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Journal Dampf & Heißluft Sonderheft "Dampf auf Tour" Dampf auf Tour Sonderheft (Vorschau)

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Überschwemmung die Gleise in Esquel blockiert. Ein Zusammenstoß<br />

mit einer Kuh führte 1979 zur Entgleisung<br />

der Trochita. Im Juli 1984 gab es einen weiteren Zwischenfall<br />

mit Todesfolge <strong>auf</strong>grund einer Entgleisung eines<br />

Gleisarbeiterzugs, der wie der Passagierzug im selben<br />

Jahr vom Schnee blockiert wurde.<br />

Schnell erwuchs dem Bahnverkehr Konkurrenz durch<br />

das Automobil. Die wichtigsten Orte in Patagonien wurden<br />

durch Schotterpisten erschlossen, mit den neueren<br />

Lastwagen konnte der Frachttransport günstiger, schneller<br />

und individueller abgewickelt werden. Schließlich<br />

stammten Lokomotiven und größtenteils auch die Waggons<br />

aus dem Jahr 1922 – eine Modernisierung fand<br />

nie statt. Einzige Ausnahme sind ein Speisewagen und<br />

einige Wagen der ersten Klasse, die Mitte der 1960er<br />

Jahre angeschafft wurden.<br />

Das Ende des Regelbetriebs kam im Dezember 1993 mit<br />

der Übergabe der Staatsbahn an die Provinzen. Weder<br />

hatten diese das Geld, um den Bahnbetrieb <strong>auf</strong>recht zu<br />

erhalten, noch gab es eine übergeordnete Planung zur<br />

Koordination des Betriebs. Für private Investoren war der<br />

Bahnbetrieb, wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />

im dünn besiedelten Patagonien unattraktiv.<br />

Bahnbetrieb nach Stilllegung<br />

Heute wird die oben erwähnte Ost-West Strecke mit einer<br />

Spurweite 1,676 m vom Tren Patagonico bedient, Startpunkt<br />

ist die Stadt Viedma nordöstlich von San Antonio<br />

Oeste am Atlantik.<br />

Das Ende des Regelbetriebs für die Schmalspurbahn im<br />

Jahr 1993 war für La Trochita nicht das endgültige Aus.<br />

Die Bahn wurde als wichtiges historisches und kulturelles<br />

Erbe Patagoniens erkannt, so beschlossen die Provinzen<br />

Chubut im Februar und Río Negro im Mai 1994 den Zugverkehr<br />

weiter zu betreiben. Nicht zuletzt galt es auch, Arbeitsplätze<br />

zu erhalten.<br />

Es gab einen Betrieb zwischen Esquel und El Maitén und<br />

den <strong>Tour</strong>istenzug bis Nahuel Pan (Provinz Chubut) sowie<br />

von El Maitén nach Ingeniero Jacobacci (Provinz Río Negro).<br />

Zumindest zum 50. Jahrestag der ersten Fahrt nach<br />

Esquel (1995) gab es diese Züge, aber der Betrieb, mit<br />

Ausnahme des <strong>Tour</strong>istenzugs, wurde später eingestellt<br />

(im November 2000, nach Ingeniero Jacobacci vermutlich<br />

früher). Zudem ist unbekannt, wie häufi g die Züge<br />

verkehrten und ob es einen Winterbetrieb gab. 2003 erreichte<br />

ein erster Zug in einer Zweitagesreise ab El Maitén<br />

Ingeniero Jacobacci, angeblich 11 Jahre nach Einstellung<br />

des Betriebs, das würde den obigen Angaben aus der<br />

Festschrift widersprechen. Nach über drei Jahren Pause<br />

wurde die Strecke von El Maitén nach Esquel im Januar<br />

2004 in Betrieb genommen, geplant waren drei weitere<br />

monatliche Fahrten bis April. Ob in den Folgejahren diese<br />

Fahrten wiederholt wurden, ist mir nicht bekannt.<br />

Für den <strong>Tour</strong>ismus werden weiterhin an fünf Tagen pro<br />

Woche in der Sommersaison (in der Regel Januar–März)<br />

die Strecken Esquel – Nahuel Pan – Esquel (39,2 km)<br />

und El Maitén – Desvio Thomae – El Maitén (52,8 km)<br />

betrieben. Je zwei „aktive“ Lokomotiven sind in Esquel<br />

und El Maitén stationiert. Weitere Informationen über aktuelle<br />

Fahrpläne sind <strong>auf</strong> der Webseite der Trochita zu<br />

fi nden.<br />

In El Maitén befi nden sich bis heute die Werkstätten, die<br />

für die Wartung der Züge zuständig sind. Alle benötigten<br />

Teile werden hier nach den ursprünglichen Plänen hergestellt.<br />

Zahlreiche verfallene Lokomotiven stehen <strong>auf</strong> den<br />

Abstellgleisen. Das ehemalige Gebäude der Verwaltungsbüros<br />

beherbergt heute das Eisenbahnmuseum.<br />

Ausblick<br />

Die Trochita hat offensichtlich nicht nur eine Vergangenheit,<br />

sondern auch Zukunft, sie ist ein sehr wichtiger<br />

Bestandteil des Angebotes der Provinz Chubut für den<br />

<strong>Tour</strong>ismus nicht nur aus Übersee, auch für argentinische<br />

<strong>Tour</strong>isten, welche die größte Gruppe in der Nebensaison<br />

stellen. 2008 wurde in Esquel ein neues Bahnhofsgebäude<br />

eingeweiht, das alte Gebäude wird zu einem Museum<br />

umgebaut. Man plant zudem, die Stationen zwischen<br />

Esquel und El Maitén zu renovieren, um die Geschichte<br />

der Gebäude wieder zu erwecken und sie als Zentrum des<br />

örtlichen Handels zu etablieren. Jedes Jahr Mitte Februar<br />

fi ndet die dreitätige „Fiesta Nacional del Tren a Vapor“ in<br />

El Maitén statt, mit einem bunten Programm rund um Sonderfahrten<br />

mit der Trochita.<br />

Für <strong>Dampf</strong>zugfreunde sind Chartertouren möglich, so fuhr<br />

im November 2008 die Trochita mit einer Gruppe von 52<br />

Europäern (mehrheitlich aus Großbritannien) an zwei Tagen<br />

die Strecke von El Maitén nach Esquel und zurück,<br />

natürlich einschließlich zahlreicher Fotostopps. An der<br />

Station Lepá gab es das typische asado (Grillfest), untermalt<br />

von lokaler Folklore. Ein Richtwert für den Preis<br />

der Fahrt sind 80 US-Dollar/km, für Gruppen mit bis zu<br />

100 Personen. Anfragen kann man bei: Subsecretaria de<br />

Turismo y Áreas Protegidas, Rawson.<br />

Auch im Fernen Osten ist man Fan des <strong>Dampf</strong>zuges,<br />

im Rahmen einer japanischen Dokumentation „Around<br />

70 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>

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