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10.2012<br />
10.2012<br />
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Hallo, Finanzamt! S. 38<br />
Umsatzsteuervoranmeldungen mit<br />
Geierlein elektronisch erledigen<br />
Alltagsarbeiten komfortabel abwickeln S. 20, 26<br />
Leichtgewichtige KDE-<strong>Office</strong>-Alternative Calligra im Praxistest,<br />
PostgreSQL als Datenquelle für Serienbriefe in Libre<strong>Office</strong> nutzen<br />
SSH-Anmeldung zusätzlich absichern S. 68<br />
So nutzen Sie hochsichere Passworte für alle Zugänge<br />
mit dem YubiKey und einer Zwei-Faktor-Authentifizierung<br />
Widelands S. 44<br />
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Dateimanager<br />
Thunar um individuelle<br />
Aktionen erweitern S. 54<br />
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Stromfresser finden,<br />
Verbrauch optimieren<br />
Prozessor und GPU auf Herz und<br />
Nieren prüfen mit Powertop2 S. 78<br />
ERP-Komplettlösung Kivitendo S. 62<br />
Alles unter einem Dach: Kunden- und Projektverwaltung,<br />
Warenwirtschaft, Rechnungswesen und Finanzbuchhaltung
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EDITORIAL<br />
Copywrong<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
6. August 2012: Die Landestufe<br />
des Mars Science Laboratory mit<br />
dem 900 Kilo schweren Rover Curiosity<br />
setzt weich im Krater Gale<br />
auf. Wenig später präsentiert die<br />
NASA auf ihrer Youtube-Seite ein<br />
Video des Landemanövers – aber<br />
nur für zehn Minuten. Danach erscheint<br />
nur noch folgender Satz:<br />
„This Video contains content from<br />
Scripps Local News, who has blocked<br />
it on copyright grounds.“ [1]<br />
2. September 2012: Auf der 70.<br />
Worldcon in Chicago wird der<br />
Hugo-Award vergeben, einer der<br />
bedeutendsten Science-Fiction-<br />
Preise. Fans außerhalb des Saals<br />
verfolgen die Zeremonie als Live-<br />
Stream. Einer der Preisträger erhält<br />
den „Hugo“ für seine Arbeit<br />
als Autor an der TV-Serie „Doctor<br />
Who“, von der ein kurzer Clip zu<br />
sehen ist. Dann bricht der Live-<br />
Stream ab: „Worldcon banned due<br />
to copyright infringement“. [2]<br />
4. September 2012: Auf dem Parteitag<br />
der US-Demokraten stellt<br />
das Team um Präsident Barack<br />
Obama seine Pläne für die nächsten<br />
Jahre vor. Eine Aufzeichnung<br />
aller Reden erscheint kurz darauf<br />
auf der Youtube-Seite des Democratic<br />
National Congress. Wenig<br />
später ist sie verschwunden: „This<br />
video contains content from<br />
WMG, SME, Associated Press<br />
(AP), UMG, Dow Jones, New York<br />
Times Digital, The Harry Fox<br />
Agency, Inc. (HFA), Warner Chappell,<br />
UMPG Publishing and EMI<br />
Music Publishing, one or more of<br />
whom have blocked it in your<br />
country on copyright grounds“ [3].<br />
Dies sind nur die prominentesten<br />
Fälle rund um ein Phänomen,<br />
das seuchenartig um sich greift<br />
und verharmlosend „Copywrong“<br />
heißt. In Wirklichkeit läuft hier<br />
Habgier Amok, unter dem Deckmäntelchen<br />
des Copyright. Die<br />
Vorfälle zeigen unmissverständlich<br />
auf, wie dringend das Urheberrecht<br />
einer Reform bedarf, soll<br />
es nicht zur bloßen Profitgarantie<br />
für eine lobbystarke Content-Industrie<br />
verkommen. Bezeichnend<br />
ist, dass alle drei Zwischenfälle<br />
Ereignisse des öffentlichen Raums<br />
betreffen, vulgo: Nachrichten. Die<br />
selbe Selbstbedienungsmentalität<br />
legen bekanntlich auch deutsche<br />
Medienkonzerne an den Tag, die<br />
abgeschriebene Agenturmeldungen<br />
zur „Leistung“ hochstilisieren,<br />
für die ein „Schutzrecht“ geschaffen<br />
werden müsse.<br />
Um die Copyright-Amokläufer<br />
zu stoppen, bevor sie die Informationsfreiheit<br />
im Netz komplett<br />
umbringen, hilft offensichtlich<br />
nur noch ein finaler Rettungsschuss.<br />
Wie der aussehen könnte,<br />
zeigt ein Entwurf der Berliner Piraten<br />
zur Reform des deutschen<br />
Urheberrechtsgesetzes (UrhG). So<br />
hebelt das Papier [4] durch die<br />
Forderung einer „Gestaltungshöhe<br />
über dem Durchschnittsschaffen“<br />
ein Leistungsschutzrecht aus und<br />
fordert eine Stärkung der Autoren<br />
gegenüber der Content-Industrie.<br />
Daneben verlangt der Entwurf<br />
eine Rechte-Erschöpfung auch für<br />
die digitale Welt, sodass Anwender<br />
von ihnen erworbenen Content<br />
wie analoge Güter nutzen<br />
dürfen, etwa ihn verleihen oder<br />
weiterveräußern. Bildungseinrichtungen<br />
und Museen sollen in lokalem<br />
Rahmen Inhalte leichter nutzen<br />
dürfen. Verwerter wie die<br />
GEMA dürfen beim Liedabend im<br />
Kindergarten oder der Schulaufführung<br />
nicht mehr abkassieren.<br />
Apropos GEMA: Die soll endlich<br />
offenlegen, was sie warum an wen<br />
ausschüttet. Damit der Schöpfer<br />
eines Werks etwas von seiner Leistung<br />
hat, genügt eine Schutzfrist<br />
von 10 Jahren nach seinem Tod,<br />
statt der derzeit gültigen 70 Jahre,<br />
die auch noch den Urenkeln des<br />
Autors das Abkassieren gestatten.<br />
Dieses ambitionierte, aber nicht<br />
welfremde Konzept ließe sich mit<br />
minimalen Anpassungen des<br />
UrhG schnell realisieren, würde<br />
sofort die schlimmsten Copyright-<br />
Auswüchse dämpfen, die wirklichen<br />
Urheber sogar erheblich in<br />
ihren Rechten stärken und gleichzeitig<br />
Inhalte für Kultur und Lehre<br />
öffnen. Obendrein wäre es zweifellos<br />
konsensfähig, liegt es doch<br />
nicht weit davon entfernt, was andere<br />
Parteien (wenn auch weniger<br />
deutlich) formulieren.<br />
Schade, dass „Spiegel Online“<br />
den gelungenen Wurf der Berliner<br />
Piraten hämisch als „weichgespültes<br />
Reförmchen“ diskreditiert [5].<br />
Noch trauriger: Noch nicht einmal<br />
die Piratenpartei selbst will sich<br />
hinter das durchdachte Papier<br />
stellen [6]. Damit beweist sie einmal<br />
mehr, dass ihr Ideologie derzeit<br />
immer noch wichtiger ist als<br />
konkretes, zielorientiertes Handeln<br />
– schade eigentlich.<br />
Herzliche Grüße,<br />
Jörg Luther<br />
Chefredakteur<br />
[1] „Takedown statt Touchdown“: http:// heise. de/ -1661975<br />
[2] „Copyright-Maschine stoppt Live-Stream“: http:// heise. de/ -1698288<br />
[3] „Absurde Welle“: http:// heise. de/ -1699109<br />
[4] Entwurf der Piratenfraktion Berlin: http:// tinyurl. com/ lu1012-piraten<br />
[5] „Piraten legen Reförmchen vor“: http:// tinyurl. com/ lu1012-spon<br />
[6] „Entwurf nicht abgestimmt“: http:// heise. de/ -1698994<br />
INFO<br />
www.linux-user.de 10 | 12<br />
3
10 | 12<br />
82<br />
Die Idee, Software in<br />
einem Repository zu<br />
verwalten, besticht. Wir<br />
zeigen, welche Software-Projekte auf<br />
die intelligente Technik setzen.<br />
73<br />
Der Prozessor arbeitet am Anschlag,<br />
aber die Daten tröpfeln vor<br />
sich hin. Der richtige Zeitpunkt,<br />
um der Festplatte mit dem Programm Hdparm<br />
das notwendige Tuning zu verpassen, um die<br />
optimale Performance aus diesem zentralen<br />
Baustein des Computers herauszuholen.<br />
62<br />
Der ERP-Markt scheint fest in<br />
Windows-Hand. Mit Kivitendo<br />
existiert aber eine freie Lösung,<br />
die nicht nur alle wichtigen Bereiche mitbringt,<br />
sondern für die es bei Bedarf auch gegen Bares<br />
professionellen Support gibt.<br />
HEFT-DVD<br />
SCHWERPUNKT<br />
PRAXIS<br />
Jux 3.0 ................. 6<br />
Das Einsteiger-Betriebssystem<br />
für kleinere Kinder wartet mit<br />
einigen Schmankerln speziell für<br />
diese Zielgruppe auf.<br />
AKTUELLES<br />
Angetestet ............. 10<br />
Gsmartcontrol 0.8.7, Jajuk 1.10,<br />
NewsFeed 2.16, Nomacs 0.4.0<br />
Neues rund um Linux .... 12<br />
Telepathy 0.5 mit Bildvorschau,<br />
Flightgear 2.8 mit mehr Realismus,<br />
Texmaker 3.5 mit neuen<br />
Features, Editor Enki für Programmierer,<br />
Autoren-Software<br />
von Calligra, Italiens Behörden<br />
setzen auf Open-Source, Twitter<br />
wird Linux-Foundation-Mitglied<br />
REPORT<br />
LPI Linux Essentials ..... 14<br />
Mit einem Einsteigerkurs will das<br />
LPI vor allem dem Nachwuchs<br />
einen leichteren Einstieg in freie<br />
Alternativen ermöglichen.<br />
Calligra 2.5 ............. 20<br />
Bei der leichtgewichtigen <strong>Office</strong>-<br />
Alternative aus dem KDE-Umfeld<br />
arbeiten noch nicht alle Komponenten<br />
alltagstauglich.<br />
Briefe aus der DB ....... 26<br />
Mit einem einfachen Handgriff<br />
gewähren Sie den Benutzern<br />
in Libre<strong>Office</strong> Zugriff auf PostgreSQL<br />
und ermöglichen so den<br />
Druck von Serienbriefen.<br />
ThinLinc ............... 32<br />
Die leicht zu installierende und<br />
zu wartende Terminal-Server-Lösung<br />
lässt kaum Wünsche offen.<br />
Giada i35G ............. 36<br />
Mehr Platz auf dem Schreibtisch<br />
bei weniger Stromverbrauch – das<br />
verspricht der Giada i35G. Allerdings<br />
birgt die Installation von<br />
Linux einige Tücken.<br />
Geierlein .............. 38<br />
Mit der Software Geierlein senden<br />
Sie die Umsatzsteuervoranmeldung<br />
komfortabel über das<br />
Internet ans Finanzamt – und das<br />
plattformübergreifend und bei<br />
Bedarf über die Kommandozeile.<br />
Widelands ............. 44<br />
Der Aufbau einer Volkswirtschaft<br />
hängt von vielen Faktoren ab. Wer<br />
bei der Wirtschaftssimulation<br />
Widelands die Ressourcen richtig<br />
einsetzt, herrscht im Handumdrehen<br />
über ein florierendes Reich.<br />
App Showdown ......... 48<br />
Der Wettbewerb „Ubuntu App<br />
Showdown“ hat eine Menge<br />
interessanter Projekte hervorgebracht.<br />
Wir stellen kleine<br />
Juwelen abseits der von Jury<br />
und Community prämierten<br />
Showdown-Kandidaten vor.<br />
Geary ................. 51<br />
E-Mails auf einem IMAP-Server<br />
zu verwalten, gehört heute zum<br />
Alltag. Der schlanke Client Geary<br />
macht dies so einfach, wie es viele<br />
mobile Geräte heute vormachen.<br />
Thunar ................ 54<br />
Der Dateimanager des XFCE-<br />
Projektes kommt unscheinbar und<br />
gewöhnlich daher, aber seine Qualitäten<br />
blühen im Verborgenen.<br />
Redshift ............... 58<br />
Haben Sie wieder mal eine lange<br />
Nacht vor dem PC vor sich? Redshift<br />
hilft, die Augen zu entlasten.<br />
4<br />
10 | 12
Heft-DVDs<br />
Auf den Heft-DVDs dieser Ausgabe befindet<br />
sich ausschließlich Anwendungssoftware.<br />
Die Datenträger enthalten keine jugendgefährdenden<br />
Inhalte.<br />
20<br />
Das moderne <strong>Office</strong><br />
besteht aus einem gesunden<br />
Mix: Die freie Büro-Suite Calligra springt bei Alltagsaufgaben<br />
ein, die Umsatzsteuervoranmeldung erledigen Sie mit Geierlein,<br />
Serienbriefe melken Sie mittels Libre<strong>Office</strong> aus einer PostgreSQL-<br />
Datenbank, und alles zusammen läuft auf einem Thin Client.<br />
Auf der Heft-DVD:<br />
Hauchen Sie dem Alt-PC<br />
mit AntiX Linux noch einmal<br />
neues Leben ein. Das<br />
superschlanke Desktop-<br />
System läuft selbst auf<br />
einem Pentium II.<br />
IM TEST<br />
Kivitendo ERP .......... 62<br />
Kivitendo bringt CRM, Warenwirtschaft,<br />
Rechnungswesen<br />
und Finanzbuchhaltung einfach<br />
bedienbar und flexibel anpassbar<br />
unter ein gemeinsames Dach.<br />
NETZ&SYSTEM<br />
YubiKey (Teil 2) ......... 68<br />
Wir zeigen, wie Sie den YubiKey<br />
mit eigenen Passworten versehen<br />
und auf diese Weise SSH-Zugänge<br />
zusätzlich absichern.<br />
Hdparm ............... 73<br />
Geht es um das Optimieren der<br />
Festplatten-Performance, führt<br />
kein Weg an Hdparm vorbei. Daneben<br />
kann das pfiffige Tool aber<br />
noch viel mehr.<br />
Powertop 2 ............. 78<br />
Das von Intel entwickelte Powertop<br />
hilft beim Stromsparen. Seit<br />
Version 2.0 kommt das Tool mit<br />
GPUs zurecht und bietet erweiterte<br />
Reporting-Funktionen.<br />
KNOW-HOW<br />
Quellcode-Repos ........ 82<br />
Etliche Software-Pakete und<br />
Programmiersprachen bringen<br />
abseits von DEB, RPM und Co.<br />
ihre eigene, komfortable Paketverwaltung<br />
mit.<br />
SERVICE<br />
Editorial ................ 3<br />
IT-Profimarkt .......... 88<br />
Events/Inserenten ...... 94<br />
Impressum ............. 95<br />
<strong>Vorschau</strong> 11/2012 ....... 96<br />
Heft-DVD-Inhalt ........ 97<br />
68Wer sichere<br />
Verbindungen will,<br />
der setzt auf SSH.<br />
Mit dem kleinen Token YubiKey<br />
erweitern Sie dessen Sicherheitsarchitektur<br />
um eine Zwei-Faktor-<br />
Authentifizierung.<br />
Pflichtprogramm für Audiound<br />
Video-Profis: Das aktuelle<br />
AV Linux 6.0 besticht<br />
durch einen handoptimierten<br />
Unterbau und bringt<br />
topaktuelle Builds von<br />
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Bedürfnisse Heranwachsender<br />
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finden Sie ab Seite 97 wei tere Informationen zu<br />
den Programmen auf den beiden Datenträgern. Haben Sie<br />
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enthält dieses Heft keine Datenträger.<br />
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12 | 10 5
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Linux für Kinder: Jux 3.0<br />
Pädagogisch wertvoll<br />
Richtig konfiguriert eignet sich Linux als Einsteiger-Betriebssystem für kleinere Kinder. Das<br />
neue Jux 3.0 wartet mit einigen Schmankerln speziell für diese Zielgruppe auf. Erik Bärwaldt<br />
Jux 3.0 bootfähig<br />
auf Heft-DVD<br />
README<br />
Die aus Österreich<br />
stammende Linux-Distribution<br />
Jux für Kinder ist<br />
in der Version 3.0 erschienen.<br />
Wir zeigen,<br />
welche Neuerungen das<br />
System mitbringt.<br />
Die in Österreich entwickelte<br />
Linux-Distribution Jux [1] gehört<br />
bereits zu den älteren Semestern<br />
in der Geschichte freier Software<br />
und Betriebssysteme. Mit Jux 3.0<br />
hat das von der Stadt Wien geförderte<br />
Projekt Netbridge nach einer<br />
längeren Pause erneut eine<br />
Variante des Live-Systems vorgestellt.<br />
Jux 3.0 richtet sich an die<br />
Altersgruppe der sechs- bis zwölfjährigen<br />
Kinder.<br />
Runderneuert<br />
Bei der Neuauflage haben die<br />
Entwickler nicht nur auf dem<br />
Desktop, sondern auch unter der<br />
Haube massive Veränderungen<br />
vorgenommen: So basiert das<br />
System nun nicht mehr wie bislang<br />
auf Grml, sondern stattdessen<br />
auf Ubuntu 11.04. Damit umschifft<br />
man diverse Schwächen<br />
bei der Hardware-Unterstützung.<br />
Die Kehrseite der Medaille: Das<br />
System findet nun nicht mehr<br />
wie die Vorgänger auf einer CD-<br />
ROM Platz, sondern kommt als<br />
rund 1,43 GByte großes Image<br />
zum Download und Brennen auf<br />
eine DVD oder Aufspielen auf einen<br />
USB-Stick [2].<br />
Auch die Hardware-Anforderungen<br />
stiegen mit dem Wechsel des<br />
Basissystems: Als Minimalanforderungen<br />
nennt das Netbridge-<br />
Projektteam 1 GByte Hauptspeicher.<br />
Im Test zeigte sich zudem,<br />
dass sich Jux 3.0 tatsächlich erst<br />
mit Prozessoren deutlich jenseits<br />
der 1-GHz-Grenze und mit entsprechendem<br />
Arbeitsspeicher<br />
sinnvoll nutzen lässt. Weitere<br />
Voraussetzungen geben die Entwickler<br />
nicht an, da Ubuntu auf<br />
aktuellen Systemen über eine ordentlich<br />
arbeitende Hardware-<br />
Unterstützung verfügt.<br />
Oberflächliches<br />
Auch auf dem Bildschirm hat bei<br />
Jux 3.0 eher eine Revolution als<br />
eine Evolution stattgefunden.<br />
Während bislang ein eher spiele-<br />
6 10 | 12<br />
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Jux 3.0<br />
A Süßes im Fenster:<br />
Sugar integriert sich<br />
vollkommen in Jux.<br />
risch anmutender Desktop mit<br />
Symbolen als Programmstarter<br />
und ohne typische Merkmale herkömmlicher<br />
Oberflächen wie Panelleisten<br />
den leichten Einstieg<br />
für Kleinkinder ermöglichte,<br />
kommt in der neuen Jux-Version<br />
Gnome 2.32.1 zum Einsatz. Ungewöhnlich<br />
erscheinen die auf<br />
dem Desktop oben angeordneten<br />
großen Programmsymbole, die an<br />
die Sugar-Oberfläche des OLPC-<br />
Projektes erinnern [3].<br />
Tatsächlich nehmen die Entwickler<br />
von Jux 3.0 nicht nur grafische<br />
Anleihen bei Sugar, sondern<br />
implementieren dessen gesamtes<br />
System, das sich exzellent<br />
zur Förderung motorischer wie<br />
auch kognitiver Fähigkeiten bei<br />
kleineren Kindern eignet. Sugar<br />
läuft dabei unter Jux 3.0 in einem<br />
Fenster. Sie rufen die Oberfläche<br />
im Menü Anwendungen | Bildung<br />
| Sugar auf oder starten sie<br />
direkt auf dem Desktop durch einen<br />
Doppelklick auf das Sugar-<br />
Symbol (Abbildung A).<br />
Doch nicht nur die Integration<br />
von Sugar stellt sich als echte Innovation<br />
im Bereich der Lerndistributionen<br />
dar: Für die älteren<br />
Semester unter den Anwendern<br />
stellt Jux 3.0 die Bürosuite Open-<br />
<strong>Office</strong>4Kids bereit, die man ebenfalls<br />
vom Desktop oder über<br />
Anwendungen | Büro startet.<br />
Die Kiddie-Variante von Open-<br />
<strong>Office</strong> zeichnet sich nicht nur<br />
durch die Verwendung kindgerechter<br />
Symbole aus, sondern bietet<br />
im Vergleich zur ausgewachsenen<br />
Bürosuite zusätzlich stark<br />
vereinfachte Symbolleisten mit<br />
entsprechend reduziertem Funktionsumfang.<br />
Dadurch gelingt<br />
Schülern im Grundschulalter, die<br />
mit den wichtigsten Funktionen<br />
von Bürosoftware vertraut gemacht<br />
werden sollen, ein deutlich<br />
leichterer Einstieg in die <strong>Office</strong>-<br />
Suite als mit der Standardvariante<br />
mit ihren oft funktionell<br />
überladenen Menüs und Symbolleisten<br />
(Abbildung B).<br />
Lernsoftware<br />
Bereits seit den ersten Versionen<br />
der Distribution lag der Schwerpunkt<br />
der Netbridge-Produkte<br />
auf der Integration didaktisch<br />
möglichst ausgewogener Lernsoftware,<br />
die alle Aufgabenfelder<br />
und Anforderungen der jeweiligen<br />
Zielgruppe abdecken sollte.<br />
Auch in Jux 3.0 beschränkt sich<br />
daher die Softwareauswahl nicht<br />
nur auf Sugar und seine eher spielerisch<br />
zu bedienenden Programme,<br />
sondern bietet zudem eine<br />
angepasste Plattform für ältere<br />
Kinder mit bereits vertieften<br />
Computerkenntnissen sowie wie<br />
für Kinder mit Lerndefiziten.<br />
Ein Klick auf das Programmsymbol<br />
Lernspiele startet eine aktuelle<br />
Version von Gcompris, das<br />
für alle gängigen Unterrichtsfächer<br />
in der Grundschule einschließlich<br />
des Heimat- und Sachkunde-Unterrichts<br />
spielerische<br />
Übungen bereithält. Für Kinder<br />
mit feinmotorischen Defiziten ermöglicht<br />
das Tastatur- und Maussteuerungsprogramm<br />
Pysycache<br />
die Annäherung an den Computer.<br />
Auch die speziell bei Grundschülern<br />
äußerst beliebten Programme<br />
Tux Paint, Tux Math und<br />
Tux Typing finden sich im Fundus<br />
von Jux 3.0 im Menü Anwendungen<br />
| Bildung.<br />
Bei allen genannten Software-<br />
Suiten fällt die sorgfältige Integration<br />
multimedialer Bestandteile<br />
auf: So tragen sowohl Gcompris<br />
als auch Pysycache die Aufgabenstellungen<br />
auch akustisch vor, sodass<br />
Kinder, die noch nicht (richtig)<br />
lesen können, auch ohne die<br />
Unterstützung durch Erwachsene<br />
mit der Software klarkommen.<br />
Aus dem OLPC-Fundus ausgekoppelt<br />
wurden weiterhin die Applikationen<br />
eToys und TurtleArt,<br />
die Sie ebenfalls im Menü Anwendungen<br />
| Bildung finden.<br />
Standardsoftware<br />
Sie können Jux 3.0 bei Bedarf<br />
jedoch nicht nur als Live-CD zu<br />
Lernzwecken nutzen, sondern<br />
aufgrund der Basis Ubuntu auch<br />
dauerhaft auf der heimischen<br />
Festplatte installieren und als<br />
Allround-System einsetzen. Zwar<br />
fällt die Software-Auswahl in den<br />
Anwendungsmenüs in der Live-<br />
Variante deutlich reduziert aus,<br />
aber da Jux alle bekannten Ubuntu-Tools<br />
von Haus aus bereits<br />
mitbringt, passen Sie das System<br />
schnell Ihren Wünschen gemäß<br />
an. Synaptic erlaubt dabei den bequemen<br />
und unproblematischen<br />
Zugriff auf den gesamten Software-Fundus<br />
von Ubuntu.<br />
Die sorgfältige Konzeption des<br />
Systems im Hinblick auf die Zielgruppe<br />
fällt auch beim Internetzugang<br />
auf: Jux 3.0 bietet als<br />
Browser Firefox in Version 10.0,<br />
wobei dieser bereits im Lesezeichen-Menü<br />
eine stattliche Anzahl<br />
kindgerechter Seiten vorweist. Es<br />
empfiehlt sich jedoch, Firefox<br />
selbst einer grundlegenden Konfiguration<br />
zu unterziehen, da der<br />
Browser in der Standardeinstellung<br />
keinerlei zielgruppenspezifische<br />
Sicherheitsmechanismen<br />
bietet.<br />
So ist weder (wie etwa bei Kindertux)<br />
ein Proxy-Server vorgeschaltet,<br />
noch finden sich entsprechende<br />
Addons vorinstalliert.<br />
Auch andere Einstellungen des<br />
INFO<br />
[1] Jux-Projekt: http:// www. jux-net. info<br />
[2] Download: http:// www. jux-net. info/ index.<br />
php/ download/ jux3<br />
[3] OLPC-Projekt: http:// one. laptop. org/<br />
[4] Jux-Dokumentation: http:// www. jux-net.<br />
info/ index. php/ dokumentation/ installation<br />
8 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Jux 3.0<br />
HEFT-DVD<br />
Browsers, etwa hinsichtlich des<br />
Caches oder der Cookies, entsprechen<br />
den Standardeinstellungen.<br />
Sie sollten sie daher im Sinne verbesserter<br />
Sicherheit modifizieren,<br />
wenn die Kinder ohne Aufsicht<br />
im Internet surfen dürfen. Es<br />
empfiehlt sich in solchen Fällen<br />
zusätzlich der Einsatz eines<br />
Proxy-Servers wie Privoxy, der<br />
eine sehr feine Justierung der<br />
Nutzerrechte bietet.<br />
Festplatteninstallation<br />
Jux 3.0 bietet – anders als vergleichbare<br />
Programme – direkt<br />
keine eigene Routine, um die Distribution<br />
auf der heimischen<br />
Festplatte zu installieren. Sie<br />
können die dauerhafte Installation<br />
jedoch problemlos mithilfe<br />
des Befehls ubiquity in einem Terminal<br />
anstoßen.<br />
Die Routine führt Sie sodann in<br />
wenigen Schritten zu einem funktionsfähigen<br />
Jux-3.0-System auf<br />
der Festplatte. Je<br />
nach Rechenleistung<br />
und Ausstattung<br />
des Computers<br />
dauert die<br />
Grundinstallation<br />
zwischen 30 und<br />
45 Minuten. Eine<br />
detaillierte Hilfestellung<br />
zur dauerhaften<br />
Installation<br />
des Betriebssystems<br />
finden Sie in der Jux-<br />
Dokumentation [4].<br />
Fazit<br />
Durch den Wechsel zu Ubuntu als<br />
Basissystem sind die Schwächen<br />
der Vorgängerversion hinsichtlich<br />
der Hardware-Unterstützung<br />
komplett beseitigt. Die Integration<br />
von Sugar-Systems bietet eine<br />
echte Innovation für Kinder.<br />
Selbst wenn Sie lediglich einen<br />
Allrounder benötigen, liegen Sie<br />
bei Jux richtig.<br />
Einziges Manko – insbesondere<br />
für viele deutsche Schulen mit der<br />
typischen schlechten Hardware-<br />
Ausstattung – dürfte die Größe<br />
des ISO-Images darstellen: Ein<br />
Betrieb mit einem CD-ROM-<br />
Laufwerk kommt bei Jux 3.0<br />
nicht mehr infrage. Wer dagegen<br />
über eine halbwegs aktuelle Hardware-Ausstattung<br />
verfügt, der<br />
findet in Jux 3.0 eine der besten<br />
Linux-Distributionen für die Altersklasse<br />
zwischen sechs und<br />
zwölf Jahren. (jlu) n<br />
B Open<strong>Office</strong>4Kids<br />
macht Kinder fit für<br />
<strong>Office</strong>-Anwendungen.<br />
Kann eine<br />
Schulungseinrichtung<br />
für mehr als EINEN<br />
Themenbereich<br />
berühmt werden?<br />
Das Linuxhotel ist bekannt für erstklassige Open-Source-Schulungen. In den letzten Jahren kamen Java<br />
und andere Programmiersprachen hinzu - wie immer in Kooperation mit führenden Spezialisten, und in<br />
abgeschiedener, konzentrierter, aber auch ziemlich verspielter Umgebung. Es ist so naheliegend, auch<br />
Entwicklerthemen bei den OpenSource‘lern zu lernen, weil man dort schon immer sehr „unter die<br />
Haube“ guckte und mit viel Freude intensivst arbeitet. Das weiss ein Großteil der deutschen Admins, nur<br />
unter Entwicklern hat's sich noch nicht so ganz herumgesprochen.<br />
Mehr siehe www.linuxhotel.de<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 9
AKTUELLES<br />
Angetestet<br />
JJJJI<br />
Mit Gsmartcontrol erfassen<br />
Sie bequem die aktuellen<br />
SMART-Werte aller<br />
Festplatten.<br />
Gsmartcontrol behält die Festplatten im Auge<br />
Um Probleme und Fehler bei Festplatten<br />
frühzeitig zu erkennen,<br />
beherrschen alle gängigen Festplatten<br />
SMART. Auf die von dieser<br />
„Self-Monitoring, Analysis and<br />
Reporting Technology“ gesammelten<br />
Daten greifen Sie mit dem<br />
Konsolen-Tool Smartctl zu. Allerdings<br />
ist dessen Bedienung und<br />
Ausgabe etwas unübersichtlich.<br />
Mehr Komfort bietet hier Gsmartcontrol.<br />
Die grafische Oberfläche<br />
greift zur Ermittlung der Daten<br />
auf Smartctl<br />
zurück und<br />
ruft das Tool<br />
mit entsprechenden<br />
Parametern<br />
auf. Welche<br />
Parameter<br />
genau zum<br />
Einsatz kommen,<br />
können<br />
Sie dem Execution-Log<br />
entnehmen. Beim Programmstart<br />
ermittelt Gsmartcontrol<br />
alle vorhandenen Laufwerke<br />
und stellt sie als Symbole dar.<br />
Laufwerke ohne SMART-Funktion<br />
lassen sich in den Einstellungen<br />
ausblenden. Zudem besteht die<br />
Möglichkeit, über ein Device-<br />
Blacklist-Muster ganze Plattengruppen<br />
vor dem Tool zu verbergen.<br />
Für jede Festplatte hinterlegen<br />
Sie in den Programmeinstellungen<br />
individuelle Prüfparameter.<br />
Mit diesen ruft Gsmartcontrol<br />
dann Smartctl auf und ermittelt<br />
so nur die wirklich benötigten Daten.<br />
Alle wichtigen Aufgaben steuern<br />
Sie bequem über das Kontextmenü<br />
des Festplattensymbols.<br />
Über die Detailansicht werfen Sie<br />
einen Blick ins Error-Log, sehen<br />
die Plattenattribute ein oder fragen<br />
Plattenbezeichnung und<br />
Selbsttest-Logs ab. Attribute und<br />
Error-Log sind dabei von besonderem<br />
Interesse. Fehler und kritische<br />
Schwellenwerte hebt<br />
Gsmartcontrol farblich hervor.<br />
Weitere Funktionen im Kontextmenü<br />
des Festplattensymbols erlauben<br />
das (De-)Aktivieren von<br />
SMART für jede Platte, das Anstoßen<br />
von Selbsttests oder die automatische<br />
Datensammlung. Besonders<br />
praktisch ist die Möglichkeit,<br />
Smartctl-Ausgabedateien als virtuelle<br />
Festplatte einzubinden. So<br />
erfassen Sie die Daten auf jedem<br />
beliebigen Rechner und betrachten<br />
sie bequem mit Gsmartcontrol.<br />
Die neueren Versionen des<br />
Tools unterstützen außerdem<br />
zahlreiche RAID-Controller und<br />
können auch mit den Attributen<br />
von SSD-Platten umgehen.<br />
GSMARTCONTROL 0.8.7<br />
Lizenz: GPLv3<br />
Quelle:<br />
http:// gsmartcontrol. berlios. de<br />
JJJII<br />
Mit NewsFeed behalten<br />
Sie Nachrichtenkanäle<br />
bequem im Auge. Das<br />
Tool unterstützt alle gängigen<br />
Feed-Formate wie<br />
RSS, RDF und ATOM.<br />
RSS- und RDF-Feeds im Griff mit NewsFeed<br />
Wer Informationen von vielen<br />
Webseiten bezieht, für den sind<br />
RSS-Feeds genau das Richtige. In<br />
der Vielzahl der RSS-Reader besticht<br />
NewsFeed durch seine einfache<br />
Bedienbarkeit. Das Tool erfordert<br />
zudem keine aufwendige<br />
Installation, es benötigt lediglich<br />
die Python/ Tk-Bibliothek als<br />
Grundlage. Ein Navigationsbaum<br />
am linken Fensterrand listet alle<br />
Feeds auf, die das Programm regelmäßig<br />
abfragt. Eine Reihe voreingestellter<br />
Feeds bringt das Tool<br />
schon mit, die Liste lässt sich<br />
prob lemlos um eigene Einträge erweitern.<br />
Für jeden RSS-Feed stellen<br />
Sie individuell ein, wie oft<br />
NewsFeed nach neuen Nachrichten<br />
schaut und nach welcher Zeitspanne<br />
eine Nachricht als veraltet<br />
gilt. Der Wert hinter jedem RSS-<br />
Feed gibt an, wie viele Nachrichten<br />
dieses Feeds es noch zu lesen gilt.<br />
Die Navigationsleiste am oberen<br />
Fensterrand bietet Schaltflächen,<br />
um neue Feeds anzulegen, alte zu<br />
löschen, alle Einträge zu aktualisieren<br />
oder einzelne Nachrichten<br />
in einem Feed zu löschen. Um die<br />
Nachrichten eines Feeds zu lesen,<br />
reicht es, diesen im Navigationsbaum<br />
anzuklicken: Die Schlagzeilen<br />
der enthaltenen Nachrichten<br />
erscheinen in der Nachrichtenübersicht.<br />
Dabei steht hinter jeder<br />
Nachricht das Erscheinungsdatum.<br />
Klicken Sie eine Nachricht an, erscheint<br />
deren Inhalt im unteren<br />
Bereich des NewsFeed-Fensters.<br />
Dort gibt es eine eigene Navigationsleiste,<br />
mit deren Hilfe Sie<br />
durch die Artikel navigieren, die<br />
Schriftgröße verändern oder den<br />
Artikel als Textdatei exportieren.<br />
Mit dem Parameter --nogui aufgerufen,<br />
startet NewsFeed im Konsolenmodus,<br />
in dem Sie über die<br />
Eingabe von Ziffern durch die Artikel<br />
navigieren. Um einen Artikel<br />
zu lesen, benötigen Sie jedoch einen<br />
Webbrowser. Darüber hinaus<br />
stehen eine Reihe von Hilfsprogrammen<br />
zur Verfügung, mit denen<br />
Sie über Cron-Jobs Feeds aktualisieren<br />
oder veraltete Einträge<br />
löschen, den Speicherverbrauch<br />
ermitteln oder den Inhalt eines<br />
Feeds auf der Konsole ausgeben.<br />
NEWSFEED 2.16<br />
Lizenz: GPLv3<br />
Quelle: http:// home. arcor. de/<br />
mdoege/ newsfeed/<br />
10 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Angetestet<br />
AKTUELLES<br />
Mit Jajuk Musiksammlungen verwalten<br />
JAJUK 1.10<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Quelle: http:// jajuk. info<br />
Der Musikverwalter Jajuk sorgt<br />
für Überblick in jeder MP3-Sammlung.<br />
Dabei kümmert sich die<br />
Java-Anwendung primär um das<br />
Verwalten der Tracks. Für die Wiedergabe<br />
greift es auf den MPlayer<br />
zurück, der zahlreiche Audio-Formate<br />
abspielen kann. Beim ersten<br />
Start geben Sie den Verzeichnisbaum<br />
an, in dem sich die Audio-<br />
Dateien befinden, und legen fest,<br />
wie oft Jajuk diesen auf Änderungen<br />
überprüfen soll. Nun erfasst<br />
Jajuk alle dort lagernden Audio-Dateien.<br />
Über den Quellen-<br />
Manager im Einstellungsmenü fügen<br />
Sie später weitere Verzeichnisse<br />
hinzu. Die Bedienung des<br />
Tools erfolgt über verschiedene<br />
Ansichten, auf die Sie über Symbolleisten<br />
am linken und unteren<br />
Rand des Fensters zugreifen. Die<br />
linke Leiste bietet Zugang zum<br />
Konfigurationsmenü und dem<br />
Player von Jajuk. Hier finden Sie<br />
auch Schalter zum Erstellen einer<br />
Playlist, zum Verwalten von Musikverzeichnissen<br />
sowie für die<br />
Albenübersicht. Die untere Leiste<br />
enthält Buttons zum Steuern der<br />
Wiedergabe. Daneben können Sie<br />
hier verschiedene Repeat-Modi<br />
aktivieren, die Lautstärke anpassen<br />
oder eine zufällige Wiedergabe<br />
starten. Auf Knopfdruck beschränken<br />
Sie die Wiedergabe auf<br />
die besten Stücke der Sammlung<br />
oder schalten einen Webradio-<br />
Sender ein. Für Letzteres legen Sie<br />
in der Ansicht Internet-Radios im<br />
Pulldown-Menüfenster Ihre eigene<br />
Senderliste an.<br />
JJJJI<br />
Das Musikverwaltungsprogramm<br />
Jajuk bietet<br />
einen reichen Funktionsumfang.<br />
Nomacs, der handliche Bildbetrachter<br />
Der kleine, besonders auf Geschwindigkeit<br />
getrimmte Bildbequemes<br />
Scrollen durch alle Bilder.<br />
Fensterrand und erlaubt ein betrachter<br />
Nomacs liest die 20 gängigsten<br />
Grafikformate, Ändetuelle<br />
Bild. Weitere Informationen<br />
Durch Anklicken laden Sie das akrungen<br />
lassen sich jedoch nur in zur Datei sowie die Metadaten des<br />
den Formaten BMP, JPG, PNG, Bildes blendet Nomacs transparent<br />
in das Bild ein. Auf Wunsch<br />
PPM, TIF, XBM und XPM speichern.<br />
Mit Nomacs laden Sie wahlweise<br />
einzelne Bilder oder durch-<br />
Show aller Bilder oder zeigt diese<br />
startet das Tool auch eine Diaforsten<br />
ganze Verzeichnisse mit im Vollbildmodus an. Daneben<br />
Bildern. Öffnen Sie ein Verzeichnis,<br />
zeigt das Programm automabeitungsfunktionen,<br />
wie das Dre-<br />
bietet Nomacs auch einige Beartisch<br />
das erste Bild an. Über Pfeilschaltflächen<br />
in der Naviga-<br />
sowie das Löschen von Bildern.<br />
hen, Skalieren und Zuschneiden<br />
tionsleiste navigieren Sie durch die Eine Besonderheit stellt die Synchronisationsfunktion<br />
dar, über<br />
Dateien. Auf Wunsch blendet Nomacs<br />
auch eine Thumbnail-Leis te die sich die Anzeigeparameter verschiedener<br />
Instanzen von Nomacs<br />
ein. Diese erscheint am oberen<br />
auf einem PC oder verschiedenen<br />
NOMACS 0.4.0<br />
Rechnern im LAN abgleichen lassen.<br />
So passen Sie beispielsweise<br />
Lizenz: GPLv3<br />
000_LU1106_F-Weber_neu1.qxd Quelle: http:// www. nomacs. 18.09.2006 org/ auf 19:00 allen Uhr Instanzen Seite den 1Zoom-<br />
Faktor einheitlich an. Für das Synchronisieren<br />
zweier Nomacs-<br />
Instanzen auf unterschiedlichen<br />
Rechnern müssen Sie auf einem<br />
davon die Server-Funktion in den<br />
Nomacs-Einstellungen aktivieren<br />
und den Server im Synchronisationsmenü<br />
starten. Nun können die<br />
Anwender Bilder von einem Rechner<br />
zum anderen senden. (jlu) n<br />
JJJII<br />
Der schnelle und kompakte<br />
Bildbetrachter<br />
Nomacs bietet eine pfiffige<br />
Synchronisationsfunktion<br />
fürs LAN.<br />
X23
AKTUELLES<br />
Neues rund um Linux<br />
Flightgear 2.8: Verbesserte<br />
Modelle für Licht und Schatten<br />
sorgen für noch mehr Realismus.<br />
Flightgear 2.8.0 sorgt für mehr Realismus<br />
Kurz nach seinem 15. Geburtstag<br />
hat das<br />
Flightgear-<br />
Projekt mit<br />
dem Release<br />
2.8.0<br />
eine neue<br />
Version des<br />
freien Flugsimulators<br />
vorgelegt.<br />
Die Änderungen<br />
im<br />
neuen Release<br />
zielen<br />
vor allem<br />
darauf ab, die Simulationsumgebung<br />
noch realistischer zu gestalten<br />
(http:// tinyurl. com/<br />
lu1012-flightgear). So passen<br />
sich etwa die zufällig platzierten<br />
Gebäude und Bäume jetzt<br />
besser an das jeweilige Terrain<br />
an, städtische Gebiete weisen<br />
eine merklich höhere Bebauungsdichte<br />
auf. Regionsspezifische<br />
Texturen etwa für USA<br />
und Europa, ein jederzeit möglicher<br />
Wechsel zwischen Sommer-<br />
und Winter-Texturen sowie<br />
verbesserte Modelle für<br />
Lichtbrechung und Dunst sorgen<br />
für mehr atmosphärische<br />
Stimmung. Mit dem brandneuen<br />
„Project Rembrandt“ halten<br />
zudem endlich in Echtzeit<br />
generierte Schatten und mehrfache<br />
Lichtquellen, etwa durch<br />
Landelichter, Einzug in den<br />
Flugsimulator. Selbst rotierende<br />
Leuchtfeuer illuminieren<br />
jetzt die Umgebung korrekt.<br />
Vorerst gilt „Rembrandt“ allerdings<br />
noch als experimentell<br />
und muss manuell aktiviert<br />
werden. Als neue Flugzeugtypen<br />
geben der Hängegleiter Airwave<br />
Xtreme 150 und der Push-<br />
Pull-Zweimot Cessna 337G in<br />
Flightgear 2.8 ihre Premiere.<br />
Daneben bringt die jüngste Version<br />
eine ganze Reihe kleiner<br />
Verbesserungen und Fehlerkorrekturen<br />
mit. (jlu)<br />
KURZ NOTIERT<br />
Ende August verschoben die Entwickler<br />
die erste Alpha-Release<br />
von Fedora 18 wegen zahlreicher<br />
Bugs zum zweiten Mal um eine<br />
Woche nach hinten (http:// tiny<br />
url. com/ lu1012-f18). Damit<br />
rutscht der vorgesehene Final-<br />
Termin auf den 20.11.2012.<br />
Mit Lazarus 1.0 stellt das Free-<br />
Pascal-Projekt nach über 10 Jahren<br />
das erste „offizielle“ Release<br />
seiner Entwicklungs umgebung<br />
vor (http:// lazarus. freepascal.<br />
org). Mit einer an die Delphi-VCL<br />
angelehnten Komponentenbibliothek<br />
unterstützt die Lazarus-IDE<br />
das Entwickeln plattformübergreifender<br />
Anwendun gen.<br />
Wer den Unity-Desktop scheut,<br />
wird Descent OS 3.0 lieben: Die<br />
auf Ubuntu 12.04 basierende<br />
Distribution liefert als Desktop<br />
den Gnome2-Fork Maté aus<br />
(http:// www. descentos. org).<br />
Allerdings gibt es lediglich eine<br />
32-Bit-Version des Betriebssystems,<br />
die aber immerhin mit<br />
einem PAE-Kernel aufwartet.<br />
Mit LFS 7.2 liegt jetzt ein neues<br />
Major-Release der Distributionsbauanleitung<br />
vor (http:// www.<br />
linuxfromscratch. org). Die<br />
Toolchain basiert auf Glibc 2.16.0<br />
und GCC 4.7.1, zu den aufgefrischten<br />
Paketen zählen unter<br />
anderem der Kernel 3.5.2, Grub<br />
2.00, Perl 5.16.1, Udev 188 und<br />
die Coreutils 8.19.<br />
Italien setzt auf Open-Source in Behörden<br />
Das von der Finanzkrise gebeutelte<br />
Italien schreitet in Sachen<br />
freier Software zügig voran<br />
und verpflichtet Behörden<br />
dazu, Open-Source-Software<br />
einzusetzen – außer in begründeten<br />
Ausnahmefällen. „Nur<br />
wenn im Einzelfall die Analyse<br />
Der KDE-Messaging-Client<br />
Telepathy (http:// telepathy.<br />
freedesktop. org) hat im aktuellen<br />
Release 0.5 ein paar interessante<br />
neue Funktionen erhalten.<br />
So hatten sich viele<br />
Nutzer eine<br />
kleinere Ansicht<br />
der Kontaktliste<br />
gewünscht.<br />
Diese<br />
Ansicht haben<br />
die Entwickler<br />
nun implementiert,<br />
indem<br />
Sie den<br />
kleinsten konfigurierten<br />
System-Font<br />
auswählen und<br />
auf dieser Ba-<br />
der technischen und ökonomischen<br />
Aspekte die Unmöglichkeit<br />
von Open-Source-Softwarelösungen<br />
erweist“, dürfen<br />
Behörden in Italien proprietäre<br />
Softwareprodukte kaufen. So<br />
legt es der „Codice dell’amminis<br />
trazione digitale 2 (http://<br />
Telepathy 0.5 mit Bildvorschau und schlanker Kontaktliste<br />
Telepathy 0.5. bringt unter anderem eine Inline-<strong>Vorschau</strong><br />
auf empfangene Bilder sowie eine minimalistische<br />
Kontaktansicht mit. (Bild: Martin Gräßlin)<br />
tinyurl. com/ lu1012-italien)<br />
fest, den das italienische Parlament<br />
bereits am 7. August beschlossen<br />
hat. Damit hat freie<br />
Software in Italien jetzt per<br />
Gesetz Priorität – in Deutschland<br />
ist derlei bislang noch Zukunftsmusik.<br />
(mfe)<br />
sis die weiteren Elemente berechnen.<br />
Da sich die minimale<br />
Fontgröße frei wählen lässt,<br />
hat auf diese Weise jeder Nutzer<br />
individuellen Einfluss auf<br />
das Feature. KRunner, der Programmstarter<br />
von KDE, reicht<br />
nun Eingaben wie „I’m away“<br />
direkt an Telepathy durch, sodass<br />
der Messenger dann den<br />
Status entsprechend ändert.<br />
Es stehen weitere Eingabemöglichkeiten<br />
bereit, die sich<br />
über die Hilfe von KRunner<br />
abfragen lassen. Zu den auffälligsten<br />
Änderungen an der<br />
Software zählt aber die Möglichkeit,<br />
empfangene Bilder<br />
direkt im Client anzuzeigen.<br />
Laut Entwickler Lasath Fernando<br />
eröffnet dies faszinierende<br />
Möglichkeiten, wie beispielsweise<br />
das Einbetten von<br />
Videos oder die Integration<br />
von LaTeX-Formeln. Auch sei<br />
ein Plugin denkbar, dass die<br />
Nachrichten laut vorliest. (agr)<br />
12<br />
10 | 12<br />
Das Neueste rund um Linux, aktuelle Kurztests und Artikel aus<br />
<strong>LinuxUser</strong> finden Sie täglich auf www.linux-community.de
Neues rund um Linux<br />
AKTUELLES<br />
Enki: Ein neuer Editor für Programmierer<br />
Mit Enki wirbt ein brandneuer<br />
Open-Source-Editor um die<br />
Gunst der Programmierer<br />
(http:// enki-editor. org). Die in<br />
Python und PyQt umgesetzte<br />
Software verwendet zwar eine<br />
grafische Oberfläche, lässt sich<br />
aber ganz ohne Maus komplett<br />
mit Tastaturkürzeln bedienen.<br />
Enki versteht sich auf das<br />
Highlighting für über 30 gängige<br />
Programmiersprachen und<br />
bringt außerdem einen Dateiöffnen-Dialog<br />
mit Tab-Vervollständigung<br />
mit. Zu den weiteren<br />
Features zählen Lesezeichen,<br />
Suchen und Ersetzen sowie<br />
eine Vervollständigung auf<br />
Basis des Datei-Inhalts. Enki<br />
lässt sich über ein Python-API<br />
mit Plugins erweitern und bietet<br />
kurioserweise auch eine interaktive<br />
Scheme-Kommandozeile.<br />
Für HTML- und Mark-<br />
Calligra arbeitet an Software für Autoren<br />
down-Doku-<br />
mente gibt es<br />
eine eingebaute<br />
<strong>Vorschau</strong>. Weitere<br />
Informationen,<br />
Pakete für<br />
Debian und<br />
Ubuntu sowie<br />
der Quelltext<br />
von Enki finden<br />
sich auf der<br />
Projekt-Webseite. (mhu)<br />
Das Calligra-Projekt möchte<br />
seine freie Bürosuite mit einem<br />
Autoren-Werkzeug namens<br />
Calligra Author erweitern. Die<br />
neue Komponente richtet sich<br />
an Sachbuchautoren, die damit<br />
E-Books inklusive 2D- und 3D-<br />
Animationen und eingebettete<br />
Webseiten erstellen sollen, sowie<br />
an Belletristikautoren, die<br />
mit Author ihre Plots und Personen<br />
verwalten möchten<br />
(http:// tinyurl. com/ lu1012-<br />
calligra). Die Roadmap sieht<br />
den Export in die E-Book-Formate<br />
MOBI und EPUB (Version<br />
2) vor, später soll die Software<br />
auch die EPUB-Version 3 unterstützen.<br />
In der Statuszeile<br />
der Anwendung soll der Anwender<br />
Statistiken zum Dokument<br />
finden, etwa die Wortund<br />
Zeichenzahl. Daneben<br />
wünschen sich die Teilnehmer<br />
des Author-Forums einen Modus,<br />
der möglichst wenig Ablenkung<br />
bietet. (mhu)<br />
Der für Programmierer konzipierte<br />
Editor Enki bietet ausgefeilte<br />
Funktionen zum Suchen<br />
und Ersetzen.<br />
LaTeX-Umgebung Texmaker 3.5<br />
Texmaker, eine Open-Source-<br />
Umgebung für den Textsatz<br />
mit LaTeX, ist in Version 3.5<br />
mit einigen Verbesserungen<br />
verfügbar (http:// www.<br />
xm1math. net/ texmaker/).<br />
Diese betreffen vor allem den<br />
eingebauten PDF-Betrachter.<br />
Der neue Viewer auf Basis von<br />
Qpdfview kann Seiten rotieren<br />
sowie Dokumente seitenweise,<br />
doppelseitig oder fortlaufend<br />
anzeigen. Auch einen Präsentationsmodus<br />
beherrscht er. Die<br />
neue Kommandozeilenoption<br />
-insert erlaubt, LaTeX-<br />
Kommandos in den Satzvorgang<br />
einzufügen. Reguläre<br />
Ausdrücke lassen sich nun<br />
auch im Ersetzen-Feld verwenden,<br />
um gefundene Zeichenketten<br />
auszugeben. Außerdem<br />
erhielt die Software<br />
auf Wunsch vieler Anwender<br />
die Tastenkombination<br />
[Strg]+[Umschalt]+[F8], um<br />
die vorige Sitzung wiederherzustellen.<br />
(mhu/jlu) n<br />
Der neue PDF-Viewer in Texmaker 3.5 basiert auf Qpdfview.
REPORT<br />
LPI Essentials<br />
Linux Essentials:<br />
LPI-Zertifizierung für Einsteiger<br />
Feste<br />
Grundlage<br />
© Lev Kropotov, 123RF<br />
Mit einem neuen Zertifikat spricht das LPI vor allem Neueinsteiger in Sachen Linux an: Das Linux-Essentials-Programm<br />
zielt darauf ab, Alternativen zu etablierten Anwendungen und Systemen aufzuzeigen. Markus Feilner, Jörg Luther<br />
README<br />
Weil Bildungseinrichtungen<br />
eher das Nutzen<br />
von Software vermitteln<br />
als deren Funktionsweise,<br />
fehlen in Unternehmen<br />
gut ausgebildete<br />
IT-Spezialis ten. Mit<br />
den Linux Essentials,<br />
einer Prüfung für Einund<br />
Umsteiger, will das<br />
Linux Professional Institute<br />
dem Mangel begegnen<br />
und nachhaltiges<br />
Wissen zertifizieren.<br />
Einer der führenden Hirnforscher<br />
Deutschlands, Manfred<br />
Spitzer, brachte in der NDR-Talkshow<br />
vom 3. August [1] seine Ansicht<br />
so auf den Punkt: „Jungen<br />
Menschen in der Schule Anwendersoftware<br />
beizubringen, ist ein<br />
Verbrechen“. Spitzers Spezialgebiet<br />
ist die Neurodidaktik, ein<br />
Fach, das die Ansätze der Neuro-<br />
Wissenschaften mit praxisorientierten<br />
und pädagogischen Konzepten<br />
kombiniert und Lernerfolge<br />
empirisch misst, unter anderem<br />
anhand der Hirnfunktionen.<br />
Spitzer weist insbesondere darauf<br />
hin, dass sich die Programme<br />
von Microsoft „alle Nase lang“<br />
ändern. Deshalb bringe es nichts,<br />
Anwendungen zu lehren. Ähnliches<br />
beklagte bereits der schwedische<br />
Anwalt Mathias Klang auf<br />
der KDE Akademy 2012 in seiner<br />
Keynote: „Wir unterrichten das<br />
Benutzen, nicht den Code!“ [2].<br />
Die Experten sind sich einig: Dieses<br />
Vorgehen ist nicht nachhaltig.<br />
Derartige Methoden führen nicht<br />
nur zu „Digitaler Demenz“ (so<br />
lautet der Titel von Spitzers neuestem<br />
Bestseller), sondern auch<br />
zu einer „Generation Gap“. Besonders<br />
Letztere hat jetzt das<br />
Linux Professional Institute zum<br />
Handeln veranlasst.<br />
Generationslücke<br />
Emiel Brok vom LPI Niederlande<br />
bringt das in einer wissenschaftlichen<br />
Untersuchung [3] auf den<br />
Punkt: Ihm zufolge zeigt sich die<br />
„Open Generation Gap“ in der<br />
Kluft zwischen der stetig zunehmenden<br />
Anzahl an Open-Source-<br />
Anwendern und der trotzdem immer<br />
kleineren Menge an geschulten<br />
Open-Source-Professionals.<br />
Seine Studie belegt, dass dieser<br />
Mangel vor allem daher rührt,<br />
dass Schulen und andere Bildungseinrichtungen<br />
die Grundlagen<br />
der IT und insbesondere freie<br />
Software ignorieren. Weil diese<br />
Themen den Absolventen fremd<br />
bleiben, fragen Unternehmen erst<br />
gar nicht nach dieser Qualifikation<br />
und verzichten lieber ganz auf<br />
den Einsatz von Open-Source-<br />
Software.<br />
Sprung über die Hürde<br />
Strategien, um diese Hürde zu<br />
überwinden, sucht Brok in den<br />
Arbeiten von Everett Rogers [4]<br />
über Innovationszyklen und deren<br />
Verbreitung. Im Ergebnis präsentiert<br />
er Empfehlungen, wie<br />
sich diese Lücke überwinden ließe<br />
– nicht nur, aber vor allem für Bildungseinrichtungen.<br />
Die müssten<br />
umdenken, denn der Bedarf sei<br />
da, das zeigen Studien.<br />
Der Linux Foundation zufolge<br />
wollen 80 Prozent der Admins in<br />
den Unternehmen entweder auf<br />
14 10 | 12<br />
www.linux-user.de
LPI Essentials<br />
REPORT<br />
Open-Source-Software setzen<br />
oder mehr Programme aus diesem<br />
Umfeld nutzen. Zum gleichen<br />
Ergebnis kommen Accenture<br />
oder IBM. Allerdings fehlen<br />
Mitarbeiter mit dem richtigen<br />
Know-how.<br />
Die Innovationsforschung gibt<br />
Brok zufolge sechs Faktoren vor,<br />
die maßgebend die erfolgreiche<br />
Adaption neuer Technologien beeinflussen,<br />
und dabei schneidet<br />
Open-Source-Software eigentlich<br />
nicht schlecht ab. Vor allem in<br />
Sachen Nachhaltigkeit können<br />
Open-Source-Software und das<br />
damit verbundene Know-how<br />
punkten, meinen Brok und das<br />
LPI. Aber dafür braucht es ihrer<br />
Ansicht nach vor allem eines:<br />
mehr Anwender und mehr Linux-<br />
Ausbildung für diese.<br />
Deshalb hat sich das neue<br />
„Linux Essentials Certificate Program“<br />
[5] vor allen Dingen eines<br />
zum Ziel gesetzt: Linux auch in<br />
Schulen und Bildungseinrichtungen<br />
voranzubringen und eine einfache,<br />
anwendergerechte Zertifizierung<br />
für Lehrer, Schüler und<br />
Einsteiger zu bieten.<br />
Das Wiki auf der LPI-Website<br />
(Abbildung A) beschreibt den typischen<br />
Adressaten: Die Zertifizierung<br />
zielt auf Anwender, die<br />
ein Grundwissen zum kompetenten<br />
Einsatz von Linux auf dem<br />
Desktop oder auf einem mobilen<br />
Gerät aufbauen möchten. Das<br />
Programm richtet sich an<br />
Jugendliche und diejenigen, für<br />
die Linux und Open Source Neuland<br />
bedeutet, und hilft diesen,<br />
den Platz von Linux und Open<br />
Source im größeren Umfeld der<br />
IT- Branche zu verstehen [6].<br />
Aufbau<br />
Immer wieder taucht im Linux-<br />
Essentials-Curriculum das Wort<br />
„grundlegend“ auf, sei es bei den<br />
Konzepten freier und Open-<br />
Source- Software, Prozessen, Programmen<br />
oder der Hardware. Die<br />
Prüfung eignet sich nach Meinung<br />
des LPI explizit insbesondere<br />
für Jugendliche und Lehrer, die<br />
bereits über minimale<br />
Vorkenntnisse<br />
verfügen.<br />
Großen Wert<br />
legt das Institut<br />
darauf, dass Anwender<br />
wissen,<br />
welche Alternativen<br />
die gängigen<br />
Linux-Distributionen<br />
für<br />
typische Arbeiten<br />
am PC bieten.<br />
Betriebssysteme,<br />
Distributionen,<br />
<strong>Office</strong>-Varianten,<br />
Browser, Mailprogramme,<br />
sogar<br />
Bild- und Video-Bearbeitung<br />
stehen auf der Liste der Inhalte.<br />
Dabei teilen sich die Lernziele in<br />
fünf Bereiche auf:<br />
• Community, Karriere im Open-<br />
Source-Umfeld<br />
• Orientierung auf einem Linux-<br />
System<br />
• Umgang mit der Linux-Kommandozeile<br />
• Das Linux-Betriebssystem<br />
• Sicherheit und Dateiberechtigungen<br />
Die Teilbereiche weichen in Bezug<br />
auf den Grad der Schwierigkeit<br />
zum Teil stark<br />
voneinander<br />
ab: Dass einem<br />
eher oberflächlichen,<br />
konzeptorientierten<br />
Punkt wie<br />
„Community<br />
und Karriere“<br />
gleich zwei vergleichsweise<br />
tiefschürfende<br />
Kapitel mit vielen<br />
Befehlszeilenkommandos<br />
folgen, ist wohl<br />
der eiligen Zusammenstellung<br />
des Programms<br />
geschuldet<br />
– das<br />
Linux-Essentials-Konzept entstand<br />
innerhalb eines Jahres und<br />
dürfte in den nächsten Jahren einige<br />
Anpassungen erfahren.<br />
Das Thema „Betriebssystem“<br />
tendiert wieder eher zu allgemeineren<br />
Inhalten. Zwar vermittelt<br />
es viele Konzepte gängiger Linux-<br />
Systeme, beschreibt aber zusätzlich<br />
die Hardware und zeigt deren<br />
Funktion in modernen Rechnern.<br />
Der letzte Themenbereich arbeitet<br />
wieder fast ausschließlich an<br />
der Kommandozeile. Er gibt dem<br />
Prüfling Gelegenheit zu bewei-<br />
A Die Website des<br />
Linux Professional<br />
Institutes bietet detaillierte<br />
Informationen<br />
über die Inhalte des<br />
Essentials-Zertifikats.<br />
B Schulungsunterlagen<br />
unter Creative-<br />
Commons-Lizenz bietet<br />
– wie für alle LPI-<br />
Prüfungen – der Trainingsspezialist<br />
Linupfront<br />
an.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 15
REPORT<br />
LPI Essentials<br />
C Zukunftsweisendes<br />
Konzept: Die integrierte<br />
Linux-Zusatzausbildung<br />
der Städtischen<br />
Berufsschule<br />
für Informationstechnik<br />
in München.<br />
sen, wie gut sein das Wissen über<br />
Benutzer- und Rechtemanagement<br />
ausfällt.<br />
Die Spanne der vermittelten<br />
und geprüften Inhalte fällt beträchtlich<br />
aus: Zuerst lernt der<br />
Anwender einiges über die Philosophie<br />
und Geschichte von Linux<br />
und Open Source. Er erfährt, was<br />
Distributionen sind und wo Linux<br />
überall zum Einsatz kommt, zum<br />
Beispiel im noch recht jungen<br />
Embedded-Bereich. Neben den<br />
typischen Programmen soll er<br />
Lizenzen, Programmiersprachen<br />
und Software für Server zumindest<br />
kennen und die Alternativen<br />
aus der Welt der proprietären<br />
Produkte nennen können.<br />
Im zweiten und dritten Block<br />
geht es auf die Konsole. Hier stehen<br />
grundlegende Kommandos<br />
BERUFSSCHULE MÜNCHEN: LINUX ALS ZUSATZANGEBOT<br />
Wie sich Linux-Zertifizierungen organisch in das Bildungsangebot<br />
einer Berufsschule integrieren lassen,<br />
macht bereits seit 2005 die Städtische Berufsschule<br />
für Informationstechnik München beispielhaft<br />
vor: Sie bietet über den Pflichtunterricht hinaus als<br />
Ergänzung für die Schüler an dieser Schule Wahlunterricht<br />
in Linux an (Abbildung C).<br />
Ab dem Schuljahr 2012/ 13 besteht die Möglichkeit,<br />
das Wahlfach Linux mit dem Schwerpunkt Linux Essentials<br />
zu besuchen und im Anschluss die Zertifizierungsprüfung<br />
Linux Essentials abzulegen. Im<br />
Zeugnis wird eine Bemerkung über den erfolgreichen<br />
Besuch eingetragen. Linux Essentials richtet sich vor<br />
wie ls, man, grep, find und Bash-<br />
Interna wie history sowie Umgebungsvariablen<br />
auf dem Lehrplan,<br />
aber auch das Erstellen eigener<br />
Shell-Skripte mit regulären<br />
Ausdrücken, Tests, Schleifen und<br />
Bedingungen sowie das Auswerten<br />
von Eingaben der Benutzer.<br />
Hardware, Netzwerk, Datenspeicher<br />
und generell die Wahl<br />
des richtigen Betriebssystems bilden<br />
den Mittelpunkt des vierten<br />
Bereichs – immer im Vergleich<br />
mit den Platzhirschen von Microsoft<br />
und Apple. Wer sich da<br />
durchgekämpft hat, erfährt im<br />
Endspurt der Prüfungsvorbereitung<br />
die Konzepte der Benutzerverwaltung<br />
auf Linux, lernt, was<br />
der Systemadministrator alles<br />
darf, wie er Benutzer, Gruppen<br />
und Dateirechte sinnvoll einsetzt,<br />
und wie sich der Verzeichnisbaum<br />
eines Linux-Systems gliedert.<br />
Die Prüfung<br />
In Kooperation mit den Virtual<br />
University Enterprises [7] bietet<br />
das LPI die Essentials-Prüfung<br />
weltweit an – allerdings steht derzeit<br />
die Infrastruktur noch nicht.<br />
Wer in Deutschland als einer der<br />
Ersten die Linux Essentials-Zertifizierung<br />
erwerben will, muss den<br />
Test im Linux-Hotel [8] ablegen,<br />
andere Prüfungszentren sollen<br />
folgen. Die Teilnahmegebühr von<br />
50 Euro ist unabhängig vom Erfolg:<br />
Wer durchfällt, zahlt erneut.<br />
Die Aufgaben liegen wie bei den<br />
anderen LPI-Tests typischerweise<br />
im Multiple-Choice-Format vor,<br />
aber auch als offene Fragen, bei<br />
allem an diejenigen Schüler, deren Schwerpunkt<br />
nicht auf der technischen Seite liegt, oder die, die<br />
Linux-Grundkenntnisse erlangen wollen.<br />
Ergänzend zu diesem Linux-Essentials-Angebot haben<br />
die Lehrer Michael Niedermair und Joachim<br />
Wolf ein umfangreiches Übungsskript erstellt, das<br />
die von der Zertifizierung behandelten Themen anhand<br />
des Szenarios einer Schülerklassenfahrt behandelt.<br />
Es vermittelt den Lehrstoff in fünf Bereichen<br />
mit Text, Übungen und Fragen. Das<br />
Skript [11] steht öffentlich-rechtlichen Schulen zur<br />
nichtkommerziellen Nutzung frei, andere Lizenzvereinbarungen<br />
sind nach Absprache möglich. (jlu)<br />
denen der Proband eigenen Text<br />
eingeben muss. Zum Bearbeiten<br />
bleiben 60 Minuten Zeit, also<br />
etwa anderthalb Minuten für jede<br />
der 40 Fragen, wobei ein Tutorial<br />
den Einstieg erleichtert.<br />
Fazit<br />
Das Linux Professional Institute<br />
versucht die Quadratur des Kreises<br />
– und es hat dabei einen guten<br />
Kompromiss gefunden. Wenn<br />
jetzt Lehrer und Bildungseinrichtungen<br />
die Vorlage aufnehmen,<br />
stehen die Chancen nicht<br />
schlecht, für mehr und besser<br />
ausgebildeten Linux-Nachwuchs<br />
zu sorgen.<br />
Die offiziellen, frei verfügbaren<br />
Schulungsunterlagen [9] (Abbildung<br />
B) oder von Verlagen produzierte<br />
Werke [10] bieten da<br />
eine gute Grundlage – selbst für<br />
die, die die eigentliche Prüfung<br />
scheuen, ihre Linux-Kenntnisse<br />
aber auf ein solides Fundament<br />
stellen wollen. (agr/jlu) n<br />
[1] NDR-Talkshow: http:// www. ndr. de/<br />
INFO<br />
fernsehen/ sendungen/ ndr_talk_show/<br />
videos/ ndrtalkshow1481. html<br />
[2] „We teach use, but not code“:<br />
Markus Feilner, „Steiniger Weg“,<br />
Linux-Magazin 09/ 2012, S. 20<br />
[3] Emil Brok: http:// atcomputing. nl/ Training/<br />
Publicaties/ ogg. php<br />
[4] „Diffusion of Innovations“ (Zusammenfassung):<br />
http:// en. wikipedia. org/ wiki/<br />
Everett_Rogers<br />
[5] LPI Essentials:<br />
http:// www. lpi. org/ linux-certifications/<br />
introductory-programs/ linux-essentials<br />
[6] Linux Essentials-Inhalte:<br />
http:// wiki. lpi. org/ wiki/ LinuxEssentials(DE)<br />
[7] Pearson VUE:<br />
http:// www. pearsonvue. com/ lpi<br />
[8] Linux-Hotel: http:// www. linuxhotel. de<br />
[9] Freies Schulungsmaterial:<br />
http:// shop. linupfront. de/ product/ lxes/<br />
[10] Buch zu Linux Essentials:<br />
Christian Hesse, Michael Gisbers,<br />
„Linux Essentials“, Open Source Press,<br />
https:// www. opensourcepress. de/ index.<br />
php? 26& backPID=178& tt_products=354<br />
[11] Linux-Essentials-Übungsskript:<br />
http:// www. bsinfo. musin. de/ index. php/<br />
zusatzangebote/ linux-zertifizierung<br />
16 10 | 12<br />
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SCHWERPUNKT<br />
Calligra 2.5<br />
Calligra: KDE-<strong>Office</strong> aus einem Guss<br />
Kleinere Baustelle<br />
Die KDE-Bürosuite Calligra positioniert sich bewusst als leichtgewichtige <strong>Office</strong>-Alternative für den praktischen<br />
Alltagseinsatz. Noch arbeiten allerdings nicht alle Komponenten der Sammlung alltagstauglich. Thomas Drilling<br />
Calligra 2.5.0<br />
LU/calligra/<br />
README<br />
Vor Kurzem erschien<br />
Calligra 2.5, die zweite<br />
stabile Version des<br />
freien KDE-<strong>Office</strong>-Paketes.<br />
Dieser Artikel<br />
stellt die Konzepteen<br />
und Ideen hinter der Bürosuite<br />
vor und führt<br />
in die grundsätzliche<br />
Arbeitsweise von<br />
Calligra ein.<br />
Die freie KDE-Bürosuite Calligra<br />
ging 2010 durch Abspaltung aus<br />
dem KDE-<strong>Office</strong>-Paket K<strong>Office</strong><br />
hervor und speichert wie Libre-<br />
<strong>Office</strong> alle Dokumente im Open<br />
Document Format ODF. Derzeit<br />
besteht Calligra aus der Textverarbeitung<br />
Words, der Tabellenkalkulation<br />
Sheets, dem Datenbank-<br />
Modul Kexi sowie dem Zeichenprogramm<br />
Krita. Dazu gesellen<br />
sich das Diagramm- und Flowchart-Tool<br />
Flow, das Präsentationsprogramm<br />
Stage, der Projektplaner<br />
Plan, der Vektorzeichner<br />
Karbon und die Notizverwaltung<br />
Braindump. Beim jüngst erschienenen<br />
Calligra 2.5 handelt es sich<br />
um die zweite offiziell stabile Version<br />
des Projektes.<br />
Das Calligra-Projekt [1] tritt mit<br />
der Absicht an, dem zunehmend<br />
überfrachteten Libre<strong>Office</strong> eine<br />
leichtgewichtige und intuitiv bedienbare<br />
Alternative entgegenzustellen,<br />
die trotzdem den Alltagsanforderungen<br />
genügt. Das Vorstellen<br />
aller neun Module von Calligra<br />
würde den Rahmen<br />
dieses Beitrages sprengen. Wir haben<br />
uns daher auf die Kernmodule<br />
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation<br />
und Datenbank konzentriert<br />
– wohl wissend, dass die<br />
einzelnen Module in Calligra<br />
durchaus einen unterschiedlichen<br />
Reifegrad aufweisen und gerade<br />
das Zeichenprogramm Krita oder<br />
das Diagramm-Tool Flow ganz<br />
spezifische Stärken haben.<br />
Was die Gewichtung innerhalb<br />
der von uns fokussierten Module<br />
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation<br />
und Datenbank angeht, haben<br />
wir uns mit Calligra Words<br />
am intensivsten befasst, da Textverarbeitung<br />
die funktional wichtigste<br />
Komponente jeder Bürosuite<br />
darstellt und Words der jüngste<br />
Spross der Calligra-Familie ist.<br />
<strong>Office</strong> für KDE<br />
Calligra ist eine waschechte KDE-<br />
Suite: Alle Programme<br />
setzen auf Qt auf, verwenden<br />
Qt-Widgets,<br />
bedienen sich der in KDE üblichen<br />
Dialoge zum Speichern und Laden,<br />
kennen KDE-typische Shortcuts<br />
und integrieren sich allgemein<br />
besonders gut in KDE. Calligra<br />
profitiert also von allen wichtigen<br />
KDE-Funktionen wie D-Bus,<br />
KParts, Flake und anderen mehr.<br />
So können alle Calligra-Komponenten<br />
mithilfe der Flake-Technologie<br />
jede beliebige Calligra-Komponente<br />
in jedes Calligra-Dokument<br />
einbetten. So fügen Sie etwa<br />
eine in Sheets erstellte Tabelle direkt<br />
in ein Words-Dokument ein<br />
und gestalten so komplexe zusammengesetzte<br />
Dokumente.<br />
Als besonders angenehm erweist<br />
sich die weitgehend einheitliche<br />
Bedienung fast aller Programme<br />
mit auf der rechten Seite andockbaren<br />
Dialogen. Auch beim Start<br />
präsentieren sich die Calligra-Module<br />
weitgehend einheitlich und<br />
bieten jeweils die Möglichkeit, ein<br />
bestehendes Dokument zu bearbeiten,<br />
ein leeres Dokument zu<br />
erzeugen oder eine Dokumentvor-<br />
20 10 | 12<br />
www.linux-user.de<br />
© Chode, 123RF
Calligra 2.5<br />
SCHWERPUNKT<br />
A Angedockte Dialoge entlasten<br />
Menüs und Symbolleisten.<br />
lage auszuwählen. Einen gemeinsamen<br />
Launcher für alle Anwendungen<br />
gibt es jedoch nicht.<br />
Grundlagen<br />
Die Oberfläche der meisten Calligra-Module<br />
wirkt auf den ersten<br />
Blick wohltuend schlicht, erschließt<br />
aber nach Ansicht der<br />
Entwickler alle für den Alltagsbetrieb<br />
benötigten Funktionen. Die<br />
Symbolleiste enthält nur einen<br />
minimalen Satz an Icons. Sie können<br />
aber die Werkzeugleiste fast<br />
jedes Calligra-Programms über<br />
Einstellungen | Werkzeugleiste einrichten<br />
Ihren individuellen Wünschen<br />
anpassen. Dazu lagern die<br />
meisten Calligra-Programme häufig<br />
benötigte Werkzeuge in Dialoge<br />
aus, die sie auf der rechten<br />
Fensterseite andocken.<br />
Erfahrene KDE-Anwender können<br />
die Oberfläche von Calligra<br />
auch individuell anpassen. Das<br />
funktioniert allerdings nicht mithilfe<br />
grafischer Dialoge, sondern<br />
über das Bearbeiten der beiden<br />
XML-Dateien calligra_shell.rc<br />
und words.rc – je eine für das GUI<br />
und für die Rahmendateien, die<br />
das Aussehen der jeweiligen Calligra-Komponente<br />
ohne geöffnetes<br />
Dokument beschreiben.<br />
Calligra Words<br />
Der erste Härtetest für Calligra<br />
Words, das Importieren eines<br />
mehrere 100 Seiten langen ODT-<br />
Dokumentes mit zum Teil aufwendigen<br />
Formatierungen, gelang<br />
problemlos. Calligra Words<br />
unterstützt alle wichtigen Meta-<br />
Dateiformate, neben ODF und<br />
ODT auch DOC und DOCX, Letztere<br />
aber nur lesend.<br />
Man merkt an vielen Stellen,<br />
dass die Calligra-Entwickler die<br />
Arbeit mit Words so intuitiv und<br />
einfach wie möglich gestalten,<br />
überflüssige Zwischenschritte vermeiden<br />
und Funktionen nicht zu<br />
tief in Menüs verstecken wollen.<br />
Gut gefallen hat uns, dass die im<br />
Folgenden demonstrierte Arbeitsweise<br />
beim Umgang mit Objekten<br />
mit den jeweils zugehörigen angedockten<br />
Dialogen durchgängig für<br />
alle Objekttypen und Calligra-Anwendungen<br />
funktioniert.<br />
Neben per Voreinstellung angedockten<br />
Dialogen wie Objekt hinzufügen<br />
können Sie unter Einstellungen<br />
| Andockbare Dialoge weitere<br />
auswählen. Der gesamte Bereich<br />
Angedockte Dialoge lässt sich<br />
mit dem kleinen Raute-Icon oben<br />
rechts auch ablösen und beliebig<br />
auf dem Bildschirm platzieren.<br />
Das gilt auch für den Bereich Objekt<br />
hinzufügen. Sie können die angedockten<br />
Dialoge auch überlappend<br />
nebeneinander platzieren<br />
und erreichen sie dann über entsprechende<br />
Reiter (Abbildung A).<br />
Text und Bild<br />
Möchten Sie in Words ein Bild<br />
einfügen, müssen Sie dazu lediglich<br />
rechts oben im angedockten<br />
Dialog Objekt hinzufügen auf das<br />
Symbol Bild klicken und dann per<br />
Drag & Drop einen blau hinterlegten<br />
Bereich aufziehen (Abbildung<br />
B). Der zugehörige Dateiauswahl-Dialog<br />
öffnet sich automatisch,<br />
und nach dem Auswählen<br />
des Bildes platzieren Sie dieses<br />
mit gedrückter Maustaste beliebig<br />
GLOSSAR<br />
D-Bus: Standardisiertes<br />
Framework für die Interprozesskommunikation<br />
in grafischen Benutzeroberflächen.<br />
Über D-Bus<br />
können verschiedenste<br />
Programme miteinander<br />
kommunizieren.<br />
KParts: Das Komponenten-Framework<br />
von KDE.<br />
Eine einzelne Komponente<br />
heißt KPart. Mit<br />
KParts lassen sich<br />
Funktionen eines als<br />
KPart implementierten<br />
Programms in die Oberfläche<br />
eines anderen<br />
Programms einbetten.<br />
Flake: Bibliothek, die beliebige<br />
Inhalte als Vektorformen<br />
(Quadrat,<br />
Kreis, …) verschiedenen<br />
KDE-Anwendungen zur<br />
Verfügung stellt.<br />
B Das Einfügen von<br />
Bildern und anderen<br />
Objekten ist sehr einfach<br />
und intuitiv gelöst.<br />
CALLIGRA 2.5<br />
Für den Test richteten wir Calligra<br />
2.5 unter Kubuntu 12.04 ein, was<br />
zurzeit nur durch Hinzufügen der<br />
PPA-Backport-Repositories [2] funktioniert,<br />
dann aber problemlos über<br />
die Paketverwaltung klappt. Das<br />
Hinzufügen des PPAs gelingt am einfachsten<br />
über den Befehl<br />
$ sudo add-apt-repository ppa:U<br />
kubuntu-ppa/backports<br />
Alle Calligra-Komponenten lassen<br />
sich auch einzeln installieren. Sie<br />
müssen dabei jedoch umsichtig vorgehen,<br />
da in den Paketquellen der<br />
meisten Distributionen auch K<strong>Office</strong><br />
zur Verfügung steht.<br />
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10 | 12 21
SCHWERPUNKT<br />
Calligra 2.5<br />
C Im Text eingefügte<br />
Bilder beeinflussen<br />
schon beim Platzieren<br />
sichtbar das Verhalten<br />
beim Umfließen.<br />
D Diagrammdaten<br />
lassen sich direkt aus<br />
dem Dokument heraus<br />
anpassen.<br />
im Text, der je nach gewähltem<br />
Textfluss-Modus dabei „mitläuft“<br />
(Abbildung C). Achten Sie darauf,<br />
dass Words bei dieser Aktion automatisch<br />
den angedockten Dialog<br />
Werkzeug für Objekte aktiviert.<br />
Möchten Sie ein weiteres Bild auf<br />
die gleiche Weise einfügen, müssen<br />
Sie zuvor wieder den Dialog<br />
Textbearbeitung aktivieren.<br />
Die Calligra-Entwickler haben in<br />
der aktuellen Words-Version den<br />
Textfluss um Objekte gegenüber<br />
der Vorgängerversion verbessert,<br />
sodass Text jetzt enger um das<br />
eingebettete Bild herumfließt. Allerdings<br />
stürzte Words beim Ändern<br />
der den Textfluss beeinflussenden<br />
Objekteigenschaften im<br />
gleichnamigen Kontextmenü<br />
(Rechtsklick) des Bildes wiederholt<br />
mit einem Segmentation-<br />
Fault ab. Zudem offenbart der<br />
Textfluss-Dialog, dass noch nicht<br />
sämtliche Elemente des Programms<br />
deutsch lokalisiert sind.<br />
Die Funktionen zum feineren<br />
Steuern des Textflusses finden<br />
sich in den Reitern Smart Positioning<br />
und Textumfluss. Am flexibelsten<br />
arbeitet die Option Floating<br />
Free. Auch beim Einsatz der<br />
Funktion Objekt hinzufügen kam<br />
es im Test wiederholt zum Absturz<br />
von Calligra Words. Befremdlich<br />
erscheint, dass die<br />
Funktion auch mit dem Kritaeigenen<br />
Bildformat nicht richtig<br />
funktioniert.<br />
Haben Sie den Bildrahmen im<br />
Text markiert, taucht im Bereich<br />
der angedockten Dialoge sofort<br />
der Dialog Bildbearbeitung auf.<br />
Über diesen beschneiden Sie das<br />
eingefügte Bild gegebenenfalls<br />
mithilfe der Eingabefelder im Bereich<br />
Crop. Wahlweise können Sie<br />
das Bild mithilfe von Replace<br />
Image durch ein anderes ersetzen<br />
oder den Farbmodus bestimmen.<br />
Möchten Sie das eingefügte Objekt<br />
mit der Maus an eine andere<br />
Position schieben oder fließend<br />
skalieren, müssen Sie im Bereich<br />
der angedockten Dialoge zunächst<br />
wieder den Dialog Werkzeug für<br />
Objekte aktivieren.<br />
Im Dialog stehen Optionen zur<br />
Anordnung, Größe und Positionierung<br />
von Objekten zur Verfügung.<br />
Daneben verwandelt sich<br />
der Mauszeiger beim Überfahren<br />
des Objektes mit dem Mauszeiger<br />
im Dokument-Fenster in eine<br />
Hand. Sie können das Objekt<br />
dann mit gedrückter Maustaste<br />
verschieben oder an den Anfassern<br />
vergrößern, verkleinern und<br />
stufenlos drehen. Das funktioniert<br />
genauso bei Tabellen.<br />
Tabellen<br />
In der neuen Version<br />
haben die Words-Entwickler<br />
unter anderem<br />
das Bearbeiten von<br />
Tabellen im Text verbessert.<br />
So lassen sich<br />
Tabellen jetzt mit der<br />
Maus in der Größe anpassen.<br />
Zum Einfügen<br />
einer Tabelle klicken Sie<br />
im Bereich Objekt hinzufügen<br />
oben rechts auf<br />
das Symbol zum Ausklappen<br />
weiterer Objekttypen<br />
(rechts neben<br />
den Standardsymbolen<br />
künstlerischer Text, Text<br />
und Bild) und wählen<br />
den Eintrag Tabellenkal-<br />
22 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Calligra 2.5<br />
SCHWERPUNKT<br />
kulation. Dann ziehen Sie an der<br />
gewünschten Textposition einen<br />
blauen Rahmen auf.<br />
Nach dem Loslassen der Maus<br />
erscheint an der gewählten Position<br />
eine Tabelle, die sich mit den<br />
Anfassern stufenlos skalieren<br />
lässt – die Anzahl der Spalten und<br />
Zeilen wächst dabei mit. Gleichzeitig<br />
verhält sich der Textfluss<br />
so, wie Sie es im Kontextmenü<br />
Objekteigenschaften der Tabelle in<br />
den Reitern Smart Positioning und<br />
Textumfluss eingestellt haben. Mit<br />
den Anfassern drehen Sie die Tabelle<br />
wie jedes andere Objekt stufenlos.<br />
Außerdem taucht bei dieser<br />
Aktion automatisch der angedockte<br />
Dialog Tabellenbearbeitung<br />
rechts unten auf, in dem Sie zum<br />
Beispiel nachträglich die Zeilenund<br />
Spaltenzahl verändern oder<br />
weitere Tabellen einfügen.<br />
Interessanter erscheint die Möglichkeit,<br />
ein bestehendes Words-<br />
Dokument mit einer existierenden<br />
Tabelle zu verknüpfen, wozu<br />
im Dialog Tabellenbearbeitung die<br />
Schaltfläche Importieren zur Verfügung<br />
steht. Im Test stürzte<br />
Words aber bei dieser Aktion reproduzierbar<br />
ab, ebenso wie bei<br />
einem direkten Doppelklick auf<br />
eine eingefügte Tabelle.<br />
Diagramme<br />
Der Vorgang beim Einfügen eines<br />
Diagramms gleicht in seiner Eleganz<br />
den bisherigen Beispielen.<br />
Sie wählen im Dialog Objekt einfügen<br />
den Eintrag Diagramm, ziehen<br />
den blau hinterlegten Bereich an<br />
der gewünschten Postion auf, und<br />
nach dem Loslassen finden Sie im<br />
Text ein ansehnliches Balkendiagramm.<br />
Den Textfluss bestimmen<br />
Sie wie gehabt über das Kontextmenü<br />
Objekteigenschaften. Auch<br />
das stufenlose Drehen und Skalieren<br />
des Diagramms funktioniert<br />
wie bei den anderen Objekttypen.<br />
Haben Sie ein Diagramm eingefügt,<br />
erscheint automatisch der<br />
Dialog Diagrammbearbeitung im<br />
Bereich der angedockten Dialoge.<br />
Möchten Sie die dem Diagramm<br />
zugehörigen Daten festlegen, klicken<br />
Sie auf<br />
Daten bearbeiten,<br />
worauf<br />
Calligra einen<br />
neuen Dialog<br />
in einem eigenen<br />
Fenster<br />
startet, in<br />
dem Sie die<br />
zugehörigen<br />
Daten bearbeiten.<br />
Fügen<br />
Sie anstelle<br />
der Zeilen<br />
und Spaltenköpfe<br />
nebst<br />
eingetragener<br />
Beispieldaten<br />
mithilfe der<br />
entsprechenden<br />
Schaltflächen neue Zeilen<br />
und Spalten mit Ihren Daten ein,<br />
zeigt Words diese unmittelbar im<br />
Diagramm an (Abbildung D).<br />
Stile und Profile<br />
Words verfügt als rahmenorientiertes<br />
Textverarbeitungsprogramm<br />
über einige weitere Besonderheiten.<br />
So unterstützt es Autoren-Profile<br />
und kennt außerdem<br />
eine Versionsverwaltung. Formatvorlagen<br />
heißen im Calligra-Jargon<br />
„Stile“ und gliedern sich in<br />
Absatz- und Zeichenstile. Beide<br />
können Sie unter Stile | Stilvorlagen<br />
einrichten und anpassen. Stile<br />
umfassen Schriftart, Einzüge, Abstände,<br />
das Layout (zentriert,<br />
recht, links, Blocksatz), das Aussehen<br />
von Listen sowie Nummerierungen<br />
oder Dekorationen (Abbildung<br />
E).<br />
Words bringt eine beachtliche<br />
Auswahl an vordefinierten Stilen<br />
mit. Allein die Auswahl an Stilen<br />
für Nummerierungen und Aufzählungen<br />
geht über das Übliche<br />
hinaus. Das direkte Zuweisen von<br />
Stilen gelingt am schnellsten im<br />
Dialog Textbearbeitung. Eine weitere<br />
interessante Funktion verbirgt<br />
sich unter Datei | Google Onlinedokumente<br />
…: Nach Eingabe<br />
Ihrer Google-Login-Daten können<br />
Sie Online-Dokumente in Calligra<br />
direkt herunterladen.<br />
Calligra Sheets<br />
Die Neuerungen in Calligra 2.5 erstrecken<br />
sich nicht nur auf Words.<br />
Bei der Tabellenkalkulation<br />
Sheets haben die Entwickler dem<br />
Zelleneditor ein eigenes Fenster<br />
spendiert, das Sie oberhalb der<br />
Arbeitsfläche andocken können.<br />
Ferner wurden die am häufigsten<br />
verwendeten Format-Optionen in<br />
einem eigenen Dialog zusammengefasst<br />
(Abbildung F), ähnlich<br />
wie die Formatierungsfunktionen<br />
in Words.<br />
Ansonsten handelt es sich bei<br />
Calligra Sheets (dem ehemaligen<br />
KPresenter) um eine der ausgereifteren<br />
Calligra-Komponenten,<br />
obgleich auch Sheets im Test<br />
mehrere Male abstürzte. Die Be-<br />
E Words enthält eine<br />
große Anzahl vordefinierter<br />
Stile.<br />
F Format-Optionen<br />
sind in Sheets 2.5 jetzt<br />
zusammengefasst.<br />
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10 | 12 23
SCHWERPUNKT<br />
Calligra 2.5<br />
G Sheets kann Reihen<br />
automatisch ausfüllen.<br />
portieren. Dies setzt allerdings<br />
voraus, dass es einen passenden<br />
Datenbank-Treiber gibt. Die gängigen<br />
Linux-Distributionen liefern<br />
eine Reihe von Kexi-Datenbank-Treibern<br />
mit, die es aber in<br />
der Regel erst zu installieren gilt.<br />
Das erledigen Sie, wie im Beispiel<br />
aus Abbildung H für MySQL, im<br />
Handumdrehen über die Paketverwaltung.<br />
H Alle gängigen Distributionen<br />
liefern eine<br />
Auswahl an Datenbank-Treibern<br />
für<br />
Kexi mit.<br />
dienung orientiert sich mit den<br />
rechts andockbaren Dialogen einheitlich<br />
und weitgehend so, wie<br />
bei Words beschrieben. Der Funktionsumfang<br />
reicht nicht an jenen<br />
von Microsoft Excel heran, genügt<br />
aber für den Alltag.<br />
Der Funktionsassistent ist gut<br />
bestückt. Daneben gibt es das<br />
eine oder andere Schmankerl,<br />
etwa die Funktion Reihe im Menü<br />
Einfügen, die es erlaubt, nahezu<br />
beliebige Reihen automatisch zu<br />
füllen. Dazu geben Sie neben Anfangs-<br />
und Endwert noch die<br />
Schrittweite an und nutzen einen<br />
der Reihen-Typen logisch (2, 4, 6,<br />
8, …) und geometrisch (2, 4, 8, 16,<br />
…). Das automatische Ausfüllen<br />
klappt sowohl zeilen- als auch<br />
spaltenweise (Abbildung G).<br />
Ebenfalls so von keinem anderen<br />
Programm dieser Art bekannt:<br />
Klicken Sie doppelt auf einen<br />
Spaltenkopf, wählt Sheet automatisch<br />
die optimale Spaltenbreite.<br />
Datenbank Kexi<br />
Einige Neuerungen gab es auch im<br />
Datenbank-Modul Kexi, das wie<br />
Krita zu den Lichtblicken der Calligra-Suite<br />
gehört. Wir haben bereits<br />
in Ausgabe 04/ 2012 zusammen<br />
mit anderen semiprofessionellen<br />
Datenbanksystemen für<br />
den Heimbereich Kexi einem ausführlichen<br />
Test unterzogen [3].<br />
Kexi unterstützt das Anbinden<br />
der Datenbanksysteme MySQL,<br />
PostgreSQL und SQLite, lässt sich<br />
also als komfortables Frontend<br />
zum Bearbeiten oder Abfragen<br />
existenter Datenbanken nutzen.<br />
Wahlweise kann es auch lokale<br />
Datenbanken öffnen und speichern,<br />
wobei ein komfortabler Assistent<br />
hilft. Bei einem neuen Projekt<br />
speichert Kexi die Daten im<br />
SQLite-Format.<br />
Das Programm bietet im Import-Assistenten<br />
die Möglichkeit,<br />
Daten von einem lokalen oder externen<br />
Datenbank-Server zu im-<br />
Datenbanken importieren<br />
Zum Starten des Assistenten markieren<br />
Sie im Menü Kexi den Eintrag<br />
Importieren, Exportieren oder<br />
Senden und wählen dann rechts<br />
davon die Schaltfläche Datenbank<br />
importieren an. Klicken Sie nun im<br />
Assistenten zunächst auf Weiter<br />
und im Schritt Adresse für Quelldatenbank<br />
wählen auf die Option<br />
Auf einem Datenbank-Server gespeicherte<br />
Projekte.<br />
Im noch leeren Bereich Wählen<br />
Sie die Verbindung zum Datenbank-<br />
Server … klicken Sie auf die<br />
Schaltfläche Hinzufügen und füllen<br />
den Reiter Parameter im Dialog<br />
so aus, dass ein Zugriff auf<br />
den fraglichen Datenbank-Server<br />
gelingt. Wichtig sind dabei der<br />
Datenbank-Treiber/ Typ, die IP-<br />
Adresse (auf dem lokalen Rechner<br />
oder bei funktionierendem DNS<br />
genügt der Name), der TCP-Port<br />
(falls er vom Standard abweicht)<br />
sowie die Zugangsdaten eines<br />
zum Zugriff berechtigten Nutzers.<br />
Daneben müssen Sie gegebenenfalls<br />
die Option Entfernter Server<br />
aktivieren, sollte der Datenbank-Server<br />
nicht auf dem lokalen<br />
Rechner laufen (Abbildung I).<br />
Im nächsten Schritt suchen Sie<br />
eine der auf dem konfigurierten<br />
Server verfügbaren Datenbanken<br />
aus und wählen danach den Typ<br />
der Ziel-Datenbank. Sie können<br />
dabei die vom entfernten Server<br />
importierte Datenbank erneut auf<br />
einem MySQL-Server ablegen<br />
oder in einer lokalen Datenbank<br />
speichern. Nach Wahl von Projekt-<br />
und Dateiname für die Ziel-<br />
Datenbank entscheiden Sie, ob Sie<br />
Struktur und Daten oder nur Daten<br />
24 10 | 12<br />
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Calligra 2.5<br />
SCHWERPUNKT<br />
importieren möchten. Anschließend<br />
startet Kexi den Import.<br />
[1] Calligra-Projekt:<br />
http:// www. calligra-suite. org/<br />
INFO<br />
[2] Calligra-2.5-PPA für Kubuntu:<br />
http:// ppa. launchpad. net/ kubuntu-ppa/<br />
backports/ ubuntu<br />
[3] Kexi und Glom im Vergleichstest:<br />
Frank Hofmann, „Halb-Fliegengewichte“,<br />
LU 04/ 2012, S. 50, http:// www.<br />
linux-community. de/ 25405<br />
Arbeiten mit Kexi<br />
Einen korrekt eingerichteten Datenbank-Treiber<br />
vorausgesetzt,<br />
können Sie ebenso einfach neue<br />
Datenbanken auf dem Server ablegen,<br />
indem Sie unter Kexi | Neu<br />
.. im Dialog Speichermethode den<br />
Assistenten für Server starten und<br />
dann im Dialog Datenbankverbindung<br />
die bereits konfigurierte Verbindung<br />
wählen. Achtung: Die<br />
Links für Zurück und Weiter finden<br />
Sie jetzt im oberen Teil des<br />
Dialogs. Man übersieht sie leicht,<br />
weil es sich nicht um Schaltflächen<br />
handelt, sondern um gewöhnliche<br />
URLs.<br />
Jetzt legen Sie einen Projekttitel<br />
und Datenbanknamen fest und<br />
klicken abschließend auf den Link<br />
Erstellen. Danach finden Sie sich<br />
im Hauptfenster von Kexi mit<br />
dem Projekt-Navigator wieder, in<br />
dem Sie wahlweise mit Tabellen,<br />
Abfragen und den anderen Elementen<br />
arbeiten. Der Navigator<br />
residiert als angedockter Dialog<br />
links, während rechts – ganz im<br />
Stil von Words und Sheets – der<br />
Eigenschaftseditor andockt. Die<br />
Kexi-Oberfläche passt in Aussehen<br />
und Bedienung nicht ganz so<br />
einheitlich in das bisher erläuterte<br />
Calligra-Konzept, ihre Kinderstube<br />
ist aber nicht zu verkennen.<br />
Dass in Kexi die Kommunikation<br />
mit externen Datenbanken so<br />
reibungslos klappt, liegt an der<br />
starken Modularisierung des Programms,<br />
das sich eher als Datenbank-Abstraktionslayer<br />
versteht<br />
denn als in sich geschlossenes<br />
DBMS. Die Hauptlast der Anbindung<br />
an externe<br />
Datenbanken trägt<br />
der jeweilige Datenbank-Treiber.<br />
Derzeit<br />
eignet sich Kexi<br />
– auch aufgrund<br />
der ebenfalls zu<br />
verzeichnenden Instabilitäten<br />
– eher<br />
für kleinere Projekte<br />
und kann im<br />
Funktionsumfang<br />
nicht mit Libre-<br />
<strong>Office</strong> Base mithalten,<br />
wenn auch das<br />
eine oder andere<br />
Detail gefällt.<br />
Bleibt noch ein<br />
Blick auf die nützlichen,<br />
aber wenig<br />
spektakulären Neuerungen in<br />
Kexi 2.5: [F11] schaltet in einen<br />
Vollbildmodus, und der Formular-<br />
Editor besitzt eine Reihe neuer<br />
Formularelemente wie Schieberegler,<br />
Fortschrittsbalken oder<br />
Felder zum Auswählen eines Datums<br />
(Abbildung J).<br />
Fazit<br />
Calligra positioniert sich bewusst<br />
als leichtgewichtige <strong>Office</strong>-Alternative<br />
für den praktischen Alltagseinsatz<br />
und versteht sich<br />
schon von daher eher als Komplement<br />
denn als Konkurrent zu<br />
Libre <strong>Office</strong>. Das aktuelle Calligra<br />
2.5 lässt sich als Gesamtpaket<br />
momentan allerdings noch nicht<br />
empfehlen, was größtenteils am<br />
Schwächeln der Kernkomponente<br />
Words liegt. Keine<br />
Calligra-Komponente<br />
verschonte<br />
uns im Test gänzlich<br />
von Abstürzen,<br />
jedoch nahm<br />
deren Häufigkeit<br />
bei Words ein Ausmaß<br />
an, das uns<br />
veranlasst, Ihnen<br />
das Programm<br />
nicht für den Alltag<br />
zu empfehlen.<br />
Das über fast alle<br />
Komponenten hinweg<br />
einheitliche<br />
Bedienerkonzept und die oft verblüffend<br />
intuitiven Workarounds<br />
sowie die übersichtliche Menüstruktur<br />
gefallen dagegen gut. Die<br />
Qualität der einzelnen Module bewegt<br />
sich allerdings auf sehr unterschiedlichem<br />
Niveau.<br />
Wer wie das Calligra-Projekt anpeilt,<br />
„die beste auf offenen Standards<br />
aufsetzende <strong>Office</strong>-Suite“<br />
anzubieten, muss sich nicht nur<br />
im Büroalltag bewähren, sondern<br />
auch mit dem einen oder anderen<br />
Alleinstellungsmerkmal oder Bonbon<br />
locken. Hier könnte sich die<br />
Unterstützung mobiler Geräte als<br />
prominentes Alleinstellungsmerkmal<br />
Calligras erweisen: Es gibt bereits<br />
Versionen der Suite für Android<br />
(Calligra Mobile) und Plasma<br />
Active (Calligra Active). (jlu) n<br />
I Kexi importiert bei<br />
passendem Treiber<br />
problemlos Datenbanken<br />
von einem lokalen<br />
oder externen MySQL-<br />
Server.<br />
J Die neuen Schieberegler<br />
im Formular-<br />
Editor von Kexi.<br />
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10 | 12 25
SCHWERPUNKT<br />
Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
© Ayla87, sxc.hu<br />
Serienbriefe mit Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
In einer Reihe<br />
Mit einem Handgriff gewähren Sie Benutzern in Libre<strong>Office</strong> Zugriff auf eine zentrale PostgreSQL-<br />
Datenbank und ermöglichen so den Druck von Serienbriefen direkt aus den Stammdaten. Harald Zisler<br />
README<br />
Mit wenigen Klicks verbinden<br />
Sie Libre<strong>Office</strong><br />
einer PostgreSQL-Datenbank.<br />
Für die tägliche<br />
Arbeit mit diesem<br />
Gespann benötigen Sie<br />
keinerlei SQL-Kenntnisse<br />
– alle notwendigen<br />
Datenzugriffe erfolgen<br />
von der <strong>Office</strong>-<br />
Ebene aus. Nur das Einrichten<br />
von Datenbank<br />
und Benutzern geschieht<br />
über die Kommandozeile.<br />
Wer mit großen Datenbeständen<br />
arbeitet, tut sich dabei mit einer<br />
Datenbank leichter. Libre-<br />
<strong>Office</strong> [1] bringt zwar eine eigene<br />
mit, deren Funktionalität in vielen<br />
Fällen ausreicht. Sollen aber<br />
mehrere Benutzer gleichzeitig<br />
und dazu von mehreren Rechnern<br />
aus auf einen Datenstamm zugreifen,<br />
dann benötigen Sie ein ausgewachsenes<br />
relationales Datenbanksystem<br />
(RDBMS) wie PostgreSQL<br />
[2]. Das eröffnet zudem<br />
die Möglichkeit, über weitere<br />
Schnittstellen wie Webfrontend<br />
oder Skripte die Daten gleichzeitig<br />
zum Be- und Verarbeiten anzubieten.<br />
Die Beispiele in diesem<br />
Workshop entstanden auf einem<br />
aktuellen Debian-System.<br />
Datenbank-Superuser<br />
Zunächst installieren Sie mithilfe<br />
der Paketverwaltung der verwendeten<br />
Distribution das Postgre-<br />
SQL-Paket. Normalerweise läuft<br />
anschließend der Datenbank-<br />
Daemon und steht für die weitere<br />
Konfiguration bereit. Aus Sicherheitsgründen<br />
erlauben es viele<br />
Distributionen nicht, diesen<br />
Daemon mit Root-Rechten zu betreiben.<br />
Fast alle legen einen Benutzer<br />
postgres als Eigentümer<br />
der Verzeichnisse und Prozesse<br />
an, wie Sie unschwer auf der Shell<br />
durch Eingabe von ps uax | grep<br />
postgres herausfinden (Abbildung<br />
A). In der linken Spalte der<br />
Ausgabe sehen Sie den Eigentümer<br />
des Prozesses, hier kartei. Sie<br />
dürfen einen anderen Benutzer<br />
anlegen und für die Datenbank<br />
einsetzen. In diesem Fall geben<br />
Sie im Startskript des Daemons<br />
zusätzlich dessen Heimatverzeichnis<br />
als Ablageort für Daten<br />
und Konfigurationsdateien an.<br />
Nehmen Sie nun für die Datenbank<br />
die Identität des Benutzers<br />
an. Dazu öffnen Sie zuerst ein<br />
Terminal und wechseln mit su -<br />
oder Sudo in den Account (etwa<br />
per su - postgres). Nun legen Sie<br />
den Datenbank-Superuser an.<br />
Dies erledigen Sie in der Form<br />
createuser Benutzer und beantworten<br />
die folgenden Fragen alle mit<br />
[Y]. Schließlich beenden Sie die<br />
Sitzung und nehmen dann die<br />
folgenden Schritte als Datenbank-Superuser<br />
(im Beispiel<br />
harald) vor.<br />
Anlegen der Datenbank<br />
Zunächst legen Sie mit dem Kommando<br />
createdb die Datenbank an<br />
(Listing 1, Zeile 1). Um für Datums-<br />
und Zeitangaben das hierzulande<br />
gebräuchliche Format zu<br />
verwenden, nutzen Sie die Anweisung<br />
alter database (Listing 1,<br />
Zeile 6). Dabei arbeiten Sie mit<br />
dem Shell-Client PSQL. Als Option<br />
geben Sie die neue Daten-<br />
A Läuft der Datenbank-Daemon nur mit User-Rechten, droht bei Zwischenfällen keine systemweite Katastrophe.<br />
26 10 | 12<br />
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Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
SCHWERPUNKT<br />
B Die Auswahl der Optionen für eine PostgreSQL-Datenbank im Assistenten<br />
für das Verbinden mit einer Datenbank.<br />
C Der Name des Feldes Datenquellen-URL vermittelt einen anderen<br />
Eindruck vom Inhalt, als die Software konkret erwartet.<br />
bank (hier: kunden) mit -d an. Alle<br />
Kommandos schließen Sie mit einem<br />
Strichpunkt ab; den Client<br />
beenden Sie mit \q.<br />
Datenbankbenutzer<br />
Als Datenbank-Superuser legen<br />
Sie mit dem Kommando createuser<br />
in der Shell weitere Benutzer an.<br />
Antworten Sie auf die folgenden<br />
Fragen stets mit [N]. Um den Benutzern<br />
den Zugriff auf die Datenbank<br />
zu ermöglichen, gewähren<br />
Sie ihnen die notwendigen Rechte.<br />
Dazu verwenden Sie wieder den<br />
Client und vergeben mittels grant<br />
die Privilegien. Ein Kenn wort für<br />
den Zugriff auf die Datenbank definieren<br />
Sie mit alter user. Listing<br />
2 zeigt den Ablauf.<br />
Liegen die Prozesse und Benutzer<br />
der Datenbank auf dem gleichen<br />
Rechner und sind diese mit<br />
den System- und Datenbankbenutzern<br />
identisch, genügt für den<br />
Datenbankzugriff in der Regel<br />
das erfolgreiche Anmelden am<br />
System. Für den Zugriff über das<br />
LISTING 1<br />
01 harald@ze4:~$ createdb kunden<br />
02 harald@ze4:~$ psql -d kunden<br />
03 psql (8.4.8)<br />
04 Type "help" for help.<br />
05<br />
06 kunden=# alter database<br />
kunden set datestyle =<br />
german;<br />
07 ALTER DATABSE<br />
08 kunden=# \q<br />
Netzwerk benötigen die Benutzer<br />
das Kennwort. Möchten Sie höhere<br />
Hürden für den Zugang zur Datenbank<br />
legen, finden Sie in der<br />
umfangreichen Dokumentation<br />
von PostgreSQL alles, was Sie in<br />
der Konfigurationsdatei pg_hba.<br />
conf eintragen müssen.<br />
Zugriff über das Netzwerk<br />
In einem ausreichend geschützten<br />
und überschaubaren Netzwerk<br />
reichen die hier gezeigten<br />
Konfigurationsschritte aus. Damit<br />
Sie über einen einzelnen<br />
Rechner oder ein Netz auf den<br />
Datenbank-Server zugreifen können,<br />
gilt es, einige Einstellungen<br />
in der Datei pg_hba.conf zu treffen.<br />
Die Zeilen verteilen sich auf die<br />
Spalten TYPE, DATABASE, USER,<br />
CIDR-ADDRESS und METHOD (siehe<br />
Tabelle Zugriffe konfigurieren).<br />
Im folgenden Beispiel dürfen<br />
sich alle Datenbankbenutzer von<br />
den Rechnern aus dem lokalen<br />
Netz 192.168.0.0 mit der Datenbank<br />
kunden verbinden. Das notwendige<br />
Kennwort überträgt die<br />
Software mittels md5 verschlüsselt:<br />
host kunden all 192.168.0.0/24 md5<br />
Wollen Sie nur einzelnen PCs den<br />
Zugriff erlauben, fügen Sie für jeden<br />
davon einen Eintrag mit dessen<br />
IP in spezieller Form ein:<br />
host kunden all 192.168.0.41/32 md5<br />
Damit der Daemon der Datenbank<br />
auf der Netzwerkschnittstelle<br />
lauscht, tragen Sie deren IP-<br />
Adresse in die Datei postgresql.<br />
conf ein. Sie finden die entsprechende<br />
Stelle unter # CONNECTIONS<br />
AND AUTHENTICATION. Hier geben Sie<br />
bei Bedarf einen abweichenden<br />
Port an. Nach dem Komma<br />
schreiben Sie ohne Leerzeichen<br />
sofort die IP-Adresse und schließen<br />
mit einem Hochkomma ab:<br />
listen_addresses = 'localhost,U<br />
IP-Adresse'<br />
harald@ze4:~$ createuser monika<br />
Shall the new role be a superuser? (y/n) n<br />
Shall the new role be allowed to create databases? (y/n)<br />
n<br />
Shall the new role be allowed to create more new roles?<br />
(y/n) n<br />
harald@ze4:~$ psql -d kunden<br />
psql (8.4.8)<br />
Type "help" for help.<br />
kunden=# grant all on database kunden to monika;<br />
GRANT<br />
kunden=# alter user monika password 'linuxuser';<br />
ALTER ROLE<br />
kunden=# \q<br />
Feld<br />
TYPE<br />
DATABASE<br />
USER<br />
CIDR-ADRESS<br />
METHOD<br />
LISTING 2<br />
ZUGRIFFE KONFIGURIEREN<br />
Eintrag<br />
local (Zugriff vom lokalen Rechner), host (Zugriff<br />
von anderem Rechner aus)<br />
Datenbankname<br />
Datenbanknutzer<br />
Netzwerk oder IP-Adresse<br />
Authentifizierungsmethode<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 27
SCHWERPUNKT<br />
Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
D Der Assistent für<br />
Datenbankverbindungen<br />
in Libre<strong>Office</strong> bietet<br />
die Möglichkeit, die<br />
Informationen zum Anmelden<br />
am Server zu<br />
testen.<br />
F Mit wenigen Mausklicks<br />
legen Sie in der<br />
Datenbank eine neue<br />
Tabelle an.<br />
Nun wechseln Sie in den Account<br />
zum Administrieren des Rechners<br />
und starten den PostgreSQL-<br />
Daemon mit den Mitteln Ihrer<br />
Distribution neu. Testen Sie von<br />
einem anderen Rechner im Netzwerk<br />
mit dem PSQL-Client den<br />
Zugriff auf die Datenbank (Listing<br />
3). Dazu melden Sie sich nur<br />
an und beenden den Client wieder.<br />
Für das Anmelden über das<br />
Netzwerk übergeben Sie dem<br />
Client die Angaben zum Server<br />
mit der Option -h IP-Adresse. Mit<br />
-U nennen Sie den Datenbankbenutzer,<br />
am Ende des Aufrufes<br />
steht der Datenbankname.<br />
In Listing 3 sehen Sie einmal<br />
den Aufruf mit dem gültigen<br />
Hostnamen und einmal mit der<br />
IP-Adresse. In beiden Fällen verläuft<br />
das Anmelden erfolgreich.<br />
Die Warnung bezieht sich auf unterschiedliche<br />
Versionsstände von<br />
Client und Server und ist hier<br />
ohne Belang.<br />
<strong>Office</strong> meets Datenbank<br />
Starten Sie nun Libre<strong>Office</strong> und<br />
klicken Sie auf Datenbank. Wählen<br />
Sie in diesem Menü die Punkte<br />
Verbindung zu einer bestehenden<br />
E Über den Dialog für die Interaktion mit Datenbanken bietet sich die Möglichkeit,<br />
neue Tabellen in der Datenbank anzulegen.<br />
Datenbank herstellen und in der<br />
Auswahl darunter PostgreSQL<br />
(Abbildung B, vorige Seite). Klicken<br />
Sie anschließend auf Weiter.<br />
Das Feld Datenquellen-URL erfordert<br />
eine etwas ungewöhnliche<br />
Angabe. Hier verwenden Sie nicht<br />
eine an bekannte URLs angelehnte<br />
Form, sondern geben die Daten<br />
in zwei Teilen in der folgenden<br />
Form ein:<br />
dbname=Datenbankname host=Server<br />
Statt des Hostnamens des Servers<br />
können Sie auch dessen IP-Adresse<br />
verwenden. Abbildung C auf<br />
der vorigen Seite zeigt dies für<br />
das Beispiel in diesem Workshop.<br />
Arbeiten Sie auf dem Rechner, auf<br />
dem die PostgreSQL-Datenbank<br />
läuft, verwenden Sie für den Eintrag<br />
host den Wert localhost. Klicken<br />
Sie auf Weiter.<br />
Geben Sie nun den Datenbank-<br />
Benutzernamen ein. Wenn Sie<br />
sich über das Netzwerk mit der<br />
Datenbank verbinden, setzen Sie<br />
im Kontrollkästchen Kennwort<br />
erforderlich ein Häkchen. Laufen<br />
Libre<strong>Office</strong> und die Datenbank<br />
auf dem gleichen Rechner, sparen<br />
Sie das Kästchen aus. Klicken Sie<br />
auf Verbindungstest. Daraufhin<br />
fordert die Software Sie auf, das<br />
Kennwort für die Datenbank einzugeben.<br />
Abbildung D zeigt den<br />
erfolgreichen Verlauf der Aktion.<br />
Bestätigen Sie die Meldung mit<br />
OK und klicken Sie auf Weiter.<br />
Der Datenbankassistent bietet<br />
Ihnen die nächste Maske bereits<br />
ausgefüllt an. Er meldet die Datenbank<br />
in Libre<strong>Office</strong> an und<br />
möchte diese zum Bearbeiten öffnen.<br />
Bestätigen Sie hier einfach<br />
mit Fertigstellen. Geben Sie einen<br />
Dateinamen an, um die Einstellungen<br />
für den Datenbankzugriff<br />
in Libre<strong>Office</strong> abzulegen. Es öffnet<br />
sich der allgemeine Datenbank-Dialog<br />
(Abbildung E).<br />
Nachdem Sie bisher keine eigenen<br />
Tabellen angelegt haben, sehen<br />
Sie nur die Systemtabellen<br />
der Datenbank. In der untersten<br />
G Über ein an eine Tabellenkalkulation angelehntes Interface geben Sie die Daten in die neu angelegte<br />
Tabelle ein oder bearbeiten bestehende.<br />
28 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
SCHWERPUNKT<br />
Zeile finden Sie alle Angaben zur<br />
Verbindung. Mit einem Mausklick<br />
auf den Pfeil links schließen Sie<br />
diese Ansicht. Anschließend wählen<br />
Sie Tabelle in der Entwurfsansicht<br />
erstellen.<br />
Tabelle anlegen<br />
Um Serienbriefe zu erstellen,<br />
brauchen Sie eine Tabelle mit<br />
Adressdatensätzen. Legen Sie<br />
dazu eine Tabelle wie in Abbildung<br />
F gezeigt an. Klicken Sie<br />
auf den jeweiligen Eintrag unter<br />
Feldtyp und bestimmen Sie den<br />
Datentypen. Im Beispiel sind alle<br />
Zeilen bis auf die letzte vom Typ<br />
Text [text]. Für das Feld orgnr verwenden<br />
Sie den Typ Int [Int4].<br />
Um jeden Datensatz eindeutig<br />
zu identifizieren, legen Sie einen<br />
Primärschlüssel an. Dies geschieht,<br />
indem Sie beim Feld orgnr<br />
auf dem Zeilenkopf über einen<br />
Rechtsklick das Kontextmenü<br />
aufrufen und darin Primärschlüssel<br />
wählen. Sie benutzen das Kontextmenü<br />
gegebenenfalls auch,<br />
um vergessene Felder einzufügen.<br />
Nach dem Klick auf Speichern vergeben<br />
Sie den Tabellennamen<br />
(hier: adr). Anschließend schließen<br />
Sie den Tabellenentwurf.<br />
Im Datenbank-Dialog ist die<br />
Tabellenkategorie public hinzugekommen.<br />
Mit einem Klick öffnen<br />
Sie diese, und die Applikation<br />
zeigt die gerade angelegte Tabelle<br />
an. Mit einem Doppelklick auf adr<br />
öffnen Sie die Tabelle zur Eingabe<br />
von Daten oder zum Bearbeiten.<br />
Nun geben Sie die Adressen ein<br />
(Abbildung G).<br />
Ist Ihr Datenbestand einmal angewachsen,<br />
helfen Ihnen Sortierund<br />
Suchfunktionen, in den Beständen<br />
einen bestimmten Datensatz<br />
aufzuspüren. Diese erreichen<br />
Sie über die entsprechenden<br />
Symbole in der oberen Leiste. Im<br />
Prinzip sind damit die Arbeiten<br />
an der Datenbank abgeschlossen.<br />
Der nächste Schritt liegt darin,<br />
die Datenbank mit der Vorlage<br />
für den Serienbrief zu verbinden.<br />
Serienbriefvorlage<br />
Starten Sie die Textverarbeitung<br />
von Libre<strong>Office</strong>. Klicken Sie auf<br />
Bearbeiten und Datenbank austauschen.<br />
Wählen Sie hier public:adr<br />
aus und bestätigen die Wahl mit<br />
harald@zme01:~$ psql -h ze4 -U monika kunden<br />
Password for user monika:<br />
psql (9.1.2, server 8.4.8)<br />
WARNING: psql version 9.1, server version 8.4.<br />
Some psql features may not work.<br />
Type "help" for help.<br />
kunden=# \q<br />
harald@zme01:~$ psql -h 192.168.0.34 -U monika kunden<br />
Password for user monika:<br />
psql (9.1.2, server 8.4.8)<br />
WARNING: psql version 9.1, server version 8.4.<br />
Some psql features may not work.<br />
Type "help" for help.<br />
kunden=# \q<br />
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SCHWERPUNKT<br />
Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL<br />
H Durch einen Doppelklick fügen Sie einen Eintrag aus der Liste der<br />
Datenbankfelder als Feld in den Serienbrief ein.<br />
I Bereit für einen ersten Testlauf: Das Muster für den Serienbrief enthält<br />
nun alle benötigten Felder.<br />
DER AUTOR<br />
Harald Zisler beschäftigt<br />
sich seit rund<br />
zwanzig Jahren mit<br />
Linux und FreeBSD.<br />
Zu Technik- und EDV-<br />
Themen verfasst er<br />
Beiträge für Zeitschriften<br />
und schreibt<br />
Bücher. Sein aktuelles<br />
Werk „Computer-Netzwerke“<br />
ist bei Galileo<br />
Press erschienen.<br />
Festlegen. Nun erstellen Sie den<br />
eigentlichen Serienbrieftext. Anschließend<br />
klicken Sie auf Einfügen<br />
| Feldbefehl | Andere.<br />
Im Fenster Feldbefehle wählen<br />
Sie unter Feldtyp Seriendruckfeld<br />
und die Tabelle public.adr aus.<br />
Hier klicken Sie auf den Pfeil neben<br />
der Tabelle, um die Feldnamen<br />
anzuzeigen. Über einen Doppelklick<br />
auf einen der Einträge in<br />
der Liste fügen Sie das entsprechende<br />
Feld in das Dokument ein<br />
(Abbildung H).<br />
Libre<strong>Office</strong> hinterlegt die Felder<br />
im Serienbrief grau. Darüber<br />
hinaus haben Sie die Möglichkeit,<br />
diese mit gängigen Attributen für<br />
Zeichensatz, Schriftschnitt oder<br />
Farbe zu versehen. Speichern Sie<br />
das Dokument als Vorlage unter<br />
Datei | Dokumentenvorlage | Speichern<br />
| Meine Dokumentenvorlagen<br />
ab. Abbildung I zeigt das daraus<br />
entstandene Muster.<br />
Ab zum Drucker<br />
Zum Ausdrucken eines Serienbriefes<br />
starten Sie Libre<strong>Office</strong><br />
und fordern die erstellte Vorlage<br />
an, indem Sie auf Vorlagen… und<br />
dann auf das gewünschte Template<br />
klicken (Abbildung J). Nun<br />
wählen Sie den Punkt Datei Drucken<br />
aus und bestätigen die darauffolgende<br />
Frage (…enthält<br />
Adressfelder) mit Ja.<br />
Es öffnet sich das Fenster für<br />
den Seriendruck (Abbildung K).<br />
Darin wählen Sie bei Bedarf einzelne<br />
Datensätze aus und bestimmen,<br />
ob Sie die Ausgabe auf einen<br />
Drucker oder in eine Datei beziehungsweise<br />
in mehrere einzelne<br />
Dateien leiten wollen.<br />
Fazit<br />
Libre<strong>Office</strong> und PostgreSQL zur<br />
Zusammenarbeit zu bewegen,<br />
funktioniert leichter als gedacht.<br />
Vor allem benötigen Sie keinerlei<br />
zusätzliche Konfigurationsdatei,<br />
um die <strong>Office</strong>-Suite mit der Datenbank<br />
zu verbinden, da Libre-<br />
<strong>Office</strong> über eine native Anbindung<br />
für PostgreSQL verfügt. Die Datenbank<br />
lässt sich beliebig erweitern<br />
und nutzen, auch außerhalb<br />
der <strong>Office</strong>-Umgebung. (agr) n<br />
INFO<br />
[1] Libre<strong>Office</strong>: http:// de. libreoffice. org<br />
[2] PostgreSQL: http:// www. postgresql. org<br />
J Haben Sie sie einmal angelegt, steht die Vorlage für den Serienbrief<br />
jederzeit für den Einsatz bereit.<br />
K Der Dialog für den Seriendruck erlaubt es, bei Bedarf lediglich<br />
einzelne Datensätze für den Druck auszuwählen.<br />
30 10 | 12<br />
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SCHWERPUNKT<br />
ThinLinc<br />
Arbeit und Kosten<br />
mit dem Terminal-Server<br />
ThinLinc reduzieren<br />
Schnell<br />
und zentral<br />
ThinLinc präsentiert sich als leicht zu installierende und zu wartende<br />
© AKS, Fotolia<br />
Terminal-Server-Lösung, die keine Wünsche offenlässt. Falko Benthin<br />
README<br />
Zwar handelt es sich<br />
bei ThinLinc um proprietäre<br />
Software, doch für<br />
bis zu zehn Nutzer lässt<br />
sich die schwedische<br />
Terminal-Server-Lösung<br />
kostenlos einsetzen.<br />
Dabei kooperiert sie<br />
bestens mit freier Software,<br />
lässt sich einfach<br />
aufsetzen sowie verwalten<br />
und glänzt mit<br />
einem beeindruckenden<br />
Funktionsumfang.<br />
Ein Terminal-Server erleichtert<br />
das Leben des Admins deutlich:<br />
Alle Nutzer arbeiten mit denselben,<br />
zentral gepflegten Programmen<br />
und Einstellungen. Statt teurer<br />
und pflegeintensiver PCs genügen<br />
als Arbeitsplatz auch preiswerte<br />
Thin-Clients oder umfunktionierte<br />
ältere Rechner. So lässt<br />
sich nicht nur Geld sparen: Die<br />
Anwender finden an jedem Rechner<br />
im Netz ihren gewohnten<br />
Desktop vor und können ohne<br />
großen Aufwand einen häuslichen<br />
Tele-Arbeitsplatz erhalten.<br />
Für Linux gibt es mehrere Terminal-Server-Lösungen.<br />
In diesem<br />
Artikel geht es um Thin-<br />
Linc [1], ein Produkt der schwedischen<br />
Cendio AB. Weitere Vertreter<br />
sind NX Nomachine [2], das<br />
Linux Terminal Server Project<br />
(LTSP) [3] und X2Go [4]. Zwar<br />
nutzt ThinLinc viel freie Software,<br />
beim Terminal-Server selbst handelt<br />
es sich jedoch um proprietäre<br />
Software. Für kleine Installationen<br />
bis zehn Nutzern ist die Terminal-Lösung<br />
kostenlos, danach<br />
fallen gestaffelte Gebühren an.<br />
Cendio hat ThinLinc mit vielen<br />
Features ausgestattet. Dazu zählen<br />
einerseits Standardfunktionen<br />
wie Kommunikation über SSH,<br />
VPN, Hochverfügbarkeit, Skalierbarkeit,<br />
Authentifizierung gegen<br />
Verzeichnisdienste und die Unterstützung<br />
von Sound, lokalen Datenträgern<br />
oder seriellen Ports<br />
über Netzwerkverbindungen. Andererseits<br />
offeriert ThinLinc auch<br />
eine integrierte OpenGL-Implementierung<br />
für beschleunigte 3D-<br />
Grafiken auf den Clients, Smartcard-Unterstützung<br />
sowie einen<br />
integrierten VDI-Broker und kooperiert<br />
mit den Windows-Dateiund<br />
Terminal-Services sowie<br />
A ThinLinc lässt sich bequem über den Browser steuern.<br />
Microsofts Active Directory. Läuft<br />
auf dem ThinLinc-Server ein Webserver,<br />
lassen sich Sitzungen auch<br />
in einem Browser starten.<br />
Bei ThinLinc handelt es sich um<br />
ein Framework, als dessen zentrale<br />
Komponente der von Cendio<br />
entwickelte VNC Session Manager<br />
(VSM) fungiert. Der VSM kümmert<br />
sich um die Nutzerauthentifizierung,<br />
die Sitzungen, den<br />
Lastausgleich sowie die Hochverfügbarkeit<br />
und dient als Schnittstelle<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Terminal-Servern („Agents“) und<br />
deren Anwendungen. Grafische<br />
32 10 | 12<br />
www.linux-user.de
ThinLinc<br />
SCHWERPUNKT<br />
B Der Thin-<br />
Linc-Client<br />
läuft während<br />
einer Sitzung<br />
im Hintergrund.<br />
C Das Optionsmenü<br />
des ThinLinc-Clients.<br />
Informationen tauschen Server<br />
und Client via TigerVNC [5] aus.<br />
Auf dem Server läuft der VNC-<br />
Server Xvnc, der für Anwendungen<br />
als X-Server fungiert.<br />
Dieser Artikel zeigt, wie eine<br />
Terminal-Server-Lösung für den<br />
Hort einer Ganztagsschule aussehen<br />
könnte. In dessen Bibliothek<br />
stehen mehrere alte Rechner, welche<br />
die Kinder für Internetrecherchen<br />
und ihre Hausarbeiten nutzen<br />
können. Als Grundlage für die<br />
ThinLinc-Installation dient ein<br />
Server mit Ubuntu 12.04.<br />
Installation<br />
ThinLinc setzt auf dem Server<br />
lediglich ein halbwegs aktuelles<br />
Linux voraus. Cendio hat den Terminal-Server<br />
ausgiebig mit den<br />
64-Bit-Versionen von Suse Linux<br />
Enterprise Desktop 11 SP2, Red<br />
Hat Enterprise Linux Server 6<br />
und Ubuntu 12.04 getestet.<br />
Der Hardware-Hunger des Thin-<br />
Linc-Servers hängt von den Anforderungen<br />
der Anwender ab.<br />
Erfahrungsgemäß sollte die CPU<br />
150 bis 300 MHz Taktfrequenz<br />
sowie 100 bis 200 MByte Arbeitsspeicher<br />
pro aktivem Nutzer bereitstellen.<br />
So lassen sich die<br />
meisten Büroarbeiten gut bewältigen.<br />
Für rechen- und speicherintensive<br />
Anwendungen muss der<br />
Server etwas üppiger ausfallen.<br />
Um den ThinLinc-Server herunterzuladen,<br />
müssen Sie sich registrieren.<br />
Anschließend wird das in<br />
einem ZIP-Archiv verpackte Thinlink-Server-Bundle<br />
heruntergeladen<br />
und entpackt. Aktuell liegt<br />
ThinLinc in Version 3.4 vor. Thin-<br />
Linc bringt DEB- und RPM-Pakete<br />
mit, sodass Sie es auf vielen Systemen<br />
mithilfe der Paketverwaltung<br />
installieren können. Anderenfalls<br />
starten Sie die Installation<br />
im neu entstandenen<br />
Verzeichnis<br />
tl-3.4.0-server<br />
manuell mit<br />
./ install-server.<br />
Nach dem Einrichten<br />
der Pakete bietet der Installer<br />
an, gleich mit der Konfiguration<br />
fortzufahren. Diesen Schritt können<br />
Sie auch später nachholen, indem<br />
Sie als Root /opt/thinlinc/<br />
sbin/tl-setup aufrufen. Sie müssen<br />
Lizenzen akzeptieren und sich<br />
entscheiden, ob der Server ein<br />
Master oder Agent sein soll. Bei<br />
Mastern handelt es sich um die<br />
Server, mit denen sich Clients verbinden,<br />
Agenten führen die Tasks<br />
der Anwender aus. In unserem<br />
Szenario genügt ein Server, der<br />
sowohl die Aufgaben des Masters<br />
als auch des Agents übernimmt.<br />
Nach der Wahl werden eventuelle<br />
Abhängigkeiten aufgelöst, was<br />
eine Weile dauern kann.<br />
Gegebenenfalls installiert das<br />
Setup-Programm neben den Abhängigkeiten<br />
auch noch einen<br />
NFS-Client (für Local Drive Redirection),<br />
PyGTK, PyGlade oder<br />
Python LDAP. Erstere dienen<br />
dazu, an Clients Daten auf USB-<br />
Sticks zu speichern oder die Bildschirmauflösung<br />
am Terminal zu<br />
ändern. Python LDAP brauchen<br />
Sie nur dann,<br />
wenn Sie Anwender<br />
gegen Novells<br />
NDS/ eDirectory<br />
oder Microsofts<br />
Active Directory<br />
authentifizieren<br />
müssen. Anschließend<br />
fragt<br />
ThinLinc noch<br />
nach der E-Mail-<br />
Adresse des<br />
Admins sowie einem Passwort für<br />
die webbasierte Admin-Oberfläche<br />
und richtet die Firewall sowie<br />
vorhandene Drucker ein. Zu guter<br />
Letzt starten die ThinLinc-Services.<br />
Sie erreichen die webbasierte<br />
Oberfläche unter https://thinlinc-server:1010/<br />
(Abbildung A).<br />
ThinLinc-Client<br />
Die Terminals verbinden sich über<br />
den ThinLinc-Client [6] mit dem<br />
Server. Diesen erhalten Sie in<br />
Form separater, 5 bis 6 MByte<br />
großer Dateien für Linux, Mac<br />
OS X, Solaris und Windows. Gibt<br />
es keinen Rechner mit vorinstalliertem<br />
Betriebssystem, kann das<br />
Client Operating System (TLCOS)<br />
eine interessante Alternative zur<br />
Neuinstallation darstellen: Das<br />
knapp 460 MByte große ISO-<br />
Image basiert auf Fedora 8 und<br />
begnügt sich bereits mit einem<br />
Pentium-Rechner mit 128 MByte<br />
Arbeitsspeicher und 3 GByte<br />
freiem Festplattenspeicher.<br />
Nach dem Einrichten des Clients<br />
starten Sie diesen mit dem Aufruf<br />
D Qual der Wahl:<br />
Profi le beim Start<br />
ein er Session.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 33
SCHWERPUNKT<br />
ThinLinc<br />
E ThinLinc-Profile<br />
zaubern Desktop-<br />
Umge bungen, Window<br />
Manager oder auch<br />
nur einzelne Anwendungen<br />
auf die Monitore<br />
der Terminals.<br />
sung bringt bereits vorkonfigurierte<br />
Profile für KDE, Gnome,<br />
XFCE und VDI-Sitzungen mit.<br />
Meist dürften auf dem Server<br />
aber nicht mehrere Desktops und<br />
Window-Manager installiert sein,<br />
sodass Sie einige Profile löschen<br />
und gegebenenfalls neue hinzugefügen<br />
sollten. Neben Desktop-<br />
Umgebungen und Window-Managern<br />
dürfen solche Profile auch<br />
aus einzelnen Anwendungen bestehen,<br />
wie etwa einem Webbrowser<br />
(Abbildung E).<br />
F Um am Thinclient<br />
hängende Speichermedien<br />
mit dem Server<br />
bekannt zu machen, ist<br />
dem Client nur der<br />
Pfad mitzuteilen.<br />
tlclient oder – bei manueller Installation<br />
– mit /opt/thinlinc/bin/<br />
tlclient. Anschließend präsentiert<br />
sich ein Fenster, das außer<br />
drei Eingabefeldern noch drei (in<br />
TLCOS vier) Schaltflächen zeigt<br />
(Abbildung B, vorige Seite). Sie<br />
können sich jetzt bereits auf dem<br />
ThinLinc-Server einloggen und<br />
gegen alle Methoden authentifizieren,<br />
die das Pluggable Authentication<br />
Modules (PAM) unterstützt.<br />
ThinLinc nutzt in der Voreinstellung<br />
die normale Passwd-<br />
Datei des Linux-Rechners, um<br />
Anwender zu authentifizieren.<br />
Mit einem Klick auf die Systemeinstellung<br />
ändern Anwender mit<br />
TLCOS als Betriebssystem die<br />
Bildschirm-Auflösung oder das<br />
Maus- und Tastatur-Verhalten.<br />
Die Einstellungsmöglichkeiten<br />
unter Optionen fallen vielfältig<br />
aus (Abbildung C, vorige Seite).<br />
Hier legen Sie beispielsweise fest,<br />
ob eine bestehende Session automatisch<br />
weiter genutzt wird, am<br />
Thin Client befindliche lokale Geräte<br />
wie Drucker, Speicherlaufwerke<br />
oder Sound Devices an den<br />
Server durchgeschleift werden<br />
und über welchen Port der Client<br />
mit dem Server kommuniziert.<br />
Weiterhin lassen sich hier noch einige<br />
Optimierungen hinsichtlich<br />
der Bandbreite vornehmen, etwa<br />
SSH-Komprimierung aktivieren<br />
oder die Farbtiefe reduzieren.<br />
Eine Session beginnt mit dem<br />
Login und endet mit dem Logout.<br />
ThinLinc ermöglicht es dabei, Sitzungen<br />
zu unterbrechen. Wechselt<br />
ein Anwender dann beispielsweise<br />
den Rechner, kann er mit<br />
seiner Arbeit so fortfahren, als<br />
hätte er nur eine kleine Pause eingelegt.<br />
Der ThinLinc-Client läuft<br />
fortwährend im Hintergrund, mit<br />
[F8] holen Sie ihn jederzeit auf<br />
den Schirm – etwa, um eine Sitzung<br />
zu unterbrechen oder Einstellungen<br />
zu ändern.<br />
Profile<br />
ThinLinc ermöglicht es, beim Login<br />
ausgewählte Profile zu laden.<br />
Mit diesen dürfen Anwender zwischen<br />
verschiedenen Desktops<br />
und Window-Managern wählen<br />
(Abbildung D, vorige Seite). Die<br />
Profile lassen sich bequem in der<br />
Webadmin-Oberfläche unter dem<br />
gleichnamigen Menüpunkt verwalten.<br />
Die Terminal-Server-Lö-<br />
Speichermedien<br />
Über das Optionsmenü Lokale Geräte<br />
| Laufwerke können Anwender<br />
Dateien von eigenen Speichermedien<br />
lesen oder dort speichern.<br />
Dazu gilt es, lediglich den Pfad<br />
zum Speichermedium anzugeben,<br />
den Rest erledigt der auf dem<br />
Thin-Client laufende NFS-Server<br />
(Abbildung F). Im Home-Verzeichnis<br />
gibt es einen Link thindrives,<br />
der auf die am Client gemounteten<br />
Laufwerke zeigt.<br />
Solange die standardmäßig bei<br />
der Installation angelegten Links<br />
/opt/thinlinc/etc/xstartup.d und<br />
/ opt/thinlinc/etc/xlogout.d existieren,<br />
werden die in den Optionen<br />
angegebenen Laufwerke automatisch<br />
ein- und ausgehängt, sobald<br />
eine Session startet. Daneben<br />
können Anwender die Laufwerke<br />
mithilfe der Befehle tl-mount-localdrives<br />
und tl-umount-localdrives<br />
selbst ein- und aushängen.<br />
Bei der manuellen Mount-Variante<br />
gilt es zu beachten, dass sich<br />
ein eingehängtes Laufwerk immer<br />
nur für die Dauer einer Sitzung<br />
nutzen lässt. Beendet man die<br />
Session, ohne das Laufwerk aus-<br />
INFO<br />
[1] ThinLinc:<br />
http:// www. cendio. com/ products/ thinlinc/<br />
[2] NX Nomachine: http:// www. nomachine. com<br />
[3] LTSP: http:// www. ltsp. org/<br />
[4] X2Go: http:// www. x2go. org/<br />
[5] TigerVNC: http:// sourceforge. net/ apps/<br />
mediawiki/ tigervnc/ index. php<br />
[6] ThinLinc-Client: http:// www. cendio. com/<br />
downloads/ clients/<br />
34 10 | 12<br />
www.linux-user.de
ThinLinc<br />
SCHWERPUNKT<br />
zuhängen, muss man es bei einer<br />
neuen Sitzung trotzdem neu<br />
mounten, zudem kann es zu Datenverlusten<br />
kommen.<br />
Drucker<br />
Lokale Drucker zum Zusammenspiel<br />
mit ThinLinc zu überreden,<br />
gestaltet sich geringfügig aufwendiger.<br />
Auf dem ThinLinc-Server<br />
muss ein Cups-Daemon laufen,<br />
der an der Netzwerkkarte lauscht.<br />
Zusätzlich sind spezielle Drucker<br />
thinlocal oder nearest nötig, die<br />
tl-setup nachträglich anlegt, sofern<br />
das nicht gleich bei der Installation<br />
erledigt wurde.<br />
Über thinlocal spricht ThinLinc<br />
die an einem lokalen Rechner<br />
hängenden Drucker an. Standardmäßig<br />
läuft der Drucker im<br />
geräteunabhängigen Modus: Cups<br />
weiß also nicht, mit was für einem<br />
Drucker es zu tun hat. Es wandelt<br />
die Drucksachen in ein PDF um<br />
und sendet sie an den lokalen<br />
Drucker. Dabei kommt der Generic<br />
Postscript Printer Driver zum<br />
Einsatz, um bestmögliche Ergebnisse<br />
zu erzielen und Schriftstücke<br />
ins korrekte Format umzuwandeln,<br />
bevor sie am Client-<br />
Drucker ausgegeben werden.<br />
Verfügt der lokale Drucker über<br />
Duplex, Farbe oder sonstige spezielle<br />
Eigenschaften, kommt der geräteabhängige<br />
Modus zum Einsatz.<br />
Damit ThinLinc die Daten<br />
dann ohne Veränderung an den<br />
lokalen Drucker übergibt, müssen<br />
Sie auf dem Server den Druckertreiber<br />
installieren (Listing 1)<br />
Gibt es im Netzwerk viele<br />
Clients, aber nur wenige Drucker,<br />
lässt sich ThinLinc auch so konfigurieren,<br />
dass es die Daten zu<br />
demjenigen Drucker sendet, der<br />
am nächsten beim Client liegt<br />
(„nearest printer“). Dazu müssen<br />
Sie ThinLinc in der Weboberfläche<br />
unter Locations mit Druckern,<br />
Orten und Terminals bekannt machen<br />
(Abbildung G).<br />
Status<br />
In der webbasierten<br />
Administrationsoberfläche<br />
des ThinLinc-<br />
Servers können<br />
Sie auch nachsehen,<br />
wie es um<br />
Ihre(n) Server<br />
bestellt ist. Neben<br />
der Anzahl<br />
der freien Lizenzen<br />
und aktiven<br />
Sitzungen sehen<br />
Sie auch Daten<br />
zur Auslastung<br />
des Systems und<br />
der Nutzung der<br />
Lizenzen.<br />
Unter dem Menüpunkt Status |<br />
Sessions lassen sich detailliertere<br />
Informationen zu einzelnen Sitzungen<br />
abrufen und diese gegebenenfalls<br />
beenden (Abbildung H).<br />
Der System-Health-Check zeigt,<br />
wie es um Master und Agent(s)<br />
bestellt ist. Hier fragen Sie zudem<br />
bequem ab, ob bestimmte Nutzer<br />
oder Gruppen vorhanden sind.<br />
Fazit<br />
ThinLinc präsentiert sich als<br />
leicht zu installierende und zu<br />
wartende Terminal-Server-Lösung,<br />
die keine Wünsche offenlässt<br />
und eine ausgezeichnete Anleitung<br />
für Administratoren mitbringt.<br />
Die webbasierte Admin-<br />
Oberfläche lässt sich intuitiv bedienen,<br />
sodass<br />
sich auch Neulinge<br />
schnell<br />
einarbeiten. In<br />
diesem Artikel<br />
haben wir lediglich<br />
eine Installation<br />
mit einem<br />
Server betrachtet,<br />
der zugleich<br />
als Master und<br />
Agent fungiert.<br />
Entsprechende<br />
Kapazitäten vorausgesetzt,<br />
lässt sich der Server<br />
zu einem Cluster erweitern, sodass<br />
Sie das System ohne große<br />
Unkosten skalieren können.<br />
Die zehn frei verfügbaren Lizenzen<br />
reichen in vielen Fällen völlig<br />
aus: Sie sind nicht etwa an Nutzer<br />
gebunden, sondern legen lediglich<br />
die maximale Anzahl der simultanen,<br />
aktiven Sitzungen fest. Brauchen<br />
Sie mehr als zehn davon,<br />
werden Gebühren fällig, die für<br />
die ersten zehn zusätzlichen Nutzer<br />
(also Verbindung 11 bis 20)<br />
bei 65 US-Dollar pro Jahr und Lizenz<br />
liegen. Ab 300 Nutzern kostet<br />
eine Lizenz dann nur noch 30<br />
Dollar pro Nutzer und Jahr, Bildungseinrichtungen<br />
erhalten<br />
50 Prozent Rabatt. (jlu) n<br />
G Nearest Printer:<br />
Auch bei vielen Clients<br />
und wenigen Druckern<br />
müssen Anwender aus<br />
dem Dachgeschoss ihre<br />
Druckaufträge nicht im<br />
Keller abholen.<br />
H ThinLinc zeigt die<br />
Anwender und deren<br />
aktive Sitzungen.<br />
LISTING 1<br />
# lpadmin -p thinlocal-label -v 'thinlocal:/' -P<br />
/ media/cd/label-printer.ppd<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 35
SCHWERPUNKT<br />
Giada i35G<br />
Schlanker Büroclient Giada i35G im Kurztest<br />
Mit kleinen<br />
Rucklern<br />
© Giada<br />
Mehr Platz auf dem Schreibtisch bei weniger Stromverbrauch –<br />
das verspricht der Giada i35G. Allerdings birgt die Installation einer<br />
aktuellen Linux-Distribution in einigen Fällen Tücken. Andreas Bohle<br />
README<br />
Für die virtuelle Büroarbeit<br />
braucht es keinen<br />
Boliden. Der Giada i35G<br />
besticht durch eine<br />
kompakte Bauweise,<br />
ansprechende Optik<br />
und sparsamen Verbrauch.<br />
Unser Test<br />
zeigt, wie sich der<br />
Client unter Linux<br />
schlägt und inwieweit<br />
die schlanke Hardware<br />
für den Alltag ausreicht.<br />
Das vernetzte Büro erfordert<br />
schon lange keine leistungshungrige<br />
Hardware mehr. Der moderne<br />
<strong>Office</strong>-Client braucht nicht größer<br />
zu sein als das Paperback, das in<br />
Zeiten von E-Books kaum noch jemand<br />
in die Hand nimmt. Fallen<br />
allerdings doch einmal arbeitsintensive<br />
Aufgaben an, dann gerät<br />
die Hardware jedoch schnell an<br />
ihre Grenzen.<br />
Passend zum Schwerpunkt hat<br />
unser Testlabor eines der neuen<br />
Modelle des Herstellers Giada erhalten.<br />
Der i35G setzt auf eine<br />
2,13 GHz getaktete Atom-CPU<br />
mit zwei Kernen (4 Threads) aus<br />
der Cedar-Trail-Serie, die über<br />
zweimal 512 KByte L2-Cache verfügt.<br />
Die verbauten 2 GByte Arbeitsspeicher<br />
erscheinen angemessen<br />
dimensioniert (siehe<br />
Tabelle Spezifikationen).<br />
Gut vernetzt<br />
Den integrierten WLAN-Chip, einen<br />
PCIe-Adapter von Atheros<br />
(AR9285), erkennt Linux problemlos.<br />
Damit kommuniziert der<br />
kleine Rechenknecht drahtlos via<br />
802.11b/ g/ n, hinzu kommen<br />
Gigabit-Ethernet und Bluetooth.<br />
Das Einbinden in ein Netzwerk<br />
und die Integration drahtloser<br />
Hardware gelingen damit spielend<br />
einfach.<br />
Wem die Leistungsdaten der<br />
Maschine insgesamt etwas zu gering<br />
erscheinen, den bedient der<br />
Hersteller mit einer<br />
zweiten Linie, die dann<br />
eine Mobil-CPU aus der<br />
Core-I-Serie mit Ivy-<br />
Bridge-Architektur mitbringt.<br />
Der verwendete<br />
Chipsatz ermöglicht<br />
den Anschluss von<br />
USB-3.0-Geräten, was<br />
das vorliegende Modell<br />
nicht unterstützt. Dafür<br />
kostet der Giada i35G lediglich<br />
320 Euro, während die Preise für<br />
die höherwertige Klasse erst bei<br />
rund 450 Euro beginnen.<br />
Der Lieferumfang umfasst neben<br />
dem eigentlichen Rechner einen<br />
Standfuß aus durchsichtigem<br />
Plastik sowie eine VESA-Halterung,<br />
welche die Montage an der<br />
Rückseite eines Bildschirms erlaubt.<br />
Auf diese Weise verschwindet<br />
das Gerät zwar vom Schreibtisch,<br />
allerdings erschwert dies<br />
dann im laufenden Betrieb das<br />
Anschließen von zusätzlichen Peripheriegeräten.<br />
Wer jedoch weiß,<br />
dass er in der nächsten Zeit nichts<br />
zusätzlich an den kleinen Kasten<br />
andockt, gewinnt so etwas Platz.<br />
Hinsichtlich der Gehäuse-Optik<br />
macht der Klein-PC durchaus eine<br />
gute Figur: Verspielte Muster im<br />
hellen Grau lenken von der ansonsten<br />
unvermeidlich technischen<br />
Anmutung der Hardware<br />
ab. Dank Klavierlack-Oberfläche<br />
gerät andererseits aber jeder Fingerabdruck<br />
zum Ärgernis, und der<br />
mitgelieferte<br />
Standfuß wirkt im Gegensatz zum<br />
edleren Gehäuse etwas billig.<br />
Erster Start<br />
Mit einem Druck auf den runden<br />
Einschaltknopf an der Frontseite<br />
erwecken Sie die Hardware zum<br />
Leben. LEDs signalisieren Betriebszustand<br />
sowie Aktivitäten<br />
der Festplatte oder des drahtlosen<br />
Netzwerks. Ein Surren verrät,<br />
dass die CPU ihre Arbeit aufgenommen<br />
hat.<br />
Der i35G geht in der vorliegenden<br />
Konfiguration nicht gerade<br />
übermäßig schnell zu Werke. Der<br />
unvermeidliche Selbsttest und die<br />
Anzeige von Informationen über<br />
verbaute Komponenten nervt<br />
etwas. Im BIOS fand sich keine<br />
Option, um dies zu verkürzen.<br />
Da der PC über kein optisches<br />
Laufwerk verfügt, bleiben für eine<br />
Installation von Linux nur prinzipiell<br />
zwei Wege: einmal via zu-<br />
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Giada i35G<br />
SCHWERPUNKT<br />
sätzlich angeschlossenes<br />
Laufwerk oder über einen<br />
USB-Stick. Beide Varianten<br />
funktionierten im<br />
Test. Bei der USB-Variante<br />
kamen die meisten Pakete<br />
über das Netzwerk.<br />
Hürden<br />
Giada verbaut eine GPU<br />
von Nvidia mit der Modellnummer<br />
GF119. Diese<br />
erwies sich allerdings als<br />
Stolperstein bei der<br />
System einrichtung. So<br />
zeigte das Live-System sowie<br />
die installierte Version<br />
von Ubuntu 12.04 durchweg<br />
beim Booten nur breite<br />
schwarz-weiße Streifen.<br />
Fedora 17 kapitulierte<br />
ebenfalls vor dem Grafikchip.<br />
Lediglich Open-<br />
Suse 12.1 kam mit der Hardware<br />
klar (Abbildung A).<br />
Bei der GF119 handelt es sich eigentlich<br />
um eine GT 520, die ein<br />
neues Label erhalten hat. Open-<br />
Suse spricht diese über den Nouveau-Treiber<br />
an, für die 3D-Effekte<br />
verwendet es swrast, allerdings<br />
ohne dabei die Hardware-Beschleunigung<br />
zu nutzen. Entsprechend<br />
langsam reagiert der Desktop.<br />
Abhilfe schafften hier das Abschalten<br />
der Effekte sowie der<br />
Umstieg auf LXDE.<br />
Einsatz im Alltag<br />
Der KDE-Desktop von OpenSuse<br />
erwies sich im Test angesichts der<br />
Hardware als erstaunlich flott.<br />
Kleinere Hänger traten zwar auf,<br />
waren allerdings eher selten.<br />
Zwar starten die großen Brocken<br />
wie <strong>Office</strong>-Suite, Mail-Programm<br />
oder Browser etwas langsamer<br />
als auf einem Rechner im<br />
INFO<br />
[1] Giada: http:// www. giada-deutschland. de<br />
[2] Cedar Trail: http:// de. wikipedia. org/ wiki/<br />
Intel_Atom# Cedar_Trail<br />
[3] Ivy Bridge: http:// en. wikipedia. org/ wiki/<br />
Ivy_Bridge_%28microarchitecture%29<br />
[4] Nvidia GF119: http:// www. gpureview. com/<br />
nvidia-gf119-chip-181. html<br />
Standardformat, aber in der Regel<br />
laufen diese Applikationen zu Beginn<br />
des Tages einmal los und<br />
bleiben dann den Rest des Tages<br />
im Hauptspeicher.<br />
Im Test kamen sich ein Browser<br />
mit laufendem Flash-Film sowie<br />
die Textverarbeitung aus dem<br />
Libre <strong>Office</strong>-Paket kaum in die<br />
Quere. Lediglich beim Verschieben<br />
der Fenster zeigten sich kurz<br />
Artefakte auf dem Bildschirm und<br />
das Video begann zu ruckeln, fing<br />
sich aber wieder. Ansonsten reagierte<br />
der Desktop so schnell,<br />
dass es als flüssig durchgeht.<br />
Wer den Rechner alleine nutzt,<br />
dem bietet sich über die Tiefschlaf-Option<br />
beim Abmelden die<br />
Möglichkeit, etwas Zeit beim<br />
nächsten Einschalten zu sparen.<br />
Im Test fuhr der Rechner problemlos<br />
alle Programme und das<br />
System herunter und schaffte es,<br />
diese beim nächsten Einschalten<br />
wieder in einen betriebsbereiten<br />
Zustand zu versetzen.<br />
Als etwas störend erwies sich im<br />
Test der Geräuschpegel des Lüfters.<br />
Zwar dreht dieser selbst bei<br />
anspruchsvollen Aufgaben nicht<br />
hoch, ist aber kontinuierlich zu<br />
hören. Vor der Geräuschkulisse eines<br />
Großraumbüros fällt das nicht<br />
weiter auf, an einem Einzelplatz<br />
in einem kleinen Büroraum erweist<br />
sich das Geräusch eventuell<br />
auf Dauer als nervig.<br />
Fazit<br />
Der Giada i35G erweist sich als<br />
eine rundum solide Wahl, wenngleich<br />
etwas mehr Leistung die<br />
Arbeit im Alltag erleichtern würde.<br />
Für einfache Büroaufgaben<br />
wie etwa das Bearbeiten von<br />
Mails oder die Eingabe von Daten<br />
in ein Webfrontend reichen die<br />
Spezifikationen aus. Wer mehr<br />
möchte, sollte auf die kraftvollere<br />
Variante umsteigen. Damit steigen<br />
aber die Kosten für den laufenden<br />
Betrieb. (agr) n<br />
CPU<br />
Chipsatz<br />
GPU<br />
RAM<br />
Massenspeicher<br />
Anschlüsse<br />
Netzwerk<br />
Audio<br />
Leistungsaufnahme<br />
Größe<br />
Preis (ca.)<br />
Intel Atom D2700 (2,13 GHz)<br />
Intel NM10 Express<br />
Nvidia GF119<br />
A OpenSuse erkennt<br />
während der Installation<br />
die verbaute Grafik-Hardware<br />
und nutzt<br />
Treiber, die ein Arbeiten<br />
mit dem Mini-PC<br />
ermöglichen.<br />
2 GByte DDR3-1066/ 1333 (1 SO-DIMM Slot,<br />
maximal 4 GByte), 512 MByte VRAM onboard<br />
HDD 320 GByte, 2,5 Zoll (optional Intel mSATA<br />
SSD)<br />
5 x USB 2.0, 1 x Cardreader (SD/ MMC/ MS/ MS<br />
PRO), 1 x HDMI, 1 x VGA<br />
Gigabit-LAN + IEEE 802.11n + Bluetooth<br />
Audio-Out/ Mic-In<br />
30 Watt<br />
192 x 155 x 26 mm<br />
320 Euro<br />
SPEZIFIKATIONEN<br />
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SCHWERPUNKT<br />
Geierlein<br />
Mit Geierlein<br />
senden Sie die<br />
Umsatzsteuervoranmeldung<br />
komfortabel ans<br />
Finanzamt – plattformübergreifend<br />
und bei Bedarf<br />
sogar über die<br />
Kommandozeile.<br />
Hanno Böck<br />
Umsatzsteuer plattformübergreifend<br />
voranmelden mit Geierlein<br />
Federvieh<br />
Seit 2012 sind Unternehmen<br />
verpflichtet, die Steuererklärung<br />
elektronisch abzugeben. Bereits<br />
seit 2005 gilt dies für die Umsatzsteuervoranmeldung,<br />
welche Unternehmen<br />
und Freiberufler in<br />
der Regel monatlich ans Finanzamt<br />
übertragen.<br />
Mit Geierlein [1] steht eine neue<br />
Software bereit, die diese Kommunikation<br />
mit dem Finanzamt<br />
übernimmt. Dahinter verbirgt<br />
sich eine in HTML5 und Javascript<br />
geschriebene Anwendung,<br />
für die es unter anderem ein in<br />
der UI-Sprache XUL programmiertes<br />
Frontend gibt. Dieses<br />
läuft unabhängig von der Plattform<br />
in einem Browser auf<br />
Mozilla-Basis.<br />
Bislang erledigt die Software<br />
nur die Umsatzsteuervoranmeldung.<br />
Für die Einkommensteuererklärung<br />
müssen Sie weiter auf<br />
Windows-Software Elster-Formular<br />
zurückgreifen, die jedoch dank<br />
Wine unter Linux läuft.<br />
Von Taxbird zu Geierlein<br />
Geierlein entstand aus dem Taxbird-Projekt<br />
[2]. Die seit 2004<br />
entwickelte Software Taxbird<br />
haben die Entwickler noch für<br />
Gnome 2 programmiert. Allerdings<br />
ersetzen viele Distributionen<br />
dies durch Gnome 3, somit<br />
verschwinden die benötigten Bibliotheken<br />
aus den Repositories.<br />
Anstatt nun ebenfalls auf<br />
Gnome 3 zu wechseln, entschied<br />
sich der Taxbird-Entwickler Stefan<br />
Siegl für einen Neustart. Der<br />
Nachfolger Geierlein setzt dabei<br />
auf Javascript und XUL. Der Vorteil<br />
liegt auf der Hand: Geierlein<br />
läuft damit nicht nur unter<br />
Linux, sondern unter jedem System,<br />
für das Programm XUL Runner<br />
oder der Browser Firefox bereitsteht.<br />
Damit kommen ebenso Windows-<br />
wie MacOS-Nutzer in den<br />
Genuss einer freien Software für<br />
die Abgabe der Umsatzsteuervor-<br />
© Thomas Leichtenstern, LNM AG<br />
README<br />
Um Umsatzsteuervoranmeldungen<br />
an das<br />
Finanz amt zu übermitteln,<br />
gab es für Linux<br />
bisher die Software Taxbird.<br />
Das Projekt endet,<br />
lebt aber im Nachfolger<br />
Geierlein weiter.<br />
INSTALLATION<br />
Eine Installation im eigentlichen Sinne benötigt Geierlein<br />
nicht. Laden Sie zunächst die jüngste Version des Programms<br />
von der Projektseite herunter. Bei Redaktionsschluss<br />
war das die Version 0.3.2. Die Datei, beispielsweise<br />
geierlein-0.3.2.zip, entpacken Sie in einem Verzeichnis<br />
Ihrer Wahl. Anschließend wechseln Sie in das entsprechende<br />
Verzeichnis und starten das Programm mit dem<br />
Befehl firefox -app application.ini.<br />
Um die Software zu betreiben, brauchen Sie einen Browser<br />
mit der richtigen Version der Gecko-Engine, also jenem Modul,<br />
das die Elemente letztendlich in ein Bitmap umwandelt.<br />
Im Test mit der Version 0.3.2 verlangte das Programm mindestens<br />
eine Gecko-Version 3.5.<br />
Alternativ zum Betrieb in einem Browser läuft die Software<br />
Geierlein außerdem auf einem Rechner mit einem Webserver,<br />
wie Apache oder dem leichtgewichtigeren Nginx [7]. Da<br />
dieser aber die Kommunikation mit dem Server des Finanzamts<br />
durchreicht, braucht es eine spezielle Konfiguration<br />
des Servers. Beispiele für diese Konfigurationsvariablen finden<br />
Sie auf der Projektseite [8].<br />
38 10 | 12<br />
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Geierlein<br />
SCHWERPUNKT<br />
anmeldung. Besonders für Letztere<br />
ist das spannend, da die offizielle<br />
Formular-Software bislang<br />
nur für Windows bereitsteht.<br />
Erste Schritte<br />
Einmal gestartet stellt das Programm<br />
Geierlein Ihnen keine großen<br />
Hürden in den Weg (Abbildung<br />
A). Im oberen Bereich tragen<br />
Sie Stammdaten wie Name,<br />
Adresse und die vom Finanzamt<br />
zugeteilte Steuernummer ein. Bei<br />
Bedarf speichern Sie diese über<br />
den Button Als Standard speichern<br />
dauerhaft ab.<br />
Darunter geht es weiter mit dem<br />
Formular für die eigentliche Umsatzsteuer.<br />
Standardmäßig steht<br />
ein vereinfachtes Formular bereit,<br />
das nur die wesentlichen Felder<br />
zeigt. Wer mehr benötigt, klickt<br />
auf Vollständiges Formular: Dann<br />
zeigt die Software das umfangreichere<br />
Formular mit allen Feldern.<br />
Nach dem Ausfüllen wählen Sie<br />
zwischen Daten senden und Als<br />
Testfall senden. Letzterer hilft<br />
beim Prüfen der Eingaben. Dabei<br />
überträgt das Programm die Daten<br />
zwar ans Finanzamt, wo der<br />
Server sie jedoch gleich wieder<br />
verwirft. Zuvor prüft Geierlein einige<br />
der Angaben und warnt zum<br />
Beispiel, wenn Sie in Feldern für<br />
Zahlenwerte Buchstaben eingetragen<br />
haben. Nach dem Absenden<br />
erhalten Sie ein Protokoll des<br />
Transfers (Abbildung B).<br />
Um die CLI-Version von Geierlein<br />
zu starten, benötigen Sie noch die<br />
beiden Node.js-Module iconv und<br />
optimist. Diese installieren Sie am<br />
besten direkt im Verzeichnis von<br />
Geierlein mit npm install minimalist<br />
iconv. Anschließend rufen Sie<br />
aus dem gleichen Verzeichnis mit<br />
bin/geierlein ganz einfach die<br />
Software auf.<br />
Bei der Version für die Kommandozeile<br />
hinterlegen Sie die<br />
Daten zur Umsatzsteuer als Textdatei.<br />
Geierlein bringt eine kommentierte<br />
Datei ustva im Verzeichnis<br />
doc/examples mit (Abbildung<br />
C). Diese editieren Sie nach<br />
eigenen Bedürfnissen und übertragen<br />
sie anschließend auf der<br />
Kommandozeile mit dem Aufruf<br />
bin/geierlein Datei.<br />
Bislang ist Geierlein nicht in der<br />
Lage, die Umsatzsteuervoranmeldungen<br />
digital zu signieren. Geierlein-Entwickler<br />
Stefan Siegl bestätigte<br />
auf Nachfrage aber, an<br />
diesem Projekt mit Hochdruck zu<br />
arbeiten. Ab Januar 2013 akzeptieren<br />
die Steuerbehörden nämlich<br />
nur noch signierte Datentransfers.<br />
Bis dahin möchte er die<br />
Funktionalität auf jeden Fall implementiert<br />
haben. Wer bereits<br />
jetzt auf die Funktion angewiesen<br />
ist, greift vorläufig auf die alte<br />
Taxbird-Software zurück.<br />
Eine Implementation der Jahressteuererklärung<br />
hängt von der<br />
Bereitschaft zur Kooperation bei<br />
den Behörden ab und diese erlauben<br />
bislang keine freie Software<br />
(siehe Kasten Coala oder Eric).<br />
A Geierlein kommt<br />
spartanisch daher,<br />
bietet aber alles, was<br />
Sie zum Voranmelden<br />
der Umsatzsteuer<br />
benötigen.<br />
Geierlein 0.3.2<br />
LU/geierlein/<br />
GLOSSAR<br />
XUL: XML User Interface<br />
Language. Eine im<br />
Mozilla-Projekt entwickelte<br />
Sprache zum Beschreiben<br />
von Oberflächen,<br />
die mittlerweile in<br />
anderen Programmen<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Auf der Kommandozeile<br />
Für Freunde der Kommandozeile<br />
bietet Geierlein ein Schmankerl:<br />
Alle Funktionen stehen ohne grafische<br />
Oberfläche bereit. Hierfür<br />
nutzen Sie die Javascript-Bibliothek<br />
Node.js [3]. Diese ermöglicht<br />
den Einsatz von Javascript<br />
auf der Kommandozeile und in<br />
Server-Applikationen. Dabei setzt<br />
sie auf die von Google entwickelte<br />
Engine V8. Sie installieren Node.<br />
js am einfachsten über einen Paketmanager<br />
der Distribution. Das<br />
Paket heißt meist nodejs ohne<br />
Punkt, da Sonderzeichen in den<br />
Namen oft verboten sind.<br />
B Nach Abschluss des<br />
Transfers zeigt die Software<br />
im Protokoll alle<br />
relevanten Daten an.<br />
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10 | 12 39
SCHWERPUNKT<br />
Geierlein<br />
D Die Windows-Software ElsterFormular läuft dank Wine unter Linux.<br />
C Über eine<br />
Textvorlage melden<br />
Sie die Daten zur Umsatzsteuer<br />
über die<br />
Kommandozeilenvariante<br />
von Geierlein.<br />
GLOSSAR<br />
Elster: Elster steht für<br />
Elektronische Steuererklärung<br />
und bezeichnet<br />
das System der Finanzbehörden<br />
zum papierlosen<br />
Übertragen von<br />
Erklärungen und Voranmeldungen.<br />
Die zugehörige<br />
kostenlose (aber<br />
proprietäre) Software<br />
heißt ElsterFormular.<br />
Wer seine Jahressteuererklärung,<br />
als Privatperson oder als Unternehmen,<br />
elektronisch übermitteln<br />
möchte, ist somit nach wie<br />
vor auf proprietäre Software angewiesen.<br />
Neben einigen kommerziellen<br />
Produkten, die diese<br />
Funktionalität bieten, stellen die<br />
Steuerbehörden hierfür ein eigenes<br />
Programm bereit, das das Elster-Verfahren<br />
[4] unterstützt. Mit<br />
einer aktuellen Version von Wine<br />
klappt der Betrieb der kostenlosen<br />
Software [5] auch unter<br />
Linux-Systemen (Abbildung D).<br />
Unter Wine<br />
ElsterFormular (derzeit aktuellste<br />
Version 13.2.0.8623k) steht in<br />
drei Versionen zum Download bereit:<br />
eine Variante für Privatanwender,<br />
die nur die normale Steuererklärung<br />
erlaubt, eine Variante<br />
für Unternehmen, in der beispielsweise<br />
die Umsatzsteuervoranmeldung<br />
oder eine Gewerbesteuererklärung<br />
möglich ist sowie<br />
eine dritte Variante, die alle notwendigen<br />
Funktionen bereithält.<br />
Wer die Variante mit dem kompletten<br />
Umfang wählt, macht auf<br />
jeden Fall nichts falsch. Außer einem<br />
etwas größeren Download<br />
gibt es keinerlei Nachteile.<br />
Nach dem Herunterladen wechseln<br />
Sie auf der Kommandozeile<br />
in das Verzeichnis, in dem sich<br />
die heruntergeladene Datei befindet,<br />
und starten das Programm<br />
mit dem Aufruf<br />
$ wine ElsterFormular-13.2.0.862U<br />
3k.exe<br />
Für die Installation brauchen Sie<br />
lediglich die Lizenz der Software<br />
akzeptieren und ein Zielverzeichnis<br />
im virtuellen Laufwerk C: der<br />
Wine-Installation angeben. Anschließend<br />
taucht die Software<br />
automatisch im Menü des jeweiligen<br />
Window-Managers auf.<br />
ElsterFormular bietet daneben die<br />
Möglichkeit, eine Steuererklärung<br />
als Testfall zu übermitteln. Wer<br />
sich also zunächst nur davon<br />
überzeugen möchte, dass das Programm<br />
auch korrekt arbeitet, der<br />
wählt den Menüpunkt Datenermittlung<br />
| Test der Datenübermittlung<br />
an das Finanzamt (Musterfall<br />
senden), und sieht auf diese Weise,<br />
ob die Kommunikation mit den<br />
Servern der Finanzbehörden<br />
funktioniert. Anschließend steht<br />
dem Transfer der Daten nichts<br />
mehr im Wege.<br />
Direkt online<br />
Die Finanzbehörden bieten mit<br />
ElsterOnline [6] auch die Möglichkeit,<br />
einige der Daten direkt<br />
über den Browser ans Finanzamt<br />
zu übertragen. Das hilft aber bei<br />
der persönlichen Einkommensteuererklärung<br />
nicht weiter,<br />
denn diese steht bislang in Elster-<br />
Online nicht bereit. (tle/ agr) n<br />
COALA ODER ERIC<br />
Für die elektronische Kommunikation mit den Finanzbehörden<br />
existieren zwei Protokolle: Coala und Eric.<br />
Ersteres erlaubt zurzeit ausschließlich das Übermitteln<br />
von Umsatzsteuervoranmeldungen. Der Einsatz<br />
des Protokolls ist für freie Projekte möglich, die Spezifikationen<br />
hierfür stellen die Finanzbehörden kostenlos<br />
bereit. Programmierer alternativer Software<br />
erhalten vom Bayerischen Landesamt für Steuern<br />
eine entsprechende Hersteller-ID.<br />
Die Abgabe der Jahressteuererklärung läuft nur mit<br />
dem Protokoll Eric. In diesem Fall lehnen die<br />
Finanzbehörden aber eine alternative Implementation<br />
durch andere Software ab. Es darf nur in offiziellen<br />
von den Behörden bereitgestellten Bibliotheken<br />
zum Einsatz kommen. Diese stehen aber unter<br />
einer proprietären Lizenz. Als Grund nennt die<br />
Behörde, dass nur in diesem Fall geeignete serverseitige<br />
Prüfungen auf Plausibilität greifen. Das bedeutet,<br />
dass die Eric-Server letztendlich eine ungültige<br />
Steuererklärung akzeptieren. Daher setzen die<br />
Finanzbehörden darauf, dass der Client die Steuererklärung<br />
vor dem Übermitteln überprüft.<br />
Dieses Vorgehen erweist sich nicht nur in Bezug auf<br />
die Implementation freier Software als problematisch,<br />
es ist außerdem aus Sicherheitsgründen nicht<br />
empfehlenswert. Jemand, der vorsätzlich eine fehlerhafte<br />
Steuererklärung abgeben möchte, wäre in<br />
der Lage, dies mit manipulierter Software zu tun.<br />
INFO<br />
[1] Geierlein-Projekt:<br />
http:// stesie. github. com/ geierlein/<br />
[2] Taxbird: http:// www. taxbird. de<br />
[3] Node.js: http:// nodejs. org<br />
[4] Elster: http:// www. elster. de<br />
[5] ElsterFormular:<br />
https:// www. elster. de/ elfo_home. php<br />
[6] ElsterOnline: https:// www. elsteronline. de<br />
[7] Nginx: Falko Benthin, „Auf der<br />
Über hol spur“, LU 08/ 2012, S. 38,<br />
http:// www. linux-community. de/ 26390<br />
[8] Konfigurationen für Apache und Nginx:<br />
https:// github. com/ stesie/ geierlein/ wiki<br />
40 10 | 12<br />
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Widelands<br />
Wirtschaftssimulation Widelands<br />
Baumeister<br />
Der Aufbau einer Volkswirtschaft hängt von vielen Faktoren ab. Wer bei<br />
der Wirtschaftssimulation Widelands die Ressourcen richtig einsetzt,<br />
herrscht im Handumdrehen über ein florierendes Reich. Erik Bärwaldt<br />
© Xavier Gallego Morell, 123RF<br />
Widelands Build 17<br />
LU/widelands/<br />
README<br />
Für Liebhaber von Strategiespielen<br />
hält sich<br />
die Auswahl unter Linux<br />
derzeit in Grenzen. Eine<br />
Ausnahme und zudem<br />
ein Vertreter der Spitzenklasse<br />
aus dem<br />
Genre nennt sich Widelands<br />
und bietet für<br />
viele Stunden Spiel,<br />
Spaß und Spannung auf<br />
hohem Niveau.<br />
Linux gilt gemeinhin nicht als<br />
bevorzugte Plattform für Gamer.<br />
Vor allem kommerzielle Spiele<br />
stehen bislang in vielen Fällen<br />
nicht für das freie Betriebssystem<br />
zur Verfügung. Aber anspruchsvolle<br />
Spiele für Linux, die kostenlos<br />
bereitstehen, gibt es auch unter<br />
GPL-Lizenz. Eines davon ist<br />
das seit Jahren kontinuierlich<br />
entwickelte Widelands [1]. Ähnlich<br />
wie das seit DOS-Zeiten bekannte<br />
Spiel „Die Siedler“ simuliert<br />
es den Aufbau einer Volkswirtschaft<br />
und fordert vom Spieler<br />
strategisches wie taktisches<br />
Denken gleichermaßen.<br />
Installation<br />
Widelands findet sich inzwischen<br />
in den Repositories der meisten<br />
großen Distributionen. Sie installieren<br />
es entsprechend komfortabel<br />
über den Paketmanager des<br />
Systems. In der Regel handelt es<br />
sich dabei jedoch nicht um die aktuelle<br />
Version Build17. Möchten<br />
Sie diese verwenden, nutzen Sie<br />
den Quellcode [4] des neuesten<br />
Releases von der Website des Projektes,<br />
den Sie auch auf der Heft-<br />
DVD finden. Für OpenSuse gibt<br />
es darüber hinaus ein inoffiziellen<br />
Repository. Dies stellt das<br />
Spiel in der neuesten Version via<br />
1 click install zum Einrichten bereit<br />
[2]. Eventuelle Abhängigkeiten<br />
löst das System dabei selbstständig<br />
auf.<br />
Im Web finden Sie eine ausführliche<br />
Anleitung für unterschiedliche<br />
Linux-Distributionen, die beschreiben,<br />
wie Sie Widelands aus<br />
dem Quellcode kompilieren [3].<br />
Diese detaillierten Hinweise sind<br />
dringend nötig, denn die Software<br />
weist eine stattliche Anzahl von<br />
Abhängigkeiten auf und setzt daher<br />
bei den meisten Distributionen<br />
zunächst die Installation<br />
zahlreicher Pakete vo raus. Im Test<br />
unter Mandriva 2010.2 zog das<br />
System genau 99 zusätzliche Pakete<br />
mit einem Gesamtumfang<br />
von knapp 200 MByte auf die<br />
Platte.<br />
Dabei tauchte ein weiteres Hindernis<br />
auf: Einige der Bibliotheken,<br />
die Widelands voraussetzt,<br />
stehen nicht in den erforderlichen<br />
Versionen bereit, sondern<br />
nur in neueren Varianten. Da die<br />
neuen teils andere Abhängigkeiten<br />
und Namen besitzen, bleibt<br />
als Ausweg nur, das Spiel mit dem<br />
Schalter --nodeps aus dem Quellcode<br />
zu kompilieren. Dieser bewirkt,<br />
dass das Setup sämtliche<br />
Abhängigkeiten ignoriert.<br />
Die neueste Version<br />
Eine saubere Installation der<br />
Software ist allerdings unter diesen<br />
Umständen nicht mit vertretbarem<br />
Aufwand möglich. Da im<br />
Test jedoch die neueste Variante<br />
des Spiels zum Einsatz kommen<br />
sollte, ging dem Test eine manuelle<br />
Installation der geforderten<br />
Bibliotheken voraus. Das gut 160<br />
MByte große Tar-Archiv mit dem<br />
Quellcode des Spiels entpacken<br />
Sie mit dem Befehl:<br />
$ tar -xjvf widelands-build17-srU<br />
c.tar.bz2<br />
Wechseln Sie in das Unterverzeichnis<br />
widelands-build17-src,<br />
und öffnen Sie in diesem ein Ter-<br />
44 10 | 12<br />
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Widelands<br />
PRAXIS<br />
minal. Starten Sie jetzt das Skript<br />
./ compile.sh mit Root-Rechten. Im<br />
Test ließ sich das Spiel umgehend<br />
und problemlos kompilieren. Im<br />
Anschluss starten Sie die Software<br />
mit der Eingabe von<br />
./ widelands in der Konsole.<br />
Die brandneue Build 17 überzeugte<br />
jedoch trotz des erheblichen<br />
Aufwands bei der Installation<br />
weder unter Mandriva noch<br />
unter der aktuellen Version 12.1<br />
von OpenSuse. Nach dem Vorspann<br />
und dem Beginn eines<br />
Spiels zeigten sich wiederholt auf<br />
beiden Systemen massive Fehler<br />
in der Grafik. So flackerte das<br />
Bild, es traten Artefakte auf, und<br />
beim Öffnen von Fenstern überdeckte<br />
eine Schraffur Textteile<br />
und zum Teil Symbole, sodass<br />
diese unleserlich waren.<br />
Nicht einsatzfähig<br />
Zudem fiel auf, dass während des<br />
Ladens der Animationen und der<br />
Auswahl eines Szenarios die CPU-<br />
Last bei 100 Prozent verharrte,<br />
und der Mauszeiger sich nur ruckelnd<br />
und unpräzise bewegen<br />
ließ. In dieser Form war das Spiel<br />
nicht einsatzfähig. Für den weiteren<br />
Test kam die Version aus den<br />
Repositories zum Einsatz.<br />
Zum Einsatz kam deshalb unter<br />
Mageia 1 die Variante Build 16<br />
aus den Repositories, die aus dem<br />
Stand tadellos funktionierte. Bei<br />
der Installation legte das Skript<br />
automatisch im Unterverzeichnis<br />
Spiele des Menüs einen entsprechenden<br />
Starter an, sodass Sie<br />
das Spiel komfortabel per Mausklick<br />
aktivieren. Widelands präsentiert<br />
sich danach in einem<br />
übersichtlichen Programmfenster<br />
(Abbildung A).<br />
Über die Schaltfläche Optionen<br />
erreichen Sie Einstellungen zur<br />
Sprache, zur Bildschirmauflösung<br />
und zur akustischen Untermalung.<br />
Die Entwickler haben die<br />
Darstellung auf SVGA-Auflösung<br />
optimiert, was insbesondere für<br />
schwächere Grafikkarten oder<br />
aber WXGA- und XGA-Bildschirme<br />
von Vorteil ist.<br />
Sofern Sie einen höher auflösenden<br />
Bildschirm nutzen, lohnt es<br />
sich, die vorgegebenen Werte entsprechend<br />
heraufzusetzen. Auf<br />
diese Weise sehen Sie einen deutlich<br />
umfangreicheren Bildausschnitt<br />
und einen besseren Überblick<br />
über das Spielgeschehen.<br />
Immer komplexer<br />
Das Spiel kennt zwei Modi: für einen<br />
einzelnen Spieler oder zu<br />
mehreren über das Netz. Die Software<br />
gestattet dabei das kooperative<br />
Spiel sowohl in einem Intranet<br />
als auch über das Internet.<br />
Nach Auswahl der gewünschten<br />
Spielart müssen Sie noch entsprechende<br />
Angaben zur IP-Adresse,<br />
zu den Account-Daten sowie zum<br />
Server im Netz machen.<br />
Möchten Sie stattdessen alleine<br />
gegen den Computer spielen,<br />
dann wählen Sie den Menüpunkt<br />
Einzelspieler. Damit haben Sie die<br />
Möglichkeit, Ihr Geschick gegen<br />
einen oder mehrere virtuelle Gegner<br />
zu beweisen.<br />
Widelands hat sich – gemessen<br />
an den frühen Versionen [5] – zu<br />
einer deutlich anspruchsvolleren<br />
Simulation gemausert. Es bestehen<br />
nun innerhalb der simulierten<br />
Volkswirtschaft erheblich<br />
mehr wirtschaftliche Abhängigkeiten<br />
als bei früheren Varianten,<br />
sodass es ähnlich wie beim<br />
Schachspiel gilt, die Folgen bestimmter<br />
Spielzüge unter Berücksichtigung<br />
unterschiedlichster<br />
Aspekte genau abzuwägen.<br />
Das ursprüngliche Konzept<br />
blieb jedoch gleich: ausgehend<br />
von einem Hauptquartier oder einem<br />
Dorf bei einer Burg eine florierende<br />
Wirtschaft begründen,<br />
die sich nach entsprechender<br />
räumlicher Expansion gegen Eindringlinge<br />
zu behaupten weiß.<br />
Dazu spielen Sie entweder Kampagnen,<br />
die auf einer vorgegebenen<br />
Historie beruhen, oder Sie<br />
versuchen im freien Spiel Ihr Geschick.<br />
Dazu wählen Sie aus einer<br />
stattlichen Liste bereits vorhandener<br />
Karten die passende aus.<br />
Karten selbst erstellen<br />
Die Karten weisen unterschiedliche<br />
Größen mit einer jeweils eigenen<br />
Topographie auf. Sagt Ihnen<br />
keine der zahlreichen Landkarten<br />
zu, so erlaubt es der Editor, den<br />
Sie aus dem Hauptmenü heraus<br />
erreichen, eigene Karten zu entwerfen<br />
oder vorhandene zu bearbeiten.<br />
Dabei legen Sie neben den<br />
topographischen Merkmalen die<br />
Größen von Gebäuden und das<br />
Vorkommen von Rohstoffen fest.<br />
Anschließend entscheiden Sie,<br />
welcher Volksgruppe Sie angehören<br />
möchten. Zur Auswahl stehen<br />
Barbaren, Atlanter oder Imperium.<br />
Im nächsten Schritt definieren<br />
Sie, wie sich der Computer als<br />
A Das Startfenster von<br />
Widelands beschränkt<br />
sich aufs Nötigste.<br />
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10 | 12 45
PRAXIS<br />
Widelands<br />
B Anhand der Statistiken<br />
stellen Sie auf<br />
einen Blick fest, ob<br />
Ihre Wirtschaft floriert<br />
oder nicht.<br />
C Um Soldaten auszubilden,<br />
gilt es, darauf<br />
zu achten, dass genügend<br />
Proviant und<br />
Waffen bereitstehen.<br />
Gegner verhält. Daneben legen<br />
Sie den Typ des Spiels fest. Durch<br />
Anklicken der Schaltfläche Typ<br />
wählen Sie aus, ob Sie ein Endlosspiel<br />
bevorzugen oder beispielsweise<br />
die Alleinherrschaft anstreben.<br />
Sammler und Jäger entscheiden<br />
sich dagegen vermutlich für<br />
das Ziel, einen möglichst großen<br />
Waren- oder Baumbestand zu erreichen.<br />
Daneben steht der Besitz<br />
möglichst großer Ländereien als<br />
weiteres Ziel bereit.<br />
Ein Klick auf die Schaltfläche<br />
Spiel starten öffnet das eigentliche<br />
Spiel. Widelands benötigt<br />
zum Vorbereiten des Szenarios<br />
einige Sekunden und präsentiert<br />
Ihnen anschließend das Hauptquartier<br />
beziehungsweise das<br />
Burg- oder Zitadellendorf. Sofern<br />
Sie als Startbedingung ein Dorf<br />
anstelle des herkömmlichen<br />
Hauptquartiers<br />
gewählt haben,<br />
bestehen bereits<br />
einige wichtige Gebäude,<br />
die allerdings<br />
nicht miteinander<br />
verbunden sind. Sie<br />
müssen zwischen den<br />
Anwesen zunächst<br />
Wege bauen und<br />
Gewerbe ansiedeln.<br />
Um im Spiel zu bestehen<br />
und dem Computer<br />
als Gegner gewachsen<br />
zu sein, gilt<br />
es, die Ressourcen ausgewogen zu<br />
nutzen. Dabei spielt es keine Rolle,<br />
wo Sie beginnen. Zunächst<br />
sollten Sie Häuser für Holzfäller<br />
bauen und Steinbrüche erschließen,<br />
um wichtige Rohstoffe auszubeuten.<br />
Für die Expansion<br />
brauchen Sie Forsthäuser, einen<br />
Steinmetz sowie ein Sägewerk.<br />
Der Bau größerer Gebäude setzt<br />
behandeltes Holz aus einem solchen<br />
voraus.<br />
Auf keinen Fall sollten Sie gleich<br />
nach dem Start in Ihrem Einflussbereich<br />
ausschließlich mittlere<br />
und große Gebäude bauen, da<br />
diese viele Ressourcen benötigen,<br />
und diese unter Umständen in<br />
dieser Phase nicht bereitstehen.<br />
Die im Hauptquartier oder einem<br />
Warenlager befindlichen Rohstoffe<br />
erschöpfen sich schnell, wenn<br />
der Nachschub<br />
ausbleibt.<br />
Das Programm<br />
bietet einige Hilfen<br />
an, um Ihnen<br />
auf einen Blick<br />
den aktuellen Bestand<br />
der Rohstoffe<br />
anzuzeigen:<br />
In der mittig<br />
angeordneten<br />
Symbolleiste am<br />
unteren Bildschirmrand<br />
greifen<br />
Sie über das<br />
zweite Symbol<br />
von links auf ein<br />
Menü mit Statistiken<br />
zu. Nach<br />
dem Öffnen klicken Sie erneut auf<br />
die zweite Schaltfläche von links<br />
und erhalten nun ein Fenster mit<br />
detaillierten Angaben zu den vorhandenen<br />
Warenbeständen.<br />
Die Auslastung der einzelnen<br />
Gebäudegruppen ermitteln Sie<br />
durch Anklicken der dritten<br />
Schaltfläche von links. Hier sehen<br />
Sie neben der in Prozentwerten<br />
angezeigten Effizienz die Anzahl<br />
der vorhandenen sowie der im<br />
Bau befindlichen Gebäude eines<br />
Typs. So besitzen Sie stets einen<br />
besseren Überblick über die Ökonomie<br />
und vermeiden Engpässe<br />
in einzelnen Bereichen, indem Sie<br />
weitere Gebäude eines Typs bauen<br />
(Abbildung B).<br />
Als eine weitere nützliche Hilfe<br />
erweist sich die Nachrichtenfunktion:<br />
Wenn Sie in der Symbolleiste<br />
unten im Spielfeld auf die rechte<br />
Schaltfläche klicken, öffnet<br />
sich eine Liste mit Nachrichten,<br />
die das System für Sie generiert<br />
hat. Neben Mitteilungen mit eher<br />
informativem Charakter erfahren<br />
Sie auf diesem Weg unter anderem,<br />
wenn ein Bergwerk keinen<br />
Rohstoff mehr fördert.<br />
In diesem Falle sollten Sie die<br />
betreffende Mine schleunigst abreißen,<br />
da ansonsten die Bergleute<br />
weiterhin Nahrungsmittel in<br />
erheblichem Umfang geliefert bekommen,<br />
die unnütz vergeudet<br />
wären. Zudem steigt mit der Zeit<br />
der Grad der Erfahrung eines<br />
Bergmanns, womit er in neuen<br />
Minen effizienter arbeitet. Zu<br />
den in den einzelnen Nachrichten<br />
genannten Gebäuden gelangen<br />
Sie ohne Umwege durch einen<br />
Klick auf die kleine Schaltfläche<br />
mit einem kleinen Haus oben<br />
rechts im Nachrichtenfenster.<br />
Das Militär<br />
Die Szenarien enthalten je nach<br />
Größe der Karte zwischen einem<br />
und drei Computergegner, gegen<br />
die Sie sich behaupten müssen.<br />
Früher oder später erreicht die<br />
räumliche Expansion Ihrer Gruppe<br />
die Grenze eines solchen Gegners.<br />
Sofern Sie die Grenze nicht<br />
46 10 | 12<br />
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Widelands<br />
PRAXIS<br />
ausreichend gesichert haben,<br />
greift der Feind Sie an<br />
und erobert Gebäude Ihres<br />
Militärs. Anschließend zerstören<br />
die feindlichen<br />
Truppen alle zivilen Gebäude<br />
in unmittelbarer Nähe.<br />
Der Angriff zieht also neben<br />
den Verlusten an Territorium<br />
einen wirtschaftliche<br />
Schaden nach sich.<br />
Der Computer agiert als<br />
Gegner meist sehr aggressiv,<br />
sodass es sich empfiehlt,<br />
Soldaten von Beginn<br />
an gut auszubilden und zu<br />
versorgen. Nur so sind Sie<br />
einem quantitativ überlegenen<br />
Angriff gewachsen.<br />
Die Ausrüstung und Ausbildung<br />
des Militärs setzt neben<br />
einer Waffen- und einer Rüstungsschmiede<br />
ein Gelände für<br />
das Training sowie eine Ausbildungsstätte<br />
voraus. Um beides<br />
sinnvoll zu betreiben, benötigt<br />
Ihre kleine Welt eine sehr große<br />
Menge an Proviant und Gerätschaften,<br />
was wiederum eine gut<br />
entwickelte Wirtschaft voraussetzt<br />
(Abbildung C).<br />
Wollen Sie in einer Offensive<br />
Gebäude des gegnerischen Militärs<br />
erobern, so klicken Sie einfach<br />
auf das betreffende Objekt.<br />
Anschließend definieren Sie mithilfe<br />
des in einem gesonderten<br />
Fenster erscheinenden Schiebereglers,<br />
wie viele Ihrer Soldaten<br />
Sie in den Angriff schicken möchten.<br />
Reicht die Anzahl an Soldaten<br />
in der Umgebung des Ziels<br />
nicht aus, so müssen Sie zunächst<br />
in Ihren Kasernen die Anzahl der<br />
stationierten Soldaten erhöhen.<br />
Kampfhandlungen schmälern<br />
die Kraft der Soldaten. Diese erholen<br />
sich aber bei Rückkehr in<br />
die Kaserne nach einer gewissen<br />
Zeit wieder. Warten Sie lange genug,<br />
erhalten die Kämpfer die<br />
volle Vitalität zurück. Ein kleines<br />
Symbol über dessen Kopf zeigt<br />
die Ausrüstung und Kampfstärke<br />
jedes Soldaten an. Auf diese Weise<br />
unterscheiden Sie Soldaten<br />
leicht von Zivilisten.<br />
Sie haben nur dann die Möglichkeit,<br />
neue Soldaten auszubilden,<br />
wenn Ihre Wirtschaft die dazu<br />
nötigen Ressourcen bereitstellt.<br />
Dazu gehören vor allem ausreichend<br />
Nahrungsmittel, aber auch<br />
Werkzeug. Auf diese Weise erhöht<br />
sich die Bevölkerung und somit<br />
die Anzahl potenzieller Rekruten<br />
(Abbildung D).<br />
Navigation<br />
Mit zunehmender Dauer des<br />
Spiels und bei großen Landkarten<br />
wird das Spiel rasch unübersichtlich.<br />
Hier hilft eine Miniatur der<br />
Karte, die Sie durch Anklicken<br />
des kleinen Symbols mit der<br />
Landkarte in der Symbolleiste am<br />
unteren Bildschirmrand einblenden.<br />
Einzelne Spieler kennzeichnet<br />
die Software darauf durch<br />
verschiedene Farben.<br />
Im sichtbaren Gebiet navigieren<br />
Sie durch Mausklicks. Widelands<br />
verändert entsprechend der Anzeige<br />
innerhalb der Karte die Position<br />
im Programmfenster. Als<br />
ein weiteres nützliches Tool erweist<br />
sich die Bauhilfe: Ein Klick<br />
auf diesen Button bedeckt Ihr Gelände<br />
mit roten, gelben und grünen<br />
Häusern. Diese Symbole zeigen,<br />
wo Sie ein Gebäude mit welcher<br />
Größe erbauen dürfen. Außerdem<br />
zeigt das Programm, sobald<br />
Sie sich für einen Typ von<br />
Gebäude entschieden haben, den<br />
Wirkungsgrad oder den Platzbedarf<br />
mithilfe von blauen Ellipsen<br />
um den Standort an.<br />
Fazit<br />
Widelands hat gegenüber früheren<br />
Varianten enorm zugelegt.<br />
Das Spiel überzeugt durch ein intuitives<br />
Bedienkonzept, schön gestaltete<br />
Grafiken und ein sehr<br />
komplexes Konzept, das stets für<br />
spannende Aktionen sorgt und<br />
Strategen dauerhaft fordert.<br />
Den positiven Eindruck trüben<br />
lediglich die teils schwer verständlichen<br />
Texte der Nachrichten und<br />
einige kleine Schwächen im Endspiel<br />
bei sehr großen Szenarien.<br />
Positiv fallen stabilen Versionen<br />
auf: Diese ließen sich – im Gegensatz<br />
zur aktuellen Build – aufgrund<br />
der geringen Hardware-Anforderungen<br />
ohne Ruckeln auf einem<br />
Pentium 4 spielen. (tle) n<br />
INFO<br />
[1] Widelands: http:// wl. widelands. org<br />
[2] Widelands für OpenSuse: http:// software.<br />
opensuse. org/ package/ widelands<br />
[3] Kompilieranleitungen: http:// wl. widelands.<br />
org/ wiki/ BuildingWidelands/<br />
[4] Wideland Quellcode: https:// launchpad.<br />
net/ widelands/ +download<br />
[5] Widelands: Erik Bärwaldt, „Stein für Stein“,<br />
<strong>LinuxUser</strong> 04/ 2008, S. 58,<br />
http:// www. linux-community. de/14994<br />
D Den Zustand der<br />
Soldaten erkennen Sie<br />
– wie bei diesem<br />
Kampf – leicht an den<br />
Symbolen über den<br />
Köpfen der Kämpfer.<br />
TIPP<br />
Bergwerke fördern<br />
nur dann Rohstoffe,<br />
wenn die Bergleute<br />
Proviant erhalten. Neben<br />
Rationen, die Tavernen<br />
herstellen, benötigt<br />
der Bergmann<br />
je nach Rohstoff<br />
auch Bier oder Wein.<br />
Der effiziente Betrieb<br />
einer Mine hängt also<br />
von der Existenz einer<br />
Reihe anderer<br />
Gebäude ab.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 47
PRAXIS<br />
App Showdown<br />
Verborgene Schätze aus dem Ubuntu App Showdown<br />
Seltene Perlen<br />
Nützliche Tools aus dem Ubuntu App Showdown erleichtern die Arbeit mit dem Desktop. Wir stellen<br />
Kandidaten vor, die es nicht in die finale Runde des Wettbewerbs geschafft haben. Thomas Drilling<br />
© Krysek, sxc.hu<br />
Variety 0.4.8,<br />
Nitroshare 0.2,<br />
DayJournal 12.06.16,<br />
Menulibre 12.08.9,<br />
Gnome-modemmanager<br />
0.0.1<br />
LU/app/<br />
README<br />
Der Wettbewerb Ubuntu<br />
App Showdown hat vielen<br />
interessanten Projekten<br />
einen ordentlichen<br />
Anschub verpasst.<br />
Wir stellen kleine<br />
Juwelen abseits der von<br />
Community und Jury<br />
prämierten Kandidaten<br />
vor.<br />
Canonical hat im Juni 2012 einen<br />
Wettbewerb für Programmier<br />
mit dem Titel Ubuntu App Showdown<br />
ausgerufen, den die Ubuntu-Gemeinschaft<br />
mit großer Begeisterung<br />
aufnahm. Obwohl die<br />
Teilnehmer nur drei Wochen zum<br />
Umsetzen ihrer Ideen hatten,<br />
fällt die mit 130 Projekten große<br />
Anzahl der Teilnehmer ins Auge.<br />
Die vollständige Liste der eingereichten<br />
Programme findet sich<br />
im Ubuntu-Wiki [1], nebst einer<br />
Beschreibung der zum Hinzufügen<br />
des jeweiligen Personal Package<br />
Archives (PPA) erforderlichen<br />
Befehle. Meist genügt zum<br />
Hinzufügen der Quelle und zum<br />
Installieren des jeweiligen Tools<br />
ein Besuch der entsprechenden<br />
Seite auf Ubuntuupdates, wie<br />
zum Beispiel für Variety [2]. Ein<br />
Klick auf die Schaltfläche APT IN-<br />
STALL zeigt das gewünschte Programm<br />
im Software Center.<br />
Die Teilnehmer durften übrigens<br />
keineswegs aus dem Vollen<br />
schöpfen und einfach ihre bereits<br />
fertigen oder in Entwicklung befindlichen<br />
Programme einsenden,<br />
denn der Fokus auf „Apps“ ist<br />
nicht nur ein Wortspiel, sondern<br />
weist darauf hin, dass die Veranstalter<br />
vor allem auf leichtgewichtige<br />
und gut gemachte Miniprogramme<br />
aus waren, die sich nicht<br />
nur von den Teilnehmern innerhalb<br />
der gesetzten Frist erstellen,<br />
sondern von den Gutachtern<br />
sinnvoll bewältigen ließen.<br />
Ohne die Gewinner<br />
Die drei offiziellen Sieger stehen<br />
inzwischen fest: Der Sieger Lightread<br />
[3], ein kompakter Client für<br />
Google Reader, stammte aus der<br />
Hand von Jono Cooper und<br />
George Czabania. Er erlaubt das<br />
komfortable Verwalten von RSS-<br />
Feeds unter Ubuntu. Interessant<br />
ist, dass die Entwickler bei<br />
Lightread auf die Programmiersprache<br />
Quickly gesetzt haben, einem<br />
Mix aus HTML, CSS und Python.<br />
Das zweitplatzierte Tool<br />
Fogger [4] will den Unterschied<br />
zwischen Desktop- und Web-Anwendungen<br />
einebnen und erleichtert<br />
den Einsatz von Facebook auf<br />
dem Ubuntu-Desktop. Das Programm<br />
stellt die Funktionen von<br />
Facebook in Form einer App in einem<br />
Fenster bereit und integriert<br />
diese zusätzlich in den Launcher.<br />
Auf dem dritten Rang landete<br />
die Spiele-Software Picsaw [5] von<br />
Robert Ancell, die Motive direkt<br />
aus einem Ordner mit Bildern<br />
zum Erzeugen der Puzzles benutzt.<br />
Mit Erscheinen dieser Ausgabe<br />
von <strong>LinuxUser</strong> sollten übrigens<br />
auch drei weitere, von der<br />
Community unter Ausschluss der<br />
bereits offiziell gekürten Sieger<br />
gewählte Gewinner feststehen.<br />
Variety<br />
Neben diesen Siegern, die aus der<br />
Menge der Programme hervorstechen,<br />
existieren unter den Einsendungen<br />
aber noch verborgene<br />
Schätze, wie zum Beispiel Variety<br />
[6]. Der Wallpaper-Changer<br />
stammt von Peter Levi. Zum Zeit-<br />
48 10 | 12<br />
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App Showdown<br />
PRAXIS<br />
punkt des Tests war die Version<br />
0.4.8 aktuell. Dieser lädt automatisch<br />
Hintergrundbilder von ausgewählten<br />
Webseiten, deren Bezugsquellen<br />
Sie in den Einstellungen<br />
des Programms eintragen.<br />
Das Tool bringt eine Reihe von<br />
Quellen für Hintergrundbilder<br />
mit. Darüber hinaus haben Sie<br />
die Möglichkeit, Quellen wie<br />
Flickr, Wallpaper.net oder eigene<br />
Ordner mit Bildern anzugeben.<br />
Sie sollten zudem in den Einstellungen<br />
den für Variety maximal<br />
verfügbaren Platz auf der Festplatte<br />
beschränken, damit das<br />
Programm nicht durch die Downloads<br />
allen Platz belegt.<br />
Variety klinkt sich unter Unity<br />
oder KDE Unity ins Panel ein. Ein<br />
Rechtsklick darauf zeigt das Kontextmenü,<br />
über das Sie via Preferences<br />
den Dialog mit den Einstellungen<br />
öffnen. Die Einträge Next<br />
und Previous dienen zur Navigation<br />
durch die Bilder. Ferner können<br />
Sie Bilder zu den Favoriten<br />
hinzufügen oder im Bildbetrachter<br />
öffnen.<br />
Unter Kubuntu ließ sich im Test<br />
Variety via Launchpad nur in der<br />
Version 0.4.7 installieren. Es<br />
lohnt sich aber durchaus, die Version<br />
0.4.8 mit einigen interessanten<br />
Neuerungen auszuprobieren.<br />
Da es sich um Python-Code handelt,<br />
entpacken Sie einfach das<br />
Tar-Archiv der aktuellsten Version.<br />
Zum Starten genügt ein Klick<br />
auf die ausführbare Datei.<br />
Die Version 0.4.8 bietet gegenüber<br />
der Version 0.4.7 in den Einstellungen<br />
zwei neue Reiter Sharing<br />
und Effects (Abbildung A).<br />
Letzterer ersetzt den alten Reiter<br />
Filters und bietet die Möglichkeit,<br />
eine Uhr auf dem Desktop anzuzeigen.<br />
Dabei handelt es sich aber<br />
um ein experimentelles Feature.<br />
Außerdem bietet das Programm<br />
eine History der heruntergeladenen<br />
oder hinzugefügten Bilder.<br />
Aktivieren Sie hier die Optionen<br />
Enable sharing on Facebook for images<br />
from online source und Display<br />
dialog to customize the Facebook<br />
post before publishing, haben Sie<br />
die Möglichkeit, Ihre favorisierten<br />
Wallpaper auf elegante Weise<br />
über Facebook zu teilen.<br />
Nitroshare<br />
Mit Nitroshare [7] von Nathan<br />
Osman versenden Sie auf einfache<br />
Weise Dateien und Verzeichnisse<br />
ohne komplexe Konfiguration an<br />
andere Linux- oder Windows-<br />
Rechner im Netz, auf denen ebenfalls<br />
das Programm läuft. Das Tool<br />
tauscht problemlos selbst Dateien<br />
mehrere GByte große Dateien aus.<br />
Die aktuelle Version 0.2 gibt es<br />
nicht nur in Form von Debian-Paketen,<br />
sondern daneben auch als<br />
RPM-Paket sowie in jeweils einer<br />
Windows-Version für 32- und<br />
64-Bit-Systeme.<br />
Die Linux-Version installieren<br />
Sie wie gewohnt über den Paketmanager<br />
der Distribution, etwa<br />
dem Software Center, während<br />
die Windows-Version als selbstentpackendes<br />
Executables bereitsteht.<br />
Nach dem Start signalisiert<br />
die Software ihre Anwesenheit<br />
über ein Symbol im Panel.<br />
Beim ersten Start leitet zudem<br />
ein Assistent durch die Konfiguration.<br />
Per Voreinstellung sucht<br />
Nitroshare im lokalen Netzwerk<br />
nach anderen Clients und richtet<br />
außerdem auf dem Desktop eine<br />
sogenannte Sharebox ein (Abbildung<br />
B). Möchten Sie Dateien an<br />
einen anderen Rechner senden,<br />
ziehen Sie diese einfach auf die<br />
Sharebox und wählen den Empfänger.<br />
Das funktioniert alternativ<br />
über das Symbol im Panel.<br />
Der Empfänger muss die empfangenen<br />
Dateien bestätigen. Daneben<br />
bietet die Software die<br />
Möglichkeit, über eine Option<br />
Anfragen automatisch zu akzeptieren<br />
und optional eine eigene<br />
Sharebox einzurichten. Ein Fortschrittsbalken<br />
auf dem Symbol<br />
der Sharebox des Absenders zeigt<br />
den Verlauf beim Übertragen der<br />
Daten.<br />
DayJournal<br />
Die Notizverwaltung DayJournal<br />
[8] stammt von Zach Burnham<br />
und liegt aktuell in der Version<br />
12.06.16 vor. Zweifelsohne<br />
gibt es eine ganze Reihe Programme<br />
dieser Art. DayJournal gefällt<br />
einerseits durch seine Einfachheit<br />
und außerdem dadurch, dass das<br />
Tool die einzelnen Einträge nach<br />
Datum sortiert speichert.<br />
Klicken Sie auf ein Datum, öffnet<br />
die Software den Dialog zum<br />
Eingeben von Notizen, die das<br />
Programm anschließend automatisch<br />
als einfache Textdatei im<br />
TIPP<br />
Wer in seinem<br />
Ubuntu-System automatische<br />
Updates erlaubt,<br />
findet mit Erscheinen<br />
des Heftes<br />
viele der für den<br />
Showdown eingereichten<br />
Programme,<br />
die übrigens nicht<br />
ausschließlich unter<br />
Ubuntu laufen, bereits<br />
im Software<br />
Center.<br />
A Variety erlaubt es,<br />
auf einfache Weise das<br />
Wallpaper auf dem<br />
Desktop zu wechseln.<br />
B Nitroshare erlaubt<br />
das einfache Tauschen<br />
von Dateien im Netz.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 49
PRAXIS<br />
App Showdown<br />
C Mit dem Gnome<br />
Modem Manager steuern<br />
Sie das 3G-Modem<br />
im Smartphone vom<br />
Ubuntu-Desktop aus.<br />
GLOSSAR<br />
IMEI: International Mobile<br />
Equipment Identity.<br />
Eine 15-stellige Seriennummer,<br />
die jedes<br />
GSM- und UMTS-Gerät<br />
eindeutig identifiziert.<br />
IMSI: International Mobile<br />
Subscriber Identity.<br />
Eine Teilnehmernummer,<br />
deren fünfzehn<br />
Stellen sich aus Länderkennung,<br />
Netzwerkkennung<br />
sowie der eigentlichen<br />
Identifikationsnummer<br />
des Teilnehmers<br />
zusammensetzen.<br />
USSD: Die Abkürzung<br />
steht für „Unstructured<br />
Supplementary Service<br />
Data“. Dabei handelt es<br />
sich um ein spezielles<br />
GSM-Protokoll, das wie<br />
SMS zum Austauschen<br />
von Informationen und<br />
Nachrichten zwischen<br />
Smartphone und Netz<br />
dient, aber bis zu fünf<br />
Mal schneller arbeitet.<br />
Ordner DayJournal im Home-Verzeichnis<br />
ablegt und dabei Unterverzeichnisse<br />
für das Jahr und die<br />
Monate verwendet.<br />
Das simple Format erlaubt es,<br />
dass Sie jeden Eintrag auch mit<br />
einem beliebigen Editor bearbeiten<br />
können. Die Benutzeroberfläche<br />
ist allerdings wenig aufregend<br />
und bietet nur das Nötigste. Einen<br />
Dialog für Einstellungen gibt<br />
es auch nicht; Sie haben also keine<br />
Möglichkeit, den Speicherort<br />
zu verändern.<br />
MenuLibre<br />
Der Menüeditor MenuLibre [9]<br />
ermöglicht es unter anderem, die<br />
Quicklist-Einträge im Kontextmenü<br />
des Unity-Launchers zu bearbeiten<br />
oder zu erweitern, etwa<br />
um den Zugriff auf weitere Parameter<br />
des entsprechenden Programms<br />
zu bekommen. Zum<br />
Zeitpunkt des Tests war die Version<br />
12.08.9 der Software aktuell.<br />
Das Programm erweist sich aber<br />
auch unter anderen Distributionen<br />
als sinnvolle Hilfe, steht für<br />
diese aber nur im Quellcode bereit.<br />
Das bedeutet, Sie müssen<br />
diesen übersetzen, um in den Genuss<br />
des Programms zu kommen.<br />
Unabhängig von Unity legen Sie<br />
mit dem Tool neue Menüeinträge<br />
für Gnome, LXDE oder XFCE an<br />
oder bearbeiten vorhandene.<br />
Dazu müssen Sie lediglich im Reiter<br />
General Settings einen Namen<br />
sowie eine kurze Beschreibung<br />
eingeben und zudem das Kommando<br />
nebst Pfad eintragen.<br />
Darüber hinaus<br />
legen Sie das Arbeitsverzeichnis<br />
fest und ordnen<br />
den neu erstellten<br />
Launcher einer<br />
oder mehreren<br />
Kategorien<br />
zu. Autor Sean<br />
Michael Davis<br />
demonstriert<br />
den Einsatz der<br />
Software in einem<br />
Youtube-<br />
Video [10].<br />
Gnome Modem Manager<br />
Der Gnome Modem Manager<br />
(GMM) bietet die Möglichkeit,<br />
ein 3G-Modem des Smartphones<br />
vom Gnome-Desktop aus zu steuern<br />
[11]. Das funktioniert für<br />
mehrere verbundene Mobiltelefone.<br />
Die Applikation arbeitet ähnlich,<br />
wie etwa die Programme<br />
„Megafon Internet“ oder „MTS<br />
Connect“ unter Windows.<br />
Steuern bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass Sie zum Beispiel<br />
den Status und andere Informationen<br />
des 3G-Modem einsehen<br />
(IMEI, IMSI, Operator-Name,<br />
Version, Hardware-Treiber)<br />
oder die Möglichkeit haben,<br />
USSD-Requests zu senden und<br />
zusätzlich die zugehörigen Antworten<br />
zu betrachten.<br />
GMM zeigt unter anderem die<br />
aktuellen Kurznachrichten der<br />
SIM-Karte des Smartphones an.<br />
Für künftige Versionen planen<br />
die Entwickler eine Funktion, die<br />
das Bearbeiten der auf der SIM-<br />
Karte gespeicherten Kontakten<br />
vom Desktop aus ermöglicht.<br />
Das Programm verwendet das<br />
von Novell entwickelte „Modem-<br />
Manager D-Bus Interface“ und<br />
setzt daher einen laufenden NetworkManager-Daemon<br />
und einen<br />
installierten ModemManager voraus.<br />
Welche Geräte die Software<br />
unterstützt, hängt von der Version<br />
des ModemManagers ab,<br />
denn bei GMM handelt es sich lediglich<br />
um eine Oberfläche für<br />
über via NetworkManager-Applet<br />
nicht adressierbare Funktionen,<br />
die aber im Prinzip bereitstehen.<br />
Aus Sicht der Entwickler interessant<br />
ist, dass GMM komplett in<br />
Vala geschrieben ist. Die Oberfläche<br />
basiert auf GTK+ 3.<br />
Fazit<br />
Die Liste der Teilnehmer hält viele<br />
weitere spannende Kandidaten<br />
bereit, etwa das Spiel „Let It<br />
Flow“, eine GTK-Oberfläche für<br />
die Programmiersprache Quickly<br />
oder die ClamAV-Oberfläche<br />
Glamour. Mit dem Konverter Format<br />
Junkie [12] wandeln Sie<br />
Video-, Audio-, ISO- oder Bilddateien<br />
in viele Formate um.<br />
Einige Programme wie den Dateimanager<br />
Ridual [13] wies das<br />
Reviewer-Team von Ubuntu allerdings<br />
aufgrund der Größe ab, weil<br />
der Fokus des Wettbewerbs explizit<br />
auf Apps lag, also auf eher<br />
handlichen Tools. (agr) n<br />
INFO<br />
[1] Alle eingereichte Programme:<br />
https:// wiki. ubuntu. com/ AppDevelopers/<br />
AppShowdown/ CommunityVote#<br />
Applications<br />
[2] Variety auf Ubuntuupdates:<br />
http:// www. ubuntuupdates. org/ package/<br />
extras/ precise/ main/ base/ variety<br />
[3] Lightread:<br />
http:// www. ubuntuupdates. org/ package/<br />
extras/ precise/ main/ base/ lightread<br />
[4] Fogger: http:// www. ubuntuupdates. org/<br />
package/ extras/ precise/ main/ base/ fogger<br />
[5] Picsaw: https:// launchpad. net/ picsaw<br />
[6] Variety: https:// launchpad. net/ variety<br />
[7] Nitroshare:<br />
https:// launchpad. net/ nitroshare<br />
[8] DayJournal:<br />
https:// launchpad. net/ dayjournal<br />
[9] MenuLibre: https:// launchpad. net/<br />
~menulibre-dev/ +archive/ devel<br />
[10] Video zu MenuLibre:<br />
http:// www. youtube. com/ v/ Mivm51pLuJY?<br />
fs=1& hl=de_DE& rel=0<br />
[11] Gnome Modem Manager:<br />
https:// launchpad. net/<br />
~gnome-modem-manager-team/ +archive/<br />
gnome-modem-manager-stable<br />
[12] Format Junkie: https:// launchpad. net/<br />
~hakermania/ +archive/ format-junkie<br />
[13] Dateimanager Ridual:<br />
https:// github. com/ Riateche/ ridual<br />
50 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Geary<br />
PRAXIS<br />
E-Mails via IMAP verwalten mit Geary<br />
Schicker Postkasten<br />
E-Mails auf einem IMAP-Server zu verwalten, gehört heute zum<br />
© Suze, Photocase.com<br />
Alltag. Der schlanke Client Geary macht dies so einfach, wie es<br />
viele mobile Geräte heute vormachen – trotz kleiner Mängel, die<br />
die Software noch hat. Vincze-Aron Szabo<br />
Immer häufiger ertönen Stimmen,<br />
die sich in den Chor derer<br />
einreihen, der das Ende der klassischen<br />
E-Mail voraussagt [1].<br />
Stattdessen sollen künftig soziale<br />
Netzwerke und andere Dienste,<br />
die in deren Dunstkreis arbeiten,<br />
die Funktion als Überbringer von<br />
Nachrichten übernehmen. Allerdings<br />
sorgen gerade moderne<br />
Smartphones wie Android-Geräte<br />
oder das iPhone dafür, dass es<br />
noch nie so einfach war, eine Mail<br />
zu schreiben.<br />
A Nach dem Start nehmen Sie über<br />
diesen Dialog die Grundeinstellungen<br />
für den Mailclient vor.<br />
Das alte Ritual, die Website des<br />
Providers aufzurufen und sich<br />
umständlich anmelden zu müssen,<br />
oder Thunderbird zu starten<br />
und mit diesem die Mails abzurufen,<br />
verändert sich mit dem Einsatz<br />
der mobilen Technik: Vieles<br />
geht einfacher, denn die Übersichtlichkeit<br />
der mobilen Mail-<br />
Clients hilft, sich aufs Wesentliche<br />
zu konzentrieren.<br />
Da aber nicht alle Provider eine<br />
schlanke Benutzerschnittstelle<br />
für mobile Clients bereitstellen,<br />
haben die klassischen Mailprogramme<br />
nach wie vor ihren Sinn,<br />
vor allem, wenn Sie Ihre Mails in<br />
den eigenen Händen haben<br />
möchten, indem Sie auf der lokalen<br />
Festplatte eine Kopie ablegen.<br />
Doch selbst hier zeichnet sich<br />
ein neuer Trend ab. So hat sich<br />
das Mozilla-Projekt jüngst dazu<br />
entschieden, die Arbeit am Platzhirsch<br />
Thunderbird nicht mehr so<br />
stark voranzutreiben [2]. Darüber<br />
hinaus bekommt das Projekt starke<br />
Konkurrenz. So hat sich das<br />
Entwicklerteam Yorba (siehe Kasten<br />
An einem Strang) im Jahr<br />
2011 dazu entschieden, einen eigenen<br />
Mailclient zu entwickeln.<br />
Dieser Client mit dem Geary eignet<br />
sich vorrangig für den Einsatz<br />
auf dem Gnome-Desktop.<br />
Geary steht in der Version 0.1<br />
bereit, der ersten freigegebenen<br />
Version, die Anfang Mai 2012 erschienen<br />
ist. Zum einen bedeutet<br />
dies, dass Sie diese Version bereits<br />
einsetzen können, zum anderen,<br />
dass einige typische Funktionen<br />
noch nicht eingebaut sind.<br />
Mit der vorliegenden Version<br />
stehen die Grundfunktionen bereit,<br />
das heißt, Sie haben die<br />
Möglichkeit, mit Geary Mails zu<br />
senden, zu empfangen und natürlich<br />
zu lesen und zu schreiben.<br />
Darüber hinaus erlaubt es die<br />
Software, Nachrichten direkt zu<br />
beantworten und weiterzuleiten.<br />
README<br />
Mit dem Mailclient<br />
Geary verwalten Sie<br />
Ihre elektronische Post<br />
auf einem IMAP-Server<br />
auf einfache Weise. Die<br />
Software bietet den nötigen<br />
Komfort, ohne<br />
dass das Interface unnötige<br />
Funktionen mitbringt.<br />
Allerdings gibt<br />
die frühe Version noch<br />
einigen Anlass zu Kritik.<br />
AN EINEM STRANG<br />
Bei der Gemeinschaft mit dem Namen Yorba handelt es sich um<br />
einen Zusammenschluss von Software-Entwicklern aus dem<br />
Raum San Francisco, die ihren Schwerpunkt auf die Arbeit an<br />
freien Anwendungen für Gnome gelegt haben [3].<br />
Die Gruppe finanziert ihre Arbeit aus Spenden von Anwendern<br />
und anderen Quellen. Einen Namen hat sich die Gruppe mit dem<br />
Bildarchivar Shotwell gemacht, der seit Ubuntu 10.10 in der Distribution<br />
die Standardanwendung zum Verwalten von Fotos ist.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 51
PRAXIS<br />
Geary<br />
B Geary bietet auf seiner<br />
dreigeteilten Oberfläche<br />
einen Überblick<br />
über die Ordner, Mails<br />
in diesen und den Inhalt<br />
einer Nachricht.<br />
INSTALLATION<br />
Da Yorba mit Shotwell bereits eine Ubuntu sehr nahestehende Anwendung<br />
betreut, kommen Ubuntu-Anwender mit Geary schnellstens<br />
in den Genuss, das Programm zu installieren. Die erforderlichen<br />
Pakete stehen in einem eigenen Repository bereit. Sie öffnen<br />
eine Konsole und geben folgendes Kommando ein:<br />
$ sudo add-apt-repository ppa:yorba/ppa<br />
Aktualisieren Sie nun mit sudo apt-get update und installieren<br />
Sie mit sudo apt-get install geary die Software.<br />
Unter anderen Distributionen laden Sie mithilfe von Git die Quellen<br />
zum Kompilieren herunter. Geben Sie dazu das folgende<br />
Kommando in eine Konsole ein:<br />
$ git clone git://yorba.org/geary<br />
Eine vollständige Übersicht über benötigte Pakete für das Kompilieren<br />
von Geary finden Sie im Geary-Wiki [4] unter der Überschrift<br />
Building & Running. Darunter befinden sich die Entwicklungspakete<br />
von Vala und Cmake.<br />
Um Geary zu kompilieren, müssen Sie mit cd geary in das entsprechende<br />
Verzeichnis wechseln und mit ./configure die Konfiguration<br />
starten. Anschließend führen Sie das Kommando make<br />
aus. Nach dem Kompilieren hieven Sie Geary mit dem Befehl<br />
make install ins System. Die letzten Befehle müssen Sie mit<br />
Root-Rechten ausführen.<br />
Optional steht eine Rechtschreibprüfung<br />
bereit, und Tastenkürzel<br />
erleichtern den Zugriff auf etliche<br />
Funktionen. Besonders erwähnenswert<br />
ist die bereits vorhandene<br />
Fähigkeit, Mails zu Konversationen<br />
zusammenzufassen, um<br />
so etwas mehr Überblick im Posteingang<br />
zu erhalten.<br />
Nach der Installation starten Sie<br />
Geary in der Regel über das Startmenü<br />
oder über eine Konsole mit<br />
dem Kommando geary. Bei ersten<br />
Start fragt Geary in einem Dialog<br />
die Grundeinstellungen ab (Abbildung<br />
A, vorherige Seite). Sie können<br />
auf alle Konten zugreifen, die<br />
IMAP unterstützen. POP3 unterstützt<br />
Geary generell nicht.<br />
Für Nutzer von Yahoo Mail und<br />
Google Mail geht das Einrichten<br />
komfortabel vonstatten: Wählen<br />
Sie aus der Auswahlliste Service<br />
den Dienst und geben Sie in die<br />
drei folgenden Eingabefelder Ihren<br />
Namen, die E-Mail-Adresse<br />
und das Passwort für den<br />
Account ein. Danach klicken Sie<br />
auf OK, und Geary übernimmt alles<br />
Weitere. Allerdings sollten<br />
Yahoo-Mail-Nutzer den wichtigen<br />
Hinweis aus der Online-Hilfe von<br />
Geary berücksichtigen: Das Verwalten<br />
von Konten bei Yahoo<br />
Mail ist derzeit experimentell.<br />
Nutzer anderer Mail-Dienste<br />
wählen aus der Auswahlliste Service<br />
den Eintrag Other aus und<br />
füllen anschließend die entsprechenden<br />
Felder mit Inhalt. Die<br />
Informationen über die Adresse<br />
des IMAP-Servers für eingehende<br />
Mails und des SMTP-Servers für<br />
ausgehende Mails erfahren Sie<br />
gegebenenfalls aus den Hilfeseiten<br />
des Providers.<br />
Nachdem Sie die Einstellungen<br />
über OK bestätigt haben, startet<br />
Geary die Programmoberfläche<br />
und schließt die Konfiguration<br />
ab. Die Oberfläche teilt sich in<br />
drei Spalten auf: In der linken<br />
Spalte finden Sie den Zugang zum<br />
Posteingang (Inbox) und die sogenannten<br />
Labels. Klicken Sie auf<br />
Inbox listet die Software die darin<br />
enthaltenen E-Mails in der zweiten<br />
Spalte auf. In dieser Liste sehen<br />
Sie neben dem Namen des<br />
Absenders oder seiner Adresse<br />
das Sendedatum, den Betrag und<br />
einen Auszug aus der Mail.<br />
Klicken Sie auf eine dieser E-<br />
Mails, zeigt das Programm in der<br />
dritten Spalte den Inhalt der ausgewählten<br />
Nachricht an (Abbildung<br />
B). Handelt es sich bei der<br />
Mail in der mittleren Spalte um<br />
einen Teil einer Konversation,<br />
zeigt eine kleine graue Zahl die<br />
Anzahl in dieser Konversation<br />
enthaltenen Nachrichten an.<br />
Wählen Sie eine Mail aus dieser<br />
Konversation aus, zeigt die Lesespalte<br />
die gesamte Konversation<br />
an. Einzelne Mails klappen Sie<br />
durch Klicken in den Kopfbereich<br />
ein oder aus.<br />
Schreiben und antworten<br />
Um eine E-Mail zu schreiben, klicken<br />
Sie einfach auf das Symbol<br />
mit Brief in der Symbolleiste mit<br />
dem kleinen grünen Plus. Daraufhin<br />
öffnet sich ein Fenster, in<br />
dem Sie in gewohnter Weise, eine<br />
Nachricht verfassen.<br />
Hier zeigt sich der erste wirklich<br />
große Nachteil des frühen Stadiums,<br />
in dem sich Geary befindet:<br />
Es ist kein Adressbuch hinterlegt.<br />
Außerdem merkt sich Geary nicht<br />
die Adressen der E-Mails, die Sie<br />
bereits empfangen haben, sodass<br />
die Applikation diese nicht auf<br />
Ihre Eingaben im Feld für die<br />
Adresse automatisch vorschlägt.<br />
Ansonsten geben Sie in gewohnter<br />
Weise den Text ein und formatieren<br />
diesen bei Bedarf über die<br />
Symbolleiste.<br />
Sofern Sie eine Mail beantworten<br />
oder weiterleiten möchten,<br />
tun Sie dies über das kleine Symbol<br />
mit dem Pfeil rechts im Kopfbereich<br />
der geöffneten E-Mail<br />
oder über die Symbolleiste des<br />
Hauptfensters. Hier finden Sie jeweils<br />
einen Eintrag oder ein Sym-<br />
52 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Geary<br />
PRAXIS<br />
bol für das direkte Antworten<br />
(Reply to sender), das Antworten<br />
an alle Adressaten der geöffneten<br />
Mail (Reply to all) und das Weiterleiten<br />
(Forward email).<br />
Einstellungssache<br />
Die derzeit spärlichen Parameter<br />
passen Sie an, indem Sie auf das<br />
Symbol mit dem Zahnrad oben<br />
rechts im Hauptfenster klicken<br />
und im Menü Preferences auswählen.<br />
Im folgenden Dialog stehen<br />
derzeit lediglich drei Optionen<br />
bereit (Abbildung C): Sie haben<br />
die Möglichkeit, die Rechtschreibprüfung<br />
zu deaktivieren (Spell<br />
Checking) oder mit Autoselect Next<br />
Message Geary so einzustellen,<br />
dass das Programm immer die<br />
neueste Nachricht auswählt,<br />
wenn Sie in einen anderen Ordner<br />
wechseln. Außerdem deaktivieren<br />
Sie bei Bedarf die <strong>Vorschau</strong><br />
des Mail-Inhalts in der mittleren<br />
Spalte (Display Message Preview).<br />
Das vielleicht größte Manko dieser<br />
noch frühen Version ist die<br />
fehlende Unterstüzung von mehreren<br />
Accounts. Außerdem bietet<br />
das Programm keine Möglichkeit,<br />
die beim ersten Start eingegebenen<br />
Parameter für das Konto<br />
nachträglich über das Interface zu<br />
ändern. Hier bleibt Ihnen nichts<br />
anderes übrig, als das Unterverzeichnis<br />
.local/share/geary im<br />
Home-Verzeichnis umzubenennen<br />
und beim nächsten Start die<br />
Daten erneut einzugeben.<br />
Fazit<br />
Die Applikation ist übersichtlich<br />
gestaltet und bietet alle wichtigen<br />
Grundfunktionen. Dass sie allerdings<br />
nicht mehrere Konten unterstützt,<br />
erweist sich in der Praxis<br />
als Nachteil. Ein Blick auf die<br />
Roadmap von Geary macht hier<br />
aber Hoffnung [5]. Die Version<br />
0.2 verspricht unter anderem das<br />
Anhängen von Dateien, die Integration<br />
von Adressbüchern, eine<br />
Suche und die Möglichkeit, die<br />
Software in anderen Sprachen zu<br />
lokalisieren. (agr) n<br />
INFO<br />
[1] Abgesang auf die E-Mail:<br />
http:// www. nytimes. com/ 2010/ 12/ 21/<br />
technology/ 21email. html<br />
[2] Status Thunderbird-Entwicklung: http://<br />
blog. lizardwrangler. com/ 2012/ 07/ 06/ thun<br />
derbird-stability-and-community-innovation/<br />
[3] Yorba: http:// www. yorba. org<br />
[4] Geary-Wiki: http:// redmine. yorba. org/<br />
projects/ geary/ wiki<br />
[5] Roadmap: http:// redmine. yorba. org/<br />
projects/ geary/ wiki/ Geary_roadmap<br />
C Derzeit stehen in<br />
Geary nur wenige<br />
Möglichkeiten zum<br />
Konfigurieren der<br />
Software bereit.<br />
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PRAXIS<br />
Thunar<br />
Den Dateimanager Thunar mit individuellen Aktionen erweitern<br />
Schlankes Werkzeug<br />
Dank individu -<br />
eller Aktionen und<br />
zahlreicher Plugins<br />
bauen Sie den<br />
Dateimanager<br />
Thunar im Nu zu<br />
einem maß geschnei<br />
derten<br />
Werkzeug für alle<br />
Aufgaben im<br />
Dateisystem aus.<br />
Mario Blättermann<br />
README<br />
Der Name des XFCE-Dateimanagers<br />
Thunar leitet<br />
sich vom nordischen<br />
Donnergott Thor ab.<br />
Aber während dieser<br />
sein Handwerk mit viel<br />
Getöse verrichtet, erweist<br />
sich der Dateimanager<br />
als stiller und verlässlicher<br />
Arbeiter im<br />
PC-Alltag.<br />
Erst mit XFCE Version 4.4 erblickte<br />
der Dateimanager Thunar<br />
[1] mit dem nordisch klingenden<br />
Namen und dem Symbol mit<br />
dem Hammer das Licht der Welt.<br />
Bis dahin versah XFFM diesen<br />
Dienst, wich aber in seinen Verhaltensweisen<br />
deutlich von dem<br />
ab, was sich entweder als Explorer<br />
oder als Commander in die<br />
Landschaft der Dateischieber einordnen<br />
ließe. Seit XFCE 4.4 gehörte<br />
XFFM nicht mehr zum Projekt,<br />
lebt aber unter dem Namen<br />
Rodent [2] weiter.<br />
Der erste Eiindruck<br />
Thunar zählt auf den ersten Blick<br />
zu jenen gesichtslosen Werkzeugen,<br />
wie man sie häufig in den<br />
Repositories findet (Abbildung<br />
A). Dolphin, Nautilus, PC-<br />
ManFM – wie auch immer die<br />
Mitbewerber heißen, Thunar hält<br />
sowohl optisch wie in Bezug auf<br />
die grundlegenden Funktionen<br />
locker mit, ragt aber auch nicht<br />
über die Konkurrenz hinaus.<br />
Selbstverständlich beherrscht<br />
Thunar die einfachen Übungen,<br />
wie Dateien verschieben, kopieren,<br />
löschen oder öffnen. Doch<br />
die interessanten Features verbirgt<br />
das Programm unter der<br />
Haube: Ein Werkzeug zum gesteuerten<br />
Umbenennen mehrerer<br />
Dateien oder auch ganzer<br />
Ordnerhierarchien gehört bereits<br />
zum Basispaket. Wollen Sie es<br />
ohne den kompletten Dateimanager<br />
nutzen, finden Sie es im<br />
Start menü unter Bulk-Rename<br />
oder rufen Sie es in einer Befehlszeile<br />
mit thunar --bulk-rename auf.<br />
Sie fügen die Dateien, die Sie<br />
umbenennen möchten, über das<br />
Plus-Symbol links oben hinzu<br />
oder ziehen sie mit der Maus aus<br />
einem Dateimanager in den zunächst<br />
leeren weißen Bereich. Im<br />
unteren Teil des Fensters finden<br />
Sie einige ausklappbare Menüs, in<br />
denen Sie die gewünschte Aktion<br />
auswählen. So ermöglicht die<br />
Software das Suchen und Ersetzen<br />
bestimmter Bestandteile des<br />
Dateinamens oder das einfache<br />
Nummerieren von Dateien.<br />
Bei Audio-Dateien dürfen Sie<br />
beim Umbenennen auf die enthaltenen<br />
Metatags zurückgreifen<br />
(Abbildung B). Damit reparieren<br />
Sie auf elegante Weise die von<br />
CD-Ausleseprogrammen erzeugten<br />
Dateinamen.<br />
Eingestöpselt<br />
Wie es sich für eine ordentliche<br />
Software gehört, bringt Thunar<br />
eine Plugin-Schnittstelle mit,<br />
doch glänzt er nicht mit einer<br />
Vielzahl von Erweiterungen,<br />
wie es sie zum Beispiel für Nautilus<br />
gibt. Neben dem unabdingbaren<br />
Modul zum Verwalten von<br />
Datenträgern und einigen anderen<br />
Tools, die vom Projekt selbst<br />
kommen, gibt es eine kleine, aber<br />
feine Auswahl an Plugins von externen<br />
Programmierern.<br />
Das thunar-archive-plugin [3] ist<br />
an sich nichts Besonderes, denn<br />
der Umgang mit Archiven gehört<br />
zu den Brot-und-Butter-Aufgaben<br />
eines Dateimanagers. Fehlt die<br />
Funktion jedoch, fällt das sofort<br />
unangenehm auf. Bemerkenswert<br />
ist, dass Thunar über diese Brücke<br />
nicht nur den hauseigenen<br />
Xarchiver, sondern auch den Archivmanager<br />
von Gnome und<br />
selbst das KDE-Packprogramm<br />
Ark einbindet.<br />
Entwickeln Sie selbst Programme<br />
oder verwenden aus anderen<br />
Gründen Versionsverwaltungen<br />
wie Git oder SVN, bietet sich der<br />
Einsatz von thunar-vcs-plugin [4]<br />
an. Das Plugin versteht sich nur<br />
auf die beiden erwähnten Systeme,<br />
Revisionierer wie Bazaar oder<br />
Mercurial bleiben außen vor. Git<br />
und SVN dürften allerdings<br />
viele Fälle abdecken.<br />
© Kirsty Pargeter, 123RF<br />
54 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Thunar<br />
PRAXIS<br />
Das Kontextmenü einer Datei bildet<br />
praktisch das ganze Portfolio<br />
der möglichen Befehle ab (Abbildung<br />
C, folgende Seite), erscheint<br />
aber selbst dann, wenn die markierte<br />
Datei gar nicht unter Versionsverwaltung<br />
steht. Eine Unterscheidung<br />
versionierter und gewöhnlicher<br />
Dateien unterstützt<br />
das Addon offensichtlich nicht.<br />
Wenn Sie das nicht stört, erspart<br />
das Plugin das Auswendiglernen<br />
zahlloser Optionen von Git- oder<br />
SVN-Befehlen. Gelegentlich sind<br />
die Aktionen etwas unglücklich<br />
ins Deutsche übersetzt.<br />
Hin und wieder hilft eine Prüfsumme<br />
dabei, die Integrität von<br />
Dateien zu prüfen oder einen<br />
Hash-Wert zu erstellen. Thunar<br />
macht diese Arbeit mithilfe des<br />
Plugins gtkhash-thunar so komfortabel<br />
wie möglich. Es ist ein<br />
Teil des originalen Gtkhash [5]<br />
und fügt sich so nahtlos in Thunar<br />
ein, als wäre es ein Teil davon.<br />
Nach der Installation des Plugins<br />
und einem Neustart von Thunar<br />
finden Sie im Dialog zu den<br />
Eigenschaften einer Datei (sie erreichen<br />
ihn via Kontextmenü)<br />
den neuen Reiter Digests. Eine<br />
Vielzahl von Formaten für Prüfsummen<br />
steht hier bereit (Abbildung<br />
D, folgende Seite). Benötigen<br />
Sie oft Prüfsummen in verschiedenen<br />
Formaten, erweist<br />
sich das kleine Tool als unabdingbarer<br />
Begleiter. Schließlich versorgt<br />
Sie thunarx-python mit einer<br />
Schnittstelle zu der beliebten<br />
Skriptsprache. Derzeit verwendet<br />
allerdings lediglich RabbitVCS [6]<br />
dieses Framework.<br />
Werkzeugmacher<br />
Im Menü finden Sie den Eintrag<br />
Bearbeiten | Benutzerdefinierte<br />
Aktionen, unter dem sich ein interessantes<br />
Werkzeug verbirgt.<br />
Falls Ihnen Thunar bis hierhin etwas<br />
mager erschien, haben Sie<br />
den Punkt erreicht, um Ihre eigenen<br />
Kreationen einzubringen.<br />
Klicken Sie in den Einstellungen<br />
für dieses Werkzeug auf das Plus-<br />
Symbol rechts oben. Es öffnet<br />
sich ein Dialog, der die Vielzahl<br />
der möglichen Aktionen schon<br />
andeutet. Name und Beschreibung<br />
bedürfen dabei keiner weiteren<br />
Erklärung – sie haben die<br />
freie Wahl. Auf die Funktion haben<br />
beide keinen Einfluss.<br />
Es ist möglich, im Namen einen<br />
Unterstrich vor jenen Buchstaben<br />
zu setzen, den Sie als Schnellzugriff<br />
für die Aktion verwenden<br />
wollen. Achten Sie jedoch darauf,<br />
dass dieser im Kontextmenü<br />
nicht doppelt vorkommt.<br />
Im zweiten Reiter, Dateizuordnung,<br />
erweist sich das korrekte<br />
Zuweisen zuweilen als etwas kritisch.<br />
Es empfiehlt sich, zunächst<br />
die Voreinstellung auf dem im<br />
Eingabefeld bereits angezeigten<br />
Asterisk zu belassen und die neue<br />
Aktion erst einmal ausgiebig im<br />
laufenden Betrieb zu testen.<br />
Thunar schafft es in einigen Fällen<br />
nicht, die ausgewählten Dateien<br />
den richtigen Kategorien zuzuordnen.<br />
Oft trägt daran aber<br />
nicht er die Schuld daran, sondern<br />
das Backend, das die MIME-<br />
Typen der Dateien verarbeitet.<br />
Dieses scheitert wiederum an oft<br />
fehlerhaften Angaben in den Dateien<br />
selbst.<br />
Eine Aktion zum Öffnen eines<br />
Terminals liefert Thunar bereits<br />
mit. Sie ruft intern einen etwas<br />
längeren Befehl auf:<br />
exo-open --working-directory %f U<br />
--launch TerminalEmulator<br />
So weit, so gut – nur hat die Sache<br />
einen Haken: Eigentlich sollte<br />
das Terminal gleich zum in Thunar<br />
geöffneten Arbeitsordner<br />
wechseln. Haben Sie aber einen<br />
Unterordner markiert, dann<br />
wechselt das Terminal stattdessen<br />
in diesen, und bei einer markierten<br />
Datei versagt die Aktion<br />
den Dienst komplett. Hier schafft<br />
folgender Befehl Abhilfe:<br />
terminal --default-working-direcU<br />
tory=%D<br />
Allerdings setzt das voraus, dass<br />
eine oder mehrere Dateien markiert<br />
sind. Anschließend haben<br />
Sie die Möglichkeit, über das<br />
Kontextmenü das Terminal zu<br />
öffnen. Dabei wechselt die Applikation<br />
automatisch in jenen Ordner,<br />
den die aktuelle Ansicht<br />
zeigt. Das Verfahren funktioniert<br />
A Thunar, eine<br />
graue Maus unter vielen<br />
– aber im Alltag<br />
zählen Verlässlichkeit<br />
und Stabilität, nicht<br />
nur Optik.<br />
B Das Werkzeug zum<br />
Umbenennen von Dateinamen<br />
bringt Ordnung<br />
ins Dateisystem.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 55
PRAXIS<br />
Thunar<br />
C Ein Plugin verbindet Thunar direkt mit den Versionsverwaltungssystemen<br />
Git und Subversion.<br />
Mercurial oder Bazaar bleiben derzeit außen vor.<br />
E Das Skript hat<br />
die Herkunft der Datei<br />
korrekt ermittelt. Wenn<br />
die Datei unbekannt ist,<br />
gibt eine Fehlermeldung<br />
von RPM darüber<br />
Auskunft.<br />
nicht so reibungslos, wie die entsprechenden<br />
Pendants in Nautilus<br />
oder PCManFM, als Workaround<br />
genügt es aber.<br />
Setzen Sie nun noch den besagten<br />
Unterstrich im Aktionsnamen<br />
vor das „T“, ergibt sich dadurch<br />
das Tastenkürzel [Super]+[T] für<br />
die Aktion. Den Aufruf terminal<br />
für das XFCE-Terminal tauschen<br />
Sie dabei gegebenenfalls gegen<br />
den Pfad zum Terminalemulator<br />
Ihrer Wahl aus. Die Optionen zum<br />
Öffnen des richtigen Ordners passen<br />
Sie auf dessen Syntax an. Informationen<br />
dazu liefert die Manpage<br />
des jeweiligen Terminals.<br />
Zuweilen kommt es vor, dass Sie<br />
eine Datei im System finden, zu<br />
der Sie gern das zugehörige Softwarepaket<br />
ermitteln möchten. Ist<br />
die grafische Skript-Schnittstelle<br />
Zenity installiert, können Sie das<br />
für RPM-basierte Systeme ganz<br />
einfach lösen: Speichern Sie eine<br />
Datei mit dem Inhalt von Listing<br />
1 im Ordner ~/.local/bin<br />
oder in einem anderen Ordner Ihrer<br />
Wahl, wobei der genannte<br />
Pfad dafür prädestiniert ist.<br />
Eine neue benutzerdefinierte<br />
Aktion sollte dann den Namen<br />
D Mit dem Gtkhash-Plugin erstellen Sie per<br />
Mausklick eine Prüfsumme in verschiedenen Formaten<br />
für eine gewünschte Datei.<br />
des gespeicherten Skripts tragen.<br />
Vergessen Sie nicht, das Skript<br />
mit den entsprechenden Rechten<br />
zu versehen. Klappt alles, finden<br />
Sie beim Auswählen der entsprechenden<br />
Aktion ein Fenster wie<br />
in Abbildung E vor.<br />
In einer abgewandelten Form<br />
ließe sich das Skript durchaus<br />
auch für Debian-basierte Systeme<br />
implementieren, entsprechendes<br />
Know-how vorausgesetzt. Die Abhängigkeit<br />
zu Zenity ist ohnehin<br />
in vielen Fällen gegeben, da dieses<br />
Werkzeug beispielsweise im<br />
Login-Manager GDM zum Einsatz<br />
kommt sowie in etlichen anderen<br />
Gtk-Programmen.<br />
Ausblick<br />
Subjektiv entwickelt sich Thunar<br />
langsamer als der Rest des XFCE-<br />
Projekts. In der letzten Version<br />
1.4.0 kam für den Benutzer nur<br />
wenig Greifbares an der Oberfläche<br />
oder an Funktion hinzu [7].<br />
Solange das Programm aber zum<br />
Projekt gehört, erhält es auf jeden<br />
Fall die notwendige Pflege, woraus<br />
zunehmende Stabilität resultiert.<br />
Diese hat sich gegenüber<br />
früheren Versionen bedeutend<br />
LISTING 1<br />
#!/bin/sh<br />
PACKAGE=$(rpm -qf $@)<br />
zenity --info --title="Herkunft<br />
der Datei" --text="$PACKAGE"<br />
verbessert, Abstürze in heiklen<br />
Situationen treten seltener auf<br />
als in der Vergangenheit.<br />
Dennoch stellt sich die Frage, ob<br />
die Selbstbeschränkung der Entwickler,<br />
keine Reiteransicht anzubieten<br />
[8], noch zeitgemäß ist.<br />
Natürlich ermöglicht es die Tiling-Funktion<br />
diverser Fenstermanager<br />
– einschließlich des<br />
XFWM4 in der neuesten Version<br />
– ein zweites Thunar-Fenster neben<br />
dem bereits geöffneten anzuordnen,<br />
doch bei Bildschirmen<br />
mit geringer Auflösung hilft dieser<br />
Workaround kaum weiter.<br />
Symbole auf dem Desktop<br />
Momentan besorgt Xfdesktop die<br />
Anzeige der Symbole auf dem<br />
XFCE-Schreibtisch. Das Kopieren<br />
und Verschieben von Dateien und<br />
Ordnern vom Desktop ins Thunar-Fenster<br />
oder in den Papierkorb<br />
funktioniert reibungslos,<br />
und das bleibt voraussichtlich<br />
auch in der nächsten XFCE-Version<br />
so, wenn beide Werkzeuge<br />
miteinander verschmelzen.<br />
Das bedeutet aber auch, dass es<br />
das eine nicht mehr ohne das andere<br />
gibt. Das kommt all jenen<br />
Anwendern nicht gerade entgegen,<br />
die Thunar nicht mögen oder<br />
die den in weiten Teilen konfigurierbaren<br />
Xfdesktop in einer anderen<br />
Desktop-Umgebung nutzen<br />
möchten. (agr) n<br />
INFO<br />
[1] Thunar: http:// thunar. xfce. org<br />
[2] Rodent: http:// sourceforge. net/ projects/<br />
xffm/ files/ 4. 7. 4/<br />
[3] Archiv-Plugin für Thunar:<br />
http:// goodies. xfce. org/ projects/<br />
thunar-plugins/ thunar-archive-plugin<br />
[4] Versionsverwaltung:<br />
http:// goodies. xfce. org/ projects/<br />
thunar-plugins/ thunar-vcs-plugin<br />
[5] Prüfsummenwerkzeug:<br />
http:// gtkhash. sourceforge. net<br />
[6] RabbitVCS: http:// www. rabbitvcs. org<br />
[7] Release Notes der neuesten Ausgabe:<br />
http:// mail. xfce. org/ pipermail/ xfce/<br />
2012-April/ 030369. html<br />
[8] Pferd ohne Reiter: http:// forum. xfce. org/<br />
viewtopic. php? id=4780<br />
56 10 | 12<br />
www.linux-user.de
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PRAXIS<br />
Redshift<br />
Die Farbtemperatur des Bildschirms anpassen mit Redshift<br />
Augenfreundlich<br />
Haben Sie wieder mal eine lange Nacht vor dem PC vor sich? Das Programm Redshift<br />
hilft dabei, Ihre Augen beim Blick auf den Monitor zu entlasten. Vincze-Aron Szabo<br />
© Vladyslav Starozhylov, 123RF<br />
Redshift 1.7<br />
LU/redshift/<br />
README<br />
In diesem Artikel erfahren<br />
Sie, wie Sie mithilfe<br />
von Redshift die Farbtemperatur<br />
Ihres Bildschirms<br />
automatisch<br />
der jeweiligen Tageszeit<br />
anpassen.<br />
Nicht jeder Aufstellort eignet<br />
sich ideal für den PC, will man zu<br />
jeder Tages- und Nachtzeit optimale<br />
Arbeitsbedingungen vorfinden.<br />
Strahlt nachmittags die Sonne<br />
von der Seite auf den Bildschirm,<br />
sollte dieser heller sein<br />
als abends oder nachts, wenn von<br />
draußen nur noch der Mond für<br />
Licht sorgt. Müssen Sie trotzdem<br />
ein solches Plätzchen nutzen, gilt<br />
es, manuell mehrmals täglich die<br />
Einstellungen an die wechselnden<br />
Lichtverhältnissen anzupassen.<br />
Eleganter klappt das Nachjustieren<br />
allerdings mit Redshift.<br />
INSTALLATION<br />
Unter Ubuntu und dessen Derivaten<br />
findet sich Redshift in den Repositories<br />
der Distribution, sodass Sie es<br />
dort über die Paketverwaltung einrichten.<br />
Hier installieren Sie entweder<br />
das Paket redshift oder besser gleich<br />
gtk-redshift. Das bringt ein Tray-Icon<br />
mit, über das Sie Redshift per Maus<br />
ein- und ausschalten (Abbildung A).<br />
Fedora stellt die aktuelle Redshift-Version<br />
1.7 bereits in der distributionseigenen<br />
Software-Verwaltung bereit,<br />
sodass Sie auch hier das Tool einfach<br />
via Paketmanager installieren.<br />
Das Tool passt – beispielsweise<br />
bei Sonnenuntergang und einsetzender<br />
Dunkelheit – die Monitor-<br />
Einstellungen an, indem es nicht<br />
etwa die Helligkeit des Displays<br />
verändert, sondern vielmehr dessen<br />
Farbtemperatur. Das ist wesentlich<br />
angenehmer für die Augen,<br />
wenn man nachts einmal<br />
länger am PC sitzen muss.<br />
Das liegt daran, dass sich mit<br />
dem Stand der Sonne und dem<br />
Übergang vom Tag zur Nacht und<br />
umgekehrt nicht nur die Helligkeit<br />
ändert, sondern zusätzlich<br />
auch die Farbtemperatur. Das<br />
Findet sich in den Repos der von Ihnen<br />
eingesetzten Distribution kein<br />
passendes Paket, oder möchten Sie<br />
auf die aktuellste Redshift-Version<br />
setzen, bedienen Sie sich direkt auf<br />
der Projekt-Website unter http:// jonls.<br />
dk/ redshift/. Dort finden Sie im Abschnitt<br />
Download Pakete für Ubuntu,<br />
Fedora und Debian.<br />
Nach Abschluss der Installationen<br />
steht das Programm Redshift im<br />
Startmenü des Desktops unter Zubehör<br />
bereit, von wo aus Sie es mit<br />
einem Mausklick starten.<br />
menschliche Auge ist es gewohnt,<br />
sich an diese natürlichen Umstände<br />
jederzeit anzupassen.<br />
Funktionsweise<br />
Auf der Website des Redshift-Projekts<br />
lässt sich nachlesen, was<br />
dies in Zahlen bedeutet: Nachts<br />
ist typischerweise eine niedrige<br />
Farbtemperatur zwischen 3000<br />
und 4000 Kelvin erforderlich, die<br />
der Arbeitsumgebung und den<br />
künstlichen Lichtquellen entspricht.<br />
Tagsüber muss sich die<br />
Farbtemperatur nach dem Einfluss<br />
der Sonne richten, die bekanntermaßen<br />
von außen für<br />
Licht sorgt. Hier liegen die notwendigen<br />
Werte zwischen 5500<br />
und 6500 Kelvin.<br />
Redshift greift mithilfe einer X-<br />
Server-Erweiterung auf die Bildschirmeinstellungen<br />
zu und stellt<br />
entsprechend der Tageszeit passende<br />
Gammakorrekturkurven<br />
ein. Dabei nimmt die Anwendung<br />
an, dass der Bildschirm Licht mit<br />
einer Farbtemperatur von 6500<br />
Kelvin bereitstellt. Drehen Sie die<br />
Farbtemperatur höher, so wird<br />
das Licht immer blauer; verrin-<br />
58 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Redshift<br />
PRAXIS<br />
A Über das Icon im Systempanel schalten Sie Redshift<br />
komfortabl per Maus ein und aus.<br />
gern Sie sie, erhöht sich der Rotanteil.<br />
Je mehr sich also der Tag<br />
seinem Ende zuneigt, desto mehr<br />
reduziert Redshift die Farbtemperatur<br />
(Abbildung B). Dafür<br />
greift es auf einen geolokalen<br />
Dienst zu, um Ihre genaue Position<br />
zu ermitteln.<br />
Gemäß den Angaben des Entwicklerteams<br />
müssen der Treiber<br />
der Grafikkarte und der X-Server<br />
dazu mindestens die Erweiterung<br />
RandR in der Version 1.3 unterstützen.<br />
Die RandR-Version erfahren<br />
Sie, indem Sie den Befehl<br />
xrandr --version auf der Konsole<br />
eingeben. Steht RandR nicht zur<br />
Verfügung, greift Redshift automatisch<br />
auf die Erweiterung Vid-<br />
Mode zurück – Sie müssen in diesem<br />
Fall dazu nichts weiter tun.<br />
Erste Schritte<br />
Nach der Installation rufen Sie<br />
Redshift via Startmenü auf, woraufhin<br />
die Software sich mit einem<br />
kleinen Glühbirnen-Icon im<br />
Systempanel verankert. Sollte<br />
Redshift sich gleich nach dem<br />
Start verabschieden, starten Sie<br />
es auf der Konsole mit dem Kommando<br />
gtk-redshift. So können<br />
Sie anhand der nun folgenden<br />
Ausgaben auf der Kommandozeile<br />
Fehleranalyse betreiben. Alternativ<br />
nutzen Sie mit dem Aufruf<br />
redshift die „nackte“ Variante des<br />
Tools, müssen dann aber auf das<br />
Panel-Icon verzichten.<br />
Einige mögliche Fehler betreffen<br />
den Dienst Geoclue, den<br />
Redshift nutzt, um Standortinformationen<br />
für das automatische<br />
Anpassen der Bildschirmeinstellungen<br />
zu erfragen. Gerade<br />
unter Ubuntu häuften sich im<br />
Test Fehler dieser Art. Durch einen<br />
einfachen Befehl umgehen<br />
Sie diese Problemquelle: Dazu rufen<br />
Sie mit gtk-redshift -r list<br />
eine Liste an<br />
möglichen<br />
Diensten für<br />
das Bereitstellen<br />
der Standortinformationen<br />
auf.<br />
Über das<br />
Kommado<br />
gtk-redshift -l gnome-clock liest<br />
Redshift die Standortinformationen<br />
aus der lokalen Gnome-Uhr<br />
heraus. Hilft auch das nicht weiter,<br />
oder bevorzugen Sie eine präzise<br />
Einstellung, geben Sie über<br />
einen Befehl wie gtk-redshift -l<br />
52.4:9.7 die genaue Standortposition<br />
anhand von Breiten- und<br />
Längengrad an.<br />
Farbtemperatur anpassen<br />
Im Normalbetrieb stellt Redshift<br />
die Farbtemperatur tagsüber auf<br />
5500 Kelvin ein und reduziert sie<br />
nachts auf 3700 Kelvin. Alternativ<br />
geben Sie dem Tool beim Start<br />
in Form eines Aufrufs wie etwa<br />
gtk-redshift -t 5000:3700 manuell<br />
die gewünschten Farbtemperaturen<br />
mit auf den Weg. Als Faustregel<br />
gilt hier: Den ersten Wert, die<br />
Farbtemperatur für den Tagesbetrieb,<br />
sollten Sie immer anpassen,<br />
wenn Sie den Rechner in eher<br />
dunklen Räumen einsetzen.<br />
Nach dem Start passt Redshift<br />
die Farbtemperatur<br />
kontinuierlich<br />
der<br />
Tageszeit an.<br />
Sofern Sie die<br />
Anwendung<br />
mit der Option<br />
-v gestartet<br />
haben,<br />
können Sie<br />
den Verlauf<br />
der Anpassung<br />
live verfolgen.<br />
Falls Ihnen<br />
dieser Automatismus nicht zusagt<br />
oder zum Beispiel Wolken<br />
den Lichteinfall verringern, passen<br />
Sie mit der Option -O die<br />
Farbtemperatur auf die Schnelle<br />
an. So wechseln Sie beispielsweise<br />
mit gtk-redshift -O 3700 in den<br />
„nachttauglichen“ Modus.<br />
Sie dürfen die Optionen kombinieren.<br />
Um etwa den genauen<br />
Standort und eine fixe Farbtemperatur<br />
vorzugeben, rufen Sie<br />
Redshift mit dem Befehl gtk-redshift<br />
-l 52.4:9.7 -O 3700 auf.<br />
Alles automatisch<br />
Bei Bedarf starten Sie Redshift<br />
automatisch. Dann können Sie<br />
die Anwendung jederzeit über das<br />
Panel-Icon kontrollieren. Unter<br />
Ubuntu gelingt dies, indem Sie im<br />
Startmenü nach Startprogramme<br />
suchen und die Anwendung über<br />
das entsprechende Icon starten<br />
(Abbildung C). Dort fügen Sie<br />
über Hinzufügen Redshift als neue<br />
Anwendung hinzu. (jlu) n<br />
B Durch die angepasste<br />
Farbtemperatur<br />
ermüden Ihre Augen<br />
nicht so schnell wie bei<br />
den Standardeinstellungen.<br />
GLOSSAR<br />
Farbtemperatur: Ein<br />
Maß für den Farbeindruck,<br />
den eine Lichtquelle<br />
hinterlässt. Die<br />
Farbtemperatur wird in<br />
Kelvin angegeben.<br />
Gammakorrektur: Potenzfunktion<br />
zum Transformieren<br />
einer linear<br />
wachsenden Größe in<br />
eine dem menschlichen<br />
Empfinden gemäß nichtlinear<br />
anwachsende<br />
Größe. Dabei verändert<br />
sich nur der Exponent<br />
der Funktion („Gamma“).<br />
C Indem Sie Redshift<br />
automatisch beim Systemstart<br />
ausführen<br />
lassen, können Sie auf<br />
manuelle Starts verzichten.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 59
IM TEST<br />
Kivitendo ERP<br />
Kivitendo ERP: Betriebswirtschaftliche Software für Linux<br />
Vitamine<br />
fürs Büro<br />
© Denis Tabler, 123RF<br />
Kivitendo bringt CRM, Warenwirtschaft, Rechnungswesen<br />
und Finanzbuchhaltung einfach bedienbar und<br />
flexibel anpassbar unter ein Dach.<br />
Thomas Drilling<br />
Lx-<strong>Office</strong>-ERP 2.7.0,<br />
PDF-Dokumentation<br />
LU/kivitendo/<br />
README<br />
Das aus Lx-<strong>Office</strong>-ERP<br />
hervorgegangene Kivitendo<br />
ist eine betriebswirtschaftliche<br />
Open-<br />
Source-Software für<br />
Warenwirtschaft,<br />
Finanz buchhaltung und<br />
Customer Relationship<br />
Management.<br />
Nur ein Markt<br />
wird derart von Windows-Software<br />
dominiert, wie der<br />
der betriebswirtschaftlichen Anwendungen.<br />
Das liegt zum einen<br />
daran, dass man sich mit der Entscheidung<br />
zum Kauf und Einsatz<br />
eines Systems für Warenwirtschaft<br />
oder Finanzbuchhaltung<br />
stets längerfristig festlegt, sodass<br />
hier wenig Raum für Experimente<br />
bleibt. Zum anderen befürchten<br />
Unternehmer bei einer Anschaffungsentscheidung<br />
einen hohen<br />
Aufwand für Migration und Schulung.<br />
Darüber hinaus muss sich<br />
die Software mit den bestehenden<br />
Schnittstellen und Formaten<br />
im Betrieb verstehen.<br />
Da insbesondere kleine Unternehmen<br />
ohne spezialisierte IT-<br />
Abteilung hinsichtlich ihrer betriebswirtschaftlichen<br />
Anwendungen<br />
auf Support angewiesen<br />
sind, vertrauen sie lieber auf die<br />
etablierten Hersteller, verkennen<br />
dabei aber, dass Open-Source-<br />
Software gerade eine Chance verdient,<br />
weil der Einsatz offener<br />
Standards und Formate höchstmögliche<br />
Flexibilität bietet.<br />
Lx-<strong>Office</strong><br />
Bei Kivitendo [1] alias Lx-<strong>Office</strong><br />
handelt es sich um eine freie Software<br />
für Warenwirtschaft und<br />
Finanzbuchhaltung, welche die<br />
Braunschweiger Linet Service<br />
GmbH [2] speziell für den deutschen<br />
Markt entwickelt. Das Produkt<br />
basiert auf der in Kanada<br />
entstandenen freien ERP-Lösung<br />
SQL-Ledger.<br />
Im Jahr 2003 entschlossen sich<br />
eine Reihe von SQL-Ledger-Entwickler<br />
unter Federführung von<br />
Linet zu einer Abspaltung der<br />
ERP-Lösung unter der Bezeichnung<br />
Lx-<strong>Office</strong>-ERP, weil sich die<br />
Software nicht vernünftig an die<br />
Anforderungen des deutschen<br />
Steuerrechts anpassen ließ. Die<br />
Linet Service GmbH verdient ihr<br />
Geld mit kundenspezifischen Anpassungen<br />
und Erweiterungen<br />
für SQL-Ledger und Lx-<strong>Office</strong>.<br />
Daneben entwickelt das Unternehmen<br />
aber auch federführend<br />
die Codebasis der freien Version<br />
und koordiniert die von externen<br />
Firmen und Entwicklern beigesteuerten<br />
Komponenten, wie<br />
zum Beispiel das FiBu-Modul von<br />
Richardson&Büren oder das von<br />
LX-System aus Ulm in PHP geschriebene<br />
CRM-Modul. Künftig<br />
sollen laut Linet möglicherweise<br />
von Auftraggebern finanzierte<br />
Anpassungen in den öffentlichen<br />
Programmcode einfließen.<br />
So oder so ist Lx-<br />
<strong>Office</strong>-ERP eine<br />
deutschsprachige Software mit<br />
frei definierbaren Kontenrahmen<br />
und einer Datev-Exportschnittstelle,<br />
womit es sich als interessante<br />
Alternative speziell für den<br />
deutschen Markt positioniert.<br />
Wie viele andere ERP-Anwendungen<br />
arbeitet Lx-<strong>Office</strong>/ Kivitendo<br />
als Client-Server-Lösung.<br />
Dabei läuft der Client im Webbrowser,<br />
während der Server auf<br />
Linux aufsetzt und den Webserver<br />
Apache sowie die freie Datenbank<br />
PostgreSQL voraussetzt.<br />
Das ERP-Modul von Lx-<strong>Office</strong> unterliegt<br />
der GPL, eine Kassenanbindung<br />
steht als kommerzielles<br />
Modul zur Verfügung.<br />
Kivitendo<br />
Die Linet Service GmbH entwickelte<br />
LX-<strong>Office</strong> seit der Abspaltung<br />
von SQL-Ledger kontinuierlich<br />
weiter bis zur Version 2.6 aus<br />
dem Jahr 2009, die zahlreiche<br />
Neuerungen und Erweiterungen<br />
mitbrachte, wie etwa eine verbesserte<br />
Benutzerverwaltung. Außerdem<br />
enthielt die Version 2.6<br />
erstmals die zuvor nur kommerziell<br />
verfügbaren Schnittstellen zu<br />
osCommerce, olCommerce, xt-<br />
Commerce und PhPepperShop als<br />
freie Komponenten, allerdings<br />
noch nicht für den Einsatz mit<br />
62 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Kivitendo ERP<br />
IM TEST<br />
Lx-<strong>Office</strong> 2.6.0 angepasst. Die<br />
vorerst letzte Version unter der<br />
Bezeichnung Lx-<strong>Office</strong> mit der<br />
Versionsnummer 2.7.0 erschien<br />
am 1. März dieses Jahres und<br />
brachte einen neuen CSV-Import,<br />
eine Aktualisierung des mit der<br />
Version 2.6.1 eingeführten SEPA-<br />
Exports und Mehrsprachigkeit.<br />
Zwar wurde Lx-<strong>Office</strong>-ERP 2.7.0<br />
im Mai dieses Jahres in Kivitendo<br />
umbenannt, es handelt sich aber<br />
nach wie vor um dieselbe Software.<br />
Die Umbenennung betrifft<br />
also vorerst nur die überarbeitete<br />
Präsentation der Software und<br />
nur den von Linet Service entwickelten<br />
ERP-Teil. Die Software<br />
selbst steht auf Sourceforge unter<br />
der Bezeichnung Lx-<strong>Office</strong>-ERP<br />
2.7.0 zum freien Download zur<br />
Verfügung. Die Umbenennung<br />
war laut Hersteller notwendig geworden,<br />
weil der Name Lx-<strong>Office</strong><br />
bei vielen Nutzern falsche Erwartungen<br />
geweckt hatte. Der Name<br />
Kivitendo entstammt dem<br />
Suaheli und bedeutet so viel wie<br />
„praktisch“, womit man sich offenbar<br />
am Namensfindungskonzept<br />
von Ubuntu anlehnt.<br />
Was ist was<br />
Lx-<strong>Office</strong> besteht im Wesentlichen<br />
aus zwei Komponenten:<br />
Dem von Linet Service in Perl geschriebenen<br />
Warenwirtschaftsmodul<br />
Lx-<strong>Office</strong>-ERP (inklusive<br />
Finanzbuchhaltung), das aktuell<br />
in der Version 2.7.0 verfügbar ist<br />
und jetzt Kivitendo heißt, sowie<br />
dem von Holger Lindemann (LX<br />
System) in PHP entwickelten<br />
CRM-Modul, das nicht Gegenstand<br />
dieses Beitrages ist.<br />
Die Installation des ERP-Moduls<br />
funktioniert nach Angabe des<br />
Herstellers zuverlässig unter<br />
Ubuntu ab 10.04 bis 11.10,<br />
Debian 5 und 6, OpenSuse 11.2<br />
und 11.3, Suse Linux Enterprise<br />
Server 11 und Fedora 13 bis 15.<br />
Hilfreich zur Seite steht dabei die<br />
Online-Dokumentation im<br />
PDF- [3] und HTML-Format [4],<br />
die das manuelle Installieren der<br />
aktuellen Version von Git beschreibt.<br />
Zwar gibt es auch ein<br />
Wiki, das ebenfalls Informationen<br />
zur Installation unter Ubuntu<br />
oder Debian enthält, diese<br />
scheinen aber nicht mehr taufrisch<br />
zu sein. Als Vorab-Fazit<br />
lässt sich festhalten, dass weder<br />
das Aufsetzen von Webserver,<br />
Datenbank und Perl-Modulen<br />
noch das Anpassen von Lx-<strong>Office</strong><br />
an die eigenen Wünsche und Anforderungen<br />
schnell erledigt sind:<br />
Diese Aufgabe nimmt je nach<br />
Umfang und Anforderungen einen<br />
Arbeitstag oder mehr in Anspruch.<br />
Support erhalten Sie entweder<br />
von der Community im Forum<br />
[6], oder Sie schließen einen<br />
professionellen Support-Vertrag<br />
mit garantierter Reaktionszeit<br />
mit der Linet Service GmbH<br />
(ERP) oder LX <strong>Office</strong> (CRM) ab.<br />
Möchten Sie erst einmal vorab<br />
ausprobieren, ob die Software Ihren<br />
Anforderungen genügt, finden<br />
Sie auf der Website eine Online-Demo<br />
[7] der ERP-Suite.<br />
Installation<br />
Die Inbetriebnahme (weniger die<br />
Installation) von Kivitendo unter<br />
Ubuntu gestaltet sich relativ aufwendig.<br />
Dabei gliedert sich das<br />
Einrichten in das Aufsetzen und<br />
Konfigurieren von Webserver<br />
und Datenbank sowie das Einrichten<br />
der Perl-Module.<br />
Sie installieren zuerst den<br />
Apache-Webserver sowie die Datenbank<br />
PostgreSQL, sofern noch<br />
nicht geschehen. Perl ist in der<br />
Regel bereits eingerichtet, Sie<br />
müssen es jedoch um die Pakete<br />
libarchive-zip-perl, libbit-vectorperl,<br />
libclass-factory-util-perl, libclone-perl,<br />
libdatetime-perl, libdbdpg-perl,<br />
libdbi-perl, libparent-perl,<br />
libpg-perl sowie libsub-exporterperl<br />
ergänzen.<br />
Danach laden Sie Lx-<strong>Office</strong> 2.7.0<br />
von Sourceforge herunter [8] und<br />
entpacken es im Document-Root-<br />
Verzeichnis des Webservers, bei<br />
Ubuntu also in /var/www (Abbildung<br />
A). Es empfiehlt sich, das<br />
Verzeichnis mit einem aussagekräftigen<br />
Kurznamen wie kivitendo<br />
oder lx-erp zu benennen, weil<br />
der Pfad später einen Teil der<br />
Aufruf-URL bildet.<br />
Je nach Distribution kann es<br />
sein, dass die Installation von<br />
Kivitendo/ Lx-<strong>Office</strong> neben den<br />
oben genannten noch weitere<br />
Perl-Pakete voraussetzt. Die PDF-<br />
Dokumentation [3] gibt im Detail<br />
darüber Auskunft. So braucht die<br />
aktuelle Version 2.7.0 beispielsweise<br />
zwingend die Module URI<br />
und XML::Writer, ohne die Lx-<br />
<strong>Office</strong> überhaupt nicht startet.<br />
Außerdem brauchen Sie noch<br />
die Perl-Erweiterungen parent,<br />
DateTime, Rose::Object, Rose::DB<br />
und Rose::DB::Object sowie JSON.<br />
Dazu kommen noch das CSS-<br />
Framework YAML und das Paket<br />
libxml zum Verarbeiten von XML-<br />
GLOSSAR<br />
ERP: Enterprise Resource<br />
Planning. Die<br />
unternehmerische Aufgabe,<br />
die vorhandenen<br />
Ressourcen wie Kapital,<br />
Betriebsmittel und<br />
Personal möglichst<br />
effizient für den<br />
betrieblichen Ablauf<br />
einzusetzen.<br />
CRM: Customer Relationship<br />
Management.<br />
Pflege der Kundenbeziehungen<br />
inklusive Kundengewinnung,<br />
Bestandskundenpflege,<br />
Angebotswesen und<br />
Marketing.<br />
A Sie entpacken die<br />
Lx-<strong>Office</strong>-ERP am besten<br />
gleich im Document<br />
Root des Webservers.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 63
IM TEST<br />
Kivitendo ERP<br />
B In der Post greSQL-<br />
Konfiguration müssen<br />
Sie die passenden<br />
TCP/ IP-Verbindungen<br />
aktivieren.<br />
LISTING 1<br />
Formaten. Bei Ubuntu finden Sie<br />
die meisten Pakete in der Sektion<br />
Programmiersprache Perl (Universe).<br />
Installieren Sie also mit Aptget<br />
nach und nach libyaml-perl,<br />
libxml-writer-perl, Libxml-perl,<br />
librose-perl, librose, liburi* und so<br />
fort. Das Meiste davon ergibt sich<br />
ohnehin durch das Auflösen von<br />
Abhängigkeiten. Übrigens bringt<br />
Lx-<strong>Office</strong> das Skript installation_<br />
check.pl mit, mit dessen Hilfe Sie<br />
leicht überprüfen, ob alle benötigten<br />
Perl-Module installiert<br />
sind. Es befindet sich im Unterverzeichnis<br />
scripts des Installationsverzeichnisses.<br />
AliasMatch ^/URL/von/Lx-<strong>Office</strong>-ERP/[^/]+\.pl /Pfad/zu/<br />
Lx-<strong>Office</strong>-ERP/dispatcher.fcgi<br />
Alias /URL/von/Lx-<strong>Office</strong>-ERP/ /Pfad/zu/Lx-<strong>Office</strong>-ERP/<br />
<br />
AllowOverride All<br />
Options ExecCGI Includes FollowSymlinks<br />
Order Allow,Deny<br />
Allow from All<br />
<br />
<br />
Order Deny,Allow<br />
Deny from All<br />
<br />
Webserver-Konfiguration<br />
Hinsichtlich der Berechtigungen<br />
gilt es zu beachten, dass der Benutzer,<br />
in dessen Rechtekontext<br />
der Webserver läuft, schreibend<br />
auf die Verzeichnisse users, templates,<br />
spool und webdav unterhalb<br />
des Lx-<strong>Office</strong>-ERP-Verzeichnisses<br />
zugreifen können muss. Bei allen<br />
anderen Unterverzeichnissen genügt<br />
Lesezugriff. Bei Ubuntu und<br />
Debian heißt der Webserver-Benutzer<br />
www-data.<br />
Jetzt benötigen Sie noch eine<br />
Konfigurationsdatei für den Webserver.<br />
Eine einfache Variante<br />
(„CGI“) und eine etwas aufwendigere<br />
(„Fast-CGI“) finden Sie in der<br />
Dokumentation. Das Einschalten<br />
von Fast-CGI erfolgt bei Apache2<br />
mit a2enmod fcgid, was jedoch das<br />
vorherige Installieren des zuständigen<br />
Apache-Moduls (libapache2-<br />
mod-fcgid) voraussetzt.<br />
Zur weiteren Vorgehensweise<br />
sollten Ubuntu-Nutzer wissen,<br />
LISTING 2<br />
[authentication]<br />
admin_password = Passwort<br />
[authentication/database]<br />
host = localhost<br />
port = 5432<br />
db<br />
= lxerp_auth<br />
user = postgres<br />
password =<br />
[system]<br />
dbcharset = UTF-8<br />
LISTING 3<br />
local all all trust<br />
host all all 127.0.0.1 255.0.0.0<br />
trust<br />
dass Apache auf Ubuntu in der<br />
Vorgabe eine Virtual-Host-Konfiguration<br />
verwendet. So lassen<br />
sich mehrere unterschiedliche<br />
Websites auf dem Apache-Webserver<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Deshalb finden Sie in der<br />
Apache-Konfigurationsdatei /etc/<br />
apache2/apache2.conf nur wenige<br />
global gültige Einstellungen. Alle<br />
spezifischen Einstellungen der jeweiligen<br />
Webseite stehen dagegen<br />
in je einer Konfigurationsdatei<br />
unter /etc/apache2/sites-available,<br />
auch die des Default-Webservers<br />
mit dem Namen default, in der<br />
sich unter anderem der Pfad zum<br />
jeweiligen Document-Root findet<br />
(bei default ist das /var/ www).<br />
Zur Konfiguration von Lx- <strong>Office</strong><br />
mit Fast-CGI müssen Sie daher<br />
zunächst eine entsprechende<br />
Konfigurationsdatei /etc/apache2/<br />
sites-available/kivitendo anlegen,<br />
in die Sie die Code-Schnipsel aus<br />
Listing 1 kopieren. Beachten Sie,<br />
dass Sie darin die Pfadangaben<br />
bei Alias und die Directory-Direktiven<br />
an Ihre Gegebenheiten anpassen<br />
müssen.<br />
Die Konfiguration unterscheidet<br />
allerdings zwischen dem Installationspfad<br />
des Lx-<strong>Office</strong>-Verzeichnisses<br />
im Dateisystem<br />
(/ Pfad/zu/Lx-<strong>Office</strong>-ERP) und der<br />
URL unter der Lx-<strong>Office</strong> im Webbrowser<br />
erreichbar sein soll ( / URL/<br />
von/Lx-<strong>Office</strong>-ERP).<br />
In unserem Beispiel sind beide<br />
identisch, da wir das Installationsverzeichnis<br />
direkt unter /var/<br />
www entpackt haben, damit das<br />
Beispiel auch ohne Verwendung<br />
von virtuellen Hosts und Aliasen<br />
allgemeingültig bleibt. Daher<br />
rührt auch die oben genannte<br />
Empfehlung, den zu verwendenden<br />
Verzeichnisnamen vorausschauend<br />
anzupassen: Das macht<br />
die Konfiguration übersichtlicher.<br />
Lx-<strong>Office</strong>-Konfiguration<br />
Auch die Software selbst erfordert<br />
eine gewisse Basiskonfiguration.<br />
Immerhin gibt es bei der<br />
Version 2.7.0 nur noch eine einzige<br />
zen trale Konfigurationsdatei<br />
64 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Kivitendo ERP<br />
IM TEST<br />
namens Ins-<br />
tallationsver-<br />
zeichnis/con-<br />
fig/lx_office.<br />
conf, die Sie<br />
selbst erstellen<br />
müssen.<br />
Allerdings<br />
enthält Lx-<br />
<strong>Office</strong> im selben Verzeichnis ein<br />
Muster lx_office.conf.default, das<br />
Sie für erste Gehversuche einfach<br />
kopieren und anpassen.<br />
Die Datei enthält unter anderem<br />
Pfade und Authentifizierungsdaten<br />
zur Postgres-Datenbank,<br />
deren detaillierte Erläuterung<br />
den Rahmen des Beitrags<br />
sprengt. Allerdings ist auch diese<br />
Datei gut dokumentiert und außerdem<br />
in der PDF-Dokumentation<br />
beschrieben. Für einen ersten<br />
Test sollten Sie auf jeden Fall<br />
den Abschnitt [authentication]<br />
kon trollieren, der mit der im Folgenden<br />
beschriebenen Basiskonfiguration<br />
von PostgreSQL übereinstimmen<br />
muss (Listing 2).<br />
Postgres-Konfiguration<br />
So müssen Sie in der Konfigurationsdatei<br />
von PostgreSQL (bei<br />
Ubuntu 11.10 ist das /etc/postgresql/9.1/main/postgresql.conf)<br />
dafür sorgen, TCP/ IP-Verbindungen<br />
zu aktivieren, wozu Sie den<br />
Parameter listen_address entsprechend<br />
setzen müssen.<br />
Laufen PostgreSQL und Lx-<strong>Office</strong><br />
wie im Beispiel auf der gleichen<br />
Maschine, genügt der Wert<br />
localhost, wozu Sie den vorbereiteten<br />
Eintrag einfach nur entkommentieren<br />
(Abbildung B).<br />
Außerdem müssen Sie in der Datei<br />
pg_hba.conf im gleichen Verzeichnis<br />
die Zugriffsberechtigungen<br />
für den Client anpassen, im<br />
einfachsten Fall mit den beiden<br />
Zeilen aus Listing 3.<br />
Über weitere, deutlich sicherere<br />
Möglichkeiten gibt die Dokumentation<br />
Auskunft. Sie beschreibt<br />
des Weiteren auch, wie Sie die für<br />
den Betrieb von Lx-<strong>Office</strong> benötigten<br />
Datenbanken anlegen. In<br />
diesem Zusammenhang müssen<br />
Sie in der Datenbank template1<br />
beispielsweise auch Unterstützung<br />
für sogenannte Stored Procedures<br />
einrichten. Dazu melden<br />
Sie sich als Benutzer postgres an<br />
der Datenbank an und führen<br />
dann den Befehl create language<br />
'plpgsql'; aus.<br />
Möchten Sie nicht permanent<br />
unter dem Account des Datenbankadministrators<br />
postgres auf<br />
Lx-<strong>Office</strong> zugreifen, legen Sie außerdem<br />
mit<br />
$ su - postgres createuser -d -PU<br />
lxoffice<br />
einen eigenen Benutzer lxoffice<br />
an. Die Dokumentation der Software<br />
schildert ausführlich das<br />
weitere Vorgehen.<br />
Funktionsumfang<br />
Der Funktionsumfang von Kivitendo<br />
umfasst eine Stammdatenverwaltung,<br />
Module für Ein- und<br />
Verkauf sowie eine Lagerverwaltung.<br />
Einzelheiten zu den einzelnen<br />
Funktionsgruppen finden<br />
sich auf der überarbeiteten Kivitendo-Webseite<br />
[1].<br />
Die Stammdaten-Verwaltung<br />
(Abbildung C) bietet Eingabemasken<br />
für das Verwalten von<br />
Kunden, Lieferanten, Waren,<br />
Dienstleitungen, Erzeugnissen<br />
und Projekten, was für die meisten<br />
Zwecke ausreichen dürfte.<br />
Außerdem können Sie von hier<br />
aus auf recht komfortable Weise<br />
Preise aktualisieren.<br />
Die Kundenverwaltung mit<br />
Rechnungs- und Lieferadresse,<br />
Ansprechpartner sowie Bemerkungen<br />
erlaubt das Erfassen einer<br />
Fülle an Informationen und<br />
lässt auf den ersten Blick keine<br />
Wünsche offen (Abbildung D).<br />
Ebenso umfangreich zeigt sich<br />
etwa die Maske zum Erfassen von<br />
Artikeln (Erzeugnissen), die<br />
Preisgruppen (Online-Shop, Laden,<br />
etc.), Warengruppen (etwa<br />
Dienstleistungen, Hardware,<br />
C Die umfangreiche<br />
Stammdatenverwaltung<br />
von Kivitendo<br />
schließt auch Projekte<br />
ein.<br />
D Beim Speichern<br />
eines neuen Kunden<br />
haben Sie mit den<br />
entsprechenden<br />
Schaltflächen die<br />
Möglichkeit, unmittelbar<br />
Aufträge, Rechnungen,<br />
Angebote oder<br />
Debitoren-Buchungen<br />
zu erfassen.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 65
IM TEST<br />
Kivitendo ERP<br />
E Das Drucken<br />
einer neu erstellten<br />
Rechnung geht normalerweise<br />
mit deren<br />
Verbuchung einher.<br />
Allerdings gibt es eine<br />
auf LaTeX basierende<br />
Druckvorschau, die in<br />
diesem Fall keine<br />
Buchung auslöst.<br />
Software) und Buchungsgruppen<br />
(ganze oder reduzierte Steuersätze).<br />
Außerdem berücksichtigt die<br />
Artikelverwaltung Verrechnungseinheiten,<br />
Lagerplätze oder Bestände.<br />
Im Verkaufsmodul lassen<br />
sich Angebote, Aufträge, Lieferscheine,<br />
Rechnungen, Gutschriften<br />
und Mahnungen erfassen und<br />
verwalten (Abbildung E).<br />
Lieferscheine lassen sich nicht<br />
nur im Verkaufsmodul erfassen:<br />
Auch das Einkaufsmodul kennt<br />
Lieferscheine und unterstützt neben<br />
Preisanfragen auch das Erfassen<br />
von Lieferantenaufträgen. Interessant<br />
ist, dass sich jede Lieferantenrechnung<br />
mithilfe einer<br />
Projektnummer gezielt einem bestimmten<br />
Projekt zuordnen lässt<br />
(Abbildung F).<br />
Das Finanzbuchhaltungsmodul<br />
umfasst Debitoren- und Kreditorenbuchungen,<br />
wobei Sie wahlweise<br />
vorgefertigte Kontenrahmen<br />
(SKR03/ 04) verwenden oder<br />
eigene Kontenrahmen auf deren<br />
Basis individuell anpassen. Kivitendo<br />
unterstützt daneben auch<br />
Auswertungen wie Bilanz, Gewinn-<br />
und Verlustrechnung<br />
(GuV) oder betriebswirtschaftliche<br />
Auswertung (BWA), die Sie<br />
allerdings im Modul Berichte finden.<br />
Drüber hinaus lassen sich<br />
alle steuerrelevanten Daten über<br />
die vorhandene Datev-Schnittstelle<br />
an ein entsprechendes Programm<br />
exportieren.<br />
Weniger komfortabel fällt das<br />
Modul Zahlungsverkehr aus. Es gestattet<br />
lediglich ein manuelles<br />
Holen von Buchungen und Kontoauszügen<br />
beziehungsweise einen<br />
Import/ Export. Hier wäre<br />
eine Anbindung an ein HBCI-Online-Banking-System<br />
von Vorteil.<br />
Immerhin beherrscht LX-<strong>Office</strong><br />
seit der Version 2.6.1 einen SEPA-<br />
Export. Das SEPA-Modul erlaubt<br />
das Verwalten von Einkaufsrechnungen<br />
und den Export der Rechnungsdaten,<br />
die Sie bei Ihrer<br />
Bank zur Zahlung einreichen.<br />
F Über eine Projektnummer<br />
lassen sich<br />
im Einkaufsmodul<br />
Kosten von Wareneinkäufen<br />
leicht einem<br />
Projekt zuordnen.<br />
66 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Kivitendo ERP<br />
IM TEST<br />
G Das umfangreiche<br />
Finanzbuchhaltungsmodul<br />
unterstützt Sie<br />
in allen steuerrelevanten<br />
Fragen und ermöglicht<br />
neben dem klassischen<br />
Dialogbuchen<br />
auch den Export aller<br />
Buchungsdaten im Datev-Format.<br />
Außerdem besitzt Lx-<strong>Office</strong> eine<br />
Lagerverwaltung, die beliebig viele<br />
Lager und Lagerplätze umfasst<br />
und die Verbindung zwischen<br />
Einkaufs- und Verkaufsmodul<br />
darstellt. Auch die Lagerverwaltung<br />
verwaltet als Beleg eigene<br />
Lieferscheine.<br />
Zudem können Sie über Lx-<br />
<strong>Office</strong> eine Vielzahl von Berichten<br />
generieren, darunter auch die<br />
erwähnte Bilanz, Gewinn- und<br />
Verlustrechnung (GuV) oder betriebswirtschaftliche<br />
Auswertung<br />
(BWA), aber auch eine Kontenübersicht<br />
oder die fällige Umsatzsteuervoranmeldung.<br />
Die genannten<br />
Berichte stehen als feste<br />
Menüpunkte im Modul Berichte<br />
zur Verfügung.<br />
Neben der Möglichkeit, Daten<br />
für die Umsatzsteuervoranmeldung<br />
an die Elster-Programme<br />
Taxbird4 oder Winston3 zu exportieren,<br />
beherrscht Kivitendo<br />
auch die direkt Ausgabe als PDF<br />
(Abbildung H), was allerdings das<br />
vorherige Einrichten von TeX/ La-<br />
TeX erfordert. Unter Ubuntu<br />
müssen Sie dazu die Pakete texlive-generic-extra,<br />
texlive-latex-extra<br />
und texlive-lang-german, texlive-latex-recommended<br />
und texlive-fonts-recommended<br />
installieren.<br />
Kivitendo/ Lx-<strong>Office</strong> lässt<br />
sich individuell an Ihre Geschäftsprozesse<br />
anpassen. Die dazu bereitstehenden<br />
Funktionen finden<br />
Sie im Menü System. Sie umfassen<br />
sowohl das Anpassen von<br />
Sys tem einstellungen als auch das<br />
Verändern von Parametern wie<br />
Waren- oder Buchungsgruppen.<br />
Fazit<br />
Für Kivitendo spricht der große<br />
Funktionsumfang mit Kunden-,<br />
Lieferanten- und Artikelverwaltung,<br />
Angeboten, Ausgangs- und<br />
Eingangsrechnungen, Gutschriften,<br />
Bestellverwaltung und Preisgruppen<br />
für Waren und Erzeugnisse.<br />
Außerdem lässt sich Lx-<br />
<strong>Office</strong> einfach bedienen und flexibel<br />
anpassen, etwa mit individuellen<br />
mehrsprachigen Druckvorlagen<br />
und Artikellangtexten sowie<br />
frei konfigurierbare Einhei-<br />
ten. Der große Funktionsumfang<br />
hat aber auch seinen Preis, der<br />
sich in einer gewissen Unübersichtlichkeit<br />
und teilweise umständlichen<br />
Workarounds insbesondere<br />
im Zusammenhang mit<br />
dem CRM-Modul äußert. Installation<br />
und Basiskonfiguration lassen<br />
sich zudem nicht ohne tiefer<br />
gehende Linux-Systemkenntnisse<br />
bewältigen, sodass Selbstständige<br />
und Kleinstunternehmen wohl<br />
eher zu kompakter Kauf-Software<br />
unter Windows greifen werden,<br />
die oft auch gleich das Onlinebanking<br />
mit erledigt.<br />
Für kleine und mittlere Unternehmen<br />
stellt das ERP-System<br />
Kivitendo dennoch eine ernstzunehmende<br />
Alternative zu weit<br />
kostspieligerer Software dar,<br />
selbst wenn man zusätzlich kostenpflichtigen<br />
Support beim<br />
Hersteller bucht. Die Optik der in<br />
Perl programmierten Lösung<br />
wirkt aber trotz tadelloser Performance<br />
und Bedienung mit klickbaren<br />
Dropdown-Menüs im Vergleich<br />
recht altbacken. (jlu) n<br />
GLOSSAR<br />
SEPA: Single Euro Payments<br />
Area. Das vereinheitlichte<br />
Zahlungswesen<br />
für den Euro-Raum<br />
erleichtert finanzielle<br />
Transaktionen innerhalb<br />
der EU-Mitgliedsstaaten<br />
sowie Island, Liechtenstein,<br />
Norwegen, der<br />
Schweiz sowie Monaco.<br />
H Kivitendo exportiert<br />
die Daten für die Umsatzsteuervoranmeldung<br />
entweder für Elster-Programme<br />
oder<br />
gibt die UStVA via La-<br />
TeX direkt als PDF aus.<br />
INFO<br />
[1] Kivitendo: http:// www. kivitendo. de/<br />
produkt/ leistungsumfang. html<br />
[2] Linet Service GmbH:<br />
http:// www. linet-services. de/<br />
[3] PDF-Dokumentation:<br />
http:// tinyurl. com/ lu1012-kivitendo-pdf<br />
[4] HTML-Dokumentation:<br />
https:// demo. kivitendo. de/ doc/ html/<br />
[6] Kivitendo-Forum: https:// forum. kivitendo. de<br />
[7] Online-Demo:<br />
https:// demo. kivitendo. de/ login. pl<br />
[8] Kivitendo herunterladen:<br />
http:// sourceforge. net/ projects/ lx-office<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 67
NETZ&SYSTEM<br />
YubiKey (Teil 2)<br />
YubiServer<br />
LU/yubiserver/<br />
README<br />
Der YubiKey-Token von<br />
Yubico dient als USB-<br />
Stick zum Übermitteln<br />
von Einmalpasswörtern<br />
für das Authentifizieren<br />
über unsichere Kanäle<br />
und löst damit Passwort-Probleme.<br />
Wir zeigen,<br />
wie Sie den Yubi-<br />
Key mit eigenen Passworten<br />
versehen und<br />
damit SSH-Zugänge zusätzlich<br />
absichern.<br />
Der erste Teil dieses Beitrags in<br />
LU 09/ 2012 [1] beschrieb die<br />
Prinzipien des YubiKey, die zugehörige<br />
Client-Server-Architektur<br />
zur Authentifizierung sowie die<br />
möglichen Einsatzbereiche. Der<br />
vorliegende Artikel widmet sich<br />
der Einbindung des YubiKey in<br />
die eigene Infrastruktur, der Verwendung<br />
als Pluggable Authentication<br />
Module (PAM) und dem<br />
Zusammenspiel mit einem Yubi-<br />
Key-Authentifizierungsserver.<br />
Sichere Authentifizierung<br />
mit dem YubiKey (Teil 2)<br />
Schlüsselerlebnis<br />
SSH-Zugänge gelten als sicher – sofern die Zugangsdaten<br />
in den richtigen Händen bleiben. Mit dem YubiKey<br />
ergänzen Sie ihr Sicherheitskonzept um eine wirksame<br />
2-Faktor-Authentifizierung. Thomas Osterried, Frank Hofmann<br />
YubiKey-Tools<br />
Grundsätzlich können Sie die auf<br />
dem YubiKey gespeicherten Daten<br />
nicht direkt auslesen. Sie erhalten<br />
lediglich die temporären<br />
Schlüssel als Ergebnis der entsprechend<br />
den beiden Slots zugewiesenen<br />
Aktionen, indem Sie<br />
den Knopf auf dem YubiKey drücken<br />
– weniger als 1,5 Sekunden<br />
für den ersten Slot und rund 3 Sekunden<br />
für den zweiten Slot. Die<br />
ersten zwölf Zeichen des dynamisch<br />
generierten Schlüssels beinhalten<br />
die Geräteidentifikation<br />
des YubiKey („Public ID“), die<br />
man in der Regel administrativ<br />
eindeutig einem Nutzer zuweist.<br />
An dieser Public ID orientiert sich<br />
der Autorisierungsserver zur<br />
Schlüsselüberprüfung.<br />
Die Konfiguration des YubiKey<br />
nehmen Sie entweder über die<br />
Kommandozeile mit dem Werkzeug<br />
Ykpersonalize aus dem Paket<br />
yubikey-personalization [2] vor<br />
oder mit dem grafischen YubiKey<br />
Personalization Tool (YKPT, [3]),<br />
einer Qt-Anwendung (Abbildung<br />
A). Neben kostenlos von<br />
der Herstellerwebseite verfügbaren<br />
Binärversionen für Linux, OS<br />
X und MS Windows stehen bereits<br />
seit Längerem fertige Pakete<br />
für Red Hat, Fedora, Ubuntu und<br />
Debian zur Verfügung. Letztere<br />
gibt es erst ab dem kommenden<br />
Debian-Release als Paket. Beide<br />
Programme liefen in Tests jedoch<br />
soweit fehlerfrei, obwohl die Pakete<br />
bislang nur zum Teil als stabil<br />
klassifiziert wurden. Auf Github<br />
[4] befindet sich ein Repository<br />
mit dem dazugehörigen<br />
Quellcode zum Selberbauen.<br />
Für das Ausführen sowohl von<br />
Ykpersonalize als auch YKPT benötigen<br />
Sie unter Debian und<br />
Ubuntu Root-Rechte (aufgrund<br />
einer vermurksten Udev-Regel),<br />
unter Mac OS X genügen bereits<br />
normale Benutzerrechte. Beide<br />
Werkzeuge zeigen die Seriennummer<br />
des YubiKey, die Versionsnummer<br />
der Firmware und damit<br />
auch die unterstützten Verfahren<br />
zur Authentifizierung an (Abbildung<br />
A, rechts).<br />
© Nikolai Sorokin, Fotolia<br />
68 10 | 12<br />
www.linux-user.de
YubiKey (Teil 2)<br />
NETZ&SYSTEM<br />
Sie rufen YKPT über das Shellskript<br />
YubiKey Personalization<br />
Tool.sh auf. Das Programm startet<br />
auch ohne angeschlossenen Token<br />
und gestattet eine Evaluation<br />
des Funktionsumfangs, was für<br />
eine erste Einschätzung ausreicht.<br />
Im Advanced Mode wird es<br />
etwas unübersichtlich – etwas<br />
Entdeckerfreude hilft hier weiter.<br />
Das legt in Ihrem Home-Verzeichnis<br />
die Datei configuration_log.csv<br />
an. Sie enthält die Konfiguration<br />
des zuletzt von Ihnen bearbeiteten<br />
YubiKeys und somit auch die<br />
verwendeten Passworte. Verfahren<br />
Sie mit dieser Datei entsprechend<br />
Ihrer Sicherheitsrichtlinien,<br />
etwa indem Sie die Lese- und<br />
Schreibrechte der Datei radikal<br />
auf sich selbst einschränken oder<br />
die Datei regelmäßig löschen:<br />
$ chmod go -rwx ~/configuration_U<br />
log.csv<br />
Unter dem Menüpunkt Settings |<br />
Logging Settings können Sie im<br />
YubiKey Personalization Tool<br />
eine andere Datei festlegen oder<br />
das Speichern der Daten vollständig<br />
deaktivieren (Abbildung B).<br />
Passworte hinzufügen<br />
Im Folgenden besprechen wir die<br />
beiden Varianten „statisches<br />
Passwort“ und „Yubico OTP“ (siehe<br />
[1]). Die Programmierung beider<br />
Varianten gestaltet sich in der<br />
Praxis recht ähnlich.<br />
Beide Speicher auf dem YubiKey<br />
lassen sich getrennt voneinander<br />
programmieren. Üblich ist, den<br />
Speicher 1 für Einmalpassworte<br />
(Yubico OTP) und den Speicher 2<br />
für ein statisches Passwort zu<br />
verwenden. Sie sind allerdings<br />
keineswegs an diese Gepflogenheit<br />
gebunden.<br />
Yubico konfiguriert den Speicher<br />
1 mit einem Schlüssel vor,<br />
mit dem Sie beispielsweise den<br />
Yubico-eigenen Autorisierungsdienst<br />
YubiCloud [5] nutzen können.<br />
Falls Sie den Inhalt dieses<br />
Speichers verändern, steht Ihnen<br />
dieser Dienst nicht mehr zur Verfügung.<br />
Haben Sie sich jedoch<br />
vorher bei YubiCloud angemeldet,<br />
können Sie Ihren neuen Yubico-<br />
OTP-Schlüssel aus dem Speicherort<br />
1 in Ihrem YubiCloud-Profil<br />
nachtragen und Ihren YubiKey<br />
wie gewohnt verwenden.<br />
Indem Sie auf dem YubiKey ein<br />
statisches Passwort speichern, lagert<br />
dieses schon mal sicherer als<br />
auf dem Zettel am Monitor. Der<br />
YubiKey wirkt dabei allerdings<br />
nur wie eine Art Sichtschutz. Das<br />
Drücken des Knopfes auf dem<br />
YubiKey ist identisch zur Eingabe<br />
über die Tastatur, nur: Es sieht<br />
keiner, was Sie eingeben. Damit<br />
stellen auch längere, kompliziertere<br />
Passworte kein Problem<br />
mehr dar. Das gewählte statische<br />
Passwort kann auf dem YubiKey<br />
aus bis zu 38 Zeichen bestehen.<br />
Sowohl mit Ykpersonalize als<br />
auch mit YKPT lassen sich der<br />
YubiKey programmieren und entsprechende<br />
Schlüssel speichern.<br />
Allerdings verhielten sich in unserem<br />
Test Kommandozeilentool<br />
und Qt-Anwendung nicht identisch.<br />
Bei den Versuchen mit dem<br />
Kommandozeil2entool stellten<br />
wir fest, dass bei der Konfiguration<br />
eines statischen Passwortes<br />
dieses nicht im Klartext auf dem<br />
Key landete, sondern stattdessen<br />
eine zufällige Zeichenkette.<br />
Statisches Passwort<br />
Daher starten Sie zum Setzen eines<br />
statischen Passwortes am<br />
besten die Qt-Anwendung. Danach<br />
wählen Sie nacheinander die<br />
Menüpunkte Static Password und<br />
Scan Code aus. Aus den Eingabefeldern<br />
wählen Sie den Configuration<br />
Slot 2 für den zweiten Speicherplatz<br />
auf dem YubiKey. Die<br />
angezeigte Auswahl unprotected<br />
(keep it that way) belassen Sie unverändert<br />
und erhalten sich damit<br />
die Möglichkeit, weiter mit<br />
dem YubiKey zu experimentieren.<br />
Nun geben Sie in das Feld Password<br />
das Passwort ein. Mit der<br />
darüber angeordneten Checkbox<br />
Hide Password entscheiden Sie, ob<br />
dieses bei Ihrer Eingabe im Klartext<br />
sichtbar bleibt oder stattdessen<br />
eine entsprechende Anzahl<br />
Sternchen erscheint. Dabei zeigt<br />
A Qt-Anwendung zur<br />
YubiKey-Konfiguration<br />
– das YubiKey Personalization<br />
Tool.<br />
B Im YubiKey Personalization<br />
Tool legen<br />
Sie den Pfad zur Logging-Datei<br />
fest.<br />
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10 | 12 69
NETZ&SYSTEM<br />
YubiKey (Teil 2)<br />
C Das Festlegen des<br />
Ausgabeformats in der<br />
Qt-Anwendung.<br />
D Ein Überblick über<br />
die Bibliotheksstruktur<br />
rund um den YubiKey<br />
auf einen Blick.<br />
die Software auch die Länge der<br />
eingegebenen Zeichenkette an.<br />
Mit der Schaltfläche Clear löschen<br />
Sie den Inhalt des Eingabefelds,<br />
Write Configuration überträgt<br />
die Daten auf den YubiKey.<br />
Stop hält die Aktion an, und Reset<br />
setzt die Werte zurück. Welche<br />
Aktionen auf dem YubiKey ablaufen,<br />
zeigt das Fenster Resultats<br />
am unteren Rand an. Die Schaltfläche<br />
Back ermöglicht die Rückkehr<br />
zum übergeordneten Auswahlmenü<br />
(Abbildung A, rechts).<br />
Eingabeoptionen<br />
Beim Aufruf des Kommandozeilentools<br />
können Sie diesem eine<br />
Reihe von Optionen mitgeben.<br />
Im Auslieferungszustand ist auf<br />
dem YubiKey die Option append-cr<br />
gesetzt. Sie sorgt dafür, dass das<br />
Token nach dem „Eingeben“ des<br />
Passwortes automatisch ein Carriage<br />
Return (CR) sendet, was einem<br />
Druck auf die Eingabetaste<br />
entspricht. Ist dieses Verhalten<br />
beim vorgesehenen Einsatzzweck<br />
nicht sinnvoll, deaktivieren Sie es<br />
im Aufruf über -o-append-cr.<br />
Möchten Sie die Zeichenkette<br />
für zwei aufeinanderfolgende Eingabefelder<br />
in einem Webformular<br />
zuschneiden – beispielsweise Benutzername<br />
und Passwort – geben<br />
Sie ihr dazu Tabulatoren als<br />
Trennzeichen mit. Die zugehörigen<br />
Optionen heißen -o-tab-first,<br />
-o-append-tab1 und -o-append-tab2.<br />
Im Webbrowser wird die Eingabe<br />
in das erste Feld übertragen, das<br />
simulierte [Tab] springt zum<br />
nächsten Eingabefeld und trägt<br />
dort den Rest der gespeicherten<br />
Zeichenkette ein.<br />
In der Qt-Anwendung erfolgt<br />
die entsprechende Einstellung<br />
über den Menüpunkt Settings |<br />
Output Settings | Output Format.<br />
Die einzelnen Flags sind in der<br />
GUI als Schaltflächen realisiert.<br />
Erscheint die Schaltfläche gedrückt,<br />
setzt YKPT das jeweilige<br />
Flag (Abbildung D).<br />
Über die beiden Kommandozeilenoptionen<br />
-oman-update und<br />
-oprotect-cfg2 schützen Sie den<br />
Speicher 2 vor nachträglicher Veränderung<br />
mit einem zusätzlichen<br />
Passwort. Eine Korrektur gelingt<br />
nur dann, wenn Sie das im<br />
YubiKey hinterlegte Auflösungspasswort<br />
kennen. Im der Qt-Anwendung<br />
verstecken sich diese<br />
Einstellmöglichkeiten in den<br />
Advanced-Modi der jeweiligen Autorisierungsverfahren.<br />
Einmalpassworte<br />
In der Qt-Anwendung heißen die<br />
beiden Menüpunkte zum Erzeugen<br />
von Einmalpassworten Yubico<br />
OTP Mode und Quick. Zum Testen<br />
wählen Sie hier ebenfalls den Configuration<br />
Slot 2 aus. Den Aufbau<br />
eines passenden Passwort-Strings<br />
entnehmen Sie dem ersten Teil<br />
dieses zweiteiligen Beitrags [1].<br />
Die einzelnen Bestandteile reduzieren<br />
sich auf die drei Felder Public<br />
Identity (6 bytes ModHex), Private<br />
Identity (6 bytes Hex) und Secret<br />
Key (16 Bytes Hex).<br />
Die Schaltflächen sind analog<br />
wie im Static-Modus beschriftet,<br />
Write Configuration schreibt die<br />
Daten auf den YubiKey. Sollten<br />
Sie einmal nicht weiterwissen,<br />
helfen Ihnen auch die blau-weißen<br />
Symbole mit dem Fragezeichen<br />
weiter. Darüber erhalten Sie<br />
eine sehr ausführliche Hilfe zum<br />
jeweiligen Schalter.<br />
OATH-Integration<br />
Beim HMAC-Based One-Time<br />
Password Algorithm (OATH<br />
HOTP) handelt es sich um ein offenes,<br />
nicht patentbehaftetes und<br />
durch den RFC4226 standardisiertes<br />
Autorisierungsverfahren<br />
für Einmalpassworte. Sie können<br />
den YubiKey anstelle von Yubico<br />
OTP für OATH HOTP konfigurieren<br />
und so blitzschnell in eine bereits<br />
bestehende OATH-Infrastruktur<br />
einbinden. Die Konfiguration<br />
erfolgt über die Qt-Anwendung<br />
ebenso einfach wie bei<br />
YubiKey OTP.<br />
Zwei-Faktor-Autorisierung<br />
Die Verteilung der Geheimnisse<br />
in zwei Faktoren wurde bereits<br />
mehrfach genannt – nun setzen<br />
wir das endlich in die Praxis um.<br />
Im Fallbeispiel „statisches Passwort“<br />
zerlegen wir dieses Passwort<br />
in zwei Teile. Dabei landet<br />
ein Teil als statisches Passwort<br />
auf dem YubiKey (Faktor 1), den<br />
zweiten Teil (Faktor 2 oder PIN)<br />
hingegen merken Sie sich und fügen<br />
diesen bei der Eingabe wieder<br />
hinzu. Wie Sie die Zeichenkette<br />
in zwei Faktoren zerlegen, steht<br />
Ihnen frei. Bewährt haben sich im<br />
Alltag die beiden Kombinationen<br />
„Passwort auf dem YubiKey/ PIN“<br />
und „PIN/ Passwort auf dem<br />
YubiKey“. Wichtig ist, dass Sie<br />
den YubiKey dabeihaben und sich<br />
an Ihre PIN sowie bei der Eingabe<br />
an die korrekte Reihenfolge der<br />
beiden Faktoren erinnern.<br />
Bei Yubico OTP können Sie die<br />
PIN vor den YubiKey-OTP-String<br />
stellen – in der Bibliothek Libpam-yubico<br />
ist diese Abfolge fest<br />
einprogrammiert. Dank dieser Sicherheitsvorkehrung<br />
kann ein<br />
Anwender, der in den Besitz eines<br />
fremden YubiKey gelangt, sich<br />
mangels Kenntnis der zugehörigen<br />
PIN nicht an dem damit gesicherten<br />
System anmelden.<br />
70 10 | 12<br />
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YubiKey (Teil 2)<br />
NETZ&SYSTEM<br />
Bei dieser Art der Anwendung<br />
entspricht die PIN praktisch dem<br />
Unix-Passwort. Das sollten Sie<br />
bedenken: Der zusätzliche Faktor<br />
erhöht zwar den Schutz, jedoch<br />
sollten Sie der PIN nicht für andere,<br />
nicht durch den YubiKey abgesicherte<br />
Dienste benutzen (zum<br />
Beispiel zum Autorisieren an einem<br />
Mail-Server).<br />
YubiKey-Bibliotheken<br />
Die C-Bibliothek Libyubikey [6]<br />
kapselt die Kommunikation zwischen<br />
Betriebssystem und dem<br />
YubiKey. Sie dient zum Entschlüsseln<br />
und Parsen der<br />
YubiKey-OTPs. Dazu interagiert<br />
sie mit den Bibliotheken Lib ykpers<br />
(für „YubiKey Personalization“)<br />
und Libpam-yubico.<br />
Die Bibliothek Libpam-yubico<br />
interagiert als Middleware mit<br />
der Benutzerschnittstelle (Frontend)<br />
sowie mit der Libykclient3,<br />
die als Verbindung zum Auto ri sierungs<br />
backend dient, wie etwa der<br />
YubiCloud. Abbildung D und Abbildung<br />
E veranschaulichen die<br />
Abhängigkeiten.<br />
PAM-Integration<br />
Im Folgenden zeigen wir die Konfiguration<br />
für den YubiKey mit<br />
2-Faktor-Autorisierung über Libpam<br />
für ein SSH-Login. Nach der<br />
Einrichtung können Sie sich über<br />
die Secure Shell auf dem Zielsystem<br />
anmelden, indem Sie PIN<br />
und YubiKey OTP miteinander<br />
kombinieren. Die Abbildung F<br />
stellt den Ablauf und das Zusammenspiel<br />
der Dienste dar.<br />
Damit diese Form der Anmeldung<br />
gelingt, sind mehrere<br />
Schritte notwendig. Das beinhaltet<br />
insbesondere Eingriffe am Autorisierungssystem<br />
PAM – als jener<br />
Instanz, die dafür sorgt, dass<br />
sich nur die Personen auf ihrem<br />
System anmelden, die auch über<br />
die dazu notwendigen Berechtigungen<br />
verfügen und diese tatsächlich<br />
vorweisen können.<br />
Als ersten Schritt stellen Sie sicher,<br />
dass auf dem Zielsystem das<br />
Paket libpam-yubico installiert ist.<br />
Libpam-yubico benötigt weitere<br />
Pakete wie beispielsweise libpamruntime<br />
und libyubikey0, welche<br />
die Paketverwaltung bei richtig<br />
gesetzten Abhängigkeiten automatisch<br />
nachzieht.<br />
Im zweiten Schritt konfigurieren<br />
Sie den SSH-Daemon Sshd<br />
auf dem Zielsystem. Zunächst<br />
überprüfen Sie die Datei /etc/ssh/<br />
sshd_config: Sie muss die Zeilen<br />
UsePAM yes und ChallengeResponseAuthentication<br />
no enthalten. Im<br />
Auslieferungszustand ist das in<br />
der Regel bereits der Fall, und<br />
SSH führt eine Authentifizierung<br />
über PAM durch.<br />
In Schritt 3 passen Sie das PAM-<br />
Modul für SSH auf dem Zielsystem<br />
an. Dazu öffnen Sie als Root<br />
die Datei /etc/pam.d/sshd mit einem<br />
Texteditor und suchen darin<br />
den Eintrag @include common-account<br />
(Zeile 11 in Abbildung G,<br />
folgende Seite). Diese Zeile kommentieren<br />
Sie mit einem „#“ aus.<br />
Danach fügen Sie darunter die<br />
folgenden beiden Zeilen hinzu:<br />
auth required pam_yubico.so id=16<br />
auth required pam_unix.so nullokU<br />
_secure try_first_pass<br />
Die Reihenfolge der zwei Zeilen<br />
ist wichtig – bitte behalten Sie<br />
diese daher unbedingt bei, weil<br />
ansonsten die Anmeldung am<br />
System schiefgeht.<br />
Die erste Zeile legt das PAM-Modul<br />
pam_yubico.so als erste Stufe<br />
zur Authentifizierung fest. Dieses<br />
Modul verarbeitet zunächst alle<br />
Passwortangaben bei der Anmeldung<br />
über SSH. Dabei zerlegt es<br />
die Passwortangaben wieder in<br />
die zwei Bestandteile PIN und<br />
Yubico OTP und sendet Letzteres<br />
über HTTP(S) an die Validierungsinstanz<br />
YubiCloud. Die<br />
nachgestellte Option id=16 signalisiert<br />
der YubiCloud, dass es sich<br />
um einen YubiKey im Auslieferungszustand<br />
handelt, dessen<br />
YubiKey OTP sie auf Gültigkeit zu<br />
überprüfen hat.<br />
Die zweite Zeile übergibt die<br />
vorher separierte PIN an das<br />
PAM-Modul pam_unix.so, das die<br />
Zeichenkette mit dem Passwort<br />
auf dem Zielsystem vergleicht.<br />
Liefern beide PAM-Module ein<br />
OK zurück, übermittelt PAM den<br />
Rückgabewert PAM_SUCCESS, die Authentifizierung<br />
war erfolgreich.<br />
E Paketabhängigkeiten<br />
der Libpam-yubico,<br />
dargestellt in der Apt-<br />
Shell.<br />
GLOSSAR<br />
PAM: Pluggable Authentication<br />
Modules (PAM).<br />
Eine Softwarebibliothek,<br />
die eine gemeinsame<br />
Programmierschnittstelle<br />
für Authentisierungsdienste<br />
zur Verfügung<br />
stellt.<br />
F Das Zusammenspiel<br />
zwischen den Komponenten<br />
zur Authentifizierung.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 71
NETZ&SYSTEM<br />
YubiKey (Teil 2)<br />
G Ein Ausschnitt aus<br />
der Datei /etc/pam.d/<br />
sshd mit den eingefügten<br />
PAM-Modulen.<br />
DIE AUTOREN„<br />
Thomas Osterried<br />
verwendet Linux seit<br />
Anfang der 90er-Jahre<br />
und arbeitet als Freelancer<br />
mit Linux systemnah<br />
in den Bereichen<br />
Virtualisierung<br />
und Embedded-<br />
Systeme in LAN und<br />
WLAN.<br />
Frank Hofmann<br />
(http:// www. efho. de)<br />
hat Informatik an der<br />
Technischen Universität<br />
Chemnitz studiert.<br />
Der Spezialist für<br />
Druck und Satz koordiniert<br />
seit 2008 das<br />
Regionaltreffen der Linux<br />
User Groups aus<br />
der Region Berlin-<br />
Brandenburg.<br />
Beide Autoren arbeiten<br />
in Berlin im<br />
Büro 2.0, einem<br />
Open-Source Experten-Netzwerk,<br />
und<br />
sind darüber hinaus<br />
Mitgründer des Schulungsunternehmens<br />
Wizards of FOSS.<br />
DANKSAGUNG<br />
Die Autoren bedanken<br />
sich bei Wolfram<br />
Eifler für Kritik, Anmerkungen,<br />
Kommentare<br />
und Ergänzungen<br />
im Vorfeld der Arbeit<br />
an diesem Artikel.<br />
Nachdem Sie die modifizierte<br />
/ etc/pam.d/sshd gespeichert haben,<br />
sollten Sie noch die Benutzerrechte<br />
der Datei einschränken:<br />
Mit chmod 600 /etc/pam.d/ssh sorgen<br />
Sie dafür, dass nur root die<br />
Datei lesen und schreiben darf.<br />
Damit auf dem Zielsystem ein<br />
Abgleich erfolgen kann, müssen<br />
Sie noch die Private-ID ihres<br />
YubiKey hinterlegen. Dazu legen<br />
Sie als normaler Benutzer in Ihrem<br />
Home-Verzeichnis auf dem<br />
Zielsystem das Verzeichnis .yubico<br />
und darin die Textdatei authorized_yubikeys<br />
an. In der Datei<br />
identifizieren Sie alle YubiKeys,<br />
mit denen Sie sich am System anmelden<br />
wollen. Nach dem jeweiligen<br />
Benutzernamen folgen die<br />
Private-IDs der zugehörigen<br />
YubiKeys, jeweils durch einen<br />
Doppelpunkt voneinander getrennt<br />
(Listing 1).<br />
Um zu verhindern, dass ein anderer<br />
Benutzer diese Datei lesen<br />
und damit kopieren kann, um<br />
sich unberechtigt mit Ihrem<br />
Schlüssel anmelden zu können,<br />
ändern Sie noch die Zugriffsrechte<br />
entsprechend:<br />
$ chmod 700 $HOME/.yubico; chmodU<br />
600 $HOME/.yubico/authorized_yuU<br />
bikeys<br />
Danach testen Sie die Anmeldung<br />
über SSH und bauen dazu von Ihrem<br />
lokalen System aus eine Verbindung<br />
zum Zielsystem auf.<br />
Geben Sie Ihre PIN sowie Ihr<br />
Yubico-OTP als Geheimnisse ein.<br />
Auf dem Zielsystem nimmt der<br />
SSH-Daemon die Eingaben entgegen,<br />
verifiziert diese via PAM und<br />
gibt bei Erfolg eine Shell frei.<br />
Haken und Ösen<br />
Die Anmeldung und Authentifizierung<br />
via YubiKey hat Vor- und<br />
Nachteile. Implementieren Sie<br />
das oben beschriebene<br />
Verfahren,<br />
müssen<br />
sich fortan alle<br />
Benutzer, die sich<br />
per SSH auf das<br />
Zielsystem verbinden, mit einer<br />
2-Faktor-Autorisierung anmelden<br />
und sich dazu mit ihrem eigenen<br />
YubiKey ausweisen. Ist der<br />
Schlüssel nicht zur Hand oder<br />
ging verloren, können sie sich<br />
nicht mehr anmelden. Das Login<br />
klappt erst wieder, nachdem mit<br />
administrativer Hilfe der bestehende<br />
Schlüssel in der Datei authorized_yubikeys<br />
ausgetragen, ein<br />
Ersatzschlüssel ergänzt und dem<br />
Benutzer der neue YubiKey ausgehändigt<br />
wurde.<br />
Die Authentifizierung gelingt<br />
nur im Zusammenspiel mit einem<br />
Validierungsserver, in unserem<br />
Beispiel mit der YubiCloud. Wir<br />
haben diese hier gewählt, weil Sie<br />
dadurch sofort mit dem vorgestellten<br />
YubiKey experimentieren<br />
können. Bedenken Sie aber, dass<br />
es sich bei der YubiCloud um einen<br />
Dienst außerhalb Ihres Netzwerks<br />
handelt und daher zur erfolgreichen<br />
Anmeldung stets eine<br />
Internetverbindung vom Zielsystem<br />
aus dahin bestehen muss.<br />
Eigener Validierungsserver<br />
Als Administrator geben Sie freilich<br />
ungern die Validierung aus<br />
der Hand. Als eigene Lösungen<br />
für den Server kommt der in C<br />
geschriebene YubiServer ([7],[8])<br />
infrage, von dem alternative Implementierungen<br />
in Python [9],<br />
Java [10] und PHP [11] zur Verfügung<br />
stehen. Der YubiServer<br />
versteht sich als „simpler und<br />
leichtgewichtiger Validierungsserver<br />
für Yubico-OTP und<br />
HOTP/ OATH“ und bringt die<br />
Oberfläche Yubiserver-admin<br />
mit, mit deren Hilfe Sie Nutzer<br />
und deren Keys verwalten.<br />
LISTING 1<br />
$ cat /home/fho/.yubico/<br />
authorized_yubikeys<br />
fho:ccccccbavaev:vvkiknackeil<br />
Im Unternehmensumfeld ist die<br />
PHP-Variante die erste Wahl, die<br />
zusätzlich das HSM-Protokoll<br />
zum Hardware Key Storage Module<br />
YubiHSM [12] implementiert.<br />
Eine Authentifizierung via<br />
Radius (Modul YubiRadius [13])<br />
und die Anbindung an den freien<br />
Dienstleister OpenID [14] ergänzen<br />
die Palette.<br />
Fazit<br />
Mit dem YubiKey gelingt eine<br />
sinnvolle und sichere Erweiterung<br />
jedes Sicherheitskonzepts<br />
um eine 2-Faktor-Authentifizierung.<br />
Die geschilderten Beispiele<br />
zeigen recht anschaulich, an welchen<br />
Schrauben es zu drehen gilt.<br />
Passende Debian-Pakete und Tutorials<br />
stehen zum Einsatz bereit,<br />
was den Einstieg erleichtert. Das<br />
effektive Einrichten setzt jedoch<br />
ein Grundwissen rund um die<br />
Protokolle zur Authentifizierung<br />
voraus. (jlu) n<br />
INFO<br />
[1] YubiKey (Teil 1): Thomas Osterried,<br />
Frank Hofmann, „Ausbuchstabiert“,<br />
<strong>LinuxUser</strong> 09/ 2012, S. 18,<br />
http:// www. linux-community. de/ 25925<br />
[2] Debian-Paket yubikey-personalization:<br />
http:// packages. debian. org/ squeeze/<br />
yubikey-personalization<br />
[3] Debian-Paket yubikey-personalization-gui:<br />
http:// packages. debian. org/ wheezy/<br />
yubikey-personalization-gui<br />
[4] Github-Repository von Yubico:<br />
https:// github. com/ Yubico/<br />
[5] YubiCloud:<br />
http:// www. yubico. com/ yubicloud<br />
[6] Debian-Paket libyubikey: http:// packages.<br />
debian. org/ squeeze/ libyubikey0<br />
[7] YubiServer: http:// yubiserver. include. gr<br />
[8] YubiKey Validation Server (C):<br />
http:// err. no/ personal/ blog/ 2010/ Mar/ 16<br />
[9] YubiKey Validation Server (Python): http://<br />
code. google. com/ p/ yubico-yubiserve/<br />
[10] YubiKey Validation Server (Java):<br />
http:// code. google. com/ p/ yubikey-server-j<br />
[11] YubiKey Validation Server (PHP): http://<br />
code. google. com/ p/ yubikey-val-server-php/<br />
[12] Yubico HSM Module:<br />
http:// www. yubico. com/ YubiHSM<br />
[13] YubiRadius:<br />
http:// www. yubico. com/ yubiradius<br />
[14] OpenID: http:// openid. net<br />
72 10 | 12<br />
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Hdparm<br />
NETZ&SYSTEM<br />
© Amy Walters, 123RF<br />
Laufwerke abfragen und steuern mit Hdparm<br />
Platteninspektor<br />
Geht es um das Tuning der Festplatten-Performance, führt kein Weg an Hdparm vorbei.<br />
Daneben kann das kleine, aber praktische Tool jedoch noch viel mehr. Tim Schürmann<br />
Hdparm greift direkt auf das Laufwerk<br />
zu, weswegen sein Einsatz leicht zu<br />
Datenverlust und in extremen Fällen<br />
sogar zu einem defekten Datenträger<br />
führen kann. Zudem weist die Dokumentation<br />
viele Funktionen als experimentell<br />
oder gefährlich aus. Bevor Sie<br />
Der Kanadier Mark Lord entwickelte<br />
2005 das kleine Werkzeug<br />
Hdparm [1], um die Linux-Treiber<br />
für IDE-Festplatten zu testen. Im<br />
Lauf der Zeit entwickelte sich das<br />
Tool zu einem wertvollen Werkzeug<br />
für die Diagnose und das<br />
Einstellen von Laufwerken. So<br />
testet es unter anderem die Geschwindigkeit<br />
von Festplatten<br />
und Solid State Disks (SSDs), versetzt<br />
diese Geräte auf Wunsch in<br />
den Schlafmodus oder schaltet<br />
die Energiesparmodi ein und aus.<br />
Bei modernen Festplatten aktiviert<br />
es den sogenannten Akustikmodus,<br />
zudem räumt es auf<br />
SSDs auf. Vor den ersten Experimenten<br />
mit Hdparm lesen Sie einige<br />
Sicherheitshinweise zum<br />
Programm im Kasten Warnung!.<br />
Mitteilungsbedürfnis<br />
Alle halbwegs aktuellen Distributionen<br />
bringen Hdparm bereits in<br />
der Grundinstallation mit. Sie<br />
müssen lediglich ein Terminalfenster<br />
öffnen und als Administrator<br />
hdparm -I /dev/sda | more<br />
aufrufen (Abbildung A). Damit<br />
WARNUNG!<br />
mit dem Programm arbeiten, sollten<br />
Sie also immer ein Backup des kompletten<br />
Laufwerks anlegen. Setzen<br />
Sie zudem nur solche Funktionen ein,<br />
deren Bedeutung Sie verstehen. Verlag<br />
und Autor übernehmen keine Haftung<br />
für Schäden oder Datenverluste.<br />
liefert Ihnen das Tool sämtliche<br />
greifbaren Daten über das gewählte<br />
Laufwerk, hier die erste<br />
Festplatte sda. Das angehängte |<br />
more sorgt dafür, dass die durchaus<br />
zahlreichen Informationen<br />
nicht einfach ungesehen durch<br />
das Terminal rauschen.<br />
Als Gerät akzeptiert Hdparm jeden<br />
Massenspeicher, der an einer<br />
(E)IDE-, SATA- oder SAS-Schnittstelle<br />
hängt, also auch DVD-Laufwerke<br />
und SSDs. USB-auf-IDE-<br />
Adapter bereiten häufiger Probleme,<br />
weil diese die ATA- beziehungsweise<br />
ATAPI-Befehle nicht<br />
oder nur unvollständig an das<br />
Laufwerk weiterreichen.<br />
Die von Hdparm zurückgelieferten<br />
Informationen hängen vom<br />
jeweiligen Gerät ab. Stets vorhanden<br />
sind ganz am Anfang die Bezeichnung<br />
und Versionsnummer<br />
der Firmware (hinter Model Num-<br />
README<br />
Hdparm, das „Schweizer<br />
Messer“ für Festplatten,<br />
SSDs und sogar<br />
DVD-Laufwerke liefert<br />
wertvolle Informationen<br />
über die Geräte,<br />
misst deren Geschwindigkeit<br />
beim Lesen, ändert<br />
wichtige Laufwerkseinstellungen<br />
und kann<br />
sogar Solid State Disks<br />
sicher löschen.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 73
NETZ&SYSTEM<br />
Hdparm<br />
A Hier listet<br />
Hdparm die Hardwareeigenschaften<br />
einer<br />
sechs Jahre alten<br />
Festplatte mit einer<br />
Kapazität von 320<br />
GByte auf.<br />
Hdparm liest die Daten immer<br />
vom Anfang des Datenträgers.<br />
Festplatten tendieren jedoch<br />
dazu, die Daten von den äußeren<br />
Bereichen der Magnetscheiben<br />
etwas langsamer zu liefern. Das<br />
Programm Hdparm erlaubt es<br />
deshalb ab Version 9.29, noch<br />
einen Offset anzugeben:<br />
# hdparm -t --direct --offset 50U<br />
0 /dev/sda<br />
B Diese SATA-Festplatte<br />
erreichte durchschnittliche<br />
Leseraten<br />
von 80,48 MByte/s.<br />
ber und Firmware Revision). Vor<br />
allem Besitzer einer SSD können<br />
so sehr schnell in Erfahrung bringen,<br />
ob sie die aktuellste Firmware-Version<br />
besitzen.<br />
Bei neueren Festplatten sollten<br />
Sie nachsehen, ob sich in der Rubrik<br />
Commands/ features das Native<br />
Command Queueing (NCQ) findet.<br />
Diese Technik ermöglicht es der<br />
Festplatte, die Anfragen des Systems<br />
so umzusortieren, dass der<br />
Schreibkopf möglichst kurze<br />
Wege zurücklegen muss. SSDs<br />
wiederum verteilen damit die<br />
Schreibzugriffe effizienter auf die<br />
Speicherblöcke. Im Idealfall führt<br />
dies zu einer Geschwindigkeitssteigerung.<br />
Sollte NCQ deaktiviert<br />
sein, dann prüfen Sie, ob im<br />
BIOS das Laufwerk im AHCI-Modus<br />
läuft. Dieser ist übrigens auch<br />
eine Voraussetzung für viele andere<br />
Funktionen, etwa das Energiemanagement.<br />
Wie schnell ein Laufwerk Daten<br />
liefert, verrät der Befehl hdparm -t<br />
/dev/sda. Nach ein paar Sekunden<br />
erscheint die Datentransferrate<br />
in MByte/ s. Das kleine Programm<br />
liest dazu ohne Rücksicht auf das<br />
Dateisystem eine Weile Daten direkt<br />
vom Laufwerk. Die ermittelte<br />
Geschwindigkeit fällt folglich<br />
etwas höher aus als in der Praxis.<br />
Um ein unverfälschtes Ergebnis<br />
zu erhalten, sollten während der<br />
Messung keine anderen Programme<br />
laufen und genügend freier<br />
Hauptspeicher zur Verfügung stehen.<br />
Wiederholen Sie zudem die<br />
Messung mindestens drei Mal,<br />
und ermitteln Sie den Durchschnittswert.<br />
Bei einem aktuellen<br />
Laufwerk sollte das Resultat mindestens<br />
80 MByte/ s erreichen<br />
(Abbildung B).<br />
Der Linux-Kernel legt die von<br />
der Festplatte geholten Daten in<br />
einem Pufferspeicher ab. Um die<br />
„nackte“ Laufwerksgeschwindigkeit<br />
zu ermitteln, nutzen Sie den<br />
Befehl hdparm -t --direct /dev/sda.<br />
Hdparm liest die Daten dann<br />
ohne Umwege von der Platte. Die<br />
Messwerte fallen um einiges geringer<br />
aus als ohne --direct, dafür<br />
sehen Sie die reine Übertragungsleistung<br />
der Platte (Abbildung C).<br />
Die Zahl steht für die Anzahl der<br />
zu überspringenden GByte. Bei<br />
einer 1 TByte großen Festplatte<br />
würde der obige Befehl folglich<br />
Daten von der Mitte der Festplatte<br />
liefern. Wie Abbildung C zeigt,<br />
bricht die Leserate in den äußeren<br />
Bereichen einer Festplatte<br />
normalerweise recht deutlich ein.<br />
Alle vorgestellten Geschwindigkeitstests<br />
geben nur erste Hinweise<br />
auf Probleme und Flaschenhälse.<br />
Für einen vollständigen<br />
Benchmark fehlt aber beispielsweise<br />
die Ermittlung der Schreibgeschwindigkeit.<br />
Tempo, tempo<br />
Einige Laufwerkseigenschaften<br />
lassen sich während des Betriebs<br />
verändern. So erlauben es die<br />
meisten Platten, das Powermanagement<br />
ein- und auszuschalten.<br />
Welche Funktionen Hdparm<br />
bei einer Festplatte ändern und<br />
aktivieren kann, zeigt die Ausgabe<br />
von hdparm -I /dev/sda im Bereich<br />
Commands/ features.<br />
Alle dort mit einem Sternchen<br />
versehenen Funktionen sind gerade<br />
im System aktiv, die übrigen<br />
kann Hdparm nutzen oder zumindest<br />
einschalten.<br />
Um die Datenübertragung zu<br />
beschleunigen, liest eine Festplatte<br />
in der Regel mehrere Sektoren<br />
gleichzeitig aus. Wie viele sie auf<br />
einmal anliefern kann, verrät hdparm<br />
-I /dev/sda hinter R/ W multiple<br />
sector transfer: Max =. Dieser<br />
Wert sollte auch in der gleichen<br />
Zeile hinter Current = stehen. Sofern<br />
dies nicht der Fall ist, setzen<br />
Sie die Anzahl mit dem Befehl<br />
74 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Hdparm<br />
NETZ&SYSTEM<br />
hdparm -m16 /dev/sda hoch. Das<br />
weist die Festplatte an, immer 16<br />
Sektoren auf einmal zu liefern.<br />
Kurioserweise laufen einige<br />
Festplatten mit höheren Werten<br />
langsamer: Die Manpage von Hdparm<br />
nennt diesbezüglich vor allem<br />
ältere Caviar-Festplatten von<br />
Western Digital. In solch einem<br />
Fall sollten Sie die Anzahl der<br />
Sektoren wieder reduzieren oder<br />
sogar ganz abschalten, Letzteres<br />
geschieht per hdparm -m0 /dev/sda.<br />
Moderne Laufwerke können<br />
überdies ein paar Sektoren im Voraus<br />
von der Platte holen („read<br />
ahead“). Wie viele es sein sollen,<br />
bestimmen Sie mit dem Schalter<br />
-a, beispielsweise hdparm -a256<br />
/ dev/sda. In diesem Beispiel liest<br />
das Laufwerk diejenigen 256 Sektoren<br />
im Voraus, die wahrscheinlich<br />
als Nächstes angefordert werden.<br />
Höhere Werte beschleunigen<br />
vor allem das Lesen von größeren<br />
Dateien – allerdings zu dem Preis,<br />
dass das Lesen kleinerer dafür<br />
länger dauert. Die derzeit aktuelle<br />
Einstellung verrät der Befehl<br />
hdparm -a /dev/sda.<br />
Viele Laufwerke besitzen darüber<br />
hinaus noch einmal eine fest<br />
eingebaute, zusätzliche Read-<br />
Ahead-Funktion. Sie können daher<br />
in der Regel den bereits vorgegebenen<br />
Wert belassen.<br />
Wie schnell die Anfragen des<br />
Betriebssystems zum Festplatten-Controller<br />
gelangen, zeigt der<br />
Befehl hdparm -c /dev/sda. Der<br />
Wert sollte auf 32-bit stehen. Sie<br />
erzwingen das optional mit dem<br />
Schalter -c3.<br />
Volle Pulle<br />
Viele moderne Festplatten erlauben<br />
es, die Bewegungen des<br />
Schreibkopfes zu verlangsamen.<br />
Dadurch sinken zwar die Zugriffszeiten,<br />
im Gegenzug sinkt<br />
jedoch auch die Lautstärke. Ob<br />
die eigene Festplatte diesen<br />
„Akustikmodus“ anbietet, verrät<br />
hdparm -M /dev/sda. Folgt hinter<br />
dem Gleichheitszeichen eine Zahl<br />
wie in Abbildung D, folgende Seite,<br />
lässt sich das Laufwerk mit<br />
dem Befehl hdparm -M 128 /dev/sda<br />
in einen leisen Modus schalten.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit erreichen<br />
Sie mit hdparm -M 254 /dev/<br />
sda. Erlaubt sind auch Werte zwischen<br />
128 und 254, die dann einen<br />
Kompromiss zwischen Lautstärke<br />
und Geschwindigkeit ergeben.<br />
Neben dem Laufwerk muss<br />
übrigens auch der Linux-Kernel<br />
das Akustikmanagement unterstützen<br />
– das sollte jedoch bei allen<br />
aktuellen großen Distributionen<br />
der Fall sein.<br />
Manche CD- und DVD-Laufwerke<br />
erweisen sich als wahre Turbinen:<br />
Ihre hohen Drehzahlen stören<br />
vor allem beim Audio- und Video-Genuss.<br />
Für Ruhe sorgt der<br />
Befehl hdparm -E 4 /dev/sr0. Der<br />
Parameter 4 gibt die Geschwindigkeit<br />
vor, /dev/sr0 das DVD-Laufwerk.<br />
Das Beispiel bremst das<br />
Laufwerk auf die neunfache Lesegeschwindigkeit.<br />
Write-Back-Caching<br />
Beim sogenannten Write-Back-<br />
Caching merkt sich die Festplatte<br />
zu schreibende Daten zunächst in<br />
einem Zwischenspeicher. Auf diese<br />
Weise nimmt sie die Daten wesentlich<br />
schneller an, was die<br />
Schreibrate verbessert. Ob Write-<br />
Back-Caching aktiviert ist, verrät<br />
der Befehl hdparm -W /dev/sda. Hinter<br />
dem Gleichheitszeichen sollte<br />
eine Eins stehen. Andernfalls aktivieren<br />
Sie die Funktion mit dem<br />
Schalter -W1.<br />
Sperrt sich Hdparm gegen diese<br />
Änderung, dann prüfen Sie, ob im<br />
BIOS das Write-Back-Caching aktiviert<br />
ist. Allerdings empfiehlt<br />
sich diese Funktion nicht in allen<br />
Lebenslagen: Bei einem Stromausfall<br />
gehen die Daten im Zwischenspeicher<br />
unwiederbringlich<br />
verloren. Läuft auf dem System<br />
ein Programm, bei dem es auf Datensicherheit<br />
ankommt, wie etwa<br />
eine Datenbank, sollten Sie deshalb<br />
den Write-Back-Cache mit<br />
dem Schalter -W0 abschalten. Die<br />
Dokumentation der Datenbank<br />
PostgreSQL empfiehlt das sogar<br />
ausdrücklich.<br />
Hat eine Festplatte oder SSD eine<br />
Weile nichts zu tun, versetzt sie<br />
sich automatisch in den Schlafmodus.<br />
Diese Stromsparfunktion<br />
beeinflussen Sie mit dem Parameter<br />
-B. So bewirkt ein hdparm -B255<br />
/dev/sda ein Deaktivieren des<br />
Energiemanagements, was aber<br />
nicht alle Laufwerke gestatten.<br />
Anstelle von 255 sind auch Werte<br />
von 1 bis 254 erlaubt. Ein höherer<br />
Wert kostet mehr Strom,<br />
verspricht aber auch eine höhere<br />
Leistungsbereitschaft beziehungsweise<br />
Geschwindigkeit.<br />
Werte zwischen 1 und 128 erlauben<br />
das Abschalten des Laufwerks,<br />
solche von 129 bis 254<br />
verbieten es. Am meisten Strom<br />
sparen Sie mit dem Wert 1, den<br />
höchsten Datendurchsatz (I/ O-<br />
Performance) erhalten Sie mit<br />
254. Den aktuellen Wert ermitteln<br />
Sie per hdparm -B /dev/sda.<br />
Unter Strom<br />
Die genauen Auswirkungen der<br />
jeweiligen Werte hängen vom<br />
Laufwerk ab. Sie sollten jedoch<br />
im Hinterkopf behalten, dass<br />
Desktop-Festplatten nicht beliebig<br />
viele Ein- und Ausschaltvorgänge<br />
verkraften: Die Festplatte<br />
muss dabei den Schreibkopf immer<br />
wieder in die Parkposition<br />
bringen, was wiederum den Verschleiß<br />
erhöht. Folglich sollten<br />
Sie die Festplatte nicht alle zwei<br />
Sekunden wieder aufwecken –<br />
was zudem immer etwas dauert.<br />
Nach wie vielen Sekunden der<br />
Untätigkeit sich die Festplatte in<br />
den Ruhezustand begeben soll, legen<br />
Sie mit dem Schalter hdparm -S<br />
128 /dev/sda fest. Hier handelt es<br />
sich nicht etwa um eine Angabe<br />
in Sekunden, sondern um einen<br />
Wert zwischen 1 und 253. Diesen<br />
Wert multipliziert die Festplatte<br />
mit einem weiteren. Die im Bei-<br />
C Ohne Pufferspeicher<br />
bricht die Übertragungsrate<br />
drastisch<br />
ein. In der Mitte der<br />
320 GByte großen<br />
Festplatte sind weitere<br />
Einbußen zu verzeichnen.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 75
NETZ&SYSTEM<br />
Hdparm<br />
D Hier steht das Read-<br />
Ahead auf 256, das<br />
Akustikmanagement<br />
ist entsprechend derzeit<br />
noch deaktiviert.<br />
spiel gewählte<br />
128 liegt zwischen<br />
1 und<br />
240, wofür die<br />
Platte den Multiplikationsfaktor<br />
5 verwendet.<br />
Folglich würde sie sich nach<br />
640 Sekunden Untätigkeit in den<br />
Schlafmodus begeben.<br />
Ab 241 erhöht sich der Multiplikator<br />
stetig. Bei 251 hat sich die<br />
Wartezeit so auf 5,5 Stunden erhöht.<br />
Bei 253 gibt sie der Festplattenhersteller<br />
vor, in der Regel<br />
mit zwischen 8 und 12 Stunden.<br />
Der Wert 254 bleibt reserviert,<br />
bei der 255 wartet die Festplatte<br />
21 Minuten und 15 Sekunden.<br />
Ein Wert von Null deaktiviert den<br />
Schlafmodus komplett.<br />
Um die Festplatte sofort in den<br />
Ruhezustand zu versetzen, tippen<br />
Sie hdparm -y /dev/sda. Mit<br />
großem Y schläft die Platte noch<br />
etwas tiefer ein. Je nach Laufwerk<br />
kommt es vor, dass das<br />
Laufwerk aus dem letztgenannten<br />
Zustand erst nach einem Reset<br />
des kompletten Systems wieder<br />
aufwacht.<br />
Aufräumarbeiten<br />
Unabhängig vom Betriebssystem<br />
führen SSDs selbst Buch über die<br />
Speicherorte der angelieferten<br />
Daten. Das führt mitunter zu der<br />
kuriosen Situation, dass eine Datei<br />
zwar eigentlich gelöscht ist,<br />
die SSD den von ihr belegten<br />
Speicher aber weiterhin als belegt<br />
auffasst. Um solche Konflikte<br />
aufzuheben, liegt neueren Versionen<br />
von Hdparm das Skript wiper.sh<br />
bei. Es ermittelt alle nicht<br />
mehr benutzten beziehungsweise<br />
belegten Blöcke und teilt diese<br />
der SSD mit. Der Aufruf lautet<br />
wiper.sh /dev/sda.<br />
Allerdings gilt es, das Skript mit<br />
Vorsicht zu genießen: Die Dokumentation<br />
warnt ausdrücklich<br />
vor möglichen Datenverlusten,<br />
vom Einsatz mit dem Dateisystem<br />
Btrfs rät sie sogar komplett<br />
ab. Laufwerke mit Ext2/ 3/ 4, Reiser3<br />
und XFS gilt es zuvor nur lesend<br />
einzuhängen. Am besten<br />
hängen Sie das Laufwerk komplett<br />
aus oder starten wiper.sh<br />
von einem Live-System aus. Zudem<br />
sollten Sie unbedingt vorher<br />
ein Backup der SSD anfertigen<br />
und das Skript nur im Notfall einsetzen.<br />
Aufgrund der Gefährlichkeit<br />
liegt es übrigens in einigen<br />
Distributionen gar nicht erst bei.<br />
Sicher löschen<br />
Um höhere Transferraten zu erzielen<br />
und die Speicherchips<br />
gleichmäßig auszulasten, nutzen<br />
SSDs zusätzliche, reservierte<br />
Speicherbereiche („Wear-Leveling“).<br />
Dies hat zur Folge, dass ein<br />
einfaches Formatieren nur selten<br />
die komplette SSD löscht. Die<br />
meisten SSDs bieten deshalb eine<br />
Secure Erase genannte Funktion,<br />
bei der das Laufwerk selbst sämtliche<br />
Speicherzellen leert. Das erweist<br />
sich unter anderem dann<br />
als nützlich, wenn Sie die SSD<br />
einmal verkaufen möchten.<br />
Allerdings gibt es zwei Stolperfallen:<br />
Hdparm kann Secure Erase<br />
nur dann auslösen, wenn das<br />
BIOS dies auch erlaubt. Darüber<br />
hinaus gilt das Verfahren (noch)<br />
als experimentell – die Dokumentation<br />
des Tools warnt ausdrücklich<br />
vor dem Einsatz. Secure Erase<br />
macht im schlimmsten Fall die<br />
komplette SSD unbrauchbar.<br />
Passwort zurücksetzen<br />
Möchten Sie die Löschfunktion<br />
dennoch nutzen, rufen Sie vorab<br />
hdparm -I /dev/sdb auf. Im Bereich<br />
Security muss jetzt die Zeile supported:<br />
enhanced erase auftauchen,<br />
andernfalls unterstützt die SSD<br />
kein Secure Erase. Als Nächstes<br />
schalten Sie die Sicherheitsfunktionen<br />
des Laufwerks ein, indem<br />
Sie (vorübergehend) ein Passwort<br />
wie etwa 123456 setzen:<br />
# hdparm --user-master u --securU<br />
ity-set-pass 123456 /dev/sdb<br />
Rufen Sie nun erneut hdparm -I<br />
/ dev/sdb auf, erscheint im Bereich<br />
Security die Zeile enabled. Jetzt<br />
löschen Sie die Solid State Disk<br />
mittels folgendem Befehl:<br />
# hdparm --user-master u --securU<br />
ity-erase 123456 /dev/sdb<br />
Dabei entfernt Hdparm gleichzeitig<br />
auch wieder das Passwort. Der<br />
gesamte Vorgang dauert je nach<br />
SSD-Größe einige Minuten, in denen<br />
keine Rückmeldungen erfolgen.<br />
Rufen Sie anschließend hdparm<br />
-I /dev/sda auf, sollte der Bereich<br />
Security wieder wie vor dem<br />
Setzen des Passworts aussehen.<br />
Altlasten<br />
Bei älteren Festplatten mit IDE-<br />
Anschluss (auch als PATA bezeichnet)<br />
sollten Sie in der Ausgabe<br />
von hdparm /dev/hda einen Blick<br />
auf die Zeile using_dma werfen.<br />
Das DMA steht für Direct Memory<br />
Access: Mithilfe dieser Technik<br />
befördert die Festplatte die Daten<br />
eigenständig und direkt in den<br />
Hauptspeicher. Steht das entsprechende<br />
Flag auf 0 (off), bremst<br />
das die Datenübertragung. Im<br />
Laufe der Jahre wurden immer<br />
schnellere DMA-Standards eingeführt,<br />
den jeweils schnellstmöglichen<br />
aktiviert der Befehl hdparm<br />
-d1 /dev/hda.<br />
Auf einigen sehr alten Systemen<br />
bereitet der DMA-Modus allerdings<br />
Probleme. Sie sollten daher<br />
nach dem Aktivieren testweise<br />
ein paar größere Daten von und<br />
auf das Laufwerk kopieren. Bei<br />
Problemen oder Abstürzen deaktivieren<br />
Sie den DMA-Modus per<br />
hdparm -d0 /dev/hda wieder. Moderne<br />
SATA-Platten nutzen übrigens<br />
immer DMA.<br />
Bleibende Werte<br />
Bis die Festplatte die angeforderten<br />
Daten übertragen hat, kann<br />
das restliche System weiteren Arbeiten<br />
nachgehen – allerdings nur<br />
dann, wenn in der Ausgabe von<br />
hdparm /dev/sda hinter unmaskirq<br />
ein on steht. Sie erzwingen diesen<br />
Modus mit dem Schalter -u1.<br />
Nach einem Neustart des Systems<br />
gehen alle mit Hdparm vor-<br />
76 10 | 12<br />
www.linux-user.de
Hdparm<br />
NETZ&SYSTEM<br />
genommenen Einstellungen verloren.<br />
Um diese dauerhaft zu aktivieren,<br />
tragen Sie den entsprechenden<br />
Hdparm-Befehl in die<br />
Startskripte ein. Das genaue Vorgehen<br />
hängt von der verwendeten<br />
Distribution ab, meist ist aber<br />
ein Eintrag in der Datei /etc/rc.<br />
local notwendig.<br />
Sonderweg Debian<br />
Auf Debian basierende Systeme<br />
werten hingegen beim Systemstart<br />
die Konfigurationsdatei<br />
/ etc/ hdparm.conf aus. Dort steht<br />
für jede Festplatte ein eigener Abschnitt<br />
der Form:<br />
/dev/sda {<br />
...<br />
}<br />
Moderne Linux-Systeme vergeben<br />
die Gerätenamen (sda, sdb)<br />
zufällig. Wenn die Hdparm-Einstellungen<br />
fest einem Laufwerk<br />
zuordnen möchten, müssen Sie<br />
die eindeutige UUID verwenden,<br />
wie etwa:<br />
/dev/disk/by-id/ata-SAMSUNG_HD10U<br />
3SJ_S246J1RZB00034 {<br />
...<br />
}<br />
In jedem Fall gehören zwischen<br />
die geschweiften Klammern die<br />
Einstellungen. Jeder Kommandozeilenparameter<br />
des Programms<br />
besitzt dabei einen eigenen Namen.<br />
Das Akustikmanagement<br />
setzt beispielsweise acoustic_management<br />
= auf den Wert 128.<br />
Welcher Name hier zu welchem<br />
Hdparm-Parameter gehört, das<br />
verraten die Kommentare am Anfang<br />
der Datei.<br />
Fazit<br />
Hdparm kennt noch viele weitere<br />
Parameter, die allerdings häufig<br />
recht gefährlich sind. So lassen<br />
sich etwa viele SSDs mit einem<br />
Passwort schützen, was aber unter<br />
Umständen zu Datenverlust<br />
führt. Die Manpage (man hdparm)<br />
warnt daher nicht umsonst vor<br />
den Gefahren.<br />
Das Programm Hdparm ist übrigens<br />
nur ein nützliches Werkzeug<br />
unter vielen: So ermitteln beispielsweise<br />
die Smartmontools<br />
den Gesundheitszustand einer<br />
Festplatte [2]. Besitzer einer SSD<br />
finden unter [3] weitere Tipps,<br />
um die Leistung des Laufwerks zu<br />
optimieren. (tle) n<br />
INFO<br />
[1] Hdparm: http:// hdparm. sourceforge. net<br />
[2] Integrität gespeicherter Daten sicherstellen:<br />
Thomas Leichtenstern,<br />
„Schau genau!“, LU 08/ 2010, S. 74,<br />
http:// www. linux-community. de/ 21374<br />
[3] Solid State Disks optimal einstellen:<br />
Ferdinand Thommes, „Alte Mythen“,<br />
<strong>LinuxUser</strong> 07/ 2011, S. 72,<br />
http:// www. linux-community. de/ 23617<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 77
NETZ&SYSTEM<br />
Powertop 2<br />
Energiesparen mit Powertop 2.0<br />
Stromdiebe entlarvt<br />
Das von Intel entwickelte Powertop hilft beim Stromsparen. In der neuen Version 2.0 kommt es<br />
auch mit GPUs zurecht und bietet erweiterte Tracking-Funktionen. Thomas Drilling<br />
Powertop 2.0<br />
LU/powertop/<br />
README<br />
Das von Intel entwickelte<br />
Powertop hilft in<br />
Version 2.0 noch besser<br />
beim Stromsparen.<br />
Galt es bei älteren Versionen<br />
noch, auf die<br />
passende Kombination<br />
von CPU und Kernel zu<br />
achten, ist das bei der<br />
aktuellen obsolet.<br />
Powertop setzt einen<br />
Kernel ab Version<br />
2.6.36 voraus. Das Tool<br />
kommt jetzt mit GPUs<br />
zurecht und bietet erweiterte<br />
Tracking- sowie<br />
Reporting-Funktionen.<br />
Wer Linux auf einem Notebook<br />
nutzt, stellt im Vergleich zu einer<br />
auf dem gleichen Gerät installierten<br />
Windows-Version möglicherweise<br />
fest, dass der Akku unter<br />
Windows länger durchhält. Das<br />
legt den Schluss nahe, dass Linux<br />
nicht optimal von den Funktionen<br />
zum Stromsparen wie etwa<br />
der CPU Gebrauch macht.<br />
Das Problem tritt umso häufiger<br />
auf, je älter der Laptop oder die<br />
verwendete Distribution ist. Mitunter<br />
hilft ein mühevolles und in<br />
der Regel schlecht zu systematisierendes<br />
Tuning, die Probleme in<br />
den Griff<br />
zu bekommen.<br />
Einfacher<br />
ist es<br />
© Sellingpix, 123RF<br />
hingegen, die Vorschläge eines<br />
Experten zu Rate zu ziehen, der<br />
in diesen Fragen die Fähigkeiten<br />
moderner CPUs und des Kernels<br />
einbezieht. So ein Experte ist das<br />
von Intels Open Source Division<br />
entwickelte Powertop [1].<br />
Powertop<br />
Das Tool stammt aus den Labors<br />
von Intel und eignete sich ursprünglich<br />
nur dazu, den Stromverbrauch<br />
der eigenen CPUs zu<br />
messen und Vorschläge zum Optimieren<br />
zu unterbreiten. Seit<br />
2007 steht Powertop unter der<br />
GPLv2 zum freien Download bereit<br />
und unterstützt neben<br />
Intel-CPUs auch AMD-,<br />
ARM- und UltraSP-<br />
ARC-Prozessoren.<br />
Ursprünglich zeigte Powertop nur<br />
den aktuellen und geschätzten<br />
Langzeit-Verbrauch der aktiven<br />
Prozesse an. Damit ließen sich<br />
beispielsweise Programme ermitteln,<br />
die den Prozessor und die<br />
Festplatte unnötigerweise aus<br />
dem Schlaf holen. Im Laufe der<br />
Zeit haben immer mehr Anwender<br />
Powertop eingesetzt. Intel hat<br />
deren Wünschen entsprochen<br />
und zusätzliche Funktionen implementiert.<br />
Das führte jedoch<br />
über die Zeit dazu, dass die Code-<br />
Basis sich stetig vergrößerte, was<br />
wiederum den Hauptentwickler<br />
Arjan van de Ven dazu veranlasste,<br />
das Tool weitgehend<br />
neu zu schreiben.<br />
Ein weiterer Grund<br />
für die Neuimplementation<br />
lag allerdings<br />
darin, dass moderne<br />
Distributionen die<br />
meisten Funktionen<br />
zum Stromsparen<br />
heute automatisch<br />
nutzen.<br />
Der Fokus des Programms<br />
liegt daher<br />
heute eher auf der<br />
Systemdiagnose,<br />
obwohl das Programm<br />
nach wie<br />
vor mehr vermag<br />
und unter anderem<br />
Vorschläge<br />
zum Stromsparen<br />
unterbreitet.<br />
Eine erste Beta-Version<br />
von<br />
Powertop 2<br />
stand bereits<br />
78<br />
www.linux-user.de
Powertop 2<br />
NETZ&SYSTEM<br />
seit Anfang dieses Jahres zum<br />
Testen bereit. Seit Anfang Mai<br />
bietet das Projekt die finale Version<br />
2.0 offiziell zum Download<br />
an [2]. Inzwischen liefern fast alle<br />
Distributionen die Software mit.<br />
Installation<br />
In den Repositories von Ubuntu<br />
12.04 finden Sie wahlweise die<br />
Beta-Version 1.97, die bereits die<br />
Codebasis von Powertop 2 nutzt,<br />
und die stabile Version 1.13 der<br />
alten Serie 1.0. Beide installieren<br />
Sie via Synaptic oder apt-get install<br />
powertop, beziehungsweise<br />
apt-get install powertop-1.13 für<br />
die ältere Version. Jedoch sollten<br />
Sie dem aktuelleren Programm<br />
den Vorzug geben. Legen Sie Wert<br />
auf die brandaktuelle Version,<br />
kompilieren Sie Powertop aus den<br />
Quellen. Dazu entpacken Sie zuerst<br />
das Archiv mittels<br />
$ tar -xfzv powertop-2.0.tar.bz2<br />
Als Abhängigkeiten fordert<br />
Power top curses-base, curses-bin<br />
beziehungsweise libcurses5 sowie<br />
automake und autoconf und dhautoreconf.<br />
Diese installieren Sie<br />
über Ihren Paketmanager. Anschließend<br />
wechseln Sie ins Verzeichnis<br />
der entpackten Quellen<br />
und geben die Befehle aus Listing<br />
1 ein.<br />
Powertop 2 ermittelt wie der<br />
Vorgänger das CPU-Modell sowie<br />
Moderne Prozessoren bieten die Möglichkeit,<br />
mithilfe spezieller Register,<br />
sogenannter Performance Counter,<br />
bestimmte Ereignisse in der Hardware<br />
in Echtzeit zu überwachen. Dabei<br />
spielt das Subsystem Performance<br />
Counter (Perf) eine wichtige Rolle. Es<br />
abstrahiert im Linux-Kernel die Fähigkeiten<br />
aktueller CPUs zur Diagnose<br />
der Hardware. Das gleichnamige Programm<br />
Perf stellt die Schnittstelle im<br />
Userspace zum Subsystem bereit.<br />
Powertop 2 arbeitet nun mit der Bibliothek<br />
Libparseevents zusammen, die<br />
es ermöglicht, Daten aus der Perf-Infrastruktur<br />
zu verarbeiten. Das ist ein<br />
wichtiger Schritt, denn die so gewonnenen<br />
Informationen sollen laut Intel<br />
$ sudo ./autogen.sh<br />
$ sudo ./configure<br />
$ sudo ./make<br />
$ sudo ./make install<br />
LISTING 1<br />
PERFORMANCE-COUNTER-SUBSYSTEM<br />
wesentlich exakter sein, als bei<br />
früheren Versionen. Ein nicht zu unterschätzender<br />
Nebeneffekt des Zusammenspiels<br />
besteht darin, dass ein<br />
Anpassen von Powertop an die Kernel-<br />
Entwicklung leichter fällt.<br />
Da Powertop das Tool Perf für die Diagnose<br />
heranzieht, profitiert die Software<br />
so von den erheblich erweiterten<br />
Tracing- und Performance-Monitoring-<br />
Fähigkeiten neuerer Linux-Kernel. Allerdings<br />
setzt das zwingend einen Kernel<br />
ab Version 2.6.36 voraus, da erst<br />
diese die von Perf benötigte Infrastruktur<br />
bereitstellen. Möchten Sie<br />
das Tool Perf direkt nutzen, etwa in<br />
der Form perf stat, installieren Sie<br />
die Pakete linux-tools oder linux-base.<br />
sonstige Geräte<br />
und Software,<br />
und zeigt eine<br />
ungefähre Leistungsaufnahme<br />
mithilfe der<br />
ACPI-Informationen<br />
über den<br />
Verbrauch an.<br />
Daneben nutzt<br />
die aktuelle Version<br />
jetzt das<br />
Kernel-Subsystem<br />
Perf zum<br />
Auslesen von Informationen<br />
über die Hardware<br />
(siehe Kasten Performance-Counter-Subsystem).<br />
Neu in Version 2.0 von Powertop<br />
sind die Tracking-Funktionen,<br />
mit deren Hilfe das Tool ermittelt,<br />
welche Komponenten<br />
hinsichtlich des Verbrauches<br />
prob lematisch erscheinen. Dabei<br />
schließt die Software Messungen<br />
an der GPU mit ein, wenn der<br />
Kernel diese Daten liefert. Zu diesem<br />
Zweck bringt es neue Treiber<br />
mit, etwa den i915-Treiber für<br />
Intel-Chipsätze und -CPUs.<br />
Die Applikation ist jetzt in der<br />
Lage, mehrere WLAN-Schnittstellen<br />
abzufragen und Hot-Plugging-USB<br />
in Echtzeit zu messen.<br />
Darüber hinaus verbesserten die<br />
Entwickler das Auslesen der Daten<br />
von Notebook-Akkus. Die<br />
zweite große Verbesserung des<br />
Programms bezieht sich auf die<br />
Fähigkeit zum Erstellen von Reports:<br />
Powertop generiert jetzt<br />
beispielsweise Berichte im<br />
HTML- und demnächst (je nach<br />
Version) im CSV-Format.<br />
Bedienkonzept<br />
Die dritte große Block an neuen<br />
Funktionen gegenüber der Vorgängerversion<br />
besteht in der<br />
komplett überarbeiteten Ncurses-<br />
Oberfläche, die die Informatio-<br />
A Die erste Seite der<br />
neuen Oberfläche zeigt<br />
eine grobe Übersicht<br />
darüber, mit welchen<br />
Programmen und Aufgaben<br />
sich die CPU gerade<br />
beschäftigt.<br />
C-STATES<br />
Die ACPI-Spezifikation definiert vier Betriebszustände, nämlich<br />
die des gesamten Systems (S-States), des Prozessors (P- und C-<br />
States) und sonstiger Komponenten (D-States). Je höher die Ziffer<br />
der Zustände, desto sparsamer arbeiten die Komponenten.<br />
Allerdings benötigen diese dann eine längere Zeit, um den Normalzustand<br />
wiederherzustellen.<br />
Die Processor Performance States (P-States) und die Processor<br />
Operating States beziehen sich auf die Fähigkeit moderner CPUs,<br />
je nach Auslastung des Prozessors, zwischen den verschiedenen<br />
Frequenzen und Spannungen zu wechseln, was ausschlaggebend<br />
für die Mechanismen des Prozessors zum Stromsparen ist.<br />
Befindet sich der Prozessor (oder einzelne Kerne) im Leerlauf,<br />
drosseln moderne CPUs von selbst die Leistungsaufnahme oder<br />
versetzen einen Teil der Kerne in den Energiesparmodus. Je<br />
nach Dauer des Leerlaufs schaltet die CPU dabei nach und nach<br />
in immer tiefere Idle-Zustände, die durch aufsteigende Nummern<br />
gekennzeichnet sind.<br />
In den C-States C3 und C6 trennt die CPU ganze Bereiche des<br />
Kerns von der Versorgungsspannung, was erheblich Strom spart<br />
und zu den zentralen Bestandteilen von Intels Turbo-Boost-Konzept<br />
gehört. Wie viele und welche der bei Intel aktuell neun C-<br />
States ein Prozessor unterstützt, hängt von dessen Alter ab. Ältere<br />
Single-Core-Prozessoren besitzen beispielsweise nur vier C-<br />
States. Darüber hinaus gibt es noch Unterschiede zwischen den<br />
Herstellern bei der Implementation der C-States.<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 79
NETZ&SYSTEM<br />
Powertop 2<br />
B Die Seite Untätig -<br />
keits statistik zeigt detaillierte<br />
Informationen<br />
zu den Schlafzeiten<br />
in den Prozessorkernen.<br />
C Das Register<br />
Tunables ermöglicht<br />
es, interaktiv Empfehlungen<br />
von Powertop<br />
zu übernehmen. Allerdings<br />
verwirft das System<br />
diese Änderungen<br />
nach einem Neustart.<br />
nen jetzt auf fünf Tabs verteilt.<br />
So listet Overview (Übersicht) alle<br />
aktivierten Prozesse nach Leistungsaufnahme<br />
sortiert auf (Abbildung<br />
A, vorherige Seite). Der<br />
Tab Idle Stats (Geräte im Leerlauf)<br />
liefert Informationen zum<br />
Einsatz der CPU beziehungsweise<br />
der Verweildauer in den C-States<br />
(siehe Kasten C-States). Oben im<br />
Fenster zeigt Powertop an, wie<br />
lange die CPU in einem C-State<br />
verweilt, was es ermöglicht, abzuschätzen,<br />
wie sich etwa eine geänderte<br />
Option für den Kernel auswirkt.<br />
Das Register Frequency<br />
Stats (Frequenz) widmet sich dagegen<br />
der CPU-Last. Der Tab Device<br />
Stats (Statistiken der Geräte)<br />
listet die Leistungsaufnahme der<br />
einzelnen Komponenten auf, wobei<br />
Sie hier sehen, ob es sich im<br />
Einzelfall um einen Prozess oder<br />
ein Gerät (Treiber) handelt. Der<br />
letzte Tab Tunables (Einstellmöglichkeiten)<br />
zeigt Werte, um die<br />
Energieaufnahme der verbauten<br />
Hardware zu optimieren. Dieser<br />
Teil von Powertop bezieht seine<br />
Informationen aus dem virtuellen<br />
Dateisystem Sysfs. Aktuelle Distributionen<br />
nutzen heute die<br />
meisten Stromsparfunktionen<br />
automatisch, weshalb sich der<br />
Schwerpunkt der Nutzung von<br />
Powertop 2.0 Richtung Diagnose<br />
verschiebt. Starten Sie Powertop<br />
2.0 zum ersten Mal, hat sich auf<br />
den ersten Blick nicht viel zur<br />
Vorgängerversion geändert. Auch<br />
dieses Release zeigt nach dem<br />
Start zunächst im Tab Overview<br />
einen Überblick darüber, welche<br />
Programme die CPU gerade wie<br />
oft in Anspruch nehmen, was<br />
letztendlich die Zeit verkürzt, in<br />
der die CPU in Strom sparenden<br />
Schlafzustand verweilen könnte.<br />
Oberhalb der Prozessliste steht<br />
die gesamte Arbeitslast des Prozessors.<br />
Daneben und damit neu<br />
bei der Version 2.0 ist eine Anzeige,<br />
wie häufig der Grafikchip<br />
(GPU) im letzten Messabschnitt<br />
seine Arbeitskraft beisteuern<br />
musste (im Bild 0,0 GPU) und<br />
wie oft das Virtual File Systems<br />
VFS die Datenträger angesprochen<br />
hat. Die Rubrik<br />
Idle stats (Untätigkeits)<br />
liefert detaillierte<br />
Informationen zu den<br />
Schlafzeiten (C-States)<br />
der verschiedenen Prozessorkerne<br />
(Abbildung<br />
B).<br />
Das nächste Register<br />
Frequency stats zeigt Ihnen,<br />
wie oft welche Taktfrequenzen<br />
anliegen oder<br />
wie häufig (prozentual)<br />
die CPU gegebenenfalls<br />
in den Turbo-Boost-Frequenzen<br />
schaltet. Unter<br />
Device stats finden Sie einen<br />
Überblick der Aktivität<br />
der einzelnen Geräte.<br />
Bei Geräten, die keine<br />
Stromspartechniken unterstützen<br />
beziehungsweise nutzen,<br />
steht immer 100 Prozent.<br />
Interaktiv<br />
Neben der reinen Diagnose enthält<br />
das letzte Register Tunables<br />
(Einstellmöglichkeiten) Regler,<br />
über die Sie Stromsparfunktionen<br />
ein- oder ausschalten. Das Umschalten<br />
eines Status von Bad auf<br />
Good und umgekehrt erfolgt über<br />
[Eingabe] (Abbildung C). Allerdings<br />
verrät Intel nicht, was<br />
Power top im Einzelnen macht. Abgesehen<br />
davon gehen die Einstellungen<br />
beim Neustart verloren.<br />
Im Übrigen verrät die Datei<br />
README im Verzeichnis der entpackten<br />
Quellen von Powertop<br />
noch einige Besonderheiten und<br />
Parameter. So starten Sie etwa<br />
durch den Aufruf von powertop<br />
--calibrate die Kalibrierung der<br />
Energieschätzung. Das erhöht die<br />
Zuverlässigkeit der angezeigten<br />
Werte, weil die Software nun<br />
etwa den Einfluss von Display-<br />
Helligkeit oder der USB-Aktivität<br />
in die Messung einbezieht.<br />
Um von den neuen Report-<br />
Funktionen Gebrauch zu machen,<br />
verwenden Sie den Parameter<br />
--html, der einen HTML-Report<br />
im Home-Verzeichnis ablegt. Den<br />
versprochenen CSV-Report ermöglichte<br />
die im Test verwendete<br />
Beta-Version 1.97 noch nicht.<br />
Fazit<br />
Da die meisten Distributionen inzwischen<br />
viele Möglichkeiten<br />
zum Stromsparen automatisch<br />
nutzen, hat sich der Wert von<br />
Powertop in den vergangenen<br />
zwei bis drei Jahren relativiert.<br />
Sind ältere Distributionen im<br />
Einsatz, lohnt sich der Griff zu<br />
Powertop allemal. Darüber hi naus<br />
aktiviert nicht jeder Distributor<br />
alle Funktionen zum Senken des<br />
Verbrauchs. (tle) n<br />
[1] Powertop: https:// 01. org/ powertop<br />
[2] Download: https:// 01. org/ powertop/<br />
downloads/ 2012/ powertop-v2. 0<br />
INFO<br />
80 10 | 12<br />
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Bank
KNOW-HOW<br />
Quellcode-Repositories<br />
© stefanovicigor, 123RF<br />
CTAN, CPAN, Pear & Co.: Paketverwaltungen für Quellcode<br />
Sprudelnde Quellen<br />
Einige Software-Pakete und Programmiersprachen bringen abseits der bekannten Systeme<br />
DEB, RPM und Co. ihre eigene, komfortable Paketverwaltung mit. Wolfgang Dautermann<br />
README<br />
Für Programmiersprachen<br />
wie Perl und PHP<br />
und für Software wie<br />
das Textsatzsystem<br />
LaTeX gibt es sehr viel<br />
mehr Pakete, als eine<br />
typische Distribution<br />
mitbringt. Die Perlen<br />
der jeweiligen Programmierkunst<br />
lagern in eigenen<br />
Repositories,<br />
über die sie sich komfortabel<br />
nutzen lassen.<br />
Aktuelle Distributionen machen<br />
es einem sehr einfach, Software<br />
einzurichten und auch sauber<br />
wieder zu entsorgen. Die Distributoren<br />
verpacken Programme in<br />
RPM- oder DEB-Pakete, und es<br />
gibt zentrale Repositories, aus denen<br />
man Software bequem nachinstallieren<br />
kann. Abhängigkeiten<br />
werden dabei automatisch aufgelöst<br />
und auch Security-Updates<br />
(für eine gewisse Frist) vom Distributor<br />
gepflegt. Eine feine Sache,<br />
die unter anderem auch dafür<br />
sorgt, dass Linuxer Viren probleme<br />
nur aus Unterhaltungen mit<br />
Windows-Nutzern kennen.<br />
Die Distributoren treffen beim<br />
Paketieren von Software eine Vorauswahl,<br />
die möglichst viele Anwender<br />
ansprechen soll. Freilich<br />
CPAN-PLUS: WICHTIGE BEFEHLE<br />
Befehl<br />
Funktion<br />
cpanp m Modul suche Modul<br />
cpanp a Autor suche Module des Autors Autor<br />
cpanp i Modul installiere oder aktualisiere Modul<br />
cpanp u Modul deinstalliere Modul<br />
cpanp o finde veraltete Module<br />
können Sie nicht jede frei verfügbare<br />
Software paketieren – ihre<br />
Zeit- und Festplattenressourcen<br />
sind begrenzt. Das jeweils neueste<br />
Release der Distribution soll ja<br />
auch zu einem gewissen Termin<br />
erscheinen, neue Software-Projekte<br />
und Programmversionen erscheinen<br />
dagegen täglich.<br />
Insbesondere für Programmiersprachen<br />
wie Perl und PHP, aber<br />
auch für Software wie das Textsatzsystem<br />
LaTeX gibt es sehr viel<br />
mehr Pakete, als eine typische<br />
Distribution mitbringen könnte.<br />
Die Perlen der jeweiligen Programmierkunst<br />
lagern in eigenen<br />
Repositories, über die sie sich<br />
komfortabel nutzen lassen.<br />
Perl-Module<br />
Die Programmiersprache Perl genießt<br />
unter anderem wegen ihrer<br />
umfangreichen Modulsammlung<br />
hohe Akzeptanz. Mit dem Befehl<br />
use Mein::Lieblingsmodul<br />
verwenden Sie solche Module<br />
problemlos in eigenen Programmen.<br />
Die Perl-Sammlung finden<br />
Sie auf CPAN [1], dem seit Oktober<br />
1995 aktiven Comprehensive<br />
Perl Archive Network, dessen<br />
Motto: „You can never have too<br />
many Perl modules“ lautet.<br />
Dieses Motto ist wohl nicht so<br />
falsch: Zu Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabe umfasste das CPAN<br />
laut eigener Statistik mehr als<br />
100 000 Perl-Module in knapp<br />
25 000 „Distributionen“, geschrieben<br />
von fast 10 000 Autoren<br />
und auf rund 300 Servern gespiegelt.<br />
Bis Sie diese Zeilen lesen,<br />
sind sicher wieder einige<br />
neue Module dazugekommen.<br />
Vergleicht man diese Zahlen mit<br />
der Anzahl der Pakete, die beispielsweise<br />
OpenSuse 12.1 standardmäßig<br />
paketiert – eine grobe<br />
Schätzung liefert das Kommando<br />
zypper search perl- | wc -l – so<br />
findet man lediglich 634 RPM-Pakete,<br />
deren Namen mit perl- beginnt,<br />
die also wohl Perl-Module<br />
enthalten.<br />
Für Perl-Entwickler stellt Open-<br />
Suse ein eigenes Repository namens<br />
devel:languages:perl bereit<br />
82 10 | 12<br />
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Quellcode-Repositories<br />
KNOW-HOW<br />
A OpenSuse bietet ein eigenes Perl-Repository.<br />
B Der praktische Perl Package Manager von Activestate.<br />
(Abbildung A), das etwa 2 200<br />
Pakete umfasst. Zwar kann ein<br />
RPM-Paket durchaus mehrere<br />
Perl-Module enthalten, aber<br />
trotzdem sieht man deutlich, dass<br />
OpenSuse bei Weitem nicht alle<br />
Module paketiert. In anderen<br />
Distributionen dürfte das Verhältnis<br />
ähnlich ausfallen.<br />
Um die Vielfalt des CPAN für Sie<br />
selbst zu nutzen, greifen Sie am<br />
besten zu einem der drei gängigen<br />
Paketmanager für Perl-Module:<br />
cpan, cpanm (CPAN-Minus) und<br />
cpanp (CPAN-Plus).<br />
Im Folgenden beschreiben wir<br />
die Verwendung von Cpanp, dessen<br />
wichtigste Befehle die Tabelle<br />
CPAN-Plus: Wichtige Befehle aufführt.<br />
Zwei Beispiele zur Funktion<br />
von CPAN-Plus – die Installation<br />
und Deinstallation des Moduls<br />
Archive::Tar, mit dem Sie Tarballs<br />
bearbeiten – zeigt Listing 1.<br />
Rufen Sie CPAN-Plus ohne Optionen<br />
auf, gelangen Sie in eine<br />
Shell, wo Sie anschließend beispielsweise<br />
mit dem Befehl i<br />
Archive::Tar das gewünschte Modul<br />
installieren. h zeigt einen Hilfetext,<br />
mit q verlassen Sie die<br />
CPAN-Plus-Shell wieder. Auch<br />
wenn ein Aufruf von cpanp o viele<br />
Module zeigt, von denen es neuere<br />
Versionen gibt, ist es nicht<br />
zwangsläufig ratsam, sofort alle<br />
zu aktualisieren. Einerseits: Never<br />
change a running system –<br />
warum sollten Sie etwas ändern,<br />
wenn ohnehin alles funktioniert,<br />
und Sie neue Features (und neue<br />
Bugs) gar nicht brauchen? Andererseits<br />
kommen Sie damit möglicherweise<br />
dem System-Perl (das<br />
über RPM, DEB oder sonstwie bei<br />
der Installation eingerichtet wurde)<br />
in die Quere: Dann können<br />
Sie eventuell Module, die Sie über<br />
das Distributionspaketmanagement<br />
installiert haben, nicht<br />
mehr sauber aktualisieren oder<br />
deinstallieren.<br />
Um solche Problemchen zu vermeiden,<br />
bietet es sich gegebenenfalls<br />
an, Perl von der Projekt-<br />
Webseite [2] herunterzuladen<br />
und aus dem Quellcode eine zweite<br />
Perl-Installation einzurichten –<br />
etwa unter /opt/perl. So umgehen<br />
Sie Schwierigkeiten mit der<br />
System installation der Distribution.<br />
Damit steht eigenen Experimenten<br />
mit den aktuellsten Versionen<br />
der neuesten Module über<br />
die selbst installierte Version in<br />
/ opt/perl nichts mehr im Weg.<br />
Dazu rufen Sie danach das selbst<br />
installierte Perl mit /opt/perl/bin/<br />
perl auf, Cpanp über /opt/perl/<br />
bin/cpanp. Auf diese Weise verhindern<br />
Sie auf elegante Weise , dass<br />
neuere Versionen von Modulen<br />
eventuell inkompatible Änderungen<br />
einführen und damit Probleme<br />
durch einen Versionskonflikt<br />
im System verursachen. Die Firma<br />
Activestate [3] stellt eine bi-<br />
# cpanp i Archive::Tar<br />
Installing Archive::Tar (1.84)<br />
...<br />
Result: PASS<br />
*** Install log written to:<br />
/root/.cpanplus/install-logs/<br />
Archive-Tar-1.84-1336416866.log<br />
Module 'Archive::Tar' installed successfully<br />
No errors installing all modules<br />
# cpanp u Archive::Tar<br />
This will uninstall the following modules:<br />
Archive::Tar<br />
Note that if you installed them via a package manager,<br />
you probably<br />
should use the same package manager to uninstall them<br />
Are you sure you want to continue? [y/N]: y<br />
Uninstalling 'Archive::Tar'<br />
Module 'Archive::Tar' uninstalled successfully<br />
All modules uninstalled successfully<br />
LISTING 1<br />
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10 | 12 83
KNOW-HOW<br />
Quellcode-Repositories<br />
C Das Installationsmenü<br />
von TeX Live bietet<br />
zahlreiche Optionen.<br />
GLOSSAR<br />
Pear: Das Kürzel steht<br />
für PHP Extension and<br />
Application Repository.<br />
Daneben gibt es für<br />
PHP auch noch PECL,<br />
die PHP Extension Community<br />
Library.<br />
näre Distribution von Perl (und<br />
auch anderen Programmiersprachen)<br />
zur Verfügung, die es auch<br />
als Community-Edition gibt. Diese<br />
Perl-Distribution bringt zusätzlich<br />
einen komfortablen grafischen<br />
Modul-Manager mit, den<br />
Perl Package Manager ppm. Mit<br />
ihm installieren Sie komfortabel<br />
Module, die dann allerdings nicht<br />
wie gewohnt direkt von CPAN<br />
kommen, sondern vielmehr als<br />
PPMs von der Activestate-Site<br />
(Abbildung B, vorherige Seite).<br />
PEAR: WICHTIGE BEFEHLE<br />
Befehl<br />
Funktion<br />
pear help<br />
Hilfetext anzeigen<br />
pear search Paket suche Paket<br />
pear install Paket installiere Paket<br />
pear upgrade Paket aktualisiere Paket<br />
pear upgrade<br />
aktualisiere alle Pakete<br />
pear uninstall Paket deinstalliere Paket<br />
LISTING 2<br />
$ wget http://mirror.ctan.org/systems/texlive/tlnet/<br />
install-tl-unx.tar.gz<br />
$ tar xvf install-tl-unx.tar.gz<br />
$ cd install-tl-Version<br />
$./install-tl -gui=perltk<br />
LISTING 3<br />
octave:1> pkg install -forge strings<br />
For information about changes from previous versions of<br />
the strings package, run 'news ("strings")'.<br />
Pear – Extensions für PHP<br />
Auch für die Programmiersprache<br />
PHP gibt es eine Menge Erweiterungsmodule,<br />
die sich über den<br />
eigenen Paketmanager pear installieren<br />
lassen. Haben Sie PHP ab<br />
Version 4.3.0 installiert, steht in<br />
der Regel Pear bereit. Die wichtigsten<br />
Befehle finden Sie in der<br />
Tabelle Pear: Wichtige Befehle.<br />
Pear [4] bietet zusätzlich zu den<br />
Hauptmodulen auch noch diverse<br />
alternative Channels an, über die<br />
Sie bei Bedarf weitere Module installieren,<br />
vergleichbar beispielsweise<br />
mit weiteren Software-<br />
Repositories in OpenSuse.<br />
Pakete bei TeX Live<br />
Das Textsatzsystem TeX richten<br />
Sie üblicherweise über das Standard-Paketmanagement<br />
der Distribution<br />
ein – mit genau den Optionen,<br />
die der Distributor dafür<br />
ausgewählt hat. Die TeX-Distribution<br />
TeX Live [5], die Standard-<br />
TeX-Distribution unter Linux, liefert<br />
einen umfangreichen Paketmanager<br />
mit, dieser wird bei den<br />
RPM/ DEB-Paketen aber in der<br />
Regel nicht mitgeliefert. Daher<br />
lohnt es sich, TeX selbst über das<br />
Web einzurichten (Listing 2).<br />
Das Installationsskript install-tl<br />
offeriert normalerweise<br />
nur eine Textoberfläche, die Option<br />
-gui=perltk startet die grafische<br />
Installation. Im Installationsbildschirm<br />
(Abbildung C)<br />
wählen Sie ein Installationsschema<br />
aus, das die einzurichtenden<br />
Pakete festlegt, sowie ein Hauptinstallationsverzeichnis.<br />
Für Installationsorte<br />
wie /usr/local benötigen<br />
Sie Root-Rechte, Sie können<br />
TeX damit aber auch beispielsweise<br />
in Ihr Home-Verzeichnis<br />
installieren. Abschließend klicken<br />
Sie auf Install TeX Live.<br />
Der Installer lädt die Pakete nun<br />
über das Netz und richtet die<br />
TeX-Distribution im gewünschten<br />
Verzeichnis ein. In der Vorgabe<br />
landen die Binaries dann (zumindest<br />
auf 64-Bit-Systemen) unter<br />
/ usr/local/texlive/2011/bin/<br />
x86_64-linux. Sie ergänzen in der<br />
Bash noch den Suchpfad um dieses<br />
Verzeichnis (oder lassen mit<br />
der Option Create Symlinks in System<br />
directories TeX beispielsweise<br />
in /usr/local/bin Links selbst setzen),<br />
und das frisch installierte<br />
TeX Live ist einsatzfähig.<br />
Den Paketmanager von TeX Live<br />
starten Sie mit dem Kommando<br />
tlmgr --gui im grafischen Modus<br />
(Abbildung D). Hier wählen Sie<br />
bequem über ein Menü einzelne<br />
Pakete oder auch ganze Schemas<br />
zur Installation oder Deinstallation<br />
aus und aktualisieren Pakete.<br />
Auch die Optionen, die Sie bei der<br />
Grundinstallation ausgewählt haben,<br />
passen Sie gegebenenfalls<br />
mithilfe von Tlmgr an.<br />
Octave-Forge<br />
Das Mathematikprogramm GNU<br />
Octave [6] glänzt durch weitgehende<br />
Kompatibilität zum kom-<br />
INFO<br />
[1] CPAN: http:// www. cpan. org<br />
[2] Perl-Source: http:// www. perl. org/ get. html<br />
[3] Activestate Perl:<br />
http:// www. activestate. com<br />
[4] PHP PEAR: http:// pear. php. net<br />
[5] TeX Live: http:// www. tug. org/ texlive/<br />
[6] GNU Octave:<br />
http:// www. gnu. org/ software/ octave/<br />
[7] Octave-Forge:<br />
http:// octave. sourceforge. net<br />
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Quellcode-Repositories<br />
KNOW-HOW<br />
merziellen Matlab. Auch für<br />
Octave gibt es eine Sammlung an<br />
zusätzlichen Paketen, die Sie über<br />
einen eigenen Paketmanager<br />
nachinstallieren können: Octave-<br />
Forge. Eine Übersicht über die zusätzlichen<br />
Pakete finden Sie auf<br />
der Octave-Forge-Webseite [7].<br />
Der Octave-Befehl pkg dient zur<br />
Paketadministration, seine wichtigsten<br />
Optionen zeigt die Tabelle<br />
Pkg: Wichtige Befehle. Um etwa<br />
das Paket strings einzurichten, geben<br />
Sie den Befehl aus Listing 3<br />
ein. Im Erfolgsfall liefert er nur<br />
eine schmallippige Meldung.<br />
Tauchen dagegen zahlreiche<br />
Meldungen auf, wie in Listing 4,<br />
ist etwas schiefgegangen. Um das<br />
Paket zu kompilieren, benötigt<br />
Octave die Datei hdf5.h, und diese<br />
wurde nicht gefunden (Zeile 10).<br />
In so einem Fall benötigt man oft<br />
etwas Fantasie, um herauszufinden,<br />
wo es hapert. In diesem Fall<br />
fehlte das Paket hdf5-devel (also<br />
die Header-Dateien zur Bibliothek<br />
hdf5), das Sie nachinstallieren<br />
müssen.<br />
LISTING 4<br />
01 octave:1> pkg install -forge strings<br />
02 In file included from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
ov.h:43:0,<br />
03 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
oct-obj.h:34,<br />
04 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
ov-fcn.h:32,<br />
05 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
ov-builtin.h:28,<br />
06 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
defun-int.h:28,<br />
07 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
defun-dld.h:30,<br />
08 from /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/<br />
oct.h:36,<br />
09 from pcregexp.cc:24:<br />
10 /usr/include/octave-3.6.1/octave/../octave/oct-hdf5.h:27:18: fatal<br />
error: hdf5.h: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden<br />
11 compilation terminated.<br />
12 make: *** [pcregexp.oct] Fehler 1<br />
13 'make' returned the following error: make: Entering directory `/<br />
tmp/oct-iUl5nt/strings/src'<br />
14 mkoctfile -Wall pcregexp.cc<br />
15 make: Leaving directory `/tmp/oct-iUl5nt/strings/src'<br />
16 error: called from `pkg>configure_make' in file /usr/share/<br />
octave/3.6.1/m/pkg/pkg.m near line 1385, column 9<br />
17 error: called from:<br />
18 error: /usr/share/octave/3.6.1/m/pkg/pkg.m at line 827, column 5<br />
19 error: /usr/share/octave/3.6.1/m/pkg/pkg.m at line 383, column 9<br />
Verwenden Sie selbst nachinstallierte<br />
Module und Pakete, gilt es<br />
gut aufzupassen, sobald man etwas<br />
über das Distributionspaketmanagement<br />
deinstalliert: Die<br />
händisch eingerichteten Module<br />
benötigen zwar oft diverse Bibliotheken<br />
und Programme, die entsprechenden<br />
Abhängigkeiten sind<br />
jedoch nicht in der RPM- oder<br />
Dpkg-Datenbank registriert. Es<br />
entfällt also im Falle einer Deinstallation<br />
von RPM/ DEB-Paketen<br />
jede Warnung, dass dadurch möglicherweise<br />
eine Abhängigkeit<br />
verletzt wird.<br />
Fazit<br />
Viele Software-Projekte bieten<br />
eingebaute Erweiterungsmöglichkeiten,<br />
die der Distributor häufig<br />
nicht alle paketieren und zur Verfügung<br />
stellen kann. Ähnliche<br />
Mechanismen für Erweiterungsmodule<br />
wie die vorgestellten gibt<br />
es für die populären Skriptsprachen<br />
Python (pip, easy_install)<br />
und Ruby (RubyGems).<br />
Der Einsatz solcher projektspezifischen<br />
Zusatzpakete kann viel<br />
Programmierarbeit ersparen und<br />
Anwendungen komfortabler machen.<br />
Sie müssen aufpassen, dass<br />
sich das software- und das distributionseigene<br />
Paketmanagement<br />
nicht ins Gehege kommen. Im<br />
Gegenzug erhalten Sie leistungsfähigere<br />
Software, als sie der Distributor<br />
je liefern könnte. (jlu) n<br />
Befehl<br />
help pkg<br />
pkg install Paket.tar.gz<br />
pkg install -forge Modul<br />
pkg uninstall Paket<br />
pkg update<br />
pkg list<br />
pkg describe Paket<br />
pkg describe all<br />
D Der komfortable<br />
grafische Paketmanager<br />
von TeX Live.<br />
TIPP<br />
Falls Sie bereits eine<br />
TeX-Instanz über das<br />
Paketmanagement<br />
der Distribution eingerichtet<br />
haben,<br />
könnte es sein, dass<br />
diese im Suchpfad<br />
vor der selbst installierten<br />
Variante gefunden<br />
wird.<br />
DER AUTOR<br />
Der Systemadministrator<br />
Wolfgang Dautermann<br />
hat neben<br />
vielen Linux-Varianten<br />
auch schon diverse<br />
andere Unix-Systeme<br />
gebändigt, darunter<br />
Solaris, Irix und<br />
Tru64. Er zählt zu den<br />
Organisatoren der<br />
Grazer Linux-Tage.<br />
PKG: WICHTIGE BEFEHLE<br />
Funktion<br />
Hilfetext ausgeben<br />
bereits heruntergeladenes Paket<br />
installieren<br />
Paket Modul direkt von Octave-<br />
Forge installieren.<br />
Paket deinstallieren<br />
Update aller Pakete<br />
zeige installierte Pakete<br />
beschreibe Paket<br />
beschreibe alle Pakete<br />
www.linux-user.de<br />
10 | 12 85
SERVICE<br />
IT-Profimarkt<br />
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D-81739 München<br />
Tel: +49 (0) 89 / 99 34 11-23<br />
Fax: +49 (0) 89 / 99 34 11-99<br />
E-Mail: anzeigen@linux-user.de<br />
IT-PROFIMARKT (LISTE SORTIERT NACH POSTLEITZAHL)<br />
Firma Anschrift Telefon Web 1 2 3 4 5 6<br />
Schlittermann internet & unix support 01099 Dresden, Tannenstr. 2 0351-802998-1 www.schlittermann.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
imunixx GmbH UNIX consultants 01468 Moritzburg, Heinrich-Heine-Str. 4 0351-83975-0 www.imunixx.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Heinlein Professional Linux Support GmbH 10119 Berlin, Schwedter Straße 8/ 9b 030-405051-0 www.heinlein-support.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
TUXMAN Computer 10369 Berlin, Anton-Saefkow-Platz 8 030-97609773 www.tuxman.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Hostserver GmbH 10405 Berlin, Winsstraße 70 030-47375550 www.hostserver.de ✓<br />
Compaso GmbH 10439 Berlin, Driesener Strasse 23 030-3269330 www.compaso.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
elego Software Solutions GmbH 13355 Berlin, Gustav-Meyer-Allee 25 030-2345869-6 www.elegosoft.com ✓ ✓ ✓ ✓<br />
verion GmbH 16244 Altenhof, Unter den Buchen 22 e 033363-4610-0 www.verion.de ✓ ✓ ✓<br />
Logic Way GmbH 19061 Schwerin, Hagenower Str. 73 0385-39934-48 www.logicway.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Sybuca GmbH 20459 Hamburg, Herrengraben 26 040-27863190 www.sybuca.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
iTechnology GmbH 22083 Hamburg, Osterbekstrasse 90b 0)40 20 22 62 10 www.itechnology.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
JEL Ingenieurbuero 23911 Einhaus, Hauptstr. 7 04541-8911-71 www.jeltimer.de ✓<br />
beitco - Behrens IT-Consulting 26197 Ahlhorn, Lessingstr. 27 04435-9537330-0 www.beitco.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
talicom GmbH 30169 Hannover, Calenberger Esplanade 3 0511-123599-0 www.talicom.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
teuto.net Netzdienste GmbH 33602 Bielefeld, Niedenstr. 26 0521-96686-0 www.teuto.net ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
MarcanT GmbH 33602 Bielefeld, Ravensberger Str. 10 G 0521-95945-0 www.marcant.net ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Hostserver GmbH 35037 Marburg, Biegenstr. 20 06421-175175-0 www.hostserver.de ✓<br />
LINET Services GmbH 38122 Braunschweig, Am alten Bahnhof 4b 0531-180508-0 www.linet-services.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
OpenIT GmbH 40599 Düsseldorf, In der Steele 33a-41 0211-239577-0 www.OpenIT.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Linux-Systeme GmbH 45277 Essen, Langenbergerstr. 179 0201-298830 www.linux-systeme.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Linuxhotel GmbH 45279 Essen, Antonienallee 1 0201-8536-600 www.linuxhotel.de ✓<br />
OpenSource Training Ralf Spenneberg 48565 Steinfurt, Am Bahnhof 3-5 02552-638755 www.opensource-training.de ✓<br />
Intevation GmbH 49074 Osnabrück, Neuer Graben 17 0541-33508-30 osnabrueck.intevation.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Sigs Datacom GmbH 53842 Troisdorf, Lindlaustraße 2c 02241-2341-201 sigs-datacom.de ✓<br />
uib gmbh 55118 Mainz, Bonifaziusplatz 1b 06131-27561-0 www.uib.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
LISA GmbH 55411 Bingen, Elisenhöhe 47 06721-49960 www.lisa-gmbh.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
saveIP GmbH 64283 Darmstadt, Schleiermacherstr. 23 06151-666266 www.saveip.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
LAMARC EDV-Schulungen u. Beratung GmbH 65193 Wiesbaden, Sonnenberger Straße 14 0611-260023 www.lamarc.com ✓ ✓ ✓ ✓<br />
ORDIX AG 65205 Wiesbaden, Kreuzberger Ring 13 0611-77840-00 www.ordix.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
1 = Hardware 2 = Netzwerk/TK 3 = Systemhaus 4 = Seminaranbieter 5 = Software 6 = Schulung/Beratung (S<br />
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www.linux-user.de
IT-Profimarkt<br />
SERVICE<br />
IT-PROFIMARKT (FORTSETZUNG VON S. 88)<br />
Firma Anschrift Telefon Web 1 2 3 4 5 6<br />
LinuxHaus Stuttgart 70565 Stuttgart, Hessenwiesenstrasse 10 0711-2851905 www.linuxhaus.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Manfred Heubach EDV und Kommunikation 73728 Esslingen, Hindenburgstr. 47 0711-4904930 www.heubach-edv.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Waldmann EDV Systeme + Service 74321 Bietigheim-Bissingen, Pleidelsheimer Str. 25 07142-21516 www.waldmann-edv.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
in-put Das Linux-Systemhaus 76133 Karlsruhe, Moltkestr. 49 0721-6803288-0 www.in-put.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Bodenseo 78224 Singen, Pomeziastr. 9 07731-1476120 www.bodenseo.de ✓ ✓ ✓<br />
Linux Information Systems AG 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-993412-0 www.linux-ag.com ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
LinuxLand International GmbH 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-99341441 www.linuxland.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Synergy Systems GmbH 81829 München, Konrad-Zuse-Platz 8 089-89080500 www.synergysystems.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
B1 Systems GmbH 85088 Vohburg, Osterfeldstrasse 7 08457-931096 www.b1-systems.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
ATIX AG 85716 Unterschleißheim, Einsteinstr. 10 089-4523538-0 www.atix.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
OSTC Open Source Training and Consulting GmbH 90425 Nürnberg, Waldemar-Klink-Str. 10 0911-3474544 www.ostc.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Dipl.-Ing. Christoph Stockmayer GmbH 90571 Schwaig, Dreihöhenstr. 1 0911-505241 www.stockmayer.de ✓ ✓ ✓<br />
pascom - Netzwerktechnik GmbH & Co.KG 94469 Deggendorf, Berger Str. 42 0991-270060 www.pascom.net ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
fidu.de IT KG 95448 Bayreuth, Ritter-v.-Eitzenb.-Str. 19 09208-657638 www.linux-onlineshop.de ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Computersysteme Gmeiner 95643 Tirschenreuth, Fischerhüttenweg 4 09631-7000-0 www.gmeiner.de ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
RealStuff Informatik AG CH-3007 Bern, Chutzenstrasse 24 0041-31-3824444 www.realstuff.ch ✓ ✓ ✓<br />
CATATEC CH-3013 Bern, Dammweg 43 0041-31-3302630 www.catatec.ch ✓ ✓ ✓<br />
Syscon Systemberatungs AG CH-8003 Zürich, Zweierstrasse 129 0041-44-4542010 www.syscon.ch ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Würth Phoenix GmbH IT-39100 Bozen, Kravoglstraße 4 +39 0471 56 41 11 www.wuerth-phoenix.com ✓ ✓ ✓ ✓<br />
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SERVICE<br />
10 | 12<br />
90<br />
Usergroups<br />
Aachen<br />
AachenerLinux-Usergroup<br />
(ALUG)<br />
http://www.alug.de<br />
Aachen<br />
Computer-ClubanderRWTH<br />
Aachene.V.(CCAC)<br />
http://www.ccac.rwth-aachen.<br />
de<br />
Ahaus<br />
Linux-UsergroupAhaus(LUGAH)<br />
http://www.lugah.de<br />
Ahlen/Westfalen<br />
LUGAhlen<br />