1950 und 1960 zur Formel-1-WM gezählt<br />

wurde. 1963 dominierte Jim Clark die Saison mit<br />

sieben Siegen, 1988 gewannen die beiden McLaren-<br />

Fahrer Alain Prost und Ayrton Senna alle Rennen bis<br />

auf eines - den Großen Preis von Italien in Monza, bei<br />

dem legendär Gerhard Berger für Ferrari<br />

triumphierte<br />

Jim Clark<br />

dominierte die<br />

Saison 1963<br />

Keke Rosberg<br />

wurde mit<br />

einem Sieg<br />

Weltmeister<br />

Auch Mike<br />

Hawthorn gelang<br />

nur ein Sieg in<br />

der WM-Saison<br />

Weltmeister mit einem Sieg I<br />

Die Saison 1982 schrieb nicht<br />

nur wegen der Rekordanzahl<br />

von 11 Siegern in 16 Rennen<br />

Schlagzeilen. Mit Keke Rosberg<br />

gewann auch ein Pilot den Weltmeistertitel,<br />

der nur einen einigen<br />

Grand Prix gewann. Kurios:<br />

passend zum 30-jährigen Jubiläum<br />

von Rosbergs Titelgewinn<br />

erzielte sein Sohn Nico seinen<br />

ersten GP-Erfolg in China und<br />

das auch noch in einer ebenso<br />

unberechenbaren Saison wie im<br />

Titeljahr seines Vaters.<br />

Weltmeister<br />

mit einem Sieg II<br />

Rosberg teilt sich den Rekord für den Titelgewinn mit<br />

nur einem Sieg mit Mike Hawthorn, der 1958 mit nur<br />

einem GP-Erfolg beim Frankreich GP Champion wurde.<br />

Damals standen allerdings nur elf Rennen im Rennkalender,<br />

diese brachten allerdings sechs verschiedene<br />

Sieger hervor. Hawthorn setzte sich mit einem<br />

Zähler Vorsprung gegen Stirling Moss durch, der in<br />

jenem Jahr vier Grand Prix als Sieger beendete.<br />

Es wird immer<br />

mehr überholt<br />

Überholstatistik<br />

Dank DRS und KERS bot die Saison mit 1.152 Positionswechseln (inklusive<br />

Regenrennen) die meisten Überholmanöver der letzten 20 Jahre. Die wenigstens<br />

sahen die Fans 1996 mit gerade einmal 186 Manövern. Die meisten<br />

Überholmanöver in dieser Zeit gab es beim Türkei GP 2011 (126), gefolgt<br />

vom Regenchaos von Kanada 2011 (125). Keinerlei Überholmanöver gab<br />

es beim Europa GP 2009 in Valenia, dem US GP in Indianapolis 2005 (nach<br />

Michelin Tyregate mit nur sechs Autos) und dem Monaco GP 2003.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Karin Sturm<br />

Payday<br />

Seit Barcelona gehört Pastor Maldonado dem erlesenen Kreis der Grand-Prix-Sieger an. Zugetraut haben<br />

ihm das in seiner Karriere die wenigsten. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf sich mit dem Williams-Piloten, um<br />

mit den Vorurteilen aufzuräumen.<br />

Er war der Überraschungssieger des Jahres, als<br />

er in Barcelona den Spanien GP gewann: Pastor<br />

Maldonado, der Mann aus Venezuela, dem<br />

viele immer unterstellten, er sei nur wegen<br />

seiner hohen Öl-Millionen-Mitgift in der Formel<br />

1, vermittelt durch den venezolanischen<br />

Staatspräsidenten Hugo Chavez. Doch der<br />

GP2-Champion von 2010 bewies, dass er viel<br />

mehr ist als nur ein »Paydriver«, dass bei ihm<br />

durchaus auch das Talent stimmt.<br />

MSM: Wie hat sich dein Leben nach dem überraschenden<br />

Sieg in Barcelona verändert?<br />

PASTOR MALDONADO: Schon ziemlich. Das<br />

ganze Land Venezuela hat sich so gefreut, die<br />

Leute haben einen unglaublichen Moment<br />

erlebt. Sie haben seit letztem Jahr darauf<br />

gewartet. Das ist ein bisschen das Problem in<br />

Wie gut kennst du ihn eigentlich - es heißt ja<br />

immer wieder, er kümmere sich persönlich um<br />

deine Sponsorengelder der nationalen Ölgesellschaft<br />

PDVSA?<br />

Nicht so besonders, wir haben uns nur immer<br />

wieder bei offiziellen Events getroffen, zusammen<br />

mit anderen Sportlern, mit dem Fußballoder<br />

dem Baseball-Nationalteam zum Beispiel.<br />

Aber er ist ein sehr starker und beeindruckender<br />

Mann. Auch weil er hundertprozentig<br />

an uns glaubt, an unser Talent, und uns unterstützt.<br />

Nicht nur in der Formel 1, im Rennsport<br />

allgemein, sondern auch in allen anderen<br />

Sportarten. Es ist sehr wichtig für Venezuela,<br />

für dieses junge Land mit seiner jungen Bevöleinem<br />

Land, das noch nicht so viel Erfahrung<br />

mit der Formel 1 hat, die Leute sind davon<br />

ausgegangen, dass ich dort von Anfang an<br />

genauso gewinnen kann und werde, wie das in<br />

der GP2 der Fall gewesen ist. Das ist nicht<br />

immer einfach, zu erklären, dass das ein großer<br />

Unterschied ist, dass es sehr schwierig ist, in<br />

der Formel 1 zu gewinnen, dass hier die Autos<br />

unterschiedlich sind, es eine ganz andere Welt<br />

ist. Aber alle sind unglaublich happy jetzt - das<br />

habe ich schon mitbekommen, obwohl ich<br />

seitdem noch gar nicht wieder in Venezuela<br />

war.<br />

Also noch kein großes Treffen, keine große<br />

Feier mit deinem großen Förderer, Staatspräsident<br />

Hugo Chavez?<br />

Nein, aber ich habe von ihm und einigen ande-<br />

ren Ministern direkt nach dem Rennen Anrufe<br />

erhalten.<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pastor Maldonado war<br />

als Bezahlfahrer<br />

verschrien - jetzt ist er<br />

der 104. GP-Sieger<br />

der F1-Geschichte<br />

Fotos: williams<br />

kerung, diese Unterstützung zu haben.<br />

Sorgt diese Verbindung in die Politik auch<br />

dafür, dass du dich generell für die Politik,<br />

vor allem für die in deinem Land, mehr interessierst<br />

als das allgemein für einen Formel-<br />

1-Fahrer üblich ist?<br />

Vor allem interessiere ich mich für die Entwicklung<br />

in Venezuela. Ich möchte das Beste<br />

für alle Menschen dort, auch für meine Familie.<br />

Ich habe eine politische Meinung, ich<br />

unterstütze gewisse Wege. Wir sind ein junges<br />

Land, es gibt noch viel zu tun, aber wir haben<br />

auch sehr viel Potenzial für die Zukunft. Wir<br />

haben viel Öl. Aber auch andere Bodenschätze,<br />

wir haben touristisches Potenzial, wir sind<br />

dabei, das Land zu entwickeln, und es scheint,<br />

dass da alle an einem Strang ziehen.<br />

Außerhalb Venezuelas wirft man dir oft vor,<br />

du würdest dich von Chavez als Aushängeschild<br />

für Propaganda missbrauchen lassen...<br />

Das stimmt doch nicht, ich habe mit politischen<br />

Kampagnen nichts zu tun. Er unterstützt<br />

mich einfach, das ist alles. Und PDVSA<br />

ist ein Staatsbetrieb, der gehört allen Leuten,<br />

nicht einem Einzelnen und ist nicht politisch.<br />

Sie haben mich einfach seit Beginn meiner<br />

Karriere unterstützt, sie haben immer an mich<br />

geglaubt - und ich fühle mich sehr wohl mit<br />

ihnen und muss ihnen jetzt auch etwas<br />

zurückgeben.<br />

Ab wann hast du wirklich daran geglaubt,<br />

dass du es in die Formel 1 und zum Grand-<br />

Prix-Sieger schaffen könntest?<br />

Ich war von Anfang an in allen Nachwuchs-<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45


formeln sehr schnell, aber ich wusste, dass<br />

noch mehr dazu gehört, dass ich mich auch<br />

auf vielen anderen Gebieten verbessern muss,<br />

zum Beispiel, was das Verständnis des Autos<br />

angeht. Als es mir auch da gelungen ist, deutliche<br />

Schritte nach vorne zu erzielen, wusste<br />

ich, dass ich das Talent dazu habe. Die Unterstützung<br />

war auch vorhanden - und ich habe<br />

dann einfach mein Bestes gegeben.<br />

Trotzdem: in der Formel 1 hat dir das kaum<br />

jemand zugetraut, du warst bei vielen als<br />

»Paydriver« verschrien, der nur wegen seiner<br />

Sponsorengelder seinen Platz bekommen hat.<br />

Wie wichtig war der Sieg, um diese Kritiker<br />

zum Schweigen zu bringen?<br />

Das war schon wichtig und auch ein schönes<br />

Gefühl, das muss ich zugeben. Obwohl ich in<br />

erster Linie für mich selbst fahre, für mein<br />

Land, für die Leute, die an mich glauben. Aber<br />

es war schon toll, mein Potenzial für alle unter<br />

Beweis stellen zu können. In den letzten acht<br />

Jahren sind viele große Fahrer bei Williams<br />

gewesen und keiner von ihnen hat gewonnen.<br />

Mir ist es nach 20 Rennen in der Formel 1<br />

gelungen. Wir sind zusammen nach vorne<br />

gekommen, ich glaube, ich konnte dem Team<br />

auch einiges geben, es herrscht jetzt eine ganz<br />

andere Stimmung als zu Beginn des letzten<br />

Jahres, als ich kam. Jetzt läuft alles super.<br />

Venezuela hat einen neuen<br />

Helden - das Verständnis<br />

für die Formel 1 muss aber<br />

noch wachsen<br />

Glaubst du, dass du mit deinem Sieg auch ein<br />

bisschen etwas für das Renommee vieler anderer<br />

junger Fahrer getan hast, denen das Paydriver-Etikett<br />

anhäng t, die aber bei<br />

genauerem Hinsehen auch immer wieder gute<br />

Leistungen zeigen?<br />

Ja, das glaube ich schon. Das war eine Demonstration,<br />

dass wir vieles auch können, was die<br />

Etablierten können, wenn alles zusammenpasst<br />

- und dass wir auch mithelfen können, es eben<br />

passend zu machen.<br />

Wo kann diese Erfolgsspur mit Williams in<br />

diesem Jahr noch hinführen?<br />

Wir müssen uns weiter verbessern, das Auto,<br />

auch unseren Fahrstil, müssen noch konstanter<br />

werden, um ständig in der Spitzengruppe mit<br />

zu fahren, um dann auch wieder zu gewinnen.<br />

Das ist nicht leicht, weil alles so eng zusammen<br />

liegt, aber es ist möglich.<br />

Apropos Fahrstil: Du hast, auch zusammen<br />

mit Alex Wurz, viel daran gearbeitet, ihr habt<br />

versucht, ihn etwas ruhiger, softer zu machen.<br />

Hat Wurz dir da viel geholfen?<br />

Ein bisschen auf jeden Fall, aber ich habe auch<br />

selbst schon versucht, mich eben in allen<br />

Bereichen zu verbessern. Jede Kleinigkeit kann<br />

helfen. Ich habe versucht, meinen Fahrstil an<br />

das Auto anzupassen und gleichzeitig das Auto<br />

an meinen Fahrstil. Auch meine Ingenieure<br />

Fotos: williams<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mit Williams ganz nach<br />

oben: Maldonado würde<br />

gerne den Titel mit den<br />

Blauen gewinnen - und<br />

dann erst wechseln<br />

es ist mein groSSer Traum, mit Williams<br />

Weltmeister zu werden, bevor ich wechsele.<br />

ich war in meiner Kindheit ein groSSer<br />

Fan dieses Teams, deshalb wäre das sehr<br />

schön, mit ihnen den titel zu holen.<br />

Maldonado wird stark von seinem Heimatland Venezuela<br />

unterstützt - bei einer Demofahrt bedankte er sich<br />

haben sehr hart gearbeitet, mir genau das Auto<br />

hinzustellen, das ich brauche. Aber wie gesagt,<br />

ich versuche immer und überall, dazu zu lernen,<br />

in den verschiedensten Bereichen, nutze dazu<br />

zum Beispiel auch sehr intensiv das Internet.<br />

Wozu speziell zum Beispiel?<br />

Zum Beispiel im Bereich Aerodynamik, Mechanik.<br />

Das ist etwas, was mich schon immer interessiert<br />

hat, auch weil meine Familie als Händler<br />

in der Automobilbranche aktiv ist, für Chevrolet,<br />

Ford... Ich informiere mich eben auch über<br />

Dinge wie Trainingslehre oder Ernährung, alles,<br />

was mich in meiner sportlichen Karriere weiterbringen<br />

kann.<br />

Manche haben dich - auch dank deines Managers<br />

Nicolas Todt - schon als zukünftigen<br />

Ferrari-Piloten gesehen. Wie stellst du dir<br />

denn deine Zukunft vor?<br />

Ich möchte weiter mit Williams gewinnen,<br />

bevor ich hier weggehe, aber später möchte ich<br />

dann auch mal für andere Teams fahren. Aber<br />

es ist mein großer Traum, mit Williams einmal<br />

Weltmeister zu werden, bevor ich wechsele.<br />

Denn ich war früher, in meiner Kindheit, einmal<br />

ein großer Fan dieses Teams, deshalb wäre<br />

das sehr schön, mit ihnen so einen ganz besonderen<br />

Erfolgsmoment zu erleben..<br />

Hattest du unter den Fahrern auch spezielle<br />

Idole?<br />

Klar, das war immer Ayrton Senna.<br />

War es für dich ein besonderes Gefühl, als du<br />

gehört hast, dass Bruno dein Teamkollege<br />

wird?<br />

Ach, vor allem habe ich mit Bruno zusammen<br />

immer eine Menge Spaß. Und ich glaube, wir<br />

geben dem Team zusammen eine Menge<br />

Schwung, wir sind nun mal zwei Latinos. Das<br />

passt alles sehr gut zusammen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

top<br />

The next<br />

Generation<br />

In der ersten Saisonhälfte haben die jungen Löwen<br />

der Formel 1 ihr Zeichen gesetzt. wer hat die gröSSten<br />

Chancen, den Sprung aus der zweiten in die erste Reihe<br />

zu schaffen? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sieht sich die<br />

fünf aussichtsreichsten Kandidaten näher an.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

5. Jean-Eric Vergne<br />

Wer die Karriere von Jean-Eric Vergne verfolgt hat,<br />

den überrascht es kaum, dass der Franzose 2012 im<br />

Toro Rosso sitzt und als zukünftiger Nachfolger von<br />

Mark Webber bei Red Bull gehandelt wird. Mit vier<br />

Jahren nahm ihn sein Vater das erste Mal auf die<br />

Kartbahn mit, danach stand für ihn seine Zukunft fest.<br />

Er kletterte die Karriereleiter im Eiltempo hinauf. Von<br />

seinen ersten Gehversuchen im Kart bis zum F1-Einstieg<br />

vergingen nicht einmal zehn Jahre - nicht zuletzt<br />

dank der Unterstützung von Red Bull. Doch wer von<br />

Red Bull unterstützt wird, muss auch Leistung zeigen.<br />

»Als ich in der britischen F3 fuhr, sagte mir Helmut<br />

Marko, dass Jaime und Daniel in ihrem jeweils ersten<br />

Jahr gewonnen haben und dass ich nicht gut genug<br />

sei, wenn ich das nicht täte. Dabei war für mich alles<br />

neu - die Strecken, das Team, das Leben in England«,<br />

erinnert sich Vergne. Doch mit Druck kann das Talent<br />

aus Pontoise umgehen. »Druck ist Teil des Jobs. Es<br />

fahren nur 24 Piloten in der F1. Man muss Ergebnisse<br />

bringen und beweisen, dass man den Platz verdient.«<br />

Dank dieser Einstellung und seinem Talent hat er die<br />

Chance, ein Großer zu werden<br />

Superstar-Potenzial: <br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


4. Pastor Maldonado<br />

Während Jean-Eric Vergne mit vielen Vorschusslorbeeren in die Formel 1 einstieg, wurde Pastor Maldonado als »Paydriver«<br />

abgestempelt. Ohne Zweifel bekam der Venezolaner wegen seiner kolportierten 40 Millionen Euro Sponsorengelder eine<br />

Chance bei Williams, doch dass er neben Geld auch über Talent verfügt, ist allen spätestens seit seinem Sieg in Spanien<br />

klar. »Es ist die unglaublichste Leistung der vergangenen Jahre, dass Maldonado dem Druck von Alonso stand gehalten<br />

hat - dem eigentlich besten Fahrer, den es heute gibt«, lobte ihn Niki Lauda. Schon in seinem Premierenjahr konnte er<br />

mit seinem viel routinierteren Teamkollegen Rubens Barrichello mithalten. Das Qualifying-Duell verlor er nur knapp mit<br />

9:10, doch weil der Williams-Bolide mehr einer Gurke als einem Rennwagen glich, fiel Maldonado nicht auf. Einziges<br />

Manko des Venezolaners ist sein heißblütiger Fahrstil. Nach seiner Triumphfahrt in Spanien folgte ein schwarzes Monaco-<br />

Wochenende. Im dritten Freien Training schoss er Sergio Perez ab, im Rennen kam er Pedro de la Rosa zu nahe. Sein<br />

Management gibt zu: »Dass Pastor schnell ist, wissen alle im F1-Zirkus. Einige wissen aber auch, dass er manchmal<br />

Probleme hat, ohne Fehler durchzukommen.« Superstar-Potenzial:


3. Sergio Perez<br />

Abgeschirmt vom Zirkus in der Formel 1 sitzt Sergio<br />

Perez im Motorhome von Sauber. Immer wieder spielt<br />

er alle Abläufe durch, visualisiert die Strecke, absolviert<br />

spezielle Konzentrationsübungen. »Sergio ist körperlich<br />

und geistig topfit«, weiß Josef Leberer. Seine mentale<br />

Stärke bewies Mexikos größte Rennfahrerhoffnung seit<br />

Pedro Rodriguez in Malaysia, als er Fernando Alonso wie<br />

ein Schatten ins Ziel folgte. In den Häuserschluchten<br />

von Monaco war er phasenweise der schnellste Fahrer<br />

im Feld, erzielte die schnellste Rennrunde. Eine weitere<br />

Stärke ist sein Umgang mit den Reifen. Beim Saisonauftakt<br />

in Australien war er der einzige Pilot, der mit einem<br />

Boxenstopp auskam. Schon ein Jahr zuvor bewies er im<br />

Albert Park seine Qualitäten als Reifenflüsterer. Er setzte<br />

als Einziger auf eine Ein-Stopp-Strategie und spulte 35<br />

Runden auf dem weichen Reifensatz ab. Zwar wäre der<br />

kometenhafte Aufstieg des Mexikaners ohne die Unterstützung<br />

des Telekommunikations-Riesen Telmex wohl<br />

nicht möglich gewesen, doch Perez ist ehrgeizig und<br />

hat sich hohe Ziele gesteckt: »Ich bin nicht in der Formel<br />

1, um nur mitzufahren. Ich will eines Tages Weltmeister<br />

werden.« Superstar-Potenzial: <br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

2. Romain Grosjean<br />

Als seine Freundin vor zwei Jahren zum Türkei GP reiste, um als<br />

Journalistin vom Rennen zu berichten, hatte Romain Grosjean<br />

seinen Tiefpunkt erreicht. »Sie war an der Rennstrecke und ich<br />

saß zu Hause. In diesem Moment dachte ich, dass es mit meiner<br />

Karriere vorbei sei und ich es nie wieder in die Formel 1 schaffen<br />

würde«, erinnert sich Grosjean. Nachdem der Franzose von Flavio<br />

Briatore nach nur sieben Rennen an die Luft gesetzt wurde, haftete<br />

der Nimbus des Gescheiterten an ihm. Doch 2012 kehrte<br />

Grosjean gestärkt und gereift in die Formel 1 zurück und bewies<br />

allen Skeptikern, dass er eine zweite Chance verdient hat.<br />

»Romain hat gezeigt, dass er auf höchstem Niveau mithalten<br />

kann. Er hat den Speed und das Talent, eines Tages Weltmeister<br />

zu werden«, meint Lotus-Teamchef Eric Boullier. Diesmal steht<br />

auch sein Team voll und ganz hinter Grosjean und anders als<br />

2009 muss er den Vergleich mit seinem Teamkollegen nicht<br />

fürchten. Dank seines Grundspeeds ließ er <strong>Kimi</strong> <strong>Räikkönen</strong> im<br />

Qualifying des Öfteren hinter sich. Sollte Grosjean seinen Performance-Level<br />

über die Saison hinweg halten, hat er sich endgültig<br />

rehabilitiert und einen Schritt in Richtung zukünftiger Top-Star<br />

gemacht. Superstar-Potenzial:


1. Paul di Resta<br />

Paul di Restas Herz hat schon immer für Rennautos geschlagen. Die Begeisterung für <strong>Motorsport</strong> und PS<br />

wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater ist glühender <strong>Motorsport</strong>fan, sein Cousin kein Geringerer als<br />

Indy-Car-Legende Dario Franchitti. Schon früh wurde Mercedes auf das Talent des Schotten aufmerksam<br />

und förderte ihn. 2010 gewann er in einem »Silberpfeil« den DTM-Titel. Mit dem Titel in der Tasche kehrte<br />

er der Rennserie den Rücken, um das gleiche Kunststück in der Formel 1 zu vollbringen. Die nötige Qualität<br />

dazu hat di Resta. Er ist schnell, kann sich auf eine Runde konzentrieren und ist im Zweikampf ein unnachgiebiger<br />

Gegner. In nur knapp zwei Jahren bei Force India stieg sein Marktwert in derartige Höhen, dass<br />

er bereits als Nachfolger von Michael Schumacher bei Mercedes gehandelt wird. »Paul befindet sich auf<br />

unserem Radar. Er ist ein großartiger Teamplayer und wäre zweifellos jemand, auf den wir schauen, sollte<br />

sich Michael dazu entscheiden, nicht weiterzumachen«, bestätigte Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry. Die<br />

Zukunft wird zeigen, ob es di Resta ein zweites Mal gelingt, in einem Boliden mit Stern den Titel zu gewinnen.<br />

Superstar-Potenzial: <br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51


zu ziehen. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät<br />

er einen Teil des Erfolgsrezepts.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Erfolg<br />

statt<br />

Macht<br />

Neue Strukturen, neue Verantwortliche und<br />

neue Erfolge: Williams meldete sich zurück an<br />

der Spitze der Formel 1. Im Hintergrund hilft<br />

der Österreicher Toto Wolff, die Fäden im<br />

Traditionsrennstall von Sir Frank Williams<br />

zu ziehen. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät<br />

er einen Teil des Erfolgsrezepts.<br />

MSM: Williams hat sich endlich wieder in<br />

die Siegerliste eingetragen. Werden Sie<br />

Ihren ersten Triumph mit dem Team jemals<br />

vergessen?<br />

TOTO WOLFF: Natürlich nicht. Der erste Sieg<br />

mit der eigenen Mannschaft ist und bleibt immer<br />

außergewöhnlich. Der Sieg kam extrem unerwartet,<br />

gerade deswegen ist es auch so speziell.<br />

Der Sieg hat dem Team einen unglaublichen<br />

Antrieb gegeben. Das Auto ist gut und ich denke,<br />

das ist der Beginn einer nachhaltigen<br />

Steigerung.<br />

ren, mehr nicht. Die anderen Teams haben uns<br />

mit Kleinigkeiten unterstützt. Alles andere hat<br />

normal funktioniert.<br />

der Österreicher Toto Wolff, die Fäden im<br />

Traditionsrennstall von Sir Frank Williams<br />

Würden Sie sagen, dass dem Team ein riesen<br />

Schritt zu 2011 gelungen ist oder liegt<br />

es daran, dass die Top-Teams durch das<br />

Verbot des angeblasenen Diffusors viel von<br />

ihrer Dominanz eingebüßt haben?<br />

2011 war für Williams die schlechteste Saison<br />

aller Zeiten. Das wollen wir auch nicht verheimlichen.<br />

Bereits Anfang 2011 haben wir die<br />

gesamte technische Führungsmannschaft ausgetauscht<br />

- wir haben einen neuen Aerodynamiker,<br />

einen neuen Technischen Direktor, einen<br />

neuen Race Operation Direktor. Ende der Saison<br />

ist Claire Williams in den Vorstand aufgerückt,<br />

Adam Parr hat das Unternehmen verlassen und<br />

auch im Unterbau sind Veränderungen vorgenommen<br />

worden, die nicht so medienwirksam<br />

waren. Patrick Head ist aus dem Team ausge-<br />

Nach der Freude kam der Schreck. Wie<br />

schwierig war es, sich nach dem Boxenfeuer<br />

auf Monaco vorzubereiten und wie groß<br />

war die Unterstützung der anderen Teams?<br />

Bereits vor Ort haben uns die Teams extrem<br />

geholfen. Sie waren sofort zur Stelle und haben<br />

uns geholfen, das Feuer zu löschen. Zum Glück<br />

haben wir durch das Feuer nur Hardware verloschieden,<br />

ich bin viel mehr involviert, wobei ich<br />

sicherlich nicht das Auto schneller mache. Aber<br />

die Änderungen waren ein wichtiger Bestandteil<br />

des Erfolgs. Aber es stimmt auch, dass uns das<br />

Verbot des angeblasenen Diffusors geholfen hat.<br />

Cosworth hatte das System nicht angeboten,<br />

somit hatten wir diesen Vorteil nie. Der Vorteil<br />

betrug laut Simulation in Abu Dhabi 2,2 Sekunden<br />

und unser Rückstand betrug 3 Sekunden.<br />

Uns hat das System sicherlich extrem wehgetan.<br />

Dieses Jahr haben wir ein konventionell, mechanisch<br />

gutes Auto und man sieht, dass es<br />

funktioniert.<br />

Mike Coughlan ist der neue Technikdirektor<br />

bei Williams. Nach seiner Beteiligung in<br />

der Spionage-Affäre 2007 fragten sich viele,<br />

warum sich Williams ausgerechnet für ihn<br />

entschieden hat?<br />

Er ist der beste Mann für diesen Job. Ich war 2007<br />

noch nicht an Bord und das, was man in den<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: williams<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53


Zeitungen über sogenannte Affären liest, ist immer<br />

nur die Spitze des Eisbergs. Darunter liegt allerdings<br />

der viel größere Teil. Mike ist ein integrer, extrem<br />

intelligenter und technisch versierter Mann, der in<br />

eine unglückliche Situation hineingetappt ist. Mehr<br />

will ich dazu gar nicht sagen. Ich glaube, wir müssen<br />

uns abgewöhnen, Menschen vorzuverurteilen, ohne<br />

die Hintergründe genau zu kennen und ständig auf<br />

die Vergangenheit zu schielen. Das ist der Grund,<br />

warum wir im Gegensatz zu Amerika ein Land<br />

voller Neider und Arschlöcher sind. Mike ist ein<br />

toller Mensch, eine Bereicherung für das Team und<br />

ich hoffe, er bleibt lange ein Teil von Williams.<br />

Zurück zur aktuellen Saison - die Fans freuen<br />

sich über die unvorhersehbaren Rennen, die<br />

Top-Teams sind weniger begeistert. Vor allem<br />

die Reifen sind ein heißes Thema. Wie sehen<br />

sie die Situation?<br />

Ich sehe die Situation überhaupt nicht kritisch. Sie<br />

ist toll für den Sport. Red Bull, McLaren und Ferrari<br />

sind immer noch der Benchmark. Daran hat sich<br />

nichts geändert, nur hat sich das Pendel ein klein<br />

wenig Richtung anderer Teams verlagert, die vielleicht<br />

das Reifenthema schneller oder vermeintlich<br />

besser verstanden haben. Ich kann über all das<br />

Gerede nur lachen. Hat sich in den letzten Jahren<br />

irgendjemand über angeblasene Diffusoren oder<br />

sonstige Themen aufgeregt? Die Formel 1 ist ein<br />

zyklisches Geschäft - einmal geht es rauf, einmal<br />

geht es runter. Einmal sind die Techniker gut, einmal<br />

sind die anderen Techniker gut. Ich schaue auf<br />

Williams und dass ich die besten Leute anheuern<br />

und halten kann. Was die anderen Teams machen,<br />

interessiert mich nicht. Die Teams sollten nicht über<br />

die Reifen lamentieren, sondern lieber darüber<br />

nachdenken, wie sie die Reifen besser in den Griff<br />

bekommen. Wir hoffen, dass wir so gut weitermachen<br />

wie bisher.<br />

Ferrari, Red Bull und McLaren haben ihre<br />

eigene Philosophie, wie versucht Williams<br />

seine Leute zu halten?<br />

Ich kenne die Philosophie der anderen Teams nicht,<br />

aber vermutlich zahlen sie ihnen viel Geld. Wir<br />

operieren anders. Wir sind finanziell gut ausgestattet,<br />

haben keine Schulden. Wir sind ein echtes<br />

Rennteam, Rennfahren ist unser Hauptgeschäft.<br />

Das Team hat seine Basis in England, was sicher<br />

auch ein Vorteil ist. Bei uns herrscht eine Aufbruchsstimmung<br />

und wir befinden uns auf dem<br />

Weg nach oben. Die Leute haben gesehen, dass wir<br />

uns verbessert haben. Somit hat der eine oder<br />

andere, der in anderen Strukturen nicht glücklich<br />

war, in Erwägung gezogen, bei uns anzuheuern.<br />

Die Challenge für ambitionierte Leute ist bei uns<br />

sicherlich größer als bei einem vermeintlichen<br />

Top-Team.<br />

Bei den Fahrern setzt Williams mit Pastor<br />

Maldonado und Bruno Senna auf zwei junge<br />

und eher unerfahrene Piloten. Hat der Sieg<br />

gezeigt, dass Sie auf den richtigen Weg gesetzt<br />

haben?<br />

Maldonado hat vor seinem Wechsel in die Formel<br />

1 in der GP2 extrem viel Erfahrung gesammelt. In<br />

seinem ersten Jahr hatte er das Glück, mit Rubens<br />

Barrichello einen extrem erfahrenen Teamkollegen<br />

an der Seite zu haben. Diese Leistung ruft er jetzt<br />

ab - in Barcelona zeigt er eine astreine Leistung.<br />

Jetzt gilt es die Ups and Downs ein wenig zu glätten,<br />

die ganz normal sind für einen jungen Fahrer.<br />

Wenn wir diese geglättet haben, dann wird er einer<br />

der ganz Guten werden. Auch Bruno ist ein guter<br />

Fahrer, der etwas im Kopf hat. Er hat relativ spät<br />

begonnen und in der Vergangenheit wenige Chancen<br />

erhalten. Wir haben uns vorgenommen, ihn so<br />

gut wie möglich zu unterstützen und das tun wir<br />

auch. Wir werden sehen, was die Ergebnisse davon<br />

sind.<br />

Frank Williams bezeichnet Sie bereits als<br />

Ersatzteamchef. Würde Sie diese Rolle<br />

reizen?<br />

Die Rolle würde mich schon reizen, aber von<br />

meinem Naturell her entspricht es nicht dem, was<br />

ich in der Zukunft tun möchte. Ich bin ein aktiver<br />

Gesellschafter und bin in der Zeit eingesprungen,<br />

als Adam Parr das Team verließ. Diese Rolle nehme<br />

ich gemeinsam mit Frank wahr und was die<br />

Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Diese Rolle ist<br />

etwas ganz Neues, aber im Moment sehe ich mich<br />

nicht als Teamchef.<br />

Wie hat sich Ihre Rolle in den letzten zwei<br />

Jahren verändert?<br />

Ich habe mich von Beginn an eingebracht - das war<br />

auch eine Voraussetzung, warum ich das machen<br />

wollte. Da ich mich so lange schon im <strong>Motorsport</strong><br />

bewege, hatte ich keinerlei Probleme, mich in das<br />

Team einzufinden. Ich habe schon alles gemacht,<br />

was man machen kann. Ich habe ein Rallye-Team,<br />

bin mit HWA in der DTM und somit war der<br />

Schritt in die Formel 1 kein komplexer. Was die<br />

Struktur angeht - ikonenhafte Teamgründer haben<br />

das Recht ihr Team so zu führen, wie sie es für<br />

richtig halten. Aber nun hat eben ein Generationswechsel<br />

quer durch alle Management-Ebenen stattgefunden.<br />

Ich arbeite mit allen sehr gut zusammen.<br />

Zu Beginn hatte ich täglichen Kontakt mit dem<br />

Team und seit dem Weggang von Adam Parr bin<br />

ich jede Woche auch physisch dort.<br />

Welche Auswirkungen hat der Teilrückzug von<br />

Frank Williams auf das operative Geschäft?<br />

Frank Williams ist nicht nur der Namensgeber,<br />

sondern auch einer der Gründe, warum das Team<br />

in der Vergangenheit so erfolgreich war. Er ist<br />

immer noch ein wesentlicher Bestandteil des<br />

Teams. Er ist inspirierend, ideengebend und unser<br />

Sprachrohr. Sein Rückzug ist ein logischer Schritt.<br />

Er gibt jüngeren Leuten mehr Freiraum und das<br />

funktioniert reibungslos.<br />

Monisha Kaltenborn hat uns verraten, dass<br />

Fotos: williams<br />

54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Toto Wolff nimmt immer<br />

mehr Einfluss auf das<br />

Tagesgeschäft bei Williams<br />

sie es hasst, die mächtigste Frau in der F1<br />

genannt zu werden. Machtspiele überlässt sie<br />

lieber anderen. Wie halten sie es damit?<br />

Mich interessieren diese Dinge nicht. Ich<br />

möchte, dass Williams erfolgreich ist und ich<br />

werde alles tun, damit das Team erfolgreich wird<br />

bzw. nachhaltig erfolgreich bleibt. Es geht mir<br />

nicht um Macht, sondern nur darum, die Basis<br />

für den Erfolg zu finden.<br />

Österreich scheint auch ohne Grand Prix eine<br />

immer größer werdende Rolle in der F1 zu spielen.<br />

Eine Entwicklung, die ihnen gefällt?<br />

Man kann nicht alle in einen Topf werfen. Mateschitz<br />

spielt eine außerordentliche Rolle. Er ist<br />

mit seinem Team zwei Mal Weltmeister geworden<br />

- das muss man ihm mit einem neuen Team<br />

erst einmal nachmachen. Wir - Monisha (Kaltenborn),<br />

Franz (Tost) und ich - sind davon<br />

noch Lichtjahre entfernt. Wir können uns alle<br />

zum Himmel strecken und versuchen, das zu<br />

erreichen. Als patriotischer Österreicher macht<br />

es mir natürlich Spaß, dass so ein kleines Land<br />

so gut in der F1 vertreten ist.<br />

Die F1 hat ihren Börsengang verschoben. Williams<br />

hat diesen Schritt bereits gewagt. Empfinden<br />

Sie den Börsengang der F1 generell als<br />

richtigen Schritt?<br />

Klar. Die Formel 1 ist ein tolles Geschäftsmodell<br />

und der Börsengang bietet einem größeren<br />

Ich sehe die aktuelle<br />

Situation überhaupt<br />

nicht kritisch. Sie ist<br />

toll für den Sport.<br />

Red Bull, McLaren und<br />

Ferrari sind immer noch<br />

der Benchmark. Die<br />

Teams sollten nicht<br />

über die Reifen lamentieren,<br />

sondern lieber<br />

darüber nachdenken,<br />

wie sie die Reifen an ihren<br />

autos besser in den<br />

Griff bekommen.<br />

Publikum die Möglichkeit, das Geschäftsmodell<br />

zu teilen. Das gilt für kleine Aktionäre als auch<br />

für große Institutionen. Ich glaube an die F1<br />

und das Geschäftsmodell. Es ist immerhin die<br />

größte Sportplattform der Welt und wächst<br />

jedes Jahr um 10 Prozent und mehr. Die F1 ist<br />

ein nachhaltiges Geschäft. Die Manager wissen<br />

schon drei bis fünf Jahre vorher, welche Einnahmen<br />

sie generieren. Sie können sich geografisch<br />

in den Märkten bewegen, sie sind viel flexibler<br />

als herkömmliche Unternehmen. Deshalb ist<br />

der Börsengang absolut sinnvoll. Man muss nur<br />

die Transparenz hinkriegen. Williams hat es<br />

hingekriegt, somit wird es auch die F1<br />

hinkriegen.<br />

Sie galten früher selbst als talentierter Rennfahrer.<br />

Wie kam es dazu, dass sie Finanzinvestor<br />

wurden?<br />

Ich war sicher nicht in dem Maße talentiert, wie<br />

ich ambitioniert war. Ich glaube, dass es sehr<br />

wichtig ist, sich selbst einzuschätzen. Mir ist<br />

schon früh klar geworden, dass ich in der Formel<br />

1 nicht erfolgreich gewesen wäre. Ich habe dann<br />

einen herkömmlichen Weg eingeschlagen, habe<br />

als Angestellter für Unternehmen gearbeitet,<br />

habe mich dann selbstständig gemacht und so<br />

ist eins ins andere übergegangen. Zwischen dem<br />

ambitionierten und nicht talentierten Rennfahrer<br />

und dem Finanzinvestor, der an einem F1-Team<br />

beteiligt ist, liegen dann doch 20 Jahre.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


Jo Siffert belegte Platz acht<br />

in Spa im Brabham BT11<br />

Mit FleiSS,<br />

Charme &<br />

Schnauzbart<br />

Text: Frederik Hackbarth<br />

Schnelle Autos, schöne Frauen<br />

und ein Star ohne Allüren:<br />

Jo Siffert war einer der<br />

talentiertesten Rennfahrer<br />

seiner Ära. Anlässlich seines<br />

76. Geburtstags erinnert das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> an den<br />

schnellsten Charmeur, den<br />

die Schweiz je zu sehen bekam.<br />

56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57


Jo Siffert liebte den<br />

Rennsport, Frauen und<br />

große Sonnenbrillen<br />

ür Jo Siffert war das ganze Leben ein Rennen - ein Rennen<br />

f<br />

zwischen zwei Frauen, ein Rennen ums große Geld und gegen<br />

alle Widerstände, ein Rennen nach Ruhm und Unvergänglichkeit.<br />

Letztere erlangte das Schweizer Idol der späten Sechzigerjahre<br />

paradoxerweise nicht nur durch seinen viel zu<br />

frühen Tod, sondern auch durch seine unnachahmliche Aura<br />

und seinen überdauernden Stil. Sifferts Aufstieg war unvergleichlich<br />

- auch, weil er von ganz unten kam. Am 7. Juli 1936 als eines von<br />

drei Kindern in ärmste Verhältnisse hineingeboren, musste der Fribourger<br />

schnell lernen, widrige Gegebenheiten zu seinem Vorteil zu nützen. Sein von<br />

Geburt an zwei Zentimeter kürzeres rechtes Bein bescherte ihm einen auffallend<br />

schwebenden Gang - an der Verwirklichung seines Kindheitstraumes konnte<br />

es ihn freilich ebenso wenig hindern, wie die Armut seiner Eltern, die in der<br />

Nachkriegsschweiz eine Molkerei betrieben: Siffert wollte Rennfahrer<br />

werden.<br />

Sein spitzbübischer Charme, der wohl noch aus der Zeit stammte, als er durch<br />

die Vorgärten der Nachbarn streifte, mal Obst, mal alte Patronenhülsen klaute<br />

und diese zu Geld machte, gepaart mit seiner einzigartigen Sprache, einer Mixtur<br />

aus Deutsch und Französisch, machte eine ganz besondere Kombination aus.<br />

Dieser konnte auch die Damenwelt kaum widerstehen. »Ich habe Jo Siffert<br />

niemals mit einer Frau gesehen, die nicht ausgesprochen hübsch war«, erinnerte<br />

sich nicht nur Biograph Richard von Frankenberg an den Lebemann. Nachdem<br />

Sifferts Liaison aus früheren Renntagen, Yvette, bald Geschichte war, lernte er<br />

im Herbst 1962 das Model Sabine kennen - kurze Zeit später wurde geheiratet.<br />

Doch dass der Rennfahrer immer auf Reisen war, half der Beziehung wenig -<br />

ebenso wie die ein oder andere Swissair-Stewardess, die es nicht unterlassen<br />

konnte, dem Frauenschwarm beim Verlassen des Flugzeuges ihre Telefonnummer<br />

zuzustecken.<br />

Selbst sein langjähriger Teamchef Rob Walker bezeichnete das Liebesleben<br />

seines Schützlings durchwegs als äußerst kompliziert - spätestens durch die<br />

Scheidung Sifferts von Sabine und die Heirat mit Simone Guhl wurde der<br />

Schotte bestätigt. Die Geburt der ersten gemeinsamen Tochter Véronique fiel<br />

jedoch noch in die Zeit, als Siffert mit seiner ersten Frau liiert war - für den<br />

Schweizer in einer konservativen Epoche ein Grund zur Geheimhaltung. Dass<br />

er die Entbindung allerdings versäumte, hatte andere, terminliche Gründe:<br />

Siffert weilte beim Großen Preis von Frankreich in Clermont-Ferrand. Trotz<br />

rasanter, nächtlicher Fahrt im Porsche nach Vichy, wo sich Simone aufhielt,<br />

kam er zu spät. Die Nachricht von der Geburt seines Sohnes Philippe zwei Jahre<br />

später überraschte ihn gar per Telegramm im Buenos-Aires-Grid. Kurz vor<br />

dem Rennstart reichte die Zeit jedoch nicht mehr zum Lesen, der Zettel wurde<br />

kurzerhand in die Overalltasche gesteckt - von den Vaterfreude erfuhr der<br />

passionierte Schnauzbartträger daher erst nach dem Überfahren der Zielflagge<br />

1.000 Kilometer später.<br />

Siffert war ein Getriebener. Wenn er nachts nicht schlafen konnte, holte er<br />

seinen Renn-Porsche aus der Garage und weckte zu Testzwecken die halbe<br />

Stadt auf. Dass Fribourg seinen berühmtesten Sohn trotzdem liebte, lag an dem,<br />

was er verkörperte: Vom Lumpensammler hatte es der Schweizer zum Millionär<br />

gebracht. Dass er sich seinen Ruhm selbst erarbeitet hatte, machte ihn äußerst<br />

populär. Später stand Siffert als Typus Rennfahrer sogar Steve McQueen für<br />

dessen berühmten Rennfilm ‚Le Mans‘ Pate. War das Geld zu Beginn noch so<br />

knapp, an Sonnenbrillen schien es dem lässigen Draufgänger nie zu mangeln.<br />

Nur das Rauchen gab Stilikone Siffert im Alter von 28 Jahren auf - dem ehrgeizigen<br />

Eidgenossen war aufgefallen, dass er mit mehr Puste schneller fahren<br />

konnte.<br />

Vom Lohn seiner Lehre als Karosseriespengler begann er im Alter von 20 Jahren<br />

mit Motorrad- und Beiwagenrennen. Später kratzte er die letzten Groschen<br />

zusammen, um bei Paris auch auf vier Rädern einen Ausbildungskurs in einem<br />

Alfa Romeo zu absolvieren. 1960 folgte schließlich der Einstieg in den Automobilrennsport<br />

- in der Formel Junior wurde Siffert auf einem Lotus Europameister.<br />

Das sorgte für Aufmerksamkeit und der Genfer Industrielle Georges<br />

Fillipinetti ermöglichte ihm mit seiner Unterstützung Ende 1961 den Durchbruch.<br />

Bereits im Folgejahr kam es in der Qualifikation von Monaco gegen die<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


übermächtigen Werksautos erst zum fehlgeschlagenen,<br />

dann in Spa zum geglückten F1-Debüt. Auf unterlegenem<br />

Material waren gute Ergebnisse jedoch schwierig,<br />

wenngleich es für diverse Achtungserfolge reichte.<br />

1963 folgten in Frankreich die ersten Punkte, in Enna<br />

schlug Siffert ein Jahr später bei einem nicht zur Weltmeisterschaft<br />

zählenden Lauf sogar Klassenprimus Jim<br />

Clark - sein Talent war in der Szene längst bekannt. So<br />

nahm ihn Mitte 1964 Rob Walker unter Vertrag. Die<br />

Zusammenarbeit gipfelte zwar gleich beim ersten Rennen<br />

in Watkins Glen in einem sensationellen dritten<br />

Platz auf einem privat eingesetzten Brabham BT11,<br />

doch in den folgenden Jahren blieb aufgrund des unzuverlässigen<br />

Materials Zählbares oft Mangelware. Die<br />

Siegerkränze holte sich Siffert anderswo ab - in der<br />

Formel 2 und vor allem im Sportwagen hatte er mehr<br />

Erfolg. Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans konnte<br />

er bei sieben Teilnahmen zwar nie gewinnen, im Langstrecken-Porsche und<br />

bei Bergrennen eilte er jedoch von Sieg zu Sieg. Aus Loyalität zum deutschen<br />

Autobauer schlug Siffert sogar mehrmals ein Ferrari-Angebot für die F1 aus,<br />

da die Scuderia ihn nicht parallel bei der Konkurrenz hätte starten lassen.<br />

Doch die Geduld des ewigen Underdogs zahlte sich auch in der Königsklasse<br />

aus. 1968 konnte ihm Walker in der vierten gemeinsamen Saison mit dem<br />

Lotus 49 endlich ein siegfähiges Auto hinstellen - der Spitzenpilot setzte sein<br />

ambitioniertes Vorhaben schließlich in die Tat um, sicherte sich in Brands<br />

Hatch vor Chris Amon den umjubelten ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere.<br />

Nur drei Jahre später sollte die Strecke südöstlich von London allerdings zu<br />

seinem Schicksal werden. Zur Saison 1970 nahm er bei March erstmals ein<br />

Werks-Angebot an - im Nachhinein ein Flopp, musste Siffert mit null Punkten<br />

doch das schlechteste Jahr seiner Laufbahn verbuchen. Anschließend zog es<br />

ihn zu Yardley-BRM - an der Seite von Pedro Rodríguez sollte es wieder bergauf<br />

gehen, der Mexikaner verunfallte aber bereits nach fünf Rennen im Sportwagen<br />

tödlich. Nur einen Monat später holte Siffert als neuer Teamleader am Österreichring<br />

in Andacht an seinen verunglückten Stallgefährten den zweiten und<br />

jeder Rennfahrer<br />

hat eine Art<br />

Scheckheft. Bei<br />

jedem Unfall<br />

reiSSt einem das<br />

Schicksal ein<br />

Blatt aus - doch<br />

niemand weiSS,<br />

wie viele Blätter<br />

noch übrig sind.<br />

letzten Sieg seiner Karriere. In der Weltmeisterschaft<br />

konnte er sich mit Rang vier seine bis dato beste Platzierung<br />

sichern. Zu Ehren von Weltmeister Jackie Stewart<br />

wurde am Saisonende schließlich das alljährliche<br />

‚Race of Champions‘ ausgetragen. Bereits am Start kam<br />

es dabei zwischen Siffert und dem March von Ronnie<br />

Peterson zu einer Berührung, deren genaue Auswirkungen<br />

auf das spätere Geschehen bis heute unklar sind<br />

- nach 96 Grand Prix und insgesamt 68 WM-Punkten<br />

sollte es in Brands Hatch das letzte Rennen des Jo Siffert<br />

werden. In Runde 15 brach ein Verbindungsstück zu<br />

einem Querlenker des BRM - der Ausnahmefahrer fand<br />

sich am Ende der langen Geraden vor der Hawthorn-<br />

Kurve bei Geschwindigkeiten jenseits der 280 Stundenkilometer<br />

plötzlich ohne Lenkung wieder, ehe der weiße<br />

Bolide nach links ausscherte. An vierter Stelle liegend<br />

zerschellte Sifferts Auto an einem Erdwall, überschlug<br />

sich und ging sofort in Flammen auf. Mit schweren<br />

Beinverletzungen im Wrack eingeklemmt, war der 35-Jährige chancenlos, starb<br />

an Sauerstoffmangel und einer Rauchvergiftung.<br />

»Ich denke, dass jeder Rennfahrer eine Art Scheckheft besitzt. Bei jedem Unfall<br />

reißt einem das Schicksal ein Blatt aus - doch niemand weiß, wie viele Blätter<br />

noch übrig sind«, hatte Siffert einmal seine Einstellung zur Gefahr des buchstäblichen<br />

Ritts auf der Kanonenkugel beschrieben. An einem sonnigen Herbsttag<br />

ereilte ihn und die ganze <strong>Motorsport</strong>welt die bittere Antwort: Aus dem<br />

südenglischen Flammeninferno gab es am 24. Oktober 1971 um 14:18 Uhr<br />

kein Entrinnen mehr. In einer der größten Trauerfeiern in der Geschichte der<br />

Schweiz erwiesen ihm fünf Tage später 50.000 Menschen in seiner Heimatstadt<br />

die letzte Ehre. Sie nahmen Abschied von einem Querdenker, der sich trotzdem<br />

immer treu blieb. Im Rennen fuhr er ohne Strategie immer voll auf Sieg - im<br />

Leben abseits der Piste blieb ‚Seppi‘ jedoch stets bodenständig, war nie um ein<br />

verschmitztes Lächeln und ein Augenzwinkern verlegen. Dabei stand er für<br />

den Zeitgeist einer ganzen Generation - oder wie seine Schwester Adélaïde es<br />

einst ausdrückte: »Es ist besser, 35 Jahre gefährlich zu leben, als sich 80 Jahre<br />

lang zu langweilen.«<br />

f<br />

Peter Revson in Monza: Auf dem Asphalt ein Tribut an den<br />

verstorbenen Jo Siffert<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: RACEPRESS<br />

Hart -<br />

härter -<br />

DTM<br />

Der Red Bull Ring in<br />

Spielberg verlieh<br />

Audi-Pilot Filipe<br />

Albuquerque im<br />

wahrsten Sinne des<br />

Wortes Flügel<br />

Jahrelang gab es langweilige Prozessionen in der<br />

DTM. Nicht so in dieser Saison: Mit den neuen Autos<br />

und drei Herstellern knallt es an allen Ecken und<br />

Enden, in bislang jedem Rennen mussten einige<br />

Piloten vorzeitig ihre zerstörten Coupés abstellen. Das<br />

sieht zwar spektakulär aus, geht aber über die Grenzen<br />

hinaus. Der Grund ist klar: Neue Autos und gleich<br />

sieben Rookies im Feld sorgen zeitweise für Chaos,<br />

hinzu kommt der hohe Konkurrenzdruck. Hoffentlich<br />

beruhigen sich die Gemüter bald. Am Ende soll der<br />

beste Pilot mit dem besten Paket gewinnen - und nicht<br />

der Fahrer, der in die wenigsten Unfälle verwickelt<br />

war. - Robert Seiwert<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61


<strong>Motorsport</strong> ist kein<br />

Wunschkonzert<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Timo Scheider dachte, er hätte in der DTM schon alles erlebt. Doch dann kamen die Saison 2012 und einer der<br />

schlechtesten Saisonstarts seiner Karriere. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät der Audi-Pilot wie er trotz aller<br />

Rückschläge motiviert bleibt.<br />

MSM: Du hattest dir durch das neue Reglement,<br />

die neuen Autos, den Einstieg von BMW<br />

frischen Wind erwartet. Wie fällt dein Fazit<br />

nach den ersten Rennen aus?<br />

TIMO SCHEIDER: Vor allem durch den Einstieg<br />

von BMW ist frischer Wind eingekehrt,<br />

aber auch der Audi A5 ist für uns eine neue<br />

Herausforderung und mit dem neuen Reglement<br />

gibt es für alle Fahrer auch eine neue Basis.<br />

Du hast bereits 2000 die »neue DTM« miterlebt.<br />

Wenn man dann als Fahrer wieder eine<br />

neue Ära miterlebt, ist man dann stolz, dass<br />

man so lange schon dabei ist?<br />

Es ist schon etwas Besonderes, dass man so<br />

lange in diesem System dabei sein kann und<br />

darf - vor allem, wenn man dann eine zweite<br />

neue Ära miterlebt. In den vielen Jahren gab es<br />

sicherlich Momente, wo ich mich gefragt habe,<br />

was ich hier eigentlich mache, aber es gab auch<br />

viele schöne Momente. Alles in allem bin ich<br />

froh, ein Teil der DTM-Familie zu sein und<br />

noch den einen oder anderen Erfolg einfahren<br />

zu können.<br />

Die Autos sind neu, das Reglement ist neu -<br />

inwieweit hat dir deine langjährige Erfahrung<br />

in der DTM geholfen, dich schneller auf alles<br />

einzustellen?<br />

Das Niveau in der DTM ist mittlerweile so<br />

gigantisch hoch, dass man echt schauen muss,<br />

dass man einigermaßen bei der Musik ist. In<br />

den ersten Rennen ist es mir sehr schwer gefallen,<br />

alles zu 100 Prozent abzurufen. Ich glaube,<br />

dass wir zu Beginn des Jahres etwas das Nachsehen<br />

hatten. Aber wir werden nicht aufgeben<br />

und weiterhin alles probieren. In Spielberg lief<br />

mein Auto schon deutlich besser.<br />

Der schlechteste Saisonstart aller Zeiten - könnte<br />

so der Titel eines Buches über die Saison 2012 heißen,<br />

wenn Timo Scheider unter die Autoren gehen<br />

würde?<br />

Ich denke, der Titel würde eher lauten: »Ich dachte,<br />

ich hätte schon alle Erfahrungen gesammelt. Aber<br />

dem war nicht so.«<br />

Dein Auto schien die Konkurrenz in den letzten<br />

Rennen magisch anzuziehen, aber ist Pech allein<br />

der Grund, warum es derzeit nicht so rund läuft?<br />

Wir haben natürlich einige Kollisionen gehabt, mit<br />

Ralf Schumacher und Roberto Merhi in Hockenheim.<br />

Das könnte daran liegen, dass ein Großteil<br />

des Autos gelb ist, genauso wie die Wespen und<br />

Bienen. Die holen sich auch ihren Honig und vielleicht<br />

gilt das auch für meine Konkurrenten, die<br />

meinen sie müssten Kontakt mit meinem Auto<br />

suchen. (lacht) Es gibt nicht immer nur einen →<br />

Fotos: audi<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63


Grund, warum es nicht läuft. Ich habe dieses Jahr<br />

alles schon einmal gehabt. In Brands Hatch hatte<br />

ich beispielsweise im Qualifying wie auch im Rennen<br />

Probleme mit dem Auto. Es fühlt sich natürlich<br />

nicht prickelnd an, wenn es mal nicht rund läuft<br />

Du hast in deiner langjährigen DTM-Karriere<br />

schon schwierige Zeiten erlebt. Die Zeit bei Opel<br />

war nicht einfach, es dauerte sieben Jahre bis zu<br />

deinem ersten Podestplatz. Wie geht man mit solchen<br />

Phasen um, wie bleibt man motiviert?<br />

Im Rennfahrerleben geht es immer darum, schnell<br />

zu sein und Erfolg zu haben. Es geht auch darum,<br />

Freude daran zu haben, was man macht. Klar,<br />

<strong>Motorsport</strong> macht nur dann Spaß, wenn man<br />

erfolgreich ist, Dinge bewegen kann und sich dabei<br />

wohlfühlt. Wenn man sich nicht wohlfühlt, dann<br />

ist das Gen eines Rennfahrers sicher das, dass man<br />

arbeiten muss, um dort wieder hinzukommen. Ich<br />

bin froh, dass ich schon schwierige Zeiten erlebt<br />

habe und mich aus diesen Löchern herausarbeiten<br />

konnte. Das macht es am Ende nur noch schöner,<br />

wenn man wieder dort ist, wo man hinwollte.<br />

Stimmt es, dass du damals den Spitznamen Podiumsverweigerer<br />

hattest?<br />

Ja. Das ist in der Zeit entstanden, als ich für Opel<br />

fuhr. Als ich dann das erste Jahr in einem Neuwagen<br />

saß, hat jeder natürlich gehofft, dass die ersten<br />

Podestplätze kommen. Die kamen allerdings relativ<br />

spät, aber danach kam der Paukenschlag umso<br />

extremer. 2008 und 2009 mit neun Podiumsplätzen<br />

in zehn Rennen. Das ist einer der wenigen Rekorde,<br />

die man aufstellen konnte. Mit diesen Erfolgen habe<br />

ich meinen Spitznamen Podiumsverweigerer<br />

schnell und hart abgelegt. Auch den Titel zu verteidigen,<br />

gelang in der DTM bis auf Bernd Schneider<br />

vor mir niemandem. Der Druck und die Erwartungshaltungen<br />

im Umfeld waren nach dem ersten<br />

Titel natürlich groß. Für mich ist mit dem ersten<br />

Titel der größte Stein von den Schultern gefallen.<br />

Klar will man im nächsten Jahr ähnlich gut performen<br />

wie im Jahr zuvor, aber <strong>Motorsport</strong> ist kein<br />

Wunschkonzert. Es gibt Jahre, die sind mal gut und<br />

Jahre, die sind mal schlecht. Dass ich den Titel 2009<br />

verteidigen konnte, ist und bleibt immer etwas<br />

Besonderes. Darauf bin ich sehr stolz.<br />

Die Leistungsdichte in der DTM ist so eng wie<br />

schon lange nicht mehr. Wie schwierig ist es für<br />

einen Fahrer, ins Q4 zu gelangen?<br />

Für mich persönlich extrem schwierig, weil das<br />

Thema Qualifying eines der größten Probleme ist,<br />

die ich habe. Im ersten Moment ist die Aufgabe<br />

Qualifying für mich unangenehm, weil es für mich<br />

die meiste Arbeit bedeutet. Aber es kann von jetzt<br />

auf gleich wieder alles anders sein. Wenn ich 2008<br />

und 2009 nehme, dann hätte ich rückwärts im Auto<br />

sitzen können und hätte trotzdem eine gute Performance<br />

gezeigt. Aktuell ist jeder Schritt hart erarbeitet<br />

und gelingt auch nicht immer. Das gilt es<br />

umzustellen und zu verbessern.<br />

Timo Scheider scheint das<br />

Pech magisch anzuziehen<br />

- und auch so manches<br />

Auto der Konkurrenz<br />

Auf diesem Level muss man sich Gedanken<br />

machen, wie man die Rennen so spannend<br />

gestaltet, dass die Fans Überholmanöver<br />

sehen. Autos, die wie an der Perlenkette<br />

aufgereiht sind, will kein Mensch sehen.<br />

Erwartest Du, dass es weiterhin so eng zugeht oder<br />

denkst du, dass sich schon bald einige Fahrer<br />

herauskristallisieren werden, die den Titel untereinander<br />

ausmachen?<br />

In der DTM ist die Konkurrenz sehr stark und<br />

überhaupt in der DTM zu bestehen, ist sehr schwierig.<br />

Die Rundenzeiten sind aktuell sehr eng und ich<br />

denke, dass wird über die Saison hinweg auch so<br />

bleiben. Jeder Hersteller wird mit seinen Autos<br />

weiter Erfahrungen sammeln. Ich hoffe, dass wir<br />

bei Audi uns weiter in die richtige Richtung entwickeln,<br />

um noch mehr mit guten Ergebnissen dazustehen.<br />

In diesem Jahr lief es für den einen oder<br />

anderen Audi-Piloten bereits ganz gut, aber es ist<br />

im Moment keine geschlossene Mannschaftsleistung.<br />

Das ist momentan die große Aufgabe für<br />

uns.<br />

In Spielberg sahen wir eines der spannendsten<br />

Rennen der letzten Jahre. Wie kann man aus Fahrersicht<br />

die Spannung zukünftig auf sämtlichen<br />

Rennstrecken noch weiter steigern?<br />

Aus Sicht der Fahrer, der Hersteller, der ITR und<br />

der gesamten Organisation war es immer der<br />

Wunsch, die Rennen so spannend wie möglich zu<br />

gestalten. Die Autos sind so effizient und so sensibel,<br />

Fotos: audi<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Scheider-Zeitplan. Die Termine, angefangen beim<br />

ersten Meeting am Donnerstag, liegen sehr eng<br />

beieinander. Sie sind bei Rennen im Ausland nicht<br />

so extrem, weil es nicht so viele PR-Termine abseits<br />

der Strecke gibt. Aber bei einem Heimrennen oder<br />

auch beim Rennen in Spielberg sind die Termine<br />

natürlich zahlreicher. Das ist leider auch das, was<br />

der Fan nicht mitbekommt. Ich sage immer, dass<br />

ein Rennwochenende für mich Arbeit ist. Ich werde<br />

von A nach B geschickt, muss meinen Job am und<br />

im Auto mit meinen Ingenieuren machen und auch<br />

noch den »Rest« abarbeiten. Manchmal würde ich<br />

mir erhoffen, dass der Fan einen noch besseren<br />

Einblick in das, was wir tun müssen, hätte. Oftmals<br />

sitzt man bei einer Autogrammstunde und da stehen<br />

dutzende Fans an. Aber irgendwann muss man<br />

einfach Stopp sagen und gehen. Klar sind da einige<br />

Fans enttäuscht, aber es ist wie wenn man morgens<br />

ins Büro geht. Da muss man auch seinen Zeitplan<br />

einhalten, nicht anders geht es mir. Vor allem wenn<br />

es um offizielle Termine geht, die auch mit Geldstrafen<br />

belegt sind. Demzufolge ist es auch unfair<br />

gegenüber dem Fan, wenn man sich umdrehen und<br />

gehen muss, aber so ist der Job. Das ist part of the<br />

game.<br />

Timo Scheider hätte nichts<br />

dagegen, wenn die DTM<br />

mit Push-to-Pass-Buttons<br />

oder beweglichen Flügeln<br />

experimentieren würde<br />

was die Aerodynamik angeht, dass man auf den meisten<br />

Strecken nicht so viele Überholmanöver sieht<br />

wie man sich das wünschen würde. Eine mögliche<br />

Variante wäre, dass man einen weichen und zwei<br />

harte Reifensätze im Rennen fahren muss. Eine<br />

andere Variante könnte ein Push-to-Pass-Button<br />

sein, der für einen kurzen Moment mehr Leistung<br />

abrufen lässt. So etwas hat man bereits in der Formel<br />

1 gemacht. Da hat man sogar noch den verstellbaren<br />

Heckflügel zusätzlich eingeführt. Auf diesem Level,<br />

auf dem sich die DTM bewegt, muss man sich<br />

Gedanken machen, wie man die Rennen so spannend<br />

gestaltet, dass die Fans auch Überholmanöver<br />

sehen. Autos, die wie eine Perlenkette aufgereiht,<br />

hintereinander fahren, will kein Mensch sehen.<br />

Apropos Fans. Die Fans sehen dich auf der Strecke<br />

oder bei den Autogrammstunden, aber an einem<br />

Rennwochenende steht für dich viel mehr an.<br />

Kannst du einen kurzen Einblick geben, wie so ein<br />

Rennwochenende für dich abläuft?<br />

Am Anfang eines Rennwochenendes erhalte ich<br />

einen Race Guide. In diesem Buch stehen hunderttausend<br />

Informationen drin, inklusive einem Timo<br />

Abseits der DTM ist deine große Leidenschaft<br />

Motorradfahren. Was macht für dich dein Reiz<br />

aus?<br />

Ich fahre im Winter sehr viel Supermoto. Das ist<br />

ein gutes Fitness-Training für den Gleichgewichtssinn,<br />

Kraft und Ausdauer. Das Motorradfahren<br />

bedeutet für mich eine Menge Spaß. Natürlich fahre<br />

ich nur im Winter, weil während der Saison das<br />

Risiko einer Verletzung einfach zu groß ist. Motorradfahren<br />

ist eine andere Art von Herausforderung.<br />

Wenn man Rennfahrer ist, dann reizt einen alles,<br />

was einen Motor hat und mit dem man Geschwindigkeit<br />

aufbauen kann.<br />

Du engagierst dich abseits der Strecke für sehr viele<br />

Charity-Projekte, unter anderem bist du Botschafter<br />

der Stiftung Wings for Life, du förderst den<br />

Nachwuchs mit deinem »Nintendo Team Scheider«.<br />

Wie wichtig ist dir dein soziales Engagement,<br />

speziell für den Nachwuchs?<br />

Mein großer Traum von der Formel 1 hat sich vielleicht<br />

nicht erfüllt, aber wenn ich darauf zurückblicke,<br />

was ich in meiner Karriere erreicht habe,<br />

dann bin ich sehr stolz. Es gab einen Punkt, an dem<br />

ich mit Partnern und Sponsoren den Gedanken<br />

hatte, ob wir etwas zurückgeben können - speziell<br />

dem Nachwuchs. Da entstand auch die Idee mit<br />

dem Kartteam. Das gibt mir die Möglichkeit, jungen<br />

Talenten etwas auf ihrem Weg mitzugeben.<br />

Angefangen bei der Technik über die Linienwahl<br />

auf der Strecke bis hin zu PR- und Medienterminen.<br />

Mit einem professionellen Umfeld bereits zu Beginn<br />

zu arbeiten, ist für die spätere Karriere entscheidend.<br />

Das ist für mich eine schöne Geschichte, weil<br />

ich etwas zurückgeben und meine Erfahrung teilen<br />

kann.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65


Text: Marion Rott<br />

Bis zum<br />

bitteren Ende<br />

Jari-Matti Latvala wollte 2012 Weltmeister werden. Pech und etliche Fehler haben seinen<br />

Traum in weite Ferne rücken lassen. Aufgeben kommt für Latvala aber nicht in Frage.<br />

Viele Beispiele der Vergangenheit geben ihm Recht. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt auf die<br />

gröSSten Aufholjagden der letzten 20 Jahre zurück.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Einziger Titel<br />

für Colin McRae<br />

Den Auftakt in sein Weltmeisterjahr hatte sich<br />

Colin McRae bestimmt anders vorgestellt. Sowohl<br />

in Monte Carlo als auch in Schweden blieb der Brite<br />

1995 ohne Punkte. Auch danach gelangen ihm<br />

keine großen Erfolge. Sein Subaru-Teamkollege<br />

Carlos Sainz lag bereits 30 Punkte in Führung.<br />

Doch als die WM schon verloren schien, begann<br />

der Triumphzug von McRae. In Neuseeland holte<br />

er seinen lang ersehnten ersten Saisonsieg. Es<br />

folgten weitere Top-Platzierungen und am Ende<br />

gingen die Teamkollegen punktgleich in das Saisonfinale.<br />

36 Sekunden Vorsprung machten McRae<br />

zum Sieger und Weltmeister.<br />

Bittere Niederlage<br />

Fünf Jahre wartete Carlos Sainz bereits auf den<br />

nächsten Titel. 1998 sollte sein Jahr werden, was<br />

der Spanier mit einem Auftaktsieg in Monte Carlo<br />

unterstrich. Doch nach dem Höhepunkt folgte der<br />

Tiefschlag, in Form von sieben Rallyes ohne Sieg.<br />

Doch Sainz hatte Glück im Unglück, denn sein<br />

härtester Konkurrent Mäkinen ging fünf Mal leer<br />

aus. Vier Rallyes vor Saisonende führte Sainz die<br />

WM mit 13 Punkten Vorsprung an. Ab diesem<br />

Zeitpunkt allerdings zündete Mäkinen die Rakete,<br />

gewann drei Mal in Folge und lag vor dem Finale<br />

zwei Punkte vorne. In Großbritannien fiel Mäkinen<br />

vorzeitig aus und Sainz wurde bereits inoffiziell zum<br />

Weltmeister gekürt. Niemand hatte damit gerechnet,<br />

dass der Motor seines Toyotas nur 300 Meter<br />

vor dem Ziel den Dienst quittieren und Sainz erneut<br />

den WM-Titel verlieren würde.<br />

Zweigeteilte Saison<br />

Hirvonen gegen Loeb - lautete das Duell 2008 und<br />

auch im Folgejahr sollte sich nichts ändern. Loeb<br />

versuchte sein Revier abzustecken, indem er die<br />

ersten fünf Rallyes der Saison gewann. 20 Punkte<br />

Vorsprung gegenüber Hirvonen sprachen eine deutliche<br />

Sprache. Doch der Finne blieb unbeeindruckt,<br />

was er mit vier Siegen in Folge in der zweiten Saisonhälfte<br />

demonstrierte. Mit einem Punkt Vorsprung<br />

ging der Ford-Pilot ins Saisonfinale. Er hatte<br />

alle Trümpfe in der Hand, doch kurz vor dem Ziel<br />

verließ Hirvonen wieder einmal das Glück. Die<br />

Motorhaube seines Boliden legte sich auf die Windschutzscheibe,<br />

weshalb er Loeb ziehen lassen musste.<br />

Der Franzose gewann die Rallye Wales und sicherte<br />

sich mit einem Punkt Vorsprung die WM.<br />

Herzschlagfinale<br />

Die Saison 1997 war an Spannung nicht zu überbieten,<br />

dank der Hauptakteure Tommi Mäkinen<br />

und Colin McRae. Nach einem holprigen Start lieferten<br />

sich beide bis zur Rallye Argentinien ein<br />

heißes Duell. Eine Pechsträhne schmiss McRae<br />

zurück, Mäkinen schien mit 20 Punkten Vorsprung<br />

uneinholbar. Doch das Blatt wendete sich und<br />

McRae gewann in Italien und Australien. Die Entscheidung<br />

fiel in Wales - McRae gewann, doch der<br />

achte Rang und ein WM-Punkt reichten Mäkinen,<br />

um McRae eine schmerzliche 63:62 Niederlage zu<br />

verpassen. Bei Punktgleichheit hätte McRae dank<br />

einem Sieg mehr auf dem Konto den zweiten Titel<br />

geholt.<br />

Unerwartetes<br />

Saisonfinale<br />

Sebastien Loeb feierte 2005 seinen dritten WM-Titel<br />

in Folge und wollte in gleicher Manier fortfahren -<br />

hätte es da nicht Marcus Grönholm gegeben. Der<br />

Ford-Pilot gewann die ersten beiden Rallyes, doch<br />

Loebs Antwort folgte auf dem Fuße. Die darauffolgenden<br />

fünf Rallyes entschied der Franzose deutlich<br />

für sich. Als sein Vorsprung bereits auf 35 Zähler<br />

angewachsen war, passierte das Unerwartete. Loeb<br />

brach sich bei einem Fahrradunfall den Arm und<br />

war damit für den Rest der Saison außer Gefecht.<br />

Grönholm musste allerdings drei der vier verbliebenen<br />

Rallyes gewinnen und einmal Dritter werden,<br />

um Loeb in der WM noch abzufangen. Doch in<br />

Australien reichte es nur zu Rang fünf - und Loeb<br />

war zum vierten Mal in Folge Weltmeister.<br />

Der ewige Zweite<br />

Hirvonen war nach seiner schlechten Saison 2010<br />

auf Angriff getrimmt. Er gewann den Saisonauftakt<br />

2011 in Schweden, allerdings musste er sich im weiteren<br />

Verlauf der Saison auf Schotter - und vor allem<br />

auf Asphalt - gegen Sebastien Loeb geschlagen geben.<br />

Nach der Rallye Deutschland standen 36 Punkte<br />

Rückstand wie in Stein gemeißelt und die wenigsten<br />

zweifelten am achten Titel des Citroen-Piloten. In<br />

Australien und Frankreich wendete sich aber das<br />

Blatt, Loeb holte nur vier Punkte. Damit ging es für<br />

die Kontrahenten punktgleich in die finalen Rallyes<br />

in Spanien und Großbritannien. Im Schlamm der<br />

Rallye Wales schlug das Schicksal erneut erbittert zu:<br />

ein Ast bohrte sich in den Kühler von Hirvonens<br />

Boliden und zerstörte dessen Hoffnungen auf den<br />

ersten Titel.


Text: Fabian Schneider<br />

In der IndyCar Serie galt Simona de Silvestro stets als groSSes Talent. In dieser Saison hat es die<br />

23-jährige Schweizerin aber ganz und gar nicht leicht. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> erläutert sie ihr<br />

Leben in der Lotus-Falle.<br />

MSM: Beim Indy 500 bist du gnadenlos hinterher<br />

gefahren. Wie schnell möchte man als Rennfahrer<br />

ein solches Rennen vergessen?<br />

SIMONA DE SILVESTRO: Das ist schon schwierig,<br />

denn für uns war der gesamte Monat sehr schwierig<br />

- man fährt ja alle paar Tage ein Training. Wir waren<br />

15 Meilen pro Stunde langsamer, das ist schon eine<br />

große Differenz. Gerade auf einem Oval ist es dann<br />

sehr schwer, nicht im Weg zu stehen. Das haben<br />

wir leider schon am ersten Testtag feststellen müssen<br />

und trotzdem haben wir weiter hart gearbeitet<br />

- auch wenn uns immer klar war, dass wir keine<br />

Chance haben würden.<br />

Wie fühlt man sich als Rennfahrer, wenn man<br />

auf der Strecke nur hinterher fährt und es ganz<br />

klar am Auto liegt?<br />

Das ist absolut frustrierend, vor allem weil man es<br />

nicht ändern kann. Man kann lediglich versuchen,<br />

trotzdem an das Limit zu gehen. Wenn man sich<br />

von der Situation zu sehr frustrieren lässt, dann hilft<br />

das auch nicht. Es bringt nichts, wenn man Fehler<br />

macht und nicht richtig arbeitet. Man sollte also<br />

immer positiv denken.<br />

Kann man denn auf einem Oval wie Indy überhaupt<br />

noch etwas rausholen?<br />

Indy ist anders als andere Ovale, hier muss man<br />

schon fahren können. Aber klar, wenn man ein<br />

gutes Auto hat, ist das deutlich einfacher. Wir haben<br />

im Qualifying eine ganze Woche gut gearbeitet und<br />

ein paar Meilen gefunden, das war sehr positiv.<br />

Unsere vier gezeiteten Runden waren sehr konstant,<br />

auch das gibt mir Hoffnung. Wir haben die richtige<br />

Basis, jetzt fehlt nur noch der richtige Motor.<br />

Was genau fehlt dem Lotus-Motor? Ist es nur die<br />

reine Leistung?<br />

Die fehlenden Pferdestärken sind sicher das größte<br />

Problem. Weitere Schwierigkeiten verursacht die<br />

Elektronik, die noch nicht ausgereift ist. Die ganzen<br />

Gangwechsel laufen noch nicht so sauber ab, daran<br />

muss noch gearbeitet werden. Lotus sollte aber verstanden<br />

haben, dass es noch offene Baustellen gibt.<br />

In Indy war Jean Alesi dein Teamkollege. War das<br />

eine tolle Erfahrung? Immerhin ist er F1 gefahren,<br />

als du noch vor dem Fernseher gesessen hast...<br />

Fotos: indycar<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der Lotus-Motor ist für Simona de Silvestro<br />

noch ein großes Handicap - das Team arbeitet<br />

hart an einer Verbesserung<br />

Für mich war das anfangs schon ein bisschen<br />

komisch. Es war aber toll, dass Jean hier mit uns<br />

gefahren ist, und ich denke, dass er nächstes Jahr<br />

wieder mit dabei ist. Für uns beide war es eine sehr<br />

schwere Situation, ich habe ihm geholfen und wir<br />

haben sehr viel über den Motor geredet. Jean ist<br />

einfach ein unglaublicher Rennfahrer, mit ihm zu<br />

arbeiten ist wirklich klasse.<br />

Konntest du dich vom Trubel und den Schwierigkeiten<br />

in Indianapolis ablenken? Immerhin seid<br />

ihr mehrere Wochen an der Strecke...<br />

Es ist schon ein bisschen schwerer als bei den normalen<br />

Rennwochenenden. Zum Glück waren<br />

meine Eltern da und wir sind öfter zusammen ausgegangen<br />

und waren etwas Leckeres essen. Indy ist<br />

einfach nicht normal, da muss man auch am Abend<br />

mal abschalten können und am nächsten Morgen<br />

wieder voll angreifen.<br />

Anfang Mai hast du das US-Masters Golfturnier<br />

in Augusta besucht. Spielst du privat auch Golf?<br />

Ich probiere es zumindest, obwohl ich nicht sonderlich<br />

gut bin. Aber es macht schon Spaß und ist eine<br />

tolle Abwechslung, denn man kann nur auf sich<br />

selbst sauer sein - auf kein Auto und keinen Motor.<br />

Wenn man Fehler macht, dann ist man selbst Schuld<br />

- nur du, der Schläger und der Ball.<br />

Bist du in den USA schon so bekannt, dass man dich<br />

auch auf dem Golfplatz erkannt hat?<br />

Ja, schon ein bisschen - aber natürlich nicht so wie<br />

einen Filmstar. Ein paar Leute haben mich aber angesprochen<br />

und mir viel Glück gewünscht. Es freut<br />

mich sehr, dass die Fans sich für mich interessieren<br />

und mich unterstützen. Durch den Abgang von<br />

Danica Patrick hat sich da seit dem letzten Jahr übrigens<br />

gar nichts verändert. Die Fans, die schon vorher<br />

hinter mir standen, stehen auch jetzt noch hinter mir,<br />

weil sie wissen, dass ich gut Auto fahren kann.<br />

Wie geht es für dich weiter? Darf Lotus noch am<br />

Motor arbeiten?<br />

Eingefroren ist jedenfalls nichts und es gibt noch<br />

viel Spielraum, den man nutzen kann. Honda und<br />

Chevrolet werden aber auch Updates bringen, wir<br />

müssen es also noch besser machen. Es wäre hilfreich,<br />

wenn ich nicht als einzige Fahrerin mit dem<br />

Lotus-Motor fahren würde, aber das lässt sich nicht<br />

ändern. Immerhin komme ich schon gut mit dem<br />

neuen Auto zurecht, gerade auf den Straßenkursen<br />

gefällt es mir sehr gut. Bisher kann ich damit eigentlich<br />

zufrieden sein, obwohl sicher noch etwas Luft<br />

nach oben ist.<br />

Welche Ziele hast du dir für den Rest der Saison<br />

gesteckt?<br />

Wenn wir in den letzten drei oder vier Rennen in<br />

die Top-10 kommen, wäre das schon fantastisch.<br />

Wir müssen einfach mal abwarten, wie die nächsten<br />

Rennen laufen. Es kann immer nach vorne gehen,<br />

aber dafür müssen wir es auch im Qualifying unter<br />

die besten Zehn schaffen. Wenn wir bisher nach<br />

vorne gekommen sind, lag das an chaotischen Rennen<br />

- aber ich will vorne starten und das Rennen<br />

auch vorne fertig fahren.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69


Chevrolet<br />

Camaro GT<br />

Knapp 8 Liter Hubraum, Drehmoment ohne Ende und Höllen-Sound -<br />

der Chevrolet Camaro GT ist ein Auto für echte Männer. Charlie Geipel<br />

pilotiert eines der V8-Monster im ADAC GT Masters und erklärt im<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> die Besonderheiten der US-Dampframme.<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Der Motor: »Die Daten sind beeindruckend: 7,9 Liter Hubraum,<br />

650 PS, 800 Nm, V8-Bigblock - ein richtiger Ami-Schlitten! Aufgrund<br />

des schweren Motors lastet viel Druck auf der Vorderachse,<br />

was das Fahrverhalten eigentlich begünstigt. Wegen der extrem<br />

leichten Hinterachse tendiert der Camaro allerdings zum Übersteuern.<br />

Du kommst aus fast jeder Kurve im leichten Drift heraus.«<br />

Karosserie: »Wir legen beim Camaro keinen<br />

großen Wert auf teures Carbon, stattdessen ist ein<br />

Großteil der Karosserie aus ABS-Kunststoff und Blech<br />

gefertigt. In Sachen Gewicht macht das keinen allzu<br />

großen Unterschied, dafür ist es viel günstiger. Der<br />

Camaro ist wohl das einzige Auto im GT-Masters-Feld,<br />

das weniger als 200.000 Euro kostet. Der Bolide<br />

kommt ziemlich bullig rüber - links und rechts gibt<br />

es so viel Platz, dass du manchmal das Gefühl hast,<br />

mit beiden Rädern auf dem Gras zu fahren. Enge<br />

Strecken kommen dir wie eine Kartbahn vor. Keine<br />

Überraschung: Im Serienauto kannst du quasi eine<br />

ganze Sitzgarnitur unterbringen.«<br />

Technik-Gimmick: »Richtig cool beim Camaro: Die Mittelkonsole wurde extra so konzipiert, dass ein Tablet, wie etwa ein iPad,<br />

integriert werden kann. Mittels dieses Tablets können wir während der Rennen bestimmte Einstellungen vornehmen. Außerdem<br />

könnten wir den Tablet-PC als Rückfahrkamera nutzen. Das ist ziemlich praktisch, denn wegen des extremen V8-Motors vibriert<br />

der normale Innenspiegel so stark, dass man kaum noch etwas dadurch sieht.«<br />

70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Aerodynamik: »Einen riesigen Heckflügel haben wir natürlich, um mehr Abtrieb an der Hinterachse zu generieren. Aber der Camaro ist<br />

kein aerodynamisch auf die Spitze getriebener Rennsportler wie manch andere GT-Autos. Bei uns liegt der Fokus ganz klar auf dem Top-<br />

Speed, wir haben mehr auf mechanischen Grip hingearbeitet statt Spoiler anzubringen. In den Kurven sind wir langsamer als die Konkurrenz,<br />

die verlorene Zeit holen wir dafür auf den Geraden wieder rein. Bei der Aerodynamik des Camaro ist noch Luft nach oben - man darf aber<br />

nicht vergessen, dass das Auto noch sehr neu in der Welt des Rennsports ist.«<br />

Cockpit: »Der Wagen wirkt im Vergleich zu den anderen Autos<br />

im ADAC GT Masters sehr hoch. Deshalb haben wir versucht, den<br />

Schwerpunkt so niedrig wie möglich anzusetzen. Das Resultat:<br />

Der Fahrer sitzt extrem tief im Cockpit. Das kann in manchen<br />

Kurven spannend werden, weil man den Kurveneingang nicht<br />

richtig überblickt. Ich denke aber, dass wir einen guten Kompromiss<br />

zwischen Sicht und Gewichtsverteilung gefunden haben.«<br />

Auspuff: »Man kann es nicht anders sagen: Der<br />

Camaro klingt einfach geil. Der Hammer-Sound<br />

des V8 entsteht durch die Sidepipes, die knapp<br />

hinter dem vorderen Radkasten ins Freie münden.<br />

Der Auspuff ist keine 30 cm lang, so kommt der<br />

dröhnende Klang zustande. Das Auto klingt<br />

genauso wie es aussieht - ein echtes<br />

Männer-Auto!«<br />

Fahrwerk: »«Der Camaro verfügt über liegende Rennstoßdämpfer von Oehlins, ähnlich wie bei einem Formelauto. So etwas<br />

sieht man sehr selten im GT-Bereich. Dadurch stehen uns bessere Verstellmöglichkeiten zur Verfügung, denn bei einem Gesamtgewicht<br />

von 1.300 kg müssen wir versuchen, das Auto noch feiner einzustellen. Das Problem dabei: Es ist sehr aufwendig, das<br />

optimale Setup für die jeweilige Strecke zu finden. Wir können zwar alles punktgenau einstellen, doch das kostet einiges an Zeit.«<br />

Fotos: ADAC GT Masters<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71


Andrina Gugger schaffte<br />

den Sprung aus dem<br />

ADAC Formel Masters<br />

ins ADAC GT Masters<br />

TALENT<br />

Rennsport als Muttermilch<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Andrina Gugger hat sich in der harten <strong>Motorsport</strong>welt etabliert und fährt im Alter<br />

von nur 21 Jahren im ADAC GT Masters bereits gegen Heinz-Harald Frentzen und Co.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> unterhielt sich mit der jungen Schweizerin.<br />

Die Anfänge:<br />

»Im Alter von elf Tagen war ich zum ersten Mal<br />

an einer Rennstrecke. Ich sage immer, dass das<br />

meine Muttermilch war. Mit drei Jahren wollte<br />

ich Kart fahren, doch es hieß, ‚Erst, wenn du<br />

groß genug bist und an die Pedale kommst‘ -<br />

ich bin in meinem Leben nicht mehr so schnell<br />

gewachsen! Mein erstes Rennen fuhr ich als<br />

Achtjährige, mit 16 nahm ich an einer Formel-<br />

Talentsichtung teil. Nach einem Jahr im ADAC<br />

Formel Masters stieg ich in den GT-Sport um<br />

und in dieser Saison ins ADAC GT Masters auf.<br />

Dass es so schnell vorwärts geht, hätte ich nie<br />

erwartet.«<br />

Die Erfolge:<br />

»Ein großer Schritt war die erfolgreiche Qualifikation<br />

für die Kart-EM 2006 - ein Aha-<br />

Erlebnis für mich, denn ich war eine von nur<br />

drei Frauen und dabei die einzige Schweizerin.<br />

Als ich 2008 in die Formel Lista Junior einstieg,<br />

gewann ich die ersten beiden Rennen. Das stärkte<br />

mein Selbstvertrauen und so erzielte ich in<br />

den vergangenen Jahren viele kleine Erfolge.<br />

Vor zwei Jahren war ich die allererste Frau, die<br />

an einem GP3-Test teilnahm.«<br />

Das Ziel:<br />

»Ich möchte <strong>Motorsport</strong> auf einem Niveau<br />

betreiben, wo ich als anerkannte Pilotin Einsatzmöglichkeiten<br />

erhalte und nicht die ganze<br />

Zeit damit beschäftigt bin, Sponsoren zu finden.<br />

Mit dem Formelsport habe ich weitestgehend<br />

abgeschlossen, die DTM wäre für mich<br />

ein Traum. Ich fuhr früher Kart mit Audi-<br />

Pilotin Rahel Frey und kenne sie sehr gut. Auf<br />

einem solchen Level Rennen zu fahren, wäre<br />

wirklich super.«<br />

Die Ausbildung:<br />

»Ich absolviere an der Pädagogischen Hochschule<br />

in Zürich ein Teilzeit-Studium zur Oberstufenlehrerin,<br />

das dauert noch etwa zweieinhalb<br />

Jahre. Als <strong>Motorsport</strong>lerin kann ich keine<br />

normale Lehrstelle annehmen, weil die Rennen<br />

und das ganze Drumherum extrem viel Zeit in<br />

Anspruch nehmen. Ich bin froh, mit der Ausbildung<br />

ein zweites Standbein zu haben, das<br />

mir auch sehr viel Spaß bereitet. <strong>Motorsport</strong><br />

ist ein schnelllebiges Geschäft, es kann vom<br />

einen auf den anderen Tag vorbei sein.«<br />

Die Hobbys:<br />

»Neben meinem Studium und dem <strong>Motorsport</strong><br />

habe ich noch ein paar Arbeitsstellen - ich muss<br />

schließlich Geld verdienen. Für Hobbys bleibt<br />

da kaum noch Freiraum. Wenn ich aber mal<br />

ein wenig Zeit habe, bin ich gern in der Natur.<br />

Radfahren und Skaten sind ein guter Ausgleich<br />

für mich. Ansonsten verbringe ich viel Zeit im<br />

Fitnessstudio, denn als Frau muss man eben<br />

ein bisschen mehr arbeiten als die männlichen<br />

Kollegen.«<br />

Fotos: adAC, adrivo/Sutton<br />

72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mädchen kennen<br />

keinen Schmerz<br />

Beitske Visser ist nicht nur die einzige Pilotin im ADAC Formel Masters,<br />

sondern konnte sich bei ihrem Heimspiel in Zandvoort sogar in die Siegerliste<br />

eintragen. Bemerkenswert: Die junge Niederländerin fuhr verletzt<br />

zu ihrem ersten Formel-Sieg, nachdem sie im vorangegangenen Qualifying<br />

heftig in die Streckenbegrenzung geknallt war. Aus Sicherheitsgründen<br />

ließ Visser das folgende Rennwochenende am Sachsenring aus.<br />

Visser ist schon wieder heiß: »Ich würde am liebsten einfach in ein Auto<br />

steigen und wieder fahren.«<br />

Beitske Visser ließ sich<br />

auch von einer<br />

Verletzung nicht<br />

aufhalten<br />

Star für die<br />

Stars von morgen<br />

Ralf Schumacher<br />

startete einige Male im<br />

ADAC Kart Masters<br />

Ralf Schumacher setzt sich für die <strong>Motorsport</strong>-Stars der Zukunft<br />

ein. Der ehemalige Formel-1-Pilot kümmert sich als neuer<br />

Schirmherr des ADAC Kart Masters um die Nachwuchsarbeit.<br />

»Ich freue mich, dass ich junge <strong>Motorsport</strong>ler zu<br />

Beginn ihrer Karriere unterstützen kann«, so Schumacher.<br />

»So kann ich etwas zurückgeben, von dem<br />

ich zu Beginn meiner Karriere profitieren konnte.« Der<br />

DTM-Fahrer greift auch selbst gern aktiv ins Kart-<br />

Geschehen ein: Im vergangenen Jahr trat er mehrmals<br />

als Gaststarter im ADAC Kart Masters an.<br />

Noch besser -<br />

noch spannender<br />

Die ADAC Rallye<br />

Deutschland wird die<br />

Zuschauer auch 2012<br />

begeistern<br />

Die Rallye Deutschland gehört zu den Highlights im WRC-Kalender. Wenn<br />

Sebastien Loeb und Co. in den Weinbergen und mitten in der Stadt Trier<br />

nach Bestzeiten jagen, kommt jeder <strong>Motorsport</strong>-Fan voll auf seine<br />

Kosten. In diesem Jahr wird die Rallye Deutschland sogar noch zuschauerfreundlicher:<br />

von den 63 Zuschauerpunkten sind 27 komplett neu,<br />

zudem wurden drei der Aussichtspunkte erweitert. Zu den Highlights<br />

zählen unter anderem der komplett neue Shakedown, die nochmals<br />

v e r b e s s e r t e A r e n a P a n z e r p l a t t e s o w i e v e r ä n d e r t e<br />

Wertungsprüfungen.


74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: flohagena.com/red bull content pool<br />

the show<br />

must go on?<br />

99,7% Ausfallquote: Nur<br />

sieben der 1.800<br />

Starter erreichten beim<br />

Red Bull Hare Scramble<br />

am Erzberg die Ziellinie<br />

»MotoGP gibt‘s auch ohne Casey.« Mit dieser Aussage<br />

hat Dorna CEO Carmelo Ezpeleta sicher nicht unrecht,<br />

die MotoGP wird weiter gehen - die Frage ist nur wie?<br />

Wäre es nicht schlauer gewesen, sich die Kritik des<br />

Australiers in Sachen ‚Zukunft MotoGP‘ einmal genau<br />

anzusehen, bevor man mit einem Schulterzucken sagt:<br />

»Man kann nicht alle glücklich machen.« Stoner ist<br />

nicht der einzige Fahrer, dem die CRT-Richtung und<br />

Reglementänderungen nicht zusagen, er war lediglich<br />

der einzige, der Kritik laut äußerte. Andere Fahrer<br />

trauen sich nicht, weil sie auch 2013 einen Job haben<br />

wollen. Eine bedenkliche Zukunftsrichtung, die die<br />

MotoGP da einschlägt. - Jule Krause<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75


Utopie<br />

oder<br />

Dystopie?<br />

Casey Stoner mag den Weg nicht mehr, den die<br />

MotoGP eingeschlagen hat. Ist der Rücktrittsgrund<br />

des Australiers aber wirklich Anlass<br />

zur Sorge für die Königsklasse?<br />

Text: Maria Pohlmann & Falko Schoklitsch<br />

Nach so vielen Jahren in diesem Sport, den ich liebe und für den<br />

ich und meine Familie so viele Opfer gebracht haben, nach so vielen<br />

Jahren des Versuchs, dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind, hat sich<br />

der Sport sehr verändert und er hat sich so verändert, dass ich ihn nicht<br />

mehr genießen kann. Ich habe keine Leidenschaft mehr dafür und<br />

deshalb ist es an diesem Punkt besser, aufzuhören.<br />

Casey Stoner<br />

nverständnis, Erstaunen, Entsetzen und irgendwie doch<br />

U<br />

alles zusammen überkam einen Großteil der GP-Welt, als<br />

Casey Stoner am 17.5.2012 bekanntgab, seine Karriere in<br />

der MotoGP mit Ende der Saison 2012 beenden zu wollen.<br />

Eine Einordnung des Geschehenen fiel schwer, immerhin hatte hier<br />

nicht irgendwer gesagt, dass er aufhören will. Stoner ist amtierender<br />

Weltmeister und er wird zum Saisonende gerade einmal 27 Jahre alt<br />

sein, da haben viele <strong>Motorsport</strong>ler die beste Zeit erst noch vor sich.<br />

Als Vergleichs-Szenario drängte sich ein Rücktritt von Formel-1-<br />

Weltmeister Sebastian Vettel mit Saisonende auf, also ein Ereignis,<br />

das eigentlich unvorstellbar ist.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wollte es genau wissen und hörte sich im<br />

Fahrerlager bei Fahrern und Teamchefs um. Wir wollten wissen, steht<br />

der Zweirad-Königsklasse eine utopische oder dystopische Zukunft<br />

bevor? »Sicher verstehe ich Caseys Meinung, aber es gibt bei einer<br />

Geschichte immer zwei Seiten«, sagte sein Teamkollege Dani Pedrosa.<br />

Und dabei müsse es nicht immer um Dinge gehen, die den Rennsport<br />

an sich betreffen. »Es gibt Sachen, die ein Fahrer nicht mag. Wenn<br />

die Serie im Fernsehen lieber in der Primetime sein will oder solche<br />

Dinge, das schadet dem Racing und manchmal sogar der Sicherheit.<br />

Es ist schwierig, da einen Kompromiss zwischen Rennsport und Show<br />

zu haben.«<br />

Pedrosa war klar der Meinung, dass die MotoGP nicht weiter in Richtung<br />

Claiming Rule Teams gehen sollte, also in Richtung von Teams<br />

mit Maschinen, die zwar noch einen Prototypen-Rahmen haben,<br />

aber sonst viele umgemodelte Serienteile verbauen. »Aber Carmelo<br />

[Ezpeleta] weiß es besser.« Und auch andere glauben, es besser zu<br />

wissen, etwa Valentino Rossi. Der Italiener konnte Stoners Gefühle<br />

zwar verstehen, er betonte aber, dass man mit der Zeit gehen müsse.<br />

»Natürlich wäre es schöner für alle, mit 25 Prototypen im Feld anzutreten,<br />

aber keiner hat mehr das Geld dazu«, erklärte Rossi. »Ich<br />

genieße die Rennen immer noch sehr, man kommt her und arbeitet<br />

mit dem Team zusammen an dem Ziel, das Bestmögliche zu erreichen.<br />

Die Rennen sind im Vergleich zu früheren Jahren vielleicht weniger<br />

unterhaltsam, aber ich denke nicht, dass es an den Fahrern liegt.«<br />

Etwas anders gelagert war der Fall für Loris Capirossi. Der nunmehrige<br />

Dorna-Sicherheitsberater meinte, dass Neuerungen nie schlecht<br />

sein werden, solange sie alles besser und sicherer machen. Stoners<br />

Ansicht konnte er nicht nachvollziehen. »Ich finde, Casey ist wirklich<br />

stark, so etwas zu entscheiden und ich kann ihm nur viel Glück wünschen,<br />

aber trotzdem denke ich, dass die Arbeit hier weiter in die<br />

richtige Richtung geht.« Dabei ist es für die MotoGP schon einmal<br />

eine schlechte Richtung, wenn ein Champion wie Stoner sich aus ihr<br />

zurückzieht. Er mag zwar<br />

nie ein Publikumsliebling<br />

wie Valentino Rosis gewesen<br />

sein - das wollte er<br />

auch nie sein -, aber er ist<br />

ein Talent, wie es selten<br />

eines gibt.<br />

»Es gab viele Dinge, die mich enttäuscht haben und auch viele Dinge,<br />

die ich an diesem Sport geliebt habe, aber unglücklicherweise ging diese<br />

Balance jetzt in die falsche Richtung. Und so werden wir grundsätzlich<br />

nicht weitermachen. Ich würde gern sagen, ich bleibe noch ein weiteres<br />

Jahr, aber wo hört es dann auf? Also entschieden wir, alles so zu beenden,<br />

wie es momentan ist«, erklärte Stoner. Das warf klarerweise die Frage<br />

auf, ist der Weg, den die MotoGP für die Zukunft eingeschlagen hat, der<br />

falsche? Sind CRTs, Drehzahlbegrenzungen, eine Standard-Elektronik,<br />

nur vier Werks-Prototypen pro Hersteller und ähnliches das Ende des<br />

reinen Prototypen-Rennsports bei den Zweirädern?<br />

Wie geht es mit der MotoGP<br />

in Zukunft weiter?<br />

Fausto Gresini, der Teamchef<br />

des Gresini Teams,<br />

war überzeugt, dass Stoners<br />

Rückzug nicht gut für<br />

die Weltmeisterschaft ist,<br />

wollte die Entscheidung<br />

aber akzeptieren. »Wenn<br />

ein Fahrer keine Motivation<br />

mehr hat, dann ist es<br />

richtig, aufzuhören. In →<br />

76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro<br />

Uda et quate<br />

volenima endel<br />

magnimus,


78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Valentino Rossi plant<br />

nicht, sich aus der<br />

MotoGP zurückzuziehen<br />

- ewig wird aber<br />

auch er nicht fahren


er mag es nicht, in welche<br />

Richtung sich die motorräder<br />

entwickeln. Durch die CRTs<br />

sieht es so aus, als entwickele<br />

sich alles zu Standard-Motorrädern<br />

und das gefällt ihm<br />

sicherlich nicht<br />

Die CRT-Bikes fahren selbst<br />

hinter dem Mittelfeld<br />

Fotos: milagro, bridgestone<br />

der Entwicklung der MotoGP haben wir jetzt eine Umwälzung, es<br />

beginnt eine neue Ära mit neuen Bikes. Genau an diesem Punkt ist<br />

es wichtig, dass wir alle auf die Kosten achten und neue Lösungen<br />

suchen, damit diese Meisterschaft nicht zu teuer wird. CRT ist eine<br />

neue Kategorie innerhalb der MotoGP. Ich denke jetzt, das war eine<br />

gute Idee. Sicherlich ist ein Starterfeld mit nur zehn oder elf Bikes<br />

keine Meisterschaft, deshalb ist es jetzt gut und diese Möglichkeit zu<br />

schaffen, ist eine gute Sache.«<br />

resini war bewusst, dass noch einiges verbessert werden<br />

G<br />

muss, damit die CRTs nicht nur als Unterklasse mitfahren,<br />

wobei das eben ein Punkt war, der Stoner nicht so schmeckte.<br />

Entweder gibt es echte Prototypen oder nicht, eine<br />

halbseidene Lösung war der Albtraum des Australiers. »Momentan<br />

haben die CRTs noch einen Nachteil. Die Richtung war an sich aber<br />

nicht schlecht und eine Änderung war notwendig. Zukünftig wäre<br />

es besser, wenn alle Teams mitreden könnten«, sagte Gresini trotzdem.<br />

Eine Gegenstimme kam dazu aber von Moto2-Pilot und Ex-<br />

MotoGP-Fahrer Mika Kallio, der Stoners Ansicht genau verstand.<br />

»Ich denke, er mag es einfach nicht, in welche Richtung sich die Bikes<br />

momentan entwickeln. Durch die CRTs sieht es so aus, als entwickele<br />

sich alles zu Standard-Motorrädern und das gefällt ihm sicherlich<br />

nicht«, meinte der Finne.<br />

Einen etwas differenzierteren Blick versuchte Nicky Hayden auf die<br />

Sache zu werfen. Er sah positive und negative Entwicklungen in der<br />

MotoGP. »Es gibt unheimlich viele neue Technologien und allgemein<br />

viele neue Dinge, die ich ziemlich mag, aber ich will nicht für Casey<br />

sprechen. Teilweise teile ich seine Meinung aber auch. Natürlich<br />

gefallen mir die Elektronik und einige andere Dinge nicht, aber es<br />

gibt andere Sachen, die ich wirklich mag«, erklärte der Ducati-Pilot.<br />

Die Meinungslage im Fahrerlager ist vielfältig, was ein weiteres fundamentales<br />

Problem der Zukunftsrichtung der Königsklasse aufzeigt:<br />

allen kann man es sowieso nie recht machen. Dessen ist sich auch<br />

LCR Honda Teamchef Lucio Cecchinello bewusst, der sagte, dass<br />

wohl jeder seine eigene Meinung darüber hat, wie die MotoGP gestaltet<br />

werden sollte.<br />

»Ich denke, dass es immer viel zu leicht ist, die Arbeit anderer zu<br />

kritisieren. Ich persönlich bin mit gar nichts einverstanden, was<br />

MSMA, die Dorna, die FIM oder die Teamvereinigung beschließt,<br />

aber natürlich bin ich realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht<br />

meine Aufgabe ist, etwas zu beurteilen oder zu verurteilen. Wir müssen<br />

offen genug sein, um daran zu denken, dass es viele Elemente<br />

gibt, die dazu beitragen. Vielleicht kennen wir auch nicht jedes Detail,<br />

um die Arbeit anderer einzuschätzen. Sicherlich ist momentan eine<br />

harte Zeit, denn die Verkaufszahlen von Motorrädern in Europa liegen<br />

durch die Wirtschaftskrise sehr weit unten, aber ich bin zuversichtlich,<br />

dass die Sponsoren schon bald wieder damit beginnen<br />

werden, in die MotoGP zu investieren. Wenn wir in der Lage sind,<br />

mehr Sponsoren an Land zu ziehen, wird alles einfacher und eindeutiger«,<br />

lautete das Urteil Cecchinellos.<br />

ls Präsident der Teamvereinigung IRTA ist Tech 3 Teamchef<br />

A<br />

Herve Poncharal selbst ein Teil jener Kommission, die die<br />

Regeln festlegt, wobei er dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sagte,<br />

dass ihn die Regeln an sich weniger interessieren. »Mein<br />

Job ist es nicht, ein Bike zu fahren, sondern zu versuchen, mit dem<br />

Bike und im Einklang mit den Regeln ein möglichst gutes Ergebnis zu<br />

holen. Momentan weiß ich selbst nicht, welchen Weg ich einschlagen<br />

werde. Ehrlich gesagt, kann ich dir auf die Frage keine Antwort geben.«<br />

Was lässt sich nun aber wirklich besser machen? Immerhin braucht es<br />

konkrete Ideen, um eine bestimmte Richtung einzuschlagen. »Ich verstehe<br />

die Situation von Casey, denn sicherlich ist momentan die weltweite<br />

Wirtschaftskrise stark und es ist schwer, viel Geld zusammen zu<br />

bekommen. Aber ich denke, wir müssen einfach weiterarbeiten und<br />

alle Bereiche verbessern«, war die eher unkonkrete Antwort Capirossis.<br />

Hayden hatte einen einfachen Plan, der allerdings ebenfalls Konkretes<br />

vermissen ließ: »Ich würde gern mehr Sponsoren und mehr Geld<br />

sehen.«<br />

Poncharal wurde in seiner Betrachtung etwas genauer und äußerte<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79<br />


Was die beste Lösung ist, ist<br />

natürlich schwer herauszufinden.<br />

Wenn man weiter in<br />

eine teure Richtung geht, dann<br />

bleiben nur ein paar Bikes im<br />

Starterfeld übrig. Ich denke,<br />

CRT wird falsch kommuniziert.<br />

Gresini konnte nur noch einmal betonen, dass die Zeit aktuell einfach<br />

schwierig ist, wobei das nicht nur die MotoGP, sondern die ganze<br />

Weltwirtschaft betrifft. »Für die MotoGP ist es ein wichtiger Umbruch<br />

und es wäre wichtig, sich die Strategie genau zu überlegen, nach der<br />

man vorgehen will. Momentan arbeiten alle sehr hart, alle Teams,<br />

die Dorna und die Hersteller, alle denken darüber nach, was das Beste<br />

für die MotoGP ist«, meinte er. Für ein wenig Erleichterung sorgte<br />

dann aber noch Cecchinello, der einer dystopischen Zukunft in der<br />

Königsklasse eine Absage erteilte: »Ich denke nicht, dass es bald nur<br />

noch CRT-Bikes und keine Prototypen mehr geben wird, ganz im<br />

Gegenteil.«<br />

klar die Ansicht, dass in der MotoGP am besten jeder einen reinen<br />

Prototypen fahren sollte. Andererseits räumte er aber ein, dass dies<br />

im Moment einfach nicht möglich ist. »Die ganzen neuen Teile kommen<br />

trotzdem von den Herstellern und die haben auch alle Probleme,<br />

genug Geld zusammenzubekommen und alles zu entwickeln. Alle<br />

versuchen momentan, die beste Lösung zu finden, um die Kosten zu<br />

reduzieren. Was die beste Lösung ist, ist natürlich schwer herauszufinden.<br />

Wenn man weiter in eine teure Richtung geht, dann bleiben<br />

nur ein paar Bikes im Starterfeld übrig. Ich denke, CRT wird falsch<br />

kommuniziert«, sagte er.<br />

r brachte die Überlegung ins Spiel, noch etwas anderes zu<br />

E<br />

machen, das nicht so viel kostet. »Wenn die großen Hersteller<br />

wie Honda, Yamaha und Ducati zum Beispiel in der<br />

Lage wären, interessante Motoren und ein Motorenmanagement<br />

wie das der Prototypen vom Vorjahr an kleinere Chassis-<br />

Hersteller wie Suter oder so zu vermieten, dann könnten wir vielleicht<br />

eine interessante Maschine ohne hohe Kosten bekommen, die gute<br />

Leistung zeigt. Ich glaube, das momentane Problem der CRTs ist das<br />

Motorenmanagement und außerdem haben sie keinerlei Referenzen.<br />

Sie fahren auf allen Strecken zum ersten Mal, sie haben vorher nicht<br />

geübt, sie brauchen erst ein bis zwei Sessions, um die Strecke mit<br />

dem Bike zu entdecken. Deshalb gibt es eine ziemlich große Lücke.<br />

Allerdings finde ich, dass die Lücke gar nicht ganz so groß ist«, meinte<br />

Poncharal.<br />

Casey Stoner hat<br />

genug von den<br />

Zukunftsplänen der<br />

MotoGP - er sagt<br />

leise servus<br />

Er war überzeugt, 2013 werden die CRTs dank vorhandener Referenzdaten<br />

um einiges besser aussehen. Dazu verwies er auf die Moto2,<br />

wo sich die Maschinen von 2010 auf 2011 überall um rund eine<br />

Sekunde steigerten. »Außerdem kann man auch die Fahrer vergleichen.<br />

So etwa 15 Prozent der Lücke zwischen den Prototypen und<br />

den CRTs liegen am Niveau des Fahrers, de Puniet [auf der CRT-<br />

Maschine von Aspar] zum Beispiel ist schon um einiges schneller als<br />

die anderen«, urteilte Poncharal. Ungeachtet dessen versprach Capirossi,<br />

dass weiter sehr hart daran gearbeitet wird, neue Regeln auf<br />

die Beine zu stellen, die auch den Geist der MotoGP erhalten. »Ich<br />

denke, wir werden in ein paar Jahren große Änderungen miterleben«,<br />

sagte der Italiener.<br />

80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Das Starterfeld ist<br />

2012 massiv<br />

angewachsen - aber<br />

ist es auch besser<br />

geworden?<br />

Fotos: milagro, bridgestone<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81


Ben Spies kann alles - schnell Motorrad fahren,<br />

investieren und sich Tattoos stechen lassen. Nur<br />

was sie bedeuten behält er für sich...<br />

82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Elbowz<br />

Racing<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Tattoos, Rennräder, Diner und Momma - wie findet Ben Spies eigentlich<br />

Zeit für die MotoGP? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf sich mit dem<br />

vielseitigen Yamaha-Werksfahrer.<br />

Fotos: milagro<br />

MSM: Dein Saisonstart lief nicht optimal...<br />

BEN SPIES: Das waren lauter kleine Dinge, die<br />

zusammen kamen, ein paar Probleme mit dem<br />

Bike, etwas Pech, ich habe ein paar Fehler<br />

gemacht, es war einfach eine Kombination aus<br />

schlechten Dingen und das war natürlich ein<br />

schlechter Start in die Saison. Das passiert allerdings<br />

jedem Sportler einmal, man kann nicht<br />

immer perfekt sein und es stimmt schon, dass<br />

wir Probleme hatten und mich das enttäuscht,<br />

aber wir hoffen, den Spieß jetzt umzudrehen.<br />

Hoffentlich können wir nun damit beginnen,<br />

dort zu landen, wo wir hingehören.<br />

Wird es von Yamaha in dieser Saison weitere<br />

Updates geben?<br />

Wir haben am Montag und am Mittwoch nach<br />

dem Rennen in Barcelona getestet und wir hatten<br />

ein paar Teile zum Probieren. Wir hoffen natürlich<br />

immer auf Verbesserungen.<br />

Was ist für dich der Grundunterschied zwischen<br />

den 800ccm-Maschinen und den 1000ern?<br />

Eigentlich sind sie ziemlich ähnlich. Die 1000er<br />

hat nur viel mehr Kraft hinten raus und mehr<br />

Drehmoment, aber das Handling des Motorrads<br />

ist sehr ähnlich. Die Reifen haben sich vom vorigen<br />

zu diesem Jahr etwas verändert, also die<br />

Kombination damit ist etwas anders. Allgemein<br />

hat das Bike einfach mehr Kraft, grundsätzlich<br />

sind sie aber gleich.<br />

Würdest du sagen, dass diese Saison bisher härter<br />

für dich ist als 2011, obwohl du im vorigen<br />

Jahr erst ins Yamaha-Werksteam gekommen<br />

bist?<br />

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es härter<br />

ist, es gibt nur einen härteren Wettbewerb. Wie<br />

schon erwähnt, hatten wir einen miesen Start in<br />

die Saison, das streite ich nicht ab. Ich weiß aber<br />

auch, wozu das Team, das Bike und ich in der<br />

Lage sind. Wir müssen nur etwas mehr Vertrauen<br />

zurückerlangen und alles in die richtige<br />

Richtung lenken, das wäre gut. Wir sind mit dem<br />

Blick auf die Weltmeisterschaft in die Saison<br />

gegangen, was jetzt ziemlich enttäuschend ist,<br />

denn ich wollte eine starke Saison fahren, aber<br />

jetzt müssen wir uns von einem Rennen aufs<br />

nächste konzentrieren.<br />

Schon vor der Saison gab es viel Kritik. Was ist<br />

deine Meinung zu den CRT-Maschinen?<br />

Ich denke noch immer, dass es keine schlechte<br />

Sache ist, es sind mehr Motorräder auf der Strecke,<br />

aber trotzdem haben wir jetzt zwei verschiedene<br />

Meisterschaften. Sie können nicht mit den<br />

GP-Bikes mithalten. Ich denke, wir wussten alle,<br />

dass das im ersten Jahr nicht passieren würde,<br />

aber für die Zuschauer ist es gut, mehr Fahrer<br />

auf der Strecke zu haben und die Richtung, die<br />

die MotoGP jetzt einschlägt, ist meiner Meinung<br />

nach positiv. Ich werde sie nicht kritisieren, denn<br />

sie tun ihr Bestes und es ist eine immense Lernkurve<br />

für Teams und Fahrer. Allgemein denke<br />

ich, dass es eine gute Sache für die MotoGP ist,<br />

wir haben nur zwei verschiedene Klassen: die<br />

C R T - M e i s t e r s c h a f t u n d d i e<br />

MotoGP-Meisterschaft.<br />

Könntest du dir vorstellen, ein solches Motorrad<br />

zu fahren?<br />

Ja, ich kann mir vorstellen, wie es ist. Natürlich<br />

ist eine GP-Maschine, also ein Werksbike, besser,<br />

aber die Entwicklung für die CRT-Bikes beginnt<br />

ja gerade erst. Ich kann sehen, wie sie damit<br />

umgehen und welche Geschwindigkeiten sie<br />

damit fahren können, aber ich bin schon sehr<br />

glücklich im Werksteam.<br />

Was denkst du über Casey Stoners Entscheidung,<br />

die MotoGP zu verlassen?<br />

Es überrascht mich nicht wirklich, ich kenne →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83


Casey jetzt schon lange und weiß, dass er ein sehr<br />

familienorientierter Mensch ist und er hat jetzt<br />

schließlich eine Tochter. Ich verstehe auch, was er<br />

über den Sport gesagt hat. Wir alle müssen seine<br />

Entscheidung respektieren. Wenn er das Gefühl hat,<br />

dass es an der Zeit ist, dann ist das so.<br />

Kannst du dir vorstellen, wie er seine ‚Rente‘<br />

verbringt?<br />

Keine Ahnung... Es wird sicherlich sehr ruhig für<br />

ihn. [lacht]<br />

Wie kommst du mit Jorge Lorenzo als Teamkollegen<br />

klar? Treibt ihr euch gegenseitig an, helft ihr<br />

euch?<br />

Offensichtlich hilft er mir mehr als ich ihm, er ist<br />

dieses Jahr ziemlich gut. Er ist mein Teamkollege,<br />

wir kommen super miteinander zurecht. Gerade<br />

bei der Entwicklung des Bikes arbeiten wir so viel<br />

wie möglich zusammen. Ihn als Teamkollegen zu<br />

haben, ist eine gute Sache, denn er ist einer der<br />

schnellsten Fahrer der Welt.<br />

Vermisst du den Spaß mit Colin Edwards?<br />

Colin ist ein großartiger Typ, wir kennen uns schon<br />

lange. Wir haben verschieden angefangen, waren<br />

Teamkollegen, aber kommen super miteinander<br />

klar. Wir wissen ja alle, dass Colin eine sehr kontaktfreudige<br />

Persönlichkeit hat. Er lebt nur etwa drei<br />

Stunden von mir entfernt, also ist es eher wie eine<br />

Familie, denn wir kennen uns schließlich schon seit<br />

über zehn Jahren, also ist das ganz etwas anderes.<br />

Jorge als Teamkollegen zu haben, ist aber auch<br />

großartig.<br />

Trauerst du manchmal den siegreichen Superbike-<br />

Zeiten nach?<br />

Sicher waren es großartige Jahre, ich habe dort oft<br />

gewonnen und holte sogar die Meisterschaft, aber<br />

es war einfach Zeit, um weiterzumachen, mich<br />

selbst anzutreiben, noch besser zu werden. Sicherlich<br />

gibt es Leute aus dem Superbike-Fahrerlager,<br />

die mir fehlen, aber das ist ein Teil der Geschichte.<br />

Wir haben Rennen gewonnen, den Titel mit nach<br />

Hause genommen, dann sind wir in die MotoGP<br />

gekommen und versuchen nun, hier unser Bestes<br />

zu geben.<br />

dung. Momentan sieht es wirtschaftlich aber überall<br />

schlecht aus und ich denke, sie wollten in der Superbike<br />

nicht einfach nur halbherzig weitermachen.<br />

Da die Wirtschaft wirklich weit unten ist und sie<br />

kein Budget mehr hatten, entschieden sie eben, zu<br />

gehen. Ich denke, ich kann das verstehen.<br />

Was ist nach dem schweren Auftakt dein Ziel für<br />

diese Saison?<br />

Ich will einfach besser werden, mich als Fahrer verbessern<br />

und konstanter sein. Erst einmal müssen<br />

wir dahin zurückkommen, wo wir hingehören und<br />

dann können wir die Situation wieder richtig<br />

einschätzen.<br />

Wie sehen deine Pläne für die nächsten Jahre aus?<br />

Könntest du dir auch vorstellen, noch einmal in<br />

die WSBK zurück zu wechseln?<br />

Alles ist möglich. Momentan denke ich aber nur an<br />

morgen. Das ist alles, was ich tun kann. Die Zukunft<br />

müssen wir abwarten und sehen, was passiert.<br />

Was ist deine schönste Rennerinnerung?<br />

Ich habe zwei. Die eine stammt aus der AMA, als<br />

es zum letzten Rennen nach Laguna Seca ging. Es<br />

hieß, wer das Rennen gewinnt, gewinnt die Meisterschaft,<br />

das war ein großartiger Moment. Dann<br />

2009, als ich mich gegen Leon Haslam und Noriyuki<br />

Haga in Assen durchsetzen und das Rennen spektakulär<br />

gewinnen konnte. An diese Rennen werde<br />

ich mich immer erinnern.<br />

Während der Saison lebst du in Italien. Wo ist es<br />

schöner: in Como oder in Texas?<br />

Texas ist natürlich meine Heimat, aber ich mag auch<br />

Como sehr und kenne da mittlerweile viele Leute.<br />

Momentan bin ich oft in Como und es ist schön<br />

dort, aber deine Heimat ist immer deine Heimat,<br />

also freue ich mich auch stets darauf, wieder nach<br />

Texas zu kommen.<br />

ich fahre Dirt-Bikes, Roller und solche Sachen. Das<br />

macht sich in Italien natürlich gut.<br />

In deiner Freizeit bist du ziemlich engagiert, du<br />

hast ein eigenes Rennradteam. Radeln die nur in<br />

den USA oder kommen sie dich auch mal in Europa<br />

besuchen?<br />

Ja, es ist das Ziel, dass sie irgendwann hier rüber<br />

kommen, aber wir wissen noch nicht wann. Bis<br />

dahin werden sie sich immer weiter verbessern, wir<br />

haben ein Team aufgebaut, das jetzt richtig gut ist.<br />

Das ist alles toll, ich liebe es, den Jungs zuzusehen,<br />

wenn sie Erfolge feiern und Spaß haben.<br />

Dazu hast du noch ein Restaurant...<br />

Man versucht halt immer, zu investieren, clever zu<br />

sein und sich einen kleinen Rückhalt zu schaffen,<br />

wenn es mit den Rennen mal vorbei ist. Deshalb<br />

habe ich vor ein paar Monaten das Restaurant eröffnet<br />

und bisher läuft es echt gut. In Dallas arbeite ich<br />

noch mit einem japanischen Restaurant zusammen<br />

und dann habe ich dort noch ein paar Immobilien.<br />

Man muss immer an die Zukunft denken.<br />

Isst du selbst viele Burger?<br />

Ja, aber nur im Winter. [lacht]<br />

Hast du einen Fitnessplan, hältst du strenge Diät<br />

oder isst du einfach, worauf du Lust hast?<br />

Ja, sicherlich, aber der Plan ändert sich im Laufe des<br />

Jahres, abhängig von den Rennen und Pausen, das<br />

ist immer anders. Momentan haben wir viele Tests<br />

und einige Rennen, da trainiere ich nicht so viel,<br />

denn man muss sich auch mal ausruhen und die<br />

Kräfte sammeln. Es hängt also immer davon ab, wie<br />

Gerade bei der Entwicklung des Bikes arbeiten wir so viel wie<br />

möglich zusammen. Ihn als Teamkollegen zu haben, ist eine<br />

gute Sache, denn er ist einer der schnellsten Fahrer der Welt.<br />

viele Rennen anstehen. Aber ja, ich habe immer<br />

einen Plan. Ich versuche, mich gesund zu ernähren,<br />

ich habe keine besondere Diät oder so. Ich versuche,<br />

nur immer genau die richtige Menge an Essen zu<br />

mir zu nehmen und ausgewogen zu essen.<br />

Verfolgst du die Serie trotzdem noch?<br />

Ich versuche es. Durch unsere ganzen Reisen ist es<br />

aber schwierig. Es gibt tolle neue Fahrer dort und<br />

ich versuche, so viel mitzubekommen wie möglich,<br />

aber ich bin nicht mehr so nah dran wie früher.<br />

Aber ja, ich denke, ich weiß immer noch, was da<br />

abgeht.<br />

Dann hast du sicherlich auch mitbekommen, dass<br />

Yamaha sich aus der Superbike zurückgezogen<br />

hat...<br />

Ja, das war hart. Wenn ich in der World Superbike<br />

geblieben wäre, dann wären sie vielleicht noch<br />

immer dabei. Es war sicher eine schwere Entschei-<br />

Du hast ziemlich viele Tattoos. Wie viele sind es<br />

genau und was bedeuten sie alle?<br />

Ich habe ein großes und ein kleines auf meinem<br />

Arm, einige am Oberkörper und an den Beinen.<br />

Für mich sind das persönliche Tattoos, sie haben<br />

alle eine besondere Bedeutung, sie erinnern mich<br />

an bestimmte Erlebnisse mit gewissen Leuten, an<br />

andere Dinge, meine Familie. Ich habe zu viele Tattoos,<br />

die alle zu viele Bedeutungen haben, um sie<br />

einfach mal kurz zu erklären.<br />

Fährst du auch abseits der Rennstrecken Motorrad?<br />

Hast du überhaupt einen Führerschein?<br />

Nein, ich habe keinen Motorradführerschein, aber<br />

Deine Mom ist immer mit dabei. Nervt das manchmal,<br />

ist es eine typische Mutter-Sohn-Beziehung<br />

oder seid ihr eher gute Freunde?<br />

Für mich ist das normal, sie war immer bei allen<br />

meinen Rennen dabei. Diese Frage stellen so viele,<br />

aber niemand fragt die Fahrer, die mit ihrem Vater<br />

an der Strecke sind. Ich weiß nicht, warum das so<br />

ist. Von den meisten anderen Fahrern kommen<br />

eben die Väter mit zu jedem Rennen und zu jedem<br />

Test, aber da fragt sich niemand. Nur weil es eine<br />

Frau ist, fragt jeder danach, aber für mich ist das<br />

eben nicht ungewöhnlich. Sie ist schon immer bei<br />

mir gewesen, sie ist meine Managerin und da gibt<br />

es keine Probleme.<br />

Fotos: milagro<br />

84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Ben Spies greift auch diese<br />

Saison mit Yamaha an<br />

Besser, schneller,<br />

konstanter - das sind die<br />

Ziele von Spies für 2012


Text: Maria Pohlmann<br />

Stars und Sternchen hat die US-amerikanische Welt genug zu bieten, aber wie sieht<br />

es in der MotoGP aus? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wagt den Walk of Fame über den<br />

Motorrad-Boulevard und stolpert dabei über einige bekannte Sterne.<br />

Yes, they can!<br />

Wir spulen zurück. Halt! Nein, weiter... weiter... weiter... Stopp! Ja, genau<br />

da. Zugegeben, die guten alten amerikanischen Zeiten sind schon eine Weile<br />

her. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass US-Amerikaner in der<br />

MotoGP weniger erfolgreich waren als all die anderen Nationen und vor<br />

allem heißt das noch lange nicht, dass die großen Triumphe nicht wiederkommen<br />

können, obwohl die USA als das Land gilt, in dem Superbike die<br />

absolute Vorherrschaft besitzt. Schließlich hat das Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten mit Colin Edwards, Nicky Hayden und Ben Spies auch aktuell<br />

einiges in der Königsklasse zu bieten. Einen Nachteil gibt es allerdings:<br />

Beim Nachwuchs scheint es zu stocken. Bis es mit Weltmeistern aus den<br />

USA weitergeht, lehnen wir uns also zurück und schwelgen noch ein wenig<br />

in den guten alten Zeiten. Dazu müssen wir aber noch etwas weiter<br />

zurückspulen... Genau, da wären wir - Play.<br />

Take One -<br />

Kenny Roberts senior<br />

Der erste Pilot, der über den großen Teich kam und es in der<br />

Weltmeisterschaft zu Ruhm und Ehren brachte, war Kenny<br />

Roberts senior. Noch in seiner AMA-Siegsaison 1974 machte der<br />

heute 60-Jährige zur Dutch TT in Assen einen ersten Abstecher<br />

in die 250ccm-Klasse und wurde auf Anhieb Dritter. Mit weniger<br />

bescheidenen Erwartungen startete er vier Jahre später seine<br />

erste volle Saison. Seine Vorab-Ankündigung, direkt den Titel<br />

mitzunehmen, brachte ihm schnell den Namen ‚Großmaul<br />

Roberts‘ ein. Doch mit seinem amerikanischen Fahrstil gelang<br />

es dem Piloten aus Kalifornien tatsächlich, direkt die 500er-Klasse<br />

für sich zu entscheiden. Den ersten Titel für Yamaha konnte er<br />

sogar in den folgenden beiden Jahren noch verteidigen. Aus<br />

‚Großmaul Roberts‘ wurde ‚King Kenny‘ und eine Legende in der<br />

MotoGP. Obwohl er ab 1983 nicht mehr selbst fuhr, war Roberts<br />

noch bis 2008 mit einem eigenen Team in der MotoGP<br />

vertreten<br />

Fotos: milagro, honda<br />

86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Take Two -<br />

Freddie Spencer<br />

Frederick Burdette Spencer gewann 1983 im Alter von 21<br />

Jahren als jüngster GP-Fahrer seinen ersten 500ccm-Titel.<br />

Zwei Jahre später gelang ihm dieses Kunststück erneut, obendrauf<br />

gab‘s im gleichen Jahr sogar noch den 250er-Titel. Dank<br />

seines außergewöhnlichen Fahrstils wurde Spencer nicht nur<br />

‚Fast Freddie‘, sondern hin und wieder auch ‚der Außerirdische‘<br />

genannt. Aufgrund vieler Verletzungen und von Ausfallpech<br />

blieben die Erfolge nach dem Doppeltriumph allerdings<br />

aus. 1993 versuchte Spencer ein Comeback - mit nur<br />

zwei Punkten am Saisonende konnte er allerdings keinen<br />

amerikanischen Traum verwirklichen. Dafür eröffnete der<br />

Fahrer aus Louisiana vier Jahre später die ‚Freddie Spencer‘s<br />

High Performance Riding School‘ und wurde in den Kreis der<br />

MotoGP-Legenden aufgenommen.<br />

Take Three -<br />

Eddie Lawson<br />

Mit Eddie Lawson landete nach Kenny Roberts senior der nächste<br />

US-Star in den WM-Erfolgsbüchern von Yamaha, nachdem er in<br />

der US-amerikanischen Superbike-Meisterschaft bereits zwei<br />

Titel auf Kawasaki abgeräumt hatte. Mit der 500er-Maschine<br />

sicherte sich der heute 44-Jährige 1984, 1986 und 1988 den<br />

WM-Triumph in der Königsklasse. Danach wechselte ‚Steady<br />

Eddie‘ zu Honda und konnte auch auf dem japanischen Konkurrenzmodell<br />

den Sieg in der 500ccm-Klasse feiern, womit er sich<br />

als einer der erfolgreichsten Rennfahrer verewigte. Insgesamt<br />

stand Lawson 31 Mal auf der obersten Stufe des 500er-Treppchens.<br />

Vor 13 Jahren wurde er in die Hall of Fame der FIM aufgenommen,<br />

dazu gab es das Prädikat der MotoGP Legende - ein<br />

wahres Happy End.<br />

Take Four -<br />

John Kocinski<br />

Schon mit 17 Jahren war John Kocinski Werksfahrer bei<br />

Yamaha in der AMA, wo er von 1987 bis 1989 gewann. Schon<br />

bei seinem Debüt in der 250er WM sicherte er sich die Pole<br />

Position. 1989 startet er zum ersten Mal in der 500er Kategorie.<br />

Ein Jahr später trat der Pilot aus Little Rock in Arkansas<br />

in vier Serien gleichzeitig an und holte auf Anhieb den 250er<br />

Titel. Trotz Siegen und starken Platzierungen reichte es für<br />

Kocinski nicht mehr für einen GP-Titel. Dafür triumphierte er<br />

1997 mit Honda in der Superbike-WM. Danach versuchte er<br />

sich erneut in der 500er WM, allerdings ohne nennenswerte<br />

Erfolge. Zum Ende des Jahres 2003 trat der heute 44-Jährige<br />

vom aktiven Rennsport zurück.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87


Take Five -<br />

Wayne Rainey<br />

Sein erstes GP-Rennen fuhr Wayne Rainey 1984, nachdem er<br />

seine Karriere im Motocross begonnen und später in der USamerikanischen<br />

Superbike Meisterschaft angekurbelt hatte.<br />

Sechs Jahre später gelang ihm der Durchbruch in der WM mit<br />

seinem ersten 500ccm-Titel. Diesen konnte der Pilot aus Los<br />

Angeles zwei Jahre lang verteidigen. Insgesamt feierte er 24<br />

GP-Siege. 1993 beendete ein heftiger Sturz beim italienischen<br />

GP in Misano seine Laufbahn abrupt. Durch einen Bruch des<br />

sechsten Brustwirbels war Rainey querschnittsgelähmt. Trotzdem<br />

verlor er die Lust am Motorradsport nicht und noch heute besucht<br />

der 51-Jährige das eine oder andere MotoGP-Rennen als Yamaha-<br />

Botschafter. Auch Rainey wurde in den erlauchten Kreis der<br />

MotoGP-Legenden aufgenommen.<br />

Take Six -<br />

Kevin Schwantz<br />

Eine weitere MotoGP-Legende ist Kevin Schwantz. Nach<br />

Dirttrack-Rennen und AMA Superbike Championship startete<br />

er 1987 erstmals in der Weltmeisterschaft. Von Anfang an<br />

sorgte der wilde Fahrstil des Texaners für Aufsehen. Damit<br />

schaffte er es, 1993 seinen ersten 500ccm-Titel nach Hause<br />

zu fahren. Insgesamt feierte er mit dem Suzuki-Werksteam<br />

25 Siege und galt als einer der beliebtesten Rennfahrer der<br />

Zweirad-Geschichte. Seine Startnummer 34 wird in der<br />

Königsklasse ihm zu Ehren nicht mehr vergeben. Der 48-Jährige<br />

ist noch heute oft an der Rennstrecke zu sehen und<br />

fördert den Nachwuchs in seiner ‚Kevin Schwantz Master-<br />

School‘ - ganz nach dem Motto: »Wenn du Gott siehst, dann<br />

musst du bremsen.«<br />

Uda et quate volenima endel<br />

magnimus, quaerchitin<br />

conseque nis ma quiasi<br />

Take Seven -<br />

Kenny Roberts junior<br />

Kenneth Lee Roberts junior war der Weg in den GP-Sport geebnet.<br />

1993 begann er in der 250ccm-Klasse, wo er im Malboro-Yamaha<br />

Team mit der Crew seines Vaters startete. Vier Jahre später stieg<br />

er mit dem Team Malboro-Roberts in die 500ccm-Kategorie auf.<br />

Aber erst bei Suzuki 1999 fuhr der Pilot aus Kalifornien in die<br />

Siegerspur. Im Jahr darauf trat er in die Fußstapfen seines Vaters<br />

und sicherte sich 19 Jahre nach dem letzten 500er Titel von<br />

Kenny Roberts senior den Titel in der Königsklasse. ‚Little Kenny‘<br />

wurde damit nicht nur der sechste US-Sieger in der 500ccm-<br />

Klasse, sondern war auch der letzte Titelträger vor Valentino Rossis<br />

Triumphserie. Nach der Rückkehr ins Team seines Vaters und<br />

dem Umstieg auf 800ccm 2007 fand Roberts junior seine Motivation<br />

nicht wieder und zog sich ab<br />

dem Katalonien GP zurück.<br />

Fotos: milagro, honda<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Take Eight -<br />

Nicky Hayden<br />

Nach dem Ausstieg von Kenny Roberts junior tauchte mit<br />

Nicholas Patrick Hayden 2003 ein neuer amerikanischer Star<br />

am MotoGP-Himmel auf. Schon in seinem ersten Jahr<br />

schaffte er es, als Teamkollege von Valentino Rossi mit der<br />

Honda aufs Podest zu fahren und wurde zum Rookie of the<br />

Year. Zwei Jahre später gelang dem ‚Kentucky Kid‘ der erste<br />

Sieg in der Königsklasse beim Heim-GP in Laguna Seca.<br />

2006 gewann Hayden erneut in den USA und in den Niederlanden.<br />

Die zweite Saisonhälfte lief allerdings nicht wie<br />

erhofft, Tiefpunkt war das vorletzte Rennen in Estoril, in dem<br />

er vom damaligen Teamkollegen Dani Pedrosa abgeschossen<br />

wurde. Durch den Sturz von Rossi in Valencia sicherte sich<br />

der 30-Jährige im gleichen Jahr trotzdem noch seinen ersten<br />

und bislang einzigen MotoGP-Titel. Heute kämpft Hayden<br />

wieder an der Seite des Italieners hart um jeden WM-Punkt<br />

- allerdings auf Ducati.<br />

Abspann:<br />

Nach Hayden folgt eine lange Pause im MotoGP-Film der Vereinigten<br />

Staaten. Dass Amerika entdeckt wurde, war erstaunlich. Noch erstaunlicher<br />

wäre jedoch gewesen, wenn Amerika nicht entdeckt worden wäre.<br />

Marc Twain hätte damit genauso gut die Motorradweltmeister der ‚Neuen<br />

Welt‘ meinen können, schließlich zählen diese besonders unter den<br />

MotoGP-Legenden noch heute zu den größten Entdeckungen der GP-<br />

Geschichte. Vielleicht verstecken sich noch viel mehr Motorrad-Stars<br />

hinter den Hollywood Hills, das Drehbuch ist definitiv noch nicht zu Ende<br />

geschrieben. Aber wer will schon bis zum Happy End vorspulen, ohne<br />

das komplette spannende Schauspiel gesehen zu haben?<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89


Stefan Bradl bestreitet ein erfolgreiches Rookie-Jahr in der MotoGP<br />

und ist trotzdem immer auf der Suche nach Verbesserungen. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> begleitete den Zahlinger nach dem Catalunya<br />

Grand Prix in Barcelona beim Testen.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: milagro<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


die suche<br />

nach der<br />

perfektion<br />

Die Luft<br />

ist trocken und<br />

warm, ein erfrischender<br />

Wind weht<br />

über<br />

den<br />

Circuit de<br />

Catalunya. Die<br />

Sonne zeigt sich<br />

ab und an, die Fans<br />

haben schon lange den<br />

Heimweg angetreten, auch<br />

die Händler rund um den<br />

Kurs bauen ihre Verkaufsstände<br />

ab - es ist der Montagmorgen<br />

nach dem Gran Premi Aperol de<br />

Catalunya und noch immer sind<br />

die MotoGP-Piloten im Fahrerlager<br />

anzutreffen. Alle 21 Fahrer<br />

bereiten sich nach dem anstrengenden<br />

Rennsonntag auf den<br />

offiziellen Test vor, um weitere<br />

Runden auf der spanischen<br />

Strecke<br />

zu<br />

drehen.<br />

Auch Stefan<br />

Bradl kommt<br />

kurz nach 10:00<br />

Uhr bereits umgezogen<br />

in die LCR Honda<br />

Box. Crewchief Christophe<br />

Bourguignon, Ingenieur,<br />

Mechaniker, Reifentechniker,<br />

HRC-Techniker, Papa Helmut<br />

und beide RC213V sind ebenso<br />

bereit für die erste Ausfahrt.<br />

Wäre da über Nacht nicht der<br />

Regen gewesen, der nicht nur<br />

alle Spuren vom Rennsonntag<br />

weggespült, sondern auch den<br />

Asphalt komplett durchtränkt<br />

hat, sodass ein Rausfahren am<br />

Morgen zu gefährlich wäre.<br />

Schließlich sollen Fahrer und<br />

Material keinem unnützen<br />

Risiko ausgesetzt werden.<br />

Jetzt heißt es warten, bis der<br />

Kurs abgetrocknet ist. In der<br />

Zwischenzeit erklärt Crewchief<br />

Bourguignon dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> schon einmal den Plan:<br />

»Am Vormittag wollen wir an<br />

der Front arbeiten, also ver-<br />

schie-<br />

dene<br />

Einstellungen<br />

der<br />

Gabeln probieren.<br />

Für den<br />

Nachmittag steht das<br />

Hinterrad auf dem<br />

Programm. Wir wollen<br />

versuchen, die Traktion zu<br />

verbessern.« Bradl selbst<br />

entspannt sich derweil noch ein<br />

wenig. Um 12:00 Uhr wird<br />

endlich grünes Licht gegeben.<br />

Alle Leute in der LCR-Box<br />

schnappen sich ihre Ohrenschützer,<br />

Bradl setzt seinen<br />

Helm auf den Kopf und streift<br />

die roten Handschuhe über. Fast<br />

gleichzeitig ziehen die Mechaniker<br />

die Reifenwärmer von den<br />

Gummis, der Deutsche steigt<br />

zum ersten Mal an diesem<br />

Montag auf die RC213V und<br />

fährt auf die Strecke hinaus.<br />

»Das Warten an sich hat nicht<br />

genervt, ich konnte ja trotzdem<br />

noch genügend Runden<br />

zurücklegen«, sagt der LCR-<br />

Pilot am Abend. Während der<br />

22-Jährige seine erste fliegende<br />

Runde zurücklegt, beginnt in<br />

der Box hektisches Gewusel -<br />

die Mechaniker beginnen, das<br />

zweite Bike vorzubereiten und<br />

aufzuwärmen.<br />

Nach vier gezeiteten<br />

Runden kehrt<br />

Bradl zur Box<br />

zurück, stellt das Motorrad ab,<br />

setzt sich neben Bourguignon<br />

und beginnt, seine Eindrücke zu


Man muss<br />

schon Einiges<br />

durchprobieren;<br />

dafür ist<br />

ein solcher<br />

Test da -<br />

‚Never can<br />

be perfect‘.<br />

Es kann natürlich<br />

auch<br />

passieren,<br />

dass etwas<br />

einmal in<br />

die negative<br />

Richtung<br />

geht. deshalb<br />

muss<br />

man viel<br />

probieren.<br />

Nach einem langen Testtag in Barcelona:<br />

Stefan Bradl bei der Analyse mit seinen Ingenieuren<br />

schildern. Auch Papa Helmut sowie die<br />

HRC- und Bridgestone-Techniker lauschen<br />

konzentriert seinen Ausführungen. Die<br />

Mechaniker schließen derweilen das Garagentor<br />

und beginnen an der Front der RC213V zu<br />

schrauben. »Was genau wir alles verändert<br />

haben, geht ziemlich ins Detail, aber ich glaube<br />

schon, dass wir speziell an der Steifigkeit des<br />

Vorderrads etwas gefunden haben, damit es für<br />

mich ein bisschen direkter reagiert - das<br />

kommt mir sehr entgegenkommt«, erklärt<br />

Bradl später. »Ich glaube, ich bin schon ein<br />

Fahrer, der sehr spät bremst und eigentlich ein<br />

gutes Gefühl am Vorderrad braucht, auch im<br />

Kurveneingang. Da haben wir einen kleinen<br />

Schritt gefunden, der ganz positiv war.« Nach<br />

zehn Minuten geht es für den Zahlinger wieder<br />

auf die Strecke. Vier Runden später fühlte er<br />

sich besonders beim Bremsen etwas besser, wie<br />

er seinem Crewchief mitteilt. »Ein kleiner<br />

Schritt, der funktioniert.«<br />

Bevor es zum dritten Run geht, muss<br />

erst einmal aufgetankt werden.<br />

Wieder wechseln die vier Mechaniker<br />

mit geübten Handgriffen Teile am Vorderrad,<br />

ziehen die eine oder andere Schraube<br />

etwas fester an, bauen die Verkleidungsteile<br />

zurück ans Bike und schon steigt Bradl wieder<br />

auf und legt weitere vier getimte Umläufe<br />

zurück. Obwohl sich Dani Pedrosa und Casey<br />

Stoner damit im Honda-Werksteam nicht wohl<br />

fühlen, hatte Bradl sogar schon im Rennen die<br />

neue weiche Bridgestone-Reifenmischung am<br />

Vorderrad aufgezogen, mit der er auch am<br />

Testtag unterwegs ist. »Ich komme damit<br />

zurecht«, sagt er. Bourguignon schätzt den<br />

neuen Gummi ebenso: »Wir haben damit nicht<br />

so viele Probleme wie die Werksfahrer. Für uns<br />

ist der neue Reifen sogar eine kleine Verbesserung.«<br />

Nach einem weiteren Run und einer<br />

kompletten Stunde voller Testaction heißt es<br />

erst einmal Mittagspause. Für das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> Zeit zum Nachhaken. Wird ein Teil<br />

weiterverwendet, wenn es sich nach einem<br />

Run schon als gut erwiesen hat oder probiert<br />

Bradl zusammen mit seiner Crew dann<br />

trotzdem noch weitere Optionen? »Man muss<br />

schon Einiges durchprobieren; dafür ist ein<br />

solcher Test da - ‚Never can be perfect‘. Es<br />

kann natürlich auch passieren, dass etwas<br />

einmal in die negative Richtung geht und<br />

deshalb muss man eben viel rumprobieren.<br />

Das kostet eben sehr viel Zeit«, erläutert er<br />

seine Vorgehensweise.<br />

Zum gemütlichen Mittagessen<br />

bleibt keine Zeit. Bradl zieht<br />

sich mit seinem Crewchief in<br />

den LCR-Truck zurück, lässt<br />

sich einen prall gefüllten<br />

Nudelteller bringen und wertet weiter Daten<br />

aus. Um 14:30 Uhr geht es in der Box weiter,<br />

nach zwei weiteren Vier-Runden-Runs,<br />

zwischen denen am Lenker und noch immer<br />

am Vorderrad geschraubt, der Reifenluftdruck<br />

mehrfach geprüft und die Reifenwärmer<br />

auf und abgezogen wurden, ist das<br />

Hinterrad fällig. Ein Rennen dauert nur eine<br />

knappe Stunde, am Testtag ist Bradl acht<br />

Stunden auf den Beinen - und auf dem<br />

Motorrad. Bedeutet das mehr Stress?<br />

»Eigentlich schon, ja. Es ist hin und wieder<br />

sogar schwierig, immer die richtige Motivation<br />

zu finden, weil es doch ab und zu zäh ist<br />

und man kann nicht einfach direkt attackieren,<br />

weil man auch mit abgefahrenen Reifen<br />

rumprobieren muss«, beschreibt er die<br />

Anstrengung.<br />

In Barcelona findet der MotoGP-Rookie die<br />

nötige Motivation. Ab dem siebten Run wird<br />

am Hinterrad gebastelt. »Ich muss das noch<br />

einmal mit dem gleichen Reifen probieren«,<br />

Fotos: milagro<br />

92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Stefan Bradl schlägt sich in seiner Debütsaison in der MotoGP beachtlich - auch<br />

lange Testsessions bringen ihn nicht aus der Ruhe<br />

sagt er nach seiner Rückkehr in die Teambox<br />

zum Crewchief. Bourguignon gibt die<br />

Anweisung an die Mechaniker weiter, das<br />

Bike wird entsprechend präpariert und es<br />

geht zum achten Mal auf die Strecke. Zum<br />

Team in der Box gesellt sich mittlerweile<br />

auch ein Öhlins-Techniker, der sich jede<br />

Änderung genau ansieht und Daten sammelt.<br />

Sobald Bradl wieder zurückkehrt, wird<br />

die neue Verkleidungsscheibe geputzt und<br />

Reifen, Radaufhängungen und Federbeine<br />

gewechselt. Jeder einzelne Handgriff macht<br />

sich bemerkbar. »Es kommt natürlich darauf<br />

an, wie groß die Veränderung ist und<br />

welcher Bereich gerade betroffen ist. Es hat<br />

auch viel damit zu tun, ob ein neuer Reifen<br />

aufgezogen ist, aber grundsätzlich sind wir<br />

schon sehr sensibel«, kommentiert Bradl.<br />

Insgesamt fährt der Deutsche an<br />

diesem Montag zwölf Mal auf die<br />

Strecke und legt ganze 62 Runden<br />

auf dem katalanischen Kurs zurück.<br />

Damit ist er nach Nicky Hayden<br />

summa summarum der fleißigste Pilot.<br />

»Hinten haben wir viel rumprobiert, aber es<br />

ist nicht wirklich etwas dabei herausgekommen.<br />

Wir haben zum Beispiel verschiedene<br />

Hinterradaufhängungen und andere Federbeine<br />

probiert«, erklärt Bradl etwas enttäuscht.<br />

17:45 Uhr ist Schluss, das Tor zur<br />

LCR-Garage wird ein letztes Mal heruntergezogen,<br />

Bradl setzt sich erneut mit seiner<br />

Crew zusammen und die beiden Honda-<br />

Bikes werden für den Transport zum<br />

nächsten Test nach Aragon vorbereitet. In<br />

Runde 50 legt er mit 1:42.769 Minuten die<br />

schnellste Rundenzeit hin und landet damit<br />

auf Position neun der Testzeitenliste. Zum<br />

Vergleich: Casey Stoners Qualifikationsbestzeit<br />

lag bei 1:41.295 Minuten. Auch Bradl<br />

wirft noch einen Blick auf die Zeitentabelle,<br />

schließlich lässt die Rundenzeit einen<br />

professionellen Piloten nie kalt. »Man sieht<br />

eben automatisch hin. Das gehört zum Job.<br />

Die Zeiten sind dabei allerdings gar nicht so<br />

ausschlaggebend, das Gefühl ist wichtig.«<br />

Insgesamt hat das Team im Laufe des<br />

Testtags acht Bridgestone-Reifen verbraten,<br />

vier für die Front und vier Hinterreifen.<br />

»Das sind im Grunde genommen relativ<br />

wenig neue Reifen«, so Bradl. Der Tag ist für<br />

den Honda-Fahrer nicht schlecht verlaufen.<br />

Er konnte sein Gefühl fürs Vorderrad<br />

verbessern und schließlich ist es das Wichtigste,<br />

sich bei einem Test zu verbessern. Um<br />

19:00 Uhr gibt Bradl die letzten Interviews. »<br />

Der Test war gut, ich bin<br />

zufrieden. Wir konnten<br />

uns ganz gut mit dem<br />

Vorderrad steigern. Das<br />

passt zu meinem Fahrstil, ich bin glücklich, dass<br />

wir da einen Schritt nach vorne gemacht haben.<br />

Leider ist uns dasselbe nicht mit der Hinterradabstimmung<br />

gelungen. Wir wollten am<br />

Hinterrad noch ein bisschen Grip finden,<br />

speziell wenn der Reifen abbaut. Wir haben<br />

verschiedene Sachen probiert, das hat allerdings<br />

nicht optimal funktioniert, aber wir können für<br />

den heutigen Tag trotzdem zufrieden sein. Wir<br />

sind einigermaßen gut dabei und von daher<br />

passt‘s«, fasst er zusammen. Etwas später ist der<br />

Tag endgültig beendet. Die Teams packen<br />

zusammen. Schon am Dienstag reist Bradl<br />

weiter nach Aragon. Während die Sonne über<br />

dem Circuit de Catalunya langsam verschwindet,<br />

denkt der Zahlinger bereits an den nächsten<br />

Test, bei dem er hofft, sich weiter zu verbessern,<br />

um für den Rest seiner Rookie-Saison weiter<br />

vorne dabei zu sein.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Text: jule krause<br />

top<br />

Känguru-<br />

Power<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verbeugt<br />

sich vor Casey Stoner und blickt<br />

auf fünf MotoGP-Meilensteine des<br />

Australiers zurück, der Ende 2012 das<br />

Kapitel Motorrad-WM beenden wird.<br />

Am 16. Oktober 2011 feierte Casey Stoner beim Grand Prix von<br />

Australien auf Phillip Island einen 26. Geburtstag der Superlative:<br />

Er gewann mit einem Rennsieg seinen zweiten MotoGP-Titel, den<br />

ersten für Honda seit 2006; damit holte er sowohl den ersten -<br />

2007 mit Ducati - als auch letzten WM-Titel der 800cc-Ära und<br />

ist zudem mit 33 Siegen der Fahrer mit den meisten Erfolgen<br />

dieser MotoGP-Phase. Am 17. Mai 2012, in der Pressekonferenz<br />

zum Grand Prix von Frankreich, verkündete Casey Stoner seinen<br />

Rücktritt zum Saisonende: »Ich habe diesen Sport geliebt, ihm<br />

Opfer gebracht, meine Familie, meine Frau sie alle haben so viel<br />

dafür gegeben, dass ich fahren kann, aber die MotoGP hat sich<br />

verändert und ist an einem Punkt angekommen, an dem ich<br />

meine Leidenschaft dafür verloren habe.« Leidenschaft, vor allem<br />

aber Charakter, bewies Casey Stoner während seiner gesamten<br />

Karriere, obwohl er dafür nie T-Shirts, Feieraktionen oder emotional-heißblütige<br />

Ausbrüche in Anspruch nahm. Känguru-Power<br />

ist eben unvergleichbar. Anders.<br />

Erster GP-Sieg -<br />

5.Valencia 2003<br />

30 Grand Prix, eine Aprilia und zwei Klassenwechsel brauchte<br />

es, bis Casey Stoner sich 2003 »selbst überraschte« und das<br />

Rennen in Valencia gewinnen konnte. Die Känguru-Power schlug<br />

nicht nur die gesamte spanische Armada auf heimischem<br />

Boden, sie schaffte es zudem, das Rennen zu gewinnen, dass<br />

jeder Fahrer gewinnen will: das Saisonfinale. Der Sieg war das<br />

perfekte erste Dankeschön an Teamchef Lucio Cecchinello, der<br />

über die Jahre ein ständig wiederkehrender Wegbegleiter des<br />

Australiers werden sollte.<br />

Fotos: milagro, honda<br />

94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


4. Erster GP-Sieg für KTM - Malaysia 2004<br />

Am 10. Oktober 2004 sorgte Stoner für den historischen ersten GP-Sieg von KTM. Die Österreicher waren zu diesem<br />

Zeitpunkt erst in ihrer zweiten Saison und hatten sich dafür die Dienste, das Können und das technische Verständnis des<br />

18-Jährigen gesichert. Stoner selbst hatte den ersten Triumph schon viel früher erwartet, doch es dauerte bis zum 14.<br />

Saisonrennen, ehe alles zusammenlief. Bemerkenswert, denn vor dem Rennen hatte Stoner zehn Tage lang mit einem<br />

Grippevirus zu kämpfen, der nicht nur zwei Kilo Körpergewicht raubte, sondern auch viel Energie. Dennoch schaffte es<br />

der Youngster seine Kräfte bei 37°C präzise einzuteilen und sich den zweiten Sieg seiner Karriere zu sichern.


3.<br />

Erster MotoGP Sieg -<br />

Katar 2007<br />

Der erste Sieg in der Königsklasse ist für jeden Fahrer etwas<br />

Besonderes, doch auch hier setzte das ‚Känguru‘ noch einen<br />

drauf. Nachdem Valentino Rossi Ducati eine Absage erteilt hatte,<br />

schnappten sich die Italiener Stoner als Unterstützung für Loris<br />

Capirossi. Doch es war nicht der Altmeister, der die MotoGP-Welt<br />

in Erstaunen versetzte, sondern der damals 21-Jährige. Die<br />

erste gemeinsame Sonntagsausfahrt mit der Diva brachte ihm<br />

den ersten Sieg in der GP-Klasse. Kein Zufall: im Rennen kämpfe<br />

Stoner gegen den siebenfachen Weltmeister Rossi und schlug<br />

diesen im Duell auf der Strecke. Neun weitere Saisontriumphe<br />

folgten und mit insgesamt 367 Punkten wurde er der überlegene<br />

erste MotoGP-Weltmeister der 800cc-Ära, die am 10. März 2007<br />

ihr Debüt gegeben hatte, genau wie die Erfolgs-Kombination<br />

Stoner-Ducati.<br />

2.<br />

Rang 3 -<br />

Barcelona 2009<br />

Kampfgeist, Charakter, selbstkritisch, zäh - wer daran<br />

zweifelt, dass Stoner diese Eigenschaften für sich in<br />

Anspruch nehmen darf, der hat in Barcelona 2009<br />

nicht aufgepasst. Dem Australier ging es am Rennsonntag<br />

schlichtweg dreckig, dennoch kämpfte er<br />

für acht Runden an der Spitze gegen zwei überragende<br />

Yamaha-Fahrer. Als es nicht mehr ging, entschloss<br />

er sich gegen die Rennaufgabe und für so<br />

viele Punkte wie möglich. »Eine Aufgabe wäre gegenüber<br />

dem Team nicht fair gewesen, sie haben so hart<br />

gearbeitet und mir ein klasse Bike gegeben.« Dass<br />

er den dritten Rang mit einem Schwächeanfall und<br />

ärztlicher Betreuung bezahlen musste, schien nebensächlich.<br />

Die Rennen danach wurden nicht einfacher<br />

und es folgten ein Ärztemarathon, Bluttests, Fehldiagnosen,<br />

eine Auszeit sowie unglaublich viel Kritik<br />

- obwohl die Zweifler ihm zusetzten, wühlte Stoner<br />

weiter, bis er den Grund seiner Schwäche fand:<br />

Laktose-Intoleranz.<br />

Fotos: milagro, honda, ducati


1.<br />

35. GP-Sieg -<br />

Laguna Seca 2011<br />

Gefragt nach seinem schönsten Sieg nennt das Känguru nicht die offensichtliche<br />

Antwort Philipp Island 2011, sondern Laguna Seca im gleichen Jahr. Aber nicht,<br />

weil es etwa der erste Triumph in Laguna gewesen ist - 2007 konnte Stoner dort<br />

schon überlegen gewinnen -, 2011 lief es bis zum Rennsonntag nicht rund und<br />

auch der Start war mäßig. Er musste sich erst nach hinten verteidigen, dann an<br />

Teamkollege Dani Pedrosa vorbeikämpfen und danach den souverän führenden<br />

Jorge Lorenzo jagen. Mit noch elf Runden zu fahren hing er am Hinterrad des<br />

Spaniers und die WM-Kontrahenten lieferten sich ein gnadenloses, aber stets<br />

faires Duell auf der Strecke. Sechs Runden vor Schluss schlug Stoner Lorenzo<br />

mit einem Lorenzo-Manöver: Er ging nach Start-Ziel bei Tempo 265km/h außen<br />

herum am Spanier vorbei und gab diesem keine Chance zurück zu schlagen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97


Fotos: bmw<br />

MSM: Nach vier Jahren in der Superbike folgte<br />

in Donington der erste Sieg. Wie fühlte sich das<br />

an?<br />

BERNHARD GOBMEIER: Das war natürlich<br />

eine riesen Freude und natürlich auch eine riesige<br />

Erleichterung, weil es einfach eine Bestätigung<br />

von dem war, was wir in den letzten Monaten<br />

erarbeitet haben. Das war sehr viel Arbeit.<br />

Für die einzelnen Mitarbeiter ist das kein einfacher<br />

Büro-Job von morgens um acht bis nachmittags<br />

um vier, sondern teilweise rund um die<br />

Uhr. Deshalb war es natürlich ein super Erlebnis<br />

für alle Beteiligten, also nicht nur für mich persönlich,<br />

sondern für alle, die jetzt wirklich<br />

schon vier Jahre darauf hingearbeitet haben.<br />

Kam der erste Sieg nach vier Jahren eher als<br />

Überraschung, genau zum richtigen Zeitpunkt<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

In den Augen von sehr<br />

vielen Internen war<br />

er natürlich längst<br />

überfällig. Wir hatten<br />

schon in der zweiten<br />

Hälfte 2011 eine stark<br />

steigende Tendenz,<br />

bei genauer Analyse<br />

waren wir schon im<br />

vorigen Jahr bedingt<br />

wettbewerbsfähig;<br />

von den Rundenzeiten<br />

her konnten wir mit<br />

der Spitze mithalten.<br />

oder war er schon längst überfällig?<br />

Das kann man immer von zwei Seiten betrachten.<br />

In den Augen von sehr vielen Internen war<br />

er natürlich längst überfällig. Wir hatten schon<br />

in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres eine<br />

stark steigende Tendenz, bei genauer Analyse<br />

waren wir schon im vorigen Jahr bedingt wettbewerbsfähig;<br />

von den Rundenzeiten her konnten<br />

wir mit der Spitze mithalten. Über den<br />

Winter haben wir das ganze Motorrad aufgrund<br />

einer komplett neuen Homologation umgekrempelt<br />

und im Rahmen dessen auch an vielen<br />

Punkten Verbesserungen vorgenommen. Damit<br />

hatten wir zumindest rein auf dem Papier eine<br />

bessere Basis und auch bei den Fahrern und<br />

Teammitgliedern haben wir uns in bestimmten<br />

Aspekten noch verbessert. Insofern waren also<br />

schon das erste Podium in Australien und die


Text: Maria Pohlmann<br />

Bayern auf<br />

der Siegerspur<br />

BMW feierte nach vier Jahren Superbike in Donington den ersten<br />

Sieg. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Bernhard Gobmeier,<br />

dem Direktor von BMW Motorrad <strong>Motorsport</strong>, über den Triumph,<br />

weitere Ziele und ob die Münchner nicht doch bald in der MotoGP<br />

anzutreffen sein könnten.<br />

weiteren Podestplätze, die wir bisher eingefahren<br />

haben, die Bestätigung dessen. Es war<br />

wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis der<br />

erste Sieg fällig sein würde. Wir hatten in Assen<br />

ein bisschen Pech mit Stürzen und Wetterkapriolen,<br />

gleiches gilt für Monza - da waren<br />

eigentlich schon Siege fällig. In Donington<br />

wussten wir, dass wir relativ gut dastehen würden,<br />

in Salt Lake City war uns hingegen klar,<br />

dass es schwierig werden würde, aber wir hatten<br />

uns zumindest Podestplätze ausgerechnet, dass<br />

es dann ein 1-2-Ergebnis geworden ist, war<br />

natürlich umso besser.<br />

Marco Melandri hat in diesem Jahr Troy Corser<br />

abgelöst. Ist er eine Bereicherung für das Team<br />

oder trauern Sie noch Corser nach?<br />

Natürlich trauern wir Corser nach. Er hat in<br />

BMW gelang der Sprung aufs oberste Treppchen<br />

den vergangenen drei Jahren die Geschicke<br />

unseres Team und unseres Motorrads wesentlich<br />

mit beeinflusst. Troy ist nach wie vor ein<br />

sehr starker Rennfahrer und er hat uns wahnsinnig<br />

viel gegeben. Auf der anderen Seite haben<br />

wir aber auch gemerkt, dass wir einen frischen,<br />

neuen Input brauchten, um uns in bestimmten<br />

Punkten weiterzuentwickeln. Marco Melandri<br />

ist ein Fahrer einer jüngeren Generation, die<br />

mehr durch Technik und Elektronik geprägt ist<br />

als Troy. Dieser zusätzliche Input, den Marco<br />

mitgebracht hat, hat sicher auch dazu beigetragen,<br />

dass wir uns noch weiter verbessert haben.<br />

Melandri kam aus der MotoGP zu Yamaha in<br />

die Superbike und fährt in seinem zweiten Jahr<br />

jetzt die BMW. Hat er typische MotoGP-Fahrereigenschaften<br />

mitgebracht, die er sich erst<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


noch abgewöhnen musste?<br />

Er hat typische GP-Eigenschaften, das ist richtig,<br />

besonders von der Arbeitsweise würde ich ihn<br />

mit Max Biaggi und Carlos Checa vergleichen.<br />

Abgewöhnen muss man ihm nichts, eher im<br />

Gegenteil. Was die MotoGP-Fahrer mitbringen,<br />

ist eine gewisse Arbeitsweise, wie sie an ein<br />

Rennwochenende oder an einen Test herangehen<br />

und diese Arbeitsweise ist sehr, sehr systematisch.<br />

Das haben sie in der MotoGP von der<br />

Pike auf gelernt und das sollen sie auch<br />

beibehalten.<br />

Was ist in dieser Saison noch zu erwarten?<br />

Könnte sogar der Titel drin sein?<br />

Man kann das nicht ganz ausschließen, aber<br />

darüber wollen wir momentan nicht spekulieren.<br />

Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass<br />

wir unsere bisherige Form weiterführen, wir<br />

werden uns sicherlich nicht verschlechtern. Wir<br />

haben noch einige zusätzliche technische<br />

Lösungen im Köcher, die wir in den nächsten<br />

Wochen und Monaten noch ausprobieren wollen.<br />

Wir wollen das Motorrad und auch uns als<br />

Team immer weiter verbessern. Auf der einen<br />

Seite werden wir neue Teile haben, das ist die<br />

Hardware, aber auf der anderen Seite wird auch<br />

eine neue Software ausprobiert, also sowohl<br />

mechanische Teile als auch Elektronik-Strategien<br />

und -Funktionen.<br />

Das Siegerfeld ist in diesem Jahr bunt durchmischt.<br />

Gibt es Defizite gegenüber den<br />

Konkurrenzmaschinen?<br />

Eigentlich nicht. Es gibt Strecken, auf denen<br />

eine Ducati immer im Vorteil sein wird, aufgrund<br />

ihrer bauartbedingten Vorzüge; also<br />

200ccm mehr, mehr Traktion durch den Big-<br />

Bang-Effekt und auch durch die super Kombination<br />

aus einem erfahrenen Team, einem absolut<br />

ausgereiften Bike und Carlos Checa. Das ist<br />

natürlich immer streckenabhängig, also dort,<br />

wo sehr viel Leistung gefragt ist, sind sie im<br />

Nachteil. Dort, wo es extrem viele Kurven gibt<br />

und wo es sehr darauf ankommt, aus der Kurve<br />

heraus zu beschleunigen, ist die Ducati im Vorteil<br />

gegenüber den Vierzylinder-Bikes. Derzeit<br />

ist ein sehr harmonisches Gleichgewicht eingetreten,<br />

es gibt keinen Hersteller, der in irgendeiner<br />

Art und Weise hervorsticht. Generell muss<br />

man sagen, dass sich speziell Kawasaki und<br />

Honda im Vergleich zum vorigen Jahr technisch<br />

gesehen extrem verbessert haben. Die Aprilia<br />

war sowieso immer mit das stärkste Motorrad<br />

im gesamten Feld. Man muss also sagen, dass<br />

der Wettbewerb sehr ausgeglichen ist, was für<br />

die Meisterschaft schön ist. Aber aus unserer<br />

Sicht ist der Wettbewerb sehr viel härter<br />

geworden.<br />

Mit dem Forward Racing Team ist bereits ein<br />

kleiner Einstieg in die MotoGP erfolgt. Inwie-<br />

Fotos: bmw<br />

Auch für den Rest<br />

der Saison sind<br />

bei BMW noch einige<br />

Entwicklungsstufen geplant<br />

Diese Gerüchte kursieren seit Monaten<br />

und Jahren, aber es gibt dazu noch immer<br />

keine Entscheidung. Wir schauen uns alle<br />

Meisterschaften weltweit an, also auch<br />

die IDM, die AMA, BSB und die motoGP.<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die MotoGP ist bei BMW<br />

vorerst kein Thema - die<br />

Superbike bleibt die<br />

Zweiradserie Nummer eins<br />

weit wird das Team während der Saison<br />

unterstützt?<br />

Das stimmt nicht ganz, wir selbst haben mit<br />

Forward Racing gar nichts zu tun. Wir haben<br />

mit Suter Racing Technology einen Business-<br />

Partner und der betreibt das Geschäft, Rennfahrzeuge<br />

zu produzieren und zu verkaufen.<br />

Eskil Suter hat auf Basis des neuen CRT-Reglements<br />

überlegt, wie er ein möglichst leistungsfähiges<br />

Paket schnüren kann. Da kam er logischerweise<br />

auf uns, weil unser 1000er Motor<br />

von den Maßen her praktisch genauso groß ist<br />

wie der 600er Motor, sodass er unseren Motor<br />

relativ einfach in sein modifiziertes Moto2-<br />

Chassis einbauen konnte. Dann war er auf der<br />

Suche nach möglichen Teams, die ihm das Paket<br />

abkauften und mit Forward Racing ist er sich<br />

einig geworden. Wir machen nichts anderes, als<br />

ihm unsere jetzigen Superbike-Motoren zu leasen,<br />

die er dann wiederum an Forward Racing<br />

weitervermittelt. Unsere Elektronik haben wir<br />

nicht dazugegeben, sie fahren die Bosch-Elektronik<br />

und mussten sich selbst behelfen und<br />

versuchen, so ein Paket zu schnüren. Man<br />

erkennt natürlich auch, dass das Ganze von der<br />

Performance her mit starken Schwankungen<br />

noch in der Entwicklung ist. Das ist also kein<br />

direktes Engagement in der MotoGP.<br />

Warum gab‘s die Elektronik nicht dazu?<br />

Die Elektronik ist zu kompliziert für ein Privatteam,<br />

da hätten wir Leute mit an die Rennstrecke<br />

schicken müssen und das wollte ich<br />

bewusst nicht machen. Sie sollen sich Elektronik<br />

kaufen, es gibt eine Reihe an Firmen und genügend<br />

Auswahl. Wir wollten definitiv nicht mit<br />

hineingezogen werden, wir verleasen nur<br />

Hardware.<br />

Mit der Einführung der 1000ccm-Maschinen<br />

in der MotoGP gab es viele Bedenken, dass<br />

sich die Prototypen-Klasse zu sehr an die seriennahen<br />

Superbikes anlehnt. Haben Sie diese<br />

Bedenken je geteilt?<br />

Ich habe ehrlich gesagt keine Angst, der Motor<br />

alleine macht es nicht aus. Alles andere im<br />

MotoGP-Umfeld ist komplett anders, über Reifen,<br />

Bremsen, Elektronik, Chassis, es ist eine<br />

komplett andere Vorgehensweise. In der Superbike<br />

basiert unser Rennfahrzeug auf einem<br />

Serienbike und es ist ganz genau vorgeschrieben,<br />

was ich verändern darf und was nicht.<br />

Durch dieses Massenprodukt ist in der Superbike<br />

ein gewisses Handicap vorhanden, weil<br />

man gemäß Homologation und Regelwerk<br />

schwerere Bauteile verwenden muss, die für<br />

bis zu 200.000 Kilometer konstruiert sind. In<br />

der MotoGP hat man im Grunde eine komplette<br />

Freiheit, man kann alles tun, was das<br />

Fahrzeug schneller macht. In der MotoGP sind<br />

die Kosten höher, die technischen Freiheitsgrade<br />

höher, umgekehrt ist die ingenieurmäßige<br />

Leistung auch unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Also einerseits die totale Freiheit, was jeden<br />

Ingenieur natürlich freut, auf der anderen Seite<br />

müssen wir aus den technischen Vorgaben<br />

eines Serienprodukts ein sehr schnelles Rennprodukt<br />

herausholen. Die Herausforderung für<br />

die Ingenieure ist in der Superbike natürlich<br />

genauso groß, aber anders gelagert, insofern<br />

ist das schon noch weit genug auseinander.<br />

Reizt diese technische Freiheit nicht auch<br />

BMW, in der MotoGP zu starten?<br />

Diese Gerüchte kursieren seit Monaten und<br />

Jahren, aber es gibt dazu noch immer keine<br />

Entscheidung. Wir schauen uns natürlich alle<br />

Meisterschaften weltweit an, also auch die<br />

IDM, die AMA, BSB und die GP, um zu sehen,<br />

wohin sich die verschiedenen Reglements<br />

bewegen und wo unser Motorrad vielleicht am<br />

besten reinpasst. Momentan ist das Thema<br />

MotoGP sehr, sehr unsicher. Alles befindet sich<br />

in einem massiven Umwälzungsprozess und<br />

wir warten einfach mal ab, was sich dort entwickelt.<br />

Umgekehrt passiert in der Superbike<br />

momentan auch die ein oder andere Veränderung,<br />

auf technischer Seite und auch auf der<br />

Vermarktungsseite. Wir schauen uns das an,<br />

aber momentan kann man wirklich nichts dazu<br />

sagen.<br />

Welcher Rennserie würden Sie persönlich den<br />

Vorzug geben?<br />

Der, die für unser Produkt am besten ist, also<br />

derzeit der Superbike.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 101


italien<br />

sucht den<br />

superstar<br />

Der italienische Verband will anscheinend<br />

nicht dabei zusehen, wie seine Talente nur<br />

aufgrund von fehlenden Finanzen scheitern<br />

und fördert mit einem eigenen Team.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Egal ob Sport, Politik, Wirtschaft oder sonst ein<br />

Bereich, nirgendwo genügt es, sich auf etablierten<br />

Leistungsträgern auszuruhen und<br />

darauf zu bauen, dass immer alles gut weiterlaufen<br />

wird. Irgendwann wird einen die Zeit<br />

einholen und wer dann vergessen hat, sich um<br />

guten Nachwuchs zu kümmern, der wird eine<br />

schwere Zeit haben. Das Problem dabei, Nachwuchsarbeit<br />

kostet Geld und die Finanzen sind<br />

im Normalfall überall klamm, sobald jemand<br />

kommt und um Unterstützung bittet.<br />

Es gäbe genug Negativbeispiele, die davon<br />

berichten, wie junge Hoffnungsträger ihre Karrieren<br />

beenden mussten, weil ihre Förderung<br />

nicht funktioniert hat und sie keine Sponsoren<br />

fanden, um die weitere Laufbahn zu finanzieren.<br />

Landesverbände waren nur in den seltensten<br />

Fällen bereit oder in der Lage, alles<br />

alleine zu stemmen. Hier kommt die Federazione<br />

Motociclistica Italiana (FMI) ins Spiel. In<br />

Italien will man anscheinend nicht darauf warten,<br />

ob der nächste Valentino Rossi den Weg<br />

alleine an die Spitze schafft, sondern widmet<br />

sich bereits seit Jahren intensiv dem<br />

Nachwuchs.<br />

Fahrer wie Fausto Gresini oder Luca Cadalora<br />

profitierten früher bereits von der direkten Förderung<br />

ihres Landesverbandes, wobei sie<br />

damals noch nicht sehr groß war. Über die Jahre<br />

hielt sich die FMI eigentlich sehr zurück und<br />

widmete sich dem Nachwuchs in den nicht ganz<br />

so großen Serien, doch Ende 2010 dachte man<br />

sich wohl, es ist genug und der Jugend muss auf<br />

die Sprünge geholfen werden. Es wurde das<br />

Team Italia FMI aus der Taufe gehoben, das mit<br />

drei Zielen an den Start ging: Unterstützung<br />

junger italienischer Fahrer, Demonstration der<br />

Wertigkeit des italienischen Nachwuchssystems<br />

und Aufbau eines langfristigen Projekts, mit<br />

dem sich italienische Piloten bis in die Spitze<br />

des internationalen Rennsports arbeiten<br />

können.<br />

Neben Teams in der europäischen Superstock<br />

600 und dem Superstock 1000 FIM Cup wagte<br />

man auch den Schritt in die GP-Weltmeisterschaft<br />

und stieg mit Alessandro Tonucci und<br />

Luigi Morciano in die 125er-WM ein. Als Men-<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Das Projekt hat das Ziel,<br />

mit dem Team Italia zu gewinnen.<br />

Der Weg hat begonnen,<br />

das Programm ist<br />

auf mehrere Jahre in den<br />

Kategorien GP, SP und Superstock<br />

ausgelegt und in<br />

Zukunft wollen wir in die<br />

world superbike und<br />

Supersport kommen.<br />

Fotos: milagro<br />

Nachwuchsförderung wie sie sein sollte: In<br />

Italien verlässt man sich nicht auf private<br />

Investoren und einen Sechser im Lotto -<br />

stattdessen sucht der Verband selbst nach<br />

dem nächsten Valentino Rossi<br />

tor diente Roberto Locatelli, der seinerseits mit langjähriger Erfahrung<br />

aufwarten konnte. Die Ergebnisse waren im ersten Jahr allerdings<br />

noch nicht nach Wunsch und das Endergebnis in der Saison<br />

war nicht allzu berauschend. Doch dann kam 2012 die Moto3 und<br />

mit ihr Romano Fenati. Eigentlich kam der junge Pilot nur als<br />

zweitbester Nachwuchsitaliener in die WM, denn Niccolo Antonelli<br />

hatte ihn 2011 in der italienischen Meisterschaft geschlagen. Dementsprechend<br />

wunderte es nicht, dass Antonelli vom Verbandsteam<br />

ins Gresini-Team wechseln konnte, während Fenati weiter beim<br />

Team Italia blieb und damit in die Weltmeisterschaft einstieg.<br />

Doch bei Fenati machte es klick und er holte sich in den ersten<br />

beiden Saisonrennen mit beeindruckenden Fahrten einen zweiten<br />

und einen ersten Platz, womit er nach seinen ersten beiden WM-<br />

Läufen die WM-Führung innehatte. Das Niveau konnte er zwar<br />

nicht halten, doch die gesamte GP-Welt war auf ihn aufmerksam<br />

geworden. »Wir haben viele Mühen in dieses Projekt gesteckt. Das<br />

zeigt eindeutig den Wunsch des Verbandes, wieder die Siegestradition<br />

zu finden, die italienische Fahrer seit 100 Jahren geprägt<br />

haben«, meinte FMI-Präsident Paolo Sesti zu dem Nachwuchsprojekt.<br />

Mit Fenati haben sich die Mühen anscheinend ausgezahlt.<br />

Und der Weg soll noch lange nicht zu Ende sein, wie Alfredo<br />

Mastropasqua, der Sektionsleiter Speed bei der IMF, erklärte: »Das<br />

Projekt hat das Ziel, mit dem Team Italia zu gewinnen. Der Weg<br />

hat begonnen, das Programm ist auf mehrere Jahre in den Kategorien<br />

GP, SP und Superstock ausgelegt und in Zukunft wollen wir<br />

in die World Superbike und Supersport kommen. Das Team soll<br />

Italien wieder nach oben bringen und ist für uns Grund zu Stolz:<br />

von den technischen Managern, über die Piloten, bis hin zu ihren<br />

Eltern drängen alle in die gleiche Richtung.« Hilfreich ist für den<br />

italienischen Verband natürlich die große Rennsport-Tradition in<br />

Italien. Andere Landesverbände hätten es wohl schwer, derartige<br />

Ausgaben zu rechtfertigen, um Fahrer auszubilden, während andere<br />

zeigen, dass es auch mit Selbstfinanzierung möglich ist. Die Gegenbeispiele<br />

jener Piloten, die aufgrund dieses Systems nicht nach oben<br />

gekommen sind, fallen dabei dann meist nicht ins Gewicht. Italien<br />

zeigt jedenfalls, dass die gezielte Förderung auch Früchte trägt.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Immer in<br />

Bewegung<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Thomas Lüthi kämpft<br />

in dieser Saison konstant<br />

an der Spitze<br />

der Moto2. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

verrät<br />

er, ob er im nächsten<br />

Jahr in die MotoGP<br />

aufsteigen könnte,<br />

was er von der<br />

Königsklasse hält<br />

und warum er sich<br />

in Zukunft in<br />

ungewohnte Höhen<br />

begeben könnte.<br />

Fotos: milagro<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105


MSM: Wie lief die Saison bisher für dich?<br />

THOMAS LÜTHI: Ja gut, ich bin sehr zufrieden.<br />

Schon die Wintertests waren gut, da haben wir im<br />

Team bereits gespürt, dass es ein gutes Jahr werden<br />

könnte. Wir wussten von Beginn an, dass Konstanz<br />

das Wichtigste sein würde und bis jetzt ist<br />

es so eingetreten.<br />

Großes Ziel: Tom Lüthi<br />

will eines Tages<br />

Weltmeister werden<br />

Wenn es dir in diesem Jahr gelingen sollte, den<br />

Moto2-Titel zu holen, würdest du dann in die<br />

MotoGP aufsteigen?<br />

Das weiß ich noch nicht, dazu ist es noch zu früh<br />

in der Saison. Mein sportliches Ziel ist ganz klar<br />

die MotoGP, aber wir wissen alle, dass dazu noch<br />

viel mehr gehört, vor allem die Finanzierung.<br />

Könntest du dir vorstellen, ein CRT-Bike zu<br />

fahren?<br />

Das ist eine gute Frage. Momentan sieht man ganz<br />

klar die zwei Klassen in der MotoGP. Ich schaue<br />

- von unten sozusagen - natürlich gespannt zu,<br />

wie sich das Ganze entwickelt. Es gibt Rennstrecken,<br />

auf denen die CRT-Bikes nah dran sind, aber<br />

am Ende haben sie einfach keine Chance. Ich habe<br />

das Ziel, aufzusteigen, aber auf konkurrenzfähigem<br />

Material und das wäre dann ein Kundenteam<br />

mit einem richtigen Production-Racer. Dann<br />

ist aber auch die Frage offen, in welche Richtung<br />

sich die Klasse entwickelt, in welche Richtung sich<br />

die ganzen Regeländerungen bewegen. Ich weiß<br />

es ehrlich gesagt noch nicht. Ich denke, das Wichtigste<br />

ist, grundsätzlich erfolgreich zu sein, Erfolg<br />

zu haben, versuchen, in der Moto2 um den Titel<br />

zu fahren und dann schauen wir mal, welche Möglichkeit<br />

sich ergibt.<br />

Du bist jetzt in deinem zehnten GP-Jahr. Wie lebt<br />

es sich im Fahrerlager und was hat sich seit deinem<br />

Debüt verändert?<br />

Ich bin sozusagen fast direkt aus der Schule in den<br />

Paddock gegangen, ohne Ausbildung oder etwas<br />

dazwischen. Es gefällt mir, es ist meine Leidenschaft,<br />

aber ich musste auch lernen, dass es viele<br />

Verpflichtungen gibt, die erledigt werden müssen,<br />

die nicht immer so viel Spaß machen und die man<br />

von außen nicht so sieht. Das hat sich im Prinzip<br />

nicht verändert, es ist nur alles organisierter<br />

geworden. Das ganze Team um mich herum mit<br />

Management ist immer professioneller geworden<br />

und das vereinfacht die Arbeit im Fahrerlager und<br />

den Umgang mit dem Druck. Es ist aber ganz klar<br />

noch immer mein Traumberuf.<br />

Hast du ein sportliches Vorbild?<br />

Nicht jemand, den ich immer verfolge. Als ich<br />

angefangen habe, Motorradrennen zu schauen<br />

und schon Junior Cup und IDM gefahren bin, war<br />

[Valentino] Rossi immer der Fahrer, auf den ich<br />

geschaut habe. Ich habe noch immer einen riesigen<br />

Respekt vor der Leistung, die er bringt. Aber<br />

es gibt auch in anderen Sportarten große Sportler,<br />

zum Beispiel Roger Federer, bei dem ich sehr<br />

bewundere, dass er über so viele Jahre immer die<br />

Nummer eins war und immer noch super spielt.<br />

Ich habe höchsten Respekt davor, wenn jemand<br />

eine sportliche Leistung über so viele Jahre auf<br />

Top-Niveau abliefert.<br />

Du hast erst mit neun Jahren angefangen, Motorrad<br />

zu fahren. Für die einen ist das früh, viele<br />

Top-Fahrer bekommen aber schon zum dritten<br />

Geburtstag ihr erstes Motorrad geschenkt. Denkst<br />

du, dass dich das in irgendeiner Art und Weise<br />

beeinflusst hat?<br />

Ungefähr mit acht saß ich zum ersten Mal auf<br />

einem Pocket Bike, aber mit neun Jahren bin ich<br />

meine erste Meisterschaft gefahren. Spät oder<br />

nicht spät, andere sagen, das ist unheimlich früh,<br />

für die Spanier und Italiener ist es eher spät. Aber<br />

ich denke nicht, dass das heute irgendeinen Einfluss<br />

hat.<br />

Was war dein größter Erfolg?<br />

Der größte Erfolg war mein Weltmeister-Titel in<br />

der 125ccm-Klasse 2005. Auch der Sieg in Le Mans<br />

oder voriges Jahr in Malaysia sind große Erfolge,<br />

aber schlussendlich über ein ganzes Jahr so stark<br />

zu sein, ist das, wofür wir alle arbeiten.<br />

Was willst du noch erreichen?<br />

Ich will versuchen, in diesem Jahr wirklich erfolgreich<br />

zu sein. Ich sage bewusst nicht, dass ich den<br />

Titel holen will. Klar will ich Weltmeister werden,<br />

möglichst jedes Rennen gewinnen und dann in<br />

die MotoGP-Klasse aufsteigen. Aber ich muss<br />

natürlich auch realistisch bleiben und mir ist klar,<br />

dass meine Gegner stark sind. Das Fernziel ist, die<br />

MotoGP-Klasse zu erreichen, das ist nicht mehr<br />

nur ein Traum, es ist ein Ziel geworden und dafür<br />

arbeite ich.<br />

Kannst du fahrerisch noch etwas an dir<br />

verbessern?<br />

Ja, es gibt immer Dinge zu verbessern. So denkt<br />

jeder Fahrer oder so sollte man als Fahrer denken.<br />

Da bin ich sicher nicht der Einzige. Es gibt permanent<br />

Dinge, an die ich denke, wenn ich auf dem<br />

Motorrad sitze und eine Runde gefahren bin,<br />

wobei ich dann denke ‚ah, das könnte ich noch<br />

verbessern‘ oder ‚hier könnte man noch zulegen‘,<br />

aber es gibt nichts Spezielles.<br />

Wie stellst du dir ein Leben nach dem Rennsport<br />

vor?<br />

Das weiß ich noch nicht. Ich würde gerne Hubschrauber<br />

fliegen lernen und irgendetwas damit<br />

anfangen, aber dazu brauche ich noch ein bisschen<br />

Hilfe, muss noch etwas arbeiten und Geld verdienen,<br />

um diesen Traum irgendwann zu<br />

verwirklichen.<br />

Mit Dominique Aegerter, Randy Krummenacher<br />

und Marco Colandrea ist die Konkurrenz aus<br />

deinem Heimatland groß. Spornt es dich an,<br />

bester Schweizer in der Moto2 zu sein?<br />

Ja klar, ich will der beste Schweizer sein, aber nicht<br />

Fotos: milagro<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


nur Schweizer, ich will möglichst alle schlagen.<br />

Das ist meine Einstellung als Sportler. Auf der<br />

anderen Seite ist es gut und auch schön, dass noch<br />

andere Schweizer da sind. Wenn es bei einem<br />

Schweizer Fahrer an der Spitze nicht gut läuft,<br />

dann ist vielleicht noch ein zweiter Schweizer da,<br />

der erfolgreich ist und über den in den Medien<br />

berichtet wird. Für uns in der Schweiz ist es sehr<br />

wichtig, dass darüber geredet wird, denn es ist<br />

nicht ganz einfach, in der Schweiz den <strong>Motorsport</strong>,<br />

beziehungsweise den Motorradrennsport, ohne<br />

Strecke voranzubringen. Deshalb ist das positiv<br />

und es gibt einen Schwung.<br />

Auf der Rennstrecke wirkst du immer extrem<br />

konzentriert, ernst und zielstrebig. Ist das in deinem<br />

Privatleben genauso?<br />

Kommt drauf an, in welcher Situation. Ich bin ein<br />

ehrgeiziger Typ, wenn ich etwas mache, dann<br />

mache ich es richtig und will darin gut sein, egal<br />

was es ist. Auf der Rennstrecke ist das noch einmal<br />

extremer, es ist alles durchorganisiert, der Ablauf<br />

ist klar, der Fokus liegt klar auf dem Fahren und<br />

ich lege auch sehr viel Wert darauf, dass es so ist<br />

und der Ablauf so bleibt. Man sitzt schließlich<br />

nicht einfach nur auf dem Motorrad und fährt ein<br />

bisschen herum, es ist schon ein Risiko dabei und<br />

da will ich einfach konzentriert sein.<br />

Aber im Privatleben gibt es schon viele Situationen,<br />

in denen ich lockerer bin und mal sage ‚das<br />

ist jetzt egal‘ oder ‚das spielt keine Rolle‘, aber selbst<br />

wenn ich in meiner Freizeit Sport mache, bin ich<br />

schon sehr ehrgeizig.<br />

Was für Sport treibst du in deiner Freizeit?<br />

Im Urlaub mache ich sehr gerne Wassersport, zum<br />

Beispiel Kitesurfen. In der Schweiz ist das etwas<br />

schwierig auf den Seen. Natürlich fahre ich auch<br />

Mountainbike und betreibe Spielsportarten. Ich<br />

bin meistens in Bewegung. Zwei Tage gehen auch<br />

mal ohne, aber dann muss ich mich wieder bewegen.<br />

Ansonsten habe ich meine Familie, meine<br />

Freundin, Freunde, da gibt es noch viele andere<br />

Sachen.<br />

Was war dein bisher schlimmster Moment auf<br />

dem Motorrad?<br />

Ich hatte in Indianapolis 2008 einen Sturz mit der<br />

250er, wobei ich mir die Hand verletzt habe - das<br />

war im Grunde die schlimmste Verletzung, die<br />

ich bisher hatte. Da war auch kurz die Rede davon,<br />

dass der Daumen wegen einer Infektion amputiert<br />

werden müsste, das war ziemlich schlimm und<br />

sicher kein schöner Moment.<br />

Hattest du nach einem Sturz jemals Angst, wieder<br />

aufs Motorrad zu steigen?<br />

Angst eigentlich nicht, aber Respekt. Es gab mal<br />

mehr Respekt und mal weniger davor. Ich spreche<br />

bewusst nicht von Angst, weil Angst würde bremsen<br />

und mit Angst würde ich womöglich nicht<br />

wieder aufs Motorrad steigen und aufhören. Angst<br />

war nie da, aber es gab eine Zeit, in der das Vertrauen<br />

zum Motorrad gefehlt hat, in der ich<br />

gestürzt bin und ich nicht wusste, warum ich<br />

gestürzt bin, was für einen Fahrer das Schlimmste<br />

ist. Das waren schon schwierige Zeiten, aus denen<br />

ich aber sehr viel gelernt habe.<br />

Welche ist deine Lieblingsstrecke?<br />

Jerez gefällt mir sehr gut, das ist einfach eine Fahrerstrecke.<br />

Dann habe ich zu Le Mans ein ganz<br />

spezielles Verhältnis. Ich weiß nicht genau, was es<br />

ist, denn Le Mans gefällt mir vom Layout her nicht<br />

wirklich. Es ist ein Stop-and-Go-Kurs und ich mag<br />

schnelle Kurven, aber ich bin immer erfolgreich<br />

in Le Mans. Jetzt habe ich mein drittes Rennen<br />

dort gewonnen, aber ich weiß nicht warum.<br />

Was geht dir im Grid durch den Kopf?<br />

Das einzige Thema ist Fokus und Konzentration.<br />

Es ist natürlich auch Anspannung vorhanden, ab<br />

und zu auch ein bisschen Nervosität, aber im<br />

Grunde überwiegt die Konzentration. Manchmal<br />

geht mir noch die Taktik durch den Kopf: was habe<br />

ich für einen Reifen drauf?<br />

Könntest du dir vorstellen, später auch Superbike,<br />

Rallye oder etwas anderes zu fahren? Verfolgst<br />

du andere Rennserien?<br />

Ja, auf jeden Fall schaue ich mir auch andere Serien<br />

an. Zur Zeit kann ich mir die Superbike nicht vorstellen,<br />

aber man soll ja niemals nie sagen. Keine<br />

Ahnung, was in ein paar Jahren ist, aber momentan<br />

nicht. Autorennsport könnte ich mir schon<br />

vorstellen, aber erst viel später einmal.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107


108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Maria Pohlmann<br />

JVAir<br />

Javier Villegas sicherte sich 2011 seinen ersten WM-Titel. Dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> verrät der Chilene, was die Night of the Jumps Medaille in seinem<br />

Leben verändert hat, was er für die Zukunft plant und mit welchen Tricks er<br />

seine Gegner bei den Red Bull X-Fighters schlagen will.<br />

Fotos: red bull content pool


MSM: Wie hast du dich auf diese Saison<br />

vorbereitet?<br />

JAVIER VILLEGAS: Ich habe viel trainiert, geübt<br />

und mich auch mental darauf eingestellt. Schließlich<br />

ist das, was wir tun, sehr unheimlich und<br />

verrückt, also bereite ich mich besonders im Kopf<br />

auf die Saison vor.<br />

Da du bei den Red Bull X-Fighters startest, verpasst<br />

du in diesem Jahr einige Night of the Jumps<br />

Events. Denkst du, dass du dadurch deinen Titel<br />

in der IFMXF-Serie verlieren könntest?<br />

Die Night of the Jumps hat viele Wettkämpfe und<br />

ja, ich könnte den Titel durch meine Teilnahme<br />

bei den Red Bull X-Fighters verlieren. Allerdings<br />

sind die X-Fighters vielleicht auch meine Eintrittskarte<br />

zu den X-Games. Ich opfere die Night of the<br />

Jumps, bei der ich natürlich liebend gern dabei<br />

bin, aber ich will es eben gern zu den X-Games<br />

schaffen.<br />

Was ist in deinen Augen der Unterschied zwischen<br />

der Night of the Jumps und den Red Bull<br />

X-Fighters?<br />

Der einzige Unterschied, den ich zwischen den<br />

X-Fighters und der Night of the Jumps sehe, sind<br />

die größeren Strecken bei den Red Bull X-Fighters,<br />

außerdem sind die Kurse dort ein bisschen schwieriger.<br />

Das Niveau der Fahrer ist aber fast gleich.<br />

All die tollen Tricks, die man bei der Night of the<br />

Jumps sehen kann, sieht man auch bei den<br />

X-Fighters.<br />

Als Chilene hast du den FMX-Sport in deinem<br />

Heimatland vorangebracht. Ist das Interesse in<br />

Chile gestiegen?<br />

Das weiß ich nicht, ich lebe mittlerweile in den<br />

USA, in Kalifornien. Ich höre nicht viel von meinen<br />

Landsleuten. Das Medieninteresse in Brasilien,<br />

Mexiko und Argentinien ist sogar größer als<br />

in Chile.<br />

Wie sieht dein Privatleben so aus?<br />

Ich lebe in Südkalifornien, habe eine Frau und<br />

zwei Kinder. Jeder Tag ist bei mir komplett vollgepackt.<br />

Ich stehe sehr früh auf, dann checke ich<br />

erst einmal meine E-Mails, unterhalte mich mit<br />

meinen Fans. Danach bringe ich meinen Sohn zur<br />

Schule, von dort geht es dann zum Training. Wenn<br />

ich damit fertig bin, hole ich meinen Sohn wieder<br />

aus der Schule ab, bringe ihn nach Hause und gehe<br />

ins Fitnessstudio - später habe ich drei bis vier<br />

Stunden mit meiner Familie, dann gehe ich schlafen<br />

und beginne von Neuem.<br />

Du reist durch die ganze Welt und bist oft nicht<br />

zu Hause. Was vermisst du dabei am meisten?<br />

Das Spielen mit meinen Kindern vermisse ich am<br />

meisten. Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen<br />

zu sein, das fehlt mir schon sehr. Ich würde<br />

sie so gern überall mit hinnehmen, aber die Kinder<br />

müssen zur Schule, meine Frau hat auch einiges<br />

zu tun... aber wenn sie Ferien haben, werde ich sie<br />

öfter mitnehmen.<br />

Obwohl du deine Familie nicht bei dir hast,<br />

kommst du recht viel rum. In welchem Land<br />

gefällt es dir am besten?<br />

Ich habe nicht wirklich einen Favoriten, glaube<br />

ich. Wenn ich eines Tages alle gesehen habe, dann<br />

werde ich mich für eines entscheiden, aber<br />

momentan liebe ich es einfach, die ganze Welt zu<br />

bereisen. [lacht]<br />

Was war dein bisher bester FMX-Wettbewerb?<br />

Also bisher gab es ziemlich viele sehr gute Events.<br />

Die ganzen Siege bei der Night of the Jumps, der<br />

dritte Platz bei den X-Fighters in Dubai in diesem<br />

Jahr. Im letzten Jahr hatte ich bei den Red Bull<br />

X-Fighters in Brasilien eine Menge Spaß. Jeder<br />

Wettbewerb, bei dem ich antrete, hat etwas Besonderes<br />

für sich. Also ist es sehr schwer, sich für<br />

einen zu entschieden.<br />

Hat dein erster Weltmeistertitel bei der Night of<br />

the Jumps im letzten Jahr etwas in deinem Leben<br />

verändert?<br />

Ich habe mehr Stress, fahre immer mehr Shows<br />

und bin weniger zu Hause. Das ist die größte Veränderung.<br />

Auch heute fahre ich noch mehr Shows<br />

als zuvor, aber viel mehr hat sich nicht<br />

verändert.<br />

Interessierst du dich abgesehen vom Freestyle Motocross<br />

auch noch für andere <strong>Motorsport</strong>arten?<br />

Ich bin viele Rennen gefahren, also liebe ich es<br />

natürlich immer noch, um einen Sieg im Rennen<br />

zu kämpfen oder wenigstens dabei zuzusehen.<br />

Freestyle-Tricks auf Fahrrädern mag ich auch sehr,<br />

aber das kann ich selbst nicht wirklich gut. Dennoch<br />

gehört dem FMX meine wahre<br />

Leidenschaft.<br />

Wie bist du zum Freestyle-Sport gekommen? Speziell<br />

in Chile ist FMX ja nicht unbedingt die Nationalsportart<br />

Nummer 1...<br />

Als ich ein kleines Kind war, wollte ich in jeder<br />

freien Minute auf meinem Fahrrad fahren, später<br />

auf meinem Motorrad. Sobald ich gesehen hatte,<br />

dass andere Leute Tricks damit machten, wollte<br />

ich es unbedingt nachmachen. So hat sich das<br />

dann entwickelt.<br />

Wie oft kommst du neben all den Reisen und deiner<br />

Familie zum Trainieren? Hast du ein eigenes<br />

Trainingsgelände?<br />

Ich probiere, so oft wie möglich zu trainieren, ich<br />

versuche, es jeden Tag zu schaffen und setze nur<br />

an den Wochenenden aus. Aber mit all dem Stress<br />

komme ich meist nur dienstags und mittwochs<br />

zum Trainieren, weil ich donnerstags schon wieder<br />

auf dem Weg zum Flughafen zur nächsten Show<br />

bin. Ich habe einen Trainingsplatz in North<br />

Corona, in Kalifornien, der etwa eine Stunde von<br />

meinem Haus entfernt ist. Dort kann ich jeden<br />

Tag fahren.<br />

Gibt es noch andere Sportarten, mit denen du<br />

dich fit hältst?<br />

Ich habe einen persönlichen Trainer und der hält<br />

mich eigentlich in jeder freien Minute in<br />

Bewegung.<br />

Hast du ein besonderes Ritual, bevor ein Run<br />

beginnt? Was denkst du fünf Sekunden bevor du<br />

rausfährst?<br />

Fünf Sekunden bevor ich rausfahre, bereite ich<br />

Freestyle-Tricks<br />

auf Fahrrädern mag<br />

ich auch sehr, aber<br />

das kann ich selbst<br />

nicht wirklich gut.<br />

mich nur noch darauf vor. Vor meinem Run gehe<br />

ich jeden einzelnen Trick noch einmal im Kopf<br />

durch und versuche, mir vorzustellen, wie es ist,<br />

das Bike um den Kurs zu fahren. Wenn ich also<br />

auf die Strecke komme, ist in meinem Kopf alles<br />

schon passiert.<br />

Wie kannst du entspannen?<br />

Meditation. Wenn ich zu gestresst oder zu nervös<br />

bin, setze ich mich einfach hin und meditiere.<br />

Wenn irgendjemand eine Zeitmaschine bauen<br />

könnte, würdest du dann lieber ins Titeljahr 2011<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


zurückreisen oder eher in die Zukunft?<br />

Wenn ich eine Zeitmaschine hätte... würde ich<br />

wahrscheinlich in die Vergangenheit reisen, aber<br />

viele Jahre zurück. Denn dann könnte ich früher<br />

mit diesem Sport beginnen.<br />

Gibt es 2012 für dich viele Neuerungen?<br />

Das Einzige, was anders ist, sind die Fahrer. Alle<br />

fahren besser als im vorigen Jahr und das ist der<br />

Unterschied.<br />

Startest du neben der Night of the Jumps und den<br />

Red Bull X-Fighters noch in anderen Serien?<br />

Ja, ich fahre in Mexiko in einer Rennserie mit, die<br />

sich X-Pilots nennt. Das war‘s dann aber auch<br />

schon, das sind die drei Rennserien, in denen ich<br />

momentan antrete.<br />

Was ist dein größtes Ziel?<br />

Ich will der beste Fahrer der Welt sein. In diesem<br />

Jahr möchte ich gern auf dem Podium bei den Red<br />

Bull X-Fighters landen, eine Medaille bei den<br />

X-Games holen und versuchen, meinen Titel bei<br />

der Night of the Jumps zu verteidigen.<br />

Wen gilt es bei der Night of the Jumps zu<br />

schlagen?<br />

Remi [Bizouard], Libor [Podmol], David<br />

[Rinaldo], Brice [Izzo],... eben die Standard-Leute,<br />

die es bis ins Finale schaffen, die sind immer die<br />

härtesten Gegner.<br />

Und wer sind die härtesten Rivalen bei den<br />

X-Fighters?<br />

Alle! Jeder, der zu den Red Bull X-Fighters eingeladen<br />

wird, fährt auf einem so hohem Niveau,<br />

dass einfach jeder ein echt harter Gegner ist.<br />

Welchen Trick springst du am liebsten und trainierst<br />

du gerade an neuen?<br />

Den Backflip-Suicide-No-Hands, der ist ziemlich<br />

cool! Ja, momentan arbeite ich an neuen Flip-<br />

Kombinationen. Ich versuche immer, an ein<br />

Foam Pit zu kommen, um weiter am 360 zu<br />

arbeiten, den ich schon ein paar Mal im Foam<br />

Pit gesprungen bin. Auch den Body-Varial probiere<br />

ich, bisher hatte ich dabei aber noch nicht<br />

allzu viel Glück.<br />

Was wirst du in zehn Jahren machen?<br />

Hoffentlich habe ich dann eine Menge Geld und<br />

kann mit meiner Familie entspannen, habe keinen<br />

Stress und viel Zeit für Spaß.<br />

Fotos: red bull content pool<br />

Wie siehst du die Zukunft im Freestyle-Sport?<br />

Das weiß ich echt nicht. Dieser Sport könnte<br />

vielleicht einige Zeit steckenbleiben. Ich kann<br />

mir nicht vorstellen, dass diese starke Trick-<br />

Entwicklung dauerhaft so weitergeht, aber es<br />

wird wohl immer irgendjemand mit irgendetwas<br />

Neuem ankommen und das könnte noch verrückter<br />

werden.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


EM-Fieber<br />

Leon Haslam und Marco Melandri<br />

fieberten mit ihren Nationen mit<br />

er<br />

ist es<br />

Bruno Senna und Vitaly Petrov<br />

staunten nicht schlecht: ja, das ist<br />

der legendäre brasilianische<br />

Fußballer Ronaldo!<br />

Sauber arbeitet mit dem FC<br />

Chelsea zusammen - nur<br />

wie weiß keiner so genau<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro, suzuki<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


BVB<br />

Renner<br />

Borussia Dortmund gab ein<br />

kurzes Gastspiel in der<br />

Superleague Formula<br />

Scheider und Ekström<br />

heiß aufs Finale:<br />

Das Daumendrücken<br />

half leider nichts<br />

Valentino Rossi freut<br />

sich über Erfolge von<br />

Inter Mailand<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


Auf zum<br />

schlussspurt:<br />

motorsport-magazin<br />

ausgabe 26 erscheint<br />

am 30.08.2012<br />

foto: red bull racing<br />

Verlag<br />

Objektleitung<br />

Mike Wiedel<br />

Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 63<br />

adrivo Sportpresse GmbH<br />

Landsberger Strasse 183<br />

D-80687 München<br />

Handelsregisternr.: HRB180601<br />

uid: DE 815 069 751<br />

Tel: +49 (0) 89 18 96 592 60<br />

Fax: +49 (0) 89 18 96 592 61<br />

email: info@motorsport-magazin.com<br />

www.adrivo-media.com<br />

Anzeigenleitung<br />

Druck<br />

Vertrieb<br />

MANUEL SPERL (Verantwortlich für anzeigenteil)<br />

Katrin Dökel-Mayrhofer<br />

Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 71<br />

Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Kassel<br />

asv vertriebs GmbH<br />

Süderstr. 77<br />

20097 Hamburg<br />

Redaktion<br />

Chefredaktion (V.i.S.d.P.)<br />

Art Director<br />

Redaktion<br />

Bilder<br />

adrivo Sportpresse GmbH<br />

Liebenauer HauptstraSSe 34<br />

A-8041 Graz<br />

Firmenbuchnr.: 257237 s<br />

uid: ATU 61 32 18 12<br />

Tel: +43 (0) 316 915 252<br />

Fax: +43 (0) 316 915 253<br />

Kerstin Hasenbichler<br />

Stephan Heublein (verantwortlich für redaktionellen Inhalt)<br />

Falko Schoklitsch<br />

Klaus Seele<br />

Sönke Brederlow, Eduard Einberger,<br />

frederik hackbarth, Marco hillitzer, ANNIKA KLÄSENER,<br />

uwe köllner, Jule Krause, OLAF MEHLHOSE,<br />

guillaume navarro, MARIA POHLMANN, marion rott,<br />

Philipp Schajer, Fabian Schneider, robert seiwert,<br />

Manuel Sperl, inga stracke, HEIKO STRITZKE, Karin Sturm,<br />

mark sutton, kerstin painsi, Stephan Vornbäumen,<br />

eva wagner, Mike Wiedel<br />

adrivo Sportresse gmbh, Sutton Images, milagro<br />

Abo-Service<br />

Online-Abo<br />

Leserbriefe<br />

Fortsetzung des<br />

Impressums unter<br />

Abo-Service <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Süderstr. 77<br />

20097 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0) 40 468 605 142<br />

Telefax: +49 (0) 40 347 295 17<br />

Mail: abo@asv.de<br />

www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />

leserbriefe@motorsport-magazin.com<br />

www.motorsport-magazin.com/<br />

service/impressum.php<br />

Die adrivo Sportpresse GmbH ist nicht verantwortlich für die inhaltliche Richtigkeit der<br />

Anzeigen und übernimmt keinerlei Verantwortung für in Anzeigen dargestellte Produkte<br />

und Dienstleistungen. Die Veröffentlichung von Anzeigen setzt nicht die Billigung der angebotenen<br />

Produkte und Serviceleistungen durch die adrivo Sportpresse GmbH voraus.<br />

Nachdruck, Übersetzung und Auszüge nur mit Genehmigung unter ausführlicher<br />

Quellenangabe gestattet. Copyright für Inhalt und Gestaltung – falls nicht ausdrücklich<br />

anders vermerkt – by adrivo Sportpresse GmbH. Gezeichnete Artikel decken sich<br />

nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />

Manus kripte, Fotos, Dias, Bücher sowie Satz- und Druckfehler wird nicht gehaftet.<br />

Im Falle höherer Gewalt oder bei Störung des Arbeitsfriedens besteht kein Anspruch<br />

auf Lieferung oder Entschädigung. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter<br />

Form zu veröffentlichen.<br />

rund um die uhr informiert!<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> im Internet:<br />

www.motorsport-magazin.com<br />

auch für unterwegs!<br />

die <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> app<br />

für iPad und iPhone<br />

114 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Formel 1<br />

Tourenwagen<br />

Motorrad<br />

Rallye<br />

formelserien<br />

us-Racing<br />

motorsport Für<br />

ZUHAUSE<br />

MIT DEM POLEPOSITION-ABO<br />

SCNELLER LESEN<br />

0,50 Euro Ersparnis pro Heft* • Kein Abo-Zwang! • Nach Erhalt der 3. Ausgabe<br />

jederzeit kündbar • Versand bequem nach Hause • noch vor dem Erstverkaufstag*<br />

* Gilt nur für Deutschland. Preise und Zustellung im Ausland können abweichen.<br />

online bestellen unter www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />

+ + + ausfüllen + + + ausschneiden + + + abschicken + + + per post + + + per fax + + + per E-mail + + + anrufen + + +<br />

Formular ausfüllen und absenden an: adrivo Sportpresse GmbH, <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com, Landsberger Straße 183,<br />

D 80687 München Fax: +49 (0)40 / 347 295 17, E-mail: abo@asv.de. Oder rufen Sie uns direkt an: +49 (0)40 / 468 605 142<br />

Firma<br />

Name<br />

Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Land<br />

Telefon<br />

Fax<br />

E-Mail<br />

Ja, ich möchte alle Vorteile nutzen und bestelle hiermit drei Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

inkl. Versand für EUR 12,00 in Deutschland (Österreich EUR 15,00,<br />

Schweiz SFR 29,70, sonstiges Ausland EUR 16,50 / Luftpost EUR 21,00).<br />

Wenn ich das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nicht weiter lesen möchte, teile ich Ihnen dies nach Erhalt der<br />

dritten Ausgabe mit. Andernfalls erhalte ich sechs weitere Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s zum<br />

Preis von EUR 24,00 in Deutschland (Österreich EUR 30,00, Schweiz SFR 59,40 sonstiges Ausland<br />

EUR 33,00). Das Abonnement ist nach Erhalt der dritten Ausgabe jederzeit kündbar. Bei Kündigung<br />

erhalte ich bereits bezahlte Beträge zurück.<br />

Die Zahlung erfolgt per Rechnung.<br />

Beginn Zustellung: mit aktueller Ausgabe mit der nächsten erscheinenden Ausgabe<br />

Die Zahlung erfolgt per Lastschrift von folgendem Konto:<br />

Kontoinhaber: *<br />

Kontonummer: *<br />

Bankleitzahl: *<br />

Name der Bank: *<br />

Widerrufsrecht: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen bei der asv vertriebs GmbH, Abo-Service <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>, Süderstraße 77, D 20097 Hamburg widerrufen werden. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs als Brief, Fax oder Email.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 115

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!