Journal Dampf & Heißluft Sonderheft "Dampf auf Tour" Dampf auf Tour Sonderheft (Vorschau)
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terzeichnungen) für Feldbahnlokomotiven <strong>auf</strong>. Aus dieser<br />
Entwicklungsreihe stammt auch der ausgestellte Zweikuppler,<br />
dessen kurzer Radstand einen guten Bogenl<strong>auf</strong><br />
ermöglichte. Später entwickelte die Fabrik eine weitere<br />
Typenreihe mit dem bekannten „Trompetenschornstein“<br />
(Kobelschornstein). Diese Maschinen wurden bis nach<br />
Asien, Afrika und Südamerika geliefert.<br />
Die im Museum ausgestellte Lok mit rund 50 PS Leistung<br />
kam fabrikneu zu den „Minas de Utrillas“ in Nordspanien,<br />
wo sie viele Jahrzehnte ihren Dienst als Grubenlok vor<br />
Kohlenzügen leistete. Nach ihrer Ausmusterung wurde sie<br />
1984 von der Museumseisenbahn Paderborn erworben<br />
und in ihr Ursprungsland zurückgeholt. 1985 k<strong>auf</strong>te das<br />
Museum für Verkehr und Technik die Maschine und überführte<br />
sie nach Berlin.<br />
Technische Daten: Name: ohne – Verwaltung: Minas de Utrillas – Baujahr: 1903 –<br />
Hersteller: – Orenstein & Koppel, Berlin – Fabriknummer: 1166 – Ausmusterung:<br />
vor 1984 – Höchstgeschwindigkeit: 18 km/h – Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl<br />
äche: 0,4 m² – Leergewicht der Lok: 6,8 t – Wasservorrat: 0,7 m³ – Kohlevorrat:<br />
0,46 t – Länge: 4,58 m – Spurweite: 600 mm<br />
Führerstand der preußischen Schnellzuglok S 3 (um 1900)<br />
Henschel-Baulokomotive Typ „Riesa“ als Trümmerbahn:<br />
Die Lokfabrik Henschel entwickelte schon ab 1905<br />
ein Standardprogramm für zweiachsige Feldbahnlokomotiven<br />
mit Leistungen zwischen 40 und 250 PS für Fabriken<br />
und das Bauwesen. Als Spurweiten waren üblicherweise<br />
600 mm und 900 mm vorgesehen, es gab aber auch Ausnahmen.<br />
Der Typ „Riesa“ (70 PS) wurde serienmäßig für<br />
600 mm Spurbreite angeboten und hundertfach gebaut.<br />
Diese 1949 gebaute Henschel-Feldbahnlok des Typs<br />
„Riesa“ kam ab Fabrik zur Sandgrube Richard Winter<br />
in Horrem (Raum Köln-Bonn). Nach ihrer Ausmusterung<br />
stand sie ab etwa 1980 <strong>auf</strong> einem Spielplatz in Bergheim<br />
(Erft). 1984 erwarb die Museumseisenbahn Paderborn<br />
diese Lok, wodurch ihr die Zerstörung erspart blieb.<br />
1985 ging sie in den Besitz des Museums für Verkehr<br />
und Technik über.<br />
Sie dient hier als Stellvertreterin der zahlreichen Baustellenlokomotiven<br />
an Deichen, Autobahnen und Munitionsfabriken,<br />
<strong>auf</strong> die man früher wegen des Mangels an geeigneten<br />
Lastkraftwagen und Kraftstoffen nicht verzichten<br />
konnte. Ab 1945 mussten sie zum Abtransport von Unmengen<br />
an Schuttmassen aus den zerstörten Städten <strong>auf</strong><br />
Feldbahnen mit beachtlichen Streckennetzen planmäßig<br />
verwendet werden. Mitunter wurden als Trümmerbahnen<br />
sogar Straßenbahnlinien herangezogen. Typisch für die<br />
deutschen Trümmerbahnen waren kleine, zweiachsige<br />
Feldbahnlokomotiven: Der Typ „Riesa“ war häufi g unter<br />
ihnen zu fi nden.<br />
Technische Daten: Name: ohne – Verwaltung: Sandgrube R. Winter – Baujahr:<br />
1949 – Hersteller: Henschel & Sohn, Kassel – Fabriknummer: 28 514 – Ausmusterung:<br />
um 1970 – Höchstgeschwindigkeit: ca. 20 km/h – Kesseldruck:<br />
12 kp/cm² – Rostfl äche: 0,5 m² – Leergewicht der Lok: 8,3 t – Wasservorrat:<br />
0,8 m³ – Kohlevorrat: 0,6 t Länge über Kupplung: 4,8 m – Spurweite: 600 mm<br />
Führerstand der preußischen Schnellzuglok S 3 (um<br />
1900): Mit dem ausgestellten Teilstück einer typischen<br />
Schnellzuglokomotive der Jahrhundertwende sollten einst<br />
junge Eisenbahner über den Aufbau und die Bedienung<br />
einer <strong>Dampf</strong>l ok unterrichtet werden. Es stammt aus dem<br />
frühen Verkehrs- und Baumuseum.<br />
Das Exponat repräsentiert die Schnellzuglok-Gattung S<br />
3, von der verschiedene Hersteller zwischen 1892 und<br />
1904 weit mehr als tausend Einheiten gebaut hatten, und<br />
die damals den Schnellzugdienst in Preußen fast allein<br />
bestritten. Der Entwurf geht zurück <strong>auf</strong> August von Borries<br />
(1852–1906), den Lokomotivdezernenten der Eisenbahndirektion<br />
Hannover, und seinen während einer Amerikareise<br />
1891 gemachten Beobachtungen. Besonderes<br />
Merkmal: das voranl<strong>auf</strong>ende Drehgestell. Die Deutsche<br />
Reichsbahn übernahm 1920 nur noch 28 dieser Lokomotiven,<br />
denn sie waren inzwischen durch die modernen<br />
S 10-Gattungen abgelöst worden. Der ausgestellte<br />
Führerstand hatte von 1906 bis 1985 seinen Standplatz<br />
Feldbahnlokomotive von 1903 (Kolonialbahnlok)<br />
Henschel-Baulokomotive Typ „Riesa“ als Trümmerbahn<br />
14 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>