Trödler Reklame (Vorschau)
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LESERFORUM<br />
EXPERTISEN<br />
■ Keramikdose<br />
?<br />
Bei diesem Fundstück in einem Trödelladen<br />
konnte ich nicht widerstehen,<br />
deshalb erwarb ich für den Preis von 10<br />
Euro diese außergewöhnliche Deckeldose<br />
aus Keramik. Der Verkäufer meinte, sie<br />
stamme wohl aus der Zeit des Ersten Weltkrieges.<br />
Leider wurde der Deckel bereits<br />
einmal geklebt, doch trotz dieses Fehlers<br />
übt dieses schöne Stück eine gewisse<br />
Faszination auf den Betrachter aus. Die<br />
Höhe der Dose beträgt 14 cm, der Durchmesser<br />
misst 12 cm. Auffallend ist der Dekor<br />
und die Goldverzierung. Leider gibt es<br />
für mich keinen Anhaltspunkt zur Herkunft,<br />
auf die Manufaktur oder den Künstler. Am<br />
linken unteren Dosenrand befindet sich<br />
eine Signatur in der Form eines „W“ und im<br />
Deckelrand sind unleserliche Zeichen aufgebracht.<br />
Ich bitte Sie um Ihren fachmännischen<br />
Rat und würde mich sehr freuen,<br />
wenn Sie das Rätsel für mich lösen.<br />
Peter Wiesner, Niedertaufkirchen<br />
!<br />
Die Teedose aus Steinzeug stammt aus<br />
Japan und wurde um 1930 für den Export<br />
hergestellt. Bei der Herstellung, soweit<br />
diese anhand der Fotos nachzuvollziehen<br />
ist, wurden beim zweiten Brand abdeckende<br />
Schablonen in Form der Konturen<br />
der Naturmotive auf dem Scherben<br />
aufgelegt und der zweifarbige Grund mit<br />
Spritzfarben auf Scherben und Schablonen<br />
aufgetragen. Nach dem Brand und<br />
dem Verschwinden der Schablonen blieben<br />
die entsprechenden Stellen leer, die<br />
dann vor dem Muffelbrand mit Email- und<br />
anderen Farben z.T. in Relief ausgemalt<br />
wurden. Die attraktiven Motive geben alles<br />
her, was das japanische Ornament seit<br />
dem späteren 19. Jahrhundert für europäische<br />
Augen so anziehend machte,<br />
Kraniche im Flug, Zweige von asiatischen<br />
Pflanzen in Nahaufsicht, Sonnenschirme<br />
aus Papier, exotischer Wellenband- und<br />
Punktdekor. Die Dose gehört nicht zu den<br />
häufigsten Keramiken dieser Art von Exportware<br />
und es ist deswegen schade,<br />
dass der Deckel den hässlichen Riss hat.<br />
Die Bezeichnungen am Boden werden<br />
nicht zu identifizieren sein, da sie nur von<br />
interner Bedeutung für die herstellende<br />
Keramikfabrik waren, die ihrerseits auch<br />
nicht zu lokalisieren sein wird. Mit 10 Euro<br />
wurde nicht zuviel für die Dose bezahlt,<br />
aber einer höheren Bewertung steht doch<br />
der bedauerliche Zustand des Deckels im<br />
Wege.<br />
Dr. Graham Dry, München<br />
■ Schildkrötpuppe<br />
?<br />
Diese kleine Schildkrötpuppe ist 25 cm<br />
groß. Mich würde interessieren, wie alt<br />
sie wohl ist und welchen Wert sie heute<br />
hat. Sie ist unversehrt. Ist die Kleidung original,<br />
was denken Sie? Marlies Alzer, Düren<br />
!<br />
Ihr Puppenkind wurde in der „Rheinischen<br />
Gummi- und Celluloidwarenfabrik“<br />
in Mannheim-Neckarau hergestellt.<br />
Hier machte man bereits um 1880 Versuche<br />
mit der Verarbeitung des damals neuen<br />
Materials „Celluloid“, das 1869 von den<br />
Brüdern Hyatt in New York aus einer Mischung<br />
von Cellulose mit Schwefel und<br />
Salpetersäure entwickelt worden war. Ob-<br />
wohl die Schildkrötwerke bereits um 1895<br />
die ersten Puppen und Puppenköpfe produzierten,<br />
waren noch zahlreiche Verbesserungen<br />
nötig, um das höchst feuergefährliche<br />
Material, das in seiner Zusammensetzung<br />
der Schießbaumwolle ähnlich<br />
war, einigermaßen kindersicher zu<br />
machen. Ganz ungefährlich war Celluloid<br />
jedoch nie – und es gab schreckliche Unfälle,<br />
wenn Kinder mit ihren Puppen offenem<br />
Feuer wie Kerzen oder Gasflammen<br />
zu nahe kamen. Erst um 1950 wurde die<br />
Verwendung von Celluloid in der Spielzeugproduktion<br />
verboten und durch<br />
Kunststoffe wie Tortulon, Cellit und später<br />
durch Hart- und Weichplastik ersetzt. Ihr<br />
Puppenkind besteht bereits aus Tortulon<br />
und wurde unter dem Namen „Ursel“ ab<br />
■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder<br />
anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe<br />
oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und<br />
schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung<br />
länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden<br />
Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz<br />
abgebildet ist.<br />
Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt<br />
werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein<br />
getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten<br />
korrigiert werden können.<br />
Ihre Anfrage schicken Sie bitte an:<br />
Gemi Verlags GmbH<br />
Redaktion Leserforum<br />
Pfaffenhofener Straße 3<br />
85293 Reichertshausen<br />
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