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9<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Ein Magazin von<br />
FOCKE-WULF<br />
FW 190<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50<br />
Luxemburg € 6,90<br />
Italien € 7,50<br />
Schweden SKR 89,00<br />
€ 5,90<br />
Sept. 2013<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Westland Whirlwind | Focke-Achgelis FA 330 | McDonell F-4F Phantom II<br />
■ Fieseler Fi 156<br />
Legions-Storch fliegt<br />
Dienstälteste aller Fw 190<br />
<strong>Wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Waldfund</strong><br />
<strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong> <strong>lernte</strong><br />
Dornier Do 17<br />
Einzigartiges Wrack gehoben!<br />
■ Blohm & Voss Bv 40<br />
Skurriler Kampfgleiter<br />
■ Ploesti-Ölquellen<br />
Im Visier der USAAF
Schlachten, Technik,<br />
Feldherren<br />
Das neue Heft ist da.<br />
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Editorial<br />
Gehoben – und jetzt?<br />
Zunächst: Vielen Dank, ihr lieben Briten,<br />
dass ihr die vermutlich letzte Dornier Do 17<br />
vom Grund des Ärmelkanals geholt habt.<br />
Gut, ihr habt sie auch vor über 70 Jahren dort hin<br />
geschickt. Aber es spricht für eure Erinnerungskultur,<br />
dass ihr selbst <strong>ein</strong> ehemals gegnerisches<br />
Kampfflugzeug aus <strong>ein</strong>er Zeit, in der ihr viel Leid<br />
erdulden musstet, als erhaltenswertes Erbe betrachtet.<br />
Doch was soll nun mit der Rarität passieren?<br />
Das wollten wir von Ihnen wissen, liebe<br />
Leser. Das Ergebnis der Umfrage (siehe Seite 4)<br />
überrascht mich in s<strong>ein</strong>er Eindeutigkeit: Über drei<br />
Viertel von Ihnen möchte das zweimotorige Flugzeug<br />
komplett restauriert sehen. Aber lohnt sich<br />
das? Blicken wir auf ähnliche Projekte, zeigt die<br />
Erfahrung, dass dabei von der ursprünglichen<br />
Substanz nicht mehr viel erhalten bleibt. Vielmehr<br />
gleichen solche Verjüngungskuren mehr <strong>ein</strong>em<br />
kompletten <strong>Wie</strong>deraufbau. Und der wäre doch<br />
mal <strong>ein</strong>e überlegenswerte Initiative für <strong>ein</strong> deutsches<br />
Museum! So spräche nichts gegen die Pläne<br />
der RAF-Verantwortlichen, die Do 17 aus dem<br />
Ärmelkanal so zu erhalten, wie sie gefunden<br />
wurde.<br />
Wer von uns stand gerade zur Urlaubszeit nicht<br />
schon vor der Zapfsäule und blickte teils ungläubig,<br />
teils verärgert auf die Spritpreise? Doch wie<br />
wäre es, wenn Deutschland plötzlich ohne das<br />
schwarze Gold auskommen müsste? 1943 haben<br />
die Alliierten eben dies versucht, als sie im August<br />
1943 B-24-Bomber aussandten, um Deutschlands<br />
»Tankstelle«, die Ölfelder von Ploesti, dicht zu<br />
machen. Dietmar Hermann zeigt, wie der Einsatz<br />
geplant wurde und wie hochdramatisch er schließlich<br />
ablief.<br />
Markus Wunderlich<br />
Markus Wunderlich,<br />
Chefredakteur<br />
Jetzt erst mal unter die<br />
Dusche: Nach der Bergung<br />
muss die Do 17<br />
umfangreich gesäubert<br />
werden, damit ihr nicht<br />
Korrosion den<br />
Garaus macht<br />
Foto RAFM<br />
Wir stellen vor<br />
Wolfgang Mühlbauer ist<br />
seit frühester Kinheit von<br />
allem fasziniert, was starre<br />
Flügel hat. Natürlich auch<br />
von der Gloster Meteor, der<br />
er erstmals im Airfix Katalog<br />
von 1973 »begegnet« ist.<br />
Für diese Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
hat er sich insbesondere ihre Laufbahn als<br />
Tagjäger im aufkeimenden Kalten Krieg vorgenommen.<br />
Er musste feststellen, dass die<br />
strahlgetriebene Meteor <strong>ein</strong> Paradebeispiel<br />
dafür ist, wie schnell Militärtechnik überholt<br />
s<strong>ein</strong> kann.<br />
Stefan Bartmann ist Filmund<br />
Flugzeugfan und hat<br />
als Lokaljournalist jahrelang<br />
über aktuelle Kinoproduktionen<br />
geschrieben. In<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> darf<br />
er sich den Filmklassikern<br />
des Luftfahrtgenres widmen. Dazu gehört<br />
zweifelsohne »Dam Busters«, das Heldenepos<br />
aus dem Jahr 1955, das die »Operation<br />
Chastise« feiert. Der pathetische Streifen<br />
hat Stärken und Schwächen – und er sagt <strong>ein</strong>iges<br />
aus über britische Befindlichkeiten,<br />
damals wie heute …<br />
Peter W. Cohausz arbeitet<br />
als Vermessungsingenieur<br />
und war schon als Schüler<br />
von alter Flugzeugtechnik<br />
fasziniert. Die Beschäftigung<br />
mit Leseralben ist für ihn außerordentlich<br />
reizvoll. Es ist<br />
immer wie <strong>ein</strong> Überraschungspaket, denn<br />
man weiß nie, welche Schätze sich darin verbergen:<br />
seltene Flugzeugtypen, schöne Stimmungsaufnahmen,<br />
aber auch Nachdenkliches.<br />
Vor allem aber lernt man etwas über die<br />
bewegenden Schicksale hinter den Bildern<br />
und erweitert oft das eigene Wissen.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
3
INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 09-13<br />
14 die<br />
Einzigartig: Die Fw 190 der Flying Heritage Collection ist<br />
weltweit dienstälteste »190«<br />
OLDTIMER<br />
Fw 190 mit Original-Motor restauriert<br />
Die Königin des Himmels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Was mit <strong>ein</strong>em <strong>Waldfund</strong> begann, wurde zu <strong>ein</strong>em<br />
<strong>ein</strong>maligen Restaurations-Projekt: Die »Weiße A«<br />
ist die <strong>ein</strong>zige Fw 190 mit Original-Motor!<br />
TECHNIK<br />
Erster Strahljäger der RAF – Teil 2<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
Der Rekordjäger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Mit der Meteor begann auch bei der RAF die Zeit<br />
der Strahljäger – wenn auch anders als gedacht.<br />
TITELTHEMA<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Angriff auf die Ölfelder von Ploesti<br />
Kampf um das schwarze Gold . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Operation »Tidal Wave«: Bot <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Bomben -<br />
angriff auf die rumänischen Ölfelder tatsächlich die<br />
Chance, die deutsche Kriegsmaschinerie abzuwürgen?<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Kampfgleiter Blohm & Voss Bv 40<br />
Motorlos an den F<strong>ein</strong>d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Einfache, kl<strong>ein</strong>e Gleiter sollten die überlastete<br />
deutsche Jagdwaffe entlasten. Konnte dieses<br />
Konzept aufgehen?<br />
38<br />
Kl<strong>ein</strong>, sch<strong>ein</strong>bar harmlos, aber für<br />
US-Bomber gefährlich: Bv 40<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
Vielseitige Arado SC I<br />
Ein Doppeldecker für alle Fälle . . . . . . . . . . . 44<br />
Die Arado SC I vermochte trotz sparsamer Instrumentierung<br />
als »Multi-Talent« zu überzeugen.<br />
Ihre M<strong>ein</strong>ung zur Do 17. Mehr<br />
über die Bergung ab Seite 60!<br />
Die im Ärmelkanal gebor -<br />
gene Do 17 soll in dem<br />
Zustand ausgestellt werden,<br />
den sie zum Zeitpunkt ihrer<br />
Bergung aufwies.<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />
80,8 %<br />
Man sollte die Do 17 vollständig restaurieren, da es weltweit k<strong>ein</strong> erhaltenes Exemplar mehr gibt!<br />
11,7 %<br />
Es wäre gut, wenn man das Wrack wenigstens teilweise instand setzen würde,<br />
um <strong>ein</strong> genaueres Bild von der Maschine zu bekommen.<br />
7,5 %<br />
Das finde ich gut, so erhält man <strong>ein</strong>en lebendigen Eindruck davon,<br />
wie <strong>ein</strong> Flugzeug nach mehr als 60 Jahren im Salzwasser aussieht.<br />
4
Ein Magazin von<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50<br />
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Schweden SKR 89,00 Sept. 2013<br />
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22<br />
Die Meteor brachte nicht nur <strong>ein</strong>e ordentliche Portion Schub,<br />
sondern auch <strong>ein</strong>e Reihe von Schwierigkeiten mit sich<br />
Sie sollte Deutschlands Tankstelle dicht machen: B-24 bombar-<br />
30 dierten im August 1943 die Ölfelder von Ploesti<br />
SERIE<br />
Unternehmen »Husky« – Sizilien im Juli 1943<br />
Sturm auf die »Festung Europa« . . . . . . . . 48<br />
Nach der Kapitulation der Achsenmächte in Afrika<br />
setzten die Alliierten zum Sprung auf Italien an. Ihnen<br />
stellte sich <strong>ein</strong>e arg gebeutelte Luftwaffe entgegen.<br />
OLDTIMER<br />
Seltenes Wrack im Ärmelkanal geborgen<br />
Bomber geangelt!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
Wahrlich <strong>ein</strong> »dicker Fisch«: Im Ärmelkanal wurde<br />
jüngst auf spektakuläre Weise <strong>ein</strong>e seltene Dornier<br />
Do 17 gehoben!<br />
OLDTIMER<br />
Spektakuläres Restaurationsprojekt<br />
Storch der Legion Condor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
Später »Nachschub« für die Luftwaffe in Spanien:<br />
Jüngst wurde <strong>ein</strong>e Fi 156 im Stil der »Legions -<br />
störche« restauriert. 66<br />
FILM<br />
Ohne Kollateralschäden: »The Dam Busters« – Teil 2<br />
Die Legende lebt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
»Fluchtkino« auf Britisch: Filme wie »The Dam<br />
Busters« halfen den Briten erfolgreich dabei, sich<br />
Ablenkung von der ungemütlichen Nachkriegswelt<br />
zu verschaffen.<br />
LESERALBUM<br />
Als Mechaniker bei der Luftwaffe<br />
Der Flugzeug-Doktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
Schrauben, hämmern, nieten: Auch die Luftwaffen-<br />
Mechaniker waren am Höhepunkt des Krieges<br />
gefordert.<br />
Die Fi 156<br />
mit den<br />
Markierungen<br />
der<br />
Legion<br />
Condor<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Aggregat A4 ........................ 8<br />
Arado SC I ........................ 44<br />
Avro Lancaster .................. 70<br />
Bo<strong>ein</strong>g B-24 ................ 30, 48<br />
Blohm & Voss Bv 40.......... 38<br />
Convair CV 990 ................. 81<br />
Dornier Do 17 ............. 60, 74<br />
Fieseler Fi 156.................. 66<br />
Focke-Wulf Fw 190............. 14<br />
Gloster Meteor .................. 22<br />
Hawker Sea Harrier............ 13<br />
IAR-80 .............................. 35<br />
Junkers Ju 52 ................... 76<br />
Macchi MC.202................. 48<br />
McDonnell F-4F Phantom II..... 8<br />
Messerschmitt Bf 109... 33, 74<br />
Messerschmitt Bf 110 ........ 76<br />
North American B-25 ........... 8<br />
Supermarine Spitfire Mk IX... 51<br />
Yakowlew Yak-3 ................. 13<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 58<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
9<br />
Westland Whirlwind | Focke-Achgelis FA 330 | McDonell F-4F Phantom II<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
FOCKE-WULF<br />
FW 190<br />
■ Fieseler Fi 156<br />
Legions-Storch fliegt<br />
Dienstälteste aller Fw 190<br />
<strong>Wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Waldfund</strong><br />
<strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong> <strong>lernte</strong><br />
Dornier Do 17<br />
Einzigartiges Wrack gehoben!<br />
■ Blohm & Voss Bv 40<br />
Skurriler Kampfgleiter<br />
■ Ploesti-Ölquellen<br />
Im Visier der USAAF<br />
TITELBILD<br />
Fw 190: John Dibbs<br />
Do 17: H. Ringlstetter<br />
Profil: H. Ringlstetter<br />
Meteor: via Buttler<br />
€ 5,90<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
5
BILD DES MONATS<br />
Blickfang aus dem hohen Norden<br />
Es sei dahingestellt, ob die Douglas A-26B Invader<br />
»Sugarland Express« hält, was ihr Name verspricht<br />
und ihre Passagiere tatsächlich nach »Sugarland«<br />
befördet. Was aber ohne jeden Zweifel der Realität<br />
entspricht, ist ihr wunderschöner Anblick in der<br />
Luft, wie hier im Mai 2013. Geflogen wird sie von<br />
ihrem Besitzer Jan Andersson.<br />
Die A-26 mit der S/N 44-34602 und der Kennung<br />
N167B verließ 1944 die Werkhallen und<br />
wurde als Schulungsflugzeug <strong>ein</strong>gesetzt. Ihre<br />
ak tive Zeit bei der USAF endete 1958, worauf<br />
man sie zur Zivilvariante Monarch 26 umbaute.<br />
Als solche trug sie die Registrierung N839H.<br />
2011 erwarb Jan Andersson, Gründer der schwe -<br />
dischen Ver<strong>ein</strong>igung »Nordic Warbirds«, die betagte<br />
Invader. Restauriert wurde sie im Luftfahrtmuseum<br />
Västerås.<br />
Text und Foto Björn Hellenius<br />
6
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
7
PANORAMA<br />
Zum Abschied noch<br />
mal kunterbunt:<br />
die Phantom II<br />
Foto Andreas Zeitler<br />
■ MCDONNELL F-4F PHANTOM II<br />
Moment der Wehmut: Die Phantom<br />
38+10 mit historischem<br />
Anstrich<br />
Foto Andreas Zeitler<br />
Phantom Pharewell<br />
Am 29. Juni 2013 veranstaltete das JG 71 37+01 die Ehre zuteil, als<br />
»Richthofen« in Wittmund <strong>ein</strong>en Tag der letzte Phantom in Wittmund<br />
zu landen – getreu<br />
offenen Tür, zu dem an die 130 000 Besucher<br />
erschienen sind. Hintergrund war der Abschied<br />
von der F-4F Phantom II, die nach 40 out«, was auch als Schrift-<br />
dem Motto »First in – last<br />
Jahren Dienst nun ausgemustert wurde. zug auf dieser Maschine zu lesen war.<br />
Zu sehen gab es unter anderem die Phantom<br />
II mit der Kennung 37+01, die 1973 als 38+10 erhalten, die im Zuge der Außerdienst-<br />
Eine spezielle Bemalung hat auch die F-4F<br />
erste F4-F zur Luftwaffe kam. Mit <strong>ein</strong>er für stellung noch <strong>ein</strong>mal mit dem historischen<br />
diesen Anlass speziellen Bemalung wurde der Norm72-Tarnstrich zu sehen war. Die Maschine<br />
wurde am 4. Juli 2013 an das JG 74 in Neuburg<br />
übergeben, wo sie nun Teil <strong>ein</strong>er Sammlung<br />
historischer Dokumente und Fluggeräte<br />
wird. Damit wird die 38+10 erhalten bleiben,<br />
während die übrigen Phantome vermutlich<br />
verschrottet werden. Andreas Zeitler ■<br />
■ WRIGHT FLYER<br />
Flugzeug im<br />
Kreisverkehr!<br />
In der niederländischen Stadt Etten Leur<br />
ist im Hauptkreisverkehr das Modell <strong>ein</strong>es<br />
Wright Flyer ausgestellt worden. Hintergrund<br />
ist der erste Motorflug im niederländischen<br />
Luftraum, den Graf Charles de<br />
Lambert 1909 in s<strong>ein</strong>em Wright Flyer unternommen<br />
hat. Das 1:1-Modell ist aus<br />
Metall gefertigt, um es so vor der Witterung<br />
zu schützen. Roger Soupart ■<br />
■ NORTH AMERICAN B-25<br />
»Fliegender Holländer«<br />
Verführerische Nose-Art, attraktives Flugzeug:<br />
Bei dieser B-25 passt <strong>wieder</strong> alles zusammen<br />
Nachdem sie mehr als drei Jahre am<br />
Boden bleiben musste, darf die B-25<br />
Mitchell »Sarinah« der Royal Netherlands<br />
Historical Flight nun <strong>wieder</strong> <strong>fliegen</strong>. Der<br />
Bomber, das Flaggschiff der auf dem Luftwaffenstützpunkt<br />
Gilze Rijen beheimateten<br />
Organisation, hat die niederländische<br />
Zivilzulassung PH-XXV erhalten. Sie ist<br />
<strong>ein</strong>e von nur noch zwei in Europa auf Airshows<br />
zu sehenden Mitchell und die <strong>ein</strong>zige<br />
mit r<strong>ein</strong> militärischer Bemalung.<br />
Roger Soupart ■<br />
K<strong>ein</strong> Grund zur Sorge:<br />
Das Modell ist<br />
statisch<br />
und k<strong>ein</strong><br />
Verkehrsteilnehmer<br />
Foto Roger Soupart<br />
8
■ FOCKE-ACHGELIS FA 330 A-0<br />
»Bachstelze« hat »Mauser«<br />
hinter sich<br />
Die »Bachstelze« wirkt wie Spielzeug,<br />
konnte aber <strong>ein</strong> wertvolles<br />
Hilfsmittel bei der Aufklärung<br />
s<strong>ein</strong> Foto M. Fernandez-Sommerau<br />
In Belgien kam jüngst die Restauration der<br />
Focke-Achgelis Fa 330 A-0 »Bachstelze«,<br />
Werknummer 100010, zum Abschluss. Der<br />
motorlose Tragschrauber diente im Zweiten<br />
Weltkrieg als Späher für U-Boote vom Typ<br />
IX, den großen »Monsun«-Ostindienbooten.<br />
Die »100010« war für U-849 vorgesehen,<br />
doch wie oft oder ob der Tragschrauber überhaupt<br />
zum Einsatz kam, ist ungewiss. U-849<br />
nahm nämlich erst im Oktober 1943 s<strong>ein</strong>en<br />
Dienst auf und ging bereits <strong>ein</strong>en Monat später<br />
verloren. Die Fa 330 waren zu dieser Zeit<br />
aber nicht mehr aktiv, da die Auf- und Abbauzeiten<br />
zu viel Zeit in Anspruch nahmen.<br />
Die Marineführung hat daher die »100010«<br />
zusammen mit anderen Tragschraubern beim<br />
Luftpark 4/IX in Kiel-Holtenau <strong>ein</strong>gelagert.<br />
Nach dem Krieg gelangten die meisten<br />
nach England, <strong>ein</strong>ige weitere in die USA und<br />
Frankreich. In allen Ländern wurden die Maschinen<br />
intensiv getestet, ehe man sie zuletzt<br />
an Privatsammler und Museen abgab. So kam<br />
auch die »100010« in Privatbesitz, ehe sie 2002<br />
von <strong>ein</strong>em belgischen Sammler erworben<br />
wurde, der sie schließlich restaurierte. Während<br />
er die Rotorblätter weitgehend im Originalzustand<br />
beließ, musste viel von der Ausrüstung<br />
ergänzt werden wie die Instrumentierung<br />
oder die Sitzbespannung und die<br />
Bauchgurte. Auch die Leitwerkbespannung<br />
fehlte. Zuletzt wurde die Lackierung in RLM<br />
65 Hellblau erneuert. Peter W. Cohausz ■<br />
■ LOCKHEED SUPER CONSTELLATION<br />
»Connie« ist <strong>wieder</strong> flügge<br />
Die Super Constellation des Basler Ver<strong>ein</strong>s<br />
»Super Constellation Flyers Association«<br />
ist seit dem 28. April 2013 <strong>wieder</strong> flugfähig.<br />
Damit endet <strong>ein</strong>e lange Serie von technischen<br />
Problemen, vor allem am Triebwerk, die <strong>ein</strong>en<br />
sicheren Betrieb des Flugzeugs unmöglich<br />
machten. Die Crews absolvierten Anfang<br />
Mai das nötige Flugtraining in Frankreich, wo<br />
die Maschine im Juni<br />
auch auf dem Aerosalon<br />
in Paris-Le Bourget<br />
ausgestellt war.<br />
Endlich <strong>wieder</strong> in der Luft: Lockheeds<br />
»Super Connie« Foto Sandra Romanowicz<br />
In Deutschland wird die »Super Connie«<br />
am Samstag, dem 24. August, beim Fliegerfestival<br />
in Tannkosh zu sehen s<strong>ein</strong>. Mitte<br />
September nimmt sie auch an der Sanicole-<br />
Airshow in Belgien teil. Weltweit gibt es nur<br />
noch zwei flugfähige Exemplare; die andere<br />
Maschine ist zurzeit in Australien stationiert.<br />
Jürgen Schelling ■<br />
■ WESTLAND WHIRLWIND MK I<br />
So <strong>ein</strong> »Wirbel«!<br />
In England hat sich <strong>ein</strong>e Gruppe von Flugzeugbauern<br />
und freiwilligen Helfern unter der<br />
Bezeichnung »Whirlwind Fighter Project« (WFP)<br />
zusammengetan mit der Absicht, <strong>ein</strong>e Westland<br />
Whirlwind Mk I originalgetreu<br />
nachzubauen und in <strong>ein</strong>em Museum<br />
auszustellen. Andere Nachbauten<br />
oder originale Exemplare<br />
existieren heute nicht mehr.<br />
Die zweimotorige Westland<br />
Whirlwind ist ursprünglich als<br />
schwerer Langstreckenjäger entworfen<br />
worden.<br />
Aufgrund anhaltender Probleme<br />
mit den Peregrine-Motoren wurde<br />
die Whirlwind Ende 1943 aus dem<br />
Einsatz genommen, nachdem lediglich<br />
116 Exemplare die Werkhallen<br />
verlassen haben. Eine Umrüstung<br />
auf Merlin-Motoren hingegen lohnte<br />
sich nicht, da dies im Hinblick auf<br />
Westland Whirlwind P7116 bei der<br />
263 Squadron im Januar 1942<br />
Ein Steuerknüppelgriff wird<br />
<strong>ein</strong>gescannt Fotos (2) WFP<br />
den Aufwand <strong>ein</strong>er Neukonstruktion<br />
gleichgekommen<br />
wäre. Die RAF<br />
ersetzte die Whirlwind<br />
schließlich durch die<br />
erfolgreiche Hawker<br />
Typhoon, während<br />
sämtliche Westland-<br />
Maschinen bis 1947<br />
verschrottet wurden.<br />
Neben den fehlenden<br />
Originalen besteht<br />
<strong>ein</strong> weiteres<br />
Problem darin, dass<br />
das Firmenarchiv von Westland ebenfalls<br />
1947 zerstört wurde. Die Mitglieder des WFP<br />
haben daher Wrackteile von Absturzstellen<br />
aufgesammelt und zudem Fotos der Maschine<br />
zusammengetragen. Unterstützt werden<br />
sie dabei von zahlreichen Sammlern und<br />
öffentlichen Institutionen. Die Fotos dienen<br />
als Grundlage für die ersten neu gebauten<br />
Teile in diesem Jahr.<br />
Wer noch Informationen, Dokumente<br />
oder Fotos zur Whirlwind hat, wird gebeten,<br />
sich auf Englisch oder Französisch über die<br />
Website www.whirlwindfighterproject.org zu<br />
melden.<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
9
PANORAMA<br />
Die Bugsektion der Caravelle: Noch ist es <strong>ein</strong><br />
weiter Weg zum Flugsimulator<br />
Fotos (2) Nils Alegren<br />
■ SUD AVIATION CARAVELLE III<br />
Jet-Klassiker wird Flugsimulator!<br />
Eigentlich sollte von dieser Caravelle III,<br />
Werknummer 58, gar nichts mehr übrig<br />
s<strong>ein</strong> – wäre es nach dem Willen diverser Vorbesitzer<br />
gegangen. Ein paar Zufälle sorgten<br />
dafür, dass zumindest das Cockpit erhalten<br />
geblieben ist. Dreißig Jahre flog die Maschine<br />
für die Air France (und beförderte im Juni<br />
1964 die »Beatles« zu <strong>ein</strong>em Konzert von<br />
Manchester nach Paris). Am 28. August 1980,<br />
nach gut 37 000 Flugstunden, beendet <strong>ein</strong> letzter<br />
Eintrag ins Flugbuch die Karriere des<br />
Kurzstrecken-Passagierjets, mit dem sich 1955<br />
die französische Sud Aviation (damals noch<br />
SNCASE) gegen die mächtige US-Konkurrenz<br />
stemmte – und <strong>ein</strong>en europäischen Klassiker<br />
des Jet-Zeitalters ablieferte.<br />
In Stockholm steht die letzte voll funktionstüchtige<br />
Caravelle; nur <strong>fliegen</strong> darf sie allerdings<br />
nicht. Die Werknummer 58 wurde bis<br />
aufs Cockpit verschrottet. Es sollte danach<br />
zum Simulator umgebaut werden, doch dazu<br />
kam es nie. 1993 war das sperrige Überbleibsel<br />
der F-BHRU nochmals zur Verschrottung vorgesehen,<br />
als <strong>ein</strong> Mitglied der »Amicale Jean<br />
Baptiste Salis« sich s<strong>ein</strong>er annahm. Seitdem<br />
sind <strong>wieder</strong> fast zwei Jahrzehnte vergangen,<br />
und das Caravelle-Cockpit hat es in <strong>ein</strong>e Blechhalle<br />
des Flugplatzes Schleißheim verschlagen.<br />
Der neue Besitzer, Airbus-Captain Nils Alegren,<br />
hat lange recherchiert und geduldig verhandeln<br />
müssen, ehe er das Cockpit-Segment<br />
erwerben und nach Schleißheim bringen konnte.<br />
Er hat den ursprünglichen Plan des Umbaus<br />
zu <strong>ein</strong>em Simulator <strong>wieder</strong> aufgegriffen<br />
und sucht nach professionellen Mitstreitern;<br />
bisher wird er von drei Helfern unterstützt.<br />
Derzeit ist das Cockpit vollständig zerlegt. Die<br />
Panels werden ger<strong>ein</strong>igt und neu lackiert. Instrumente<br />
und Schalter werden für den künftigen<br />
Simulatorbetrieb umgerüstet. Mehr dazu<br />
auf: www.sudaviation.com/project.<br />
Stefan Bartmann ■<br />
■ WACO UIC<br />
Pearl-Harbor-Veteran wird restauriert<br />
Am 20. November 2012 hat das Unternehmen<br />
Vintage Aeroplane Europe<br />
(VAE) die Waco UIC mit der Kennung<br />
NC13408 aus dem Jahr 1933 erworben.<br />
Nach Aussage von David Aiken, Direktor der<br />
Pearl Harbor Historical Association, ist der<br />
kl<strong>ein</strong>e Doppeldecker <strong>ein</strong> Überlebender des<br />
Angriffs auf Pearl Harbor vom 7. Dezember<br />
1941. In den Morgenstunden dieses Tages<br />
flogen Bob Tyce, Eigentümer von KT Flying<br />
Service, und Marcus Poston, <strong>ein</strong> junger<br />
Marinepilot, gem<strong>ein</strong>sam mit ihren Waco-<br />
Doppeldeckern in Formation.<br />
Gegen 07:50 Uhr wurden sie in <strong>ein</strong>er Höhe<br />
von 6000 Fuß von zwei f<strong>ein</strong>dlichen Flugzeugen<br />
angegriffen. Die japanischen Jäger<br />
schossen Propeller und Motor von Postons<br />
Maschine weg, der Pilot schaffte es jedoch<br />
noch rechtzeitig abzuspringen. Tyce gelang es<br />
indes, den Angreifern zu entkommen und sicher<br />
auf dem nahegelegenen John Rogers-<br />
Flughafen (heute Honolulu International) zu<br />
landen. Er kam allerdings anschließend<br />
ums Leben, als die Japaner den Platz beschossen<br />
haben. Der letzte Eintrag von<br />
KT Flying Service im Bordbuch der Waco<br />
besagt, dass die Maschine am 8. Dezember<br />
1941 zerlegt wurde.<br />
Die vor Kurzem in flugtüchtigen Zustand<br />
restaurierte Waco befindet sich jetzt in der<br />
Nähe Malmös in Schweden, wo VAE die Ar beiten<br />
an der Innenausrüstung des Flugzeugs<br />
fertigstellt. Sobald dies durchgeführt ist, dürfte<br />
die Waco zur Versteigerung gelangen.<br />
Jon Roth, Vorsitzender von VAE, ist sich der<br />
Bedeutung dieses Flugzeugs wohl bewusst<br />
und wäre sehr froh, die Waco im diesjährigen<br />
europäischen Airshow-Zirkus präsentieren zu<br />
können.<br />
Eric Janssonne ■<br />
Das zweite Flugzeug von rechts ist die »NC13408« von<br />
KT Flying Service, aufgenommen am 7. Dezember 1941<br />
Foto Vintage Aeroplane Europe<br />
<strong>Wie</strong> neu: Die Waco UIC auf dem Flughafen von<br />
Malmö in Schweden Foto Vintage Aeroplane Europe<br />
10
Black Bullet …<br />
Der erste Prototyp der XP-56<br />
Foto USAF<br />
… lautet der Name für die ungewöhnliche<br />
Northrop XP-56, die vor 70 Jahren ihren<br />
Erstflug feiert. Das »Schwarze Geschoss«, so<br />
die deutsche Übersetzung, ist <strong>ein</strong> schwanzloser<br />
Jäger mit Druckpropeller und Teil<br />
<strong>ein</strong>es ambitionierten Entwicklungsprogramms<br />
des US-Militärs aus den Jahren<br />
1939/40. Gereift in der bitteren Erkenntnis,<br />
dass Amerikas Jagdflugzeugbau weit hinter<br />
dem der Deutschen oder Briten herhinkt.<br />
Drei Entwürfe werden zum Bau auserkoren,<br />
allesamt »Pusher«,<br />
also Maschinen mit Druckschraubenantrieb.<br />
North -<br />
rops Konzept ist außerdem<br />
<strong>ein</strong> Nurflügler – ganz dem<br />
Faible des Firmengründers<br />
entsprechend – und damit<br />
zweifach innovativ.<br />
Doch irgendwie will nichts<br />
so recht funktionieren. Der<br />
eigentlich vorgesehene Pratt-<br />
&-Whitney-X-1800-Reihenmotor<br />
wird nie verfügbar,<br />
sodass man auf den luftgekühlten, wesentlich<br />
schwereren R-2800 Doppelstern aus<br />
gleichem Hause ausweichen und die Zelle<br />
umkonstruieren muss. Unabhängig davon<br />
zeigt die Maschine bereits bei den ersten<br />
Rollversuchen mangelnde Gierstabilität –<br />
ihr Erstflug am 30. September 1943 dauert<br />
darum nur 30 Sekunden. Obwohl das Seitenruder<br />
immer größer wird, lässt sich ihr<br />
Totalverlust nach nur drei Flügen nicht verhindern.<br />
Am 8. Oktober überschlägt sie sich<br />
beim Rollen mit hoher Geschwindigkeit.<br />
Der zweite Prototyp, in den zahlreiche Änderungen<br />
<strong>ein</strong>fließen, kommt im März 1944<br />
in die Luft. Doch auch s<strong>ein</strong> Flugverhalten<br />
überzeugt nicht: Er ist weit langsamer als erwartet,<br />
verbraucht viel zu viel Sprit, ist extrem<br />
hecklastig und hat permanent technische<br />
Probleme. Ganze zehn Testflüge<br />
werden absolviert, bevor er ab Mitte August<br />
endgültig am Boden bleibt und bis Ende<br />
1947 im Museum steht. Das heraufziehende<br />
Jet-Zeitalter hat das XP-56-Programm für<br />
das Militär längst uninteressant gemacht,<br />
und so bleibt das Schwarze Geschoss kaum<br />
mehr als <strong>ein</strong> Rohrkrepierer.<br />
Wolfgang Mühlbauer ■<br />
Die zweite XP-56<br />
Foto USAF<br />
■ AGGREGAT A4<br />
»V2« lässt Hüllen fallen<br />
Die frisch restaurierte<br />
»V2« der FHC Foto via FHC<br />
Die Flying Heritage Collection<br />
(FHC) in den USA hat am 23. Mai<br />
2013 nach langer Restaurierungsdauer<br />
ihre »V2« erhalten, welche auf dem<br />
Landweg von Florida nach Everett,<br />
Washington, transportiert wurde.<br />
Anfang der 1990er-Jahre barg man<br />
<strong>ein</strong>ige größere A4-Teile aus dem ehemaligen<br />
unterirdischen Raketenwerk<br />
in Nordhausen und verschiffte sie in<br />
die USA. Diese Überreste, die lange<br />
Zeit im Wasser gelegen haben, befanden<br />
sich in schlechtem Zustand und<br />
waren teilweise nicht restaurierbar.<br />
Paul Allen von der FHC nahm die Teile<br />
2003 in Empfang. Überholt wurde<br />
die Rakete schließlich in New Smyrna<br />
Beach, Florida, bei American Aero Services.<br />
Das Innere soll im Wesentlichen<br />
original s<strong>ein</strong>, die äußere Hülle hingegen<br />
ist <strong>ein</strong> Nachbau. Zuletzt hat die<br />
»V2« den dreifarbigen Tarnanstrich erhalten,<br />
den die A4 trugen, bevor man<br />
zu Grün wechselte. Die FHC stellt sie<br />
mit teilweise abmontierter Hülle dar,<br />
um <strong>ein</strong>en Blick in das Innere der Rakete<br />
zu ermöglichen. Roger Soupart ■<br />
Rätselspaß.<br />
40 Blätter · ca. 40 Abb. · 6,5 x 6,5 cm<br />
€ [A] 9,99<br />
sFr. 15,90 € 9,99<br />
ISBN 978-3-86245-734-2<br />
Faszination Technik<br />
NEU!<br />
www.geramond.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
11
PANORAMA<br />
BOEING 737-200<br />
<strong>Wie</strong>der im Einsatz<br />
Nach <strong>ein</strong>er intensiven Wartung ist die letzte<br />
Bo<strong>ein</strong>g 737-200 Europas <strong>wieder</strong> im Einsatz.<br />
Die 1987 gebaute YU-ANP gehört der<br />
serbischen Fluggesellschaft Aviogenex und<br />
stand für zirka zwei Monate im Dienst der<br />
ebenfalls serbischen Gesellschaft JAT Airways.<br />
Rainer Spoddig<br />
Die Bo<strong>ein</strong>g am 19. Mai 2013 in<br />
Düsseldorf, als die Maschine aus<br />
Belgrad kam und <strong>wieder</strong> dorthin<br />
zurückflog<br />
Foto Rainer Spoddig<br />
RETTUNGSWESTEN WIEDERVERWERTET<br />
Bag to life<br />
Jede Rettungsweste kostet: Einkauf, Wartung<br />
und schließlich die Entsorgung. Dass es<br />
auch anders geht, zeigt das junge Unternehmen<br />
»ehrensache«. Ausgemusterte Rettungswesten,<br />
Fallschirmseide und Sitzbezüge<br />
landen hier nicht auf dem Müll, sondern<br />
werden weiterverarbeitet zu Taschen und Accessoirs.<br />
Aus dem verm<strong>ein</strong>tlichen »Müll« entstehen<br />
auf diese Weise echte Hingucker.<br />
Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten unter<br />
www.bag-to-life.com.<br />
Stefan Krüger<br />
Foto Stefan Bartmann<br />
■ PIPER PA 18 UND J-3C<br />
Sternflug zum Plaudern<br />
Ein bestimmtes Wochenende im Juni halten<br />
sich etliche Piloten von Piper Pa 18 und J-3C<br />
seit vielen Jahren grundsätzlich frei. Da nämlich<br />
ist das Piper-Treffen angesagt – zum 30. Mal inzwischen.<br />
Vom 21. bis 23. Juni traf man sich dort,<br />
wo die familiär geprägte Traditionsveranstaltung<br />
anno 1984 ihren Anfang nahm: in Schmidgaden.<br />
Der Aero-Club sorgte <strong>ein</strong>mal mehr für<br />
■ HEINKEL HE 111<br />
Dem »Löwen« auf der Spur<br />
Der teilrestaurierte Bug der H<strong>ein</strong>kel mit dem<br />
Wappen des KG 26 Fotos Bengt Hermansson/FLC<br />
Wohlgefühl bei den Teams, die diesmal immerhin<br />
70 Maschinen nach Nordbayern schaukelten.<br />
Manche kamen aus dem fernen Norddeich<br />
oder Heide-Büsum. Für Erinnerungen an die<br />
historische Burda-Staffel, die zwischen 1955 und<br />
1973 existierte, sorgte die Bravo-Lima-Forma tion<br />
aus Tannheim, die mit vier anderen Teilnehmern<br />
im Verbandsflug über Schmidgaden kreiste. Die<br />
preisgekrönt schönste Pa-18 kam aus Rendsburg-Schachtholm.<br />
Dort treffen sich die Pipers<br />
im nächsten Jahr.<br />
Stefan Bartmann ■<br />
Im schwedischen Falkenberg wird zurzeit<br />
<strong>ein</strong>e H<strong>ein</strong>kel He 111 H-3 restauriert. Die<br />
H<strong>ein</strong>kel mit der Werknummer 6830 und der<br />
Kennung 1H+DN von der 5./KG 26 musste<br />
am 15. Mai 1940 nach <strong>ein</strong>em Luftkampf<br />
mit der »Blackburn Skua« der 800 Squadron<br />
am Rand des zugefrorenen Sitasjaure-Sees<br />
notlanden. Die Besatzung verirrte sich nach<br />
Norwegen und geriet dort in Kriegsgefangenschaft.<br />
Die H<strong>ein</strong>kel barg man indes erst<br />
2008. Restauriert wird sie unter anderem<br />
durch Freiwillige der Forced Landing Collection<br />
(FLC), die beabsichtigt, den Bomber in <strong>ein</strong>em<br />
1:1-Diorama auszustellen, welches die<br />
H<strong>ein</strong>kel nach der Notlandung zeigen soll.<br />
Eric Janssonne ■<br />
Für das Notebook: In der sicher<br />
gepolsterten »Jumbo Laptop Bag«<br />
finden Maus und Co. genug Platz<br />
Foto ehrensache<br />
■ LOCKHEED F-104<br />
Ein Starfighter als »Portier«<br />
In den Werkhallen der Firma Merkle Schweißgerätetechnik<br />
ist nach 800 Arbeitsstunden <strong>ein</strong>e<br />
F-104 Starfighter restauriert und Ende März auf<br />
dem Dach des Firmengebäudes installiert worden.<br />
Geschäftsführer Hartmut Rehorsch, der früher<br />
selbst Angehöriger <strong>ein</strong>es Jagdbombergeschwaders<br />
gewesen war, betrachtet die Maschine<br />
als Andenken an die 116 Piloten, die bei Abstürzen<br />
mit der F-104 im Dienste der Bundeswehr<br />
ums Leben gekommen sind. Zudem wurden die<br />
Starfighter unter anderem auch mit Schweißgeräten<br />
von Merkle hergestellt.<br />
Die nunmehr »firmeneigene« F-104 flog in<br />
ihrer aktiven Zeit bei den Marinefliegern in Nörvenich.<br />
2012 erwarb Rehorsch die ausgemusterte<br />
Maschine und restaurierte sie schließlich im Firmengebäude.<br />
Stefan Krüger<br />
Welcher Freund der historischen Luftfahrt würde<br />
s<strong>ein</strong> Heim nicht auch gerne durch <strong>ein</strong>e F-104<br />
geschmückt sehen?<br />
Foto picture alliance/dpa<br />
12
■ HAWKER SEA HARRIER<br />
Kampfjet bei ebay versteigert?<br />
Beim Internet-Aktionshaus ebay stand<br />
zeitweise <strong>ein</strong>e Sea Harrier zum Verkauf.<br />
Ian Cotton, <strong>ein</strong> Geschäftsmann aus Kanada<br />
und Sammler alter Kampfflugzeuge, hatte<br />
sich vor vier Jahren <strong>ein</strong>e ausgemusterte Sea<br />
Harrier der Royal Navy zugelegt. Zusätzlich<br />
erwarb er den Rumpf <strong>ein</strong>er zweiten, den er<br />
als Ersatzteillager nutzte.<br />
Ursprünglich wollte<br />
Cotton den Senkrechtstarter<br />
zumindest roll -<br />
fähig restaurieren, was<br />
ihm aber aus Zeitgründen<br />
nicht möglich war.<br />
Daher entschloss er<br />
sich, die Maschine bei ebay zu versteigern,<br />
wobei er Interessenten<br />
die Möglichkeit bot, den Kampfjet<br />
für 1,5 Millionen US-Dollar auch<br />
sofort zu kaufen. Den »Ersatzrumpf«<br />
gab es gratis dazu.<br />
Das Flugzeug ist, so konnte<br />
man es auf der ebay-Homepage nachlesen,<br />
in <strong>ein</strong>em exzellenten Zustand und verfügt<br />
über <strong>ein</strong> funktionierendes Rolls-Royce-Pe -<br />
gasus-Mk107-Triebwerk. Flugfähig ist die<br />
Maschine allerdings nicht. Die Sea Harrier<br />
Drei, zwei, <strong>ein</strong>s … m<strong>ein</strong>s?<br />
Sea Harrier der Royal Navy im<br />
Anflug auf <strong>ein</strong>en Flugzeugträger<br />
Foto USN<br />
wurde 1986 gebaut und 1997 auf die Version<br />
FA2 umgerüstet. Bis 2001 stand sie im<br />
Dienst der Royal Navy.<br />
Die Auktion ist mittlerweile aus der Angebotsliste<br />
entfernt worden, obwohl für gewöhnlich<br />
auch beendete Versteigerungen<br />
bei ebay zu sehen sind. Vermutlich wurde<br />
die Auktion entweder von Cotton oder von<br />
ebay vorzeitig abgebrochen.<br />
Werner Fischbach ■<br />
■ MCDONNELL F-4F PHANTOM II<br />
»Lasst mich<br />
<strong>fliegen</strong>!«<br />
Die letzte Phantom der WTD 61<br />
in Neuburg an der Donau<br />
Fotos (2) Roger Soupart<br />
Traurige Worte<br />
<strong>ein</strong>es alternden<br />
Kampfjets<br />
■ YAKOWLEW YAK-3<br />
Franzose mit rotem Stern<br />
Die auf dem Flughafen Coulommiers, Frankreich, beheimatete<br />
Yak-3UA, F-AZXZ, ist <strong>wieder</strong> zurück in der Luft,<br />
nachdem ihr Besitzer den ursprünglichen Motor durch <strong>ein</strong>en<br />
nachgebauten Allison V-12 ausgetauscht hat. Die F-AZXZ<br />
ist <strong>ein</strong>e von drei identischen Yak-Replikaten, die von dem<br />
Franzosen Jean-Marie Garric in den USA hergestellt wurden.<br />
Sie trägt die Markierungen des Normandie-Niemen-Regiments,<br />
<strong>ein</strong>es französischen Jagdfliegergeschwaders im<br />
Dienste der Roten Armee. Der Besitzer der F-AZXZ, Georges<br />
Chauveau, beabsichtigt, die Maschine bereits in diesem<br />
Jahr auf Airshows zu präsentieren.<br />
Eric Janssonne ■<br />
Frankreich zieht, Russland lenkt: Die F-AZXZ trägt<br />
die französischen Nationalfarben am Propeller, während<br />
am Heck der rote Stern prangt Foto Eric Janssonne<br />
Neben dem JG 71 betrieb zuletzt auch die Erprobungsstelle der Luftwaffe,<br />
die Wehrtechnische Dienststelle 61 (WTD 61) in Manching,<br />
Phantom-Kampfjets, die Zug um Zug ausgemustert wurden. Die letzte<br />
Phantom mit der Kennung 38+13 erhielt für diesen Anlass <strong>ein</strong>en speziellen<br />
Anstrich. Zudem versah man das Leitwerk mit dem Schriftzug<br />
»Don’t let me die; I want to fly!« (»Lasst mich nicht sterben, ich möchte<br />
<strong>fliegen</strong>!«). Es ist allerdings kaum zu erwarten, dass <strong>ein</strong>zelne »Phantome«<br />
flugfähig erhalten bleiben, da abgesehen von der 38+10 (s. S. 8)<br />
sämtliche F-4F verschrottet werden sollen.<br />
Roger Soupart ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
13
OLDTIMER<br />
Fw 190 »Weiße A«<br />
FW 190 MIT ORIGINAL-MOTOR RESTAURIERT<br />
Die Königin des H<br />
Nur wenige »Würger« haben den Krieg überlebt. Eine von ihnen ist die<br />
»Weiße A« der Flying Heritage Collection. Was diese Maschine so <strong>ein</strong>malig<br />
macht? Sie fliegt als <strong>ein</strong>zige Fw 190 mit ihrem originalen Motor!<br />
Von Rachel Morris<br />
14
immels<br />
Wenn <strong>ein</strong>e Maschine das Prädikat »selten« verdient,<br />
dann wohl diese Fw 190 »Weiße A« der Flying Heritage<br />
Collection. Sie ist nämlich die <strong>ein</strong>zige Fw 190 weltweit,<br />
die noch von ihrem Original-Motor angetrieben wird!<br />
Hier sitzt Steve Hinton am Steuer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
15
OLDTIMER<br />
Fw 190 »Weiße A«<br />
die Fw 190 <strong>ein</strong>es der bedeutendsten Exponate<br />
der Flying Heritage Collection (FHC).<br />
Die Alliierten konnten die ihnen unbekannte<br />
Silhouette der Fw 190 erstmals im August<br />
1941 über Frankreich beobachten. Sie<br />
zeigte sich bis auf den Wenderadius der Spitfire<br />
Mk. V überlegen. Kurt Tank, Chefkonstrukteur<br />
bei Focke-Wulf, ignorierte bei der<br />
Konzeption dieses Jägers anerkannte Normen<br />
und entwarf <strong>ein</strong>e Maschine mit Sternmotor,<br />
die zu s<strong>ein</strong>er berühmtesten Entwicklung werden<br />
sollte. Tank wollte <strong>ein</strong> robustes, zuver -<br />
lässiges Flugzeug bauen, das die Arbeitsbelastung<br />
des Piloten verringerte. Er betrachtete<br />
die Spitfire und die Bf 109 als empfindliche<br />
Rennpferde: Hochleistungsflugzeuge, die<br />
sehr viel Aufmerksamkeit erforderten, um<br />
gute Leistungen erzielen zu können. Die<br />
Fw 190 sollte hingegen <strong>ein</strong> »Kavalleriepferd«<br />
werden: <strong>ein</strong> robustes Allroundflugzeug, geeignet<br />
für das Gefechtsfeld. Der Jäger sollte<br />
den Namen »Würger« erhalten, <strong>ein</strong> Spitz -<br />
name, den die Fw 190 fortan dauerhaft trug.<br />
Von den damals produzierten 20 000 Fw 190<br />
existiert heute lediglich noch <strong>ein</strong>e Handvoll in<br />
Museen. Und nur <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige hat es geschafft,<br />
<strong>wieder</strong> mit ihrem Original-Motor zu<br />
<strong>fliegen</strong>.<br />
Das JG 54, bei dem die »Weiße A« Dienst<br />
tat, war bekannt dafür, bei der Bemalung<br />
der Maschinen mit Grün- und Brauntönen<br />
zu experimentieren<br />
Im Jahr 1989 gaben die Wälder östlich Leningrads<br />
<strong>ein</strong> gespenstisches Relikt aus der<br />
Zeit der schweren Kämpfe frei, die in den<br />
späteren Jahren des Zweiten Weltkriegs ihre<br />
Spuren im russischen Boden hinterlassen<br />
haben. Es handelt sich um <strong>ein</strong>e Focke-Wulf<br />
190 A5/U3, die 1943 inmitten junger Bäumchen<br />
notlanden musste, die, als sie größer<br />
wurden, das Flugzeug praktisch unsichtbar<br />
machten. Die Fw 190, Werknummer 1227,<br />
war bis auf den verbogenen Propeller erstaunlich<br />
unversehrt geblieben. Das Balkenkreuz<br />
am Rumpf und das schwarze Hakenkreuz<br />
am Leitwerk hoben sich trotz der<br />
langen Zeit von dem sie umgebenden Grün<br />
ab. Der lederne Fliegerhelm, den der Pilot,<br />
Feldwebel Paul Rätz von der 4./JG 54, auf<br />
dem Sitz abgelegt hatte, bevor er sich zu Fuß<br />
auf den Weg machte, lag noch immer unberührt<br />
da. Selbst die Reifen des Jägers enthielten<br />
noch immer Luft. Lediglich die verrotteten<br />
Stoffbespannungen und die durch<br />
die Tragflächen hindurchwachsenden Bäume<br />
zeigten, dass das Flugzeug jahrzehn -<br />
telang ungestört auf dem sumpfigen Waldboden<br />
gelegen hat. Ein Jahr nach der Ent -<br />
deckung fiel der Eiserne Vorhang und aus<br />
Leningrad wurde <strong>wieder</strong> St. Petersburg.<br />
1991 barg man die Fw 190 und brachte sie<br />
zur Restaurierung nach England. 1999 vom<br />
Sammler Paul G. Allen erworben, kam die<br />
seltene Maschine in die USA, um sie in flugtüchtigen<br />
Zustand zu restaurieren. Heute ist<br />
So authentisch wie möglich<br />
Ebenso wie andere Flugzeuge der FHC<br />
wurde die Werknummer 1227 authentisch<br />
restauriert. Jason Muszala, Aircraft Mainte -<br />
nance Manager der FHC, erläutert das<br />
be<strong>ein</strong>druckende Ethos des Museums: »Wir<br />
versuchen wirklich, alles <strong>wieder</strong> so herzustellen,<br />
wie es früher war. Dies ist der Zauber,<br />
und dies ist auch, was Paul Allen will:<br />
<strong>ein</strong> echtes Artefakt, <strong>ein</strong> Stück Geschichte,<br />
nicht etwas, das lediglich <strong>fliegen</strong> kann. Während<br />
Jason das Arbeiten an der Focke-Wulf<br />
als befriedigend ansieht, ist das <strong>ein</strong>zigartige<br />
Vorgehen der FHC unweigerlich mit Schwierigkeiten<br />
verbunden, die <strong>ein</strong> so seltenes<br />
Flugzeug mit sich bringt. Die größte Herausforderung<br />
ist: Wir betreten Neuland und<br />
wir dokumentieren alles, was wir an dem<br />
Flugzeug machen.«<br />
Bei der Konstruktion s<strong>ein</strong>es Dienstpferdes<br />
nutzte Tank viele radikal neue Entwicklungen.<br />
Die wichtigste davon war der BMW-<br />
Sternmotor. Bis dahin waren Reihenmotoren,<br />
Kurt Tank ignorierte bei der Konzeption dieses<br />
Jägers anerkannte Normen.<br />
die am wenigsten Luftwiderstand boten, zum<br />
Standard für Jagdflugzeuge geworden. Tank<br />
hatte sich von der US Navy dazu inspirieren<br />
lassen, Sternmotoren zu verwenden, und war<br />
der M<strong>ein</strong>ung, dass deren höherer Luftwiderstand<br />
durch richtigen und strömungsgünsti-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, John Dibbs<br />
16
gen Einbau überwunden werden könnte. Ein<br />
weiterer Vorteil war, dass sich die bereits<br />
an gespannte Lage beim Nachschub für den<br />
DB-601-Sternmotor (der Bf 109) nicht noch<br />
weiter verschärfte. So wurde bereits in <strong>ein</strong>em<br />
frühen Entwicklungs-Stadium der neue<br />
BMW 801 genutzt. Bei der FHC erklärt Jason,<br />
warum der große Bolide so eng anliegende<br />
Verkleidungen aufweist: »Es wurde k<strong>ein</strong> Platz<br />
verschwendet. Alles ist kompakt und passt<br />
perfekt. Jeder verfügbare Raum wird genutzt,<br />
sei es für <strong>ein</strong> Bauteil, die Luftführung oder<br />
auch nur die Art des Einbaus.«<br />
Mike Nixon von Vintage V-12s in Tehachapi,<br />
Kalifornien, überholte den BMW 801<br />
der FHC. Die Motoren mussten nicht mehr<br />
als <strong>ein</strong>ige Hundert Betriebsstunden unter<br />
Einsatzbedingungen aushalten, daher fehlten<br />
auch beispielsweise Informationen über<br />
die Zeit zwischen den Überholungen. Mike<br />
gab die Anweisung, den BMW 801 genauso<br />
wie alle anderen großen Sternmotoren zu behandeln<br />
und auf Verschleiß bei Zylindern<br />
und Lagern zu achten. Jason erklärt: »Wir<br />
entnehmen alle drei oder vier Betriebsstunden<br />
Ölproben und untersuchen auf verschiedene<br />
Mineralstoffe oder andere Stoffe,<br />
die im Öl enthalten s<strong>ein</strong> können, und wir<br />
versuchen herauszufinden, was im Inneren<br />
vorgeht.«<br />
Motor mit Köpfchen<br />
Der »801« weist <strong>ein</strong> revolutionäres, als Kommandogerät<br />
oder Kommando<strong>ein</strong>heit bezeichnetes<br />
Motormanagementsystem auf. Dieser<br />
interne elektromechanische Rechner regelt<br />
automatisch Gemisch, Propellersteigung, Ladedruck<br />
und Zündzeitpunkt, sodass der Pilot<br />
lediglich den Gashebel betätigen muss. Die<br />
Fehlersuche an diesem Gerät und das Sicherstellen,<br />
dass es korrekt <strong>ein</strong>gestellt und mit<br />
dem Propeller abgestimmt ist, sind ziemlich<br />
kritisch. Das Gerät verfügt über <strong>ein</strong>e eigene<br />
Ölversorgung und -pumpe; der Ölbehälter<br />
befindet sich in der Motorhalterung. »Es hat<br />
sozusagen <strong>ein</strong> eigenes Gehirn und s<strong>ein</strong>e Ausgangssignale<br />
gehen an die Kraftstoffversorgung,<br />
den Propeller, den Ladedruck, alles<br />
kommt von dort.«<br />
Frühe Prototypen der Fw 190 hatten größere<br />
Probleme mit Überhitzung, die b<strong>ein</strong>ahe<br />
zum Abbruch von Tanks Projekt geführt hätten.<br />
Durch den Einbau <strong>ein</strong>es Ventilators mit<br />
zwölf Blättern vor dem Boliden, der die beiden<br />
Zylinderkopfreihen kühlen sollte, konnte<br />
dieses Problem schließlich gelöst werden.<br />
Ein weiteres Beispiel für Tanks Raumnutzung<br />
ist der Ringölkühler, der hinter der Panzerung<br />
im vorderen Ring sitzt. Auch wurde <strong>ein</strong><br />
geniales System entwickelt, um die Luft vom<br />
Ventilator zum Ölkühler umzuleiten. Der<br />
Druck der vom Ventilator gelieferten Luft<br />
zwingt diese automatisch durch den Ölküh-<br />
Restaurierung der Fw 190 »Weiße A«<br />
Als »Warbird-Jäger« in den späten 1980er-Jahren das Wrack fanden, befand es sich noch in<br />
<strong>ein</strong>em erstaunlich guten Zustand. Vorsichtig wurde die Maschine zerlegt und zunächst in Groß -<br />
britannien restauriert, ehe sie von der FHC erworben wurde.<br />
Aufgebockt: Die Restauratoren prüfen,<br />
ob sich das Fahrwerk <strong>ein</strong>fahren lässt<br />
»So authentisch<br />
wie möglich«: Ein<br />
Blick ins Cockpit<br />
zeigt, dass die<br />
FHC diesem Anspruch<br />
gerecht<br />
wird, …<br />
… was sich auch<br />
an der deutschen<br />
Beschriftung zeigt<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
17
OLDTIMER<br />
Fw 190 »Weiße A«<br />
Diese Perspektive lässt erahnen, weshalb die Luftwaffe<br />
den bulligen Sternmotoren zunächst ablehnend gegenüberstand.<br />
Man fürchtete <strong>ein</strong>en zu großen Luftwiderstand<br />
Gut konserviert: Der Fundort der »Weißen A«<br />
in den eisigen Wäldern Nordrusslands, kurz<br />
bevor die Maschine 1991 geborgen wurde<br />
18
ler. Der Ventilator ist mit Motor und Propeller<br />
gekoppelt, hat jedoch <strong>ein</strong>e höhere Drehzahl<br />
als der Propeller. Er drückt die Luft in die gleiche<br />
Richtung – von vorne nach hinten – doch<br />
die Kühlluftklappen begrenzen den Strom der<br />
austretenden Luft und zwingen diese nach<br />
vorne durch den Ölkühler. Damit verläuft die<br />
tatsächliche Luftführung für den Ölkühler<br />
nicht von vorne nach hinten, sondern von hinten<br />
nach vorne. Die Luft entweicht dann<br />
durch <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Ring direkt am Bug.<br />
Leicht zu warten<br />
Die Techniker der FHC stießen auf <strong>ein</strong>en<br />
möglichen Fehler in der Konstruktion des<br />
Motors. In dem Gehäuse am Bug, in dem sich<br />
der Kühlluftventilator befindet, gibt es k<strong>ein</strong>en<br />
Öldichtring. Deshalb läuft jedes Mal, wenn<br />
der Antrieb abgestellt wird, vorne Öl heraus.<br />
Dies ist beunruhigend für diejenigen, die<br />
nicht mit dem Flugzeug vertraut sind und annehmen,<br />
irgendwo sei <strong>ein</strong> Ölleck oder <strong>ein</strong>e<br />
gebrochen Leitung.<br />
Um Wartung und Instandsetzung zu ver<strong>ein</strong>fachen,<br />
arbeitet der Bolide nach dem<br />
»Kraftei«-Einbaukonzept, das bei mehreren<br />
Mustern der Luftwaffe benutzt wurde. Alles,<br />
was den Motor zum Laufen bringt, befindet<br />
sich zusammengefasst in <strong>ein</strong>em Block vor<br />
dem Brandschott, der als »Kraftei« bezeichnet<br />
wird. Dieses »Kraftei« sollte arbeiten, solange<br />
es ging. Dann wurde es komplett ausgebaut<br />
und durch <strong>ein</strong> neues ersetzt. Dadurch<br />
konnte unter Einsatzbedingungen Zeit gewonnen<br />
werden. Das »Kraftei« war allerdings<br />
nicht für moderne Techniker ausgelegt,<br />
die über k<strong>ein</strong>e Austausch<strong>ein</strong>heiten<br />
verfügen. Da dies auch für die FHC zutraf,<br />
mussten Jason und s<strong>ein</strong> Team an den inneren<br />
Motorteilen arbeiten, was oft bedeutete, dass<br />
<strong>ein</strong>st simple Verfahren zu schwierigen Aufgaben<br />
wurden. Die Triebwerkverkleidungen<br />
sind <strong>ein</strong>fach abzubauen und innerhalb von<br />
15 Minuten ist der gesamte Motor zugänglich.<br />
Die Arbeiten an den unterschiedlichen<br />
Bauteilen stellen allerdings <strong>ein</strong>e große Aufgabe<br />
dar. So ist das Auswechseln des Zündmagnets<br />
<strong>ein</strong>e Arbeit von zwei Tagen. Dabei<br />
müssen erst die Propellernabe, dann der Propeller,<br />
anschließend der vordere Ring und<br />
danach Ölkühler und Ölbehälter ausgebaut<br />
werden. Und erst dann kommt man an den<br />
Zündmagneten heran!<br />
Ein Traum für Mechaniker<br />
Auch das schmale Cockpit des Jägers stellt<br />
<strong>ein</strong>e Herausforderung für die Instandsetzung<br />
dar, denn dort endet mehr als <strong>ein</strong> Drittel<br />
der Baugruppen des Flugzeugs. Der Rest<br />
der Zelle allerdings bietet k<strong>ein</strong>e derartigen<br />
Schwierigkeiten. Die gesamte Maschine<br />
kann innerhalb <strong>ein</strong>er Stunde für <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong> -<br />
gehende Inspektion geöffnet werden. Eine<br />
weitere Abweichung von der normalen<br />
Flugzeugkonstruktion besteht darin, dass<br />
Tank elektrisch angetriebene Systeme für<br />
Fahrwerk und Bewaffnung <strong>ein</strong>baute. Er war<br />
›Hier hat man es mit <strong>ein</strong>er technisch<br />
ausgefeilten Konstruktion zu tun.‹<br />
Eine Fw 190 des JG 54 landet gerade auf der vereisten Piste des Flugplatzes bei Siwerskaya im<br />
Winter 1943<br />
der Ansicht, dass elektrische Anlagen zuverlässiger<br />
und weniger anfällig für Gefechtsschäden<br />
seien als herkömmliche Hydraulikanlagen.<br />
Er vermied auch den bei<br />
Seilzügen und Umlenkrollen vorkommenden<br />
Verschleiß und deren Dehnung, indem<br />
er Schubstangen und Lager für die Flugsteuerung<br />
benutzte.<br />
Jason glaubt, dass beim Arbeiten an der<br />
Fw 190 der Traum <strong>ein</strong>es jeden Mechanikers<br />
in Erfüllung geht. »Wo sonst kann ich die<br />
Komplexität <strong>ein</strong>er echten Focke-Wulf 190<br />
mit <strong>ein</strong>em BMW 801 kennenlernen?«<br />
Ein anderer in <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigartigen Position<br />
ist FHC-Pilot Steve Hinton, der das Flugzeug<br />
für <strong>ein</strong> Fotoshooting flog und später<br />
von dessen Verhalten im Flug berichtete.<br />
Ebenso wie Jason hat Steve <strong>ein</strong>e hohe M<strong>ein</strong>ung<br />
von der Konstruktion dieses Flugzeuges:<br />
»Die Technik hat großen Einfluss auf<br />
m<strong>ein</strong>en Eindruck von <strong>ein</strong>em Flugzeug, und<br />
hier hat man es mit <strong>ein</strong>er technisch ausgefeilten<br />
Konstruktion zu tun. M<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung<br />
nach war sie <strong>ein</strong> großer Sprung nach<br />
vorne und man sieht, dass sie viel verändert<br />
hat.« Steve erklärte, er verstehe, weshalb die<br />
Piloten der Alliierten, die erbeutete Fw 190<br />
flogen, so be<strong>ein</strong>druckt waren: »Sie war <strong>ein</strong><br />
Flugzeug, das uns zeigte, welche Entwicklungen<br />
die Deutschen gemacht hatten. Die<br />
Bearcat soll von ihr abgeleitet s<strong>ein</strong>. Als sie<br />
die ›190‹ sahen, öffnete es ihnen in vielen<br />
Bereichen die Augen dafür, wie das ultimative<br />
Flugzeug zu bauen ist.«<br />
Eine Fw 190 A-4 der 4./JG 54 im Sommer 1943. Es handelt sich um die »Weiße K«, deren<br />
Markierungen fast identisch mit denen der »Weißen A« sind<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
19
OLDTIMER<br />
Fw 190 »Weiße A«<br />
Anblicke wie dieser lassen schnell vergessen, dass<br />
es sich beim »Würger« um Kriegsgerät handelt. Die<br />
Flugaufnahmen entstanden bei Everett, USA, dem<br />
Heimat-Flugplatz der FHC<br />
Um Unfälle am Boden wie bei der Bf 109<br />
zu vermeiden, stattete Tank die Fw 190 mit<br />
<strong>ein</strong>em breiten, nach innen <strong>ein</strong>fahrenden<br />
Fahrwerk aus, das ihr größere Stabilität auf<br />
vorgeschobenen Landestreifen verlieh. Dieser<br />
Aufbau ließ die Maschine am Boden<br />
ziemlich groß ersch<strong>ein</strong>en, obwohl sie in<br />
Wirklichkeit relativ kl<strong>ein</strong> war. Sowohl Flügelspannweite<br />
als auch Flügelfläche waren<br />
groß, der Rumpf allerdings war schmal,<br />
schmäler als bei der Spitfire. Das Innere des<br />
Cockpits ist dicht bestückt, alles befindet<br />
sich unmittelbar vor dem Piloten. Tank<br />
nutzte die neueste Technik, um <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>teiliges<br />
Kabinendach ohne Streben zu erhalten,<br />
welches die Rundumsicht verbessert. Die<br />
Frontscheibe misst lediglich 15 oder 17 Zentimeter,<br />
wenn man gerade nach vorne blickt,<br />
ähnlich wie bei <strong>ein</strong>em Rennflugzeug. Doch<br />
die Sicht zur Seite ist ausgezeichnet und der<br />
Flugzeugführer wird durch den Rumpf geschützt,<br />
da er sehr tief sitzt. Auch wenn die<br />
Sicht des Flugzeugführers am Boden etwas<br />
<strong>ein</strong>geschränkt ist, bietet der große Sternmotor<br />
<strong>ein</strong>en zusätzlichen Schutz im Gefecht. Es<br />
wird von »190« erzählt, denen es mit <strong>ein</strong>em<br />
oder sogar zwei weggeschossenen Zylindern<br />
noch gelungen ist, an ihren Platz zurückzukehren.<br />
Mäßige Beschleunigung<br />
Dank des Kommandogeräts ist das Anlassen<br />
des Antriebs <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Sache: »Du füllst<br />
den Motor vor, betätigst den Starter und der<br />
Motor läuft an. Dann rollst du hinaus und<br />
lässt ihn warmlaufen. Die <strong>ein</strong>zigen Prüfungen,<br />
die notwendig sind, betreffen die Zündung<br />
und die Blattverstellung. <strong>Wie</strong> alle deutschen<br />
Flugzeuge hat auch die ›190‹ <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />
Instrument, das zeigt, was der Propeller<br />
›Geschichtsbücher beschreiben die Fw 190<br />
als Durchbruch im Flugzeugbau.‹<br />
macht. Beim Gasgeben schlägt es in die <strong>ein</strong>e<br />
Richtung aus, beim Gaswegnehmen in die andere.<br />
Dadurch weißt du, dass die Automatik<br />
funktioniert. Das Seitenruder reagiert beim<br />
Startlauf nicht besonders und die Beschleunigung<br />
ist ebenfalls nicht berauschend. Auch<br />
wenn du den Gashebel wirklich schnell vorschiebst,<br />
kriecht die Maschine lediglich langsam<br />
voran. Die meisten anderen Jäger beschleunigen<br />
beim Gasgeben ziemlich heftig<br />
und drücken dich beim Startlauf kräftig in<br />
den Sitz. Die Fw 190 braucht <strong>ein</strong>e lange Startstrecke.<br />
Doch schließlich hebst du ab, fährst<br />
Fahrwerk und Landeklappen <strong>ein</strong>, und wenn<br />
du etwa 300 km/h erreicht hast, steigt sie<br />
wirklich gut.« Das Fahrwerk wird elektrisch<br />
per Knopfdruck betätigt und benötigt etwa<br />
acht Sekunden zum Einfahren. Kl<strong>ein</strong>e Anzeigestifte,<br />
die oben aus der Tragfläche herausragen<br />
(und bei <strong>ein</strong>gefahrenem Fahrwerk verschwinden)<br />
und Anzeigeleuchten im Cockpit<br />
zeigen dem Piloten die Stellung des Fahrwerks<br />
an.<br />
Wenig Arbeit für den Piloten<br />
Um die Arbeit des Flugzeugführers weiter<br />
zu erleichtern, ver<strong>ein</strong>fachte Tanks Konstruktionsteam<br />
den Cockpitaufbau, machte<br />
die Flugsteuerung leichtgängiger und baute<br />
<strong>ein</strong>en Sitz mit verstellbarer Rückenlehne <strong>ein</strong>,<br />
um die Gefahr <strong>ein</strong>er Ohnmacht bei Manövern<br />
mit hoher g-Belastung zu vermindern.<br />
Sie reduzierten auch die Notwendigkeit für<br />
Trimmstellungsänderungen. Quer- und Seitenruder<br />
hatten feste Trimmruder, die lediglich<br />
nach den ersten Testflügen justiert werden<br />
mussten, sodass dem Piloten nur noch<br />
die Höhenrudertrimmung blieb. Bei der Maschine<br />
der FHC ist nach dem Start zwar <strong>ein</strong>e<br />
Korrektur der Trimmung notwendig,<br />
während des Fluges hingegen kaum noch.<br />
Zu s<strong>ein</strong>en Erfahrungen im Cockpit bemerkte<br />
Steve: »Der Motor vibriert ziemlich stark<br />
20
Die Fahrwerksanbringung am rechten Flügel<br />
Ungewöhnlich: Das JG 54 führte das Balkenkreuz teils auf dem gelben<br />
Band, welches die Fw 190 als Ostfront-Maschine kennzeichnet<br />
Während der Restaurierung<br />
fand man an der Unterseite<br />
Spuren von RLM 76 Lichtblau,<br />
die jedoch vom JG 54 mit dem<br />
helleren RLM 76 Graublau übermalt<br />
worden waren<br />
und die Auspuffrohre sind<br />
unterschiedlich lang. Die<br />
Maschine ist nicht gerade<br />
leise, es sei denn, die Motorleistung<br />
wird ganz zurückgefahren.<br />
Doch die Steuerung ist<br />
wirklich leichtgängig und die Maschine<br />
reagiert sofort. Im Gegensatz zu der bekanntermaßen<br />
kritischen Bf 109 ist das Landen<br />
der Fw 190 problemlos. Die Fahrwerkb<strong>ein</strong>e<br />
sind richtig hart, sodass die Maschine<br />
beim Aufsetzen hüpfen kann, sie rollt aber<br />
gut aus.«<br />
Das<br />
Typenschild<br />
der »Weißen A«<br />
»Nicht verstellen«: Trimmkante des linken Höhenruders<br />
Freigelegtes Seitenruder<br />
Ein vielseitiges Flugzeug<br />
Steve erklärte abschließend, dass sie ihre<br />
Hauptaufgabe darin gesehen haben, <strong>ein</strong> sicheres<br />
Flugzeug zu bauen. »Wir haben s<strong>ein</strong>e<br />
Leistungsfähigkeit noch nicht ausgetestet<br />
und ich hatte noch k<strong>ein</strong>e Gelegenheit, es<br />
richtig heranzunehmen. Geschichtsbücher<br />
beschreiben die ›190‹ als Durchbruch im<br />
Flugzeugbau.« Es besteht k<strong>ein</strong> Zweifel: Sie<br />
ist <strong>ein</strong> Jäger mit wunderbaren Querrudern<br />
und <strong>ein</strong>em federleichten Seitenruder. Sie<br />
schwebt am Himmel und bohrt k<strong>ein</strong> Loch<br />
hin<strong>ein</strong> wie manches andere Flugzeug. Doch<br />
be<strong>ein</strong>trächtigt durch Leistungsprobleme in<br />
großer Höhe, war die Fw 190 zu k<strong>ein</strong>er Zeit<br />
in der Lage, die Bf 109 vollständig zu ersetzen.<br />
Trotzdem hat Tank <strong>ein</strong>e wirklich vielseitige<br />
Maschine entwickelt, die zu <strong>ein</strong>em<br />
exzellenten Tagjäger, Nachtjäger, Jabo und<br />
Schlachtflugzeug wurde. Mit dem an allen<br />
deutschen Fronten <strong>ein</strong>gesetzten Flugzeug<br />
konnten viele der erfolgreichsten »Experten«<br />
der Luftwaffe große Erfolge erzielen.<br />
Steve kennt die Vorteile, die sie mit Tanks<br />
leistungsfähigem »Würger« hatten, und für<br />
ihn bedeutet dies »Hut ab vor den Thunderbolt-Piloten,<br />
die sich gegen die Focke-<br />
Wulf behauptet haben«.<br />
Weitere Informationen über die Flying Heritage<br />
Collection <strong>ein</strong>schließlich Öffnungszeiten<br />
finden Sie unter www.Flyingheritage.com.<br />
Verfasser und Fotograf bedanken sich bei<br />
Paul Allen, Adrian Hunt, Liz Davidson, Jason<br />
Muszala und Steve Hinton. Tim Ellison flog<br />
das Kameraflugzeug. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
21
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
ERSTER STRAHLJÄGER DER RAF – TEIL 2<br />
Der Rekordjäger<br />
Zehn Jahre bleibt die Gloster Meteor Hauptstandb<strong>ein</strong> der britischen Tagjagd, drei markant<br />
verbesserte Versionen lösen sich dort in kurzer Folge ab. Trotzdem hat der konzeptionell<br />
rasch veraltete Jet-Fighter immer weniger Biss – insbesondere über Korea<br />
Von Wolfgang Mühlbauer<br />
22
Imposant, doch recht schnell überholt:<br />
Die Meteor läutet bei der RAF<br />
das Düsen-Zeitalter <strong>ein</strong>. Hier <strong>ein</strong>e<br />
Meteor F.Mk.4 der No 257 Squadron<br />
Foto MoD<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
23
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
Gloster Meteor F.Mk.3 der 124 Squadron<br />
im August 1945 beim Verbandsflug<br />
Foto via Buttler<br />
Wenige Monate nach Kriegsende in<br />
Europa schickt sich die Meteor<br />
F.Mk.3 zügig an, der erste strahlgetriebene<br />
Standard-Tagjäger der RAF zu werden<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2012). Bis<br />
Oktober 1945 sind bereits sechs Staffeln da -<br />
mit ausgerüstet. Letzten Endes wird sie bei<br />
insgesamt 16 Verbänden <strong>fliegen</strong> und die Auslieferung<br />
aller 208 Stück bis Juli 1948 abgeschlossen<br />
s<strong>ein</strong>.<br />
Zwar ist die F.Mk.3 jedem Kolbenmotorjäger<br />
der RAF an Leistung und Wartungsaufwand<br />
überlegen, doch sie hat ihre Macken. So<br />
sind die Querruder über weite Teile der Geschwindigkeitsspanne<br />
schwergängig, die Gierstabilität<br />
ist schlecht. Die kritische Machzahl,<br />
die im Stech- oder Sturzflug schnell erreicht<br />
ist, liegt bei 0,74 (zum Vergleich: 0,86 bei der<br />
Me 262). Dann beginnt der Luftstrom um die<br />
Triebwerksgondeln abzureißen und heftiges<br />
Schütteln macht das Flugzeug unbeherrschbar.<br />
Nach <strong>ein</strong>er Lösung sucht man schon geraume<br />
Zeit. Messungen im Windkanal führten zunächst<br />
zur Verlängerung der Antriebsgondeln<br />
im vorderen Teil. Der zugehörige Erprobungsträger,<br />
EE211, flog erstmals im November 1944.<br />
Erhält als erste Meteor verlängerte Triebwerksgondeln zur Verbesserung der Aerodynamik:<br />
Erprobungsträger EE211<br />
Foto via Buttler<br />
Sechs Monate später ist auch der hintere Bereich<br />
der Gondeln länger geworden. Beides zusammen<br />
führt zu <strong>ein</strong>em erstaunlichen Resultat,<br />
denn die Höchstgeschwindigkeit der<br />
Maschine steigt auf <strong>ein</strong>e Seehöhe um 97 km/h<br />
– trotz der eher schubschwachen W2/700-<br />
Triebwerke. Viele F.Mk.3 erhalten darum<br />
nachträglich lange Antriebsverkleidungen; die<br />
späten Serienflugzeuge rollen damit von vornher<strong>ein</strong><br />
aus den Werks hallen.<br />
Die kritische Machzahl lässt sich aber trotz<br />
aller Tricks vorerst nur auf 0,77 steigern. Dafür<br />
kitzelt Rolls Royce (RR) immer mehr<br />
Schub aus dem Derwent-Aggregat heraus.<br />
Die letzte in der F.Mk.3 verwendete Aus -<br />
führung, das Derwent IV, liefert 1100 Kilopond.<br />
Damit erreicht die Maschine maximal<br />
782 km/h auf Seehöhe beziehungsweise<br />
793 km/h in 9144 Metern.<br />
Als modernster Jäger der RAF soll die Meteor<br />
nach Möglichkeit jedoch bald in den Genuss<br />
des weit stärkeren RR Nene kommen.<br />
Einziges Problem: Mit s<strong>ein</strong>em Durchmesser<br />
von 1,45 Metern ist er viel zu groß zum problemlosen<br />
Einbau, weshalb <strong>ein</strong>e verkl<strong>ein</strong>erte<br />
Version mit der Bezeichnung Derwent 5 entsteht.<br />
Anfang Juni 1945 findet der erste Prüf-<br />
24
Abfangjäger Gloster Meteor F.Mk.4 der<br />
VI. Luftbrigade der argentinischen<br />
Luftwaffe, die 1949 auf der Luftwaffenbasis<br />
Moron stationiert war<br />
Zeichnung H. Ringstetter/Aviaticus.com<br />
standlauf statt; bis September liefert das Aggregat<br />
zuverlässig 1590 Kilopond Schub.<br />
Ab dem 7. Juli 1945 beginnen die Tests mit<br />
dem Versuchsträger EE360 – <strong>ein</strong>er mehrfach<br />
umgebauten F.Mk.3, die zugleich allgem<strong>ein</strong>es<br />
Musterflugzeug der Nachfolgeversion F.Mk.4<br />
wird. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt<br />
stolze 917 km/h in 3048 Meter Höhe.<br />
Die späteren Serienexemplare besitzen zur<br />
verstärkten Zellenstruktur unter anderem <strong>ein</strong>e<br />
Druckkabine sowie zusätzlich am Unterrumpf<br />
<strong>ein</strong>en beulenartigen Treibstoffbehälter<br />
mit 455 Liter Fassungsvermögen, dem sich im<br />
Lauf der Produktionszeit noch Flügeltanks hinzugesellen.<br />
Im Januar 1947 treffen erstmals<br />
F.Mk.4 bei <strong>ein</strong>em Einsatzverband <strong>ein</strong>, ehe im<br />
November die breite Einführung anläuft.<br />
Wendiger dank »Stummelflügel«<br />
Die Gierstabilität der Meteor überzeugt aber<br />
noch immer nicht. Erst die Verlängerung des<br />
Rumpfbugs um 0,76 Meter schafft Ab -<br />
hilfe. Doch im Falle der F.Mk.4 bleibt es ansch<strong>ein</strong>end<br />
bei <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Versuchsumbau.<br />
Weitere Sorgen bereitet die allmählich<br />
kritisch gewordene Lage des Schwerpunkts als<br />
Folge der erheblichen Abänderungen der Zelle.<br />
Hier behilft man sich pragmatisch mit bis zu<br />
450 Kilogramm Bleiballast im Bug.<br />
Wichtiger ist vorerst, die Tragfläche den<br />
kontinuierlich gestiegenen Geschwindigkeits -<br />
belastungen anzupassen. Da <strong>ein</strong>e aufwendige<br />
Neukonstruktion tabu ist, wird stattdessen<br />
die Flügelspannweite um je 88,5 Zentimeter<br />
verkürzt. Zwar verliert die Meteor dadurch<br />
an Steigleistung, während Start- und Landegeschwindigkeit<br />
steigen, dafür aber verbessert<br />
sich die Rollwendigkeit enorm. Nebenbei<br />
machen die »Stummelflügel«, die nach <strong>ein</strong>iger<br />
Zeit in die laufende Fertigung <strong>ein</strong>fließen,<br />
den Jäger endlich kunstflugtauglich.<br />
Von der sensiblen Schwerpunktlage ab -<br />
gesehen, ist die F.Mk.4 gut zu handhaben;<br />
Um- oder Neuschulungen sind im Regelfall<br />
problemlos. Das Erreichen ihrer kritischen<br />
Meteor-Aufklärer<br />
Der taktische Aufklärer FR.Mk.9 gleicht weitgehend der F.Mk.8. Die umgestaltete Bugspitze mit<br />
drei Planscheiben ist knapp 23 Zentimeter länger und beherbergt <strong>ein</strong>e F.24-Kamera. Das unbewaffnete<br />
strategische Aufklärungsflugzeug PR.Mk.10, das in großen Höhen operiert, hat dagegen<br />
die Tragflächen der F.Mk.3, den Zentralrumpf der F.Mk.8, das Leitwerk der F.Mk.4 und die Nase<br />
der FR.Mk.9 samt Ausrüstung sowie zusätzlich zwei F.52-Kameras im hinteren Rumpfbereich.<br />
Bewaffnet und mit Kamera<br />
im Bug: FR.Mk.9 Foto MoD<br />
FR.Mk.9 der 208 Sqn der RAF<br />
Foto Sammlung Mühlbauer<br />
Für die PR.Mk.10<br />
übernimmt man<br />
<strong>ein</strong>ige Baugruppen<br />
von älteren<br />
Mustern<br />
Foto GA<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
25
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
Erfolgreiches Abfangen und<br />
anschließender Sch<strong>ein</strong>angriff<br />
mehrerer F.Mk.4 auf <strong>ein</strong>en<br />
Avro-Lincoln-Bomber<br />
Foto via Buttler<br />
Machzahl signalisiert sie durch leichtes Anheben<br />
der Nase, sodass ihr Pilot rechtzeitig<br />
mit den Luftbremsen Geschwindigkeit abbauen<br />
kann.<br />
Insgesamt 649 Stück entstehen bis April<br />
1950, 45 davon beim Unterauftragnehmer<br />
Armstrong Whitworth Aircraft (AWA). 489<br />
Exemplare übernimmt die RAF und nutzt sie in<br />
nicht weniger als 27 Einheiten.<br />
Daneben finden sich bald Auslandskunden.<br />
Den Anfang macht Argentinien, das im Mai<br />
1947 überraschend 100 Jäger bestellt. Die ersten<br />
50 davon sollte ursprünglich die RAF übernehmen,<br />
die andere Hälfte sind Neubauten.<br />
Weitere 48 Maschinen werden für Belgien, 34<br />
für Holland, 20 für Dänemark und fünf für<br />
Ägypten produziert, das zusätzlich sieben weitere<br />
Exemplare aus RAF-Bestän den erhält.<br />
Es liegt nahe, aus der Meteor auch <strong>ein</strong>en<br />
schnellen Aufklärer als Ersatz für die entsprechenden<br />
Versionen der Spitfire abzuleiten.<br />
Erstes Musterflugzeug wird die VT347 –<br />
<strong>ein</strong>e F.Mk.4, die man zur <strong>ein</strong>zigen FR.Mk.5<br />
umbaut. Ihr Erstflug findet am 15. Juli 1949<br />
statt, doch nach ihrem Absturz stellt man die<br />
Entwicklung <strong>wieder</strong> <strong>ein</strong>.<br />
Ähnlich ihrer Vorgängerin gerät die<br />
F.Mk.4 schon bald nach Indienststellung gegenüber<br />
den neuesten Düsenjägern der<br />
USAF oder der Roten Armee ins Hintertreffen.<br />
Während die F.Mk.6 mit stärkeren Derwent-VII-Triebwerken<br />
sowie dem Leitwerk<br />
Zweimal Schnellste: Meteor bricht Rekorde<br />
Rekordjäger: Die EE454 »Britannia«<br />
Foto MAP<br />
Nicht die Schnellste, aber die Bunteste: EE455 »Yellow Peril« Foto via Buttler<br />
Im Juli 1945 schlägt Gloster dem Ministry<br />
of Aircraft Production vor, mit der Meteor<br />
den offiziellen Geschwindigkeits-Weltrekord<br />
zu brechen. Kurz darauf ist das High-Speed-<br />
Committee ins Leben gerufen, dem man<br />
zwei F.Mk.3 (EE454 und EE455) zur Verfügung<br />
stellt, um sie mit Derwent-5-Motoren<br />
auszurüsten. Zusätzlich werden unter anderem<br />
die Zellen verstärkt, die Waffen entfernt<br />
und die Steuerung verf<strong>ein</strong>ert. EE454, die<br />
im Dienst der RAF steht, erhält den Namen<br />
»Britannia« und bleibt im Tarnkleid. Die Gloster<br />
Werksmaschine EE455 lackiert man<br />
dagegen in Gelb, was ihr den Spitznamen<br />
»Yellow Peril« (Gelbe Gefahr) <strong>ein</strong>bringt. Am<br />
7. November 1945 knacken beide Flugzeuge<br />
die bisherige Bestmarke, seit 1939 gehalten<br />
von der Me 209 mit 755,138 km/h.<br />
Während Eric Greenwood auf EE455 durchschnittlich<br />
970,636 km/h erreicht, schafft<br />
die »Britannia« mit H. J. Wilson im Cockpit<br />
975,65 km/h. Um der 1000-km/h-Grenze<br />
Donaldson bei Vorbereitungsflügen Foto via Buttler<br />
noch näherzukommen, stellt die RAF im Juli<br />
1946 <strong>ein</strong>en High Speed Flight in Tangmere<br />
auf. Dort werden unter anderem zwei F.Mk.4<br />
der RAF (EE549 und EE550) zu »Star Meteors«<br />
mit »frisierten« Derwent 5 und höherer<br />
Treibstoffkapazität modifiziert. Group Captain<br />
E. M. Donaldson erreicht mit der EE549<br />
dann am 7. September 1946 offiziell im<br />
Durchschnitt 990,786 km/h, s<strong>ein</strong> Kollege<br />
Squadron Leader Bill Waterton kommt mit<br />
EE550 auf rund 988,1 km/h. Diese Bestleistungen<br />
haben erneut Signalwirkung,<br />
denn schließlich handelt es sich bei den<br />
Maschinen um normale Serienexemplare<br />
ohne gravierende Änderungen. Die Meteor<br />
verteidigt ihren Spitzenplatz bis zum 19. Juni<br />
1947, dann stößt sie schließlich <strong>ein</strong>e<br />
Lockheed P-80R der USAF vom Thron. ■<br />
26
TECHNIK<br />
Gloster Meteor<br />
Mit der erneut überarbeiteten F.Mk.8 gelangt im<br />
Herbst 1950 die letzte und zugleich leistungsstärkste<br />
Tagjagdversion der Meteor zum Einsatz Foto via Buttler<br />
der Gloster E.1/44 (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 02/2012) auf dem Reißbrett bleibt,<br />
reift mit der F.Mk.8 die letzte und zugleich<br />
kraftvollste Tagjagd-Ausführung heran.<br />
Trotzdem: Ein großartiger Leistungssprung<br />
lässt sich aus der mittlerweile betagten Konstruktion<br />
kaum mehr herausholen.<br />
Mit VT150 startet am 12. Oktober 1948 der<br />
erste direkte Prototyp zum Jungfernflug. Es<br />
handelt sich dabei um <strong>ein</strong>e umfangreich modifizierte<br />
F.Mk.4. Sie hat <strong>ein</strong> neu gestaltetes,<br />
größeres Leitwerk, das auf dem der E.1/44<br />
basiert und sie zuverlässig am Gieren hindert.<br />
Weiterhin ist der Rumpf unmittelbar vor dem<br />
Schwerpunkt um 76 Zentimeter verlängert.<br />
Der zusätzliche Raum wird zur Unterbringung<br />
<strong>ein</strong>es weiteren Treibstofftanks genutzt.<br />
Weiterhin sind Zelle und Fahrwerk verstärkt.<br />
Die Serienausführung besitzt außerdem<br />
<strong>ein</strong>en Martin-Baker-Schleudersitz, während<br />
zwei Derwent 8 für den nötigen Antrieb<br />
sorgen. Später fließen unter anderem <strong>ein</strong>e<br />
Vollsichthaube sowie vergrößerte Luft<strong>ein</strong> -<br />
läufe, die den Luftdurchsatz und damit die<br />
Schubleistung auf maximal 1631 Kilopond<br />
steigern, in die Fertigung <strong>ein</strong>.<br />
Die noch immer mechanische Steuerung<br />
verlangt dem Piloten besonders bei Luftkampfmanövern<br />
und im Einmotorenflug<br />
viel Kraftanstrengung ab. Ansonsten lässt<br />
sich auch die F.Mk.8 verhältnismäßig bequem<br />
<strong>fliegen</strong>. Als kritische Machzahl gilt<br />
0,82; die Höchstgeschwindigkeit auf Meereshöhe<br />
liegt bei 952 km/h.<br />
In die Frontverbände der RAF hält sie ab<br />
Herbst 1950 vermehrt Einzug und fliegt zunächst<br />
noch Seite an Seite mit ihrer älteren<br />
Schwester. Bis Sommer 1954 sind 702 F.Mk.8 bei<br />
Gloster fertiggestellt, davon 107 r<strong>ein</strong> zum Export,<br />
während AWA s<strong>ein</strong>e 470 Stück nur für die<br />
RAF produziert. Die zieht den Jäger, der im<br />
Endeffekt <strong>ein</strong>em Notbehelf gleicht, zu Hause<br />
und in Westeuropa bereits bis 1957 <strong>wieder</strong> von<br />
vorderster Linie ab. Andernorts sowie bei Reserve-<br />
und Schul<strong>ein</strong>heiten bleibt er dagegen<br />
noch jahrelang präsent.<br />
Die F.Mk.8 wird ebenfalls zum Exportschlager.<br />
94 davon erhält Australien, 60 Brasilien.<br />
20 weitere Flugzeuge übernimmt Dä nemark.<br />
Fokker fertigt 300 Stück in Lizenz: 155<br />
1951 kommt es zur ersten Kampfberührung<br />
zwischen Meteor und MiG 15.<br />
Drei Meteor F.Mk.8 des RAF Flying<br />
College im Kunstflug. Der charakteristische<br />
Bauchtank gehört seit der<br />
F.Mk.4 zum Fertigungsstandard<br />
Foto via Buttler<br />
für die niederländischen und 145 für die belgischen<br />
Luftstreitkräfte – darunter 30 Maschinen,<br />
die Fairey Avions in Belgien ebenso wie<br />
37 weitere aus englischer Produktion endmontiert.<br />
Wechselnde Embargos sorgen dafür,<br />
dass Ägypten nur acht von ursprünglich 24<br />
gewünschten Maschinen aus RAF-Beständen<br />
übernehmen kann. Syrien erhält dagegen 19<br />
Stück, sieben davon »second hand«, während<br />
Israel elf der Jäger s<strong>ein</strong>er Luftwaffe <strong>ein</strong>verleibt.<br />
Luftkämpfe und Gefechtsaufklärung<br />
Davon unabhängig hat Gloster bis zum Frühjahr<br />
1950 zwei neue Aufklärervarianten startklar<br />
– zunächst die zum taktischen Einsatz bestimmte<br />
FR.Mk.9, die am 23. März ihren<br />
Erstflug feiert und von der 126 Exemplare entstehen.<br />
Ab Juli bei der RAF im Dienst, wird sie<br />
in Deutschland sowie im Mittleren Osten stationiert,<br />
wo die letzten bis 1961 aktiv sind.<br />
Kampf<strong>ein</strong>sätze finden unter anderem während<br />
der Suezkrise 1956 statt. Auslandsabnehmer<br />
werden Ecuador, Israel und Syrien, die<br />
zwischen 1954 und 1956 Maschinen erhalten,<br />
die zuvor von der RAF abgegeben wurden.<br />
Sechs Tage nach der FR.Mk.9 wird der unbewaffnete<br />
strategische Aufklärer PR.Mk.10<br />
flügge, von dem Gloster 59 Stück herstellt. Ab<br />
Dezember 1950 nutzt ihn die RAF in Deutschland<br />
sowie wenig später auch im mittleren<br />
beziehungsweise fernen Osten. Gefechtsflüge<br />
absolviert die PR.Mk.10 beim Mau-Mau-Aufstand<br />
in Kenia 1954/55 sowie während des<br />
Malaysia-Konfliktes. Die letzten Maschinen<br />
<strong>fliegen</strong> hier noch bis Juli 1961.<br />
28
Es sind die Australier, die 1951 als Erste<br />
mit der Meteor gegen andere Jets kämpfen –<br />
freilich nur deshalb, weil die USA ihnen vorerst<br />
k<strong>ein</strong>e F-86 liefern können. Nach gründlicher<br />
Umschulung mithilfe britischer Ausbilder<br />
lässt die Royal Australian Air Force Ende<br />
Juli ihre 77 Squadron über Korea auf die gegnerische<br />
MiG-15 los. Man weiß zwar um die<br />
leistungsmäßige Unterlegenheit der F.Mk.8,<br />
glaubt aber, zusammen mit den F-86 der<br />
USAF erfolgreiche Taktiken zum Abfangen<br />
der MiG zu finden.<br />
Am 29. August 1951 kommt es zur ersten,<br />
heiß ersehnten Kampfberührung. Mit ernüchterndem<br />
Ergebnis: <strong>ein</strong>e Meteor abgeschossen,<br />
<strong>ein</strong>e weitere schwer beschädigt.<br />
F<strong>ein</strong>dverluste gibt es k<strong>ein</strong>e. Die folgenden Gefechte<br />
verlaufen kaum besser. Fast nie gerät<br />
<strong>ein</strong>e MiG vor die Kanonen – und dann im Regelfall<br />
erfolglos. Erst am 1. Dezember 1951 gelingen<br />
der Staffel zwei anerkannte Luftsiege.<br />
Doch im Gegenzug werden drei eigene Maschinen<br />
vom Himmel geholt – zwei davon<br />
durch russische Piloten.<br />
Zur Jahreswende folgt das Aus als Front -<br />
jäger. Stattdessen nimmt die 77 Sqn fortan mit<br />
weit größerem Erfolg die Jagdbomberrolle<br />
wahr. Nach insgesamt 37 Monaten im Einsatz<br />
hat der Verband bis Kriegsende am 27. Juli<br />
1953 mehr als 3700 Gebäude, über 1500 Fahrzeuge<br />
und wenigstens 16 Brücken zerstört sowie<br />
drei MiG-15 offiziell abgeschossen. 54 Meteor<br />
sind bis dahin verloren gegangen, 32 ihrer<br />
Piloten tot, gefangen oder vermisst.<br />
Die letzten Luftkämpfe, an denen der Jäger<br />
beteiligt ist, finden am 20. August sowie am<br />
1. September 1955 über dem Sinai statt. Hier gelingen<br />
israelischen F.Mk.8 drei Luftsiege gegen<br />
Gloster Meteor F.Mk.8 der No. 41<br />
Squadron, stationiert Anfang der 1950er-<br />
Jahre in Biggin Hill. Die Maschine wurde<br />
1958 zur Verschrottung freigegeben<br />
Zeichnung H. Ringstetter/Aviaticus.com<br />
ägyptische De Havilland Vampire. Danach nutzen<br />
die Israelis ihre F.Mk.8 ebenso nur mehr als<br />
Jagdbomber und schicken sie offenbar während<br />
der Suezkrise letztmals ins Gefecht.<br />
Lesen Sie in <strong>ein</strong>er kommenden Ausgabe<br />
von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> Näheres zur Laufbahn<br />
der Meteor als Trainer, Nachtjäger und<br />
Testgerät.<br />
Quellen (Auswahl):<br />
Butler, Ph./Buttler, T.: Gloster Meteor.<br />
Midland Publ. 2006<br />
Philpott, B.: Meteor. Patrick Stephens Ltd.<br />
1986<br />
Technische Daten – Gloster Meteor F.Mk.8<br />
Länge<br />
13,59 m<br />
Höhe<br />
3,96 m<br />
Spannweite<br />
11,32 m<br />
Tragflügelfläche 32,52 m²<br />
Triebwerk<br />
zwei Rolls Royce Derwent 8 mit je maximal<br />
1590 kp oder 1631 kp Schub<br />
Startmasse<br />
7122 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 952 km/h auf Meereshöhe<br />
Reichweite<br />
837 km<br />
Dienstgipfelhöhe 13 411 m<br />
Bewaffnung<br />
vier 20-mm-British-Hispano-Kanonen<br />
Besatzung<br />
<strong>ein</strong> Mann<br />
Während des Koreakrieges warten die Maschinen<br />
der 77 Squadron RAAF in Kimpo auf<br />
ihren nächsten Kampfauftrag Foto via Buttler<br />
Auf Zypern zieht die RAF ihre<br />
letzten Meteor im November<br />
1965 ab, darunter die beiden<br />
F.Mk.8-Jäger im Vorder- und<br />
Hintergrund Foto via Buttler<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
29
ZEITGESCHICHTE<br />
Operation »Tidal Wave«<br />
ANGRIFF AUF DIE ÖLFELDER VON PLOESTI<br />
Kampf um das<br />
schwarze Gold<br />
Auf der Suche nach <strong>ein</strong>er Möglichkeit, die deutsche Kriegsmaschinerie zu<br />
stoppen, glaubten die Alliierten endlich fündig geworden zu s<strong>ein</strong>: Deutschland<br />
sollte der Ölhahn zugedreht werden!<br />
Von Dietmar Hermann<br />
Die Operation »Tidal Wave« sollte die deutsche Wehrwirtschaft<br />
buchstäblich »austrocknen«. Hier <strong>ein</strong>e B-24 im Tiefflug<br />
über den brennenden Ölfeldern von Ploesti Foto USAF<br />
30
Consolidated B-24D-1-CO Liberator<br />
»Bomerang«, s/n 41-23722, der 328th<br />
Bomb Squadron im Sommer 1943. Der<br />
Bomber überstand »Tidal Wave« und kehrte<br />
in die USA zurück Zeichnung J. Franzi<br />
Für die Piloten war es <strong>ein</strong> wahrer Höllentrip:<br />
Im Tiefflug ging es über die rumänische<br />
Erde, während ringsum die<br />
Flak-Granaten detonierten. Bomber auf Bomber<br />
zerbarst im mörderischen Abwehrfeuer,<br />
doch die B-24 setzten ihren Weg unbeirrt fort.<br />
Ihr Ziel: die Ölraffinerien von Ploesti. Die alliierte<br />
Führung war sich durchaus bewusst,<br />
was sie da von ihren Soldaten verlangte, doch<br />
Ploesti schien es wert zu s<strong>ein</strong>.<br />
Es begann im Juni 1941: Rumänien trat auf<br />
Seiten der Achsenmächte in den Krieg gegen<br />
die Sowjetunion <strong>ein</strong>. Sicherlich, das beschauliche<br />
Land an der Donau war militärisch gesehen<br />
nicht gerade der wertvollste Verbündete,<br />
aber es besaß große Ölvorkommen samt Raffinerien.<br />
Dies machte Rumänien zur »Tankstelle<br />
des Reiches« – aber auch zu <strong>ein</strong>em strategischen<br />
Ziel für die alliierten Bomber.<br />
Die Amerikaner erkannten sehr schnell,<br />
wo sie den Hebel ansetzen mussten, um <strong>ein</strong>e<br />
»Querschnittslähmung« der deutschen Wehrwirtschaft<br />
herbeizuführen. Zu den vorran -<br />
gigen Zielen gehörten hier die Kugellagerwerke,<br />
die Bunafabriken und die Treibstoffindustrie.<br />
Wichtigster Öllieferant war Rumänien<br />
und bereits am 11. Juni 1942 hoben erstmals<br />
13 B-24-Bomber von Favid, Ägypten,<br />
zum Angriff auf die Ölfelder ab. Die Schäden<br />
hielten sich allerdings in Grenzen, da die<br />
Bomben aus 4000 Meter Höhe und damit unpräzise<br />
abgeworfen wurden.<br />
Die Amerikaner gewannen zwei wichtige<br />
Erkenntnisse aus diesem Misserfolg. Erstens<br />
schien der Hochangriff nicht die ideale Taktik<br />
zu s<strong>ein</strong>, was die Führung veranlasste, den<br />
nächsten Bombenabwurf »<strong>ein</strong> paar Stockwerke«<br />
tiefer durchzuführen, zumal die Anzahl<br />
der Flugabwehrgeschütze zu diesem Zeitpunkt<br />
noch sehr bescheiden war. Zweitens<br />
stellte man fest, dass Attacken auf die Treibstoffindustrie<br />
von Ploesti nur dann Aussicht<br />
auf Erfolg boten, wenn die Zahl der <strong>ein</strong>gesetzten<br />
Bomber drastisch erhöht wurde.<br />
Die deutsche Seite legte nach diesem Abwehrerfolg<br />
indes k<strong>ein</strong>eswegs die Füße hoch.<br />
Die geplante<br />
Flugroute der<br />
B-24-Bomber für<br />
die Operation<br />
»Tidal Wave«.<br />
Die Strecke von<br />
Bengasi nach<br />
Ploesti beträgt<br />
1060 Meilen,<br />
der Rückweg<br />
1015 Meilen.<br />
Die gesamte<br />
Strecke war<br />
daher 3340 Kilometer<br />
lang<br />
Gestaltung KGS Kartographie und Grafik Schlaich<br />
Drei B-24D der 93rd Bombardment Group. Im Vordergrund fliegt die »Joisey Bounce« (s/n 41-24226);<br />
sie »überlebte« den Angriff, ging aber am 13. November 1943 über Bremen verloren Foto USAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
31
ZEITGESCHICHTE<br />
Operation »Tidal Wave«<br />
Auf dem Platz von Bengasi treffen die Bodenmannschaften Vorbereitungen, die B-24 mit 1000-<br />
Pfund-Bomben zu bestücken<br />
Auch am Tag waren die Nachtjäger über<br />
Ploesti aktiv, hier die 3C+LL der 3./NJG 4<br />
Die Angriffsziele der fünf Bombergruppen der 9. US-Luftwaffe<br />
Deckname Raffinerien Bomb Groups Kommandeure<br />
White I Romana Americana 376th BG Col. Keith Compton<br />
White II Concordia Vega 93rd BG Lt. Col. Addison Baker<br />
White III Standard Petrol Block, Unirea Speranta 93rd BG Lt. Col. Addison Baker<br />
White IV Astra-Romana, Unirea-Orion 98th BG Col. John Kane<br />
White V Colombia Aquila 44th BG Col. Leon Johnsen<br />
Blue Creditul Minier, Brazi 44th BG Col. J. T. Posey<br />
Red Steaua Romana, Campina 389th BG Col. Jack Wood<br />
Sie kam vielmehr zu dem Schluss, dass die<br />
rumänischen Ölanlagen viel zu schwach gesichert<br />
waren, zumal in Zukunft mit weiteren<br />
und sicherlich auch größeren Luftschlägen zu<br />
rechnen war.<br />
Als erste Maßnahme verlegte die Führung<br />
Ende 1942 die 5. Flak-Division nach Rumänien.<br />
Rund um die Ölfelder entstand daraufhin<br />
<strong>ein</strong> waffenstarrender Flak-Gürtel, bestehend<br />
aus 200 schweren Geschützen vom<br />
Kaliber 8,8 beziehungsweise 10,5 Zentimeter.<br />
Hinzu kamen zahlreiche Flugabwehrwaffen<br />
leichteren Kalibers.<br />
Darüber hinaus verstärkte auch die Jagdwaffe<br />
ihre Präsenz. So stockte man die sogenannte<br />
»Ölschutzstaffel« des JG 77 bis Januar<br />
1943 zu <strong>ein</strong>er kompletten Jagdgruppe auf<br />
(I./JG 4). Um das schützende Dach auch in<br />
der Nacht aufrechterhalten zu können, verlegte<br />
die Luftwaffe die ebenfalls neu aufgestellte<br />
IV./NJG 6 nach Ploesti.<br />
Und wo die Indianer immer zahlreicher<br />
werden, darf natürlich auch <strong>ein</strong> Häuptling<br />
nicht fehlen: Im Juli 1943 erschuf man das<br />
Amt des Jagdfliegerführers Rumänien, welches<br />
zuerst von Oberstleutnant Bernhard<br />
Woldenga bekleidet wurde, dem die I./JG 4<br />
und die IV./NJG 6 unterstanden. Ausgestattet<br />
waren die Tagjäger mit der Bf 109 G-2, während<br />
die Nachtjäger mit der zweimotorigen<br />
Bf 110 F-4 flogen.<br />
<strong>Wie</strong> dringend notwendig es war, die Verteidigung<br />
der Treibstoffindustrie rund um<br />
Ploesti zu stärken, zeigte sich spätestens, als<br />
sich die Ereignisse in Afrika überschlugen. So<br />
besaßen die Amerikaner nach ihrer Landung<br />
in Nordafrika am 9. November 1942 erstmals<br />
eigene Operationsbasen im Mittelmeerraum<br />
und schon zu Beginn des Jahres 1943 nahmen<br />
die Pläne für <strong>ein</strong>e Luftoffensive gegen die Ölfelder<br />
allmählich Gestalt an.<br />
Ausgearbeitet wurde der Angriffsplan von<br />
Colonel Jacob E. Smart, <strong>ein</strong>em ehemaligen<br />
Jagdflieger. S<strong>ein</strong>e waghalsige Absicht war es,<br />
den Hinweg im Tiefflug zurückzulegen, um<br />
so der Funkortung zu entgehen. Ferner dach-<br />
B-24 der 376th Bombardment Group auf dem Flugfeld in Bengasi, Libyen,<br />
kurz vor dem Einsatz. Die B-24D »Brewery Wagon« im Vordergrund wurde<br />
über Ploesti von <strong>ein</strong>er Bf 109 abgeschossen<br />
Foto USAF<br />
32
te er nicht daran, zunächst nur kl<strong>ein</strong>e Brötchen<br />
zu backen, sondern wollte Ploesti mit <strong>ein</strong>er<br />
Armada von 200 B-24-Bombern zu Leibe rücken,<br />
die von Libyen aus starten und neun der<br />
insgesamt elf Raffinerien angreifen sollten.<br />
Am 24. Mai 1943 legte Smart schließlich<br />
General Eisenhower, dem Oberbefehlshaber<br />
der US-Truppen in Afrika, s<strong>ein</strong>en Plan vor.<br />
Schnell wurde klar, dass die Kräfte in Afrika<br />
dingungen 3700 Kilometer zurücklegen konnte.<br />
Angesichts der langen Flugstrecke erhielten<br />
die Maschinen zusätzlich 400-Gallonen-Tanks,<br />
sogenannte »Bomb Bay Tanks«, die im Bombenschacht<br />
untergebracht wurden.<br />
Denkbar ungeeignet war die B-24 andererseits<br />
aber ausgerechnet für Tiefflugangriffe.<br />
Colonel Smart schrieb dazu: »Es gibt k<strong>ein</strong><br />
schlechteres Flugzeug für Tiefangriffe als die<br />
Ausgerechnet für Tiefflugangriffe war die<br />
B-24 denkbar ungeeignet.<br />
bei Weitem nicht ausreichten, sodass man drei<br />
zusätzliche Bombergruppen aus England anfordern<br />
musste. Auch im Hinblick auf den<br />
Zeitpunkt überließen die Amerikaner nichts<br />
dem Zufall: Der Angriff sollte genau zwischen<br />
dem Ende der Kämpfe in Afrika und<br />
dem Beginn der Invasion auf Sizilien durchgeführt<br />
werden. Der Deckname der Unternehmung<br />
lautete »Tidal wave« (Flutwelle).<br />
Nun ging es an die Details: Um die Besatzungen<br />
vor Ort nicht ins kalte Wasser zu werfen,<br />
fertigte man große Modelle des Einsatzraumes<br />
an. Ferner statteten die Amerikaner die<br />
für den Angriff vorgesehenen B-24 mit dem<br />
Zielgerät N-7 aus, um <strong>ein</strong>en Bombenabwurf im<br />
Tiefflug zu ermöglichen. Anstelle der B-24 hätte<br />
die US-Luftwaffe zwar auch die B-17 Flying<br />
Fortress <strong>ein</strong>setzen können. Doch die »Liberator«<br />
bot im Hinblick auf die vorgesehene Bombenlast<br />
<strong>ein</strong>e größere Reichweite. So fassten die<br />
Tanks der B-24 2793 Gallonen Sprit (10 572 Liter),<br />
womit die »Liberator« unter idealen Be-<br />
B-24. Sie ist langsam, schwerfällig und reagiert<br />
schlecht auf Steuerbewegungen. Vom<br />
Boden aus sch<strong>ein</strong>t es so, als ob man sie mit<br />
<strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> herunterholen könnte.«<br />
Am Morgen des 1. August 1943 war es<br />
schließlich so weit: Eine Armada von 178 B-24<br />
hob im Raum Bengasi ab, um den Achsenmächten<br />
buchstäblich den Hahn zuzudrehen.<br />
Doch schon beim Start stürzte <strong>ein</strong>e Maschine<br />
ab, während zehn weitere aufgrund von technischen<br />
Schwierigkeiten den Flug abbrechen<br />
Öl als Schmierstoff der Kriegswirtschaft<br />
Rumänien etablierte sich mit s<strong>ein</strong>en großen<br />
Erdölvorkommen relativ schnell am Weltmarkt.<br />
Ab 1937 belegte es bereits Platz<br />
fünf aller Erdöl exportierender Länder, wobei<br />
der größte Teil der Ausfuhren an das Deutsche<br />
Reich ging. Betrug diese Menge 1940<br />
Die »Rote 9«, <strong>ein</strong>e Bf 109 G-6 der<br />
IV./JG 27 im Sommer 1943. Als<br />
Gruppenmarkierung dienten der IV. zwei<br />
horizontale Balken<br />
Zeichnung: H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
mussten. Im Tiefflug ging es dann über das<br />
Mittelmeer nach Südalbanien, wo der Verband<br />
nach Nordnordost <strong>ein</strong>schwenkte. Zuvor<br />
stürzte bei Korfu allerdings <strong>ein</strong> weiterer Bomber<br />
ab, wobei es sich ausgerechnet um die<br />
Führungsmaschine handelte.<br />
Über Albanien zog sich der Verband immer<br />
weiter aus<strong>ein</strong>ander, sodass er sich letztendlich<br />
in zwei Gruppen aufteilte. Doch damit<br />
nicht genug: Ein Navigationsfehler<br />
führte dazu, dass die 93rd Bombardment<br />
Group den Hauptverband verließ und Bukarest<br />
anflog.<br />
Auch das Überraschungsmoment war<br />
schnell dahin. Denn bereits über dem Mittelmeer<br />
wurden die Bomber von <strong>ein</strong>em deutschen<br />
Schiff gesehen. Zudem gelang es den<br />
Funkmessstationen, die Angreifer zu orten,<br />
obwohl diese sich im Tiefflug näherten.<br />
noch 1,4 Millionen Tonnen, stieg sie bis<br />
1943 auf drei Millionen Tonnen an. Insgesamt<br />
standen Deutschland 1943 11,3<br />
Millionen Tonnen Öl zur Verfügung, wovon<br />
über die Hälfte durch Kohleverflüssigung<br />
in Hydrierwerken gewonnen wurde. ■<br />
Foto USAF<br />
33
ZEITGESCHICHTE<br />
Die 15. US-Luftwaffe nahm ab April 1944<br />
die Luftangriffe auf die Raffinerieanlagen<br />
bei Ploesti <strong>wieder</strong> auf<br />
Foto USAF<br />
Daraufhin wurde in Ploesti Luftalarm gegeben.<br />
Die Soldaten eilten an ihre Geschütze<br />
und da näherte sich auch schon die erste Bomberwelle.<br />
Wütendes Flakfeuer empfing die<br />
Amerikaner, während zugleich deutsche und<br />
rumänische Jäger den Bombern entgegenflogen.<br />
Sogar die Nachtjäger stiegen mit 23 Maschinen<br />
auf, um ihren Kameraden zu helfen.<br />
Besonders verbissen kämpften die Rumänen,<br />
die neben der Bf 109 auch mit ihrer Eigenentwicklung,<br />
der IAR 80, flogen und <strong>ein</strong>ige<br />
Abschüsse erzielten. Zwar war die IAR 80<br />
nicht so leistungsstark wie die Bf 109, aber dafür<br />
sehr robust und gut bewaffnet.<br />
Und als ob Flak und Jäger den Amerikanern<br />
nicht bereits genug zusetzen würden,<br />
drohte diesen neues Ungemach. Denn kaum<br />
hatte die zweite Gruppe ihre Bomben abgeworfen,<br />
traf die dritte Gruppe <strong>ein</strong>, die, aus<br />
Richtung Bukarest kommend, direkt auf Gegenkurs<br />
flog. All<strong>ein</strong> dem Geschick der Piloten<br />
war es zu verdanken, dass es k<strong>ein</strong>e Zusammenstöße<br />
gab.<br />
Die Kämpfe gingen indes weiter und am<br />
Ende beanspruchte die I./JG 4 zwölf und die<br />
IV./NJG 6 drei Luftsiege für sich. Zuletzt beteiligte<br />
sich auch die bulgarische Luftwaffe,<br />
Deutsche und rumänische Jäger flogen den<br />
Amerikanern entgegen.<br />
die mit ihren Jägern fünf Nachzügler abschießen<br />
konnte. Doch damit waren die Amerikaner<br />
noch nicht erlöst.<br />
Denn die Luftwaffe hatte <strong>ein</strong>en regelrechten<br />
»Hinterhalt« vorbereitet, indem sie die<br />
Flugabwehr-Geschütz<br />
der 5. Flak-Division im<br />
Raum Ploesti<br />
Diese B-24 fliegt über die<br />
brennende Astra-Romana-<br />
Raffinerie hinweg Foto USAF<br />
34
Rumänische Bf 109 G-2 im Raum Ploesti.<br />
Der teilweise noch durchsch<strong>ein</strong>ende<br />
deutsche Standardanstrich aus RLM<br />
74/75/76 wurde mit dunkelgrüner Tarnfarbe<br />
übermalt Zeichnung H.Ringlstetter/Aviaticus<br />
<strong>ein</strong>satzklaren Maschinen der IV./JG 27 von<br />
Kalamaki nach Araxos verlegte, welches der<br />
westlichste Einsatzplatz in Griechenland war.<br />
Die Führung rechnete nämlich damit, dass<br />
die US-Bomber für den Rückweg dieselbe<br />
Route nehmen würden, und entsandte insgesamt<br />
zehn Bf 109 in den Raum nordwestlich<br />
der Insel Kephalonia. Dort warteten die mit<br />
Zusatztanks versehenen Jäger getreu dem<br />
Motto »Durch diese hohle Gasse muss er<br />
kommen«, bis sie schließlich 15 B-24 ausmachten.<br />
»Jäger in 3 Uhr!«, meldete <strong>ein</strong>er der<br />
amerikanischen Bordschützen gerade noch<br />
rechtzeitig. Unverzüglich versuchten die Piloten,<br />
die Abstände zwischen den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Maschinen zu verringern. Eine kompakte,<br />
<strong>fliegen</strong>de Festung sollte die Deutschen empfangen.<br />
Gruppenkommandeur Oberleutnant<br />
Burk gab Befehl, die Zusatztanks abzuwerfen,<br />
um die Jäger schneller und beweglicher zu<br />
machen. Insgesamt fünf Abschüsse konnte<br />
die IV./JG 27 bei <strong>ein</strong>em eigenen Verlust<br />
erzielen. Einer der amerikanischen Piloten,<br />
Die rumänischen Jagdflieger von Ploesti<br />
Während der Operation »Tidal Wave« waren im Raum Ploesti vier Staffeln der rumänischen Luftwaffe<br />
(FARR) im Einsatz. Die rumänischen Piloten flogen neben ihrem eigenen Muster, der IAR 80,<br />
auch deutsche BF 109 G und Bf 110. Letztere gehörten zu den rumänischen Nachtjägern.<br />
Rumänien bekam zahlreiche Bf 109<br />
zur Stärkung ihrer Jagdwaffe, so auch<br />
diese Bf 109 G-2 Foto Sammlung Ringlstetter<br />
Sämtliche rumänischen IAR 80 wurden<br />
ab 1943 im Raum Ploesti<br />
zusammengezogen<br />
Foto Sammlung Ringlstetter<br />
B-24 Liberator<br />
Die Consolidated B-24D Liberator war die<br />
erste serienreife Variante dieses US-Bombers.<br />
Ab Januar 1942 lief die Großserie<br />
an, rund 2696 Maschinen wurden gebaut.<br />
Die Besatzung bestand aus bis zu zehn<br />
Mann. Vier 1200 PS starke Pratt & Whitney<br />
R-1830-43 verliehen ihr <strong>ein</strong>e Höchstgeschwindigkeit<br />
von 487 km/h in 7620<br />
Meter Höhe. Die Reichweite betrug etwa<br />
3700 Kilometer bei 2265 Kilogramm Zuladung.<br />
Die Abwehr-Bewaffnung bestand<br />
aus zehn 12,7-mm-Browning-MG. ■<br />
Die IAR 80 war mit <strong>ein</strong>em 1025 PS<br />
starken Doppelsternmotor ausgestattet,<br />
der den Jäger auf rund 550 km/h<br />
in 3970 Meter Höhe beschleunigen<br />
konnte. Von 1940<br />
bis 1943 wurden<br />
436 Stück gebaut<br />
Foto USAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
35
ZEITGESCHICHTE<br />
Operation »Tidal Wave«<br />
Bf 109 G der III./JG 27 1943 auf <strong>ein</strong>em<br />
Begleitschutz<strong>ein</strong>satz. Die im Frühjahr 1943<br />
aufgestellte IV. Gruppe ging überwiegend<br />
aus der III. Gruppe hervor<br />
Foto Sammlung Ringlstetter<br />
Der Vater von »Tidal Wave«<br />
Colonel Jacob E. Smart (links), zusammen<br />
mit General Henry H. Arnold im Februar<br />
1943. Mit s<strong>ein</strong>er Versetzung zum 9. US-<br />
Bomberkommando im Mittelmeerraum begannen<br />
die Planungen zur Operation »Tidal<br />
Wave«, als deren Architekt er gilt. In Italien<br />
übernahm er später das Kommando über<br />
die 97th BG. Bei <strong>ein</strong>em Einsatz über <strong>Wie</strong>ner<br />
Neustadt wurde s<strong>ein</strong>e B-17 am 10. Mai<br />
1944 abgeschossen. Smart überlebte den<br />
Absturz verletzt und geriet in deutsche<br />
Kriegsgefangenschaft. Nach s<strong>ein</strong>er Befreiung<br />
im April 1945 setzte er s<strong>ein</strong>e militärische<br />
Laufbahn bei der USAF bis in die<br />
späten 1960er-Jahre fort. Er starb mit<br />
97 Jahren im November 2006. ■<br />
Ein Bordschütze steht hier<br />
am seitlichen 12,7-mm-MG<br />
Foto USAF<br />
Foto USAF<br />
Captain Ellis, berichtete nach dem Einsatz:<br />
»Es war k<strong>ein</strong> Überraschungsangriff. Es war<br />
<strong>ein</strong> kühler, sorgfältig geplanter Angriff. Wir<br />
wussten, dass die Deutschen nicht ängstlich<br />
waren. Wir mussten sie abschießen oder<br />
selbst abgeschossen werden oder aushalten,<br />
bis sie k<strong>ein</strong>en Sprit mehr hatten!«<br />
Der größte Teil der amerikanischen Verluste<br />
bei diesem Angriff ging allerdings auf<br />
das Konto der Flak. Traf die Flak die vollen<br />
Bomb Bay Tanks, so geriet die B-24 in Brand<br />
oder explodierte.<br />
So kam es, dass von 177 Bombern nur 89<br />
zu ihren Startplätzen zurückkehrten. 22 weiteren<br />
B-24 gelang es, andere Basen anzu<strong>fliegen</strong>.<br />
Von diesen 111 Liberators waren 60 allerdings<br />
so schwer beschädigt, dass sie kaum<br />
mehr <strong>ein</strong>satzfähig waren. Sieben Maschinen<br />
landeten in der neutralen Türkei. Die Besatzungen<br />
wurden interniert und ihre Flugzeuge<br />
beschlagnahmt. Drei weitere schafften den<br />
Heimflug nicht mehr, da sie wegen Spritmangels<br />
ins Meer stürzten. Der Gesamtverlust<br />
betrug somit 54 Maschinen, was etwa 30 Prozent<br />
entspricht. Von 1732 Besatzungsmitgliedern<br />
waren 532 entweder tot, in Kriegsgefangenschaft<br />
geraten oder blieben vermisst.<br />
Deutsche und Rumänen büßten ihrerseits<br />
zehn Flugzeuge <strong>ein</strong>. Für die Amerikaner<br />
stand fest, dass die Verluste deutlich geringer<br />
ausgefallen wären, wenn man die Bomb<br />
Bay Tanks vor dem Angriff abgeworfen hätte.<br />
Der Erfolg des Angriffs hielt sich in Grenzen.<br />
So wurde das Ziel »White I« komplett<br />
verfehlt, während Concordia Wega (»White<br />
II«) mit leichten Schäden davonkam. Auch<br />
»White III« blieb völlig verschont. »White IV«<br />
hingegen hatte zahlreiche Treffer <strong>ein</strong>stecken<br />
müssen. So sank die Kapazität der Astra-Romana-Raffinerie<br />
auf 50 Prozent ab und die<br />
Produktion der Unirea-Orion-Anlage brach<br />
36
»Experte« der IV./JG 27, H<strong>ein</strong>rich Bartels, neben<br />
s<strong>ein</strong>er Bf 109 G-6 Mitte November 1943<br />
Foto Sammlung Ringlstetter<br />
gar um 70 Prozent <strong>ein</strong>. Ziel »Blue« (Creditul<br />
Minier, Brazi) trug mit 40 Prozent <strong>ein</strong>e ähnlich<br />
starke Beschädigung wie »White IV« davon.<br />
Am schlimmsten hatte es jedoch »White V«<br />
und »Red« getroffen. Diese Raffinerien wurden<br />
fast vollständig zerstört.<br />
Die gesamte Raffineriekapazität sank<br />
durch den Angriff zwar auf 40 Prozent ab,<br />
konnte aber durch Reparaturen im Laufe des<br />
Monats <strong>wieder</strong> auf 80 Prozent angehoben<br />
werden. Obwohl über 50 000 Tonnen Öl vernichtet<br />
wurden, konnte der weitaus größere<br />
Teil gerettet werden. Damit hatten die Alliierten<br />
ihr eigentliches Ziel, <strong>ein</strong>en entscheidenden<br />
Schlag gegen die rumänische Erdölindustrie<br />
durchzuführen, nicht erreicht.<br />
Weitere Bombenangriffe fanden zunächst<br />
nicht mehr statt. Erst als die Alliierten in den<br />
Besitz italienischer Flugplätze gelangten, nahmen<br />
sie die Attacken im April 1944 <strong>wieder</strong><br />
auf, wobei die US-Luftwaffe diesmal auf Flächenangriffe<br />
aus großer Höhe setzte. Bis zum<br />
19. August 1944 flogen die Alliierten 43 Einsätze<br />
gegen Rumänien, die meisten richteten<br />
sich gegen die Treibstoffindustrie. Zwar waren<br />
die Schäden teilweise sehr hoch, doch<br />
schafften es die Angreifer nicht, die Produktionskapazität<br />
auf unter 50 Prozent zu drücken.<br />
Erst als Rumänien am 23. August die Seiten<br />
wechselte und die Rote Armee <strong>ein</strong>en Tag später<br />
die Ölfelder besetzte, fiel die »Reichstankstelle«<br />
für die Achsenmächte endgültig aus. ■<br />
Quellen:<br />
USAF Historical Study 103 – The Ploesti<br />
Mission of 1. August 1943<br />
Das Ziel der 44th Bombergroup: 14 B-24<br />
der Zweiten Welle im Anflug auf die Raffinerie<br />
Avon Columbia Aquila Foto USAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
37
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
KAMPFGLEITER BLOHM & VOSS BV 40<br />
Motorlos an den<br />
Auf der Suche nach <strong>ein</strong>em weiteren Mittel, den alliierten<br />
Bombern Paroli zu bieten, schlug Blohm & Voss <strong>ein</strong>en ungewöhnlichen<br />
Weg <strong>ein</strong>: Ein kl<strong>ein</strong>er motorloser Gleiter sollte<br />
die Jagdwaffe entlasten.<br />
Von Herbert Ringlstetter<br />
Die Stirnfläche der Bv 40 fiel extrem gering aus. Sie hätte<br />
den f<strong>ein</strong>dlichen Bordschützen <strong>ein</strong> erst spät erfassbares<br />
und schwierig zu treffendes Ziel geboten<br />
Im Jahr 1943 spitzte sich die Lage für das<br />
Deutsche Reich drastisch zu. Mit der Einnahme<br />
Süditaliens im Sommer und Herbst<br />
1943 rückten die Alliierten auch von Süden<br />
her immer näher an das Reichsgebiet heran.<br />
Nun konnten Angriffe von Einsatzbasen in<br />
Großbritannien und Italien geflogen werden.<br />
Die deutsche Jagdwaffe sah sich zusehends<br />
außer Stande, den <strong>ein</strong><strong>fliegen</strong>den Bombern Paroli<br />
zu bieten. Die Flugzeugindustrie konnte<br />
den Bedarf an Jagdmaschinen kaum decken<br />
und die Ausbildung der Piloten musste gestrafft<br />
werden. So lag es nahe, sich über Alternativen<br />
Gedanken zu machen, wie man<br />
sich der F<strong>ein</strong>de erwehren könnte.<br />
Radikaler Rammjäger<br />
Richard Vogt, s<strong>ein</strong>es Zeichens Chefkonstrukteur<br />
bei Blohm & Voss, hatte die radikale Idee<br />
zu <strong>ein</strong>em Rammjäger, den er 1943 als Projekt<br />
186 dem Reichsluftfahrtministerium (RLM)<br />
vorschlug. Vogt dachte an <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, sehr<br />
günstig herzustellendes, mit nur <strong>ein</strong>er Kanone<br />
bewaffnetes, Jagdflugzeug – ohne Antrieb.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung H. Ringlstetter<br />
38
Neben den Blohm & Voss-Mitarbeitern wird die geringe Größe der Bv 40<br />
mit nur 5,9 Metern Länge besonders deutlich<br />
Das Fahrwerk wurde nach dem Abheben ausgeklinkt, gelandet wurde<br />
auf <strong>ein</strong>er ausfahrbaren, gefederten Kufe<br />
Kl<strong>ein</strong> und günstig: Mit der Bv 40 glaubte die Luftwaffe, <strong>ein</strong>e Alternative<br />
zum konventionellen Jagdflugzeug gefunden zu haben. Hier der<br />
Jagdgleiter Bv 40 V1, der am 6. Mai 1944 erstmals abhob. Die Konstruktion<br />
des kl<strong>ein</strong>en Jägers war äußerst durchdacht. Abgesehen<br />
vom Rumpfvorderteil, bestand die Maschine überwiegend aus Holz<br />
F<strong>ein</strong>d<br />
Es sollte von <strong>ein</strong>em gängigen Jäger wie der<br />
<strong>ein</strong>motorigen Messerschmitt Bf 109 in überhöhte<br />
Positionen an <strong>ein</strong>en an<strong>fliegen</strong>den Bomberpulk<br />
geschleppt werden. 250 bis 700 Meter<br />
über den f<strong>ein</strong>dlichen Kampfflugzeugen müssten<br />
dann genügen, um mit hoher Fahrt <strong>ein</strong>en<br />
der großen und leicht auszumachenden<br />
schweren Bomber ins Visier zu nehmen.<br />
Wenn möglich sollte der in liegender Haltung<br />
steuernde Pilot zuerst den Heckschützen ausschalten<br />
und dann in das Leitwerk des<br />
Kampfflugzeuges krachen. Dies müsste wenigsten<br />
zur Notlandung, wenn nicht zum Absturz<br />
der F<strong>ein</strong>dmaschine führen. Der Rammjäger<br />
sollte dabei jedoch relativ unbeschädigt<br />
bleiben und anschließend landen können. Die<br />
von Vogt für das Kl<strong>ein</strong>flugzeug angegebenen<br />
Abmessungen lagen bei lediglich sieben Meter<br />
Spannweite bei sieben Quadratmeter Fläche.<br />
Das Gewicht beschrieb er mit etwa 700<br />
Kilogramm. Der größte Haken an der Rammjäger-Idee<br />
lag in der Stabilität der Maschine,<br />
da kaum gewährleistet werden konnte, dass<br />
das Flugzeug, insbesondere die Flächen, die<br />
Attacke tatsächlich überstehen und s<strong>ein</strong> Pilot<br />
die Maschine sogar noch heil zurück auf<br />
den Boden bringen könnte.<br />
Das RLM zeigt Interesse<br />
Als Vogts Vorschlag das Interesse des RLM<br />
weckte und am 19. August 1943 die Weiterentwicklung<br />
des Projekts 186 verlangt wurde, veränderte<br />
er die Einsatzidee hin zu <strong>ein</strong>er praktikableren<br />
Variante: Nun plante Vogt den<br />
Angriff nicht mehr durch letztliches Rammen,<br />
sondern „nur“ mit den Bordwaffen. Hierzu<br />
sollten zwei Maschinenkanonen MK 108 ausreichend<br />
s<strong>ein</strong>. Immerhin genügten im Schnitt<br />
lediglich vier Treffer mit den 30-Millimeter-Minengranaten,<br />
um <strong>ein</strong>en viermotorigen schweren<br />
Bomber vom Himmel zu holen. Auch die<br />
neue Variante des Kl<strong>ein</strong>jägers kam ohne Motor<br />
aus. Als Schleppflugzeug dachte man in erster<br />
Linie an die Bf 109 G, die – rechnerisch –<br />
zwei Gleiter in nur 30 Minuten auf 9000 Meter<br />
ziehen könnte. Um den Propellerwirbeln<br />
Die Piloten des Kampfgleiters sollten lediglich <strong>ein</strong>e Segelflugausbildung erhalten, schließlich war<br />
der Umgang mit den Eigenheiten motorisierter Flugzeuge unnötig<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
39
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Die per Hand über <strong>ein</strong>e Ratsche auszufahrenden Landeklappen ließen sich in den Stellungen 50 und 80 Grad arretieren und brachten <strong>ein</strong>e deutliche<br />
Reduzierung der Landegeschwindigkeit<br />
Startbereit: Der Gleiter mit im Bug <strong>ein</strong>gekuppeltem<br />
Schleppseil<br />
1 Schleppkupplung<br />
2 Einklinkkopf des Seils<br />
3 Stecker des EiV-Kabels<br />
4 Panzerglasscheibe (nicht installiert)<br />
5 Kompass (unter Verkleidung)<br />
6 Sammler<br />
7 Radsatz<br />
8 Schnellverschluss zum Aufbocken des Gleiters<br />
der Schleppmaschine zu entgehen, war das<br />
Abheben erst bei etwa 140 km/h zu empfehlen.<br />
Dann konnte der Gleiterpilot mit Fahrtüberschuss<br />
durch diese hindurchsteigen und<br />
in überhöhter Position bleiben. Die Abhebegeschwindigkeit<br />
der »109« lag bei 165 km/h.<br />
Als vorteilhafteste Ausklinkposition wurden<br />
etwa 500 Meter über und rund 1200 Meter vor<br />
dem F<strong>ein</strong>dverband erachtet. Für <strong>ein</strong>en sauberen<br />
Angriff durfte der Pilot dem Gegner nicht<br />
zu steil entgegenstürzen, da er nur <strong>ein</strong>en Sichtwinkel<br />
von etwa 30 bis 35 Grad nach oben und<br />
unten hatte. Ein Anflugwinkel von 20 Grad<br />
war daher empfehlenswert, zudem der Angriff<br />
von vorne oder leicht seitlich.<br />
Der notwendigen kl<strong>ein</strong>en Stirnfläche des<br />
Rumpfes wegen, kam <strong>ein</strong>e übliche Sitzposition<br />
des Flugzeugführers nicht in Frage. Also<br />
musste er die Maschine in liegender Position<br />
mit dem Kopf voraus und dem Bauch<br />
nach unten steuern. So lag er mit s<strong>ein</strong>em Gesicht<br />
nahe an der kl<strong>ein</strong>en Frontscheibe mit<br />
<strong>ein</strong>facher Visier<strong>ein</strong>richtung. In der Regel<br />
würde der Pilot nur <strong>ein</strong>en Angriff <strong>fliegen</strong><br />
können und anschließend nach unten wegtauchen.<br />
Für die Bordschützen der Bomber<br />
wäre der kl<strong>ein</strong>e, aber hoch gefährliche Angreifer<br />
nur schwierig und sehr spät auszumachen.<br />
Eine sicherlich nicht leicht zu bewerkstelligende<br />
Sache wäre das »Aufsammeln« der<br />
Fertigung der Bv 40<br />
Typ<br />
Bv 40 V1<br />
Bv 40 V2<br />
Bv 40 V3<br />
Bv 40 V4<br />
Bv 40 V5<br />
Bv 40 V6<br />
Bv 40 V7–V14<br />
Bv 40 V15–20<br />
Kennung/Bemerkung<br />
PN+UA<br />
PN+UB<br />
PN+UC – Bruchzelle<br />
PN+UD<br />
PN+UE<br />
PN+UF<br />
Vorserie, in Bau<br />
Fertigstellung bis<br />
März 1945 geplant<br />
Bv 40, da es in der Mehrzahl sicherlich zu Außenlandungen<br />
käme. Hier hätte <strong>ein</strong>e funktionierende<br />
Organisation geschaffen werden<br />
müssen, um die Maschinen schnellst möglich<br />
<strong>wieder</strong> startklar zu haben. Soweit die Theorie<br />
zur Einsatztaktik für den Sparjäger.<br />
Aufwendig <strong>ein</strong>fach konstruiert<br />
Bereits Ende Oktober stand die Attrappe des<br />
P 186 zur Besichtigung bereit. Nach <strong>ein</strong>gehender<br />
positiver Begutachtung folgte der<br />
Auftrag des RLM zum Bau von zunächst<br />
sechs Versuchsflugzeugen. Mitte Dezember<br />
erweiterte das RLM den Fertigungsauftrag<br />
auf zwölf, am 9. Februar 1944 auf 20 Musterflugzeuge.<br />
Flugklar sollte die mit der RLM-<br />
Typennummer 40 bedachte Jagdmaschine im<br />
Zeitraum März/April 1944 s<strong>ein</strong>.<br />
Die komplett aus Holz gefertigte, 170 Kilogramm schwere Fläche wies zwei abgestufte,<br />
jeweils gleichbleibende Profildicken auf. Der Rumpf mit dem Panzerkopfteil all<strong>ein</strong>e<br />
brachte 580 Kilogramm auf die Waage<br />
40
Blohm & Voss Bv 40<br />
Blohm & Voss Bv 40 V5<br />
PN+UE<br />
Erstflug am 6. Juli 1944<br />
Lackierung: RLM 71/65<br />
© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
41
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Der Arbeitsplatz des Gleit-Jagdfliegers. Der Steuerknüppel war zwar etwas nach rechts versetzt,<br />
konnte aber auch mit der linken Hand bedient werden. Die Panzerglasscheibe hielt dem Beschuss<br />
von 12,7-mm-MG-Geschossen der US-Bomber aus <strong>ein</strong>er Entfernung von 200 Metern stand<br />
Ein Teil der Bv-40-Austattung:<br />
1 Hebel für Gleitkufe<br />
2 Schnepper an Bedienhebel<br />
3 Regler für Heizbekleidung<br />
4 Heizbekleidungsanschluss<br />
5 Atemschlauch für Sauerstoff<br />
Die Konstruktion der Bv 40 war konzeptionsbedingt<br />
<strong>ein</strong>fach, aber gerade deshalb auch<br />
sehr durchdacht ausgelegt.<br />
Der dreiteilig aufgebaute Rumpf des Jägers<br />
war im vorderen Bereich zum Schutz des Flugzeugführers<br />
als Panzerstahlwanne ausgeführt,<br />
ansonsten aber aus Holz gefertigt. Das Kopfstück<br />
konnte im Notfall per Hebel vom Rest<br />
getrennt werden, was den relativ <strong>ein</strong>fachen<br />
Ausstieg des Piloten ermöglichen sollte. Allerdings<br />
musste Vogt die Maschine abspecken,<br />
um auf <strong>ein</strong> erträgliches Gewicht zu kommen.<br />
Die beiden aerodynamisch verkleideten<br />
MK 108 fanden ihren Platz links und rechts<br />
neben dem Rumpf unterhalb der Tragflächen,<br />
nachdem sie zuvor oberhalb des Rumpfes<br />
montiert werden sollten.Beide Waffen wogen<br />
samt Halterungen 125 Kilogramm. An Munition<br />
waren 35 Schuss je Waffe <strong>ein</strong>geplant.<br />
Das Fahrwerk der Bv 40 legte man abwerfbar<br />
aus. So konnte <strong>ein</strong>iges an Gewicht gespart<br />
werden. Für die Landung bekam der<br />
Gleiter <strong>ein</strong>e in den Rumpf integrierte, ausfahrbare<br />
und gefederte Kufe.<br />
Die <strong>ein</strong>teilige Tragfläche bestand aus <strong>ein</strong>er<br />
robusten, sperrholzbeplankten Holzkonstruktion<br />
mit breitem Kastenholm aus laminiertem<br />
Buchensperrholz. An der Hinterkante<br />
verfügte sie neben den Querrudern über bis<br />
zu 80 Grad ausfahrbare Landeklappen. Die<br />
170 Kilogramm schwere Fläche war über<br />
zwei Schraubenbolzen mit dem Rumpf verbunden<br />
und ließ sich zum Abtransport rasch<br />
von diesem trennen.<br />
Seiten- und Höhenleitwerk waren ebenfalls<br />
aus Holz gefertigt, wobei letzteres <strong>ein</strong>e<br />
Verstrebung erhielt. Die beiden Höhenruder<br />
waren gleich und konnten unter<strong>ein</strong>ander ausgetauscht<br />
werden.<br />
Problemlose Flugeigenschaften<br />
Als Schleppmaschine sollte zunächst <strong>ein</strong>e der<br />
asymmetrischen Bv 141 herangezogen werden.<br />
Tatsächlich fiel die Wahl auf <strong>ein</strong>e zweimotorige<br />
Messerschmitt Bf 110 G-0.<br />
Technische Daten – Blohm & Voss Bv 40<br />
Bv P 186 (ursprünglich) 40<br />
Besatzung 1 1<br />
Einsatzzweck Rammjäger Jagdflugzeug/Jagdgleiter<br />
Spannweite 7,00 m 7,90 m<br />
Länge – 5,70 m<br />
Höhe – 1,63 m<br />
Flügelfläche 7,00 m² 8,70 m²<br />
Flügeltiefe 1,00 m 1,10 m<br />
Flügelstreckung – 7,2<br />
Leergewicht – 836,5 kg<br />
Startgewicht max. 750 kg 950 kg<br />
Flächenbelastung 110 kg/m² 110 kg/m²<br />
Schleppgeschwindigkeit max. – 555 km/h in 6000 m<br />
Zulässige Geschwindigkeit über 5000 m – 900 km/h<br />
Zulässige Geschwindigkeit in Bodennähe – 700 km/h<br />
Angriffsgeschwindigkeit – 475 km/h<br />
Landegeschwindigkeit bei 80° Klappen – 140 km/h<br />
Aufsetzgeschwindigkeit bei 80° Klappen zirka – 120 km/h<br />
Beste Gleitzahl – 14,7 bei 220 km/h<br />
MG-Bewaffnung 1 x MK 108 – 30 mm 2 x MK 108 – 30 mm<br />
je 35 Schuss<br />
42
Zentraler Bestandteil der Bv 40 war ihr stark gepanzerter<br />
Vorderrumpf. Die Kabinenhaube ließ<br />
sich nach Entriegelung nach hinten aufgklappen<br />
Praktisch und durchdacht: Der Pilot konnte die<br />
Seitenpanzerung der Haube bei Bedarf auch<br />
ganz zuschieben<br />
Das Gurtsystem hielt den Flugzeugführer, der<br />
wegen des fehlenden Motors Heizbekleidung<br />
trug, in liegender Position<br />
Nachdem das erste Startvorhaben in Hamburg<br />
Finkenwärder in <strong>ein</strong>em Fehlstart endete,<br />
konnte die Bv 40 V1 am 6. Mai 1944 im<br />
Schlepp hinter der »110« von Wenzendorf aus<br />
erfolgreich zum Jungfernflug abheben. Einflieger<br />
Ratenhaus ließ den Gleiter bis zu 300<br />
km/h schnell werden und zeigte sich mit den<br />
Flugeigenschaften recht zufrieden. Für den<br />
zweiten Start am 2. Juni ließ er den Reifendruck<br />
von 4,5 auf 1,5 atü verringern, was den<br />
Startvorgang erleichterte, da die Maschine<br />
weit weniger zum Springen neigte. Am 8. Juni<br />
klinkte er in 2200 Meter aus und steigerte<br />
die Geschwindigkeit anschließend auf 330<br />
km/h. Am 6. Juli erhöhte Ratenhaus während<br />
des 12. Fluges auf 470 km/h. Der Rechliner<br />
Erprobungspilot Ziegler besch<strong>ein</strong>igte der Bv<br />
40 <strong>ein</strong> harmloses Flugverhalten. Den Start auf<br />
Beton hielt er für wesentlich <strong>ein</strong>facher als auf<br />
Gras, wo die Sache mit zunehmender Geschwindigkeit<br />
schwieriger wurde. Die insgesamt<br />
19 Flüge, die sämtlich hinter der Bf 110<br />
G-0 begannen, verliefen insgesamt problemlos.<br />
Eine Ausnahme bildete der Bruch mit der<br />
V4 beim Startversuch.<br />
Durch den Wegfall <strong>ein</strong>er Kanone hätte<br />
das Gerät »Schlinge« an der Bv 40 montiert<br />
werden können. Dabei handelte es sich um<br />
<strong>ein</strong>en 30 Kilogramm schweren Behälter mit<br />
Sprengstoff, der an <strong>ein</strong>em Stahlseil hängend<br />
abgeworfen ferngezündet explodieren sollte.<br />
Eine andere Idee sah den Abwurf von<br />
Es gab Überlegungen, die mit Sprengstoff beladene<br />
Bv 40 als Mistel-Gespann zu nutzen.<br />
Stahlseilen vor, die zur Beschädigung der<br />
Bomber führen konnten. Besonders die Luftschrauben<br />
wären hier gefährdet gewesen.<br />
Darüber hinaus gab es Überlegungen, die<br />
mit Sprengstoff beladene Bv 40 als Mistel-Gespann<br />
im Ver<strong>ein</strong> mit <strong>ein</strong>er H<strong>ein</strong>kel He 177 als<br />
Trägerflugzeug zu nutzen.<br />
Zur Erhöhung der Einsatzflexibilität war<br />
der Einbau <strong>ein</strong>es Raketenmotors im Gespräch.<br />
So hätte <strong>ein</strong> Walter HWK 109 507 für<br />
maximal vier Minuten 590 kp Schub geliefert.<br />
Das RLM lehnte den Vorschlag ab und<br />
verbot obendr<strong>ein</strong> entsprechende Versuche<br />
im Mai 1944.<br />
Das Projekt wird <strong>ein</strong>gestellt<br />
Ob das Gleitjäger-Konzept effektiv s<strong>ein</strong> würde,<br />
musste sich erst noch herausstellen. Doch dazu<br />
kam es nicht. Am 18. August 1944, <strong>ein</strong> Jahr nach<br />
Auftragserteilung, ging der Befehl zur Einstellung<br />
aller weiteren Arbeiten an den Gleitjägern<br />
<strong>ein</strong>, samt Streichung der 200 geplanten Serienflugzeuge.<br />
Die Kosten für 50 Konstruktionstage<br />
und 10 000 Arbeitsstunden berechnete<br />
Blohm & Voss mit 80 000 Reichsmark.<br />
Im Oktober fielen alle sechs bereits gebauten<br />
sowie die noch in der Fertigung befindlichen<br />
acht Bv 40 <strong>ein</strong>em Bombenangriff auf<br />
Wenzendorf zum Opfer.<br />
■<br />
Das verwendete Kürzel Bv mit kl<strong>ein</strong>em v hält sich<br />
an die vom RLM bestimmte Schreibweise, wonach<br />
der zweite Buchstabe immer kl<strong>ein</strong> zu schreiben ist,<br />
auch bei Doppelnamen (etwa Focke-Wulf oder Focke<br />
Achgelis). Damals wie heute war/ist jedoch die<br />
Schreibweise BV sehr verbreitet<br />
Die hohe, weit über dem Schwerpunkt<br />
liegende Anordnung der<br />
Fläche, machte <strong>ein</strong>e V-Stellung<br />
zur Flugstabilisierung unnötig<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
43
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
VIELSEITIGE ARADO SC I<br />
Ein Doppeldecker<br />
für alle Fälle<br />
Auch bei Arado buk man in den 1920er-Jahren noch kl<strong>ein</strong>e Flieger-Brötchen und produzierte<br />
vielseitig verwendbare, zivile Muster wie die Arado SC I – <strong>ein</strong> solider Entwurf<br />
mit <strong>ein</strong>em überraschend großen Einsatzspektrum<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
44
Die 1925 gebildeten Arado Flugzeugwerke<br />
fingen wie viele damalige Neugründungen<br />
mit dem Bau von Sportund<br />
Schulmaschinen an. Allerdings wurde bei<br />
den neuen Mustern insgeheim oft schon an <strong>ein</strong>e<br />
militärische Verwendung gedacht. Das war<br />
wohl auch bei der 1926 entwickelten SC I so<br />
gewesen, bei der die Typenbezeichnung S für<br />
Schulung und C für Aufklärung stand.<br />
Die Arado SC I war <strong>ein</strong> vergleichsweise<br />
schwerer, zweisitziger Anderthalbdecker mit<br />
<strong>ein</strong>em 230-PS-BMW-IV-Motor. Sie besaß <strong>ein</strong>en<br />
gemischten Aufbau, bestehend aus <strong>ein</strong>em<br />
Stahlrohrrumpf und stoffbespannten Holztragflächen.<br />
Sie war <strong>ein</strong> klassischer Zweisitzer,<br />
noch ganz wie die weit verbreiteten C-<br />
Typen des Ersten Weltkriegs mit dem voll instrumentierten<br />
Pilotensitz vorne und dem Beobachterplatz<br />
hinten. Als Verwendungszweck<br />
sah man daher auch Schulungs-, Foto- und<br />
Vermessungsflüge vor.<br />
Insgesamt wurden bis 1928 14 Arado SC I<br />
gebaut, was damals als »große Serie« galt. Man<br />
lieferte sie überwiegend an die DVS in Schleißheim<br />
und in Staaken. Einzelne gingen später<br />
an die DVL, die letzte wurde erst 1937 aus dem<br />
Register gestrichen.<br />
Auch als Versuchsflugzeug flog <strong>ein</strong>e Arado<br />
SC I. So setzte sie der Reichsverband der<br />
Deutschen Luftfahrtindustrie (RDL) 1930/31<br />
bei der Seeflugzeug-Erprobungsstelle in Travemünde<br />
<strong>ein</strong>, um die Heißkühlung mit Äthylenglykol<br />
zu erproben.<br />
Diente die Arado als Schulflugzeug, baute<br />
man <strong>ein</strong>e Doppelsteuerung <strong>ein</strong>. Auch Gashebel<br />
und Zündverstellung waren, verbunden<br />
durch Stoßstangen, doppelt vorhanden.<br />
Ein<br />
Drehzahlmesser<br />
von Morell bis<br />
1600 U/min<br />
Foto Oliver Jordan<br />
Der bekannte<br />
Anlassmagnet<br />
von Bosch<br />
Der Fahrtmesser von<br />
Bruhn bis 250 km/h<br />
Foto Oliver Jordan<br />
Hier hat die Arado SC I, D-789, W.Nr. 28,<br />
der DVS bei der Landung <strong>ein</strong>en Überschlag<br />
gemacht und erlaubt <strong>ein</strong>en interessanten<br />
Blick auf die Oberseite<br />
Foto Sammlung Fink/Fahrt<br />
Die Arado SC I war <strong>ein</strong> echter Generalist.<br />
Hier die D-965 beim Warten auf die<br />
Startfreigabe. Die Maschine hatte die<br />
Werknummer 23<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
45
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Vorderes Cockpit der Arado SC I. Am Fahrtmesser sind zwei Klemm -<br />
markierungen, welche die besten Werte für den Steig- und den Sinkflug<br />
angeben<br />
Erläuterung der Ausrüstung<br />
Die Tankanzeiger für die Kraftstoffbehälter<br />
und der Kompass waren im Oberflügel untergebracht,<br />
sodass sie von beiden Sitzplätzen<br />
aus abgelesen werden konnten.<br />
Flog die SC I hingegen als Foto- oder Vermessungsflugzeug,<br />
konnte der Boden des<br />
hinteren Sitzes entfernt werden, um beispielsweise<br />
Raum für <strong>ein</strong>e Kamera zu schaffen.<br />
Eine andere Möglichkeit bestand darin,<br />
den hinteren Platz als Frachtraum zu nutzen.<br />
Die beiden Sitze waren nach den damals<br />
üblichen Standards <strong>ein</strong>fach, aber zweckmäßig<br />
ausgestattet. Neben den Rohren der Rumpfkonstruktion<br />
mussten die Flieger auch noch<br />
auf die offen laufenden Steuerstangen und<br />
-seile achten. Immerhin waren die beiden<br />
Aluminiumsitze höhenverstellbar und es war<br />
ausreichend Platz für je <strong>ein</strong>en Fallschirm.<br />
Eine eher sparsame Instrumentierung gab<br />
es nur am vorderen Sitz. Sie stammte teils aus<br />
dem Ersten Weltkrieg, teils war sie neu entwickelt.<br />
Dominierend waren Fahrt-, Höhenund<br />
Drehzahlmesser.<br />
■<br />
Quellen:<br />
Koos, Volker: »Arado Flugzeugwerke 1925–<br />
1945«. Heel Verlag, Königswinter 2007<br />
National Advisory Committee for Aero -<br />
nautics (NACA): »Aircraft Circulars No 56<br />
– Training Airplane Arado SC I«.<br />
Washington 1927<br />
Ausrüstung <strong>ein</strong>er Arado SC I am vorderen Sitz<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Hersteller<br />
1 Seitensteuer<br />
2 Seilzüge für Querruder<br />
3 Fahrtmesser 50–250 km/h Bruhn<br />
4 Steuerknüppelgriff<br />
5 Anlass<strong>ein</strong>spritzpumpe Malivert<br />
6 Zündschalter Bosch<br />
7 Öltank mit Schaufenster für Schwimmer<br />
8 Steuerknüppel<br />
9 Borduhr 8 Tage ?<br />
10 Höhenmesser 0–8000 m Lufft<br />
11 Feuerlöscher mit Ventil und Manometer 0–10 kg/cm² Maximall<br />
12 Öldruckmesser 0–5 kg/cm² Maximall<br />
13 Wassertemperaturanzeiger 25–115° C A.E. Baecker<br />
14 Hebel für Kühlerklappe<br />
15 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell<br />
16 Anlassmagnet Bosch<br />
17 Kraftstoffvorratsanzeiger im Oberflügel<br />
18 Hebel für Gas und Zündverstellung (linke Rumpfseite oben)<br />
19 Benzin- und Brandhahn (linke Rumpfseite)<br />
20 Kompass am Oberflügel Ludolph?<br />
21 Fettpresse für die Wasserpumpe<br />
Möglich ist auch noch der Einbau <strong>ein</strong>es Kraftstoffdruckmessers über der Anlass<strong>ein</strong>spritzpumpe.<br />
Die Zusammenstellung wurde auf der Basis <strong>ein</strong>er historischen Fotografie<br />
durchgeführt. Nicht alle Details waren <strong>ein</strong>deutig erkennbar.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />
46
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
UNTERNEHMEN »HUSKY« – SIZILIEN JULI 1943<br />
Sturm auf die<br />
»Festung Europa«<br />
Macchi MC.202 der 377a<br />
Squadriglia, die Mitte 1943<br />
bei Palermo auf Sizilien lag<br />
Nach dem Ende der Kämpfe in Afrika war es nur noch <strong>ein</strong>e Frage der Zeit, bis die<br />
Alliierten zum Sturm auf Europa ansetzten. Ihre erste Etappe war Sizilien. In der Luft<br />
trafen sie dort auf <strong>ein</strong>en bereits fast geschlagenen Gegner<br />
Von Peter Cronauer<br />
Am 10. Juli 1943 landen alliierte Truppen<br />
auf Sizilien. Der kombinierten<br />
See- und Luftlandeoperation gehen<br />
massive Luftangriffe voraus, denen die deutsche<br />
Luftwaffe und die italienische Regia Aeronautica<br />
nur wenig entgegensetzen können.<br />
Um die im zentralen Mittelmeerraum <strong>ein</strong>gesetzten<br />
deutsch-italienischen Luftstreitkräfte<br />
zu schwächen, benötigen die Alliierten im<br />
Vorfeld ihrer Landung k<strong>ein</strong>e groß angelegten<br />
Täuschungsmanöver. Zahlreiche fliegerische<br />
Verbände der Achsenmächte sind auch ohne<br />
Aktionen wie »Operation Mincemeat« nur<br />
noch <strong>ein</strong> Schatten ihrer selbst. Kaum zwei Monate<br />
sind vergangen, seit beispielsweise die<br />
Reste der schon auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz<br />
<strong>ein</strong>gesetzten Jagdgeschwader 53<br />
und 77 quasi in letzter Minute den Befehl zum<br />
Rückzug nach Sizilien erhielten. Nach schweren<br />
Verlusten in den zurückliegenden Wochen<br />
glich ihr Abzug aus Tunesien eher <strong>ein</strong>er Flucht<br />
denn <strong>ein</strong>er Verlegung.<br />
Weil es zu wenig Schiffsraum oder Transportflugzeuge<br />
gab, flogen am Ende <strong>ein</strong>sitzige<br />
Jagdflugzeuge Teile des Bodenpersonals aus,<br />
die »Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes« war <strong>ein</strong><br />
Gebot der Not. Der damalige Kommodore des<br />
JG 77, Major Johannes St<strong>ein</strong>hoff, beschrieb den<br />
Beladevorgang: »Die Panzerplatte hinter dem<br />
Kopf des Flugzeugführers wurde entfernt und<br />
der Boden des winzigen Gepäckraums hinter<br />
der Kabine herausgeschnitten. So konnte der<br />
Passagier, der in dem schmalen Rumpf der<br />
›Me‹ knien sollte, dem Flugzeugführer über<br />
die Schulter blicken. Das ›Einsteigen‹ des<br />
Fluggastes war <strong>ein</strong>e akrobatische Leistung,<br />
1.9.1939 Polenfeldzug<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 »Unternehmen<br />
Weserübung«<br />
10.7. bis 31.10.1940<br />
Luftschlacht um England<br />
22.6.1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
48
Macchi MC.205 Veltro der 81a Squadriglia,<br />
6° Gruppo, Sizilien im Mai 1943.<br />
Geflogen wurde die 81-5 (MM9327) von<br />
Sergente Ferruccio Stoppani<br />
Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus<br />
denn er musste mit den Füßen voran durch die<br />
enge Luke gezwängt werden, die als Arbeitszugang<br />
zum Funkgerät gedacht war. Bald entdeckten<br />
wir, dass k<strong>ein</strong>e benagelten Stiefel oder<br />
Schuhe getragen werden durften, denn die Füße<br />
des Mitfliegers kamen neben dem Mutterkompass<br />
zu liegen, und dieser zeigte falsch an,<br />
wenn er vom Metall abgelenkt wurde.«<br />
Im Weiteren kam man dann auf die Idee,<br />
dass sich besonders kl<strong>ein</strong> gewachsene Kameraden<br />
zusätzlich in das dunkle Rumpfende<br />
fädeln konnten, dort, »wo die Steuerdrähte<br />
für das Leitwerk zusammenlaufen und die<br />
Feder des Spornrades hin<strong>ein</strong>ragt«.<br />
»Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes«<br />
Doch mit bis zu drei Mann an Bord verschob<br />
sich der Schwerpunkt der Maschine. Start, Flug<br />
und Landung erforderten großes Können und<br />
Geschick, und was in jenen Passagieren vorging,<br />
die ohne Fallschirm in der dunklen Enge<br />
des Rumpfes <strong>ein</strong>gepfercht waren, denen die<br />
B<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>schliefen und die der Flugkunst ihrer<br />
Flugzeugführer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert<br />
waren, kann man bestenfalls erahnen.<br />
Und dennoch waren auch diejenigen, die<br />
Aussicht darauf hatten, dem Chaos der letzten<br />
Tage in Afrika zu entfliehen, noch längst nicht<br />
in Sicherheit. St<strong>ein</strong>hoff schilderte auch die dramatischen<br />
Umstände des letzten Starts: »Die<br />
Jäger der Alliierten beherrschten den Luftraum<br />
über dem letzten Brückenkopf Cap Bon, wo<br />
Alarmstart der 4./JG 53 1943 in Tunesien.<br />
Bald schon sollten sich die deutschen Einheiten<br />
hastig nach Sizilien zurückziehen<br />
B-25C der 82th BS, 12th BG, 1943<br />
über Nordafrika. Im Hintergrund sind<br />
<strong>ein</strong>e P-40 und (mittig) Baltimore-Bomber<br />
der RAF zu sehen Foto USAF<br />
2.2.1943 Untergang der<br />
6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />
Zitadelle«<br />
1943 1944 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
49
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Bf 109 G-6 der 150° Gruppo der Regia<br />
Aeronautica im Juli 1943 auf dem sizilianischen<br />
Einsatzplatz Sciacca<br />
B-25C der 434th BS, 12th BG,<br />
12th Air Force, über Nordafrika<br />
1943. Die 12th BG nahm auch<br />
an der Operation »Husky« teil<br />
Foto USAF<br />
Eckdaten zum »Italien-Feldzug« der Alliierten 1943<br />
sich die Reste der deutschen und italienischen<br />
Truppen zusammendrängten. Wir konnten nur<br />
starten, wenn sich gerade k<strong>ein</strong>e Spitfire oder<br />
Kittyhawk über unserem Platz befanden, und<br />
als die Luft gerade <strong>ein</strong>mal r<strong>ein</strong> war, versuchten<br />
wir, in Baumwipfelhöhe zu entkommen.<br />
Trotzdem kam es zu Luftkämpfen und weiteren<br />
Verlusten, schwarze Rauchsäulen abgeschossener<br />
Flugzeuge markierten unseren<br />
Fluchtweg, wenngleich <strong>ein</strong>em von uns sogar<br />
der Abschuss <strong>ein</strong>er Kittyhawk gelang – trotz<br />
zweier Mechaniker an Bord.« Als schließlich<br />
die letzten verbliebenen Bf 109 des Geschwaders<br />
am 8. Mai in Trapani landeten, seit Tagen<br />
ohne Pflege und zerschossen, war das JG 77 am<br />
Ende s<strong>ein</strong>er Kräfte und musste »zur Auffrischung«<br />
aus dem Einsatz zurückgezogen werden.<br />
Die Pause war jedoch nicht von langer<br />
Dauer, denn nur wenige Tage nach dem endgültigen<br />
Ende der Kampfhandlungen in Afrika<br />
begann bereits die alliierte Bomberoffensive zur<br />
Vorbereitung der Landung in Sizilien.<br />
Erdrückende Überlegenheit<br />
Die Bomber starteten in sicherer Distanz in<br />
Tunis, Tripolis oder Bizerta, und ihnen kam<br />
zugute, dass die gesamte Insel, bis hin zur<br />
Meerenge von Messina, von Anfang an vollständig<br />
innerhalb der Reichweite der alliierten<br />
Jäger lag. Diese operierten zunächst von<br />
Malta sowie den Flugzeugträgern »HMS Formidable«<br />
und »HMS Indomitable« aus, später<br />
kam mit der kampflos übergebenen Insel<br />
Pantelleria <strong>ein</strong>e weitere strategisch wichtige<br />
und »unsinkbare« Luftbasis hinzu. Daher flogen<br />
von Anfang an Spitfire, die den deutschen<br />
Bf 109 und italienischen Macchi in<br />
großen Höhen deutlich überlegen waren, Begleitschutz<br />
für schwere viermotorige Bomber,<br />
während P-38 »Lightning« die leichteren B-26<br />
»Marauder« eskortierten. P-40-Jäger durchkämmten<br />
indes auf der Suche nach lohnenswerten<br />
Zielen im Tiefflug die Landschaft. In<br />
13. Mai: Die in Afrika verbliebenen deutschitalienischen<br />
Truppen ergeben sich in Tunesien,<br />
wenige Tage später beginnt die<br />
alliierte Luftoffensive zur Vorbereitung der<br />
Invasion Siziliens.<br />
11. Juni: Britische Truppen besetzen die<br />
Inseln Pentelleria (»Operation Korkscrew«),<br />
Lampedusa und Linosa.<br />
10. Juli: Erste alliierte Truppen landen<br />
in <strong>ein</strong>er kombinierten See- und Luft -<br />
landeoperation auf Sizilien (»Operation<br />
Husky«).<br />
19. Juli: König Victor Emanuel übernimmt<br />
auf Bitten des »Großen Faschistischen<br />
Rats« den Oberbefehl.<br />
25. Juli: Mussolini wird entlassen und<br />
verhaftet.<br />
26. Juli: Marschall Pietro Badoglio bildet<br />
<strong>ein</strong>e neue Regierung ohne faschistische<br />
Mitglieder.<br />
3. August: Die neue Regierung Italiens<br />
beginnt in Lissabon Geheimverhandlungen<br />
mit den Alliierten.<br />
17. August: Sizilien ist in der Hand der Alli -<br />
ierten, das Gros der verbliebenen deutschitalienischen<br />
Truppen wurde auf das Festland<br />
evakuiert.<br />
3. September: Bei Reggio Calabria landen<br />
britische Truppen (»Operation Baytown«),<br />
Italien und die Alliierten ver<strong>ein</strong>baren den<br />
»Waffenstillstand von Cassibile«.<br />
8. September: General Eisenhower gibt den<br />
Waffenstillstand bekannt, das Deutsche<br />
Reich reagiert mit dem »Fall Achse«: Rom<br />
wird besetzt, italienische Truppen werden<br />
entwaffnet, entlassen oder interniert, die<br />
Regierung Badoglio und die königliche Familie<br />
fliehen zu den Alliierten.<br />
9. September: US-Truppen landen im Golf<br />
von Salerno (»Operation Avalanche«) und<br />
errichten <strong>ein</strong>en Brückenkopf.<br />
12. September: Benito Mussolini wird von<br />
deutschen Soldaten aus s<strong>ein</strong>em Exil auf<br />
dem Gran Sasso geholt (»Unternehmen<br />
Eiche«) und tritt an die Spitze der am<br />
9. September gegründeten Gegenregierung;<br />
die »Repubblica Soziale Italiana«<br />
wird im Norden der Halbinsel gebildet,<br />
Italien ist gespalten.<br />
13. Oktober: Die Regierung Badoglio erklärt<br />
dem Deutschen Reich den Krieg.<br />
■<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
50
North American B-25C-1 Mitchell der<br />
334th BS, 12th BG, die im Mai 1943 in<br />
Tunesien stationiert war. Pilot war Captain<br />
George Simmons Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
11. Juli 1943 vor Sizilien: 20 Minuten nach<br />
dem Angriff von Ju-88-Bombern explodiert die<br />
mit Munition beladene SS Robert Rowan<br />
Foto USAF<br />
rascher Folge wurde auf diese Weise <strong>ein</strong> Flugplatz<br />
nach dem anderen bombardiert, <strong>ein</strong><br />
Ausweichplatz nach dem anderen aufgespürt,<br />
der Nachschub zunehmend erschwert,<br />
und nicht zuletzt raubten »Wellington« mit<br />
nächtlichen Störangriffen den Verteidigern<br />
den Schlaf. Deren Kräfte wurden durch die<br />
andauernde Belastung Zug um Zug geschwächt<br />
und binnen weniger Wochen weitgehend<br />
erschöpft.<br />
Der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe<br />
erfuhr von den hohen Verlusten, erkannte<br />
aber nicht deren Ursachen und reagierte<br />
mit Unverständnis. Reichsmarschall<br />
Hermann Göring, der den deutschen Jagdfliegern<br />
schon nach <strong>ein</strong>em schweren alliierten<br />
Luftangriff auf Messina (25. Juni 1943) Versagen<br />
vorgeworfen und gefordert hatte, dass<br />
von jeder der beteiligten Jagdgruppen <strong>ein</strong><br />
Flugzeugführer wegen »Feigheit vor dem<br />
F<strong>ein</strong>d« vor <strong>ein</strong> Kriegsgericht zu stellen sei,<br />
wandte sich gut zwei Wochen später und<br />
wohl angesichts der weiteren Entwicklung<br />
schriftlich an das Zweite Fliegerkorps: »Gem<strong>ein</strong>sam<br />
mit den Jagdfliegern in Frankreich,<br />
Norwegen und Russland schaue ich mit Verachtung<br />
auf die Jäger im Süden. Ich wünsche<br />
<strong>ein</strong>e sofortige Besserung und erwarte, dass alle<br />
Flugzeugführer mehr Kampfgeist zeigen.«<br />
Andernfalls müsse »das <strong>fliegen</strong>de Personal<br />
vom Kommodore abwärts damit rechnen,<br />
zum Flieger degradiert und an der Ostfront<br />
als Infanterist <strong>ein</strong>gesetzt zu werden.«<br />
In rascher Folge wurde auf diese Weise <strong>ein</strong><br />
Flugplatz nach dem anderen bombardiert.<br />
Doch k<strong>ein</strong>e 24 Stunden später, am 13. Juli<br />
1943, dem dritten Tag nach der alliierten Landung,<br />
wurde Kommodore St<strong>ein</strong>hoff vom Jagdfliegerführer<br />
angewiesen, dass das JG 77 alle<br />
flugklaren Maschinen sofort aufs Festland zu<br />
schaffen habe und das Bodenpersonal schnellstens<br />
an der Nordküste Siziliens entlang bis Milazzo<br />
in Marsch zu setzen sei. <strong>Wie</strong> schon vor<br />
zwei Monaten auf Cap Bon, vernichteten die<br />
Angehörigen der beiden auf Sizilien stationierten<br />
Gruppen des JG 77 all das, was <strong>ein</strong><br />
Geschwader neben Flugzeugen benötigt, was<br />
während der letzten Wochen zum Teil mühsam<br />
<strong>wieder</strong> zusammengetragen wurde und jetzt erneut<br />
nicht mitgenommen werden konnte. Und<br />
<strong>wieder</strong> kam die »Lufthansa des kl<strong>ein</strong>en Mannes<br />
zum Einsatz«, zwängte sich Bodenpersonal<br />
in die Rümpfe. Kl<strong>ein</strong>gewachsene ganz hinten,<br />
<strong>ein</strong> weiterer davor …<br />
■<br />
Ein sehr harter Gegner für die deutschen und italie -<br />
nischen Jagdflieger: Supermarine Spitfire Mk IX der<br />
US-amerikanischen 307th FS 1943 auf Sizilien Foto USAF<br />
Hinter den Kulissen<br />
Operation »Mincemeat« war <strong>ein</strong> im Vorfeld<br />
der alliierten Landung auf Sizilien vom britischen<br />
Geheimdienst <strong>ein</strong>gefädeltes, groß<br />
angelegtes Täuschungsunternehmen. Mittels<br />
gefälschter und verm<strong>ein</strong>tlich geheimer<br />
Dokumente, die mit der Leiche <strong>ein</strong>es angeblichen<br />
britischen Majors von <strong>ein</strong>em<br />
englischen U-Boot vor Spaniens Küste abgesetzt<br />
und dort angeschwemmt wurden,<br />
wollten die Alliierten ihre wahren Angriffs -<br />
pläne gegenüber den Achsenmächten verschleiern,<br />
um deren Abwehrkräfte zu zersplittern.<br />
Die Rechnung ging teilweise auf. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
51
MODELLBAU<br />
JUNKERS JU 88 A-4 IN 1:32 VON REVELL<br />
Das Arbeitspferd der Luftwaffe<br />
Vier lange Jahre mussten die Modellbau-<br />
Freunde warten, doch nun ist es so weit:<br />
Revell setzt mit der A-4-Variante in 1:32 (03988)<br />
s<strong>ein</strong>e Ju-88-Reihe fort, die bereits 2009 mit dem<br />
A-1-Kit (04728) Appetit auf mehr machte.<br />
Zahlreiche Modellbauer fiebern dem schon<br />
entgegen. Zwar basiert der neue Bausatz auf<br />
der A-1, doch enthält er viele neue Teile wie<br />
zum Beispiel die Flügelspitzen, die Instrumentenbretter<br />
und die Glaskanzel. Auch die<br />
im Vorgänger-Kit fehlenden Bomben samt<br />
Halterungen sind diesmal Teil des Kits. Die<br />
ebenfalls neuen Abziehbilder lassen die Wahl<br />
zwischen <strong>ein</strong>er auf Sizilien stationierten Maschine<br />
oder <strong>ein</strong>er Ju 88 der 3./Kü.Fl.Gr. 506, die<br />
im April 1942 im niederländischen Leeuwarden<br />
stationiert war.<br />
Der Inhalt des Kartons, den <strong>ein</strong> aufwändiges<br />
Deckelbild ziert, haut <strong>ein</strong>en glattweg um.<br />
Perfekt gravierte Oberflächen, separate Flaps<br />
und Ruder, schönes Fahrwerk, an dem man<br />
nur die Bremsleitungen anbringen sollte, <strong>ein</strong> filigranes,<br />
authentisches Cockpit, in dem man<br />
knapp die Hälfte der 380 Teile <strong>wieder</strong>findet,<br />
und <strong>ein</strong>e Cockpitverglasung, die ihresgleichen<br />
Wannen<strong>ein</strong>stieg der unteren Abwehrbewaffnung<br />
mit dem Zwillings-MG<br />
Im Unterschied zur A-1-Variante verfügt die<br />
A-4 über <strong>ein</strong>e Doppelbewaffnung<br />
Das lange Warten hat sich gelohnt: Auch von der Seite<br />
betrachtet ist die Ju 88 A-4 <strong>ein</strong>e Augenweide Foto <strong>Wie</strong>gmann<br />
Modellbausatz: Junkers Ju 88 A-4<br />
Kit-Nr.: 03988<br />
Maßstab: 1:32<br />
Hersteller: Revell<br />
Preis: 49,95 €<br />
Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />
380 Bauteile, Decals für zwei deutsche<br />
Maschinen<br />
Plus: Gratfreie Teile, sehr umfangreiches<br />
Cockpit und Fahrwerk, verschiedene Bomben,<br />
sehr gute Passgenauigkeit, tolle Gravuren<br />
und Glasteile<br />
Minus: K<strong>ein</strong>e Sitzgurte<br />
Modell Dieter <strong>Wie</strong>gmann; Fotos, soweit nicht anders angegeben, Revell<br />
52
Aus Liebe<br />
zum Detail<br />
Gut nachgebildet:<br />
die Motorgondel<br />
samt Propeller<br />
Der A-4-Kit bietet<br />
zwei verschiedene<br />
Bomben-Typen<br />
Die Ju 88 A-4 in voller Pracht.<br />
Das Original war im April 1943<br />
bei der 4./KG 54 in Catania auf<br />
Sizilien stationiert<br />
sucht! Hauchdünn und super transparent.<br />
Der Bau des Modells gestaltet sich aufgrund<br />
der guten Passgenauigkeit problemlos. Der<br />
Aufwand im Bereich des Cockpits lohnt<br />
sich, da man beim fertigen Flugzeug durch<br />
die glasklaren und dünnen Scheiben sehr<br />
gut hindurchblicken kann. Mit den nunmehr<br />
verfügbaren Halterungen und Bomben<br />
lässt sich das Modell voll »aufmunitioniert«<br />
darstellen und lädt zum Dioramenbau<br />
<strong>ein</strong>.<br />
Othmar Hellinger<br />
Das Hauptfahrwerk Ju 88 A-4 ist im Modell<br />
stabil ausgeführt<br />
Jeden Monat<br />
neu am Kiosk!<br />
»Aufgedonnert«: Die Ju 88 A-4<br />
in der sehr außergewöhnlichen<br />
Tarnung des Mittelmeerraums<br />
Foto <strong>Wie</strong>gmann<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013
MODELLBAU<br />
REPUBLIC P-47N THUNDERBOLT VON REVELL IN 1:48<br />
Donnerkeil!<br />
Heiße Nose-Art:<br />
<strong>ein</strong>e P-47N, wie sie 1945<br />
im Pazifik zu sehen war<br />
Das war buchstäblich <strong>ein</strong> »Donnerschlag«:<br />
Mit den Herbstneuheiten 2012 lieferte Revell<br />
zur großen Freude der Modellbauer <strong>wieder</strong><br />
<strong>ein</strong>en alten Bekannten aus: die P-47N<br />
Thunderbolt. Diese erschien vor über zehn<br />
Jahren zum ersten Mal, seitdem war der Kit<br />
nicht mehr zu haben. Da ich noch im Besitz<br />
der damaligen, recht bunten Markierungen<br />
war, habe ich mich an die Arbeit gemacht und<br />
den schweren Jäger damit ausgestattet. Der<br />
Bau ging sehr rasch von der Hand, da die Teile<br />
gut passten und die Lackierung k<strong>ein</strong>erlei<br />
Probleme bereitete. Bis auf den Blendschutz in<br />
Oliv und die gelben Sichtflächen wurde die<br />
Maschine in verschiedenen, selbst gemischten<br />
Silbertönen besprüht. Vorher muss aber auf alle<br />
Fälle <strong>ein</strong>e Grundierung aufgebracht werden,<br />
damit später k<strong>ein</strong>e Unebenheiten entstehen.<br />
Nach <strong>ein</strong>er farblosen Glanzlackschicht<br />
kamen die Decals an ihren Bestimmungsort,<br />
ehe ich das gute Stück versiegelte. Zu guter<br />
Letzt versah ich die P-47 noch mit Alterungsspuren,<br />
trug abermals <strong>ein</strong>e Schicht Schutzlack<br />
auf und fertig war <strong>ein</strong> tolles Modell des berühmten<br />
Jägers und Jagdbombers. M<strong>ein</strong>e Maschine<br />
stellt <strong>ein</strong>e P-47N der 333d Fighter Squadron<br />
auf Ie Shima im Jahre 1945 dar.<br />
Othmar Hellinger<br />
Modell und Nose-Art bestechen gleichermaßen<br />
durch ihre »Rundungen«<br />
Modellbausatz:<br />
Republic P-47N Thunderbolt<br />
Kit-Nr.: 04867<br />
Maßstab: 1:48<br />
Hersteller: Revell<br />
Preis: 17,99 €<br />
Kommentar: <strong>Wie</strong>der aufgelegter Spritzgussbausatz<br />
mit 105 Teilen, Decals für<br />
zwei USAAF-Maschinen im Pazifik<br />
Plus: Gute Oberflächengravuren, gelungenes<br />
Cockpit, hohe Passgenauigkeit, Sternmotorimitation,<br />
tolle Decals von Cartograf<br />
Minus: Einige Sinkstellen an Tragflächen<br />
und Höhenleitwerk<br />
Die »Thunderbolt« in der farbenprächtigen<br />
Bemalung der 333d FS<br />
Mit den verlängerten Tragflächen konnte die<br />
P-47 zusätzliche Treibstofftanks aufnehmen<br />
Modell und Fotos Othmar Hellinger<br />
54
PEARL FREESCULPT<br />
3D-DRUCKER /-KOPIERER<br />
»Druck«<br />
Da faucht die »Höllenkatze«: Der Hellcat-Kit<br />
in 1:72 aus dem Hause eduard<br />
ist <strong>ein</strong> gelungener Bausatz. Doch<br />
ModellFan zeigt, wie man die F6F-5<br />
Hellcat auch in diesem kl<strong>ein</strong>en<br />
Maßstab mit atemberaubenden<br />
Details<br />
versehen kann!<br />
ModellFan<br />
9/2013 ist ab<br />
dem 19. August<br />
2013 am Kiosk<br />
erhältlich.<br />
Fotos (2) Pearl GmbH<br />
3D-FreeSculpt EX1-Drucker.<br />
Die transparente blaue Frontklappe<br />
ermöglicht freien Blick auf den Druckvorgang.<br />
machen<br />
Der Modellbau kannte neben dem Bau<br />
Out-of-Box bislang die Alternative, <strong>ein</strong>zelne<br />
Bauteile selbst beziehungsweise ganze<br />
Modelle aus Polystyrol und anderen Materialien<br />
zu erstellen. Das heißt dann auf Neudeutsch<br />
Scratch-Modellbau. Und wenn man<br />
die entstandenen Teile vervielfältigen wollte,<br />
so erstellte man Silikonformen, um darin Resinabgüsse<br />
anzufertigen.<br />
Damit ist jetzt zwar nicht Schluss, aber es<br />
gibt <strong>ein</strong>en neuen Stern am Himmel des Modellbauers,<br />
der sich nicht mit handelsüblichen<br />
Teilen und Bausätzen zufrieden geben möchte.<br />
Denn Modelle oder Bauteile können nun<br />
am heimischen PC konstruiert werden, um<br />
dann mit Hilfe <strong>ein</strong>es 3D-Druckers die materielle<br />
Welt zu betreten.<br />
Ein Vertreter dieser Gattung ist der von<br />
Pearl angebotene FreeSculpt 3D-Drucker EX1.<br />
Bei ihm handelt es sich um <strong>ein</strong> sofort <strong>ein</strong>satzbereites<br />
Gerät und k<strong>ein</strong>en<br />
Bausatz. Der EX1<br />
verfügt über <strong>ein</strong> geschlossenes<br />
Gehäuse,<br />
das beim Druckvorgang<br />
Staub fern hält.<br />
Er funktioniert nach<br />
dem Prinzip des »Fused<br />
Deposition Modeling«<br />
(FDM), das auch<br />
»Schmelzschichtung«<br />
genannt wird. Dabei<br />
wird <strong>ein</strong> ABS-Kunststoffdraht<br />
erhitzt und das geschmolzene Material<br />
vom Druckkopf in <strong>ein</strong>er Schichtstärke<br />
von 0,15 bis zu 0,4 mm an die entsprechende<br />
Stelle gedruckt. Das so genannte Kunststofffilament<br />
ist in verschiedenen Farben erhältlich,<br />
kostet dabei 29,90 Euro je Kilogramm.<br />
Der EX1 wird in drei Versionen angeboten:<br />
- 3D-Drucker & Treiber für 799,90 €.<br />
- 3D-Drucker mit professioneller 3D-Bearbeitungs-Software<br />
für 899,90 €.<br />
- 3D-Kopierer/-Drucker mit professioneller<br />
3D-Bearbeitungs-Software und professionellem<br />
Scanner für 1099,90 €.<br />
In der Ausgabe 9/2013 und in den darauf<br />
folgenden MODELL-<br />
FAN-Heften können<br />
Sie für den Modellbauer<br />
typische Anwendungen<br />
und Tests der<br />
hier genannten Geräte<br />
verfolgen.<br />
Berthold Tacke<br />
Blick von oben auf den<br />
Druckkopf und die Zuführung<br />
des in diesem Fall<br />
weißen Kunststofffilaments.<br />
Modellbau-News<br />
TRUMPETER/FALLER<br />
HU-16A Albatross in 1:48<br />
(Kit: 02821). Der Hersteller<br />
aus China erfreut uns Mo -<br />
dellbauer mit <strong>ein</strong>em lang<br />
ersehnten Wunsch im Qua -<br />
terscale. Der Kit besitzt recht gute Gravuren an den<br />
Oberflächen und <strong>ein</strong> voll <strong>ein</strong>gerichtetes Cockpit.<br />
Gelungen ist auch das Fahrwerk, dessen Fahrwerksstreben<br />
aus Weißmetall bestehen. Mit den Decals<br />
lassen sich <strong>ein</strong>e amerikanische und <strong>ein</strong>e taiwanesische<br />
Maschine darstellen. Preis: 79,00 €<br />
EDUARD<br />
Bf 110G-4 ProfiPack in 1:72<br />
(Kit: 7086). Die Firma aus<br />
der Tschechischen Republik<br />
setzt mit <strong>ein</strong>er weiteren<br />
Variante der Bf 110 die<br />
72er-Reihe fort. Die Bauteile sind exakt ge spritzt<br />
und weisen f<strong>ein</strong> gravierte Oberflächen auf. Die<br />
Innen<strong>ein</strong>richtung überzeugt in diesem Maß-stab<br />
mit <strong>ein</strong>er großen Detailfülle, zudem erlauben es die<br />
Ätzteile, das Cockpit und verschiedene Partien des<br />
Flugzeuges hervorragend zu detaillieren. Tolle<br />
Decals ermöglichen den Bau von vier Maschinen<br />
der ehemaligen deutschen Luftwaffe.<br />
Preis: ca. 30,00 €<br />
HASEGAWA/FALLER<br />
Bf 109E-7 & Fw 190 A-5<br />
»Japanese Army« in 1:72<br />
(Kit: 02014). Der Hersteller<br />
aus Japan bringt <strong>ein</strong>e<br />
limitierte Auflage der beiden<br />
in Japan zur Erprobung geflogenen Jäger in die<br />
Läden. Die Bausätze sind sauber ausgeführt und<br />
besitzen gute Oberflächengravuren. Endlich können<br />
mit den Decals <strong>ein</strong>mal echte »Exoten« gebaut<br />
werden. Preis: 39,99 €<br />
TRUMPETER/GLOW2B<br />
Vampire FB.Mk.9 in 1:48<br />
(Kit: 02875). Der englische<br />
Jet aus den 1950er-Jahren<br />
wurde von dem chinesischen<br />
Unternehmen recht gut um -<br />
gesetzt. Die Bauteile warten<br />
mit sehr f<strong>ein</strong>en Gravuren auf. Triebwerk und Cockpit<br />
sind gut detailliert. Aufgrund der überschaubaren<br />
Teilezahl kann der Kit in kurzer Zeit vollendet<br />
werden. Die Decals lassen den Bau von zwei Ma -<br />
schinen der Royal Air Force zu. Preis: 19,99 €<br />
CYBER-HOBBY/<br />
DICKIE-TAMIYA<br />
SB2C-3 Helldiver WingTech<br />
in 1:72 (Kit: 5059). Die<br />
Firma aus China kommt mit<br />
der frühen Helldiver auf den<br />
Markt. Die Bauteile des Kits sind sehr sauber<br />
gefertigt und weisen f<strong>ein</strong>e Gravuren auf. Zur<br />
Verf<strong>ein</strong>erung liegen dem Kit Ätzteile für Cockpit<br />
und Tragflächen bei. Mit den Abziehbildern kön -<br />
nen drei Maschinen der USN gebaut werden.<br />
Preis: 38,50 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
55
Markt<br />
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2./SAGr.125<br />
Maßstab 1:72<br />
Spannweite ca. 17,2 cm<br />
Metallmodell;<br />
Stabiler Displayständer<br />
Best-Nr.: AC027 18 €<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
57
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
TERMINE 2013<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
AUGUST<br />
16.–18. August<br />
Airday Nordholz/100 Jahre Deutsche Marineflieger,<br />
Marineflieger-Stützpunkt Nordholz,<br />
www.airday-nordholz.de<br />
17./18. August<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Gundel -<br />
fingen, www.lsv-gundelfingen.de<br />
17./18. August<br />
Oldtimer/Doppeldecker Fly-In, Segelflug -<br />
gelände Montabaur, www.biplanes.de<br />
23.–25. August<br />
Flugtage, Segelfluggelände »Am Salzgittersee«,<br />
www.flugtage-salzgitter.de<br />
23.–25. August<br />
Quaxmeet 2013, Fly-In am Flughafen<br />
Paderborn-Lippstadt, www.quax-flieger.de<br />
23.–25. August<br />
Tannkosh Fly-In, Verkehrslandeplatz<br />
Tannheim, www.tannkosh.de<br />
24./25. August<br />
Flugfest, Hagenbuch, Schweiz,<br />
www.flugfest.ch<br />
24. August<br />
Hunterfest, Flugplatz St. Stephan, Schweiz,<br />
www.hunterver<strong>ein</strong>.ch<br />
25. August<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Erbach,<br />
www.lsverbach.de<br />
31. August/1. September<br />
Flugtage, Dittingen, Schweiz,<br />
www.flugtage.ch/c<br />
31. August/1. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Krefeld-<br />
Egelsberg, www.airshow-krefeld.de<br />
31. August/1. September<br />
Flugtag, Sonderlandeplatz Walldorf,<br />
www.segelflug-walldorf.de<br />
31. August/1. September<br />
Flugtag, Segelfluggelände Dorsten,<br />
Kontakt: Barbara Großelohmann, Tel.:<br />
02365/50 17 53 oder 0172/654 17 00<br />
31. August/1. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Albstadt-<br />
Degerfeld, www.lsv-degerfeld.de<br />
SEPTEMBER<br />
1. September<br />
Tag der offenen Tür, Flughafen Siegerland,<br />
www.siegerland-airport.de<br />
6.–8. September<br />
Hahnweide Oldtimertreffen, Segelfluggelände<br />
Kirchheim-Teck/Hahnweide,<br />
www.oldtimer-hahnweide.de<br />
7. September<br />
Flugtag, Mollis, Schweiz,<br />
www.hunterver<strong>ein</strong>.com<br />
7./8. September<br />
Flugtag, Segelfluggelände Sinsheim,<br />
www.flugtag-sinsheim.de<br />
7./8. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Bad<br />
Waldsee-Reute, www.fliegerwaldsee.de<br />
8. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Laichingen,<br />
www.fsv.lai.de<br />
14./15. September<br />
Int. Flugtag, Segelfluggelände Hütten-<br />
Hotzenwald, www.flugtag13.de<br />
14./15. September<br />
Flugtage, Mannheim City Airport,<br />
www.flugtage-mannheim.de<br />
29. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />
Donauwörth-Genderkingen,<br />
www.flugplatz-genderkingen.de<br />
OKTOBER<br />
3.–6. Oktober<br />
Herbstflugtage, Fliegendes Museum,<br />
Verkehrslandeplatz Großenhain,<br />
www.<strong>fliegen</strong>des-museum.de<br />
9./10. Oktober<br />
Fliegerschießen, Axalp, Schweiz,<br />
www.armee.ch/axalp<br />
EUROPA<br />
AUGUST<br />
17./18. August<br />
Airshow, Nowy Targ, Polen,<br />
www.aeroklub.nowytarg.pl/piknik<br />
17./18. August<br />
Oldtimer Fly-In, Schaffen-Diest, Belgien,<br />
www.flyin.dac.be<br />
17./18. August<br />
Airshow, Roskilde, Dänemark,<br />
www.airshow.dk<br />
24./25. August<br />
Airshow, Radom-Sadkow, Polen,<br />
www.airshow.sp.mil.pl<br />
31. August/1. September<br />
SIAF 2013 Airshow, Sliac Airbase, Slowakei,<br />
www.siaf.sk<br />
27. August–1. September<br />
MAKS – Internationaler Luft-und Raumfahrt<br />
Salon, Moskau/Zhukovsky, Russland,<br />
www.aviasalon.com<br />
SEPTEMBER<br />
13. und 15. September<br />
Sanicole Airshow, Hechtel, Belgien,<br />
www.airshow.sanicole.com<br />
OKTOBER<br />
13. Oktober<br />
Herbst Airshow, Duxford Airfield, Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
WELTWEIT<br />
SEPTEMBER<br />
11.–15. September<br />
Airrace, Reno, Nevada, USA,<br />
www.airrace.org<br />
OKTOBER<br />
4.–6. Oktober<br />
Airshow, Marine Corps Air Station Miramar,<br />
Florida, USA, www.miramarairshow.com<br />
12./13. Oktober<br />
Commemorative Air Force Airsho, Midland,<br />
Texas, USA, www.airsho.org<br />
25.–27. Oktober<br />
Airshow, Seoul, Südkorea,<br />
www.seoulairshow.com<br />
NOVEMBER<br />
1./2. November<br />
Blue Angels Homecoming Airshow,<br />
Naval Air Station, Pensacola, Florida, USA,<br />
www.naspairshow.com<br />
2. November<br />
Warbirds Airshow, Temora, Australien,<br />
www.aviationmuseum.com.au<br />
17.–21. November<br />
Airshow, Dubai, Ver<strong>ein</strong>igte Arabische<br />
Emirate, www.dubaiairshow.aero<br />
30. November–2. Dezember<br />
Airshow, Al Ain, Ver<strong>ein</strong>igte Arabische<br />
Emirate, www.alainaerobaticshow.com<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Änderungen treten häufig <strong>ein</strong>,<br />
eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />
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58
Frühzeit der Fliegerei:<br />
Lilienthalgleiter und Albatros-Farman<br />
von 1911<br />
130 Jahre deutsche<br />
Militärluftfahrt<br />
Die Anfänge des Luftwaffen-Museums waren<br />
sehr bescheiden. 1957 begann <strong>ein</strong><br />
Oberstabsarzt, Flugzeuge der Bundeswehr zu<br />
sammeln, die schließlich 1963 im Gewand <strong>ein</strong>er<br />
neuen Ausstellung in Uetersen bei Hamburg<br />
präsentiert wurden – das Luftwaffenmuseum<br />
war geboren. In zwei Hangars zeigte die Einrichtung<br />
<strong>ein</strong>e stetig wachsende Sammlung, die<br />
bald 20 Flugzeuge umfasste. Hinzu kamen<br />
Triebwerke, Ausrüstung, Uniformen, Waffen<br />
und Orden. 1968 überließ Spanien dem Museum<br />
Lizenzbauten der Bf 109 und He 111.<br />
Mit der <strong>Wie</strong>derver<strong>ein</strong>igung wuchs die Ausstellung<br />
um zahlreiche Flugzeuge der DDR-<br />
Luftstreitkräfte, und 1994 zog das Museum<br />
auf den frei gewordenen Flugplatz Gatow um.<br />
Heute ist es mit <strong>ein</strong>em Bestand von rund 200<br />
Flugzeugen und Flugkörpern die größte Einrichtung<br />
s<strong>ein</strong>er Art. Ein Teil davon ist jedoch<br />
<strong>ein</strong>gelagert, ausgeliehen oder wird derzeitig<br />
restauriert.<br />
Die Bandbreite der ausgestellten Flugzeuge<br />
reicht vom Lilienthalgleiter aus dem Jahr<br />
1889 über Typen des Ersten und Zweiten Weltkriegs<br />
wie Fokker, Fieseler oder Messerschmitt<br />
bis hin zu Mustern des Kalten Krieges wie Starfighter<br />
und MiG. Zu den modernsten Maschinen<br />
gehören die »Tornado« und die MiG 29.<br />
Zurzeit befindet sich das Museum in <strong>ein</strong>er<br />
Umgestaltungsphase. Hangar 4 wird zum<br />
zentralen Museumsgebäude, das auch den<br />
zent ralen Eingangsbereich, <strong>ein</strong>e Cafeteria und<br />
sogar <strong>ein</strong> Kino enthält. Der Tower wird die<br />
Geschichte des Flugplatzes präsentieren, wobei<br />
der Schwerpunkt auf der Berliner Luftbrücke<br />
liegt.<br />
Im Hangar 3 ist der Luftkrieg das Zentralthema,<br />
in Hangar 5 »Mensch und Technik«,<br />
und in Hangar 6 gibt es <strong>ein</strong>e Raumfahrt-Ausstellung.<br />
Interessante Neuzugänge sind <strong>ein</strong> nachgebauter<br />
Albatros-Farman von 1911 und der<br />
dienstälteste Tornado der Luftwaffe (Kennzeichen<br />
43+01) mit der be<strong>ein</strong>druckenden Bilanz<br />
von 9667 Flugstunden und 22 456 Landungen!<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
Auch der Erste Weltkrieg ist vertreten:<br />
Fokker Dr.I und Fokker E.III als Nachbauten<br />
Checkliste<br />
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr<br />
Flugplatz Berlin-Gatow<br />
Postfach 220053<br />
14061 Berlin<br />
Tel.: 030/36 87 26 01<br />
Fax: 030/36 87 26 10<br />
E-Mail: info@mhm-gatow.de<br />
www.mhm-gatow.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Sonntag von 10.00–18.00 Uhr<br />
Montags geschlossen<br />
Eintrittspreise:<br />
Eintritt frei<br />
Der Hangar 3 mit der<br />
Hauptausstellung<br />
MUSEUMSTIPP<br />
BÜCHER<br />
Jagdgeschwader 71 Richthofen<br />
1956–2013 – Phantom Pharewell<br />
128 Seiten, Format A4, Softcover,<br />
durchgehend s/w und farbig bebildert,<br />
englischer/deutscher Text,<br />
englische/deutsche Bildunterschriften,<br />
ca. 240 Fotografien, vier Farbgrafiken.<br />
ISBN 978-3-935687-68-3.<br />
Preis: 32,95 €<br />
Bezugsquellen: AirDOC, andreaskl<strong>ein</strong><br />
@airdoc.eu; Fachbuchhandlung<br />
Schmidt, www.christian-schmidt.com<br />
HARTMUT FELDMANN ET AL.<br />
Chronik des JG 71<br />
Passend zum Abschied der Phantom-<br />
Kampfjets ist nun in der Reihe »Modern<br />
Luftwaffe Unit History Series« <strong>ein</strong>e Publikation<br />
über das Jagdgeschwader 71<br />
»Richthofen« als Sonderband in limitierter<br />
Auflage erschienen. Das umfangreiche<br />
Werk befasst sich im ersten Teil mit<br />
der Geschichte der Richthofen-Geschwader<br />
im Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />
und mit dem JG 71 der Bundesluftwaffe.<br />
Der zweite Teil erzählt schließlich die<br />
Einsatzgeschichte der F-4F Phantom II im<br />
JG 71 bis zur Außerdienststellung dieser<br />
Maschine. Fazit: <strong>ein</strong> hochaktuelles Werk<br />
mit <strong>ein</strong>em ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
OH<br />
HANS UND MARTIN HANDIG<br />
Luftwaffe in Österreich<br />
Nach acht Jahren liegt nun diese umfangreich<br />
erweiterte Überarbeitung des Sonderbandes<br />
Nr. 31 aus der Schriftenreihe<br />
der ÖFH vor. Unter anderem sind chronologisch<br />
alle Luftwaffenverluste auf<br />
österreichischem Territorium vom September<br />
1943 bis Kriegsende aufgeführt –<br />
mit Erläuterung zur Quellenlage und<br />
-problematik. Ein eigenes Kapitel zur Fliegerbodenorganisation<br />
stammt von Renato<br />
Schirer. Das größte Sahnestück sind<br />
über 250 seltene, teils unveröffentlichte<br />
Fotos von Luftwaffenflugzeugen auf ös -<br />
terreichischen Plätzen im oder unmittelbar<br />
nach dem Krieg. Fazit: ergiebige Fundgrube,<br />
die zu empfehlen ist. WM<br />
Die Deutsche Luftwaffe<br />
in Österreich<br />
Stationierungen und Fliegerbodenorganisation<br />
von 1938<br />
bis 1945<br />
288 S., 256 s/w-Fotos und Abbildungen,<br />
8 Profile. ÖFH. ISBN<br />
320-002-675-8. Preis: 39,90 €<br />
Bezugsquelle: Sound Tonträger/Bücher,<br />
www.soundbm.com,<br />
Tel.: 0177/288 29 68<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
59
OLDTIMER<br />
Dornier Do 17<br />
SELTENES WRACK IM ÄRMELKANAL GEBORGEN<br />
Bomber<br />
geangelt!<br />
Vom Autoreifen bis zum Schuh haben die Fischer<br />
dieser Welt schon so ziemlich alles aus dem Meer<br />
geholt. Doch was jener englische Fischer im<br />
Ärmelkanal fand, war dann doch bemerkenswert:<br />
Es war <strong>ein</strong> deutscher Bomber! Von François Prins<br />
60<br />
Ein historischer Moment: Nach mehr<br />
als 70 Jahren tauchte die Do 17 <strong>wieder</strong><br />
aus dem Ärmelkanal auf Foto RAFM
Radarbild der Do 17 am Grund des<br />
Meeres. Die Aufnahme lässt erahnen,<br />
wie gut das Wrack erhalten ist<br />
Foto RAFM<br />
Das Bergungsschiff GPS Atlas<br />
wartet im Hafen auf gutes Wetter,<br />
um das Wrack zu heben<br />
Foto RAFM<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
61
OLDTIMER<br />
Dornier Do 17<br />
Der spannende Augenblick:<br />
Die Do 17 ist kurz davor, <strong>wieder</strong><br />
Tageslicht zu erblicken. Noch ist<br />
unklar, ob die Zelle halten wird<br />
Foto RAFM<br />
Längst war der Schlachtenlärm am Ärmelkanal<br />
verklungen, als im Jahre 2004,<br />
59 Jahre nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges, <strong>ein</strong> Fischer unweit von Kent,<br />
Großbritannien, s<strong>ein</strong>e Netze auswarf. Da hakte<br />
es plötzlich. Irgendetwas Großes musste<br />
sich in den Netzen verfangen haben. Der Fischer<br />
runzelte unwillig die Stirn und ging der<br />
Sache auf den Grund. Doch dann staunte er<br />
nicht schlecht: Er hatte soeben den Fang s<strong>ein</strong>es<br />
Lebens gemacht, denn was er da »am Haken«<br />
hatte, war <strong>ein</strong>e seltene Dornier Do 17! Er<br />
informierte sogleich <strong>ein</strong>en ortsansässigen<br />
Hobbytaucher über s<strong>ein</strong>en Fund, der <strong>wieder</strong>um<br />
das Unternehmen Wessex Archaeology<br />
auf den Plan rief.<br />
Die Goodwin-Sandbänke sind ständig in<br />
Bewegung und das Wrack war zeitweise vollständig<br />
vom Sand bedeckt. Doch im Juni 2008<br />
war es <strong>wieder</strong> so weit freigespült, dass Wessex<br />
Archaeology den Auftrag erhielt, das<br />
Fundstück mittels Sonar zu begutachten.<br />
Wessex untersuchte die in <strong>ein</strong>er Tiefe von<br />
etwa 16 Metern liegende Dornier mit <strong>ein</strong>em<br />
hochauflösenden Seitenabtast-Sonar und <strong>ein</strong>em<br />
Magnetometer. Die Aufnahmen zeigten,<br />
dass das Flugzeug rücklings auf <strong>ein</strong>em Un-<br />
Bevor man die Do 17 ins Museum brachte, wurde sie für den Landtransport zerlegt …<br />
… und grob ger<strong>ein</strong>igt<br />
Fotos (2) RAFM<br />
62
tergrund aus Kalksandst<strong>ein</strong> lag und noch relativ<br />
vollständig war. Rings um das Wrack<br />
säumten zahlreiche Trümmerteile den Meeresboden.<br />
Die Sonarbilder verrieten außerdem,<br />
dass das rechte Leitwerk, das linke Seitenruder,<br />
der Heckkegel und das Spornrad<br />
fehlten. Auch von den Landeklappen, den<br />
Motorverkleidungen sowie der vorderen<br />
Bugverglasung und den Bombenschacht- und<br />
Hauptfahrwerksklappen war nichts zu sehen.<br />
Die beiden Hauptfahrwerke sind jedoch noch<br />
vorhanden und voll <strong>ein</strong>gefahren. Andere Teile,<br />
wie mindestens zwei der sechs MG 15,<br />
wurden von Tauchern gestohlen, die vom<br />
Fundort der Do 17 erfahren hatten.<br />
Ein verhängnisvoller Einsatz<br />
Das RAF Museum und die Air Historical<br />
Branch, <strong>ein</strong>e Unterabteilung der RAF, begannen,<br />
die Geschichte des Wracks zu recherchieren.<br />
Sie fanden heraus, dass es sich um die<br />
Dornier Do 17 Z-2 mit der Werknummer 1160<br />
handelt. Die Maschine gehörte zur 7. Staffel<br />
der III./KG 3, welche in St. Trond, Belgien,<br />
stationiert war. Ihre Kennung lautet 5K+AR.<br />
Am 26. August 1940 erhielten Do 17 des<br />
KG 2 und KG 3 den Auftrag, die Flugplätze<br />
Debden und Hornchurch in Südostengland<br />
zu bombardieren. Die Luftschlacht um England<br />
war im vollen Gange. Beteiligt waren<br />
auch sieben Maschinen der 7. Staffel, die vermutlich<br />
Debden bombardierten, wo <strong>ein</strong>ige<br />
Schäden entstanden. Die Berichte über den<br />
Verlust der 5K+AR unterscheiden sich je nach<br />
Quelle. Das originale Verhörprotokoll besagt<br />
jedoch, dass der Bomber offenbar vom Rest<br />
des Verbandes getrennt worden war und die<br />
Besatzung die Orientierung verloren hatte,<br />
bevor sie ihr Ziel erreichten.<br />
Letzte Rettung: Notwasserung<br />
Defiant-Jäger der No. 264 Squadron wurden<br />
schließlich auf die 5K+AR aufmerksam und<br />
stürzten sich auf den betagten Bomber. Unerbittlich<br />
lechzten die Geschossgarben nach<br />
der Dornier, deren Motoren bald dem Kugelhagel<br />
zum Opfer fielen. Ungesühnt sollte dies<br />
jedoch nicht bleiben, denn im nächsten Moment<br />
donnerten auch schon Bf 109 heran, die<br />
drei Defiant abschießen konnten. Für die<br />
Do 17 kam die Hilfe jedoch zu spät. Ihr Pilot,<br />
Feldwebel Willi Effmert, sah k<strong>ein</strong>en anderen<br />
Ausweg, als die Maschine hier, in der Nähe<br />
von Kent, notzuwassern. Durch Treffer im<br />
Cockpit war Effmert verwundet wurden.<br />
Dennoch gelang es ihm, den Bomber bei den<br />
Goodwin-Sandbänken aufzusetzen. Allerdings<br />
überschlug sich die Maschine dabei<br />
und versank auf dem Rücken liegend.<br />
Feldwebel Effmert und s<strong>ein</strong> Beobachter,<br />
Unteroffizier Hermann Ritzel, gerieten in<br />
So sah die Do 17 Z-2, 5K+AR, wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />
aus. Kampfflugzeuge waren in<br />
RLM 70/71/65 lackiert. Vorne am Rumpf<br />
ist das Emblem der 7. Staffel aufgemalt<br />
Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
Gefangenschaft und wurden nach Kanada<br />
gebracht. Die anderen beiden Besatzungsmitglieder,<br />
der 27-jährige Funker Unteroffizier<br />
Helmut R<strong>ein</strong>hardt und der 21 Jahre alte<br />
Gefreite H<strong>ein</strong>z Huhn, kamen ums Leben.<br />
Ihre Leichen wurden später in Holland<br />
(R<strong>ein</strong>hardt) und England (Huhn) an Land<br />
gespült. Die Briten setzten Huhn zunächst<br />
als »unbekannten deutschen Soldaten« auf<br />
dem deutschen Kriegsfriedhof Cannock<br />
Chase bei.<br />
Defiant-Jäger der No. 264 Squadron stürzten<br />
sich auf den betagten Bomber.<br />
Die 5K+AR geriet rasch in Vergessenheit,<br />
bis sie 2004 durch Zufall entdeckt wurde. Da es<br />
sich bei dieser Dornier nicht nur um <strong>ein</strong> sehr<br />
seltenes Flugzeug, sondern auch um <strong>ein</strong>e Einsatzmaschine<br />
handelt, beabsichtigte man, das<br />
Wrack zu heben, um es im RAF Museum auszustellen.<br />
Am 20. Mai 2009 vermaß Wessex Archaeology<br />
den Bereich erneut und bestätigte,<br />
dass der Bomber noch immer auf der Sandbank<br />
lag und sich in gutem Zustand befand.<br />
Zunächst barg man nur <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Teil der<br />
Maschine, um herauszufinden, wie <strong>ein</strong> Wrack<br />
Eine Do 17 Z-2 der 7./KG 3,<br />
zu der auch die im Ärmelkanal<br />
geborgene Maschine gehörte<br />
Foto R. Chapman<br />
Foto RAFM<br />
Im Zuge der Bergung legte das RAF Museum<br />
<strong>ein</strong>en Kranz am Grab von H<strong>ein</strong>z Huhn nieder<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
63
OLDTIMER<br />
Dornier Do 17<br />
Bis zuletzt hatte es der launische<br />
Ärmelkanal sehr spannend<br />
gemacht, ehe die Bergungsmannschaft<br />
mit diesem Anblick<br />
belohnt wurde Foto François Prins<br />
konserviert werden könnte, das so lange<br />
durch den Sand geschützt gewesen war.<br />
Aluminium und Salzwasser vertragen sich<br />
nämlich nicht besonders gut und man befürchtete,<br />
die Dornier würde, sobald sie der<br />
Luft ausgesetzt ist, rasch korrodieren und<br />
zerböseln. Die Restauratoren des RAF-Stützpunktes<br />
Cosford fanden heraus, dass es am<br />
besten sei, das Salzwasser mit Süßwasser abzuwaschen,<br />
ehe die Dornier mit <strong>ein</strong>er Zitronensäurelösung<br />
<strong>ein</strong>gesprüht wird, mit der<br />
man den Korrosionsprozess durch das Salzwasser<br />
stoppen könnte.<br />
Als das Museum schließlich ausreichend<br />
Geld aufgetrieben hatte, charterte es im Mai<br />
2013 die für die Bergung notwendigen Schiffe<br />
inklusive <strong>ein</strong>es schweren Schwimmkrans<br />
samt Ponton. Doch so ohne Weiteres wollte<br />
die raue See ihren versunkenen Schatz nicht<br />
Das erstaunlich gut erhaltene Typenschild<br />
der Henschel Flugzeug Werke Foto RAFM<br />
hergeben. Mehrfach machte das Wetter<br />
dem Bergungsteam <strong>ein</strong>en Strich durch<br />
die Rechnung. Am Freitag, den 7. Juni,<br />
stand das Team vor der Entscheidung,<br />
alle Arbeiten <strong>ein</strong>zustellen oder vor Ort<br />
zu bleiben, in der vagen Hoffnung, dass<br />
sich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Chance ergeben würde.<br />
Die Männer entschieden sich dafür weiterzumachen.<br />
Um Zeit zu sparen, verzichteten<br />
sie kurzerhand auf den Einsatz des Spezi -<br />
algestells, stattdessen schoben sie <strong>ein</strong>e Metallstange<br />
vom Bombenschacht aus in das<br />
So sah womöglich die Gefangennahme von Effert und Ritzel aus. Hier<br />
zwei Flieger, deren Bomber in den Ärmelkanal gestürzt ist Foto R.Chapman<br />
Ein erster Blick in den Bug der frisch geborgenen Do 17. Die Restaura -<br />
toren erwartet offenkundig sehr viel Arbeit …<br />
Foto RAFM<br />
64
Heckteil, um die Zelle zu verstärken. Am<br />
Sonntag sollte es dann endlich so weit s<strong>ein</strong><br />
und die Bergung gegen Abend beginnen!<br />
Doch noch <strong>ein</strong>mal schüttelte Poseidon s<strong>ein</strong><br />
graues Haupt: Der Wind frischte auf und<br />
die See wurde rau und damit gefährlich. Resigniert<br />
dampfte die kl<strong>ein</strong>e Flotte erneut davon.<br />
Als sie am nächsten Tag <strong>wieder</strong>kam,<br />
hatte sich die See endlich ausgetobt. Rasch<br />
ließen die Männer die Hebeseile zu Wasser,<br />
vielleicht etwas zu rasch, denn <strong>ein</strong>es der Seile<br />
verfing sich am Propeller. Es war bereits<br />
nach 18 Uhr, sie mussten sich sputen. Der<br />
Taucher David Bridger rettete schließlich<br />
den Tag und das Unternehmen, als es ihm<br />
gelang, das Hebeseil an den bereits vorbereiteten<br />
Lastgeschirren zu befestigen. Wenige<br />
Minuten später war es dann so weit: Einem<br />
U-Boot gleich tauchte die Do 17 nach<br />
dreiundsiebzig Jahren <strong>wieder</strong> aus dem Wasser<br />
auf. Man wartete, bis so viel Schlick und<br />
Salzwasser wie möglich aus dem Wrack herausgelaufen<br />
waren, ehe man es vorsichtig<br />
auf den Ponton absetzte und in den Hafen<br />
transportierte.<br />
Do 17 Z-2 des KG 3, zu dem auch die nun geborgene Do 17 gehörte<br />
Foto Sammlung Ringlstetter<br />
K<strong>ein</strong>e vollständige Restaurierung<br />
Eine Gruppe von Spezialisten des Michael<br />
Beetham Conservation Centre der RAF-Basis<br />
Cosford untersuchte das Flugzeug, das inzwischen<br />
für den Landtransport nach Cosford<br />
zerlegt wurde. Hier hat man zwei mit<br />
Polyethylen-Folie ausgekleidete Becken vorbereitet,<br />
von denen das <strong>ein</strong>e den Rumpf und<br />
das andere die Tragflächen der Do 17 aufnehmen<br />
soll. Die Flugzeugteile werden darin<br />
mehrere Wochen lang mit der dafür vorbereiteten<br />
Lösung behandelt.<br />
Es ist allerdings nicht beabsichtigt, das<br />
Flugzeug vollständig zu restaurieren. Vielmehr<br />
möchte man es in dem Zustand ausstellen,<br />
den die Maschine zum Zeitpunkt der<br />
Bergung aufwies. Damit wäre sie ohne Zweifel<br />
abenteuerlich anzusehen, doch dies wird<br />
den Umständen ihrer ebenso abenteuerlichen<br />
Bergung mehr als gerecht.<br />
■<br />
Wurde der Do 17 zum Verhängnis: Die zweisitzige Defiant galt ebenso wie die Do 17 bereits zu<br />
Beginn des Krieges als veraltet<br />
Foto R. Chapman<br />
Eine abstürzende Do 17 Z während der<br />
Luftschlacht um England<br />
Foto R. Chapman<br />
Ein Schrottplatz für Flugzeuge der Luftwaffe in Großbritannien. Hier wird <strong>ein</strong> Stück <strong>ein</strong>es Do-17-<br />
Rumpfes fortgetragen, um aus dem Metall neue Maschinen zu bauen<br />
Foto R. Chapman<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
65
OLDTIMER<br />
Fiesler Fi-156<br />
SPEKTAKULÄRES RESTAURATIONSPROJEKT ABGESCHLOSSEN<br />
»Storch« der Le<br />
Condor fliegt wi<br />
Ein unbekanntes Flugzeug ist die Fi-156 gewiss nicht. Doch restauriert man sie flugfähig<br />
als Einsatzmaschine der Legion Condor, ist das Prädikat »<strong>ein</strong>zigartig« mit Sicherheit<br />
angebracht!<br />
Von Pierre Schmitt<br />
66
Seltener Anblick: <strong>ein</strong> restaurierter Storch<br />
mit den Markierungen <strong>ein</strong>er Maschine der<br />
»Legion Condor«. Hier absolviert die Fi-156<br />
ihren dritten Start. Am Steuer sitzt Restaurator<br />
Dirk Bende<br />
»Einmal volltanken, bitte!«<br />
Dirk Bende und Emilio Garcia-Conde,<br />
der Besitzer der Maschine<br />
onsmodell, da in Deutschland insgesamt nur<br />
2549 Maschinen gebaut wurden. Nach dem<br />
Krieg flog sie als MS 502 »Criquet« in französischen<br />
Diensten und nahm auch am Algerien-Konflikt<br />
teil.<br />
Frisch restauriert, stellt die Fi-156 heute<br />
die C-7-Version dar, die theoretisch mit <strong>ein</strong>em<br />
Notsitz für 60 Kilogramm ausgerüstet<br />
schließen konnte. Eigentümer der Maschine<br />
ist der spanische Pilot Emilio Garcia-Conde,<br />
der das Flugzeug nach Nordspanien bringen<br />
ließ.<br />
Ursprünglich handelt es sich bei dieser<br />
Fi-156 um die Werknummer 2466 aus dem<br />
Jahre 1944, also <strong>ein</strong> relativ spätes Produktigion<br />
eder!<br />
Groß war die Erleichterung, als der Storch<br />
am Ende sicher abhob.<br />
Viele Storchen-Arten sind bekanntlich<br />
gefährdet und auch der unbelebte<br />
»Artgenosse« Fieseler Fi-156 bildet<br />
k<strong>ein</strong>e Ausnahme. Um so erfreulicher ist es,<br />
dass Dirk Bende am 11. Mai 2013 die Restaurierung<br />
<strong>ein</strong>es Fi-156 C Storch in s<strong>ein</strong>em<br />
bekannten Luftfahrttechnischen Betrieb<br />
(LTB) am Flugplatz Bonn-Hangelar ab-<br />
werden kann. Dabei entfällt allerdings das<br />
in anderen Varianten optional montierte<br />
7,92-mm-MG 15.<br />
Bespannt wurde der Storch von Dirk Bendes<br />
Partnerin Eva Schmitt. Auch <strong>ein</strong>e neue<br />
Kabinenverglasung brachten die Restauratoren<br />
an – <strong>ein</strong>e sehr langwierige Arbeit, da die<br />
Die Maschine wird für den<br />
dritten Start vorbereitet<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
67
OLDTIMER<br />
Fiesler Fi-156<br />
Bange Minuten: die frisch restaurierte<br />
Maschine kurz vor ihrem Erstflug<br />
Auch der zweite Flügel ist<br />
nach kurzer Zeit montiert<br />
gesamte Verglasung aus vielen Einzelteilen<br />
besteht. Am Instrumentenbrett sind originale<br />
deutsche Geräte montiert. Der Motor, <strong>ein</strong><br />
Argus As 10 C, wurde ebenfalls grundüberholt,<br />
dazu gab es <strong>ein</strong>en neuen MT-Propeller<br />
mit <strong>ein</strong>em Durchmesser von 2,56 Metern.<br />
Originale Holzpropeller von H<strong>ein</strong>e sind in<br />
gutem Zustand hingegen kaum noch zu finden.<br />
Insgesamt hat Dirk Bende bis dato acht<br />
Argus-Geräte überholt, er kennt also alle<br />
Details. Bedingt durch die Metallflächen und<br />
die Zusatztanks in den Tragflächen, hat diese<br />
Maschine <strong>ein</strong> Abfluggewicht von 1485 Kilogramm<br />
und damit das zweitgrößte Abflug -<br />
gewicht aller Störche.<br />
Die »Legion Condor«<br />
Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges<br />
begann sich auch das Ausland rasch zu<br />
positionieren. Während die Republik Unterstützung<br />
in Gestalt der Internationalen Brigaden<br />
erhielt, entsandte Hitler <strong>ein</strong> Kontingent<br />
»Freiwilliger« nach Spanien, die unter der Bezeichnung<br />
»Legion Condor« auf Seiten der<br />
Putschisten fochten.<br />
Insgesamt dienten 25 000 Wehrmachts -<br />
angehörige in Spanien. Zu ihrer Ausrüstung<br />
gehörten unter anderem Ju 87, He 111,<br />
Bf 109 und He 51. Neben der Unterstützung<br />
der Putschisten unter Francisco Franco beabsichtigte<br />
die deutsche Führung, den Spanischen<br />
Bürgerkrieg zu nutzen, um die eigenen<br />
Waffensysteme und Taktiken zu erproben.<br />
Die »Legion Condor« wurde zwischen Juli<br />
und November 1936 aufgestellt und kämpfte<br />
im Dienste der Putschisten bis zum Ende<br />
des Krieges, wobei sie an nahezu allen bedeutenden<br />
Schlachten beteiligt war. Bekannt<br />
wurde die Legion vor allem durch <strong>ein</strong>en verheerenden<br />
Luftangriff auf die Stadt Guernica,<br />
der auch zahlreiche zivile Opfer forderte.<br />
Nach dem Spanischen Bürgerkrieg benannte<br />
man die Wannseestraße in Berlin in »Spanische<br />
Allee« um. Diesen Namen trägt die<br />
Straße noch heute.<br />
■<br />
Der Vogel hebt ab!<br />
Nun wurde es spannend, denn der restaurier<br />
te Vogel soll nicht nur am Boden, sondern<br />
auch in der Luft <strong>ein</strong>e gute Figur<br />
machen. Mit dem Lufthansa-Piloten und<br />
Oldtimer-Kenner Claus Cordes am Steuer<br />
rollte die Fiesler schließlich am 14. Juni 2013<br />
an den Start. Groß war die Erleichterung, als<br />
der »Storch« am Ende sicher abhob und 66<br />
Minuten in der Luft blieb. Ein zweiter Flug<br />
von 36 Minuten Dauer fand noch am selben<br />
Tag statt. Dirk Bende selbst setzte sich am<br />
17. Juni ins Cockpit, um »s<strong>ein</strong> Baby« zu testen,<br />
während am Boden der neue Eigentümer<br />
zusah. Zu beanstanden hatte dieser<br />
nichts, lediglich <strong>ein</strong>e Korrektur am Flettner-<br />
Ruder war noch nötig. Erfreulich ist auch,<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Pierre Schmitt<br />
68
Der restaurierte Storch im Detail<br />
Die von Dirk Bende restaurierte Fi-156 sollte nicht nur <strong>fliegen</strong> können. Ihr spanischer Besitzer<br />
wünschte sich vielmehr <strong>ein</strong>en orignalgetreuen Storch der »Legion Condor« mit authentischer Ausrüstung<br />
und Markierungen.<br />
Im »Schnabel« des Vogels befindet<br />
sich der Argus As 10 C V 8<br />
Instrumentenbrett mit ausgeklappter<br />
Checkliste (rechts unten)<br />
dass das Rüstgewicht um 40 Kilogramm geringer<br />
ausfiel als das der damaligen Maschinen.<br />
Zuladungsbeschränkungen wird es<br />
demnach also k<strong>ein</strong>e geben.<br />
Das Flugzeug ist jenen Fi-156 nachempfunden,<br />
die während des Spanischen Bürgerkrieges<br />
im Dienste der »Legion Condor« standen.<br />
So trägt es am Leitwerk das markante<br />
schwarze Andreaskreuz der »Legion« auf<br />
weißem Grund. Auch die übrige Bemalung<br />
entspricht dem historischen Vorbild, wie etwa<br />
die Kennung, bei der es sich um die damaligen<br />
Überführungskennzeichen handelt.<br />
Im Cockpit fällt unter anderem die ausklappbare<br />
Checkliste auf – zwar in Französisch<br />
verfasst, dafür aber verlustsicher am Instrumentenbrett<br />
untergebracht.<br />
Weiteres »Storch-Projekt« geplant<br />
Für »Nachwuchs« ist bei Dirk Bende indes<br />
gesorgt: So steht <strong>ein</strong> weiterer Storch bereits<br />
seit Oktober 2012 in Bonn-Hangelar zur<br />
Restaurierung bereit. Es handelt sich dabei<br />
um die Werknummer 338 aus dem Jahre<br />
1943. Umgerüstet zur MS 502, war dieses<br />
Flugzeug mit der französischen Kennung<br />
F-BCDG von 1961 bis 1970 in Frankreich im<br />
Einsatz. Ab 1983 stellte man es in Duxford<br />
aus. Dieser Storch ist insofern interessant, da<br />
es sich um <strong>ein</strong>e relativ seltene Ausführung<br />
mit Doppelsteuer handelt. Eine kurzfristige<br />
Restaurierung dieser Maschine ist allerdings<br />
nicht geplant.<br />
■<br />
Der schwarze runde Kreis am<br />
Rumpf stellt die erste Form<br />
der Spanischen Cocarde dar<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
69
FILM<br />
»The Dam Busters«<br />
Dramatische Stunden. Während die 617 Squadron die deutschen Talsperren<br />
aufs Korn nimmt, kann man in der Einsatzzentrale in Grantham<br />
nur auf die Ergebnisse warten Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />
OHNE KOLLATERALSCHÄDEN: »THE DAM BUSTERS« – TEIL 2<br />
Die Legende lebt<br />
»Operation Chastise« im Mai 1943 war so dramatisch, dass die Filmemacher nicht<br />
mehr viel Phantasie investieren mussten; die Tatsachen waren aufregend genug. Auch<br />
darum haben die Briten »The Dam Busters« von Anfang an geliebt! Es war der<br />
erfolgreichste Spielfilm an britischen Kinokassen des Jahres 1955 Von Stefan Bartmann<br />
Hautnahe Action und die Erinnerung<br />
an <strong>ein</strong>e gloriose Leistung der Royal<br />
Air Force – all das tröstete die Nation<br />
damals über die Tatsache hinweg, k<strong>ein</strong>e Weltmacht<br />
mehr zu s<strong>ein</strong>. Heute ergötzen sich die<br />
Fans des Fliegerfilm-Genres eher an den brillanten<br />
Flugaufnahmen mit den Avro Lancastern<br />
– und zwar echten Lancs, k<strong>ein</strong>en aus<br />
dem Rechner wie inzwischen üblich.<br />
Mindestens drei davon (aus der letzten<br />
Baureihe Mk. VII) standen Regisseur Michael<br />
Anderson zur Verfügung; im Film sieht man<br />
sie oft in Formation. Für die »Operation Chastise«<br />
waren <strong>ein</strong>st 19 Bomber unterwegs. Aber<br />
das hätte im Entstehungsjahr des Films selbst<br />
das Wohlwollen der ansonsten sehr hilfs -<br />
bereiten RAF überfordert. Gleichwohl: Der<br />
Film<strong>ein</strong>satz der Lancs und das aufregende<br />
Tiefflugtraining sind mit allem damals verfügbaren<br />
Aufwand auf Zelluloid gebracht<br />
worden.<br />
Unvermeidliches Handicap: die Lichtverhältnisse<br />
jener mondhellen Nacht vom 16. auf<br />
den 17. Mai 1943, in der man die Talsperren<br />
des Ruhrgebiets per Rollbomben brechen<br />
wollte; bei zweien gelang dies bekanntlich.<br />
Klar, dass diese Szenen bei brauchbarem Licht<br />
70
gedreht worden sind, daher passen die unterschiedlich<br />
ausgeleuchteten Aufnahmen beim<br />
Endschnitt nicht immer flüssig zusammen.<br />
Bis auf wenige missratene Szenen sind die<br />
Spezialeffekte dieses Schwarz-Weiß-Films<br />
überzeugend, der Unterschied zu den starken<br />
Flugaufnahmen ist jedoch offenbar. Für das<br />
kaum verwöhnte Publikum der 1950er-Jahre<br />
waren die simplen Tricks durchaus akzeptabel.<br />
Als Modellszene sehr gelungen: die berstenden<br />
Talsperren! Eine »Oscar«-Nominierung<br />
im Jahr 1956 in der Kategorie »Visual<br />
Effects« honorierte diese sorgfältige Arbeit.<br />
»Dam Busters« konzentriert sich ganz auf die Helden der<br />
»Operation Chastise«. Zivile Opfer kommen nicht vor<br />
s<strong>ein</strong>e Idee. Im Film nimmt Wallis’ »Kampf«<br />
gegen die sture Militärbürokratie breiten<br />
Raum <strong>ein</strong>. Zudem hat er die Lanc nicht konstruiert,<br />
wie im Film behauptet. Dieses Verdienst<br />
steht Roy Chadwick zu.<br />
Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />
Manches wird aus dramaturgischen Gründen<br />
verzerrt – oder schlicht erfunden.<br />
Unverzichtbarer Helfer: RAF<br />
Heute sieht »Dam Busters« so aus, als käme<br />
er direkt aus der Propagandawerkstatt des Air<br />
Ministry und der RAF. Dies stimmt so weit, als<br />
dass ohne deren großzügige Unterstützung<br />
diese Produktion kaum hätte realisiert werden<br />
können; genau so steht es ausdrücklich im Vorspann.<br />
Ein wichtiger Drehort ist die alte RAF-<br />
Basis Scampton, wo die »Operation Chastise«<br />
tatsächlich ihren Anfang nahm. Für die meisten<br />
Crew-Szenen dient aber die nahe gelegene<br />
und fast identische Basis Hemswell (die<br />
1967 geschlossen wurde). Im Hintergrund stehen<br />
bisweilen Avro Lincoln als Kulissen, dem<br />
direkt verwandten Nachfolger der Lancaster.<br />
»Dam Busters« hält sich nicht allzu dicht<br />
an die (damals bekannten) Fakten. Manches<br />
wurde aus dramaturgischen Gründen verzerrt<br />
oder schlicht erfunden. So hatte der genialische<br />
Ingenieur und Bombenbauer Barnes<br />
Wallis nicht mit echten Widerständen zu<br />
kämpfen, als er s<strong>ein</strong>en Plan zur Zerstörung<br />
der Talsperren vorstellte. Es war auch nicht<br />
Wer es beim zeitlichen Ablauf sehr genau<br />
nimmt, wird bemerken, dass in den Trainingsszenen<br />
die Film-Lancs bereits die Rollbomben<br />
am Bauch haben. Tatsächlich waren<br />
sie zu diesem frühen Zeitpunkt noch gar<br />
nicht verfügbar, als die Piloten noch rätselten,<br />
was es mit der gabelförmigen Befes -<br />
tigung auf sich haben könnte. Der erfolg -<br />
lose Angriff auf die ganz anders konstruierte,<br />
von Erd- und St<strong>ein</strong>wällen <strong>ein</strong>gefasste<br />
Guy Gibson (Richard Todd) wird im<br />
Film hemmungslos glorifiziert. S<strong>ein</strong>e<br />
schwierigen Seiten bleiben unerwähnt<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
71
FILM<br />
»The Dam Busters«<br />
Die Rollbombe »Upkeep« wurde tatsächlich zuerst im Miniatur-Maßstab erprobt.<br />
Hier folgt der Film den Tatsachen<br />
Foto picture-alliance/Mary Evans Picture Library<br />
Sorpetalsperre wird im Film gar nicht erwähnt.<br />
Wo ist bei dem ganzen Spektakel eigentlich<br />
der schlimme F<strong>ein</strong>d abgeblieben? Der<br />
verschanzt sich hinter s<strong>ein</strong>en Flugabwehrkanonen<br />
und bleibt unsichtbar wie <strong>ein</strong> Gespenst.<br />
Allenfalls die Flammengarben der<br />
Leuchtspurgeschosse (Bild für Bild mühsam<br />
von Hand hin<strong>ein</strong>getupft) künden von s<strong>ein</strong>er<br />
Existenz. Die fast vollständige Ausblendung<br />
und Auflösung des Gegners zählt zu den<br />
abstrakten Ersch<strong>ein</strong>ungen dieses Zwei-Stunden-Films<br />
…<br />
Modellszene aus »The Dam Busters«. Für die Ausstatter gab es 1956<br />
<strong>ein</strong>e »Oscar«-Nominierung<br />
Foto picture alliance/Mary Evans Picture Library<br />
Das renommierte »Lexikon des Internationalen<br />
Films« bemängelt an dem brillant gefilmten<br />
Helden-Epos <strong>ein</strong>zig dessen Ignoranz,<br />
denn s<strong>ein</strong> Gedenken gilt ausschließlich den<br />
geopferten Besatzungen. Der Spielfilm erlaubt<br />
sich am Schluss <strong>ein</strong>en kommentarlosen,<br />
nachdenklichen Blick auf die jetzt leeren Zimmer<br />
in Scampton. Von zivilen »Kollateralschäden«<br />
ist nicht die Rede.<br />
Was Wunder, dass »Dam Busters« s<strong>ein</strong>erzeit<br />
nicht (und nie!) in die deutschen Kinos<br />
kam. Die Deutschen trösteten sich zur selben<br />
Zeit mit bunten Heimatfilmen und den verharmlosenden,<br />
pseudo-kritischen Verfilmungen<br />
der »08/15«-Romane von Hans Hellmut<br />
Kirst. Erst 1975 erlebte der britische Kriegsfilm-Klassiker<br />
(unter dem Titel »Mai 1943 –<br />
Die Zerstörung der Talsperren«) s<strong>ein</strong>e späte<br />
Premiere im deutschen Fernsehen. Man darf<br />
annehmen, dass die Deutschen ihn mit ganz<br />
anderen Augen gesehen haben als die Briten<br />
zwei Jahrzehnte davor.<br />
Die Sinnfrage<br />
Acht der 19 Lancaster-Bomber gingen in je -<br />
ner erinnerungswürdigen Nacht verloren,<br />
53 Mann der Besatzung kamen ums Leben,<br />
nur drei gerieten in Gefangenschaft. Dabei<br />
zeitigte der Schlag gegen die deutsche Rüstungsindustrie<br />
des Ruhrgebiets nur bescheidene<br />
Wirkung; beide Dämme waren schnell<br />
<strong>wieder</strong> repariert. Unschätzbar war jedoch die<br />
moralische Bedeutung des gelungenen, wenn<br />
auch verlustreichen Einsatzes. Die verbündeten<br />
Staaten USA und UdSSR waren erstmals<br />
so richtig be<strong>ein</strong>druckt von den Briten, denen<br />
man bestenfalls die Verteidigung ihrer Insel<br />
zugetraut hatte.<br />
Nüchtern betrachtet, war die virtuos <strong>ein</strong>gefädelte<br />
»Züchtigung« NS-Deutschlands von<br />
<strong>ein</strong>em Desaster nicht weit entfernt. Man hatte<br />
sich viel, eigentlich zu viel vorgenommen.<br />
Mit den Jahren wurde der Sinn der »Opera -<br />
tion Chastise« also immer <strong>wieder</strong> mal infrage<br />
gestellt. An der bleibenden Hingabe vieler<br />
72
Kurzkritik<br />
Spannend gebautes<br />
und stark inszeniertes<br />
Weltkriegs-Drama<br />
mit nicht wenig<br />
Pathos. Historisch<br />
fehlerhaft, trotz dokumentarischer<br />
Machart. Die Lancaster-Szenen<br />
sind<br />
schlicht fabelhaft.<br />
Auffallend ist die<br />
<strong>ein</strong>seitige Sicht auf die Folgen der »Operation<br />
Chastise«. Interessant: die britische<br />
TV-Doku aus dem Jahr 2010 über die echten<br />
Dambusters im Bonusmaterial der DVD. ■<br />
Nach den Dreharbeiten ziehen die drei Film-Lancaster haarsträubend<br />
tief über die Besucher <strong>ein</strong>er britischen Airshow hinweg …<br />
Foto Sammlung Stefan Bartmann<br />
Briten an den untrennbar damit verbundenen<br />
Spielfilm hat das freilich nichts geändert.<br />
»Dam Busters« gilt als <strong>ein</strong>er der populärsten<br />
Beispiele s<strong>ein</strong>er Gattung.<br />
Der glorios-pompöse »Dam Busters<br />
March« erwies sich als Ohrwurm, und wer<br />
heute <strong>ein</strong>er Flugvorführung in Duxford beiwohnt,<br />
darf damit rechnen, dass dieses Musikstück<br />
aus den Lautsprechern geschmettert<br />
wird. Auch vor Fußballspielen dröhnt es bisweilen<br />
vom Band. Sogar in der TV-Werbung<br />
findet die Rollbombe ironische Zweitver -<br />
wertung, und jeder echte Brite weiß, worauf<br />
sie anspielt.<br />
Damit könnte die Geschichte zu Ende s<strong>ein</strong>,<br />
gäbe es nicht den eigenwilligen Neuseeländer<br />
Peter Jackson. Der Erfolgsregisseur hat <strong>ein</strong>mal<br />
mehr bewiesen, dass er für Überraschungen<br />
gut ist. Mit <strong>ein</strong>em Remake des Klassikers »The<br />
Dam Busters« hatte kaum jemand in der Branche<br />
gerechnet (siehe Info-Kasten).<br />
Im Mai jährte sich zum 70. Mal dieses Ereignis,<br />
das sich offenbar viel tiefer im britischen<br />
als im deutschen Bewussts<strong>ein</strong> verankert<br />
hat. Die »Battle of Britain Memorial<br />
Flight« (BBMF) lässt traditionell <strong>ein</strong>e der letzten<br />
flugfähigen Lancaster über die Staumauer<br />
des Derwent Reservoir brummen …<br />
Erst in jüngster Zeit haben sich Dokumentarfilme<br />
der zivilen Seite desselben Ereignisses<br />
angenommen. So machte sich im Jahr 2008<br />
der inzwischen 91-jährige George »Johnny»<br />
Johnston, Bombenschütze, auf <strong>ein</strong>e Reise in<br />
die Vergangenheit: Er besuchte die Dämme,<br />
welche s<strong>ein</strong>e 617 Squadron <strong>ein</strong>st knackte, und<br />
Les Munro bekommt k<strong>ein</strong>e Chance, sich<br />
zu rechtfertigen …<br />
er plauderte dort mit <strong>ein</strong>igen älteren Herrschaften,<br />
die damals mit knapper Not davongekommen<br />
waren.<br />
Anfangs hatte Johnston (der s<strong>ein</strong>en Piloten<br />
Joe McCarthy neun Mal (!) aufs Ziel hatte<br />
an<strong>fliegen</strong> lassen, ehe er die Bombe auslöste)<br />
nicht die geringsten Zweifel an der<br />
Rechtmäßigkeit des Einsatzes: »Tit for Tat«,<br />
was so viel bedeutet wie »<strong>Wie</strong> Du mir, so ich<br />
Dir«. Schließlich kam er doch ins Grübeln<br />
und war froh, den Damm des Sorpesees<br />
nicht zerstört zu haben …<br />
Zu hoch!<br />
Zwei Piloten trugen damals ihre »Bouncing<br />
Bomb« <strong>wieder</strong> nach England zurück. Einer<br />
davon war der Neuseeländer Les Munro.<br />
Noch 67 Jahre später, in <strong>ein</strong>er anderen TV-<br />
Dokumentation, schildert der verhinderte<br />
Dambuster diesen Vorfall sichtlich aufgewühlt,<br />
als sei es erst gestern gewesen.<br />
Heute ist der 94-Jährige der <strong>ein</strong>zige noch<br />
lebende Dambuster-Pilot – vielleicht auch<br />
deshalb, weil er s<strong>ein</strong>e Rollbombe nach <strong>ein</strong>em<br />
schweren Flaktreffer nicht über Holland hinausbringen<br />
konnte und sich zur Rückkehr<br />
nach Scampton entschloss. Als er am Nachmittag<br />
des 17. Mai 1943 s<strong>ein</strong>en strengen Squadron-Leader<br />
<strong>wieder</strong>sieht, bekommt der geknickte<br />
Neuseeländer k<strong>ein</strong>e Chance, sich zu<br />
rechtfertigen. Gibson, unerbittlich wie immer,<br />
fertigt ihn mit <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Satz ab: »Sie<br />
waren zu hoch!«<br />
■<br />
Grundüberholt: »The Dam Busters«<br />
Peter Jackson musste den Rechten am<br />
»Dam Busters«-Stoff lange nachlaufen. Er<br />
erwarb sie sofort, als sie verfügbar waren.<br />
Lediglich die Regie des Fantasy-Dreiteilers<br />
»Der Hobbit« und andere Filmprojekte hätten<br />
die Umsetzung bislang verzögert, heißt es.<br />
Seit 2008 sind die konkreten Planungen<br />
im Gange. Drehorte: Großbritannien und<br />
Neuseeland.<br />
In China wurden gleich zehn(!) statische Attrappen<br />
der unverzichtbaren Lancaster-Bomber<br />
bestellt. Sie sind längst geliefert worden<br />
und warten auf ihren Film<strong>ein</strong>satz. Die Attrappen<br />
in Originalgröße bestehen aus Fiberglas<br />
und wirken sehr authentisch – sagen jene, die<br />
sie schon aus der Nähe gesehen haben. Als<br />
Technischer Berater steht Les Munro zur Ver -<br />
fügung. Zudem kann Jackson s<strong>ein</strong>en Film mit<br />
neuen Details zur »Operation Chastise« aufwerten.<br />
Erst jetzt sind bislang klassifizierte<br />
Dokumente zugänglich gemacht worden.<br />
»Operation Chastise« – zweifellos <strong>ein</strong>e<br />
spannende Episode aus den Annalen des<br />
Zweiten Weltkrieges, aber auch <strong>ein</strong> zwingender<br />
Kandidat für <strong>ein</strong> Remake? Die Antwort<br />
wird sehr davon abhängen, ob Peter Jackson<br />
s<strong>ein</strong>e Version um neue Ansichten und Einsichten<br />
zu ergänzen imstande ist. Das Drehbuch<br />
stammt von Allround-Talent Stephen Fry,<br />
der sich als Schauspieler, Satiriker und Romanautor<br />
<strong>ein</strong>en Namen gemacht hat. Nicht<br />
bekannt ist, ob Fry in s<strong>ein</strong>em Script auch die<br />
deutsche Gegenseite zur Kenntnis nimmt –<br />
anders als im Klassiker von 1955.<br />
Die meistbewitzelte Frage in den Internet-<br />
Foren ist jedoch <strong>ein</strong>e ganz andere: <strong>Wie</strong> wird<br />
Wing-Commander Guy Gibsons geliebter Labrador<br />
»Nigger« im Remake heißen – in Zeiten<br />
politischer Korrektheit? Dem Vernehmen<br />
nach haben sich die Produzenten auf »Nigsy«<br />
oder »Digger« ge<strong>ein</strong>igt. Die Puristen werfen<br />
ihnen jetzt schon »Geschichtsfälschung«<br />
vor. In der gesäuberten US-Version wurden<br />
beim Original alle heiklen Dialogzeilen mit<br />
»Trigger« übersynchronisiert.<br />
Der echte »Nigger« wurde am Tag vor dem<br />
Einsatz der 617 Squadron von <strong>ein</strong>em Auto<br />
überfahren. S<strong>ein</strong>e Grabstelle samt Grabplatte<br />
auf der (noch immer aktiven) RAF-Basis<br />
Scampton in Lincolnshire ist bis heute <strong>ein</strong>e<br />
Wallfahrtsstätte für ganz <strong>ein</strong>gefleischte<br />
Fans der »Operation Chastise«. Auch Briten<br />
leben in der Vergangenheit. Es ist nur <strong>ein</strong>e<br />
andere.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
73
LESERALBUM<br />
ALS MECHANIKER BEI DER LUFTWAFFE – TEIL 3<br />
Der »Flugzeug–D<br />
Der Luftwaffen-Mechaniker Erwin Peters hat bereits in den ersten beiden Kriegsjahren<br />
vieles gesehen, was die Bezeichnung »kurios« oder »heiter« verdient. Mit dem Russlandfeldzug<br />
sollte s<strong>ein</strong>e Reise jedoch erst richtig beginnen<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Lediglich vier Monate tat Erwin Peters<br />
bei der IV./JG 51 Dienst, als sich im<br />
März 1941 bereits der nächste Wechsel<br />
anbahnte. Denn das JG 51 hatte am 20. November<br />
1940 <strong>ein</strong>e Ergänzungsstaffel erhalten,<br />
die in Cazaux stationiert und dem Geschwaderstab<br />
direkt unterstellt war. Sie war<br />
für die Frontausbildung der frisch von den<br />
Fliegerschulen kommenden Piloten zuständig.<br />
Ab dem 1. März 1941 wurde die Staffel<br />
schließlich zu <strong>ein</strong>er Ergänzungsgruppe erweitert,<br />
die neben dem Gruppenstab noch<br />
über zwei Staffeln verfügte (Einsatz- und<br />
Schulstaffel). Erwin Peters wechselte dann<br />
am 25. März 1941 zum Stab dieser Ergänzungsgruppe.<br />
Die Ergänzungsgruppen und<br />
-geschwader waren dazu da, den von den<br />
Schulen kommenden Jagdfliegern Gelegenheit<br />
zu geben, erste Einsatzerfahrungen zu<br />
sammeln, ehe man sie zu den Front<strong>ein</strong>heiten<br />
abkommandierte.<br />
Peters verschlug es zusammen mit s<strong>ein</strong>er<br />
neuen Einheit vom französischen Cazaux<br />
nach Posen und Krakau. Der Wehrpass vermerkt<br />
hierzu »Einsatz im östlichen Operationsgebiet<br />
und im Heimatkriegsgebiet«.<br />
Im Sommer 1941 absolvierte er in Stade<br />
<strong>ein</strong>en Fortbildungslehrgang und konnte<br />
sich danach Elektromechaniker nennen. Die<br />
nächste Ehrung stand dann bereits am 1. Oktober<br />
1941 vor der Tür, als er zum Unteroffizier<br />
befördert wurde.<br />
Im Februar 1942 löste die Luftwaffe die Ergänzungsgruppe<br />
auf und unterstellte deren<br />
Stab samt der 2. Staffel der Ergänzungs-Jagdgruppe<br />
Ost. Erwin Peters zog <strong>wieder</strong> mit. Die<br />
Staffel flog Bf-109-Versionen von der E bis zur<br />
G und lag bis zum September 1942 in Krakau.<br />
Diese Zeit wurde im Wehrpass als »Sicherung<br />
des Generalgouvernements« beschrieben.<br />
Im April 1942 versetzte man Peters zur<br />
Aufklärungsschule in Brieg, wo er im Navigationswesen<br />
ausgebildet wurde. Dort erwarb<br />
er die Fähigkeit, die Kompassanlagen<br />
von Flugzeugen zu kompensieren. Ab März<br />
1943 stieg er zum Feldwebel auf.<br />
Vom September 1942 bis Februar 1944 lag<br />
die Ergänzungs-Jagdgruppe Ost in St. Jean<br />
74
So gemächlich wie auf diesem Bild ging es bei den Mechanikern<br />
der Luftwaffe freilich nicht immer zu. Hier <strong>ein</strong>e<br />
Dornier Do 17 M, vermutlich während <strong>ein</strong>es Manövers im<br />
Sommer 1939. Die Balkenkreuze sind offensichtlich mit<br />
temporären Manöverfarben übermalt worden<br />
Jetzt bloß nicht den<br />
Motor anlassen! Erwin<br />
Peters arbeitet an der<br />
Luftschraube des linken<br />
Triebwerks <strong>ein</strong>er<br />
Bf 110 C oder E. Unter<br />
der Tragfläche befindet<br />
sich <strong>ein</strong>e Bombenaufhängung<br />
(ETC)<br />
Bäume und Triebwerke<br />
gleichermaßen<br />
»entblättert«:<br />
Eine Dornier<br />
Do 17 M oder P<br />
wird gewartet.<br />
Die Luftschrauben<br />
sind abgenommen<br />
und die Kabine ist<br />
mit <strong>ein</strong>er Plane<br />
abgedeckt<br />
oktor«<br />
d’Angely, Frankreich, wo sie auch auf die Fw<br />
190 A umrüstete. »Einsatz im besetzten Gebiet<br />
und Unterstützung der Luftwaffe im Kampf<br />
gegen England« hieß es dazu im Wehrpass.<br />
Der letzte Liegeplatz war dann bis zum<br />
April 1944 Liegnitz in Niederschlesien.<br />
Bis zum Kriegsende wurde die Einheit<br />
<strong>wieder</strong>holt umbenannt. So taufte man sie im<br />
November 1942 zur »Jagdgruppe Ost« um,<br />
ehe die Luftwaffe im November 1944 die ehemaligen<br />
Jagdgruppen West, Süd, Nord und<br />
Ost zum Ergänzungs-Jagdgeschwader 1 zusammenfasste,<br />
wobei die Jagdgruppe Ost zur<br />
III./EJG 1 wurde.<br />
Erwin Peters war zunächst der Stabskompanie<br />
der III./EJG 1 zugeteilt worden, bevor<br />
er zuletzt vom Februar 1945 bis Kriegsende<br />
bei der 2./EJG 1 Dienst tat. Die Zeit ab Februar<br />
1944 wurde im Wehrpass nur noch zusammengefasst<br />
als »Einsatz im Rahmen der<br />
Tagjagd als Flz.-Bodenpersonal im Heimatkriegsgebiet<br />
innerhalb der Lfl. Kdo. Reich«.<br />
Nach dem Kriegsende hatte Erwin Peters<br />
Glück, denn s<strong>ein</strong>e Gefangenschaft in <strong>ein</strong>em<br />
Lager in Bayern unter freiem Himmel, wo<br />
man in Erdlöchern hauste, währte nur kurz<br />
und am 24. Mai 1945 wurde er in die Heimat<br />
nach Marne, Schleswig-Holst<strong>ein</strong>, entlassen.<br />
Nun hatte endlich das Familienleben Vorrang.<br />
Er wurde in Marne sesshaft und arbeitete<br />
bis zur Rente bei verschiedenen Firmen<br />
als Autoschlosser und Verkaufsfahrer. Als<br />
1955 die Bundeswehr entstand, wollte Erwin<br />
Peters <strong>wieder</strong> in den Militärdienst <strong>ein</strong>treten,<br />
wurde aber aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht übernommen. Am 29. Dezember 2002<br />
starb er im Alter von 85 Jahren.<br />
S<strong>ein</strong>e beiden Söhne wurden k<strong>ein</strong>e Flieger,<br />
sie fuhren als Maschinisten zur See.<br />
Mit <strong>ein</strong>em besonderen Dank an Mario Peters<br />
für die Informationen und die Fotos.<br />
Quellen:<br />
Ketley/Rolfe: »Luftwaffen Embleme<br />
1939–1945«. Bonn 2001<br />
Ries, Karl: »Photo Collection Luftwaffe<br />
Embleme 1935–1945«. Mainz 1976<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
75
LESERALBUM<br />
Eine Bf 110 C der II. Gruppe des Zerstörergeschwaders 1.<br />
Die Maschine mit dem Kennzeichen 2J+GM hat am Leitwerk<br />
<strong>ein</strong>en Abschussbalken. Das Abzeichen mit den drei<br />
Wespen über <strong>ein</strong>er Wolke wurde später auch von der<br />
III./ZG 76 übernommen<br />
Ju 52/3m auf <strong>ein</strong>em unbekannten Flugplatz<br />
werden für den nächsten Einsatz vorbereitet<br />
Hier hat es offenbar nicht mehr bis zur nächsten<br />
»Tankstelle« gereicht: <strong>ein</strong>e bauchgelandete<br />
Bf 110 C im seichten Wasser vor der französischen<br />
Küste<br />
76
Ein Festakt mit <strong>ein</strong>em ausländischen Gast bei der Ergänzungs-Jagdgruppe Ost<br />
im Frühjahr 1943 mit <strong>ein</strong>er Bf 109 G-2 im Hintergrund. Als Dritter von rechts<br />
steht der damalige Kommandeur der Gruppe, Oberstleutnant Hermann Graf<br />
Der Propeller <strong>ein</strong>es Fieseler Storch wird vor dem Anlassen<br />
durchgedreht. Das Abzeichen auf der Motorhaube<br />
zeigt <strong>ein</strong>en rennenden Schornst<strong>ein</strong>feger, der<br />
»Hin<strong>ein</strong>!« ruft, was allerdings nicht als Aufforderung zu<br />
verstehen war, sobald der Propeller lief …<br />
Die Ju 52/3m mit dem markanten Ring unter dem Rumpf<br />
gehörte zum 1940 gegründeten Sonderkommando »Mausi«<br />
und wurde zur Suche und Vernichtung von Grund- und<br />
Magnetminen vor Hafen<strong>ein</strong>fahrten <strong>ein</strong>gesetzt. Allerdings<br />
mussten aufgrund des Gewichts von Generator und Ring<br />
die Funkanlage und <strong>ein</strong> Teil der Bewaffnung entfernt<br />
werden. Zudem durfte auch k<strong>ein</strong> Motor ausfallen!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
77
LESERALBUM<br />
Eine Bf 109 G-2 der Ergänzungs-<br />
Jagdgruppe Ost. Das Abzeichen zeigt<br />
<strong>ein</strong>en Adler auf <strong>ein</strong>em Nest mit drei<br />
Jungvögeln. Interessanterweise hat<br />
die Maschine noch Tragflächen mit<br />
runden Fahrwerksöffnungen, die eigentlich<br />
für die Bf 109 F typisch sind<br />
Wartungsarbeiten an <strong>ein</strong>er Bf 109 G-2 der Ergänzungs-Jagdgruppe<br />
Ost. Man beachte die zweifarbige<br />
Propellerhaube<br />
Werner Mölders (1913–1941) flog bei der<br />
»Legion Condor«, beim JG 53, war Kommodore<br />
des JG 51 und zuletzt General der Jagdflieger<br />
78
Johannes Trautloft<br />
(1912–1995) hat<br />
hier <strong>ein</strong> Foto mit<br />
<strong>ein</strong>er Widmung für<br />
Erwin Peters versehen.<br />
Viele Fotos,<br />
auch mit Trautlofts<br />
bekanntem Dackel,<br />
zeigen, dass die<br />
beiden dienstlich<br />
oft mit<strong>ein</strong>ander zu<br />
tun hatten. Trautloft<br />
baute später<br />
das JG 54 mit auf<br />
Prominenz an der Front: Adolf Galland<br />
(1912–1996) brachte es trotz s<strong>ein</strong>er<br />
jungen Jahre zum General der Jagdflieger<br />
Wo sich das »Lametta«<br />
häuft, ist die Blaskapelle<br />
nicht fern<br />
Da ging wohl der Spieltrieb mit ihm durch: Während s<strong>ein</strong>er Zeit als Kommandeur<br />
der Ergänzungs-Jagdgruppe Ost konnte es sich Hermann Graf<br />
leisten, s<strong>ein</strong>e Fw 190 A-4 mit bunten Farben zu markieren, da er k<strong>ein</strong>e<br />
Einsatzflüge absolvieren musste. Hier ist s<strong>ein</strong>e Fw 190 A-4, Werknummer<br />
0140634 (ex BK+WH), im März 1943 zu sehen<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
79
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
Film-Requisite-H<strong>ein</strong>kel<br />
He 111<br />
»Into the White«<br />
in Heft 4/2013<br />
Im Juni 2013 war ich mit m<strong>ein</strong>er<br />
Frau in <strong>ein</strong>em großen Wohnmobil<br />
für <strong>ein</strong>en Monat auf <strong>ein</strong>er<br />
Skandinavien-Tour. Eines Tages<br />
befuhr ich die Straße E 15 in Norwegen<br />
von der Stadt Lom in<br />
Richtung Stryn. Während der<br />
Fahrt konzentrierte ich mich<br />
hauptsächlich auf m<strong>ein</strong>e Bordinstrumente<br />
und die sagenhafte Naturlandschaft<br />
Norwegens.<br />
Plötzlich sagte m<strong>ein</strong>e Frau zu<br />
mir: »Hast du eben das Flugzeug<br />
auf m<strong>ein</strong>er Seite gesehen? Ich<br />
glaube, da lag <strong>ein</strong>es d<strong>ein</strong>er Modellflugzeuge.«<br />
Man muss wissen:<br />
Ich bin leidenschaftlicher<br />
Plastik-Modellbauer.<br />
Da wir uns gegenseitig oft<br />
auf den Arm nehmen, glaubte<br />
ich ihr zunächst nicht recht,<br />
schaute aber dennoch heimlich<br />
in den Rückspiegel. Verwundert<br />
erblickte ich tatsächlich <strong>ein</strong><br />
Leitwerk!<br />
Film-He-111: Die Requisite verrottet<br />
im Freien<br />
Foto Georg Fuchs<br />
Hektisch hielt ich schnellstmöglich<br />
an und rieb mir die Augen.<br />
Sofort wendete ich und fuhr<br />
zurück. Direkt neben der Straße<br />
lag das Flugzeug, nach m<strong>ein</strong>er<br />
Einschätzung <strong>ein</strong>e He 111. Sofort<br />
schoss ich unzählige Fotos und<br />
wies m<strong>ein</strong>e Frau an, mich mit<br />
dem Wrack in allen möglichen<br />
Positionen zu fotografieren. Da<br />
ich mich im Allgem<strong>ein</strong>en nicht<br />
gerne ablichten lasse, war nun<br />
m<strong>ein</strong>e Frau ihrerseits etwas verwundert,<br />
aber diese <strong>ein</strong>malige<br />
Gelegenheit wollte ich mir nicht<br />
entgehen lassen.<br />
Alles ist eigentlich noch gut<br />
erhalten und absolut sehenswert.<br />
Schade, dass dieses Relikt sch<strong>ein</strong>bar<br />
verrottet. Ich bin erst seit die-<br />
sem Jahr Leser Ihres Magazins.<br />
Haben Sie über dieses Wrack<br />
schon <strong>ein</strong>mal berichtet bzw. weiß<br />
man etwas über das Schicksal<br />
dieses Flugzeugs?<br />
Georg Fuchs, Rauenberg<br />
Gratulation! Sie haben <strong>ein</strong> echtes<br />
»Movie-Prop« aufgespürt, <strong>ein</strong>e Film-<br />
Attrappe aus Blech und Sperrholz,<br />
die 2011 bei der Eingangssequenz<br />
des norwegischen Spielfilms »Into<br />
the White« als gecrashte He 111<br />
diente. Wenn Sie die zurückliegenden<br />
Ausgaben von <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> sammeln, werden Sie feststellen,<br />
dass wir uns in der April-<br />
Ausgabe 2013 diesem Film bereits<br />
gewidmet haben. »Into the White«<br />
war k<strong>ein</strong> Erfolg an der Kinokasse<br />
und die Kritiken waren sehr durchwachsen.<br />
<strong>Wie</strong> als Symbol hierfür<br />
liegt das gefledderte H<strong>ein</strong>kel-Requisit<br />
noch immer in Norwegen herum.<br />
Ein nicht untypisches Schicksal;<br />
nach Drehschluss wissen die Produzenten<br />
oft nicht, was sie mit ihrer<br />
sperrigen Ausstattung anfangen<br />
sollen …<br />
Stefan Bartmann, Redaktion<br />
Junkers Ju 88<br />
»Kampf um Deutschlands<br />
Nachthimmel« in Heft 5/2013<br />
Erlauben Sie mir <strong>ein</strong>e Anmerkung<br />
zu den Bildern in <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 5/2013, Seite 17 rechts<br />
oben und rechts Mitte: Bei dem<br />
Bild rechts Mitte heißt es: »Platz<br />
des Funkers in der Ju 88 C-6. Das<br />
Sichtgerät des SN 2 hatte er zwischen<br />
den B<strong>ein</strong>en.« Interessant ist,<br />
dass im Bild darüber rechts ebenfalls<br />
das Sichtgerät des SN 2 zu sehen<br />
ist, hier aber auf dem Platz<br />
rechts neben dem Flugzeugführer,<br />
bei der Ju 88 A der Platz des Beobachters.<br />
<strong>Wie</strong> soll der Funker gleichzeitig<br />
das SN 2 und die anderen<br />
Funkgeräte an der Rückwand der<br />
Kanzel – dem angestammten Arbeitsplatz<br />
des Funkers – bedienen?<br />
Die Antwort ist <strong>ein</strong>fach: Mir<br />
ist <strong>ein</strong>e Ju-88-Nachtjagdbesatzung<br />
bekannt, die mit der Einführung<br />
des SN 2 <strong>ein</strong> viertes Besatzungsmitglied<br />
bekam – den SN-2-Funker.<br />
Dieser saß auf dem Platz<br />
rechts neben dem Flugzeugführer.<br />
Claus Nattermann, per E-Mail<br />
80
Kritische Mach-Zahl<br />
BACKGROUND<br />
<strong>FLUGZEUG</strong>E IM GRENZBEREICH<br />
Schneller geht’s nicht!<br />
Ende der 1950er-Jahre hatte American-Airlines-<br />
Präsident C. R. Smith <strong>ein</strong>en zündenden Einfall:<br />
Er beabsichtigte, die Konkurrenz mit <strong>ein</strong>er Reisegeschwindigkeit<br />
von 635 Meilen pro Stunde (zirka<br />
1022 km/h) auf der Strecke New York–Los Angeles um<br />
bis zu 45 Minuten unterbieten.<br />
DIE BOEING B707 UND DOUGLAS DC-8 schafften<br />
das nicht ganz. Convair, <strong>ein</strong> Hersteller aus Kalifornien,<br />
wollte das Marktsegment für sich erobern und garantierte<br />
vertraglich die geforderte Geschwindigkeit.<br />
Am 24. Januar 1961 war Erstflug der vierstrahligen<br />
Convair CV 990, <strong>ein</strong>er Weiterentwicklung der kl<strong>ein</strong>eren<br />
CV 880. Sie besaß als erstes Verkehrsflugzeug<br />
Anti-Skid-Bremsen, <strong>ein</strong>e hydraulische Rudersteuerung<br />
und speziell geklebte Tanks; dazu bärenstarke Starfighter-Triebwerke<br />
mit <strong>ein</strong>er hinteren Freilaufturbine<br />
(Aft Fan) statt Nachbrennern.<br />
BEI DEN ERSTEN TESTS BEGANN DER JET ab <strong>ein</strong>er<br />
gewissen Geschwindigkeit zu schütteln. Mal nervten<br />
Luftströmungen an den äußeren Triebwerken, mal be<strong>ein</strong>trächtigten<br />
Verwirbelungen an den Aufhängungen<br />
der inneren Motoren die Höhenruderwirkung. Schnell<br />
war der »Schuldige« gefunden: die kritische Mach-<br />
Zahl. Bei diesem Wert erreicht die »transsonische«<br />
Luftströmung (<strong>ein</strong> Bereich etwa zwischen Mach 0.7<br />
und 1.2) irgendwo am Flieger das erste Mal Schallgeschwindigkeit:<br />
durch <strong>ein</strong>e Verengung oder <strong>ein</strong> angrenzendes<br />
Bauteil, wo auch immer. Der lokal begrenzte<br />
Überschallflug erzeugt kl<strong>ein</strong>e Schockwellen, die bis zur<br />
örtlichen Ablösung der Grenzschicht und zum Strömungsabriss<br />
führen können; er bringt stark erhöhte<br />
Widerstandsbeiwerte mit sich.<br />
1947 HATTE CHUCK YEAGER MIT DER BELL X-1<br />
erstmals die Schallmauer durchbrochen. Inzwischen<br />
war bekannt, dass die kritische Mach-Zahl vom Anstellwinkel,<br />
der Flügelpfeilung und der Profildicke abhing.<br />
Die Convair-Aerodynamiker konnten an diesen<br />
Faktoren nichts mehr ändern und ersannen »Pods«,<br />
seltsame rundliche Körper an den Flügeln, die die lokale<br />
Strömung auf Unterschall-Niveau drosseln sollten.<br />
Das taten sie auch – obendr<strong>ein</strong> passte in die Pods<br />
auch Sprit, den man vor Notlandungen mit Düsen <strong>wieder</strong><br />
ablassen konnte; allerdings erzeugten die kugeligen<br />
Teile selbst neuen Widerstand.<br />
DIE VERSPROCHENEN 635 MEILEN Reisegeschwindigkeit<br />
wurden nie erreicht, Convair musste immense<br />
Vertragsstrafen zahlen. Die schöne CV 990 und ihre<br />
verbesserte Variante CV 990A »Coronado« wurden nur<br />
37 Mal gebaut und damit zum größten Flop des frühen<br />
Jet-Zeitalters.<br />
Rolf Stünkel ■<br />
»Der lokal<br />
begrenzte<br />
Überschallflug<br />
erzeugt<br />
kl<strong>ein</strong>e Schockwellen.«<br />
Wenn der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird:<br />
Diese CV 990 trägt jeweils zwei Pods auf den Tragflächen,<br />
wodurch man zwar das Problem mit der kritischen<br />
Machzahl umgehen konnte, auf der anderen<br />
Seite jedoch <strong>ein</strong>en größeren Luftwiderstand erzeugte<br />
Foto NASA<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 9/2013<br />
81
VORSCHAU<br />
Nr. 147 I 9/13 I September I 14. Jahrgang<br />
Me-262-Pilot Egon Hummel<br />
Mitte November 1944 betritt der erfahrene Fluglehrer Egon Hummel Neuland: Er wird auf die<br />
Messerschmitt Me 262 <strong>ein</strong>gewiesen. Fortan fliegt er für das Kampfgeschwader 51 Einsätze mit<br />
dem ersten serienmäßig hergestellten Strahlflugzeug der Welt.<br />
Hawker<br />
Hurricane<br />
Sie ist der neueste Stolz<br />
der Battle of Britain<br />
Memorial Flight: <strong>ein</strong>e<br />
Hawker Hurricane IIc.<br />
Richard Paver berichtet<br />
über ihre Herkunft sowie<br />
Restaurierung – und<br />
durfte den legendären<br />
Jäger in der Luft vor das<br />
Objektiv locken!<br />
Foto Peter Cronauer<br />
Foto Richard Paver<br />
Internet: www.flugzeugclassic.de<br />
ver<strong>ein</strong>igt mit<br />
Redaktionsanschrift<br />
Flugzeug Classic<br />
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Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Johanna Eppert<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />
Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten L<strong>ein</strong>inger<br />
Herstellungsleitung Zeitschriften<br />
Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
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MZV, Unterschleißheim<br />
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(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />
(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />
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Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />
ISSN 1617-0725 • 52469<br />
Ersch<strong>ein</strong>en und Bezug<br />
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© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />
<strong>ein</strong>es Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt <strong>ein</strong>gesandte Fotos und Manuskripte<br />
wird k<strong>ein</strong>e Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />
Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />
für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />
11a, 80797 München.<br />
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />
Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />
verfassungsf<strong>ein</strong>dliche Symbole b<strong>ein</strong>halten. Soweit solche Fotos in diesem<br />
Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />
Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />
und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />
damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />
Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />
StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />
sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
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