Trödler Reklame (Vorschau)
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BLICKPUNKT<br />
41<br />
Ranftbecher von Anton Kothgasser, um 1820/30:<br />
Amor balanciert nach getaner Arbeit auf dem Seil<br />
zwischen Rosen, Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht<br />
(Museum Kunstpalast, Glasmuseum<br />
Hentrich, Düsseldorf)<br />
in seiner längst in Fachkreisen hoch angesehenen<br />
Sammlung. Ihre Themenvielfalt<br />
machte die in der Regel um zwölf Zentimeter<br />
hohen Gläser mit der luziden Malerei<br />
von Anfang an zu begehrten Vitrinenobjekten.<br />
Den ausführlichen Artikel „Biedermeier-Glas –<br />
Gold und Farbe” (acht Seiten, 17 Abbildungen)<br />
von Regina Voges finden Sie in der aktuellen<br />
Juli-Ausgabe der Zeitschrift „Sammler Journal”<br />
(ab 28. Juni im Handel erhältlich)<br />
Ranftbecher mit der Peterskirche in Wien, Anton Kothgasser, um 1815/25<br />
GLAS<br />
■ Biedermeier<br />
Auch fast 200 Jahre nach ihrer Entstehung<br />
muss man die gläsernen Becher von Anton<br />
Kothgasser einfach lieben, denn sie<br />
appellieren an unsere Sehnsüchte nach<br />
dem ganz privaten Glück in Zeiten weltgeschichtlicher<br />
Turbulenzen. Sie spiegeln<br />
das Lebensgefühl des Biedermeier, des<br />
Zeitabschnitts zwischen den napoleonischen<br />
Kriegen und der Revolution von<br />
1848. Freundschaft, Zärtlichkeit und Verehrung<br />
drücken sich in den Miniaturen<br />
aus. Sie vermitteln manchmal hintersinnige<br />
Botschaften, künden von Heimatliebe<br />
und erinnern an Ereignisse, die damals die<br />
Welt bewegten. Zu einem kurzen Spaziergang<br />
durch diese Epoche, die uns mit der<br />
Glaskunst dieser Zeit sehr nahe kommt,<br />
lädt derzeit eine Ausstellung im Museum<br />
Kunstpalast in Düsseldorf ein. Zusammengestellt<br />
wurden die rund 50 exemplarischen<br />
Kunstwerke von Paul von Lichtenberg.<br />
Der Sammler ist ein ausgewiesener<br />
Experte. Sein 2009 erschienenes Buch<br />
über das transparent bemalte Glas des<br />
Biedermeier ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk<br />
für jeden, der sich von den<br />
auf dem Kunstmarkt offerierten Arbeiten<br />
aus den Werkstätten der Familie Mohn,<br />
Anton Kothgassers und ihrer Zeitgenossen<br />
magisch angezogen fühlt. Anlässlich<br />
der Ausstellungseröffnung erinnerte sich<br />
der Kurator an die Anfänge seiner Liebesbeziehung<br />
zu den Kleinodien, die er nun<br />
seit mehr als fünf Jahrzehnten erforscht:<br />
Das erste Glas – einen Becher von Friedrich<br />
Egermann – erstand von Lichtenberg<br />
in den 1950er-Jahren während eines Klassenausflugs<br />
auf dem Londoner Portobello<br />
Market. Der Händler habe damals sechs<br />
Pfund für das Stück verlangt. Es gelang<br />
dem Schüler, ihn auf viereinhalb Pfund<br />
herunterzuhandeln. Den Kauf hat er nie<br />
bereut: Das Glas befindet sich noch immer<br />
Anton Kothgasser und seine Kollegen bemalten<br />
Glasgefäße auch nach individuellen Kundenwünschen.<br />
Dieser Becher, enstanden etwa 1816/20, zeigt<br />
das Schloss Weikersdorf des Freiherrn von Doblhoff<br />
nahe Baden bei Wien (Privatsammlung)<br />
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