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FLUGZEUG CLASSIC Wie ein Waldfund wieder fliegen lernte (Vorschau)

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9<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

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Sept. 2013<br />

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Westland Whirlwind | Focke-Achgelis FA 330 | McDonell F-4F Phantom II<br />

■ Fieseler Fi 156<br />

Legions-Storch fliegt<br />

Dienstälteste aller Fw 190<br />

<strong>Wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Waldfund</strong><br />

<strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong> <strong>lernte</strong><br />

Dornier Do 17<br />

Einzigartiges Wrack gehoben!<br />

■ Blohm & Voss Bv 40<br />

Skurriler Kampfgleiter<br />

■ Ploesti-Ölquellen<br />

Im Visier der USAAF


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

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Editorial<br />

Gehoben – und jetzt?<br />

Zunächst: Vielen Dank, ihr lieben Briten,<br />

dass ihr die vermutlich letzte Dornier Do 17<br />

vom Grund des Ärmelkanals geholt habt.<br />

Gut, ihr habt sie auch vor über 70 Jahren dort hin<br />

geschickt. Aber es spricht für eure Erinnerungskultur,<br />

dass ihr selbst <strong>ein</strong> ehemals gegnerisches<br />

Kampfflugzeug aus <strong>ein</strong>er Zeit, in der ihr viel Leid<br />

erdulden musstet, als erhaltenswertes Erbe betrachtet.<br />

Doch was soll nun mit der Rarität passieren?<br />

Das wollten wir von Ihnen wissen, liebe<br />

Leser. Das Ergebnis der Umfrage (siehe Seite 4)<br />

überrascht mich in s<strong>ein</strong>er Eindeutigkeit: Über drei<br />

Viertel von Ihnen möchte das zweimotorige Flugzeug<br />

komplett restauriert sehen. Aber lohnt sich<br />

das? Blicken wir auf ähnliche Projekte, zeigt die<br />

Erfahrung, dass dabei von der ursprünglichen<br />

Substanz nicht mehr viel erhalten bleibt. Vielmehr<br />

gleichen solche Verjüngungskuren mehr <strong>ein</strong>em<br />

kompletten <strong>Wie</strong>deraufbau. Und der wäre doch<br />

mal <strong>ein</strong>e überlegenswerte Initiative für <strong>ein</strong> deutsches<br />

Museum! So spräche nichts gegen die Pläne<br />

der RAF-Verantwortlichen, die Do 17 aus dem<br />

Ärmelkanal so zu erhalten, wie sie gefunden<br />

wurde.<br />

Wer von uns stand gerade zur Urlaubszeit nicht<br />

schon vor der Zapfsäule und blickte teils ungläubig,<br />

teils verärgert auf die Spritpreise? Doch wie<br />

wäre es, wenn Deutschland plötzlich ohne das<br />

schwarze Gold auskommen müsste? 1943 haben<br />

die Alliierten eben dies versucht, als sie im August<br />

1943 B-24-Bomber aussandten, um Deutschlands<br />

»Tankstelle«, die Ölfelder von Ploesti, dicht zu<br />

machen. Dietmar Hermann zeigt, wie der Einsatz<br />

geplant wurde und wie hochdramatisch er schließlich<br />

ablief.<br />

Markus Wunderlich<br />

Markus Wunderlich,<br />

Chefredakteur<br />

Jetzt erst mal unter die<br />

Dusche: Nach der Bergung<br />

muss die Do 17<br />

umfangreich gesäubert<br />

werden, damit ihr nicht<br />

Korrosion den<br />

Garaus macht<br />

Foto RAFM<br />

Wir stellen vor<br />

Wolfgang Mühlbauer ist<br />

seit frühester Kinheit von<br />

allem fasziniert, was starre<br />

Flügel hat. Natürlich auch<br />

von der Gloster Meteor, der<br />

er erstmals im Airfix Katalog<br />

von 1973 »begegnet« ist.<br />

Für diese Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

hat er sich insbesondere ihre Laufbahn als<br />

Tagjäger im aufkeimenden Kalten Krieg vorgenommen.<br />

Er musste feststellen, dass die<br />

strahlgetriebene Meteor <strong>ein</strong> Paradebeispiel<br />

dafür ist, wie schnell Militärtechnik überholt<br />

s<strong>ein</strong> kann.<br />

Stefan Bartmann ist Filmund<br />

Flugzeugfan und hat<br />

als Lokaljournalist jahrelang<br />

über aktuelle Kinoproduktionen<br />

geschrieben. In<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> darf<br />

er sich den Filmklassikern<br />

des Luftfahrtgenres widmen. Dazu gehört<br />

zweifelsohne »Dam Busters«, das Heldenepos<br />

aus dem Jahr 1955, das die »Operation<br />

Chastise« feiert. Der pathetische Streifen<br />

hat Stärken und Schwächen – und er sagt <strong>ein</strong>iges<br />

aus über britische Befindlichkeiten,<br />

damals wie heute …<br />

Peter W. Cohausz arbeitet<br />

als Vermessungsingenieur<br />

und war schon als Schüler<br />

von alter Flugzeugtechnik<br />

fasziniert. Die Beschäftigung<br />

mit Leseralben ist für ihn außerordentlich<br />

reizvoll. Es ist<br />

immer wie <strong>ein</strong> Überraschungspaket, denn<br />

man weiß nie, welche Schätze sich darin verbergen:<br />

seltene Flugzeugtypen, schöne Stimmungsaufnahmen,<br />

aber auch Nachdenkliches.<br />

Vor allem aber lernt man etwas über die<br />

bewegenden Schicksale hinter den Bildern<br />

und erweitert oft das eigene Wissen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

3


INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 09-13<br />

14 die<br />

Einzigartig: Die Fw 190 der Flying Heritage Collection ist<br />

weltweit dienstälteste »190«<br />

OLDTIMER<br />

Fw 190 mit Original-Motor restauriert<br />

Die Königin des Himmels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Was mit <strong>ein</strong>em <strong>Waldfund</strong> begann, wurde zu <strong>ein</strong>em<br />

<strong>ein</strong>maligen Restaurations-Projekt: Die »Weiße A«<br />

ist die <strong>ein</strong>zige Fw 190 mit Original-Motor!<br />

TECHNIK<br />

Erster Strahljäger der RAF – Teil 2<br />

TITELTHEMA<br />

TITELTHEMA<br />

Der Rekordjäger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Mit der Meteor begann auch bei der RAF die Zeit<br />

der Strahljäger – wenn auch anders als gedacht.<br />

TITELTHEMA<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Angriff auf die Ölfelder von Ploesti<br />

Kampf um das schwarze Gold . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Operation »Tidal Wave«: Bot <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Bomben -<br />

angriff auf die rumänischen Ölfelder tatsächlich die<br />

Chance, die deutsche Kriegsmaschinerie abzuwürgen?<br />

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />

Kampfgleiter Blohm & Voss Bv 40<br />

Motorlos an den F<strong>ein</strong>d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Einfache, kl<strong>ein</strong>e Gleiter sollten die überlastete<br />

deutsche Jagdwaffe entlasten. Konnte dieses<br />

Konzept aufgehen?<br />

38<br />

Kl<strong>ein</strong>, sch<strong>ein</strong>bar harmlos, aber für<br />

US-Bomber gefährlich: Bv 40<br />

TECHNIK – COCKPIT<br />

Vielseitige Arado SC I<br />

Ein Doppeldecker für alle Fälle . . . . . . . . . . . 44<br />

Die Arado SC I vermochte trotz sparsamer Instrumentierung<br />

als »Multi-Talent« zu überzeugen.<br />

Ihre M<strong>ein</strong>ung zur Do 17. Mehr<br />

über die Bergung ab Seite 60!<br />

Die im Ärmelkanal gebor -<br />

gene Do 17 soll in dem<br />

Zustand ausgestellt werden,<br />

den sie zum Zeitpunkt ihrer<br />

Bergung aufwies.<br />

Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />

Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />

80,8 %<br />

Man sollte die Do 17 vollständig restaurieren, da es weltweit k<strong>ein</strong> erhaltenes Exemplar mehr gibt!<br />

11,7 %<br />

Es wäre gut, wenn man das Wrack wenigstens teilweise instand setzen würde,<br />

um <strong>ein</strong> genaueres Bild von der Maschine zu bekommen.<br />

7,5 %<br />

Das finde ich gut, so erhält man <strong>ein</strong>en lebendigen Eindruck davon,<br />

wie <strong>ein</strong> Flugzeug nach mehr als 60 Jahren im Salzwasser aussieht.<br />

4


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22<br />

Die Meteor brachte nicht nur <strong>ein</strong>e ordentliche Portion Schub,<br />

sondern auch <strong>ein</strong>e Reihe von Schwierigkeiten mit sich<br />

Sie sollte Deutschlands Tankstelle dicht machen: B-24 bombar-<br />

30 dierten im August 1943 die Ölfelder von Ploesti<br />

SERIE<br />

Unternehmen »Husky« – Sizilien im Juli 1943<br />

Sturm auf die »Festung Europa« . . . . . . . . 48<br />

Nach der Kapitulation der Achsenmächte in Afrika<br />

setzten die Alliierten zum Sprung auf Italien an. Ihnen<br />

stellte sich <strong>ein</strong>e arg gebeutelte Luftwaffe entgegen.<br />

OLDTIMER<br />

Seltenes Wrack im Ärmelkanal geborgen<br />

Bomber geangelt!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Wahrlich <strong>ein</strong> »dicker Fisch«: Im Ärmelkanal wurde<br />

jüngst auf spektakuläre Weise <strong>ein</strong>e seltene Dornier<br />

Do 17 gehoben!<br />

OLDTIMER<br />

Spektakuläres Restaurationsprojekt<br />

Storch der Legion Condor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Später »Nachschub« für die Luftwaffe in Spanien:<br />

Jüngst wurde <strong>ein</strong>e Fi 156 im Stil der »Legions -<br />

störche« restauriert. 66<br />

FILM<br />

Ohne Kollateralschäden: »The Dam Busters« – Teil 2<br />

Die Legende lebt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

»Fluchtkino« auf Britisch: Filme wie »The Dam<br />

Busters« halfen den Briten erfolgreich dabei, sich<br />

Ablenkung von der ungemütlichen Nachkriegswelt<br />

zu verschaffen.<br />

LESERALBUM<br />

Als Mechaniker bei der Luftwaffe<br />

Der Flugzeug-Doktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Schrauben, hämmern, nieten: Auch die Luftwaffen-<br />

Mechaniker waren am Höhepunkt des Krieges<br />

gefordert.<br />

Die Fi 156<br />

mit den<br />

Markierungen<br />

der<br />

Legion<br />

Condor<br />

Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />

Aggregat A4 ........................ 8<br />

Arado SC I ........................ 44<br />

Avro Lancaster .................. 70<br />

Bo<strong>ein</strong>g B-24 ................ 30, 48<br />

Blohm & Voss Bv 40.......... 38<br />

Convair CV 990 ................. 81<br />

Dornier Do 17 ............. 60, 74<br />

Fieseler Fi 156.................. 66<br />

Focke-Wulf Fw 190............. 14<br />

Gloster Meteor .................. 22<br />

Hawker Sea Harrier............ 13<br />

IAR-80 .............................. 35<br />

Junkers Ju 52 ................... 76<br />

Macchi MC.202................. 48<br />

McDonnell F-4F Phantom II..... 8<br />

Messerschmitt Bf 109... 33, 74<br />

Messerschmitt Bf 110 ........ 76<br />

North American B-25 ........... 8<br />

Supermarine Spitfire Mk IX... 51<br />

Yakowlew Yak-3 ................. 13<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 58<br />

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

9<br />

Westland Whirlwind | Focke-Achgelis FA 330 | McDonell F-4F Phantom II<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

FOCKE-WULF<br />

FW 190<br />

■ Fieseler Fi 156<br />

Legions-Storch fliegt<br />

Dienstälteste aller Fw 190<br />

<strong>Wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Waldfund</strong><br />

<strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong> <strong>lernte</strong><br />

Dornier Do 17<br />

Einzigartiges Wrack gehoben!<br />

■ Blohm & Voss Bv 40<br />

Skurriler Kampfgleiter<br />

■ Ploesti-Ölquellen<br />

Im Visier der USAAF<br />

TITELBILD<br />

Fw 190: John Dibbs<br />

Do 17: H. Ringlstetter<br />

Profil: H. Ringlstetter<br />

Meteor: via Buttler<br />

€ 5,90<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

5


BILD DES MONATS<br />

Blickfang aus dem hohen Norden<br />

Es sei dahingestellt, ob die Douglas A-26B Invader<br />

»Sugarland Express« hält, was ihr Name verspricht<br />

und ihre Passagiere tatsächlich nach »Sugarland«<br />

befördet. Was aber ohne jeden Zweifel der Realität<br />

entspricht, ist ihr wunderschöner Anblick in der<br />

Luft, wie hier im Mai 2013. Geflogen wird sie von<br />

ihrem Besitzer Jan Andersson.<br />

Die A-26 mit der S/N 44-34602 und der Kennung<br />

N167B verließ 1944 die Werkhallen und<br />

wurde als Schulungsflugzeug <strong>ein</strong>gesetzt. Ihre<br />

ak tive Zeit bei der USAF endete 1958, worauf<br />

man sie zur Zivilvariante Monarch 26 umbaute.<br />

Als solche trug sie die Registrierung N839H.<br />

2011 erwarb Jan Andersson, Gründer der schwe -<br />

dischen Ver<strong>ein</strong>igung »Nordic Warbirds«, die betagte<br />

Invader. Restauriert wurde sie im Luftfahrtmuseum<br />

Västerås.<br />

Text und Foto Björn Hellenius<br />

6


<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

7


PANORAMA<br />

Zum Abschied noch<br />

mal kunterbunt:<br />

die Phantom II<br />

Foto Andreas Zeitler<br />

■ MCDONNELL F-4F PHANTOM II<br />

Moment der Wehmut: Die Phantom<br />

38+10 mit historischem<br />

Anstrich<br />

Foto Andreas Zeitler<br />

Phantom Pharewell<br />

Am 29. Juni 2013 veranstaltete das JG 71 37+01 die Ehre zuteil, als<br />

»Richthofen« in Wittmund <strong>ein</strong>en Tag der letzte Phantom in Wittmund<br />

zu landen – getreu<br />

offenen Tür, zu dem an die 130 000 Besucher<br />

erschienen sind. Hintergrund war der Abschied<br />

von der F-4F Phantom II, die nach 40 out«, was auch als Schrift-<br />

dem Motto »First in – last<br />

Jahren Dienst nun ausgemustert wurde. zug auf dieser Maschine zu lesen war.<br />

Zu sehen gab es unter anderem die Phantom<br />

II mit der Kennung 37+01, die 1973 als 38+10 erhalten, die im Zuge der Außerdienst-<br />

Eine spezielle Bemalung hat auch die F-4F<br />

erste F4-F zur Luftwaffe kam. Mit <strong>ein</strong>er für stellung noch <strong>ein</strong>mal mit dem historischen<br />

diesen Anlass speziellen Bemalung wurde der Norm72-Tarnstrich zu sehen war. Die Maschine<br />

wurde am 4. Juli 2013 an das JG 74 in Neuburg<br />

übergeben, wo sie nun Teil <strong>ein</strong>er Sammlung<br />

historischer Dokumente und Fluggeräte<br />

wird. Damit wird die 38+10 erhalten bleiben,<br />

während die übrigen Phantome vermutlich<br />

verschrottet werden. Andreas Zeitler ■<br />

■ WRIGHT FLYER<br />

Flugzeug im<br />

Kreisverkehr!<br />

In der niederländischen Stadt Etten Leur<br />

ist im Hauptkreisverkehr das Modell <strong>ein</strong>es<br />

Wright Flyer ausgestellt worden. Hintergrund<br />

ist der erste Motorflug im niederländischen<br />

Luftraum, den Graf Charles de<br />

Lambert 1909 in s<strong>ein</strong>em Wright Flyer unternommen<br />

hat. Das 1:1-Modell ist aus<br />

Metall gefertigt, um es so vor der Witterung<br />

zu schützen. Roger Soupart ■<br />

■ NORTH AMERICAN B-25<br />

»Fliegender Holländer«<br />

Verführerische Nose-Art, attraktives Flugzeug:<br />

Bei dieser B-25 passt <strong>wieder</strong> alles zusammen<br />

Nachdem sie mehr als drei Jahre am<br />

Boden bleiben musste, darf die B-25<br />

Mitchell »Sarinah« der Royal Netherlands<br />

Historical Flight nun <strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong>. Der<br />

Bomber, das Flaggschiff der auf dem Luftwaffenstützpunkt<br />

Gilze Rijen beheimateten<br />

Organisation, hat die niederländische<br />

Zivilzulassung PH-XXV erhalten. Sie ist<br />

<strong>ein</strong>e von nur noch zwei in Europa auf Airshows<br />

zu sehenden Mitchell und die <strong>ein</strong>zige<br />

mit r<strong>ein</strong> militärischer Bemalung.<br />

Roger Soupart ■<br />

K<strong>ein</strong> Grund zur Sorge:<br />

Das Modell ist<br />

statisch<br />

und k<strong>ein</strong><br />

Verkehrsteilnehmer<br />

Foto Roger Soupart<br />

8


■ FOCKE-ACHGELIS FA 330 A-0<br />

»Bachstelze« hat »Mauser«<br />

hinter sich<br />

Die »Bachstelze« wirkt wie Spielzeug,<br />

konnte aber <strong>ein</strong> wertvolles<br />

Hilfsmittel bei der Aufklärung<br />

s<strong>ein</strong> Foto M. Fernandez-Sommerau<br />

In Belgien kam jüngst die Restauration der<br />

Focke-Achgelis Fa 330 A-0 »Bachstelze«,<br />

Werknummer 100010, zum Abschluss. Der<br />

motorlose Tragschrauber diente im Zweiten<br />

Weltkrieg als Späher für U-Boote vom Typ<br />

IX, den großen »Monsun«-Ostindienbooten.<br />

Die »100010« war für U-849 vorgesehen,<br />

doch wie oft oder ob der Tragschrauber überhaupt<br />

zum Einsatz kam, ist ungewiss. U-849<br />

nahm nämlich erst im Oktober 1943 s<strong>ein</strong>en<br />

Dienst auf und ging bereits <strong>ein</strong>en Monat später<br />

verloren. Die Fa 330 waren zu dieser Zeit<br />

aber nicht mehr aktiv, da die Auf- und Abbauzeiten<br />

zu viel Zeit in Anspruch nahmen.<br />

Die Marineführung hat daher die »100010«<br />

zusammen mit anderen Tragschraubern beim<br />

Luftpark 4/IX in Kiel-Holtenau <strong>ein</strong>gelagert.<br />

Nach dem Krieg gelangten die meisten<br />

nach England, <strong>ein</strong>ige weitere in die USA und<br />

Frankreich. In allen Ländern wurden die Maschinen<br />

intensiv getestet, ehe man sie zuletzt<br />

an Privatsammler und Museen abgab. So kam<br />

auch die »100010« in Privatbesitz, ehe sie 2002<br />

von <strong>ein</strong>em belgischen Sammler erworben<br />

wurde, der sie schließlich restaurierte. Während<br />

er die Rotorblätter weitgehend im Originalzustand<br />

beließ, musste viel von der Ausrüstung<br />

ergänzt werden wie die Instrumentierung<br />

oder die Sitzbespannung und die<br />

Bauchgurte. Auch die Leitwerkbespannung<br />

fehlte. Zuletzt wurde die Lackierung in RLM<br />

65 Hellblau erneuert. Peter W. Cohausz ■<br />

■ LOCKHEED SUPER CONSTELLATION<br />

»Connie« ist <strong>wieder</strong> flügge<br />

Die Super Constellation des Basler Ver<strong>ein</strong>s<br />

»Super Constellation Flyers Association«<br />

ist seit dem 28. April 2013 <strong>wieder</strong> flugfähig.<br />

Damit endet <strong>ein</strong>e lange Serie von technischen<br />

Problemen, vor allem am Triebwerk, die <strong>ein</strong>en<br />

sicheren Betrieb des Flugzeugs unmöglich<br />

machten. Die Crews absolvierten Anfang<br />

Mai das nötige Flugtraining in Frankreich, wo<br />

die Maschine im Juni<br />

auch auf dem Aerosalon<br />

in Paris-Le Bourget<br />

ausgestellt war.<br />

Endlich <strong>wieder</strong> in der Luft: Lockheeds<br />

»Super Connie« Foto Sandra Romanowicz<br />

In Deutschland wird die »Super Connie«<br />

am Samstag, dem 24. August, beim Fliegerfestival<br />

in Tannkosh zu sehen s<strong>ein</strong>. Mitte<br />

September nimmt sie auch an der Sanicole-<br />

Airshow in Belgien teil. Weltweit gibt es nur<br />

noch zwei flugfähige Exemplare; die andere<br />

Maschine ist zurzeit in Australien stationiert.<br />

Jürgen Schelling ■<br />

■ WESTLAND WHIRLWIND MK I<br />

So <strong>ein</strong> »Wirbel«!<br />

In England hat sich <strong>ein</strong>e Gruppe von Flugzeugbauern<br />

und freiwilligen Helfern unter der<br />

Bezeichnung »Whirlwind Fighter Project« (WFP)<br />

zusammengetan mit der Absicht, <strong>ein</strong>e Westland<br />

Whirlwind Mk I originalgetreu<br />

nachzubauen und in <strong>ein</strong>em Museum<br />

auszustellen. Andere Nachbauten<br />

oder originale Exemplare<br />

existieren heute nicht mehr.<br />

Die zweimotorige Westland<br />

Whirlwind ist ursprünglich als<br />

schwerer Langstreckenjäger entworfen<br />

worden.<br />

Aufgrund anhaltender Probleme<br />

mit den Peregrine-Motoren wurde<br />

die Whirlwind Ende 1943 aus dem<br />

Einsatz genommen, nachdem lediglich<br />

116 Exemplare die Werkhallen<br />

verlassen haben. Eine Umrüstung<br />

auf Merlin-Motoren hingegen lohnte<br />

sich nicht, da dies im Hinblick auf<br />

Westland Whirlwind P7116 bei der<br />

263 Squadron im Januar 1942<br />

Ein Steuerknüppelgriff wird<br />

<strong>ein</strong>gescannt Fotos (2) WFP<br />

den Aufwand <strong>ein</strong>er Neukonstruktion<br />

gleichgekommen<br />

wäre. Die RAF<br />

ersetzte die Whirlwind<br />

schließlich durch die<br />

erfolgreiche Hawker<br />

Typhoon, während<br />

sämtliche Westland-<br />

Maschinen bis 1947<br />

verschrottet wurden.<br />

Neben den fehlenden<br />

Originalen besteht<br />

<strong>ein</strong> weiteres<br />

Problem darin, dass<br />

das Firmenarchiv von Westland ebenfalls<br />

1947 zerstört wurde. Die Mitglieder des WFP<br />

haben daher Wrackteile von Absturzstellen<br />

aufgesammelt und zudem Fotos der Maschine<br />

zusammengetragen. Unterstützt werden<br />

sie dabei von zahlreichen Sammlern und<br />

öffentlichen Institutionen. Die Fotos dienen<br />

als Grundlage für die ersten neu gebauten<br />

Teile in diesem Jahr.<br />

Wer noch Informationen, Dokumente<br />

oder Fotos zur Whirlwind hat, wird gebeten,<br />

sich auf Englisch oder Französisch über die<br />

Website www.whirlwindfighterproject.org zu<br />

melden.<br />

Peter W. Cohausz ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

9


PANORAMA<br />

Die Bugsektion der Caravelle: Noch ist es <strong>ein</strong><br />

weiter Weg zum Flugsimulator<br />

Fotos (2) Nils Alegren<br />

■ SUD AVIATION CARAVELLE III<br />

Jet-Klassiker wird Flugsimulator!<br />

Eigentlich sollte von dieser Caravelle III,<br />

Werknummer 58, gar nichts mehr übrig<br />

s<strong>ein</strong> – wäre es nach dem Willen diverser Vorbesitzer<br />

gegangen. Ein paar Zufälle sorgten<br />

dafür, dass zumindest das Cockpit erhalten<br />

geblieben ist. Dreißig Jahre flog die Maschine<br />

für die Air France (und beförderte im Juni<br />

1964 die »Beatles« zu <strong>ein</strong>em Konzert von<br />

Manchester nach Paris). Am 28. August 1980,<br />

nach gut 37 000 Flugstunden, beendet <strong>ein</strong> letzter<br />

Eintrag ins Flugbuch die Karriere des<br />

Kurzstrecken-Passagierjets, mit dem sich 1955<br />

die französische Sud Aviation (damals noch<br />

SNCASE) gegen die mächtige US-Konkurrenz<br />

stemmte – und <strong>ein</strong>en europäischen Klassiker<br />

des Jet-Zeitalters ablieferte.<br />

In Stockholm steht die letzte voll funktionstüchtige<br />

Caravelle; nur <strong>fliegen</strong> darf sie allerdings<br />

nicht. Die Werknummer 58 wurde bis<br />

aufs Cockpit verschrottet. Es sollte danach<br />

zum Simulator umgebaut werden, doch dazu<br />

kam es nie. 1993 war das sperrige Überbleibsel<br />

der F-BHRU nochmals zur Verschrottung vorgesehen,<br />

als <strong>ein</strong> Mitglied der »Amicale Jean<br />

Baptiste Salis« sich s<strong>ein</strong>er annahm. Seitdem<br />

sind <strong>wieder</strong> fast zwei Jahrzehnte vergangen,<br />

und das Caravelle-Cockpit hat es in <strong>ein</strong>e Blechhalle<br />

des Flugplatzes Schleißheim verschlagen.<br />

Der neue Besitzer, Airbus-Captain Nils Alegren,<br />

hat lange recherchiert und geduldig verhandeln<br />

müssen, ehe er das Cockpit-Segment<br />

erwerben und nach Schleißheim bringen konnte.<br />

Er hat den ursprünglichen Plan des Umbaus<br />

zu <strong>ein</strong>em Simulator <strong>wieder</strong> aufgegriffen<br />

und sucht nach professionellen Mitstreitern;<br />

bisher wird er von drei Helfern unterstützt.<br />

Derzeit ist das Cockpit vollständig zerlegt. Die<br />

Panels werden ger<strong>ein</strong>igt und neu lackiert. Instrumente<br />

und Schalter werden für den künftigen<br />

Simulatorbetrieb umgerüstet. Mehr dazu<br />

auf: www.sudaviation.com/project.<br />

Stefan Bartmann ■<br />

■ WACO UIC<br />

Pearl-Harbor-Veteran wird restauriert<br />

Am 20. November 2012 hat das Unternehmen<br />

Vintage Aeroplane Europe<br />

(VAE) die Waco UIC mit der Kennung<br />

NC13408 aus dem Jahr 1933 erworben.<br />

Nach Aussage von David Aiken, Direktor der<br />

Pearl Harbor Historical Association, ist der<br />

kl<strong>ein</strong>e Doppeldecker <strong>ein</strong> Überlebender des<br />

Angriffs auf Pearl Harbor vom 7. Dezember<br />

1941. In den Morgenstunden dieses Tages<br />

flogen Bob Tyce, Eigentümer von KT Flying<br />

Service, und Marcus Poston, <strong>ein</strong> junger<br />

Marinepilot, gem<strong>ein</strong>sam mit ihren Waco-<br />

Doppeldeckern in Formation.<br />

Gegen 07:50 Uhr wurden sie in <strong>ein</strong>er Höhe<br />

von 6000 Fuß von zwei f<strong>ein</strong>dlichen Flugzeugen<br />

angegriffen. Die japanischen Jäger<br />

schossen Propeller und Motor von Postons<br />

Maschine weg, der Pilot schaffte es jedoch<br />

noch rechtzeitig abzuspringen. Tyce gelang es<br />

indes, den Angreifern zu entkommen und sicher<br />

auf dem nahegelegenen John Rogers-<br />

Flughafen (heute Honolulu International) zu<br />

landen. Er kam allerdings anschließend<br />

ums Leben, als die Japaner den Platz beschossen<br />

haben. Der letzte Eintrag von<br />

KT Flying Service im Bordbuch der Waco<br />

besagt, dass die Maschine am 8. Dezember<br />

1941 zerlegt wurde.<br />

Die vor Kurzem in flugtüchtigen Zustand<br />

restaurierte Waco befindet sich jetzt in der<br />

Nähe Malmös in Schweden, wo VAE die Ar beiten<br />

an der Innenausrüstung des Flugzeugs<br />

fertigstellt. Sobald dies durchgeführt ist, dürfte<br />

die Waco zur Versteigerung gelangen.<br />

Jon Roth, Vorsitzender von VAE, ist sich der<br />

Bedeutung dieses Flugzeugs wohl bewusst<br />

und wäre sehr froh, die Waco im diesjährigen<br />

europäischen Airshow-Zirkus präsentieren zu<br />

können.<br />

Eric Janssonne ■<br />

Das zweite Flugzeug von rechts ist die »NC13408« von<br />

KT Flying Service, aufgenommen am 7. Dezember 1941<br />

Foto Vintage Aeroplane Europe<br />

<strong>Wie</strong> neu: Die Waco UIC auf dem Flughafen von<br />

Malmö in Schweden Foto Vintage Aeroplane Europe<br />

10


Black Bullet …<br />

Der erste Prototyp der XP-56<br />

Foto USAF<br />

… lautet der Name für die ungewöhnliche<br />

Northrop XP-56, die vor 70 Jahren ihren<br />

Erstflug feiert. Das »Schwarze Geschoss«, so<br />

die deutsche Übersetzung, ist <strong>ein</strong> schwanzloser<br />

Jäger mit Druckpropeller und Teil<br />

<strong>ein</strong>es ambitionierten Entwicklungsprogramms<br />

des US-Militärs aus den Jahren<br />

1939/40. Gereift in der bitteren Erkenntnis,<br />

dass Amerikas Jagdflugzeugbau weit hinter<br />

dem der Deutschen oder Briten herhinkt.<br />

Drei Entwürfe werden zum Bau auserkoren,<br />

allesamt »Pusher«,<br />

also Maschinen mit Druckschraubenantrieb.<br />

North -<br />

rops Konzept ist außerdem<br />

<strong>ein</strong> Nurflügler – ganz dem<br />

Faible des Firmengründers<br />

entsprechend – und damit<br />

zweifach innovativ.<br />

Doch irgendwie will nichts<br />

so recht funktionieren. Der<br />

eigentlich vorgesehene Pratt-<br />

&-Whitney-X-1800-Reihenmotor<br />

wird nie verfügbar,<br />

sodass man auf den luftgekühlten, wesentlich<br />

schwereren R-2800 Doppelstern aus<br />

gleichem Hause ausweichen und die Zelle<br />

umkonstruieren muss. Unabhängig davon<br />

zeigt die Maschine bereits bei den ersten<br />

Rollversuchen mangelnde Gierstabilität –<br />

ihr Erstflug am 30. September 1943 dauert<br />

darum nur 30 Sekunden. Obwohl das Seitenruder<br />

immer größer wird, lässt sich ihr<br />

Totalverlust nach nur drei Flügen nicht verhindern.<br />

Am 8. Oktober überschlägt sie sich<br />

beim Rollen mit hoher Geschwindigkeit.<br />

Der zweite Prototyp, in den zahlreiche Änderungen<br />

<strong>ein</strong>fließen, kommt im März 1944<br />

in die Luft. Doch auch s<strong>ein</strong> Flugverhalten<br />

überzeugt nicht: Er ist weit langsamer als erwartet,<br />

verbraucht viel zu viel Sprit, ist extrem<br />

hecklastig und hat permanent technische<br />

Probleme. Ganze zehn Testflüge<br />

werden absolviert, bevor er ab Mitte August<br />

endgültig am Boden bleibt und bis Ende<br />

1947 im Museum steht. Das heraufziehende<br />

Jet-Zeitalter hat das XP-56-Programm für<br />

das Militär längst uninteressant gemacht,<br />

und so bleibt das Schwarze Geschoss kaum<br />

mehr als <strong>ein</strong> Rohrkrepierer.<br />

Wolfgang Mühlbauer ■<br />

Die zweite XP-56<br />

Foto USAF<br />

■ AGGREGAT A4<br />

»V2« lässt Hüllen fallen<br />

Die frisch restaurierte<br />

»V2« der FHC Foto via FHC<br />

Die Flying Heritage Collection<br />

(FHC) in den USA hat am 23. Mai<br />

2013 nach langer Restaurierungsdauer<br />

ihre »V2« erhalten, welche auf dem<br />

Landweg von Florida nach Everett,<br />

Washington, transportiert wurde.<br />

Anfang der 1990er-Jahre barg man<br />

<strong>ein</strong>ige größere A4-Teile aus dem ehemaligen<br />

unterirdischen Raketenwerk<br />

in Nordhausen und verschiffte sie in<br />

die USA. Diese Überreste, die lange<br />

Zeit im Wasser gelegen haben, befanden<br />

sich in schlechtem Zustand und<br />

waren teilweise nicht restaurierbar.<br />

Paul Allen von der FHC nahm die Teile<br />

2003 in Empfang. Überholt wurde<br />

die Rakete schließlich in New Smyrna<br />

Beach, Florida, bei American Aero Services.<br />

Das Innere soll im Wesentlichen<br />

original s<strong>ein</strong>, die äußere Hülle hingegen<br />

ist <strong>ein</strong> Nachbau. Zuletzt hat die<br />

»V2« den dreifarbigen Tarnanstrich erhalten,<br />

den die A4 trugen, bevor man<br />

zu Grün wechselte. Die FHC stellt sie<br />

mit teilweise abmontierter Hülle dar,<br />

um <strong>ein</strong>en Blick in das Innere der Rakete<br />

zu ermöglichen. Roger Soupart ■<br />

Rätselspaß.<br />

40 Blätter · ca. 40 Abb. · 6,5 x 6,5 cm<br />

€ [A] 9,99<br />

sFr. 15,90 € 9,99<br />

ISBN 978-3-86245-734-2<br />

Faszination Technik<br />

NEU!<br />

www.geramond.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

11


PANORAMA<br />

BOEING 737-200<br />

<strong>Wie</strong>der im Einsatz<br />

Nach <strong>ein</strong>er intensiven Wartung ist die letzte<br />

Bo<strong>ein</strong>g 737-200 Europas <strong>wieder</strong> im Einsatz.<br />

Die 1987 gebaute YU-ANP gehört der<br />

serbischen Fluggesellschaft Aviogenex und<br />

stand für zirka zwei Monate im Dienst der<br />

ebenfalls serbischen Gesellschaft JAT Airways.<br />

Rainer Spoddig<br />

Die Bo<strong>ein</strong>g am 19. Mai 2013 in<br />

Düsseldorf, als die Maschine aus<br />

Belgrad kam und <strong>wieder</strong> dorthin<br />

zurückflog<br />

Foto Rainer Spoddig<br />

RETTUNGSWESTEN WIEDERVERWERTET<br />

Bag to life<br />

Jede Rettungsweste kostet: Einkauf, Wartung<br />

und schließlich die Entsorgung. Dass es<br />

auch anders geht, zeigt das junge Unternehmen<br />

»ehrensache«. Ausgemusterte Rettungswesten,<br />

Fallschirmseide und Sitzbezüge<br />

landen hier nicht auf dem Müll, sondern<br />

werden weiterverarbeitet zu Taschen und Accessoirs.<br />

Aus dem verm<strong>ein</strong>tlichen »Müll« entstehen<br />

auf diese Weise echte Hingucker.<br />

Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten unter<br />

www.bag-to-life.com.<br />

Stefan Krüger<br />

Foto Stefan Bartmann<br />

■ PIPER PA 18 UND J-3C<br />

Sternflug zum Plaudern<br />

Ein bestimmtes Wochenende im Juni halten<br />

sich etliche Piloten von Piper Pa 18 und J-3C<br />

seit vielen Jahren grundsätzlich frei. Da nämlich<br />

ist das Piper-Treffen angesagt – zum 30. Mal inzwischen.<br />

Vom 21. bis 23. Juni traf man sich dort,<br />

wo die familiär geprägte Traditionsveranstaltung<br />

anno 1984 ihren Anfang nahm: in Schmidgaden.<br />

Der Aero-Club sorgte <strong>ein</strong>mal mehr für<br />

■ HEINKEL HE 111<br />

Dem »Löwen« auf der Spur<br />

Der teilrestaurierte Bug der H<strong>ein</strong>kel mit dem<br />

Wappen des KG 26 Fotos Bengt Hermansson/FLC<br />

Wohlgefühl bei den Teams, die diesmal immerhin<br />

70 Maschinen nach Nordbayern schaukelten.<br />

Manche kamen aus dem fernen Norddeich<br />

oder Heide-Büsum. Für Erinnerungen an die<br />

historische Burda-Staffel, die zwischen 1955 und<br />

1973 existierte, sorgte die Bravo-Lima-Forma tion<br />

aus Tannheim, die mit vier anderen Teilnehmern<br />

im Verbandsflug über Schmidgaden kreiste. Die<br />

preisgekrönt schönste Pa-18 kam aus Rendsburg-Schachtholm.<br />

Dort treffen sich die Pipers<br />

im nächsten Jahr.<br />

Stefan Bartmann ■<br />

Im schwedischen Falkenberg wird zurzeit<br />

<strong>ein</strong>e H<strong>ein</strong>kel He 111 H-3 restauriert. Die<br />

H<strong>ein</strong>kel mit der Werknummer 6830 und der<br />

Kennung 1H+DN von der 5./KG 26 musste<br />

am 15. Mai 1940 nach <strong>ein</strong>em Luftkampf<br />

mit der »Blackburn Skua« der 800 Squadron<br />

am Rand des zugefrorenen Sitasjaure-Sees<br />

notlanden. Die Besatzung verirrte sich nach<br />

Norwegen und geriet dort in Kriegsgefangenschaft.<br />

Die H<strong>ein</strong>kel barg man indes erst<br />

2008. Restauriert wird sie unter anderem<br />

durch Freiwillige der Forced Landing Collection<br />

(FLC), die beabsichtigt, den Bomber in <strong>ein</strong>em<br />

1:1-Diorama auszustellen, welches die<br />

H<strong>ein</strong>kel nach der Notlandung zeigen soll.<br />

Eric Janssonne ■<br />

Für das Notebook: In der sicher<br />

gepolsterten »Jumbo Laptop Bag«<br />

finden Maus und Co. genug Platz<br />

Foto ehrensache<br />

■ LOCKHEED F-104<br />

Ein Starfighter als »Portier«<br />

In den Werkhallen der Firma Merkle Schweißgerätetechnik<br />

ist nach 800 Arbeitsstunden <strong>ein</strong>e<br />

F-104 Starfighter restauriert und Ende März auf<br />

dem Dach des Firmengebäudes installiert worden.<br />

Geschäftsführer Hartmut Rehorsch, der früher<br />

selbst Angehöriger <strong>ein</strong>es Jagdbombergeschwaders<br />

gewesen war, betrachtet die Maschine<br />

als Andenken an die 116 Piloten, die bei Abstürzen<br />

mit der F-104 im Dienste der Bundeswehr<br />

ums Leben gekommen sind. Zudem wurden die<br />

Starfighter unter anderem auch mit Schweißgeräten<br />

von Merkle hergestellt.<br />

Die nunmehr »firmeneigene« F-104 flog in<br />

ihrer aktiven Zeit bei den Marinefliegern in Nörvenich.<br />

2012 erwarb Rehorsch die ausgemusterte<br />

Maschine und restaurierte sie schließlich im Firmengebäude.<br />

Stefan Krüger<br />

Welcher Freund der historischen Luftfahrt würde<br />

s<strong>ein</strong> Heim nicht auch gerne durch <strong>ein</strong>e F-104<br />

geschmückt sehen?<br />

Foto picture alliance/dpa<br />

12


■ HAWKER SEA HARRIER<br />

Kampfjet bei ebay versteigert?<br />

Beim Internet-Aktionshaus ebay stand<br />

zeitweise <strong>ein</strong>e Sea Harrier zum Verkauf.<br />

Ian Cotton, <strong>ein</strong> Geschäftsmann aus Kanada<br />

und Sammler alter Kampfflugzeuge, hatte<br />

sich vor vier Jahren <strong>ein</strong>e ausgemusterte Sea<br />

Harrier der Royal Navy zugelegt. Zusätzlich<br />

erwarb er den Rumpf <strong>ein</strong>er zweiten, den er<br />

als Ersatzteillager nutzte.<br />

Ursprünglich wollte<br />

Cotton den Senkrechtstarter<br />

zumindest roll -<br />

fähig restaurieren, was<br />

ihm aber aus Zeitgründen<br />

nicht möglich war.<br />

Daher entschloss er<br />

sich, die Maschine bei ebay zu versteigern,<br />

wobei er Interessenten<br />

die Möglichkeit bot, den Kampfjet<br />

für 1,5 Millionen US-Dollar auch<br />

sofort zu kaufen. Den »Ersatzrumpf«<br />

gab es gratis dazu.<br />

Das Flugzeug ist, so konnte<br />

man es auf der ebay-Homepage nachlesen,<br />

in <strong>ein</strong>em exzellenten Zustand und verfügt<br />

über <strong>ein</strong> funktionierendes Rolls-Royce-Pe -<br />

gasus-Mk107-Triebwerk. Flugfähig ist die<br />

Maschine allerdings nicht. Die Sea Harrier<br />

Drei, zwei, <strong>ein</strong>s … m<strong>ein</strong>s?<br />

Sea Harrier der Royal Navy im<br />

Anflug auf <strong>ein</strong>en Flugzeugträger<br />

Foto USN<br />

wurde 1986 gebaut und 1997 auf die Version<br />

FA2 umgerüstet. Bis 2001 stand sie im<br />

Dienst der Royal Navy.<br />

Die Auktion ist mittlerweile aus der Angebotsliste<br />

entfernt worden, obwohl für gewöhnlich<br />

auch beendete Versteigerungen<br />

bei ebay zu sehen sind. Vermutlich wurde<br />

die Auktion entweder von Cotton oder von<br />

ebay vorzeitig abgebrochen.<br />

Werner Fischbach ■<br />

■ MCDONNELL F-4F PHANTOM II<br />

»Lasst mich<br />

<strong>fliegen</strong>!«<br />

Die letzte Phantom der WTD 61<br />

in Neuburg an der Donau<br />

Fotos (2) Roger Soupart<br />

Traurige Worte<br />

<strong>ein</strong>es alternden<br />

Kampfjets<br />

■ YAKOWLEW YAK-3<br />

Franzose mit rotem Stern<br />

Die auf dem Flughafen Coulommiers, Frankreich, beheimatete<br />

Yak-3UA, F-AZXZ, ist <strong>wieder</strong> zurück in der Luft,<br />

nachdem ihr Besitzer den ursprünglichen Motor durch <strong>ein</strong>en<br />

nachgebauten Allison V-12 ausgetauscht hat. Die F-AZXZ<br />

ist <strong>ein</strong>e von drei identischen Yak-Replikaten, die von dem<br />

Franzosen Jean-Marie Garric in den USA hergestellt wurden.<br />

Sie trägt die Markierungen des Normandie-Niemen-Regiments,<br />

<strong>ein</strong>es französischen Jagdfliegergeschwaders im<br />

Dienste der Roten Armee. Der Besitzer der F-AZXZ, Georges<br />

Chauveau, beabsichtigt, die Maschine bereits in diesem<br />

Jahr auf Airshows zu präsentieren.<br />

Eric Janssonne ■<br />

Frankreich zieht, Russland lenkt: Die F-AZXZ trägt<br />

die französischen Nationalfarben am Propeller, während<br />

am Heck der rote Stern prangt Foto Eric Janssonne<br />

Neben dem JG 71 betrieb zuletzt auch die Erprobungsstelle der Luftwaffe,<br />

die Wehrtechnische Dienststelle 61 (WTD 61) in Manching,<br />

Phantom-Kampfjets, die Zug um Zug ausgemustert wurden. Die letzte<br />

Phantom mit der Kennung 38+13 erhielt für diesen Anlass <strong>ein</strong>en speziellen<br />

Anstrich. Zudem versah man das Leitwerk mit dem Schriftzug<br />

»Don’t let me die; I want to fly!« (»Lasst mich nicht sterben, ich möchte<br />

<strong>fliegen</strong>!«). Es ist allerdings kaum zu erwarten, dass <strong>ein</strong>zelne »Phantome«<br />

flugfähig erhalten bleiben, da abgesehen von der 38+10 (s. S. 8)<br />

sämtliche F-4F verschrottet werden sollen.<br />

Roger Soupart ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

13


OLDTIMER<br />

Fw 190 »Weiße A«<br />

FW 190 MIT ORIGINAL-MOTOR RESTAURIERT<br />

Die Königin des H<br />

Nur wenige »Würger« haben den Krieg überlebt. Eine von ihnen ist die<br />

»Weiße A« der Flying Heritage Collection. Was diese Maschine so <strong>ein</strong>malig<br />

macht? Sie fliegt als <strong>ein</strong>zige Fw 190 mit ihrem originalen Motor!<br />

Von Rachel Morris<br />

14


immels<br />

Wenn <strong>ein</strong>e Maschine das Prädikat »selten« verdient,<br />

dann wohl diese Fw 190 »Weiße A« der Flying Heritage<br />

Collection. Sie ist nämlich die <strong>ein</strong>zige Fw 190 weltweit,<br />

die noch von ihrem Original-Motor angetrieben wird!<br />

Hier sitzt Steve Hinton am Steuer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

15


OLDTIMER<br />

Fw 190 »Weiße A«<br />

die Fw 190 <strong>ein</strong>es der bedeutendsten Exponate<br />

der Flying Heritage Collection (FHC).<br />

Die Alliierten konnten die ihnen unbekannte<br />

Silhouette der Fw 190 erstmals im August<br />

1941 über Frankreich beobachten. Sie<br />

zeigte sich bis auf den Wenderadius der Spitfire<br />

Mk. V überlegen. Kurt Tank, Chefkonstrukteur<br />

bei Focke-Wulf, ignorierte bei der<br />

Konzeption dieses Jägers anerkannte Normen<br />

und entwarf <strong>ein</strong>e Maschine mit Sternmotor,<br />

die zu s<strong>ein</strong>er berühmtesten Entwicklung werden<br />

sollte. Tank wollte <strong>ein</strong> robustes, zuver -<br />

lässiges Flugzeug bauen, das die Arbeitsbelastung<br />

des Piloten verringerte. Er betrachtete<br />

die Spitfire und die Bf 109 als empfindliche<br />

Rennpferde: Hochleistungsflugzeuge, die<br />

sehr viel Aufmerksamkeit erforderten, um<br />

gute Leistungen erzielen zu können. Die<br />

Fw 190 sollte hingegen <strong>ein</strong> »Kavalleriepferd«<br />

werden: <strong>ein</strong> robustes Allroundflugzeug, geeignet<br />

für das Gefechtsfeld. Der Jäger sollte<br />

den Namen »Würger« erhalten, <strong>ein</strong> Spitz -<br />

name, den die Fw 190 fortan dauerhaft trug.<br />

Von den damals produzierten 20 000 Fw 190<br />

existiert heute lediglich noch <strong>ein</strong>e Handvoll in<br />

Museen. Und nur <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige hat es geschafft,<br />

<strong>wieder</strong> mit ihrem Original-Motor zu<br />

<strong>fliegen</strong>.<br />

Das JG 54, bei dem die »Weiße A« Dienst<br />

tat, war bekannt dafür, bei der Bemalung<br />

der Maschinen mit Grün- und Brauntönen<br />

zu experimentieren<br />

Im Jahr 1989 gaben die Wälder östlich Leningrads<br />

<strong>ein</strong> gespenstisches Relikt aus der<br />

Zeit der schweren Kämpfe frei, die in den<br />

späteren Jahren des Zweiten Weltkriegs ihre<br />

Spuren im russischen Boden hinterlassen<br />

haben. Es handelt sich um <strong>ein</strong>e Focke-Wulf<br />

190 A5/U3, die 1943 inmitten junger Bäumchen<br />

notlanden musste, die, als sie größer<br />

wurden, das Flugzeug praktisch unsichtbar<br />

machten. Die Fw 190, Werknummer 1227,<br />

war bis auf den verbogenen Propeller erstaunlich<br />

unversehrt geblieben. Das Balkenkreuz<br />

am Rumpf und das schwarze Hakenkreuz<br />

am Leitwerk hoben sich trotz der<br />

langen Zeit von dem sie umgebenden Grün<br />

ab. Der lederne Fliegerhelm, den der Pilot,<br />

Feldwebel Paul Rätz von der 4./JG 54, auf<br />

dem Sitz abgelegt hatte, bevor er sich zu Fuß<br />

auf den Weg machte, lag noch immer unberührt<br />

da. Selbst die Reifen des Jägers enthielten<br />

noch immer Luft. Lediglich die verrotteten<br />

Stoffbespannungen und die durch<br />

die Tragflächen hindurchwachsenden Bäume<br />

zeigten, dass das Flugzeug jahrzehn -<br />

telang ungestört auf dem sumpfigen Waldboden<br />

gelegen hat. Ein Jahr nach der Ent -<br />

deckung fiel der Eiserne Vorhang und aus<br />

Leningrad wurde <strong>wieder</strong> St. Petersburg.<br />

1991 barg man die Fw 190 und brachte sie<br />

zur Restaurierung nach England. 1999 vom<br />

Sammler Paul G. Allen erworben, kam die<br />

seltene Maschine in die USA, um sie in flugtüchtigen<br />

Zustand zu restaurieren. Heute ist<br />

So authentisch wie möglich<br />

Ebenso wie andere Flugzeuge der FHC<br />

wurde die Werknummer 1227 authentisch<br />

restauriert. Jason Muszala, Aircraft Mainte -<br />

nance Manager der FHC, erläutert das<br />

be<strong>ein</strong>druckende Ethos des Museums: »Wir<br />

versuchen wirklich, alles <strong>wieder</strong> so herzustellen,<br />

wie es früher war. Dies ist der Zauber,<br />

und dies ist auch, was Paul Allen will:<br />

<strong>ein</strong> echtes Artefakt, <strong>ein</strong> Stück Geschichte,<br />

nicht etwas, das lediglich <strong>fliegen</strong> kann. Während<br />

Jason das Arbeiten an der Focke-Wulf<br />

als befriedigend ansieht, ist das <strong>ein</strong>zigartige<br />

Vorgehen der FHC unweigerlich mit Schwierigkeiten<br />

verbunden, die <strong>ein</strong> so seltenes<br />

Flugzeug mit sich bringt. Die größte Herausforderung<br />

ist: Wir betreten Neuland und<br />

wir dokumentieren alles, was wir an dem<br />

Flugzeug machen.«<br />

Bei der Konstruktion s<strong>ein</strong>es Dienstpferdes<br />

nutzte Tank viele radikal neue Entwicklungen.<br />

Die wichtigste davon war der BMW-<br />

Sternmotor. Bis dahin waren Reihenmotoren,<br />

Kurt Tank ignorierte bei der Konzeption dieses<br />

Jägers anerkannte Normen.<br />

die am wenigsten Luftwiderstand boten, zum<br />

Standard für Jagdflugzeuge geworden. Tank<br />

hatte sich von der US Navy dazu inspirieren<br />

lassen, Sternmotoren zu verwenden, und war<br />

der M<strong>ein</strong>ung, dass deren höherer Luftwiderstand<br />

durch richtigen und strömungsgünsti-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, John Dibbs<br />

16


gen Einbau überwunden werden könnte. Ein<br />

weiterer Vorteil war, dass sich die bereits<br />

an gespannte Lage beim Nachschub für den<br />

DB-601-Sternmotor (der Bf 109) nicht noch<br />

weiter verschärfte. So wurde bereits in <strong>ein</strong>em<br />

frühen Entwicklungs-Stadium der neue<br />

BMW 801 genutzt. Bei der FHC erklärt Jason,<br />

warum der große Bolide so eng anliegende<br />

Verkleidungen aufweist: »Es wurde k<strong>ein</strong> Platz<br />

verschwendet. Alles ist kompakt und passt<br />

perfekt. Jeder verfügbare Raum wird genutzt,<br />

sei es für <strong>ein</strong> Bauteil, die Luftführung oder<br />

auch nur die Art des Einbaus.«<br />

Mike Nixon von Vintage V-12s in Tehachapi,<br />

Kalifornien, überholte den BMW 801<br />

der FHC. Die Motoren mussten nicht mehr<br />

als <strong>ein</strong>ige Hundert Betriebsstunden unter<br />

Einsatzbedingungen aushalten, daher fehlten<br />

auch beispielsweise Informationen über<br />

die Zeit zwischen den Überholungen. Mike<br />

gab die Anweisung, den BMW 801 genauso<br />

wie alle anderen großen Sternmotoren zu behandeln<br />

und auf Verschleiß bei Zylindern<br />

und Lagern zu achten. Jason erklärt: »Wir<br />

entnehmen alle drei oder vier Betriebsstunden<br />

Ölproben und untersuchen auf verschiedene<br />

Mineralstoffe oder andere Stoffe,<br />

die im Öl enthalten s<strong>ein</strong> können, und wir<br />

versuchen herauszufinden, was im Inneren<br />

vorgeht.«<br />

Motor mit Köpfchen<br />

Der »801« weist <strong>ein</strong> revolutionäres, als Kommandogerät<br />

oder Kommando<strong>ein</strong>heit bezeichnetes<br />

Motormanagementsystem auf. Dieser<br />

interne elektromechanische Rechner regelt<br />

automatisch Gemisch, Propellersteigung, Ladedruck<br />

und Zündzeitpunkt, sodass der Pilot<br />

lediglich den Gashebel betätigen muss. Die<br />

Fehlersuche an diesem Gerät und das Sicherstellen,<br />

dass es korrekt <strong>ein</strong>gestellt und mit<br />

dem Propeller abgestimmt ist, sind ziemlich<br />

kritisch. Das Gerät verfügt über <strong>ein</strong>e eigene<br />

Ölversorgung und -pumpe; der Ölbehälter<br />

befindet sich in der Motorhalterung. »Es hat<br />

sozusagen <strong>ein</strong> eigenes Gehirn und s<strong>ein</strong>e Ausgangssignale<br />

gehen an die Kraftstoffversorgung,<br />

den Propeller, den Ladedruck, alles<br />

kommt von dort.«<br />

Frühe Prototypen der Fw 190 hatten größere<br />

Probleme mit Überhitzung, die b<strong>ein</strong>ahe<br />

zum Abbruch von Tanks Projekt geführt hätten.<br />

Durch den Einbau <strong>ein</strong>es Ventilators mit<br />

zwölf Blättern vor dem Boliden, der die beiden<br />

Zylinderkopfreihen kühlen sollte, konnte<br />

dieses Problem schließlich gelöst werden.<br />

Ein weiteres Beispiel für Tanks Raumnutzung<br />

ist der Ringölkühler, der hinter der Panzerung<br />

im vorderen Ring sitzt. Auch wurde <strong>ein</strong><br />

geniales System entwickelt, um die Luft vom<br />

Ventilator zum Ölkühler umzuleiten. Der<br />

Druck der vom Ventilator gelieferten Luft<br />

zwingt diese automatisch durch den Ölküh-<br />

Restaurierung der Fw 190 »Weiße A«<br />

Als »Warbird-Jäger« in den späten 1980er-Jahren das Wrack fanden, befand es sich noch in<br />

<strong>ein</strong>em erstaunlich guten Zustand. Vorsichtig wurde die Maschine zerlegt und zunächst in Groß -<br />

britannien restauriert, ehe sie von der FHC erworben wurde.<br />

Aufgebockt: Die Restauratoren prüfen,<br />

ob sich das Fahrwerk <strong>ein</strong>fahren lässt<br />

»So authentisch<br />

wie möglich«: Ein<br />

Blick ins Cockpit<br />

zeigt, dass die<br />

FHC diesem Anspruch<br />

gerecht<br />

wird, …<br />

… was sich auch<br />

an der deutschen<br />

Beschriftung zeigt<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

17


OLDTIMER<br />

Fw 190 »Weiße A«<br />

Diese Perspektive lässt erahnen, weshalb die Luftwaffe<br />

den bulligen Sternmotoren zunächst ablehnend gegenüberstand.<br />

Man fürchtete <strong>ein</strong>en zu großen Luftwiderstand<br />

Gut konserviert: Der Fundort der »Weißen A«<br />

in den eisigen Wäldern Nordrusslands, kurz<br />

bevor die Maschine 1991 geborgen wurde<br />

18


ler. Der Ventilator ist mit Motor und Propeller<br />

gekoppelt, hat jedoch <strong>ein</strong>e höhere Drehzahl<br />

als der Propeller. Er drückt die Luft in die gleiche<br />

Richtung – von vorne nach hinten – doch<br />

die Kühlluftklappen begrenzen den Strom der<br />

austretenden Luft und zwingen diese nach<br />

vorne durch den Ölkühler. Damit verläuft die<br />

tatsächliche Luftführung für den Ölkühler<br />

nicht von vorne nach hinten, sondern von hinten<br />

nach vorne. Die Luft entweicht dann<br />

durch <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Ring direkt am Bug.<br />

Leicht zu warten<br />

Die Techniker der FHC stießen auf <strong>ein</strong>en<br />

möglichen Fehler in der Konstruktion des<br />

Motors. In dem Gehäuse am Bug, in dem sich<br />

der Kühlluftventilator befindet, gibt es k<strong>ein</strong>en<br />

Öldichtring. Deshalb läuft jedes Mal, wenn<br />

der Antrieb abgestellt wird, vorne Öl heraus.<br />

Dies ist beunruhigend für diejenigen, die<br />

nicht mit dem Flugzeug vertraut sind und annehmen,<br />

irgendwo sei <strong>ein</strong> Ölleck oder <strong>ein</strong>e<br />

gebrochen Leitung.<br />

Um Wartung und Instandsetzung zu ver<strong>ein</strong>fachen,<br />

arbeitet der Bolide nach dem<br />

»Kraftei«-Einbaukonzept, das bei mehreren<br />

Mustern der Luftwaffe benutzt wurde. Alles,<br />

was den Motor zum Laufen bringt, befindet<br />

sich zusammengefasst in <strong>ein</strong>em Block vor<br />

dem Brandschott, der als »Kraftei« bezeichnet<br />

wird. Dieses »Kraftei« sollte arbeiten, solange<br />

es ging. Dann wurde es komplett ausgebaut<br />

und durch <strong>ein</strong> neues ersetzt. Dadurch<br />

konnte unter Einsatzbedingungen Zeit gewonnen<br />

werden. Das »Kraftei« war allerdings<br />

nicht für moderne Techniker ausgelegt,<br />

die über k<strong>ein</strong>e Austausch<strong>ein</strong>heiten<br />

verfügen. Da dies auch für die FHC zutraf,<br />

mussten Jason und s<strong>ein</strong> Team an den inneren<br />

Motorteilen arbeiten, was oft bedeutete, dass<br />

<strong>ein</strong>st simple Verfahren zu schwierigen Aufgaben<br />

wurden. Die Triebwerkverkleidungen<br />

sind <strong>ein</strong>fach abzubauen und innerhalb von<br />

15 Minuten ist der gesamte Motor zugänglich.<br />

Die Arbeiten an den unterschiedlichen<br />

Bauteilen stellen allerdings <strong>ein</strong>e große Aufgabe<br />

dar. So ist das Auswechseln des Zündmagnets<br />

<strong>ein</strong>e Arbeit von zwei Tagen. Dabei<br />

müssen erst die Propellernabe, dann der Propeller,<br />

anschließend der vordere Ring und<br />

danach Ölkühler und Ölbehälter ausgebaut<br />

werden. Und erst dann kommt man an den<br />

Zündmagneten heran!<br />

Ein Traum für Mechaniker<br />

Auch das schmale Cockpit des Jägers stellt<br />

<strong>ein</strong>e Herausforderung für die Instandsetzung<br />

dar, denn dort endet mehr als <strong>ein</strong> Drittel<br />

der Baugruppen des Flugzeugs. Der Rest<br />

der Zelle allerdings bietet k<strong>ein</strong>e derartigen<br />

Schwierigkeiten. Die gesamte Maschine<br />

kann innerhalb <strong>ein</strong>er Stunde für <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong> -<br />

gehende Inspektion geöffnet werden. Eine<br />

weitere Abweichung von der normalen<br />

Flugzeugkonstruktion besteht darin, dass<br />

Tank elektrisch angetriebene Systeme für<br />

Fahrwerk und Bewaffnung <strong>ein</strong>baute. Er war<br />

›Hier hat man es mit <strong>ein</strong>er technisch<br />

ausgefeilten Konstruktion zu tun.‹<br />

Eine Fw 190 des JG 54 landet gerade auf der vereisten Piste des Flugplatzes bei Siwerskaya im<br />

Winter 1943<br />

der Ansicht, dass elektrische Anlagen zuverlässiger<br />

und weniger anfällig für Gefechtsschäden<br />

seien als herkömmliche Hydraulikanlagen.<br />

Er vermied auch den bei<br />

Seilzügen und Umlenkrollen vorkommenden<br />

Verschleiß und deren Dehnung, indem<br />

er Schubstangen und Lager für die Flugsteuerung<br />

benutzte.<br />

Jason glaubt, dass beim Arbeiten an der<br />

Fw 190 der Traum <strong>ein</strong>es jeden Mechanikers<br />

in Erfüllung geht. »Wo sonst kann ich die<br />

Komplexität <strong>ein</strong>er echten Focke-Wulf 190<br />

mit <strong>ein</strong>em BMW 801 kennenlernen?«<br />

Ein anderer in <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigartigen Position<br />

ist FHC-Pilot Steve Hinton, der das Flugzeug<br />

für <strong>ein</strong> Fotoshooting flog und später<br />

von dessen Verhalten im Flug berichtete.<br />

Ebenso wie Jason hat Steve <strong>ein</strong>e hohe M<strong>ein</strong>ung<br />

von der Konstruktion dieses Flugzeuges:<br />

»Die Technik hat großen Einfluss auf<br />

m<strong>ein</strong>en Eindruck von <strong>ein</strong>em Flugzeug, und<br />

hier hat man es mit <strong>ein</strong>er technisch ausgefeilten<br />

Konstruktion zu tun. M<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung<br />

nach war sie <strong>ein</strong> großer Sprung nach<br />

vorne und man sieht, dass sie viel verändert<br />

hat.« Steve erklärte, er verstehe, weshalb die<br />

Piloten der Alliierten, die erbeutete Fw 190<br />

flogen, so be<strong>ein</strong>druckt waren: »Sie war <strong>ein</strong><br />

Flugzeug, das uns zeigte, welche Entwicklungen<br />

die Deutschen gemacht hatten. Die<br />

Bearcat soll von ihr abgeleitet s<strong>ein</strong>. Als sie<br />

die ›190‹ sahen, öffnete es ihnen in vielen<br />

Bereichen die Augen dafür, wie das ultimative<br />

Flugzeug zu bauen ist.«<br />

Eine Fw 190 A-4 der 4./JG 54 im Sommer 1943. Es handelt sich um die »Weiße K«, deren<br />

Markierungen fast identisch mit denen der »Weißen A« sind<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

19


OLDTIMER<br />

Fw 190 »Weiße A«<br />

Anblicke wie dieser lassen schnell vergessen, dass<br />

es sich beim »Würger« um Kriegsgerät handelt. Die<br />

Flugaufnahmen entstanden bei Everett, USA, dem<br />

Heimat-Flugplatz der FHC<br />

Um Unfälle am Boden wie bei der Bf 109<br />

zu vermeiden, stattete Tank die Fw 190 mit<br />

<strong>ein</strong>em breiten, nach innen <strong>ein</strong>fahrenden<br />

Fahrwerk aus, das ihr größere Stabilität auf<br />

vorgeschobenen Landestreifen verlieh. Dieser<br />

Aufbau ließ die Maschine am Boden<br />

ziemlich groß ersch<strong>ein</strong>en, obwohl sie in<br />

Wirklichkeit relativ kl<strong>ein</strong> war. Sowohl Flügelspannweite<br />

als auch Flügelfläche waren<br />

groß, der Rumpf allerdings war schmal,<br />

schmäler als bei der Spitfire. Das Innere des<br />

Cockpits ist dicht bestückt, alles befindet<br />

sich unmittelbar vor dem Piloten. Tank<br />

nutzte die neueste Technik, um <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>teiliges<br />

Kabinendach ohne Streben zu erhalten,<br />

welches die Rundumsicht verbessert. Die<br />

Frontscheibe misst lediglich 15 oder 17 Zentimeter,<br />

wenn man gerade nach vorne blickt,<br />

ähnlich wie bei <strong>ein</strong>em Rennflugzeug. Doch<br />

die Sicht zur Seite ist ausgezeichnet und der<br />

Flugzeugführer wird durch den Rumpf geschützt,<br />

da er sehr tief sitzt. Auch wenn die<br />

Sicht des Flugzeugführers am Boden etwas<br />

<strong>ein</strong>geschränkt ist, bietet der große Sternmotor<br />

<strong>ein</strong>en zusätzlichen Schutz im Gefecht. Es<br />

wird von »190« erzählt, denen es mit <strong>ein</strong>em<br />

oder sogar zwei weggeschossenen Zylindern<br />

noch gelungen ist, an ihren Platz zurückzukehren.<br />

Mäßige Beschleunigung<br />

Dank des Kommandogeräts ist das Anlassen<br />

des Antriebs <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Sache: »Du füllst<br />

den Motor vor, betätigst den Starter und der<br />

Motor läuft an. Dann rollst du hinaus und<br />

lässt ihn warmlaufen. Die <strong>ein</strong>zigen Prüfungen,<br />

die notwendig sind, betreffen die Zündung<br />

und die Blattverstellung. <strong>Wie</strong> alle deutschen<br />

Flugzeuge hat auch die ›190‹ <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Instrument, das zeigt, was der Propeller<br />

›Geschichtsbücher beschreiben die Fw 190<br />

als Durchbruch im Flugzeugbau.‹<br />

macht. Beim Gasgeben schlägt es in die <strong>ein</strong>e<br />

Richtung aus, beim Gaswegnehmen in die andere.<br />

Dadurch weißt du, dass die Automatik<br />

funktioniert. Das Seitenruder reagiert beim<br />

Startlauf nicht besonders und die Beschleunigung<br />

ist ebenfalls nicht berauschend. Auch<br />

wenn du den Gashebel wirklich schnell vorschiebst,<br />

kriecht die Maschine lediglich langsam<br />

voran. Die meisten anderen Jäger beschleunigen<br />

beim Gasgeben ziemlich heftig<br />

und drücken dich beim Startlauf kräftig in<br />

den Sitz. Die Fw 190 braucht <strong>ein</strong>e lange Startstrecke.<br />

Doch schließlich hebst du ab, fährst<br />

Fahrwerk und Landeklappen <strong>ein</strong>, und wenn<br />

du etwa 300 km/h erreicht hast, steigt sie<br />

wirklich gut.« Das Fahrwerk wird elektrisch<br />

per Knopfdruck betätigt und benötigt etwa<br />

acht Sekunden zum Einfahren. Kl<strong>ein</strong>e Anzeigestifte,<br />

die oben aus der Tragfläche herausragen<br />

(und bei <strong>ein</strong>gefahrenem Fahrwerk verschwinden)<br />

und Anzeigeleuchten im Cockpit<br />

zeigen dem Piloten die Stellung des Fahrwerks<br />

an.<br />

Wenig Arbeit für den Piloten<br />

Um die Arbeit des Flugzeugführers weiter<br />

zu erleichtern, ver<strong>ein</strong>fachte Tanks Konstruktionsteam<br />

den Cockpitaufbau, machte<br />

die Flugsteuerung leichtgängiger und baute<br />

<strong>ein</strong>en Sitz mit verstellbarer Rückenlehne <strong>ein</strong>,<br />

um die Gefahr <strong>ein</strong>er Ohnmacht bei Manövern<br />

mit hoher g-Belastung zu vermindern.<br />

Sie reduzierten auch die Notwendigkeit für<br />

Trimmstellungsänderungen. Quer- und Seitenruder<br />

hatten feste Trimmruder, die lediglich<br />

nach den ersten Testflügen justiert werden<br />

mussten, sodass dem Piloten nur noch<br />

die Höhenrudertrimmung blieb. Bei der Maschine<br />

der FHC ist nach dem Start zwar <strong>ein</strong>e<br />

Korrektur der Trimmung notwendig,<br />

während des Fluges hingegen kaum noch.<br />

Zu s<strong>ein</strong>en Erfahrungen im Cockpit bemerkte<br />

Steve: »Der Motor vibriert ziemlich stark<br />

20


Die Fahrwerksanbringung am rechten Flügel<br />

Ungewöhnlich: Das JG 54 führte das Balkenkreuz teils auf dem gelben<br />

Band, welches die Fw 190 als Ostfront-Maschine kennzeichnet<br />

Während der Restaurierung<br />

fand man an der Unterseite<br />

Spuren von RLM 76 Lichtblau,<br />

die jedoch vom JG 54 mit dem<br />

helleren RLM 76 Graublau übermalt<br />

worden waren<br />

und die Auspuffrohre sind<br />

unterschiedlich lang. Die<br />

Maschine ist nicht gerade<br />

leise, es sei denn, die Motorleistung<br />

wird ganz zurückgefahren.<br />

Doch die Steuerung ist<br />

wirklich leichtgängig und die Maschine<br />

reagiert sofort. Im Gegensatz zu der bekanntermaßen<br />

kritischen Bf 109 ist das Landen<br />

der Fw 190 problemlos. Die Fahrwerkb<strong>ein</strong>e<br />

sind richtig hart, sodass die Maschine<br />

beim Aufsetzen hüpfen kann, sie rollt aber<br />

gut aus.«<br />

Das<br />

Typenschild<br />

der »Weißen A«<br />

»Nicht verstellen«: Trimmkante des linken Höhenruders<br />

Freigelegtes Seitenruder<br />

Ein vielseitiges Flugzeug<br />

Steve erklärte abschließend, dass sie ihre<br />

Hauptaufgabe darin gesehen haben, <strong>ein</strong> sicheres<br />

Flugzeug zu bauen. »Wir haben s<strong>ein</strong>e<br />

Leistungsfähigkeit noch nicht ausgetestet<br />

und ich hatte noch k<strong>ein</strong>e Gelegenheit, es<br />

richtig heranzunehmen. Geschichtsbücher<br />

beschreiben die ›190‹ als Durchbruch im<br />

Flugzeugbau.« Es besteht k<strong>ein</strong> Zweifel: Sie<br />

ist <strong>ein</strong> Jäger mit wunderbaren Querrudern<br />

und <strong>ein</strong>em federleichten Seitenruder. Sie<br />

schwebt am Himmel und bohrt k<strong>ein</strong> Loch<br />

hin<strong>ein</strong> wie manches andere Flugzeug. Doch<br />

be<strong>ein</strong>trächtigt durch Leistungsprobleme in<br />

großer Höhe, war die Fw 190 zu k<strong>ein</strong>er Zeit<br />

in der Lage, die Bf 109 vollständig zu ersetzen.<br />

Trotzdem hat Tank <strong>ein</strong>e wirklich vielseitige<br />

Maschine entwickelt, die zu <strong>ein</strong>em<br />

exzellenten Tagjäger, Nachtjäger, Jabo und<br />

Schlachtflugzeug wurde. Mit dem an allen<br />

deutschen Fronten <strong>ein</strong>gesetzten Flugzeug<br />

konnten viele der erfolgreichsten »Experten«<br />

der Luftwaffe große Erfolge erzielen.<br />

Steve kennt die Vorteile, die sie mit Tanks<br />

leistungsfähigem »Würger« hatten, und für<br />

ihn bedeutet dies »Hut ab vor den Thunderbolt-Piloten,<br />

die sich gegen die Focke-<br />

Wulf behauptet haben«.<br />

Weitere Informationen über die Flying Heritage<br />

Collection <strong>ein</strong>schließlich Öffnungszeiten<br />

finden Sie unter www.Flyingheritage.com.<br />

Verfasser und Fotograf bedanken sich bei<br />

Paul Allen, Adrian Hunt, Liz Davidson, Jason<br />

Muszala und Steve Hinton. Tim Ellison flog<br />

das Kameraflugzeug. ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

21


TECHNIK<br />

Gloster Meteor<br />

ERSTER STRAHLJÄGER DER RAF – TEIL 2<br />

Der Rekordjäger<br />

Zehn Jahre bleibt die Gloster Meteor Hauptstandb<strong>ein</strong> der britischen Tagjagd, drei markant<br />

verbesserte Versionen lösen sich dort in kurzer Folge ab. Trotzdem hat der konzeptionell<br />

rasch veraltete Jet-Fighter immer weniger Biss – insbesondere über Korea<br />

Von Wolfgang Mühlbauer<br />

22


Imposant, doch recht schnell überholt:<br />

Die Meteor läutet bei der RAF<br />

das Düsen-Zeitalter <strong>ein</strong>. Hier <strong>ein</strong>e<br />

Meteor F.Mk.4 der No 257 Squadron<br />

Foto MoD<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

23


TECHNIK<br />

Gloster Meteor<br />

Gloster Meteor F.Mk.3 der 124 Squadron<br />

im August 1945 beim Verbandsflug<br />

Foto via Buttler<br />

Wenige Monate nach Kriegsende in<br />

Europa schickt sich die Meteor<br />

F.Mk.3 zügig an, der erste strahlgetriebene<br />

Standard-Tagjäger der RAF zu werden<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2012). Bis<br />

Oktober 1945 sind bereits sechs Staffeln da -<br />

mit ausgerüstet. Letzten Endes wird sie bei<br />

insgesamt 16 Verbänden <strong>fliegen</strong> und die Auslieferung<br />

aller 208 Stück bis Juli 1948 abgeschlossen<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

Zwar ist die F.Mk.3 jedem Kolbenmotorjäger<br />

der RAF an Leistung und Wartungsaufwand<br />

überlegen, doch sie hat ihre Macken. So<br />

sind die Querruder über weite Teile der Geschwindigkeitsspanne<br />

schwergängig, die Gierstabilität<br />

ist schlecht. Die kritische Machzahl,<br />

die im Stech- oder Sturzflug schnell erreicht<br />

ist, liegt bei 0,74 (zum Vergleich: 0,86 bei der<br />

Me 262). Dann beginnt der Luftstrom um die<br />

Triebwerksgondeln abzureißen und heftiges<br />

Schütteln macht das Flugzeug unbeherrschbar.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Lösung sucht man schon geraume<br />

Zeit. Messungen im Windkanal führten zunächst<br />

zur Verlängerung der Antriebsgondeln<br />

im vorderen Teil. Der zugehörige Erprobungsträger,<br />

EE211, flog erstmals im November 1944.<br />

Erhält als erste Meteor verlängerte Triebwerksgondeln zur Verbesserung der Aerodynamik:<br />

Erprobungsträger EE211<br />

Foto via Buttler<br />

Sechs Monate später ist auch der hintere Bereich<br />

der Gondeln länger geworden. Beides zusammen<br />

führt zu <strong>ein</strong>em erstaunlichen Resultat,<br />

denn die Höchstgeschwindigkeit der<br />

Maschine steigt auf <strong>ein</strong>e Seehöhe um 97 km/h<br />

– trotz der eher schubschwachen W2/700-<br />

Triebwerke. Viele F.Mk.3 erhalten darum<br />

nachträglich lange Antriebsverkleidungen; die<br />

späten Serienflugzeuge rollen damit von vornher<strong>ein</strong><br />

aus den Werks hallen.<br />

Die kritische Machzahl lässt sich aber trotz<br />

aller Tricks vorerst nur auf 0,77 steigern. Dafür<br />

kitzelt Rolls Royce (RR) immer mehr<br />

Schub aus dem Derwent-Aggregat heraus.<br />

Die letzte in der F.Mk.3 verwendete Aus -<br />

führung, das Derwent IV, liefert 1100 Kilopond.<br />

Damit erreicht die Maschine maximal<br />

782 km/h auf Seehöhe beziehungsweise<br />

793 km/h in 9144 Metern.<br />

Als modernster Jäger der RAF soll die Meteor<br />

nach Möglichkeit jedoch bald in den Genuss<br />

des weit stärkeren RR Nene kommen.<br />

Einziges Problem: Mit s<strong>ein</strong>em Durchmesser<br />

von 1,45 Metern ist er viel zu groß zum problemlosen<br />

Einbau, weshalb <strong>ein</strong>e verkl<strong>ein</strong>erte<br />

Version mit der Bezeichnung Derwent 5 entsteht.<br />

Anfang Juni 1945 findet der erste Prüf-<br />

24


Abfangjäger Gloster Meteor F.Mk.4 der<br />

VI. Luftbrigade der argentinischen<br />

Luftwaffe, die 1949 auf der Luftwaffenbasis<br />

Moron stationiert war<br />

Zeichnung H. Ringstetter/Aviaticus.com<br />

standlauf statt; bis September liefert das Aggregat<br />

zuverlässig 1590 Kilopond Schub.<br />

Ab dem 7. Juli 1945 beginnen die Tests mit<br />

dem Versuchsträger EE360 – <strong>ein</strong>er mehrfach<br />

umgebauten F.Mk.3, die zugleich allgem<strong>ein</strong>es<br />

Musterflugzeug der Nachfolgeversion F.Mk.4<br />

wird. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt<br />

stolze 917 km/h in 3048 Meter Höhe.<br />

Die späteren Serienexemplare besitzen zur<br />

verstärkten Zellenstruktur unter anderem <strong>ein</strong>e<br />

Druckkabine sowie zusätzlich am Unterrumpf<br />

<strong>ein</strong>en beulenartigen Treibstoffbehälter<br />

mit 455 Liter Fassungsvermögen, dem sich im<br />

Lauf der Produktionszeit noch Flügeltanks hinzugesellen.<br />

Im Januar 1947 treffen erstmals<br />

F.Mk.4 bei <strong>ein</strong>em Einsatzverband <strong>ein</strong>, ehe im<br />

November die breite Einführung anläuft.<br />

Wendiger dank »Stummelflügel«<br />

Die Gierstabilität der Meteor überzeugt aber<br />

noch immer nicht. Erst die Verlängerung des<br />

Rumpfbugs um 0,76 Meter schafft Ab -<br />

hilfe. Doch im Falle der F.Mk.4 bleibt es ansch<strong>ein</strong>end<br />

bei <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Versuchsumbau.<br />

Weitere Sorgen bereitet die allmählich<br />

kritisch gewordene Lage des Schwerpunkts als<br />

Folge der erheblichen Abänderungen der Zelle.<br />

Hier behilft man sich pragmatisch mit bis zu<br />

450 Kilogramm Bleiballast im Bug.<br />

Wichtiger ist vorerst, die Tragfläche den<br />

kontinuierlich gestiegenen Geschwindigkeits -<br />

belastungen anzupassen. Da <strong>ein</strong>e aufwendige<br />

Neukonstruktion tabu ist, wird stattdessen<br />

die Flügelspannweite um je 88,5 Zentimeter<br />

verkürzt. Zwar verliert die Meteor dadurch<br />

an Steigleistung, während Start- und Landegeschwindigkeit<br />

steigen, dafür aber verbessert<br />

sich die Rollwendigkeit enorm. Nebenbei<br />

machen die »Stummelflügel«, die nach <strong>ein</strong>iger<br />

Zeit in die laufende Fertigung <strong>ein</strong>fließen,<br />

den Jäger endlich kunstflugtauglich.<br />

Von der sensiblen Schwerpunktlage ab -<br />

gesehen, ist die F.Mk.4 gut zu handhaben;<br />

Um- oder Neuschulungen sind im Regelfall<br />

problemlos. Das Erreichen ihrer kritischen<br />

Meteor-Aufklärer<br />

Der taktische Aufklärer FR.Mk.9 gleicht weitgehend der F.Mk.8. Die umgestaltete Bugspitze mit<br />

drei Planscheiben ist knapp 23 Zentimeter länger und beherbergt <strong>ein</strong>e F.24-Kamera. Das unbewaffnete<br />

strategische Aufklärungsflugzeug PR.Mk.10, das in großen Höhen operiert, hat dagegen<br />

die Tragflächen der F.Mk.3, den Zentralrumpf der F.Mk.8, das Leitwerk der F.Mk.4 und die Nase<br />

der FR.Mk.9 samt Ausrüstung sowie zusätzlich zwei F.52-Kameras im hinteren Rumpfbereich.<br />

Bewaffnet und mit Kamera<br />

im Bug: FR.Mk.9 Foto MoD<br />

FR.Mk.9 der 208 Sqn der RAF<br />

Foto Sammlung Mühlbauer<br />

Für die PR.Mk.10<br />

übernimmt man<br />

<strong>ein</strong>ige Baugruppen<br />

von älteren<br />

Mustern<br />

Foto GA<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

25


TECHNIK<br />

Gloster Meteor<br />

Erfolgreiches Abfangen und<br />

anschließender Sch<strong>ein</strong>angriff<br />

mehrerer F.Mk.4 auf <strong>ein</strong>en<br />

Avro-Lincoln-Bomber<br />

Foto via Buttler<br />

Machzahl signalisiert sie durch leichtes Anheben<br />

der Nase, sodass ihr Pilot rechtzeitig<br />

mit den Luftbremsen Geschwindigkeit abbauen<br />

kann.<br />

Insgesamt 649 Stück entstehen bis April<br />

1950, 45 davon beim Unterauftragnehmer<br />

Armstrong Whitworth Aircraft (AWA). 489<br />

Exemplare übernimmt die RAF und nutzt sie in<br />

nicht weniger als 27 Einheiten.<br />

Daneben finden sich bald Auslandskunden.<br />

Den Anfang macht Argentinien, das im Mai<br />

1947 überraschend 100 Jäger bestellt. Die ersten<br />

50 davon sollte ursprünglich die RAF übernehmen,<br />

die andere Hälfte sind Neubauten.<br />

Weitere 48 Maschinen werden für Belgien, 34<br />

für Holland, 20 für Dänemark und fünf für<br />

Ägypten produziert, das zusätzlich sieben weitere<br />

Exemplare aus RAF-Bestän den erhält.<br />

Es liegt nahe, aus der Meteor auch <strong>ein</strong>en<br />

schnellen Aufklärer als Ersatz für die entsprechenden<br />

Versionen der Spitfire abzuleiten.<br />

Erstes Musterflugzeug wird die VT347 –<br />

<strong>ein</strong>e F.Mk.4, die man zur <strong>ein</strong>zigen FR.Mk.5<br />

umbaut. Ihr Erstflug findet am 15. Juli 1949<br />

statt, doch nach ihrem Absturz stellt man die<br />

Entwicklung <strong>wieder</strong> <strong>ein</strong>.<br />

Ähnlich ihrer Vorgängerin gerät die<br />

F.Mk.4 schon bald nach Indienststellung gegenüber<br />

den neuesten Düsenjägern der<br />

USAF oder der Roten Armee ins Hintertreffen.<br />

Während die F.Mk.6 mit stärkeren Derwent-VII-Triebwerken<br />

sowie dem Leitwerk<br />

Zweimal Schnellste: Meteor bricht Rekorde<br />

Rekordjäger: Die EE454 »Britannia«<br />

Foto MAP<br />

Nicht die Schnellste, aber die Bunteste: EE455 »Yellow Peril« Foto via Buttler<br />

Im Juli 1945 schlägt Gloster dem Ministry<br />

of Aircraft Production vor, mit der Meteor<br />

den offiziellen Geschwindigkeits-Weltrekord<br />

zu brechen. Kurz darauf ist das High-Speed-<br />

Committee ins Leben gerufen, dem man<br />

zwei F.Mk.3 (EE454 und EE455) zur Verfügung<br />

stellt, um sie mit Derwent-5-Motoren<br />

auszurüsten. Zusätzlich werden unter anderem<br />

die Zellen verstärkt, die Waffen entfernt<br />

und die Steuerung verf<strong>ein</strong>ert. EE454, die<br />

im Dienst der RAF steht, erhält den Namen<br />

»Britannia« und bleibt im Tarnkleid. Die Gloster<br />

Werksmaschine EE455 lackiert man<br />

dagegen in Gelb, was ihr den Spitznamen<br />

»Yellow Peril« (Gelbe Gefahr) <strong>ein</strong>bringt. Am<br />

7. November 1945 knacken beide Flugzeuge<br />

die bisherige Bestmarke, seit 1939 gehalten<br />

von der Me 209 mit 755,138 km/h.<br />

Während Eric Greenwood auf EE455 durchschnittlich<br />

970,636 km/h erreicht, schafft<br />

die »Britannia« mit H. J. Wilson im Cockpit<br />

975,65 km/h. Um der 1000-km/h-Grenze<br />

Donaldson bei Vorbereitungsflügen Foto via Buttler<br />

noch näherzukommen, stellt die RAF im Juli<br />

1946 <strong>ein</strong>en High Speed Flight in Tangmere<br />

auf. Dort werden unter anderem zwei F.Mk.4<br />

der RAF (EE549 und EE550) zu »Star Meteors«<br />

mit »frisierten« Derwent 5 und höherer<br />

Treibstoffkapazität modifiziert. Group Captain<br />

E. M. Donaldson erreicht mit der EE549<br />

dann am 7. September 1946 offiziell im<br />

Durchschnitt 990,786 km/h, s<strong>ein</strong> Kollege<br />

Squadron Leader Bill Waterton kommt mit<br />

EE550 auf rund 988,1 km/h. Diese Bestleistungen<br />

haben erneut Signalwirkung,<br />

denn schließlich handelt es sich bei den<br />

Maschinen um normale Serienexemplare<br />

ohne gravierende Änderungen. Die Meteor<br />

verteidigt ihren Spitzenplatz bis zum 19. Juni<br />

1947, dann stößt sie schließlich <strong>ein</strong>e<br />

Lockheed P-80R der USAF vom Thron. ■<br />

26


TECHNIK<br />

Gloster Meteor<br />

Mit der erneut überarbeiteten F.Mk.8 gelangt im<br />

Herbst 1950 die letzte und zugleich leistungsstärkste<br />

Tagjagdversion der Meteor zum Einsatz Foto via Buttler<br />

der Gloster E.1/44 (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> 02/2012) auf dem Reißbrett bleibt,<br />

reift mit der F.Mk.8 die letzte und zugleich<br />

kraftvollste Tagjagd-Ausführung heran.<br />

Trotzdem: Ein großartiger Leistungssprung<br />

lässt sich aus der mittlerweile betagten Konstruktion<br />

kaum mehr herausholen.<br />

Mit VT150 startet am 12. Oktober 1948 der<br />

erste direkte Prototyp zum Jungfernflug. Es<br />

handelt sich dabei um <strong>ein</strong>e umfangreich modifizierte<br />

F.Mk.4. Sie hat <strong>ein</strong> neu gestaltetes,<br />

größeres Leitwerk, das auf dem der E.1/44<br />

basiert und sie zuverlässig am Gieren hindert.<br />

Weiterhin ist der Rumpf unmittelbar vor dem<br />

Schwerpunkt um 76 Zentimeter verlängert.<br />

Der zusätzliche Raum wird zur Unterbringung<br />

<strong>ein</strong>es weiteren Treibstofftanks genutzt.<br />

Weiterhin sind Zelle und Fahrwerk verstärkt.<br />

Die Serienausführung besitzt außerdem<br />

<strong>ein</strong>en Martin-Baker-Schleudersitz, während<br />

zwei Derwent 8 für den nötigen Antrieb<br />

sorgen. Später fließen unter anderem <strong>ein</strong>e<br />

Vollsichthaube sowie vergrößerte Luft<strong>ein</strong> -<br />

läufe, die den Luftdurchsatz und damit die<br />

Schubleistung auf maximal 1631 Kilopond<br />

steigern, in die Fertigung <strong>ein</strong>.<br />

Die noch immer mechanische Steuerung<br />

verlangt dem Piloten besonders bei Luftkampfmanövern<br />

und im Einmotorenflug<br />

viel Kraftanstrengung ab. Ansonsten lässt<br />

sich auch die F.Mk.8 verhältnismäßig bequem<br />

<strong>fliegen</strong>. Als kritische Machzahl gilt<br />

0,82; die Höchstgeschwindigkeit auf Meereshöhe<br />

liegt bei 952 km/h.<br />

In die Frontverbände der RAF hält sie ab<br />

Herbst 1950 vermehrt Einzug und fliegt zunächst<br />

noch Seite an Seite mit ihrer älteren<br />

Schwester. Bis Sommer 1954 sind 702 F.Mk.8 bei<br />

Gloster fertiggestellt, davon 107 r<strong>ein</strong> zum Export,<br />

während AWA s<strong>ein</strong>e 470 Stück nur für die<br />

RAF produziert. Die zieht den Jäger, der im<br />

Endeffekt <strong>ein</strong>em Notbehelf gleicht, zu Hause<br />

und in Westeuropa bereits bis 1957 <strong>wieder</strong> von<br />

vorderster Linie ab. Andernorts sowie bei Reserve-<br />

und Schul<strong>ein</strong>heiten bleibt er dagegen<br />

noch jahrelang präsent.<br />

Die F.Mk.8 wird ebenfalls zum Exportschlager.<br />

94 davon erhält Australien, 60 Brasilien.<br />

20 weitere Flugzeuge übernimmt Dä nemark.<br />

Fokker fertigt 300 Stück in Lizenz: 155<br />

1951 kommt es zur ersten Kampfberührung<br />

zwischen Meteor und MiG 15.<br />

Drei Meteor F.Mk.8 des RAF Flying<br />

College im Kunstflug. Der charakteristische<br />

Bauchtank gehört seit der<br />

F.Mk.4 zum Fertigungsstandard<br />

Foto via Buttler<br />

für die niederländischen und 145 für die belgischen<br />

Luftstreitkräfte – darunter 30 Maschinen,<br />

die Fairey Avions in Belgien ebenso wie<br />

37 weitere aus englischer Produktion endmontiert.<br />

Wechselnde Embargos sorgen dafür,<br />

dass Ägypten nur acht von ursprünglich 24<br />

gewünschten Maschinen aus RAF-Beständen<br />

übernehmen kann. Syrien erhält dagegen 19<br />

Stück, sieben davon »second hand«, während<br />

Israel elf der Jäger s<strong>ein</strong>er Luftwaffe <strong>ein</strong>verleibt.<br />

Luftkämpfe und Gefechtsaufklärung<br />

Davon unabhängig hat Gloster bis zum Frühjahr<br />

1950 zwei neue Aufklärervarianten startklar<br />

– zunächst die zum taktischen Einsatz bestimmte<br />

FR.Mk.9, die am 23. März ihren<br />

Erstflug feiert und von der 126 Exemplare entstehen.<br />

Ab Juli bei der RAF im Dienst, wird sie<br />

in Deutschland sowie im Mittleren Osten stationiert,<br />

wo die letzten bis 1961 aktiv sind.<br />

Kampf<strong>ein</strong>sätze finden unter anderem während<br />

der Suezkrise 1956 statt. Auslandsabnehmer<br />

werden Ecuador, Israel und Syrien, die<br />

zwischen 1954 und 1956 Maschinen erhalten,<br />

die zuvor von der RAF abgegeben wurden.<br />

Sechs Tage nach der FR.Mk.9 wird der unbewaffnete<br />

strategische Aufklärer PR.Mk.10<br />

flügge, von dem Gloster 59 Stück herstellt. Ab<br />

Dezember 1950 nutzt ihn die RAF in Deutschland<br />

sowie wenig später auch im mittleren<br />

beziehungsweise fernen Osten. Gefechtsflüge<br />

absolviert die PR.Mk.10 beim Mau-Mau-Aufstand<br />

in Kenia 1954/55 sowie während des<br />

Malaysia-Konfliktes. Die letzten Maschinen<br />

<strong>fliegen</strong> hier noch bis Juli 1961.<br />

28


Es sind die Australier, die 1951 als Erste<br />

mit der Meteor gegen andere Jets kämpfen –<br />

freilich nur deshalb, weil die USA ihnen vorerst<br />

k<strong>ein</strong>e F-86 liefern können. Nach gründlicher<br />

Umschulung mithilfe britischer Ausbilder<br />

lässt die Royal Australian Air Force Ende<br />

Juli ihre 77 Squadron über Korea auf die gegnerische<br />

MiG-15 los. Man weiß zwar um die<br />

leistungsmäßige Unterlegenheit der F.Mk.8,<br />

glaubt aber, zusammen mit den F-86 der<br />

USAF erfolgreiche Taktiken zum Abfangen<br />

der MiG zu finden.<br />

Am 29. August 1951 kommt es zur ersten,<br />

heiß ersehnten Kampfberührung. Mit ernüchterndem<br />

Ergebnis: <strong>ein</strong>e Meteor abgeschossen,<br />

<strong>ein</strong>e weitere schwer beschädigt.<br />

F<strong>ein</strong>dverluste gibt es k<strong>ein</strong>e. Die folgenden Gefechte<br />

verlaufen kaum besser. Fast nie gerät<br />

<strong>ein</strong>e MiG vor die Kanonen – und dann im Regelfall<br />

erfolglos. Erst am 1. Dezember 1951 gelingen<br />

der Staffel zwei anerkannte Luftsiege.<br />

Doch im Gegenzug werden drei eigene Maschinen<br />

vom Himmel geholt – zwei davon<br />

durch russische Piloten.<br />

Zur Jahreswende folgt das Aus als Front -<br />

jäger. Stattdessen nimmt die 77 Sqn fortan mit<br />

weit größerem Erfolg die Jagdbomberrolle<br />

wahr. Nach insgesamt 37 Monaten im Einsatz<br />

hat der Verband bis Kriegsende am 27. Juli<br />

1953 mehr als 3700 Gebäude, über 1500 Fahrzeuge<br />

und wenigstens 16 Brücken zerstört sowie<br />

drei MiG-15 offiziell abgeschossen. 54 Meteor<br />

sind bis dahin verloren gegangen, 32 ihrer<br />

Piloten tot, gefangen oder vermisst.<br />

Die letzten Luftkämpfe, an denen der Jäger<br />

beteiligt ist, finden am 20. August sowie am<br />

1. September 1955 über dem Sinai statt. Hier gelingen<br />

israelischen F.Mk.8 drei Luftsiege gegen<br />

Gloster Meteor F.Mk.8 der No. 41<br />

Squadron, stationiert Anfang der 1950er-<br />

Jahre in Biggin Hill. Die Maschine wurde<br />

1958 zur Verschrottung freigegeben<br />

Zeichnung H. Ringstetter/Aviaticus.com<br />

ägyptische De Havilland Vampire. Danach nutzen<br />

die Israelis ihre F.Mk.8 ebenso nur mehr als<br />

Jagdbomber und schicken sie offenbar während<br />

der Suezkrise letztmals ins Gefecht.<br />

Lesen Sie in <strong>ein</strong>er kommenden Ausgabe<br />

von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> Näheres zur Laufbahn<br />

der Meteor als Trainer, Nachtjäger und<br />

Testgerät.<br />

Quellen (Auswahl):<br />

Butler, Ph./Buttler, T.: Gloster Meteor.<br />

Midland Publ. 2006<br />

Philpott, B.: Meteor. Patrick Stephens Ltd.<br />

1986<br />

Technische Daten – Gloster Meteor F.Mk.8<br />

Länge<br />

13,59 m<br />

Höhe<br />

3,96 m<br />

Spannweite<br />

11,32 m<br />

Tragflügelfläche 32,52 m²<br />

Triebwerk<br />

zwei Rolls Royce Derwent 8 mit je maximal<br />

1590 kp oder 1631 kp Schub<br />

Startmasse<br />

7122 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit 952 km/h auf Meereshöhe<br />

Reichweite<br />

837 km<br />

Dienstgipfelhöhe 13 411 m<br />

Bewaffnung<br />

vier 20-mm-British-Hispano-Kanonen<br />

Besatzung<br />

<strong>ein</strong> Mann<br />

Während des Koreakrieges warten die Maschinen<br />

der 77 Squadron RAAF in Kimpo auf<br />

ihren nächsten Kampfauftrag Foto via Buttler<br />

Auf Zypern zieht die RAF ihre<br />

letzten Meteor im November<br />

1965 ab, darunter die beiden<br />

F.Mk.8-Jäger im Vorder- und<br />

Hintergrund Foto via Buttler<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

29


ZEITGESCHICHTE<br />

Operation »Tidal Wave«<br />

ANGRIFF AUF DIE ÖLFELDER VON PLOESTI<br />

Kampf um das<br />

schwarze Gold<br />

Auf der Suche nach <strong>ein</strong>er Möglichkeit, die deutsche Kriegsmaschinerie zu<br />

stoppen, glaubten die Alliierten endlich fündig geworden zu s<strong>ein</strong>: Deutschland<br />

sollte der Ölhahn zugedreht werden!<br />

Von Dietmar Hermann<br />

Die Operation »Tidal Wave« sollte die deutsche Wehrwirtschaft<br />

buchstäblich »austrocknen«. Hier <strong>ein</strong>e B-24 im Tiefflug<br />

über den brennenden Ölfeldern von Ploesti Foto USAF<br />

30


Consolidated B-24D-1-CO Liberator<br />

»Bomerang«, s/n 41-23722, der 328th<br />

Bomb Squadron im Sommer 1943. Der<br />

Bomber überstand »Tidal Wave« und kehrte<br />

in die USA zurück Zeichnung J. Franzi<br />

Für die Piloten war es <strong>ein</strong> wahrer Höllentrip:<br />

Im Tiefflug ging es über die rumänische<br />

Erde, während ringsum die<br />

Flak-Granaten detonierten. Bomber auf Bomber<br />

zerbarst im mörderischen Abwehrfeuer,<br />

doch die B-24 setzten ihren Weg unbeirrt fort.<br />

Ihr Ziel: die Ölraffinerien von Ploesti. Die alliierte<br />

Führung war sich durchaus bewusst,<br />

was sie da von ihren Soldaten verlangte, doch<br />

Ploesti schien es wert zu s<strong>ein</strong>.<br />

Es begann im Juni 1941: Rumänien trat auf<br />

Seiten der Achsenmächte in den Krieg gegen<br />

die Sowjetunion <strong>ein</strong>. Sicherlich, das beschauliche<br />

Land an der Donau war militärisch gesehen<br />

nicht gerade der wertvollste Verbündete,<br />

aber es besaß große Ölvorkommen samt Raffinerien.<br />

Dies machte Rumänien zur »Tankstelle<br />

des Reiches« – aber auch zu <strong>ein</strong>em strategischen<br />

Ziel für die alliierten Bomber.<br />

Die Amerikaner erkannten sehr schnell,<br />

wo sie den Hebel ansetzen mussten, um <strong>ein</strong>e<br />

»Querschnittslähmung« der deutschen Wehrwirtschaft<br />

herbeizuführen. Zu den vorran -<br />

gigen Zielen gehörten hier die Kugellagerwerke,<br />

die Bunafabriken und die Treibstoffindustrie.<br />

Wichtigster Öllieferant war Rumänien<br />

und bereits am 11. Juni 1942 hoben erstmals<br />

13 B-24-Bomber von Favid, Ägypten,<br />

zum Angriff auf die Ölfelder ab. Die Schäden<br />

hielten sich allerdings in Grenzen, da die<br />

Bomben aus 4000 Meter Höhe und damit unpräzise<br />

abgeworfen wurden.<br />

Die Amerikaner gewannen zwei wichtige<br />

Erkenntnisse aus diesem Misserfolg. Erstens<br />

schien der Hochangriff nicht die ideale Taktik<br />

zu s<strong>ein</strong>, was die Führung veranlasste, den<br />

nächsten Bombenabwurf »<strong>ein</strong> paar Stockwerke«<br />

tiefer durchzuführen, zumal die Anzahl<br />

der Flugabwehrgeschütze zu diesem Zeitpunkt<br />

noch sehr bescheiden war. Zweitens<br />

stellte man fest, dass Attacken auf die Treibstoffindustrie<br />

von Ploesti nur dann Aussicht<br />

auf Erfolg boten, wenn die Zahl der <strong>ein</strong>gesetzten<br />

Bomber drastisch erhöht wurde.<br />

Die deutsche Seite legte nach diesem Abwehrerfolg<br />

indes k<strong>ein</strong>eswegs die Füße hoch.<br />

Die geplante<br />

Flugroute der<br />

B-24-Bomber für<br />

die Operation<br />

»Tidal Wave«.<br />

Die Strecke von<br />

Bengasi nach<br />

Ploesti beträgt<br />

1060 Meilen,<br />

der Rückweg<br />

1015 Meilen.<br />

Die gesamte<br />

Strecke war<br />

daher 3340 Kilometer<br />

lang<br />

Gestaltung KGS Kartographie und Grafik Schlaich<br />

Drei B-24D der 93rd Bombardment Group. Im Vordergrund fliegt die »Joisey Bounce« (s/n 41-24226);<br />

sie »überlebte« den Angriff, ging aber am 13. November 1943 über Bremen verloren Foto USAF<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

31


ZEITGESCHICHTE<br />

Operation »Tidal Wave«<br />

Auf dem Platz von Bengasi treffen die Bodenmannschaften Vorbereitungen, die B-24 mit 1000-<br />

Pfund-Bomben zu bestücken<br />

Auch am Tag waren die Nachtjäger über<br />

Ploesti aktiv, hier die 3C+LL der 3./NJG 4<br />

Die Angriffsziele der fünf Bombergruppen der 9. US-Luftwaffe<br />

Deckname Raffinerien Bomb Groups Kommandeure<br />

White I Romana Americana 376th BG Col. Keith Compton<br />

White II Concordia Vega 93rd BG Lt. Col. Addison Baker<br />

White III Standard Petrol Block, Unirea Speranta 93rd BG Lt. Col. Addison Baker<br />

White IV Astra-Romana, Unirea-Orion 98th BG Col. John Kane<br />

White V Colombia Aquila 44th BG Col. Leon Johnsen<br />

Blue Creditul Minier, Brazi 44th BG Col. J. T. Posey<br />

Red Steaua Romana, Campina 389th BG Col. Jack Wood<br />

Sie kam vielmehr zu dem Schluss, dass die<br />

rumänischen Ölanlagen viel zu schwach gesichert<br />

waren, zumal in Zukunft mit weiteren<br />

und sicherlich auch größeren Luftschlägen zu<br />

rechnen war.<br />

Als erste Maßnahme verlegte die Führung<br />

Ende 1942 die 5. Flak-Division nach Rumänien.<br />

Rund um die Ölfelder entstand daraufhin<br />

<strong>ein</strong> waffenstarrender Flak-Gürtel, bestehend<br />

aus 200 schweren Geschützen vom<br />

Kaliber 8,8 beziehungsweise 10,5 Zentimeter.<br />

Hinzu kamen zahlreiche Flugabwehrwaffen<br />

leichteren Kalibers.<br />

Darüber hinaus verstärkte auch die Jagdwaffe<br />

ihre Präsenz. So stockte man die sogenannte<br />

»Ölschutzstaffel« des JG 77 bis Januar<br />

1943 zu <strong>ein</strong>er kompletten Jagdgruppe auf<br />

(I./JG 4). Um das schützende Dach auch in<br />

der Nacht aufrechterhalten zu können, verlegte<br />

die Luftwaffe die ebenfalls neu aufgestellte<br />

IV./NJG 6 nach Ploesti.<br />

Und wo die Indianer immer zahlreicher<br />

werden, darf natürlich auch <strong>ein</strong> Häuptling<br />

nicht fehlen: Im Juli 1943 erschuf man das<br />

Amt des Jagdfliegerführers Rumänien, welches<br />

zuerst von Oberstleutnant Bernhard<br />

Woldenga bekleidet wurde, dem die I./JG 4<br />

und die IV./NJG 6 unterstanden. Ausgestattet<br />

waren die Tagjäger mit der Bf 109 G-2, während<br />

die Nachtjäger mit der zweimotorigen<br />

Bf 110 F-4 flogen.<br />

<strong>Wie</strong> dringend notwendig es war, die Verteidigung<br />

der Treibstoffindustrie rund um<br />

Ploesti zu stärken, zeigte sich spätestens, als<br />

sich die Ereignisse in Afrika überschlugen. So<br />

besaßen die Amerikaner nach ihrer Landung<br />

in Nordafrika am 9. November 1942 erstmals<br />

eigene Operationsbasen im Mittelmeerraum<br />

und schon zu Beginn des Jahres 1943 nahmen<br />

die Pläne für <strong>ein</strong>e Luftoffensive gegen die Ölfelder<br />

allmählich Gestalt an.<br />

Ausgearbeitet wurde der Angriffsplan von<br />

Colonel Jacob E. Smart, <strong>ein</strong>em ehemaligen<br />

Jagdflieger. S<strong>ein</strong>e waghalsige Absicht war es,<br />

den Hinweg im Tiefflug zurückzulegen, um<br />

so der Funkortung zu entgehen. Ferner dach-<br />

B-24 der 376th Bombardment Group auf dem Flugfeld in Bengasi, Libyen,<br />

kurz vor dem Einsatz. Die B-24D »Brewery Wagon« im Vordergrund wurde<br />

über Ploesti von <strong>ein</strong>er Bf 109 abgeschossen<br />

Foto USAF<br />

32


te er nicht daran, zunächst nur kl<strong>ein</strong>e Brötchen<br />

zu backen, sondern wollte Ploesti mit <strong>ein</strong>er<br />

Armada von 200 B-24-Bombern zu Leibe rücken,<br />

die von Libyen aus starten und neun der<br />

insgesamt elf Raffinerien angreifen sollten.<br />

Am 24. Mai 1943 legte Smart schließlich<br />

General Eisenhower, dem Oberbefehlshaber<br />

der US-Truppen in Afrika, s<strong>ein</strong>en Plan vor.<br />

Schnell wurde klar, dass die Kräfte in Afrika<br />

dingungen 3700 Kilometer zurücklegen konnte.<br />

Angesichts der langen Flugstrecke erhielten<br />

die Maschinen zusätzlich 400-Gallonen-Tanks,<br />

sogenannte »Bomb Bay Tanks«, die im Bombenschacht<br />

untergebracht wurden.<br />

Denkbar ungeeignet war die B-24 andererseits<br />

aber ausgerechnet für Tiefflugangriffe.<br />

Colonel Smart schrieb dazu: »Es gibt k<strong>ein</strong><br />

schlechteres Flugzeug für Tiefangriffe als die<br />

Ausgerechnet für Tiefflugangriffe war die<br />

B-24 denkbar ungeeignet.<br />

bei Weitem nicht ausreichten, sodass man drei<br />

zusätzliche Bombergruppen aus England anfordern<br />

musste. Auch im Hinblick auf den<br />

Zeitpunkt überließen die Amerikaner nichts<br />

dem Zufall: Der Angriff sollte genau zwischen<br />

dem Ende der Kämpfe in Afrika und<br />

dem Beginn der Invasion auf Sizilien durchgeführt<br />

werden. Der Deckname der Unternehmung<br />

lautete »Tidal wave« (Flutwelle).<br />

Nun ging es an die Details: Um die Besatzungen<br />

vor Ort nicht ins kalte Wasser zu werfen,<br />

fertigte man große Modelle des Einsatzraumes<br />

an. Ferner statteten die Amerikaner die<br />

für den Angriff vorgesehenen B-24 mit dem<br />

Zielgerät N-7 aus, um <strong>ein</strong>en Bombenabwurf im<br />

Tiefflug zu ermöglichen. Anstelle der B-24 hätte<br />

die US-Luftwaffe zwar auch die B-17 Flying<br />

Fortress <strong>ein</strong>setzen können. Doch die »Liberator«<br />

bot im Hinblick auf die vorgesehene Bombenlast<br />

<strong>ein</strong>e größere Reichweite. So fassten die<br />

Tanks der B-24 2793 Gallonen Sprit (10 572 Liter),<br />

womit die »Liberator« unter idealen Be-<br />

B-24. Sie ist langsam, schwerfällig und reagiert<br />

schlecht auf Steuerbewegungen. Vom<br />

Boden aus sch<strong>ein</strong>t es so, als ob man sie mit<br />

<strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> herunterholen könnte.«<br />

Am Morgen des 1. August 1943 war es<br />

schließlich so weit: Eine Armada von 178 B-24<br />

hob im Raum Bengasi ab, um den Achsenmächten<br />

buchstäblich den Hahn zuzudrehen.<br />

Doch schon beim Start stürzte <strong>ein</strong>e Maschine<br />

ab, während zehn weitere aufgrund von technischen<br />

Schwierigkeiten den Flug abbrechen<br />

Öl als Schmierstoff der Kriegswirtschaft<br />

Rumänien etablierte sich mit s<strong>ein</strong>en großen<br />

Erdölvorkommen relativ schnell am Weltmarkt.<br />

Ab 1937 belegte es bereits Platz<br />

fünf aller Erdöl exportierender Länder, wobei<br />

der größte Teil der Ausfuhren an das Deutsche<br />

Reich ging. Betrug diese Menge 1940<br />

Die »Rote 9«, <strong>ein</strong>e Bf 109 G-6 der<br />

IV./JG 27 im Sommer 1943. Als<br />

Gruppenmarkierung dienten der IV. zwei<br />

horizontale Balken<br />

Zeichnung: H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

mussten. Im Tiefflug ging es dann über das<br />

Mittelmeer nach Südalbanien, wo der Verband<br />

nach Nordnordost <strong>ein</strong>schwenkte. Zuvor<br />

stürzte bei Korfu allerdings <strong>ein</strong> weiterer Bomber<br />

ab, wobei es sich ausgerechnet um die<br />

Führungsmaschine handelte.<br />

Über Albanien zog sich der Verband immer<br />

weiter aus<strong>ein</strong>ander, sodass er sich letztendlich<br />

in zwei Gruppen aufteilte. Doch damit<br />

nicht genug: Ein Navigationsfehler<br />

führte dazu, dass die 93rd Bombardment<br />

Group den Hauptverband verließ und Bukarest<br />

anflog.<br />

Auch das Überraschungsmoment war<br />

schnell dahin. Denn bereits über dem Mittelmeer<br />

wurden die Bomber von <strong>ein</strong>em deutschen<br />

Schiff gesehen. Zudem gelang es den<br />

Funkmessstationen, die Angreifer zu orten,<br />

obwohl diese sich im Tiefflug näherten.<br />

noch 1,4 Millionen Tonnen, stieg sie bis<br />

1943 auf drei Millionen Tonnen an. Insgesamt<br />

standen Deutschland 1943 11,3<br />

Millionen Tonnen Öl zur Verfügung, wovon<br />

über die Hälfte durch Kohleverflüssigung<br />

in Hydrierwerken gewonnen wurde. ■<br />

Foto USAF<br />

33


ZEITGESCHICHTE<br />

Die 15. US-Luftwaffe nahm ab April 1944<br />

die Luftangriffe auf die Raffinerieanlagen<br />

bei Ploesti <strong>wieder</strong> auf<br />

Foto USAF<br />

Daraufhin wurde in Ploesti Luftalarm gegeben.<br />

Die Soldaten eilten an ihre Geschütze<br />

und da näherte sich auch schon die erste Bomberwelle.<br />

Wütendes Flakfeuer empfing die<br />

Amerikaner, während zugleich deutsche und<br />

rumänische Jäger den Bombern entgegenflogen.<br />

Sogar die Nachtjäger stiegen mit 23 Maschinen<br />

auf, um ihren Kameraden zu helfen.<br />

Besonders verbissen kämpften die Rumänen,<br />

die neben der Bf 109 auch mit ihrer Eigenentwicklung,<br />

der IAR 80, flogen und <strong>ein</strong>ige<br />

Abschüsse erzielten. Zwar war die IAR 80<br />

nicht so leistungsstark wie die Bf 109, aber dafür<br />

sehr robust und gut bewaffnet.<br />

Und als ob Flak und Jäger den Amerikanern<br />

nicht bereits genug zusetzen würden,<br />

drohte diesen neues Ungemach. Denn kaum<br />

hatte die zweite Gruppe ihre Bomben abgeworfen,<br />

traf die dritte Gruppe <strong>ein</strong>, die, aus<br />

Richtung Bukarest kommend, direkt auf Gegenkurs<br />

flog. All<strong>ein</strong> dem Geschick der Piloten<br />

war es zu verdanken, dass es k<strong>ein</strong>e Zusammenstöße<br />

gab.<br />

Die Kämpfe gingen indes weiter und am<br />

Ende beanspruchte die I./JG 4 zwölf und die<br />

IV./NJG 6 drei Luftsiege für sich. Zuletzt beteiligte<br />

sich auch die bulgarische Luftwaffe,<br />

Deutsche und rumänische Jäger flogen den<br />

Amerikanern entgegen.<br />

die mit ihren Jägern fünf Nachzügler abschießen<br />

konnte. Doch damit waren die Amerikaner<br />

noch nicht erlöst.<br />

Denn die Luftwaffe hatte <strong>ein</strong>en regelrechten<br />

»Hinterhalt« vorbereitet, indem sie die<br />

Flugabwehr-Geschütz<br />

der 5. Flak-Division im<br />

Raum Ploesti<br />

Diese B-24 fliegt über die<br />

brennende Astra-Romana-<br />

Raffinerie hinweg Foto USAF<br />

34


Rumänische Bf 109 G-2 im Raum Ploesti.<br />

Der teilweise noch durchsch<strong>ein</strong>ende<br />

deutsche Standardanstrich aus RLM<br />

74/75/76 wurde mit dunkelgrüner Tarnfarbe<br />

übermalt Zeichnung H.Ringlstetter/Aviaticus<br />

<strong>ein</strong>satzklaren Maschinen der IV./JG 27 von<br />

Kalamaki nach Araxos verlegte, welches der<br />

westlichste Einsatzplatz in Griechenland war.<br />

Die Führung rechnete nämlich damit, dass<br />

die US-Bomber für den Rückweg dieselbe<br />

Route nehmen würden, und entsandte insgesamt<br />

zehn Bf 109 in den Raum nordwestlich<br />

der Insel Kephalonia. Dort warteten die mit<br />

Zusatztanks versehenen Jäger getreu dem<br />

Motto »Durch diese hohle Gasse muss er<br />

kommen«, bis sie schließlich 15 B-24 ausmachten.<br />

»Jäger in 3 Uhr!«, meldete <strong>ein</strong>er der<br />

amerikanischen Bordschützen gerade noch<br />

rechtzeitig. Unverzüglich versuchten die Piloten,<br />

die Abstände zwischen den <strong>ein</strong>zelnen<br />

Maschinen zu verringern. Eine kompakte,<br />

<strong>fliegen</strong>de Festung sollte die Deutschen empfangen.<br />

Gruppenkommandeur Oberleutnant<br />

Burk gab Befehl, die Zusatztanks abzuwerfen,<br />

um die Jäger schneller und beweglicher zu<br />

machen. Insgesamt fünf Abschüsse konnte<br />

die IV./JG 27 bei <strong>ein</strong>em eigenen Verlust<br />

erzielen. Einer der amerikanischen Piloten,<br />

Die rumänischen Jagdflieger von Ploesti<br />

Während der Operation »Tidal Wave« waren im Raum Ploesti vier Staffeln der rumänischen Luftwaffe<br />

(FARR) im Einsatz. Die rumänischen Piloten flogen neben ihrem eigenen Muster, der IAR 80,<br />

auch deutsche BF 109 G und Bf 110. Letztere gehörten zu den rumänischen Nachtjägern.<br />

Rumänien bekam zahlreiche Bf 109<br />

zur Stärkung ihrer Jagdwaffe, so auch<br />

diese Bf 109 G-2 Foto Sammlung Ringlstetter<br />

Sämtliche rumänischen IAR 80 wurden<br />

ab 1943 im Raum Ploesti<br />

zusammengezogen<br />

Foto Sammlung Ringlstetter<br />

B-24 Liberator<br />

Die Consolidated B-24D Liberator war die<br />

erste serienreife Variante dieses US-Bombers.<br />

Ab Januar 1942 lief die Großserie<br />

an, rund 2696 Maschinen wurden gebaut.<br />

Die Besatzung bestand aus bis zu zehn<br />

Mann. Vier 1200 PS starke Pratt & Whitney<br />

R-1830-43 verliehen ihr <strong>ein</strong>e Höchstgeschwindigkeit<br />

von 487 km/h in 7620<br />

Meter Höhe. Die Reichweite betrug etwa<br />

3700 Kilometer bei 2265 Kilogramm Zuladung.<br />

Die Abwehr-Bewaffnung bestand<br />

aus zehn 12,7-mm-Browning-MG. ■<br />

Die IAR 80 war mit <strong>ein</strong>em 1025 PS<br />

starken Doppelsternmotor ausgestattet,<br />

der den Jäger auf rund 550 km/h<br />

in 3970 Meter Höhe beschleunigen<br />

konnte. Von 1940<br />

bis 1943 wurden<br />

436 Stück gebaut<br />

Foto USAF<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

35


ZEITGESCHICHTE<br />

Operation »Tidal Wave«<br />

Bf 109 G der III./JG 27 1943 auf <strong>ein</strong>em<br />

Begleitschutz<strong>ein</strong>satz. Die im Frühjahr 1943<br />

aufgestellte IV. Gruppe ging überwiegend<br />

aus der III. Gruppe hervor<br />

Foto Sammlung Ringlstetter<br />

Der Vater von »Tidal Wave«<br />

Colonel Jacob E. Smart (links), zusammen<br />

mit General Henry H. Arnold im Februar<br />

1943. Mit s<strong>ein</strong>er Versetzung zum 9. US-<br />

Bomberkommando im Mittelmeerraum begannen<br />

die Planungen zur Operation »Tidal<br />

Wave«, als deren Architekt er gilt. In Italien<br />

übernahm er später das Kommando über<br />

die 97th BG. Bei <strong>ein</strong>em Einsatz über <strong>Wie</strong>ner<br />

Neustadt wurde s<strong>ein</strong>e B-17 am 10. Mai<br />

1944 abgeschossen. Smart überlebte den<br />

Absturz verletzt und geriet in deutsche<br />

Kriegsgefangenschaft. Nach s<strong>ein</strong>er Befreiung<br />

im April 1945 setzte er s<strong>ein</strong>e militärische<br />

Laufbahn bei der USAF bis in die<br />

späten 1960er-Jahre fort. Er starb mit<br />

97 Jahren im November 2006. ■<br />

Ein Bordschütze steht hier<br />

am seitlichen 12,7-mm-MG<br />

Foto USAF<br />

Foto USAF<br />

Captain Ellis, berichtete nach dem Einsatz:<br />

»Es war k<strong>ein</strong> Überraschungsangriff. Es war<br />

<strong>ein</strong> kühler, sorgfältig geplanter Angriff. Wir<br />

wussten, dass die Deutschen nicht ängstlich<br />

waren. Wir mussten sie abschießen oder<br />

selbst abgeschossen werden oder aushalten,<br />

bis sie k<strong>ein</strong>en Sprit mehr hatten!«<br />

Der größte Teil der amerikanischen Verluste<br />

bei diesem Angriff ging allerdings auf<br />

das Konto der Flak. Traf die Flak die vollen<br />

Bomb Bay Tanks, so geriet die B-24 in Brand<br />

oder explodierte.<br />

So kam es, dass von 177 Bombern nur 89<br />

zu ihren Startplätzen zurückkehrten. 22 weiteren<br />

B-24 gelang es, andere Basen anzu<strong>fliegen</strong>.<br />

Von diesen 111 Liberators waren 60 allerdings<br />

so schwer beschädigt, dass sie kaum<br />

mehr <strong>ein</strong>satzfähig waren. Sieben Maschinen<br />

landeten in der neutralen Türkei. Die Besatzungen<br />

wurden interniert und ihre Flugzeuge<br />

beschlagnahmt. Drei weitere schafften den<br />

Heimflug nicht mehr, da sie wegen Spritmangels<br />

ins Meer stürzten. Der Gesamtverlust<br />

betrug somit 54 Maschinen, was etwa 30 Prozent<br />

entspricht. Von 1732 Besatzungsmitgliedern<br />

waren 532 entweder tot, in Kriegsgefangenschaft<br />

geraten oder blieben vermisst.<br />

Deutsche und Rumänen büßten ihrerseits<br />

zehn Flugzeuge <strong>ein</strong>. Für die Amerikaner<br />

stand fest, dass die Verluste deutlich geringer<br />

ausgefallen wären, wenn man die Bomb<br />

Bay Tanks vor dem Angriff abgeworfen hätte.<br />

Der Erfolg des Angriffs hielt sich in Grenzen.<br />

So wurde das Ziel »White I« komplett<br />

verfehlt, während Concordia Wega (»White<br />

II«) mit leichten Schäden davonkam. Auch<br />

»White III« blieb völlig verschont. »White IV«<br />

hingegen hatte zahlreiche Treffer <strong>ein</strong>stecken<br />

müssen. So sank die Kapazität der Astra-Romana-Raffinerie<br />

auf 50 Prozent ab und die<br />

Produktion der Unirea-Orion-Anlage brach<br />

36


»Experte« der IV./JG 27, H<strong>ein</strong>rich Bartels, neben<br />

s<strong>ein</strong>er Bf 109 G-6 Mitte November 1943<br />

Foto Sammlung Ringlstetter<br />

gar um 70 Prozent <strong>ein</strong>. Ziel »Blue« (Creditul<br />

Minier, Brazi) trug mit 40 Prozent <strong>ein</strong>e ähnlich<br />

starke Beschädigung wie »White IV« davon.<br />

Am schlimmsten hatte es jedoch »White V«<br />

und »Red« getroffen. Diese Raffinerien wurden<br />

fast vollständig zerstört.<br />

Die gesamte Raffineriekapazität sank<br />

durch den Angriff zwar auf 40 Prozent ab,<br />

konnte aber durch Reparaturen im Laufe des<br />

Monats <strong>wieder</strong> auf 80 Prozent angehoben<br />

werden. Obwohl über 50 000 Tonnen Öl vernichtet<br />

wurden, konnte der weitaus größere<br />

Teil gerettet werden. Damit hatten die Alliierten<br />

ihr eigentliches Ziel, <strong>ein</strong>en entscheidenden<br />

Schlag gegen die rumänische Erdölindustrie<br />

durchzuführen, nicht erreicht.<br />

Weitere Bombenangriffe fanden zunächst<br />

nicht mehr statt. Erst als die Alliierten in den<br />

Besitz italienischer Flugplätze gelangten, nahmen<br />

sie die Attacken im April 1944 <strong>wieder</strong><br />

auf, wobei die US-Luftwaffe diesmal auf Flächenangriffe<br />

aus großer Höhe setzte. Bis zum<br />

19. August 1944 flogen die Alliierten 43 Einsätze<br />

gegen Rumänien, die meisten richteten<br />

sich gegen die Treibstoffindustrie. Zwar waren<br />

die Schäden teilweise sehr hoch, doch<br />

schafften es die Angreifer nicht, die Produktionskapazität<br />

auf unter 50 Prozent zu drücken.<br />

Erst als Rumänien am 23. August die Seiten<br />

wechselte und die Rote Armee <strong>ein</strong>en Tag später<br />

die Ölfelder besetzte, fiel die »Reichstankstelle«<br />

für die Achsenmächte endgültig aus. ■<br />

Quellen:<br />

USAF Historical Study 103 – The Ploesti<br />

Mission of 1. August 1943<br />

Das Ziel der 44th Bombergroup: 14 B-24<br />

der Zweiten Welle im Anflug auf die Raffinerie<br />

Avon Columbia Aquila Foto USAF<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

37


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

KAMPFGLEITER BLOHM & VOSS BV 40<br />

Motorlos an den<br />

Auf der Suche nach <strong>ein</strong>em weiteren Mittel, den alliierten<br />

Bombern Paroli zu bieten, schlug Blohm & Voss <strong>ein</strong>en ungewöhnlichen<br />

Weg <strong>ein</strong>: Ein kl<strong>ein</strong>er motorloser Gleiter sollte<br />

die Jagdwaffe entlasten.<br />

Von Herbert Ringlstetter<br />

Die Stirnfläche der Bv 40 fiel extrem gering aus. Sie hätte<br />

den f<strong>ein</strong>dlichen Bordschützen <strong>ein</strong> erst spät erfassbares<br />

und schwierig zu treffendes Ziel geboten<br />

Im Jahr 1943 spitzte sich die Lage für das<br />

Deutsche Reich drastisch zu. Mit der Einnahme<br />

Süditaliens im Sommer und Herbst<br />

1943 rückten die Alliierten auch von Süden<br />

her immer näher an das Reichsgebiet heran.<br />

Nun konnten Angriffe von Einsatzbasen in<br />

Großbritannien und Italien geflogen werden.<br />

Die deutsche Jagdwaffe sah sich zusehends<br />

außer Stande, den <strong>ein</strong><strong>fliegen</strong>den Bombern Paroli<br />

zu bieten. Die Flugzeugindustrie konnte<br />

den Bedarf an Jagdmaschinen kaum decken<br />

und die Ausbildung der Piloten musste gestrafft<br />

werden. So lag es nahe, sich über Alternativen<br />

Gedanken zu machen, wie man<br />

sich der F<strong>ein</strong>de erwehren könnte.<br />

Radikaler Rammjäger<br />

Richard Vogt, s<strong>ein</strong>es Zeichens Chefkonstrukteur<br />

bei Blohm & Voss, hatte die radikale Idee<br />

zu <strong>ein</strong>em Rammjäger, den er 1943 als Projekt<br />

186 dem Reichsluftfahrtministerium (RLM)<br />

vorschlug. Vogt dachte an <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, sehr<br />

günstig herzustellendes, mit nur <strong>ein</strong>er Kanone<br />

bewaffnetes, Jagdflugzeug – ohne Antrieb.<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung H. Ringlstetter<br />

38


Neben den Blohm & Voss-Mitarbeitern wird die geringe Größe der Bv 40<br />

mit nur 5,9 Metern Länge besonders deutlich<br />

Das Fahrwerk wurde nach dem Abheben ausgeklinkt, gelandet wurde<br />

auf <strong>ein</strong>er ausfahrbaren, gefederten Kufe<br />

Kl<strong>ein</strong> und günstig: Mit der Bv 40 glaubte die Luftwaffe, <strong>ein</strong>e Alternative<br />

zum konventionellen Jagdflugzeug gefunden zu haben. Hier der<br />

Jagdgleiter Bv 40 V1, der am 6. Mai 1944 erstmals abhob. Die Konstruktion<br />

des kl<strong>ein</strong>en Jägers war äußerst durchdacht. Abgesehen<br />

vom Rumpfvorderteil, bestand die Maschine überwiegend aus Holz<br />

F<strong>ein</strong>d<br />

Es sollte von <strong>ein</strong>em gängigen Jäger wie der<br />

<strong>ein</strong>motorigen Messerschmitt Bf 109 in überhöhte<br />

Positionen an <strong>ein</strong>en an<strong>fliegen</strong>den Bomberpulk<br />

geschleppt werden. 250 bis 700 Meter<br />

über den f<strong>ein</strong>dlichen Kampfflugzeugen müssten<br />

dann genügen, um mit hoher Fahrt <strong>ein</strong>en<br />

der großen und leicht auszumachenden<br />

schweren Bomber ins Visier zu nehmen.<br />

Wenn möglich sollte der in liegender Haltung<br />

steuernde Pilot zuerst den Heckschützen ausschalten<br />

und dann in das Leitwerk des<br />

Kampfflugzeuges krachen. Dies müsste wenigsten<br />

zur Notlandung, wenn nicht zum Absturz<br />

der F<strong>ein</strong>dmaschine führen. Der Rammjäger<br />

sollte dabei jedoch relativ unbeschädigt<br />

bleiben und anschließend landen können. Die<br />

von Vogt für das Kl<strong>ein</strong>flugzeug angegebenen<br />

Abmessungen lagen bei lediglich sieben Meter<br />

Spannweite bei sieben Quadratmeter Fläche.<br />

Das Gewicht beschrieb er mit etwa 700<br />

Kilogramm. Der größte Haken an der Rammjäger-Idee<br />

lag in der Stabilität der Maschine,<br />

da kaum gewährleistet werden konnte, dass<br />

das Flugzeug, insbesondere die Flächen, die<br />

Attacke tatsächlich überstehen und s<strong>ein</strong> Pilot<br />

die Maschine sogar noch heil zurück auf<br />

den Boden bringen könnte.<br />

Das RLM zeigt Interesse<br />

Als Vogts Vorschlag das Interesse des RLM<br />

weckte und am 19. August 1943 die Weiterentwicklung<br />

des Projekts 186 verlangt wurde, veränderte<br />

er die Einsatzidee hin zu <strong>ein</strong>er praktikableren<br />

Variante: Nun plante Vogt den<br />

Angriff nicht mehr durch letztliches Rammen,<br />

sondern „nur“ mit den Bordwaffen. Hierzu<br />

sollten zwei Maschinenkanonen MK 108 ausreichend<br />

s<strong>ein</strong>. Immerhin genügten im Schnitt<br />

lediglich vier Treffer mit den 30-Millimeter-Minengranaten,<br />

um <strong>ein</strong>en viermotorigen schweren<br />

Bomber vom Himmel zu holen. Auch die<br />

neue Variante des Kl<strong>ein</strong>jägers kam ohne Motor<br />

aus. Als Schleppflugzeug dachte man in erster<br />

Linie an die Bf 109 G, die – rechnerisch –<br />

zwei Gleiter in nur 30 Minuten auf 9000 Meter<br />

ziehen könnte. Um den Propellerwirbeln<br />

Die Piloten des Kampfgleiters sollten lediglich <strong>ein</strong>e Segelflugausbildung erhalten, schließlich war<br />

der Umgang mit den Eigenheiten motorisierter Flugzeuge unnötig<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

39


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Die per Hand über <strong>ein</strong>e Ratsche auszufahrenden Landeklappen ließen sich in den Stellungen 50 und 80 Grad arretieren und brachten <strong>ein</strong>e deutliche<br />

Reduzierung der Landegeschwindigkeit<br />

Startbereit: Der Gleiter mit im Bug <strong>ein</strong>gekuppeltem<br />

Schleppseil<br />

1 Schleppkupplung<br />

2 Einklinkkopf des Seils<br />

3 Stecker des EiV-Kabels<br />

4 Panzerglasscheibe (nicht installiert)<br />

5 Kompass (unter Verkleidung)<br />

6 Sammler<br />

7 Radsatz<br />

8 Schnellverschluss zum Aufbocken des Gleiters<br />

der Schleppmaschine zu entgehen, war das<br />

Abheben erst bei etwa 140 km/h zu empfehlen.<br />

Dann konnte der Gleiterpilot mit Fahrtüberschuss<br />

durch diese hindurchsteigen und<br />

in überhöhter Position bleiben. Die Abhebegeschwindigkeit<br />

der »109« lag bei 165 km/h.<br />

Als vorteilhafteste Ausklinkposition wurden<br />

etwa 500 Meter über und rund 1200 Meter vor<br />

dem F<strong>ein</strong>dverband erachtet. Für <strong>ein</strong>en sauberen<br />

Angriff durfte der Pilot dem Gegner nicht<br />

zu steil entgegenstürzen, da er nur <strong>ein</strong>en Sichtwinkel<br />

von etwa 30 bis 35 Grad nach oben und<br />

unten hatte. Ein Anflugwinkel von 20 Grad<br />

war daher empfehlenswert, zudem der Angriff<br />

von vorne oder leicht seitlich.<br />

Der notwendigen kl<strong>ein</strong>en Stirnfläche des<br />

Rumpfes wegen, kam <strong>ein</strong>e übliche Sitzposition<br />

des Flugzeugführers nicht in Frage. Also<br />

musste er die Maschine in liegender Position<br />

mit dem Kopf voraus und dem Bauch<br />

nach unten steuern. So lag er mit s<strong>ein</strong>em Gesicht<br />

nahe an der kl<strong>ein</strong>en Frontscheibe mit<br />

<strong>ein</strong>facher Visier<strong>ein</strong>richtung. In der Regel<br />

würde der Pilot nur <strong>ein</strong>en Angriff <strong>fliegen</strong><br />

können und anschließend nach unten wegtauchen.<br />

Für die Bordschützen der Bomber<br />

wäre der kl<strong>ein</strong>e, aber hoch gefährliche Angreifer<br />

nur schwierig und sehr spät auszumachen.<br />

Eine sicherlich nicht leicht zu bewerkstelligende<br />

Sache wäre das »Aufsammeln« der<br />

Fertigung der Bv 40<br />

Typ<br />

Bv 40 V1<br />

Bv 40 V2<br />

Bv 40 V3<br />

Bv 40 V4<br />

Bv 40 V5<br />

Bv 40 V6<br />

Bv 40 V7–V14<br />

Bv 40 V15–20<br />

Kennung/Bemerkung<br />

PN+UA<br />

PN+UB<br />

PN+UC – Bruchzelle<br />

PN+UD<br />

PN+UE<br />

PN+UF<br />

Vorserie, in Bau<br />

Fertigstellung bis<br />

März 1945 geplant<br />

Bv 40, da es in der Mehrzahl sicherlich zu Außenlandungen<br />

käme. Hier hätte <strong>ein</strong>e funktionierende<br />

Organisation geschaffen werden<br />

müssen, um die Maschinen schnellst möglich<br />

<strong>wieder</strong> startklar zu haben. Soweit die Theorie<br />

zur Einsatztaktik für den Sparjäger.<br />

Aufwendig <strong>ein</strong>fach konstruiert<br />

Bereits Ende Oktober stand die Attrappe des<br />

P 186 zur Besichtigung bereit. Nach <strong>ein</strong>gehender<br />

positiver Begutachtung folgte der<br />

Auftrag des RLM zum Bau von zunächst<br />

sechs Versuchsflugzeugen. Mitte Dezember<br />

erweiterte das RLM den Fertigungsauftrag<br />

auf zwölf, am 9. Februar 1944 auf 20 Musterflugzeuge.<br />

Flugklar sollte die mit der RLM-<br />

Typennummer 40 bedachte Jagdmaschine im<br />

Zeitraum März/April 1944 s<strong>ein</strong>.<br />

Die komplett aus Holz gefertigte, 170 Kilogramm schwere Fläche wies zwei abgestufte,<br />

jeweils gleichbleibende Profildicken auf. Der Rumpf mit dem Panzerkopfteil all<strong>ein</strong>e<br />

brachte 580 Kilogramm auf die Waage<br />

40


Blohm & Voss Bv 40<br />

Blohm & Voss Bv 40 V5<br />

PN+UE<br />

Erstflug am 6. Juli 1944<br />

Lackierung: RLM 71/65<br />

© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

41


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Der Arbeitsplatz des Gleit-Jagdfliegers. Der Steuerknüppel war zwar etwas nach rechts versetzt,<br />

konnte aber auch mit der linken Hand bedient werden. Die Panzerglasscheibe hielt dem Beschuss<br />

von 12,7-mm-MG-Geschossen der US-Bomber aus <strong>ein</strong>er Entfernung von 200 Metern stand<br />

Ein Teil der Bv-40-Austattung:<br />

1 Hebel für Gleitkufe<br />

2 Schnepper an Bedienhebel<br />

3 Regler für Heizbekleidung<br />

4 Heizbekleidungsanschluss<br />

5 Atemschlauch für Sauerstoff<br />

Die Konstruktion der Bv 40 war konzeptionsbedingt<br />

<strong>ein</strong>fach, aber gerade deshalb auch<br />

sehr durchdacht ausgelegt.<br />

Der dreiteilig aufgebaute Rumpf des Jägers<br />

war im vorderen Bereich zum Schutz des Flugzeugführers<br />

als Panzerstahlwanne ausgeführt,<br />

ansonsten aber aus Holz gefertigt. Das Kopfstück<br />

konnte im Notfall per Hebel vom Rest<br />

getrennt werden, was den relativ <strong>ein</strong>fachen<br />

Ausstieg des Piloten ermöglichen sollte. Allerdings<br />

musste Vogt die Maschine abspecken,<br />

um auf <strong>ein</strong> erträgliches Gewicht zu kommen.<br />

Die beiden aerodynamisch verkleideten<br />

MK 108 fanden ihren Platz links und rechts<br />

neben dem Rumpf unterhalb der Tragflächen,<br />

nachdem sie zuvor oberhalb des Rumpfes<br />

montiert werden sollten.Beide Waffen wogen<br />

samt Halterungen 125 Kilogramm. An Munition<br />

waren 35 Schuss je Waffe <strong>ein</strong>geplant.<br />

Das Fahrwerk der Bv 40 legte man abwerfbar<br />

aus. So konnte <strong>ein</strong>iges an Gewicht gespart<br />

werden. Für die Landung bekam der<br />

Gleiter <strong>ein</strong>e in den Rumpf integrierte, ausfahrbare<br />

und gefederte Kufe.<br />

Die <strong>ein</strong>teilige Tragfläche bestand aus <strong>ein</strong>er<br />

robusten, sperrholzbeplankten Holzkonstruktion<br />

mit breitem Kastenholm aus laminiertem<br />

Buchensperrholz. An der Hinterkante<br />

verfügte sie neben den Querrudern über bis<br />

zu 80 Grad ausfahrbare Landeklappen. Die<br />

170 Kilogramm schwere Fläche war über<br />

zwei Schraubenbolzen mit dem Rumpf verbunden<br />

und ließ sich zum Abtransport rasch<br />

von diesem trennen.<br />

Seiten- und Höhenleitwerk waren ebenfalls<br />

aus Holz gefertigt, wobei letzteres <strong>ein</strong>e<br />

Verstrebung erhielt. Die beiden Höhenruder<br />

waren gleich und konnten unter<strong>ein</strong>ander ausgetauscht<br />

werden.<br />

Problemlose Flugeigenschaften<br />

Als Schleppmaschine sollte zunächst <strong>ein</strong>e der<br />

asymmetrischen Bv 141 herangezogen werden.<br />

Tatsächlich fiel die Wahl auf <strong>ein</strong>e zweimotorige<br />

Messerschmitt Bf 110 G-0.<br />

Technische Daten – Blohm & Voss Bv 40<br />

Bv P 186 (ursprünglich) 40<br />

Besatzung 1 1<br />

Einsatzzweck Rammjäger Jagdflugzeug/Jagdgleiter<br />

Spannweite 7,00 m 7,90 m<br />

Länge – 5,70 m<br />

Höhe – 1,63 m<br />

Flügelfläche 7,00 m² 8,70 m²<br />

Flügeltiefe 1,00 m 1,10 m<br />

Flügelstreckung – 7,2<br />

Leergewicht – 836,5 kg<br />

Startgewicht max. 750 kg 950 kg<br />

Flächenbelastung 110 kg/m² 110 kg/m²<br />

Schleppgeschwindigkeit max. – 555 km/h in 6000 m<br />

Zulässige Geschwindigkeit über 5000 m – 900 km/h<br />

Zulässige Geschwindigkeit in Bodennähe – 700 km/h<br />

Angriffsgeschwindigkeit – 475 km/h<br />

Landegeschwindigkeit bei 80° Klappen – 140 km/h<br />

Aufsetzgeschwindigkeit bei 80° Klappen zirka – 120 km/h<br />

Beste Gleitzahl – 14,7 bei 220 km/h<br />

MG-Bewaffnung 1 x MK 108 – 30 mm 2 x MK 108 – 30 mm<br />

je 35 Schuss<br />

42


Zentraler Bestandteil der Bv 40 war ihr stark gepanzerter<br />

Vorderrumpf. Die Kabinenhaube ließ<br />

sich nach Entriegelung nach hinten aufgklappen<br />

Praktisch und durchdacht: Der Pilot konnte die<br />

Seitenpanzerung der Haube bei Bedarf auch<br />

ganz zuschieben<br />

Das Gurtsystem hielt den Flugzeugführer, der<br />

wegen des fehlenden Motors Heizbekleidung<br />

trug, in liegender Position<br />

Nachdem das erste Startvorhaben in Hamburg<br />

Finkenwärder in <strong>ein</strong>em Fehlstart endete,<br />

konnte die Bv 40 V1 am 6. Mai 1944 im<br />

Schlepp hinter der »110« von Wenzendorf aus<br />

erfolgreich zum Jungfernflug abheben. Einflieger<br />

Ratenhaus ließ den Gleiter bis zu 300<br />

km/h schnell werden und zeigte sich mit den<br />

Flugeigenschaften recht zufrieden. Für den<br />

zweiten Start am 2. Juni ließ er den Reifendruck<br />

von 4,5 auf 1,5 atü verringern, was den<br />

Startvorgang erleichterte, da die Maschine<br />

weit weniger zum Springen neigte. Am 8. Juni<br />

klinkte er in 2200 Meter aus und steigerte<br />

die Geschwindigkeit anschließend auf 330<br />

km/h. Am 6. Juli erhöhte Ratenhaus während<br />

des 12. Fluges auf 470 km/h. Der Rechliner<br />

Erprobungspilot Ziegler besch<strong>ein</strong>igte der Bv<br />

40 <strong>ein</strong> harmloses Flugverhalten. Den Start auf<br />

Beton hielt er für wesentlich <strong>ein</strong>facher als auf<br />

Gras, wo die Sache mit zunehmender Geschwindigkeit<br />

schwieriger wurde. Die insgesamt<br />

19 Flüge, die sämtlich hinter der Bf 110<br />

G-0 begannen, verliefen insgesamt problemlos.<br />

Eine Ausnahme bildete der Bruch mit der<br />

V4 beim Startversuch.<br />

Durch den Wegfall <strong>ein</strong>er Kanone hätte<br />

das Gerät »Schlinge« an der Bv 40 montiert<br />

werden können. Dabei handelte es sich um<br />

<strong>ein</strong>en 30 Kilogramm schweren Behälter mit<br />

Sprengstoff, der an <strong>ein</strong>em Stahlseil hängend<br />

abgeworfen ferngezündet explodieren sollte.<br />

Eine andere Idee sah den Abwurf von<br />

Es gab Überlegungen, die mit Sprengstoff beladene<br />

Bv 40 als Mistel-Gespann zu nutzen.<br />

Stahlseilen vor, die zur Beschädigung der<br />

Bomber führen konnten. Besonders die Luftschrauben<br />

wären hier gefährdet gewesen.<br />

Darüber hinaus gab es Überlegungen, die<br />

mit Sprengstoff beladene Bv 40 als Mistel-Gespann<br />

im Ver<strong>ein</strong> mit <strong>ein</strong>er H<strong>ein</strong>kel He 177 als<br />

Trägerflugzeug zu nutzen.<br />

Zur Erhöhung der Einsatzflexibilität war<br />

der Einbau <strong>ein</strong>es Raketenmotors im Gespräch.<br />

So hätte <strong>ein</strong> Walter HWK 109 507 für<br />

maximal vier Minuten 590 kp Schub geliefert.<br />

Das RLM lehnte den Vorschlag ab und<br />

verbot obendr<strong>ein</strong> entsprechende Versuche<br />

im Mai 1944.<br />

Das Projekt wird <strong>ein</strong>gestellt<br />

Ob das Gleitjäger-Konzept effektiv s<strong>ein</strong> würde,<br />

musste sich erst noch herausstellen. Doch dazu<br />

kam es nicht. Am 18. August 1944, <strong>ein</strong> Jahr nach<br />

Auftragserteilung, ging der Befehl zur Einstellung<br />

aller weiteren Arbeiten an den Gleitjägern<br />

<strong>ein</strong>, samt Streichung der 200 geplanten Serienflugzeuge.<br />

Die Kosten für 50 Konstruktionstage<br />

und 10 000 Arbeitsstunden berechnete<br />

Blohm & Voss mit 80 000 Reichsmark.<br />

Im Oktober fielen alle sechs bereits gebauten<br />

sowie die noch in der Fertigung befindlichen<br />

acht Bv 40 <strong>ein</strong>em Bombenangriff auf<br />

Wenzendorf zum Opfer.<br />

■<br />

Das verwendete Kürzel Bv mit kl<strong>ein</strong>em v hält sich<br />

an die vom RLM bestimmte Schreibweise, wonach<br />

der zweite Buchstabe immer kl<strong>ein</strong> zu schreiben ist,<br />

auch bei Doppelnamen (etwa Focke-Wulf oder Focke<br />

Achgelis). Damals wie heute war/ist jedoch die<br />

Schreibweise BV sehr verbreitet<br />

Die hohe, weit über dem Schwerpunkt<br />

liegende Anordnung der<br />

Fläche, machte <strong>ein</strong>e V-Stellung<br />

zur Flugstabilisierung unnötig<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

43


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

VIELSEITIGE ARADO SC I<br />

Ein Doppeldecker<br />

für alle Fälle<br />

Auch bei Arado buk man in den 1920er-Jahren noch kl<strong>ein</strong>e Flieger-Brötchen und produzierte<br />

vielseitig verwendbare, zivile Muster wie die Arado SC I – <strong>ein</strong> solider Entwurf<br />

mit <strong>ein</strong>em überraschend großen Einsatzspektrum<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

44


Die 1925 gebildeten Arado Flugzeugwerke<br />

fingen wie viele damalige Neugründungen<br />

mit dem Bau von Sportund<br />

Schulmaschinen an. Allerdings wurde bei<br />

den neuen Mustern insgeheim oft schon an <strong>ein</strong>e<br />

militärische Verwendung gedacht. Das war<br />

wohl auch bei der 1926 entwickelten SC I so<br />

gewesen, bei der die Typenbezeichnung S für<br />

Schulung und C für Aufklärung stand.<br />

Die Arado SC I war <strong>ein</strong> vergleichsweise<br />

schwerer, zweisitziger Anderthalbdecker mit<br />

<strong>ein</strong>em 230-PS-BMW-IV-Motor. Sie besaß <strong>ein</strong>en<br />

gemischten Aufbau, bestehend aus <strong>ein</strong>em<br />

Stahlrohrrumpf und stoffbespannten Holztragflächen.<br />

Sie war <strong>ein</strong> klassischer Zweisitzer,<br />

noch ganz wie die weit verbreiteten C-<br />

Typen des Ersten Weltkriegs mit dem voll instrumentierten<br />

Pilotensitz vorne und dem Beobachterplatz<br />

hinten. Als Verwendungszweck<br />

sah man daher auch Schulungs-, Foto- und<br />

Vermessungsflüge vor.<br />

Insgesamt wurden bis 1928 14 Arado SC I<br />

gebaut, was damals als »große Serie« galt. Man<br />

lieferte sie überwiegend an die DVS in Schleißheim<br />

und in Staaken. Einzelne gingen später<br />

an die DVL, die letzte wurde erst 1937 aus dem<br />

Register gestrichen.<br />

Auch als Versuchsflugzeug flog <strong>ein</strong>e Arado<br />

SC I. So setzte sie der Reichsverband der<br />

Deutschen Luftfahrtindustrie (RDL) 1930/31<br />

bei der Seeflugzeug-Erprobungsstelle in Travemünde<br />

<strong>ein</strong>, um die Heißkühlung mit Äthylenglykol<br />

zu erproben.<br />

Diente die Arado als Schulflugzeug, baute<br />

man <strong>ein</strong>e Doppelsteuerung <strong>ein</strong>. Auch Gashebel<br />

und Zündverstellung waren, verbunden<br />

durch Stoßstangen, doppelt vorhanden.<br />

Ein<br />

Drehzahlmesser<br />

von Morell bis<br />

1600 U/min<br />

Foto Oliver Jordan<br />

Der bekannte<br />

Anlassmagnet<br />

von Bosch<br />

Der Fahrtmesser von<br />

Bruhn bis 250 km/h<br />

Foto Oliver Jordan<br />

Hier hat die Arado SC I, D-789, W.Nr. 28,<br />

der DVS bei der Landung <strong>ein</strong>en Überschlag<br />

gemacht und erlaubt <strong>ein</strong>en interessanten<br />

Blick auf die Oberseite<br />

Foto Sammlung Fink/Fahrt<br />

Die Arado SC I war <strong>ein</strong> echter Generalist.<br />

Hier die D-965 beim Warten auf die<br />

Startfreigabe. Die Maschine hatte die<br />

Werknummer 23<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

45


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

Vorderes Cockpit der Arado SC I. Am Fahrtmesser sind zwei Klemm -<br />

markierungen, welche die besten Werte für den Steig- und den Sinkflug<br />

angeben<br />

Erläuterung der Ausrüstung<br />

Die Tankanzeiger für die Kraftstoffbehälter<br />

und der Kompass waren im Oberflügel untergebracht,<br />

sodass sie von beiden Sitzplätzen<br />

aus abgelesen werden konnten.<br />

Flog die SC I hingegen als Foto- oder Vermessungsflugzeug,<br />

konnte der Boden des<br />

hinteren Sitzes entfernt werden, um beispielsweise<br />

Raum für <strong>ein</strong>e Kamera zu schaffen.<br />

Eine andere Möglichkeit bestand darin,<br />

den hinteren Platz als Frachtraum zu nutzen.<br />

Die beiden Sitze waren nach den damals<br />

üblichen Standards <strong>ein</strong>fach, aber zweckmäßig<br />

ausgestattet. Neben den Rohren der Rumpfkonstruktion<br />

mussten die Flieger auch noch<br />

auf die offen laufenden Steuerstangen und<br />

-seile achten. Immerhin waren die beiden<br />

Aluminiumsitze höhenverstellbar und es war<br />

ausreichend Platz für je <strong>ein</strong>en Fallschirm.<br />

Eine eher sparsame Instrumentierung gab<br />

es nur am vorderen Sitz. Sie stammte teils aus<br />

dem Ersten Weltkrieg, teils war sie neu entwickelt.<br />

Dominierend waren Fahrt-, Höhenund<br />

Drehzahlmesser.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Koos, Volker: »Arado Flugzeugwerke 1925–<br />

1945«. Heel Verlag, Königswinter 2007<br />

National Advisory Committee for Aero -<br />

nautics (NACA): »Aircraft Circulars No 56<br />

– Training Airplane Arado SC I«.<br />

Washington 1927<br />

Ausrüstung <strong>ein</strong>er Arado SC I am vorderen Sitz<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich Hersteller<br />

1 Seitensteuer<br />

2 Seilzüge für Querruder<br />

3 Fahrtmesser 50–250 km/h Bruhn<br />

4 Steuerknüppelgriff<br />

5 Anlass<strong>ein</strong>spritzpumpe Malivert<br />

6 Zündschalter Bosch<br />

7 Öltank mit Schaufenster für Schwimmer<br />

8 Steuerknüppel<br />

9 Borduhr 8 Tage ?<br />

10 Höhenmesser 0–8000 m Lufft<br />

11 Feuerlöscher mit Ventil und Manometer 0–10 kg/cm² Maximall<br />

12 Öldruckmesser 0–5 kg/cm² Maximall<br />

13 Wassertemperaturanzeiger 25–115° C A.E. Baecker<br />

14 Hebel für Kühlerklappe<br />

15 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell<br />

16 Anlassmagnet Bosch<br />

17 Kraftstoffvorratsanzeiger im Oberflügel<br />

18 Hebel für Gas und Zündverstellung (linke Rumpfseite oben)<br />

19 Benzin- und Brandhahn (linke Rumpfseite)<br />

20 Kompass am Oberflügel Ludolph?<br />

21 Fettpresse für die Wasserpumpe<br />

Möglich ist auch noch der Einbau <strong>ein</strong>es Kraftstoffdruckmessers über der Anlass<strong>ein</strong>spritzpumpe.<br />

Die Zusammenstellung wurde auf der Basis <strong>ein</strong>er historischen Fotografie<br />

durchgeführt. Nicht alle Details waren <strong>ein</strong>deutig erkennbar.<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />

46


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

UNTERNEHMEN »HUSKY« – SIZILIEN JULI 1943<br />

Sturm auf die<br />

»Festung Europa«<br />

Macchi MC.202 der 377a<br />

Squadriglia, die Mitte 1943<br />

bei Palermo auf Sizilien lag<br />

Nach dem Ende der Kämpfe in Afrika war es nur noch <strong>ein</strong>e Frage der Zeit, bis die<br />

Alliierten zum Sturm auf Europa ansetzten. Ihre erste Etappe war Sizilien. In der Luft<br />

trafen sie dort auf <strong>ein</strong>en bereits fast geschlagenen Gegner<br />

Von Peter Cronauer<br />

Am 10. Juli 1943 landen alliierte Truppen<br />

auf Sizilien. Der kombinierten<br />

See- und Luftlandeoperation gehen<br />

massive Luftangriffe voraus, denen die deutsche<br />

Luftwaffe und die italienische Regia Aeronautica<br />

nur wenig entgegensetzen können.<br />

Um die im zentralen Mittelmeerraum <strong>ein</strong>gesetzten<br />

deutsch-italienischen Luftstreitkräfte<br />

zu schwächen, benötigen die Alliierten im<br />

Vorfeld ihrer Landung k<strong>ein</strong>e groß angelegten<br />

Täuschungsmanöver. Zahlreiche fliegerische<br />

Verbände der Achsenmächte sind auch ohne<br />

Aktionen wie »Operation Mincemeat« nur<br />

noch <strong>ein</strong> Schatten ihrer selbst. Kaum zwei Monate<br />

sind vergangen, seit beispielsweise die<br />

Reste der schon auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz<br />

<strong>ein</strong>gesetzten Jagdgeschwader 53<br />

und 77 quasi in letzter Minute den Befehl zum<br />

Rückzug nach Sizilien erhielten. Nach schweren<br />

Verlusten in den zurückliegenden Wochen<br />

glich ihr Abzug aus Tunesien eher <strong>ein</strong>er Flucht<br />

denn <strong>ein</strong>er Verlegung.<br />

Weil es zu wenig Schiffsraum oder Transportflugzeuge<br />

gab, flogen am Ende <strong>ein</strong>sitzige<br />

Jagdflugzeuge Teile des Bodenpersonals aus,<br />

die »Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes« war <strong>ein</strong><br />

Gebot der Not. Der damalige Kommodore des<br />

JG 77, Major Johannes St<strong>ein</strong>hoff, beschrieb den<br />

Beladevorgang: »Die Panzerplatte hinter dem<br />

Kopf des Flugzeugführers wurde entfernt und<br />

der Boden des winzigen Gepäckraums hinter<br />

der Kabine herausgeschnitten. So konnte der<br />

Passagier, der in dem schmalen Rumpf der<br />

›Me‹ knien sollte, dem Flugzeugführer über<br />

die Schulter blicken. Das ›Einsteigen‹ des<br />

Fluggastes war <strong>ein</strong>e akrobatische Leistung,<br />

1.9.1939 Polenfeldzug<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />

10.5.1940 Westfeldzug<br />

9.4.1940 »Unternehmen<br />

Weserübung«<br />

10.7. bis 31.10.1940<br />

Luftschlacht um England<br />

22.6.1941 Deutscher<br />

Angriff auf die UdSSR<br />

7.12.1941 Japanischer<br />

Überfall auf Pearl Harbor<br />

1939 1940 1941 1942<br />

48


Macchi MC.205 Veltro der 81a Squadriglia,<br />

6° Gruppo, Sizilien im Mai 1943.<br />

Geflogen wurde die 81-5 (MM9327) von<br />

Sergente Ferruccio Stoppani<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus<br />

denn er musste mit den Füßen voran durch die<br />

enge Luke gezwängt werden, die als Arbeitszugang<br />

zum Funkgerät gedacht war. Bald entdeckten<br />

wir, dass k<strong>ein</strong>e benagelten Stiefel oder<br />

Schuhe getragen werden durften, denn die Füße<br />

des Mitfliegers kamen neben dem Mutterkompass<br />

zu liegen, und dieser zeigte falsch an,<br />

wenn er vom Metall abgelenkt wurde.«<br />

Im Weiteren kam man dann auf die Idee,<br />

dass sich besonders kl<strong>ein</strong> gewachsene Kameraden<br />

zusätzlich in das dunkle Rumpfende<br />

fädeln konnten, dort, »wo die Steuerdrähte<br />

für das Leitwerk zusammenlaufen und die<br />

Feder des Spornrades hin<strong>ein</strong>ragt«.<br />

»Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes«<br />

Doch mit bis zu drei Mann an Bord verschob<br />

sich der Schwerpunkt der Maschine. Start, Flug<br />

und Landung erforderten großes Können und<br />

Geschick, und was in jenen Passagieren vorging,<br />

die ohne Fallschirm in der dunklen Enge<br />

des Rumpfes <strong>ein</strong>gepfercht waren, denen die<br />

B<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>schliefen und die der Flugkunst ihrer<br />

Flugzeugführer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert<br />

waren, kann man bestenfalls erahnen.<br />

Und dennoch waren auch diejenigen, die<br />

Aussicht darauf hatten, dem Chaos der letzten<br />

Tage in Afrika zu entfliehen, noch längst nicht<br />

in Sicherheit. St<strong>ein</strong>hoff schilderte auch die dramatischen<br />

Umstände des letzten Starts: »Die<br />

Jäger der Alliierten beherrschten den Luftraum<br />

über dem letzten Brückenkopf Cap Bon, wo<br />

Alarmstart der 4./JG 53 1943 in Tunesien.<br />

Bald schon sollten sich die deutschen Einheiten<br />

hastig nach Sizilien zurückziehen<br />

B-25C der 82th BS, 12th BG, 1943<br />

über Nordafrika. Im Hintergrund sind<br />

<strong>ein</strong>e P-40 und (mittig) Baltimore-Bomber<br />

der RAF zu sehen Foto USAF<br />

2.2.1943 Untergang der<br />

6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />

Zitadelle«<br />

1943 1944 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

49


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Bf 109 G-6 der 150° Gruppo der Regia<br />

Aeronautica im Juli 1943 auf dem sizilianischen<br />

Einsatzplatz Sciacca<br />

B-25C der 434th BS, 12th BG,<br />

12th Air Force, über Nordafrika<br />

1943. Die 12th BG nahm auch<br />

an der Operation »Husky« teil<br />

Foto USAF<br />

Eckdaten zum »Italien-Feldzug« der Alliierten 1943<br />

sich die Reste der deutschen und italienischen<br />

Truppen zusammendrängten. Wir konnten nur<br />

starten, wenn sich gerade k<strong>ein</strong>e Spitfire oder<br />

Kittyhawk über unserem Platz befanden, und<br />

als die Luft gerade <strong>ein</strong>mal r<strong>ein</strong> war, versuchten<br />

wir, in Baumwipfelhöhe zu entkommen.<br />

Trotzdem kam es zu Luftkämpfen und weiteren<br />

Verlusten, schwarze Rauchsäulen abgeschossener<br />

Flugzeuge markierten unseren<br />

Fluchtweg, wenngleich <strong>ein</strong>em von uns sogar<br />

der Abschuss <strong>ein</strong>er Kittyhawk gelang – trotz<br />

zweier Mechaniker an Bord.« Als schließlich<br />

die letzten verbliebenen Bf 109 des Geschwaders<br />

am 8. Mai in Trapani landeten, seit Tagen<br />

ohne Pflege und zerschossen, war das JG 77 am<br />

Ende s<strong>ein</strong>er Kräfte und musste »zur Auffrischung«<br />

aus dem Einsatz zurückgezogen werden.<br />

Die Pause war jedoch nicht von langer<br />

Dauer, denn nur wenige Tage nach dem endgültigen<br />

Ende der Kampfhandlungen in Afrika<br />

begann bereits die alliierte Bomberoffensive zur<br />

Vorbereitung der Landung in Sizilien.<br />

Erdrückende Überlegenheit<br />

Die Bomber starteten in sicherer Distanz in<br />

Tunis, Tripolis oder Bizerta, und ihnen kam<br />

zugute, dass die gesamte Insel, bis hin zur<br />

Meerenge von Messina, von Anfang an vollständig<br />

innerhalb der Reichweite der alliierten<br />

Jäger lag. Diese operierten zunächst von<br />

Malta sowie den Flugzeugträgern »HMS Formidable«<br />

und »HMS Indomitable« aus, später<br />

kam mit der kampflos übergebenen Insel<br />

Pantelleria <strong>ein</strong>e weitere strategisch wichtige<br />

und »unsinkbare« Luftbasis hinzu. Daher flogen<br />

von Anfang an Spitfire, die den deutschen<br />

Bf 109 und italienischen Macchi in<br />

großen Höhen deutlich überlegen waren, Begleitschutz<br />

für schwere viermotorige Bomber,<br />

während P-38 »Lightning« die leichteren B-26<br />

»Marauder« eskortierten. P-40-Jäger durchkämmten<br />

indes auf der Suche nach lohnenswerten<br />

Zielen im Tiefflug die Landschaft. In<br />

13. Mai: Die in Afrika verbliebenen deutschitalienischen<br />

Truppen ergeben sich in Tunesien,<br />

wenige Tage später beginnt die<br />

alliierte Luftoffensive zur Vorbereitung der<br />

Invasion Siziliens.<br />

11. Juni: Britische Truppen besetzen die<br />

Inseln Pentelleria (»Operation Korkscrew«),<br />

Lampedusa und Linosa.<br />

10. Juli: Erste alliierte Truppen landen<br />

in <strong>ein</strong>er kombinierten See- und Luft -<br />

landeoperation auf Sizilien (»Operation<br />

Husky«).<br />

19. Juli: König Victor Emanuel übernimmt<br />

auf Bitten des »Großen Faschistischen<br />

Rats« den Oberbefehl.<br />

25. Juli: Mussolini wird entlassen und<br />

verhaftet.<br />

26. Juli: Marschall Pietro Badoglio bildet<br />

<strong>ein</strong>e neue Regierung ohne faschistische<br />

Mitglieder.<br />

3. August: Die neue Regierung Italiens<br />

beginnt in Lissabon Geheimverhandlungen<br />

mit den Alliierten.<br />

17. August: Sizilien ist in der Hand der Alli -<br />

ierten, das Gros der verbliebenen deutschitalienischen<br />

Truppen wurde auf das Festland<br />

evakuiert.<br />

3. September: Bei Reggio Calabria landen<br />

britische Truppen (»Operation Baytown«),<br />

Italien und die Alliierten ver<strong>ein</strong>baren den<br />

»Waffenstillstand von Cassibile«.<br />

8. September: General Eisenhower gibt den<br />

Waffenstillstand bekannt, das Deutsche<br />

Reich reagiert mit dem »Fall Achse«: Rom<br />

wird besetzt, italienische Truppen werden<br />

entwaffnet, entlassen oder interniert, die<br />

Regierung Badoglio und die königliche Familie<br />

fliehen zu den Alliierten.<br />

9. September: US-Truppen landen im Golf<br />

von Salerno (»Operation Avalanche«) und<br />

errichten <strong>ein</strong>en Brückenkopf.<br />

12. September: Benito Mussolini wird von<br />

deutschen Soldaten aus s<strong>ein</strong>em Exil auf<br />

dem Gran Sasso geholt (»Unternehmen<br />

Eiche«) und tritt an die Spitze der am<br />

9. September gegründeten Gegenregierung;<br />

die »Repubblica Soziale Italiana«<br />

wird im Norden der Halbinsel gebildet,<br />

Italien ist gespalten.<br />

13. Oktober: Die Regierung Badoglio erklärt<br />

dem Deutschen Reich den Krieg.<br />

■<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />

50


North American B-25C-1 Mitchell der<br />

334th BS, 12th BG, die im Mai 1943 in<br />

Tunesien stationiert war. Pilot war Captain<br />

George Simmons Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

11. Juli 1943 vor Sizilien: 20 Minuten nach<br />

dem Angriff von Ju-88-Bombern explodiert die<br />

mit Munition beladene SS Robert Rowan<br />

Foto USAF<br />

rascher Folge wurde auf diese Weise <strong>ein</strong> Flugplatz<br />

nach dem anderen bombardiert, <strong>ein</strong><br />

Ausweichplatz nach dem anderen aufgespürt,<br />

der Nachschub zunehmend erschwert,<br />

und nicht zuletzt raubten »Wellington« mit<br />

nächtlichen Störangriffen den Verteidigern<br />

den Schlaf. Deren Kräfte wurden durch die<br />

andauernde Belastung Zug um Zug geschwächt<br />

und binnen weniger Wochen weitgehend<br />

erschöpft.<br />

Der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe<br />

erfuhr von den hohen Verlusten, erkannte<br />

aber nicht deren Ursachen und reagierte<br />

mit Unverständnis. Reichsmarschall<br />

Hermann Göring, der den deutschen Jagdfliegern<br />

schon nach <strong>ein</strong>em schweren alliierten<br />

Luftangriff auf Messina (25. Juni 1943) Versagen<br />

vorgeworfen und gefordert hatte, dass<br />

von jeder der beteiligten Jagdgruppen <strong>ein</strong><br />

Flugzeugführer wegen »Feigheit vor dem<br />

F<strong>ein</strong>d« vor <strong>ein</strong> Kriegsgericht zu stellen sei,<br />

wandte sich gut zwei Wochen später und<br />

wohl angesichts der weiteren Entwicklung<br />

schriftlich an das Zweite Fliegerkorps: »Gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit den Jagdfliegern in Frankreich,<br />

Norwegen und Russland schaue ich mit Verachtung<br />

auf die Jäger im Süden. Ich wünsche<br />

<strong>ein</strong>e sofortige Besserung und erwarte, dass alle<br />

Flugzeugführer mehr Kampfgeist zeigen.«<br />

Andernfalls müsse »das <strong>fliegen</strong>de Personal<br />

vom Kommodore abwärts damit rechnen,<br />

zum Flieger degradiert und an der Ostfront<br />

als Infanterist <strong>ein</strong>gesetzt zu werden.«<br />

In rascher Folge wurde auf diese Weise <strong>ein</strong><br />

Flugplatz nach dem anderen bombardiert.<br />

Doch k<strong>ein</strong>e 24 Stunden später, am 13. Juli<br />

1943, dem dritten Tag nach der alliierten Landung,<br />

wurde Kommodore St<strong>ein</strong>hoff vom Jagdfliegerführer<br />

angewiesen, dass das JG 77 alle<br />

flugklaren Maschinen sofort aufs Festland zu<br />

schaffen habe und das Bodenpersonal schnellstens<br />

an der Nordküste Siziliens entlang bis Milazzo<br />

in Marsch zu setzen sei. <strong>Wie</strong> schon vor<br />

zwei Monaten auf Cap Bon, vernichteten die<br />

Angehörigen der beiden auf Sizilien stationierten<br />

Gruppen des JG 77 all das, was <strong>ein</strong><br />

Geschwader neben Flugzeugen benötigt, was<br />

während der letzten Wochen zum Teil mühsam<br />

<strong>wieder</strong> zusammengetragen wurde und jetzt erneut<br />

nicht mitgenommen werden konnte. Und<br />

<strong>wieder</strong> kam die »Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes<br />

zum Einsatz«, zwängte sich Bodenpersonal<br />

in die Rümpfe. Kl<strong>ein</strong>gewachsene ganz hinten,<br />

<strong>ein</strong> weiterer davor …<br />

■<br />

Ein sehr harter Gegner für die deutschen und italie -<br />

nischen Jagdflieger: Supermarine Spitfire Mk IX der<br />

US-amerikanischen 307th FS 1943 auf Sizilien Foto USAF<br />

Hinter den Kulissen<br />

Operation »Mincemeat« war <strong>ein</strong> im Vorfeld<br />

der alliierten Landung auf Sizilien vom britischen<br />

Geheimdienst <strong>ein</strong>gefädeltes, groß<br />

angelegtes Täuschungsunternehmen. Mittels<br />

gefälschter und verm<strong>ein</strong>tlich geheimer<br />

Dokumente, die mit der Leiche <strong>ein</strong>es angeblichen<br />

britischen Majors von <strong>ein</strong>em<br />

englischen U-Boot vor Spaniens Küste abgesetzt<br />

und dort angeschwemmt wurden,<br />

wollten die Alliierten ihre wahren Angriffs -<br />

pläne gegenüber den Achsenmächten verschleiern,<br />

um deren Abwehrkräfte zu zersplittern.<br />

Die Rechnung ging teilweise auf. ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

51


MODELLBAU<br />

JUNKERS JU 88 A-4 IN 1:32 VON REVELL<br />

Das Arbeitspferd der Luftwaffe<br />

Vier lange Jahre mussten die Modellbau-<br />

Freunde warten, doch nun ist es so weit:<br />

Revell setzt mit der A-4-Variante in 1:32 (03988)<br />

s<strong>ein</strong>e Ju-88-Reihe fort, die bereits 2009 mit dem<br />

A-1-Kit (04728) Appetit auf mehr machte.<br />

Zahlreiche Modellbauer fiebern dem schon<br />

entgegen. Zwar basiert der neue Bausatz auf<br />

der A-1, doch enthält er viele neue Teile wie<br />

zum Beispiel die Flügelspitzen, die Instrumentenbretter<br />

und die Glaskanzel. Auch die<br />

im Vorgänger-Kit fehlenden Bomben samt<br />

Halterungen sind diesmal Teil des Kits. Die<br />

ebenfalls neuen Abziehbilder lassen die Wahl<br />

zwischen <strong>ein</strong>er auf Sizilien stationierten Maschine<br />

oder <strong>ein</strong>er Ju 88 der 3./Kü.Fl.Gr. 506, die<br />

im April 1942 im niederländischen Leeuwarden<br />

stationiert war.<br />

Der Inhalt des Kartons, den <strong>ein</strong> aufwändiges<br />

Deckelbild ziert, haut <strong>ein</strong>en glattweg um.<br />

Perfekt gravierte Oberflächen, separate Flaps<br />

und Ruder, schönes Fahrwerk, an dem man<br />

nur die Bremsleitungen anbringen sollte, <strong>ein</strong> filigranes,<br />

authentisches Cockpit, in dem man<br />

knapp die Hälfte der 380 Teile <strong>wieder</strong>findet,<br />

und <strong>ein</strong>e Cockpitverglasung, die ihresgleichen<br />

Wannen<strong>ein</strong>stieg der unteren Abwehrbewaffnung<br />

mit dem Zwillings-MG<br />

Im Unterschied zur A-1-Variante verfügt die<br />

A-4 über <strong>ein</strong>e Doppelbewaffnung<br />

Das lange Warten hat sich gelohnt: Auch von der Seite<br />

betrachtet ist die Ju 88 A-4 <strong>ein</strong>e Augenweide Foto <strong>Wie</strong>gmann<br />

Modellbausatz: Junkers Ju 88 A-4<br />

Kit-Nr.: 03988<br />

Maßstab: 1:32<br />

Hersteller: Revell<br />

Preis: 49,95 €<br />

Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />

380 Bauteile, Decals für zwei deutsche<br />

Maschinen<br />

Plus: Gratfreie Teile, sehr umfangreiches<br />

Cockpit und Fahrwerk, verschiedene Bomben,<br />

sehr gute Passgenauigkeit, tolle Gravuren<br />

und Glasteile<br />

Minus: K<strong>ein</strong>e Sitzgurte<br />

Modell Dieter <strong>Wie</strong>gmann; Fotos, soweit nicht anders angegeben, Revell<br />

52


Aus Liebe<br />

zum Detail<br />

Gut nachgebildet:<br />

die Motorgondel<br />

samt Propeller<br />

Der A-4-Kit bietet<br />

zwei verschiedene<br />

Bomben-Typen<br />

Die Ju 88 A-4 in voller Pracht.<br />

Das Original war im April 1943<br />

bei der 4./KG 54 in Catania auf<br />

Sizilien stationiert<br />

sucht! Hauchdünn und super transparent.<br />

Der Bau des Modells gestaltet sich aufgrund<br />

der guten Passgenauigkeit problemlos. Der<br />

Aufwand im Bereich des Cockpits lohnt<br />

sich, da man beim fertigen Flugzeug durch<br />

die glasklaren und dünnen Scheiben sehr<br />

gut hindurchblicken kann. Mit den nunmehr<br />

verfügbaren Halterungen und Bomben<br />

lässt sich das Modell voll »aufmunitioniert«<br />

darstellen und lädt zum Dioramenbau<br />

<strong>ein</strong>.<br />

Othmar Hellinger<br />

Das Hauptfahrwerk Ju 88 A-4 ist im Modell<br />

stabil ausgeführt<br />

Jeden Monat<br />

neu am Kiosk!<br />

»Aufgedonnert«: Die Ju 88 A-4<br />

in der sehr außergewöhnlichen<br />

Tarnung des Mittelmeerraums<br />

Foto <strong>Wie</strong>gmann<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013


MODELLBAU<br />

REPUBLIC P-47N THUNDERBOLT VON REVELL IN 1:48<br />

Donnerkeil!<br />

Heiße Nose-Art:<br />

<strong>ein</strong>e P-47N, wie sie 1945<br />

im Pazifik zu sehen war<br />

Das war buchstäblich <strong>ein</strong> »Donnerschlag«:<br />

Mit den Herbstneuheiten 2012 lieferte Revell<br />

zur großen Freude der Modellbauer <strong>wieder</strong><br />

<strong>ein</strong>en alten Bekannten aus: die P-47N<br />

Thunderbolt. Diese erschien vor über zehn<br />

Jahren zum ersten Mal, seitdem war der Kit<br />

nicht mehr zu haben. Da ich noch im Besitz<br />

der damaligen, recht bunten Markierungen<br />

war, habe ich mich an die Arbeit gemacht und<br />

den schweren Jäger damit ausgestattet. Der<br />

Bau ging sehr rasch von der Hand, da die Teile<br />

gut passten und die Lackierung k<strong>ein</strong>erlei<br />

Probleme bereitete. Bis auf den Blendschutz in<br />

Oliv und die gelben Sichtflächen wurde die<br />

Maschine in verschiedenen, selbst gemischten<br />

Silbertönen besprüht. Vorher muss aber auf alle<br />

Fälle <strong>ein</strong>e Grundierung aufgebracht werden,<br />

damit später k<strong>ein</strong>e Unebenheiten entstehen.<br />

Nach <strong>ein</strong>er farblosen Glanzlackschicht<br />

kamen die Decals an ihren Bestimmungsort,<br />

ehe ich das gute Stück versiegelte. Zu guter<br />

Letzt versah ich die P-47 noch mit Alterungsspuren,<br />

trug abermals <strong>ein</strong>e Schicht Schutzlack<br />

auf und fertig war <strong>ein</strong> tolles Modell des berühmten<br />

Jägers und Jagdbombers. M<strong>ein</strong>e Maschine<br />

stellt <strong>ein</strong>e P-47N der 333d Fighter Squadron<br />

auf Ie Shima im Jahre 1945 dar.<br />

Othmar Hellinger<br />

Modell und Nose-Art bestechen gleichermaßen<br />

durch ihre »Rundungen«<br />

Modellbausatz:<br />

Republic P-47N Thunderbolt<br />

Kit-Nr.: 04867<br />

Maßstab: 1:48<br />

Hersteller: Revell<br />

Preis: 17,99 €<br />

Kommentar: <strong>Wie</strong>der aufgelegter Spritzgussbausatz<br />

mit 105 Teilen, Decals für<br />

zwei USAAF-Maschinen im Pazifik<br />

Plus: Gute Oberflächengravuren, gelungenes<br />

Cockpit, hohe Passgenauigkeit, Sternmotorimitation,<br />

tolle Decals von Cartograf<br />

Minus: Einige Sinkstellen an Tragflächen<br />

und Höhenleitwerk<br />

Die »Thunderbolt« in der farbenprächtigen<br />

Bemalung der 333d FS<br />

Mit den verlängerten Tragflächen konnte die<br />

P-47 zusätzliche Treibstofftanks aufnehmen<br />

Modell und Fotos Othmar Hellinger<br />

54


PEARL FREESCULPT<br />

3D-DRUCKER /-KOPIERER<br />

»Druck«<br />

Da faucht die »Höllenkatze«: Der Hellcat-Kit<br />

in 1:72 aus dem Hause eduard<br />

ist <strong>ein</strong> gelungener Bausatz. Doch<br />

ModellFan zeigt, wie man die F6F-5<br />

Hellcat auch in diesem kl<strong>ein</strong>en<br />

Maßstab mit atemberaubenden<br />

Details<br />

versehen kann!<br />

ModellFan<br />

9/2013 ist ab<br />

dem 19. August<br />

2013 am Kiosk<br />

erhältlich.<br />

Fotos (2) Pearl GmbH<br />

3D-FreeSculpt EX1-Drucker.<br />

Die transparente blaue Frontklappe<br />

ermöglicht freien Blick auf den Druckvorgang.<br />

machen<br />

Der Modellbau kannte neben dem Bau<br />

Out-of-Box bislang die Alternative, <strong>ein</strong>zelne<br />

Bauteile selbst beziehungsweise ganze<br />

Modelle aus Polystyrol und anderen Materialien<br />

zu erstellen. Das heißt dann auf Neudeutsch<br />

Scratch-Modellbau. Und wenn man<br />

die entstandenen Teile vervielfältigen wollte,<br />

so erstellte man Silikonformen, um darin Resinabgüsse<br />

anzufertigen.<br />

Damit ist jetzt zwar nicht Schluss, aber es<br />

gibt <strong>ein</strong>en neuen Stern am Himmel des Modellbauers,<br />

der sich nicht mit handelsüblichen<br />

Teilen und Bausätzen zufrieden geben möchte.<br />

Denn Modelle oder Bauteile können nun<br />

am heimischen PC konstruiert werden, um<br />

dann mit Hilfe <strong>ein</strong>es 3D-Druckers die materielle<br />

Welt zu betreten.<br />

Ein Vertreter dieser Gattung ist der von<br />

Pearl angebotene FreeSculpt 3D-Drucker EX1.<br />

Bei ihm handelt es sich um <strong>ein</strong> sofort <strong>ein</strong>satzbereites<br />

Gerät und k<strong>ein</strong>en<br />

Bausatz. Der EX1<br />

verfügt über <strong>ein</strong> geschlossenes<br />

Gehäuse,<br />

das beim Druckvorgang<br />

Staub fern hält.<br />

Er funktioniert nach<br />

dem Prinzip des »Fused<br />

Deposition Modeling«<br />

(FDM), das auch<br />

»Schmelzschichtung«<br />

genannt wird. Dabei<br />

wird <strong>ein</strong> ABS-Kunststoffdraht<br />

erhitzt und das geschmolzene Material<br />

vom Druckkopf in <strong>ein</strong>er Schichtstärke<br />

von 0,15 bis zu 0,4 mm an die entsprechende<br />

Stelle gedruckt. Das so genannte Kunststofffilament<br />

ist in verschiedenen Farben erhältlich,<br />

kostet dabei 29,90 Euro je Kilogramm.<br />

Der EX1 wird in drei Versionen angeboten:<br />

- 3D-Drucker & Treiber für 799,90 €.<br />

- 3D-Drucker mit professioneller 3D-Bearbeitungs-Software<br />

für 899,90 €.<br />

- 3D-Kopierer/-Drucker mit professioneller<br />

3D-Bearbeitungs-Software und professionellem<br />

Scanner für 1099,90 €.<br />

In der Ausgabe 9/2013 und in den darauf<br />

folgenden MODELL-<br />

FAN-Heften können<br />

Sie für den Modellbauer<br />

typische Anwendungen<br />

und Tests der<br />

hier genannten Geräte<br />

verfolgen.<br />

Berthold Tacke<br />

Blick von oben auf den<br />

Druckkopf und die Zuführung<br />

des in diesem Fall<br />

weißen Kunststofffilaments.<br />

Modellbau-News<br />

TRUMPETER/FALLER<br />

HU-16A Albatross in 1:48<br />

(Kit: 02821). Der Hersteller<br />

aus China erfreut uns Mo -<br />

dellbauer mit <strong>ein</strong>em lang<br />

ersehnten Wunsch im Qua -<br />

terscale. Der Kit besitzt recht gute Gravuren an den<br />

Oberflächen und <strong>ein</strong> voll <strong>ein</strong>gerichtetes Cockpit.<br />

Gelungen ist auch das Fahrwerk, dessen Fahrwerksstreben<br />

aus Weißmetall bestehen. Mit den Decals<br />

lassen sich <strong>ein</strong>e amerikanische und <strong>ein</strong>e taiwanesische<br />

Maschine darstellen. Preis: 79,00 €<br />

EDUARD<br />

Bf 110G-4 ProfiPack in 1:72<br />

(Kit: 7086). Die Firma aus<br />

der Tschechischen Republik<br />

setzt mit <strong>ein</strong>er weiteren<br />

Variante der Bf 110 die<br />

72er-Reihe fort. Die Bauteile sind exakt ge spritzt<br />

und weisen f<strong>ein</strong> gravierte Oberflächen auf. Die<br />

Innen<strong>ein</strong>richtung überzeugt in diesem Maß-stab<br />

mit <strong>ein</strong>er großen Detailfülle, zudem erlauben es die<br />

Ätzteile, das Cockpit und verschiedene Partien des<br />

Flugzeuges hervorragend zu detaillieren. Tolle<br />

Decals ermöglichen den Bau von vier Maschinen<br />

der ehemaligen deutschen Luftwaffe.<br />

Preis: ca. 30,00 €<br />

HASEGAWA/FALLER<br />

Bf 109E-7 & Fw 190 A-5<br />

»Japanese Army« in 1:72<br />

(Kit: 02014). Der Hersteller<br />

aus Japan bringt <strong>ein</strong>e<br />

limitierte Auflage der beiden<br />

in Japan zur Erprobung geflogenen Jäger in die<br />

Läden. Die Bausätze sind sauber ausgeführt und<br />

besitzen gute Oberflächengravuren. Endlich können<br />

mit den Decals <strong>ein</strong>mal echte »Exoten« gebaut<br />

werden. Preis: 39,99 €<br />

TRUMPETER/GLOW2B<br />

Vampire FB.Mk.9 in 1:48<br />

(Kit: 02875). Der englische<br />

Jet aus den 1950er-Jahren<br />

wurde von dem chinesischen<br />

Unternehmen recht gut um -<br />

gesetzt. Die Bauteile warten<br />

mit sehr f<strong>ein</strong>en Gravuren auf. Triebwerk und Cockpit<br />

sind gut detailliert. Aufgrund der überschaubaren<br />

Teilezahl kann der Kit in kurzer Zeit vollendet<br />

werden. Die Decals lassen den Bau von zwei Ma -<br />

schinen der Royal Air Force zu. Preis: 19,99 €<br />

CYBER-HOBBY/<br />

DICKIE-TAMIYA<br />

SB2C-3 Helldiver WingTech<br />

in 1:72 (Kit: 5059). Die<br />

Firma aus China kommt mit<br />

der frühen Helldiver auf den<br />

Markt. Die Bauteile des Kits sind sehr sauber<br />

gefertigt und weisen f<strong>ein</strong>e Gravuren auf. Zur<br />

Verf<strong>ein</strong>erung liegen dem Kit Ätzteile für Cockpit<br />

und Tragflächen bei. Mit den Abziehbildern kön -<br />

nen drei Maschinen der USN gebaut werden.<br />

Preis: 38,50 €<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

55


Markt<br />

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Motoren-, Waffen- und Geräte-Handbüchern, Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten,<br />

Bed.-Vorschriften, Luftschrauben-Anlagen, Montageanleitungen, Fl-Nummern-Listen<br />

Luftfahrt-Archiv Hafner Salonallee 5 71638 Ludwigsburg<br />

Tel. 07141 / 90 16 03 www.luftfahrt-archiv-hafner.de Fax 07141 / 92 66 58<br />

FertigmodellE<br />

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Bf-109E „Adolf Galland“<br />

Spannweite: ca. 56 cm; Länge ca. 51 cm<br />

1:18<br />

Warbirdmodelle Unterberg<br />

Im Euler 24, 63584 Gründau<br />

Tel.: 06051-6189862, Fax: 06051-6189863<br />

LT-6 Texan<br />

Österreichisches Bundesheer<br />

Maßstab 1:72<br />

Spannweite ca. 17,8 cm<br />

Metallmodell;<br />

Stabiler Displayständer<br />

Best-Nr.: HA1507 18 €<br />

Arado AR196<br />

2./SAGr.125<br />

Maßstab 1:72<br />

Spannweite ca. 17,2 cm<br />

Metallmodell;<br />

Stabiler Displayständer<br />

Best-Nr.: AC027 18 €<br />

Ansteckbarer Zusatztank<br />

Detailliertes Cochpit<br />

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Bewegliche Landeklappen Fahrwerk <strong>ein</strong>klappbar<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

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TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />

TERMINE 2013<br />

FÜR DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />

AUGUST<br />

16.–18. August<br />

Airday Nordholz/100 Jahre Deutsche Marineflieger,<br />

Marineflieger-Stützpunkt Nordholz,<br />

www.airday-nordholz.de<br />

17./18. August<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Gundel -<br />

fingen, www.lsv-gundelfingen.de<br />

17./18. August<br />

Oldtimer/Doppeldecker Fly-In, Segelflug -<br />

gelände Montabaur, www.biplanes.de<br />

23.–25. August<br />

Flugtage, Segelfluggelände »Am Salzgittersee«,<br />

www.flugtage-salzgitter.de<br />

23.–25. August<br />

Quaxmeet 2013, Fly-In am Flughafen<br />

Paderborn-Lippstadt, www.quax-flieger.de<br />

23.–25. August<br />

Tannkosh Fly-In, Verkehrslandeplatz<br />

Tannheim, www.tannkosh.de<br />

24./25. August<br />

Flugfest, Hagenbuch, Schweiz,<br />

www.flugfest.ch<br />

24. August<br />

Hunterfest, Flugplatz St. Stephan, Schweiz,<br />

www.hunterver<strong>ein</strong>.ch<br />

25. August<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Erbach,<br />

www.lsverbach.de<br />

31. August/1. September<br />

Flugtage, Dittingen, Schweiz,<br />

www.flugtage.ch/c<br />

31. August/1. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Krefeld-<br />

Egelsberg, www.airshow-krefeld.de<br />

31. August/1. September<br />

Flugtag, Sonderlandeplatz Walldorf,<br />

www.segelflug-walldorf.de<br />

31. August/1. September<br />

Flugtag, Segelfluggelände Dorsten,<br />

Kontakt: Barbara Großelohmann, Tel.:<br />

02365/50 17 53 oder 0172/654 17 00<br />

31. August/1. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Albstadt-<br />

Degerfeld, www.lsv-degerfeld.de<br />

SEPTEMBER<br />

1. September<br />

Tag der offenen Tür, Flughafen Siegerland,<br />

www.siegerland-airport.de<br />

6.–8. September<br />

Hahnweide Oldtimertreffen, Segelfluggelände<br />

Kirchheim-Teck/Hahnweide,<br />

www.oldtimer-hahnweide.de<br />

7. September<br />

Flugtag, Mollis, Schweiz,<br />

www.hunterver<strong>ein</strong>.com<br />

7./8. September<br />

Flugtag, Segelfluggelände Sinsheim,<br />

www.flugtag-sinsheim.de<br />

7./8. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Bad<br />

Waldsee-Reute, www.fliegerwaldsee.de<br />

8. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Laichingen,<br />

www.fsv.lai.de<br />

14./15. September<br />

Int. Flugtag, Segelfluggelände Hütten-<br />

Hotzenwald, www.flugtag13.de<br />

14./15. September<br />

Flugtage, Mannheim City Airport,<br />

www.flugtage-mannheim.de<br />

29. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />

Donauwörth-Genderkingen,<br />

www.flugplatz-genderkingen.de<br />

OKTOBER<br />

3.–6. Oktober<br />

Herbstflugtage, Fliegendes Museum,<br />

Verkehrslandeplatz Großenhain,<br />

www.<strong>fliegen</strong>des-museum.de<br />

9./10. Oktober<br />

Fliegerschießen, Axalp, Schweiz,<br />

www.armee.ch/axalp<br />

EUROPA<br />

AUGUST<br />

17./18. August<br />

Airshow, Nowy Targ, Polen,<br />

www.aeroklub.nowytarg.pl/piknik<br />

17./18. August<br />

Oldtimer Fly-In, Schaffen-Diest, Belgien,<br />

www.flyin.dac.be<br />

17./18. August<br />

Airshow, Roskilde, Dänemark,<br />

www.airshow.dk<br />

24./25. August<br />

Airshow, Radom-Sadkow, Polen,<br />

www.airshow.sp.mil.pl<br />

31. August/1. September<br />

SIAF 2013 Airshow, Sliac Airbase, Slowakei,<br />

www.siaf.sk<br />

27. August–1. September<br />

MAKS – Internationaler Luft-und Raumfahrt<br />

Salon, Moskau/Zhukovsky, Russland,<br />

www.aviasalon.com<br />

SEPTEMBER<br />

13. und 15. September<br />

Sanicole Airshow, Hechtel, Belgien,<br />

www.airshow.sanicole.com<br />

OKTOBER<br />

13. Oktober<br />

Herbst Airshow, Duxford Airfield, Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

WELTWEIT<br />

SEPTEMBER<br />

11.–15. September<br />

Airrace, Reno, Nevada, USA,<br />

www.airrace.org<br />

OKTOBER<br />

4.–6. Oktober<br />

Airshow, Marine Corps Air Station Miramar,<br />

Florida, USA, www.miramarairshow.com<br />

12./13. Oktober<br />

Commemorative Air Force Airsho, Midland,<br />

Texas, USA, www.airsho.org<br />

25.–27. Oktober<br />

Airshow, Seoul, Südkorea,<br />

www.seoulairshow.com<br />

NOVEMBER<br />

1./2. November<br />

Blue Angels Homecoming Airshow,<br />

Naval Air Station, Pensacola, Florida, USA,<br />

www.naspairshow.com<br />

2. November<br />

Warbirds Airshow, Temora, Australien,<br />

www.aviationmuseum.com.au<br />

17.–21. November<br />

Airshow, Dubai, Ver<strong>ein</strong>igte Arabische<br />

Emirate, www.dubaiairshow.aero<br />

30. November–2. Dezember<br />

Airshow, Al Ain, Ver<strong>ein</strong>igte Arabische<br />

Emirate, www.alainaerobaticshow.com<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Kurzfristige Änderungen treten häufig <strong>ein</strong>,<br />

eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />

Sie planen <strong>ein</strong>e Veranstaltung? Teilen Sie uns<br />

diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />

Fax: 09 51/428 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />

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Unternehmens und Dokumentation<br />

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Fliegerei bis zur Gegenwart<br />

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Mal oben - Mal unten<br />

Das brisante Leben des<br />

Testpiloten Richard Perlia<br />

Lebenschronik des 2012 im Alter<br />

von 107 Jahren verstorbenen Fliegers<br />

- zugleich <strong>ein</strong> Zeitzeugnis der<br />

deutschen Luftfahrtgeschichte vom<br />

Ersten Weltkrieg bis zum Jahr 2001<br />

Sw-Abbildungen, zahlreiche Dokumente,<br />

368 Seiten, DIN A4, gebunden,<br />

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und Dr.Wölfert<br />

Die wichtigsten deutschen Luftschiffpioniere<br />

des 19.Jahrhunderts und ihr<br />

Luftschiff Deutschland, welches 1883<br />

erstmals aufstieg - Mit Reprint von<br />

Baumgartens Werk „Das Lenkbare<br />

Flügel-Luftschiff“ von 1877<br />

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58


Frühzeit der Fliegerei:<br />

Lilienthalgleiter und Albatros-Farman<br />

von 1911<br />

130 Jahre deutsche<br />

Militärluftfahrt<br />

Die Anfänge des Luftwaffen-Museums waren<br />

sehr bescheiden. 1957 begann <strong>ein</strong><br />

Oberstabsarzt, Flugzeuge der Bundeswehr zu<br />

sammeln, die schließlich 1963 im Gewand <strong>ein</strong>er<br />

neuen Ausstellung in Uetersen bei Hamburg<br />

präsentiert wurden – das Luftwaffenmuseum<br />

war geboren. In zwei Hangars zeigte die Einrichtung<br />

<strong>ein</strong>e stetig wachsende Sammlung, die<br />

bald 20 Flugzeuge umfasste. Hinzu kamen<br />

Triebwerke, Ausrüstung, Uniformen, Waffen<br />

und Orden. 1968 überließ Spanien dem Museum<br />

Lizenzbauten der Bf 109 und He 111.<br />

Mit der <strong>Wie</strong>derver<strong>ein</strong>igung wuchs die Ausstellung<br />

um zahlreiche Flugzeuge der DDR-<br />

Luftstreitkräfte, und 1994 zog das Museum<br />

auf den frei gewordenen Flugplatz Gatow um.<br />

Heute ist es mit <strong>ein</strong>em Bestand von rund 200<br />

Flugzeugen und Flugkörpern die größte Einrichtung<br />

s<strong>ein</strong>er Art. Ein Teil davon ist jedoch<br />

<strong>ein</strong>gelagert, ausgeliehen oder wird derzeitig<br />

restauriert.<br />

Die Bandbreite der ausgestellten Flugzeuge<br />

reicht vom Lilienthalgleiter aus dem Jahr<br />

1889 über Typen des Ersten und Zweiten Weltkriegs<br />

wie Fokker, Fieseler oder Messerschmitt<br />

bis hin zu Mustern des Kalten Krieges wie Starfighter<br />

und MiG. Zu den modernsten Maschinen<br />

gehören die »Tornado« und die MiG 29.<br />

Zurzeit befindet sich das Museum in <strong>ein</strong>er<br />

Umgestaltungsphase. Hangar 4 wird zum<br />

zentralen Museumsgebäude, das auch den<br />

zent ralen Eingangsbereich, <strong>ein</strong>e Cafeteria und<br />

sogar <strong>ein</strong> Kino enthält. Der Tower wird die<br />

Geschichte des Flugplatzes präsentieren, wobei<br />

der Schwerpunkt auf der Berliner Luftbrücke<br />

liegt.<br />

Im Hangar 3 ist der Luftkrieg das Zentralthema,<br />

in Hangar 5 »Mensch und Technik«,<br />

und in Hangar 6 gibt es <strong>ein</strong>e Raumfahrt-Ausstellung.<br />

Interessante Neuzugänge sind <strong>ein</strong> nachgebauter<br />

Albatros-Farman von 1911 und der<br />

dienstälteste Tornado der Luftwaffe (Kennzeichen<br />

43+01) mit der be<strong>ein</strong>druckenden Bilanz<br />

von 9667 Flugstunden und 22 456 Landungen!<br />

Peter W. Cohausz ■<br />

Auch der Erste Weltkrieg ist vertreten:<br />

Fokker Dr.I und Fokker E.III als Nachbauten<br />

Checkliste<br />

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr<br />

Flugplatz Berlin-Gatow<br />

Postfach 220053<br />

14061 Berlin<br />

Tel.: 030/36 87 26 01<br />

Fax: 030/36 87 26 10<br />

E-Mail: info@mhm-gatow.de<br />

www.mhm-gatow.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Sonntag von 10.00–18.00 Uhr<br />

Montags geschlossen<br />

Eintrittspreise:<br />

Eintritt frei<br />

Der Hangar 3 mit der<br />

Hauptausstellung<br />

MUSEUMSTIPP<br />

BÜCHER<br />

Jagdgeschwader 71 Richthofen<br />

1956–2013 – Phantom Pharewell<br />

128 Seiten, Format A4, Softcover,<br />

durchgehend s/w und farbig bebildert,<br />

englischer/deutscher Text,<br />

englische/deutsche Bildunterschriften,<br />

ca. 240 Fotografien, vier Farbgrafiken.<br />

ISBN 978-3-935687-68-3.<br />

Preis: 32,95 €<br />

Bezugsquellen: AirDOC, andreaskl<strong>ein</strong><br />

@airdoc.eu; Fachbuchhandlung<br />

Schmidt, www.christian-schmidt.com<br />

HARTMUT FELDMANN ET AL.<br />

Chronik des JG 71<br />

Passend zum Abschied der Phantom-<br />

Kampfjets ist nun in der Reihe »Modern<br />

Luftwaffe Unit History Series« <strong>ein</strong>e Publikation<br />

über das Jagdgeschwader 71<br />

»Richthofen« als Sonderband in limitierter<br />

Auflage erschienen. Das umfangreiche<br />

Werk befasst sich im ersten Teil mit<br />

der Geschichte der Richthofen-Geschwader<br />

im Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />

und mit dem JG 71 der Bundesluftwaffe.<br />

Der zweite Teil erzählt schließlich die<br />

Einsatzgeschichte der F-4F Phantom II im<br />

JG 71 bis zur Außerdienststellung dieser<br />

Maschine. Fazit: <strong>ein</strong> hochaktuelles Werk<br />

mit <strong>ein</strong>em ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

OH<br />

HANS UND MARTIN HANDIG<br />

Luftwaffe in Österreich<br />

Nach acht Jahren liegt nun diese umfangreich<br />

erweiterte Überarbeitung des Sonderbandes<br />

Nr. 31 aus der Schriftenreihe<br />

der ÖFH vor. Unter anderem sind chronologisch<br />

alle Luftwaffenverluste auf<br />

österreichischem Territorium vom September<br />

1943 bis Kriegsende aufgeführt –<br />

mit Erläuterung zur Quellenlage und<br />

-problematik. Ein eigenes Kapitel zur Fliegerbodenorganisation<br />

stammt von Renato<br />

Schirer. Das größte Sahnestück sind<br />

über 250 seltene, teils unveröffentlichte<br />

Fotos von Luftwaffenflugzeugen auf ös -<br />

terreichischen Plätzen im oder unmittelbar<br />

nach dem Krieg. Fazit: ergiebige Fundgrube,<br />

die zu empfehlen ist. WM<br />

Die Deutsche Luftwaffe<br />

in Österreich<br />

Stationierungen und Fliegerbodenorganisation<br />

von 1938<br />

bis 1945<br />

288 S., 256 s/w-Fotos und Abbildungen,<br />

8 Profile. ÖFH. ISBN<br />

320-002-675-8. Preis: 39,90 €<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/Bücher,<br />

www.soundbm.com,<br />

Tel.: 0177/288 29 68<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

59


OLDTIMER<br />

Dornier Do 17<br />

SELTENES WRACK IM ÄRMELKANAL GEBORGEN<br />

Bomber<br />

geangelt!<br />

Vom Autoreifen bis zum Schuh haben die Fischer<br />

dieser Welt schon so ziemlich alles aus dem Meer<br />

geholt. Doch was jener englische Fischer im<br />

Ärmelkanal fand, war dann doch bemerkenswert:<br />

Es war <strong>ein</strong> deutscher Bomber! Von François Prins<br />

60<br />

Ein historischer Moment: Nach mehr<br />

als 70 Jahren tauchte die Do 17 <strong>wieder</strong><br />

aus dem Ärmelkanal auf Foto RAFM


Radarbild der Do 17 am Grund des<br />

Meeres. Die Aufnahme lässt erahnen,<br />

wie gut das Wrack erhalten ist<br />

Foto RAFM<br />

Das Bergungsschiff GPS Atlas<br />

wartet im Hafen auf gutes Wetter,<br />

um das Wrack zu heben<br />

Foto RAFM<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

61


OLDTIMER<br />

Dornier Do 17<br />

Der spannende Augenblick:<br />

Die Do 17 ist kurz davor, <strong>wieder</strong><br />

Tageslicht zu erblicken. Noch ist<br />

unklar, ob die Zelle halten wird<br />

Foto RAFM<br />

Längst war der Schlachtenlärm am Ärmelkanal<br />

verklungen, als im Jahre 2004,<br />

59 Jahre nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges, <strong>ein</strong> Fischer unweit von Kent,<br />

Großbritannien, s<strong>ein</strong>e Netze auswarf. Da hakte<br />

es plötzlich. Irgendetwas Großes musste<br />

sich in den Netzen verfangen haben. Der Fischer<br />

runzelte unwillig die Stirn und ging der<br />

Sache auf den Grund. Doch dann staunte er<br />

nicht schlecht: Er hatte soeben den Fang s<strong>ein</strong>es<br />

Lebens gemacht, denn was er da »am Haken«<br />

hatte, war <strong>ein</strong>e seltene Dornier Do 17! Er<br />

informierte sogleich <strong>ein</strong>en ortsansässigen<br />

Hobbytaucher über s<strong>ein</strong>en Fund, der <strong>wieder</strong>um<br />

das Unternehmen Wessex Archaeology<br />

auf den Plan rief.<br />

Die Goodwin-Sandbänke sind ständig in<br />

Bewegung und das Wrack war zeitweise vollständig<br />

vom Sand bedeckt. Doch im Juni 2008<br />

war es <strong>wieder</strong> so weit freigespült, dass Wessex<br />

Archaeology den Auftrag erhielt, das<br />

Fundstück mittels Sonar zu begutachten.<br />

Wessex untersuchte die in <strong>ein</strong>er Tiefe von<br />

etwa 16 Metern liegende Dornier mit <strong>ein</strong>em<br />

hochauflösenden Seitenabtast-Sonar und <strong>ein</strong>em<br />

Magnetometer. Die Aufnahmen zeigten,<br />

dass das Flugzeug rücklings auf <strong>ein</strong>em Un-<br />

Bevor man die Do 17 ins Museum brachte, wurde sie für den Landtransport zerlegt …<br />

… und grob ger<strong>ein</strong>igt<br />

Fotos (2) RAFM<br />

62


tergrund aus Kalksandst<strong>ein</strong> lag und noch relativ<br />

vollständig war. Rings um das Wrack<br />

säumten zahlreiche Trümmerteile den Meeresboden.<br />

Die Sonarbilder verrieten außerdem,<br />

dass das rechte Leitwerk, das linke Seitenruder,<br />

der Heckkegel und das Spornrad<br />

fehlten. Auch von den Landeklappen, den<br />

Motorverkleidungen sowie der vorderen<br />

Bugverglasung und den Bombenschacht- und<br />

Hauptfahrwerksklappen war nichts zu sehen.<br />

Die beiden Hauptfahrwerke sind jedoch noch<br />

vorhanden und voll <strong>ein</strong>gefahren. Andere Teile,<br />

wie mindestens zwei der sechs MG 15,<br />

wurden von Tauchern gestohlen, die vom<br />

Fundort der Do 17 erfahren hatten.<br />

Ein verhängnisvoller Einsatz<br />

Das RAF Museum und die Air Historical<br />

Branch, <strong>ein</strong>e Unterabteilung der RAF, begannen,<br />

die Geschichte des Wracks zu recherchieren.<br />

Sie fanden heraus, dass es sich um die<br />

Dornier Do 17 Z-2 mit der Werknummer 1160<br />

handelt. Die Maschine gehörte zur 7. Staffel<br />

der III./KG 3, welche in St. Trond, Belgien,<br />

stationiert war. Ihre Kennung lautet 5K+AR.<br />

Am 26. August 1940 erhielten Do 17 des<br />

KG 2 und KG 3 den Auftrag, die Flugplätze<br />

Debden und Hornchurch in Südostengland<br />

zu bombardieren. Die Luftschlacht um England<br />

war im vollen Gange. Beteiligt waren<br />

auch sieben Maschinen der 7. Staffel, die vermutlich<br />

Debden bombardierten, wo <strong>ein</strong>ige<br />

Schäden entstanden. Die Berichte über den<br />

Verlust der 5K+AR unterscheiden sich je nach<br />

Quelle. Das originale Verhörprotokoll besagt<br />

jedoch, dass der Bomber offenbar vom Rest<br />

des Verbandes getrennt worden war und die<br />

Besatzung die Orientierung verloren hatte,<br />

bevor sie ihr Ziel erreichten.<br />

Letzte Rettung: Notwasserung<br />

Defiant-Jäger der No. 264 Squadron wurden<br />

schließlich auf die 5K+AR aufmerksam und<br />

stürzten sich auf den betagten Bomber. Unerbittlich<br />

lechzten die Geschossgarben nach<br />

der Dornier, deren Motoren bald dem Kugelhagel<br />

zum Opfer fielen. Ungesühnt sollte dies<br />

jedoch nicht bleiben, denn im nächsten Moment<br />

donnerten auch schon Bf 109 heran, die<br />

drei Defiant abschießen konnten. Für die<br />

Do 17 kam die Hilfe jedoch zu spät. Ihr Pilot,<br />

Feldwebel Willi Effmert, sah k<strong>ein</strong>en anderen<br />

Ausweg, als die Maschine hier, in der Nähe<br />

von Kent, notzuwassern. Durch Treffer im<br />

Cockpit war Effmert verwundet wurden.<br />

Dennoch gelang es ihm, den Bomber bei den<br />

Goodwin-Sandbänken aufzusetzen. Allerdings<br />

überschlug sich die Maschine dabei<br />

und versank auf dem Rücken liegend.<br />

Feldwebel Effmert und s<strong>ein</strong> Beobachter,<br />

Unteroffizier Hermann Ritzel, gerieten in<br />

So sah die Do 17 Z-2, 5K+AR, wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

aus. Kampfflugzeuge waren in<br />

RLM 70/71/65 lackiert. Vorne am Rumpf<br />

ist das Emblem der 7. Staffel aufgemalt<br />

Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

Gefangenschaft und wurden nach Kanada<br />

gebracht. Die anderen beiden Besatzungsmitglieder,<br />

der 27-jährige Funker Unteroffizier<br />

Helmut R<strong>ein</strong>hardt und der 21 Jahre alte<br />

Gefreite H<strong>ein</strong>z Huhn, kamen ums Leben.<br />

Ihre Leichen wurden später in Holland<br />

(R<strong>ein</strong>hardt) und England (Huhn) an Land<br />

gespült. Die Briten setzten Huhn zunächst<br />

als »unbekannten deutschen Soldaten« auf<br />

dem deutschen Kriegsfriedhof Cannock<br />

Chase bei.<br />

Defiant-Jäger der No. 264 Squadron stürzten<br />

sich auf den betagten Bomber.<br />

Die 5K+AR geriet rasch in Vergessenheit,<br />

bis sie 2004 durch Zufall entdeckt wurde. Da es<br />

sich bei dieser Dornier nicht nur um <strong>ein</strong> sehr<br />

seltenes Flugzeug, sondern auch um <strong>ein</strong>e Einsatzmaschine<br />

handelt, beabsichtigte man, das<br />

Wrack zu heben, um es im RAF Museum auszustellen.<br />

Am 20. Mai 2009 vermaß Wessex Archaeology<br />

den Bereich erneut und bestätigte,<br />

dass der Bomber noch immer auf der Sandbank<br />

lag und sich in gutem Zustand befand.<br />

Zunächst barg man nur <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Teil der<br />

Maschine, um herauszufinden, wie <strong>ein</strong> Wrack<br />

Eine Do 17 Z-2 der 7./KG 3,<br />

zu der auch die im Ärmelkanal<br />

geborgene Maschine gehörte<br />

Foto R. Chapman<br />

Foto RAFM<br />

Im Zuge der Bergung legte das RAF Museum<br />

<strong>ein</strong>en Kranz am Grab von H<strong>ein</strong>z Huhn nieder<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

63


OLDTIMER<br />

Dornier Do 17<br />

Bis zuletzt hatte es der launische<br />

Ärmelkanal sehr spannend<br />

gemacht, ehe die Bergungsmannschaft<br />

mit diesem Anblick<br />

belohnt wurde Foto François Prins<br />

konserviert werden könnte, das so lange<br />

durch den Sand geschützt gewesen war.<br />

Aluminium und Salzwasser vertragen sich<br />

nämlich nicht besonders gut und man befürchtete,<br />

die Dornier würde, sobald sie der<br />

Luft ausgesetzt ist, rasch korrodieren und<br />

zerböseln. Die Restauratoren des RAF-Stützpunktes<br />

Cosford fanden heraus, dass es am<br />

besten sei, das Salzwasser mit Süßwasser abzuwaschen,<br />

ehe die Dornier mit <strong>ein</strong>er Zitronensäurelösung<br />

<strong>ein</strong>gesprüht wird, mit der<br />

man den Korrosionsprozess durch das Salzwasser<br />

stoppen könnte.<br />

Als das Museum schließlich ausreichend<br />

Geld aufgetrieben hatte, charterte es im Mai<br />

2013 die für die Bergung notwendigen Schiffe<br />

inklusive <strong>ein</strong>es schweren Schwimmkrans<br />

samt Ponton. Doch so ohne Weiteres wollte<br />

die raue See ihren versunkenen Schatz nicht<br />

Das erstaunlich gut erhaltene Typenschild<br />

der Henschel Flugzeug Werke Foto RAFM<br />

hergeben. Mehrfach machte das Wetter<br />

dem Bergungsteam <strong>ein</strong>en Strich durch<br />

die Rechnung. Am Freitag, den 7. Juni,<br />

stand das Team vor der Entscheidung,<br />

alle Arbeiten <strong>ein</strong>zustellen oder vor Ort<br />

zu bleiben, in der vagen Hoffnung, dass<br />

sich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Chance ergeben würde.<br />

Die Männer entschieden sich dafür weiterzumachen.<br />

Um Zeit zu sparen, verzichteten<br />

sie kurzerhand auf den Einsatz des Spezi -<br />

algestells, stattdessen schoben sie <strong>ein</strong>e Metallstange<br />

vom Bombenschacht aus in das<br />

So sah womöglich die Gefangennahme von Effert und Ritzel aus. Hier<br />

zwei Flieger, deren Bomber in den Ärmelkanal gestürzt ist Foto R.Chapman<br />

Ein erster Blick in den Bug der frisch geborgenen Do 17. Die Restaura -<br />

toren erwartet offenkundig sehr viel Arbeit …<br />

Foto RAFM<br />

64


Heckteil, um die Zelle zu verstärken. Am<br />

Sonntag sollte es dann endlich so weit s<strong>ein</strong><br />

und die Bergung gegen Abend beginnen!<br />

Doch noch <strong>ein</strong>mal schüttelte Poseidon s<strong>ein</strong><br />

graues Haupt: Der Wind frischte auf und<br />

die See wurde rau und damit gefährlich. Resigniert<br />

dampfte die kl<strong>ein</strong>e Flotte erneut davon.<br />

Als sie am nächsten Tag <strong>wieder</strong>kam,<br />

hatte sich die See endlich ausgetobt. Rasch<br />

ließen die Männer die Hebeseile zu Wasser,<br />

vielleicht etwas zu rasch, denn <strong>ein</strong>es der Seile<br />

verfing sich am Propeller. Es war bereits<br />

nach 18 Uhr, sie mussten sich sputen. Der<br />

Taucher David Bridger rettete schließlich<br />

den Tag und das Unternehmen, als es ihm<br />

gelang, das Hebeseil an den bereits vorbereiteten<br />

Lastgeschirren zu befestigen. Wenige<br />

Minuten später war es dann so weit: Einem<br />

U-Boot gleich tauchte die Do 17 nach<br />

dreiundsiebzig Jahren <strong>wieder</strong> aus dem Wasser<br />

auf. Man wartete, bis so viel Schlick und<br />

Salzwasser wie möglich aus dem Wrack herausgelaufen<br />

waren, ehe man es vorsichtig<br />

auf den Ponton absetzte und in den Hafen<br />

transportierte.<br />

Do 17 Z-2 des KG 3, zu dem auch die nun geborgene Do 17 gehörte<br />

Foto Sammlung Ringlstetter<br />

K<strong>ein</strong>e vollständige Restaurierung<br />

Eine Gruppe von Spezialisten des Michael<br />

Beetham Conservation Centre der RAF-Basis<br />

Cosford untersuchte das Flugzeug, das inzwischen<br />

für den Landtransport nach Cosford<br />

zerlegt wurde. Hier hat man zwei mit<br />

Polyethylen-Folie ausgekleidete Becken vorbereitet,<br />

von denen das <strong>ein</strong>e den Rumpf und<br />

das andere die Tragflächen der Do 17 aufnehmen<br />

soll. Die Flugzeugteile werden darin<br />

mehrere Wochen lang mit der dafür vorbereiteten<br />

Lösung behandelt.<br />

Es ist allerdings nicht beabsichtigt, das<br />

Flugzeug vollständig zu restaurieren. Vielmehr<br />

möchte man es in dem Zustand ausstellen,<br />

den die Maschine zum Zeitpunkt der<br />

Bergung aufwies. Damit wäre sie ohne Zweifel<br />

abenteuerlich anzusehen, doch dies wird<br />

den Umständen ihrer ebenso abenteuerlichen<br />

Bergung mehr als gerecht.<br />

■<br />

Wurde der Do 17 zum Verhängnis: Die zweisitzige Defiant galt ebenso wie die Do 17 bereits zu<br />

Beginn des Krieges als veraltet<br />

Foto R. Chapman<br />

Eine abstürzende Do 17 Z während der<br />

Luftschlacht um England<br />

Foto R. Chapman<br />

Ein Schrottplatz für Flugzeuge der Luftwaffe in Großbritannien. Hier wird <strong>ein</strong> Stück <strong>ein</strong>es Do-17-<br />

Rumpfes fortgetragen, um aus dem Metall neue Maschinen zu bauen<br />

Foto R. Chapman<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

65


OLDTIMER<br />

Fiesler Fi-156<br />

SPEKTAKULÄRES RESTAURATIONSPROJEKT ABGESCHLOSSEN<br />

»Storch« der Le<br />

Condor fliegt wi<br />

Ein unbekanntes Flugzeug ist die Fi-156 gewiss nicht. Doch restauriert man sie flugfähig<br />

als Einsatzmaschine der Legion Condor, ist das Prädikat »<strong>ein</strong>zigartig« mit Sicherheit<br />

angebracht!<br />

Von Pierre Schmitt<br />

66


Seltener Anblick: <strong>ein</strong> restaurierter Storch<br />

mit den Markierungen <strong>ein</strong>er Maschine der<br />

»Legion Condor«. Hier absolviert die Fi-156<br />

ihren dritten Start. Am Steuer sitzt Restaurator<br />

Dirk Bende<br />

»Einmal volltanken, bitte!«<br />

Dirk Bende und Emilio Garcia-Conde,<br />

der Besitzer der Maschine<br />

onsmodell, da in Deutschland insgesamt nur<br />

2549 Maschinen gebaut wurden. Nach dem<br />

Krieg flog sie als MS 502 »Criquet« in französischen<br />

Diensten und nahm auch am Algerien-Konflikt<br />

teil.<br />

Frisch restauriert, stellt die Fi-156 heute<br />

die C-7-Version dar, die theoretisch mit <strong>ein</strong>em<br />

Notsitz für 60 Kilogramm ausgerüstet<br />

schließen konnte. Eigentümer der Maschine<br />

ist der spanische Pilot Emilio Garcia-Conde,<br />

der das Flugzeug nach Nordspanien bringen<br />

ließ.<br />

Ursprünglich handelt es sich bei dieser<br />

Fi-156 um die Werknummer 2466 aus dem<br />

Jahre 1944, also <strong>ein</strong> relativ spätes Produktigion<br />

eder!<br />

Groß war die Erleichterung, als der Storch<br />

am Ende sicher abhob.<br />

Viele Storchen-Arten sind bekanntlich<br />

gefährdet und auch der unbelebte<br />

»Artgenosse« Fieseler Fi-156 bildet<br />

k<strong>ein</strong>e Ausnahme. Um so erfreulicher ist es,<br />

dass Dirk Bende am 11. Mai 2013 die Restaurierung<br />

<strong>ein</strong>es Fi-156 C Storch in s<strong>ein</strong>em<br />

bekannten Luftfahrttechnischen Betrieb<br />

(LTB) am Flugplatz Bonn-Hangelar ab-<br />

werden kann. Dabei entfällt allerdings das<br />

in anderen Varianten optional montierte<br />

7,92-mm-MG 15.<br />

Bespannt wurde der Storch von Dirk Bendes<br />

Partnerin Eva Schmitt. Auch <strong>ein</strong>e neue<br />

Kabinenverglasung brachten die Restauratoren<br />

an – <strong>ein</strong>e sehr langwierige Arbeit, da die<br />

Die Maschine wird für den<br />

dritten Start vorbereitet<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

67


OLDTIMER<br />

Fiesler Fi-156<br />

Bange Minuten: die frisch restaurierte<br />

Maschine kurz vor ihrem Erstflug<br />

Auch der zweite Flügel ist<br />

nach kurzer Zeit montiert<br />

gesamte Verglasung aus vielen Einzelteilen<br />

besteht. Am Instrumentenbrett sind originale<br />

deutsche Geräte montiert. Der Motor, <strong>ein</strong><br />

Argus As 10 C, wurde ebenfalls grundüberholt,<br />

dazu gab es <strong>ein</strong>en neuen MT-Propeller<br />

mit <strong>ein</strong>em Durchmesser von 2,56 Metern.<br />

Originale Holzpropeller von H<strong>ein</strong>e sind in<br />

gutem Zustand hingegen kaum noch zu finden.<br />

Insgesamt hat Dirk Bende bis dato acht<br />

Argus-Geräte überholt, er kennt also alle<br />

Details. Bedingt durch die Metallflächen und<br />

die Zusatztanks in den Tragflächen, hat diese<br />

Maschine <strong>ein</strong> Abfluggewicht von 1485 Kilogramm<br />

und damit das zweitgrößte Abflug -<br />

gewicht aller Störche.<br />

Die »Legion Condor«<br />

Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges<br />

begann sich auch das Ausland rasch zu<br />

positionieren. Während die Republik Unterstützung<br />

in Gestalt der Internationalen Brigaden<br />

erhielt, entsandte Hitler <strong>ein</strong> Kontingent<br />

»Freiwilliger« nach Spanien, die unter der Bezeichnung<br />

»Legion Condor« auf Seiten der<br />

Putschisten fochten.<br />

Insgesamt dienten 25 000 Wehrmachts -<br />

angehörige in Spanien. Zu ihrer Ausrüstung<br />

gehörten unter anderem Ju 87, He 111,<br />

Bf 109 und He 51. Neben der Unterstützung<br />

der Putschisten unter Francisco Franco beabsichtigte<br />

die deutsche Führung, den Spanischen<br />

Bürgerkrieg zu nutzen, um die eigenen<br />

Waffensysteme und Taktiken zu erproben.<br />

Die »Legion Condor« wurde zwischen Juli<br />

und November 1936 aufgestellt und kämpfte<br />

im Dienste der Putschisten bis zum Ende<br />

des Krieges, wobei sie an nahezu allen bedeutenden<br />

Schlachten beteiligt war. Bekannt<br />

wurde die Legion vor allem durch <strong>ein</strong>en verheerenden<br />

Luftangriff auf die Stadt Guernica,<br />

der auch zahlreiche zivile Opfer forderte.<br />

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg benannte<br />

man die Wannseestraße in Berlin in »Spanische<br />

Allee« um. Diesen Namen trägt die<br />

Straße noch heute.<br />

■<br />

Der Vogel hebt ab!<br />

Nun wurde es spannend, denn der restaurier<br />

te Vogel soll nicht nur am Boden, sondern<br />

auch in der Luft <strong>ein</strong>e gute Figur<br />

machen. Mit dem Lufthansa-Piloten und<br />

Oldtimer-Kenner Claus Cordes am Steuer<br />

rollte die Fiesler schließlich am 14. Juni 2013<br />

an den Start. Groß war die Erleichterung, als<br />

der »Storch« am Ende sicher abhob und 66<br />

Minuten in der Luft blieb. Ein zweiter Flug<br />

von 36 Minuten Dauer fand noch am selben<br />

Tag statt. Dirk Bende selbst setzte sich am<br />

17. Juni ins Cockpit, um »s<strong>ein</strong> Baby« zu testen,<br />

während am Boden der neue Eigentümer<br />

zusah. Zu beanstanden hatte dieser<br />

nichts, lediglich <strong>ein</strong>e Korrektur am Flettner-<br />

Ruder war noch nötig. Erfreulich ist auch,<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Pierre Schmitt<br />

68


Der restaurierte Storch im Detail<br />

Die von Dirk Bende restaurierte Fi-156 sollte nicht nur <strong>fliegen</strong> können. Ihr spanischer Besitzer<br />

wünschte sich vielmehr <strong>ein</strong>en orignalgetreuen Storch der »Legion Condor« mit authentischer Ausrüstung<br />

und Markierungen.<br />

Im »Schnabel« des Vogels befindet<br />

sich der Argus As 10 C V 8<br />

Instrumentenbrett mit ausgeklappter<br />

Checkliste (rechts unten)<br />

dass das Rüstgewicht um 40 Kilogramm geringer<br />

ausfiel als das der damaligen Maschinen.<br />

Zuladungsbeschränkungen wird es<br />

demnach also k<strong>ein</strong>e geben.<br />

Das Flugzeug ist jenen Fi-156 nachempfunden,<br />

die während des Spanischen Bürgerkrieges<br />

im Dienste der »Legion Condor« standen.<br />

So trägt es am Leitwerk das markante<br />

schwarze Andreaskreuz der »Legion« auf<br />

weißem Grund. Auch die übrige Bemalung<br />

entspricht dem historischen Vorbild, wie etwa<br />

die Kennung, bei der es sich um die damaligen<br />

Überführungskennzeichen handelt.<br />

Im Cockpit fällt unter anderem die ausklappbare<br />

Checkliste auf – zwar in Französisch<br />

verfasst, dafür aber verlustsicher am Instrumentenbrett<br />

untergebracht.<br />

Weiteres »Storch-Projekt« geplant<br />

Für »Nachwuchs« ist bei Dirk Bende indes<br />

gesorgt: So steht <strong>ein</strong> weiterer Storch bereits<br />

seit Oktober 2012 in Bonn-Hangelar zur<br />

Restaurierung bereit. Es handelt sich dabei<br />

um die Werknummer 338 aus dem Jahre<br />

1943. Umgerüstet zur MS 502, war dieses<br />

Flugzeug mit der französischen Kennung<br />

F-BCDG von 1961 bis 1970 in Frankreich im<br />

Einsatz. Ab 1983 stellte man es in Duxford<br />

aus. Dieser Storch ist insofern interessant, da<br />

es sich um <strong>ein</strong>e relativ seltene Ausführung<br />

mit Doppelsteuer handelt. Eine kurzfristige<br />

Restaurierung dieser Maschine ist allerdings<br />

nicht geplant.<br />

■<br />

Der schwarze runde Kreis am<br />

Rumpf stellt die erste Form<br />

der Spanischen Cocarde dar<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

69


FILM<br />

»The Dam Busters«<br />

Dramatische Stunden. Während die 617 Squadron die deutschen Talsperren<br />

aufs Korn nimmt, kann man in der Einsatzzentrale in Grantham<br />

nur auf die Ergebnisse warten Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />

OHNE KOLLATERALSCHÄDEN: »THE DAM BUSTERS« – TEIL 2<br />

Die Legende lebt<br />

»Operation Chastise« im Mai 1943 war so dramatisch, dass die Filmemacher nicht<br />

mehr viel Phantasie investieren mussten; die Tatsachen waren aufregend genug. Auch<br />

darum haben die Briten »The Dam Busters« von Anfang an geliebt! Es war der<br />

erfolgreichste Spielfilm an britischen Kinokassen des Jahres 1955 Von Stefan Bartmann<br />

Hautnahe Action und die Erinnerung<br />

an <strong>ein</strong>e gloriose Leistung der Royal<br />

Air Force – all das tröstete die Nation<br />

damals über die Tatsache hinweg, k<strong>ein</strong>e Weltmacht<br />

mehr zu s<strong>ein</strong>. Heute ergötzen sich die<br />

Fans des Fliegerfilm-Genres eher an den brillanten<br />

Flugaufnahmen mit den Avro Lancastern<br />

– und zwar echten Lancs, k<strong>ein</strong>en aus<br />

dem Rechner wie inzwischen üblich.<br />

Mindestens drei davon (aus der letzten<br />

Baureihe Mk. VII) standen Regisseur Michael<br />

Anderson zur Verfügung; im Film sieht man<br />

sie oft in Formation. Für die »Operation Chastise«<br />

waren <strong>ein</strong>st 19 Bomber unterwegs. Aber<br />

das hätte im Entstehungsjahr des Films selbst<br />

das Wohlwollen der ansonsten sehr hilfs -<br />

bereiten RAF überfordert. Gleichwohl: Der<br />

Film<strong>ein</strong>satz der Lancs und das aufregende<br />

Tiefflugtraining sind mit allem damals verfügbaren<br />

Aufwand auf Zelluloid gebracht<br />

worden.<br />

Unvermeidliches Handicap: die Lichtverhältnisse<br />

jener mondhellen Nacht vom 16. auf<br />

den 17. Mai 1943, in der man die Talsperren<br />

des Ruhrgebiets per Rollbomben brechen<br />

wollte; bei zweien gelang dies bekanntlich.<br />

Klar, dass diese Szenen bei brauchbarem Licht<br />

70


gedreht worden sind, daher passen die unterschiedlich<br />

ausgeleuchteten Aufnahmen beim<br />

Endschnitt nicht immer flüssig zusammen.<br />

Bis auf wenige missratene Szenen sind die<br />

Spezialeffekte dieses Schwarz-Weiß-Films<br />

überzeugend, der Unterschied zu den starken<br />

Flugaufnahmen ist jedoch offenbar. Für das<br />

kaum verwöhnte Publikum der 1950er-Jahre<br />

waren die simplen Tricks durchaus akzeptabel.<br />

Als Modellszene sehr gelungen: die berstenden<br />

Talsperren! Eine »Oscar«-Nominierung<br />

im Jahr 1956 in der Kategorie »Visual<br />

Effects« honorierte diese sorgfältige Arbeit.<br />

»Dam Busters« konzentriert sich ganz auf die Helden der<br />

»Operation Chastise«. Zivile Opfer kommen nicht vor<br />

s<strong>ein</strong>e Idee. Im Film nimmt Wallis’ »Kampf«<br />

gegen die sture Militärbürokratie breiten<br />

Raum <strong>ein</strong>. Zudem hat er die Lanc nicht konstruiert,<br />

wie im Film behauptet. Dieses Verdienst<br />

steht Roy Chadwick zu.<br />

Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />

Manches wird aus dramaturgischen Gründen<br />

verzerrt – oder schlicht erfunden.<br />

Unverzichtbarer Helfer: RAF<br />

Heute sieht »Dam Busters« so aus, als käme<br />

er direkt aus der Propagandawerkstatt des Air<br />

Ministry und der RAF. Dies stimmt so weit, als<br />

dass ohne deren großzügige Unterstützung<br />

diese Produktion kaum hätte realisiert werden<br />

können; genau so steht es ausdrücklich im Vorspann.<br />

Ein wichtiger Drehort ist die alte RAF-<br />

Basis Scampton, wo die »Operation Chastise«<br />

tatsächlich ihren Anfang nahm. Für die meisten<br />

Crew-Szenen dient aber die nahe gelegene<br />

und fast identische Basis Hemswell (die<br />

1967 geschlossen wurde). Im Hintergrund stehen<br />

bisweilen Avro Lincoln als Kulissen, dem<br />

direkt verwandten Nachfolger der Lancaster.<br />

»Dam Busters« hält sich nicht allzu dicht<br />

an die (damals bekannten) Fakten. Manches<br />

wurde aus dramaturgischen Gründen verzerrt<br />

oder schlicht erfunden. So hatte der genialische<br />

Ingenieur und Bombenbauer Barnes<br />

Wallis nicht mit echten Widerständen zu<br />

kämpfen, als er s<strong>ein</strong>en Plan zur Zerstörung<br />

der Talsperren vorstellte. Es war auch nicht<br />

Wer es beim zeitlichen Ablauf sehr genau<br />

nimmt, wird bemerken, dass in den Trainingsszenen<br />

die Film-Lancs bereits die Rollbomben<br />

am Bauch haben. Tatsächlich waren<br />

sie zu diesem frühen Zeitpunkt noch gar<br />

nicht verfügbar, als die Piloten noch rätselten,<br />

was es mit der gabelförmigen Befes -<br />

tigung auf sich haben könnte. Der erfolg -<br />

lose Angriff auf die ganz anders konstruierte,<br />

von Erd- und St<strong>ein</strong>wällen <strong>ein</strong>gefasste<br />

Guy Gibson (Richard Todd) wird im<br />

Film hemmungslos glorifiziert. S<strong>ein</strong>e<br />

schwierigen Seiten bleiben unerwähnt<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

71


FILM<br />

»The Dam Busters«<br />

Die Rollbombe »Upkeep« wurde tatsächlich zuerst im Miniatur-Maßstab erprobt.<br />

Hier folgt der Film den Tatsachen<br />

Foto picture-alliance/Mary Evans Picture Library<br />

Sorpetalsperre wird im Film gar nicht erwähnt.<br />

Wo ist bei dem ganzen Spektakel eigentlich<br />

der schlimme F<strong>ein</strong>d abgeblieben? Der<br />

verschanzt sich hinter s<strong>ein</strong>en Flugabwehrkanonen<br />

und bleibt unsichtbar wie <strong>ein</strong> Gespenst.<br />

Allenfalls die Flammengarben der<br />

Leuchtspurgeschosse (Bild für Bild mühsam<br />

von Hand hin<strong>ein</strong>getupft) künden von s<strong>ein</strong>er<br />

Existenz. Die fast vollständige Ausblendung<br />

und Auflösung des Gegners zählt zu den<br />

abstrakten Ersch<strong>ein</strong>ungen dieses Zwei-Stunden-Films<br />

…<br />

Modellszene aus »The Dam Busters«. Für die Ausstatter gab es 1956<br />

<strong>ein</strong>e »Oscar«-Nominierung<br />

Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />

Das renommierte »Lexikon des Internationalen<br />

Films« bemängelt an dem brillant gefilmten<br />

Helden-Epos <strong>ein</strong>zig dessen Ignoranz,<br />

denn s<strong>ein</strong> Gedenken gilt ausschließlich den<br />

geopferten Besatzungen. Der Spielfilm erlaubt<br />

sich am Schluss <strong>ein</strong>en kommentarlosen,<br />

nachdenklichen Blick auf die jetzt leeren Zimmer<br />

in Scampton. Von zivilen »Kollateralschäden«<br />

ist nicht die Rede.<br />

Was Wunder, dass »Dam Busters« s<strong>ein</strong>erzeit<br />

nicht (und nie!) in die deutschen Kinos<br />

kam. Die Deutschen trösteten sich zur selben<br />

Zeit mit bunten Heimatfilmen und den verharmlosenden,<br />

pseudo-kritischen Verfilmungen<br />

der »08/15«-Romane von Hans Hellmut<br />

Kirst. Erst 1975 erlebte der britische Kriegsfilm-Klassiker<br />

(unter dem Titel »Mai 1943 –<br />

Die Zerstörung der Talsperren«) s<strong>ein</strong>e späte<br />

Premiere im deutschen Fernsehen. Man darf<br />

annehmen, dass die Deutschen ihn mit ganz<br />

anderen Augen gesehen haben als die Briten<br />

zwei Jahrzehnte davor.<br />

Die Sinnfrage<br />

Acht der 19 Lancaster-Bomber gingen in je -<br />

ner erinnerungswürdigen Nacht verloren,<br />

53 Mann der Besatzung kamen ums Leben,<br />

nur drei gerieten in Gefangenschaft. Dabei<br />

zeitigte der Schlag gegen die deutsche Rüstungsindustrie<br />

des Ruhrgebiets nur bescheidene<br />

Wirkung; beide Dämme waren schnell<br />

<strong>wieder</strong> repariert. Unschätzbar war jedoch die<br />

moralische Bedeutung des gelungenen, wenn<br />

auch verlustreichen Einsatzes. Die verbündeten<br />

Staaten USA und UdSSR waren erstmals<br />

so richtig be<strong>ein</strong>druckt von den Briten, denen<br />

man bestenfalls die Verteidigung ihrer Insel<br />

zugetraut hatte.<br />

Nüchtern betrachtet, war die virtuos <strong>ein</strong>gefädelte<br />

»Züchtigung« NS-Deutschlands von<br />

<strong>ein</strong>em Desaster nicht weit entfernt. Man hatte<br />

sich viel, eigentlich zu viel vorgenommen.<br />

Mit den Jahren wurde der Sinn der »Opera -<br />

tion Chastise« also immer <strong>wieder</strong> mal infrage<br />

gestellt. An der bleibenden Hingabe vieler<br />

72


Kurzkritik<br />

Spannend gebautes<br />

und stark inszeniertes<br />

Weltkriegs-Drama<br />

mit nicht wenig<br />

Pathos. Historisch<br />

fehlerhaft, trotz dokumentarischer<br />

Machart. Die Lancaster-Szenen<br />

sind<br />

schlicht fabelhaft.<br />

Auffallend ist die<br />

<strong>ein</strong>seitige Sicht auf die Folgen der »Operation<br />

Chastise«. Interessant: die britische<br />

TV-Doku aus dem Jahr 2010 über die echten<br />

Dambusters im Bonusmaterial der DVD. ■<br />

Nach den Dreharbeiten ziehen die drei Film-Lancaster haarsträubend<br />

tief über die Besucher <strong>ein</strong>er britischen Airshow hinweg …<br />

Foto Sammlung Stefan Bartmann<br />

Briten an den untrennbar damit verbundenen<br />

Spielfilm hat das freilich nichts geändert.<br />

»Dam Busters« gilt als <strong>ein</strong>er der populärsten<br />

Beispiele s<strong>ein</strong>er Gattung.<br />

Der glorios-pompöse »Dam Busters<br />

March« erwies sich als Ohrwurm, und wer<br />

heute <strong>ein</strong>er Flugvorführung in Duxford beiwohnt,<br />

darf damit rechnen, dass dieses Musikstück<br />

aus den Lautsprechern geschmettert<br />

wird. Auch vor Fußballspielen dröhnt es bisweilen<br />

vom Band. Sogar in der TV-Werbung<br />

findet die Rollbombe ironische Zweitver -<br />

wertung, und jeder echte Brite weiß, worauf<br />

sie anspielt.<br />

Damit könnte die Geschichte zu Ende s<strong>ein</strong>,<br />

gäbe es nicht den eigenwilligen Neuseeländer<br />

Peter Jackson. Der Erfolgsregisseur hat <strong>ein</strong>mal<br />

mehr bewiesen, dass er für Überraschungen<br />

gut ist. Mit <strong>ein</strong>em Remake des Klassikers »The<br />

Dam Busters« hatte kaum jemand in der Branche<br />

gerechnet (siehe Info-Kasten).<br />

Im Mai jährte sich zum 70. Mal dieses Ereignis,<br />

das sich offenbar viel tiefer im britischen<br />

als im deutschen Bewussts<strong>ein</strong> verankert<br />

hat. Die »Battle of Britain Memorial<br />

Flight« (BBMF) lässt traditionell <strong>ein</strong>e der letzten<br />

flugfähigen Lancaster über die Staumauer<br />

des Derwent Reservoir brummen …<br />

Erst in jüngster Zeit haben sich Dokumentarfilme<br />

der zivilen Seite desselben Ereignisses<br />

angenommen. So machte sich im Jahr 2008<br />

der inzwischen 91-jährige George »Johnny»<br />

Johnston, Bombenschütze, auf <strong>ein</strong>e Reise in<br />

die Vergangenheit: Er besuchte die Dämme,<br />

welche s<strong>ein</strong>e 617 Squadron <strong>ein</strong>st knackte, und<br />

Les Munro bekommt k<strong>ein</strong>e Chance, sich<br />

zu rechtfertigen …<br />

er plauderte dort mit <strong>ein</strong>igen älteren Herrschaften,<br />

die damals mit knapper Not davongekommen<br />

waren.<br />

Anfangs hatte Johnston (der s<strong>ein</strong>en Piloten<br />

Joe McCarthy neun Mal (!) aufs Ziel hatte<br />

an<strong>fliegen</strong> lassen, ehe er die Bombe auslöste)<br />

nicht die geringsten Zweifel an der<br />

Rechtmäßigkeit des Einsatzes: »Tit for Tat«,<br />

was so viel bedeutet wie »<strong>Wie</strong> Du mir, so ich<br />

Dir«. Schließlich kam er doch ins Grübeln<br />

und war froh, den Damm des Sorpesees<br />

nicht zerstört zu haben …<br />

Zu hoch!<br />

Zwei Piloten trugen damals ihre »Bouncing<br />

Bomb« <strong>wieder</strong> nach England zurück. Einer<br />

davon war der Neuseeländer Les Munro.<br />

Noch 67 Jahre später, in <strong>ein</strong>er anderen TV-<br />

Dokumentation, schildert der verhinderte<br />

Dambuster diesen Vorfall sichtlich aufgewühlt,<br />

als sei es erst gestern gewesen.<br />

Heute ist der 94-Jährige der <strong>ein</strong>zige noch<br />

lebende Dambuster-Pilot – vielleicht auch<br />

deshalb, weil er s<strong>ein</strong>e Rollbombe nach <strong>ein</strong>em<br />

schweren Flaktreffer nicht über Holland hinausbringen<br />

konnte und sich zur Rückkehr<br />

nach Scampton entschloss. Als er am Nachmittag<br />

des 17. Mai 1943 s<strong>ein</strong>en strengen Squadron-Leader<br />

<strong>wieder</strong>sieht, bekommt der geknickte<br />

Neuseeländer k<strong>ein</strong>e Chance, sich zu<br />

rechtfertigen. Gibson, unerbittlich wie immer,<br />

fertigt ihn mit <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Satz ab: »Sie<br />

waren zu hoch!«<br />

■<br />

Grundüberholt: »The Dam Busters«<br />

Peter Jackson musste den Rechten am<br />

»Dam Busters«-Stoff lange nachlaufen. Er<br />

erwarb sie sofort, als sie verfügbar waren.<br />

Lediglich die Regie des Fantasy-Dreiteilers<br />

»Der Hobbit« und andere Filmprojekte hätten<br />

die Umsetzung bislang verzögert, heißt es.<br />

Seit 2008 sind die konkreten Planungen<br />

im Gange. Drehorte: Großbritannien und<br />

Neuseeland.<br />

In China wurden gleich zehn(!) statische Attrappen<br />

der unverzichtbaren Lancaster-Bomber<br />

bestellt. Sie sind längst geliefert worden<br />

und warten auf ihren Film<strong>ein</strong>satz. Die Attrappen<br />

in Originalgröße bestehen aus Fiberglas<br />

und wirken sehr authentisch – sagen jene, die<br />

sie schon aus der Nähe gesehen haben. Als<br />

Technischer Berater steht Les Munro zur Ver -<br />

fügung. Zudem kann Jackson s<strong>ein</strong>en Film mit<br />

neuen Details zur »Operation Chastise« aufwerten.<br />

Erst jetzt sind bislang klassifizierte<br />

Dokumente zugänglich gemacht worden.<br />

»Operation Chastise« – zweifellos <strong>ein</strong>e<br />

spannende Episode aus den Annalen des<br />

Zweiten Weltkrieges, aber auch <strong>ein</strong> zwingender<br />

Kandidat für <strong>ein</strong> Remake? Die Antwort<br />

wird sehr davon abhängen, ob Peter Jackson<br />

s<strong>ein</strong>e Version um neue Ansichten und Einsichten<br />

zu ergänzen imstande ist. Das Drehbuch<br />

stammt von Allround-Talent Stephen Fry,<br />

der sich als Schauspieler, Satiriker und Romanautor<br />

<strong>ein</strong>en Namen gemacht hat. Nicht<br />

bekannt ist, ob Fry in s<strong>ein</strong>em Script auch die<br />

deutsche Gegenseite zur Kenntnis nimmt –<br />

anders als im Klassiker von 1955.<br />

Die meistbewitzelte Frage in den Internet-<br />

Foren ist jedoch <strong>ein</strong>e ganz andere: <strong>Wie</strong> wird<br />

Wing-Commander Guy Gibsons geliebter Labrador<br />

»Nigger« im Remake heißen – in Zeiten<br />

politischer Korrektheit? Dem Vernehmen<br />

nach haben sich die Produzenten auf »Nigsy«<br />

oder »Digger« ge<strong>ein</strong>igt. Die Puristen werfen<br />

ihnen jetzt schon »Geschichtsfälschung«<br />

vor. In der gesäuberten US-Version wurden<br />

beim Original alle heiklen Dialogzeilen mit<br />

»Trigger« übersynchronisiert.<br />

Der echte »Nigger« wurde am Tag vor dem<br />

Einsatz der 617 Squadron von <strong>ein</strong>em Auto<br />

überfahren. S<strong>ein</strong>e Grabstelle samt Grabplatte<br />

auf der (noch immer aktiven) RAF-Basis<br />

Scampton in Lincolnshire ist bis heute <strong>ein</strong>e<br />

Wallfahrtsstätte für ganz <strong>ein</strong>gefleischte<br />

Fans der »Operation Chastise«. Auch Briten<br />

leben in der Vergangenheit. Es ist nur <strong>ein</strong>e<br />

andere.<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

73


LESERALBUM<br />

ALS MECHANIKER BEI DER LUFTWAFFE – TEIL 3<br />

Der »Flugzeug–D<br />

Der Luftwaffen-Mechaniker Erwin Peters hat bereits in den ersten beiden Kriegsjahren<br />

vieles gesehen, was die Bezeichnung »kurios« oder »heiter« verdient. Mit dem Russlandfeldzug<br />

sollte s<strong>ein</strong>e Reise jedoch erst richtig beginnen<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Lediglich vier Monate tat Erwin Peters<br />

bei der IV./JG 51 Dienst, als sich im<br />

März 1941 bereits der nächste Wechsel<br />

anbahnte. Denn das JG 51 hatte am 20. November<br />

1940 <strong>ein</strong>e Ergänzungsstaffel erhalten,<br />

die in Cazaux stationiert und dem Geschwaderstab<br />

direkt unterstellt war. Sie war<br />

für die Frontausbildung der frisch von den<br />

Fliegerschulen kommenden Piloten zuständig.<br />

Ab dem 1. März 1941 wurde die Staffel<br />

schließlich zu <strong>ein</strong>er Ergänzungsgruppe erweitert,<br />

die neben dem Gruppenstab noch<br />

über zwei Staffeln verfügte (Einsatz- und<br />

Schulstaffel). Erwin Peters wechselte dann<br />

am 25. März 1941 zum Stab dieser Ergänzungsgruppe.<br />

Die Ergänzungsgruppen und<br />

-geschwader waren dazu da, den von den<br />

Schulen kommenden Jagdfliegern Gelegenheit<br />

zu geben, erste Einsatzerfahrungen zu<br />

sammeln, ehe man sie zu den Front<strong>ein</strong>heiten<br />

abkommandierte.<br />

Peters verschlug es zusammen mit s<strong>ein</strong>er<br />

neuen Einheit vom französischen Cazaux<br />

nach Posen und Krakau. Der Wehrpass vermerkt<br />

hierzu »Einsatz im östlichen Operationsgebiet<br />

und im Heimatkriegsgebiet«.<br />

Im Sommer 1941 absolvierte er in Stade<br />

<strong>ein</strong>en Fortbildungslehrgang und konnte<br />

sich danach Elektromechaniker nennen. Die<br />

nächste Ehrung stand dann bereits am 1. Oktober<br />

1941 vor der Tür, als er zum Unteroffizier<br />

befördert wurde.<br />

Im Februar 1942 löste die Luftwaffe die Ergänzungsgruppe<br />

auf und unterstellte deren<br />

Stab samt der 2. Staffel der Ergänzungs-Jagdgruppe<br />

Ost. Erwin Peters zog <strong>wieder</strong> mit. Die<br />

Staffel flog Bf-109-Versionen von der E bis zur<br />

G und lag bis zum September 1942 in Krakau.<br />

Diese Zeit wurde im Wehrpass als »Sicherung<br />

des Generalgouvernements« beschrieben.<br />

Im April 1942 versetzte man Peters zur<br />

Aufklärungsschule in Brieg, wo er im Navigationswesen<br />

ausgebildet wurde. Dort erwarb<br />

er die Fähigkeit, die Kompassanlagen<br />

von Flugzeugen zu kompensieren. Ab März<br />

1943 stieg er zum Feldwebel auf.<br />

Vom September 1942 bis Februar 1944 lag<br />

die Ergänzungs-Jagdgruppe Ost in St. Jean<br />

74


So gemächlich wie auf diesem Bild ging es bei den Mechanikern<br />

der Luftwaffe freilich nicht immer zu. Hier <strong>ein</strong>e<br />

Dornier Do 17 M, vermutlich während <strong>ein</strong>es Manövers im<br />

Sommer 1939. Die Balkenkreuze sind offensichtlich mit<br />

temporären Manöverfarben übermalt worden<br />

Jetzt bloß nicht den<br />

Motor anlassen! Erwin<br />

Peters arbeitet an der<br />

Luftschraube des linken<br />

Triebwerks <strong>ein</strong>er<br />

Bf 110 C oder E. Unter<br />

der Tragfläche befindet<br />

sich <strong>ein</strong>e Bombenaufhängung<br />

(ETC)<br />

Bäume und Triebwerke<br />

gleichermaßen<br />

»entblättert«:<br />

Eine Dornier<br />

Do 17 M oder P<br />

wird gewartet.<br />

Die Luftschrauben<br />

sind abgenommen<br />

und die Kabine ist<br />

mit <strong>ein</strong>er Plane<br />

abgedeckt<br />

oktor«<br />

d’Angely, Frankreich, wo sie auch auf die Fw<br />

190 A umrüstete. »Einsatz im besetzten Gebiet<br />

und Unterstützung der Luftwaffe im Kampf<br />

gegen England« hieß es dazu im Wehrpass.<br />

Der letzte Liegeplatz war dann bis zum<br />

April 1944 Liegnitz in Niederschlesien.<br />

Bis zum Kriegsende wurde die Einheit<br />

<strong>wieder</strong>holt umbenannt. So taufte man sie im<br />

November 1942 zur »Jagdgruppe Ost« um,<br />

ehe die Luftwaffe im November 1944 die ehemaligen<br />

Jagdgruppen West, Süd, Nord und<br />

Ost zum Ergänzungs-Jagdgeschwader 1 zusammenfasste,<br />

wobei die Jagdgruppe Ost zur<br />

III./EJG 1 wurde.<br />

Erwin Peters war zunächst der Stabskompanie<br />

der III./EJG 1 zugeteilt worden, bevor<br />

er zuletzt vom Februar 1945 bis Kriegsende<br />

bei der 2./EJG 1 Dienst tat. Die Zeit ab Februar<br />

1944 wurde im Wehrpass nur noch zusammengefasst<br />

als »Einsatz im Rahmen der<br />

Tagjagd als Flz.-Bodenpersonal im Heimatkriegsgebiet<br />

innerhalb der Lfl. Kdo. Reich«.<br />

Nach dem Kriegsende hatte Erwin Peters<br />

Glück, denn s<strong>ein</strong>e Gefangenschaft in <strong>ein</strong>em<br />

Lager in Bayern unter freiem Himmel, wo<br />

man in Erdlöchern hauste, währte nur kurz<br />

und am 24. Mai 1945 wurde er in die Heimat<br />

nach Marne, Schleswig-Holst<strong>ein</strong>, entlassen.<br />

Nun hatte endlich das Familienleben Vorrang.<br />

Er wurde in Marne sesshaft und arbeitete<br />

bis zur Rente bei verschiedenen Firmen<br />

als Autoschlosser und Verkaufsfahrer. Als<br />

1955 die Bundeswehr entstand, wollte Erwin<br />

Peters <strong>wieder</strong> in den Militärdienst <strong>ein</strong>treten,<br />

wurde aber aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht übernommen. Am 29. Dezember 2002<br />

starb er im Alter von 85 Jahren.<br />

S<strong>ein</strong>e beiden Söhne wurden k<strong>ein</strong>e Flieger,<br />

sie fuhren als Maschinisten zur See.<br />

Mit <strong>ein</strong>em besonderen Dank an Mario Peters<br />

für die Informationen und die Fotos.<br />

Quellen:<br />

Ketley/Rolfe: »Luftwaffen Embleme<br />

1939–1945«. Bonn 2001<br />

Ries, Karl: »Photo Collection Luftwaffe<br />

Embleme 1935–1945«. Mainz 1976<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

75


LESERALBUM<br />

Eine Bf 110 C der II. Gruppe des Zerstörergeschwaders 1.<br />

Die Maschine mit dem Kennzeichen 2J+GM hat am Leitwerk<br />

<strong>ein</strong>en Abschussbalken. Das Abzeichen mit den drei<br />

Wespen über <strong>ein</strong>er Wolke wurde später auch von der<br />

III./ZG 76 übernommen<br />

Ju 52/3m auf <strong>ein</strong>em unbekannten Flugplatz<br />

werden für den nächsten Einsatz vorbereitet<br />

Hier hat es offenbar nicht mehr bis zur nächsten<br />

»Tankstelle« gereicht: <strong>ein</strong>e bauchgelandete<br />

Bf 110 C im seichten Wasser vor der französischen<br />

Küste<br />

76


Ein Festakt mit <strong>ein</strong>em ausländischen Gast bei der Ergänzungs-Jagdgruppe Ost<br />

im Frühjahr 1943 mit <strong>ein</strong>er Bf 109 G-2 im Hintergrund. Als Dritter von rechts<br />

steht der damalige Kommandeur der Gruppe, Oberstleutnant Hermann Graf<br />

Der Propeller <strong>ein</strong>es Fieseler Storch wird vor dem Anlassen<br />

durchgedreht. Das Abzeichen auf der Motorhaube<br />

zeigt <strong>ein</strong>en rennenden Schornst<strong>ein</strong>feger, der<br />

»Hin<strong>ein</strong>!« ruft, was allerdings nicht als Aufforderung zu<br />

verstehen war, sobald der Propeller lief …<br />

Die Ju 52/3m mit dem markanten Ring unter dem Rumpf<br />

gehörte zum 1940 gegründeten Sonderkommando »Mausi«<br />

und wurde zur Suche und Vernichtung von Grund- und<br />

Magnetminen vor Hafen<strong>ein</strong>fahrten <strong>ein</strong>gesetzt. Allerdings<br />

mussten aufgrund des Gewichts von Generator und Ring<br />

die Funkanlage und <strong>ein</strong> Teil der Bewaffnung entfernt<br />

werden. Zudem durfte auch k<strong>ein</strong> Motor ausfallen!<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

77


LESERALBUM<br />

Eine Bf 109 G-2 der Ergänzungs-<br />

Jagdgruppe Ost. Das Abzeichen zeigt<br />

<strong>ein</strong>en Adler auf <strong>ein</strong>em Nest mit drei<br />

Jungvögeln. Interessanterweise hat<br />

die Maschine noch Tragflächen mit<br />

runden Fahrwerksöffnungen, die eigentlich<br />

für die Bf 109 F typisch sind<br />

Wartungsarbeiten an <strong>ein</strong>er Bf 109 G-2 der Ergänzungs-Jagdgruppe<br />

Ost. Man beachte die zweifarbige<br />

Propellerhaube<br />

Werner Mölders (1913–1941) flog bei der<br />

»Legion Condor«, beim JG 53, war Kommodore<br />

des JG 51 und zuletzt General der Jagdflieger<br />

78


Johannes Trautloft<br />

(1912–1995) hat<br />

hier <strong>ein</strong> Foto mit<br />

<strong>ein</strong>er Widmung für<br />

Erwin Peters versehen.<br />

Viele Fotos,<br />

auch mit Trautlofts<br />

bekanntem Dackel,<br />

zeigen, dass die<br />

beiden dienstlich<br />

oft mit<strong>ein</strong>ander zu<br />

tun hatten. Trautloft<br />

baute später<br />

das JG 54 mit auf<br />

Prominenz an der Front: Adolf Galland<br />

(1912–1996) brachte es trotz s<strong>ein</strong>er<br />

jungen Jahre zum General der Jagdflieger<br />

Wo sich das »Lametta«<br />

häuft, ist die Blaskapelle<br />

nicht fern<br />

Da ging wohl der Spieltrieb mit ihm durch: Während s<strong>ein</strong>er Zeit als Kommandeur<br />

der Ergänzungs-Jagdgruppe Ost konnte es sich Hermann Graf<br />

leisten, s<strong>ein</strong>e Fw 190 A-4 mit bunten Farben zu markieren, da er k<strong>ein</strong>e<br />

Einsatzflüge absolvieren musste. Hier ist s<strong>ein</strong>e Fw 190 A-4, Werknummer<br />

0140634 (ex BK+WH), im März 1943 zu sehen<br />

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />

die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

79


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Sie wollen uns schreiben?<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a<br />

80797 München<br />

Film-Requisite-H<strong>ein</strong>kel<br />

He 111<br />

»Into the White«<br />

in Heft 4/2013<br />

Im Juni 2013 war ich mit m<strong>ein</strong>er<br />

Frau in <strong>ein</strong>em großen Wohnmobil<br />

für <strong>ein</strong>en Monat auf <strong>ein</strong>er<br />

Skandinavien-Tour. Eines Tages<br />

befuhr ich die Straße E 15 in Norwegen<br />

von der Stadt Lom in<br />

Richtung Stryn. Während der<br />

Fahrt konzentrierte ich mich<br />

hauptsächlich auf m<strong>ein</strong>e Bordinstrumente<br />

und die sagenhafte Naturlandschaft<br />

Norwegens.<br />

Plötzlich sagte m<strong>ein</strong>e Frau zu<br />

mir: »Hast du eben das Flugzeug<br />

auf m<strong>ein</strong>er Seite gesehen? Ich<br />

glaube, da lag <strong>ein</strong>es d<strong>ein</strong>er Modellflugzeuge.«<br />

Man muss wissen:<br />

Ich bin leidenschaftlicher<br />

Plastik-Modellbauer.<br />

Da wir uns gegenseitig oft<br />

auf den Arm nehmen, glaubte<br />

ich ihr zunächst nicht recht,<br />

schaute aber dennoch heimlich<br />

in den Rückspiegel. Verwundert<br />

erblickte ich tatsächlich <strong>ein</strong><br />

Leitwerk!<br />

Film-He-111: Die Requisite verrottet<br />

im Freien<br />

Foto Georg Fuchs<br />

Hektisch hielt ich schnellstmöglich<br />

an und rieb mir die Augen.<br />

Sofort wendete ich und fuhr<br />

zurück. Direkt neben der Straße<br />

lag das Flugzeug, nach m<strong>ein</strong>er<br />

Einschätzung <strong>ein</strong>e He 111. Sofort<br />

schoss ich unzählige Fotos und<br />

wies m<strong>ein</strong>e Frau an, mich mit<br />

dem Wrack in allen möglichen<br />

Positionen zu fotografieren. Da<br />

ich mich im Allgem<strong>ein</strong>en nicht<br />

gerne ablichten lasse, war nun<br />

m<strong>ein</strong>e Frau ihrerseits etwas verwundert,<br />

aber diese <strong>ein</strong>malige<br />

Gelegenheit wollte ich mir nicht<br />

entgehen lassen.<br />

Alles ist eigentlich noch gut<br />

erhalten und absolut sehenswert.<br />

Schade, dass dieses Relikt sch<strong>ein</strong>bar<br />

verrottet. Ich bin erst seit die-<br />

sem Jahr Leser Ihres Magazins.<br />

Haben Sie über dieses Wrack<br />

schon <strong>ein</strong>mal berichtet bzw. weiß<br />

man etwas über das Schicksal<br />

dieses Flugzeugs?<br />

Georg Fuchs, Rauenberg<br />

Gratulation! Sie haben <strong>ein</strong> echtes<br />

»Movie-Prop« aufgespürt, <strong>ein</strong>e Film-<br />

Attrappe aus Blech und Sperrholz,<br />

die 2011 bei der Eingangssequenz<br />

des norwegischen Spielfilms »Into<br />

the White« als gecrashte He 111<br />

diente. Wenn Sie die zurückliegenden<br />

Ausgaben von <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> sammeln, werden Sie feststellen,<br />

dass wir uns in der April-<br />

Ausgabe 2013 diesem Film bereits<br />

gewidmet haben. »Into the White«<br />

war k<strong>ein</strong> Erfolg an der Kinokasse<br />

und die Kritiken waren sehr durchwachsen.<br />

<strong>Wie</strong> als Symbol hierfür<br />

liegt das gefledderte H<strong>ein</strong>kel-Requisit<br />

noch immer in Norwegen herum.<br />

Ein nicht untypisches Schicksal;<br />

nach Drehschluss wissen die Produzenten<br />

oft nicht, was sie mit ihrer<br />

sperrigen Ausstattung anfangen<br />

sollen …<br />

Stefan Bartmann, Redaktion<br />

Junkers Ju 88<br />

»Kampf um Deutschlands<br />

Nachthimmel« in Heft 5/2013<br />

Erlauben Sie mir <strong>ein</strong>e Anmerkung<br />

zu den Bildern in <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> 5/2013, Seite 17 rechts<br />

oben und rechts Mitte: Bei dem<br />

Bild rechts Mitte heißt es: »Platz<br />

des Funkers in der Ju 88 C-6. Das<br />

Sichtgerät des SN 2 hatte er zwischen<br />

den B<strong>ein</strong>en.« Interessant ist,<br />

dass im Bild darüber rechts ebenfalls<br />

das Sichtgerät des SN 2 zu sehen<br />

ist, hier aber auf dem Platz<br />

rechts neben dem Flugzeugführer,<br />

bei der Ju 88 A der Platz des Beobachters.<br />

<strong>Wie</strong> soll der Funker gleichzeitig<br />

das SN 2 und die anderen<br />

Funkgeräte an der Rückwand der<br />

Kanzel – dem angestammten Arbeitsplatz<br />

des Funkers – bedienen?<br />

Die Antwort ist <strong>ein</strong>fach: Mir<br />

ist <strong>ein</strong>e Ju-88-Nachtjagdbesatzung<br />

bekannt, die mit der Einführung<br />

des SN 2 <strong>ein</strong> viertes Besatzungsmitglied<br />

bekam – den SN-2-Funker.<br />

Dieser saß auf dem Platz<br />

rechts neben dem Flugzeugführer.<br />

Claus Nattermann, per E-Mail<br />

80


Kritische Mach-Zahl<br />

BACKGROUND<br />

<strong>FLUGZEUG</strong>E IM GRENZBEREICH<br />

Schneller geht’s nicht!<br />

Ende der 1950er-Jahre hatte American-Airlines-<br />

Präsident C. R. Smith <strong>ein</strong>en zündenden Einfall:<br />

Er beabsichtigte, die Konkurrenz mit <strong>ein</strong>er Reisegeschwindigkeit<br />

von 635 Meilen pro Stunde (zirka<br />

1022 km/h) auf der Strecke New York–Los Angeles um<br />

bis zu 45 Minuten unterbieten.<br />

DIE BOEING B707 UND DOUGLAS DC-8 schafften<br />

das nicht ganz. Convair, <strong>ein</strong> Hersteller aus Kalifornien,<br />

wollte das Marktsegment für sich erobern und garantierte<br />

vertraglich die geforderte Geschwindigkeit.<br />

Am 24. Januar 1961 war Erstflug der vierstrahligen<br />

Convair CV 990, <strong>ein</strong>er Weiterentwicklung der kl<strong>ein</strong>eren<br />

CV 880. Sie besaß als erstes Verkehrsflugzeug<br />

Anti-Skid-Bremsen, <strong>ein</strong>e hydraulische Rudersteuerung<br />

und speziell geklebte Tanks; dazu bärenstarke Starfighter-Triebwerke<br />

mit <strong>ein</strong>er hinteren Freilaufturbine<br />

(Aft Fan) statt Nachbrennern.<br />

BEI DEN ERSTEN TESTS BEGANN DER JET ab <strong>ein</strong>er<br />

gewissen Geschwindigkeit zu schütteln. Mal nervten<br />

Luftströmungen an den äußeren Triebwerken, mal be<strong>ein</strong>trächtigten<br />

Verwirbelungen an den Aufhängungen<br />

der inneren Motoren die Höhenruderwirkung. Schnell<br />

war der »Schuldige« gefunden: die kritische Mach-<br />

Zahl. Bei diesem Wert erreicht die »transsonische«<br />

Luftströmung (<strong>ein</strong> Bereich etwa zwischen Mach 0.7<br />

und 1.2) irgendwo am Flieger das erste Mal Schallgeschwindigkeit:<br />

durch <strong>ein</strong>e Verengung oder <strong>ein</strong> angrenzendes<br />

Bauteil, wo auch immer. Der lokal begrenzte<br />

Überschallflug erzeugt kl<strong>ein</strong>e Schockwellen, die bis zur<br />

örtlichen Ablösung der Grenzschicht und zum Strömungsabriss<br />

führen können; er bringt stark erhöhte<br />

Widerstandsbeiwerte mit sich.<br />

1947 HATTE CHUCK YEAGER MIT DER BELL X-1<br />

erstmals die Schallmauer durchbrochen. Inzwischen<br />

war bekannt, dass die kritische Mach-Zahl vom Anstellwinkel,<br />

der Flügelpfeilung und der Profildicke abhing.<br />

Die Convair-Aerodynamiker konnten an diesen<br />

Faktoren nichts mehr ändern und ersannen »Pods«,<br />

seltsame rundliche Körper an den Flügeln, die die lokale<br />

Strömung auf Unterschall-Niveau drosseln sollten.<br />

Das taten sie auch – obendr<strong>ein</strong> passte in die Pods<br />

auch Sprit, den man vor Notlandungen mit Düsen <strong>wieder</strong><br />

ablassen konnte; allerdings erzeugten die kugeligen<br />

Teile selbst neuen Widerstand.<br />

DIE VERSPROCHENEN 635 MEILEN Reisegeschwindigkeit<br />

wurden nie erreicht, Convair musste immense<br />

Vertragsstrafen zahlen. Die schöne CV 990 und ihre<br />

verbesserte Variante CV 990A »Coronado« wurden nur<br />

37 Mal gebaut und damit zum größten Flop des frühen<br />

Jet-Zeitalters.<br />

Rolf Stünkel ■<br />

»Der lokal<br />

begrenzte<br />

Überschallflug<br />

erzeugt<br />

kl<strong>ein</strong>e Schockwellen.«<br />

Wenn der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird:<br />

Diese CV 990 trägt jeweils zwei Pods auf den Tragflächen,<br />

wodurch man zwar das Problem mit der kritischen<br />

Machzahl umgehen konnte, auf der anderen<br />

Seite jedoch <strong>ein</strong>en größeren Luftwiderstand erzeugte<br />

Foto NASA<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />

81


VORSCHAU<br />

Nr. 147 I 9/13 I September I 14. Jahrgang<br />

Me-262-Pilot Egon Hummel<br />

Mitte November 1944 betritt der erfahrene Fluglehrer Egon Hummel Neuland: Er wird auf die<br />

Messerschmitt Me 262 <strong>ein</strong>gewiesen. Fortan fliegt er für das Kampfgeschwader 51 Einsätze mit<br />

dem ersten serienmäßig hergestellten Strahlflugzeug der Welt.<br />

Hawker<br />

Hurricane<br />

Sie ist der neueste Stolz<br />

der Battle of Britain<br />

Memorial Flight: <strong>ein</strong>e<br />

Hawker Hurricane IIc.<br />

Richard Paver berichtet<br />

über ihre Herkunft sowie<br />

Restaurierung – und<br />

durfte den legendären<br />

Jäger in der Luft vor das<br />

Objektiv locken!<br />

Foto Peter Cronauer<br />

Foto Richard Paver<br />

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Helmut Kramer<br />

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helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Helmut Gassner<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Johanna Eppert<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />

Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

Clemens Hahn, Carsten L<strong>ein</strong>inger<br />

Herstellungsleitung Zeitschriften<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

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Ihr Chefredakteur<br />

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Markus Wunderlich<br />

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(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />

(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />

Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt <strong>ein</strong><br />

Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />

ISSN 1617-0725 • 52469<br />

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beim Verlag.<br />

© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />

<strong>ein</strong>es Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt <strong>ein</strong>gesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird k<strong>ein</strong>e Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />

Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />

für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />

11a, 80797 München.<br />

Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />

verfassungsf<strong>ein</strong>dliche Symbole b<strong>ein</strong>halten. Soweit solche Fotos in diesem<br />

Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />

Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />

und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />

damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />

Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />

StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />

sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.


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