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12<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Ein Magazin von<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50<br />
Luxemburg € 6,90<br />
Italien € 7,50<br />
Schweden SKR 89,00<br />
€ 5,90<br />
Dez. 2013<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
150. Ausgabe<br />
Mit Jubiläums-Gewinnspiel!<br />
<strong>Fw</strong> 187 »Falke« | Messerschmitt Bf 109 | Junkers Ju 52<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
<strong>Albtraum</strong> <strong>der</strong> <strong>Alliierten</strong><br />
■ He 115 entdeckt!<br />
Tauchgang zum Wrack<br />
Hahnweide 2013<br />
Atemberaubendes Spektakel<br />
■ Luftkrieg 1943<br />
Schweinfurt im Visier<br />
HP Halifax<br />
Schwer, lahm, aber unverzichtbar!<br />
■ Heinkels He 178<br />
Das erste Düsenflugzeug
Schlachten, Technik,<br />
Feldherren<br />
Das neue Heft ist da.<br />
Jetzt am Kiosk!<br />
Online blättern o<strong>der</strong> Testabo mit Prämie unter:<br />
www.clausewitz-magazin.de/abo
Editorial<br />
Strahlflug-Premiere<br />
Die Fliegerwelt ist voller launiger Redewendungen<br />
und Sprichwörter, mit<br />
denen Piloten augenzwinkernd sich<br />
selbst auf die Schippe nehmen. Beispiel gefällig?<br />
»Der Propeller, <strong>der</strong> sich vor dem<br />
Cockpit befindet, ist in Wirklichkeit nur ein<br />
Ventilator. Fällt dieser aus, dann fängt <strong>der</strong><br />
Pilot an zu schwitzen.« Wir wissen nicht, ob<br />
Erich Warsitz beim Anblick <strong>der</strong> Heinkel<br />
He 178 über diesen Spruch noch hätte lachen<br />
können. Immerhin sollte er mit dem propellerlosen<br />
Strahlflugzeug den ersten Düsenflug<br />
absolvieren und damit die Tür in eine<br />
neue Dimension <strong>der</strong> Luftfahrt aufstoßen.<br />
Gut dokumentiert ist hingegen die Entwicklungsgeschichte<br />
<strong>der</strong> He 178, nachzulesen ab<br />
Seite 32.<br />
Es ist gewiss nichts Neues, dass im schönen<br />
Baden-Württemberg die Uhren etwas<br />
an<strong>der</strong>s ticken, doch das Oldtimertreffen auf<br />
<strong>der</strong> Hahnweide setzte in diesem Jahr noch einen<br />
drauf und versetzte die Besucher glatt<br />
100 Jahre zurück! Die Stars des Treffens waren<br />
nämlich zwei Replikate <strong>der</strong> berühmten Fokker<br />
Dr.I und Fokker D.VII, die obendrein gemeinsam<br />
auftraten – spektakulär!<br />
Viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe<br />
wünscht Ihnen<br />
Markus Wun<strong>der</strong>lich<br />
Markus Wun<strong>der</strong>lich,<br />
Chefredakteur<br />
Steile Nummer: Mikael Carlsons<br />
Fokker D.VII beim Start<br />
auf <strong>der</strong> Hahnweide<br />
Foto A. Zeitler<br />
Wir stellen vor<br />
Dietmar Hermann ist Dipl.-<br />
Ing. für Nachrichtentechnik<br />
und gilt als <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong>-<br />
Fachmann für die <strong>Fw</strong> 187,<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong>/Ta152 und Ta 154. In<br />
unserer Titelgeschichte beschreibt<br />
er, wie umstritten<br />
die Entscheidung war, die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> als zweiten<br />
Jäger neben <strong>der</strong> etablierten Bf 109 in Großserie<br />
zu bauen. Doch ihre Leistungsfähigkeit<br />
überzeugte, als Baureihe A-2 und A-3 konnte<br />
sich <strong>der</strong> neuer Jäger endgültig in <strong>der</strong> Luftwaffe<br />
durchsetzen. Mehr über diese interessanten<br />
Zusammenhänge ab Seite 14.<br />
Dr. Andreas Zeitler: Historische<br />
Warbirds und die<br />
Suche nach actionreichen<br />
Fotomotiven stehen im Mittelpunkt<br />
des Interesses des<br />
promovierten Luftfahrtingenieurs.<br />
So auch auf dem<br />
Oldtimer-Fliegertreffen Hahnweide. Noch<br />
lange nach dem Ende des Flugprogramms<br />
steppt dort immer noch <strong>der</strong> Bär. Die lockere<br />
Geselligkeit ist dabei für ihn das Alleinstellungsmerkmal<br />
<strong>der</strong> Veranstaltung und schon<br />
mehr als Grund genug, alle zwei Jahre ins<br />
Schwäbische zu fahren.<br />
Herbert Ringlstetter arbeitet<br />
als freier Autor und Grafiker<br />
mit Schwerpunkt in <strong>der</strong><br />
historischen Luftfahrt. Altes<br />
und Revolutionäres, egal ob<br />
damals o<strong>der</strong> heute, weckten<br />
schon immer sein Interesse:<br />
Zwei Tüftler namens Hans Joachim Pabst von<br />
Ohain und Max Hahn fanden mit Ernst Heinkel<br />
einen aufgeschlossenen För<strong>der</strong>er und<br />
brachten ihr Strahltriebwerk tatsächlich flugtauglich<br />
zum Laufen (siehe Typengeschichte<br />
Seite 32). Gedanken formen die Zukunft.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
3
INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12-13<br />
14 flugzeugs.<br />
Kurt Tanks <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> gilt heute als Inbegriff des effizienten Jagd-<br />
Diesen Ruf musste sie sich allerdings erst erarbeiten<br />
TECHNIK<br />
Der »Würger« wird frontreif – Teil 3<br />
Gefürchtet und respektiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Die neue <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> startete 1941 buchstäblich durch<br />
und veranlasste die Briten, ein Vergleichsfliegen<br />
zwischen <strong>der</strong> Spitfire und dem »Würger« durchzuführen<br />
– das Ergebnis überraschte sie dann doch.<br />
TECHNIK<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
Die ewige Zweite im RAF Bomber Command – Teil 2<br />
Der Speck muss weg! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Schwer, lahm, kraftlos: Die Halifax musste eine Rosskur<br />
durchmachen, um frontreif zu werden.<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Ohne Propeller: Heinkel He 178<br />
Das erste Düsenflugzeug <strong>der</strong> Welt . . . . . 32<br />
Lange bevor die Me 262 in Serie ging, entwickelte<br />
Heinkel mit <strong>der</strong> He 178 bereits ein Düsenflugzeug.<br />
Konnte es auch die Luftwaffenführung überzeugen?<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 187 A »Falke«<br />
Der »Falke« als Uhu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Die <strong>Fw</strong> 187 wurde auch als Nachtjäger eingeplant.<br />
Entsprechend legte man ihr Cockpit für eine zweiköpfige<br />
Besatzung aus.<br />
OLDTIMER<br />
Amphibienflugzeug verschrottet<br />
Eine italienische Tragödie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
War es Nachlässigkeit o<strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung? In<br />
Italien wurde eine Grumman Albatros verschrottet.<br />
Einst war<br />
sie beliebt:<br />
Auch die<br />
Bundeswehr<br />
nutzte<br />
Grummans<br />
Albatros<br />
Ihre Meinung zur He 115.<br />
Mehr zum Wrack ab Seite 68!<br />
Auf dem Grund des Trondheimfjords<br />
liegen die Wracks<br />
zweier Heinkel He 115. Würde<br />
Sie ein Tauchgang reizen?<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
51,2 %<br />
Unbedingt! So etwas muss man erlebt haben, noch dazu, wo es sich um seltene Maschinen handelt.<br />
24,2 %<br />
Der Aufwand für einen Tauchgang ist zu groß, doch eine Reise nach Norwegen und zu den dortigen<br />
historischen Orten habe ich schon unternommen bzw. werde ich noch unternehmen.<br />
25,6 %<br />
Nein, es ist zwar ein sehr spannendes Thema, doch ich widme mich diesem lieber von zu Hause aus.<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei <strong>der</strong> aktuellen Umfrage mit!<br />
4
Der elegante Anblick <strong>der</strong> Halifax sollte nicht darüber hinwegtäu-<br />
24 schen, dass die Viermot unter <strong>der</strong> Haube wenig zu bieten hatte<br />
SERIE<br />
Angriff auf Schweinfurt und Regensburg – Teil 2<br />
Ein albtraumhaftes »Jubiläum« . . . . . . . . . . 44<br />
Mit dem Doppelschlag gegen Regensburg und<br />
Schweinfurt hofften die <strong>Alliierten</strong>, Deutschland<br />
einen Tiefschlag zu versetzen. Am Ende geriet <strong>der</strong><br />
Einsatz jedoch zu einem Alptraum …<br />
OLDTIMER<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Bell P-39........................... 10<br />
Bell P-63........................... 12<br />
Boeing B-17....................... 44<br />
Curtiss P-40........................ 9<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 187............. 38<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> ............ 14<br />
Fokker Dr.I ........................ 58<br />
Fokker D.VII....................... 61<br />
Grumman F4F .................... 8<br />
Handley Page Halifax.......... 24<br />
TITELTHEMA<br />
17. Oldtimer-Treffen bei Kirchheim unter Teck<br />
Ein magischer Ort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Längst hat sich die Hahnweide zu einem Flieger -<br />
treffen ersten Ranges gemausert. Dies belegen auch<br />
eindrucksvoll die Bil<strong>der</strong> des Oldtimer-Spektakels!<br />
BUCHTIPP<br />
Rätselhafte Abstürze und ihre Aufklärung<br />
Vermisst über See . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
Lino von Gartzen hat sich auf Spurensuche begeben:<br />
Was geschah bei Abstürzen über See wirklich? Ergebnis<br />
war ein Buch, spannend wie ein Detektiv-Roman.<br />
Hawker Hart...................... 12<br />
Heinkel He 115................. 68<br />
Heinkel He 178 ................. 32<br />
Junkers Ju 52 ................... 74<br />
Learjet C-21 ...................... 13<br />
Messerschmitt Bf 109 ....... 44<br />
Morane-Saulnier MS.406.... 62<br />
North American P-51............ 9<br />
Polikarpov I-16 ................. 11<br />
Supermarine Spitfire .......... 13<br />
Sie waren die Stars <strong>der</strong> Hahnweide 2013: »Fliegende Kisten« aus<br />
58 Kaisers Zeiten – hier Replikate <strong>der</strong> Fokker Dr.I (rot) und Fokker D.VII<br />
OLDTIMER<br />
Tauchgang zur Heinkel He 115<br />
Norwegens Unterwasserschätze . . . . . . . . 68<br />
Auf dem Grund des Tronheimfjords schlummern die<br />
Wracks zweier seltener He 115. Simon Brown stieg<br />
hinab und brachte beeindruckende Aufnahmen mit.<br />
LESERALBUM<br />
Bil<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Flugzeugführer-Ausbildung – Teil 1<br />
Der lange Weg zum Piloten . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
Paul Michelmann flog als Feldwebel eine Bf 110.<br />
Sein reich gefülltes Fotoalbum dokumentiert seinen<br />
Ausbildungsweg.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 56<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Nur noch<br />
Schrott: die<br />
He 115 auf<br />
dem Grund<br />
des Fjords<br />
TITELBILD<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong>: D. Hermann<br />
Profil: H. Ringlstetter<br />
Fokker D.VII: A. Zeitler<br />
Halifax: via Buttler<br />
Profil: J. Franzi<br />
TITELSEITE: Endlich serienreif! Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> bewährte sich nach ihrer<br />
ersten Auslieferung an die Frontverbände 1941 auf Anhieb.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
5
BILD DES MONATS<br />
6
Marketing auf Schwedisch<br />
In Deutschland wäre dies wohl unvorstellbar: Das<br />
schwedische Unternehmen Biltema besitzt eine<br />
eigene »Werkschutzstaffel« in Gestalt einer Spitfire<br />
LF Mk XVIe, SE-BIR, und einer Cavalier F-51D Mustang<br />
II »It’s About Time«, SE-BIL. Stationiert sind die<br />
beiden Warbirds in Ängelholm, und sie nehmen regelmäßig<br />
an Airshows teil.<br />
Die Spitfire wurde im August 1945 an die RAF<br />
ausgeliefert, doch verbrachte sie die meiste Zeit am<br />
Boden, ehe man sie 2007 wie<strong>der</strong> flugtüchtig restaurierte.<br />
Bei <strong>der</strong> Mustang handelt es sich um eine<br />
von nur neun Maschinen, die in den 1960er- und<br />
1970er-Jahren noch einmal umgebaut wurden, ehe<br />
man fünf von ihnen an El Salvador verkaufte. Die<br />
SE-BIL war eine davon, und 1969 nahm sie auch<br />
am »Fußballkrieg« gegen Honduras teil. 1974 kehrte<br />
die Mustang wie<strong>der</strong> in die USA zurück und wurde<br />
2007 an Biltema veräußert. Text und Foto Björn Hellenius<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
7
PANORAMA<br />
■ GRUMMAN F4F WILDCAT<br />
Die »Wildkatze«<br />
faucht wie<strong>der</strong><br />
Conrad Huffstutler<br />
am 12. Juli<br />
2013 in <strong>der</strong> frisch<br />
restaurierten Wildcat.<br />
Es war <strong>der</strong> erste<br />
Flug dieses Marinejägers<br />
seit den<br />
1940er-Jahren<br />
Foto Dave McDonald<br />
Das Unternehmen Wild Warbirds hat die<br />
Restauration ihrer Grumman Wildcat abgeschlossen.<br />
Die Maschine mit <strong>der</strong> Baunummer<br />
86774 wurde im August 1945 ausgeliefert, allerdings<br />
einige Monate später bereits wie<strong>der</strong><br />
ausgemustert. 2009 erwarb Wild Warbirds die<br />
Wildcat mit dem Ziel, sie zum authentischsten<br />
noch existierenden Exemplar zu restaurieren.<br />
Da die F4F zuvor noch nie restauriert worden<br />
war und<br />
viele Originalbauteile<br />
sowie Beschriftungen,<br />
Markierungen<br />
und Farbanstriche noch<br />
immer vorhanden sind, hatte das<br />
Projekt einen guten Start. Anhand<br />
einiger korrodierter Vorlagen und Originalzeichnungen<br />
gelang es auch, die<br />
rechte Tragfläche neu herzustellen, die bereits<br />
viele Jahre zuvor verloren gegangen<br />
war. Zuletzt hat <strong>der</strong> Jäger einen kompletten<br />
Neuanstrich in »Flat« Sea Blue erhalten<br />
und trägt die Insignien <strong>der</strong><br />
von Lieutenant Francis P. McElroy<br />
geflogenen »Diamond<br />
16«, VC-79, von <strong>der</strong> USS Sargent<br />
Bay. Dave McDonald ■<br />
■ BÜCKER BÜ 131 JUNGMANN<br />
Älteste ihrer Art<br />
Am 11. Juni 2013 traf die Bü 131 B-3, SE-<br />
AGU, wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> schwedischen Arlanda<br />
Civil Aircraft Collection ein, nachdem<br />
man sie zuvor 25 Jahre lang an den Flughafen<br />
Midlanda verliehen hatte. Die Ende 1937 von<br />
den Bücker Flugzeugwerken in Rangsdorf gebaute<br />
SE-AGU mit <strong>der</strong> Werknummer 846 ist<br />
die älteste noch existierende Bü 131 B-3. Bücker<br />
verkaufte sie an die schwedische Luftfahrt-Gesellschaft<br />
Svensk Flygtjänst AB, welche<br />
die zierliche Jungmann hauptsächlich als<br />
Schulflugzeug für die Anfangsausbildung ihrer<br />
Flugzeugführer verwendete. Als ihr Lufttüchtigkeitszeugnis<br />
1959 schließlich erlosch,<br />
lagerte man die nunmehr alte Maschine für<br />
einige Jahre ein, bevor Svensk Flygtjänst sie<br />
Mitte 1963 <strong>der</strong> Arlanda Civil Aircraft Collection<br />
stiftete.<br />
Nach ihrer Rückkehr ins Museum wurde die<br />
SE-AGU zunächst gründlich gereinigt, ehe man<br />
anfing, sie wie<strong>der</strong> Stück für Stück zusammenzusetzen.<br />
Es ist geplant, die Bü 131 in »fliegen<strong>der</strong>«<br />
Haltung unter dem Dach des Museums<br />
aufzuhängen.<br />
Jan Forsgren ■<br />
Die älteste<br />
noch existierende<br />
Bü 131 wartet auf<br />
ihre Endmontage bei<br />
<strong>der</strong> Arlanda Civil<br />
Aircraft Collection<br />
Foto Jan Forsgren<br />
8
■ NORTH AMERICAN P-51<br />
»War das zu schnell?«<br />
Schnell, aber nicht zu schnell für den Fotografen: Jon Veselys P-51D beim Start. Auch die Bugbemalung<br />
hat eindeutig »Biss«!<br />
Foto Dave McDonald<br />
Die Firma Mid West Aero Restorations Ltd.<br />
hat eine weitere P-51 flugtüchtig restauriert.<br />
Die P-51D mit <strong>der</strong> Werknummer 44-63577<br />
startete erstmals am 11. Juli 2013. Am Steuer<br />
saß Vlado Lenoch.<br />
Der Jäger diente ab 1950 als FAU 265 bei <strong>der</strong><br />
uruguayischen Luftwaffe, ehe man ihn ausmusterte<br />
und 1960 dem Luftfahrtmuseum Miseo<br />
de Aeronautica in Montevideo übergab.<br />
1985 kehrte die Mustang schließlich wie<strong>der</strong> in<br />
die USA zurück und befindet sich heute im<br />
Besitz von Jon Vesely, <strong>der</strong> in Scottsdale, Arizona,<br />
lebt. Zurzeit trägt sie die Markierungen<br />
<strong>der</strong> F-51D »Is that too fast« mit <strong>der</strong> Werknummer<br />
44-12943 und <strong>der</strong> Kennung FF-943. 1951<br />
diente diese Maschine bei <strong>der</strong> 12th Fighter<br />
Bomber Squadron »The Foxy Few« <strong>der</strong><br />
18th Fighter Bomber Group und war in Chinhae,<br />
Südkorea, stationiert. Mit diesen Markierungen<br />
möchte man <strong>der</strong> wichtigen Rolle gedenken,<br />
die die P-51 auch während des<br />
Koreakrieges spielte.<br />
Die Mustang weist zudem viele Merkmale<br />
<strong>der</strong> am Koreakrieg beteiligten P-51 auf. Dazu<br />
gehört etwa die »Lippe« <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Kühlerverkleidung,<br />
die dazu diente, Öl abzuweisen,<br />
welches aus dem Propeller austrat. Außerdem<br />
verfügt sie über eine verlängerte Ölabschei<strong>der</strong>leitung<br />
auf <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong><br />
Motorverkleidung.<br />
Da man die F-51D auch als Jagdbomber<br />
verwendete, trägt sie außerdem augenfällige<br />
Bomben- und Raketenaufhängungen unter<br />
den Flügeln.<br />
Dave McDonald ■<br />
■ CURTISS P-40<br />
Perfekt restauriert<br />
Wie neu: die frisch restaurierte<br />
Kittyhawk<br />
Am 20. Juni 2013 konnte das Luftwaffenmuseum in Neuseeland<br />
seine frisch restaurierte P-40 Kittyhawk offiziell enthüllen. Insgesamt<br />
zog sich die Restauration über einen Zeitraum von 16 Jahren<br />
hin, wobei das Museum 20 000 Arbeitsstunden investieren<br />
musste.<br />
Die von einem Merlin-Motor angetriebene Maschine mit <strong>der</strong><br />
Seriennummer 41-14205 begann ihre Karriere als P-40F bei <strong>der</strong><br />
44th Fighter Squadron <strong>der</strong> 7th Air Force. Sie ging bei einem<br />
Schießübungsflug zusammen mit drei an<strong>der</strong>en P-40 verloren,<br />
nachdem die Piloten die Orientierung verloren hatten und aufgrund<br />
von Treibstoffmangel eine Bruchlandung hinlegen mussten.<br />
1996 kam sie ins neuseeländische Luftwaffen-Museum (RNZAF-<br />
Museum), wo man entschied, die »14205« als eine mit Allison-Motor<br />
ausgerüstete P-40E zu restaurieren. Sie sollte stellvertretend<br />
für die 299 Flugzeuge dieses Typs stehen, die bei <strong>der</strong> RNZAF<br />
während des Krieges eingesetzt waren. Fehlende Teile, die nicht<br />
mehr beschafft werden konnten, wurden von den Restauratoren<br />
anhand von Originalzeichnungen nachgebaut. Die Kittyhawk ist<br />
jetzt in <strong>der</strong> Haupt-Flugzeughalle ausgestellt. Dave McDonald ■<br />
Foto RNZAF Museum<br />
■ CESSNA SKYMASTER<br />
Meister des Himmels<br />
Vor Kurzem hat die nie<strong>der</strong>ländische Stichting Postbellum<br />
(Postbellum-Stiftung) ihr erstes Flugzeug, eine Cessna O-2A<br />
Super Skymaster, erhalten. Die zweimotorige »Warbug« mit<br />
Doppelleitwerk hat den langen Flug aus den Vereinigten Staaten<br />
zu ihrem neuen Heimatplatz Teuge im Osten <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande<br />
aus eigener Kraft bewältigt. Bei <strong>der</strong> O-2A handelt es sich um<br />
die frühere 72-1300 <strong>der</strong> US-amerikanischen Luftwaffe, die noch<br />
immer ihre alten Markierungen trägt. Während des Vietnamkrieges<br />
setzte man O-2A für die Gefechtsfeldaufklärung ein.<br />
Dieses Exemplar trägt die Zulassung N590D und ist ab sofort<br />
für Airshows verfügbar.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die Cessna 0-2A, 72-1300, <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Postbellum<br />
Foundation, aufgenommen zwischen zwei Regenschauern<br />
Fotos Roger Soupart<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
9
PANORAMA<br />
Die »Girlie« wurde 1974 zusammen<br />
mit zwölf an<strong>der</strong>en Maschinen von<br />
einem Schrottplatz geborgen<br />
■ AVRO AEW.2 SHACKLETON/BELL P-39N AIRACOBRA<br />
»Girlie« im Museum<br />
Da strahlt sie mit dem Himmel um die Wette: die Shackleton<br />
nach ihrem Anstrich<br />
Fotos (2) via Dave McDonald<br />
Die Avro AEW.2 Shackleton WL790 hat einen<br />
neuen Anstrich erhalten, mit dem sie<br />
nun eine RAF-Maschine <strong>der</strong> 8th Squadron darstellt.<br />
Das elfköpfige Restaurierungsteam des<br />
Pima Air & Space Museum in Tuscon, Arizona,<br />
leistete hierfür ungefähr 6600 Arbeitsstunden.<br />
Zudem wurde die P-39N Airacobra »Girlie«<br />
des Museums in die Ausstellung mit aufgenommen.<br />
Die P-39 mit <strong>der</strong> Seriennummer<br />
42-18814 repräsentiert eine Maschine <strong>der</strong> Ende<br />
1943 o<strong>der</strong> Anfang 1944 in Neuguinea stationierten<br />
110th Tactical Reconnaissance Squadron<br />
<strong>der</strong> 5th Air Force.<br />
Dave McDonald ■<br />
■ DOUGLAS WORLD CRUISER<br />
Einmal um die ganze Welt<br />
Am 29. Juni 2013 beging das Seattle Museum of Flight feierlich den<br />
Rollout und Prüflauf des kurz zuvor fertiggestellten Replikats <strong>der</strong><br />
Douglas World Cruiser (DWC) »Seattle II«. Insgesamt zehn Jahre hat<br />
die Konstruktion dieses flugtüchtigen Nachbaus gedauert. Ziel ist es,<br />
mit ihr die Weltumrundung vom April 1924 zu wie<strong>der</strong>holen, die damals<br />
von vier DCW vollbracht worden war.<br />
Die vier Maschinen starteten am 22. April 1924 von Lake Washington<br />
aus, doch »The Seattle« stürzte bereits über Alaska ab und »The Boston«<br />
musste wegen eines Motorschadens zwischen den Färöer-Inseln und<br />
Island notlanden. Der Flug <strong>der</strong> »The Chicago« und <strong>der</strong> »The New Orleans«<br />
endete schließlich am 28. September 1924 in Seattle.<br />
Das Replikat <strong>der</strong> »The Seattle II« wurde aus Sicherheitsgründen aus<br />
mo<strong>der</strong>nen Werkstoffen hergestellt, doch es entspricht ansonsten <strong>der</strong><br />
Originalkonstruktion. Ferner ist sie wie während <strong>der</strong> Weltumrundung<br />
von 1924 mit einem Liberty-V-12-Motor ausgerüstet. Die Maschine<br />
soll bis zum April 2014, dem 90. Jahrestag des Pionierfluges, fertiggestellt<br />
sein.<br />
Dave McDonald ■<br />
Es bleibt nur zu hoffen,<br />
dass die »Seattle II«<br />
mehr Glück als ihr<br />
historischer Namensvetter<br />
haben wird<br />
Foto via Dave McDonald<br />
10
Foto Laszlo Apathy<br />
■ MESSERSCHMITT BF 109 G<br />
Eine »Gustav« auf Bestellung!<br />
Unter Palmen: Die Messerschmitt Aviation Pty. Ltd.<br />
macht gute Fortschritte beim Nachbau ihrer Bf 109 G<br />
Die neu gegründete, in Melbourne ansässige<br />
Messerschmitt Aviation Pty. Ltd. plant, eine<br />
flugtüchtige Bf 109 G »Gustav« im Maßstab 1:1<br />
zu bauen. Ziel des Unternehmens ist es, ein authentisches<br />
Replikat aus Kevlar und Glasfaser<br />
im Sandwich-Verfahren zu konstruieren. Damit<br />
wäre die »Gustav« nicht nur sehr leicht und<br />
stabil, son<strong>der</strong>n auch bezahlbar. Als Antrieb ist<br />
<strong>der</strong> 450 PS leistende Mazda-Wankelmotor vorgesehen,<br />
<strong>der</strong> höchstwahrscheinlich von Mistral<br />
Engines in <strong>der</strong> Schweiz gebaut wird. Das Leistungsgewicht<br />
soll <strong>der</strong> Maschine einen ähnlichen<br />
Schub verleihen wie <strong>der</strong> DB 605 des Originals.<br />
Ein Problem stellt das schmale Fahrwerk <strong>der</strong><br />
Bf 109 dar, welches beim Original Start und<br />
Landung erschwerte. Da die Sicherheit an erster<br />
Stelle steht, entschied man, eine 20 Zentimeter<br />
breitere Spur zu verwenden. Die Tragflächen<br />
werden so ausgelegt, dass sie in den Rumpf<br />
eingeschoben und auf gleiche Weise wie<strong>der</strong> abgebaut<br />
werden können. Darüber hinaus beabsichtigt<br />
die Messerschmitt Aviation, eine zweisitzige<br />
G-12-Version zu bauen, um eine Pilotenschulung<br />
zu ermöglichen. Dave McDonald ■<br />
Esel, Ratte, Pferdebremse …<br />
… sind drei <strong>der</strong> Spitznamen für ein und dasselbe<br />
Flugzeug: die Polikarpov I-16. Der<br />
kompakte Jäger in Gemischbauweise startet<br />
vor 80 Jahren, am 30. Dezember 1933, zum<br />
Erstflug. Er ist gnadenlos auf Geschwindigkeit<br />
getrimmt: wenig Gewicht, kurzer<br />
Rumpf, starker Motor mit NACA Cowling,<br />
Einziehfahrwerk und umschlossene Kabine.<br />
Zwar wird es nichts mit dem Wunschantrieb,<br />
denn <strong>der</strong> Lizenzbau des 600 PS starken<br />
Wright Cyclone R-1820 F-2 kommt nie zustande.<br />
Doch selbst mit einem 480-PS-M-22-<br />
Die dritte gebaute<br />
I-16<br />
Sammlung WM<br />
Ratte), wie sie <strong>der</strong> Gegner nennt,<br />
besteht durchaus gegen die frühen<br />
Muster <strong>der</strong> Bf 109. Vor allem<br />
verblüfft ihre Wendigkeit,<br />
die stellenweise zum Ruf führt,<br />
sie könne in <strong>der</strong> Luft stehen. Im<br />
fernen Osten trifft die I-16, die<br />
man ständig verbessert, unter<br />
an<strong>der</strong>em 1939 auf die Japanischen<br />
Armeeflieger. Zwar sind<br />
<strong>der</strong>en Jäger <strong>der</strong> bulligen „Abu“<br />
(japanisch für Pferdebremse)<br />
Motor zeigt er gute<br />
Leistung. Und erst<br />
recht, als später <strong>der</strong><br />
M-25 mit 710 PS zum<br />
Einbau kommt. Bekannt<br />
wird die I-16<br />
durch den Kampf auf<br />
republikanischer<br />
Seite im Spanischen<br />
Bürgerkrieg. Die „Ra -<br />
ta“ (spanisch<br />
für<br />
I-16 auf Patrouillenflug<br />
Sammlung WM<br />
technisch voraus, doch leichtes Spiel haben<br />
sie nicht. Was kaum darüber hinwegtäuscht,<br />
dass <strong>der</strong> „Ishak“ (russisch für Esel), wie er<br />
bei seinen Piloten heißt, den Zenit überschritten<br />
hat. Er ist zu schwach bewaffnet, seine<br />
Leistungsfähigkeit nicht mehr zeitgemäß. Die<br />
Produktion endet im selben Jahr. Als die<br />
Wehrmacht im Juni 1941 die UdSSR angreift,<br />
stehen dennoch 1635 Stück bereit, wovon<br />
Hun<strong>der</strong>te in kurzer Zeit am Boden vernichtet<br />
sind. Da es mo<strong>der</strong>ne Nachfolger<br />
noch nicht in ausreichen<strong>der</strong><br />
Masse gibt, wird die Fertigung<br />
erneut für längere Zeit aufgenommen.<br />
Im Endeffekt ent -<br />
stehen weit über 8600 I-16 aller<br />
Versionen. Mancher Veteran<br />
trennt sich nur ungern vom „Ishak“,<br />
da er sich trotz allem immer<br />
wie<strong>der</strong> beachtlich gut<br />
schlägt. Die letzten verschwinden<br />
erst zum Herbst 1943 an<br />
<strong>der</strong> Front.<br />
Wolfgang Mühlbauer ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
11
PANORAMA<br />
FLYING BEAUTIES 2014<br />
Quax’ Pin-up-Kalen<strong>der</strong><br />
Der Jahreskalen<strong>der</strong> »Flying Beauties 2014«<br />
des Luftfahrt-Vereins »Quax« ist ab sofort<br />
erhältlich. Der Kalen<strong>der</strong> umfasst neben einem<br />
Titelblatt zwölf Monatsblätter mit Monatskalendarium<br />
und kann direkt im Quax-<br />
Hangar am Pa<strong>der</strong>borner Flughafen o<strong>der</strong><br />
über die Seite www.quax-flieger.de erworben<br />
werden.<br />
Der Preis beträgt 29,95 Euro zuzüglich <strong>der</strong><br />
Versandkosten in Höhe von 6,90 Euro. Interessierte<br />
Leser sollten rasch zuschlagen,<br />
da die Auflage auf 250 Exemplare limitiert<br />
ist.<br />
SK<br />
■ BELL P-63 KINGCOBRA<br />
Casino-Gänger<br />
Die Kingcobra des Honduras Air Museum<br />
vor <strong>der</strong> Restaurierung Fotos (2) via Dave McDonald<br />
Noch fehlen Fahrwerk und hintere Kabinendachverglasung:<br />
die P-53 vor dem Offiziersclub in Tegucigalpa<br />
Die P-63E Kingcobra, 43-11732, des Honduras<br />
Air Museum kann nun wie<strong>der</strong><br />
besichtigt werden. Ausgestellt ist sie vor<br />
dem Offiziersclub in Tegucigalpa, <strong>der</strong> sich<br />
neben dem Museum befindet. Bei den<br />
kürzlich abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten<br />
wurden die Farbe abgetragen und<br />
notwendige Korrosionsschutzmaßnahmen<br />
sowie kleinere Instandsetzungen durchgeführt.<br />
Die Cobra besteht vermutlich aus<br />
Teilen mehrerer Maschinen. Denn 2011<br />
fand man beispielsweise am Leitwerk die<br />
Nummer FAH 403. Geplant ist, das Flugzeug<br />
vollständig zu überholen. Doch hierfür ist ein<br />
Satz Fahrwerkstreben und ein Bugrad nötigt, damit<br />
sich die Cobra zum Rest <strong>der</strong> Kollektion gesellen<br />
kann. Das Museum bittet um Hinweise, die es ihm<br />
ermöglichen, die fehlenden Teile für eine statische<br />
Ausstellung zu beschaffen. Dave McDonald ■<br />
■ HAWKER HART<br />
Das wird »hart«!<br />
Die Überreste <strong>der</strong> Hart wurden Ende <strong>der</strong><br />
1980er-Jahre im Süden Schwedens geborgen<br />
In vielerlei Hinsicht ein echter Hingucker:<br />
<strong>der</strong> Quax-Kalen<strong>der</strong> 2014<br />
Foto Cornelius Braun<br />
LUFTFAHRTMUSEUM WERNIGERODE<br />
Marut als Leihgabe<br />
Das Luftfahrtmuseum Wernigerode erhält ab<br />
dem 11. November eine HF-24 Mk 1 Marut<br />
als Leihgabe des Deutschen Museums in<br />
München. Die Marut wird damit die Ausstellung<br />
ergänzen, welche bereits 50 originale<br />
Flugzeuge und Hubschrauber umfasst. Für<br />
den Transport nach Wernigerode muss die<br />
Maschine zerlegt werden. Besucher werden<br />
später die Möglichkeit haben, den Zusammenbau<br />
zu beobachten.<br />
SK<br />
Die Marut in <strong>der</strong> Fliegerwerft Schleißheim<br />
des Deutschen Museums<br />
Foto Dt. Museum<br />
Eine schwedische Hart mit Schneekufen und<br />
Bombenaufhängungen unter <strong>der</strong> Tragfläche<br />
Der bekannte schwedische Liebhaber<br />
historischer Flugzeuge Joakim Westh<br />
beabsichtigt, einen Hawker Hart Doppeldecker-Bomber<br />
flugtüchtig zu restaurieren.<br />
Für das Projekt stehen große Teile von<br />
Rumpf und Tragflächen sowie ein von Nohab<br />
gebauter Bristol Mercury-Sternmotor<br />
zur Verfügung. Mit dem Bau beauftragt<br />
wurde die in Großbritannien ansässige<br />
Firma Retrotec Guy Blacks.<br />
Die schwedische Luftwaffe (Flygvapnet)<br />
kaufte insgesamt 45 Hawker Hart. Man rüstete<br />
die ursprünglich als Aufklärer vorgesehenen<br />
Hart allerdings bald zu Sturzkampfbombern<br />
um, eine Rolle, für die sie eigentlich<br />
nicht gedacht waren. 1940 nahmen vier dieser Ma -<br />
schinen als Teil <strong>der</strong> Volunteer Wing F 19 am finnischsowjetischen<br />
Winterkrieg teil.<br />
Die Hart soll innerhalb von drei bis vier Jahren flugfähig<br />
sein. Die einzige weitere noch existierende, in<br />
Schweden gebaute Hart (ASJA, Ser.Nr. 714) ist in den<br />
Farben und Markierungen <strong>der</strong> Wing F 19 im Flyvapenmuseum<br />
ausgestellt.<br />
Jan Forsgren ■<br />
Fotos (2) Jan Forsgren<br />
12
■ LEARJET C-21<br />
Verdienter Ruhestand<br />
Das National Museum of the United States<br />
Air Force in Dayton, Ohio, hat eine C-21A<br />
<strong>der</strong> USAF erhalten. Der Learjet mit <strong>der</strong> Seriennummer<br />
84-0064 gehörte zu den ersten drei von<br />
insgesamt 80 an die USAF ausgelieferten C-21.<br />
Beteiligt war sie an den Operationen Desert<br />
Shield, Desert Storm, Iraqui Freedom und Enduring<br />
Freedom. Zuletzt diente sie bei <strong>der</strong><br />
119th Wing <strong>der</strong> North Dakota Air National<br />
Guard. Die Maschine soll in Kürze in <strong>der</strong> Southeast<br />
Asia War Gallery ausgestellt werden.<br />
Roger Soupart ■<br />
Foto Roger Soupart via USAF<br />
Foto Roger Soupart<br />
Gleichwohl nur ein Modell,<br />
gilt die NH328 als<br />
die schönste »Spitfire«<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande<br />
■ SUPERMARINE SPITFIRE<br />
Die schönste Spitfire<br />
Derzeit zeigt die Royal Netherlands Historical<br />
Flight in Gilze Rijen das Modell <strong>der</strong> Spitfire<br />
Mk.IXc, NH238, H-60, mit den Markierungen <strong>der</strong><br />
322nd (Dutch) Squadron aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Aufstände<br />
in Nie<strong>der</strong>ländisch-Ostindien (heute Indonesien) 1945.<br />
Es handelt sich dabei um ein außerordentlich authentisches<br />
1:1-Modell, das viele Jahre lang auf <strong>der</strong> Luftwaffenbasis<br />
Twenthe ausgestellt war. Die originale<br />
NH238 existiert ebenfalls noch, doch wird sie von<br />
ihrem Besitzer in einem Verschlag auf dem ehemaligen<br />
USAAF-Platz Greenham Common, England,<br />
gelagert.<br />
Roger Soupart ■<br />
■ AGGREGAT A4/R2<br />
Alles nur geklaut?<br />
Im Artilleriemuseum in St. Petersburg kann mit<br />
<strong>der</strong> R2 die sowjetische Weiterentwicklung einer<br />
deutschen »V2«-Rakete besichtigt werden. Nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg bauten die Russen zunächst<br />
die in Deutschland erbeuteten A4-Flugkörper exakt<br />
nach, doch schufen sie mit <strong>der</strong> R2 schließlich eine<br />
Version, die sich vom deutschen Original deutlich<br />
unterschied. So fiel ihr Gewicht um fast 50 Prozent<br />
höher aus, doch hatte sie auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite eine<br />
Reichweite, die mit 370 bis 600 Kilometern fast doppelt<br />
so groß wie die <strong>der</strong> »V2« war. Die R2 wurde<br />
erstmal 1949 abgefeuert. Sie war die letzte sowjetische<br />
Rakete, die auf einer deutschen Entwicklung<br />
basierte.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die R2 in den Katakomben des<br />
Artilleriemuseums in St. Petersburg<br />
Foto Ketty Nielsen<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
13
TECHNIK<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
DER »WÜRGER« WIRD FRONTREIF – TEIL 3<br />
Gefürchtet un<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong>s Wun<strong>der</strong>vogel brachte seine Kritiker schnell zum<br />
Verstummen. Nun galt es, die Produktion rasch zu erhöhen.<br />
Doch wie sollte dies mitten im Krieg bewerkstelligt werden?<br />
Von Dietmar Hermann<br />
14
d respektiert<br />
Keine Frage, das Frontdebüt beim JG 26<br />
ist <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> geglückt. Seitdem <strong>Focke</strong>-<br />
<strong>Wulf</strong> im Sommer 1941 die ersten Maschinen<br />
auslieferte, gelang es ihr, auch die<br />
letzten Kritiker im RLM zu überzeugen<br />
(s. <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013). Längst<br />
ging es nicht mehr um die Frage, ob die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
als zweiter Standardjäger etabliert werden<br />
sollte, son<strong>der</strong>n in welchem Umfang. Die Luftwaffenführung<br />
beabsichtigte zunächst, einige<br />
weitere Staffeln mit <strong>der</strong> neuen Maschine<br />
auszustatten, doch dies war nur möglich,<br />
wenn man die Serienproduktion erhöhte.<br />
Bislang hatte die Luftwaffe lediglich einen<br />
Jäger im Arsenal, nämlich die Messerschmitt<br />
Bf 109. Würde <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> seine <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> nun<br />
alleine weiterbauen, wäre möglicherweise <strong>der</strong><br />
Nachschub für ein, vielleicht zwei Geschwa<strong>der</strong><br />
gedeckt. Doch um den »Würger« in weiteren<br />
Jagdgeschwa<strong>der</strong>n einzusetzen, musste<br />
man den Bau zwangsläufig auf Lizenzwerke<br />
ausweiten. Aber welche Unternehmen kamen<br />
hierfür infrage und in welchem Verhältnis<br />
sollte die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> zur Bf 109 gebaut werden?<br />
Sicher war nur, dass bisherige Lizenzwerke<br />
<strong>der</strong> Bf 109 ihre Produktion auf die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
umstellen mussten. Darüber hinaus spannte<br />
man auch die Firmen Arado und AGO ein.<br />
Beide Firmen sollten von Anfang an die überarbeitete<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2 herstellen. Die A-2 besaß<br />
mit dem neuen MG 151/20 eine deutlich stärkere<br />
Bewaffnung. Eingebaut war das 20-mm-<br />
MG in den Flächenwurzeln, wo es synchronisiert<br />
durch den Propellerkreis schoss. Doch<br />
da ein Jäger nicht nur kampfstark, son<strong>der</strong>n<br />
auch schnell sein muss, spendierte man dem<br />
verbesserten »Würger« mit dem BMW 801 C-<br />
2 obendrein noch einen überarbeiteten Motor.<br />
Arado lieferte die ersten beiden A-2 im August<br />
1941 aus. AGO folgte ebenfalls mit zwei<br />
Maschinen im Oktober 1941. Im gleichen Monat<br />
stellte zudem <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> die Produktion<br />
von <strong>der</strong> A-1 auf die A-2 um. Bis zum Auslaufen<br />
<strong>der</strong> Serie im August 1942 stellten die drei<br />
Werke insgesamt 423 Maschinen her.<br />
Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> gelangt an die Front: Hier zwei<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2 <strong>der</strong> 9./JG 2 in Théville/Frankreich<br />
während <strong>der</strong> Umrüstung <strong>der</strong> Gruppe von<br />
Bf 109 F auf den neuen Jäger im Mai 1942.<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund die Werknummer 120228,<br />
im Hintergrund die »Gelbe 3«<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
15
TECHNIK<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
Bei <strong>der</strong> Werknummer 207<br />
handelt es sich um eine<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> aus <strong>der</strong> Arado-Produktion,<br />
die als A-2 das Werk<br />
in Warnemünde verließ<br />
Der »Bordcomputer«<br />
Das Kommandogerät war eine technische<br />
Meisterleistung <strong>der</strong> BMW-Ingenieure und<br />
vereinfachte die Triebwerksbedienung des<br />
BMW 801 wesentlich. Völlig mechanisch,<br />
autonom wie ein »Bordcomputer«, steuerte<br />
das Gerät die Gemisch- und Ladeluftregelung<br />
in Abhängigkeit <strong>der</strong> Last und Flughöhe,<br />
sorgte für die richtige Zündzeitpunkt- und<br />
Luftschraubenverstellung und nahm die<br />
La<strong>der</strong>umschaltung vor. Der Flugzeugführer<br />
musste dafür lediglich den Gashebel bedienen<br />
und wurde dadurch wesentlich entlastet.<br />
Erfahrene Piloten nutzten die direkte<br />
Wirkungsweise für den Luftkampf aus. Wurde<br />
die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> verfolgt, nahm er den Gas -<br />
hebel ruckartig zurück. Das Kommandogerät<br />
reagierte sofort und »bremste« die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
in <strong>der</strong> Luft abrupt ab. Der feindliche Jäger<br />
zog an <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> vorbei und geriet dadurch<br />
ins Schussfeld. Der Gejagte wurde<br />
somit zum Jäger.<br />
■<br />
In einer Son<strong>der</strong>aktion wurden<br />
erstmalig <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 an die<br />
Türkei verkauft<br />
Nun wurde es freilich höchste Zeit, dass<br />
auch <strong>der</strong> Konkurrent Messerschmitt nachzog.<br />
Dies gelang ihm mit <strong>der</strong> F-Version <strong>der</strong> Bf 109,<br />
die Messerschmitt im größeren Umfang ebenfalls<br />
ab 1941 auslieferte. In <strong>der</strong> Bf 109 F flossen<br />
alle bisher gesammelten Erfahrungen mit dem<br />
Vorgängermodell ein. Während die Bf 109 E<br />
eher eckig und kantig ausgefallen war, konnte<br />
die neue F-Version aerodynamisch wesentlich<br />
verbessert werden. Damit stiegen auch ihre<br />
Leistungen deutlich an.<br />
Bf 109 o<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong>?<br />
Die Luftwaffe stellte dies vor die knifflige Aufgabe,<br />
herauszufinden welcher Jäger nun <strong>der</strong><br />
bessere war. Ende 1941 kam es daher zu einem<br />
Vergleichsfliegen zwischen <strong>der</strong> Bf 109 F-4 und<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2 bei <strong>der</strong> Erprobungsstelle in Rechlin.<br />
Leistungsmäßig besaßen beide Jäger Vorund<br />
Nachteile. Während die Steigleistungen<br />
<strong>der</strong> Bf 109 deutlich besser ausfielen, konnte die<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> schneller stürzen, war robuster und besaß<br />
eine größere Rollwendigkeit. Leistungsmäßig<br />
gab es daher keinen Grund, sich gegen die<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> auszusprechen. Größter Kritikpunkt<br />
blieb aber <strong>der</strong> unzuverlässige BMW-Motor.<br />
Hauptmann Gordon Gollob, <strong>der</strong> kurz zuvor<br />
von <strong>der</strong> Ostfront zur E-Stelle kam und mit<br />
85 Abschüssen ein erfahrener Jäger war, verfasste<br />
am 10. Dezember 1941 einen Bericht<br />
über dieses Vergleichsfliegen. Als ehemaliger<br />
Gruppenkommandeur <strong>der</strong> II./JG 3 kannte<br />
er die Bf 109 F gut. Er nahm hinsichtlich <strong>der</strong><br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> kein Blatt vor dem Mund: »Der Motor<br />
ist <strong>der</strong>zeit so unzuverlässig, dass das Flugzeug<br />
nur bedingt einsatzfähig ist und ein Einsatz<br />
über See nach England <strong>der</strong>zeit nicht infrage<br />
kommt. Nach Aussage von Motorfachleuten<br />
wird <strong>der</strong> Motor BMW 801 C und auch D frühestens<br />
in einem halben Jahr so betriebssicher<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Dietmar Hermann<br />
16
werden, dass er jede Belastung aushält, also<br />
frontreif ist wie z. B. <strong>der</strong> DB 601 E. Der Motor<br />
BMW 801 C erreicht heute nur 25 Betriebsstunden<br />
im Durchschnitt. Die technischen<br />
Schwierigkeiten werden also bei <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
auf längere Zeit bestehen, während unterdessen<br />
die einzige wirklich frontreife Jagdmaschine<br />
die Bf 109 F-4 bleiben wird. Solange <strong>der</strong><br />
BMW 801 nur so wenige Betriebsstunden aushält,<br />
also bei Weitem nicht einmal 50 Stunden<br />
erreicht, müssen sehr viele Motoren nachgeschoben<br />
werden. Dies wird auf Schwierigkeiten<br />
stoßen, sobald mehrere Verbände auf<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> umgerüstet sein werden.«<br />
Doch BMW arbeitete intensiv an <strong>der</strong> Verbesserung<br />
des BMW 801. Bereits beim JG 26<br />
lief eine größere Än<strong>der</strong>ungsaktion am<br />
BMW 801 C, mit <strong>der</strong> die Betriebssicherheit<br />
deutlich erhöht werden konnte. Mit werkseitigen<br />
Verbesserungen baute BMW wenig später<br />
das Nachfolgemodell 801 D-2, dessen Betriebsdauer<br />
erheblich zunahm. Damit war<br />
auch die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> endgültig frontreif.<br />
Im französischen Hafen von Brest lagen<br />
Anfang 1942 die beiden Schlachtschiffe<br />
Scharnhorst und Gneisenau und <strong>der</strong> schwere<br />
Kreuzer Prinz Eugen. Aufgrund <strong>der</strong> starken<br />
Präsenz <strong>der</strong> Royal Navy war es den deutschen<br />
Schiffen kaum noch möglich, im Atlantik zu<br />
operieren. Als Hitler im Juni 1941 schließlich<br />
den Angriff auf die Sowjetunion befahl, sollten<br />
die Schlachtschiffe alliierte Konvois angreifen,<br />
<strong>der</strong>en Ziel <strong>der</strong> russische Eismeerhafen Murmansk<br />
war. Unter dem Decknamen »Cerberus«<br />
plante man, die Schiffe direkt durch den<br />
Die Luftwaffe stellte dies vor die knifflige<br />
Aufgabe, welcher Jäger nun <strong>der</strong> bessere war.<br />
Ärmelkanal zurückzuführen – ein äußerst<br />
waghalsiges Unterfangen! Eines <strong>der</strong> größten<br />
Probleme war die britische Luftüberlegenheit<br />
über See, weshalb man die Luftwaffe beauftragte,<br />
die Schiffe zu schützen. Verantwortlicher<br />
Offizier war General <strong>der</strong> Jagdflieger<br />
Adolf Galland, <strong>der</strong> dafür Sorge trug, dass<br />
ständig 16 Maschinen des JG 2 beziehungsweise<br />
JG 26 den Flottenverband sicherten.<br />
Der Plan ging auf. Zwischen dem 11. und<br />
13. Februar 1942 gelang <strong>der</strong> erfolgreiche<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 <strong>der</strong> 1./JG 51 mit verän<strong>der</strong>tem<br />
Tarnanstrich 1942 an <strong>der</strong> Ostfront.<br />
Die von Günther Josten geflogene<br />
Maschine trägt vorne das Emblem des<br />
Geschwa<strong>der</strong>s, dahinter das <strong>der</strong> I. Gruppe<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
Durchbruch. Das Unternehmen »Donnerkeil«,<br />
wie <strong>der</strong> Einsatz von Seiten <strong>der</strong> Luftwaffe<br />
genannt wurde, war daher nicht nur<br />
Gallands erste große Bewährungsprobe,<br />
son<strong>der</strong>n auch die <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong>. Denn diese<br />
wurde hier erstmals im größeren Umfang<br />
über See eingesetzt, und sie bewährte sich<br />
gut.<br />
Den stärkeren BMW 801 D-2 erhielt erstmals<br />
die verbesserte Baureihe A-3. Der neue<br />
Motor lieferte eine Startleistung von 1750 PS<br />
und wurde mit C3-Kraftstoff angetrieben. Die<br />
Produktion <strong>der</strong> A-3, wenn auch erst in geringer<br />
Anzahl, lief noch während <strong>der</strong> Serienfertigung<br />
<strong>der</strong> A-2 an. <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> lieferte die ersten<br />
drei A-3 im November 1941 aus. Arado und<br />
AGO stellten ihre Produktion allerdings erst<br />
im März 1942 um, obwohl <strong>der</strong> Bedarf an neuen<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> deutlich gestiegen war. Mit Fieseler<br />
in Kassel musste deshalb ein weiterer<br />
Bf-109-Lizenzhersteller auf die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> umstellen.<br />
Hier verließen ab Mai 1942 die ersten<br />
Die Motorkühlung<br />
Um die Kühlungsprobleme des BMW<br />
801 in den Griff zu bekommen, erhielt<br />
die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> ab <strong>der</strong> Baureihe A-3 erstmals<br />
sogenannte Kiemenspalten. Im<br />
Laufe <strong>der</strong> weiteren Produktion wurden<br />
diese durch regulierbare Klappen ersetzt,<br />
die vom Flugzeugführer mit einer<br />
Kurbel unterhalb des Hauptgerätebretts<br />
verstellt werden konnten. Damit ließen<br />
sich die Kühlverhältnisse des Motors<br />
deutlich verbessern.<br />
■<br />
Serienbau <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3, <strong>der</strong>en Produktion von November 1941 bis Juni 1943 lief. Neben<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> bauten AGO, Arado und Fieseler die A-3 in Lizenz<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
17
TECHNIK<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2, W.Nr. 120269, »Schwarze 1« <strong>der</strong> 5./JG 2 von Staffelkapitän Oberleutnant Horst Krüger in Beaumont-le-Roger. Nach einem Luftkampf<br />
mit Spitfire musste er am 26. Juli 1942 seine <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> verlassen und geriet in britische Gefangenschaft. Bis dahin erzielte er 16 Abschüsse<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> ist überlegen<br />
Im Westen kämpfte die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> hauptsächlich<br />
gegen die Spitfire V. Bei britischen<br />
Tests mit einer erbeuteten <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
stellte sich heraus, dass die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> bis<br />
7500 Meter Höhe stets schneller war<br />
als die Spitfire Vb. Der Geschwindigkeitsüberschuss<br />
lag je nach Höhe zwischen<br />
30 und 55 km/h. Im Steigflug lagen beide<br />
Maschinen fast gleichauf. Im Sturzflug<br />
war die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> deutlich besser. Nur<br />
bei hoher Geschwindigkeit besaß die<br />
Spitfire eine Möglichkeit zu entkommen,<br />
aber nur dann, wenn <strong>der</strong> Spitfire-Pilot den<br />
Angreifer früh genug erkannte.<br />
■<br />
Joachim Müncheberg übernahm im September 1941 als neuer Gruppenkommandeur die II./<br />
JG 26. Hier ist seine <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2, W.Nr. 120209, zu sehen. Am elektrischen Bordanschluss ist<br />
zum Anlassen eine Außenbordbatterie angeschlossen<br />
Foto via Cou<strong>der</strong>chon<br />
Getarnt zwischen den Bäumen:<br />
Wartungsarbeiten an<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 »Weiße 14«<br />
<strong>der</strong> I./JG 2 in Nordfrankreich<br />
18
Altgediente <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2, die im Frühjahr<br />
1943 bei <strong>der</strong> I./Schlachtgeschwa<strong>der</strong><br />
101 in Reims geflogen wurde<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2 aus <strong>der</strong> Serienproduktion<br />
von <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> im Einflugbetrieb. Im<br />
Vor<strong>der</strong>grund die Werknummer 223<br />
A-3-Jäger die Werkhallen. Bis Dezember 1942<br />
liefen insgesamt 933 Maschinen bei<strong>der</strong> Serien<br />
vom Band.<br />
Dank <strong>der</strong> erhöhten Produktion blieb <strong>der</strong><br />
Einsatz <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> nicht mehr auf das JG 26<br />
beschränkt. Das ebenfalls im Westen stationierte<br />
JG 2 Richthofen erhielt die ersten »Würger«<br />
im März 1942, das JG 1 im Juni 1942 und<br />
das in Norwegen eingesetzte JG 5 bekam im<br />
Juli 1942 den begehrten neuen Jäger.<br />
Als erste Einheit an <strong>der</strong> Ostfront rüstete<br />
die I./JG 51 auf die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> um. Dafür wurde<br />
die Gruppe im September 1942 aus dem Einsatz<br />
gezogen, um in Jesau/Ostpreußen auf<br />
die A-3 umzuschulen. An <strong>der</strong> Ostfront zeigte<br />
sich die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> <strong>der</strong> Bf 109 in vielerlei Hinsicht<br />
überlegen. So konnte ihr Breitspurfahrwerk<br />
auf den zum Teil schlechten Liegeplätzen<br />
deutlich mehr wegstecken, was sogar bei Beschussschäden<br />
galt. Zudem reagierte <strong>der</strong> Motor<br />
bei Kälte weniger empfindlich.<br />
Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> als Jagdbomber<br />
Der »Würger« diente im Osten jedoch nicht<br />
nur als Jäger, son<strong>der</strong>n zunehmend auch als<br />
Jagdbomber. Eine Rolle, die er nun auch im<br />
Westen einnehmen sollte. Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> trat damit<br />
jedoch in große Fußstapfen, da sich die<br />
Bf 109 als Jabo außerordentlich bewährt hatte.<br />
Zum Vorteil gereichte ihr <strong>der</strong> nunmehr front -<br />
reife BMW 801, dessen luftgekühlter Motor<br />
beim Einsatz über See von Vorteil war, während<br />
das wassergekühlte Triebwerk <strong>der</strong><br />
Bf 109 auch bei geringen Schäden schon viele<br />
Piloten zur Notlandung gezwungen hat.<br />
Darüber hinaus war sie auch den britischen<br />
Spitfire und Hurricane zu diesem Zeitpunkt,<br />
bis auf die Kurvenwendigkeit, in je<strong>der</strong> Beziehung<br />
überlegen.<br />
Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> konnte eine 250- o<strong>der</strong> 500-kg-<br />
Bombe mitnehmen. Auch 50-kg-Bomben<br />
konnten an einem Einhängerost befestigt werden.<br />
Im Mai 1942 lieferte die Industrie Bombenschlösser<br />
und Einhängeroste für vier<br />
50-kg-Lasten an die Truppe aus. Gleichzeitig<br />
war es möglich, an dem Bombenschloss<br />
die Reichweitenanlage anzubauen. Mit dem<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3, W.Nr. 105, »Weiße 11« <strong>der</strong> 7./JG 2<br />
im August 1942 in Morlaix, Frankreich<br />
Technische Daten – <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3<br />
Motor BMW 801 D-2<br />
Startleistung<br />
1 x 1760 PS bei n = 2700 U/min<br />
Luftschraube<br />
Ø = 3,30 m, 3-flügelig VDM<br />
Spannweite<br />
10,50 m<br />
Flügelfläche 18,30 m²<br />
Bewaffnung 2 x MG 17 im Rumpf (je 850 Schuss), 2 x MG 151/20 Trag -<br />
fläche innen (je 250 Schuss), 2 x MG FF außen (je 60 Schuss)<br />
Fluggewicht<br />
3850 kg<br />
Steigrate am Boden 16 m/s<br />
Höchstgeschwindigkeit 540 km/h in Bodennähe<br />
mit Startleistung<br />
660 km/h in 6400 km Höhe<br />
Reichweite in 5 km Höhe 740 km, 1300 km mit 300 l Zusatztank<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
10 500 km<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
19
TECHNIK<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
In voller Fliegermontur steht dieser Flugzeugführer<br />
vor seiner <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3, »Braune<br />
10«, einer unbekannten I. Gruppe<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2, W.Nr. 223, vom Stab <strong>der</strong><br />
III./JG 2, Frankreich im Frühjahr<br />
1942. Geflogen wurde die in RLM<br />
74/75/76 lackierte Maschine von<br />
Gruppenkommandeur Hauptmann<br />
Hans »Assi« Hahn<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
20
300-Liter-Zusatztank konnte man die Reichweite<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> deutlich steigern.<br />
Der erste Einsatz <strong>der</strong> 10./JG 2 am 7. Juli<br />
1942 brachte sogleich einen ersten Erfolg, als<br />
es <strong>der</strong> Staffel gelang, zwei große Transportschiffe<br />
vor <strong>der</strong> Isle of Wight zu versenken.<br />
Nur zwei Tage später stellte sich ein ähnlicher<br />
Erfolg ein. Gegenüber <strong>der</strong> Bf 109 F-4 war die<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> mit einer 250-kg-Bombe um 20 bis<br />
25 km/h schneller und besaß einen erheblich<br />
größeren Aktionsradius.<br />
Jagdbomber und Jäger<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong>s »Würger« war als Jäger und Alternativentwurf zur Bf 109 gedacht, doch rasch wurden<br />
die Rufe laut, die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> auch als Jagdbomber einzusetzen. Grundvoraussetzung hierfür war<br />
<strong>der</strong> ETC 501 (Elektromagnetisch betätiger Träger für cylindrische Lasten).<br />
Die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> als Höhenjäger?<br />
Einige wenige <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 zog man aus <strong>der</strong><br />
Serie, um sie zu erproben. So testete man<br />
die Werknummer 270, jetzt als A-3/U-1 bezeichnet,<br />
hinsichtlich des Antriebs, den man<br />
aus Gewichtsgründen weiter nach vorne verlegt<br />
hatte. Die Werknummer 386 erhielt währenddessen<br />
Abschussvorrichtungen in den<br />
Flügeln, um die Bordrakete RZ-65 zu erproben,<br />
welche allerdings nie in Serie produziert<br />
wurde, sodass die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3/U-2 ein Einzelexemplar<br />
blieb.<br />
Mit <strong>der</strong> Werknummer 300 testete <strong>Focke</strong>-<br />
<strong>Wulf</strong> die A-3/U-3 als Aufklärer. In <strong>der</strong> Version<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3/U-4 lieferte <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong><br />
zunächst eine Kleinserie von zwölf<br />
Maschinen. Ab Juni<br />
1943 sollte die<br />
Aufklärerversion<br />
in eine eigenständige<br />
Serie<br />
als <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> E-1<br />
münden, wozu es<br />
jedoch nie kam.<br />
Mit den Umbauvarianten <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
A-3/U-5, U-6 und U-7 waren zunächst drei<br />
verschiedene Höhenjäger geplant. Realisiert<br />
wurde schließlich <strong>der</strong> Umbau 7, indem man<br />
zunächst drei Maschinen für weitere Versuche<br />
zu Höhenjägern umkonstruierte. Dieser<br />
sogenannte erste Höhenjäger legte den<br />
Grundstein für eine noch kommende Höhenjägerentwicklung<br />
in Form <strong>der</strong> späteren<br />
Ta 152 H. Alle drei Versuchsmuster hoben<br />
noch im August 1942 ab. Indem die Ingenieure<br />
die Bewaffnung auf lediglich zwei<br />
MG 151 reduzierten, lag das Fluggewicht nun<br />
bei vorteilhaften 3640 Kilogramm.<br />
Die frühen Versuchsmuster erzielten insgesamt<br />
gute Ergebnisse, die sie später im Einsatz<br />
beim Stab/JG 2 ab September 1942 bestätigen<br />
konnten. Bewährt haben sich vor allem die außen<br />
liegenden Ansaugstutzen, welche die Höhenleistung<br />
verbesserten und später in die Serienproduktion<br />
einfließen sollten. In Serie ging<br />
dieser erste Höhenjäger jedoch nie.<br />
Der Erfolg <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> erregte bald auch<br />
jenseits <strong>der</strong> Reichsgrenzen Aufmerksamkeit.<br />
Dank früher Exportmuster wie <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 44 und<br />
<strong>Fw</strong> 58 besaß <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> gute Kontakte zur<br />
türkischen Luftwaffe, die mo<strong>der</strong>nisiert wer-<br />
… o<strong>der</strong> entsprechende<br />
Bombenlasten tragen<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 mit zwei 20-mm-MG 151/20E<br />
in den Flügelwurzeln<br />
Unter dem Rumpf konnte die<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> am ETC 501 entwe<strong>der</strong><br />
einen 300-Liter-Zusatztank …<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
21
TECHNIK<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
Eine sehr interessante Tarnbemalung<br />
zeigt auch diese <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3,<br />
»Schwarze 3«, <strong>der</strong> II./JG 1<br />
Die Bewaffnung<br />
Die Mauser Werke bauten das MG<br />
151 sowohl im Kaliber 15 als auch<br />
20 Millimeter. Entwickelt wurde es<br />
bereits ab 1935, wies aber erst Ende<br />
1940 eine ausreichende Funktions -<br />
sicherheit auf. Von da an stellte das<br />
MG 151 die Standardbewaffnung <strong>der</strong><br />
Jäger und Nachtjäger dar, woran sich<br />
bis Kriegsende nichts än<strong>der</strong>te. Bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> schossen die in <strong>der</strong> Flügelwurzel<br />
eingebauten 20-mm-MG<br />
synchronisiert durch den Propellerkreis.<br />
Auch wenn die Wirksamkeit des Kalibers<br />
durch die stärker werdende Panzerung<br />
<strong>der</strong> Gegner zum Kriegsende nachließ, so<br />
Als Erprobungsträger für Schneekufeneinsatz<br />
rüstete Arado die Werknummer<br />
125230 im Februar 1942<br />
mit Schneekufen <strong>der</strong> Fa. Heine aus<br />
war das MG 151 in puncto Zuverlässigkeit<br />
ungeschlagen. Gut zu sehen ist hier auch<br />
die Fahrwerksrestabdeckung.<br />
■<br />
den sollte. Die Türkei zeigte hierbei insbeson<strong>der</strong>e<br />
am »Würger« Interesse, sodass von<br />
August 1942 bis Juni 1943 unter dem Decknamen<br />
»Hamburg« 72 <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 in die Türkei<br />
geliefert wurden. Deutschland erhielt im<br />
Gegenzug dringend benötigte Erze. Die<br />
Exportmaschinen trugen die Bezeichnung<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> Aa-3.<br />
Eine harte Nuss für die Briten<br />
Die britischen Flugzeugverluste stiegen spürbar<br />
an, als die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> im Westen erschien.<br />
Selbst das Aushängeschild <strong>der</strong> RAF, die Supermarine<br />
Spitfire, war dem neuen deutschen<br />
Jäger unterlegen. Die Englän<strong>der</strong> entwickelten<br />
daher konkrete Entführungspläne und stellten<br />
ein Spezialkommando auf, welches sich einer<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> von einem französischen Fliegerhorst<br />
bemächtigen sollte. Dazu musste es aber nicht<br />
mehr kommen, denn am 23. Juni 1942 landete<br />
eine völlig unbeschädigte <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> versehentlich<br />
in England. Oberleutnant Armin Faber vom<br />
Stab <strong>der</strong> III./JG 2 landete nach einem Luftkampf<br />
mit Spitfire <strong>der</strong> 310 Squadron nicht auf<br />
dem heimatlichen Fliegerhorst, son<strong>der</strong>n in<br />
Pembrey/Südwales. Er hielt den Platz irrtümlich<br />
für einen Landeplatz in <strong>der</strong> Normandie<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2009 ).<br />
Die Briten nutzten Fabers <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> und<br />
suchten die Schwachstellen. Dazu ließen sie<br />
die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> gegen ihre eigenen Jäger antreten,<br />
wozu die Spitfire V und IX, die Hawker Ty -<br />
phoon, aber auch die North American Mustang<br />
I gehörten. Die Briten stellten <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
ein gutes Zeugnis aus und stuften sie als her-<br />
22
Hartnäckiger Kritiker<br />
Hauptmann Gordon Gollob kam<br />
von <strong>der</strong> Ostfront nach Rechlin und<br />
war ein erfahrener Jagdflieger mit<br />
85 Abschüssen. Als ehemaliger<br />
Gruppenkommandeur <strong>der</strong> II./JG 3<br />
kannte er die Stärken und Schwächen<br />
<strong>der</strong> Bf 109 F gut. Er sah die<br />
Einführung <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> als neuen<br />
Jäger äußerst kritisch und<br />
glaubte nicht an eine schnelle<br />
Frontreife <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong>. Er hielt<br />
das geplante Produktionsverhältnis<br />
Bf 109/<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> von 50:50<br />
für zu hoch.<br />
■<br />
vorragenden Jäger für geringere bis mittlere<br />
Einsatzhöhen ein. Zu den großen Vorteilen<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> zählten die Briten Schnelligkeit,<br />
Bewaffnung und Manövrierfähigkeit.<br />
Die RAF stellte auch fest, dass man den<br />
BMW 801 D nicht mit voller Leistung fliegen<br />
Die erste Gruppe des JG 26 war ab Mai 1942 vollständig<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> ausgerüstet; im Vor<strong>der</strong>grund eine<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-3 <strong>der</strong> I./JG 26 in St. Omer<br />
durfte. Normalerweise konnte die <strong>Fw</strong> <strong>190</strong><br />
für drei Minuten mit Notleistung geflogen<br />
werden, dabei betrug <strong>der</strong> Ladedruck<br />
1,42 ata bei 2700 U/min. Beim RAF-Test<br />
lag <strong>der</strong> Ladedruck bei nur 1,35 ata und<br />
2450 U/min. Das lag daran, dass die<br />
Kühlungsprobleme beim<br />
BMW 801 immer noch nicht<br />
zur Gänze behoben waren.<br />
Diese Leistungseinschränkung<br />
galt ab Mai 1942 und<br />
wurde bis Oktober wie<strong>der</strong> zurückgenommen,<br />
nachdem man<br />
den Motor noch einmal überarbeitet<br />
hatte.<br />
■<br />
Vor<strong>der</strong>ansicht <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> A-2,<br />
Werknummer 120235, von<br />
<strong>der</strong> Jagdfliegerschule 2<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
23
TECHNIK<br />
Handley Page Halifax<br />
DIE EWIGE ZWEITE IM RAF BOMBER COMMAND – TEIL 2<br />
Der Speck<br />
muss weg!<br />
Übergewicht und ein schwächliches Herz: zwei Faktoren, die im übertragenen Sinne auch<br />
einem Flugzeug kaum gut tun und seine Leistung dauerhaft bremsen. Abnehmen verspricht<br />
hier am einfachsten Erfolg. So auch bei <strong>der</strong> Handley Page Halifax Von Wolfgang Mühlbauer<br />
Als <strong>der</strong> Bomber im Frühjahr 1941 an die<br />
Front kommt, ist noch sehr viel Platz<br />
für Verbesserungen. Kein Wun<strong>der</strong>,<br />
dass seine erste Serienversion B Mk.I, von <strong>der</strong><br />
in schneller Folge insgesamt drei Untervarianten<br />
ausgeliefert werden, durch zahlreiche<br />
Sofortän<strong>der</strong>ungen glänzt (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 11/2012).<br />
Was er vor allem braucht, ist mehr Leistungsfähigkeit.<br />
Verständlich also, dass man<br />
zuallererst nach einem stärkeren Standardantrieb<br />
sucht. Die Nachfolgerin B Mk.II, werksintern<br />
als HP 59 bezeichnet, soll darum von<br />
Anfang an Rolls Royce (RR) Merlin-XX-Motoren<br />
mit 1280 PS Startleistung erhalten. Das<br />
passende Musterflugzeug rollt am 3. Juli 1941<br />
an den Start; das erste Produktionsexemplar<br />
<strong>der</strong> B Mk.II Series 1 genannten Serienausführung<br />
wird zum 15. August geliefert.<br />
Es ist zugleich die erste Halifax, die man<br />
bei English Electric im Werk Preston aus <strong>der</strong><br />
Halle zieht. Denn um ausreichende Produktionszahlen<br />
zu gewährleisten, hat sich Handley<br />
Page frühzeitig nach Lizenznehmern um-<br />
24
Auch die verbesserte Version ist zu schwer:<br />
Die ersten Halifax B Mk.II, zu denen die<br />
hier gezeigte Maschine <strong>der</strong> No 76 Sqn<br />
gehört, kommen noch ohne oberen Drehturm<br />
zur Auslieferung<br />
Foto via Buttler<br />
gesehen – schließlich sollten ursprünglich<br />
500 Maschinen bis April 1942 die Fabriken<br />
verlassen. Es wird jedoch bis Januar 1943<br />
dauern, ehe die Halifax Production Group,<br />
die sich letzten Endes aus sechs Herstellerwerken<br />
und zahlreichen Zulieferbetrieben<br />
zusammensetzt, zufriedenstellende Fertigungsraten<br />
erzielt.<br />
Zurück zur B Mk.II Series 1. Die ersten<br />
neun davon haben noch die alten Merlin-X-<br />
Triebwerke. Und auch <strong>der</strong> vorgesehene Rückendrehturm<br />
gelangt bei den ersten 20 Maschinen<br />
nicht zum Einbau. Dummerweise<br />
können die kraftvolleren Merlin XX die Performance<br />
des Bombers kaum steigern. Er ist<br />
schlicht zu schwer – erst recht, nachdem <strong>der</strong><br />
Boulton-Paul-C-Waffenstand auf dem Rumpf -<br />
rücken zum Standard gehört.<br />
Trotzdem werden die Maschinen auf<br />
Hochtouren produziert und an die Frontverbände<br />
ausgeliefert, wo sie ihre Vorgängerinnen<br />
schnell verdrängt haben. Zu den Einsätzen,<br />
welche die Halifax bis Ende Sommer<br />
1942 absolviert, gehören unter an<strong>der</strong>em meh-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
25
TECHNIK<br />
Handley Page Halifax<br />
Zwei Halifax B Mk.II Series I <strong>der</strong> No 35 Sqn, die als erster<br />
Verband mit dem Typ ausgerüstet wird. Beide Flugzeuge gehen<br />
im Laufe des Jahres 1942 verloren Foto Sammlung WM<br />
rere Versuche, das deutsche Schlachtschiff<br />
Tirpitz vor Norwegens Küste zu versenken.<br />
An den ersten »1000 Bomber Raids« im<br />
Mai und Juni sind jeweils über 120 <strong>der</strong> viermotorigen<br />
Schwergewichte beteiligt. Selbst<br />
wenn die »neue« Halifax nicht restlos überzeugt,<br />
steht sie zum Spätsommer trotzdem<br />
schon bei sechs Fronteinheiten <strong>der</strong> No 4<br />
Group des RAF Bomber Command über<br />
Westeuropa im Gefecht. Ein kleines Kontingent<br />
kämpft außerdem in Nordafrika (siehe<br />
Kasten). Die älteste Halifax-Staffel, die No 35<br />
Squadron, wird ab August mit ihren Flugzeugen<br />
Bestandteil <strong>der</strong> neu gebildeten Pathfin<strong>der</strong><br />
Force. Deren Aufgabe ist das exakte<br />
Finden und Markieren vorgesehener Angriffsziele.<br />
Zu diesem Zweck erhalten die Maschinen<br />
erstmals H2S Radar eingebaut.<br />
Unabhängig davon bleibt die dringende<br />
Frage, wie sich die Leistung <strong>der</strong> B Mk.II zeitnah<br />
verbessern lässt, ohne die Massenfertigung<br />
zu stören. Zum einen sicher durch bessere<br />
Verarbeitung. Hier treten nämlich, wie<br />
Untersuchungen Anfang 1942 enthüllen, zum<br />
Teil erhebliche Mängel auf.<br />
Ansonsten kommt wohl nur Abspecken<br />
infrage, da stärkere Merlin-Motoren vorerst<br />
nicht zur Disposition stehen. Schon Ende 1941<br />
hat HP darauf hingewiesen, dass bei Nachteinsätzen<br />
auf die Drehtürme im Bug und am<br />
In <strong>der</strong> Wüste<br />
Ein kleines Kontingent an Halifax-Bombern<br />
kämpft ab Juni 1942 in Nordafrika. Je 16<br />
B Mk.II <strong>der</strong> No 10 und No 76 Sqn hat man<br />
dafür nach Aqir in Palästina verlegt, um von<br />
dort aus <strong>der</strong> britischen Armee im Kampf<br />
gegen Rommels Afrikakorps beizustehen.<br />
Hauptaufgabe ist die Störung <strong>der</strong> gegnerischen<br />
Nachschublinien, primäres Angriffsziel<br />
Tobruk. Im September werden beide Einheiten<br />
zur No 462 Sqn zusammengefasst.<br />
Nachdem das Afrikakorps erfolgreich abgeschlagen<br />
ist, gilt die Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />
»afrikanischen« Halifax von Januar 1943 an<br />
vorwiegend Sizilien und Süditalien. Ab Mai<br />
nutzt auch die in Lybien stationierte No 178<br />
Sqn die B Mk.II, gibt sie aber im September<br />
wie<strong>der</strong> ab. Denn Wüstensand und heiße Luft<br />
schaden den Merlin-Motoren spürbar; ständige<br />
Defekte sind an <strong>der</strong> Tagesordnung. Es<br />
hilft kaum, dass die Truppe ihre Maschinen<br />
um jedes überflüssige Kilo erleichtert. Ab<br />
Spätsommer 1943 werden deshalb vermehrt<br />
Ersatzflugzeuge mit Merlin 22 zugeführt.<br />
Als die No 462 Sqn schließlich im<br />
Februar 1944 Richtung Italien verlegt, ist<br />
das afrikanische Gastspiel <strong>der</strong> »Desert Halifax«<br />
für den Rest des Krieges zu Ende. ■<br />
Vor Ort abgespeckt<br />
und<br />
umgebaut:<br />
B.Mk.II <strong>der</strong><br />
No 462 Sqn<br />
Foto Sammlung WM<br />
Sand und Hitze setzen den »Wüstenbombern«<br />
stark zu Foto Sammlung WM<br />
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TECHNIK<br />
Handley Page Halifax<br />
Um Gewicht zu sparen, entfallen bei <strong>der</strong><br />
B Mk.II Series 1 (Special) in Verbindung mit<br />
einer neuen »Nase« die Waffenstände im Bug<br />
und auf dem Rumpf Foto Sammlung WM<br />
B Mk.II Series 1A mit D-Fin – dem neu gestalteten Seitenleitwerk,<br />
das bald in die Fertigung <strong>der</strong> Mk.II und Mk.V einfließt<br />
o<strong>der</strong> nachgerüstet wird<br />
Foto Sammlung WM<br />
Fast romantisch mutet diese 1943 eingefangene<br />
Szene auf <strong>der</strong> RAF-Basis Elvington an.<br />
Im Hintergrund eine Halifax B Mk.II Series 1<br />
(Special) <strong>der</strong> No 77 Sqn Foto Sammlung WM<br />
Rumpfrücken verzichtet werden kann. Das<br />
spare fast 660 Kilogramm Gewicht und brächte<br />
25 km/h Geschwindigkeitszuwachs.<br />
Wie <strong>der</strong> Zufall will, sucht die Special Operations<br />
Executive Anfang 1942 für ihre Agenten<br />
und Saboteure ein mo<strong>der</strong>nes Absetzflugzeug<br />
als Ergänzung zur schon recht betagten<br />
A. W. Whitley (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
03/2011). Deshalb werden mehrere Halifax<br />
B Mk.II unter an<strong>der</strong>em von besagten Waffenständen<br />
befreit. Deren Öffnungen verschließt<br />
man entsprechend – allem voran mithilfe einer<br />
neuen Bugverkleidung, <strong>der</strong> sogenannten<br />
Tempsford Nose, benannt nach dem Heimatstützpunkt<br />
<strong>der</strong> No 138 Squadron, zu <strong>der</strong> die<br />
Maschinen gehören.<br />
Vorsicht mit dem Seitenru<strong>der</strong>!<br />
In <strong>der</strong> Tat zeigen die als B Mk.II Series 1 (Special)<br />
bezeichneten SOE-Umbauten etwas höhere<br />
Leistung – was sich rasch beim Bomber<br />
Command herumspricht. Die Folge ist ein regelrechter<br />
Diätwahn, in dessen Verlauf <strong>der</strong><br />
Bomber zum Beispiel die Kabelschnei<strong>der</strong> an<br />
den Flächenvor<strong>der</strong>kanten einbüßt. Zu guter<br />
Letzt lassen sich sogar noch ein paar km/h<br />
zusätzlich durch eine glattere Sichtschutzlackierung<br />
herauskitzeln.<br />
Dagegen bleibt die unzureichende Wirkung<br />
<strong>der</strong> Seitenru<strong>der</strong> in bestimmten Fluglagen<br />
ein ernstes Problem. Wie sich letztendlich<br />
herausstellt, ist <strong>der</strong> überempfindliche Ru<strong>der</strong>ausgleich<br />
Schuld. Viel lässt sich auf die<br />
Schnelle kaum dagegen tun, soll die Ausbringung<br />
<strong>der</strong> Bomber nicht spürbar behin<strong>der</strong>t<br />
werden. So feilt man zunächst eher ergebnislos<br />
an <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>vor<strong>der</strong>kante,<br />
bevor eine provisorische Vorrichtung den maximalen<br />
Ausschlag auf zwölf statt wie bisher<br />
20 Grad begrenzt.<br />
Ansonsten sind die Piloten angewiesen,<br />
mit dem Seitenru<strong>der</strong> keine ruckartigen Ausweich-<br />
o<strong>der</strong> Korrekturbewegungen einzuleiten.<br />
Dumm nur, wenn einen die deutsche<br />
28
Handley Page Halifax B Mk.II Series 1,<br />
Serial BB325, <strong>der</strong> No 462 (RAAF) Squadron<br />
RAF, Anfang 1943. Die Maschine war<br />
im ägyptischen Fayid stationiert<br />
Zeichnung J. Franzi<br />
Vielseitige Spezialistin<br />
Die Halifax ist hervorragend für unterschiedlichste Son<strong>der</strong>zwecke geeignet. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
entstehen unter an<strong>der</strong>em diverse Umbauten für das Absetzen von Agenten o<strong>der</strong> zum Lastenseglerschlepp.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird die Halifax zum Beispiel frühzeitig bei <strong>der</strong> Entwicklung des<br />
H2S Radars sowie mit großem Erfolg als Zielmarkierungsflugzeug herangezogen.<br />
Nachtjagd am Wickel hat und man sie mithilfe<br />
des bewährten »Korkenziehermanövers«<br />
abschütteln muss. Endgültige Abhilfe ist erst<br />
geschaffen, als das Seitenleitwerk im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Halifax<br />
B Mk.III seine neue, rechteckige Form erhält.<br />
Übrigens wird gern verschwiegen, dass<br />
auch <strong>der</strong> viel gepriesene Konkurrent Avro<br />
Lancaster keineswegs in allen Fluglagen verlässlich<br />
stabil bleibt, son<strong>der</strong>n mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Geschwindigkeit durchaus ins Schwingen<br />
um die Längsachse geraten kann.<br />
Davon unabhängig, hält die Halifax<br />
B Mk.II Series 1 (Special) ab Herbst 1942<br />
Einzug beim Bomber Command. Tollerton<br />
Aircraft Services stellt ihre markanten Bugverkleidungen<br />
mit dem entsprechenden<br />
Spitznamen her – wobei alternativ auch oft<br />
nur von <strong>der</strong> »Z Nose« die Rede ist.<br />
Natürlich sind die Crews dankbar für jeden<br />
Leistungszuwachs, doch ohne oberen Abwehrstand<br />
fühlen sie sich ziemlich wehrlos. In<br />
<strong>der</strong> Folge kommt deshalb <strong>der</strong> kompakte, mit<br />
vier MG bestückte Boulton-Paul-A-Mk.VII-<br />
Drehturm verstärkt zum Einbau, womit sich in<br />
Verbindung mit <strong>der</strong> ständig wachsenden Navigations-<br />
und Zusatzausrüstung <strong>der</strong> mühsam<br />
erreichte Gewichtsverlust wie<strong>der</strong> ausgleicht.<br />
Weniger Luftwi<strong>der</strong>stand<br />
So steht die Halifax Ende des Jahres erneut auf<br />
<strong>der</strong> Waage, da reines Herumdoktern an den<br />
Symptomen mithilfe <strong>der</strong> genannten Zwischenlösungen<br />
nicht ausreicht, um die eigentliche<br />
Krankheit zu besiegen. Soll die chronische<br />
Leistungsschwäche des Bombers überwunden<br />
werden, hilft nur eine Radikalkur.<br />
Nicht zuletzt deshalb ist seit Sommer 1941<br />
die erheblich überarbeitete B Mk.III mit Herkules-Sternmotoren<br />
auf dem Weg – doch davon<br />
mehr zu einem an<strong>der</strong>en Zeitpunkt. Ehe<br />
sie aber in Massen aus den Hallen rollt, bleibt<br />
nur, <strong>der</strong> B Mk.II zu mehr Windschlüpfrigkeit<br />
zu verhelfen. Und hier gibt es wahrlich viele<br />
Möglichkeiten – angefangen bei <strong>der</strong> keineswegs<br />
optimal geformten »Z Nose« bis hin<br />
zum unförmigen Flammendämpfer.<br />
Im Februar 1943 läuft die Produktion <strong>der</strong><br />
entsprechend optimierten B Mk.II Series IA<br />
an, <strong>der</strong>en Zelle gut zehn Prozent weniger Luftwi<strong>der</strong>stand<br />
erzeugt. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist ihre<br />
neu gestaltete, etwas längere und schlankere<br />
Bugsektion mit Perspex Kanzel. Des<br />
Weiteren ragt <strong>der</strong> obere Drehturm deutlich<br />
B Mk.II Series 1 (Special) als<br />
SOE Absetzflugzeug<br />
Foto Sammlung WM<br />
A Mk.V Series 1A Lastenschlepper<br />
Foto Sammlung WM<br />
B Mk.II Series 1A Zielmarkierer<br />
mit H2S Radar Foto Sammlung WM<br />
weniger aus dem Rumpf hervor. Außerdem<br />
hat das Flugzeug die zwischenzeitlich verfügbar<br />
gewordenen Merlin-22-Motoren, die ihr<br />
Leistungsoptimum von 1450 PS (nach an<strong>der</strong>er<br />
Quelle 1501 PS) in 3810 Meter Höhe erreichen.<br />
Zur merklich höheren Effizienz <strong>der</strong> B Mk.II<br />
Series IA trägt zusätzlich bei, dass sie als erste<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
29
TECHNIK<br />
Handley Page Halifax<br />
Für das Coastal Command entsteht eine Reihe von<br />
Halifax Seeaufklärern – darunter zum Beispiel diese<br />
GR Mk.II Series 1A <strong>der</strong> No 58 Sqn Foto Sammlung WM<br />
Mehr Leistung dank Merlin-22-Motoren und einer windschlüpfrigeren<br />
Zelle mit schlanker Bugsektion und niedrigem<br />
Rückendrehturm: Halifax B Mk.II Series 1A Foto Sammlung WM<br />
Halifax B Mk.V und B.Mk.II sind bis auf das Fahrwerk identisch. Die hier gezeigte Mk.V Series 1A<br />
stammt aus früher Produktion mit altem Seitenleitwerk<br />
Foto via Buttler<br />
Halifax-Version die großen Luftminen mit 4000<br />
Pfund (1814 Kilogramm) Gewicht tragen kann.<br />
O<strong>der</strong> sogar eine einzelne mit 8000 Pfund (3629<br />
Kilogramm) – allerdings lassen sich dann die<br />
Bombenklappen nicht vollständig schließen,<br />
sodass <strong>der</strong> Luftwi<strong>der</strong>stand massiv steigt und<br />
die Reichweite drastisch sinkt.<br />
Insgesamt verlassen 299 Stück die Werkhallen<br />
bei Handley Page. Wichtige Verbesserungen<br />
innerhalb <strong>der</strong> laufenden Fertigung<br />
sind Morris-Blockkühler für die Motoren sowie<br />
das bereits erwähnte Rechteckleitwerk.<br />
Zusätzlich werden viele Maschinen mit diesem<br />
sogenannten D-Fin nachgerüstet.<br />
Ab in die zweite Reihe<br />
An <strong>der</strong> Front steht die Halifax zwar zahlenmäßig<br />
im Schatten <strong>der</strong> Lancaster, ist aber<br />
ebenso unentbehrlich und dringt fast das ganze<br />
Jahr 1943 hindurch oft tief ins deutsche<br />
Kernland vor. Zum Jahresende än<strong>der</strong>t sich die<br />
Aufgabenteilung insofern, als Angriffe auf<br />
Berlin <strong>der</strong> Lancaster vorbehalten werden,<br />
während sich die Halifax mit an<strong>der</strong>en Städten<br />
»begnügen« muss.<br />
Schon länger steht die Viermotorige von<br />
Handley Page auch beim Coastal Command<br />
<strong>der</strong> RAF in Dienst. Im Oktober 1942 hat man<br />
zunächst zwei Staffeln dorthin zur Seeüberwachung<br />
abgestellt; bald wird <strong>der</strong> Ruf nach einer<br />
speziellen General-Reconnaissance-(GR)-<br />
Variante laut. Cunliffe Owen erhält deshalb<br />
den Auftrag, zunächst eine Anzahl <strong>der</strong> Bomber<br />
in GR Mk.II Series 1 (Special) umzurüsten<br />
– unter an<strong>der</strong>em durch den Einbau eines ASV<br />
Mk.III Radars. Ergänzend verlassen 250 GR-<br />
Mk.II-Series-1A-Maschinen die Hand ley Page<br />
Werke. Ab Mai 1943 stehen die Maschinen im<br />
Einsatz und absolvieren Patrouillenflüge von<br />
oft 13 Stunden Dauer – was ihre Motoren aber<br />
30
Handley Page Halifax B Mk.II Series 1A,<br />
Serial JP246, <strong>der</strong> No 148 (Special Duties)<br />
Squadron RAF, September 1943. Sie diente<br />
dem SOE als Absetzflugzeug und war in<br />
Derna, Lybien, stationiert Zeichnung J. Franzi<br />
nicht störungsfrei verkraften. Rückkehr und<br />
Landung mit oft nur drei intakten Triebwerken<br />
ist darum nicht ungewöhnlich.<br />
Etwa zeitgleich kommt eine weitere Version<br />
<strong>der</strong> Halifax mit Merlin-Antrieb »auf den<br />
Markt«: die B Mk.V (HP 63). Sie verdankt ihre<br />
Existenz temporären Lieferengpässen bei den<br />
bislang verwendeten Messier-Fahrwerken.<br />
Um die Fertigungsraten des Bombers ungestört<br />
aufrechtzuerhalten, beginnt die Halifax<br />
Production Group in den Werken von Rootes<br />
und Fairey damit, die B Mk.II mit einem etwas<br />
schwereren Fahrgestell von Dowty samt zugehörigem<br />
Hydrauliksystem herzustellen.<br />
Insgesamt 904 Stück, die sich ansonsten<br />
nicht von ihren Schwestern unterscheiden,<br />
werden bis Januar 1944 analog als B Mk.V Series<br />
1 (Special) o<strong>der</strong> B Mk.V Series 1A ausgeliefert.<br />
Die ersten sind im Juni 1943 an <strong>der</strong><br />
Front. Dummerweise ist das Dowty-Fahrwerk<br />
mit seinen Gussteilen etwas strukturschwach.<br />
Dagegen kann man aber nicht viel<br />
tun, außer das maximale Landegewicht <strong>der</strong><br />
B Mk.V erheblich zu begrenzen.<br />
Als wenige Monate später die Fertigung<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neren B Mk.III voll in Gang kommt,<br />
sind die Tage <strong>der</strong> relativ schwachbrüstigen<br />
Merlin Halifax beim Bomber Command endgültig<br />
gezählt. Die B Mk.V wird bis Februar<br />
1944 vom Kampf über Deutschland abgezogen,<br />
die letzten B Mk.II verschwinden im Frühsommer<br />
des Jahres aus den Einsatzstaffeln.<br />
Letztere landen stattdessen schon seit Monaten<br />
sofort im Ausbildungsbetrieb. Da die<br />
Ausbringung <strong>der</strong> Merlin Halifax bis Mitte<br />
1944 weiterläuft, hat die Mehrzahl <strong>der</strong> Heavy<br />
Conversion Units (Ausbildungsstaffeln für<br />
schwere Bomber) oft ausschließlich fabrikneue<br />
Exemplare im Bestand.<br />
Die B Mk.V wird dagegen in großem<br />
Umfang zum einen in Schleppflugzeuge vom<br />
Typ A Mk.V umgewandelt und beson<strong>der</strong>s im<br />
Länge<br />
21,36 m<br />
Höhe<br />
6,32 m<br />
Spannweite<br />
30,07 m<br />
Tragflügelfläche 116,12 m²<br />
Triebwerk<br />
vier flüssigkeitsgekühlte Rolls-Royce-Merlin-22-12-Zylin<strong>der</strong>-<br />
Reihenmotoren mit maximal 1450 PS (nach an<strong>der</strong>er Quelle<br />
1501 PS) Leistung<br />
Max. Startmasse<br />
27 216 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 407 km/h in 5791 m Höhe<br />
Reichweite<br />
1335 km mit maximaler Zuladung<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
6401 m<br />
Bewaffnung<br />
acht 7,65-mm-MG im oberen und hinteren Drehturm<br />
wahlweise ein 7,65-mm-MG in <strong>der</strong> Bugkanzel<br />
maximal 5897 kg Bombenlast<br />
Besatzung<br />
7 Mann<br />
Rahmen des D-Day reichlich eingesetzt. O<strong>der</strong><br />
sie findet seit Sommer 1943 den Weg zum<br />
Coastal Command. Während Cunliffe Owen<br />
einige zu GR Mk.V Seeaufklärern modifiziert,<br />
Die Merlin Halifax verschwindet bis<br />
Frühsommer 1944 aus den Einsatzstaffeln.<br />
Technische Daten – Handley Page Halifax B Mk.II Series 1A<br />
erhält <strong>der</strong> weit größere Teil atmosphärische<br />
Messvorrichtungen eingebaut und wird ab<br />
August unter <strong>der</strong> neuen Bezeichnung Met<br />
Mk.V zur Wettererkundung herangezogen.<br />
Die Produktion <strong>der</strong> Merlin Halifax endet<br />
nach 2881 gebauten B Mk.II und B Mk.V aller<br />
Ausführungen. Die bei <strong>der</strong> RAF verbliebenen<br />
Exemplare werden ab Januar 1946 Zug<br />
um Zug verschrottet. Wie sich die leistungsstärkere<br />
B Mk.III und ihre Ableger bis dahin<br />
schlagen, erfahren Sie in einer kommenden<br />
Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>. ■<br />
Quellen:<br />
Bingham, V.: Halifax – Second to None.<br />
Airlife Publishing Ltd., 1986<br />
Buttler, T.: Handley Page Halifax. Warpaint<br />
Series No. 46, 2006<br />
Robertson, B.: Halifax Special. Ian Allan<br />
Ltd., 1990<br />
Britisches und amerikanisches Personal setzen auf<br />
dem Stützpunkt Bassingbourne gemeinsam eine<br />
Halifax B Mk.V Series 1 (Special) instand Foto USAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
31
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Das nicht mehr geflogene Düsen-Versuchsflugzeug He 178 V2<br />
OHNE PROPELLER: HEINKEL HE 178<br />
Das erste Düsenflugzeug<br />
<strong>der</strong> Welt<br />
Als sich am 27. August 1939 Heinkels He 178 in die Luft erhob, bedeutete dies den<br />
Aufbruch in eine wahrhaft neue Epoche <strong>der</strong> Luftfahrtgeschichte: Das Düsenzeitalter<br />
hatte begonnen<br />
Von Herbert Ringlstetter<br />
Geschichtsträchtig: Die He 178 V1 …<br />
… am 27. August 1939, dem Tag des Erstfluges. Die Bil<strong>der</strong> ...<br />
32
Der junge Wissenschaftler Hans Joachim<br />
Pabst von Ohain befasste sich<br />
1933 mit einem revolutionären, neuen<br />
Antriebsaggregat: dem Luftstrahltriebwerk.<br />
Mit <strong>der</strong>art angetriebenen Flugzeugen stellte<br />
sich Ohain die Fliegerei wesentlich angenehmer<br />
und eleganter vor.<br />
Erste Arbeiten praktischer Natur begannen<br />
1934 in Göttingen. Hilfe kam dabei von<br />
Automechaniker Max Hahn, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> handwerklichen<br />
Umsetzung des ersten Strahlapparates<br />
maßgeblich beteiligt war. Funktionsfähig<br />
war das Gerät aber nicht, und Ohain<br />
zeigte sich enttäuscht. Max Hahn nahm die<br />
Sache wohl gelassener: »Zumindest kam <strong>der</strong><br />
Strahl auf <strong>der</strong> richtigen Seite heraus.«<br />
Im November 1935 reichte Hans von Ohain<br />
ein Patent dazu ein: Verfahren und Apparat<br />
zur Herstellung von Luftströmungen zum<br />
Antrieb von Flugzeugen. Schon seit 1932 hatte<br />
<strong>der</strong> Brite Frank Whittle eine Patentschrift<br />
für ein ähnliches Aggregat, das sich jedoch in<br />
wichtigen Punkten von Ohains Entwurf unterschied.<br />
Von Ohain wusste davon nichts.<br />
Ohain und Hahn wurde bald klar: Um den<br />
Strahlantrieb effektiv entwickeln zu können,<br />
benötigten sie industrielle Unterstützung.<br />
… stammen aus einem Schmalfilm<br />
Die He 118 eignete sich wegen ihrer langen Fahrwerksbeine gut zur Erprobung des Strahltriebwerkes,<br />
da es mit genügend Bodenfreiheit unter den Rumpf montiert werden konnte<br />
Nach Ohains Plänen baute <strong>der</strong> begabte Mechaniker Max Hahn den ersten Strahlapparat<br />
Eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />
Ohains Doktorvater, Professor Pohl, war von<br />
dessen Projekt und Fähigkeiten gleichermaßen<br />
überzeugt und wandte sich 1936 mit einem<br />
Empfehlungsschreiben an Ernst Heinkel.<br />
Der weltberühmte Flugzeugbauer hatte<br />
bekanntermaßen immer ein offenes Ohr für<br />
neuartige Antriebssysteme, die Flugzeuge<br />
schneller machen konnten. Der Antrieb mit<br />
Kolbenmotor und Propeller setzte Grenzen,<br />
die bald schon erreicht sein würden. Heinkel<br />
sah das Potenzial in Ohains Idee und holte<br />
ihn zu den Ernst Heinkel Flugzeugwerken<br />
(EHF) nach Rostock-Marienehe, wo er am<br />
Rand des Geländes Räume und ein paar Mitarbeiter<br />
zur Verfügung gestellt bekam. Die<br />
Konstruktionsleitung übernahm Wilhelm<br />
Gun<strong>der</strong>mann. Mit von <strong>der</strong> Partie war auch<br />
Max Hahn.<br />
Der Durchmesser des mit einstufigem radialen<br />
Verdichter und ebenfalls radi aler einstufiger<br />
Turbine arbeitenden Geräts war noch<br />
viel zu groß. Als Ohain und Hahn anschließend<br />
das Turbinen-Luftstrahltriebwerk auslegten,<br />
bezogen sie daher dessen praktische<br />
Verwendbarkeit stärker mit ein.<br />
Trotz ihrer Unerfahrenheit konnten Ohain,<br />
Hahn und Gun<strong>der</strong>mann bereits Anfang März<br />
1937 ein funktionierendes Triebwerk, das<br />
He S 1, vorführen. Angetrieben wurde es mit<br />
gasförmigem Wasserstoff, <strong>der</strong> zündfähiger ist<br />
als flüssiger Kraftstoff.<br />
1937 erhielt Ohain auch das Patent für seinen<br />
Strahlantrieb zugesprochen, das er allerdings<br />
an Heinkel abtrat. Dafür arbeitete<br />
Ohain nun in Festanstellung bei den EHF.<br />
Nach weiteren Rückschlägen, die die Geduld<br />
des Geldgebers Heinkel auf eine harte<br />
Probe stellte, konnte Ohain im Juli (Mai?)<br />
1939 mit dem He S 3 B einen funktionierenden<br />
Strahlapparat präsentieren. Das mit flüssigem<br />
Kraftstoff arbeitende Turbotriebwerk<br />
schien dazu geeignet, ein Flugzeug mit ausreichend<br />
Leistung und Zuverlässigkeit in die<br />
Luft zu bringen. Vor dem Einbau in eine pas-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
33
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Hans Joachim Pabst von Ohain (1911–1998)<br />
Der Vater des weltweit ersten einsatzbereiten<br />
Turbinen-Luftstrahltriebwerks galt vor allem<br />
als klar denken<strong>der</strong> Physiker und Wissenschaftler.<br />
Unter Ohains Leitung wurde<br />
das erfolgreich in <strong>der</strong> He 178 gelaufene<br />
Strahltriebwerk He S 3 zum He S 6 und<br />
dem in <strong>der</strong> He 280 installierten He S 8 weiterentwickelt.<br />
Bei Kriegs ende befand sich<br />
das 1300 Kilopond Standschub erzeugende<br />
He S 011 mit Diagonalverdichter in <strong>der</strong> Erprobung.<br />
Junkers und BMW lieferten mit<br />
dem Juno 004 beziehungsweise BMW 003<br />
axial arbeitende TL-Triebwerke, die in geringem<br />
Umfang noch zum Einsatz kamen.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Operation Overcast gelangte<br />
Ohain wie viele an<strong>der</strong>e militärisch relevante<br />
deutsche Wissenschaftler und Technikgrößen<br />
in die USA. Dort arbeitete er für<br />
die US Air Force auf <strong>der</strong> Wright-Patterson Air<br />
Force Base in Ohio an <strong>der</strong> Entwicklung von<br />
Strahlflugzeugen. 1956 wurde Ohain Direktor<br />
des Air Force Aeronautical Research Laboratory<br />
und 1975 zum Chefentwickler des<br />
Aero Propulsion Laboratory ernannt. Von<br />
Er war überzeugt<br />
von <strong>der</strong> Machbarkeit<br />
des Turbinen-Luftstrahltriebwerks:<br />
Hans von Ohain<br />
Mit <strong>der</strong> He 280 folgte bereits im März 1941 das erste zweistrahlige Flugzeug<br />
<strong>der</strong> Welt. Angetrieben wurde es von zwei He S 8 A, einer Weiterentwicklung<br />
des He S 3 A<br />
1982 an und bereits im Ruhestand lehrte<br />
Hans von Ohain am Research Institute <strong>der</strong><br />
University of Dayton.<br />
Zu seinem britischen Kollegen Whittle, den<br />
er 1966 kennenlernte, pflegte Ohain ein<br />
freundschaftliches Verhältnis.<br />
In <strong>der</strong> Ausstellung zur Geschichte <strong>der</strong><br />
Luftfahrt im Flughafen Rostock-Laage befindet<br />
sich seit 2005 ein Nachbau <strong>der</strong> geschichts<br />
trächtigen He 178. Der Terminal<br />
trägt zudem den Namen »Hans von<br />
Ohain«. Nicht jedoch, ohne vorher die Rolle<br />
Ohains im nationalsozialistischen<br />
Deutschland eingehend zu untersuchen –<br />
die Kritiker setzten sich dieses Mal nicht<br />
durch.<br />
■<br />
Der geglückte erste Turbinen-Strahlflug gibt Anlass zum feierlichen Erheben<br />
<strong>der</strong> Gläser<br />
Nach Originalzeichnungen gefertigtes He S 3 B im Deutschen Museum<br />
in München<br />
sende Flugmaschine erprobte man es unter<br />
an<strong>der</strong>em unter dem Rumpf einer He 118 im<br />
Flugbetrieb.<br />
Die He 178 nimmt Gestalt an<br />
Bei Heinkel befasste man sich schon 1936 mit<br />
dem Entwurf eines einzig für den Zweck<br />
des Strahlfluges vorgesehenen Versuchsflugzeugs,<br />
<strong>der</strong> He 178.<br />
Entwickelt wurde es auf privater Basis,<br />
doch kam die Sache natürlich Ernst Heinkels<br />
Leidenschaft für Hochgeschwindigkeits-Flugzeuge<br />
entgegen. Das Reichsluftfahrtministerium<br />
(RLM) wusste – offiziell – nichts von <strong>der</strong><br />
An gelegenheit, die selbst innerhalb <strong>der</strong> EHF so<br />
weit wie möglich geheim gehalten wurde.<br />
Gun<strong>der</strong>mann hatte ein Flugzeug mit zwei<br />
Triebwerken vorgeschlagen. Doch bei Heinkel<br />
entschied man sich für nur eine Turbine, auch<br />
wenn <strong>der</strong>en mittiger Einbau und das damit<br />
notwendige lange Rohr bis zum Rumpfende<br />
Schubeinbußen mit sich brachte. Einfach und<br />
schnell zu verwirklichen sollte das Düsenflugzeug<br />
sein. Für den Entwurf des ersten Turbinen-Luftstrahlflugzeugs<br />
zeichnete Walter<br />
Günter, unterstützt von H. B. Helmbold, verantwortlich.<br />
Die konstruktive Ausarbeitung<br />
übernahm Karl Schwärzler. Allerdings verunglückte<br />
Walter Günter im September 1937 bei<br />
einem Autounfall. Helmbold führte Walter<br />
Günters Arbeit nach dessen Vorgaben weiter.<br />
Der Rumpf des freitragenden Schulterdeckers<br />
bestand aus Duraluminium, gefertigt in<br />
Bei Heinkel befasste man sich schon 1936<br />
mit dem Entwurf eines Versuchsflugzeugs.<br />
Schalenbauweise. Die Luft für den Strahlantrieb<br />
trat über den Rumpfbug ein, während<br />
sie über das Heck wie<strong>der</strong> austrat. Das Fahrwerk<br />
wurde per Druckluft eingezogen und<br />
lag dann komplett verkleidet im Rumpf.<br />
Ebenfalls im Rumpf war <strong>der</strong> 600 Liter fassende<br />
Kraftstofftank untergebracht.<br />
34
Heinkel He 178<br />
He 178 V2<br />
Über die mögliche(n) Farbe(n) <strong>der</strong><br />
dunkleren Bereiche kann nur spekuliert<br />
werden<br />
© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
35
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Während <strong>der</strong> Rumpf <strong>der</strong> He 178 aus Metall gefertigt wurde, bestanden Leitwerk und Flügel aus Holz. Das Hauptfahrwerk hatte eine Spurweite von<br />
nur 1,58 Metern. Die hier abgebildete V2 (vermutlich) erhielt etwas verän<strong>der</strong>te Tragflächen<br />
Technische Daten – He 178<br />
Heinkel He 178 V1<br />
Einsatzzweck<br />
Versuchsflugzeug<br />
Besatzung 1<br />
Erstflug 27. August 1939<br />
Antrieb<br />
Turbinenluftstrahl-<br />
Triebwerk<br />
Heinkel He S 3 B<br />
Standschubleistung 500 kp bei<br />
13 000 U/min<br />
Trockengewicht Triebwerk 360 kg<br />
Durchmesser Triebwerk 1,20 m<br />
Länge<br />
7,48 m<br />
Spannweite<br />
7,20 m<br />
Höhe<br />
2,10 m<br />
Spurweite<br />
1,58 m<br />
Flächeninhalt 9,10 m²<br />
Flächenbelastung 219 kg/m²<br />
Rüstgewicht<br />
1620 kg<br />
Startgewicht max. 1998 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 700 km/h<br />
Dauergeschwindigkeit 580 km/h<br />
Landegeschwindigkeit 165 km/h<br />
Die Tragflächen wurden in zweiholmiger<br />
Holzbauweise ausgeführt und mit Querru<strong>der</strong>n<br />
und Landeklappen ausgestattet, die<br />
über die komplette Flügelhinterkante verliefen.<br />
Seiten- und Höhenleitwerk waren ebenfalls<br />
aus Holz gefertigt.<br />
Am frühen Morgen des 27. August 1939<br />
startete vom Heinkel-Werksflugplatz in Rostock-Marienehe<br />
die He 178 zum Jungfernflug.<br />
Am Steuer des kleinen Düsenflugzeugs<br />
saß, wie schon bei <strong>der</strong> He 176, <strong>der</strong> erfahrene<br />
Rechliner Versuchspilot Flugkapitän<br />
Erich Warsitz. Der Flug verlief nahezu reibungslos,<br />
und Warsitz landete die He 178<br />
nach sechs Minuten sicher auf dem kleinen<br />
Werksflugplatz in Marienehe, wo pure Begeis<br />
terung herrschte. Die Abteilung Son<strong>der</strong>entwicklung<br />
II, so die Bezeichnung für die<br />
Düsentriebwerks-Kreateure um Ohain, und<br />
Heinkels Flugzeugbauer hatten es tatsächlich<br />
geschafft: In nur rund 40 Monaten<br />
brachten sie das weltweit erste von einem<br />
Turbinen-Luftstrahltriebwerk angetriebene<br />
Flugzeug in die Luft!<br />
Der Flug verlief nahezu reibungslos, und<br />
Warsitz landete die He 178 sicher.<br />
Weiterführende Arbeiten an <strong>der</strong> He 178<br />
verhin<strong>der</strong>te <strong>der</strong> wenige Tage später ausbrechende<br />
Zweite Weltkrieg. Kriegswichtiges<br />
hatte nun absoluten Vorrang.<br />
Nach dem Ende des Polenfeldzuges, am<br />
1. November 1939, flog Warsitz die »178« vor<br />
Offizieren <strong>der</strong> Luftwaffenführung. Die Begeisterung<br />
<strong>der</strong> Herrn, darunter Udet, Milch<br />
und Lucht, hielt sich jedoch in Grenzen, auch<br />
wenn Warsitz die Düsenmaschine sehr bravourös<br />
vorflog. Im Vergleich zur Raketenmaschine<br />
He 176 beschleunigte die He 178<br />
36
Frank Whittle (<strong>190</strong>7–1996)<br />
Schon in den 1920er-Jahren beschäftigte<br />
sich <strong>der</strong> Brite Frank<br />
Whittle mit einem neu artigen Flugzeugantrieb<br />
und reichte 1930 entsprechende<br />
Patente ein. Der Pilotenausbildung<br />
bei <strong>der</strong> RAF<br />
schloss <strong>der</strong> technisch äußerst begabte<br />
Whittle im Rahmen seiner<br />
RAF-Laufbahn ein Ingenieursstudium<br />
an. Vom britischen Luftfahrtministerium<br />
missachtet, gründete<br />
er zusammen mit zwei ehemaligen<br />
Offizieren die Firma Power<br />
Jets Ltd., wo erste Triebwerke<br />
nach Whittles Plänen entstanden.<br />
Frank Whittle gilt<br />
für viele Fachleute<br />
als Erfin<strong>der</strong> des<br />
Turbinen-Luftstrahl -<br />
triebwerks<br />
Ab April 1937 schenkte das Luftfahrtministerium<br />
<strong>der</strong> Sache endlich<br />
die nötige Aufmerksamkeit und för<strong>der</strong>te<br />
das nun geheime Projekt. Im<br />
Juni 1938 lief Whittles Strahlantrieb<br />
<strong>der</strong>art zuverlässig, dass ein<br />
flugfähiges Aggregat geor<strong>der</strong>t wurde.<br />
Der Flugzeugbauer Gloster erhielt<br />
Anfang 1940 den Auftrag zum<br />
Bau eines geeigneten Experimentalflugzeugs.<br />
Angetrieben von einem Whittle<br />
Supercharger Type W.1 (Power Jets<br />
W.1) mit 3,8 kN Schubleistung,<br />
startete das erste britische Strahlflugzeug,<br />
die Gloster E.28/39, am 15. Mai<br />
1941 zum Jungfernflug.<br />
1942 ging Frank Whittle in die USA und<br />
half General Electric bei <strong>der</strong> Entwicklung ihres<br />
eigenen TL-Triebwerks. Im Herbst 1942<br />
flog mit <strong>der</strong> Bell XP-59A die erste amerikanische<br />
Maschine mit Düsentriebwerk.<br />
Danach leitete Whittle bei Rolls-Royce<br />
die Konstruktion und Entwicklung von<br />
Strahltriebwerken. 1948 schied Whittle aus<br />
<strong>der</strong> RAF aus. Er war danach bis 1962 Berater<br />
<strong>der</strong> BOAC und nahm 1976 eine Professur<br />
in den USA an. Für seine Verdienste<br />
wurde Whittle zum Ritter geschlagen und<br />
mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. ■<br />
Das erste britische Strahlflugzeug, die Gloster E.28/39, absolvierte seinen Jungfernflug<br />
am 15. Mai 1941<br />
Whittles Power Jets W.1, das in <strong>der</strong> E.28/29<br />
installiert war<br />
wesentlich langsamer und vermochte auch<br />
nicht <strong>der</strong>en Steigleistung zu erbringen. Doch<br />
beschrieb Warsitz das Fliegen mit <strong>der</strong> »178«<br />
insgesamt als angenehmer und zeitlich nicht<br />
so begrenzt.<br />
Da das Heinkel-Projekt erfolgreich verlaufen<br />
war und trotz wenig begeis terter<br />
RLM-Gesichter als zukunftsweisend eingestuft<br />
wurde, übernahm das RLM die Entwicklungskosten.<br />
In beschränktem Umfang<br />
dürften Heinkels Strahlantriebs-Aktivitäten<br />
im RLM spätestens seit Ende 1937 bekannt<br />
gewesen sein. Auch war durch Heinkel und<br />
Ohains Projekt lange vor dem Erstflug <strong>der</strong><br />
He 178 eine Lawine bei den deutschen Motorenherstellern<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von Turbinen-Luftstrahltriebwerken<br />
losgetreten worden.<br />
RLM hat kein Interesse<br />
An <strong>der</strong> Heinkel He 178 zeigte das RLM kein<br />
weiteres Interesse. Die beinahe fertiggestellte<br />
He 178 V2 wurde verschrottet und die V1<br />
später während des Krieges bei einem Bombenangriff<br />
zerstört. Das He S 3 B erprobte<br />
man unter einer zweimotorigen He 111 weiter.<br />
Schriftlich hieß es seitens des Ministeriums<br />
in Sachen TL-Flugzeug: »Die Arbeiten<br />
an Einsitzern mit Luftstrahltriebwerken werden<br />
mit aller Kraft weitergetrieben, damit<br />
möglichst bald ein einsatzfähiges Flugzeug<br />
geschaffen ist.«<br />
Die He 280 stand bei Heinkel schon in<br />
den Startlöchern. Mit ihr sollte dann ein für<br />
die Luftwaffe nützlicher Jäger mit Strahlantrieb<br />
zur Serienreife gelangen. Für <strong>der</strong>en Antrieb<br />
war Ohain zuständig, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
des neuen Düsentriebwerks<br />
arbeitete.<br />
Ohains TL-Triebwerk hatte zweifellos das<br />
Tor in eine neue Epoche aufgestoßen. Das gigantische<br />
Potenzial, das in dieser neuen Antriebsart<br />
steckte, konnte zu diesem Zeitpunkt<br />
allenfalls erahnt werden.<br />
■<br />
Teil <strong>der</strong> Ausstellung zur Geschichte<br />
<strong>der</strong> Luftfahrt: Nachbau <strong>der</strong> He 176<br />
im Terminal »Hans von Ohain« im<br />
Flughafen Rostock-Laage Foto Gryffindor<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
37
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Die <strong>Fw</strong> 187 besaß als zweimotorige<br />
Maschine großes Potenzial und das RLM<br />
beabsichtigte, sie als Nachtjäger zu verwenden.<br />
Konnte sich <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong>s Entwurf<br />
durchsetzen? Von Peter W. Cohausz<br />
Linke Cockpitseite in <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4 mit den<br />
Triebwerksbedienhebeln und <strong>der</strong> Kopfhörer -<br />
anschlussdose<br />
Foto Hermann<br />
FOCKE-WULF FW 187 A »FALKE«<br />
Der »Falke« als<br />
re den Führerraum neu konstruieren mussten.<br />
Im Dezember 1937 war die Attrappe fertig.<br />
Trotzdem ließ das Interesse des RLM<br />
schnell wie<strong>der</strong> nach und es wurde lediglich<br />
<strong>der</strong> Auftrag für eine Vorserie als schwerer Jäger<br />
erteilt, <strong>der</strong> technisch zwischen Bf 109 und<br />
Bf 110 stehen sollte. Das Interesse <strong>der</strong> Luftwaffe<br />
blieb jedoch gering.<br />
Die <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4 war die erste<br />
zweisitzige Version, auch im Hinblick auf ei-<br />
Die enormen Flugleistungen <strong>der</strong> einsitzigen<br />
<strong>Fw</strong> 187 hatten beim RLM einen<br />
starken Eindruck hinterlassen, sodass<br />
<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> angewiesen wurde, das Projekt<br />
weiterzuentwickeln. Da man sich bereits für<br />
die Bf 110 als Zerstörer entschieden hatte, sollte<br />
die <strong>Fw</strong> 187 jetzt zum ersten deutschen<br />
Nachtjäger werden.<br />
Dazu war jedoch ein zweiter Sitz für einen<br />
Bordfunker erfor<strong>der</strong>lich, sodass die Ingenieune<br />
Verwendung als Zerstörer und als Nachtjäger.<br />
Drei weitere Versuchsmuster entstanden,<br />
wobei die <strong>Fw</strong> 187 V5 mit zwei DB 601-<br />
Motoren ausgerüstet war und ebenso wie die<br />
V7 für Versuche zur Dampfheißkühlung verwendet<br />
wurde.<br />
Von <strong>der</strong> Nullserie <strong>Fw</strong> 187 A-0 mit Jumo<br />
210 G baute man insgesamt noch fünf Maschinen.<br />
Die <strong>Fw</strong> 187 B mit DB 601 und <strong>der</strong><br />
Zerstörer <strong>Fw</strong> 187 C blieben hingegen Projek-<br />
Hier war die »Falke« bereits flügge:<br />
eine <strong>der</strong> gestellten Einsatzaufnahmen<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 A-0 Foto Hermann<br />
38
Pilotensitz <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4,<br />
dem Vorläufer <strong>der</strong> A-Serie.<br />
Noch ist die Instrumentierung<br />
nicht komplett<br />
Foto Hermann<br />
Die rechte Cockpitseite <strong>der</strong><br />
<strong>Fw</strong> 187 V4 mit <strong>der</strong><br />
Sauerstoffanlage<br />
Foto Hermann<br />
Uhu<br />
te. Während die <strong>Fw</strong> 187 V2, die V3 und eine<br />
A-0 1938/39 in Rechlin getestet wurden, führte<br />
man 1939 weitere <strong>Fw</strong> 187 A-0 <strong>der</strong> Luftfahrtindustrie<br />
zu, die die Maschinen für verschiedene<br />
Erprobungsprogramme einsetzte.<br />
Dazu gehörten Fahrwerksversuche bei Argus<br />
und Waffentests bei Rheinmetall-Borsig.<br />
Bis August 1940 bildeten vier <strong>Fw</strong> 187 A-0<br />
bei <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> eine »Industrieschutzstaffel«,<br />
von <strong>der</strong> auch eine Serie von Propagandafotos<br />
Erläuterung <strong>der</strong><br />
Instrumentierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Pilotensitz <strong>der</strong> <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Schauzeichen für Bordkanonen MG FF Fl 32525<br />
2 Warnleuchte für Sporn Fl 32262<br />
3 Anzeigegerät für Fahrwerk Fl 32526<br />
4 Anzeigegerät für Funknavigation AFN 1 ? Fl 27000<br />
5 elektrischer Wendezeiger Fl 22406<br />
6 Reflexvisier<br />
7 Statoskop-Variometer –10/+10 m/s Fl 22381-10<br />
8 Borduhr Bo-UK 1 Fl 23885<br />
9 Schusszählerkasten SKK 224 für die vier MG 17 Fl 47293<br />
10 Fein- und Grobhöhenmesser 0–10 000 m Fl 22320<br />
11 Schalter für Seitentrimmung<br />
12 künstlicher Horizont Fl 22426<br />
13 Führertochterkompass Fl 23334<br />
14 Fahrtmesser 80–750 km/h Fl 22231<br />
15 Behälterschaltung und Brandhahn<br />
16 Netzausschalter Fl 32315-2<br />
17 Zündschalter Fl 21119<br />
18 Verdunkler für die Beleuchtung Fl 32401<br />
19 Kopfhörer-Anschlussdose ADb 11 Ln 26561<br />
20 Luftschrauben-Verstellschalter 9-9502 B<br />
21 Gashebel<br />
22 Hebel für Kühlerklappen<br />
23 Drucköl-Doppeldruckmesser 2 x 0–160 kg/cm² Fl 20512-6<br />
24 Fahrwerksbetätigung<br />
25 Landeklappenbetätigung<br />
26 Sicherungskasten für die elektrische Anlage<br />
26a Sicherung<br />
27 Schauzeichen für Staurohrheizung (?) Fl 32525-3<br />
28 Kraftstoffvorratsanzeiger 0–? Liter Fl 20723<br />
29 Reststandswarnlampe Fl 32262-1<br />
30 Sauerstoffschlauch für Atemmaske<br />
31 Einbauplatz für ASK-V ?<br />
32 Hebel für ?<br />
33 Einbauplatz für Zusatzinstrument<br />
34 Halterung für Signalpatronen<br />
35 Druckmesser (Sauerstoff ?) 0–250 kg/cm² Fl 20519<br />
36 Druckmesser 0–250 kg/cm² Fl 20519<br />
37 Ausschussöffnung für die Signalpistole ?<br />
38 Ventil für Sauerstoffanlage<br />
39 Höhenatmer Auer A824 Fl 30471<br />
40 Hebel für ?<br />
41 Steuerknüppel mit Knüppelgriff KG 12 Fl 47945<br />
42 Pilotensitz<br />
43 Bodenfenster<br />
44 Seitenru<strong>der</strong>pedale<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
39
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Eine <strong>Fw</strong> 187 A-0 lässt ihre Motoren warmlaufen.<br />
Die verbogenen Propellerblätter hat <strong>der</strong> Schlitzverschluss<br />
<strong>der</strong> Kamera verursacht! Foto Hermann<br />
veröffentlicht wurde. Hierbei hat es tatsächlich<br />
»scharfe« Einsatzflüge mit einzelnen<br />
Luftsiegen gegeben. Ab Herbst 1940 gelangten<br />
drei <strong>Fw</strong> 187 A-0 zur Luftschieß-Schule in<br />
Vaerlose, Dänemark.<br />
Der verschiedentlich berichtete Norwegen-Einsatz<br />
von drei <strong>Fw</strong> 187 im Winter 1940/<br />
41 beim JG 77 ist eher unwahrscheinlich. Belegt<br />
sind hingegen einzelne Einsätze, die<br />
<strong>Fw</strong> 187 vom Luftwaffenstützpunkt Vaerlose,<br />
Dänemark, aus gegen englische Verbände geflogen<br />
sind.<br />
Im August 1942 ließ das RLM die <strong>Fw</strong> 187<br />
fallen und beendete damit alle Entwicklungsarbeiten.<br />
Die noch vorhandenen Versuchsmuster<br />
wurden verschrottet. Lediglich die in<br />
Vaerlose vorhandenen zwei <strong>Fw</strong> 187 A-0 blieben<br />
dort weiter im Einsatz. Nach dem Mai<br />
1944 verlieren sich allerdings ihre Spuren und<br />
heute erinnern nur noch Fotos an ein verkanntes<br />
und elegantes Flugzeug ohne Chancen.<br />
Pilot und Funker <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 A saßen in<br />
Flugrichtung hintereinan<strong>der</strong>. Durch die hohe<br />
Sitzposition vor den Motoren hatte <strong>der</strong> Pilot<br />
eine ausgezeichnete Sicht nach fast allen Seiten.<br />
Dazu trugen auch die Fenster im Kabinenboden<br />
bei.<br />
Aufgrund des kleinen Rumpfquerschnitts<br />
und <strong>der</strong> großzügigen Verglasung war <strong>der</strong><br />
Platz für die Instrumente und Bedienelemente<br />
am Führersitz begrenzt. Die Geräte fanden<br />
sich auf einer kleinen Tafel vorne und auf zwei<br />
langen Bedienbänken links und rechts an <strong>der</strong><br />
Seitenwand wie<strong>der</strong>, wobei <strong>der</strong> elektrische<br />
Schaltkasten des Piloten abweichend von <strong>der</strong><br />
sonst üblichen Norm links eingebaut war.<br />
Erläuterung <strong>der</strong> Instrumente in den Motorgondeln.<br />
Instrumente in den Motorgondeln <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fl 20555<br />
2 Drehzahlmesser 600–3600 U/min Fl 20222<br />
3 Luftschrauben-Stellungsanzeiger Fl 18503<br />
4 Kraftstoff-/Schmierstoffdruckmesser 0–2/0–10 kg/cm² Fl 20512-2<br />
5 Schmierstoffthermometer (doppelt ?) 0–120° C Fl 20330 ?<br />
6 Kühlstoffthermometer 0–120° C Fl 20308<br />
Bei <strong>der</strong> Einsitzerversion waren die Motorinstrumente noch in je zwei Reihen zu drei Geräten übereinan<strong>der</strong> angeordnet.<br />
Auf einen Blick: die Instrumentierung<br />
in den Motorgondeln <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Foto Hermann<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Peter W. Cohausz<br />
40
Funkerplatz <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4 mit Blick nach hinten. Die Geräte des<br />
FuG 10 sind hier noch als Attrappen eingebaut; <strong>der</strong> Sitz fehlt Foto Hermann<br />
Instrumentierung am Funkerplatz <strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Anzeigegerät für Funknavigation AFN 1 Fl 27000<br />
2 Fahrtmesser 80–750 km/h Fl 22231<br />
3 Platz für bewegliches Maschinengewehr MG 81<br />
4 Empfänger E10K (Kurzwelle) Ln 26594<br />
5 Empfänger E10L (Langwelle) Ln 26593<br />
6 Sicherungskasten<br />
7 Sen<strong>der</strong> S10K (Kurzwelle) Ln 26965<br />
8 Sen<strong>der</strong> S10L (Langwelle) Ln 26964<br />
9 Funkpeilanzeige PFA/R Fl 23470<br />
10 Morsetaste Ln 26906<br />
11 Bediengerät BG 1 für Zielflugempfänger FuBl 1 Fl 26644<br />
12 Fernbediengerät FBG 3 für FuG 10 Ln 26564<br />
13 Funker-Schaltkasten SchK 13 für FuG 10 Ln 26904<br />
14 weitere Sicherungskästen an <strong>der</strong> Rückseite<br />
Erläuterung <strong>der</strong><br />
Funkanlage in<br />
<strong>der</strong> <strong>Fw</strong> 187 V4<br />
Zum Piloten hin waren<br />
am Funkerplatz<br />
die Sicherungsautomaten<br />
für die elek -<br />
trische Anlage an–<br />
geordnet Foto Hermann<br />
Insgesamt erweiterten die Ingenieure die<br />
Ausrüstung des Zweisitzers, wie man am<br />
Einbau einer Patin-Fernkompassanlage und<br />
dem künstlichen Horizont erkennen kann.<br />
Hinzu kam eine vergrößerte Funkanlage. Das<br />
ältere FuG VII wurde durch ein FuG 10 und<br />
eine Blindlandeanlage FuBl 1 ersetzt.<br />
Aufgrund des beschränkten Platzangebots<br />
im Cockpit platzierte man die Triebwerksüberwachungsgeräte<br />
auf den Innenseiten <strong>der</strong><br />
Motorgondeln. Breite farbige Markierungsringe<br />
in den genormten Farben für Kraftstoff,<br />
Belegt sind einzelne Einsätze, die <strong>Fw</strong> 187<br />
gegen englische Verbände geflogen sind.<br />
Kühlstoff o<strong>der</strong> Schmierstoff erleichterten es,<br />
die Daten abzulesen.<br />
Da sich die Maschinen noch in <strong>der</strong> Flugerprobung<br />
befanden und die Aufnahmen des<br />
Funkerplatzes in <strong>der</strong> Planungsphase mit eingebauten<br />
Geräteattrappen entstanden sind, ist<br />
davon auszugehen, dass im späteren Erpro-<br />
bungs- und Einsatzbetrieb zum Teil auch an<strong>der</strong>e<br />
Geräte o<strong>der</strong> Anordnungen verwendet<br />
worden sind. Insgesamt vermitteln die Bil<strong>der</strong><br />
einen guten Eindruck von <strong>der</strong> damals mo<strong>der</strong>nen<br />
Auslegung eines Militärflugzeug-Cockpits.<br />
Die auf den Bil<strong>der</strong>n gezeigte Ausrüstung<br />
des Funkerplatzes ist noch nicht vollständig.<br />
Es fehlen noch die an dieser Stelle sonst üblichen<br />
Geräte wie Höhenmesser, Borduhr, Sauerstoffanlage<br />
und die Kopfhöreranschluss -<br />
dose. In <strong>der</strong> Baubeschreibung für die V-4 und<br />
die 0-Serie werden beim Funker insbeson<strong>der</strong>e<br />
Höhenmesser, Fahrtmesser, Borduhr und<br />
Kompass erwähnt.<br />
Die hier zusammengestellten Ausrüstungslisten<br />
wurden nach historischen Werksaufnahmen<br />
zusammengestellt. Nicht alle Geräte<br />
waren anhand <strong>der</strong> vorliegenden Bil<strong>der</strong><br />
und Quellen eindeutig identifizierbar. ■<br />
Quellen:<br />
Flugzeug Classic 11/2007<br />
Hermann, Dietmar/Petrick, Peter:<br />
»<strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 187 – <strong>der</strong> vergessene<br />
Hochleistungs jäger«. Oberhaching 2001<br />
Alle Abbildungen ohne beson<strong>der</strong>e<br />
Angaben stammen aus <strong>der</strong> Sammlung<br />
des Verfassers.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Dank geht an Dietmar Her -<br />
mann für seine freundliche Unterstützung.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
41
OLDTIMER<br />
Grumman Albatross<br />
AMPHIBIEN<strong>FLUGZEUG</strong> VERSCHROTTET<br />
Eine italienische<br />
Tragödie<br />
Luftfahrtenthusiasten rund um den Globus wenden viel Zeit und Geld auf, um Old -<br />
timer zu erhalten. Umso bedauerlicher ist es, wenn eine seltene Maschine aus Nach -<br />
lässigkeit verfällt. So geschehen in Italien<br />
Von Richard Chapman<br />
Das historische Museo dell'Aria Castello di San Pelagio, über die Flächen<br />
<strong>der</strong> Albatross fotografiert, kurz bevor die Abrissbirne anrückte und das<br />
Schicksal des Amphibienflugzeugs besiegelte<br />
Die Albatross 15-14 war viele Jahre lang sowohl <strong>der</strong> brennenden Sonne<br />
im Sommer als auch dem kalten Schnee im Winter ausgesetzt. Ihre<br />
einst auffälligen SAR-Farben sind stark verblichen<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, R. Chapman<br />
42
In ihrer Anfangszeit nutzte auch die Bundeswehr<br />
Albatross-Maschinen. Die unglückliche<br />
15-14 hätte vielleicht in Deutschland<br />
eine neue Heimat gefunden Foto Grumman<br />
Als sie verschrottet wurde, waren nicht nur<br />
das Cockpit, son<strong>der</strong>n auch die Arbeitsplätze<br />
von Navigator und Funker (Rumpf) intakt<br />
Die Tragödie begann an einem sonnigen<br />
Tag in Italien im Jahr 1980, als die<br />
Grumman HU-16 Albatross, Ser.Nr.<br />
51-7253, in dem pittoresken Luftfahrtmuseum<br />
Museo dell’Aria Castello di San Pelagio eintraf.<br />
Das Amphibienflugzeug war gut in<br />
Schuss und sollte im Besitz <strong>der</strong> Aeronautica<br />
Militare Italiano (AMI), <strong>der</strong> italienischen Luftwaffe,<br />
verbleiben, und die einzige Aufgabe<br />
des Museums war es, die Maschine in bestmöglichem<br />
Zustand zu erhalten.<br />
Doch das Museum verlor bald das Interesse<br />
am Erhalt <strong>der</strong> Albatross und setzte sie <strong>der</strong><br />
Witterung aus, sodass die Korrosion immer<br />
größer wurde. Anfangs schien das Luftwaffenpersonal<br />
den Zustand <strong>der</strong> Albatross jährlich<br />
zu untersuchen und die Motoren probeweise<br />
laufen zu lassen.<br />
Doch die Situation verschlechterte sich immer<br />
mehr und 1990 befand sich die Albatross<br />
in desolatem Zustand, was sich daran zeigte,<br />
Die Albatross mit <strong>der</strong> Ser.Nr. 51-7253 wurde<br />
1954 an die USAF ausgeliefert. Ihr erster<br />
Einsatzverband war die 580th Air Resupply<br />
and Communications Service Group, die<br />
auf <strong>der</strong> Wheelus AFB in Libyen und auf <strong>der</strong><br />
Nouasseur Air Base in Marokko stationiert<br />
war. Im November 1956 kehrte die Albatross<br />
für eine Generalüberholung in die USA<br />
zurück. Im Februar 1957 teilte man sie <strong>der</strong><br />
2585th Air Reserve Flying Center zu, ehe<br />
sie von 1957 bis 1959 bei <strong>der</strong> 130th Air<br />
Lift Squadron in West Virginia Dienst tat.<br />
1962 benannte man sie in HU-16 um, doch<br />
Innerhalb von nur fünf Minuten war aus <strong>der</strong><br />
Albatross ein Schrotthaufen geworden.<br />
Geschichte <strong>der</strong> Grumman SA-16 Albatross<br />
wurde sie bereits im Oktober 1963 als überzählig<br />
eingestuft und <strong>der</strong> 2704th Aircraft<br />
Storage and Disposition Group zugeteilt.<br />
1965 verkauften die Amerikaner sie schließlich<br />
an die italienische Luftwaffe, die die<br />
Albatross Ende <strong>der</strong> 1970er-Jahre außer<br />
Dienst stellte. In Italien trug sie die Kennung<br />
15-14 und wurde für SAR- und VIP-<br />
Transporte eingesetzt. Ihr letzter Flug führte<br />
sie 1980 vom Flughafen Ciampino in Rom<br />
nach Padua, wo man sie zerlegte und anschließend<br />
ins Museo dell’Aria Castello di<br />
San Pelagio transportierte.<br />
■<br />
dass <strong>der</strong> Rost durch den verwitternden Farbanstrich<br />
sichtbar wurde. Aus Sorge darüber,<br />
dass das Flugzeug die anhaltende Vernachlässigung<br />
nicht überstehen würde, erinnerte<br />
die italienische Luftwaffe das Museum an seine<br />
Pflichten. Doch die Worte verhallten ungehört<br />
und <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Maschine verschlechterte<br />
sich immer weiter. Erst 2012 handelte<br />
die Luftwaffe und schrieb das Flugzeug<br />
zur Versteigerung aus.<br />
Eine Gruppe italienischer Luftfahrtenthusiasten,<br />
bekannt als »Fly Albatross«, ersteigerte<br />
die Albatross schließlich für lediglich<br />
14 000 Euro. »Fly Albatross« ging enthusiastisch<br />
ans Werk, doch ihre lobenswerten Absichten<br />
reichten nicht aus, fehlende technische<br />
Fähigkeiten zu ersetzen, die notwendig gewesen<br />
wären, die Albatross zu zerlegen, um<br />
sie an einen an<strong>der</strong>en Ort zu transportieren.<br />
Am 13. Januar 2013 vereinbarten »Fly Albatross«<br />
und das Museo dell’Aria del Castello di<br />
San Pelagio, die Albatross bis zum 30. April für<br />
den Transport nach Ravenna vorzubereiten.<br />
Der Verein tat sein Möglichstes, doch am Ende<br />
fehlten die Mittel. Um die Sache noch zu verschlimmern,<br />
flatterten »Fly Albatross« jede<br />
Woche Stellplatzrechnungen in Höhe von<br />
500 Euro ins Haus. Da die Zerlegungsarbeiten<br />
mangels fehlen<strong>der</strong> Sponsoren weit hinter dem<br />
Zeitplan zurückblieben, sah sich »Fly Albatross«<br />
bald hohen For<strong>der</strong>ungen, nach einigen<br />
Berichten über 25 000 Euro, gegenüber.<br />
Als sie keinen Ausweg mehr sah, zog die<br />
Gruppe die Notbremse und wies ein Verschrottungsteam<br />
an, das Flugzeug mit einer<br />
Abrissbirne zu zerstören. – Und innerhalb<br />
von nur fünf Minuten war aus <strong>der</strong> einst so<br />
stolzen Albatross ein trauriger Schrotthaufen<br />
geworden.<br />
■<br />
Da blutet jedes aufrechte Fliegerherz: Als Nächstes fallen das Rumpfheck<br />
und das Leitwerk <strong>der</strong> Abrissbirne zum Opfer<br />
Foto Museo dell’Aria Castello di San Pelagio<br />
Alles, was von <strong>der</strong> 15-14 gerettet wurde, waren die Wright-R-1820-76-<br />
Motoren und die äußeren Flügelabschnitte. Sie sollen Berichten zufolge<br />
für lediglich 300 Euro weggegangen sein.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
43
Schweinfurt im Visier: Boeing<br />
B-17F-25-DL <strong>der</strong> 524th und<br />
525th BS, <strong>der</strong> 379th BG, die<br />
zur zweiten Einsatzformation<br />
gegen Schweinfurt gehörte<br />
Foto US Air Force<br />
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
ANGRIFF AUF SCHWEINFURT UND REGENSBURG – TEIL 2<br />
Ein albtraumhaftes<br />
»Jubiläum«<br />
Der Doppelangriff auf Schweinfurt und Regensburg stand schon auf <strong>der</strong> Kippe, als<br />
die Maschinen schließlich doch abhoben. Nicht wenige Amerikaner sollten sich hinterher<br />
wünschen, dass er niemals stattgefunden hätte …<br />
Von Peter Cronauer<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
1.9.1939 Polenfeldzug<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 »Unternehmen<br />
Weserübung«<br />
10.7. bis 31.10.1940<br />
Luftschlacht um England<br />
22.6.1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
44
Am Vormittag des 17. August 1943 warten<br />
Hun<strong>der</strong>te Bomberbesatzungen in<br />
ihren »Fliegenden Festungen« auf das<br />
Zeichen zum Start. Doch dichter Nebel liegt<br />
über Süd- und Mittelengland, vielerorts liegt<br />
die Wolkendecke auf. Brigadegeneral Fre<strong>der</strong>ick<br />
L. An<strong>der</strong>son, <strong>der</strong> Oberbefehlshaber des<br />
US-Bomberkommandos in Europa, muss als<br />
Alleinverantwortlicher in seinem Kommandobunker<br />
in High Wycombe das Richtige entscheiden:<br />
Soll er den Einsatz abbrechen und<br />
vertagen? Die Wetterverhältnisse legen einen<br />
Abbruch nahe, <strong>der</strong> Nebel bringt den Zeitplan<br />
völlig durcheinan<strong>der</strong>. Dagegen sprechen jedoch<br />
<strong>der</strong> Erfolgsdruck, unter dem das Vorhaben<br />
steht, und die verschiedenen Erwartungshaltungen,<br />
die beispielsweise einen deutlichen<br />
Schlag gegen die deutsche Rüstungsindustrie<br />
for<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auch den Nachweis erbracht haben<br />
wollen, dass massierte Tagesangriffe tatsächlich<br />
erfolgversprechend sind. Auch hat <strong>der</strong><br />
Einsatz eine gewisse symbolische Bedeutung:<br />
Exakt vor einem Jahr hatte das US-Bomberkommando<br />
in Europa seinen ersten Einsatz<br />
durchgeführt. Doch auch rein sachliche Kri -<br />
terien gilt es sorgsam abzuwägen: Für jenen<br />
17. August hatten die Meteorologen klare Sicht<br />
Eine B-17 nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hebt ab, Staffel<br />
um Staffel geht in die Luft.<br />
Republic P-47C Thun<strong>der</strong>bolt <strong>der</strong><br />
336th FS, 4th FG, Mitte 1943, die von<br />
Major Carl H. Miley geflogen wurde<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
vorhergesagt, aber schon für die kommenden<br />
Tage eine mindestens zwei Wochen anhaltende<br />
Schlechtwetterperiode prophezeit.<br />
»Mission 84« sollte ursprünglich um 8:30<br />
Uhr beginnen, und zu diesem Zeitpunkt sitzen<br />
auf den diversen Flugplätzen <strong>der</strong> USAAF<br />
in Großbritannien bereits Hun<strong>der</strong>te von Besatzungen<br />
in ihren Maschinen und warten,<br />
manche schon seit Stunden. Nicht nur die Untätigkeit<br />
zehrt an <strong>der</strong>en Nerven, son<strong>der</strong>n auch<br />
das Bewusstsein des bevorstehenden schweren<br />
Einsatzes, von dem noch immer nicht klar<br />
ist, ob er überhaupt stattfindet; immer noch<br />
liegt dichter Nebel über »East Anglia«.<br />
Die bei Norfolk an <strong>der</strong> Küste stationierten<br />
Staffeln <strong>der</strong> ersten Formation, die unter <strong>der</strong><br />
Führung von Colonel Curtis LeMay Regensburg<br />
bombardieren und anschließend nach<br />
Nordafrika weiterfliegen sollen, können als<br />
erste ein Aufklaren erkennen: Kurz nach neun<br />
Uhr lässt sich das Ende <strong>der</strong> Startbahn immerhin<br />
erahnen. Eine B-17 nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hebt<br />
ab, Staffel um Staffel geht in die Luft, die 146<br />
Flugzeuge <strong>der</strong> ersten Formation fädeln sich in<br />
Die Bekämpfung von viermotorigen Bombern gehörte ab 1942 zum<br />
Pflichtfach bei <strong>der</strong> Schulung von deutschen Jagdfliegern<br />
B-17F <strong>der</strong> 91st BG, die mit 18 Bombern gegen Schweinfurt flog. Die vor<strong>der</strong>e<br />
B-17 fiel am 12. August <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> des JG 26 zum Opfer Foto US Air Force<br />
2.2.1943 Untergang <strong>der</strong><br />
6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />
Zitadelle«<br />
1943 1944 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
45
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Bf 109 G <strong>der</strong> 9./JG 26 1943.<br />
Möglicherweise war das Seitenru<strong>der</strong><br />
gelb lackiert (siehe Foto Mitte)<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
einer Warteschleife auf, die in einem großen<br />
Kreis von Norwich bis The Wash reicht. Auf<br />
ihre Kameraden <strong>der</strong> zweiten Formation, die<br />
Schweinfurt anfliegen soll, warten sie jedoch<br />
vergebens. Auf <strong>der</strong>en Flugplätzen herrscht<br />
nach wie vor null Sicht. Um zehn Uhr muss<br />
sich General An<strong>der</strong>son entscheiden: Wenn die<br />
Maschinen <strong>der</strong> ersten Formation die Feldflugplätze<br />
in Nordafrika noch bei Tageslicht<br />
erreichen sollen, müssen sie jetzt los. Gemeinsam<br />
mit rund 200 Begleitjägern, Spitfire<br />
und Thun<strong>der</strong>bolt, Letztere können neuerdings<br />
mit Zusatztanks ausgerüstet werden,<br />
zieht <strong>der</strong> Bomberstrom aufs Meer hinaus.<br />
P-47 <strong>der</strong> 353rd FG im August 1943. Von den Jägern, die die Bomber während des Rückfluges von<br />
Schweinfurt deckten, stammten 42 aus <strong>der</strong> 353rd Jagdgruppe<br />
Foto US Air Force<br />
Die »Gelbe 5«, eine Bf 109 G des JG 26, das einen Großteil des Abwehrkampfes gegen die USamerikanischen<br />
Tagesangriffe zu tragen hatte (siehe Zeichnung oben)<br />
Alarmstart mit einsatzbereiten Bf 109 G-6: Höchste Eile ist geboten für die »Schwarzen Männer«<br />
und Piloten <strong>der</strong> III. Gruppe des JG 3<br />
Deutsche sind vorbereitet<br />
Unterdessen lichtet sich <strong>der</strong> Nebel allmählich<br />
auch weiter im Süden und im britischen Binnenland.<br />
Dort wie<strong>der</strong>holt sich nun das Proze<strong>der</strong>e<br />
des massenhaften Startens und Formierens,<br />
wenn auch mit deutlicher Verspätung.<br />
Kurz nach ein Uhr machen sich endlich auch<br />
die 230 Bomber <strong>der</strong> zweiten Formation auf ihren<br />
Weg. Nur wenige von ihnen bekommen<br />
Spitfires zu sehen, die Thun<strong>der</strong>bolts, die den<br />
Bombern als Begleitschutz zugedacht sind,<br />
starten ihrerseits mit einer neunminütigen Verspätung<br />
und hetzen ihren Schützlingen hinterher.<br />
Doch das zeitliche Durcheinan<strong>der</strong> spielt<br />
kaum noch eine Rolle und auch nicht, dass die<br />
zwischenzeitlichen Ablenkungsangriffe von<br />
Typhoon und Mitchell gegen Ziele in Frankreich<br />
weitgehend ins Leere liefen; das Verhängnis<br />
nimmt längst seinen Lauf.<br />
Der deutschen Seite ist seit Stunden klar,<br />
dass mit einem Einflug nach Mittel- o<strong>der</strong> Süddeutschland<br />
zu rechnen ist. Ihr kommen die<br />
zahlreichen Verzögerungen jenseits des Kanals<br />
gelegen, sie bereitet sich auf den Ansturm<br />
vor. Die im holländischen Deelen ansässige<br />
1. Jagddivision verlegt frühzeitig<br />
einige Jagdgruppen von <strong>der</strong> Nordseeküste<br />
auf Plätze westlich des Rheins, sie lauert bereits<br />
in <strong>der</strong> Einflugschneise, als <strong>der</strong> erste Bomberstrom<br />
am Vormittag die holländische Küste<br />
überfliegt. <strong>Fw</strong> <strong>190</strong> <strong>der</strong> II./ JG 1 hängen sich<br />
in Sichtweite an die Bomber dran, begleiten<br />
sie über Belgien hinweg und warten, bis die<br />
alliierten Begleitjäger am Ende ihrer Reichweite<br />
an <strong>der</strong> Westgrenze des Reiches abdre-<br />
46
Komplexität <strong>der</strong> Ereignisse<br />
Der Doppelangriff auf die Kugellagerproduktion in Schweinfurt und<br />
die Messerschmittwerke in Regensburg waren nur zwei von vielen<br />
zeitgleichen Ereignissen auf allen Kriegsschauplätzen. Beispielsweise<br />
beendeten am selben Tag britische und US-Truppen ihre<br />
Landung auf Sizilien, während in Italien <strong>der</strong> »Duce« Mussolini zwischenzeitlich<br />
abgesetzt, verhaftet und die faschistische Partei Italiens<br />
aufgelöst wurde. König Victor Emmanuel hatte den Oberbefehl<br />
übernommen und die neue Regierung unter Badoglio<br />
verhandelte mit den <strong>Alliierten</strong> insgeheim über einen Waffenstillstand,<br />
den man Anfang September offiziell bekannt gab. ■<br />
Die Geschichte<br />
<strong>der</strong> deutschen<br />
Großmacht.<br />
hen. Unmittelbar danach greifen die ersten <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> an. Aus<br />
leichter Überhöhung kommend, drücken sie aus allen Waffen feuernd<br />
frontal auf die schweren Bomber zu, durchstoßen <strong>der</strong>en Formation,<br />
rasen dabei oftmals nur knapp unter, über o<strong>der</strong> neben den<br />
gegnerischen Maschinen vorbei, ziehen dahinter zur Wende und<br />
zum neuerlichen Angriff hoch o<strong>der</strong> tauchen mit einer halben Rolle<br />
nach unten weg. In den nun folgenden 90 Minuten gibt es für die<br />
Bomberbesatzungen keine Atempause. Messerschmitt und <strong>Focke</strong>-<br />
<strong>Wulf</strong> greifen ständig von allen Seiten an, die deutschen Jäger wechseln<br />
einan<strong>der</strong> ab. Vier Boeing werden bereits über <strong>der</strong> Eifel abgeschossen,<br />
drei weitere über dem Hunsrück. Als die Amerikaner<br />
Regensburg erreichen, hat ihr Verband bereits 14 schwere Bomber<br />
eingebüßt. Zahlreiche weitere sind teils schwer beschädigt, verlassen<br />
den Verband unmittelbar nach dem Angriff in Richtung Schweiz<br />
o<strong>der</strong> hinken ihren Kameraden mühsam hinterher. Die anschließend<br />
über dem Messerschmitt-Werk in Regensburg-Prüfening stehende<br />
Vier Boeing werden bereits<br />
über <strong>der</strong> Eifel abgeschossen.<br />
große Rauchwolke beobachten einige von ihnen mit grimmiger Genugtuung.<br />
An<strong>der</strong>e schicken dem vermuteten Fühlungshalter womöglich<br />
üble Verwünschungen hinterher, jener einzeln fliegenden<br />
Bf 110, die sie auf dem gesamten Anflugweg begleitet hatte, stets außerhalb<br />
<strong>der</strong> Schussweite. Doch noch längst sind sie nicht in Sicherheit,<br />
bis Nordafrika ist es noch ein weiter Weg. Die Überquerung <strong>der</strong><br />
Alpen und ein neuerliches Sammeln des Verbandes über dem Gardasee<br />
geschieht in trügerischer Ruhe. Doch auf dem langen Flug<br />
über Italien und das Mittelmeer hinweg schießen Jäger <strong>der</strong> Luftflotte<br />
2 zehn weitere Bomber ab, und von denen, die das rettende Ufer<br />
tatsächlich erreichen, sind 60 in einem so schlechten Zustand, dass<br />
sie mit den Möglichkeiten vor Ort nicht zu reparieren sind.<br />
Dem zweiten Bomberstrom, <strong>der</strong> am Nachmittag sein Ziel erreicht,<br />
bereitet die Luftwaffe einen noch heißeren Empfang. Der zeitliche<br />
Abstand zwischen den beiden Einflügen ließ ihr genügend Zeit, um<br />
Jetzt am Kiosk!<br />
Begleitjäger P-47C-2 <strong>der</strong> 78th FG Mitte 1943. Die Gruppe meldete<br />
während des Schweinfurt-Einsatzes zwei Abschüsse Foto US Air Force<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
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SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Das Regensburger Messerschmitt-<br />
Werk am 21. August 1943. Die<br />
Schäden sind deutlich zu sehen<br />
Foto USAF<br />
ihre Maschinen zu betanken und neu zu munitionieren,<br />
und nun stürzen sich rund 300<br />
deutsche Jäger auf den zweiten US-amerikanischen<br />
Verband. Dessen Führer, Colonel<br />
Gross, begeht zudem einen schwerwiegenden<br />
taktischen Fehler: Er weicht von <strong>der</strong> ursprünglich<br />
geplanten Flughöhe ab. Dabei handelt<br />
Gross keineswegs leichtsinnig, vielmehr hat er<br />
eine Entscheidung zu treffen, wie sie Verbandsführer<br />
aller Seiten zu fällen haben, wenn<br />
ihnen widrige Umstände in die Quere kommen.<br />
In Gross’ Fall ist dies eine dicke Wolkenschicht,<br />
die zwischen 5200 und 8200 Meter Höhe<br />
den direkten Weg versperrt. Ein Weiterflug<br />
in rund 7000 Meter Höhe wäre zu riskant, ohne<br />
ausreichende Sicht drohen Kollisionen, die<br />
enge Formation wäre nicht zu halten. Also<br />
muss Gross zwischen drei Möglichkeiten wählen:<br />
Der Verband könnte steigen und über den<br />
Wolken fliegen, auf die Gefahr hin, dass man<br />
das darunterliegende Ziel nicht mehr erkennt.<br />
Alternativ könnten die Bomber um die Wolkendecke<br />
herum steuern, was weitere unkalkulierbare<br />
Risiken mit sich bringt, o<strong>der</strong> sie fliegen<br />
unter den Wolken weiter, im Vertrauen auf<br />
die starke Defensivkraft ihrer engen Formation.<br />
Gross entscheidet sich für Letzteres und<br />
bringt damit seine Leute in zusätzliche Gefahr.<br />
Die ursprüngliche Flughöhe von 23 000<br />
Fuß, rund 7000 Metern, war nicht zufällig gewählt.<br />
Oberhalb von 5000 Metern lässt die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> schwerer bewaffneten<br />
<strong>Fw</strong> <strong>190</strong> allmählich nach, das Ausweichen in<br />
größere Höhen ergibt somit einen Vorteil für<br />
die Bomber, doch stattdessen fliegen sie nun in<br />
das für die deutschen Jäger optimale Höhenband<br />
hinein. Die bislang schwerste Luftschlacht<br />
am Tage über deutschem Territorium<br />
nimmt ihren Lauf, sowohl auf dem Hin- als<br />
auch dem Rückweg <strong>der</strong> US-amerikanischen<br />
Maschinen. Anschließend schil<strong>der</strong>n <strong>der</strong>en Besatzungsmitglie<strong>der</strong><br />
kaum vorstellbare Szenen:<br />
Mitunter seien 60 und mehr Fallschirme<br />
gleichzeitig am Himmel zu sehen gewesen,<br />
und diejenigen, die sich im hinteren Teil <strong>der</strong><br />
Formation befanden, flogen im Nachstrom <strong>der</strong><br />
vorausfliegenden Maschinen ständig durch<br />
Menschen- und Flugzeugteile bei<strong>der</strong> Seiten.<br />
Auf dem Rückweg, so heißt es, waren die Navigatoren<br />
<strong>der</strong> Bomber weitgehend arbeitslos,<br />
da sich die Piloten an den zahlreichen Aufschlagbränden<br />
orientieren konnten …<br />
Weitaus schwerer als <strong>der</strong> Verlust von Flugzeugen<br />
wog <strong>der</strong> personelle A<strong>der</strong>lass.<br />
Hohe Verluste<br />
Insgesamt wurden an diesem einen Tag<br />
60 B-17 abgeschossen, weit über 200 beschädigt<br />
und 87 davon so schwer, dass sie abgeschrieben<br />
werden mussten. Weitaus schwerer<br />
als <strong>der</strong> Verlust an Flugzeugen wog jedoch <strong>der</strong><br />
personelle A<strong>der</strong>lass: Das Bomberkommando<br />
<strong>der</strong> 8. USAAF hatte mehrere Hun<strong>der</strong>t Mann an<br />
gut ausgebildetem fliegerischem Personal verloren<br />
– gefallen, verwundet, in Gefangenschaft<br />
geraten o<strong>der</strong> vermisst. Und auch die Luftwaffe<br />
hatte schwere Verluste erlitten, wenngleich<br />
die Zahl von 288 deutschen Jägern, die von<br />
US-Bordschützen als abgeschossen gemeldet<br />
wurden, weitaus übertrieben war. In den nun<br />
folgenden fünf Wochen erschienen keine US-<br />
Bomber mehr über deutschem Reichsgebiet,<br />
stattdessen griffen sie unter starkem Jagdschutz<br />
die Flugplätze <strong>der</strong> Luftwaffe im besetzten<br />
Westen an. Und doch gab es für die<br />
»Reichsverteidigung« keine Atempause: Schon<br />
in <strong>der</strong> darauffolgenden Nacht, vom 17. auf den<br />
18. August, brachte das Bomber Command <strong>der</strong><br />
RAF die Unternehmen »Hydra« und »Whitebait«<br />
auf den Weg …<br />
■<br />
Nach dem Angriff auf Regensburg fliegen die Bomber weiter Richtung<br />
Alpen<br />
Foto USAF<br />
Abschuss bei Bad Godesberg: Eine B-17 <strong>der</strong> 351st BG wird Opfer <strong>der</strong><br />
Luftwaffe<br />
Foto USAF<br />
48
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Gesamtwert ca. 20,- €<br />
10.<br />
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Traudl’s Modellbauladen/ICM Bf 109<br />
E-7; <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> SPEICIAL 11.<br />
Gesamtwert ca. 20,- €<br />
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30. Dezember 2013
MODELLBAU<br />
Auf die Piste: die I-16 »Rata«<br />
mit Skiern im winterlichen<br />
Diorama<br />
POLIKARPOV I-16 TYPE 10/17 »RATA« IN 1:32 VON SPECIAL HOBBY/GLOW2B<br />
Bulliger Kraftprotz auf Skiern<br />
Vor 80 Jahren hob <strong>der</strong> von einem M-22- hat sich schon vor einiger Zeit <strong>der</strong> »Rata« angenommen<br />
und einen recht guten Bausatz beginnt <strong>der</strong> Bau mit dem Cockpit, das mit<br />
fürs Cockpit und Klarsichtteile. Wie so oft<br />
Sternmotor angetriebene Prototyp <strong>der</strong><br />
I-16, die ZKB-12, mit Waleri Tschkalow am<br />
Steuer zum ersten Mal ab. Der Jäger blieb bei<br />
den russischen Luftstreitkräften bis Ende<br />
1943 im Fronteinsatz, wobei insgesamt 8643<br />
Maschinen die Werkhallen verlassen haben.<br />
Der tschechische Hersteller Special Hobby<br />
herausgebracht. Andreas Höhne hat sich des<br />
Kits angenommen und das Modell in <strong>der</strong><br />
Winterausführung gebaut – stilecht mit<br />
Skiern! Die Bauteile sind auf fünf Gussrahmen<br />
zu finden, dazu kommen noch ein Ätzteilrahmen<br />
mit Sitzgurten, Resin-Elemente<br />
den beiliegenden Resin- und Ätzteilen ansprechend<br />
aufgewertet werden konnte. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Sitzgurte kommen gut zur<br />
Geltung. Die weitere Montage <strong>der</strong> Maschine<br />
geht ohne große Probleme vonstatten.<br />
Nur beim Übergang von Rumpf zu Tragflä-<br />
Die Abgasfahnen <strong>der</strong> bulligen »Rata«<br />
sind ausgezeichnet umgesetzt<br />
Modellbausatz: Polikarpov I-16 type<br />
10/17 »Great Patriotic War«<br />
Kit-Nr.: 32001<br />
Maßstab: 1:32<br />
Hersteller: Special Hobby/Glow2b<br />
Preis: 99,99 €<br />
Kommentar: bekannter Spritzguss -<br />
bausatz, Resin- und Ätzteile<br />
Plus: gratfreie Teile, gutes Cockpit und<br />
Fahrwerk/Skier<br />
Minus: Spalten bei Rumpf-Tragflächenübergang,<br />
Passgenauigkeit<br />
50
Im Seitenprofil zeigt sich <strong>der</strong><br />
Flieger sehr kompakt und wuchtig<br />
Aus Liebe<br />
zum Detail<br />
Ausgeklappte Einstiegsluke, Steuerknüppel und<br />
Visiereinrichtung sind hier gut zu erkennen<br />
che ergaben sich recht breite Spalten, die mit<br />
viel Spachtelmasse ausgefüllt werden mussten,<br />
was wie<strong>der</strong>um ausgiebige Schleifarbeiten<br />
nach sich zieht. Das Modell von Andreas<br />
Höhne zeigt eine I-16 Type 10, wie sie im<br />
Winter 1941 an <strong>der</strong> russischen Front eingesetzt<br />
war.<br />
Othmar Hellinger<br />
Auf <strong>der</strong> Oberseite vom Motor befinden<br />
sich zwei MG, seitlich die aufgebohrten<br />
Auspuffstutzen<br />
Jeden Monat<br />
neu am Kiosk!<br />
Der bullige Sternmotor unter <strong>der</strong> wuchtigen<br />
Verkleidung, <strong>der</strong>en Lüftungsklappen<br />
vorne verschlossenen sind<br />
Die abgenützten Oberflächen<br />
entstanden unter<br />
Verwendung von feinem<br />
Schleifpapier – die weiße<br />
Farbschicht wurde leicht<br />
angeschliffen, damit das<br />
Grün wie<strong>der</strong> zum<br />
Vorschein kam<br />
Modell und Fotos Peter Doll<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013
MODELLBAU<br />
Das Flugboot nach <strong>der</strong> Umlackierung in Tarnfarben auf<br />
dem schottischen Flugplatz Stranraer im Januar 1941<br />
SUPERMARINE STRANRAER IN 1:72 VON REVELL<br />
Der Koloss unter den Giganten<br />
Modellbausatz: Supermarine Stranraer<br />
Kit-Nr.: 04277<br />
Maßstab: 1:72<br />
Hersteller: Revell<br />
Preis: 19,99 €<br />
Kommentar: neuer Spritzgussbausatz,<br />
119 Bauteile, Decals für zwei Maschinen<br />
<strong>der</strong> RAF<br />
Plus: annehmbare Oberflächenstrukturen,<br />
Pilotenfiguren, einziges Modell in diesem<br />
Maßstab, gute Abziehbil<strong>der</strong><br />
Minus: lediglich befriedigende Pass -<br />
ge nauigkeit, sparsame Inneneinrichtung,<br />
Spachtel- und Schleifarbeiten<br />
Das Supermarine Stranraer Flugboot ist das<br />
letzte Exemplar aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> klassischen<br />
Doppeldecker im Zweiten Weltkrieg.<br />
Aufgrund ihrer hohen Reichweite nutzte man<br />
sie hauptsächlich, um U-Boote zu bekämpfen<br />
und um Konvois zu eskortieren. Der Erstflug<br />
dieses Musters fand im Juli 1934 statt. Das von<br />
Matchbox stammende Modell ist von Revell<br />
in 1:72 wie<strong>der</strong> aufgelegt worden. Die Qualität<br />
ist insgesamt, wenn man von kleineren<br />
Auswerfermarken absieht, gut. Die Ausführung<br />
wirkt zudem recht massiv, was typisch<br />
für Matchbox ist. Dies gilt auch für die transparenten<br />
Bauteile, die etwas dick geworden,<br />
aber dafür sehr klar sind. Bei <strong>der</strong> sparsamen<br />
Cockpiteinrichtung und bei den zwei Triebwerken<br />
kann man je nach Belieben etwas<br />
nachhelfen. Der Bau geht dank <strong>der</strong> guten und<br />
ausführlichen Anleitung bis zum Anbau <strong>der</strong><br />
oberen Tragflächenaußenteile (Baustufe 27<br />
und 28) recht gut voran. Die an dieser Stelle<br />
entstehenden Schwierigkeiten sind nur mit<br />
Spachtelmasse, Fixierungen und reichlich Geduld<br />
und Improvisation zu meistern. Die Bristol-Pegasus-X-Triebwerke<br />
und <strong>der</strong> Dreiblatt-<br />
Holzpropeller sollten erst dann angebaut<br />
werden, wenn man das Modell vollständig lackiert<br />
hat. Ab dem Bauschritt 47 besteht optional<br />
die Möglichkeit, das Flugzeug zu verspannen,<br />
was nicht ganz einfach, aber auf<br />
jeden Fall ein optischer Gewinn ist. Der Decalbogen<br />
lässt den Bau einer RAF Stranraer<br />
<strong>der</strong> 228. Staffel in Metallsilber zu, wie sie im<br />
November 1938 in Pembroke Dock, Wales, stationiert<br />
war. Eine zweite Stranraer <strong>der</strong> 240.<br />
Staffel, die im Januar 1941 in Schottland Dienst<br />
tat, kann in Tarnbemalung ausgeführt werden.<br />
Für diese Variante habe ich mich dann auch<br />
Die aufwendige<br />
Verspannung<br />
nimmt bei diesem<br />
großen Modell<br />
viel Zeit in<br />
Anspruch<br />
Das Tarnschema in Ocean Gray und Dark<br />
Green mit Unterseite in Medium Sea Gray<br />
Die Rumpfhälften vor dem Zusammenbau.<br />
Die Einrichtung ist etwas spärlich Foto G. Schwarz<br />
entschieden. Die Pilotenfigur und die drei<br />
MG-Schützen sowie das Heckleitwerk mit separaten<br />
Ru<strong>der</strong>n sind ein großes Plus, um das<br />
Modell ein bisschen lebendiger zu machen.<br />
Wem das nicht reicht, wird mit dem Landtransportfahrwerk<br />
zum Dioramenbau eingeladen.<br />
Lei<strong>der</strong> kam es trotz hochglänzen<strong>der</strong><br />
Oberflächen bei den Decals zu leichten Silvering-Effekten.<br />
Alles in allem: eine gute Wie<strong>der</strong>auflage<br />
und rundherum empfehlenswert.<br />
Othmar Hellinger<br />
Modell Guido Schwarz; Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Othmar Hellinger<br />
52
Fotos Othmar Hellinger<br />
DIE FLYING BULLS JETZT<br />
AUCH FÜR DIE VITRINE<br />
Fliegende Bullen<br />
I<br />
n den vergangenen Monaten brachte Revell<br />
die legendären Oldtimer B-25 (05725),<br />
F4U-4 (05722), T-28 (05726) und AH-1F<br />
(05723) im Maßstab 1:48 auf den Markt. Zu<br />
diesen gesellt sich in 1:32 <strong>der</strong> Hubschrauber<br />
EC135 (05724). Die Modelle werden in attraktiven<br />
Faltboxen zusammen mit Farben,<br />
Pinsel und Kleber angeboten. Die 48er-Bausätze<br />
entstammen den alten Monogram-Formen,<br />
die aber für Anfänger recht gut geeignet<br />
sind, da die fertigen Modelle teilweise<br />
ein Einziehfahrwerk, Schiebekanzeln und<br />
klappbare Tragflächen besitzen. Erfreulich<br />
für alle Modellbauer, die die Originale in <strong>der</strong><br />
Luft schon gesehen haben und diese nun in<br />
die Vitrine stellen können. Die Bausätze kosten<br />
zwischen 18 und 30 Euro.<br />
Othmar Hellinger<br />
Auf <strong>der</strong> Spielwarenmesse 2013<br />
präsentierten sich die Modelle fix<br />
und fertig gebaut: T-28<br />
Trojan,<br />
F4U-4<br />
Corsair<br />
und B-25<br />
Mitchell<br />
Messerschmitt Me 410<br />
A-1/U4 im Maßstab 1:48<br />
Meng feiert mit diesem Kit<br />
<strong>der</strong> Me 410 sein Debut im<br />
klassischen Flugzeugmaßstab<br />
1:48. Ob und wie<br />
diese Premiere zu bewerten<br />
ist, darüber berichtet ModellFan<br />
12/2013, das ab dem 18. November<br />
am Kiosk erhältlich ist.<br />
Modellbau-News<br />
HASEGAWA/FALLER<br />
Arado Ar 234C-3 Anti<br />
Shipping Attacker in 1:48<br />
(Kit: 07332). Der Hersteller<br />
aus Japan erfreut uns Mo -<br />
dellbauer mit einer neuen Version des vierstrah -<br />
ligen Düsenbombers im Quaterscale. Der Kit<br />
besitzt recht gute Gravuren an den Oberflächen,<br />
ein voll eingerichtetes Cockpit und den Bombentorpedo<br />
BT 700 aus Resin und Ätzteilen. Mit den<br />
Decals lassen sich zwei Maschinen <strong>der</strong> ehemaligen<br />
deutschen Luftwaffe darstellen. Preis: 49,99 €<br />
EDUARD<br />
Bf 110C-6 Zerstörer Limited<br />
Edition in 1:48 (Kit: 1182).<br />
Die Tschechen haben den<br />
Zerstörer in <strong>der</strong> Dackelbauch-Ausführung<br />
auf den<br />
Markt gebracht. Die Bauteile überzeugen durch<br />
die bekannte Qualität des Herstellers. Die<br />
Oberflächen sind mit sehr feinen Gravuren gut<br />
wie<strong>der</strong>gegeben. Zusätzlich befinden sich die<br />
Brassin-Teile für die Kanone unter dem Rumpf im<br />
Kit. Die gelungenen Decals erlauben den Bau<br />
zweier Flugzeuge. Preis: 39,99 €<br />
AIRFIX/GLOW2B<br />
Supermarine Spitfire PR.XIX<br />
in 1:48 (Kit: A05119). Der<br />
Hersteller aus England<br />
bringt eine späte Aufklärungsvariante<br />
des Jägers in die Läden. Die Teile<br />
des Kits besitzen recht ansprechende Oberflächengravuren,<br />
ein gut eingerichtetes Cockpit und<br />
auch eine Pilotenfigur. Eine englische und eine<br />
schwedische Maschine können mit den hervorragenden<br />
Decals gebaut werden. Preis: 22,99 €<br />
MASTER BOX<br />
RAF Pilots und Pilots<br />
of Luftwaffe WW II Era<br />
in 1:32 (Kit: MB3206<br />
und MB3202). Der<br />
ukrainische Hersteller<br />
hat wie<strong>der</strong> mit tollen<br />
Pilotenfiguren im 32er-Maßstab<br />
zugeschlagen und<br />
bringt RAF- und Luftwaffenpiloten<br />
in typischen Haltungen heraus. Die<br />
Figuren sind fein und lebensecht modelliert. Eine<br />
farbige Bemalungsanleitung befindet sich auf <strong>der</strong><br />
Rückseite des Kartons. Preis: je 9,95 €<br />
ACADEMY/ACADEMY-EUROPE<br />
B-25G »Shark Mouth« in<br />
1:48 (Kit: 12290). Die Firma<br />
aus Südkorea bringt aus den<br />
Formen von Accurate Minia -<br />
tures das wun<strong>der</strong>bare Modell<br />
<strong>der</strong> Mitchell wie<strong>der</strong> in die<br />
Re gale. Die Bauteile des Kits sind sauber gefertigt<br />
und weisen sehr feine Oberflächengravuren auf.<br />
Inneneinrichtung, Motoren und Fahrwerk sind recht<br />
gut wie<strong>der</strong>gegeben. Mit den gelungenen Decals<br />
können zwei USAAF-Maschinen aus dem Pazifik -<br />
raum gebaut werden. Preis: 50,80 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
53
Markt<br />
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55
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
TERMINE 2014<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
APRIL<br />
10.–13. April<br />
AERO – Messe für allgemeine Luftfahrt,<br />
Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />
www.messe-friedrichshafen.de<br />
MAI<br />
20.–25. Mai<br />
ILA Berlin Air Show, Messe für Luft- und<br />
Raumfahrt, Flughafen Berlin Schönefeld,<br />
www.ila-berlin.de<br />
23.–25. Mai<br />
Klassikwelt am Bodensee, Messe Friedrichshafen,<br />
www.klassikwelt-bodensee.de<br />
JUNI<br />
16.–27. Juni<br />
NATO Tiger Meet, Aufklärungsgeschwa<strong>der</strong> 51,<br />
Fliegerhorst Schleswig/Jagel,<br />
www.natotigers.org<br />
JULI<br />
5. Juli<br />
Int. DC-3 Fly-In, Flughafen Salzburg,<br />
Österreich, www.dc-3flyin.com/wp<br />
AUGUST<br />
23. August<br />
Hunterfest, St. Stephan, Schweiz,<br />
www.hunterverein.ch<br />
23. August<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Tür mit Flugvorführungen,<br />
Jagdgeschwag<strong>der</strong> 73, Fliegerhorst Laage,<br />
www.airshow-laage.de<br />
30./31. August<br />
AIR 14 Teil I – 100 Jahre Schweizer Luft -<br />
waffe, Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
SEPTEMBER<br />
6./7. September<br />
AIR 14 Teil II – 100 Jahre Schweizer Luftwaffe,<br />
Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
EUROPA<br />
MAI<br />
24./25. Mai<br />
D-Day Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
JUNI<br />
1. Juni<br />
Airshow, Lens-Benifontaine, Frankreich,<br />
www.meeting-air-lens.com<br />
7. Juni<br />
Airshow, Throckmorton, Großbritannien,<br />
www.throckmortonairshow.webs.com<br />
7./8. Juni<br />
Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />
Frankreich, www.ajbs.fr<br />
8. Juni<br />
Airshow, RAF Cosford, Großbritannien,<br />
www.cosfordairshow.co.uk<br />
21./22. Juni<br />
Airshow, Flughafen Vaernes-Trondheim,<br />
Norwegen, www.varnesairshow.no<br />
22. Juni<br />
Airshow – 100 Jahre Militärluftfahrt, Karup<br />
Air Base, Dänemark, www.danishairshow.dk<br />
20./21. Juni<br />
Airshow, Gilze Rijen Airbase, Nie<strong>der</strong>lande,<br />
www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />
27.–29. Juni<br />
Internationale Airshow, Rom, Italien,<br />
www.romaairshow.net<br />
JULI<br />
12./13. Juli<br />
Flying Legends Airshow, Duxford,<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
12./13. Juli<br />
Royal International Air Tattoo (RIAT), RAF<br />
Fairford, Großbritannien, www.airtattoo.com<br />
14.–20. Juli<br />
Farnborough International Airshow,<br />
Farnborough, Großbritannien,<br />
www.farnborough.com<br />
AUGUST<br />
9./10. August<br />
Internationale Airshow, Oulu, Finnland,<br />
www.tourdesky.fi<br />
SEPTEMBER<br />
6./7. September<br />
The Duxford Airshow, Duxford,<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
12. & 14. September<br />
International Sanicole Airshow,<br />
Leopoldsburg/Hechtel, Belgien,<br />
www.airshow.sanicole.com<br />
13./14. September<br />
Airshow, Kleine Brogel Airbase, Belgien<br />
OKTOBER<br />
11. Oktober<br />
Herbst Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
WELTWEIT<br />
JANUAR<br />
16.–18. Januar<br />
Internationale Airshow, Sakhir Airbase, Bahrain,<br />
www.bahraininternationalairshow.com<br />
26. Januar<br />
Airshow, Tauranga, Neuseeland,<br />
www.classicflyersnz.com/Airshow<br />
FEBRUAR<br />
11.–16. Februar<br />
Singapur Airshow, Changi Exhibition Centre,<br />
Singapur, www.singaporeairshow.co<br />
MÄRZ<br />
25.–30. März<br />
Internationale Messe für Luft- und Raumfahrt<br />
FIDAE, Santiago, Chile, www.fidae.cl<br />
APRIL<br />
1.–6. April<br />
Sun ’n’ Fun Fly-In, Lakeland, Florida, USA,<br />
www.sun-n-fun.org<br />
18.–20. April<br />
Warbirds Airshow, Wanaka, Neuseeland,<br />
www.warbirdsoverwanaka.com<br />
23.–26. April<br />
Airshow, Marrakech, Marokko,<br />
www.marrakechairshow.com<br />
MAI<br />
31. Mai/1. Juni<br />
Airshow, La Crosse, Wisconsin, USA<br />
www.airfest.com<br />
JUNI<br />
14. Juni<br />
Airshow, Legacy Flight Museum, Rexburg,<br />
Idaho, USA, www.legacyflightmuseum.com<br />
28./29. Juni<br />
Airshow, Dayton, Ohio, USA,<br />
www.daytonairshow.com<br />
JULI<br />
28. Juli–3. August<br />
EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />
Airport, Wisconsin, USA, www.airventure.org<br />
AUGUST<br />
8.–10. August<br />
Airshow, Abbotsford, Kanada,<br />
www.abbotsfordairshow.com<br />
30. August–1. September<br />
Airshow, Cleveland, Ohio, USA,<br />
www.clevelandairshow.com<br />
NOVEMBER<br />
11.–16. November<br />
Airshow, Zhuhai, Guangdong, China,<br />
www.airshow.com.cn/en<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Än<strong>der</strong>ungen treten häufig ein,<br />
eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />
Sie planen eine Veranstaltung? Teilen Sie uns<br />
diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />
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deutschen Luftfahrtgeschichte vom<br />
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56
Ein Denkmal für die Ju 52<br />
Die Ju-52-Halle in Wunstorf ist insofern<br />
ein beson<strong>der</strong>es Luftfahrtmuseum, als<br />
dass es sich im Grunde nur einem Exponat<br />
widmet: <strong>der</strong> Ju 52/3m. Das in <strong>der</strong> Halle zu<br />
sehende Exemplar <strong>der</strong> »Tante Ju« ist 1986<br />
aus dem Hartvigvan-See in Norwegen gefischt<br />
worden und wurde von dem Verein<br />
»Interessengemeinschaft Ju 52 e.V.« bis zum<br />
Sommer 1987 in Tausenden von Arbeitsstunden<br />
aufwendig restauriert. Mittlerweile<br />
muss sich die Ju 52 aber nicht mehr einsam<br />
fühlen, denn <strong>der</strong> Verein hat seine Sammlung<br />
um weitere Flugzeuge wie Do 28, Mi 8, Noratlas,<br />
Piaggio, Bell UH-1D und SG 38 ergänzt.<br />
Der rekonstruierte Rumpf eines DFS-<br />
230-Lastenseglers, <strong>der</strong> zuvor hier zu sehen<br />
war, ging jedoch 2008 an das Museum Fortissimus<br />
des Sperrforts Eben Emael in Belgien<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2009).<br />
Ein Museumsshop ist vorhanden und das<br />
Fotografieren erlaubt.<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
Checkliste<br />
Fliegerhorst Wunstorf<br />
TG LT Wunstorf e. V.<br />
Dyckerhoffstraße 4, Haus 70, 31515 Wunstorf<br />
Tel.:<br />
05031/17 64 74 (JU-Halle)<br />
o<strong>der</strong><br />
05031/50 47 (Peter Schrö<strong>der</strong>)<br />
E-Mail: JHereld@tglw.de<br />
Website: www.ig-ju52.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April–Nov. jeweils Donnerstag, Samstag, Sonntag<br />
und an Feiertagen, 10:00–18:00 Uhr<br />
Im Winter geschlossen<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene: 3,50 €<br />
Kin<strong>der</strong> von 6–14 Jahren 1,00 €<br />
Jugendliche von 14–18 Jahren 2,00 €<br />
Gruppenrabatte<br />
MUSEUMSTIPP<br />
Mythos »Tante Ju«:<br />
Ihre Markenzeichen<br />
sind zweifelos die<br />
drei Sternmotoren<br />
und die auffällige<br />
Wellblech-Beplankung.<br />
Hier ist die<br />
Ju 52/3m des Mu -<br />
seums bei einer<br />
Feier in Wunstorf<br />
zu sehen.<br />
Foto Peter W. Cohausz<br />
Foto Wildmoser<br />
BÜCHER<br />
100 Jahre Marineflieger<br />
1913 bis 2013<br />
232 S., 500 Fotos und Abbildungen<br />
(330 auf DVD). E.S. Mittler & Sohn.<br />
ISBN 978-3-8132-0947-1.<br />
Preis: 29,80 €.<br />
Erhältlich überall im Buch- o<strong>der</strong><br />
Fachbuchhandel.<br />
DMI (HRSG.), HEINRICH<br />
WALLE U. A.<br />
Deutsche Marineflieger<br />
Der im Auftrag des Deutschen Maritimen<br />
Instituts herausgegebene Band umfasst 16<br />
Fachbeiträge zur deutschen Marinefliegerei<br />
<strong>der</strong> letzten 100 Jahre. Dem historischen<br />
Überblick zu Entstehung und Werdegang<br />
folgen Einzelbeiträge zu speziellen Waffensystemen<br />
– angefangen vom Luftschiff<br />
bis hin zum Maritime Patrol Aircraft unserer<br />
Tage. Das Schlusskapitel gehört dem<br />
Aeronauticum in Nordholz. Auch optisch<br />
ist viel geboten, denn zu den reichhaltigen<br />
Illustrationen kommt eine zusätzlich beigelegte<br />
Foto-DVD. Fazit: repräsentativ<br />
und ansprechend gemachter Überblick<br />
zum Thema.<br />
WM<br />
L. MILBERRY UND H. A. HALLIDAY<br />
Buschflugzeug<br />
Norseman<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> Norseman begann<br />
1934. Im Krieg umfangreich produziert,<br />
drängten anschließend Hun<strong>der</strong>te auf<br />
den Zivilmarkt, sodass die Maschine<br />
rasch zum »Mädchen für alles« in arktischer<br />
Wildnis avancierte. Die Autoren<br />
liefern eine wun<strong>der</strong>volle Hommage an<br />
das eigenwillige, für die Erschließung<br />
Kanadas nicht unwichtige Flugzeug –<br />
voll toller Fotos, gehaltvoller technischer<br />
wie historischer Information und vieler<br />
Geschichten über Mensch und Maschine<br />
bis in die ersten Nachkriegsjahre hinein.<br />
Fazit: Ein Buch, in dem man sich<br />
perfekt verlieren kann.<br />
WM<br />
Aviation in Canada: The Noorduyn<br />
Norseman Volume 1<br />
In englischer Sprache<br />
232 S., ca. 600 s/w-Fotos.<br />
CANAV Books.<br />
ISBN 978-0-921022-42-8.<br />
Preis: 59,95 €.<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt, Tel. 089/70 32 27,<br />
www.christian-schmidt.com.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
57
OLDTIMER<br />
Hahnweide 2013<br />
17. OLDTIMER-TREFFEN BEI KIRCHHEIM UNTER TECK<br />
Ein magischer<br />
58
In diesem Jahr dominierten Propellerjäger <strong>der</strong><br />
ersten Generation das spektakuläre Geschehen<br />
auf <strong>der</strong> Hahnweide. Einer <strong>der</strong> beiden Stars war<br />
hierbei das Replikat <strong>der</strong> Fokker Dr.I vom Flug -<br />
museum Koch<br />
Ort<br />
Wenn <strong>der</strong> Anblick von Warbirds und Picknickkörben kein<br />
Wi<strong>der</strong>spruch ist, wenn Menschen gar aus dem vom Duxford<br />
verwöhnten Großbritannien anreisen, kann es nur das<br />
Oldtimer-Treffen auf <strong>der</strong> Hahnweide sein! Von Andreas Zeitler<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
59
OLDTIMER<br />
Hahnweide 2013<br />
Gekonnt setzt Peter Teichman seine Hurricane zur<br />
Dreipunktlandung auf. Seit einigen Jahren ist er<br />
mit diesem Warbird mit von <strong>der</strong> Partie<br />
Wenn man vom »Flugzeugträger Hahnweide« spricht, dann darf die<br />
TBM Avenger aus <strong>der</strong> Schweiz natürlich auch nicht fehlen!<br />
Keine Hahnweide ohne die Bleriot XI von Mikael Carlson! Aufgrund einer<br />
Bruchlandung in <strong>der</strong> Woche davor nahm er mit einer Ersatzmaschine teil<br />
Eine weite Anreise hatte die Do-28 <strong>der</strong> Reservistenkameradschaft Flugdienst<br />
aus <strong>der</strong> Nähe von Hamburg<br />
Diese Fennec war ein Teil <strong>der</strong> französischen Delegation, die des Weiteren<br />
auch noch eine Mustang und eine Yak-11 präsentierte<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Andreas Zeitler<br />
60
Über die Hahnweide zu berichten ist<br />
schon fast wie Eulen nach Athen zu<br />
tragen. Schon längst hat sich das Oldtimer-Treffen<br />
im Spitzenkreis <strong>der</strong> etablierten<br />
deutschen Flugveranstaltungen angesiedelt<br />
und ist auch weit über die Bundesgrenzen bekannt.<br />
Autokennzeichen aus dem benachbarten<br />
Ausland sind auf den Park- und Campingplätzen<br />
längst keine Seltenheit mehr. Sie<br />
sorgen dafür, dass die Hahnweide nicht nur<br />
am Himmel internationaler wird und sich inzwischen<br />
zu einer Pflichtveranstaltung für jeden<br />
Luftfahrtfreund gemausert hat!<br />
Als Oldtimer-Fly-In bietet das unweit von<br />
Stuttgart liegende Hahnweide alle zwei Jahre<br />
die Möglichkeit, die neuesten Zugänge in <strong>der</strong><br />
deutschen Oldtimer-Szene in Augenschein zu<br />
nehmen. Neben <strong>der</strong> P-51 »Louisiana Kid« von<br />
Wilhelm Heinz waren in diesem Jahr die in<br />
den Farben <strong>der</strong> »Pacific Air Transport« gehaltene<br />
Travelair 4000 und eine Stinson SR-9C Reliant<br />
<strong>der</strong> »Gullwing Airlines« zwei weitere<br />
Schmuckstücke, die die Anreise nicht scheuten.<br />
Für große Augen beim Publikum sorgen<br />
natürlich stets die rassigen Warbirds, die zum<br />
größten Teil aus dem Ausland ihren Weg zur<br />
Hahnweide fanden. Neben <strong>der</strong> illustren<br />
Mannschaft aus Frankreich rund um Marc<br />
Mathis und Jack Krine, die auch dieses Mal<br />
wie<strong>der</strong> PS-stark unter an<strong>der</strong>em mit einer<br />
Mustang und Yak-11 angereist waren, ist Peter<br />
Teichman ein regelmäßiger Gast.<br />
Nicht nur Warbirds als Eyecatcher!<br />
Da die Duxford-Airshow zur selben Zeit stattfand,<br />
war er <strong>der</strong> einzige Brite, <strong>der</strong> dem Ruf <strong>der</strong><br />
Hahnweide von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Ärmelkanals<br />
gefolgt war. Und wie auch in den Vorjahren<br />
präsentierte er aus seiner Sammlung<br />
des »Hangar 11« die Hawker Hurricane, mit<br />
<strong>der</strong> er nach Meinung vieler Zuschauer die hervorstechendste<br />
und geschmeidigste Warbird-<br />
Vorführung absolviert hat. Teichman selbst ist<br />
inzwischen ein guter Freund von Organisator<br />
Hans Puskeiler geworden, und nach eigenen<br />
Aussagen mag er »den freundlichen Charakter<br />
<strong>der</strong> Veranstaltung und fühlt sich wie zu<br />
Hause«. Etwas gewöhnungsbedürftig ist für<br />
ihn allerdings das deutsche Publikum: »Oft<br />
blicke ich nur in eine Wand aus Gesichtern«,<br />
beschreibt er seinen Eindruck von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite des Zauns. »Die Zuschauer sind sehr engagiert,<br />
sie klatschen sehr, sehr viel, aber sind<br />
auch ziemlich ruhig und suchen nicht oft das<br />
Gespräch. Vielleicht liegt das aber auch an <strong>der</strong><br />
Sprachbarriere.« Viel Applaus und lobende<br />
Worte erntete er für seine Flugvorführung, die<br />
er an die strengen deutschen Vorgaben anpassen<br />
musste. »In Großbritannien darf ich vom<br />
Gesetz her bis zu einer Höhe von zehn Metern<br />
fliegen! Zehn Meter, das sind 30 britische<br />
Fuß«, wie<strong>der</strong>holt er die Höhenangabe, um<br />
auch ja keine Missverständnisse aufkommen<br />
Deutsche Duellisten<br />
Wenn schon eine Fokker D.VII und eine Fokker Dr.I vor Ort sind, wäre es eine Schande gewesen,<br />
die beiden Maschinen nicht gleichzeitig in <strong>der</strong> Luft zu präsentieren! Thomas Koch und Mikael<br />
Carlson begeisterten das Publikum daher mit einer spontanen gemeinsamen Vorführung.<br />
Während seine Frau Gunilla<br />
den originalen Daimler<br />
D III auf Temperatur<br />
bringt, bereitet sich Mikael<br />
Carlson auf den Flug vor<br />
Zufrieden und stolz präsentierten sich Thomas Koch und<br />
Mikael Carlson, die beiden »Helden <strong>der</strong> Lüfte«, zusammen mit<br />
ihren Replikaten nach <strong>der</strong> ersten gemeinsamen Vorführung<br />
Nicht nur bei den Nachbauten wird<br />
auf kleinste Details geachtet, auch<br />
die Fliegerkombi ist stets dem<br />
Fluggerät angepasst!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
61
OLDTIMER<br />
Hahnweide 2013<br />
Die Mischung aus Propeller und Turbinensound machte die C-3605 Altenrhein sicherlich zu einem<br />
<strong>der</strong> ungewöhnlichsten Besucher<br />
Daniel Koblet ist mit seiner MS406 ebenfalls ein regelmäßiger Gast auf <strong>der</strong> Hahnweide. Seit<br />
diesem Jahr trägt seine Maschine Markierungen <strong>der</strong> schweizerischen Luftwaffe<br />
Durch ein späteres Missgeschick beim Rangieren wurde die P-38 <strong>der</strong> Flying Bulls flugunfähig.<br />
Daher war ihre Landung am Freitag die einzige Chance, die Maschine in Bewegung zu sehen<br />
zu lassen, und fährt fort: »Bei einem Abstand<br />
zum Publikum von 200 Metern. Hier in<br />
Deutschland sind es 350 Meter Abstand bei<br />
einer minimalen Höhe von 100 Metern!« Diese<br />
Vorgaben for<strong>der</strong>ten von Teichman eine<br />
ziemliche Umstellung, denn »natürlich musste<br />
ich mich hier anpassen, denn als Displaypilot<br />
habe ich – verbunden mit diesen Abständen<br />
– immer ein gewisses Bild vor Augen.<br />
Und das än<strong>der</strong>t sich unter diesen Bedingungen<br />
deutlich. Aber die Behörden waren mit<br />
meiner Vorführung einverstanden, das Publikum<br />
war glücklich und ich dann selbstverständlich<br />
auch!«, stellt er schließlich zufrieden<br />
fest und wendet sich einer Besucherin zu, die<br />
ihn um ein Autogramm bittet.<br />
Der Amtsschimmel ist es auch, <strong>der</strong> Hans<br />
Puskeiler die meiste Arbeit beschert, <strong>der</strong> inzwischen<br />
zum fünften Mal an <strong>der</strong> Organisationsspitze<br />
steht. »Es wird immer schwieriger<br />
für uns, weil die behördlichen Auflagen immer<br />
komplexer werden. Wir sind fast nur am<br />
Arbeiten, um das zu stemmen. Es ist immer<br />
ein hohes Risiko für uns als Veranstalter, aber<br />
wir sind sehr positiv gestimmt.« Und mit bestem<br />
Spätsommerwetter ging auch in diesem<br />
Jahr die Rechnung wie<strong>der</strong> auf, »den Zuschauern<br />
nicht nur Warbirds als Eyecatcher<br />
zu bieten, son<strong>der</strong>n zum Beispiel auch das Segelkunstflugteam<br />
Franken o<strong>der</strong> Motorkunstflug.<br />
Die Würze ist die Mischung von Acts,<br />
die in <strong>der</strong> Fliegerszene bekannt sind. Und die<br />
Oldtimer gehören einfach dazu!«<br />
Fliegerplausch an <strong>der</strong> Flightline<br />
Etwas abseits vom hektischen Treiben entlang<br />
<strong>der</strong> Warbirds-Flightline haben es sich<br />
die vielen Privatpiloten gemütlich gemacht,<br />
die mit ihren Oldtimern dem Ruf des Fliegertreffens<br />
gefolgt sind. Eng ineinan<strong>der</strong> verschachtelt<br />
stehen dort unzählige Doppeldecker,<br />
nach Typen gruppiert. Neben einigen<br />
Boeing Stearman und <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> Stieglitz<br />
stechen hier natürlich auch die unzähligen<br />
Bücker Jungmann hervor. Es ist schwierig,<br />
sich an dieser Stelle <strong>der</strong> Flightline einen Weg<br />
zu bahnen, denn zwischen all den Tragflächen<br />
und Höhenleitwerken sind auch die<br />
Picknickdecken ausgebreitet und es wird an<br />
allen Ecken und Enden gefachsimpelt o<strong>der</strong><br />
man tauscht Anekdoten aus.<br />
Unter den Piloten sind auch Walter Wimmer<br />
und Artur Düsterhöft, die mit ihren beiden<br />
Bücker Jungmann aus Beilngries und<br />
Hof zur Hahnweide geflogen sind. Während<br />
Walter zum ersten Mal teilnimmt, ist es für<br />
Artur schon <strong>der</strong> siebte Besuch. Für ihn ist somit<br />
das Veranstaltungskonzept mit <strong>der</strong> bunten<br />
Mischung an Flugvorführungen altbekannt,<br />
allerdings gibt es im Vergleich zu<br />
früher »jede Menge Warbirds für die Zuschauer,<br />
<strong>der</strong> Rest des Oldtimer-Treffens ist<br />
inzwischen lei<strong>der</strong> etwas zum Beimittel<br />
62
Die »Nora« aus Südfrankreich war während <strong>der</strong> Veranstaltung in Stuttgart stationiert und<br />
reiste täglich an, um Gästen einen Fallschirmsprung o<strong>der</strong> einen Überflug anzubieten<br />
Irgendwo fand sich immer noch ein freies Plätzchen, aber dicht gedrängt<br />
ging es auf beiden Seiten des Zauns zu!<br />
63
OLDTIMER<br />
Hahnweide 2013<br />
Auch wenn bei den Warbirds üblicherweise<br />
die PS-starke Generation aus <strong>der</strong> Zeit<br />
des Zweiten Weltkriegs dominiert, waren<br />
auf <strong>der</strong> Hahnweide 2013 die »Fliegenden<br />
Kisten« <strong>der</strong> früheren Generation eindeutig<br />
<strong>der</strong> Höhepunkt <strong>der</strong> Veranstaltung!<br />
Auch am Boden gibt die penibel nachgebaute<br />
Fokker D.VII ein traumhaftes Bild ab!<br />
64
Peter Teichman – <strong>der</strong> Airshowprofi<br />
Die Warbirds sind zweifellos die publikumsträchtigen Zugpferde auf<br />
<strong>der</strong> Hahnweide. Der sympathische, mit einem guten Schlag an trockenem<br />
Humor ausgestattete Brite Peter Teichman darf gleich alle<br />
vier berühmtesten Reihenmotor-Jäger <strong>der</strong> <strong>Alliierten</strong> sein eigen nennen:<br />
Hawker Hurricane, Supermarine Spitfire, Curtiss P-40 Kittyhawk<br />
und North American P-51 Mustang.<br />
Seine »love affair with the warbirds« begann 1999, als sich Teichman<br />
eine Beech 17 S Staggerwing zulegte; sozusagen aus prominenter<br />
Hand, ihr Vorbesitzer war Pink-Floyd-Musiker David Gilmour.<br />
Zwei Jahre später bereits ging es dann folgerichtig auf die höchste<br />
Stufe. Die bildschöne Mustang P-51 D »Jumpin’ Jacques« diente<br />
schon bei den berühmten Tuskegee Airmen und hat wie alle seine<br />
Flugzeuge eine bestens dokumentierte Historie. Da <strong>der</strong> Londoner<br />
gewillt war, seine Flotte weiter zu vergrößern, baute er auf dem ehemaligen<br />
Militärflugplatz North Weald in Essex eine neue Halle: Die<br />
heute mehrere Festangestellte und einige freie Mitarbeiter umfassende<br />
»Hangar 11 Collection« war geboren. 2004 erwarb Peter den<br />
Spitfire-Aufklärer PR Mk XI mit <strong>der</strong> Seriennummer PL 965, etwas<br />
später dann eine P-40 M Kittyhawk aus Ex-RCAF-Bestand und zu guter<br />
Letzt die Hawker Hurricane Mk II B, eine durch ihre sehr komplexe<br />
Zelle extrem anspruchsvolle und teure Restauration. Ein weiteres<br />
Spitfire-Projekt, es handelt sich um eine Mk IX (PT 879), befindet<br />
sich <strong>der</strong>zeit im Neuaufbau bei Airframe Assemblies/Isle of Wight.<br />
Den ersten Hahnweide-Besuch absolvierte <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
einer Firma für Software-Anwendungen 2007 mit <strong>der</strong> P-40. Heuer<br />
fand mit <strong>der</strong> Hurricane nach 2009 das nunmehr zweite, einmal<br />
mehr rundum beeindruckende Gastspiel statt. Die Frage, ob<br />
denn <strong>der</strong> Hangar 11 eines Tages einen bulligen Sternmotor-Vertreter<br />
beherbergen könnte, kontert <strong>der</strong> bekennende Liebhaber<br />
von V12-Motoren mit: »Naja, die Staggerwing ist doch ein Roundie,<br />
ich hab sie ja immer noch!« Schon richtig, Peter, aber die<br />
volle Portion Heavy Metal in Form einer Hawker Sea Fury mit originalem<br />
Centaurus-Triebwerk wäre doch die ideale Ergänzung zur<br />
Hurricane. Die Fans in ganz Kontinentaleuropa lägen dir zu Füßen<br />
– haben sie eine solche Maschine mit ihrem einmalig charakteristischen<br />
Gänsehaut-Sound doch schon seit Jahrzehnten nicht<br />
mehr live erleben dürfen.<br />
Michael Weber ■<br />
Auch am Boden waren die beiden Fokker unzertrennlich und stets<br />
passend zueinan<strong>der</strong> platziert<br />
Fleißig unterwegs mit Rundfluggästen war neben einiger An-2 auch die<br />
Dragon Rapide vom Flugmuseum Koch<br />
geworden«. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber geht<br />
es bei den zivilen Oldtimern deutlich entspannter<br />
zu, sodass sich fast immer und<br />
überall die Möglichkeit für einen gemütlichen<br />
Plausch findet, während sich beim<br />
»Raubtiergehege« die Zuschauer in mehreren<br />
Reihen am Zaun drängen. Letztendlich<br />
bereuen es die beiden also nicht, angereist zu<br />
sein, denn noch immer ist die Hahnweide eine<br />
wun<strong>der</strong>bare Gelegenheit, »um seine alten<br />
Kumpels wie<strong>der</strong>zutreffen«!<br />
Treiben von den Bierzeltbänken aus beobachten,<br />
den Blick über die Flugzeuge im tiefen<br />
Abendlicht schweifen lassen. Man spürt<br />
dann auch den Charme, den das Oldtimer-<br />
Treffen Hahnweide immer noch versprüht.<br />
O<strong>der</strong> wie es die beiden Besucher aus England<br />
auf den Nebenplätzen ausdrücken:<br />
»This place has got some magic!« (»Dieser<br />
Ort ist magisch!«). Da wird die Pflicht dann<br />
auch leicht zur Kür!<br />
■<br />
Fliegerromantik pur<br />
Ähnlich ruhig und gelassen wird es zum<br />
Abend hin, dann aber auch wie<strong>der</strong> im<br />
Hauptbereich. Bis kurz vor Sonnenuntergang<br />
sind die letzten Piloten noch in <strong>der</strong><br />
Luft, aber an den Zäunen haben sich die Reihen<br />
<strong>der</strong> Zuschauer schon deutlich gelichtet.<br />
Die PS-starken Reihenmotoren sind zu diesem<br />
Zeitpunkt auch schon lange verstummt<br />
und man hört nur noch das Tackern <strong>der</strong><br />
Sternmotoren o<strong>der</strong> das Zischen <strong>der</strong> Segelflugzeuge,<br />
wie sie sprichwörtlich die Luft<br />
zerschneiden. Entspannt kann man dieses<br />
Kraftstrotzende Warbirds sind schon lange das neue Markenzeichen <strong>der</strong> Hahnweide. Der »fliegende<br />
Zirkus« aus Frankreich ist mit dieser Yak sicherlich auch 2015 wie<strong>der</strong> mit dabei!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
65
BUCHVORSTELLUNG<br />
Das englische Fischerboot<br />
»King Stephen« verweigert<br />
<strong>der</strong> schiffbrüchigen Besatzung<br />
die Rettung<br />
RÄTSELHAFTE ABSTÜRZE UND IHRE AUFKLÄRUNG<br />
Vermisst über See<br />
Lino von Gartzen und Susanne<br />
Sasse haben sich auf Spurensuche<br />
begeben: Wie kam es auf hoher<br />
See zu Absturzkatastrophen? Ihr<br />
Buch liest sich wie ein Detektivroman<br />
– mit fesselnden Entdeckungen.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
präsentiert einen Auszug<br />
Das Luftschiff war eine Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Ballontechnologie. Auch<br />
Luftschiffe nutzten Gase, die leichter<br />
als die umgebende Luft waren, für ihren Auftrieb.<br />
Waren die Ballone noch vollkommen<br />
von den Winden in ihrer jeweiligen Flughöhe<br />
abhängig, um voranzukommen, hatten die<br />
Luftschiffe dafür mehrere Motoren.<br />
Im Gegensatz zu den meist kleinen und<br />
schlecht motorisierten Flugzeugen dieser Zeit<br />
Der letzte<br />
Flug des<br />
Luftschiffes<br />
L 19 endet<br />
in <strong>der</strong> Nordsee<br />
nahe<br />
<strong>der</strong> Insel<br />
Ameland<br />
ermöglichte es ihre gigantische Größe, nicht<br />
nur eine große Zahl an Besatzungsmitglie<strong>der</strong>n<br />
und Passagieren mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
komfortabel unterzubringen, son<strong>der</strong>n auch<br />
Fracht und Bomben über große Entfernung<br />
Fotos, soweit nicht an<strong>der</strong>s angegeben, Sammlung Lino von Gartzen<br />
66
Deutsche Kriegsschiffe suchen nach dem vermissten Luftschiff<br />
Der Rettungsring<br />
<strong>der</strong> versenkten<br />
»King Stephen«<br />
befindet sich<br />
heute im Aeronauticum<br />
in<br />
Nordholz<br />
Das Luftschiff L 19 im Flug<br />
zu transportieren. Im Ersten Weltkrieg waren<br />
daher viele Luftschiffe im Kriegseinsatz und<br />
einige sind über See verloren gegangen. Waren<br />
vorher bei einem Ballon- o<strong>der</strong> Flugzeugabsturz<br />
nur ein o<strong>der</strong> nur sehr wenige Todesopfer<br />
zu beklagen, waren es beim Absturz<br />
eines Luftschiffs mehrere.<br />
Die L 19 in <strong>der</strong> Nordsee<br />
Das deutsche Luftschiff L 19 war am 31. Januar<br />
1916 zusammen mit an<strong>der</strong>en Luftschiffen<br />
an Angriffen auf Ziele in England beteiligt.<br />
Auf dem Rückweg war das Luftschiff aufgrund<br />
technischer Probleme und ungünstiger<br />
Wetterbedingungen vom Kurs abgekommen.<br />
Es wurde an <strong>der</strong> holländischen Küste beschossen<br />
und trieb weit auf die Nordsee hinaus,<br />
bevor es in See notwasserte. Ein englischer<br />
Dampf-Trawler, die »King Stephen«,<br />
sichtete das treibende Wrack mit den Überlebenden,<br />
verweigerte aber die Rettung <strong>der</strong><br />
Schiffbrüchigen. Am Mittag des 2. Februar<br />
1916 versank das Luftschiff, die gesamte<br />
16-köpfige Besatzung ertrank daraufhin in<br />
<strong>der</strong> kalten Nordsee.<br />
Die Besatzung ist seitdem vermisst; es<br />
wurden nur ein treiben<strong>der</strong> Tank und Monate<br />
später mehrere Flaschenpost-Nach -<br />
richten mit den letzten Worten <strong>der</strong> Besatzung<br />
an ihre Familien gefunden. Der Kommandant<br />
von L 19, Kapitänleutnant Loewe,<br />
berichtet darin:<br />
Lino von Gartzen: »Vermisst über See.«<br />
160 Seiten, ca. 200 Abbildungen.<br />
Bucher. ISBN 978-3-37658-2034-2.<br />
Preis: 26,99 €.<br />
Bezugsquelle: www.verlagshaus24.de<br />
Die französische Zeitschrift »Le Petit Journal«<br />
berichtet am 27. Februar 1916 auf <strong>der</strong><br />
Titelseite über den Absturz des Luftschiffs<br />
»Mit fünfzehn Mann auf <strong>der</strong> Plattform<br />
und dem First des in etwa drei Grad Ost<br />
schwimmenden Körpers <strong>der</strong> L 19 versuche<br />
ich eine letzte Berichterstattung. Dreifache<br />
Motorhavarie, leichter Gegenwind auf <strong>der</strong><br />
Rückfahrt verspäteten die Rückkehr und<br />
brachten mich in Nebel, dieser nach Holland,<br />
wo ich erhebliches Gewehrfeuer erhielt, es<br />
wurde schwer, gleichzeitig drei Motorpannen.<br />
Am 2. Februar 1916 nachmittags, etwa<br />
ein Uhr – ist wohl die letzte Stunde. Loewe «<br />
Auch <strong>der</strong> Steuermann schreibt eine Nachricht<br />
an seine Frau und Mutter: »Meine l. Ada<br />
und Mutter! Es ist 11 Uhr morgens, den 2.2.<br />
Wir leben alle noch, aber nichts zu essen.<br />
Heute morgen war ein Fischdampfer, ein englischer,<br />
da, dieser wollte uns nicht retten. Er<br />
hieß King Steffen aus Grimsby. Der Mut sinkt,<br />
<strong>der</strong> Sturm nimmt zu. Euer auch noch im<br />
Himmel an Euch denken<strong>der</strong> Hans.«<br />
Rettung verweigert<br />
Die Tatsache, dass sich dieser englische<br />
Dampfer geweigert hatte, die Besatzung zu<br />
retten, sorgte nicht nur in Deutschland, son<strong>der</strong>n<br />
auch in England und Frankreich für große<br />
Empörung in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Bei allen<br />
seefahrenden Nationen war es eine Frage <strong>der</strong><br />
Ehre, in Seenot Geratene – gleichgültig, ob<br />
»Freund o<strong>der</strong> Feind« – zu retten.<br />
Über die Gründe des englischen Kapitäns<br />
ranken sich verschiedene Gerüchte: Angst vor<br />
einer Kaperung aufgrund <strong>der</strong> Überzahl <strong>der</strong><br />
deutschen Besatzung o<strong>der</strong> eine geheime Spi -<br />
onage- o<strong>der</strong> Schmugglerfahrt des Trawlers.<br />
In Folge machte die deutsche Marine gezielt<br />
Jagd auf die »King Stephen«. Drei Monate<br />
später konnte das Schiff nahe <strong>der</strong> eng -<br />
lischen Küste ausgemacht werden. Die Besatzung<br />
wurde festgenommen, das Schiff<br />
versenkt.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
67
OLDTIMER<br />
Wrackfund<br />
TAUCHGANG ZUR HEINKEL HE 115<br />
Norwegens<br />
Unterwassersch<br />
Es muss nicht immer ein Technikmuseum sein … In den trüben Tiefen des<br />
Trondheimfjords liegen die Wracks zweier seltener He-115-Wasserflugzeuge.<br />
Der Taucher Simon Brown suchte ihre unheimliche Ruhestätte auf Von Simon Brown<br />
68
ätze<br />
Die He 115 S4+EH vor dem Seefliegerhorst<br />
Ilsvika<br />
Foto R. Chapman<br />
Ein Tiefseetaucher betrachtet<br />
sich das ramponierte Cockpit<br />
einer He 115 auf dem Grund<br />
des Trondheimfjords. Das Cockpit<br />
wurde möglicherweise im<br />
Kampf zerstört. Gut zu erkennen<br />
sind die Schubhebel<br />
Foto Simon Brown<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
69
OLDTIMER<br />
Wrackfund<br />
Einer <strong>der</strong> 856 PS leistenden BMW-132-N-Motoren.<br />
Der Propeller konnte möglicherweise noch von <strong>der</strong><br />
Luftwaffe geborgen werden<br />
Foto Simon Brown<br />
Deutsche Frachter und He 115 <strong>der</strong> Küstenfliegergruppe 506 im Hafen von Trondheim, wahrscheinlich<br />
nach den Skua-Angriffen vom 25. April 1940. Es wird vermutet, dass eine <strong>der</strong> He 115<br />
einen Volltreffer erhalten hat und auseinan<strong>der</strong>gebrochen ist<br />
Foto B. Olsen<br />
Die He 115 S4+EH <strong>der</strong> 1./KüFlGr 506<br />
wird an ihrem Liegeplatz bei<br />
Trondheim aus Fässern<br />
betankt Foto R. Chapman<br />
Flugzeuge sind fragile Konstruktionen,<br />
und ein gut erhaltenes Exemplar unter<br />
Wasser zu finden, kann schwierig sein.<br />
Lei<strong>der</strong> neigen sie auch dazu, sich bei einem<br />
Absturz in Schrott zu verwandeln. Doch es<br />
gibt auch Flugzeuge, die den Absturz überstanden<br />
haben. Im norwegischen Trondheim<br />
befinden sich zwei Exemplare eines seltenen<br />
Schwimmerflugzeugs, die auf dem abfallenden<br />
Grund des Fjords, nur wenige Hun<strong>der</strong>t<br />
Meter von ihrem früheren Seefliegerhorst<br />
Trondheim-Ilsvika entfernt, liegen.<br />
Die Heinkel He 115 bot Raum für eine dreiköpfige<br />
Besatzung und konnte verschiedene<br />
Waffen, einschließlich Torpedos und Bomben,<br />
mitführen. Darüber hinaus setzte man sie als<br />
Aufklärer und Minenleger ein. Im späteren<br />
Verlauf des Krieges waren He 115 in Nordnorwegen<br />
stationiert, wo sie die verwundbaren<br />
Geleitzüge angriffen, die mit lebenswichtigem<br />
Nachschub für Russland beladen waren.<br />
Von 1937 bis 1944 wurden zirka 150 He 115<br />
hergestellt. Der größte Teil ging an die Luftwaffe,<br />
den Rest exportierte man nach Norwegen<br />
und Schweden. Nach <strong>der</strong> Invasion Norwegens<br />
am 9. April 1940 entkamen einige <strong>der</strong><br />
norwegischen He 115, indem die Piloten nach<br />
Großbritannien flogen. Die Briten nutzten einige<br />
dieser Maschinen sodann für geheime<br />
Einsätze. Von den 150 gebauten Maschinen<br />
existieren heute nur noch zwei: die 2012 aus einem<br />
Fjord in <strong>der</strong> Nähe Stavangers gehobene<br />
8L+FH (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2012)<br />
und eine in Russland geborgene Heinkel, die<br />
sich gegenwärtig in Privatbesitz befindet.<br />
70
Speziell präparierte He 115 B, A3+DE,<br />
die bei <strong>der</strong> 3./KG 200 geflogen wurde.<br />
Für Nachteinsätze waren die Unterseiten<br />
geschwärzt<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
Geheime Einsätze <strong>der</strong> He 115<br />
Die He 115 B-1, 64. Dieses<br />
Foto soll bei <strong>der</strong> BOAC-Werft<br />
Hythe aufgenommen worden<br />
sein, wo die He 115 für<br />
geheime Einsätze umgerüstet<br />
wurde Foto Phil Butler<br />
Die He 115 A-2, 52, <strong>der</strong><br />
norwegischen Marine<br />
Foto Phil Butler<br />
Noch bevor <strong>der</strong> deutsche Einmarsch in Norwegen<br />
vollendet war, landete eine kleine<br />
Gruppe norwegischer Flieger auf <strong>der</strong> RAF-<br />
Basis Woodhaven in Schottland. Bei den<br />
»Fluchtfahrzeugen« handelt es sich um drei<br />
He 115 <strong>der</strong> norwegischen Marine und um<br />
eine weitere He 115, die die Norweger am<br />
30. April von <strong>der</strong> deutschen Luftwaffe erbeuten<br />
konnten. Bei den norwegischen Maschinen<br />
handelte es sich um A-2-Versionen mit<br />
den Kennnummern 52, 56 und 58, während<br />
die Beute-Heinkel, eine B-1, später die Kennnummer<br />
64 erhielt. Im Dienste <strong>der</strong> RAF erhielt<br />
die »52« die RAF Ser.Nr. BV186, die<br />
»56« die Ser.Nr. BV184, während die »58«<br />
die Nummer BV185 und die »64« die Nummer<br />
BV187 erhielten. Geflogen wurden die<br />
Maschinen von norwegischen Besatzungen<br />
<strong>der</strong> Royal Norwegian Navy Flight (RNNF).<br />
Von <strong>der</strong> BV184 ist bekannt, dass sie<br />
an geheimen Einsätzen teilgenommen hat.<br />
So setzte sie Spione o<strong>der</strong> mit Funkgeräten<br />
ausgerüstete Beobachter in Norwegen ab.<br />
Die Beobachter hatten die Aufgabe, von<br />
entlegenen Orten aus die Bewegungen<br />
deutscher Schiffe zu überwachen. Am 23.<br />
April 1942 wurde die He 115 irrtümlicherweise<br />
von Spitfire <strong>der</strong> 303 Squadron angegriffen,<br />
als sie von einem Einsatz über <strong>der</strong><br />
Biskaya zurückkehrte. Nur einen Monat<br />
später, am 31. Mai 1942, erlitt die Heinkel<br />
während einer Explosion beim Start so<br />
schwere Schäden, dass man sie nicht mehr<br />
instand setzen konnte.<br />
Die BV185 und die BV187 waren an Geheimeinsätzen<br />
in Nordafrika beteiligt, die sie<br />
von ihrer Basis Kalafrana auf Malta aus durchführten.<br />
Es wird behauptet, dass sie bei diesen<br />
Einsätzen deutsche o<strong>der</strong> sogar italienische<br />
Markierungen trugen, doch konnte dies nie bestätigt<br />
werden. Die BV184 wurde bei einem italienischen<br />
Luftangriff auf Kalafrana am 1. April<br />
1941 zerstört, die BV187 Anfang 1942, als<br />
Bf 109 den Platz angriffen. Die BV 186 rüstete<br />
man zunächst ebenfalls für Geheimflüge um,<br />
doch verschrottete man sie schließlich im Dezember<br />
1942.<br />
Auch wenn sicher ist, dass die geheimen<br />
Einsätze <strong>der</strong> He 115 von Schottland und Malta<br />
aus hauptsächlich dazu dienten, Spione<br />
abzusetzen und wie<strong>der</strong> aufzunehmen, so<br />
wurden bisher nie Einzelheiten veröffentlicht,<br />
selbst 74 Jahre nach Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs nicht.<br />
Auch die deutsche Seite setzte He 115<br />
bis Kriegsende für geheime Missionen ein.<br />
Von dreien ist bekannt, dass sie zur 3./KG<br />
200 gehörten. In <strong>der</strong> Zeit von Juli bis August<br />
1944 befand sich die He 115 A3+DE in<br />
Finnland, wo sie Spione und Material absetzte<br />
sowie schwer verletzte finnische Soldaten<br />
ausflog, die zuvor von den Russen<br />
abgeschnitten worden waren. Die A3+DE<br />
beendete ihren aktiven Dienst in Schleswig,<br />
wo die <strong>Alliierten</strong> sie unversehrt auffanden.<br />
Richard Chapman ■<br />
Schleswig, Mai 1945. Die He 115 A3+DE war vielleicht eine <strong>der</strong> letzten He 115,<br />
die geheime Einsätze für die Luftwaffe flog. Ein großer Ausschnitt auf <strong>der</strong> Rumpfunterseite<br />
sollte das Absetzen von Spionen erleichtern<br />
Foto R. Chapman<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
71
OLDTIMER<br />
Wrackfund<br />
Die hintere Kabine. Hier befand<br />
sich <strong>der</strong> Platz des Heckschützen<br />
Foto Simon Brown<br />
72
Mindestens drei He 115 <strong>der</strong> KüFlGr 506 am<br />
Kai des Seefliegerhorsts Ilsvika Foto R. Chapman<br />
Skua aufgereiht für die nächste Runde. Am Morgen des 25. April 1940<br />
griffen Skua vor Ilsvika liegende He 115 an<br />
Foto R. Chapman<br />
Zwei Mechaniker inspizieren<br />
Beschädigungen an Motor<br />
und Propeller einer an<strong>der</strong>en<br />
He 115 <strong>der</strong> 1./KüFlGr 506<br />
Foto R. Chapman<br />
Die He 115 S4+AH erhält in Ilsvika einen neuen Flügeltank. Am Leitwerk<br />
sind mit Kreide aufgemalte Grüße und<br />
gekreuzte Streitäxte zu erkennen Foto R. Chapman<br />
Darüber hinaus liegen zwei weitere Maschinen<br />
auf dem Grund des Trondheimfjords.<br />
Da aber we<strong>der</strong> Werknummern noch Verbandskennzeichen<br />
bekannt sind, liegen auch<br />
die Umstände, die zum Verlust dieser Maschine<br />
geführt haben, buchstäblich im Dunkeln.<br />
Doch man nimmt an, dass sie am<br />
25. April 1940 Skua <strong>der</strong> 803 Squadron FAA<br />
zum Opfer fielen. Beim ersten Angriff wurde<br />
eine He 115 beobachtet, wie sie versank, und<br />
beim zweiten gelang es den Jägern, sechs weitere<br />
He 115 schwer zu beschädigen. Insgesamt<br />
lagen ursprünglich neun He 115 vor dem Seefliegerhorst<br />
im Hafenbereich von Trondheim.<br />
In den Monaten Mai und Juni 1940 folgten<br />
weitere Angriffe auf den Hafen von Trondheim,<br />
wobei weitere He 115 an ihren Liegeplätzen<br />
versenkt o<strong>der</strong> so schwer beschädigt<br />
wurden, dass man sie nicht mehr instand setzen<br />
konnte. Es könnte auch sein, dass sie bei einem<br />
Angriff <strong>der</strong> RAF auf den später gebauten<br />
U-Bootbunker »DORA« versenkt wurden. Was<br />
immer auch geschah, heute liegen zwei He 115<br />
am Grund des Fjords, die im Zuge eines einzigen<br />
Tauchgangs besichtigt werden können.<br />
Die erste He 115 liegt in einer Tiefe von<br />
40 Metern in <strong>der</strong> Nähe des Getreidedocks. Die<br />
Tragflächen und Reste des Rumpfes ragen aus<br />
Das Wappen <strong>der</strong><br />
1./KüFlGr 506 zeigt<br />
drei Austernfischer im<br />
Flug über den Wellen<br />
Foto R. Chapman<br />
dem feinen Schlick heraus. Die Sicht unter<br />
Wasser kann sogar recht gut sein kann, bei diesem<br />
Tauchgang betrug sie rund zehn Meter,<br />
doch die Flugzeuge liegen auf <strong>der</strong> nach Norden<br />
offenen Seite des Fjords, und dort ist es oft<br />
sehr dunkel. Die BMW-Sternmotoren des<br />
Wracks sind noch immer vorhanden. Allerdings<br />
fehlen die Propeller, und die 60 Jahre im<br />
Meerwasser sind den Triebwerken gewiss<br />
nicht gut bekommen. Der Glasbug <strong>der</strong> Heinkel<br />
fehlt, doch im Cockpitbereich sind noch immer<br />
einige Teile <strong>der</strong> Flugsteuerung vorhanden sowie<br />
<strong>der</strong> Sitz des MG-Schützen im hinteren Teil<br />
des Rumpfes. Das MG fehlt allerdings und<br />
auch das Heck ist verloren gegangen.<br />
An einer <strong>der</strong> Motorhalterungen ist ein Seil<br />
befestigt, das über den Schlick bis zur zweiten<br />
Es gelang den Jägern, sechs weitere He 115<br />
schwer zu beschädigen.<br />
He 115 verläuft. Es ist eine relativ lange Strecke<br />
zum Schwimmen, zirka 60 bis 80 Meter,<br />
deshalb haben örtliche Taucher das Seil als<br />
Orientierungshilfe ausgelegt.<br />
Die zweite Maschine ist nicht so gut erhalten<br />
wie die erste. In dem leicht abfallenden<br />
Fjord werden Leitwerk und Tragflächen langsam<br />
von dem feinen Schlick bedeckt. Wie bei<br />
<strong>der</strong> ersten He 115 sind auch bei dieser die<br />
Sternmotoren noch vorhanden, jedoch so stark<br />
korrodiert, dass sogar Kolben und innere Motorteile<br />
frei liegen. Der Gefechtsstand des MG-<br />
Schützen hat ebenfalls schwer gelitten und <strong>der</strong><br />
größte Teil des Cockpits fehlt komplett.<br />
Lei<strong>der</strong> weist keine <strong>der</strong> beiden He 115 einen<br />
einigermaßen guten Zustand auf. Im Gegenteil,<br />
er ist, verglichen mit an<strong>der</strong>en, gleich alten<br />
Flugzeugen, ziemlich schlecht. Doch ungeachtet<br />
ihrer Schäden und Korrosion sind sie<br />
ziemlich einmalig und es gibt kaum einen<br />
an<strong>der</strong>en Ort auf <strong>der</strong> Welt, wo ein solches<br />
Flugzeug innerhalb <strong>der</strong> Reichweite von<br />
Sporttauchern liegt.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
73
LESERALBUM<br />
BILDER VON DER <strong>FLUGZEUG</strong>FÜHRER-AUSBILDUNG – TEIL 1<br />
Der lange Weg<br />
zum Piloten<br />
Feldwebel Paul Michelmann war 1943 Pilot auf einer Messerschmitt Bf 110 und hat ein<br />
schönes, dickes Fotoalbum von seiner Ausbildungszeit hinterlassen. Sein Neffe Volkmar<br />
Polzin hat uns darin blättern lassen<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Die Arbeit mit Metall und die Fliegerei<br />
lagen wohl in <strong>der</strong> Familie. Denn <strong>der</strong><br />
am 1. Oktober 1917 geborene Paul<br />
Michelmann wurde Schlosser, ehe er sich<br />
wohl 1937/38 zur Luftwaffe meldete, während<br />
sein Vater bei Junkers als Flugzeugbauer<br />
beschäftigt war.<br />
Das Fotoalbum zeigt einige Stationen seiner<br />
Ausbildung, und anhand <strong>der</strong> Ortsnamen<br />
kann man einige Schlüsse auf die Einheiten<br />
ziehen. Die Grundausbildung begann in <strong>der</strong><br />
Fliegerhorstkaserne in Halberstadt, die erst<br />
1935 im Zuge <strong>der</strong> allgemeinen Aufrüstung<br />
entstand und noch einen sauberen, aufgeräumten<br />
Eindruck macht.<br />
Bil<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Schießausbildung sind<br />
in Dedelsdorf entstanden, das wie<strong>der</strong>um in<br />
<strong>der</strong> Lüneburger Heide liegt und ab 1936 einen<br />
Fliegerhorst besaß. Weitere Bil<strong>der</strong> aus<br />
München zeigen Paul Michelmann noch als<br />
einfachen »Flieger«. Seine Freizeit hat er eifrig<br />
für Ausflüge genutzt, wie Fotos vom<br />
Deutschen Museum, vom Armeemuseum,<br />
von <strong>der</strong> Feldherrnhalle o<strong>der</strong> vom Königsplatz<br />
belegen.<br />
Besucht hat er auch den Umzug zum<br />
»Tag <strong>der</strong> deutschen Kunst«, <strong>der</strong> von 1937 bis<br />
1939 jährlich stattfand. Eine gewaltige<br />
Propagandaveranstaltung! Lieblicher waren<br />
dagegen Ausflüge in die Alpen. Kochelsee,<br />
Walchensee, Zillertal, Kaisergebirge, Innsbruck<br />
o<strong>der</strong> Zugspitze sind sauber im Album<br />
dokumentiert.<br />
Der nächste Ausbildungsort befand sich in<br />
Grottkau, Oberschlesien, welches heute den<br />
polnischen Namen Grotkow trägt. Diesen Ort<br />
nannte ab Juli 1939 die Flugzeugführerschule<br />
FFS A/B Grottkau ihr Zuhause, die ab 1940<br />
in FFS A/B 9 umbenannt wurde und auch ein<br />
»Höhenflug-Ausbildungs-Kommando 10«<br />
hatte. Von dort führten Ausflüge zu den Bunkern<br />
<strong>der</strong> tschechischen Armee im inzwischen<br />
besetzten Sudetenland.<br />
Anschließend versetzte man Paul Michelmann<br />
nach Langensalza, dem Standort<br />
Fotos Sammlung Polzin<br />
74
Paul Michelmanns<br />
»5. Korporalschaft«<br />
bei <strong>der</strong> Grundausbildung<br />
mit dem Karabiner<br />
98 K<br />
Flugzeugführer Feldwebel<br />
Paul Michelmann<br />
(links) und<br />
sein Funker Unteroffizier<br />
Rudolf Schmidt<br />
in Russland<br />
Junkers Ju 52/3mg<br />
vom Luftkreiskommando<br />
5 in München<br />
<strong>der</strong> Flugzeugführerschule FFS A/B 42 und<br />
gleichzeitig auch Friedensstandort <strong>der</strong> III./<br />
StG 2 »Immelmann«, wie Ju-87-Bil<strong>der</strong> belegen.<br />
Ausflüge führten diesmal nach Weimar<br />
und Kassel.<br />
Bil<strong>der</strong> aus dem nächsten Ausbildungsabschnitt<br />
in Erfurt zeigen Michelmann schon als<br />
Gefreiten. Dort war die Luftwaffe mit dem<br />
Fliegerhorst Erfurt-Bin<strong>der</strong>sleben, <strong>der</strong> Flugzeugführerschule<br />
FFS A/B 114 und dem Flughafen<br />
am Roten Berg stark vertreten. In Erfurt<br />
lag zudem auch <strong>der</strong> Heimathorst <strong>der</strong> II./KG 4.<br />
Den weiteren Ausbildungsweg von Paul<br />
Michelmann stellen wir in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe<br />
von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> vor. ■<br />
Ein mustergültiger<br />
Spind. Wehe, die<br />
Hemden waren nicht<br />
millimetergenau aufgeschichtet.<br />
Dann<br />
konnte es vorkommen,<br />
dass <strong>der</strong> Spieß<br />
zur Strafe den gesamten<br />
Inhalt auf<br />
den Boden warf<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
75
LESERALBUM<br />
Ausbildung zum Flugzeugführer und Bordfunker mit <strong>der</strong> unverwüstlichen Junkers W 34 hau.<br />
Ihr markantestes Merkmal war <strong>der</strong> 755 PS Bramo 322H mit dem Vierblattpropeller. Links<br />
hält ein Angehöriger des Bodenpersonals zur Sicherheit den Staffelhund fest<br />
Mußestunde mit Lesen. Als einfacher<br />
»Flieger« hatte man noch keine<br />
»Lametta« auf den Schulterstücken<br />
Die Fliegerhorstkaserne in Halberstadt.<br />
Noch ist alles neu und blitzsauber<br />
Die Gotha Go 145 A war auf den Fliegerschulen<br />
weit verbreitet, ebenso wie die<br />
hinten rechts stehende Junkers W 34.<br />
Das Kennzeichen 35+02 verweist auf das<br />
Luftkreiskommando 3 in Dresden<br />
76
Eine frühe Fieseler Fi 156 B-0 »Storch« mit <strong>der</strong> Werknummer 628 und dem zivilen Kennzeichen<br />
D-IFMS<br />
Starke Regenfälle und<br />
Überschwemmungen:<br />
Hier hat sich die Neiße<br />
bis in die Fliegerschule<br />
ausgebreitet<br />
»Leukoplastbomber« <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong><br />
<strong>Fw</strong> 58 C »Weihe«. Diese Version<br />
mit unverglastem Rumpfbug<br />
wurde üblicherweise zur Blindflugschulung<br />
verwendet. Die<br />
Maschine trägt das WL-Kennzeichen,<br />
das Anfang 1939 die<br />
zivilen D-Kennzeichen bei Maschinen<br />
ersetzte, die nicht in<br />
Einsatzverbänden flogen<br />
Eine wohl fabrikneue<br />
Henschel Hs 123 A<br />
mit <strong>der</strong> Werknummer<br />
2738 in <strong>der</strong> dreifarbigen<br />
Vorkriegstarnung.<br />
Das Kennzeichen gehört<br />
zum Luftkreiskommando<br />
5, und links vor<br />
dem Leitwerk ist das<br />
bekannte schwarze<br />
Dreieck <strong>der</strong> Schlachtflieger<br />
zu erkennen<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
77
LESERALBUM<br />
Ein weicher Acker führt<br />
meistens zum Bruch. Diese<br />
Junkers Ju 52/3mg ist am<br />
3. Februar 1939 bei Langensalza<br />
notgelandet<br />
Eine schöne <strong>Focke</strong>-<strong>Wulf</strong> <strong>Fw</strong> 44 C »Stieglitz« in <strong>der</strong><br />
silbernen Werkslackierung. Im Hintergrund steht<br />
<strong>der</strong> Rumpf einer zerlegten Junkers Ju 52/3m<br />
Faschingsfeier 1939 in<br />
Langensalza. Man kombinierte die<br />
Ausrüstung phantasievoll neu<br />
»Aller Anfang ist schwer«: Son<strong>der</strong>lackierungen waren bei <strong>der</strong> alten Luftwaffe eher selten. Diese<br />
Henschel Hs 123 A-0 hat ihre »Karnevalsbemalung« im Sommer 1938 bei <strong>der</strong> 3./Fliegergruppe<br />
50 erhalten. Der damalige Adjutant dieser Staffel, Leutnant Hamann, hatte in seiner Freizeit<br />
»schwarz« das Fliegen erlernt und auch später nie eine Fliegerschule besucht. Vor seinem »ersten«<br />
Flug in dieser Staffel hatten die Kameraden deshalb seine Maschine auf diese Weise verschönert.<br />
Leutnant Hamann wurde später Stukapilot und fiel 1940 infolge eines Flaktreffers in Frankreich<br />
Zur Besichtigung durch<br />
»hohe Tiere« mussten alle<br />
fein herausgeputzt sein!<br />
78
Tödliche Unfälle waren in <strong>der</strong> Flugausbildung<br />
lei<strong>der</strong> nicht selten. Hier wird dem<br />
am 2. März 1939 abgestürzten Oberleutnant<br />
Zan<strong>der</strong> in Langensalza die letzte<br />
Ehre erwiesen. Im Hintergrund stehen<br />
Ju 87 B-1 und Henschel Hs 123 A<br />
»Idiotenwiese« wurde dieser Übungsplatz<br />
in Erfurt genannt. Offensichtlich<br />
wurde hier strafexerziert<br />
Der tschechische Jäger Avia B.534 wurde in <strong>der</strong><br />
Luftwaffe als Schulflugzeug eingesetzt. Hier gab<br />
es 1939 einen Bruch bei Schlotheim in Thüringen<br />
SIE haben seltene Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
79
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
P-38 Lightning<br />
»Fortschritt pur«: die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Lightning<br />
in Heft 8/2013<br />
Auf Seite 29 schreiben Sie über die<br />
aerodynamischen Probleme <strong>der</strong><br />
P-38. Da mich so etwas beson<strong>der</strong>s<br />
interessiert, lese ich gründlich:<br />
»Nach vielen Versuchen gelingt es<br />
… endlich, das Problem mithilfe<br />
eines Füllstücks zwischen Canopy<br />
und Flügelvor<strong>der</strong>kante auszumerzen.«<br />
Zunächst einmal finde<br />
ich Denglisch einfach stupid. Google<br />
translate ist nicht die beste<br />
Grundlage für einen Artikel in einer<br />
Fachzeitschrift. Ich weiß, »Kabinenhaube«<br />
ist länger – o<strong>der</strong> was<br />
meinten Sie mit »Canopy«? Und<br />
wo ist da <strong>der</strong> Übergang zur Flügelvor<strong>der</strong>kante?<br />
Ich könnte mir<br />
noch einen Übergang zur Flügelhinterkante<br />
vorstellen, aber das<br />
müssen Sie mir bitte näher erklären.<br />
Ich bin einfach an <strong>der</strong> technischen<br />
und aerodynamischen Seite<br />
<strong>der</strong> Geschichten ganz beson<strong>der</strong>s<br />
interessiert und möchte Sie darauf<br />
aufmerksam machen, dass es uns<br />
auch gibt. Die Nietenzähler. Die<br />
Deutsch-Genießer. Die Propellerhauben-Streichler.<br />
Christian Heinzel, per E-Mail<br />
Bei dem besagten Füllstück – original<br />
»Fillet« – handelt es sich um ein kompliziert<br />
geformtes Flügelwurzel-Verblendungsstück,<br />
dessen Lage aus<br />
dem Foto oben ersichtlich ist. Zugegeben:<br />
»Füllstück« ist sicher nicht die<br />
treffendste Übersetzung – doch das<br />
von mir generell in solchen Fällen zuallererst<br />
herangezogene »Illustrierte<br />
Technische Wörterbuch Band XVII<br />
Luftfahrt«, erschienen bei Schlohmann-Oldenbourg<br />
1932, nennt als<br />
Foto LAC<br />
Übersetzung »Füllklotz«. Ansonsten<br />
findet sich im Regelfall »Hohlkehle«,<br />
»Ausbuchtung« o<strong>der</strong> »Schweißnaht«<br />
als <strong>der</strong>zeit gebräuchliche Übersetzungen<br />
– was im vorliegenden Fall<br />
den Nagel kaum auf den Kopf treffen<br />
dürfte.<br />
Dass <strong>der</strong> Begriff »Fillet« damals<br />
auch im deutschsprachigen Raum<br />
bei Aerodynamikern und Ingenieuren<br />
offenbar durchaus üblich war – und<br />
dass es wohl keinen ähnlich prägnanten<br />
deutschen Begriff dafür gab –,<br />
beweisen beispielsweise einige Erprobungsberichte<br />
<strong>der</strong> Bf 109, in denen<br />
explizit und ausschließlich von<br />
»Fillets« die Rede ist. In jenen Fällen<br />
handelte es sich um eigens angefertigte<br />
und sorgfältig angepasste Teile,<br />
mit <strong>der</strong>en Hilfe man Strömungsverwirbelungen<br />
am Flügel-Rumpf-Übergang<br />
hervorrief.<br />
Womit wir auch gleich beim Thema<br />
»denglisch« wären – das auch ich<br />
reichlich stupide finde. Nur dass »Canopy«<br />
o<strong>der</strong> »Cockpit« kein »denglisch«<br />
ist, son<strong>der</strong>n es sind Anglizismen, die<br />
hierzulande schon seit gut 70 Jahren<br />
absolut gebräuchlich sind.<br />
Ich kann sehr gut verstehen, welcher<br />
Schuh Sie hier drückt. Nur denke<br />
ich, dass es stilistisch wie von <strong>der</strong><br />
Authentizität her vollkommen in Ordnung<br />
ist, <strong>der</strong>lei Anglizismen gerade<br />
im Zusammenhang mit englischen<br />
o<strong>der</strong> amerikanischen Flugzeugen zu<br />
benutzen. Ebenso wie umgekehrt<br />
Herbert Ringlstetter bei seinen deutschen<br />
Typengeschichten grundsätzlich<br />
von <strong>der</strong> »Kabinenhaube« o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> »Pilotenkanzel« spricht. Umso<br />
mehr freut mich Ihre Zuschrift – denn<br />
sie beweist, dass Herbert Ringlstetter<br />
und ich mit unserem hierüber seit<br />
Langem geführten freundschaftlichen<br />
»Disput« nicht alleine stehen!<br />
Wolfgang Mühlbauer, Redaktion<br />
80
Literaturtipp<br />
BACKGROUND<br />
BUCHVORSTELLUNG<br />
Weihnachtsflug<br />
ins Ungewisse<br />
Royal Air Force-Fliegerhorst Celle, Heiligabend<br />
1957: Ein junger Pilot startet mit seiner De Havilland<br />
Vampire zum Heimflug nach RAF Lakenheath<br />
in Großbritannien. Es dauert nicht lange, und<br />
die komplette Stromversorgung des Jets fällt aus; ohne<br />
Funk und allmählich auch ohne Sprit fliegt <strong>der</strong> Verzweifelte<br />
kleine Dreiecke, um auf sich aufmerksam zu<br />
machen. Nichts regt sich, und die Tankuhr geht auf<br />
null – da sieht <strong>der</strong> Pilot plötzlich einen Schatten neben<br />
seinem Flugzeug; eine an<strong>der</strong>e Maschine, <strong>der</strong>en Pilot<br />
ihm Signale zu geben scheint.«<br />
DIE SPANNENDE GESCHICHTE – wir wollen den<br />
Fortgang nicht verraten – ist ein Roman des Briten Fre<strong>der</strong>ick<br />
Forsyth. Verfasst für seine Frau am heiligen<br />
Abend 1975, wird sie seit 1979 jährlich zu Weihnachten<br />
im Kanadischen Rundfunk gesendet. Was die Story beson<strong>der</strong>s<br />
macht: Forsyth ist ein Kenner <strong>der</strong> Materie und<br />
war schon mit 19 Jahren RAF-Pilot. Er flog die »Vampire«,<br />
Großbritanniens zweiten Fighter-Jet nach <strong>der</strong><br />
Gloster Meteor. Der Flieger mit dem eiförmigen<br />
Rumpf, dem Doppelleitwerk und vier 20-mm-Kanonen<br />
war tatsächlich auf dem Fliegerhorst RAF Celle<br />
stationiert, wenn auch einige Jahre vor dem im Buch<br />
genannten Zeitpunkt. Die Vampire wurde in Celle von<br />
<strong>der</strong> Weiterentwicklung De Havilland Venom abgelöst,<br />
und im November 1957 übergaben die Briten den Flugplatz<br />
an das deutsche Heer.<br />
ABGESEHEN VON SOLCH KLEINEN schriftstellerischen<br />
Freiheiten ist das Buch sehr realistisch und überaus<br />
packend geschrieben. Celle und RAF Lakenheath<br />
existieren noch heute; die klare Pilotensprache des Autors<br />
versetzt uns zurück in eine Zeit, als Flugzeuge <strong>der</strong><br />
Besatzungsmächte den deutschen Luftraum dominierten<br />
und flächendeckend auf früheren Luftwaffen-Fliegerhorsten<br />
stationiert waren.<br />
FORSYTHS FRAU HATTE DEN AUTOR um eine<br />
Gespenstergeschichte gebeten; er wollte nicht über<br />
Spukschlösser schreiben. Heraus kam »The Shepard«,<br />
in Deutschland: »Der Lotse«. Das Buch, ideal als Weihnachtslektüre<br />
für Piloten und Freunde <strong>der</strong> Luftfahrt,<br />
passt auch nach Jahrzehnten perfekt in unsere Zeit:<br />
Deutschlands Fliegerhorste werden zu Geisterflughäfen<br />
– da wärmt eine Fliegergeschichte aus besseren<br />
Tagen das Herz.<br />
■<br />
Forsyth, Fre<strong>der</strong>ick: »Der Lotse.« Taschenbuch, 80 Seiten,<br />
Piper Verlag 2001<br />
»Das Buch ist<br />
sehr realistisch<br />
und überaus<br />
packend geschrieben.«<br />
Der heimliche »Star« in Forsyths Erzählung:<br />
eine De Havilland Vampire<br />
Foto Sammlung Wolfgang Mühlbauer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013<br />
81
VORSCHAU<br />
Nr. 150 I 12/13 I Dezember I 14. Jahrgang<br />
Foto Peter Cronauer<br />
Hugo Broch<br />
Am 12. März 1945 erhielt Leutnant Hugo Broch das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz, heute zählt<br />
er zu den letzten Augenzeugen <strong>der</strong> schweren Kämpfe des JG 54 im »Kurlandkessel«. Kurios: Seine<br />
Karriere begann bei einer Baukompanie <strong>der</strong> Luftwaffe.<br />
Internet: www.flugzeugclassic.de<br />
vereinigt mit<br />
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Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
Foto Francois Prins<br />
Foto Wolfgang Mühlbauer<br />
Supermarine Spitfire<br />
Kaum kann die Spitfire mit <strong>der</strong> Bf 109 endlich Schritt halten, droht sie im Herbst 1940 erneut ins<br />
Hintertreffen zu geraten. Was sie dringend braucht, ist mehr Höhenleistung, und zwar schnell.<br />
In <strong>der</strong> gebotenen Eile verschmelzt man die alte Zelle mit einem annähernd passenden Motor. Das<br />
Ergebnis: die Spitfire F Mk.V, die zur meistgebauten Variante des berühmten Jägers wird.<br />
Gibsons<br />
letzter Flug<br />
Wing Comman<strong>der</strong> Guy<br />
Gibson erlangte durch seine<br />
Angriffe auf deutsche<br />
Talsperren großes Ansehen.<br />
Mysteriös ist sein<br />
Ende bei einem Mosquito-<br />
Absturz. Ein aufgetauchtes<br />
Tonband scheint die<br />
bisherigen Todesumstände<br />
infrage zu stellen.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 erscheint am 9. Dezember 2013<br />
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freue mich über jeden<br />
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verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />
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damit im Einklang mit <strong>der</strong> Rechtslage in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland,<br />
insbeson<strong>der</strong>e § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />
Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />
StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />
sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
Start frei!<br />
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