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EXTRA<br />
EXTRA<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Messerschmitt<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
Teil 1: Vom Prototyp<br />
bis zur »Friedrich«<br />
Schweiz sFr.19,00 Österreich 11,50 Luxemburg 11,70<br />
Q 9,90<br />
Im Detail: Das Innenleben in<br />
3D-Ansichten<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit über 60 Farbprofilen und<br />
Dreiseitenansichten!<br />
Von der <strong>Bf</strong> 108 zur <strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
Die Geburtsstunde<br />
Farben und Markierungen<br />
Tarnungen der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> im Deutschen Museum<br />
Neun Seiten<br />
Detailfotos!
Editorial<br />
Deutschlands <strong>Marinejäger</strong><br />
Ja, die Deutschen hatten mal einen Flugzeugträger,<br />
die »GRAF ZEPPELIN«. Der wurde bekanntlich<br />
nie fertig gestellt, er hat nicht ein einziges<br />
Flugzeug in seinem Bauch beheimatet,<br />
geschweige denn in die Luft katapultiert. Der passende<br />
Jäger für den Dienst auf hoher See hatte<br />
jedenfalls schon »angeheuert«: die Messerschmitt<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T. Viel ist nicht geschrieben worden über diese<br />
Marine-»<strong>109</strong>«, Halbwahrheiten und Seemannsgarn<br />
halten sich bis heute. Einer der profiliertesten<br />
Kenner der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T ist Francis L. Marshall. Ab<br />
Seite 14 erzählt er, wie die »Toni«beinahe in die maritime<br />
Riege berühmter Trägerflugzeuge wie Zero,<br />
Hellcat oder Swordfisch aufgerückt wäre.<br />
Geschichte erleben – wenn eine Airshow diesem<br />
Anspruch gerecht wird, dann ist es Oshkosh. Hier<br />
fliegen wie in längst vergangenen Tagen scheinbar<br />
ganze Luftflotten ein, die nicht nur am Himmel<br />
ihre Bahnen ziehen, sondern die Zuschauer mit<br />
spektakulären Vorführungen begeistern. Andreas<br />
Zeitler war für uns vor Ort und zeigt Ihnen ab<br />
Seite 62 die schönsten Bilder.<br />
Doch all der Spaß und die grandiosen Bilder,<br />
die Airshows wie Oshkosh bieten, dürfen nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass die Warbirds von<br />
einst einen anderen Zweck hatten, <strong>als</strong> spätere Generationen<br />
zu »bespaßen«. Peter Cronauer schildert<br />
in unserer Serie ab Seite 44, wie die teilweise<br />
furchtbare Realität des Luftkrieges im Jahre 1943<br />
aussah, <strong>als</strong> die Amerikaner versuchten, durch gezielte<br />
Schläge gegen Schlüsselindustrien Deutschland<br />
zu Fall zu bringen.<br />
Markus Wunderlich<br />
Markus Wunderlich,<br />
Chefredakteur<br />
Oshkosh beansprucht<br />
das Fahrwerk – das<br />
der Flugzeuge<br />
<strong>als</strong> auch jenes der<br />
Besucher …<br />
Foto Andreas Zeitler<br />
Wir stellen vor<br />
Wolfgang Mühlbauer ist<br />
seit Kindesbeinen von allem<br />
fasziniert, was starre<br />
Flügel hat. Darunter natürlich<br />
auch die mächtige B-52<br />
Stratofortress, deren Hochphase<br />
beim Strategic Air<br />
Command er in dieser Ausgabe von FLUG-<br />
ZEUG <strong>CLASSIC</strong> näher beleuchtet. Wie nahe<br />
die Welt dam<strong>als</strong> vor einem vernichtenden<br />
Atomkrieg beider Großmächte stand, ist bis<br />
heute zutiefst erschreckend – ebenso, welchen<br />
hohen Preis Mensch und Natur durch<br />
Unfälle mit Atomwaffen zu zahlen hatten.<br />
Andreas Zeitler. Historische<br />
Warbirds und die Suche<br />
nach Fotomotiven stehen im<br />
Mittelpunkt des Interesses<br />
des promovierten Luftfahrtingenieurs.<br />
Nach unzähligen<br />
Besuchen von Airshows<br />
musste unser Autor nach dem Airventure in<br />
Oshkosh feststellen, dass es immer noch etwas<br />
größer geht. Beeindruckt war er dabei<br />
nicht nur von der Größe dieser Großveranstaltung,<br />
sondern auch von der entspannten<br />
Stimmung und rundum freundlichen Atmosphäre.<br />
Peter W. Cohausz ist Vermessungsingenieur<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Neben<br />
historischen Cockpits faszinieren<br />
ihn auch immer wieder<br />
die zugesandten Leserfotos.<br />
Vor allem dann, wenn<br />
sich bei den Recherchen zu den Bildern persönliche<br />
Informationen finden, die einen oft<br />
berühren. Bei der über Ploesti abgeschossenen<br />
Consolidated B-24 hatte man plötzlich<br />
Namen und Schicksale vor sich und konnte<br />
die Ängste im Flugzeug und die Freude über<br />
das Überleben erahnen.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
3
INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11-13<br />
14 Hier<br />
Die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T war das einzige deutsche Trägerflugzeug.<br />
erprobt die Luftwaffe den Katapultstart<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Der Jäger für den deutschen Flugzeugträger<br />
Holzbohlen statt Trägerdeck. . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Der Flugzeugträger GRAF ZEPPELIN wurde nie<br />
fertiggestellt. Die Bordflugzeuge vom Typ <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
hingegen schon, sie erreichten sogar Einsatzreife!<br />
TECHNIK<br />
Im Schatten der Atomraketen – Teil 3<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
Mehr Abstand, weniger Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Die B-52 geriet schon früh zum »Dinosaurier« der<br />
USAF. Dass sie dennoch nicht ausstarb, verdankte<br />
sie einigen verblüffenden Innovationen.<br />
OLDTIMER<br />
Replikat einer Morane G fertiggestellt<br />
Pionierflugzeug nachgebaut . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Zum Gedenken an den ersten Mittelmeer-Überflug<br />
im Jahre 1913 wurde in Frankreich eine historische<br />
Morane nachgebaut.<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Focke-Wulf Fw P VI und VII »Flitzer«<br />
Klein, günstig und enorm stark . . . . . . . . . . . 34<br />
Zu den Projekten, die im Zweiten Weltkrieg nicht<br />
mehr realisiert wurden, gehörte auch der »Flitzer«,<br />
ein Strahljäger mit beeindruckendem Potenzial!<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
Die verkannte Focke-Wulf Fw 187<br />
Falke oder Taube? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Die Cockpit der<br />
Fw 187 »Falke«<br />
musste den<br />
Anforderungen<br />
einer schweren,<br />
einsitzigen, zweimotorigen<br />
Maschine<br />
gerecht<br />
werden.<br />
40<br />
Die Fw 187 besaß wie die amerikanische<br />
P-38 großes Potential<br />
Ihre Meinung zu Oshkosh.<br />
Mehr zur Airshow ab Seite 62!<br />
Oshkosh ist die mit Abstand<br />
größte Airshow der Welt. Ein<br />
Grund, in die USA zu reisen?<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
16,6 %<br />
Sicher, so etwas muss man wenigstens einmal erlebt haben!<br />
50,2 %<br />
Ich würde mit einem darauf spezialisierten Reiseveranstalter<br />
samt Rundum-Sorglos-Paket eine solche Reise unternehmen.<br />
33,2 %<br />
Das muss nicht sein, es gibt auch in Europa sehr gute Airshows.<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />
4
Ein Magazin von<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50 € 5,90<br />
Luxemburg € 6,90<br />
Italien € 7,50<br />
Schweden SKR 89,00 Nov. 2013<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Moderne Flugabwehr und Raketen machten der B-52 zu schaf-<br />
24 fen, doch die Flugzeugingenieure rüsteten sie rasch auf<br />
SERIE<br />
Angriffe auf Schweinfurt und Regensburg<br />
Doppelschlag gegen Deutschland . . . . . . . 44<br />
War es möglich, den Krieg mit gezielten Angriffen<br />
auf deutsche Schlüsselindustrien entscheidend zu<br />
verkürzen?<br />
OLDTIMER<br />
Das Fest der Fliegerfreunde in Tannheim<br />
Das größte Fly-In Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Zugegeben, an die Dimensionen von Oshkosh kommt<br />
Tannheim nicht heran, doch spektakulär war es ohne<br />
Zweifel, was »Tannkosh« 2013 zu bieten hatte!<br />
OLDTIMER<br />
Klemm 25 nachgebaut<br />
Da »klemmt« nichts!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
Zuletzt war sie ein seltener Anblick, doch zwei<br />
Enthusiasten haben es vollbracht, ein flugfähiges<br />
Replikat einer Klemm 25 anzufertigen.<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Boeing B-17 ................ 44, 70<br />
Boeing B-29 ...................... 62<br />
Boeing B-52 ...................... 24<br />
Bristol Blenheim Mk. I.......... 9<br />
Bücker Bü 131 B............... 13<br />
Consolidated B-24 ............. 74<br />
Consolidated PBY ............. 67<br />
Curtiss Hawk II.................... 8<br />
Curtiss P-40...................... 62<br />
de Havilland D.H. 84.......... 57<br />
Focke-Wulf Fw 187............. 40<br />
Focke-Wulf Fw 190............. 47<br />
Focke-Wulf Fw P VI ............. 34<br />
Klemm L25....................... 60<br />
Lockheed P-38 .................. 56<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> ....... 52<br />
Morane G ......................... 32<br />
Morane Saulnier MS 317 ... 58<br />
North American B-25 ......... 65<br />
Tachikawa Ki 54a .............. 12<br />
»Scharfe« Motive: Oshkosh bot auch in diesem Jahr wieder über-<br />
62 wältigende Bilder wie diese geflaggte B-24<br />
OLDTIMER<br />
EAA Airventure 2013 in Oshkosh<br />
Masse und Klasse! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Groß, größer, Oshkosh: Die größte Airshow der Welt<br />
begeisterte auch in diesem Jahr wieder mit unzähligen<br />
Maschinen und spektakulären Flugvorführungen.<br />
FILM<br />
Die Luftkriegs-Dokumentation aus dem Jahr 1944<br />
Mission in Technicolor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
»Memphis Belle« ist ohne Zweifel ein Propagandafilm,<br />
dennoch gibt er einen bemerkenswert<br />
authentischen Einblick in die Einsatzrealität einer<br />
amerikanischen Bomberbesatzung.<br />
LESERALBUM<br />
Bilder eines Flak-Kanoniers<br />
Abgeschossen über Ploesti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
Die Bilder eines Flak-Soldaten zeigen, durch welche<br />
Hölle die B-24-Flieger über Ploesti gegangen sind!<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 54<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
11<br />
Consolidated B-24 »Liberator« | Focke-Wulf Fw 187 | Bristol Blenheim<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Messerschmitt<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> »Toni«<br />
Focke-Wulf P VI/VII »Flitzer«<br />
Kurt Tanks Jet-Anfänge<br />
■ Boeing B-52<br />
Bomber auf der Kippe<br />
TITELTHEMA<br />
Einsatz auf Flugzeugträger<br />
GRAF ZEPPELIN<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> <strong>als</strong> <strong>Marinejäger</strong><br />
■ »Memphis Belle«<br />
Filmdoku aus dem Jahr 1944<br />
Oshkosh-Airshow<br />
Woodstock der Luftfahrt<br />
■ Klemm 25<br />
Replikat fliegt!<br />
TITELBILD<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T: M. Postlethwaite<br />
Profile: H. Ringlstetter<br />
B-17: Zeitler<br />
Flitzer: H. Ringlstetter<br />
TITELSEITE: Die »Rote 5«, eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 der 1941 in Lister stationierten<br />
2./JG 77, im Luftkampf mit einer Bristol Blenheim der RAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
5
BILD DES MONATS<br />
6
Einfach die »Beste«<br />
Mit den drei goldenen Kronen, dem Hoheitszeichen<br />
der schwedischen Luftwaffe, präsentierte<br />
sich diese Bücker Bü 181 Bestmann während des<br />
Oldtimer-Treffens am 15. Juni 2013 im schwedischen<br />
Skå-Edeby. Vorgeflogen wurde sie von Henrik<br />
Idensjö. Auch wenn ihre Bezeichnung eine<br />
deutsche Herkunft vermuten lässt, handelt es sich<br />
bei dieser Maschine um eine Lizenzproduktion der<br />
schwedischen Firma Hägglunds & Söner in Örnsköldsvik.<br />
Sie wurde im Herbst 1945 mit der militärischen<br />
Seriennummer 25084 an die schwedischen<br />
Streitkräfte ausgeliefert und 1954 ausgemustert.<br />
Von 2007 bis 2010 restaurierte man<br />
sie in flugfähigen Zustand und gab ihr einen Anstrich,<br />
den sie in ihrer aktiven Zeit bei der schwedischen<br />
Luftwaffe trug. Text und Foto Gunnar Akerberg<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
7
PANORAMA<br />
Foto Wojciech Klimek<br />
Die Curtiss Hawk II D-IRIK mit ihrem neuen Satz<br />
Tragflächen im polnischen Luftfahrtmuseum Krakau<br />
■ CURTISS HAWK II<br />
Falke mit neuen Flügeln<br />
Das Restaurierungsteam des polnischen<br />
Luftfahrtmuseums in Krakau hat einen<br />
neuen Satz Tragflächen für die Curtiss Hawk<br />
II (Export) mit der Baunummer H81 angefertigt.<br />
Dieses historische Flugzeug gehörte einst<br />
Generaloberst Ernst Udet. Der bekannte Luftwaffengeneral<br />
war zugegen, <strong>als</strong> eine Curtiss<br />
Gulfhawk I einen Präzisions-Sturzangriff mit<br />
Bomben vorführte, wovon Udet so beeindruckt<br />
war, dass er 1933 zwei Hawk nach Deutschland<br />
importieren ließ, die <strong>als</strong> D-IRIS und D-IRIK zugelassen<br />
wurden. Zunächst lehnte die Luftwaffenführung<br />
jedoch Sturzangriffe <strong>als</strong> Taktik ab.<br />
Udet demonstrierte diese Bombenabwurftechnik<br />
daraufhin bei seinen Kunstflugvorführungen,<br />
wobei er einmal nur knapp dem Tod entging,<br />
<strong>als</strong> die D-IRIS über dem Flughafen<br />
Berlin-Tempelhof bei dem Versuch hochzuziehen<br />
nicht reagierte. Es ist ihm jedoch gelungen,<br />
noch rechtzeitig abzuspringen. Zuletzt führte<br />
er die D-IRIK bei der Eröffnungszeremonie der<br />
Olympischen Spiele 1936 in Berlin vor, ehe man<br />
sie ein Jahr später schließlich ausmusterte.<br />
Die D-IRIK befindet sich seit 1963 im Museum<br />
in Krakau, allerdings ohne Tragflächen.<br />
Diese gingen verloren, <strong>als</strong> die Maschine zusammen<br />
mit anderen historischen Flugzeugen<br />
aus dem Deutschen Luftfahrtmuseum in Berlin<br />
ausgelagert wurde, um den alliierten Bombenangriffen<br />
zu entgehen. Dave McDonald ■<br />
■ DORNIER DO 17<br />
Der Bomber aus dem Kanal<br />
Erst vor einigen Wochen ist es gelungen, die<br />
Dornier Do 17 Z-2 mit der Werknummer<br />
1160 und der Kennung 5K+AR aus den<br />
Goodwin Sands zu bergen<br />
Ein Ventil des BMW<br />
Bramo 323P-1-Motors<br />
der Dornier vor …<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013). Nun begann<br />
man im Royal Air Force Museum in Cosford<br />
damit, die Zelle der Do 17 zu konservieren.<br />
Rumpf und Tragflächen der Dornier werden<br />
in den speziell für<br />
diesen Zweck gebauten<br />
Sprühtunneln mit einer auf<br />
Zitronensäure basierten<br />
… und nach<br />
der Behandlung<br />
Lösung besprüht, um weiterer<br />
Korrosion vorzubeugen.<br />
Die Substanz trägt<br />
dazu bei, Meeresablagerungen<br />
aufzuweichen und<br />
abzulösen. Dadurch ist es<br />
möglich, die Korrosion zu<br />
neutralisieren.<br />
Ein Motorventil und ein<br />
Rohr der Flugsteuerung<br />
Rumpf und Motoren der Do 17 in ihrem speziellen<br />
Sprühtunnel<br />
sind bereits von Ablagerungen befreit. Auch ein<br />
Zahnrad samt Kette ist nun wieder frei beweglich.<br />
Mehrere Tausend Original-Bauzeichnungen<br />
der Do 17 hat das Museum von der EADS<br />
erhalten.<br />
Für Besucher führen Freiwillige jeden Dienstag<br />
und Donnerstag zwischen 10:30 und 15:00 Uhr<br />
an Dornier-Bauteilen im Test Flight Hangar Arbeiten<br />
vor.<br />
Richard Chapman ■<br />
Fotos RAFM<br />
8
■ BRISTOL BLENHEIM MK. I<br />
Blenheim in neuem Kleid<br />
Schäden behoben:<br />
Die Blenheim dürfte bald wieder<br />
in altem Glanz erstrahlen<br />
Foto Cole Pope<br />
Die Blenheim Mk. I G-BPIV der Firma Blenheim<br />
Duxford Ltd. hat im Zuge ihrer Reperatur<br />
ein neues Farbschema erhalten. Nachdem<br />
sie bei ihrer Landung in Duxford 2003<br />
beschädigt worden war, ist die Zelle nun beinahe<br />
vollständig wiederhergestellt. Die Motoren<br />
werden zurzeit noch von John Romain<br />
und Tom Clarke restauriert. Nach Abschluss<br />
der Arbeiten soll die Blenheim, eigentlich eine<br />
in Kanada gebaute Bolingbroke IV, den Nachtjäger<br />
L6739 der<br />
23 Squadron<br />
darstellen. Unterstützt<br />
werden die Restaurateure von einem<br />
Team freiwilliger Helfer. Dave McDonald ■<br />
■ GOTHA GO 145<br />
Gotha-Rumpf fertiggestellt!<br />
Die erste Etappe ist geschafft: Am 29. August 2013 übergab die Gothaer<br />
Fahrzeugtechnik GmbH in Gotha den neugebauten Gitterrumpf einer<br />
Go 145 dem Sächsischen Verein für historisches Fluggerät. Da es sich nicht<br />
mehr lohnte, den weltweit letzten erhaltenen Rumpf zu restaurieren, entstand<br />
in der Lehrwerkstatt der Gothaer Fahrzeugtechnik ein originalgetreuer<br />
Nachbau des Flugzeugrumpfes. Sponsor war der Geschäftsführer<br />
des Unternehmens, Jens Schwabe.<br />
Der Dresdner Verein reichte den Rumpf anschließend an die Firma<br />
Holzleicht- & Flugzeugbau Sascha Heuser in Potsdam weiter, die die hölzernen<br />
Tragflächen des Doppeldeckers konstruiert. Die Kosten dafür übernimmt<br />
die Gothaer Kulturstiftung, welche den Aufbau des Flugzeuges<br />
fördert. Ein Mitglied des Flugsportvereins Gotha fertigt momentan neue<br />
Konstruktionszeichnungen für das Leitwerk an, welches man sodann<br />
nachbauen muss. Geplant ist, das Flugzeug zuletzt mit vorhandenen Originalteilen<br />
auszustatten.<br />
Andreas Metzmacher ■<br />
Jens Schwabe, Geschäftsführer der Gothaer Fahrzeugtechnik (zweiter von<br />
rechts), bei der Übergabe des Go 145-Rumpfes<br />
Foto Andreas Metzmacher<br />
■ NORTH AMERICAN B-25<br />
Auf Doolittles Spuren?<br />
In China sind Teile einer B-25 aufgetaucht, die möglicherweise<br />
am »Doolittle Raid«, dem bekannten Luftangriff auf<br />
Tokio am 18. April 1942, teilgenommen hat.<br />
Abgesehen von einer B-25, die in der Sowjetunion landete,<br />
kamen die übrigen Maschinen in China zu Schaden:<br />
Einige gingen zu Bruch und andere mussten notwassern.<br />
Oft wurde behauptet,<br />
einige der Flugzeuge<br />
oder deren Überreste<br />
hätten den Krieg überstanden,<br />
daher hörte<br />
die Suche nie auf.<br />
Vor Kurzem tauchte<br />
nun ein großes Bauteil einer<br />
B-25 auf, das für Ausbildungszwecke<br />
an der<br />
Pekinger Universität benutzt<br />
wurde. Es besteht<br />
aus einer Motorgondel<br />
inklusive des linken<br />
Hauptfahrwerks. Die meisten<br />
Teile sind silberfarben gestrichen<br />
und<br />
tragen keinerlei Identifizierungs-<br />
Merkmale mit Ausnahme des<br />
Herstellernamens auf dem<br />
Reifen. Insgesamt stehen die<br />
Chancen allerdings gering, dass<br />
es sich bei diesem Relikt um<br />
eine von General Doolittles B-25<br />
handelt. Roger Soupart ■<br />
Die Motorgondel der B-25<br />
samt linkem Fahrwerk<br />
Die einzige Identifizierung, die an<br />
dem Relikt vorhanden war, bestand<br />
aus dem Herstellernamen<br />
des Reifens: »Royal Airplane«<br />
Fotos Roger Soupart<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
9
PANORAMA<br />
■ FFVS J 22<br />
Aus zwei mach eins<br />
Drei J 22 in Tullinge.<br />
Das Foto entstand Ende<br />
der 1940er-Jahre<br />
In Schweden begann jüngst ein Projekt zur Restaurierung<br />
eines FFVS J 22-Jägers in flugtüchtigen<br />
Zustand. Håkan Wijkander und Stefan<br />
Sandberg haben zuvor die Überreste der J 22<br />
mit der Seriennummer 22236 sowie den Zellenrahmen<br />
der J 22 mit der Seriennummer 22216<br />
erworben, wobei Letzterer <strong>als</strong> Schablone verwendet<br />
werden soll.<br />
Die FFVS J 22 wurde 1940/41 von Bo Lundberg<br />
entwickelt und Ende 1943 in Dienst gestellt.<br />
Der neue Jäger verfügte über stählerne Rumpfrahmen<br />
und Flügelholme, während der Rumpf<br />
mit Sperrholz beplankt war. Das einzig verfügbare<br />
Triebwerk war der in Schweden produzierte,<br />
1065 PS starke Pratt & Whitney TWC-3,<br />
der der J 22 eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
560 km/h in 4300 Meter Höhe verlieh. Die Bewaffnung<br />
bestand ursprünglich aus zwei 7,9-<br />
mm-MG und zwei 13,2-mm-Kanonen. Insgesamt<br />
verließen 200 J 22 die Werkhallen. Die<br />
letzte J 22 wurde 1953 außer Dienst gestellt.<br />
Die »22236« nahm ihren Dienst am 3. März<br />
1945 auf, ehe sie am 4. Mai 1949 nach einer Notwasserung<br />
verloren ging. Der Jäger wurde<br />
schließlich geborgen und Techniker bauten die<br />
Waffen samt der Funkanlage aus, während man<br />
Die Überreste der J 22, Ser.No. 22236,<br />
in einer speziellen Halterung<br />
die Zelle auf einem nahe gelegenem Spielplatz<br />
ausstellte, bis ein privater Sammler diese erwarb.<br />
Die J 22 mit der Seriennummer 22216 überstand<br />
hingegen ihre Dienstzeit und wurde am<br />
13. Dezember 1950 ausgemustert. Über verschiedene<br />
Zwischenstationen – man setzte sie<br />
unter anderem <strong>als</strong> Zielscheibe auf einem<br />
Schießplatz ein – gelangten die Überreste der<br />
Maschine schließlich in den Besitz von Håkan<br />
Wijkander und Stefan Sandberg. Sie hoffen,<br />
dass die J 22 innerhalb von sieben Jahren wieder<br />
fliegen wird.<br />
Jan Forsgren ■<br />
Fotos Jan Forsgren<br />
■ BIPLANES BARNSTORMERS BBQ 2013<br />
Grillende Oldtimer-Freunde<br />
Es begann mit einem kleinen Grillfest und wurde zu einem großen Oldtimertreffen:<br />
das Barnstormers BBQ<br />
Foto Biplanes.de<br />
Das diesjährige Barnstormers BBQ<br />
fand am 17. und 18. August 2013 in<br />
Montabaur statt. Bei der Veranstaltung,<br />
welche 2006 <strong>als</strong> lockeres Grilltreffen einiger<br />
Piloten seinen Anfang nahm, waren<br />
etwa 100 Oldtimer zu sehen wie beispielsweise<br />
zahlreiche Boeing Stearman<br />
und Focke-Wulf »Stieglitz«. Mittlerweile<br />
mussten die Veranstalter aufgrund der<br />
zahlreichen Teilnehmer eine Warteliste<br />
einrichten. Auch wenn es beim BBQ traditionell<br />
kein offizielles Flugprogramm<br />
gibt, hoben regelmäßig Maschinen ab,<br />
die dann den Besuchern vorgeflogen<br />
wurden. Für Rundflüge stand die Max-<br />
Holste Broussard von Bernd Axenbeck<br />
zur Verfügung. Das nächste BBQ findet<br />
nach jetziger Planung im Sommer 2015<br />
im hessischen Marburg statt.<br />
Stefan Schmoll ■<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ DAKOTA C-47B<br />
Highway-Dakota<br />
Die lädierte Dakota C-47B, 44-76787, ist nun für<br />
8000 Euro verkauft worden. Ihre letzte Station<br />
ist die Schrottpresse. Das Transportflugzeug erlangte<br />
im August 2010 Berühmtheit, <strong>als</strong> es beim Straßentransport<br />
von Best nach Valkenberg in den Niederlanden<br />
durch einen Tunnel fuhr, der 40 Zentimeter<br />
schmaler <strong>als</strong> die Dakota war. Nach dem Unfall erhielt<br />
der Veteran den Spitznamen »Highway Dakota«.<br />
Trotz der schweren Schäden entging die Dakota<br />
anfangs der Verschrottung und war während<br />
des Music<strong>als</strong> »Soldier of Orange« auf dem ehemaligen<br />
Marinefliegerstützpunkt Valkenburg zu sehen.<br />
Zurzeit wird die Maschine für den Transport nach<br />
Belgien vorbereitet, wo sie in einem Kriegsfilm mitwirken<br />
soll, ehe sie verschrottet wird. Ihre Baustoffe<br />
sollen genutzt werden, um Designermöbel herzustellen.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die »Highway Dakota« sonnt sich in Valkenburg<br />
10
■ HANDLEY PAGE HASTINGS<br />
Der »Postbomber« wird restauriert<br />
In ihrer aktiven Zeit konnte die Hastings<br />
bis zu 50 Soldaten über eine Entfernung<br />
von rund 6838 Kilometer befördern<br />
Ein außerordentlich seltenes Foto der TG517<br />
nach ihrer Umrüstung auf den T.5-Standard<br />
Fotos Howard Heely/Down to Earth Productions<br />
Die Restaurierung der Handley Page Hastings<br />
C.1 TG517 des Newark Air Museum,<br />
Großbritannien, kommt voran.<br />
Die Geschichte der TG517 begann am 13. Juli<br />
1948, <strong>als</strong> der Hersteller sie an die No. 5 Maintenance<br />
Unit in Kemble auslieferte. Das von vier<br />
Bristol Hercules 106-Sternmotoren mit jeweils<br />
1675 PS angetriebene Muster war <strong>als</strong> Ersatz für<br />
das Langstrecken-Transportflugzeug Avro York<br />
gedacht. In ihrer aktiven Zeit diente die TG517<br />
unter anderem in der 47 Squadron, bei der sie<br />
auch an der Berliner Luftbrücke teilnahm. Im<br />
Oktober 1950 rüstete die RAF die Maschine auf<br />
Met.1-Standard um und versah sie mit einer<br />
speziellen Wetteraufklärungs-Ausrüstung. Anschließend<br />
setzte man sie bis 1958 bei der 202<br />
Squadron in Aldergrove, Nordirland, ein. 1959<br />
gehörte die Hastings zu den acht Flugzeugen<br />
dieses Typs, die auf den T.5-Standard umgerüstet<br />
wurden. Ferner erhielt sie ein H2S-Radar<br />
in einem großen Kielradom. Die T.5 dienten<br />
zur Schulung von V-Bomberbesatzungen. Zuletzt<br />
setzte die RAF die TG517 bei der 230 OCU<br />
(Operational Conversion Unit) ein. Bei der 230<br />
OCU nahm die TG517 auch am Kabeljaukrieg<br />
von 1976 gegen Island teil, wo sie Nachschub<br />
für die Schiffe der Royal Navy abwarf. Als Erinnerung<br />
an diese Einsätze trägt die Hastings<br />
auf der linken Bugseite vier Fische. Das Flugzeug<br />
wurde schließlich am 22. Juni 1977 außer<br />
Dienst gestellt und Mitte 2000 dem Museum<br />
gestiftet.<br />
Howard Heely ■<br />
Mach 2 …<br />
Rekordmaschine D-558-2 Nummer 2<br />
Foto NASA<br />
… erreicht <strong>als</strong> erster Mensch vor 60 Jahren<br />
Testpilotenlegende Scott Crossfield. Sein<br />
Flugzeug: eine raketengetriebene Douglas<br />
D-558-2 Skyrocket der US Navy in Forschungsdiensten<br />
der NACA. Doch bevor<br />
der historische Flug stattfindet, sind einige<br />
Hürden zu meistern. Alle Hochgeschwindigkeitsmaschinen,<br />
die die NACA dam<strong>als</strong><br />
betreibt, gehören der Navy oder der Air<br />
Force – und geht es nach Letzterer, so soll<br />
ihr Starpilot Chuck Yeager in der Bell X-1A<br />
<strong>als</strong> erster mit doppelter Schallgeschwindigkeit<br />
durch die Luft jagen. Marineflieger<br />
Crossfield ist jedoch davon überzeugt, dass<br />
die D-558-2 dieses Ziel früher erreichen<br />
kann. Zwar muss man sie dafür ans absolute<br />
Limit treiben,<br />
doch stehen die<br />
Chancen bei einem<br />
sorgfältig geplanten<br />
und exakt ausgeführten<br />
Flug sehr gut.<br />
NACA-Chef Hugh<br />
Dryden sieht das anders.<br />
Er hat bisher untersagt, die Skyrocket<br />
voll auszufliegen. Crossfield, dem es nicht<br />
um persönlichen Ruhm, sondern<br />
um die Sache an sich<br />
geht, nimmt deshalb den Verbindungsoffizier<br />
der Navy ins<br />
Gebet. Mit Erfolg, denn eine<br />
Woche später gibt Dryden grünes<br />
Licht für einen einzelnen<br />
Rekordversuch. Dafür wird die<br />
zweite der drei Skyrocket sorgfältig<br />
vorbereitet. Unter anderem<br />
überklebt man alle Blechstöße<br />
mit Tape und poliert die<br />
Oberfläche. Schon Stunden vor<br />
dem Start ist die Maschine mit<br />
Crossfield nach dem Rekordflug<br />
Foto NASA<br />
Flüssigsauerstoff betankt, um abzukühlen.<br />
Dadurch verdichtet sich das Gasgemisch in<br />
den Treibstoffbehältern, sodass sich mehr<br />
<strong>als</strong> üblich einfüllen lässt. Am 20. November<br />
1953 bringt ein Trägerflugzeug die »White<br />
Bomb« mit Crossfield im Cockpit auf Abwurfhöhe.<br />
Nach dem Ausklinken läuft alles<br />
wie am Schnürchen. Sie steigt wie geplant<br />
auf 72 000 Fuß, ehe sie in einen flachen Sinkflug<br />
übergeht. Die Schubkammern brennen<br />
dank des zusätzlichen Treibstoffs<br />
sieben Sekunden länger<br />
<strong>als</strong> normal, sodass Crossfield<br />
auf Mach 2,005 kommt – ein<br />
Paradebeispiel ingenieurfliegerischen<br />
Könnens. Bereits am<br />
12. Dezember übertrumpft ihn<br />
Heißsporn Yeager, <strong>als</strong> er in der<br />
Bell X-1A Mach 2,44 erreicht.<br />
Im Gegensatz zu Crossfield riskiert<br />
er aber dabei Kopf und<br />
Kragen und hat Glück, heil davonzukommen.<br />
Wolfgang Mühlbauer ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
11
PANORAMA<br />
BOEING B-52<br />
B-52 <strong>als</strong><br />
»Touristenschreck«<br />
Die gewaltige B-52 auf dem Flughafen<br />
Orlando Foto Roger Soupart<br />
Eine frisch restaurierte B-52 mit der Werknummer<br />
56-0807 kann nun am Orlando International<br />
Airport besichtigt werden. Der<br />
Bomber erinnert an die Pinecastle Air Force<br />
Base, die 1942 auf dem Gelände des heutigen<br />
internationalen Flughafens errichtet<br />
wurde und bis 1962 in Betrieb war. Die B-52<br />
hat in ihrer aktiven Zeit unter anderem am<br />
Vietnamkrieg teilgenommen.<br />
Roger Soupart<br />
BÜCKER BÜ 131 B<br />
Bücker Jungmann<br />
verkauft<br />
Am 4. April 2012 kehrte der schwedische<br />
Flugzeug-Enthusiast und Sammler historischer<br />
Flugzeuge, Håkan Wijkander, mit seinem<br />
neuesten Erwerb, der Bü 131 B Jungmann<br />
D-EAZO, nach Håtunatunaholm<br />
Manor, Schweden, zurück. Wijkander ist zuvor<br />
in einer historischen Klemm Kl 35 aus den<br />
1940er-Jahren nach Dresden geflogen, um<br />
dort die Jungmann in Empfang zu nehmen.<br />
Wijkander beabsichtigt, die deutsche Zulassung<br />
der Maschine beizubehalten.<br />
Die Bücker Bü 131B mit der Werknummer<br />
52 wurde 1939 von Doflug in Altenrhein,<br />
Schweiz, hergestellt und <strong>als</strong> A-41 an die<br />
schweizerische Luftwaffe ausgeliefert. Sie<br />
überstand zwar die Zeit <strong>als</strong> Schulflugzeug, erlitt<br />
allerdings bei einem Unfall im Jahre 1954<br />
schwere Schäden. Danach verkaufte man sie<br />
auf dem zivilen Markt, wo sie über einen Zwischenbesitzer<br />
schließlich im April 1981 nach<br />
Deutschland gelangte und dort <strong>als</strong> D-EAZO<br />
zugelassen wurde. Jan Forsgren<br />
■ AERO C-3B<br />
Die tschechische Siebel<br />
Im Letecke Museum in Kbely, Prag, werden<br />
derzeit Rumpf und Leitwerk der<br />
Aero C-3B mit der Bau-Nummer 409 restauriert,<br />
die im Jahr 2000 auf einem Schießplatz<br />
in Lysa nad Labem geborgen wurde.<br />
Bei der C-3B handelt es sich um die in der<br />
Tschechoslowakei gebaute Version der Siebel<br />
Si 204E-0. Sie ersetzte sowohl die D.H. 98<br />
Mosquito und die Petlyakov Pe-2 <strong>als</strong> mittlerer<br />
Standardbomber der tschechoslowakischen<br />
Luftwaffe, bis sie durch die<br />
zweistrahlige Ilyushin<br />
Il-28 abgelöst<br />
wurde.<br />
Als Bomber<br />
konnte die C-3B<br />
eine Last von 800<br />
Kilogramm tragen und verfügte über einen<br />
Rückenturm. Aufmerksamkeit erregten sie<br />
am Jubiläumstag der tschechoslowakischen<br />
Staatsgründung am 28. Oktober 1949, <strong>als</strong> etwa<br />
60 C-3 in Formation über Prag flogen.<br />
Jan Forsgren ■<br />
■ TACHIKAWA KI 54A<br />
Japanisches Puzzle<br />
Noch benötigt sie Stützräder: Die<br />
Aero C-3B im Museum in Kbely<br />
Im Misawa Aviation Science Museum in Japan<br />
wurde das Wrack der Ki-54a Hickory, Bau-<br />
Nummer 5541, wie bei einem riesigen Puzzlespiel<br />
zusammengesetzt. Die am 27. September<br />
1943 nach Motorproblemen im Towada-See notgewasserte<br />
Maschine der Dai 38 Dokuritu Hikoutai<br />
war am 5. September des vergangenen<br />
Jahres geborgen worden (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 4/2013). Bisher ist allerdings noch<br />
nicht entschieden, ob man das Wrack so ausstellen<br />
soll, wie man es vorgefunden hat, oder<br />
ob man eine Restaurierung versuchen sollte.<br />
Letzteres dürfte allerdings sehr schwierig und<br />
kostspielig sein, da der größte Teil der Rumpfunterseite<br />
fehlt und sich auch das Innere der<br />
Maschine in einem äußert schelchten Zustand<br />
befindet. Zudem ist die Außenhaut durch Mikroorganismen<br />
des Gewässers schwer beschädigt<br />
worden.<br />
Dave McDonald ■<br />
Die Überreste der Tachikawa Ki 54a, nachdem<br />
sie in Misawa wieder zusammengefügt wurde<br />
Fotos Lukas Syrovy<br />
Die Bü 131 in ihrer neuen schwedischen<br />
Heimat Foto Jan Forsgren<br />
12
Darf bald wieder fliegen: Die<br />
quietschgelbe Gee Bee Z des<br />
Fantasy of Flight Museum<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ GRANVILLE GEE BEE MODEL Z<br />
Rennbolide wieder auf der Piste<br />
Im Fantasy of Flight Museum in Florida soll die<br />
Gee Bee Z, NR77V, mit einer Reihe von Motorprüfläufen<br />
und Rollversuchen auf die Flugzulassung<br />
vorbereitet werden, nachdem sie zuvor<br />
viele Jahre im Inneren des Museums ausgestellt<br />
war. Bei dem Rennflugzeug Gee Bee Z handelt<br />
es sich um ein von der Firma Jim Kimball Enterprises<br />
gebautes Replikat, welches später vom<br />
Museum erworben wurde. Roger Soupart ■<br />
Foto Gunnar Åkerberg<br />
■ NORTH AMERICAN AT-16 HARVARD<br />
Weitgereiste Harvard<br />
Die Harvard<br />
kurz vor Einbau<br />
des Motors<br />
und mit den<br />
Farben der US<br />
Navy<br />
Auf einem privaten Flugplatz nördlich von Stockholm wird derzeit<br />
eine von der Noorduyn Aviation gebaute North American AT-<br />
16 Harvard Mk IIB, die früher der schwedischen Luftwaffe gehörte<br />
und sich heute in Privatbesitz befindet, in flugtüchtigen Zustand<br />
restauriert.<br />
Die Harvard IIB, Ser.Nr. 42-598, wurde 1942 für das US Army Air<br />
Corps produziert, dann allerdings <strong>als</strong> FE 407 an die Royal Canadian<br />
Air Force ausgeliefert. 1947 kam die Harvard <strong>als</strong> Sk 16A 16009 zur<br />
schwedischen Luftwaffe. Nach fünf Jahren wurde sie schließlich ausgemustert<br />
und an eine Privatperson abgegeben. Der nächste Besitzer<br />
begann dann mit der Restaurierung. Der Erstflug ist für 2014 geplant.<br />
Gunnar Åkerberg ■<br />
Foto USAF<br />
■ LOCKHEED C-5B GALAXY<br />
Alterssitz für Elvis<br />
Das Air Mobility Command Museum auf dem Luftwaffenstützpunkt<br />
Dover Air Force Base in Delaware, USA, hat mit<br />
der C-5B Galaxy, Seriennummer 69-0014, sein bisher größtes Exponat<br />
erhalten. Die mit dem Rufzeichen »Elvis 01« aus Memphis<br />
eingeflogene Galaxy diente während ihrer aktiven Zeit in der<br />
Tennessee Air National Guard und ist nun Teil der Sammlung<br />
des Museums. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis<br />
sie wieder so weit hergerichtet ist, dass sie der Öffentlichkeit<br />
präsentiert werden kann. In Deutschland ist dieser Großraumtransporter<br />
durch zahllose Flüge bekannt, die er unter anderem<br />
nach Ramstein unternommen hat. Die Galaxy galt <strong>als</strong> das größte<br />
Flugzeug der Welt, ehe die sowjetische Antonow An-124 sie<br />
vom Thron stieß.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die C-5B Galaxy »Elvis 01« auf der<br />
Dover AFB<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
13
TECHNIK<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
Aus dem Einsatz auf einem Flugzeugträger<br />
wurde es für die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
nichts mehr. Dennoch nutzte die<br />
Luftwaffe die »Toni« in Norwegen<br />
durchaus wie einen typischen <strong>Marinejäger</strong>.<br />
Hier eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 der<br />
4./Jagdgruppe »Drontheim«. Typisch<br />
für zahlreiche Einsatzplätze in Norwegen<br />
war die Befestigung mit Holzbohlen<br />
Foto Sammlung FM<br />
14
DER JÄGER FÜR DEN DEUTSCHEN <strong>FLUGZEUG</strong>TRÄGER<br />
Holzbohlen statt<br />
Trägerdeck<br />
Eigentlich war die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T zum Einsatz auf<br />
Deutschlands geplanten Flugzeugträgern vorgesehen.<br />
Aus denen wurde bekanntlich nichts<br />
– ganz anders <strong>als</strong> Messerschmitts <strong>Marinejäger</strong>,<br />
der fortan bei der Luftwaffe im Dienst stand<br />
Von Francis L. Marshall und Wolfgang Mühlbauer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
15
TECHNIK<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
Erstes Erprobungsflugzeug für die »Toni« war<br />
die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> V17, die im Februar 1938 ihren<br />
Erstflug absolvierte<br />
Foto Sammlung FM<br />
Es war keine Liebe auf den ersten Blick:<br />
Die eher leichtgewichtige <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> zum Trägereinsatz<br />
heranzuziehen, blieb nicht unumstritten.<br />
Allerdings war sie dam<strong>als</strong> der Standardjäger<br />
der Luftwaffe, und dem musste sich<br />
die Kriegsmarine fügen. Die »Marineversion«<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T besaß neben ihrer Sonderausrüstung<br />
für den Einsatz über See vor allem vergrößerte<br />
Tragflächen. Sie hal fen, Start- und Landestrecken<br />
zu verringern sowie die Flugstabilität bei<br />
Decklandungen zu verbessern.<br />
Zwei Dinge, die fälschlicherweise immer<br />
wieder von der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T behauptet werden,<br />
seien gleich zu Beginn richtiggestellt: Weder<br />
hatte die Maschine klappbare Flügel,<br />
noch gab es eine T-0-Version. Zwar war die<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-0 <strong>als</strong> Ableitung der E-3 geplant, wurde<br />
aber nie realisiert. Gebaut wurden hingegen<br />
70 »Toni«, wie man die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T nannte,<br />
in den Varianten T-1 oder T-2. Davon entsprachen<br />
offenbar sieben dem Standard T-1<br />
und waren somit echte Bordjäger. Die restlichen<br />
63 Stück gehörten zur Ausführung T-2<br />
– ohne Trägerausrüstung und zum landgestützten<br />
Einsatz bei der Luftwaffe bestimmt.<br />
Laut »Führerbefehl« vom 1. August 1941<br />
sollte der Träger GRAF ZEPPELIN (siehe<br />
Kasten S. 17) bis Oktober 1942 seinen Dienst<br />
aufnehmen. Deshalb forderte die Kriegsmarine<br />
alle »Toni« von der Luftwaffe zurück, die<br />
sie dann ab Dezember 1941 aus dem Einsatz<br />
zog. Zwischen April und Oktober 1942 rüstete<br />
man anschließend vermutlich 48 Maschinen<br />
wieder zu T-1-Mustern um.<br />
Am 5. April 1943 jedoch hieß es für die<br />
verhinderten Trägerflugzeuge wieder »Koffer<br />
packen«, denn inzwischen hatte die Führung<br />
das Trägerprojekt aufgegeben und die<br />
Kriegsmarine musste die Maschinen wieder<br />
der Luftwaffe überlassen. Dies bedeutete natürlich<br />
auch, dass man die Jäger erneut auf<br />
T-2-Standard brachte, wobei ein Großteil der<br />
Sonderausrüstung im Regelfall eingebaut<br />
blieb. Bestes Beispiel sind die Flächenspoiler,<br />
Der Träger GRAF ZEPPELIN sollte bis<br />
Oktober 1942 seinen Dienst aufnehmen.<br />
die zwar außer Funktion gesetzt, aber nie entfernt<br />
wurden. Somit ist es nicht immer einfach,<br />
beide Versionen optisch eindeutig zu<br />
unterscheiden. Zumal konfuse Unterlagen<br />
viel dazutun: Oft sind die Flugzeuge im f<strong>als</strong>chen<br />
Zusammenhang <strong>als</strong> T-1 oder T-2 angesprochen,<br />
gelegentlich aber auch <strong>als</strong> <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> C,<br />
E, F oder sogar P.<br />
Dessen ungeachtet zog man zumindest<br />
sieben <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> <strong>als</strong> explizite Erprobungsträger<br />
heran, um einen serientauglichen Bordjäger<br />
konstruieren zu können. Den Anfang machte<br />
die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> V17 (Werknummer 1776, Kennung<br />
D-IYMS, später TK+HK), die man am<br />
1. Oktober 1937 <strong>als</strong> erstes Testflugzeug einsetzte.<br />
Sie kam im Mai 1938 zur E-Stelle Travemünde,<br />
erlitt jedoch zwei Monate später einen<br />
Unfall. Abgesehen von Verstärkungen,<br />
Die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-0, Stammkennzeichen GH+NT, wurde Generalluftzeugmeister Udet im August<br />
1940 ausgiebig vorgeführt. Sie ist mit Fanghaken ausgerüstet, hat aber offenbar keinen Funkmast<br />
Foto Sammlung FM<br />
16
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> V17a, Werknummer 301.<br />
Mit dieser Maschine erprobte man den<br />
Trägereinsatz, wozu auch Katapultstart-<br />
Versuche gehörten (s. Foto S. 18 oben)<br />
Zeichnung H.Ringlstetter/Aviaticus<br />
die dem vorgesehenen Katapultstart geschuldet<br />
waren, und einem Fanghaken hatte sie an<br />
Haupträdern und Spornrad Abweiserbügel<br />
für die Fangseile.<br />
Als zweites Erprobungsflugzeug diente<br />
eine bei Erla hergestellte <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> B, auch<br />
be kannt <strong>als</strong> V17a (Werknummer 301, Kennung<br />
D-IKAC, später TK+HM). Sie kam am<br />
25. März 1938 nach Travemünde und besaß<br />
anfänglich ebenfalls Abweiserbügel, die<br />
jedoch bald <strong>als</strong> unnötig galten. Im Januar 1939<br />
zeigte sich bei Lande-, Roll- und Fang seiltests<br />
die unzureichende Dämpfung des Fahrwerks,<br />
da die Maschine immer wieder über die Fangseile<br />
sprang. Sie erhielt darum in der zweiten<br />
Februarhälfte verbesserte Federbeine.<br />
Fehlende Erfahrung<br />
Wie unbekannt das Feld der Trägerfliegerei<br />
für die Deutschen war, zeigte sich auch an der<br />
Fangseilanlage in Travemünde, die genau wie<br />
die Flugzeuge erst noch finale Tauglichkeit erlangen<br />
musste. Die erste Apparatur stammte<br />
von der Firma DEMAG, war im März 1938<br />
fertiggestellt und anschließend getestet worden.<br />
Im Anschluss ließ man ein System der<br />
Atlas-Werke Bremen installieren und zwischen<br />
dem 28. Mai und 20. August prüfen.<br />
Die zwischenzeitlich modifizierte DEMAG-<br />
Anlage, die man erneut aufbaute und bis<br />
Dezember erprobte, setzte sich letztlich für<br />
den Trägerbetrieb durch.<br />
Das DEMAG-System kombinierte eine<br />
elektrische Vorrichtung, die dem Gewicht des<br />
Flugzeuges entsprechend verstellbar war und<br />
mittels einer mechanischen Bremse <strong>als</strong> Erstes<br />
die Landegeschwindigkeit verlangsamte. So<br />
konnte eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> bei einer Landegeschwindigkeit<br />
von 128 km/h um bis zu 2,6 g verlangsamt<br />
werden, wodurch die Landestrecke<br />
auf 26 Meter sank. Der Fanghaken am Flugzeug<br />
war 70 Zentimeter lang und wurde über<br />
einen Bowdenzug betätigt. Anfangs prallte er<br />
Flugzeugträger GRAF ZEPPELIN<br />
Am 28. Dezember 1936 begannen auf der<br />
Deutschen Werft in Kiel die Arbeiten am Träger<br />
»A«, den man später anlässlich seines<br />
Stapellaufes am 8. Dezember 1938 GRAF<br />
ZEPPELIN taufte. Neben Hitler und Göring,<br />
der auch die Festansprache hielt, waren<br />
15 000 Zuschauer anwesend. Die Maximalverdrängung<br />
des Schiffes betrug 31 400<br />
Bruttoregistertonnen bei 252,8 Meter Länge;<br />
die Dampfturbinen mit 200 000 PS Leistung<br />
sollten maximal 34 Knoten Geschwindigkeit<br />
ermöglichen. Ursprünglich waren<br />
Doppeldecker <strong>als</strong> Flugzeugausstattung vorgesehen,<br />
doch fiel bereits 1937 die Entscheidung,<br />
sie durch modernere Muster wie<br />
GRAF ZEPPELIN im Juni 1940<br />
in Kiel<br />
Foto Sammlung WM<br />
die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> und die Ju 87 zu ersetzen. Zur selben<br />
Zeit plante man die hierfür unerlässlichen<br />
Katapultstartanlagen ein. Mit Kriegsbeginn<br />
verlangsamte sich der Weiterbau, ehe er im<br />
Juni 1940 gestoppt und die GRAF ZEPPELIN –<br />
zu 90 Prozent fertiggestellt – am 12. Juli nach<br />
Gotenhafen (Gdynia) geschleppt wurde. Erst<br />
am 16. März 1942 befahl das Oberkommando<br />
der Marine die Wiederaufnahme des Baus, und<br />
bis zum 6. Dezember war der Träger zurück in<br />
Kiel. Doch nach der Niederlage von Stalingrad<br />
forderte Hitler die Abwrackung aller Kriegsschiffe,<br />
um zusätzlich Ressourcen für die Ostfront<br />
zu gewinnen. So endeten am 26. Januar 1943<br />
erneut alle Bauarbeiten. Am 20. April ließ man<br />
die GRAF ZEPPELIN nach Stettin in einen<br />
Seitenarm der Mönne schleppen, wo sie<br />
fortan <strong>als</strong> Ersatzteilspender diente, ehe<br />
sie am 25. April 1945 ein Sprengkommando<br />
auf Grund setzte. Die sowjetischen<br />
Streitkräfte hoben den unfertigen Träger<br />
im März 1947, nutzten ihn kurzzeitig <strong>als</strong><br />
Wohnschiff und schließlich für Kampfmittelversuche.<br />
Während eines Sturms am<br />
17. August sah man sich gezwungen, ihn<br />
in der Nähe der Danziger Bucht zu versenken.<br />
Erst im Juli 2006 entdeckte ein polnisches<br />
Forschungsschiff in 80 Meter Tiefe<br />
das Wrack der GRAF ZEPPELIN – 55 Seemeilen<br />
vor Władysławowo.<br />
■<br />
Deutschlands einziger Träger<br />
Anfang Juni 1942 in Gotenhafen<br />
Foto RAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
17
TECHNIK<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
Katapultstart der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> V17a im Pötenitzer Wiek.<br />
Die Maschine lag hierfür mit eingezogenem Fahrwerk<br />
auf einem rollengelagerten Startwagen, der<br />
mit Pressluft beschleunigt wurde (s. Zeichnung<br />
S. 17 oben) Foto Sammlung WM<br />
Die »1781« war die dritte<br />
Testmaschine in Travemünde<br />
Foto Sammlung FM<br />
18
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 der 3./JG 77. Die Maschine<br />
trägt einen 1941 üblichen Tarnanstrich<br />
aus RLM 74/75/76 mit seitlichen<br />
Flecken in RLM 70, 74 und 02<br />
Zeichnung H.Ringlstetter/Aviaticus<br />
häufig gegen den Rumpf, ehe eine Gummiplatte<br />
Abhilfe schuf.<br />
Neben der Fangseilanlage zog man die<br />
V17a auch dazu heran, die Startvorrichtung<br />
zu erproben. Sie war im Übrigen die erste<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong>, die mithilfe eines Pressluftkatapults<br />
abhob. Entsprechende Tests mit dem KL5<br />
liefen vom 18. April bis 6. Mai 1940. Die spätere<br />
T-Version verließ die 20 Meter lange Katapultanlage<br />
mit 140 km/h und einer Beschleunigung<br />
von ungefähr 2,4 g.<br />
Die V17a bekam bald Gesellschaft, <strong>als</strong> im<br />
Mai 1939 eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-0 (Werknummer 1781,<br />
Kennung WL-IECY, später TK+HL) <strong>als</strong> dritter<br />
Erprobungsträger in Travemünde eintraf.<br />
Ende Oktober erhielt sie anstelle der 3,10 Meter<br />
messenden Standardluftschraube einen<br />
Propeller, der nur noch einen Durchmesser<br />
von 2,90 Meter aufwies. Damit wollten die<br />
Ingenieure der Gefahr vorbeugen, dass die<br />
Blätter beim Landen des Flugzeugs ins Trägerdeck<br />
schlugen.<br />
»Toni« wird weiter verbessert<br />
Die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> V15 (Werknummer 1773, Kennung<br />
D-IPHR, später CE+BF) bekam im Juni 1939<br />
<strong>als</strong> erste Maschine die größeren Flächen der T-<br />
Serie. Zugleich war sie das erste Flugzeug mit<br />
Spoilerklappen auf der Tragflächenoberseite.<br />
Diese aerodynamischen Bremsen galten wegen<br />
der besonderen Landeeigenschaften der<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> <strong>als</strong> notwendig.<br />
Schwerpunktmäßig für Landeversuche<br />
diente offenbar die GH+NT, eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-0<br />
mit der Werknummer 1783. Sie kam am<br />
18. Juli 1939 nach Travemünde und fungierte<br />
unter anderem <strong>als</strong> Vorführmaschine beim<br />
Besuch Udets am 23. August 1940.<br />
Zwischen Juli 1939 und Juli 1940 stellte<br />
man eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-3 (Werknummer 1946, Kennung<br />
D-IGPY, später GH+NU) ebenfalls für<br />
Landetests dort ab. Zurück in Augsburg erhielt<br />
sie einen Me P6-Bremspropeller. Der<br />
Neigungswinkel seiner Blätter konnte mit -<br />
hilfe eines Elektromotors derart verändert<br />
Die Überreste der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T, mit der Fritz Wendel am 3. April 1941 zur Sturzflugerprobung<br />
gestartet war<br />
Foto Sammlung FM<br />
Technische Daten – Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2<br />
Länge<br />
8,76 m<br />
Höhe<br />
2,60 m<br />
Spannweite<br />
11,08 m<br />
Tragflügelfläche 17,50 m²<br />
Triebwerk<br />
ein flüssigkeitsgekühlter Daimler Benz DB 601 N<br />
12-Zylinder-Reihenmotor mit 1175 PS Startleistung<br />
Max. Startmasse 3080 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 575 km/h in 4450 m<br />
Flugdauer<br />
maximal 2 Stunden<br />
Dienstgipfelhöhe 11 250 m<br />
Bewaffnung<br />
zwei 7,92-mm-MG 17 im Rumpf<br />
zwei 20-mm-MG FF in den Tragflächen<br />
Besatzung<br />
ein Mann<br />
Die deutlich längeren Tragflächen der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T halfen, die Start- und Landeeigenschaften dem<br />
vorgesehenen Bordeinsatz anzupassen<br />
Foto Sammmlung FM<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
19
TECHNIK<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
Die RB+OP, W.Nr. 7743, gehörte ab Juni<br />
1941 zunächst zum JG 77, beendete ihre<br />
Dienstzeit jedoch zwei Jahre später beim<br />
NJG 101<br />
Foto Sammlung FM<br />
Ein augenfälliges Ausrüstungsmerkmal des Bordjägers war die gepolsterte Kopfstütze, mit deren<br />
Hilfe der Pilot die Startbeschleunigung besser verkraften konnte. Dahinter ist das überlebens -<br />
wichtige Schlauchboot untergebracht<br />
Foto Sammlung WM<br />
werden, dass sich die Landestrecke um bis zu<br />
100 Meter reduzierte. Da die Maschine dabei<br />
jedoch oft ausbrach, schien eine Decklandung<br />
kaum empfehlenswert.<br />
Als Musterflugzeug der T-Serie galt indes<br />
die bei Fieseler gebaute <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-1 mit der<br />
Werknummer 6153, dem Stammkennzeichen<br />
CK+NC und einem DB-601-A-Motor. Sie erhielt<br />
im Frühjahr 1940 die gesamte zum Bordeinsatz<br />
nötige Ausrüstung. Anscheinend ab<br />
Juli in Travemünde, diente sie für zahlreiche<br />
Versuche und blieb dort bis wenigstens Anfang<br />
Dezember 1943.<br />
Die Forschungsarbeit war mit dem Musterflugzeug<br />
freilich noch nicht zu Ende,<br />
doch besaß man nun immerhin ein erstes<br />
technisches Profil, mit dem die Ingenieure<br />
die »Toni« verbessern konnten. So basierte<br />
die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T auf der Zelle der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-7.<br />
Auffälligstes äußeres Merkmal war die<br />
auf 11,08 Meter verlängerte Spannweite gegenüber<br />
9,90 Metern bei der E-7. Die ebenfalls<br />
verlängerten Querruder hatten einen<br />
zusätzlichen Befestigungsbeschlag; ihre<br />
Trimmkanten lagen im Gegensatz zur E-7 etwa<br />
in der Mitte.<br />
Wie erwähnt hatten die Flächen an der<br />
Oberseite Spoilerklappen, dam<strong>als</strong> Auftriebsvernichter<br />
genannt. Der Pilot betätigte sie, indem<br />
er den Gashebel hinter die Nullmarke<br />
zurückzog. Die Auftriebszerstörer wurden<br />
zwar anfänglich eingebaut, wurden aber anschließend<br />
außer Funktion gesetzt, da sie<br />
20
eim Betrieb auf den<br />
normalen Flugfeldern<br />
unnötig waren.<br />
Für den Katapultstart<br />
gab es vier Beschläge<br />
am Rumpf: zwei<br />
unter der Kabine, um die Hauptkräfte<br />
beim Start aufzunehmen, und zwei an der<br />
hinteren Rumpfunterseite, um dabei die Stabilisierung<br />
zu gewährleisten. Ein stärker gepolsterter<br />
Kopfpanzer sowie Armstützen entlasteten<br />
den Piloten.<br />
Die erste Serie läuft an<br />
Den Antrieb lieferte ein DB 601 N-Triebwerk<br />
mit 1175 PS Startleistung, der allerdings das<br />
hochoktanige C3-Benzin benötigte. Bei Bedarf<br />
ließ sich unter dem Rumpf ein ETC-Träger<br />
montieren, der es ermöglichte, einen 300-Liter-Zusatzbehälter<br />
mitzuführen.<br />
Ab 1942 erhielten einige Flugzeuge eine<br />
GM-1-Anlage, mit der sie ihre Höhenleistung<br />
steigerten. Vereinzelt gab es einen zusätzlichen<br />
Tank für neun Liter Schmierstoff auf der linken<br />
Vorderseite des Triebwerks, der möglicherweise<br />
mit dem Gebrauch des GM-1 zu tun hatte.<br />
Als Funkgerät diente eine Telefunken FuG<br />
VII; ihre Reichweite beim Bord-zu-Boden-<br />
Betrieb betrug 45 bis 50 Kilometer. Zusätzlich<br />
war ein FuG 25 eingebaut, das zur Freund-<br />
Feind-Erkennung diente.<br />
Bewaffnet war die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T mit zwei 7,92-<br />
mm-MG 17, deren Munitionsvorrat je 500<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T der Jagdgruppe »Drontheim«.<br />
Die »Weiße 10« wurde Mitte<br />
1941 von Unteroffizier Johannes<br />
Ranwig geflogen. Den ursprünglichen<br />
Rumpf-Tarnanstrich hellte man,<br />
wie bei vielen anderen <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T, erheblich<br />
auf Zeichnung H.Ringlstetter/Aviaticus<br />
Schuss umfasste und 55 Sekunden Dauerfeuer<br />
zuließ. Hinzu kamen zwei 20-mm-MG FF-<br />
Kanonen in den Flächen. Sie hatten jeweils ein<br />
60-Schuss-Magazin – genug für acht Sekunden<br />
Dauerfeuer. Zum Zielen diente ein Standard-Reflexvisier<br />
(Revi) C/12.<br />
Mit den gewonnenen Daten stand nun einer<br />
ersten Serie nichts mehr im Weg. Die Produktionspläne<br />
von Anfang 1939 sahen vor,<br />
60 vorhandene E-3 Maschinen auf DB-601-E-<br />
Triebwerke umzurüsten; die Umbauten nannte<br />
man <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> Tr. Der Lieferplan 11 vom April<br />
des Jahres verzeichnet hingegen 60 von Anfang<br />
an <strong>als</strong> <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T gefertigte Exemplare.<br />
Deren Zahl stieg bis Oktober schrittweise auf<br />
170 Stück. Im April 1940 sank der Beschaf-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
21
TECHNIK<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T<br />
Auf dem Flugplatz Vaernes wird die »Weiße 8«,<br />
eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 (W.Nr. 7778) der 4./Jagdgruppe<br />
»Drontheim«, für den nächsten Einsatzflug<br />
vorbereitet<br />
Foto Sammlung FM<br />
22
fungsumfang wieder auf 100, bevor man ihn<br />
endgültig auf 70 reduzierte.<br />
Das erste Flugzeug verließ Ende Januar<br />
1941 bei Fieseler in Kassel die Werkhallen,<br />
wo auch die gesamte Produktion der »Toni«<br />
ablief. Schon die anfänglichen Werksflüge<br />
zeigten, dass die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T zum Flächenschütteln<br />
neigte. Deshalb war das nächste Flugzeug<br />
nicht vor Anfang März startklar, und<br />
erst im April konnte man schließlich die<br />
angestrebte Fertigungsrate von monatlich<br />
25 Stück erreichen.<br />
Just im selben Monat, genauer am 3. April<br />
1941, ging die erste <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T verloren. Fritz<br />
Wendel war mit der Werknummer 7733 in<br />
Augsburg aufgestiegen, um den Jäger im<br />
Sturzflug zu erproben. Die Maschine besaß<br />
eine verstärkte Flügelendkappe, die das<br />
Flattern dämpfen sollte. Nachdem er aus<br />
7500 Metern zum Stechflug angesetzt und<br />
bald 750 km/h überschritten hatte, begannen<br />
die Flächen in 3500 Meter Höhe zu schütteln.<br />
Die Schwingungen wurden rasch so stark,<br />
dass Wendel Gas wegnahm, um abzufangen.<br />
Keine zwei Sekunden später brach der linke<br />
Außenflügel ab. Wendel schnallte sich sofort<br />
los, um das Flugzeug zu verlassen. Unmittelbar<br />
darauf gab es »einen explosionsartigen<br />
Knall« und er wurde durch das geschlossene<br />
Kabinendach ins Freie geschleudert. Mit Kopfverletzungen<br />
und Schnittwunden hing er<br />
schließlich am Fallschirm.<br />
Die »Toni« kommt zum Einsatz<br />
Mehr Erfolg hatte aber Karl Baur, der am<br />
30. Mai 1941 eine weitere <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T ohne verdickte<br />
Flächenkappe testete. Mit ihr konnte er<br />
760 km/h in 3200 Meter Höhe erreichen, wobei<br />
die Zelle über den gesamten Geschwindigkeitsbereich<br />
vollkommen stabil blieb. Dergestalt<br />
verbessert, betrachtete man die »Toni«<br />
nun <strong>als</strong> einsatzreif und schickte sie ihrer ersten<br />
Feuertaufe entgegen.<br />
Die Luftwaffe übernahm schließlich insgesamt<br />
63 <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 und stationierte sie zunächst<br />
in Norwegen. Hier sah man sie für den Jagdschutz<br />
entlang der Süd- und Westküste vor.<br />
Ferner sollte sie schwimmende Verbände abschirmen<br />
– ganz im Sinne typischer <strong>Marinejäger</strong>.<br />
Da ihre meist mit Holzbohlen befestigten<br />
Einsatzplätze oft nur kurze Pisten hatten, war<br />
die »Toni« schon allein deshalb am rechten Ort.<br />
Trotzdem hing sehr viel von der Erfahrung des<br />
jeweiligen Piloten ab, wie zahlreiche Start- und<br />
Landeunfälle zeigten: Allein in den ersten beiden<br />
Monaten wurden hierbei nicht weniger <strong>als</strong><br />
16 Flugzeuge beschädigt oder zerstört.<br />
Die ersten 24 Maschinen gelangten am<br />
1. Juni 1941 nach Norwegen, weitere elf folgten<br />
acht Tage später. Die letzten 28 Stück<br />
trafen zwischen dem 12. Juni und 2. Juli ein.<br />
47 Flugzeuge erhielt die neu aufgestellte<br />
I./JG 77, die man später auch <strong>als</strong> Jagdgruppe<br />
Stavanger bezeichnete, 16 weitere bekam<br />
die 4./Jagdgruppe »Drontheim«.<br />
Erster Gruppenkommandeur der I./JG 77<br />
war Hauptmann Grommes, der Stab lag in<br />
Sola. Als Staffelkapitäne fungierten Leutnant<br />
Mentzel für die 2./JG 77 in Lister sowie nach<br />
einer kurzen Übergangsphase Leutnant<br />
Wienhusen für die 3./JG 77 in Herdla. Die<br />
13./JG 77 wurde in Sola aufgestellt, Staffelkapitän<br />
war Leutnant Senoner.<br />
Die 4./Jagdgruppe »Drontheim« in Vaernes<br />
unter dem Kommando von Hauptmann<br />
Seegert erhielt ursprünglich zwölf Einsatz- sowie<br />
vier Reservemaschinen. Wie sich herausstellte,<br />
lag der Standort Vaernes zu weit östlich,<br />
sodass man bald nach Örlandet verlegte.<br />
Hauptgegner der »Toni« war die RAF.<br />
Während der ersten beiden Monate jagte sie<br />
fast immer Blenheim oder Beaufort sowie vereinzelt<br />
Hudson-Bomber. Den ersten Luftkampf<br />
focht sie am 15. Juni 1941 aus, <strong>als</strong> zwei<br />
Maschinen der 2./JG 77 südlich von Stavanger<br />
eine Blenheim Mark IV der 114 Sqn RAF<br />
stellten. Leutnant Glöckner errang hier seinen<br />
ersten Luftsieg. Vier Tage später ging die erste<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T mit ihrem Flugzeugführer verloren,<br />
<strong>als</strong> die »Weiße 11« der 2./JG 77 bei einem<br />
Übungsschießen nordwestlich von Lister in<br />
Brand geriet und Leutnant Meissel beim<br />
missglückten Ausstieg umkam.<br />
Während der ersten beiden Monate jagte sie<br />
fast immer Blenheim oder Beaufort.<br />
Am 24. Juli fiel dem Feind die erste »Toni«<br />
zum Opfer, nachdem zwei Jäger der 2./JG 77<br />
vor Lindesnes kurz nach vier Uhr morgens eine<br />
einzelne Beaufort angriffen. Rottenführer<br />
Leutnant Minz geriet dabei ins Abwehrfeuer<br />
und stürzte mit seiner »Schwarzen 8« ins<br />
Meer, woraufhin sein Katschmarek, Unteroffizier<br />
Schramm, die Verfolgung aufgab. Der<br />
siegreiche englische Bordschütze, Sergeant<br />
Robert McNab, wurde kurz darauf im Rundfunk<br />
interviewt – bevor auch er am 13. August<br />
über Norwegen fallen sollte.<br />
Wie sich die »Toni« den Rest des Jahres<br />
1941 im Kampfeinsatz schlug, erfahren Sie,<br />
liebe Leser, in einer der kommenden Ausgaben<br />
von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />
■<br />
Einige <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> T-2 der 4./Jagdgruppe »Drontheim«, die anfänglich in Vaernes stationiert war<br />
Foto Sammlung FM<br />
»Die Jäger der »GRAF ZEPPELIN«<br />
Francis L. Marshall schildert<br />
auf 360 Seiten die Geschichte<br />
der »Toni« und ihrer<br />
Piloten im Einsatz über Norwegen<br />
bis nach Helgoland.<br />
Exklusiv für die Leser von<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> hält die<br />
Fachbuchhandlung Schmidt (Tel. 089/<br />
70 32 27, www.christian-schmidt.com) signierte<br />
Exemplare mit der Unterschrift von<br />
Erich Ulmschneider, ehem<strong>als</strong> <strong>109</strong> T-Pilot bei<br />
der Jagdstaffel Helgoland, bereit.<br />
Der Preis beträgt<br />
39,95 Euro zuzüglich<br />
Versandkosten.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
23
TECHNIK<br />
Boeing B-52<br />
IM SCHATTEN DER ATOMRAKETEN – TEIL 3<br />
Mehr Abstand,<br />
Leicht hat es die B-52 zum Ende der 1950er-Jahre nicht mehr,<br />
denn moderne Flugabwehr und Interkontinentalraketen machen<br />
ihr das Leben richtig schwer. Dass sie trotzdem kaum an Abschreckung<br />
verliert, liegt an Marschflugkörpern, verkürzten Reaktionszeiten<br />
und luftgestützter Alarmbereitschaft Von Wolfgang Mühlbauer<br />
24
weniger Zeit<br />
Die B-52 bleibt auch in den 1950er-/60er-<br />
Jahren unverzichtbares Mittel der atomaren<br />
Abschreckung. Doch ab 1960 trägt die B-52G<br />
standardmäßig die GAM-77 (AGM-28) Hound-<br />
Dog-Abstandswaffe an zwei Außenträgern mit<br />
sich, um sich ihrer Haut zu erwehren<br />
Die Anstrengungen, die man in der<br />
Sowjetunion in ein umfassendes Luftverteidigungsnetz<br />
steckt, zeigen ab<br />
1955 zunehmend Wirkung. Das Strategic Air<br />
Command (SAC) sieht sich gezwungen, die<br />
bisherigen Angriffstaktiken seiner Atombomber<br />
– und damit ganz besonders seiner Speerspitze<br />
B-52 – grundlegend zu überdenken<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2012).<br />
Für die Stratofortress oder BUFF (Big Ugly<br />
Fat Fellow, zu Deutsch: großer hässlicher fetter<br />
Kumpel), wie man sie allseits nennt, heißt<br />
das zukünftig Annäherung im Tiefflug. Ergänzend<br />
wird seit 1955 an der Entwicklung<br />
nuklearer Abstandswaffen gearbeitet, weshalb<br />
die B-52G von Beginn an Hound Dog-<br />
Marschflugkörper (siehe Kasten S. 26) mitführen<br />
kann.<br />
Diese werden 1959 beim SAC eingeführt;<br />
viele Maschinen der D-, E- und F-Version des<br />
Bombers durchlaufen deswegen Umrüstungs -<br />
programme. Zwar sollen mit der Hound Dog<br />
eigentlich Primärziele angegriffen werden,<br />
aber vielmehr will man sich mit ihrer Hilfe<br />
den Weg durch die gegnerische Flugabwehr<br />
bahnen.<br />
Denn nach wie vor sind es freifallende<br />
Bomben, die die eigentliche nukleare Angriffslast<br />
der B-52 bilden. Ein Manko, das die<br />
Entwicklung der Skybolt Luft-Boden-Rakete<br />
(siehe Kasten S. 31) verringern soll. Als deren<br />
Trägerflugzeug ist die B-52H vorgesehen, und<br />
nicht zuletzt deshalb sind Beschaffung und<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
25
TECHNIK<br />
Boeing B-52<br />
29. Januar 1960: Erster Start einer Hound Dog im Truppendienst.<br />
Als Trägerflugzeug fungiert eine B-52G der 4135th Strategic Wing<br />
Produktion jener letzten Serienvariante überhaupt<br />
genehmigt worden. Umso ironischer,<br />
dass die Skybolt nie einsatzreif wird.<br />
Maßgeblich zur verbesserten Überlebensfähigkeit<br />
über feindlichem Territorium trägt<br />
der ab 1960 ausgelieferte Täuschkörper Quail<br />
(s. Kasten S. 29) bei, den die B-52 E, G und H<br />
an Bord mitführen können. Er gaukelt dem<br />
Gegner den Radarquerschnitt einer weiteren<br />
Stratofortress vor.<br />
Vier Minuten Vorwarnung<br />
Doch echte Sicherheit herrscht für die stra -<br />
tegischen Bomber des SAC selbst daheim<br />
nicht mehr. Mit den ersten atomar bestückten<br />
Fernraketen erwächst ihnen ab Ende der<br />
1950er-Jahre neben zunehmender Konkurrenz<br />
vor allem ernsthafte Bedrohung. Denn<br />
ihre Heimatbasen können nun jederzeit überraschend<br />
angegriffen und sie selbst am Boden<br />
zerstört werden.<br />
Um dem wirksam zu begegnen, ändert<br />
das SAC die bisherige Verbandsstruktur zugunsten<br />
kleinerer und flexiblerer Einheiten,<br />
die leichter über das Gesamtgebiet der Vereinigten<br />
Staaten zu verteilen sind.<br />
Damit ist es freilich nicht getan. Ab Oktober<br />
1957 werden die Vorwarnzeiten der<br />
Alarmstaffeln auf 15 Minuten verkürzt. Parallel<br />
dazu dehnt man die permanente Alarmbereitschaft<br />
nach und nach auf ein Drittel der<br />
SAC-Flugzeugflotte aus. Ob das aber reicht,<br />
um im Ernstfall massiv zurückzuschlagen,<br />
wie es die damalige Nuklearstrategie verlangt,<br />
bleibt fraglich. Denn realistisch sind<br />
lediglich vier Minuten Vorwarnung – insbesondere,<br />
wenn U-Boot-gestützte Raketen ins<br />
Spiel kommen, an deren Entwicklung und<br />
Einsatzbereitschaft beide Machtblöcke fieberhaft<br />
arbeiten. Vier Minuten jedoch sind einfach<br />
zu kurz, um absolut zuverlässig in angemessenem<br />
Umfang abzuheben.<br />
Es muss sich <strong>als</strong>o noch mehr ändern, sollen<br />
die Atombomber des SAC ihre tragende<br />
Rolle wie gewohnt weiterspielen. 1957 reifen<br />
Echte Sicherheit herrscht für die strategischen<br />
Bomber des SAC selbst daheim nicht mehr.<br />
Überlegungen heran, künftig rund um die<br />
Uhr eine Anzahl B-52 samt zugehöriger Tankflugzeuge<br />
in der Luft zu halten – und sie so<br />
dem gegnerischen Erstschlag verlässlich zu<br />
entziehen.<br />
Ein gewaltiges und kostspieliges Unterfangen,<br />
das ab 1958 Gestalt annimmt. Im September<br />
steigt erstm<strong>als</strong> eine B-52 zum Air borne<br />
Marschflugkörper Hound Dog<br />
Um die Gefährdung ihrer strategischen<br />
Bomber zu verringern, regt die USAF im<br />
März 1956 einen luftgestützten, überschallschnellen<br />
Marschflugkörper mit nuklearem<br />
Sprengkopf an. Als Träger ist insbesondere<br />
die B-52G vorgesehen. Im August beginnt<br />
bei North American Aviation dessen Entwicklung,<br />
die grundlegend auf der Techno -<br />
logie der SM-64 Navaho aus demselben<br />
Hause basiert. Der erste angetriebene Flug<br />
ist am 23. April 1959. Als Triebwerk dient<br />
dem GAM-77 (ab Juni 1963 AGM-28A) genannten<br />
Waffensystem ein Pratt & Whitney<br />
J52-P-3 mit 3400 Kilopond Schub. Ist die<br />
Testflug einer GAM-77<br />
Hound Dog, so ihr Name, einmal auf dem<br />
Weg, läuft ihr Triebwerk permanent mit Maxim<strong>als</strong>chub<br />
– was dessen Lebensdauer auf<br />
sechs Stunden beschränkt. Doch dann sollte<br />
der Flugkörper, der 12,95 Meter lang ist<br />
und voll betankt etwas mehr <strong>als</strong> 4600 Kilogramm<br />
wiegt, seine Aufgabe erfüllt haben.<br />
Er hat Trägheitsnavigation, wobei die durchschnittliche<br />
Zielabweichung 3,7 Kilometer<br />
beträgt. Die Zerstörungskraft liegt zwischen<br />
70 Kilo- und 1,45 Megatonnen. Beim Start<br />
aus großer Höhe und einer Marschgeschwindigkeit<br />
von Mach 2,1 beträgt die<br />
Reichweite etwa 1265 Kilometer, verringert<br />
Hound Dog am<br />
Außenträger<br />
sich im reinen Tiefflugeinsatz aber bis auf<br />
645 Kilometer.<br />
Zwei Hound Dog finden an den Außenträgern<br />
der B-52 Platz. Ihren Treibstoff beziehen<br />
sie direkt vom Mutterflugzeug. Um den Flugkörper<br />
in Betrieb zu nehmen, zündet der Copilot<br />
dessen Triebwerk bereits am Boden. Im<br />
Leerlauf wird dann der notwendige Strom für<br />
das elektrische Bordsystem erzeugt. Die Zielkoordinaten<br />
gibt der Pilot des Bombers ein,<br />
der gegebenenfalls auch den Startknopf<br />
drückt. Insgesamt 703 Stück werden bis<br />
März 1963 gebaut, 417 gehören zur verbesserten<br />
Version GAM-77A (AGM-28B) mit modernisiertem<br />
Navigationssystem und Radarhöhenmesser.<br />
Anfangs nur <strong>als</strong> Übergangslösung bis zur<br />
Einführung der Skybolt-Rakete gedacht, bleibt<br />
die Hound Dog bis Juni 1975 im Alarmeinsatz.<br />
Zeitweise sind nicht weniger <strong>als</strong> 29<br />
SAC-Verbände damit ausgerüstet, wobei so<br />
manche Crew der Überzeugung ist, dass die<br />
zahllosen Übungseinsätze den Flugkörper<br />
vorzeitig verschleißen.<br />
■<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />
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TECHNIK<br />
Boeing B-52<br />
Die B-52H ist unter anderem <strong>als</strong> Träger für die<br />
Skybolt Luft-Boden-Rakete vorgesehen, doch wird<br />
dieses aufwendige Waffensystem nie einsatzbereit<br />
Luftbetankung ist entscheidend für die luftgestützte<br />
Alarmbereitschaft der B-52. Hier<br />
übernimmt eine B-52E Treibstoff von einem<br />
KC-135-Tanker<br />
28
Die B-52D »Tommy’s Tigator«, s/n 56-0591, der<br />
4925th Test Group (Atomic), stationiert 1958 auf der<br />
Kirtland AFB. Die Maschine nahm unter anderem an<br />
H-Bomben-Tests im Eniwetok Atoll teil Zeichnung J. Franzi<br />
Alert (luftgestützte Alarmbereitschaft) auf.<br />
Zunächst ist es nur ein einzelner Verband, der<br />
alle sechs Stunden eine voll bestückte BUFF<br />
startet. Weitere Geschwader folgen bald; zugleich<br />
dehnt man die Dauer des Airborne<br />
Alert schrittweise auf 24 Stunden aus.<br />
Da es kein offizielles Budget dafür gibt, hält<br />
sich das Militär vorerst weitestgehend bedeckt.<br />
Sicher kommt es darum nicht ungelegen, dass<br />
Anfang Oktober 1960 John F. Kennedy wenige<br />
Wochen vor den Präsidentschaftswahlen öffentlich<br />
die dringende Notwendigkeit eines<br />
derartigen Alarmsystems betont.<br />
Operation Chrome Dome<br />
Wenige Tage vor seinem Amtsantritt legt das<br />
SAC die Karten auf den Tisch. Bis zu jenem<br />
18. Januar 1961 sind über 6000 Airborne-<br />
Alert-Flüge, die man wenig später <strong>als</strong> Operation<br />
Chrome Dome bezeichnet, absolviert<br />
worden. Da dem weiteren Ausbau nichts<br />
mehr im Wege steht, sind Ende des Jahres Tag<br />
und Nacht zwölf angriffsbereite B-52 am<br />
Himmel unterwegs.<br />
Dieses »Dirty Dozen«, zu Deutsch »dreckiges<br />
Dutzend«, patrouilliert mit Nuklearwaffen<br />
bestückt und ständig in der Luft betankt<br />
auf drei festgelegten Routen über<br />
Alaska, dem Nordatlantik oder Grönland –<br />
nie weiter <strong>als</strong> zwei Flugstunden von den<br />
Grenzen der UdSSR entfernt. Während der<br />
Kuba-Krise im Oktober 1962 steigt die Zahl<br />
der Chrome-Dome-Einsätze auf bis zu 70 pro<br />
Tag; zum Teil beziehen die Bomber Wartepo -<br />
sitionen an der unmittelbaren Grenze zum<br />
sowjetischen Luftraum. Ein Atomkrieg zwischen<br />
Ost und West rückt in greifbare Nähe.<br />
Vom 22. des Monats an geht das SAC zum<br />
Das SAC hält seine B-52-Verbände in ständiger Bereitschaft.<br />
Ab 1957 wird die Vorwarnzeit auf 15 Minuten<br />
gesenkt, Übungsalarm ist an der Tagesordnung<br />
ersten und einzigen Mal in seiner Geschichte<br />
auf DEFCON 2 – der höchstmöglichen Einsatzbereitschaft<br />
in Friedenszeiten, die bis zum<br />
15. November 1962 gilt.<br />
Ein Atomkrieg zwischen Ost und West<br />
rückt in greifbare Nähe.<br />
Für die nächsten Jahre ist das Airborne-<br />
Alert-System fester Bestandteil der SAC-Stra -<br />
tegie. Neue Maßnahmen sollen die Startzeiten<br />
der am Boden verbliebenen B-52 noch stärker<br />
Täuschkörper Quail<br />
Die Arbeit an der GAM-72 (ADM-20 ab Juni<br />
1963) beginnt 1955 bei McDonnell. Der<br />
erste angetriebene Flug findet im November<br />
1958 statt; volle Einsatzbereitschaft<br />
besteht ab Februar 1961. Der 3,94 Meter<br />
lange Flugkörper hängt mit gefalteten Flächen<br />
im Bombenschacht der B-52, wird<br />
von einem am Boden programmierten Autopiloten<br />
gesteuert und soll das gegnerische<br />
Radar verwirren. Die Quail, so ihr Beiname,<br />
imitiert Radarquerschnitt und<br />
elektromagnetische Signatur einer Stratofortress.<br />
Entsprechend ausgerüstet kann<br />
sie Täuschkörper ausstoßen sowie die Abstrahlwärme<br />
mehrerer Strahltriebwerke<br />
nachahmen.<br />
Als Antrieb dient anfangs ein General<br />
Electric J85-GE-5, das schon Anfang 1960<br />
dem zuverlässigeren J85-GE-7 mit 1110<br />
Kilopond Schub weicht und zur neuen Version<br />
GAM-72A (ADM-20A) führt. Ab 1963<br />
erhält sie einen zusätzlichen Höhenmesser<br />
für den Tiefflug und trägt im Anschluss<br />
die geänderte Bezeichnung GAM-72B<br />
(ADM-20B). Insgesamt werden 616 Stück<br />
aller Versionen hergestellt.<br />
GAM-72 Quail<br />
Im Regelfall führt die B-52 vier davon an<br />
Doppelstartern mit. Nach dem Absetzten<br />
fliegt die Quail zwischen Mach 0,6 und<br />
0,9 schnell und kommt je nach Einsatzhöhe<br />
bis zu 650 Kilometer weit. Obwohl ab<br />
1972 von der Radartechnologie überholt,<br />
bleibt sie immerhin bis Juni 1978 im aktiven<br />
Dienst.<br />
■<br />
Vier Quail finden<br />
in der B-52 Platz<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
29
TECHNIK<br />
Boeing B-52<br />
Während der Kuba-Krise warten B-52H-<br />
Bomber der 19th Bombardment Wing<br />
voll bestückt und angriffsbereit auf den<br />
Startbefehl – der zum Glück nie kommt<br />
reduzieren. Zum Beispiel kommen ab 1963 vermehrt<br />
Kartuschenstarter für die Triebwerke<br />
zum Einbau. Oder man verkürzt die Intervalle<br />
beim Verbandsstart auf ein Minimum.<br />
1963/64 hat die Stärke der Stratofortress-<br />
Flotte mit 636 Stück ihr Maximum erreicht;<br />
insgesamt 38 Einsatzverbände sind damit<br />
Härteste Belastungen<br />
ausgerüstet. Dann aber sinkt die Bedeutung<br />
der BUFF im nuklearen Abschreckungsspiel<br />
wegen modernerer Fern- und Mittelstreckenraketen<br />
ebenso stetig wie ihr Bestand.<br />
Mit Einführung der Titan II und der Minuteman-Rakete,<br />
die beide hinreichend sicher<br />
verbunkert sind, hat das SAC ab 1964 mehr<br />
atomar bestückte Flugkörper <strong>als</strong> Bomber. Wozu<br />
braucht man dann überhaupt noch strategische<br />
Bomber? Die einfache Antwort: Ein bemanntes<br />
Flugzeug ist vielseitiger, kann zudem<br />
konventionell eingesetzt und vor allem jederzeit<br />
zurückgerufen werden! Entscheidende Sicherheitsmargen,<br />
auf die kaum jemand ver-<br />
Welch immensen Kräften die Zelle einer Stratofortress ausgesetzt sein<br />
kann, zeigt ein Vorfall am 10. Januar 1964: Bei Flugversuchen über den<br />
Bergen Colorados gerät eine B-52H in schwerste Turbulenzen, fast das<br />
komplette Seitenleitwerk bricht ab. Sechs Stunden später landet sie dennoch<br />
sicher – die Besatzung bleibt unverletzt, wertvollste Messdaten sind<br />
gerettet.<br />
Begutachtung<br />
der Schäden<br />
Vom Seitenleitwerk ist<br />
fast nichts mehr übrig<br />
Im Landeanflug auf Blytheville AFB<br />
30
B-52H, s/n 60-0049, der 449th BW, stationiert 1967<br />
auf der Kinchloe AFB. Anlässlich ihrer Teilnahme an der<br />
RAF Bombing Competition trug sie Sondermarkierungen<br />
an Triebwerken und Flügeltanks Zeichnung J. Franzi<br />
Technische Daten – B-52H (Originalkonfig.)<br />
Länge<br />
47,73 m<br />
Höhe<br />
12,40 m<br />
Spannweite 56,39 m<br />
Tragflügelfläche 371,20 m²<br />
Antrieb acht Pratt & Whitney TF-33-P3 Strahl triebwerke<br />
mit je 7710 kp Startleistung<br />
Max. Startmasse 22 1 357 kg<br />
Höchstgeschw. 1041 km/h in 6096 m<br />
Reichweite maximal 13 441 km ohne Luftbetankung<br />
Dienstgipfelhöhe 14082 m<br />
Bewaffnung eine M61-20-mm-Gatling-Maschinenkanone im<br />
Heckstand<br />
bis zu 31 500 kg Abwurflast<br />
Besatzung sechs Mann<br />
B-52G im Formationsflug über der Barksdale AFB.<br />
In den Jahren 1963/64 erreichen Einsatzstärke und<br />
Bestand der Stratofortress beim SAC ihren Zenit<br />
zichten will. Nicht zuletzt, da sich ein Wandel<br />
der atomaren Abschreckungsstrategie abzeichnet<br />
– »flexible Antwort« statt »massiver<br />
Vergeltung« heißt die neue Doktrin.<br />
Verloren, verbrannt, verstrahlt<br />
Wie risikoreich das Airborne-Alert-System ist,<br />
beweisen mehrere schwere Unfälle: zum Beispiel<br />
der Zusammenstoß einer B-52G mit<br />
einem Tankflugzeug vor der spanischen Küste<br />
bei Palomeres am 17. Januar 1966. Vier<br />
H-Bomben fallen ins Meer, zwei werden beschädigt,<br />
geringe Strahlungsmengen freigesetzt.<br />
Die folgende Such- und Säuberungsaktion<br />
dauert Wochen, kostet Unsummen und<br />
hinterlässt großen politischen Schaden.<br />
Am 28. Januar 1968 muss eine B-52G in der<br />
Nähe von Thule im grönländischen Eis notlanden.<br />
Ein Feuer zieht alle vier Kernwaffen an<br />
Bord in Mitleidenschaft; die Absturzstelle wird<br />
ernsthaft verstrahlt. Es dauert über ein halbes<br />
Jahr, ehe gut 6000 Kubikmeter kontaminiertes<br />
Eis abgetragen und in die USA gerbracht sind.<br />
Operation Chrome Dome ist kurze Zeit<br />
später Vergangenheit. Auch, da U-Boot-gestützte<br />
Raketensysteme bessere Alternativen<br />
bieten. Unabhängig davon steht das SAC besonders<br />
mit der B-52D zunehmend im konventionellen<br />
Kriegseinsatz über Südostasien.<br />
Lesen Sie mehr darüber in einer kommenden<br />
Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>. ■<br />
Quellen (Auswahl):<br />
Lloyd, A. T.: »A Cold War Legacy – A Tri bu -<br />
te to Strategic Air Command 1946–1992.«<br />
Pictorial Histories Publishing Co., 2000<br />
Davies, P. E. et al.: »Boeing B-52 Stratofortress.«<br />
Crowood Press 1998<br />
Luft-Boden-Rakete Skybolt<br />
Im Mai 1959 beginnt bei Douglas die Entwicklung einer luftgestützten<br />
ballistischen Rakete mit nuklearem Sprengkopf. Die USAF will<br />
durch deren Flexibilität die Verwundbarkeit fest stationierter Fern -<br />
raketen umgehen. Als Träger des GAM-87 (später AGM-48) genannten<br />
Waffensystems dient die B-52H. Die zweistufige Skybolt, wie sie<br />
ab 1960 heißt, hat Feststoffantrieb, ist 11,66 Meter lang und wiegt<br />
etwa fünf Tonnen. Ihre nukleare Sprengkraft erreicht 1,2 Megatonnen;<br />
die Einsatzreichweite liegt bei maximal 1850 Kilometern. Sie<br />
hat modernste Trägheitsnavigation, die aber unausgefeilt ist.<br />
Im März 1960 beschließt die britische Regierung ebenfalls die<br />
Beschaffung der Skybolt. Mit Amtsantritt Kennedys im Januar<br />
1961 ändert sich die Situation jedoch grundlegend, denn fortan<br />
hat die U-Boot-gestützte Polaris-Rakete Vorzug. Zwar laufen im<br />
April 1962 die Testflüge der Skybolt an, doch erst nach fünf Versuchen<br />
gelingt am 19. Dezember der erste störungsfreie Flug.<br />
Drei Tage später verkündet Kennedy den Ausstieg aus dem Programm:<br />
zu teuer und überflüssig. Damit zwingt er Großbritannien,<br />
die Skybolt auf eigene Kosten fertig zu entwickeln – oder die Po -<br />
laris zu kaufen, wozu sich Amtskollege Macmillan gezwungenermaßen<br />
entschließt. Um die Briten nicht völlig zu brüskieren, wird<br />
ihnen zugestanden, die Polaris mit eigenen Sprengköpfen auszurüsten.<br />
■<br />
Startsequenz der Rakete<br />
Skybolt mit Heckverkleidung<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
31
OLDTIMER<br />
Morane-Nachbau<br />
Fliegende Kiste: Roland<br />
Garros flog 1913 in einer<br />
Morane <strong>als</strong> erster<br />
Mensch quer über das<br />
Mittelmeer. Bei dieser<br />
Maschine …<br />
… handelt es sich<br />
um ein Replikat des<br />
historischen Pionierflugzeuges<br />
REPLIKAT EINER MORANE G FERTIGGESTELLT<br />
Pionierflugzeug nac<br />
Nur wenige Jahre nach dem ersten Motorflug der Gebrüder Wright war das<br />
Fliegen ein gefährliches Abenteuer. Zum Gedenken an eine der großen Pioniertaten<br />
der frühen Luftfahrt-Jahre ist in Frankreich nun ein flugtüchtiges Replikat einer<br />
Morane G entstanden<br />
Von Pierre Schmitt<br />
Vor ziemlich genau 100 Jahren vollbrachte<br />
der Luftfahrt-Pionier und<br />
Schauflieger Roland Garros eine kolossale<br />
Leistung: Er flog am 22. September 1913<br />
vom französischen Fréjus quer über das Mittelmeer<br />
nach Bizerta, Tunesien. Er legte die<br />
760 Kilometer, von denen ihn 500 über das<br />
Meer führten, in sieben Stunden und 53 Minuten<br />
zurück. Berücksichtigt man die technischen<br />
Möglichkeiten jener Zeit, <strong>als</strong> die Luftfahrt<br />
noch kaum der Kinderwiege entstiegen<br />
war, wird klar, wie groß das Wagnis gewesen<br />
sein muss.<br />
Zum 100. Jahrestag dieser Pionierleistung<br />
hat nun die französische Oldtimer<br />
Vereinigung Replic’Air in Tolouse<br />
den Nachbau einer Morane G fertiggestellt.<br />
Replic’Air hat hierfür eine<br />
vollständige Dokumentation inklusive<br />
neuer CAD-Zeichnungen angefertigt, wobei<br />
dem Projekt zugute kam, dass einige Vereinsmitglieder<br />
in der Luftfahrt-Industrie<br />
arbeiten. So konnte der Bau schließlich innerhalb<br />
von nur zehn Monaten vollendet<br />
werden. Als Antrieb dient ein Rotec-Sternmotor<br />
mit einer Leistung von 110 PS – ein Bolide<br />
im Vergleich zum historischen Le Rhone-<br />
Triebwerk. Denn dieser Sieben-Zylinder-Rotationsmotor<br />
erlaubte es Garros einst, lediglich<br />
mit 60 PS und einer Reiseleistung von<br />
110 km/h über das Mittelmeer zu knattern.<br />
Überhaupt war die originale Maschine nicht<br />
für derartig weite Strecken vorgesehen, was<br />
sich auch daran zeigt, dass man sie für dieses<br />
Abenteuer eigens mit einem 200-Liter-Tank<br />
ausstatten musste.<br />
Probleme, die das Replikat nicht aufweist.<br />
Der erste Motorlauf des Nachbaus fand am<br />
28. Juli 2013 statt, der Erstflug am 10. August<br />
auf dem kleinen Flugplatz Auch-Gers.<br />
Die<br />
Flügelfläche<br />
beträgt<br />
15,3 Quadratmeter.<br />
Die Morane<br />
besaß<br />
noch keine<br />
Querruder<br />
Zuvor erhielt das Team im Übrigen hohen Besuch,<br />
<strong>als</strong> der französische Staatspräsident am<br />
3. August die Morane in Augenschein nahm.<br />
Seitdem hat die Maschine mehr <strong>als</strong> ein Dutzend<br />
Flüge absolviert, darunter einen dreistündigen<br />
Ausdauerflug.<br />
Der Tankinhalt beträgt eigentlich 90 Liter,<br />
für die Mittelmeer-Überquerung stehen aber<br />
200 Liter zur Verfügung, was maximal für<br />
neun Stunden Flug ausreicht. Starten wird die<br />
Morane von der historischen Graspiste des<br />
seit Längerem stillgelegten Marine-Flugplatzes<br />
von Fréjus.<br />
Insgesamt 26 Morane wurden seinerzeit<br />
für die französische Armée gebaut, eine feste<br />
Bewaffnung gab es nicht. Der Pilot hatte aber<br />
einen Revolver oder ein Gewehr an Bord.<br />
Die Morane G ist ursprünglich <strong>als</strong> reines<br />
Sportflugzeug mit einer Spannweite von<br />
9,20 Meter konstruiert worden. Eine originale<br />
Maschine kann heute im Flugzeug-Museum<br />
Le Bourget besichtigt werden.<br />
Der verwegene Luftfahrtpionier<br />
Roland Garros stieg während<br />
des Ersten Weltkrieges in die Ränge<br />
der Fliegerasse auf, doch wurde er<br />
im Oktober 1918 abgeschossen. ■<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Pierre Schmitt<br />
32
Schlachten am Boden,<br />
in der Luft und<br />
auf dem Wasser.<br />
hgebaut<br />
Der Propeller, der<br />
von einem Rotec-<br />
Sternmotor angetrieben<br />
wird, misst<br />
2,20 Meter<br />
Der Nachbau bringt<br />
lediglich ein Rüstgewicht<br />
von 280 Kilogramm<br />
auf die<br />
Waage. Das Original<br />
kam auf 370 Kilogramm<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
Fliegerromantik: Die<br />
stimmungsvollen<br />
Eindrücke sollten<br />
nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass<br />
der historische Pionierflug<br />
ein hochgefährliches<br />
Abenteuer<br />
war!<br />
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TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Mit dem »Flitzer« wollte Focke-Wulf<br />
ein Jagdflugzeug konstruieren, das<br />
mit geringem Aufwand produziert<br />
werden konnte und dennoch sehr<br />
leistungsfähig sein sollte. Hier die<br />
hölzerne Attrappe des TL-Jägerentwurfs<br />
»Flitzer« 1944<br />
FOCKE-WULF FW P VI UND VII »FLITZER«<br />
Klein, günstig und<br />
enorm stark<br />
1943/44 arbeitete man bei Focke-Wulf an einer Reihe von Strahljäger-Entwürfen. Das<br />
Projekt VI, genannt »Flitzer«, sollte mit seinem hohen Leistungspotenzial selbst der<br />
Me 262 überlegen sein<br />
Von Herbert Ringlstetter<br />
Ab März 1943 kam es bei Focke-Wulf in<br />
Bremen zu einer Reihe von Entwürfen<br />
hinsichtlich eines Strahljägers.<br />
Messerschmitt hatte Mitte 1942 seine Me 262<br />
in die Luft gebracht, Heinkel die He 280 bereits<br />
Ende März 1941. Beide Konkurrenzmuster<br />
waren zweistrahlig ausgelegt. Der<br />
Focke-Wulf-Jäger sollte kleiner werden und<br />
nur ein Turbinenluftstrahl-Triebwerk (TL) erhalten.<br />
Der erste Projekt-Entwurf P I, ein<br />
freitragender Mitteldecker, sah ein unterhalb<br />
des Vorderrumpfes angebrachtes TL-Aggregat<br />
mit konventionellem Spornrad-Fahrwerk<br />
vor. Beim Folgeentwurf verlegte man das<br />
Triebwerk weiter nach hinten, womit Platz<br />
für ein Bugrad geschaffen wurde. Der Flug-<br />
zeugführer saß wie beim P I in einer weit<br />
vorne liegenden Kabine mit guten Sichtverhältnissen.<br />
Projekt-Entwurf III zeigte einen oberhalb<br />
der Rumpfmitte im Rücken des Pilo ten montierten<br />
Strahlantrieb, dessen Luftzuführung<br />
sich links und rechts der Kabine befand. Diese<br />
Auslegung verlangte natürlich ein doppel-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
34
Das Höhenleitwerk war wegen des Triebwerksstrahls sehr hoch angesetzt.<br />
Die Spannweite des »Flitzer« betrug lediglich acht Meter<br />
Neben dem Übergang des linken Leitwerksträgers zur Innenfläche ist<br />
rechts die Schlitzöffnung des festen Vorflügels (C-Spalt-Vorflügel) zu sehen<br />
tes Seitenleitwerk, das in Endscheiben-Bauweise<br />
gezeichnet war.<br />
Projekt IV vom Dezember 1943 bekam<br />
dünne Leitwerksträger mit hoch positioniertem<br />
Höhenleitwerk zwischen den Seitenflossen,<br />
um dem Strahl des TL-Triebwerks aus<br />
dem Weg zu gehen. Abwerfbare Starthilfsraketen<br />
sollten für zusätzliche Beschleunigung<br />
sorgen. Ein komplett neuer Entwurf entstand<br />
mit dem Projekt V, einem vielversprechenden,<br />
kompakten Pfeilflügel-Jäger, der folglich <strong>als</strong><br />
Ta 183 »Huckebein« weiterentwickelt wurde.<br />
P VI »Flitzer«<br />
Projekt V warf jedoch eine Reihe von Problemen<br />
auf, deren Lösung Zeit in Anspruch nehmen<br />
würde. So entschloss man sich dazu, die<br />
ursprüngliche Strahljäger-Entwurfsreihe parallel<br />
zur Ta 183 mit dem einfacher aufgebauten<br />
P VI fortzusetzen.<br />
Der Projekt-Entwurf P VI basierte auf dem<br />
P IV und wies wiederum schmale, von den<br />
Tragflächen ausgehende Leitwerksträger auf.<br />
Als Antrieb sah man das neue, sehr leistungsstarke<br />
Heinkel He S 011 vor, das im Rumpfheck<br />
untergebracht werden sollte. Von der<br />
Einsatzbereitschaft war das He S 011 jedoch<br />
noch weit entfernt. Das einzige serienreife Düsentriebwerk<br />
war zu diesem Zeitpunkt das<br />
größere und für eine einstrahlige Maschine zu<br />
schwache Jumo 004. Auch das ab August 1944<br />
produzierte BMW-003-TL-Triebwerk kam<br />
nicht an die Leistung des He S 011 heran. Zusätzlich<br />
plante man den Einbau eines Flüssigkeits-Raketenantriebs<br />
Walter HWK <strong>109</strong>-509,<br />
der eine Schubleistung von 1900 Kilopond erzeugte<br />
und zu enormen Steigleistungen verhelfen<br />
soll te. Den richtigen Platz für das R-Gerät<br />
fand man unterhalb des He S 011.<br />
Die Baubeschreibung Nr. 272 vom Feb ruar<br />
1944 legte den Einbau einer Druckkabine fest,<br />
um auch in großen Höhen bis zu 14 Kilometern<br />
operieren zu können. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
wurde vorläufig mit 830 km/h angegeben.<br />
Entwurfszeichnung vom<br />
– laut Eintragung unten<br />
links – 19. Juli 1944<br />
Focke-Wulf-Chefkonstrukteur Kurt Tank mit dem flugfähigen Modell des »Flitzer«. Links ist Oberingenieur<br />
Mittelhuber zu sehen<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
35
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Das Innenleben des<br />
»Flitzer«-Entwurfs<br />
mit der speziell<br />
markierten Doppel-<br />
Triebwerksanlage<br />
und Bewaffnung<br />
Als Starrbewaffnung wurde der Einbau von<br />
zwei Motorkanonen und zwei schweren Maschinengewehren<br />
MG 151/20 vorgesehen.<br />
Gängige Konstruktion<br />
Wie im Flugzeugbau üblich, entstand zunächst<br />
eine Holzattrappe des kleinen Jägers,<br />
der seit Projekt IV den Beinamen »Flitzer«<br />
trug. Das Konstruktionsbüro sah folgenden<br />
Aufbau des überwiegend aus Stahl (52 Prozent)<br />
und Leichtmetall (45 Prozent) zu fertigenden<br />
Jagdflugzeugs vor: Der Rumpf bestand<br />
aus den Komponenten Bugkappe (aus<br />
Holz), Rumpfvorderteil mit Druckkabine und<br />
Rumpfhinterteil, das die beiden Motoren aufnahm.<br />
Die Leitwerksträger lagen jeweils 1,635<br />
Darstellung der Panzerung bei unterschiedlicher Rumpfbewaffnung vom 4. Juli 1944. Neben<br />
dem MK 103 wurde auch das MK 108, ebenfalls Kaliber 30 mm, in Erwägung gezogen<br />
Waffeneinbau mit Motorkanonen MK 103 und Visiereinrichtung ZFR 4 A<br />
Meter außerhalb der Rumpfmitte. Zwischen<br />
den Seitenleitwerksflossen verlief das Höhenleitwerk<br />
mit elektrisch um fünf Grad verstellbarer<br />
Höhenflosse. Seiten- und Höhenruder<br />
waren <strong>als</strong> Leichtmetallgerippe aufgebaut<br />
und mit Stoff bespannt.<br />
Die trapezförmigen Tragflächen wiesen<br />
ein symmetrisches Profil und eine Pfeilung<br />
von 23 Grad an der Flügelvorderkante und eine<br />
geringere Pfeilung an der Hinterkante auf.<br />
Die Außenflächen verfügten über zweigeteilte<br />
Querruder aus Holz, wobei die inneren Ruder<br />
mit einem Winkel von maximal 30 Grad<br />
auch <strong>als</strong> Landeklappen genutzt werden konnten.<br />
Zwischen den Leitwerksträgern und dem<br />
Rumpf befanden sich einteilige, hydraulisch<br />
betätigte Spreizklappen mit einem Ausschlag<br />
von bis zu 75 Grad <strong>als</strong> Landehilfe.<br />
Um die Flugeigenschaften bei niedrigen<br />
Geschwindigkeiten zu verbessern, verfügten<br />
die Außenflächen über C-Spalt-Vorflügel.<br />
Ungünstige Lufteinlässe<br />
Dicht an den Flächenwurzeln befanden sich<br />
die Lufteinlässe für das Strahltriebwerk. Die<br />
Aufteilung verschlang jedoch bis zu sieben<br />
Prozent Schubleitung.<br />
Der neben dem Strahltriebwerk verbaute<br />
Raketenantrieb wurde durch einen Zwischenboden<br />
abgeschottet. Das HWK war in<br />
leicht schräger Position zu installieren,<br />
sodass die Kraftlinie des Schubvektors<br />
durch die Flugzeug-Schwerpunktlinie verlief.<br />
Der Kraftstoff für die Triebwerke war in<br />
zwei Rumpfbehältern zu 470 Litern (J 2 für<br />
He S 011) und 200 Litern (T-Stoff) sowie zwei<br />
300-Liter-Tanks (J 2) in den Flächen unter -<br />
gebracht. Der zusätzlich nötige C-Raketentreibstoff<br />
fand zu je 156 Litern in den Leitwerksträgern<br />
Platz, die zu diesem Zweck<br />
dichtgenietet waren.<br />
Das Bugrad war nach vorne in den<br />
Rumpf einziehbar, während die Haupträder<br />
zum Rumpf hin in die Tragflügel eingefahren<br />
wurden.<br />
36
Focke-Wulf »Flitzer«<br />
Focke-Wulf »Flitzer«,<br />
wie er in einem Jagdgeschwader<br />
1945 zum Einsatz hätte kommen<br />
können<br />
Lackierung: RLM 81/82/76<br />
© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
37
TECHNIK<br />
Beim Einbau von MK 103 war das Zielfernrohr<br />
ZFR 4 A <strong>als</strong> Visier vorgesehen<br />
Das Gerätebrett im Führerraum der P-VI-<br />
Attrappe. Links und rechts waren weitere<br />
Einbauten und Hebel untergebracht<br />
Die Bewaffnung bestand aus zwei Motorkanonen<br />
MK 103 oder MK 108, beide<br />
Kaliber 30 Millimeter, die im vorderen<br />
Rumpfteil installiert waren. An Munition<br />
waren je 60 bis 80 Schuss vorgesehen. Zudem<br />
konnten zwei schwere MG 151/20,<br />
Kaliber 20 Millimeter, mit je 175 Schuss in<br />
den Tragflächen die Feuerkraft des Jägers<br />
P VII mit Propellerantrieb<br />
Einen anderen Weg der Strahlturbinen-Nutzung<br />
schlug man mit dem Projekt P VII ein,<br />
das den Großteil der Zelle des P VI nutzte, aber<br />
ein anderes Antriebskonzept vorsah. Als Moverstärken.<br />
Als Visiereinrichtung war ein<br />
Revi 16 C oder EZ 42 bei Verwendung von<br />
MK 108 in Planung, für die MK 103 sah man<br />
das Zielfernrohr ZFR 4 A vor.<br />
Das Flugzeug sollte den alliierten Kolbenmotor-<br />
Maschinen eindeutig überlegen sein.<br />
Die Funkausrüstung des Focke-Wulf »Flitzer«<br />
bestand aus dem Sprech- und Zielfluggerät<br />
FuG 15 Y und dem Sprechfunk- und<br />
Tastgerät FuG 25 A.<br />
Indem man verschiedene Einsatzzwecke<br />
und Bedingungen zugrunde legte, rechnete<br />
man eine ganze Reihe unterschiedlicher »Flitzer«-Varianten<br />
durch. Dabei variierten insbesondere<br />
die Tragflügel mit Flächen zwischen<br />
14 und 17 Quadratmetern bei einer Spannweite<br />
von acht Metern.<br />
Technische Daten – Focke-Wulf Fw P VI und VII »Flitzer«<br />
Muster »Flitzer« »Flitzer« »Volksflitzer« »Flitzer« »Flitzer« P VII »Flitzer«<br />
Einsatzzweck<br />
Einsitziges Jagdflugzeug<br />
Besatzung 1 1 1 1 1 1<br />
Stand 1.2.1944 10.7.1944 18.9.1944 18.9.1944 3.10.1944 18.8.1944<br />
Haupttriebwerk He S 011 BMW 003 He S 011 He S 021<br />
Standschub 1300 kp 800 kp 1300 kp –<br />
Zusatztriebwerk Walter HWK <strong>109</strong>-509 – – – –<br />
Standschub 1900 kp – – – –<br />
Spannweite 8,00 m 8,00 m 8,00 m 8,00 m 8,00 m 8,00 m<br />
Länge 10,55 m 10,55 m 10,55 m 10,55 m 10,55 m 10,55 m<br />
Höhe 2,35 m 2,35 m 2,35 m 2,35 m 2,35 m 2,35 m<br />
Flügelfläche 15,50 m² 17,00 m² 14,00 m² 17,00 m² 14,00 m² 17,00 m²<br />
Flügelpfeilung vorne 23° 23° 23° 23° 23° 23°<br />
Kraftstoff 1170 kg 1230 kg 660 kg 830 kg 830 kg 1128 kg<br />
Startgewicht 4750 kg 4820 kg 3150 kg 3660 kg 3650 kg 5000 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
in Bodennähe 785 km/h 805 km/h 700 km/h 810 km/h 860 km/h 845 km/h<br />
in 6000 m 830 km/h 908 km/h 770 km/h 915 km/h 965 km/h –<br />
in 9000 m 825 km/h 925 km/h 740 km/h 935 km/h 975 km/h –<br />
in 10 000 m – – – – – 910 km/h<br />
in 12 000 m 800 km/h 913 km/h – 910 km/h 950 km/h –<br />
Steigleistung max. – 20,5 m/s – – – 40 m/s<br />
Steigleistung auf 9000 m 12 min – 23 min – 9,4 min –<br />
Startrollstrecke 1100 m 600 m 400 m 400 m 400 m 360 m<br />
Gipfelhöhe 13 000 m 13 800 m 10 700 m 13 800 m 14 100 m 15 200 m<br />
Reichweite max. 890 km – 1100 km 600 km 660 km 1460 km<br />
Bewaffnung 2 x MK 108 – 30 mm 2 x MK 108 2 x MK 108 2 x MK 108 2 x MK 108 4 x MG 213 – 20 mm<br />
je 80 Schuss je 80 Schuss je 60 Schuss je 80 Schuss je 60 Schuss je 240 Schuss<br />
2 x MG 151/20 – 20 mm andere möglich<br />
je 175 Schuss<br />
38
tor war die Propellerturbine He S 021 auf Basis<br />
der 011 geplant, die zum Vortrieb eine konventionelle<br />
Luftschraube mit Untersetzungsgetriebe<br />
in der Bugspitze beinhaltete. Propeller<br />
und Düsentriebwerk waren über eine Welle<br />
miteinander verbunden. Der Raketenmotor<br />
entfiel. Man erwartete sich von der Turboprop-<br />
Maschine sehr gute Leistungen in niedrigen<br />
bis mittleren Höhen, wobei das Flugzeug den<br />
alliierten Kolbenmotor-Maschinen eindeutig<br />
überlegen sein sollte. Zudem wäre der Einsatz<br />
von kleinen Grasplätzen möglich gewesen. Als<br />
Bewaffnung waren vier MG 213 vorgesehen.<br />
Die Neuentwicklung von Mauser hatte mit einer<br />
Kadenz von 1000 Schuss pro Minute eine<br />
extrem hohe Feuerrate.<br />
Britisches Gegenstück: de Havilland Vampire<br />
In Großbritannien arbeitete man bei de Havilland<br />
an einem dem »Flitzer« sehr ähnlichen<br />
Entwurf, der späteren Vampire. Der<br />
Strahljäger flog erstm<strong>als</strong> am 3. September<br />
1943. Die Serienproduktion des Jägers<br />
und Jagdbombers begann im April 1945.<br />
Am 3. Dezember 1945 landete und startete<br />
eine Vampire <strong>als</strong> erstes strahlgetriebenes<br />
Flugzeug auf dem Deck eines Flugzeugträgers.<br />
Mit einer Höhe von 18 119<br />
Meter erflog die über 800 km/h schnelle<br />
Vampire 1948 einen neuen Höhenrekord.<br />
Der kleine Strahljäger zeigte gute Flugeigenschaften<br />
und stand bei zahlreichen<br />
Luftstreitkräften in Dienst. Er wurde in einer<br />
Stückzahl von 4400 Exemplaren produziert,<br />
darunter 600 zweisitzige Schulmaschinen.<br />
■<br />
tete dem RLM jedoch auch einen »Volksflitzer«-Vorschlag<br />
ohne R-Gerät.<br />
Als Gewinner dieser Ausschreibung ging<br />
Heinkels He 162 mit BMW-003-Triebwerk<br />
hervor. Das RLM zeigte sich am »Flitzer«<br />
nicht interessiert, da das He S 011 nach wie<br />
vor nicht serienreif war und die zu erwartenden<br />
Leistungen des Jägers so nicht höher aus-<br />
Heinkel macht das Rennen<br />
In einer Ausschreibung vom September 1944<br />
forderte das Reichsluftfahrtministerium (RLM)<br />
ein einfach konstruiertes und in Massen produzierbares,<br />
einsitziges Jagdflugzeug. Kriegswichtige<br />
Sparstoffe sollten dabei so wenig wie<br />
möglich verbraucht werden. Angetrieben von<br />
einem TL-Triebwerk, sollte der Jäger zudem<br />
den gängigen alliierten Typen überlegen sein.<br />
Focke-Wulf erhielt neben Junkers, Heinkel,<br />
Messerschmitt sowie Blohm & Voss vom<br />
RLM offiziell den Auftrag, ein entsprechendes<br />
Jagdflugzeug zu entwickeln. Bei Focke-Wulf<br />
erachtete man den sogenannten »Volksjäger«<br />
<strong>als</strong> Schritt in die f<strong>als</strong>che Richtung, unterbreifielen<br />
<strong>als</strong> die der Me 262. Zum Jahresende<br />
1944 wurden die Arbeiten am »Flitzer«-Projekt<br />
eingestellt. Bei Focke-Wulf konzentrierte<br />
man sich nun auf die Ta 183 »Huckebein«. ■<br />
Anmerkung: In der Literatur sind unterschiedliche<br />
Zuordnungen der Projektnummern VI und<br />
VII zu finden.<br />
Foto RAF<br />
Focke-Wulf-Schreiben vom 20. September 1944 über die Einschätzung zum Einsatz eines Volksjägers mit BMW-003-Antrieb im Vergleich zum etwas<br />
aufwendigeren P VI <strong>als</strong> Einheitsjäger. Mit Serienreife des He S 011 wäre dieser dann das weitaus tauglichere Jagdflugzeug<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
39
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Falk<br />
Der schwere, zweimotorige<br />
Jäger Fw 187<br />
benötigte ein spezielles<br />
Cockpit. Hier der<br />
Pilotensitz des Einsitzers<br />
Fw 187 V2<br />
Foto Hermann<br />
40
DIE VERKANNTE FOCKE-WULF FW 187 »FALKE« – TEIL 1<br />
e oder Taube?<br />
Geschwindigkeit oder Feuerkraft? In der Regel mussten sich Flugzeug-Ingenieure<br />
für eines entscheiden, doch Kurt Tank wollte beides und entwarf einen schweren<br />
zweimotorigen Jäger<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Schnell und kampfstark:<br />
die Fw 187 Foto Hermann<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />
Mitte der 1930er-Jahre kamen die ersten<br />
Eindecker-Jagdflugzeuge auf. Da die<br />
Reichweite und die Flugdauer aufgrund<br />
der beschränkten Zuladung jedoch begrenzt<br />
waren, entwickelten einige Hersteller<br />
schwere, zweimotorige Jäger, die von der<br />
Bauart her natürlich einen größeren Luftwiderstand<br />
aufwiesen. Zunächst in Eigeninitiative<br />
entstand bei Focke-Wulf mit der Fw 187<br />
eine sehr schnelle Zweimot, bei der man konsequent<br />
darauf geachtet hat, den Luftwiderstand<br />
möglichst gering zu halten,<br />
um so eine hohe Geschwindigkeit<br />
zu ermöglichen.<br />
Der Konstrukteur Kurt Tank<br />
und sein Team versuchten das<br />
RLM mit dem maßgeschneiderten<br />
schweren Jäger zu begeistern.<br />
Es entstand ein einsitziger,<br />
freitragender Tiefdecker<br />
in Glattblechschalenbauweise,<br />
dessen einsitziger Rumpf den<br />
Querschnitt einer einmotorigen<br />
Jagdmaschine besaß. Das Fahrwerk<br />
war einschließlich Sporn<br />
komplett einziehbar. Auch beim<br />
Kühler sparte man an Größe, indem<br />
die Ingenieure das System<br />
der Heißkühlung bei den Motoren<br />
anwandten.<br />
Damit war das RLM überzeugt und erteilte<br />
im November 1935 einen Entwicklungsauftrag.<br />
Da die vorgesehenen 960 PS<br />
starken DB-600-Motoren noch nicht verfügbar<br />
waren, griff man auf die etwas schwächeren<br />
Jumo 210 zurück, deren Leistung<br />
610 PS beträgt. Für diese musste man jedoch<br />
eine normale Wasserkühlung verwenden,<br />
da Heißkühlversuche bei den Jumos<br />
Es hat tatsächlich ›scharfe‹ Einsatzflüge mit<br />
einzelnen Luftsiegen gegeben.<br />
Höhenmesser<br />
Fl 22320<br />
Fahrtmesser<br />
Fl 22231<br />
nicht die erwünschten Ergebnisse lieferten.<br />
Die Bewaffnung fiel anfangs mit lediglich<br />
zwei MG 17 relativ schwach aus. Spätere<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
41
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Versionen sollten vier MG 17 und zwei<br />
MG-FF-Kanonen tragen.<br />
Bereits im Januar 1936 war die Attrappe<br />
fertig, aber der Erstflug mit Kurt Tank <strong>als</strong> Piloten<br />
verzögerte sich noch bis zum 10. April<br />
1937. Die weitere Flugerprobung führte<br />
schließlich Hans Sander durch. Dabei zeigte<br />
sich die Fw 187 schneller <strong>als</strong> die <strong>Bf</strong> 110<br />
und die He 112. Man hätte mit der Maschine<br />
durchaus Weltrekorde aufstellen können,<br />
aber das war von Seiten des RLM überhaupt<br />
nicht gewünscht.<br />
Die Flugerprobung verlief allerdings nicht<br />
ohne Rückschläge. Am 15. April 1938 stürzte<br />
Paul Bauer mit der Fw 187 V1 ab, nachdem er<br />
bei einem riskanten Manöver ins Trudeln geraten<br />
war. Dieser Absturz war vielleicht der<br />
letzte Auslöser für das RLM, die Weiterent-<br />
Pilotensitz der Focke-Wulf Fw 187 V2 (Einsitzer)<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Warnleuchte für Sporn Fl 32262<br />
2 Umschalter für ? Fl 32336-2<br />
3 Anzeigegerät für Fahrwerk Fl 32526<br />
4 Halterung für das Reflexvisier<br />
5 Kraftstoffvorratsanzeiger 0–? Liter Fl 20723<br />
6 Anzeige für ?<br />
7 Netzausschalter Fl 32315-2<br />
8 Temperaturanzeiger (Flugerprobung) 0–100° C<br />
9 Wahlschalter für Kanonen und MG (verdeckt)<br />
10 Fahrtmesser 80–750 km/h Fl 22231<br />
11 elektrischer Wendezeiger Fl ?<br />
(Sondermodell mit eingebautem Schalter)<br />
12 Schalter für Seitentrimmung<br />
13 Führerkompass FK 5 Fl 23211<br />
14 Fein- und Grobhöhenmesser 0–10 000 m Fl 22320<br />
15 Statoskop-Variometer –10/+10 m/s Fl 22381-10<br />
16 Behälterschaltung und Brandhahn<br />
17 Schalter für ?<br />
18 Zündschalter Fl 21119<br />
19 Luftschrauben-Verstellschalter 9-9500-20<br />
20 Gashebel<br />
21 Hebel für Kühlerklappen<br />
22 Hebel für ?<br />
23 Landeklappenbetätigung<br />
24 Fahrwerksbetätigung<br />
25 Anschlusskasten für Heizbekleidung Fl 32403<br />
26 Strom/Spannungsmesser 0–60 A/40 V Fl 32502-4<br />
27 Sicherungen für die elektrische Anlage<br />
28 Druckmesser für Fahrwerk/Landeklappen-Drucköl<br />
29 Kopfhörer-Anschlussdose<br />
30 Steuerknüppel<br />
31 Pilotensitz<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
32 Bodenfenster<br />
33 Seitenruderpedale<br />
34 Abwurfschaltkasten ASK-V<br />
35 Einbauöffnung für ? (Kabeldurchführung für 38)<br />
36 Hebel für ?<br />
37 Hebel für ?<br />
38 Strom/Spannungsmesser für Flugerprobung<br />
39 Zünderschaltkasten für Abwurfwaffen<br />
40 Halterungen für Leuchtpatronen<br />
41 Höhenatmer Dräger Hla 3<br />
42 Hebel für ?<br />
43 Doppeldruckmesser 0–250 kg/cm²<br />
44 Hebel für ?<br />
45 Bediengerät für die Funkanlage FuG VII Fl 26858-1<br />
Später war ein FuG XII vorgesehen<br />
Erläuterung der<br />
Ausrüstung der<br />
Fw 187 V2<br />
Linke Seitenkonsole im Cockpit der Fw 187 V2 mit den Motorbedienhebeln<br />
Foto Hermann<br />
42
wicklung der Maschine zu stoppen und sie aus<br />
dem Beschaffungsprogramm zu nehmen.<br />
Noch gewichtiger waren im RLM und bei Göring<br />
jedoch grundsätzliche Ansichten. Dazu<br />
gehörte die Überzeugung, dass zwei Antriebe<br />
für einen Jäger genau einer zu viel seien. Gegen<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs zeigte sich jedoch,<br />
dass ein solcher schwerer Jäger fehlte.<br />
Durch die hohe Sitzposition vor den Motoren<br />
hatte der Pilot eine ausgezeichnete Sicht<br />
nach fast allen Seiten. Dazu trugen auch die<br />
langen Bedienbänken links und rechts an der<br />
Seitenwand.<br />
Die Gruppierung der Geräte im Cockpit<br />
entsprach bis auf einzelne Details den damaligen<br />
Standards, wobei der elektrische Schaltkasten<br />
des Piloten abweichend von der sonst<br />
üblichen Norm links eingebaut war. Als<br />
Funkgerät baute man ein FuG VII ein, auf das<br />
später ein FuG XII folgen sollte.<br />
Aufgrund des beschränkten Platzangebots<br />
im Cockpit platzierte man die Triebwerks-<br />
Man hätte mit der Maschine auch durchaus<br />
Weltrekorde aufstellen können.<br />
Fenster im Kabinenboden bei. Am besten löste<br />
man dies bei der einsitzigen Version der<br />
Maschine, die eine einteilige Schiebehaube<br />
besaß. Hier war Focke-Wulf zu dieser Zeit<br />
führend in der Entwicklung.<br />
Aufgrund des kleinen Rumpfquerschnitts<br />
und der großzügigen Verglasung gab es nur<br />
wenig Platz für die Instrumente und Bedienelemente<br />
in der Kabine. Die wichtigsten Geräte<br />
waren auf einer kleinen Tafel vorne angeordnet,<br />
weitere Instrumente auf zwei<br />
Überwachungsgeräte auf den Innenseiten der<br />
Motorgondeln. Beim Einsitzer waren dies je<br />
zwei Reihen zu drei Instrumenten. ■<br />
Fortsetzung im nächsten Heft.<br />
Quellen:<br />
Flugzeug Classic 11/2007<br />
Hermann, Dietmar/Petrick, Peter: »Focke-<br />
Wulf Fw 187 – der vergessene Hochleistungsjäger.«<br />
Oberhaching 2001<br />
Für die Jagdbomber-Variante der Fw 187:<br />
der Abwurfschaltkasten ASK-V<br />
Ein »Falke« in freier<br />
Wildbahn: hier die<br />
Fw 187 A-0<br />
Pilotensitz des Einsitzers Fw 187 V2. Das Revi fehlt. Auffallend ist die<br />
großzügige Verglasung des Bodens<br />
Foto Hermann<br />
Rechte Cockpitseite der Fw 187 V2 mit Zünderschaltkasten und Sauerstoffanlage<br />
Foto Hermann<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
43
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
SCHWEINFURT UND REGENSBURG IM VISIER<br />
Doppelschlag<br />
gegen Deutschland<br />
Im Gegensatz zur RAF, die eine<br />
Großstadt nach der anderen in<br />
Schutt und Asche legte, versuchten<br />
es die Amerikaner mit gezielten<br />
Angriffen gegen deutsche<br />
Schlüsselindustrien wie die<br />
Kugellagerwerke in Schweinfurt<br />
Von Peter Cronauer<br />
Boeing B-17F »Fliegende Festungen« während<br />
des Einsatzes gegen Schweinfurt am<br />
17. August 1943 Foto Ringlstetter/US Air Force<br />
Am Dienstag, den 17. August 1943, ist<br />
der Himmel über Süd- und Mittelengland<br />
wolkenverhangen, dichter<br />
Nebel liegt über dem Land, vielerorts liegt die<br />
Wolkendecke auf. Trotzdem registriert der<br />
deutsche Horchdienst auf den US-amerikanischen<br />
Flugplätzen in Großbritannien bereits in<br />
den frühen Morgenstunden rege Aktivität.<br />
Schon die große Zahl der Funkgeräte, die<br />
»drüben« aufeinander abgestimmt werden,<br />
lässt auf einen bevorstehenden Großeinsatz<br />
schließen. Tatsächlich bereitet die 8. US-Luftflotte<br />
»Mission 84« vor, einen Doppelangriff,<br />
der einerseits die Messerschmitt-Werke in Regensburg<br />
ins Visier nehmen soll und andererseits<br />
die Kugellagerfabrikation in Schweinfurt.<br />
Beim ersten Ziel handelt es sich um die zweitgrößte<br />
Flugzeug-Produktionsstätte des gesamten<br />
Deutschen Reiches, und dem zweiten wird<br />
kriegsentscheidende Bedeutung beigemessen:<br />
Auch laut Albert Speers nach dem Krieg veröffentlichten<br />
»Erinnerungen« war die in<br />
Schweinfurt konzentrierte Kugellagerproduktion<br />
eine von zwei Achillesfersen der deutschen<br />
Rüstungsindustrie. Allen Dezentralisierungsbemühungen<br />
zum Trotz wurde dort der<br />
Löwenanteil an Kugellagern hergestellt, was<br />
1.9.1939 Polenfeldzug<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 »Unternehmen<br />
Weserübung«<br />
10.7. bis 31.10.1940<br />
Luftschlacht um England<br />
22.6.1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
44
nicht nur der Speer wusste, sondern auch die<br />
Führung der 8. USAAF.<br />
Und die wollte über die rein militärstrategische<br />
Bedeutung der beiden Einsätze hinaus<br />
ein Zeichen setzen – gegenüber dem Feind,<br />
aber auch gegenüber der Heimat, der man Erfolge<br />
melden wollte, und nicht zuletzt auch<br />
gegenüber den Verbündeten. Denn trotz aller<br />
Waffenbrüderschaft herrschte zwischen<br />
den britischen und US-amerikanischen Luftstreitkräften<br />
auch eine mehr oder weniger unterschwellige<br />
Rivalität. Und hier hatte die<br />
Royal Air Force zuletzt deutlich vorgelegt. Ob<br />
die Zerstörung der T<strong>als</strong>perren an Eder und<br />
Möhne (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013),<br />
die Flächenbombardierungen von Städten an<br />
Rhein und Ruhr oder die weitgehende Vernichtung<br />
Hamburgs vor gut zwei Wochen militärisch<br />
wirklich sinnvoll waren, war dabei<br />
gar nicht mal so wichtig. Die moralische und<br />
propagandistische Wirkung jener Einsätze<br />
war es dafür umso mehr.<br />
Dabei zeigte auch die USAAF in Europa<br />
zunehmend Präsenz, obwohl auch sie an vielen<br />
verschiedenen Fronten im Einsatz stand<br />
und die Kriegsschauplätze im Pazifikraum<br />
sowie in Nordafrika bislang Vorrang hatten.<br />
Genau vor einem Jahr, am 17. August 1942,<br />
hatte das Bomberkommando der 8. US-Luftflotte<br />
erstm<strong>als</strong> schwere Viermots über europäischem<br />
Boden eingesetzt, wobei zwölf<br />
»Flying Fortresses« den Rangierbahnhof von<br />
Rouen/Sotteville bombardierten, während<br />
Im Mai 1943 von Hauptmann Quaet-<br />
Faslem geflogene <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> G-3 der I./JG 3<br />
in Mönchengladbach Zeichnung H. Ringlstetter<br />
sechs weitere ein Ablenkungsmanöver flogen.<br />
Und seither baute die spätere »Mighty Eight«<br />
ihre Basis in Großbritannien kontinuierlich<br />
weiter aus. Eine Staffel nach der anderen verlegte<br />
nach Europa, wenn auch langsamer <strong>als</strong><br />
Schweinfurt war eine von zwei Achillesfersen<br />
der deutschen Rüstungsindustrie.<br />
geplant, und im Juli 1943 standen dem Oberbefehlshaber<br />
der 8. US-Luftflotte, General Ira<br />
Clarence Eaker, bereits 15 schwere Bomber -<br />
gruppen mit insgesamt mehr <strong>als</strong> 300 strategischen<br />
Bombern der Typen B-17 »Flying<br />
Schwer bewaffnet: Hauptmann Johannes Naumann<br />
in seiner Fw 190 A-5 der 6./JG 26 (siehe auch<br />
Zeichnung Seite 47)<br />
Josef »Pips« Priller<br />
führte seit Januar<br />
1943 das JG 26<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
2.2.1943 Untergang der<br />
6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />
Zitadelle«<br />
1943 1944 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
45
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Wird hier erstm<strong>als</strong> schwer getroffen: das Messerschmitt-Werk in Regensburg<br />
Foto USAF<br />
Fortress« und B-24 »Liberator« zur Verfügung.<br />
Gemeinsam mit den leichten und mittleren<br />
Bomberverbänden sowie einer ebenfalls<br />
stetig steigenden Zahl an Jägern waren sie auf<br />
mehreren Flugplätzen in Großbritannien stationiert.<br />
Dem ersten Einsatz vor Jahresfrist<br />
waren bereits mehr <strong>als</strong> 80 weitere gefolgt, zuletzt<br />
auch gegen Ziele im Reichsgebiet.<br />
Luftwaffe in der Defensive<br />
Die deutsche Führung sah die wachsende Gefahr,<br />
doch die ursprünglich vorwiegend auf<br />
Angriff und die Blitzkriegstrategie ausgerichtete<br />
Luftwaffe passte sich nur langsam den<br />
neuen Gegebenheiten an. Das Umstellen auf<br />
Verteidigung war ein komplexer Prozess, begleitet<br />
von zahlreichen Kontroversen und Rankünen<br />
hinter den Kulissen. Man kannte die<br />
Zahlen der US-amerikanischen Flugzeugproduktion,<br />
wusste, wie leistungsfähig die Industrienation<br />
jenseits des Atlantiks war und dass<br />
man da kaum mithalten konnte. Zwar hatte<br />
»Operation Gomorrha« auch die letzten Zweifler<br />
innerhalb der Luftwaffenführung davon<br />
überzeugt, dass die »Reichsverteidigung« nun<br />
Vorrang haben müsse, doch waren entsprechende<br />
Maßnahmen wie üblich leichter beschlossen<br />
<strong>als</strong> realisiert. Durch Umstrukturierungen<br />
und den zunehmenden Einsatz von<br />
Fremd- und vor allem Zwangsarbeitern wurde<br />
die Produktion von Jägern zwar gesteigert,<br />
doch bei den Verbänden der Reichsverteidigung<br />
kamen nur wenige davon an. Denn die<br />
Ostfront und die im Mittelmeerraum agierende<br />
Luftflotte 2 hatte nach wie vor absoluten<br />
Vorrang, und dort wurden die Maschinen häufig<br />
schneller aufgerieben <strong>als</strong> neu produziert.<br />
Somit war es auch kaum möglich, einen<br />
Vorschlag Generalluftzeugmeister Erhard<br />
Milchs von Ende Juni umzusetzen, wonach<br />
man die US-Bomberverbände nur dann wirksam<br />
bekämpfen könne, wenn man ihnen die<br />
vierfache Anzahl an Jägern entgegenschickt.<br />
Bei 200 Bombern hätte dies den Einsatz von<br />
800 Jägern erfordert – der Wunsch blieb eine<br />
Utopie. Immerhin erreichte das Aufgebot der<br />
Luftwaffe zum Schutz der Heimat gegen Ende<br />
Die deutsche Seite würde sämtliche verfügbaren<br />
Kräfte mobilisieren.<br />
August 1943 seinen bislang höchsten Stand: etwas<br />
mehr <strong>als</strong> 400 einsatzbereite einsitzige Jäger<br />
vom Typ <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> und Fw 190 zuzüglich rund 80<br />
Zerstörer vom Typ <strong>Bf</strong> 110 und Me 410. Die herangezogenen<br />
Jagdgruppen und Geschwader<br />
wurden teils neu aufgestellt, teils von anderen<br />
Fronten abgezogen, darunter auch so bewährte<br />
Verbände wie die aus Süditalien kommende<br />
II./JG 27 unter Hauptmann Werner Schroer,<br />
46
das von der Ostfront abgezogene JG 3 »Udet«<br />
unter Oberstleutnant Wolf-Dietrich Wilcke<br />
oder das zuletzt an der Kanalfront stehende JG<br />
26 »Schlageter« unter Major Josef »Pips« Priller.<br />
Ihre Einsätze wurden in den Gefechtsbunkern<br />
der Jagddivisionen koordiniert, wo auch<br />
alle Erkenntnisse von Horchdiensten und Radarstellungen<br />
zusammenliefen.<br />
Aderlass bei der USAAF<br />
Auch wenn die Verbände der »Reichsverteidigung«<br />
den am Tag einfliegenden US-Verbänden<br />
nicht mit vierfacher Übermacht begegnen<br />
konnten, waren sie nicht zu unterschätzen.<br />
Nicht ohne Grund gingen die warmen Monate<br />
des Jahres 1943 <strong>als</strong> »blutiger Sommer« in die<br />
Annalen der USAAF ein, und der fand am 17.<br />
August 1943 seinen vorläufigen Höhepunkt.<br />
An jenem Tag griffen insgesamt 376 »Flying<br />
Fortresses« die genannten Ziele bei Regensburg<br />
und in Schweinfurt an. Noch nie<br />
zuvor drangen US-Bomber derart tief ins<br />
Reichsgebiet vor und ihre Befehlshaber erahnten<br />
das damit verbundene Risiko, denn die<br />
An- und Abflugwege waren lang: vom britischen<br />
Lowestoft aus im Zickzackkurs über die<br />
Nordsee bis zur holländischen Küste, dann<br />
über Belgien und Westdeutschland hinweg bis<br />
Mannheim und von dort aus Richtung Osten.<br />
Und anschließend wieder zurück. Selbstverständlich<br />
würde die deutsche Seite sämtliche<br />
verfügbaren Kräfte dagegen mobilisieren, und<br />
um diese zu verwirren und möglichst zu zersplittern,<br />
gab es einen Plan: Im Wesentlichen<br />
bestand er darin, dass man die B-17 in zwei<br />
Großformationen aufteilte, die im Abstand<br />
Fw 190 A-5, »Gelbe (Braune?) 1«, der<br />
II./JG 26. Die Einheit war im Juli 1943 in<br />
Vendeville bei Lille in Frankreich stationiert<br />
Zeichnung H. Ringlstetter<br />
von zehn Minuten hintereinander herfliegen<br />
sollten, während leichte und mittlere Bomber<br />
von RAF und USAAF die Straße von Dover<br />
überquerten, Ziele in Frankreich angriffen und<br />
so möglichst viele deutsche Jäger auf sich zogen.<br />
Insgesamt mussten in England Hunderte<br />
von Flugzeugen in die Luft gebracht werden,<br />
die Verbände sich formieren, die jeweiligen<br />
Abflug- und Angriffszeiten aufeinander abgestimmt<br />
werden … Das Gelingen des Vorhabens<br />
hing vom möglichst genauen Einhalten<br />
des engen Zeitplanes ab. Lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>,<br />
wie hochdramatisch der Einsatz ablief! ■<br />
Das in Explosionswolken gehüllte<br />
Schweinfurt, bevor sich<br />
die B-17 auf ihren gefahrvollen<br />
Heimflug begeben Foto USAF<br />
Ohne Jagschutz sind die B-17 der 379th BG<br />
nach Schweinfurt unterwegs Foto USAF<br />
Gestaltung KGS Kartographie und Grafik Schlaich<br />
Besatzungen des ZG 76<br />
an ihren <strong>Bf</strong> 110 G-2. Das<br />
ZG 76 beteiligte sich ab<br />
Mitte 1943 am Abwehrkampf<br />
über Deutschland<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
47
MODELLBAU<br />
Die F-8E Crusader vermittelt auch <strong>als</strong><br />
Modell die brachiale Erscheinung eines<br />
US-Jets der 1950er-Jahre<br />
LING TEMCO VOUGHT F-8E CRUSADER VON TRUMPETER IN 1:32<br />
Ein »Kreuzritter« am Himmel!<br />
Wieder einmal haben es die Chinesen geschafft,<br />
Eindruck zu schinden, <strong>als</strong> sie<br />
ihre Crusader in 1:32 auf den Markt brachten.<br />
Denn schnell war man sich in Modellbaukreisen<br />
einig, dass Trumpeter damit einen seiner<br />
besten Bausätze vorgelegt hat.<br />
Die 356 Bauteile verteilen sich auf elf<br />
Spritzlinge und füllen nebst einer Platine aus<br />
Fotoätzteilen einen großformatigen Karton<br />
bis oben hin auf. Die farbenfrohen und hochwertigen<br />
Dec<strong>als</strong> erlauben den Bau zweier<br />
Crusader in der alten US Navy-Bemalung.<br />
Hatte man in der Vergangenheit bei Trumpeter-Modellen<br />
oftm<strong>als</strong> Sorge, inwieweit die<br />
Außenlinien des Origin<strong>als</strong> auch beim Modell<br />
umgesetzt wurden, so stellten sich diese Bedenken<br />
bei der Crusader <strong>als</strong> unbegründet heraus.<br />
Für die Freunde offener Panels hält<br />
Trumpeter offen darstellbare Waffenkammern<br />
und Sturzflugbremsen parat, während sich<br />
Detaillierungsfreaks darüber hinaus an der<br />
Luftbetankungsanlage und an der Notstromturbine<br />
»austoben« können.<br />
Charakteristisch für die Crusader war ihr<br />
komplett abhebbares Tragwerk, was bei Start<br />
und Landung zum Einsatz kam. Trumpeter<br />
ist es gelungen, diese Vorrichtung gekonnt<br />
umzusetzen. Hier ergeben sich auch mannigfaltige<br />
Möglichkeiten weiterer Detaillierung,<br />
was auch für den Cockpitbereich gilt.<br />
Wie bei diesem Hersteller üblich, hat sich<br />
Trumpeter vor allem um die Bewaffnung bemüht,<br />
sodass etwa ein sattes Viertel der Bausatzteile<br />
dieses Segment abdeckt. Schaut man<br />
genauer hin, entdeckt man, dass es sich weitgehend<br />
um die gleichen Waffen handelt, mit<br />
der Trumpeter bereits seine A-7 Corsair II bestückt<br />
hat, ungeachtet des Umstandes, dass<br />
beide Flugzeuge mit einer unterschiedlichen<br />
Bei dem Modell hinter der Crusader handelt es<br />
sich um eine F-4B Phantom II. Die Anordnung lässt<br />
erahnen, wie groß die Crusader tatsächlich war<br />
48
Aus Liebe<br />
zum Detail<br />
Modellbausatz: LTV F-8E Crusader<br />
Kit-Nr.: 02272<br />
Maßstab: 1:32<br />
Hersteller: Trumpeter/Faller<br />
Preis: ca. 80,00 €<br />
Kommentar: bekannter Spritzgussbausatz,<br />
356 Teile, Dec<strong>als</strong> für zwei amerikanische<br />
Maschinen, Fotoätzteile<br />
Plus: gratfreie Teile, gutes Cockpit und<br />
Fahrwerk, gute Passgenauigkeit<br />
Minus: eine etwas zu lang geratene Bugfahrwerksstrebe<br />
Wie beim Original sind die Austrittsöffnungen<br />
der Kanonen sehr verschmutzt.<br />
Man beachte den Pilotenhelm, der die<br />
gleiche Farbe wie der Lufteintritt aufweist<br />
Anzahl an Waffen desselben Typs ausgestattet<br />
waren.<br />
Einziger Schwachpunkt ist wohl das Fahrwerk,<br />
das eine zu tief herabhängende Heckpartie<br />
verursacht, wenn man es unbearbeitet<br />
einbaut. Dieses Problem lässt sich aber leicht<br />
beheben, indem man das Bugradbein um fünf<br />
Millimeter kürzt.<br />
Bemalt wurde das Modell mit Gunze-Farben<br />
in den Tönen FS16440 für oben und<br />
FS17875 für unten. Dolls F-8E Crusader stellt<br />
eine Maschine der VMF(AW)-235 »Death Angels«<br />
dar und kam in Vietnam zum Einsatz.<br />
Es ist ohne jeden Zweifel ein Segen, dass der<br />
Vietnam-Krieg nunmehr Geschichte ist. Doch<br />
was Trumpeter angeht, bleibt zu hoffen, dass<br />
die Chinesen auch in Zukunft Bausätze von<br />
solch hoher Qualität in die Läden bringen.<br />
Othmar Hellinger<br />
Hier ein Blick ins Cockpit, das sehr reichlich<br />
ausgestattet ist und von Peter Doll<br />
noch zusätzlich verfeinert wurde<br />
Für damalige Verhältnisse war die F-8E<br />
ein aerodynamisch schnittiger Jet<br />
Jeden Monat<br />
neu am Kiosk!<br />
Modell und Fotos Peter Doll<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
Aus der Vogelperspektive<br />
sind die dezenten<br />
Alterungsspuren gut<br />
zu erkennen. Die meisten<br />
Markierungen sind<br />
vom Modellbauer auf -<br />
gemalt worden
MODELLBAU<br />
Sie überflog den Pazifik: Das Modell<br />
stellt die Fokker Southern Cross kurz<br />
vor ihrem Abflug aus Oakland dar<br />
FOKKER F.VIIB/3M SOUTHERN CROSS IN 1:72 VON VALOM<br />
Der Pazifik-Bezwinger<br />
Im Jahr 2012 brachte der tschechische Hersteller<br />
Valom zur Freude der Zivilflugzeugbauer<br />
die Fokker F.VIIb/3m in die Läden.<br />
Als Vorlage für das Modell wählte<br />
Thomas Wimmer die Southern Cross, die am<br />
31. Mai 1928 über drei Etappen von Oakland,<br />
USA, quer über den Pazifik nach Brisbane,<br />
Australien, flog. Dort traf sie am 8. Juni<br />
1928 ein.<br />
Öffnet man die Schachtel, freut sich der<br />
Modellbauer zunächst sicherlich über die vielen<br />
Spritzgussteile. Sieht man jedoch genauer<br />
hin, stellt sich heraus, dass der Kit viel Entgratungs-<br />
und Schleifarbeit mit sich bringt.<br />
Da es sich bei diesem Modell um ein bestimmtes<br />
Flugzeug handelt, konnte Wimmer<br />
auf die gesamte Bestuhlung des Passagierraums<br />
verzichten. Hier werden nur die<br />
scratch gefertigten Zusatztanks eingebaut.<br />
Problematisch war indes die »Hochzeit« der<br />
Rumpfhälften – hier musste recht viel gespachtelt<br />
werden. Auch die Motorgondeln<br />
unter den Tragflächen erforderten Nacharbeit,<br />
da sie drei Millimeter zu kurz sind und dementsprechend<br />
verlängert werden mussten, damit<br />
das Triebwerk auch ausreichend Propellerfreiheit<br />
erhält.<br />
Rumpf und Leitwerk wurden mit einer<br />
Mischung aus Humbrol 47 und 14 bemalt.<br />
Die Tragfläche bekam einen Anstrich in Silber.<br />
Die Abziehbilder sind sehr gut gestaltet und<br />
lassen sich gut aufbringen. Zum Schluss<br />
brachte Wimmer die außen liegenden Steuerseile<br />
für Höhen- und Seitenruder an, um die<br />
Maschine realistischer aussehen zu lassen.<br />
Othmar Hellinger<br />
Die gelungenen Dec<strong>als</strong> sind ein Blickfang für<br />
sich und noch dazu leicht zu handhaben<br />
Rumpf und Tragfläche wurden separat von -<br />
einander mit der Airbrush bemalt<br />
Modellbausatz: F.VIIb/3m<br />
Kit-Nr.: 72072<br />
Maßstab: 1:72<br />
Hersteller: Valom<br />
Preis: ca. 30,00 €<br />
Kommentar: neuer Spritzgussbausatz,<br />
ca. 100 Bauteile, Dec<strong>als</strong> für zwei Zivil -<br />
maschinen<br />
Plus: gute Oberflächengravuren, gutes<br />
Cockpit, gute, filigrane Resin-Teile, gute<br />
Abziehbilder<br />
Minus: nur befriedigende Passgenauigkeit,<br />
viel Spachtel- und Schleifarbeit<br />
Die Fokker kann aufgrund<br />
ihrer Auslegung<br />
leicht mit der<br />
Ford Trimotor<br />
verwechselt<br />
werden<br />
Modell Thomas Wimmer; Fotos Othmar Hellinger<br />
50
Fotos Othmar Hellinger<br />
SBD-3/4 DAUNTLESS IN 1:18<br />
VON MERIT/GLOW2B<br />
Sturzbomber XXL!<br />
Endlich ist es so weit! Das erste Großmodell im<br />
Maßstab 1:18 kommt vom neuen Hersteller Merit<br />
im Vertrieb von Glow2b auf den Markt. Der Karton ist<br />
bis oben hin mit zahlreichen Bauteilen gefüllt, wobei<br />
einige Elemente wie die untere Tragfläche separat verpackt<br />
sind. Die Oberflächen weisen gute Strukturen<br />
und Gravuren auf. Leider liegen die Instrumente nur<br />
<strong>als</strong> Decal bei. In dieser Größe hätte das Cockpit doch<br />
ein wenig mehr Details vertragen. Das größte Problem<br />
besteht allerdings darin, das fertige Modell mit seiner<br />
kolossalen Spannweite von 70 Zentimetern angemessen<br />
unterzubringen.<br />
Othmar Hellinger<br />
Machen Sie in Ihrer Vitrine schon mal Platz!<br />
Die Tempest ist nicht nur<br />
aufgrund ihres charakteris -<br />
tischen Äußeren sondern<br />
auch im Hinblick auf ihr<br />
Einsatzgeschichte<br />
ein Klassiker unter<br />
den Warbirds.<br />
MODELLFAN widmet ihr<br />
eine große Story, in der<br />
Bau und Umbau eines<br />
eduard-Kits im Mittelpunkt<br />
stehen. ModellFan 11/2013<br />
ist ab dem 21. Oktober erhältlich.<br />
Modellbausatz:<br />
SBD-3/4 Dauntless<br />
Kit-Nr.: 6361801<br />
Maßstab: 1:18<br />
Hersteller: Merit Intl.<br />
Preis: UVP 129,99 €<br />
Kommentar: neuer Modellbausatz<br />
in 1:18:<br />
· über 270 Bauteile<br />
· bewegliche Steuerflächen und<br />
Fahrwerk<br />
· Gummireifen und bewegliche<br />
Kabinenhauben<br />
· Abziehbilder für zwei USN-<br />
Maschinen<br />
· Länge über alles: 55,1 cm<br />
· Spannweite: 70,7 cm<br />
Einige Impressionen<br />
der Spritzlinge vom<br />
neuen Kit der Dauntless<br />
in 1:18<br />
Modellbau-News<br />
KINETIC/LUCKY-MODELS<br />
Grumman A-6E Intruder in<br />
1:48 (Kit: 48023). Der<br />
Hersteller aus China erfreut<br />
uns Modellbauer mit einer<br />
weiteren Variante des trä -<br />
gergestützten Bombers im<br />
Quaterscale. Der Kit besitzt recht gute Gravuren<br />
an den Oberflächen und ein voll eingerichtetes<br />
Cockpit. Die Tragflächen sind einzeln beigelegt<br />
und können auch im eingeklappten Zustand<br />
gebaut werden. Dec<strong>als</strong> für drei Versionen der US<br />
Navy sind im Kit enthalten. Preis: 52,50 €<br />
ITALERI/DICKIE-TAMIYA/CARLSON<br />
Dornier Do 24 T in 1:72<br />
(Kit: 1323). Mit einer über -<br />
arbeiteten Wiederauflage<br />
des berühmten Flugbootes<br />
kommt das italienische<br />
Unternehmen in die Läden.<br />
Dem Kit ist außerdem ein<br />
Ätzteilrahmen zur Verfeinerung des Cockpits und<br />
des Rumpfes beigefügt. Die Oberflächen zeigen<br />
jetzt feine Gravuren. Mit den tollen Dec<strong>als</strong> lassen<br />
sich fünf Maschinen darstellen. Preis: 24,49 €<br />
EDUARD<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> E-7 Trop in 1:48<br />
(Kit: 8264). Der Hersteller<br />
aus Tschechien hat mit der<br />
E-7 Trop eine weitere Vari -<br />
ante des berühmten Jagd -<br />
flugzeuges auf den Markt gebracht. Das Modell<br />
weist sehr feine Oberflächendetails mit guten<br />
Gravuren auf. Des Weiteren sind Cockpit und<br />
Motor voll nachgebildet und werden mit den teils<br />
farbigen Ätzteilen aufgewertet. Der Bau von fünf<br />
Maschinen des nordafrikanischen Kriegsschauplatzes<br />
ist möglich. Preis: 29,99 €<br />
AIRFIX/GLOW2B<br />
Hawker Typhoon IB Model<br />
Starter Set in 1:72<br />
(Kit: A55208). Der englische<br />
Anbieter hat den Jagdbomber<br />
<strong>als</strong> Starterkit mit Farben,<br />
Kleber und Pinsel für Anfänger herausgebracht.<br />
Das Modell ist aus neuen Airfixformen und besitzt<br />
gute Oberflächendetails. Das Cockpit ist gut<br />
nachgebildet und ein Highlight sind die offen<br />
darzustellenden Waffenschächte auf den Tragflächenoberseiten.<br />
Mit dem Abziehbild kann eine<br />
RAF-Maschine gebaut werden. Preis: 12,99 €<br />
CYBER-HOBBY/DICKIE-TAMIYA/<br />
CARLSON<br />
Grumman F6F-3 Hellcat in<br />
1:72 (Kit: 5060). Die Firma<br />
aus Fernost ist mit der Hell -<br />
cat auf den Markt gekommen.<br />
Die Bauteile des Kits<br />
sind sehr sauber gefertigt und weisen feine Gra -<br />
vuren und Details auf. Zur Verfeinerung liegen<br />
dem Bausatz Ätzteile für das Cockpit bei. Mit den<br />
Abziehbildern können sechs Maschinen von USN<br />
und RN gebaut werden. Preis: 36,49 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
51
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
53
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
TERMINE 2014<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
APRIL<br />
10.–13. April<br />
AERO – Messe für allgemeine Luftfahrt,<br />
Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />
www.messe-friedrichshafen.de<br />
MAI<br />
20.–25. Mai<br />
ILA Berlin Air Show, Messe für Luft & Raumfahrt,<br />
Flughafen Berlin Schönefeld,<br />
www.ila-berlin.de<br />
JUNI<br />
16.–27. Juni<br />
NATO Tiger Meet, Aufklärungsgeschwader 51,<br />
Fliegerhorst Schleswig/Jagel,<br />
www.natotigers.org<br />
AUGUST<br />
23. August<br />
Tag der offenen Tür mit Flugvorführungen –<br />
Jagdgeschwader 73, Fliegerhorst Laage,<br />
www.airshow-laage.de<br />
30./31. August<br />
AIR 14 Teil I – 100 Jahre Schweizer<br />
Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
SEPTEMBER<br />
6./7. September<br />
AIR 14 Teil II – 100 Jahre Schweizer<br />
Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
EUROPA<br />
Die B-29 »FiFi« 2013 in Oshkosh, der größten Airshow der Welt<br />
Foto Andreas Zeitler<br />
MAI<br />
24./25. Mai<br />
D-Day Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
JUNI<br />
1. Juni<br />
Airshow, Lens-Benifontaine, Frankreich,<br />
www.meeting-air-lens.com<br />
7. Juni<br />
Airshow, Throckmorton, Großbritannien,<br />
wwwthrockmortonairshow.webs.com/<br />
7./8. Juni<br />
Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />
Frankreich, www.ajbs.fr<br />
8. Juni<br />
Airshow, RAF Cosford, Großbritannien,<br />
www.cosfordairshow.co.uk<br />
22. Juni<br />
Airshow – 100 Jahre Militärluftfahrt, Karup<br />
Air Base, Dänemark, www.danishairshow.dk<br />
20./21. Juni<br />
Airshow, Gilze Rijen Airbase, Niederlande,<br />
www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />
27.–29. Juni<br />
Internationale Airshow, Rom, Italien,<br />
www.romaairshow.net<br />
JULI<br />
12./13. Juli<br />
Flying Legends Airshow, Duxford,<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
12./13. Juli<br />
Royal International Air Tattoo (RIAT), RAF<br />
Fairford, Großbritannien, www.airtattoo.com<br />
14.–20. Juli<br />
Farnborough International Airshow,<br />
Farnborough, Großbritannien,<br />
www.farnborough.com<br />
AUGUST<br />
9./10. August<br />
Internationale Airshow, Oulu, Finnland,<br />
www.tourdesky.fi<br />
SEPTEMBER<br />
6./7. September<br />
The Duxford Airshow, Duxford,<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
12. & 14. September<br />
International Sanicole Airshow,<br />
Leopoldsburg/Hechtel, Belgien,<br />
www.airshow.sanicole.com<br />
13./14. September<br />
Airshow, Kleine Brogel Airbase, Belgien<br />
OKTOBER<br />
11. Oktober<br />
Herbst Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
WELTWEIT<br />
JANUAR<br />
16.–18. Januar<br />
Intern. Airshow, Sakhir Airbase, Bahrain,<br />
www.bahraininternationalairshow.com<br />
FEBRUAR<br />
11.–16. Februar<br />
Singapur Airshow, Changi Exhibition Centre,<br />
Singapur, www.singaporeairshow.co<br />
MÄRZ<br />
25.–30. März<br />
Internationale Messe für Luft- und Raumfahrt<br />
FIDAE, Santiago, Chile, www.fidae.cl<br />
APRIL<br />
1.–6. April<br />
Sun ’n’ Fun Fly-In, Lakeland, Florida, USA,<br />
http://sun-n-fun.org<br />
18.–20. April<br />
Warbirds Airshow, Wanaka, Neuseeland,<br />
www.warbirdsoverwanaka.com<br />
23.–26. April<br />
Airshow, Marrakech, Marokko,<br />
www.marrakechairshow.com<br />
MAI<br />
31. Mai/1. Juni<br />
Airshow, La Crosse, Wisconsin, USA,<br />
www.airfest.com<br />
JUNI<br />
14. Juni<br />
Airshow, Legacy Flight Museum, Rexburg,<br />
Idaho, USA, www.legacyflightmuseum.com<br />
28./29. Juni<br />
Airshow, Dayton, Ohio, USA,<br />
www.daytonairshow.com<br />
JULI<br />
28. Juli–3. August<br />
EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />
Airport, Wisconsin, USA, www.airventure.org<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />
eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />
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Das Haus der Geschichte bietet in einer<br />
beeindruckenden Architektur einen breiten<br />
Überblick zur Geschichte, Politik, Wirtschaft,<br />
Arbeitswelt und Industrie Baden-<br />
Württembergs. Auf insgesamt vier Ebenen<br />
wird die Vergangenheit seit 1790, die Gegenwart<br />
und die Zukunft Südwestdeutschlands<br />
mit rund 1400 Originalobjekten und 1000 Fotos<br />
vorgestellt.<br />
Da das Land ein breites Spektrum an Industrie<br />
aufweist, darunter viele Unternehmen<br />
von Weltruhm wie Bosch, Daimler-Benz,<br />
Junghans, Märklin, MTU, Ravensburger, Salamander<br />
oder Steiff, trifft man auch immer<br />
wieder auf Bezüge zur Luftfahrt. Zwar sind<br />
keine Flugzeuge ausgestellt, aber in den Vitrinen<br />
finden sich zahlreiche Exponate und<br />
Hinweise zum Flugzeugbau wie etwa zu<br />
Dornier, Klemm oder Zeppelin. Derzeit ist eine<br />
schöne Vitrine zu Hanns Klemms Leichtflugzeugbau<br />
mit Instrumentenbrett, Motor,<br />
Modellen, Pokalen und Fotos zu sehen, und<br />
wer aufmerksam hinschaut, findet auch bei<br />
den anderen Firmen immer wieder Expo nate<br />
aus der Luftfahrt wie einen Maybach-Motor,<br />
eine Bosch-Einspritzpumpe für den Daimler-<br />
Benz DB 601, eine Junghans-Betriebsuhr für<br />
Bodenfunkstationen oder ein Prüfvoltmeter<br />
für Luftfahrt-Geräte.<br />
Auch sonst trifft der Besucher auf vertraute<br />
Gegenstände und Raritäten wie zum<br />
Beispiel Kommissar Bienzles originalen Hut<br />
und Mantel aus dem »Tatort«.<br />
Das Museum macht immer wieder durch<br />
hochkarätige und spektakuläre Sonderausstellungen<br />
von sich reden – zuletzt über »Mythos<br />
Rommel«. Daneben laden Installationen<br />
zu vielen Themen und eine Cafeteria<br />
sowie ein gut sortierter Museumsshop zum<br />
Verweilen ein.<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
Der Maybach-<br />
Flugmotor<br />
Checkliste<br />
Haus der Geschichte Baden-Württemberg<br />
Konrad-Adenauer-Straße 16<br />
D-70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711/212 39 89<br />
Fax: 0711/212 39 59<br />
E-Mail: hdg@hdgbw.de<br />
Website: www.hdgbw.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich außer montags 10:00–18:00 Uhr<br />
donnerstags<br />
10:00–21:00 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene 3,00 €<br />
ermäßigt 2,00 €<br />
Familienticket 5,00 €<br />
Schülerinnen und Schüler frei<br />
Gruppenführungen, Audioguides und Sonderausstellungen<br />
Fotografieren ist nicht erlaubt.<br />
MUSEUMSTIPP<br />
BÜCHER<br />
WIM NIJENHUIS<br />
Zuhause bei der B-25<br />
WALTER WAISS<br />
Legion Condor<br />
B-25 Factory Times Illustrated History<br />
of the North American Aviation<br />
plants at Inglewood and Kansas<br />
City and the B-25 assembly lines<br />
In englischer Sprache<br />
192 S., über 700 s/w- und Farbfotos<br />
sowie Abbildungen. Lanasta.<br />
ISBN 978-90-8616-304-5.<br />
Preis: 49,95 €<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt, Tel. 089/70 32 27,<br />
www.christian-schmidt.com<br />
Von Inglewood und Kansas City aus zog<br />
die B-25 in den Krieg. Erzählt – und vor<br />
allem gezeigt – werden hier vorwiegend<br />
Geschichte und Umstände ihrer Massenproduktion.<br />
Jeder zugehörige Aspekt<br />
ist abgedeckt, egal ob Mensch, Technik,<br />
Werkanlage oder Werbung. Zudem gibt<br />
es Wissenswertes etwa zu den Testpiloten<br />
oder zur Überführung der Bomber an<br />
die Front. Wobei Vielzahl und hervorragende<br />
Qualität der atmosphärisch oft<br />
dichten Aufnahmen maßgeblich zur<br />
enormen Faszination des Werkes beitragen.<br />
Ein Buch, das zweifelsohne aus der<br />
Reihe fällt – und genau deshalb unwahrscheinlich<br />
viel bietet!<br />
WM<br />
Der vorliegende Band beinhaltet historisches<br />
Archivmaterial – zum einen die Personalaufstellung<br />
aller Offiziere und Beamten<br />
der Legion Condor. Zum anderen<br />
die detaillierte Aufstellung des gelieferten<br />
deutschen Kriegsgeräts an Franco. Ergänzend<br />
gibt es reichhaltiges, meist unveröffentlichtes<br />
Bildmaterial, darunter zahlreiche<br />
Flugzeugfotos. »Manchmal sind es<br />
scheinbar belanglose Aufnahmen, aber<br />
auch eindrucksvolle private Momentaufnahmen<br />
des Spanischen Bürgerkrieges« –<br />
so ein Auszug aus dem Pressetext. Auch<br />
wenn das Werk nicht ausschließlich mit<br />
dem Luftkrieg zu tun hat, können interessierte<br />
Leser ruhig zugreifen. WM<br />
Legion Condor<br />
Berichte, Dokumente, Fotos,<br />
Fakten. Band 1<br />
184 S., 182 s/w-Fotos und<br />
Abbildungen. Helios-Verlag.<br />
ISBN 978-3-86933-095-2.<br />
Preis: 34,50 €<br />
Bezugsquelle:<br />
Sound Tonträger/Bücher,<br />
Tel. 0177/288 29 68,<br />
www.sound-bm.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
55
OLDTIMER<br />
Tannkosh 2013<br />
Groß, größer, Tannkosh! Auch in diesem Jahr fanden sich fliegende Gäste<br />
aus ganz Europa in Tannheim ein. Hier ein Blickfang der Flugschau:<br />
eine P-38 der »Flying Bulls« aus Salzburg<br />
DAS FEST DER FLIEGERFREUNDE IN TANNHEIM<br />
Das größte<br />
Fly-In Europas<br />
Die gesamte europäische Luftfahrt-Szene ist von Duxford »besetzt«. Ganz Europa?<br />
Nein! Ein von unbeugsamen Germanen bevölkerter Flugplatz ist jedes Jahr Veranstaltungsort<br />
eines spektakulären Fly-Ins – so auch 2013<br />
Von Wilfried Birkholz<br />
teres ist der Name des Veranstaltungsortes<br />
der größten Airshow der Welt (s. Seite 62).<br />
Schon unter der Woche und bei herrlichem<br />
Wetter schwebten viele Privatpiloten auf dem<br />
in Baden-Württemberg gelegenen Flugplatz<br />
Tannheim, westlich von Memmingen, ein, um<br />
sich in aller Ruhe noch ein schönes Plätzchen<br />
für das große Fest der Flieger zu sichern. Für<br />
viele Piloten heißt dies auch, unter der Fläche<br />
Nach nunmehr einem Jahr hatten es Piloten<br />
und Luftfahrt-Freunde schon<br />
nicht mehr abwarten können, sich auf<br />
den Weg nach Tannheim zu machen, dem<br />
mittlerweile größten Fly-In Europas. Die<br />
überwältigende Größe dieser Veranstaltung<br />
war es auch, die ihr den Spitznamen »Tannkosh«<br />
eingebracht hat, eine Zusammensetzung<br />
aus »Tannheim« und »Oshkosh«. Letzzu<br />
campieren, um so einen Hauch von Freiheit<br />
und Unabhängigkeit zu spüren. Hektisch geht<br />
es nur im Umfeld des Flugplatzes zu, wo noch<br />
vieles vorbereitet werden muss, um die Gäste<br />
zu versorgen und ihre Sicherheit zu garantieren.<br />
Für diesen Zweck arbeitet sich eine kleine<br />
Armee von eventerprobten Freiwilligen nach<br />
einem ausgeklügelten Plan Meter für Meter<br />
über das Flugplatzgelände. Hier ist vor allem<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Wilfried Birkholz<br />
56
viel Improvisationstalent gefragt. So müssen<br />
die Helfer über 100 Ausstellern und Händlern<br />
ihre Plätze zuweisen und viele Kilometer an<br />
Versorgungskabeln verlegen.<br />
Atemberaubender Kunstflug<br />
Rund 1400 Flugzeuge hatten in diesem Jahr<br />
den Weg zum Fly-In gefunden. Vom einsitzigen<br />
UL, vielen Gyrokoptern, wundervoll<br />
restaurierten Oldtimern bis hin zu den modernsten<br />
Maschinen der Echo-Klasse war<br />
diesmal wieder alles vertreten, was das Fliegerherz<br />
höher schlagen lässt. Auch das Flugprogramm<br />
bediente sämtliche Vorlieben der<br />
Zuschauer zur Genüge. So demonstrierten<br />
gleich drei Spitzenpiloten dem begeisterten<br />
Publikum abwechselnd rasanten Kunstflug:<br />
Tannkosh-Initiator und ehemaliger Red Bull-<br />
Airrace Pilot Matthias Dolderer mit seiner<br />
Edge 540, Urs Vogelsang mit einer VOTEC<br />
351 und Henry Bohlig, der noch mal aus<br />
dem Cockpit seiner Extra 300 in die MDM-1<br />
»Fox« umgestiegen war und lautlosen Segelkunstflug<br />
in höchster Perfektion zeigte.<br />
Nicolas Ivanoff, langjähriger Weggefährte<br />
von Matthias Dolderer beim Red Bull-Airrace,<br />
glänzte mit seiner spektakulären Choreographie<br />
in seiner Edge 540 ebenso wie<br />
Martina Kirchberg, die mit ihrem Swift S1-<br />
Segelflugzeug am Abendhimmel ihre Figuren<br />
mit raffiniert dosierter Pyrotechnik<br />
untermalte. Eine Kunstflugeinlage der besonderen<br />
Art boten Ralf Niebergall (Mr. Marchetti)<br />
und sein Sohn Nico. Vater Ralf in seiner<br />
SF-260 und Junior Nico mit einer exakten<br />
Kopie der »SIAI« <strong>als</strong> RC-Flugmodell versetzten<br />
das Publikum ins Staunen, <strong>als</strong> sie eine<br />
saubere Synchronvorführung an den<br />
Himmel über Tannheim zauberten.<br />
Auch die »Tante Ju« gibt sich die Ehre<br />
Ein prominenter Gast, den auch der Flugzeuglaie<br />
sofort erkennt, kündigte sich schon aus der<br />
Ferne durch einen satten Sternmotorenklang<br />
an. Die Ju 52, besser bekannt <strong>als</strong> »Tante Ju«,<br />
landete nach einigen Überflügen in Tannheim<br />
und wurde sofort von einer großen Menschentraube<br />
umlagert. Der Faszination, die<br />
diese 75 Jahre alte Maschine immer noch ausstrahlt,<br />
kann sich wohl kaum einer entziehen.<br />
Besonders spannend wurde es, <strong>als</strong> die bekannte<br />
BL-Piper-Staffel in enger Dreierformation<br />
über dem Platz ihre Runden drehte, um<br />
dann urplötzlich wie ein Insektenschwarm einem<br />
auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennenden<br />
Ziel hinterherzujagen. Abgesehen<br />
haben es die Piloten aber nur auf harmlose<br />
Luftballons, die es galt, mit dem Propeller<br />
zum Platzen zu bringen. Die hohe Trefferquote<br />
war schon beeindruckend. Eine fliegerische<br />
Meisterleistung, die den Spaß nicht zu kurz<br />
kommen ließ und manchen Zuschauer zu einer<br />
spontanen Wette verleitete.<br />
Europa zu Gast in Tannheim<br />
»Eurokrise«? Nicht in Tannheim! Zum größten Fly-In Europas fanden sich Luftfahrt- und Oldtimer-<br />
Freunde aus aller Herren Länder ein und präsentierten ihre fliegenden Schätze, wozu etwa die<br />
irische D.H.84 Iolar (Adler) gehörte oder die P-38 aus dem nahen Österreich.<br />
Die P-38 Lightning aus Salzburg<br />
war der Star in Tannkosh<br />
So schick reiste<br />
man schon in den<br />
1930er-Jahren. Die<br />
de Havilland D.H.84<br />
wird von der irischen<br />
Aer Lingus Founda -<br />
tion betrieben<br />
Ein weiterer Gast von den britischen<br />
Inseln: die D.H. Tiger Moth<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
57
OLDTIMER<br />
Tannkosh 2013<br />
Walter Klocker ist mit<br />
seiner toprestaurierten<br />
Morane Saulnier MS 317<br />
schon mehrm<strong>als</strong> in Tannkosh<br />
eingeflogen<br />
Wie man sieht, haben die Jungs vom<br />
fliegenden Personal richtig Spaß bei<br />
der Öffentlichkeitsarbeit<br />
So sieht wohl der Fliegerhimmel aus: Tragflächen und Motoren, so weit<br />
das Auge reicht. Gelandet werden darf natürlich auch mit Gleitschirm<br />
Seit 1983<br />
gehört die<br />
Harvard 4 M<br />
(T-6) zum<br />
Inventar des<br />
fliegenden<br />
Museums in<br />
Großenhain<br />
Tannheim liegt nah an<br />
Bayern, wie man an den<br />
Besuchern sieht …<br />
Die Flying<br />
Bulls verfügen<br />
über ein ausgezeichnetes Team<br />
an Fluggerätemechanikern. Hier der<br />
»Erste Wart« bei der Arbeit an der P-38<br />
Zwei Schönheiten, die gut<br />
zusammenpassen. Die junge<br />
Dame vom Festzelt-Service hatte<br />
allerdings mehr Bewegung,<br />
denn die P-38 war nur im Staticdisplay<br />
zu bewundern<br />
Fliegerromantik: In Tannheim fühlt<br />
sich jeder Flieger wie zu Hause<br />
Genau wie das große Vorbild Oshkosh bietet<br />
auch Tannkosh faszinierende Einblicke<br />
in die Welt der Flugzeugmotoren<br />
58
Bei all den Attraktionen, die während des<br />
dreitägigen Fly-Ins am Boden und in der Luft<br />
geboten wurden, ging der Puls bei vielen<br />
noch einmal um einige Schläge höher, <strong>als</strong> Moderator<br />
Peter Waldmann endlich den Anflug<br />
der P-38 Lightning von den Flying Bulls ankündigte.<br />
Zum ersten Mal berührte das Fahrwerk<br />
dieses extrem seltenen Warbirds mit<br />
Raimund Riedmann am Steuer Tannheimer<br />
Boden und gehörte somit zu den absoluten<br />
Highlights dieser Veranstaltung. Weder die<br />
Heavy-Metal-Freunde noch diejenigen, die<br />
mit Flugzeugen aus der Zeit des Zweiten<br />
Weltkrieges sonst nicht viel am Hut haben,<br />
ließen es sich nehmen, von dem spiegelblank<br />
polierten Vogel ein besonders schönes Foto zu<br />
machen. Sicherlich gehörte die P-38 an diesem<br />
Wochenende zu den am häufigsten fotografierten<br />
Maschinen.<br />
Unglücklich verlief hingegen der Samstag,<br />
<strong>als</strong> der Nachbau des berühmten Udet »Flamingo«<br />
beim Start in Schwierigkeiten geriet<br />
und in ein am Pistenrand abgestelltes Flugzeug<br />
raste (s. Kasten). Drei Personen wurden<br />
hierbei verletzt, worauf man den Flugbetrieb<br />
zunächst komplett einstellte. Erst gegen<br />
Abend, <strong>als</strong> sich herausstellte, dass die Verletzungen<br />
des aus Großbritannien stammenden<br />
Besuchers nicht so schwerwiegend sind, fand<br />
die »Looping Battle« statt. Matthias Dolderer<br />
mit seiner Edge 540 und Rainer Wilke mit einem<br />
Bo 105 Heli stellten sich der Herausforderung,<br />
innerhalb von drei Minuten möglichst<br />
viele Loops zu fliegen. Beide konnten in diesem<br />
Zeitfenster die Flugfigur 18 Mal umsetzen.<br />
Auch die Bundeswehr zeigte in diesem<br />
Jahr wieder Flagge. Und so wanderten unzählige<br />
Besucher durch die Rümpfe einer<br />
Transall, eines CH-53 Transporthubschraubers<br />
und einer »Seaking«. Viele Kinder standen<br />
Die P-38 gehörte zu den am häufigsten<br />
fotografierten Flugzeugen.<br />
Schlange, um sich von der Crew eines Bell<br />
UH-1D SAR Hubschraubers das Rettungsgeschirr<br />
umlegen zu lassen. Tannkosh ist und<br />
bleibt ein einmaliges Erlebnis, und nahezu alle,<br />
die dabei gewesen sind, dürften sich einig<br />
gewesen sein: Das nächste Mal sind wir selbstverständlich<br />
wieder mit von der Partie! ■<br />
Startunfall beim Massenstart<br />
So etwas tut jedem Flieger weh: der Unfall mit<br />
der Udet »Flamingo«<br />
Hier wird der Rohbau der Flamingo abgenommen<br />
Foto Sammlung Bartmann<br />
rück. Auf der Wasserkuppe flog bereits die<br />
baugleiche D-EOSC, wenn auch mit auffallend<br />
unpassendem Lycoming-Boxermotor.<br />
Gut 8500 Baustunden später, im Dezember<br />
2004, wurde die D-EOSM (W.Nr. 1785)<br />
<strong>als</strong> Einzelstück in der »Experimental«-Klasse<br />
in Oberpfaffenhofen eingeflogen und im Jahr<br />
2005 feierlich auf den Namen »Willy Messerschmitt«<br />
getauft. Sicherlich auch eine<br />
Referenz gegenüber dem Dauerleihgeber<br />
des Siemens Sh 14-Sternmotors, der Messerschmitt-Stiftung<br />
– obwohl der progressive<br />
Konstrukteur von den Bayerischen Flugzeugwerken<br />
(BFW) für den »antiquierten« Nachlass<br />
des Udet-Flugzeugbaus, einen Entwurf<br />
Neben den üblichen Seriengeräten finden<br />
sich in »Tannkosh« immer wieder reizvolle<br />
Klassiker. Etwa die bildschöne Reproduktion<br />
des BFW U 12 Flamingo, gebaut und betrieben<br />
vom Oldtimer-Segelflugverein München<br />
(OSVM).<br />
An jenem Samstag, dem 24. August,<br />
denken viele Tannkosh-Teilnehmer schon<br />
frühzeitig an den Heimflug; eine Schlechtwetterfront<br />
ist angekündigt. Gestartet wird<br />
in kurzen Abständen, um den enormen Andrang<br />
wartender Maschinen zu bewältigen.<br />
Auch der mit zwei Mann besetzte Flamingo<br />
rollt endlich auf der Piste 09 an, kommt<br />
aber nur ein paar Meter hoch, hängt schief,<br />
sackt durch und setzt wieder auf.<br />
Zum allgemeinen Entsetzen gerät der<br />
bockende Oldie völlig außer Kontrolle und<br />
bricht am Boden nach links aus. Drei Zuschauer<br />
werden buchstäblich beiseitegefegt<br />
und verletzt; ein geparkter Motorsegler<br />
steht plötzlich ohne Leitwerk da. Das linke<br />
Tragflächenpaar der BFW U 12 wird abgerissen,<br />
dann stellt sich der Doppeldecker mit<br />
noch laufendem Motor auf die Nase. Der<br />
78-jährige Pilot und sein Begleiter im vorderen<br />
Sitz können den lädierten Klassiker ohne<br />
sichtbare Blessuren verlassen. Der Flugplatz<br />
wird für zwei Stunden geschlossen.<br />
Der Unfallhergang ist erstaunlich gut dokumentiert<br />
worden, auch in bewegten Bildern.<br />
Schon bald wird gemutmaßt, die Repro<br />
sei beim Abheben noch zu langsam<br />
gewesen; auch die Wirbelschleppen der kurz<br />
vorher gestarteten Maschine hätten ihren<br />
Teil zu dem Startunfall beigetragen, heißt<br />
es. Aber: Noch liegt der Flugunfallbericht der<br />
Sachverständigen nicht vor! Die beschädigte<br />
Maschine wird sehr bald wieder freigegeben<br />
und befindet sich derzeit in der OSVM-Werkstatt<br />
in Neubiberg.<br />
Die Geschichte dieses rundum gelungenen<br />
Nachbaus mit dem historischen Kennzeichen<br />
D-1202 reicht bis ins Jahr 1994 zuvon<br />
Hans Herrmann, bekanntlich nicht viel<br />
Sympathie hegte …<br />
Standort des neuen Flamingo seit<br />
2006: die Flugwerft Schleißheim bei München,<br />
wo die DVS einst ausgiebig auf der<br />
braven U 12 geschult hat. Erst wenige Wochen<br />
vor dem Unfall hatte der Flamingo<br />
auf dem Schleißheimer Oldtimer Fly-In die<br />
Zuschauer begeistert.<br />
Noch flog der Nachbau mit einer Vorläufigen<br />
Verkehrszulassung (VVZ), die den Flugbetrieb<br />
einschränkt. Bei dieser Gelegenheit<br />
wurde die Repro von Helmut Fendt, Leiter<br />
für Musterzulassungen beim LBA, geflogen.<br />
Fendt hatte nichts an dem Flugzeug auszusetzen<br />
und stellte in Aussicht, die endgültige<br />
Verkehrszulassung schon bald zu erteilen.<br />
Diese ist jetzt freilich wieder in unüberschaubare<br />
Ferne gerückt. Immerhin: Gerade<br />
weil der Flamingo noch mit einer VVZ<br />
betrieben wurde, hat der Verein (<strong>als</strong> Halter<br />
und Hersteller) noch die Möglichkeit, die<br />
Maschine in Eigenleistung wieder aufzu -<br />
rüsten; sonst wäre ein teurer Fachbetrieb<br />
erforderlich gewesen. Und dass es so geschehen<br />
wird, daran lässt Hans-Peter Fehrenz<br />
(70), Leiter der OSVM-Motorflugsparte,<br />
keinen Zweifel. Er freut sich über den<br />
Rückhalt aus der Oldtimer-Szene. Fehrenz:<br />
»Alle wollen den Flamingo wieder fliegen<br />
sehen!« Bislang stehen im Bordbuch nur<br />
90 Flugstunden und 190 Landungen.<br />
Vor dem Wiederaufbau müssen noch<br />
einige Versicherungsfragen geklärt werden,<br />
und freilich hat auch die Messerschmitt-<br />
Stiftung ein Wörtchen mitzureden. Klar<br />
auch, dass der angeschlagene Sh 14 zu<br />
den Motorenprofis muss. Beim Verein sollen<br />
sich fünf bis sechs Leute um die Zelle<br />
kümmern. Für die knifflige Herstellung eines<br />
neuen Dural-Flügelstiels braucht man<br />
Firmenhilfe. Fehrenz zuversichtlich: »Schon<br />
zur nächsten Saison könnte unser Flamingo<br />
wieder dabei sein!« Stefan Bartmann<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
59
OLDTIMER<br />
Klemm-Replikat<br />
Stolze »Väter«: Detlef Oberbach und<br />
Josef Schmitz gelang in kurzer Zeit<br />
dieser gelungene Nachbau einer<br />
Klemm 25. Hier sind sie mit ihrem<br />
»Baby« in Bonn-Hangelar zu sehen<br />
FLUGFÄHIGE RARITÄT NACHGEBAUT<br />
Da »klemmt« nichts!<br />
Sie hat sich rar gemacht, die Klemm 25. Nur wenige Originale und noch weniger<br />
Nachbauten existieren. Umso größer war die Freude der Luftfahrt-Szene, <strong>als</strong> jüngst ein<br />
Replikat dieses beliebten Sportflugzeugs erfolgreich abhob<br />
Von Pierre Schmitt<br />
Da war der Jubel groß: Im März 2013<br />
hob auf dem Flugplatz Aachen-Merzbrück<br />
das Replikat einer Klemm 25 D<br />
ab. Am Steuer saß Detlef Oberbach, der in<br />
Deutschland zuvor schon durch zahlreiche<br />
RV-Kit-Nachbauten bekannt wurde.<br />
Das Projekt begann vor etwa einem Jahr,<br />
<strong>als</strong> Oberbach und sein Fliegerfreund Josef<br />
Schmitz ein Flugmodell des legendären deutschen<br />
Sportflugzeugs sahen. Und wie so oft<br />
war es auch in diesem Fall »Liebe auf den ersten<br />
Blick«: Sie mussten diese wunderschöne<br />
Maschine einfach nachbauen! Mit großem<br />
Elan ging es ans Werk und schon nach einem<br />
Jahr präsentierten sie ein tadelloses Werk.<br />
Doch einfach war es nicht. Vor allem die<br />
Pläne und Zeichnungen zu besorgen, war sehr<br />
aufwendig und nahm viel Zeit in Anspruch.<br />
Als nützlich erwiesen sich hierbei freilich die<br />
Fotos der L-25 aus Luxemburg. Unterstützt<br />
wurden die beiden unermüdlichen Fliegerfreunde<br />
von der Oskar Ursinus Vereinigung<br />
(OUV), einem Verein, der es sich zur Aufgabe<br />
gemacht hat, private Flugzeugbauer zu fördern<br />
und ihnen unter die Arme zu greifen.<br />
Angetrieben wird das Klemm-Repli kat<br />
von einem Sieben-Zylinder-Sternmotor vom<br />
Typ Rotec R-2800. Er bringt rund 102 Kilogramm<br />
auf die Waage und liefert 110 PS bei<br />
3700 U/min. Bei der Luftschraube handelt es<br />
sich um einen modernen Helix-Propeller mit<br />
einem Durchmesser von 1,95 Metern.<br />
Etwas aufwendiger wurde es hingegen<br />
wohl, <strong>als</strong> es galt, den Rumpf zu bauen. So<br />
mussten sie unter anderem 150 verschiedene<br />
Rippen und natürlich eine entsprechende<br />
Helling anfertigen. Als Werkstoff nutzten sie<br />
nordisches Kiefernholz, das von hochwertiger<br />
Qualität ist, aber inklusive der Verarbeitungskosten<br />
mit 3000 Euro zu Buche schlug.<br />
Mithilfe von Originalplänen ging es dann<br />
an den Bau des Fahrwerks, das vor allem<br />
durch seine geringe Spurweite auffällt. Im<br />
Hinblick auf die Bremsen genehmigten sich<br />
die beiden Flugzeugbauer den »Luxus«, lieber<br />
moderne, hydraulische Bremsen anstelle<br />
der damaligen Seilzug-Backen zu verwenden.<br />
Ebenso wich man bei der Steuerung vom Original<br />
ab, indem sie statt der damaligen Seilzüge<br />
für Quer- und Höhenruder Schubstangen<br />
einbauten, die ein lästiges Nachstellen<br />
Fotos Pierre Schmitt<br />
60
Frischluftvergnügen bieten<br />
die offenen Cockpits<br />
Die Fläche des<br />
Höhenleitwerks<br />
beträgt 2,13<br />
Quadratmeter<br />
der entsprechenden Seilzugspannung entbehrlich<br />
machen.<br />
An den 13 Meter langen Tragflächen, die<br />
eine imposante Flügelfläche von 20 Quadratmetern<br />
aufweisen, fallen vor allem die Verstärkungsprofile<br />
zwischen den einzelnen Beplankungselementen<br />
aus Sperrholz auf. Diese<br />
wurden dam<strong>als</strong> auf Stoß gebaut und nicht<br />
geschäftet. An diesem Punkt stand auch eine<br />
wichtige »Zwischenprüfung« des jungen<br />
Nachbaus an. Denn das LBA forderte einen<br />
Flügelbelastungsversuch, der unter anderem<br />
vorsah, die Tragflächen mit 1,5 Tonnen zu belasten.<br />
Nachdem die Klemm diese Hürde gemeistert<br />
hatte, rückte die begehrte Genehmigung<br />
für den Flugbetrieb näher.<br />
Doch was wäre ein gutes Replikat ohne eine<br />
historische Bemalung? So lackierte man<br />
die Tragflächen elfenbeinfarben und den<br />
Rumpf rotbraun. Auch das Klemm Firmensignet<br />
am Seitenruder wurde natürlich nicht<br />
vergessen. Am Rumpf trägt die Maschine den<br />
Schriftzug »Kamerad« – wie die Klemm mit<br />
dem Kennzeichen D-1433 aus dem Jahr 1928.<br />
Ernst Udet landete mit der D-1433 einst auf<br />
der Zugspitze und auch ein Flug von Berlin<br />
Der Mercedes<br />
F 7501 war ab 1927<br />
einer der ersten Motoren<br />
der L-25-Serie. Der Hubraum<br />
dieses Zweizylinder-Antriebs beträgt<br />
885 Kubikzentimeter, seine Leistung 25 PS<br />
nach Moskau gehört zu den bemerkenswerten<br />
Erlebnissen dieser Klemm.<br />
Insgesamt investierten Oberbach und<br />
Schmitz 4000 Arbeitsstunden in den Nachbau.<br />
Doch es hat sich gelohnt! Mitte August<br />
Insgesamt investierten Oberbach und Schmitz<br />
4000 Arbeitsstunden in den Nachbau.<br />
hatte ihr Replikat bereits 40 Starts absolviert<br />
und 26 Flugstunden zu verzeichnen. Ein<br />
Rennflugzeug ist die Klemm L-25 D sicher<br />
nicht, im Reiseflug schafft sie etwa 125 bis<br />
135 km/h, maximal kommt sie auf 144 km/h.<br />
Der australische Sieben-Zylinder Rotec R-2800-<br />
Sternmotor. Er wird gerne für Oldie-Nachbauten<br />
verwendet<br />
Abgehoben wird mit etwa 90 Stundenkilometern.<br />
Die Steigleistung beträgt etwa 700<br />
Fuß/Minute, wobei das Abfluggewicht bei<br />
750 Kilogramm liegt.<br />
Weltweit existieren heute nur noch 14 Original-Exemplare,<br />
obwohl zwischen 1927 und<br />
1939 rund 600 Flugzeuge dieses Typs die Werkhallen<br />
verlassen haben. Nachgebaut wurden<br />
nur zwei Maschinen – inklusive dieser Klemm.<br />
Ein drittes Replikat befindet sich zudem bereits<br />
seit mehreren Jahren in Osnabrück im Bau.<br />
Diese Zahlen lassen erahnen, wie wertvoll der<br />
Beitrag ist, den Oberbach und Schmitz mit ihrer<br />
Klemm für die deutsche Oldtimer-Szene geleistet<br />
haben.<br />
■<br />
In voller Pracht: Dieses wunderschöne<br />
Replikat war jede Arbeitsstunde<br />
und jeden Euro wert!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
61
OLDTIMER<br />
Oshkosh 2013<br />
EAA AIRVENTURE 2013 IN OSHKOSH<br />
Masse und Klasse!<br />
Einmal im Jahr scheint sich in den USA eine komplette Oldtimer-Luftflotte in<br />
Bewegung zu setzen. Ihr Auftrag: die mit Abstand größte und spektakulärste<br />
Airshow der Welt abzuhalten! Von Andreas Zeitler<br />
Diese P-40 Warhawk hat offensichtlich »Biss«!<br />
Ein Blick aus dem Hubschrauber zeigt die immense Größe des Airventure<br />
62
Man müsste viele Superlative bemühen,<br />
um die Airshow in Oshkosh, das<br />
drei Autostunden nördlich von Chicago<br />
liegt, angemessen zu beschreiben. Am<br />
ehesten trifft jedoch die Bezeichnung »Woodstock<br />
der Luftfahrt« zu: Massen an Menschen,<br />
ausgelassene Stimmung, Programm von den<br />
ersten Sonnenstrahlen am frühen Morgen bis<br />
spät in die Nacht und Party ohne Ende. »The<br />
World’s Greatest Aviation Celebration« (»Das<br />
weltweit größte Luftfahrt-Fest«) nennen die<br />
Veranstalter ihre Airshow stolz. Und es<br />
stimmt! Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten<br />
wird nicht gekleckert, sondern ordentlich<br />
geklotzt: sieben Tage Airshow, 2341 Maschinen<br />
am Flugplatz vor Ort, mehr <strong>als</strong> eine<br />
halbe Million Besucher und an der Balustrade<br />
des Kontrollturms haben die Fluglotsen stolz<br />
ein Banner mit der Aufschrift »The world’s<br />
busiest Control Tower« (»Der beschäftigste<br />
Tower der Welt«) platziert. Schon alleine diese<br />
Zahlen sind mehr <strong>als</strong> beeindruckend, helfen<br />
aber nur bedingt, die Größe und Faszination<br />
des EAA Airventure zu greifen.<br />
Denn eigentlich ist die Veranstaltung »lediglich«<br />
das jährliche Fly-In der Mitglieder der Experimental<br />
Aircraft Association (EAA), einer<br />
Vereinigung mit mehr <strong>als</strong> 175 000 Mitgliedern<br />
Klar, dass bei der größten Airshow<br />
der Welt auch die großen »Vögel«<br />
nicht fehlen dürfen! Hier setzt die<br />
»FiFi« zur Landung an. Die weltweit<br />
einzige flugfähige B-29 war der unumstittene<br />
Star unter den Warbirds<br />
Rekordflieger Steve Hinton präsentierte die seltene F7F Tigercat<br />
Immer Flagge zeigen! Auch die Caribou war ein Publikumsmagnet<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
63
OLDTIMER<br />
Oshkosh 2013<br />
»Tora! Tora! Tora!« Die spektakuläre<br />
Darstellung des japanischen<br />
Überfalls auf Pearl Habor<br />
war der Höhepunkt der<br />
Warbird-Vorführungen<br />
Einsteigen und los geht’s! In stilechter<br />
Montor posieren diese beiden<br />
Enthusiasten vor der auf Hochglanz<br />
polierten F-86 Sabre<br />
64
weltweit. Allesamt Luftfahrt-Enthusiasten und<br />
zum großen Teil Privatpiloten, die in der EAA<br />
ein großes Sprachrohr <strong>als</strong> Interessenvertretung<br />
haben und auf diesem Weg allerlei Erfahrungen<br />
austauschen können.<br />
Hunderte Warbirds auf engstem Raum<br />
Vor allem Warbird-Freunde sind in Oshkosh<br />
aus dem staunen nicht mehr herausgekommen:<br />
Sage und schreibe dreißig P-51 Mustang<br />
und mehrere Dutzend T-6 Texan erweckten in<br />
der nordöstlichen Ecke des Ausstellungsgeländes<br />
den Anschein, <strong>als</strong> habe sich mal eben<br />
eine amerikanische Jagdgruppe aus der Zeit<br />
des Zweiten Weltkriegs eingefunden. Und<br />
wem der Anblick einer solch massiven Ansammlung<br />
von allesamt bis ins kleinste Detail<br />
bestens gepflegten Warbirds noch nicht genug<br />
war, konnte auf den zweiten Blick eine<br />
Reihe von fünf P-40 Warhawk erspähen, dicht<br />
dahinter Maschinen der US Navy vom Typ<br />
Corsair, Wildcat, Avenger und Dauntless.<br />
Weiter ums Eck setzt sich das Spektakel<br />
fort: Mehrere T-28 Trojan stehen dort neben<br />
Jets aus der Zeit des Korea-Krieges und russischen<br />
L-39. Auch fünf C-47 Skytrain haben<br />
sich zum Stelldichein eingefunden. Ein wahrer<br />
Publikumsliebling aber sind die vier B-25<br />
Mitchell, vor denen das Gedränge groß ist.<br />
Die unzähligen Yak-18 und Piper Cub finden<br />
in so illustrer Gesellschaft schon fast keine Beachtung<br />
mehr. Die offiziellen Zahlen am Ende<br />
der Veranstaltung nannten schließlich eine<br />
Zahl von 343 Warbirds, die am EAA Airventure<br />
teilgenommen haben!<br />
Gut Ding will Weile haben<br />
Zugegeben, es ist eine Massenveranstaltung.<br />
Entspannt und halbwegs übersichtlich wird die<br />
Sache nur, wenn man sich mehrere Tage Zeit<br />
nehmen kann, um sich <strong>als</strong> Neuling erst einmal<br />
einen Überblick zu verschaffen und dann komplett<br />
ins Abenteuer Airventure einzutauchen.<br />
So bleibt auch Zeit, die in den heimischen Garagen<br />
zusammengeschweißten Skurrilitäten zu<br />
bestaunen und natürlich auch die Oldtimer<br />
und die zeitlosen Klassiker aus den 1945er- bis<br />
1955er-Jahren. Besonderes interessant und auch<br />
durch ihre Größe hervorstechend waren in diesem<br />
Jahr die beiden wunderschönen, in grüngelb<br />
und blau-metallic lackierten Howard 500.<br />
Von den ehem<strong>als</strong> nur 17 von Dee Howard in<br />
San Antonio, Texas, produzierten Flugzeugen<br />
fanden sich diese beiden letzten verbliebenen<br />
flugfähigen Exemplare in Oshkosh ein.<br />
Und selbst wenn man sich ausschließlich<br />
für Warbirds interessiert, so gibt es jeden Tag<br />
Neues zu entdecken, denn es herrscht ein<br />
ständiges Kommen und Gehen. Durch diesen<br />
ständigen Wechsel finden sich <strong>als</strong>o täglich<br />
neue Exponate wieder und selten sieht man<br />
Fluggeräte an dem Platz wieder, wo sie noch<br />
am Vortag standen.<br />
Hier stiehlt offensichtlich die aufgemalte Dame dem Flugzeug, eine B-24, die Schau<br />
Mittendrin statt nur dabei: Piloten und ihre Maschinen<br />
So unterschiedlich die teilnehmenden Flugzeugtypen<br />
auch sind, so sehr ähneln sich<br />
Gedanken und Motivation der Teilnehmer.<br />
Sam und Sharon beispielsweise sind mit<br />
zwei Piper Cub nach Oshkosh angereist und<br />
verbringen dort einen großen Teil ihres Jahresurlaubs.<br />
2013 feiern sie bereits ihr vierzigstes<br />
Airventure, das für beide schon immer<br />
in der Vorwoche beginnt, wenn sie ihr<br />
Wohnmobil bereitstellen. Anschließend geht<br />
es zurück nach Hause, um dann sonntags<br />
mit den beiden Cubs anzureisen. Für Sharon,<br />
die erst seit etwas mehr <strong>als</strong> einem Jahr<br />
ihren Flugschein besitzt, war der Anflug inmitten<br />
der unzähligen anderen Maschinen<br />
ein einmaliges Erlebnis. Die Tage auf der<br />
Show verbringen sie meist vor ihrem Flugzeug,<br />
wo sie hauptsächlich von Besuchern<br />
mit Kindern angesprochen werden oder von<br />
alten Veteranen, denen der Anblick viele Erinnerungen<br />
wiederbringt.<br />
Veteranen zu treffen war für die Crew<br />
der PV-2D Harpoon der Grund, nach Osh -<br />
kosh zu reisen. Ken, eines der Crew-Mitglieder,<br />
verbrachte daher seine meiste Zeit auf<br />
der Show rund um das Flugzeug, allerdings<br />
blieb auch Zeit, das fantastische Wetter zu<br />
genießen und sich an der großen Auswahl<br />
von Verkaufsständen mit entsprechender<br />
Kleidung einzudecken. Schmunzelnd fügt er<br />
hinzu, dass man sich da »wie ein Kind im<br />
Spielzeugladen fühlt«. Es war zwar erst sein<br />
zweiter Besuch in Oshkosh, aber auch er<br />
musste schon feststellen, dass »es das<br />
Mekka der Luftfahrt ist, und wenn man einmal<br />
hier war, will man immer wieder kommen«!<br />
Nach einem vier tägigen Aufenthalt<br />
ging es für die sieben -köpfige Mannschaft<br />
bereits am Freitag wieder zurück, glücklich<br />
und stolz mit der Auszeichnung der Wettkampf-Jury<br />
für den besten Bomber auf dem<br />
diesjährigen Air-venture 2013.<br />
■<br />
War für Oshkosh gut »gerüstet«:<br />
die PV-2D Harpoon<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
65
OLDTIMER<br />
Oshkosh 2013<br />
»Warbirds in Review« hieß das Forum, welches das »Schwermetall«<br />
publikumsnah in allen Details zu präsentierte<br />
Früh am Morgen:<br />
Während man sich dem Objekt<br />
der Begierde noch ungestört<br />
nähern konnte, begrüßten die<br />
Himmelsschreiber das Publikum<br />
66
Die CAF beim EAA Airventure<br />
Die Commemorative Air Force (CAF) ist die<br />
große Organisation in den USA zum Erhalt<br />
und der Restaurierung von Warbirds. Trotz<br />
oder gerade auch weil die EAA eine eigene<br />
Warbirds-Abteilung besitzt, die sich um ehemalige<br />
Militärflugzeuge kümmert, ist das<br />
Oshkosh ein wichtiger Punkt auf dem jährlichen<br />
Tourplan der CAF. »Mit seinen großen<br />
Besucherzahlen bietet das EAA Airventure<br />
uns eine hervorragende Möglichkeit, viele<br />
Leute zu erreichen, um unsere Aufgabe, das<br />
Wissen über diese Flugzeuge, ihre Piloten und<br />
deren Missionen zu verbreiten, zu erfüllen«,<br />
sagt Steve Brown, Präsident der CAF, und<br />
blickt zufrieden auf die Menschentrauben um<br />
die B-24 Liberator und FiFi, die weltweit einzige<br />
flugfähige B-29 Superfortress und damit<br />
zu Recht Aushängeschild der CAF.<br />
Genutzt wurde das Airventure von der CAF<br />
auch, um die Endauswahl für den neuen<br />
Standort ihres Hauptquartiers bekanntzugeben.<br />
Acht Flugplätze, zum größten Teil immer<br />
noch in Texas gelegen, sind nun die<br />
Favoriten, wenn es darum geht, einen neuen<br />
Museumsbau einzurichten, mit dem zukünftig<br />
noch mehr Besuchergruppen erreicht<br />
werden sollen. Midland mit dem bisherigen<br />
Museum der CAF und der jährlich stattfindenden<br />
Airshow wird von diesem Umzug<br />
jedoch nicht betroffen sein.<br />
■<br />
Der Boss der CAF, Steve Brown, spricht über die Zukunft von Oshkosh<br />
CAF-Mitglied Brad Lang (rechts) ist Sohn eines »Tuskegee Airman«!<br />
Wer nicht nur staunen, sondern auch mal<br />
»anfassen« wollte, dem bot sich, das nötige<br />
Kleingeld vorausgesetzt, die Möglichkeit, an<br />
Rundflügen der »CAF Airpower History<br />
Tour« teilzunehmen. Natürlich nicht in irgendwelchen<br />
Maschinen, sondern in einer<br />
B-17 Flying Fortress oder in einer B-29 Superfortress!<br />
Zeitreise mit Bildungsaspekt<br />
Möchte man jedoch die Zeitreise in die<br />
1940er-Jahre vollenden, ist ein Besuch der<br />
»Warbirds in Review« ein Muss. Hier werden<br />
dem Besucher zweimal täglich die technischen<br />
Details unterschiedlichster Flugzeugtypen<br />
präsentiert, und damit den Besuchern die<br />
Wartezeit nicht zu lang wird, sorgen zwei<br />
Sängerinnen, gekleidet im Stil der Zeit, für ordentlich<br />
Stimmung. Für die nötige Atmosphäre<br />
sorgen nicht zuletzt auch Schauspieler,<br />
die in authentischen Uniformen mit originalgetreuer<br />
Ausrüstung auftreten.<br />
Angesichts dieses großen Angebots ist es<br />
schon fast von Vorteil, dass die Flugvorführung<br />
selbst erst am Nachmittag beginnt. Doch<br />
ein erster Blick ins Programm wirkt eher ernüchternd:<br />
Lediglich eine Stunde haben die<br />
Veranstalter den Warbirds täglich eingeräumt,<br />
wobei der Donnerstag sicherlich einer der<br />
Höhepunkte war. Zwar beschränkte man sich<br />
an diesem Tag hauptsächlich auf Trainingsund<br />
Schulflugzeuge vom Typ T-28 Trojan<br />
oder dem zeitlosen Klassiker T-6 Texan. Allerdings<br />
feierte Letztere in diesem Jahr ihr 75-<br />
jähriges Jubiläum und der Erstflug im Jahr<br />
1938 wurde dann auch standesgemäß zelebriert,<br />
indem sich 22 T-6 am späten Nachmittag<br />
zu einer gigantischen »75« formierten.<br />
Richtig zur Sache sollte es aber erst am<br />
nächsten Tag gehen, den die Veranstalter im<br />
22 T-6 Texan formierten sich am späten<br />
Nachmittag zu einer gigantischen ›75‹.<br />
Vorfeld <strong>als</strong> »großen Warbird-Tag« angekündigt<br />
hatten, und diese 90 Minuten sollten es in<br />
der Tat in sich haben. »Tora! Tora! Tora!« hieß<br />
es nämlich plötzlich und da donnerten auch<br />
schon wie einst beim Überfall auf Pearl Harbor<br />
A6M Zero und Sturzbomber heran, die<br />
ein atemberaubendes Spektakel aus Rauch<br />
Alle Fotos Andreas Zeitler<br />
Eine traumhafte Kulisse bot Oshkoshs Himmel auch dieser PBY Catalina<br />
»Zero«? Nein, der gelungene T-6-Umbau der »Texas Flying Legends«<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
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OLDTIMER<br />
Oshkosh 2013<br />
Mit dieser »Flying Fortress« der EAA<br />
konnten Mitglieder für einige hundert<br />
Dollar zu Rundflügen starten<br />
und Explosionen veranstalteten. Es waren jedoch<br />
keine Original-Maschinen, sondern T-6<br />
Texan, die man kurzerhand zu japanischen<br />
Warbirds umgebaut hatte.<br />
Action am großen Warbird-Tag<br />
Die Antwort der »Guten« ließ allerdings nicht<br />
lange auf sich warten: Nahe am Publikum<br />
brausten alliierte Jäger heran, wobei man bei<br />
den zahlreichen P-51 Mustang allerdings<br />
schnell den Überblick verlor. Schlag auf<br />
Schlag ging es dann weiter, und während Jets<br />
wie die A-37, T-33 oder L-39 in der Luft kreisten,<br />
sah man am anderen Flugplatzende, wie<br />
die B-29 Superfortress »FiFi« für ihre einzige<br />
Flugvorführung auf dem Airventure 2013 ihre<br />
Motoren startete! Zusammen mit drei B-25<br />
Mitchell bildete sie den krönenden Abschluss<br />
dieses Spektakels, bei dem geschätzt an die<br />
70 bis 80 Warbirds in der Luft waren!<br />
Für Abwechslung sorgte am Wochenende<br />
die Vorführung des »Texas Flying Legends<br />
Museum«. Angeführt wurde die Formation<br />
von der B-25 Mitchell »Betty’s Dream«, auf<br />
deren Bug eine Fledermaus mit monströsen<br />
Fangzähnen aufgemalt ist. Begeistern konnte<br />
auch eine gelungene Choreographie, die die<br />
Piloten der FG-1D Cors air, der P-51 Mustang,<br />
der P-40 Warhawk und auch der A6M<br />
Zero vorführten – ein wahrhaft fliegendes<br />
Kunstwerk.<br />
Was von Oshkosh 2013 bleibt, ist der Eindruck<br />
einer schier unvorstellbaren Masse an<br />
Zusammen mit drei B-25 Mitchell bildete die<br />
B-29 den krönenden Abschluss.<br />
Flugzeugen, gepaart mit einer freundlichen,<br />
angenehmen und ausgelassenen Atmosphäre,<br />
wie man sie sonst nur auf »Wald- und Wiesen-Airshows«<br />
wiederfindet … ein »Woodstock«<br />
für Luftfahrt-Enthusiasten eben! ■<br />
Auch die »Devil Dog« gehörte zur CAF-Formation<br />
Die Mitchell »Georgie's Gal« landet nach der Dreierformation<br />
der CAF-B-25 wieder in Oshkosh<br />
Tierisch: Die »Fledermaus-B-25« der CAF<br />
68
Marinefliegerei<br />
BACKGROUND<br />
<strong>FLUGZEUG</strong>TRÄGER UND DIE DEUTSCHEN<br />
Die ewigen Landratten<br />
Hermann Göring betrachtete die Seefliegerei,<br />
vermutlich auch den Rest der Marine, mit Argwohn.<br />
Kein Wunder, dass der schwergewichtige<br />
Oberbefehlshaber der 1935 neu aufgestellten Luftwaffe<br />
die Seeflieger am 27. Januar 1939 gegen den<br />
Widerstand des Marine-Oberbefehlshabers Erich<br />
Raeder der Luftwaffe einverleibte. Unter den »Beutestücken«<br />
befand sich auch die Bordfliegerstaffel des<br />
Flugzeugträgers »Graf Zeppelin«. Er wurde bis auf<br />
die Aufbauten weitgehend fertiggestellt, aber durch<br />
die Entwicklung des Zweiten Weltkrieges nicht mehr<br />
vollendet; 1945 sank der Gigant im Hafen von Stettin.<br />
Er wurde später gehoben, <strong>als</strong> Kriegsbeute von den<br />
Sowjets in die Ostsee geschleppt und nach Tests nördlich<br />
von Danzig versenkt. Die Fragmente eines zwei -<br />
ten Trägers wurden 1940 in der Kieler Werft verschrottet;<br />
seither sind Flugzeugträger hierzulande kein<br />
Thema mehr.<br />
DIE DEUTSCHE MARINE, gut zehn Jahre nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg <strong>als</strong> Küstenstreitmacht wieder auferstanden,<br />
erhielt Kampf- und Versorgungsschiffe;<br />
eine eigene »schwimmende Startbahn« blieb für den<br />
kleinen NATO-Partner eine Utopie. Das hatte sich<br />
freilich nicht bis in den letzten Winkel des Landes<br />
herumgesprochen. Piloten der (landgestützten) Marine-Jets<br />
wurden des Öfteren von Landratten gefragt,<br />
auf welchem Träger sie dienten und wie der schnelle<br />
Starfighter, der ja bekanntlich einen Fanghaken hatte,<br />
auf einem so kurzen Landedeck zum Stehen gebracht<br />
wurde.<br />
EINIGE WENIGE DEUTSCHE SCHAFFTEN ES tatsächlich<br />
auf einen Träger – <strong>als</strong> Austauschoffizier bei<br />
ausländischen Marinen. Auf Schiffen wie der amerikanischen<br />
USS »Forrestal« oder der französischen »Clémenceau«<br />
flogen sie Routine-Einsätze mit ihren ausländischen<br />
Kameraden. Als Ritterschlag galt die<br />
Nachtlande-Berechtigung (Appontage de Nuit) auf der<br />
»Clem«, deren Flugdeck mit 165,5 mal 29,5 Metern<br />
deutlich kleiner war <strong>als</strong> das eines Ami-Trägers (»Forrestal«:<br />
311 mal 77 Meter).<br />
OFT PROFITIEREN AUCH ANDERE von solchen<br />
Austauschaktionen: So brachte der von der »Forrestal«<br />
heimgekehrte Pilot schleswig-holsteinischen Tornado-<br />
Marinefliegern bei, wie man richtig Luftbetankung<br />
macht. Flugzeugträger-Nostalgiker können hierzulande<br />
ein fast vergessenes »Zeppelin«-Kapitel für sich entdecken.<br />
In einem abseits gelegenen Industriegebiet von<br />
Bremerhaven-Weddewarden stehen mehrere Bauten<br />
des Seefliegerhorsts, darunter die Flugleitung und ein<br />
Hangar. Die Gebäude, nach dem Krieg Teil der amerikanischen<br />
Carl-Schurz-Kaserne, dienten später <strong>als</strong> Freizeitclub<br />
und Halle einer Baufirma.<br />
Rolf Stünkel ■<br />
»Einige wenige<br />
Deutsche<br />
schafften es<br />
tatsächlich auf<br />
einen Träger.«<br />
Machte aus den »Landratten« echte »Seebären«: Auf der<br />
USS Forrestal konnten sich auch deutsche Piloten in<br />
der Trägerfliegerei üben. Hier ist die Forrestal im August<br />
1967 während des Vietnam-Einsatzes zu sehen<br />
Foto picture alliance/Everett Collection<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
69
FILM<br />
»Memphis Belle«<br />
Zehn Männer für Amerika!<br />
Die sorgfältig ausgewählte<br />
»Memphis Belle«-Besatzung repräsentiert<br />
eine ganze Nation.<br />
Zurück in den USA trommeln<br />
sie für Kriegsanleihen …<br />
DIE LUFTKRIEGS-DOKUMENTATION AUS DEM JAHR 1944<br />
Mission in Technicolor<br />
Die USAAF hat viele Einsätze über NS-Deutschland geflogen – aber nur einer hat es<br />
zu filmhistorischer Berühmtheit gebracht. Eine B-17 namens »Memphis Belle« zeigt<br />
1944 den Amerikanern zu Hause, was die USAAF in Europa macht Von Stefan Bartmann<br />
Wohl niem<strong>als</strong> zuvor ist ein Dokumentarfilm<br />
so klotzig propagiert<br />
worden: »The War Department presents:<br />
THE MEMPHIS BELLE in Technicolor«.<br />
Und weiter: »Zehn Mann auf einer Bomber-<br />
Mission. Sie sind der elfte! Ziel! GERMANY!«<br />
Von keiner Hollywood-Produktion mit Star-<br />
Besetzung ist die Rede, obwohl das knallbunte<br />
Plakat ganz danach aussieht. Es ist ein Dokumentarfilm<br />
über die »air-front«, wie es die<br />
bedeutungsschwere Stimme aus dem Off betont.<br />
Regie: William Wyler.<br />
Im April 1944 wird »Memphis Belle: A Story<br />
of a Flying Fortress« in den USA uraufgeführt<br />
und offenbart sich <strong>als</strong> etwas ganz anderes<br />
<strong>als</strong> die zappeligen Filmschnipsel aus den<br />
Wochenschauen. Wylers fiktionalisierte Doku<br />
dauert nur gut 40 Minuten, dennoch hat dieser<br />
Film den Blick auf den Luftkrieg deutlich<br />
verändert – zumindest den amerikanischen.<br />
Als das Pentagon zu den Fahnen rief, hat<br />
Hollywood nicht gezögert, sein Bestes zu geben<br />
– sei es bei der Rekrutenwerbung oder<br />
beim Getrommel für den Kauf von Kriegsanleihen.<br />
Und manch patriotisch gesinnter Star<br />
(von Clark Gable bis Donald Duck) hat sein<br />
Kostüm mit der Uniform getauscht. Auch Regisseure<br />
wie John Ford, der Western-Magier,<br />
und der Alleskönner William Wyler haben auf<br />
ihre Weise im Pazifik und in Europa gekämpft.<br />
Schon ein paar Tage nach Amerikas Kriegseintritt<br />
fragte der 39-jährige Wyler beim Signal<br />
Corps an, ob er sich nützlich machen könne.<br />
Es dauert bis Juni 1942, ehe General Carl A.<br />
Spaatz sich an das Angebot erinnert; Spaatz ist<br />
zu dieser Zeit damit beschäftigt, die USAAF in<br />
Großbritannien zu organisieren. Wylers Auftrag<br />
ist ziemlich vage formuliert, doch folgsam<br />
packt er seine Ausrüstung und eine Vier-<br />
Mann-Crew zusammen. Als das Team im August<br />
in England eintrifft, haben soeben die ersten<br />
B-17 damit begonnen, Kampfeinsätze über<br />
Deutschland zu fliegen. Major Wyler hat sein<br />
Thema gefunden.<br />
Auf der RAF-Basis Bassingbourn, Cambridgeshire,<br />
befindet er sich inmitten eines<br />
dramatischeren Film-Sets, <strong>als</strong> es Hollywood je<br />
hervorbringen könnte. Und die Gefahren sind<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Mühlbauer<br />
70
ganz real. Noch hat keine Besatzung die »tour<br />
of duty«, <strong>als</strong>o 25 Einsätze bis zur Ablösung,<br />
und das Heimflugticket erreicht.<br />
Wyler muss dem Captain der »Memphis<br />
Belle«, Robert K. Morgan, versprechen, seiner<br />
zehnköpfigen Crew nicht im Wege zu stehen<br />
– man hat genug zu tun. Darum fliegen<br />
Wyler und seine Kameraleute bei mehreren<br />
Umständen ist eine filigrane Angelegenheit<br />
und kostet viel Kraft. First Lieutenant Harold<br />
J. Tannenbaum, Kameramann, macht das Beste<br />
aus diesen Umständen. Er hält die dramatischen<br />
Momente fest, <strong>als</strong> eine B-17 trudelnd<br />
abstürzt und sich einige Fallschirme öffnen.<br />
Auch das empfindliche Filmmaterial gefriert<br />
bisweilen in den großen Höhen. Zudem<br />
Man merkt dem Film die Schwierigkeiten<br />
seiner Entstehung deutlich an.<br />
Gestelltes Standfoto. Der grobkörnige<br />
16-mm-Originalfilm ist in Farbe,<br />
voller Kratzer und fast immer<br />
in Bewegung<br />
Ein Blick auf die B-17-Heckschützen<br />
zeigt, unter welchen<br />
Bedingungen auch Wylers Kameraleute<br />
zu arbeiten hatten<br />
Bombing-Raids selbst mit ins Geschehen, wo<br />
die Action ist – aber keine Möglichkeit für einen<br />
zweiten »Take«.<br />
Den Lärm, die Kälte, die Enge – all die Zumutungen<br />
einer ungeheizten B-17 ohne<br />
Druckkabine hat das Team ganz unmittelbar<br />
erfahren. Man merkt dem Film die Schwierigkeiten<br />
seiner Entstehung deutlich an. Filmemachen<br />
per Handkamera unter diesen<br />
muss es oft gewechselt werden, jede Rolle<br />
reicht für kaum drei Minuten. Und man<br />
macht die Erfahrung, dass die feindlichen Jäger<br />
deutlich schneller sind, <strong>als</strong> die Kameraleute<br />
ihnen folgen können, die im vollgestopften<br />
Rumpf von einem Fensterchen ans<br />
andere hetzen! Dabei geht es nicht ohne Opfer<br />
ab – Wylers Ton-Ingenieur wird über<br />
Frankreich abgeschossen.<br />
Geschafft! Mit dem 25. Feindflug ist die »tour of duty« beendet. Der nächste<br />
Marschbefehl führt die Besatzung der »Memphis Belle« nach Hause<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
71
FILM<br />
Die Propagandamaschine läuft an. Die »Memphis Belle«-Crew wird mit großem Zeremoniell verabschiedet.<br />
William Wyler hat den krönenden Abschluss seines Films »im Kasten« …<br />
Oft hat Wyler später die »complete reality«<br />
seines Films betont. Was Atmosphäre und<br />
Dramatik betrifft, sucht »Memphis Belle« in<br />
der Tat seinesgleichen. Doch dieser Film<br />
erzählt auch eine Story, und wer sich dessen<br />
Entstehungsgeschichte genauer ansieht,<br />
kommt an Wylers kreativem Umgang mit<br />
Daten und Tatsachen nicht vorbei.<br />
Hollywood-Realität<br />
Die Wirklichkeit war für Hollywood noch nie<br />
gut genug. Wylers Film sieht aus, <strong>als</strong> dokumentiere<br />
er einen einzigen Einsatz – gegen die<br />
Werft und U-Boot-Bunker von Wilhelmshaven<br />
1943. Doch es handelt sich um den geschickten<br />
Zusammenschnitt mehrerer Feindflüge. So<br />
sind die ersten Filmaufnahmen gar nicht an<br />
Bord der »Memphis Belle« entstanden, sondern<br />
der »Jersey Bounce« (bemannt mit Captain<br />
Morgans Crew), die am 26. Februar Wilhelmshaven<br />
bombardierte. Zur selben Zeit<br />
wurde die »Memphis Belle« nach schweren<br />
Schäden, die sie am 16. Februar erlitten hatte,<br />
noch repariert.<br />
Tatsächlich fliegen Wyler und sein Team<br />
bei mehrere Einsätzen der »Fliegenden Festungen«<br />
mit, doch nur zweimal an Bord der<br />
»Memphis Belle«. Dennoch wird am Ende<br />
dieses eine Flugzeug der wahre Hauptdarsteller<br />
des Films sein. Der 25. und somit wirklich<br />
letzte Einsatz von Morgans Crew (am 17.<br />
Mai gegen den Hafen von Lorient in der Bretagne)<br />
gestaltet sich reichlich undramatisch.<br />
Es ist fast ein Spazierflug, bei dem die Maschine<br />
zwar in Flakfeuer gerät, aber in keinerlei<br />
Luftkämpfe verwickelt wird – ein »milk<br />
run«, wie es dam<strong>als</strong> hieß. Ihren 25. Einsatz<br />
führt die »Memphis Belle» am 19. Mai gegen<br />
Kiel – mit einer anderen Crew an Bord.<br />
Im Übrigen war Wylers erste Wahl nicht<br />
die »Memphis Belle«, sondern die »Invasion<br />
2nd« – doch die wurde am 17. April über Bremen<br />
abgeschossen. Lieutenant Morgan und<br />
die »Memphis Belle« traten an ihre Stelle. Als<br />
Wyler im Januar erstm<strong>als</strong> mit Morgan sprach,<br />
hat die »Memphis Belle« soeben erst die achte<br />
Mission geflogen. Wyler vertraute dem Piloten<br />
später an, dass bereits eine andere B-17-<br />
Crew (nämlich die der »Hell’s Angels«) <strong>als</strong><br />
Ersatz bereitstünde, sollte auch Morgans Crew<br />
und Flugzeug verloren gehen …<br />
Der »menschliche Faktor«<br />
In »Memphis Belle« hat Wyler mit Hollywood-Professionalität<br />
Mensch und Maschine<br />
zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen.<br />
Der Regisseur weiß genau, dass sich das<br />
Publikum nur mit einer Handvoll »Helden«<br />
identifizieren kann. Die Betonung des<br />
»menschlichen Faktors« entspricht auch dem<br />
ausdrücklichen Wunsch des Auftraggebers.<br />
Wyler strukturiert seinen Film rund um<br />
den (vermeintlich) 25. Kampfeinsatz. Es gibt<br />
mehrere Besatzungen vor Ort, welche sich<br />
dieser »magischen Grenze« näherten. Es<br />
heißt, erst <strong>als</strong> er die einprägsame Bomber-<br />
Nose-Art auf der »Memphis Belle« gesehen<br />
habe, hätte er sich für diese Maschine und<br />
diese Besatzung entschieden. Auch die homogene<br />
Zusammensetzung der Crew mag<br />
ihn überzeugt haben; ein wichtiges Element<br />
für die Breitenwirkung des künftigen Films.<br />
Denn mit den Männern der »Memphis<br />
Belle« ist ganz Amerika unterwegs – vom<br />
Chemie-Studenten über den Bauarbeiter zum<br />
Waschmaschinenmechaniker. Pilot Morgan<br />
Was Atmosphäre und Dramatik betrifft,<br />
sucht ›Memphis Belle‹ seinesgleichen.<br />
(1918–2004) ist Wirtschaftsingenieur; bis 1965<br />
wird er bei der USAAF bleiben und <strong>als</strong> Colonel<br />
verabschiedet. Unausgesprochene Botschaft:<br />
Ganz gewöhnliche Menschen sind zu<br />
außergewöhnlichen Leistungen imstande.<br />
Das Ergebnis des Schnitts wird sich <strong>als</strong><br />
perfekte Balance zwischen der Einzelperson<br />
und der gesamten Mission herausstellen –<br />
ein Flugzeug von tausend, zehn Männer von<br />
Tausenden.<br />
»The Story of a Flying Fortress«<br />
vergisst keinen. Vom Captain bis<br />
zum Heckschützen bekommt jeder<br />
ein Gesicht und einen Namen<br />
Nachgestellte Szene. Im Film<br />
sieht man tatsächlich ein Crew-Mitglied,<br />
das nach der Rückkehr vom letzten Einsatz<br />
<strong>als</strong> Erstes den britischen Boden küsst<br />
72
Kurzkritik<br />
Bemerkenswertes<br />
Dokument mit unverkennbarem<br />
Propaganda-Auftrag.<br />
Die gut ausgestattete<br />
DVD hat die<br />
POLAR Film+Medien<br />
GmbH produziert<br />
und ist<br />
überall im Handel<br />
erhältlich. Titel:<br />
»William Wylers MEMPHIS BELLE – Die<br />
Wahrheit des Luftkriegs«. Die DVD enthält das<br />
Original mit englischem und deutschem Kommentar.<br />
Die Herausgeber haben in einer eigenen<br />
Fassung des Origin<strong>als</strong> zeitgenössische Schwarz-<br />
Weiß-Amateurfilme eingeschnitten. Fazit: Vom<br />
Boden aus betrachtet, sieht der 25. Feindflug<br />
der »Memphis Belle« etwas anders aus …<br />
Im Juni 1943 kehrt Wyler in die Studios<br />
von Kalifornien zurück – mit 6000 Metern<br />
belichtetem 16-mm-Film im Gepäck. Die<br />
Crew der »Memphis Belle« begleitet ihn in<br />
die Tonstudios, um ihre Stimmen über das<br />
Bildmaterial zu legen. Klangeffekte, Musik<br />
und ein Off-Kommentar vervollständigen<br />
die Dokumentation. Man erfährt auch per<br />
Grafik den ausgefeilten Schlachtplan, der eine<br />
ganze fliegende Armada vereinen wird.<br />
Wyler widersteht der Versuchung, einen<br />
abendfüllenden Film aus dem üppigen Material<br />
zu machen. Er kondensiert es auf die<br />
spannende Essenz. Vorläufiger Arbeitstitel:<br />
»Twenty-Five Missions«.<br />
Sondervorführung für FDR<br />
Während 300 »Fliegende Festungen« gemächlich<br />
auf Angriffshöhe steigen, kämpfen<br />
die wartenden Bodenmannschaften ihren<br />
eigenen Kampf mit der gespannten Langeweile;<br />
von Kameramann William H. Clothier<br />
stammt ein Großteil dieser Aufnahmen. Nicht<br />
alle B-17 werden nach stundenlangem Flug<br />
wieder in Bassingbourn einschweben, manche<br />
arg von der Flak gefleddert, aber noch<br />
flugfähig. Verwundete werden abtransportiert<br />
oder noch an Bord versorgt. Auch wenn<br />
Wylers Sinn für Dramatik beim Schnitt und<br />
Kommentar nachgeholfen hat: Dieses Bildmaterial<br />
spricht für sich.<br />
Bei seiner Uraufführung im April 1944 in<br />
New York sind die Zuschauer von »Memphis<br />
Belle: A Story of a Flying Fortress« förmlich<br />
geplättet. Das schwer beeindruckte Publikum<br />
bekommt den Luftkrieg in einer Härte und<br />
Unmittelbarkeit präsentiert wie niem<strong>als</strong> zuvor.<br />
Und noch dazu in Farbe! Der Respekt vor<br />
den Männern der Air Force wächst danach<br />
ins Überirdische und wird noch lange nach<br />
dem Krieg wirken, eigentlich bis heute.<br />
Franklin D. Roosevelt war vorher eine<br />
Sondervorführung im Weißen Haus zuteil geworden.<br />
Er erkennt das Potenzial dieses Films<br />
und ordnet dessen Verbreitung im ganzen<br />
Land an. Und genau so geschieht es – in über<br />
16 000 Kinos! Über dem Film liegt der Off-<br />
Kommentar, gleichermaßen informativ wie<br />
erzählend. Der Text wendet sich an ein Publikum,<br />
das England nie aus der Nähe gesehen<br />
hat und auch keine rechte Vorstellung<br />
vom Luftkrieg hat. Darum spricht er bevorzugt<br />
in einprägsamen Bildern und vergleicht<br />
England schon ganz am Anfang mit einem<br />
Flugzeugträger.<br />
Der Text selbst ist bisweilen zynisch und<br />
von bemerkenswerter Mitleidlosigkeit, wenn<br />
es um den Adressaten der Bombenlast in den<br />
Bäuchen der B-17 geht. Die 8. Luftflotte der<br />
USAAF <strong>als</strong> Spedition für explosive Ware<br />
an NS-Deutschland … Dieser (aus heutiger<br />
Sicht) befremdliche Kommentar trifft vermutlich<br />
die Stimmung im Lande. Den direkten<br />
Vergleich mit zeitgenössischer deutscher<br />
Propaganda sucht man besser nicht.<br />
»A Story of a Flying Fortress« – ein Propagandafilm?<br />
Was sonst! Nichts anderes war<br />
bei Wyler bestellt und von ihm erwartet worden.<br />
Das Pentagon hat dam<strong>als</strong> viel getan, um<br />
den Kampf und die Opfer auf dem europäischen<br />
Kriegsschauplatz zu rechtfertigen – oft<br />
über den Umweg der Filmindustrie. Man darf<br />
Wylers »Memphis Belle» getrost in diese Reihe<br />
stellen, ohne dem Film Unrecht zu tun<br />
oder ihn schlecht zu machen. Wyler hat nicht<br />
vergessen, dass Filme auch gut unterhalten<br />
müssen. Hollywood ist mindestens so gerissenen<br />
wie Berlin-Babelsberg …<br />
Propagandafilme aus Kriegszeiten werden<br />
im Regelfall <strong>als</strong> erste vergessen, wenn der<br />
Konflikt vorüber ist. Doch die »Memphis Belle«<br />
und ihre Besatzung blieben den Amerikanern<br />
in tiefer Erinnerung. So tief, dass man<br />
sich Ende der 1980er-Jahre dieses Stoffes noch<br />
einmal annahm – jetzt in Form eines Spielfilms.<br />
Mehr darüber in der Januar-Ausgabe<br />
von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />
■<br />
Top und Flop: von »Memphis Belle« zu »Thunderbolt«<br />
William Wyler (1902–1981), geboren im<br />
elsässischen Mülhausen, war kein Vertrie -<br />
bener des NS-Regimes. Schon Anfang der<br />
1920er-Jahre kam Wilhelm Weiller (so<br />
sein Geburtsname) an der Seite von Carl<br />
Laemmle, dem schwäbischen Filmpionier<br />
und »Erfinder Hollywoods«, in die Traumfabrik<br />
und arbeitete sich nach oben. Wyler<br />
war überzeugter Amerikaner und ließ sich<br />
1928 einbürgern.<br />
Nach »Memphis Belle« drehte Wyler noch<br />
einen weiteren Dokumentarfilm über den europäischen<br />
Luftkriegsschauplatz. »Thunderbolt«,<br />
ein Film über eine P-47-Squadron auf<br />
Korsika, ist ihm deutlich nüchterner und härter<br />
geraten <strong>als</strong> der idealisierte »Memphis<br />
Belle«. Er gab sich viel Mühe damit, doch<br />
<strong>als</strong> der Film endlich fertig wurde, war der<br />
Krieg seit sechs Wochen vorbei. Für »Thunderbolt«,<br />
kommentiert von Colonel James<br />
Stewart, gab es kein Publikum mehr; die<br />
Leute hatten restlos genug vom Krieg.<br />
Wyler selbst kehrte sehr verändert aus<br />
Europa zurück, schreiben seine Biographen.<br />
In seinem ersten Nachkriegs-Spielfilm, der<br />
ihm 1947 den zweiten Regie-»Oscar« einbrachte,<br />
zog er so etwas wie eine Bilanz.<br />
»The Best Years of Our Lives« ist die bittere<br />
wie lebensbejahende Geschichte von drei<br />
äußerlich wie innerlich angeschlagenen<br />
Veteranen, die ins optimistisch-siegestrunkene<br />
Amerika zurückfinden müssen. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
73
LESERALBUM<br />
BILDER EINES FLAK-KANONIERS<br />
Abgeschossen<br />
Auch mehr <strong>als</strong> 65 Jahre nach dem Krieg schlummern noch viele photographische<br />
Schätze vor sich hin. So auch das Album des Flak-Kanoniers Willi Ellermann.<br />
Sein Inhalt: eine kleine Sensation!<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Die Angehörigen der Flugabwehr bekamen<br />
oft hautnah das Ergebnis ihrer<br />
Arbeit zu sehen, wenn ein Feindflugzeug<br />
in der Nähe abstürzte. Dabei ergab sich<br />
zuweilen zwar die Gelegenheit, interessante<br />
technische Einblicke zu gewinnen, sofern die<br />
Maschine noch einigermaßen intakt war. Andere<br />
Eindrücke wiederum waren nichts für<br />
schwache Nerven.<br />
Flak-Kanonier Willi Ellermann war in<br />
Nordafrika, Südosteuropa und auf Kreta im<br />
Einsatz. Auch beim bekannten Angriff der<br />
USAAF auf die Raffinerien im rumänischen<br />
Ploesti am 1. August 1943 (s. <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 9/2013) war er dabei und hat eine<br />
ganze Reihe von Fotos einer B-24 Liberator<br />
gemacht, die uns sein Neffe Reinhardt Radtke<br />
zugesandt hat.<br />
Opfer der Flak<br />
Die B-24D-45-CO mit der Seriennummer 42-<br />
40265 trug den Spitznamen »Honkey Tonk<br />
Gal« und gehörte zur 93rd Bomb Group. Sie<br />
hatte gerade das Ziel überflogen und die<br />
Bomben abgeworfen, <strong>als</strong> die Flak sie nördlich<br />
von Ploesti erwischte. Der Pilot versuchte,<br />
mit ausgefahrenem Fahrwerk auf einem<br />
Weizenfeld zu landen. Dabei bekam jedoch<br />
ein Flügel Bodenberührung, sodass die Maschine<br />
einen Ringelpiez veranstaltete. Die<br />
Besatzung geriet in Gefangenschaft, bis auf<br />
den Bombenschützen, der durch Flaksplitter<br />
so schwer verletzt worden war, dass er eine<br />
Woche später verstarb. Später, nach dem Abzug<br />
der deutschen Truppen aus Rumänien,<br />
gelangte die Besatzung zurück in die USA.<br />
Alle Fotos Sammlung Reinhardt Radtke<br />
74
Während der Luftangriffe auf die Raffinerien von<br />
Ploesti am 1. August 1943 erlitten die Amerikaner<br />
schwere Verluste. Hier die B-24 »Honkey Tonk Gal«<br />
nach einer Notlandung in einem Weizenfeld. Von dieser<br />
Seite sieht die Maschine noch recht intakt aus<br />
Vor allem der Rumpfbug<br />
wurde schwer beschädigt<br />
Sofern die anmutigende Schönheit auf dem Rumpf<br />
<strong>als</strong> Glücksbringer gedacht war, hat sie ihren Zweck<br />
wohl verfehlt. Deutlich ist darüber der Namen der<br />
Maschine »Honkey Tonk Gal« zu sehen<br />
über Ploesti<br />
Um die Raffinerien von Ploesti anzugreifen,<br />
starteten am 1. August 1943 im Rahmen der<br />
»Operation Tidal Wave« 178 Liberator, jede beladen<br />
mit 3100 Gallonen Treibstoff und 4300<br />
Kilogramm Bomben. Durch den befohlenen<br />
Tiefangriff sollte sich der Angriff zum gefährlichsten<br />
Einsatz der amerikanischen Bomber<br />
im Zweiten Weltkrieg entwickeln.<br />
Der Anflug verlief in 2000 bis 4000 Fuß<br />
über dem Mittelmeer. Allerdings stand der<br />
Einsatz unter keinem guten Stern, denn die<br />
deutschen Horchfunker hatten bereits den<br />
Start aufgeklärt, da es ihnen gelungen war,<br />
den alliierten Code zu knacken.<br />
Bereits fünf Flugminuten vor Ploesti wurden<br />
die Amerikaner von der wohl massiertesten<br />
Flugabwehr der Welt mit Kaliberstärken<br />
von 20 bis 105 Millimeter empfangen. Der Angriff<br />
geriet zum Fiasko. Von den 178 gestarteten<br />
Liberator gingen 54 verloren, davon 39 im<br />
Kampf. Von den sieben angepeilten Zielen<br />
wurden zwei nicht getroffen, eines leicht und<br />
eines schwerer. Lediglich drei Ziele konnten<br />
die Angreifer vollständig zerstören.<br />
Die 93rd Bomb Group ist 1942 in Louisiana<br />
aufgestellt worden. Anfang Juni 1943 warf<br />
die Ploesti-Attacke erste Schatten voraus, <strong>als</strong><br />
man mit Tiefflugübungen begann und anschließend<br />
nach Libyen verlegte.<br />
39 Liberator der 93rd Bomb Group waren<br />
in Lybien gestartet und 34 erreichten das Ziel,<br />
doch lediglich 15 gelang es, Ploesti in Formation<br />
zu verlassen.<br />
Danach flog die Gruppe bis zum 30. April<br />
1945 zahlreiche Angriffe auf Ziele in Österreich<br />
und Deutschland. Trotz Ploesti hatte<br />
sie insgesamt die niedrigste Verlustrate der<br />
Die Amerikaner wurden von der wohl massiertesten<br />
Flugabwehr der Welt empfangen.<br />
US-Bombergruppen. Insgesamt flog sie 396<br />
Einsätze mit 8169 Starts, wobei 100 Maschinen<br />
im Einsatz verloren gegangen sind und<br />
40 bei Unfällen. 670 Besatzungsmitglieder<br />
sind gefallen. Die Bordschützen beanspruchten<br />
93 sichere und 41 wahrscheinliche Abschüsse<br />
von Jägern.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
75
LESERALBUM<br />
Die erfolgreichen Verteidiger von Ploesti<br />
betrachten ihr »Werk«. Die Propeller der<br />
beiden inneren Motoren fehlen<br />
Auf der linken Rumpf -<br />
seite sind die Schäden etwas größer.<br />
Eine Comic-Figur verziert das Flugzeug<br />
hier: eine Katze mit einer Bombe<br />
Die Besatzungsmitglieder der B-24:<br />
Pilot Hubert K. Womble<br />
Copilot Lawrence Lancshire<br />
Navigator Arthur Thompson<br />
Bombenschütze William Little<br />
Bordingenieur Mark Fitzgerald<br />
Funker Howard Ford<br />
1. Rumpfschütze Leo Sharp<br />
2. Rumpfschütze Charles Reed<br />
1. Turmschütze James Baker<br />
2. Turmschütze John English<br />
Das rechte Seitenleitwerk mit<br />
der gekürzten Seriennummer,<br />
die vollständig 42-40265 lautete<br />
und für das Jahr 1942 steht<br />
76
Der rechte Seitenstand im Hinterrumpf. Zwar ist ein Windabweiser am<br />
vorderen Rahmen angebracht, aber trotzdem war das ein nicht ganz<br />
ungefährlicher, zugiger Arbeitsplatz<br />
Hier ist nur noch Schrott übrig<br />
geblieben. Viele abgeschossene<br />
Bomber hatten nicht so viel Glück wie<br />
die »Honkey Tonk Gal« und explodierten<br />
in der Luft oder beim Aufschlag<br />
Erinnerungsfoto mit deutschen Flak-Kanonieren<br />
und rumänischen Wachposten<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
77
LESERALBUM<br />
AUFNAHMEN SELTENER <strong>FLUGZEUG</strong>E<br />
Fliegende Exoten<br />
Die Foto-Sammlung unseres Lesers Jens-W. Kleist mag nicht die größte sein, doch<br />
beeindruckend sind die seltenen Aufnahmen zweifellos. Wer die Fotos aufgenommen<br />
hat, ist heute nicht mehr bekannt, aber die Bilder der Flugzeuge und ihre Umgebung<br />
können noch einiges erzählen<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Die Maschine mit dem Kennzeichen D-YBIM ist die Type 3-12 »Kobold« mit einem 22-PS-Motor der FAG Hamburg. Konstrukteur war, wie angegeben,<br />
Ingenieur Bock. Das Foto ist wohl 1936 auf dem Olympia-Großflugtag in Berlin-Tempelhof entstanden. Ein Motorsegler ist die Maschine nicht, sondern<br />
ein Leichtflugzeug. Die im Hintergrund zu sehende Deicke ADM 11, D-YHEX, existiert heute noch <strong>als</strong> Teil einer italienischen Privatsammlung!<br />
Auch sie ist ein Leichtflugzeug<br />
Alle Fotos Sammlung Jens-W. Kleist<br />
78
Der flinke Exot: Die Arado Ar 79,<br />
D-EKCX, war der erste Prototyp<br />
dieses Musters und flog bereits<br />
zwei Monate nach dem Erstflug<br />
im Juni 1938 Weltrekorde<br />
Das Bild zeigt eine von Ernst Heinkel konstruierte Hansa-Brandenburg W.18, von der die österreichische<br />
k. u. k. Kriegsmarine in den Jahren 1917/18 insgesamt 47 Stück erhalten hat. Als Antrieb<br />
diente ein 200 PS Hiero Sechszylinder mit Druckschraube. Die Kennzeichen lauteten A.50<br />
bis A.96. Die hier abgebildete A.96 war <strong>als</strong>o die letzte Maschine dieses Typs. Sie wurde von den<br />
Österreichern am 25. Februar 1918 übernommen<br />
Das mit »Y« beginnende Kennzeichen definiert Landflugzeuge von bis zu<br />
500 Kilogramm Fluggewicht und bis zu zwei Plätzen<br />
Bei dieser Maschine mit Sh 14A-Sternmotor<br />
handelt es sich um eine Heinkel He 72 B »Kadett«<br />
Diese Perspektive lässt erahnen, dass die »Kobold« ihren Namen zu<br />
Recht trägt<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
79
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
Messerschmitt Me 262<br />
»Ein Flieger ohne Orden« in<br />
Heft 10/2013<br />
Als begeisterter Leser Ihrer Zeitschrift<br />
habe ich einen kleinen<br />
Fehler entdeckt: Auf Seite 20 unter<br />
»Erinnerungsstücke« dürfte<br />
Namensgeber Benno Fiala Ritter<br />
von Fernbrugg Foto Sammlung E. Hauer<br />
Ich bin seit Jahren begeisterter Leser<br />
Ihrer Zeitschrift. Die Aufmachung<br />
und die immer wieder sedas<br />
rechte Bild vertauscht worden<br />
sein; dieses Bild zeigt den<br />
Militärflugplatz Fiala Fernbrugg<br />
in Aigen im Ennstal. Er wurde<br />
nach dem dritterfolgreichsten<br />
Jagdflieger Österreichs im Ersten<br />
Weltkrieg benannt. Im Hintergrund<br />
des Bildes ist der Berg<br />
Grimming zu sehen. Anbei ein<br />
Foto vom Flugplatz, das anlässlich<br />
des Besuchs des Verteidigungsministers<br />
von Österreich<br />
aufgenommen wurde.<br />
Erwin Hauer, per E-Mail<br />
In der Ausgabe auf Seite 20 links<br />
unten (»Erinnerungsstück«) steht,<br />
dass es sich bei dem Schwarz-<br />
Weiß-Foto um den Flughafen<br />
Klagenfurt handeln soll. Tatsächlich<br />
handelt es sich dabei um den<br />
Fliegerhorst Aigen im Ennstal.<br />
Im Jahre 1937 vom damaligen<br />
österreichischen Bundesheer eröffnet,<br />
wurde das Bomber-Geschwader<br />
1 (BoGeschw 1) vom<br />
Flugplatz Wiener Neustadt/West<br />
nach Aigen verlegt. Bei den abgebildeten<br />
Flugzeugen dürfte es<br />
sich um solche dieses Bomber-<br />
Geschwaders handeln.<br />
Nach Einmarsch der deutschen<br />
Truppen und Übernahme<br />
des Flugplatzes Aigen durch die<br />
Luftwaffe verlor der Platz wegen<br />
seiner Lage inmitten der Berge<br />
des Ennstales seine ursprünglich<br />
zugedachte Bedeutung im Zentralraum<br />
Österreichs. Für die<br />
Luftwaffe war die schützende<br />
Gebirgsumgebung eher ein Hindernis<br />
und andere Plätze in flachen<br />
Landesteilen wurden bevorzugt.<br />
Durch die Verwendung <strong>als</strong><br />
Außenlandeplatz für verschie -<br />
dene Ausbildungs- und Schulverbände<br />
herrschte reger Flug -<br />
betrieb und so gut wie sämtliche<br />
Flugzeugtypen der Luftwaffe<br />
waren anzutreffen. Besonders die<br />
FFS A/B 14 aus Klagenfurt-<br />
Annabichl verwendete Aigen <strong>als</strong><br />
Arbeitsplatz.<br />
Nach der Kapitulation bildete<br />
die am Platzrand vorbeifließende<br />
Enns die Demarkationslinie zwischen<br />
Sowjet- und US-Truppen,<br />
und so kam Aigen in die sowjetische<br />
Besatzungszone. Mitte Juni<br />
1945 wurde das Ennstal den US-<br />
Truppen zugesprochen und die<br />
Russen zogen ab. Ende Juli 1945<br />
wurde durch Inkrafttreten der<br />
endgültigen Zoneneinteilung ein<br />
Großteil der Steiermark und damit<br />
auch der Fliegerhorst Aigen<br />
schließlich Teil der britischen Besatzungszone.<br />
Der Fliegerhorst wurde 1955<br />
dem österreichischen Bundesheer<br />
zugeteilt, sein Name 1967 in Fiala<br />
Fernbrugg umbenannt. Benno<br />
Fiala von Fernbrugg war ein<br />
Jagdflieger Österreich-Ungarns<br />
im Ersten Weltkrieg und danach<br />
im Junkers Werk <strong>als</strong> Diplom-Ingenieur<br />
in Dessau beschäftigt.<br />
Auf Veranlassung von Hermann<br />
Göring wurden Hugo Junkers<br />
und zugleich auch Fernbrugg aus<br />
der Firma entfernt.<br />
Thomas Pelzl, Wien/Österreich<br />
Dachbodenfund<br />
Leser Jens Grabe sucht über<br />
ein Propellerblatt die Identität<br />
einer <strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
Der österreichische Verteidigungsminister (3.v.r.) in Aigen<br />
Foto Bundesheer/KICKENWEIZ<br />
Jetziger Zustand des Fliegerhorstes Fiala von Fernbrugg in Aigen im<br />
Ennstal<br />
Foto Sammlung T. Pelzl<br />
80
Die Verformung des Blattes lässt auf eine Bauch -<br />
landung schließen<br />
Foto J. Grabe<br />
res Piloten erfahren und hier hoffe<br />
ich nun auf Ihre Mithilfe. Ist es<br />
möglich, unter Zuhilfenahme der<br />
Werkstücknummer mehr herauszufinden?<br />
Gibt es heute noch ein<br />
Archiv für solche Fälle?<br />
Jens Grabe, Detmold<br />
Die Nummern und Buchstaben auf<br />
dem Propellerblatt bedeuten Folgendes:<br />
•9 12159 10 = Gerätenummer oder<br />
Sachnummer; die 9 steht für Teile<br />
aus der Triebwerksanlage. Üblicherweise<br />
stehen Bindestriche dazwischen:<br />
9-12159-10.<br />
•»buf« ist der Herstellercode, der für<br />
»FAMO« Fahrzeug- und Motorenwerke<br />
GmbH in Breslau steht. »huf«<br />
kann es nicht sein, da dies eine Akkumulatorenfabrik<br />
war. Hier ist <strong>als</strong>o<br />
das »b« schlecht eingeschlagen.<br />
Ausweislich der Sachnummer<br />
stammt das Propellerblatt tatsäch-<br />
Verrät die Werkstücknummer etwas über das<br />
Flugzeug?<br />
Foto J. Grabe<br />
henswerten Bilddokumente gefallen<br />
mir sehr gut.<br />
Meine Großonkel Gustav und<br />
Heini Heinemann wurden Anfang<br />
des Zweiten Weltkriegs <strong>als</strong><br />
Flugmotorenmechaniker ausgebildet<br />
und waren dann in Detmold<br />
zur Instandsetzung verunfallter<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> eingesetzt. Soweit<br />
mein lückenhafter Kenntnisstand.<br />
Kürzlich haben wir deren<br />
Dachboden aufgeräumt und dabei<br />
ein Propellerblatt entdeckt.<br />
Wie Sie auf den angehängten Bildern<br />
sehen können, ist die Werkstücknummer<br />
noch sehr gut zu<br />
erkennen. Eine Geschichte, die<br />
sich hartnäckig in unserer Familie<br />
gehalten hat, besagt, dass das<br />
Propellerblatt von einer südwestlich<br />
von Detmold abgestürzten<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong> stammt. Ich würde<br />
nun gerne mehr über die<br />
Maschine und das Schicksal ihlich<br />
von einer Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> G.<br />
Leider lassen sich anhand eines<br />
Propellerblatts keine Rückschlüsse<br />
auf das zugehörige Flugzeug oder<br />
dessen Piloten ziehen, da solche Teile<br />
eher »Verschleißteile« waren und<br />
man sie bei einem Unfall austauschte,<br />
da jeder Blättersatz für<br />
sich ausgewuchtet wurde.<br />
Das Blatt passt zu jedem DB 605<br />
mit MW-50 Anlage (Wasser-Methanol-Einspritzung)<br />
oder GM-1-Anlage<br />
(Zusatzeinspritzung von Stickoxy -<br />
dul). Damit ist eine »normale« G-6<br />
schon ausgeschlossen – das müsste<br />
dann mindestens eine <strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
G-14 sein.<br />
Die Frage, ob auch bei der <strong>Bf</strong> <strong>109</strong><br />
G-6/AS so ein Blatt verwendet wurde,<br />
kann momentan nicht beantwortet<br />
werden. Die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> G-14 ist<br />
ab Sommer 1944 im Einsatz gewesen,<br />
zunächst an der Invasionsfront.<br />
Das heißt <strong>als</strong>o, die <strong>Bf</strong> <strong>109</strong> G muss<br />
wohl ab diesem Zeitraum bei Detmold<br />
abgestürzt oder bauchgelandet<br />
sein. In Archiven gibt es, sofern<br />
noch vorhanden, allenfalls Verlustmeldungen,<br />
die dann aber nur die<br />
Werknummer des Flugzeugs ausweisen,<br />
vielleicht in manchen Fällen<br />
auch noch die Motornummer.<br />
Zur weiteren Suche nach der Identität<br />
der Maschine bräuchte man<br />
ein genaues Datum und einen genaueren<br />
Verlustort. Wenn sie allerdings<br />
nur bauchgelandet ist – worauf<br />
das verbogene Blatt hindeutet<br />
– und wieder repariert wurde, wird<br />
es schwierig.<br />
Peter W. Cohausz<br />
In eigener Sache<br />
Im Bericht »Die Königin des Himmels«<br />
in <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
9/2013 wird auf Seite 17 der DB 601<br />
<strong>als</strong> Sternmotor bezeichnet. Natürlich<br />
handelt es sich bei dem Triebwerk um<br />
einen Reihenmotor. Wir bitten diesen<br />
Fehler zu entschuldigen.<br />
In der Ausgabe 10/2013 berich teten<br />
wir auf Seite 9 im Artikel »Flügellahmer<br />
›Rosinenbomber‹«, dass die<br />
von Air Service Berlin neu erworbene<br />
Dakota Mk.IV, G-AMRA, <strong>als</strong> Ersatzteillieferant<br />
dienen soll für die<br />
Dakota D-CXXX, die bei einer<br />
Bruchlandung schwer beschädigt<br />
worden war. Richtig ist, dass die G-<br />
AMRA lufttüchtig ist und bleibt.<br />
Unsere Meldung fußte auf einer<br />
Agenturmeldung, in der beide Flugzeuge<br />
miteinander verwechselt worden<br />
waren.<br />
d. Red.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 11/2013<br />
81
VORSCHAU<br />
150. Ausgabe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>!<br />
Machen Sie mit beim großen Gewinnspiel!<br />
Focke-Wulf A-2/A-3<br />
Die ersten Erfolge der Fw 190 im Westen führten schnell zu dem Wunsch, mehr Staffeln mit diesem<br />
leistungsfähigen Jäger auszurüsten. Das war aber nur mit einer Ausweitung der Produktion<br />
auf Lizenzwerke machbar. Zwangsläufig konkurrierte die Fw 190 nun mit der bisher unangefochtenen<br />
Messerschmitt <strong>Bf</strong> <strong>109</strong>.<br />
Nr. 149 I 11/13 I November I 14. Jahrgang<br />
Internet: www.flugzeugclassic.de<br />
vereinigt mit<br />
Redaktionsanschrift<br />
Flugzeug Classic<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.720<br />
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redaktion@geramond.de<br />
Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur)<br />
Richard Chapman (Koordination), Stefan Krüger (Volontär)<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, Dietmar Hermann,<br />
Othmar Hellinger, Lino von Gartzen, Wolfgang Mühlbauer,<br />
Alexander Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />
Layout Ralph Hellberg, Rico Kummerlöwe<br />
Leserservice, Kundenservice<br />
GeraMond-Programm<br />
Tel. 0180 – 532 16 17 (14 Cent/Min.)<br />
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Gesamtanzeigenleitung<br />
Helmut Kramer<br />
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Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Johanna Eppert<br />
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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />
Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
Handley Page Halifax<br />
Bei ihrem Einsatzdebüt konnte die leistungsschwache Halifax keineswegs überzeugen. Doch das<br />
RAF Bomber Command ist auf die schwere Viermot dringend angewiesen. Weil stärkere Motoren<br />
nicht zeitnah zur Verfügung stehen, durchläuft die Maschine eine Rosskur, um am Himmel über<br />
Deutschland überleben zu können.<br />
Oldtimer<br />
auf der<br />
Hahnweide<br />
Der kleine Grasplatz<br />
in Baden-Württemberg<br />
verwandelt sich alle<br />
zwei Jahre zum Treffpunkt<br />
für historische<br />
Flugzeuge in Deutschland schlechthin. Was war<br />
dieses Jahr geboten? Die große Fotoreportage von<br />
Andreas Zeitler!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2013 erscheint am 11. November 2013<br />
… oder schon 2 Tage früher im Abonnement mit bis zu<br />
44 % Preisvorteil 82 und Geschenkprämie.<br />
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Ihrer Wahl,<br />
z. B. den<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Isolierbecher<br />
Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer der Lüfte<br />
begeistern wie Sie?<br />
Dann empfehlen Sie<br />
uns doch weiter! Ich<br />
freue mich über jeden<br />
neuen Leser.<br />
Ihr Chefredakteur<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Markus Wunderlich<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung<br />
Sandra Kho<br />
Vertriebsleitung<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />
(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />
Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />
Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />
ISSN 1617-0725 • 52469<br />
Erscheinen und Bezug<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint monatlich. Sie erhalten <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt<br />
beim Verlag.<br />
© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />
eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />
wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />
Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />
für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />
11a, 80797 München.<br />
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />
verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />
Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />
Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />
und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />
damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />
Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />
StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />
sich ausdrücklich von jeglicher nation<strong>als</strong>ozialistischer Gesinnung.
Geschichte. Fakten. Hintergründe.<br />
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Das ultimative Nachschlagewerk<br />
des Luftkampfs: Taktiken,<br />
Manöver und die Tricks der<br />
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ISBN 978-3-95613-402-9<br />
Solide Konstruktion, sicherer Betrieb, hoher Komfort: Wie kein anderes<br />
Junkers-Flugzeug verdeutlicht die Ju 52 die Summe von Erfahrung<br />
und Forschung der Luftfahrt zu Beginn der 1930er-Jahre. Auch<br />
schwierigste Strecken über die Alpen meisterte »Tante Ju« problemlos.<br />
Dieser Bildband erzählt von der Entwicklung eines Flugzeugs,<br />
das Geschichte schrieb. Helmut Erfurth präsentiert sein Archivmaterial,<br />
ergänzt um aktuelle und historische Fotografien.<br />
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Der überschallschnelle Abfangjäger<br />
brachte es auf eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 2.400<br />
km/h. Wie sich das anfühlt?<br />
Lesen Sie selbst.<br />
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Warum stürzen Flugzeuge ab?<br />
Die Autoren des JACDEC-Flugunfallbüros<br />
analysieren Hintergründe,<br />
Ursachen und zeigen die<br />
Konsequenzen für die Zukunft.<br />
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erstklassige Bilder von legendären Warbirds: zwei<br />
Exemplare der wachsenden Gemeinde von FlugWerk-<br />
Nachbauten der Focke-Wulf Fw 190, Messerschmitt<br />
<strong>Bf</strong> <strong>109</strong>, die äußerst rare P-51-Vorgängerin A-36A, eine<br />
toprestaurierte F6F Hellcat sowie beeindruckende<br />
Formationsflüge von PS-starken Jagd- und Bomberflugzeugen.<br />
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