eb - Elektrische Bahnen Hochgeschwindigkeitsverkehr als Nationalsystem in Russland (Vorschau)
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B 2580<br />
6/2012<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Juni<br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Mobilität im Dickicht der Städte<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Oliver Völl<strong>in</strong>ger, Vossloh Kiepe<br />
Thema<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />
Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
Weltkongress und Fachmesse für<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />
Report<br />
Desiro RUS<br />
Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />
Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />
Normen<br />
Trends <strong>in</strong> der Normung für Bahnelektrifizierungen<br />
Oberleitung<br />
Zulässige Fahrdrahtseitenlage für <strong>in</strong>teroperable Strecken<br />
Europäische Harmonisierung – Auswirkungen<br />
auf Fahrleitungen der Deutschen Bahn<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß –<br />
ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor
Mit vielen, bisher<br />
unveröffentlichten<br />
Bildern<br />
Wechselstrom- Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />
Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />
Bereits 1947 beschäftigte sich die Deutsche Reichsbahn mit dem<br />
Gedanken zur Wiederelektrifi zierung des im Jahr zuvor demontierten<br />
elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten dann konkrete Schritte, die<br />
nach Verhandlungen mit der UdSSR <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten.<br />
E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten der<br />
Zustand von Lokomotiven und Anlagen sowie DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien<br />
ü ber das anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955<br />
den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />
In diesem Band werden die nach Kriegsende bei der AEG und<br />
den SSW verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten der AEG fü r die<br />
Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR<br />
und der Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und<br />
Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stü ck Zeitgeschichte und<br />
beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen,<br />
wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und politischen<br />
Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / Th. Scherrans / Th. Borbe / R. Lü deritz<br />
1. Aufl age 2012, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
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mit ausfü hrlichem<br />
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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland – Band 3 (Teil 1)<br />
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Standpunkt<br />
Mobilität im Dickicht der Städte<br />
S<br />
tadtbahn, Straßenbahn und Bus s<strong>in</strong>d die<br />
richtungsweisenden Träger für die heutige<br />
und <strong>in</strong>sbesondere zukünftige Mobilität <strong>in</strong><br />
urbanen Ballungsräumen. Die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
vere<strong>in</strong>t hierbei e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames ambitioniertes Ziel:<br />
bis zum Jahr 2025 den Anteil von Bussen und <strong>Bahnen</strong><br />
am öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) zu verdoppeln.<br />
Für die Bahntechnikhersteller bedeutet das,<br />
durch zahlreich neue Fahrzeuge ihre hohe Innovationsfähigkeit<br />
unter Beweis zu stellen, zum Beispiel bei<br />
neuen Generationen von Straßenbahnen und Metros.<br />
Jeden Tag nutzen 28 Millionen Fahrgäste Busse<br />
und <strong>Bahnen</strong>. Ohne den Nahverkehr stünde Deutschland<br />
still. Denn ohne Busse und <strong>Bahnen</strong> müsste das<br />
Land über 18 Millionen Autofahrten am Tag mehr<br />
verkraften. Durch die Leistung des Öffentlichen Verkehrs<br />
<strong>in</strong> Deutschland werden jedes Jahr 15 Millionen<br />
Tonnen Kohlendioxid e<strong>in</strong>gespart. Auch wirtschaftlich<br />
ist die Branche e<strong>in</strong> wichtiger Faktor: Rund 12 Milliarden<br />
Euro werden von den ÖPNV-Unternehmen<br />
jedes Jahr für Investitionen und Vorleistungen ausgeg<strong>eb</strong>en.<br />
90 Prozent davon fließen <strong>in</strong> die deutsche<br />
Wirtschaft. Insbesondere der regionale Mittelstand<br />
profitiert maßg<strong>eb</strong>lich vom Nahverkehr.<br />
Jedoch die Kehrseite der Medaille lautet: Leere<br />
Kassen und die Neuverteilung von Aufgaben zwischen<br />
Bund und Ländern haben zu entscheidenden<br />
Veränderungen bei den politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für den Nahverkehr geführt.<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung des ÖPNV <strong>in</strong>klusive SPNV<br />
(Schienenpersonennahverkehr) steht daher vor großen<br />
Herausforderungen: E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d und bleiben<br />
die Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen<br />
angespannt. Andererseits benötigt e<strong>in</strong> guter Nahverkehr<br />
auch künftig e<strong>in</strong>e planbare Mitf<strong>in</strong>anzierung<br />
aus öffentlichen Kassen. Dies gilt sowohl für die<br />
langfristigen Investitionen <strong>in</strong> die Infrastruktur <strong>als</strong><br />
auch für den Betri<strong>eb</strong>.<br />
In me<strong>in</strong>er neuen Funktion <strong>als</strong> VDB-Präsident<br />
werde ich mich deshalb dafür e<strong>in</strong>setzen, dass die<br />
F<strong>in</strong>anzierung des Nahverkehrs nicht<br />
gefährdet wird. Wir brauchen e<strong>in</strong>en<br />
gesamtgesellschaftlichen Dialog und<br />
Konsens, um den kommunalen Nahverkehr<br />
auszubauen. Dazu gehört nun<br />
e<strong>in</strong>mal auch die Bereitstellung der dafür<br />
notwendigen f<strong>in</strong>anziellen Mittel. Die ab<br />
2014 entfallende <strong>in</strong>vestive Zweckb<strong>in</strong>dung<br />
der Entflechtungsmittel (EX-GV-<br />
FG) für Verkehrs<strong>in</strong>vestitionen ist daher<br />
kontraproduktiv. Bei den öffentlichen<br />
Diskussionen um zu ger<strong>in</strong>ge F<strong>in</strong>anzmittel<br />
wird leider viel zu häufig übersehen,<br />
dass gemäß e<strong>in</strong>er Studie des Verbandes<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />
im städtischen ÖPNV e<strong>in</strong> Investitionsstau<br />
deutlich über zwei Milliarden Euro aufgelaufen<br />
ist. Hier ist e<strong>in</strong> Sofortprogramm von Bund und<br />
Ländern, das hier Abhilfe schafft, längst überfällig.<br />
Der SPNV <strong>in</strong> Deutschland ist bekanntermaßen<br />
e<strong>in</strong>e Erfolgsstory. Deswegen muss sichergestellt<br />
se<strong>in</strong>, dass die Regionalisierungsmittel des Bundes<br />
über 2014 h<strong>in</strong>aus erhalten bleiben und mit jährlich<br />
2,5 Prozent dynamisiert werden. So könnten die<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren kont<strong>in</strong>uierlich gestiegenen<br />
Kosten des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s zum<strong>in</strong>dest teilweise<br />
kompensiert werden.<br />
Ihr<br />
Michael Clausecker<br />
Präsident des VDB e. V.<br />
(Vere<strong>in</strong> der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Deutschland)<br />
110 (2012) Heft 6<br />
233
Inhalt<br />
6 / 2012<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Michael Clausecker<br />
233 Mobilität im Dickicht der Städte<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Oliver Völl<strong>in</strong>ger<br />
236 Die Herausforderungen liegen <strong>in</strong> der<br />
Steuerungstechnik<br />
Thema<br />
B. Rockstroh<br />
240 <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />
Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
A. Düweke<br />
242 Weltkongress und Fachmesse für<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />
Report<br />
R. Granzer<br />
244 Desiro RUS<br />
Titelbild<br />
Speedy tra<strong>in</strong> travell<strong>in</strong>g<br />
© Petar Paunchev<br />
E. Schlechter<br />
246 Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen
Inhalt<br />
Hauptbeiträge<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Ch. Foerth, M. Weidauer<br />
252 Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />
Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />
Robust asynchronous mach<strong>in</strong>e control without<br />
rotary transducers <strong>in</strong> railway operations<br />
Une régulation robuste sans capteur de vitesse<br />
pour les mach<strong>in</strong>es asynchrones utilisées dans les<br />
chem<strong>in</strong>s de fer<br />
Normen<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
St. Marschnig<br />
288 Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß –<br />
ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />
Vehicle concept and rail wear – ÖBB traction<br />
vehicle factor<br />
Conception des véhicules et usure des voies – le<br />
facteur d’usure par eng<strong>in</strong> moteur sur le réseau ÖBB<br />
Nachrichten<br />
294 <strong>Bahnen</strong><br />
297 Unternehmen<br />
298 Energie und Umwelt<br />
298 Personen<br />
300 Impressum<br />
E. Schneider, M. Schwarz<br />
264 Trends <strong>in</strong> der Normung für<br />
Bahnelektrifizierungen<br />
Trends <strong>in</strong> standardisation for railway electrification<br />
Tendances dans la normalisation pour l’électrification<br />
des voies ferrées<br />
U 3 Term<strong>in</strong>e<br />
Oberleitung<br />
R. Puschmann<br />
270 Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />
<strong>in</strong>teroperable Strecken<br />
Permissible lateral deviation of the contact wire<br />
on <strong>in</strong>teroperable railway l<strong>in</strong>es<br />
Position latérale admissible de la caténaire pour<br />
les lignes <strong>in</strong>teropérables<br />
Th. Nickel<br />
280 Europäische Harmonisierung – Auswirkungen<br />
auf Fahrleitungen der Deutschen Bahn<br />
European standardization – effects on DB’s<br />
contact l<strong>in</strong>es<br />
Harmonisation européenne – effets sur les lignes<br />
de contact de la DB
Fokus Interview<br />
Oliver Völl<strong>in</strong>ger<br />
Die Herausforderungen liegen<br />
<strong>in</strong> der Steuerungstechnik<br />
Der öffentliche Nahverkehr liegt weiter im Trend, und fast überall auf der<br />
Welt s<strong>in</strong>d neue, energieeffiziente Busse und <strong>Bahnen</strong> gefragt. Welche<br />
Antri<strong>eb</strong>skonzepte werden für diese Fahrzeuge gefordert? Welche Innovationstreiber<br />
können die weitere Entwicklung bee<strong>in</strong>flussen? Und welche technischen<br />
Neuerungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den nächsten Jahren zu erwarten? Eberhard<br />
Buhl im Gespräch mit Oliver Völl<strong>in</strong>ger, Geschäftsführer Technik bei<br />
Vossloh Kiepe <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />
<strong>eb</strong>: Ihr Unternehmen ist der Elektrotechnik seit<br />
jeher verbunden, wenngleich nicht von Anfang<br />
an dem Verkehr. Wie kam das?<br />
Oliver Völl<strong>in</strong>ger: Das Familienunternehmen Kiepe<br />
wurde 1906 gegründet und war ursprünglich mit der<br />
Reparatur von Bogenlampen befasst, später <strong>in</strong> den<br />
1920er Jahren kamen Schalter und Kontrollgeräte<br />
für den Nahverkehr h<strong>in</strong>zu. Beim Neustart Anfang<br />
der Fünfziger war e<strong>in</strong> Auftrag über die elektrische<br />
Ausrüstung von 800 Trolleybussen für Buenos Aires<br />
entscheidend. Das war der Beg<strong>in</strong>n der großvolumigen<br />
Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Traktionsausrüstungen<br />
für elektrische Fahrzeuge. Heute<br />
beschäftigen wir fast 750 Mitarbeiter im eigenen Haus<br />
und unseren Tochtergesellschaften <strong>in</strong> Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz, Italien, USA und Kanada.<br />
Die Entwicklung von Trolleybus-Antri<strong>eb</strong>en war<br />
damit Keimzelle des heutigen, viel breiter aufgestellten<br />
Portfolios?<br />
Unsere Kompetenzen im Schienenfahrzeugbereich<br />
liegen heute bei Traktionsausrüstungen, Fahrzeugausrüstungen<br />
und Kle<strong>in</strong>geräten für den Bereich Light<br />
Rail, <strong>als</strong>o Straßenbahnen und Tram-Tra<strong>in</strong>-Fahrzeuge.<br />
Unsere verstärkten Aktivitäten <strong>in</strong> der Vollbahntechnik<br />
laufen seit 2009 bei Vossloh Kiepe Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e Technology<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf <strong>als</strong> neuer Tochtergesellschaft, die<br />
unter anderem Umrichter und Stromversorgungen<br />
im Programm hat. Klimaanlagen für Bahnanwendungen<br />
stellen wir <strong>in</strong> unserem österreichischen Standort<br />
<strong>in</strong> Wien her. Und natürlich haben wir traditionell die<br />
Bussparte mit Trolleybussen – hier s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> der<br />
westlichen Welt sicher Marktführer – sowie mit Hybrid-<br />
und Elektrobussen.<br />
S<strong>in</strong>d Sie dabei mit bestimmten Herstellern verbunden?<br />
Grundsätzlich s<strong>in</strong>d wir <strong>als</strong> Elektroanbieter frei <strong>in</strong> der<br />
Zusammenarbeit mit Partnern; das kann durchaus<br />
auch e<strong>in</strong> Unternehmen se<strong>in</strong>, das auf e<strong>in</strong>em anderem<br />
G<strong>eb</strong>iet unser Mitbewerber ist. In der Bussparte beispielsweise<br />
arbeiten wir mit Hess, Solaris, van Hool,<br />
VDL Bus & Coach und anderen zusammen.<br />
Liegt der Schwerpunkt eher auf der Straße oder<br />
auf der Schiene?<br />
Insgesamt erzielen wir zwei Drittel bis drei Viertel unseres<br />
Umsatzes mit der Schiene, e<strong>in</strong>schließlich dem<br />
Geschäft mit Komponenten, Kle<strong>in</strong>geräten und Modernisierungen,<br />
die ja e<strong>in</strong> wichtiges Wachstumsfeld<br />
s<strong>in</strong>d. Etwa e<strong>in</strong> Viertel des Umsatzes entfällt derzeit<br />
auf den Busbereich. Weil wir aber Projektgeschäfte<br />
machen und zum Beispiel vor vier Jahren alle<strong>in</strong> für<br />
Vancouver 200 Trolleybusse ausgerüstet haben, verschi<strong>eb</strong>t<br />
sich die Gewichtung von Jahr zu Jahr etwas.<br />
Heißt das, dass Trolleybusse heute im Durchschnitt<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Rolle spielen?<br />
E<strong>in</strong> klares Je<strong>in</strong>. In Westeuropa s<strong>in</strong>d Trolleybusse heute<br />
meist aus dem Stadtbild verschwunden. Ganz<br />
anders sieht die Welt <strong>in</strong> Osteuropa oder <strong>Russland</strong><br />
aus. Hier wollen wir natürlich expandieren. Und<br />
auch <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika fragt man derzeit sehr stark<br />
große Busprojekte an. Generell freuen wir uns über<br />
sehr gute Nachfrage sowohl im Schienenbereich<br />
<strong>als</strong> auch im Busbereich, allerd<strong>in</strong>gs müssen wir bei<br />
Trolleybussen aufgrund der beschri<strong>eb</strong>enen Verbreitungsschwerpunkte<br />
notwendigerweise <strong>in</strong>s Ausland<br />
gehen.<br />
236 110 (2012) Heft 6
Interview Fokus<br />
Wobei man annehmen könnte, dass vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
wachsender Anforderungen an Energieeffizienz,<br />
neuer Hybridantri<strong>eb</strong>e und so weiter<br />
Ihre Produkte zunehmend verkehrsträgerübergreifend<br />
e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />
Unser Tätigkeitsschwerpunkt lässt sich <strong>in</strong> der Tat<br />
mit Energiemanagement für elektrische Fahrzeuge beschreiben<br />
– das zieht sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch<br />
die Produktpalette. Eben weil Anforderungen wie<br />
Energieeffizienz klar im Vordergrund stehen. E<strong>in</strong>e<br />
Gesamtsystembetrachtung zeigt, dass man hier und<br />
da immer wieder Möglichkeiten f<strong>in</strong>det, den Wirkungsgrad<br />
um e<strong>in</strong> paar Zehntel zu verbessern, was<br />
aber für unsere langl<strong>eb</strong>igen Produkte unter dem<br />
Strich e<strong>in</strong>e Menge E<strong>in</strong>sparung bedeuten kann.<br />
Gibt es dazu aktuelle Projektbeispiele?<br />
Zum Beispiel haben wir <strong>in</strong> Rostock Straßenbahnen<br />
mit leistungsstarken Doppelschichtkondensatoren<br />
ausgerüstet, um dort gespeicherte Energie beim<br />
Anfahren nutzen zu können und die Verbrauchsspitzen<br />
zu kappen. Damit können die neuen Fahrzeuge<br />
mit Klimatisierung und höherer Fahrgastkapazität<br />
im bestehenden Fahrleitungsnetz betri<strong>eb</strong>en werden<br />
ohne zusätzliche Investitionen zur Netz-Leistungsanpassung.<br />
Gleichzeitig wird der Energieverbrauch<br />
der Fahrzeuge reduziert, da weniger Bremsenergie <strong>in</strong><br />
Bremswiderständen umgesetzt werden muss. Ähnliches<br />
machen wir für Hybridbusse. Auch die Batterietechnik<br />
entwickelt sich geradezu rasant weiter,<br />
und wir gehen davon aus, dass wir <strong>in</strong> Kürze statt der<br />
Kondensatoren auch Batterien e<strong>in</strong>setzen werden, die<br />
sehr schnell sehr viel Energie aufnehmen und abg<strong>eb</strong>en<br />
können.<br />
Das berührt dann auch das oberleitungsfreie<br />
Fahren?<br />
Genau. Oberleitungsfreies Fahren ist gefordert <strong>in</strong> Innenstädten<br />
und auf anderen nichtelektrifizierten Streckenabschnitten,<br />
sowohl beim Bus <strong>als</strong> auch bei der<br />
Straßenbahn. Wir bereiten uns darauf vor, diese Ausrüstungen<br />
künftig stärker anzubieten. Beim Bus funktioniert<br />
das schon, bei der Bahn haben wir vor allem bei<br />
der Batterietechnik noch e<strong>in</strong>ige Arbeit vor uns, damit<br />
das <strong>in</strong> der Praxis tatsächlich mehrere Kilometer weit<br />
funktioniert. E<strong>in</strong> wichtiger Punkt ist auch das Tram-<br />
Tra<strong>in</strong>-Konzept, bei dem <strong>Bahnen</strong> sowohl Regionalverkehr<br />
<strong>als</strong> auch re<strong>in</strong>en Stadtverkehr übernehmen. Für<br />
Pendler ist das e<strong>in</strong>e sehr attraktive Möglichkeit, ohne<br />
Umsteigen <strong>in</strong> die Innenstädte zu kommen.<br />
Da geht es auch um Mehrsystem- und Zweikraftsysteme?<br />
So ist es. Zweikraftsysteme kommen ja immer dann<br />
<strong>in</strong>s Spiel, wenn Strecken <strong>in</strong> Außenbezirke nicht elektrifiziert<br />
s<strong>in</strong>d. Da ist für uns im Augenblick der dieselelektrische<br />
Antri<strong>eb</strong> die Alternative zum re<strong>in</strong> elektrischen<br />
Antri<strong>eb</strong>. Das bieten wir projektspezifisch an.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Sie greifen <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Ihren Modulbaukasten<br />
und stellen die Komponenten nach den Anforderungen<br />
zusammen?<br />
Das kann man ruhig so sagen, glücklicherweise gibt es<br />
ja e<strong>in</strong>ige Komponenten, die variabel e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gilt das wesentlich für Light-Rail-Systeme,<br />
bei der Vollbahn ist das wegen der benötigten hohen<br />
Leistung nicht immer s<strong>in</strong>nvoll. Im Lokomotivbereich<br />
s<strong>in</strong>d wir auf den dieselelektrischen Antri<strong>eb</strong> fokussiert,<br />
wobei wir auch mit unseren Kollegen vom Vossloh-<br />
Lokomotivwerk <strong>in</strong> Kiel zusammenarbeiten. Die eigenen<br />
Vollbahn-Aktivitäten s<strong>in</strong>d ja erst rund drei Jahre<br />
alt, wir sehen hier aber sehr gute Chancen für uns ...<br />
... unterstützt auch durch e<strong>in</strong>e positive Marktentwicklung?<br />
Wir gehen davon aus, dass der Markt für Schienenfahrzeuge<br />
<strong>in</strong>sgesamt wächst. Der Trend zur Urbanisierung<br />
beispielsweise hält an, und mit den steigenden Energiepreisen<br />
wird die Schiene zunehmend attraktiver.<br />
Und wo sehen Sie die Innovations treiber<br />
der nächsten Jahre?<br />
Energieeffizienz wird immer e<strong>in</strong> Thema se<strong>in</strong><br />
und damit auch Treiber für Innovation, das<br />
ist klar. Da spielen hybride Antri<strong>eb</strong>e e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
Batterietechnik und auch die Ladetechnik<br />
dafür, generell <strong>als</strong>o das Energiemanagement.<br />
Gleiches sehe ich im Bereich Sicherheit bei der<br />
Leittechnik, bei automatischen Systemen für<br />
Fahrerassistenz und Fahrstrategie. Wir haben<br />
beispielsweise bei unseren Hybridbussen e<strong>in</strong>e GPSgestützte<br />
Fahrstrategie-Optimierung. Die zielt darauf<br />
ab, dass der Energiespeicher abhängig von e<strong>in</strong>er<br />
kommenden Steigung oder e<strong>in</strong>em Gefälle ausreichend<br />
voll oder leer ist, um se<strong>in</strong>e Kapazität optimal<br />
auszunutzen und die Energieersparnis zu maximieren.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Bus immer dieselbe Strecke fährt, ist das<br />
recht gut umsetzbar. Das verstehe ich generell unter<br />
<strong>in</strong>telligentem Energiemanagement. Die Herausforderungen<br />
liegen da <strong>als</strong>o eher <strong>in</strong> der Steuerungstechnik.<br />
Sie haben die Batterietechnik schon angesprochen.<br />
Woh<strong>in</strong> geht da die Entwicklung <strong>in</strong> Ihrem Haus?<br />
Elektrochemie ist ja nicht unsere Kernkompetenz,<br />
auch <strong>in</strong> der Fertigungstechnologie s<strong>in</strong>d uns andere<br />
voraus. Es gibt aber <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>ige Produzenten von<br />
Li-Ion-Zellen, mit denen wir Kontakt haben. Auch das<br />
Packag<strong>in</strong>g, <strong>als</strong>o das Konfektionieren, haben wir bisher<br />
von Lieferanten durchführen lassen, überlegen uns<br />
aber, ob wir das künftig besser selbst machen. Denn<br />
wir müssen die Batteriepacks ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell für<br />
jedes Fahrzeug konfektionieren und im Fahrzeug<br />
unterbr<strong>in</strong>gen. Durch unsere Kernkompetenz beim<br />
Energiemanagement verstehen wir auch die Batterie<br />
gut genug, um sie optimal steuern zu können. Das<br />
heißt: E<strong>in</strong> Batteriemanagement-System, das den Ladezustand<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Zellen abfragt und optimiert,<br />
Der Elektrobus<br />
wird sicher<br />
kommen<br />
237
Fokus Interview<br />
können wir auch selbst leisten. Da wird wohl auch die<br />
Reise h<strong>in</strong>gehen, wenn wir das für uns optimale Batteriesystem<br />
gefunden haben.<br />
Es gibt auf dem Markt ja unterschiedliche Materi<strong>als</strong>ysteme<br />
...<br />
Vielversprechend ist sicher Lithium-Eisen-Phosphat,<br />
das heute schon im Volumen e<strong>in</strong>gesetzt wird. Lithium-Titanat<br />
ist dagegen neu und sche<strong>in</strong>t im H<strong>in</strong>blick<br />
auf e<strong>in</strong>e schnelle Ladung und Entladung sehr <strong>in</strong>teressant<br />
zu se<strong>in</strong>. Aber diese D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> der<br />
Entwicklung. Jedenfalls wird Batteriemanagement<br />
künftig zu unseren Kompetenzen gehören, und auch<br />
das Konfektionieren werden wir mittel- bis langfristig<br />
wohl selbst übernehmen. Auch die Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
Doppelschichtkondensatoren ist grundsätzlich sicher<br />
s<strong>in</strong>nvoll. Wahrsche<strong>in</strong>lich wird das ideale Fahrzeug<br />
künftig e<strong>in</strong>en Leistungsteil haben, um die schnellen<br />
Spitzen zu puffern, und e<strong>in</strong>en Energieteil, um kont<strong>in</strong>uierlich<br />
Leistung zur Verfügung zu stellen.<br />
N<strong>eb</strong>en der Ausrüstung neuer Fahrzeuge sche<strong>in</strong>t<br />
zunehmend das Geschäft mit Umbau und Modernisierung<br />
e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen, auch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf Energieeffizienz. Wächst dieser Anteil <strong>in</strong> Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
In Zeiten knapper Kassen ist Modernisierung ja<br />
immer dann <strong>in</strong>teressant, wenn die Mechanik, Drehgestelle<br />
und Wagenkästen grundsätzlich <strong>in</strong> Ordnung<br />
s<strong>in</strong>d. Dann rechnet es sich durchaus, die gesamte<br />
elektrische Ausrüstung zu erneuern, denn diese<br />
Fahrzeuge bekommen durch die elektrische Vollmodernisierung<br />
nochmal 20 Jahre L<strong>eb</strong>enszeit oder<br />
mehr. Zusätzlich kann man durch den Ersatz e<strong>in</strong>er<br />
veralteten Gleichstrom-Antri<strong>eb</strong>stechnik mit moderner<br />
Stromrichtertechnik auch erh<strong>eb</strong>liche Energiee<strong>in</strong>sparungen<br />
erzielen. Wir haben da sehr <strong>in</strong>teressante<br />
Projekte, auch im großen Umfang. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
wurden energieoptimierte E<strong>in</strong>heiten wurden bisher<br />
noch nicht bei uns angefragt, ich gehe aber davon<br />
aus, dass das kommt. Ob das für den Betreiber überhaupt<br />
s<strong>in</strong>nvoll ist, hängt ja immer auch von Netz<strong>in</strong>frastruktur<br />
und Netzqualität ab.<br />
Ist Modernisierung auch <strong>in</strong> anderen Ländern e<strong>in</strong><br />
Thema?<br />
Unterschiedlich. In Osteuropa ist der Fahrzeugbestand<br />
oft schon sehr alt, deshalb s<strong>in</strong>d eher Neufahrzeuge<br />
gefragt. Das Thema Modernisierung betrifft dort<br />
meist G<strong>eb</strong>rauchtfahrzeuge von uns, allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
wegen der Energieeffizienz, sondern wegen höherer<br />
Transportkapazität und Zuverlässigkeit. In Westeuropa<br />
s<strong>in</strong>d modern ausgestattete und energieeffiziente Neufahrzeuge<br />
gefragt. Angefragt wird zunehmend auch<br />
das Tram-Tra<strong>in</strong>-Konzept <strong>in</strong> verschiedenen Antri<strong>eb</strong>svarianten.<br />
Hier <strong>in</strong> Deutschland zum Beispiel steigt die<br />
Nachfrage im ÖPNV und die Betreiber denken über<br />
e<strong>in</strong>e Erweiterung der bestehenden Netze nach.<br />
Auch das Thema Obsoleszenz wird zunehmend<br />
wichtiger?<br />
So ist es. Im Bereich der Mikroelektronik haben wir<br />
zwei Möglichkeiten: Entweder versorgen wir die<br />
Kunden über Lagerhaltung noch e<strong>in</strong>e Zeitlang mit<br />
Orig<strong>in</strong>alteilen, oder wir bilden mit neuer, <strong>in</strong>telligenter<br />
und effizienter Elektronik die Funktionalität<br />
nach und umgehen das Obsoleszenzproblem. Dazu<br />
entwickeln wir e<strong>in</strong> entsprechendes Design mit e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Schnittstellen.<br />
Um bei der Vorausschau zu bleiben: Welche<br />
technischen Entwicklungen speziell für den Nahverkehr<br />
erwarten Sie <strong>in</strong> den kommenden Jahren?<br />
Was sicher kommen wird, ist der Elektrobus. Es wird<br />
e<strong>in</strong>en fließenden Übergang g<strong>eb</strong>en vom Trolleybus,<br />
der mit e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auter Batterie fünf oder mehr Kilometer<br />
Fahrstrecke ohne Oberleitung zurücklegen<br />
kann, h<strong>in</strong> zum ausschließlich batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>en Bus.<br />
Wir haben schon re<strong>in</strong>e Batteri<strong>eb</strong>usse mit e<strong>in</strong>er<br />
Reichweite von 150 Kilometern g<strong>eb</strong>aut, und für<br />
manche Anwendung mit kompakten Stadtbussen<br />
genügt diese Reichweite bereits. Jetzt muss uns das<br />
noch für den 18-Meter-Bus gel<strong>in</strong>gen, und technisch<br />
ist das sicher machbar. Auch oberleitungsfreies<br />
Fahren auf der Schiene wird e<strong>in</strong> Thema se<strong>in</strong>, gerade<br />
bei Tram-Tra<strong>in</strong>-Systemen. Da wird man mittelfristig<br />
<strong>eb</strong>enfalls auf Batterien <strong>als</strong> Zwischenspeicher kommen.<br />
E<strong>in</strong>es Tages werden wir dann die heutigen<br />
Kondensatorspeicher durch Batteriespeicher ersetzen<br />
können. Ich gehe davon aus, dass dieses Ziel<br />
schon relativ schnell greifbar ist und <strong>in</strong> den nächsten<br />
paar Jahren kommt.<br />
Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?<br />
Als Lieferant kompletter Antri<strong>eb</strong>sstränge vom Stromabnehmer<br />
bis zum Rad wollen wir <strong>in</strong>dividuelle elektrische<br />
Ausrüstungen für unterschiedliche Anbieter<br />
bauen. Das heißt, wir stellen unser Systemkonzept<br />
so flexibel auf, dass wir mit sehr verschiedenen<br />
Partnern kooperieren können – das ist auch künftig<br />
wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells.<br />
Herr Völl<strong>in</strong>ger, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
ZUR PERSON<br />
Oliver Völl<strong>in</strong>ger (46) studierte Physik an der Universität <strong>in</strong><br />
Karlsruhe und schloss mit e<strong>in</strong>er Diplomarbeit am Daimler-Benz-Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
<strong>in</strong> Ulm ab. Zwischen 1993<br />
und 2003 bekleidete er verschiedene Managementpositionen<br />
<strong>in</strong> der Mikroelektronik<strong>in</strong>dustrie, zuletzt <strong>als</strong> Director<br />
Manufactur<strong>in</strong>g bei Multek/Flextronics. Über weitere<br />
Stationen <strong>als</strong> Projektleiter bei Management Eng<strong>in</strong>eers,<br />
Leiter e<strong>in</strong>er globalen Bus<strong>in</strong>ess-Unit für Messtechnik bei<br />
Ruhr-Gas-Industries und Sprecher der Geschäftsführung<br />
bei Wieland Dental+Technik kam er im Juni 2011 <strong>als</strong><br />
Geschäftsführer Technik zu Vossloh Kiepe.<br />
238 110 (2012) Heft 6
Komplettang<strong>eb</strong>ot<br />
zum<br />
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2 Fachmagaz<strong>in</strong>e <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
+ Buch Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die schlesischen Berge<br />
Zug um Zug<br />
Know-how gew<strong>in</strong>nen<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />
und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />
dieser Zeit.<br />
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
war klar, dass die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />
schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />
Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />
– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />
die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />
Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Aufl age 2011, 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />
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auf die erste Rechung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Leserservice <strong>eb</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Bankleitzahl<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAEBAH1111<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />
Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Fokus Thema<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> <strong>als</strong><br />
Nation<strong>als</strong>ystem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
E<strong>in</strong>mal mehr löst e<strong>in</strong> bevorstehendes Sport-Großereignis nationaler Bedeutung auch e<strong>in</strong>e Welle<br />
umfangreicher Maßnahmen im Bereich der Fortentwicklung von Verkehrssystemen aus: Die Fußball-<br />
Weltmeisterschaft 2018 <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> und der massive Ausbau des russischen Bahnnetzes für den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong>.<br />
Die Ära des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong>s <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
begann im Dezember 2009 mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
der Siemens-Tri<strong>eb</strong>züge Velaro RUS auf der<br />
650 km langen Strecke von Moskau nach St. Petersburg,<br />
die mit DC 3 kV elektrifiziert ist und mit bis zu<br />
250 km/h befahren wird. Dies ist jedoch erst der Anfang<br />
und nun Teil e<strong>in</strong>es nationalen Programms, das<br />
mit dem Titel Nation<strong>als</strong>ystem <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />
zum Ziel hat, durch Neubau und Ausbau von<br />
Bahnstrecken die Mobilität im Lande entscheidend<br />
zu verbessern [1].<br />
Der große Erfolg mit den <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> Sapsan<br />
(Wanderfalke) genannten neuen Zügen [2] und<br />
mehr <strong>als</strong> 5 Mio. Passagieren seit E<strong>in</strong>satzbeg<strong>in</strong>n auf<br />
dieser ersten Strecke hat dem Schnellverkehr <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
e<strong>in</strong>en außerordentlich hohen und ungewöhnlichen<br />
Stellenwert <strong>in</strong> der Verkehrspolitik verschafft<br />
(Bild 1). Angestoßen durch die nachhaltig betonte<br />
gute Zusammenarbeit mit dem deutschen Fahrzeughersteller,<br />
wird es e<strong>in</strong> Russisch-deutsches Jahr<br />
2012/2013 mit der Ausstellung „Zusammen über<br />
1 000 Jahre“ <strong>in</strong> beiden Ländern g<strong>eb</strong>en. Die Organisation<br />
des Gedenkjahres hat Präsident Medwedew<br />
mit e<strong>in</strong>em Erlass am 30. Dezember 2011 <strong>in</strong> Auftrag<br />
geg<strong>eb</strong>en.<br />
Im Rahmen des Nation<strong>als</strong>ystems <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />
werden nach der Strategie für die<br />
Entwicklung der Eisenbahn <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> bis 2030 rund<br />
1 500 km spezielle Schnellfahrstrecken aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
Die geplanten Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeiten werden abhängig<br />
von den örtlichen Geg<strong>eb</strong>enheiten zwischen<br />
200 und 400 km/h liegen. Vorweg sollen bis zur<br />
Fußball-Weltmeisterschaft 2018 die Städte, die <strong>als</strong><br />
Austragungsorte der WM bestimmt s<strong>in</strong>d, auf dieser<br />
Grundlage mite<strong>in</strong>ander vernetzt werden.<br />
Als Pilotprojekt <strong>in</strong> dem Bereich der alternativen<br />
Eisenbahn-Infrastruktur wird die zusätzliche neue<br />
Strecke Moskau – St. Petersburg angesehen. 42<br />
Zugpaare täglich sollen die Strecke ab 2018 <strong>in</strong><br />
jeweils 2,5 Stunden zurücklegen. Die weiteren elf<br />
Städte des künftigen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetzes<br />
s<strong>in</strong>d Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad, Kasan, Jaroslawl, Nischni Nowgorod,<br />
Saransk, Samara, Wolgograd, Jekater<strong>in</strong>burg,<br />
Rostow am Don, Krasnodar und Sotschi. Zum Beispiel<br />
verb<strong>in</strong>det die rund 1 595 km lange Trasse von<br />
St. Petersburg nach Jekater<strong>in</strong>burg wichtige Landesg<strong>eb</strong>iete,<br />
Wirtschaftsstandorte und Städte (Bild 2).<br />
Die Fahrzeit wird sich auf rund 8 Stunden verkürzen.<br />
Die erste Ausbaustufe Moskau – St. Petersburg<br />
bef<strong>in</strong>det sich auf der bisherigen Trasse bereits <strong>in</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>, an e<strong>in</strong>er zweiten Ausbaustufe Moskau –<br />
Jekater<strong>in</strong>burg wird gearbeitet. Zur Fahrt auf der<br />
Bild 1:<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>zug Velaro RUS im W<strong>in</strong>ter auf der Strecke von<br />
Moskau nach St. Petersburg (Foto: Siemens).<br />
Bild 2:<br />
Bestehende und neue Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke St. Petersburg –<br />
Moskau und Wirtschaftsregionen entlang der Strecke.<br />
gelb bestehende Trasse<br />
rot neue Trasse<br />
240 110 (2012) Heft 6
Thema Fokus<br />
Gesamtstrecke s<strong>in</strong>d unter anderem <strong>eb</strong>enfalls, wie<br />
schon jetzt <strong>in</strong> dem Abschnitt von Moskau bis<br />
Nischni Nowgorod realisiert, Tri<strong>eb</strong>züge Velaro RUS<br />
von Siemens vorgesehen.<br />
Das stark wachsende Verkehrsaufkommen und<br />
die extremen Temperaturen werden weiterh<strong>in</strong><br />
hohe Ansprüche an die Instandhaltung [3] stellen,<br />
um, wie bereits jetzt <strong>in</strong> dem Werk Metallostroy bei<br />
St. Petersburg, die verlangte hohe Verfügbarkeit<br />
der Züge zu gewährleisten (Bild 4). In diesem<br />
Rahmen ist auch die ständige Weiterentwicklung<br />
der Sicherheitstechnik unter anderem auf dem<br />
G<strong>eb</strong>iet der zerstörungsfreien Materialprüfung im<br />
Auge zu behalten. An den Tri<strong>eb</strong>zügen Velaro RUS<br />
werden die Räder und die Radsatzwellen, hier über<br />
ihre Längsbohrung, <strong>in</strong> regelmäßigen Intervallen<br />
mittels Ultraschall geprüft – e<strong>in</strong>e Maßnahme, die<br />
<strong>in</strong> <strong>Russland</strong> der aktuellen europäischen Sicherheitsphilosophie<br />
folgt.<br />
Ausbau und Modernisierung des Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetzes<br />
unter den genannten Städten br<strong>in</strong>gen<br />
für den Reise- und Güterverkehr <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
enorme Vorteile. Daher soll die Bahngesellschaft<br />
RŽD mit e<strong>in</strong>er Investitionssumme von mehreren<br />
100 Mrd. EUR bis 2030 den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />
<strong>in</strong> der Russischen Föderation weiter ausbauen.<br />
Bild 3:<br />
Geplante Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke von St. Petersburg nach Jekater<strong>in</strong>burg.<br />
1 St. Petersburg 5 Nischni Nowgorod<br />
2 Twer 6 Kasan<br />
3 Moskau 7 Jekater<strong>in</strong>burg<br />
4 Wladimir rot 1. Ausbaustufe grün 2. Ausbaustufe<br />
Berd Rockstroh, RöschCert, Re<strong>in</strong>heim<br />
[1] N. N.: Offizielles Organ Sapsan, Nr. 13 (2012), H. 1,<br />
S. 101, Legion Media, Moskau, <strong>Russland</strong>.<br />
[2] Lipp, A.; John, D.; Mangler, R.; Nazarov, A. S.; Nazarov,<br />
O. N.; Shilk<strong>in</strong>; V. P.: Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge Velaro<br />
für <strong>Russland</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 8-9,<br />
S. 345–356.<br />
[3] Kolzarek, R.: Innovativer Service für die Tri<strong>eb</strong>züge Velaro<br />
RUS <strong>in</strong> St. Petersburg. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />
(2012), H.1-2, S. 28–33.<br />
Bild 4:<br />
Instandhaltungswerk Metallostroy<br />
(Foto: B. Rockstroh).<br />
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Ihr direkter Weg zur Redaktion …<br />
Eberhard Buhl<br />
Telefon: +49 (89) 45051-206<br />
E-Mail: buhl@oiv.de<br />
© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />
110 (2012) Heft 6<br />
241
Fokus Thema<br />
Weltkongress und Fachmesse für<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge <strong>in</strong> den USA<br />
Mit der UIC HIGHSPEED 2012 am 10.–13. Juli <strong>in</strong> Philadelphia wird der Highspeed-Weltkongress mit<br />
Fachmesse erstm<strong>als</strong> <strong>in</strong> den USA stattf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e <strong>Vorschau</strong>.<br />
Bild 1:<br />
Die Skyl<strong>in</strong>e von<br />
Philadelphia.<br />
Es ist der erste Event dieser Art <strong>in</strong> den USA: Veranstaltet<br />
vom <strong>in</strong>ternationalen Eisenbahnverband UIC<br />
und dem amerikanischen ÖV-Verband American<br />
Public Transportation Association (APTA), wird die<br />
UIC HIGHSPEED 2012 geme<strong>in</strong>sam mit Mitgliedern<br />
der UIC Nordamerika, dem amerikanischen<br />
Bahnbetreiber Amtrak, dem Verband der amerikanischen<br />
Eisenbahnen (ARR), der Federal Railroad<br />
Association (FRA) im US-Verkehrsm<strong>in</strong>isterium und<br />
der kanadischen VIA Rail Eisenbahngesellschaft<br />
ausgerichtet.<br />
Als weltweit bedeutendste Veranstaltung zum<br />
Thema Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnen hat die UIC<br />
HIGHSPEED 2012 bereits si<strong>eb</strong>en Vorgängerveranstaltungen.<br />
In Brüssel, Lille, Berl<strong>in</strong>, Madrid, Mailand<br />
wurden sie unter dem Namen Eurailspeed congresses<br />
and exhibitions abgehalten. Dann folgten UIC HIGH-<br />
SPEED-Veranstaltungen 2008 <strong>in</strong> Amsterdam und<br />
2010 <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g. Nun wird der achte derartige Event<br />
<strong>in</strong> den USA stattf<strong>in</strong>den, dem drittgrößten Land der<br />
Welt mit dem größten Schienennetz überhaupt.<br />
Für diese Wahl gibt es e<strong>in</strong>e Reihe guter Gründe,<br />
erläutert Michael P. Melaniphy, Präsident und CEO<br />
der APTA: „Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten erl<strong>eb</strong>en derzeit<br />
e<strong>in</strong> beispielloses Bevölkerungswachstum. Schon deshalb<br />
ist die Nachfrage nach Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsund<br />
Hochleistungszügen enorm. Diese Nachfrage<br />
wird aber auch hochwertige Arbeitsplätze schaffen,<br />
die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben und e<strong>in</strong><br />
Katalysator für bessere L<strong>eb</strong>ensqualität se<strong>in</strong>.“ In der<br />
Tat entwickelte sich elektrischer <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />
(HGV) <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />
zu e<strong>in</strong>em weltweit anerkannten Transportmittel, das<br />
Forderungen nach steigenden Transportkapazitäten,<br />
Reduzierung des Erdölverbrauchs und e<strong>in</strong>er signifikanten<br />
Verr<strong>in</strong>gerung des Treibhausgas-Ausstoßes<br />
gewissermaßen entgegen kommt und e<strong>in</strong>en guten<br />
Teil zur Lösung der Probleme beitragen kann. Diese<br />
Erkenntnis setzt sich auch <strong>in</strong> den USA langsam<br />
durch [1].<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist auch die Wahl von<br />
Philadelphia <strong>als</strong> Veranstaltungsort Programm: Die<br />
traditionsreiche Stadt (Bild 1), von 1790 bis 1800<br />
Hauptstadt der USA, liegt an der bislang e<strong>in</strong>zigen<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke der USA, dem Nordost-Korridor<br />
zwischen Boston und Wash<strong>in</strong>gton.<br />
Der Kongress<br />
Bild 2:<br />
Empfangsg<strong>eb</strong>äude der 30th Street Station mit Cira Centre im H<strong>in</strong>tergrund (Foto: Cornellrockey).<br />
Der Weltkongress im Pennsylvania Convention Center<br />
von Philadelphia wird schwerpunktmäßig strategische<br />
Fragen im Zusammenhang mit der nationalen<br />
Entwicklung von HGV-Systemen zum Thema<br />
haben. Plenarsitzungen, Podiumsdiskussionen und<br />
verschiedene Parallelsitzungen werden sich mit den<br />
technischen und wirtschaftlichen Aspekten befassen.<br />
Die übergreifenden Themen s<strong>in</strong>d: Gesellschaft,<br />
Umwelt, Wirtschaft und F<strong>in</strong>anzen sowie Handel,<br />
Infrastruktur, Fahrzeuge, aber auch Betri<strong>eb</strong>, Sicherheit<br />
und Schutzmaßnahmen sowie Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und<br />
Projektmanagement.<br />
242 110 (2012) Heft 6
Thema Fokus<br />
Die Liste der Redner ist <strong>in</strong>ternational: Schon zur<br />
Eröffnung werden n<strong>eb</strong>en UIC-Präsident Yoshio Ishida<br />
und Generaldirektor Jean-Pierre Loub<strong>in</strong>oux auch Michael<br />
Melaniphy <strong>als</strong> CEO von APTA erwartet, außerdem<br />
Verkehrsm<strong>in</strong>ister und Bahnvorstände aus Frankreich,<br />
Kanada, Japan, Polen, Spanien, der Türkei<br />
und zahlreichen anderen Ländern. Auch die beiden<br />
Round-Table-Gespräche mit den Themen „How to<br />
deliver a HSR project <strong>in</strong> todays economic context“<br />
und „What part can HSR play <strong>in</strong> the future transport<br />
market?“ s<strong>in</strong>d mit Bahnbetreibern, Analysten und<br />
Strategen aus aller Welt besetzt.<br />
mistisch: „Ich hoffe, dass unsere Erfahrungen und<br />
die unserer Mitglieder ihren Teil zu e<strong>in</strong>em raschen<br />
Voranschreiten der Highspeed-Entwicklung <strong>in</strong> den<br />
USA beitragen werden.“<br />
Anna Düweke, Europo<strong>in</strong>t, Zeist (NL)<br />
[1] Schmitz, B.: Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong> Westeuropa<br />
und <strong>in</strong> den USA. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 11, S. 577–581.<br />
Die Fachmesse<br />
Parallel zum Weltkongress f<strong>in</strong>det die nach Angaben<br />
der Veranstalter weltweit größte Fachausstellung für<br />
HGV-Equipment, Infrastrukturprodukte und Dienstleistungen<br />
statt – Schaufenster für die neuesten<br />
Technologien und Entwicklungen auf diesem G<strong>eb</strong>iet.<br />
Schienen- und Fahrzeughersteller, Eisenbahn- und<br />
Infrastrukturbetri<strong>eb</strong>e, Berater, Zuliefer<strong>in</strong>dustrie und<br />
Dienstleistungsunternehmen präsentieren hier ihr<br />
Ang<strong>eb</strong>ot.<br />
Der Zentralbahnhof von Philadelphia, 30th Street<br />
Station (Bahnhof 30. Straße) genannt (Bild 2), ist<br />
teilweise <strong>in</strong> das Ausstellungskonzept e<strong>in</strong>bezogen. An<br />
den Bahnsteigen 1 und 2 dieses der Amtrak gehörenden<br />
Personen- und Betri<strong>eb</strong>sbahnhofs im Westen<br />
der Stadt werden zahlreiche Fahrzeuge zu sehen<br />
se<strong>in</strong>. Der 1929 und 1932 etappenweise eröffnete<br />
Etagenbahnhof mit 16 sich kreuzenden Gleisen ist<br />
an sich schon e<strong>in</strong>en Besuch wert: Er gehört zum<br />
Nordost-Korridor, zählt zu den wichtigen Netzknoten<br />
im Personennah- und -fernverkehr an der Ostküste<br />
der USA und bee<strong>in</strong>druckt durch se<strong>in</strong>e neoklassizistische<br />
Architektur.<br />
Die Fachexkursionen<br />
An mehreren Tagen organisieren Amtrak und die<br />
Southeastern Pennsylvania Transportation Authority<br />
(SEPTA) <strong>als</strong> Bau- und Betri<strong>eb</strong>sgesellschaft für den<br />
größten Teil des Personennahverkehrs im Raum<br />
Philadelphia Fachexkursionen. Unter anderem ist<br />
es möglich, den Instandhaltungs-Standort Sunnyside<br />
für Amtrak-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge (Bild 3)<br />
oder das hochmoderne SEPTA-Kontrollcenter zu<br />
besuchen.<br />
Als Plattform und Treffpunkt für HSV-Experten soll<br />
die achte UIC HIGHSPEED mehr <strong>als</strong> 5 000 Teilnehmer<br />
und Besucher aus aller Welt anziehen. Und<br />
UIC-Generaldirektor Jean-Pierre Loub<strong>in</strong>oux ist opti-<br />
Bild 3:<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszug Acela EX18 (Bild: Amtrak).<br />
UIC HIGHSPEED 2012 im Überblick<br />
• Internationaler Kongress zur Entwicklung von<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszügen; 1 500 Teilnehmer<br />
werden erwartet.<br />
• Internationale HGV-Fachausstellung: Fahrzeuge,<br />
Infrastruktur, technische Innovationen, Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
und Dienstleistungen: 100 Aussteller und<br />
4 000 Besucher werden erwartet. Die Öffnungszeiten:<br />
– 11. Juli 2012 – 10:00 – 17:00<br />
– 12. Juli 2012 – 09:00 – 17:00<br />
– 13. Juli 2012 – 09:00 – 14:00<br />
• Fahrzeugschau am Bahnhof 30. Straße (30th<br />
Street Station)<br />
• Fachexkursionen<br />
• Zahlreiche Network<strong>in</strong>g-Möglichkeiten<br />
Mehr zu Veranstaltung und Programm sowie<br />
Anmeldung unter www.uic-highspeed2012.com<br />
Weitere Informationen:<br />
Sekretariat Kongress & Ausstellung<br />
Fon: +31 30 6981800<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com<br />
110 (2012) Heft 6<br />
243
Fokus Report<br />
Desiro RUS<br />
Mit dem für e<strong>in</strong>e Fahrzeugplattform bemerkenswert reichhaltigen Potenzial an Gestaltungs- und Auslegungsmöglichkeiten<br />
eröffnet sich der Desiro Chancen für den E<strong>in</strong>satz auch <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen<br />
Netzen und fernen Ländern.<br />
Im Dezember 2009 bestellte die Russische Staatsbahn<br />
RŽD bei Siemens 38 Desiro-Regionaltri<strong>eb</strong>züge.<br />
Die elektrischen Tri<strong>eb</strong>züge dieses Auftrags wurden<br />
<strong>in</strong> Krefeld auf der Grundlage der Desiro-Plattform<br />
entwickelt und sollen ab Sommer 2013 planmäßig<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sie werden vom Hersteller <strong>als</strong><br />
Typ Desiro RUS bezeichnet; <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> erhalten sie<br />
den Namen Lastotschka (Schwalbe).<br />
Fahrzeugtechnik und E<strong>in</strong>satzg<strong>eb</strong>iet<br />
Bild 1:<br />
Verladung e<strong>in</strong>es Tri<strong>eb</strong>kopfes Desiro RUS im Hafen Krefeld (Foto: Siemens).<br />
TABELLE<br />
Technische Daten von elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen für <strong>Russland</strong> oder Belgien<br />
aus der Desiro-Plattform.<br />
Desiro RUS<br />
DesiroML SNCB<br />
Konfiguration fünfteilig dreiteilig<br />
Radsatzfolge Bo’Bo‘+2‘2‘+2‘2‘+2‘2‘+Bo’Bo‘ Bo’Bo‘+2‘2‘+Bo’Bo‘<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit 160 km/h 160 km/h<br />
Fahrleitungsspannung<br />
DC 3 kV und<br />
AC 25 kV 50 Hz<br />
DC 3 kV und<br />
AC 25 kV 50 Hz<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge s<strong>in</strong>d für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Region<br />
um die russische Schwarzmeer-Stadt Sotschi bestimmt.<br />
In dieser Region f<strong>in</strong>den im F<strong>eb</strong>ruar 2014<br />
die nächsten Olympischen W<strong>in</strong>terspiele statt. Die<br />
Veranstaltungen werden <strong>in</strong> Sportzentren <strong>in</strong> Sotschi<br />
und im kaukasischen G<strong>eb</strong>irgsdorf Krasnaja Poljana<br />
stattf<strong>in</strong>den. Die 70 km lange Eisenbahnstrecke zwischen<br />
beiden Orten weist Neigungen bis zu 40 ‰<br />
auf. Die Bahnstrecken <strong>in</strong> der Region mit 1 520 mm<br />
Spurweite, der russischen Breitspur, s<strong>in</strong>d mit DC 3 kV<br />
elektrifiziert.<br />
Die dort e<strong>in</strong>zusetzenden Desiro RUS s<strong>in</strong>d fünfteilig<br />
konfiguriert (Tabelle). Ihr Fahrzeugquerschnitt ist für<br />
das <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> verfügbare Lichtraumprofil dimensioniert,<br />
das deutlich größer ist <strong>als</strong> das <strong>in</strong> Deutschland<br />
vorgeg<strong>eb</strong>ene Lichtraumprofil nach der EBO [1]. Dies<br />
kommt unter anderem dem Platzang<strong>eb</strong>ot im Fahrgastraum<br />
wegen der im Innenraum rund 0,5 mm<br />
größeren Fahrzeugbreite zugute. Die Traktionsleistung<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit bemisst sich zu 2 560 kW.<br />
Traktionsleistung 8 x 320 kW 8 x 275 kW<br />
Beschleunigung 0,65 mm/s 2 1,10 mm/s ²<br />
Spurweite 1 520 mm 1 435 mm<br />
Länge über Kupplung 126,462 mm 70,907 mm<br />
Fahrzeugbreite 3 480 mm 2 820 mm<br />
Fußbodenhöhe über SO 1 400 mm 800 mm<br />
Drehgestelle SF 6000-Familie SF 6000-Familie<br />
Leermasse 270 t 132 t<br />
Radsatzlast 19 t < 17 t<br />
Sitzplatzzahl 443 280<br />
Temperaturbereich –40 °C bis +40 °C –25 °C bis +40 °C [3]<br />
Crash-Anforderungen [4] <strong>in</strong> Anlehnung an EN 15227 TSI und EN 15227<br />
Transport und Zulassung<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge werden <strong>in</strong> Krefeld g<strong>eb</strong>aut und müssen<br />
mit besonderen Maßnahmen nach <strong>Russland</strong><br />
transportiert werden. Im F<strong>eb</strong>ruar 2012 war der erste<br />
fünfteilige Tri<strong>eb</strong>zug fertiggestellt und musste <strong>in</strong> die<br />
Nähe von St. Petersburg zu dem Instandhaltungsdepot<br />
Metallostroy verbracht werden. In diesem Instandhaltungsdepot<br />
wird der Zug <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt,<br />
um anschließend die erforderlichen Prüfungen und<br />
Testfahrten durchzuführen, die nötig s<strong>in</strong>d, um die<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahmegenehmigung zum Betri<strong>eb</strong> bei der<br />
RŽD zu erlangen.<br />
244 110 (2012) Heft 6
Report Fokus<br />
Bild 2:<br />
Küstenmotorschiff im Fährhafen Saßnitz beim Entladen der Fahrzeuge<br />
des ersten Tri<strong>eb</strong>zugs Desiro RUS (Foto: Fährhafen Saßnitz GmbH).<br />
Bild 3:<br />
Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug im Fährhafen Saßnitz bei der Zufahrt zum Fährschiff (Foto: R. Granzer).<br />
Der Transport des Zuges begann am 13. F<strong>eb</strong>ruar<br />
im Siemens-Werk Krefeld. Die fünf E<strong>in</strong>zelwagen<br />
wurden nachts <strong>als</strong> Straßenschwertransport zum<br />
Rhe<strong>in</strong>hafen Krefeld gefahren und auf e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>nenschiff<br />
verladen (Bild 1). In Amsterdam mussten die<br />
Fahrzeuge auf e<strong>in</strong> Küstenmotorschiff (Bild 2) für die<br />
Fahrt zum Fährhafen Saßnitz auf Rügen umgeladen<br />
werden, der für den Fährverkehr zu den baltischen<br />
Republiken und zu <strong>Russland</strong> über Breitspurgleise<br />
mit 1 520 mm Spurweite verfügt. Dort wurden die<br />
E<strong>in</strong>zelwagen zu dem fünfteiligen Tri<strong>eb</strong>zug 1 zusammengestellt<br />
(Bild 3), der dann am 2. März mit der<br />
Fähre MS Petersburg (Bild 4) nach dem russischen<br />
Hafen Ust Luga verschifft wurde (Bild 5, S. 246),<br />
etwa 100 km westlich von Sankt Petersburg. Die<br />
Überfahrt dauerte etwa 48 h. Von Ust Luga nach<br />
dem Instandhaltungsdepot Metallostroy musste<br />
der Zug über etwa 150 km auf den Strecken der<br />
RŽD geschleppt werden. Der gesamte Transportweg<br />
von Krefeld <strong>in</strong>s russische Depot betrug rund<br />
2 700 km.<br />
Der erste Desiro RUS ist am 6. März im Depot<br />
e<strong>in</strong>getroffen. Ab Mai 2012 s<strong>in</strong>d die Test- und Zulassungsfahrten<br />
<strong>in</strong> dem Testzentrum <strong>in</strong> Schtscherb<strong>in</strong>ka<br />
bei Moskau und auf dem Streckennetz der RŽD<br />
anberaumt.<br />
Der Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug 2 wurde auf gleiche<br />
Weise <strong>in</strong> der Zeit vom 12. März bis 4. April 2012<br />
transportiert. E<strong>in</strong> End- und e<strong>in</strong> Mittelwagen des<br />
Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zugs 3 bef<strong>in</strong>den sich gegenwärtig<br />
zu Klimatests <strong>in</strong> der Fahrzeugversuchsanlage Rail<br />
Tec Arsenal <strong>in</strong> Wien. Der Transport von Krefeld nach<br />
Wien erfolgte vom 22. März bis 6. April 2012 <strong>eb</strong>enfalls<br />
mit e<strong>in</strong>em Schiff. Von Bad Deutsch Altenburg<br />
an der Donau nach Wien wurden die Fahrzeuge<br />
über zirka 50 km auf Tiefladern auf der Straße transportiert.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Weitere Lieferungen<br />
Zur InnoTrans im September 2010 bestellte RŽD weitere<br />
16 Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>züge. Diese Züge werden<br />
ab Ende 2012 bei Siemens <strong>in</strong> Krefeld und bei Tra<strong>in</strong><br />
Technologies <strong>in</strong> Jekater<strong>in</strong>burg am Ural hergestellt<br />
[2]. Die Produktion wird schrittweise von Krefeld<br />
nach Jekater<strong>in</strong>burg verlagert. Tra<strong>in</strong> Technologies ist<br />
e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen von Siemens und<br />
der russischen S<strong>in</strong>ara Group.<br />
Für die <strong>in</strong>sgesamt 54 Fahrzeuge aus den Aufträgen<br />
von 2009 und 2010 übernimmt Siemens ab<br />
2013 die Instandhaltung für die voraussichtliche<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer der Züge von 40 Jahren. E<strong>in</strong>zelheiten<br />
zur Strategie der Instandhaltung, zum Beispiel unter<br />
Berücksichtigung der Obsoleszenz von elektronischen<br />
Baugruppen, wurden von den Vertragspartnern<br />
noch nicht kommuniziert.<br />
Im September 2011 bestellte RŽD weitere Desiro<br />
RUS bei Tra<strong>in</strong> Technologies. Das Auftragsvolumen<br />
umfasst 1 200 E<strong>in</strong>zelfahrzeuge <strong>in</strong> der Form, dass mit<br />
Bild 4:<br />
Fährschiff MS Petersburg (Foto: Granzer).<br />
245
Fokus Report<br />
diesen Fahrzeugen 240 fünfteilige Züge, aber langfristig<br />
auch andere Zug-Konfigurationen zusammengestellt<br />
werden können.<br />
Roland Granzer<br />
[1] Eisenbahn-Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung (EBO).<br />
[2] N.N.: Deutsch-russisches Jo<strong>in</strong>t Venture für Fahrzeugbau<br />
gegründet. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 8,<br />
S. 428.<br />
[3] TSI Fahrzeugteilsystem Lokomotiven und Personenwagen<br />
des konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.<br />
Angaben für die Klimazone T1.<br />
[4] EN 15227 Bahnanwendungen – Anforderungen an die<br />
Kollisionssicherheit von Schienfahrzeugkästen.<br />
Bild 5:<br />
Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zug auf dem Fährschiff MS Petersburg (Foto: R. Granzer).<br />
Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />
Am 9. und 10. F<strong>eb</strong>ruar 2012 fand die 5. Fachtagung <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />
<strong>in</strong> der Berufsgenossenschaftlichen Akademie <strong>in</strong> Dresden statt. Sie wurde traditionsgemäß<br />
vom VDV-Ausschuss für elektrische Energieanlagen (AEE) und der Berufsgenossenschaft VBG – Branche<br />
ÖPNV/<strong>Bahnen</strong> (ehem<strong>als</strong> BG <strong>Bahnen</strong>) betreut. Veranstalter war wieder die VDV-Akademie e. V. <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit der E<strong>in</strong>kaufs- und Wirtschaftsgesellschaft für Verkehrsunternehmen (beka) mbH und der VBG.<br />
Die Bedeutung dieser Tagung wird durch die Teilnahme<br />
von etwa 300 Fachleuten von <strong>in</strong>- und<br />
ausländischen Verkehrsunternehmen, der Bahn<strong>in</strong>dustrie,<br />
von Ingenieur-/Beratungsbüros sowie (Aufsichts-)Behörden<br />
unterstrichen. N<strong>eb</strong>en den beiden<br />
großen Systemhäusern Balfour Beatty Rail GmbH<br />
(BBR) und Siemens AG nutzten <strong>in</strong>sbesondere kle<strong>in</strong>e<br />
und mittlere Unternehmen (KMU) die begleitende<br />
Fachausstellung, um sich zu präsentieren und<br />
Kontakte mit Verkehrsunternehmen zu knüpfen.<br />
Besonders diese letzteren Unternehmen überraschen<br />
immer wieder mit <strong>in</strong>novativen Produkten.<br />
Weiterh<strong>in</strong> wurden auf dem Außengelände der berufsgenossenschaftlichen<br />
Akademie auch wieder<br />
Zweiwege-Turmwagen von mehreren Herstellern<br />
präsentiert. Insgesamt waren fast 40 Firmen auf der<br />
Fachausstellung vertreten und unterstützten somit<br />
auch kommerziell die Tagung. Typisch für die Fachtagung<br />
ist, dass <strong>in</strong>teressante Diskussionen nicht nur<br />
nach den e<strong>in</strong>zelnen Fachvorträgen geführt werden,<br />
sondern auch auf der Fachausstellung und auf<br />
der gelungenen Abendveranstaltung, sodass alle<br />
Teilnehmer von dieser erfolgreichen Veranstaltung<br />
profitierten.<br />
Die Fachtagung wurde vom AEE-Vorsitzenden<br />
Dipl.-Ing. Ralf Baumann (Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
AöR – BVB) eröffnet. Die zehn Fachvorträge waren<br />
<strong>in</strong> sechs Themenblöcke untergliedert. Nach den<br />
Vorträgen e<strong>in</strong>es jeden Themenblockes bestand die<br />
Möglichkeit für Nachfragen und Diskussionen.<br />
Den ersten Themenblock zu gesetzlichen<br />
Grundlagen des Arbeitsschutzes moderierte Dipl.-<br />
Ing. Klaus Regner (Magd<strong>eb</strong>urger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
GmbH). In dem Vortrag zum Thema der Veränderungen<br />
bei den Grundlagen des Arbeitsschutzes verband<br />
der Referent Dr. Joachim Dreyer (VBG – Branche<br />
246 110 (2012) Heft 6
Report Fokus<br />
ÖPNV/<strong>Bahnen</strong>, Hamburg) die neuen Strukturen im<br />
Arbeitsschutz e<strong>in</strong>schließlich der aktuell geltenden<br />
EU-Richtl<strong>in</strong>ien, Gesetzen und Verordnungen mit<br />
praktischen Beispielen aus dem Arbeitsl<strong>eb</strong>en. Den<br />
Abschluss bildete der Ausblick auf neue Technologien<br />
der Elektromobilität sowie auf die neuen<br />
unbekannten Gefahren bei der Nutzung dieser Technologien.<br />
Unter anderem entstehen Gefahren durch<br />
hohe Spannungen und den hohen Energiegehalt<br />
der Speicher (Akkumulatoren und Supercaps) sowie<br />
die dort enthaltenen Chemikalien (Elektrolyte und<br />
Dielektrika).<br />
Den zweiten Themenblock über Europäische<br />
Normen moderierte Dipl.-Ing. Jörg Weymann (VBG<br />
– Branche ÖPNV/<strong>Bahnen</strong>, Hamburg). Die <strong>in</strong> diesem<br />
Themenblock enthaltenen Vorträge waren<br />
thematisch eng mite<strong>in</strong>ander verbunden. Dipl.-<br />
Ing. Udo Stahlberg (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
e.V., Köln – VDV) gab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Vortrag Spezielle Normung für Städtische Schienenbahnen<br />
e<strong>in</strong>en Rückblick auf die Urban Rail<br />
Directive. Ende 2004 wurde von der Europäischen<br />
Kommission, EU-GD Unternehmen und Industrie<br />
e<strong>in</strong> Entwurf der Richtl<strong>in</strong>ie zur Angleichung der<br />
Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten<br />
über E<strong>in</strong>richtungen des städtischen schieneng<strong>eb</strong>undenen<br />
Personennahverkehrs (ESSGPNV)<br />
im Internet veröffentlicht. Dieser Entwurf wurde<br />
von den VDV-Mitgliedsunternehmen e<strong>in</strong>stimmig<br />
abgelehnt. Im Auftrag der EU-Kommission wurde<br />
anschließend e<strong>in</strong>e Studie zur Folgeabschätzung<br />
von möglichen technischen Harmonisierungs<strong>in</strong>itiativen<br />
für städtische Schienenbahnen erstellt, die für<br />
den Sektor Urban Rail anstatt e<strong>in</strong>er eigenständigen<br />
EU-Rechtssetzung die Erstellung freiwillig anzuwendender<br />
Regelwerke wie zum Beispiel europäische<br />
Normen vorschlug. In Folge beendete die EU-GD<br />
Unternehmen und Industrie de facto die weitere<br />
Bearbeitung. Die UITP/UNIFE-WG Draft Urban Rail<br />
Directive ändert daraufh<strong>in</strong> ihren Namen <strong>in</strong> Urban<br />
Rail Platform (URP) und betrachtet erstm<strong>als</strong> die BO-<br />
Strab <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Grundlage für weitere Diskussionen.<br />
Als nächste problematische EU-Rechtssetzung folgte<br />
die neue Ausgabe der Interoperabilitäts-Richtl<strong>in</strong>ie<br />
2008/57/EG, die grundsätzlich auch für städtische<br />
Schienenbahnen gilt, soweit sie von den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Mitgliedstaaten bei der nationalen Umsetzung<br />
dieser Richtl<strong>in</strong>ie nicht aus ihrem Geltungsbereich<br />
ausgenommen wurden. Parallel führten Aktivitäten<br />
des VDV geme<strong>in</strong>sam mit der Industrie und dem<br />
BMVBS ab 2011 zu ersten konkreten Vorschlägen<br />
für die Änderung bereits vorhandener und<br />
die Erstellung neuer europäischer Bahnnormen,<br />
die die speziellen Belange von städtischen Schienenbahnen<br />
berücksichtigen. Auf jeden Fall würde<br />
sich e<strong>in</strong>e eigenständige Normung für städtische<br />
Schienenbahnen (Urban Rail Systems) auch auf die<br />
elektrischen Energieanlagen dieser <strong>Bahnen</strong> vorteilhaft<br />
auswirken. Die dargelegten Erg<strong>eb</strong>nisse zeigten,<br />
dass die Vertreter der elektrischen Energieanlagen<br />
für städtische Schienenbahnen geschlossen und<br />
person<strong>als</strong>tark auftreten müssen, um ihre Interessen<br />
mit Erfolg durchzusetzen.<br />
Der zweite Vortrag <strong>in</strong> diesem Themenblock mit<br />
dem Titel Trends <strong>in</strong> der Normung für elektrische Anlagen<br />
von <strong>Bahnen</strong> wurde von Dr.-Ing. Egid Schneider<br />
(Siemens Mobility, Erlangen) gehalten [1]. Der<br />
Referent gab e<strong>in</strong>e ausführliche Übersicht über die<br />
Verknüpfungen und Verzahnung der verschiedenen<br />
nationalen, europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Normungsgremien;<br />
für die elektrischen Energieanlagen<br />
ist national das Unterkomitee UK 351.2 bei der<br />
DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik<br />
Informationstechnik im DIN und VDE) zuständig.<br />
N<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>em Überblick über den Bestand an<br />
europäischen Normen wurden die Folgerungen<br />
für die europäische und <strong>in</strong>ternationale Normung<br />
dargelegt. Insbesondere ist die aktive Mitarbeit<br />
<strong>in</strong> der europäischen Normung zur Absicherung<br />
nationaler Inte ressen zw<strong>in</strong>gend erforderlich, da<br />
für die nationalen Normungsorganisationen e<strong>in</strong>e<br />
Übernahmepflicht h<strong>in</strong>sichtlich der europäischen<br />
Normen besteht. Darüber h<strong>in</strong>aus existieren festgelegte<br />
Verfahren bezüglich der Übernahme von IEC-<br />
Normen. Dies wird auch für die Bahnwelt immer<br />
wichtiger, da die IEC-Normung unter anderem auf<br />
Betreiben von Japan und Ch<strong>in</strong>a deutlich verstärkt<br />
werden soll. Im weiteren wurden der Zusammenhang<br />
der Fachgrundnormen, Querschnittsnormen<br />
sowie Sicherheitsaspekte bei der DC-Bahnelektrifizierung<br />
für Fahrleitungsanlagen und Gleichstromanlagen<br />
sowie die Schnittstellen zu den e<strong>in</strong>speisenden<br />
Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetzen<br />
betrachtet. Auch hier gilt, dass e<strong>in</strong>e aktive <strong>in</strong>ternationale<br />
Normungsarbeit deutscher Gremien<br />
dr<strong>in</strong>gend erforderlich ist, damit bewährte Grundsätze<br />
der Gestaltung elektrischer Bahnanlagen <strong>in</strong><br />
Deutschland auch <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen Normen<br />
berücksichtigt werden, wenn <strong>in</strong> anderen Ländern<br />
weitere technische und organisatorische Lösungen<br />
favorisiert werden.<br />
Im dritten Themenblock, moderiert von Dipl.-<br />
Ing. Holger Greipel (BVB), wurden die Probleme der<br />
elektrischen Isolation an Hubarbeitsbühnen behandelt.<br />
Von Bert Köhler (Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam<br />
GmbH) wurden die Anforderungen aus Betreibersicht<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag Isolierte Hubarbeitsbühnen<br />
für Oberleitungsanlagen dargelegt. Nach e<strong>in</strong>er kurzen<br />
Information über die allgeme<strong>in</strong>e Situation und<br />
Lage der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam (ViP) und die<br />
Belegung der Wettbewerbsfähigkeit durch die erzielten<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse bei den Transportleistungen und<br />
Fahrgelde<strong>in</strong>nahmen wurden die zu beachtenden<br />
Normen <strong>als</strong> allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen dargelegt.<br />
Von diesen Normen s<strong>in</strong>d unter anderem die Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen,<br />
die Materialbeständigkeit, die<br />
110 (2012) Heft 6<br />
247
Fokus Report<br />
Vermeidung e<strong>in</strong>er Spannungsverschleppung und<br />
die Verh<strong>in</strong>derung vor dem Herabfallen von Teilen<br />
an Hub arbeitsbühnen abzuleiten. An praktischen<br />
Beispielen wurden die Zusammenhänge der verschiedenen<br />
Faktoren für die Arbeit mit den Hubarbeitsbühnen<br />
an Oberleitungsanlagen dargestellt.<br />
Die Bedeutung der Wiederholungsprüfungen und<br />
Messung der Isolierung auch unter Regenbed<strong>in</strong>gungen<br />
wurde hervorgehoben. Die H<strong>in</strong>weise auf<br />
die Erfordernisse und die Bedeutung e<strong>in</strong>er gesicherten<br />
elektrischen Isolationsfestigkeit aller Bauteile<br />
der Hubarbeitsbühne für die Sicherheit der<br />
Arbeitskräfte nahmen e<strong>in</strong>en breiten Raum <strong>in</strong> diesem<br />
Vortrag e<strong>in</strong>.<br />
Der zweite Vortrag <strong>in</strong> diesem Themenblock mit<br />
dem Titel Anforderungsgerechte isolierte Hubarbeitsbühnen<br />
– Betrachtungen aus Herstellersicht<br />
gliederte sich <strong>in</strong> zwei Teile. Im ersten Teil des<br />
Vortrages behandelte Dipl.-Ing. Kerst<strong>in</strong> Wittke (SRT<br />
– Schörl<strong>in</strong>g Rail Tech) die Synergieeffekte für die<br />
Kunden, im zweiten Teil erläuterte Alexander Kreyes<br />
(SRT) die Aufgaben für den Hersteller bei der<br />
Konstruktion e<strong>in</strong>er elektrisch isolierten Hubarbeitsbühne<br />
für bis zu DC 1 000 V, die auch bei nasser<br />
Witterung vom Anwender genutzt werden kann.<br />
Aus der Vorgabe der Nutzer, unter welchen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
das Arbeitsgerät e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden soll, wird die Aufgabenstellung formuliert.<br />
Hierzu wurden die aus den Normen hergeleiteten<br />
grundlegenden Forderungen an die elektrische<br />
Isolation von Hubarbeitsbühnen vorgestellt. Daraus<br />
werden die e<strong>in</strong>zusetzenden Messgeräte und<br />
die notwendigen Messungen abgeleitet. N<strong>eb</strong>en<br />
der Hauptisolierung des Arbeitskorbes s<strong>in</strong>d alle<br />
anderen Verb<strong>in</strong>dungen vom Fahrzeug zum Arbeitskorb<br />
<strong>in</strong> die elektrischen Isolationsmessungen<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen. Der Schutz aller Personen auch im<br />
Fahrzeugbereich ist bei allen Betrachtungen mit zu<br />
berücksichtigen. Nach den erfolgreichen Überprüfungen<br />
und der entsprechenden Zulassung sollte<br />
am Fahrzeug der H<strong>in</strong>weis Hubarbeitsbühne ist für<br />
Arbeiten im Regen zugelassen deutlich sichtbar<br />
ang<strong>eb</strong>racht werden.<br />
Dipl.-Ing. Eberhard Nickel (Leipziger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
GmbH – LVB) moderierte den letzten<br />
Themenblock des ersten Tagungstages über die<br />
Elektromobilität im <strong>in</strong>nerstädtischen Verkehr. Prof.<br />
Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann (VDV-Förderkreis<br />
e. V., Köln) referierte zum Thema Elektromobilität<br />
im ÖPNV: e<strong>in</strong>e Übersicht aktueller Entwicklungen.<br />
E<strong>in</strong>leitend stellte der Referent fest, dass schon<br />
heute rund 63 % der Verkehrsleistungen im ÖPNV<br />
<strong>in</strong> Deutschland mit elektrischer Energie erbracht<br />
werden. Abgeleitet von der zu erwartenden Entwicklung<br />
der EU-Abgasnormen (Euro 6) und der<br />
sich abzeichnenden Preisentwicklung fossiler<br />
Kraftstoffe kann das Ziel nur heißen: Weg vom Öl<br />
und mit Hilfe alternativer Antri<strong>eb</strong>e h<strong>in</strong> zur Elektromobilität,<br />
wobei hier e<strong>in</strong>e Elektromobilität auf<br />
der Basis alternativ erzeugter Elektroenergie geme<strong>in</strong>t<br />
ist. Weltweit zeichnet sich e<strong>in</strong>e Renaissance<br />
elektrischer Nahverkehrssysteme mit der Planung<br />
beziehungsweise dem Bau von mehr <strong>als</strong> 100 neuen<br />
ÖPNV-Systemen ab. Speziell <strong>in</strong> Frankreich ist<br />
e<strong>in</strong>e sehr starke Entwicklung zum Bau von neuen<br />
Straßenbahnsystemen nicht nur <strong>in</strong> großen Städten<br />
zu registrieren. Am Beispiel der Planung e<strong>in</strong>es<br />
neuen Stadtbahnsystems für Aachen mit dem E<strong>in</strong>stiegskonzept<br />
zum Bau e<strong>in</strong>er Campusbahn vom<br />
dortigen Universitätskl<strong>in</strong>ikum bis zum Aachener<br />
Stadtteil Brand wurde die Nutzung der erforderlichen<br />
Fahrstrom-Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />
der Stadtbahn zur Förderung der Elektromobilität<br />
vorgestellt. E<strong>in</strong> Haupth<strong>in</strong>dernis für die schnelle<br />
E<strong>in</strong>führung der Elektromobilität für Personen- und<br />
Güter-Straßenfahrzeuge <strong>in</strong> Ballungsräumen ist das<br />
Fehlen von elektrischen Lademöglichkeiten der<br />
Energiespeicher. Die Fahrstrom-Versorgungsanlagen<br />
der Stadtbahn bieten hier e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Variante <strong>als</strong> Lademöglichkeit für die Speicher der<br />
Elektrostraßenfahrzeuge. Dies bedeutet, dass mit<br />
der Infrastruktur e<strong>in</strong>er Stadtbahn das Rückgrat<br />
für e<strong>in</strong>e elektromobile Stadt hergestellt werden<br />
kann und sich damit neue Möglichkeiten bei<br />
der E<strong>in</strong>führung der Elektromobilität erg<strong>eb</strong>en. Die<br />
Weiterentwicklung dieser Gedanken ergibt e<strong>in</strong>e<br />
Verknüpfung der verschiedenen <strong>in</strong>nerstädtischen<br />
Verkehrsträger zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>termodalen Verkehrssystem.<br />
Damit wird das Image e<strong>in</strong>er Stadt gestärkt<br />
und e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>er stauärmeren, leiseren,<br />
klimafreundlicheren und energieeffizienteren Mobilität<br />
geleistet.<br />
Der zweite Tagungstag begann mit dem Themenblock<br />
Instandhaltungsstrategien und Qualitätsmanagement.<br />
Moderiert wurde dieser Themenblock<br />
von Ralf Baumann (BVB). Im ersten Vortrag<br />
referierte Dipl.-Ing. Otto Blauenste<strong>in</strong>er (Wiener L<strong>in</strong>ien<br />
GmbH & Co. KG) über Obsoleszenz: Abkündigung<br />
von Komponenten und Systemen. Ausgehend<br />
von den Ausbauphasen 1 bis 4 des Wiener<br />
U-Bahn-Netzes und e<strong>in</strong>em Ausblick auf geplante<br />
Netzerweiterungen wurden die Systemkonfigurationen<br />
wichtiger U-Bahnstationen behandelt. Über<br />
langfristige vertragliche B<strong>in</strong>dungen wurde gezielt<br />
die Ausrüstung mehrerer Stationen mit bauartgleichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen erreicht. Mit der Zeit wurde<br />
durch Ergänzungen und nachträgliche E<strong>in</strong>bauten<br />
dieser Zustand verändert. Somit besitzen die Wiener<br />
L<strong>in</strong>ien, wie auch andere U-Bahn-Netze e<strong>in</strong>e<br />
umfangreiche Sammlung Steuerungstechniken verschiedener<br />
Generationen. Die unterschiedlich lange<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer der verschiedenen Anlagen führt<br />
dazu, dass nicht nach e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit komplette<br />
Anlagen wirtschaftlich erneuert werden können.<br />
Die Halbwertzeit der E<strong>in</strong>zelteile e<strong>in</strong>er Anlage<br />
läuft schon mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme ause<strong>in</strong>ander.<br />
248 110 (2012) Heft 6
Report Fokus<br />
So können für Energieanlagen 20 bis 30 Jahren<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer angenommen werden, für die Steuerungse<strong>in</strong>richtungen<br />
dagegen nur 10 bis 15 Jahre.<br />
Bei den Lieferfirmen ist oft mit der E<strong>in</strong>führung<br />
neuer Techniken das Personal für die alten Systeme<br />
nicht mehr erreichbar. Wegen der Kosten<br />
werden oft nur Teilsysteme erneuert. Ausg<strong>eb</strong>aute<br />
oder demontierte Anlagen werden <strong>als</strong> Ersatzteile für<br />
Eigenreparaturen weiterverwendet, wenn auch die<br />
Industrie neue Module komb<strong>in</strong>ierbar mit den alten<br />
Systemen gestaltet.<br />
Danach referierten Dipl.-Ing. Gerhard George<br />
(BBR) und Dipl.-Ing. Jens Thiede (Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e)<br />
zum Thema Gefährdungs- und Risikoanalyse<br />
für Anlagen der Bahnstromversorgung. Gerhard<br />
George führte aus, dass e<strong>in</strong>e Bahnstromversorgungsanlage<br />
der Ausgangspunkt von Gefahren se<strong>in</strong> kann.<br />
Deshalb ist e<strong>in</strong>e Risikoanalyse und Gefährdungsbeurteilung<br />
erforderlich. Grundlage für die Beurteilung<br />
ist die DIN CLC/TS 50562 (VDE V 0115-562),<br />
veröffentlicht im Januar 2012. Beruhend auf den<br />
Erfahrungen aus Felddaten wird e<strong>in</strong>e Anlage, die<br />
nach den geltenden Normen und den angeg<strong>eb</strong>enen<br />
Risikom<strong>in</strong>derungen ausgelegt, g<strong>eb</strong>aut, betri<strong>eb</strong>en<br />
sowie <strong>in</strong>standgehalten wird, <strong>als</strong> sicher betrachtet.<br />
Ebenso werden Komponenten <strong>als</strong> sicher angesehen,<br />
die nach den Normen bemessen, hergestellt,<br />
geprüft sowie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Bereits während<br />
der Planungsphase ist die Ermittlung der Risiken<br />
und ihre Auswirkungen e<strong>in</strong>zubeziehen. Mit dem<br />
so genannten W-A-Diagramm aus DIN EN 50126<br />
(VDE 0115-103) wird e<strong>in</strong>e Risikobewertung erläutert.<br />
Die Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />
zur Beschreibung der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
wurde dargestellt sowie Beispiele für Gefährdungen<br />
mit Angabe der Sicherheitsanforderungen wurden<br />
vorgetragen.<br />
Im zweiten Teil des Vortrages betrachtete Jens<br />
Thiede das Thema von der praktischen Seite des<br />
Anwenders von Bahnstromversorgungsanlagen. Die<br />
Aufsichtsbehörde forderte vom Betreiber e<strong>in</strong>e Gefährdungsanalyse<br />
und die Festlegung von Anforderungen<br />
an die Sicherheitsabschaltung. Der Verweis<br />
auf e<strong>in</strong>e Stellungnahme des VDV h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
weiteren Arbeit wurde <strong>als</strong> nicht ausreichend betrachtet.<br />
Der Hersteller ist zur Klassifizierung des<br />
Safety Integrity Level (SIL) gemäß der vom Auftragg<strong>eb</strong>er<br />
überg<strong>eb</strong>enen Forderungen verpflichtet. Am<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es transportablen Gleichrichter-Unterwerkes<br />
wurden die e<strong>in</strong>zelnen Schritte zur SIL-E<strong>in</strong>stufung<br />
gemäß DIN EN 50126 vorgetragen. Es wurde<br />
ermittelt, dass es auf Basis des derzeitigen Standes<br />
der Technik für Gleichrichter-Unterwerke nicht erforderlich<br />
ist, Systeme mit Sicherheitsfunktionen<br />
e<strong>in</strong>zubauen, deren Ausfall e<strong>in</strong> maßg<strong>eb</strong>liches Risiko<br />
für Mensch und Umwelt bedeuten. Es ist deshalb<br />
nicht erforderlich, e<strong>in</strong>en Sicherheits<strong>in</strong>tegritätslevel<br />
(SIL) festzulegen.<br />
Im zweiten Referat dieses Themenblockes wurden<br />
von Dipl.-Ing. Thomas Burghardt (BVB) Informationen<br />
zum Thema Qualitätskennziffern <strong>in</strong><br />
der Instandhaltung von elektrischen Bahnanlagen<br />
vorgetragen. Den Ausgangspunkt für das Managementsystem<br />
der BVG-Infrastruktur bilden die gesetzlichen<br />
Grundlagen und die betri<strong>eb</strong>lichen Vorgaben.<br />
Die Qualitätskennzahlen <strong>als</strong> Instrument zur<br />
Messung der Instandhaltungsleistungen werden allgeme<strong>in</strong><br />
aus Produzentensicht, Sicht des Dienstleisters<br />
und aus Sicht des Instandhalters vorgetragen.<br />
Maßnahmen zur Steigerung der Verfügbarkeit von<br />
Anlagen werden durch die Auswertung von Störungshäufigkeiten<br />
und durch Fehler-Möglichkeiten-<br />
E<strong>in</strong>flussnahme-Analysen (FMEA) vorgenommen.<br />
Der Aufbau des Kennzahlensystems der BVG-Infrastruktur<br />
wurden vorgetragen. Die Qualitätskennzahlen<br />
der BVG s<strong>in</strong>d Bestandteil des Verkehrsvertrages<br />
mit dem Aufgabenträger Stadt Berl<strong>in</strong>. Beispiele<br />
von Kennzahlen für die Verfügbarkeit elektrischer<br />
Weichenantri<strong>eb</strong>e, der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung Tram<br />
sowie für die Infrastrukturanlagen der U-Bahn werden<br />
vorgestellt.<br />
Der letzte Themenblock der Tagung Aktuelles<br />
aus der AEE-Arbeit wurde von Udo Stahlberg (VDV)<br />
moderiert. Zum Thema Neue und überarbeitete<br />
Wir sorgen für Bewegung<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
Schunk Kohlenstofftechnik GmbH<br />
35452 Heuchelheim/Deutschland<br />
Tel.: +49 (0) 641608-0<br />
Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />
35435 Wettenberg/Deutschland<br />
Tel.: +49 (0) 641803-0<br />
Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />
5101 Bergheim bei Salzburg/Österreich<br />
Tel.: +43 66245 92 00<br />
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110 (2012) Heft 6<br />
249
Fokus Report<br />
Publikationen des AEE berichteten Eberhard Nickel<br />
(LVB) und Holger Greipel (BVB).<br />
Eberhard Nickel berichtete über die VDV-Schriften<br />
und -Mitteilungen des Unterausschusses Stromversorgungsanlagen<br />
des VDV-Ausschusses für elektrische<br />
Energieanlagen (AEE). Veränderte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
durch den technischen Fortschritt,<br />
Veränderungen der technischen Regelwerke sowie<br />
neue Erfahrungen und neue Produkte erfordern<br />
ständig die Überarbeitung und Anpassung der VDV-<br />
Schriften nach e<strong>in</strong>iger Zeit.<br />
Die VDV-Schrift 504 Schienenisolierstöße wurde<br />
neu erarbeitet und enthält Anforderungen an den<br />
Aufbau sowie an die Prüfung und Instandhaltung<br />
dieser Komponente. Anlass für die Erarbeitung der<br />
Schrift war, dass gemäß der VDV-Schrift 506 Aufbau<br />
und Schutzmaßnahmen von elektrischen Energieanlagen<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />
Schienenisolierstöße zur<br />
galvanischen Trennung der Gleisanlagen der Strecke<br />
und von denen von Betri<strong>eb</strong>shöfe verwendet werden,<br />
diese aber bisher nur aus der Sicht des Bahnbaues <strong>in</strong><br />
der VDV-Schrift 600 Oberbau-Richtl<strong>in</strong>ie betrachtet<br />
wurden.<br />
Zur Anpassung an die veränderten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
wird die VDV-Schrift 520 Kurzschlussschutz<br />
von Fahrstromanlagen für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen<br />
aus dem Jahr 1995 überarbeitet. Die<br />
Schutzfunktionen der verschiedenen Anlagen e<strong>in</strong>es<br />
Gleichrichter-Unterwerks sowie die unterschiedlichen<br />
Schalterauslösetypen mit ihren Besonderheiten<br />
werden beschri<strong>eb</strong>en. Gegenüber der Vorgängerausgabe<br />
wird die VDV-Schrift 520 um Ausführungen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Durchführung von Kurzschlussversuchen<br />
sowie deren Ausführung, Auswertung und<br />
Dokumentation erweitert.<br />
Aktualisiert wird auch die VDV-Schrift 525 Überspannungsschutz<br />
von Fahrstromversorgungsanlagen<br />
für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen aus dem<br />
Jahr 2001. In dieser Schrift werden Maßnahmen für<br />
den primären Überspannungsschutz <strong>in</strong> den Gleichrichter-Unterwerken<br />
und an den Fahrleitungsanlagen<br />
vorgestellt. Gegenüber der Vorgängerausgabe<br />
werden die e<strong>in</strong>zusetzenden Überspannungsableiter<br />
und deren optimaler E<strong>in</strong>satzort ausführlicher beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Die VDV-Schrift 560 <strong>Elektrische</strong> Weichenheizungen<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen aus dem<br />
Jahre 1996 wird überarbeitet, um sie <strong>in</strong>sbesondere<br />
an die geänderte Normenlage anzupassen. Für die<br />
Auswahl der Bauform und der Art der Energieversorgung<br />
der Weichenheizungen e<strong>in</strong>schließlich der<br />
erforderlichen elektrischen Schutzmaßnahmen gibt<br />
die Schrift wichtige H<strong>in</strong>weise. Weiterh<strong>in</strong> werden die<br />
den unterschiedlichen E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen zugeordneten<br />
Steuerungen und Regelungen beschri<strong>eb</strong>en, die<br />
e<strong>in</strong>en energiesparenden, aber wirkungsvollen Betri<strong>eb</strong><br />
der elektrischen Weichenheizungen bewirken.<br />
Die seit September 2011 gültige neue<br />
DIN EN 50122-1, -2 und -3 Ortsfeste Anlagen –<br />
<strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und Rückleitung ist<br />
gegenüber ihrer Vorgängerversion weitgehend<br />
neu gegliedert und enthält auch viele <strong>in</strong>haltliche<br />
Änderungen. Damit ergibt sich die Notwendigkeit,<br />
die VDV-Schrift 505 Aufbau und Schutzmaßnahmen<br />
von Gleichrichter-Unterwerken von<br />
Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen, die VDV-Schrift<br />
506 Aufbau und Schutzmaßnahmen von elektrischen<br />
Energieanlagen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen und<br />
die VDV-Schrift 507 Aufbau und Schutzmaßnahmen<br />
von elektrischen Energieanlagen an Strecken<br />
von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen an die neue<br />
Normenlage anzupassen. Es ist vorgesehen, noch<br />
im Laufe des Jahrs 2012 mit dem Gelbdruckverfahren<br />
zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
Den letzten Vortrag der zweitägigen Tagung hielt<br />
Holger Greipel (BVB) vom AEE-Unterausschuss Oberleitungsanlagen.<br />
Vorkommnisse bei Arbeiten an unter<br />
Spannung stehenden Fahrleitungsanlagen war<br />
der Anstoß für die Erarbeitung der VDV-Schrift 580<br />
Isolierte Hubarbeitsbühnen für Arbeiten an Oberleitungsanlagen<br />
bis DC 1 500 V. N<strong>eb</strong>en Anforderungen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der mechanischen sowie elektrischen<br />
Ausführung der Hubarbeitsbühnen bildet deren<br />
elekt rische Prüfung den zentralen Teil der VDV-<br />
Schrift.<br />
Die Veröffentlichung der umfassend überarbeiteten<br />
DIN EN 50119 im Jahr 2009 war der Anlass, die<br />
VDV-Schrift 551 Oberleitungsmaste und Gründungen<br />
aus dem Jahr 1999 an die neue Normenlage<br />
anzupassen. Gegenüber der Vorgängerausgabe der<br />
Schrift werden Anforderungen an Wandbefestigungen<br />
sowie deren Prüfung neu aufgenommen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> begleitet der Unterausschuss Oberleitungsanlagen<br />
e<strong>in</strong> Projekt der VBG-Branche ÖPNV/<br />
<strong>Bahnen</strong>, das die Erstellung von modernen Unterweisungsmedien,<br />
Stichwort Computer based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
(CBT), für Oberleitungsmonteure zum Ziel hat. Hierzu<br />
werden <strong>in</strong> mehreren deutschen Verkehrsunternehmen<br />
Videoaufnahmen über Arbeiten <strong>in</strong> Oberleitungsanlagen<br />
vorgenommen.<br />
Der Vorsitzende des VDV-Ausschusses <strong>Elektrische</strong><br />
Energieanlagen, Ralf Baumann (BVB), konnte am<br />
Ende der Fachtagung e<strong>in</strong> positives Fazit ziehen, da<br />
die Tagungsteilnehmer aus den Vorträgen und der<br />
Fachausstellung viele neue Anregungen mitnehmen<br />
können. Er sprach gleichzeitig die E<strong>in</strong>ladung<br />
für die nächste Fachtagung am 6. und 7. F<strong>eb</strong>ruar<br />
2014 aus.<br />
Ewald Schlechter, Berl<strong>in</strong><br />
[1] Schneider, E.; Schwarz, M.: Trends <strong>in</strong> der Normung<br />
für Bahnelektrifizierungen. In <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />
(2012), H. 6, S. 264-269.<br />
250 110 (2012) Heft 6
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
Mit vielen, bisher<br />
unveröffentlichten Bildern<br />
Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />
schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />
die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />
schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />
Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />
begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />
unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />
hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />
prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />
anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />
Reichsbahn.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Fahrzeugtechnik<br />
Robuste drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung von<br />
Asynchronmasch<strong>in</strong>en im Bahne<strong>in</strong>satz<br />
Christian Foerth und Markus Weidauer, Nürnberg<br />
Der E<strong>in</strong>satz von Asynchronmasch<strong>in</strong>en bei Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen machte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der notwendigen<br />
hochdynamischen Regelung lange Zeit Drehzahlg<strong>eb</strong>er zw<strong>in</strong>gend erforderlich. E<strong>in</strong> robustes<br />
neuartiges Verfahren ohne Drehzahlg<strong>eb</strong>er identifiziert die Drehzahl aus den elektrischen Größen<br />
der Asynchronmasch<strong>in</strong>en und verfügt über automatische Parametermessungen. Es wird den hohen<br />
Anforderungen an Robustheit und Dynamik im gesamten Bahnbereich gerecht, auch beim Aufmagnetisieren<br />
und bei Drehzahl null.<br />
ROBUST ASYNCHRONOUS MACHINE CONTROL WITHOUT ROTARY TRANSDUCERS IN RAILWAY<br />
OPERATIONS<br />
For a long time, the application of asynchronous mach<strong>in</strong>es <strong>in</strong> tra<strong>in</strong>s and the highly dynamic control<br />
system required for the purpose made it absolutely necessary to use rotary transducers. A robust<br />
<strong>in</strong>novative method that does without rotary transducers determ<strong>in</strong>es the speed from the electrical<br />
variables of the asynchronous mach<strong>in</strong>es and allows the parameters to be automatically measured.<br />
It meets the high standards placed on robustness and dynamic behaviour <strong>in</strong> all railway operations,<br />
even dur<strong>in</strong>g remagnetis<strong>in</strong>g and at a speed of zero.<br />
UNE RÉGULATION ROBUSTE SANS CAPTEUR DE VITESSE POUR LES MACHINES ASYNCHRONES<br />
UTILISÉES DANS LES CHEMINS DE FER<br />
L’utilisation de mach<strong>in</strong>es asynchrones sur les eng<strong>in</strong>s moteurs avait longtemps imposé les capteurs<br />
de vitesse en liaison avec la nécessité d’une régulation hautement dynamique. Un nouveau procédé<br />
robuste sans capteur de vitesse identifie la vitesse de rotation à partir des grandeurs électriques des<br />
mach<strong>in</strong>es asynchrones et dispose de mesurages automatiques de paramètres. Il satisfait aux exigences<br />
élevées en matière de robustesse et de dynamique dans toutes les utilisations ferroviaires, y<br />
compris la réaimantation et à vitesse de rotation zéro.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Seit Anfang der 1990er Jahre werden fast alle Bahnantri<strong>eb</strong>e<br />
mit Asynchronmasch<strong>in</strong>en ausgerüstet.<br />
Aufgrund ihrer großen Robustheit, des ger<strong>in</strong>gen<br />
Wartungsaufwands und des günstigen Leistungsgewichts<br />
ist die Asynchronmasch<strong>in</strong>e für den Bahnbereich<br />
besonders gut geeignet. Zur Steuerung s<strong>in</strong>d<br />
Wechselrichter erforderlich, deren Halbleiterschalter,<br />
GTO oder IGBT, erst seit dieser Zeit mit der notwendigen<br />
Leistung und Spannungsfestigkeit für Bahnanwendungen<br />
zur Verfügung standen.<br />
Für die hochdynamische Regelung der Bahnantri<strong>eb</strong>e<br />
werden sehr schnelle Prozessoren, so genannte<br />
Signalprozessoren, e<strong>in</strong>gesetzt. Als Messwerte<br />
wurden bislang die Motorströme, die Zwischenkreisspannung<br />
und die Drehzahl verwendet. Seit vielen<br />
Jahren wird versucht, auf den Messwert der Drehzahl<br />
bei der hochdynamischen Regelung der Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />
zu verzichten. Bei der Drehzahlidentifikation<br />
wird zwischen zwei Strategien unterschieden:<br />
• Verfahren, die Nichtl<strong>in</strong>earitäten wie Sättigung<br />
oder Nutung zum Beispiel mit Hilfe von hochfrequenten<br />
Testsignalen ausnutzen. Nachteilig ist<br />
hierbei, dass der Motor nichtideal se<strong>in</strong> muss und<br />
die Drehzahlidentifikation bei Gruppenspeisung<br />
sowie bei Flussabsenkung nicht möglich ist.<br />
• Verfahren, die mit Modellen von Motor und<br />
Wechselrichter die Drehzahl aus der Differenz der<br />
laut Modell zu erwartenden und andererseits der<br />
gemessenen Ströme identifizieren, ohne Drehzahlg<strong>eb</strong>er.<br />
Der Nachteil ist hier, dass e<strong>in</strong>e Drehzahlidentifikation<br />
bei Ständerfrequenz null nicht<br />
möglich ist.<br />
Da bei Bahnfahrzeugen die Gruppenspeisung<br />
oft e<strong>in</strong>gesetzt wird und Asynchronmasch<strong>in</strong>en im<br />
Bahnbereich möglichst l<strong>in</strong>ear g<strong>eb</strong>aut s<strong>in</strong>d, kommt<br />
bei Bahnanwendungen nur die zweite Strategie<br />
<strong>in</strong>frage. Hierbei müssen aber Betri<strong>eb</strong>spunkte mit<br />
Ständerfrequenzen auch nahe null beim Anfahren<br />
und Bremsen bis zum Fahrzeugstillstand beherrscht<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong>e sehr hohe Verfügbarkeit der elektrischen<br />
Antri<strong>eb</strong>e ist für den Bahnbetreiber von entscheidender<br />
Bedeutung. Die Reduktion der Sensorik<br />
252 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
durch den Entfall der Drehzahlg<strong>eb</strong>er bewirkt e<strong>in</strong>e<br />
Erhöhung der Verfügbarkeit. Darum wurde von<br />
der Siemens AG <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Professoren<br />
M. Depenbrock und A. Steimel und ihren<br />
Mitarbeitern an der Ruhr-Universität Bochum die<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es drehzahlg<strong>eb</strong>erlosen neuen Verfahrens<br />
vorangetri<strong>eb</strong>en. Die Zusammenarbeit begann<br />
1995. Erstm<strong>als</strong> wurde diese Regelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugserie im Jahr 2003 realisiert. Seitdem<br />
wird es <strong>in</strong> verschiedenen Lieferserien erfolgreich<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Um drehg<strong>eb</strong>erlos fahren zu können, ist es erforderlich,<br />
die Regelstrecke sehr genau zu kennen und<br />
nachzubilden. Hierfür wurden sehr genaue Modelle<br />
von Wechselrichter und Motor mit automatisierten<br />
Parameter-Messverfahren implementiert.<br />
Sie erleichtern die Inbetri<strong>eb</strong>setzung und verbessern<br />
das Regelverhalten auch beim Betri<strong>eb</strong> mit Drehg<strong>eb</strong>er.<br />
Aufgrund des guten Wechselrichtermodells ist<br />
e<strong>in</strong>e Messung der Ständerspannung überflüssig.<br />
Daher wird auf diese Messung verzichtet, was die<br />
Verfügbarkeit der Anlagen weiter erhöht.<br />
2 Technische Grundlagen<br />
2.1 Vorteile des g<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>s<br />
Ziel der Entwicklung war es, auf die Drehg<strong>eb</strong>er und<br />
die dazugehörige Verdrahtung auf den Fahrzeugen<br />
verzichten zu können. N<strong>eb</strong>en der E<strong>in</strong>sparung dieser<br />
Komponenten hat man folgende Vorteile:<br />
• Durch den Entfall des G<strong>eb</strong>errades wird <strong>in</strong> den<br />
Motoren Platz gewonnen.<br />
• Direkt <strong>in</strong> den Motoren e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aute Drehg<strong>eb</strong>er<br />
s<strong>in</strong>d dem Schmutz und hohen mechanischen<br />
Belastungen ausgesetzt, wodurch Defekte an dem<br />
G<strong>eb</strong>errad, dem Sensor oder der Verdrahtung auftreten<br />
können; ohne die Drehg<strong>eb</strong>er steigt somit<br />
die Verfügbarkeit der Fahrzeuge.<br />
• Die Auflösung der Drehzahlbestimmung bei kle<strong>in</strong>en<br />
Drehzahlen und damit die Drehmomentgenauigkeit<br />
steigen beim drehg<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>.<br />
2.2 Erforderliche Eigenschaften der<br />
drehg<strong>eb</strong>erlosen Traktionsregelung<br />
Im Bahnbereich gibt es spezielle Anforderungen an<br />
die Regelung, die von dem hier beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren<br />
erfüllt werden:<br />
• Die Drehzahl der Motoren kann sich bei<br />
Schleudervorgängen sehr schnell ändern. Dies<br />
wird durch die identifizierte Drehzahl ausreichend<br />
schnell abg<strong>eb</strong>ildet, damit der Gleit- und<br />
Schleuderschutz die Drehzahl zuverlässig regeln<br />
kann.<br />
• Die Drehmomentdynamik wird gegenüber dem<br />
Betri<strong>eb</strong> mit Drehg<strong>eb</strong>er nicht e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
• Das Verfahren arbeitet im gesamten Drehzahlbereich<br />
mit asynchroner und synchroner Taktung.<br />
• Die Flussführung zur thermischen Entlastung der<br />
Motoren im Teillastbereich ist außer im Bereich<br />
der Ständerfrequenz null frei vorg<strong>eb</strong>bar.<br />
Bild 1:<br />
Blockschaltbild der drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />
Regelung.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
253
Fahrzeugtechnik<br />
• Die Motoren können bei jeder Drehzahl aufmagnetisiert<br />
werden. Praktisch im gesamten Drehzahlbereich<br />
erfolgt das Aufmagnetisieren sehr schnell,<br />
sodass das Drehmoment <strong>in</strong> weniger <strong>als</strong> 100 ms<br />
aufg<strong>eb</strong>aut wird. Daher kann der Wechselrichter<br />
zur thermischen Entlastung der Motoren und des<br />
Wechselrichters im Leerlauf gesperrt werden.<br />
Das Verfahren kann Systeme mit Drehg<strong>eb</strong>ern weitestgehend<br />
ersetzen, ohne dass besondere betri<strong>eb</strong>liche<br />
Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
2.3 Randbed<strong>in</strong>gungen für den E<strong>in</strong>satz des<br />
Verfahrens<br />
Auch wenn das drehg<strong>eb</strong>erlose Verfahren den Betri<strong>eb</strong><br />
mit Drehg<strong>eb</strong>er gut ersetzt, müssen e<strong>in</strong> paar Randbed<strong>in</strong>gungen<br />
beachtet werden:<br />
• Bei gesperrtem Wechselrichter ist ke<strong>in</strong>e Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
von den Motoren verfügbar. Daher<br />
ist e<strong>in</strong>e Drehzahlerfassung für sicherheitsrelevante<br />
Funktionen, zum Beispiel für Geschw<strong>in</strong>digkeitsanzeige<br />
und Bremse, auf dem Fahrzeug weiterh<strong>in</strong><br />
unbed<strong>in</strong>gt erforderlich. Diese Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
muss allerd<strong>in</strong>gs nicht die hohen Anforderungen<br />
erfüllen, die für die Regelung der Masch<strong>in</strong>e<br />
benötigt werden. Ist e<strong>in</strong>e solche Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
verfügbar, kann sie zur Unterstützung verwendet<br />
werden.<br />
• Bei Gruppenantri<strong>eb</strong>en kann nur e<strong>in</strong>e mittlere<br />
Drehzahl der Gruppe identifiziert werden.<br />
• Die Mechanik der Fahrzeuge darf nicht zum<br />
Schw<strong>in</strong>gen neigen, da zum Beispiel gegenphasige<br />
Schw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe aufgrund<br />
der Identifikation e<strong>in</strong>er mittleren Drehzahl nicht<br />
erkannt werden können.<br />
• Im Stillstand können Ständer- und Rotorwiderstand<br />
beim Aufmagnetisieren ermittelt werden,<br />
sofern e<strong>in</strong> Stillstandssignal vorhanden ist.<br />
3 Drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung<br />
3.1 Übersicht<br />
Für die drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung ist e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Modellen und Beobachtern erforderlich. In Bild 1 ist<br />
das Zusammenspiel der e<strong>in</strong>zelnen Komponenten der<br />
drehg<strong>eb</strong>erlosen Regelung dargestellt.<br />
Als Messgrößen stehen die Zwischenkreisspannung<br />
U D<br />
und zwei gemessene Phasenströme des<br />
Motors zur Verfügung, aus denen der Raumzeiger<br />
I Sm<br />
bestimmt wird.<br />
Als Soll-Größen werden das Soll-Moment M soll<br />
und der Soll-Rotorfluss ψ soll<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en. Diese Soll-<br />
Größen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht direkt die Soll-Größen<br />
für Regler und Steuersatz; um den Bereich Ständerfrequenz<br />
null zu beherrschen, werden diese Soll-<br />
Größen bei kle<strong>in</strong>en Drehzahlen automatisch modifiziert.<br />
Dieses Verfahren ist <strong>in</strong> Abschnitt 4 beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Die Regelung und der Steuersatz erhalten somit<br />
e<strong>in</strong>en eventuell bei kle<strong>in</strong>en Drehzahlen modifizierten<br />
Drehmoment-Sollwert M soll0<br />
und Rotorfluss-Sollwert<br />
ψ soll0<br />
. Mit der gemessenen Zwischenkreisspannung<br />
U D<br />
, dem gemessenen Ständerstrom I Sm<br />
, dem Modell-Ständerfluss<br />
Ψ , dem Rotorfluss Ψ und der<br />
μ<br />
R<br />
identifizierten Drehzahl n werden die drei idealen<br />
Ansteuersignale w ν<br />
mit ν = 1…3 für den Wechselrichter<br />
bestimmt. Die Funktion der Regelung und des<br />
Steuersatzes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [1] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Aus den idealen Ansteuersignalen werden mit<br />
Hilfe der Wechselrichterkorrektur die Ansteuersignale<br />
w vk<br />
erzeugt, die um das Schaltverhalten des Wechselrichters<br />
korrigiert s<strong>in</strong>d, sodass die Ständerspannung<br />
U S<br />
der von der Regelung berechneten Ständerspannung<br />
sehr genau entspricht. Die Funktion dieser<br />
Korrektur ist <strong>in</strong> Abschnitt 3.3 beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Aus der Ständerspannung und der identifizierten<br />
Drehzahl werden vom Motormodell der Ständerfluss<br />
Ψ , der Rotorfluss Ψ und der Modell-Ständerstrom<br />
μ<br />
R<br />
I S<br />
berechnet. Das Motormodell ist <strong>in</strong> Abschnitt 3.2<br />
beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Aus der Abweichung von Modell-Ständerstrom<br />
I S<br />
und dem gemessenen Ständerstrom I Sm<br />
werden<br />
mit Hilfe von Beobachtern die identifizierte Drehzahl<br />
und die temperaturabhängigen Parameter wie Ständerwiderstand<br />
R S<br />
und Rotorwiderstand R R<br />
ermittelt.<br />
Außerdem wird die Ständerspannung um parasitäre<br />
Gleichanteilsfehler U GL<br />
korrigiert. Die Beobachter<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 beschri<strong>eb</strong>en.<br />
3.2 Motormodell<br />
Bild 2:<br />
Gamma-Ersatzschaltbild der Asynchronmasch<strong>in</strong>e im ständerfesten<br />
Koord<strong>in</strong>atensystem.<br />
Beim Motormodell handelt es sich um das Gamma-<br />
Ersatzschaltbild der Masch<strong>in</strong>e (Bild 2).<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Parameter des Modells werden<br />
durch e<strong>in</strong>e Offl<strong>in</strong>e-Stillstands-Messung e<strong>in</strong>malig auf<br />
dem Fahrzeug oder im Systemtest ermittelt. Die<br />
254 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 3:<br />
Gemessene Magnetisierungskennl<strong>in</strong>ie<br />
von Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
Bild 4:<br />
Aufbau der Stränge im Wechselrichtermodell.<br />
Haupt<strong>in</strong>duktivität L μ<br />
wird <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Ständerflussbetrag<br />
ψ μ<br />
bestimmt. Die Größen L σ<br />
, R S<br />
und<br />
R R<br />
werden <strong>als</strong> Konstanten bestimmt, die Widerstände<br />
werden hierbei bezogen auf 20 °C gespeichert.<br />
Die genaue L μ<br />
-Kennl<strong>in</strong>ie wird separat durch e<strong>in</strong>e<br />
Leerlaufmessung ermittelt.<br />
Die Messverfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>en. Bild 3<br />
zeigt exemplarisch e<strong>in</strong>e gemessene L μ<br />
-Kennl<strong>in</strong>ie.<br />
Das Motormodell berechnet aus der Ständerspannung<br />
nach Abschnitt 3.3 und der Drehzahl nach Abschnitt<br />
3.4 die Modell-Flüsse und Modell-Ströme, die<br />
für die Regelung und die Beobachter benötigt werden.<br />
3.3 Wechselrichtermodell<br />
Da die Ständerspannung nicht gemessen wird, ist es<br />
sehr wichtig, e<strong>in</strong> möglichst exaktes <strong>in</strong>verses Modell<br />
des Wechselrichters zu haben, um die vom Steuersatz<br />
geforderten Schaltungen so korrigieren zu können,<br />
dass die gewünschte Ständerspannung an den<br />
Klemmen der Masch<strong>in</strong>e anliegt.<br />
Bild 4 zeigt exemplarisch den Aufbau e<strong>in</strong>es Stranges<br />
des Wechselrichters. Bei dem hier verwendeten<br />
Modell werden die Schaltzeiten, E<strong>in</strong>schaltzeit T EIN<br />
,<br />
Ausschaltzeit T AUS<br />
, und die Durchlassverluste, Ventilspannungsabfall<br />
U T0<br />
und ohmsche Durchlassverluste<br />
R ID<br />
∙ I S<br />
, der Ventile näherungsweise berücksichtigt.<br />
Der Strangstrom wird je nach Richtung immer<br />
von e<strong>in</strong>em Ventilpaar (IGBT/Diode), (ID+ /ID-) geführt<br />
und wechselt beim Umschalten der Strangspannung<br />
entweder von der Diode auf den IGBT<br />
(E<strong>in</strong>schaltzeit T EIN<br />
IGBT-relevant) oder vom IGBT<br />
auf die Diode (Ausschaltzeit T AUS<br />
IGBT-relevant). Für<br />
e<strong>in</strong>en Strang können somit vier Schalthandlungen<br />
mit verschiedenen Komb<strong>in</strong>ationen aus Schaltzeiten<br />
und Durchlassverlusten unterschieden werden. Die<br />
Unterschiede hängen hierbei von der Schaltrichtung<br />
der Strangspannung und vom Vorzeichen des<br />
Strangstroms ab:<br />
Schaltrichtung U Sv<br />
von +U D<br />
nach 0:<br />
I Sv<br />
> 0 => Schaltzeit: T AUS,I+v<br />
Durchlassverluste: -U T0,ID+v<br />
-R ID+v<br />
∙ I Sv<br />
I Sv<br />
< 0 => Schaltzeit: T EIN,I-v<br />
Durchlassverluste: U T0,ID-v<br />
- R ID-v<br />
∙ I Sv<br />
Schaltrichtung U Sv<br />
von 0 nach +U D<br />
:<br />
I Sv<br />
> 0 => Schaltzeit: T EIN,I+v<br />
Durchlassverluste: -U T0,ID+v<br />
- R ID+v<br />
∙ I Sv<br />
I Sv<br />
< 0 => Schaltzeit: T AUS,I-v<br />
Durchlassverluste: U T0,ID-v<br />
- R ID-v<br />
∙ I Sv<br />
Mit Hilfe des <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>enen Verfahrens werden<br />
die Parameter durch e<strong>in</strong>e Offl<strong>in</strong>e-Messung bestimmt.<br />
Der ohmsche Anteil der Durchlassverluste wird<br />
hierbei <strong>als</strong> symmetrisch angenommen und dem<br />
Ständerwiderstand R S<br />
zugerechnet. Die am Ventil<br />
abfallende Spannung wird für jedes Ventilpaar <strong>als</strong><br />
Mittelwert des Spannungsabfalls von IGBT und Diode<br />
berücksichtigt.<br />
Die Schaltzeiten T EIN<br />
werden für jedes Ventilpaar<br />
des Stromrichters zur Korrektur vorgeg<strong>eb</strong>en, die<br />
Ausschaltzeiten T AUS<br />
werden für jedes Ventilpaar<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Strangstrom gemessen und<br />
korrigiert. Aufgrund der guten Symmetrie der e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Stromrichter genügt es jedoch, alle Ventilpaare<br />
mit der gleichen Kennl<strong>in</strong>ie zu korrigieren. E<strong>in</strong>e<br />
Abhängigkeit der Schaltzeiten von der Zwischenkreisspannung<br />
wird vernachlässigt. Bild 5 zeigt die<br />
gemessenen Ausschaltzeiten e<strong>in</strong>es Stromrichters.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
255
Fahrzeugtechnik<br />
Die Korrekturzeiten und die zu korrigierenden<br />
Ventilspannungsfälle werden aus den Parametern<br />
des Wechselrichters <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Modell-<br />
Strom berechnet. E<strong>in</strong> entsprechendes Verfahren ist<br />
<strong>in</strong> [3] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
3.4 Beobachter<br />
Mit Hilfe von Beobachtern werden aus der Abweichung<br />
von Modell- und gemessenem Strom verschiedene<br />
Größen bestimmt.<br />
Zentrale Größe ist hierbei die Drehzahl, die mit<br />
Hilfe des <strong>in</strong> Bild 6 beschri<strong>eb</strong>enen Regelkreises identifiziert<br />
wird. Der Drehfaktor K muss hierbei für den<br />
Betri<strong>eb</strong>spunkt geeignet gewählt werden. In [4] und<br />
[5] s<strong>in</strong>d hierzu die entsprechenden Verfahren beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Für motorischen Betri<strong>eb</strong> kann K zum Beispiel e<strong>in</strong>fach<br />
gleich 1 gewählt werden. In diesem Fall ergibt<br />
sich für ∆n recht e<strong>in</strong>fach:<br />
=<br />
R R<br />
*<br />
2 S R<br />
R<br />
Δn für K = 1<br />
Ψ<br />
Im(ΔI ⋅ Ψ )<br />
Zusätzlich zur Drehzahl werden die temperaturabhängigen<br />
Größen des Motors wie Ständer- und<br />
Rotorwiderstand über entkoppelte Regelkreise, die<br />
<strong>in</strong> ihrer Struktur dem Drehzahlbeobachter <strong>in</strong> Bild 6<br />
entsprechen, identifiziert. Entsprechende Verfahren<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [5] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Außerdem werden parasitäre Gleichanteile im<br />
Ständerstrom identifiziert und durch Rückkopplung<br />
beseitigt. Dieses Verfahren ist <strong>in</strong> [4] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
4 Vermeidung der Ständerfrequenz<br />
null<br />
4.1 Grundsätzliches<br />
Bei Ständerfrequenz null verhält sich die Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />
entsprechend Bild 2 wie e<strong>in</strong> ohmscher<br />
Widerstand. Der Rotor ist über die Haupt<strong>in</strong>duktivität<br />
kurzgeschlossen. Deshalb kann die Drehzahl <strong>in</strong> diesem<br />
Betri<strong>eb</strong>spunkt nicht identifiziert werden, weshalb<br />
dieser Betri<strong>eb</strong>sbereich vermieden werden muss.<br />
Mit den verwendeten Modellen wird erreicht, dass<br />
der zu vermeidende Frequenzbereich sehr kle<strong>in</strong> ist.<br />
Die Genauigkeit der verwendeten Modelle ist für das<br />
M<strong>in</strong>imieren des Frequenzbereichs und somit für die<br />
E<strong>in</strong>setzbarkeit des Verfahrens sehr wichtig.<br />
Aus der folgenden Gleichung ist der direkte Zusammenhang<br />
zwischen Ständerfrequenz, Drehmoment<br />
und Rotorflussbetrag ersichtlich:<br />
2<br />
n S<br />
= n + n R<br />
= n + ⋅ R ⋅<br />
3 R<br />
M<br />
2<br />
2⋅π ⋅ ΨR<br />
Bild 5:<br />
Gemessene Ausschaltzeiten des Wechselrichters.<br />
Durch Aufschaltung von Drehmoment oder Variation<br />
des Rotorflussbetrags bei vorhandenem Drehmoment<br />
kann somit der Bereich Ständerfrequenz<br />
null vermieden werden. Die Grundlage für das hier<br />
beschri<strong>eb</strong>ene Verfahren ist <strong>in</strong> [6] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
4.2 Regelung<br />
Bild 6:<br />
Blockschaltbild des Drehzahlbeobachters.<br />
Ziel des Verfahrens ist es, unterhalb e<strong>in</strong>es m<strong>in</strong>imalen<br />
Ständerfrequenzbetrages die Ständerfrequenz auf diesen<br />
m<strong>in</strong>imalen Ständerfrequenzbetrag zu regeln. Die<br />
m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz ist hierbei abhängig von<br />
der Kippfrequenz n RK<br />
= R R<br />
/(2π L ) und dem Rotorflussbetrag,<br />
da die Rückwirkung aus dem Rotor <strong>in</strong> den<br />
σ<br />
Stän-<br />
256 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
der mit ger<strong>in</strong>gerem Rotorflussbetrag abnimmt. Der<br />
Bereich der m<strong>in</strong>imalen Ständerfrequenz n Sm<strong>in</strong><br />
/n RK<br />
liegt<br />
hierbei je nach Flussbetrag zwischen 0,10 und 0,25.<br />
Liegt n/n RK<br />
bei 0,10 im Leerlauf, so entspricht dies bei<br />
dem Antri<strong>eb</strong> der Fahrzeuge von Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2<br />
e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit von 0,26 km/h, bei der S-Bahn<br />
Zürich RABe 514 ergibt sich e<strong>in</strong> Wert von 0,24 km/h.<br />
Um die Ständerfrequenz e<strong>in</strong>zustellen, wird der<br />
Rotorflussbetrag bis auf 30 % des Nennrotorflussbetrags<br />
reduziert. Falls zu wenig Drehmoment gefordert<br />
wird, um durch Variation des Flusses die<br />
Ständerfrequenz e<strong>in</strong>zustellen, wird zusätzliches Drehmoment<br />
<strong>in</strong> Richtung des geforderten Soll-Momentes<br />
aufgeschaltet. Beim Anfahren ist e<strong>in</strong> Drehmoment-<br />
Sollwert von rund 15 % des Nennmoments ausreichend,<br />
damit ke<strong>in</strong> zusätzliches Moment aufgeschaltet<br />
werden muss. Lediglich beim Rückrollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Steigung werden größere Momente von bis zu zirka<br />
30 % des Nennmoments benötigt. Die Reduktion<br />
des Rotorflusses bei großem Drehmoment-Sollwert<br />
hat e<strong>in</strong>en größeren Ständerstrom zu Folge, der zu<br />
e<strong>in</strong>er Drehmomentbegrenzung führen kann. Dieses<br />
Problem kann aber nur im Rückrollen auftreten, da<br />
die Ständerfrequenz bei großem Drehmoment im<br />
Anfahren ohne Rückrollen immer ausreichend groß<br />
ist, um die Drehzahl zu identifizieren.<br />
Die pr<strong>in</strong>zipielle Funktion des Verfahrens ist <strong>in</strong><br />
Bild 7 dargestellt. Auf die Darstellung der nötigen<br />
Hysterese bei den Flusssprüngen wurde der Übersichtlichkeit<br />
halber verzichtet. Im Folgenden wird<br />
immer e<strong>in</strong> Wechsel der Drehzahl von positiver zu<br />
negativer Drehzahl beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Im Leerlauf (1) wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Rotorfluss-Sollwert<br />
ψ soll<br />
von der Flussführung vorgeg<strong>eb</strong>en. Die m<strong>in</strong>imale<br />
Ständerfrequenz ist daher mit n Sm<strong>in</strong><br />
/n RK<br />
= 0,25 relativ<br />
groß bei kle<strong>in</strong>em Fluss. Erreicht die Ständerfrequenz<br />
diesen Wert, so wird sie für kle<strong>in</strong>ere Drehzahlen<br />
durch Anh<strong>eb</strong>en des Drehmomentes auf diesen Wert<br />
geregelt. Ist die Drehzahl ausreichend kle<strong>in</strong>, „durchspr<strong>in</strong>gt“<br />
die Ständerfrequenz die stationär nicht<br />
beobachtbare Zone durch schnelle Rücknahme des<br />
Drehmomentes und entspricht anschließend dem<br />
negativen M<strong>in</strong>imalwert der Ständerfrequenz.<br />
Ist das Moment ausreichend groß (2), wird das<br />
Moment konstant gehalten. Aufgrund des größeren<br />
Flusses bei höherem Moment ist die e<strong>in</strong>zuhaltende<br />
m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz mit n Sm<strong>in</strong><br />
/n RK<br />
= 0,1 kle<strong>in</strong>er<br />
<strong>als</strong> bei (1). Daher ist der Bereich der Vermeidung der<br />
Ständerfrequenz null deutlich kle<strong>in</strong>er. Der Fluss wird<br />
abgesenkt, sobald die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz erreicht<br />
ist. Hierdurch bleibt die Ständerfrequenz zunächst<br />
konstant, bis der Fluss soweit abgeklungen ist,<br />
dass e<strong>in</strong>e höhere m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz benötigt<br />
wird. Dies wird durch noch stärkere Flussabsenkung<br />
erreicht, bis durch sehr schnelles Erhöhen des Rotorflusses<br />
die Ständerfrequenz die stationär nicht beobachtbare<br />
Zone „durchspr<strong>in</strong>gt“ und dem negativen<br />
M<strong>in</strong>imalwert der Ständerfrequenz entspricht.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Bild 7:<br />
Verlauf von Ständerfrequenz, Drehmoment und Rotorfluss <strong>als</strong><br />
Funktion der Drehzahl beim Verfahren zur Vermeidung von<br />
Ständerfrequenz null.<br />
1 Leerlauf<br />
2 Drehmoment ausreichend groß, um durch Flussvariation<br />
n s<br />
= 0 zu vermeiden<br />
3 Bremsen bis Null mit kle<strong>in</strong>em Drehmoment<br />
Bild 8:<br />
Anfahrvorgang bei<br />
Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
257
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 9:<br />
Bremsen bis 0 bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
4.3 Anfahr- und Bremsvorgang<br />
E<strong>in</strong> Anfahrvorgang am Beispiel von Shanghai Pearl<br />
L<strong>in</strong>e 2 mit Vermeidung der Ständerfrequenz null<br />
ist <strong>in</strong> Bild 8 dargestellt. Nach dem Antakten wird<br />
das Soll-Moment M soll0<br />
zunächst gegenüber dem<br />
vorgeg<strong>eb</strong>enen Soll-Moment M soll<br />
angehoben und<br />
der Rotorfluss auf se<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalwert belassen.<br />
Sobald der vorgeg<strong>eb</strong>ene Drehmoment-Sollwert das<br />
M<strong>in</strong>imalmoment überschreitet, wird dieses Moment<br />
realisiert und die Ständerfrequenz kurz über die<br />
Flussführung geregelt, bevor der Bereich um Ständerfrequenz<br />
null verlassen wird. Beim Losfahren eilt<br />
die identifizierte Drehzahl der „Fahrzeugdrehzahl“<br />
vor, da es sich bei der Fahrzeugdrehzahl um e<strong>in</strong>e<br />
langsam über die Leittechnik übertragene Fahrzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
handelt. Drehzahlen von den<br />
Motoren s<strong>in</strong>d bei diesem Fahrzeug nicht verfügbar.<br />
Das hier beschri<strong>eb</strong>ene Verfahren erfordert stationär<br />
bei Drehzahl null immer e<strong>in</strong> Drehmoment.<br />
Beim Losfahren ist dies ke<strong>in</strong> Problem. Entsprechend<br />
(1) wird zunächst zirka 15 % Nennmoment<br />
aufgeschaltet; beschleunigt das Fahrzeug hierdurch,<br />
so wird dieses Moment wieder abg<strong>eb</strong>aut und ist null,<br />
sobald die Drehzahl die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz<br />
erreicht hat.<br />
Soll das Fahrzeug auf <strong>eb</strong>ener Strecke mit wenig<br />
Moment bremsen und ohne Drehmoment stehen<br />
bleiben, so wird das Drehmoment bei niedrigen<br />
Drehzahlen automatisch über e<strong>in</strong>e Rampe auf null<br />
gefahren und der Wechselrichter abgeschaltet, sobald<br />
zusätzliches Drehmoment zur Vermeidung von<br />
Ständerfrequenz null benötigt würde. Die mechanische<br />
Bremse hält dann anschließend das Fahrzeug.<br />
Dieser Vorgang ist <strong>in</strong> (3) von Bild 7 dargestellt. Ist<br />
die m<strong>in</strong>imale Ständerfrequenz beim aktuellen Rotorflussbetrag<br />
erreicht (n Sm<strong>in</strong><br />
/n RK<br />
= 0,1), wird zunächst<br />
der Fluss angehoben. Hierdurch erhöht sich die<br />
Ständerfrequenz, da Drehmoment und Drehzahl<br />
unterschiedliches Vorzeichen haben. Erreicht diese<br />
erneut den Grenzwert, so wird das Drehmoment wie<br />
beschri<strong>eb</strong>en über e<strong>in</strong>e Rampe zu null geführt und<br />
der Wechselrichter abgeschaltet.<br />
In Bild 9 ist e<strong>in</strong> Bremsvorgang dargestellt. Es<br />
ist sehr schön zu erkennen, dass die identifizierte<br />
Drehzahl der langsam über die Leittechnik übertragenen<br />
Fahrzeugdrehzahl voreilt. Ungefähr zu<br />
dem Zeitpunkt, zu dem die Drehzahl den Wert null<br />
erreicht hat, wird der Rotorfluss kurz angehoben.<br />
Danach wird das Drehmoment M soll0<br />
über e<strong>in</strong>e<br />
Rampe langsam nach null gefahren und weicht<br />
damit vom geforderten Soll-Moment M soll<br />
ger<strong>in</strong>gfügig<br />
ab. Die Sperre erfolgt, wenn M soll0<br />
den Wert<br />
null erreicht hat.<br />
5 G<strong>eb</strong>erloses Aufmagnetisieren<br />
5.1 Grundsätzliches<br />
Bild 10:<br />
Aufmagnetisieren mit Restfluss bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
Im Betri<strong>eb</strong> kann der Wechselrichter jederzeit durch<br />
Überwachungen oder seitens der Regelung gesperrt<br />
werden. Nach der Sperre ist der Ständerstrom bei<br />
ausreichend hoher Zwischenkreisspannung <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger Millisekunden null. Die Flüsse der<br />
Masch<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>gen aber erst nach e<strong>in</strong>igen Sekunden<br />
ab. Um aus der Sperre wieder <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> zu kommen,<br />
gibt es daher je nach dem Betri<strong>eb</strong>szustand der<br />
Masch<strong>in</strong>e verschiedene Verfahren. Pr<strong>in</strong>zipiell wird<br />
hierbei zwischen Betri<strong>eb</strong> mit und ohne Restfluss<br />
unterschieden. Die beiden Verfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [7] e<strong>in</strong>gehend<br />
beschri<strong>eb</strong>en.<br />
258 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
5.2 Aufmagnetisieren mit Restfluss<br />
Der restliche Rotorfluss bildet zusammen mit der<br />
Drehzahl nach Bild 2 e<strong>in</strong>e Spannungsquelle mit der<br />
Amplitude 2πnψ R<br />
im Rotorkreis des Motors. Wird e<strong>in</strong>e<br />
Nullspannung an die Klemmen der Masch<strong>in</strong>e gelegt,<br />
so baut sich <strong>in</strong> Folge dieser Spannung e<strong>in</strong> Ständerstrom<br />
auf. Die Höhe des Stromes hängt hierbei von<br />
der Drehzahl, der Höhe des Restflusses und der Dauer<br />
der Nullspannung ab.<br />
Bei sehr niedrigen Drehfrequenzen von ungefähr<br />
< 10 Hz elektrisch kann mit dem <strong>in</strong> diesem<br />
Abschnitt beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren nur bei hohem<br />
Restfluss aufmagnetisiert werden. Reicht die Amplitude<br />
der Spannungsquelle nicht mehr aus, um<br />
e<strong>in</strong>en ausreichend hohen Ständerstrom zu erzeugen,<br />
so muss gewartet werden, bis der Fluss soweit<br />
abgeklungen ist, dass mit dem <strong>in</strong> Abschnitt 5.3.3<br />
oder 5.3.4 beschri<strong>eb</strong>enen Verfahren aufmagnetisiert<br />
werden kann. Aus diesem Grund wird <strong>in</strong> diesem<br />
Frequenzbereich der Wechselrichter betri<strong>eb</strong>lich<br />
nicht gesperrt. Bei höheren Frequenzen entfällt die<br />
Wartezeit; daher kann der Wechselrichter <strong>in</strong> diesem<br />
Frequenzbereich jederzeit betri<strong>eb</strong>lich gesperrt<br />
werden.<br />
Ist der Ständerstrom beim abgeschalteten Stromrichter<br />
null, so erhält man für den Rotorfluss:<br />
Motoren. So kann man zum Beispiel davon ausgehen,<br />
dass bei angezogener Halt<strong>eb</strong>remse und<br />
abgeschaltetem Wechselrichter das Fahrzeug und<br />
damit auch die Motoren stehen. Bei drehenden<br />
Motoren gibt es häufig e<strong>in</strong>e von den Motoren<br />
unabhängige ungenaue Drehzahlerfassung, zum<br />
Beispiel von der Bremse, die beim Aufmagnetisieren<br />
genutzt werden kann. Im Folgenden werden<br />
zwei Verfahren beschri<strong>eb</strong>en, die diese Drehzahl<strong>in</strong>formationen<br />
auswerten, und zusätzlich e<strong>in</strong><br />
weiteres, das ohne jegliche Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
auskommt.<br />
(−R<br />
()<br />
R<br />
/(L μ<br />
+ L σ<br />
) ⋅ t)<br />
Ψ t = Ψ ⋅e ⋅e<br />
R<br />
R,ab<br />
jn ⋅2π ⋅ t<br />
Der Rotorfluss rotiert <strong>als</strong>o mit der Drehfrequenz der<br />
Masch<strong>in</strong>e. Durch Schaltung zweier Nullspannungen<br />
kann aus der W<strong>in</strong>keldifferenz der entstehenden Ständerströme<br />
somit leicht die Drehzahl der Masch<strong>in</strong>e<br />
bestimmt werden.<br />
Mit dieser Drehzahl<strong>in</strong>formation und der Lage<br />
des Ständerstroms bei der zweiten Nullspannung<br />
wird die genaue Lage der Flüsse <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>e<br />
bestimmt, sodass nach der zweiten Nullspannung<br />
sofort <strong>in</strong> den Regelungsbetri<strong>eb</strong> gewechselt wird.<br />
In Bild 10 ist e<strong>in</strong> solcher Aufmagnetisierungsvorgang<br />
dargestellt. Man erkennt, dass nach der Sperre<br />
<strong>in</strong>nerhalb von rund 50 ms der Zuschaltvorgang<br />
abgeschlossen ist und der Regelungsbetri<strong>eb</strong> wieder<br />
beg<strong>in</strong>nt. Die Drehzahl hat sich während der Abschaltung<br />
nicht verändert.<br />
Bild 11:<br />
Aufmagnetisieren nach dem Verfahren zur Identifikation von R S<br />
/R R<br />
bei S-Bahn-Zug Zürich<br />
RABe 514.<br />
5.3 Aufmagnetisieren ohne Restfluss<br />
5.3.1 Übersicht<br />
Auch bei e<strong>in</strong>em Fahrzeug ohne Motordrehg<strong>eb</strong>er<br />
gibt es Informationen über die Drehzahl der<br />
Bild 12:<br />
Heylandkreis für konstante Spannung.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
259
Fahrzeugtechnik<br />
5.3.2 Aufmagnetisieren im Stillstand mit Identifikation<br />
von R S<br />
/R R<br />
Wenn bekannt ist, dass das Fahrzeug steht, wobei<br />
beim Lösen der Halt<strong>eb</strong>remse aufmagnetisiert wird,<br />
so wird diese Information genutzt, um den Ständer-<br />
und Rotorwiderstand beim Aufmagnetisieren<br />
zu identifizieren. Hierbei wird davon ausgegangen,<br />
dass die Temperatur des Ständer- und Rotorwiderstandes<br />
näherungsweise gleich ist. Da die Induktivitäten<br />
und die Drehzahl des Modells bekannt s<strong>in</strong>d,<br />
wird die Abweichung aus Modell-Ständerstrom und<br />
gemessenem Ständerstrom durch Anpassung von<br />
R S<br />
/R R<br />
, mit e<strong>in</strong>em PI-Regler ausgeregelt. Hierdurch<br />
kann sofort mit recht genauen Widerstandswerten<br />
angefahren werden. Drehmoment kann bei diesem<br />
Verfahren zirka 100 ms nach dem Antakten aufgeschaltet<br />
werden.<br />
In Bild 11 ist e<strong>in</strong> solcher Anfahrvorgang beim<br />
S-Bahn-Zug Zürich RABe 514 dargestellt. Hier waren<br />
die Drehg<strong>eb</strong>er für die Drehzahlmessung noch verdrahtet.<br />
Man erkennt, dass zunächst mehr Fluss <strong>in</strong> die<br />
Masch<strong>in</strong>e gefahren wird, um die Widerstände zu identifizieren,<br />
<strong>als</strong> stationär benötigt wird. Anschließend<br />
wird der Fluss und damit das Drehmoment entsprechend<br />
Abschnitt 4 e<strong>in</strong>gestellt, um die Ständerfrequenz<br />
n s<br />
zu regeln. Das zu Beg<strong>in</strong>n aufgeschaltete M<strong>in</strong>imalmoment<br />
ist hierbei so ger<strong>in</strong>g, dass man es von der<br />
Drehmomentrampe kaum unterscheiden kann. Die<br />
Aufschaltung erfolgt rund 100 ms nach dem Antakten.<br />
Soll-Moment und aus den gemessenen Strömen gemessenes<br />
Moment stimmen <strong>eb</strong>enso übere<strong>in</strong>, wie die<br />
gemessene und identifizierte Drehzahl.<br />
5.3.3 Aufmagnetisieren ohne Restfluss mit<br />
ungenauer Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
Bild 13:<br />
Aufmagnetisieren ohne Restfluss, ohne Kenntnis der Drehzahl bei Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
Ist e<strong>in</strong>e Drehzahl<strong>in</strong>formation vorhanden, aus der<br />
die elektrische Frequenz des Motors mit e<strong>in</strong>er maximalen<br />
Ungenauigkeit von ± 5 Hz bestimmt werden<br />
kann, so wird diese Information genutzt, um den<br />
Motor sehr schnell aufzumagnetisieren.<br />
Beim Aufmagnetisieren wird der gemessene<br />
Strombetrag geregelt, damit ke<strong>in</strong> zu großer Strom<br />
auftritt. Zu Beg<strong>in</strong>n wird für kurze Zeit mit der ungenauen<br />
gemessenen Drehzahl Fluss <strong>in</strong> die Masch<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>geprägt. Bevor der Fluss so groß wird, dass e<strong>in</strong><br />
störendes Drehmoment auftritt, wird der <strong>in</strong> Abschnitt<br />
3.4 beschri<strong>eb</strong>ene Beobachter während des<br />
Aufmagnetisierens aktiviert. Hierdurch wird die exakte<br />
Drehzahl des Antri<strong>eb</strong>es <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit ermittelt.<br />
Drehmoment kann nach weniger <strong>als</strong> 100 ms<br />
aufgeschaltet werden.<br />
5.3.4 Aufmagnetisieren ohne Restfluss,<br />
ohne Kenntnis der Drehzahl<br />
Bild 14:<br />
Metro Oslo im W<strong>in</strong>ter.<br />
Bei Anlagen, die über ke<strong>in</strong>erlei Drehzahlmessung<br />
verfügen, die für die Regelung von Asynchronmasch<strong>in</strong>en<br />
benutzt werden kann, oder für den Fall, dass<br />
die normalerweise zur Verfügung stehende Drehzahl<strong>in</strong>formation<br />
ausfällt, ist e<strong>in</strong> weiteres Verfahren<br />
implementiert.<br />
Zunächst ist die Drehzahl <strong>als</strong>o völlig unbekannt,<br />
lediglich die Fahrtrichtung wird <strong>als</strong> bekannt vorausgesetzt.<br />
Daher wird die Masch<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er will-<br />
260 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
kürlich gewählten Anfangsfrequenz aufmagnetisiert.<br />
Beim Aufmagnetisieren ist es sehr wichtig, dass der<br />
Strombetrag geregelt wird, da dieser sonst aufgrund<br />
der unbekannten Drehzahl viel zu groß werden kann.<br />
Wird e<strong>in</strong>e Spannung mit konstanter Frequenz an<br />
die Asynchronmasch<strong>in</strong>e geschaltet, so erhält man stationär<br />
den bekannten Heylandkreis <strong>in</strong> Bild 12. In diesem<br />
Bild s<strong>in</strong>d verschiedene Ständerstrom-Raumzeiger<br />
e<strong>in</strong>gezeichnet. I S ∞<br />
ist der Ständerstrom-Raumzeiger,<br />
der sich bei unendlich großem Schlupf e<strong>in</strong>stellen würde.<br />
Bei I S<br />
handelt es sich um den Modell-Strom, der<br />
sich bei der angenommenen Modell-Drehzahl ergibt.<br />
Die „gemessene“ Drehzahl der wahren Masch<strong>in</strong>e<br />
kann nun größer oder kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong> die Modell-Drehzahl<br />
se<strong>in</strong> und hat e<strong>in</strong>en vom Modell-Strom abweichenden<br />
gemessenen Ständerstrom zur Folge.<br />
Ist die Modell-Drehzahl n größer <strong>als</strong> die „gemessene“<br />
Drehzahl n m<br />
der wahren Masch<strong>in</strong>e, so ist der<br />
Schlupf an der wahren Masch<strong>in</strong>e größer <strong>als</strong> der<br />
Schlupf im Modell. Der gemessene Strom muss somit<br />
auf dem Kreisstück b- b ∞<br />
(n > n m<br />
) liegen. Beispielhaft<br />
ist der Strom I Sm1<br />
e<strong>in</strong>gezeichnet. Der gemessene<br />
Strom liegt <strong>in</strong> diesem Fall immer oberhalb der Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie<br />
b ∞<br />
-b (∆I S∞<br />
).<br />
Ist die Modell-Drehzahl n kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong> die „gemessene“<br />
Drehzahl n m<br />
der wahren Masch<strong>in</strong>e, so<br />
ist der Schlupf an der wahren Masch<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />
der Schlupf im Modell. Der gemessene Strom muss<br />
somit auf dem Kreisstück b-b 0<br />
- b ∞<br />
(n < n m<br />
) liegen.<br />
Beispielhaft ist der Strom I Sm2<br />
e<strong>in</strong>gezeichnet. Der gemessene<br />
Strom liegt <strong>in</strong> diesem Fall immer unterhalb<br />
der Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie b ∞<br />
-b (∆I S∞<br />
).<br />
Somit gilt folgender Zusammenhang:<br />
Bild 15:<br />
S-Bahn-Zug Zürich RABe 514.<br />
Bild 16:<br />
Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2.<br />
Δ I ⋅ * > , für n > n m<br />
Im { Δ I } 0<br />
S<br />
S∞<br />
Δ I ⋅<br />
* < , für n < n m<br />
Im { Δ I } 0<br />
S<br />
S∞<br />
Damit kann festgestellt werden, ob die gewählte<br />
Anfangsfrequenz größer oder kle<strong>in</strong>er ist <strong>als</strong> die Frequenz<br />
der Masch<strong>in</strong>e. Ist die Frequenz der Masch<strong>in</strong>e<br />
größer, wird mit Hilfe dieses großsign<strong>als</strong>tabilen Beobachters<br />
die Drehzahl ermittelt. Wurde die Drehzahl<br />
identifiziert, nimmt der Betrag von ∆I S<br />
ab. Dann<br />
wird der <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 beschri<strong>eb</strong>ene Beobachter<br />
verwendet. Ist die Drehzahl kle<strong>in</strong>er, kann sofort der<br />
normale Beobachter e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Da der Heylandkreis nur für stationäre Größen<br />
gilt, dürfen die Regler nicht zu schnell e<strong>in</strong>gestellt<br />
werden; daher benötigt dieses Verfahren etwas länger<br />
<strong>als</strong> das im letzten Abschnitt beschri<strong>eb</strong>ene.<br />
In Bild 13 ist e<strong>in</strong> Aufmagnetisierungsvorgang gezeigt,<br />
bei dem die Drehzahl der Masch<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />
Bild 17:<br />
Desiro Brüssel.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
261
Fahrzeugtechnik<br />
die gewählte Anfangsfrequenz ist. Man erkennt, dass<br />
es <strong>in</strong> diesem Fall rund 170 ms dauert, bis nach dem<br />
Antakten <strong>in</strong> den Regelungsbetri<strong>eb</strong> gewechselt wird.<br />
6 E<strong>in</strong>satz des drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />
Regelungsverfahrens<br />
Das Verfahren ist heute auf vielen Siemens-Fahrzeugen<br />
erfolgreich im E<strong>in</strong>satz.<br />
Das erste Serienfahrzeug, <strong>in</strong> dem das Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wurde, war der Prototyp des N1000SG <strong>in</strong> Japan<br />
<strong>in</strong> 2003/2004, der im Jahr 2005 <strong>in</strong> Serie g<strong>in</strong>g. Bei<br />
diesem Fahrzeug gab es ke<strong>in</strong>en Systemtest <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Die gesamte Inbetri<strong>eb</strong>setzung wurde somit vor<br />
Ort und ausschließlich durch Inbetri<strong>eb</strong>setzungspersonal<br />
durchgeführt. Spezialisten für die drehg<strong>eb</strong>erlose<br />
Regelung wurden vor Ort nicht benötigt. Dies gilt<br />
bis heute für alle Fahrzeuge, auf denen das Verfahren<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird, und zeigt, wie gut die automatisierten<br />
Parametermessverfahren funktionieren. Auch e<strong>in</strong>e<br />
unterschiedliche Optimierung der e<strong>in</strong>gesetzten Regler<br />
für die verschiedenen Anlagen wurde bisher nicht benötigt.<br />
Alle Fahrzeuge fahren trotz unterschiedlicher<br />
Motoren und Wechselrichter mit den gleichen Reglere<strong>in</strong>stellungen,<br />
die sich <strong>in</strong> Abhängigkeit der gemessenen<br />
Parameter automatisch an die Anlage anpassen.<br />
Das Verfahren hat sich darüber h<strong>in</strong>aus <strong>als</strong> äußerst<br />
robust gegen unterschiedliche E<strong>in</strong>satztemperaturen<br />
der Fahrzeuge gezeigt. Es wird zum Beispiel seit<br />
2005 erfolgreich bei der Metro Oslo MX e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
wo große Temperaturunterschiede zwischen<br />
Sommer und W<strong>in</strong>ter herrschen. Bild 14 zeigt deren<br />
E<strong>in</strong>satz im W<strong>in</strong>ter. Seit 2006 fahren auch die S-Bahn-<br />
Züge Zürich RABe 514 drehg<strong>eb</strong>erlos (Bild 15).<br />
Da zunächst ke<strong>in</strong>e Erfahrungen mit dem drehg<strong>eb</strong>erlosen<br />
Betri<strong>eb</strong> im Fahrzeuge<strong>in</strong>satz vorhand en<br />
waren, wurden zunächst lediglich die Aufnehmer<br />
der Drehzahlg<strong>eb</strong>er weggelassen, Verkabelung und<br />
G<strong>eb</strong>erräder waren <strong>als</strong> Rückfall<strong>eb</strong>ene weiterh<strong>in</strong> vorhanden.<br />
Nach den positiven Erfahrungen beim E<strong>in</strong>satz<br />
des drehg<strong>eb</strong>erlosen Betri<strong>eb</strong>s bei Shanghai Pearl<br />
L<strong>in</strong>e 2 wurde beschlossen, auf diese Rückfall<strong>eb</strong>ene<br />
bei Shanghai Expansion zu verzichten. In Bild 16 ist<br />
Shanghai Pearl L<strong>in</strong>e 2 zu sehen. Auch beim Liefer-<br />
auftrag Desiro Brüssel (Bild 17) wurde auf Drehg<strong>eb</strong>er<br />
verzichtet. Durch Weglassen der Drehg<strong>eb</strong>er kann<br />
der gewonnene Bauraum für die Optimierung der<br />
Motoren genutzt werden.<br />
Das Verfahren hat sich somit im E<strong>in</strong>satz <strong>als</strong> sehr<br />
robust erwiesen und br<strong>in</strong>gt den Betreibern den<br />
Vorteil, dass die Verfügbarkeit von Fahrzeugen mit<br />
drehg<strong>eb</strong>erloser Motorregelung aufgrund der nicht<br />
mehr vorhandenen Drehzahlsensorik steigt.<br />
Übersicht der Formelzeichen<br />
M soll<br />
M soll0<br />
n<br />
n m<br />
ψ soll<br />
ψ soll0<br />
➞<br />
ψ μ<br />
➞<br />
ψ<br />
➞ R<br />
➞I S<br />
I ➞ Sm<br />
Δ I<br />
➞<br />
➞<br />
U S<br />
U GL<br />
U D<br />
R S<br />
R R<br />
w ν<br />
w νK<br />
L μ<br />
L σ<br />
elektrisches Soll-Moment<br />
modifiziertes elektrisches Soll-Moment<br />
zur Vermeidung der Ständerfrequenz<br />
null<br />
identifizierte elektrische Drehkreisfrequenz<br />
gemessene elektrische Drehkreisfrequenz<br />
Soll-Rotorfluss<br />
modifizierter Soll-Rotorfluss zur Vermeidung<br />
der Ständerfrequenz null<br />
Ständerfluss-Raumzeiger<br />
Rotorfluss-Raumzeiger<br />
Modell-Ständerstrom-Raumzeiger<br />
gemessener Ständerstrom-Raumzeiger<br />
Differenz Modell-Ständerstrom-Raumzeiger<br />
zu gemessenem Ständerstrom-<br />
Raumzeiger<br />
Ständerspannungs-Raumzeiger<br />
Gleichanteilsspannungs-Raumzeiger<br />
Zwischenkreisspannung<br />
Ständerwiderstand<br />
Rotorwiderstand<br />
ideale Ansteuersignale des Wechselrichters<br />
mit der Wechselrichterkorrektur korrigierte<br />
Ansteuersignale des Wechselrichters<br />
Haupt<strong>in</strong>duktivität<br />
Streu<strong>in</strong>duktivität<br />
262 110 (2012) Heft 6
Fahrzeugtechnik<br />
Literatur<br />
[1] Amler, G.; Stanke G.; Sperr, F.; Weidauer, M.; Hoffmann,<br />
F.: Highly dynamic speed sensorless control of traction<br />
drives. EPE Conference 2003.<br />
[2] Foerth, C.: Traktionsantri<strong>eb</strong> mit m<strong>in</strong>imiertem Messaufwand,<br />
Dissertation Ruhr Universität Bochum, VDI Verlag,<br />
Reihe 8 Nr. 936, Düsseldorf 2002.<br />
[3] Evers, C.: Beiträge zur drehg<strong>eb</strong>erlosen Regelung wechselrichtergespeister<br />
Induktionsmasch<strong>in</strong>en, Dissertation<br />
Ruhr-Universität Bochum, Shaker Verlag, Aachen 2004.<br />
[4] Depenbrock, M.; Evers, C.: Model-Based Speed Identification<br />
for Induction Mach<strong>in</strong>es <strong>in</strong> the Whole Operat<strong>in</strong>g<br />
Range, IEEE Transactions on Industrial Electronics,<br />
Vol. 53, No. 1, F<strong>eb</strong>ruary 2006, S. 31– 40.<br />
[5] Koch, S.: Beiträge zur Regelung von Induktionsmasch<strong>in</strong>en<br />
ohne Drehg<strong>eb</strong>er, Dissertation Ruhr Universität<br />
Bochum, VDI Verlag, Reihe 8 Nr. 717, Düsseldorf 1998.<br />
[6] Depenbrock, M.; Foerth, C.; Koch, S.: Speed Sensorless<br />
Control Of Induction Motors At Very Low Stator Frequencies,<br />
European Power Electronic Conference (EPE)<br />
Lausanne 1999.<br />
[7] Weidauer, M.: Drehg<strong>eb</strong>erlose Regelung umrichtergespeister<br />
Induktionsmasch<strong>in</strong>en, Dissertation Ruhr Universität<br />
Bochum, 1999.<br />
[8] Hoffmann, F.: Drehg<strong>eb</strong>erlos geregelte Induktionsmasch<strong>in</strong>e<br />
an IGBT-Pulsstromrichtern, Dissertation Ruhr<br />
Universität Bochum, VDI Verlag, Reihe 21 Nr. 213,<br />
Düsseldorf 1996.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. Christian Foerth (43), Studium<br />
an der Berufsakademie Mannheim<br />
und der Ruhr-Universität Bochum mit<br />
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Vogelweiherstr. 1-15,<br />
90441 Nürnberg, Deutschland;<br />
Fon: +49 911 433-5625;<br />
E-Mail: Christian.Foerth@Siemens.com<br />
Dr.-Ing. Markus Weidauer (43),<br />
Studium an Ruhr-Universität Bochum<br />
mit Promotion; Entwicklungs<strong>in</strong>genieur<br />
im Bereich Traktionsantri<strong>eb</strong>e mit Schwerpunkt<br />
Pulswechselrichterregelung und<br />
Steuerung für modulare Stromrichter.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +49 911 433-5626;<br />
E-Mail: Markus.Weidauer@Siemens.com<br />
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110 (2012) Heft 6<br />
263
Normen<br />
Trends <strong>in</strong> der Normung für Bahnelektrifizierungen<br />
Egid Schneider und Michael Schwarz, Erlangen<br />
Die Normung auf dem Bahng<strong>eb</strong>iet verlagert sich seit der Schaffung des geme<strong>in</strong>samen europäischen<br />
Marktes von den nationalen Gremien des Deutschen Elektrotechnischen Komitees DKE auf CEN und<br />
CENELEC <strong>in</strong> Europa und zunehmend auf die <strong>in</strong>ternationale IEC-Ebene. Das entstandene Europäische<br />
Normenwerk ist auch für Deutschland b<strong>in</strong>dend. Es betrifft Anforderungen zu Sicherheit, Elektromagnetischer<br />
Verträglichkeit, den Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Fahrleitungen und Schaltanlagen sowie<br />
deren Schnittstellen zur öffentlichen Stromversorgung. Neue Normungsanträge auf IEC-Ebene<br />
verlangen die Mitarbeit deutscher Fachleute, weil diese Normen vertraglich geregelt letztendlich<br />
national umgesetzt werden müssen. Dieser Artikel beruht auf e<strong>in</strong>em Vortrag [1] anlässlich der VDV-<br />
Fachtagung 2012 <strong>in</strong> Dresden.<br />
TRENDS IN STANDARDISATION FOR RAILWAY ELECTRIFICATION<br />
S<strong>in</strong>ce the foundation of the common European market the standardisation for railway electrification<br />
has been transferred from national bodies of DKE to CEN and CENELEC <strong>in</strong> Europe and more and<br />
more to <strong>in</strong>ternational standardisation at IEC. The European standards are <strong>als</strong>o mandatory for Germany.<br />
They comprise requirements for safety, electromagnetic compatibility, environmental conditions<br />
for contact l<strong>in</strong>es and switchgear, and the <strong>in</strong>terfaces to the public power supply grids. In case<br />
of new work<strong>in</strong>g items at IEC level the collaboration of German experts is required, because these<br />
standards will f<strong>in</strong>ally be valid as national standards. This paper summarises a report [1] presented to<br />
the VDV-Conference 2012 <strong>in</strong> Dresden.<br />
TENDANCES DANS LA NORMALISATION POUR L’ÉLECTRIFICATION DES VOIES FERRÉES<br />
Depuis la création du marché commun européen, la normalisation dans le doma<strong>in</strong>e ferroviaire a<br />
été transférée des organismes nationaux de la Commission allemande de l’électrotechnique DKE<br />
au CEN et au CENELEC en Europe, et de plus en plus à la CEI au niveau <strong>in</strong>ternational. Les normes<br />
européennes créées dans ce cadre sont contraignantes aussi pour l’Allemagne. Elles contiennent<br />
des exigences relatives à la sécurité, à la compatibilité électromagnétique, aux conditions environnementales<br />
pour les lignes de contact et les <strong>in</strong>stallations de distribution a<strong>in</strong>si qu’aux <strong>in</strong>terfaces<br />
avec le réseau électrique public. Les nouvelles demandes de normalisation au niveau CEI requièrent<br />
la collaboration de spécialistes allemands, parce que ces normes contractuelles seront f<strong>in</strong>alement<br />
appliquées au niveau national. Cet article résume un rapport présenté à la conférence de la VDV en<br />
2012 à Dresde.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Mit der Schaffung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen europäischen<br />
Marktes wurde <strong>in</strong> den Römischen Verträgen festgelegt,<br />
dass auch die technische Normung für den<br />
e<strong>in</strong>heitlichen europäischen Markt zu harmonisieren<br />
ist. Deswegen war es erforderlich, von den bisher<br />
nationalen Normungen der Länder auf die regionale<br />
europäische Normung überzugehen. In den letzten<br />
Jahren entstanden <strong>in</strong> Europa für Bahnanwendungen<br />
viele Normen beim Europäischen Komitee für<br />
Normung CEN und dem Europäischen Komitee für<br />
elektrotechnische Normung CENELEC. Bild 1 zeigt<br />
die Zuordnung für die Normungsorganisationen bei<br />
ISO/IEC auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene, CEN/CENELEC<br />
auf europäischer Ebene und DIN/DKE <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Die europäischen Normen sollen nach den Vere<strong>in</strong>barungen<br />
zur Zusammenarbeit soweit wie möglich<br />
auf <strong>in</strong>ternationalen Normen von ISO und IEC<br />
basieren. Die Regeln zur Struktur der Normungsorganisationen<br />
und zu den Arbeitsabläufen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2;<br />
3] h<strong>in</strong>terlegt. Für die Steuerung der Normungsarbeiten<br />
und der untergeordneten Arbeitsgruppen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
den e<strong>in</strong>zelnen Normorganisationen entsprechende<br />
technische Komitees e<strong>in</strong>gerichtet. Für Europa ist<br />
bei CENELEC das TC9X zuständig für Signaltechnik,<br />
Fahrzeuganwendungen und Bahnelektrifizierung.<br />
Der Übergang auf die europäische und <strong>in</strong>ternationale<br />
Normung bedeutet auch, dass praktisch ke<strong>in</strong>e<br />
eigenständigen nationalen Normen mehr erarbeitet<br />
werden. Die Basisarbeit für die Normen wird überwiegend<br />
<strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen und europäischen<br />
264 110 (2012) Heft 6
Normen<br />
Arbeitsgruppen geleistet. Um die nationalen Interessen<br />
und bisherigen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards<br />
auch <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen und<br />
europäischen Normen wiederzuf<strong>in</strong>den ist e<strong>in</strong>e kompetente<br />
Mitarbeit <strong>in</strong> diesen Gremien von Anfang an<br />
erforderlich. Vorschläge für neue Normen und Ideen<br />
beim Entstehen der Normen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen ist immer<br />
e<strong>in</strong>facher, <strong>als</strong> Änderungen <strong>in</strong> den Normenentwürfen<br />
vor der Abstimmung durchzusetzen.<br />
Die Normen für die Bahnelektrifizierung können<br />
<strong>in</strong> drei Bereiche e<strong>in</strong>geteilt werden:<br />
• Fachgrundnormen s<strong>in</strong>d produkt- und anlagenübergreifend<br />
gültig und behandeln Fragen der<br />
Zuverlässigkeit, der Verfügbarkeit, der elektrischen<br />
Sicherheit, der Umwelt, der Erdung und<br />
der elektromagnetischen Verträglichkeit. Die Inhalte<br />
der Fachgrundnormen bilden dann die Basis<br />
für die Detailfestlegungen <strong>in</strong> den Produktnormen.<br />
• Die Produktnormen betreffen die besonderen Eigenschaften,<br />
Anforderungen und Prüfbed<strong>in</strong>gungen<br />
für die e<strong>in</strong>zelnen Komponenten e<strong>in</strong>er Bahnanlage.<br />
Es gibt daher Normen für Fahrleitungen,<br />
für Bahnstromanlagen und für E<strong>in</strong>zelprodukte wie<br />
Schaltgeräte, Schutzgeräte und so weiter.<br />
• Die dritte Gruppe der Normen regelt Schnittstellen<br />
wie den Anschluss der Stromversorgung für<br />
Gleich- und Wechselstrombahnen an Hoch- oder<br />
Niederspannungsanlagen der allgeme<strong>in</strong>en öffentlichen<br />
Energieversorgung.<br />
Die Regeln für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr<br />
TSI setzen harmonisierte, europaweit geltende<br />
Normen <strong>als</strong> Basis für die technischen Festlegungen<br />
voraus. Dadurch werden diese Normen rechtsverb<strong>in</strong>dlich.<br />
Der länderübergreifende Normungsprozess für <strong>Bahnen</strong><br />
lief <strong>in</strong> den letzten Jahren im Wesentlichen <strong>in</strong> Europa<br />
im Bereich von CEN und CENELEC. Bild 2 zeigt<br />
die Struktur der bahnrelevanten Gremien <strong>in</strong> Europa<br />
mit den zugehörigen deutschen Spiegelgremien.<br />
Für die elektrotechnische Normung ist bei CENELEC<br />
<strong>in</strong>sbesondere das Technische Komitee TC9X zuständig,<br />
das die Unterkomitees für Signaltechnik SC9XA,<br />
Fahrzeuge SC9XB, ortsfeste Anlagen SC9XC und<br />
zentrale Arbeitsgruppen umfasst. In gleicher Funktion<br />
agiert bei IEC das TC9, das allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong><br />
Unterkomitees unterteilt ist. In Deutschland ist bei<br />
DKE das Komitee K351 <strong>als</strong> Spiegelgremium zuständig.<br />
Es hat <strong>eb</strong>enfalls drei Unterkomitees und die<br />
zentralen Arbeitsgruppen. Für die ortsfesten Anlagen<br />
der Bahnelektrifizierung ist das UK351.2 zuständig.<br />
Das Regelwerk sieht vor, dass die Normung ihren<br />
Ausgang bei IEC nehmen sollte und nach Möglichkeit<br />
die europäischen und nationalen Normenorganisationen<br />
diese Normen dann übernehmen, wobei<br />
geg<strong>eb</strong>enenfalls regionale oder nationale Ergänzungen<br />
möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit, dass IEC bei<br />
CENELEC entstandene Normen übernimmt, was <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit bei Bahnanwendungen die Regel<br />
war. Dieser Weg wurde auch bei der Übernahme<br />
der Normenreihe EN 50122 <strong>in</strong> die IEC-Standards<br />
IEC 62128 beschritten. Inzwischen steigt bei IEC<br />
das Interesse an der Bahnnormung, vor allem durch<br />
die asiatischen Länder <strong>als</strong> treibende Kraft, und Normungsvorhaben<br />
werden auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene<br />
vorgeschlagen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der Bezeichnung ist aus der ersten<br />
Ziffer zu erkennen, wer die Norm ausgearbeitet hat.<br />
E<strong>in</strong>e Sechs am Anfang zeigt den Ursprung bei IEC an,<br />
während Normen mit der Ziffer fünf ursprünglich bei<br />
CENELEC entstanden s<strong>in</strong>d. Für die Erarbeitung gilt,<br />
Bild 1:<br />
Internationale, europäische und nationale Zuständigkeiten für die Normung von <strong>Bahnen</strong> und<br />
Bahnelektrifizierungen.<br />
2 Normungsprozess<br />
Bild 2:<br />
Organisation der Bahnnormung <strong>in</strong> Europa und deutschen Spiegelgremien.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
265
Normen<br />
Bild 3:<br />
Ablauf der Normung (Quelle: DKE).<br />
dass die <strong>in</strong>ternationale Normung bei IEC Vorrang<br />
vor der regionalen Normung bei CENELEC und diese<br />
wiederum Vorrang gegenüber der nationalen Normung<br />
bei DKE erhält.<br />
Bild 3 veranschaulicht den Ablauf der Normung<br />
parallel <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen nationalen, regionalen und<br />
<strong>in</strong>ternationalen Gremien. Die jeweiligen Normungsprozesse<br />
beg<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em Vorschlag. In den weit<br />
überwiegenden Fällen gehen die Vorschläge für<br />
neue Normen von den nationalen Gremien aus. In<br />
Bild 4:<br />
Übergangsfristen europäischer und nationaler Normen (Quelle: DKE).<br />
Europa müssen alle nationalen Normungsaktivitäten,<br />
auch solche, die nur Änderungen bestehender<br />
Normen betreffen, bei CENELEC bekannt gemacht<br />
werden.<br />
Wenn bei IEC e<strong>in</strong> Normungsvorschlag e<strong>in</strong>geht,<br />
wird durch das Technische Komitee, <strong>in</strong> dessen Zuständigkeit<br />
der Vorschlag liegt, e<strong>in</strong> Entwurf NP (New<br />
Proposal) erstellt. Dieser Vorschlag wird dann den<br />
Mitgliedsländern zur Abstimmung vorgelegt. E<strong>in</strong><br />
solcher Entwurf gilt <strong>als</strong> angenommen, wenn er die<br />
Mehrheit der mitarbeitenden Länder (Participat<strong>in</strong>g<br />
Members) f<strong>in</strong>det und außerdem e<strong>in</strong>e genügende<br />
Zahl von Experten für e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe benannt<br />
wird. Im zweiten Schritt folgt die Ausarbeitung<br />
e<strong>in</strong>es Textentwurfs CD (Committee Draft). Dieser<br />
Entwurf wird auch wieder den Mitgliedsländern zur<br />
Kommentierung vorgelegt. Unter Beachtung der<br />
Kommentare erstellt die damit beauftragte Arbeitsgruppe<br />
e<strong>in</strong>en weiteren Entwurf CDV (Committee<br />
Draft for Vot<strong>in</strong>g). Auch zu diesem Entwurf s<strong>in</strong>d noch<br />
Kommentare und Änderungsvorschläge möglich.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Länder können dann darüber abstimmen,<br />
unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen aus dem CDV<br />
e<strong>in</strong> endgültiger Normvorschlag FDIS (F<strong>in</strong>al Draft<br />
for International Standard) entstehen soll. Alle mit<br />
CDV gekennzeichneten Schriftstücke werden auch<br />
<strong>in</strong> Europa bei CENELEC <strong>als</strong> Norm vorgeschlagen.<br />
Der Normentwurf für die europäische Norm wird <strong>als</strong><br />
prEN gekennzeichnet und den regionalen E<strong>in</strong>heiten<br />
parallel zum IEC-Verfahren zur Abstimmung gestellt.<br />
Der endgültige Entwurf FDIS wird damit auch<br />
zu e<strong>in</strong>em Entwurf e<strong>in</strong>er europäischen Norm, über<br />
den dann parallel <strong>in</strong> beiden Organisationen abgestimmt<br />
wird. Für das Abstimmungserg<strong>eb</strong>nis s<strong>in</strong>d die<br />
Stimmengewichte <strong>in</strong> den jeweiligen Organisationen<br />
maßg<strong>eb</strong>end. Während <strong>in</strong> IEC ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen<br />
Gewichte für die e<strong>in</strong>zelnen Länder geg<strong>eb</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d, besteht e<strong>in</strong>e solche Gewichtung im Rahmen<br />
von CEN und CENELEC. E<strong>in</strong> Normentwurf gilt <strong>als</strong><br />
IEC-Norm angenommen, wenn er die Mehrheit der<br />
P-Mitglieder (Participat<strong>in</strong>g Members) f<strong>in</strong>det. Bei der<br />
Abstimmung bei CENELEC gilt e<strong>in</strong>e Norm dann <strong>als</strong><br />
angenommen, wenn 71 % der abgeg<strong>eb</strong>enen, gewichteten<br />
Stimmen für die Annahme s<strong>in</strong>d. Für die<br />
Ablehnung s<strong>in</strong>d umgekehrt 29 % der gewichteten<br />
Stimmen erforderlich. Da <strong>in</strong> CEN und CENELEC auch<br />
Länder vertreten s<strong>in</strong>d, die nicht der Europäischen<br />
Union angehören, wird getrennt ermittelt, wie sich<br />
die Länder der EU entscheiden.<br />
Normentwürfe müssen <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> deutscher<br />
Sprache der <strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht werden, da die deutsche Normsetzung<br />
e<strong>in</strong> öffentliches E<strong>in</strong>spruchsverfahren vorsieht.<br />
Das Erg<strong>eb</strong>nis des öffentlichen E<strong>in</strong>spruchsverfahrens<br />
bestimmt dann das Verhalten von DKE gegenüber<br />
CENELEC und IEC. Auch wenn e<strong>in</strong> von Deutschland<br />
abgelehnter Normentwurf über CENELEC angenom-<br />
266 110 (2012) Heft 6
Normen<br />
men wird, besteht die Pflicht zur Übernahme <strong>als</strong><br />
nationale DIN-Norm.<br />
Falls IEC e<strong>in</strong> Normvorhaben nicht weiterverfolgen<br />
will, kann dieses auch bei CENELEC bearbeitet werden.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Schritte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 3 dargestellt<br />
[2; 3]. Nach Ratifizierung e<strong>in</strong>er bearbeiteten Norm<br />
durch das Technische Büro von CENELEC wird das<br />
Vorhaben zur europäischen Norm, wobei auch wieder<br />
die Pflicht zur Übernahme <strong>in</strong> nationale Normen<br />
besteht. Nationale Normen s<strong>in</strong>d nur dort heute noch<br />
möglich, wo sowohl CENELEC <strong>als</strong> auch IEC die Erstellung<br />
e<strong>in</strong>er entsprechenden Norm abgelehnt haben.<br />
Europäische Normen sollten nur dann erarbeitet<br />
werden, wenn zum betreffenden Gegenstand ke<strong>in</strong>e<br />
gleichlautenden <strong>in</strong>ternationalen Normen bestehen<br />
oder erstellt werden. Die Verlagerung der Aktivitäten<br />
zu <strong>in</strong>ternationalen Normen erfordert die aktive<br />
Mitarbeit der deutschen Fachleute. Nur dadurch<br />
ist es möglich, den Stand der deutschen und europäischen<br />
Normung, der bei <strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong>ternational<br />
immer führend war, weiterh<strong>in</strong> aufrecht zu erhalten.<br />
Für die praktische Umsetzung der Normen und<br />
Rückzug bestehender Normen gilt der zeitliche Ablauf<br />
nach Bild 4. Der Übernahmevorgang startet<br />
nach der Ratifizierung durch CENELEC. Innerhalb<br />
von zwölf Monaten müssen dann die nationalen<br />
Gremien diese Norm <strong>in</strong> ihrer Landessprache, soweit<br />
dies dort vorgesehen ist, veröffentlichen. Bestehende<br />
nationale Normen müssen 36 Monaten nach der Ratifizierung<br />
der neuen Norm zurückgezogen werden.<br />
Die neue Norm ist bereits nach ihrer Veröffentlichung<br />
anzuwenden.<br />
TABELLE 1<br />
Fachgrundnormen Bahnanwendungen.<br />
Normenbezeichnung Stand Titel<br />
EN 50121 Serie Bahnanwendungen – Elektromagnetische<br />
Verträglichkeit<br />
EN 50122 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Elekt rische Sicherheit, Erdung und Rückleitung<br />
EN 50163 01.11.2004 Bahnanwendungen − Speisespannungen von<br />
Bahnnetzen<br />
EN 50126 01.09.1999 Bahnanwendungen – Spezifikation und<br />
Nachweis der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />
Instandhaltbarkeit, Sicherheit (RAMS)<br />
DIN CLC/TS 50562 01.01.2012 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Prozess,<br />
Maßnahmen und Nachweisführung für<br />
die Sicherheit <strong>in</strong> der Bahnstromversorgung<br />
DIN EN 50110-1<br />
VDE 0105-1<br />
DIN EN 50110-2<br />
VDE 0105-2<br />
01.06.2005 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen<br />
01.02.2011 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen – Teil 2: Nationale<br />
Anhänge; Deutsche Fassung EN 50110-2<br />
VDE 0105-100 01.10.2009 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen – Teil 100:<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Festlegungen<br />
EN 50124-1 01.03.2001 Bahnanwendungen – Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />
– Teil 1: Grundlegende Anforderungen; Luftund<br />
Kriechstrecken für alle elektrischen und<br />
elektronischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
EN 50124-2 01.03.2001 Bahnanwendungen – Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />
– Teil 2: Überspannungen und geeignete<br />
Schutzmaßnahmen<br />
EN 50125-2 01.01.2003 Bahnanwendungen – Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />
für Betri<strong>eb</strong>smittel − Teil 2: Ortsfeste elektrische<br />
Anlagen<br />
3 Stand der e<strong>in</strong>schlägigen Bahnnormung<br />
für ortsfeste Anlagen<br />
3.1 Kennzahlen<br />
Die ortsfesten Bahnanlagen fallen bei DKE <strong>in</strong> die Zuständigkeit<br />
des Unterkomitees 351.2. Im Jahr 2011<br />
waren<br />
• si<strong>eb</strong>en neue Normen und Normentwürfe,<br />
• elf laufende Normungsvorhaben und<br />
• 120 Normen<br />
im Bestand oder im Zuständigkeitsbereich [4]. Diese<br />
Normen stammen aus DKE, aus CENELEC und aus<br />
der IEC.<br />
3.2 Aktivitäten im E<strong>in</strong>zelnen<br />
In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d die aktuellen Fachgrundnormen auf<br />
dem G<strong>eb</strong>iet der Bahnanwendungen enthalten.<br />
Die Normenreihe DIN EN 50122 wurde im<br />
Jahr 2011 <strong>in</strong> überarbeiteter Form veröffentlicht. Sie<br />
enthält auch den neuen Teil 3, der die gegenseitige<br />
110 (2012) Heft 6<br />
TABELLE 2<br />
Produktnormen Fahrleitungsanlagen.<br />
Normenbezeichnung Stand Titel<br />
EN 50119 01.09.2009 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
EN 50149 01.03.2001 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> – Rillen-Fahrdrähte aus<br />
Kupfer und Kupferlegierung<br />
EN 50151 01.11.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Zugförderung; Besondere Anforderungen an<br />
Verbundisolatoren<br />
EN 50317 01.07.2002 Bahnanwendungen – Stromabnahmesysteme<br />
– Anforderungen und Validierung von Messungen<br />
des dynamischen Zusammenwirkens<br />
zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />
EN 50318 01.07.2002 Bahnanwendungen – Stromabnahmesysteme<br />
– Validierung von Simulationssystemen für<br />
das dynamische Zusammenwirken zwischen<br />
Stromabnehmer und Oberleitung<br />
EN 50345 01.06.2009 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> − Baugruppen aus isolierenden<br />
Kunststoffseilen im Fahrleitungsbau<br />
267
Normen<br />
TABELLE 3<br />
Produktnormen Stromversorgung.<br />
Normenbezeichnung Stand Titel<br />
EN 50123 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen;<br />
Gleichstrom-Schalte<strong>in</strong>richtungen<br />
EN 50152 Serie Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Besondere Anforderungen an Wechselstrom-<br />
Schalte<strong>in</strong>richtungen<br />
EN 50327 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Harmonisierung der Bemessungswerte für<br />
Stromrichtergruppen und Prüfungen von<br />
Stromrichtergruppen<br />
EN 50328 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Leistungselektronische Stromrichter für<br />
Unterwerke<br />
EN 50329 01.03.2003 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Bahn-Transformatoren<br />
UIC/UNIFE Initiative<br />
aus Railenergy<br />
NEU 2011<br />
TEC REC Inverter<br />
EN 50526-1 13.01.2012 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />
– Teil 1: Überspannungsableiter<br />
prEN 50526-2<br />
Abstimmung<br />
2012<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen −<br />
Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />
– Teil 2: Niederspannungsbegrenzer<br />
prEN 50526-3 Neu Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />
Überspannungsableiter und Niederspannungsbegrenzer<br />
– Teil 3: Anwendungsleitfaden<br />
TABELLE 4<br />
Schnittstellennormen.<br />
Normenbezeichnung<br />
VDE 0105-1<br />
DIN EN 50110-1<br />
VDE 0105-2<br />
DIN EN 50110-2<br />
VDE 0140-1<br />
DIN EN 61140<br />
Bee<strong>in</strong>flussung von Wechselstrom- und Gleichstrombahnanlagen<br />
zum Thema hat. Zu den Grundnormen<br />
gehört auch die Reihe DIN EN 50121 für die elektromagnetische<br />
Verträglichkeit, die derzeit überarbeitet<br />
wird. Aus dieser Reihe s<strong>in</strong>d die Teile 1, 2 und 5 relevant<br />
für die Bahnelektrifizierung.<br />
Die DIN EN 50126 betrifft den Nachweis der Zuverlässigkeit,<br />
Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und<br />
Stand<br />
Titel<br />
01.06.2006 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen<br />
Die Norm gilt für das Bedienen von und allen<br />
Arbeiten an, mit oder <strong>in</strong> der Nähe von elektrischen<br />
Anlagen. Hierbei handelt es sich um elektrische<br />
Anlagen aller Spannungs<strong>eb</strong>enen<br />
01.02.2011 Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Anlagen − Teil 2: Nationale<br />
Anhänge; Deutsche Fassung EN 50110-2<br />
03/2007 Schutz gegen elektrischen Schlag − Geme<strong>in</strong>same<br />
Anforderungen für Anlagen und Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
EN 50160 01.02.2011 Merkmale der Spannung <strong>in</strong> öffentlichen Elektrizitätsversorgungsnetzen<br />
EN 60076 Serie Leistungstransformatoren<br />
EN 61000 Serie Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)<br />
Sicherheit (RAMS), die sich derzeit <strong>in</strong> Überarbeitung<br />
bef<strong>in</strong>det. Im Zusammenhang mit der Sicherheitsdiskussion<br />
wurde für die Bahnelektrifizierung die<br />
DIN CLC/TS50562 erarbeitet und im Januar 2012<br />
veröffentlicht.<br />
Die Normen für die Isolationskoord<strong>in</strong>ation<br />
und die Umweltbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>eb</strong>enfalls den<br />
Fachgrundnormen zuzuordnen. Die Vorgaben <strong>in</strong><br />
DIN EN 50125-2 betreffen die klimabed<strong>in</strong>gten Beanspruchungen<br />
für die ortsfesten elektrischen Anlagen.<br />
Hier treten aber teilweise Widersprüche zu den allgeme<strong>in</strong>en<br />
deutschen Baunormen für die W<strong>in</strong>d- und<br />
Eislasten auf.<br />
Die Tabelle 2 gibt Produktnormen für Fahrleitungsanlagen<br />
an. Die DIN EN 50119 für Oberleitungsanlagen<br />
enthält n<strong>eb</strong>en den Anforderungen<br />
an Produkte auch grundsätzliche Systemanforderungen.<br />
Sie erschien <strong>als</strong> Neufassung im Jahr 2010.<br />
Derzeit läuft die Überführung nach IEC, wo sie die<br />
IEC 60913 ersetzen wird.<br />
Die Fertigstellung der Neufassung der<br />
DIN EN 50149 für die Rillenfahrdrähte aus Kupfer<br />
und Kupferlegierungen wird für 2012 erwartet. Die<br />
DIN EN 50317 bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Überarbeitung.<br />
In Tabelle 3 s<strong>in</strong>d die Normen auf dem G<strong>eb</strong>iet<br />
der Schaltanlagen enthalten. Neu s<strong>in</strong>d die Normen<br />
DIN EN 50526 Teil 1 für Überspannungsableiter<br />
und Teil 2, Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />
für Gleichstrombahnen, die entsprechende Passagen<br />
<strong>in</strong> EN 50123-5 ersetzen. E<strong>in</strong>e Ergänzung zur<br />
DIN EN 50123-6 für die Störlichtbogenprüfung bei<br />
Gleichspannungsschaltanlagen ist <strong>in</strong> Bearbeitung.<br />
Bei der Normenreihe EN 50152 für Wechselspannungsschaltanlagen<br />
bef<strong>in</strong>den sich derzeit die Teile 1<br />
und 2 <strong>in</strong> Überarbeitung.<br />
Weitere Aktivitäten betreffen die bei der DC-<br />
Bahnelektrifizierung e<strong>in</strong>gesetzten Inverter. E<strong>in</strong> neuer<br />
Vorschlag von UIC/UNIFE betrifft e<strong>in</strong>e technische<br />
Empfehlung für rückspeisefähige Unterwerke.<br />
Weitere Normen betreffend die Schnittstellen zu<br />
Hochspannungsnetzen und zur Bahnumg<strong>eb</strong>ung. Sie<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 4 aufgeführt. Wichtig ersche<strong>in</strong>en die<br />
Schnittstellen zu Mittelspannungs- und Hochspannungsnetzen,<br />
deren Funktion <strong>in</strong> Bild 5 illustriert ist.<br />
Auch wenn heute schon e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />
Normen vorhanden ist, die die wesentlichen Aspekte<br />
der ortsfesten Anlagen von Bahnstromversorgungen<br />
abdecken, so ist doch vieles im Fluss, was e<strong>in</strong>e aktive<br />
Beobachtung und Mitarbeit erfordert.<br />
4 Mitarbeit <strong>in</strong> den Gremien<br />
Die Normungsarbeit f<strong>in</strong>det heute ausschließlich <strong>in</strong><br />
regionalen und <strong>in</strong>ternationalen Normgremien statt.<br />
Der Großteil der heute für Bahnanwendungen geltenden<br />
Normen auf dem G<strong>eb</strong>iet der Elektrotechnik<br />
268 110 (2012) Heft 6
Normen<br />
Bild 5:<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung vom Hochspannungsnetz bis zu den Zügen.<br />
ist <strong>in</strong> Europa <strong>als</strong> EN-Norm der CENELEC herausgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Bei deren Entstehen haben Experten aus<br />
Deutschland aktiv mitgearbeitet und konnten viele<br />
bisher <strong>in</strong> Deutschland geltende Regeln e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Die Grundlage hierfür war die enge Zusammenarbeit<br />
zwischen den Betreibern, dem VDV, der deutschen<br />
Bahn und der Bahn<strong>in</strong>dustrie. Künftig wird die<br />
Arbeit auf europäischer und <strong>in</strong>ternationaler Ebene<br />
noch verstärkt Experten von Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en benötigen.<br />
Es zeichnet sich e<strong>in</strong> neuer Trend zur Erarbeitung<br />
von Normen auf IEC-Ebene ab, der durch die<br />
Aktivitäten vorwiegend asiatischer Länder gefördert<br />
wird. Hierfür erg<strong>eb</strong>en sich auch für die deutschen<br />
Experten <strong>in</strong> der Mitarbeit neue Herausforderungen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en ist das unabd<strong>in</strong>gbar, weil daraus die nationalen<br />
Normen abgeleitet werden. Zum anderen<br />
ist die engagierte Mitarbeit deutscher Bahnfachleute<br />
<strong>in</strong> den Gremien der IEC und CENELEC die unverzichtbare<br />
Grundlage für die Vertretung deutscher<br />
Interessen. Sie tragen damit wesentlich zum Abbau<br />
von Handelshemmnissen bei gleichzeitiger Durchsetzung<br />
e<strong>in</strong>es bewährten Sicherheitsniveaus der<br />
Bahnelektrifizierung bei. Das ist besonders schwierig,<br />
weil die Aufwendungen durch die Institutionen der<br />
Fachleute selbst getragen werden müssen, obwohl<br />
sie auch elementare nationale Interessen vertreten.<br />
Literatur<br />
[1] Schneider, E.: Trends <strong>in</strong> der Normung für elektrische Anlagen<br />
von <strong>Bahnen</strong>. VDV-Fachtagung, Vortrag 5, Dresden,<br />
F<strong>eb</strong>ruar 2012.<br />
[2] CEN, CENELEC: Geschäftsordnung – Teil 2: Geme<strong>in</strong>same<br />
Regeln für die Normungsarbeit. Januar 2012.<br />
[3] ISO, IEC: ISO/IEC Directives, Part 1: Procedures for the<br />
technical work. Genf, 8. Auflage 2011.<br />
[4] DKE: DKE-Gremium auf e<strong>in</strong>en Blick. http://www.<br />
dke.de/de/Wiru<strong>eb</strong>eruns/DieDKE-Struktur/Organisationsstruktur/Seiten/DKE-Gremiumaufe<strong>in</strong>enBlick.<br />
aspx?GremiumID=2000103, Stand 2012-04-13.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. Egid Schneider (58), Studium<br />
der Elektrotechnik an der Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation<br />
zum Thema Hochspannungs-Gleichstromübertragung.<br />
1988 Siemens AG Bereich Energieübertragung<br />
und -verteilung, seit 1991<br />
im Bereich Bahnelektrifizierung, Systemauslegung,<br />
Senior Eng<strong>in</strong>eer Bahnstromversorgung,<br />
Mitarbeit <strong>in</strong> nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Normungsgremien, Technical Liaison Rail<br />
Electrification.<br />
Adresse: Siemens AG, Rail Electrification, Mozartstr.<br />
33b, 91056, Erlangen, Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-28577,<br />
Fax: +49 9131 828-28577;<br />
E-Mail: egid.schneider@siemens.com<br />
Di pl.-Ing. Michael Schwarz (44),<br />
Studium der Elektrotechnik an der<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg und der Verkehrstechnik,<br />
Schwerpunkt Planung und Betri<strong>eb</strong><br />
elektrischer Verkehrsanlagen, an der Technischen<br />
Universität Dresden; seit 2005<br />
Mitarbeiter bei Siemens AG im Bereich<br />
Bahnelektrifizierung, Technical Liaison Rail<br />
Electrification.<br />
Adresse: wie l<strong>in</strong>ks;<br />
Fon +49 9131 7-26727,<br />
Fax: +49 9131 828-26727;<br />
E-Mail: ms.schwarz@siemens.com<br />
110 (2012) Heft 6<br />
269
Oberleitung<br />
Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />
<strong>in</strong>teroperable Strecken<br />
Ra<strong>in</strong>er Puschmann, Erlangen<br />
Die TSI ENE CR des konventionellen Bahnsystems von 2011 enthält für die Planung und Errichtung<br />
von Oberleitungen erweiterte Vorgaben zur Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage im Vergleich<br />
zur TSI ENE HS für das Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystem und zu bisherigen nationalen Vorgaben.<br />
Aus dem deutschen Infrastrukturregister s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>teroperablen Strecken ersichtlich, für die<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage nach diesen Anforderungen zu ermitteln ist. Die Berechnungsmethoden<br />
nach beiden TSI basieren auf DIN EN 15273, die UIC 505 ersetzt. Wegen der ger<strong>in</strong>geren<br />
Länge des Eurostromabnehmers folgen ger<strong>in</strong>gere zulässige Fahrdrahtseitenlagen und damit kürzere<br />
Feldlängen. Die E<strong>in</strong>haltung der Grenzwerte ist für jeden E<strong>in</strong>zelfall nachzuweisen, da gegenüber den<br />
heutigen Vorgaben e<strong>in</strong>e größere Anzahl von Parametern e<strong>in</strong>geht.<br />
PERMISSIBLE LATERAL DEVIATION OF THE CONTACT WIRE ON INTEROPERABLE RAILWAY LINES<br />
The TSI ENE CR for the conventional European rail system stipulates more detailed requirements<br />
on the calculation of the contact wire lateral displacement for plann<strong>in</strong>g and construct<strong>in</strong>g contact<br />
l<strong>in</strong>es of the European conventional rail system compared with <strong>in</strong>teroperable high-speed l<strong>in</strong>es and<br />
exist<strong>in</strong>g national rules. The German <strong>in</strong>frastructure register lists those l<strong>in</strong>es for which the permissible<br />
contact wire displacement needs to be established based on these specifications. The calculation<br />
methods given <strong>in</strong> both TSIs are based on DIN EN 15273 replac<strong>in</strong>g UIC 505. From the shorter European<br />
pantograph smaller contact wire permissible displacements result. Due to the greater number<br />
of parameters it has to be demonstrated <strong>in</strong> each <strong>in</strong>dividual case that the limits will be kept.<br />
POSITION LATÉRALE ADMISSIBLE DE LA CATÉNAIRE POUR LES LIGNES INTEROPÉRABLES<br />
La STI ENE RC du système ferroviaire transeuropéen conventionnel de 2011 contient des prescriptions<br />
élargies pour le calcul de la position latérale admissible dans la conception et la pose de caténaires<br />
comparé à la STI ENE GV pour les lignes à grande vitesse et aux prescriptions nationales existantes.<br />
Le registre allemand de l’<strong>in</strong>frastructure mentionne les lignes <strong>in</strong>teropérables pour lesquelles<br />
la position latérale admissible de la caténaire doit être calculée en fonction de ces exigences. Les<br />
méthodes de calcul selon les deux STI se basent sur DIN EN 15273 qui remplace UIC 505. Du fait de<br />
la longueur mo<strong>in</strong>dre du pantographe européen, les positions latérales admissibles sont réduites, ce<br />
qui raccourcit la distance entre les supports. Le respect des valeurs limites doit être prouvé au cas par<br />
cas, vu la plus grande quantité de paramètres à appliquer par rapport aux prescriptions actuelles.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Die Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe<br />
(Bild 1) hängt von deren Geometrie ab und beträgt<br />
für die 1 950 mm lange Wippe nach [1] m<strong>in</strong>destens<br />
1 550 mm und für die 1 600 mm lange Wippe<br />
1 200 mm (Bild 2) mit jeweils 200 mm Überstand<br />
an beiden Enden. Die extreme Lage des Fahrdrahts<br />
darf die Arbeitslänge des Stromabnehmers nicht<br />
überschreiten, da sonst die Gefahr der Entdrahtung<br />
des Stromabnehmers besteht. Bei widrigen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen, zum Beispiel dem Zusammentreffen<br />
von Wanken des Fahrzeugs und starkem W<strong>in</strong>d, ist<br />
es zulässig, dass über kurze Streckenabschnitte der<br />
Fahrdraht den Bereich der zulässigen Seitenlage<br />
e zul<br />
auf der Stromabnehmerwippe überschreitet<br />
und die Grenze der Arbeitslänge erreicht (Bild 2).<br />
Die Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe lässt<br />
sich daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bereich, <strong>in</strong> dem die Seitenbewegungen<br />
des Fahrdrahts stattf<strong>in</strong>den, und e<strong>in</strong>en<br />
weiteren Bereich, den der Fahrdraht durch Wankbewegungen<br />
des Fahrzeuges und des Stromabnehmers<br />
ausnahmsweise erreichen kann (Bilder 1<br />
und 2), teilen.<br />
Bei Ausnutzung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />
e zul<br />
darf der Fahrdraht den hierfür vorgesehenen<br />
Wippenbereich nicht überschreiten. Durch mit<br />
zunehmender Fahrdrahthöhe ansteigendem Wankweg<br />
des Stromabnehmers verr<strong>in</strong>gert sich damit<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Fahrdrahthöhe. Des Weiteren hängt der<br />
Wankweg D auch vom Gleisradius R und der vorhandenen<br />
Überhöhung u ab. In kle<strong>in</strong>eren Radien<br />
vergrößern sich die Seitenbewegungen des Strom-<br />
270 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
abnehmers durch die Fliehkräfte und verr<strong>in</strong>gern die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
.<br />
Bei dem 1 950-mm-Stromabnehmer beträgt <strong>in</strong><br />
der Gleisgeraden die zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />
e zul<br />
550 mm. Der Fahrdraht kann sich durch Wanken<br />
des Stromabnehmers um weitere 225 mm auf der<br />
Stromabnehmerwippe bis zur Grenze der Arbeitslänge,<br />
<strong>als</strong> Grenzseitenlage des Fahrdrahts e g<br />
bezeichnet,<br />
bewegen. In der Geraden darf der Fahrdraht<br />
durch Eigenbewegungen bei der 1 600 mm langen<br />
Wippe die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
von<br />
400 mm nicht überschreiten. Bei 200 mm Wankweg<br />
des 1 600-mm-Stromabnehmers kann der Fahrdraht<br />
die Grenze der Arbeitslänge erreichen. Die halbe Arbeitslänge<br />
des Stromabnehmers teilt sich <strong>in</strong> zulässige<br />
Fahrdrahtseitenlage und Wankweg<br />
I / e + D. (1)<br />
A<br />
2 = zul<br />
Tabelle 1 enthält die <strong>in</strong> diesem Artikel verwendeten<br />
Symbole. Die Arbeitslänge l A<br />
hängt von der Wippengeometrie<br />
des Stromabnehmers ab und somit auch<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
. Der Stromabnehmertyp<br />
bestimmt damit die zulässige Fahrdrahtseitenlage,<br />
siehe Beziehung (1). Die größten<br />
Auslenkungen des Fahrdrahts e max<br />
müssen kle<strong>in</strong>er <strong>als</strong><br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
se<strong>in</strong> und folgen<br />
nach Bild 3 aus<br />
und TSI ENE CR liefern gleiche Resultate für die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage, wenn gleiche Annahmen<br />
getroffen werden. Gibt DIN EN 50367 für den<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> zufallsbed<strong>in</strong>gte Zuschläge<br />
für die Seitenbewegung des Stromabnehmers<br />
vor, überlässt die TSI ENE CR die Wahl dieser<br />
Zuschläge den Infrastrukturbetreibern. Damit ist im<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong> e<strong>in</strong>e europaweit e<strong>in</strong>heitliche<br />
Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />
möglich. Im Unterschied dazu erg<strong>eb</strong>en sich<br />
im konventionellen Bereich durch unterschiedliche<br />
Vorgaben der Infrastrukturbetreiber für die zufallsbed<strong>in</strong>gten<br />
Zuschläge verschiedene Werte für die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage. Diese Verfahrensweise<br />
ist leider gegenwärtig noch notwendig, da die TSI<br />
Infrastruktur ke<strong>in</strong>e Vorgaben zur Harmonisierung der<br />
Zuschläge enthält und die DIN EN 15173 die Werte<br />
für die zufallsbed<strong>in</strong>gten Zuschläge <strong>als</strong> europäisches<br />
E<strong>in</strong>igungserg<strong>eb</strong>nis zu großzügig gegenüber zum<br />
Beispiel der deutschen Eisenbahn Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung<br />
(EBO) [7] handhabt.<br />
e max<br />
≤ e zul<br />
− t. (2)<br />
Für die Zuschläge t ist das arithmetische Mittel der<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren, siehe Tabelle 1, zu ungünstig. Mit<br />
der geometrischen Mittelwertbildung<br />
Bild 1:<br />
Bezeichnungen am Stromabnehmer.<br />
t = t + t + t . (3)<br />
2<br />
T<br />
2<br />
S<br />
2<br />
M<br />
lässt sich e<strong>in</strong>e realistische Zuverlässigkeit empirisch<br />
unter Berücksichtigung der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nachweisen<br />
[2].<br />
Mit E<strong>in</strong>führung der technischen Spezifikation für<br />
das Teilsystem Energie auf konventionellen Eisenbahnstrecken<br />
(TSI ENE CR) [3] s<strong>in</strong>d erweiterte Vorgaben<br />
für die Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />
zu berücksichtigen. Die Berechnungsart und<br />
deren Vorgaben nach der technischen Spezifikation<br />
für das Teilsystem Energie auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken<br />
(TSI ENE HS) [4], die diesbezüglich<br />
auf die EN 50367:2006 [5] verweist, s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong>er<br />
gefasst <strong>als</strong> die aus [3], die direkt die Vorgaben<br />
und den Berechnungsalgorithmus für die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage enthält. TSI ENE HS<br />
Bild 2:<br />
Maße an den 1 600 mm und 1 950 mm langen Stromabnehmern.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
271
Oberleitung<br />
Tabelle 1<br />
2 Fahrdrahtlage und Stromabnehmergeometrie<br />
Zur Vorbereitung der Betri<strong>eb</strong>saufnahme des E<strong>in</strong>heitsstromabnehmers<br />
mit der 1 950 mm langen<br />
Symbole und deren Bedeutung.<br />
Symbol Bezeichnung E<strong>in</strong>heit<br />
D<br />
Wankweg <strong>in</strong> der Gleisgeraden<br />
– für die 1 600-mm-Wippe D = 0,200m [1]<br />
– für die 1 950-mm-Wippe D = 0,225m [1]<br />
L<br />
Abstand zwischen den Mittell<strong>in</strong>ien der Schienen e<strong>in</strong>es Gleises mit L = 1,5 m<br />
nach [17] zuzüglich Spurerweiterung bis 1,570 m<br />
m<br />
L h<br />
k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe h m<br />
L o<br />
k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe bei h‘ o<br />
= 6,5 m m<br />
L u<br />
k<strong>in</strong>ematische Grenze <strong>in</strong> der Nachweishöhe bei h‘ u<br />
= 5,0 m m<br />
S 0<br />
Neigungskoeffizient des Fahrzeuges mit S o<br />
= 0,225 [1] oder S o<br />
= 0,25 [6] -<br />
S‘<br />
Ausladung <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Überschreitung der Bezugsl<strong>in</strong>ie, wenn sich das Fahrzeug<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gleisbogen und/oder auf e<strong>in</strong>em Gleis mit e<strong>in</strong>er Spurweite von<br />
mehr <strong>als</strong> 1,435 m bef<strong>in</strong>det<br />
R Gleisradius m<br />
e g<br />
Grenzlage des Fahrdrahts m<br />
e max<br />
maximale Auslenkungen des Fahrdrahts bezogen auf die Gleismitte m<br />
e po<br />
Wankweg des Stromabnehmers mit 0,170 m bei h‘ o<br />
= 6,5 m m<br />
e pu<br />
Wankweg des Stromabnehmers mit 0,110 m bei h‘ u<br />
= 5,0 m m<br />
e zul<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage m<br />
l Ü<br />
Wippenüberstand m<br />
h Nachweishöhe über der Schienenoberkante m<br />
h c0<br />
Referenzhöhe des Wankpols, h c0<br />
= 0,5 m m<br />
h FD<br />
Fahrdrahthöhe über Schienenoberkante m<br />
l<br />
l A<br />
Grenzspurweite <strong>als</strong> Abstand zwischen den Fahrkanten der Schienen e<strong>in</strong>es<br />
Gleises gemäß den Vorgaben des Infrastrukturbetreibers<br />
N<strong>eb</strong>enbahnen und N<strong>eb</strong>engleise 1,470<br />
Gleise mit v ≤ 160 km/h 1,465<br />
Gleise mit v > 160 km/h 1,463<br />
Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe mit<br />
– 1,200 m für die 1 600-mm-Wippe<br />
– 1,550 m für die 1 950-mm-Wippe<br />
l S<br />
M<strong>in</strong>imale Schleifleistenlänge m<br />
l W<br />
Wippenlänge der Stromabnehmerwippe mit<br />
– 1,600<br />
– 1,950<br />
qs‘ i,a<br />
Bewegung <strong>in</strong> der Bogen<strong>in</strong>nenseite (i) oder Bogenaußenseite (a) m<br />
t geometrische Summe der Zuschläge m<br />
t M<br />
Lageänderung des Fahrdrahts durch Mastneigung <strong>in</strong>folge W<strong>in</strong>d m<br />
t S<br />
Bautoleranz der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung des Fahrdrahts am Stützpunkt m<br />
t T<br />
Verschi<strong>eb</strong>ung der Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong>folge der temperaturabhängigen<br />
Längenänderung des Fahrdrahts<br />
m<br />
u Überhöhung des Gleises im Gleisbogen m<br />
u 0<br />
Referenzwert der Überhöhung, u 0<br />
= 0,066 m<br />
u f<br />
Überhöhungsfehlbetrag m<br />
u f0<br />
Referenzwert des Überhöhungsfehlbetrags, u f0<br />
= 0,066 m<br />
m<br />
m<br />
m<br />
m<br />
m<br />
Stromabnehmerwippe im Netz der Deutschen<br />
Reichsbahn im Jahr 1939 regelte die Zeichnung<br />
Ezs 834 die „Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts“.<br />
Für die Grenzlage des Fahrdrahts, von der Stromabnehmermitte<br />
aus gesehen, galten e g<br />
= 750 mm.<br />
Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
betrug<br />
<strong>in</strong> der Gleisgeraden 550 mm. Die <strong>als</strong><br />
Sicherheitsbetrag s benannte Differenz sollte<br />
die „Entgleisung“ des Fahrdrahts vom<br />
Stromabnehmer verh<strong>in</strong>dern und war mit<br />
s = e g<br />
−e zul<br />
def<strong>in</strong>iert. Sie betrug <strong>in</strong> der Geraden<br />
s = 200 mm. Dieser Sicherheitsbetrag ist<br />
heute <strong>als</strong> Wankweg D def<strong>in</strong>iert und wird aus<br />
der Differenz zwischen der halben Arbeitslänge<br />
des Stromabnehmers l A<br />
/2, von der<br />
Stromabnehmermitte aus gesehen, und der<br />
zulässigen Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
gemäß<br />
Beziehung (1) ermittelt. Die für den Fahrdraht<br />
verbotenen Bereiche, die Wippenüberstände<br />
l Ü<br />
, betrugen l Ü<br />
= l W<br />
/2 - l A<br />
/2 = 975<br />
−750 = 225 mm. Durch Verbesserung der<br />
Gleislagequalität und des Wankverhaltens<br />
der Fahrzeuge änderten sich diese Werte im<br />
Laufe der Zeit (Tabelle 2). Der Neigungskoeffizient<br />
S 0<br />
, <strong>als</strong> das Verhältnis zwischen dem<br />
W<strong>in</strong>kel zwischen der Schienenkopfberührenden<br />
im Gleisbogen zur Waagerechten<br />
und dem W<strong>in</strong>kel zwischen der Mittelsenkrechten<br />
zur Schienenkopfberührenden zur<br />
Mittell<strong>in</strong>ie des sich neigenden Fahrzeugs ist<br />
S = η / δ<br />
0 (4)<br />
und muss nach TSI LOC&PAS CR [1] kle<strong>in</strong>er<br />
oder gleich 0,225 und nach TSI LOC&PAS<br />
HS [6] kle<strong>in</strong>er oder gleich 0,25 se<strong>in</strong>. Der Neigungskoeffizient<br />
bee<strong>in</strong>flusst den Hüllraum<br />
e<strong>in</strong>es Fahrzeugs. Neigezüge müssen diese<br />
Anforderung nicht erfüllen, vorausgesetzt,<br />
sie s<strong>in</strong>d mit Stromabnehmer-Kompensationsvorrichtungen<br />
ausgerüstet.<br />
3 Fahrdrahthöhen und<br />
-seiten lagen<br />
Die Nennfahrdrahthöhe <strong>als</strong> der Abstand zwischen<br />
Schienenoberkante und Fahrdrahtunterkante<br />
betrug nach EzsN 143 im Jahr 1932<br />
<strong>in</strong> Deutschland 6 250 mm. Die maximale<br />
Fahrdrahthöhe war dam<strong>als</strong> 6 700 mm, die<br />
m<strong>in</strong>imale Fahrdrahthöhe 4 950 mm. Seit dieser<br />
Zeit verr<strong>in</strong>gerte man die Nennfahrdrahthöhe<br />
bis zu den heutigen Fahrdrahtnennhöhen<br />
5 500 mm für Standardoberleitungen<br />
und 5 300 mm für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-<br />
272 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
oberleitungen. Die Tabelle 3 gibt e<strong>in</strong>en Überblick zur<br />
Entwicklung der Fahrdrahthöhen.<br />
Im Jahr 1925 betrug die maximale Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung<br />
am Stützpunkt <strong>als</strong> Abstand zwischen der<br />
Mittelsenkrechten zur Schienenkopfberührenden<br />
und dem Fahrdraht 600 bis 500 mm wegen der<br />
dam<strong>als</strong> noch im Betri<strong>eb</strong> vorhandenen 2 100 mm<br />
langen Wippe des Stromabnehmers [8; 9; 10].<br />
Mit der Nutzung des 1 950 mm langen Stromabnehmers<br />
wurde die Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung am<br />
Stützpunkt auf 400 mm <strong>in</strong> der Geraden und im<br />
Gleisbogen auf maximal 450 mm nach Zeichnung<br />
Ezs 867 [11] aus dem Jahr 1940 verr<strong>in</strong>gert. 1992<br />
reduzierte die Deutsche Bahn die Fahrdrahtverschi<strong>eb</strong>ung<br />
am Stützpunkt auf 300 mm und die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage auf ≤ 400 mm <strong>in</strong><br />
der Geraden und im Gleisbogen zur Vorbereitung<br />
der Betri<strong>eb</strong>saufnahme des 1 600 mm langen Euro-<br />
Stromabnehmers auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken<br />
<strong>in</strong> Deutschland [12].<br />
Die Toleranzen der Fahrdrahtseitenlage am Stützpunkt<br />
betrugen bereits im Jahr 1932 ± 30 mm nach Ezs<br />
834 [13] und bestehen heute noch unabhängig von<br />
der Bauart, der Geschw<strong>in</strong>digkeit und dem Oberbau.<br />
4 TSI ENE HS oder TSI ENE CR<br />
Die Frage nach Anwendung welcher TSI und welcher<br />
Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>als</strong> Grenze zwischen TSI ENE<br />
HS und TSI ENE CR wird <strong>in</strong> [3] beantwortet. Danach<br />
s<strong>in</strong>d zu unterscheiden:<br />
• neug<strong>eb</strong>aute Strecken ausgerüstet für Streckengeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
≥ 250 km/h<br />
• ausg<strong>eb</strong>aute Strecken ausgerüstet für Streckengeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
um 200 km/h und<br />
• neue oder ausg<strong>eb</strong>aute Strecken, die aufgrund<br />
der sich aus der Topografie, der Umwelt oder<br />
der städtischen Umg<strong>eb</strong>ung erg<strong>eb</strong>enden Zwänge<br />
besondere Eigenschaften haben, an die die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
jeweils angepasst werden muss<br />
Ist die erste Def<strong>in</strong>ition noch e<strong>in</strong>deutig, wird die zweite<br />
mit der Aussage „um 200 km/h“ ungenau und<br />
nach letzter bleibt die Geschw<strong>in</strong>digkeit offen. Die TSI<br />
LOCO&PAS CR [1] legt die Schnittstellengeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
mit e<strong>in</strong>er klaren Formulierung fest:<br />
„Gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG betrifft das Teilsystem<br />
„Fahrzeuge“ des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems<br />
Züge, die für den<br />
Fahrbetri<strong>eb</strong> im transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystem<br />
(TEN HS) ausgelegt s<strong>in</strong>d, das<br />
aus eigens für den <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsverkehr</strong><br />
g<strong>eb</strong>auten oder ausg<strong>eb</strong>auten Strecken besteht, Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
ab 200 km/h, welche <strong>in</strong> Anhang<br />
I der Entscheidung Nr. 1692/96/EG des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates [14] angeg<strong>eb</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d.“<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Bild 3:<br />
Bezeichnungen im Spannfeld.<br />
Diese e<strong>in</strong>deutige Formulierung fehlt zwar <strong>in</strong> [4],<br />
geht aber aus den dort enthaltenen Tabellen 4.2.15<br />
und 4.2.17 hervor, die die Bereiche für die mittleren<br />
Kontaktkräfte und den Stromabnehmerabstand für<br />
die Geschw<strong>in</strong>digkeit bis 200 km/h enthalten.<br />
Da die „vere<strong>in</strong>igte“ TSI ENE, die voraussichtlich<br />
bis zum Ende des Jahres 2012 <strong>in</strong> Kraft treten und für<br />
HS <strong>als</strong> auch für CR gelten wird, ist die Frage nach der<br />
Schnittstellengeschw<strong>in</strong>digkeit beantwortet.<br />
Dem Planer bleibt daher bis zum Ersche<strong>in</strong>en der<br />
TSI ENE der Blick <strong>in</strong>s Infrastrukturregister [15], um<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken von konventionellen<br />
Strecken zu unterscheiden. Mit dieser Information<br />
kann die Entscheidung zur Anwendung der Berechnung<br />
der zulässigen Fahrdrahtseitenlage entweder<br />
nach [3] oder [4] getroffen werden.<br />
5 Nicht festgelegte und<br />
festgelegte Gleise<br />
Unter dem Begriff „nicht festgelegtes Gleis“ nach<br />
der EBO [7] s<strong>in</strong>d „normale“ Schottergleise zu verstehen.<br />
„Festgelegte Gleise“ s<strong>in</strong>d Gleise, die durch<br />
Querverstr<strong>eb</strong>ungen mit e<strong>in</strong>em Festpunkt verbunden<br />
s<strong>in</strong>d. Das betrifft Gleise an Haltepunkten, die mit<br />
Tabelle 1<br />
Symbole und deren Bedeutung.<br />
Symbol Bezeichnung E<strong>in</strong>heit<br />
∑j<br />
<br />
<br />
Summe der horizontalen Zuschläge zur Berücksichtigung von<br />
Zufallsphänomenen (j = 1, 2 oder 3) durch<br />
– Asymmetrie der Beladung<br />
– seitliche Querverschi<strong>eb</strong>ung des Gleises<br />
– Überhöhungstoleranz und Schw<strong>in</strong>gungen des Stromabnehmers<br />
durch Gleis un<strong>eb</strong>enheiten, deren Werte der Infrastrukturbetreiber<br />
festlegt und <strong>in</strong> Deutschland der EBO [7], (Anlage 3) oder<br />
DIN EN 15273 [17] zu entnehmen s<strong>in</strong>d<br />
W<strong>in</strong>kel zwischen der Mittelsenkrechten zur Schienenkopfberührenden<br />
zur Mittell<strong>in</strong>ie des sich neigenden Fahrzeugs °<br />
W<strong>in</strong>kel zwischen der Schienenkopfberührenden im Gleisbogen zur<br />
Waagerechten<br />
m<br />
°<br />
273
Oberleitung<br />
Distanzhaltern aus Holz oder Stahl den Abstand<br />
zum Bahnsteig fixieren. Mit Brückenhölzer genannten<br />
Abstandhaltern, die fest mit Schienen und der<br />
Brückenkonstruktion verbunden s<strong>in</strong>d, lässt sich auf<br />
Brücken die Fahrbahn festlegen. Festgelegte Gleise<br />
mit Überhöhungsfehlern oder Querhöhenfehlern<br />
kle<strong>in</strong>er 5 mm nach [7] s<strong>in</strong>d festgelegte Gleise bei<br />
denen n<strong>eb</strong>en der horizontalen auch e<strong>in</strong>e vertikale<br />
Festlegung vorhanden ist und somit sich der Querhöhenfehler<br />
auf kle<strong>in</strong>er 5 mm e<strong>in</strong>schränken lässt. E<strong>in</strong><br />
typischer Anwendungsfall ist die Feste Fahrbahn. Die<br />
<strong>in</strong> [7] angeg<strong>eb</strong>enen Werte basieren auf der Berechnung<br />
nach UIC 505 [2], die zwischenzeitlich durch<br />
DIN EN 15273 [16] ersetzt wurde. Die <strong>in</strong> [7] angeg<strong>eb</strong>enen<br />
Werte für die Berechnung des k<strong>in</strong>ematischen<br />
Lichtraumprofils des Stromabnehmers s<strong>in</strong>d zwar bis<br />
160 km/h begrenzt, da diese aber auf DIN EN 15273<br />
basieren und dort ke<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung<br />
besteht, lassen sich diese Werte durchaus bis<br />
300 km/h <strong>in</strong> Deutschland verwenden.<br />
6 Zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />
auf nationalen Strecken der<br />
Deutschen Bahn<br />
Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
hängt vom<br />
Stromabnehmer ab. Im Jahr 1939 entstand <strong>als</strong> erste<br />
Form e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>heitlichung zur Fahrdrahtgrenzseitenlage<br />
die Zeichnung Ezs 834, die erstm<strong>als</strong> die Abhängigkeit<br />
zwischen Radius und Fahrdrahtseitenlage<br />
festlegte. Die Zeichnungen Ezs 837 und 838 aus dem<br />
Jahr 1939 enthielten erstm<strong>als</strong> die noch heute verwendete<br />
Kurve der zulässigen Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
, die<br />
ohne wesentliche Änderungen <strong>in</strong> der nachfolgenden<br />
Ebs 02.05.49 übernommen wurde (Bild 4).<br />
Die zulässige Fahrdrahtseitenlage ist abhängig<br />
vom Radius, gilt für alle Regeloberleitungsbauarten<br />
der Deutschen Bahn und ist unabhängig von<br />
der Fahrdrahthöhe, der Gleisüberhöhung und dem<br />
Gleisüberhöhungsfehlbetrag.<br />
7 Zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />
nach TSI ENE HS<br />
Auf Strecken, die sowohl mit der 1 600 mm <strong>als</strong> auch<br />
mit der 1 950 mm langen Stromabnehmerwippe<br />
befahren werden sollen, bestimmt die Geometrie<br />
der kürzeren Wippe, <strong>als</strong>o die 1 600 mm lange Wippe,<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage. Das Lichtraumprofil<br />
für den ungeh<strong>in</strong>derten Stromabnehmerdurchgang<br />
ergibt sich aus der Geometrie der<br />
längeren Wippe.<br />
Die TSI ENE HS [4] verweist für die Berechnung<br />
der zulässigen Fahrdrahtseitenlage für <strong>in</strong>teroperable<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken auf DIN EN 50367<br />
[5]. Diese Berechnung ermöglicht, das mechanische<br />
Stromabnehmer-Lichtraumprofil und dessen<br />
Erweiterung im Gleisbogen zu ermitteln. Unter Berücksichtigung<br />
der Geometrie der 1 600 mm langen<br />
Euro-Stromabnehmerwippe lässt sich die zulässige<br />
Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
aus der Beziehung (1)<br />
berechnen. Für das mechanische Stromabnehmer-<br />
Lichtraumprofil L h<br />
folgt aus Bild 5<br />
L<br />
h<br />
= lW<br />
/ 2 + D. (5)<br />
Tabelle 2<br />
Veränderung der Stromabnehmergeometrie von 1939 bis 2011, alle Maße<br />
<strong>in</strong> mm.<br />
1939 2011 2011<br />
Quelle Ezs 838 Ril 997 TSI LOC&PAS CR<br />
halbe Stromabnehmerläge/ Wippenlänge I w<br />
975 975 975<br />
halbe Arbeitslänge 750 725 775<br />
Zulässige Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> der Geraden 550 550 550<br />
Mit der Auflösung nach D ergibt sich<br />
D = L h<br />
− l W<br />
/ 2<br />
(6)<br />
und dem E<strong>in</strong>setzen von Gleichung (6) <strong>in</strong> (4)<br />
D = L h<br />
− l W<br />
/ 2. (7)<br />
Wankweg D des Stromabnehmers 200 175 225<br />
Wippenüberstand 225 250 200<br />
Für die 1 600-mm-Wippe ergibt sich<br />
Tabelle 3<br />
Entwicklung der Fahrdrahtnennhöhe von 1932 bis 2011, alle Maße <strong>in</strong> mm.<br />
1932 1950 1960 1965 2001<br />
Quelle EzsN 143 Ezs 647 Ezs 647 Ebs 01.04.02 Ril 997.0101<br />
e<br />
zul<br />
,6 + 0,8 − Lh<br />
= 1, 4<br />
= 0 − L<br />
(8)<br />
und für die 1 950-mm-Wippe<br />
h<br />
Nennfahrdrahthöhe 6 250 6 000 5 750 5 500 5 300 1<br />
1<br />
für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitungen<br />
e<br />
zul<br />
,775 + 0,975 − Lh<br />
= 1, 75<br />
= 0 − L . (9)<br />
h<br />
274 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
Tabelle 4<br />
Zufallsbed<strong>in</strong>gte Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen ∑j nach EBO [5] und DIN EN 15273 [17], alle Maße <strong>in</strong> mm.<br />
Nachweishöhe DIN EN 15273 EBO<br />
Gut erhaltenes<br />
Gleis<br />
Anderes<br />
Gleis<br />
Nicht festgelegtes<br />
Gleis<br />
Festgelegtes<br />
Gleis<br />
Festgelegtes Gleis mit e<strong>in</strong>em Überhöhungsoder<br />
Querhöhenfehler ≤ 5 mm<br />
6500 82 111 99 95 32<br />
5000 65 86 79 73 25<br />
L h<br />
ist von der Wippenlänge abhängig und für e<strong>in</strong>e<br />
Strecke mit Betri<strong>eb</strong> beider Wippen ist daher die größere<br />
Wippenlänge vorzusehen.<br />
Die k<strong>in</strong>ematische Grenze L o<br />
für die obere Nachweishöhe<br />
h o<br />
= 6,5 m berechnet sich nach [3] zu<br />
Für e<strong>in</strong>e beli<strong>eb</strong>ige Zwischenhöhe h wird die k<strong>in</strong>ematische<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ie, auch <strong>als</strong> mechanisches<br />
Stromabnehmer-Lichtraumprofil bezeichnet, durch<br />
Interpolation ermittelt zu<br />
( qs'<br />
i/a<br />
) +<br />
max ∑<br />
L<br />
o<br />
= lW<br />
/ 2 + epo<br />
+ S'<br />
+<br />
jo<br />
(10)<br />
und die k<strong>in</strong>ematische Grenze L u<br />
an der unteren<br />
Nachweishöhe h u<br />
= 5,0 m zu<br />
( qs'<br />
i/a<br />
) +<br />
max ∑<br />
L<br />
u<br />
= lW<br />
/ 2 + epu<br />
+ S'<br />
+<br />
ju. (11)<br />
Für die zulässige zusätzliche Ausladung S‘ <strong>in</strong> den<br />
Gleichungen (10) und (11) gilt<br />
S ' = 2,5/ R + ( l −1,435) / 2. (12)<br />
Die quasistatische Seitenbewegung <strong>in</strong> Richtung bogen<strong>in</strong>nen<br />
errechnet sich zu<br />
Bild 4:<br />
Nationale Vorgaben zur zulässigen Fahrdrahtseitenlage <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Radius.<br />
qs<br />
'<br />
i<br />
S<br />
o<br />
/<br />
( u − u ) ⋅ ( h − h )<br />
= L ⋅<br />
(13)<br />
><br />
0<br />
0<br />
co<br />
und <strong>in</strong> Richtung bogenaußen zu<br />
qs'<br />
a<br />
So<br />
/<br />
( u − u ) ⋅( h − h )<br />
= L ⋅<br />
. (14)<br />
><br />
f<br />
f 0<br />
0<br />
co<br />
Nach [3] lässt sich der größere der beiden Werte aus<br />
den Gleichungen (13) oder (14) für die weitere Rechnung<br />
verwenden. Da nach [17] der Überhöhungswert<br />
u überwiegend größer <strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag<br />
u f<br />
ist, entfällt die Berechnung von qs‘ a<br />
und der<br />
Term qs‘ i<br />
wird zu qs‘. Der Term qs‘ ist <strong>in</strong> der Geraden<br />
und im Gleisbogen für Überhöhungen u ≤ 0,066 m<br />
gleich Null. Die Summe der Zuschläge folgt nach<br />
[19] aus DIN EN 15273-3 [16] zu (siehe Tabelle 4).<br />
∑<br />
jo = 0,082 m und∑<br />
ju<br />
= 0,067 m.<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Bild 5:<br />
Zulässige Fahrdraht sei tenlage für die 1 600 mm und 1 950 mm langen Stromabnehmer <strong>in</strong><br />
der Geraden und <strong>in</strong> Abhängigkeit der Fahrdrahthöhe mit der mechanischen und elektrischen<br />
Stromabnehmerbegrenzungsl<strong>in</strong>ie.<br />
275
Oberleitung<br />
h − h<br />
= (15)<br />
( L L )<br />
u<br />
L<br />
h<br />
Lu<br />
+ ⋅<br />
o<br />
=<br />
ho<br />
− hu<br />
u<br />
e<br />
zul<br />
l l l<br />
A S S<br />
= + −<br />
2 2 2<br />
2,5 l − 1,435<br />
− −<br />
R 2<br />
(siehe Bild 5 blaue L<strong>in</strong>ie).<br />
Da die zusätzliche Ausladung und die halbe Arbeitslänge<br />
der Stromabnehmerwippe nicht höhenabhängig<br />
s<strong>in</strong>d und die quasistatische Seitenbewegung<br />
sich direkt für die Nachweishöhe<br />
berechnen lässt, folgen für die Höhenabhängigkeit<br />
des Wankwegs des Stromabnehmers und der<br />
Zuschläge<br />
− 0,15<br />
⋅ u ⋅ h − 0,075 ⋅ u − 0,0099 ⋅ h + 0, 00495<br />
−<br />
⋅<br />
[ 0,11 + ∑ j ]<br />
u<br />
( (<br />
h − 5,0<br />
+<br />
6,5 − 5,0<br />
[ ,17 + ∑ − 0, 11 +<br />
o ∑<br />
0 j<br />
j ) u )<br />
]. (20)<br />
[ e + j] = [ epu<br />
+ ∑ ju<br />
]<br />
h − hu<br />
h − h<br />
o<br />
∑ +<br />
u<br />
⋅<br />
h<br />
[( epo<br />
+ ∑ jo<br />
) − ( epu<br />
+ ∑ ju<br />
)]<br />
. (16)<br />
Mit der Vere<strong>in</strong>fachung ∑j = ∑j o<br />
−∑j u<br />
, der maximalen<br />
Spurweite l = 1,450 m nach [3], den Zuschlägen<br />
∑j o<br />
= 0,082 m und ∑j u<br />
= 0,067 m ergibt sich für<br />
den 1 600-mm-Stromabnehmer die Gleichung<br />
aus [5] zu<br />
und mit Zahlenwerten<br />
[ e + j] = [ 0,11<br />
+ ∑ ju<br />
]<br />
∑ +<br />
h<br />
h − 5,0<br />
⋅<br />
6,5 − 5,0<br />
[( 0,17 + ∑ jo ) − ( 0, 11 + ∑ ju<br />
)]<br />
. (17)<br />
Mit S 0<br />
= 0,225, L = 1,5 m, h c0<br />
für Überhöhungen u<br />
größer der Referenzüberhöhung u 0<br />
= 0,066 m und<br />
unter Berücksichtigung, dass die Überhöhung u größer<br />
<strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag ist, lässt sich die<br />
quasistatische Seitenverschi<strong>eb</strong>ung <strong>in</strong> Richtung zur<br />
Bogenaußenseite qs‘ a<br />
vernachlässigen und es folgen<br />
für die quasistatische Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
qs<br />
0,225<br />
⋅ ( u ⋅ h − 0,5 ⋅ u − 0,066 ⋅ h + 0, 033)<br />
1,5<br />
' =<br />
> 0<br />
( h − 0, 5), (18)<br />
( u − 0,066) ⋅ ( 0,5)<br />
qs ' = 0,15⋅<br />
> 0<br />
h −<br />
und schließlich<br />
qs'<br />
= 0,15 ⋅ u ⋅ h − 0,075 ⋅ u<br />
− 0 ,0099 ⋅ h + 0,00495 . (19)<br />
Mit den Gleichungen (11) bis (19) lässt sich die zulässige<br />
Fahrdrahtseitenlage berechnen zu<br />
e = 0,66 − 0,04 ⋅ h + 0, 15⋅<br />
h ⋅u<br />
zul<br />
− 0 ,075⋅u + 2,5 / R. (21)<br />
Mit den Annahmen<br />
• 1 600-mm-Wippe mit der halben Arbeitslänge<br />
l A<br />
/2 = 0,600m,<br />
• maximale Spurweite l = 1,450 m,<br />
• Zuschläge ∑j o<br />
= 0,082 m und ∑j u<br />
= 0,067 m<br />
• Überhöhung u ist größer <strong>als</strong> der Überhöhungsfehlbetrag<br />
u f<br />
,<br />
• Neigungskoeffizienten S 0<br />
= 0,225,<br />
• Abstand L = 1,5 m zwischen den Mittell<strong>in</strong>ien der<br />
Schienen e<strong>in</strong>es Gleises und<br />
• Referenzhöhe des Wankpols mit h c0<br />
= 0,5 m<br />
lässt sich die Gleichung (20) aus TSI ENE CR [3]<br />
<strong>als</strong> Gleichung (21) für die Berechnung der zulässigen<br />
Fahrdrahtseitenlage für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitungen<br />
nach [5] anwenden. Die Länge der<br />
Stromabnehmerwippe l W<br />
bestimmt die k<strong>in</strong>ematische<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ie des Stromabnehmers. Beim Betri<strong>eb</strong><br />
mit nur e<strong>in</strong>er Stromabnehmerwippe folgt die<br />
Berechnung aus der jeweiligen Wippenlänge. Beim<br />
dualen Betri<strong>eb</strong> der 1 600-mm- und der 1 950-mm-<br />
Wippen bestimmt die kürzere der beiden Wippen,<br />
<strong>als</strong>o die 1 600-mm-Wippe, die zulässige Fahrdrahtseitenlage<br />
e zul<br />
. Für die längere 1 950-mm-Wippe<br />
muss e<strong>in</strong> ungeh<strong>in</strong>derter Durchgang möglich se<strong>in</strong>.<br />
Für die 1 600-mm-Wippe lässt sich die k<strong>in</strong>ematische<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ie nach den Gleichungen (10) und<br />
(11) berechnen. Für die Berechnung der k<strong>in</strong>ematischen<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ie der 1 950-mm-Wippe mit<br />
l A<br />
/2 = 0,775 m und l W<br />
/2 = 0,975 m ist für e<strong>in</strong>e beli<strong>eb</strong>ige<br />
Zwischenhöhe h die Länge der k<strong>in</strong>ematischen<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ie durch Interpolation nach Gleichung<br />
(5) zu ermitteln nach<br />
276 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
L +<br />
h<br />
= lA<br />
/ 2 + lW<br />
/ 2 − ezul<br />
= 0,775 0, 975<br />
− e 1 − e . − 0 ,075⋅u + 2,5 / R. (22)<br />
zul<br />
= , 75<br />
zul<br />
Zukunft bewegen.<br />
Die Ebs 02.05.65 [19] für die Bauart Re 250 und die 02.05.61<br />
[20] für die Bauart Re 330, die die Längsspannweiten unter<br />
Berücksichtigung der Fahrdrahtgrenzlage auf <strong>in</strong>teroperablen<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken vorg<strong>eb</strong>en, genügen nicht den<br />
Anforderungen aus [4]. Da die Angaben <strong>in</strong> diesen Zeichnungen<br />
die Gleisüberhöhung u nicht berücksichtigen, weicht die<br />
Fahrdrahtgrenzlage aus diesen Zeichnungen deutlich von den<br />
Vorgaben nach [5] ab. In [18] wird die Umsetzung der Vorgaben<br />
aus [5] bei der DB anschaulich dargestellt.<br />
8 Zufallsbed<strong>in</strong>gte Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />
Die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen haben E<strong>in</strong>fluss auf<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage. Ihrer korrekten Wahl kommt<br />
bei der kostenbewussten Planung der Oberleitung e<strong>in</strong>e große<br />
Bedeutung zu. Die Tabelle 4 enthält die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />
nach DIN EN 50367, DIN EN 15273 und EBO.<br />
9 Auswirkungen auf die Planung der<br />
Oberleitung<br />
Die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
verr<strong>in</strong>gert sich mit zunehmender<br />
Fahrdrahthöhe. Als Konsequenz ergibt sich für die<br />
Planung von Oberleitungsanlagen auf <strong>in</strong>teroperablen Strecken,<br />
die Fahrdrahthöhe auf die m<strong>in</strong>imale Fahrdrahthöhe 5,00 m für<br />
konventionelle Strecken und auf 5,08 m oder künftig auch auf<br />
5,00 m für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstrecken abzusenken, um die<br />
zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
unter Berücksichtigung vorgeg<strong>eb</strong>ener<br />
Toleranzen zu vergrößern. Bei vorhandenen Bahnübergängen<br />
auf konventionellen Strecken s<strong>in</strong>d Fahrdrahtanh<strong>eb</strong>ungen<br />
ohneh<strong>in</strong> notwendig.<br />
Die Toleranzen sollten der Oberbauart entsprechen. Für die<br />
Schotterfahrbahn s<strong>in</strong>d größere Toleranzen <strong>als</strong> für die feste Fahrbahn<br />
zu wählen.<br />
DIN EN 15273 [16] enthält die grundlegende Berechnung<br />
der k<strong>in</strong>ematischen Begrenzungsl<strong>in</strong>ie, nach der es der Entscheidung<br />
des Infrastrukturbetreibers vorbehalten ist, die Wahl für<br />
die zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen ∑j vorzunehmen,<br />
• entweder Werte, die sich auf se<strong>in</strong>e Erfahrung und se<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>s-<br />
und Instandhaltungsvorschriften stützen, wobei für<br />
Deutschland [7] gilt,<br />
• oder Werte aus DIN EN 15273 [16] zu verwenden.<br />
Im Rahmen künftiger Harmonisierungen s<strong>in</strong>d die zufallsbed<strong>in</strong>gten<br />
Zuschläge <strong>eb</strong>enfalls zu harmonisieren, sodass sich ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede bei der Berechnung der zulässigen Fahrdrahtseitenlage<br />
bei unterschiedlichen Infrastrukturbetreibern erg<strong>eb</strong>en.<br />
Da die zulässige Fahrdrahtseitenlage beim Betri<strong>eb</strong> mit der<br />
1 600 mm langen Wippe im Vergleich zur 1 950 mm langen<br />
Wippe kle<strong>in</strong>er ist und zu kürzeren Längsspannweiten führt, sollte<br />
die E<strong>in</strong>schränkung der Fahrdrahtseitenlage am Stützpunkt,<br />
110 (2012) Heft 6<br />
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277
Oberleitung<br />
Tabelle 5<br />
Vorgaben für die M<strong>in</strong>deständerung der Fahrdrahtseitenlage.<br />
Verkehrsunternehmen<br />
Spannung<br />
kV<br />
Änderung der<br />
Fahrdrahtauslenkung<br />
mm /m<br />
Quelle<br />
Nahverkehr Deutschland (VDV) DC 0,75 10,0 VDV 550 Oberleitungsanlagen<br />
Mass Transit Railway(MTR)<br />
Hong Kong/Ch<strong>in</strong>a<br />
Córas Iompair Éireann (CIÉ) Dubl<strong>in</strong> /<br />
Ireland<br />
DC 1,50 ≥ 1,5 Consultant Kennedy & Donk<strong>in</strong><br />
DC 1,50 3,0 – 10,0 Consultant Mott Hay & Anderson<br />
Perth Electric<br />
Perth /Australien<br />
AC 25 ≥ 3,0 Consultant ELRail<br />
West coast route Großbritannien<br />
AC 25 2,5 – 20,0<br />
WCRM Ole Alliance Design Group<br />
British Railway Board<br />
Großbritannien<br />
AC 25 3,0 – 10,0 Nachfolger Network Rail<br />
gegenwärtig noch auf 0,3 m begrenzt, aufgehoben<br />
werden, was besonders <strong>in</strong> Gleisbögen zu größeren<br />
Längsspannweiten führen würde. Für die Interaktion<br />
zwischen Stromabnehmer und Oberleitung reicht<br />
die E<strong>in</strong>haltung der zulässigen Fahrdrahtlage aus.<br />
Auch hilft e<strong>in</strong>e Vorgabe für die m<strong>in</strong>imale Änderung<br />
der Fahrdrahtseitenlage bezogen auf die Streckenlänge,<br />
wie bereits seit Jahren im Nahverkehr üblich,<br />
um besonders auf Hochleistungsstrecken Rillenbildung<br />
und Schäden an den Schleifstücken zu vermeiden,<br />
siehe Tabelle 5.<br />
Durch die Begrenzung der Fahrdrahtlage auf<br />
die zulässige Fahrdrahtseitenlage e zul<br />
erübrigt sich<br />
e<strong>in</strong>e zusätzliche Begrenzung bei der 1 950-mm-<br />
Wippe auf 550 mm und bei der 1 600-mm-Wippe auf<br />
400 mm nicht erforderlich. Wenn die Berechnung<br />
von e zul<br />
nach [16] <strong>in</strong> der oberen Fahrdrahtlage h o<br />
korrekt ist – und davon ist auszugehen –, so erg<strong>eb</strong>en<br />
sich auch im unteren Höhenbereich des Fahrdrahts<br />
korrekte Werte. Damit ist die Begrenzung der zulässigen<br />
Fahrdrahtseitenlage auf 550 mm beziehungsweise<br />
400 mm nicht erforderlich.<br />
Für die Planung der Oberleitung s<strong>in</strong>d künftig<br />
die notwendigen Angaben wie Überhöhung, Radius,<br />
Oberbauart, Fahrdrahthöhe, zufallsbed<strong>in</strong>gte<br />
Zuschläge <strong>in</strong> den Gleislageplänen aufzuführen, um<br />
die Planung, Planprüfung und Abnahme der Oberleitung<br />
zu ermöglichen [21]. Die neue TSI ENE wird<br />
die Differenzen bei der Berechnung der zulässigen<br />
Fahrdrahtseitenlage zwischen [3] und [4] mit Hilfe<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Berechnung für konventionelle<br />
und Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecken beseitigen.<br />
In e<strong>in</strong>er folgenden Ausgabe der <strong>Elektrische</strong>n <strong>Bahnen</strong><br />
wird e<strong>in</strong> Beitrag zur Berechnung der maximalen Fahrdrahtseitenlage<br />
mit W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung ersche<strong>in</strong>en.<br />
Literatur<br />
[1] Entscheidung 2011/291/EU: Technische Spezifikation<br />
für die Interoperabilität des Fahrzeug-Teilsystems „Lokomotiven<br />
und Personenwagen“ des konventionellen<br />
transeuropäischen Eisenbahnsystems gemäß Artikel<br />
6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG (TSI LOC&PAS<br />
CR). In: Amtsblatt der Europäischen Union 2011, DE<br />
S. L139/1 – L139/151.<br />
[2] UIC – Merkblatt 505-4: Auswirkungen der Anwendung<br />
der k<strong>in</strong>ematischen Begrenzungsl<strong>in</strong>ien nach den<br />
UIC-Merkblättern Nr. 505 auf den Abstand fester Gegenstände<br />
vom Gleis und auf den Gleisabstand. UIC<br />
Merkblatt 505-4, Internationaler Eisenbahnverband,<br />
4. Ausgabe, November 2007.<br />
[3] Entscheidung 2011/274/EG: Technische Spezifikation<br />
für die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />
konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems<br />
gemäß Artikel 6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG<br />
(TSI ENE CR). In: Amtsblatt der Europäischen Union<br />
2011, DE S. L126/1 – L126/52.<br />
[4] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikationen<br />
für die Interoperabilität (TSI) des Teilsystems<br />
Energie des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems<br />
gemäß Artikel 6 Absatz 1 der<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 96/48/EG (TSI ENE HS). In: Amtsblatt der<br />
Europäischen Union 2008, DE S. L104/1 – L104/79.<br />
278 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
[5] DIN EN 50367:2006-05: Bahnanwendungen – Zusammenwirken<br />
der Systeme – Technische Kriterien für<br />
das Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und<br />
Oberleitung für e<strong>in</strong>en freien Zugang. CENELEC 2006.<br />
[6] Entscheidung 2008/232/EG: Technische Spezifikation<br />
für die Interoperabilität des Teilsystems „Fahrzeuge“<br />
des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Union 2008, DE<br />
S. L84/132 – L84/392.<br />
[7] Eisenbahn-Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung (EBO). Bundesrepublik<br />
Deutschland, BGBl. II S. 1563 vom 12. Mai 1967,<br />
letzte Änderung vom 19. März 2008 (BGBl. I S. 467).<br />
[8] Usbeck, W.: Neuerungen an Fahrleitungen für elektrische<br />
Vollbahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 23 (1925),<br />
H. 7, S. 284-290.<br />
[9] Schultheiß, L.: Die Leitungsanlagen der elektrisierten<br />
Vollbahn Bayerns. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 25 (1927), H.<br />
4, S. 137-150.<br />
[10] Usbeck, W.: Über die Entwicklung der Fahrleitungen<br />
für elektrische Vollbahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 26<br />
(1928), H. 6, S.163–171.<br />
[11] Ezs 867:1940-02: Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts,<br />
abhängig vom Bogenhalbmesser R und der<br />
W<strong>in</strong>d geschw<strong>in</strong>digkeit w für Reichsstromabnehmer<br />
1 950 mm. Deutsche Reichsbahn, F<strong>eb</strong>ruar 1940.<br />
[12] Technische Mitteilung 02/1997: Zusammenwirken von<br />
Stromabnehmer/Oberleitung im europäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetz.<br />
Deutsche Bahn, F<strong>eb</strong>ruar 1997.<br />
[13] Ezs 834:1939-08: Seitliche Festhaltung des Fahrdrahts,<br />
abhängig vom Bogenradius R und von der<br />
W<strong>in</strong>d geschw<strong>in</strong>digkeit w für Reichsstromabnehmer<br />
1 950 mm. Deutsche Reichsbahn, August 1939.<br />
[14] Entscheidung 1692/96/EG: Geme<strong>in</strong>schaftliche Leitl<strong>in</strong>ien<br />
für den Aufbau e<strong>in</strong>es transeuropäischen Verkehrsnetzes.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften<br />
1996, DE S. L228/001 – L228/104.<br />
[15] Infrastrukturregister der Deutsche Bahn: http://stredax.bahn.de/ISRViewer/public_html_de/,<br />
2011.<br />
[16] DIN EN 15273-3:2010-11: Bahnanwendungen —<br />
Begrenzungsl<strong>in</strong>ien – Teil 3: Lichtraumprofile. CEN<br />
11/2010.<br />
[17] Mittmann, W.; Weigend, M.: DB – Standard der L<strong>in</strong>ienführung.<br />
In: ETR – Eisenbahntechnische Rundschau 49<br />
(2000) 6, S. 391– 400.<br />
[18] Nickel, T.: Untersuchung zur Auswirkung der verm<strong>in</strong>derten<br />
Fahrdraht-Seitenlage auf das Ebs-Zeichnungswerk.<br />
Diplomarbeit, Technische Universität Dresden, 2011.<br />
[19] Ebs 02.05.65 Blatt 1: Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
des Fahrdrahts bei Regelfeldern, W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
33 m/s für Re 250. Deutsche Bahn,<br />
F<strong>eb</strong>ruar 2004.<br />
[20] Ebs 02.05.61 Blatt 1: Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
des Fahrdrahts bei Regelfeldern, W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
33 m/s für Re 330. Deutsche Bahn,<br />
November 1997.<br />
[21] Kiessl<strong>in</strong>g, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />
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Hochschule für Verkehrswesen Dresden<br />
und Studium Eisenbahnbau an der<br />
Fachschule für Verkehrstechnik Dresden.<br />
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110 (2012) Heft 6<br />
279
Oberleitung<br />
Europäische Harmonisierung –<br />
Auswirkungen auf Fahrleitungen<br />
der Deutschen Bahn<br />
Thomas Nickel, Berl<strong>in</strong><br />
Die neuen Europäischen Normen und die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität, <strong>in</strong>sbesondere<br />
die E<strong>in</strong>führung der Eurowippe, wirken sich weitreichend auf die Oberleitungsplanung im<br />
Netz der Deutschen Bahn (DB) aus. Die Vorgaben führen unter anderen zu kürzeren Längsspannweiten<br />
und damit höheren Baukosten. Die Anpassung der Konstruktionsparameter für die Standardoberleitungen<br />
kann diese Nachteile ausgleichen, ohne die Gefahr von Entdrahtungen der Stromabnehmer<br />
zu erhöhen.<br />
EUROPEAN STANDARDIZATION – EFFECTS ON DEUTSCHE BAHN’S CONTACT LINES<br />
The new European Standards and Technical Specifications for Interoperability (TSI), especially the<br />
<strong>in</strong>troduction of the European pan head, affect the plann<strong>in</strong>g of contact l<strong>in</strong>es with<strong>in</strong> DB’s network to<br />
a large extend. Among other th<strong>in</strong>gs, the specifications result <strong>in</strong> shorter span lengths and, therefore,<br />
to an <strong>in</strong>crease of <strong>in</strong>vestment. Adjust<strong>in</strong>g the design parameters of standard contact l<strong>in</strong>e types can<br />
compensate these disadvantages without <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g the hazard of pantograph derailment.<br />
HARMONISATION EUROPÉENNE – EFFETS SUR LES LIGNES DE CONTACT DE LA DEUTSCHE BAHN<br />
Les nouvelles normes européennes et les spécifications techniques pour l’<strong>in</strong>teropérabilité, notamment<br />
l’<strong>in</strong>troduction du pantographe européen, affectent la conception des lignes de contact sur<br />
le réseau DB dans une large mesure. Les prescriptions aboutissent entre autres à des portées raccourcies<br />
et par conséquent à des coûts de construction plus élevés. L’adaptation des paramètres<br />
de conception des caténaires de type standard peut compenser ces <strong>in</strong>convénients sans accroître le<br />
risque de pertes de contact pour les pantographes.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Seit der letzten Aktualisierung der DB Richtl<strong>in</strong>ie 997<br />
(RiLi 997) [1] im Jahre 2001 haben sich die Grundlagen<br />
für die Planung, den Bau und die Instandhaltung<br />
von Oberleitungsanlagen entscheidend verändert.<br />
Die Richtl<strong>in</strong>ie für die Interoperabilität des europäischen<br />
Eisenbahnsystems [2] hat mit den zugehörigen<br />
Technischen Spezifikationen HS ENE TSI [3] und<br />
CR ENE TSI [4] wesentliche Auswirkungen auf die<br />
Anwendung der Regelfahrleitungsbauarten der DB.<br />
Die notwendigen Änderungen resultieren dabei aus<br />
TABELLE 1<br />
Arbeitslängen der <strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmer nach<br />
unterschiedlichen Quellen.<br />
Stromabnehmer<br />
Arbeitslänge<br />
mm<br />
halbe Arbeitslänge b w,c<br />
mm<br />
TYP 1.600 | CR LOC&PAS TSI 1 200 600<br />
TYP 1.950 | EN 50367:2006 1 450 725<br />
TYP 1.950 | CR LOC&PAS TSI 1 550 775<br />
TYP 1.950 | RiLi 997 1 650 825<br />
der E<strong>in</strong>führung der nur 1 600 mm langen Eurowippe<br />
[5], aus den vere<strong>in</strong>heitlichten Berechnungsverfahren<br />
zur Bestimmung der zulässigen horizontalen Auslenkung<br />
des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung [6] und<br />
der Neugestaltung der Berechnungsgrundlage für<br />
die zu erwartenden W<strong>in</strong>dlasten nach [7] zusammen<br />
mit der Grundnorm für die Berücksichtigung von<br />
W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkungen [8].<br />
Die genannten Änderungen s<strong>in</strong>d bisher noch nicht<br />
<strong>in</strong> die Planungsgrundlage RiLi 997 der DB e<strong>in</strong>geflossen.<br />
Die Notwendigkeit von Änderungen wurde allerd<strong>in</strong>gs<br />
erkannt, wie aus der technische Mitteilung<br />
TM 2011-154 [9] hervorgeht. Die TM enthält ergänzende<br />
Parameter für die Regelbauarten Re100, Re200<br />
sowie Re200mod, um e<strong>in</strong>e Befahrung mit der Eurowippe<br />
zu ermöglichen, ohne die grundlegenden Konstruktionsparameter<br />
der Fahrleitungsbauarten zu ändern.<br />
Die TM bezieht sich dabei auf die Vorgaben der<br />
TSI Energie für das transeuropäische Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitssystem<br />
[3]. Die TSI Energie für das konventionelle<br />
Eisenbahnsystem [4] wurde nicht berücksichtigt,<br />
da die dar<strong>in</strong> enthaltenen Festlegungen noch nicht <strong>in</strong>s<br />
nationale Recht [10] übernommen wurden. Dennoch<br />
liegen bereits heute für die Standardoberleitungen der<br />
280 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
DB unter Berücksichtigung der TM 2011-154 Konformitätserklärungen<br />
gemäß EU-Richtl<strong>in</strong>ie [2] sowohl für<br />
das Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits- <strong>als</strong> auch für das konventionelle<br />
Eisenbahnnetz der DB vor.<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Arbeitslänge der Stromabnehmer wippe<br />
Die Länge der Stromabnehmerwippe hat direkten<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die mögliche Gestaltung und Ausführung<br />
der Oberleitungsanlage und damit auf die<br />
Investitionen für den Bau und die Kosten für die<br />
Instandhaltung elektrisch betri<strong>eb</strong>ener Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturen.<br />
Für die Projektierung von Fahrleitungen<br />
s<strong>in</strong>d längere Wippen von Vorteil, da diese unter<br />
Berücksichtigung der Querbewegungen der Fahrzeuge<br />
höhere horizontale Auslenkungen des Fahrdrahtes<br />
unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung und damit größere<br />
Längsspannweiten zulassen.<br />
Auf den <strong>in</strong>teroperablen Strecken des transeuropäischen<br />
Eisenbahnnetzes muss der Stromabnehmer<br />
den Anforderungen der TSI Lokomotiven und Personenwagen<br />
[11] genügen. Zugelassen s<strong>in</strong>d demnach<br />
Stromabnehmer mit 1 600 mm Wippenlänge,<br />
bezeichnet <strong>als</strong> TYP 1.600 oder Eurowippe, und mit<br />
1 950 mm Wippenlänge, bezeichnet <strong>als</strong> TYP 1.950.<br />
Mit se<strong>in</strong>em charakteristischen Wippenprofil entspricht<br />
der DB Standardstromabnehmer e<strong>in</strong>em<br />
Stromabnehmer TYP 1.950.<br />
Für die zulässige horizontale Auslenkung des<br />
Fahrdrahtes ist die Arbeitslänge des Stromabnehmers<br />
relevant. Die Arbeitslänge des Stromabnehmers<br />
TYP 1.600 beträgt 1 200 mm nach EN 50367<br />
[12]. Für den Stromabnehmer TYP 1.950 existieren<br />
je nach Quelle unterschiedliche Angaben zur Arbeitslänge<br />
(Bild 1). Gemäß EN 50367 [12] beträgt<br />
diese 1 450 mm, während die Arbeitslänge <strong>in</strong> der<br />
CR LOC&PAS TSI [11], dort def<strong>in</strong>iert <strong>als</strong> leitfähiger<br />
Bereich der Stromabnehmerwippe, mit m<strong>in</strong>destens<br />
1 550 mm angeg<strong>eb</strong>en ist. Im Regelwerk<br />
der DB wird gemäß RiLi 997 [1] die Arbeitslänge<br />
ausgehend von 150 mm Wippenüberstand mit<br />
1 650 mm bestimmt. In der Tabelle 1 s<strong>in</strong>d für die<br />
<strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmertypen die Arbeitslängen<br />
dargestellt.<br />
gelten für die Regelbauarten der DB-Oberleitungen<br />
Re100, Re200 sowie Re200mod bei Verwendung des<br />
DB Standardstromabnehmers Typ 1.950.<br />
Im Regelwerk der DB wird der E<strong>in</strong>satz der Eurowippe<br />
<strong>in</strong> den Zeichnungen Ebs 02.05.65 und<br />
Ebs 02.05.66 für die Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsoberleitung<br />
Re250 berücksichtigt. Der zulässige W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong><br />
wird <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Radius <strong>in</strong> den Zeichnungen<br />
entsprechend Tabelle 2 dargestellt. Die Werte<br />
erfüllen aber nicht die Vorgaben der HS TSI ENE [3].<br />
2.2.2 HS TSI ENE<br />
Nach HS TSI ENE [3] wird mit Verweis auf die<br />
EN 50367 [12] die zulässige horizontale Auslenkung<br />
e zul<br />
berechnet aus<br />
e zul<br />
= 0,66 − 0,04 ⋅ h − 0,015 ⋅ h ⋅ u<br />
2,5<br />
+ 0,075 ⋅ u − <strong>in</strong> m<br />
R<br />
(1)<br />
2.2 Zulässige horizontale Auslenkung des<br />
Fahrdrahtes<br />
2.2.1 Ebs-Zeichnungswerk der DB<br />
Im Ebs-Zeichnungswerk wird die zulässige horizontale<br />
Auslenkung des Fahrdrahtes, def<strong>in</strong>iert <strong>als</strong> zulässiger<br />
W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong> mittels e<strong>in</strong>er Treppenkurve alle<strong>in</strong><br />
abhängig vom Radius angeg<strong>eb</strong>en (Bild 2). Die Werte<br />
Bild 1:<br />
Wippengeometrie <strong>in</strong>teroperabler Stromabnehmer, Maße <strong>in</strong> mm.<br />
grün Arbeitslänge<br />
blau M<strong>in</strong>destlänge Schleifleiste<br />
rot ausreichender Wippenüberstand gemäß:<br />
1 DB-Richtl<strong>in</strong>ie 997<br />
2 CR TSI LOC&PAC<br />
3 EN 50367:2006-11<br />
110 (2012) Heft 6<br />
281
Oberleitung<br />
mit h Fahrdrahthöhe <strong>in</strong> m<br />
u Überhöhung <strong>in</strong> m<br />
R Bogenradius <strong>in</strong> m<br />
Die Beziehung (1) gilt für die Nutzung von Stromabnehmern<br />
TYP 1.600 und berücksichtigt die Abhängigkeit<br />
vom Gleisradius, der Gleisüberhöhung<br />
und der Nachweishöhe des Fahrdrahtes. Die maximale<br />
zulässige horizontale Auslenkung beträgt nach<br />
HS TSI ENE 0,40 m.<br />
mit b w,c<br />
halbe Arbeitslänge der Stromabnehmerwippe<br />
<strong>in</strong> m<br />
Überhöhungsfehlbetrag <strong>in</strong> m<br />
u f<br />
Dabei wurden <strong>in</strong> (2) die Sicherheitszuschläge ∑j<br />
entsprechend den zufallsbed<strong>in</strong>gten Seitenverschi<strong>eb</strong>ungen<br />
nach EBO, Anlage 3 [14] berücksichtigt.<br />
Die maximale zulässige horizontale Auslenkung<br />
beträgt 0,40 m für den Stromabnehmer TYP 1.600<br />
und 0,55 m für den Stromabnehmer TYP 1.950.<br />
Bild 2:<br />
Zulässiger W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong><br />
nach Ebs 02.05.49<br />
(Treppenkurve).<br />
2.2.3 CR TSI ENE<br />
In CR ENE TSI [4] für das konventionelle Eisenbahnsystem<br />
ist die Berechnung der zulässigen horizontalen<br />
Auslenkung im Anhang E und <strong>in</strong> DIN EN 15273-3<br />
[13] detailliert dargestellt. Die zulässige horizontale<br />
Auslenkung wird abhängig von der halben Arbeitslänge<br />
der verwendeten Stromabnehmerwippe und<br />
den bereits bekannten Werten berechnet<br />
e zul<br />
= b w,c<br />
+ 0,0595 ⋅ 0,053 ⋅ h – 0,15 ⋅ (h – 0,5)<br />
2,5<br />
⋅ ((u | u f<br />
) max<br />
– 0,066)
Oberleitung<br />
den Oberbau im Bezug auf die Gleislage gestellt.<br />
Daraus resultieren die verschiedenen Sicherheitszuschläge<br />
∑j nach HS TSI und CR TSI.<br />
2.3 W<strong>in</strong>dlasten<br />
Die für die Planung von Fahrleitungen der DB bisher<br />
berücksichtigten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Ebs 02.05.32 def<strong>in</strong>iert. Als Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
wird der Wert von 26 m/s vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Weiterh<strong>in</strong> heißt es, dass die Festlegung höherer<br />
W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von der zuständigen<br />
DB Organisationse<strong>in</strong>heit getroffen wird. Für besonders<br />
w<strong>in</strong>dgefährdete G<strong>eb</strong>iete wird die Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>als</strong> arithmetisches Mittel<br />
aus der Spitzenw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und dem<br />
10-m<strong>in</strong>-Mittel bestimmt. Auf Grundlage des ermittelten<br />
Wertes soll e<strong>in</strong>e Bezugsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
gewählt werden, wobei <strong>in</strong> Ebs 02.05.32 hierfür<br />
Werte von 29,8 m/s und 31,1 m/s angeg<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />
Für diese W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten liegen im Ebs-<br />
Zeichnungswerk detailliertere Betrachtungen vor.<br />
In der Zeichnung wird allerd<strong>in</strong>gs nicht def<strong>in</strong>iert,<br />
welches 10-m<strong>in</strong>-Mittel zu verwenden ist. In der<br />
Praxis werden daher für die Küsteng<strong>eb</strong>iete höhere<br />
Bemessungsw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten gewählt, während<br />
<strong>in</strong> den restlichen G<strong>eb</strong>ieten der Bundesrepublik<br />
Deutschland mit 26 m/s W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit gerechnet<br />
wird.<br />
Die Grundlage für die genannten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
ist heute leider unbekannt. Es kann davon<br />
ausgegangen werden, dass zum<strong>in</strong>dest der am häufigsten<br />
verwendete Wert von 26 m/s sich an den früheren<br />
Normen für den Freileitungsbau orientierte.<br />
Aufgrund der unbekannten Grundlage ersche<strong>in</strong>t<br />
es zielführend, sich an die aktuell gültigen W<strong>in</strong>dlastnormen<br />
anzulehnen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren auf Basis umfangreicher Aufzeichnungen<br />
des Deutschen Wetterdienstes überarbeitet worden<br />
und bilden e<strong>in</strong>en soliden Ausgangspunkt für<br />
die Bestimmung der zu berücksichtigenden W<strong>in</strong>dlasten<br />
[15].<br />
Im Ebs-Zeichnungswerk werden <strong>in</strong> der Zeichnung<br />
02.05.49 die maximal zulässigen Längsspannweiten<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Gleisradius, von der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
am zweiten Stützpunkt des Längsspannfeldes<br />
sowie der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit dargestellt.<br />
Diese Darstellung ist für den Planer zur Bestimmung<br />
der Mastabstände hilfreich.<br />
Nach der Wahl der Maststandorte ist es Aufgabe<br />
des Planers, die gewählten Längsspannweiten<br />
auf W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzungen zu prüfen (Bild 4).<br />
E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzung ist geg<strong>eb</strong>en, wenn die<br />
Auslenkung des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />
die zulässige horizontale Auslenkung überschreitet.<br />
Im Ebs-Zeichnungswerk s<strong>in</strong>d daher Formeln h<strong>in</strong>ter-<br />
Bild 3:<br />
Zulässige horizontale Fahrdrahtauslenkung e zul<br />
abhängig vom Gleisradius und Berechnungsmethode.<br />
für Stromabnehmer TYP 1.600 gemäß<br />
1 CR ENE TSI 2 Ebs 02.05.65, 3) HS ENE TSI<br />
für Stromabnehmer TYP 1.950 gemäß:<br />
4 CR ENE TSI – 1 450 mm Arbeitslänge 6 CR ENE TSI – 1 650 mm Arbeitslänge<br />
5 CR ENE TSI – 1 550 mm Arbeitslänge 7 Ebs 02.05.49,<br />
<strong>in</strong>formative Darstellung:<br />
8 Regelüberhöhung für v = 160 km/h 9 Referenzüberhöhung gemäß CR ENE TSI<br />
3 Längsspannweiten und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
3.1 Maximal zulässige Längsspannweite<br />
Bild 4:<br />
Zusammenhang Wippenprofil - Fahrdrahtseitenlage.<br />
1 Fahrdrahtruhelage<br />
2 Fahrdrahtlage unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />
grün Schleifleistenbereich<br />
gelb Arbeitsbereich der Wippe<br />
rot Bereich von W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzungen<br />
110 (2012) Heft 6<br />
283
Oberleitung<br />
legt, mit denen der Oberleitungsplaner die Fahrdrahtlage<br />
unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung berechnen kann.<br />
Diese Formeln gehen auf die Berechnungen von<br />
Georg Naderer und Karl Sachs <strong>in</strong> die 30er Jahren zurück.<br />
Durch Zusammenfassen der e<strong>in</strong>zelnen Formeln<br />
ergibt sich die <strong>eb</strong>enfalls <strong>in</strong> UIC 606-1 [16] h<strong>in</strong>terlegte<br />
Gleichung für die maximale Auslenkung des Fahrdrahtes<br />
im betrachteten Feld<br />
e<br />
F i a<br />
=<br />
b 1<br />
– b 2<br />
2<br />
w<br />
i<br />
a<br />
H<br />
+ ⋅ L<br />
R<br />
2<br />
8 ⋅ H<br />
<strong>in</strong> m<br />
(b 1<br />
+ b 2<br />
) ⋅ H<br />
+ +<br />
2 ⋅ L 2 ⋅ w + H i<br />
a R<br />
(3)<br />
mit w W<strong>in</strong>dlast<br />
H Summe der Zugkräfte <strong>in</strong> Fahrdraht<br />
und<br />
Tragseil<br />
L Längsspannweite<br />
b 1/2<br />
Seitenverschi<strong>eb</strong>ung am Stützpunkt 1<br />
beziehungsweise 2<br />
Die Indizes stehen dabei für die W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />
aus Bogenaußenseite (a) oder Bogen<strong>in</strong>nenseite (i).<br />
Da die zulässige Auslenkung des Fahrdrahtes unter<br />
W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung, die zwangsläufig <strong>in</strong> die Berechnung<br />
der maximalen Längsspannweite e<strong>in</strong>fließt,<br />
im Ebs-Zeichnungswerk ausschließlich vom Radius<br />
abhängig ist, lassen sich die maximal zulässigen<br />
Längsspannweiten <strong>in</strong> Abhängigkeit von Radius und<br />
Seitenverschi<strong>eb</strong>ung am zweiten Stützpunkt problemlos<br />
darstellen. Nach Ersetzen von e F<br />
durch e zul<br />
und<br />
Auflösen der Gleichung nach L lassen sich die maximal<br />
zulässigen Längsspannweiten ermitteln. E<strong>in</strong>e<br />
detaillierte Darstellung dieser Berechnung ist <strong>in</strong> [17]<br />
nachzulesen.<br />
E<strong>in</strong>e Schwachstelle der genutzten Methode nach<br />
Naderer und Sachs ist die Modellierung des Kettenwerkes<br />
für die Berechnung. Es wird von e<strong>in</strong>em<br />
vere<strong>in</strong>fachten Kettenwerk ausgegangen, wobei die<br />
Eigenschaften von Fahrdraht und Tragseil zusammengefasst<br />
werden, um die Wechselwirkungen zwischen<br />
den beiden Leitern zu beachten. Fahrdraht<br />
und Tragseil werden dabei <strong>als</strong> lotrecht übere<strong>in</strong>ander<br />
betrachtet.<br />
Bei den Standardoberleitungen der DB s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
Gleisgeraden Fahrdraht und Tragseil w<strong>in</strong>dschief zue<strong>in</strong>ander<br />
angeordnet, wobei der Fahrdraht mit der def<strong>in</strong>ierten<br />
Seitenverschi<strong>eb</strong>ung im Zick-Zack verläuft,<br />
während sich das Tragseil über Gleismitte bef<strong>in</strong>det.<br />
Die durch die Hänger vorhandene Wechselwirkung<br />
zwischen Tragseil und Fahrdraht lenkt den Fahrdraht<br />
unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung weniger aus, <strong>als</strong> die der Berechnung<br />
zugrundeliegende lotrechte Anordnung<br />
ergibt, da die Wechselwirkung von der Stellung der<br />
Hänger abhängig ist.<br />
Auch das <strong>in</strong> [17] dargestellte Berechnungsverfahren,<br />
aufbauend auf der Methode von I. I. Vlassow,<br />
bildet das Kettenwerk nicht h<strong>in</strong>reichend genau ab,<br />
um e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>dschiefe Anordnung von Fahrdraht und<br />
Tragseil exakt zu berücksichtigen.<br />
Die Verfahren zur Berechnung der Fahrdrahtlage<br />
unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkungen und die damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />
Vere<strong>in</strong>fachungen s<strong>in</strong>d aufgrund der dam<strong>als</strong><br />
zur Verfügung stehenden Rechentechnik nachvollziehbar,<br />
führen aber zu ungenauen Erg<strong>eb</strong>nissen. E<strong>in</strong><br />
Modell für die Berechnung der komplexen Wechselwirkungen<br />
zwischen Fahrdraht und Tragseil ist <strong>in</strong><br />
[18] dargestellt.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist die Gleichung (3) nur für die Berechnung<br />
der Fahrdrahtlage bezogen auf die Gleismitte<br />
im Bogen und <strong>in</strong> der Geraden anwendbar. Für<br />
die Berechnung der Fahrdrahtlage bezogen auf die<br />
Gleismitte im Übergangsbogen stehen ke<strong>in</strong>e Berechnungsmethoden<br />
zur Verfügung. Hier ist e<strong>in</strong> grafischer<br />
Nachweis zu führen oder die Nutzung von<br />
Berechnungstools zur Bestimmung der Seitenlage<br />
des Fahrdrahtes unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung notwendig<br />
(Bild 5).<br />
3.2 Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
Bild 5:<br />
Screenshot Berechnungstool Fahrdrahtseitenlage.<br />
Die maximal zulässige Seitenverschi<strong>eb</strong>ung an e<strong>in</strong>em<br />
Stützpunkt beträgt gemäß Ebs-Zeichnungswerk<br />
für den DB-Standardstromabnehmer sowohl<br />
<strong>in</strong> der Geraden <strong>als</strong> auch im Bogen ± 400 mm. Bei<br />
der Befahrung mit Stromabnehmern TYP 1.600<br />
wurden diese Werte gemäß TM 2011-154 für die<br />
284 110 (2012) Heft 6
Oberleitung<br />
Standardoberleitungen auf ± 250 mm <strong>in</strong> der Geraden<br />
und ± 300 mm im Gleisbogen reduziert. Die<br />
unterschiedlichen Werte für Gerade und Gleisbogen<br />
resultieren aus dem Ziel, möglichst große Längsspannweiten<br />
bei ausreichender Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
zu erhalten. Mit ± 250 mm Regelseitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
ist <strong>in</strong> der Geraden bei lotrechtem Kettenwerk e<strong>in</strong>e<br />
Längsspannweite von 67 m zulässig, während bei<br />
± 300 mm Seitenverschi<strong>eb</strong>ung nur 64 m realisierbar<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Bei Nutzung des Berechnungsverfahrens nach<br />
[18] unter Berücksichtigung der w<strong>in</strong>dschiefen<br />
Kettenwerksanordnung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Geraden bei<br />
± 300 mm Seitenverschi<strong>eb</strong>ung theoretisch 66 m<br />
anstatt der gemäß TM 2011-154 ermittelten 64 m<br />
Längsspannweite zulässig.<br />
3.3 Bautoleranzen<br />
110 (2012) Heft 6<br />
In der Zeichnung Ebs 02.05.29 s<strong>in</strong>d Toleranzen für<br />
Oberleitungen angeg<strong>eb</strong>en. Für die Bestimmung<br />
der Längsspannweite <strong>in</strong> der Planung ist vor allem<br />
die zulässige Abweichung für die Fahrdrahtseitenlage<br />
am Stützpunkt relevant, da im ungünstigsten<br />
Fall der Fahrdraht im gesamten Längsfeld um diesen<br />
Wert aus der Gleismitte verschoben wird. Da die<br />
maximale Längsspannweite unter Ausnutzung der<br />
zulässigen horizontalen Auslenkung bestimmt wird,<br />
könnte folglich trotz fachgerechter Errichtung der<br />
Oberleitungsanlage, <strong>als</strong>o mit Ausnutzen der möglichen<br />
Toleranzen, e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dabtri<strong>eb</strong>sverletzung<br />
auftreten. Der Planer ist demnach angehalten, die<br />
Bautoleranzen bei der Wahl der Maststandorte zu<br />
berücksichtigen. In der Praxis erg<strong>eb</strong>en sich daher<br />
nicht die nach Ebs-Zeichnungswerk maximal zulässigen<br />
80 m <strong>in</strong> der Geraden, sondern nur 77 m Längsspannweite.<br />
Die Berücksichtigung der Bautoleranzen ist<br />
gleichbedeutend mit der Reduzierung der zulässigen<br />
horizontalen Auslenkung des Fahrdrahtes<br />
unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung. Im Regelwerk der DB wird<br />
die zulässige horizontale Auslenkung über die Treppenkurve<br />
def<strong>in</strong>iert. Der Ursprung der Treppenkurve<br />
und die theoretischen H<strong>in</strong>tergründe, die zu diesen<br />
Festlegungen führten, gehen aus der jeweiligen<br />
Ebs-Zeichnung nicht hervor. Dennoch kann davon<br />
ausgegangen werden, dass 6,50 m Nachweishöhe<br />
berücksichtigt wurde. Dies begründet sich <strong>in</strong> der<br />
Berechnung nach den Vorgaben der CR ENE TSI<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Überhöhung<br />
kle<strong>in</strong>er der Referenzüberhöhung und der Arbeitslänge<br />
des Stromabnehmers TYP 1.950 gemäß<br />
DB Regelwerk. Für 6,50 m Nachweishöhe <strong>als</strong> höchste<br />
zulässige Fahrdrahthöhe berechnet man gemäß<br />
Beziehung (2) für die Gerade 0,551 m <strong>als</strong> zulässige<br />
horizontale Auslenkung, <strong>als</strong>o annähernd die Grenzseitenlage<br />
des Fahrdrahtes gemäß der Treppenkurve.<br />
Für 5,50 m Regelfahrdrahthöhe erg<strong>eb</strong>en sich<br />
e<strong>in</strong>schließlich Anhub des Fahrdrahtes bei Durchgang<br />
e<strong>in</strong>es Stromabnehmers und ± 100 mm vertikaler<br />
Bautoleranz 5,70 m Nachweishöhe. Mit gleichen<br />
Annahmen beträgt die zulässige horizontale Auslenkung<br />
unter Berücksichtigung aller E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
0,58 m. Abzüglich der <strong>in</strong> Ebs 02.05.29 genannten<br />
± 0,03 m vertikaler Bautoleranz beträgt die zulässige<br />
horizontale Auslenkung 0,55 m. Dieser Wert entspricht<br />
dem Grenzwert der Fahrdrahtseitenlage gemäß<br />
Treppenkurve und bildet die Grundlage für die<br />
<strong>in</strong> Ebs 02.05.49 ermittelten 80 m Längsspannweite.<br />
Da die Bautoleranz <strong>eb</strong>en schon berücksichtigt<br />
wurde, ist zum<strong>in</strong>dest für Fahrdrahthöhen ≤ 5,50 m<br />
e<strong>in</strong>e Reduzierung der Längsspannweiten auf 77 m<br />
zur Berücksichtigung von Bautoleranzen nicht erforderlich.<br />
Nach den Vorgaben der CR ENE TSI und<br />
HS ENE TSI ist sowohl die vertikale <strong>als</strong> auch die<br />
horizontale Bautoleranz bei der Berechnung der<br />
zulässigen horizontalen Auslenkung zu berücksichtigen.<br />
3.4 Vergleich<br />
Die rechnerisch maximal möglichen Längsspannweiten<br />
für die Standardoberleitungen, die sich<br />
unter Berücksichtigung der verwendeten Stromabnehmerwippe,<br />
der Seitenverschi<strong>eb</strong>ung, der Bautoleranzen<br />
und des verwendeten Berechnungsverfahren<br />
zur Bestimmung der maximal zulässigen<br />
horizontalen Auslenkung erg<strong>eb</strong>en, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle<br />
4 dargestellt. Ergänzend s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Tabelle auch<br />
die maximalen Längsspannweiten <strong>in</strong> Klammern h<strong>in</strong>terlegt,<br />
die sich bei Nutzung e<strong>in</strong>es Fahrdrahtes vom<br />
Typ CuAg AC-100 (RiS100) mit 12 kN Fahrdrahtzugkraft<br />
erg<strong>eb</strong>en. Die Fahrdrahtlage unter W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung<br />
wurde mit der Vere<strong>in</strong>fachung e<strong>in</strong>er lotrechten<br />
Kettenwerksanordnung gemäß Formel (3)<br />
berechnet. Bei Berücksichtigung der w<strong>in</strong>dschiefen<br />
Anordnung des Kettenwerkes s<strong>in</strong>d die ermittelten<br />
maximalen Längsspannweiten jeweils etwa 2 bis<br />
3 m größer.<br />
TABELLE 4<br />
Maximal mögliche Längsspannweiten nach Berechnungsmethoden. R = ∞,<br />
u = 0 m, h = 5,70 m, 26 m/s W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit, Ri100, Werte <strong>in</strong> Klammern<br />
für Fahrdraht CuAg AC-100.<br />
Stromabnehmer HS TSI ENE CR TSI ENE Ebs-Zeichnungswerk<br />
TYP 1.600, b = ± 300 mm 64 m (67 m) 56 m (59 m) 64 m (67 m)<br />
TYP 1.600, b = ± 250 mm 67 m (70 m) 61 m (64 m) 67 m (70 m)<br />
TYP 1.950, CR LOC&PAS TSI -- 75 m (78 m) 77 m (> 80 m)<br />
TYP 1.950, Ril 997 -- 80 m (> 80 m) 80 m (> 80 m)<br />
285
Oberleitung<br />
4 Vorschläge<br />
Die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität<br />
des transeuropäischen Eisenbahnsystems [3; 4]<br />
und die zugehörigen Europäischen Normen wirken<br />
sich weitreichend auf die Ausführung von Oberleitungen<br />
aus. Mit den ergänzenden Parametern gemäß<br />
TM 2011-154 der DB werden die Vorgaben der<br />
HS ENE TSI erfüllt. Für das konventionelle transeuropäische<br />
Eisenbahnnetz fehlt jedoch e<strong>in</strong>e solide Planungsgrundlage<br />
für Oberleitungsanlagen.<br />
Die DB Richtl<strong>in</strong>ie 997 und das Ebs-Zeichnungswerk<br />
bedürfen daher e<strong>in</strong>er Aktualisierung, um die<br />
Vorgaben der Technischen Spezifikationen und<br />
Europä ischen Normen umzusetzen. Das Regelwerk<br />
sollte vorausschauend die beabsichtigte Zusammenführung<br />
der TSI Energie HS [3] und CR [4] beachten.<br />
Dabei können die <strong>in</strong>novativen technischen Lösungen<br />
der letzten Jahrzehnte und die aus umfangreichen<br />
Messungen gewonnenen Erkenntnisse Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>den. Beispielsweise könnte die extreme Reduzierung<br />
der maximalen Längsspannweite bei verm<strong>in</strong>derter<br />
zulässiger Fahrdrahtauslenkung gemildert<br />
werden, wenn e<strong>in</strong> Fahrdrahtwerkstoff mit höheren<br />
zulässigen Zugspannungen genutzt wird und sich<br />
die W<strong>in</strong>dlasten an der Europäischen Normung orientieren.<br />
Nach den Berechnungsmethoden aus den Technischen<br />
Spezifikationen [3; 4] s<strong>in</strong>d bei der Bestimmung<br />
von Längsspannweite und Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
n<strong>eb</strong>en dem Radius auch die Überhöhung und die<br />
Nachweishöhe zu berücksichtigen, sodass die bisherige,<br />
für den Planer günstige Form der Darstellung<br />
gemäß Ebs-Zeichnungswerk nicht mehr möglich ist.<br />
Als Alternative bietet sich an, die Darstellung entweder<br />
für mehrere def<strong>in</strong>ierte Überhöhungsschritte oder<br />
für die Regelüberhöhung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nachweishöhe<br />
ausgehend von der Regelfahrdrahthöhe abzubilden.<br />
Für Werte größer der vorgeg<strong>eb</strong>enen Überhöhung<br />
oder der Nachweishöhe ist vom Planer e<strong>in</strong> separater<br />
Nachweis zu führen.<br />
Gemäß den derzeit angewendeten Berechnungsmodellen<br />
müssten mehrere ungünstige Ereignisse<br />
zeitgleich auftreten: In der Zeitdauer e<strong>in</strong>er Drei-Sekunden-Bö,<br />
dem Auftreten der berücksichtigten<br />
W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit, <strong>in</strong>nerhalb der verwendeten<br />
Wiederkehrdauer muss sich e<strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeug an<br />
der Stelle im Längsfeld mit der extremen Seitenlage<br />
des Fahrdrahtes bef<strong>in</strong>den. An dieser Stelle müssten<br />
sämtliche mögliche Gleislagefehler vorhanden se<strong>in</strong><br />
und zwar <strong>in</strong> der Art und Weise, dass sich der Zug <strong>in</strong><br />
die kritische Richtung, <strong>als</strong>o gegen den W<strong>in</strong>d neigt.<br />
E<strong>in</strong> derartiges Szenario kann nahezu ausgeschlossen<br />
werden. Hierzu s<strong>in</strong>d Untersuchungen notwendig,<br />
<strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e Abwägung zwischen den Kosten e<strong>in</strong>er<br />
Entdrahtung e<strong>in</strong>schließlich ihrer Schäden sowie<br />
deren Beseitigung und der Reduzierung der Investitionskosten<br />
zu e<strong>in</strong>er optimalen Anlagenauslegung<br />
führen können.<br />
Weiterh<strong>in</strong> kann die Fahrdrahtseitenlage unter<br />
W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>wirkung mit E<strong>in</strong>satz der heute verfügbaren<br />
Rechentechnik und Verfahren genauer berechnet<br />
werden. Die exakten Berechnungsmethoden führen<br />
auch hier zu wirtschaftlichen Vorteilen bei der Gestaltung<br />
der Oberleitungsanlage.<br />
Danksagung<br />
Dieser Beitrag stellt e<strong>in</strong>e Zusammenfassung der Diplomarbeit<br />
des Verfassers, ausgearbeitet an der Professur<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> der TU Dresden, dar, die auf<br />
Anregung und mit Unterstützung der DB International<br />
GmbH, namentlich Herrn Dipl.-Ing. Stefan Kaufhold,<br />
entstand. Der Verfasser dankt DB International<br />
für das Thema der Arbeit und der konstruktiven Zusammenarbeit<br />
sowie Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan und<br />
Dr.-Ing. Sab<strong>in</strong>e Hammer für die Begleitung und Förderung<br />
bei der Ausarbeitung.<br />
Literatur<br />
[1] Richtl<strong>in</strong>ie 997: Oberleitungsanlagen. Berl<strong>in</strong>-Frankfurt<br />
am Ma<strong>in</strong>, Deutsche Bahn AG, Ausgabe 2001-01.<br />
[2] Richtl<strong>in</strong>ie 2008/57/EG: Interoperabilität des Eisenbahnsystems<br />
<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft. In: Amtsblatt der<br />
Europäischen Union Nr. L191 (2008) S. 1–45.<br />
[3] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikation<br />
für die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“<br />
des transeuropäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnsystems.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L104<br />
(2008), S. 1–79.<br />
[4] Beschluss 2011/274/EU: Technische Spezifikation für<br />
die Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />
konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L126 (2011),<br />
S. 1–52.<br />
[5] Wili, U.: Vere<strong>in</strong>heitlichte Stromabnehmerwippe – die<br />
Eurowippe. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 92(1994), H. 11,<br />
S. 301–304.<br />
[6] Puschmann, R.: Zulässige Fahrdrahtseitenlage für<br />
<strong>in</strong>teroperable Strecken. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110<br />
(2012), H. 6, S. 270–279.<br />
[7] DIN EN 50119:2010-05: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
[8] DIN EN 1991-1-4/NA:2010-10: Eurocode 1: E<strong>in</strong>wirkungen<br />
auf Tragwerke – Teil 1– 4: W<strong>in</strong>dlasten-<br />
Nationaler Anhang für Deutschland - National festgelegte<br />
Parameter.<br />
[9] Technische Mitteilung TM 2011-154:2011-06: Oberleitungen<br />
Re100, Re200 und Re200mod. Berücksichti-<br />
286 110 (2012) Heft 6
gung der <strong>in</strong>teroperablen Stromabnehmerwippe nach<br />
DIN EN 50376:2006-11, Bild A.7. Berl<strong>in</strong>-Frankfurt am<br />
Ma<strong>in</strong>, Deutsche Bahn AG, Ausgabe 2011-06.<br />
[10] TEIV: 2007-07: Transeuropäische-Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung.<br />
Ausgabe 2009-09.<br />
[11] Beschluss 2011/291/EU: Technische Spezifikation für<br />
die Interoperabilität des Fahrzeugteilsystems „Lokomotiven<br />
und Personenwagen“ des konventionellen<br />
transeuropäischen Eisenbahnsystems. In: Amtsblatt<br />
der Europäischen Union Nr. L139 (2011), S. 1–151.<br />
[12] DIN EN 50367:2006-11: Bahnanwendungen – Zusammenwirken<br />
der Systeme – Technische Kriterien für<br />
das Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und<br />
Oberleitung für e<strong>in</strong>en freien Zugang.<br />
[13] DIN EN 15273-3:2010-01: Bahnanwendungen – Begrenzungsl<strong>in</strong>ien<br />
– Teil 3: Lichtraumprofile.<br />
[14] EBO: 1967-05: Eisenbahnbau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung.<br />
Ausgabe 2008-03.<br />
[15] Puschmann, R.: Maximale Fahrdrahtseitenlage für<br />
Oberleitungen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 110 (2012),<br />
ersche<strong>in</strong>t demnächst.<br />
[16] UIC-Merkblatt 606-1: 1987-01: Gestaltung des<br />
Oberleitungssystems unter Berücksichtigung der Auswirkungen<br />
der K<strong>in</strong>ematik der Fahrzeuge nach den<br />
UIC-Merkblättern der Reihe 505.<br />
[17] Kiessl<strong>in</strong>g, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />
Contact L<strong>in</strong>es for Electric Railways. Erlangen, Publicis<br />
Publish<strong>in</strong>g, 2009.<br />
[18] Nickel, T.: Untersuchung zu Auswirkungen der verm<strong>in</strong>derten<br />
Fahrdraht-Seitenlage auf das Ebs-Zeichnungswerk.<br />
TU Dresden, Diplomarbeit, 2011.<br />
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AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Thomas Nickel (26),<br />
Studium Verkehrswissenschaften an der<br />
TU Dresden mit der Vertiefung „Planung<br />
und Betri<strong>eb</strong> elektrischer Verkehrssysteme“;<br />
Diplomarbeit mit dem Thema<br />
„Auswirkungen der verm<strong>in</strong>derten Fahrdrahtseitenlage<br />
auf das Ebs-Zeichnungswerk“<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit DB International;<br />
seit 2012 tätig bei DB International<br />
<strong>als</strong> Planungs<strong>in</strong>genieur Oberleitung.<br />
Adresse: DB International GmbH,<br />
Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1,<br />
10115 Berl<strong>in</strong>, Deutschland;<br />
Fon: +49 30 6343-2631, Fax: -1899;<br />
E-Mail:<br />
thomas.nickel@db-<strong>in</strong>ternational.de<br />
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www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />
110 (2012) Heft 6<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München
Betri<strong>eb</strong><br />
Fahrzeugkonzeption und Gleisverschleiß<br />
– ÖBB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />
Stefan Marschnig, Graz<br />
Der Kostendruck im System Bahn steigt, bei Infrastrukturbetreibern und Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
gleichermaßen. Um die Gleis<strong>in</strong>standhaltung trotz steigender Verkehrsbelastungen noch<br />
beherrschen zu können, bedarf es auch e<strong>in</strong>er Verbesserung der Fahrzeuge im S<strong>in</strong>ne gleisschonender<br />
Konstruktionen. Intelligente Trassenpreiskonzepte können dazu beitragen, das System <strong>in</strong> diese<br />
Richtung zu optimieren.<br />
VEHICLE CONCEPT AND RAIL WEAR – ÖBB TRACTION VEHICLE FACTOR<br />
The pressure on costs <strong>in</strong> the railway system is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g for <strong>in</strong>frastructure operators and railway<br />
undertak<strong>in</strong>gs likewise. In order to keep rail ma<strong>in</strong>tenance under control <strong>in</strong> spite of grow<strong>in</strong>g traffic<br />
loads, the vehicles need to be improved <strong>in</strong> terms of rail-sav<strong>in</strong>g construction pr<strong>in</strong>ciples. Intelligent<br />
tra<strong>in</strong> path price concepts can contribute to optimiz<strong>in</strong>g the system <strong>in</strong> this respect.<br />
CONCEPTION DES VÉHICULES ET USURE DES VOIES – LE FACTEUR D’USURE PAR ENGIN MOTEUR<br />
SUR LE RÉSEAU ÖBB<br />
La pression des coûts dans le système ferroviaire affecte de la même manière les exploitants de<br />
l’<strong>in</strong>frastructure et les entreprises de transport. Pour pouvoir maîtriser l’entretien des voies en dépit<br />
de l’accroissement des charges de transport, il faut aussi améliorer la conception des véhicules de<br />
manière à réduire l’usure des voies. Des concepts <strong>in</strong>telligents de prix du sillon peuvent contribuer à<br />
l’optimisation du système dans ce sens.<br />
TABELLE 1<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Der durch die Umsetzung des ersten Eisenbahnpakets<br />
der Europäischen Kommission entstandene<br />
Kostenersatz für die Nutzung der Infrastruktur soll<br />
die von e<strong>in</strong>er Zugfahrt verursachten Grenzkosten<br />
abdecken. Die den Netzzugang regelnde Richtl<strong>in</strong>ie<br />
14/2001 [1] schreibt e<strong>in</strong>e verursachungsgerechte<br />
Überwälzung jener Kosten vor, die aufgrund der<br />
Zugfahrt entstehen. E<strong>in</strong> Teil dieser Kosten umfasst<br />
die Instandhaltungsarbeiten, e<strong>in</strong>e Position, die <strong>in</strong><br />
aller Regel über e<strong>in</strong>e gewichtsabhängige Preiskomponente,<br />
abgeleitet von der gesamten Bruttotransportlast<br />
<strong>in</strong> t∙km, abgedeckt wird.<br />
Diese Verrechnungssystematik hat den Vorteil<br />
e<strong>in</strong>er sehr e<strong>in</strong>fach zu erh<strong>eb</strong>enden E<strong>in</strong>gangsgröße,<br />
Werte der Fahrzeugkenngrößen (FKG) des vierachsigen Bezugsfahrzeugs<br />
für unterschiedliche Radienklassen der Strecke.<br />
FKG r ≥ 600 m 400 m ≤ r < 600 m 250 m ≤ r < 400 m r < 250 m<br />
Q dyn<br />
kN 160 170 180 180<br />
Y qs<br />
kN 40 50 60 65<br />
ΣY kN 45 48 63 70<br />
f <br />
m ² /s ² 45 45 45 45<br />
β – 0,560 0,598 0,785 0,872<br />
widerspiegelt aber nur unzureichend die aufgrund<br />
e<strong>in</strong>er Zugfahrt entstehenden Kräfte und damit Verschleißzustände<br />
am Fahrweg. Die aus der Gleis<strong>in</strong>standhaltung<br />
resultierenden Kosten s<strong>in</strong>d nicht Folge<br />
nur der statischen Gewichtskräfte, sondern vielmehr<br />
e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation aus dynamischen Vertikalkräften,<br />
lateralen Kräften und der Abtragung der Traktionsleistung<br />
<strong>in</strong> Längsrichtung. Den Ursache-Wirkung-Zusammenhang<br />
technisch darzustellen und monetär zu<br />
beschreiben ist nicht trivial und erfordert weit mehr<br />
E<strong>in</strong>gangsdaten <strong>als</strong> das bisherige Bepreisungsschema.<br />
Das Projekt Strategie Fahrweg der Österreichischen<br />
Bundesbahnen (ÖBB) <strong>in</strong> 1997 bis 2003 [2]<br />
hatte die Berechnung von L<strong>eb</strong>enszykluskosten von<br />
Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturanlagen zum Thema mit der<br />
Zielsetzung, Re-Investitions- und Instandhaltungsstrategien<br />
zu formulieren. In der vertieften Beschäftigung<br />
mit den Häufigkeiten der <strong>in</strong> den so genannten<br />
Standardelementen angesetzten Instandhaltungsarbeiten<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilprojekt Fahrzeuge bei der<br />
Auswertung mehrerer Streckenabschnitte der E<strong>in</strong>fluss<br />
verschiedener Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge auf die Instandhaltung<br />
des Oberbaus untersucht [3]. In der Folge<br />
wurde e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe aus ÖBB-Mitarbeitern,<br />
dem Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft<br />
der Technischen Universität Graz und der<br />
Siemens AG <strong>als</strong> Vertreter<strong>in</strong> der Fahrzeug<strong>in</strong>dustrie<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, um das Thema zu vertiefen.<br />
288 110 (2012) Heft 6
Betri<strong>eb</strong><br />
2 Ursache-Wirkung-<br />
Zusammenhang<br />
Es wurde bereits früh im Projekt festgelegt, dass<br />
das zu def<strong>in</strong>ierende Berechnungsschema im ersten<br />
Schritt nur auf bereits existierenden Daten aufbauen<br />
sollte. Aus diesem Grund und aufgrund der Kostenrelevanz<br />
wurde beschlossen, zunächst ausschließlich<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge zu untersuchen.<br />
Als Fahrzeugkenngrößen (FKG) und damit Verursachungsgrößen<br />
für Verschleißzustände wurden die<br />
folgenden fünf herangezogen:<br />
• dynamische Vertikalkraft-Komponente Q dyn<br />
<strong>in</strong> kN<br />
• quasistatische Horizontalkraft-Komponente<br />
Y qs<br />
<strong>in</strong> kN<br />
• Horizontalkraft-Komponente ΣY <strong>in</strong> kN<br />
• Längsschlupf-Komponente f <br />
<strong>in</strong> m ² /s ² mit<br />
f <br />
= P Dauer<br />
2<br />
: (Q 0<br />
Radsatzanzahl) 2<br />
• Stabilitäts-Komponente β mit<br />
β = ∑Y : (10 + 1 / 3<br />
Q 0<br />
)<br />
Diese Auswahl an Kenngrößen korrespondiert mit<br />
der Erkenntnis, dass die Art der jeweiligen Fahrzeugkonzeption,<br />
<strong>in</strong>sbesondere was<br />
• die unabgefederten Massen, maßg<strong>eb</strong>lich verantwortlich<br />
für die Erhöhung der statischen Radkraft<br />
Q 0<br />
auf die dynamische Q dyn<br />
,<br />
• die Bogengängigkeit der Fahrwerke sowie<br />
• die Traktionsleistung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
angeht, deutlich <strong>in</strong> Wechselwirkung mit dem Verschleiß<br />
der Gleise steht.<br />
Diese Kenngrößen haben, <strong>in</strong>soweit gewissermaßen<br />
<strong>als</strong> „Qualitätsgrößen“ verstanden, den Vorteil,<br />
dass sie entweder aus den Zulassungsfahrten für<br />
die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bekannt s<strong>in</strong>d oder direkt aus<br />
vorhandenen Fahrzeugdaten errechnet werden können.<br />
Die Vertikal- und Horizontalkraft-Komponenten<br />
liegen zudem für unterschiedliche Bogenradienbereiche,<br />
<strong>als</strong>o radienklassen-spezifisch vor, womit e<strong>in</strong>e<br />
Zuordnung zu den krümmungsabhängigen Instandhaltungsaufwendungen<br />
möglich ist. N<strong>eb</strong>en den drei<br />
Kraftkomponenten, wurde e<strong>in</strong>e Kenngröße für das<br />
vermehrt auftretende Phänomen Head Check<strong>in</strong>g,<br />
<strong>als</strong>o Risse <strong>in</strong> der Fahrkante des Schienenkopfes,<br />
def<strong>in</strong>iert. Die Längsschlupfkomponente f <br />
ist e<strong>in</strong><br />
Abbild für die <strong>als</strong> Rissauslöser <strong>in</strong> Betracht kommende<br />
Übertragung hoher Antri<strong>eb</strong>skräfte. Ebenso ist dieser<br />
Mechanismus Ursache e<strong>in</strong>es Teils der Schienenabnützung.<br />
Kostenseitig wurden das so genannte Head<br />
Check<strong>in</strong>g und das dieser Verschleißgröße entgegen<br />
wirkende Schienenschleifen jedoch nicht angesetzt,<br />
da zum damaligen Zeitpunkt die strategische Menge<br />
des Schleifens noch nicht bekannt war. Es wurde<br />
vere<strong>in</strong>bart, diese nach genauerem Wissen nachzuziehen,<br />
was allerd<strong>in</strong>gs bis heute nicht passierte.<br />
Die Stabilitäts-Komponente ß repräsentiert das Fahrzeugverhalten<br />
im Bogen und damit den E<strong>in</strong>fluss auf<br />
die horizontale Lagestabilität des Gleises.<br />
Als Basis wurde e<strong>in</strong> vierachsiges Bezugsfahrzeug<br />
def<strong>in</strong>iert, e<strong>in</strong> real vorhandenes Fahrzeug mit 86 t<br />
und 5,66 MW, das radienklassen-spezifisch die <strong>in</strong> Tabelle<br />
1 gezeigten Werte der FKG besitzt. Das Bezugsfahrzeug<br />
wurde so def<strong>in</strong>iert, dass es e<strong>in</strong>erseits den<br />
jeweiligen Grenzwerten entspricht und andererseits<br />
e<strong>in</strong> aus Sicht der Gleis<strong>in</strong>standhaltung „wünschenswertes<br />
Fahrzeug“ im Bezug auf die angeg<strong>eb</strong>enen<br />
FKG beschreibt.<br />
In der ersten Phase wurden den <strong>in</strong> der Praxis<br />
auftretenden Schadensbildern im Oberbau auf Basis<br />
des vorhandenen Expertenwissens Verursachungsmechanismen<br />
zugeordnet, die wiederum auf die<br />
FKG reduziert wurden. Die damit entstandene Matrix<br />
aus Instandhaltungstätigkeiten <strong>als</strong> Folge der Verschleißersche<strong>in</strong>ungen<br />
und den FKG ist <strong>in</strong> Tabelle 2<br />
zusammengefasst.<br />
3 Kostenbasis<br />
Da im genannten Projekt aufgrund der Datenlage<br />
ausschließlich Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bewertet wurden,<br />
musste auch e<strong>in</strong>e Abschätzung h<strong>in</strong>sichtlich der bee<strong>in</strong>flussten<br />
Kosten erfolgen. Die angetri<strong>eb</strong>enen Radsätze<br />
wurden <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> engen Bögen <strong>als</strong> deut-<br />
TABELLE 2<br />
Ursachen-Schadens-Matrix für Gleis- und Weichenarbeiten<br />
<strong>in</strong> Relation zu den FKG <strong>in</strong> %.<br />
FKG Q dyn<br />
Y qs<br />
ΣY f <br />
ß<br />
Gleisarbeiten<br />
Neulage 60 0 40 0 0<br />
Mängelbeh<strong>eb</strong>ung 60 10 30 0 0<br />
Zwischenlagenwechsel 10 90 0 0 0<br />
Schienenschleifen Riffel<br />
(r < 600 m)<br />
Schienenschleifen Head<br />
Checks<br />
10 70 0 20 0<br />
0 0 0 100 0<br />
Schienenwechsel (Verschleiß) 0 50 0 50 0<br />
Stoßpflege (r < 250 m) 50 50 0 0 0<br />
Durcharbeitung r < 250 m<br />
250 m ≤ r < 400 m<br />
400 m ≤ r < 600 m<br />
r ≥ 600 m<br />
Weichenarbeiten<br />
45<br />
40<br />
60<br />
80<br />
5<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
55<br />
55<br />
35<br />
20<br />
Neulage 60 0 0 0 40<br />
PLM Weichenstopfen 80 0 0 0 20<br />
Herzwechsel 80 0 0 0 20<br />
Erhaltungsschweißen 90 10 0 0 0<br />
Entgraten 10 90 0 0 0<br />
Mängelbeh<strong>eb</strong>ung 60 10 0 0 30<br />
110 (2012) Heft 6<br />
289
Betri<strong>eb</strong><br />
TABELLE 4<br />
TABELLE 3<br />
Verursachungsgerechter Anteil der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und Wagen <strong>in</strong> % am<br />
Aufwand für den Fahrweg bei den verschiedenen Fahrwegverhältnissen.<br />
Fahrwegverhältnisse Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge Wagen<br />
Re-Investition alle 3 97<br />
Instandhaltung r ≥ 600 m 20 80<br />
400 m ≤ r < 600 m 25 75<br />
250 m ≤ r < 400 m 40 60<br />
r < 250 m 40 60<br />
Weichen 40 60<br />
Bedeutung und Gewicht der Werte der FKG der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>in</strong> % für<br />
die unterschiedlichen Fahrwegverhältnisse auf den untersuchten Strecken.<br />
Fahrwegverhältnisse Q dyn<br />
Y qs<br />
ΣY f <br />
ß<br />
r ≥ 600 m 2 371 km 29,81 0,82 14,96 0,15 1,71<br />
400 m ≤ r < 600 m 698 km 7,34 1,62 3,67 0,43 0,90<br />
250 m ≤ r < 400 m 476 km 2,96 3,38 1,42 1,19 0,57<br />
r < 250 m 108 km 0,74 0,66 0,34 0,32 0,10<br />
Weichen 3 288 Stück 16,43 2,09 0,00 0,00 8,39<br />
Summe 57,28 8,56 20,40 2,09 11,67<br />
lich aggressiver e<strong>in</strong>gestuft, womit auf Basis des im<br />
UIC-Kodex 714E [4] festgehaltenen Faktors Kt = 1,40<br />
für die höhere Aggressivität angetri<strong>eb</strong>ener Radsätze<br />
e<strong>in</strong> sehr vorsichtiger Zusammenhang gewählt wurde<br />
(Tabelle 3).<br />
Während <strong>als</strong>o die Instandhaltung <strong>in</strong> wenig<br />
gekrümmten Streckenabschnitten stark und die<br />
Re-Investition ausschließlich dem Lastkollektiv,<br />
<strong>in</strong>sbesondere den vertikalen Lasten, zugeordnet<br />
wurde, kam man für den Gleisverschleiß <strong>in</strong> Bögen<br />
zu dem Schluss, dass hierfür zu e<strong>in</strong>em großen Teil<br />
die Kräfte der angetri<strong>eb</strong>enen Radsätze maßg<strong>eb</strong>end<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die Kosten der Instandhaltung und Re-Investition<br />
für sich s<strong>in</strong>d auf Basis der Standardelemente<br />
Gleise und Weichen aus dem korrespondierenden<br />
beiden Teilprojekten Strategie Fahrweg Gleise<br />
A-Netz und Strategie Fahrweg Weichen ermittelt.<br />
Für gängige Randbed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>sichtlich täglicher<br />
Gleisbelastung, Krümmungsverhältnisse der<br />
Strecke und Oberbauform sowie Unterbauzustand<br />
wurden durchschnittliche Nutzungsdauern und<br />
der Instandhaltungsbedarf über den gesamten L<strong>eb</strong>enszyklus<br />
erhoben und mit Kosten belegt. Die<br />
<strong>eb</strong>enfalls anfallenden Betri<strong>eb</strong>serschwerniskosten<br />
zufolge von Gleissperren im Erneuerungs- oder<br />
Instandhaltungsfall wurden für die Auswertung<br />
gleich null gesetzt.<br />
Die durchgängig vorsichtige Bewertung des E<strong>in</strong>flusses<br />
verschiedener Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge spiegelt sich<br />
auch <strong>in</strong> der Kostenbasis wider: So wurde <strong>als</strong> Bezugsnetz<br />
lediglich das zweigleisige Hauptnetz der ÖBB<br />
h<strong>in</strong>terlegt, was zur Folge hat, dass gerade die kritischen<br />
Bogenbereiche der Strecken mit Radien unter<br />
600 m, die im N<strong>eb</strong>ennetz deutlich häufiger s<strong>in</strong>d,<br />
tendenziell unterbewertet werden. Weiters wurden<br />
nur Standardelemente mit schwerem, strategie-konformem<br />
Oberbau auf ausreichend tragfähigem Unterbau<br />
angesetzt, womit <strong>in</strong>frastrukturelle Unzulänglichkeiten<br />
<strong>in</strong> die Berechnung nicht e<strong>in</strong>fließen und den<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen damit auch nicht angelastet werden.<br />
4 Berechnung des<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktors<br />
Aus den bereits erläuterten Arbeitsschritten erg<strong>eb</strong>en<br />
sich anlagenspezifische Kosten, die im Bezugsnetz<br />
hochaggregiert s<strong>in</strong>d. Die Verknüpfung von Kosten,<br />
Netzsegmentierung und Bezug Kräfte/Verschleiß auf<br />
Basis der Komb<strong>in</strong>ation der E<strong>in</strong>schätzung der Kostenrelevanz<br />
durch Experten und des Erg<strong>eb</strong>nisses mathematischer<br />
Formelzusammenhänge und Algorithmen<br />
lässt e<strong>in</strong>e Auswertung der für das Bezugsnetz maßg<strong>eb</strong>lichen<br />
FKG zu. Tabelle 4 zeigt dies anlagenspezifisch<br />
und bezogen auf das h<strong>in</strong>terlegte Gesamtnetz.<br />
H<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d hier die Summe der Streckenlängen<br />
<strong>in</strong> den jeweiligen Radienklassen, die unter diesen<br />
Randbed<strong>in</strong>gungen notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen<br />
und die nach Tabelle 2 diesen Maßnahmen<br />
zugeordneten Kräfte.<br />
Der Tabelle 4 lässt sich auch die große Bedeutung<br />
der dynamischen Vertikallast entnehmen, die mit<br />
rund 57 % das Erg<strong>eb</strong>nis bee<strong>in</strong>flusst. Letztlich der<br />
ger<strong>in</strong>gen Anzahl enger Bögen im Bezugsnetz wegen<br />
haben die Horizontalkräfte e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />
E<strong>in</strong>fluss. Der Anteil der Weichen <strong>in</strong> der Auswertung<br />
wird über die Proportionen der Gesamtkosten<br />
von Weichen zu Gleisen ermittelt und ergibt, wie<br />
gezeigt, e<strong>in</strong>en Anteil von 27 %.<br />
Das relative Maß für den durch die jeweiligen<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge ausgelösten Verschleiß des Fahrwegs<br />
<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Auswirkung wird <strong>in</strong> der so genannten<br />
Bewertungszahl d ausgedrückt. Diese auch Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor<br />
genannte Zahl wird auf der Ebene<br />
der Radienklassen berechnet, da die Werte der FKG<br />
für diese Klassen spezifisch vorliegen. Diese werden<br />
jeweils zum Bezugswert des Bezugsfahrzeugs <strong>in</strong>s Verhältnis<br />
gestellt und mit der <strong>in</strong> Tabelle 4 ausgewiesenen<br />
spezifischen Relevanz multipliziert. Die Summe<br />
aller dieser Teile<strong>in</strong>träge ergibt die Bewertungszahl.<br />
Aus dieser Vorgehensweise wird ersichtlich, dass die<br />
Auswirkungen höherer Kräfte grundsätzlich l<strong>in</strong>ear<br />
angesetzt s<strong>in</strong>d. Diese Annahme basiert wiederum<br />
auf den Grundsätzen der vorsichtigen Bewertung, da<br />
davon ausgegangen werden kann, dass <strong>in</strong> aller Regel<br />
zwischen zusätzlicher Kraft und erhöhtem Verschleiß<br />
e<strong>in</strong> überl<strong>in</strong>earer Zusammenhang besteht.<br />
290 110 (2012) Heft 6
Betri<strong>eb</strong><br />
5 Umsetzung im<br />
Trassenpreissystem<br />
Dem Bezugsfahrzeug wird die Bewertungszahl<br />
1,000 zugeordnet. Die nun von 1,000 abweichenden<br />
Bewertungszahlen beschreiben damit die auf<br />
den Gleisverschleiß bezogene Kostenauswirkung<br />
unterschiedlicher Konzepte und damit Qualitäten<br />
von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen <strong>in</strong> Prozent. Beispiel: Bewertungszahl<br />
1,070 bedeutet 7 % höhere Gleiskosten<br />
gegenüber dem Bezugsfahrzeug. Die Schärfe<br />
und Aussagekraft der Bewertungszahl wurde mittels<br />
zahlreicher Sensitivitätsrechnungen überprüft. E<strong>in</strong>e<br />
unvermeidliche Unschärfe wog dabei <strong>in</strong>sbesondere<br />
im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Umsetzung <strong>in</strong> das Infrastrukturbenützungsentgelt<br />
schwer: Die Messung der fahrdynamischen<br />
Kräfte ist mit e<strong>in</strong>er Messgenauigkeit<br />
von ±5 % belegt, die unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Bewertungszahl hat.<br />
Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurde<br />
nach [5] folgende Vorgangsweise festgelegt<br />
(Tabelle 5):<br />
• Alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Bewertungszahlen unter<br />
1,000 werden <strong>als</strong> „Bonusfahrzeuge“, Kategorie<br />
A, e<strong>in</strong>gestuft. Etwaige Abweichungen der FKG<br />
im S<strong>in</strong>ne eventuell höherer Werte werden <strong>in</strong> Kauf<br />
genommen, womit das Risiko e<strong>in</strong>er „f<strong>als</strong>chen“<br />
Klassifizierung bei der Infrastruktur verbleibt.<br />
• Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit e<strong>in</strong>er Bewertungszahl größer<br />
1,000 werden grundsätzlich <strong>als</strong> „Malusfahrzeuge“,<br />
Kategorie C, e<strong>in</strong>gestuft. Bei denjenigen von<br />
ihnen jedoch, bei denen theoretisch die Möglichkeit<br />
besteht, dass sie aufgrund um 5 % zu hoch<br />
gemessener Radkräfte zu Unrecht <strong>in</strong> diese Kategorie<br />
e<strong>in</strong>gestuft würden, wird auf die E<strong>in</strong>h<strong>eb</strong>ung<br />
e<strong>in</strong>es Aufschlags beim Trassenentgelt verzichtet.<br />
Dies betrifft damit alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Bewertungszahlen<br />
zwischen 1,000 und zunächst<br />
1,050, später reduziert auf 1,030; sie bilden die<br />
Kategorie B.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Umsetzungshemmnis wurde gelöst: Für<br />
im Ausland zugelassene Fahrzeuge existieren nicht<br />
immer gemessene Radkräfte für die Radienklasse<br />
r ≤ 250 m. Die FKG Q dyn<br />
, Y qs<br />
und ΣY können jedoch<br />
h<strong>in</strong>reichend genau aus den korrespondierenden<br />
Kräften der Radienklasse 250 m ≤ r < 400 m extrapoliert<br />
werden.<br />
Der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor wurde mit 01.01.2005<br />
im Produktkatalog der damaligen ÖBB Infrastruktur<br />
Betri<strong>eb</strong> AG [6] implementiert; die Spreizung<br />
zwischen Bonusfahrzeugen mit Abschlag von<br />
0,04 EUR/Zug-km) und Malusfahrzeugen mit Zuschlag<br />
von 0,01 EUR/Zug-km betrug 5 Cent und<br />
stellt laut Vorgabe e<strong>in</strong>e Aufwandsneutralität des<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktors sicher. Diese M<strong>in</strong>im<strong>als</strong>preizung<br />
wurde auf Basis des damaligen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpools<br />
am ÖBB-Netz ermittelt. Die relativ niedrigen<br />
monetären Beträge waren dabei auf ihre<br />
wirtschaftlichen Effekte geprüft worden, da sie ja<br />
<strong>in</strong> der Zielsetzung den Investitionsentscheid e<strong>in</strong>es<br />
Fahrzeugbeschaffers bee<strong>in</strong>flussen sollten. E<strong>in</strong>e<br />
simple, statische Investitionsrechnung ergibt unter<br />
den konservativen Voraussetzungen, Lokomotivnutzungsdauer<br />
30 Jahre bei jährlich 250 000 km,<br />
immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Investitionsspielraum von rund<br />
320 000 EUR pro Tri<strong>eb</strong>fahrzeug und damit deutlich<br />
mehr <strong>als</strong> 10 % e<strong>in</strong>es angenommenen Kaufpreises<br />
von rund 2,5 Mio. EUR.<br />
TABELLE 5<br />
Klassifizierung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Reihen nach Bewertungszahl d und<br />
damit Kategorie im Produktkatalog der ÖBB Infrastruktur AG [5].<br />
Reihe d Kategorie Reihe d Kategorie<br />
Elektrolokomotiven<br />
Elektrotri<strong>eb</strong>wagen<br />
DB 101 1,054 C ÖBB 4010 1,042 C<br />
DB 110 1,080 C ÖBB 4011 0,822 A<br />
DB 111 1,069 C ÖBB 4020 1,019 B<br />
DB 112 1,077 C ÖBB 4023 0,986 A<br />
DB 139 1,080 C ÖBB 4024 0,975 A<br />
DB 140 1,069 C ÖBB 4124 0,975 A<br />
DB 151 1,123 C DB 401 0,896 A<br />
DB 152 1,115 C DB 411 0,822 A<br />
DB 182 1,036 C DB 425 0,750 A<br />
DB 185 1,019 B DB 426 0,750 A<br />
DB 186 1,019 B CD 680 0,769 A<br />
DB 189 1,051 C<br />
ÖBB 1012 1,016 B Dieseltri<strong>eb</strong>wagen<br />
ÖBB 1014 0,896 A ÖBB 5022 0,750 A<br />
ÖBB 1016 1,042 C ÖBB 5047 0,750 A<br />
ÖBB 1116 1,036 C ÖBB 5147 0,750 A<br />
ÖBB 1216 1,047 C<br />
ÖBB 1042 1,075 C Sonstige Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
ÖBB 1142 1,071 C Dampf-<br />
ÖBB 1044 1,027 B Lokomotiven<br />
1,200 C<br />
ÖBB 1144 1,027 B<br />
MAV 1047 1,036 C<br />
Schm<strong>als</strong>pur-Tfz. – B<br />
ÖBB 1063 1,004 B<br />
ÖBB 1163 0,991 A<br />
ÖBB 1064 1,073 C<br />
ÖBB 1822 0,961 A<br />
ÖBB 2016 0,931 A<br />
ÖBB 2043 0,954 A<br />
ÖBB 2143 0,925 A<br />
ÖBB 2068 0,840 A<br />
ÖBB 2070 0,805 A<br />
LTE 2150 1,028 B<br />
LTE 2170 0,977 A<br />
exDR V100 0,806 A<br />
110 (2012) Heft 6<br />
291
Betri<strong>eb</strong><br />
6 Ausblick<br />
Zum geplanten Vorgehen e<strong>in</strong>es sukzessiven Erhöhens<br />
der Spreizung kam es h<strong>in</strong>gegen nicht, im<br />
Gegenteil; der Bonusabschlag wurde auf 0,01 EUR/<br />
Zug-km reduziert. Die Steuerungswirkung bli<strong>eb</strong> damit<br />
weitgehend aus, der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor führte<br />
immerh<strong>in</strong> durch das Anwachsen der Zug-km <strong>in</strong> der<br />
Malusklasse zu Mehre<strong>in</strong>nahmen. Mit der Änderung<br />
des Schwellwertes zur Klassifikation <strong>als</strong> Malusfahrzeug<br />
mit 1,030 statt 1,050 fielen weitere Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
<strong>in</strong> die Malusklasse. Letztlich sollte jedoch die<br />
Spreizung, dass heißt die absolute Differenz der<br />
Kostensätze, zwischen Bonus- und Malusfahrzeugen<br />
erhöht werden, um tatsächlich e<strong>in</strong>en Steuerungseffekt<br />
zu erreichen.<br />
Dennoch, der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugfaktor war europaweit<br />
e<strong>in</strong>er der ersten Qualitäts-Incentives im<br />
ansonsten zumeist <strong>als</strong> F<strong>in</strong>anzierungselement verstandenen<br />
Trassenpreissystem. Der „Nachah-<br />
mungseffekt“ bli<strong>eb</strong> jedoch vorerst aus, andere<br />
Eisenbahn<strong>in</strong>frastrukturunternehmen (EIU) generierten<br />
ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Anreize, womit der Bezug<br />
zum größtenteils <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr<br />
auch ausbleiben musste.<br />
Mittlerweile gibt es <strong>in</strong> England e<strong>in</strong> System, das<br />
bezüglich des Gleisverschleißes nicht nur die Qualität<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, sondern generell auch aller<br />
Wagen und der Laufwerke monetär zu bewerten<br />
und <strong>in</strong> variable Access Charges [7] zu reflektieren <strong>in</strong><br />
der Lage ist. Auch <strong>in</strong> der Schweiz laufen mit den<br />
Arbeiten zum Verschleißfaktor Fahrbahn ähnliche Bemühungen<br />
[8]. Es bleibt zu hoffen, dass die europäischen<br />
EIU <strong>in</strong> Zukunft möglichst e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Weg f<strong>in</strong>den, solche und andere Qualitäts-Incentives<br />
zu entwickeln, um den Ressourcenverbrauch verursachungsgerecht<br />
abrechnen zu können. E<strong>in</strong> EU-weit<br />
akkordiertes Vorgehen ist nicht zu erwarten, solange<br />
es nicht e<strong>in</strong>ige Infrastrukturbetreiber g<strong>eb</strong>en wird, die<br />
den Weg <strong>in</strong> diese Richtung aufzeigen.<br />
Literatur<br />
[1] N.N.: Richtl<strong>in</strong>ie 2001/14/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates vom 26. F<strong>eb</strong>ruar 2001 über die Zuweisung<br />
von Fahrwegkapazität der Eisenbahn, die Erh<strong>eb</strong>ung von<br />
Entgelten für die Nutzung von Eisenbahn<strong>in</strong>frastruktur<br />
und die Sicherheitsbesche<strong>in</strong>igung, Brüssel, 2001.<br />
[2] Veit, P.: Kostenorientierte Entwicklung von Fahrwegstrategien<br />
– das Projekt „Strategie Fahrweg” der ÖBB.<br />
In: ÖVG Spezial (2000), Band 46, S. 22–26.<br />
[3] Veit, P.: E<strong>in</strong>fluss von Schienenfahrzeugen auf das Verhalten<br />
des Oberbaus. In: ZEVrail (2001), H. 9, S. 449–454.<br />
[4] Internationaler Eisenbahnverband (UIC): UIC Kodex<br />
714 E 4. Ausgabe, Paris, Juli 2006.<br />
[5] ÖBB Infrastruktur AG: Produktkatalog Netzzugang 2012<br />
– Version 4 – gültig ab 11. Dezember 2011, Wien, Stand<br />
14.07.2011.<br />
[6] ÖBB Infrastruktur AG: Produktkatalog Netzzugang 2005<br />
– gültig ab 01. Jänner 2005, Wien.<br />
[7] Tunna, J.; Joy, R.; Shu, X.; Madrill, B.: Methodology to<br />
Calculate Variable Usage Charges for Control Period 4<br />
UK Report No. 07-DRAFT, TTCI8UK, 2007.<br />
[8] Holzfe<strong>in</strong>d, J.: Verursachungsgerechte Trassenpreise, Vortrag<br />
an der 18. Internationalen ÖVG-Tagung, Salzburg,<br />
28. September 2011.<br />
AUTORENDATEN<br />
Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.<br />
Stefan Marschnig (37), Bau<strong>in</strong>genieurstudium<br />
TU Graz; Assistent am Institut<br />
für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft<br />
der TU Graz, Promotion 2007;<br />
seit 2008 Geschäftsführer LCC rail consult;<br />
seit 2010 Assistenzprofessor an der<br />
TU Graz.<br />
Adresse: Institut für Eisenbahnwesen<br />
und Verkehrswirtschaft,<br />
Technische Universität Graz,<br />
Rechbauerstr. 12, 8010 Graz,<br />
Österreich;<br />
Fon: +43 664 608736717,<br />
Fax: +43 316 873106717;<br />
E-Mail: stefan.marschnig@tugraz.at<br />
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292 110 (2012) Heft 6
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
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Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />
Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungsund<br />
Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />
dieser Zeit.<br />
Vor mehr <strong>als</strong> 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />
Gustav Wittfeld den Grundste<strong>in</strong> für den Aufbau e<strong>in</strong>es elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>s mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom <strong>in</strong> Preußen<br />
– es war der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />
Jahre – von der F<strong>in</strong>anzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />
Teststrecken, über die schwere Wieder<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme <strong>in</strong> den<br />
Zwanzigern und die kurze Blütezeit <strong>in</strong> den Dreißigerjahren, bis<br />
h<strong>in</strong> zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />
dem zweiten Weltkrieg.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und<br />
beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />
und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />
politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />
Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Fortschreitende Zulassungen von Tri<strong>eb</strong>zügen Talent 2<br />
Nach der Zulassung von 50 elektrischen<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen Talent 2 durch das Eisenbahn-Bundesamt<br />
(EBA) im Jahr 2011<br />
hatten weitere Zulassungen zunächst<br />
gestockt. Angesichts der drohenden<br />
Eröffnung des neuen Flughafens Berl<strong>in</strong>-<br />
Brandenburg folgten im März und April,<br />
n<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>em Treffen der Vorstände von<br />
DB und Bomdardier Transportation (BT),<br />
etwa im Wochentakt die Zulassungen<br />
Dutzender drei-, vier- oder fünfteiliger<br />
Züge für die Netze Ruhr-Sieg, Cottbus<br />
und Berl<strong>in</strong>-Brandenburg. Jeweils nur<br />
wenige Tage zuvor hatte der Hersteller<br />
für diese Fahrzeugvarianten die letzten<br />
offenen Fragen geklärt und die noch<br />
ausstehenden Sicherheitsnachweise<br />
erbracht. Das EBA verbucht für sich, die<br />
gesetzliche Prüfungsfrist von vier Monaten<br />
wiederholt nicht ausgeschöpft zu<br />
haben und sieht dies <strong>als</strong> Erg<strong>eb</strong>nis se<strong>in</strong>er<br />
„service-orientierten Herangehensweise“,<br />
bereits den Entwicklungsprozess<br />
beim Hersteller zu begleiten. Die E<strong>in</strong>haltung<br />
der oft ambitionierten Zeitpläne<br />
hänge allerd<strong>in</strong>gs von der „Entwicklungsreife<br />
des Produkts“ und der „Qualität<br />
der Nachweisführung ab“. Ob noch<br />
weitere Zulassungen fehlen, wurde nicht<br />
mitgeteilt.<br />
Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für DB Regio<br />
Als weiteren Abruf aus e<strong>in</strong>em 2008<br />
geschlossenen Rahmenvertrag hat die<br />
DB für 160 Mio. EUR bei Bombardier<br />
Transportation (BT) 16 vierteilige elektri-<br />
sche Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für den Regionalverkehr<br />
<strong>in</strong> Norddeutschland bestellt,<br />
die 2014 das Ang<strong>eb</strong>ot auf den Strecken<br />
Hamburg – Kiel und – Flensburg verdichten<br />
sollen. Die Züge bestehen aus zwei<br />
Tri<strong>eb</strong>- und zwei Mittelwagen und werden<br />
für 160 km/h zugelassen.<br />
Konventionelle DB-Lokomotiven<br />
bei Privatbahn<br />
Das DB-Werk Dessau hat im Dezember 2011 und im März 2012<br />
je e<strong>in</strong>e aufgearbeitete Güterzuglokomotive der DB-Baureihe 140<br />
an die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) überg<strong>eb</strong>en; drei<br />
weitere sollen im Frühjahr 2012 folgen. Bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren ließ<br />
die DB nicht mehr benötigte Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge konsequent verschrotten.<br />
Sandstreue<strong>in</strong>richtungen bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
vollautomatisch überwacht<br />
Die S-Bahn Berl<strong>in</strong> und Knorr-Bremse haben<br />
das vollautomatische System zur<br />
Funktionsüberwachung von Besandungsanlagen<br />
der S-Bahntri<strong>eb</strong>züge so weit<br />
entwickelt, dass ab Mai 2012 die täglichen<br />
Kontrollen durch die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<br />
entbehrlich werden. Damit entfällt<br />
für die Fahrgäste häufiges Umsteigen<br />
wegen planmäßigen Zugtausches. Im<br />
April wurde <strong>in</strong> den Werkstätten an allen<br />
umgerüsteten Fahrzeugen das neue<br />
System noch e<strong>in</strong>mal fe<strong>in</strong>justiert und die<br />
neueste Software aufgespielt. Die Entwicklung<br />
der automatischen Funktionskontrolle<br />
hatte Anfang 2011 begonnen,<br />
und für die Umsetzung <strong>in</strong>vestierte die<br />
S-Bahn rund 8 Mio. EUR.<br />
Lenkungskreis Fahrzeuge<br />
Der Lenkungskreis Fahrzeuge aus Vertretern<br />
der Eisenbahnverbände VDV, VDB,<br />
VPI, der DB, des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, des<br />
Eisenbahn-Bundesamtes, von Eisenbahn-<br />
Cert (EBC) und der Bundesnetzagentur<br />
(BNA) ist e<strong>in</strong> nationales Steuerungsgremium<br />
für Fahrzeugtechnik e<strong>in</strong>schließlich<br />
deren Schnittstellen zur Infrastruktur und<br />
zum Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>. Er hat jetzt die<br />
Technischen Regeln zur Elektromagnetischen<br />
Verträglichkeit; Nachweis der<br />
Kompatibilität von Schienenfahrzeugen<br />
mit Gleisschaltmitteln um wichtige H<strong>in</strong>weise<br />
ergänzt.<br />
294 110 (2012) Heft 6
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
DB Energie ändert Traktions- und Bremsenergiepreise<br />
Die DB Energie senkt rückwirkend zum<br />
1. Januar 2012 ihre Preise für 16,7-Hz-<br />
Energie im Hochtarif von 137,50 auf<br />
125,00 EUR/MWh und im Niedertarif von<br />
107,00 auf 106,00 EUR/MWh; der bisherige<br />
Mitteltarif entfällt. Die deutlich ger<strong>in</strong>gere<br />
Differenz zwischen den Preisstufen<br />
soll der aktuellen Entwicklung auf dem<br />
Energiemarkt entsprechen. Umgekehrt<br />
steigen die Rückspeisevergütungen im<br />
Hochtarif von 68,80 auf 85,00 EUR/MWh<br />
und im Niedertarif von 58,50 auf<br />
74,50 EUR/MWh. Das Unternehmen<br />
erklärt den Schritt mit ger<strong>in</strong>geren<br />
Netzentgelten, günstigerem E<strong>in</strong>kauf sowie<br />
zur Rückspeisung mit e<strong>in</strong>em geänderten<br />
Netzentgeltverfahren. Zusammen mit der<br />
Bundesnetzagentur (BNA) <strong>als</strong> Aufsichtsbehörde,<br />
Lieferanten und Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU) will die DB<br />
Energie auch die Energiedurchleitung neu<br />
regeln. Interessante E<strong>in</strong>zelheiten und<br />
Bewertungen sowie weitere Aspekte s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> [1] n<strong>eb</strong>st Referenzquelle zu lesen.<br />
[1] Leister, H.: Bahnstrom: DB Energie will 2013<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung beenden. In: Eisenbahn-Revue<br />
International 2012, H. 5, S. 8509.<br />
Bundesmittel für<br />
DB-Infrastruktur<br />
Die DB hat im Jahre 2011 die bereit gestellten<br />
Bundesmittel für Neu- und Ausbau<br />
von Strecken sowie für Erhaltung und<br />
Erneuerung ihrer Infrastruktur allgeme<strong>in</strong><br />
vollständig ausgeg<strong>eb</strong>en. Im Jahre 2012<br />
werden das >5 Mrd. EUR se<strong>in</strong>.<br />
Investitionen DB-Infrastruktur.<br />
Zahlenwerte aus Presse<strong>in</strong>formation DB<br />
2011 Leistungs- und F<strong>in</strong>anzierungsvere<strong>in</strong>barung 1<br />
davon Gleise, Weichen, Stellwerke<br />
Personenverkehrsanlagen 2<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />
Bundesmittel<br />
Eigenmittel<br />
Summe<br />
2,5 > 0,5 > 3,0<br />
> 2,7<br />
0,3<br />
0,1<br />
2011 Neu- und Ausbauprojekte 1,1 0,16 1,26<br />
2009 –<br />
2011<br />
Konjunkturprogramme des Bundes 3<br />
davon Neu- und Ausbau von Strecken<br />
Modernisierung 2 100 P-Verkehrsanlagen 2<br />
vier Umrichterwerke und<br />
135 km Bahnstromleitung<br />
1<br />
Erhaltung und Erneuerung<br />
2<br />
landläufig „Bahnhöfe“<br />
3<br />
besonders auch Lärmschutz<br />
1,4 0,1 1,5<br />
0,65<br />
0,33<br />
0,10<br />
DB bekämpft Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität stärker<br />
Das Bundeskrim<strong>in</strong>ialamt benennt im<br />
Bundeslag<strong>eb</strong>ild Korruption 2010, dass <strong>in</strong><br />
Deutschland im Bauwesen die meisten<br />
Fälle von aktiver Bestechung vorkommen.<br />
Unter anderem deshalb baut die DB auf<br />
ihren bestehenden Prozessen e<strong>in</strong> Compliance-Programm<br />
auf, um ihre Infrastruktur-Investitionen<br />
noch besser zu schützen.<br />
E<strong>in</strong> neuer Maßnahmenkatalog soll n<strong>eb</strong>en<br />
Betrug <strong>als</strong> Schwerpunkt auch Untreue,<br />
Korruption und Kartellabsprachen weiter<br />
erschweren. Zusammen mit der Hochschule<br />
der Polizei, Münster, wird erstm<strong>als</strong><br />
e<strong>in</strong> Lag<strong>eb</strong>ild Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität Deutsche<br />
Bahn erstellt, um damit Indikatoren<br />
zur Vorbeugung und Früherkennung zu<br />
ermitteln. Zielgruppe s<strong>in</strong>d auch die Vertragspartner:<br />
Bei Lieferanten werden<br />
<strong>eb</strong>enfalls Compliance-Systeme erwartet,<br />
<strong>in</strong> besonders sensiblen Projekten werden<br />
Auditrechte vere<strong>in</strong>bart und zukünftig<br />
werden pauschale Schadensersatzsummen<br />
bei Betrug vere<strong>in</strong>bart, wodurch Jahre<br />
dauernde Prozesse entfallen. Intern werden<br />
der DB-Risikoatlas weiter entwickelt<br />
und um e<strong>in</strong>e Tiefenanalyse der Geschäftsprozesse<br />
ergänzt sowie e<strong>in</strong>e breite Sensibilisierungskampagne<br />
für die Mitarbeitern<br />
mit Tagungen, Schulungen und Publikationen<br />
durchgeführt.<br />
Europäischer Bahnunfallbericht 2011<br />
Die Europäische Eisenbahnagentur führt<br />
seit 2006 e<strong>in</strong>e EU-weite Statistk zur Eisenbahnsicherheit<br />
und veröffentlicht die<br />
Zahlen <strong>als</strong> so genannte Common Safety<br />
Indicators (CSIs). Die 27 Mitgliedsstaaten<br />
s<strong>in</strong>d zum Melden ihrer Zahlen per<br />
30. Sep tember jeden Jahres verpflichtet.<br />
Die vollständigen Daten veröffentlicht die<br />
Agentur jährlich im Railway Safety Performance<br />
Report, und dazu E<strong>in</strong>zelheiten zu<br />
ernsten Unfällen <strong>in</strong> Europa. Mit dem<br />
Vorbehalt, dass die Erfassungssysteme <strong>in</strong><br />
den e<strong>in</strong>zelnen Ländern erst nach und<br />
nach entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen die EUe<strong>in</strong>heitlichen<br />
Def<strong>in</strong>itionen erst für 2010<br />
übernommen wurden, sank die Zahl der<br />
Ereignisse im Jahr 2009 um 10 %, davon<br />
am meisten bei Entgleisungen und sonstigen<br />
Unfällen. Von den im Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
getöteten Personen (Tabelle) hatten 60 %<br />
unerlaubt Bahngelände betreten und<br />
knapp 30 % e<strong>in</strong>en höhengleichen Bahnübergang<br />
(BÜ) benutzt, während nur 5 %<br />
Betri<strong>eb</strong>sangehörige oder Reisende waren.<br />
Die Unfallzahl an diesen BÜ machte e<strong>in</strong><br />
Viertel aller ernsten Unfälle aus, ist aber<br />
immerh<strong>in</strong> gegenüber 2006-2007 halbiert.<br />
Die Zahl der Selbsttötungen bli<strong>eb</strong><br />
praktisch gleich groß.<br />
Bahnbetri<strong>eb</strong>sunfälle 2009 <strong>in</strong> den<br />
EU-Mitgliedsländern.<br />
Zugläufe<br />
schwere Bahnbetri<strong>eb</strong>sunfälle<br />
Getötete gesamt<br />
schwer Verletzte<br />
Zahl höhengleicher<br />
Bahnübergänge<br />
Gesamtzahl Unfälle<br />
Getötete<br />
schwer Verletzte<br />
10 9 km 4<br />
2 401<br />
1 256<br />
1 236<br />
124 000<br />
619<br />
359<br />
327<br />
Selbsttötungen 2 743<br />
110 (2012) Heft 6<br />
295
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Doppelstock-TGV planmäßig im Verkehr Frankreich – Deutschland<br />
Nachdem dies <strong>in</strong> Frankreich Ende 2011<br />
erledigt war, hat das Eisenbahn-Bundesamt<br />
(EBA) nach den umfangreichen<br />
Versuchsfahrten die ersten von 30 SNCF-<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>zügen TGV-<br />
2N2-Euroduplex auf deutschen Strecken<br />
zugelassen, Dank guter Zusammenarbeit<br />
zwischen Antragsteller<strong>in</strong> und den Behörden<br />
beider Länder konnte die gesetzliche<br />
Vier-Monate-Prüffrist unterschritten werden.<br />
Die Züge mit ihrer merklich höheren<br />
Platzzahl können nun nach und nach auf<br />
den stark benutzten Verb<strong>in</strong>dungen Paris<br />
– Saarbrücken – Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und –<br />
Straßburg – Stuttgart (– München) die<br />
e<strong>in</strong>stöckigen, oft überfüllten TGV ersetzen.<br />
Seit Betri<strong>eb</strong>saufnahme dieser beiden<br />
L<strong>in</strong>ien im Juni 2007 s<strong>in</strong>d hier rund 6 Mio.<br />
Passagiere gefahren; die Marktanteile<br />
gegenüber Flugzeug und Auto liegen hier<br />
bei gut 25 und sogar bei 56 %. Vor Allem<br />
konnten DB und SNCF <strong>in</strong> Kooperation die<br />
täglichen Direkt verb<strong>in</strong>dungen Frankfurt<br />
(Ma<strong>in</strong>) – Marseille (ab 14:00, an 21:46)<br />
und zurück (ab 08:14, an 15:58) aufnehmen,<br />
das ist durch die neue Schnellfahrstrecke<br />
Rhe<strong>in</strong>-Rhône um ≤ 90 m<strong>in</strong> kürzer<br />
<strong>als</strong> früher. Abschnittsweise wird 320 km/h<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit gefahren. Unterwegshalte<br />
s<strong>in</strong>d Mannheim, Karlsruhe,<br />
Baden-Baden, Straßburg, Mülhausen,<br />
Lyon, Avignon und Aix-en-Provence.<br />
Fernverkehrs-Doppelstockzüge der SBB bis zu zwei Jahre verspätet<br />
Die neuen Doppelstockzüge für den Fernverkehr<br />
[1] kommen statt zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember 2013 möglicherweise<br />
erst Ende 2015 zum E<strong>in</strong>satz. Zum<br />
Designstudie zu den Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bildmontage,<br />
die deren E<strong>in</strong>satz ab 2013 veranschaulicht (Bild: SBB).<br />
Teil resultiert das aus e<strong>in</strong>em Urteil des<br />
Bundesverwaltungsgerichts, das zu anderen<br />
und weiteren Gestaltungen für Beh<strong>in</strong>derte<br />
und Rollstühle verpflichtet; e<strong>in</strong><br />
Aufzug zum Speiseraum im Oberdeck<br />
wurde dagegen abgelehnt. Die SBB sieht<br />
<strong>in</strong> dem Urteil e<strong>in</strong> Präjudiz und str<strong>eb</strong>t mit<br />
dem Instanzenschritt zum Bundesgericht<br />
Rechtssicherheit für künftige Projekte an,<br />
denn das Bundesamt für Verkehr (BAV)<br />
hatte die Typenskizzen <strong>als</strong> dem Beh<strong>in</strong>dertengesetz<br />
konform und ausreichend<br />
erklärt. Unabhängig vom Entscheid rechnet<br />
die SBB durch erhöhten Planungsund<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gsaufwand mit ≤ 8 Monaten<br />
Verzögerung. Dazu kommen weitere<br />
vier Monate, nachdem rund 200 Anspruchs-<br />
und Interessengruppen im ersten<br />
Halbjahr 2011 beim Besichtigen der<br />
1:1-Holzmodelle rund 1 000 Verbesserungsvorschläge<br />
abgeg<strong>eb</strong>en hatten, von<br />
denen so viele wie möglich berücksichtigt<br />
werden sollen. Die andere Hälfte des<br />
Lieferverzugs rührt daher, dass der Hersteller<br />
bei der Detailentwicklung die Kastenauslegung<br />
für Dauerfestigkeit ändern<br />
musste. Wer welche Kosten hieraus übernehmen<br />
muss, wird derzeit verhandelt;<br />
über die Höhe der vertraglich vorgesehenen<br />
Konvention<strong>als</strong>trafen soll geschwiegen<br />
werden. – Um <strong>in</strong> der Übergangszeit Komforte<strong>in</strong>brüche<br />
zu vermeiden, <strong>in</strong>vestiert die<br />
SBB <strong>in</strong> die Instandhaltung und Modernisierung<br />
vorhandener Fahrzeuge. Im Gegensatz<br />
zur DB kommuniziert die SBB<br />
auch solche unangenehmen Vorgänge<br />
zeitnah und offen.<br />
[1] B<strong>in</strong>swanger, M.: SBB beschaffen 59 Doppelstockzüge<br />
für den Fernverkehr. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 6, S. 273–274.<br />
Werkstatthalle für neue Fernverkehrsflotte<br />
Für die Instandhaltung ihrer neuen Fernverkehrs-Doppelstockzüge<br />
baut die SBB<br />
für 123 Mio. CHF <strong>in</strong> Zürich-Herdern e<strong>in</strong>e<br />
neue Anlage, deren Werkstatthalle mit<br />
420 m e<strong>in</strong>es der längsten G<strong>eb</strong>äude der<br />
Stadt wird.<br />
Spatenstich für Semmer<strong>in</strong>g-Basistunnel<br />
Nach drei Jahrzehnten Vorbereitungsarbeiten<br />
gab es Ende April e<strong>in</strong>en symbolischen<br />
Spatenstich für den Semmer<strong>in</strong>g-<br />
Basistunnel (SBT), e<strong>in</strong> Schlüsselprojekt für<br />
die Südbahn, die <strong>eb</strong>enso wie die Westbahn<br />
und die Brennerachse im Kernnetz<br />
des TEN-T liegen. Im Personenverkehr<br />
sollen ab 2024 die Reisezeiten zwischen<br />
Wien und Graz von 2 2 / 3<br />
auf 1 5 / 6<br />
h und<br />
zwischen Wien und Klagenfurt von 4 auf<br />
2 2 / 3<br />
h s<strong>in</strong>ken. Der Güterverkehr über den<br />
Semmer<strong>in</strong>g und das südlichere Mittelg<strong>eb</strong>irge<br />
Wechsel hat sich seit 1994 verdoppelt<br />
und ist damit am stärksten von allen<br />
Alpenquerungen gestiegen; die Verkehrsprognose<br />
2025+ erwartet hierfür weitere<br />
80 % Zuwachs. E<strong>in</strong>e aktuelle Studie<br />
nennt für die Bahnprojekte Hauptbahnhof<br />
Wien, Pottendorfer L<strong>in</strong>ie, SBT, Hauptbahnhof<br />
Graz und Koralmbahn beim Bau<br />
10 000 und beim Betri<strong>eb</strong> 15 000 Arbeitsplätze<br />
<strong>in</strong> Österreich sowie 30 % direkten<br />
Rückfluss der Investitionen <strong>als</strong> Steuere<strong>in</strong>nahmen.<br />
296 110 (2012) Heft 6
Unternehmen Nachrichten<br />
Neue Sh<strong>in</strong>kansen-Generation<br />
mit Knorr-Bremse<br />
JR East, e<strong>in</strong>e der si<strong>eb</strong>en Nachfolgegesellschaften der<br />
1987 privatisierten JNR und mit täglich 17 Mio. Reisenden<br />
auf >7 500 km Strecken die weltgrößte Schienenpersonenverkehrsgesellschaft,<br />
lässt <strong>in</strong> ihren 23 neuen<br />
Sh<strong>in</strong>kansen-Zügen E6 die Tri<strong>eb</strong>drehgestelle mit Bremsscheiben,<br />
ultrakompakten und -leichten Bremszangen<br />
und ISOBAR-S<strong>in</strong>ter-Belägen ausrüsten. Die Züge sollen<br />
ab Frühjahr 2013 zwischen Tokio und Akita an der<br />
Westküste der Haupt<strong>in</strong>sel Honshu fahren und dabei bis<br />
Morioko mit den bislang e<strong>in</strong>gesetzten E5-Zügen gekoppelt<br />
werden. Ihre anfängliche Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
300 km/h soll im Frühjahr 2014 soll auf 320 km/h angehoben<br />
werden.<br />
Die neuen Sh<strong>in</strong>kansen E6 sollen Bremsen von Knorr erhalten.<br />
Siemens liefert Signaltechnik für Athener U-Bahn<br />
Siemens wird die knapp 16 km lange<br />
Erweiterung der U-Bahnl<strong>in</strong>ien 2 und 3 <strong>in</strong><br />
Athen ausrüsten. Im Auftrag enthalten<br />
s<strong>in</strong>d Lieferung, Installation und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
von elektronischen Stellwerken<br />
vom Typ Sicas, der automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussung<br />
LZB 705M und des Betri<strong>eb</strong>sleitsystems<br />
Vicos 111 sowie e<strong>in</strong>er<br />
kompletten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanlage für die zu-<br />
künftige Schulung von Personal. Ferner<br />
werden 17 Fahrzeuge mit den entsprechenden<br />
Siemens-Geräten ausgerüstet.<br />
Der erste Bauabschnitt, bei dem die<br />
L<strong>in</strong>ien 2 und 3 um <strong>in</strong>sgesamt 8,5 km und<br />
si<strong>eb</strong>en Stationen erweitert werden, soll<br />
im Herbst 2013 den Betri<strong>eb</strong> aufnehmen.<br />
In e<strong>in</strong>er zweiten Ausbaustufe s<strong>in</strong>d weitere<br />
7,5 km und sechs Stationen der L<strong>in</strong>ie 3<br />
bis zum Hafen von Piräus vorgesehen.<br />
Der Ausbau soll die Verkehrssituation der<br />
griechischen Hauptstadt deutlich verbessern.<br />
Betreiber Attiko Metro erwartet<br />
bereits nach der ersten Ausbaustufe<br />
täglich rund 160 000 Fahrgäste auf den<br />
neuen Streckenabschnitten, das würde<br />
rund 30 000 Autos und 130 t CO 2<br />
weniger<br />
entsprechen.<br />
Bombardier produziert Monorail-<br />
Fahrzeuge <strong>in</strong> Brasilien<br />
E<strong>in</strong>en neuen globalen Produktionsstandort für Monorail-Fahrzeuge<br />
eröffnete Bombardier Transportation im brasilianischen Hortolândia<br />
nordwestlich von São Paulo. Erste Fahrzeuge sollen im<br />
Laufe des Jahres die Fertigungsstraße verlassen. Der Standort soll<br />
auch e<strong>in</strong>en Beitrag zu e<strong>in</strong>er stärkeren <strong>in</strong>dustriellen Entwicklung<br />
des Landes leisten. N<strong>eb</strong>en 250 neuen Arbeitsplätze direkt <strong>in</strong> der<br />
Fertigung entstehen etwa 500 <strong>in</strong>direkte Stellen bei lokalen Zulieferern.<br />
Der erste Auftrag umfasst die Lieferung von 54 INNOVIA<br />
Monorail 300-Zügen mit je si<strong>eb</strong>en Wagen (378 Wagen <strong>in</strong>sgesamt)<br />
für Metro São Paulo. Es soll täglich von über 500 000<br />
Fahrgästen genutzt werden und die Fahrzeiten zwischen den<br />
Stationen Vila Prudente und Cidade Tiradentes auf der L<strong>in</strong>ie 2<br />
der Metro São Paulo von fast zwei Stunden auf rund 50 m<strong>in</strong><br />
verkürzen. Der erste Zug wird noch <strong>in</strong> Kanada produziert und<br />
getestet, die übrigen Monorail-Wagen sollen bereits <strong>in</strong> Brasilien<br />
gefertigt werden.<br />
Monorail 300-Zug für São Paulo (Designstudie: Bombardier Transportation).<br />
110 (2012) Heft 6<br />
297
Nachrichten Energie und Umwelt<br />
Elektromobilität<br />
Abgesehen davon, dass unter dem Begriff<br />
Elektromobilität wieder nur der Individualverkehr<br />
gesehen wird, nennt mit e<strong>in</strong>em<br />
großen Fragezeichen e<strong>in</strong> Kurzbeitrag <strong>in</strong><br />
Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE dazu folgende Zahlen:<br />
Flüssige Kohlenwasserstoffe liefern via<br />
Verbrennungsmotoren trotz deren bescheidener<br />
Wirkungsgrade heute etwa<br />
2,5 MWh/kg am Rad, Verbesserungen<br />
werden 4 MWh/kg br<strong>in</strong>gen, heutige<br />
Batterien bieten analog 0,1 MWh/kg. Aus<br />
Nutzersicht s<strong>in</strong>d 1 MWh/kg erforderlich,<br />
es müssen die Preise der Batteriesysteme<br />
von heute 500 CHF/kg reziprok s<strong>in</strong>ken<br />
und deren L<strong>eb</strong>ensdauer muss den zwölf<br />
Jahren e<strong>in</strong>es normalen PkW entsprechen.<br />
Der Benz<strong>in</strong>zapfhahn speist 5 MW netto,<br />
Elektroladestationen müssen <strong>als</strong>o deutlich<br />
leistungsfähiger werden <strong>als</strong> heute. Für<br />
e<strong>in</strong>en kompletten Ersatz der heute rund<br />
4,2 Mio. Kraftfahrzeuge <strong>in</strong> der Schweiz<br />
würden CO 2<br />
-frei erzeugte 10 bis<br />
15 TWh/a benötigt. Zum Vergleich: SBB<br />
und mitversorgte <strong>Bahnen</strong> brauchen heute<br />
2,4 TWh/a, die DB etwa 11 TWh/a elektrische<br />
Zugförderenergie.<br />
Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012), Heft 3.<br />
Abfallprobleme bei SBB<br />
In 2011 hat die SBB aus Zügen und von<br />
Verkehrsanlagen 5 700 t Altpapier, 50 t<br />
Glas, 160 t PET-Flaschen recycelt und<br />
32 000 t sonstige Abfälle entsorgen<br />
müssen (Zahlen gerundet). Weil die<br />
Mengen ständig wachsen, hat das Unternehmen<br />
e<strong>in</strong>e nationale Plakataktion<br />
gegen das Litter<strong>in</strong>g gestartet; Studien<br />
hätten gezeigt, dass Sauberkeit positiv<br />
auf die Kundenzufriedenheit wirkt. Zugleich<br />
wird <strong>in</strong> neun großen Bahnhöfen<br />
e<strong>in</strong>e Abfalltrennung schon beim Abwurf,<br />
wie sie schon seit Langem bei der DB<br />
ang<strong>eb</strong>oten wird, durch das Publikum<br />
getestet.<br />
Nachrichten Personen<br />
Neuer VDB-Präsident<br />
Am 25 April wurde Michael Clausecker,<br />
seit Ende März Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Bombardier Transportation<br />
Deutschland, zum neuen Präsidenten<br />
des Verbandes der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />
Deutschland (VDB) e.V. gewählt. M. Clausecker<br />
übernimmt auch hier die Position<br />
von Dr. Klaus Baur, der <strong>in</strong> den Ruhestand<br />
geht.<br />
Neuer Vorstandsvorsitzender Alstom Deutschland<br />
Vorsitzender des Vorstands der Alstom<br />
Deutschland GmbH ist zum 1. April 2012<br />
Alf Henryk Wulf (49) geworden, zuvor <strong>in</strong><br />
gleicher Funktion bei Alcatel-Lucent<br />
Deutschland AG. Wesentliche Alstom-Niederlassungen<br />
<strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Salzgitter für Regionalzüge, <strong>in</strong> Mannheim<br />
für Stromerzeugungs- und <strong>in</strong> Mönchengladbach<br />
für Stromübertragungsanlagen.<br />
Neuer VDV-Geschäftsführer Technik<br />
Voraussichtlich am 1. September 2012<br />
wird Mart<strong>in</strong> Schmitz (40) beim Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />
die bislang vakante Stelle des Geschäftsführers<br />
Technik übernehmen. M. Schmitz<br />
studierte Elektrotechnik an der Technischen<br />
Universität Darmstadt und der Ecole<br />
Nationale de l’Aviation Civile <strong>in</strong> Toulouse.<br />
Beim Fahrzeughersteller Vossloh hatte er<br />
seit 1998 verschiedene Funktionen <strong>in</strong>ne,<br />
unter anderem <strong>als</strong> Geschäftsfeldleiter<br />
elektrische Antri<strong>eb</strong>e für Straßenfahrzeuge<br />
und Market<strong>in</strong>g, <strong>als</strong> Abteilungs leiter Vertri<strong>eb</strong><br />
und Market<strong>in</strong>g sowie <strong>als</strong> Mitglied der<br />
Geschäftsleitung.<br />
298 110 (2012) Heft 6
Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />
Hundert Jahre öffentliche Elektrizitätsversorgung<br />
Vorsicht,<br />
Hochspannung!<br />
Lokalterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em norwegischen Bahnumrichterwerk<br />
(Foto: Jernbaneverket).<br />
„Volkswirtschaftliches Denken ist leider bei uns noch ke<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>gut<br />
geworden. Sonst wäre e<strong>in</strong>e höchst bedenkliche Ersche<strong>in</strong>ung unseres jüngsten<br />
Wirtschaftsl<strong>eb</strong>ens völlig ausgeschlossen, e<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung, die nichts<br />
weniger bedeutet <strong>als</strong> e<strong>in</strong>en Rückfall <strong>in</strong> die schlimmsten Zeiten schrankenloser<br />
manchesterlicher Wirtschaft. Was aber früher schon verhängnisvoll war,<br />
muß bei dem heutigen Stand des Großkapitalismus und der Trustwirtschaft<br />
zur L<strong>eb</strong>ensgefahr werden. Die Ersche<strong>in</strong>ung, an die hier gedacht ist,<br />
besteht dar<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong>ige wenige Unternehmen darauf ausgehen, unser<br />
ganzes Land mit e<strong>in</strong>em privaten oder doch unter privatem E<strong>in</strong>fluß stehenden<br />
Netze zur Versorgung mit elektrischer Energie zu überziehen. Den<br />
Behörden und den Organen der Selbstverwaltung <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>de, Kreis und<br />
Prov<strong>in</strong>z muß zum Teil der Vorwurf gemacht werden, diese Entwicklung<br />
unterstützt zu haben und zu unterstützen – gewiß <strong>in</strong> guter Absicht, aber <strong>in</strong><br />
unverantwortlicher Verkennung der wirklichen Sachlage.“ – Dieser Text<br />
stammt nicht etwa aus dem aktuellen Programm e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schlägig orientierten<br />
politischen Partei, sondern aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />
10 (1912): Aus e<strong>in</strong>em Aufsatz „Private Elektrizitätsmonopole“ (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
anderen Zeitschrift) <strong>als</strong> Kronzeugnis zitiert von Dipl.-Ing. P. Berger, dessen<br />
Buch „Die elektrische Hofzentrale des Landwirtes“ <strong>in</strong> der Bücherschau <strong>in</strong><br />
Heft 17 von Kyser <strong>als</strong> „Kampfschrift“ verrissen worden war, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Replik<br />
<strong>in</strong> Heft 24, gefolgt wiederum von Bemerkungen des Rezensenten dazu.<br />
Vorübergehend grenzenlos<br />
Regelwerks-Nr. Regelwerkstitel Gültig ab Bemerkungen<br />
491.9201 Übersicht der Grenzlasten der NL Ost 12.12.2010 Gültig bis 10.11.2011<br />
491.9201 Übersicht der Grenzlasten der NL Ost 11.12.2011<br />
(aus Schiennennetz-Benutzungsbed<strong>in</strong>gungen der<br />
DB Netz AG 2012 Anlage 2 Netzzugangsrelevantes<br />
Regelwerk - Zusammenstellung, mit denselben<br />
Kalenderdaten für die anderen sechs Niederlassungen<br />
(NL))<br />
Netzstabilität<br />
„Dem Kläger war <strong>in</strong> dem Straßenbahnwagen<br />
aus dem Gepäcknetz e<strong>in</strong>e sehr große<br />
fremde Hutschachtel auf den Kopf gefallen.<br />
Die E<strong>in</strong>rede des Mitverschuldens des<br />
Klägers an se<strong>in</strong>er Verletzung ist zurückgewiesen,<br />
er kannte das außergewöhnliche<br />
Gewicht der Hutschachtel (30 Pfd.) nicht<br />
und brauchte deren Herabfallen nicht zu<br />
erwarten.“ (Reichsgericht 3. F<strong>eb</strong>ruar<br />
1912; aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und<br />
<strong>Bahnen</strong> 10 (1912), Heft 17 „Aus dem<br />
Rechtsl<strong>eb</strong>en“).<br />
M<strong>in</strong>isterbeleidigung<br />
„Wie schwierig das ist, zeigt das Beispiel<br />
der Bahn-Oberleitungen. Verkehrsm<strong>in</strong>ister<br />
Peter Ramsauer hatte bereits vor-<br />
schlagen, sie für den Stromtransport zu<br />
nutzen.“ (aus der Saarbrücker Zeitung<br />
vom 4. Mai 2012 <strong>in</strong> der Antwort e<strong>in</strong>es<br />
Wirtschaftsredakteurs auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Leservorschlag).<br />
110 (2012) Heft 6<br />
299
Impressum<br />
7. und<br />
8. März<br />
2013<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Mart<strong>in</strong> A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, München<br />
Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Axel Güldenpenn<strong>in</strong>g, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atk<strong>in</strong>s Sverige AB, Västers (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berl<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Redaktionsleitung:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />
Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />
E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />
Internet: http://www.oldenbourg.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />
Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />
E-Mail: leserservice@oiv.de<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Pr<strong>in</strong>t 295,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
E<strong>in</strong>zelheft 34,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
E<strong>in</strong>zelausgabe <strong>als</strong> ePaper 34,00 €<br />
Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 383,50 €<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
300
Term<strong>in</strong>e<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />
exporail 2012<br />
14.06.2012 TU Darmstadt<br />
Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />
E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />
Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />
07.-09.11.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />
Moskau (RU) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />
E-Mail: exporailrussia@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.exporailrussia.com<br />
Africa Rail 2012<br />
12. Signal+Draht-Kongress<br />
25.-29.6.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />
Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463-6001, Fax: -6903;<br />
E-Mail: enquiry.za@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />
Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />
RAIL POWER EUROPE 2012<br />
26.-27.06.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />
Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +44 20 7092-1000, Fax: -1508,<br />
E-Mail: enquiry.uk@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />
Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />
UIC High Speed Congress 2012<br />
10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />
Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com,<br />
Internet: www.uic-highspeed2012.com/<br />
12. Internationale Schienenfahrzeugtagung<br />
12.-14.09.2012 TU Dresden<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 462-2733, Fax: -2199,<br />
E-Mail: rad@mw.htw-dresden.de,<br />
Internet: www.rad-schiene.de<br />
InnoTrans<br />
08.-09.11.2012 DVV Media Group GmbH<br />
Fulda (DE)<br />
c/o punktgenau GmbH<br />
Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com,<br />
Internet: www.eurailpress.de<br />
8. Eisenbahn Forum<br />
27.-28.11.2012 Schreck-Mieves<br />
Darmstadt(DE) Fon: +49 6502 9941-66, Fax: -68,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@schreck-mieves.de,<br />
Internet: www.schreck-mieves-sem<strong>in</strong>are.de<br />
Exporail India<br />
06.-07.12.2012 Info: Mack Brooks<br />
New Delhi (IN) Fon: +44 1727 814400,<br />
Internet: www.mackbrooks.com/events,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk<br />
6. acrps – a.c. rail power supply –<br />
Internationale Konferenz für Energieversorgungs -<br />
anlagen von Wechselstrombahnen<br />
07.–08.03.2013 Internet: www.acrps.<strong>in</strong>fo,<br />
Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige <strong>in</strong> diesem Heft)<br />
18.-21.09.2012 Messe Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +49 30 3038-0, Fax: -2325,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>notrans@messe-berl<strong>in</strong>.de,<br />
Internet: www.<strong>in</strong>notrans.de
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