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Pro VS.<br />
Egoistische Fahrer<br />
Webber zeigte in<br />
Malaysia wenig<br />
Begeisterung<br />
Fotos: adrivo/sutton<br />
+++ PRO +++<br />
+++ CONTRA +++<br />
Der Blätterwald rauschte, das Fahrerlager schrie hell empört auf.<br />
<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> bekam nach seinem selbst entschiedenen Überholmanöver<br />
gegen seinen Teamkollegen Mark Webber eine Ohrfeige<br />
nach der anderen. Aber warum eigentlich?<br />
Die einfache Antwort ist logisch: Die Fahrer werden von ihren Teams<br />
bezahlt - zumin<strong>des</strong>t in den Spitzenteams - und sollten sich auch<br />
gefälligst an <strong>die</strong> Anweisungen ihrer Chefs halten. Andererseits zeigt<br />
erst ein Fahrer, der den Mumm besitzt, sich über fragwürdige oder<br />
falsche Befehle seines Teams hinwegzusetzen, dass er <strong>die</strong> Millionen<br />
als Mensch auch wirklich wert ist.<br />
Seit Jahren verlangen Fans und Me<strong>die</strong>n nach mehr Charakteren in<br />
der Formel 1. Nach Fahrern wie früher, <strong>die</strong> machen, was sie denken<br />
und sich von nichts und niemandem reinreden lassen. Kimi Räikkönen<br />
ist so einer - und alle Welt liebt ihn dafür (außer vielleicht seine<br />
Chefs).<br />
<strong>Vettel</strong> war in Sepang genauso. Er wurde von Red Bull dazu erzogen,<br />
immer gewinnen zu wollen. Genau das hat er in <strong>die</strong> Tat umgesetzt<br />
und dabei den Fans gegeben, was sie wollen: Überholmanöver, nicht<br />
vier Top-Autos, <strong>die</strong> im letzten Renndrittel brav im Gänsemarsch hintereinander<br />
herfahren. Natürlich sollte es nicht zur Sitte werden,<br />
alle Vorgaben zu ignorieren, aber blinder Gehorsam ist genauso<br />
wenig gefragt.<br />
Text: Stephan Heublein<br />
Für einige hat <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> mit seinem Ego-Trip in Malaysia<br />
durchaus an Reputation gewonnen. Er hat sich ein Profil geschaffen,<br />
doch der Preis war verdammt hoch. Es wird noch lange dauern, bis<br />
<strong>die</strong> Wunden verheilt sind. Zu groß war der Vertrauensbruch innerhalb<br />
<strong>des</strong> Red-Bull-Rennstalls.<br />
<strong>Vettel</strong> hat mit seiner Befehlsverweigerung <strong>die</strong> gesamte Mannschaft<br />
schlecht aussehen lassen, allen voran Teamchef Christian Horner,<br />
der sich vorwerfen lassen musste, keine Eier zu haben. Auch <strong>die</strong><br />
über 500 Teammitglieder hatten allen Grund auf <strong>Vettel</strong> sauer zu<br />
sein, immerhin arbeiten sie das ganze Jahr, damit <strong>Vettel</strong> überhaupt<br />
in der Lage ist, Rennen zu gewinnen.<br />
Niemand von ihnen könnte es sich erlauben, <strong>die</strong> Anordnung der<br />
Teamführung zu ignorieren. Wer zahlt, schafft an. Das trifft auch<br />
auf <strong>Vettel</strong> zu. Er wird dafür bezahlt, im Sinne <strong>des</strong> Teams zu handeln.<br />
Seine Aktion war aber alles andere als das. <strong>Vettel</strong> ging ein unnötiges<br />
Risiko ein.<br />
Hätte Webber nicht professionell seine Linie gehalten, wären<br />
womöglich beide Piloten im Kiesbett gelandet wie 2010 in Istanbul.<br />
Die Konkurrenz hätte sich wie damals ins Fäustchen gelacht. Im<br />
Worst Case hätte <strong>Vettel</strong>s Ego-Trip nicht nur Red Bull wichtige WM-<br />
Punkte gekostet, sondern auch <strong>die</strong> Mannschaft den Lohn für ihre<br />
harte Arbeit.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
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