Trödler Reklame (Vorschau)
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MAGAZIN<br />
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Prunkschale, Porzellan, Pirkenhammer, um 1865; Kulturschloss Theuern, Kümmersbruck<br />
machen, das, was Modeströmungen und<br />
Trends ausmacht. Dabei ist es erstaunlich,<br />
wie viele Gemeinsamkeiten einer Zeitströmung<br />
sich sowohl an der Kleidung als<br />
auch am Geschirr der Zeit festmachen<br />
und abzulesen sind, wie sich der „Geschmack“<br />
im Laufe der Geschichte immer<br />
wieder wandelt und neu erfindet.<br />
Weder die Mode noch das Geschirr unterlagen<br />
irgendwelchen allgemein verbindlichen<br />
Gesetzen. Beides wurde bestimmt<br />
vom persönlichen Geschmack, von den<br />
Geldmitteln der Leute und von den technisch-wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten eines<br />
Zeitalters. Kleider wurden in der Regel<br />
einst abgetragen oder von Motten zerfressen.<br />
Nur selten haben sich Originalkostüme<br />
erhalten. So vermitteln die Kostümfiguren<br />
von Timo Lewandovsky einen hervorragenden<br />
Eindruck der „Stofflichkeit“<br />
der Mode einer Zeit.<br />
Das Schicksal der Gebrauchsgeschirre<br />
war, dass sie zerbrachen und weggeworfen<br />
wurden. Oft ist nur ein Teil von vielen<br />
übriggeblieben, eine Terrine, eine Kanne,<br />
eine Tasse, ein Teller. Solche „Überleben-<br />
sehfilmen. Bestes Beispiel hierfür aus<br />
Deutschland ist „Mecki“: Der sympathische<br />
Igel mit menschlichen Zügen begann<br />
seine Karriere als Trickfilm- und Postkartenstar,<br />
avancierte zum Maskottchen<br />
der Programmzeitschrift HÖRZU, erlebte<br />
dann zahlreiche Buchabenteuer und war<br />
in den 1950er-Jahren als Steiff-Puppe omnipräsent.<br />
Dreidimensionale Umsetzungen tierischmenschlicher<br />
Medienhelden machen heute<br />
einen wichtigen Teil der Spielzeugproduktion<br />
aus. Weite Teile der Kinder- und<br />
Kindheitsindustrie leben von der möglichst<br />
umfassenden Nutzung von Lizenzthemen.<br />
Pokémons und Tigerente, Diddl-<br />
Maus und Filly-Pferdchen, Chi Chi Love<br />
und Hello Kitty besetzen von der Bettwäsche<br />
bis zum Zahnputzbecher, vom Turnschuh<br />
bis zum Schulranzen alle verfügbaren<br />
Alltagsgegenstände. Sie hüllen unsere<br />
Kinder in eine Wolke von Lizenzartikeln,<br />
während nicht nur auf Spielkonsolen so<br />
manches Fantasiegetier sein Unwesen<br />
treibt. Angesichts mancher ästhetischer<br />
Entgleisung mag es ein Trost sein, dass<br />
zwischen modischer Verniedlichung und<br />
monsterhafter Verzerrung immer noch<br />
genügend Platz für tierisch-schönes Spielzeug<br />
bleibt.<br />
Telefon: 0911/2313260<br />
Mecki, Kunststoff, Plüsch, Margarete Steiff, Giengen/Brenz,<br />
1953; Spielzeugmuseum Nürnberg<br />
© Spielzeugmuseum Nürnberg<br />
■ Geschirr zum Kostüm<br />
Über die Jahrhunderte hinweg lässt sich<br />
ein Zeitenwechsel an der Mode ablesen.<br />
Sittenstrenge oder Freizügigkeit einer Gesellschaft<br />
spiegelt sich im Kostüm. Parallel<br />
dazu beherrschen Modeströmungen<br />
und Trends auch das Design von Steingut<br />
und Porzellan, einmal überladend<br />
pompös, einmal sachlich schlicht. Die<br />
Ausstellung „Mode – Geschirr. Das passende<br />
Geschirr zum Kostüm 1750-1950“,<br />
bis 9. September im Kulturschloss Theuern,<br />
Kümmersbruck, zeigt, wie sich in<br />
Kleidung und Geschirr der Zeitgeist von<br />
200 Jahren widerspiegelt.<br />
Dabei lassen sich die jeweiligen Epochen<br />
nicht immer eindeutig zuweisen. Es gibt<br />
Überschneidungen oder gar völlig andere<br />
Bezeichnungen der unterschiedlichen<br />
Genres. Den Ausstellungsmachern war es<br />
wichtig, die Unterschiede, Gemeinsamkeiten,<br />
Wiederholungen, Übernahmen<br />
und Neuigkeiten aufzuzeigen, sichtbar zu<br />
„Brigitte Bardot“, Steingut, Cortendorf, um 1956;<br />
Kulturschloss Theuern, Kümmersbruck<br />
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