eb - Elektrische Bahnen Intelligente Lösungen für die Mobilität von morgen (Vorschau)
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<strong>Elektrische</strong><br />
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im Verkehrswesen<br />
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8-9/2014<br />
August / September<br />
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Standpunkt<br />
Mit innovativer Bahntechnik<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen der Zukunft<br />
meistern<br />
Mit über 2 700 Ausstellern aus 51 Ländern<br />
kann <strong>die</strong> InnoTrans 2014 zu ihrer zehnten<br />
Jubiläumsveranstaltung einen neuen<br />
Ausstellerrekord verzeichnen. Das stetige<br />
Wachstum der Messe ist auch Ausdruck der steigenden<br />
Nachfrage nach effizienter und umweltfreundlicher<br />
<strong>Mobilität</strong>: sei es beim Transport <strong>von</strong> Gütern über<br />
<strong>die</strong> Schiene, den Hochgeschwindigkeitsverbindungen<br />
zwischen Metropolen oder dem Regional- und<br />
Nahverkehr in den boomenden Megastädten und<br />
Ballungsräumen.<br />
Dass Bahntechnik ein aussichtsreiches Geschäftsfeld<br />
bleibt, zeigen auch <strong>die</strong> gut gefüllten Auftragsbücher<br />
der in Deutschland ansässigen Bahntechnikhersteller.<br />
Mit 14,9 Mrd. EUR konnte <strong>die</strong> Bahnindustrie in<br />
Deutschland im Gesamtjahr 2013 einen neuen Auftragsrekord<br />
verzeichnen. Das Plus <strong>von</strong> rund 42 % gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum 2012 fällt bemerkenswert<br />
hoch aus und übertrifft auch den bisherigen<br />
Spitzenwert aus dem Jahr 2011 <strong>von</strong> 14,5 Mrd. EUR. Die<br />
Nachfrage aus dem Inland umfasst dabei 7,3 Mrd. EUR<br />
und liegt damit leicht unter der Nachfrage aus dem<br />
Ausland. Beide Geschäftsfelder stiegen kräftig: <strong>die</strong> Bestellungen<br />
auf dem heimischen Markt um rund 33 %,<br />
<strong>die</strong> des Auslands sogar um stolze 52 %. Dieser beachtliche<br />
Exportanteil unterstreicht <strong>die</strong> internationale<br />
Ausrichtung der Bahnindustrie in Deutschland. Da<strong>für</strong><br />
stehen nicht nur <strong>die</strong> weltweit tätigen Systemhäuser,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Unternehmen der innovativen mittelständischen<br />
Zulieferindustrie. Für <strong>die</strong>se kleinen und<br />
mittleren Unternehmen, <strong>die</strong> das Rückgrat der Bahnindustrie<br />
in Deutschland bilden, engagiert sich der VDB<br />
<strong>eb</strong>enfalls sehr stark.<br />
So positiv das hohe Bestellvolumen auch ist – es steht<br />
in deutlichem Kontrast zu den rückläufigen Umsätzen<br />
der Branche im vergangenen Jahr. Insbesondere ein erh<strong>eb</strong>licher<br />
Stau bei der Zulassung und Inbetri<strong>eb</strong>setzung<br />
<strong>von</strong> Schienenfahrzeugen hat zu <strong>die</strong>ser wenig erfreulichen<br />
Geschäftsentwicklung beigetragen. Durch <strong>die</strong><br />
Ende Juni 2013 in Kraft getretene Übergangsregelung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zulassung <strong>von</strong> Bahntechnik können Unternehmen<br />
nun erleichterte Verfahren in Anspruch nehmen.<br />
Erste Erfahrungen mit dem neuen Zulassungsregime<br />
verliefen erfolgreich und ermöglichten ein deutlich<br />
schnelleres Vorgehen als bisher. Umso wichtiger ist es<br />
nun, dass <strong>die</strong> angestoßene Zulassungsreform, insbesondere<br />
<strong>von</strong> Schienenfahrzeugen, nun auch zügig in<br />
der Gesetzg<strong>eb</strong>ung verankert wird.<br />
Ebenso wichtig wie <strong>die</strong> erfolgreiche Umsetzung der<br />
Zulassungsreform ist eine angemessene Finanzierung<br />
des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in Deutschland.<br />
Die finanzielle<br />
Basis da<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> Regionalisierungsmittel,<br />
<strong>die</strong> der Gesetzg<strong>eb</strong>er in<br />
<strong>die</strong>sem Jahr einer Revision<br />
unterzieht. Alle Experten<br />
des Eisenbahnsektors,<br />
einschließlich<br />
der Länderverkehrsminister,<br />
sind sich einig,<br />
dass das hier<strong>für</strong> zur<br />
Verfügung stehende<br />
Budget ab dem<br />
kommenden Jahr auf<br />
8,5 Mrd. EUR erhöht<br />
werden muss. Darüber<br />
hinaus ist eine jährliche<br />
Dynamisierung<br />
der Finanzmittel <strong>von</strong><br />
deutlich über 1,5 %<br />
notwendig. Denn nur<br />
durch eine angemessene<br />
Finanzierung kann<br />
das Ang<strong>eb</strong>ot im SPNV<br />
auch in Zukunft attraktiv gestaltet und so <strong>die</strong> Erfolgsgeschichte<br />
des SPNV fortgesetzt werden.<br />
Mit ihren innovativen Entwicklungen trägt <strong>die</strong><br />
Bahnindustrie dem Anspruch moderner Gesellschaften<br />
nach <strong>Mobilität</strong>, L<strong>eb</strong>ensqualität und Wohlstand<br />
Rechnung. Der weltweit zunehmende Schienengüterverkehr<br />
bildet <strong>die</strong> Grundlage <strong>für</strong> das Wachstum vieler<br />
Wirtschaftsräume. Aber auch beim Nahverkehr steigt<br />
der Bedarf an leistungsfähigen Verkehrssystemen wie<br />
Regional-, Stadt- und Straßenbahnen. Durch den<br />
Ausbau und <strong>die</strong> Optimierung <strong>die</strong>ser Systeme können<br />
in Städten und Regionen <strong>für</strong> Millionen Menschen Reisezeiten<br />
verkürzt und der Fahrkomfort erhöht werden.<br />
Zusätzlich wird damit ein wesentlicher Beitrag<br />
<strong>für</strong> eine anhaltende CO 2 -Reduzierung geleistet. Für<br />
all <strong>die</strong>se Anforderungen bietet <strong>die</strong> Bahnindustrie intelligente<br />
<strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> nachhaltige <strong>Mobilität</strong> <strong>von</strong><br />
heute und <strong>morgen</strong>. Überzeugen Sie sich selbst da<strong>von</strong><br />
auf den Messeständen unserer Unternehmen auf der<br />
InnoTrans 2014.<br />
Prof. Dr. Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer<br />
Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.<br />
112 (2014) Heft 7<br />
445
Inhalt<br />
8-9 / 2014<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
445 R. Pörner<br />
Mit innovativer Bahntechnik<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen der Zukunft<br />
meistern<br />
Fokus<br />
Praxis<br />
448 M. Schmalz<br />
Erste Schaltanlage TracFeed ® TAC <strong>für</strong><br />
25 kV in Großbritannien<br />
450 Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge KISS und MUTZ<br />
453 Stadtbahnfahrzeuge FLEXITY Swift <strong>für</strong><br />
Karlsruhe<br />
455 Direktvergabe der Verkehrsleistungen<br />
auf dem Teilnetz Ring der S-Bahn Berlin<br />
456 M. Schuler<br />
Oberleitungserneuerungen in der<br />
Schweiz<br />
459 G. Ehringer<br />
Powerlines Group verstärkt Beratung und<br />
Produktbereich <strong>für</strong> Bahnelektrifizierungen<br />
Hauptbeiträge<br />
Grundlagen<br />
462 S. Nydegger<br />
Untersuchung <strong>von</strong> Maßnahmen zur<br />
Energieersparnis bei DC-<strong>Bahnen</strong> mittels<br />
Netzsimulation<br />
Analysis of energy-saving measures on<br />
DC railways through railway systems<br />
simulations<br />
Analyse des actions pour économiser de<br />
l’énergie dans des DC-réseaux ferroviaires<br />
à l’aide de simulations
Inhalt<br />
468 S. Hardel, S. Körner, A. Stephan<br />
Leistung oder Spannung? – Korrekte elektrische<br />
Netzberechnung <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Power or Voltage? – Proper power supply calculations<br />
for railways<br />
Puissance ou tension? – Calculer correctement le réseau<br />
électrique pour les lignes de chemin de fer<br />
476 U. Behmann, T. Schütte<br />
Niederfrequenz – nicht nur <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Low frequency – not only for railways<br />
Fréquence basse – pas seulement pour les chemins de fer<br />
Operation<br />
486 C. Götz, D. Morton<br />
An integrated solution for London’s rail development<br />
Integrierte Lösung <strong>für</strong> Londons Bahnverkehr<br />
Solution intégrée pour le trafic ferroviaire de Londres<br />
Erdung und Rückleitung<br />
530 I. Zielinski, M. Schweller<br />
Automatische Erdungseinrichtung mit<br />
Typenzulassung in der Schweiz<br />
Automatic earthing device with type approval in<br />
Switzerland<br />
Dispositif de mise à la terre automatique avec<br />
homologation en Suisse<br />
538 P. Höfig, S. Körner, A. Stepahn, B. Richter,<br />
B. Doser<br />
Beanspruchungsermittlung <strong>von</strong><br />
Niederspannungsbegrenzern bei<br />
Gleichstrombahnen durch Simulation<br />
Investigation of the load of voltage limiting devices<br />
in DC railways using simulation<br />
Calcul des contraintes de limiteurs de basses<br />
tensions sur les lignes à courant continu par<br />
simulation<br />
Contact Line Systems / Fahrleitungsanlagen<br />
494 G. v. Kalsbeek, S. Avronsart, Y. Yamashita<br />
Dynamic simulation of contact line/pantograph<br />
interaction by OSCAR © – Optimisation of components<br />
and approval of rolling stock<br />
Simulation des Zusammenwirkens Oberleitung/<br />
Stromabnehmer mit OSCAR ® – Optimierung <strong>von</strong><br />
Komponenten und Zertifizierung <strong>von</strong> Fahrzeugen<br />
Simulation dynamique de l’interaction pantographe/<br />
caténaire avec OSCAR © – optimisation des composants et<br />
homologation de matériel roulant<br />
506 A. Dölling<br />
Nachspanneinrichtungen mit Radspannern <strong>für</strong><br />
Oberleitungen<br />
Tensioning devices based on tensioning wheels for overhead<br />
contact lines<br />
Appareils tendeurs avec tendeurs à poulie pour caténaires<br />
514 U. Wili<br />
Oberleitungsbauart FL200/260 <strong>für</strong> internationale<br />
Anwendungen<br />
Overhead contact line system FL200/260 for international<br />
applications<br />
Système caténaire FL200/260 pour applications<br />
internationales<br />
522 A. Machet, J.-P. Mentel, S. Boulet d’Auria<br />
Reinforcement of corroded overhead contact line masts<br />
Sanierung korro<strong>die</strong>rter Fahrleitungsmasten<br />
Renforcement de supports caténaire corrodés<br />
Historie<br />
546 Beginn des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s in <strong>die</strong><br />
schlesischen Berge vor 100 Jahren<br />
Nachrichten<br />
550 <strong>Bahnen</strong><br />
551 Elektromobilität<br />
552 Energie und Umwelt<br />
552 Produkte und <strong>Lösungen</strong><br />
554 Unternehmen<br />
554 Personen<br />
555 Me<strong>die</strong>n<br />
558 Berichtigungen<br />
563 Termine<br />
564 Impressum
Fokus Praxis<br />
Erste Schaltanlage TracFeed® TAC <strong>für</strong><br />
25 kV in Großbritannien<br />
Die erste luftisolierte und metallgeschotte Schaltanlage wurde installiert, erfolgreich erprobt und <strong>für</strong><br />
den allgemeinen Einsatz durch Network Rail zugelassen.<br />
Am 22. Oktober 2011 wurde bei Glasgow (Schottland)<br />
<strong>die</strong> erste luftisolierte und metallgeschottete Schaltanlage<br />
(AIS) vom Typ TracFeed ® TAC installiert. Als Bestandteil<br />
des Projekts Paisley Corridor, in dem Balfour Beatty Rail<br />
UK als Generalunternehmer auftrat, soll <strong>die</strong> Schaltanlage<br />
auch dazu <strong>die</strong>nen, <strong>die</strong> Elektrifizierung Schottlands<br />
voranzutreiben. Die Anlage wurde in einem Container<br />
vorinstalliert und an der Strecke aufgestellt (Bild 1).<br />
Als am 16. F<strong>eb</strong>ruar 2005 das Kyoto-Protokoll verabschiedet<br />
wurde, haben viele Firmen und Bahnbetreiber<br />
beschlossen, den Ausstoß <strong>von</strong> Treibhausgasen<br />
zu reduzieren. Speziell Schwefelhexafluorid (SF 6 )<br />
ist eines der stärksten Treibhausgase. Auf einen Zeitraum<br />
<strong>von</strong> 100 Jahren betrachtet ist 1 kg <strong>die</strong>ses Gases<br />
genauso klimaschädlich wie rund 22 000 kg Kohlendioxid<br />
(CO 2 ). SF 6 wird unter anderem als Isolationsgas<br />
in Schaltanlagen verwendet.<br />
In SF 6 -Schaltanlagen muss der Gasdruck kontinuierlich<br />
überwacht werden. Speziell in Winter monaten<br />
kann durch <strong>die</strong> tiefen Temperaturen der Gasdruck in<br />
SF 6 -Anlagen abnehmen und zu Auslösung <strong>von</strong> Leistungsschaltern<br />
führen. Ferner kann durch Undichtigkeiten<br />
im verschweißten SF 6 -Behälter das Isolationsvermögen<br />
der Schaltanlagen abnehmen.<br />
Bei luftisolierten Schaltanlagen können solche Probleme<br />
nicht auftreten. Die hier beschri<strong>eb</strong>ene Anlage<br />
wurde speziell entwickelt, um <strong>die</strong> Anforderungen<br />
<strong>von</strong> 25-kV-Bahnanwendungen zu erfüllen. Sie kann<br />
Nennströme bis 2,5 kA und Kurzschlussströme bis<br />
80 kA führen. Sie ist eine typgeprüfte, luftisolierte<br />
und metallgekapselte Innenraumschaltanlage und<br />
bestimmt <strong>für</strong> den Einsatz in geschlossenen elektrotechnischen<br />
Betri<strong>eb</strong>sräumen (Bild 2). Leistungsschalter<br />
und Fahrwagen können nur bei geschlossener<br />
Tür zum Hochspannungsraum in Betri<strong>eb</strong>sstellung<br />
g<strong>eb</strong>racht werden. Ein Kontakt mit unter Hochspannung<br />
stehenden Teilen ist somit nicht möglich. Über<br />
im Feld verbaute Erdungsschalter können Kabel zur<br />
Speisung eines Streckenabschnitts direkt und kurzschlussfest<br />
geerdet werden. Entsprechend der Norm<br />
EN 62271-200 [1] sind zum Schutz vor Schaltfehlern<br />
und deren Auswirkungen grundsätzliche Verriegelungen<br />
vorgesehen. Sie zwingen zur Einhaltung<br />
bestimmter Schaltreihenfolgen und können so Personenschäden<br />
und Anlagenzerstörungen verhindern.<br />
Bild 1:<br />
Aufstellung des ausg<strong>eb</strong>auten Containers mit der Schaltanlage TracFeed ® TAC<br />
(Fotos: Balfour Beatty Rail).<br />
Bild 2:<br />
Ansicht des Schaltanlage TracFeed ® TAC.<br />
448 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Innere Fehler mit Störlichtbogen führen zu einem<br />
Druckanstieg im betroffenen Schaltfeld. Zum Schutz<br />
vor den mechanischen Auswirkungen ist oberhalb<br />
der Kabelanschlussräume, Sammelschienenräume<br />
und Leistungsräume ein durchgehender Druckentlastungskanal<br />
vorhanden, der den Druck aus dem Unterwerksg<strong>eb</strong>äude<br />
führt und dadurch einen Druckanstieg<br />
im Unterwerk verhindert. Die Personensicherheit im<br />
Unterwerk wird somit auch im Fehlerfall gewährleistet.<br />
Da sich Network Rail dem Credo Nachhaltigkeit verschri<strong>eb</strong>en<br />
hat, soll zukünftig der Einsatz <strong>von</strong> SF 6 -Schaltanlagen<br />
reduziert werden. Die auf SF 6 -Schaltanlagen<br />
ausgelegten Spezifikationen wurden <strong>für</strong> den Einsatz<br />
<strong>von</strong> luftisolierten Schaltanlagen angepasst. Die Balfour<br />
Beatty Rail GmbH hat dazu Network Rail in mehreren<br />
Klärungsgesprächen technischen Support geliefert.<br />
Um Schaltanlagen bei Network Rail anbieten und<br />
in Projekte einsetzen zu können, wart eine Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />
erforderlich. Diese fand im Pilotprojekt<br />
Paisley Corridor statt. Für <strong>die</strong> Dauer der Betri<strong>eb</strong>serprobung,<br />
welche am 12. November 2011 begann,<br />
stellte Network Rail ein so genanntes Certificate of<br />
Authority for Product Trail aus. Am 11. November<br />
2013 wurde <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>serprobung offiziell und<br />
erfolgreich beendet und am 28. Januar 2014 <strong>die</strong> Zulassung<br />
Certificate of Acceptance erteilt (Bild 3).<br />
Bild 3:<br />
Zulassungsbescheinigung <strong>von</strong> Network Rail.<br />
Damit kann <strong>die</strong> TracFeed ® TAC in zukünftigen<br />
Elektrifizierungsprojekten in Großbritannien eingesetzt<br />
werden.<br />
Matthias Schmalz,<br />
Innovations- und Produktmanager AC<br />
[1] EN 62271-200: 2012: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
und –Schaltanlagen – Teil 200: Metallgekapselte<br />
Wechselstrom-Schaltanlagen <strong>für</strong> Bemessungsspannungen<br />
über 1 kV bis einschließlich 52 kV (IEC 62271-<br />
200:2011).<br />
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Fokus Praxis<br />
Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge KISS und MUTZ<br />
Aufbauend auf den Konstruktionsgrundsätzen der Gelenktri<strong>eb</strong>wagen GTW und der Niederflurtri<strong>eb</strong>züge<br />
FLIRT wurden Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge entwickelt und erfolgreich vermarktet.<br />
TABELLE 1<br />
Hauptdaten Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge KISS und MUTZ.<br />
Wagenzahl<br />
Endtri<strong>eb</strong>wagen Bo’Bo‘<br />
Mittelwagen 2‘2‘<br />
Zuglänge über Kupplung<br />
Sitzplätze<br />
1. Klasse<br />
2. Klasse<br />
Stehplätze<br />
Dienstmasse<br />
größte Radsatzlast<br />
Anfahrzugkraft 2<br />
Anfahrbeschleunigung 3<br />
Kraftschlussausnutzung 3<br />
Leistung am Rad<br />
kurzzeitig<br />
dauernd<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
m<br />
t<br />
t<br />
kN<br />
m/s 2<br />
kW<br />
kW<br />
km/h<br />
SBB<br />
RABe 511<br />
2<br />
4<br />
150,0<br />
120<br />
425<br />
1 148<br />
294<br />
19,9<br />
400<br />
1,1<br />
0,25<br />
6 000<br />
4 000<br />
160<br />
WESTbahn<br />
1<br />
2<br />
4<br />
150,0<br />
0<br />
501<br />
1 194<br />
296<br />
19,9<br />
320<br />
0,85<br />
0,20<br />
6 000<br />
4 000<br />
200<br />
BLS<br />
RABe 515<br />
1<br />
privates Eisenbahnverkehrsunternehmen Strecke Wien – Salzburg<br />
2<br />
bis 50 ... 55 km/h<br />
3<br />
Sitzplätze besetzt<br />
2<br />
2<br />
102,6<br />
61<br />
274<br />
566<br />
216<br />
19,9<br />
400<br />
1,3<br />
0,25<br />
6 000<br />
4 000<br />
160<br />
Der ursprünglich als Doppelstockzug (DOSTO)<br />
und später als Komfortabler Innovativer Spurtstarker<br />
S-Bahnzug (KISS) bezeichnete Entwurf <strong>von</strong> Stadler<br />
Rail ist <strong>die</strong> konsequente Weiterentwicklung des Niederflur-Vorläufers<br />
FLIRT [1]. Dessen Grundkonzept<br />
mit kompaktem Geräteraum über dem Tri<strong>eb</strong>drehgestell<br />
wurde fortgeführt, jedoch jetzt mit zwei Ausrüstungen<br />
je Bo’Bo‘-Endwagen (Bilder 1 und 2). Damit<br />
ließ sich <strong>die</strong> Traktionsleistung der Züge auf 6 MW<br />
kurzzeitig und 4 MW dauernd steigern, was je nach<br />
Getri<strong>eb</strong>eübersetzung und Zahl der 2‘2‘-Mittelwagen<br />
bis 1,3 m/s 2 Anfahrbeschleunigung ergibt (Tabelle 1).<br />
Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge KISS wurden erstmals 2010<br />
als RABe 511 an <strong>die</strong> SBB geliefert (Bild 3) und dann<br />
in kurzer Folge an <strong>die</strong> österreichische WESTbahn sowie<br />
andere <strong>Bahnen</strong> wie CFL, Ostdeutsche Eisenbahn<br />
(ODEG) und Westfalenbahn (WFB). Ab Mitte 2014<br />
wurden 28 Züge <strong>für</strong> <strong>die</strong> BLS abgeliefert, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se als<br />
RABe 515 genummert hat und ihnen den eigenen<br />
Markennamen Moderner Universeller Tri<strong>eb</strong>zug (MUTZ)<br />
geg<strong>eb</strong>en hat. Jeder Zug besteht aus zwei Endtri<strong>eb</strong>wagen<br />
RBe 4/4 und je einem Zwischenwagen B und AB<br />
(Bild 4, Tabelle 1). In der Fertigung sind 16 vierteilige<br />
und 9 sechsteilige Breitspurzüge <strong>für</strong> Aeroexpress, den<br />
Betreiber der Moskauer Flughafenbahn.<br />
Stromabnehmer<br />
Stromwandler<br />
1AC<br />
15kV 16,7Hz<br />
Hauptschalter<br />
Stromwandler<br />
Hauptschalter<br />
Überspannungsableiter<br />
Spannungswandler<br />
Überspannungsableiter<br />
Transformator<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter<br />
Traktionsumrichter<br />
BORDLINE<br />
CC1500<br />
Traktionsumrichter<br />
BORDLINE<br />
CC1500<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter<br />
Überspannungsableiter<br />
A<br />
A<br />
2AC<br />
400V 16,7Hz<br />
Heizung<br />
Bild 1:<br />
Schema Traktion <strong>für</strong> Tri<strong>eb</strong>züge KISS und MUTZ (Originalgrafiken und Fotos: Stadler Rail).<br />
450 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter<br />
variabel fix<br />
Klimagerät Steckdosen<br />
Klimagerät<br />
230V 50Hz Depotspeisung<br />
Batterieladegeräheizung<br />
400V 50Hz<br />
Scheiben-<br />
63A<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>etransformator<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter<br />
fix variabel<br />
M<br />
Ventilation Transformator und Stromrichter<br />
Ventilation Transformator und Stromrichter<br />
M<br />
M<br />
Ventilation Fahrmotor<br />
4<br />
Ventilation Fahrmotor<br />
M<br />
400V 50Hz<br />
M<br />
Ölpumpe Transformator<br />
M<br />
M<br />
Wasserpumpe Stromrichter<br />
M<br />
Bild 2:<br />
Schema Hilfsbetri<strong>eb</strong>e <strong>für</strong> Ti<strong>eb</strong>züge KISS und MUTZ.<br />
Bild 3:<br />
SBB-Tri<strong>eb</strong>zug RABe 511 KISS.<br />
Bei der Entwicklung der Systemkomponenten<br />
wurden neue Wege beschritten (Bilder 5 bis 7, Tabelle<br />
2). Der wassergekühlte Stromrichter ist <strong>für</strong><br />
AC-Eingangsfrequenzen <strong>von</strong> 12 bis 60 Hz ausgelegt.<br />
Seine relativ niedrige Zwischenkreisspannung 750 V<br />
erlaubt <strong>die</strong> Verwendung <strong>von</strong> Elektrolytkondensatoren.<br />
Dadurch entsteht eine so große Zwischenkreiskapazität,<br />
dass trotz der weiten Netzfrequenzspanne<br />
kein besonderer Saugkreis mehr benötigt wird, was<br />
wiederum <strong>die</strong> Masse der Drosselspule und deren<br />
Verluste erspart. Es können 1,7-kV-IGBT eingesetzt<br />
werden, was 2 kHz Taktfrequenz sowohl im Netzstromrichter<br />
als auch im Motorstromrichter ermöglicht.<br />
Dadurch reduzieren sich <strong>die</strong> Zusatzverluste im<br />
Transformator und im Fahrmotor stark. Im Stromrichtergehäuse<br />
sind auch <strong>die</strong> am Zwischenkreis<br />
angeschlossenen Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter und das<br />
Batterieladegerät eing<strong>eb</strong>aut. Jeder der ölgekühlten<br />
Haupttransformatoren hat zwei Stromrichter-Sekundärwicklungen<br />
und eine Heizwicklung. Der Trans-<br />
Bild 4:<br />
BLS-Tri<strong>eb</strong>zug RABe 515 MUTZ.<br />
spannungs<br />
wandler<br />
frequenz<br />
umrichter<br />
strom<br />
versorgungen<br />
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112 (2014) Heft 8-9<br />
451<br />
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Fokus Praxis<br />
formator ist sehr kompakt g<strong>eb</strong>aut, weil sein Kessel<br />
keine Saugkreisdrosselspule mit aufnehmen muss.<br />
Die fremdgekühlten Asynchronfahrmotoren können<br />
dank der Einzelsteuerung <strong>für</strong> einen guten Wirkungsgrad<br />
ausgelegt werden; <strong>für</strong> den Nennpunkt werden<br />
95,9 % genannt.<br />
Anmerkung: Basis ist eine Präsentation <strong>von</strong> Stadler Rail<br />
auf der ETG-Fachtagung 100 Jahre Hochleistungstraktion<br />
– 100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez im Juni 2013.<br />
Be<br />
[1] Klein, S.: Flinker, leichter, innovativer Regional-Tri<strong>eb</strong>zug<br />
FLIRT. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 103 (2005), H. 3, S. 116–126.<br />
Bild 5:<br />
Hauptumspanner.<br />
Bild 6:<br />
Stromrichterschrank.<br />
TABELLE 2<br />
Kenndaten Hauptkomponenten <strong>für</strong> Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge<br />
KISS und MUTZ (Bilder 5 bis 7).<br />
Leistung<br />
kVA; kW<br />
Masse<br />
t<br />
Hauptumspanner 1 1 100 3,0<br />
Umrichter<br />
Traktion<br />
2 x 950<br />
Bordnetz<br />
1 x 100<br />
Ventilatoren 2 1 x 25<br />
1,5<br />
Fahrmotor<br />
dauernd<br />
maximal<br />
500<br />
750<br />
≈1,0<br />
1<br />
Primärspannung 15 kV 16,7 Hz<br />
2<br />
<strong>für</strong> Kühlmittel Transformator, Stromrichter<br />
und Fahrmotoren<br />
Bild 7:<br />
Fahrmotor.<br />
452 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Stadtbahnfahrzeuge FLEXITY Swift <strong>für</strong><br />
Karlsruhe<br />
Für den Einsatz im Großraum Karlsruhe bekommen <strong>die</strong> beiden dortigen Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e 30 neue<br />
Stadtbahnfahrzeuge aus der FLEXITY-Familie des Herstellers. Nach Verzögerungen wird <strong>die</strong> endgültige<br />
Zulassung auch auf DB-Strecken <strong>für</strong> Dezember 2014 angestr<strong>eb</strong>t.<br />
Im September 2009 hatten <strong>die</strong> Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />
(AVG) und <strong>die</strong> Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Karlsruhe (VBK)<br />
nach europaweiter Ausschreibung mit vorherigem<br />
Teilnahmewettbewerb bei Bombar<strong>die</strong>r Transportation<br />
(BT) 30 Zweistromfahrzeuge bestellt mit einer Option<br />
<strong>für</strong> maximal 45 weitere. Tabelle 1 zeigt, wie sich<br />
TABELLE 1<br />
Finanzierung Stadtbahnzüge ET 2010 FLEXITY Swift<br />
<strong>für</strong> Karlsruhe.<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Karlsruhe<br />
Landkreis Karlsruhe<br />
Landkreis Germersheim 1<br />
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />
Fahrzeugzahl<br />
8<br />
16<br />
3,3<br />
2,7<br />
10 6 EUR<br />
34,4<br />
68,7<br />
14,2<br />
11,6<br />
Summe 30 128,9<br />
1<br />
und Kommunen entlang Streckenabschnitt Germersheim<br />
– Wörth: drei Fahrzeuge plus anteilige Reserve<br />
<strong>die</strong> Finanzierung aufteilen sollte. Grund hier<strong>für</strong> war,<br />
dass das Land Baden-Württemberg seine Fördermittel<br />
zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in den<br />
Gemeinden ausgesetzt hatte.<br />
Gefertigt werden <strong>die</strong> Fahrzeuge im BT-Werksverbund<br />
Bautzen und Wien. Die Elektrik einschließlich<br />
Antri<strong>eb</strong>s- und Steuerungstechnik MITRAC kommt<br />
aus Mannheim und <strong>die</strong> Drehgestelle FLEXX Urban<br />
2500 liefert der BT-Standort Siegen. Der Inlandsanteil<br />
der Wertschöpfung beträgt 80 %.<br />
Die Fahrzeuge haben bei den Haltern <strong>die</strong> Typbezeichnung<br />
ET 2010 und <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>snummern 923<br />
bis 952 (Bild 1). Sie bestehen wie <strong>die</strong> bisherigen<br />
[1] aus drei gelenkig und durchgängig verbundenen<br />
Modulen (Bild 2) und sind auf <strong>die</strong> besonderen<br />
Anforderungen der Stadt und der Region Karlsruhe<br />
zugeschnitten, das heißt in erster Linie sind sie Zweistromfahrzeuge<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Fahrleitungsspannungen DC<br />
750 V und 1 AC 15 kV 16,7 Hz auf mitbefahrenen<br />
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453
Fokus Praxis<br />
Bild 1:<br />
Stadtbahnzug ET 2010 FLEXITY Swift <strong>für</strong> Karsruhe (Foto: Bombar<strong>die</strong>r Transportation).<br />
Bild 2:<br />
Stadtbahnzug ET 2010 FLEXITY Swift <strong>für</strong> Karsruhe (Grafik: Bombar<strong>die</strong>r Transportation).<br />
TABELLE 2<br />
Hauptdaten Stadtbahnzüge ET 2010 FLEXITY Swift<br />
<strong>für</strong> Karlsruhe.<br />
Fahrleitungsspannungen DC 750 V und 1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />
Spurweite<br />
Radsatzfolge<br />
Länge über Kupplungen<br />
größte Breite<br />
Fußbodenhöhe über SO 1<br />
Einstiegbereich<br />
Mittelflurbereich<br />
Hochflurbereich<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
1 435<br />
Bo‘+2‘2‘+Bo‘<br />
37 032<br />
2 650<br />
580<br />
645<br />
889<br />
Eigenmasse<br />
t 62,5<br />
Zahl Stehplätze 2, 3 151<br />
Zahl Sitzplätze 2<br />
84<br />
Motorleistung<br />
mittlere Beschleunigung 4<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
größte befahrbare Steigung<br />
1<br />
Schienenoberkante<br />
2<br />
neun Klappsitze unbenutzt<br />
3<br />
bei 4 m –2<br />
4<br />
bei 2 / 3 Besetzung<br />
kW<br />
m/s 2<br />
km/h<br />
‰<br />
4 x 150<br />
0,6<br />
100<br />
60<br />
DB-Strecken. Als Kompromiss mit der vorhandenen<br />
Infrastruktur ist der Fußboden der Einstiegsbereiche<br />
nicht niedrig, sondern mittelhoch (Tabelle 2). Die<br />
Drehgestelle sind primär mit Gummi-Metall-Elementen<br />
gefedert und haben sekundär Luftfedern. Die Innenräume<br />
sind klimatisiert und es gibt eine Toilette.<br />
Ursprünglich war <strong>die</strong> Lieferung des ersten Fahrzeugs<br />
<strong>für</strong> August 2011 geplant. Weil aber das Hochwasser<br />
in Ostsachsen Anfang August 2010 das Werk<br />
Bautzen überflutete, musste der Lieferplan angepasst<br />
werden. So konnten erst ab Juli 2013 <strong>die</strong> ersten der<br />
neuen Fahrzeuge im Raum Karlsruhe eingesetzt werden,<br />
jedoch nur auf Stadtbahnstrecken <strong>von</strong> VBK und<br />
AVG. Nachdem der Hersteller im Frühjahr 2014 dem<br />
Eisenbahn-Bundesamt (EBA) <strong>die</strong> nötigen Bescheinigungen<br />
vorgelegt hatte, hat <strong>die</strong> Behörde Ende Juni<br />
den ersten si<strong>eb</strong>en Fahrzeugen eine vorläufige Zulassung<br />
nach der Eisenbahn-Bau- und Betri<strong>eb</strong>sordnung<br />
(EBO) erteilt. Die nach und nach folgenden Fahrzeuge<br />
werden per Konformitätserklärung auf DB-Strecken<br />
fahren dürfen, auch in Mehrfachtraktion. Vor endgültiger<br />
Zulassung verlangt jedoch das EBA bis Ende<br />
2014 noch <strong>die</strong> Vorlage zusätzlicher Prüfungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
und <strong>von</strong> Langzeittests im Fahrbetri<strong>eb</strong>. Aus<br />
Betreibersicht müssen <strong>die</strong> Fahrzeuge zum Fahrplanwechsel<br />
Anfang Dezember dauerhaft einsetzbar sein,<br />
um <strong>die</strong> Karlsruher Linie S 42 auf der DB-Strecke <strong>von</strong><br />
Heilbronn nach Norden Richtung Neckarsulm stabil<br />
be<strong>die</strong>nen zu können.<br />
Be<br />
[1] Ludwig, D.; Forcher, P.; Schlitter, K.; Himme, Cl.: Niederflur-<br />
und Zweisystem-Mittelflurfahrzeuge <strong>für</strong> S-Bahnnetz<br />
Karlsruhe. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 4,<br />
S. 142–151.<br />
454 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Direktvergabe der Verkehrsleistungen<br />
auf dem Teilnetz Ring der S-Bahn Berlin<br />
Die Behörden der Länder Berlin und Brandenburg veröffentlichen zum Amtsblatt der EU, dass sie in<br />
etwa einem Jahr <strong>die</strong> Verkehrsleistungen auf dem Teilnetz Ring der S-Bahn Berlin über 2017 hinaus <strong>für</strong><br />
drei bis sechs Jahre direkt verg<strong>eb</strong>en wollen.<br />
Die Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung und Umwelt<br />
des Landes Berlin und das Ministerium <strong>für</strong> Infrastruktur<br />
und Landwirtschaft des Landes Brandenburg haben<br />
am 24. Juli 2014 eine Vorveröffentlichung gemäß Artikel<br />
7 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 1370/2007<br />
über öffentliche Personenverkehrs<strong>die</strong>nste abgeschickt.<br />
Hiernach sind in dem genannten Verkehrssektor <strong>die</strong><br />
Einleitung eines wettbewerblichen Vergabeverfahrens<br />
oder eine Direktvergabe spätestens ein Jahr vorher im<br />
Amtsblatt der Europäischen Union zu veröffentlichen.<br />
Angekündigt wird <strong>die</strong> Direktvergabe eines Auftrags<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Verkehrsleistungen im SPNV auf dem Teilnetz<br />
Ring der S-Bahn Berlin, zu dem <strong>die</strong> Linien S41, S42,<br />
S46, S47 und S8 gehören (Tabelle), und damit zusammenhängende<br />
Dienstleistungen. Vorsorglich wird angezeigt,<br />
dass <strong>die</strong> abzuschließende Vereinbarung eine<br />
Verlängerungsoption enthalten soll <strong>für</strong> den Fall, dass<br />
sich <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>saufnahme durch den „im wettbewerblichen<br />
Vergabeverfahren gefundenen Betreiber“ über<br />
<strong>die</strong> in der Tabelle genannten Termine hinaus verzögert.<br />
Die Vergabeart gründet sich auf <strong>die</strong> Bestimmungen in<br />
Artikel 5 Absatz 6 der Verordnung, der <strong>für</strong> Eisenbahnverkehr<br />
– ausgenommen andere schienengestützte Verkehrsträger<br />
wie Untergrund- oder Straßenbahnen – gilt.<br />
Die Direktvergabe wird wegen der Vorlauffrist nicht<br />
vor dem 6. August 2015 erfolgen. Der Auftrag soll am<br />
17. Dezember 2017 beginnen, dem Ablauf des jetzigen<br />
Verkehrsvertrages mit der S-Bahn Berlin, und über 69<br />
Monate ab Vergabe laufen, also bis zum letzten der Termine<br />
in der Tabelle. Die jährliche Leistung soll anfänglich<br />
9,4 Mio. Zugkilometer unabhängig <strong>von</strong> Zuglängen<br />
umfassen und schrittweise nach den Betri<strong>eb</strong>saufnahmen<br />
durch den gefundenen künftigen Betreiber sinken.<br />
Die Vergabe <strong>von</strong> Unteraufträgen ist nicht beabsichtigt,<br />
jedoch soll <strong>die</strong>s zulässig bleiben, wenn sich<br />
in den Verhandlungen über <strong>die</strong> Direktvergabe herausstellt,<br />
dass solche verg<strong>eb</strong>en werden sollen.<br />
Am Schluss der Veröffentlichung stehen umfangreiche<br />
standardisierte Angaben zu Rechtsbehelfs- oder<br />
Nachprüfungsverfahren.<br />
Das Standardformular <strong>für</strong> <strong>die</strong> EU-weite Vorveröffentlichung<br />
sieht nicht vor, den Auftragnehmer <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Direktvergabe zu nennen. Die veröffentlichenden Behörden<br />
sprechen <strong>von</strong> einem abzuschließenden „Übergangsvertrag“.<br />
Nach Lage der Dinge ist natürlich klar,<br />
dass hier<strong>für</strong> nur <strong>die</strong> DB-Tochter S-Bahn Berlin GmbH<br />
in Frage kommt. Diese wird also ihre 150 Viertelzüge<br />
der Alt-Baureihen 485 und 480 <strong>für</strong> den Weiterbetri<strong>eb</strong><br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
über 2017 hinaus ertüchtigen und da<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zulassung<br />
durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) besorgen müssen<br />
(<strong>eb</strong> 10/2012, S. 542–543; 11/2013, S. 627–629;<br />
12/2013, S. 789–790).<br />
Grund <strong>für</strong> den Schritt ist wohl <strong>die</strong> bei Fachleuten<br />
schon längst gefestigte Erkenntnis, dass es illusorisch ist,<br />
zum Dezember 2017 würde der gefundene Betreiber<br />
genügend oder überhaupt neue dauerbetri<strong>eb</strong>staugliche<br />
S-Bahn-Tri<strong>eb</strong>züge haben können. Der einflussreiche<br />
Berliner Fahrgastverband IGEB spricht in einer Pressemitteilung<br />
vom 26. Juli 2014 <strong>von</strong> einem Offenbarungseid<br />
der Länder Berlin und Brandenburg und Versagen besonders<br />
des federführenden Senats <strong>von</strong> Berlin, <strong>von</strong> dem<br />
<strong>die</strong> Teilausschreibung „jahrelang verschleppt wurde“.<br />
Kontaktstelle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Angelegenheit ist der VBB<br />
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg in Berlin, Fundstelle<br />
<strong>für</strong> den Volltext zur Bekanntmachung ist:<br />
http://www.ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE253<br />
832‐2014:TEXT:DE:HTML&src=0<br />
Be<br />
Bild:<br />
Erster reaktivierter Viertelzug Baureihe 485+885 S-Bahn Berlin im Werk<br />
Schöneweide (Foto: DB/Ralf Kranert, März 2011).<br />
TABELLE<br />
Vorgesehene Betri<strong>eb</strong>saufnahme durch den im wettbewerblichen Vergabeverfahren<br />
gefundenen Betreiber der S-Bahn Berlin Teilnetz Ring (Stand Juli 2014).<br />
S47<br />
S46<br />
S 8<br />
S41 und S42 1<br />
S41 und S42 1<br />
Spindlersfeld – Tempelhof und – Südkreuz<br />
(– Bundesplatz)<br />
6. Novemer 2020<br />
Königs Wusterhausen – Hauptbahnhof<br />
6. Mai 2022<br />
(Zeuthen –) Grünau – Hohen Neuendorf 19 August 2022<br />
Südkreuz – Südkreuz 2<br />
17. F<strong>eb</strong>ruar 2023<br />
Südkreuz – Südkreuz 3 18. August 2023<br />
1<br />
S41 im, S42 gegen Uhrzeigersinn<br />
2<br />
Stammzuggruppen<br />
3<br />
Tageszuggruppen<br />
455
Fokus Praxis<br />
Oberleitungserneuerungen in der<br />
Schweiz<br />
Die Firma Kummler+Matter, Zürich (CH), erneuerte auf Strecken in der Ostschweiz und im Bahnhof<br />
Au im Kanton Zürich Oberleitungsanlagen der SBB.<br />
Rheintal<br />
Projektbeschreibung<br />
Der Ausbau des Eisenbahnnetzes in der Ost- und<br />
Westschweiz ermöglicht den Schweizerischen Bundesbahnen<br />
SBB <strong>die</strong> Anbindung an den europäischen<br />
Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV). Mit den Ausbauten<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> HGV-Anschlüsse wird das Schweizer<br />
Schienennetz modernisiert und optimal an das<br />
europäische Hochgeschwindigkeitsnetz ang<strong>eb</strong>unden.<br />
Damit verkürzen sich <strong>die</strong> Reisezeiten aus der<br />
Schweiz zu den Städten München, Ulm, Stuttgart,<br />
Paris und Lyon. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang kommt<br />
es in der Ostschweiz zu einer Erneuerung mehrerer<br />
Bahntechnikanlagen <strong>von</strong> Buchs bis St. Margrethen.<br />
Dazu gehört auch der Ersatz der vor etwa 80 Jahren<br />
g<strong>eb</strong>auten Fahrleitungs-anlage der Bauart N-FL, einer<br />
halb nachgespannten Fahrleitung. Diese Oberleitung<br />
ist mit Ausnahme weniger Bahnhöfe durch <strong>die</strong><br />
Bauart R1 ersetzt worden, einer Oberleitung <strong>für</strong> Geschwindigkeiten<br />
bis 140 km/h. Als Speiseleitungen<br />
und Rückleitungen gelangten erstmalig bei der SBB<br />
Aldrey-Seile (AL3-Leiter) mit 300 mm 2 Querschnitt<br />
zur Anwendung.<br />
Um <strong>die</strong> Erneuerung mehrerer Bahntechnikanlagen<br />
im Rheintal zu realisieren, mussten an vier Wochenenden<br />
Teilabschnitte der Strecke Buchs – St. Margrethen<br />
jeweils <strong>von</strong> Freitagabend bis Montag früh total<br />
gesperrt werden. In den verlängerten Nachtsperren<br />
wurden nach dem Bau der Fundamente durch <strong>die</strong><br />
SBB-Fahrleitungs<strong>die</strong>nste <strong>die</strong> neuen Oberleitungstragwerke<br />
und Ausleger montiert. Die bestehenden<br />
Oberleitungsanlagen wurden abg<strong>eb</strong>rochen, das<br />
neue Kettenwerk aufg<strong>eb</strong>aut, ein großer Teil der Speise-<br />
und Rückleitungen gezogen und diverse Tiefbauarbeiten<br />
durchgeführt.<br />
Die Firma Kummler+Matter AG, Zürich (CH) erhielt<br />
den Auftrag der Kettenwerkserneuerung. Diese<br />
geschah in den Arbeitsschritten:<br />
• Vorkonfektionierung der Hänger<br />
• Verlegen des Fahrdrahtes und Tragseils<br />
• Einbau des Festpunktes und der Hänger<br />
• Einbau der Isolatoren und Einstellen der Gewichtssäulen<br />
Der Fahrleitungs<strong>die</strong>nst der SBB realisierte anschließend<br />
<strong>die</strong> Schlussregelage und -kontrolle.<br />
Vorkonfektionierung der Hänger<br />
Die Hängerlängen wurden aufgrund der Planunterlagen<br />
und soweit vorhanden nach Aufnahmen vor Ort<br />
berechnet, <strong>die</strong> Hänger aufgrund der erstellten Listen<br />
abgelängt und eindeutig beschriftet.<br />
Zug des Fahrdrahtes und Tragseils<br />
Bild 1:<br />
Verlegeeinheit (Fotos: Kummler+Matter).<br />
Für <strong>die</strong> Verlegung des Fahrdrahtes und des Tragseils<br />
wurde eine Verlegeeinheit (Bild 1) eingesetzt,<br />
gezogen durch ein Fahrleitungsfahrzeug (Multi<br />
Purpose Vehicle, MPV). Die Verlegeeinheit besteht<br />
aus drei 20-Fuß-Containern und ist auf einem Tragwagen<br />
aufg<strong>eb</strong>aut. Sie verfügt über sechs Spulenplätze,<br />
zwei Spillen, um eine Zugkraft bis 27 kN je<br />
Spille aufzubauen, zwei Drücker zur Führung der<br />
Drähte und eine Be<strong>die</strong>nerkabine. Mit der Verlegeeinheit<br />
werden der Fahrdraht und das Tragseil mit<br />
der benötigten Zugkraft gespannt. Durch <strong>die</strong> Ladekapazität<br />
<strong>von</strong> drei Fahrdraht- und drei Tragseilspulen<br />
können mehr als sechs Nachspannlängen<br />
verlegt werden.<br />
456 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Darauf folgte das MPV der Firma Kummler+Matter.<br />
Von <strong>die</strong>sem wurden <strong>die</strong> Ausleger eingeschwenkt, <strong>die</strong><br />
Seitenhalter eingeklemmt und S-Haken zum provisorischen<br />
Aufhängen des Fahrdrahtes eing<strong>eb</strong>aut.<br />
Einbau des Fixpunktes und der Seilhänger<br />
Zunächst bauten <strong>die</strong> Monteure <strong>von</strong> einer H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ühne<br />
aus <strong>die</strong> Fixpunkte ein. Anschließend wurden <strong>die</strong><br />
beiden Seiten des Kettenwerks mit den Gewichten<br />
belastet und vom Fixpunkt ausgehend in beiden<br />
Richtungen <strong>die</strong> Hänger eing<strong>eb</strong>aut. Die Distanzen<br />
zwischen den Hängern konnten durch <strong>die</strong> H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ühnenfahrzeuge<br />
mit den in den Rechner des<br />
Fahrzeuges eingelesenen Daten direkt abgemessen<br />
wereden. Nach der Justierung der Ausleger und Seitenhalter<br />
bei den Tragwerken, folgte das Fixieren<br />
der Fahrdrahthöhe und deren Seitenlage <strong>von</strong> einer<br />
selbstfahrenden kleinen H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ühne aus.<br />
Einbau der Isolatoren und Einstellen der<br />
Gewichtssäulen<br />
Mit einem Zweiwegfahrzeug wurden <strong>die</strong> Isolatoren<br />
in den abgehenden Kettenwerken eing<strong>eb</strong>aut und<br />
<strong>die</strong> Gewichtssäulen auf <strong>die</strong> vorgeg<strong>eb</strong>enen Höhen<br />
eingestellt. Die an den Wochenenden durchgeführten<br />
Arbeiten konnten im April 2014 dank der engagierten<br />
Zusammenarbeit aller Beteiligten – auch<br />
unter erschwerten Wetterbedingungen – jeweils<br />
rechtzeitig fertiggestellt werden. Durch <strong>die</strong>ses Vorgehen<br />
wurde <strong>die</strong> Oberleitungsanlage effizient und<br />
mit möglichst wenigen Sperrungen erneuert und<br />
wieder in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />
Bahnhof Au (Kanton Zürich)<br />
Bild 2:<br />
Multi Purpose Vehicle MPV (Mehrzweckfahrzeug).<br />
Vor rund 25 Jahren fand <strong>die</strong> letzte Erneuerung der<br />
Oberleitungsanlage des Bahnhofs Au (bei Wädenswil,<br />
Kanton Zürich) statt. Die beiden Hauptgleise<br />
erhielten eine Oberleitung <strong>für</strong> Geschwindigkeiten<br />
bis 125 km/h, Bauart R-FL, und <strong>die</strong> N<strong>eb</strong>engleise eine<br />
Normalfahrleitung.<br />
Die gesteigerten betri<strong>eb</strong>lichen Anforderungen<br />
verlangten im Bahnhof Au den Einbau eines zusätzlichen<br />
Gleiswechsels zum Überholen <strong>von</strong> Güterzügen.<br />
Hybridlokomotiven <strong>von</strong> SBB Cargo stellen heute <strong>die</strong><br />
Güterwagen bereit. Deshalb sollten das Überholgleis<br />
<strong>eb</strong>enfalls mit einer Oberleitung der Bauart R-FL ausgerüstet<br />
und <strong>die</strong> Oberleitung über den restlichen<br />
N<strong>eb</strong>engleisen demontiert werden.<br />
Das neue Linienkonzept der Oberleitung der SBB<br />
verlangte <strong>eb</strong>enfalls <strong>die</strong> Aufh<strong>eb</strong>ung der Streckentrennungen,<br />
der Hauptschaltposten und der N<strong>eb</strong>enschaltposten.<br />
Um das zu ermöglichen, wurden <strong>für</strong><br />
das neue Konzept drei AREVA-Leistungsschalter mit<br />
den dazugehörigen elektrischen Trennungen eing<strong>eb</strong>aut,<br />
welche nun eine optimale Sektionierung bei<br />
Störungen gewähren.<br />
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Flachboden-, Spulenmodul und erstmals ein Multi<br />
Purpose Vehicle (MPV).<br />
Das MPV (Bild 2) ist ein selbstfahrendes vierachsiges<br />
Oberleitungsfahrzeug, welches mit bis zu<br />
100 km/h fahren kann. Auf der einen Fahrzeugseite<br />
ist ein fester großzügiger Führerstand angeordnet<br />
- auf der anderen Seite befindet sich ein<br />
Kran mit Führerstand und Begleiterkabine. Der<br />
Kran verfügt zusätzlich über eine Seilwinde. Für<br />
Montagen kann dem Kran dank Schnellkupplungen<br />
innerhalb kürzester Zeit eine H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ühne angekoppelt<br />
werden. Zudem besitzt er n<strong>eb</strong>en der<br />
großzügigen Ladefläche eine dreigeteilte H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ühne,<br />
welche das Arbeiten am Kettenwerk optimal<br />
ermöglicht.<br />
Die Arbeiten im Bahnhof Au sind nun nach viermonatiger<br />
Bauzeit Anfang Juli 2014 termingerecht<br />
und unfallfrei beendet.<br />
Martin Schuler,<br />
Kummler+Matter, Zürich<br />
Foto: Alstom - Fahrdrahtlose Straßenbahn „Citadis“ in Reims.<br />
© Mars/Rêve de Ville - Alain et Feng HATAT<br />
112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Powerlines Group verstärkt<br />
Beratung und Produktbereich <strong>für</strong><br />
Bahnelektrifizierungen<br />
Die Powerlines Group hat sich im letzten Jahrzehnt zu einem der führenden Unternehmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bahnelektrifizierung<br />
entwickelt und deckt heute das gesamte Spektrum <strong>von</strong> der Beratung bis zur Instandhaltung<br />
ab. Auf der InnoTrans 2014 präsentiert <strong>die</strong> Powerlines Group ihre Leistungen in Halle 26, Stand 225.<br />
Einführung<br />
Die Powerlines Group entwickelte sich im letzten<br />
Jahrzehnt zu einem der führenden Unternehmen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Bahnelektrifizierung und deckt heute das gesam<br />
te Spektrum <strong>von</strong> der Beratung bis zur Instandhaltung<br />
<strong>von</strong> Fahrleitungen <strong>für</strong> den Nah- und Fernverkehr ab.<br />
Bei der DB AG ist es noch üblich, Planung und<br />
Errichtung <strong>von</strong> Oberleitungsanlagen nach einem<br />
vorgeg<strong>eb</strong>enen Regelwerk zu beauftragen. Andere<br />
europäische <strong>Bahnen</strong> verg<strong>eb</strong>en zunehmend größere<br />
Projekte nach funktionalen Ausschreibungen. Die dänische<br />
Bahn ist zu einer funktionalen Ausschreibung<br />
mit Systementwicklung, Errichtung und Instandhaltung<br />
übergegangen. Daher ist es <strong>für</strong> Anbieter <strong>von</strong><br />
Bahnelektrifizierungen wichtig, ganzheitliche <strong>Lösungen</strong><br />
<strong>für</strong> den gesamten L<strong>eb</strong>enszyklus anbieten und realisieren<br />
zu können. Kunden erwarten heute Anlagen<br />
aus einer Hand. Die Powerlines Group stellt sich <strong>die</strong>sen<br />
Anforderungen des Marktes und kann <strong>die</strong> erwarteten<br />
Leistungen <strong>für</strong> Bahnelektrifizierungen anbieten.<br />
Bahnunternehmen fragen zunehmend Beratungsund<br />
Entwicklungsleistungen <strong>für</strong> Bahnelektrifizierungen<br />
nach, wobei <strong>die</strong> Auswahl der Bauweisen und <strong>die</strong><br />
hier<strong>für</strong> erforderlichen Bauteile enthalten ist. Für <strong>die</strong><br />
Aus- und Weiterbildung eigener Mitarbeiter erwarten<br />
<strong>die</strong>se Unternehmen Seminare <strong>für</strong> Grundlagen<br />
der Elektrifizierung, Planung, Planprüfung, Bauüberwachung,<br />
Abnahme und Instandhaltung <strong>von</strong> Oberleitungsanlagen<br />
im Nah- und Fernverkehr. Plan- und<br />
Abnahmeprüfungen, Berechnungen der L<strong>eb</strong>enszykluskosten<br />
und RAMS-Stu<strong>die</strong>n ergänzen <strong>die</strong> Beratungsleistungen<br />
<strong>von</strong> Powerlines.<br />
Ein Beispiel <strong>für</strong> Beratungen ist Network Rail in UK,<br />
<strong>die</strong> während der nächsten Jahre ihr Schienennetz<br />
elektrifizieren werden. Mit Carillion Plc. erhielt Powerlines<br />
Ltd. den Auftrag, in den Regionen Central<br />
East Midlands, Schottland und North-East <strong>die</strong> Oberleitungen<br />
zu planen und rund 700 km Oberleitungen<br />
zu errichten. Bevor jedoch <strong>die</strong> Planung beginnen<br />
kann, ist eine neue Oberleitungsbauart genannt<br />
Master Series auf der Basis vorhandener Bauarten zu<br />
entwickeln. Diese neue Oberleitungsbauart soll <strong>die</strong><br />
Erfahrungen mit den älteren Bauarten Series 1 und 2<br />
Beratungen<br />
Bild 1:<br />
Oberleitungsbauart Re330 auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke Erfurt –<br />
Leipzig/Halle (Foto: Autor).<br />
Bild 2:<br />
Oberleitung über der Drehscheibe im Schenker-Werk Nürnberg (Foto: Hickethier).<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
459
Fokus Praxis<br />
vereinen. Bei <strong>die</strong>ser Entwicklung werden Network<br />
Rail und Atkins <strong>von</strong> SPL Powerlines UK und Deutschland<br />
unterstützt.<br />
Planung<br />
Bild 4:<br />
Gfk-Mast in Ostende/Belgien (Foto: Kurt).<br />
Die Planung <strong>von</strong> Fahrleitungsanlagen erfordert das<br />
Beachten der örtlichen Geg<strong>eb</strong>enheiten und <strong>die</strong> Verzahnung<br />
mit anderen Gewerken. Neubau und Erneuerung<br />
<strong>von</strong> Fahrleitungsanlagen erfordern daher<br />
detaillierte Planung und gründliche Vorbereitung.<br />
Die Planungsgruppe der Powerlines Group arbeitet<br />
mit langjährig erfahrenen Planungsingenieuren,<br />
<strong>die</strong> mit den anzuwendenden Normen und Richtlinien<br />
vertraut sind und <strong>die</strong> Wahl der Grundlagen, <strong>die</strong><br />
Vor-, Entwurfs- und Ausführungsplanung ausführen.<br />
In <strong>die</strong> Anlagenplanung fließen <strong>die</strong> Erfahrungen<br />
aus der Planung und Errichtung <strong>von</strong> Fahrleitungsanlagen<br />
in verschiedenen Ländern ein und sorgen<br />
<strong>für</strong> kostengünstige <strong>Lösungen</strong>. Die Zeiträume zwischen<br />
Mittelfreigabe beim Auftragg<strong>eb</strong>er und dem<br />
vorgesehenen Baubeginn sind überwiegend kurz,<br />
was eine hohe Flexibilität und Schnelligkeit in der<br />
Planung erfordert, um den vorgesehenen Baubeginn<br />
einzuhalten. Für <strong>die</strong> Powerlines Planer ist <strong>die</strong>s<br />
nicht ungewöhnlich.<br />
In Deutschland hat SPL Powerlines drei Planungsstandorte<br />
und kann damit Aufträge baustellennah<br />
abwickeln. Besondere Herausforderungen<br />
der letzten Jahre waren <strong>die</strong> Planung der Oberleitung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Hochgeschwindigkeitstrecken VDE 8.2<br />
NBS Erfurt – Leipzig/Halle (Bild 1) und VDE 8.1<br />
Ebensfeld – Erfurt und <strong>die</strong> Bespannung einer Drehscheibe<br />
(Bild 2) bei DB-Schenker.<br />
Bild 3:<br />
Dritte Schiene in Oslo (Foto: Autor).<br />
Produkte<br />
Für Entwicklung und Vertri<strong>eb</strong> <strong>von</strong> Fahrleitungsbauteilen<br />
gründete Powerlines Group <strong>die</strong> Powerlines<br />
Products GmbH. Diese vertreibt alle gängigen<br />
Oberleitungsbauteile, Dritte-Schiene Bauarten<br />
(Bild 3) und Masten aus glasfaserverstärktem Kunststoff<br />
(GFK) (Bild 4). Das SPL 3rd-Rail-System lässt<br />
sich auf bestehenden und neuen Strecken verwenden.<br />
Die Aluminiumschiene mit einer Edelstahlkontaktfläche<br />
sorgt <strong>für</strong> eine Energieübertragung ohne<br />
elektrische Verluste, ohne großen Verschleiß und<br />
mit langer L<strong>eb</strong>ensdauer.<br />
Die zwei Produktgruppen A][Rail Economy und A][<br />
Rail Infinity ermöglichen <strong>die</strong> erforderliche Flexibilität<br />
beim Anlagenbau. Der Austausch einzelner Bauteile<br />
ist unkompliziert und nicht aufwändig. Powerlines<br />
bietet <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Stromschiene <strong>die</strong> Planung, Errichtung<br />
und Instandhaltung an. Aktuell werden Projekte<br />
in Wien, Warschau, Helsinki und Oslo abgewickelt.<br />
Masten aus GFK (Bild 4) werden seit langer Zeit<br />
<strong>für</strong> Funkanlagen verwendet. Neu ist <strong>die</strong> Anwendung<br />
<strong>für</strong> Fahrleitungen, wobei das geringe Gewicht<br />
und <strong>die</strong> isolierenden Eigenschaften vorteilhaft sind.<br />
Der GFK-Mast erübrigt Isolatoren am Ausleger. Für<br />
das Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe<br />
<strong>von</strong> spannungsführenden Anlagen ist das Ende der<br />
460 112 (2014) Heft 8-9
Praxis Fokus<br />
Kriechstrecken am Ausleger und Mast deutlich erkennbar.<br />
Die normativen Vorgaben der EN 50122<br />
bezüglich Kennzeichnung der Grenzen zwischen<br />
spannungsführendem und geerdetem Bauteil lassen<br />
sich einfach erfüllen.<br />
GFK-Masten sind <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Anwendungen in Belgien<br />
zugelassen und erreichen <strong>die</strong> Standzeit herkömmlicher<br />
Maste durch Korrosions- und Witterungsbeständigkeit<br />
auch in Meeresnähe und unter UV-Einwirkung,<br />
wie <strong>die</strong> Anwendungen bei Funkmasten belegen. Das<br />
geringe Gewicht erleichtert den Transport und <strong>die</strong> Errichtung<br />
erh<strong>eb</strong>lich, was beim Einsatz auf schwierig zugänglichen<br />
Trassenabschnitten günstig ist. Die geringeren<br />
Einspannlängen gegenüber Betonmasten und<br />
<strong>die</strong> flexiblen Elemente zur Aufnahme <strong>von</strong> Schwenkgelenken<br />
erleichtern <strong>die</strong> Planung und Errichtung solcher<br />
GFK -Masten <strong>für</strong> Fahrleitungsanlagen.<br />
Montage<br />
Für <strong>die</strong> Montage verfügt Powerlines über ein schlagkräftiges<br />
Team mit rund 500 Mitarbeitern mit jahrelangen<br />
und umfassenden Erfahrungen. Mit <strong>die</strong>sem<br />
Team ist Powerlines in der Lage, Projekte jeder Größe<br />
abzuwickeln. Durch <strong>die</strong> internationalen Projektteams<br />
und den Wissenstransfer auf junge Mitarbeiter<br />
findet eine permanente Weiterbildung und somit<br />
ein Wissensgewinn statt.<br />
Instandhaltung<br />
Zunehmend greifen Bahnbetreiber <strong>für</strong> Instandhaltungen<br />
auf andere Firmen statt auf eigenes Personal<br />
zurück. Powerlines führt auch solche Arbeiten aus.<br />
So führten noch im Kalenderjahr 2013 <strong>die</strong> Österreichischen<br />
Bundesbahnen (ÖBB) <strong>die</strong> gesamten Instandhaltungen<br />
mit eigenem Personal aus. Ende 2013 und<br />
2014 vergab <strong>die</strong> ÖBB einen Teil der Instandhaltung<br />
an externe Anbieter. Powerlines erhielt im Dezember<br />
2013 den ersten und im Frühjahr 2014 einen weiteren<br />
Auftrag <strong>für</strong> solche Leistungen. Die abgerufenen<br />
Leistungen umfassten den Tausch einzelner Bauteile<br />
einer Oberleitungsanlage, das Regulieren vorhandener<br />
Oberleitungen nach einem Weichentausch und den<br />
Einbau <strong>von</strong> geschalteten Schutzstrecken. Eine aktuelle<br />
Ausschreibung in Dänemark fordert <strong>die</strong> präventive<br />
und korrektive Instandhaltung <strong>für</strong> einen Zeitraum <strong>von</strong><br />
28 Jahren nach der Inbetri<strong>eb</strong>nahme.<br />
Gerhard Ehringer,<br />
Powerlines Group, Wien<br />
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InnoTrans 2014<br />
23. - 26. September 2014<br />
Stand 225, Halle 26, Messe Berlin<br />
www.powerlines-group.com<br />
Städte entwickeln, Länder vernetzen.<br />
Zuverlässig. Wirtschaftlich. Sicher.<br />
Powerlines ist der Systemanbieter und Partner namhafter europäischer<br />
Verkehrsinfrastrukturbetreiber im Nah- und Fernverkehr.
Grundlagen<br />
Untersuchung <strong>von</strong> Maßnahmen zur<br />
Energieersparnis bei DC-<strong>Bahnen</strong> mittels<br />
Netzsimulation<br />
Stefan Nydegger, Thun (CH)<br />
In DC-Bahnsystemen <strong>von</strong> Metros, Straßen- und S-<strong>Bahnen</strong> kann eine große Menge an ungenutzter<br />
Bremsenergie anfallen. Mit Hilfe <strong>von</strong> dynamischen Netzsimulationen können mögliche Maßnahmen<br />
zur Nutzung <strong>die</strong>ser Bremsenergie beurteilt werden.<br />
ANALYSIS OF ENERGY-SAVING MEASURES ON DC RAILWAYS THROUGH RAILWAY SYSTEMS<br />
SIMULATIONS<br />
On DC railway systems in the area of metro, trams and suburban trains substantial amounts of unused<br />
braking energy can occur. Dynamic simulations allow the evaluation of possible measures to<br />
utilize the regenerating braking energy.<br />
ANALYSE DES ACTIONS POUR ÉCONOMISER DE L’ÉNERGIE DANS DES DC-RÉSEAUX FERROVIAIRES<br />
À L’AIDE DE SIMULATIONS<br />
Dans les systèmes ferroviaires à courant continu de métros, de tramways et de trains de banlieue, il<br />
arrive qu’une grande quantité d’énergie doive être dissipée lors du freinage. Des simulations dynamiques<br />
de réseau permettent d’évaluer les différentes mesures de valorisation de cette énergie.<br />
1 Einführung<br />
Das Thema Energie sparen steht sowohl aus umweltpolitischer<br />
als auch aus wirtschaftlicher Sicht bei Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
stetig im Fokus. Bei der Ausarbeitung<br />
und Formulierung <strong>von</strong> möglichen Maßnahmen spielen<br />
jeweils diverse Faktoren eine Rolle. Diese können<br />
sich positiv als auch negativ auf <strong>die</strong> Energi<strong>eb</strong>ilanz<br />
auswirken. Häufig ist es daher aufgrund der herrschenden<br />
Komplexität ohne detaillierte Analysen,<br />
zum Beispiel mittels Simulationen, schwierig, den<br />
Nutzen einer Maßnahme ökologisch sowie wirtschaftlich<br />
zuverlässig zu quantifizieren.<br />
Betreiber <strong>von</strong> DC-<strong>Bahnen</strong> stehen immer häufiger<br />
vor der Frage, ob sie <strong>die</strong> <strong>von</strong> den Fahrzeugen beim<br />
Bremsen rückgewonnene Energie überhaupt optimal<br />
ausnutzen. Da in der Regel <strong>die</strong> Traktionsstromversorgung<br />
über Gleichrichteranlagen erfolgt, welche<br />
das Zurückspeisen <strong>von</strong> Energie ins speisende Mittelspannungsnetz<br />
nicht erlauben, muss Bremsenergie<br />
häufig ungenutzt über Bremswiderstände umgesetzt<br />
werden. Ziel der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e sollte es aber sein,<br />
<strong>die</strong>se ungenutzte Bremsenergie möglichst zu nutzen.<br />
Hierbei drängen sich <strong>für</strong> einen Verkehrsbetri<strong>eb</strong><br />
zunächst <strong>die</strong> folgenden beiden Fragen auf:<br />
• Wieviel Bremsenergie wird im Netz nicht genutzt<br />
und bildet somit das maximal mögliche Energie-<br />
Einsparpotenzial?<br />
• Wie kann <strong>die</strong>se Energie am besten wirtschaftlich<br />
genutzt werden?<br />
Bei solchen Betrachtungen sind auch zukünftige Entwicklungen<br />
miteinzubeziehen. Wie sieht zum Beispiel<br />
<strong>die</strong> Situation bei sich ändernden betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Rahmenbedingungen, wie bei neuem Rollmaterial<br />
oder neuem Fahrplan, aus? Beispielsweise befinden<br />
sich bei einer Verdichtung eines bestehenden Fahrplantaktes<br />
gleichzeitig mehr Fahrzeuge im Netz als<br />
zuvor. Diese Fahrzeuge werden dazu beitragen, einen<br />
Teil der vorher noch ungenutzten Bremsenergie<br />
abzunehmen, sind umgekehrt aber auch wieder<br />
Quellen <strong>von</strong> zusätzlicher Bremsenergie. Eine solche<br />
Änderung kann auf <strong>die</strong> Energi<strong>eb</strong>ilanz des Netzes einen<br />
wesentlichen Einfluss haben, positiv wie auch<br />
negativ, und kann schlussendlich entscheidend sein,<br />
ob eine Investition ökologisch sowie wirtschaftlich<br />
sinnvoll ist, oder <strong>eb</strong>en nicht.<br />
Spätestens hier zeigt sich, dass zur Ermittlung<br />
und Bereitstellung <strong>von</strong> zuverlässigen Kennzahlen<br />
<strong>die</strong> Anwendung <strong>von</strong> Simulations-Werkzeugen unumgänglich<br />
ist.<br />
2 Vorgehen<br />
Mit Simulations-Werkzeugen ist es möglich, <strong>die</strong><br />
Energieverbrauchswerte bestehender wie auch zukünftiger<br />
Betri<strong>eb</strong>sszenarien zu ermitteln. ENOTRAC<br />
verwendet hier<strong>für</strong> FABEL, ein <strong>von</strong> ENOTRAC eigen-<br />
462 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
ständig über mehr als 20 Jahre stetig weiter entwickeltes<br />
Software-Paket. Mit <strong>die</strong>sem können <strong>für</strong><br />
einen realistischen Betri<strong>eb</strong> dynamische elektrische<br />
Lastflussberechnungen in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Zeit<br />
durchgeführt werden. Dabei wird folgendes detaillierte<br />
Modell g<strong>eb</strong>ildet:<br />
• Strecke: Bahnneigungen, Bogenra<strong>die</strong>n, Höchstgeschwindigkeiten,<br />
Lage der Haltestellen, Signalanlagen<br />
und Weichen<br />
• Speisenetz: Hin- und Rückleitungen, Einspeisepunkte,<br />
Transformator-, Gleichrichter-, Umrichter-,<br />
Energiespeicher-Stationen<br />
• Fahrzeuge: Länge, Masse, Zugkraft-/Geschwindigkeits-Charakteristik,<br />
Begrenzungen <strong>für</strong> Leistung/Strom<br />
• Betri<strong>eb</strong>sdaten: Grenzwerte <strong>für</strong> Beschleunigung<br />
und Rucke, Fahrweise, Fahrplan, Zugbildung,<br />
Passagieraufkommen entlang der Strecke<br />
Ziel der Stu<strong>die</strong> mittels einer Bahnnetz-Simulation ist<br />
<strong>die</strong> Bestimmung des Energieverbrauchs sowie der<br />
ungenutzten Bremsenergie im Netz und daraus abgeleitet<br />
des Energiesparpotenzials. Der Energieverbrauch<br />
und <strong>die</strong> Menge ungenutzter Bremsenergie<br />
sind stark abhängig <strong>von</strong> der Taktdichte/Zugfolgezeit<br />
im Fahrplan sowie <strong>von</strong> den unterschiedlichen Umweltbedingungen,<br />
insbesondere der Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur,<br />
und damit <strong>von</strong> der Leistung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kühlung/Beheizung<br />
des Fahrgastraums der Fahrzeuge.<br />
Folglich sind Energieverbrauch und Menge ungenutzter<br />
Bremsenergie je nach Tageszeit wegen Morgenspitze,<br />
Abendspitze oder Normalbetri<strong>eb</strong>, im Übrigen<br />
aber auch je nach Wochentag und Jahreszeit<br />
unterschiedlich. Um <strong>die</strong>sen unterschiedlichen Konstellationen<br />
Rechnung zu tragen, wird mit Hilfe <strong>von</strong><br />
Simulationen <strong>für</strong> jede Jahreszeit der mittlere typische<br />
Tagesenergieverbrauch <strong>für</strong> einen Werktag sowie <strong>für</strong><br />
einen Tag am Wochenende ermittelt (Bild 1). Dabei<br />
wird jeweils der gesamte Tagesfahrplan inklusive Betri<strong>eb</strong>sfahrten<br />
berücksichtigt. Von <strong>die</strong>sen typischen<br />
Tageswerten kann anschließend der Jahresenergieverbrauch<br />
<strong>für</strong> das betrachtete Betri<strong>eb</strong>sszenario sehr<br />
genau hochgerechnet werden.<br />
Solche Simulationen und Auswertungen werden<br />
als erstes in der Regel <strong>für</strong> das Netz im Zustand ohne<br />
energiesparende Maßnahmen durchgeführt. Sie<br />
zeigen n<strong>eb</strong>st dem totalen Energieverbrauch auch<br />
<strong>die</strong> Menge bisher ungenutzter Bremsenergie, <strong>die</strong><br />
gleichzeitig dem jährlich maximal möglichen Energiesparpotenzial<br />
entspricht. Die Erg<strong>eb</strong>nisse der Simulationen<br />
zur Ausgangslage erlauben zudem einen<br />
Vergleich zu realen Jahresenergieverbrauchswerten.<br />
Über <strong>die</strong>sen Vergleich können im Modell getroffene<br />
Annahmen auf <strong>die</strong> Realität abgeglichen werden. Die<br />
größte Unbekannte bei der Modellbildung, <strong>die</strong> den<br />
größten Einfluss auf den berechneten Energieverbrauch<br />
hat, ist <strong>die</strong> mittlere Leistung <strong>für</strong> Kühlung und<br />
Heizung des Fahrgastraumes.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
7<br />
MWh<br />
6<br />
E<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
Bild 1:<br />
Aus Simulationen <strong>für</strong> eine S-Bahn-Linie mit relativ großer Höhendifferenz als Tages-Energiewerte<br />
ermittelter Energi<strong>eb</strong>edarf E <strong>für</strong> unterschiedliche Wochentage und Jahreszeiten<br />
sowie technische Varianten (alle Grafiken: ENOTRAC).<br />
T1 Mo-Fr, Frühling<br />
T2 Mo-Fr, Winter<br />
T3 Sa-So, Frühling<br />
T4 Sa-So, Winter<br />
100<br />
%<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
E 40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1<br />
2 3 4<br />
5 6<br />
T1 T2 T3<br />
2<br />
4<br />
3<br />
5 6<br />
T1 T2 T3<br />
Die Simulationen zur Ausgangslage, der Situation<br />
ohne energiesparende Maßnahmen, liefern ein Indiz,<br />
ob überhaupt eine nennenswerte Menge an ungenutzter<br />
Bremsenergie vorhanden ist (Bild 2). Unter<br />
Umständen muss hier <strong>die</strong> Untersuchung bereits abgeschlossen<br />
werden, weil kein wesentliches Sparpotenzial<br />
zu erkennen ist. Falls <strong>die</strong> Simulationen jedoch<br />
zeigen, dass ein Energiesparpotenzial vorliegt, werden<br />
in einem zweiten Schritt mittels weiterer Simulationen<br />
mögliche Maßnahmen zur besseren Nutzung<br />
der Bremsenergie, im Folgenden auch kurz Maßnahmen,<br />
untersucht. Die Erg<strong>eb</strong>nisse erlauben dabei <strong>die</strong><br />
Quantifizierung des Nutzens der Maßnahme dahingehend,<br />
wieviel <strong>von</strong> der ungenutzten Energie tatsächlich<br />
genutzt werden kann, und <strong>die</strong>nen zugleich<br />
zur Auslegung <strong>von</strong> Anlagen und der Ermittlung <strong>von</strong><br />
sinnvollen Standorten <strong>für</strong> Infrastrukturmaßnahmen.<br />
T4<br />
1 Ausgangslage ohne Maßnahme<br />
2 fahrzeugg<strong>eb</strong>undener Energie-Speicher<br />
3 stationärer Energie-Speicher, Standort A<br />
4 stationärer Energie-Speicher, Standort B<br />
5 Wechselrichter, Standort A<br />
6 Wechselrichter, Standort B<br />
Bild 2:<br />
Prozentualer Anteil der genutzten Bremsenergie E bezogen auf <strong>die</strong> gesamte Bremsenergie<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Wochentage und Jahreszeiten sowie technische Varianten gemäß<br />
Bild 1 nach durchgeführten Simulationen <strong>für</strong> ein S-Bahn-ähnliches Bahnsystem.<br />
T4<br />
463
Grundlagen<br />
TABELLE 1<br />
Übersicht über <strong>die</strong> möglichen Vor- und Nachteile der betrachteten technischen <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung<br />
ungenutzter Bremsenergie.<br />
Technische Lösung mögliche Vorteile mögliche Nachteile<br />
fahrzeug-g<strong>eb</strong>undene<br />
Energiespeicher<br />
Stationäre Energiespeicher<br />
Wechselrichter<br />
Energie wird im Fahrzeug<br />
gespeichert und genutzt, daher keine<br />
Übertragungsverluste<br />
Fahrzeuge sind je nach Auslegung<br />
so auch auf Abschnitten ohne<br />
Fahrleitung einsetzbar<br />
kann als autonome Anlage im Netz<br />
installiert werden, möglichst in<br />
bestehenden Gleichrichteranlagen<br />
gesamte ungenutzte Bremsenergie<br />
abzüglich der Übertragungsverluste<br />
kann ins AC-Netz zurückgespeist<br />
werden<br />
erhöhter Energi<strong>eb</strong>edarf, weil Speichermasse stets mitgeführt wird<br />
Nachrüsten bestehender Fahrzeuge ist theoretisch möglich,<br />
aber meist nicht wirtschaftlich<br />
jedes Fahrzeug der Flotte muss mit einem Speicher ausgerüstet<br />
werden<br />
zu speichernde Energiemenge ist begrenzt<br />
bedeutende Eigenverluste, vor allem bei den rotierenden Speichern<br />
vergleichsweise kurze L<strong>eb</strong>ensdauer, vor allem bei der Lösung mit<br />
Akkumulatoren<br />
Preis <strong>für</strong> zurückgespeiste Energie ist meist niedriger als <strong>für</strong> bezogene<br />
zur Verhinderung <strong>von</strong> Kreisströmen ist komplizierte Regelung<br />
erforderlich, aber mit IGBT-Technologie beherrschbar<br />
Nachrüsten einer bestehenden Anlage ist unter Umständen<br />
aufwändig, wenn der Transformator auch ersetzt werden muss<br />
2,25<br />
kWh<br />
1,75<br />
1,50<br />
1,25<br />
E 1,00<br />
0,75<br />
0,50<br />
0,25<br />
0,00<br />
3 <strong>Lösungen</strong> und Maßnahmen<br />
Grundsätzlich kann bei einem Bahnsystem in verschiedenen<br />
Bereichen Energie eingespart werden.<br />
Der vorliegende Artikel geht auf drei mögliche technische<br />
<strong>Lösungen</strong> ein, <strong>die</strong> sich zur Nutzung ungenutzter<br />
Bremsenergie eignen:<br />
• Fahrzeugg<strong>eb</strong>undene Energiespeicher: Energiespeicher<br />
auf den Fahrzeugen speichern<br />
überschüssige Energie beim Bremsen zwischen<br />
und g<strong>eb</strong>en sie beim Beschleunigen wieder ab.<br />
Dabei werden Doppelschichtkondensatoren,<br />
so genannte Supercaps, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abdeckung <strong>von</strong><br />
1 2 3 4 5 6 7 8 km 9<br />
a<br />
Bild 3:<br />
Füllstand E eines fahrzeugg<strong>eb</strong>undenen Energiespeichers während einer Fahrt mit unterschiedlichem<br />
Zugabstand a ; Beispiel aus einer Simulation <strong>für</strong> ein Straßenbahn-Netz.<br />
Leistungsspitzen in Kombination mit Akkumulatoren<br />
<strong>für</strong> das längere Speichern installiert.<br />
• Stationäre Energiespeicher: Energiespeicher<br />
in Gleichrichteranlagen nehmen <strong>die</strong> anfallende<br />
Bremsenergie auf und g<strong>eb</strong>en sie später bei<br />
Bedarf wieder ab. Hierbei werden grundsätzlich<br />
zwei unterschiedliche Speicher-Technologien<br />
angewendet, rotierende Schwungmassen oder<br />
Akkumulatoren.<br />
• Wechselrichter: Parallel zum Gleichrichter im Unterwerk<br />
installierte Wechselrichter ermöglichen<br />
<strong>die</strong> Rückspeisung der beim Bremsen gewonnenen<br />
Energie ins Wechselstromnetz.<br />
Die Tabelle 1 zeigt <strong>für</strong> <strong>die</strong>se drei Systeme <strong>die</strong> wichtigsten<br />
Vor- und Nachteile, <strong>die</strong> bei der Wahl als<br />
Maßnahme zur Nutzung ungenutzter Bremsenergie<br />
entscheidend sein können. Auf kommerzielle Aspekte<br />
der einzelnen Technologien wird hier absichtlich<br />
nicht oder nur am Rande eingegangen.<br />
Für <strong>die</strong> Wahl und Auslegung <strong>von</strong> Maßnahmen<br />
ist der örtliche Bereich, in welchem <strong>die</strong> ungenutzte<br />
Bremsenergie anfällt, ein wichtiger Faktor. Maßnahmen<br />
wie stationäre Energiespeicher oder Wechselrichter<br />
haben ein örtlich begrenztes Wirkungsg<strong>eb</strong>iet.<br />
In einem größeren Netz kann zwar eine große Menge<br />
ungenutzter Bremsenergie zur Verfügung stehen,<br />
jedoch kann sich <strong>die</strong>se über weite Distanzen verteilen.<br />
Folglich ist hierbei mit stationären Anlagen, wie<br />
Energiespeicher oder Wechselrichter, zur kompletten<br />
Nutzung der Energie eine Installation an mehreren<br />
Orten im Netz erforderlich.<br />
Die Bilder 3 und 4 zeigen aus Simulationen Beispiele<br />
<strong>für</strong> den Füllungsgrad eines fahrzeugbezogenen<br />
und eines stationären Speichers.<br />
464 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
4 Erkenntnisse aus<br />
den durchgeführten<br />
Untersuchungen<br />
Die mittels Simulationen durchgeführten Untersuchungen<br />
der ENOTRAC <strong>für</strong> unterschiedliche DC-<br />
<strong>Bahnen</strong> bestätigen, dass oft eine gewisse Menge<br />
ungenutzter Bremsenergie vorhanden ist und<br />
somit, ökologisch gesehen, Nutzungspotenzial<br />
besteht. Ob eine Maßnahme zur Nutzung <strong>die</strong>ser<br />
Energie gleichzeitig auch <strong>die</strong> jeweils gestellten<br />
wirtschaftlichen Anforderungen erfüllt, ist jedoch<br />
<strong>von</strong> diversen Faktoren abhängig. Entscheidend<br />
sind dabei n<strong>eb</strong>st der verfügbaren Energiemenge<br />
der erzielbare Energiepreis sowie <strong>die</strong> Investitionsund<br />
Instandhaltungskosten der Maßnahme.<br />
Grundsätzlich bedarf es einer bedeutenden Menge<br />
an vorhandener ungenutzter Energie, damit eine<br />
Maßnahme auch wirtschaftlich sein kann. Hierzu als<br />
Größenordnung folgendes einfaches Rechenbeispiel:<br />
Eine Maßnahme zur Nutzung <strong>von</strong> ungenutzter<br />
Bremsenergie koste über 15 Jahre 400 000 EUR. Bei<br />
einem angenommenen mittleren Energiepreis <strong>von</strong><br />
0,08 EUR/kWh müsste jährlich ungenutzte Bremsenergie<br />
<strong>von</strong> rund 330 MWh anfallen, also pro Tag<br />
900 kWh. Im Vergleich dazu wird bei einem Bremsvorgang<br />
<strong>von</strong> 40 km/h bis zum Stillstand eines Fahrzeuges,<br />
beispielsweise einer Straßenbahn, mit einer<br />
Masse <strong>von</strong> 50 t kinetische Energie <strong>von</strong> theoretisch<br />
0,85 kWh umgesetzt. Bei einem Bremsvorgang <strong>von</strong><br />
80 km/h bis zum Stillstand eines Fahrzeuges mit<br />
100 t Masse einer S-Bahn oder Metro resultieren immerhin<br />
bereits rund 6,8 kWh. Natürlich gehen da<strong>von</strong><br />
noch Verluste ab und es wird jeweils lediglich ein Teil<br />
<strong>die</strong>ser Bremsenergie nicht genutzt. Beispielsweise<br />
verwenden <strong>die</strong> Fahrzeuge <strong>die</strong> Bremsenergie unmittelbar<br />
zur Deckung des Eigenbedarfs beispielsweise<br />
<strong>für</strong> Heizung/Lüftung. In einem Straßenbahnnetz<br />
braucht es im Wirkungsbereich einer Maßnahme<br />
daher pro Tag einige 1 000 solcher Bremsvorgänge,<br />
damit <strong>die</strong> genannten 900 kWh erreicht werden.<br />
Die folgenden drei Faktoren haben einen wesentlichen<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> anfallende Menge ungenutzter<br />
Bremsenergie:<br />
• Fahrgeschwindigkeit: Da <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />
quadratisch in <strong>die</strong> kinetische Energie eingeht,<br />
wird beim Bremsen aus höheren Geschwindigkeiten<br />
entsprechend mehr Energie erzeugt.<br />
• Zugfolgezeit/Fahrplandichte: Je länger <strong>die</strong><br />
Zugfolgezeiten, desto kleiner ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit,<br />
dass bei einem Bremsvorgang zurückgewonnene<br />
Energie <strong>von</strong> einem anderen Fahrzeug<br />
aufgenommen werden kann; folglich steigt dann<br />
der Anteil ungenutzter Bremsenergie.<br />
• Streckentopologie: Bei Netzen oder Strecken mit<br />
größeren Höhendifferenzen kann eine namhafte<br />
Menge potentieller Bremsenergie anfallen;<br />
um sie unmittelbar und vollständig zu nutzen,<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
E<br />
6,0<br />
kWh<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
17:00 17:10 17:20 17:30 17:40 17:50 18:00 18:10 18:20 18:30 18:40<br />
t<br />
Bild 4:<br />
Füllstand E eines ortsg<strong>eb</strong>undenen Energiespeichers im Verlauf <strong>von</strong> zwei Stunden<br />
Zugfahrt; Beispiel aus der Simulation <strong>für</strong> ein S-Bahn-ähnliches Bahnsystem.<br />
müsste aber zeitgleich mit einem talwärts bremsenden<br />
Fahrzeug jeweils ein anderes bergwärts<br />
fahren, was sich nicht immer sicherstellen lässt.<br />
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465
Grundlagen<br />
Bei einer Straßenbahn sind hinsichtlich des Potenzials<br />
an ungenutzter Bremsenergie <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />
und Zugfolgezeit eher ungünstige Parameter: Eine<br />
Straßenbahn verkehrt mit verhältnismäßig kleinen<br />
Geschwindigkeiten und häufig mit kurzen Zugfolgezeiten.<br />
Auch kommen größere Höhendifferenzen und<br />
damit namhafte Neigungen innerhalb <strong>von</strong> Städten selten<br />
vor. Es kann jedoch nicht kategorisch da<strong>von</strong> ausgegangen<br />
werden, dass bei einer Straßenbahn bereits<br />
sämtliche Bremsenergie genutzt wird. Und umgekehrt<br />
kann bei einem S-Bahn- oder Metro-Netz auch nicht<br />
automatisch angenommen werden, dass aufgrund<br />
der höheren Geschwindigkeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung einer<br />
Maßnahme genügend Bremsenergie anfällt.<br />
Simulationen <strong>für</strong> ein mittelgroßes Straßenbahn-<br />
System haben beispielsweise gezeigt, dass durch <strong>die</strong><br />
relativ große Anzahl an Fahrten pro Tag dennoch<br />
eine namhafte Menge ungenutzter Bremsenergie<br />
anfallen kann. Unter dem ökologischen Gesichtspunkt<br />
spricht <strong>die</strong>s klar <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung einer<br />
Maßnahme. Im konkreten Fall war <strong>die</strong> Menge an<br />
ungenutzter Bremsenergie aber dennoch zu gering,<br />
als dass sich <strong>die</strong> Umsetzung einer der betrachteten<br />
Maßnahmen rentiert hätte.<br />
Ein Metro-System charakterisiert sich durch kurze,<br />
im Minutenbereich liegende Zugfolgezeiten und höhere<br />
Geschwindigkeiten, zum Beispiel 80 km/h. Durch<br />
<strong>die</strong> höhere Geschwindigkeit fällt zwar eine deutlich<br />
größere Menge an Bremsenergie an als bei der Straßenbahn,<br />
jedoch sind, wie bei der Straßenbahn, aufgrund<br />
der kurzen Zugfolgezeiten meist Abnehmer<br />
<strong>von</strong> rückgewonnener Bremsenergie vorhanden. Tendenziell<br />
darf daher da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass<br />
das Potenzial an ungenutzter Bremsenergie bei einem<br />
Metro-System höher ist als bei einer Straßenbahn.<br />
Eine S-Bahn kann zwar kürzere Zugfolgezeiten<br />
aufweisen, meist liegen <strong>die</strong>se aber im Bereich <strong>von</strong> 15<br />
bis 30 Minuten. Bei einer Überlagerung <strong>von</strong> mehreren<br />
Linien können natürlich auf einem Streckenabschnitt<br />
und an Knotenpunkten auch kurze Zugfolgezeiten<br />
auftreten. Wie bereits erwähnt, verkehren<br />
<strong>die</strong> S-Bahn-Züge mit höherer Geschwindigkeit und<br />
generieren dadurch eine deutlich größere Menge an<br />
Bremsenergie als <strong>die</strong> Straßenbahn.<br />
Aus ökologischer Sicht wäre bei S-<strong>Bahnen</strong> oder Metro-Systemen<br />
eine Maßnahme zur besseren Nutzung<br />
der Bremsenergie in den meisten Fällen wohl sinnvoll.<br />
Wie nähere Untersuchungen beispielsweise <strong>für</strong><br />
eine mit DC betri<strong>eb</strong>ene S-Bahn-Linie mit ursprünglich<br />
30-Minutentakt gezeigt haben, war <strong>die</strong> verbleibende<br />
ungenutzte Bremsenergie jedoch nur knapp ausreichend<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> wirtschaftliche Nutzung einer Maßnahme.<br />
Weitere Simulationen haben aber wiederum<br />
gezeigt, dass beim zukünftigen geplanten 15-Minutentakt<br />
dann genügend ungenutzte Bremsenergie <strong>für</strong><br />
eine wirtschaftliche Nutzung vorhanden ist.<br />
Diese Ausführungen unterlegen, dass zum Erreichen<br />
einer im Hinblick auf <strong>die</strong> Durchführung einer Maßnahme<br />
großen Menge ungenutzter Bremsenergie, <strong>die</strong> aus<br />
ökologischer Sicht eigentlich unerwünscht ist,<br />
• <strong>die</strong> Fahrzeuge möglichst mit hoher Geschwindigkeit<br />
fahren sollten,<br />
• <strong>die</strong> Zugfolgezeit dabei jedoch nicht zu kurz sein<br />
darf, weil sonst bereits genügend Abnehmer<br />
vorhanden sind,<br />
• <strong>die</strong> Zugfolgezeit aber auch nicht zu lang sein darf,<br />
da sonst zu wenig Bremsvorgänge anfallen, sowie<br />
• größere zu überwindende Höhendifferenzen <strong>von</strong><br />
Vorteil sind.<br />
5 Schlussfolgerungen und<br />
Ausblick<br />
Die Erfahrung zeigt, dass es stark auf den Betri<strong>eb</strong>, das<br />
elektrische Netz und <strong>die</strong> Streckentopologie der jeweiligen<br />
Bahn ankommt, wie viel ungenutzte Bremsenergie<br />
anfällt. Aus ökologischer Sicht würde sich bei den<br />
meisten DC-<strong>Bahnen</strong> <strong>die</strong> Realisierung einer Maßnahme<br />
anbieten. N<strong>eb</strong>en der ökologischen Wirksamkeit<br />
der Maßnahme ist aber auch deren Wirtschaftlichkeit<br />
relevant. Diese hängt am stärksten <strong>von</strong> den geg<strong>eb</strong>enen<br />
Energiepreisen sowie den Investitions- und Instandhaltungskosten<br />
der Maßnahme ab.<br />
Wie <strong>die</strong> ungenutzte Bremsenergie technisch am<br />
effizientesten genutzt werden kann, ist <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />
Bedingungen und Faktoren abhängig.<br />
Wie aufgezeigt, sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestimmung des möglichen<br />
Sparpotenzials und der möglichen Maßnahmen<br />
unter Berücksichtigung aller entscheidenden<br />
Faktoren komplexe Netzsimulationen unabdingbar.<br />
Der Energiemarkt wie auch <strong>die</strong> am Markt erhältlichen<br />
Technologien zu Energiespeichern oder Wechselrichtern<br />
sind zurzeit stark im Wandel. Zahlreiche Hersteller<br />
bringen neue Wechselrichter-Produkte auf den Markt,<br />
<strong>die</strong> beispielsweise gegenüber den früheren Thyristor-<br />
Wechselrichtern effizienter und kostengünstiger sind. Es<br />
ist daher da<strong>von</strong> auszugehen, dass in Zukunft <strong>für</strong> viele<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e <strong>die</strong> bessere Nutzung <strong>von</strong> ungenutzter<br />
Bremsenergie nicht nur aus ökologischer, sondern auch<br />
aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv sein wird.<br />
Welche Maßnahme im konkreten Fall schlussendlich<br />
sinnvoll ist, kann zudem <strong>von</strong> spezifischen Rahmenbedingungen<br />
des Energieversorgungsunternehmens<br />
oder des Verkehrsbetri<strong>eb</strong>s abhängen. Beispielsweise ist<br />
der Energiepreis <strong>für</strong> <strong>die</strong> bezogene Energie gegenüber<br />
der rückgespeisten Energie meistens erh<strong>eb</strong>lich höher,<br />
was bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines<br />
Wechselrichters eine bedeutende Rolle spielt.<br />
Die Kombination <strong>von</strong> Energiespeicher und Wechselrichter<br />
innerhalb des gleichen Wirkungsbereiches<br />
eines Netzes ist aus technischer Sicht nicht sinnvoll.<br />
Beim Einsatz <strong>von</strong> mehreren Wechselrichtersystemen<br />
im gleichen Speisenetz ist Vorsicht g<strong>eb</strong>oten.<br />
Ohne übergeordnete Steuerung oder Regelung der<br />
466 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
Anlagen ist eine solche Anwendung nicht sinnvoll,<br />
da Kreisströme entstehen können, <strong>die</strong> unnötige Verluste<br />
generieren.<br />
Stationäre Energiespeichersysteme kommen auch<br />
zum Stützen der Fahrleitungsspannung in Betracht.<br />
Jedoch gilt: Einsatz entweder zum Energiesparen<br />
oder zum Stützen der Spannung, <strong>die</strong>selbe Anlage<br />
kann gleichzeitig nicht beides abdecken.<br />
Wechselrichter oder Energiespeicher sollten wegen<br />
ihrer Eigenverluste nachts abgeschaltet werden.<br />
The English translation ist published in <strong>eb</strong> International<br />
2014.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl. El.-Ing FH, MAS-IT, Stefan<br />
Nydegger (34), Studium der Informations-Technologie<br />
in Bern und der<br />
Elektrotechnik an der Technischen<br />
Hochschule des Kantons Bern; Fachbereichsleiter<br />
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Adresse: ENOTRAC AG, Abteilung<br />
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112 (2014) Heft 8-9<br />
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7/22/2014 7:51:38 PM<br />
467
Grundlagen<br />
Leistung oder Spannung? – Korrekte<br />
elektrische Netzberechnung <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Sascha Hardel, Sven Körner, Arnd Stephan, Dresden<br />
Die elektrischen Netze <strong>von</strong> Verkehrssystemen sind aus verschiedensten Anlässen detailliert zu<br />
untersuchen. Die dazu verwendete Netzsimulation muss Besonderheiten gegenüber der Landesenergieversorgung<br />
abbilden, zum Beispiel zeitlich und örtlich veränderliche Lasten. Diesbezüglich<br />
werden Algorithmen der Leistungsfluss- und klassischen und modifizierten Knotenspannungsanalyse<br />
vorgestellt und bewertet.<br />
POWER OR VOLTAGE? – PROPER POWER SUPPLY CALCULATIONS FOR RAILWAYS<br />
Electric networks of transport systems require detailed investigation for various reasons. The<br />
power system simulation applied for this purpose has to model features which are uncommon<br />
for national power supply systems, e.g. temporally and locally variable loads. In this regard,<br />
algorithms of load flow analysis and classical and modified nodal analysis will be introduced<br />
and evaluated.<br />
PUISSANCE OU TENSION? – CALCULER CORRECTEMENT LE RÉSEAU ÉLECTRIQUE POUR LES LIGNES<br />
DE CHEMIN DE FER<br />
Les réseaux électriques des systèmes de transport doivent faire l’objet d’un examen détaillé pour<br />
les besoins les plus divers. Le programme de simulation de réseau utilisé à cette fin doit représenter<br />
les particularités du réseau national d’alimentation électrique, par exemple la variation des charges<br />
selon le moment et le lieu. L’article présente et évalue des algorithmes de l’analyse du flux de puissance<br />
ainsi que de l’analyse classique et modifiée de la tension de nœuds.<br />
1 Einführung<br />
Alle elektrischen Verkehrssysteme (EVS) erfüllen<br />
Verkehrsaufgaben und nutzen da<strong>für</strong> elektrische Antri<strong>eb</strong>senergie,<br />
zum Beispiel Eisenbahnen des Fernund<br />
Nahverkehrs, Metros, Straßenbahnen und<br />
Oberleitungsbusse. In <strong>die</strong>sem Beitrag werden Systeme<br />
betrachtet, <strong>die</strong> ein elektrisches Netz <strong>für</strong> kontinuierliche<br />
Energiezu- und rückführung besitzen.<br />
Die elektrotechnischen Vorgänge <strong>die</strong>ser Energieversorgung<br />
im stationären Zustand können mithilfe<br />
elektrischer Netzsimulationen abg<strong>eb</strong>ildet werden.<br />
Voraussetzung da<strong>für</strong> sind Daten zum dynamischen<br />
Betri<strong>eb</strong>sablauf des Verkehrssystems mit zeitlich und<br />
örtlich wechselnden Lasten.<br />
Energie- und Leistungsflusssimulationen sind<br />
aus der Landesenergieversorgung (LEV) bekannt.<br />
Einerseits findet mit <strong>die</strong>sem Hilfsmittel <strong>die</strong> betri<strong>eb</strong>liche<br />
Lastaufteilung zwischen Erzeugern und Leitern,<br />
andererseits <strong>die</strong> Netzausbauplanung statt. Ergänzend<br />
dazu interessieren bei Verkehrssystemen<br />
auch Detailbetrachtungen zu Spannungen und<br />
Stromstärken. Die abweichenden Untersuchungsziele<br />
und einige Besonderheiten <strong>von</strong> Verkehrssystemen<br />
berücksichtigen allgemeine Berechnungsverfahren<br />
nur unzureichend, sodass andere Verfahren<br />
überlegenswert erscheinen.<br />
2 Simulation elektrischer<br />
Verkehrssysteme<br />
2.1 Motivation<br />
Planungsprozesse bei Verkehrssystemen verlangen<br />
Analysen und Prognosen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elektroenergieversorgung.<br />
Die zeitlichen und örtlichen Verläufe elektrischer<br />
Größen zeigen, wie Betri<strong>eb</strong> und Energieversorgung<br />
zusammenwirken. Anlass da<strong>für</strong> bietet eine<br />
Vielzahl denkbarer Szenarien, zum Beispiel<br />
• Netzaus- oder –umbau,<br />
• Optimierung und Schwachstellenanalyse im<br />
Bestandsnetz,<br />
• Einsatz neuer Fahrzeuge,<br />
• Integration mobiler und stationärer Energiespeicher,<br />
• Einführung neuer Fahrpläne oder<br />
• Ausfalluntersuchungen.<br />
Eine Kernaufgabe ist <strong>die</strong> Dimensionierung der elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel wie Transformatoren, Stromrichter,<br />
Kabel oder Leitungen. Ausgehend <strong>von</strong> Stromstärken<br />
und deren zeitlicher Verteilung sind Aussagen zur<br />
thermischen Belastung der Betri<strong>eb</strong>smittel möglich. Der<br />
Vergleich mit der Belastbarkeit elektrischer Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
beantwortet <strong>die</strong> Fragestellung, ob gewählte Komponenten<br />
dem untersuchten Betri<strong>eb</strong>sprogramm genügen.<br />
468 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
übergeordnetes Netz<br />
Unterwerk<br />
Einspeisung<br />
Energiezuführung<br />
Fahrleitung<br />
Fahrzeug<br />
Fahrschienen<br />
Energierückführung<br />
Rückleitungsverstärkung<br />
Erde<br />
Bild 1:<br />
Exemplarische Netzstruktur eines EVS (alle Grafiken: Autoren).<br />
Die Einhaltung normenrelevanter Kriterien ist essenziell<br />
<strong>für</strong> den sicheren Betri<strong>eb</strong> und <strong>die</strong> Zulassung<br />
elektrischer Verkehrssysteme. Im Sinne der Spannungshaltung<br />
geht aus der minimalen und maximalen<br />
Spannung U min und U max an der Fahrleitung beziehungsweise<br />
am Stromabnehmer nach EN 50163<br />
[1] hervor, ob eine Betri<strong>eb</strong>sdurchführung überhaupt<br />
möglich ist. Die mittlere nutzbare Spannung U mean useful<br />
ist ein Qualitätsmaß der Spannungshaltung nach<br />
EN 50388 [2] und kann nur durch Simulation bestimmt<br />
werden. Das Schienenpotenzial U RE zwischen<br />
Fahrschienen und Erde nach EN 50122-1 [3] nimmt<br />
<strong>für</strong> den Personenschutz eine wichtige Rolle ein. Zur<br />
Beurteilung der elektromagnetischen Verträglichkeit<br />
(EMV) sind Magnetfeldberechnungen erforderlich, <strong>die</strong><br />
auf der Stromverteilung und der Stromstärke in den<br />
Leitern basieren. Bezüglich der Versorgungssicherheit<br />
ist zu untersuchen, welche Auswirkungen der Ausfall<br />
einzelner Komponenten hervorruft und ob (n−1)-<br />
Betri<strong>eb</strong> gewährleistet werden kann. Für Einstellungen<br />
<strong>von</strong> Streckenschaltern müssen maximale Betri<strong>eb</strong>s- und<br />
minimale Kurzschlussströme ermittelt werden.<br />
Einen weiteren Themenkomplex bilden Analysen<br />
und Prognosen zum Leistungs- und Energi<strong>eb</strong>edarf. N<strong>eb</strong>en<br />
der Ermittlung <strong>von</strong> Wirk- (P), Blind- (Q) und Scheinleistungen<br />
(S) <strong>für</strong> Erzeuger und Verbraucher interessieren<br />
auch Verlustleistungen (P V ) und deren Aufteilung<br />
auf verschiedene Leiter. Der Energi<strong>eb</strong>edarf ab Fahrzeug,<br />
Speiseabschnitt, Unterwerk oder <strong>für</strong> das Gesamtnetz<br />
ist beispielsweise beim Vergleich verschiedener Elektrifizierungsvarianten<br />
bedeutend. Energi<strong>eb</strong>ilanzen stellen<br />
nicht nur eingespeiste und genutzte Energie gegenüber,<br />
sondern können auch anfallende und in das Netz<br />
zurückgespeiste elektrische Bremsenergie vergleichen.<br />
2.2 Besonderheiten und Anforderungen<br />
Die Energieversorgung elektrischer Verkehrssysteme<br />
weist gegenüber der LEV mehrere Besonderheiten<br />
auf, <strong>die</strong> bei der Simulation zu berücksichtigen sind.<br />
Grundsätzlich werden Energi<strong>eb</strong>edarf und Leistungsfluss<br />
durch <strong>die</strong> Fahrzeuge und <strong>die</strong> Energieversorgungsstruktur<br />
bestimmt, sodass <strong>die</strong>se detailliert in<br />
Form <strong>von</strong> Eingangsdaten zu beschreiben sind.<br />
Signifikant sind <strong>die</strong> zeit- und ortsveränderlichen<br />
Verbraucher bei elektrischen Verkehrssystemen: In<br />
der Zeitdimension erg<strong>eb</strong>en sich im Traktionsprozess<br />
unterschiedliche Leistungsbedarfe durch <strong>die</strong> Fahrzeuge.<br />
Sie können Leistung aus dem Netz beziehen oder<br />
bei Bremsbetri<strong>eb</strong> in das Netz zurückspeisen. Feststehende<br />
Netzelemente, zum Beispiel Gleise, Unterwerke<br />
und Leitungen, zeigen keine Veränderungen in der<br />
Ortsdimension. Im Gegensatz dazu ändern Fahrzeuge<br />
ihren Standort im Netz im Rahmen der Verkehrsaufgabe.<br />
So erg<strong>eb</strong>en sich veränderte geometrische<br />
und elektrische Netzeigenschaften, <strong>die</strong> <strong>von</strong> der Simulation<br />
beachtet werden müssen. Das verlangt ein<br />
universelles physikalisches Netzmodell und automatisierbare<br />
Berechnungsverfahren. In der LEV sind <strong>die</strong><br />
Erzeuger- und Verbraucherstandorte fest, lediglich<br />
der Leistungsbedarf ändert sich zeitlich.<br />
<strong>Elektrische</strong>r Leistungsfluss und Energi<strong>eb</strong>edarf<br />
werden maßg<strong>eb</strong>lich durch Netzstruktur und Spannungssituation<br />
beeinflusst. Folglich soll das gesamte<br />
elektrische Netz realitätsnah modelliert werden.<br />
Während <strong>für</strong> <strong>die</strong> allgemeine Energieversorgung dreiphasige<br />
AC-Netze typisch sind, verwenden Verkehrssysteme<br />
meist einphasige Systeme. Verbreitet sind<br />
DC-, 1AC- und 2AC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetze.<br />
Zum Netzmodell gehören <strong>die</strong> festen und veränderlichen<br />
Elemente mit ihrer Struktur, ihren elektrischen<br />
Eigenschaften und ihrer Belastbarkeit. Dabei ist zu<br />
bedenken, dass <strong>die</strong> Netzstruktur entlang des EVS variabel<br />
ist. Ein einfaches Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Netzstruktur<br />
eines Bahnsystems zeigt Bild 1.<br />
Zu den festen Netzelementen zählen Einspeisungen<br />
in Form <strong>von</strong> Unterwerken sowie ggf. das<br />
übergeordnete Netz. Sowohl Energiezuführung als<br />
auch –rückführung am Verkehrsweg werden über<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
469
Grundlagen<br />
1. elektrisches Netzwerk<br />
generieren<br />
2. Gleichungssystem<br />
aufstellen<br />
3. Lösungsverfahren<br />
anwenden<br />
4. Auswertung<br />
durchführen<br />
Bild 2:<br />
Prozesskette der elektrischen Netzberechnung.<br />
Kabel und Leitungen ang<strong>eb</strong>unden. Der Zuführung<br />
<strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Fahrleitung einschließlich Verstärkungsleitungen<br />
und Querverbindungen. Zur Rückführung<br />
gehören Gleise, Rückleitungsverstärkungen<br />
und ggf. <strong>die</strong> Erde. Die Ableitungseigenschaften<br />
zwischen Gleis und Erde unterliegen systembedingt<br />
gegensätzlichen Anforderungen. Als weitere<br />
Elemente sind Kuppelstellen, Booster- und Autotransformatoren<br />
nachzubilden.<br />
Als wichtige Vertreter der veränderlichen Netzelemente<br />
wurden bereits <strong>die</strong> Fahrzeuge eingeführt.<br />
Deren momentane Positionen und Leistungsbedarfe<br />
werden durch <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>ssimulation bereitgestellt.<br />
Energiespeicher können mobil in Fahrzeugen<br />
oder stationär installiert sein und erlauben<br />
oberleitungsfreie Streckenabschnitte, Energieeinsparungen<br />
sowie Spannungsstützungen. Eine<br />
veränderliche Leistungsaufnahme zeigen auch<br />
Zusatzverbraucher wie Weichenheizungen, Weichenantri<strong>eb</strong>e,<br />
Fahrzeugvorheizanlagen und Schuppenprüfanlagen.<br />
Schaltanlagen können <strong>die</strong> elektrische<br />
Netzstruktur während des Betri<strong>eb</strong>es anpassen,<br />
wenn zum Beispiel ein Unterwerk oder ein Gleis <strong>für</strong><br />
Wartungszwecke außer Betri<strong>eb</strong> genommen wird.<br />
Ebenfalls veränderlich sind Schutzeinrichtungen,<br />
zum Beispiel <strong>für</strong> Überlastungsschutz und Potenzialausgleich,<br />
aber auch der Sonderfall Kurzschluss.<br />
Die genannten Netzparameter beeinflussen <strong>die</strong><br />
Spannungssituation. In Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>die</strong>ser<br />
stellt sich bei einer bestimmten Leistungsaufnahme<br />
der Fahrzeugstrom ein. Eine abnehmende Spannung<br />
führt bei konstantem Leistungsbedarf wegen<br />
P = U ∙ I ∙ cos φ zu steigender Stromstärke und<br />
Verlustleistung. Bei zu niedriger Spannung wird<br />
<strong>die</strong> Leistung begrenzt, um einen zu hohen Strom<br />
und thermische Beschädigung zu unterbinden. Die<br />
verfügbare Netzspannung kann folglich zu einer<br />
Zugkraftverringerung oder Fahrzeugabschaltung<br />
führen. Der umgekehrte Fall einer hohen Netzspannung<br />
verhindert eventuell eine Netzrückspeisung<br />
<strong>von</strong> Bremsenergie, da dann das Netz nicht<br />
energieaufnahmefähig ist. Zur Abbildung <strong>die</strong>ser<br />
Wechselwirkungen müssen Betri<strong>eb</strong>s- und elektrische<br />
Netzsimulation parallel ablaufen.<br />
Bei AC-Systemen besteht eine elektromagnetische<br />
Kopplung zwischen Längsleitern, zum Beispiel<br />
Fahrleitung, Rückleitungsverstärkung und Schienen.<br />
Die zugehörigen Koppelimpedanzen hängen <strong>von</strong><br />
den jeweiligen Leiterströmen und deren geometrischer<br />
Anordnung zueinander ab.<br />
3 Grundlagen der<br />
Berechnungsverfahren<br />
3.1 Allgemeines<br />
Das Prinzip aller Berechnungsverfahren besteht<br />
darin, ein elektrisches Netzwerk durch ein Gleichungssystem<br />
auszudrücken und mathematisch<br />
eine Lösung zu finden. Bei gleichen physikalischen<br />
Hintergründen werden da<strong>für</strong> unterschiedliche Modelle<br />
und Methoden eingesetzt. Bevor ausgewählte<br />
Verfahren vorgestellt werden, sollen zunächst <strong>die</strong> gemeinsamen<br />
Grundlagen aufgezeigt werden. Die allgemeine<br />
Schrittfolge aller Verfahren geht aus Bild 2<br />
hervor. Dabei ist zu beachten, dass <strong>die</strong> Schritte 1<br />
bis 3 geg<strong>eb</strong>enenfalls mehrfach in einem Zeitschritt<br />
durchlaufen werden.<br />
3.2 Berechnungsschritte<br />
Schritt 1: elektrisches Netzwerk generieren<br />
Die elektrische Netzwerkgenerierung beginnt mit<br />
der Modellbildung, also der physikalischen Beschreibung<br />
des realen EVS als elektrische Schaltung. Dies<br />
leistet der Benutzer und beachtet dabei <strong>die</strong> Automatisierbarkeit<br />
der folgenden Schritte. Ideale Spannungsquellen<br />
repräsentieren üblicherweise Einspeisungen.<br />
Die Hin- und Rückleitungen werden durch<br />
Impedanzen bzw. deren längenabhängige Beläge<br />
ausgedrückt. Für <strong>die</strong> Nachbildung der Fahrzeuge<br />
existieren je nach Berechnungsverfahren unterschiedliche<br />
Ansätze, zum Beispiel als Spannungsquelle,<br />
Impedanz oder Leistungsquelle [4]. Empfehlenswert<br />
ist <strong>die</strong> Berechnung der elektrischen Größen<br />
aus der mechanischen Zugkraftanforderung. Die<br />
Schaltung ist dem Simulationsprogramm grafisch<br />
oder tabellarisch zu überg<strong>eb</strong>en. Sie wird in ein Netzwerk<br />
mit z Zweigen, k Knoten und m unabhängigen<br />
Maschen überführt, indem <strong>die</strong> Elemente durch ihr<br />
definiertes Spannungs-Strom-Verhalten ausgedrückt<br />
werden. Die Modellqualität <strong>die</strong>ses Netzwerks beeinflusst<br />
wesentlich <strong>die</strong> Übereinstimmung der Simulationserg<strong>eb</strong>nisse<br />
mit der Realität und bestimmt so <strong>die</strong><br />
Belastbarkeit der Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />
Für <strong>die</strong> rechnerlesbare Netzwerkdarstellung bieten<br />
sich Matrizen an, zum Beispiel <strong>die</strong> Knotenadmittanzmatrix.<br />
Mit den Kehrwerten der Impedanzen<br />
sind nicht existente Verbindungen rechentechnisch<br />
470 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
einfach zu handhaben (Y = 0 statt Z = ∞). Die Matrixkomponenten<br />
können durch einheitliche Bildungsregeln<br />
gewonnen werden. Die Hauptdiagonale ist<br />
mit den Knotenadmittanzen Y xx besetzt, der Summe<br />
aller Admittanzen auf den anliegenden Zweigen des<br />
Knotens x, <strong>für</strong> das Beispiel in Bild 3 also Y 11 = Y 12 + Y 13 .<br />
Die übrigen Komponenten füllen <strong>die</strong> Koppeladmittanzen<br />
Y xy aus, <strong>die</strong> negativen Admittanzsummen<br />
zwischen den Knoten x und y, also zum Beispiel<br />
− Y 12 . In der Energieversorgung sind schwach besetzte<br />
Matrizen typisch, da nur wenige Knoten direkt<br />
miteinander verbunden sind. Derart kann bereits ein<br />
Großteil des elektrischen Netzes beschri<strong>eb</strong>en werden,<br />
weitere Eigenschaften werden verfahrensspezifisch<br />
ausgedrückt [5].<br />
Der erste Schritt umfasst weitere Vorbereitungsaufgaben.<br />
Diese betreffen zum Beispiel Bezeichnungen,<br />
Zählrichtungen, Definitionen <strong>von</strong> Hilfsgrößen<br />
oder Ersetzungen nicht berechenbarer Schaltungselemente.<br />
Schritt 2: Gleichungssystem aufstellen<br />
Um Berechnungen durchzuführen, müssen <strong>die</strong> elektrischen<br />
Vorgänge im Netz mit geeigneten Netzwerkgleichungen<br />
beschri<strong>eb</strong>en werden. Sie basieren auf<br />
den Kirchhoffschen Gesetzen und Spannungs-Strom-<br />
Beziehungen einzelner Zweige, zum Beispiel dem<br />
Ohmschen Gesetz.<br />
Σ I zu<br />
= Σ I<br />
ab<br />
Knotenpunktsatz: Die Summe<br />
der Ströme, <strong>die</strong> in einen Knoten<br />
hinein- und abfließen ist null. (1)<br />
z<br />
U x<br />
x=<br />
1<br />
Σ = 0 Maschensatz: Die Summe<br />
aller Spannungen in einem<br />
Maschen umlauf ist null. (2)<br />
U = Z ⋅ I Ohmsches Gesetz in<br />
komplexer Form (3)<br />
Daraus lässt sich <strong>für</strong> einen Knoten ableiten, dass<br />
Y 12<br />
Knoten x = 1 Knoten y = 2<br />
I<br />
x<br />
=<br />
z<br />
Σ<br />
y=<br />
1<br />
Y<br />
xy<br />
U (4)<br />
y<br />
<strong>die</strong> Beziehungen zu den Nachbarknoten beschreibt.<br />
Es ist zweckmäßig, Y als Knotenadmittanzmatrix sowie<br />
I und U als Vektoren zu betrachten, deren Größe<br />
<strong>von</strong> der Knotenanzahl im Netzwerk abhängig ist.<br />
Die schließlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechnung herangezogenen<br />
Gleichungen und <strong>die</strong> geg<strong>eb</strong>enen und gesuchten<br />
Größen variieren je nach Berechnungsverfahren.<br />
Schritt 3: Lösungsverfahren anwenden<br />
Um aus dem aufgestellten Gleichungssystem <strong>die</strong><br />
Lösung zu gewinnen, muss aus verschiedenen mathematischen<br />
Verfahren ein Geeignetes gewählt<br />
werden, das zwecks Simulationsanwendung als Algorithmus<br />
vorliegt. Numerische Lösungsverfahren<br />
werden in direkte und iterative Löser unterschieden.<br />
Schritt 4: Auswertung<br />
Die berechneten Erg<strong>eb</strong>nisse beantworten oft nicht unmittelbar<br />
<strong>die</strong> einleitend aufgeworfenen Fragestellungen<br />
einer konkreten Untersuchungsaufgabe. Folglich<br />
sind <strong>die</strong> gesuchten Größen erst aus den berechneten<br />
Erg<strong>eb</strong>nissen abzuleiten und in Form <strong>von</strong> übersichtlichen<br />
Tabellen oder Abbildungen aufzubereiten.<br />
Für <strong>die</strong> Netzberechnung <strong>von</strong> EVS eignen sich<br />
grundsätzlich <strong>die</strong> Leistungsflussanalyse und <strong>die</strong> Knotenspannungsanalyse.<br />
Beide Verfahren werden im<br />
Folgenden anhand der Prozesskette gemäß Bild 2<br />
vorgestellt.<br />
4 Leistungsflussanalyse<br />
4.1 Allgemeines<br />
Die Leistungsflussanalyse (LF) ist in der LEV <strong>für</strong><br />
Netzplanung und betri<strong>eb</strong> verbreitet [5]. Die anzutreffenden<br />
Grundannahmen sind ein symmetrisches<br />
Drehstromnetz und eine feste Einspeise- und<br />
Abnehmerstruktur. Es ermittelt <strong>die</strong> Leistungsfluss-,<br />
Strom- und Spannungsverteilung auf Basis der Leistungsbilanz<br />
an den Netzwerkknoten. Hauptsächliche<br />
Rechengrößen sind <strong>die</strong> Wirkleistung P, <strong>die</strong> Blindleistung<br />
Q, <strong>die</strong> Spannung U und deren Phasenwinkel δ.<br />
Y 13<br />
Y 24<br />
4.2 Berechnungsschritte<br />
Schritt 1: elektrisches Netzwerk generieren<br />
Knoten 3 Knoten 4<br />
Bild 3:<br />
Beispielnetzwerk.<br />
Y 34<br />
Bei der LF ist zu beachten, dass <strong>die</strong> Netzwerkknoten<br />
nach ihren Eigenschaften in drei Typen unterschieden<br />
werden und eine entsprechende Zuordnung gemäß<br />
Tabelle 1 erfolgen muss.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
471
Grundlagen<br />
Bei EVS können Unterwerke, Energiespeicher<br />
und netzrückspeisende Fahrzeuge als Einspeiseknoten<br />
betrachtet werden. Zu den Abnehmerknoten<br />
zählen beziehende Fahrzeuge, Energiespeicher<br />
und Zusatzverbraucher. Die Leistungsgrößen <strong>von</strong><br />
Fahrzeugen gehen aus deren Antri<strong>eb</strong>ssimulation<br />
hervor. Im Netzwerk vorkommende Bilanzknoten<br />
müssen so leistungsfähig sein, dass <strong>die</strong> aus der<br />
Berechnung hervorgehenden Lasten bereitgestellt<br />
werden können [5].<br />
Beim Netzmodell werden alle Leiterimpedanzen<br />
zusammengefasst. Es entsteht ein Einleitermodell<br />
wie in Bild 4 dargestellt.<br />
Schritt 2: Gleichungssystem aufstellen<br />
Für <strong>die</strong> LF wird nach [6] und [7] <strong>die</strong> bekannte Knotenbeziehung<br />
I<br />
x<br />
=<br />
z<br />
Σ<br />
y=<br />
1<br />
Y<br />
xy<br />
U (5)<br />
y<br />
mit der Beziehung zwischen Leistung, Spannung<br />
und Stromstärke<br />
S<br />
x<br />
*<br />
x<br />
= U ⋅ I = P + jQ<br />
(6)<br />
x<br />
x<br />
x<br />
zu folgender Ausgangsgleichung kombiniert:<br />
z<br />
*<br />
x Σ<br />
y=<br />
1<br />
*<br />
*<br />
P − jQ<br />
= U ⋅ I = U Y U = Y U U .(7)<br />
x x x x<br />
xy<br />
xy<br />
y<br />
z<br />
Σ<br />
y=<br />
1<br />
An den Knoten leiten sich daraus <strong>die</strong>se Gleichungen<br />
<strong>für</strong> Wirk- und Blindleistung ab:<br />
z<br />
P = Y U U ⋅ cos ( θ + δ − δ ),(8)<br />
x<br />
Σ<br />
y = 1<br />
xy<br />
y<br />
*<br />
x<br />
xy<br />
*<br />
Q = − Y U U ⋅ sin( θ + δ −δ<br />
).(9)<br />
x<br />
z<br />
Σ<br />
y = 1<br />
xy<br />
y<br />
x<br />
xy<br />
Schritt 3: Gleichungssystem lösen<br />
Nun sind Werte <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesuchten Größen wie U und<br />
δ an allen Netzknoten zu finden, mit welchen <strong>die</strong><br />
Gleichungen <strong>die</strong> geg<strong>eb</strong>enen Werte, zum Beispiel P<br />
und Q liefern. Die Nichtlinearität der Gleichungen erfordert<br />
ein iteratives numerisches Lösungsverfahren.<br />
Zu den mathematischen Iterationsverfahren zählt<br />
das Gauß-Seidel-Verfahren, das gesuchte Werte schrittweise<br />
einer akzeptabel genauen Lösung annähert.<br />
Der Berechnungsaufwand dabei ist gering, allerdings<br />
konvergiert das Verfahren nur langsam. Das Newton-<br />
Raphson-Verfahren beginnt mit Startannahmen zum<br />
Beispiel <strong>für</strong> U und δ, <strong>die</strong> abweichende Werte gegenüber<br />
den geg<strong>eb</strong>enen Größen liefern. Diese ΔP und<br />
ΔQ werden linear zu den Annahmen in Bezug gesetzt,<br />
praktisch durch <strong>die</strong> partiellen Ableitungen in Form einer<br />
Jacobi-Matrix. Daraus gehen Korrekturwerte ΔU<br />
und Δδ hervor, mit denen <strong>die</strong> Rechnung wiederholt<br />
y<br />
y<br />
x<br />
x<br />
y<br />
x<br />
TABELLE 1<br />
Knotentypen der Leistungsflussanalyse nach [5].<br />
Knotentyp geg<strong>eb</strong>ene Größen gesuchte Größen<br />
Einspeiseknoten P, U Q, δ<br />
Abnehmerknoten P, Q U, δ<br />
Bilanzknoten U, δ P, Q<br />
wird. Dies geschieht, bis das quadratisch konvergierende<br />
Verfahren zu Korrekturwerten unterhalb festgelegter<br />
Schranken führt. Nachteilig ist <strong>die</strong> rechnerisch<br />
anspruchsvolle Invertierung der Jacobi-Matrix [6]. Abwandlungen<br />
wie <strong>die</strong> schnelle entkoppelte Leistungsflussanalyse<br />
beruhen auf der vereinfachenden Annahme,<br />
dass <strong>die</strong> jeweiligen Beziehungen zwischen P und δ<br />
sowie Q und U <strong>für</strong> das Netz maßg<strong>eb</strong>lich sind [5].<br />
Alternativ sind auch heuristische Verfahren wie<br />
genetische Algorithmen oder Simulated-Annealing<br />
einsetzbar [6].<br />
Schritt 4: Auswertung<br />
Aus der Berechnung mit der LF gehen keine Stromstärken<br />
hervor. Sie können mit Hilfe der Knotenadmittanzmatrix<br />
und den <strong>für</strong> <strong>die</strong> Knoten berechneten<br />
Spannungen bestimmt werden.<br />
5 Knotenspannungsanalyse<br />
5.1 Klassische Knotenspannungsanalyse<br />
5.1.1 Allgemeines<br />
Die Knotenspannungsanalyse (KSA) basiert auf den<br />
Strombilanzen im Sinne des 1. Kirchhoffschen Gesetzes.<br />
Sie nutzt als Rechenhilfsgröße <strong>die</strong> nameng<strong>eb</strong>enden<br />
Knotenspannungen, also Potenzialunterschiede<br />
zwischen den Knoten des elektrischen Netzwerks.<br />
Dies bietet verschiedene Vorteile bei der Simulation<br />
<strong>von</strong> EVS, sodass <strong>die</strong> Arbeitsweise zahlreicher Simulationsprogramme<br />
darauf zurückzuführen ist.<br />
5.1.2 Berechnungsschritte<br />
Schritt 1: elektrisches Netzwerk generieren<br />
Das klassische Verfahren gestattet keine Spannungsquellen.<br />
Diese werden daher gemäß Norton-Theorem<br />
in Stromquellen umgewandelt. Für <strong>die</strong> Potenzialbestimmung<br />
ist ein Bezugsknoten zu wählen, dem ein festes<br />
Potenzial zugewiesen wird (Bezugsknoten 0 in Bild 5).<br />
Bei EVS wird <strong>die</strong>ses Potenzial üblicherweise als entfernte<br />
Erde und damit als absoluter Nullpunkt interpretiert.<br />
Von allen anderen Knoten des Netzwerks aus können<br />
472 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
Y<br />
Fahrleitung<br />
I<br />
Y<br />
Rückführung<br />
I<br />
xy<br />
Y xy<br />
Knoten x = 1 Knoten y = 2<br />
U Fahrzeug<br />
U Unterwerk<br />
Fahrzeug<br />
(P, Q)<br />
Y 10<br />
U x0<br />
U xy<br />
Y 24<br />
U y0<br />
Bild 4:<br />
Exemplarisches Netzwerk der Leistungsflussanalyse.<br />
nun k−1 Knotenspannungen zum Bezugsknoten definiert<br />
werden (U x0 , U y0 in Bild 5). Ihre unbekannten Werte<br />
sind im Rahmen der Berechnung zu ermitteln.<br />
Damit sind <strong>die</strong> Voraussetzungen erfüllt, um<br />
Zweigströme (I xy ) durch Zweigspannungen (U xy )<br />
und <strong>die</strong>se schließlich durch Knotenspannungen zu<br />
ersetzen. Alle Zweigströme werden durch <strong>die</strong> Knotenspannungen<br />
der anliegenden Knoten und <strong>die</strong><br />
Zweigadmittanzen ausgedrückt.<br />
I = Y ⋅ U = Y ⋅ ( U − U ) (10)<br />
0 0<br />
xy<br />
xy<br />
xy<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
xy<br />
Schritt 2: Gleichungssystem aufstellen<br />
x<br />
Die eingeführten Größen gestatten es, <strong>für</strong> <strong>die</strong> k<br />
Knoten nun k−1 unabhängige Knotengleichungen<br />
aufzustellen. Auch hier ist <strong>die</strong> Matrixform als Knotenadmittanzmatrix<br />
üblich, deren bekannte Bildungsregeln<br />
genutzt werden.<br />
Y ∙ U = I(11)<br />
N<strong>eb</strong>en der Knotenadmittanzmatrix ist auch der Einströmungsvektor<br />
I geg<strong>eb</strong>en. Er repräsentiert je nach<br />
Vorzeichen der Komponente <strong>die</strong> Einspeisungen und<br />
Abnehmer. Das Gleichungssystem ist nach dem Knotenspannungsvektor<br />
U zu lösen.<br />
Schritt 3: Gleichungssystem lösen<br />
Das vorliegende Gleichungssystem kann direkt beispielsweise<br />
nach Gaußschem Eliminationsverfahren<br />
berechnet werden. Alternativ können bei großen<br />
Freiheitsgraden iterative Lösungsverfahren wie Gauß-<br />
Seidel-, Newton- oder Krylow-Unterraum-Verfahren<br />
eingesetzt werden, <strong>die</strong> sich <strong>für</strong> schwach besetzte Matrizen<br />
als besonders geeignet herausgestellt haben.<br />
Schritt 4: Auswertung<br />
Als Differenz zwischen den berechneten Knotenspannungen<br />
können nahezu beli<strong>eb</strong>ige Spannungen<br />
innerhalb des Netzwerks ermittelt werden.<br />
y<br />
Ebenso lassen sich <strong>die</strong> Stromstärken <strong>für</strong> alle Zweige<br />
bestimmen, schließlich können somit (Verlust-)<br />
Leistungen und mit den Erg<strong>eb</strong>nissen mehrerer Zeitschritte<br />
auch Energiewerte ausgeg<strong>eb</strong>en werden. Auf<br />
Basis der Stromstärken können Erwärmungsverläufe<br />
ermittelt oder Magnetfelder berechnet werden.<br />
5.2 Modifizierte Knotenspannungsanalyse<br />
5.2.1 Allgemeines<br />
Die Nachteile der klassischen KSA lassen sich mit der modifizierten<br />
Knotenspannungsanalyse (MKSA), wie sie in<br />
[8] vorgestellt wird, beh<strong>eb</strong>en. Dabei behält <strong>die</strong> Erweiterung<br />
<strong>die</strong> Vorteile und Einfachheit der klassischen KSA bei<br />
und behandelt dort nicht erlaubte Netzwerkelemente<br />
durch zusätzliche Gleichungen. Dementsprechend sind<br />
<strong>die</strong> Abläufe <strong>von</strong> KSA und MKSA sehr ähnlich. Übereinstimmend<br />
sind beide Verfahren, wenn das Netzwerk nur<br />
ideale Stromquellen und lineare Admittanzen umfasst.<br />
5.2.2 Berechnungsschritte<br />
Bild 5:<br />
Exemplarischer Netzwerkausschnitt <strong>für</strong> KSA.<br />
Schritt 1: elektrisches Netzwerk generieren<br />
Bezugsknoten 0 Knoten 4<br />
Y 40<br />
Bezugsknoten und Knotenspannungen benötigt<br />
auch <strong>die</strong> MKSA. Abweichungen zum klassischen Verfahren<br />
treten auf, wenn das Netzwerk Spannungsquellen<br />
oder <strong>von</strong> Stromstärken abhängige Elemente<br />
enthält. Es besteht eine Zweiteilung in wie bisher als<br />
Admittanz modellierbare und zusätzliche Elemente.<br />
Für letztere ist jeweils ein Zweigstrom als zusätzliche<br />
Hilfsvariable einzuführen und zu berechnen.<br />
Jede so erzeugte neue Unbekannte bedarf einer<br />
zusätzlichen Gleichung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lösung, <strong>die</strong> in Form<br />
der zugehörigen Zweiggleichungen das mathematisch-physikalische<br />
Modell des Elements beschreibt.<br />
Als unbekannte Größen treten bei der MKSA demzufolge<br />
unverändert Knotenspannungen und zusätzlich<br />
Stromstärken auf.<br />
473
Grundlagen<br />
Schritt 2: Gleichungssystem aufstellen<br />
Die Matrixdarstellung des Gleichungssystems ähnelt<br />
der KSA, ist aber erkennbar erweitert:<br />
Y B<br />
C D<br />
⋅<br />
U<br />
I<br />
w<br />
w<br />
Ig<br />
= (12)<br />
U<br />
g<br />
Der Spaltenvektor der Eingangswerte umfasst wie bisher<br />
<strong>die</strong> Einströmungen I g und zusätzlich auch Knotenspannungen<br />
U g . Die Koeffizientenmatrix besteht zunächst aus<br />
der bekannten Knotenadmittanzmatrix Y, <strong>die</strong> aber jene<br />
gesondert zu betrachtenden Zweige nicht repräsentiert.<br />
Dies geschieht durch weitere Teilmatrizen B, C und D, <strong>die</strong><br />
<strong>von</strong> Typ und Lage der zusätzlichen Elemente abhängig<br />
sind. Die Dimension der Koeffizientenmatrix ergibt sich<br />
demnach aus der Anzahl der Netzknoten abzüglich Bezugsknoten<br />
und den zusätzlich zu berechnenden Stromstärken.<br />
Der Spaltenvektor der Unbekannten enthält<br />
unverändert <strong>die</strong> Knotenspannungen U w und zusätzlich<br />
Stromstärken I w . Für <strong>die</strong> automatisierte Matrixerstellung<br />
sind elementabhängige Ausfüllmuster verfügbar [8].<br />
Schritt 3: Gleichungssystem lösen<br />
Auch <strong>die</strong> MKSA liefert ein Gleichungssystem, bei<br />
dem <strong>die</strong> Lösungsverfahren wie bei der KSA einsetzbar<br />
sind. N<strong>eb</strong>en einer aufwendigen direkten Lösung<br />
können Approximationsverfahren mit gezielter Pivotisierung<br />
effizienter sein.<br />
Schritt 4: Auswertung<br />
In Anlehnung an <strong>die</strong> KSA können aus berechneten<br />
Knotenspannungen und Stromstärken weitere Größen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Simulationsaufgabe ermittelt werden.<br />
6 Datenermittlung<br />
N<strong>eb</strong>en der Auswahl des Berechnungsverfahrens ist<br />
<strong>die</strong> Datenermittlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Impedanzmatrix eine<br />
wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechnung. Diese<br />
Matrix ist wichtiger Grundbaustein aller vorgestellten<br />
Verfahren. Für zahlreiche elektrische Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
sind notwendige Simulationswerte direkt vom Typenschild<br />
oder Datenblatt ablesbar, können daraus<br />
abgeleitet oder messtechnisch ermittelt werden.<br />
Die Impedanzen der elektrischen Leiter hängen <strong>von</strong><br />
verschiedenen Parametern ab, zum Beispiel <strong>von</strong> der<br />
Frequenz, der Anzahl und der Anordnung der Leiter,<br />
der magnetischen und elektrischen Leitfähigkeit des<br />
Materials und teilweise vom Stromfluss. Bei elektrischen<br />
<strong>Bahnen</strong> ist <strong>die</strong> Rückleitung der Ströme über das Erdreich<br />
bei der Impedanzberechnung <strong>eb</strong>enfalls zu berücksichtigen.<br />
Für <strong>die</strong> allgemeine LEV sind Werte in Nachschlagewerken<br />
[5] tabellarisch dargestellt. Eine Auswahl an<br />
Impedanzbelägen verschiedener Oberleitungskonfigurationen<br />
<strong>von</strong> EVS findet man beispielsweise in [9] oder<br />
[10]. Da nicht <strong>für</strong> alle möglichen Parametervariationen<br />
<strong>die</strong> Impedanzen aus Tabellen entnommen werden können,<br />
sind <strong>die</strong>se oft projektspezifisch zu ermitteln. Bei<br />
mit Wechselstrom betri<strong>eb</strong>enen EVS ist es notwendig,<br />
<strong>die</strong> elektromagnetische Kopplung der Längsleiter zu berücksichtigen.<br />
Im Laufe der Zeit wurden <strong>die</strong> Verfahren<br />
zur Impedanzberechnung kontinuierlich erweitert und<br />
verbessert. Von gekoppelten Leiterschleifen mit Rückleitung<br />
über Erde, <strong>die</strong> Anwendung der Mehrpoltheorie <strong>für</strong><br />
eine begrenzte [11] und später allgemeine Leiteranzahl<br />
[12] bis hin zur direkten Berücksichtigung der elektromagnetischen<br />
Kopplungseffekte bei der Bestimmung<br />
der Impedanzwerte [13; 14] werden zahlreiche Berechnungsmethoden<br />
genutzt.<br />
7 Bewertung<br />
Für den Netzbetri<strong>eb</strong> der LEV ist entscheidend, ob<br />
<strong>die</strong> benötigte Leistung bereitgestellt und übertragen<br />
werden kann. Wegen der somit übereinstimmenden<br />
Rechengrößen wird <strong>die</strong> LF in vielen<br />
Programmen eingesetzt. Dabei bestehen mathematische<br />
Herausforderungen aufgrund des nichtlinearen<br />
Gleichungssystems: Die Konvergenz des<br />
numerischen Lösungsverfahrens kann lange Zeit<br />
beanspruchen oder gar nicht eintreten. Bei Letzterem<br />
ist unbekannt, ob ungünstige Startwerte des<br />
Verfahrens oder <strong>die</strong> Nichtexistenz einer Lösung<br />
ursächlich sind. [15] Die LF kann aufgrund ihres<br />
vereinfachten Modellansatzes (Bild 4) bestimmte<br />
Besonderheiten <strong>von</strong> EVS nicht abdecken. Fahrzeug-<br />
oder Unterwerksspannungen können berechnet<br />
werden, jedoch keine <strong>von</strong> Einzelleitern abhängigen<br />
Größen. Dazu zählen Schienenpotenziale<br />
oder Erdrückströme <strong>für</strong> normenrelevante Kriterien<br />
der Sicherheit und EMV. Ebenso kann der Einsatz<br />
<strong>von</strong> Auto- oder Boostertransformatorsystemen nur<br />
oberflächlich modelliert werden.<br />
Die KSA wird als standardisiertes Verfahren in zahlreichen<br />
Programmen <strong>für</strong> elektronische Schaltungssimulationen<br />
implementiert. Das Netzmodell bezieht<br />
realitätsnah alle Knoten und Zweige ein. Somit sind<br />
EVS durch einzelne Leiter oder besondere Speisekonzepte<br />
angemessen repräsentiert. Schienenpotenziale<br />
können als Knotenspannungsdifferenzen zwischen<br />
Schiene und Erde bestimmt werden. Aus Zweigadmittanzen<br />
und anliegenden Knotenspannungen können<br />
<strong>die</strong> Stromstärken in einzelnen Leitern berechnet<br />
werden. Probleme bereiten Netzwerkelemente, <strong>die</strong><br />
nicht als lineare Zweigadmittanz modellierbar sind.<br />
Somit können Spannungsquellen, Transformatoren<br />
und allgemein stromabhängige Elemente nicht mit<br />
dem klassischen Verfahren modelliert werden [8].<br />
474 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
Die MKSA nutzt <strong>die</strong> Vorteile der klassischen KSA<br />
und erweitert <strong>die</strong>se durch zusätzliche Netzwerkelemente.<br />
Als universelles Verfahren bietet <strong>die</strong> MKSA<br />
eine höhere Modellierungsflexibilität. Durch <strong>die</strong> größere<br />
Gleichungsanzahl erhöht sich der Berechnungsaufwand,<br />
im Ausgleich werden bestimmte Netzwerkelemente<br />
überhaupt erst berechenbar.<br />
Die genannten Vor- und Nachteile der Verfahren zeigen,<br />
dass <strong>die</strong> spezifischen Anforderungen elektrischer<br />
Verkehrssysteme am besten <strong>von</strong> der modifizierten<br />
Knotenspannungsanalyse erfüllt werden. Mit anderen<br />
Verfahren können nur Teile der eingangs vorgestellten<br />
Untersuchungsaufgaben bearbeitet werden.<br />
Bestandteil bei allen vorgestellten Verfahren ist <strong>die</strong><br />
Impedanzmatrix des elektrischen Netzwerks. Die direkte<br />
Berücksichtigung der elektromagnetischen Kopplung<br />
bei wechselstrom-durchflossenen Leitern ist in der<br />
Netzberechnungssoftware OpenPowerNet [16] integriert.<br />
Diese Integration hat den Vorteil, dass Impedanzen<br />
nicht erst durch spezielle Programme oder Berechnungsroutinen<br />
aufwändig ermittelt werden müssen.<br />
Durch moderne Rechentechnik, intelligente Algorithmen,<br />
effiziente Gleichungslöser und geschickte<br />
Datenbereitstellung können heutzutage selbst komplexe<br />
Betri<strong>eb</strong>sabläufe elektrischer Verkehrssysteme<br />
unter Einfluss der Wechselwirkungen mit dem elektrischen<br />
Netz detailliert untersucht werden.<br />
The English translation is published in <strong>eb</strong> International<br />
2014.<br />
AUTORENDATEN<br />
Sascha Hardel (25), seit 2008 Studium des Verkehrsingenieurwesens<br />
an der TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“, Stu<strong>die</strong>nrichtung Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer<br />
Verkehrssysteme; 2014 Praktikum bei IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik<br />
GmbH, Fachbereich Antri<strong>eb</strong>stechnik und <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />
Adresse: IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH,<br />
Wiener Str. 114/116, 01219 Dresden, Deutschland;<br />
E-Mail: sascha.hardel@mailbox.tu-dresden.de<br />
Dipl.-Ing. Sven Körner (35), Studium des Verkehrsingenieurwesens<br />
an der TU Dresden, Spezialisierung Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer<br />
Verkehrssysteme; 2007 bis 2013 Stipendium der Siemens<br />
AG und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>; seit 2013 Projektleiter beim IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik<br />
GmbH, Fachbereich Antri<strong>eb</strong>stechnik und <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +49 351 87759-52; Fax: -90;<br />
E-Mail: sk@bahntechnik.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan (49), Studium Elektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> an der Hochschule <strong>für</strong> Verkehrswesen (HfV) „Friedrich<br />
List“ Dresden; 1990 bis 1993 Forschungsstudium an der HfV/<br />
TU Dresden; 1995 Promotion zum Dr.-Ing.; 1993 bis 2008 IFB –<br />
Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH, ab 1995 Niederlassungsleiter des<br />
IFB Dresden; 1995 Sachverständiger des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
<strong>für</strong> elektrotechnische Anlagen, seit 1999 <strong>für</strong> Magnetbahnsysteme;<br />
2002 Honorarprofessor an der TU Dresden; seit 2008 Professor <strong>für</strong><br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an der TU Dresden; seit 2012 Geschäftsführer<br />
IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH Berlin und Dresden.<br />
Adresse: TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich<br />
List“, Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, 01062 Dresden Deutschland;<br />
Fon: +49 351 463-36730;<br />
E-Mail: arnd.stephan@tu-dresden.de<br />
Literatur + Links<br />
[1] EN 50163:2004 + A1:2007: Bahnanwendungen –<br />
Speisespannungen <strong>von</strong> Bahnnetzen.<br />
[2] EN 50388:2012 + AC:2012: Bahnanwendungen –<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und Fahrzeuge – Technische<br />
Kriterien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Koordination zwischen Anlagen der<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und Fahrzeugen zum Erreichen<br />
der Interoperabilität.<br />
[3] EN 50122-1:2011 + A1:2011: Bahnanwendungen –<br />
Ortsfeste Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung<br />
und Rückleitung – Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen<br />
elektrischen Schlag.<br />
[4] Kulworawanichpong, T.: Optimising AC electric railway<br />
power flows with power electronic control (online,<br />
Dissertation). University of Birmingham, 2004.<br />
http://etheses.bham.ac.uk/4/<br />
[5] Oeding, D.; Oswald, B.: <strong>Elektrische</strong> Kraftwerke und Netze.<br />
7. Auflage. Berlin: Springer, 2011.<br />
[6] Acarnley, P.: Notes on Power System Load Flow Analysis<br />
using an Excel Workbook (online). Poolewe: 2004.<br />
www.reseeds.com/load%20flow%20notes.pdf<br />
[7] Wang, X.; Song, Y.; Irving, M.: Modern Power Systems Analysis.<br />
New York: Springer Science+Business Media, 2008.<br />
[8] Ho, C.; Ruehli, A.; Brennan, P.: The Modified Nodal Approach<br />
to Network Analysis (online). In: IEEE Transactions<br />
on Circuits and Systems 22 (1975), H. 6. http://<br />
dx.doi.org/10.1109/TCS.1975.1084079 (Anmeldung<br />
erforderlich).<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
[9] Biesenack, H.; George, G.; Hofmann, G., u. a.: Energieversorgung<br />
elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Wiesbaden: B. G.<br />
Teubner Verlag, 2006.<br />
[10] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.: Fahrleitungen<br />
elektrischer <strong>Bahnen</strong>. 3. Auflage. Erlangen: Publicis<br />
Publishing, 2014.<br />
[11] Kontcha, A.: Analyse elektromagnetischer Verhältnisse<br />
in Mehrleiterfahrleitungssystemen bei Einphasenwechselstrombahnen<br />
(Dissertation). Technische Universität<br />
Dresden, 1995.<br />
[12] Behrends, D.; Brodkorb, A.; Hofmann, G.: Berechnungsverfahren<br />
<strong>für</strong> Fahrleitungsimpedanzen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 92 (1994), H. 4, S. 117–122.<br />
[13] Lehmann, M.; Neumann, H.: Netzberechnung mit Knotenspannungsanalyse<br />
unter Einbeziehung der magnetischen<br />
Kopplung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008),<br />
H. 8-9, S. 416–420.<br />
[14] Friedl, K.; Schmautzer, E.; Fickert, L.: Berechnung des<br />
magnetischen Feldes in der Umg<strong>eb</strong>ung <strong>von</strong> elektrischen<br />
Bahnanlagen in Abhängigkeit der Stromaufteilung<br />
auf Schienen, Rückleiter und Erdreich. In: Elektrotechnik<br />
& Informationstechnik 126 (2009), H. 6,<br />
S. 227–233.<br />
[15] Trias, A.: The Holomorphic Embedding Load Flow Method<br />
(online). In: IEEE PES General Meeting, Juli 2012.<br />
http://dx.doi.org/10.1109/PESGM.2012.6344759<br />
(Anmeldung erforderlich).<br />
[16] IFB Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH:<br />
www.OpenPowerNet.de<br />
475
Grundlagen<br />
Niederfrequenz – nicht nur <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Uwe Behmann, St. Ingbert; Thorsten Schütte, Västerås (SE)<br />
Die elektrotechnischen Vorteile niedriger AC-Netzfrequenz, mit der europäische <strong>Bahnen</strong> und Bahnindustrie<br />
seit 100 Jahren vertraut sind, lassen sich auch noch anders nutzen. Zum Übertragen <strong>von</strong> Offshore-<br />
Windenergie wird jetzt ernsthaft ihr Potenzial im Vergleich zur aufwändigen DC-Hochspannungstechnik<br />
geprüft. Ihre technischen und wirtschaftlichen Merkmale gelten aber <strong>eb</strong>enso <strong>für</strong> Fernleitungen an Land.<br />
LOW FREQUENCY – NOT ONLY FOR RAILWAYS<br />
Electrotechnical advantages of low AC-frequency which since 100 years European railways and railway<br />
industry are familiar with are useful in other fields as well. For transmission of offshore wind power serious<br />
investigations have started to check its potencial compared to the expensive DC high voltage technology.<br />
However, its technical and economical features are relevant for onshore transmission lines too.<br />
FRÉQUENCE BASSE – PAS SEULEMENT POUR LES CHEMINS DE FER<br />
Les avantages électrotechniques des basses fréquences du réseau AC qui sont familières aux chemins<br />
de fer européens et à l’industrie ferroviaire depuis un siècle peuvent être utilisés aussi dans d’autres<br />
domaines. La transmission de l’énergie éolienne offshore fait d’ores et déjà l’objet d’études sérieuses<br />
visant à comparer son potentiel avec la technologie dispen<strong>die</strong>use de la haute tension DC. Sa caractéristiques<br />
techniques et économiques sont d’ailleurs applicables aussi aux lignes de transport terrestres.<br />
1 Einführung<br />
Als <strong>die</strong> Vorväter vor 100 Jahren <strong>für</strong> ihren 1AC-Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
mit Reihenschluss-Kommutatormotoren Niederfrequenz<br />
(NF) nehmen mussten, dazu in Europa<br />
16.7 Hz -‐ The Missing Link? <br />
Prof. István Erlich <br />
University of Duisburg-‐Essen <br />
Bremen, January 2014 <br />
Lehrstuhl<br />
<strong>Elektrische</strong> Anlagen und Netze<br />
Prof. I. Erlich<br />
Bild 1:<br />
https://www.uni-due.de/ean/downloads/papers/erlich2014.pdf<br />
meistens zuerst 15 Hz wählten und da<strong>für</strong> eigene<br />
Hochspannungs-Übertragungsnetze aufbauten, bekamen<br />
sie gratis eine Reihe <strong>von</strong> Vorteilen. Physikalisch<br />
basieren <strong>die</strong>se auf niedrigen Reaktanzen und<br />
geringer elektromagnetischer Beeinflussung.<br />
Damals gab noch keine flächendeckende Landesversorgung,<br />
geschweige denn eine einheitliche<br />
Frequenz da<strong>für</strong>. Der schrittweise eingeführte Wert<br />
50 Hz, in Nordamerika und Teilen Südamerikas und<br />
Japans 60 Hz, entstand erst aus einem langwierigen<br />
Prozess als Kompromiss zwischen Magnetblechaufwand,<br />
Längsreaktanzen, Umwandlungswirkungsgraden<br />
und Beeinflussungswirkung [1].<br />
Er ist aber keine Naturkonstante, sondern nur<br />
eine Vereinbarung und muss nicht zwingend <strong>für</strong><br />
Alles benutzt werden. IEC 60196:2009 und daraus<br />
abgeleitete DIN EN 60196 (VDE 0175-3):2010-<br />
03 nennen als Normfrequenzen <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong> auch<br />
16 2 /3 Hz, <strong>für</strong> Flugzeuge 400 Hz und <strong>für</strong> Werkzeuge<br />
viele andere Werte.<br />
Sechs <strong>Bahnen</strong> in Europa genießen <strong>die</strong> Vorteile <strong>von</strong><br />
16,7 Hz auch nach 100 Jahren weiter, und <strong>eb</strong>enso<br />
TABELLE 1<br />
Hauptmerkmale Windenergieübertragungen (Bild3).<br />
Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ)<br />
AC-Windparkspannung 150 kV zu niedrig zum Übertragen<br />
hoher Leistung zum Land<br />
je Windpark getrennt eine offshore-Plattform <strong>für</strong> AC-Hochspannung<br />
und eine <strong>für</strong> DC-Umwandlung<br />
Offshore-Umrichter tangieren Zuverlässigkeit<br />
bei DC vermaschtes Netz bisher technisch nicht möglich<br />
Übertragung mit AC-Niederfrequenz<br />
AC-Spannung 220 kV geeignet zum Übertragen hoher Leistung<br />
zum Land<br />
je Windpark nur eine Plattform <strong>für</strong> AC-Hochspannung<br />
keine Offshore-Umrichter<br />
AC 220 kV auch geeignet <strong>für</strong> vermaschtes Nordseenetz<br />
476 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
lange hat <strong>die</strong> europäische Bahnindustrie Kompetenz<br />
und Kapazität da<strong>für</strong>.<br />
Jetzt wächst <strong>die</strong> Erkenntnis, dass es aktuell noch<br />
andere vorteilhafte NF-Anwendungen gibt. Dabei<br />
geht es <strong>von</strong> Gelehrtenarbeiten und deren Publikation<br />
und Rezension in handfeste Evaluierungen über.<br />
2 Offshore-Windenergie<br />
P<br />
700<br />
MW<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
50 Hz<br />
100 %<br />
80 %<br />
16 2 / 3 Hz<br />
90 %<br />
100 %<br />
Das schon mehrmals vorgetragene und hier rezensierte<br />
Plädoyer <strong>für</strong> NF- statt DC-Hochspannungs-<br />
Übertragung (NFÜ, HGÜ) [2] wurde Ende Januar<br />
2014 erneut gehalten (Bilder 1 und 2).<br />
An überarbeiteten Grafiken und mit Stichworten<br />
wurden <strong>die</strong> wesentlichen Merkmale und Unterschiede<br />
zwischen der bisher bevorzugten HGÜ und der<br />
vorgeschlagenen NFÜ verdeutlicht (Bild 3, Tabelle 1).<br />
Zu den NF-Betri<strong>eb</strong>smitteln wurde auf <strong>die</strong> modulare<br />
Bahnumrichteranlage Datteln mit 4 x 103 MW Nennleistung<br />
und ihre Umspanner verwiesen. Unterwasserkabel<br />
<strong>für</strong> 3 AC 245 kV sind mit den nötigen Querschnitten<br />
verfügbar oder machbar. Erneut gezeigt<br />
wurde das Modell eines mit 220 kV 16 2 /3 Hz durchgerechneten<br />
vermaschten 3AC-Netzes in der Nordsee<br />
(Bild 4). Die Werte 220 und 245 kV kennzeichnen wie<br />
16 2 /3 und 17 Hz Norm- und größte Betri<strong>eb</strong>swerte.<br />
100<br />
0<br />
Parameter: Kompensationsgrad<br />
0 200 400 600 800 km 1000<br />
l<br />
Bild 2:<br />
Wirkleistungs-Übertragungsvermögen Unterwasserkabel 3 x 1 200 mm 2 Cu/RM bei 3 AC<br />
245 kV Eingangsspannung (Grafiken: Universität Duisburg-Essen/I. Erlich).<br />
Als Erg<strong>eb</strong>nis wurden <strong>die</strong> Vorteile der NFÜ zusammengefasst:<br />
• Umrichter werden nur an Land benötigt, wo sie<br />
nicht <strong>von</strong> schwerem Wetter betroffen und jederzeit<br />
leicht zugänglich sind.<br />
• Offshore entfallen Zweitplattformen wie <strong>für</strong><br />
HGÜ-Umrichter nötig.<br />
WP-Plattform<br />
WP1<br />
3 AC<br />
33 kV<br />
50 Hz<br />
WP-Plattform<br />
3 AC<br />
150 kV<br />
50 Hz<br />
50<br />
Hz<br />
DC<br />
1000 MW<br />
DC 300 kV<br />
DC<br />
50<br />
Hz<br />
3 AC<br />
400 kV<br />
50 Hz<br />
WP2<br />
3 AC<br />
33 kV<br />
16 2 /3 Hz<br />
WP1<br />
WP2<br />
WP3<br />
WP-Plattform<br />
WP-Plattform<br />
WP-Plattform<br />
3 AC<br />
220 kV<br />
16 2 /3 Hz<br />
3 AC<br />
220 kV<br />
16 2 /3 Hz<br />
500 ... 600 MW<br />
500 ... 600 MW<br />
500 ... 600 MW<br />
16 2 /3<br />
Hz 50<br />
Hz<br />
16 2 /3<br />
Hz 50<br />
Hz<br />
16 2 /3<br />
Hz 50<br />
Hz<br />
3 AC<br />
400 kV<br />
50 Hz<br />
3 AC<br />
400 kV<br />
50 Hz<br />
3 AC<br />
400 kV<br />
50 Hz<br />
Bild 3:<br />
Prinzip Energieübertragung <strong>von</strong> Windparks (WP) mit Gleichstrom (oben) und 16 2 / 3 -Hz-Drehstrom (unten: rote Vermaschung nur<br />
hierbei möglich).<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
477
Grundlagen<br />
• Weiterführung zu einem überlagertes Hochspannungsnetz<br />
3 AC 400 oder 500 kV 16 2 /3 Hz an<br />
Land ist möglich (siehe Abschnitt 3).<br />
3 Leitungen und Netze an Land<br />
Bild 4:<br />
Hypothetisches Nordsee-Verbundnetz 3 AC 220 kV 16 2 / 3 Hz, Trassenlängen in km.<br />
• Offshore gibt es nur Transformatoren und Schaltanlagen,<br />
und das in bewährter Technik.<br />
• In der Nordsee ist ein vermaschtes redundantes<br />
220-kV-Kabelnetz möglich.<br />
Mit wachsender Windparkleistung drohen Kapazitätsprobleme<br />
im deutschen Hochspannungsnetz,<br />
<strong>die</strong> den Bau einiger sehr langer und leistungsfähiger<br />
Nord-Süd-Leitungen erfordern. Zum Prüfen der verfügbaren<br />
technischen Optionen hatte der Sachverständigenrat<br />
<strong>für</strong> Umweltfragen (SRU) der Bundesrepublik<br />
Deutschland eine Kurzstu<strong>die</strong> veranlasst (Bild 5).<br />
Darin wurden zunächst am Beispiel einer 500 km<br />
langen Leitung <strong>für</strong> 3 GW Übertragungsleistung<br />
(Bild 6), gemäß Verbundnetzregeln höchstzulässige<br />
Ausfallleistung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Netzstabilität, <strong>die</strong> Realisierungsmöglichkeiten<br />
technisch und wirtschaftlich diskutiert,<br />
und zwar jeweils Freileitungen und Kabel mit<br />
• 3 AC 380 kV oder 500 kV 50 Hz,<br />
• DC 500 kV und<br />
• 3 AC 380 kV oder 500 kV 16,7 Hz.<br />
Danach wurden Übertragungsstrecken länger als<br />
500 km untersucht und dabei auch DC 800 kV.<br />
Die Gutachter empfahlen:<br />
• Bis etwa 500 km sind Leitungen 3 AC 380 kV<br />
50 Hz, soweit nötig als VPE-Kabel, mit Kompen-<br />
7 GW G<br />
6 GW<br />
8 GW G WT<br />
1.5 GW G 1 GW G<br />
140 km<br />
140 km<br />
140 km<br />
1xDL<br />
1xDL<br />
1xDL<br />
K1<br />
6 GW<br />
K2<br />
2 GW<br />
K3 K4<br />
1 GW<br />
250 km<br />
2xDL<br />
250 km<br />
2xDL<br />
250 km<br />
1xDL<br />
250 km<br />
1xDL<br />
=<br />
Prof. Dr. Heinrich Brakelmann<br />
Prof. Dr. Istvan Erlich<br />
=<br />
léíáçåÉå=ÇÉê=ÉäÉâíêáëÅÜÉå=båÉêÖáÉJ=<br />
ΩÄÉêíê~ÖìåÖ=ìåÇ=ÇÉë=kÉíò~ìëÄ~ìë=<br />
=<br />
qÉÅÜåáëÅÜÉ=j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=ìåÇ=hçëíÉå=<br />
íê~åëÉìêçé®áëÅÜÉê=bäÉâíêáòáí®íëåÉíòÉ==<br />
~äë=_~ëáë=ÉáåÉê=NMMB=ÉêåÉìÉêÄ~êÉå=píêçãJ<br />
îÉêëçêÖìåÖ=áå=aÉìíëÅÜä~åÇ=ãáí=ÇÉã=wÉáíJ<br />
Üçêáòçåí=OMRM=<br />
14 GW G<br />
K5<br />
14 GW<br />
250 km<br />
2xDL<br />
160 km<br />
2xDL<br />
10 GW<br />
G<br />
K6<br />
250 km<br />
2xDL<br />
10 GW<br />
4.5 GW G<br />
160 km<br />
2xDL<br />
250 km<br />
2xDL<br />
4 GW<br />
K7<br />
4 GW G<br />
160 km<br />
2xDL<br />
4 GW<br />
K8<br />
(März 2010)<br />
Materialien zur Umweltforschung 41<br />
14 GW G<br />
K9<br />
14 GW<br />
G<br />
160 km<br />
1xDL<br />
K10<br />
15 GW<br />
3 GW 16 GW<br />
Bild 5:<br />
http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2012/14019/pdf/41_<br />
Brakelmann_Erlich_Optionen_<strong>Elektrische</strong>_Energie.pdf<br />
Bild 6:<br />
Modell Netzergänzung <strong>für</strong> zusätzliche Einspeisung 3 GW Windenergie bei 78 GW Gesamtlast<br />
Nord-Süd-Übertragung.<br />
478 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
sation wirtschaftlich, technisch und politisch am<br />
ehesten umsetzbar. Nennspannung 500 kV hätte<br />
zwar Vorteile, würde aber wegen weit reichender<br />
Konsequenzen auf Widerstände stoßen.<br />
• Darüber eignet sich <strong>für</strong> nicht netzwerkfähige<br />
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen klassische HGÜ<br />
mit 500 kV, vermutlich auf Freileitungen beschränkt,<br />
notfalls mit Massekabeln. Nennspannung<br />
800 kV braucht noch zu entwickelnde Niederdruckölkabel,<br />
<strong>die</strong> aber umweltproblematisch<br />
sind und besonders geschützt verlegt werden<br />
müssten. Neuere HGÜ-Versionen sind netzwerkfähig<br />
und sollten weiter entwickelt werden.<br />
• Ein 3AC-NF-Netz würde <strong>die</strong> möglichen Übertragungslängen<br />
annähernd reziprok zur Frequenz<br />
erhöhen (Bild 7). Hierbei würden sich <strong>die</strong> Vorteile<br />
der DC-Technologie bei Netzregelbarkeit und<br />
Übertragungsverlusten mit denen <strong>von</strong> 3AC-<br />
Übertragungen kombinieren. Umrichter können<br />
statt DC auch 3 AC beli<strong>eb</strong>iger Frequenz erzeugen,<br />
und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bahn entwickelte NF-Umrichter<br />
lassen sich auf 3-GW-Anlagen hochskalieren.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
P<br />
P<br />
3 000<br />
MW<br />
2 600<br />
2 200<br />
1800<br />
1400<br />
1000<br />
3 000<br />
MW<br />
2 600<br />
2 200<br />
1800<br />
1400<br />
1000<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 km 800<br />
l<br />
Bild 7:<br />
Wirkleistungs-Übertragungsvermögen Freileitung 4 x AlSt 550/70 bei 3 AC 400 kV (oben)<br />
und 500 kV (unten) unkompensiert, mit Kompensation länger.<br />
Leitungsdaten: R‘ = 0,01315 Ω/km, L‘ = 0,83 mH/km (X‘ 50 = 0,26 Ω/km, X 17 = 0,09 Ω/km),<br />
C‘ = 0,014 mF/km<br />
blau 50 Hz rot 16 2 / 3 Hz<br />
Die NF-Grenzentfernungen <strong>für</strong> Freileitung in Bild 7,<br />
also 2,5 GW bis 600 km bei 400 kV und 3,0 GW bis<br />
800 km bei 500 kV, gelten ohne Kompensation und<br />
entsprechen damit den erforderlichen Längen <strong>von</strong><br />
der Nordseeküste bis Süddeutschland; mit Kompensation<br />
werden sie noch größer.<br />
Angesichts der Entwicklungsunsicherheiten bei<br />
Kabeln und Leistungsschaltern <strong>für</strong> HGÜ schlugen <strong>die</strong><br />
Gutachter vor, <strong>für</strong> Langstreckenübertragung über<br />
<strong>die</strong> durchaus realistische Alternative eines überlagerten<br />
16,7-Hz-Netzes nachzudenken und mahnten<br />
Weichenstellungen da<strong>für</strong> an.<br />
Als „entscheidender Vorteil“ <strong>die</strong>ses Konzeptes wurde<br />
betont, dass es netzwerkfähig ist und es da<strong>für</strong> bewährte<br />
1AC-Bahnfrequenztechnik bei Leistungsschaltern,<br />
Transformatoren, Spulen und anderem gibt, <strong>die</strong><br />
prinzipiell als <strong>eb</strong>enso bewährte 3AC-Technik verwendet<br />
werden kann; allfällig nötige Weiterentwicklung<br />
müsste mit relativ geringem Aufwand gegenüber den<br />
Herausforderungen der HGÜ-Technologien möglich<br />
sein. Besonders vorteilhaft sei hier auch <strong>die</strong> Eignung<br />
normaler kunststoffisolierter VPE-Kabel bis zu Höchstspannung.<br />
Als Nachteil könnten <strong>die</strong> zweimaligen Umrichterverluste<br />
mit je 2 % bei Volllast gesehen werden.<br />
Wenn Windenergieanlagen mit Vollumrichtern g<strong>eb</strong>aut<br />
werden, können sie unmittelbar 3AC-NF erzeugen.<br />
Besonders <strong>die</strong> großen Offshore-Parks könnten<br />
dann direkt in das NF-Onshore-Netz einspeisen, wodurch<br />
eine Umrichterstation und deren Investitionen<br />
und Umwandlungsverluste gespart würden; auch<br />
würden sich dann Kabelkapazität und Freileitungsinduktivität<br />
in gewissem Umfang kompensieren.<br />
Als wesentliches Problem beim Umsetzen <strong>die</strong>ser<br />
Ideen sahen <strong>die</strong> Gutachter vor vier Jahren mangelndes<br />
Interesse der Anlagenlieferanten an <strong>die</strong>ser Übertragungstechnik,<br />
<strong>die</strong> vermutlich meinten, mit der vorhandenen<br />
HGÜ-Umrichter- und Kabeltechnik „über<br />
Jahrzehnte den Markt beherrschen zu können“.<br />
4 Machbarkeitsstu<strong>die</strong><br />
Auf dem Kongress im Januar 2014 wurde auch eine<br />
konkrete NFÜ-Machbarkeitsstu<strong>die</strong> präsentiert (Bild 8).<br />
Als Teil des britischen Windenergieprogramms sind<br />
in der südlichen Nordsee in der East Anglia Zone Round<br />
3 sechs Windparkpaare mit je 2 x 600 MW Leistung<br />
geplant (Bild 9). Die See ist hier etwa 45 m tief, <strong>die</strong><br />
Übertragungslängen bis zur Küste reichen <strong>von</strong> 90 bis<br />
200 km und <strong>die</strong> HGÜ-Netzanbindungen sind an Land<br />
weitere 35 km lang. Das Bild beweist, wie bis auf drei<br />
Ausnahmen jeder 600-MW-Park zwei Offshore-Plattformen<br />
braucht, und zwar eine <strong>für</strong> <strong>die</strong> AC-Umspan-<br />
479
Grundlagen<br />
Bild 8:<br />
Präsentation Niederfrequenz-Machbarkeitsstu<strong>die</strong><br />
(Grafik: Vattenfall).<br />
Bild 9:<br />
East Anglia Offshore Windfarm Round 3 Zone, total 7,2 GW Leistung (Grafik: Vattenfall).<br />
nung und eine <strong>für</strong> <strong>die</strong> AC/DC-Umwandlung zur HGÜ<br />
(Bild 3). Ferner sind zwei AC-Redundanzvermaschungen<br />
zu sehen, <strong>die</strong> bisher mit DC nicht möglich wären.<br />
Den Auftrag hat das Joint Venture East Anglia Offshore<br />
Windfarm (EAOW) aus Vattenfall und Scottish<br />
Power Renewables. Für das schon konzessionierte<br />
Teilprojekt East Anglia One, das auf 300 km 2 Fläche<br />
zwei Parks mit je 60 Turbinen à 10 MW bekommt,<br />
hat Vattenfall eine doppelte HGÜ-Kabelverbindung<br />
zur Station Bramford fertig geplant und <strong>die</strong> Ausschreibung<br />
gestartet.<br />
Die Daten <strong>die</strong>ser Übertragung und Netzanbindung<br />
waren Basis der Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> also kein fiktives Modell<br />
behandelt, sondern ein konkretes Projekt mit allen fest<br />
definierten Ausgangsgrößen. Betont wird aber, dass<br />
<strong>die</strong>s nur zum einmaligen Vergleich <strong>die</strong>nte, also nicht<br />
verallgemeinert werden darf, und dass nicht beabsichtigt<br />
war, <strong>die</strong> laufende Planung zu kippen.<br />
Am elektrotechnischen Teil der Stu<strong>die</strong> wirkte das<br />
Beratungsunternehmen Atkins Sverige, Västerås, mit.<br />
Das Prinzip der untersuchten Lösung ist in Bild 10<br />
dargestellt und erklärt. Die Kabelblindleistung soll<br />
dabei so kompensiert werden:<br />
• offshore, indem <strong>die</strong> Hochspanntransformatoren<br />
72,5/245 kV (Nennwerte 66/220 kV) als Spartransformtoren<br />
mit Luftspalt ausgeführt werden<br />
• onshore, indem entweder Luftspalte in <strong>die</strong><br />
Eisenkerne der niederfrequenzseitigen Transformatoren<br />
eing<strong>eb</strong>aut werden oder <strong>die</strong> Umrichter<br />
16,7/50 Hz da<strong>für</strong> bemessen werden<br />
Als Einschätzung der vorhandenen Technologien durch<br />
Vattenfall heißt es, dass AC-Hochspannung 50 Hz möglichst<br />
erste Wahl sein soll, weil es hier Erfahrungen mit<br />
früheren Offshore-Projekten gibt. Mit typischen Einschränkungen<br />
geht das bis 125 km. Es gibt viel Blindleistung<br />
zu kompensieren, höhere Verluste als bei HGÜ<br />
und es treten Oberwellenfragen auf. Mit Offshore-HGÜ<br />
und mit Modularen Multilevel-Direktconvertern (MMDC)<br />
fehlen eigene Erfahrungen. Offshore-HGÜ-Plattformen<br />
sieht man als Herausforderung mit ungeklärtem Verfügbarkeits-<br />
und Risikograd. Man arbeitet deshalb in einem<br />
im Oktober 2012 gestarteten Joint Industry Project<br />
(JIP) High Voltage DC (HVDC) <strong>von</strong> DNV GL mit (siehe<br />
Hintergrund), das ein Papier <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Technikrisiko-Evaluierung <strong>von</strong> Offshore-HGÜ<br />
erstellt hat. Dieses wurde Ende August auf der CIGRE<br />
Technical Exhibition 2014 in Paris vorgestellt und steht<br />
seitdem auf der W<strong>eb</strong>seite <strong>von</strong> DNV GL.<br />
TABELLE 2<br />
Patentanträge zur Windenergieübertragung mit Niederfrequenz.<br />
Antragstellung<br />
Nummer<br />
Datum<br />
Antragsteller<br />
United States of America Europa Volksrepublik China Patent Cooperation Treaty<br />
13/527 690<br />
20. Juni 2012<br />
Robert J. Nelson<br />
EP 13163490.9<br />
12. April 2013<br />
Siemens AG<br />
CN 201310245887<br />
20. Juni 2013<br />
Siemens AG<br />
PCT/SE 99/00944<br />
28. Mai 1999<br />
ABB AG<br />
Veröffentlichung<br />
Nummer<br />
Datum<br />
US 2013/0343111 A1<br />
26. Dezember 2013<br />
EP 2 677 623 A2<br />
25. Dezember 2013<br />
CN103515953 A<br />
15. Januar 2014<br />
WO 00/73652 A1<br />
7. Dezember 2000<br />
480 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
Zum Stand bei der 16,7-Hz-Ausrüstung und nötige<br />
Entwicklungen lassen sich <strong>die</strong> – nur an Land benötigten<br />
– Frequenzumrichter mit MMDC bauen. Auch<br />
ihre Blockumspanner sind Standardprodukte, und<br />
sie können <strong>eb</strong>enso wie <strong>die</strong> beiderseitigen Schaltanlagen<br />
im Freien stehen. – Leistungsschalter <strong>für</strong> 150 kV<br />
16,7 Hz arbeiten standardmäßig bei DB, ÖBB und<br />
SBB, nachdem <strong>die</strong> Hersteller sie aus 50-Hz-Produkten<br />
modifiziert haben; sie sind <strong>für</strong> 245 kV weiter zu entwickeln.<br />
– Unterwasserkabel <strong>für</strong> 3 AC 245 kV 1,5 kA<br />
gibt es standardmäßig. – Bei den NF-Transformatoren<br />
wird aus den Wachstumsgesetzen eine um den<br />
Faktor 2 bis 2,5 höhere Masse gegenüber 50 Hz hergeleitet.<br />
Das betrifft aber nur den Transport, nicht<br />
jedoch <strong>die</strong> Bemessung der Plattformen, weil da<strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kräfte aus dem Wellengang dominieren. – Erg<strong>eb</strong>nis<br />
war, dass <strong>die</strong> NF-Lösung technisch machbar ist.<br />
Zum Wirtschaftlichkeitsvergleich mit vorhandenen<br />
Technologien wurde zwar ausführlich vorgetragen,<br />
jedoch soll <strong>die</strong>ser Komplex noch vertieft untersucht<br />
werden.<br />
5 Projekt Richtlinien <strong>für</strong><br />
Niederfrequenz<br />
Angestoßen durch <strong>die</strong> Konferenz in Bremen haben<br />
am 27. März 2014 drei große Unternehmen der<br />
Offshore-Branche zur Teilnahme an einem weiteren<br />
JIP Low Frequency AC (LFAC) aufgerufen (Bild 11).<br />
Initiatoren sind DNV GL, Vattenfall und Nexans (siehe<br />
Hintergrund).<br />
Das Projekt soll <strong>die</strong> derzeit in der Offshore-Industrie<br />
benutzten Übertragungen mit 50-Hz-Hochspannung<br />
(HVAC) und mit HVDC gegen <strong>die</strong> potenziellen<br />
Vorteile <strong>von</strong> NF-<strong>Lösungen</strong> evaluieren. Diese könnten<br />
nämlich besser sein als <strong>die</strong> existierenden, denn sie<br />
ermöglichen<br />
• höhere Leistungen zu übertragen und/oder größere<br />
Entfernungen zu überbrücken als mit 50 Hz,<br />
• Offshore-Umrichterstationen zu vermeiden wie<br />
sie bei HVDC erforderlich sind.<br />
Bild 10:<br />
Systemauslegung Leistungsübertragung 2 x 600 MW 16,7 Hz (Basisgrafik: Atkins/T. Schütte).<br />
1 Windpark 60 Turbinen à 10 MW<br />
2 Dreileiter-Unterwasserkabel 66 kV, betri<strong>eb</strong>en mit 72,5 kV<br />
3 Sammel- und Umspannplattform, oben elektrisch-funktional Hochspannen und seeseitig<br />
Kompensieren, unten Vorzugsvariante <strong>für</strong> technische Ausführung als Einphasen-<br />
Autotransformatoren mit kompensierender Luftspaltinduktivität<br />
4 Dreileiter-Unterwasserkabel 200 kV, betri<strong>eb</strong>en mit 245 kV<br />
5 Einleiter-Erdkabel<br />
6 Umrichter mit Blocktransformatoren, landseitige Kompensation alternativ mit Luftspaltinduktivität<br />
oder mittels Umrichtern<br />
7 Landesnetz 3 AC 380 kV 50 Hz, betri<strong>eb</strong>en mit 420 kV<br />
SAFER, SMARTER, GREENER<br />
DNV GL ENERGY<br />
INVITATION TO JOIN JIP<br />
LFAC for future offshore power transmission applications<br />
Bild 11:<br />
Aufruf zur Mitarbeit am Projekt „AC-Niederfrequenz <strong>für</strong> künftige<br />
Anwendungen zur Offshore-Leistungsübertragung“.<br />
Offshore meint dabei nicht nur das Übertragen <strong>von</strong><br />
auf See erzeugter Leistung, sondern <strong>eb</strong>enso umgekehrt<br />
das Versorgen <strong>von</strong> Öl- und Gasbohrplattformen,<br />
wo man den lästigen Gasturbinenbetri<strong>eb</strong><br />
HINTERGRUND<br />
DNV GL Group ist am 12. September 2013 aus Fusion der Klassifikationsgesellschaften Det Norske Veritas<br />
(DNV) und Germanischer Lloyd (GL) entstanden. DNV war 1864 in Oslo gegründet und GL 1867 mit Hauptsitz<br />
in Hamburg. Das fusionierte Unternehmen ist jetzt <strong>die</strong> weltgrößte Schifffahrtsklassifikationsgesellschaft<br />
und zugleich führender Anbieter <strong>von</strong> Prüf- und Inspektions<strong>die</strong>nstleistungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Öl- und Gasindustrie<br />
sowie Spezialist im Bereich Windeneregie und intelligente Stromnetze (www.gl-group.com).<br />
Die schwedische, zu 100 % dem Staat gehörende Vattenfall AB ist einer der größten Strom- und Wärmeproduzenten<br />
in Europa. Der Name kommt <strong>von</strong> schwedisch Wasserfall, der ursprünglichen Hauptaktivität im<br />
eigenen Land. Die deutsche Tochtergesellschaft mit Sitz in Berlin ist der viertgrößte Energieversorger im Lande.<br />
Nexans SA, Paris, gehört zu den drei weltweit größten Kabelherstellern.<br />
Kontaktpersonen <strong>für</strong> JIP LFAC: Ingar Dalen (DNV GL), bis vor Kurzem beim norwegischen Bahnstromversorger<br />
Baneenergi/JBV, also NF-Experte, Urban Axelsson (Vattenfall Nordic) und Espen Olsen (Nexans Norwegen).<br />
Adressen: Ingar.Dalen@dnvgl.com; Urban.Axelsson@vattenfall.com; Espen.Olsen@nexans.com.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
481
Grundlagen<br />
Es ist zu hoffen, dass sich zu <strong>die</strong>sem JIP noch viele<br />
Teilnehmer anmelden, um das profunde Wissen<br />
der NF-Bahntechnikexperten aus Skandinavien,<br />
Deutschland und den beiden Alpenländern einzubringen.<br />
6 Patentanträge<br />
Bild 12:<br />
http://www.google.com/patents/EP2677623A2?cl=en<br />
abschaffen will. Logische Konsequenz wäre dann,<br />
Erzeugung und Verbrauch gleich offshore zu verknüpfen<br />
und im letzten Schritt <strong>die</strong> Anrainerstaaten<br />
damit und untereinander zu vernetzen. In einer Folgeausgabe<br />
des Aufrufs vom 30. April 2014 wird das<br />
Thema zunächst auf das Übertragen <strong>von</strong> Offshore-<br />
Windenergie zum Land konzentriert.<br />
Die LFAC-Arbeit soll den Grundstein zu Empfehlungen<br />
<strong>für</strong> Praktiken und Standards legen. Sie ist<br />
in mehreren Phasen geplant. Zweck des aktuellen<br />
JIP als erster ist das Erstellen Technischer Richtlinien<br />
(Technical Guidlines, TG).<br />
Das JIP will ein neutraler Boden sein, wo Hersteller,<br />
Entwickler, Betreiber und andere Stakeholder mit unterschiedlichen<br />
Hintergründen sich treffen und <strong>Lösungen</strong><br />
diskutieren. Jeder Teilnehmer hat Anspruch<br />
auf einen Repräsentanten im Steuerungskommitee,<br />
das regelmäßig tagen wird. Das Projektbudget ist<br />
auf 300 000 EUR geschätzt, <strong>die</strong> gleichmäßig zwischen<br />
den Teilnehmern aufgeteilt werden. DNV GL<br />
wird das TG-Projekt managen. Ziel ist, im zweiten<br />
Quartal 2015 eine TG zu veröffentlichen. Diese soll<br />
auf hohem Niveau Schlüsselpunkte betrachten wie<br />
• System und Komponenten identifizieren,<br />
• Methodologie <strong>für</strong> das Evaluieren <strong>von</strong> Leistungsfähigkeit<br />
und Verlusten definieren,<br />
• Normen, Regeln und Regulierungen auf Lücken<br />
analysieren,<br />
• Risiken identifizieren und evaluieren.<br />
Um <strong>die</strong> Jahreswende 2013/2014 wurden international<br />
drei Patentanträge „Power generation and transmission<br />
system“ veröffentlicht (Bild 12, Tabelle 2).<br />
Der Erfinder Robert J. Nelson, Orlando, Florida (US)<br />
arbeitet bei Siemens Wind Power in Orlando. Die USund<br />
<strong>die</strong> EP-Veröffentlichung sind identisch, zur CN-<br />
Anmeldung ist das zu vermuten.<br />
In den Abschnitten Hintergrund der Erfindung<br />
und Detaillierte Beschreibung wird zunächst <strong>die</strong> Physik<br />
der kapazitiven Ladeströme langer Hochspannungskabel<br />
erklärt und 50 km als Grenze der AC-<br />
Übertragungsfähigkeit bei 50 oder 60 Hz genannt;<br />
bei längeren Strecken sei DC <strong>die</strong> konventionelle<br />
Lösung. Hierbei wird je eine teure („expensive“)<br />
Umrichterstation offshore und onshore erforderlich;<br />
<strong>für</strong> zwei 200-MVA-Umrichterstationen werden<br />
2 x 20 Mio. USD als ungefähre Investitionssumme<br />
genannt, wogegen bei AC-Übertragung der nur<br />
einfach benötigte „synchronous“ 200-MVA-Frequenzumrichter<br />
an Land etwa 2 Mio. USD erfordern<br />
würde. Weitere Merkmale seien, dass es nur<br />
wenige Anbieter <strong>für</strong> DC-Hochspannungskabel gibt<br />
und dass DC-Unterwasserübertragung außergewöhnliche<br />
(„unique“) Betri<strong>eb</strong>s- und Instandhaltungsverfahren<br />
und Spezialengineering braucht,<br />
was zu hohen Kosten <strong>für</strong> Auslegung, Betri<strong>eb</strong> und<br />
Instandhaltung führen kann.<br />
Als Verbesserung schlägt der Erfinder ein innovatives<br />
System der Leistungserzeugung und -übertragung<br />
vor, bei dem einfach das teure AC-DC-Umrichterterminal<br />
und das teure DC-AC-Umrichterterminal<br />
entbehrlich werden, indem konditionierte AC-Leistung<br />
mit Frequenz niedriger als 50 bis 60 Hz erzeugt<br />
und übertragen wird. Über den kapazitiven Ladestrom<br />
leitet er einen reziproken Zusammenhang<br />
<strong>von</strong> Frequenz und Übertragungslänge ab, so bei 30<br />
statt 60 Hz <strong>von</strong> 50 auf 100 km verlängert bis zu extrem<br />
5 Hz <strong>für</strong> 600 km Länge. Für <strong>die</strong> Kabel schlägt er<br />
100 kV verkettete Nennspannung vor.<br />
Die 20 Ansprüche betreffen <strong>die</strong> ganze Kette <strong>von</strong><br />
den Windturbinen mit ihren Antri<strong>eb</strong>svarianten synchron<br />
einfach oder asynchron doppelt gespeist bis<br />
zur Umwandlung auf 50 oder 60 Hz an Land. Für<br />
das hier behandelte Thema ist <strong>die</strong> NFÜ via Unterwasserkabel<br />
relevant, teilweise auch an Land im<br />
Boden zu verlegen.<br />
Die Idee wurde im Januar 1999 <strong>von</strong> einem der<br />
heutigen Autoren und einem Kollegen g<strong>eb</strong>oren<br />
482 112 (2014) Heft 8-9
Grundlagen<br />
(Bild 13), als Diensterfindung bei der damals noch<br />
<strong>für</strong> ihren Arbeitg<strong>eb</strong>er Adtranz und <strong>für</strong> ABB gemeinsamen<br />
Patentabteilung eingereicht und nach deren<br />
Trennung zum sogleich weltweiten ABB-Patentantrag<br />
mit zwei anderen Erfindernamen. Dieser wurde<br />
zwar veröffentlicht (Tabelle 2), aber aus unbekannten<br />
Gründen nicht durchgefochten.<br />
Die heutigen Anträge erstaunen. Sie stimmen<br />
im Wesentlichen nicht nur mit dem letztgenannten<br />
überein, sondern auch mit einer Präsentation<br />
in Stockholm und einem daraus folgenden <strong>eb</strong>-<br />
Beitrag im Jahr 2001 (Bilder 14 und 15) [3; 4].<br />
Patentrechtlich können also alle <strong>die</strong>se Dokumente<br />
als Entgegenhaltungen eing<strong>eb</strong>racht werden,<br />
<strong>die</strong> zeigen dass <strong>die</strong> heutigen Anträge keine Neuheit<br />
sind.<br />
Antragsteller ist in den USA der Erfinder selbst, in<br />
den beiden anderen Fällen Siemens (Bild 12, Tabelle<br />
2). Das Unternehmen ist eines der drei, <strong>die</strong> in der<br />
Nordsee <strong>die</strong> HGÜ bauen (Tabelle 4 in [5]). Es ist also<br />
zu vermuten, dass <strong>die</strong> in den Anträgen geschilderten<br />
Sachverhalte auch aus seiner Sicht zutreffen und vielleicht<br />
durch Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten<br />
untermauert sind.<br />
Man darf gespannt sein, ob <strong>die</strong> Idee angesichts<br />
ihrer langen Bekanntheit <strong>für</strong> schutzwürdig erklärt<br />
wird. Darüber steht aber noch <strong>die</strong> Frage: Für welchen<br />
der beiden möglichen, diametral entgegengesetzten<br />
Zwecke mögen <strong>die</strong> Schutzrechte wohl<br />
beantragt sein?<br />
Bild 13:<br />
Erfinderskizze Januar 1999 (Grafik: T. Schütte und Kollege)<br />
Anmerkung: Nahezu alle Sachangaben zu <strong>die</strong>sem<br />
Abschnitt sind dem Internet entnommen.<br />
7 Schlussbemerkungen<br />
Seit dem SRU-Gutachten hat sich <strong>die</strong> NF-Bahntechnik<br />
weiter entwickelt, besonders bei den Frequenzumrichtern<br />
und den Schaltgeräten. Bei der<br />
HGÜ-Technik wird zwar <strong>eb</strong>enso intensiv weiterentwickelt,<br />
jedoch kämpft man gleichzeitig mit<br />
der termin- und budgetgerechten Realisierung der<br />
durchgeplanten und genehmigten Offshore-Pro-<br />
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Grundlagen<br />
jekte in der Nordsee – zum Verdruss der Betreiber<br />
und zu Lasten der Verbraucher.<br />
Der als Schlussabsatz des SRU-Gutachtens geäußerte<br />
Verdacht gegenüber der Herstellerpolitik stand<br />
auch schon einmal an <strong>die</strong>ser Stelle (<strong>eb</strong> 5/2013, S.<br />
290). Hier hat sich offenkundig innerhalb kurzer Zeit<br />
etwas geändert: Dass Vattenfall als betroffener Anlagen-<br />
und Netzbetreiber nach einer Alternative sucht<br />
ist nur allzu verständlich, dass einer der größten Kabelhersteller<br />
sich anschließt ist bemerkenswert, und<br />
<strong>die</strong> Aussagen in den Patentanträgen deuten auf Umdenken<br />
auch bei den Herstellern – ganz abgesehen<br />
<strong>von</strong> informellen Äußerungen.<br />
Die politischen Atempausen bieten <strong>die</strong> Chance,<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Folgeprojekte bei der Offshore-Windkraft, <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Nordseenetzpläne der EU sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leitungsplanungen<br />
an Land <strong>die</strong> in 100 Jahren gesammelten<br />
reichen Erfahrungen mit der Niederfrequenz-Bahntechnik<br />
einzubringen und nicht noch einmal denselben<br />
Fehler wie auf See zu machen.<br />
Ein größerer Markt <strong>für</strong> NF-Komponenten nützt<br />
auch den <strong>Bahnen</strong>. Übrigens: Als <strong>die</strong>se wegen des<br />
Betri<strong>eb</strong>s der NF-Generatoren auf gemeinsamer Welle<br />
mit 50-Hz-Maschinen <strong>von</strong> anfänglich 15 Hz auf<br />
(50/3 = 16 2 /3) Hz übergingen, opferten sie da<strong>für</strong><br />
noch glatt 10 % der elektrotechnischen Vorteile.<br />
Literatur<br />
Bild 14:<br />
Fundstelle zu [3].<br />
[1] Neidhofer, G.: Der Weg zur Normfrequenz 50 Hz – Wie<br />
aus einem Wirrwar <strong>von</strong> Periodenzahlen <strong>die</strong> Standardfrequenz<br />
50 Hz hervorging. In: Bulletin SEV/AES 99 (2008),<br />
H. 17, S. 29–34.<br />
[2] Erlich, I.; Fischer, W.; Braun, R.; Brakelmann, H.; Meng, X.:<br />
Dreiphasiges 16,7-Hz-System <strong>für</strong> <strong>die</strong> Übertragung <strong>von</strong><br />
offshore-Windenergie. In: ew – Magazin <strong>für</strong> Energiewirtschaft<br />
2013, H. 11, S. 53–57; H. 12, S. 46–49; Rezension<br />
in: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 11, S. 697–698,<br />
mit Verweis auf H. 3, S. 213 und H. 6-7, S. 346–348.<br />
[3] Schütte, T.; Ström, M.; Gustavson, B.: The Use of Low<br />
Frequence AC for Offshore Wind Power. In: Proceedings<br />
of Second International Workshop on Transmission Networks<br />
for Offshore Wind Farms, Session 6, Royal Institute<br />
of Technology, Electric Power Systems, Stockholm,<br />
March 29-30, 2001.<br />
[4] Schütte, T.; Ström, M.; Gustavson, B.: Erzeugung und<br />
Übertragung <strong>von</strong> Windenergie mittels Sonderfrequenz.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 99 (2001), H. 11, S. 435–443;<br />
100 (2002), H. 1-2, S. 74.<br />
[5] Be: Offshore-Windenergie <strong>für</strong> Europa und Deutschland.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 112 (2014), H. 1-2, S. 16–18.<br />
AUTORENDATEN<br />
Bild 15:<br />
Fundstelle zu [4].<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann (78), Studium<br />
Elektrotechnik Technische Hochschule<br />
Hannover; ab 1963 bei Deutsche<br />
Bundesbahn, ab 1973 in Saarbrücken<br />
Dezernent/Abteilungsleiter Elektrotechnik<br />
und <strong>Elektrische</strong>r Bahnbetri<strong>eb</strong>,<br />
1994 bis 1998 Deutsche Bahn Leiter<br />
Regionalbereich Werke Saarbrücken; in<br />
1980er Jahren bei DEConsult und KfW<br />
in Projekten in Thailand, der Türkei und<br />
<strong>für</strong> Spanien; 1990 bis 2002 Chefredakteur,<br />
jetzt Redakteur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>.<br />
Adresse: Otto-Hahn-Straße 7,<br />
66386 St. Ingbert, Deutschland;<br />
Fon / Fax: +49 6894 580023;<br />
E-Mail: bm.uwe@t-online.de<br />
Dr. rer. nat Thorsten Schütte (57),<br />
Studium Meteorologie und Physik Universitäten<br />
Kiel und Uppsala; seit 1987 bei<br />
schwedischen Unternehmen; Entwicklung<br />
elektrischer Isolierungen, Experte<br />
<strong>für</strong> Bahnstromversorgung, Sternpunktbehandlung,<br />
dann wieder <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssysteme<br />
und Hochspannungstechnik,<br />
besonders Rückstromführung<br />
und elektrische Isolation; ab 1990<br />
Lehrbeauftragter Universität Uppsala.<br />
Adresse: Atkins Sverige AB, Kopparbergsvägen<br />
8, 72213 Västerås,<br />
Schweden;<br />
Fon: +46 21 44014-30, Fax: -39;<br />
E-Mail: thorsten.schutte@atkinsglobal.com<br />
484 112 (2014) Heft 8-9
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Operation<br />
An integrated solution for London’s rail<br />
development<br />
Christoph Götz, Erlangen; David Morton, Braunschweig<br />
The combination of the Class 700 trains and the pioneering automatic train operation is going to be vital<br />
for London. The supplier of the rolling stock and the infrastructure installation on the one hand and<br />
Network Rail on the other hand are pooling their expertise for Thameslink, one of the biggest railway<br />
infrastructure projects in England. Equally, Crossrail has been under discussion for decades, and is only<br />
now approaching completion. Both projects rely on the capabilities of modern signalling technology to<br />
allow conventional rail to deliver metro frequency levels. The new capability that Siemens is delivering<br />
in London may well herald an entirely new way of viewing urban and longer distance rail services. The<br />
new Class 700s trains could well be one of the most significant railway developments of the 21 st century.<br />
INTEGRIERTE LÖSUNG FÜR LONDONS BAHNVERKEHR<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge Class 700 und <strong>die</strong> bahnbrechenden Arbeiten <strong>für</strong> eine automatische Betri<strong>eb</strong>sführung<br />
erweisen sich als l<strong>eb</strong>enswichtig <strong>für</strong> London und stellen eine herausragende Entwicklung des 21.<br />
Jahrhunderts dar. Der Lieferant der Fahrzeuge und Infrastruktureinrichtungen sowie der Infrastrukturbetreiber<br />
bringen gemeinsam ihre Erfahrung in das Projekt Thameslink ein, einem der größten<br />
Bahninfrastrukturprojekte Englands. Gleiches gilt <strong>für</strong> das Projekt Crossrail, das Jahrzehnte lang diskutiert<br />
wurde und sich erst jetzt der Realisierung nähert. Beide Vorhaben vorhabeverwenden moderne<br />
Signaltechnik, um bei konventionellen <strong>Bahnen</strong> <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>shäufigkeit <strong>von</strong> Metros zu erreichen. Die<br />
neuen <strong>Lösungen</strong>, <strong>die</strong> Siemens in London verwirklicht, stellen eine völlig neue Art der Integration des<br />
städtischen Nahverkehrs und des Regionalverkehrs dar. Die Tri<strong>eb</strong>züge Class 700 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Thameslink-<br />
Verbindung stellen eine herausragende Entwicklung <strong>für</strong> den Bahnverkehr des 21 Jahrhinderts dar.<br />
SOLUTION INTÉGRÉE POUR LE TRAFIC FERROVIAIRE DE LONDRES<br />
Les trains de Classe 700, associés à l’exploitation pionnière automatique des trains, <strong>von</strong>t devenir<br />
essentiels à Londres. Le fournisseur du matériel roulant et de l’infrastructure d’une part, et Network<br />
Rail d’autre part partagent leur expertise au profit du réseau Thameslink, un des plus grands projets<br />
d’infrastructure ferroviaire d’Angleterre. Le projet Crossrail est quant à lui en cours d’étude<br />
depuis plusieurs années, mais ne connaîtra son aboutissement que prochainement. Ces deux projets<br />
s’appuient sur les avantages de la technologie de signalisation moderne pour permettre au chemin<br />
de fer traditionnel d’offrir un niveau de fréquence comparable à celui du réseau métropolitain.<br />
L’innovante solution fournie par Siemens à Londres annonce une nouvelle façon d’envisager les services<br />
ferroviaires urbains et à grande distance. Les nouveaux trains de Classe 700 pourraient bien se<br />
révéler être l’une des plus grandes avancées du 21ème siècle en matière de chemin de fer.<br />
1 Introduction<br />
The world’s biggest cities are facing unprecedented<br />
transportation challenges, with rising populations, congested<br />
roads and growing demand for high frequency<br />
and reliable rail and metro services. London is no exception<br />
and is taking decisive action to improve connectivity<br />
with two major rail projects which aim to make<br />
travelling across the city easier and more efficient.<br />
On the North-South Thameslink project, Siemens<br />
is providing the trains, signalling systems and technology<br />
to allow automated operation in the busiest<br />
core area to guarantee as frequent a service as possible.<br />
It is the only way to achieve the short headways<br />
necessary, and is vital to ensure the levels of<br />
punctuality and reliability one of the world’s most<br />
important cities deserves.<br />
On the East-West Crossrail project, Siemens is providing<br />
similar metro technology, as well as the signalling<br />
systems.<br />
2 Background<br />
London’s rail network has always been limited by planning<br />
decisions taken in the 19 th century. The first concerted<br />
effort to improve cross-London rail travel came<br />
486 112 (2014) Heft 8-9
Operation<br />
in 1988 when the then state owned railway British Rail<br />
reopened a disused tunnel linking north and south London<br />
and began operating passenger services through<br />
it. The passenger services were not merely local commuter<br />
trains within London, however. From the start<br />
the intention was to operate long distance commuter<br />
services from Bedford, north of London, through the<br />
capital city and then onwards to major towns in Southern<br />
England, including Brighton and Sutton. Known as<br />
Thameslink, the service has proved extremely successful<br />
and now a major upgrade is set to increase capacity<br />
and the number of destinations served.<br />
3 Automatic train operation for<br />
24 trains per hour<br />
3.1 Overview<br />
The aim of the upgrades is to provide a service frequency<br />
of 24 trains per hour through Central London,<br />
offering metro style operation on the busiest<br />
sections of the routes. To achieve this with conventional<br />
manual operation is impossible with the high<br />
degree of consistency required. The Thameslink and<br />
Crossrail projects have slightly different approaches<br />
to achieve this goal.<br />
On Thameslink, Siemens is pioneering Automatic<br />
Train Operation (ATO) under European Rail Traffic<br />
Management System (ERTMS) Level 2 on the central<br />
section, with conventional operation outside this crucial<br />
area. As ATO is not part of the core ERTMS specification<br />
yet, extensive development and testing is taking<br />
place to ensure that Siemens’ solution complies<br />
with the operational parameters of ERTMS. Handover<br />
from manual to automatic operation will take place<br />
on the move; and as soon as the train stops at a station,<br />
train doors are opened automatically.<br />
3.2 Interaction ATO/ ETCS<br />
Figure 1 shows the overall system with Automatic Train<br />
Supervision (ATS), European Train Control System<br />
(ETCS) and Automatic Train Operation (ATO). ETCS<br />
ensures safe train movements and provides the communication<br />
path between ATS and ATO together with<br />
the GSM-R radio system for railways. ATS coordinates<br />
the movements of trains under automatic and manual<br />
operation, where drivers are supported by the Driver<br />
Advisory System (DAS) function of Trainguard ATO.<br />
Outside the core area, the onboard equipment<br />
supervises train movements with the legacy AWS/<br />
TPWS train protection and warning systems running<br />
in ETCS Level NTC (national train control). As the<br />
train approaches the core area, a radio communications<br />
session is established and:<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
• ATO sends a message to the trackside ATS system<br />
using the ETCS data packet 44 in a message sent<br />
by the EVC (European Vital Computer) to the<br />
RBC (Radio Block Centre), which forwards the<br />
message to ATS.<br />
• ATS replies, again using data packet 44, with<br />
all information necessary for automatic train<br />
operation, for example, the identity of the next<br />
station, the required journey time to the next<br />
station, which side the doors should open when<br />
the train stops at the platform, and the target<br />
dwell time at the platform.<br />
The ETCS trackside equipment sends a level transition<br />
order to ETCS Level 2 as the train approaches<br />
St. Pancras International station in the southbound<br />
direction or Blackfriars for northbound traffic. The<br />
ETCS onboard equipment makes the transition and<br />
operates in full supervision mode, ther<strong>eb</strong>y taking responsibility<br />
for the safety of train movements from<br />
the driver. ETCS full supervision mode is a prerequisite<br />
for automatic train operation.<br />
When the train enters the ATO area, the driver’s ATO<br />
button flashes and ATO takes over as soon as the driver<br />
puts the power-brake control in neutral and presses the<br />
ATO button. The train then drives automatically to the<br />
required station, stops and the doors open automatically.<br />
ATO returns control to the driver but provides a<br />
countdown, using the dwell time provided earlier by<br />
ATS, so the driver knows when the train should depart.<br />
As soon as the passengers are safely onboard, the<br />
driver manually closes the doors and presses the ATO<br />
button to re-start automatic operation. The train<br />
then departs automatically under ATO control.<br />
When the train approaches the border of the ATO<br />
area, it gives an audible prompt to the driver to take<br />
control by moving the power-brake control; however,<br />
should the driver not take control, then ATO would brake<br />
the train to stand at the border of the ATO area. Trackside<br />
signs also indicate that automatic operation will end.<br />
ATS<br />
ETCS trackside<br />
track – train<br />
ETCS onboard<br />
ATO<br />
coordinates train movements<br />
provides safe movement authorities<br />
Figure 1:<br />
Overall train control system (all figures: Siemens).<br />
Abbreviations see text<br />
ATS – ATO communications via ETCS and GSM-Radio<br />
ensures safe train movements<br />
ensures optimum train movements<br />
487
Operation<br />
a)<br />
v<br />
b)<br />
v<br />
1<br />
Figure 2:<br />
ATO speed profiles.<br />
a) time-optimal train running<br />
b) energy-optimal train running<br />
1 acceleration<br />
2 cruising<br />
2 3<br />
1 2 4 3<br />
3 full braking<br />
4 coasting<br />
s distance<br />
v speed<br />
s<br />
s<br />
ATO reports departure to ATS, which replies with the<br />
required trip time to the next station. ATO then calculates<br />
the optimum speed profile to get the train to<br />
the next station at the required time using the minimum<br />
energy possible and within the safe limits set<br />
by ETCS. Time permitting; the train will coast before<br />
braking. ATO, therefore, improves punctuality, shortens<br />
service recovery times, reduces wear, and lowers<br />
carbon emissions by reducing energy consumption.<br />
Figure 2 shows how ATO ensures that the train arrives<br />
at the next station at exactly the time required<br />
by ATS: ATO adjusts the amount of coasting for the<br />
time available and reduces energy consumption.<br />
ATO shortens headway by driving consistently,<br />
stopping accurately, opening doors automatically,<br />
providing a dwell time countdown to the driver,<br />
and being able to drive closer to ETCS brake intervention<br />
curves.<br />
Figure 3 shows how ATO improves headway by<br />
driving consistently. All trains drive with exactly the<br />
same speed profile, when running at the required<br />
24 trains per hour service, that is with 150 s headway:<br />
75 s platform reoccupation times, 45 s dwell<br />
times and 30 s reserve. The changeover from high<br />
level AC current to base level DC current takes place<br />
at Farringdon. There is a 40 km/h speed restriction<br />
in the southbound direction on the approach to<br />
City Thameslink.<br />
v<br />
60<br />
km/h<br />
40<br />
20<br />
St Pancras<br />
0<br />
0 1000 2000 3000 4000 m 5000<br />
s<br />
Figure 3:<br />
Speed-distance diagram St. Pancras to Blackfriars.<br />
Farringdon<br />
City<br />
Thameslink<br />
Blackfriars<br />
Outside the core area, the train is driven manually<br />
but the ATO system provides guidance to the driver.<br />
This DAS functionality, improves efficiency in the remaining<br />
extensive Thameslink areas.<br />
Balises are used by the ETCS and ATO onboard<br />
equipment for information and accurate location,<br />
and radio communications are via GSM (Global System<br />
for Mobile Communication), in line with the<br />
ERTMS standards.<br />
The GSM-R network for railways is also used by the<br />
cab secure radio system supplied by Siemens, who designed<br />
and developed the GSM-R cab mobile for the<br />
entire GB fleet. It is a communication device for voice<br />
and data between the train and signalling centre.<br />
3.3 Performance improvement by ATO<br />
3.4 Trackside equipment<br />
Siemens (formerly Invensys Rail) has been involved<br />
in the signalling of the London Bridge Station Area<br />
for over 150 years, and the award of the framework<br />
contract for Thameslink Key Output 2 Core Area signalling<br />
programme reflected not only this long association,<br />
but also its successful involvement in the<br />
Key Output 1 phase of the project.<br />
The Thameslink KO1 stage covered the resignalling<br />
of Kentish Town to Loughborough Junction,<br />
with Siemens commissioning two Trackguard WEST-<br />
LOCK computer-based interlockings controlled via<br />
Controlguide WestCAD control centres, which introduced<br />
a conventionally signalled railway through the<br />
Thameslink Core Area, with a capacity of 24 trains<br />
per hour. Control for the area comes from both the<br />
West Hampstead and Victoria Signalling Centres.<br />
Thameslink Key Output 2 (KO2):<br />
• Remodelling of London Bridge Station and its<br />
approaches, to provide streamlined traffic flows,<br />
an increased frequency of through-trains and<br />
increased capacity<br />
• Innovative signalling solution is based on Controlguide<br />
West CAD and Trackguard WEST-<br />
LOCK systems, with Trackguard WESTRACE<br />
object controllers giving a high performance<br />
interface between the interlocking and trackside<br />
infrastructure<br />
• Provision of ETCS movement authorities and<br />
ATO information by Trainguard FUTUR 2500<br />
ERTMS Level 2<br />
• Commissioning of a new train describer at London<br />
Bridge station<br />
• Commissioning of signalling at London Bridge<br />
station<br />
• Transfer of control to Three Bridges Regional<br />
control centre<br />
488 112 (2014) Heft 8-9
Operation<br />
The Thameslink project is the first operational application<br />
of ATO with ETCS. It is a vital part of the<br />
high-capacity timetable planned for the route,<br />
which needs every train to run at the optimised<br />
speed profile, stop accurately and adhere closely to<br />
station dwell times.<br />
In the unlikely event of the onboard ATO becoming<br />
unavailable, the system will allow manual driving with<br />
ETCS train protection. Further levels of back-up operation<br />
use lineside signals with the existing Train Protection<br />
and Warning System (TPWS), or special provision<br />
to allow the driver to continue at slow speed.<br />
The resignalling of London Bridge is one of the<br />
most complex challenges in Europe and due to the<br />
novel approach taken on Thameslink, Siemens is<br />
performing and supporting extensive testing at facilities<br />
such as the test track in Wegberg-Wildenrath,<br />
System Integration Lab at Network Rail’s office in<br />
London and at the purpose built ETCS National Integration<br />
Facility (ENIF) in Hertfordshire.<br />
Siemens is also demonstrating its ETCS trackside<br />
solutions at ENIF as one of the four suppliers involved<br />
in Network Rail’s ETCS National Framework contract.<br />
3.5 Crossrail<br />
Crossrail is Europe’s largest current construction<br />
project. It will provide faster, more frequent mainline<br />
trains right into the heart of London, linking<br />
Heathrow directly with the City and Canary<br />
Wharf, connecting towns in the East and the West<br />
to central London, and delivering faster cross-city<br />
journeys between stations like Paddington, Liverpool<br />
Street, Whitechapel and Stratford. Crossrail<br />
will bring an extra 1,5 Mio. people to within<br />
45 min of central London.<br />
The new route will pass through 40 stations and<br />
run over 100 km from Reading and Heathrow in<br />
the west, through two new 21 km tunnels under<br />
central London to Shenfield in the east and Abbey<br />
Wood in the south-east. Similar to Thameslink,<br />
trains will operate a 24 train per hour service in<br />
the central section between Paddington and Whitechapel;<br />
with twelve trains per hour running to<br />
Stratford and Canary Wharf.<br />
The contract was awarded to a consortium of<br />
Siemens and Invensys Rail (now Siemens) to supply<br />
the signalling and the CBTC for the central section,<br />
where moving block is used instead of conventional<br />
colour light signals.<br />
Axle counter train detection, points control<br />
and route-setting are managed by the Trainguard<br />
WESTRACE interlocking that interfaces with Trainguard<br />
MT CBTC and Controlguide Vicos OC for automatic<br />
train supervision, control and display, which<br />
includes a large overview for the operators in the<br />
new control centre at Ilford.<br />
Handover between ERTMS in the west, CBTC in<br />
the centre and TPWS in the east takes place automatically<br />
and on the move. Throughout the central<br />
section, trains will be driven and controlled automatically<br />
by the CBTC system, allowing them to operate<br />
closer together and to run with precise speed control<br />
and stopping accuracy, all the more important because<br />
the underground platforms will be fitted with<br />
platform screen doors with which the train must<br />
align accurately when it stops.<br />
Siemens is also providing SCADA; systems for station<br />
management, line management, security, information;<br />
and communications technologies including<br />
Data Net-work/Optical Fibre Network, Private<br />
Mobile Radio (PMR) Radiating Infrastructure, GSM-<br />
R, Airwave, LFEPA Ch5 Radio Systems and Public Cellular<br />
Radio Radiating Infrastructure.<br />
4 The Class 700 – the freedom of<br />
space<br />
4.1 Need of trains<br />
For Thameslink Siemens is supplying the trains, connecting<br />
– amongst others – the long distance service<br />
between Brighton on the South Coast and Cambridge.<br />
With passengers potentially travelling such<br />
long distances, a train configured for metro operation<br />
with high capacity seating and extensive standing areas<br />
would clearly be unsuitable. Equally, a configuration<br />
targeted at long-distance passengers would be heavily<br />
overcrowded in the busiest parts of the network.<br />
Siemens’ solution to these conflicting needs is its<br />
Class 700 train (Figure 4). Based on the Desiro UK<br />
platform which provides some of the most reliable<br />
and highly rated fleets in the UK, a high level of<br />
technical attention to detail has been paid to ensure<br />
that the Thameslink fleet is lighter, more efficient<br />
and reliable than ever.<br />
Figure 4:<br />
The Class 700-train in Waterloo Station.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
489
Operation<br />
Because the railways in Central London and north<br />
of the city are powered by AC 25 kV 50 Hz overhead<br />
contact line and south of London via DC 0,75 kV<br />
third-rail, switching between the power sources<br />
is necessary. Dual mode capability provides all onboard<br />
equipment that is needed to handle the different<br />
power sources, and handover from one to the<br />
other is achieved by an automated switch, reducing<br />
the driver’s workload.<br />
Other key technical aspects of the trains are<br />
shown in Table 1.<br />
4.3 Reducing maintenance efforts<br />
Figure 5:<br />
Some examples of possible train configurations of Class 700 trains.<br />
blue motor car<br />
grey trailer car<br />
4.2 The train configuration<br />
The Class 700s are an Electric Multiple Unit (EMU)<br />
with distributed traction equipment. To ensure maximum<br />
flexibility and modularity all traction components<br />
are integrated into a single vehicle, the motor<br />
car. All traction vehicles consist of a traction container<br />
with integrated auxiliary converter, drive unit, line<br />
filter and braking resistor. These motor cars can be<br />
flexibly integrated into a train according to the traction<br />
requirements.<br />
This modularity and flexibility of the Desiro City<br />
concept on which the Class 700s are based means<br />
that any passenger capacity and train length can be<br />
delivered, from three-car trains with a traction vehicle,<br />
trailer vehicle and semi-traction vehicle to a<br />
240 m long twelve-car train with six motor cars (Figure<br />
5). This can all be achieved without compromise<br />
on performance, or unnecessary weight. Compared<br />
with conventional traction vehicles their performance<br />
is significantly improved, providing the acceleration<br />
and braking characteristics needed for short<br />
dwell times on inner city and suburban services.<br />
TABLE 1<br />
Technical aspects of the trains Class 700.<br />
8-car train<br />
12-car train<br />
Power at wheel MW 3,3 5,0<br />
Wheel diameter mm 820 new 760 worn<br />
Floor height above rail level mm 1 100 1 100<br />
Vehicle length m 20 20<br />
Train length m 162,0 242,6<br />
Width m 2,8 2,8<br />
Weight t 278 410<br />
Passenger seats 416 654<br />
Crashworthiness TSI TSI<br />
Particular attention has been given to reducing unsprung<br />
mass, an important factor as track wear forms<br />
a major aspect of the UK’s track access charging policy.<br />
Powered (Figure 6) and trailer bogies have inside bearings,<br />
which reduce the axle width, thus saving weight,<br />
and allowing the design of both to be exceedingly<br />
compact. Compared with a typical bogie for use on<br />
such a train, that on the Class 700s is around one third<br />
lighter. This reduces track wear, and also wheelset<br />
wear too. Furthermore the weight reduction comes<br />
without a penalty in strength: higher vehicle payloads<br />
can be carried with no additional risk of derailments.<br />
The bodyshell too is lighter, helped by the fact<br />
that the fleet is to be delivered in eight and twelve<br />
car formations with no requirement for intermediate<br />
cabs that would be needed if formations of multiple<br />
four-coach trains were operated.<br />
Together these aspects are combined with Siemens’<br />
longstanding reputation for ensuring that its trains are<br />
as simple to maintain as possible. New maintenance<br />
depots will allow staff to focus on the needs of a single<br />
fleet – an approach which has worked very well with<br />
many of the Desiro UK fleets already –, and deliver train<br />
availability levels consistently and safely.<br />
4.4 Prerequisite for reliability<br />
With 1 500 rail vehicles already running or on order,<br />
the Desiro platform has a proven track record in the<br />
UK. As a next generation solution, the Desiro City is<br />
based on highly reliable technology and incorporates<br />
experience gained over many years. It is designed for<br />
high capacities with frequent, irregular stops on diverse<br />
routes with the objective of achieving best-inclass<br />
service performance, low levels of failure, and<br />
intelligent equipment redundancy to allow maximum<br />
availability. In order to deliver trains that work<br />
‘straight out of the box’, each train is fully tested to UK<br />
standards on Siemens’ unique test track in Wegberg-<br />
Wildenrath. In addition, intelligent use of onboard<br />
train management and monitoring systems permit<br />
optimised maintenance exam periods and overhaul<br />
490 112 (2014) Heft 8-9
Operation<br />
intervals. For example, by using operational data with<br />
a robust optimisation program maintenance control<br />
centres can operate balanced maintenance regimes alleviating<br />
the need to stop units for long periods. This<br />
maximises continued availability and operational revenue<br />
over the entire life of the train.<br />
4.5 Comfort for the passengers<br />
For passengers the experience of a train begins when<br />
they board it. To ensure that they can embark and<br />
disembark quickly and safely pocket sliding doors<br />
are used rather than the plug door types used elsewhere,<br />
and when passengers board the train they<br />
enter into spacious vestibule areas designed to have<br />
as few obstructions in the way as possible.<br />
But it is in the interior that the most significant<br />
changes to conventional practices in the UK are being<br />
made. The starting point is to provide a design<br />
which allows considerable flexibility of configuration<br />
at the build stage and throughout the train’s life.<br />
Should alterations to seating configurations and facilities<br />
be required at any point no structural changes<br />
to the vehicle will be needed. This is a significant<br />
development which will reduce the whole life costs<br />
of the trains significantly.<br />
Most high-capacity trains rely on 3+2 seating but<br />
while in Germany it is possible to provide adequate<br />
space for each passenger, the UK’s restricted loading<br />
gauge means the seats have been narrow. Even at busy<br />
times many passengers prefer to stand rather than use<br />
the cramped central seats. Following consultation with<br />
the passengers’ group, a 2+2 configuration throughout<br />
the trains was realised, including the small First Class<br />
sections. It allows much wider gangways between the<br />
seats and more standing capacity, while meeting the<br />
expectations of longer distance passengers.<br />
A main aspect of the Class 700s is the desire to declutter<br />
the train’s interior, removing any of the traditional<br />
obstructions to passengers and their belongings<br />
to make best use of the space. This starts with<br />
the seats and tables, where fitted. Rather than rely on<br />
conventional floor rails, the Class 700s’ seats are cantilevered<br />
from aluminium C-rails on the bodyshell. With<br />
no underseat equipment anywhere in the passenger<br />
compartments, this means that a large area under the<br />
seats is available for stowage of bags that might otherwise<br />
be placed on an adjacent seat. Equally, unlike<br />
some older designs, the overhead luggage racks have<br />
been designed to provide enough space for a small<br />
suitcase or bag, allowing many passengers to keep<br />
their possessions near them. The main luggage racks<br />
themselves are a vital component given that many<br />
of the fleet will serve Luton and London Gatwick airports.<br />
They continue the theme of the vehicles having<br />
an unobstructed floor and act as draught screens next<br />
to doors. For passengers with heavy or bulky luggage<br />
Figure 6:<br />
Motor-bogie.<br />
it will be easier and safer to stow their cases than in<br />
any other train in the UK. From the train operator’s<br />
viewpoint, interior cleaning will be easier, quicker and<br />
more effective – a vital consideration given how intensively<br />
this fleet is going to be used when it enters<br />
service from 2016. There is ample space for bicycles<br />
and passengers with limited mobility – not just wheel<br />
chair users, but families with young children in pushchairs<br />
and others who may not be able to easily move<br />
through the train and find a seat. With three such areas<br />
in Standard Class, the trains will be amongst the<br />
most passenger friendly in service (Figure 7).<br />
4.6 Information system<br />
Once aboard, whether they are standing for a short<br />
distance or take a seat, passengers are kept informed<br />
of their journey by a next generation passenger information<br />
system. Not only will it show the train’s<br />
destination and calling points; it will also provide<br />
comprehensive information about seating and<br />
standing capacities, delays and onward connections,<br />
and should the operator desire it, entertainment and<br />
advertising, visibly and audibly. The data is fed in<br />
by Siemens’ proprietary Remote Data Access System.<br />
Figure 7:<br />
Interior of the train.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
491
Operation<br />
Together with the client, this was designed as a<br />
flexible communication base between the backoffice<br />
at the train operator and the train itself. In this way<br />
it is possible to exchange several actual data such as<br />
shown in some examples:<br />
• Energy consumption<br />
• Update of the driver advisory system<br />
• Diagnosis information<br />
• Actual passenger loading<br />
So the operator is able to react individually on any<br />
event on a train anywhere on its trip.<br />
Additionally to the relevant operator data, also a<br />
lot of customer information is permanently updated<br />
if required. The train display is able to inform on<br />
• updated timetable information according to the<br />
real operational situation and<br />
• Information on delays of the train and online<br />
information of departures of connecting trains.<br />
Large and conveniently located Thin Film Transistor<br />
(TFT) displays can be viewed throughout the passenger<br />
saloon.<br />
4.7 Environmental friendliness<br />
Good engineering and design integrate environmental<br />
protection from the start, and the Class 700s<br />
are set to be amongst the most efficient and most<br />
green trains in the world.<br />
Those benefits begin with the train itself. With a<br />
lighter body, bogies and onboard equipment, train<br />
weight in total is reduced by 25 % compared with<br />
existing UK train fleets, with an immediate positive<br />
effect on energy consumption. Improved aerodynamics<br />
cut air resistance, while redesigned traction<br />
and auxiliary supply systems reduce power demands<br />
further still compared with other designs. The attention<br />
to detail on weight saving even applies to interior<br />
cabling, which is designed to be as light as possible<br />
while still meeting all of the safety, operational<br />
and reliability requirements demanded.<br />
The traction and auxiliary converters use IGBT<br />
technology to minimize the use of heavy magnetic<br />
components and reduce switching losses too – hitherto<br />
a significant consumer of power. An all-new<br />
DAS suggests when power can be reduced while<br />
still maintaining journey times, limiting binary driving<br />
techniques which alternate between full power<br />
and braking for long periods. Power consumption is<br />
recorded, and as experience with the trains and the<br />
routes they operate is gained, this will help identify<br />
areas where consumption can be reduced further.<br />
A new air-conditioning system uses CO 2 sensors<br />
to assess the number of passengers and adjust its<br />
output accordingly: A lightly loaded train will require<br />
less use of air-conditioning than a busy rush hour<br />
service, and this system is significantly more efficient<br />
than a solely thermostat based equivalent. Furthermore,<br />
should there be, for whatever reason, an onboard<br />
fire, the ventilation system will actively and<br />
automatically vent smoke outside the train to create<br />
a safe haven for passengers while they are being<br />
evacuated. Their onboard safety is enhanced by the<br />
latest onboard video surveillance systems that can<br />
help staff to identify and react to incidents quickly<br />
and effectively.<br />
Lighting is provided using the latest LED technology<br />
that saves weight and energy compared with<br />
fluorescent tubes and bulbs, and also delivers major<br />
savings in maintenance as the fully sealed units have<br />
a very long service life with no intermediate servicing<br />
intervention required. Because the units are sealed<br />
against dust and dirt ingress, there is a much reduced<br />
cleaning requirement as well.<br />
The combined effect of all of these weight savings<br />
and efficiency measures is that the Class 700s<br />
are expected to save a significant amount of energy<br />
compared to former trains, to the benefit of the train<br />
operator, passengers and the wider environment.<br />
The environmental credentials are enhanced further<br />
as 95 % of the train’s materials can be recycled – significantly<br />
in excess of current regulations.<br />
Die deutsche Übersetzung erscheint in einer der nächsten<br />
Ausgaben der <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>.<br />
AUTHORS<br />
Dipl.-Ing. Christoph Götz (45), stu<strong>die</strong>d<br />
at the Technical University Braunschweig,<br />
majoring in electrical engineering;<br />
since 1995 at Siemens, until 2000<br />
project manager in Engineering and<br />
Production, from 2001 to 2007 multiproject<br />
manager for the Desiro Classic<br />
(DMU) for 14 customers in 8 European<br />
countries. After that, Head of Sales &<br />
Acquisition for Regional and Commuter<br />
Trains worldwide. Since 2011 Sales &<br />
Project Director for Great Britain and<br />
the Thameslink Project.<br />
Address: Siemens AG, Mozartstr. 31B,<br />
91052 Erlangen, Germany;<br />
phone: +49 9131 7-43158,<br />
e-mail: christoph.h.goetz@siemens.com<br />
David Morton, BSc (56),stu<strong>die</strong>d<br />
electrical engineering at the University<br />
of Sunderland, England; after that<br />
development engineer at Siemens in<br />
Poole, England and, since 1991, System<br />
Manager for ETCS at Siemens Braunschweig,<br />
Germany.<br />
Address: Siemens AG, Ackerstr. 22,<br />
38126 Braunschweig; Germany;<br />
phone: +49 531 226-3624;<br />
e-mail: david.morton@siemens.com<br />
492 112 (2014) Heft 8-9
Electric Traction – Motive Power –<br />
Energy Supply – Steimel<br />
The book intends to convey mechanical fundamentals of electric railway propulsion,<br />
which includes rail-bound guidance, transmission of traction effort from wheel to rail<br />
under the influence of non-constant levels of adhesion and the transmission of motor<br />
torque to a spring-mounted and thus swaying drive wheelset.<br />
The focal point of the book will be the disposition of electric traction units powered<br />
by three-phase induction motors. We shall discuss the stationary and dynamical<br />
behaviour of the squirrel-cage induction motors and the principle and construction<br />
features of pulse-controlled inverters, as well as scalar and field-oriented control<br />
systems and four-quadrant power converters, feeding the DC link of the inverters.<br />
As is appropriate to the lesser importance these drive systems have nowadays, we<br />
will consider DC and AC commutator motors only in a cursory fashion, as well as their<br />
voltage control.<br />
Editor: Andreas Steimel<br />
2 nd edition 2014<br />
416 pages, 170 x 240 mm<br />
softcover with interactive e-book (read-online access)<br />
ISBN: 978-3-8356-7257-4<br />
Price: € 64,–<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
www.di-verlag.de<br />
Order now!<br />
KNOWLEDGE FOR THE<br />
FUTURE<br />
Order now by fax: +49 201 / 820 02-34 or send in a letter<br />
Deutscher Industrieverlag GmbH | Arnulfstr. 124 | 80636 München<br />
Yes, I place a firm order for the technical book. Please send<br />
— copies of Electric Traction – Motive Power and Energy Supply<br />
2 nd edition 2014 – ISBN: 978-3-8356-7257-4<br />
at the price of € 64,– (plus postage and packing extra)<br />
Company/Institution<br />
First name, surname of recipient (department or person)<br />
Street/P.O. Box, No.<br />
Country, Postalcode, Town<br />
reply / Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
GERMANY<br />
Phone<br />
E-Mail<br />
Line of business<br />
Fax<br />
Please note: According to German law this request may be withdrawn within 14 days after order date in writing<br />
to Vulkan Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen, Germany.<br />
In order to accomplish your request and for communication purposes your personal data are being recorded and stored.<br />
It is approved that this data may also be used in commercial ways by mail, by phone, by fax, by email, none.<br />
this approval may be withdrawn at any time.<br />
Date, signature<br />
PAETPS2014
Contact Line Systems<br />
Dynamic simulation of contact line/<br />
pantograph interaction by OSCAR ©<br />
– Optimisation of components and<br />
approval of rolling stock<br />
Guido van Kalsbeek, Stéphane Avronsart, Yoshitaka Yamashita, Paris (FR)<br />
Before any testing or prototyping, the critical and hard to anticipate pantograph/catenary interaction<br />
can be assessed by dynamic modelling. On the basis of validated tools and models, engineering<br />
departments benefit from those techniques to optimize new designs of overhead contact lines<br />
and/or pantographs with a reduced need of testing. Train manufacturers and operators also benefit<br />
from those techniques. At the design stage it provides them with precious results to make multiple<br />
unit operation choices and to specify pantograph characteristics. Before operation, it assists them<br />
when it comes to prepare testing and acceptance runs wher<strong>eb</strong>y the behaviour needs to be assessed<br />
under different infrastructures. Very important, the risks associated with new designs and to their<br />
acceptance get mastered and quantified. For these purposes SNCF developed the program OSCAR ©<br />
for dynamic simulation of overhead line/pantograph interaction.<br />
SIMULATION DES ZUSAMMENWIRKENS OBERLEITUNG/STROMABNEHMER MIT OSCAR © – OPTIMIE-<br />
RUNG VON KOMPONENTEN UND ZERTIFIZIERUNG VON FAHRZEUGEN<br />
Das Zusammenwirken <strong>von</strong> Stromabnehmern mit dem Kettenwerk kann vor dem Erstellen <strong>von</strong> Prototypen<br />
und Versuchen anhand <strong>von</strong> Modellrechnungen beurteilt werden. Zuverlässige Werkzeuge unterstützen<br />
Ingeneure wirkungsvoll bei der Absicherung <strong>von</strong> Projekten und der Verringerung <strong>von</strong> Kosten.<br />
Auslegungsparameter und Einstellungen können damit optimiert und Prüfungen zur Zertifizierung<br />
vorbereitet werden. Damit wird der Umfang solcher Prüfungen durch richtige Einstellungen und Anordnungen<br />
verringert, insbesondere beim Betri<strong>eb</strong> mit mehreren Stromabnehmern. Für <strong>die</strong>sen Zweck<br />
entwickelte SNCF das Simualtionsprogramm OSCAR © . Die numerische Simulation erspart Geld und Zeit<br />
durch <strong>die</strong> Begrenzung <strong>von</strong> Versuchen auf ein Minimum. Noch bedeutender ist das Beherrschen <strong>von</strong><br />
Risiken, <strong>die</strong> mit neuen Ausführungen und deren Zulassung <strong>für</strong> <strong>die</strong> allgemeine Nutzung verbunden sind.<br />
SIMULATION DYNAMIQUE DE L’INTERACTION PANTOGRAPHE/CATÉNAIRE AVEC OSCAR © – OPTIMI-<br />
SATION DES COMPOSANTS ET HOMOLOGATION DE MATÉRIEL ROULANT<br />
L’interaction pantographe-caténaire, complexe et difficile à anticiper, peut être étudiée par modélisation<br />
avant tout essai ou prototypage. Des outils et des modèles performants et validés permettent<br />
aux ingénieries d’optimiser les nouvelles conceptions de caténaires et/ou de pantographes en ayant<br />
un recours limité aux essais. Les constructeurs et exploitants ferroviaires bénéficient également<br />
de ces méthodes. Lors de la conception, des résultats précieux sont ainsi obtenus pour effectuer<br />
les choix concernant les configurations en unités multiples et pour spécifier les caractéristiques du<br />
pantographe. Avant l’exploitation, cela les assiste dans la préparation des circulations d’essais et<br />
d’homologation par lesquels le comportement doit être caractérisé sous différentes infrastructures.<br />
Surtout, les risques associés à ces nouvelles conceptions et à leur validation peuvent être maitrisés<br />
et quantifiés. Pour cela, la SNCF a développé le logiciel OSCAR © pour la simulation de l’interaction<br />
dynamique pantographe/caténaire.<br />
1 Introduction<br />
The countries disposing of an important railway<br />
network have electrified their main lines, especially<br />
in Europe. Each country or network used its own<br />
standards in function of the available technologies<br />
and the choices that were made. This led to a<br />
patch worked situation, becoming a real brainteaser<br />
in some countries and in Europe when it comes to<br />
prepare the operation of a train service across the<br />
borders. To do so, a compromise is to be found<br />
between the different existing principles: different<br />
electrification systems: DC 0,75 1,5 kV and 3 kV, AC<br />
15 kV 16,7 Hz and 25 kV 50 Hz with their own charac-<br />
494 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
teristics, different pantograph collector head length,<br />
different span arrangements etc.<br />
This compromise is all the more difficult for the<br />
pantograph-catenary interaction as it constitutes a<br />
dynamic couple to be stu<strong>die</strong>d as a whole system, the<br />
behaviour of which can hardly be anticipated.<br />
The contact between the pantograph and catenary<br />
produces flexural waves propagating along the catenary<br />
and impacting the behaviour at the contact. Firstly, it<br />
limits the maximum running speed in order not to produce<br />
high amplitude oscillations in case of resonance<br />
with this wave propagation. Secondly, multiple unit<br />
operation is much more complicated to predict: it depends<br />
on the situation of the already oscillating contact<br />
wire, when the trailing pantograph encounters it. For<br />
this reason, a specific study is essential to prepare and<br />
assess this situation. Some of the parameters can be<br />
assessed through a theoretical analysis [1]. However,<br />
more dynamic phenomena, uncovered by the previous<br />
analysis, appear, highlighting the fact that a complete<br />
study is necessary [2] taking into account the other<br />
modal characteristics of the system, wave propagation<br />
and reflection at each support and at the end of the<br />
section, energy transfer and damping etc.<br />
Therefore, power supply needs to deeply be stu<strong>die</strong>d<br />
in all its complexity. Not only for speed increasing<br />
purposes but also to modify or extend the operational<br />
conditions and abilities of the system.<br />
Dynamic modelling and simulation is an excellent tool<br />
allowing to optimize the preparation of such challenges<br />
and to limit the need of costly and time-consuming testing<br />
runs on commercial lines and in several countries.<br />
Numerical modelling techniques and computational<br />
capabilities are mature enough to reach a high degree<br />
of reliability and precision with acceptable computation<br />
times. This allows a wider use of simulation in complex<br />
dynamic problems like pantograph-catenary interaction<br />
For this purpose, SNCF has been developing since<br />
the early 80’s pantograph-catenary dynamic interface<br />
simulation tools resulting in its last software,<br />
OSCAR © [3], developed since 2004.<br />
A three dimensional finite elements mesh allows<br />
the modelling of any catenary type: AC or DC designs,<br />
conventional or high-speed lines, etc. It is<br />
representative of the real overhead line geometry,<br />
with contact wire irregularities, staggered alignment<br />
of the contact wire (CW), dropper spacing, wire tension,<br />
wave propagation, etc. Non-linearities, such as<br />
slackening of droppers and unilateral contact between<br />
the pantograph and the contact wire, are taken<br />
into account. Several pantograph models can be<br />
used, with a complexity level growing from the three<br />
lumped mass model to the multibody (MB) model.<br />
Industrial features for pre-and post-treatments were<br />
developed to increase robustness of results and optimize<br />
computation time. Recent developments include<br />
full 3D meshing of the contact wire for stress<br />
computation or statistical analysis and lead to new<br />
fields of stu<strong>die</strong>s. OSCAR was fully validated against<br />
inline measurements for its different AC and DC<br />
catenary models as well as its different pantograph<br />
models, with independent strips for instance, and<br />
has been certified against EN50318 since 2008.<br />
On the basis of validated tools and models, engineering<br />
departments benefit from those techniques to<br />
optimize new design of OCL and/or pantographs with<br />
a reduced need of testing. Projects benefit from those<br />
tools to assess the impact of adapting design principles<br />
to field particularities. This provides the projects<br />
with elements allowing boards to weigh the impact<br />
of their choices and identify potential savings. Train<br />
manufacturers and operators benefit from those techniques<br />
from the design stage until operation. At the<br />
design stage it provides them with precious results to<br />
make multiple unit operation choices and to specify<br />
pantograph characteristics. Before operation, it assists<br />
them when it comes to prepare testing and validation<br />
runs especially in multiple units configurations or if the<br />
behaviour needs to be assessed under different types<br />
of infrastructures or in particular conditions, icing for<br />
instance. The principles and results presented in the<br />
following sections are based on this software.<br />
TABLE 1<br />
Evolution of conductor mechanical tension on French High-Speed Lines (HSL).<br />
Line<br />
Paris–<br />
Lyon 1<br />
Paris–<br />
Le Mans<br />
Paris–<br />
Calais<br />
Lyon–<br />
Valence<br />
Valence–<br />
Marseille<br />
Paris–<br />
Strasbourg<br />
Rhin–<br />
Rhône<br />
Opening 1981 1983 1993 1992 2001 2007 2012<br />
Catenary wire<br />
Contact wire<br />
Cross section<br />
65 65 65 65 116 116 116<br />
mm 2<br />
Tensile force<br />
daN<br />
1 400 1 400 1 400 1 400 2 000 2 000 2 000<br />
Cross section 120 150 150 150 150 150 150<br />
mm 2<br />
Tensile force<br />
daN<br />
1 500 2 000 2 000 2 000 2 500 2 600 2 600<br />
Pre-sag Coeff a/1 000 a/1 000 a/2 000 a/2 000 a/2 000 a/2 000 a/2 000<br />
1<br />
Use of switch wires; this has been abandoned for all following designs.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
495
Contact Line Systems<br />
σ/F m<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
2 Design optimisation before<br />
implementation<br />
2.1 Optimisation of overhead contact<br />
line design<br />
2.1.1 General<br />
As tackled in introduction of this paper, dynamic<br />
interaction between pantograph and overhead contact<br />
line (OCL) is very sensible to many parameters<br />
among which OCL characteristics, such as contact<br />
or messenger wire mechanical tension, pre-sag or<br />
geometry. For years, defining such parameters was<br />
mainly based on designer backgrounds combined<br />
with laboratory or field tests in order to determine<br />
the best settings. Feedback got by expertizing causes<br />
of incidents or experience gained from years of<br />
train operation. This led to gradually improve the design<br />
and adjust these parameters. All these methods<br />
are time-consuming and do not guaranty a complete<br />
optimisation of design parameters.<br />
An example is given for high-speed lines (HSL),<br />
where the OCL performance was gradually improved<br />
by increasing conductor mechanical tension or<br />
adjusting the pre-sag coefficient being the ration of<br />
pre-sag to the span length (Table 1). Through dynamic<br />
modelling, all OCL parameters can efficiently be<br />
assessed for design purposes as detailed hereafter.<br />
It also reveals useful for very specific design applications<br />
like the preparation of a world speed record<br />
for rail vehicles for instance, for which many stu<strong>die</strong>s<br />
were carried out [4].<br />
0,0<br />
-1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 a/1000 3,0<br />
PSC<br />
Figure 1:<br />
Current collection quality σ/F m (limit 0,3) for multiple train units depending on the presag<br />
coefficient of the contact wire for new or worn contact wire.<br />
1 new CW, leading pantograph<br />
2 new CW, trailing pantograph<br />
3 worn CW, leading pantograph<br />
5<br />
4 worn CW, trailing pantograph<br />
5 σ/F m limit of 0,3<br />
3<br />
1<br />
2<br />
4<br />
2.1.2 Defining contact wire and messenger wire<br />
mechanical tensions<br />
Increasing conductor mechanical tension leads to<br />
significantly improve current collection quality. As a<br />
consequence, stresses inside conductors are increased,<br />
reducing their lifetime and obliging the use of<br />
specific conductors like copper alloy for contact wires.<br />
In the same time, radial tensions also increase,<br />
provoking implementation of stronger poles and<br />
foundations to respect mechanical resistance criteria.<br />
To optimize these key parameters, simulation is<br />
used up to the OCL design speed. For each of the contact<br />
wire (CW) or messenger wire (MW) tensions, a<br />
parametrical study is carried out and current collection<br />
quality is assessed through criteria like the quotient of<br />
standard deviation σ and the mean contact force F m .<br />
By plotting these results on a 3D graph, it allows the<br />
designer to easily identify a compliance zone, in which<br />
all requirements are fulfilled in function of the assessed<br />
parameters. Any couple of parameters extracted from<br />
that zone will respect the dynamic requirements:<br />
a choice is offered in function of other design constraints.<br />
After selection of a couple of parameters by design<br />
teams, different pantograph types are simulated<br />
in order to test the resilience of the solution.<br />
2.1.3 Defining geometrical parameters<br />
Due to its impact on life cycle costs, adjusting mechanical<br />
tension is not the optimum solution for improving<br />
current collection quality. Modifying span lengths<br />
or pre-sag coefficient can present beneficial effects<br />
while preserving the global efforts of the design and its<br />
implementation. As shown on Figure 1, σ/F m can be significantly<br />
influenced by adjusting pre-sag coefficient<br />
which is defined as the ratio between the span length<br />
and the sag in the middle of the considered span.<br />
Blue curves represent the results obtained in<br />
terms of σ/F m of leading and trailing pantographs<br />
running under a new CW. Green curves show simulation<br />
results obtained with a worn CW. Focusing the<br />
analysis in the area where σ/F m is lower than 0,3, an<br />
optimum appears for both new and worn wires. It<br />
is also notable that this parameter has a significant<br />
impact on the results. Such results could hardly be<br />
obtained by performing real tests: on track, modification<br />
of pre-sag value of a complete tension length<br />
takes hours, with a full team of skilled workers. Moreover,<br />
many runs should be recorded with a train<br />
equipped with a contact force measurement system<br />
which is very expensive, and does not allow testing<br />
every configuration of pre-sag values.<br />
Same stu<strong>die</strong>s are carried out for each other design<br />
parameter. Figure 2 presents another example, the research<br />
of the best position of the first dropper in the<br />
span, its distance to the support. As shown, under the<br />
496 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
effect of an increase of the OCL elasticity around supports<br />
when that distance increases, current collection<br />
quality criterion improves, but uplift also rises.<br />
2.2 Optimisation of pantograph design<br />
2.2.1 General<br />
As a system, beneficial effects can be reached by<br />
studying both OCL and pantographs sub-systems in<br />
interaction in order to reach an optimized solution.<br />
As previously detailed, many OCL parameters can be<br />
stu<strong>die</strong>d and optimized through numerical dynamic<br />
modelling.<br />
Pantograph design can also be assessed and improved<br />
through numerical modelling with a validated<br />
tool, without having to carry out expensive and<br />
time consuming field or laboratory tests. The tests remain<br />
necessary for the ultimate stage of design and<br />
validation only, when it comes to tackle the precise<br />
settings and the effects of all real components and<br />
connections on the behaviour of the whole system.<br />
In a first approach, the dynamic behaviour of a<br />
pantograph can be modelled through a lumped<br />
mass model (Figure 3).<br />
K3<br />
M3<br />
C3<br />
F a3<br />
F s3<br />
σ/F m<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
4<br />
1 2 3 4 5 6 7 m 8<br />
d<br />
Figure 2:<br />
Current collection quality σ/F m and maximum uplift e max at supports obtained depending<br />
on the position d of the first dropper in the span, in multiple units.<br />
1 maximum uplift e max<br />
2 σ/F m trailing pantograph<br />
3<br />
3 σ/F m leading pantograph<br />
4 σ/F m , limit of 0,3<br />
With such a model, some parameters can generally<br />
be close to physical properties of the pantograph such<br />
as the upper mass which generally represents the mass<br />
of the pantograph head and the upper spring its suspension.<br />
Studying those parameters is a first way of optimizing<br />
the pantograph design and its settings (contact<br />
force setting will be described in clause 4). In Figure 4<br />
[1], the effect of the upper spring stiffness K 3 on the<br />
current collection quality in interaction with a catenary<br />
was analysed in function of the presence or not of<br />
bumpstops with non-linear behaviour on the pantograph<br />
head. The head suspensions’ displacements were<br />
4<br />
2<br />
1<br />
10<br />
cm<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
e max<br />
K2<br />
K1<br />
M2<br />
M1<br />
C2<br />
C1<br />
F a2<br />
F s2<br />
F a1<br />
F s1<br />
a)<br />
0,2<br />
σ/F m 0,1<br />
b)<br />
d 3max<br />
c)<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,0<br />
60<br />
cm<br />
40<br />
30<br />
11<br />
cm<br />
9<br />
8<br />
2<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
e max<br />
K 3<br />
10 2 10 3 N/m<br />
10 4<br />
Figure 3:<br />
Example of lumped mass model of a pantograph as used in<br />
OSCAR.<br />
K1, K2, K3 model springs in N/m<br />
C1, C2, C3 model dampings N∙s/m<br />
M1, M2, M3 model masses kg<br />
F s and F a are the vertical forces applied by the pantograph on<br />
the contact wire<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
at<br />
Figure 4:<br />
Current collection quality σ/F m öow suspension maximum displacement d 3max and maximum<br />
uplift e max at supports depending on pan head suspension stiffness K 3 with and<br />
without bumpstops on the pan head suspension.<br />
a) current collection quality σ/F m<br />
c) maximum contact wire uplift e max<br />
suspensions d 3max 1 with bump stop<br />
b) pan head displacement of<br />
supports<br />
2 without bump stop<br />
497
Contact Line Systems<br />
However, for a more direct and overall a more<br />
precise assessment of the effect of the pantograph<br />
components on its dynamic behaviour, the full geometry<br />
and dynamic effects of all its components<br />
have to be taken into account. This is the basis to<br />
multi-body models.<br />
2.2.2 Multi-body models: dynamic optimization<br />
of pantograph components<br />
Figure 5:<br />
Multi body (MB) model of a pantograph with variable air<br />
spring actuator.<br />
also extracted. This highlighted the need to combine<br />
those two properties and study them together to reach<br />
an acceptable behaviour for the resulting system: with<br />
100 N/m, current collection will be good but the head<br />
displacements reaching ±0,40 m would be unrealistically<br />
high, which can be proposed by numerical simulation.<br />
The development of more complete and accurate<br />
models for the pantograph addresses the needs<br />
• to have tools available to precisely study the pantograph<br />
dynamics or the effects of modifications<br />
on existing pantographs,<br />
• to be able to have a clearer view of the effect of<br />
component properties on the dynamic behaviour<br />
of the pantograph,<br />
• to improve the simply vertical and punctual behaviour<br />
of the pantograph on the CW in the case<br />
of a lumped mass model by taking into account<br />
its geometrical characteristics and its dynamic<br />
behaviour in function of the position of the contact<br />
point on the collector head,<br />
• to carry out precise stu<strong>die</strong>s on particular OCL<br />
locations like switches for instance.<br />
a) 0,05<br />
m<br />
0,00<br />
e sp<br />
b) –0,05<br />
200<br />
N<br />
F sp<br />
100<br />
0<br />
c) 1000<br />
N<br />
500<br />
F C<br />
d)<br />
F C<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 s 6<br />
t<br />
500<br />
N<br />
0<br />
250 300 350 400 450 500 550 600 m 650<br />
s<br />
Figure 6:<br />
Contact force trace obtained with the use of an optimized pneumatic suspension.<br />
a) deformation e sp of each spring against time<br />
In each chart, the line colours correspond to the spring positions.<br />
b) reaction force F sp of each spring against time<br />
blue front-left<br />
c) unfiltered contact force F C against time<br />
red front-right<br />
d) filtered contact force F C as a function of the running green rear-left<br />
distance s (kilometrical point of the OCL model) orange rear-right<br />
498 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
a) 0,05<br />
m<br />
0,00<br />
e sp<br />
b) –0,05<br />
200<br />
N<br />
F sp<br />
100<br />
0<br />
c) 1000<br />
N<br />
500<br />
F C<br />
d)<br />
F C<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 s 6<br />
t<br />
500<br />
N<br />
0<br />
250 300 350 400 450 500 550 600 m 650<br />
s<br />
Figure 7:<br />
Contact force trace obtained with nominal pan head suspension.<br />
a) deformation e sp of each spring against time<br />
b) reaction force F sp of each spring against time<br />
c) unfiltered contact force F C against time<br />
d) filtered contact force F C as a function of the running<br />
distance s (kilometrical point of the OCL model)<br />
In each chart, the line colours correspond to the spring positions.<br />
blue front-left<br />
red front-right<br />
green rear-left<br />
orange rear-right<br />
Multi-body models were developed to be used in interaction<br />
with the OCL within OSCAR. To do so, a cosimulation<br />
was developed between the well validated<br />
catenary model and a multibody pantograph model.<br />
This model is built from a CAD file and can either<br />
be rigid, partially flexible or flexible. The impact of<br />
each body‘s flexibility can separately be evaluated.<br />
In the same way, bushing joints are used to take into<br />
account clearance and flexibility in joints. Laboratory<br />
tests are used to adjust the model through an experimental<br />
modal analysis (EMA). Moreover, the multibody<br />
model can be actuated by pneumatic systems<br />
as well as its control system. Data is exchanged between<br />
the mechanical workspace and the pneumatic<br />
one at each time step. The French pantograph illustrated<br />
in Figure 5 is deployed by an air spring which<br />
pressure supply is controlled as a function of the train<br />
speed with an open and a closed loop.<br />
The cosimulation procedure was optimized to<br />
guarantee the efficiency of the simulation tool. The<br />
multibody software computes the contact force between<br />
the CW and the pantograph head. This data is<br />
then sent to the FE OCL model through the random<br />
access memory, which computes the contact wire<br />
displacements and so on.<br />
As exposed before, such models can be used to<br />
optimize each pantograph component but also open<br />
the field for innovative principles and components<br />
[5]. This is the case of a passive pneumatic collector<br />
head suspension imagined by SNCF [6].<br />
Such an equipment answers to the antagonistic<br />
behaviour highlighted in previous part (Figure 4):<br />
current collection quality improves when decreasing<br />
the head suspension stiffness but a large<br />
deflection is in that case necessary and not compatible<br />
with existing pantographs. The imagined<br />
pneumatic system compensates these deflections,<br />
allowing for an improved current collection quality<br />
as shown in Figures 6 and 7.<br />
The recent calculations performed on such system<br />
(Figure 6) with optimized stiffness and damping<br />
values compared to the results obtained for<br />
the nominal situation of the pantograph (Figure 7)<br />
show a significant improvement of current collection<br />
quality. The standard deviation of the contact<br />
force is decreased by 27 % for the same running<br />
conditions and under the same OCL system. Applications<br />
range from speed upgrading on existing<br />
OCL for such kind of pantographs to reduction of<br />
OCL wear through a reduction of the mean applied<br />
contact force and a reduction of the peaks and occurrence<br />
of absolute values.<br />
After this important but only preliminary stage<br />
of optimising the design from the drawing table, it<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
499
Contact Line Systems<br />
738,1<br />
846,1<br />
940,6<br />
1030,6<br />
1404,1<br />
1332,1<br />
1260,1<br />
1476,1<br />
1557,1<br />
1647,1<br />
Paris<br />
680<br />
792,1<br />
895,6<br />
985,6<br />
1188,1.<br />
1440,1 1516,6<br />
1368,1<br />
1116,1<br />
1296,1<br />
Level<br />
Crossing<br />
1224,1<br />
1075,6 1152,1<br />
1602,1<br />
1696,6<br />
Over-bridge<br />
Running direction<br />
Figure 8:<br />
OCL model with level crossing close to an over-bridge requiring to exceed grading values limits, longitudinal positions.<br />
needs to be implemented on field in conditions that<br />
cannot always be anticipated and will depend on<br />
each project, requiring a dedicated study.<br />
3 Adaptation of design criteria to<br />
specific project requirements<br />
3.1 Specific study of grading rules for<br />
particular projects<br />
1 35 m 2<br />
Pantograph A<br />
Configuration i1<br />
1<br />
60,1 m<br />
2<br />
60,1 m<br />
Pantograph B<br />
Configuration i2<br />
Figure 9:<br />
Selection of critical configurations to be ran on the stu<strong>die</strong>d<br />
25 kV 50 Hz system at 150 km/h.<br />
3<br />
Grading rules and limits are specified in OCL basic<br />
design principles in order to guarantee a good current<br />
collection quality and limiting the wear: if imposing<br />
important or inconstant grading the pantograph<br />
will have difficulties to follow the contact wire<br />
and either risks to apply important contact forces on<br />
the CW or to lose contact. The rules usually depend<br />
on the system, running speed, operational configurations,<br />
national habits and experience. They were<br />
fixed through field or laboratory tests and proved<br />
sufficient but can also be too strict. Dynamic modelling<br />
can here also help studying or defining different<br />
values for particular locations, if applicable. These<br />
points can be illustrated by a recent case encountered<br />
on stu<strong>die</strong>s for the electrification of French network<br />
line [7]. In this situation, a level crossing is located<br />
nearby an over-bridge: the electrification of the<br />
line according to design principles would impose to<br />
r<strong>eb</strong>uild the bridge or to limit the gauge of crossing<br />
vehicles through a gantry. This would cost millions<br />
of Euros and cause major disruptions of traffic - the<br />
bridge being a large and important road - in the first<br />
case and would strongly limit the access to an entire<br />
zone containing industrial equipment in the second<br />
one without forgetting the risk of regular damage<br />
and high maintenance costs on the gantry due to<br />
distracted drivers.<br />
As the targeted speed on the line was 200 km/h<br />
but eventually slower on the considered section,<br />
because of the level crossing among others, a solution<br />
was imagined: allowing, with a 200 km/h design,<br />
higher grading values but limiting the running<br />
speed. This possibility has been stu<strong>die</strong>d by pantograph-catenary<br />
interaction simulation. The modelled<br />
OCL section is presented in Figure 8. Both running<br />
directions were stu<strong>die</strong>d, the present example focusing<br />
on the direction indicated in the figure.<br />
Critical existing operational configurations at<br />
150 km/h were assessed (Figure 9).<br />
Results remained in this case within the limits, allowing<br />
for this grading. However, they showed an<br />
increased variation of contact forces (Figure 10).<br />
Therefore, some surveillance recommendations<br />
were issued to be obeyed during testing of the line<br />
and the first years of operation. This highlights the<br />
need to master the grading of the contact wire on<br />
OCL design rules in order to maintain an acceptable<br />
current collection quality but also the possibility to<br />
adapt the contact wire height to specific situations.<br />
3.2 Assessment of existing operational<br />
conditions<br />
Another topic raised for new projects is the harmony<br />
between the designed product and existing<br />
500 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
160<br />
N<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
F C<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
564 618 672 726 780 834 888 942 996 1050 1104 1158 1212 1266 1320 1374 1428 1482 1536 1590 1644 m 1752<br />
s<br />
Figure 10:<br />
Contact force F C ,trace of each pantograph obtained by simulation of configuration i2 (see Figure 10) under the bridge-level<br />
crossing model; running speed 150 km/h.<br />
blue leading pantograph green middle pantograph red trailing pantograph<br />
situations on the network. Except on very specific<br />
construction projects like high-speed or dedicated<br />
traffic lines, existing rolling stock will generally need<br />
to be accepted on the considered infrastructure or a<br />
new rolling stock will have to comply with existing<br />
infrastructures. In the case of pantograph-catenary<br />
interaction this applies to the consideration of existing<br />
and less efficient pantographs besides recent TSI<br />
pantographs when designing the OCL [8]. A compromise<br />
is also to be found on the criteria. Of course,<br />
TSI criteria apply to TSI configurations, but the criteria<br />
are more flexible on existing rolling stock for<br />
which a choice has to be made by the infrastructure<br />
owner and/or manager. Here again dynamic modelling<br />
stu<strong>die</strong>s support current projects and infrastructure<br />
owners and managers in their choices on design<br />
parameters. They get a clear view of the issues and<br />
costs, through the determination of<br />
• necessary parameters to support existing operational<br />
configurations while respecting TSI current<br />
collection criteria for all configurations,<br />
• possibilities for parameters to be adapted for a<br />
TSI validation under TSI configurations and an<br />
acceptable performance under existing configurations,<br />
• performance of existing operational configurations,<br />
that do not respect TSI criteria under TSI<br />
OCL designed for TSI configurations only; risks<br />
on wear of the system.<br />
4 Risk management on projects<br />
and reduction of on line tests<br />
4.1 Preparation of approval tests – Definition<br />
of optimum settings for antagonistic<br />
criteria before testing<br />
When a rolling stock unit is assessed according to the<br />
LOC&PAS [9] or ENE TSI [10], two current collection<br />
indicators have to be assessed:<br />
• Dynamic tests have to be carried out in order to<br />
measure the mean contact force and standard<br />
deviation or the percentage of arcing, up to the<br />
design speed of the unit.<br />
• The uplift of the steady arms must be measured<br />
at each validation test run, and shall not overpass<br />
a threshold, the latter being different depending<br />
on the OCL design.<br />
However, both requirements can reveal to be antagonistic:<br />
on the one hand, increasing the mean contact<br />
force exerted by the pantograph usually leads to improve<br />
the σ/F m coefficient but on the other hand uplift<br />
is increased consequently and can thus reach its limits.<br />
With this in mind, other applications of numerical<br />
simulation appear: simulations done before test runs<br />
can help to determine a range of compliant mean<br />
contact force values reaching a compromise between<br />
those two criteria [11].<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
501
Contact Line Systems<br />
a) 220<br />
N<br />
200<br />
180<br />
160<br />
Figure 11 illustrates the benefits of a numerical<br />
preparation of products and of their settings before a<br />
mandatory but also costly and time consuming field<br />
certification test.<br />
On the upper chart, σ/F m is plotted against pantograph<br />
contact force setting and running speed. The<br />
mean contact force exerted by the pantograph on the<br />
contact wire is function of the running speed and is imposed<br />
namely by the TSI texts to evolve by the formula<br />
F m = F s + a∙v 2 in N (1)<br />
where<br />
F s is the static force in N,<br />
a the aerodynamic coefficient in Ns 2 /m 2 ,<br />
v the running speed of the train in m∙s -1 .<br />
For a specific speed, many simulations were performed<br />
with different contact force settings, to adjust<br />
F s and a.<br />
As an example, for a speed of 300 km/h, σ/F m varies<br />
in a range of 0,24 to 0,36 for F m varying respectively<br />
between 220 N and 90 N.<br />
On the lower chart of Figure 11, steady arm uplift<br />
is represented against pantograph contact force<br />
setting and running speed again. For the same<br />
speed of 300 km/h, the steady arm uplift can vary<br />
between 8 cm and 12 cm for a contact force between<br />
90 and 220 N.<br />
Thanks to those two graphs, it becomes easy to<br />
predetermine a compliance zone for the contact<br />
force in order to fulfil both uplift and current collection<br />
quality requirements: σ/F m ≤ 0,3 and steady<br />
arm uplift less than the maximum permitted uplift<br />
S0 at a support.<br />
For a targeted running speed of 300 km/h, if the<br />
pantograph exerts a mean contact force around<br />
150 N, σ/F m remains less than 0,3, and contact wire<br />
uplift at supports never exceeds 10 cm which is the<br />
threshold determined by this OCL design.<br />
Rolling stock project managers and engineers in<br />
charge of current collection approval tests can use<br />
this type of graphics to predetermine a compliance<br />
zone of mean contact force. After adjustment of<br />
the pantograph static force and aerodynamic coefficient<br />
accordingly in order to exert the determined<br />
F m for the design speed, the tests can thus be<br />
commenced with a behaviour expected to already<br />
be close from the optimum from the very first runs.<br />
Last adjustments remain of course still necessary<br />
in the field in order to consider all aerodynamic<br />
effects on roof for instance.<br />
F C<br />
40<br />
120<br />
100<br />
b) 220<br />
F C<br />
N<br />
200<br />
180<br />
160<br />
40<br />
120<br />
100<br />
Figure 11:<br />
Parametrical results obtained for the stu<strong>die</strong>d rolling stock in function of the contact force<br />
setting F C and the running speed v according to two criteria.<br />
a) σ/F m<br />
1 accepted area<br />
2 limit value 0,3<br />
3 rejected area<br />
220 240 260 280 300 320 km/h 340<br />
v<br />
b) uplift e max<br />
1 accepted area<br />
2 limit value 0,10 m<br />
3 rejected area<br />
4.2 Risk management and reduction of<br />
testing scope for large rolling stock<br />
approval projects<br />
Concurrently to the previous phase of optimization<br />
of a pantograph setting to prepare a good current<br />
collection quality at the targeted speed and<br />
under the reference OCL, it is also necessary to<br />
anticipate the different infrastructures the rolling<br />
stock will have to comply with when it comes to<br />
fully manage the risks of its future approval. Concerning<br />
current collection quality, this will strongly<br />
depend on applications the rolling stock was<br />
ordered for. A high-speed rolling stock purchased<br />
for operation in one country or an urban rolling<br />
stock purchased for operation on very dedicated<br />
lines will generally encounter a limited number of<br />
different OCL. Whereas, as widely known because<br />
this was the reason for establishing TSIs, rolling<br />
stock ordered for operation within different countries<br />
on national networks can encounter many<br />
different OCL designs. This is often solved by the<br />
deployment of several pantographs on the roof,<br />
each pantograph being dedicated to a specific<br />
power supply system: one pantograph for AC<br />
25 kV 50 Hz in France, one for DC 1,5 kV in France<br />
and another for AC 15 kV in Germany. However,<br />
502 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
L 1 L 1 L 3<br />
L 1<br />
Configuration 000<br />
Configuration 100<br />
L 1 L 2 L 3<br />
L 2<br />
Configuration 001<br />
Configuration 101<br />
L 2 L 1 L 1<br />
L 1<br />
Configuration 010<br />
Configuration 110<br />
L 2 L 3 L 1<br />
L 3<br />
Configuration 011<br />
Configuration 111<br />
Figure 12:<br />
Example of different pantograph configurations to be assessed with three units.<br />
in the case of triple- or quadruple-current locomotives,<br />
the same pantographs have to be used<br />
under different infrastructures: for example, the<br />
French DC 1,5 kV pantograph is also used under<br />
the German AC 15 kV OCL because of the collector<br />
head length. Or simply to deliver cheaper<br />
products, industrials tend to optimize the number<br />
of pantographs by using it under different kind of<br />
systems wherever possible.<br />
In these cases, particular attention needs to be given<br />
to the different infrastructures the rolling stock<br />
will have to comply with, as illustrated in the case<br />
study presented hereafter [12]. In this situation, a<br />
rolling stock, equipped with one single pantograph<br />
proposing only one possible fixed setting, where<br />
using two different static settings for instance is not<br />
possible, needs to be operated in three units under<br />
very different infrastructures:<br />
• OCL A – DC 750 V single trolley line – for which<br />
current collection gets poor because of the<br />
important variations of elasticity and geometry<br />
along the OCL<br />
• OCL B - AC 25 kV low speed light catenary,<br />
which is sensitive to uplifts at supports because it<br />
presents a much higher elasticity than OCL A<br />
A compromise needs thus to be defined between<br />
those two situations. It was decided to carry out a<br />
simulation study to allow preparing and guiding the<br />
adjustment and approval since field test runs were<br />
considered as time consuming and onerous if started<br />
from scratch.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
a)<br />
0,40<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
σ/F m<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
b)<br />
8<br />
cm<br />
7<br />
e max<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
000 001<br />
010 011 100 101 110 111<br />
Configuration see Figure 12<br />
Figure 13:<br />
Comparison of results for each operational configuration in multiple units.<br />
a) σ/F m criterion under OCL A: Pantograph 2 with configuration 100 is critical<br />
b) e max criterion under OCL B: Configuration 110 is critical<br />
503
Contact Line Systems<br />
a)<br />
0,42<br />
0,38<br />
0,34<br />
0,30<br />
σ/F m<br />
0,26<br />
0,22<br />
0,18<br />
b)<br />
11<br />
2 3<br />
1<br />
4<br />
neers who will start by testing the identified critical<br />
configurations with the estimated optimum setting under<br />
each infrastructure, before optimizing the setting<br />
in real life. In this case, test runs revealed conclusive as<br />
the tested rolling stock was successfully validated even<br />
though the initial situation constituted a real puzzle.<br />
Through simulation it is possible to significantly reduce<br />
the amount of tests necessary for multiple unit<br />
operation: identification of most critical configuration<br />
to start the test with before testing a few other configurations.<br />
In addition, it is also possible to prepare an<br />
optimum setting even if testing remains mandatory,<br />
namely because of the aerodynamic effects on roof<br />
that are not taken into account at simulation.<br />
cm<br />
10<br />
References<br />
e max<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
70 80 90 100 N 110<br />
Figure 14:<br />
Optimization of setting of static contact force F set .<br />
a) σ/F m criterion under OCL A<br />
b) e max criterion under OCL B<br />
1 leading pantograph<br />
1 maximum uplift at support<br />
2 middle pantograph<br />
2 e max limit 8 cm<br />
3 trailing pantograph<br />
4 critical value 0,3<br />
F set<br />
1<br />
From the available data for the OCL models and<br />
laboratory identification of the pantograph model,<br />
the simulation could be carried out. The first objective<br />
was to identify the most critical configuration<br />
(Figure 12) for the most critical criterion under each<br />
OCL. This was the σ/F m criterion for OCL A and the<br />
uplift criterion for OCL B, as presented in Figure 13.<br />
Then, a parametrical study on the pantograph static<br />
contact force setting is programmed on each critical<br />
case, as this is one of the few easily adjustable parameters.<br />
The results are presented in Figure 14. According<br />
to relevant standards and TSI [10], the following criteria<br />
must be respected: σ/F m ≤ 0,3 and S max ≤ 8 cm for<br />
each considered OCL. Only the most critical criterion<br />
has been retained for each case A and B, respectively<br />
σ/F m and uplift e max . An optimal setting, combining acceptable<br />
results under each infrastructure, is identified<br />
on those charts, but with no additional margin left.<br />
Field tests are always mandatory in such case and<br />
will be all the more conclusive as the margin is tight<br />
and within the range of precision of the simulation.<br />
However, these results will guide the train test engi-<br />
2<br />
[1] Bobillot, A.; Massat, J.-P.; Mentel, J.-P.: Design of<br />
pantograph-catenary systems by simulation. In:<br />
Proceedings of the World Congress of Railway Research,<br />
2011.<br />
[2] Van Kalsbeek, G.; Avronsart, S.; Meyer, F.: Design and<br />
preparation of homologation of pantograph-catenary<br />
systems by dynamic simulation. In: Proceedings of the<br />
World Congress of Railway Research, 2013.<br />
[3] Massat, J.-P.; Balmes, E.; Bianchi, J.-P.; Van Kalsbeek,<br />
G.: OSCAR Statement of Methods. In: Vehicle System<br />
Dynamics, Special Issue, 2014.<br />
[4] Bobillot, A.; Courtois, C.; Marie, S.; Mentel, J.-P.:<br />
World Record – 574,8 km/h on rails – Design of<br />
power supply by simulations. In: ACRPS–Conference<br />
2009.<br />
[5] Laurent, C.; Massat, J.-P.; Nguyen-Tajan, T.M.L.; Bianchi,<br />
J.-P.; Balmes, E.: Pantograph catenary dynamic<br />
optimisation based on advanced multibody and finite<br />
element co-simulation tools. In: Proceedings of the<br />
IAVSD Conference, 2013.<br />
[6] Massat, J.-P.; Laurent, C.: Pantograph for a railway vehicle.<br />
Patent PCT/EP2012/057017, 2012.<br />
[7] Van Kalsbeek, G.: Simulation of pantograph-catenary<br />
interaction for Gretz-Troyes electrification project. Simulation<br />
study report, 2012.<br />
[8] Meftah, R.; Van Kalsbeek, G.: Simulation of pantographcatenary<br />
interaction for design of new DC 1,5 kV OCL<br />
for 160 to 220 km/h. Simulation study report, 2013.<br />
[9] TSI LOC&PAS: Commission decision concerning a<br />
technical specification for interoperability relating to<br />
the rolling stock subsystem – ‘Locomotives and passenger<br />
rolling stock’ of the trans-European conventional<br />
rail system, 2011/291/EU, 2011.<br />
[10] TSI ENE: Commission decision concerning a technical<br />
specification for interoperability relating to the energy<br />
subsystem of the trans-European conventional rail system,<br />
2011/274/EU, 2011.<br />
[11] Massat, J.-P.; Laurent, C.; Nguyen-Tajan, T.M.L.: Simulation<br />
Tools for Virtual Homologation of Pantographs.<br />
In: Proceedings of the First International Conference<br />
on Railway Technology (Railways 2012), 2012.<br />
[12] Meftah, R.; Van Kalsbeek, G.: Simulation of pantograph-catenary<br />
interaction and optimisation of static<br />
force under different OCL for Nantes-Chateaubriant<br />
project. Simulation study report, 2012.<br />
504 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
AUTHORS<br />
Dipl.-Eng. Stéphane Avronsart (41) stu<strong>die</strong>d Electronic<br />
Engineering at Conservatoire National des Arts et Métiers<br />
(Paris). He has been working for SNCF for the last 17 years<br />
and he was in charge of maintenance for signaling, track and<br />
catenaries. In 2007 he joined the Engineering Department<br />
of Electrical Traction as head of the Simulation, Expertise,<br />
Measurements and Research Division. He has also been a<br />
member of many expert and standardisation working groups<br />
at a European level contributing Technical Specifications for<br />
Interoperability.<br />
Address: SNCF, 6 av François Mitterand, 93574 La Plaine St<br />
Denis, France;<br />
phone: +33 1 41620291;<br />
e-mail: stephane.avronsart@sncf.fr<br />
Dipl.-Eng. Guido van Kalsbeek (27) stu<strong>die</strong>d at ENSTA<br />
ParisTech where after a broad education he specialized in<br />
mechanic engineering and transportation systems. After<br />
a passage at SNCF Innovation and Research Department,<br />
working on rails fatigue, he joined in 2010 SNCF Engineering<br />
Department of Electrical Traction. He is in charge of the<br />
coordination and organisation of catenary research projects<br />
as well as of the Pantograph – Catenary Dynamic Interaction<br />
Simulation stu<strong>die</strong>s: catenary and pantograph design analysis<br />
and current collection expertise, technical and commercial development<br />
of OSCAR software tool together with the Research<br />
department of SNCF.<br />
Dr.-Eng. Yoshitaka Yamashita (36)<br />
stu<strong>die</strong>d mechanical engineering at Kyoto<br />
Institute of Technology and North Carolina<br />
State University. After receiving the degree<br />
of Doctor in engineering from Kyoto Institute<br />
of Technology, he joined in 2006 the<br />
Railway Technical Research Institute (RTRI)<br />
in Japan as a researcher. In charge of current<br />
collection research he worked on optimization<br />
of dynamic behaviour of pantographs<br />
and catenaries. He has namely stu<strong>die</strong>d<br />
performance upgrades of pantograph using<br />
active/semi-active control techniques, fault<br />
detection of pantograph and catenary, and<br />
has conducted several tests like vibration,<br />
wind-tunnel or field tests of pantographs<br />
and electric cables. As part of the existing<br />
SNCF-RTRI partnership, Yoshitaka is<br />
spending two years among SNCF Electric<br />
Traction Engineering Department teams,<br />
working on research and development<br />
projects.<br />
Address: see left;<br />
phone: +33 1 41620692;<br />
e-mail: ext.stagiaireyoshitakayamashita@<br />
sncf.fr<br />
Address: see above;<br />
phone: +33 1 41620575;<br />
e-mail: guido.van_kalsbeek@sncf.fr<br />
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nach EN 50119. Sie wurden Anfang des 21. Jahrhunderts auf Basis der neuesten europäischen Normen<br />
gestaltet und geprüft. Wesentliche Merkmale sind Spannkräfte bis zu 40 kN, Integration in alle<br />
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des dernières normes européennes. Leurs principales caractéristiques sont des forces de tension<br />
jusqu’à 40 kN, l’intégration dans toutes les lignes aériennes de contact des réseaux grandes lignes<br />
et urbains, un rendement élevé et stable sur le long terme, une conception sans entretien ainsi que<br />
des longueurs de compensation jusqu’à 2,3 m.<br />
1 Einführung<br />
Bild 1:<br />
Radspanner Sicat 8WL5070 mit Übersetzungsverhältnis 1 : 3 und 40 kN Betri<strong>eb</strong>skraft<br />
(alle: Bilder Siemens).<br />
1 Spannrad<br />
2 Wippe mit Achse<br />
3 Einrastplatte<br />
4 Aufhängung<br />
5 Fangbügel<br />
6 Halterung <strong>für</strong> Führungsrohr<br />
Bei Oberleitungen sind Nachspanneinrichtungen<br />
<strong>für</strong> eine hohe Befahrgüte im Zusammenwirken<br />
<strong>von</strong> Stromabnehmer und Oberleitung wichtig.<br />
Fehler und geringe Wirkungsgrade führen zu Lageänderungen<br />
des Oberleitungskettenwerks. Sie<br />
gleichen temperaturabhängige Längenänderungen<br />
der Längsleiter des Kettenwerks aus und halten <strong>die</strong><br />
Zugkraft innerhalb der Nachspannlänge konstant.<br />
Weltweit dominieren Gewichtsnachspannungen<br />
aufgrund ihrer einfachen, zuverlässigen und kostengünstigen<br />
Konstruktion. Die Gewichtskraft wird<br />
durch <strong>die</strong>se Einrichtungen mit Übersetzungen <strong>von</strong><br />
1 : 1,5 bis 1 : 5 verstärkt.<br />
Radspanner waren bis Mitte der 1990er Jahre<br />
meist <strong>für</strong> Zugkräfte bis 20 kN konzipiert und wurden<br />
dann <strong>für</strong> den Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />
<strong>für</strong> 30 kN verstärkt. Anfang des 21. Jahrhunderts<br />
entwickelte <strong>die</strong> Siemens AG <strong>die</strong> Produktfamilie<br />
Sicat ® 8WL5070/71 (Bild 1) <strong>für</strong> Nachspannkräfte<br />
bis 40 kN und mit Übersetzungen zwischen 1 : 3<br />
und 1 : 1,5, <strong>die</strong> deutlich größere Längenänderungen<br />
ausgleicht und wegen fettfreier Trockenlager<br />
wartungsfrei ist. Zur Familie gehört auch der preisgünstige<br />
Radspanner Sicat 8WL5078 (Bild 2) <strong>für</strong><br />
506 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
Bild 2:<br />
Radspanner Sicat 8WL5078 mit Übersetzungsverhältnis 1 : 3 bis<br />
zu 24 kN Betri<strong>eb</strong>skraft, mit integrierter Gewichtssäule im Peinermast<br />
und installierter Kettenwerksüberwachung Sicat CMS<br />
im Netz der Halleschen Verkehrs-AG.<br />
bis 24 kN. Weiter wurde das vierspeichige Spannrad<br />
der Serie Sicat 8WL5000 bis 30 kN (Bild 3) auf<br />
<strong>die</strong> fettfreie Version umgestellt. Diese Radspanner<br />
werden heute vorrangig im Netz der Deutschen<br />
Bahn AG eingesetzt und werden dort unter der<br />
Bezeichnung Ebs 08.02.02, Ebs 08.04.02 und Ebs<br />
08.06.02 geführt.<br />
2 Anforderungen<br />
2.1 System- und umweltbedingte<br />
Anforderungen<br />
Gewichtsnachspannungen mit Radspannern erfüllen<br />
<strong>die</strong> Anforderungen nach EN 50119 [1] und<br />
EN 50125-2 [2] sowie weitere Erfordernisse hinsichtlich<br />
der Anwendungen:<br />
• Verwendbarkeit <strong>für</strong> alle gängigen Oberleitungsanlagen<br />
• Eignung <strong>für</strong> Umg<strong>eb</strong>ungstemperaturen zwischen<br />
-40 und +50 °C<br />
• Ausgleich <strong>von</strong> Längenänderungen infolge Stromwärme,<br />
nicht elastischem Kriechen der Leiter und<br />
durch Verschleiß des Fahrdrahtes<br />
Bild 3:<br />
Radspanner mit Übersetzungsverhältnis 1 : 3 und 30 kN Betri<strong>eb</strong>skraft,<br />
Sicat 8WL5000 auf der Neubaustrecke VDE 8.2.<br />
• Anordnung der Gewichte außerhalb öffentlich<br />
zugänglichen Stellen oder Verwendung <strong>von</strong> oder<br />
Fallschutzeinrichtungen zur Personensicherheit<br />
• einfache Montage mit geringem Aufwand<br />
• Wartungsfreiheit, mindestens Wartungsarmut<br />
• geringe L<strong>eb</strong>enszykluskosten zum Beispiel durch<br />
wartungsfreie Lager und korrosionsbeständige<br />
Materialien<br />
• hohe Verfügbarkeit und Betri<strong>eb</strong>ssicherheit<br />
Die Nachspanneinrichtungen müssen in <strong>die</strong> Oberleitungen<br />
unterschiedlich einbaubar sein. Befestigungen<br />
an Masten oder Bauwerken, horizontal oder<br />
vertikal versetzte Anordnungen und in Masten integrierte<br />
Anordnungen sind heute Standard.<br />
Sperr- oder Blockiervorrichtungen werden gefordert,<br />
um bei Leiterrissen Folgeschäden wie <strong>die</strong><br />
Verspannung des Oberleitungskettenwerks und <strong>die</strong><br />
Beschädigung <strong>von</strong> Komponenten möglichst zu vermeiden.<br />
Leiterrisse sind an sich selten und werden<br />
meist durch äußere Einwirkungen wie Baumeinfall<br />
verursacht. Die Entstörung erfordert bei geringeren<br />
Schäden weniger Zeit und Aufwand.<br />
Universell einsetzbare Nachspanneinrichtungen<br />
haben kurze Lieferzeiten, geringere Kosten und<br />
einheitliche Vorgaben <strong>für</strong> Planung, Errichtung und<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
507
Fahrleitungsanlagen<br />
Instandhaltung. Unterschiedliche Anforderungen<br />
an Kraft, Übersetzungsverhältnis und Schnittstellenkompatibilität<br />
setzen jedoch <strong>für</strong> ihre Anwendung<br />
Grenzen. Für <strong>die</strong> vielfältigen Einbaubedingungen<br />
in Oberleitungen bildeten sich Baukästen heraus,<br />
mit denen sich <strong>die</strong> Betreiber spezifischen Anforderungen<br />
kosteneffektiv erfüllen lassen. Aufwendige<br />
oder werkzeugg<strong>eb</strong>undene Bauteile zum Beispiel das<br />
Spannrad, sind <strong>für</strong> alle Ausführungen gleich.<br />
2.2 Mechanische und betri<strong>eb</strong>liche<br />
Anforderungen<br />
EN 50119 enthält vor allem mechanische Anforderungen.<br />
Aus dem Einsatz in Oberleitungen erg<strong>eb</strong>en sich<br />
auch elektrische und betri<strong>eb</strong>liche Anforderungen:<br />
• Die Zugkräfte der nachgespannten Leiter wie<br />
Fahrdrähte und Tragseile müssen unterhalb der<br />
Grenzwerte bleiben.<br />
• Fahrdrähte sollten beweglich nachgespannt<br />
werden; <strong>für</strong> Geschwindigkeiten über 100 km/h<br />
in jedem Fall; Tragseile nur dann, wenn es <strong>die</strong><br />
Anlagenparameter erfordern.<br />
• Fahrdrähte und Tragseile sind <strong>für</strong> Geschwindigkeiten<br />
über 225 km/h beweglich und <strong>von</strong>einander<br />
unabhängig nachzuspannen.<br />
• Der Wirkungsgrad der Nachspanneinrichtungen,<br />
in aller Regel 97 % und darüber sollte <strong>für</strong><br />
typische Temperatur-Zeit-Zyklen im gesamten<br />
Temperaturbereich und über <strong>die</strong> gesamte L<strong>eb</strong>ensdauer<br />
eingehalten werden.<br />
• Die Bruchlast der Nachspanneinrichtung sollte<br />
größer als <strong>die</strong> Bruchkraft der angeschlossenen<br />
Leiter sein.<br />
• Nachweis der Biegewechselfestigkeit der aufund<br />
abgespulten Seile<br />
• Nachweis der Kurzschlussfestigkeit der Nachspanneinrichtung<br />
und aller Anschlusskomponenten<br />
• Kompatibilität zu bestehenden Ausführungen,<br />
insbesondere mechanische Aufhängung, Gewichtsführung<br />
und Anschluss des Kettenwerks<br />
betreffend<br />
• Nachweis der Funktion der Fallschutzeinrichtung<br />
bei 1,33-facher Betri<strong>eb</strong>skraft<br />
• Instandhaltbarkeit, das heißt einfache Prüfung<br />
des Zustandes<br />
Bei Gewichtsnachspannungen lässt sich durch Entnehmen<br />
einzelner Gewichte <strong>die</strong> Zugspannung der<br />
Leiter steuern. Das kann bei Festpunkten in Steigungen<br />
oder Kurven notwendig sein, wo sich <strong>die</strong><br />
Zugkräfte in der halben Nachspannlänge unterschiedlich<br />
ändern.<br />
Bieg<strong>eb</strong>elastungen treten an den auf- und abgespulten<br />
Anschlussseilen auf. Die Vorgaben an <strong>die</strong> Biegewechselfestigkeit<br />
hängen <strong>von</strong> den mechanischen<br />
Belastung der Seile und den Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />
ab. Nachspanneinrichtungen mit Radspanner<br />
sind heute so feinfühlig, dass sie auch Längenänderungen<br />
bei Sonne-Wolken-Wechsel kompensieren.<br />
Radspannerseile nach Ebs 20.01.02 heute bei 10 kN<br />
Betri<strong>eb</strong>skraft über 560.000 Lastwechsel gewachsen.<br />
Mit 2,7-fach höherer Betri<strong>eb</strong>skraft reduziert sich <strong>die</strong><br />
mögliche Lastwechselzahl auf knapp 51 000. Bei<br />
Nutzungsänderung einer Oberleitungsanlage, so<br />
zum Beispiel mechanisch, elektrisch-thermisch und<br />
zeitlich, sollte auch <strong>die</strong> Tauglichkeit der Radspannerseile<br />
geprüft werden.<br />
Aus betri<strong>eb</strong>licher Sicht sind wartungsfreie Nachspanneinrichtungen<br />
zu bevorzugen. Die Funktionsprüfung<br />
der Anlage und damit der Nachspanneinrichtungen<br />
nach festgelegten Regeln bleibt<br />
bestehen. Bei Nachspannungen mit Gewichten<br />
ist eine Funktionsprüfung durch Entlasten der Gewichtssäule<br />
möglich, wobei <strong>die</strong> Reaktion anders als<br />
bei anderen Konstruktionen sofort und ohne spezielle<br />
Hilfsmittel wahrnehmbar ist.<br />
3 Ausführung gewichtsbasierter<br />
Nachspanneinrichtungen mit<br />
Radspannern<br />
3.1 Aufbau<br />
Die Funktion gewichtsbasierter Nachspanneinrichtungen<br />
mit Radspannern wird an Hand der Produktlinie<br />
<strong>von</strong> Siemens beschri<strong>eb</strong>en. Diese Radspanner<br />
sind aus den Hauptkomponenten (Bild 1)<br />
• Radkörper oder auch Spannrad,<br />
• Wippe mit Achse,<br />
• Aufhängung,<br />
• Einrastplatte,<br />
• Fangbügel (nur bei Varianten mit vom Mast<br />
abgekehrter Seilführung),<br />
• Halterung <strong>für</strong> Führungsrohr (nicht bei allen Varianten)<br />
und<br />
• Nachspanngewichte<br />
aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
Das Spannrad ist in <strong>die</strong> Wippe mit einer Achse<br />
eingehängt, <strong>die</strong> mit geringem Losbrech- und Reibmomenten<br />
unter Freiluftbedingungen langzeitstabil<br />
gelagert ist. Damit werden hohe Wirkungsgrade<br />
über <strong>die</strong> gesamte L<strong>eb</strong>ensdauer gehalten. Bei früheren<br />
Ausführungen war hier<strong>für</strong> Wartung notwendig,<br />
da mit Fett geschmierte Sintermetalllager verwendet<br />
wurden.<br />
Das Spannrad hat zwei Spulen, wobei auf der Spule<br />
mit großem Durchmesser das Gewichtsseil und<br />
auf derjenigen mit kleinem Durchmesser der Kettenwerksabgang<br />
angeschlossen wird. Abhängig vom<br />
Verhältnis der Spulenra<strong>die</strong>n ergibt sich das wählbare<br />
Übersetzungsverhältnis. Um ein Berühren der Seile<br />
als Verbindung zwischen Radkörper und Kettenwerk<br />
508 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
zu vermeiden, haben einige Ausführungen auf der<br />
kleinen Spule Führungsrillen. Diese verbessern auch<br />
<strong>die</strong> Krafteinleitung <strong>von</strong> der Spule in das Seil und erhöhen<br />
somit <strong>die</strong> Biegewechselbelastbarkeit des Seiles.<br />
Je kleiner der Durchmesser der Spannräder gewählt<br />
wird, desto geringer ist Biegewechselfestigkeit<br />
der Seile. Der Spulendurchmesser D sollte mindestens<br />
das 15-Fache des Seildurchmesser d betragen.<br />
Am Spannrad ist ein Teil der Einrastvorrichtung<br />
integriert, zum Beispiel am Umfang verteilte Zähne.<br />
Das Gegenstück, <strong>die</strong> Einrastplatte, ist in <strong>die</strong> Aufhängung<br />
integriert.<br />
Die Aufhängung besitzt Schnittstellen zur Befestigung<br />
am Mast, zur Befestigung der Wippe und<br />
eventueller Zusatzelemente wie einem Seilfangbügel<br />
oder Gewichtsführungsstangen. Die Anordnungsvarianten<br />
eines Radspanners am Mast n<strong>eb</strong>eneinander,<br />
voreinander oder übereinander versetzt, werden<br />
über hier<strong>für</strong> gestaltete Mastanbauteile realisiert.<br />
Existieren keine Teile zur Gewichtsführung am<br />
Bauwerk, wird ein Gewichtsführungsrohr vorgesehen.<br />
Dieses Rohr ist über eine Konsole unten am<br />
Mast und oben an der Gewichtsführungslasche des<br />
Radspanners befestigt. Die Gewichte werden über<br />
Gewichtsschellen am Rohr geführt. Sie begrenzen<br />
<strong>die</strong> Verdrehung und Ausschwenkung der Gewichte<br />
bei vertikalem Wanderweg (Bild 3).<br />
Der Nachspanngewichtsblock wird über ein flexibles,<br />
biegewechselbeständiges Seil an <strong>die</strong> große<br />
Spule angeschlossen. Auch im Stück gegossene Gewichtsblöcke,<br />
zum Beispiel aus Beton, sind verwendbar.<br />
Abhängig <strong>von</strong> den örtlichen Anforderungen ist<br />
ein Gewicht auszuwählen. Betongewichte haben<br />
zwar <strong>die</strong> geringste Dichte, weisen aber Vorteile im<br />
Preis auf und gelten als weitgehend wartungsfrei.<br />
Gewichte sind auch aus Grauguss, Blei oder Verbundmaterialien<br />
verfügbar.<br />
3.2 Varianten<br />
Die Siemens AG entwickelte ab 1995 <strong>für</strong> <strong>die</strong> in Abschnitt<br />
2 dargestellten Anforderungen drei Grundtypen<br />
<strong>von</strong> Nachspanneinrichtungen mit gleichem<br />
Radkörper:<br />
• Nachspanneinrichtung mit Übersetzungsverhältnis<br />
1 : 3 bis 24 kN, Serie Sicat 8WL5078 (Bild 2)<br />
• Nachspanneinrichtung mit Übersetzungsverhältnis<br />
1 : 3 bis 40 kN, Serie Sicat 8WL5070 (Bild 1)<br />
• Nachspanneinrichtung mit Übersetzungsverhältnis<br />
1 : 1,5 bis 40 kN, Serie Sicat 8WL5071 (Bild 4)<br />
Das primäre Ziel war <strong>die</strong> Erhöhung der Wickellänge<br />
auf der kleinen Spule und damit größere Nachspannlängen.<br />
Deshalb wurden <strong>die</strong> Radspanner<br />
Sicat 8WL5070 mit dem Übersetzungsverhältnis <strong>von</strong><br />
1 : 3 und 1,5 m Regulierlänge und <strong>die</strong> Ausführung<br />
Sicat 8WL5071 mit Übersetzungsverhältnis 1 : 1,5<br />
Bild 4:<br />
Radspanner Sicat 8WL5071 mit Übersetzungsverhältnis 1 : 1,5<br />
und 40 kN Betri<strong>eb</strong>skraft eing<strong>eb</strong>aut in Sicat SX in Ungarn.<br />
und 2,3 m Regulierlänge mit Zugkräften bis zu 40 kN<br />
entwickelt. Die Forderung nach 40 kN Zugkraft<br />
beruhte auf der weltweiten Analyse <strong>von</strong> Anforderungen,<br />
insbesondere auf den Anforderungen bei<br />
DC-<strong>Bahnen</strong> mit Doppelfahrdraht und jeweils 20 kN<br />
Zugkraft. Damit können auch seither entwickelte<br />
Hochgeschwindigkeitsoberleitungen wie <strong>die</strong> Bauart<br />
EAC 350 in Spanien mit Fahrdraht AC-150-CuMg0,5<br />
und 31,5 kN Zugkraft nachgespannt werden.<br />
In wenigen Einsatzfällen rasteten Radkörper mit<br />
umlaufend angeordneten Zähnen schlecht ein; Zähne<br />
wurden abgeschert. Die Siemens Ingenieure entwickelten<br />
nach Analyse <strong>die</strong>ser Fälle einen kompakten,<br />
Durchmesser reduzierten Radkörper mit beidseitigem<br />
Wellenprofil. In Verbindung mit der angepassten Einrastplatte<br />
in V-Form kann <strong>die</strong>se in jeder beli<strong>eb</strong>igen<br />
Stellung des Radkörpers bei Zugkraftabfall eingreifen<br />
und das Rad abbremsen und letztlich blockieren. Der<br />
Stoßfaktor konnte durch <strong>die</strong> mit zunehmender Eintauchtiefe<br />
des Radkörpers in <strong>die</strong> Einrasteinrichtung<br />
ansteigende Bremskraft reduziert werden.<br />
Die Radspanner mit einem Übersetzungsverhältnis<br />
<strong>von</strong> 1 : 3 erlauben unter europäischen Bedingungen<br />
mit 100 K Temperaturbereich Nachspannlängen<br />
2L bis 1 700 m. Die Ausführung Sicat 8WL5071 mit<br />
dem Übersetzungsverhältnis 1 : 1,5 und 2,3 m maximal<br />
kompensierbarer Längenänderung der Leiter<br />
gestattet größere Temperaturbereiche und Nachspannlängen.<br />
Für <strong>die</strong> Hochgeschwindigkeitsoberleitung<br />
Sicat HA sind mit Graugussgewichten 110 K<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
509
Fahrleitungsanlagen<br />
Temperaturbereich 2 000 m Nachspannlänge 2L<br />
möglich. Somit sind durch <strong>die</strong> anteilig geringe Anzahl<br />
an Nachspanneinrichtungen, kürzere Überlappungen<br />
und zugehörige Masttypen Ausführungen<br />
möglich, <strong>die</strong> weniger Investitionen erfordern und<br />
den Mehraufwand an Gewichten mehr als ausgleichen.<br />
Die gesamten L<strong>eb</strong>enszykluskosten sind geringer<br />
als bei Bestandsanlagen ohne <strong>die</strong>se Radspanner.<br />
In vielen Fällen ist der Einsatz <strong>die</strong>ser Radspanner erst<br />
dann sinnvoll, wenn <strong>die</strong>se ausgehend <strong>von</strong> den bisherigen<br />
Oberleitungsbauweisen in <strong>die</strong> Systemzeichnungen<br />
der Oberleitungsbauweisen berücksichtigt<br />
werden. Eine Anwendung ist <strong>für</strong> Anlagen mit hoher<br />
Zahl kurzer Tunnel interessant: Wenn ein Tunnel kürzer<br />
als 2 000 m ist, können Nachspanneinrichtungen<br />
komplett außerhalb des Tunnels errichtet werden.<br />
Das Portfolio wurde Anfang des 21. Jahrhunderts<br />
komplettiert durch <strong>die</strong> Serie 8WL5078 mit Zugkräften<br />
bis 24 kN und einem Übersetzungsverhältnis <strong>von</strong><br />
1 : 3, in dem aus Kostengründen <strong>die</strong> Wippen- und<br />
Aufhängungskonstruktion der bis dato nur als 40 kN<br />
verfügbaren Radspanner der Serie 8WL5070/71 angepasst<br />
wurde. Besonderer Fokus wurde hier auf<br />
unterschiedliche Ausführungsoptionen in Nahverkehrsanlagen<br />
gelegt, wodurch sich <strong>die</strong> Anzahl der<br />
Optionen vervielfachte. Durch <strong>die</strong> intelligente Baukastenlösung<br />
lassen sich <strong>die</strong>se Varianten aber aus<br />
den gleichen Grundkomponenten während der Endmontage<br />
kundenspezifisch komplettieren.<br />
Eigenschaften und Ausführungsvarianten sind<br />
in der Produktinformation der Serie Sicat 8WL5070<br />
/71/78 zu entnehmen [3].<br />
Die Serie Sicat 8WL5000 der Siemens AG basiert<br />
auf dem über lange Jahre erprobten und im Zuge<br />
der Entwicklung der Oberleitungsbauarten Re250/<br />
Re330 der Deutschen Bahn AG bis auf 30 kN aufgelasteten<br />
Spannrad mit umlaufend angeordneten<br />
Zähnen als Bestandteil der Einrasteinrichtung<br />
(Bild 3). Die ursprüngliche Technik basiert auf einer<br />
Entwicklung der DB AG mit der Firma Gmeiner<br />
aus dem Jahr 1969 und soll in <strong>die</strong>sem Aufsatz nicht<br />
vertieft vorgestellt werden. Aufgrund der positiven<br />
Erfahrungen des wartungs- und fettfreien Verbundlager<br />
im Radkörper der Serie Sicat 8WL5070/71/78<br />
und des Bedarfes nach derartiger Lösung im Netz<br />
der DB wurde Mitte 2013 der Wellendurchmesser<br />
vergrößert und das bisherige Sintermetalllager mit<br />
Fettschmierung substituiert. Diese Ausführungen<br />
sind 1 : 1 kompatibel zu den bisherigen Ausführungen<br />
und wie folgt bei der Siemens AG lieferbar:<br />
• Radspanner 1 : 3 <strong>für</strong> Zugkräfte bis 20 kN,<br />
Sicat 8WL5005-0C (Ebs 08.02.02-4)<br />
• Radspanner 1 : 3 <strong>für</strong> Zugkräfte bis 30 kN,<br />
Sicat 8WL5000-4 (Ebs 08.06.02-5, Bild 3)<br />
• Radspanner an Bauwerken 1 : 3 <strong>für</strong> Zugkräfte bis<br />
20 kN, Sicat 8WL5020-0<br />
• Radspanner an Bauwerken 1 : 3 <strong>für</strong> Zugkräfte bis<br />
30 kN, Sicat 8WL5031-0 (Ebs 08.04.02-3)<br />
3.3 Typprüfungen<br />
Die <strong>für</strong> den Nachweis der Funktion und der Konformität<br />
mit den Anforderungen an eine Nachspanneinrichtung<br />
notwendigen Typprüfungen sind in<br />
EN 50119, Kapitel 8.5, aufgeführt:<br />
• dynamische Prüfungen<br />
• Wirkungsgradprüfungen<br />
• mechanische Zugprüfung mit 1,33-facher Betri<strong>eb</strong>skraft<br />
• mechanische Zugprüfung mit dreifacher Betri<strong>eb</strong>skraft,<br />
also mit 120 kN, mindestens jedoch<br />
größer als <strong>die</strong> höchste Bruchkraft der nachzuspannenden<br />
Leiter<br />
Die dynamische Prüfung soll <strong>die</strong> Funktion der Einrast-<br />
oder Sperrvorrichtung nachweisen. Die Prüfung<br />
muss <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>sbedingungen, das heißt<br />
Masten, Befestigungsteile und Rückanker abbilden,<br />
um <strong>die</strong> Funktion des Spannrades als Bestandteil der<br />
Nachspanneinrichtung bewerten zu können. Die erforderlichen<br />
Versuche zum Nachweis der Kompatibilität<br />
nach EN 50119 wurden mit dem Radspannerprüfstand<br />
im mechanischen Labor in Ludwigshafen,<br />
in Zusammenarbeit mit Universitäten [4; 5] und in<br />
Kundenanlagen durchgeführt.<br />
3.4 Integration in Oberleitungsanlagen<br />
Abhängig <strong>von</strong> den jeweiligen Projekt- und Standortanforderungen<br />
sind <strong>für</strong> gewichtsbasierte Nachspanneinrichtungen<br />
unterschiedliche Bauweisen<br />
erforderlich. Gegenüber gewichtslosen Nachspannungen<br />
sind scheinbare Nachteile bei der<br />
Installation und beim Materialbedarf geg<strong>eb</strong>en.<br />
Da <strong>die</strong> in den letzten Jahrzehnten verfügbaren<br />
gewichtslosen Nachspannungen keine technischwirtschaftliche<br />
Alternativen darstellten, wurden<br />
Standardbauformen <strong>für</strong> gewichtsbasierte Nachspanneinrichtungen<br />
entwickelt. Typische Ausführungen<br />
bei Vollbahnen sind heute:<br />
• Radspanner mit Gewichtsführungsrohr, vom<br />
Mast abgekehrte Gewichtsseilführung (Bild 4)<br />
• Radspanner <strong>für</strong> Bauwerke mit dem Mast oder<br />
Bauwerk zugekehrter Gewichtsseilführung<br />
• Radspanner <strong>für</strong> Tunnel mit dem Tunnelprofil angepasste<br />
Gewichtsführung zum Vermeiden <strong>von</strong><br />
teuren Nischen (Bild 5)<br />
In Nahverkehrsanlagen haben sich Ausführungen<br />
durchgesetzt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gewichtssäulen in den Mast<br />
integrieren, um architektonische und städt<strong>eb</strong>auliche<br />
Anforderungen zu erfüllen. Der Radspanner <strong>für</strong><br />
24 kN der Serie Sicat 8WL5078 entspricht dem und<br />
erlaubt folgende zusätzliche Bauweisen:<br />
• Radspanner ohne Lasche <strong>für</strong> Führungsrohr<br />
• Radspanner zur Integration in Masten (Bild 6).<br />
510 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
Im ersten Fall wird das Gewichtsseil über eine Umlenkrolle<br />
so abgelenkt, dass <strong>die</strong> Gewichte im Mast<br />
geführt werden (Bild 2). Bei H-Masten können jeweils<br />
<strong>die</strong> Gewichtssäule <strong>von</strong> Fahrdraht- und Tragseilnachspannung<br />
zwischen den Flanschen geführt<br />
werden. Solche integrierte <strong>Lösungen</strong> sind auch bei<br />
Stahlrohrmasten bekannt. Diese <strong>Lösungen</strong> sind in<br />
der Außenwirkung gegenüber gewichtslosen Nachspannungen<br />
meist vergleichbar.<br />
3.5 Gemeinsame Abspannung <strong>von</strong><br />
Fahrdraht und Tragseil<br />
Zur Minderung der Investitionen sind in Oberleitungen<br />
bis 200 km/h Fahrdraht und Tragseil mit nur<br />
einem Radspanner nachspannbar. Dabei werden<br />
<strong>die</strong> beiden Leiter über H<strong>eb</strong>el oder Seilrollen an <strong>die</strong><br />
Nachspanneinrichtung angeschlossen (Bild 7). Das<br />
Einrasten der Nachspanneinrichtung hängt dabei<br />
wesentlich <strong>von</strong> der Konfiguration der Nachspannung,<br />
des Längskettenwerks und der Art der Zugkraftminderung<br />
ab.<br />
Erfahrungen, Versuche und Überlegungen lassen<br />
erkennen, dass das Spannrad nicht in allen denkbaren<br />
Fällen vollständig einrastet. Reißt der Fahrdraht<br />
innerhalb der halben Nachspannlänge vor dem Festpunkt,<br />
so wird durch <strong>die</strong> weiter einwirkende Zugkraft<br />
aus Richtung der Nachspanneinrichtung das Leiterseil<br />
eingezogen. Das kann nur so lange passieren, bis<br />
Bild 5:<br />
Nachspanneinrichtungen einer Oberleitung Sicat H 1.0 in Tunneln<br />
in Spanien mit dem Tunnelprofil angepassten Gewichtsführungen.<br />
Bild 6:<br />
Nachspanneinrichtungen auf Basis <strong>von</strong> Radspannern zur Integration<br />
in Masten.<br />
Bild 7:<br />
Gemeinsame Abspannung <strong>von</strong> Fahrdraht und Tragseil; hier mit H<strong>eb</strong>el<br />
und geteilter Gewichtssäule mit Betongewichten in Rumänien.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
511
Fahrleitungsanlagen<br />
Gerade bei Forderungen nach einer zuverlässigen<br />
und hochverfügbaren Oberleitung ist zu empfehlen,<br />
beide Leiter getrennt nachzuspannen. Anderenfalls ist<br />
bei Auftreten eines Fehlers mit langen Entstörzeiten<br />
wegen meist umfangreicheren Schäden an Nachspanneinrichtung<br />
und dem Längskettenwerk zu rechnen.<br />
Andererseits hat ein Fahrdrahtriss in Vollbahnanlagen<br />
oder Oberleitungsanlagen mit eigener Bahntrasse nur<br />
eine minimale Eintrittswahrscheinlichkeit. Damit ist <strong>die</strong><br />
gemeinsame Nachspannung <strong>von</strong> Fahrdraht und Tragseil<br />
unter den genannten Voraussetzungen anwendbar.<br />
Die Funktion der Nachspannung der Leiter und<br />
Kompensation der einwirkenden Längenänderungen<br />
ist nicht beeinträchtigt. Die Einrastfunktion der Radspanner<br />
ist dabei nicht immer wirksam.<br />
Bild 8:<br />
Sensoreinheit Sicat 8WL5067-0 der Kettenwerksüberwachung Sicat CMS, montiert an<br />
Radspanner Sicat 8WL5070 auf der Strecke HSL-Zuid (NL).<br />
1 Radspanner Sicat 8WL5070<br />
2 Sensor<br />
3 Magnet<br />
<strong>die</strong> Hänger schräg stehen und ihrerseits eine anteilige<br />
Zugkraft in das Tragseil einkuppeln. Je kürzer <strong>die</strong><br />
Systemhöhe und damit <strong>die</strong> Hänger, desto geringer<br />
ist der Wanderweg des Fahrdrahtes. Über <strong>die</strong> Seiloder<br />
H<strong>eb</strong>elkonstruktion wird das Tragseil temporär<br />
elastisch entlastet. Das führt bezogen auf <strong>die</strong> wirksame<br />
Kraft am Kettenwerksabgang des Radspanners<br />
zu einem Absinken der Spannkraft, wodurch sich <strong>die</strong><br />
Wippenneigung vergrößert und dadurch das Spannrad<br />
absenkt. Das Spannrad sinkt nur dann vollständig<br />
in <strong>die</strong> Sperrvorrichtung, wenn <strong>die</strong> Entlastung im<br />
Tragseil kleiner ist als der verfügbare Wanderweg des<br />
Fahrdrahtes bis zur Rissstelle. Beispielsweise wird bei<br />
halben Nachspannlängen L <strong>von</strong> mehr als 350 m und<br />
einem Oberleitungskettenwerk mit 10 kN Zugkraft<br />
und 50 mm² Tragseil bei der Montage ein elastischer<br />
Dehnungsanteil <strong>von</strong> 580 mm kompensiert. Ein<br />
Doppelh<strong>eb</strong>el mit 600 mm Gesamtlänge und jeweils<br />
300 mm H<strong>eb</strong>elarm bei symmetrischer Kraftaufteilung<br />
würden somit nur maximal 300 mm Wanderweg<br />
bei Riss des Fahrdrahtes freig<strong>eb</strong>en. Die Differenz<br />
aus beiden Längen führt zu einer Restkraft in <strong>die</strong>sem<br />
Beispiel <strong>von</strong> 4,8 kN. Diese Kraft ist so hoch, dass der<br />
Radspanner nicht vollständig entlastet und somit<br />
<strong>von</strong> der Einrasteinrichtung blockiert wird. Dies führt<br />
in der Folge dazu, dass der Radspanner nunmehr in<br />
der Folge versucht, <strong>die</strong> freigesetzte Längenänderung<br />
<strong>von</strong> 300 mm zu kompensieren. Damit baut sich im<br />
Tragseil sogar <strong>die</strong> doppelte Zugkraft auf, wodurch<br />
der Radspanner zusätzlich 580 mm aus der Zugkraftverdopplung<br />
aufwickeln muss. Die Gewichte werden<br />
somit bei einer 1 : 3 Übersetzung der Nachspanneinrichtung<br />
ohne zusätzlich dynamische Effekte mehr<br />
als 2,65 m tiefer hängen als zuvor.<br />
3.6 Monitoring <strong>von</strong> Oberleitungskettenwerken<br />
mit Sicat CMS<br />
Äußere Einwirkungen können Schäden an Oberleitungen<br />
hervorrufen und Unterbrechungen des Betri<strong>eb</strong>es<br />
verursachen. In den letzten Jahren nahmen<br />
auch Anforderungen zu, <strong>die</strong> Meldung <strong>von</strong> Fahrdrahtschäden<br />
in das Schutzkonzept der Anlage zu<br />
integrieren. Zuverlässiges und schnelles Erkennen<br />
<strong>von</strong> Fehlern ist daher vorteilhaft. Die Kettenwerksüberwachungseinrichtung<br />
Sicat CMS [6; 7] hat <strong>die</strong><br />
permanente Überwachung der Oberleitung zum<br />
Ziel und löst bei Unregelmäßigkeiten einen Alarm<br />
aus. Das sind beispielsweise umgestürzte Bäume<br />
[7], Zugkraftschwankungen oder Di<strong>eb</strong>stahl <strong>von</strong><br />
Leitern. Sie lässt sich in Nachspanneinrichtungen<br />
der Sicat-Reihe einbauen.<br />
Wird über <strong>die</strong> Messeinrichtung (Bild 8) ein Riss<br />
innerhalb der Nachspannlänge detektiert, so wird<br />
der betroffene Speiseabschnitt abgeschaltet. Damit<br />
können heute seltene, aber dennoch mögliche Fehler<br />
mit hochohmiger Schleifenimpedanz in Nahverkehrsanlagen<br />
besser detektiert und damit Personen<br />
und Anlagen geschützt werden. Die Kettenwerksüberwachungseinrichtung<br />
Sicat CMS ist aber funktional<br />
nicht auf <strong>die</strong> Rissdetektion und Bewertung der<br />
Horizontalzugkräfte innerhalb der Nachspannlänge<br />
begrenzt. So lassen sich durch Adaption zusätzlicher<br />
Sensoren weitere nützliche Informationen als Einstieg<br />
in einer Zustandsbasierte Instandhaltung und<br />
Erfassung <strong>von</strong> Betri<strong>eb</strong>sbelastungen erfassen [8].<br />
4 Kundennutzen<br />
Über 20 000 gewichtsbasierte Nachspannungen der<br />
Serien Sicat 8WL5070/71/78 wurden seither ausgeliefert.<br />
Im Einsatz erwiesen sich <strong>die</strong>se als fehlerfrei und<br />
zuverlässig Oberleitungen des Nah- und Fernverkehrs<br />
mit Zugkräften bis zu 40 kN nachzuspannen.<br />
512 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
Connect - Contact - Control<br />
Wesentliche Eigenschaften sind:<br />
• flexibel einsetzbar in unterschiedlichen Oberleitungsbauweisen und Einbaulagen,<br />
da Varianten mit unterschiedlichen Übersetzungen <strong>für</strong> Nachspannkräfte<br />
bis 40 kN vorliegen<br />
• langzeiterprobte Technologie mit langzeitstabilem 97-%-Wirkungsgrad zum<br />
Einhalten der geforderten Fahrdrahtlage <strong>für</strong> hohe Befahrgüte<br />
• Arbeitslängen bis 2,3 m bei der Übersetzung 1 : 1,5 möglich<br />
• geringe Folgeschäden nach Zugkraftverlust durch Einrasten des Radspanners<br />
• niedrige L<strong>eb</strong>enszykluskosten und lange L<strong>eb</strong>ensdauer durch wartungsfreie<br />
Verbundgleitlager und korrosionsbeständige Materialien<br />
• Auslegung, Fertigung und Prüfung nach neuesten internationalen Normen<br />
• Typlassung durch EBA<br />
• Kettenwerksüberwachung Sicat CMS anwendbar.<br />
Im Vergleich zu gewichtslosen Nachspanneinrichtungen ist der Wirkungsgrad<br />
<strong>von</strong> Radspannern über 40 und mehr Jahren konstant hoch zum Sicherstellen<br />
einer hohen Befahrgüte im Zusammenwirken <strong>von</strong> Stromabnehmer und Oberleitung.<br />
Die Nachspanneinrichtungen sind wartungsfrei, flexibel in bestehende<br />
Anlagen integrierbar, arbeiten zuverlässig und führen in Oberleitungsanlagen zu<br />
geringen L<strong>eb</strong>enszykluskosten.<br />
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[1] EN 50119:2010-05: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen <strong>für</strong> den<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
[2] EN 50125-2:2010-11: Bahnanwendungen – Umweltbedingungen <strong>für</strong> Betri<strong>eb</strong>smittel –<br />
Teil 2: Ortsfeste elektrische Anlagen.<br />
[3] Siemens AG, BU Rail Electrification: Radspanner – Sicat 8WL5070, 8WL5071 und 8WL5078<br />
<strong>für</strong> Oberleitungsanlagen. URL: www.downloads.siemens.com/download-center/Download.<br />
aspx?pos=download&fct=getasset&mandator=ic_sg&id1=DLA14_19 mit Stand Juli 2014.<br />
[4] Jung, F.: Wirkungsgradbestimmung <strong>von</strong> Radspannern. Stu<strong>die</strong>narbeit, TU Dresden, Professur<br />
<strong>für</strong> elektrische <strong>Bahnen</strong>, 2006.<br />
[5] Jung, F.: Wirkungsgrad gealterter Radspanner. TU Dresden, Professur <strong>für</strong> elektrische <strong>Bahnen</strong>,<br />
Diplomarbeit, 2007.<br />
[6] Bechmann, J.; Dölling, A.; Hahn, G.; Schwab, H.-J.; Wolpensinger, T.: Überwachungseinrichtung<br />
<strong>für</strong> Überleitungskettenwerke. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 8-9, S. 400-407.<br />
[7] Hahn, G.: Betri<strong>eb</strong>serfahrungen mit einer Überwachungseinrichtung <strong>für</strong> Oberleitungen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 4-5, S. 221-225.<br />
[8] Dölling, A.: Optimierung <strong>von</strong> Oberleitungsanlagen. Dissertation, Technische Universität<br />
Dresden, 2007.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. André Dölling (35), Studium des Verkehrsingenieurwesens an<br />
der TU Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promotion<br />
an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Professur <strong>für</strong><br />
elektrische <strong>Bahnen</strong>. Seit 2007 tätig bei Siemens AG, bis 2012 im Bereich<br />
Entwicklung <strong>von</strong> Fahrleitungskomponenten und -systemen, jetzt Produktportfolio<br />
Manager im Bereich Bahnelektrifizierung/Fahrleitung. Seit 2008<br />
beziehungsweise 2009 Lehrbeauftragter <strong>für</strong> Fahrleitungen an der TU Dresden<br />
und Bahnelektrifizierung an der Technischen Hochschule Nürnberg.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI, Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen;<br />
Fon: +49 9131 7-23740, Fax: -22778;<br />
E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />
Schaltbau GmbH<br />
81829 München<br />
rail@schaltbau.de<br />
513<br />
www.rail.schaltbau.com
Fahrleitungsanlagen<br />
Oberleitungsbauart FL200/260 <strong>für</strong><br />
internationale Anwendungen<br />
Beat Furrer, Urs Wili, Bern (CH)<br />
Obwohl <strong>die</strong> großen <strong>Bahnen</strong> ihre eigenen, traditionellen Oberleitungssysteme pflegen, ist es<br />
Furrer+Frey gelungen, <strong>die</strong> Firmenbauart FL200/260 durch stetige Weiterentwicklung <strong>für</strong> eine Vielzahl<br />
<strong>von</strong> Anwendungen unter AC 11 kV und 15 kV 16,7 Hz sowie unter AC 25 kV 50 Hz tauglich zu machen.<br />
Sowohl bei normal- und meterspurigen Alpenbahnen wie auf den großen Linien östlich und westlich<br />
<strong>von</strong> London wird sie heute in einer ihrer Bauformen eingesetzt.<br />
OVERHEAD CONTACT LINE SYSTEM FL200/260 FOR INTERNATIONAL APPLICATIONS<br />
All big railways have developed and cultivated their own traditional overhead contact line systems.<br />
In spite of this, Furrer+Frey succeeded in promoting its FL200/260 system for various applications at<br />
AC 11 kV and 15 kV 16,7Hz as well as at AC 25 kV 50 Hz, by continuous improvement and by adding<br />
new features. Today, the system is in use on standard- and metre-gauge railways in the Alps as well<br />
as on the main lines east and west of London, the Great Eastern and the Great Western.<br />
SYSTÈME CATÉNAIRE FL200/260 POUR APPLICATIONS INTERNATIONALES<br />
Tous les grands chemins de fer utilisent leurs propres systèmes de caténaires traditionnels. Pourtant,<br />
par une optimisation continuelle, Furrer+Frey a réussi a introduire son système FL200/260 pour les<br />
applications les plus variées sous AC 11 kV et 15 kV 16,7 Hz ainsi que sous AC 25kV 50 Hz. Aujourd’hui<br />
on peut trouver les diverses configurations de ce système sur les lignes à voie normale et à voie<br />
étroite dans les Alpes ainsi que sur les grandes lignes à l’est et à l’ouest de Londres.<br />
1 Einführung<br />
Man kann sich fragen, ob es <strong>die</strong> große Vielfalt an<br />
Oberleitungsbauarten überhaupt braucht. Die meisten<br />
Staatsbahnen haben ihre eigenen Bauarten entwickelt<br />
oder entwickeln lassen. Die Vielfalt wurde<br />
immer größer, <strong>die</strong> Zahl der Bauteile wächst ständig.<br />
Für viele kleinere Bahnunternehmen ist es jedoch<br />
vorteilhaft, auf eine bewährte Bauart zurück greifen<br />
zu können, <strong>die</strong> möglichst genau auf ihre Bedürfnisse<br />
abgestimmt ist. Aber auch bei Großprojekten kann<br />
eine besondere, zum Projekt passende Bauart zu<br />
geringeren Investitionskosten verhelfen. Da Oberleitungen<br />
nach ihrer Errichtung <strong>für</strong> zwei Jahrzehnte<br />
wartungsfrei sind, bleiben <strong>die</strong> Unterhaltskosten klein,<br />
auch wenn <strong>für</strong> eine neue Bauart besondere Bauteile<br />
verwendet werden. Lediglich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Störungsbeh<strong>eb</strong>ung<br />
sind kleine Handlager der wichtigsten Bauteile<br />
vorzuhalten. Wenn <strong>die</strong> Gleislage sich jedoch ändert<br />
oder <strong>die</strong> Mastfundamente etwas nachg<strong>eb</strong>en, muss<br />
<strong>die</strong> Fahrdraht-Seitenlage oder <strong>die</strong> Fahrdrahthöhe angepasst<br />
werden. Wenn <strong>die</strong> Oberleitungsbauart <strong>die</strong>s<br />
mit einfachen Mittel zulässt, verkürzt sich <strong>die</strong> Umbauzeit<br />
und verringern sich <strong>die</strong> Kosten. Das Oberleitungssystem<br />
FL200/260 ist wie ein Baukasten modular<br />
aufg<strong>eb</strong>aut und laufend erweitert worden. Sein<br />
Anwendungsbereich umfasst Geschwindigkeiten<br />
bis 260 km/h und Spannungen bis DC 3 kV oder AC<br />
15 kV 16,7 Hz, und AC 25 kV 50 Hz <strong>von</strong> schmalspurigen<br />
Überland- und Bergbahnen bis zu TSI-konformen<br />
normalspurigen Hochleistungsstrecken.<br />
2 Kurzer Rückblick<br />
Bis zur Vollelektrifizierung der SBB im Jahre 1960 war<br />
es bei den Schweizer Vollbahnen üblich, den nachgespannten<br />
Fahrdraht an einem festen Tragseil aufzuhängen.<br />
Auf horizontalen Auslegern oder Jochen<br />
ang<strong>eb</strong>rachte Stützisolatoren und verstellbare Teleskop-Seitenhalter<br />
erlaubten das Einstellen der Seitenlage<br />
auf einfache Art, und <strong>die</strong> Höhenlage konnte mit<br />
einstellbaren Hängern und durch Verschi<strong>eb</strong>en des<br />
Seitenhalteranschlusses am Mast oder an einer senkrechten<br />
Stütze angepasst werden Die gleichen Einstellmöglichkeiten<br />
gewährte auch <strong>die</strong> in den 1970er<br />
Jahren <strong>von</strong> der SBB eingeführte R-Oberleitung.<br />
Als <strong>die</strong> Bergstrecke der BLS auf Doppelspur ausg<strong>eb</strong>aut<br />
werden sollte, erhielt Furrer+Frey AG den Auftrag,<br />
eine Oberleitung <strong>für</strong> Fahrdrähte und Tragseile<br />
mit je 150 mm 2 zu entwickeln. Zur Erleichterung der<br />
Montage und um einen möglichst großen Bereich<br />
<strong>von</strong> Seitenlageänderungen abzudecken, wurde ein<br />
Ausleger mit zwei horizontalen Rohren, welche fest<br />
mit V-förmigen Str<strong>eb</strong>en verbunden sind, entwickelt<br />
514 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
Bild 1:<br />
F+F Velorahmen-Ausleger; Tragseilklemme und Seitenhalteranschluss lassen sich in weiten<br />
Bereichen verschi<strong>eb</strong>en (alle Bilder: Furrer+Frey AG).<br />
Bild 2:<br />
Ausleger <strong>für</strong> besonders enge Tunnel.<br />
(Bild 1). In Tabelle 1 ist <strong>die</strong>ses System mit FL200/<br />
BLS78 bezeichnet. Da <strong>die</strong> Systemhöhe und damit<br />
der Abstand der beiden horizontalen Rohre immer<br />
gleich war, konnten <strong>die</strong> Anschlusstraversen am Mast<br />
vormontiert werden, was <strong>die</strong> Montage erleichterte.<br />
Im Tunnel war natürlich eine kleinere Systemhöhe<br />
nötig. Mit besonders kurzen Seitenhaltern und<br />
biegesteifen Isolatoren konnte ein Ausleger mit nur<br />
einem Isolator g<strong>eb</strong>aut werden (Bild 2).<br />
3 Oberleitungssystem FL200/260<br />
3.1 Entstehung<br />
Unter der Oberbezeichnung FL200/260 entstand<br />
nach und nach eine Reihe <strong>von</strong> Bauarten, <strong>die</strong> hier<br />
zu besseren Übersicht mit Kurzbezeichnungen benannt<br />
werden [1]. FL200 bezeichnet Bauformen <strong>für</strong><br />
den konventionellen Geschwindigkeitsbereich bis<br />
TABELLE 1<br />
Übersicht über <strong>die</strong> wichtigsten Bauformen der FL200/260.<br />
Bauartbezeichnung<br />
Auslegertyp-<br />
Systemhöhe<br />
Spannung<br />
Frequenz<br />
Querschnitt<br />
Fahrdraht Tragseil Y-Beiseil V TSI<br />
Material Zug Querschnitt<br />
Material<br />
kV Hz mm 2 kN mm 2 kN J/N km/h<br />
FL200/Meterspur FL200/260-div 11 16,7 107 Cu 50 Staku div N 100 - -<br />
FL200/BLS78 Typ78 15 16,7 150 Cu 12,0 150 Cu 12,0 N 140 - -<br />
FL200/BLS01-A FL200/260-1.6 15 16,7 150 Cu 12,0 150 Cu 12,0 N 160 CR<br />
FL200/BLS01-B FL200/260-1.6 15 16,7 150 Cu 12,0 50 Staku 12,0 N 160 CR<br />
FL200/BLS01-C FL200/260-2.2 15 16,7 107 CuAg0,1 13,5 50 Staku 6,8 N 160 CR<br />
FL200/BLS01-D FL200/260-2.2 15 16,7 107 Cu 9,0 50 Staku 6,8 N 140 CR<br />
FL200T/BLS01-A FL200/260T-1.3 15 16,7 150 Cu 12,0 150 Cu 12,0 N 160 CR<br />
FL200T/BLS01-B FL200/260T-1.3 15 16,7 150 Cu 12,0 50 Staku 12,0 N 160 CR<br />
FL200T/BLS01-C FL200/260T-1.3 15 16,7 107 CuAg0,1 13,5 50 Staku 6,8 N 160 CR<br />
FL200T/BLS01-D FL200/260T-1.3 15 16,7 107 Cu 9,0 50 Staku 6,8 N 140 CR<br />
FL200T/SBB FL200T-0.8 15 16,7 107 CuMg0,5 12,0 92 Staku 12,0 N 160 CR<br />
FL260T/SBB FL200T-1.2 15 16,7 107 CuMg0,5 18,0 92 Staku 15,0 J 225 CR<br />
FL200/GEFF SIC-1.3 FL200/260-1.8 25 50 120 Cu 13,2 65 BzII 12,0 N 160 CR<br />
FL260/Series1 SIC-1.3 25 50 120 CuAg0,1 16,5 65 BzII 13,0 N 225 HS<br />
und<br />
CR<br />
Zug<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
515
Fahrleitungsanlagen<br />
An <strong>die</strong>sen Auslegern lassen sich unterschiedliche<br />
Kettenwerke befestigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />
Anforderungen an Stromtragfähigkeit und Fahrgeschwindigkeit<br />
erfüllen. 1998 war <strong>die</strong> FL200 bei<br />
folgenden Schweizer Normalspur- und Meterspurbahnen<br />
im Einsatz:<br />
• FL200(T)/BLS-A und –B: Bern-Lötschberg-Simplonbahn<br />
AG, BLS<br />
• FL200/BLS-C: Bern-Neuenburgbahn, heute BLS<br />
• FL200/BLS-D: Regionalverkehr Mittelland,<br />
heute BLS<br />
• FL200(T)/Meterspur: zum Beispiel Berner Oberlandbahn<br />
BOB, Matterhorn-Gotthard-Bahn MGB,<br />
Rhätische Bahn RhB<br />
Bild 3:<br />
FL200-Ausleger aus rostfreiem Stahl: einfaches Einstellen der<br />
Seitenlage an den horizontalen Rohren.<br />
rund 200 km/h. FL260 bezeichnet jene, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Geschwindigkeiten<br />
bis rund 260 km/h ausgelegt sind.<br />
Die jeweiligen Tunnelbauarten erhalten zusätzlich<br />
den Buchstaben T. Für einzelne Anwendungsfälle<br />
angepasste Leiterkombinationen werden mit einem<br />
Kürzel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bahnverwaltung oder das Streckennetz<br />
unterschieden. Eine Übersicht gibt Tabelle 1.<br />
Der Velorahmen-Ausleger (Bild 1) war besonders<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> schwere Oberleitung der BLS-Bergstrecke entwickelt<br />
worden. Für <strong>die</strong> Talstrecken der BLS und <strong>für</strong><br />
weitere Anlagen wurde ein Rohrausleger mit horizontalem<br />
Tragrohr ähnlich der SBB-R-Fl konstruiert.<br />
Er unterscheidet sich durch das Material der Rohre –<br />
rostfreier statt feuerverzinkter Stahl – durch <strong>die</strong> starre<br />
Befestigung des Seitenhalteranschlusses und durch <strong>die</strong><br />
filigranen Seitenhalter aus rostfreiem Stahl (Bild 3).<br />
In verkürzter Form lassen sich <strong>die</strong>se Ausleger auch<br />
unter Querträgern einbauen (Bild 4).<br />
Im November 2000 erteilte das Bundesamt <strong>für</strong> Verkehr<br />
dem Oberleitungssystem FL200/260 <strong>die</strong> Zulassung<br />
zur schweizweiten Betri<strong>eb</strong>serprobung und im<br />
November 2003 wurden alle vier Teilsysteme vom<br />
deutschen Eisenbahncert EBC zertifiziert.<br />
3.2 Zimmerberg-Basistunnel –<br />
FL200/260T/SBB<br />
3.2.1 Betri<strong>eb</strong>sbedingungen<br />
Die Leistungssteigerung der Strecke <strong>von</strong> Zürich nach<br />
Thalwil durch <strong>die</strong> Realisierung einer zweiten Doppelspurstrecke<br />
unter Tag und Vorbereitung des Anschlusses<br />
an <strong>die</strong> Stadt Zug ist in [2] beschri<strong>eb</strong>en worden.<br />
Hauptbestandteil ist ein rund 10 km langer Doppelspurtunnel,<br />
der heute mit 160 km/h betri<strong>eb</strong>en wird.<br />
Es war vorgesehen, den Tunnel in Richtung Zug zu<br />
verlängern, damit er als Zufahrt zum Gotthard-Basistunnel<br />
<strong>die</strong>nen kann. Deshalb wurde er <strong>für</strong> 200 km/h<br />
und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anforderungen der Technischen Spezifikationen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Interoperabilität [3] ausgelegt.<br />
3.2.2 Vorgaben<br />
Bild 4:<br />
FL200-Ausleger unter Joch.<br />
Die bahntechnische Ausrüstung wurde funktional ausgeschri<strong>eb</strong>en.<br />
In der Arbeitsgemeinschaft ZITECH hat<br />
Furrer+Frey als Unternehmervariante <strong>die</strong> Oberleitung<br />
FL200/260T/SBB ang<strong>eb</strong>oten (Bild 5). Der Auftrag an<br />
<strong>die</strong> ZITECH umfasste <strong>die</strong> Erstellung eines Systemhandbuches<br />
nach den Vorgaben der EN 50119 [5], <strong>die</strong><br />
Ausführungsplanung, <strong>die</strong> Bauleitung und den Bau der<br />
Oberleitung. Nach der Vollendung war außerdem <strong>die</strong><br />
Tauglichkeit <strong>für</strong> den Betri<strong>eb</strong> mit 200 km/h nachzuweisen.<br />
Dazu waren Messfahrten mit 220 km/h mit Doppeltraktion<br />
bei 18,5 m Stromabnehmerabstand durchzuführen.<br />
Für <strong>die</strong> Kriterien der Stromabnahme und <strong>die</strong><br />
durchzuführenden Messungen waren grundsätzlich<br />
<strong>die</strong> Bestimmungen der CENELEC-Normen zu berücksichtigen<br />
[6; 7]. Für den Bauherrn, <strong>die</strong> Schweizerischen<br />
Bundesbahnen, waren außerdem einige zusätzliche<br />
Nachweise zu erbringen, zum Beispiel, dass <strong>die</strong> Ge-<br />
516 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
schwindigkeit <strong>von</strong> 200 km/h auch mit zwei Stromabnehmern<br />
mit nur 18,5 m Abstand möglich ist.<br />
3.2.3 Mechanische Auslegung des Kettenwerks<br />
der Bauarten FL200/260T/SBB<br />
Für ein gutes dynamisches Verhalten bei hoher Geschwindigkeit<br />
und kurzem Abstand zwischen den<br />
Stromabnehmern ist eine hohe spezifische Zugkraft<br />
im Fahrdraht erforderlich. Für den Fahrdraht wurde<br />
daher eine Kupfer-Magnesium-Legierung gewählt,<br />
<strong>die</strong> bei nur wenig reduzierter elektrischer Leitfähigkeit<br />
eine hohe mechanische Festigkeit aufweist [8;<br />
9]. Für <strong>die</strong> Portalbereiche wurde ein als FL200T/SBB<br />
bezeichnetes Kettenwerk verwendet, <strong>für</strong> <strong>die</strong> schnell<br />
befahrenen Abschnitte ein Kettenwerk FL260T/SBB.<br />
Der größte Fahrdrahtanhub beträgt weniger als<br />
100 mm. Beim Stromabnehmerprofil S3 der 1 600 mm<br />
breiten „Europawippe“ beträgt der technisch mögliche<br />
Anhub 220 mm. Die Bedingung der EN 50119<br />
[5], wonach bei Seitenhaltern ohne Anschlag der technisch<br />
mögliche Anhub doppelt so groß sein muss wie<br />
der berechnete, ist somit eingehalten.<br />
3.2.4 <strong>Elektrische</strong> Auslegung des Kettenwerks<br />
Anforderungen<br />
Für <strong>die</strong> Strombelastbarkeit des Kettenwerks sind relevant:<br />
• Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur<br />
• Erwärmung der Leiter durch den Strom und<br />
Abkühlung<br />
––<br />
Stromverteilung zwischen Fahrdraht und<br />
Tragseil<br />
––<br />
elektrischer Widerstand der Leiter<br />
––<br />
Kühlung der Leiter durch Abstrahlung und<br />
Wind. Maßg<strong>eb</strong>end sind Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur<br />
und Windgeschwindigkeit.<br />
• zulässige Maximaltemperatur der Leiter<br />
• Bewegungsbereich der Nachspanngewichte<br />
Mit der Wahl einer bestimmten Oberleitungsbauart<br />
und mit den im Tunnel anzutreffenden Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />
sind <strong>die</strong> physikalischen Größen bestimmt.<br />
In der Ausschreibung war <strong>die</strong> Strombelastbarkeit<br />
<strong>für</strong> den Tunnel spezifiziert (Tabelle 2).<br />
Bild 5:<br />
FL260T im Zimmerberg-Basistunnel der SBB; nach rechts: kreuzungsfreie<br />
Abzweigung nach Thalwil; gerade aus: vorbereitete<br />
Verlängerung Richtung Gotthard.<br />
Berechnung der Stromverteilung<br />
Die Firma ENOTRAC hat <strong>die</strong> Stromaufteilung zwischen<br />
Fahrdraht und Tragseil vorausberechnet. Von<br />
500 A je Kettenwerk fließen 46 % oder 230 A im<br />
Fahrdraht und 54 % oder 270 A im Tragseil. Dies<br />
entspricht 2,15 A/mm 2 Stromdichte im CuMg-Fahrdraht<br />
und 3,20 A/mm 2 im 92 mm 2 kupferummantelten<br />
Stahlseil mit 84 mm 2 Kupferäquivalent.<br />
Messung der Stromverteilung und Erwärmung<br />
Vom 26. bis 28. Mai 2003 wurden an der noch nicht<br />
in Betri<strong>eb</strong> stehenden Oberleitung elektrische Messungen<br />
durchgeführt [11]. Dazu wurde <strong>die</strong> Oberleitung<br />
über eine frei geschaltete Übertragungsleitung vom<br />
Umformerwerk Se<strong>eb</strong>ach aus mit reduzierter Spannung<br />
eingespeist. An verschiedenen Stellen im Tunnel wurde<br />
<strong>die</strong> Oberleitung geerdet. So konnten <strong>die</strong> Stromverteilung<br />
auf <strong>die</strong> verschiedenen Hin- und Rückleiter, <strong>die</strong><br />
Erwärmung der Leiter und <strong>die</strong> im Tunnel abgreifbaren<br />
Berührungsspannungen gemessen werden.<br />
Der Vergleich der Messwerte mit der Rechnung<br />
ergibt bis zum Zeitpunkt t = 100 min eine gute Übereinstimmung;<br />
bei der kurzzeitigen Belastung mit<br />
1 170 A ergibt <strong>die</strong> Berechnung eine etwas höhere<br />
Temperatur als <strong>die</strong> Messung (Bild 6).<br />
TABELLE 2<br />
Verlangte Strombelastbarkeit in A der Oberleitung im Zimmerberg-Basistunnel.<br />
Nominalstrom<br />
Maximalstrom<br />
Für den Tunnel mit zwei Gleisen<br />
Daraus abgeleitet je Gleis<br />
600 A RMS dauernd 450 bis 500 A RMS dauernd. Die Stromverteilung<br />
zwischen den beiden Gleisen ist asymmetrisch<br />
wegen der großen Distanz der Querverbindungen<br />
nur bei km 3,600 und km 11,200 und wegen der<br />
<strong>von</strong> Süden nach Norden ansteigenden Strecke<br />
1 200 A RMS während 15 min alle 30 min bei T Anom während 2 h<br />
übrige Zeit Nominalstrom<br />
600 A RMS während 15 min alle 30 min, rund 1 200 A RMS<br />
kurzzeitig<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
517
Fahrleitungsanlagen<br />
1600<br />
A<br />
1400<br />
90<br />
C°<br />
80<br />
1300<br />
1200<br />
70<br />
1100<br />
1000<br />
60<br />
900<br />
800<br />
50<br />
4<br />
700<br />
5<br />
I 600<br />
40<br />
3<br />
Θ<br />
500<br />
400<br />
30<br />
2<br />
300<br />
200<br />
1<br />
20<br />
100<br />
6<br />
0<br />
10<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 min 140<br />
t<br />
Bild 6:<br />
Belastung des Kettenwerks während rund 40 min mit dem Dauerstrom 500 A, anschließend<br />
zweimal je 15 min 600 A und 500 A, schließlich während rund 4 min Belastung mit<br />
1 170 A Kurzzeitstrom.<br />
1 Strom im Fahrdraht<br />
2 Strom im Tragseil<br />
3 Gesamtstrom<br />
4 Temperatur im Fahrdraht gemessen<br />
5 Temperatur im Tragseil gemessen<br />
6 Temperatur Umg<strong>eb</strong>ungsluft gemessen<br />
Bild 8:<br />
FL200/GEFF auf der Doppelspur <strong>von</strong> Shenfield nach Chelmsford.<br />
F K<br />
250<br />
N<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 km/h 250<br />
v<br />
Bild 7:<br />
Messung der Kontaktkraft F K nach EN 50317, aerodynamisch kompensiert abhängig <strong>von</strong><br />
der Fahrgeschwindigkeit v.<br />
Stromabnehmer B, F m +3σ<br />
Stromabnehmer B, F m<br />
Stromabnehmer B, F m –3σ<br />
σ<br />
3.2.5 Messfahrten<br />
Stromabnehmer A, F m +3σ<br />
Stromabnehmer A, F m<br />
Stromabnehmer A, F m –3σ<br />
Messfahrt mit dem Oberleitungsmesswagen der SBB<br />
Mit dem Oberleitungsmesswagen wurde zuerst <strong>die</strong><br />
Ruhelage des Fahrdrahtes bei reduzierter Stromabnehmer-Anpresskraft<br />
gemessen. Gleichzeitig wurde<br />
mit dem Gleismesswagen auch <strong>die</strong> Gleislage geprüft.<br />
Dann wurde <strong>die</strong> Fahrgeschwindigkeit schrittweise<br />
auf 175 km/h erhöht, um <strong>die</strong> Tauglichkeit der Oberleitung<br />
<strong>für</strong> 160 km/h Geschwindigkeit zu prüfen.<br />
Messfahrt mit der besonders ausgerüsteten<br />
Messlokomotive Baureihe 460<br />
Die Abteilung Diagnose und Lauftechnik der SBB<br />
hat zwei Lokomotiven der Baureihe 460 mit einer<br />
Bild 9:<br />
Rücken an Rücken montierte SIC-Ausleger an einem bestehenden<br />
Tragwerk der Great Eastern; im Hintergrund das Olympia-Stadion.<br />
mobilen Einrichtung zur Messung der Stromabnehmeranpresskraft<br />
ausgerüstet. Mit einem Zug,<br />
bestehend aus <strong>die</strong>sen beiden Lokomotiven, einem<br />
Reisezugwagen mit der Auswerteeinrichtung und<br />
einem Steuerwagen wurden Messfahrten mit zwei<br />
gehobenen WBL85-Stromabnehmern bis 220 km/h<br />
durchgeführt. Der Stromabnehmerabstand betrug<br />
jeweils 18,5 m, Knie- und Spießgang wechselten sich<br />
ab. Je nach Fahrtrichtung befanden sich <strong>die</strong> Stromabnehmer<br />
vorn oder hinten am Zug und über dem<br />
vorderen oder hinteren Führerstand.<br />
Der Messbericht der SBB fasst <strong>die</strong> Resultate wie<br />
folgt zusammen:<br />
Die hohen Pflichtenheftanforderungen bezüglich<br />
Kontaktkräfte <strong>für</strong> zwei gehobene Stromabnehmer im<br />
18,5-m-Abstand wurden im Spieß- und im Kniegang<br />
bei der Geschwindigkeit bis 220 km/h eingehalten.<br />
Bild 7 zeigt hierzu <strong>die</strong> Kraftverläufe im doppelten<br />
Spießgang im Messabschnitt km 6,182 bis km 7,436.<br />
Mit den erfolgreich durchgeführten Messfahrten<br />
galt <strong>die</strong> Oberleitung FL200/260 T als abgenommen;<br />
sie konnte Ende Juni 2003 in Betri<strong>eb</strong> gehen.<br />
518 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
3.3 Erweiterung des Anwendungsbereichs<br />
auf das Anbringen an<br />
bestehenden Tragwerken<br />
3.3.1 Great Eastern, FL200/GEFF<br />
2007 hatte Network Rail <strong>die</strong> Entwicklung eines neuen<br />
Oberleitungssystems ausgeschri<strong>eb</strong>en, das an den<br />
bestehenden Tragwerken der Great Eastern-Linie ang<strong>eb</strong>racht<br />
werden und <strong>die</strong> bestehenden, aus der Zeit<br />
der Elektrifizierung mit Gleichstrom stammenden,<br />
fest abgefangenen Kettenwerke durch eine neue,<br />
voll nachgespannte Oberleitung ersetzen sollte.<br />
Den Zuschlag erhielt das <strong>von</strong> Furrer+Frey auf der<br />
Basis <strong>von</strong> FL200 ang<strong>eb</strong>otene Oberleitungssystem<br />
GEFF <strong>für</strong> Great Eastern–Furrer+Frey [12].<br />
GEFF beruht auf den bereits zertifizierten Bauarten<br />
FL200/260(T) (Bild 8). Es zeichnet sich durch <strong>die</strong><br />
<strong>für</strong> 160 km/h gestalteten Kettenwerks-Daten und<br />
einige neuartige Konstruktionen der Tragwerke aus:<br />
• gegenüber FL200T weiter entwickelten und <strong>für</strong><br />
den Einsatz im Freien angepasste Single Insulator<br />
Cantilevers (SIC) (Bild 9)<br />
• Aufhängung des Tragseils an Rollen, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Ausrüstung bestehender Joche mit geringer<br />
Torsionsfestigkeit<br />
• Einführung <strong>von</strong> Federspannern Tensorex als<br />
Ersatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewichtsnachspannungen [15]<br />
Anlässlich der Olympischen Spiele 2012 hat das System<br />
GEFF seine Feuerprobe bestanden. Im Juli 2012<br />
erteilte Network Rail <strong>die</strong> Freigabe <strong>für</strong> den Einbau<br />
<strong>von</strong> GEFF auf den Strecken London Liverpool Street<br />
– Shenfield – Chelmsford und Shenfield – Southend<br />
Victoria, und im Juni 2014 wurde <strong>die</strong> TSI-kompatible<br />
Bauform GEFF vom Eisenbahncert zertifiziert.<br />
3.3.2 Series1, FL260/Series1<br />
Für neu zu elektrifizierende Strecken plante Network<br />
Rail im 2010 zwei neue Oberleitungssysteme entwickeln<br />
zu lassen: Series 1 auf Strecken <strong>für</strong> Geschwindigkeiten<br />
um 200 km/h und Series 2 <strong>für</strong> <strong>die</strong> langsamer<br />
zu befahrenden Strecken.<br />
2011 erhielt F+F den Auftrag zur Entwicklung<br />
der Series 1. Basierend auf FL200/260 und GEFF war<br />
das System so zu konzipieren, dass es sich mit dem<br />
bei Windhoff bestellten High Output Plant System<br />
(HOPS) besonders rasch und leicht montieren lässt.<br />
Randbedingungen waren Länge, Größe und Gewicht<br />
der einzelnen Bauteile, <strong>die</strong> Möglichkeit, Baugruppen<br />
auf dem Installationsplatz vorzubereiten,<br />
sowie <strong>die</strong> Konzentration aller Tätigkeiten über dem<br />
Arbeitsgleis, um während der Montage den Betri<strong>eb</strong><br />
auf dem Nachbargleis aufrecht zu erhalten.<br />
Auf vierspurigen Strecken sollte während der Arbeiten<br />
auf einem Gleispaar das andere jeweils in Betri<strong>eb</strong><br />
bleiben. Diese Forderung hat zur Folge, dass<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
Bild 10:<br />
Einfach zu montierender Ausleger über zwei Gleise, (two track cantilever, TTC); mit der<br />
Haken- und Lochreihe am Mast können Abweichungen des Pfahlfundaments <strong>von</strong> der<br />
Soll-Höhe ausgeglichen werden.<br />
Bild 11:<br />
Teleskop-Ausleger. Die Seitenlage <strong>von</strong> Fahrdraht und Tragseil wird gleichzeitig<br />
durch Verschi<strong>eb</strong>en des Teleskoprohrs eingestellt.<br />
anstelle <strong>von</strong> Jochen beidseits Ausleger zu montieren<br />
sind, <strong>die</strong> über zwei Gleise reichen. An <strong>die</strong>sen können<br />
<strong>die</strong> <strong>von</strong> GEFF bekannten SIC Rücken an Rücken<br />
eingehängt werden. Die Zweigleis-Ausleger werden<br />
auf besonders einfache Art an vorbereiteten Haken<br />
am Mast eingehängt (Bild 10). Auf zweispurigen<br />
Strecken werden vormontierte, teleskopierbare SIC<br />
direkt am Mast befestigt (Bild 11).<br />
Die Nachspannungen können einfeldrig g<strong>eb</strong>aut<br />
werden. Gegenüber drei- oder gar fünffeldrigen<br />
Nachspannungen spart <strong>die</strong>s wertvolle Kettenwerkslänge.<br />
Besondere Abfangjoche <strong>für</strong> zwei und <strong>für</strong> vier<br />
Gleise tragen <strong>die</strong> Tensorex C+ Federspanner <strong>für</strong><br />
Fahrdrähte und Tragseile am gleichen Joch (Bild 12).<br />
Beim Auslegen des Tragseils entfällt damit das mühsame<br />
Einfädeln über das untere Abfangjoch.<br />
Mehrere Nachspannlängen Series 1 wurden auf<br />
der Versuchsstrecke in Old Dalby aufg<strong>eb</strong>aut. Versuchsfahrten<br />
im März 2014 haben das bisher nur mit<br />
Simulationen ermittelte gute Verhalten des Series1-<br />
Kettenwerks bestehend aus einem 120 mm 2 Fahrdraht<br />
CuAg 0,1, gespannt mit 16,5 kN und einem<br />
Tragseil BzII 65 mm 2 gespannt mit 13 kN, bestätigt.<br />
519
Fahrleitungsanlagen<br />
5 Vorteile des Oberleitungssystems<br />
FL200/260 in seinen<br />
verschiedenen Bauformen<br />
Bild 12:<br />
Direkt aus ELFF erstelltes Festkörpermodell einer einfeldrigen Nachspannung; zur besseren<br />
Veranschaulichung sind <strong>die</strong> überlappenden Kettenwerke über dem hintersten Gleis farblich<br />
gekennzeichnet.<br />
Bild 13:<br />
Mit den 3D-Festkörper-Daten aus ELFF erstellte Visualisierung einer<br />
Strecke mit Teleskop-SIC-Auslegern.<br />
Series 1 wurde nach TSI CR [13] und nach TSI HS<br />
[14] zertifiziert.<br />
FL200/260 ist ein umfassendes, erprobtes Oberleitungssystem,<br />
<strong>für</strong> das alle Details und Bauphasen<br />
virtuell geplant und dargestellt werden können, was<br />
<strong>die</strong> Schnittstellen <strong>von</strong> der Planung über <strong>die</strong> Materialbeschaffung<br />
und <strong>die</strong> Instruktion bis zur Montage<br />
beträchtlich vereinfacht (Bild 13).<br />
Die Betreiber der FL200/260 schätzen <strong>die</strong> Montagefreundlichkeit<br />
des Oberleitungssystems. Die wenigen<br />
Bauteile und <strong>die</strong> genauen Montageangaben aus<br />
dem Software-Tool ELFF erlauben <strong>die</strong> Vormontage<br />
der Bauteile am Boden und erleichtern <strong>die</strong> Arbeit auf<br />
der Baustelle.<br />
Da <strong>die</strong> Tragseilklemme und der Spurhalterabzug<br />
an horizontalen Rohren befestigt sind, lässt sich <strong>die</strong><br />
Seitenlage des Kettenwerks jederzeit mit geringem<br />
Aufwand an Gleisschi<strong>eb</strong>ungen und Änderungen der<br />
Überhöhung anpassen, ohne dass <strong>die</strong> ganze Geometrie<br />
des Auslegers verändert werden muss.<br />
Die verwendeten rostfreien Auslegerrohre und<br />
<strong>die</strong> kurzschlussfesten Gussarmaturen sind Garant <strong>für</strong><br />
eine lange L<strong>eb</strong>ensdauer des Oberleitungssystems.<br />
Bei den Auslegern mit nur einem Isolator (SIC)<br />
der Bauarten FL200/GEFF und FL260/Series1 sind<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> elektrischen Spannung führenden Teile auf<br />
besonders kleinem Raum, direkt über dem Gleis konzentriert,<br />
was das Arbeiten auf dem N<strong>eb</strong>engleis erleichtert<br />
und das Anbringen <strong>von</strong> Schutzgittern auf<br />
Stützmauern vermeidet.<br />
The English translation is published in <strong>eb</strong> International<br />
2014.<br />
4 Das Planungs-Tool ELFF ®<br />
ELFF ist eines der führenden Hilfsmittel zur Planung<br />
<strong>von</strong> Oberleitung in drei Dimensionen. Zu<br />
FL200/260 und ihren Varianten GEFF und Series 1<br />
gehörende Bauteile liegen als 3D-Körper in der ELFF-<br />
Datenbank und können jederzeit abgerufen werden<br />
[12]. Das Erstellen eines Festkörper-Modells aus<br />
einem 3D-Draht-Modell dauert mit ELFF bloß wenige<br />
Minuten. Die Daten werden dem Kunden in<br />
Building-Information-Modelling (BIM)-kompatibler<br />
Form abgeg<strong>eb</strong>en. Zum Beispiel prüft Network Rail<br />
damit sofort <strong>die</strong> Sichtbarkeit der Signale. Mehrere<br />
Lizenzen <strong>die</strong>ses Software Tools sind bei <strong>Bahnen</strong> und<br />
Ingenieurbüros in Betri<strong>eb</strong>.<br />
Nähere Angaben zu ELFF finden sich im Beitrag<br />
Objektorientierte Planung <strong>von</strong> Oberleitungsanlagen<br />
[16], dessen englische Übersetzung in der zur InnoTrans<br />
2014 erschienenen internationalen Ausgabe<br />
der <strong>eb</strong> publiziert ist.<br />
Literatur<br />
[1] Furrer, B.; Kocher, M.; Casali, B.: Fahrleitungssystem<br />
FL200. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 96 (1998), H. 1-2,<br />
S. 40–48.<br />
[2] Bosshard, M.; Guertner, R. (Hrsg.): Der Zimmerberg-<br />
Basistunnel. Zürich HB – Thalwil. Verlag Basler & Hoffmann,<br />
Zürich 2004.<br />
[3] Entscheidung 2002/733/EG: Technische Spezifikation<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems Energie<br />
des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften.<br />
Nr. L245 (2002), S. 280–369.<br />
[4] Schwach, G.: Oberleitungen <strong>für</strong> hochgespannten Einphasenwechselstrom<br />
in Deutschland Österreich und<br />
der Schweiz. Furrer und Frey, Bern 1989.<br />
[5] EN 50119:2003: Bahnanwendungen — Ortsfeste Anlagen<br />
— Oberleitungen <strong>für</strong> den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
[6] EN 50318:2002: Bahnanwendungen — Stromabnahmesysteme<br />
— Vali<strong>die</strong>rung <strong>von</strong> Simulationssystemen<br />
<strong>für</strong> das dynamische Zusammenwirken zwischen Oberleitung<br />
und Stromabnehmer.<br />
[7] EN 50367:2006: Bahnanwendungen — Zusammenwirken<br />
der Systeme — Technische Kriterien <strong>für</strong> das Zu-<br />
520 112 (2014) Heft 8-9
Fahrleitungsanlagen<br />
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[8] Bausch, J.; Kießling, F.; Semrau, M.: Hochfester Fahrdraht<br />
aus Kupfer-Magnesiumlegierung. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 92 (1994), H. 11, S. 295–300.<br />
[9] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schmidt, P.:<br />
Fahrleitungen elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Verlag B. G. Teubner<br />
Stuttgart – Leipzig, 2. Auflage 1998.<br />
[10] EN 50149:2001: Bahnanwendungen — Ortsfeste Anlagen<br />
— <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> — Rillen-Fahrdrähte<br />
aus Kupfer und Kupferlegierung.<br />
[11] Messung der Rückstromverteilung und der Oberleitungserwärmung<br />
Mai 2003. Messbericht ENOTRAC, 2003.<br />
[12] Wili, U.; Wittig, M.: New overhead line equipment on<br />
existing structures of Great Eastern route. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 7, S. 306–312.<br />
[13] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikation<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems Energie<br />
des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems.<br />
In: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L104<br />
(2008), S. 1–79.<br />
[14] Beschluss 2001/274/EG: Technische Spezifikation <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Interoperabilität des Teilsystems Energie des konventionellen<br />
Hochgeschwindigkeitsbahnsystems. In: Amtsblatt<br />
der Europäischen Union Nr. L126 (2011), S. 1–52.<br />
[15] Fischer, B.: Federbasierte Nachspanneinrichtung <strong>für</strong><br />
Oberleitungen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2006),<br />
H. 5, S. 222–225.<br />
[16] Berthold, N.; Hofmann, G.; Blaser W.: Objektorientierte<br />
Planung <strong>von</strong> Oberleitungsanlagen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
111 (2013), H. 3, S. 162–171.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Beat Furrer (65), Dipl.-Bauingenieur<br />
ETHZ, Inhaber der Furrer+Frey<br />
AG. Nach dem Studium seit vierzig<br />
Jahren ausschließlich mit der Entwicklung,<br />
der Planung und dem Bau <strong>von</strong><br />
Fahrleitungen <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong> beschäftigt.<br />
Adresse: Furrer+Frey AG, Thunstr. 35,<br />
3000 Bern 6, Schweiz;<br />
Fon: +41 31 35761-11; Fax: -00;<br />
E-Mail: bfurrer@furrerfrey.ch<br />
Dipl. El.-Ing. ETHZ Urs Wili (69).<br />
Studium an der Eidgenössischen Technischen<br />
Hochschule in Zürich, 1969<br />
Ingenieur bei der Brown, Boveri AG in<br />
Oerlikon, 1974 Ingenieur bei der Sektion<br />
Fahrleitungen des Kreises 2 der SBB<br />
in Luzern, Sektionschef Fahrleitungen<br />
und 1985 Chef der Abteilung elektrische<br />
Anlagen bei der Baudirektion SBB<br />
in Bern, 1999 Leiter Kundenbeziehungen<br />
bei Telecom SBB, seit 2000 Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der Furrer+Frey<br />
AG, Bern.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon; +41 31 35761-32, Fax: -05;<br />
E-Mail: ubwili@furrerfrey.ch<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
521
Contact Line Systems<br />
Reinforcement of corroded overhead<br />
contact line masts<br />
Alexandre Machet, Jean-Paul Mentel, Paris (FR); Stanislas Boulet d’Auria, Monaco (MC)<br />
Significant corrosion was detected on French Railway Network’s contact line supports. In order<br />
to restore and maintain the performance of those masts, SNCF and the 3X Engineering Company<br />
developed a method aiming at restoring the supports. This method combines metallic materials<br />
and composite reinforced resin. The contact line mast repair applying composite materials allows<br />
to regain their initial performance and to diminish the logistical efforts for reconstruction as well<br />
as the costs involved.<br />
SANIERUNG KORRODIERTER FAHRLEITUNGSMASTEN<br />
An Oberleitungstragwerken im französischen Eisenbahnnetz wurde bedeutende Korrosion entdeckt.<br />
Um <strong>die</strong> Korrosion auszugleichen und <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit der betroffenen Masten wieder herzustellen,<br />
entwickelten SNCF und der Partner 3X Engineering Company eine Methode zur Wiederherstellung<br />
der Tragfähigkeit der Tragwerke. Diese Methode verwendet metallische Komponenten zusammen mit<br />
faserverstärkten Harzen. Mit <strong>die</strong>ser Methode wurde <strong>die</strong> ursprüngliche Tragfähigkeit der Masten wieder<br />
herstellt. Dabei sind <strong>die</strong> Aufwendungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Logistik im Zusammenhang mit der Wiederherstellung<br />
und <strong>die</strong> daraus resultierenden Kosten gegenüber früheren Methoden erh<strong>eb</strong>lich gemindert.<br />
RENFORCEMENT DE SUPPORTS CATÉNAIRE CORRODÉS<br />
Certains cas de corrosion importante ont été detectés sur des pieds de supports caténaire sur le<br />
Réseau Ferré National Français. Afin de garantir le maintien en performance de ces supports une<br />
méthode a été développée en partenariat entre la SNCF et l’entreprise 3X Engineering afin de renforcer<br />
les pieds de support. Cette méthode s’appuie sur une combinaison de matériaux métalliques<br />
et composites et de résines. La réparation des supports caténaire permet de retrouver les performances<br />
initiales et diminue les moyens et contraintes logistiques ainsi que les coûts associés.<br />
1 Introduction<br />
For many years, the SNCF has been facing a significant<br />
level of corrosion on their contact line masts<br />
in specific geographical areas. This corrosion may<br />
be caused by saline sprays. Without the intervention<br />
of strength maintenance crew, the corrosion<br />
would deteriorate the masts due to a diminution of<br />
its strength (Figure 1 and 2).<br />
In order to restore or maintain the mast’s mechanical<br />
performance, SNCF utilizes different technical<br />
solutions:<br />
• raising of the mast’s concrete foundation block<br />
• mechanical reinforcement of the mast by a<br />
welded mechanical assembly<br />
Although these solutions have proved efficient<br />
over the years, they continued to be inconvenient<br />
since they require works on the tracks affecting<br />
the train operation. These solutions have already<br />
been tested on the network. However, the Engineering<br />
Department management was not completely<br />
satisfied and wanted to develop a new reinforcement<br />
method concerning other materials<br />
and less effect on operation. Stu<strong>die</strong>s resulted in<br />
using of hybrid composite and metallic materials<br />
for the reinforcement.<br />
2 State of the art and<br />
developments<br />
The corroded masts are presently repaired by conventional<br />
methods applying welded mechanical assemblies<br />
or raising of the mast’s concrete foundation<br />
block. The effective implementation of these repairs<br />
is accompanied by severe inconveniences. The contact<br />
line masts are embedded in concrete and the<br />
effective load transfer needs a close mast/foundation<br />
unit. This type of close contact can only be achieved<br />
in the absence of rail traffic and requires significant<br />
logistics in order to supply the materials and tools<br />
onto the site. Sometimes, it is, therefore, preferable<br />
to replace the corroded mast in total because this<br />
procedure is economically favourable. After implementation,<br />
these reinforcement solutions need special<br />
treatment, monitoring and maintenance.<br />
522 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
Figure 1:<br />
Typical example of corroded mast in French network<br />
(photos 1, 2, 3, 5 and Figure 6: SNCF).<br />
Figure 2:<br />
Typical example of corroded mast in French network.<br />
This situation caused SNCF to look for an innovative<br />
solution that achieves the objectives of mechanical<br />
repair and restricts the logistical constraints.<br />
Commonly with an industrial partner a solution was<br />
achieved which relies on repairs by use of composite<br />
materials adopted so far to strengthen or repair<br />
structures such as concrete piers, bridges and steel<br />
pipelines. Such repairs are carried out also in very<br />
critical atmospheres and underwater, for example.<br />
These solutions use bandages by tissues usually<br />
made of Kevlar ® , impregnation by resin and added<br />
localised reinforcement which can be plastic fibers,<br />
glass or metallic fibers.<br />
Thanks to its expertise in engineering and implementation<br />
of composite materials SNCF’s partner 3X<br />
Engineering company offered a basic design for the<br />
restoration of the corrosion damaged contact line<br />
supports. The final reinforcement method was based<br />
on calculations by finite element programs taking<br />
into account ageing, fatigue of materials and vibrations<br />
and results of tests carried out in the SNCF testing<br />
centre.<br />
3X Engineering’s proposal which was developed<br />
further and patented by SNCF combines materials<br />
and technologies to an optimum solution concerning<br />
quality and costs (Figure 3).<br />
The result of the development is a method to carry<br />
out reinforcements by portable equipment without<br />
any interruption of railway traffic and by working<br />
during the railway traffic.<br />
Figure 3:<br />
Conventional mast reinforcement.<br />
The main components of the restoration method are<br />
• metallic inserts to get back the rigidity,<br />
• specials mastics to block corrosion and absorb<br />
the vibrations and<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
523
Contact Line Systems<br />
• a composite material bandage which fixes the<br />
inserts, produces the bending strength of the<br />
contact line mast and homogenises the reinforcing<br />
unit. Most of the stress on the base of the<br />
contact line mast is thus retrieved by the inserts.<br />
In addition, a Neoprene coating protects the unit<br />
against UV and possible impacts by the ballasts.<br />
3 Numerical simulations<br />
Figure 4a:<br />
Numerical stress analysis of a new H-type mast<br />
(photos 4, 7, 8, 9: 3XEngineering).<br />
Figure 4b:<br />
Numerical stress analysis of a corroded H-type mast.<br />
The reinforcement method was analysed by simulation<br />
with finite elements. For the simulation a worst-case<br />
scenario was assumed characterized by a gust wind<br />
of 150 km/h and the dead weight of the mast. Corrosion<br />
with a loss of 70 % of the initial material thickness<br />
was also simulated in the study. In anticipation of the<br />
ageing of the repairs, a partial factor of 2 was applied<br />
with 150 km/h wind speed and a factor of 2,7 with a<br />
112 km/h wind speed. These assumptions are in total<br />
compliance with French standards in force. The stresses<br />
were calculated at 0,20 m above the foundation top.<br />
Simulations with these conditions were applied<br />
for several cases:<br />
• The initial state of the mast was simulated on an<br />
HEA mast with 70 % loss of thickness due to corrosion<br />
at the base.<br />
• The same HEA mast reinforced by the composite<br />
ReinforceKiT HEA.<br />
The obtained results (Figure 3) permit to obtain the<br />
maximal stress at the mast under this load in different<br />
cases. The simulated stresses of masts at 200 mm<br />
above the top of foundation are given in Table 1.<br />
This study demonstrated the importance of the repairs,<br />
both for the dimensions of the metal inserts, but<br />
also for the number of composite coats. It was found<br />
that a mast reinforced by the so-called HEA ReinforceKiT<br />
also exceeds the original strength of the mast.<br />
The minimal yield strength of new HEA masts is<br />
235 MPa and the reliability coefficient is 1,2 at 150 km/h<br />
wind speed and increases to 1,7 with a 112 km/h wind.<br />
In case of the corroded HEA, there is a huge risk of a<br />
support failure under the assumed wind speeds.<br />
In the case of the reinforced HEA, the reliability<br />
coefficient will be 2 with a 150 km/h wind and<br />
2,7 with a 112 km/h wind. The maximum stress of<br />
215 MPa is due to an abrupt section variation. These<br />
stresses are reduced by progressively varying section<br />
during the implementation of the reinforcement.<br />
Figure 4c:<br />
Numerical stress analysis of a reinforced H-type mast.<br />
TABLE 1<br />
Numerically estimated maximum stress in MPA of<br />
various H-type masts in site foot.<br />
New mast Used mast Reinforced mast<br />
Stress 174 to 195 389 to 437 96 to 120<br />
524 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
From the Table 1 and the comparative simulations<br />
presented in Figure 4a) to c), it is clear that the reinforcement<br />
will consolidate the basis of HEA masts significantly<br />
beyond its initial mechanical values in respect of maximum<br />
corrosion at 200 mm above the top of foundation.<br />
The ageing of this reinforcement was also stu<strong>die</strong>d<br />
and led to the following conclusions:<br />
Since the 1960’s, the experiments on composite materials<br />
proved the reliability and durability of these materials.<br />
The expansion of using these materials in many<br />
fields of civil engineering confirms this fact. Today, after<br />
20 years of experiment, after several installations in critical<br />
environments such as North Sea, deserts, submerged<br />
or buried in damp ground on different types of supports,<br />
3X Engineering never has got any negative return of the<br />
ReinforceKIT ® . The assumed degradations of the components<br />
by environmental impacts are detailed in Table 2.<br />
The technical assessment allows being optimistic<br />
about the longevity of repaired masts, especially as the<br />
composite part of the ReinforceKiT 4D-HEA is the least<br />
attacked. This reinforcement method guarantees the<br />
durability of the installations while avoiding the efforts<br />
for huge and tedious construction sites. The biggest<br />
part of the mechanical loading is absorbed by the metallic<br />
inserts. A preventive application of the product<br />
anti-UV and anti-impact components is planned.<br />
TABLE 2<br />
Frequency of environmental attack possibility on the components of the<br />
ReinforceKIT ® .<br />
Attack type<br />
UV Humidity Stress Chemical Impact<br />
Insert No No More than<br />
50 years<br />
Composite<br />
No, because<br />
protected<br />
No, because<br />
protected<br />
4 In situ mechanical tests<br />
More than<br />
20 years<br />
Coating 5 years 5 years No No 5 years<br />
Some tests were carried out as a part of the validation<br />
of the reinforcement process mast sections.<br />
Thus, masts were errected on SNCF testing station.<br />
The tests involved estimating the mast reaction under<br />
mechanical loads applied at the mast head (Figure<br />
5a)). The tested masts were:<br />
• one new mast<br />
• two weakened and reinforced masts<br />
• one weakened but non-reinforced mast.<br />
No<br />
No<br />
No<br />
Verified in situ<br />
Figure 5a:<br />
Testing of a reinforced H-type mast.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
Figure 5b:<br />
Performance of the reinforced part of H-type mast after testing.<br />
525
Contact Line Systems<br />
16 000<br />
daN.m<br />
14 000<br />
12 000<br />
10 000<br />
8 000<br />
M<br />
6 000<br />
4 000<br />
2 000<br />
Figure 6:<br />
Bending moment M depending on angle α.<br />
1 new mast<br />
2 used and corroded mast<br />
4<br />
13 000<br />
3<br />
12 000<br />
11 000<br />
7 300<br />
0<br />
0 1 2 3 ° 4<br />
α<br />
1<br />
3 reinforced mast type 1<br />
4 reinforced mast type 2<br />
2<br />
Critical moment (daN.m)<br />
The supports were artificially weakened by grinding.<br />
These results (Figure 6) clearly state reproducibly<br />
that the reinforced masts’ performance is clearly better<br />
than that of the weakened mast. Moreover, it is<br />
better than the performance of new masts.<br />
The mechanical tests demonstrated that the mast<br />
mechanical reinforcement by composite materials<br />
comply with the requirements on new supports.<br />
The performance of the reinforced mast is simply explained<br />
by the fact that the mast reinforcement appears<br />
as a displacement of the embedment area, and<br />
thus reduces the effective length of the HEA beam.<br />
5 Implementation on the<br />
National Railway Network<br />
The implementing process on the National Railway<br />
Network will be carried out in several steps:<br />
• Step 1: Preparation of the mast’s surface by<br />
shot-blasting with a minimum roughness profile<br />
of 60 µm in order to ensure the adhesion of the<br />
reinforcement on the mast and the emerging<br />
part of the concrete. It is realised by sandblasting<br />
or grit blasting tool (Figure 7a)).<br />
• Step 2: Re-aggregation of the cankers due to corrosion<br />
by application of an epoxide mastic. This<br />
mastic ensures the transmission of contact line<br />
mast’s stresses to the inserts constituting the reinforcement<br />
(Figure 7b) and c)). The mastic’s role is<br />
also to ensure the cold welding of the four inserts.<br />
• Step 3: Implementation of the four inserts. Size and<br />
nature of the chosen materials are related to their<br />
mechanical and physical characteristics (Figure 7d)).<br />
––<br />
The unit of blocks and slabs is maintained<br />
thanks to straps during the time of polymerization<br />
of the mastic in order to avoid any risk of<br />
gap or detachment of the inserts (Figure 7e)).<br />
––<br />
The resin is applied on the emerging part of<br />
the mast with a particular attention given to<br />
the mast embedment part (Figure 7f)).<br />
Figure 7a:<br />
Preparaton of mast surface (step 1).<br />
Figure 7b:<br />
Mast pepared for repair (step 2).<br />
526 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
Figure 7c:<br />
Preparation of inserts (step 2).<br />
Figure 7d:<br />
Reparation of inserts (step 3).<br />
Figure 7e:<br />
Polymerization of the mastic (step 3).<br />
Figure 7f:<br />
Application of resin (step 3).<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
527
Contact Line Systems<br />
Figure 7g:<br />
Wrapping the Kevlar ® strip on the repaired mast (step 4).<br />
Figure 7h:<br />
Repaired mast (step 5).<br />
Figure 8:<br />
Restored mast on the Narbonne to Port Leucate railway line in the<br />
Aude.<br />
Figure 9:<br />
Preliminary study on restoration of a corroded mast made of<br />
CORTEN steel to select the most appropriated resin.<br />
528 112 (2014) Heft 8-9
Contact Line Systems<br />
• Step 4: Wrapping of the whole repair with a<br />
Kevlar ® strip soaked in an epoxide resin.<br />
––<br />
Several coats are made; the wrapping is<br />
carried out from the base to the top with a<br />
constant covering of about 50 % (Figure 7g)).<br />
––<br />
The top zone of inserts is machined with a<br />
slope in order to present an angled top face<br />
to avoid any risk of stagnant water.<br />
• Step 5: Application of an elastomeric resin which<br />
guarantees a protection against UV and other<br />
impacts (Figure 7h)).<br />
This new mast rehabilitation procedure has notable<br />
economic advantages:<br />
• It avoids the cessation of railway traffic.<br />
• It avoids dismantling the existing masts.<br />
• It avoids purchasing of a new mast.<br />
• It avoids the implementation of an extended<br />
construction site<br />
• It limits the logistical efforts.<br />
• It can be quickly carried out if urgent.<br />
Today, this reparation method is approved by the<br />
SNCF for H-type masts. It is envisaged to extend this<br />
repair method to other types of supports.<br />
The 3X Engineering company already started several<br />
campaigns on this type of reinforcements on the<br />
French National Railway Network. The Narbonne to<br />
Port Leucate railway line in the Aude was the subject<br />
of two campaigns in 2011 and 2013 in order to treat<br />
several hundreds of masts on two tracks (Figure 8).<br />
A new campaign is being prepared and will concern<br />
the contact line masts of the line Miramas to<br />
Avignon. The 54 masts concerned by this campaign<br />
were realised in CORTEN type steel.<br />
A preliminary analysis of the supports (Figure 9)<br />
allowed to prepare the masts and to select the most<br />
appropriated resin. The implementation is scheduled<br />
for September 2014.<br />
AUTHORS<br />
Alexandre Machet (39), Materials<br />
and metallurgy PhD, Pierre et Marie<br />
Curie University of Paris (Paris VI).<br />
R&D Engineer in charge of technical<br />
developments in Overhead Contact<br />
Line components and systems. Since<br />
2014, manager of OCL Simulations,<br />
R&D, Measurements and Expertises<br />
unit within SNCF Fixed Installation for<br />
Electrical Traction Department.<br />
Address: SNCF Infrastructure Engineering<br />
Division, Fixed Installations for<br />
Electrical Traction – Power Supply and<br />
Overhead Contact Systems Units, 6<br />
Avenue François Mitterrand, 93574 La<br />
Plaine Saint Denis, France;<br />
phone:+33 1 41620578 ;<br />
e-mail: alexandre.machet@sncf.fr<br />
Jean-Paul Mentel (57), Mecanical and<br />
Electrotechnical Engineer. Expert SNCF<br />
in Overhead Contact System. Design<br />
manager of OCS, maintenance infrastructure<br />
manager (OCS, power supply,<br />
track, signaling...). Since 2010, deputy<br />
of the SNCF Fixed Installations for Electric<br />
Traction Department and in charge<br />
of FIET research and development.<br />
Address: see above;<br />
phone: +33 1 416206.59;<br />
e-mail :jean-paul.mentel@sncf.fr<br />
Stanislas Boulet d’Auria (57), Engineer<br />
ESTACA (1980). R&D Engineer in charge<br />
of technical developments in INNOGE<br />
(Electrofusion sleeve for PE Pipe), Commercial<br />
manager in MIP (mold maker),<br />
CEO Empreinte (Specialist design, conception,<br />
mold and injection for plastics parts.<br />
Since 1990 CEO 3X Engineering.<br />
Address: 3X Engineering, 9 Avenue<br />
Albert II, 98000 Monaco, Monaco;<br />
phone: +377 92 057981 ;<br />
e-mail: sbda@3xeng.com<br />
Anzeige
Erdung und Rückleitung<br />
Automatische Erdungseinrichtung mit<br />
Typenzulassung in der Schweiz<br />
Ingolf Zielinski, Offenbach; Mike Schweller, Bern (CH)<br />
Bei Interventionen in elektrifizierten Eisenbahntunneln müssen <strong>die</strong> Rettungskräfte sicher sein, dass in<br />
ihrem Einsatzbereich <strong>die</strong> Oberleitungen abgeschaltet und geerdet sind. Außerdem müssen sie <strong>die</strong> Grenzen<br />
<strong>die</strong>ses Bereiches erkennen können, besonders wenn er nicht den ganzen Tunnel umfasst. Gemäß<br />
Anforderungen der SBB wurde eine fernbe<strong>die</strong>nbare Erdungseinrichtung entwickelt, <strong>die</strong> <strong>von</strong> der Aufsichtsbehörde<br />
<strong>die</strong> Typenzulassung bekommen hat und in einem neuen Tunnel in Zürich eing<strong>eb</strong>aut ist.<br />
AUTOMATIC EARTHING DEVICE WITH TYPE APPROVAL IN SWITZERLAND<br />
In emergency cases inside electrified railway tunnels the rescue crews must be sure that in their<br />
operational area catenaries will be cut off and earthed. Furthermore, they must be able to identify<br />
limits of this area especially if this does not enclose the complete tunnel. According to SBB requirements<br />
a remote controlled earthing device has been developed which has been approved by the<br />
supervisory board and is installed in a new tunnel at Zurich.<br />
DISPOSITIF DE MISE À LA TERRE AUTOMATIQUE AVEC HOMOLOGATION EN SUISSE<br />
Lors d’interventions dans les tunnels de lignes électrifiées, les équipes de sauvetage doivent être<br />
assurées que les caténaires sont hors circuit et mises à la terre dans le secteur d’intervention. En<br />
outre, elles doivent être en mesure de reconnaître les limites de ce secteur, notamment quand il<br />
n’englobe pas la totalité du tunnel. Conformément aux exigences des CFF, un dispositif de mise à la<br />
terre télécommandé a été mis au point et installé dans un nouveau tunnel à Zurich après homologation<br />
par l’autorité de surveillance.<br />
1 Einführung<br />
Die <strong>von</strong> Balfour Beatty Rail entwickelte Automatische<br />
Erdungseinrichtung (AEE) erdet auf eine einzige Befehlseingabe<br />
<strong>die</strong> Oberleitungen eines Eisenbahntunnels,<br />
sei es durchgehend oder abschnittsweise, in automatischem<br />
Ablauf. Sie schafft damit schneller sichere<br />
Bereiche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Interventionskräfte als aufzurufendes<br />
Personal <strong>die</strong>s kann. Dazu übernimmt sie <strong>die</strong> letzten<br />
drei Schritte gemäß den fünf elektrotechnischen<br />
Sicherheitsregeln in der schweizerischen Fassung:<br />
• freischalten und allseitig trennen<br />
• gegen Wiedereinschalten sichern<br />
• auf Spannungslosigkeit prüfen<br />
• erden und kurzschließen<br />
• gegen benachbarte, unter Spannung stehende<br />
Teile schützen<br />
Die beiden ersten Schritte führt im Normalfall <strong>die</strong><br />
regionale Fahrstrom-Leitstelle (FSL) mittels der übergeordneten<br />
Leittechnik aus.<br />
In zweigleisigen Tunneln wird der Interventionsbereich<br />
immer über beiden Gleise gesichert.<br />
2 Grundlagen<br />
Bild 1:<br />
Erdungsschnellschalter FES 15-40-1B in Stellung aus (rechts), Antri<strong>eb</strong>skasten (links),<br />
Verbindung mit Flexball-Zug (grün) (Fotos: Driescher).<br />
Grundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung und Zulassung der<br />
AEE waren hauptsächlich:<br />
• Lastenheft [1] (siehe Kasten)<br />
• TSI Safety in Railway Tunnels (SRT) [2]<br />
• Ausführungsbestimmungen zur Eisenbahnverordnung<br />
[3]<br />
• Richtlinie Typenzulassung <strong>für</strong> Elemente <strong>von</strong> Eisenbahnanlagen<br />
[4]<br />
530 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
TABELLE 1<br />
Merkmale <strong>von</strong> AEE (CH), OLSP (DE) und OLSIG (AT).<br />
AEE SBB OLSP DB OLSIG ÖBB<br />
Erdung einleiten <strong>von</strong> der Leitstelle 1 oder vor Ort <strong>von</strong> der Leitstelle 1 oder vor Ort <strong>von</strong> der Leitstelle 1 oder vor Ort<br />
Erdung bei Spannungführender<br />
Oberleitung einleiten<br />
Entriegelt über speziellen Schlüsselschalter<br />
Enterdung verriegeln nein in der Leitstelle vor Ort mit speziellem Schlüsselschalter<br />
Erdung aufh<strong>eb</strong>en (Enterdung) nur vor Ort mit Schlüssel <strong>von</strong> der Leitstelle <strong>von</strong> der Leitstelle<br />
Erdungsschalter einschalt- und kurzschlussfest kurzschlussfest kurzschlussfest<br />
Spannungsfreiheit erkennen<br />
Spannungswandler, alternativ<br />
Stellung der speisenden Oberleitungsschalter<br />
nein<br />
Spannungswandler<br />
Anzeige der Arbeitsgrenze 2 LED-Signaltafel mit Blitz-Symbol ortfestes Schild mechanisch abgedeckt<br />
Anzeige des geerdeten Oberleitungsbereichs<br />
LED-Signaltafel mit Erde-Symbol keine keine<br />
2<br />
Hinweis am Rettungszugang 3<br />
grüne Anzeige am Steuer- und Anzeigetableau<br />
und optional beleuchtetes<br />
Hinweisschild „Oberleitung<br />
ausgeschaltet und geerdet“<br />
1<br />
SBB: Fahrstrom-Leitstelle (FSL), DB: Zentralschaltstelle (Zes), ÖBB: Energieleitstelle (ELS)<br />
2<br />
Blickrichtung Gleis<br />
3<br />
nicht am Gleis<br />
grüne Anzeige am Steuer- und<br />
Anzeigetableau<br />
nein<br />
Spannungswandler<br />
ortsfestes Schild<br />
gelbe und grüne Anzeige am Steuer-<br />
und Anzeigetableau<br />
Dabei wurde zu [4] bereits <strong>die</strong> zu erwartende Revisionsausgabe<br />
2014 berücksichtigt.<br />
Tabelle 1 vergleicht <strong>die</strong> Hauptmerkmale der AEE<br />
mit denen der entsprechenden Anlagen OLSP bei<br />
der DB und OLSIG bei der ÖBB [5].<br />
3 Technische Realisierung<br />
3.1 Technik und Funktionen<br />
Zur Primärtechnik gehören alle Komponenten. <strong>die</strong><br />
elektrisch mit der Oberleitung verbunden sind oder<br />
verbunden werden können, im Wesentlichen Spannungswandler<br />
und Erdungsschalter.<br />
Zum Erfassen der Oberleitungsspannung <strong>die</strong>nen<br />
Spannungswandler mit 110 V Nenn-Sekundärspannung.<br />
Als einschalt- und kurzschlussfester Erdungsschalter<br />
existiert bisher nur der Erdungsschnellschalter (Fast<br />
Earthing Switch) FES 15-40-1B, welcher <strong>die</strong> geforderten<br />
40 kA Kurzschlussstromstärke <strong>für</strong> 100 ms führen kann<br />
und 100 kA Kurzschlusseinschaltvermögen bei 15 kV<br />
Nennspannung erfüllt. Die Verbindung zwischen elektrischem<br />
Motorantri<strong>eb</strong> und Erdungsschalter wird im Tunnel<br />
vorzugsweise als System Flexball ausgeführt (Bild 1).<br />
Die Sekundärtechnik der AEE besteht aus Stationen<br />
(remote terminal unit, RTU) mit Steuer- und Anzeigetableau<br />
(Bild 2), und zwar<br />
• RTU-FL bei den beiderseitigen Tunnelenden und<br />
• RTU-BS an allen zwischenörtlichen Rettungszugängen.<br />
Dabei steht FL <strong>für</strong> Fahrleitung, meistens Oberleitung<br />
oder Deckenstromschiene, und BS <strong>für</strong> Be<strong>die</strong>nstation.<br />
Alle Stationen sind über ein Glasfaserkabelnetz verbunden,<br />
kommunizieren mit dem Protokoll IEC 60870-<br />
5-104 und zeigen stets alle denselben Zustand an.<br />
Mit der Primärtechnik sind nur <strong>die</strong> RTU-FL verbunden.<br />
Sie erfassen und verarbeiten dabei kontinuierlich<br />
<strong>die</strong> Oberleitungsspannung oder alternativ<br />
<strong>die</strong> Stellung der Trennschalter zu den angrenzenden<br />
Oberleitungen sowie der Erdungsschalter, steuern<br />
<strong>die</strong>se und übertragen den Schaltzustand an alle anderen<br />
Stationen.<br />
Die Trennschalter zu den angrenzenden Oberleitungen<br />
und an eventuellen Längstrennungen im<br />
Tunnel werden <strong>von</strong> der FSL gesteuert, und <strong>die</strong> Fernwirkstationen<br />
da<strong>für</strong> gehören nicht zur AEE. Eine der<br />
RTU-FL kommuniziert mit der FSL.<br />
3.2 Be<strong>die</strong>nung<br />
Die Be<strong>die</strong>ntableaus <strong>von</strong> RTU-FL und RTU-BS haben<br />
folgende Funktionen (Bild 3):<br />
Solange <strong>die</strong> Oberleitung Spannung führt, sind<br />
alle Anzeigen dunkel und zeigen damit an, dass im<br />
Normalfall kein Erdungsvorgang eingeleitet werden<br />
kann. Dies ist erst in spannungslosem Zustand möglich,<br />
und zwar sowohl <strong>von</strong> der FSL per Fernsteuerbefehl<br />
an <strong>die</strong> AEE als auch an jedem Tableau am oder<br />
im Tunnel durch Betätigen des roten Drucktasters.<br />
Bei spannungsloser Oberleitung leuchten oben<br />
links rote Anzeigen dauernd, während des Erdungs-<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
531
Erdung und Rückleitung<br />
FSL<br />
Kommunikations-Protokoll<br />
IEC 60870-5-104<br />
AEE<br />
Signalltafel zweiseitig<br />
Blitzpfeil: Verlassen des<br />
Rettungsbereichs<br />
Kommunikations-Netzwerk im Tunnel<br />
(optischer Ring)<br />
Erdungssymbol: Betreten<br />
des Rettungsbereichs<br />
RTU-FL<br />
Optional<br />
(nur Stellungsmeldung)<br />
RTU-BS<br />
1…n<br />
RTU-FL<br />
Optional<br />
(nur Stellungsmeldung)<br />
M<br />
M<br />
Steuer- und<br />
Anzeigetableau<br />
M<br />
M<br />
M<br />
M<br />
M<br />
M<br />
FSL<br />
Sicherer Bereich<br />
FSL<br />
Bild 2:<br />
Prinzipielle Konfiguration Automatische Erdungseinrichtung (AEE) (Bilder 2 bis 5 und 7: Balfour Beatty Rail).<br />
Bei Längsunterteilungen der Oberleitung, <strong>die</strong> <strong>von</strong><br />
TSI bei über 5 km langen Tunneln vorgeschri<strong>eb</strong>en<br />
sind, werden <strong>die</strong> Abläufe projektbezogen gestaltet.<br />
3.3 Anzeigen<br />
Bild 3:<br />
AEE-Steuer- und Anzeigetableau.<br />
vorgangs blinken sie, und grüne Anzeigen oben rechts<br />
signalisieren <strong>die</strong> beidseitig geerdete Oberleitung.<br />
Anders als in Deutschland und Österreich lässt<br />
sich mit der AEE der Erdungsvorgang auch bei Spannung<br />
führender Oberleitung starten, zum Beispiel<br />
im Notfall. Dazu müssen dann gleichzeitig Schlüsselschalter<br />
und Drucktaster betätigt werden.<br />
Die AEE steuert und überwacht auch das Enterden,<br />
der Befehl da<strong>für</strong> kommt aber <strong>von</strong> einem externen, vom<br />
Betreiber einzurichtenden und zu sichernden Gerät.<br />
Ein per AEE geerdeter Oberleitungsbereich wird mit<br />
paarigen so genannten Signaltafeln angezeigt, <strong>die</strong><br />
mit den Rückseiten dicht gegeneinander montiert<br />
werden und jeweils in Blickrichtung den Anfang des<br />
Bereichs mit dem Erde-Symbol und seine Grenze mit<br />
dem Blitz-Symbol aus LED anzeigen (Bild 4).<br />
Diese Signaltafeln müssen in örtlich festzulegendem<br />
Abstand zu Spannung führenden Teilen<br />
angrenzender Oberleitungen ang<strong>eb</strong>racht werden,<br />
zweckmäßig nahe bei den Erdungsschaltern.<br />
Über seitlichen Rettungszugängen, an denen sich<br />
<strong>die</strong> RTU-BS befinden, können optional Leuchtschriften<br />
auf <strong>die</strong> geerdete Oberleitung hinweisen (Bild 5).<br />
4 Typenzulassung<br />
4.1 Rechtliche Grundlagen<br />
Das schweizerische Eisenbahnrecht besteht aus dem<br />
Eisenbahngesetz, der Eisenbahnverordnung und den<br />
Ausführungsbestimmungen zu letzterer [6]; zudem<br />
können weitere Vorschriften relevant sein (Tabelle 2).<br />
532 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
Nach EBG erteilt das Bundesamt <strong>für</strong> Verkehr (BAV)<br />
eine Typenzulassung (TZ) <strong>für</strong> Fahrzeuge, Elemente<br />
<strong>von</strong> Fahrzeugen sowie <strong>für</strong> Elemente <strong>von</strong> Eisenbahnanlagen,<br />
<strong>die</strong> in gleicher Weise und Funktion verwendet<br />
werden sollen, wenn der Antragsteller den<br />
Sicherheitsnachweis erbracht hat und das Vorhaben<br />
den Vorschriften entspricht.<br />
Nach EBV kann ein solcher Antrag gestellt werden,<br />
sofern <strong>die</strong> TZ geeignet ist, Verfahren zu vereinfachen.<br />
Soweit der Antragsteller im Rahmen eines Plangenehmigungs-<br />
oder Betri<strong>eb</strong>sbewilligungsverfahrens <strong>für</strong><br />
den Bewilligungsgegenstand oder Teile da<strong>von</strong> eine<br />
oder mehrere TZ hat und <strong>die</strong> Konformität mit dem<br />
Typ erklärt, geht das BAV da<strong>von</strong> aus, dass der typenzugelassene<br />
Teil des Bewilligungsgegenstands den<br />
zum Zeitpunkt der TZ-Erteilung geltenden Vorschriften<br />
entspricht. Der Antragsteller muss jedoch darlegen,<br />
dass <strong>die</strong> TZ auf den vorgesehenen Betri<strong>eb</strong> und<br />
dessen Einsatzbedingungen anwendbar ist.<br />
Bild 4:<br />
Einbausituation Weinbergtunnel DML Zürich.<br />
1 Erdungsschnellschalter in Stellung aus<br />
2 Flexball-Zug<br />
3 Schalterstellungs-Meldeleitung<br />
4 LED-Signaltafeln (in Blickrichtung <strong>für</strong> Erde-Symbol)<br />
4.2 Einsatz eines Produkts im schweizerischen<br />
Eisenbahnnetz<br />
Für den Einsatz eines Produktes im schweizerischen<br />
Eisenbahnnetz gibt es mehrere Wege (Bild 6).<br />
Bei Variante A wird im Plangenehmigungsverfahren<br />
(PGV) bewertet und festgestellt, ob das Produkt konform<br />
mit den hoheitlichen Vorschriften in das Projekt integriert<br />
ist. Sie eignet sich <strong>für</strong> nur selten eingesetzte Produkte.<br />
Allerdings ist dann <strong>die</strong> Konformität in jedem PGV<br />
erneut zu prüfen, was dessen Durchlaufzeit verlängert.<br />
Wenn das Produkt unter gleichen Anwendungsbedingungen<br />
mehrfach eingesetzt werden soll,<br />
empfiehlt sich Variante B. Hierbei wird seine Vorschriftenkonformität<br />
unter definierten Anwendungsbedingungen<br />
einmal geprüft, und in den nachfolgenden<br />
PGV deklariert der Antragsteller <strong>die</strong> Konformität<br />
mit dem zugelassenen Typ. Das BAV prüft dann nur,<br />
ob <strong>die</strong> in der TZ festgelegten Anwendungsbedingungen<br />
zu den Projektanforderungen passen.<br />
Bild 5:<br />
Hinweis über seitlichem Rettungszugang.<br />
Bei Variante C wird <strong>die</strong> TZ im Nachgang zu einem<br />
PGV erwirkt.<br />
4.3 Typenzulassung oder Bewilligung zur<br />
Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />
Wenn der Antragsteller nachweist, dass der Zulassungsgegenstand<br />
unter den beantragten Anwendungsbedingungen<br />
bereits eingesetzt wurde und<br />
somit Betri<strong>eb</strong>serfahrungen vorliegen, erteilt das BAV<br />
nach erfolgreicher Prüfung eine TZ. Liegen derartige<br />
Nachweise nicht vor, kann das BAV vor der Erteilung<br />
TABELLE 2<br />
Rechtsgrundlagen <strong>für</strong> Typenzulassung in Schweizer Eisenbahnwesen.<br />
Langtitel Kurztitel, Abkürzung SR-Nummer 1<br />
Eisenbahnrecht<br />
Eisenbahngesetz<br />
Verordnung über den Bau und Betri<strong>eb</strong> der Eisenbahnen<br />
Ausführungsbestimmungen zur Eisenbahnverordnung<br />
Elektrizitätsrecht<br />
Bundesgesetz betreffend <strong>die</strong> elektrischen Schwach- und Starkstromanlagen<br />
Vorordnung über elektrische Starkstromanlagen<br />
Vorordnung über elektrische Leitungen<br />
Umweltrecht<br />
Bundesgesetz über den Umweltschutz<br />
Gewässerschutzverordnung<br />
Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung<br />
EBG<br />
Eisenbahnverordnung, EBV<br />
AB-EBV<br />
Elektrizitätsgesetz, EleG<br />
Starkstromverordnung<br />
Leitungsverordnung, LeV<br />
1<br />
Systematische Sammlung des Bundesrechts der Schweiz (Systematische Rechtssammlung)<br />
Umweltschutzgesetz, USG<br />
GSchV<br />
NISV<br />
742.101<br />
742.141.1<br />
742.141.11<br />
734.0<br />
734.2<br />
734..31<br />
814.01<br />
814.201<br />
814.710<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
533
Erdung und Rückleitung<br />
A<br />
Plangenehmigungsverfahren (PGV)<br />
→ Vorschriftskonformität der Planung feststellen<br />
→ Einsatzeignung <strong>von</strong> Produkten entsprechend den<br />
aktuellen Projekt(haupt)anforderungen feststellen<br />
B<br />
Typenzulassung (TZ)<br />
→ Anwendungsbedingung<br />
PGV Projekt A<br />
→ (Haupt-) Anforderungen<br />
PGV Projekt B<br />
→ (Haupt-) Anforderungen<br />
C<br />
Typenzulassung (TZ)<br />
PGV Projekt n<br />
→ (Haupt-) Anforderungen, Vorschrifteneinhaltung<br />
Bild 6:<br />
Zulassungsverfahren (Grafik: BAV).<br />
TABELLE 3<br />
der eigentlichen TZ eine Bewilligung zur Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />
verfügen. Hierbei soll aufgezeigt werden,<br />
• dass das Objekt <strong>die</strong> Anforderungen in der Praxis<br />
erfüllt,<br />
• dass im realen Betri<strong>eb</strong> keine Ereignisse auftreten,<br />
welche <strong>die</strong> Zuverlässigkeits- und Sicherheitsziele<br />
in Frage stellen,<br />
• dass <strong>die</strong> Anforderungen der Anwender erfüllt<br />
werden und<br />
• wie weit noch <strong>die</strong> Anwenderdokumente aufgearbeitet<br />
werden müssen.<br />
Unterlagen zum Antrag auf Typenzulassung.<br />
Zulassungskonzept<br />
Sicherheitsnachweisführung<br />
Lastenheft SBB<br />
Gefahrenanalyse<br />
Komponentenliste<br />
Fehlermöglichkeits- und einflussanalyse (FMEA), Fehlerbaumanalyse (FTA)<br />
Prozessbeschreibung und technische Beschreibung<br />
Instandhaltungsanleitung, Be<strong>die</strong>nungsanleitung<br />
Sachverständigenvali<strong>die</strong>rungsbericht<br />
Sachverständigenkonzeptgutachten<br />
Der Antragsteller muss dazu einen Erprobungsort<br />
auswählen, <strong>die</strong> Einwilligung und Mitarbeit des Betreibers<br />
einholen und <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>serprobung im Rahmen<br />
der erteilten Bewilligung verantwortlich durchführen.<br />
Diese Bewilligung entbindet nicht <strong>von</strong> der Plangenehmigungs-<br />
oder Betri<strong>eb</strong>sbewilligungspflicht.<br />
Nach Abschluss der Betri<strong>eb</strong>serprobung reicht<br />
der Antragsteller dem BAV einen Bericht mit allen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beurteilung erforderlichen Inhalten und geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />
bereinigte Nachweis- und Anwenderdokumente<br />
ein. Nach erfolgreicher Prüfung erteilt<br />
das BAV <strong>die</strong> TZ [4].<br />
4.4 Typenzulassung der AEE<br />
Im Mai 2012 hatten <strong>die</strong> deutsche Balfour Beatty Rail<br />
GmbH und <strong>die</strong> schweizerische Kummler+Matter beim<br />
BAV <strong>die</strong> TZ einer automatischen Erdungseinrichtung<br />
beantragt. Mit geplanten Anwendungen im Gotthard-Basistunnel<br />
(GBT) und bei der Durchmesserlinie<br />
(DML) Zürich war der Sachverhalt der Mehrfachanwendung<br />
und somit <strong>die</strong> Grundvoraussetzung <strong>für</strong><br />
eine TZ geg<strong>eb</strong>en. Zur Beschreibung des Antragsgegenstandes<br />
und als Sicherheitsnachweise <strong>die</strong>nten <strong>die</strong><br />
in Tabelle 3 genannten Unterlagen.<br />
Die Beurteilung stützte sich hauptsächlich auf <strong>die</strong><br />
EBV und <strong>die</strong> AB-EBV. Als anerkannte Regeln der Technik<br />
wurden zahlreiche deutsche, schweizerische, europäische<br />
und internationale Normen und Richtlinien sowie<br />
harmonisierte Dokumente herangezogen. Ferner wurde<br />
eine bestehende TZ des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
(EBA) <strong>für</strong> <strong>die</strong> OLSP in Deutschland berücksichtigt.<br />
Die Prüfung des BAV bezüglich der Anwendungsbedingungen<br />
konzentrierte sich in erster Linie auf <strong>die</strong><br />
gesetzlichen und normativen Vorschriften und stützte<br />
sich auf <strong>die</strong> vorliegenden Sachverständigenberichte.<br />
Dabei wurde im Rahmen einer risikoorientierten,<br />
stichprobenartigen Prüfung festgestellt, dass der Antragsgegenstand<br />
den hoheitlichen Anforderungen<br />
unter Berücksichtigung <strong>von</strong> zu erteilenden Auflagen<br />
nicht widerspricht. Die TZ wurde somit erteilt.<br />
534 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
Auf <strong>die</strong> Durchführung einer Betri<strong>eb</strong>serprobung im<br />
schweizerischen Eisenbahnnetz verzichtete das BAV<br />
aus folgenden Gründen:<br />
• Das Grundprinzip <strong>die</strong>ser Erdungseinrichtung<br />
wurde bereits bei anderen Produkten des Herstellers<br />
angewendet und vom EBA in Deutschland<br />
zugelassen.<br />
• Systeme, <strong>die</strong> nach <strong>die</strong>sem Grundprinzip arbeiten, sind<br />
bereits bei der DB und der ÖBB erfolgreich im Einsatz.<br />
• Eine Betri<strong>eb</strong>serprobung im eigentlichen Sinn ist<br />
nicht zielführend, weil das System nur im Ereignisfall<br />
aktiviert wird.<br />
• Die Einrichtung wird periodisch getestet.<br />
Ersatzweise ordnete das BAV mit Blick auf <strong>die</strong> speziellen<br />
Anwendungsbedingungen und <strong>die</strong> Besonderheiten<br />
des schweizerischen Eisenbahnnetzes an:<br />
• Vor der so genannten erstmaligen Inbetri<strong>eb</strong>nahme ist<br />
ein mindestens zweiwöchiger Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> mit mindestens<br />
20 Probeschaltungen durchzuführen, <strong>die</strong>se<br />
sind zu protokollieren und auszuwerten, dabei sind<br />
allfällige Fehler zu identifizieren und zu beh<strong>eb</strong>en,<br />
• danach ist <strong>die</strong> Anlage durch das BAV im Rahmen<br />
einer Kontrolle vor Ort abnehmen zu lassen.<br />
Bild 7:<br />
Einbausituation Weinbergtunnel DML Zürich.<br />
1 Erdungsschnellschalter in Stellung aus<br />
2 Flexball-Zug<br />
3 Schalterstellungs-Meldeleitung<br />
4 LED-Signaltafeln (in Blickrichtung <strong>für</strong><br />
Erde-Symbol)<br />
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Erdung und Rückleitung<br />
HINTERGRUND<br />
Auszüge aus Lastenheft der SBB <strong>für</strong> Automatische Erdungseinrichtung<br />
(Dokument FS 2010-100)<br />
Mit der Automatischen Erdungseinrichtung (AEE) werden Fahrstromanlagen<br />
(Oberleitungen, Verstärkungsleitungen, usw.) eines definierten Bereiches,<br />
<strong>die</strong> sich üblicherweise in einem Tunnel befinden, sicher geerdet.<br />
Eine sichere Erdung der Oberleitung ist zum Personenschutz des Interventionspersonals<br />
bei Ereignissen (Brand, Havarie, usw.) erforderlich.<br />
Der automatische Erdungsvorgang wird in der Leitstelle oder durch<br />
Tastendruck vor Ort ausgelöst. Bei spannungsloser Oberleitung setzt <strong>die</strong><br />
AEE den Ein-Befehl an <strong>die</strong> Erdschalter ab. Bei anstehender Spannung<br />
verhindert eine Verriegelung das Kurzschließen der Oberleitung mit der<br />
Rückleitung. Diese Verriegelung kann an den da<strong>für</strong> bezeichneten Be<strong>die</strong>nstellen<br />
mit einem Schlüssel aufgehoben werden.<br />
Die Ausbefehlsgabe an <strong>die</strong> AEE kann nur an einer definierten Stelle<br />
und mit einem Werkzeug/Schlüssel erfolgen.<br />
Die AEE ist <strong>für</strong> folgende Anwendungsfälle vorgesehen:<br />
• Tunnel mit einer oder mehreren Spuren<br />
• Tunnel ohne und mit Längssektionierung<br />
• Tunnel mit oder ohne seitliche Zugänge<br />
• Tunnel mit oder ohne Abzweig<br />
• …mit Be<strong>die</strong>ntafeln an geschützten und an frei zugänglichen Orten.<br />
Die Erdungsschalter sind einschalt- und kurzschlussfest. Die Erdungsschalter<br />
können auch manuell mittels Kurbel ein- und ausgeschaltet werden.<br />
4.5 Besondere Auflagen<br />
Im Rahmen des TZ-Verfahrens waren zwei Punkte<br />
nicht vollständig spezifiziert. Der eine betraf <strong>die</strong> Eigenschaften<br />
der im Tunnel eingesetzten Kabel. Sofern<br />
<strong>die</strong>se bei einem Brand dem Feuer ausgesetzt sind,<br />
müssen sie laut AB-EBV verminderte Brandfortleitung<br />
sowie geringe Rauchdichte haben und halogenfrei<br />
sein. Diese Forderungen lassen sich mit IEC-konformen<br />
Kabeln und geeigneter Verlegung erfüllen. Der<br />
Antragsteller muss folglich <strong>die</strong> Eigenschaften der Kabel<br />
den jeweiligen Projektbedingungen anpassen.<br />
Der andere Punkt betraf <strong>die</strong> elektrischen Verbindungen<br />
des Erdungsschalters mit der Oberleitung<br />
und der Rückleitung. Hierzu hat der Antragsteller in<br />
jedem Anwendungsprojekt <strong>die</strong> Ersteller und Betreiber<br />
der Anlagen zu informieren, dass eine Risikoabschätzung<br />
durchzuführen ist. Allenfalls sind weitere<br />
Maßnahmen zum Einhalten der maximal zulässigen<br />
Berührungsspannung umzusetzen.<br />
5 Erste Anwendung<br />
Das erste Anwendungsprojekt <strong>für</strong> <strong>die</strong> AEE ist der<br />
knapp 5 km lange zweigleisige Weinbergtunnel der<br />
DML in Zürich (Bild 7). Dieser hat einen parallelen<br />
Flucht- und Rettungsstollen, an dessen Anfang und<br />
Ende jeweils eine RTU-FL und in dessen neun Querschlägen<br />
zum Fahrtunnel jeweils eine RTU-BS installiert<br />
ist. Aktuelle Projektbeschreibungen zeigen zwar<br />
Weichenverbindungen im Tunnel, <strong>die</strong> jedoch dicht<br />
bei den Portalen liegen und deren Deckenstromschienen<br />
nicht <strong>von</strong> der AEE erfasst werden.<br />
Anfang April 2014 wurde hier der geforderte<br />
zweiwöchige Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> mit 20 Probeschaltungen<br />
in unterschiedlichen Ausgangssituationen erfolgreich<br />
absolviert. Nachdem dann <strong>die</strong> angeordnete<br />
Kontrolle und Abnahme durch das BAV im April<br />
2014 durchgeführt war, war <strong>die</strong> AEE zur Eröffnung<br />
der DML am 12. Juni 2014 betri<strong>eb</strong>sbereit.<br />
The English translation is published in <strong>eb</strong> international<br />
2014.<br />
Literatur<br />
[1] SBB: Lastenheft Automatische Erdungseinrichtung (FS<br />
2012-100).<br />
[2] Richtlinie 2008/163/EG: Technische Spezifikation <strong>für</strong> <strong>die</strong> Interoperabilität<br />
bezüglich „Sicherheit in Eisenbahntunneln“.<br />
[3] Bundesamt <strong>für</strong> Verkehr: Ausführungsbestimmungen zur<br />
Eisenbahnverordnung, Stand 01.08.2013.<br />
[4] Bundesamt <strong>für</strong> Verkehr: Richtlinie V1.0 Typenzulassung<br />
<strong>für</strong> Elemente <strong>von</strong> Eisenbahnanlagen, Stand 01.10.2010.<br />
[5] Dölling, A.; Focks, M.; Gumberger, G.: Fahrleitungserdung<br />
– automatisiert mit Sicat ® AES. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
111 (2013), H. 3, S. 172–184.<br />
[6] Wili, U.: Neues Schweizer Vorschriftensystem <strong>für</strong> elektrische<br />
<strong>Bahnen</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 5,<br />
S. 320–324; H. 10, S. 586–592.<br />
AUTORENDATEN<br />
Ingolf Zielinski (62), Studium Nachrichtentechnik,<br />
Fachrichtung Automatisierungstechnik,<br />
Fachhochschule Darmstadt<br />
bis 1974; bis 1989 Projektmanager, <strong>von</strong><br />
1989 bis 2000 Leiter Projektabwicklung bei<br />
repas AEG Automation GmbH in Dreieich;<br />
bis 2011 Projektmanager und Vertri<strong>eb</strong>s-<br />
Support <strong>für</strong> Netzleitsystem, seitdem<br />
Produktmanager Schutz-, Steuer- und<br />
Leittechnik bei Balfour Beatty Rail GmbH.<br />
Adresse: Balfour Beatty Rail GmbH,<br />
Frankfurter Straße 111,<br />
63067 Offenbach, Deutschland;<br />
E-Mail: ingolf.zielinski@bbrail.com<br />
Dipl.-Ing. Mike Schweller (49), Studium<br />
Elektrotechnik Hochschule <strong>für</strong> Verkehrswesen<br />
„Friedrich List“ Dresden bis 1992;<br />
bis 2007 Projekteur, Fachgruppenleiter<br />
und Chief Engineer <strong>für</strong> Bahnstromanlagen<br />
bei Siemens Transportation Systems in<br />
Erlangen, seitdem stellvertretender Leiter<br />
<strong>Elektrische</strong> Anlagen im Bundesamt <strong>für</strong><br />
Verkehr (BAV); Mitglied CENELEC SC9XC<br />
WG C1 und C17 sowie TK9 Schweiz.<br />
Adresse: Bundesamt <strong>für</strong> Verkehr,<br />
3003 Bern, Schweiz;<br />
E-Mail: mike.schweller@bav.admin.ch<br />
536 112 (2014) Heft 8-9
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Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung in Textform. Zur<br />
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✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAEBAH2014<br />
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Erdung und Rückleitung<br />
Beanspruchungsermittlung <strong>von</strong><br />
Niederspannungsbegrenzern bei<br />
Gleichstrombahnen durch Simulation<br />
Pascal Höfig, Sven Körner, Arnd Stephan Dresden; Bernhard Richter, Bernhard Doser,<br />
Wettingen (CH)<br />
Spannungsbegrenzungseinrichtungen (VLD) werden bei Gleichstrombahnen zur Gewährleistung<br />
des Personenschutzes an den Streckenanlagen eingesetzt. Für <strong>die</strong> Festlegung geeigneter Einbauorte<br />
<strong>von</strong> VLD und <strong>für</strong> ihre Dimensionierung sind Kenntnisse über <strong>die</strong> Beanspruchung bei typischen<br />
Bahnbetri<strong>eb</strong>sszenarien notwendig. Durch den Einsatz <strong>von</strong> Simulationsprogrammen werden Aussagen<br />
zum Problemkreis gewonnen.<br />
INVESTIGATION OF THE LOAD OF VOLTAGE LIMITING DEVICES IN DC RAILWAYS USING SIMU-<br />
LATION<br />
In DC railways voltage limiting devices (VLD) are used for protection of human health against electrical<br />
hazards in facilities along the line. The determination of suitable positions and rating of VLDs<br />
require knowledge about the load in railway-specific applications. Simulation software can be used<br />
to answer question regarding the complex of problems.<br />
CALCUL DES CONTRAINTES DE LIMITEURS DE BASSES TENSIONS SUR LES LIGNES À COURANT<br />
CONTINU PAR SIMULATION<br />
Les limiteurs de tension (VLD) sont utilisés sur les lignes électrifiées en courant continu pour garantir<br />
la sécurité des personnes travaillant sur les voies. Pour déterminer des emplacements appropriés<br />
pour l’installation de VLD ainsi que leur dimensionnement, il est nécessaire de connaître les<br />
contraintes dérivant de scénarios typiques d’exploitation. Le recours à des programmes de simulation<br />
donne des informations sur cette problématique.<br />
1 Einführung<br />
Spannungsbegrenzungseinrichtungen (englisch:<br />
Voltage Limiting Device; VLD) werden bei mit<br />
Gleichstrom betri<strong>eb</strong>enen elektrischen <strong>Bahnen</strong> zur<br />
Gewährleistung des Personenschutzes an den Streckenanlagen<br />
zwischen Erde und isoliert verlegter<br />
Gleisanlage zur Potentialüberwachung eingesetzt.<br />
Bei Überschreitung normativ festgelegter Grenzwerte<br />
[1] sollen sie einen temporären Potenzialausgleich<br />
herstellen und somit das Abgreifen der<br />
Berührungsspannungen im Fehlerfall (VLD-F) oder<br />
der abgreifbaren Spannung im Betri<strong>eb</strong> (VLD-O)<br />
durch Personen verhindern.<br />
Für <strong>die</strong> Festlegung geeigneter Einbauorte der VLD<br />
und <strong>für</strong> ihre elektrotechnische Bemessung ist <strong>die</strong><br />
Kenntnis der zu erwartenden Beanspruchungen eine<br />
wesentliche Voraussetzung. Die Höhe und <strong>die</strong> Dauer<br />
der tatsächlich auftretenden Potenzialdifferenzen<br />
und Ableitströme sind jedoch <strong>von</strong> zahlreichen gleisbau-,<br />
bahnstrom- und fahrzeugtechnischen Parametern<br />
sowie <strong>von</strong> bahnbetri<strong>eb</strong>lichen und äußeren<br />
Randbedingungen abhängig.<br />
2 Ausgangslage<br />
2.1 Untersuchungsmethodik<br />
Zu den Grundlagen gehören <strong>die</strong> Darstellung der<br />
relevanten Normen und der Funktionsweise <strong>von</strong><br />
Niederspannungsbegrenzern, <strong>die</strong> Definition wesentlicher<br />
physikalischer Einflussparameter auf <strong>die</strong><br />
Gleis-Erde-Spannung und <strong>die</strong> Beschreibung der<br />
Anforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung der Aufgabe in<br />
einem Simulationsmodell. Die Simulationsmodelle<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschreibung der elektrotechnischen Verhältnisse<br />
der Stromableitung gegen Erde basieren<br />
auf den Ausführungen in [2] bis [5]. Nach erfolgter<br />
Grundlagenaufbereitung wurden parametersensitive<br />
Simulationsszenarien <strong>für</strong> Gleichstrombahnsysteme<br />
erstellt und <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannungen durch<br />
Simulationsrechnungen ermittelt. In Abhängigkeit<br />
der Höhe der Gleis-Erde-Spannungen wurden Einbauorte<br />
<strong>für</strong> VLD bestimmt. Die VLD sind in Form<br />
<strong>von</strong> Schaltern mit Innenwiderstand und durch <strong>die</strong><br />
Definition <strong>von</strong> Schaltbedingungen modellierbar. In<br />
<strong>die</strong> Simulationsszenarien wurde das Modell der VLD<br />
538 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
entsprechend der Einbauorte integriert. Bei weiteren<br />
Simulationen wurden <strong>die</strong> Höhe und <strong>die</strong> Dauer<br />
der Ableitströme durch <strong>die</strong> Niederspannungsbegrenzer<br />
im geschlossenen Zustand berechnet. Die<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse aus der Simulation wurden zusammengestellt<br />
und bewertet. Aufbauend auf den Erg<strong>eb</strong>nissen<br />
wurden Empfehlungen <strong>für</strong> den Einsatz und <strong>die</strong><br />
Dimensionierung <strong>von</strong> VLD abgeleitet.<br />
2.2 Normative Grundlagen und<br />
Wirkungsprinzipien<br />
Die EN 50122-1 [1]unterscheidet zwei Typen <strong>von</strong><br />
Spannungsbegrenzungseinrichtungen.<br />
Der VLD-F (F: Failure) schützt vor unzulässigen Berührungsspannungen<br />
im Fehlerfalle dadurch, dass er<br />
berührbare leitende Teile mit dem Rückleiter verbindet<br />
was zum Abschalten der Leitung führt.<br />
Der VLD-O (O: Operation) schützt vor unzulässigen<br />
Berührungsspannungen, <strong>die</strong> im normalen Betri<strong>eb</strong><br />
und im Fehlerfall (Strompfad identisch) auftreten.<br />
Er verbindet geerdete Strukturen mit dem<br />
Rückleiter. Das Abschalten der Leitung durch das<br />
Ansprechen des VLD-O ist nicht beabsichtigt.<br />
Im Jahre 2014 ist <strong>die</strong> Norm EN 50526-2 [6] erschienen,<br />
welche <strong>die</strong> Anforderungen und Prüfungen<br />
an Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
beschreibt, <strong>die</strong> in ortsfesten Gleichstrombahnanwendungen<br />
genutzt werden. Diese Norm unterscheidet<br />
vier verschiedene Klassen <strong>von</strong> Spannungsbegrenzungseinrichtungen:<br />
• Klasse 1: Spannungsdurchschlagssicherungen<br />
• Klasse 2: Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
basierend auf elektronischen Schaltelementen<br />
wie Thyristoren<br />
• Klasse 3: Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
basierend auf einem mechanischen Schalter<br />
• Klasse 4: Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
basierend auf einem mechanischen Schalter und<br />
zusätzlichen elektronischen Schaltelementen,<br />
beispielsweise Thyristoren<br />
Die Geräte der Klassen 1 und 2 sind passiv, das heißt<br />
sie benötigen keine Energieversorgung und können<br />
auf der Strecke eingesetzt werden. Die Geräte der<br />
Klassen 3 und 4 benötigen eine Energieversorgung<br />
und sind <strong>für</strong> den Einsatz in den Stationen vorgesehen.<br />
Die Geräte der Klasse 1 sind in der Regel nicht<br />
rückstellbar, da <strong>die</strong> Elektroden nach dem Stromfluss<br />
verschweißen und einen Kurzschluss bilden.<br />
Die Geräte der Klasse 2 sind im spezifizierten<br />
Belastungsbereich reversibel, bei darüber hinausgehenden<br />
Belastungen legieren <strong>die</strong> elektronischen<br />
Schaltelemente durch und bilden einen Kurzschluss.<br />
Diese Geräte benötigen zum Löschen einen Stromnulldurchgang.<br />
Die Geräte der Klassen 3 und 4 sind reversibel im<br />
spezifizierten Belastungsbereich und können spezifizierte<br />
Lastströme abschalten.<br />
2.3 Einflussparameter auf <strong>die</strong> Gleis-Erde-<br />
Spannung<br />
Spannungsbegrenzungseinrichtungen als elektrische<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel haben <strong>die</strong> Aufgabe unzulässig hohe<br />
Gleis-Erde-Spannungen zu begrenzen. Bei Gleichstrombahnen<br />
werden <strong>die</strong> Schienen eines Gleises<br />
und <strong>die</strong> Gleise einer Strecke elektrisch untereinander<br />
querverbunden. Damit kann anstelle <strong>von</strong> den in [1]<br />
definierten Schienenpotenzialen synonym <strong>von</strong> Gleis-<br />
Erde-Spannung gesprochen werden [2].<br />
Um Aussagen über Einsatzorte und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dimensionierung<br />
im Betri<strong>eb</strong> zu treffen, ist zunächst eine<br />
Analyse der <strong>die</strong> Höhe der Gleis-Erde-Spannung bestimmenden<br />
Parameter erforderlich. Als wesentliche<br />
Einflussparameter werden festgelegt:<br />
• der Rückstrom der Fahrzeuge zum Unterwerk<br />
• der Längswiderstand der Fahrschienen<br />
• der Ableitungsbelag Gleis-Erde<br />
• <strong>die</strong> Länge der Speiseabschnitte<br />
Diese Parameter werden im Folgenden detailliert diskutiert.<br />
Bei der Leistungsübertragung zwischen Unterwerk<br />
und Fahrzeug fließt bei positiver Polarität der Fahrleitung<br />
ein entsprechender Traktionsstrom durch <strong>die</strong> Fahrleitung,<br />
der als Rückstrom durch <strong>die</strong> Schiene zum Unterwerk<br />
zurückfließt. Diese Rückströme in der Fahrschiene<br />
erzeugen sowohl Längsspannungsfälle in der Schiene<br />
als auch Spannungen zwischen der Fahrschiene und<br />
dem Erdreich, <strong>die</strong> sogenannte Gleis-Erde-Spannung.<br />
Die Höhe des Rückstroms hängt <strong>von</strong> dem sich einstellenden<br />
Spannungsniveau auf Basis der Leistungsaufnahme,<br />
oder Leistungsabgabe beim Bremsen,<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und den Widerstandsverhältnissen<br />
des elektrischen Kreises ab. Dieses Spannungsniveau<br />
wird zusätzlich durch <strong>die</strong> Nennspannung des<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystems bestimmt. Bei gleichem<br />
Strom steigt <strong>die</strong> übertragbare Leistung linear<br />
mit der Spannung an.<br />
Möglichkeiten zur Reduzierung des Rückstromanteils<br />
in den Schienen sind <strong>die</strong> zweiseitige Speisung<br />
einer Strecke, <strong>die</strong> Verlegung zusätzlicher Rückleitungskabel<br />
und <strong>die</strong> Querkupplung der Gleise.<br />
Der Längswiderstand R der Fahrschienen geht<br />
nach dem Ohmschen Gesetz in gleicher Weise wie<br />
der Betri<strong>eb</strong>sstrom in <strong>die</strong> Berechnung der Gleis-Erde-<br />
Spannung ein. Bei der Betrachtung sind auch mögliche<br />
Schienen- und Gleisquerverbindungen zu berücksichtigen.<br />
Um <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung zu verringern, muss<br />
der Rückleitungswiderstand reduziert werden. Eine<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
539
Erdung und Rückleitung<br />
zweiseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
Fahrzeug<br />
BR 481<br />
Möglichkeit der Reduzierung ist <strong>die</strong> Nutzung aller<br />
Fahrschienen als Rückleiter. Diese Konfiguration ist<br />
bei Gleisstromkreisen, <strong>die</strong> nur eine Fahrschiene als<br />
Rückleiter gestatten, nicht möglich.<br />
Um den Längswiderstand weiter zu senken, sollten<br />
<strong>die</strong> Schienen außerdem nach dem Stand der Technik<br />
längsverschweißt sein. Falls Längsverlaschungen<br />
zur elektrischen Durchverbindung genutzt werden,<br />
sollten <strong>die</strong>se dabei so niederohmig wie möglich sein,<br />
um den Längswiderstand der Fahrschienen nicht signifikant<br />
zu erhöhen.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Senkung des Rückleitungswiderstands<br />
ist <strong>die</strong> zusätzliche Nutzung <strong>von</strong><br />
Rückleitungsverstärkungsleitungen. Verwendet werden<br />
heutzutage Kabel, bestehend aus Aluminium<br />
oder Kupfer mit einem Querschnitt <strong>von</strong> 300 mm²<br />
bis 500 mm². In älteren Anlagen können auch Querschnitte<br />
bis zu 1 000 mm² aus der Parallelschaltung<br />
mehrerer Einzelkabel vorhanden sein.<br />
Durch <strong>die</strong> Rückleitungsverstärkung wird der nutzbare<br />
Rückleitungsquerschnitt erhöht und somit der<br />
gesamte Längswiderstand gesenkt. Dieser zusätzliche<br />
geschaffene Rückleitungspfad ermöglicht dem<br />
Strom außerdem einen weiteren Rückleitungsweg<br />
anstelle der Schiene, so dass <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung<br />
gesenkt wird.<br />
Bei dem Einfluss der Gleisisolierung auf <strong>die</strong> Gleis-<br />
Erde-Spannung kann man zwei unterschiedliche Fälle<br />
analysieren. Bei Nahverkehrsbahnen mit kurzen<br />
Unterwerksabständen ist der Einfluss der Gleisisolierung<br />
<strong>von</strong> geringer Bedeutung. Bei Gleichstrom-<br />
Fernbahnen mit langen Rückleitungsabschnitten ist<br />
der Einfluss signifikant höher, da bei gleicher Querableitung<br />
hohe Ströme in <strong>die</strong> Erde fließen können.<br />
G<strong>eb</strong>räuchliche Werte <strong>für</strong> den kilometrischen Ableitungsbelag<br />
G‘, sind in Tabelle 1 angeg<strong>eb</strong>en.<br />
Um Streustromkorrosion bei Gleichstrombahnen zu<br />
vermeiden, sind kleine Ableitungsbeläge G‘ notwendig,<br />
damit der Übertritt <strong>von</strong> Strömen in das Erdreich<br />
einseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
Variante 5<br />
S-Bahn<br />
U di0 = 1800 V<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
Bild 1:<br />
Variantenübersicht S-Bahn (alle Grafiken: Autoren).<br />
zweiseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
Fahrzeug<br />
BR 474<br />
einseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
Zugfolge: 5 min<br />
Variante 8<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
begrenzt wird. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, ist der<br />
Ableitungsbelag <strong>von</strong> der Konstruktion des Oberbaus,<br />
der Gestaltung des Unterbaus, dem Verschmutzungsgrad<br />
des Oberbaus, den Witterungsbedingungen und<br />
dem spezifischen Erdwiderstand abhängig.<br />
Bei der Konstruktion des Oberbaus ist zusätzlich<br />
zu beachten, dass der Bettungswiderstand zwischen<br />
den Schienen eines Gleises nicht unterschritten werden<br />
darf, da sonst <strong>die</strong> sichere Funktion <strong>von</strong> Sicherungsanlagen<br />
auf Basis <strong>von</strong> Gleisrelais nicht mehr<br />
gewährleistet ist.<br />
Der letzte maßg<strong>eb</strong>liche Einflussparameter auf <strong>die</strong><br />
Gleis-Erde-Spannung ist <strong>die</strong> Speiseabschnittslänge.<br />
Nimmt man bei Betrachtung der Länge des Speiseabschnittes<br />
einen konstanten Strom an, so hat <strong>die</strong><br />
Länge einen linearen Einfluss auf <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung,<br />
das heißt <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung erhöht sich<br />
linear mit der Länge des Speiseabschnittes. Der dargestellte<br />
Zusammenhang kann über <strong>die</strong> Berechnung<br />
des Widerstands aus dem Widerstandsbelag mit der<br />
Länge der elektrischen Leiter nachvollzogen werden.<br />
3 Simulation der<br />
Beanspruchungen<br />
3.1 Anforderungen an ein Simulationssystem<br />
Um Aussagen über <strong>die</strong> Belastung der Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
treffen zu können, ist<br />
es notwendig, <strong>die</strong> Vorgänge im <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz<br />
mathematisch abzubilden. Bei <strong>die</strong>ser Abbildung<br />
kommt es darauf an, <strong>die</strong> Wechselwirkungen<br />
zwischen den ortsveränderlichen Verbrauchern und<br />
den ortsfesten Anlagen des elektrischen Netzes in<br />
Form <strong>von</strong> Daten und Datenflüssen nachzustellen.<br />
Ein Abbild der physikalischen Realität kann in<br />
Form eines großen Systemmodells oder durch <strong>die</strong><br />
geschickte Verknüpfung mehrerer kleinerer Teilsysteme<br />
geschaffen werden. Prinzipiell haben sich bei der<br />
Simulation <strong>von</strong> Bahnnetzen mindestens zwei Teilsysteme<br />
herauskristallisiert. Auf der einen Seite gibt es<br />
ein Systemmodell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abbildung des Ortsveränderungsprozesses<br />
der Fahrzeuge: <strong>die</strong> digitale Bahnbetri<strong>eb</strong>ssimulation.<br />
Auf der anderen Seite wird das<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz mit einem System in<br />
Form einer elektrischen Netzberechnung modelliert.<br />
Notwendige Eingangsdaten und damit auch<br />
Einflussparameter <strong>für</strong> eine digitale Betri<strong>eb</strong>ssimulation<br />
sind<br />
• Fahrzeugdaten,<br />
• Daten über Fahrweg und Sicherungstechnik und<br />
• Fahrplandaten.<br />
Mithilfe <strong>die</strong>ser Daten ist eine Bahnbetri<strong>eb</strong>ssimulation<br />
möglich.<br />
540 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
Fernbahn<br />
U n = 3000 V<br />
Als Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung wurden drei Grundszenarien<br />
(Nahverkehrs-, S-Bahn- und Fernbahnstrecke)<br />
modelliert und entsprechend der Einflusspara-<br />
Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />
(RŽD EWG 1/2)<br />
Allgemeiner<br />
Fernverkehr<br />
(SŽ EMG 312)<br />
zweiseitige<br />
Speisung<br />
einseitige<br />
Speisung<br />
zweiseitige<br />
Speisung<br />
einseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
Variante 3<br />
Variante 12<br />
Variante 9<br />
Variante 18<br />
Hochleistungsverkehr<br />
(ES64U2)<br />
zweiseitige<br />
Speisung<br />
einseitige<br />
Speisung<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
G‘ = 0,01 S/km<br />
R‘ = 0,0482 Ω/km<br />
G‘ = 0,5 S/km<br />
R‘ = 0,0273 Ω/km<br />
Variante 6<br />
Variante 15<br />
Bild 2:<br />
Variantenübersicht Fernbahn.<br />
Die elektrische Netzsimulation benötigt Werte folgender<br />
Eingangsdaten:<br />
• Antri<strong>eb</strong>sdaten der elektrischen Fahrzeuge (elektrische<br />
Fahrzeugdaten)<br />
• Daten der ortsfesten Anlagen des <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetzes<br />
(elektrische Netzdaten)<br />
Diese Daten allein reichen aber nicht aus, um eine<br />
Netzberechnung durchzuführen. Vielmehr sind <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kopplung der Bahnbetri<strong>eb</strong>ssimulation und der<br />
elektrischen Netzberechnung <strong>die</strong> folgenden detaillierten<br />
Informationen erforderlich:<br />
• Fahrzustände aller elektrischen Fahrzeuge mit<br />
angeforderter Leistung<br />
• Positionen aller elektrischen Fahrzeuge im Strecken-<br />
und damit im <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz<br />
• Struktur, Schaltung und Leistungsfähigkeit des<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetzes zum aktuellen<br />
Simulationsschritt<br />
Erst durch das Zusammenwirken aller Daten kann<br />
<strong>die</strong> Simulation <strong>die</strong> Lastflüsse im elektrischen Netz berechnen.<br />
Dabei bestimmt <strong>die</strong> Spannungssituation im<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz <strong>die</strong> Lastflüsse und wirkt<br />
auf <strong>die</strong> elektrischen Antri<strong>eb</strong>e der Fahrzeuge zurück:<br />
• Mit abnehmendem Spannungsniveau steigen <strong>die</strong><br />
Beträge der Ströme und <strong>die</strong> Verluste.<br />
• Bei geringer Spannung greifen Strom- oder Leistungsbegrenzungen<br />
der Antri<strong>eb</strong>sregelung ein,<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen auf <strong>die</strong> Fahrdynamik haben.<br />
• Die Spannungsverteilung im <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz<br />
beeinflusst maßg<strong>eb</strong>lich <strong>die</strong> Bremsenergierückspeisung.<br />
An der Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> sind das Simulationssystem<br />
OpenTrack [7] als Bahnbetri<strong>eb</strong>ssimulator<br />
und OpenPowerNet [8] als Simulationsprogramm <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Antri<strong>eb</strong>ssimulation der Fahrzeuge und <strong>die</strong> Lastfluss-<br />
und Energi<strong>eb</strong>erechnung im Einsatz.<br />
Das Simulationssystem, <strong>die</strong> Arbeitsweise in Form<br />
der gekoppelten Online-Simulation, auch als Co-Simulation<br />
bezeichnet, und einzelne Anwendungsfälle<br />
wurden in [9] vorgestellt.<br />
3.2 Untersuchungsszenarien<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
541
Erdung und Rückleitung<br />
U GE<br />
U GE<br />
160<br />
V<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
160<br />
V<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Station A Station B Station C Station D<br />
5 10 15 20 25 30 km 40<br />
x<br />
Bild 3:<br />
Maximale Gleis-Erde-Spannung, Hochgeschwindigkeitsverkehr, Variante 3 (EN 50122-1).<br />
blau U max, links<br />
grau Rückleitungskabel<br />
rot U max, rechts grün<br />
U GE, max<br />
Station A<br />
Station B<br />
Station C<br />
Station D<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 km 40<br />
x<br />
Bild 4:<br />
Maximale Gleis-Erde-Spannung, Hochgeschwindigkeitsverkehr, Variante 12<br />
(Legende siehe Bild 3).<br />
meter variiert und simuliert. Generell wurde durch<br />
Parameterkombinationen versucht, eine Gleis-Erde-<br />
Spannung <strong>von</strong> 120 V als dauerhaft zulässiger Wert<br />
<strong>für</strong> Berührspannung nach EN 50122-1 im Betri<strong>eb</strong> zu<br />
überschreiten, um ein Ansprechen der Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
in der Simulation zu realisieren.<br />
Die Bilder 1 und 2 zeigen beispielhaft <strong>die</strong><br />
prinzipielle Variantenübersicht <strong>für</strong> den S-Bahn und<br />
Fernbahnverkehr. In den einzelnen Varianten sind<br />
<strong>die</strong> zu untersuchenden Haupteinflussparameter aufgeführt:<br />
Leerlaufspannung der Unterwerke, verwendeter<br />
Fahrzeugtyp, Speiseart, Ableitungsbelag Gleis-<br />
Erde und spezifischer Längswiderstand einer Schiene.<br />
Für <strong>die</strong> Simulationen wurden verschiedene Fahrzeuge<br />
und Zugkonfigurationen gewählt <strong>die</strong> auf Basis<br />
der Fahrzeugtypen BR 474, BR 481, SŽ EMG 312, Siemens<br />
ES64U2, und der RŽD EWG 1/2 modelliert. Für<br />
<strong>die</strong> S-Bahn-Varianten wurden auf fiktiven Strecken<br />
Zugfolgezeiten <strong>von</strong> 5 min angenommen, Ausnahme<br />
ist <strong>die</strong> Variante mit den Fahrzeugen der BR 474, dort<br />
wurde bei der zweiseitigen Speisung und einer Variante<br />
der einseitigen Speisung an Streckenenden eine<br />
Zugfolgezeit <strong>von</strong> 3,5 min angenommen.<br />
Bei den Simulationen zum Hochgeschwindigkeits-<br />
und dem Hochleistungsverkehr findet nur eine<br />
Hin- und Rückfahrt statt, <strong>die</strong>se beginnen zum gleichen<br />
Zeitpunkt. Bei den Simulationen zum allgemeinen Fernverkehr<br />
wurde eine Zugfolge <strong>von</strong> 7,5 min gewählt.<br />
Bei den grün hinterlegten Varianten in den Bildern<br />
1 und 2 wurden <strong>die</strong> gewünschten Überschreitungen<br />
des Gleis-Erde-Spannungen in Höhe <strong>von</strong><br />
120 V ermittelt. Diese Simulationsvarianten wurden<br />
unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
erneut simuliert.<br />
N<strong>eb</strong>en dem dauernd höchstzulässigen Wert der<br />
Berührspannung <strong>von</strong> 120 V nach EN 50122-1 ist<br />
auch der Wert <strong>von</strong> 60 V beispielsweise als Grenzwert<br />
<strong>für</strong> Werkstätten und vergleichbare Orte sowie als national<br />
festgelegten Grenzwert in der Schweiz eine<br />
mögliche Auslösespannung <strong>für</strong> VLD. Auch mit <strong>die</strong>sem<br />
Grenzwert wurden Simulationen durchgeführt<br />
und <strong>die</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse analysiert.<br />
3.3 Gleis-Erde-Spannungen ohne Einsatz<br />
<strong>von</strong> VLD<br />
Um Einsatzg<strong>eb</strong>iete oder Anschlusspositionen der VLD<br />
im elektrischen Netz bestimmen zu können, wurden<br />
zunächst <strong>die</strong> maximalen Gleis-Erde-Spannungen in<br />
den Simulationsvarianten ermittelt und über dem<br />
Ort dargestellt. Aus der Vielzahl der ausgewerteten<br />
Simulationen werden nachfolgend einzelne Simulationen<br />
dargestellt, in <strong>die</strong> VLD implementiert wurden.<br />
Die Diagramme in den Bildern 3 und 4 zeigen <strong>die</strong><br />
maximale Gleis-Erde-Spannung bei dem simulierten<br />
Hochgeschwindigkeitsverkehr. Dabei gibt es jeweils<br />
drei Kennlinien: eine blaue Linie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleis-Erde-<br />
Spannung der linken Schiene, eine rote Kennlinie<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung der rechten Schiene<br />
und eine grüne Linie, <strong>die</strong> den normativen Grenzwert<br />
zeigt. Die Linien der maximalen Gleis-Erde-Spannungen<br />
liegen in den Diagrammen übereinander.<br />
Die vertikalen, grau gestrichelten Linien zeigen <strong>die</strong><br />
Anschlussorte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rückleitungskabel an.<br />
Für <strong>die</strong> simulierten S-Bahn-Varianten ergibt sich<br />
ein Verlauf der maximalen Gleis-Erde-Spannung, wie<br />
er in Bild 5 dargestellt ist.<br />
Bei den Varianten des Hochgeschwindigkeitsverkehrs<br />
wurden maximale Gleis-Erde Spannungswerte<br />
<strong>von</strong> bis zu 150 V in der Simulation ermittelt, beziehungsweise<br />
große G<strong>eb</strong>iete, in denen der zulässige<br />
Grenzwert überschritten wurde. In den Varianten der<br />
S-Bahn wurden Annäherungen oder geringfügige<br />
Überschreitungen an den Grenzwert vor allem bei<br />
langen einseitig gespeisten Abschnitten festgestellt.<br />
542 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
3.4 Nachbildung und Positionierung <strong>von</strong><br />
VLD in der Simulation<br />
In Abhängigkeit der maximal aufgetretenen Gleis-<br />
Erde-Spannung wurden VLD an <strong>die</strong> Orte des absoluten<br />
Maximums der Spannung sowie an den Rückleitungsanschluss<br />
der Unterwerke in <strong>die</strong> elektrische<br />
Netzkonfiguration der Simulation eingefügt.<br />
Mit den folgenden Werteannahmen wurden <strong>die</strong><br />
VLD in das Netzmodell <strong>für</strong> OpenPowerNet integriert:<br />
• Widerstand im geschlossenen Zustand Rclose<br />
5,6 mΩ<br />
• Widerstand im geöffnetem Zustand Ropen 1 mΩ<br />
• Widerstand zwischen VLD und Gleis RRail 1 mΩ<br />
• Widerstand zwischen VLD und Erde REarth 15 mΩ<br />
Das Kriterium <strong>für</strong> das Schließen eines VLD in der<br />
Simulation ist <strong>die</strong> Überschreitung eines zu definierenden<br />
Spannungsgrenzwertes über eine bestimmte<br />
Zeitdauer. Im Fall der Untersuchung wurden 120 V<br />
oder 60 V als Grenzwert <strong>für</strong> eine Dauer <strong>von</strong> einer Sekunde<br />
entsprechend der Simulationszeitschrittweite<br />
gewählt. Als Kriterium zum Öffnen des VLD wurde<br />
zunächst <strong>die</strong> Unterschreitung eines definierten Ableitstroms,<br />
hier I = 0 A ausgewählt.<br />
Die angeg<strong>eb</strong>en Konfigurationswerte <strong>für</strong> einen<br />
VLD haben Einfluss auf <strong>die</strong> Höhe und <strong>die</strong> Dauer des<br />
Stromflusses und damit auf <strong>die</strong> Belastung des Niederspannungsbegrenzers.<br />
Die Verbindung zwischen VLD und Erdungsanlage<br />
wurde niederohmig modelliert. Im Hinblick auf das Simulationsmodell<br />
erg<strong>eb</strong>en sich bei geschlossenem VLD<br />
maximale Ableitströme in Größenordnungen auftretender<br />
Traktionsströme, da der geringe Ausbreitungswiderstand<br />
der Erdungsanlage mit den Fahrschienen<br />
einen parallelen Pfad bildet. Dies stellt aus technischer<br />
Sicht den schlechtesten Fall und damit <strong>die</strong> höchste<br />
Belastung <strong>für</strong> einen VLD dar. Einen realitätsnahen Eindruck<br />
kann man generieren, wenn projektspezifische<br />
Werte <strong>für</strong> den Ausbreitungswiderstand der Erdungsanlage<br />
in der Simulation verwendet werden.<br />
U GE<br />
140<br />
V<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 km 16<br />
x<br />
Bild 5:<br />
Maximale Gleis-Erde-Spannung, S-Bahn Verkehr, Variante 8 (Legende siehe Bild 3).<br />
x<br />
40<br />
km<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 s 1000<br />
t<br />
Bild 6:<br />
Verlauf der Gleis-Erde-Spannung über Zeit und Ort in Volt, Variante 3 (siehe Bild 3).<br />
2,5<br />
kA<br />
2,0<br />
100<br />
V<br />
50<br />
0<br />
–50<br />
–100<br />
3.5 Gleis-Erde-Spannung mit VLD<br />
Eine Darstellung der Gleis-Erde-Spannung in Abhängigkeit<br />
des Ortes und der Simulationszeit bei Einsatz<br />
der VLD wurde <strong>für</strong> jede Simulationsvariante generiert.<br />
Die Höhe der Gleis-Erde-Spannung ist über eine Farbe<br />
co<strong>die</strong>rt. In <strong>die</strong>sen Diagrammen sind vertikale Unstetigkeiten<br />
in Form eines diskontinuierlichen Farbverlaufs<br />
zu erkennen. Diese Unstetigkeiten im zeitlichen Verlauf<br />
der Gleis-Erde-Spannung deuten auf <strong>die</strong> Zu- oder Abschaltung<br />
eines VLD hin. Für <strong>die</strong> Variante 3: Fernbahn,<br />
Hochgeschwindigkeitsverkehr, zweiseitige Speisung,<br />
geringer Ableitungsbelag ist exemplarisch Bild 6 dargestellt.<br />
Die maximale Gleis-Erde-Spannung ohne den<br />
Einsatz <strong>von</strong> VLD zeigte Bild 3.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
1,5<br />
I<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 s 1000<br />
t<br />
Bild 7:<br />
Belastungsstrom der VLD, Hochgeschwindigkeitsverkehr, Variante 3.<br />
blau I VLD1, pos<br />
grün I VLD1, neg<br />
rot I VLD2, pos lila<br />
I VLD2, neg<br />
543
Erdung und Rückleitung<br />
I<br />
1,6<br />
kA<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1600 2100 2600 3100 3600 s 4100<br />
t<br />
Bild 8:<br />
Belastungsstrom der VLD, S-Bahn Verkehr, Variante 5 (Legende siehe Bild 7).<br />
Speiselänge,<br />
Entfernung<br />
Unterwerk<br />
Unterwerksleerlaufspannung<br />
stark<br />
mittel<br />
Längswiderstand<br />
Schiene<br />
schwach<br />
Speiseart<br />
Bild 9:<br />
Einfluss der Parameter auf <strong>die</strong> Höhe der Gleis-Erde-Spannung.<br />
In den Bildern 7 und 8 sind <strong>die</strong> Ableitströme durch<br />
<strong>die</strong> VLD über <strong>die</strong> Zeit dargestellt. Die Bezeichnung<br />
„pos“ oder „neg“ in der Legende steht stellvertretend<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Polarität der Verschaltung im Simulationsmodell.<br />
VLD mit der Kennzeichnung „pos“<br />
schalten ein, wenn der Spannungsgrenzwert erreicht<br />
wird. Bei positiver Polarität der Fahrleitung<br />
treten Ströme <strong>von</strong> den Schienen über <strong>die</strong> VLD ins<br />
Erdreich über. VLD mit der Kennzeichnung „neg“<br />
schalten ein, wenn der negative Spannungsgrenzwert<br />
erreicht wird.<br />
Die Diagramme zeigen, dass Ableitströme in<br />
Größenordnungen <strong>von</strong> Traktionsströmen vorkommen<br />
können. Sie zeigen <strong>eb</strong>enfalls, wie bei<br />
der Darstellung mit der Gleis-Erde-Spannung mit<br />
VLD, dass der Stromnulldurchgang teilweise erst<br />
nach mehr als 60 s erreicht wird. Nach Einschalten<br />
des VLD gibt es immer einen starken Anstieg des<br />
Ableitstroms, da sich <strong>die</strong> Widerstandsverhältnisse<br />
durch <strong>die</strong> Schaltänderung augenblicklich ändern.<br />
In Abhängigkeit des Fahrzustandes und damit der<br />
Leistungsaufnahme der Fahrzeuge sinkt der Strom<br />
durch <strong>die</strong> VLD auf einen geringeren Wert ab. Dies<br />
hat zwei mögliche Ursachen: zum einen verändert<br />
sich der Fahrzeugort geschwindigkeits- und damit<br />
zeitabhängig und <strong>die</strong> Gleis-Erde-Spannung am Ort<br />
der VLD verringert sich. Eine zweite Ursache ist,<br />
dass das Fahrzeug <strong>die</strong> zulässige Endgeschwindigkeit<br />
erreicht hat und keine Traktionsleistung mehr<br />
aufnimmt. Die zweite Ursache führt direkt zu einer<br />
starken Verminderung des Ableitstroms.<br />
In dem Belastungsdiagramm des S-Bahn-Szenarios<br />
(Bild 8) ist <strong>die</strong> Zugfolge anhand der wiederkehrenden<br />
gleichen Verläufe des Ableitstroms ablesbar.<br />
Mit den ermittelten zeitlichen Verläufen des<br />
Stroms sind weitere Berechnungen beispielsweise<br />
zum Effektivwert des Stromes über <strong>die</strong> Gesamtöffnungsdauer<br />
möglich.<br />
Eine Einschätzung des Einflusses der variierten Parameter<br />
auf <strong>die</strong> Höhe der Gleis-Erde-Spannung zeigt<br />
Bild 9. Aus den Erg<strong>eb</strong>nissen lässt sich ableiten, dass<br />
ein Ansprechen <strong>von</strong> Niederspannungsbegrenzern im<br />
Betri<strong>eb</strong> <strong>von</strong> Gleichstrombahnen bei<br />
• sehr geringen Ableitungsbelägen Gleis-Erde (trockene<br />
Witterung, hoher Isolationswiderstand des<br />
Oberbaus, hoher Erdwiderstand),<br />
• schwachen elektrischen Netzen (geringe<br />
Speisespannung, geringe Fahrleitungsquerschnitte),<br />
Ableitungsbelag<br />
Gleis-Erde<br />
Fahrzeugleistung/<br />
Strom<br />
In <strong>die</strong>ser Variante wurden unter anderem <strong>die</strong> VLD<br />
am km 5 und 15 positioniert und mit einem Spannungsgrenzwert<br />
<strong>von</strong> 120 V modelliert. Im Bild 6 ist<br />
zu sehen, dass dennoch im Bereich des km 13 bis<br />
15 zurzeit 480 s der Spannungsgrenzwert <strong>von</strong> 120 V<br />
überschritten wurde. Der Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Verhalten<br />
ist, dass der VLD an den Ort der höchsten Gleis-Erde-Spannung<br />
(etwa 157 V, siehe Bild 3) angeschlossen<br />
wurde. Der VLD löst erst aus, wenn das Fahrzeug<br />
am VLD eine Gleis-Erde-Spannung über dem<br />
Spannungsgrenzwert erzeugt. Um <strong>die</strong>sen Effekt zu<br />
umgehen, ist es notwendig, mehrere VLD in einem<br />
G<strong>eb</strong>iet, beispielsweise zwischen km 13 und km 16<br />
in Bild 5, zu verteilen, um so eine G<strong>eb</strong>ietsüberwachung<br />
zu realisieren.<br />
4 Beanspruchungen der VLD<br />
544 112 (2014) Heft 8-9
Erdung und Rückleitung<br />
• hohen Fahrzeugleistungen (zum Beispiel viele<br />
Fahrzeuge bei Sonderverkehren in einem<br />
Unterwerksspeiseabschnitt oder nach einer<br />
Stauauflösung) und<br />
• lange einseitige Speisung der Strecke (Streckenausläufer,<br />
oder Unterwerksausfall)<br />
zu erwarten sind.<br />
Abschließend bleibt festzustellen, dass bei der Projektierung<br />
und Dimensionierung elektrischer Bahnsysteme<br />
auf <strong>die</strong> Einhaltung der normativ zulässigen<br />
Grenzwerte geachtet wird. Der Nachweis wird oft<br />
über worst-case-Szenarien durch Simulation ermittelt<br />
und durch Messungen überprüft. Dies gilt selbstverständlich<br />
auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einhaltung der zulässigen<br />
Gleis-Erde-Spannung im Betri<strong>eb</strong>.<br />
Mit der durchgeführten Stu<strong>die</strong> wurden explizit<br />
Szenarien generiert, <strong>die</strong> eine Überschreitung des<br />
zulässigen Grenzwertes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleis-Erde Spannung<br />
zur Folge hatten, um so das Ansprechen der simulierten<br />
Spannungsbegrenzungseinrichtungen in der<br />
Simulation zu erzwingen und eine Berechnung des<br />
Belastungsstroms zu ermöglichen. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse können <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dimensionierung der<br />
Spannungsbegrenzer und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestimmung <strong>von</strong><br />
Einbauorten genutzt werden. <br />
The English translation is published in <strong>eb</strong> International<br />
2014.<br />
Literatur + Links<br />
[1] EN 50122-1:2011 + A1:2011: Bahnanwendungen Ortsfeste<br />
Anlagen – Teil 1: Schutzmaßnahmen in Bezug auf<br />
elektrische Sicherheit und Erdung.<br />
[2] Biesenack, H.; George, G.; Hofmann, G.; Schmieder, A.,<br />
u. a.: Energieversorgung elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Wiesbaden,<br />
Leipzig: B.G. Teubner, 2006.<br />
[3] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schmidt, P.:<br />
Fahrleitung elektrischer <strong>Bahnen</strong> : Planung, Berechnung,<br />
Ausführung ; mit 121 Tabellen. 2. Aufl. Stuttgart: B.G.<br />
Teubner, 1998.<br />
[4] Röhlig, S.: Dissertation, Beschreibung und Berechnung<br />
der Bahnbelastung <strong>von</strong> Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen,<br />
Dresden, 1992.<br />
[5] Schranil, S.: Stu<strong>die</strong>narbeit, Modellbildung <strong>für</strong> das elektrische<br />
Strömungsfeld im Bereich der Schienenrückleitung<br />
<strong>von</strong> Gleichstrombahnen, Dresden, 2009.<br />
[6] EN 50526-2:2014: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Überspannungsableiter und Spannungsbegrenzungseinrichtungen<br />
– Teil 2: Spannungsbegrenzungseinrichtungen.<br />
[7] www.OpenTrack.ch<br />
[8] www.OpenPowerNet.de<br />
[9] Ufert, M.; Körner, S.: Bahnbetri<strong>eb</strong>ssimulation mit online<br />
gekoppelter elektrischer Netzberechnung. In Verkehr<br />
und Technik 66 (2013), H. 11, S. 420-424.<br />
AUTORENDATEN<br />
Pascal Höfig (29), Studium des Verkehrsingenieurwesens an<br />
der TU Dresden, Spezialisierung Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer<br />
Verkehrssysteme;<br />
seit 2014 Projektingenieur bei Rüdiger ITM – Ingenieurbüro <strong>für</strong><br />
Technisches Management, Abteilung Forschung und Entwicklung,<br />
Consulting.<br />
Adresse: Rüdiger ITM – Ingenieurbüro <strong>für</strong> Technisches Management,<br />
Wiener Str. 80a, 01219 Dresden, Deutschland;<br />
Fon: +49 351 417495-0; Fax -13;<br />
E-Mail: hoefig@ruediger-itm.com<br />
Dipl.-Ing. Sven Körner (35), Studium des Verkehrsingenieurwesens<br />
an der TU Dresden, Spezialisierung Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer<br />
Verkehrssysteme; 2007 bis 2013 Stipendium der Siemens<br />
AG und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>; seit 2013 Projektleiter beim IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik<br />
GmbH, Fachbereich Antri<strong>eb</strong>stechnik und <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />
Adresse: IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH, Wiener Str.<br />
114/116, 01219 Dresden, Deutschland;<br />
Fon: +49 351 87759-52; Fax: -90;<br />
E-Mail: sk@bahntechnik.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan (49), Studium Elektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> an der Hochschule <strong>für</strong> Verkehrswesen (HfV) „Friedrich<br />
List“ Dresden; 1990 bis 1993 Forschungsstudium an der HfV/<br />
TU Dresden; 1995 Promotion zum Dr.-Ing.; 1993 bis 2008 IFB –<br />
Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH, ab 1995 Niederlassungsleiter des<br />
IFB Dresden; 1995 Sachverständiger des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
<strong>für</strong> elektrotechnische Anlagen, seit 1999 <strong>für</strong> Magnetbahnsysteme;<br />
2002 Honorarprofessor an der TU Dresden; seit 2008 Professor <strong>für</strong><br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an der TU Dresden; seit 2012 Geschäftsführer<br />
IFB – Institut <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH Berlin und Dresden.<br />
Adresse: TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich<br />
List“, Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, 01062 Dresden Deutschland;<br />
Fon: +49 351 463-36730;<br />
E-Mail: arnd.stephan@tu-dresden.de<br />
Bernhard Richter (64), Studium Elektrotechnik/Hochspannungstechnik<br />
an der Technischen Universität Berlin; 1979 bis<br />
1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut <strong>für</strong> Hochspannungstechnik<br />
und Starkstromanlagen; seit 1985 bei BBC/ABB in<br />
der Entwicklung, Prüfung und Anwendung <strong>von</strong> Überspannungsableitern<br />
tätig; zurzeit Technology Center Manager und Global<br />
R&D Manager Überspannungsableiter bei ABB Schweiz; Convenor<br />
der Arbeitsgruppe A3.25 des SC A3 der Cigré; Experte im TC 37<br />
Überspannungsableiter des IEC; Repräsentant des TC 37 im Advisory<br />
Committee Transmission and Distribution (ACTAD) des IEC;<br />
Experte im SC 37A Niederspannungsableiter des IEC und TC 37A<br />
der CENELEC; Experte in CENELEC SC9XC WG C16; Arbeitsgruppenmitglied<br />
im VDV.<br />
Adresse: ABB Schweiz AG, PPHV-TA, Jurastr. 45, 5430 Wettingen,<br />
Schweiz;<br />
Fon: +41 58585 3950; Fax: +41 58585 5570;<br />
E-Mail: bernhard.richter@ch.abb.com<br />
Dipl.-Ing. Bernhard Doser (60), Studium der Elektrotechnik an<br />
der Technischen Universität München; seit 1980 in verschiedenen<br />
Funktionen bei ABB, derzeit Produktmanager <strong>für</strong> Überspannungsableiter<br />
bei der ABB Schweiz AG; Mitglied in Arbeitsgruppe bei IEC<br />
und CENELEC.<br />
Adresse: ABB Schweiz AG, PPHV-APM, Jurastr. 45, 5430 Wettingen,<br />
Schweiz;<br />
Fon +41 5858 5-3347, Fax: -4310;<br />
E-Mail: bernhard.doser@ch.abb.com<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
545
Historie<br />
Beginn des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s in<br />
<strong>die</strong> schlesischen Berge vor 100 Jahren<br />
Am 1. Juni 1914 wurde in Schlesien der planmäßige elektrische Betri<strong>eb</strong> eröffnet. Hauptziel war, <strong>die</strong> neue<br />
Traktionsart auf mit Reise- und mit Güterverkehr hoch belasteten und g<strong>eb</strong>irgigen Strecken zu erproben.<br />
Die 1914 als erste fertige Elektrifizierung<br />
der als N<strong>eb</strong>enbahn klassifizierten,<br />
aber wie eine Hauptbahn<br />
trassierten 35 km langen<br />
eingleisigen Strecke vom preußischen<br />
Nieder Salzbrunn über Bad<br />
Salzbrunn und Fellhammer zum<br />
böhmischen, damals zu Österreich-Ungarn<br />
gehörenden Halbstadt<br />
war Teil eines Programms<br />
<strong>für</strong> hoch belastete G<strong>eb</strong>irgsstrecken,<br />
das der Preußische Landtag<br />
1911 verabschiedet hatte (Bild 1).<br />
Dieses umfasste zunächst 137 km<br />
zweigleisige und 133 km eingleisige<br />
Strecken. Bis 1945, als mit<br />
Ausnahme der Stadt Görlitz ganz<br />
Schlesien an Polen fiel, war das<br />
elektrifizierte Netz zwischen Görlitz<br />
und Breslau auf rund 400 km<br />
Länge gewachsen [1]. Dabei<br />
wurde mit 1 AC 15 kV 16 2 / 3 Hz<br />
TABELLE 1<br />
Trassenvergleich Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn (SGB) und Lötschbergbahn.<br />
Entfernung Luftlinie<br />
Höhenunterschied 1<br />
Streckenlänge<br />
mittlere Neigung<br />
größter Streckenwiderstand 2<br />
Zahl der Kehrbögen >90 ˚<br />
km<br />
m<br />
km<br />
‰<br />
daN/t<br />
<strong>von</strong> Anfang an und erstmals in<br />
Mitteleuropa genau <strong>die</strong> 1912/13<br />
festgelegte Fahrleitungsspannung<br />
und Frequenz verwendet.<br />
Im Gange waren 1914 auch<br />
schon <strong>die</strong> Elektrifizierungsarbeiten<br />
<strong>von</strong> Königszelt bis Lauban<br />
auf der zweigleisigen Hauptbahn<br />
durch das Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland<br />
und auf der 49 km langen, das<br />
SGB Ostanstieg<br />
Freiburg – Fellhammer<br />
≈15<br />
≈300<br />
26<br />
11<br />
20<br />
≈10<br />
Lötschberg-Nordrampe<br />
Frutigen – Kandersteg<br />
≈11<br />
≈400<br />
18<br />
22<br />
27<br />
2<br />
1<br />
bei Freiburg bezogen auf ursprünglichen Kopfbahnhof in der Stadt = Beginn der Rampe<br />
2<br />
vermutlich einschließlich Krümmungswiderstand<br />
Rieseng<strong>eb</strong>irge überwindenden<br />
N<strong>eb</strong>enbahn Hirschberg – Grünthal<br />
(Bild 1). Erstere hat ab Freiburg<br />
(Schlesien) über Nieder Salzbrunn<br />
bis Dittersbach bis zu 20 ‰ maßg<strong>eb</strong>ende<br />
Neigung bei vielen Serpentinenbögen<br />
mit nur 180 m<br />
Halbmesser, ansonsten viele Abschnitte<br />
mit Neigungen bis 12 ‰<br />
und erreicht in Fellhammer 546 m<br />
Bild 1:<br />
Streckenkarte Elektrifizierung Schlesien, Planung 1911 und erreichter Stand 1945 (Quelle: Slg. P. Glanert).<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong> ab 1. Juni 1914<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong> etappenweise ab 1916<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong> ab 1921<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong> über Planung <strong>von</strong> 1911 hinaus streckenweise ab 1923<br />
546 112 (2014) Heft 8-9
Historie<br />
Bild 2:<br />
Höhenplan Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn, Bahnhof Gottesberg kurz links <strong>von</strong> Fellhammer (Bild 2 aus EB 2/1928, S. 40–41).<br />
Höhe über NN (Bild 2, Tabelle 1);<br />
letztere überquert sogar mit langen<br />
25-‰-Rampen einen 886 m<br />
hohen Pass.<br />
Die <strong>Bahnen</strong>ergie wurde im<br />
Dampfkraftwerk Mittelsteine aus<br />
billiger Abfallkohle mit anfangs<br />
vier 4-MW-Blöcken erzeugt und<br />
über eine 38 km lange zweischleifige<br />
Bahnstromleitung mit 2 AC<br />
80 kV 16 2 / 3 Hz zu Unterwerken<br />
(Uw) in Nieder Salzbrunn, Ruhbank,<br />
Hirschberg und Lauban geführt<br />
(Bild 1). Dabei hatten Nieder<br />
Salzbrunn anfänglich 4,8 MVA und<br />
Ruhbank, Hirschberg sowie Lauban<br />
je 3,2 MVA. Die Leistungen wurden<br />
im Laufe der Jahrzehnte erhöht,<br />
das Uw Ruhbank wurde dagegen<br />
1922 zum 15-kV-Schaltposten.<br />
Für den l<strong>eb</strong>haften industriellen<br />
Güterverkehr wurde schon<br />
1912/13 <strong>die</strong> Beschaffung <strong>von</strong><br />
drei Lokomotivbauarten mit sechs<br />
Treibradsätzen und ohne Laufradsätze<br />
eingeleitet sowie <strong>für</strong> den<br />
schweren Personenzugverkehr<br />
einer Lokomotivbauart mit Zentralmotor,<br />
<strong>die</strong> damals <strong>die</strong> nominell<br />
stärkste in Europa war (Tabelle 1).<br />
Wenn auch durch den Kriegsbeginn<br />
verzögert, konnten sie <strong>von</strong><br />
1915 bis 1925 geliefert und bis<br />
1945 eingesetzt werden (Bilder 3<br />
bis 6). Der Einsatz elektrischer<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen wie auf der Eröffnungsstrecke<br />
(Bild 7) war auch auf<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
TABELLE 2<br />
Hauptdaten elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>für</strong> Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn.<br />
Daten überwiegend aus 939 c Merkbuch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fahrzeuge der Reichsbahn Teil III Ausgabe 1941, vereinzelt<br />
aus Fachliteratur<br />
erstes Fahrzeug<br />
später Baureihe<br />
gelieferte Zahl<br />
in Dienst gestellt<br />
Hersteller<br />
mechanisch<br />
elektrisch<br />
Radsatzfolge<br />
Länge über Puffer<br />
Dienstmasse<br />
Stundenleistung<br />
spezifische Leistung<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
mm<br />
t<br />
kW<br />
kW/t<br />
km/h<br />
EG 538abc EG 551/552<br />
E 91 3 E 90 5<br />
12<br />
1915–1922<br />
LHW<br />
SSW<br />
B+B+B<br />
17 200<br />
102<br />
1<br />
1 135<br />
11<br />
50<br />
10<br />
1919–1923<br />
EG 571ab EP 235<br />
E 92 7 †1927<br />
9<br />
1923–1925<br />
3<br />
1<br />
1917<br />
Bild 3:<br />
Dreiteilige preußische Güterzuglokomotive EG 538abc mit Stangenantri<strong>eb</strong>en über außen<br />
gelagerte Hallsche Kurbeln (Foto: 1916, Bildstelle ehem. Bundesbahndirektion Nürnberg).<br />
2<br />
BBC<br />
C+C<br />
17 450<br />
102<br />
1 530<br />
15<br />
50<br />
AEG<br />
AEG<br />
Co+Co<br />
17 700<br />
117<br />
850<br />
7<br />
65<br />
LHB<br />
BEW<br />
2’D1’<br />
14 400<br />
4<br />
110<br />
2 200<br />
20<br />
90<br />
1<br />
abweichend Dauerleistung<br />
2<br />
verschiedene<br />
3<br />
1922 bis 1925 gefolgt <strong>von</strong> EP 236 bis 246, später E 50 3 , mit etwas anderen Kenndaten<br />
4<br />
auf Treibradsätzen 66 t<br />
5<br />
113 Sitzplätze + 18 m 2 Ladefläche<br />
6<br />
auf Treibradsätzen 31 t<br />
E.T. 831/832<br />
5<br />
ET + ES 87<br />
5<br />
1914–1915<br />
LHW<br />
AEG<br />
2’ 1+B’1+1 2’<br />
45 520<br />
6<br />
108<br />
500<br />
70<br />
547
Historie<br />
Bild 4:<br />
Preußische Güterzug-<br />
Doppellokomotive<br />
EG 559/560 mit<br />
Stangenantri<strong>eb</strong>en<br />
(Foto: BBC, 1921).<br />
Bahnhof Jannowitz<br />
mit SSW-Querseiltragwerken<br />
anstelle Portalen,<br />
erste versuchsweise<br />
Anwendung<br />
<strong>für</strong> eine Bahnhofsüberspannung<br />
<strong>die</strong>ser<br />
Spannweite<br />
Bild 5:<br />
Zweiteilige preußische<br />
Güterzuglokomotive<br />
EG 575ab mit Einzelachsantri<strong>eb</strong>en<br />
(Foto:<br />
etwa 1925, Sammlung<br />
B. Rampp).<br />
Bild 6:<br />
Preußische Personenzug-Einrahmenlokomotive EP 235 mit Dreieck-Schrägstangenantri<strong>eb</strong> im Vorspann<strong>die</strong>nst<br />
(Foto: AEG/P. Müller, 1917, Sammlung C. Tietze).<br />
anderen N<strong>eb</strong>enbahnen geplant,<br />
wurde ab 1922 wesentlich erweitert<br />
und war sehr erfolgreich.<br />
Schon im Januar 1916 ging der<br />
28 km lange, besonders schwierige<br />
erste Abschnitt <strong>von</strong> Freiburg<br />
über Nieder Salzbrunn bis Gottesberg<br />
kurz hinter dem Scheitelpunkt<br />
in elektrischen Betri<strong>eb</strong><br />
und konnte <strong>die</strong> Überlegenheit der<br />
elektrischen Traktion eindrucksvoll<br />
zeigen (Bild 2). Dabei musste<br />
zeitweise auf <strong>für</strong> den G<strong>eb</strong>irgseinsatz<br />
weniger geeignete Lokomotiven<br />
zurückgegriffen werden, <strong>die</strong><br />
aus dem mitteldeutschen Flachland-Versuchsbetri<strong>eb</strong><br />
Dessau –<br />
Bitterfeld durch <strong>die</strong> dortige kriegsbedingte<br />
Betri<strong>eb</strong>seinstellung frei<br />
geworden waren [2].<br />
Dieser Streckenabschnitt der<br />
so genannten Schlesischen G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
(SGB) erschloss mit<br />
Waldenburg und Dittersbach<br />
das damals bedeutende niederschlesische<br />
Industrieg<strong>eb</strong>iet<br />
mit Steinkohle-Bergbau und<br />
entsprechenden chemischen<br />
Veredelungsanlagen (siehe Hintergrund).<br />
Zahlreiche Werkanschlussgleise<br />
sorgten <strong>für</strong> l<strong>eb</strong>haften<br />
Quell- und Zielverkehr.<br />
Einen Eindruck <strong>von</strong> der hohen<br />
Industriedichte, aber auch der<br />
einhergehenden Landschaftszerstörung<br />
vermittelt Bild 8. Der<br />
548 112 (2014) Heft 8-9
Historie<br />
Bild 7:<br />
Erste Fahrt mit dreiteiligem Tri<strong>eb</strong>zug E.T. 831/831a/832 am 2. April 1914 (Foto: Nachlass W. Usbeck, Sammlung Deutsches Technik-Museum Berlin).<br />
überwiegend lokale Personenverkehr<br />
war durch Arbeiterpendelzüge<br />
geprägt, jedoch gab es<br />
<strong>von</strong> Berlin und <strong>von</strong> Breslau her<br />
überregionalen Durchgangsverkehr,<br />
auch zu den vielen Thermalbädern<br />
und im schon damals<br />
gepflegten Tourismus.<br />
Dieser – heute weitgehend vergessene<br />
– Betri<strong>eb</strong> war um 1916<br />
wirklich eine schwere Herausforderung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> elektrische Zugförderung<br />
und durchaus vergleichbar<br />
mit den Frühphasen bei BLS<br />
und SBB; er ver<strong>die</strong>nt es, nicht im<br />
Schatten stehen gelassen zu werden<br />
(Tabelle 2).<br />
Christian Tietze<br />
[1] Glanert, P.; Scherrans, T.; Borbe, T.;<br />
Lüderitz, R.: Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland – Band 2:<br />
Elektrisch in <strong>die</strong> schlesischen Berge<br />
– 1911 bis 1945. München: Oldenbourg<br />
Industrieverlag, 2011.<br />
[2] Glanert, P.; Graßmann, S.; Scherrans,<br />
T.: 100 Jahre Fernbahnelektrifizierung<br />
in Deutschland. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 4-5,<br />
S. 247–253.<br />
Bild 8:<br />
Bahnhof und Industrieort Rothenbach (siehe Streckenkarte in Hintergrund)<br />
im Jahr 1921 (Sammlung Deutsches Technik-Museum Berlin).<br />
HINTERGRUND<br />
Die ab 1863 als Kgl. Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn (SGB) g<strong>eb</strong>aute<br />
und 1867 mit einer Zweigstrecke Lauban – Görlitz eröffnete<br />
preußische Staatsbahn Kohlfurt – Lauban – Dittersbach hatte<br />
das erklärte Ziel, <strong>die</strong> Steinkohleabfuhr aus dem Raum Waldenburg<br />
nach Berlin zu erleichtern und außerdem eine durch soziale<br />
Unruhen wie den W<strong>eb</strong>eraufstand 1844 betroffene arme<br />
G<strong>eb</strong>irgsregion zu erschließen und zu fördern.<br />
Aus der Gegenrichtung war der Steilstreckenabschnitt Freiburg<br />
in Schlesien – Nieder Salzbrunn (damals Sorgau) – Altwasser mit<br />
Anschluss einiger Kohlegruben schon 1853 als Verlängerung<br />
der 1843 eröffneten privaten Breslau-Schweidnitz-Freiburger<br />
Eisenbahn in Betri<strong>eb</strong> genommen worden. Diese Gesellschaft<br />
baute auch bis 1877 <strong>die</strong> eingleisige Hauptstrecke <strong>von</strong> Nieder<br />
Salzbrunn über Bad Salzbrunn und Fellhammer nach Halbstadt<br />
in Österreich-Böhmen.<br />
Die SGB bekam 1868 mit einer Zweigbahn ab Dittersbach talwärts<br />
bis Altwasser den Anschluss nach Breslau. Bis 1880 wurde<br />
sie nach Glatz und weiter zur böhmischen Grenze verlängert.<br />
Seit den Verstaatlichungen in Preußen um 1890 wurde<br />
der Begriff Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn allgemein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Strecke<br />
Kohlfurt – und Görlitz – Königszelt verwendet.<br />
CTB<br />
Preußische Schlesische G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
eröffnet 1867 – 1868 – 1880<br />
Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn<br />
zweigleisig, eröffnet 1843 – 1853<br />
eingleisig, eröffnet 1877<br />
Niederschlesische Elektricitäts- und Kleinbahn<br />
meterspurige Straßenbahn<br />
Jahreszahlen elektrischer Betri<strong>eb</strong> eröffnet<br />
→<br />
Rothenbach<br />
1919/20<br />
Hirschberg – Görlitz<br />
Gr. Wildberg<br />
r (836m)<br />
Hochwald<br />
r (850m)<br />
1914<br />
Gottesberg<br />
Pbf<br />
1916<br />
Gbf<br />
Fellhammer<br />
(548m) 1915<br />
→<br />
Halbstadt<br />
Weißstein<br />
1914<br />
Hermsdorf<br />
1914<br />
Bad Salzbrunn<br />
1917<br />
(248m)<br />
Freiburg in<br />
Schlesien (278m)<br />
<strong>Bahnen</strong> im Waldenburger Industrieg<strong>eb</strong>iet um 1920 (Basisdatei: C. Tietze).<br />
1916<br />
Dittersbach bei<br />
Waldenburg (508 m)<br />
Langwaltersdorf<br />
1916<br />
→<br />
→<br />
Nieder Salzbrunn<br />
(385m)<br />
Altwasser (415m)<br />
Waldenburg<br />
Ochsenkopf<br />
r (668m)<br />
Königszelt – Breslau<br />
1916<br />
Vogelkoppe<br />
r (590m)<br />
Steingrund<br />
Glatz<br />
→<br />
Breslau<br />
Bad Charlottenbrunn<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
549
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Neue elektrisch betri<strong>eb</strong>ene Strecke bei der DB<br />
Ab Mitte Juli 2014 ist <strong>die</strong> elektrifizierte<br />
eingleisige Güterbahn Strecke<br />
1153 Lün<strong>eb</strong>urg – Stelle, <strong>die</strong><br />
als drittes Gleis n<strong>eb</strong>en der Nord-<br />
Süd-Strecke liegt, auch auf dem<br />
19 km langen Abschnitt Lün<strong>eb</strong>urg<br />
– Winsen (Luhe) in Betri<strong>eb</strong>.<br />
Der Abschnitt Winsen (Luhe)<br />
– Ashausen – Stelle – Maschen<br />
Rbf war schon in den vergangenen<br />
Jahren etappenweise <strong>von</strong><br />
Norden her, also in umgekehrter<br />
Reihenfolge in Betri<strong>eb</strong> gegangen<br />
(<strong>eb</strong> 12/2013, S. 790).<br />
Elektrifizierung der Südbahn plötzlich ungewiss<br />
Für <strong>die</strong> Elektrifizierung der<br />
104 km langen Südbahn Ulm<br />
Hbf– Friedrichshafen Stadt<br />
und der anschließenden 24 km<br />
Friedrichshafen – Lindau hat das<br />
Land Baden-Württemberg schon<br />
2012 <strong>die</strong> hälftige Übernahme<br />
der veranschlagten 226 Mio. EUR<br />
Investitionen zugesagt und<br />
90 Mio. EUR im Landeshaushalt<br />
eingestellt, <strong>die</strong> Region über den<br />
Interessenverband Südbahn <strong>die</strong><br />
Planung mit finanziert und das<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
das Planfeststellungsverfahren<br />
eingeleitet. Letzteres ist so auf<br />
dem Weg, dass bei günstigem<br />
Verlauf im ersten Quartal Baurecht<br />
erlangt werden könnte. Der<br />
Bund hat jedoch Anfang August<br />
2014 dem Land überraschend<br />
mitgeteilt, dass <strong>die</strong> haushaltsrechtlichen<br />
Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> den Baubeginn gegenwärtig<br />
nicht geg<strong>eb</strong>en sind und <strong>die</strong><br />
Finanzierungsvereinbarung<br />
zwischen Bundesregierung und<br />
DB deshalb noch nicht terminiert<br />
werden kann. Die Landesregierung<br />
ist verärgert, zumal der<br />
Bundesverkehrsminister noch gut<br />
vier Wochen vorher das „prinzipiell<br />
herausragende Kosten-Nutzen-Verhältnis“<br />
bestätigt und sich<br />
gegen regionale Be<strong>für</strong>chtungen<br />
verwahrt habe, der Bund wolle<br />
das Projekt hinausschi<strong>eb</strong>en.<br />
Quelle: Südkurier vom 4. August 2014<br />
HINTERGRUND<br />
Die Ausrüstung mit Level 1 LS ist vorgesehen <strong>für</strong> Strecken<br />
mit Geschwindigkeiten bis 160 km/h, <strong>die</strong> mit<br />
dem nationalen Zugsicherungssystem Punktförmige<br />
Zugbeeinflussung (PZB) ausgerüstet sind. Wirtschaftlich<br />
vorteilhaft ist hierbei, dass vorhandene Stellwerke<br />
auf Streckenabschnitten genutzt werden können,<br />
deren Kapazität derzeit ausreicht.<br />
Die leistungsfähigere Version Level 2 FS nutzt den<br />
Funk GSM-R und ist <strong>für</strong> Strecken mit Geschwindigkeiten<br />
über 160 km/h vorgesehen, <strong>die</strong> mit dem<br />
nationalen Zugsicherungssystem Linienförmige Zugbeeinflussung<br />
(LZB) ausgerüstet sind. Voraussetzung<br />
sind elektronische Stellwerke.<br />
ERMTS <strong>für</strong> Korridor A<br />
Der deutsche Abschnitt Emmerich<br />
– Basel des europäischen Güterverkehrskorridors<br />
A Rotterdam<br />
– Genua wird mit dem European<br />
Rail Traffic Management System<br />
(ERMTS) ausgerüstet. Damit folgt<br />
Deutschland einer Vorgabe der<br />
Europäischen Kommission <strong>von</strong><br />
2008, in der das auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
deutschen Abschnitte der Korridore<br />
Stockholm – Neapel und<br />
Dresden – Budapest sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Relation Aachen – Horka (Grenze)<br />
verbindlich vorgeschri<strong>eb</strong>en ist.<br />
Solltermin <strong>für</strong> Korridor A ist Ende<br />
2018. Das Umsetzungsszenario<br />
sieht abschnittsweise Ausrüstung<br />
mit dem European Train Control<br />
System (ETCS) in den Versionen<br />
Level 1 Limited Supervision (L1 LS)<br />
oder Level 2 Full Supervision (L2<br />
FS) vor. Letztere wird zum Einsatz<br />
kommen, wo <strong>die</strong> Stellwerke alle<br />
Voraussetzungen erfüllen oder<br />
wo es aus Kapazitätsgründen<br />
erforderlich ist.<br />
Verlagerung Bahnhof Hamburg-Altona<br />
Der heutige Fern- und Regionalverkehrs-Kopfbahnhof<br />
Hamburg-<br />
Altona soll durch einen neuen<br />
Durchgangsbahnhof in knapp<br />
2 km Luftlinie nördlich beim heutigen<br />
S-Bahn-Haltepunkt Di<strong>eb</strong>steich<br />
ersetzt werden. Die bestehenden<br />
Anlagen mit dem 1979<br />
g<strong>eb</strong>auten Empfangsg<strong>eb</strong>äude sind<br />
so marode, dass ihre Sanierung<br />
ähnlich teuer würde wie der Neubau;<br />
geschätzt wird ein „spürbarer“<br />
dreistelliger Millionenbetrag.<br />
Mit der Neubaulösung kann <strong>die</strong><br />
DB <strong>die</strong> Verbindungskurven <strong>von</strong><br />
und nach Hamburg-Dammtor –<br />
Hauptbahnhof mit den aufwändigen<br />
100º-Kreuzungsbauwerken<br />
aufg<strong>eb</strong>en und endende Züge<br />
in gerader Verlängerung zum<br />
unmittelbar anschließenden<br />
Betri<strong>eb</strong>sbahnhof Hamburg-Langenfelde<br />
mit Abstellanlagen, Behandlungsanlagen<br />
und Werkstatt<br />
<strong>für</strong> Reisezugwagen und Lokomotiven<br />
oder etwas weiter zum<br />
Bahnhof Hamburg-Eidelstedt<br />
mit den gleichen Anlagen <strong>für</strong><br />
ICE-Tri<strong>eb</strong>züge überführen. Sie hat<br />
bisher 13 Mio. EUR Planungsmittel<br />
freigeg<strong>eb</strong>en und will bis Ende<br />
2015 <strong>die</strong> Unterlagen <strong>für</strong> das Planfeststellungsverfahren<br />
erarbeiten<br />
lassen. Der neue Bahnhof soll<br />
drei Bahnsteige <strong>für</strong> Fern- und Regionalverkehr<br />
und einen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
S-Bahn bekommen. Der Hamburger<br />
Landesbetri<strong>eb</strong> Immobilienmanagement<br />
und Grundvermögen<br />
soll zum 30. Juni 2015 <strong>für</strong> knapp<br />
40 Mio. EUR <strong>die</strong> Grundflächen<br />
erwerben, aber ihre Nutzung bis<br />
zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme des neuen<br />
Bahnhofs gestatten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> 2023<br />
geplant ist. Als denkmalgeschütz-<br />
550 112 (2014) Heft 8-9
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
te G<strong>eb</strong>äude auf dem Gelände bleiben eine historische<br />
Kleiderkasse, ein Wasserturm sowie <strong>die</strong> ehemaligen Güterhallen<br />
bestehen, in <strong>die</strong> Supermärkte, Gastronomi<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>e<br />
und Gewerbeunternehmen einziehen sollen. Darum herum<br />
sollen in der so genannten Mitte Altona auf zwei benachbarten,<br />
aber <strong>von</strong>einander unabhängigen Abschnitten rund<br />
3 600 Wohnungen g<strong>eb</strong>aut werden.<br />
Anzeige<br />
S-Bahngleise auf Berliner<br />
Stadtbahn erneuert<br />
Die beiden S-Bahngleise auf dem Stadtbahnviadukt mit ihren<br />
engen Krümmungsra<strong>die</strong>n sind sehr stark belastet, sodass <strong>die</strong><br />
Schienen stark abgenutzt werden. Deshalb wurden sie im Juli<br />
und August 2014 <strong>für</strong> 17 Mio. EUR vollständig erneuert, zuerst<br />
<strong>von</strong> Friedrichstraße bis Zoologischer Garten und dann <strong>von</strong><br />
Ostbahnhof bis Friedrichstraße. Dabei wurden 32 km Schienen<br />
erneuert und 2 500 t Schallabsorber entsorgt und neue<br />
verlegt. Wegen geringer Gleisabstände musste im jeweiligen<br />
Abschnitt der S-Bahnverkehr ganz eingestellt werden, gearbeitet<br />
wurde manuell oder nur mit kleinen Maschinen.<br />
LICHT AUF DEN PUNKT<br />
BELEUCHTUNGSLÖSUNGEN FÜR DEN GLEISNAHEN BEREICH<br />
Keine weitere Erneuerung am<br />
südlichen Berliner Innenring<br />
Die DB hat das Projekt aufgeg<strong>eb</strong>en, auf dem südlichen Berliner<br />
Innenring <strong>die</strong> Gleise der parallel zur S-Bahn liegenden<br />
Güterbahn Strecke 6170 wieder aufzubauen (<strong>eb</strong> 10/2013,<br />
S. 569 und 12/2013, S. 795). Begründet wird das mit fehlender<br />
Wirtschaftlichkeit, unter anderem durch hohe Ausgaben<br />
<strong>für</strong> Brückenerneuerungen. Allerdings wurde das zweigleisige<br />
Kreuzungsbauwerk n<strong>eb</strong>en der Halle des S-Bahnhaltepunktes<br />
Schön<strong>eb</strong>erg hoch über der S-Bahnstrecke 6033 nach Berlin-<br />
Wannsee bereits als klassische Fachwerkbrücke erneuert.<br />
Quelle: SIGNAL 3/2014<br />
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Luftreinhaltungspolitik (South Coast<br />
Air Quality Management District,<br />
SCAQMD) den Zuschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Installation einer E-Autobahn zu<br />
Testzwecken in der Nähe der Häfen<br />
<strong>von</strong> Los Angeles und Long Beach<br />
erhalten. Der US-Bundesstaat<br />
Kalifornien ist <strong>für</strong> seine strengen<br />
Umweltschutzvorschriften bekannt<br />
und häufig das erste Einsatzg<strong>eb</strong>iet<br />
zum Testen neuer emissionsarmer<br />
Antri<strong>eb</strong>skonzepte. Die Behörde<br />
spricht <strong>von</strong> einem 5-Mio.-USD-<br />
Projekt, das im Sommer 2015<br />
anlaufen soll und zunächst auf ein<br />
Jahr angelegt ist. Der Auftragnehmer<br />
hat mit der Volvo Group und<br />
deren Marke Mack <strong>für</strong> das Projekt<br />
ein Vorführfahrzeug entwickelt,<br />
jedoch könnten eventuell auch Lkw<br />
anderer Marken an dem Versuch<br />
teilnehmen. Zunächst sollen jeden<br />
Tag bis zu vier Lkw <strong>die</strong> Strecke<br />
im Pendelverkehr befahren. Die<br />
Technik wurde in den vergangenen<br />
zwei Jahren auf einem Testgelände<br />
bei Berlin erprobt (<strong>eb</strong> 5/2012,<br />
S. 175–176). Der dabei entwickelte<br />
intelligente Stromabnehmer ermöglicht<br />
das Überholen mit 90 km/h<br />
ohne Kontakt zur Oberleitung und<br />
anschließendes Wiederankoppeln.<br />
– Das Unternehmen sieht <strong>die</strong> Lösung<br />
mit Oberleitung als Zukunftsmodell,<br />
dagegen zur induktiven<br />
Übertragung keine technische<br />
Lösung <strong>für</strong> genügend Leistungsübertragung<br />
während der Fahrt.<br />
[1] Bühs, F.; Keil, G.; Lehmann, M.:<br />
Stromabnehmer <strong>für</strong> schwere Nutzfahrzeuge.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
111 (2013), H. 4, S. 249–256<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
551
Nachrichten Energie und Umwelt<br />
Windenergieübertragung<br />
www.artemisip.com<br />
Hydraulische Übertragungen<br />
galten wegen ihrer Robustheit und<br />
Leistungsdichte schon lange als<br />
geeignet <strong>für</strong> Windturbinen, litten<br />
jedoch bisher an niedrigen Teillastwirkungsgraden.<br />
Jetzt hat <strong>die</strong><br />
britische Artemis Intelligent Power,<br />
seit 2010 Tochter <strong>von</strong> Mitsubishi<br />
Heavy Industries, zusammen mit<br />
dem Mutterkonzern ihre verlustarme<br />
Digital Displacement ® Technology<br />
(DDT) so weit entwickelt, dass<br />
sie mit direkten oder Getri<strong>eb</strong>eübertragungen<br />
technisch und wirtschaftlich<br />
konkurrieren kann. Dabei<br />
erzeugt eine niedrig drehende<br />
Pumpe ein jederzeit dem wechselnden<br />
Wind angepasstes Rotordrehmoment,<br />
während zwei drehzahlkonstante<br />
Hydraulikmotoren je<br />
einen Standard-Synchrongenerator<br />
versorgen. Ein Hydraulikwandler<br />
entkoppelt beide Seiten besonders<br />
bei Windböen. Die Generatoren<br />
arbeiten ohne Umrichter direkt am<br />
Netz und stützen es. Der Jahresarbeitsgrad<br />
wird dadurch verbessert,<br />
dass bei mäßigem oder wenig<br />
Wind ein Generator abgeschaltet<br />
wird. Die DDT ® ist leichter als<br />
andere Übertragungen und wegen<br />
der inhärent ausbalancierten<br />
Lastverteilung und der druckbegrenzenden<br />
Eigenschaft hydraulischer<br />
Maschinen extrem robust.<br />
Pumpe und Motoren sind als<br />
Module ausgeführt und lassen sich<br />
wie andere Komponenten in der<br />
Gondel mit dem Bordkran wechseln.<br />
Nach erfolgreichen Tests einer<br />
1,6-MW-Prototypübertragung ab<br />
2011 arbeitet seit Anfang 2013<br />
eine 2,4-MW-DDT im Mitsubishi-<br />
Innenraumtestzentrum in Yokohama.<br />
Eine erste 7-MW-Übertragung<br />
kommt auf ein Offshore-Testfeld<br />
bei Glasgow und zwei weitere<br />
sollen in schon arbeitende Turbinen<br />
vor der Küste <strong>von</strong> Fukushima<br />
getauscht werden.<br />
Nachrichten Produkte und <strong>Lösungen</strong><br />
Einschaltfester Erdungsschalter<br />
TABELLE<br />
Hauptdaten Erdungsschalter FES.<br />
Bemessungswerte<br />
Spannung und Frequenz<br />
Halte-Kurzzeitstrom<br />
Kurzschlussstromdauer<br />
Halte-Stoßstrom<br />
Einpoliger Erdungsschnellschalter (Zeichnung: Fritz<br />
Driescher & Söhne, www.driescher.de)<br />
kV / Hz<br />
kV / Hz<br />
kA<br />
s<br />
kA<br />
17,5 / 16,7<br />
27,5 / 50<br />
40<br />
1<br />
100<br />
Kurzschlusseinschaltvermögen kA 100<br />
Hauptkomponente des neuen<br />
aktiven Erdungssystems <strong>für</strong><br />
Oberleitungen und Deckenstromschienen<br />
ist ein Erdungsschnellschalter<br />
(Fast Earthing<br />
Switch, FES). Er kann, als derzeit<br />
einziger am Markt, <strong>die</strong> Fahrleitung<br />
bei jedem Betri<strong>eb</strong>szustand<br />
erden, das heißt auch bei eingeschalteter<br />
Fahrleitung eine sichere<br />
Erdung herstellen. Das gelingt<br />
aufgrund seiner extrem kurzen<br />
Schaltzeit. Dazu wird ein Kraftspeicher<br />
aufgeladen, in der Regel<br />
durch einen ferngesteuerten Motorantri<strong>eb</strong>,<br />
bei Störungen auch<br />
mittels Handkurbel am Antri<strong>eb</strong>.<br />
Wenn der Kraftspeicher voll ist,<br />
lässt ein Schnappmechanismus<br />
<strong>die</strong> primären Erdungskontakte<br />
durch <strong>die</strong> Speicherenergie<br />
innerhalb weniger Millisekunden<br />
selbsttätig schließen. Die besondere<br />
Stärke des Systems ist,<br />
dabei den hohen Kräften durch<br />
Kurzschluss-Einschaltströme bis<br />
100 kA standzuhalten. Andererseits<br />
ist <strong>die</strong> mechanische L<strong>eb</strong>ensdauer<br />
mit 2 000 Schaltspielen<br />
sehr hoch. Die Bauteile sind aus<br />
rostbeständigem und feuerverzinktem<br />
Stahl, <strong>die</strong> Kontakte<br />
sind versilbert. Der Schalter<br />
wiegt rund 40 kg und kann<br />
wie im Bild horizontal, aber<br />
auch vertikal oder über Kopf<br />
montiert werden. Er ist geprüft<br />
nach IEC 62505-2 / EN 62271-<br />
1 und -102. Derzeit gibt es ihn<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Nennspannungen DC<br />
3 kV, AC 15 kV 16,7 Hz und AC<br />
25 kV 50 Hz. Sein Einsatz ist<br />
nicht nur zunehmend in langen<br />
Bahntunneln sowie in Anlagen<br />
zur Fahrzeugbehandlung und<br />
-instandhaltung zu erwarten,<br />
sondern auch als Standard-Streckenausrüstung.<br />
Das Motiv ist<br />
hier weniger, möglichst schnell<br />
<strong>die</strong> Sicherheit <strong>für</strong> Personen herzustellen;<br />
vielmehr lassen sich<br />
damit bei Bau- oder Instandhaltungsarbeiten<br />
erh<strong>eb</strong>liche<br />
Personal- und Maschinenzeiten<br />
gegenüber manueller Erdung<br />
gewinnen.<br />
552 112 (2014) Heft 8-9
Produkte und <strong>Lösungen</strong> Nachrichten<br />
Dynamische Zugbeleuchtung<br />
SFB Spezialleuchten erprobt<br />
derzeit in zwei ICE-T-Wagen<br />
einen Umrüstsatz, der klassische<br />
Leuchtstoffröhren und Halogenspots<br />
durch LED-Leisten und<br />
-Spots ersetzt. Als erstes Unternehmen<br />
stattet es <strong>die</strong> Hauptbeleuchtung<br />
<strong>von</strong> Schienenfahrzeugen<br />
nach DIN EN 13272 in<br />
Tunable White aus, dem künstlichen<br />
Tageslicht mit simuliertem<br />
Farbtemperaturverlauf. Hinzu<br />
kommt eine farbige Ambient<strong>eb</strong>eleuchtung<br />
(RGB), <strong>die</strong> sich nach<br />
gewünschter Atmosphäre mischen<br />
lässt, etwa um eine Happy<br />
Hour im Bistro zu erzeugen.<br />
Eine zukünftige Tri<strong>eb</strong>zugserie<br />
der Rhätischen Bahn bekommt<br />
eine bisher einzigartige tageslichtabhängig<br />
gesteuerte<br />
LED-Ausrüstung mit drei Leuchtenarten,<br />
<strong>die</strong> Licht in den Farbtemperaturen<br />
warmweiß, neutral<br />
oder kaltweiß abstrahlen. Durch<br />
Mischung lassen sich Farbtemperatur<br />
und Lichtintensität beli<strong>eb</strong>ig<br />
und übergangslos verändern. Die<br />
Innenbeleuchtung passt sich so<br />
an Tageslicht, Wetter, Jahreszeit<br />
und Temperatur an. An einem<br />
ICE-T-Großraumwagen mit dynamischer Beleuchtung (Designstu<strong>die</strong>: SFB,<br />
www.sbf-germany.com).<br />
hellen, warmen Sommertag ist<br />
<strong>die</strong> Innenbeleuchtung beispielsweise<br />
kaum wahrnehmbar und<br />
hat einen höheren Blauanteil,<br />
was dem Tageslicht unter<br />
Sonneneinstrahlung entspricht.<br />
Gleichzeitig wirkt das Licht<br />
kühlend, was bei hohen Außentemperaturen<br />
vorteilhaft ist. An<br />
grauen Wintertagen dagegen<br />
erzeugt warmweiße bis neutrale<br />
Lichtfarbe eine warme stimmungsaufhellende<br />
Atmosphäre.<br />
Dazu bekommen <strong>die</strong> Züge ein<br />
Tunnelprogramm, das Lichtstärke<br />
und Lichtfarbe automatisch über<br />
<strong>die</strong> Zugsteuerung einstellt.<br />
In Entwicklung sind virtuelle<br />
Panoramadecken, <strong>die</strong> beispielsweise<br />
geschwindigkeitsgerecht<br />
den vorbeiziehenden Himmel simulieren.<br />
Ang<strong>eb</strong>oten wird schon<br />
eine spezielle App, mit der Fahrgäste<br />
per Smartphone oder -pad<br />
Beleuchtungsstärke und Lichtfarbe<br />
an ihrem Sitzplatz individuell<br />
einstellen und das <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächste<br />
Zugfahrt speichern können.<br />
Leistungsstarke Führerstanddisplays<br />
Mit Einsatz neuer Prozessorgenerationen<br />
schafft GERSYS leistungsstarke<br />
Human-Machine Interface<br />
(HMI) Systeme <strong>für</strong> Anwendungen<br />
bei ETCS, maschinentechnische<br />
Anzeigesysteme oder als CCTV-<br />
Displays. Besonderes Merkmal<br />
ist <strong>die</strong> hohe Grafikleistung, <strong>die</strong><br />
<strong>für</strong> ruckfreie Darstellung <strong>von</strong><br />
Videostreams sorgt, aber immer<br />
noch mindestens 50 % der<br />
Prozessor-Rechenleistung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
eigentliche Anwendungssoftware<br />
frei lässt. Das Chipdesign mit<br />
PowerSave-Funktionen besorgt<br />
geringe Leistungsaufnahme,<br />
sodass <strong>die</strong> Prozessoren auch im<br />
industriellen Temperaturbereich<br />
spezifiziert sind. Sie werden<br />
vom Hersteller mit si<strong>eb</strong>en bis<br />
Foto: GERSYS (www.gersys.de).<br />
zehn Jahren Langzeitverfügbarkeit<br />
ang<strong>eb</strong>oten, was durch das<br />
Obsoleszenz-Management des<br />
Unternehmens um weitere fünf<br />
oder noch mehr Jahre verlängert<br />
werden kann. Die Geräte<br />
entsprechen den Bahnnormen<br />
EN 50155 und EN 45545 und<br />
haben Weitbereichsnetzteile, um<br />
Logistikaufwand <strong>für</strong> fahrzeugspezifische<br />
Varianten zu vermeiden.<br />
Das modulare Konzept bietet<br />
verschiedene Bildschirmauflösungen,<br />
Tastatur- oder Touch-<br />
Varianten und Schnittstellen. Ein<br />
Mini-PC-Steckplatz gestattet <strong>die</strong><br />
Aufrüstung mit speziellen oder<br />
kundenspezifischen Baugruppen.<br />
Als Betri<strong>eb</strong>ssysteme stehen Embedded<br />
Windows 7 oder Embedded<br />
Linux zur Wahl. Für enge<br />
Platzverhältnisse gibt es Geräte<br />
mit nur 45 mm Einbautiefe.<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
553
Nachrichten Produkte und <strong>Lösungen</strong><br />
Überspannungsableiter <strong>für</strong><br />
anspruchsvolle Anlagen<br />
Fotomontage: DEHN + SÖHNE (www.dehn.de).<br />
Nachrichten Unternehmen<br />
Die Überspannungsableiter<br />
DEHNguard ® SE H LI sind <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
steigenden Verfügbarkeitsansprüche<br />
der elektrischen Systeme<br />
in empfindlichen Anlagen wie<br />
Powerlines Group<br />
Kraftwerken, Offshore-Windkraftanlagen<br />
und Rechenzentren<br />
konzipiert. Es gibt sie <strong>für</strong> AC-Spannungen<br />
<strong>von</strong> 75 bis 1 000 V. Sie<br />
sind Typ-2-Ableiter (SPD Typ 2)<br />
und entsprechen den Anforderungen<br />
der DIN EN 61643-11; bei<br />
230 V Nennspannung haben sie<br />
1,5 kV Schutzpegel. Das Ableitvermögen<br />
geht bis 65 kA bei 8/20 µs.<br />
Als Einbaubreite werden nur 1,5<br />
Teilungseinheiten beansprucht.<br />
Alle weiteren Merkmale der modularen<br />
DEHNguard-Familie wie<br />
verwechselungssichere Ko<strong>die</strong>rung,<br />
Modulverriegelung und -entriegelungstaste<br />
wurden beibehalten,<br />
<strong>eb</strong>enso <strong>die</strong> Vibrations-und Schockprüfung<br />
nach EN 60068-2. Eine<br />
Besonderheit ist <strong>die</strong> dreistufige<br />
Lifetime Indication-Funktion durch<br />
Sichtanzeigen grün – gelb – rot<br />
und potenzialfreien Wechslerkontakt<br />
zur Fernmeldung. Wenn sich<br />
nach einer erhöhten Belastung <strong>die</strong><br />
Varistorstruktur irreversibel verändert<br />
haben könnte, empfiehlt <strong>die</strong><br />
gelbe Sichtanzeige mit aktivierter<br />
Fernmeldung den Wechsel<br />
des Moduls, das jedoch bis zur<br />
roten Anzeige voll funktionsfähig<br />
bleibt. Damit ist <strong>die</strong> Einbindung<br />
in Condition Monitoring Systeme<br />
und präventive Wartungskonzepte<br />
möglich, zum Beispiel bei<br />
Offshore-Windenergieanlagen.<br />
SBF Spezialleuchten<br />
Powelines Group ist ein europäischer<br />
Spezial-Nischenplayer <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Elektrifizierung <strong>von</strong> Bahnstrecken<br />
im Fern- und Nahverkehr<br />
einschließlich U- und Straßenbahnen<br />
sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Errichtung<br />
<strong>von</strong> Hochspannungsleitungen <strong>für</strong><br />
Energieversorger, hauptsächlich<br />
im deutschsprachigen Raum, in<br />
Skandinavien und in Großbritannien.<br />
Die Unternehmensgruppe<br />
zählt zu den 500 größten Unternehmen<br />
Österreichs und setzte<br />
im Geschäftsjahr 2013/14 rund<br />
190 Mio. EUR um.<br />
Die SBF Spezialleuchten GmbH<br />
mit Hauptsitz in Leipzig führt<br />
sich auf <strong>die</strong> 1862 gegründete<br />
Sächsische Broncewarenfabrik zurück<br />
und ist seit 1968 auf Fahrzeug-Innen-<br />
und Außenbeleuchtungseinrichtungen<br />
spezialisiert.<br />
Das Unternehmen begann 2007<br />
als weltweit erstes, LED-Beleuchtungen<br />
<strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
herzustellen. Derzeit beschäftigt<br />
es rund 100 Mitarbeiter, da<strong>von</strong><br />
mehr als 30 Entwicklungsingenieure,<br />
Licht- und Anwendungsspezialisten.<br />
Bei der Entwicklung<br />
<strong>von</strong> Beleuchtungssystemen<br />
arbeitet SBF unter anderem mit<br />
den Technischen Universitäten<br />
Ilmenau und Dresden sowie<br />
mit einem Fraunhofer-Institut<br />
zusammen.<br />
Nachrichten Personen<br />
Neuer Leiter <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung bei Balfour Beatty Rail<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig (51),<br />
Mitherausg<strong>eb</strong>er und Chefredakteur<br />
der <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>,<br />
ist seit Mitte Juli 2014 Leiter<br />
des neu strukturierten Bereichs<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und<br />
Mitglied des Managementteams<br />
der Balfour Beatty Rail GmbH mit<br />
Dienstsitz in Offenbach. S. Röhlig<br />
stu<strong>die</strong>rte und promovierte an<br />
der Hochschule <strong>für</strong> Verkehrswesen<br />
„Friedrich List“ in Dresden.<br />
Im Jahr 1991 war er einer der<br />
Mitgründer und Geschäftsführer<br />
der ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme<br />
Ingenieur-Gesellschaft bis zu<br />
deren Verschmelzung mit der<br />
SIGNON Deutschland GmbH,<br />
einem Tochterunternehmen<br />
der TÜV SÜD AG (<strong>eb</strong> 8-9/2013,<br />
S. 561). Dan<strong>eb</strong>en war er <strong>von</strong><br />
2009 bis 2012 innerhalb der<br />
niederländischen KEMA verantwortlich<br />
<strong>für</strong> den Bahnbereich.<br />
Er arbeitet auch aktiv in europäischen<br />
Normungsgremien,<br />
beispielsweise als Convenor der<br />
Arbeitsgruppe C1 des CENELEC<br />
SC 9XC, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Normengruppe<br />
EN 50122 betreut.<br />
554 112 (2014) Heft 8-9
Me<strong>die</strong>n Nachrichten<br />
Bücher<br />
Siemens Historical Institute<br />
(Hrsg.): Stromzeiten<br />
Pionierleistungen der Elektrotechnik<br />
– Fotografien aus dem Siemens<br />
Historical Institute. Berlin,<br />
München: Deutscher Kunstverlag,<br />
2014; 272 S., 295 s-w Abb., dav.<br />
18 ganzseit.; 23,5 cm x 30,5 cm,<br />
Hardcover, 1,6 kg; 29,80 EUR;<br />
ISBN 978342207-2350.<br />
Ein Band wie <strong>die</strong>ser hieß im<br />
19. Jahrhundert bei Werken der<br />
Bildungsliteratur Illustrierte Prachtausgabe.<br />
Er bringt einführend<br />
Das Haus Siemens im Überblick<br />
1880 – 1930 und beschreibt das<br />
unglaubliche Wachsen des Unternehmens<br />
mit der Siemensstadt vor<br />
Berlin, den Ausbau des internationalen<br />
Geschäftes mit beispielhaft<br />
ausgewählten Standorten und<br />
<strong>die</strong> Dezentralisierung und Spezialisierung.<br />
Dann werden in drei<br />
Hauptteilen auf je rund 60 Seiten<br />
zehn Großprojekte aus dem Bereich<br />
Energie, 16 aus dem Bereich<br />
<strong>Mobilität</strong> und 17 aus dem Bereich<br />
Industrie vorgestellt, gefolgt <strong>von</strong><br />
si<strong>eb</strong>en Projekten der Kommunikation.<br />
Jedes Projekt wird zunächst<br />
auf maximal einer Seite Text<br />
vorgestellt, <strong>die</strong> Bildunterschriften<br />
sind <strong>eb</strong>enso sparsam wie präzise.<br />
Natürlich sind <strong>die</strong> Üblichen<br />
dabei wie Großkraftwerk Franken,<br />
Lokalbahn Murnau – Oberammergau<br />
und Zeche Zollern II, aber<br />
geografisch reicht <strong>die</strong> Spanne bis<br />
zu einem argentinischen Wasserkraftwerk,<br />
einer indonesischen<br />
Straßenbahn, einer Förderbahn in<br />
Südafrika und einem Fernsprechamt<br />
in China. N<strong>eb</strong>en Bildern <strong>von</strong><br />
Großgeräten und Fahrzeugen im<br />
Einsatz gibt es Blicke in <strong>die</strong> Fertigung<br />
und bei Wasserkraftwerken,<br />
U-<strong>Bahnen</strong> und Kabelstrecken in<br />
<strong>die</strong> Baustellen. Zum Schluss wird<br />
noch das Bildarchiv des Siemens<br />
Historical Institute vorgestellt,<br />
beginnend <strong>von</strong> der Festanstellung<br />
eines Fotografen 1878 bis zur<br />
digitalen Archiviereng. Natürlich<br />
stammen alle Fotos im Band noch<br />
<strong>von</strong> analoger Fotografie und sind<br />
entsprechend brillant auf kartonähnlichem<br />
Papier wiedergeg<strong>eb</strong>en.<br />
Das inhaltliche Niveau und <strong>die</strong> gestalterische<br />
Qualität ließen zu dem<br />
unglaubhaft niedrigen Ladenpreis<br />
rückfragen, der aber stimmt.<br />
SBB; Kr<strong>eb</strong>s, P. (Hrsg.): Durchmesserlinie<br />
Das Wunder <strong>von</strong> Zürich. Zürich:<br />
AS, 2014; 208 S., 233 arb. Abb.,<br />
vielf. ganz- od. doppelseit., 2<br />
Tab.; 25 cm x 30,5 cm, Hardcover;<br />
88,00 CHF, DE 69,90 EUR, AT<br />
71,90 EUR; ISBN 978-3-90605-<br />
518-3. Nach drei gehörigen<br />
Vorworten behandelt ein erster<br />
Abschnitt Vorgeschichte und Bedeutung<br />
des Projektes. Letztere<br />
wird in ihrer Wirkung erst später<br />
sichtbar werden, und zu ersterer<br />
heißt es vielsagend, dass es<br />
vermutlich chancenlos gewesen<br />
wäre, wenn <strong>die</strong> SBB es initiiert<br />
hätte; vielmehr sei es aus den Vorschlägen<br />
der Opponentenkreise<br />
gegen deren Pläne entstanden.<br />
Diese und noch viel frühere werden<br />
gezeigt, und <strong>die</strong> Klimmzüge<br />
zur Finanzierung sind aufgezählt.<br />
Das Projekt selbst ist in den vier<br />
Teilen Ausbau Oerlikon, Weinbergtunnel,<br />
Bahnhof Löwenstraße und<br />
Ausfahrt nach Westen dargestellt.<br />
Ein dritter Hauptteil beleuchtet in<br />
zwei Abschnitten <strong>die</strong> Wechselwirkungen<br />
mit der Stadt. Am Schluss<br />
jedes der si<strong>eb</strong>en Abschnitte sind<br />
zwei Seiten einer Person gewidmet,<br />
<strong>die</strong> intern an dem Projekt<br />
hauptbeteiligt oder extern <strong>von</strong><br />
ihm betroffen war. Die Aufmachung<br />
des Werkes entspricht generell<br />
schweizerischem und im Besonderen<br />
AS-Standard; sie braucht<br />
deshalb keinen Kommentar.<br />
Fröhberg, U.: Die Straßenbahn<br />
in Hannover 1945 bis 1985<br />
Erfurt: Sutton, 2014; 124 S.,<br />
233 Abb., dav. 22 farb.; 17 cm<br />
x 24 cm, Hardcover; 19,90 EUR,<br />
ISBN 978395400-368-6.<br />
Der Autor hat aus seinem<br />
eigenen Archiv, einem weiteren<br />
privaten und dem des Historischen<br />
Museums Hannover einen<br />
Bildband geschaffen, der <strong>die</strong><br />
Veränderungen der hannoverschen<br />
Straßenbahn über 40 Jahre<br />
dokumentiert. Das Büchlein besticht<br />
durch Präzision und klares<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
555
Nachrichten Me<strong>die</strong>n<br />
Layout. Auf zwei als „Einleitung“<br />
kaschierten Seiten den öffentlichen<br />
Personenverkehr einer<br />
Hauptstadt <strong>von</strong> 1872 bis 1977<br />
abzuhandeln und dabei auch<br />
<strong>die</strong> Maschseeschifffahrt anzusprechen,<br />
ver<strong>die</strong>nt einigen Respekt.<br />
Es folgen Abschnitte Die Fahrzeuge<br />
der Üstra (38 S.), Betri<strong>eb</strong>shöfe<br />
und Arbeitswagen (14 S.), Der Güterverkehr<br />
(6 S.) und Unterwegs<br />
auf dem Netz (48 S.); ein kleines<br />
Kaleidoskop sind noch <strong>die</strong> elf<br />
Schlussseiten Die Straßenban in<br />
Farbe. Die Abschnitte haben nach<br />
dem Anfangsblatt immer zwei<br />
Fotos pro Seite, naturgemäß oft<br />
unterschiedlichen Formats, wobei<br />
<strong>die</strong> gezeigten Fahrzeuge mit ihren<br />
äußeren Merkmalen und <strong>die</strong><br />
Örtlichkeit mit jeweils nur zwei<br />
bis höchstens sechs Zeilen l<strong>eb</strong>endig<br />
kommentiert sind. Eindrucksvoll<br />
sind immer wieder Bilder aus<br />
den ersten Nachkriegsjahren; der<br />
Rezensent erinnert sich, wie er<br />
1947 den ersten Straßenbahnwagen<br />
mit wieder kompletten<br />
Fensterscheiben gesehen hat.<br />
Berliner S-Bahn-Museum<br />
(Hrsg.): Jubiläen bei der<br />
Berliner S-Bahn<br />
Daten, Erinnerungen, Feiern. Berlin:<br />
GVE, 2014; 32 S., 84 farb. u. 30<br />
s-w Abb.; 21 cm x 21 cm, Softcover;<br />
5,80 EUR; ISBN 9783892181163.<br />
Die S-Bahn Berlin hat den<br />
90. Jahrestag der Aufnahme des<br />
elektrischen Betri<strong>eb</strong>s auf der<br />
Strecke vom Stettiner Vorortbahnhof<br />
(heute Nordbahnhof)<br />
nach Bernau am 8. August 1924<br />
gefeiert. Dabei gab es noch zwei<br />
andere markante und zeitweise<br />
gefeierte Tage: Zu Rückblicken<br />
veranlasste 1938 <strong>die</strong> Aufnahme<br />
des durchgehenden elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong>s Erkner – Potsdam 1928<br />
und <strong>eb</strong>enso 1963 der 1903<br />
begonnene elektrische Betri<strong>eb</strong><br />
Potsdamer Ringbahnhof – Groß<br />
Lichterfelde Ost,<br />
übrigens auf<br />
über 20 Seiten<br />
beschri<strong>eb</strong>en im<br />
Heft 2 der gerade<br />
neu gegründeten<br />
Zeitschrift <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> [1].<br />
Mit einer Fülle<br />
zeitgenössischer<br />
Fotos und Reproduktionen<br />
<strong>von</strong><br />
Dokumenten führt<br />
<strong>die</strong> Broschüre,<br />
jeweils wohltuend<br />
konzentriert<br />
und konsequent<br />
gegliedert in Der<br />
gesellschaftliche Rahmen – Die<br />
betri<strong>eb</strong>liche Situation – Die<br />
Feiern vom Anfang in 1924 zum<br />
aktuellen Jubiläum über acht<br />
Zwischentermine, da<strong>von</strong> zwei<br />
getrennt <strong>für</strong> Ost und West.<br />
[1] N. N.: Die elektrische Vorortbahn<br />
Berlin-Potsdamer Bahnhof – Groß-<br />
Lichterfelde-Ost, ausgerüstet <strong>von</strong><br />
der Union Elektrizitäts-Gesellschaft,<br />
Berlin. (Bericht der bauausführenden<br />
Gesellschaft). In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 1 (1903), H. 2, S. 57–79.<br />
Eisenbahnatlas Deutschland<br />
Köln: Schweers + Wall;<br />
9. Auflage 2014; 272 S.; g<strong>eb</strong>.;<br />
23,5 x 27,5 cm; 44,00 EUR;<br />
ISBN 978‐3-89494-145-1.<br />
In nunmehr 9. Auflage ist in<br />
<strong>die</strong>sem Frühjahr der 1994 erstmals<br />
aufgelegte „Eisenbahnatlas<br />
Deutschland“ erschienen<br />
und begeht mit <strong>die</strong>ser Auflage<br />
sein zwanzigjähriges Jubiläum.<br />
Der Band, welcher mit Unterstützung<br />
der Deutschen Bahn<br />
AG (DB) und des Verbandes<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV) erstellt wurde,<br />
gibt einen umfassenden<br />
Überblick über <strong>die</strong> gesamte<br />
Eisenbahnstreckeninfrastruktur<br />
in Deutschland, sowohl in der<br />
Gegenwart, als auch in der<br />
Vergangenheit und Zukunft.<br />
Nach verlagseigener Angabe<br />
ist der Streckenbestand<br />
im Frühjahr 2014 überwiegend<br />
im Maßstab 1 : 300 000<br />
wiedergeg<strong>eb</strong>en, <strong>für</strong> Ballungsg<strong>eb</strong>iete<br />
gibt es Detailkarten<br />
im Maßstab 1 : 50 000 oder<br />
1 : 100 000. Stillgelegte<br />
Strecken sind <strong>eb</strong>enso eingezeichnet<br />
wie in Planung oder<br />
in Bau befindliche Neubaustrecken,<br />
so zum Beispiel<br />
<strong>die</strong> VDE 8.1 und 8.2 oder der<br />
zweite Münchner S-Bahn-<br />
Tunnel. Auch sind geplante<br />
556 112 (2014) Heft 8-9
Me<strong>die</strong>n Nachrichten<br />
Ausbaumaßnahmen in den<br />
Karten gekennzeichnet.<br />
Die elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />
Strecken sind farblich besonders<br />
hervorgehoben, wobei grundsätzlich<br />
zwischen Gleich- und<br />
Wechselstrom unterschieden<br />
wird und <strong>die</strong> Nennspannung<br />
farblich gekennzeichnet ist.<br />
Strecken mit seitlicher Stromschiene<br />
sind besonders gekennzeichnet.<br />
Im Gleichstrombereich<br />
gibt es zwar insbesondere bei<br />
den Niederspannungen DC<br />
600 V und DC 750 V keine Unterscheidung<br />
mehr, <strong>die</strong> Spannung<br />
ist aber zumeist in den<br />
Legenden der jeweiligen Karten<br />
angeg<strong>eb</strong>en. U-Bahn-Netze sind<br />
vollständig wiedergeg<strong>eb</strong>en,<br />
Straßenbahnnetze hingegen<br />
nur in einigen Städten. Eine<br />
vollständige Kartierung der<br />
Straßenbahnnetze wenigstens<br />
im derzeitigen Zustand wäre<br />
wünschenswert. Industri<strong>eb</strong>ahnen<br />
wie beispielsweise jene in<br />
der Lausitzer Braunkohleregion<br />
oder auch Hafenbahnen sind<br />
dargestellt.<br />
Grundsätzlich wird in den<br />
Karten farblich auch zwischen<br />
Staats- und Privatbahnen unterschieden,<br />
wobei in Deutschland<br />
<strong>die</strong> Farbe Rot den mit AC 15 kV<br />
16,7 Hz elektrifizierten Strecken<br />
der DB vorbehalten ist.<br />
Aufgrund der weiteren Farbunterscheidung<br />
hinsichtlich des<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystems<br />
bringt das einige Probleme<br />
mit sich, insbesondere in<br />
den Grenzregionen, bei denen<br />
<strong>die</strong> Kennzeichnung hinsichtlich<br />
des Eigentums nicht eindeutig<br />
ist oder in der Schweiz und<br />
in Österreich alle elektrifizierten<br />
Strecken in DB-Rot gekennzeichnet<br />
sind. Durch das<br />
Farbschema zu erkennen sind<br />
hingegen <strong>die</strong> nichtbundeseigenen<br />
elektrifizierten Strecken wie<br />
beispielsweise <strong>die</strong> in Eschwege<br />
und Lindern – Heinsberg<br />
mit AC 15 kV 16,7 Hz oder<br />
Chemnitz – Stollberg mit DC<br />
750 V. Es würde mehr Farben<br />
erfordern, alle vorhandenen<br />
Eigentum/<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem-Kombinationen<br />
eineindeutig darzustellen.<br />
Das Kartenmaterial wird<br />
durch einen Kommentar zur<br />
Entwicklung des Bahnbetri<strong>eb</strong>s in<br />
Deutschland sowie Übersichtskarten<br />
ergänzt. Für den elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong> <strong>von</strong> Bedeutung<br />
sind hier beispielsweise Übersichten<br />
über <strong>die</strong> DB-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung,<br />
über elektrifizierte<br />
Strecken in Deutschland einschließlich<br />
nichtbundeseigener<br />
Strecken, <strong>die</strong> Lage <strong>von</strong> DB-Werken,<br />
Instandhaltungswerken <strong>von</strong><br />
Privatbahnen und Herstellerwerken<br />
der Bahnindustrie.<br />
Zusammengefasst: Das Buch<br />
ist <strong>die</strong> wohl umfassendste<br />
Übersicht über <strong>die</strong> gesamte<br />
Eisenbahninfrastruktur in<br />
Deutschland.<br />
andere Informationsträger<br />
Übersichtskarte zum Kursbuch<br />
der Deutschen Bundesbahn<br />
und der Deutschen Reichsbahn<br />
Stand 1970. Nachdruck; Berlin:<br />
GVE, 2014; 59,4 cm x 84,1 cm<br />
= DIN A1, gefaltet auf DIN A4,<br />
m. Folder im Schutzumschl.;<br />
9,90 EUR; ISSN 2194-5187, EAN<br />
978-3-89218-970-1.<br />
Diese seltene Übersichtskarte<br />
der Deutschen Reichsbahn (DR)<br />
zeigt <strong>die</strong> Eisenbahnstrecken in der<br />
ehemaligen DDR und der Bundesrepublik<br />
Deutschland mit Stand<br />
1970. Sie war nur <strong>für</strong> den Dienstg<strong>eb</strong>rauch<br />
bestimmt, während auf<br />
den üblichen, den Kursbüchern<br />
der DR beiliegenden und somit<br />
öffentlich zugänglichen Karten nur<br />
<strong>die</strong> DDR gezeigt war, das angrenzende<br />
westliche und südliche<br />
Deutschland dagegen nur angeschnitten<br />
dargestellt oder sogar<br />
ausg<strong>eb</strong>lendet. Komplett restaurierte<br />
Version der Originalkarte auf<br />
hochwertigem Kunstdruckpapier.<br />
Berliner S-Bahn-Museum<br />
(Hrsg.): Amtlicher Taschenfahrplan<br />
der Berliner S-Bahn<br />
Gültig ab 28. Mai 1961. Nachdruck;<br />
Berlin: GVE, 1. Aufl., 2013; 21 cm<br />
x 14,5 cm, Softcover; 8,80 EUR;<br />
ISBN 978-3-89218-113.2.<br />
Das 42 Seiten starke Fahrplanheft<br />
der Deutschen Reichsbahn<br />
war das letzte vor dem Beginn des<br />
Mauerbaus am 13. August 1961.<br />
Die Übersichtskarte zeigt das noch<br />
ungeteilte Streckennetz mit Stadt-,<br />
Nord-Süd- und Ringbahn sowie<br />
Außenstrecken, deren elektrischer<br />
Betri<strong>eb</strong> überall nur kurz über <strong>die</strong><br />
Außengrenze <strong>von</strong> Berlin West<br />
hinausging; weiter und auf dem<br />
Berliner Außenring gab es Dampfbetri<strong>eb</strong>.<br />
In Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reisenden<br />
steht zweimal unauffällig der Begriff<br />
„Währungsg<strong>eb</strong>iet“. Mindestens so<br />
interessant wie <strong>die</strong> Fahrpreise und<br />
<strong>die</strong> Fahrpläne der sechs Linien ist<br />
<strong>die</strong> zeitgenössische Werbung.<br />
Bezugsquellen: GVE-Verlag Berlin, Fon:<br />
+30 787055-11, Fax: -10, E-Mail: info@<br />
gve-verlag.de; www.BahnBuchShop.de<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
557
Nachrichten Berichtigungen und Nachträge<br />
zu „Neue elektrisch betri<strong>eb</strong>ene Strecken ...“ in <strong>eb</strong> 12/2013 Seite 790<br />
Die Strecke Reichenbach (Vogtland)<br />
– Hof wird im Norden<br />
nicht <strong>von</strong> den Unterwerken (Uw)<br />
Gößnitz und Chemnitz gespeist,<br />
sondern vom Uw Werdau (siehe<br />
<strong>eb</strong> 7/2014 Seite 403 Bild 14).<br />
zu „<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei DB Regio“ in <strong>eb</strong> 7/2014 Seite 384–386<br />
Die fünf Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe<br />
(BR) 429 sind <strong>die</strong> Anfang 2009<br />
aus der BR 427 umgenummerten<br />
fünfteiligen FLIRT <strong>für</strong> den<br />
Verkehr an der Ostseeküste<br />
<strong>von</strong> Rostock bis Sassnitz und<br />
Ostse<strong>eb</strong>ad Binz. – Bei den DB-<br />
Zweisystemtri<strong>eb</strong>zügen BR 450<br />
ist <strong>die</strong> DC-Nennspannung 750 V<br />
(Tabelle 1). – Die noch im Bestand<br />
befindlichen Lokomotiven<br />
BR 143 wurden <strong>von</strong> 1984 bis<br />
1990 in Betri<strong>eb</strong> genommen (Tabelle<br />
2). – Der Tri<strong>eb</strong>zug BR 430,<br />
dessen Kopf als Bild 2 gezeigt<br />
ist, ist nicht <strong>für</strong> <strong>die</strong> S-Bahn<br />
Rhein-Ruhr, sondern <strong>für</strong> <strong>die</strong> S-<br />
Bahn Rhein-Main bestimmt.<br />
zu „<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen Bahn ...“ in <strong>eb</strong> 7/2014 Seite 392–416<br />
Im Bild 5 „Elektrifizierte Strecken<br />
...“ auf Seite 396 fehlt als<br />
Verlängerung der Strecke 4132<br />
<strong>von</strong> Bruchsal deren Abschnitt<br />
Graben-Neudorf – Rheinsheim –<br />
Grenze und seine Fortsetzung als<br />
Strecke 3450 bis Germersheim,<br />
elektrisch betri<strong>eb</strong>en seit Dezember<br />
2011; <strong>die</strong>ser Streckenwechsel<br />
liegt an der Landesgrenze Rheinland-Pfalz<br />
/ Baden-Württemberg,<br />
<strong>die</strong> hier ausnahmsweise nicht<br />
im Rhein, sondern auf 2 km<br />
Flusslänge am westlichen Land<br />
verläuft. Ferner fehlt der der DB<br />
gehörende Abschnitt Enzingen<br />
(Baden) – Schaffhausen (SBB)<br />
der Strecke 4000, elektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>en seit Dezember 2013;<br />
<strong>die</strong> Kilometrierung <strong>die</strong>ser Strecke<br />
beginnt in Mannheim Hbf, läuft<br />
über Heidelberg und über Basel<br />
Badischer Bahnhof und endet<br />
nach 414 km in Konstanz.<br />
Auf der Strecke Knappenrode<br />
– Horka hat der Abbau der<br />
Altanlagen schon im Jahr 2014<br />
begonnen. Ein Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Abbau ist, dass nach Stilllegung<br />
der großen Braunkohle-<br />
Tag<strong>eb</strong>aue in der Region <strong>die</strong><br />
Grundwasserverhältnisse sich so<br />
gravierend verändern, dass der<br />
Streckenunterbau verfestigt werden<br />
muss, und zwar stellenweise<br />
bis 40 m Tiefe.<br />
Nachrichten Blindleistung<br />
Rein induktiver Frequenzwandler<br />
Modulationswunder<br />
„... (das Unternehmen) liefert <strong>die</strong> ...<br />
Tonfrequenz-Gleichstromkreise ..“ (aus<br />
Pressemitteilung des Unternehmens).<br />
Ach nein!<br />
„Die zusätzliche Breite der Stadtbahnen<br />
macht sich durch mehr Platz<br />
im Innenraum bemerkbar.“ (aus<br />
Pressemitteilung des Herstellers).<br />
(aus Präsentation des Fahrzeugherstellers)<br />
Deutlicher<br />
sprechen!<br />
„Die Ursache <strong>für</strong> den Defekt an<br />
der 50.000-Volt-Leitung war<br />
zunächst unklar.“ (aus Online-<br />
Dienst zu Oberleitungsschaden<br />
in Kassel-Wilhelmshöhe).<br />
558 112 (2014) Heft 8-9
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Termine<br />
42. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge<br />
07.-10.09.2014 Technische Universität Graz<br />
Graz (AT) Fon: +43 316 8-736216, Fax: -16896,<br />
E-Mail: office@schienenfahrzeug.at,<br />
Internet: www.schienenfahrzeugtagung.at<br />
InnoTrans 2014<br />
23.-26.09.2014 Messe Berlin GmbH<br />
Berlin (DE) Fon: +49 30 3038-2376, Fax: -2190,<br />
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E-Mail: e.schnieder@tu-bs.de,<br />
Internet: www.iva.ing.tu-bs.de<br />
Entwicklungen des Sicherungswesens in Theorie und Praxis<br />
09.-10.10.2014 TU Dresden<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 463-36697, Fax: -36644,<br />
E-Mail: sicherungstechnik@mailbox,<br />
tu-dresden.de, Internet: http://tu-dresden.de<br />
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09.-11.10.2014 DMG – Bezirksgruppe Nord<br />
Hannover (DE) Fon: 49 531 314354,<br />
E-Mail: A.Kallmerten@gmx.de,<br />
Internet: www.dmg-berlin.info<br />
14. Intern. Signal+Draht-Kongress<br />
06.-07.11.2014 DVV Media Group GmbH<br />
Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />
Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com,<br />
Internet: www.eurailpress.de<br />
Nicht mit dem Strom schwimmen – mit dem Strom fahren!<br />
60 Jahre Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
07.11.2014 Technische Universität Dresden<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 463-36730, Fax: -36825,<br />
E-Mail: E<strong>Bahnen</strong>@mailbox.tu-dresden.de,<br />
Internet: www.e-vs.de<br />
7. Fachtagung More drive 2014 – Wie umweltschonend<br />
ist <strong>die</strong> E-<strong>Mobilität</strong>?<br />
13.11.2014 OVE<br />
Wien (AT) Fon: +43 1 5876373-23,<br />
Fax: +43 1 3705806370,<br />
E-Mail: k.stanka@ove.at,<br />
Internet: www.ove.at/gesellschaften/ogma/<br />
IZBE/VDE-Fachtagung – <strong>Elektrische</strong> Fahrzeugantri<strong>eb</strong>e<br />
und –ausrüstungen<br />
04.-05.12.2014 IZBE e.V. / VDE/ETG-Fachbereich A2<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 4-769857, Fax: -519675,<br />
E-Mail: info@izbe.eu,<br />
Internet: www.vde.com<br />
Eisenbahnverkehr: Bau- und Betri<strong>eb</strong>srecht<br />
08.09.2014 Informationen zur Sicherheit und<br />
München zur neuen Bauaufsicht EBA – bleiben<br />
Sie auf dem aktuellen Stand!<br />
Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />
09.09.2014 Überblick über <strong>die</strong> wesentlichsten<br />
München Vorschriften des Umweltrechts<br />
beim Bau und Betri<strong>eb</strong> <strong>von</strong><br />
Eisenbahninfrastruktur<br />
Prüfstandstechnik in der Betri<strong>eb</strong>sfestigkeit<br />
11.-12.09.2014 Wie man Prüfstände entwirft<br />
Essen<br />
und betreibt<br />
Kalt- und Heißrissbildung in geschweißten<br />
Verbindungen und deren Vermeidung<br />
Erg<strong>eb</strong>nis- und kosteneffiziente Strategien in der<br />
Schadensanalyse<br />
17.09.2014 Nach dem Schaden klug handeln<br />
Berlin<br />
Psychoakustik und Produkt Sound Design<br />
25.-26.09.2014 Von den Grundlagen zur<br />
Berlin<br />
Anwendung<br />
Haus der Technik am Alexanderplatz<br />
Karl-Li<strong>eb</strong>knecht-Str. 29, 10178 Berlin<br />
Fon: +49 30 3949-3411, Fax: -3437<br />
E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de<br />
Internet: www.hdt-eisenbahn.de<br />
17.09.2014 Grundlagen – Prüftechniken –<br />
Berlin<br />
Vermeidung<br />
Schwingungsmesspraxis<br />
112 (2014) Heft 8-9<br />
17.-18.09.2014<br />
München<br />
563
Impressum<br />
5. und<br />
6. März<br />
2015<br />
7.<br />
Fachtagung<br />
Diesen Termin<br />
sollten Sie sich merken:<br />
5. und 6. März 2015<br />
Programm und Anmeldung<br />
ab 1. September 2014 unter<br />
www.acrps.info<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 <strong>von</strong> Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dipl.-Ing. Roland Edel, Chief Technology Officer of the Mobility and Logistics Division in the Infrastructure<br />
and Cities Sector, Siemens, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, Direktor <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Forschungsgruppe elektrische Energietechnik und Leistungselektronik, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungssysteme<br />
in der Direction de l‘ingénière der SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte <strong>für</strong> Energie, RailConCert, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, München<br />
Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter<br />
Öffentlichkeitsarbeit, DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing Hans-Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG, Wien (AT)<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västerås (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische Energieanlagen<br />
und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Chefredakteur:<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig (verantwortlich), E-Mail: roehlig@di-verlag.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Railsystems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499, E-Mail: grosch@di-verlag.de<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung/Spartenleitung/Mediaberatung:<br />
Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99,<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 60.<br />
Mediaberatung:<br />
Angelika Weingarten, Fon: +49 89 203 53 66-13, Fax: -99, E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />
Satz und Layout:<br />
Carolin Sehnem, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Herstellung:<br />
Dipl.-Ing. Annika Seiler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
DataM-Services GmbH, Marcus Zepmeisel, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg, Deutschland,<br />
Fon: +49 931 4170-459, Fax: +49 931 4170-494,<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (da<strong>von</strong> 2 Doppelhefte).<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Print (AboBasic) 315,00 € (inkl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Einzelheft 37,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
Einzelausgabe als ePaper 37,00 €<br />
Weitere Abo-Varianten wie AboPlus und AboPremium auf Anfrage.<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten <strong>die</strong> Mehrwertsteuer, <strong>für</strong> das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973), sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers<br />
Green High Wycombe, Buckinghamshire, England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
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