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eb - Elektrische Bahnen Hochgeschwindigkeitsverkehr als Nationalsystem in Russland (Vorschau)

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B 2580<br />

6/2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Juni<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Mobilität im Dickicht der Städte<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Oliver Völl<strong>in</strong>ger, Vossloh Kiepe<br />

Thema<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />

Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

Weltkongress und Fachmesse für<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />

Report<br />

Desiro RUS<br />

Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />

Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />

Normen<br />

Trends <strong>in</strong> der Normung für Bahnelektrifizierungen<br />

Oberleitung<br />

Zulässige Fahrdrahtseitenlage für <strong>in</strong>teroperable Strecken<br />

Europäische Harmonisierung – Auswirkungen<br />

auf Fahrleitungen der Deutschen Bahn<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß –<br />

ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor


Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten<br />

Bildern<br />

Wechselstrom- Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />

Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die Deutsche Reichsbahn mit dem<br />

Gedanken zur Wiederelektrifi zierung des im Jahr zuvor demontierten<br />

elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten dann konkrete Schritte, die<br />

nach Verhandlungen mit der UdSSR <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten.<br />

E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten der<br />

Zustand von Lokomotiven und Anlagen sowie DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien<br />

ü ber das anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955<br />

den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />

In diesem Band werden die nach Kriegsende bei der AEG und<br />

den SSW verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten der AEG fü r die<br />

Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR<br />

und der Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und<br />

Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stü ck Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen,<br />

wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und politischen<br />

Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / Th. Scherrans / Th. Borbe / R. Lü deritz<br />

1. Aufl age 2012, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

CD-ROM<br />

mit ausfü hrlichem<br />

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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland – Band 3 (Teil 1)<br />

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Standpunkt<br />

Mobilität im Dickicht der Städte<br />

S<br />

tadtbahn, Straßenbahn und Bus s<strong>in</strong>d die<br />

richtungsweisenden Träger für die heutige<br />

und <strong>in</strong>sbesondere zukünftige Mobilität <strong>in</strong><br />

urbanen Ballungsräumen. Die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

vere<strong>in</strong>t hierbei e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames ambitioniertes Ziel:<br />

bis zum Jahr 2025 den Anteil von Bussen und <strong>Bahnen</strong><br />

am öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) zu verdoppeln.<br />

Für die Bahntechnikhersteller bedeutet das,<br />

durch zahlreich neue Fahrzeuge ihre hohe Innovationsfähigkeit<br />

unter Beweis zu stellen, zum Beispiel bei<br />

neuen Generationen von Straßenbahnen und Metros.<br />

Jeden Tag nutzen 28 Millionen Fahrgäste Busse<br />

und <strong>Bahnen</strong>. Ohne den Nahverkehr stünde Deutschland<br />

still. Denn ohne Busse und <strong>Bahnen</strong> müsste das<br />

Land über 18 Millionen Autofahrten am Tag mehr<br />

verkraften. Durch die Leistung des Öffentlichen Verkehrs<br />

<strong>in</strong> Deutschland werden jedes Jahr 15 Millionen<br />

Tonnen Kohlendioxid e<strong>in</strong>gespart. Auch wirtschaftlich<br />

ist die Branche e<strong>in</strong> wichtiger Faktor: Rund 12 Milliarden<br />

Euro werden von den ÖPNV-Unternehmen<br />

jedes Jahr für Investitionen und Vorleistungen ausgeg<strong>eb</strong>en.<br />

90 Prozent davon fließen <strong>in</strong> die deutsche<br />

Wirtschaft. Insbesondere der regionale Mittelstand<br />

profitiert maßg<strong>eb</strong>lich vom Nahverkehr.<br />

Jedoch die Kehrseite der Medaille lautet: Leere<br />

Kassen und die Neuverteilung von Aufgaben zwischen<br />

Bund und Ländern haben zu entscheidenden<br />

Veränderungen bei den politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Nahverkehr geführt.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung des ÖPNV <strong>in</strong>klusive SPNV<br />

(Schienenpersonennahverkehr) steht daher vor großen<br />

Herausforderungen: E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d und bleiben<br />

die Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen<br />

angespannt. Andererseits benötigt e<strong>in</strong> guter Nahverkehr<br />

auch künftig e<strong>in</strong>e planbare Mitf<strong>in</strong>anzierung<br />

aus öffentlichen Kassen. Dies gilt sowohl für die<br />

langfristigen Investitionen <strong>in</strong> die Infrastruktur <strong>als</strong><br />

auch für den Betri<strong>eb</strong>.<br />

In me<strong>in</strong>er neuen Funktion <strong>als</strong> VDB-Präsident<br />

werde ich mich deshalb dafür e<strong>in</strong>setzen, dass die<br />

F<strong>in</strong>anzierung des Nahverkehrs nicht<br />

gefährdet wird. Wir brauchen e<strong>in</strong>en<br />

gesamtgesellschaftlichen Dialog und<br />

Konsens, um den kommunalen Nahverkehr<br />

auszubauen. Dazu gehört nun<br />

e<strong>in</strong>mal auch die Bereitstellung der dafür<br />

notwendigen f<strong>in</strong>anziellen Mittel. Die ab<br />

2014 entfallende <strong>in</strong>vestive Zweckb<strong>in</strong>dung<br />

der Entflechtungsmittel (EX-GV-<br />

FG) für Verkehrs<strong>in</strong>vestitionen ist daher<br />

kontraproduktiv. Bei den öffentlichen<br />

Diskussionen um zu ger<strong>in</strong>ge F<strong>in</strong>anzmittel<br />

wird leider viel zu häufig übersehen,<br />

dass gemäß e<strong>in</strong>er Studie des Verbandes<br />

Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />

im städtischen ÖPNV e<strong>in</strong> Investitionsstau<br />

deutlich über zwei Milliarden Euro aufgelaufen<br />

ist. Hier ist e<strong>in</strong> Sofortprogramm von Bund und<br />

Ländern, das hier Abhilfe schafft, längst überfällig.<br />

Der SPNV <strong>in</strong> Deutschland ist bekanntermaßen<br />

e<strong>in</strong>e Erfolgsstory. Deswegen muss sichergestellt<br />

se<strong>in</strong>, dass die Regionalisierungsmittel des Bundes<br />

über 2014 h<strong>in</strong>aus erhalten bleiben und mit jährlich<br />

2,5 Prozent dynamisiert werden. So könnten die<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren kont<strong>in</strong>uierlich gestiegenen<br />

Kosten des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s zum<strong>in</strong>dest teilweise<br />

kompensiert werden.<br />

Ihr<br />

Michael Clausecker<br />

Präsident des VDB e. V.<br />

(Vere<strong>in</strong> der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Deutschland)<br />

110 (2012) Heft 6<br />

233


Inhalt<br />

6 / 2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Michael Clausecker<br />

233 Mobilität im Dickicht der Städte<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Oliver Völl<strong>in</strong>ger<br />

236 Die Herausforderungen liegen <strong>in</strong> der<br />

Steuerungstechnik<br />

Thema<br />

B. Rockstroh<br />

240 <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />

Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

A. Düweke<br />

242 Weltkongress und Fachmesse für<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />

Report<br />

R. Granzer<br />

244 Desiro RUS<br />

Titelbild<br />

Speedy tra<strong>in</strong> travell<strong>in</strong>g<br />

© Petar Paunchev<br />

E. Schlechter<br />

246 Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen


Inhalt<br />

Hauptbeiträge<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Ch. Foerth, M. Weidauer<br />

252 Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />

Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />

Robust asynchronous mach<strong>in</strong>e control without<br />

rotary transducers <strong>in</strong> railway operations<br />

Une régulation robuste sans capteur de vitesse<br />

pour les mach<strong>in</strong>es asynchrones utilisées dans les<br />

chem<strong>in</strong>s de fer<br />

Normen<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

St. Marschnig<br />

288 Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß –<br />

ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />

Vehicle concept and rail wear – ÖBB traction<br />

vehicle factor<br />

Conception des véhicules et usure des voies – le<br />

facteur d’usure par eng<strong>in</strong> moteur sur le réseau ÖBB<br />

Nachrichten<br />

294 <strong>Bahnen</strong><br />

297 Unternehmen<br />

298 Energie und Umwelt<br />

298 Personen<br />

300 Impressum<br />

E. Schneider, M. Schwarz<br />

264 Trends <strong>in</strong> der Normung für<br />

Bahnelektrifizierungen<br />

Trends <strong>in</strong> standardisation for railway electrification<br />

Tendances dans la normalisation pour l’électrification<br />

des voies ferrées<br />

U 3 Term<strong>in</strong>e<br />

Oberleitung<br />

R. Puschmann<br />

270 Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />

<strong>in</strong>teroperable Strecken<br />

Permissible lateral deviation of the contact wire<br />

on <strong>in</strong>teroperable railway l<strong>in</strong>es<br />

Position latérale admissible de la caténaire pour<br />

les lignes <strong>in</strong>teropérables<br />

Th. Nickel<br />

280 Europäische Harmonisierung – Auswirkungen<br />

auf Fahrleitungen der Deutschen Bahn<br />

European standardization – effects on DB’s<br />

contact l<strong>in</strong>es<br />

Harmonisation européenne – effets sur les lignes<br />

de contact de la DB


Fokus Interview<br />

Oliver Völl<strong>in</strong>ger<br />

Die Herausforderungen liegen<br />

<strong>in</strong> der Steuerungstechnik<br />

Der öffentliche Nahverkehr liegt weiter im Trend, und fast überall auf der<br />

Welt s<strong>in</strong>d neue, energieeffiziente Busse und <strong>Bahnen</strong> gefragt. Welche<br />

Antri<strong>eb</strong>skonzepte werden für diese Fahrzeuge gefordert? Welche Innovationstreiber<br />

können die weitere Entwicklung bee<strong>in</strong>flussen? Und welche technischen<br />

Neuerungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den nächsten Jahren zu erwarten? Eberhard<br />

Buhl im Gespräch mit Oliver Völl<strong>in</strong>ger, Geschäftsführer Technik bei<br />

Vossloh Kiepe <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />

<strong>eb</strong>: Ihr Unternehmen ist der Elektrotechnik seit<br />

jeher verbunden, wenngleich nicht von Anfang<br />

an dem Verkehr. Wie kam das?<br />

Oliver Völl<strong>in</strong>ger: Das Familienunternehmen Kiepe<br />

wurde 1906 gegründet und war ursprünglich mit der<br />

Reparatur von Bogenlampen befasst, später <strong>in</strong> den<br />

1920er Jahren kamen Schalter und Kontrollgeräte<br />

für den Nahverkehr h<strong>in</strong>zu. Beim Neustart Anfang<br />

der Fünfziger war e<strong>in</strong> Auftrag über die elektrische<br />

Ausrüstung von 800 Trolleybussen für Buenos Aires<br />

entscheidend. Das war der Beg<strong>in</strong>n der großvolumigen<br />

Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Traktionsausrüstungen<br />

für elektrische Fahrzeuge. Heute<br />

beschäftigen wir fast 750 Mitarbeiter im eigenen Haus<br />

und unseren Tochtergesellschaften <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Österreich, der Schweiz, Italien, USA und Kanada.<br />

Die Entwicklung von Trolleybus-Antri<strong>eb</strong>en war<br />

damit Keimzelle des heutigen, viel breiter aufgestellten<br />

Portfolios?<br />

Unsere Kompetenzen im Schienenfahrzeugbereich<br />

liegen heute bei Traktionsausrüstungen, Fahrzeugausrüstungen<br />

und Kle<strong>in</strong>geräten für den Bereich Light<br />

Rail, <strong>als</strong>o Straßenbahnen und Tram-Tra<strong>in</strong>-Fahrzeuge.<br />

Unsere verstärkten Aktivitäten <strong>in</strong> der Vollbahntechnik<br />

laufen seit 2009 bei Vossloh Kiepe Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e Technology<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf <strong>als</strong> neuer Tochtergesellschaft, die<br />

unter anderem Umrichter und Stromversorgungen<br />

im Programm hat. Klimaanlagen für Bahnanwendungen<br />

stellen wir <strong>in</strong> unserem österreichischen Standort<br />

<strong>in</strong> Wien her. Und natürlich haben wir traditionell die<br />

Bussparte mit Trolleybussen – hier s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> der<br />

westlichen Welt sicher Marktführer – sowie mit Hybrid-<br />

und Elektrobussen.<br />

S<strong>in</strong>d Sie dabei mit bestimmten Herstellern verbunden?<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d wir <strong>als</strong> Elektroanbieter frei <strong>in</strong> der<br />

Zusammenarbeit mit Partnern; das kann durchaus<br />

auch e<strong>in</strong> Unternehmen se<strong>in</strong>, das auf e<strong>in</strong>em anderem<br />

G<strong>eb</strong>iet unser Mitbewerber ist. In der Bussparte beispielsweise<br />

arbeiten wir mit Hess, Solaris, van Hool,<br />

VDL Bus & Coach und anderen zusammen.<br />

Liegt der Schwerpunkt eher auf der Straße oder<br />

auf der Schiene?<br />

Insgesamt erzielen wir zwei Drittel bis drei Viertel unseres<br />

Umsatzes mit der Schiene, e<strong>in</strong>schließlich dem<br />

Geschäft mit Komponenten, Kle<strong>in</strong>geräten und Modernisierungen,<br />

die ja e<strong>in</strong> wichtiges Wachstumsfeld<br />

s<strong>in</strong>d. Etwa e<strong>in</strong> Viertel des Umsatzes entfällt derzeit<br />

auf den Busbereich. Weil wir aber Projektgeschäfte<br />

machen und zum Beispiel vor vier Jahren alle<strong>in</strong> für<br />

Vancouver 200 Trolleybusse ausgerüstet haben, verschi<strong>eb</strong>t<br />

sich die Gewichtung von Jahr zu Jahr etwas.<br />

Heißt das, dass Trolleybusse heute im Durchschnitt<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Rolle spielen?<br />

E<strong>in</strong> klares Je<strong>in</strong>. In Westeuropa s<strong>in</strong>d Trolleybusse heute<br />

meist aus dem Stadtbild verschwunden. Ganz<br />

anders sieht die Welt <strong>in</strong> Osteuropa oder <strong>Russland</strong><br />

aus. Hier wollen wir natürlich expandieren. Und<br />

auch <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika fragt man derzeit sehr stark<br />

große Busprojekte an. Generell freuen wir uns über<br />

sehr gute Nachfrage sowohl im Schienenbereich<br />

<strong>als</strong> auch im Busbereich, allerd<strong>in</strong>gs müssen wir bei<br />

Trolleybussen aufgrund der beschri<strong>eb</strong>enen Verbreitungsschwerpunkte<br />

notwendigerweise <strong>in</strong>s Ausland<br />

gehen.<br />

236 110 (2012) Heft 6


Interview Fokus<br />

Wobei man annehmen könnte, dass vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

wachsender Anforderungen an Energieeffizienz,<br />

neuer Hybridantri<strong>eb</strong>e und so weiter<br />

Ihre Produkte zunehmend verkehrsträgerübergreifend<br />

e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

Unser Tätigkeitsschwerpunkt lässt sich <strong>in</strong> der Tat<br />

mit Energiemanagement für elektrische Fahrzeuge beschreiben<br />

– das zieht sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch<br />

die Produktpalette. Eben weil Anforderungen wie<br />

Energieeffizienz klar im Vordergrund stehen. E<strong>in</strong>e<br />

Gesamtsystembetrachtung zeigt, dass man hier und<br />

da immer wieder Möglichkeiten f<strong>in</strong>det, den Wirkungsgrad<br />

um e<strong>in</strong> paar Zehntel zu verbessern, was<br />

aber für unsere langl<strong>eb</strong>igen Produkte unter dem<br />

Strich e<strong>in</strong>e Menge E<strong>in</strong>sparung bedeuten kann.<br />

Gibt es dazu aktuelle Projektbeispiele?<br />

Zum Beispiel haben wir <strong>in</strong> Rostock Straßenbahnen<br />

mit leistungsstarken Doppelschichtkondensatoren<br />

ausgerüstet, um dort gespeicherte Energie beim<br />

Anfahren nutzen zu können und die Verbrauchsspitzen<br />

zu kappen. Damit können die neuen Fahrzeuge<br />

mit Klimatisierung und höherer Fahrgastkapazität<br />

im bestehenden Fahrleitungsnetz betri<strong>eb</strong>en werden<br />

ohne zusätzliche Investitionen zur Netz-Leistungsanpassung.<br />

Gleichzeitig wird der Energieverbrauch<br />

der Fahrzeuge reduziert, da weniger Bremsenergie <strong>in</strong><br />

Bremswiderständen umgesetzt werden muss. Ähnliches<br />

machen wir für Hybridbusse. Auch die Batterietechnik<br />

entwickelt sich geradezu rasant weiter,<br />

und wir gehen davon aus, dass wir <strong>in</strong> Kürze statt der<br />

Kondensatoren auch Batterien e<strong>in</strong>setzen werden, die<br />

sehr schnell sehr viel Energie aufnehmen und abg<strong>eb</strong>en<br />

können.<br />

Das berührt dann auch das oberleitungsfreie<br />

Fahren?<br />

Genau. Oberleitungsfreies Fahren ist gefordert <strong>in</strong> Innenstädten<br />

und auf anderen nichtelektrifizierten Streckenabschnitten,<br />

sowohl beim Bus <strong>als</strong> auch bei der<br />

Straßenbahn. Wir bereiten uns darauf vor, diese Ausrüstungen<br />

künftig stärker anzubieten. Beim Bus funktioniert<br />

das schon, bei der Bahn haben wir vor allem bei<br />

der Batterietechnik noch e<strong>in</strong>ige Arbeit vor uns, damit<br />

das <strong>in</strong> der Praxis tatsächlich mehrere Kilometer weit<br />

funktioniert. E<strong>in</strong> wichtiger Punkt ist auch das Tram-<br />

Tra<strong>in</strong>-Konzept, bei dem <strong>Bahnen</strong> sowohl Regionalverkehr<br />

<strong>als</strong> auch re<strong>in</strong>en Stadtverkehr übernehmen. Für<br />

Pendler ist das e<strong>in</strong>e sehr attraktive Möglichkeit, ohne<br />

Umsteigen <strong>in</strong> die Innenstädte zu kommen.<br />

Da geht es auch um Mehrsystem- und Zweikraftsysteme?<br />

So ist es. Zweikraftsysteme kommen ja immer dann<br />

<strong>in</strong>s Spiel, wenn Strecken <strong>in</strong> Außenbezirke nicht elektrifiziert<br />

s<strong>in</strong>d. Da ist für uns im Augenblick der dieselelektrische<br />

Antri<strong>eb</strong> die Alternative zum re<strong>in</strong> elektrischen<br />

Antri<strong>eb</strong>. Das bieten wir projektspezifisch an.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

Sie greifen <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Ihren Modulbaukasten<br />

und stellen die Komponenten nach den Anforderungen<br />

zusammen?<br />

Das kann man ruhig so sagen, glücklicherweise gibt es<br />

ja e<strong>in</strong>ige Komponenten, die variabel e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gilt das wesentlich für Light-Rail-Systeme,<br />

bei der Vollbahn ist das wegen der benötigten hohen<br />

Leistung nicht immer s<strong>in</strong>nvoll. Im Lokomotivbereich<br />

s<strong>in</strong>d wir auf den dieselelektrischen Antri<strong>eb</strong> fokussiert,<br />

wobei wir auch mit unseren Kollegen vom Vossloh-<br />

Lokomotivwerk <strong>in</strong> Kiel zusammenarbeiten. Die eigenen<br />

Vollbahn-Aktivitäten s<strong>in</strong>d ja erst rund drei Jahre<br />

alt, wir sehen hier aber sehr gute Chancen für uns ...<br />

... unterstützt auch durch e<strong>in</strong>e positive Marktentwicklung?<br />

Wir gehen davon aus, dass der Markt für Schienenfahrzeuge<br />

<strong>in</strong>sgesamt wächst. Der Trend zur Urbanisierung<br />

beispielsweise hält an, und mit den steigenden Energiepreisen<br />

wird die Schiene zunehmend attraktiver.<br />

Und wo sehen Sie die Innovations treiber<br />

der nächsten Jahre?<br />

Energieeffizienz wird immer e<strong>in</strong> Thema se<strong>in</strong><br />

und damit auch Treiber für Innovation, das<br />

ist klar. Da spielen hybride Antri<strong>eb</strong>e e<strong>in</strong>e Rolle,<br />

Batterietechnik und auch die Ladetechnik<br />

dafür, generell <strong>als</strong>o das Energiemanagement.<br />

Gleiches sehe ich im Bereich Sicherheit bei der<br />

Leittechnik, bei automatischen Systemen für<br />

Fahrerassistenz und Fahrstrategie. Wir haben<br />

beispielsweise bei unseren Hybridbussen e<strong>in</strong>e GPSgestützte<br />

Fahrstrategie-Optimierung. Die zielt darauf<br />

ab, dass der Energiespeicher abhängig von e<strong>in</strong>er<br />

kommenden Steigung oder e<strong>in</strong>em Gefälle ausreichend<br />

voll oder leer ist, um se<strong>in</strong>e Kapazität optimal<br />

auszunutzen und die Energieersparnis zu maximieren.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Bus immer dieselbe Strecke fährt, ist das<br />

recht gut umsetzbar. Das verstehe ich generell unter<br />

<strong>in</strong>telligentem Energiemanagement. Die Herausforderungen<br />

liegen da <strong>als</strong>o eher <strong>in</strong> der Steuerungstechnik.<br />

Sie haben die Batterietechnik schon angesprochen.<br />

Woh<strong>in</strong> geht da die Entwicklung <strong>in</strong> Ihrem Haus?<br />

Elektrochemie ist ja nicht unsere Kernkompetenz,<br />

auch <strong>in</strong> der Fertigungstechnologie s<strong>in</strong>d uns andere<br />

voraus. Es gibt aber <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>ige Produzenten von<br />

Li-Ion-Zellen, mit denen wir Kontakt haben. Auch das<br />

Packag<strong>in</strong>g, <strong>als</strong>o das Konfektionieren, haben wir bisher<br />

von Lieferanten durchführen lassen, überlegen uns<br />

aber, ob wir das künftig besser selbst machen. Denn<br />

wir müssen die Batteriepacks ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell für<br />

jedes Fahrzeug konfektionieren und im Fahrzeug<br />

unterbr<strong>in</strong>gen. Durch unsere Kernkompetenz beim<br />

Energiemanagement verstehen wir auch die Batterie<br />

gut genug, um sie optimal steuern zu können. Das<br />

heißt: E<strong>in</strong> Batteriemanagement-System, das den Ladezustand<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Zellen abfragt und optimiert,<br />

Der Elektrobus<br />

wird sicher<br />

kommen<br />

237


Fokus Interview<br />

können wir auch selbst leisten. Da wird wohl auch die<br />

Reise h<strong>in</strong>gehen, wenn wir das für uns optimale Batteriesystem<br />

gefunden haben.<br />

Es gibt auf dem Markt ja unterschiedliche Materi<strong>als</strong>ysteme<br />

...<br />

Vielversprechend ist sicher Lithium-Eisen-Phosphat,<br />

das heute schon im Volumen e<strong>in</strong>gesetzt wird. Lithium-Titanat<br />

ist dagegen neu und sche<strong>in</strong>t im H<strong>in</strong>blick<br />

auf e<strong>in</strong>e schnelle Ladung und Entladung sehr <strong>in</strong>teressant<br />

zu se<strong>in</strong>. Aber diese D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> der<br />

Entwicklung. Jedenfalls wird Batteriemanagement<br />

künftig zu unseren Kompetenzen gehören, und auch<br />

das Konfektionieren werden wir mittel- bis langfristig<br />

wohl selbst übernehmen. Auch die Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

Doppelschichtkondensatoren ist grundsätzlich sicher<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Wahrsche<strong>in</strong>lich wird das ideale Fahrzeug<br />

künftig e<strong>in</strong>en Leistungsteil haben, um die schnellen<br />

Spitzen zu puffern, und e<strong>in</strong>en Energieteil, um kont<strong>in</strong>uierlich<br />

Leistung zur Verfügung zu stellen.<br />

N<strong>eb</strong>en der Ausrüstung neuer Fahrzeuge sche<strong>in</strong>t<br />

zunehmend das Geschäft mit Umbau und Modernisierung<br />

e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen, auch im H<strong>in</strong>blick<br />

auf Energieeffizienz. Wächst dieser Anteil <strong>in</strong> Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

In Zeiten knapper Kassen ist Modernisierung ja<br />

immer dann <strong>in</strong>teressant, wenn die Mechanik, Drehgestelle<br />

und Wagenkästen grundsätzlich <strong>in</strong> Ordnung<br />

s<strong>in</strong>d. Dann rechnet es sich durchaus, die gesamte<br />

elektrische Ausrüstung zu erneuern, denn diese<br />

Fahrzeuge bekommen durch die elektrische Vollmodernisierung<br />

nochmal 20 Jahre L<strong>eb</strong>enszeit oder<br />

mehr. Zusätzlich kann man durch den Ersatz e<strong>in</strong>er<br />

veralteten Gleichstrom-Antri<strong>eb</strong>stechnik mit moderner<br />

Stromrichtertechnik auch erh<strong>eb</strong>liche Energiee<strong>in</strong>sparungen<br />

erzielen. Wir haben da sehr <strong>in</strong>teressante<br />

Projekte, auch im großen Umfang. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wurden energieoptimierte E<strong>in</strong>heiten wurden bisher<br />

noch nicht bei uns angefragt, ich gehe aber davon<br />

aus, dass das kommt. Ob das für den Betreiber überhaupt<br />

s<strong>in</strong>nvoll ist, hängt ja immer auch von Netz<strong>in</strong>frastruktur<br />

und Netzqualität ab.<br />

Ist Modernisierung auch <strong>in</strong> anderen Ländern e<strong>in</strong><br />

Thema?<br />

Unterschiedlich. In Osteuropa ist der Fahrzeugbestand<br />

oft schon sehr alt, deshalb s<strong>in</strong>d eher Neufahrzeuge<br />

gefragt. Das Thema Modernisierung betrifft dort<br />

meist G<strong>eb</strong>rauchtfahrzeuge von uns, allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

wegen der Energieeffizienz, sondern wegen höherer<br />

Transportkapazität und Zuverlässigkeit. In Westeuropa<br />

s<strong>in</strong>d modern ausgestattete und energieeffiziente Neufahrzeuge<br />

gefragt. Angefragt wird zunehmend auch<br />

das Tram-Tra<strong>in</strong>-Konzept <strong>in</strong> verschiedenen Antri<strong>eb</strong>svarianten.<br />

Hier <strong>in</strong> Deutschland zum Beispiel steigt die<br />

Nachfrage im ÖPNV und die Betreiber denken über<br />

e<strong>in</strong>e Erweiterung der bestehenden Netze nach.<br />

Auch das Thema Obsoleszenz wird zunehmend<br />

wichtiger?<br />

So ist es. Im Bereich der Mikroelektronik haben wir<br />

zwei Möglichkeiten: Entweder versorgen wir die<br />

Kunden über Lagerhaltung noch e<strong>in</strong>e Zeitlang mit<br />

Orig<strong>in</strong>alteilen, oder wir bilden mit neuer, <strong>in</strong>telligenter<br />

und effizienter Elektronik die Funktionalität<br />

nach und umgehen das Obsoleszenzproblem. Dazu<br />

entwickeln wir e<strong>in</strong> entsprechendes Design mit e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Schnittstellen.<br />

Um bei der Vorausschau zu bleiben: Welche<br />

technischen Entwicklungen speziell für den Nahverkehr<br />

erwarten Sie <strong>in</strong> den kommenden Jahren?<br />

Was sicher kommen wird, ist der Elektrobus. Es wird<br />

e<strong>in</strong>en fließenden Übergang g<strong>eb</strong>en vom Trolleybus,<br />

der mit e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auter Batterie fünf oder mehr Kilometer<br />

Fahrstrecke ohne Oberleitung zurücklegen<br />

kann, h<strong>in</strong> zum ausschließlich batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>en Bus.<br />

Wir haben schon re<strong>in</strong>e Batteri<strong>eb</strong>usse mit e<strong>in</strong>er<br />

Reichweite von 150 Kilometern g<strong>eb</strong>aut, und für<br />

manche Anwendung mit kompakten Stadtbussen<br />

genügt diese Reichweite bereits. Jetzt muss uns das<br />

noch für den 18-Meter-Bus gel<strong>in</strong>gen, und technisch<br />

ist das sicher machbar. Auch oberleitungsfreies<br />

Fahren auf der Schiene wird e<strong>in</strong> Thema se<strong>in</strong>, gerade<br />

bei Tram-Tra<strong>in</strong>-Systemen. Da wird man mittelfristig<br />

<strong>eb</strong>enfalls auf Batterien <strong>als</strong> Zwischenspeicher kommen.<br />

E<strong>in</strong>es Tages werden wir dann die heutigen<br />

Kondensatorspeicher durch Batteriespeicher ersetzen<br />

können. Ich gehe davon aus, dass dieses Ziel<br />

schon relativ schnell greifbar ist und <strong>in</strong> den nächsten<br />

paar Jahren kommt.<br />

Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?<br />

Als Lieferant kompletter Antri<strong>eb</strong>sstränge vom Stromabnehmer<br />

bis zum Rad wollen wir <strong>in</strong>dividuelle elektrische<br />

Ausrüstungen für unterschiedliche Anbieter<br />

bauen. Das heißt, wir stellen unser Systemkonzept<br />

so flexibel auf, dass wir mit sehr verschiedenen<br />

Partnern kooperieren können – das ist auch künftig<br />

wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells.<br />

Herr Völl<strong>in</strong>ger, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON<br />

Oliver Völl<strong>in</strong>ger (46) studierte Physik an der Universität <strong>in</strong><br />

Karlsruhe und schloss mit e<strong>in</strong>er Diplomarbeit am Daimler-Benz-Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />

<strong>in</strong> Ulm ab. Zwischen 1993<br />

und 2003 bekleidete er verschiedene Managementpositionen<br />

<strong>in</strong> der Mikroelektronik<strong>in</strong>dustrie, zuletzt <strong>als</strong> Director<br />

Manufactur<strong>in</strong>g bei Multek/Flextronics. Über weitere<br />

Stationen <strong>als</strong> Projektleiter bei Management Eng<strong>in</strong>eers,<br />

Leiter e<strong>in</strong>er globalen Bus<strong>in</strong>ess-Unit für Messtechnik bei<br />

Ruhr-Gas-Industries und Sprecher der Geschäftsführung<br />

bei Wieland Dental+Technik kam er im Juni 2011 <strong>als</strong><br />

Geschäftsführer Technik zu Vossloh Kiepe.<br />

238 110 (2012) Heft 6


Komplettang<strong>eb</strong>ot<br />

zum<br />

Vorteilspreis<br />

2 Fachmagaz<strong>in</strong>e <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

+ Buch Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die schlesischen Berge<br />

Zug um Zug<br />

Know-how gew<strong>in</strong>nen<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

war klar, dass die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />

schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />

Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />

– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />

die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />

Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />

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Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagaz<strong>in</strong>s <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

und Band 2 des Buchs Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland für <strong>in</strong>sgesamt € 54,90.<br />

Nur wenn ich überzeugt b<strong>in</strong> und nicht <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten Hefts<br />

schriftlich absage, bekomme ich <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst e<strong>in</strong> Jahr (12 Ausgaben)<br />

zum Preis von € 295,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr.<br />

Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 147,50 zzgl. Versand pro Jahr.<br />

Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er Gutschrift von € 20,-<br />

auf die erste Rechung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Leserservice <strong>eb</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAEBAH1111<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Fokus Thema<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />

Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

E<strong>in</strong>mal mehr löst e<strong>in</strong> bevorstehendes Sport-Großereignis nationaler Bedeutung auch e<strong>in</strong>e Welle<br />

umfangreicher Maßnahmen im Bereich der Fortentwicklung von Verkehrssystemen aus: Die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 2018 <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> und der massive Ausbau des russischen Bahnnetzes für den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong>.<br />

Die Ära des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong>s <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

begann im Dezember 2009 mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Siemens-Tri<strong>eb</strong>züge Velaro RUS auf der<br />

650 km langen Strecke von Moskau nach St. Petersburg,<br />

die mit DC 3 kV elektrifiziert ist und mit bis zu<br />

250 km/h befahren wird. Dies ist jedoch erst der Anfang<br />

und nun Teil e<strong>in</strong>es nationalen Programms, das<br />

mit dem Titel Nation<strong>als</strong>ystem <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />

zum Ziel hat, durch Neubau und Ausbau von<br />

Bahnstrecken die Mobilität im Lande entscheidend<br />

zu verbessern [1].<br />

Der große Erfolg mit den <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> Sapsan<br />

(Wanderfalke) genannten neuen Zügen [2] und<br />

mehr <strong>als</strong> 5 Mio. Passagieren seit E<strong>in</strong>satzbeg<strong>in</strong>n auf<br />

dieser ersten Strecke hat dem Schnellverkehr <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

e<strong>in</strong>en außerordentlich hohen und ungewöhnlichen<br />

Stellenwert <strong>in</strong> der Verkehrspolitik verschafft<br />

(Bild 1). Angestoßen durch die nachhaltig betonte<br />

gute Zusammenarbeit mit dem deutschen Fahrzeughersteller,<br />

wird es e<strong>in</strong> Russisch-deutsches Jahr<br />

2012/2013 mit der Ausstellung „Zusammen über<br />

1 000 Jahre“ <strong>in</strong> beiden Ländern g<strong>eb</strong>en. Die Organisation<br />

des Gedenkjahres hat Präsident Medwedew<br />

mit e<strong>in</strong>em Erlass am 30. Dezember 2011 <strong>in</strong> Auftrag<br />

geg<strong>eb</strong>en.<br />

Im Rahmen des Nation<strong>als</strong>ystems <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />

werden nach der Strategie für die<br />

Entwicklung der Eisenbahn <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> bis 2030 rund<br />

1 500 km spezielle Schnellfahrstrecken aufg<strong>eb</strong>aut.<br />

Die geplanten Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeiten werden abhängig<br />

von den örtlichen Geg<strong>eb</strong>enheiten zwischen<br />

200 und 400 km/h liegen. Vorweg sollen bis zur<br />

Fußball-Weltmeisterschaft 2018 die Städte, die <strong>als</strong><br />

Austragungsorte der WM bestimmt s<strong>in</strong>d, auf dieser<br />

Grundlage mite<strong>in</strong>ander vernetzt werden.<br />

Als Pilotprojekt <strong>in</strong> dem Bereich der alternativen<br />

Eisenbahn-Infrastruktur wird die zusätzliche neue<br />

Strecke Moskau – St. Petersburg angesehen. 42<br />

Zugpaare täglich sollen die Strecke ab 2018 <strong>in</strong><br />

jeweils 2,5 Stunden zurücklegen. Die weiteren elf<br />

Städte des künftigen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetzes<br />

s<strong>in</strong>d Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad, Kasan, Jaroslawl, Nischni Nowgorod,<br />

Saransk, Samara, Wolgograd, Jekater<strong>in</strong>burg,<br />

Rostow am Don, Krasnodar und Sotschi. Zum Beispiel<br />

verb<strong>in</strong>det die rund 1 595 km lange Trasse von<br />

St. Petersburg nach Jekater<strong>in</strong>burg wichtige Landesg<strong>eb</strong>iete,<br />

Wirtschaftsstandorte und Städte (Bild 2).<br />

Die Fahrzeit wird sich auf rund 8 Stunden verkürzen.<br />

Die erste Ausbaustufe Moskau – St. Petersburg<br />

bef<strong>in</strong>det sich auf der bisherigen Trasse bereits <strong>in</strong><br />

Betri<strong>eb</strong>, an e<strong>in</strong>er zweiten Ausbaustufe Moskau –<br />

Jekater<strong>in</strong>burg wird gearbeitet. Zur Fahrt auf der<br />

Bild 1:<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>zug Velaro RUS im W<strong>in</strong>ter auf der Strecke von<br />

Moskau nach St. Petersburg (Foto: Siemens).<br />

Bild 2:<br />

Bestehende und neue Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke St. Petersburg –<br />

Moskau und Wirtschaftsregionen entlang der Strecke.<br />

gelb bestehende Trasse<br />

rot neue Trasse<br />

240 110 (2012) Heft 6


Thema Fokus<br />

Gesamtstrecke s<strong>in</strong>d unter anderem <strong>eb</strong>enfalls, wie<br />

schon jetzt <strong>in</strong> dem Abschnitt von Moskau bis<br />

Nischni Nowgorod realisiert, Tri<strong>eb</strong>züge Velaro RUS<br />

von Siemens vorgesehen.<br />

Das stark wachsende Verkehrsaufkommen und<br />

die extremen Temperaturen werden weiterh<strong>in</strong><br />

hohe Ansprüche an die Instandhaltung [3] stellen,<br />

um, wie bereits jetzt <strong>in</strong> dem Werk Metallostroy bei<br />

St. Petersburg, die verlangte hohe Verfügbarkeit<br />

der Züge zu gewährleisten (Bild 4). In diesem<br />

Rahmen ist auch die ständige Weiterentwicklung<br />

der Sicherheitstechnik unter anderem auf dem<br />

G<strong>eb</strong>iet der zerstörungsfreien Materialprüfung im<br />

Auge zu behalten. An den Tri<strong>eb</strong>zügen Velaro RUS<br />

werden die Räder und die Radsatzwellen, hier über<br />

ihre Längsbohrung, <strong>in</strong> regelmäßigen Intervallen<br />

mittels Ultraschall geprüft – e<strong>in</strong>e Maßnahme, die<br />

<strong>in</strong> <strong>Russland</strong> der aktuellen europäischen Sicherheitsphilosophie<br />

folgt.<br />

Ausbau und Modernisierung des Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetzes<br />

unter den genannten Städten br<strong>in</strong>gen<br />

für den Reise- und Güterverkehr <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

enorme Vorteile. Daher soll die Bahngesellschaft<br />

RŽD mit e<strong>in</strong>er Investitionssumme von mehreren<br />

100 Mrd. EUR bis 2030 den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />

<strong>in</strong> der Russischen Föderation weiter ausbauen.<br />

Bild 3:<br />

Geplante Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke von St. Petersburg nach Jekater<strong>in</strong>burg.<br />

1 St. Petersburg 5 Nischni Nowgorod<br />

2 Twer 6 Kasan<br />

3 Moskau 7 Jekater<strong>in</strong>burg<br />

4 Wladimir rot 1. Ausbaustufe grün 2. Ausbaustufe<br />

Berd Rockstroh, RöschCert, Re<strong>in</strong>heim<br />

[1] N. N.: Offizielles Organ Sapsan, Nr. 13 (2012), H. 1,<br />

S. 101, Legion Media, Moskau, <strong>Russland</strong>.<br />

[2] Lipp, A.; John, D.; Mangler, R.; Nazarov, A. S.; Nazarov,<br />

O. N.; Shilk<strong>in</strong>; V. P.: Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge Velaro<br />

für <strong>Russland</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 8-9,<br />

S. 345–356.<br />

[3] Kolzarek, R.: Innovativer Service für die Tri<strong>eb</strong>züge Velaro<br />

RUS <strong>in</strong> St. Petersburg. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />

(2012), H.1-2, S. 28–33.<br />

Bild 4:<br />

Instandhaltungswerk Metallostroy<br />

(Foto: B. Rockstroh).<br />

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im Verkehrswesen<br />

Ihr direkter Weg zur Redaktion …<br />

Eberhard Buhl<br />

Telefon: +49 (89) 45051-206<br />

E-Mail: buhl@oiv.de<br />

© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />

110 (2012) Heft 6<br />

241


Fokus Thema<br />

Weltkongress und Fachmesse für<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />

Mit der UIC HIGHSPEED 2012 am 10.–13. Juli <strong>in</strong> Philadelphia wird der Highspeed-Weltkongress mit<br />

Fachmesse erstm<strong>als</strong> <strong>in</strong> den USA stattf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e <strong>Vorschau</strong>.<br />

Bild 1:<br />

Die Skyl<strong>in</strong>e von<br />

Philadelphia.<br />

Es ist der erste Event dieser Art <strong>in</strong> den USA: Veranstaltet<br />

vom <strong>in</strong>ternationalen Eisenbahnverband UIC<br />

und dem amerikanischen ÖV-Verband American<br />

Public Transportation Association (APTA), wird die<br />

UIC HIGHSPEED 2012 geme<strong>in</strong>sam mit Mitgliedern<br />

der UIC Nordamerika, dem amerikanischen<br />

Bahnbetreiber Amtrak, dem Verband der amerikanischen<br />

Eisenbahnen (ARR), der Federal Railroad<br />

Association (FRA) im US-Verkehrsm<strong>in</strong>isterium und<br />

der kanadischen VIA Rail Eisenbahngesellschaft<br />

ausgerichtet.<br />

Als weltweit bedeutendste Veranstaltung zum<br />

Thema Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnen hat die UIC<br />

HIGHSPEED 2012 bereits si<strong>eb</strong>en Vorgängerveranstaltungen.<br />

In Brüssel, Lille, Berl<strong>in</strong>, Madrid, Mailand<br />

wurden sie unter dem Namen Eurailspeed congresses<br />

and exhibitions abgehalten. Dann folgten UIC HIGH-<br />

SPEED-Veranstaltungen 2008 <strong>in</strong> Amsterdam und<br />

2010 <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g. Nun wird der achte derartige Event<br />

<strong>in</strong> den USA stattf<strong>in</strong>den, dem drittgrößten Land der<br />

Welt mit dem größten Schienennetz überhaupt.<br />

Für diese Wahl gibt es e<strong>in</strong>e Reihe guter Gründe,<br />

erläutert Michael P. Melaniphy, Präsident und CEO<br />

der APTA: „Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten erl<strong>eb</strong>en derzeit<br />

e<strong>in</strong> beispielloses Bevölkerungswachstum. Schon deshalb<br />

ist die Nachfrage nach Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsund<br />

Hochleistungszügen enorm. Diese Nachfrage<br />

wird aber auch hochwertige Arbeitsplätze schaffen,<br />

die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben und e<strong>in</strong><br />

Katalysator für bessere L<strong>eb</strong>ensqualität se<strong>in</strong>.“ In der<br />

Tat entwickelte sich elektrischer <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />

(HGV) <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />

zu e<strong>in</strong>em weltweit anerkannten Transportmittel, das<br />

Forderungen nach steigenden Transportkapazitäten,<br />

Reduzierung des Erdölverbrauchs und e<strong>in</strong>er signifikanten<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Treibhausgas-Ausstoßes<br />

gewissermaßen entgegen kommt und e<strong>in</strong>en guten<br />

Teil zur Lösung der Probleme beitragen kann. Diese<br />

Erkenntnis setzt sich auch <strong>in</strong> den USA langsam<br />

durch [1].<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist auch die Wahl von<br />

Philadelphia <strong>als</strong> Veranstaltungsort Programm: Die<br />

traditionsreiche Stadt (Bild 1), von 1790 bis 1800<br />

Hauptstadt der USA, liegt an der bislang e<strong>in</strong>zigen<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke der USA, dem Nordost-Korridor<br />

zwischen Boston und Wash<strong>in</strong>gton.<br />

Der Kongress<br />

Bild 2:<br />

Empfangsg<strong>eb</strong>äude der 30th Street Station mit Cira Centre im H<strong>in</strong>tergrund (Foto: Cornellrockey).<br />

Der Weltkongress im Pennsylvania Convention Center<br />

von Philadelphia wird schwerpunktmäßig strategische<br />

Fragen im Zusammenhang mit der nationalen<br />

Entwicklung von HGV-Systemen zum Thema<br />

haben. Plenarsitzungen, Podiumsdiskussionen und<br />

verschiedene Parallelsitzungen werden sich mit den<br />

technischen und wirtschaftlichen Aspekten befassen.<br />

Die übergreifenden Themen s<strong>in</strong>d: Gesellschaft,<br />

Umwelt, Wirtschaft und F<strong>in</strong>anzen sowie Handel,<br />

Infrastruktur, Fahrzeuge, aber auch Betri<strong>eb</strong>, Sicherheit<br />

und Schutzmaßnahmen sowie Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und<br />

Projektmanagement.<br />

242 110 (2012) Heft 6


Thema Fokus<br />

Die Liste der Redner ist <strong>in</strong>ternational: Schon zur<br />

Eröffnung werden n<strong>eb</strong>en UIC-Präsident Yoshio Ishida<br />

und Generaldirektor Jean-Pierre Loub<strong>in</strong>oux auch Michael<br />

Melaniphy <strong>als</strong> CEO von APTA erwartet, außerdem<br />

Verkehrsm<strong>in</strong>ister und Bahnvorstände aus Frankreich,<br />

Kanada, Japan, Polen, Spanien, der Türkei<br />

und zahlreichen anderen Ländern. Auch die beiden<br />

Round-Table-Gespräche mit den Themen „How to<br />

deliver a HSR project <strong>in</strong> todays economic context“<br />

und „What part can HSR play <strong>in</strong> the future transport<br />

market?“ s<strong>in</strong>d mit Bahnbetreibern, Analysten und<br />

Strategen aus aller Welt besetzt.<br />

mistisch: „Ich hoffe, dass unsere Erfahrungen und<br />

die unserer Mitglieder ihren Teil zu e<strong>in</strong>em raschen<br />

Voranschreiten der Highspeed-Entwicklung <strong>in</strong> den<br />

USA beitragen werden.“<br />

Anna Düweke, Europo<strong>in</strong>t, Zeist (NL)<br />

[1] Schmitz, B.: Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong> Westeuropa<br />

und <strong>in</strong> den USA. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 11, S. 577–581.<br />

Die Fachmesse<br />

Parallel zum Weltkongress f<strong>in</strong>det die nach Angaben<br />

der Veranstalter weltweit größte Fachausstellung für<br />

HGV-Equipment, Infrastrukturprodukte und Dienstleistungen<br />

statt – Schaufenster für die neuesten<br />

Technologien und Entwicklungen auf diesem G<strong>eb</strong>iet.<br />

Schienen- und Fahrzeughersteller, Eisenbahn- und<br />

Infrastrukturbetri<strong>eb</strong>e, Berater, Zuliefer<strong>in</strong>dustrie und<br />

Dienstleistungsunternehmen präsentieren hier ihr<br />

Ang<strong>eb</strong>ot.<br />

Der Zentralbahnhof von Philadelphia, 30th Street<br />

Station (Bahnhof 30. Straße) genannt (Bild 2), ist<br />

teilweise <strong>in</strong> das Ausstellungskonzept e<strong>in</strong>bezogen. An<br />

den Bahnsteigen 1 und 2 dieses der Amtrak gehörenden<br />

Personen- und Betri<strong>eb</strong>sbahnhofs im Westen<br />

der Stadt werden zahlreiche Fahrzeuge zu sehen<br />

se<strong>in</strong>. Der 1929 und 1932 etappenweise eröffnete<br />

Etagenbahnhof mit 16 sich kreuzenden Gleisen ist<br />

an sich schon e<strong>in</strong>en Besuch wert: Er gehört zum<br />

Nordost-Korridor, zählt zu den wichtigen Netzknoten<br />

im Personennah- und -fernverkehr an der Ostküste<br />

der USA und bee<strong>in</strong>druckt durch se<strong>in</strong>e neoklassizistische<br />

Architektur.<br />

Die Fachexkursionen<br />

An mehreren Tagen organisieren Amtrak und die<br />

Southeastern Pennsylvania Transportation Authority<br />

(SEPTA) <strong>als</strong> Bau- und Betri<strong>eb</strong>sgesellschaft für den<br />

größten Teil des Personennahverkehrs im Raum<br />

Philadelphia Fachexkursionen. Unter anderem ist<br />

es möglich, den Instandhaltungs-Standort Sunnyside<br />

für Amtrak-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge (Bild 3)<br />

oder das hochmoderne SEPTA-Kontrollcenter zu<br />

besuchen.<br />

Als Plattform und Treffpunkt für HSV-Experten soll<br />

die achte UIC HIGHSPEED mehr <strong>als</strong> 5 000 Teilnehmer<br />

und Besucher aus aller Welt anziehen. Und<br />

UIC-Generaldirektor Jean-Pierre Loub<strong>in</strong>oux ist opti-<br />

Bild 3:<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszug Acela EX18 (Bild: Amtrak).<br />

UIC HIGHSPEED 2012 im Überblick<br />

• Internationaler Kongress zur Entwicklung von<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszügen; 1 500 Teilnehmer<br />

werden erwartet.<br />

• Internationale HGV-Fachausstellung: Fahrzeuge,<br />

Infrastruktur, technische Innovationen, Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

und Dienstleistungen: 100 Aussteller und<br />

4 000 Besucher werden erwartet. Die Öffnungszeiten:<br />

– 11. Juli 2012 – 10:00 – 17:00<br />

– 12. Juli 2012 – 09:00 – 17:00<br />

– 13. Juli 2012 – 09:00 – 14:00<br />

• Fahrzeugschau am Bahnhof 30. Straße (30th<br />

Street Station)<br />

• Fachexkursionen<br />

• Zahlreiche Network<strong>in</strong>g-Möglichkeiten<br />

Mehr zu Veranstaltung und Programm sowie<br />

Anmeldung unter www.uic-highspeed2012.com<br />

Weitere Informationen:<br />

Sekretariat Kongress & Ausstellung<br />

Fon: +31 30 6981800<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com<br />

110 (2012) Heft 6<br />

243


Fokus Report<br />

Desiro RUS<br />

Mit dem für e<strong>in</strong>e Fahrzeugplattform bemerkenswert reichhaltigen Potenzial an Gestaltungs- und Auslegungsmöglichkeiten<br />

eröffnet sich der Desiro Chancen für den E<strong>in</strong>satz auch <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen<br />

Netzen und fernen Ländern.<br />

Im Dezember 2009 bestellte die Russische Staatsbahn<br />

RŽD bei Siemens 38 Desiro-Regionaltri<strong>eb</strong>züge.<br />

Die elektrischen Tri<strong>eb</strong>züge dieses Auftrags wurden<br />

<strong>in</strong> Krefeld auf der Grundlage der Desiro-Plattform<br />

entwickelt und sollen ab Sommer 2013 planmäßig<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sie werden vom Hersteller <strong>als</strong><br />

Typ Desiro RUS bezeichnet; <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> erhalten sie<br />

den Namen Lastotschka (Schwalbe).<br />

Fahrzeugtechnik und E<strong>in</strong>satzg<strong>eb</strong>iet<br />

Bild 1:<br />

Verladung e<strong>in</strong>es Tri<strong>eb</strong>kopfes Desiro RUS im Hafen Krefeld (Foto: Siemens).<br />

TABELLE<br />

Technische Daten von elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen für <strong>Russland</strong> oder Belgien<br />

aus der Desiro-Plattform.<br />

Desiro RUS<br />

DesiroML SNCB<br />

Konfiguration fünfteilig dreiteilig<br />

Radsatzfolge Bo’Bo‘+2‘2‘+2‘2‘+2‘2‘+Bo’Bo‘ Bo’Bo‘+2‘2‘+Bo’Bo‘<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit 160 km/h 160 km/h<br />

Fahrleitungsspannung<br />

DC 3 kV und<br />

AC 25 kV 50 Hz<br />

DC 3 kV und<br />

AC 25 kV 50 Hz<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge s<strong>in</strong>d für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Region<br />

um die russische Schwarzmeer-Stadt Sotschi bestimmt.<br />

In dieser Region f<strong>in</strong>den im F<strong>eb</strong>ruar 2014<br />

die nächsten Olympischen W<strong>in</strong>terspiele statt. Die<br />

Veranstaltungen werden <strong>in</strong> Sportzentren <strong>in</strong> Sotschi<br />

und im kaukasischen G<strong>eb</strong>irgsdorf Krasnaja Poljana<br />

stattf<strong>in</strong>den. Die 70 km lange Eisenbahnstrecke zwischen<br />

beiden Orten weist Neigungen bis zu 40 ‰<br />

auf. Die Bahnstrecken <strong>in</strong> der Region mit 1 520 mm<br />

Spurweite, der russischen Breitspur, s<strong>in</strong>d mit DC 3 kV<br />

elektrifiziert.<br />

Die dort e<strong>in</strong>zusetzenden Desiro RUS s<strong>in</strong>d fünfteilig<br />

konfiguriert (Tabelle). Ihr Fahrzeugquerschnitt ist für<br />

das <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> verfügbare Lichtraumprofil dimensioniert,<br />

das deutlich größer ist <strong>als</strong> das <strong>in</strong> Deutschland<br />

vorgeg<strong>eb</strong>ene Lichtraumprofil nach der EBO [1]. Dies<br />

kommt unter anderem dem Platzang<strong>eb</strong>ot im Fahrgastraum<br />

wegen der im Innenraum rund 0,5 mm<br />

größeren Fahrzeugbreite zugute. Die Traktionsleistung<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit bemisst sich zu 2 560 kW.<br />

Traktionsleistung 8 x 320 kW 8 x 275 kW<br />

Beschleunigung 0,65 mm/s 2 1,10 mm/s ²<br />

Spurweite 1 520 mm 1 435 mm<br />

Länge über Kupplung 126,462 mm 70,907 mm<br />

Fahrzeugbreite 3 480 mm 2 820 mm<br />

Fußbodenhöhe über SO 1 400 mm 800 mm<br />

Drehgestelle SF 6000-Familie SF 6000-Familie<br />

Leermasse 270 t 132 t<br />

Radsatzlast 19 t < 17 t<br />

Sitzplatzzahl 443 280<br />

Temperaturbereich –40 °C bis +40 °C –25 °C bis +40 °C [3]<br />

Crash-Anforderungen [4] <strong>in</strong> Anlehnung an EN 15227 TSI und EN 15227<br />

Transport und Zulassung<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge werden <strong>in</strong> Krefeld g<strong>eb</strong>aut und müssen<br />

mit besonderen Maßnahmen nach <strong>Russland</strong><br />

transportiert werden. Im F<strong>eb</strong>ruar 2012 war der erste<br />

fünfteilige Tri<strong>eb</strong>zug fertiggestellt und musste <strong>in</strong> die<br />

Nähe von St. Petersburg zu dem Instandhaltungsdepot<br />

Metallostroy verbracht werden. In diesem Instandhaltungsdepot<br />

wird der Zug <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt,<br />

um anschließend die erforderlichen Prüfungen und<br />

Testfahrten durchzuführen, die nötig s<strong>in</strong>d, um die<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahmegenehmigung zum Betri<strong>eb</strong> bei der<br />

RŽD zu erlangen.<br />

244 110 (2012) Heft 6


Report Fokus<br />

Bild 2:<br />

Küstenmotorschiff im Fährhafen Saßnitz beim Entladen der Fahrzeuge<br />

des ersten Tri<strong>eb</strong>zugs Desiro RUS (Foto: Fährhafen Saßnitz GmbH).<br />

Bild 3:<br />

Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug im Fährhafen Saßnitz bei der Zufahrt zum Fährschiff (Foto: R. Granzer).<br />

Der Transport des Zuges begann am 13. F<strong>eb</strong>ruar<br />

im Siemens-Werk Krefeld. Die fünf E<strong>in</strong>zelwagen<br />

wurden nachts <strong>als</strong> Straßenschwertransport zum<br />

Rhe<strong>in</strong>hafen Krefeld gefahren und auf e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>nenschiff<br />

verladen (Bild 1). In Amsterdam mussten die<br />

Fahrzeuge auf e<strong>in</strong> Küstenmotorschiff (Bild 2) für die<br />

Fahrt zum Fährhafen Saßnitz auf Rügen umgeladen<br />

werden, der für den Fährverkehr zu den baltischen<br />

Republiken und zu <strong>Russland</strong> über Breitspurgleise<br />

mit 1 520 mm Spurweite verfügt. Dort wurden die<br />

E<strong>in</strong>zelwagen zu dem fünfteiligen Tri<strong>eb</strong>zug 1 zusammengestellt<br />

(Bild 3), der dann am 2. März mit der<br />

Fähre MS Petersburg (Bild 4) nach dem russischen<br />

Hafen Ust Luga verschifft wurde (Bild 5, S. 246),<br />

etwa 100 km westlich von Sankt Petersburg. Die<br />

Überfahrt dauerte etwa 48 h. Von Ust Luga nach<br />

dem Instandhaltungsdepot Metallostroy musste<br />

der Zug über etwa 150 km auf den Strecken der<br />

RŽD geschleppt werden. Der gesamte Transportweg<br />

von Krefeld <strong>in</strong>s russische Depot betrug rund<br />

2 700 km.<br />

Der erste Desiro RUS ist am 6. März im Depot<br />

e<strong>in</strong>getroffen. Ab Mai 2012 s<strong>in</strong>d die Test- und Zulassungsfahrten<br />

<strong>in</strong> dem Testzentrum <strong>in</strong> Schtscherb<strong>in</strong>ka<br />

bei Moskau und auf dem Streckennetz der RŽD<br />

anberaumt.<br />

Der Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug 2 wurde auf gleiche<br />

Weise <strong>in</strong> der Zeit vom 12. März bis 4. April 2012<br />

transportiert. E<strong>in</strong> End- und e<strong>in</strong> Mittelwagen des<br />

Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zugs 3 bef<strong>in</strong>den sich gegenwärtig<br />

zu Klimatests <strong>in</strong> der Fahrzeugversuchsanlage Rail<br />

Tec Arsenal <strong>in</strong> Wien. Der Transport von Krefeld nach<br />

Wien erfolgte vom 22. März bis 6. April 2012 <strong>eb</strong>enfalls<br />

mit e<strong>in</strong>em Schiff. Von Bad Deutsch Altenburg<br />

an der Donau nach Wien wurden die Fahrzeuge<br />

über zirka 50 km auf Tiefladern auf der Straße transportiert.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

Weitere Lieferungen<br />

Zur InnoTrans im September 2010 bestellte RŽD weitere<br />

16 Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>züge. Diese Züge werden<br />

ab Ende 2012 bei Siemens <strong>in</strong> Krefeld und bei Tra<strong>in</strong><br />

Technologies <strong>in</strong> Jekater<strong>in</strong>burg am Ural hergestellt<br />

[2]. Die Produktion wird schrittweise von Krefeld<br />

nach Jekater<strong>in</strong>burg verlagert. Tra<strong>in</strong> Technologies ist<br />

e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen von Siemens und<br />

der russischen S<strong>in</strong>ara Group.<br />

Für die <strong>in</strong>sgesamt 54 Fahrzeuge aus den Aufträgen<br />

von 2009 und 2010 übernimmt Siemens ab<br />

2013 die Instandhaltung für die voraussichtliche<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer der Züge von 40 Jahren. E<strong>in</strong>zelheiten<br />

zur Strategie der Instandhaltung, zum Beispiel unter<br />

Berücksichtigung der Obsoleszenz von elektronischen<br />

Baugruppen, wurden von den Vertragspartnern<br />

noch nicht kommuniziert.<br />

Im September 2011 bestellte RŽD weitere Desiro<br />

RUS bei Tra<strong>in</strong> Technologies. Das Auftragsvolumen<br />

umfasst 1 200 E<strong>in</strong>zelfahrzeuge <strong>in</strong> der Form, dass mit<br />

Bild 4:<br />

Fährschiff MS Petersburg (Foto: Granzer).<br />

245


Fokus Report<br />

diesen Fahrzeugen 240 fünfteilige Züge, aber langfristig<br />

auch andere Zug-Konfigurationen zusammengestellt<br />

werden können.<br />

Roland Granzer<br />

[1] Eisenbahn-Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung (EBO).<br />

[2] N.N.: Deutsch-russisches Jo<strong>in</strong>t Venture für Fahrzeugbau<br />

gegründet. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 8,<br />

S. 428.<br />

[3] TSI Fahrzeugteilsystem Lokomotiven und Personenwagen<br />

des konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.<br />

Angaben für die Klimazone T1.<br />

[4] EN 15227 Bahnanwendungen – Anforderungen an die<br />

Kollisionssicherheit von Schienfahrzeugkästen.<br />

Bild 5:<br />

Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug auf dem Fährschiff MS Petersburg (Foto: R. Granzer).<br />

Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />

Am 9. und 10. F<strong>eb</strong>ruar 2012 fand die 5. Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />

<strong>in</strong> der Berufsgenossenschaftlichen Akademie <strong>in</strong> Dresden statt. Sie wurde traditionsgemäß<br />

vom VDV-Ausschuss für elektrische Energieanlagen (AEE) und der Berufsgenossenschaft VBG – Branche<br />

ÖPNV/<strong>Bahnen</strong> (ehem<strong>als</strong> BG <strong>Bahnen</strong>) betreut. Veranstalter war wieder die VDV-Akademie e. V. <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit der E<strong>in</strong>kaufs- und Wirtschaftsgesellschaft für Verkehrsunternehmen (beka) mbH und der VBG.<br />

Die Bedeutung dieser Tagung wird durch die Teilnahme<br />

von etwa 300 Fachleuten von <strong>in</strong>- und<br />

ausländischen Verkehrsunternehmen, der Bahn<strong>in</strong>dustrie,<br />

von Ingenieur-/Beratungsbüros sowie (Aufsichts-)Behörden<br />

unterstrichen. N<strong>eb</strong>en den beiden<br />

großen Systemhäusern Balfour Beatty Rail GmbH<br />

(BBR) und Siemens AG nutzten <strong>in</strong>sbesondere kle<strong>in</strong>e<br />

und mittlere Unternehmen (KMU) die begleitende<br />

Fachausstellung, um sich zu präsentieren und<br />

Kontakte mit Verkehrsunternehmen zu knüpfen.<br />

Besonders diese letzteren Unternehmen überraschen<br />

immer wieder mit <strong>in</strong>novativen Produkten.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurden auf dem Außengelände der berufsgenossenschaftlichen<br />

Akademie auch wieder<br />

Zweiwege-Turmwagen von mehreren Herstellern<br />

präsentiert. Insgesamt waren fast 40 Firmen auf der<br />

Fachausstellung vertreten und unterstützten somit<br />

auch kommerziell die Tagung. Typisch für die Fachtagung<br />

ist, dass <strong>in</strong>teressante Diskussionen nicht nur<br />

nach den e<strong>in</strong>zelnen Fachvorträgen geführt werden,<br />

sondern auch auf der Fachausstellung und auf<br />

der gelungenen Abendveranstaltung, sodass alle<br />

Teilnehmer von dieser erfolgreichen Veranstaltung<br />

profitierten.<br />

Die Fachtagung wurde vom AEE-Vorsitzenden<br />

Dipl.-Ing. Ralf Baumann (Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

AöR – BVB) eröffnet. Die zehn Fachvorträge waren<br />

<strong>in</strong> sechs Themenblöcke untergliedert. Nach den<br />

Vorträgen e<strong>in</strong>es jeden Themenblockes bestand die<br />

Möglichkeit für Nachfragen und Diskussionen.<br />

Den ersten Themenblock zu gesetzlichen<br />

Grundlagen des Arbeitsschutzes moderierte Dipl.-<br />

Ing. Klaus Regner (Magd<strong>eb</strong>urger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

GmbH). In dem Vortrag zum Thema der Veränderungen<br />

bei den Grundlagen des Arbeitsschutzes verband<br />

der Referent Dr. Joachim Dreyer (VBG – Branche<br />

246 110 (2012) Heft 6


Report Fokus<br />

ÖPNV/<strong>Bahnen</strong>, Hamburg) die neuen Strukturen im<br />

Arbeitsschutz e<strong>in</strong>schließlich der aktuell geltenden<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ien, Gesetzen und Verordnungen mit<br />

praktischen Beispielen aus dem Arbeitsl<strong>eb</strong>en. Den<br />

Abschluss bildete der Ausblick auf neue Technologien<br />

der Elektromobilität sowie auf die neuen<br />

unbekannten Gefahren bei der Nutzung dieser Technologien.<br />

Unter anderem entstehen Gefahren durch<br />

hohe Spannungen und den hohen Energiegehalt<br />

der Speicher (Akkumulatoren und Supercaps) sowie<br />

die dort enthaltenen Chemikalien (Elektrolyte und<br />

Dielektrika).<br />

Den zweiten Themenblock über Europäische<br />

Normen moderierte Dipl.-Ing. Jörg Weymann (VBG<br />

– Branche ÖPNV/<strong>Bahnen</strong>, Hamburg). Die <strong>in</strong> diesem<br />

Themenblock enthaltenen Vorträge waren<br />

thematisch eng mite<strong>in</strong>ander verbunden. Dipl.-<br />

Ing. Udo Stahlberg (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

e.V., Köln – VDV) gab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Vortrag Spezielle Normung für Städtische Schienenbahnen<br />

e<strong>in</strong>en Rückblick auf die Urban Rail<br />

Directive. Ende 2004 wurde von der Europäischen<br />

Kommission, EU-GD Unternehmen und Industrie<br />

e<strong>in</strong> Entwurf der Richtl<strong>in</strong>ie zur Angleichung der<br />

Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten<br />

über E<strong>in</strong>richtungen des städtischen schieneng<strong>eb</strong>undenen<br />

Personennahverkehrs (ESSGPNV)<br />

im Internet veröffentlicht. Dieser Entwurf wurde<br />

von den VDV-Mitgliedsunternehmen e<strong>in</strong>stimmig<br />

abgelehnt. Im Auftrag der EU-Kommission wurde<br />

anschließend e<strong>in</strong>e Studie zur Folgeabschätzung<br />

von möglichen technischen Harmonisierungs<strong>in</strong>itiativen<br />

für städtische Schienenbahnen erstellt, die für<br />

den Sektor Urban Rail anstatt e<strong>in</strong>er eigenständigen<br />

EU-Rechtssetzung die Erstellung freiwillig anzuwendender<br />

Regelwerke wie zum Beispiel europäische<br />

Normen vorschlug. In Folge beendete die EU-GD<br />

Unternehmen und Industrie de facto die weitere<br />

Bearbeitung. Die UITP/UNIFE-WG Draft Urban Rail<br />

Directive ändert daraufh<strong>in</strong> ihren Namen <strong>in</strong> Urban<br />

Rail Platform (URP) und betrachtet erstm<strong>als</strong> die BO-<br />

Strab <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Grundlage für weitere Diskussionen.<br />

Als nächste problematische EU-Rechtssetzung folgte<br />

die neue Ausgabe der Interoperabilitäts-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

2008/57/EG, die grundsätzlich auch für städtische<br />

Schienenbahnen gilt, soweit sie von den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Mitgliedstaaten bei der nationalen Umsetzung<br />

dieser Richtl<strong>in</strong>ie nicht aus ihrem Geltungsbereich<br />

ausgenommen wurden. Parallel führten Aktivitäten<br />

des VDV geme<strong>in</strong>sam mit der Industrie und dem<br />

BMVBS ab 2011 zu ersten konkreten Vorschlägen<br />

für die Änderung bereits vorhandener und<br />

die Erstellung neuer europäischer Bahnnormen,<br />

die die speziellen Belange von städtischen Schienenbahnen<br />

berücksichtigen. Auf jeden Fall würde<br />

sich e<strong>in</strong>e eigenständige Normung für städtische<br />

Schienenbahnen (Urban Rail Systems) auch auf die<br />

elektrischen Energieanlagen dieser <strong>Bahnen</strong> vorteilhaft<br />

auswirken. Die dargelegten Erg<strong>eb</strong>nisse zeigten,<br />

dass die Vertreter der elektrischen Energieanlagen<br />

für städtische Schienenbahnen geschlossen und<br />

person<strong>als</strong>tark auftreten müssen, um ihre Interessen<br />

mit Erfolg durchzusetzen.<br />

Der zweite Vortrag <strong>in</strong> diesem Themenblock mit<br />

dem Titel Trends <strong>in</strong> der Normung für elektrische Anlagen<br />

von <strong>Bahnen</strong> wurde von Dr.-Ing. Egid Schneider<br />

(Siemens Mobility, Erlangen) gehalten [1]. Der<br />

Referent gab e<strong>in</strong>e ausführliche Übersicht über die<br />

Verknüpfungen und Verzahnung der verschiedenen<br />

nationalen, europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Normungsgremien;<br />

für die elektrischen Energieanlagen<br />

ist national das Unterkomitee UK 351.2 bei der<br />

DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik<br />

Informationstechnik im DIN und VDE) zuständig.<br />

N<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>em Überblick über den Bestand an<br />

europäischen Normen wurden die Folgerungen<br />

für die europäische und <strong>in</strong>ternationale Normung<br />

dargelegt. Insbesondere ist die aktive Mitarbeit<br />

<strong>in</strong> der europäischen Normung zur Absicherung<br />

nationaler Inte ressen zw<strong>in</strong>gend erforderlich, da<br />

für die nationalen Normungsorganisationen e<strong>in</strong>e<br />

Übernahmepflicht h<strong>in</strong>sichtlich der europäischen<br />

Normen besteht. Darüber h<strong>in</strong>aus existieren festgelegte<br />

Verfahren bezüglich der Übernahme von IEC-<br />

Normen. Dies wird auch für die Bahnwelt immer<br />

wichtiger, da die IEC-Normung unter anderem auf<br />

Betreiben von Japan und Ch<strong>in</strong>a deutlich verstärkt<br />

werden soll. Im weiteren wurden der Zusammenhang<br />

der Fachgrundnormen, Querschnittsnormen<br />

sowie Sicherheitsaspekte bei der DC-Bahnelektrifizierung<br />

für Fahrleitungsanlagen und Gleichstromanlagen<br />

sowie die Schnittstellen zu den e<strong>in</strong>speisenden<br />

Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetzen<br />

betrachtet. Auch hier gilt, dass e<strong>in</strong>e aktive <strong>in</strong>ternationale<br />

Normungsarbeit deutscher Gremien<br />

dr<strong>in</strong>gend erforderlich ist, damit bewährte Grundsätze<br />

der Gestaltung elektrischer Bahnanlagen <strong>in</strong><br />

Deutschland auch <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen Normen<br />

berücksichtigt werden, wenn <strong>in</strong> anderen Ländern<br />

weitere technische und organisatorische Lösungen<br />

favorisiert werden.<br />

Im dritten Themenblock, moderiert von Dipl.-<br />

Ing. Holger Greipel (BVB), wurden die Probleme der<br />

elektrischen Isolation an Hubarbeitsbühnen behandelt.<br />

Von Bert Köhler (Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam<br />

GmbH) wurden die Anforderungen aus Betreibersicht<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag Isolierte Hubarbeitsbühnen<br />

für Oberleitungsanlagen dargelegt. Nach e<strong>in</strong>er kurzen<br />

Information über die allgeme<strong>in</strong>e Situation und<br />

Lage der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam (ViP) und die<br />

Belegung der Wettbewerbsfähigkeit durch die erzielten<br />

Erg<strong>eb</strong>nisse bei den Transportleistungen und<br />

Fahrgelde<strong>in</strong>nahmen wurden die zu beachtenden<br />

Normen <strong>als</strong> allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen dargelegt.<br />

Von diesen Normen s<strong>in</strong>d unter anderem die Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen,<br />

die Materialbeständigkeit, die<br />

110 (2012) Heft 6<br />

247


Fokus Report<br />

Vermeidung e<strong>in</strong>er Spannungsverschleppung und<br />

die Verh<strong>in</strong>derung vor dem Herabfallen von Teilen<br />

an Hub arbeitsbühnen abzuleiten. An praktischen<br />

Beispielen wurden die Zusammenhänge der verschiedenen<br />

Faktoren für die Arbeit mit den Hubarbeitsbühnen<br />

an Oberleitungsanlagen dargestellt.<br />

Die Bedeutung der Wiederholungsprüfungen und<br />

Messung der Isolierung auch unter Regenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wurde hervorgehoben. Die H<strong>in</strong>weise auf<br />

die Erfordernisse und die Bedeutung e<strong>in</strong>er gesicherten<br />

elektrischen Isolationsfestigkeit aller Bauteile<br />

der Hubarbeitsbühne für die Sicherheit der<br />

Arbeitskräfte nahmen e<strong>in</strong>en breiten Raum <strong>in</strong> diesem<br />

Vortrag e<strong>in</strong>.<br />

Der zweite Vortrag <strong>in</strong> diesem Themenblock mit<br />

dem Titel Anforderungsgerechte isolierte Hubarbeitsbühnen<br />

– Betrachtungen aus Herstellersicht<br />

gliederte sich <strong>in</strong> zwei Teile. Im ersten Teil des<br />

Vortrages behandelte Dipl.-Ing. Kerst<strong>in</strong> Wittke (SRT<br />

– Schörl<strong>in</strong>g Rail Tech) die Synergieeffekte für die<br />

Kunden, im zweiten Teil erläuterte Alexander Kreyes<br />

(SRT) die Aufgaben für den Hersteller bei der<br />

Konstruktion e<strong>in</strong>er elektrisch isolierten Hubarbeitsbühne<br />

für bis zu DC 1 000 V, die auch bei nasser<br />

Witterung vom Anwender genutzt werden kann.<br />

Aus der Vorgabe der Nutzer, unter welchen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

das Arbeitsgerät e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden soll, wird die Aufgabenstellung formuliert.<br />

Hierzu wurden die aus den Normen hergeleiteten<br />

grundlegenden Forderungen an die elektrische<br />

Isolation von Hubarbeitsbühnen vorgestellt. Daraus<br />

werden die e<strong>in</strong>zusetzenden Messgeräte und<br />

die notwendigen Messungen abgeleitet. N<strong>eb</strong>en<br />

der Hauptisolierung des Arbeitskorbes s<strong>in</strong>d alle<br />

anderen Verb<strong>in</strong>dungen vom Fahrzeug zum Arbeitskorb<br />

<strong>in</strong> die elektrischen Isolationsmessungen<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen. Der Schutz aller Personen auch im<br />

Fahrzeugbereich ist bei allen Betrachtungen mit zu<br />

berücksichtigen. Nach den erfolgreichen Überprüfungen<br />

und der entsprechenden Zulassung sollte<br />

am Fahrzeug der H<strong>in</strong>weis Hubarbeitsbühne ist für<br />

Arbeiten im Regen zugelassen deutlich sichtbar<br />

ang<strong>eb</strong>racht werden.<br />

Dipl.-Ing. Eberhard Nickel (Leipziger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

GmbH – LVB) moderierte den letzten<br />

Themenblock des ersten Tagungstages über die<br />

Elektromobilität im <strong>in</strong>nerstädtischen Verkehr. Prof.<br />

Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann (VDV-Förderkreis<br />

e. V., Köln) referierte zum Thema Elektromobilität<br />

im ÖPNV: e<strong>in</strong>e Übersicht aktueller Entwicklungen.<br />

E<strong>in</strong>leitend stellte der Referent fest, dass schon<br />

heute rund 63 % der Verkehrsleistungen im ÖPNV<br />

<strong>in</strong> Deutschland mit elektrischer Energie erbracht<br />

werden. Abgeleitet von der zu erwartenden Entwicklung<br />

der EU-Abgasnormen (Euro 6) und der<br />

sich abzeichnenden Preisentwicklung fossiler<br />

Kraftstoffe kann das Ziel nur heißen: Weg vom Öl<br />

und mit Hilfe alternativer Antri<strong>eb</strong>e h<strong>in</strong> zur Elektromobilität,<br />

wobei hier e<strong>in</strong>e Elektromobilität auf<br />

der Basis alternativ erzeugter Elektroenergie geme<strong>in</strong>t<br />

ist. Weltweit zeichnet sich e<strong>in</strong>e Renaissance<br />

elektrischer Nahverkehrssysteme mit der Planung<br />

beziehungsweise dem Bau von mehr <strong>als</strong> 100 neuen<br />

ÖPNV-Systemen ab. Speziell <strong>in</strong> Frankreich ist<br />

e<strong>in</strong>e sehr starke Entwicklung zum Bau von neuen<br />

Straßenbahnsystemen nicht nur <strong>in</strong> großen Städten<br />

zu registrieren. Am Beispiel der Planung e<strong>in</strong>es<br />

neuen Stadtbahnsystems für Aachen mit dem E<strong>in</strong>stiegskonzept<br />

zum Bau e<strong>in</strong>er Campusbahn vom<br />

dortigen Universitätskl<strong>in</strong>ikum bis zum Aachener<br />

Stadtteil Brand wurde die Nutzung der erforderlichen<br />

Fahrstrom-Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

der Stadtbahn zur Förderung der Elektromobilität<br />

vorgestellt. E<strong>in</strong> Haupth<strong>in</strong>dernis für die schnelle<br />

E<strong>in</strong>führung der Elektromobilität für Personen- und<br />

Güter-Straßenfahrzeuge <strong>in</strong> Ballungsräumen ist das<br />

Fehlen von elektrischen Lademöglichkeiten der<br />

Energiespeicher. Die Fahrstrom-Versorgungsanlagen<br />

der Stadtbahn bieten hier e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Variante <strong>als</strong> Lademöglichkeit für die Speicher der<br />

Elektrostraßenfahrzeuge. Dies bedeutet, dass mit<br />

der Infrastruktur e<strong>in</strong>er Stadtbahn das Rückgrat<br />

für e<strong>in</strong>e elektromobile Stadt hergestellt werden<br />

kann und sich damit neue Möglichkeiten bei<br />

der E<strong>in</strong>führung der Elektromobilität erg<strong>eb</strong>en. Die<br />

Weiterentwicklung dieser Gedanken ergibt e<strong>in</strong>e<br />

Verknüpfung der verschiedenen <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Verkehrsträger zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>termodalen Verkehrssystem.<br />

Damit wird das Image e<strong>in</strong>er Stadt gestärkt<br />

und e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>er stauärmeren, leiseren,<br />

klimafreundlicheren und energieeffizienteren Mobilität<br />

geleistet.<br />

Der zweite Tagungstag begann mit dem Themenblock<br />

Instandhaltungsstrategien und Qualitätsmanagement.<br />

Moderiert wurde dieser Themenblock<br />

von Ralf Baumann (BVB). Im ersten Vortrag<br />

referierte Dipl.-Ing. Otto Blauenste<strong>in</strong>er (Wiener L<strong>in</strong>ien<br />

GmbH & Co. KG) über Obsoleszenz: Abkündigung<br />

von Komponenten und Systemen. Ausgehend<br />

von den Ausbauphasen 1 bis 4 des Wiener<br />

U-Bahn-Netzes und e<strong>in</strong>em Ausblick auf geplante<br />

Netzerweiterungen wurden die Systemkonfigurationen<br />

wichtiger U-Bahnstationen behandelt. Über<br />

langfristige vertragliche B<strong>in</strong>dungen wurde gezielt<br />

die Ausrüstung mehrerer Stationen mit bauartgleichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen erreicht. Mit der Zeit wurde<br />

durch Ergänzungen und nachträgliche E<strong>in</strong>bauten<br />

dieser Zustand verändert. Somit besitzen die Wiener<br />

L<strong>in</strong>ien, wie auch andere U-Bahn-Netze e<strong>in</strong>e<br />

umfangreiche Sammlung Steuerungstechniken verschiedener<br />

Generationen. Die unterschiedlich lange<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer der verschiedenen Anlagen führt<br />

dazu, dass nicht nach e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit komplette<br />

Anlagen wirtschaftlich erneuert werden können.<br />

Die Halbwertzeit der E<strong>in</strong>zelteile e<strong>in</strong>er Anlage<br />

läuft schon mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme ause<strong>in</strong>ander.<br />

248 110 (2012) Heft 6


Report Fokus<br />

So können für Energieanlagen 20 bis 30 Jahren<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer angenommen werden, für die Steuerungse<strong>in</strong>richtungen<br />

dagegen nur 10 bis 15 Jahre.<br />

Bei den Lieferfirmen ist oft mit der E<strong>in</strong>führung<br />

neuer Techniken das Personal für die alten Systeme<br />

nicht mehr erreichbar. Wegen der Kosten<br />

werden oft nur Teilsysteme erneuert. Ausg<strong>eb</strong>aute<br />

oder demontierte Anlagen werden <strong>als</strong> Ersatzteile für<br />

Eigenreparaturen weiterverwendet, wenn auch die<br />

Industrie neue Module komb<strong>in</strong>ierbar mit den alten<br />

Systemen gestaltet.<br />

Danach referierten Dipl.-Ing. Gerhard George<br />

(BBR) und Dipl.-Ing. Jens Thiede (Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e)<br />

zum Thema Gefährdungs- und Risikoanalyse<br />

für Anlagen der Bahnstromversorgung. Gerhard<br />

George führte aus, dass e<strong>in</strong>e Bahnstromversorgungsanlage<br />

der Ausgangspunkt von Gefahren se<strong>in</strong> kann.<br />

Deshalb ist e<strong>in</strong>e Risikoanalyse und Gefährdungsbeurteilung<br />

erforderlich. Grundlage für die Beurteilung<br />

ist die DIN CLC/TS 50562 (VDE V 0115-562),<br />

veröffentlicht im Januar 2012. Beruhend auf den<br />

Erfahrungen aus Felddaten wird e<strong>in</strong>e Anlage, die<br />

nach den geltenden Normen und den angeg<strong>eb</strong>enen<br />

Risikom<strong>in</strong>derungen ausgelegt, g<strong>eb</strong>aut, betri<strong>eb</strong>en<br />

sowie <strong>in</strong>standgehalten wird, <strong>als</strong> sicher betrachtet.<br />

Ebenso werden Komponenten <strong>als</strong> sicher angesehen,<br />

die nach den Normen bemessen, hergestellt,<br />

geprüft sowie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Bereits während<br />

der Planungsphase ist die Ermittlung der Risiken<br />

und ihre Auswirkungen e<strong>in</strong>zubeziehen. Mit dem<br />

so genannten W-A-Diagramm aus DIN EN 50126<br />

(VDE 0115-103) wird e<strong>in</strong>e Risikobewertung erläutert.<br />

Die Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />

zur Beschreibung der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

wurde dargestellt sowie Beispiele für Gefährdungen<br />

mit Angabe der Sicherheitsanforderungen wurden<br />

vorgetragen.<br />

Im zweiten Teil des Vortrages betrachtete Jens<br />

Thiede das Thema von der praktischen Seite des<br />

Anwenders von Bahnstromversorgungsanlagen. Die<br />

Aufsichtsbehörde forderte vom Betreiber e<strong>in</strong>e Gefährdungsanalyse<br />

und die Festlegung von Anforderungen<br />

an die Sicherheitsabschaltung. Der Verweis<br />

auf e<strong>in</strong>e Stellungnahme des VDV h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

weiteren Arbeit wurde <strong>als</strong> nicht ausreichend betrachtet.<br />

Der Hersteller ist zur Klassifizierung des<br />

Safety Integrity Level (SIL) gemäß der vom Auftragg<strong>eb</strong>er<br />

überg<strong>eb</strong>enen Forderungen verpflichtet. Am<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es transportablen Gleichrichter-Unterwerkes<br />

wurden die e<strong>in</strong>zelnen Schritte zur SIL-E<strong>in</strong>stufung<br />

gemäß DIN EN 50126 vorgetragen. Es wurde<br />

ermittelt, dass es auf Basis des derzeitigen Standes<br />

der Technik für Gleichrichter-Unterwerke nicht erforderlich<br />

ist, Systeme mit Sicherheitsfunktionen<br />

e<strong>in</strong>zubauen, deren Ausfall e<strong>in</strong> maßg<strong>eb</strong>liches Risiko<br />

für Mensch und Umwelt bedeuten. Es ist deshalb<br />

nicht erforderlich, e<strong>in</strong>en Sicherheits<strong>in</strong>tegritätslevel<br />

(SIL) festzulegen.<br />

Im zweiten Referat dieses Themenblockes wurden<br />

von Dipl.-Ing. Thomas Burghardt (BVB) Informationen<br />

zum Thema Qualitätskennziffern <strong>in</strong><br />

der Instandhaltung von elektrischen Bahnanlagen<br />

vorgetragen. Den Ausgangspunkt für das Managementsystem<br />

der BVG-Infrastruktur bilden die gesetzlichen<br />

Grundlagen und die betri<strong>eb</strong>lichen Vorgaben.<br />

Die Qualitätskennzahlen <strong>als</strong> Instrument zur<br />

Messung der Instandhaltungsleistungen werden allgeme<strong>in</strong><br />

aus Produzentensicht, Sicht des Dienstleisters<br />

und aus Sicht des Instandhalters vorgetragen.<br />

Maßnahmen zur Steigerung der Verfügbarkeit von<br />

Anlagen werden durch die Auswertung von Störungshäufigkeiten<br />

und durch Fehler-Möglichkeiten-<br />

E<strong>in</strong>flussnahme-Analysen (FMEA) vorgenommen.<br />

Der Aufbau des Kennzahlensystems der BVG-Infrastruktur<br />

wurden vorgetragen. Die Qualitätskennzahlen<br />

der BVG s<strong>in</strong>d Bestandteil des Verkehrsvertrages<br />

mit dem Aufgabenträger Stadt Berl<strong>in</strong>. Beispiele<br />

von Kennzahlen für die Verfügbarkeit elektrischer<br />

Weichenantri<strong>eb</strong>e, der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung Tram<br />

sowie für die Infrastrukturanlagen der U-Bahn werden<br />

vorgestellt.<br />

Der letzte Themenblock der Tagung Aktuelles<br />

aus der AEE-Arbeit wurde von Udo Stahlberg (VDV)<br />

moderiert. Zum Thema Neue und überarbeitete<br />

Wir sorgen für Bewegung<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Schunk Kohlenstofftechnik GmbH<br />

35452 Heuchelheim/Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641608-0<br />

Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />

35435 Wettenberg/Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641803-0<br />

Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />

5101 Bergheim bei Salzburg/Österreich<br />

Tel.: +43 66245 92 00<br />

Hoffmann & Co., Elektrokohle AG<br />

4822 Bad Goisern/Österreich<br />

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110 (2012) Heft 6<br />

249


Fokus Report<br />

Publikationen des AEE berichteten Eberhard Nickel<br />

(LVB) und Holger Greipel (BVB).<br />

Eberhard Nickel berichtete über die VDV-Schriften<br />

und -Mitteilungen des Unterausschusses Stromversorgungsanlagen<br />

des VDV-Ausschusses für elektrische<br />

Energieanlagen (AEE). Veränderte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

durch den technischen Fortschritt,<br />

Veränderungen der technischen Regelwerke sowie<br />

neue Erfahrungen und neue Produkte erfordern<br />

ständig die Überarbeitung und Anpassung der VDV-<br />

Schriften nach e<strong>in</strong>iger Zeit.<br />

Die VDV-Schrift 504 Schienenisolierstöße wurde<br />

neu erarbeitet und enthält Anforderungen an den<br />

Aufbau sowie an die Prüfung und Instandhaltung<br />

dieser Komponente. Anlass für die Erarbeitung der<br />

Schrift war, dass gemäß der VDV-Schrift 506 Aufbau<br />

und Schutzmaßnahmen von elektrischen Energieanlagen<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />

Schienenisolierstöße zur<br />

galvanischen Trennung der Gleisanlagen der Strecke<br />

und von denen von Betri<strong>eb</strong>shöfe verwendet werden,<br />

diese aber bisher nur aus der Sicht des Bahnbaues <strong>in</strong><br />

der VDV-Schrift 600 Oberbau-Richtl<strong>in</strong>ie betrachtet<br />

wurden.<br />

Zur Anpassung an die veränderten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

wird die VDV-Schrift 520 Kurzschlussschutz<br />

von Fahrstromanlagen für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />

aus dem Jahr 1995 überarbeitet. Die<br />

Schutzfunktionen der verschiedenen Anlagen e<strong>in</strong>es<br />

Gleichrichter-Unterwerks sowie die unterschiedlichen<br />

Schalterauslösetypen mit ihren Besonderheiten<br />

werden beschri<strong>eb</strong>en. Gegenüber der Vorgängerausgabe<br />

wird die VDV-Schrift 520 um Ausführungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Durchführung von Kurzschlussversuchen<br />

sowie deren Ausführung, Auswertung und<br />

Dokumentation erweitert.<br />

Aktualisiert wird auch die VDV-Schrift 525 Überspannungsschutz<br />

von Fahrstromversorgungsanlagen<br />

für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen aus dem<br />

Jahr 2001. In dieser Schrift werden Maßnahmen für<br />

den primären Überspannungsschutz <strong>in</strong> den Gleichrichter-Unterwerken<br />

und an den Fahrleitungsanlagen<br />

vorgestellt. Gegenüber der Vorgängerausgabe<br />

werden die e<strong>in</strong>zusetzenden Überspannungsableiter<br />

und deren optimaler E<strong>in</strong>satzort ausführlicher beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Die VDV-Schrift 560 <strong>Elektrische</strong> Weichenheizungen<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen aus dem<br />

Jahre 1996 wird überarbeitet, um sie <strong>in</strong>sbesondere<br />

an die geänderte Normenlage anzupassen. Für die<br />

Auswahl der Bauform und der Art der Energieversorgung<br />

der Weichenheizungen e<strong>in</strong>schließlich der<br />

erforderlichen elektrischen Schutzmaßnahmen gibt<br />

die Schrift wichtige H<strong>in</strong>weise. Weiterh<strong>in</strong> werden die<br />

den unterschiedlichen E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen zugeordneten<br />

Steuerungen und Regelungen beschri<strong>eb</strong>en, die<br />

e<strong>in</strong>en energiesparenden, aber wirkungsvollen Betri<strong>eb</strong><br />

der elektrischen Weichenheizungen bewirken.<br />

Die seit September 2011 gültige neue<br />

DIN EN 50122-1, -2 und -3 Ortsfeste Anlagen –<br />

<strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und Rückleitung ist<br />

gegenüber ihrer Vorgängerversion weitgehend<br />

neu gegliedert und enthält auch viele <strong>in</strong>haltliche<br />

Änderungen. Damit ergibt sich die Notwendigkeit,<br />

die VDV-Schrift 505 Aufbau und Schutzmaßnahmen<br />

von Gleichrichter-Unterwerken von<br />

Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen, die VDV-Schrift<br />

506 Aufbau und Schutzmaßnahmen von elektrischen<br />

Energieanlagen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen und<br />

die VDV-Schrift 507 Aufbau und Schutzmaßnahmen<br />

von elektrischen Energieanlagen an Strecken<br />

von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen an die neue<br />

Normenlage anzupassen. Es ist vorgesehen, noch<br />

im Laufe des Jahrs 2012 mit dem Gelbdruckverfahren<br />

zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

Den letzten Vortrag der zweitägigen Tagung hielt<br />

Holger Greipel (BVB) vom AEE-Unterausschuss Oberleitungsanlagen.<br />

Vorkommnisse bei Arbeiten an unter<br />

Spannung stehenden Fahrleitungsanlagen war<br />

der Anstoß für die Erarbeitung der VDV-Schrift 580<br />

Isolierte Hubarbeitsbühnen für Arbeiten an Oberleitungsanlagen<br />

bis DC 1 500 V. N<strong>eb</strong>en Anforderungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der mechanischen sowie elektrischen<br />

Ausführung der Hubarbeitsbühnen bildet deren<br />

elekt rische Prüfung den zentralen Teil der VDV-<br />

Schrift.<br />

Die Veröffentlichung der umfassend überarbeiteten<br />

DIN EN 50119 im Jahr 2009 war der Anlass, die<br />

VDV-Schrift 551 Oberleitungsmaste und Gründungen<br />

aus dem Jahr 1999 an die neue Normenlage<br />

anzupassen. Gegenüber der Vorgängerausgabe der<br />

Schrift werden Anforderungen an Wandbefestigungen<br />

sowie deren Prüfung neu aufgenommen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> begleitet der Unterausschuss Oberleitungsanlagen<br />

e<strong>in</strong> Projekt der VBG-Branche ÖPNV/<br />

<strong>Bahnen</strong>, das die Erstellung von modernen Unterweisungsmedien,<br />

Stichwort Computer based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(CBT), für Oberleitungsmonteure zum Ziel hat. Hierzu<br />

werden <strong>in</strong> mehreren deutschen Verkehrsunternehmen<br />

Videoaufnahmen über Arbeiten <strong>in</strong> Oberleitungsanlagen<br />

vorgenommen.<br />

Der Vorsitzende des VDV-Ausschusses <strong>Elektrische</strong><br />

Energieanlagen, Ralf Baumann (BVB), konnte am<br />

Ende der Fachtagung e<strong>in</strong> positives Fazit ziehen, da<br />

die Tagungsteilnehmer aus den Vorträgen und der<br />

Fachausstellung viele neue Anregungen mitnehmen<br />

können. Er sprach gleichzeitig die E<strong>in</strong>ladung<br />

für die nächste Fachtagung am 6. und 7. F<strong>eb</strong>ruar<br />

2014 aus.<br />

Ewald Schlechter, Berl<strong>in</strong><br />

[1] Schneider, E.; Schwarz, M.: Trends <strong>in</strong> der Normung<br />

für Bahnelektrifizierungen. In <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />

(2012), H. 6, S. 264-269.<br />

250 110 (2012) Heft 6


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Fahrzeugtechnik<br />

Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />

Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />

Christian Foerth und Markus Weidauer, Nürnberg<br />

Der E<strong>in</strong>satz von Asynchronmasch<strong>in</strong>en bei Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen machte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der notwendigen<br />

hochdynamischen Regelung lange Zeit Drehzahlg<strong>eb</strong>er zw<strong>in</strong>gend erforderlich. E<strong>in</strong> robustes<br />

neuartiges Verfahren ohne Drehzahlg<strong>eb</strong>er identifiziert die Drehzahl aus den elektrischen Größen<br />

der Asynchronmasch<strong>in</strong>en und verfügt über automatische Parametermessungen. Es wird den hohen<br />

Anforderungen an Robustheit und Dynamik im gesamten Bahnbereich gerecht, auch beim Aufmagnetisieren<br />

und bei Drehzahl null.<br />

ROBUST ASYNCHRONOUS MACHINE CONTROL WITHOUT ROTARY TRANSDUCERS IN RAILWAY<br />

OPERATIONS<br />

For a long time, the application of asynchronous mach<strong>in</strong>es <strong>in</strong> tra<strong>in</strong>s and the highly dynamic control<br />

system required for the purpose made it absolutely necessary to use rotary transducers. A robust<br />

<strong>in</strong>novative method that does without rotary transducers determ<strong>in</strong>es the speed from the electrical<br />

variables of the asynchronous mach<strong>in</strong>es and allows the parameters to be automatically measured.<br />

It meets the high standards placed on robustness and dynamic behaviour <strong>in</strong> all railway operations,<br />

even dur<strong>in</strong>g remagnetis<strong>in</strong>g and at a speed of zero.<br />

UNE RÉGULATION ROBUSTE SANS CAPTEUR DE VITESSE POUR LES MACHINES ASYNCHRONES<br />

UTILISÉES DANS LES CHEMINS DE FER<br />

L’utilisation de mach<strong>in</strong>es asynchrones sur les eng<strong>in</strong>s moteurs avait longtemps imposé les capteurs<br />

de vitesse en liaison avec la nécessité d’une régulation hautement dynamique. Un nouveau procédé<br />

robuste sans capteur de vitesse identifie la vitesse de rotation à partir des grandeurs électriques des<br />

mach<strong>in</strong>es asynchrones et dispose de mesurages automatiques de paramètres. Il satisfait aux exigences<br />

élevées en matière de robustesse et de dynamique dans toutes les utilisations ferroviaires, y<br />

compris la réaimantation et à vitesse de rotation zéro.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre werden fast alle Bahnantri<strong>eb</strong>e<br />

mit Asynchronmasch<strong>in</strong>en ausgerüstet.<br />

Aufgrund ihrer großen Robustheit, des ger<strong>in</strong>gen<br />

Wartungsaufwands und des günstigen Leistungsgewichts<br />

ist die Asynchronmasch<strong>in</strong>e für den Bahnbereich<br />

besonders gut geeignet. Zur Steuerung s<strong>in</strong>d<br />

Wechselrichter erforderlich, deren Halbleiterschalter,<br />

GTO oder IGBT, erst seit dieser Zeit mit der notwendigen<br />

Leistung und Spannungsfestigkeit für Bahnanwendungen<br />

zur Verfügung standen.<br />

Für die hochdynamische Regelung der Bahnantri<strong>eb</strong>e<br />

werden sehr schnelle Prozessoren, so genannte<br />

Signalprozessoren, e<strong>in</strong>gesetzt. Als Messwerte<br />

wurden bislang die Motorströme, die Zwischenkreisspannung<br />

und die Drehzahl verwendet. Seit vielen<br />

Jahren wird versucht, auf den Messwert der Drehzahl<br />

bei der hochdynamischen Regelung der Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />

zu verzichten. Bei der Drehzahlidentifikation<br />

wird zwischen zwei Strategien unterschieden:<br />

• Verfahren, die Nichtl<strong>in</strong>earitäten wie Sättigung<br />

oder Nutung zum Beispiel mit Hilfe von hochfrequenten<br />

Testsignalen ausnutzen. Nachteilig ist<br />

hierbei, dass der Motor nichtideal se<strong>in</strong> muss und<br />

die Drehzahlidentifikation bei Gruppenspeisung<br />

sowie bei Flussabsenkung nicht möglich ist.<br />

• Verfahren, die mit Modellen von Motor und<br />

Wechselrichter die Drehzahl aus der Differenz der<br />

laut Modell zu erwartenden und andererseits der<br />

gemessenen Ströme identifizieren, ohne Drehzahlg<strong>eb</strong>er.<br />

Der Nachteil ist hier, dass e<strong>in</strong>e Drehzahlidentifikation<br />

bei Ständerfrequenz null nicht<br />

möglich ist.<br />

Da bei Bahnfahrzeugen die Gruppenspeisung<br />

oft e<strong>in</strong>gesetzt wird und Asynchronmasch<strong>in</strong>en im<br />

Bahnbereich möglichst l<strong>in</strong>ear g<strong>eb</strong>aut s<strong>in</strong>d, kommt<br />

bei Bahnanwendungen nur die zweite Strategie<br />

<strong>in</strong>frage. Hierbei müssen aber Betri<strong>eb</strong>spunkte mit<br />

Ständerfrequenzen auch nahe null beim Anfahren<br />

und Bremsen bis zum Fahrzeugstillstand beherrscht<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>e sehr hohe Verfügbarkeit der elektrischen<br />

Antri<strong>eb</strong>e ist für den Bahnbetreiber von entscheidender<br />

Bedeutung. Die Reduktion der Sensorik<br />

252 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

durch den Entfall der Drehzahlg<strong>eb</strong>er bewirkt e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung der Verfügbarkeit. Darum wurde von<br />

der Siemens AG <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Professoren<br />

M. Depenbrock und A. Steimel und ihren<br />

Mitarbeitern an der Ruhr-Universität Bochum die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es drehzahlg<strong>eb</strong>erlosen neuen Verfahrens<br />

vorangetri<strong>eb</strong>en. Die Zusammenarbeit begann<br />

1995. Erstm<strong>als</strong> wurde diese Regelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugserie im Jahr 2003 realisiert. Seitdem<br />

wird es <strong>in</strong> verschiedenen Lieferserien erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Um drehg<strong>eb</strong>erlos fahren zu können, ist es erforderlich,<br />

die Regelstrecke sehr genau zu kennen und<br />

nachzubilden. Hierfür wurden sehr genaue Modelle<br />

von Wechselrichter und Motor mit automatisierten<br />

Parameter-Messverfahren implementiert.<br />

Sie erleichtern die Inbetri<strong>eb</strong>setzung und verbessern<br />

das Regelverhalten auch beim Betri<strong>eb</strong> mit Drehg<strong>eb</strong>er.<br />

Aufgrund des guten Wechselrichtermodells ist<br />

e<strong>in</strong>e Messung der Ständerspannung überflüssig.<br />

Daher wird auf diese Messung verzichtet, was die<br />

Verfügbarkeit der Anlagen weiter erhöht.<br />

2 Technische Grundlagen<br />

2.1 Vorteile des g<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>s<br />

Ziel der Entwicklung war es, auf die Drehg<strong>eb</strong>er und<br />

die dazugehörige Verdrahtung auf den Fahrzeugen<br />

verzichten zu können. N<strong>eb</strong>en der E<strong>in</strong>sparung dieser<br />

Komponenten hat man folgende Vorteile:<br />

• Durch den Entfall des G<strong>eb</strong>errades wird <strong>in</strong> den<br />

Motoren Platz gewonnen.<br />

• Direkt <strong>in</strong> den Motoren e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aute Drehg<strong>eb</strong>er<br />

s<strong>in</strong>d dem Schmutz und hohen mechanischen<br />

Belastungen ausgesetzt, wodurch Defekte an dem<br />

G<strong>eb</strong>errad, dem Sensor oder der Verdrahtung auftreten<br />

können; ohne die Drehg<strong>eb</strong>er steigt somit<br />

die Verfügbarkeit der Fahrzeuge.<br />

• Die Auflösung der Drehzahlbestimmung bei kle<strong>in</strong>en<br />

Drehzahlen und damit die Drehmomentgenauigkeit<br />

steigen beim drehg<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>.<br />

2.2 Erforderliche Eigenschaften der<br />

drehg<strong>eb</strong>erlosen Traktionsregelung<br />

Im Bahnbereich gibt es spezielle Anforderungen an<br />

die Regelung, die von dem hier beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren<br />

erfüllt werden:<br />

• Die Drehzahl der Motoren kann sich bei<br />

Schleudervorgängen sehr schnell ändern. Dies<br />

wird durch die identifizierte Drehzahl ausreichend<br />

schnell abg<strong>eb</strong>ildet, damit der Gleit- und<br />

Schleuderschutz die Drehzahl zuverlässig regeln<br />

kann.<br />

• Die Drehmomentdynamik wird gegenüber dem<br />

Betri<strong>eb</strong> mit Drehg<strong>eb</strong>er nicht e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

• Das Verfahren arbeitet im gesamten Drehzahlbereich<br />

mit asynchroner und synchroner Taktung.<br />

• Die Flussführung zur thermischen Entlastung der<br />

Motoren im Teillastbereich ist außer im Bereich<br />

der Ständerfrequenz null frei vorg<strong>eb</strong>bar.<br />

Bild 1:<br />

Blockschaltbild der drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />

Regelung.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

253


Fahrzeugtechnik<br />

• Die Motoren können bei jeder Drehzahl aufmagnetisiert<br />

werden. Praktisch im gesamten Drehzahlbereich<br />

erfolgt das Aufmagnetisieren sehr schnell,<br />

sodass das Drehmoment <strong>in</strong> weniger <strong>als</strong> 100 ms<br />

aufg<strong>eb</strong>aut wird. Daher kann der Wechselrichter<br />

zur thermischen Entlastung der Motoren und des<br />

Wechselrichters im Leerlauf gesperrt werden.<br />

Das Verfahren kann Systeme mit Drehg<strong>eb</strong>ern weitestgehend<br />

ersetzen, ohne dass besondere betri<strong>eb</strong>liche<br />

Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

2.3 Randbed<strong>in</strong>gungen für den E<strong>in</strong>satz des<br />

Verfahrens<br />

Auch wenn das drehg<strong>eb</strong>erlose Verfahren den Betri<strong>eb</strong><br />

mit Drehg<strong>eb</strong>er gut ersetzt, müssen e<strong>in</strong> paar Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

beachtet werden:<br />

• Bei gesperrtem Wechselrichter ist ke<strong>in</strong>e Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

von den Motoren verfügbar. Daher<br />

ist e<strong>in</strong>e Drehzahlerfassung für sicherheitsrelevante<br />

Funktionen, zum Beispiel für Geschw<strong>in</strong>digkeitsanzeige<br />

und Bremse, auf dem Fahrzeug weiterh<strong>in</strong><br />

unbed<strong>in</strong>gt erforderlich. Diese Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

muss allerd<strong>in</strong>gs nicht die hohen Anforderungen<br />

erfüllen, die für die Regelung der Masch<strong>in</strong>e<br />

benötigt werden. Ist e<strong>in</strong>e solche Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

verfügbar, kann sie zur Unterstützung verwendet<br />

werden.<br />

• Bei Gruppenantri<strong>eb</strong>en kann nur e<strong>in</strong>e mittlere<br />

Drehzahl der Gruppe identifiziert werden.<br />

• Die Mechanik der Fahrzeuge darf nicht zum<br />

Schw<strong>in</strong>gen neigen, da zum Beispiel gegenphasige<br />

Schw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe aufgrund<br />

der Identifikation e<strong>in</strong>er mittleren Drehzahl nicht<br />

erkannt werden können.<br />

• Im Stillstand können Ständer- und Rotorwiderstand<br />

beim Aufmagnetisieren ermittelt werden,<br />

sofern e<strong>in</strong> Stillstandssignal vorhanden ist.<br />

3 Drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung<br />

3.1 Übersicht<br />

Für die drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung ist e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Modellen und Beobachtern erforderlich. In Bild 1 ist<br />

das Zusammenspiel der e<strong>in</strong>zelnen Komponenten der<br />

drehg<strong>eb</strong>erlosen Regelung dargestellt.<br />

Als Messgrößen stehen die Zwischenkreisspannung<br />

U D<br />

und zwei gemessene Phasenströme des<br />

Motors zur Verfügung, aus denen der Raumzeiger<br />

I Sm<br />

bestimmt wird.<br />

Als Soll-Größen werden das Soll-Moment M soll<br />

und der Soll-Rotorfluss ψ soll<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en. Diese Soll-<br />

Größen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht direkt die Soll-Größen<br />

für Regler und Steuersatz; um den Bereich Ständerfrequenz<br />

null zu beherrschen, werden diese Soll-<br />

Größen bei kle<strong>in</strong>en Drehzahlen automatisch modifiziert.<br />

Dieses Verfahren ist <strong>in</strong> Abschnitt 4 beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Die Regelung und der Steuersatz erhalten somit<br />

e<strong>in</strong>en eventuell bei kle<strong>in</strong>en Drehzahlen modifizierten<br />

Drehmoment-Sollwert M soll0<br />

und Rotorfluss-Sollwert<br />

ψ soll0<br />

. Mit der gemessenen Zwischenkreisspannung<br />

U D<br />

, dem gemessenen Ständerstrom I Sm<br />

, dem Modell-Ständerfluss<br />

Ψ , dem Rotorfluss Ψ und der<br />

μ<br />

R<br />

identifizierten Drehzahl n werden die drei idealen<br />

Ansteuersignale w ν<br />

mit ν = 1…3 für den Wechselrichter<br />

bestimmt. Die Funktion der Regelung und des<br />

Steuersatzes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [1] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Aus den idealen Ansteuersignalen werden mit<br />

Hilfe der Wechselrichterkorrektur die Ansteuersignale<br />

w vk<br />

erzeugt, die um das Schaltverhalten des Wechselrichters<br />

korrigiert s<strong>in</strong>d, sodass die Ständerspannung<br />

U S<br />

der von der Regelung berechneten Ständerspannung<br />

sehr genau entspricht. Die Funktion dieser<br />

Korrektur ist <strong>in</strong> Abschnitt 3.3 beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Aus der Ständerspannung und der identifizierten<br />

Drehzahl werden vom Motormodell der Ständerfluss<br />

Ψ , der Rotorfluss Ψ und der Modell-Ständerstrom<br />

μ<br />

R<br />

I S<br />

berechnet. Das Motormodell ist <strong>in</strong> Abschnitt 3.2<br />

beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Aus der Abweichung von Modell-Ständerstrom<br />

I S<br />

und dem gemessenen Ständerstrom I Sm<br />

werden<br />

mit Hilfe von Beobachtern die identifizierte Drehzahl<br />

und die temperaturabhängigen Parameter wie Ständerwiderstand<br />

R S<br />

und Rotorwiderstand R R<br />

ermittelt.<br />

Außerdem wird die Ständerspannung um parasitäre<br />

Gleichanteilsfehler U GL<br />

korrigiert. Die Beobachter<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 beschri<strong>eb</strong>en.<br />

3.2 Motormodell<br />

Bild 2:<br />

Gamma-Ersatzschaltbild der Asynchronmasch<strong>in</strong>e im ständerfesten<br />

Koord<strong>in</strong>atensystem.<br />

Beim Motormodell handelt es sich um das Gamma-<br />

Ersatzschaltbild der Masch<strong>in</strong>e (Bild 2).<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Parameter des Modells werden<br />

durch e<strong>in</strong>e Offl<strong>in</strong>e-Stillstands-Messung e<strong>in</strong>malig auf<br />

dem Fahrzeug oder im Systemtest ermittelt. Die<br />

254 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

Bild 3:<br />

Gemessene Magnetisierungskennl<strong>in</strong>ie<br />

von Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

Bild 4:<br />

Aufbau der Stränge im Wechselrichtermodell.<br />

Haupt<strong>in</strong>duktivität L μ<br />

wird <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Ständerflussbetrag<br />

ψ μ<br />

bestimmt. Die Größen L σ<br />

, R S<br />

und<br />

R R<br />

werden <strong>als</strong> Konstanten bestimmt, die Widerstände<br />

werden hierbei bezogen auf 20 °C gespeichert.<br />

Die genaue L μ<br />

-Kennl<strong>in</strong>ie wird separat durch e<strong>in</strong>e<br />

Leerlaufmessung ermittelt.<br />

Die Messverfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>en. Bild 3<br />

zeigt exemplarisch e<strong>in</strong>e gemessene L μ<br />

-Kennl<strong>in</strong>ie.<br />

Das Motormodell berechnet aus der Ständerspannung<br />

nach Abschnitt 3.3 und der Drehzahl nach Abschnitt<br />

3.4 die Modell-Flüsse und Modell-Ströme, die<br />

für die Regelung und die Beobachter benötigt werden.<br />

3.3 Wechselrichtermodell<br />

Da die Ständerspannung nicht gemessen wird, ist es<br />

sehr wichtig, e<strong>in</strong> möglichst exaktes <strong>in</strong>verses Modell<br />

des Wechselrichters zu haben, um die vom Steuersatz<br />

geforderten Schaltungen so korrigieren zu können,<br />

dass die gewünschte Ständerspannung an den<br />

Klemmen der Masch<strong>in</strong>e anliegt.<br />

Bild 4 zeigt exemplarisch den Aufbau e<strong>in</strong>es Stranges<br />

des Wechselrichters. Bei dem hier verwendeten<br />

Modell werden die Schaltzeiten, E<strong>in</strong>schaltzeit T EIN<br />

,<br />

Ausschaltzeit T AUS<br />

, und die Durchlassverluste, Ventilspannungsabfall<br />

U T0<br />

und ohmsche Durchlassverluste<br />

R ID<br />

∙ I S<br />

, der Ventile näherungsweise berücksichtigt.<br />

Der Strangstrom wird je nach Richtung immer<br />

von e<strong>in</strong>em Ventilpaar (IGBT/Diode), (ID+ /ID-) geführt<br />

und wechselt beim Umschalten der Strangspannung<br />

entweder von der Diode auf den IGBT<br />

(E<strong>in</strong>schaltzeit T EIN<br />

IGBT-relevant) oder vom IGBT<br />

auf die Diode (Ausschaltzeit T AUS<br />

IGBT-relevant). Für<br />

e<strong>in</strong>en Strang können somit vier Schalthandlungen<br />

mit verschiedenen Komb<strong>in</strong>ationen aus Schaltzeiten<br />

und Durchlassverlusten unterschieden werden. Die<br />

Unterschiede hängen hierbei von der Schaltrichtung<br />

der Strangspannung und vom Vorzeichen des<br />

Strangstroms ab:<br />

Schaltrichtung U Sv<br />

von +U D<br />

nach 0:<br />

I Sv<br />

> 0 => Schaltzeit: T AUS,I+v<br />

Durchlassverluste: -U T0,ID+v<br />

-R ID+v<br />

∙ I Sv<br />

I Sv<br />

< 0 => Schaltzeit: T EIN,I-v<br />

Durchlassverluste: U T0,ID-v<br />

- R ID-v<br />

∙ I Sv<br />

Schaltrichtung U Sv<br />

von 0 nach +U D<br />

:<br />

I Sv<br />

> 0 => Schaltzeit: T EIN,I+v<br />

Durchlassverluste: -U T0,ID+v<br />

- R ID+v<br />

∙ I Sv<br />

I Sv<br />

< 0 => Schaltzeit: T AUS,I-v<br />

Durchlassverluste: U T0,ID-v<br />

- R ID-v<br />

∙ I Sv<br />

Mit Hilfe des <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>enen Verfahrens werden<br />

die Parameter durch e<strong>in</strong>e Offl<strong>in</strong>e-Messung bestimmt.<br />

Der ohmsche Anteil der Durchlassverluste wird<br />

hierbei <strong>als</strong> symmetrisch angenommen und dem<br />

Ständerwiderstand R S<br />

zugerechnet. Die am Ventil<br />

abfallende Spannung wird für jedes Ventilpaar <strong>als</strong><br />

Mittelwert des Spannungsabfalls von IGBT und Diode<br />

berücksichtigt.<br />

Die Schaltzeiten T EIN<br />

werden für jedes Ventilpaar<br />

des Stromrichters zur Korrektur vorgeg<strong>eb</strong>en, die<br />

Ausschaltzeiten T AUS<br />

werden für jedes Ventilpaar<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Strangstrom gemessen und<br />

korrigiert. Aufgrund der guten Symmetrie der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Stromrichter genügt es jedoch, alle Ventilpaare<br />

mit der gleichen Kennl<strong>in</strong>ie zu korrigieren. E<strong>in</strong>e<br />

Abhängigkeit der Schaltzeiten von der Zwischenkreisspannung<br />

wird vernachlässigt. Bild 5 zeigt die<br />

gemessenen Ausschaltzeiten e<strong>in</strong>es Stromrichters.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

255


Fahrzeugtechnik<br />

Die Korrekturzeiten und die zu korrigierenden<br />

Ventilspannungsfälle werden aus den Parametern<br />

des Wechselrichters <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Modell-<br />

Strom berechnet. E<strong>in</strong> entsprechendes Verfahren ist<br />

<strong>in</strong> [3] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

3.4 Beobachter<br />

Mit Hilfe von Beobachtern werden aus der Abweichung<br />

von Modell- und gemessenem Strom verschiedene<br />

Größen bestimmt.<br />

Zentrale Größe ist hierbei die Drehzahl, die mit<br />

Hilfe des <strong>in</strong> Bild 6 beschri<strong>eb</strong>enen Regelkreises identifiziert<br />

wird. Der Drehfaktor K muss hierbei für den<br />

Betri<strong>eb</strong>spunkt geeignet gewählt werden. In [4] und<br />

[5] s<strong>in</strong>d hierzu die entsprechenden Verfahren beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Für motorischen Betri<strong>eb</strong> kann K zum Beispiel e<strong>in</strong>fach<br />

gleich 1 gewählt werden. In diesem Fall ergibt<br />

sich für ∆n recht e<strong>in</strong>fach:<br />

=<br />

R R<br />

*<br />

2 S R<br />

R<br />

Δn für K = 1<br />

Ψ<br />

Im(ΔI ⋅ Ψ )<br />

Zusätzlich zur Drehzahl werden die temperaturabhängigen<br />

Größen des Motors wie Ständer- und<br />

Rotorwiderstand über entkoppelte Regelkreise, die<br />

<strong>in</strong> ihrer Struktur dem Drehzahlbeobachter <strong>in</strong> Bild 6<br />

entsprechen, identifiziert. Entsprechende Verfahren<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [5] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Außerdem werden parasitäre Gleichanteile im<br />

Ständerstrom identifiziert und durch Rückkopplung<br />

beseitigt. Dieses Verfahren ist <strong>in</strong> [4] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

4 Vermeidung der Ständerfrequenz<br />

null<br />

4.1 Grundsätzliches<br />

Bei Ständerfrequenz null verhält sich die Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />

entsprechend Bild 2 wie e<strong>in</strong> ohmscher<br />

Widerstand. Der Rotor ist über die Haupt<strong>in</strong>duktivität<br />

kurzgeschlossen. Deshalb kann die Drehzahl <strong>in</strong> diesem<br />

Betri<strong>eb</strong>spunkt nicht identifiziert werden, weshalb<br />

dieser Betri<strong>eb</strong>sbereich vermieden werden muss.<br />

Mit den verwendeten Modellen wird erreicht, dass<br />

der zu vermeidende Frequenzbereich sehr kle<strong>in</strong> ist.<br />

Die Genauigkeit der verwendeten Modelle ist für das<br />

M<strong>in</strong>imieren des Frequenzbereichs und somit für die<br />

E<strong>in</strong>setzbarkeit des Verfahrens sehr wichtig.<br />

Aus der folgenden Gleichung ist der direkte Zusammenhang<br />

zwischen Ständerfrequenz, Drehmoment<br />

und Rotorflussbetrag ersichtlich:<br />

2<br />

n S<br />

= n + n R<br />

= n + ⋅ R ⋅<br />

3 R<br />

M<br />

2<br />

2⋅π ⋅ ΨR<br />

Bild 5:<br />

Gemessene Ausschaltzeiten des Wechselrichters.<br />

Durch Aufschaltung von Drehmoment oder Variation<br />

des Rotorflussbetrags bei vorhandenem Drehmoment<br />

kann somit der Bereich Ständerfrequenz<br />

null vermieden werden. Die Grundlage für das hier<br />

beschri<strong>eb</strong>ene Verfahren ist <strong>in</strong> [6] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

4.2 Regelung<br />

Bild 6:<br />

Blockschaltbild des Drehzahlbeobachters.<br />

Ziel des Verfahrens ist es, unterhalb e<strong>in</strong>es m<strong>in</strong>imalen<br />

Ständerfrequenzbetrages die Ständerfrequenz auf diesen<br />

m<strong>in</strong>imalen Ständerfrequenzbetrag zu regeln. Die<br />

m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz ist hierbei abhängig von<br />

der Kippfrequenz n RK<br />

= R R<br />

/(2π L ) und dem Rotorflussbetrag,<br />

da die Rückwirkung aus dem Rotor <strong>in</strong> den<br />

σ<br />

Stän-<br />

256 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

der mit ger<strong>in</strong>gerem Rotorflussbetrag abnimmt. Der<br />

Bereich der m<strong>in</strong>imalen Ständerfrequenz n Sm<strong>in</strong><br />

/n RK<br />

liegt<br />

hierbei je nach Flussbetrag zwischen 0,10 und 0,25.<br />

Liegt n/n RK<br />

bei 0,10 im Leerlauf, so entspricht dies bei<br />

dem Antri<strong>eb</strong> der Fahrzeuge von Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2<br />

e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit von 0,26 km/h, bei der S-Bahn<br />

Zürich RABe 514 ergibt sich e<strong>in</strong> Wert von 0,24 km/h.<br />

Um die Ständerfrequenz e<strong>in</strong>zustellen, wird der<br />

Rotorflussbetrag bis auf 30 % des Nennrotorflussbetrags<br />

reduziert. Falls zu wenig Drehmoment gefordert<br />

wird, um durch Variation des Flusses die<br />

Ständerfrequenz e<strong>in</strong>zustellen, wird zusätzliches Drehmoment<br />

<strong>in</strong> Richtung des geforderten Soll-Momentes<br />

aufgeschaltet. Beim Anfahren ist e<strong>in</strong> Drehmoment-<br />

Sollwert von rund 15 % des Nennmoments ausreichend,<br />

damit ke<strong>in</strong> zusätzliches Moment aufgeschaltet<br />

werden muss. Lediglich beim Rückrollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Steigung werden größere Momente von bis zu zirka<br />

30 % des Nennmoments benötigt. Die Reduktion<br />

des Rotorflusses bei großem Drehmoment-Sollwert<br />

hat e<strong>in</strong>en größeren Ständerstrom zu Folge, der zu<br />

e<strong>in</strong>er Drehmomentbegrenzung führen kann. Dieses<br />

Problem kann aber nur im Rückrollen auftreten, da<br />

die Ständerfrequenz bei großem Drehmoment im<br />

Anfahren ohne Rückrollen immer ausreichend groß<br />

ist, um die Drehzahl zu identifizieren.<br />

Die pr<strong>in</strong>zipielle Funktion des Verfahrens ist <strong>in</strong><br />

Bild 7 dargestellt. Auf die Darstellung der nötigen<br />

Hysterese bei den Flusssprüngen wurde der Übersichtlichkeit<br />

halber verzichtet. Im Folgenden wird<br />

immer e<strong>in</strong> Wechsel der Drehzahl von positiver zu<br />

negativer Drehzahl beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Im Leerlauf (1) wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Rotorfluss-Sollwert<br />

ψ soll<br />

von der Flussführung vorgeg<strong>eb</strong>en. Die m<strong>in</strong>imale<br />

Ständerfrequenz ist daher mit n Sm<strong>in</strong><br />

/n RK<br />

= 0,25 relativ<br />

groß bei kle<strong>in</strong>em Fluss. Erreicht die Ständerfrequenz<br />

diesen Wert, so wird sie für kle<strong>in</strong>ere Drehzahlen<br />

durch Anh<strong>eb</strong>en des Drehmomentes auf diesen Wert<br />

geregelt. Ist die Drehzahl ausreichend kle<strong>in</strong>, „durchspr<strong>in</strong>gt“<br />

die Ständerfrequenz die stationär nicht<br />

beobachtbare Zone durch schnelle Rücknahme des<br />

Drehmomentes und entspricht anschließend dem<br />

negativen M<strong>in</strong>imalwert der Ständerfrequenz.<br />

Ist das Moment ausreichend groß (2), wird das<br />

Moment konstant gehalten. Aufgrund des größeren<br />

Flusses bei höherem Moment ist die e<strong>in</strong>zuhaltende<br />

m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz mit n Sm<strong>in</strong><br />

/n RK<br />

= 0,1 kle<strong>in</strong>er<br />

<strong>als</strong> bei (1). Daher ist der Bereich der Vermeidung der<br />

Ständerfrequenz null deutlich kle<strong>in</strong>er. Der Fluss wird<br />

abgesenkt, sobald die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz erreicht<br />

ist. Hierdurch bleibt die Ständerfrequenz zunächst<br />

konstant, bis der Fluss soweit abgeklungen ist,<br />

dass e<strong>in</strong>e höhere m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz benötigt<br />

wird. Dies wird durch noch stärkere Flussabsenkung<br />

erreicht, bis durch sehr schnelles Erhöhen des Rotorflusses<br />

die Ständerfrequenz die stationär nicht beobachtbare<br />

Zone „durchspr<strong>in</strong>gt“ und dem negativen<br />

M<strong>in</strong>imalwert der Ständerfrequenz entspricht.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

Bild 7:<br />

Verlauf von Ständerfrequenz, Drehmoment und Rotorfluss <strong>als</strong><br />

Funktion der Drehzahl beim Verfahren zur Vermeidung von<br />

Ständerfrequenz null.<br />

1 Leerlauf<br />

2 Drehmoment ausreichend groß, um durch Flussvariation<br />

n s<br />

= 0 zu vermeiden<br />

3 Bremsen bis Null mit kle<strong>in</strong>em Drehmoment<br />

Bild 8:<br />

Anfahrvorgang bei<br />

Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

257


Fahrzeugtechnik<br />

Bild 9:<br />

Bremsen bis 0 bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

4.3 Anfahr- und Bremsvorgang<br />

E<strong>in</strong> Anfahrvorgang am Beispiel von Shanghai Pearl<br />

L<strong>in</strong>e 2 mit Vermeidung der Ständerfrequenz null<br />

ist <strong>in</strong> Bild 8 dargestellt. Nach dem Antakten wird<br />

das Soll-Moment M soll0<br />

zunächst gegenüber dem<br />

vorgeg<strong>eb</strong>enen Soll-Moment M soll<br />

angehoben und<br />

der Rotorfluss auf se<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalwert belassen.<br />

Sobald der vorgeg<strong>eb</strong>ene Drehmoment-Sollwert das<br />

M<strong>in</strong>imalmoment überschreitet, wird dieses Moment<br />

realisiert und die Ständerfrequenz kurz über die<br />

Flussführung geregelt, bevor der Bereich um Ständerfrequenz<br />

null verlassen wird. Beim Losfahren eilt<br />

die identifizierte Drehzahl der „Fahrzeugdrehzahl“<br />

vor, da es sich bei der Fahrzeugdrehzahl um e<strong>in</strong>e<br />

langsam über die Leittechnik übertragene Fahrzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

handelt. Drehzahlen von den<br />

Motoren s<strong>in</strong>d bei diesem Fahrzeug nicht verfügbar.<br />

Das hier beschri<strong>eb</strong>ene Verfahren erfordert stationär<br />

bei Drehzahl null immer e<strong>in</strong> Drehmoment.<br />

Beim Losfahren ist dies ke<strong>in</strong> Problem. Entsprechend<br />

(1) wird zunächst zirka 15 % Nennmoment<br />

aufgeschaltet; beschleunigt das Fahrzeug hierdurch,<br />

so wird dieses Moment wieder abg<strong>eb</strong>aut und ist null,<br />

sobald die Drehzahl die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz<br />

erreicht hat.<br />

Soll das Fahrzeug auf <strong>eb</strong>ener Strecke mit wenig<br />

Moment bremsen und ohne Drehmoment stehen<br />

bleiben, so wird das Drehmoment bei niedrigen<br />

Drehzahlen automatisch über e<strong>in</strong>e Rampe auf null<br />

gefahren und der Wechselrichter abgeschaltet, sobald<br />

zusätzliches Drehmoment zur Vermeidung von<br />

Ständerfrequenz null benötigt würde. Die mechanische<br />

Bremse hält dann anschließend das Fahrzeug.<br />

Dieser Vorgang ist <strong>in</strong> (3) von Bild 7 dargestellt. Ist<br />

die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz beim aktuellen Rotorflussbetrag<br />

erreicht (n Sm<strong>in</strong><br />

/n RK<br />

= 0,1), wird zunächst<br />

der Fluss angehoben. Hierdurch erhöht sich die<br />

Ständerfrequenz, da Drehmoment und Drehzahl<br />

unterschiedliches Vorzeichen haben. Erreicht diese<br />

erneut den Grenzwert, so wird das Drehmoment wie<br />

beschri<strong>eb</strong>en über e<strong>in</strong>e Rampe zu null geführt und<br />

der Wechselrichter abgeschaltet.<br />

In Bild 9 ist e<strong>in</strong> Bremsvorgang dargestellt. Es<br />

ist sehr schön zu erkennen, dass die identifizierte<br />

Drehzahl der langsam über die Leittechnik übertragenen<br />

Fahrzeugdrehzahl voreilt. Ungefähr zu<br />

dem Zeitpunkt, zu dem die Drehzahl den Wert null<br />

erreicht hat, wird der Rotorfluss kurz angehoben.<br />

Danach wird das Drehmoment M soll0<br />

über e<strong>in</strong>e<br />

Rampe langsam nach null gefahren und weicht<br />

damit vom geforderten Soll-Moment M soll<br />

ger<strong>in</strong>gfügig<br />

ab. Die Sperre erfolgt, wenn M soll0<br />

den Wert<br />

null erreicht hat.<br />

5 G<strong>eb</strong>erloses Aufmagnetisieren<br />

5.1 Grundsätzliches<br />

Bild 10:<br />

Aufmagnetisieren mit Restfluss bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

Im Betri<strong>eb</strong> kann der Wechselrichter jederzeit durch<br />

Überwachungen oder seitens der Regelung gesperrt<br />

werden. Nach der Sperre ist der Ständerstrom bei<br />

ausreichend hoher Zwischenkreisspannung <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Millisekunden null. Die Flüsse der<br />

Masch<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>gen aber erst nach e<strong>in</strong>igen Sekunden<br />

ab. Um aus der Sperre wieder <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> zu kommen,<br />

gibt es daher je nach dem Betri<strong>eb</strong>szustand der<br />

Masch<strong>in</strong>e verschiedene Verfahren. Pr<strong>in</strong>zipiell wird<br />

hierbei zwischen Betri<strong>eb</strong> mit und ohne Restfluss<br />

unterschieden. Die beiden Verfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [7] e<strong>in</strong>gehend<br />

beschri<strong>eb</strong>en.<br />

258 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

5.2 Aufmagnetisieren mit Restfluss<br />

Der restliche Rotorfluss bildet zusammen mit der<br />

Drehzahl nach Bild 2 e<strong>in</strong>e Spannungsquelle mit der<br />

Amplitude 2πnψ R<br />

im Rotorkreis des Motors. Wird e<strong>in</strong>e<br />

Nullspannung an die Klemmen der Masch<strong>in</strong>e gelegt,<br />

so baut sich <strong>in</strong> Folge dieser Spannung e<strong>in</strong> Ständerstrom<br />

auf. Die Höhe des Stromes hängt hierbei von<br />

der Drehzahl, der Höhe des Restflusses und der Dauer<br />

der Nullspannung ab.<br />

Bei sehr niedrigen Drehfrequenzen von ungefähr<br />

< 10 Hz elektrisch kann mit dem <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren nur bei hohem<br />

Restfluss aufmagnetisiert werden. Reicht die Amplitude<br />

der Spannungsquelle nicht mehr aus, um<br />

e<strong>in</strong>en ausreichend hohen Ständerstrom zu erzeugen,<br />

so muss gewartet werden, bis der Fluss soweit<br />

abgeklungen ist, dass mit dem <strong>in</strong> Abschnitt 5.3.3<br />

oder 5.3.4 beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren aufmagnetisiert<br />

werden kann. Aus diesem Grund wird <strong>in</strong> diesem<br />

Frequenzbereich der Wechselrichter betri<strong>eb</strong>lich<br />

nicht gesperrt. Bei höheren Frequenzen entfällt die<br />

Wartezeit; daher kann der Wechselrichter <strong>in</strong> diesem<br />

Frequenzbereich jederzeit betri<strong>eb</strong>lich gesperrt<br />

werden.<br />

Ist der Ständerstrom beim abgeschalteten Stromrichter<br />

null, so erhält man für den Rotorfluss:<br />

Motoren. So kann man zum Beispiel davon ausgehen,<br />

dass bei angezogener Halt<strong>eb</strong>remse und<br />

abgeschaltetem Wechselrichter das Fahrzeug und<br />

damit auch die Motoren stehen. Bei drehenden<br />

Motoren gibt es häufig e<strong>in</strong>e von den Motoren<br />

unabhängige ungenaue Drehzahlerfassung, zum<br />

Beispiel von der Bremse, die beim Aufmagnetisieren<br />

genutzt werden kann. Im Folgenden werden<br />

zwei Verfahren beschri<strong>eb</strong>en, die diese Drehzahl<strong>in</strong>formationen<br />

auswerten, und zusätzlich e<strong>in</strong><br />

weiteres, das ohne jegliche Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

auskommt.<br />

(−R<br />

()<br />

R<br />

/(L μ<br />

+ L σ<br />

) ⋅ t)<br />

Ψ t = Ψ ⋅e ⋅e<br />

R<br />

R,ab<br />

jn ⋅2π ⋅ t<br />

Der Rotorfluss rotiert <strong>als</strong>o mit der Drehfrequenz der<br />

Masch<strong>in</strong>e. Durch Schaltung zweier Nullspannungen<br />

kann aus der W<strong>in</strong>keldifferenz der entstehenden Ständerströme<br />

somit leicht die Drehzahl der Masch<strong>in</strong>e<br />

bestimmt werden.<br />

Mit dieser Drehzahl<strong>in</strong>formation und der Lage<br />

des Ständerstroms bei der zweiten Nullspannung<br />

wird die genaue Lage der Flüsse <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e<br />

bestimmt, sodass nach der zweiten Nullspannung<br />

sofort <strong>in</strong> den Regelungsbetri<strong>eb</strong> gewechselt wird.<br />

In Bild 10 ist e<strong>in</strong> solcher Aufmagnetisierungsvorgang<br />

dargestellt. Man erkennt, dass nach der Sperre<br />

<strong>in</strong>nerhalb von rund 50 ms der Zuschaltvorgang<br />

abgeschlossen ist und der Regelungsbetri<strong>eb</strong> wieder<br />

beg<strong>in</strong>nt. Die Drehzahl hat sich während der Abschaltung<br />

nicht verändert.<br />

Bild 11:<br />

Aufmagnetisieren nach dem Verfahren zur Identifikation von R S<br />

/R R<br />

bei S-Bahn-Zug Zürich<br />

RABe 514.<br />

5.3 Aufmagnetisieren ohne Restfluss<br />

5.3.1 Übersicht<br />

Auch bei e<strong>in</strong>em Fahrzeug ohne Motordrehg<strong>eb</strong>er<br />

gibt es Informationen über die Drehzahl der<br />

Bild 12:<br />

Heylandkreis für konstante Spannung.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

259


Fahrzeugtechnik<br />

5.3.2 Aufmagnetisieren im Stillstand mit Identifikation<br />

von R S<br />

/R R<br />

Wenn bekannt ist, dass das Fahrzeug steht, wobei<br />

beim Lösen der Halt<strong>eb</strong>remse aufmagnetisiert wird,<br />

so wird diese Information genutzt, um den Ständer-<br />

und Rotorwiderstand beim Aufmagnetisieren<br />

zu identifizieren. Hierbei wird davon ausgegangen,<br />

dass die Temperatur des Ständer- und Rotorwiderstandes<br />

näherungsweise gleich ist. Da die Induktivitäten<br />

und die Drehzahl des Modells bekannt s<strong>in</strong>d,<br />

wird die Abweichung aus Modell-Ständerstrom und<br />

gemessenem Ständerstrom durch Anpassung von<br />

R S<br />

/R R<br />

, mit e<strong>in</strong>em PI-Regler ausgeregelt. Hierdurch<br />

kann sofort mit recht genauen Widerstandswerten<br />

angefahren werden. Drehmoment kann bei diesem<br />

Verfahren zirka 100 ms nach dem Antakten aufgeschaltet<br />

werden.<br />

In Bild 11 ist e<strong>in</strong> solcher Anfahrvorgang beim<br />

S-Bahn-Zug Zürich RABe 514 dargestellt. Hier waren<br />

die Drehg<strong>eb</strong>er für die Drehzahlmessung noch verdrahtet.<br />

Man erkennt, dass zunächst mehr Fluss <strong>in</strong> die<br />

Masch<strong>in</strong>e gefahren wird, um die Widerstände zu identifizieren,<br />

<strong>als</strong> stationär benötigt wird. Anschließend<br />

wird der Fluss und damit das Drehmoment entsprechend<br />

Abschnitt 4 e<strong>in</strong>gestellt, um die Ständerfrequenz<br />

n s<br />

zu regeln. Das zu Beg<strong>in</strong>n aufgeschaltete M<strong>in</strong>imalmoment<br />

ist hierbei so ger<strong>in</strong>g, dass man es von der<br />

Drehmomentrampe kaum unterscheiden kann. Die<br />

Aufschaltung erfolgt rund 100 ms nach dem Antakten.<br />

Soll-Moment und aus den gemessenen Strömen gemessenes<br />

Moment stimmen <strong>eb</strong>enso übere<strong>in</strong>, wie die<br />

gemessene und identifizierte Drehzahl.<br />

5.3.3 Aufmagnetisieren ohne Restfluss mit<br />

ungenauer Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

Bild 13:<br />

Aufmagnetisieren ohne Restfluss, ohne Kenntnis der Drehzahl bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

Ist e<strong>in</strong>e Drehzahl<strong>in</strong>formation vorhanden, aus der<br />

die elektrische Frequenz des Motors mit e<strong>in</strong>er maximalen<br />

Ungenauigkeit von ± 5 Hz bestimmt werden<br />

kann, so wird diese Information genutzt, um den<br />

Motor sehr schnell aufzumagnetisieren.<br />

Beim Aufmagnetisieren wird der gemessene<br />

Strombetrag geregelt, damit ke<strong>in</strong> zu großer Strom<br />

auftritt. Zu Beg<strong>in</strong>n wird für kurze Zeit mit der ungenauen<br />

gemessenen Drehzahl Fluss <strong>in</strong> die Masch<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>geprägt. Bevor der Fluss so groß wird, dass e<strong>in</strong><br />

störendes Drehmoment auftritt, wird der <strong>in</strong> Abschnitt<br />

3.4 beschri<strong>eb</strong>ene Beobachter während des<br />

Aufmagnetisierens aktiviert. Hierdurch wird die exakte<br />

Drehzahl des Antri<strong>eb</strong>es <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit ermittelt.<br />

Drehmoment kann nach weniger <strong>als</strong> 100 ms<br />

aufgeschaltet werden.<br />

5.3.4 Aufmagnetisieren ohne Restfluss,<br />

ohne Kenntnis der Drehzahl<br />

Bild 14:<br />

Metro Oslo im W<strong>in</strong>ter.<br />

Bei Anlagen, die über ke<strong>in</strong>erlei Drehzahlmessung<br />

verfügen, die für die Regelung von Asynchronmasch<strong>in</strong>en<br />

benutzt werden kann, oder für den Fall, dass<br />

die normalerweise zur Verfügung stehende Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />

ausfällt, ist e<strong>in</strong> weiteres Verfahren<br />

implementiert.<br />

Zunächst ist die Drehzahl <strong>als</strong>o völlig unbekannt,<br />

lediglich die Fahrtrichtung wird <strong>als</strong> bekannt vorausgesetzt.<br />

Daher wird die Masch<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er will-<br />

260 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

kürlich gewählten Anfangsfrequenz aufmagnetisiert.<br />

Beim Aufmagnetisieren ist es sehr wichtig, dass der<br />

Strombetrag geregelt wird, da dieser sonst aufgrund<br />

der unbekannten Drehzahl viel zu groß werden kann.<br />

Wird e<strong>in</strong>e Spannung mit konstanter Frequenz an<br />

die Asynchronmasch<strong>in</strong>e geschaltet, so erhält man stationär<br />

den bekannten Heylandkreis <strong>in</strong> Bild 12. In diesem<br />

Bild s<strong>in</strong>d verschiedene Ständerstrom-Raumzeiger<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet. I S ∞<br />

ist der Ständerstrom-Raumzeiger,<br />

der sich bei unendlich großem Schlupf e<strong>in</strong>stellen würde.<br />

Bei I S<br />

handelt es sich um den Modell-Strom, der<br />

sich bei der angenommenen Modell-Drehzahl ergibt.<br />

Die „gemessene“ Drehzahl der wahren Masch<strong>in</strong>e<br />

kann nun größer oder kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong> die Modell-Drehzahl<br />

se<strong>in</strong> und hat e<strong>in</strong>en vom Modell-Strom abweichenden<br />

gemessenen Ständerstrom zur Folge.<br />

Ist die Modell-Drehzahl n größer <strong>als</strong> die „gemessene“<br />

Drehzahl n m<br />

der wahren Masch<strong>in</strong>e, so ist der<br />

Schlupf an der wahren Masch<strong>in</strong>e größer <strong>als</strong> der<br />

Schlupf im Modell. Der gemessene Strom muss somit<br />

auf dem Kreisstück b- b ∞<br />

(n > n m<br />

) liegen. Beispielhaft<br />

ist der Strom I Sm1<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet. Der gemessene<br />

Strom liegt <strong>in</strong> diesem Fall immer oberhalb der Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie<br />

b ∞<br />

-b (∆I S∞<br />

).<br />

Ist die Modell-Drehzahl n kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong> die „gemessene“<br />

Drehzahl n m<br />

der wahren Masch<strong>in</strong>e, so<br />

ist der Schlupf an der wahren Masch<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />

der Schlupf im Modell. Der gemessene Strom muss<br />

somit auf dem Kreisstück b-b 0<br />

- b ∞<br />

(n < n m<br />

) liegen.<br />

Beispielhaft ist der Strom I Sm2<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet. Der gemessene<br />

Strom liegt <strong>in</strong> diesem Fall immer unterhalb<br />

der Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie b ∞<br />

-b (∆I S∞<br />

).<br />

Somit gilt folgender Zusammenhang:<br />

Bild 15:<br />

S-Bahn-Zug Zürich RABe 514.<br />

Bild 16:<br />

Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />

Δ I ⋅ * > , für n > n m<br />

Im { Δ I } 0<br />

S<br />

S∞<br />

Δ I ⋅<br />

* < , für n < n m<br />

Im { Δ I } 0<br />

S<br />

S∞<br />

Damit kann festgestellt werden, ob die gewählte<br />

Anfangsfrequenz größer oder kle<strong>in</strong>er ist <strong>als</strong> die Frequenz<br />

der Masch<strong>in</strong>e. Ist die Frequenz der Masch<strong>in</strong>e<br />

größer, wird mit Hilfe dieses großsign<strong>als</strong>tabilen Beobachters<br />

die Drehzahl ermittelt. Wurde die Drehzahl<br />

identifiziert, nimmt der Betrag von ∆I S<br />

ab. Dann<br />

wird der <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 beschri<strong>eb</strong>ene Beobachter<br />

verwendet. Ist die Drehzahl kle<strong>in</strong>er, kann sofort der<br />

normale Beobachter e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Da der Heylandkreis nur für stationäre Größen<br />

gilt, dürfen die Regler nicht zu schnell e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden; daher benötigt dieses Verfahren etwas länger<br />

<strong>als</strong> das im letzten Abschnitt beschri<strong>eb</strong>ene.<br />

In Bild 13 ist e<strong>in</strong> Aufmagnetisierungsvorgang gezeigt,<br />

bei dem die Drehzahl der Masch<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />

Bild 17:<br />

Desiro Brüssel.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

261


Fahrzeugtechnik<br />

die gewählte Anfangsfrequenz ist. Man erkennt, dass<br />

es <strong>in</strong> diesem Fall rund 170 ms dauert, bis nach dem<br />

Antakten <strong>in</strong> den Regelungsbetri<strong>eb</strong> gewechselt wird.<br />

6 E<strong>in</strong>satz des drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />

Regelungsverfahrens<br />

Das Verfahren ist heute auf vielen Siemens-Fahrzeugen<br />

erfolgreich im E<strong>in</strong>satz.<br />

Das erste Serienfahrzeug, <strong>in</strong> dem das Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wurde, war der Prototyp des N1000SG <strong>in</strong> Japan<br />

<strong>in</strong> 2003/2004, der im Jahr 2005 <strong>in</strong> Serie g<strong>in</strong>g. Bei<br />

diesem Fahrzeug gab es ke<strong>in</strong>en Systemtest <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Die gesamte Inbetri<strong>eb</strong>setzung wurde somit vor<br />

Ort und ausschließlich durch Inbetri<strong>eb</strong>setzungspersonal<br />

durchgeführt. Spezialisten für die drehg<strong>eb</strong>erlose<br />

Regelung wurden vor Ort nicht benötigt. Dies gilt<br />

bis heute für alle Fahrzeuge, auf denen das Verfahren<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird, und zeigt, wie gut die automatisierten<br />

Parametermessverfahren funktionieren. Auch e<strong>in</strong>e<br />

unterschiedliche Optimierung der e<strong>in</strong>gesetzten Regler<br />

für die verschiedenen Anlagen wurde bisher nicht benötigt.<br />

Alle Fahrzeuge fahren trotz unterschiedlicher<br />

Motoren und Wechselrichter mit den gleichen Reglere<strong>in</strong>stellungen,<br />

die sich <strong>in</strong> Abhängigkeit der gemessenen<br />

Parameter automatisch an die Anlage anpassen.<br />

Das Verfahren hat sich darüber h<strong>in</strong>aus <strong>als</strong> äußerst<br />

robust gegen unterschiedliche E<strong>in</strong>satztemperaturen<br />

der Fahrzeuge gezeigt. Es wird zum Beispiel seit<br />

2005 erfolgreich bei der Metro Oslo MX e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

wo große Temperaturunterschiede zwischen<br />

Sommer und W<strong>in</strong>ter herrschen. Bild 14 zeigt deren<br />

E<strong>in</strong>satz im W<strong>in</strong>ter. Seit 2006 fahren auch die S-Bahn-<br />

Züge Zürich RABe 514 drehg<strong>eb</strong>erlos (Bild 15).<br />

Da zunächst ke<strong>in</strong>e Erfahrungen mit dem drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />

Betri<strong>eb</strong> im Fahrzeuge<strong>in</strong>satz vorhand en<br />

waren, wurden zunächst lediglich die Aufnehmer<br />

der Drehzahlg<strong>eb</strong>er weggelassen, Verkabelung und<br />

G<strong>eb</strong>erräder waren <strong>als</strong> Rückfall<strong>eb</strong>ene weiterh<strong>in</strong> vorhanden.<br />

Nach den positiven Erfahrungen beim E<strong>in</strong>satz<br />

des drehg<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>s bei Shanghai Pearl<br />

L<strong>in</strong>e 2 wurde beschlossen, auf diese Rückfall<strong>eb</strong>ene<br />

bei Shanghai Expansion zu verzichten. In Bild 16 ist<br />

Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2 zu sehen. Auch beim Liefer-<br />

auftrag Desiro Brüssel (Bild 17) wurde auf Drehg<strong>eb</strong>er<br />

verzichtet. Durch Weglassen der Drehg<strong>eb</strong>er kann<br />

der gewonnene Bauraum für die Optimierung der<br />

Motoren genutzt werden.<br />

Das Verfahren hat sich somit im E<strong>in</strong>satz <strong>als</strong> sehr<br />

robust erwiesen und br<strong>in</strong>gt den Betreibern den<br />

Vorteil, dass die Verfügbarkeit von Fahrzeugen mit<br />

drehg<strong>eb</strong>erloser Motorregelung aufgrund der nicht<br />

mehr vorhandenen Drehzahlsensorik steigt.<br />

Übersicht der Formelzeichen<br />

M soll<br />

M soll0<br />

n<br />

n m<br />

ψ soll<br />

ψ soll0<br />

➞<br />

ψ μ<br />

➞<br />

ψ<br />

➞ R<br />

➞I S<br />

I ➞ Sm<br />

Δ I<br />

➞<br />

➞<br />

U S<br />

U GL<br />

U D<br />

R S<br />

R R<br />

w ν<br />

w νK<br />

L μ<br />

L σ<br />

elektrisches Soll-Moment<br />

modifiziertes elektrisches Soll-Moment<br />

zur Vermeidung der Ständerfrequenz<br />

null<br />

identifizierte elektrische Drehkreisfrequenz<br />

gemessene elektrische Drehkreisfrequenz<br />

Soll-Rotorfluss<br />

modifizierter Soll-Rotorfluss zur Vermeidung<br />

der Ständerfrequenz null<br />

Ständerfluss-Raumzeiger<br />

Rotorfluss-Raumzeiger<br />

Modell-Ständerstrom-Raumzeiger<br />

gemessener Ständerstrom-Raumzeiger<br />

Differenz Modell-Ständerstrom-Raumzeiger<br />

zu gemessenem Ständerstrom-<br />

Raumzeiger<br />

Ständerspannungs-Raumzeiger<br />

Gleichanteilsspannungs-Raumzeiger<br />

Zwischenkreisspannung<br />

Ständerwiderstand<br />

Rotorwiderstand<br />

ideale Ansteuersignale des Wechselrichters<br />

mit der Wechselrichterkorrektur korrigierte<br />

Ansteuersignale des Wechselrichters<br />

Haupt<strong>in</strong>duktivität<br />

Streu<strong>in</strong>duktivität<br />

262 110 (2012) Heft 6


Fahrzeugtechnik<br />

Literatur<br />

[1] Amler, G.; Stanke G.; Sperr, F.; Weidauer, M.; Hoffmann,<br />

F.: Highly dynamic speed sensorless control of traction<br />

drives. EPE Conference 2003.<br />

[2] Foerth, C.: Traktionsantri<strong>eb</strong> mit m<strong>in</strong>imiertem Messaufwand,<br />

Dissertation Ruhr Universität Bochum, VDI Verlag,<br />

Reihe 8 Nr. 936, Düsseldorf 2002.<br />

[3] Evers, C.: Beiträge zur drehg<strong>eb</strong>erlosen Regelung wechselrichtergespeister<br />

Induktionsmasch<strong>in</strong>en, Dissertation<br />

Ruhr-Universität Bochum, Shaker Verlag, Aachen 2004.<br />

[4] Depenbrock, M.; Evers, C.: Model-Based Speed Identification<br />

for Induction Mach<strong>in</strong>es <strong>in</strong> the Whole Operat<strong>in</strong>g<br />

Range, IEEE Transactions on Industrial Electronics,<br />

Vol. 53, No. 1, F<strong>eb</strong>ruary 2006, S. 31– 40.<br />

[5] Koch, S.: Beiträge zur Regelung von Induktionsmasch<strong>in</strong>en<br />

ohne Drehg<strong>eb</strong>er, Dissertation Ruhr Universität<br />

Bochum, VDI Verlag, Reihe 8 Nr. 717, Düsseldorf 1998.<br />

[6] Depenbrock, M.; Foerth, C.; Koch, S.: Speed Sensorless<br />

Control Of Induction Motors At Very Low Stator Frequencies,<br />

European Power Electronic Conference (EPE)<br />

Lausanne 1999.<br />

[7] Weidauer, M.: Drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung umrichtergespeister<br />

Induktionsmasch<strong>in</strong>en, Dissertation Ruhr Universität<br />

Bochum, 1999.<br />

[8] Hoffmann, F.: Drehg<strong>eb</strong>erlos geregelte Induktionsmasch<strong>in</strong>e<br />

an IGBT-Pulsstromrichtern, Dissertation Ruhr<br />

Universität Bochum, VDI Verlag, Reihe 21 Nr. 213,<br />

Düsseldorf 1996.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. Christian Foerth (43), Studium<br />

an der Berufsakademie Mannheim<br />

und der Ruhr-Universität Bochum mit<br />

Promotion; Entwicklungs<strong>in</strong>genieur im<br />

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Adresse: Siemens AG, Tra ction Drives,<br />

Vogelweiherstr. 1-15,<br />

90441 Nürnberg, Deutschland;<br />

Fon: +49 911 433-5625;<br />

E-Mail: Christian.Foerth@Siemens.com<br />

Dr.-Ing. Markus Weidauer (43),<br />

Studium an Ruhr-Universität Bochum<br />

mit Promotion; Entwicklungs<strong>in</strong>genieur<br />

im Bereich Traktionsantri<strong>eb</strong>e mit Schwerpunkt<br />

Pulswechselrichterregelung und<br />

Steuerung für modulare Stromrichter.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +49 911 433-5626;<br />

E-Mail: Markus.Weidauer@Siemens.com<br />

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110 (2012) Heft 6<br />

263


Normen<br />

Trends <strong>in</strong> der Normung für Bahnelektrifizierungen<br />

Egid Schneider und Michael Schwarz, Erlangen<br />

Die Normung auf dem Bahng<strong>eb</strong>iet verlagert sich seit der Schaffung des geme<strong>in</strong>samen europäischen<br />

Marktes von den nationalen Gremien des Deutschen Elektrotechnischen Komitees DKE auf CEN und<br />

CENELEC <strong>in</strong> Europa und zunehmend auf die <strong>in</strong>ternationale IEC-Ebene. Das entstandene Europäische<br />

Normenwerk ist auch für Deutschland b<strong>in</strong>dend. Es betrifft Anforderungen zu Sicherheit, Elektromagnetischer<br />

Verträglichkeit, den Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Fahrleitungen und Schaltanlagen sowie<br />

deren Schnittstellen zur öffentlichen Stromversorgung. Neue Normungsanträge auf IEC-Ebene<br />

verlangen die Mitarbeit deutscher Fachleute, weil diese Normen vertraglich geregelt letztendlich<br />

national umgesetzt werden müssen. Dieser Artikel beruht auf e<strong>in</strong>em Vortrag [1] anlässlich der VDV-<br />

Fachtagung 2012 <strong>in</strong> Dresden.<br />

TRENDS IN STANDARDISATION FOR RAILWAY ELECTRIFICATION<br />

S<strong>in</strong>ce the foundation of the common European market the standardisation for railway electrification<br />

has been transferred from national bodies of DKE to CEN and CENELEC <strong>in</strong> Europe and more and<br />

more to <strong>in</strong>ternational standardisation at IEC. The European standards are <strong>als</strong>o mandatory for Germany.<br />

They comprise requirements for safety, electromagnetic compatibility, environmental conditions<br />

for contact l<strong>in</strong>es and switchgear, and the <strong>in</strong>terfaces to the public power supply grids. In case<br />

of new work<strong>in</strong>g items at IEC level the collaboration of German experts is required, because these<br />

standards will f<strong>in</strong>ally be valid as national standards. This paper summarises a report [1] presented to<br />

the VDV-Conference 2012 <strong>in</strong> Dresden.<br />

TENDANCES DANS LA NORMALISATION POUR L’ÉLECTRIFICATION DES VOIES FERRÉES<br />

Depuis la création du marché commun européen, la normalisation dans le doma<strong>in</strong>e ferroviaire a<br />

été transférée des organismes nationaux de la Commission allemande de l’électrotechnique DKE<br />

au CEN et au CENELEC en Europe, et de plus en plus à la CEI au niveau <strong>in</strong>ternational. Les normes<br />

européennes créées dans ce cadre sont contraignantes aussi pour l’Allemagne. Elles contiennent<br />

des exigences relatives à la sécurité, à la compatibilité électromagnétique, aux conditions environnementales<br />

pour les lignes de contact et les <strong>in</strong>stallations de distribution a<strong>in</strong>si qu’aux <strong>in</strong>terfaces<br />

avec le réseau électrique public. Les nouvelles demandes de normalisation au niveau CEI requièrent<br />

la collaboration de spécialistes allemands, parce que ces normes contractuelles seront f<strong>in</strong>alement<br />

appliquées au niveau national. Cet article résume un rapport présenté à la conférence de la VDV en<br />

2012 à Dresde.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Mit der Schaffung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen europäischen<br />

Marktes wurde <strong>in</strong> den Römischen Verträgen festgelegt,<br />

dass auch die technische Normung für den<br />

e<strong>in</strong>heitlichen europäischen Markt zu harmonisieren<br />

ist. Deswegen war es erforderlich, von den bisher<br />

nationalen Normungen der Länder auf die regionale<br />

europäische Normung überzugehen. In den letzten<br />

Jahren entstanden <strong>in</strong> Europa für Bahnanwendungen<br />

viele Normen beim Europäischen Komitee für<br />

Normung CEN und dem Europäischen Komitee für<br />

elektrotechnische Normung CENELEC. Bild 1 zeigt<br />

die Zuordnung für die Normungsorganisationen bei<br />

ISO/IEC auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene, CEN/CENELEC<br />

auf europäischer Ebene und DIN/DKE <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Die europäischen Normen sollen nach den Vere<strong>in</strong>barungen<br />

zur Zusammenarbeit soweit wie möglich<br />

auf <strong>in</strong>ternationalen Normen von ISO und IEC<br />

basieren. Die Regeln zur Struktur der Normungsorganisationen<br />

und zu den Arbeitsabläufen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2;<br />

3] h<strong>in</strong>terlegt. Für die Steuerung der Normungsarbeiten<br />

und der untergeordneten Arbeitsgruppen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Normorganisationen entsprechende<br />

technische Komitees e<strong>in</strong>gerichtet. Für Europa ist<br />

bei CENELEC das TC9X zuständig für Signaltechnik,<br />

Fahrzeuganwendungen und Bahnelektrifizierung.<br />

Der Übergang auf die europäische und <strong>in</strong>ternationale<br />

Normung bedeutet auch, dass praktisch ke<strong>in</strong>e<br />

eigenständigen nationalen Normen mehr erarbeitet<br />

werden. Die Basisarbeit für die Normen wird überwiegend<br />

<strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen und europäischen<br />

264 110 (2012) Heft 6


Normen<br />

Arbeitsgruppen geleistet. Um die nationalen Interessen<br />

und bisherigen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards<br />

auch <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen und<br />

europäischen Normen wiederzuf<strong>in</strong>den ist e<strong>in</strong>e kompetente<br />

Mitarbeit <strong>in</strong> diesen Gremien von Anfang an<br />

erforderlich. Vorschläge für neue Normen und Ideen<br />

beim Entstehen der Normen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen ist immer<br />

e<strong>in</strong>facher, <strong>als</strong> Änderungen <strong>in</strong> den Normenentwürfen<br />

vor der Abstimmung durchzusetzen.<br />

Die Normen für die Bahnelektrifizierung können<br />

<strong>in</strong> drei Bereiche e<strong>in</strong>geteilt werden:<br />

• Fachgrundnormen s<strong>in</strong>d produkt- und anlagenübergreifend<br />

gültig und behandeln Fragen der<br />

Zuverlässigkeit, der Verfügbarkeit, der elektrischen<br />

Sicherheit, der Umwelt, der Erdung und<br />

der elektromagnetischen Verträglichkeit. Die Inhalte<br />

der Fachgrundnormen bilden dann die Basis<br />

für die Detailfestlegungen <strong>in</strong> den Produktnormen.<br />

• Die Produktnormen betreffen die besonderen Eigenschaften,<br />

Anforderungen und Prüfbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Komponenten e<strong>in</strong>er Bahnanlage.<br />

Es gibt daher Normen für Fahrleitungen,<br />

für Bahnstromanlagen und für E<strong>in</strong>zelprodukte wie<br />

Schaltgeräte, Schutzgeräte und so weiter.<br />

• Die dritte Gruppe der Normen regelt Schnittstellen<br />

wie den Anschluss der Stromversorgung für<br />

Gleich- und Wechselstrombahnen an Hoch- oder<br />

Niederspannungsanlagen der allgeme<strong>in</strong>en öffentlichen<br />

Energieversorgung.<br />

Die Regeln für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr<br />

TSI setzen harmonisierte, europaweit geltende<br />

Normen <strong>als</strong> Basis für die technischen Festlegungen<br />

voraus. Dadurch werden diese Normen rechtsverb<strong>in</strong>dlich.<br />

Der länderübergreifende Normungsprozess für <strong>Bahnen</strong><br />

lief <strong>in</strong> den letzten Jahren im Wesentlichen <strong>in</strong> Europa<br />

im Bereich von CEN und CENELEC. Bild 2 zeigt<br />

die Struktur der bahnrelevanten Gremien <strong>in</strong> Europa<br />

mit den zugehörigen deutschen Spiegelgremien.<br />

Für die elektrotechnische Normung ist bei CENELEC<br />

<strong>in</strong>sbesondere das Technische Komitee TC9X zuständig,<br />

das die Unterkomitees für Signaltechnik SC9XA,<br />

Fahrzeuge SC9XB, ortsfeste Anlagen SC9XC und<br />

zentrale Arbeitsgruppen umfasst. In gleicher Funktion<br />

agiert bei IEC das TC9, das allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong><br />

Unterkomitees unterteilt ist. In Deutschland ist bei<br />

DKE das Komitee K351 <strong>als</strong> Spiegelgremium zuständig.<br />

Es hat <strong>eb</strong>enfalls drei Unterkomitees und die<br />

zentralen Arbeitsgruppen. Für die ortsfesten Anlagen<br />

der Bahnelektrifizierung ist das UK351.2 zuständig.<br />

Das Regelwerk sieht vor, dass die Normung ihren<br />

Ausgang bei IEC nehmen sollte und nach Möglichkeit<br />

die europäischen und nationalen Normenorganisationen<br />

diese Normen dann übernehmen, wobei<br />

geg<strong>eb</strong>enenfalls regionale oder nationale Ergänzungen<br />

möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, dass IEC bei<br />

CENELEC entstandene Normen übernimmt, was <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit bei Bahnanwendungen die Regel<br />

war. Dieser Weg wurde auch bei der Übernahme<br />

der Normenreihe EN 50122 <strong>in</strong> die IEC-Standards<br />

IEC 62128 beschritten. Inzwischen steigt bei IEC<br />

das Interesse an der Bahnnormung, vor allem durch<br />

die asiatischen Länder <strong>als</strong> treibende Kraft, und Normungsvorhaben<br />

werden auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene<br />

vorgeschlagen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Bezeichnung ist aus der ersten<br />

Ziffer zu erkennen, wer die Norm ausgearbeitet hat.<br />

E<strong>in</strong>e Sechs am Anfang zeigt den Ursprung bei IEC an,<br />

während Normen mit der Ziffer fünf ursprünglich bei<br />

CENELEC entstanden s<strong>in</strong>d. Für die Erarbeitung gilt,<br />

Bild 1:<br />

Internationale, europäische und nationale Zuständigkeiten für die Normung von <strong>Bahnen</strong> und<br />

Bahnelektrifizierungen.<br />

2 Normungsprozess<br />

Bild 2:<br />

Organisation der Bahnnormung <strong>in</strong> Europa und deutschen Spiegelgremien.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

265


Normen<br />

Bild 3:<br />

Ablauf der Normung (Quelle: DKE).<br />

dass die <strong>in</strong>ternationale Normung bei IEC Vorrang<br />

vor der regionalen Normung bei CENELEC und diese<br />

wiederum Vorrang gegenüber der nationalen Normung<br />

bei DKE erhält.<br />

Bild 3 veranschaulicht den Ablauf der Normung<br />

parallel <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen nationalen, regionalen und<br />

<strong>in</strong>ternationalen Gremien. Die jeweiligen Normungsprozesse<br />

beg<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em Vorschlag. In den weit<br />

überwiegenden Fällen gehen die Vorschläge für<br />

neue Normen von den nationalen Gremien aus. In<br />

Bild 4:<br />

Übergangsfristen europäischer und nationaler Normen (Quelle: DKE).<br />

Europa müssen alle nationalen Normungsaktivitäten,<br />

auch solche, die nur Änderungen bestehender<br />

Normen betreffen, bei CENELEC bekannt gemacht<br />

werden.<br />

Wenn bei IEC e<strong>in</strong> Normungsvorschlag e<strong>in</strong>geht,<br />

wird durch das Technische Komitee, <strong>in</strong> dessen Zuständigkeit<br />

der Vorschlag liegt, e<strong>in</strong> Entwurf NP (New<br />

Proposal) erstellt. Dieser Vorschlag wird dann den<br />

Mitgliedsländern zur Abstimmung vorgelegt. E<strong>in</strong><br />

solcher Entwurf gilt <strong>als</strong> angenommen, wenn er die<br />

Mehrheit der mitarbeitenden Länder (Participat<strong>in</strong>g<br />

Members) f<strong>in</strong>det und außerdem e<strong>in</strong>e genügende<br />

Zahl von Experten für e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe benannt<br />

wird. Im zweiten Schritt folgt die Ausarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es Textentwurfs CD (Committee Draft). Dieser<br />

Entwurf wird auch wieder den Mitgliedsländern zur<br />

Kommentierung vorgelegt. Unter Beachtung der<br />

Kommentare erstellt die damit beauftragte Arbeitsgruppe<br />

e<strong>in</strong>en weiteren Entwurf CDV (Committee<br />

Draft for Vot<strong>in</strong>g). Auch zu diesem Entwurf s<strong>in</strong>d noch<br />

Kommentare und Änderungsvorschläge möglich.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Länder können dann darüber abstimmen,<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen aus dem CDV<br />

e<strong>in</strong> endgültiger Normvorschlag FDIS (F<strong>in</strong>al Draft<br />

for International Standard) entstehen soll. Alle mit<br />

CDV gekennzeichneten Schriftstücke werden auch<br />

<strong>in</strong> Europa bei CENELEC <strong>als</strong> Norm vorgeschlagen.<br />

Der Normentwurf für die europäische Norm wird <strong>als</strong><br />

prEN gekennzeichnet und den regionalen E<strong>in</strong>heiten<br />

parallel zum IEC-Verfahren zur Abstimmung gestellt.<br />

Der endgültige Entwurf FDIS wird damit auch<br />

zu e<strong>in</strong>em Entwurf e<strong>in</strong>er europäischen Norm, über<br />

den dann parallel <strong>in</strong> beiden Organisationen abgestimmt<br />

wird. Für das Abstimmungserg<strong>eb</strong>nis s<strong>in</strong>d die<br />

Stimmengewichte <strong>in</strong> den jeweiligen Organisationen<br />

maßg<strong>eb</strong>end. Während <strong>in</strong> IEC ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen<br />

Gewichte für die e<strong>in</strong>zelnen Länder geg<strong>eb</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d, besteht e<strong>in</strong>e solche Gewichtung im Rahmen<br />

von CEN und CENELEC. E<strong>in</strong> Normentwurf gilt <strong>als</strong><br />

IEC-Norm angenommen, wenn er die Mehrheit der<br />

P-Mitglieder (Participat<strong>in</strong>g Members) f<strong>in</strong>det. Bei der<br />

Abstimmung bei CENELEC gilt e<strong>in</strong>e Norm dann <strong>als</strong><br />

angenommen, wenn 71 % der abgeg<strong>eb</strong>enen, gewichteten<br />

Stimmen für die Annahme s<strong>in</strong>d. Für die<br />

Ablehnung s<strong>in</strong>d umgekehrt 29 % der gewichteten<br />

Stimmen erforderlich. Da <strong>in</strong> CEN und CENELEC auch<br />

Länder vertreten s<strong>in</strong>d, die nicht der Europäischen<br />

Union angehören, wird getrennt ermittelt, wie sich<br />

die Länder der EU entscheiden.<br />

Normentwürfe müssen <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> deutscher<br />

Sprache der <strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden, da die deutsche Normsetzung<br />

e<strong>in</strong> öffentliches E<strong>in</strong>spruchsverfahren vorsieht.<br />

Das Erg<strong>eb</strong>nis des öffentlichen E<strong>in</strong>spruchsverfahrens<br />

bestimmt dann das Verhalten von DKE gegenüber<br />

CENELEC und IEC. Auch wenn e<strong>in</strong> von Deutschland<br />

abgelehnter Normentwurf über CENELEC angenom-<br />

266 110 (2012) Heft 6


Normen<br />

men wird, besteht die Pflicht zur Übernahme <strong>als</strong><br />

nationale DIN-Norm.<br />

Falls IEC e<strong>in</strong> Normvorhaben nicht weiterverfolgen<br />

will, kann dieses auch bei CENELEC bearbeitet werden.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Schritte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 3 dargestellt<br />

[2; 3]. Nach Ratifizierung e<strong>in</strong>er bearbeiteten Norm<br />

durch das Technische Büro von CENELEC wird das<br />

Vorhaben zur europäischen Norm, wobei auch wieder<br />

die Pflicht zur Übernahme <strong>in</strong> nationale Normen<br />

besteht. Nationale Normen s<strong>in</strong>d nur dort heute noch<br />

möglich, wo sowohl CENELEC <strong>als</strong> auch IEC die Erstellung<br />

e<strong>in</strong>er entsprechenden Norm abgelehnt haben.<br />

Europäische Normen sollten nur dann erarbeitet<br />

werden, wenn zum betreffenden Gegenstand ke<strong>in</strong>e<br />

gleichlautenden <strong>in</strong>ternationalen Normen bestehen<br />

oder erstellt werden. Die Verlagerung der Aktivitäten<br />

zu <strong>in</strong>ternationalen Normen erfordert die aktive<br />

Mitarbeit der deutschen Fachleute. Nur dadurch<br />

ist es möglich, den Stand der deutschen und europäischen<br />

Normung, der bei <strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

immer führend war, weiterh<strong>in</strong> aufrecht zu erhalten.<br />

Für die praktische Umsetzung der Normen und<br />

Rückzug bestehender Normen gilt der zeitliche Ablauf<br />

nach Bild 4. Der Übernahmevorgang startet<br />

nach der Ratifizierung durch CENELEC. Innerhalb<br />

von zwölf Monaten müssen dann die nationalen<br />

Gremien diese Norm <strong>in</strong> ihrer Landessprache, soweit<br />

dies dort vorgesehen ist, veröffentlichen. Bestehende<br />

nationale Normen müssen 36 Monaten nach der Ratifizierung<br />

der neuen Norm zurückgezogen werden.<br />

Die neue Norm ist bereits nach ihrer Veröffentlichung<br />

anzuwenden.<br />

TABELLE 1<br />

Fachgrundnormen Bahnanwendungen.<br />

Normenbezeichnung Stand Titel<br />

EN 50121 Serie Bahnanwendungen – Elektromagnetische<br />

Verträglichkeit<br />

EN 50122 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Elekt rische Sicherheit, Erdung und Rückleitung<br />

EN 50163 01.11.2004 Bahnanwendungen − Speisespannungen von<br />

Bahnnetzen<br />

EN 50126 01.09.1999 Bahnanwendungen – Spezifikation und<br />

Nachweis der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />

Instandhaltbarkeit, Sicherheit (RAMS)<br />

DIN CLC/TS 50562 01.01.2012 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Prozess,<br />

Maßnahmen und Nachweisführung für<br />

die Sicherheit <strong>in</strong> der Bahnstromversorgung<br />

DIN EN 50110-1<br />

VDE 0105-1<br />

DIN EN 50110-2<br />

VDE 0105-2<br />

01.06.2005 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen<br />

01.02.2011 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen – Teil 2: Nationale<br />

Anhänge; Deutsche Fassung EN 50110-2<br />

VDE 0105-100 01.10.2009 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen – Teil 100:<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Festlegungen<br />

EN 50124-1 01.03.2001 Bahnanwendungen – Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />

– Teil 1: Grundlegende Anforderungen; Luftund<br />

Kriechstrecken für alle elektrischen und<br />

elektronischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

EN 50124-2 01.03.2001 Bahnanwendungen – Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />

– Teil 2: Überspannungen und geeignete<br />

Schutzmaßnahmen<br />

EN 50125-2 01.01.2003 Bahnanwendungen – Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

für Betri<strong>eb</strong>smittel − Teil 2: Ortsfeste elektrische<br />

Anlagen<br />

3 Stand der e<strong>in</strong>schlägigen Bahnnormung<br />

für ortsfeste Anlagen<br />

3.1 Kennzahlen<br />

Die ortsfesten Bahnanlagen fallen bei DKE <strong>in</strong> die Zuständigkeit<br />

des Unterkomitees 351.2. Im Jahr 2011<br />

waren<br />

• si<strong>eb</strong>en neue Normen und Normentwürfe,<br />

• elf laufende Normungsvorhaben und<br />

• 120 Normen<br />

im Bestand oder im Zuständigkeitsbereich [4]. Diese<br />

Normen stammen aus DKE, aus CENELEC und aus<br />

der IEC.<br />

3.2 Aktivitäten im E<strong>in</strong>zelnen<br />

In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d die aktuellen Fachgrundnormen auf<br />

dem G<strong>eb</strong>iet der Bahnanwendungen enthalten.<br />

Die Normenreihe DIN EN 50122 wurde im<br />

Jahr 2011 <strong>in</strong> überarbeiteter Form veröffentlicht. Sie<br />

enthält auch den neuen Teil 3, der die gegenseitige<br />

110 (2012) Heft 6<br />

TABELLE 2<br />

Produktnormen Fahrleitungsanlagen.<br />

Normenbezeichnung Stand Titel<br />

EN 50119 01.09.2009 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />

EN 50149 01.03.2001 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> – Rillen-Fahrdrähte aus<br />

Kupfer und Kupferlegierung<br />

EN 50151 01.11.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Zugförderung; Besondere Anforderungen an<br />

Verbundisolatoren<br />

EN 50317 01.07.2002 Bahnanwendungen – Stromabnahmesysteme<br />

– Anforderungen und Validierung von Messungen<br />

des dynamischen Zusammenwirkens<br />

zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />

EN 50318 01.07.2002 Bahnanwendungen – Stromabnahmesysteme<br />

– Validierung von Simulationssystemen für<br />

das dynamische Zusammenwirken zwischen<br />

Stromabnehmer und Oberleitung<br />

EN 50345 01.06.2009 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> − Baugruppen aus isolierenden<br />

Kunststoffseilen im Fahrleitungsbau<br />

267


Normen<br />

TABELLE 3<br />

Produktnormen Stromversorgung.<br />

Normenbezeichnung Stand Titel<br />

EN 50123 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen;<br />

Gleichstrom-Schalte<strong>in</strong>richtungen<br />

EN 50152 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Besondere Anforderungen an Wechselstrom-<br />

Schalte<strong>in</strong>richtungen<br />

EN 50327 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Harmonisierung der Bemessungswerte für<br />

Stromrichtergruppen und Prüfungen von<br />

Stromrichtergruppen<br />

EN 50328 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />

– Leistungselektronische Stromrichter für<br />

Unterwerke<br />

EN 50329 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Bahn-Transformatoren<br />

UIC/UNIFE Initiative<br />

aus Railenergy<br />

NEU 2011<br />

TEC REC Inverter<br />

EN 50526-1 13.01.2012 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />

– Teil 1: Überspannungsableiter<br />

prEN 50526-2<br />

Abstimmung<br />

2012<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen −<br />

Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />

– Teil 2: Niederspannungsbegrenzer<br />

prEN 50526-3 Neu Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />

– Teil 3: Anwendungsleitfaden<br />

TABELLE 4<br />

Schnittstellennormen.<br />

Normenbezeichnung<br />

VDE 0105-1<br />

DIN EN 50110-1<br />

VDE 0105-2<br />

DIN EN 50110-2<br />

VDE 0140-1<br />

DIN EN 61140<br />

Bee<strong>in</strong>flussung von Wechselstrom- und Gleichstrombahnanlagen<br />

zum Thema hat. Zu den Grundnormen<br />

gehört auch die Reihe DIN EN 50121 für die elektromagnetische<br />

Verträglichkeit, die derzeit überarbeitet<br />

wird. Aus dieser Reihe s<strong>in</strong>d die Teile 1, 2 und 5 relevant<br />

für die Bahnelektrifizierung.<br />

Die DIN EN 50126 betrifft den Nachweis der Zuverlässigkeit,<br />

Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und<br />

Stand<br />

Titel<br />

01.06.2006 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen<br />

Die Norm gilt für das Bedienen von und allen<br />

Arbeiten an, mit oder <strong>in</strong> der Nähe von elektrischen<br />

Anlagen. Hierbei handelt es sich um elektrische<br />

Anlagen aller Spannungs<strong>eb</strong>enen<br />

01.02.2011 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen − Teil 2: Nationale<br />

Anhänge; Deutsche Fassung EN 50110-2<br />

03/2007 Schutz gegen elektrischen Schlag − Geme<strong>in</strong>same<br />

Anforderungen für Anlagen und Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

EN 50160 01.02.2011 Merkmale der Spannung <strong>in</strong> öffentlichen Elektrizitätsversorgungsnetzen<br />

EN 60076 Serie Leistungstransformatoren<br />

EN 61000 Serie Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)<br />

Sicherheit (RAMS), die sich derzeit <strong>in</strong> Überarbeitung<br />

bef<strong>in</strong>det. Im Zusammenhang mit der Sicherheitsdiskussion<br />

wurde für die Bahnelektrifizierung die<br />

DIN CLC/TS50562 erarbeitet und im Januar 2012<br />

veröffentlicht.<br />

Die Normen für die Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />

und die Umweltbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>eb</strong>enfalls den<br />

Fachgrundnormen zuzuordnen. Die Vorgaben <strong>in</strong><br />

DIN EN 50125-2 betreffen die klimabed<strong>in</strong>gten Beanspruchungen<br />

für die ortsfesten elektrischen Anlagen.<br />

Hier treten aber teilweise Widersprüche zu den allgeme<strong>in</strong>en<br />

deutschen Baunormen für die W<strong>in</strong>d- und<br />

Eislasten auf.<br />

Die Tabelle 2 gibt Produktnormen für Fahrleitungsanlagen<br />

an. Die DIN EN 50119 für Oberleitungsanlagen<br />

enthält n<strong>eb</strong>en den Anforderungen<br />

an Produkte auch grundsätzliche Systemanforderungen.<br />

Sie erschien <strong>als</strong> Neufassung im Jahr 2010.<br />

Derzeit läuft die Überführung nach IEC, wo sie die<br />

IEC 60913 ersetzen wird.<br />

Die Fertigstellung der Neufassung der<br />

DIN EN 50149 für die Rillenfahrdrähte aus Kupfer<br />

und Kupferlegierungen wird für 2012 erwartet. Die<br />

DIN EN 50317 bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Überarbeitung.<br />

In Tabelle 3 s<strong>in</strong>d die Normen auf dem G<strong>eb</strong>iet<br />

der Schaltanlagen enthalten. Neu s<strong>in</strong>d die Normen<br />

DIN EN 50526 Teil 1 für Überspannungsableiter<br />

und Teil 2, Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />

für Gleichstrombahnen, die entsprechende Passagen<br />

<strong>in</strong> EN 50123-5 ersetzen. E<strong>in</strong>e Ergänzung zur<br />

DIN EN 50123-6 für die Störlichtbogenprüfung bei<br />

Gleichspannungsschaltanlagen ist <strong>in</strong> Bearbeitung.<br />

Bei der Normenreihe EN 50152 für Wechselspannungsschaltanlagen<br />

bef<strong>in</strong>den sich derzeit die Teile 1<br />

und 2 <strong>in</strong> Überarbeitung.<br />

Weitere Aktivitäten betreffen die bei der DC-<br />

Bahnelektrifizierung e<strong>in</strong>gesetzten Inverter. E<strong>in</strong> neuer<br />

Vorschlag von UIC/UNIFE betrifft e<strong>in</strong>e technische<br />

Empfehlung für rückspeisefähige Unterwerke.<br />

Weitere Normen betreffend die Schnittstellen zu<br />

Hochspannungsnetzen und zur Bahnumg<strong>eb</strong>ung. Sie<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 4 aufgeführt. Wichtig ersche<strong>in</strong>en die<br />

Schnittstellen zu Mittelspannungs- und Hochspannungsnetzen,<br />

deren Funktion <strong>in</strong> Bild 5 illustriert ist.<br />

Auch wenn heute schon e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />

Normen vorhanden ist, die die wesentlichen Aspekte<br />

der ortsfesten Anlagen von Bahnstromversorgungen<br />

abdecken, so ist doch vieles im Fluss, was e<strong>in</strong>e aktive<br />

Beobachtung und Mitarbeit erfordert.<br />

4 Mitarbeit <strong>in</strong> den Gremien<br />

Die Normungsarbeit f<strong>in</strong>det heute ausschließlich <strong>in</strong><br />

regionalen und <strong>in</strong>ternationalen Normgremien statt.<br />

Der Großteil der heute für Bahnanwendungen geltenden<br />

Normen auf dem G<strong>eb</strong>iet der Elektrotechnik<br />

268 110 (2012) Heft 6


Normen<br />

Bild 5:<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung vom Hochspannungsnetz bis zu den Zügen.<br />

ist <strong>in</strong> Europa <strong>als</strong> EN-Norm der CENELEC herausgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Bei deren Entstehen haben Experten aus<br />

Deutschland aktiv mitgearbeitet und konnten viele<br />

bisher <strong>in</strong> Deutschland geltende Regeln e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Grundlage hierfür war die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den Betreibern, dem VDV, der deutschen<br />

Bahn und der Bahn<strong>in</strong>dustrie. Künftig wird die<br />

Arbeit auf europäischer und <strong>in</strong>ternationaler Ebene<br />

noch verstärkt Experten von Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en benötigen.<br />

Es zeichnet sich e<strong>in</strong> neuer Trend zur Erarbeitung<br />

von Normen auf IEC-Ebene ab, der durch die<br />

Aktivitäten vorwiegend asiatischer Länder gefördert<br />

wird. Hierfür erg<strong>eb</strong>en sich auch für die deutschen<br />

Experten <strong>in</strong> der Mitarbeit neue Herausforderungen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en ist das unabd<strong>in</strong>gbar, weil daraus die nationalen<br />

Normen abgeleitet werden. Zum anderen<br />

ist die engagierte Mitarbeit deutscher Bahnfachleute<br />

<strong>in</strong> den Gremien der IEC und CENELEC die unverzichtbare<br />

Grundlage für die Vertretung deutscher<br />

Interessen. Sie tragen damit wesentlich zum Abbau<br />

von Handelshemmnissen bei gleichzeitiger Durchsetzung<br />

e<strong>in</strong>es bewährten Sicherheitsniveaus der<br />

Bahnelektrifizierung bei. Das ist besonders schwierig,<br />

weil die Aufwendungen durch die Institutionen der<br />

Fachleute selbst getragen werden müssen, obwohl<br />

sie auch elementare nationale Interessen vertreten.<br />

Literatur<br />

[1] Schneider, E.: Trends <strong>in</strong> der Normung für elektrische Anlagen<br />

von <strong>Bahnen</strong>. VDV-Fachtagung, Vortrag 5, Dresden,<br />

F<strong>eb</strong>ruar 2012.<br />

[2] CEN, CENELEC: Geschäftsordnung – Teil 2: Geme<strong>in</strong>same<br />

Regeln für die Normungsarbeit. Januar 2012.<br />

[3] ISO, IEC: ISO/IEC Directives, Part 1: Procedures for the<br />

technical work. Genf, 8. Auflage 2011.<br />

[4] DKE: DKE-Gremium auf e<strong>in</strong>en Blick. http://www.<br />

dke.de/de/Wiru<strong>eb</strong>eruns/DieDKE-Struktur/Organisationsstruktur/Seiten/DKE-Gremiumaufe<strong>in</strong>enBlick.<br />

aspx?GremiumID=2000103, Stand 2012-04-13.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. Egid Schneider (58), Studium<br />

der Elektrotechnik an der Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation<br />

zum Thema Hochspannungs-Gleichstromübertragung.<br />

1988 Siemens AG Bereich Energieübertragung<br />

und -verteilung, seit 1991<br />

im Bereich Bahnelektrifizierung, Systemauslegung,<br />

Senior Eng<strong>in</strong>eer Bahnstromversorgung,<br />

Mitarbeit <strong>in</strong> nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Normungsgremien, Technical Liaison Rail<br />

Electrification.<br />

Adresse: Siemens AG, Rail Electrification, Mozartstr.<br />

33b, 91056, Erlangen, Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 7-28577,<br />

Fax: +49 9131 828-28577;<br />

E-Mail: egid.schneider@siemens.com<br />

Di pl.-Ing. Michael Schwarz (44),<br />

Studium der Elektrotechnik an der<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg und der Verkehrstechnik,<br />

Schwerpunkt Planung und Betri<strong>eb</strong><br />

elektrischer Verkehrsanlagen, an der Technischen<br />

Universität Dresden; seit 2005<br />

Mitarbeiter bei Siemens AG im Bereich<br />

Bahnelektrifizierung, Technical Liaison Rail<br />

Electrification.<br />

Adresse: wie l<strong>in</strong>ks;<br />

Fon +49 9131 7-26727,<br />

Fax: +49 9131 828-26727;<br />

E-Mail: ms.schwarz@siemens.com<br />

110 (2012) Heft 6<br />

269


Oberleitung<br />

Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />

<strong>in</strong>teroperable Strecken<br />

Ra<strong>in</strong>er Puschmann, Erlangen<br />

Die TSI ENE CR des konventionellen Bahnsystems von 2011 enthält für die Planung und Errichtung<br />

von Oberleitungen erweiterte Vorgaben zur Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage im Vergleich<br />

zur TSI ENE HS für das Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystem und zu bisherigen nationalen Vorgaben.<br />

Aus dem deutschen Infrastrukturregister s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>teroperablen Strecken ersichtlich, für die<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage nach diesen Anforderungen zu ermitteln ist. Die Berechnungsmethoden<br />

nach beiden TSI basieren auf DIN EN 15273, die UIC 505 ersetzt. Wegen der ger<strong>in</strong>geren<br />

Länge des Eurostromabnehmers folgen ger<strong>in</strong>gere zulässige Fahrdrahtseitenlagen und damit kürzere<br />

Feldlängen. Die E<strong>in</strong>haltung der Grenzwerte ist für jeden E<strong>in</strong>zelfall nachzuweisen, da gegenüber den<br />

heutigen Vorgaben e<strong>in</strong>e größere Anzahl von Parametern e<strong>in</strong>geht.<br />

PERMISSIBLE LATERAL DEVIATION OF THE CONTACT WIRE ON INTEROPERABLE RAILWAY LINES<br />

The TSI ENE CR for the conventional European rail system stipulates more detailed requirements<br />

on the calculation of the contact wire lateral displacement for plann<strong>in</strong>g and construct<strong>in</strong>g contact<br />

l<strong>in</strong>es of the European conventional rail system compared with <strong>in</strong>teroperable high-speed l<strong>in</strong>es and<br />

exist<strong>in</strong>g national rules. The German <strong>in</strong>frastructure register lists those l<strong>in</strong>es for which the permissible<br />

contact wire displacement needs to be established based on these specifications. The calculation<br />

methods given <strong>in</strong> both TSIs are based on DIN EN 15273 replac<strong>in</strong>g UIC 505. From the shorter European<br />

pantograph smaller contact wire permissible displacements result. Due to the greater number<br />

of parameters it has to be demonstrated <strong>in</strong> each <strong>in</strong>dividual case that the limits will be kept.<br />

POSITION LATÉRALE ADMISSIBLE DE LA CATÉNAIRE POUR LES LIGNES INTEROPÉRABLES<br />

La STI ENE RC du système ferroviaire transeuropéen conventionnel de 2011 contient des prescriptions<br />

élargies pour le calcul de la position latérale admissible dans la conception et la pose de caténaires<br />

comparé à la STI ENE GV pour les lignes à grande vitesse et aux prescriptions nationales existantes.<br />

Le registre allemand de l’<strong>in</strong>frastructure mentionne les lignes <strong>in</strong>teropérables pour lesquelles<br />

la position latérale admissible de la caténaire doit être calculée en fonction de ces exigences. Les<br />

méthodes de calcul selon les deux STI se basent sur DIN EN 15273 qui remplace UIC 505. Du fait de<br />

la longueur mo<strong>in</strong>dre du pantographe européen, les positions latérales admissibles sont réduites, ce<br />

qui raccourcit la distance entre les supports. Le respect des valeurs limites doit être prouvé au cas par<br />

cas, vu la plus grande quantité de paramètres à appliquer par rapport aux prescriptions actuelles.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Die Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe<br />

(Bild 1) hängt von deren Geometrie ab und beträgt<br />

für die 1 950 mm lange Wippe nach [1] m<strong>in</strong>destens<br />

1 550 mm und für die 1 600 mm lange Wippe<br />

1 200 mm (Bild 2) mit jeweils 200 mm Überstand<br />

an beiden Enden. Die extreme Lage des Fahrdrahts<br />

darf die Arbeitslänge des Stromabnehmers nicht<br />

überschreiten, da sonst die Gefahr der Entdrahtung<br />

des Stromabnehmers besteht. Bei widrigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, zum Beispiel dem Zusammentreffen<br />

von Wanken des Fahrzeugs und starkem W<strong>in</strong>d, ist<br />

es zulässig, dass über kurze Streckenabschnitte der<br />

Fahrdraht den Bereich der zulässigen Seitenlage<br />

e zul<br />

auf der Stromabnehmerwippe überschreitet<br />

und die Grenze der Arbeitslänge erreicht (Bild 2).<br />

Die Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe lässt<br />

sich daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bereich, <strong>in</strong> dem die Seitenbewegungen<br />

des Fahrdrahts stattf<strong>in</strong>den, und e<strong>in</strong>en<br />

weiteren Bereich, den der Fahrdraht durch Wankbewegungen<br />

des Fahrzeuges und des Stromabnehmers<br />

ausnahmsweise erreichen kann (Bilder 1<br />

und 2), teilen.<br />

Bei Ausnutzung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />

e zul<br />

darf der Fahrdraht den hierfür vorgesehenen<br />

Wippenbereich nicht überschreiten. Durch mit<br />

zunehmender Fahrdrahthöhe ansteigendem Wankweg<br />

des Stromabnehmers verr<strong>in</strong>gert sich damit<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Fahrdrahthöhe. Des Weiteren hängt der<br />

Wankweg D auch vom Gleisradius R und der vorhandenen<br />

Überhöhung u ab. In kle<strong>in</strong>eren Radien<br />

vergrößern sich die Seitenbewegungen des Strom-<br />

270 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

abnehmers durch die Fliehkräfte und verr<strong>in</strong>gern die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

.<br />

Bei dem 1 950-mm-Stromabnehmer beträgt <strong>in</strong><br />

der Gleisgeraden die zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />

e zul<br />

550 mm. Der Fahrdraht kann sich durch Wanken<br />

des Stromabnehmers um weitere 225 mm auf der<br />

Stromabnehmerwippe bis zur Grenze der Arbeitslänge,<br />

<strong>als</strong> Grenzseitenlage des Fahrdrahts e g<br />

bezeichnet,<br />

bewegen. In der Geraden darf der Fahrdraht<br />

durch Eigenbewegungen bei der 1 600 mm langen<br />

Wippe die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

von<br />

400 mm nicht überschreiten. Bei 200 mm Wankweg<br />

des 1 600-mm-Stromabnehmers kann der Fahrdraht<br />

die Grenze der Arbeitslänge erreichen. Die halbe Arbeitslänge<br />

des Stromabnehmers teilt sich <strong>in</strong> zulässige<br />

Fahrdrahtseitenlage und Wankweg<br />

I / e + D. (1)<br />

A<br />

2 = zul<br />

Tabelle 1 enthält die <strong>in</strong> diesem Artikel verwendeten<br />

Symbole. Die Arbeitslänge l A<br />

hängt von der Wippengeometrie<br />

des Stromabnehmers ab und somit auch<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

. Der Stromabnehmertyp<br />

bestimmt damit die zulässige Fahrdrahtseitenlage,<br />

siehe Beziehung (1). Die größten<br />

Auslenkungen des Fahrdrahts e max<br />

müssen kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

se<strong>in</strong> und folgen<br />

nach Bild 3 aus<br />

und TSI ENE CR liefern gleiche Resultate für die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage, wenn gleiche Annahmen<br />

getroffen werden. Gibt DIN EN 50367 für den<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> zufallsbed<strong>in</strong>gte Zuschläge<br />

für die Seitenbewegung des Stromabnehmers<br />

vor, überlässt die TSI ENE CR die Wahl dieser<br />

Zuschläge den Infrastrukturbetreibern. Damit ist im<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> e<strong>in</strong>e europaweit e<strong>in</strong>heitliche<br />

Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />

möglich. Im Unterschied dazu erg<strong>eb</strong>en sich<br />

im konventionellen Bereich durch unterschiedliche<br />

Vorgaben der Infrastrukturbetreiber für die zufallsbed<strong>in</strong>gten<br />

Zuschläge verschiedene Werte für die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage. Diese Verfahrensweise<br />

ist leider gegenwärtig noch notwendig, da die TSI<br />

Infrastruktur ke<strong>in</strong>e Vorgaben zur Harmonisierung der<br />

Zuschläge enthält und die DIN EN 15173 die Werte<br />

für die zufallsbed<strong>in</strong>gten Zuschläge <strong>als</strong> europäisches<br />

E<strong>in</strong>igungserg<strong>eb</strong>nis zu großzügig gegenüber zum<br />

Beispiel der deutschen Eisenbahn Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung<br />

(EBO) [7] handhabt.<br />

e max<br />

≤ e zul<br />

− t. (2)<br />

Für die Zuschläge t ist das arithmetische Mittel der<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren, siehe Tabelle 1, zu ungünstig. Mit<br />

der geometrischen Mittelwertbildung<br />

Bild 1:<br />

Bezeichnungen am Stromabnehmer.<br />

t = t + t + t . (3)<br />

2<br />

T<br />

2<br />

S<br />

2<br />

M<br />

lässt sich e<strong>in</strong>e realistische Zuverlässigkeit empirisch<br />

unter Berücksichtigung der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nachweisen<br />

[2].<br />

Mit E<strong>in</strong>führung der technischen Spezifikation für<br />

das Teilsystem Energie auf konventionellen Eisenbahnstrecken<br />

(TSI ENE CR) [3] s<strong>in</strong>d erweiterte Vorgaben<br />

für die Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />

zu berücksichtigen. Die Berechnungsart und<br />

deren Vorgaben nach der technischen Spezifikation<br />

für das Teilsystem Energie auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken<br />

(TSI ENE HS) [4], die diesbezüglich<br />

auf die EN 50367:2006 [5] verweist, s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong>er<br />

gefasst <strong>als</strong> die aus [3], die direkt die Vorgaben<br />

und den Berechnungsalgorithmus für die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage enthält. TSI ENE HS<br />

Bild 2:<br />

Maße an den 1 600 mm und 1 950 mm langen Stromabnehmern.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

271


Oberleitung<br />

Tabelle 1<br />

2 Fahrdrahtlage und Stromabnehmergeometrie<br />

Zur Vorbereitung der Betri<strong>eb</strong>saufnahme des E<strong>in</strong>heitsstromabnehmers<br />

mit der 1 950 mm langen<br />

Symbole und deren Bedeutung.<br />

Symbol Bezeichnung E<strong>in</strong>heit<br />

D<br />

Wankweg <strong>in</strong> der Gleisgeraden<br />

– für die 1 600-mm-Wippe D = 0,200m [1]<br />

– für die 1 950-mm-Wippe D = 0,225m [1]<br />

L<br />

Abstand zwischen den Mittell<strong>in</strong>ien der Schienen e<strong>in</strong>es Gleises mit L = 1,5 m<br />

nach [17] zuzüglich Spurerweiterung bis 1,570 m<br />

m<br />

L h<br />

k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe h m<br />

L o<br />

k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe bei h‘ o<br />

= 6,5 m m<br />

L u<br />

k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe bei h‘ u<br />

= 5,0 m m<br />

S 0<br />

Neigungskoeffizient des Fahrzeuges mit S o<br />

= 0,225 [1] oder S o<br />

= 0,25 [6] -<br />

S‘<br />

Ausladung <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Überschreitung der Bezugsl<strong>in</strong>ie, wenn sich das Fahrzeug<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gleisbogen und/oder auf e<strong>in</strong>em Gleis mit e<strong>in</strong>er Spurweite von<br />

mehr <strong>als</strong> 1,435 m bef<strong>in</strong>det<br />

R Gleisradius m<br />

e g<br />

Grenzlage des Fahrdrahts m<br />

e max<br />

maximale Auslenkungen des Fahrdrahts bezogen auf die Gleismitte m<br />

e po<br />

Wankweg des Stromabnehmers mit 0,170 m bei h‘ o<br />

= 6,5 m m<br />

e pu<br />

Wankweg des Stromabnehmers mit 0,110 m bei h‘ u<br />

= 5,0 m m<br />

e zul<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage m<br />

l Ü<br />

Wippenüberstand m<br />

h Nachweishöhe über der Schienenoberkante m<br />

h c0<br />

Referenzhöhe des Wankpols, h c0<br />

= 0,5 m m<br />

h FD<br />

Fahrdrahthöhe über Schienenoberkante m<br />

l<br />

l A<br />

Grenzspurweite <strong>als</strong> Abstand zwischen den Fahrkanten der Schienen e<strong>in</strong>es<br />

Gleises gemäß den Vorgaben des Infrastrukturbetreibers<br />

N<strong>eb</strong>enbahnen und N<strong>eb</strong>engleise 1,470<br />

Gleise mit v ≤ 160 km/h 1,465<br />

Gleise mit v > 160 km/h 1,463<br />

Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe mit<br />

– 1,200 m für die 1 600-mm-Wippe<br />

– 1,550 m für die 1 950-mm-Wippe<br />

l S<br />

M<strong>in</strong>imale Schleifleistenlänge m<br />

l W<br />

Wippenlänge der Stromabnehmerwippe mit<br />

– 1,600<br />

– 1,950<br />

qs‘ i,a<br />

Bewegung <strong>in</strong> der Bogen<strong>in</strong>nenseite (i) oder Bogenaußenseite (a) m<br />

t geometrische Summe der Zuschläge m<br />

t M<br />

Lageänderung des Fahrdrahts durch Mastneigung <strong>in</strong>folge W<strong>in</strong>d m<br />

t S<br />

Bautoleranz der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung des Fahrdrahts am Stützpunkt m<br />

t T<br />

Verschi<strong>eb</strong>ung der Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong>folge der temperaturabhängigen<br />

Längenänderung des Fahrdrahts<br />

m<br />

u Überhöhung des Gleises im Gleisbogen m<br />

u 0<br />

Referenzwert der Überhöhung, u 0<br />

= 0,066 m<br />

u f<br />

Überhöhungsfehlbetrag m<br />

u f0<br />

Referenzwert des Überhöhungsfehlbetrags, u f0<br />

= 0,066 m<br />

m<br />

m<br />

m<br />

m<br />

m<br />

Stromabnehmerwippe im Netz der Deutschen<br />

Reichsbahn im Jahr 1939 regelte die Zeichnung<br />

Ezs 834 die „Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts“.<br />

Für die Grenzlage des Fahrdrahts, von der Stromabnehmermitte<br />

aus gesehen, galten e g<br />

= 750 mm.<br />

Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

betrug<br />

<strong>in</strong> der Gleisgeraden 550 mm. Die <strong>als</strong><br />

Sicherheitsbetrag s benannte Differenz sollte<br />

die „Entgleisung“ des Fahrdrahts vom<br />

Stromabnehmer verh<strong>in</strong>dern und war mit<br />

s = e g<br />

−e zul<br />

def<strong>in</strong>iert. Sie betrug <strong>in</strong> der Geraden<br />

s = 200 mm. Dieser Sicherheitsbetrag ist<br />

heute <strong>als</strong> Wankweg D def<strong>in</strong>iert und wird aus<br />

der Differenz zwischen der halben Arbeitslänge<br />

des Stromabnehmers l A<br />

/2, von der<br />

Stromabnehmermitte aus gesehen, und der<br />

zulässigen Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

gemäß<br />

Beziehung (1) ermittelt. Die für den Fahrdraht<br />

verbotenen Bereiche, die Wippenüberstände<br />

l Ü<br />

, betrugen l Ü<br />

= l W<br />

/2 - l A<br />

/2 = 975<br />

−750 = 225 mm. Durch Verbesserung der<br />

Gleislagequalität und des Wankverhaltens<br />

der Fahrzeuge änderten sich diese Werte im<br />

Laufe der Zeit (Tabelle 2). Der Neigungskoeffizient<br />

S 0<br />

, <strong>als</strong> das Verhältnis zwischen dem<br />

W<strong>in</strong>kel zwischen der Schienenkopfberührenden<br />

im Gleisbogen zur Waagerechten<br />

und dem W<strong>in</strong>kel zwischen der Mittelsenkrechten<br />

zur Schienenkopfberührenden zur<br />

Mittell<strong>in</strong>ie des sich neigenden Fahrzeugs ist<br />

S = η / δ<br />

0 (4)<br />

und muss nach TSI LOC&PAS CR [1] kle<strong>in</strong>er<br />

oder gleich 0,225 und nach TSI LOC&PAS<br />

HS [6] kle<strong>in</strong>er oder gleich 0,25 se<strong>in</strong>. Der Neigungskoeffizient<br />

bee<strong>in</strong>flusst den Hüllraum<br />

e<strong>in</strong>es Fahrzeugs. Neigezüge müssen diese<br />

Anforderung nicht erfüllen, vorausgesetzt,<br />

sie s<strong>in</strong>d mit Stromabnehmer-Kompensationsvorrichtungen<br />

ausgerüstet.<br />

3 Fahrdrahthöhen und<br />

-seiten lagen<br />

Die Nennfahrdrahthöhe <strong>als</strong> der Abstand zwischen<br />

Schienenoberkante und Fahrdrahtunterkante<br />

betrug nach EzsN 143 im Jahr 1932<br />

<strong>in</strong> Deutschland 6 250 mm. Die maximale<br />

Fahrdrahthöhe war dam<strong>als</strong> 6 700 mm, die<br />

m<strong>in</strong>imale Fahrdrahthöhe 4 950 mm. Seit dieser<br />

Zeit verr<strong>in</strong>gerte man die Nennfahrdrahthöhe<br />

bis zu den heutigen Fahrdrahtnennhöhen<br />

5 500 mm für Standardoberleitungen<br />

und 5 300 mm für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-<br />

272 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

oberleitungen. Die Tabelle 3 gibt e<strong>in</strong>en Überblick zur<br />

Entwicklung der Fahrdrahthöhen.<br />

Im Jahr 1925 betrug die maximale Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung<br />

am Stützpunkt <strong>als</strong> Abstand zwischen der<br />

Mittelsenkrechten zur Schienenkopfberührenden<br />

und dem Fahrdraht 600 bis 500 mm wegen der<br />

dam<strong>als</strong> noch im Betri<strong>eb</strong> vorhandenen 2 100 mm<br />

langen Wippe des Stromabnehmers [8; 9; 10].<br />

Mit der Nutzung des 1 950 mm langen Stromabnehmers<br />

wurde die Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung am<br />

Stützpunkt auf 400 mm <strong>in</strong> der Geraden und im<br />

Gleisbogen auf maximal 450 mm nach Zeichnung<br />

Ezs 867 [11] aus dem Jahr 1940 verr<strong>in</strong>gert. 1992<br />

reduzierte die Deutsche Bahn die Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung<br />

am Stützpunkt auf 300 mm und die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage auf ≤ 400 mm <strong>in</strong><br />

der Geraden und im Gleisbogen zur Vorbereitung<br />

der Betri<strong>eb</strong>saufnahme des 1 600 mm langen Euro-<br />

Stromabnehmers auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken<br />

<strong>in</strong> Deutschland [12].<br />

Die Toleranzen der Fahrdrahtseitenlage am Stützpunkt<br />

betrugen bereits im Jahr 1932 ± 30 mm nach Ezs<br />

834 [13] und bestehen heute noch unabhängig von<br />

der Bauart, der Geschw<strong>in</strong>digkeit und dem Oberbau.<br />

4 TSI ENE HS oder TSI ENE CR<br />

Die Frage nach Anwendung welcher TSI und welcher<br />

Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>als</strong> Grenze zwischen TSI ENE<br />

HS und TSI ENE CR wird <strong>in</strong> [3] beantwortet. Danach<br />

s<strong>in</strong>d zu unterscheiden:<br />

• neug<strong>eb</strong>aute Strecken ausgerüstet für Streckengeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

≥ 250 km/h<br />

• ausg<strong>eb</strong>aute Strecken ausgerüstet für Streckengeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

um 200 km/h und<br />

• neue oder ausg<strong>eb</strong>aute Strecken, die aufgrund<br />

der sich aus der Topografie, der Umwelt oder<br />

der städtischen Umg<strong>eb</strong>ung erg<strong>eb</strong>enden Zwänge<br />

besondere Eigenschaften haben, an die die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

jeweils angepasst werden muss<br />

Ist die erste Def<strong>in</strong>ition noch e<strong>in</strong>deutig, wird die zweite<br />

mit der Aussage „um 200 km/h“ ungenau und<br />

nach letzter bleibt die Geschw<strong>in</strong>digkeit offen. Die TSI<br />

LOCO&PAS CR [1] legt die Schnittstellengeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

mit e<strong>in</strong>er klaren Formulierung fest:<br />

„Gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG betrifft das Teilsystem<br />

„Fahrzeuge“ des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems<br />

Züge, die für den<br />

Fahrbetri<strong>eb</strong> im transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystem<br />

(TEN HS) ausgelegt s<strong>in</strong>d, das<br />

aus eigens für den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />

g<strong>eb</strong>auten oder ausg<strong>eb</strong>auten Strecken besteht, Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

ab 200 km/h, welche <strong>in</strong> Anhang<br />

I der Entscheidung Nr. 1692/96/EG des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates [14] angeg<strong>eb</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d.“<br />

110 (2012) Heft 6<br />

Bild 3:<br />

Bezeichnungen im Spannfeld.<br />

Diese e<strong>in</strong>deutige Formulierung fehlt zwar <strong>in</strong> [4],<br />

geht aber aus den dort enthaltenen Tabellen 4.2.15<br />

und 4.2.17 hervor, die die Bereiche für die mittleren<br />

Kontaktkräfte und den Stromabnehmerabstand für<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeit bis 200 km/h enthalten.<br />

Da die „vere<strong>in</strong>igte“ TSI ENE, die voraussichtlich<br />

bis zum Ende des Jahres 2012 <strong>in</strong> Kraft treten und für<br />

HS <strong>als</strong> auch für CR gelten wird, ist die Frage nach der<br />

Schnittstellengeschw<strong>in</strong>digkeit beantwortet.<br />

Dem Planer bleibt daher bis zum Ersche<strong>in</strong>en der<br />

TSI ENE der Blick <strong>in</strong>s Infrastrukturregister [15], um<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken von konventionellen<br />

Strecken zu unterscheiden. Mit dieser Information<br />

kann die Entscheidung zur Anwendung der Berechnung<br />

der zulässigen Fahrdrahtseitenlage entweder<br />

nach [3] oder [4] getroffen werden.<br />

5 Nicht festgelegte und<br />

festgelegte Gleise<br />

Unter dem Begriff „nicht festgelegtes Gleis“ nach<br />

der EBO [7] s<strong>in</strong>d „normale“ Schottergleise zu verstehen.<br />

„Festgelegte Gleise“ s<strong>in</strong>d Gleise, die durch<br />

Querverstr<strong>eb</strong>ungen mit e<strong>in</strong>em Festpunkt verbunden<br />

s<strong>in</strong>d. Das betrifft Gleise an Haltepunkten, die mit<br />

Tabelle 1<br />

Symbole und deren Bedeutung.<br />

Symbol Bezeichnung E<strong>in</strong>heit<br />

∑j<br />

<br />

<br />

Summe der horizontalen Zuschläge zur Berücksichtigung von<br />

Zufallsphänomenen (j = 1, 2 oder 3) durch<br />

– Asymmetrie der Beladung<br />

– seitliche Querverschi<strong>eb</strong>ung des Gleises<br />

– Überhöhungstoleranz und Schw<strong>in</strong>gungen des Stromabnehmers<br />

durch Gleis un<strong>eb</strong>enheiten, deren Werte der Infrastrukturbetreiber<br />

festlegt und <strong>in</strong> Deutschland der EBO [7], (Anlage 3) oder<br />

DIN EN 15273 [17] zu entnehmen s<strong>in</strong>d<br />

W<strong>in</strong>kel zwischen der Mittelsenkrechten zur Schienenkopfberührenden<br />

zur Mittell<strong>in</strong>ie des sich neigenden Fahrzeugs °<br />

W<strong>in</strong>kel zwischen der Schienenkopfberührenden im Gleisbogen zur<br />

Waagerechten<br />

m<br />

°<br />

273


Oberleitung<br />

Distanzhaltern aus Holz oder Stahl den Abstand<br />

zum Bahnsteig fixieren. Mit Brückenhölzer genannten<br />

Abstandhaltern, die fest mit Schienen und der<br />

Brückenkonstruktion verbunden s<strong>in</strong>d, lässt sich auf<br />

Brücken die Fahrbahn festlegen. Festgelegte Gleise<br />

mit Überhöhungsfehlern oder Querhöhenfehlern<br />

kle<strong>in</strong>er 5 mm nach [7] s<strong>in</strong>d festgelegte Gleise bei<br />

denen n<strong>eb</strong>en der horizontalen auch e<strong>in</strong>e vertikale<br />

Festlegung vorhanden ist und somit sich der Querhöhenfehler<br />

auf kle<strong>in</strong>er 5 mm e<strong>in</strong>schränken lässt. E<strong>in</strong><br />

typischer Anwendungsfall ist die Feste Fahrbahn. Die<br />

<strong>in</strong> [7] angeg<strong>eb</strong>enen Werte basieren auf der Berechnung<br />

nach UIC 505 [2], die zwischenzeitlich durch<br />

DIN EN 15273 [16] ersetzt wurde. Die <strong>in</strong> [7] angeg<strong>eb</strong>enen<br />

Werte für die Berechnung des k<strong>in</strong>ematischen<br />

Lichtraumprofils des Stromabnehmers s<strong>in</strong>d zwar bis<br />

160 km/h begrenzt, da diese aber auf DIN EN 15273<br />

basieren und dort ke<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung<br />

besteht, lassen sich diese Werte durchaus bis<br />

300 km/h <strong>in</strong> Deutschland verwenden.<br />

6 Zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />

auf nationalen Strecken der<br />

Deutschen Bahn<br />

Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

hängt vom<br />

Stromabnehmer ab. Im Jahr 1939 entstand <strong>als</strong> erste<br />

Form e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>heitlichung zur Fahrdrahtgrenzseitenlage<br />

die Zeichnung Ezs 834, die erstm<strong>als</strong> die Abhängigkeit<br />

zwischen Radius und Fahrdrahtseitenlage<br />

festlegte. Die Zeichnungen Ezs 837 und 838 aus dem<br />

Jahr 1939 enthielten erstm<strong>als</strong> die noch heute verwendete<br />

Kurve der zulässigen Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

, die<br />

ohne wesentliche Änderungen <strong>in</strong> der nachfolgenden<br />

Ebs 02.05.49 übernommen wurde (Bild 4).<br />

Die zulässige Fahrdrahtseitenlage ist abhängig<br />

vom Radius, gilt für alle Regeloberleitungsbauarten<br />

der Deutschen Bahn und ist unabhängig von<br />

der Fahrdrahthöhe, der Gleisüberhöhung und dem<br />

Gleisüberhöhungsfehlbetrag.<br />

7 Zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />

nach TSI ENE HS<br />

Auf Strecken, die sowohl mit der 1 600 mm <strong>als</strong> auch<br />

mit der 1 950 mm langen Stromabnehmerwippe<br />

befahren werden sollen, bestimmt die Geometrie<br />

der kürzeren Wippe, <strong>als</strong>o die 1 600 mm lange Wippe,<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage. Das Lichtraumprofil<br />

für den ungeh<strong>in</strong>derten Stromabnehmerdurchgang<br />

ergibt sich aus der Geometrie der<br />

längeren Wippe.<br />

Die TSI ENE HS [4] verweist für die Berechnung<br />

der zulässigen Fahrdrahtseitenlage für <strong>in</strong>teroperable<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken auf DIN EN 50367<br />

[5]. Diese Berechnung ermöglicht, das mechanische<br />

Stromabnehmer-Lichtraumprofil und dessen<br />

Erweiterung im Gleisbogen zu ermitteln. Unter Berücksichtigung<br />

der Geometrie der 1 600 mm langen<br />

Euro-Stromabnehmerwippe lässt sich die zulässige<br />

Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

aus der Beziehung (1)<br />

berechnen. Für das mechanische Stromabnehmer-<br />

Lichtraumprofil L h<br />

folgt aus Bild 5<br />

L<br />

h<br />

= lW<br />

/ 2 + D. (5)<br />

Tabelle 2<br />

Veränderung der Stromabnehmergeometrie von 1939 bis 2011, alle Maße<br />

<strong>in</strong> mm.<br />

1939 2011 2011<br />

Quelle Ezs 838 Ril 997 TSI LOC&PAS CR<br />

halbe Stromabnehmerläge/ Wippenlänge I w<br />

975 975 975<br />

halbe Arbeitslänge 750 725 775<br />

Zulässige Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> der Geraden 550 550 550<br />

Mit der Auflösung nach D ergibt sich<br />

D = L h<br />

− l W<br />

/ 2<br />

(6)<br />

und dem E<strong>in</strong>setzen von Gleichung (6) <strong>in</strong> (4)<br />

D = L h<br />

− l W<br />

/ 2. (7)<br />

Wankweg D des Stromabnehmers 200 175 225<br />

Wippenüberstand 225 250 200<br />

Für die 1 600-mm-Wippe ergibt sich<br />

Tabelle 3<br />

Entwicklung der Fahrdrahtnennhöhe von 1932 bis 2011, alle Maße <strong>in</strong> mm.<br />

1932 1950 1960 1965 2001<br />

Quelle EzsN 143 Ezs 647 Ezs 647 Ebs 01.04.02 Ril 997.0101<br />

e<br />

zul<br />

,6 + 0,8 − Lh<br />

= 1, 4<br />

= 0 − L<br />

(8)<br />

und für die 1 950-mm-Wippe<br />

h<br />

Nennfahrdrahthöhe 6 250 6 000 5 750 5 500 5 300 1<br />

1<br />

für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitungen<br />

e<br />

zul<br />

,775 + 0,975 − Lh<br />

= 1, 75<br />

= 0 − L . (9)<br />

h<br />

274 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

Tabelle 4<br />

Zufallsbed<strong>in</strong>gte Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen ∑j nach EBO [5] und DIN EN 15273 [17], alle Maße <strong>in</strong> mm.<br />

Nachweishöhe DIN EN 15273 EBO<br />

Gut erhaltenes<br />

Gleis<br />

Anderes<br />

Gleis<br />

Nicht festgelegtes<br />

Gleis<br />

Festgelegtes<br />

Gleis<br />

Festgelegtes Gleis mit e<strong>in</strong>em Überhöhungsoder<br />

Querhöhenfehler ≤ 5 mm<br />

6500 82 111 99 95 32<br />

5000 65 86 79 73 25<br />

L h<br />

ist von der Wippenlänge abhängig und für e<strong>in</strong>e<br />

Strecke mit Betri<strong>eb</strong> beider Wippen ist daher die größere<br />

Wippenlänge vorzusehen.<br />

Die k<strong>in</strong>ematische Grenze L o<br />

für die obere Nachweishöhe<br />

h o<br />

= 6,5 m berechnet sich nach [3] zu<br />

Für e<strong>in</strong>e beli<strong>eb</strong>ige Zwischenhöhe h wird die k<strong>in</strong>ematische<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ie, auch <strong>als</strong> mechanisches<br />

Stromabnehmer-Lichtraumprofil bezeichnet, durch<br />

Interpolation ermittelt zu<br />

( qs'<br />

i/a<br />

) +<br />

max ∑<br />

L<br />

o<br />

= lW<br />

/ 2 + epo<br />

+ S'<br />

+<br />

jo<br />

(10)<br />

und die k<strong>in</strong>ematische Grenze L u<br />

an der unteren<br />

Nachweishöhe h u<br />

= 5,0 m zu<br />

( qs'<br />

i/a<br />

) +<br />

max ∑<br />

L<br />

u<br />

= lW<br />

/ 2 + epu<br />

+ S'<br />

+<br />

ju. (11)<br />

Für die zulässige zusätzliche Ausladung S‘ <strong>in</strong> den<br />

Gleichungen (10) und (11) gilt<br />

S ' = 2,5/ R + ( l −1,435) / 2. (12)<br />

Die quasistatische Seitenbewegung <strong>in</strong> Richtung bogen<strong>in</strong>nen<br />

errechnet sich zu<br />

Bild 4:<br />

Nationale Vorgaben zur zulässigen Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Radius.<br />

qs<br />

'<br />

i<br />

S<br />

o<br />

/<br />

( u − u ) ⋅ ( h − h )<br />

= L ⋅<br />

(13)<br />

><br />

0<br />

0<br />

co<br />

und <strong>in</strong> Richtung bogenaußen zu<br />

qs'<br />

a<br />

So<br />

/<br />

( u − u ) ⋅( h − h )<br />

= L ⋅<br />

. (14)<br />

><br />

f<br />

f 0<br />

0<br />

co<br />

Nach [3] lässt sich der größere der beiden Werte aus<br />

den Gleichungen (13) oder (14) für die weitere Rechnung<br />

verwenden. Da nach [17] der Überhöhungswert<br />

u überwiegend größer <strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag<br />

u f<br />

ist, entfällt die Berechnung von qs‘ a<br />

und der<br />

Term qs‘ i<br />

wird zu qs‘. Der Term qs‘ ist <strong>in</strong> der Geraden<br />

und im Gleisbogen für Überhöhungen u ≤ 0,066 m<br />

gleich Null. Die Summe der Zuschläge folgt nach<br />

[19] aus DIN EN 15273-3 [16] zu (siehe Tabelle 4).<br />

∑<br />

jo = 0,082 m und∑<br />

ju<br />

= 0,067 m.<br />

110 (2012) Heft 6<br />

Bild 5:<br />

Zulässige Fahrdraht sei tenlage für die 1 600 mm und 1 950 mm langen Stromabnehmer <strong>in</strong><br />

der Geraden und <strong>in</strong> Abhängigkeit der Fahrdrahthöhe mit der mechanischen und elektrischen<br />

Stromabnehmerbegrenzungsl<strong>in</strong>ie.<br />

275


Oberleitung<br />

h − h<br />

= (15)<br />

( L L )<br />

u<br />

L<br />

h<br />

Lu<br />

+ ⋅<br />

o<br />

=<br />

ho<br />

− hu<br />

u<br />

e<br />

zul<br />

l l l<br />

A S S<br />

= + −<br />

2 2 2<br />

2,5 l − 1,435<br />

− −<br />

R 2<br />

(siehe Bild 5 blaue L<strong>in</strong>ie).<br />

Da die zusätzliche Ausladung und die halbe Arbeitslänge<br />

der Stromabnehmerwippe nicht höhenabhängig<br />

s<strong>in</strong>d und die quasistatische Seitenbewegung<br />

sich direkt für die Nachweishöhe<br />

berechnen lässt, folgen für die Höhenabhängigkeit<br />

des Wankwegs des Stromabnehmers und der<br />

Zuschläge<br />

− 0,15<br />

⋅ u ⋅ h − 0,075 ⋅ u − 0,0099 ⋅ h + 0, 00495<br />

−<br />

⋅<br />

[ 0,11 + ∑ j ]<br />

u<br />

( (<br />

h − 5,0<br />

+<br />

6,5 − 5,0<br />

[ ,17 + ∑ − 0, 11 +<br />

o ∑<br />

0 j<br />

j ) u )<br />

]. (20)<br />

[ e + j] = [ epu<br />

+ ∑ ju<br />

]<br />

h − hu<br />

h − h<br />

o<br />

∑ +<br />

u<br />

⋅<br />

h<br />

[( epo<br />

+ ∑ jo<br />

) − ( epu<br />

+ ∑ ju<br />

)]<br />

. (16)<br />

Mit der Vere<strong>in</strong>fachung ∑j = ∑j o<br />

−∑j u<br />

, der maximalen<br />

Spurweite l = 1,450 m nach [3], den Zuschlägen<br />

∑j o<br />

= 0,082 m und ∑j u<br />

= 0,067 m ergibt sich für<br />

den 1 600-mm-Stromabnehmer die Gleichung<br />

aus [5] zu<br />

und mit Zahlenwerten<br />

[ e + j] = [ 0,11<br />

+ ∑ ju<br />

]<br />

∑ +<br />

h<br />

h − 5,0<br />

⋅<br />

6,5 − 5,0<br />

[( 0,17 + ∑ jo ) − ( 0, 11 + ∑ ju<br />

)]<br />

. (17)<br />

Mit S 0<br />

= 0,225, L = 1,5 m, h c0<br />

für Überhöhungen u<br />

größer der Referenzüberhöhung u 0<br />

= 0,066 m und<br />

unter Berücksichtigung, dass die Überhöhung u größer<br />

<strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag ist, lässt sich die<br />

quasistatische Seitenverschi<strong>eb</strong>ung <strong>in</strong> Richtung zur<br />

Bogenaußenseite qs‘ a<br />

vernachlässigen und es folgen<br />

für die quasistatische Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

qs<br />

0,225<br />

⋅ ( u ⋅ h − 0,5 ⋅ u − 0,066 ⋅ h + 0, 033)<br />

1,5<br />

' =<br />

> 0<br />

( h − 0, 5), (18)<br />

( u − 0,066) ⋅ ( 0,5)<br />

qs ' = 0,15⋅<br />

> 0<br />

h −<br />

und schließlich<br />

qs'<br />

= 0,15 ⋅ u ⋅ h − 0,075 ⋅ u<br />

− 0 ,0099 ⋅ h + 0,00495 . (19)<br />

Mit den Gleichungen (11) bis (19) lässt sich die zulässige<br />

Fahrdrahtseitenlage berechnen zu<br />

e = 0,66 − 0,04 ⋅ h + 0, 15⋅<br />

h ⋅u<br />

zul<br />

− 0 ,075⋅u + 2,5 / R. (21)<br />

Mit den Annahmen<br />

• 1 600-mm-Wippe mit der halben Arbeitslänge<br />

l A<br />

/2 = 0,600m,<br />

• maximale Spurweite l = 1,450 m,<br />

• Zuschläge ∑j o<br />

= 0,082 m und ∑j u<br />

= 0,067 m<br />

• Überhöhung u ist größer <strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag<br />

u f<br />

,<br />

• Neigungskoeffizienten S 0<br />

= 0,225,<br />

• Abstand L = 1,5 m zwischen den Mittell<strong>in</strong>ien der<br />

Schienen e<strong>in</strong>es Gleises und<br />

• Referenzhöhe des Wankpols mit h c0<br />

= 0,5 m<br />

lässt sich die Gleichung (20) aus TSI ENE CR [3]<br />

<strong>als</strong> Gleichung (21) für die Berechnung der zulässigen<br />

Fahrdrahtseitenlage für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitungen<br />

nach [5] anwenden. Die Länge der<br />

Stromabnehmerwippe l W<br />

bestimmt die k<strong>in</strong>ematische<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ie des Stromabnehmers. Beim Betri<strong>eb</strong><br />

mit nur e<strong>in</strong>er Stromabnehmerwippe folgt die<br />

Berechnung aus der jeweiligen Wippenlänge. Beim<br />

dualen Betri<strong>eb</strong> der 1 600-mm- und der 1 950-mm-<br />

Wippen bestimmt die kürzere der beiden Wippen,<br />

<strong>als</strong>o die 1 600-mm-Wippe, die zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />

e zul<br />

. Für die längere 1 950-mm-Wippe<br />

muss e<strong>in</strong> ungeh<strong>in</strong>derter Durchgang möglich se<strong>in</strong>.<br />

Für die 1 600-mm-Wippe lässt sich die k<strong>in</strong>ematische<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ie nach den Gleichungen (10) und<br />

(11) berechnen. Für die Berechnung der k<strong>in</strong>ematischen<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ie der 1 950-mm-Wippe mit<br />

l A<br />

/2 = 0,775 m und l W<br />

/2 = 0,975 m ist für e<strong>in</strong>e beli<strong>eb</strong>ige<br />

Zwischenhöhe h die Länge der k<strong>in</strong>ematischen<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ie durch Interpolation nach Gleichung<br />

(5) zu ermitteln nach<br />

276 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

L +<br />

h<br />

= lA<br />

/ 2 + lW<br />

/ 2 − ezul<br />

= 0,775 0, 975<br />

− e 1 − e . − 0 ,075⋅u + 2,5 / R. (22)<br />

zul<br />

= , 75<br />

zul<br />

Zukunft bewegen.<br />

Die Ebs 02.05.65 [19] für die Bauart Re 250 und die 02.05.61<br />

[20] für die Bauart Re 330, die die Längsspannweiten unter<br />

Berücksichtigung der Fahrdrahtgrenzlage auf <strong>in</strong>teroperablen<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken vorg<strong>eb</strong>en, genügen nicht den<br />

Anforderungen aus [4]. Da die Angaben <strong>in</strong> diesen Zeichnungen<br />

die Gleisüberhöhung u nicht berücksichtigen, weicht die<br />

Fahrdrahtgrenzlage aus diesen Zeichnungen deutlich von den<br />

Vorgaben nach [5] ab. In [18] wird die Umsetzung der Vorgaben<br />

aus [5] bei der DB anschaulich dargestellt.<br />

8 Zufallsbed<strong>in</strong>gte Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />

Die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen haben E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage. Ihrer korrekten Wahl kommt<br />

bei der kostenbewussten Planung der Oberleitung e<strong>in</strong>e große<br />

Bedeutung zu. Die Tabelle 4 enthält die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />

nach DIN EN 50367, DIN EN 15273 und EBO.<br />

9 Auswirkungen auf die Planung der<br />

Oberleitung<br />

Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

verr<strong>in</strong>gert sich mit zunehmender<br />

Fahrdrahthöhe. Als Konsequenz ergibt sich für die<br />

Planung von Oberleitungsanlagen auf <strong>in</strong>teroperablen Strecken,<br />

die Fahrdrahthöhe auf die m<strong>in</strong>imale Fahrdrahthöhe 5,00 m für<br />

konventionelle Strecken und auf 5,08 m oder künftig auch auf<br />

5,00 m für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstrecken abzusenken, um die<br />

zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

unter Berücksichtigung vorgeg<strong>eb</strong>ener<br />

Toleranzen zu vergrößern. Bei vorhandenen Bahnübergängen<br />

auf konventionellen Strecken s<strong>in</strong>d Fahrdrahtanh<strong>eb</strong>ungen<br />

ohneh<strong>in</strong> notwendig.<br />

Die Toleranzen sollten der Oberbauart entsprechen. Für die<br />

Schotterfahrbahn s<strong>in</strong>d größere Toleranzen <strong>als</strong> für die feste Fahrbahn<br />

zu wählen.<br />

DIN EN 15273 [16] enthält die grundlegende Berechnung<br />

der k<strong>in</strong>ematischen Begrenzungsl<strong>in</strong>ie, nach der es der Entscheidung<br />

des Infrastrukturbetreibers vorbehalten ist, die Wahl für<br />

die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen ∑j vorzunehmen,<br />

• entweder Werte, die sich auf se<strong>in</strong>e Erfahrung und se<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>s-<br />

und Instandhaltungsvorschriften stützen, wobei für<br />

Deutschland [7] gilt,<br />

• oder Werte aus DIN EN 15273 [16] zu verwenden.<br />

Im Rahmen künftiger Harmonisierungen s<strong>in</strong>d die zufallsbed<strong>in</strong>gten<br />

Zuschläge <strong>eb</strong>enfalls zu harmonisieren, sodass sich ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede bei der Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />

bei unterschiedlichen Infrastrukturbetreibern erg<strong>eb</strong>en.<br />

Da die zulässige Fahrdrahtseitenlage beim Betri<strong>eb</strong> mit der<br />

1 600 mm langen Wippe im Vergleich zur 1 950 mm langen<br />

Wippe kle<strong>in</strong>er ist und zu kürzeren Längsspannweiten führt, sollte<br />

die E<strong>in</strong>schränkung der Fahrdrahtseitenlage am Stützpunkt,<br />

110 (2012) Heft 6<br />

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Ihre personenbezogenen Daten werden automatisiert<br />

verarbeitet und im Rahmen der Stellenausschreibung<br />

ggf. konzernweit verwendet.<br />

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uns auf die von Ihnen gemachten Angaben. Hierzu<br />

gehören auch Angaben, die Sie <strong>in</strong> beruflichen Onl<strong>in</strong>e-<br />

Netzwerken oder Jobbörsen h<strong>in</strong>terlegt haben.<br />

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277


Oberleitung<br />

Tabelle 5<br />

Vorgaben für die M<strong>in</strong>deständerung der Fahrdrahtseitenlage.<br />

Verkehrsunternehmen<br />

Spannung<br />

kV<br />

Änderung der<br />

Fahrdrahtauslenkung<br />

mm /m<br />

Quelle<br />

Nahverkehr Deutschland (VDV) DC 0,75 10,0 VDV 550 Oberleitungsanlagen<br />

Mass Transit Railway(MTR)<br />

Hong Kong/Ch<strong>in</strong>a<br />

Córas Iompair Éireann (CIÉ) Dubl<strong>in</strong> /<br />

Ireland<br />

DC 1,50 ≥ 1,5 Consultant Kennedy & Donk<strong>in</strong><br />

DC 1,50 3,0 – 10,0 Consultant Mott Hay & Anderson<br />

Perth Electric<br />

Perth /Australien<br />

AC 25 ≥ 3,0 Consultant ELRail<br />

West coast route Großbritannien<br />

AC 25 2,5 – 20,0<br />

WCRM Ole Alliance Design Group<br />

British Railway Board<br />

Großbritannien<br />

AC 25 3,0 – 10,0 Nachfolger Network Rail<br />

gegenwärtig noch auf 0,3 m begrenzt, aufgehoben<br />

werden, was besonders <strong>in</strong> Gleisbögen zu größeren<br />

Längsspannweiten führen würde. Für die Interaktion<br />

zwischen Stromabnehmer und Oberleitung reicht<br />

die E<strong>in</strong>haltung der zulässigen Fahrdrahtlage aus.<br />

Auch hilft e<strong>in</strong>e Vorgabe für die m<strong>in</strong>imale Änderung<br />

der Fahrdrahtseitenlage bezogen auf die Streckenlänge,<br />

wie bereits seit Jahren im Nahverkehr üblich,<br />

um besonders auf Hochleistungsstrecken Rillenbildung<br />

und Schäden an den Schleifstücken zu vermeiden,<br />

siehe Tabelle 5.<br />

Durch die Begrenzung der Fahrdrahtlage auf<br />

die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />

erübrigt sich<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Begrenzung bei der 1 950-mm-<br />

Wippe auf 550 mm und bei der 1 600-mm-Wippe auf<br />

400 mm nicht erforderlich. Wenn die Berechnung<br />

von e zul<br />

nach [16] <strong>in</strong> der oberen Fahrdrahtlage h o<br />

korrekt ist – und davon ist auszugehen –, so erg<strong>eb</strong>en<br />

sich auch im unteren Höhenbereich des Fahrdrahts<br />

korrekte Werte. Damit ist die Begrenzung der zulässigen<br />

Fahrdrahtseitenlage auf 550 mm beziehungsweise<br />

400 mm nicht erforderlich.<br />

Für die Planung der Oberleitung s<strong>in</strong>d künftig<br />

die notwendigen Angaben wie Überhöhung, Radius,<br />

Oberbauart, Fahrdrahthöhe, zufallsbed<strong>in</strong>gte<br />

Zuschläge <strong>in</strong> den Gleislageplänen aufzuführen, um<br />

die Planung, Planprüfung und Abnahme der Oberleitung<br />

zu ermöglichen [21]. Die neue TSI ENE wird<br />

die Differenzen bei der Berechnung der zulässigen<br />

Fahrdrahtseitenlage zwischen [3] und [4] mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Berechnung für konventionelle<br />

und Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken beseitigen.<br />

In e<strong>in</strong>er folgenden Ausgabe der <strong>Elektrische</strong>n <strong>Bahnen</strong><br />

wird e<strong>in</strong> Beitrag zur Berechnung der maximalen Fahrdrahtseitenlage<br />

mit W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung ersche<strong>in</strong>en.<br />

Literatur<br />

[1] Entscheidung 2011/291/EU: Technische Spezifikation<br />

für die Interoperabilität des Fahrzeug-Teilsystems „Lokomotiven<br />

und Personenwagen“ des konventionellen<br />

transeuropäischen Eisenbahnsystems gemäß Artikel<br />

6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG (TSI LOC&PAS<br />

CR). In: Amtsblatt der Europäischen Union 2011, DE<br />

S. L139/1 – L139/151.<br />

[2] UIC – Merkblatt 505-4: Auswirkungen der Anwendung<br />

der k<strong>in</strong>ematischen Begrenzungsl<strong>in</strong>ien nach den<br />

UIC-Merkblättern Nr. 505 auf den Abstand fester Gegenstände<br />

vom Gleis und auf den Gleisabstand. UIC<br />

Merkblatt 505-4, Internationaler Eisenbahnverband,<br />

4. Ausgabe, November 2007.<br />

[3] Entscheidung 2011/274/EG: Technische Spezifikation<br />

für die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />

konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems<br />

gemäß Artikel 6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG<br />

(TSI ENE CR). In: Amtsblatt der Europäischen Union<br />

2011, DE S. L126/1 – L126/52.<br />

[4] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikationen<br />

für die Interoperabilität (TSI) des Teilsystems<br />

Energie des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems<br />

gemäß Artikel 6 Absatz 1 der<br />

Richtl<strong>in</strong>ie 96/48/EG (TSI ENE HS). In: Amtsblatt der<br />

Europäischen Union 2008, DE S. L104/1 – L104/79.<br />

278 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

[5] DIN EN 50367:2006-05: Bahnanwendungen – Zusammenwirken<br />

der Systeme – Technische Kriterien für<br />

das Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und<br />

Oberleitung für e<strong>in</strong>en freien Zugang. CENELEC 2006.<br />

[6] Entscheidung 2008/232/EG: Technische Spezifikation<br />

für die Interoperabilität des Teilsystems „Fahrzeuge“<br />

des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems.<br />

In: Amtsblatt der Europäischen Union 2008, DE<br />

S. L84/132 – L84/392.<br />

[7] Eisenbahn-Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung (EBO). Bundesrepublik<br />

Deutschland, BGBl. II S. 1563 vom 12. Mai 1967,<br />

letzte Änderung vom 19. März 2008 (BGBl. I S. 467).<br />

[8] Usbeck, W.: Neuerungen an Fahrleitungen für elektrische<br />

Vollbahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 23 (1925),<br />

H. 7, S. 284-290.<br />

[9] Schultheiß, L.: Die Leitungsanlagen der elektrisierten<br />

Vollbahn Bayerns. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 25 (1927), H.<br />

4, S. 137-150.<br />

[10] Usbeck, W.: Über die Entwicklung der Fahrleitungen<br />

für elektrische Vollbahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 26<br />

(1928), H. 6, S.163–171.<br />

[11] Ezs 867:1940-02: Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts,<br />

abhängig vom Bogenhalbmesser R und der<br />

W<strong>in</strong>d geschw<strong>in</strong>digkeit w für Reichsstromabnehmer<br />

1 950 mm. Deutsche Reichsbahn, F<strong>eb</strong>ruar 1940.<br />

[12] Technische Mitteilung 02/1997: Zusammenwirken von<br />

Stromabnehmer/Oberleitung im europäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetz.<br />

Deutsche Bahn, F<strong>eb</strong>ruar 1997.<br />

[13] Ezs 834:1939-08: Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts,<br />

abhängig vom Bogenradius R und von der<br />

W<strong>in</strong>d geschw<strong>in</strong>digkeit w für Reichsstromabnehmer<br />

1 950 mm. Deutsche Reichsbahn, August 1939.<br />

[14] Entscheidung 1692/96/EG: Geme<strong>in</strong>schaftliche Leitl<strong>in</strong>ien<br />

für den Aufbau e<strong>in</strong>es transeuropäischen Verkehrsnetzes.<br />

In: Amtsblatt der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften<br />

1996, DE S. L228/001 – L228/104.<br />

[15] Infrastrukturregister der Deutsche Bahn: http://stredax.bahn.de/ISRViewer/public_html_de/,<br />

2011.<br />

[16] DIN EN 15273-3:2010-11: Bahnanwendungen —<br />

Begrenzungsl<strong>in</strong>ien – Teil 3: Lichtraumprofile. CEN<br />

11/2010.<br />

[17] Mittmann, W.; Weigend, M.: DB – Standard der L<strong>in</strong>ienführung.<br />

In: ETR – Eisenbahntechnische Rundschau 49<br />

(2000) 6, S. 391– 400.<br />

[18] Nickel, T.: Untersuchung zur Auswirkung der verm<strong>in</strong>derten<br />

Fahrdraht-Seitenlage auf das Ebs-Zeichnungswerk.<br />

Diplomarbeit, Technische Universität Dresden, 2011.<br />

[19] Ebs 02.05.65 Blatt 1: Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

des Fahrdrahts bei Regelfeldern, W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

33 m/s für Re 250. Deutsche Bahn,<br />

F<strong>eb</strong>ruar 2004.<br />

[20] Ebs 02.05.61 Blatt 1: Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

des Fahrdrahts bei Regelfeldern, W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

33 m/s für Re 330. Deutsche Bahn,<br />

November 1997.<br />

[21] Kiessl<strong>in</strong>g, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />

Contact L<strong>in</strong>es of Electric Railways. Erlangen, Publicis<br />

Verlag, 2. Auflage, 2009.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Puschmann (61),<br />

Studium <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an der<br />

Hochschule für Verkehrswesen Dresden<br />

und Studium Eisenbahnbau an der<br />

Fachschule für Verkehrstechnik Dresden.<br />

Verschiedene Tätigkeiten bei den Deutschen<br />

<strong>Bahnen</strong> und der Siemens AG, tätig<br />

<strong>als</strong> Segmentleiter im Sektor Infrastructur<br />

& Cities der Siemens AG <strong>in</strong> Erlangen und<br />

<strong>als</strong> EBA- und EBC-Gutachter.<br />

Adresse: Siemens AG,<br />

Infrastructure & Cities,<br />

Si<strong>eb</strong>oldstr. 16,<br />

D-91052 Erlangen, Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 722626,<br />

Fax: +49 9131 82822626,<br />

E-Mail: ra<strong>in</strong>er.puschmann@siemens.com<br />

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110 (2012) Heft 6<br />

279


Oberleitung<br />

Europäische Harmonisierung –<br />

Auswirkungen auf Fahrleitungen<br />

der Deutschen Bahn<br />

Thomas Nickel, Berl<strong>in</strong><br />

Die neuen Europäischen Normen und die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität, <strong>in</strong>sbesondere<br />

die E<strong>in</strong>führung der Eurowippe, wirken sich weitreichend auf die Oberleitungsplanung im<br />

Netz der Deutschen Bahn (DB) aus. Die Vorgaben führen unter anderen zu kürzeren Längsspannweiten<br />

und damit höheren Baukosten. Die Anpassung der Konstruktionsparameter für die Standardoberleitungen<br />

kann diese Nachteile ausgleichen, ohne die Gefahr von Entdrahtungen der Stromabnehmer<br />

zu erhöhen.<br />

EUROPEAN STANDARDIZATION – EFFECTS ON DEUTSCHE BAHN’S CONTACT LINES<br />

The new European Standards and Technical Specifications for Interoperability (TSI), especially the<br />

<strong>in</strong>troduction of the European pan head, affect the plann<strong>in</strong>g of contact l<strong>in</strong>es with<strong>in</strong> DB’s network to<br />

a large extend. Among other th<strong>in</strong>gs, the specifications result <strong>in</strong> shorter span lengths and, therefore,<br />

to an <strong>in</strong>crease of <strong>in</strong>vestment. Adjust<strong>in</strong>g the design parameters of standard contact l<strong>in</strong>e types can<br />

compensate these disadvantages without <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g the hazard of pantograph derailment.<br />

HARMONISATION EUROPÉENNE – EFFETS SUR LES LIGNES DE CONTACT DE LA DEUTSCHE BAHN<br />

Les nouvelles normes européennes et les spécifications techniques pour l’<strong>in</strong>teropérabilité, notamment<br />

l’<strong>in</strong>troduction du pantographe européen, affectent la conception des lignes de contact sur<br />

le réseau DB dans une large mesure. Les prescriptions aboutissent entre autres à des portées raccourcies<br />

et par conséquent à des coûts de construction plus élevés. L’adaptation des paramètres<br />

de conception des caténaires de type standard peut compenser ces <strong>in</strong>convénients sans accroître le<br />

risque de pertes de contact pour les pantographes.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Seit der letzten Aktualisierung der DB Richtl<strong>in</strong>ie 997<br />

(RiLi 997) [1] im Jahre 2001 haben sich die Grundlagen<br />

für die Planung, den Bau und die Instandhaltung<br />

von Oberleitungsanlagen entscheidend verändert.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie für die Interoperabilität des europäischen<br />

Eisenbahnsystems [2] hat mit den zugehörigen<br />

Technischen Spezifikationen HS ENE TSI [3] und<br />

CR ENE TSI [4] wesentliche Auswirkungen auf die<br />

Anwendung der Regelfahrleitungsbauarten der DB.<br />

Die notwendigen Änderungen resultieren dabei aus<br />

TABELLE 1<br />

Arbeitslängen der <strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmer nach<br />

unterschiedlichen Quellen.<br />

Stromabnehmer<br />

Arbeitslänge<br />

mm<br />

halbe Arbeitslänge b w,c<br />

mm<br />

TYP 1.600 | CR LOC&PAS TSI 1 200 600<br />

TYP 1.950 | EN 50367:2006 1 450 725<br />

TYP 1.950 | CR LOC&PAS TSI 1 550 775<br />

TYP 1.950 | RiLi 997 1 650 825<br />

der E<strong>in</strong>führung der nur 1 600 mm langen Eurowippe<br />

[5], aus den vere<strong>in</strong>heitlichten Berechnungsverfahren<br />

zur Bestimmung der zulässigen horizontalen Auslenkung<br />

des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung [6] und<br />

der Neugestaltung der Berechnungsgrundlage für<br />

die zu erwartenden W<strong>in</strong>dlasten nach [7] zusammen<br />

mit der Grundnorm für die Berücksichtigung von<br />

W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkungen [8].<br />

Die genannten Änderungen s<strong>in</strong>d bisher noch nicht<br />

<strong>in</strong> die Planungsgrundlage RiLi 997 der DB e<strong>in</strong>geflossen.<br />

Die Notwendigkeit von Änderungen wurde allerd<strong>in</strong>gs<br />

erkannt, wie aus der technische Mitteilung<br />

TM 2011-154 [9] hervorgeht. Die TM enthält ergänzende<br />

Parameter für die Regelbauarten Re100, Re200<br />

sowie Re200mod, um e<strong>in</strong>e Befahrung mit der Eurowippe<br />

zu ermöglichen, ohne die grundlegenden Konstruktionsparameter<br />

der Fahrleitungsbauarten zu ändern.<br />

Die TM bezieht sich dabei auf die Vorgaben der<br />

TSI Energie für das transeuropäische Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitssystem<br />

[3]. Die TSI Energie für das konventionelle<br />

Eisenbahnsystem [4] wurde nicht berücksichtigt,<br />

da die dar<strong>in</strong> enthaltenen Festlegungen noch nicht <strong>in</strong>s<br />

nationale Recht [10] übernommen wurden. Dennoch<br />

liegen bereits heute für die Standardoberleitungen der<br />

280 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

DB unter Berücksichtigung der TM 2011-154 Konformitätserklärungen<br />

gemäß EU-Richtl<strong>in</strong>ie [2] sowohl für<br />

das Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits- <strong>als</strong> auch für das konventionelle<br />

Eisenbahnnetz der DB vor.<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Arbeitslänge der Stromabnehmer wippe<br />

Die Länge der Stromabnehmerwippe hat direkten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die mögliche Gestaltung und Ausführung<br />

der Oberleitungsanlage und damit auf die<br />

Investitionen für den Bau und die Kosten für die<br />

Instandhaltung elektrisch betri<strong>eb</strong>ener Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturen.<br />

Für die Projektierung von Fahrleitungen<br />

s<strong>in</strong>d längere Wippen von Vorteil, da diese unter<br />

Berücksichtigung der Querbewegungen der Fahrzeuge<br />

höhere horizontale Auslenkungen des Fahrdrahtes<br />

unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung und damit größere<br />

Längsspannweiten zulassen.<br />

Auf den <strong>in</strong>teroperablen Strecken des transeuropäischen<br />

Eisenbahnnetzes muss der Stromabnehmer<br />

den Anforderungen der TSI Lokomotiven und Personenwagen<br />

[11] genügen. Zugelassen s<strong>in</strong>d demnach<br />

Stromabnehmer mit 1 600 mm Wippenlänge,<br />

bezeichnet <strong>als</strong> TYP 1.600 oder Eurowippe, und mit<br />

1 950 mm Wippenlänge, bezeichnet <strong>als</strong> TYP 1.950.<br />

Mit se<strong>in</strong>em charakteristischen Wippenprofil entspricht<br />

der DB Standardstromabnehmer e<strong>in</strong>em<br />

Stromabnehmer TYP 1.950.<br />

Für die zulässige horizontale Auslenkung des<br />

Fahrdrahtes ist die Arbeitslänge des Stromabnehmers<br />

relevant. Die Arbeitslänge des Stromabnehmers<br />

TYP 1.600 beträgt 1 200 mm nach EN 50367<br />

[12]. Für den Stromabnehmer TYP 1.950 existieren<br />

je nach Quelle unterschiedliche Angaben zur Arbeitslänge<br />

(Bild 1). Gemäß EN 50367 [12] beträgt<br />

diese 1 450 mm, während die Arbeitslänge <strong>in</strong> der<br />

CR LOC&PAS TSI [11], dort def<strong>in</strong>iert <strong>als</strong> leitfähiger<br />

Bereich der Stromabnehmerwippe, mit m<strong>in</strong>destens<br />

1 550 mm angeg<strong>eb</strong>en ist. Im Regelwerk<br />

der DB wird gemäß RiLi 997 [1] die Arbeitslänge<br />

ausgehend von 150 mm Wippenüberstand mit<br />

1 650 mm bestimmt. In der Tabelle 1 s<strong>in</strong>d für die<br />

<strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmertypen die Arbeitslängen<br />

dargestellt.<br />

gelten für die Regelbauarten der DB-Oberleitungen<br />

Re100, Re200 sowie Re200mod bei Verwendung des<br />

DB Standardstromabnehmers Typ 1.950.<br />

Im Regelwerk der DB wird der E<strong>in</strong>satz der Eurowippe<br />

<strong>in</strong> den Zeichnungen Ebs 02.05.65 und<br />

Ebs 02.05.66 für die Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitung<br />

Re250 berücksichtigt. Der zulässige W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong><br />

wird <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Radius <strong>in</strong> den Zeichnungen<br />

entsprechend Tabelle 2 dargestellt. Die Werte<br />

erfüllen aber nicht die Vorgaben der HS TSI ENE [3].<br />

2.2.2 HS TSI ENE<br />

Nach HS TSI ENE [3] wird mit Verweis auf die<br />

EN 50367 [12] die zulässige horizontale Auslenkung<br />

e zul<br />

berechnet aus<br />

e zul<br />

= 0,66 − 0,04 ⋅ h − 0,015 ⋅ h ⋅ u<br />

2,5<br />

+ 0,075 ⋅ u − <strong>in</strong> m<br />

R<br />

(1)<br />

2.2 Zulässige horizontale Auslenkung des<br />

Fahrdrahtes<br />

2.2.1 Ebs-Zeichnungswerk der DB<br />

Im Ebs-Zeichnungswerk wird die zulässige horizontale<br />

Auslenkung des Fahrdrahtes, def<strong>in</strong>iert <strong>als</strong> zulässiger<br />

W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong> mittels e<strong>in</strong>er Treppenkurve alle<strong>in</strong><br />

abhängig vom Radius angeg<strong>eb</strong>en (Bild 2). Die Werte<br />

Bild 1:<br />

Wippengeometrie <strong>in</strong>teroperabler Stromabnehmer, Maße <strong>in</strong> mm.<br />

grün Arbeitslänge<br />

blau M<strong>in</strong>destlänge Schleifleiste<br />

rot ausreichender Wippenüberstand gemäß:<br />

1 DB-Richtl<strong>in</strong>ie 997<br />

2 CR TSI LOC&PAC<br />

3 EN 50367:2006-11<br />

110 (2012) Heft 6<br />

281


Oberleitung<br />

mit h Fahrdrahthöhe <strong>in</strong> m<br />

u Überhöhung <strong>in</strong> m<br />

R Bogenradius <strong>in</strong> m<br />

Die Beziehung (1) gilt für die Nutzung von Stromabnehmern<br />

TYP 1.600 und berücksichtigt die Abhängigkeit<br />

vom Gleisradius, der Gleisüberhöhung<br />

und der Nachweishöhe des Fahrdrahtes. Die maximale<br />

zulässige horizontale Auslenkung beträgt nach<br />

HS TSI ENE 0,40 m.<br />

mit b w,c<br />

halbe Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe<br />

<strong>in</strong> m<br />

Überhöhungsfehlbetrag <strong>in</strong> m<br />

u f<br />

Dabei wurden <strong>in</strong> (2) die Sicherheitszuschläge ∑j<br />

entsprechend den zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />

nach EBO, Anlage 3 [14] berücksichtigt.<br />

Die maximale zulässige horizontale Auslenkung<br />

beträgt 0,40 m für den Stromabnehmer TYP 1.600<br />

und 0,55 m für den Stromabnehmer TYP 1.950.<br />

Bild 2:<br />

Zulässiger W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong><br />

nach Ebs 02.05.49<br />

(Treppenkurve).<br />

2.2.3 CR TSI ENE<br />

In CR ENE TSI [4] für das konventionelle Eisenbahnsystem<br />

ist die Berechnung der zulässigen horizontalen<br />

Auslenkung im Anhang E und <strong>in</strong> DIN EN 15273-3<br />

[13] detailliert dargestellt. Die zulässige horizontale<br />

Auslenkung wird abhängig von der halben Arbeitslänge<br />

der verwendeten Stromabnehmerwippe und<br />

den bereits bekannten Werten berechnet<br />

e zul<br />

= b w,c<br />

+ 0,0595 ⋅ 0,053 ⋅ h – 0,15 ⋅ (h – 0,5)<br />

2,5<br />

⋅ ((u | u f<br />

) max<br />

– 0,066)


Oberleitung<br />

den Oberbau im Bezug auf die Gleislage gestellt.<br />

Daraus resultieren die verschiedenen Sicherheitszuschläge<br />

∑j nach HS TSI und CR TSI.<br />

2.3 W<strong>in</strong>dlasten<br />

Die für die Planung von Fahrleitungen der DB bisher<br />

berücksichtigten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Ebs 02.05.32 def<strong>in</strong>iert. Als Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

wird der Wert von 26 m/s vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Weiterh<strong>in</strong> heißt es, dass die Festlegung höherer<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von der zuständigen<br />

DB Organisationse<strong>in</strong>heit getroffen wird. Für besonders<br />

w<strong>in</strong>dgefährdete G<strong>eb</strong>iete wird die Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>als</strong> arithmetisches Mittel<br />

aus der Spitzenw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und dem<br />

10-m<strong>in</strong>-Mittel bestimmt. Auf Grundlage des ermittelten<br />

Wertes soll e<strong>in</strong>e Bezugsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

gewählt werden, wobei <strong>in</strong> Ebs 02.05.32 hierfür<br />

Werte von 29,8 m/s und 31,1 m/s angeg<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Für diese W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten liegen im Ebs-<br />

Zeichnungswerk detailliertere Betrachtungen vor.<br />

In der Zeichnung wird allerd<strong>in</strong>gs nicht def<strong>in</strong>iert,<br />

welches 10-m<strong>in</strong>-Mittel zu verwenden ist. In der<br />

Praxis werden daher für die Küsteng<strong>eb</strong>iete höhere<br />

Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten gewählt, während<br />

<strong>in</strong> den restlichen G<strong>eb</strong>ieten der Bundesrepublik<br />

Deutschland mit 26 m/s W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit gerechnet<br />

wird.<br />

Die Grundlage für die genannten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

ist heute leider unbekannt. Es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass zum<strong>in</strong>dest der am häufigsten<br />

verwendete Wert von 26 m/s sich an den früheren<br />

Normen für den Freileitungsbau orientierte.<br />

Aufgrund der unbekannten Grundlage ersche<strong>in</strong>t<br />

es zielführend, sich an die aktuell gültigen W<strong>in</strong>dlastnormen<br />

anzulehnen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren auf Basis umfangreicher Aufzeichnungen<br />

des Deutschen Wetterdienstes überarbeitet worden<br />

und bilden e<strong>in</strong>en soliden Ausgangspunkt für<br />

die Bestimmung der zu berücksichtigenden W<strong>in</strong>dlasten<br />

[15].<br />

Im Ebs-Zeichnungswerk werden <strong>in</strong> der Zeichnung<br />

02.05.49 die maximal zulässigen Längsspannweiten<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Gleisradius, von der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

am zweiten Stützpunkt des Längsspannfeldes<br />

sowie der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit dargestellt.<br />

Diese Darstellung ist für den Planer zur Bestimmung<br />

der Mastabstände hilfreich.<br />

Nach der Wahl der Maststandorte ist es Aufgabe<br />

des Planers, die gewählten Längsspannweiten<br />

auf W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzungen zu prüfen (Bild 4).<br />

E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzung ist geg<strong>eb</strong>en, wenn die<br />

Auslenkung des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />

die zulässige horizontale Auslenkung überschreitet.<br />

Im Ebs-Zeichnungswerk s<strong>in</strong>d daher Formeln h<strong>in</strong>ter-<br />

Bild 3:<br />

Zulässige horizontale Fahrdrahtauslenkung e zul<br />

abhängig vom Gleisradius und Berechnungsmethode.<br />

für Stromabnehmer TYP 1.600 gemäß<br />

1 CR ENE TSI 2 Ebs 02.05.65, 3) HS ENE TSI<br />

für Stromabnehmer TYP 1.950 gemäß:<br />

4 CR ENE TSI – 1 450 mm Arbeitslänge 6 CR ENE TSI – 1 650 mm Arbeitslänge<br />

5 CR ENE TSI – 1 550 mm Arbeitslänge 7 Ebs 02.05.49,<br />

<strong>in</strong>formative Darstellung:<br />

8 Regelüberhöhung für v = 160 km/h 9 Referenzüberhöhung gemäß CR ENE TSI<br />

3 Längsspannweiten und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

3.1 Maximal zulässige Längsspannweite<br />

Bild 4:<br />

Zusammenhang Wippenprofil - Fahrdrahtseitenlage.<br />

1 Fahrdrahtruhelage<br />

2 Fahrdrahtlage unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />

grün Schleifleistenbereich<br />

gelb Arbeitsbereich der Wippe<br />

rot Bereich von W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzungen<br />

110 (2012) Heft 6<br />

283


Oberleitung<br />

legt, mit denen der Oberleitungsplaner die Fahrdrahtlage<br />

unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung berechnen kann.<br />

Diese Formeln gehen auf die Berechnungen von<br />

Georg Naderer und Karl Sachs <strong>in</strong> die 30er Jahren zurück.<br />

Durch Zusammenfassen der e<strong>in</strong>zelnen Formeln<br />

ergibt sich die <strong>eb</strong>enfalls <strong>in</strong> UIC 606-1 [16] h<strong>in</strong>terlegte<br />

Gleichung für die maximale Auslenkung des Fahrdrahtes<br />

im betrachteten Feld<br />

e<br />

F i a<br />

=<br />

b 1<br />

– b 2<br />

2<br />

w<br />

i<br />

a<br />

H<br />

+ ⋅ L<br />

R<br />

2<br />

8 ⋅ H<br />

<strong>in</strong> m<br />

(b 1<br />

+ b 2<br />

) ⋅ H<br />

+ +<br />

2 ⋅ L 2 ⋅ w + H i<br />

a R<br />

(3)<br />

mit w W<strong>in</strong>dlast<br />

H Summe der Zugkräfte <strong>in</strong> Fahrdraht<br />

und<br />

Tragseil<br />

L Längsspannweite<br />

b 1/2<br />

Seitenverschi<strong>eb</strong>ung am Stützpunkt 1<br />

beziehungsweise 2<br />

Die Indizes stehen dabei für die W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />

aus Bogenaußenseite (a) oder Bogen<strong>in</strong>nenseite (i).<br />

Da die zulässige Auslenkung des Fahrdrahtes unter<br />

W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung, die zwangsläufig <strong>in</strong> die Berechnung<br />

der maximalen Längsspannweite e<strong>in</strong>fließt,<br />

im Ebs-Zeichnungswerk ausschließlich vom Radius<br />

abhängig ist, lassen sich die maximal zulässigen<br />

Längsspannweiten <strong>in</strong> Abhängigkeit von Radius und<br />

Seitenverschi<strong>eb</strong>ung am zweiten Stützpunkt problemlos<br />

darstellen. Nach Ersetzen von e F<br />

durch e zul<br />

und<br />

Auflösen der Gleichung nach L lassen sich die maximal<br />

zulässigen Längsspannweiten ermitteln. E<strong>in</strong>e<br />

detaillierte Darstellung dieser Berechnung ist <strong>in</strong> [17]<br />

nachzulesen.<br />

E<strong>in</strong>e Schwachstelle der genutzten Methode nach<br />

Naderer und Sachs ist die Modellierung des Kettenwerkes<br />

für die Berechnung. Es wird von e<strong>in</strong>em<br />

vere<strong>in</strong>fachten Kettenwerk ausgegangen, wobei die<br />

Eigenschaften von Fahrdraht und Tragseil zusammengefasst<br />

werden, um die Wechselwirkungen zwischen<br />

den beiden Leitern zu beachten. Fahrdraht<br />

und Tragseil werden dabei <strong>als</strong> lotrecht übere<strong>in</strong>ander<br />

betrachtet.<br />

Bei den Standardoberleitungen der DB s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Gleisgeraden Fahrdraht und Tragseil w<strong>in</strong>dschief zue<strong>in</strong>ander<br />

angeordnet, wobei der Fahrdraht mit der def<strong>in</strong>ierten<br />

Seitenverschi<strong>eb</strong>ung im Zick-Zack verläuft,<br />

während sich das Tragseil über Gleismitte bef<strong>in</strong>det.<br />

Die durch die Hänger vorhandene Wechselwirkung<br />

zwischen Tragseil und Fahrdraht lenkt den Fahrdraht<br />

unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung weniger aus, <strong>als</strong> die der Berechnung<br />

zugrundeliegende lotrechte Anordnung<br />

ergibt, da die Wechselwirkung von der Stellung der<br />

Hänger abhängig ist.<br />

Auch das <strong>in</strong> [17] dargestellte Berechnungsverfahren,<br />

aufbauend auf der Methode von I. I. Vlassow,<br />

bildet das Kettenwerk nicht h<strong>in</strong>reichend genau ab,<br />

um e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>dschiefe Anordnung von Fahrdraht und<br />

Tragseil exakt zu berücksichtigen.<br />

Die Verfahren zur Berechnung der Fahrdrahtlage<br />

unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkungen und die damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />

Vere<strong>in</strong>fachungen s<strong>in</strong>d aufgrund der dam<strong>als</strong><br />

zur Verfügung stehenden Rechentechnik nachvollziehbar,<br />

führen aber zu ungenauen Erg<strong>eb</strong>nissen. E<strong>in</strong><br />

Modell für die Berechnung der komplexen Wechselwirkungen<br />

zwischen Fahrdraht und Tragseil ist <strong>in</strong><br />

[18] dargestellt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist die Gleichung (3) nur für die Berechnung<br />

der Fahrdrahtlage bezogen auf die Gleismitte<br />

im Bogen und <strong>in</strong> der Geraden anwendbar. Für<br />

die Berechnung der Fahrdrahtlage bezogen auf die<br />

Gleismitte im Übergangsbogen stehen ke<strong>in</strong>e Berechnungsmethoden<br />

zur Verfügung. Hier ist e<strong>in</strong> grafischer<br />

Nachweis zu führen oder die Nutzung von<br />

Berechnungstools zur Bestimmung der Seitenlage<br />

des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung notwendig<br />

(Bild 5).<br />

3.2 Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

Bild 5:<br />

Screenshot Berechnungstool Fahrdrahtseitenlage.<br />

Die maximal zulässige Seitenverschi<strong>eb</strong>ung an e<strong>in</strong>em<br />

Stützpunkt beträgt gemäß Ebs-Zeichnungswerk<br />

für den DB-Standardstromabnehmer sowohl<br />

<strong>in</strong> der Geraden <strong>als</strong> auch im Bogen ± 400 mm. Bei<br />

der Befahrung mit Stromabnehmern TYP 1.600<br />

wurden diese Werte gemäß TM 2011-154 für die<br />

284 110 (2012) Heft 6


Oberleitung<br />

Standardoberleitungen auf ± 250 mm <strong>in</strong> der Geraden<br />

und ± 300 mm im Gleisbogen reduziert. Die<br />

unterschiedlichen Werte für Gerade und Gleisbogen<br />

resultieren aus dem Ziel, möglichst große Längsspannweiten<br />

bei ausreichender Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

zu erhalten. Mit ± 250 mm Regelseitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

ist <strong>in</strong> der Geraden bei lotrechtem Kettenwerk e<strong>in</strong>e<br />

Längsspannweite von 67 m zulässig, während bei<br />

± 300 mm Seitenverschi<strong>eb</strong>ung nur 64 m realisierbar<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Nutzung des Berechnungsverfahrens nach<br />

[18] unter Berücksichtigung der w<strong>in</strong>dschiefen<br />

Kettenwerksanordnung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Geraden bei<br />

± 300 mm Seitenverschi<strong>eb</strong>ung theoretisch 66 m<br />

anstatt der gemäß TM 2011-154 ermittelten 64 m<br />

Längsspannweite zulässig.<br />

3.3 Bautoleranzen<br />

110 (2012) Heft 6<br />

In der Zeichnung Ebs 02.05.29 s<strong>in</strong>d Toleranzen für<br />

Oberleitungen angeg<strong>eb</strong>en. Für die Bestimmung<br />

der Längsspannweite <strong>in</strong> der Planung ist vor allem<br />

die zulässige Abweichung für die Fahrdrahtseitenlage<br />

am Stützpunkt relevant, da im ungünstigsten<br />

Fall der Fahrdraht im gesamten Längsfeld um diesen<br />

Wert aus der Gleismitte verschoben wird. Da die<br />

maximale Längsspannweite unter Ausnutzung der<br />

zulässigen horizontalen Auslenkung bestimmt wird,<br />

könnte folglich trotz fachgerechter Errichtung der<br />

Oberleitungsanlage, <strong>als</strong>o mit Ausnutzen der möglichen<br />

Toleranzen, e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzung<br />

auftreten. Der Planer ist demnach angehalten, die<br />

Bautoleranzen bei der Wahl der Maststandorte zu<br />

berücksichtigen. In der Praxis erg<strong>eb</strong>en sich daher<br />

nicht die nach Ebs-Zeichnungswerk maximal zulässigen<br />

80 m <strong>in</strong> der Geraden, sondern nur 77 m Längsspannweite.<br />

Die Berücksichtigung der Bautoleranzen ist<br />

gleichbedeutend mit der Reduzierung der zulässigen<br />

horizontalen Auslenkung des Fahrdrahtes<br />

unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung. Im Regelwerk der DB wird<br />

die zulässige horizontale Auslenkung über die Treppenkurve<br />

def<strong>in</strong>iert. Der Ursprung der Treppenkurve<br />

und die theoretischen H<strong>in</strong>tergründe, die zu diesen<br />

Festlegungen führten, gehen aus der jeweiligen<br />

Ebs-Zeichnung nicht hervor. Dennoch kann davon<br />

ausgegangen werden, dass 6,50 m Nachweishöhe<br />

berücksichtigt wurde. Dies begründet sich <strong>in</strong> der<br />

Berechnung nach den Vorgaben der CR ENE TSI<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Überhöhung<br />

kle<strong>in</strong>er der Referenzüberhöhung und der Arbeitslänge<br />

des Stromabnehmers TYP 1.950 gemäß<br />

DB Regelwerk. Für 6,50 m Nachweishöhe <strong>als</strong> höchste<br />

zulässige Fahrdrahthöhe berechnet man gemäß<br />

Beziehung (2) für die Gerade 0,551 m <strong>als</strong> zulässige<br />

horizontale Auslenkung, <strong>als</strong>o annähernd die Grenzseitenlage<br />

des Fahrdrahtes gemäß der Treppenkurve.<br />

Für 5,50 m Regelfahrdrahthöhe erg<strong>eb</strong>en sich<br />

e<strong>in</strong>schließlich Anhub des Fahrdrahtes bei Durchgang<br />

e<strong>in</strong>es Stromabnehmers und ± 100 mm vertikaler<br />

Bautoleranz 5,70 m Nachweishöhe. Mit gleichen<br />

Annahmen beträgt die zulässige horizontale Auslenkung<br />

unter Berücksichtigung aller E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

0,58 m. Abzüglich der <strong>in</strong> Ebs 02.05.29 genannten<br />

± 0,03 m vertikaler Bautoleranz beträgt die zulässige<br />

horizontale Auslenkung 0,55 m. Dieser Wert entspricht<br />

dem Grenzwert der Fahrdrahtseitenlage gemäß<br />

Treppenkurve und bildet die Grundlage für die<br />

<strong>in</strong> Ebs 02.05.49 ermittelten 80 m Längsspannweite.<br />

Da die Bautoleranz <strong>eb</strong>en schon berücksichtigt<br />

wurde, ist zum<strong>in</strong>dest für Fahrdrahthöhen ≤ 5,50 m<br />

e<strong>in</strong>e Reduzierung der Längsspannweiten auf 77 m<br />

zur Berücksichtigung von Bautoleranzen nicht erforderlich.<br />

Nach den Vorgaben der CR ENE TSI und<br />

HS ENE TSI ist sowohl die vertikale <strong>als</strong> auch die<br />

horizontale Bautoleranz bei der Berechnung der<br />

zulässigen horizontalen Auslenkung zu berücksichtigen.<br />

3.4 Vergleich<br />

Die rechnerisch maximal möglichen Längsspannweiten<br />

für die Standardoberleitungen, die sich<br />

unter Berücksichtigung der verwendeten Stromabnehmerwippe,<br />

der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung, der Bautoleranzen<br />

und des verwendeten Berechnungsverfahren<br />

zur Bestimmung der maximal zulässigen<br />

horizontalen Auslenkung erg<strong>eb</strong>en, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle<br />

4 dargestellt. Ergänzend s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Tabelle auch<br />

die maximalen Längsspannweiten <strong>in</strong> Klammern h<strong>in</strong>terlegt,<br />

die sich bei Nutzung e<strong>in</strong>es Fahrdrahtes vom<br />

Typ CuAg AC-100 (RiS100) mit 12 kN Fahrdrahtzugkraft<br />

erg<strong>eb</strong>en. Die Fahrdrahtlage unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />

wurde mit der Vere<strong>in</strong>fachung e<strong>in</strong>er lotrechten<br />

Kettenwerksanordnung gemäß Formel (3)<br />

berechnet. Bei Berücksichtigung der w<strong>in</strong>dschiefen<br />

Anordnung des Kettenwerkes s<strong>in</strong>d die ermittelten<br />

maximalen Längsspannweiten jeweils etwa 2 bis<br />

3 m größer.<br />

TABELLE 4<br />

Maximal mögliche Längsspannweiten nach Berechnungsmethoden. R = ∞,<br />

u = 0 m, h = 5,70 m, 26 m/s W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit, Ri100, Werte <strong>in</strong> Klammern<br />

für Fahrdraht CuAg AC-100.<br />

Stromabnehmer HS TSI ENE CR TSI ENE Ebs-Zeichnungswerk<br />

TYP 1.600, b = ± 300 mm 64 m (67 m) 56 m (59 m) 64 m (67 m)<br />

TYP 1.600, b = ± 250 mm 67 m (70 m) 61 m (64 m) 67 m (70 m)<br />

TYP 1.950, CR LOC&PAS TSI -- 75 m (78 m) 77 m (> 80 m)<br />

TYP 1.950, Ril 997 -- 80 m (> 80 m) 80 m (> 80 m)<br />

285


Oberleitung<br />

4 Vorschläge<br />

Die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität<br />

des transeuropäischen Eisenbahnsystems [3; 4]<br />

und die zugehörigen Europäischen Normen wirken<br />

sich weitreichend auf die Ausführung von Oberleitungen<br />

aus. Mit den ergänzenden Parametern gemäß<br />

TM 2011-154 der DB werden die Vorgaben der<br />

HS ENE TSI erfüllt. Für das konventionelle transeuropäische<br />

Eisenbahnnetz fehlt jedoch e<strong>in</strong>e solide Planungsgrundlage<br />

für Oberleitungsanlagen.<br />

Die DB Richtl<strong>in</strong>ie 997 und das Ebs-Zeichnungswerk<br />

bedürfen daher e<strong>in</strong>er Aktualisierung, um die<br />

Vorgaben der Technischen Spezifikationen und<br />

Europä ischen Normen umzusetzen. Das Regelwerk<br />

sollte vorausschauend die beabsichtigte Zusammenführung<br />

der TSI Energie HS [3] und CR [4] beachten.<br />

Dabei können die <strong>in</strong>novativen technischen Lösungen<br />

der letzten Jahrzehnte und die aus umfangreichen<br />

Messungen gewonnenen Erkenntnisse Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den. Beispielsweise könnte die extreme Reduzierung<br />

der maximalen Längsspannweite bei verm<strong>in</strong>derter<br />

zulässiger Fahrdrahtauslenkung gemildert<br />

werden, wenn e<strong>in</strong> Fahrdrahtwerkstoff mit höheren<br />

zulässigen Zugspannungen genutzt wird und sich<br />

die W<strong>in</strong>dlasten an der Europäischen Normung orientieren.<br />

Nach den Berechnungsmethoden aus den Technischen<br />

Spezifikationen [3; 4] s<strong>in</strong>d bei der Bestimmung<br />

von Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

n<strong>eb</strong>en dem Radius auch die Überhöhung und die<br />

Nachweishöhe zu berücksichtigen, sodass die bisherige,<br />

für den Planer günstige Form der Darstellung<br />

gemäß Ebs-Zeichnungswerk nicht mehr möglich ist.<br />

Als Alternative bietet sich an, die Darstellung entweder<br />

für mehrere def<strong>in</strong>ierte Überhöhungsschritte oder<br />

für die Regelüberhöhung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nachweishöhe<br />

ausgehend von der Regelfahrdrahthöhe abzubilden.<br />

Für Werte größer der vorgeg<strong>eb</strong>enen Überhöhung<br />

oder der Nachweishöhe ist vom Planer e<strong>in</strong> separater<br />

Nachweis zu führen.<br />

Gemäß den derzeit angewendeten Berechnungsmodellen<br />

müssten mehrere ungünstige Ereignisse<br />

zeitgleich auftreten: In der Zeitdauer e<strong>in</strong>er Drei-Sekunden-Bö,<br />

dem Auftreten der berücksichtigten<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit, <strong>in</strong>nerhalb der verwendeten<br />

Wiederkehrdauer muss sich e<strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeug an<br />

der Stelle im Längsfeld mit der extremen Seitenlage<br />

des Fahrdrahtes bef<strong>in</strong>den. An dieser Stelle müssten<br />

sämtliche mögliche Gleislagefehler vorhanden se<strong>in</strong><br />

und zwar <strong>in</strong> der Art und Weise, dass sich der Zug <strong>in</strong><br />

die kritische Richtung, <strong>als</strong>o gegen den W<strong>in</strong>d neigt.<br />

E<strong>in</strong> derartiges Szenario kann nahezu ausgeschlossen<br />

werden. Hierzu s<strong>in</strong>d Untersuchungen notwendig,<br />

<strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e Abwägung zwischen den Kosten e<strong>in</strong>er<br />

Entdrahtung e<strong>in</strong>schließlich ihrer Schäden sowie<br />

deren Beseitigung und der Reduzierung der Investitionskosten<br />

zu e<strong>in</strong>er optimalen Anlagenauslegung<br />

führen können.<br />

Weiterh<strong>in</strong> kann die Fahrdrahtseitenlage unter<br />

W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung mit E<strong>in</strong>satz der heute verfügbaren<br />

Rechentechnik und Verfahren genauer berechnet<br />

werden. Die exakten Berechnungsmethoden führen<br />

auch hier zu wirtschaftlichen Vorteilen bei der Gestaltung<br />

der Oberleitungsanlage.<br />

Danksagung<br />

Dieser Beitrag stellt e<strong>in</strong>e Zusammenfassung der Diplomarbeit<br />

des Verfassers, ausgearbeitet an der Professur<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> der TU Dresden, dar, die auf<br />

Anregung und mit Unterstützung der DB International<br />

GmbH, namentlich Herrn Dipl.-Ing. Stefan Kaufhold,<br />

entstand. Der Verfasser dankt DB International<br />

für das Thema der Arbeit und der konstruktiven Zusammenarbeit<br />

sowie Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan und<br />

Dr.-Ing. Sab<strong>in</strong>e Hammer für die Begleitung und Förderung<br />

bei der Ausarbeitung.<br />

Literatur<br />

[1] Richtl<strong>in</strong>ie 997: Oberleitungsanlagen. Berl<strong>in</strong>-Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong>, Deutsche Bahn AG, Ausgabe 2001-01.<br />

[2] Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG: Interoperabilität des Eisenbahnsystems<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft. In: Amtsblatt der<br />

Europäischen Union Nr. L191 (2008) S. 1–45.<br />

[3] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikation<br />

für die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“<br />

des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems.<br />

In: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L104<br />

(2008), S. 1–79.<br />

[4] Beschluss 2011/274/EU: Technische Spezifikation für<br />

die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />

konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.<br />

In: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L126 (2011),<br />

S. 1–52.<br />

[5] Wili, U.: Vere<strong>in</strong>heitlichte Stromabnehmerwippe – die<br />

Eurowippe. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 92(1994), H. 11,<br />

S. 301–304.<br />

[6] Puschmann, R.: Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />

<strong>in</strong>teroperable Strecken. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />

(2012), H. 6, S. 270–279.<br />

[7] DIN EN 50119:2010-05: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />

[8] DIN EN 1991-1-4/NA:2010-10: Eurocode 1: E<strong>in</strong>wirkungen<br />

auf Tragwerke – Teil 1– 4: W<strong>in</strong>dlasten-<br />

Nationaler Anhang für Deutschland - National festgelegte<br />

Parameter.<br />

[9] Technische Mitteilung TM 2011-154:2011-06: Oberleitungen<br />

Re100, Re200 und Re200mod. Berücksichti-<br />

286 110 (2012) Heft 6


gung der <strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmerwippe nach<br />

DIN EN 50376:2006-11, Bild A.7. Berl<strong>in</strong>-Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong>, Deutsche Bahn AG, Ausgabe 2011-06.<br />

[10] TEIV: 2007-07: Transeuropäische-Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung.<br />

Ausgabe 2009-09.<br />

[11] Beschluss 2011/291/EU: Technische Spezifikation für<br />

die Interoperabilität des Fahrzeugteilsystems „Lokomotiven<br />

und Personenwagen“ des konventionellen<br />

transeuropäischen Eisenbahnsystems. In: Amtsblatt<br />

der Europäischen Union Nr. L139 (2011), S. 1–151.<br />

[12] DIN EN 50367:2006-11: Bahnanwendungen – Zusammenwirken<br />

der Systeme – Technische Kriterien für<br />

das Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und<br />

Oberleitung für e<strong>in</strong>en freien Zugang.<br />

[13] DIN EN 15273-3:2010-01: Bahnanwendungen – Begrenzungsl<strong>in</strong>ien<br />

– Teil 3: Lichtraumprofile.<br />

[14] EBO: 1967-05: Eisenbahnbau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung.<br />

Ausgabe 2008-03.<br />

[15] Puschmann, R.: Maximale Fahrdrahtseitenlage für<br />

Oberleitungen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110 (2012),<br />

ersche<strong>in</strong>t demnächst.<br />

[16] UIC-Merkblatt 606-1: 1987-01: Gestaltung des<br />

Oberleitungssystems unter Berücksichtigung der Auswirkungen<br />

der K<strong>in</strong>ematik der Fahrzeuge nach den<br />

UIC-Merkblättern der Reihe 505.<br />

[17] Kiessl<strong>in</strong>g, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />

Contact L<strong>in</strong>es for Electric Railways. Erlangen, Publicis<br />

Publish<strong>in</strong>g, 2009.<br />

[18] Nickel, T.: Untersuchung zu Auswirkungen der verm<strong>in</strong>derten<br />

Fahrdraht-Seitenlage auf das Ebs-Zeichnungswerk.<br />

TU Dresden, Diplomarbeit, 2011.<br />

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AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Thomas Nickel (26),<br />

Studium Verkehrswissenschaften an der<br />

TU Dresden mit der Vertiefung „Planung<br />

und Betri<strong>eb</strong> elektrischer Verkehrssysteme“;<br />

Diplomarbeit mit dem Thema<br />

„Auswirkungen der verm<strong>in</strong>derten Fahrdrahtseitenlage<br />

auf das Ebs-Zeichnungswerk“<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit DB International;<br />

seit 2012 tätig bei DB International<br />

<strong>als</strong> Planungs<strong>in</strong>genieur Oberleitung.<br />

Adresse: DB International GmbH,<br />

Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1,<br />

10115 Berl<strong>in</strong>, Deutschland;<br />

Fon: +49 30 6343-2631, Fax: -1899;<br />

E-Mail:<br />

thomas.nickel@db-<strong>in</strong>ternational.de<br />

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110 (2012) Heft 6<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München


Betri<strong>eb</strong><br />

Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß<br />

– ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />

Stefan Marschnig, Graz<br />

Der Kostendruck im System Bahn steigt, bei Infrastrukturbetreibern und Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

gleichermaßen. Um die Gleis<strong>in</strong>standhaltung trotz steigender Verkehrsbelastungen noch<br />

beherrschen zu können, bedarf es auch e<strong>in</strong>er Verbesserung der Fahrzeuge im S<strong>in</strong>ne gleisschonender<br />

Konstruktionen. Intelligente Trassenpreiskonzepte können dazu beitragen, das System <strong>in</strong> diese<br />

Richtung zu optimieren.<br />

VEHICLE CONCEPT AND RAIL WEAR – ÖBB TRACTION VEHICLE FACTOR<br />

The pressure on costs <strong>in</strong> the railway system is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g for <strong>in</strong>frastructure operators and railway<br />

undertak<strong>in</strong>gs likewise. In order to keep rail ma<strong>in</strong>tenance under control <strong>in</strong> spite of grow<strong>in</strong>g traffic<br />

loads, the vehicles need to be improved <strong>in</strong> terms of rail-sav<strong>in</strong>g construction pr<strong>in</strong>ciples. Intelligent<br />

tra<strong>in</strong> path price concepts can contribute to optimiz<strong>in</strong>g the system <strong>in</strong> this respect.<br />

CONCEPTION DES VÉHICULES ET USURE DES VOIES – LE FACTEUR D’USURE PAR ENGIN MOTEUR<br />

SUR LE RÉSEAU ÖBB<br />

La pression des coûts dans le système ferroviaire affecte de la même manière les exploitants de<br />

l’<strong>in</strong>frastructure et les entreprises de transport. Pour pouvoir maîtriser l’entretien des voies en dépit<br />

de l’accroissement des charges de transport, il faut aussi améliorer la conception des véhicules de<br />

manière à réduire l’usure des voies. Des concepts <strong>in</strong>telligents de prix du sillon peuvent contribuer à<br />

l’optimisation du système dans ce sens.<br />

TABELLE 1<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Der durch die Umsetzung des ersten Eisenbahnpakets<br />

der Europäischen Kommission entstandene<br />

Kostenersatz für die Nutzung der Infrastruktur soll<br />

die von e<strong>in</strong>er Zugfahrt verursachten Grenzkosten<br />

abdecken. Die den Netzzugang regelnde Richtl<strong>in</strong>ie<br />

14/2001 [1] schreibt e<strong>in</strong>e verursachungsgerechte<br />

Überwälzung jener Kosten vor, die aufgrund der<br />

Zugfahrt entstehen. E<strong>in</strong> Teil dieser Kosten umfasst<br />

die Instandhaltungsarbeiten, e<strong>in</strong>e Position, die <strong>in</strong><br />

aller Regel über e<strong>in</strong>e gewichtsabhängige Preiskomponente,<br />

abgeleitet von der gesamten Bruttotransportlast<br />

<strong>in</strong> t∙km, abgedeckt wird.<br />

Diese Verrechnungssystematik hat den Vorteil<br />

e<strong>in</strong>er sehr e<strong>in</strong>fach zu erh<strong>eb</strong>enden E<strong>in</strong>gangsgröße,<br />

Werte der Fahrzeugkenngrößen (FKG) des vierachsigen Bezugsfahrzeugs<br />

für unterschiedliche Radienklassen der Strecke.<br />

FKG r ≥ 600 m 400 m ≤ r < 600 m 250 m ≤ r < 400 m r < 250 m<br />

Q dyn<br />

kN 160 170 180 180<br />

Y qs<br />

kN 40 50 60 65<br />

ΣY kN 45 48 63 70<br />

f <br />

m ² /s ² 45 45 45 45<br />

β – 0,560 0,598 0,785 0,872<br />

widerspiegelt aber nur unzureichend die aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er Zugfahrt entstehenden Kräfte und damit Verschleißzustände<br />

am Fahrweg. Die aus der Gleis<strong>in</strong>standhaltung<br />

resultierenden Kosten s<strong>in</strong>d nicht Folge<br />

nur der statischen Gewichtskräfte, sondern vielmehr<br />

e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation aus dynamischen Vertikalkräften,<br />

lateralen Kräften und der Abtragung der Traktionsleistung<br />

<strong>in</strong> Längsrichtung. Den Ursache-Wirkung-Zusammenhang<br />

technisch darzustellen und monetär zu<br />

beschreiben ist nicht trivial und erfordert weit mehr<br />

E<strong>in</strong>gangsdaten <strong>als</strong> das bisherige Bepreisungsschema.<br />

Das Projekt Strategie Fahrweg der Österreichischen<br />

Bundesbahnen (ÖBB) <strong>in</strong> 1997 bis 2003 [2]<br />

hatte die Berechnung von L<strong>eb</strong>enszykluskosten von<br />

Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturanlagen zum Thema mit der<br />

Zielsetzung, Re-Investitions- und Instandhaltungsstrategien<br />

zu formulieren. In der vertieften Beschäftigung<br />

mit den Häufigkeiten der <strong>in</strong> den so genannten<br />

Standardelementen angesetzten Instandhaltungsarbeiten<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilprojekt Fahrzeuge bei der<br />

Auswertung mehrerer Streckenabschnitte der E<strong>in</strong>fluss<br />

verschiedener Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge auf die Instandhaltung<br />

des Oberbaus untersucht [3]. In der Folge<br />

wurde e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe aus ÖBB-Mitarbeitern,<br />

dem Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft<br />

der Technischen Universität Graz und der<br />

Siemens AG <strong>als</strong> Vertreter<strong>in</strong> der Fahrzeug<strong>in</strong>dustrie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, um das Thema zu vertiefen.<br />

288 110 (2012) Heft 6


Betri<strong>eb</strong><br />

2 Ursache-Wirkung-<br />

Zusammenhang<br />

Es wurde bereits früh im Projekt festgelegt, dass<br />

das zu def<strong>in</strong>ierende Berechnungsschema im ersten<br />

Schritt nur auf bereits existierenden Daten aufbauen<br />

sollte. Aus diesem Grund und aufgrund der Kostenrelevanz<br />

wurde beschlossen, zunächst ausschließlich<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge zu untersuchen.<br />

Als Fahrzeugkenngrößen (FKG) und damit Verursachungsgrößen<br />

für Verschleißzustände wurden die<br />

folgenden fünf herangezogen:<br />

• dynamische Vertikalkraft-Komponente Q dyn<br />

<strong>in</strong> kN<br />

• quasistatische Horizontalkraft-Komponente<br />

Y qs<br />

<strong>in</strong> kN<br />

• Horizontalkraft-Komponente ΣY <strong>in</strong> kN<br />

• Längsschlupf-Komponente f <br />

<strong>in</strong> m ² /s ² mit<br />

f <br />

= P Dauer<br />

2<br />

: (Q 0<br />

Radsatzanzahl) 2<br />

• Stabilitäts-Komponente β mit<br />

β = ∑Y : (10 + 1 / 3<br />

Q 0<br />

)<br />

Diese Auswahl an Kenngrößen korrespondiert mit<br />

der Erkenntnis, dass die Art der jeweiligen Fahrzeugkonzeption,<br />

<strong>in</strong>sbesondere was<br />

• die unabgefederten Massen, maßg<strong>eb</strong>lich verantwortlich<br />

für die Erhöhung der statischen Radkraft<br />

Q 0<br />

auf die dynamische Q dyn<br />

,<br />

• die Bogengängigkeit der Fahrwerke sowie<br />

• die Traktionsleistung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

angeht, deutlich <strong>in</strong> Wechselwirkung mit dem Verschleiß<br />

der Gleise steht.<br />

Diese Kenngrößen haben, <strong>in</strong>soweit gewissermaßen<br />

<strong>als</strong> „Qualitätsgrößen“ verstanden, den Vorteil,<br />

dass sie entweder aus den Zulassungsfahrten für<br />

die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bekannt s<strong>in</strong>d oder direkt aus<br />

vorhandenen Fahrzeugdaten errechnet werden können.<br />

Die Vertikal- und Horizontalkraft-Komponenten<br />

liegen zudem für unterschiedliche Bogenradienbereiche,<br />

<strong>als</strong>o radienklassen-spezifisch vor, womit e<strong>in</strong>e<br />

Zuordnung zu den krümmungsabhängigen Instandhaltungsaufwendungen<br />

möglich ist. N<strong>eb</strong>en den drei<br />

Kraftkomponenten, wurde e<strong>in</strong>e Kenngröße für das<br />

vermehrt auftretende Phänomen Head Check<strong>in</strong>g,<br />

<strong>als</strong>o Risse <strong>in</strong> der Fahrkante des Schienenkopfes,<br />

def<strong>in</strong>iert. Die Längsschlupfkomponente f <br />

ist e<strong>in</strong><br />

Abbild für die <strong>als</strong> Rissauslöser <strong>in</strong> Betracht kommende<br />

Übertragung hoher Antri<strong>eb</strong>skräfte. Ebenso ist dieser<br />

Mechanismus Ursache e<strong>in</strong>es Teils der Schienenabnützung.<br />

Kostenseitig wurden das so genannte Head<br />

Check<strong>in</strong>g und das dieser Verschleißgröße entgegen<br />

wirkende Schienenschleifen jedoch nicht angesetzt,<br />

da zum damaligen Zeitpunkt die strategische Menge<br />

des Schleifens noch nicht bekannt war. Es wurde<br />

vere<strong>in</strong>bart, diese nach genauerem Wissen nachzuziehen,<br />

was allerd<strong>in</strong>gs bis heute nicht passierte.<br />

Die Stabilitäts-Komponente ß repräsentiert das Fahrzeugverhalten<br />

im Bogen und damit den E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die horizontale Lagestabilität des Gleises.<br />

Als Basis wurde e<strong>in</strong> vierachsiges Bezugsfahrzeug<br />

def<strong>in</strong>iert, e<strong>in</strong> real vorhandenes Fahrzeug mit 86 t<br />

und 5,66 MW, das radienklassen-spezifisch die <strong>in</strong> Tabelle<br />

1 gezeigten Werte der FKG besitzt. Das Bezugsfahrzeug<br />

wurde so def<strong>in</strong>iert, dass es e<strong>in</strong>erseits den<br />

jeweiligen Grenzwerten entspricht und andererseits<br />

e<strong>in</strong> aus Sicht der Gleis<strong>in</strong>standhaltung „wünschenswertes<br />

Fahrzeug“ im Bezug auf die angeg<strong>eb</strong>enen<br />

FKG beschreibt.<br />

In der ersten Phase wurden den <strong>in</strong> der Praxis<br />

auftretenden Schadensbildern im Oberbau auf Basis<br />

des vorhandenen Expertenwissens Verursachungsmechanismen<br />

zugeordnet, die wiederum auf die<br />

FKG reduziert wurden. Die damit entstandene Matrix<br />

aus Instandhaltungstätigkeiten <strong>als</strong> Folge der Verschleißersche<strong>in</strong>ungen<br />

und den FKG ist <strong>in</strong> Tabelle 2<br />

zusammengefasst.<br />

3 Kostenbasis<br />

Da im genannten Projekt aufgrund der Datenlage<br />

ausschließlich Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bewertet wurden,<br />

musste auch e<strong>in</strong>e Abschätzung h<strong>in</strong>sichtlich der bee<strong>in</strong>flussten<br />

Kosten erfolgen. Die angetri<strong>eb</strong>enen Radsätze<br />

wurden <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> engen Bögen <strong>als</strong> deut-<br />

TABELLE 2<br />

Ursachen-Schadens-Matrix für Gleis- und Weichenarbeiten<br />

<strong>in</strong> Relation zu den FKG <strong>in</strong> %.<br />

FKG Q dyn<br />

Y qs<br />

ΣY f <br />

ß<br />

Gleisarbeiten<br />

Neulage 60 0 40 0 0<br />

Mängelbeh<strong>eb</strong>ung 60 10 30 0 0<br />

Zwischenlagenwechsel 10 90 0 0 0<br />

Schienenschleifen Riffel<br />

(r < 600 m)<br />

Schienenschleifen Head<br />

Checks<br />

10 70 0 20 0<br />

0 0 0 100 0<br />

Schienenwechsel (Verschleiß) 0 50 0 50 0<br />

Stoßpflege (r < 250 m) 50 50 0 0 0<br />

Durcharbeitung r < 250 m<br />

250 m ≤ r < 400 m<br />

400 m ≤ r < 600 m<br />

r ≥ 600 m<br />

Weichenarbeiten<br />

45<br />

40<br />

60<br />

80<br />

5<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

55<br />

55<br />

35<br />

20<br />

Neulage 60 0 0 0 40<br />

PLM Weichenstopfen 80 0 0 0 20<br />

Herzwechsel 80 0 0 0 20<br />

Erhaltungsschweißen 90 10 0 0 0<br />

Entgraten 10 90 0 0 0<br />

Mängelbeh<strong>eb</strong>ung 60 10 0 0 30<br />

110 (2012) Heft 6<br />

289


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 4<br />

TABELLE 3<br />

Verursachungsgerechter Anteil der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und Wagen <strong>in</strong> % am<br />

Aufwand für den Fahrweg bei den verschiedenen Fahrwegverhältnissen.<br />

Fahrwegverhältnisse Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge Wagen<br />

Re-Investition alle 3 97<br />

Instandhaltung r ≥ 600 m 20 80<br />

400 m ≤ r < 600 m 25 75<br />

250 m ≤ r < 400 m 40 60<br />

r < 250 m 40 60<br />

Weichen 40 60<br />

Bedeutung und Gewicht der Werte der FKG der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>in</strong> % für<br />

die unterschiedlichen Fahrwegverhältnisse auf den untersuchten Strecken.<br />

Fahrwegverhältnisse Q dyn<br />

Y qs<br />

ΣY f <br />

ß<br />

r ≥ 600 m 2 371 km 29,81 0,82 14,96 0,15 1,71<br />

400 m ≤ r < 600 m 698 km 7,34 1,62 3,67 0,43 0,90<br />

250 m ≤ r < 400 m 476 km 2,96 3,38 1,42 1,19 0,57<br />

r < 250 m 108 km 0,74 0,66 0,34 0,32 0,10<br />

Weichen 3 288 Stück 16,43 2,09 0,00 0,00 8,39<br />

Summe 57,28 8,56 20,40 2,09 11,67<br />

lich aggressiver e<strong>in</strong>gestuft, womit auf Basis des im<br />

UIC-Kodex 714E [4] festgehaltenen Faktors Kt = 1,40<br />

für die höhere Aggressivität angetri<strong>eb</strong>ener Radsätze<br />

e<strong>in</strong> sehr vorsichtiger Zusammenhang gewählt wurde<br />

(Tabelle 3).<br />

Während <strong>als</strong>o die Instandhaltung <strong>in</strong> wenig<br />

gekrümmten Streckenabschnitten stark und die<br />

Re-Investition ausschließlich dem Lastkollektiv,<br />

<strong>in</strong>sbesondere den vertikalen Lasten, zugeordnet<br />

wurde, kam man für den Gleisverschleiß <strong>in</strong> Bögen<br />

zu dem Schluss, dass hierfür zu e<strong>in</strong>em großen Teil<br />

die Kräfte der angetri<strong>eb</strong>enen Radsätze maßg<strong>eb</strong>end<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die Kosten der Instandhaltung und Re-Investition<br />

für sich s<strong>in</strong>d auf Basis der Standardelemente<br />

Gleise und Weichen aus dem korrespondierenden<br />

beiden Teilprojekten Strategie Fahrweg Gleise<br />

A-Netz und Strategie Fahrweg Weichen ermittelt.<br />

Für gängige Randbed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>sichtlich täglicher<br />

Gleisbelastung, Krümmungsverhältnisse der<br />

Strecke und Oberbauform sowie Unterbauzustand<br />

wurden durchschnittliche Nutzungsdauern und<br />

der Instandhaltungsbedarf über den gesamten L<strong>eb</strong>enszyklus<br />

erhoben und mit Kosten belegt. Die<br />

<strong>eb</strong>enfalls anfallenden Betri<strong>eb</strong>serschwerniskosten<br />

zufolge von Gleissperren im Erneuerungs- oder<br />

Instandhaltungsfall wurden für die Auswertung<br />

gleich null gesetzt.<br />

Die durchgängig vorsichtige Bewertung des E<strong>in</strong>flusses<br />

verschiedener Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge spiegelt sich<br />

auch <strong>in</strong> der Kostenbasis wider: So wurde <strong>als</strong> Bezugsnetz<br />

lediglich das zweigleisige Hauptnetz der ÖBB<br />

h<strong>in</strong>terlegt, was zur Folge hat, dass gerade die kritischen<br />

Bogenbereiche der Strecken mit Radien unter<br />

600 m, die im N<strong>eb</strong>ennetz deutlich häufiger s<strong>in</strong>d,<br />

tendenziell unterbewertet werden. Weiters wurden<br />

nur Standardelemente mit schwerem, strategie-konformem<br />

Oberbau auf ausreichend tragfähigem Unterbau<br />

angesetzt, womit <strong>in</strong>frastrukturelle Unzulänglichkeiten<br />

<strong>in</strong> die Berechnung nicht e<strong>in</strong>fließen und den<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen damit auch nicht angelastet werden.<br />

4 Berechnung des<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktors<br />

Aus den bereits erläuterten Arbeitsschritten erg<strong>eb</strong>en<br />

sich anlagenspezifische Kosten, die im Bezugsnetz<br />

hochaggregiert s<strong>in</strong>d. Die Verknüpfung von Kosten,<br />

Netzsegmentierung und Bezug Kräfte/Verschleiß auf<br />

Basis der Komb<strong>in</strong>ation der E<strong>in</strong>schätzung der Kostenrelevanz<br />

durch Experten und des Erg<strong>eb</strong>nisses mathematischer<br />

Formelzusammenhänge und Algorithmen<br />

lässt e<strong>in</strong>e Auswertung der für das Bezugsnetz maßg<strong>eb</strong>lichen<br />

FKG zu. Tabelle 4 zeigt dies anlagenspezifisch<br />

und bezogen auf das h<strong>in</strong>terlegte Gesamtnetz.<br />

H<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d hier die Summe der Streckenlängen<br />

<strong>in</strong> den jeweiligen Radienklassen, die unter diesen<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen<br />

und die nach Tabelle 2 diesen Maßnahmen<br />

zugeordneten Kräfte.<br />

Der Tabelle 4 lässt sich auch die große Bedeutung<br />

der dynamischen Vertikallast entnehmen, die mit<br />

rund 57 % das Erg<strong>eb</strong>nis bee<strong>in</strong>flusst. Letztlich der<br />

ger<strong>in</strong>gen Anzahl enger Bögen im Bezugsnetz wegen<br />

haben die Horizontalkräfte e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />

E<strong>in</strong>fluss. Der Anteil der Weichen <strong>in</strong> der Auswertung<br />

wird über die Proportionen der Gesamtkosten<br />

von Weichen zu Gleisen ermittelt und ergibt, wie<br />

gezeigt, e<strong>in</strong>en Anteil von 27 %.<br />

Das relative Maß für den durch die jeweiligen<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge ausgelösten Verschleiß des Fahrwegs<br />

<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Auswirkung wird <strong>in</strong> der so genannten<br />

Bewertungszahl d ausgedrückt. Diese auch Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />

genannte Zahl wird auf der Ebene<br />

der Radienklassen berechnet, da die Werte der FKG<br />

für diese Klassen spezifisch vorliegen. Diese werden<br />

jeweils zum Bezugswert des Bezugsfahrzeugs <strong>in</strong>s Verhältnis<br />

gestellt und mit der <strong>in</strong> Tabelle 4 ausgewiesenen<br />

spezifischen Relevanz multipliziert. Die Summe<br />

aller dieser Teile<strong>in</strong>träge ergibt die Bewertungszahl.<br />

Aus dieser Vorgehensweise wird ersichtlich, dass die<br />

Auswirkungen höherer Kräfte grundsätzlich l<strong>in</strong>ear<br />

angesetzt s<strong>in</strong>d. Diese Annahme basiert wiederum<br />

auf den Grundsätzen der vorsichtigen Bewertung, da<br />

davon ausgegangen werden kann, dass <strong>in</strong> aller Regel<br />

zwischen zusätzlicher Kraft und erhöhtem Verschleiß<br />

e<strong>in</strong> überl<strong>in</strong>earer Zusammenhang besteht.<br />

290 110 (2012) Heft 6


Betri<strong>eb</strong><br />

5 Umsetzung im<br />

Trassenpreissystem<br />

Dem Bezugsfahrzeug wird die Bewertungszahl<br />

1,000 zugeordnet. Die nun von 1,000 abweichenden<br />

Bewertungszahlen beschreiben damit die auf<br />

den Gleisverschleiß bezogene Kostenauswirkung<br />

unterschiedlicher Konzepte und damit Qualitäten<br />

von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen <strong>in</strong> Prozent. Beispiel: Bewertungszahl<br />

1,070 bedeutet 7 % höhere Gleiskosten<br />

gegenüber dem Bezugsfahrzeug. Die Schärfe<br />

und Aussagekraft der Bewertungszahl wurde mittels<br />

zahlreicher Sensitivitätsrechnungen überprüft. E<strong>in</strong>e<br />

unvermeidliche Unschärfe wog dabei <strong>in</strong>sbesondere<br />

im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Umsetzung <strong>in</strong> das Infrastrukturbenützungsentgelt<br />

schwer: Die Messung der fahrdynamischen<br />

Kräfte ist mit e<strong>in</strong>er Messgenauigkeit<br />

von ±5 % belegt, die unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Bewertungszahl hat.<br />

Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurde<br />

nach [5] folgende Vorgangsweise festgelegt<br />

(Tabelle 5):<br />

• Alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Bewertungszahlen unter<br />

1,000 werden <strong>als</strong> „Bonusfahrzeuge“, Kategorie<br />

A, e<strong>in</strong>gestuft. Etwaige Abweichungen der FKG<br />

im S<strong>in</strong>ne eventuell höherer Werte werden <strong>in</strong> Kauf<br />

genommen, womit das Risiko e<strong>in</strong>er „f<strong>als</strong>chen“<br />

Klassifizierung bei der Infrastruktur verbleibt.<br />

• Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit e<strong>in</strong>er Bewertungszahl größer<br />

1,000 werden grundsätzlich <strong>als</strong> „Malusfahrzeuge“,<br />

Kategorie C, e<strong>in</strong>gestuft. Bei denjenigen von<br />

ihnen jedoch, bei denen theoretisch die Möglichkeit<br />

besteht, dass sie aufgrund um 5 % zu hoch<br />

gemessener Radkräfte zu Unrecht <strong>in</strong> diese Kategorie<br />

e<strong>in</strong>gestuft würden, wird auf die E<strong>in</strong>h<strong>eb</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>es Aufschlags beim Trassenentgelt verzichtet.<br />

Dies betrifft damit alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Bewertungszahlen<br />

zwischen 1,000 und zunächst<br />

1,050, später reduziert auf 1,030; sie bilden die<br />

Kategorie B.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Umsetzungshemmnis wurde gelöst: Für<br />

im Ausland zugelassene Fahrzeuge existieren nicht<br />

immer gemessene Radkräfte für die Radienklasse<br />

r ≤ 250 m. Die FKG Q dyn<br />

, Y qs<br />

und ΣY können jedoch<br />

h<strong>in</strong>reichend genau aus den korrespondierenden<br />

Kräften der Radienklasse 250 m ≤ r < 400 m extrapoliert<br />

werden.<br />

Der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor wurde mit 01.01.2005<br />

im Produktkatalog der damaligen ÖBB Infrastruktur<br />

Betri<strong>eb</strong> AG [6] implementiert; die Spreizung<br />

zwischen Bonusfahrzeugen mit Abschlag von<br />

0,04 EUR/Zug-km) und Malusfahrzeugen mit Zuschlag<br />

von 0,01 EUR/Zug-km betrug 5 Cent und<br />

stellt laut Vorgabe e<strong>in</strong>e Aufwandsneutralität des<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktors sicher. Diese M<strong>in</strong>im<strong>als</strong>preizung<br />

wurde auf Basis des damaligen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpools<br />

am ÖBB-Netz ermittelt. Die relativ niedrigen<br />

monetären Beträge waren dabei auf ihre<br />

wirtschaftlichen Effekte geprüft worden, da sie ja<br />

<strong>in</strong> der Zielsetzung den Investitionsentscheid e<strong>in</strong>es<br />

Fahrzeugbeschaffers bee<strong>in</strong>flussen sollten. E<strong>in</strong>e<br />

simple, statische Investitionsrechnung ergibt unter<br />

den konservativen Voraussetzungen, Lokomotivnutzungsdauer<br />

30 Jahre bei jährlich 250 000 km,<br />

immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Investitionsspielraum von rund<br />

320 000 EUR pro Tri<strong>eb</strong>fahrzeug und damit deutlich<br />

mehr <strong>als</strong> 10 % e<strong>in</strong>es angenommenen Kaufpreises<br />

von rund 2,5 Mio. EUR.<br />

TABELLE 5<br />

Klassifizierung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Reihen nach Bewertungszahl d und<br />

damit Kategorie im Produktkatalog der ÖBB Infrastruktur AG [5].<br />

Reihe d Kategorie Reihe d Kategorie<br />

Elektrolokomotiven<br />

Elektrotri<strong>eb</strong>wagen<br />

DB 101 1,054 C ÖBB 4010 1,042 C<br />

DB 110 1,080 C ÖBB 4011 0,822 A<br />

DB 111 1,069 C ÖBB 4020 1,019 B<br />

DB 112 1,077 C ÖBB 4023 0,986 A<br />

DB 139 1,080 C ÖBB 4024 0,975 A<br />

DB 140 1,069 C ÖBB 4124 0,975 A<br />

DB 151 1,123 C DB 401 0,896 A<br />

DB 152 1,115 C DB 411 0,822 A<br />

DB 182 1,036 C DB 425 0,750 A<br />

DB 185 1,019 B DB 426 0,750 A<br />

DB 186 1,019 B CD 680 0,769 A<br />

DB 189 1,051 C<br />

ÖBB 1012 1,016 B Dieseltri<strong>eb</strong>wagen<br />

ÖBB 1014 0,896 A ÖBB 5022 0,750 A<br />

ÖBB 1016 1,042 C ÖBB 5047 0,750 A<br />

ÖBB 1116 1,036 C ÖBB 5147 0,750 A<br />

ÖBB 1216 1,047 C<br />

ÖBB 1042 1,075 C Sonstige Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

ÖBB 1142 1,071 C Dampf-<br />

ÖBB 1044 1,027 B Lokomotiven<br />

1,200 C<br />

ÖBB 1144 1,027 B<br />

MAV 1047 1,036 C<br />

Schm<strong>als</strong>pur-Tfz. – B<br />

ÖBB 1063 1,004 B<br />

ÖBB 1163 0,991 A<br />

ÖBB 1064 1,073 C<br />

ÖBB 1822 0,961 A<br />

ÖBB 2016 0,931 A<br />

ÖBB 2043 0,954 A<br />

ÖBB 2143 0,925 A<br />

ÖBB 2068 0,840 A<br />

ÖBB 2070 0,805 A<br />

LTE 2150 1,028 B<br />

LTE 2170 0,977 A<br />

exDR V100 0,806 A<br />

110 (2012) Heft 6<br />

291


Betri<strong>eb</strong><br />

6 Ausblick<br />

Zum geplanten Vorgehen e<strong>in</strong>es sukzessiven Erhöhens<br />

der Spreizung kam es h<strong>in</strong>gegen nicht, im<br />

Gegenteil; der Bonusabschlag wurde auf 0,01 EUR/<br />

Zug-km reduziert. Die Steuerungswirkung bli<strong>eb</strong> damit<br />

weitgehend aus, der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor führte<br />

immerh<strong>in</strong> durch das Anwachsen der Zug-km <strong>in</strong> der<br />

Malusklasse zu Mehre<strong>in</strong>nahmen. Mit der Änderung<br />

des Schwellwertes zur Klassifikation <strong>als</strong> Malusfahrzeug<br />

mit 1,030 statt 1,050 fielen weitere Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

<strong>in</strong> die Malusklasse. Letztlich sollte jedoch die<br />

Spreizung, dass heißt die absolute Differenz der<br />

Kostensätze, zwischen Bonus- und Malusfahrzeugen<br />

erhöht werden, um tatsächlich e<strong>in</strong>en Steuerungseffekt<br />

zu erreichen.<br />

Dennoch, der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor war europaweit<br />

e<strong>in</strong>er der ersten Qualitäts-Incentives im<br />

ansonsten zumeist <strong>als</strong> F<strong>in</strong>anzierungselement verstandenen<br />

Trassenpreissystem. Der „Nachah-<br />

mungseffekt“ bli<strong>eb</strong> jedoch vorerst aus, andere<br />

Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturunternehmen (EIU) generierten<br />

ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Anreize, womit der Bezug<br />

zum größtenteils <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr<br />

auch ausbleiben musste.<br />

Mittlerweile gibt es <strong>in</strong> England e<strong>in</strong> System, das<br />

bezüglich des Gleisverschleißes nicht nur die Qualität<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, sondern generell auch aller<br />

Wagen und der Laufwerke monetär zu bewerten<br />

und <strong>in</strong> variable Access Charges [7] zu reflektieren <strong>in</strong><br />

der Lage ist. Auch <strong>in</strong> der Schweiz laufen mit den<br />

Arbeiten zum Verschleißfaktor Fahrbahn ähnliche Bemühungen<br />

[8]. Es bleibt zu hoffen, dass die europäischen<br />

EIU <strong>in</strong> Zukunft möglichst e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Weg f<strong>in</strong>den, solche und andere Qualitäts-Incentives<br />

zu entwickeln, um den Ressourcenverbrauch verursachungsgerecht<br />

abrechnen zu können. E<strong>in</strong> EU-weit<br />

akkordiertes Vorgehen ist nicht zu erwarten, solange<br />

es nicht e<strong>in</strong>ige Infrastrukturbetreiber g<strong>eb</strong>en wird, die<br />

den Weg <strong>in</strong> diese Richtung aufzeigen.<br />

Literatur<br />

[1] N.N.: Richtl<strong>in</strong>ie 2001/14/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 26. F<strong>eb</strong>ruar 2001 über die Zuweisung<br />

von Fahrwegkapazität der Eisenbahn, die Erh<strong>eb</strong>ung von<br />

Entgelten für die Nutzung von Eisenbahn<strong>in</strong>frastruktur<br />

und die Sicherheitsbesche<strong>in</strong>igung, Brüssel, 2001.<br />

[2] Veit, P.: Kostenorientierte Entwicklung von Fahrwegstrategien<br />

– das Projekt „Strategie Fahrweg” der ÖBB.<br />

In: ÖVG Spezial (2000), Band 46, S. 22–26.<br />

[3] Veit, P.: E<strong>in</strong>fluss von Schienenfahrzeugen auf das Verhalten<br />

des Oberbaus. In: ZEVrail (2001), H. 9, S. 449–454.<br />

[4] Internationaler Eisenbahnverband (UIC): UIC Kodex<br />

714 E 4. Ausgabe, Paris, Juli 2006.<br />

[5] ÖBB Infrastruktur AG: Produktkatalog Netzzugang 2012<br />

– Version 4 – gültig ab 11. Dezember 2011, Wien, Stand<br />

14.07.2011.<br />

[6] ÖBB Infrastruktur AG: Produktkatalog Netzzugang 2005<br />

– gültig ab 01. Jänner 2005, Wien.<br />

[7] Tunna, J.; Joy, R.; Shu, X.; Madrill, B.: Methodology to<br />

Calculate Variable Usage Charges for Control Period 4<br />

UK Report No. 07-DRAFT, TTCI8UK, 2007.<br />

[8] Holzfe<strong>in</strong>d, J.: Verursachungsgerechte Trassenpreise, Vortrag<br />

an der 18. Internationalen ÖVG-Tagung, Salzburg,<br />

28. September 2011.<br />

AUTORENDATEN<br />

Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.<br />

Stefan Marschnig (37), Bau<strong>in</strong>genieurstudium<br />

TU Graz; Assistent am Institut<br />

für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft<br />

der TU Graz, Promotion 2007;<br />

seit 2008 Geschäftsführer LCC rail consult;<br />

seit 2010 Assistenzprofessor an der<br />

TU Graz.<br />

Adresse: Institut für Eisenbahnwesen<br />

und Verkehrswirtschaft,<br />

Technische Universität Graz,<br />

Rechbauerstr. 12, 8010 Graz,<br />

Österreich;<br />

Fon: +43 664 608736717,<br />

Fax: +43 316 873106717;<br />

E-Mail: stefan.marschnig@tugraz.at<br />

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292 110 (2012) Heft 6


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

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Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />

Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungsund<br />

Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Vor mehr <strong>als</strong> 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />

Gustav Wittfeld den Grundste<strong>in</strong> für den Aufbau e<strong>in</strong>es elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom <strong>in</strong> Preußen<br />

– es war der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />

Jahre – von der F<strong>in</strong>anzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />

Teststrecken, über die schwere Wieder<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme <strong>in</strong> den<br />

Zwanzigern und die kurze Blütezeit <strong>in</strong> den Dreißigerjahren, bis<br />

h<strong>in</strong> zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />

dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />

und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />

politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

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mit e<strong>in</strong>er Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Fortschreitende Zulassungen von Tri<strong>eb</strong>zügen Talent 2<br />

Nach der Zulassung von 50 elektrischen<br />

Tri<strong>eb</strong>zügen Talent 2 durch das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) im Jahr 2011<br />

hatten weitere Zulassungen zunächst<br />

gestockt. Angesichts der drohenden<br />

Eröffnung des neuen Flughafens Berl<strong>in</strong>-<br />

Brandenburg folgten im März und April,<br />

n<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>em Treffen der Vorstände von<br />

DB und Bomdardier Transportation (BT),<br />

etwa im Wochentakt die Zulassungen<br />

Dutzender drei-, vier- oder fünfteiliger<br />

Züge für die Netze Ruhr-Sieg, Cottbus<br />

und Berl<strong>in</strong>-Brandenburg. Jeweils nur<br />

wenige Tage zuvor hatte der Hersteller<br />

für diese Fahrzeugvarianten die letzten<br />

offenen Fragen geklärt und die noch<br />

ausstehenden Sicherheitsnachweise<br />

erbracht. Das EBA verbucht für sich, die<br />

gesetzliche Prüfungsfrist von vier Monaten<br />

wiederholt nicht ausgeschöpft zu<br />

haben und sieht dies <strong>als</strong> Erg<strong>eb</strong>nis se<strong>in</strong>er<br />

„service-orientierten Herangehensweise“,<br />

bereits den Entwicklungsprozess<br />

beim Hersteller zu begleiten. Die E<strong>in</strong>haltung<br />

der oft ambitionierten Zeitpläne<br />

hänge allerd<strong>in</strong>gs von der „Entwicklungsreife<br />

des Produkts“ und der „Qualität<br />

der Nachweisführung ab“. Ob noch<br />

weitere Zulassungen fehlen, wurde nicht<br />

mitgeteilt.<br />

Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für DB Regio<br />

Als weiteren Abruf aus e<strong>in</strong>em 2008<br />

geschlossenen Rahmenvertrag hat die<br />

DB für 160 Mio. EUR bei Bombardier<br />

Transportation (BT) 16 vierteilige elektri-<br />

sche Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für den Regionalverkehr<br />

<strong>in</strong> Norddeutschland bestellt,<br />

die 2014 das Ang<strong>eb</strong>ot auf den Strecken<br />

Hamburg – Kiel und – Flensburg verdichten<br />

sollen. Die Züge bestehen aus zwei<br />

Tri<strong>eb</strong>- und zwei Mittelwagen und werden<br />

für 160 km/h zugelassen.<br />

Konventionelle DB-Lokomotiven<br />

bei Privatbahn<br />

Das DB-Werk Dessau hat im Dezember 2011 und im März 2012<br />

je e<strong>in</strong>e aufgearbeitete Güterzuglokomotive der DB-Baureihe 140<br />

an die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) überg<strong>eb</strong>en; drei<br />

weitere sollen im Frühjahr 2012 folgen. Bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren ließ<br />

die DB nicht mehr benötigte Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge konsequent verschrotten.<br />

Sandstreue<strong>in</strong>richtungen bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

vollautomatisch überwacht<br />

Die S-Bahn Berl<strong>in</strong> und Knorr-Bremse haben<br />

das vollautomatische System zur<br />

Funktionsüberwachung von Besandungsanlagen<br />

der S-Bahntri<strong>eb</strong>züge so weit<br />

entwickelt, dass ab Mai 2012 die täglichen<br />

Kontrollen durch die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<br />

entbehrlich werden. Damit entfällt<br />

für die Fahrgäste häufiges Umsteigen<br />

wegen planmäßigen Zugtausches. Im<br />

April wurde <strong>in</strong> den Werkstätten an allen<br />

umgerüsteten Fahrzeugen das neue<br />

System noch e<strong>in</strong>mal fe<strong>in</strong>justiert und die<br />

neueste Software aufgespielt. Die Entwicklung<br />

der automatischen Funktionskontrolle<br />

hatte Anfang 2011 begonnen,<br />

und für die Umsetzung <strong>in</strong>vestierte die<br />

S-Bahn rund 8 Mio. EUR.<br />

Lenkungskreis Fahrzeuge<br />

Der Lenkungskreis Fahrzeuge aus Vertretern<br />

der Eisenbahnverbände VDV, VDB,<br />

VPI, der DB, des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, des<br />

Eisenbahn-Bundesamtes, von Eisenbahn-<br />

Cert (EBC) und der Bundesnetzagentur<br />

(BNA) ist e<strong>in</strong> nationales Steuerungsgremium<br />

für Fahrzeugtechnik e<strong>in</strong>schließlich<br />

deren Schnittstellen zur Infrastruktur und<br />

zum Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>. Er hat jetzt die<br />

Technischen Regeln zur Elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit; Nachweis der<br />

Kompatibilität von Schienenfahrzeugen<br />

mit Gleisschaltmitteln um wichtige H<strong>in</strong>weise<br />

ergänzt.<br />

294 110 (2012) Heft 6


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

DB Energie ändert Traktions- und Bremsenergiepreise<br />

Die DB Energie senkt rückwirkend zum<br />

1. Januar 2012 ihre Preise für 16,7-Hz-<br />

Energie im Hochtarif von 137,50 auf<br />

125,00 EUR/MWh und im Niedertarif von<br />

107,00 auf 106,00 EUR/MWh; der bisherige<br />

Mitteltarif entfällt. Die deutlich ger<strong>in</strong>gere<br />

Differenz zwischen den Preisstufen<br />

soll der aktuellen Entwicklung auf dem<br />

Energiemarkt entsprechen. Umgekehrt<br />

steigen die Rückspeisevergütungen im<br />

Hochtarif von 68,80 auf 85,00 EUR/MWh<br />

und im Niedertarif von 58,50 auf<br />

74,50 EUR/MWh. Das Unternehmen<br />

erklärt den Schritt mit ger<strong>in</strong>geren<br />

Netzentgelten, günstigerem E<strong>in</strong>kauf sowie<br />

zur Rückspeisung mit e<strong>in</strong>em geänderten<br />

Netzentgeltverfahren. Zusammen mit der<br />

Bundesnetzagentur (BNA) <strong>als</strong> Aufsichtsbehörde,<br />

Lieferanten und Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

(EVU) will die DB<br />

Energie auch die Energiedurchleitung neu<br />

regeln. Interessante E<strong>in</strong>zelheiten und<br />

Bewertungen sowie weitere Aspekte s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> [1] n<strong>eb</strong>st Referenzquelle zu lesen.<br />

[1] Leister, H.: Bahnstrom: DB Energie will 2013<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung beenden. In: Eisenbahn-Revue<br />

International 2012, H. 5, S. 8509.<br />

Bundesmittel für<br />

DB-Infrastruktur<br />

Die DB hat im Jahre 2011 die bereit gestellten<br />

Bundesmittel für Neu- und Ausbau<br />

von Strecken sowie für Erhaltung und<br />

Erneuerung ihrer Infrastruktur allgeme<strong>in</strong><br />

vollständig ausgeg<strong>eb</strong>en. Im Jahre 2012<br />

werden das >5 Mrd. EUR se<strong>in</strong>.<br />

Investitionen DB-Infrastruktur.<br />

Zahlenwerte aus Presse<strong>in</strong>formation DB<br />

2011 Leistungs- und F<strong>in</strong>anzierungsvere<strong>in</strong>barung 1<br />

davon Gleise, Weichen, Stellwerke<br />

Personenverkehrsanlagen 2<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />

Bundesmittel<br />

Eigenmittel<br />

Summe<br />

2,5 > 0,5 > 3,0<br />

> 2,7<br />

0,3<br />

0,1<br />

2011 Neu- und Ausbauprojekte 1,1 0,16 1,26<br />

2009 –<br />

2011<br />

Konjunkturprogramme des Bundes 3<br />

davon Neu- und Ausbau von Strecken<br />

Modernisierung 2 100 P-Verkehrsanlagen 2<br />

vier Umrichterwerke und<br />

135 km Bahnstromleitung<br />

1<br />

Erhaltung und Erneuerung<br />

2<br />

landläufig „Bahnhöfe“<br />

3<br />

besonders auch Lärmschutz<br />

1,4 0,1 1,5<br />

0,65<br />

0,33<br />

0,10<br />

DB bekämpft Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität stärker<br />

Das Bundeskrim<strong>in</strong>ialamt benennt im<br />

Bundeslag<strong>eb</strong>ild Korruption 2010, dass <strong>in</strong><br />

Deutschland im Bauwesen die meisten<br />

Fälle von aktiver Bestechung vorkommen.<br />

Unter anderem deshalb baut die DB auf<br />

ihren bestehenden Prozessen e<strong>in</strong> Compliance-Programm<br />

auf, um ihre Infrastruktur-Investitionen<br />

noch besser zu schützen.<br />

E<strong>in</strong> neuer Maßnahmenkatalog soll n<strong>eb</strong>en<br />

Betrug <strong>als</strong> Schwerpunkt auch Untreue,<br />

Korruption und Kartellabsprachen weiter<br />

erschweren. Zusammen mit der Hochschule<br />

der Polizei, Münster, wird erstm<strong>als</strong><br />

e<strong>in</strong> Lag<strong>eb</strong>ild Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität Deutsche<br />

Bahn erstellt, um damit Indikatoren<br />

zur Vorbeugung und Früherkennung zu<br />

ermitteln. Zielgruppe s<strong>in</strong>d auch die Vertragspartner:<br />

Bei Lieferanten werden<br />

<strong>eb</strong>enfalls Compliance-Systeme erwartet,<br />

<strong>in</strong> besonders sensiblen Projekten werden<br />

Auditrechte vere<strong>in</strong>bart und zukünftig<br />

werden pauschale Schadensersatzsummen<br />

bei Betrug vere<strong>in</strong>bart, wodurch Jahre<br />

dauernde Prozesse entfallen. Intern werden<br />

der DB-Risikoatlas weiter entwickelt<br />

und um e<strong>in</strong>e Tiefenanalyse der Geschäftsprozesse<br />

ergänzt sowie e<strong>in</strong>e breite Sensibilisierungskampagne<br />

für die Mitarbeitern<br />

mit Tagungen, Schulungen und Publikationen<br />

durchgeführt.<br />

Europäischer Bahnunfallbericht 2011<br />

Die Europäische Eisenbahnagentur führt<br />

seit 2006 e<strong>in</strong>e EU-weite Statistk zur Eisenbahnsicherheit<br />

und veröffentlicht die<br />

Zahlen <strong>als</strong> so genannte Common Safety<br />

Indicators (CSIs). Die 27 Mitgliedsstaaten<br />

s<strong>in</strong>d zum Melden ihrer Zahlen per<br />

30. Sep tember jeden Jahres verpflichtet.<br />

Die vollständigen Daten veröffentlicht die<br />

Agentur jährlich im Railway Safety Performance<br />

Report, und dazu E<strong>in</strong>zelheiten zu<br />

ernsten Unfällen <strong>in</strong> Europa. Mit dem<br />

Vorbehalt, dass die Erfassungssysteme <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Ländern erst nach und<br />

nach entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen die EUe<strong>in</strong>heitlichen<br />

Def<strong>in</strong>itionen erst für 2010<br />

übernommen wurden, sank die Zahl der<br />

Ereignisse im Jahr 2009 um 10 %, davon<br />

am meisten bei Entgleisungen und sonstigen<br />

Unfällen. Von den im Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

getöteten Personen (Tabelle) hatten 60 %<br />

unerlaubt Bahngelände betreten und<br />

knapp 30 % e<strong>in</strong>en höhengleichen Bahnübergang<br />

(BÜ) benutzt, während nur 5 %<br />

Betri<strong>eb</strong>sangehörige oder Reisende waren.<br />

Die Unfallzahl an diesen BÜ machte e<strong>in</strong><br />

Viertel aller ernsten Unfälle aus, ist aber<br />

immerh<strong>in</strong> gegenüber 2006-2007 halbiert.<br />

Die Zahl der Selbsttötungen bli<strong>eb</strong><br />

praktisch gleich groß.<br />

Bahnbetri<strong>eb</strong>sunfälle 2009 <strong>in</strong> den<br />

EU-Mitgliedsländern.<br />

Zugläufe<br />

schwere Bahnbetri<strong>eb</strong>sunfälle<br />

Getötete gesamt<br />

schwer Verletzte<br />

Zahl höhengleicher<br />

Bahnübergänge<br />

Gesamtzahl Unfälle<br />

Getötete<br />

schwer Verletzte<br />

10 9 km 4<br />

2 401<br />

1 256<br />

1 236<br />

124 000<br />

619<br />

359<br />

327<br />

Selbsttötungen 2 743<br />

110 (2012) Heft 6<br />

295


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Doppelstock-TGV planmäßig im Verkehr Frankreich – Deutschland<br />

Nachdem dies <strong>in</strong> Frankreich Ende 2011<br />

erledigt war, hat das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) nach den umfangreichen<br />

Versuchsfahrten die ersten von 30 SNCF-<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>zügen TGV-<br />

2N2-Euroduplex auf deutschen Strecken<br />

zugelassen, Dank guter Zusammenarbeit<br />

zwischen Antragsteller<strong>in</strong> und den Behörden<br />

beider Länder konnte die gesetzliche<br />

Vier-Monate-Prüffrist unterschritten werden.<br />

Die Züge mit ihrer merklich höheren<br />

Platzzahl können nun nach und nach auf<br />

den stark benutzten Verb<strong>in</strong>dungen Paris<br />

– Saarbrücken – Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und –<br />

Straßburg – Stuttgart (– München) die<br />

e<strong>in</strong>stöckigen, oft überfüllten TGV ersetzen.<br />

Seit Betri<strong>eb</strong>saufnahme dieser beiden<br />

L<strong>in</strong>ien im Juni 2007 s<strong>in</strong>d hier rund 6 Mio.<br />

Passagiere gefahren; die Marktanteile<br />

gegenüber Flugzeug und Auto liegen hier<br />

bei gut 25 und sogar bei 56 %. Vor Allem<br />

konnten DB und SNCF <strong>in</strong> Kooperation die<br />

täglichen Direkt verb<strong>in</strong>dungen Frankfurt<br />

(Ma<strong>in</strong>) – Marseille (ab 14:00, an 21:46)<br />

und zurück (ab 08:14, an 15:58) aufnehmen,<br />

das ist durch die neue Schnellfahrstrecke<br />

Rhe<strong>in</strong>-Rhône um ≤ 90 m<strong>in</strong> kürzer<br />

<strong>als</strong> früher. Abschnittsweise wird 320 km/h<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit gefahren. Unterwegshalte<br />

s<strong>in</strong>d Mannheim, Karlsruhe,<br />

Baden-Baden, Straßburg, Mülhausen,<br />

Lyon, Avignon und Aix-en-Provence.<br />

Fernverkehrs-Doppelstockzüge der SBB bis zu zwei Jahre verspätet<br />

Die neuen Doppelstockzüge für den Fernverkehr<br />

[1] kommen statt zum Fahrplanwechsel<br />

im Dezember 2013 möglicherweise<br />

erst Ende 2015 zum E<strong>in</strong>satz. Zum<br />

Designstudie zu den Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bildmontage,<br />

die deren E<strong>in</strong>satz ab 2013 veranschaulicht (Bild: SBB).<br />

Teil resultiert das aus e<strong>in</strong>em Urteil des<br />

Bundesverwaltungsgerichts, das zu anderen<br />

und weiteren Gestaltungen für Beh<strong>in</strong>derte<br />

und Rollstühle verpflichtet; e<strong>in</strong><br />

Aufzug zum Speiseraum im Oberdeck<br />

wurde dagegen abgelehnt. Die SBB sieht<br />

<strong>in</strong> dem Urteil e<strong>in</strong> Präjudiz und str<strong>eb</strong>t mit<br />

dem Instanzenschritt zum Bundesgericht<br />

Rechtssicherheit für künftige Projekte an,<br />

denn das Bundesamt für Verkehr (BAV)<br />

hatte die Typenskizzen <strong>als</strong> dem Beh<strong>in</strong>dertengesetz<br />

konform und ausreichend<br />

erklärt. Unabhängig vom Entscheid rechnet<br />

die SBB durch erhöhten Planungsund<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gsaufwand mit ≤ 8 Monaten<br />

Verzögerung. Dazu kommen weitere<br />

vier Monate, nachdem rund 200 Anspruchs-<br />

und Interessengruppen im ersten<br />

Halbjahr 2011 beim Besichtigen der<br />

1:1-Holzmodelle rund 1 000 Verbesserungsvorschläge<br />

abgeg<strong>eb</strong>en hatten, von<br />

denen so viele wie möglich berücksichtigt<br />

werden sollen. Die andere Hälfte des<br />

Lieferverzugs rührt daher, dass der Hersteller<br />

bei der Detailentwicklung die Kastenauslegung<br />

für Dauerfestigkeit ändern<br />

musste. Wer welche Kosten hieraus übernehmen<br />

muss, wird derzeit verhandelt;<br />

über die Höhe der vertraglich vorgesehenen<br />

Konvention<strong>als</strong>trafen soll geschwiegen<br />

werden. – Um <strong>in</strong> der Übergangszeit Komforte<strong>in</strong>brüche<br />

zu vermeiden, <strong>in</strong>vestiert die<br />

SBB <strong>in</strong> die Instandhaltung und Modernisierung<br />

vorhandener Fahrzeuge. Im Gegensatz<br />

zur DB kommuniziert die SBB<br />

auch solche unangenehmen Vorgänge<br />

zeitnah und offen.<br />

[1] B<strong>in</strong>swanger, M.: SBB beschaffen 59 Doppelstockzüge<br />

für den Fernverkehr. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 6, S. 273–274.<br />

Werkstatthalle für neue Fernverkehrsflotte<br />

Für die Instandhaltung ihrer neuen Fernverkehrs-Doppelstockzüge<br />

baut die SBB<br />

für 123 Mio. CHF <strong>in</strong> Zürich-Herdern e<strong>in</strong>e<br />

neue Anlage, deren Werkstatthalle mit<br />

420 m e<strong>in</strong>es der längsten G<strong>eb</strong>äude der<br />

Stadt wird.<br />

Spatenstich für Semmer<strong>in</strong>g-Basistunnel<br />

Nach drei Jahrzehnten Vorbereitungsarbeiten<br />

gab es Ende April e<strong>in</strong>en symbolischen<br />

Spatenstich für den Semmer<strong>in</strong>g-<br />

Basistunnel (SBT), e<strong>in</strong> Schlüsselprojekt für<br />

die Südbahn, die <strong>eb</strong>enso wie die Westbahn<br />

und die Brennerachse im Kernnetz<br />

des TEN-T liegen. Im Personenverkehr<br />

sollen ab 2024 die Reisezeiten zwischen<br />

Wien und Graz von 2 2 / 3<br />

auf 1 5 / 6<br />

h und<br />

zwischen Wien und Klagenfurt von 4 auf<br />

2 2 / 3<br />

h s<strong>in</strong>ken. Der Güterverkehr über den<br />

Semmer<strong>in</strong>g und das südlichere Mittelg<strong>eb</strong>irge<br />

Wechsel hat sich seit 1994 verdoppelt<br />

und ist damit am stärksten von allen<br />

Alpenquerungen gestiegen; die Verkehrsprognose<br />

2025+ erwartet hierfür weitere<br />

80 % Zuwachs. E<strong>in</strong>e aktuelle Studie<br />

nennt für die Bahnprojekte Hauptbahnhof<br />

Wien, Pottendorfer L<strong>in</strong>ie, SBT, Hauptbahnhof<br />

Graz und Koralmbahn beim Bau<br />

10 000 und beim Betri<strong>eb</strong> 15 000 Arbeitsplätze<br />

<strong>in</strong> Österreich sowie 30 % direkten<br />

Rückfluss der Investitionen <strong>als</strong> Steuere<strong>in</strong>nahmen.<br />

296 110 (2012) Heft 6


Unternehmen Nachrichten<br />

Neue Sh<strong>in</strong>kansen-Generation<br />

mit Knorr-Bremse<br />

JR East, e<strong>in</strong>e der si<strong>eb</strong>en Nachfolgegesellschaften der<br />

1987 privatisierten JNR und mit täglich 17 Mio. Reisenden<br />

auf >7 500 km Strecken die weltgrößte Schienenpersonenverkehrsgesellschaft,<br />

lässt <strong>in</strong> ihren 23 neuen<br />

Sh<strong>in</strong>kansen-Zügen E6 die Tri<strong>eb</strong>drehgestelle mit Bremsscheiben,<br />

ultrakompakten und -leichten Bremszangen<br />

und ISOBAR-S<strong>in</strong>ter-Belägen ausrüsten. Die Züge sollen<br />

ab Frühjahr 2013 zwischen Tokio und Akita an der<br />

Westküste der Haupt<strong>in</strong>sel Honshu fahren und dabei bis<br />

Morioko mit den bislang e<strong>in</strong>gesetzten E5-Zügen gekoppelt<br />

werden. Ihre anfängliche Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

300 km/h soll im Frühjahr 2014 soll auf 320 km/h angehoben<br />

werden.<br />

Die neuen Sh<strong>in</strong>kansen E6 sollen Bremsen von Knorr erhalten.<br />

Siemens liefert Signaltechnik für Athener U-Bahn<br />

Siemens wird die knapp 16 km lange<br />

Erweiterung der U-Bahnl<strong>in</strong>ien 2 und 3 <strong>in</strong><br />

Athen ausrüsten. Im Auftrag enthalten<br />

s<strong>in</strong>d Lieferung, Installation und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

von elektronischen Stellwerken<br />

vom Typ Sicas, der automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussung<br />

LZB 705M und des Betri<strong>eb</strong>sleitsystems<br />

Vicos 111 sowie e<strong>in</strong>er<br />

kompletten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanlage für die zu-<br />

künftige Schulung von Personal. Ferner<br />

werden 17 Fahrzeuge mit den entsprechenden<br />

Siemens-Geräten ausgerüstet.<br />

Der erste Bauabschnitt, bei dem die<br />

L<strong>in</strong>ien 2 und 3 um <strong>in</strong>sgesamt 8,5 km und<br />

si<strong>eb</strong>en Stationen erweitert werden, soll<br />

im Herbst 2013 den Betri<strong>eb</strong> aufnehmen.<br />

In e<strong>in</strong>er zweiten Ausbaustufe s<strong>in</strong>d weitere<br />

7,5 km und sechs Stationen der L<strong>in</strong>ie 3<br />

bis zum Hafen von Piräus vorgesehen.<br />

Der Ausbau soll die Verkehrssituation der<br />

griechischen Hauptstadt deutlich verbessern.<br />

Betreiber Attiko Metro erwartet<br />

bereits nach der ersten Ausbaustufe<br />

täglich rund 160 000 Fahrgäste auf den<br />

neuen Streckenabschnitten, das würde<br />

rund 30 000 Autos und 130 t CO 2<br />

weniger<br />

entsprechen.<br />

Bombardier produziert Monorail-<br />

Fahrzeuge <strong>in</strong> Brasilien<br />

E<strong>in</strong>en neuen globalen Produktionsstandort für Monorail-Fahrzeuge<br />

eröffnete Bombardier Transportation im brasilianischen Hortolândia<br />

nordwestlich von São Paulo. Erste Fahrzeuge sollen im<br />

Laufe des Jahres die Fertigungsstraße verlassen. Der Standort soll<br />

auch e<strong>in</strong>en Beitrag zu e<strong>in</strong>er stärkeren <strong>in</strong>dustriellen Entwicklung<br />

des Landes leisten. N<strong>eb</strong>en 250 neuen Arbeitsplätze direkt <strong>in</strong> der<br />

Fertigung entstehen etwa 500 <strong>in</strong>direkte Stellen bei lokalen Zulieferern.<br />

Der erste Auftrag umfasst die Lieferung von 54 INNOVIA<br />

Monorail 300-Zügen mit je si<strong>eb</strong>en Wagen (378 Wagen <strong>in</strong>sgesamt)<br />

für Metro São Paulo. Es soll täglich von über 500 000<br />

Fahrgästen genutzt werden und die Fahrzeiten zwischen den<br />

Stationen Vila Prudente und Cidade Tiradentes auf der L<strong>in</strong>ie 2<br />

der Metro São Paulo von fast zwei Stunden auf rund 50 m<strong>in</strong><br />

verkürzen. Der erste Zug wird noch <strong>in</strong> Kanada produziert und<br />

getestet, die übrigen Monorail-Wagen sollen bereits <strong>in</strong> Brasilien<br />

gefertigt werden.<br />

Monorail 300-Zug für São Paulo (Designstudie: Bombardier Transportation).<br />

110 (2012) Heft 6<br />

297


Nachrichten Energie und Umwelt<br />

Elektromobilität<br />

Abgesehen davon, dass unter dem Begriff<br />

Elektromobilität wieder nur der Individualverkehr<br />

gesehen wird, nennt mit e<strong>in</strong>em<br />

großen Fragezeichen e<strong>in</strong> Kurzbeitrag <strong>in</strong><br />

Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE dazu folgende Zahlen:<br />

Flüssige Kohlenwasserstoffe liefern via<br />

Verbrennungsmotoren trotz deren bescheidener<br />

Wirkungsgrade heute etwa<br />

2,5 MWh/kg am Rad, Verbesserungen<br />

werden 4 MWh/kg br<strong>in</strong>gen, heutige<br />

Batterien bieten analog 0,1 MWh/kg. Aus<br />

Nutzersicht s<strong>in</strong>d 1 MWh/kg erforderlich,<br />

es müssen die Preise der Batteriesysteme<br />

von heute 500 CHF/kg reziprok s<strong>in</strong>ken<br />

und deren L<strong>eb</strong>ensdauer muss den zwölf<br />

Jahren e<strong>in</strong>es normalen PkW entsprechen.<br />

Der Benz<strong>in</strong>zapfhahn speist 5 MW netto,<br />

Elektroladestationen müssen <strong>als</strong>o deutlich<br />

leistungsfähiger werden <strong>als</strong> heute. Für<br />

e<strong>in</strong>en kompletten Ersatz der heute rund<br />

4,2 Mio. Kraftfahrzeuge <strong>in</strong> der Schweiz<br />

würden CO 2<br />

-frei erzeugte 10 bis<br />

15 TWh/a benötigt. Zum Vergleich: SBB<br />

und mitversorgte <strong>Bahnen</strong> brauchen heute<br />

2,4 TWh/a, die DB etwa 11 TWh/a elektrische<br />

Zugförderenergie.<br />

Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012), Heft 3.<br />

Abfallprobleme bei SBB<br />

In 2011 hat die SBB aus Zügen und von<br />

Verkehrsanlagen 5 700 t Altpapier, 50 t<br />

Glas, 160 t PET-Flaschen recycelt und<br />

32 000 t sonstige Abfälle entsorgen<br />

müssen (Zahlen gerundet). Weil die<br />

Mengen ständig wachsen, hat das Unternehmen<br />

e<strong>in</strong>e nationale Plakataktion<br />

gegen das Litter<strong>in</strong>g gestartet; Studien<br />

hätten gezeigt, dass Sauberkeit positiv<br />

auf die Kundenzufriedenheit wirkt. Zugleich<br />

wird <strong>in</strong> neun großen Bahnhöfen<br />

e<strong>in</strong>e Abfalltrennung schon beim Abwurf,<br />

wie sie schon seit Langem bei der DB<br />

ang<strong>eb</strong>oten wird, durch das Publikum<br />

getestet.<br />

Nachrichten Personen<br />

Neuer VDB-Präsident<br />

Am 25 April wurde Michael Clausecker,<br />

seit Ende März Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von Bombardier Transportation<br />

Deutschland, zum neuen Präsidenten<br />

des Verbandes der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

Deutschland (VDB) e.V. gewählt. M. Clausecker<br />

übernimmt auch hier die Position<br />

von Dr. Klaus Baur, der <strong>in</strong> den Ruhestand<br />

geht.<br />

Neuer Vorstandsvorsitzender Alstom Deutschland<br />

Vorsitzender des Vorstands der Alstom<br />

Deutschland GmbH ist zum 1. April 2012<br />

Alf Henryk Wulf (49) geworden, zuvor <strong>in</strong><br />

gleicher Funktion bei Alcatel-Lucent<br />

Deutschland AG. Wesentliche Alstom-Niederlassungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Salzgitter für Regionalzüge, <strong>in</strong> Mannheim<br />

für Stromerzeugungs- und <strong>in</strong> Mönchengladbach<br />

für Stromübertragungsanlagen.<br />

Neuer VDV-Geschäftsführer Technik<br />

Voraussichtlich am 1. September 2012<br />

wird Mart<strong>in</strong> Schmitz (40) beim Verband<br />

Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />

die bislang vakante Stelle des Geschäftsführers<br />

Technik übernehmen. M. Schmitz<br />

studierte Elektrotechnik an der Technischen<br />

Universität Darmstadt und der Ecole<br />

Nationale de l’Aviation Civile <strong>in</strong> Toulouse.<br />

Beim Fahrzeughersteller Vossloh hatte er<br />

seit 1998 verschiedene Funktionen <strong>in</strong>ne,<br />

unter anderem <strong>als</strong> Geschäftsfeldleiter<br />

elektrische Antri<strong>eb</strong>e für Straßenfahrzeuge<br />

und Market<strong>in</strong>g, <strong>als</strong> Abteilungs leiter Vertri<strong>eb</strong><br />

und Market<strong>in</strong>g sowie <strong>als</strong> Mitglied der<br />

Geschäftsleitung.<br />

298 110 (2012) Heft 6


Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />

Hundert Jahre öffentliche Elektrizitätsversorgung<br />

Vorsicht,<br />

Hochspannung!<br />

Lokalterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em norwegischen Bahnumrichterwerk<br />

(Foto: Jernbaneverket).<br />

„Volkswirtschaftliches Denken ist leider bei uns noch ke<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>gut<br />

geworden. Sonst wäre e<strong>in</strong>e höchst bedenkliche Ersche<strong>in</strong>ung unseres jüngsten<br />

Wirtschaftsl<strong>eb</strong>ens völlig ausgeschlossen, e<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung, die nichts<br />

weniger bedeutet <strong>als</strong> e<strong>in</strong>en Rückfall <strong>in</strong> die schlimmsten Zeiten schrankenloser<br />

manchesterlicher Wirtschaft. Was aber früher schon verhängnisvoll war,<br />

muß bei dem heutigen Stand des Großkapitalismus und der Trustwirtschaft<br />

zur L<strong>eb</strong>ensgefahr werden. Die Ersche<strong>in</strong>ung, an die hier gedacht ist,<br />

besteht dar<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong>ige wenige Unternehmen darauf ausgehen, unser<br />

ganzes Land mit e<strong>in</strong>em privaten oder doch unter privatem E<strong>in</strong>fluß stehenden<br />

Netze zur Versorgung mit elektrischer Energie zu überziehen. Den<br />

Behörden und den Organen der Selbstverwaltung <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>de, Kreis und<br />

Prov<strong>in</strong>z muß zum Teil der Vorwurf gemacht werden, diese Entwicklung<br />

unterstützt zu haben und zu unterstützen – gewiß <strong>in</strong> guter Absicht, aber <strong>in</strong><br />

unverantwortlicher Verkennung der wirklichen Sachlage.“ – Dieser Text<br />

stammt nicht etwa aus dem aktuellen Programm e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schlägig orientierten<br />

politischen Partei, sondern aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />

10 (1912): Aus e<strong>in</strong>em Aufsatz „Private Elektrizitätsmonopole“ (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

anderen Zeitschrift) <strong>als</strong> Kronzeugnis zitiert von Dipl.-Ing. P. Berger, dessen<br />

Buch „Die elektrische Hofzentrale des Landwirtes“ <strong>in</strong> der Bücherschau <strong>in</strong><br />

Heft 17 von Kyser <strong>als</strong> „Kampfschrift“ verrissen worden war, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Replik<br />

<strong>in</strong> Heft 24, gefolgt wiederum von Bemerkungen des Rezensenten dazu.<br />

Vorübergehend grenzenlos<br />

Regelwerks-Nr. Regelwerkstitel Gültig ab Bemerkungen<br />

491.9201 Übersicht der Grenzlasten der NL Ost 12.12.2010 Gültig bis 10.11.2011<br />

491.9201 Übersicht der Grenzlasten der NL Ost 11.12.2011<br />

(aus Schiennennetz-Benutzungsbed<strong>in</strong>gungen der<br />

DB Netz AG 2012 Anlage 2 Netzzugangsrelevantes<br />

Regelwerk - Zusammenstellung, mit denselben<br />

Kalenderdaten für die anderen sechs Niederlassungen<br />

(NL))<br />

Netzstabilität<br />

„Dem Kläger war <strong>in</strong> dem Straßenbahnwagen<br />

aus dem Gepäcknetz e<strong>in</strong>e sehr große<br />

fremde Hutschachtel auf den Kopf gefallen.<br />

Die E<strong>in</strong>rede des Mitverschuldens des<br />

Klägers an se<strong>in</strong>er Verletzung ist zurückgewiesen,<br />

er kannte das außergewöhnliche<br />

Gewicht der Hutschachtel (30 Pfd.) nicht<br />

und brauchte deren Herabfallen nicht zu<br />

erwarten.“ (Reichsgericht 3. F<strong>eb</strong>ruar<br />

1912; aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und<br />

<strong>Bahnen</strong> 10 (1912), Heft 17 „Aus dem<br />

Rechtsl<strong>eb</strong>en“).<br />

M<strong>in</strong>isterbeleidigung<br />

„Wie schwierig das ist, zeigt das Beispiel<br />

der Bahn-Oberleitungen. Verkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

Peter Ramsauer hatte bereits vor-<br />

schlagen, sie für den Stromtransport zu<br />

nutzen.“ (aus der Saarbrücker Zeitung<br />

vom 4. Mai 2012 <strong>in</strong> der Antwort e<strong>in</strong>es<br />

Wirtschaftsredakteurs auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Leservorschlag).<br />

110 (2012) Heft 6<br />

299


Impressum<br />

7. und<br />

8. März<br />

2013<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Mart<strong>in</strong> A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

GmbH, München<br />

Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Axel Güldenpenn<strong>in</strong>g, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atk<strong>in</strong>s Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berl<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Redaktionsleitung:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />

Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Pr<strong>in</strong>t 295,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

E<strong>in</strong>zelheft 34,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

E<strong>in</strong>zelausgabe <strong>als</strong> ePaper 34,00 €<br />

Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 383,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

300


Term<strong>in</strong>e<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />

exporail 2012<br />

14.06.2012 TU Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />

E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />

07.-09.11.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />

Moskau (RU) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: exporailrussia@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.exporailrussia.com<br />

Africa Rail 2012<br />

12. Signal+Draht-Kongress<br />

25.-29.6.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />

Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463-6001, Fax: -6903;<br />

E-Mail: enquiry.za@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />

Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />

RAIL POWER EUROPE 2012<br />

26.-27.06.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />

Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +44 20 7092-1000, Fax: -1508,<br />

E-Mail: enquiry.uk@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />

Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />

UIC High Speed Congress 2012<br />

10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />

Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com,<br />

Internet: www.uic-highspeed2012.com/<br />

12. Internationale Schienenfahrzeugtagung<br />

12.-14.09.2012 TU Dresden<br />

Dresden (DE) Fon: +49 351 462-2733, Fax: -2199,<br />

E-Mail: rad@mw.htw-dresden.de,<br />

Internet: www.rad-schiene.de<br />

InnoTrans<br />

08.-09.11.2012 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE)<br />

c/o punktgenau GmbH<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com,<br />

Internet: www.eurailpress.de<br />

8. Eisenbahn Forum<br />

27.-28.11.2012 Schreck-Mieves<br />

Darmstadt(DE) Fon: +49 6502 9941-66, Fax: -68,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@schreck-mieves.de,<br />

Internet: www.schreck-mieves-sem<strong>in</strong>are.de<br />

Exporail India<br />

06.-07.12.2012 Info: Mack Brooks<br />

New Delhi (IN) Fon: +44 1727 814400,<br />

Internet: www.mackbrooks.com/events,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk<br />

6. acrps – a.c. rail power supply –<br />

Internationale Konferenz für Energieversorgungs -<br />

anlagen von Wechselstrombahnen<br />

07.–08.03.2013 Internet: www.acrps.<strong>in</strong>fo,<br />

Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige <strong>in</strong> diesem Heft)<br />

18.-21.09.2012 Messe Berl<strong>in</strong> GmbH<br />

Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +49 30 3038-0, Fax: -2325,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>notrans@messe-berl<strong>in</strong>.de,<br />

Internet: www.<strong>in</strong>notrans.de


HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

Wirtschaftliche<br />

Fahrleitungs<strong>in</strong>standhaltung<br />

Diese wichtigen Faktoren zeichnen Plasser & Theurer bei der modernen<br />

Fahrleitungs<strong>in</strong>standhaltung aus. Kräne sowie verfahrbare Hubarbeitsbühnen<br />

ermöglichen auch <strong>in</strong> großen Höhen e<strong>in</strong> sicheres und komfortables<br />

Arbeiten. Aufgrund der Vielseitigkeit und der e<strong>in</strong>fachen Bedienung<br />

dieser High-Tech Masch<strong>in</strong>en ist nur mehr e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Personalaufwand<br />

notwendig. Präzise und zuverlässige Arbeitserg<strong>eb</strong>nisse sowie die schnelle<br />

Bearbeitung e<strong>in</strong>er Sektion sorgen für wirtschaftliche Höchstleistungen.<br />

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