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M<br />
ATRIX3000<br />
MATRIX<br />
NEUES DENKEN<br />
ISSN 14394154 / ISBN 978-3-89539-875-9<br />
W I S S E N S C H A F T / P O L I T I K / K U L T U R<br />
16 Seiten<br />
extra<br />
3000<br />
Österreich<br />
Schweiz<br />
Luxemburg<br />
7,20 EUR<br />
12,80 SFR<br />
7,60 EUR<br />
B a n d 6 5 S e p t e m b e r 2 0 1 1 /<br />
O k t o b e r 2 0 1 1 / 6 , 5 0 E U R<br />
<strong>Europas</strong><br />
Wissenschaftler erschaffen Loch in der Zeit<br />
UFOs<br />
und andere<br />
Wahrheiten<br />
Bilderberger<br />
(mit aktueller<br />
Teilnehmerliste)<br />
Psychologie<br />
der<br />
Steine<br />
Das<br />
Wunder der<br />
Sexualität<br />
www.matrix3000.de<br />
Quantenheilung<br />
<strong>Absturz</strong><br />
Zu groß zum Überleben?<br />
Rätselhafte<br />
Etrusker
Claus W. Turtur<br />
Prof. Claus Turtur<br />
Kausalität, Determinismus, Glaube<br />
Claus W. Turtur<br />
ISBN: 978-3-89539-715-8<br />
€ ca. 19,80 (D) € ca. 20,40 (A)<br />
Kausalität<br />
Determinismus<br />
Glaube<br />
Wie oft hört man heutzutage jemanden sagen: „Ich bin ein moderner<br />
technisch- naturwissenschaftlich gebildeter Mensch, deshalb weiß<br />
ich, dass es Gott nicht geben kann.“ Manche begründen diese<br />
Dolorero occus re, veratur, odita sit re sinum quiaest<br />
Haltung auch mit den Worten: vollorum et faccaeste „Ich bin dolorru ein ptatus aufgeklärter si sequia eles et Mensch.“<br />
voluptatinus cus porehendae mint, sit re, eiur alit estius<br />
und denken dabei an eum, die consereiunt historisch estotam doluptas bekannte dolupta de Bewegung di cum der<br />
que non cones non consed quas evendi non nonsequis<br />
raecus, offic tempos iliquia cus adi simaion sequate „Aufklärung“.<br />
mpercid que nam reped maxim num aribusdandus dicatur<br />
mintur amet dolupta spicaep ernatiore parum serum<br />
Dass es sich bei der Begründung des Atheismus durch die<br />
quatet aliqui bero volupta non poritatur rat<br />
Aufklärung lediglich um einen historischen Irrtum handelt, zeigt der<br />
Autor, ein Physikprofessor, der moderne Ingenieure ausbildet. Er<br />
folgt dabei einer logischen Gedankenkette, die über das Wissen der<br />
Zeit der Aufklärung hinaus auch modernes, aktuelles Fachwissen<br />
der Mathematik und Physik und Naturwissenschaften aus dem 20.<br />
Jahrhundert berücksichtigt. Dabei kommt er zu dem Ergebnis: „Ich<br />
bin ein technisch-naturwissenschaftlic<br />
h orientierter Mensch, ein gelernter Physiker, und deshalb weiß ich,<br />
dass es spirituelle Wesen und Kräfte gibt.“<br />
Um naturwissenschaftlichen Laien einen Zugang zu dieser Thematik<br />
zu geben, ist das Buch allgemeinverständlich geschrieben. Formeln<br />
sind in einen „Anhang für Naturwissenschaftler“ verbannt.<br />
€ xx,xx (D) € xx,xx (A)<br />
ISBN: 978-3-xxxxxxx<br />
www.michaelsverlag.de<br />
Claus W. Turtur<br />
Kausalität Determinismus Glaube<br />
Kausalität<br />
Determinismus<br />
Glaube<br />
Episoden:<br />
1. Der Schutz<br />
2. Der Hellseher<br />
3. Der Vulkan<br />
4. Die Sonne<br />
5. Der Forscher<br />
6. Die Formel<br />
7. Der Agent<br />
8. Das System<br />
9. Der Krisenstab<br />
10. Die Grenze<br />
11. Die Tür<br />
Grazyna Fosar und Franz Bludorf<br />
Welt am Limit<br />
€ 24,80 (D) € 25,50 (A)<br />
ISBN: 978-3-89539-390-7<br />
Was die Autoren schon jetzt über das Buch verraten:<br />
Die Autoren erzählen einen Film aus elf Episoden, der zu<br />
einem Buch geworden ist. Die Episoden, die sie ausgewählt<br />
haben, sollen eine kontroverse Aufgabe erfüllen: SIE<br />
SOLLEN SIE BEUNRUHIGEN.<br />
Unruhe breitet sich durch alle Kapitel aus. Unser<br />
Sicherheitsgefühl ist zwischen zahlreichen Grenzen<br />
versteckt. Doch nicht nur ein Hellseher kann sie in<br />
Sekundenbruchteilen durchdringen. Gefahren aus Lava und<br />
Feuer lauern auch vor unserer Haustür. Was verbirgt sich<br />
hinter der dunklen Seite der Sonne? Die Schicksalsjahre<br />
unserer Zivilisation werden kalt. Wie informiert man<br />
sich über den nationalen Bedrohungszustand? Wer ist<br />
betroffen? Wir alle! Was erwartet uns von Rußlands Area<br />
51? Warum zu viel Wissen schadet. Können wir das siebte<br />
Massensterben noch aufhalten? Die Welt am Limit. Kann<br />
sie so wie bisher weiter funktionieren?<br />
Der Anfang der Welt ist abgesagt, und was danach kommt,<br />
ist nicht weniger überraschend. Die Karten unserer Realität<br />
werden neu gemischt. Wollen Sie zusammen mit uns einen<br />
Blick darauf wagen, was sich hinter dem Limit befi ndet?<br />
Wir sind passiert. Doch unsere Welt ist fl exibel. Die Zahl<br />
137 ist der Schlüssel.<br />
Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, E-mail: Info@michaelsverlag.de<br />
MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91
Editorial<br />
Franz Bludorf, Chefredakteur<br />
Ein Wochenende im Hochsommer. Ich schaue aus dem<br />
Fenster, auf dunkle Regenwolken, bei gefühlten 12 Grad.<br />
Bin ich im falschen Film? Die Nachrichten des Tages geben<br />
keine Veranlassung, diesen Eindruck zu korrigieren. Gerade<br />
erst hat ein verblendeter Fanatiker in Oslo 77 Menschen erschossen,<br />
um die Welt vor dem Islam zu retten. Die meisten<br />
seiner unschuldigen Opfer waren blonde, blauäugige junge<br />
Norweger. In einem Bericht aus Somalia sehe ich halb verhungerte<br />
Menschen auf dem Todesmarsch nach Kenia. In<br />
ihrer Heimat kann ihnen niemand helfen, weil die Rebellen<br />
jeden zu erschießen drohen, der hungernden Kindern etwas<br />
zu essen geben will. Entweder die Welt ist total absurd geworden,<br />
oder ich muß doch im falschen Film sein.<br />
Es gibt Menschen, die tatsächlich eine Zeitlang im falschen<br />
Film waren. Meist erinnern sie sich zunächst an gar nichts,<br />
was in dieser Phase geschehen war. Sie haben „Zeit verloren“.<br />
Kann man das überhaupt? In der Tat! Wissenschaftler<br />
haben dies gerade im Laborversuch nachgewiesen. Sie<br />
konnten in die Zeit eine Lücke schneiden, und von allem,<br />
was in dieser Zeitlücke geschah, verblieb hinterher keine<br />
Spur. Ich wüßte schon so einiges auf unserer Welt, was man<br />
in solchen Zeitlücken besser verschwinden lassen sollte…<br />
Bei Menschen mit gefühlten Zeitverlusten sprechen die Indizien<br />
dafür, daß sie Kontakt hatten mit einer Intelligenz, die<br />
uns wissenschaftlich weit voraus ist. Das Stichwort „UFO“<br />
klingt dafür schon fast zu banal. Sobald die Erinnerungen<br />
zurückkehren, tauchen Bilder aus „anderen Wahrheiten“<br />
auf, die oft so bizarr sind, daß Albert Einstein dazu gesagt<br />
hätte: „Hoffentlich ist das alles nicht wahr.“<br />
Und doch ist es wahr. Amerikanische Geheimdienste haben<br />
solche Erlebnisberichte seit Jahrzehnten archiviert und ihre<br />
eigenen Schlußfolgerungen daraus gezogen. Daß es diese<br />
Erlebnisse gibt, steht inzwischen außer Frage. Was sie bedeuten,<br />
fangen wir erst ganz langsam an zu begreifen.<br />
Bis es so weit ist, haben wir noch genug damit zu tun, das<br />
absurde Theater unserer eigenen Realität zu verarbeiten.<br />
Wenn sich in früheren Zeiten Staaten und Kulturen zusammenschlossen,<br />
wurden sie dadurch stärker und wohlhabender.<br />
Heute wird uns ziemlich drastisch vor Augen<br />
geführt, daß das geeinte Europa mit zunehmender Größe<br />
immer labiler und zerbrechlicher wird. Ist es zum Überleben<br />
schon zu groß geworden? Die deutsche Bevölkerung<br />
hat für Europa schon einen hohen Preis zahlen müssen –<br />
durch Sozialabbau, Privatisierung von Grundversorgungsunternehmen,<br />
Lohndumping. Jetzt wendet man ungeheure<br />
Gelder dafür auf, damit die Griechen und vielleicht bald die<br />
Spanier und Italiener diesen Preis so schnell wie möglich<br />
auch zahlen müssen.<br />
Nächstes Wochenende im Hochsommer. Ich schaue aus<br />
dem Fenster, schon wieder auf dunkle Regenwolken, bei<br />
gefühlten 12 Grad. Verdammte Klimaerwärmung! Und was<br />
tut sich draußen auf der Welt? Alles atmet erleichtert auf,<br />
weil sich die Amerikaner endlich darauf geeinigt haben, daß<br />
sie noch mehr Schulden machen dürfen. Das ist ungefähr<br />
genauso absurd wie 12 Grad im Hochsommer. Man sagte<br />
uns, ohne diese Einigung wären die Konsequenzen noch<br />
schlimmer gewesen. Ich beschließe, weiterhin im falschen<br />
Film zu sein, und halte es mit Albert Einstein: Ich hoffe, daß<br />
das alles nicht wahr ist.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 3
Inhalt<br />
Das Rätsel<br />
der Etrusker<br />
58<br />
Die Völker des mediterranen Raumes sahen in den Etruskern Fremde. Tatsächlich<br />
hat sich unter den bekannten Sprachen aus historischer Zeit bisher noch<br />
keine gefunden, die mit dem Etruskischen verwandt ist. Die Herkunft des etruskischen<br />
Volkes beschäftigte bereits die Historiker der Antike. Dies nimmt nicht<br />
Wunder, denn die Etrusker besaßen über mehrere Jahrhunderte hinweg auf der<br />
italienischen Halbinsel und im Mittelmeerraum beträchtlichen Einfluß. Lagen<br />
die Ursprünge der etruskischen Kultur in Indien?<br />
Das Wunder<br />
der Sexualität<br />
Alles, was sich hier auf der Erde manifestiert, kommt durch das<br />
Wechselspiel der beiden gegensätzlichen Pole männlich-weiblich<br />
zustande. Insofern ist es wichtig, daß Männer und Frauen auch unterschiedliche<br />
Zugänge zur Spiritualität haben. Im Gegensatz zum<br />
Feminismus zielt weibliche Spiritualität nicht darauf ab, Frauen immer<br />
männlicher werden zu lassen.<br />
70<br />
Quantenheilung<br />
Quantenheilung ist ein<br />
therapeutischer Trend, der<br />
in den letzten Jahren einen<br />
enormen Aufschwung<br />
erlebte. Dabei wurden<br />
Methoden der Quantenheilung<br />
schon sehr lange<br />
angewandt, sie hießen nur<br />
anders, z.B. Schamanenoder<br />
Gebetsheilung. Erst<br />
durch die bahnbrechenden<br />
Erkenntnisse der neueren<br />
Physik werden solche<br />
Phänomene nun auch<br />
wissenschaftlich erklärbar.<br />
Dies macht nicht nur<br />
traditionelle, scheinbar<br />
„irrationale“ Heilverfahren<br />
plausibel, es eröffnet auch<br />
neue Möglichkeiten für<br />
Therapien.<br />
52<br />
Inhalt<br />
Politik<br />
Franz Bludorf<br />
Bilderberger googeln anders<br />
Nachlese zum Treffen 2011 in St. Moritz 8<br />
News 11<br />
Marco Meng<br />
Rußland – Schein und Sein<br />
20 Jahre nach dem Kollaps der Sowjetunion 14<br />
Roland Rottenfußer<br />
<strong>Europas</strong> <strong>Absturz</strong><br />
Ist die EU zu groß, um überleben<br />
zu können? 20<br />
Grenzwissenschaft<br />
Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />
UFOs und andere Wahrheiten<br />
Entführungen – Erfahrungen –<br />
Erkenntnisse 26<br />
Quantessenz 34<br />
Wissenschaft<br />
Die postfossile Gesellschaft<br />
Dirk Althaus im Gespräch<br />
mit Martina Westermann 36<br />
Gesundheit<br />
Claudia Kasper<br />
Da geht mir doch<br />
ein Seifensieder auf!<br />
Eine uralte Tradition wird wiederbelebt 42<br />
Thomas Klein<br />
Uran im Phosphatdünger 46<br />
Ingomar Schwelz<br />
Die Botschaft der Steine 48<br />
Andreas Diemer<br />
Quantenheilung<br />
Quantenphysik als Grundlage<br />
alternativer Naturheilverfahren 52<br />
4<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
<strong>Europas</strong> <strong>Absturz</strong><br />
20<br />
Der Zerfall <strong>Europas</strong> könnte bevorstehen. Besser, wir sind darauf vorbereitet.<br />
Diese Entwicklung birgt wegen des Erpressungspotentials der Banken Gefahren;<br />
für die Demokratie könnte sie aber vorteilhaft sein. Mit der Größe eines<br />
Staatsgebildes wächst auch das Gefühl der Machtlosigkeit. Bürger werden für<br />
immer mehr haftbar gemacht, haben aber immer weniger Einfluß. Die eigentliche<br />
Domäne der Freiheit ist deshalb das Kleine, Überschaubare.<br />
Inhalt<br />
26<br />
UFOs<br />
und andere<br />
Wahrheiten<br />
Kommen UFOs aus dem Weltraum,<br />
aus der Zukunft oder einer<br />
Parallelwelt? Oder handelt<br />
es sich bei den Sichtungen um<br />
militärische Geheimtechnologien?<br />
Immer mehr Menschen<br />
glauben sich auch an Entführungen<br />
durch UFOs zu erinnern.<br />
Die Suche nach der Wahrheit<br />
über die unbekannten Flugobjekte<br />
ist eine abenteuerliche<br />
Reise, die uns nicht nur in die<br />
Archive der Geheimdienste<br />
führt, sondern auch durch die<br />
Tiefen des menschlichen Unterbewußtseins.<br />
8<br />
Bilderberger<br />
googeln anders<br />
Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse der diesjährigen<br />
Bilderberg-Konferenz in St. Moritz: Nicht Hamburgs<br />
Bürgermeister Olaf Scholz, sondern Ex-Finanzminister<br />
Peer Steinbrück war unter den Teilnehmern. Folgerichtig<br />
meldete Steinbrück schon knapp zwei Wochen später seine<br />
Kanzlerkandidatur für die Wahlen 2013 an. Schwerpunkt<br />
des Treffens in St. Moritz dürfte jedoch der siebte Kontinent<br />
gewesen sein – die bunte Online-World des Internet mit ihren<br />
sozialen Netzwerken, die sich immer mehr ausbreiten.<br />
Gehört das freie Internet schon bald der Vergangenheit an?<br />
Wurzeln<br />
Thomas Ritter<br />
Rätselhafte Etrusker<br />
Kam der Kulturbringer Tages aus Indien? 58<br />
Kultur<br />
Roland Rottenfußer<br />
Experimentierfelder<br />
des Möglichen<br />
Utopische Romane 64<br />
Spiritualität<br />
Valentin Tomberg<br />
Kollektiv und Sophia 70<br />
Rubriken<br />
Editorial 3<br />
Bedenkliches 6<br />
Gedicht 7<br />
Buchempfehlungen 41<br />
Abo 72<br />
Buchbesprechungen 80<br />
Märchen 81<br />
<strong>Vorschau</strong> 82<br />
Impressum 82<br />
Das Wunder der Sexualität<br />
Maitreyi D. Piontek im Gespräch<br />
mit Ralf Lehnert 74<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 5
Bedenkliches<br />
Haben Sie schon mal „konzeptfrei“<br />
gegessen? Ich noch<br />
nicht, weil ich nicht weiß, was<br />
das bedeutet, aber ich hatte das Vergnügen,<br />
von jemandem zu erfahren,<br />
der das angeblich tut, seit er sich<br />
einem seltsamen „21-Tage-Prozeß“<br />
unterworfen hat. Ein Mythos, der<br />
schon seit über zehn Jahren durch<br />
die Esoterik-Szene geistert und sich<br />
als ungeheuer langlebig erwiesen<br />
hat. Angeblich sollen Menschen nach<br />
diesem „Prozeß“ ohne Nahrung auskommen<br />
und sich ausschließlich von<br />
„Lichtnahrung“ ernähren.<br />
Angefangen hatte alles mit der australischen<br />
Autorin Ellen Greve, Künstlername<br />
Jasmuheen, die in ihrem Buch<br />
behauptet hatte, diesen Prozeß selbst<br />
vollzogen zu haben. Über diese Autorin<br />
braucht man eigentlich nicht viele<br />
Worte zu verlieren. Ihre absurden Hypothesen,<br />
die sich um die Mithilfe „galaktischer<br />
Ingenieure“, um die „große<br />
weiße Bruderschaft“ und den Grafen<br />
von Saint-Germain ranken, disqualifizieren sich von selbst.<br />
Und während Jasmuheen in Presseinterviews einräumen<br />
mußte, durchaus hin und wieder zu essen, ist es unter ihren<br />
Anhängern zu tragischen Todesfällen gekommen.<br />
Doch damit war das Thema nicht durch. Ein neu veröffentlichter<br />
Film des österreichischen Regisseurs P. A. Staudinger mit<br />
dem Titel „Am Anfang war das Licht“ versucht nun, die „Lichtnahrung“<br />
auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Es werden<br />
klinische Versuche zitiert, die aber<br />
seltsamerweise immer nach zehn Tagen<br />
beendet wurden (nach denen wohl noch<br />
keiner verhungert wäre – insofern sind<br />
die Ergebnisse irrelevant). Die Quantenphysik<br />
wird bemüht und die Theorie<br />
der morphogenetischen Felder. Selbst<br />
der Large Hadron Collider, der gigantische<br />
Teilchenbeschleuniger am CERN<br />
in Genf, muß als Kronzeuge herhalten.<br />
Es bleibt unerfindlich, was das alles mit<br />
„Lichtnahrung“ zu tun haben soll, außer,<br />
daß es seriös und bedeutend klingt. Es<br />
ist auch irritierend, Wissenschaftler im<br />
Im Kühlschrank<br />
brennt noch<br />
Licht<br />
Film zu Wort kommen zu lassen, ohne<br />
daß der Zuschauer die Fragen hören<br />
kann, die ihnen gestellt wurden. Wußten<br />
sie überhaupt, zu welchem Thema<br />
sie sich äußerten?<br />
Ich, Franz Bludorf, erkläre, daß es<br />
mir vollkommen egal ist, ob sich<br />
jemand von Feststoffen, Flüssigkeiten,<br />
Gasen oder ionisiertem Plasma<br />
ernährt. Es ist auch nicht verboten,<br />
nach Antworten auf ungelöste<br />
Fragen zu suchen. Es ist verständlich,<br />
daß Menschen in der heutigen<br />
Zeit Sehnsüchte nach dem Mystischen<br />
haben, die die offiziellen Religionen<br />
nicht mehr ausreichend erfüllen<br />
können. Nur ist es unzulässig,<br />
hierfür wissenschaftliche Konzepte<br />
als „Beweise“ heranzuziehen, deren<br />
„Beweiskraft“ sich in Luft auflöst,<br />
sobald man weiß, was sie eigentlich<br />
bedeuten.<br />
Niemand wäre glücklicher als ich,<br />
wenn es tatsächlich einen Weg gäbe,<br />
ohne Essen auszukommen. Wie viel Zeit und Geld könnte<br />
man sparen! Doch weder beeindruckende Aufnahmen von<br />
wissenschaftlicher Hochtechnologie und seriös wirkenden<br />
Forschungslabors noch die eingestreuten, betörend<br />
schönen Landschaftsaufnahmen können darüber hinwegtäuschen,<br />
daß auch in dem Film niemand überzeugende<br />
Argumente liefert, daß „Lichtnahrung“ funktionieren<br />
könnte. Das ehrliche Bemühen des Regisseurs, unvoreingenommen<br />
nach Beweisen zu suchen<br />
und die Antworten offen zu halten, ist<br />
anzuerkennen. Dennoch empfehle ich<br />
jedem, der nach dem Anschauen des<br />
90minütigen Films Hunger bekommen<br />
hat, sich zu seinem Kühlschrank<br />
zu begeben und dort nach Futter zu<br />
suchen. Das Licht im Kühlschrank<br />
bekommt man dann sogar noch gratis<br />
dazu.<br />
Franz Bludorf<br />
Quelle: P. A. Staudinger, Am Anfang war<br />
das Licht. DVD. Alive Vertrieb und Marketing<br />
2009. ASIN B004HHCCR6. € 16,99.<br />
6<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gedicht<br />
Wienerlied<br />
„Herr Hauptmann, Herr Hauptmann,<br />
Herr Hauptmann, ich bitt‘,<br />
gehn’s lassen’s mein Geliebten<br />
von die Soldaten weg.“<br />
„Dein Geliebten kann ich<br />
Vielleicht dir geb’n,<br />
vorerst muß ich dir<br />
vier Rätsel aufgeb’n.<br />
Rat mal: was ist ein<br />
König ohne Land,<br />
rat mal: was ist ein<br />
Erde ohne Sand,<br />
rat mal: was ist ein<br />
Haus ohne Tisch,<br />
rat mal: was ist ein<br />
Wasser ohne Fisch?“<br />
„Da rat ich: im Kartenspiel<br />
ist ein König ohne Land.<br />
Da rat ich: im Blumentopf ist<br />
Erde ohne Sand.<br />
Da rat ich: ein Schneckenhaus ist ein<br />
Haus ohne Tisch,<br />
da rat ich: die Tränen sind ein<br />
Wasser ohne Fisch.“<br />
Hanns Eisler (1953, nach einem alten Wiener Volkslied)<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 7
Politik<br />
Bilderberger<br />
googeln anders<br />
Nachlese zum Treffen 2011<br />
in St. Moritz<br />
Franz Bludorf<br />
Frau Merkel bei weitem in den Schatten<br />
stellen – ihr Kanzlerbonus ist praktisch<br />
aufgebraucht –, die SPD zog auch<br />
erstmals wieder an den Grünen vorbei,<br />
was natürlich eine Vorbedingung<br />
dafür ist, daß Steinbrück überhaupt<br />
eine Chance hat, das Kanzleramt zu<br />
erobern.<br />
xxxxx xxxx xxx xx xxxxx<br />
Manche Geheimnisse brauchen<br />
etwas länger, um an die Öffentlichkeit<br />
zu dringen. Selten zuvor<br />
in ihrer fast 60jährigen Geschichte haben<br />
die Bilderberger mit der Teilnehmerliste<br />
ihres Treffens so lange hinter<br />
dem Berg gehalten wie diesmal. Für die<br />
<strong>Matrix3000</strong>-Redaktion, die genau einen<br />
Tag vor Beginn der Tagung in den Druck<br />
gehen mußte, bedeutete dies, daß wir<br />
uns damals nur an Hinweise von Insidern<br />
halten konnten.<br />
Doch diesmal waren die Insiderinformationen<br />
nicht ganz korrekt. So<br />
wurde vorab lanciert, Hamburgs Bürgermeister<br />
Olaf Scholz (SPD) sei unter<br />
den geladenen Teilnehmern gewesen.<br />
Inzwischen wurde die Teilnehmerliste<br />
veröffentlicht, und jetzt wissen wir es<br />
genauer: Nicht Scholz, sondern sein<br />
Parteifreund, Ex-Finanzminister Peer<br />
Steinbrück, war auf der Tagung zugegen<br />
– übrigens als einziger deutscher Politiker.<br />
Doch die Kernaussage unseres<br />
Artikels aus Band 64 bleibt bestehen:<br />
Ganz offenbar wollten die Bilderberger<br />
sich Optionen für eine mögliche rotgrüne<br />
Koalition offenhalten. Nach der<br />
Tagung dauerte es kaum zwei Wochen,<br />
dann ging Steinbrück an die Öffentlichkeit<br />
und meldete seine Ansprüche an,<br />
bei der Bundestagswahl 2013 gegen<br />
Angela Merkel anzutreten. Gleichzeitig<br />
kamen die Umfragewerte in Bewegung.<br />
Nicht nur, daß Steinbrücks<br />
Popularitätswerte inzwischen die von<br />
Auch weitere Details über die Agenda<br />
des Treffens in St. Moritz sind<br />
inzwischen durchgesickert. So soll<br />
es ein Anliegen der Bilderberger sein,<br />
die USA aus dem Libyen-Konflikt wieder<br />
herauszuziehen. Viel interessanter ist<br />
jedoch, daß ganz offenbar die moderne<br />
Online-World und ihre Bedeutung<br />
für die weltweiten Informationsflüsse<br />
und die Meinungsbildung in der Bevölkerung<br />
eine wichtige Rolle spielten. Es<br />
kann kein Zufall sein, daß die Creme<br />
des Online-Zeitalters in St. Moritz in einer<br />
beispiellosen Häufung versammelt<br />
war: Auf der einen Seite NSA-Direktor<br />
Keith B. Alexander, auf der anderen<br />
Spitzenvertreter von Google, Facebook,<br />
dem professionellen Business-Network<br />
LinkedIn und dem Internet-Marktplatz<br />
Amazon. Die Liste wurde komplettiert<br />
durch die Anwesenheit ausgewählter<br />
Journalisten, u. a. von der Zeit, Helsingin<br />
Sanomat, The Economist oder dem NRC<br />
Handelsblad. Es gibt Hinweise, wonach<br />
das freie und unzensierte Internet schon<br />
bald der Vergangenheit angehören wird,<br />
und ganz offenbar wollen die Bilderberger<br />
auch dann das Heft des Handelns in<br />
der Hand behalten.<br />
Wir publizieren an dieser Stelle die<br />
komplette Teilnehmerliste der Bilderberg-Konferenz<br />
in St. Moritz, so daß Sie<br />
sich ein eigenes Bild von der Breite des<br />
Spektrums an Entscheidungsträgern<br />
und Lobbyisten machen können. ■<br />
8 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Liste der Teilnehmer der<br />
Bilderberg-Konferenz 2011<br />
Politik<br />
Belgien:<br />
Coene, Luc – Vize-Gouverneur, Belgische Nationalbank<br />
Davignon, Etienne - Staatsminister<br />
Leysen, Thomas - Chairman, Umicore<br />
China:<br />
Fu, Ying – Vize-Außenminister<br />
Huang, Yiping - Professor der Ökonomie, China Center for<br />
Economic Research, Committee, Deutsche Bank AG<br />
Großbritannien:<br />
Agius, Marcus - Chairman, Barclays PLC<br />
Flint, Douglas J. - Group Chairman, HSBC Holdings<br />
Kerr, John – Mitglied im House of Lords; Deputy Chairman, Royal Dutch Shell<br />
Lambert, Richard - Independent Non-Executive Director, Ernst & Young<br />
Mandelson, Peter – Mitglied im House of Lords; Chairman, Global Counsel<br />
Micklethwait, John - Chefredakteur The Economist<br />
Osborne, George - Schatzkanzler<br />
Stewart, Rory – Mitglied des Unterhauses<br />
Taylor, J. Martin - Chairman, Syngenta International AG<br />
Dänemark:<br />
Eldrup, Anders - CEO, DONG Energy<br />
Federspiel, Ulrik - Vizepräsident, Global Affairs, Haldor Topsøe A/S<br />
Schütze, Peter - Executive Management, Nordea Bank AB<br />
Griechenland:<br />
David, George A. - Chairman, Coca-Cola H.B.C. S.A.<br />
Hardouvelis, Gikas A. - Chief Economist und Head of Research, Eurobank EFG<br />
Papaconstantinou, George - Finanzminister<br />
Tsoukalis, Loukas - President, ELIAMEP Grisons<br />
Deutschland:<br />
Ackermann, Josef – Vorsitzender des Management Board und<br />
der Group Executive<br />
Enders, Thomas - CEO, Airbus SAS<br />
Löscher, Peter – Präsident und CEO, Siemens AG<br />
Nass, Matthias - Chief International Correspondent, Die Zeit<br />
Steinbrück, Peer – Mitglied des Bundestages (SPD)<br />
Internationale Organisationen:<br />
Almunia, Joaquín - Vizepräsident, Europäische Kommission<br />
Daele, Frans van – Stabschef des Präsidenten des Europäischen Rats<br />
Kroes, Neelie - Vizepräsident, Europäische Kommission<br />
Lamy, Pascal - Generaldirektor, World Trade Organization<br />
Rompuy, Herman van – Präsident des Europäischen Rats<br />
Sheeran, Josette - Executive Director, United Nations World Food Programme<br />
Solana Madariaga, Javier - President, ESADEgeo Center for<br />
Global Economy and Geopolitics<br />
Trichet, Jean-Claude - Präsident, Europäische Zentralbank<br />
Zoellick, Robert B. - President, The World Bank Group<br />
Finnland:<br />
Apunen, Matti – Director Finnish Business and Policy Forum EVA<br />
Johansson, Ole - Chairman, Confederation of the Finnish Industries EK<br />
Ollila, Jorma - Chairman, Royal Dutch Shell<br />
Pentikäinen, Mikael – Publizist, Chefredakteur Helsingin Sanomat<br />
Irland:<br />
Gallagher, Paul - Senior Counsel; früherer Generalstaatsanwalt<br />
McDowell, Michael - Senior Counsel, Law Library;<br />
früherer stellvertretender Premierminister<br />
Sutherland, Peter D. - Chairman, Goldman Sachs International<br />
Frankreich:<br />
Baverez, Nicolas - Partner, Gibson, Dunn & Crutcher LLP<br />
Bazire, Nicolas - Managing Director, Groupe Arnault /LVMH<br />
Castries, Henri de - Chairman und CEO, AXA<br />
Lévy, Maurice - Chairman and CEO, Publicis Groupe S.A.<br />
Montbrial, Thierry de - Präsident, French Institute for International Relations<br />
Roy, Olivier - Professor der Sozial- und Politikwissenschaften,<br />
European University Institute<br />
Italien:<br />
Bernabè, Franco - CEO, Telecom lia SpA<br />
Elkann, John - Chairman, Fiat S.p.A.<br />
Monti, Mario - Präsident, Univers Commerciale Luigi Bocconi<br />
Scaroni, Paolo - CEO, Eni S.p.A.<br />
Tremonti, Giulio – Wirtschafts- und Finanzminister<br />
weiter auf der nächsten Seite ►<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
9
Politik<br />
Kanada:<br />
Niederlande:<br />
Carney, Mark J. - Gouverneur, Bank of Canada<br />
Clark, Edmund - President und CEO, TD Bank Financial Group<br />
McKenna, Frank - Deputy Chair, TD Bank Financial Group<br />
Orbinksi, James - Professor für Medizin und Politische<br />
Wissenschaften, University of Toronto<br />
Prichard, J. Robert S. - Chair, Torys LLP<br />
Reisman, Heather - Chair und CEO, Indigo Books & Music<br />
Inc. Center, Brookings Institution<br />
Bolland, Marc J. - Chief Executive, Marks and Spencer Group plc<br />
Chavannes, Marc E. – Politischer Kolumnist, NRC Handelsblad;<br />
Professor für Journalismus<br />
Halberstadt, Victor - Professor für Ökonomie, Leiden University<br />
Ihre Majestät die Königin der Niederlande<br />
Rosenthal, Uri – Außenminister<br />
Winter, Jaap W. Partner, De Brauw Blackstone Westbroek<br />
Norwegen:<br />
Myklebust, Egil - Früher Chairman of the Board of Directors<br />
SAS, sk Hydro ASA<br />
Seine Königliche Hoheit Kronprinz Haakon von Norwegen<br />
Ottersen, Ole Petter - Rektor, Universität Oslo<br />
Solberg, Erna – Vorsitzende der Konservativen Partei<br />
Schweiz:<br />
Brabeck-Letmathe, Peter - Chairman, Nestlé S.A.<br />
Groth, Hans - Senior Director, Healthcare Policy & Market Access,<br />
Oncology Business Unit, Pfizer Europe<br />
Janom Steiner, Barbara – Mitglied des Regierungsrats, Kanton Graubünden<br />
Kudelski, André - Chairman und CEO, Kudelski Group SA<br />
Leuthard, Doris – Mitglied des Bundesrats<br />
Schmid, Martin - Präsident, Kanton Graubünden<br />
Schmid, Eric - Executive Chairman, Google Inc.<br />
Schweiger, Rolf – Mitglied des Ständerats<br />
Soiron, Rolf - Chairman of the Board, Holcim Ltd., Lonza Ltd.<br />
Vasella, Daniel L. - Chairman, Novartis AG<br />
Witmer, Jürg - Chairman, Givaudan SA and Clariant AG<br />
Türkei:<br />
Spanien:<br />
Cebrián, Juan Luis - CEO, PRISA<br />
Cospedal, María Dolores de - Generalsekretärin, Partido Popular<br />
León Gross, Bernardino – Generalsekretär des Premierministers<br />
Nin Génova, Juan María - Präsident and CEO, La Caixa<br />
Ihre Majestät die Königin von Spanien<br />
Ciliv, Süreyya - CEO, Turkcell Iletisim Hizmetleri A.S.<br />
Gülek Domac, Tayyibe – früherer Staatsminister<br />
Koç, Mustafa V. - Chairman, Koç Holding A.S.<br />
Pekin Sefika - Gründungsmitglied, Pekin & Bayar Law Firm<br />
Österreich:<br />
Bronner, Oscar - CEO und Verleger, Standard Medien AG<br />
Faymann, Werner - Bundeskanzler<br />
Rothensteiner, Walter - Chairman of the Board, Raiffeisen Zentralbank<br />
Österreich AG<br />
Scholten, Rudolf - Member of the Board of Executive Directors, Österreichische<br />
Kontrollbank AG<br />
Portugal:<br />
Balsemão, Francisco Pinto - Chairman und CEO, IMPRESA,<br />
S.G.P.S.; Früherer Premierminister<br />
Ferreira Alves, Clara - CEO, Claref LDA; Autorin<br />
Nogueira Leite, António - Member of the Board, José de Mello<br />
Investimentos, SGPS, SA<br />
Rußland:<br />
Mordashov, Alexey A. - CEO, Severstal<br />
Schweden:<br />
Bildt, Carl - Außenminister<br />
Björling, Ewa - Handelsministerin<br />
Wallenberg, Jacob - Chairman, Investor AB<br />
10 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />
USA:<br />
Alexander, Keith B. - Commander, USCYBERCOM; Director,<br />
National Security Agency<br />
Altman, Roger C. - Chairman, Evercore Partners Inc.<br />
Bezos, Jeff – Gründer und CEO, Amazon.com<br />
Collins, Timothy C. - CEO, Ripplewood Holdings, LLC<br />
Feldstein, Martin S. - George F. Baker Professor of Economics,<br />
Harvard University<br />
Hoffman, Reid – Mitbegründer und Executive Chairman, LinkedIn<br />
Hughes, Chris R. - Mitbegründer, Facebook<br />
Jacobs, Kenneth M. - Chairman & CEO, Lazard<br />
Johnson, James A. Vice - Chairman, Perseus, LLC<br />
Jordan, Jr., Vernon E. - Senior Managing Director, Lazard Frères & Co. LLC<br />
Keane, John M. - Senior Partner, SCP Partners; General, US Army, Retired<br />
Kissinger, Henry A. - Chairman, Kissinger Associates, Inc.<br />
Kleinfeld, Klaus - Chairman und CEO, Alcoa<br />
Kravis, Henry R. - Co-Chairman und co-CEO, Kohlberg Kravis Roberts & Co.<br />
Kravis, Marie-Josée - Senior Fellow, Hudson Institute, Inc.<br />
Li, Cheng - Senior Fellow und Director of Research, John L. Thornton China<br />
Mundie, Craig J. - Chief Research und Strategy Officer, Microsoft Corporation<br />
Orszag, Peter R. - Vice Chairman, Citigroup Global Markets, Inc.<br />
Perle, Richard N. - Resident Fellow, American Enterprise Institute<br />
for Public Policy Research<br />
Rockefeller, David - ehemaliger Chairman, Chase Manhattan Bank<br />
Rose, Charlie - Executive Editor and Anchor, Charlie Rose<br />
Rubin, Robert E. - Co-Chairman, Council on Foreign Relations;<br />
Former Secretary of the Treasury<br />
Steinberg, James B. – Vize-Außenminister<br />
Thiel, Peter A. - Präsident, Clarium Capital Management, LLC<br />
Varney, Christine A. - Assistant Attorney General for Antitrust<br />
Vaupel, James W. - Founding Director, Max Planck Institute for<br />
Demographic Research<br />
Warsh, Kevin – Früherer Gouverneur, Federal Reserve Board<br />
Wolfensohn, James D. - Chairman, Wolfensohn & Company, LLC
News<br />
Fußballspiel mit<br />
Drohne beobachtet<br />
Beim Spiel der zweiten<br />
Fußball-Bundesliga zwischen<br />
dem FC Erzgebirge<br />
Aue und dem 1. FC<br />
Union Berlin staunten<br />
die Fans nicht schlecht,<br />
als sie bemerkten, daß<br />
es auch einen „Zuschauer“ aus der Luft<br />
gab. Während des Spiels kreiste eine<br />
585 Gramm leichte Minidrohne vom Typ<br />
MD4-200 über dem Fanblock der Gäste<br />
aus Berlin. Wie der Sicherheitsbeauftragte<br />
von Union Berlin mitteilte, komme<br />
so etwas in Sachsen häufiger vor.<br />
Während in Berlin der Einsatz von Polizeidrohnen<br />
von einem Richter genehmigt<br />
werden muß, lasse das sächsische<br />
Polizeigesetz einen solchen unkontrollierten<br />
Einsatz zu, teilte der Polizeipressesprecher<br />
der Direktion Zwickau<br />
Powerline-Technologie kann<br />
Funkstörungen verursachen<br />
Handelsüblicher Powerline-Adapter<br />
für die Steckdose (Foto: Devolo)<br />
Die Hersteller preisen es als problemlose<br />
und preiswerte Alternative<br />
zum störungsanfälligen drahtlosen<br />
Internet über WLAN: Seit Jahren<br />
bereits ist die Powerline-Technologie<br />
im Gespräch, das „Internet aus<br />
der Steckdose“. Findige Entwickler<br />
haben herausgefunden, daß mit dem<br />
Wechselstromnetz eine flächendeckende<br />
Infrastruktur vorhanden ist,<br />
die sich neben der Stromversorgung<br />
auch zur Informationsübertragung<br />
eignet. Jetzt ist die Technologie für<br />
jedermann verfügbar. Mit einem<br />
kleinen Adapter kann man jeden<br />
Computer mit einer Steckdose verbinden,<br />
die dann so etwas wie einen<br />
Zugang zum hauseigenen Netzwerk<br />
herstellt. Andere Computer im gleichen<br />
Haushalt können den Rechner<br />
dann identifizieren, wenn sie ebenfalls<br />
über solch einen Adapter am<br />
Stromnetz angeschlossen sind, und<br />
mit. Die Drohne diene nicht dazu, Einzelpersonen<br />
zu beobachten oder gar zu<br />
identifizieren. Aber „sie vervollständige<br />
für die Polizei in potentiellen Gefahrensituationen<br />
die jeweiligen Lagebilder.“<br />
Demzufolge ist es auch bei unterklassigen<br />
Fußballspielen in Sachsen, etwa in<br />
Dresden oder Leipzig, schon mehrfach<br />
zum Einsatz der Minidrohnen gekommen.<br />
Gerade in den östlichen Bundesländern<br />
gab es in den letzten Jahren bei<br />
Fußballspielen häufiger Ausschreitungen<br />
der Fans.<br />
sich mit ihm vernetzen. Es brauchen<br />
keine zusätzlichen Kabel in der<br />
Wohnung verlegt zu werden.<br />
Was auf den ersten Blick wie eine<br />
gewaltige Vereinfachung aussieht,<br />
hat aber auch eine Kehrseite. Es ist<br />
allgemein bekannt, daß die 50-Hz-<br />
Frequenzen des Wechselstroms<br />
sich nicht nur über die Kabelleitungen<br />
ausbreiten, sondern überall<br />
auch als elektromagnetische<br />
Wechselfelder im Raum nachweisbar<br />
sind. Wird derartigen niederfrequenten<br />
Wellen (ELF-Wellen)<br />
nun auch noch Information aufmoduliert,<br />
so ist auch diese im Raum<br />
meßbar und kann in Wechselwirkung<br />
treten mit Menschen und technischen<br />
Geräten. Experten warnen<br />
bereits davor, daß Radioempfänger<br />
und Amateur-Kurzwellenfunkgeräte<br />
durch Powerline gestört werden<br />
können. Im Extremfall kann die Störung<br />
sogar den Polizeifunk betreffen.<br />
Die Bundesnetzagentur behält<br />
sich daher auch noch ein mögliches<br />
Verbot der Powerline-Technologie<br />
vor. Wie die modulierten „Internet-<br />
Wellen“ auf Menschen wirken, die<br />
ohnehin in der heutigen Zeit oft<br />
schon stark elektrosensibel sind,<br />
ist noch weitgehend unerforscht.<br />
Es ist aber zu befürchten, daß empfindliche<br />
Personen bei Anwesenheit<br />
in Räumen, in denen Powerline-<br />
Technologie installiert ist, unter<br />
Kopfschmerzen, Schlafstörungen,<br />
tinnitusähnlichen Ohrgeräuschen<br />
und ähnlichen Symptomen leiden<br />
könnten.<br />
Auch iPhone- und<br />
iPad-Nutzer überwacht<br />
Sie sind die neuesten Stars der elektronischen<br />
Glitzerwelt – das Edeltelefon<br />
iPhone von Apple und sein großer<br />
Bruder, der Tablet-Computer iPad. Es<br />
ist klar, daß Geräte beiden Typs ständig<br />
von den Apple-Servern geortet werden<br />
müssen, um Telefonate zu ermöglichen<br />
oder kostenpflichtige Downloads<br />
zu steuern. Was bislang nicht bekannt<br />
war, ist die Tatsache, daß Apple diese<br />
Positionsdaten seiner Nutzer langfristig<br />
in den Geräten speichert. Die Daten<br />
ermöglichen es, umfangreiche Bewegungsprofile<br />
der Nutzer zu erstellen.<br />
Da die Daten im jeweiligen Telefon bzw.<br />
iPad gespeichert werden, besitzt auch<br />
der Apple-Konzern keine Kontrolle<br />
darüber, von wem sie möglicherweise<br />
aus der Ferne ausgelesen werden. Die<br />
Datei ist zwar versteckt, wird dem Nutzer<br />
also nicht angezeigt, es kann aber<br />
mit spezieller Software auf sie zugegriffen<br />
werden. Computerexperten<br />
bestätigten, daß es keine Hinweise<br />
gibt, daß die Daten an Apple weitergeleitet<br />
würden. Da die Daten nicht verschlüsselt<br />
sind, ist ein Mißbrauch allerdings<br />
relativ einfach möglich. Der<br />
Bundesdatenschutzbeauftragte Peter<br />
Schaar kritisierte die Speicher-Praxis<br />
von Apple – in recht maßvoller Form:<br />
Apple speichert Ortungsdaten<br />
seiner Nutzer (Bild: dpa)<br />
„Diese Speicherung von Standortdaten<br />
ohne Kenntnis der Betroffenen<br />
wäre nach deutschem Datenschutzrecht<br />
sicherlich nicht zulässig.“ Er<br />
forderte Apple auf, seine Vorgehensweise<br />
zu ändern.<br />
Unabhängige Datenschützer befürchten,<br />
daß es unwahrscheinlich ist, daß<br />
Apple auf diese Daten nicht zugreife.<br />
Ein Bewegungsprofil des iPhone-<br />
oder iPad-Nutzers ermögliche<br />
ortsangepaßte und personifizierte<br />
Werbeangebote. Außerdem könnten<br />
die Daten beim Auffinden verlorener<br />
oder gestohlener Geräte helfen.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 11
News<br />
Der Daten-Tsunami der NSA<br />
Ein Zahlenvergleich veranschaulicht<br />
die ungeheuren Datenmengen,<br />
die vom größten Geheimdienst<br />
der Welt, der National<br />
Security Agency (NSA) verarbeitet<br />
werden. Alle sechs Stunden sammelt<br />
die Agency so viele Daten,<br />
wie in der gesamten Kongreßbibliothek<br />
in Washington gespeichert sind. Die<br />
Daten umfassen Transkripte von Telefongesprächen<br />
und internen Meetings,<br />
Video- und Audio-Überwachungsdaten<br />
sowie eine massive Anzahl von Fotos.<br />
„Das Volumen der Daten, die sie abgreifen,<br />
ist gewaltig.“, sagte John V.<br />
Parachini, Direktor des Intelligence Policy<br />
Center des US-Rüstungskonzerns<br />
RAND Corporation. „Ein Kritikpunkt,<br />
den wir gegen unsere Geheimdienste<br />
vorbringen könnten, ist, daß wir alle<br />
sammelsüchtig sind. Wir speichern<br />
Finanzkrise für alle,<br />
Wirtschaftsaufschwung für wenige<br />
Natürlich führt die Bundesregierung<br />
derartige Slogans nicht im Mund, aber<br />
es ist leider die Wahrheit. Während<br />
in den letzten zehn Jahren Unternehmensgewinne<br />
und Renditen<br />
aus Kapitalvermögen geradezu explodiert<br />
sind, kommen Phasen des<br />
Wirtschaftsaufschwungs, anders als<br />
noch in früheren Jahrzehnten, bei der<br />
breiten Bevölkerung nicht mehr an.<br />
Löhne und Einkommen sind seit dem<br />
Jahr 2000 durchschnittlich (preisbereinigt)<br />
um 2,5 Prozent gesunken.<br />
Betrachtet man nur die untersten<br />
alles, und wir geben nicht genug Geld<br />
und Zeit dafür aus, um zu verstehen,<br />
was wir eigentlich haben und wie wir<br />
damit umgehen sollen.“ Das Budget<br />
der NSA wird laut Gesetz nicht veröffentlicht,<br />
aber es wäre unermeßlich<br />
teuer, tatsächlich alle diese Daten zu<br />
sichten, geschweige denn, sie intelligent<br />
zu analysieren. Meist werden die<br />
Daten nur automatisch durchsucht<br />
– nach bestimmten Schlüsselworten<br />
sowie nach Zeichenfolgen, die keinen<br />
Sinn ergeben (und daher ein verschlüsselter<br />
Code sein könnten).<br />
Einkommensgruppen, so haben diese<br />
Menschen sogar 16 bis 22 Prozent<br />
weniger Geld in der Tasche. Gleichzeitig<br />
fordert die FDP schon wieder<br />
lautstark Steuererleichterungen, vor<br />
allem beim Spitzensteuersatz und<br />
bei der Unternehmensbesteuerung,<br />
was den Reichen noch mehr Geld in<br />
die Taschen spülen soll, während sie<br />
zur Gegenfinanzierung eine Reichensteuer<br />
entrüstet ablehnen. Auch die<br />
Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns,<br />
wie er in zahlreichen EU-<br />
Staaten bereits üblich ist, scheitert<br />
am Widerstand der schwarz-gelben<br />
Koalitionäre.<br />
Ist der Euro wirklich<br />
unverzichtbar?<br />
Seit Anfang Juli 2011 beschäftigt sich<br />
das Bundesverfassungsgericht mit der<br />
Frage, ob der Euro-Rettungsschirm<br />
überhaupt mit dem Grundgesetz vereinbar<br />
sei. Hauptargument der beklagten<br />
Bundesregierung ist es, der Euro<br />
sei unverzichtbar, die alte D-Mark wäre<br />
als Einzelwährung zu schwach, um sich<br />
gegen Spekulanten zu wehren, und<br />
Deutschland habe „wie kein zweites<br />
Land“ vom Euro profitiert.<br />
Alle Argumente lassen sich leicht und<br />
schnell widerlegen. Während der Euro<br />
seit Jahren umfangreichen Spekulationsgeschäften<br />
ausgeliefert ist, hat<br />
sich die Einzelwährung des Schweizer<br />
Franken stabilisieren können. Deutsche<br />
Exporte in die Eurozone haben seit Einführung<br />
des Euro nicht zu-, sondern abgenommen,<br />
von 46 auf 42 Prozent. Und<br />
was haben die Bundesbürger vom Euro?<br />
Ihre Reallöhne sind seit Einführung des<br />
Euro durchschnittlich um 2,5 Prozent<br />
gesunken, während sie in anderen Euroländern<br />
gestiegen sind (siehe auch<br />
unsere Meldung „Finanzkrise für alle,<br />
Wirtschaftsaufschwung für wenige“ in<br />
dieser <strong>Matrix3000</strong>). Wo ist also der einmalige<br />
Vorteil, den angeblich gerade die<br />
Deutschen vom Euro haben sollen?<br />
Trotzdem werden der Verfassungsklage<br />
nur wenig Chancen eingeräumt. Sarkastischer<br />
Kommentar des Juristen Franz<br />
Mayer aus Bielefeld: Die Klage sei unzulässig,<br />
weil es kein Grundrecht auf Demokratie<br />
gäbe, das ein Parlament daran<br />
hindern könnte, sich durch Zahlungsverpflichtungen<br />
selbst zu entmachten…<br />
Bezahlen mit dem Handy<br />
Als erstes europäisches Land hat Großbritannien<br />
einen Service eingeführt,<br />
der den Menschen erlaubt, bei Einkäufen<br />
in Geschäften mit ihrem Handy zu<br />
bezahlen. Kritiker sehen darin einen<br />
weiteren Schritt zur Abschaffung des<br />
Bargeldes. Der neue Service trägt<br />
den Namen „Mobile Wallet“ (mobile<br />
Brieftasche).<br />
An der Aktion beteiligten sich u. a.<br />
die Fast-Food-Ketten McDonalds,<br />
Pret-a-manger und EAT sowie einige<br />
Schuhgeschäfte, ferner die Londoner<br />
U-Bahn, die Restaurantkette<br />
Little Chef sowie der National Trust,<br />
eine gemeinnützige Organisation zur<br />
Denkmalpflege und touristischen<br />
Erschließung historischer Bauwerke.<br />
Wer sich als Kunde an dem neuen<br />
Service beteiligen will, muß über<br />
ein Orange- oder Barclaycard-Konto<br />
verfügen und ein für drahtlosen Zahlungsverkehr<br />
geeignetes Handy besitzen.<br />
Der Bezahlvorgang verwendet nicht<br />
die zum Telefonieren üblichen Handyfrequenzen,<br />
sondern sogenannte<br />
Near Field Communication (NFC), eine<br />
drahtlose Kommunikationstechnologie<br />
mit geringer Reichweite. NFC-fähige<br />
Handys werden u. a. von der Firma<br />
Samsung hergestellt und sind bereits<br />
im Handel.<br />
Normalerweise dürfen derzeit nur Einkäufe<br />
bis zu 15 Pfund Sterling (ca. 17<br />
Euro) per Handy bezahlt werden, doch der<br />
Kunde ist berechtigt, per Vorauszahlung<br />
sein Handykonto mit bis zu 100 Pfund (ca.<br />
115 Euro) aufzuladen. Bis zum Beginn<br />
der Olympischen Spiele 2012 in London<br />
soll die „Mobile Brieftasche“ überall im<br />
Land allgemein verfügbar sein.<br />
12<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
News<br />
CDU-Abgeordneter<br />
fordert Dicken-Steuer<br />
Je stärker Deutschland durch Hilfszahlungen<br />
an marode EU-Staaten<br />
belastet wird, desto mehr suchen<br />
Politiker nach Möglichkeiten, wo<br />
man zur Kompensation noch an<br />
den Sozialsystemen zusammenstreichen<br />
und das gesellschaftliche<br />
Solidarprinzip – einst eine tragende<br />
Säule der sozialen Marktwirtschaft<br />
– untergraben kann. Der sächsische<br />
CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Marco Wanderwitz hat allen Ernstes<br />
angeregt, es müsse erlaubt sein,<br />
darüber nachzudenken, daß man<br />
die ungesunden Eßgewohnheiten<br />
einiger Bürger und deren gesundheitliche<br />
Folgen nicht länger der<br />
beitragszahlenden Gemeinschaft<br />
aufbürden dürfe. Er fordert daher<br />
Steuererhöhungen für Dicke. Da<br />
dies ohne Einführung einer Gesundheitspolizei<br />
in der Praxis nur schwer<br />
umsetzbar sein dürfte, kamen schon<br />
bald weniger radikale Vorschläge<br />
ins Spiel, die aber im Prinzip an die<br />
Anfänge der mittlerweile an Fanatismus<br />
grenzenden Rauchverbote<br />
erinnern. So empfahl der Gesundheitsökonom<br />
Jürgen Wasem Sondersteuern<br />
auf Schokolade, Alkohol<br />
und Risikosportgeräte. Warum zahlen<br />
dann eigentlich Versicherungen<br />
noch bei Verletzungen nach Autounfällen?<br />
Jeder weiß schließlich,<br />
daß Autofahren gefährlich ist, und<br />
niemand wird gezwungen, sich ans<br />
Steuer zu setzen. Und wann kommt<br />
das Zwangsmüsli zum Frühstück?<br />
Japan, Provinz<br />
Fukushima, nach dem<br />
Tsunami vom März 2011<br />
Wetten auf die Apokalypse<br />
Die Perversion nimmt kein Ende,<br />
wenn es um Gier nach Profit und die<br />
Erschließung neuer Verdienstquellen<br />
geht. Es gibt tatsächlich Menschen auf<br />
unserem Planeten, die sich aus tiefstem<br />
Herzen darüber freuen, wenn die<br />
Schlagzeilen der Tagespresse über<br />
Katastrophen mit vielen Toten, über<br />
einen Wirtschaftscrash oder einen<br />
neuen Krieg berichten.<br />
Seit neuestem können betuchte Spekulanten<br />
nämlich nicht nur auf den<br />
Tod einzelner Menschen wetten (<strong>Matrix3000</strong><br />
berichtete darüber in Band<br />
64), sondern sogar auf die globale<br />
Apokalypse. Was immer an Heimsuchungen<br />
der Welt bevorstehen mag<br />
– gigantische Kataklysmen, der Zusammenbruch<br />
der US-Wirtschaft,<br />
Krieg im Nahen Osten – wer sein Geld<br />
in Mark Spitznagels hochspekulativen<br />
Hedge Fonds Universal Investments<br />
einzahlt, der verdient sich am globalen<br />
Elend eine goldene Nase.<br />
Die Spekulation auf das im Grunde<br />
Undenkbare erfordert große Geduld,<br />
denn es kann Jahre oder Jahrzehnte<br />
dauern, bis der Katastrophenfall eingetreten<br />
ist und die Renditen sprudeln.<br />
In den Jahren dazwischen verlieren<br />
die Investoren täglich Geld. Es<br />
ist also kein Anlagemodell für Leute,<br />
die kein ausreichendes finanzielles<br />
Durchhaltevermögen haben. Spitznagel<br />
zählt daher bislang auch nur 15<br />
Privatinvestoren zu seinen Kunden,<br />
die jeder mit mindestens 50 Millionen<br />
Dollar dabei sind. Das bislang äußerst<br />
ereignisreich verlaufene Jahr 2011<br />
– Fukushima, Griechenland-Pleite,<br />
US-Haushaltskrise, Umstürze im Nahen<br />
Osten – lassen Wetten auf den<br />
„einstürzenden Himmel“ lukrativer<br />
erscheinen denn je zuvor. Im Gegensatz<br />
zu den meisten Anlegern, die in<br />
unsicheren Zeiten ihr Portfolio möglichst<br />
breit streuen, um das Risiko zu<br />
minimieren, gehen die Kunden der<br />
„Armageddon-Fonds“ den diametral<br />
entgegengesetzten Weg: Sie<br />
setzen auf das scheinbar Unmögliche<br />
und warten dann ab,<br />
um im Fall des Falles um so<br />
satter abzusahnen.<br />
Was noch erschreckender ist:<br />
Die Abzocke mit der Apokalypse<br />
ist beileibe nicht mehr nur<br />
eine Domäne einiger skrupelloser<br />
Superreicher, die den<br />
Hals nicht voll genug bekommen<br />
können und denen kein Geld der<br />
Welt zu schmutzig ist. Mittlerweile beteiligen<br />
sich in den USA sogar staatliche<br />
Pensionsfonds an den Wetten auf<br />
den Weltuntergang. Das ist natürlich<br />
in mehrerlei Hinsicht skandalös. Zum<br />
einen fragt man sich, wie Manager<br />
öffentlicher Fonds, die dem Gemeinwohl<br />
verpflichtet sein sollten, sich an<br />
derlei menschenverachtenden Spielchen<br />
beteiligen können. Zum anderen<br />
muß auch die Frage erlaubt sein:<br />
An wen werden die Fondsmanager<br />
eigentlich die Renditen auszahlen,<br />
wenn es tatsächlich zum „Zahltag“<br />
kommen sollte.<br />
Wie lange wird es wohl noch dauern,<br />
bis man auch noch auf eine Invasion<br />
feindseliger Außerirdischer spekulieren<br />
kann? Oder auf einen möglichen<br />
Weltuntergang am 21. 12. 2012,<br />
wenn der Maya-Kalender endet?<br />
Oder decken Spitznagels Universal<br />
Investments auch diese Risiken bereits<br />
ab?<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 13
Politik<br />
Rußland<br />
- Schein und Sein<br />
20 Jahre nach dem Kollaps der Sowjetunion<br />
Marco Meng<br />
Rußland hat so manche Wandlungen<br />
durchgemacht, seit vor 20 Jahren die<br />
Sowjetunion aufgelöst wurde. Drei Präsidenten<br />
hat das noch immer größte<br />
Land der Erde seitdem erlebt: Boris<br />
Jelzin, Wladimir Putin und Dmitrij Medwedew<br />
- Persönlichkeiten, die unterschiedlichere<br />
Charaktere kaum sein<br />
könnten. Was wurde aus dem einstigen<br />
schreckeinflößenden, supermächtigen<br />
Sowjetimperium? Kann man Rußland<br />
einen modernen Staat nennen? Eine Demokratie<br />
gar oder einen Rechtsstaat?<br />
Das vergangene Jahr war hier bemerkenswert:<br />
zum einen brach<br />
Rußland mit seiner imperialen<br />
Vergangenheit und seinem unbedingten<br />
Status als Weltmacht; zum anderen<br />
wurden Meinungs- und Pressefreiheit<br />
weiter beschnitten und der einstige<br />
Oligarch Chodorkowskij bekam Ende<br />
Dezember zu seiner Strafe noch eins<br />
drauf. Es steht zwar außer Frage, daß<br />
Michail<br />
Chodorkowskij<br />
wie alle anderen von Rußlands Superreichen<br />
auch Chodorkowskij seinen<br />
immensen Reichtum sich mit fragwürdigen<br />
Mitteln erwarb. Allerdings sollten<br />
diejenigen, die in Ministerpräsident<br />
Putin den „Rächer des bestohlenen<br />
Volkes“ sehen wollen, auch erkennen,<br />
daß andere, die mit denselben Mitteln<br />
wie Chodorkowskij reich wurden, vom<br />
Kreml nicht angefaßt werden – weil sie<br />
auf Putins Seite stehen oder sich ganz<br />
aus politischen Dingen heraushalten.<br />
Potemkinsche Dörfer<br />
Tatsächlich bedeutet die zweite Verurteilung<br />
Chodorkowskijs einen Rückschlag<br />
für ein nach Direktinvestitionen<br />
hungerndes Land, das sich modernisieren<br />
will und muß. Warum es sich<br />
modernisieren muß, zeigten 2010 die<br />
verheerenden Wald- und Torfbrände,<br />
die einen Schaden von geschätzten 11,5<br />
Milliarden Euro verursachten: ganze<br />
4 Löschflugzeuge hat das riesige Rußland.<br />
Zum Vergleich: die USA haben<br />
150! Vieles, was Rußland in den letzten<br />
20 Jahren als „Modernisierung“<br />
erreichte, ist nichts anderes als eine<br />
Potemkinsche Kulisse. Vor diesen Kulissen<br />
zu spielen versteht Ex-Präsident<br />
und amtierender Regierungschef Putin<br />
allerdings gut; doch die russische Regierung<br />
sollte am besten wissen, wie<br />
gefährlich ein solches Spiel ist. Denn<br />
wenn eine Regierung anfängt, ihre eigenen<br />
Lügen zu glauben, so wie sie das<br />
unter Breschnew tat, ist das Ende nicht<br />
fern. Ein bekannter Witz von damals<br />
lautete übrigens: „Wir tun so, als ob wir<br />
arbeiten würden, und die tun so, als ob<br />
sie uns bezahlen würden.“<br />
Bis 1998 sank das russische Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) auf 55 % des Wertes<br />
von 1989, der Anteil Rußlands am Welthandel,<br />
gemessen am Weltbruttosozialprodukt,<br />
lag 1998 bei nur 1,5 %. Waren<br />
die 1990er Jahre gekennzeichnet durch<br />
einen alkoholkranken Präsidenten nebst<br />
vielen Kriminellen, die sich die Reichtümer<br />
des Landes zum Teil mit Waffengewalt<br />
untereinander aufteilten, so kam<br />
ein makroökonomischer Boom, der ausschließlich<br />
durch den ungewöhnlichen<br />
Anstieg der Weltrohstoffpreise genährt<br />
wurde, bei Putins Machtantritt im Jahr<br />
2000 der neuen russischen Regierung<br />
zu Hilfe. Bis zum Ausbruch der globalen<br />
Finanzkrise verdoppelte sich das<br />
Bruttoinlandsprodukt Rußlands dann<br />
unter Putin, und die Marktkapitalisierung<br />
verzehnfachte sich. Die heftigen<br />
Auseinandersetzungen zwischen dem<br />
Präsidenten und dem kommunistischen<br />
konservativen Parlament sind seit Putin<br />
vergessen, die kommunistische Partei<br />
als einst stärkste Opposition fast mundtot<br />
und entmachtet. Der glaubwürdige<br />
und überaus beliebte General Alexander<br />
Lebed, der Putin hätte zum Konkurrenten<br />
werden können und seinen Tschetschenienkrieg<br />
kritisierte, kam 2002 bei<br />
einem Hubschrauberabsturz ums Leben.<br />
1998 war Lebed zum Gouverneur der Region<br />
Krasnojarsk gewählt worden: kein<br />
Wunder, daß Putin später die Gouverneurswahlen<br />
abschaffte und seitdem die<br />
Gouverneure vom Präsidenten persönlich<br />
ernannt werden. Die heutigen Oppositionellen<br />
sind bei den meisten Russen<br />
nicht sonderlich beliebt, außerdem<br />
fürchtet man auch einen Rückfall in die<br />
chaotischen Zustände der 1990er Jahre.<br />
14<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Politik<br />
Franz Bludorf<br />
20 Millionen Russen<br />
haben weniger als das<br />
Existenzminimum<br />
(ca. 141 Euro pro Monat).<br />
Gleichzeitig sonnen sich<br />
Rubelmilliardäre in<br />
einem geradezu<br />
absurden Reichtum.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 15
News<br />
Präsident Medwedew und Premierminister<br />
Putin waren angetreten,<br />
Rußland zu modernisieren. Mit der<br />
Korruption im Land sind auch sie<br />
bislang nicht fertiggeworden.<br />
Rechts: Rußland, das größte Land<br />
der Erde, ist schon aufgrund seiner<br />
Größe praktisch unregierbar.<br />
71 Prozent der befragten in<br />
Rußland tätigen Unternehmen<br />
erklärten, daß sie in den letzten<br />
12 Monaten mindestens einmal<br />
Opfer von Wirtschaftskriminalität<br />
und Korruption waren.<br />
16<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
News<br />
Gangster unter sich. Unter strengem Polizeischutz<br />
wird Wjatscheslaw Iwankow, genannt<br />
„Japontschik“, der mächtigste Mafia-Pate<br />
Moskaus, zu Grabe getragen.<br />
Alle wichtigen Ämter<br />
wurden die letzten zehn Jahre<br />
mit Gefolgsleuten Putins,<br />
das heißt Geheimdienstlern<br />
und Bekannten aus<br />
Petersburg besetzt.<br />
Gangsterbosse und Potentaten<br />
Alle wichtigen Ämter und Posten, sowohl<br />
in der Politik, Justiz als auch in<br />
der Wirtschaft wurden die letzten zehn<br />
Jahre mit Gefolgsleuten Putins, das<br />
heißt Geheimdienstlern und Bekannten<br />
aus Petersburg besetzt. Möglicherweise<br />
glaubte Putin, als er 1999 Boris<br />
Jelzin in einer Nacht- und Nebelaktion<br />
verabschiedete und dessen Nachfolger<br />
wurde, das Land nur so in den Griff zu<br />
bekommen und Stabilität garantieren<br />
zu können. Wenn er damit aber Kriminalität<br />
und Korruption bekämpfen<br />
wollte, gelang es ihm nicht: noch immer<br />
sind Rußlands Straßen die teuersten<br />
überhaupt, weil nirgendwo sonst so viel<br />
Geld in unsichtbaren Kanälen versikkert<br />
wie hier. Während man zwar vor<br />
einigen Jahren in Petersburg einen bekannten<br />
notorischen Gangsterboß, den<br />
„einarmigen Banditen“ Wladimir Kumarin<br />
alias Barsukow endlich verhaftete<br />
und mittlerweile verurteilte, wurde der<br />
mächtigste Pate von Moskau, Wjatscheslaw<br />
Iwankow, genannt „Japontschik“,<br />
auf offener Straße von einem<br />
Unbekannten erschossen, vermutlich<br />
im Auftrag eines Rivalen. Die Situation<br />
mit der Kriminalität ist in Rußland also<br />
unvermindert schwierig. Fast 40 Prozent<br />
aller Verbrechen sind schwere und<br />
Schwerstverbrechen, jedes vierte Kapitalverbrechen<br />
bleibt unaufgedeckt, und<br />
die offizielle Zahl der Verbrechen mit<br />
3,5 Millionen (damit nur halb so viele<br />
wie Deutschland!), ist kaum glaubhaft.<br />
Daß die hohe Kriminalität etwas über<br />
das schwache soziale Gefüge Rußlands<br />
verrät, ist eine Binsenweisheit. Betrachtet<br />
man es genauer, sieht es schon fast<br />
wie Hoffnungslosigkeit aus: nicht nur<br />
führt Rußland in Europa bei der Zahl der<br />
Totschlagdelikte unter Jugendlichen<br />
(sie ist 34 Mal höher als in Deutschland),<br />
Rußland hat auch die höchste Jugendselbstmordrate<br />
in der Welt.<br />
Was Wirtschaft und Wirtschaftspolitik<br />
anbelangt, ist das Land<br />
geradezu schizophren. Der Mitgründer<br />
der Moskauer Anwaltskanzlei<br />
Firestone Duncan, Jamison Firestone,<br />
Chef des in Untersuchungshaft verstorbenen<br />
Rechtsanwalts Magnitskij, kann<br />
davon ein Lied singen. Er ist im Februar<br />
2010 von seinem Urlaub aus New York<br />
nicht mehr nach Rußland zurückgekehrt,<br />
nachdem er festgestellt hat, daß<br />
Unbekannte mehrfach mit gefälschten<br />
Dokumenten und seiner gefälschten<br />
Unterschrift versucht hatten, gezahlte<br />
Steuern in Höhe von umgerechnet<br />
21 Millionen US-Dollar „zurückzuerhalten“.<br />
Er befürchtet, in Rußland das<br />
gleiche Schicksal zu erleiden wie sein<br />
verstorbener Kollege Sergej Magnitskij.<br />
Ende 2008 hatte der eine Zeugenaussage<br />
abgegeben, in welcher er Beamte<br />
des russischen Innenministeriums<br />
der Korruption bezichtigte; kurz darauf<br />
wurde er von genau denselben Beamten<br />
verhaftet. Fast ein Jahr ohne Gerichtsurteil<br />
im Moskauer Untersuchungsgefängnis,<br />
verstarb der 37jährige dann<br />
im November 2009 plötzlich und unerwartet<br />
in der Haft. Ein Bericht der Wirtschaftsprüfer<br />
von PricewaterhouseCoopers<br />
von Ende 2009 zeigt: 71 Prozent der<br />
befragten in Rußland tätigen Unternehmen<br />
erklärten, daß sie in den letzten 12<br />
Monaten mindestens einmal Opfer von<br />
Wirtschaftskriminalität und Korruption<br />
waren.<br />
Was brachte Medwedews<br />
„Modernisierung“?<br />
Wirtschaftlich problematisch bleibt dabei,<br />
daß Rußland nach wie vor nur von<br />
den Ressourcen lebt, aber – abgesehen<br />
vom militärischen Bereich – kaum<br />
etwas entwickelt. „Modernisierung“<br />
war 2010 das von Präsident Medwedew<br />
wahrscheinlich meistgebrauchte Wort.<br />
Eine auf Rohstoffen gegründete Wirtschaft<br />
möchte man - es klingt fast rührend<br />
naiv - durch ein angestrebtes „internationales<br />
Finanzzentrum“ ablösen.<br />
Selbst auf lange Sicht wird das kaum<br />
gelingen, zu fest verankert im ganzen<br />
russischen Geschäftswesen und Staatsapparat<br />
sind Korruption und Willkür.<br />
Fraglos haben sich die Löhne und<br />
Gehälter seit der Jelzin-Zeit erhöht<br />
oder werden zumindest pünktlich ausgezahlt.<br />
Im ersten Quartal 2010 betrug<br />
das Existenzminimum in Rußland im<br />
Durchschnitt 5518 Rubel (141 Euro).<br />
Das Einkommen von mehr als 20 Mio.<br />
Menschen liegt allerdings noch immer<br />
unter diesem Niveau. Vor allem auf dem<br />
Land sind die Menschen noch immer<br />
arm - und nahezu nur vom staatlichen<br />
Fernsehen abhängig (die wenigsten auf<br />
dem Land haben Internet).<br />
Wie einst in der Sowjetunion grassiert<br />
auch nach wie vor in Rußland der<br />
schleichende Selbstmord Alkoholismus.<br />
Nach offiziellen Angaben sterben<br />
in Rußland jährlich etwa eine halbe<br />
Million Menschen an den Folgen des<br />
Alkoholkonsums. Der frühere russische<br />
Präsident Gorbatschow hatte bereits<br />
in den 1980ern die staatliche Wodka-<br />
Produktion herunterfahren lassen und<br />
illegale Destillen bekämpft. Tatsache<br />
ist, daß Rußlands Bevölkerung durch<br />
Geburtenrückgang, Auswanderung und<br />
niedrige Lebenserwartung (bei Männern<br />
beträgt sie gerade mal 58,9 Jahre)<br />
weiter schrumpft und nach Angaben des<br />
russischen Statistikamtes per am 1. Juli<br />
2010 von ehemals von 147,0 Millionen<br />
nur mehr 141,9 Millionen beträgt.<br />
Der immer noch starke Machtfaktor<br />
Militär gewann mit den<br />
Tschetschenienkriegen wieder<br />
an Bedeutung. Putin begann mit seiner<br />
Präsidentschaft im Jahre 2000, das<br />
Rüstungsbudget zu erhöhen. Seitdem<br />
hat es sich etwa vervierfacht, wobei<br />
Beobachter allerdings vermuten, daß<br />
die tatsächlichen Militärausgaben noch<br />
weit höher als offiziell angegeben liegen.<br />
2007 betrugen die Militärausgaben<br />
etwa 35,5 Milliarden Euro, 25% davon<br />
gehen explizit in die Modernisierung der<br />
Flotte. Was sich seit der Sowjetzeit allerdings<br />
innerhalb der Streitkräfte nicht<br />
geändert hat, sind die Mißhandlungen<br />
der Rekruten, die als Dedowschtschina<br />
(dt. Herrschaft der Großväter) bezeich-<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 17
News<br />
Auch Rußland hat<br />
Probleme mit einer<br />
starken islamischen<br />
Minderheit.<br />
Rechts: Massengebete<br />
von Muslimen<br />
vor der zentralen<br />
Moschee in Moskau,<br />
November 2010.<br />
Oben: Muslimische Studentinnen auf einem<br />
Protestmarsch durch die tschetschenische<br />
Hauptstadt Grosny.<br />
nete systematische Drangsalierung: im<br />
Jahr 2006 wurden 6.700 Rekruten von<br />
Vorgesetzten mißhandelt, 33 starben an<br />
den Folgen. Die Zahl der Suizide in der<br />
Armee erhöhte sich von 224 Soldaten<br />
im Jahr 2007 auf 231 Selbstmorde von<br />
Militärangehörigen im Jahr 2008.<br />
Rußland und der Islam<br />
Ein bekanntes Problem heißt „Islamismus“<br />
und ist vor allem das Problem<br />
Rußlands mit dem Kaukasus. Die „islamische<br />
Rückbesinnung“ Ende der<br />
1980er Jahre war zunächst Teil der<br />
Demokratiebewegung in Rußland, ein<br />
Loslösen von der Sowjetideologie wie<br />
auch ein Besinnen auf die eigene Kultur.<br />
Der tschetschenische Ex-Kommunist<br />
Dschochar Dudajew hatte so den „Heiligen<br />
Krieg“ ausgerufen, um Tschetschenien<br />
aus dem Russischen Imperium<br />
abzuspalten. Damals kursierte dort ein<br />
Witz, der treffend auf den Punkt bringt,<br />
wie es sich mit dem Islamismus verhält:<br />
„Dudajew will einen islamischen Staat<br />
gründen. Aber woher will er nur die<br />
Moslems nehmen?“ Ein gescheiterter<br />
Putschversuch der Moskautreuen gegen<br />
ihn hatte 1994 den ersten, ein Überfall<br />
der tschetschenischer Islamisten<br />
auf Dagestan 1999 den zweiten Tschetschenienkrieg<br />
ausgelöst. Putin war damals<br />
ein Verfechter der militärischen<br />
Lösung des Tschetschenien-Problems<br />
gewesen. Er befahl den Großangriff<br />
auf Grosny und riegelte Tschetschenien<br />
gegen die Außenwelt ab, was internationale<br />
Kritik nach sich zog. Mit dem<br />
Anschlag auf das World Trade Center<br />
am 11.9.2001 verstummte die, und<br />
Putin gelang es, den Kampf Rußlands<br />
gegen die abtrünnige Kaukasusrepublik<br />
als Kampf gegen den Terrorismus<br />
darzustellen. In Tschetschenien ist seitdem<br />
ein Staat im Staate entstanden, in<br />
welchem Ramsan Kadyrow willkürlich<br />
herrscht. Menschenrechtsgruppen<br />
werfen dem Potentaten von Moskaus<br />
Gnaden vor, durch seine persönliche<br />
Miliz politische Gegner foltern und töten<br />
zu lassen. Der Pseudo-Islamismus,<br />
den Anfang der 1990er einige Bosse<br />
krimineller Banden nutzten, wird heute<br />
vom tschetschenischen Oberhaupt<br />
(Marke: mag kurze Röcke und fordert,<br />
daß Frauen Kopftücher tragen) genauso<br />
benutzt: so häufig wie heute hörte man<br />
in Tschetschenien nie zuvor die Worte<br />
„Schariah“, „Allah“ und „Dschihad“.<br />
Im Januar 2009 wurde Umar Israilow,<br />
ein tschetschenischer Flüchtling,<br />
in Wien auf offener Straße von drei<br />
Männern ermordet. Er war Kronzeuge<br />
in einem Verfahren wegen Folter gegen<br />
Kadyrow. Der Abschlußbericht des Wiener<br />
Landesamts für Verfassungsschutz<br />
stellte im Frühjahr 2010 fest: Kadyrow<br />
hat den Mord an seinem ehemaligen<br />
Leibwächter Umar Israilow befohlen.<br />
Und hier sieht man unschwer den<br />
schwerwiegenden Fehler, den Rußland<br />
begeht: um den fanatischen Islamismus<br />
zu bekämpfen, verbündet man sich mit<br />
nicht weniger fanatischen und skrupellosen<br />
Despoten. So ist ein Entkommen<br />
aus dieser Spirale von Terror und Gegenterror<br />
schwerlich möglich. Der Islam<br />
hat mit dem kaukasischen Problem<br />
in Wirklichkeit aber nur marginal zu<br />
tun. Nicht die Religion, sondern Armut,<br />
Revanchismus, ethnische Spannungen<br />
und Kriminalität sind die explosiven<br />
Ingredienzen des Konflikts, vor allem<br />
aber die korrupten diktatorische regionalen<br />
Regierungen.<br />
Rußland – „nur noch“ eine<br />
Wirtschaftsmacht?<br />
Außenpolitisch hat sich Rußland seit<br />
dem Ende des Sowjetstaates wohl am<br />
meisten gewandelt. Verfolgte man zur<br />
Sowjetzeit das Ziel, den Kommunismus<br />
zu exportieren und befand sich mit den<br />
USA im Atomraketenwettrüsten, so<br />
begann mit dem Amtsantritt von Gorbatschow<br />
und Außenminister Schewardnadse<br />
nicht nur eine tiefgreifende<br />
innenpolitische Wende, sondern auch<br />
ein Kurswechsel in der Außenpolitik.<br />
Atomraketen als Trumpf der UdSSR<br />
wurden unter Putin zunehmend durch<br />
die Ressourcen Öl und Gas ersetzt.<br />
Abgesehen vom Ziel, die weltpolitische<br />
Dominanz der USA zu begrenzen,<br />
werden heute vor allem Wirtschaftspro-<br />
Nicht der Islam, sondern Armut,<br />
Revanchismus, ethnische Spannungen<br />
und Kriminalität sind die explosiven<br />
Ingredienzen des Tschetschenien-Konflikts.<br />
18<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
News<br />
jekte als Priorität gesehen. Beim Krieg<br />
gegen Georgien im August 2008 stellte<br />
Rußland unter Beweis, im nördlichen<br />
Kaukasus Entscheidungen schaffen zu<br />
können. Ein anderes bedeutendes Ereignis<br />
war 2010 Rußlands Entscheidung,<br />
beim Staatsstreich in Kirgistan nicht<br />
mitzumischen. Rußlands Politik der<br />
Nichteinmischung hatte auch gegenüber<br />
der Ukraine Erfolg: die „orangene<br />
Revolution“ des früheren ukrainischen<br />
Präsidenten Viktor Juschtschenko kann<br />
nur sich selbst, nicht Rußland für ihren<br />
Mißerfolg bei der Präsidentenwahl im<br />
Januar letzten Jahres verantwortlich<br />
machen. Ein Vorfall erinnerte allerdings<br />
sehr an die Machtpolitik der Sowjetzeit:<br />
der Mord am russischen Ex-<br />
Geheimagenten Alexander Litwinenko,<br />
der in England Asyl genoß. Gleichzeitig<br />
fand ein monatelanger Machtkampf<br />
um den britisch-russischen Ölkonzern<br />
TNK-BP statt. Seitdem sind die Beziehungen<br />
zwischen beiden Ländern<br />
schlechter denn je.<br />
Die Bilanz mutet nicht sehr positiv an.<br />
Vor allem beim Kampf gegen Korruption<br />
und Kriminalität ist Putins propagierter<br />
„starker Staat“ kläglich gescheitert.<br />
Jene, die sich nicht nur Macht und Pfründe<br />
sichern, sondern das Land wirklich<br />
voranbringen wollen, haben noch eine<br />
wahre Herkulesaufgabe vor sich. ■<br />
Wende in der Außenpolitik:<br />
Putin ersetzte die Atomraketen<br />
als Trumpf zunehmend<br />
durch Öl und Gas.<br />
Marco Meng war 1999 und 2000 Korrespondent<br />
des Wiener Börsenkuriers<br />
in Rußland<br />
(St. Petersburg). Neben<br />
journalistischen Arbeiten<br />
ist er auch literarisch<br />
tätig (Gedichte und Kurzgeschichten<br />
und war u.a.<br />
1999 für den Georg. K.<br />
Glaser- Literaturpreis<br />
nominiert. <strong>Matrix3000</strong>-Leser kennen bereits<br />
seine politischen und gesellschaftskritischen<br />
Texte, u.a. zur Mediendemokratie und zur<br />
politischen Situation in Rußland. Seine Prosa<br />
wurde von namhaften Autoren, u.a. Robert<br />
Schneider („Schlafes Bruder“) und Ernst<br />
Jünger positiv rezensiert. 2011 erschien von<br />
ihm der Kurzgeschichtenband „Herrliche<br />
Tage“ (siehe Buchempfehlungsseite).<br />
Wie in alten Sowjetzeiten – der Mordanschlag auf den Ex-Agenten<br />
Alexander Litwinenko (Foto: Reuters).<br />
„Woher die Moslems nehmen?“ Moskaus Politik der verbrannten<br />
Erde in Tschetschenien.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 19
Politik<br />
<strong>Europas</strong><br />
<strong>Absturz</strong><br />
Roland Rottenfußer<br />
20 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Politik<br />
Ist die EU zu groß,<br />
um überleben zu können?<br />
Der Zerfall <strong>Europas</strong> könnte bevorstehen.<br />
Besser, wir sind darauf vorbereitet.<br />
Diese Entwicklung birgt<br />
wegen des Erpressungspotentials<br />
der Banken Gefahren; für die Demokratie<br />
könnte sie aber vorteilhaft<br />
sein. Mit der Größe eines Staatsgebildes<br />
wächst auch das Gefühl der<br />
Machtlosigkeit. Bürger werden für<br />
immer mehr haftbar gemacht, haben<br />
aber immer weniger Einfluß.<br />
Die eigentliche Domäne der Freiheit<br />
ist deshalb das Kleine, Überschaubare.<br />
Zugegeben, Größe hat auch Vorteile.<br />
„Riesenstaaten“ vermindern<br />
das Risiko, daß ihre Teile gegeneinander<br />
Krieg führen. Helmut Kohl<br />
hat uns die EU immer mit diesem Argument<br />
schmackhaft gemacht. Falsch ist<br />
es nicht, waren doch grausame Kriege<br />
zwischen Frankreich und Deutschland<br />
früher die Regel. Heute müssen wir<br />
Kriege kaum mehr befürchten. Dafür<br />
beschleicht uns das Gefühl, daß nur<br />
deshalb Frieden herrscht, weil sich<br />
die Mächtigen fast überall auf das Falsche<br />
geeinigt haben. Wir spüren unterschwellig<br />
die Schattenseiten der<br />
Übergröße. Nehmen wir an, die EU<br />
würde sich schrittweise in eine Diktatur<br />
verwandeln. Ansätze dazu gibt es.<br />
In Ungarn wurde unverblümt die Pressezensur<br />
eingeführt. In Spanien wurden<br />
Fluglotsen, die streiken wollten, unter<br />
Militärrecht gestellt. Und der Lissabon-<br />
Vertrag erlaubt es Staatsorganen, bei<br />
Aufständen in die Menschenmenge<br />
schießen zu lassen. Nehmen wir an, das<br />
wird schlimmer – wohin sollten Widerstandskämpfer<br />
fliehen?<br />
Die Kleinstaaterei im Mitteleuropa<br />
des 19. Jahrhunderts war beschwerlich.<br />
Es gab überall Zollgrenzen, aber für<br />
unschuldig Verfolgte konnten sie auch<br />
Gnade bedeuten. Wurde man in einem<br />
Land wegen eines Delikts gesucht, floh<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 21
Politik<br />
man ein paar Kilometer über die Grenze<br />
und war in Sicherheit. Wer mit der Bundesrepublik<br />
nicht klar kam, konnte vor<br />
25 Jahren in der DDR Asyl suchen und<br />
umgekehrt. Das Überwinden der Grenze<br />
von Ost nach West war schwer, aber<br />
die Option bedeutete für viele Hoffnung.<br />
Heute gibt es kein „gegnerisches Staatssystem“,<br />
das einem Gegner des autoritären<br />
Kapitalismus Zuflucht bieten würde.<br />
Wenn ich in der Schweiz die vorgeschriebene<br />
Geschwindigkeit überschreite, wird<br />
mir das Knöllchen nach Deutschland<br />
nachgeschickt. Das Prinzip Staatlichkeit<br />
(und damit der „Strafanspruch“ des<br />
Staates) überwindet alle Landesgrenzen.<br />
Überträgt man das Prinzip auf politisch<br />
motivierte Regelverstöße, macht<br />
es Angst.<br />
Transnationale Repression<br />
In einem Kleinstaat können hunderttausend<br />
entschlossene Bürger ein<br />
Unrechtsregime stürzen. In einem<br />
Monsterstaat wie der EU werden sich<br />
dagegen die Polizeikräfte mehrerer<br />
Länder zusammenschalten. Ein Großereignis,<br />
z.B. ein Wirtschaftsgipfel, weiß<br />
das vereinigte Repressionspotential von<br />
10 oder 20 Teilstaaten hinter sich. Ein<br />
„Repressionstourismus“ ausländischer<br />
Polizeieinheiten kommt in Mode, etwa<br />
in Heiligendamm 2008 oder Stuttgart<br />
2010. In großen Staatsgebilden wächst<br />
auch das Mißverhältnis zwischen den<br />
wenigen, die die Regeln machen, und<br />
den vielen, die ihnen zu gehorchen haben.<br />
Die Tatsache, daß die Gesetzgeber<br />
„demokratisch legitimiert“ sind, tröstet<br />
dabei nur wenig. Repräsentative Demokratie<br />
heißt faktisch, daß wir diejenigen<br />
wählen, die uns nachher ihren Willen<br />
aufzwingen. Die Staatsgewalt geht vom<br />
Volk aus – um dann nicht mehr zu ihm<br />
zurückzukehren.<br />
"Gefühlte Machtlosigkeit"<br />
- Ausschreitungen in Athen<br />
Schon Leo Tolstoi empfand deshalb<br />
ein Unbehagen gegen jegliche<br />
Herrschaft. Die Völker lassen sich<br />
Zügel anlegen, die an zentraler Stelle<br />
zusammenlaufen, argumentierte der<br />
Schriftsteller. Es müsse also nur noch<br />
ein besonders perfides Individuum diese<br />
Zügel ergreifen, und die Tyrannei nehme<br />
ihren Lauf. Dies ist die große Gefahr, die<br />
von Riesengebilden wie der EU oder der<br />
Nato ausgeht. Ihre Strukturen sind beängstigend<br />
perfekt. Ein Hüsteln in Brüssel,<br />
und Millionen Menschen von Grönland<br />
bis Kreta müssen strammstehen.<br />
In den vergangenen Jahren wurde die<br />
Infrastruktur für Überwachung und Repression<br />
stark ausgebaut, während man<br />
die Menschenrechte weitgehend achtete.<br />
Das Volk wiegte sich so in Sicherheit.<br />
22<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Politik<br />
Es muß sich jedoch nur der politische<br />
Wind drehen, dann erwacht die Repression<br />
wie ein schlafender Hofhund.<br />
Ära des Abstiegs<br />
Ein wichtiges Argument gegen übergroße<br />
Staaten ist wirtschaftlicher Natur. Die<br />
mit der Dynamik der Exponentialkurve<br />
wachsende Staatsverschuldung zwingt<br />
heute ganzen Völkern ein Lebensgefühl<br />
der Ausweglosigkeit auf. Politische<br />
Auseinandersetzungen drehen sich nur<br />
noch darum, angeblich alternativlose<br />
Verschlechterungen zu verlangsamen.<br />
„Es kann nur schlimmer werden“ – diese<br />
Stimmung erzeugt Depression bei<br />
vielen und ungerichtete Aggression bei<br />
wenigen. Der Kabarettist „Commander<br />
Shree Stardust“ kritisierte unlängst<br />
die Tatenlosigkeit der Gewerkschaften:<br />
„Sie sind wie der Depressive, der durch<br />
zu viel Schlaf immer noch müder wird.“<br />
Das trifft den Kern. Der Bürger fühlt sich<br />
von einem Abwärtssog ergriffen, dem er<br />
nichts entgegensetzen kann. Es scheint<br />
kein Zusammenhang zu bestehen zwischen<br />
dem, was er subjektiv leistet, und<br />
dem, was er objektiv erleidet.<br />
Objektiv verantwortlich für das Ausbluten<br />
der öffentlichen und privaten<br />
Haushalte ist natürlich die Zinsdynamik.<br />
Gestützt auf eine groteske Rechtslogik,<br />
nehmen Gläubiger immer mehr Menschen<br />
in Haftung, die mit dem Entstehen<br />
der Schulden nichts zu tun haben.<br />
Brechen viele Einzelschuldner unter der<br />
Last zusammen, wird die Gemeinschaft<br />
in Haftung genommen. Funktioniert auch<br />
das nicht mehr, sind die Steuerzahler<br />
anderer Länder dran. Alles scheint erlaubt,<br />
selbst die Preisgabe des Sozialstaats;<br />
nur das Naheliegende bleibt tabu:<br />
ein Verzicht der Gläubiger auf überhöhte<br />
Zinsforderungen. In einem Mosaik kleiner,<br />
voneinander unabhängiger Staaten<br />
wäre es leichter, daß jeder für sich wirtschaftet.<br />
Bräche eine Volkswirtschaft zusammen,<br />
könnte ein Insolvenzverfahren<br />
eingeleitet werden. Ein Neuanfang oder<br />
Systemwechsel wäre leichter möglich.<br />
„Alternativlosigkeit“<br />
– der Tod der Demokratie<br />
In großen, gleichgeschalteten Staatsgebilden<br />
ist es leichter, den Menschen Alternativlosigkeit<br />
einzureden. Diese wird<br />
den Menschen ja drastisch vor Augen<br />
geführt, wenn in allen Nachbarstaaten<br />
ähnliche (oder schlimmere) Zustände<br />
herrschen. Der Blick auf benachbarte<br />
Kleinstaaten, von denen zumindest einige<br />
mit alternativen Wirtschaftsformen<br />
experimentieren, würde den Menschen<br />
Mut machen. Die Politik der Alternativlosigkeit<br />
bedeutet dagegen eine Demütigung<br />
für den Bürger – und das faktische<br />
Ende der Demokratie. Volksherrschaft<br />
beruht auf dem Prinzip, wählen zu können.<br />
In dem Maße, wie diese Möglichkeit<br />
schrumpft, stirbt die Demokratie. Selbst<br />
wenn es wie in der Schweiz formal viele<br />
demokratische Strukturen gibt – sie<br />
laufen ins Leere, wenn das Land in ein<br />
Netz globaler Sachzwänge eingesponnen<br />
ist. Der Wähler, der nur verschiedene<br />
Schattierungen des Prinzips Neoliberalismus<br />
vorgesetzt bekommt, fühlt<br />
sich verschaukelt. So wie die deutschen<br />
Fernsehzuschauer, die unlängst ihren<br />
Beitrag zum Eurovision Song Contest<br />
aus zwölf verschiedenen Titeln von Lena<br />
Meyer-Landruth auswählen durften.<br />
Abgesehen von politischen Inhalten<br />
fördert aber schon die Globalisierung<br />
selbst das Gefühl von Machtlosigkeit.<br />
Die Prozesse, denen Bürger<br />
auf europäischer und globaler Ebene<br />
unterworfen werden, sind zu gewaltig,<br />
um darauf spürbar Einfluß zu nehmen.<br />
Es fühlt sich an, als wolle man sich als<br />
Ameise gegen einen Lastwagen stemmen.<br />
Die vielen Appelle wohlmeinender<br />
Aktivisten, „wir“ müßten doch endlich<br />
etwas tun, werden dann eher als ermüdend<br />
empfunden. Während wir zunehmend<br />
erkennen, daß wir etwas tun<br />
„müßten“, beschleicht uns gleichzeitig<br />
das Gefühl, daß wir immer weniger tun<br />
können. Politischer Aktivismus wird so<br />
zur verzweifelten Abwehr gegen die gefühlte<br />
Machtlosigkeit.<br />
Als Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán vor<br />
dem Europaparlament sprach, protestierten zahlreiche<br />
Abgeordnete gegen seine Pressegesetze,<br />
indem sie ihren Mund mit Klebeband verklebten<br />
und "zensierte" leere ungarische Tageszeitungen<br />
hochhielten.<br />
"Alles ist mit<br />
allem vernetzt."<br />
Dies ist spirituell weise,<br />
ökologisch korrekt und<br />
politisch realistisch, doch<br />
es überfordert den Bürger.<br />
Vernetzung bedeutet<br />
Überforderung<br />
Immer wieder wird in Büchern die globale<br />
Vernetzung, die Verbundenheit allen<br />
Seins beschworen. Dies ist spirituell weise,<br />
ökologisch korrekt und politisch realistisch.<br />
Aber es ist ein zweischneidiges<br />
Schwert, weil es uns überfordert. Warum<br />
muß ich als Bürger im oberbayerischen<br />
Pfaffenwinkel bangen, ob die US-Bevölkerung<br />
Sarah Palin zur Präsidentin<br />
wählt? Warum sollte es mich interessieren,<br />
was in den Köpfen chinesischer<br />
Währungsspekulanten vorgeht? Warum<br />
muß ich mir Gedanken um die agrarpolitischen<br />
Entscheidungen der EU machen,<br />
obwohl es in meiner Gegend genug<br />
fruchtbaren Ackerboden gibt? Und warum<br />
finde ich in meinem Email-Fach den<br />
Appell, gegen die Diskriminierung der<br />
Buschleute in Botswana zu protestieren?<br />
Ich tue das gern. Aber auch wenn ich<br />
protestiere, muß ich mir nicht vorwerfen<br />
lassen, vor tausend anderen Mißständen<br />
die Augen verschlossen zu haben?<br />
Wir leiden unter einem Terror der<br />
Komplexität. Diese grenzenlose Vernetzung<br />
raubt uns das Gefühl, Mitgestalter<br />
unserer Wirklichkeit zu sein. Das Bewußtsein<br />
von Würde erwächst doch vor<br />
allem aus dem Überschaubaren – aus<br />
der Familie, dem Dorf, dem Kanton,<br />
vielleicht noch der (kleineren) Nation.<br />
Dort „bin ich wer“. Viele wünschen sich<br />
deshalb eine schützende Membran um<br />
die eigene Person, die eigene Wohnung,<br />
das eigene Dorf, das eigene Land. So zu<br />
fühlen, ist weder korrekt noch vernünftig<br />
– aber es ist eine psychologische Realität.<br />
Wir sind alle eins, aber das Fehlen<br />
jeglichen Geborgenheitsgefühls macht<br />
krank. Die labileren von uns entwickeln<br />
daraus eine Abwehr gegen alles „Fremde“.<br />
Ausländerfeindlichkeit ist in jedem<br />
Fall falsch, wird aber durch die skizzierte<br />
Dynamik begünstigt.<br />
Rückbau von Übergrößen<br />
Übergroße Strukturen stellen ein Problem<br />
für die Demokratie dar – selbst<br />
wenn sich keine diktatorischen Tendenzen<br />
zeigen. Das Gefühl, daß das Gewicht<br />
der eigenen Stimme gegen Null geht,<br />
wirkt lähmend. Vielleicht wird unsere<br />
Epoche nicht nur vom tragischen Zu-<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 23
Politik<br />
"Too big to fail"<br />
- man hörte dieses Argument<br />
in Zusammenhang mit "notleidenden Banken".<br />
Riesenstaaten wie die EU dagegen<br />
sind zu groß, um nicht zu scheitern.<br />
24 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
sammenbruch zweier Hochhäuser geprägt<br />
sein, sondern auch vom Zerfall<br />
transnationaler Strukturen wie der EU<br />
oder der Nato. Wo Überdehnung nicht<br />
erkannt wird, kann es zu einer gewaltsamen<br />
Explosion kommen. Der freiwillige<br />
Rückbau von Übergrößen ist die beste<br />
Vorbeugung, um Gewalt zu verhindern.<br />
Die Besinnung auf kleinere Räume hat<br />
nichts mit Patriotismus zu tun. Ein Patriot<br />
meint z.B., das oberbayerische Volk<br />
sei dem niederbayerischen genetisch<br />
überlegen. Regionalismus dagegen sagt:<br />
Niemand ist überlegen, aber was hauptsächlich<br />
Oberbayern betrifft, sollte auch<br />
in Oberbayern entschieden werden.<br />
Es muß für Regionen einen Schutz<br />
vor negativen globalen Einflüssen<br />
geben, gleichzeitig aber die Möglichkeit,<br />
aus dem Heimatraum positive<br />
Impulse in die Welt zu senden. Im Sinn<br />
der Ethik Kants sollten sich Regionen so<br />
verhalten, daß dieses Verhalten auf die<br />
ganze Welt übertragbar wäre, ohne daß<br />
Schaden entsteht. Wenn ihnen das gelingt,<br />
können sie durch ihr positives Beispiel<br />
auf das Umfeld wirken. Jede Region<br />
sollte offen für die „Best Practices“ aus<br />
anderen Ländern sein. Wir sollten neugierig<br />
auf das Fremde bleiben und das<br />
Eigene tatkräftig voranbringen. Internationale<br />
Kooperation bleibt nach wie vor<br />
wünschenswert. Eine UNO, in der die Interessen<br />
aller Menschen wirklich gleichberechtigt<br />
vertreten sind, wäre ein schönes<br />
Ziel. Je größer das zu „beglückende“<br />
Gebiet, desto größer wird aber leider<br />
auch unser Gefühl von Machtlosigkeit.<br />
Zu groß, um nicht zu scheitern<br />
„To big to fail“ – man hörte dieses Argument<br />
im Zusammenhang mit „notleidenden<br />
Banken“. Riesenstaaten wie die<br />
EU dagegen sind zu groß, um nicht zu<br />
scheitern. Die Sowjetunion ist zerfallen,<br />
der Sudan ist gerade auseinandergebrochen.<br />
Das amerikanische Imperium zerfällt<br />
von innen, ohne daß die Größe seines<br />
Staatsgebiets vorerst zur Disposition<br />
steht. Ich will nicht leichtfertig den Zerfall<br />
der EU in Teilstaaten und Einzelwährungen<br />
propagieren. Die Folgen einer<br />
solchen Entscheidung sind schwer zu<br />
übersehen. Wir müssen uns aber darauf<br />
vorbereiten, daß dieses Auseinanderbrechen<br />
geschehen kann – schon bald. Wir<br />
können nachspüren, wie wir emotional<br />
dazu stehen. Und überlegen, wie wir die<br />
wenigen Entscheidungen treffen wollen,<br />
die wir werden treffen müssen: Lassen<br />
wir uns von den Medien gegen Abweichlerstaaten<br />
aufhetzen? Wählen wir pro<br />
oder contra Europa? Schließen wir uns<br />
Demonstrationen oder Bürgerbewegungen<br />
an?<br />
Die Panikmache von Banken, die<br />
um die Solvenz ihrer Schuldnerstaaten<br />
bangen, sollte unsere Gemütslage nicht<br />
allein beherrschen. Politiker, die behaupten,<br />
die Währungsunion sei „unumkehrbar“,<br />
sind Bauchrednerpuppen von<br />
Bankeninteressen. Meine Überlegungen<br />
haben gezeigt, daß ein Zerfall auch<br />
Chancen beinhaltet: für die Demokratie<br />
und für das Lebensgefühl der Menschen.<br />
Es kann z.B. nicht angehen, daß für das<br />
Ökosystem lebenswichtige Vorschläge<br />
mit dem Argument abgeschmettert<br />
werden, so etwas könne nur auf der europäischen<br />
Ebene entschieden werden.<br />
Ein Argument für die staatliche Einheit<br />
wäre, daß die Menschrechte zentral<br />
festgeschrieben werden können. Diesbezüglich<br />
hat Europa jedoch versagt. Die<br />
EU besitzt kein Immunsystem, um die<br />
faschistoiden Experimente eines Berlusconi<br />
und Orbán oder die Verfolgung der<br />
Roma in Frankreich abzuwehren. Sie ist<br />
jedoch entsetzlich effizient darin, kreative<br />
Konzepte jenseits des Neoliberalismus<br />
zu unterdrücken und den Freiheitswillen<br />
eigenwilliger Völker wie Irland und<br />
Griechenland zu brechen.<br />
Der Zerfall der EU<br />
Ich muß es so deutlich sagen: Der Zerfall<br />
der EU könnte das „nächste große Ding“<br />
auf der politischen Tagesordnung sein.<br />
Es liegt in der Natur von Übergrößen.<br />
Ausgehen wird der Zerfall kaum von den<br />
„zentralen“ Nationen wie Deutschland,<br />
sondern von der Peripherie: von Ländern,<br />
die es satt haben, daß man ihnen<br />
für ihre Armut Geldstrafen auferlegt.<br />
Zunächst wird die Währungsunion den<br />
Nimbus der Alternativlosigkeit verlieren<br />
– und zwar in dem Maße, wie Merkel &<br />
Co. sie verzweifelt beschwören. Das Beispiel<br />
der Schweiz zeigt, wie man als kleinerer<br />
Staat ohne Kriege und mit einem<br />
eigenen Demokratieverständnis existieren<br />
kann. Mit Frankreich in Frieden<br />
zu leben, muß nicht bedeuten, mit ihm<br />
eine staatliche Einheit zu bilden. Auch<br />
Deutschland muß keine Angst haben vor<br />
„Kleinstaaterei“ – nur vor der Übergröße<br />
transnationaler Konzerne und Banken.<br />
Und auch die Freiheit muß unter<br />
„Alleingängen“ nicht leiden – es<br />
sei denn, man versteht darunter<br />
die Freiheit der Finanzmärkte. Wir wünschen<br />
uns ja nicht nur, frei zu sein von<br />
Gängelung, sondern auch die Freiheit,<br />
etwas zu tun, was spürbare Wirkung<br />
zeigt. Das ist eher im kleinen Rahmen<br />
möglich. Daher ist die eigentliche Domäne<br />
der Freiheit das Überschaubare. ■<br />
Dieser Artikel basiert auf dem Stand vom<br />
5. 8. 2011. Anm. d. Red.<br />
Gesellschaft in der Zeitfalle<br />
Aus der Geschichte der Menschheit sind zahlreiche Beispiele<br />
von Hochkulturen bekannt, die im Verlauf einer Blütezeit<br />
zu gewaltiger Größe anwuchsen, um dann plötzlich in<br />
kurzer Zeit unterzugehen. In Europa wäre etwa das antike<br />
Römische Reich zu nennen, in Vorderasien die Babylonier<br />
und Hethiter, in Mexiko und Guatemala die Maya-Kultur.<br />
Die moderne Wissenschaft fand heraus, daß auch menschliche<br />
Gesellschaftsstrukturen in ihrer Organisation der<br />
Chaostheorie folgen. Daß sie sich trotzdem über längere<br />
Zeit halten können, liegt an der Eigenschaft chaotischer<br />
Systeme, bei anwachsender Komplexität einem sogenannten<br />
Attraktorzustand zuzustreben, Dies ist der höchstmöglich<br />
organisierte Zustand, der noch stabil bleiben kann.<br />
Der Unsicherheitsfaktor, der ein „Verfallsdatum“ in eine<br />
Kultur einbringt, heißt in der Wissenschaft selbstorganisierte<br />
Kritikalität. So wie ein Sandhaufen, den man zu<br />
hoch aufschüttet, eines Tages in sich zusammenfällt, tragen<br />
auch Gesellschaften, die zu komplex geworden sind,<br />
den Keim des Zerfalls in sich. Die selbstorganisierte Kritikalität<br />
eines Gesellschaftssystems (oder jeder anderen<br />
chaotischen Struktur) berechnet sich aus der sogenannten<br />
fraktalen Dimension, die bei menschlichen Zivilisationen<br />
immer zwischen 1 und 2 liegt. Laut Berechnungen der<br />
US-Wissenschaftler Walter Witschey und Clifford Brown<br />
hatte die Maya-Kultur eine fraktale Dimension von 1,5,<br />
als sie zerfiel. Dies ist noch heute aus der räumlichen Anordnung<br />
der Maya-Siedlungen ablesbar (siehe Bild oben).<br />
Mike Batts vom University College London hat bereits vor<br />
einigen Jahren errechnet, daß sich auch die fraktale Dimension<br />
der heutigen Stadt London bereits bedrohlich der<br />
selbstorganisierten Kritikalität annähert. Ähnliches gilt<br />
erst recht für Mammutstrukturen wie die EU, die USA oder<br />
die Russische Föderation.<br />
Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />
Weiterführende Information siehe Fosar/Bludorf:<br />
Zeitfalle. Peiting 2005<br />
Politik<br />
INFO<br />
Verteilung der Maya-Siedlungen auf der mexikanischen<br />
Halbinsel Yucatan. Es ergibt sich eine fraktale<br />
Struktur. Grafik: Walter Witschey / Clifford Brown<br />
Roland Rottenfußer ist nach dem Studium der<br />
Germanistik als Lektor, Autor<br />
und Redakteur für verschiedene<br />
Buch- und Zeitschriftenverlage<br />
tätig. Ehemaliger Redakteur<br />
beim Magazin „connection“.<br />
Derzeit bei <strong>Matrix3000</strong> Redakteur<br />
für die Rubriken Kultur/<br />
Gesellschaft und<br />
Gesundheit.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 25
Grenzwissenschaft<br />
UFOs<br />
und andere Wahrheiten<br />
Entführungen – Erfahrungen – Erkenntnisse<br />
Grazyna Fosar und Franz Bludorf<br />
26<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Grenzwissenschaft<br />
Kommen UFOs aus dem Weltraum, aus der Zukunft oder<br />
einer Parallelwelt? Oder handelt es sich bei den Sichtungen<br />
um militärische Geheimtechnologien? Immer mehr Menschen<br />
glauben sich auch an Entführungen durch UFOs zu<br />
erinnern. Die Suche nach der Wahrheit über die unbekannten<br />
Flugobjekte ist eine abenteuerliche Reise, die uns nicht<br />
nur in die Archive der Geheimdienste führt,<br />
sondern auch durch die Tiefen<br />
des menschlichen Unterbewußtseins.<br />
Seit etwa 50 Jahren existiert<br />
eine immer größer werdende<br />
Anzahl von Berichten, in denen<br />
Menschen behaupten, von UFOs entführt<br />
worden zu sein bzw. bestimmte<br />
unmittelbare Erfahrungen mit UFOs<br />
gemacht zu haben.<br />
Im Laufe der Zeit begannen auch<br />
Wissenschaftler, diese Phänomene<br />
zu erforschen. Solange man keinen<br />
Zugriff auf militärisches Geheimmaterial<br />
hat, ist dies übrigens eine sehr<br />
schwierige Aufgabe. Zuerst ganz<br />
kurz zu den Objekten selbst. Es gibt<br />
im Grunde drei Möglichkeiten:<br />
1. UFOs kommen aus dem Weltraum.<br />
Dies ist die gängigste Interpretation,<br />
die jedoch aus den<br />
bekannten Fakten nicht zwingend<br />
folgt.<br />
2. UFOs kommen aus einer anderen<br />
Zeitzone.<br />
3. Bei den UFOs handelt es sich um<br />
irdische Geheimtechnologie. 1<br />
Die drei Alternativen schließen sich<br />
nicht gegenseitig aus. Es ist durchaus<br />
möglich, daß es für alle drei<br />
Möglichkeiten Fallbeispiele gibt.<br />
Die Geheimakten der NSA<br />
Die gute Nachricht ist, daß man nicht<br />
beweisen muß, daß derartige Ereignisse<br />
überhaupt stattfinden. Das hat<br />
die National Security Agency (NSA)<br />
der USA in ihren „Top-Secret-Umbra-Akten“<br />
bereits nachgewiesen,<br />
und zwar im Non-COMINT-Dokument<br />
II, „UFO’s and the Intelligence<br />
Community Blind Spot to Surprise<br />
or Deceptive Data“ („UFOs und der<br />
blinde Fleck der Geheimdienste betreffend<br />
überraschende oder irreführende<br />
Daten“). 2<br />
Dieses Dokument beschäftigt sich<br />
gerade ausführlich mit „UFO-Entführungen“<br />
(wir nennen sie lieber „UFO-<br />
Erfahrungen“), also mit konkreten<br />
Erlebnissen konkreter Menschen.<br />
Daraus erkennt man, daß sich die<br />
NSA auch sehr gründlich mit solchen<br />
UFO-Erfahrungen beschäftigt<br />
haben muß. Anders wären die detaillierten<br />
Erkenntnisse, die in dem<br />
Dokument geschildert werden (und<br />
die zum größten Teil vollkommen<br />
mit unseren eigenen Forschungsergebnissen<br />
konform gehen), nicht<br />
zu erklären. Es ist vollkommen<br />
klar, daß es dazu nicht ausreichte,<br />
nur telegrammähnliche Sichtungsprotokolle<br />
auszuwerten, wie<br />
sie in den COMINT-Akten der NSA 3<br />
vorliegen. Die NSA mußte auch Zugang<br />
zu den Patientenakten von<br />
Ärzten und Psychotherapeuten haben,<br />
die mit Menschen nach derartigen<br />
UFO-Erfahrungen gearbeitet<br />
hatten. Das Dokument betont auch,<br />
daß Einzelheiten über derartige Erlebnisse<br />
am besten durch Hypnose<br />
zu erhalten sind oder durch „sorgfältige<br />
Level-6-Kommunikation gemeinsam<br />
mit einer anderen Person“.<br />
Was diese Level-6-Kommunikation<br />
Szenenbilder aus dem Film „Intruders“ © 2011 by Paramount Pictures<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 27
Grenzwissenschaft<br />
Unidentifizierbare Flugobjekte erscheinen<br />
auch auf den Radarschirmen des Militärs (hier<br />
Szenenbilder aus dem Film „Intruders“, © 2011<br />
by Paramount Pictures) . Die National Security<br />
Agency (NSA) sammelt solche Berichte seit<br />
Jahrzehnten in ihren „Top Secret Umbra“-<br />
Akten.<br />
genau bedeutet, sagt die NSA leider<br />
nicht, denn die nachfolgenden Passagen<br />
des Dokuments wurden vor<br />
der Veröffentlichung geschwärzt. Es<br />
muß sich dabei auf jeden Fall um etwas<br />
anderes – vermutlich Wirkungsvolleres<br />
– als Hypnose handeln. Laut<br />
Aussage der NSA ist dieser Teil des<br />
Materials von der Veröffentlichung<br />
ausgenommen.<br />
Spuren und Indizien<br />
Manche Menschen können sich an<br />
derartige UFO-Erfahrungen mehr<br />
oder weniger vage erinnern. Bei den<br />
meisten jedoch ist die Erinnerung an<br />
das Erlebnis vollkommen verdrängt.<br />
Beiden Gruppen ist gemeinsam, daß<br />
sie in der Regel nach einer solchen<br />
Erfahrung unter posttraumatischem<br />
Streß leiden und zahlreiche Ängste<br />
entwickeln. Hier kann natürlich die<br />
Hypnose ansetzen, um die Ängste zu<br />
bearbeiten und an die verdrängten<br />
Erinnerungen heranzukommen. Erlebnisse<br />
dieser Art hinterlassen Spuren<br />
sowohl auf der physischen als<br />
auch auf der psychischen und intellektuellen<br />
Ebene. Physische Spuren<br />
können Verbrennungsmale sein, sowohl<br />
am<br />
Körper des<br />
B e t r o f f e -<br />
nen als auch<br />
an dem Ort, an<br />
dem sich das Ereignis<br />
abspielte. Es<br />
können Fremdobjekte im<br />
Körper sein („Implantate“), die auf<br />
Röntgenbildern sichtbar werden. Bis<br />
jetzt ist uns kein Fall bekannt, wo ein<br />
derartiges „Implantat“ tatsächlich<br />
wissenschaftlich untersucht und als<br />
eine „exotische Technologie“ klassifiziert<br />
worden wäre. Es ist aber<br />
durchaus denkbar, daß es derartige<br />
Untersuchungen gab, die Ergebnisse<br />
jedoch geheimgehalten wurden.<br />
Von vielen Betroffenen von UFO-<br />
Erfahrungen geht ein unerklärlicher<br />
verstärkter Elektromagnetismus<br />
aus, der sogar die Funktion elektronischer<br />
Geräte im Raum stören kann.<br />
Dieses Phänomen läßt sich messen<br />
und einwandfrei wissenschaftlich dokumentieren.<br />
Bei manchen – auf den ersten<br />
Blick physischen – Spuren wird die<br />
Grenze zur Psyche bereits überschritten.<br />
Menschen berichten von<br />
Wesen, die<br />
durch Wände<br />
gehen oder<br />
schweben konnten,<br />
oder von Flugobjekten,<br />
die zu fast<br />
unmöglichen Manövern<br />
fähig waren oder sich mit unglaublicher<br />
Geschwindigkeit bewegten.<br />
Letzteres wird teilweise durch<br />
Radaraufzeichnungen oder sonstige<br />
militärische Beobachtungen bestätigt.<br />
Oft entwickelt sich in derartigen<br />
Berichten eine Szenerie, in der ungewöhnliche<br />
Technologien, insbesondere<br />
unbekannte medizinische<br />
Apparaturen, zum Einsatz kommen.<br />
Es gibt jedoch auch UFO-Erfahrungen<br />
ohne die sogenannten „medizinischen<br />
Experimente“. Ab einem bestimmten<br />
Punkt kommt es meist sogar zu einer<br />
Art von Kommunikation zwischen<br />
dem Menschen und den „Besuchern.“<br />
Sie erfolgt nonverbal, direkt von Bewußtsein<br />
zu Bewußtsein. Oft finden<br />
die Menschen nicht die passenden<br />
Worte, um diese Art der Kommunikation<br />
zu beschreiben. Sie sagen dann in<br />
der Regel: „Ich fühlte in meinem Kopf,<br />
was der andere dachte.“<br />
28<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />
1<br />
Siehe auch Fosar/Bludorf: Status nicht existent, Peiting 2008<br />
2<br />
Fosar/Bludorf: Top Secret Umbra, Marktoberdorf 2006<br />
3<br />
COMINT = Communications Intelligence. Unter COMINT-Akten versteht die NSA abgefangene<br />
Kommunikationen ausländischer Regierungen, Militärbasen oder Geheimdienste. Im Rahmen die-
Grenzwissenschaft<br />
– Ich sehe einen hellen Punkt am<br />
Himmel. Er wird größer und größer.<br />
Da – jetzt bleibt er am Himmel<br />
stehen. Er pulsiert irgendwie<br />
blau.<br />
– Was geschieht weiter?<br />
– Ein Licht scheint durch<br />
das Fenster.<br />
– Was fühlst du?<br />
– So etwas wie eine Vibration.<br />
Alles vibriert um mich.<br />
– Und was ist da weiter?<br />
– Nichts.<br />
Das „Nichts“ sollte allerdings nicht sehr<br />
lange andauern, denn schon bald fuhr<br />
er fort:<br />
– Aus dem Nichts kommt etwas. Eine<br />
Form... Ein Wesen.<br />
– Beschreibe es bitte.<br />
– Klein. Große Augen. Lange dünne<br />
Finger.<br />
– Kannst du mir sagen, wie das Wesen<br />
da zu dir hereingekommen ist,<br />
wenn Fenster und Türen geschlossen<br />
sind? Wie soll das funktionieren?<br />
Eine besonders interessante Art<br />
von UFO-Erfahrungen sind die<br />
Fälle, in denen das ganze Erlebnis<br />
auf einer sehr bizarren Ebene<br />
stattfindet.<br />
Beispiel 1: In einer klassisch-linearen<br />
Regressionshypnose erinnerte<br />
sich Ralf B., wie er nachts in seinem<br />
Bett lag und durch das Fenster sah.<br />
Die Gardinen waren nicht zugezogen.<br />
Plötzlich sah er einen hellen<br />
Lichtpunkt am Himmel, dann einen<br />
Lichtschein, der durch das Fenster<br />
in sein Zimmer fiel. Dann fühlte er<br />
einen dumpfen Kopfdruck und<br />
Faksimile des NSA-Non-CO-<br />
MINT-Dokuments II, „UFO’s and<br />
the Intelligence Community<br />
Blind Spot to Surprise or Deceptive<br />
Data“ („UFOs und der<br />
blinde Fleck der Geheimdienste<br />
betreffend überraschende<br />
oder irreführende Daten“).<br />
ser weltweiten Abhörtätigkeit hat die NSA über die Jahrzehnte eine Unzahl<br />
von Berichten über UFO-Sichtungen gesammelt, die in den meisten Fällen nur über<br />
schnell bewegte Objekte am Himmel berichteten.<br />
4<br />
Das Folgende nach Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz, Aachen 2001. Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 29
Grenzwissenschaft<br />
––<br />
Zuerst ist die Idee da... Dann<br />
muß man so etwas wie Koordinaten<br />
haben... Als letztes kommt<br />
die Energie dazu.<br />
––<br />
(Grazyna, skeptisch schmunzelnd)<br />
Und das soll schon alles sein?<br />
––<br />
Nee, die Umgebung ist beteiligt.<br />
Es wird von der Umgebung angezogen.<br />
––<br />
Warum war dann plötzlich das<br />
Licht weg, und du hast einige<br />
Zeit gar nichts gesehen, und<br />
dann war das Wesen plötzlich<br />
da? Das verstehe ich nicht.<br />
––<br />
Die Pause ist wichtig. In dieser<br />
Pause wird alles koordiniert und<br />
gecheckt. Dann wird die Struktur<br />
aufgenommen. Das war eine<br />
Projektion auf Lichtbasis.<br />
––<br />
Na gut, aber wer oder was koordiniert<br />
und checkt da etwas?<br />
––<br />
Ich weiß es nicht. Das ist nicht<br />
irgendwer. Eine Intelligenzform,<br />
von der wir nicht getrennt sind.<br />
Sie kann auch andere Strukturen<br />
annehmen. Nach einem anderen<br />
Plan. Für eine Zivilisation<br />
ist es eine Raum-Zeit-Struktur,<br />
in der die Materie gespiegelt ist.<br />
Es gibt auch andere Möglichkeiten<br />
der Projektion in unserer<br />
Realität.<br />
Szenenbild aus dem Film „Intruders“ (© 2011 by<br />
Paramount Pictures). Der Psychiater Dr. Neil Chase<br />
(Richard Crenna) versetzt eine Frau nach einer UFO-<br />
Erfahrung in Hypnose.<br />
Daß Licht imstande ist, sich unter<br />
geeigneten Bedingungen in Materie<br />
zu verwandeln, ist wissenschaftlich<br />
unumstritten. Vielleicht wird ja die<br />
Wissenschaft des 21. Jahrhunderts<br />
herausfinden, daß auf diese Weise<br />
Informationsmuster, die einer<br />
Lichtwelle aufgeprägt sind, auch zur<br />
Materialisation makroskopischer Erscheinungen<br />
führen können. Auch<br />
über „Spiegelmassen“, von denen<br />
Ralf in der Hypnose sprach, wird in<br />
avantgardistischen Wissenschaftskreisen<br />
bereits diskutiert, was aber<br />
den meisten „Normalbürgern“ kaum<br />
bekannt sein dürfte.<br />
UFO-Erfahrungen ereignen sich<br />
nicht immer zu Hause oder gar<br />
im Bett. Sie treten auch auf bei<br />
Autofahrten in einsamen Gegenden,<br />
bei Wanderungen oder sonstigen Aktivitäten<br />
im Freien.<br />
Beispiel 2: Nina F. sah sich während<br />
ihres Erlebnisses unter einem Helm<br />
sitzen. Von dort aus konnte sie eine<br />
Art holographische Projektion der<br />
DNA sehen:<br />
––<br />
Ich bin in einem Kommunikationsraum.<br />
Der Raum ist rund und<br />
hat so etwas wie Säulen.<br />
––<br />
Was tun Sie da?<br />
––<br />
Man hat mir eine Kappe aufgesetzt,<br />
metallisch, aber auch<br />
gummiartig. Damit kann man<br />
Ströme messen, Energiefluß,<br />
Gehirnströme, den Inhalt der<br />
Träume, ob jemand geistig labil<br />
ist und mehr.<br />
––<br />
Was sehen Sie sonst noch?<br />
––<br />
Eine Art Spirale, sie ist hübsch.<br />
Sieht wie die DNA aus, nur viel<br />
größer. Die Spirale flimmert.<br />
––<br />
Wozu dient das?<br />
––<br />
Sie dient zur Entspannung, wenn<br />
man sie anschaut. Diese Spirale<br />
ist in einer Röhre wie aus Plexiglas.<br />
Ich soll mich entspannen<br />
und träumen.<br />
––<br />
Haben Sie dazu Ihre Augen geschlossen?<br />
––<br />
Ich brauche die Augen nicht zu<br />
schließen, kann aber träumen,<br />
und alles wird aufgezeichnet.<br />
In diesem Erlebnis diente also die<br />
Projektion der DNA dazu, einen veränderten<br />
Bewußtseinszustand auszulösen.<br />
Die Aussage, daß alles, was<br />
sie in diesem Moment träumte, „aufgezeichnet“<br />
würde, kann ein Hinweis<br />
auf die Fähigkeit der DNA sein, Gedankeninhalte<br />
zu speichern.<br />
Ersatzerinnerungen und<br />
kollektive Erlebnisse<br />
Zu den Charakteristika der UFO-Erfahrungen<br />
gehört das Phänomen der<br />
„verlorenen Zeit“. Die meisten Menschen<br />
haben in ihrem Bewußtsein für<br />
die Dauer des Erlebnisses eine Erin-<br />
In der Trance erlebte sich die Patientin von Dr. Chase an<br />
Bord eines Raumschiffs. Szenenbild aus dem Film<br />
„Intruders“ (© 2011 by Paramount Pictures).<br />
30<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Grenzwissenschaft<br />
nerungslücke. Sie wissen nur, daß in<br />
einer bestimmten Situation plötzlich<br />
mehrere Stunden vergangen waren<br />
und sie keine Ahnung hatten, was<br />
zwischenzeitlich geschehen war.<br />
Um diesen Aspekt besser zu verstehen,<br />
müssen wir noch einmal zu dem<br />
oben zitierten NSA-Dokument zurückkehren.<br />
Zentrales Argument dieses Dokuments<br />
ist die Tatsache, daß das<br />
menschliche Bewußtsein unter bestimmten<br />
Bedingungen dazu neigt,<br />
Wahrnehmungen zu verfälschen oder<br />
zu verzerren. Diese Bedingungen liegen<br />
vor, wenn die Wahrnehmungen<br />
so exotisch oder bizarr sind, daß das<br />
Bewußtsein sich weigert, sie in ihrer<br />
originalen Form zur Kenntnis zu nehmen.<br />
Psychologische Forschungen<br />
haben ergeben, daß das Bewußtsein<br />
zur Einordnung von Wahrnehmungen<br />
immer Referenzpunkte aus seinem<br />
persönlichen Erfahrungsschatz<br />
braucht, mit denen es die aktuelle<br />
Wahrnehmung vergleichen kann.<br />
wie wir im Buch „Vernetzte Intelligenz“<br />
ausführlich dargelegt haben.<br />
Diese archetypische Ebene, auf der<br />
die bekannten kollektiven Urbilder<br />
der Menschheit wie Helden, religiöse<br />
Symbole und Göttergestalten angesiedelt<br />
sind, wird erreicht, weil die<br />
persönlichen Bewußtseinsstrukturen<br />
während des Erlebnisses zusammengebrochen<br />
waren. Das Bewußtsein<br />
fällt dann von selbst auf diese<br />
kollektive Ebene, weil sie nicht mehr<br />
Das Bewußtsein blendet daher<br />
nicht passende Daten ganz<br />
einfach aus der Wahrnehmung<br />
aus, indem es sie nicht zur Kenntnis<br />
nimmt, oder indem es in Dingen etwas<br />
anderes sieht, als sie eigentlich<br />
sind. Auf diese Weise kann es bei<br />
UFO-Erlebnissen zu Ersatzerinnerungen<br />
kommen, weil das menschliche<br />
Bewußtsein versucht, aus einer<br />
multidimensionalen Erfahrung<br />
eine normale, lineare Erfahrung zu<br />
konstruieren. Es kann z. B. sein, daß<br />
der Mensch sich nicht mehr daran<br />
erinnert, ein UFO gesehen zu haben,<br />
sondern statt dessen glaubt, er sei<br />
mit dem Auto eine Straße entlanggefahren.<br />
Daß diese „Ersatzerinnerung“<br />
nicht der Wahrheit entspricht,<br />
kommt in der Regel dadurch heraus,<br />
Solche Implantate unbekannter<br />
Herkunft hat der<br />
Arzt Dr. Roger Leir schon<br />
mehreren Patienten aus<br />
dem Körper herausoperiert,<br />
Bild: Dr. Roger Leir<br />
Diese Infrarot-Aufnahme eines FLIR-Radars der mexikanischen Luftwaffe zeigt<br />
über den Wolken zwei leuchtende, kugelförmige Flugobjekte, die für das bloße Auge<br />
unsichtbar waren. (aus: Fosar/Bludorf: Status nicht existent)<br />
daß das Bewußtsein diese Ersatzrealität<br />
nicht hundertprozentig korrekt<br />
aufbaut. Es könnte z. B. sein, daß er<br />
links und rechts der Straße Häuser<br />
wahrgenommen zu haben glaubt, die<br />
in Wirklichkeit dort überhaupt nicht<br />
stehen. Oder er erinnert sich daran,<br />
daß die Straße vollkommen menschenleer<br />
war, was nicht zu der Tageszeit<br />
und der Örtlichkeit paßt.<br />
Ein erfahrener Therapeut kann<br />
nun versuchen, mit Hilfe von Hypnose<br />
oder anderen Therapietechniken<br />
hinter die Kulissen dieser Ersatzerinnerung<br />
zu schauen, um herauszufinden,<br />
was der Mensch wirklich<br />
während dieser Zeit erlebt hat. Voraussetzung<br />
dazu ist es allerdings,<br />
daß der Mensch selbst erkennt, daß<br />
seine bewußte Erinnerung falsch ist<br />
(und in Wirklichkeit<br />
mit einem exotischen<br />
Flugobjekt in Verbindung<br />
steht). Es wäre<br />
ein Kunstfehler, ihm<br />
das einzureden oder<br />
zu suggerieren. Wie<br />
eine solche multidimensionale<br />
Erfahrung<br />
dann erlebt<br />
wird, ist individuell<br />
geprägt, stimmt aber<br />
doch bei den meisten<br />
Menschen mit solchen<br />
Erlebnissen so<br />
stark überein, daß der<br />
Ursprung im kollektiven<br />
Unbewußten vermutet<br />
werden muß,<br />
zusammenbrechen kann, da sie der<br />
Menschheit als Ganzes zu eigen ist.<br />
Solche Mechanismen der Verdrängung<br />
und Ersatzerinnerung<br />
sind in der Psychologie wohlbekannt<br />
und treten keinesfalls nur bei UFO-<br />
Erfahrungen auf, sondern auch bei<br />
anderen traumatischen Erlebnissen,<br />
z. B. im Krieg, bei Vergewaltigungen<br />
und anderen Gewaltverbrechen.<br />
Was der Autor des NSA-Non-<br />
COM INT-Dokuments vermutlich damals<br />
noch nicht wußte: Bei den UFO-<br />
Erfahrungen gibt es einen weiteren<br />
Aspekt zu beachten. In diesem Fall<br />
ist es nicht zwingend, daß die Erinnerungsbilder<br />
ausschließlich im<br />
Unbewußten entstehen. Sie können<br />
auch physikalisch durch die Anwesenheit<br />
des UFOs ausgelöst werden.<br />
Außerhalb von Raum und Zeit<br />
Es ist mittlerweile bekannt, daß im Kontext<br />
von UFO-Sichtungen auch physikalische<br />
Phänomene auftreten. Das sind in<br />
erster Linie Raum-Zeit-Verzerrungen,<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 31
Grenzwissenschaft<br />
Modell der Zeit nach Stephen Hawking. Danach ist Zeit nicht mehr nur<br />
als eine gerade Linie aufzufassen, die von der Vergangenheit in die Zukunft<br />
führt, sondern als eine zweidimensionale Ebene. Durch die zweite,<br />
„imaginäre“ Zeitachse entstehen mehrere parallele Universen (gleichzeitig<br />
ablaufende unterschiedliche Erlebnisebenen). Normalerweise<br />
sind diese parallelen Universen voneinander getrennt, d. h. wir erleben<br />
nur eine dieser Ebenen mit einer scheinbar linearen Zeit. Gelingt es jedoch<br />
dem Bewußtsein, die ganzheitliche Zeitebene zu erreichen, so wie<br />
es bei der Hyperkommunikation geschieht, dann kann das Bewußtsein<br />
zwischen den unterschiedlichen Erlebnisebenen hin- und herspringen.<br />
Die Vergangenheit ist dann nicht mehr eindeutig.<br />
(Grafik: Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz)<br />
Gravitationsanomalien und elektromagnetische<br />
Frequenzen, vor allem<br />
im extrem niederfrequenten Bereich<br />
(für den das menschliche Gehirn<br />
direkt empfänglich ist). Es konnte<br />
inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen<br />
werden, daß solche physikalischen<br />
Effekte beim Menschen<br />
Wahrnehmungen auslösen können,<br />
die denen der UFO-Erfahrungen gleichen.<br />
Das reale Geschehen hinter<br />
den UFO-Erfahrungen findet<br />
in einem erweiterten menschlichen<br />
Bewußtseinszustand statt,<br />
in dem Menschen in ein raum-zeitfreies<br />
Kontinuum, eine Art Raum-<br />
Zeit-Tunnel, geraten. Hier gerade<br />
entstehen entweder die Dramatisierungen<br />
oder die bereits erwähnten<br />
Zeitlücken. Unglücklicherweise neigt<br />
das Bewußtsein dazu, diese Zeitlükken<br />
mit virtuellen Geschehnissen zu<br />
füllen, die dann die bewußt erinnerte<br />
Ersatz erinnerung aufbauen.<br />
Es muß klar sein – falls wirklich<br />
ein UFO-Erlebnis vorlag, gibt es da<br />
keine Zeitlücke zu füllen. Außerhalb<br />
von Raum und Zeit kann man natürlich<br />
keine Zeit verlieren.<br />
Auf einer solchen Ebene<br />
kann man augenblicklich<br />
von einem Zeitpunkt<br />
A zu einem Zeitpunkt B<br />
springen, ohne daß man<br />
die dazwischen liegende Zeitspanne<br />
wirklich linear „erlebt“ haben müßte.<br />
Daß sich das menschliche Bewußtsein<br />
andererseits dagegen sträubt,<br />
dies zur Kenntnis zu nehmen und zu<br />
akzeptieren, steht natürlich auch außer<br />
Frage. Es wird dies immer – im<br />
Sinne der Wahrnehmung unserer<br />
Realität – als Zeitlücke empfinden.<br />
Wir nehmen unser Leben als raumzeitliche<br />
Existenz wahr, in der die Zeit<br />
linear und scheinbar gleichförmig abläuft,<br />
wobei immer ein Ereignis auf<br />
das andere folgt. Jede andere Form<br />
der Wahrnehmung von Zeit oder gar<br />
von Zeitlosigkeit wird daher als extrem<br />
beängstigend empfunden, weil<br />
sie intuitiv mit dem Tod gleichgesetzt<br />
wird.<br />
Im virtuellen<br />
Kommunikationsraum<br />
Echte konstruktive Hilfen für einen<br />
Menschen mit UFO-Erfahrungen sind<br />
Die Forschungen von Prof. John Mack<br />
Zu den qualifiziertesten Wissenschaftlern, die sich<br />
mit der Thematik der UFO-Erfahrungen beschäftigten,<br />
gehörte zweifellos der amerikanische Psychiater<br />
John Mack. Er war u. a. Vorbild für die Filmfigur<br />
des Dr. Neil Chase im Film „Intruders“. Macks Buch<br />
„Entführt von Außerirdischen“ kam auf den Markt, als<br />
wir bereits mit der hier geschilderten VR-Methode<br />
arbeiteten. Interessanterweise schildert Mack in seinem<br />
Buch ebenfalls wechselhafte Trance-Szenerien,<br />
das Auflösen des klassischen „Raumschiff-Szenarios“ und sogar das<br />
Auftreten eines spontan auftretenden „modernen Konferenzraums“. Er<br />
nutzte allerdings nicht die Chancen, die die VR-Methode bieten kann, da<br />
er das „Raumschiff-Szenario“ als „wirkliche Realität“ auffaßte und viel<br />
Mühe darauf verwendete, seine Klienten wieder dorthin zurückzuführen.<br />
Tiefergehende Kenntnisse aus Neurowissenschaft und Quantenphysik<br />
hätten ihm sicher helfen können, die VR-Szenarien neu zu bewerten.<br />
Quelle: John E. Mack, M. D.: Entführt von Außerirdischen, Bettendorf-<br />
Verlag 1995.<br />
nicht einfach. Es bedarf dazu großer<br />
Erfahrung, nicht nur auf den Gebieten<br />
der Psychologie und Physiologie,<br />
sondern auch der modernen Neurowissenschaft<br />
und Quantenphysik. Am<br />
Anfang erinnern sich die Menschen<br />
eher an Fragmente<br />
linear ablaufender Geschehnisse.<br />
In dieser<br />
P h a s e<br />
z e i g t<br />
das EEG<br />
einen tiefen<br />
Entspannungszustand<br />
(Trance-Zustand) bei<br />
7-8 Hz (Theta- bis Alpha-Frequenzen).<br />
Messungen des Hautwiderstandes<br />
zeigen ebenfalls keine ungewöhnlichen<br />
Ausschläge. Erkenntnisse,<br />
die man aus derartigen Sitzungen<br />
gewinnen kann, werden allerdings<br />
erst dann profunder, wenn sich diese<br />
Anfangsszenarien aufzulösen beginnen<br />
und neue entstehen lassen, die<br />
sich ihrerseits dann auch nicht als<br />
stabil erweisen. Das ist der Moment,<br />
in denen der Mensch sich in der Regel<br />
selbst dessen bewußt wird, daß er<br />
sich bislang nur mit Ersatzerinnerungen<br />
beschäftigt hatte und daß er mit<br />
virtuellen Realitäten konfrontiert ist.<br />
Virtuell ist in diesem Zusammenhang<br />
nicht als „nicht real“ aufzufassen.<br />
Vom Standpunkt der Wahrnehmungsforschung<br />
aus gesehen, ist auch unsere<br />
materielle Alltagsrealität als virtuell<br />
zu interpretieren.<br />
Doch was macht man mit einer<br />
wechselnden Vielfalt unterschiedli-<br />
32<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Grenzwissenschaft<br />
cher virtueller Realitäten? Muß man<br />
eine von ihnen als „real“ etikettieren,<br />
und wenn ja, welche? Mehr als nur<br />
„real“ sind auf jeden Fall die physiologischen<br />
Veränderungen, die in diesem<br />
Augenblick im Menschen stattfinden.<br />
Die Hautwiderstandswerte, die Indikatoren<br />
für den Zustand des vegetativen<br />
Nervensystems sind, schwanken<br />
extrem und unkontrolliert. Das<br />
Gehirnwellenspektrum erreicht ein<br />
neues Maximum im Bereich von etwa<br />
17 Hz (Beta-Zustand), was eigentlich<br />
einem mehr als nur wachen Zustand<br />
entsprechen sollte, obwohl der<br />
Mensch in diesem Moment nicht aus<br />
der Trance erwacht. Nach einer kurzen<br />
Zeit beruhigen sich die vegetativen<br />
Werte dann wieder. Der paradoxe<br />
Trance-Zustand bei etwa 17 Hz bleibt<br />
jedoch erhalten.<br />
In diesem Zustand hat der Mensch<br />
Zugang zu einer Kommunikationsebene,<br />
ohne daß dabei dramatisierte<br />
oder gar traumatische Erlebnisse<br />
auftreten würden. Kommunikation<br />
mit wem? Oder mit was? Eine endgültige<br />
Antwort auf diese Frage zu<br />
erhalten, ist uns bislang nie gelungen.<br />
Es scheint, daß sich eine andere<br />
Intelligenzform als Kommunikationspartner<br />
einschalten kann, oder<br />
die Information selbst ist es, die zu<br />
dem Menschen durchdringt.<br />
Die betroffene Person entwikkelt<br />
dann das Gefühl, die virtuell<br />
erlebte Realität kontrollieren<br />
zu können, und häufig<br />
erschafft sie sie dann sogar<br />
selbst. Dies vermittelt ein<br />
größeres Gefühl von Sicherheit<br />
und vermeidet das Auftreten<br />
von Ängsten. Als empirisch<br />
sinnvoll hat sich eine schlichte,<br />
einfache Szenerie eines „Konferenzraums“<br />
mit modernen audiovisuellen<br />
Möglichkeiten erwiesen. Die<br />
unbekannten Kommunikationspartner<br />
sind durchaus in der Lage, sich<br />
in einen derartigen virtuellen Raum<br />
zu projizieren. Der Mensch erlebt<br />
dabei keineswegs eine „Erinnerung“<br />
an eine früher stattgefundene<br />
Kommunikation. Wie es dem Wesen<br />
einer Hyperkommunikation außerhalb<br />
von Raum und Zeit entspricht,<br />
springt das Geschehen ins Hier und<br />
Jetzt. Das führt dazu, daß man an<br />
die Kommunikationspartner sogar<br />
Fragen stellen kann, die dann auch<br />
beantwortet werden können.<br />
Ablauf und Qualität des Kommunikationsprozesses<br />
können sehr<br />
unterschiedlich sein. Abhängig von<br />
der Person, die die virtuelle Realität<br />
erschaffen hat, kann man Zugang<br />
4. Art Kosmisches<br />
Bewußtsein<br />
3. Art Ego +<br />
Gruppenbewußtsein<br />
--- Ego-<br />
Bewußtsein<br />
2. Art Instinkt /<br />
Archetypen<br />
Kosmische<br />
Kommunikation<br />
Ersatzerinnerungen<br />
Passive<br />
Kommunikation<br />
/ Archetypisches<br />
Erlebnis<br />
1. Art Körper DNA-Kommunikation<br />
0. Art Materie /<br />
Gravitation<br />
Vakuumdomäne<br />
/<br />
Raum-Zeit-<br />
Tunnel<br />
zu futuristischem Wissen erhalten,<br />
das allerdings unserem heutigen<br />
wissenschaftlichen Wissen nicht<br />
widerspricht. In anderen Fällen ist<br />
das futuristische Wissen nur schwer<br />
nachvollziehbar. Oder es kann auch<br />
eine chaotische Mischung von Informationen<br />
kommen, in der nur schwer<br />
ein Sinn zu entdecken ist.<br />
Die VR-Methode des virtuellen<br />
Kommunikationsraums erweist sich<br />
momentan als der wirksamste Weg,<br />
um Menschen mit UFO-Erfahrungen<br />
wirklich dauerhaft zu helfen und sie<br />
von ihren Ängsten zu befreien. Die<br />
Methode kann bereits kurzfristig Erfolge<br />
zeigen und respektiert in angemessener<br />
Weise die Persönlichkeit<br />
des Betroffenen. Die Antworten auf<br />
die wohl spannendsten Fragen (Wer?<br />
Woher? Wozu?) bleiben jedoch in der<br />
Regel offen. ■<br />
Quellen:<br />
Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz. Aachen 2001.<br />
–: Top Secret Umbra. Marktoberdorf 2006.<br />
–: Status: Nicht existent. Peiting 2008.<br />
Symbole<br />
Sternsysteme,<br />
Galaxien etc.<br />
Bewußte<br />
Kommunikation<br />
Kommunikationsraum<br />
Verfälschte<br />
Alltagsrealität<br />
(„Oz-Faktor“)<br />
Operationstisch<br />
/<br />
kleine Graue<br />
/ schwarze<br />
Augen<br />
Genetische<br />
Experimente<br />
Gruppenbewußtsein<br />
Bewußtseinsstufe<br />
Hyperkommunikation<br />
Nebenwirkungen<br />
Unmittelbare<br />
Seins erfahrung<br />
Bewußter<br />
Wissens erwerb<br />
Zeitverlust<br />
Angst / Trauma /<br />
Unbewußter Wissenserwerb<br />
Genetische<br />
Veränderun gen<br />
/ Verlet zungen /<br />
Narben / Phantom-<br />
DNA-Effekt<br />
UFO Brandspuren /<br />
elektromagnetische<br />
Felder<br />
Die „UFO-Matrix“: UFO-Erfahrungen laufen auf mehreren Bewußtseinsebenen simultan<br />
ab. Jede dieser Ebenen hat ihre eigenen charakteristischen Wahrnehmungsmethoden<br />
und führt zu ganz spezifischen Nebeneffekten. Die Matrix ist von unten nach<br />
oben zu lesen. Die rot markierte Ebene entspricht dem normalen Tagesbewußtsein<br />
(nach Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz)<br />
Grazyna Fosar ist Astrophysikerin<br />
und Erfolgsautorin<br />
von bislang 20<br />
Büchern (Co-Autor Franz<br />
Bludorf). Sie beschäftigt<br />
sich hauptsächlich mit<br />
der Post-Quantenphysik<br />
des Bewußtseins. Darüber<br />
hinaus ist sie Peer Reviewer beim International<br />
Journal of Physical Sciences.<br />
Bei der <strong>Matrix3000</strong> ist Grazyna Fosar<br />
Redakteurin für die Rubriken Wissenschaft,<br />
Grenzwissenschaft und Wurzeln.<br />
Ihr Lieblings molekül ist Adrenalin.<br />
Franz Bludorf ist Mathematiker,<br />
Physiker,<br />
Bestsellerautor und Chefredakteur<br />
der <strong>Matrix3000</strong>.<br />
Gemeinsam mit Grazyna<br />
Fosar verfaßte er bislang<br />
insgesamt 20 Bücher zu<br />
grenzwissenschaftlichen<br />
und spirituellen Themen. Er ist Peer Reviewer<br />
beim International Journal of Physical<br />
Sciences. Seine Lieblingsgleichung<br />
ist die Wheeler-DeWitt-Gleichung.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 33
Quantessenz<br />
Large Hadron Collider –<br />
Antimaterie erstmals<br />
längerfristig gespeichert<br />
Dan Brown’s „Illuminati“ lassen grüßen.<br />
Wissenschaftlern am Large Hadron<br />
Collider bei CERN in Genf ist es<br />
erstmals gelungen, eine größere Menge<br />
von Antimaterie (insgesamt 309<br />
Anti-Wasserstoff-Atome) nicht nur zu<br />
erzeugen, sondern über einen Zeitraum<br />
von 16 Minuten vor dem Zerfall<br />
zu bewahren. Damit „lebte“ diese Antimaterie<br />
mehr als 5000 Mal länger<br />
als bei jedem anderen Experiment<br />
zuvor. Die Wissenschaftler erreichten<br />
dies, indem sie die Antimaterie, die bei<br />
einem Kollisionsexperiment in dem<br />
gigantischen Teilchenbeschleuniger<br />
erzeugt worden war, in einer speziellen<br />
„Falle“ einsperrten, wodurch sie<br />
daran gehindert wurde, auf normale<br />
Materie zu treffen, was zur beiderseitigen<br />
Vernichtung geführt hätte. Durch<br />
die neue Möglichkeit, Antimaterie über<br />
Bild: Getty Images<br />
makroskopische Zeiträume zu erhalten,<br />
erhoffen sich die Forscher bessere<br />
Bedingungen, um Antimaterie und<br />
ihre Eigenschaften untersuchen zu<br />
können. Ziel ist es, einen Grund für die<br />
seltsame Asymmetrie des Universums<br />
zu finden. Nach dem Urknall (sofern es<br />
ihn gab und der Anfang der Welt nicht<br />
„abgesagt“ war) existierten nach den<br />
derzeit akzeptierten Modellen Materie<br />
und Antimaterie zu gleichen Teilen,<br />
es war eine perfekte Symmetrie.<br />
Irgendwann kam es dann aus noch<br />
unbekannten Gründen zum Symmetriebruch,<br />
und nur eine Materieform<br />
setzte sich durch. Nach heutigem<br />
Wissensstand existiert im gesamten<br />
Universum praktisch ausschließlich<br />
Materie, obwohl es durchaus möglich<br />
gewesen wäre, daß in einem genügend<br />
weit von anderer Materie entfernten<br />
Inselbereich des Universums auch Antimaterie<br />
überlebt hätte.<br />
Mehr über den Large Hadron Collider siehe<br />
Fosar/Bludorf: Welt am Limit. Peiting 2011.<br />
Größter bekannter<br />
Wasservorrat des<br />
Universums entdeckt<br />
US-Astronomen haben das größte bislang<br />
bekannte Wasserreservoir im Kosmos<br />
entdeckt – nicht auf der Erde, auch<br />
nicht auf einem anderen Planeten, sondern<br />
an einer ziemlich abartigen Stelle<br />
– in Form von Wasserdampf auf einer<br />
Kreisbahn rund um ein riesiges schwarzes<br />
Loch. Die Wassermenge ist unvorstellbar<br />
groß, 140 Billionen Mal mehr<br />
als alle irdischen Ozeane zusammen<br />
enthalten. Der gigantische Wassertank<br />
wird niemals einen praktischen Wert für<br />
uns Menschen haben (um z. B. Wasseroder<br />
Energieprobleme zu lösen). Er ist<br />
rund 12 Milliarden Lichtjahre von uns<br />
entfernt. Es ist aber ein erneuter Beweis,<br />
daß Wasser (und damit möglicherweise<br />
auch Leben) überall im Weltall verbreitet<br />
ist.<br />
So ähnlich muß man sich<br />
das schwarze Loch mit<br />
der umgebenden Wasserdampfwolke<br />
vorstellen<br />
(Grafik: NASA)<br />
Edisons sprechende Puppe. Rechts daneben der<br />
Sprechmechanismus mit dem Phonographen-Zylinder<br />
Älteste Aufzeichnung der<br />
menschlichen Stimme<br />
rekonstruiert<br />
Einer Gruppe von Wissenschaftlern<br />
am Lawrence Berkeley National Laboratory<br />
ist es gelungen,<br />
mit Hilfe neuer<br />
Imaging-Techniken<br />
die 123 Jahre alte Aufzeichnung<br />
einer menschlichen<br />
Stimme hörbar zu rekonstruieren.<br />
Die Aufzeichnung befand<br />
sich auf einem Phonographen in<br />
Form eines Ringzylinders, wie<br />
ihn Thomas Alva Edison damals<br />
konstruiert hatte. Er war 1888<br />
in eine Puppe eingebaut worden<br />
und trug die Stimme einer Frau,<br />
die das Wiegenlied „Twinkle,<br />
Twinkle, Little Star“ sang. Das<br />
frühe Modell einer sprechenden<br />
Puppe war bereits 1967 wiederentdeckt<br />
worden, der Zylinder war jedoch<br />
im Laufe der Zeit so stark verformt<br />
worden, daß er mit einer herkömmlichen<br />
Abtastnadel nicht mehr abgespielt<br />
werden konnte. Die Wissenschaftler<br />
scannten jetzt die Oberfläche<br />
des Zylinders dreidimensional ein und<br />
untersuchten die Oberflächenstruktur<br />
im Computer. Auf diese Weise konnte<br />
die Schallinformation rechnerisch rekonstruiert<br />
und dann als WAV-Datei<br />
gespeichert werden. Beim Abspielen<br />
dieser WAV-Datei wurde nach über 100<br />
Jahren der 12 Sekunden lange Audio-<br />
Clip wieder hörbar. Es ist die älteste<br />
erhaltene Tonaufzeichnung der Welt.<br />
Sie kann im Internet unter www.nps.<br />
gov/edis/photosmultimedia/talkingdoll-record-hear-the-recording.htm<br />
abgehört werden.<br />
Edison plante damals, die sprechenden<br />
Puppen in großem Stil auf den Markt<br />
zu bringen. Problem dabei war, daß es<br />
noch kein Verfahren gab, den Phonographen-Zylinder<br />
in industrieller Form<br />
zu kopieren. Daher engagierte Edison<br />
eine Reihe von Frauen, die jeden Zylinder<br />
in Einzelarbeit besprechen mußten.<br />
Die sprechenden Puppen wurden<br />
dann allerdings ein Verkaufs-Flop und<br />
gerieten in Vergessenheit.<br />
34<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Quantessenz<br />
Wissenschaftler erzeugen ein<br />
Loch in der Zeit<br />
Physiker haben einen Weg gefunden,<br />
um vorübergehend ein Loch<br />
in einen Lichtstrahl zu schneiden.<br />
Ereignisse, die wegen einer kurzen Zeitspanne<br />
geschehen, bleiben unsichtbar,<br />
so wie das Loch selbst. Es ist eine vollkommen<br />
neue Art von Tarnkappentechnologie:<br />
Es werden nicht Objekte im<br />
Raum versteckt, sondern Ereignisse in<br />
der Zeit.<br />
Moti Fridman und seine Kollegen an der<br />
Cornell University haben dies erstmals<br />
experimentell präsentiert und darüber<br />
eine Publikation veröffentlicht.<br />
Zwar kann der Trick vorläufig Bankräuber<br />
noch nicht vor Überwachungskameras<br />
schützen, aber er könnte<br />
Verwendung finden bei optischen und<br />
elektronischen Geräten. Frühere Tarnkappen<br />
haben Objekte durch Krümmung<br />
von Licht unsichtbar gemacht. So wie<br />
das Wasser um einen Felsen inmitten<br />
eines Flusses herumfließt, biegen sich<br />
Lichtwellen um die Tarnkappe herum<br />
und vereinigen sich auf der anderen Seite<br />
perfekt wieder, ohne eine Spur ihres<br />
Umwegs zu hinterlassen.<br />
Ein „Zeitmantel“ verbirgt ein Ereignis<br />
durch Änderung der Geschwindigkeit<br />
des Lichts, nicht seiner Richtung. Da die<br />
Lichtgeschwindigkeit durch den Wert<br />
von 299.792.458 Meter pro Sekunde begrenzt<br />
ist, funktioniert es nur, wenn das<br />
Licht sich langsamer bewegt als im Vakuum<br />
– z. B. in einem Glasfaserkabel.<br />
Das Cornell-Team, das alle Interviews<br />
vor Veröffentlichung der Publikation<br />
abgelehnt hatte, manipulierte Licht<br />
in einem Glasfaserkabel mittels einer<br />
Zeitlinse, einem Silikon-Gerät, das ursprünglich<br />
entwickelt worden war, um<br />
Datentransfers zu beschleunigen. Ein<br />
Teil des Lichts, das durch die Linse geht,<br />
wird beschleunigt, ein anderer Teil wird<br />
langsamer. Die Wellen teilen sich, so<br />
wie Moses das Rote Meer teilte, und erzeugen<br />
eine Lücke der Dunkelheit. Eine<br />
zweite Linse später im Verlauf des Kabels<br />
setzt das Licht wieder zusammen,<br />
so daß es an seinem Bestimmungsort<br />
völlig intakt eintrifft, ohne Spuren eines<br />
Loches oder von irgend etwas anderem,<br />
das in der kurzen Zeit der Übertragung<br />
geschehen war.<br />
Das Loch dauerte 15 Trillionstel Sekunden,<br />
eine Zeit, die lang genug war, um<br />
Lichtpulse zu verbergen, die innerhalb<br />
des „Zeitmantels“ erzeugt worden waren,<br />
schreiben die Forscher. Ein längeres<br />
Kabel könnte, theoretisch, diese Zeitlücke<br />
auf mehr als eine Mikrosekunde<br />
ausdehnen. Im Fall einer noch größeren<br />
Zeitspanne würden sich Ungenauigkeiten<br />
in der Technologie genügend aufsummieren,<br />
um den Effekt zunichte zu<br />
machen.<br />
Dennoch sagte Paul Kinsler, ein Physiker<br />
vom Imperial College London: „Das ist<br />
eine wesentlich größere Zeitlücke als wir<br />
gedacht hatten, daß es möglich wäre.“<br />
Kinsler und seine Kollegen hatten<br />
die Idee eines Zeitmantels erstmals<br />
in einem Papier veröffentlicht,<br />
das in der Februarausgabe 2011<br />
des Journal of Optics publiziert wurde.<br />
Ihr perfekt unentdeckbarer Zeitmantel<br />
benötigte exotische Metamaterialien,<br />
künstlich hergestellte Strukturen, die<br />
in traditionellen Tarnkappen verwendet<br />
werden.<br />
„Man braucht Metamaterialien, die ihre<br />
Eigenschaften sowohl in der Zeit als<br />
auch im Raum ändern,“, sagt Martin<br />
McCall, ein Mitglied des Forscherteams<br />
vom Imperial College London. „Es ist zur<br />
Zeit außerhalb der Möglichkeiten der<br />
Metamaterial-Technologie, eine solch<br />
ideale Situation herbeizuführen.“<br />
Der noch unvollkommene Zeitmantel<br />
von der Cornell University, der nicht aus<br />
Metamaterialien gemacht wurde, kann<br />
nützlich zur Signalübertragung sein. Er<br />
könnte, in der Theorie, einen Datenstrom<br />
unterbrechen, in der Zwischenzeit (der<br />
Zeitlücke) einem anderen zu erlauben,<br />
verarbeitet zu werden, und dann das<br />
Originalsignal so wieder zusammensetzen,<br />
daß ein Detektor die Unterbrechung<br />
nicht bemerken würde.<br />
Größere Zeitlücken in makroskopischen<br />
Dimensionen sind momentan noch unrealistisch.<br />
Selbst mit Hilfe perfekter<br />
Metamaterialien würde eine etwa acht<br />
Minuten lange Zeitlücke ein Gerät von<br />
der Größe des Sonnensystems benötigen,<br />
schätzt McCall. Immerhin – folgt<br />
man der Klassifizierung von Michio<br />
Kaku, so wäre dies für eine Typ-II-Zivilisation<br />
(die die Energien ihres eigenen<br />
Sonnensystems technisch beherrscht)<br />
möglicherweise machbar.<br />
Quelle: Science News<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 35
Wissenschaft<br />
Die postfossile<br />
Gesellschaft<br />
Dirk Althaus im Gespräch mit Martina Westermann<br />
Wir gehen auf Zeiten des Wandels zu. In wenigen Jahrzehnten<br />
werden die fossilen Energieträger erschöpft<br />
sein. Stehen uns Mangel und gesellschaftlicher Zusammenbruch<br />
bevor? Nein, sagt Prof. Dirk Althaus, das Leben<br />
kann sogar viel schöner sein. In einem Interview für<br />
<strong>Matrix3000</strong> umreißt er seine Vision der bevorstehenden<br />
postfossilen Epoche.<br />
Was kennzeichnet das seit rund 250 Jahren andauernde fossile<br />
Zeitalter, was hat es der Menschheit „gebracht“?<br />
Das „unermeßliche“ Maß an Energiebereitstellung zog<br />
einen steilen Aufschwung an Informationsgewinn mit sich<br />
(Konrad Lorenz: Doppelhelix „Energiegewinn – Informationsgewinn“,<br />
aus: „Die Rückseite des Spiegels, 1977). Ein<br />
Erfindungs- und Entwicklungsboom kennzeichnet diese<br />
Zeit, leider auch eine Sorglosigkeit des Überschwangs im<br />
Umgang mit Energie und Materie. Wir sind damit technologisch<br />
sehr gut auf die postfossile Zeit vorbereitet, müssen<br />
aber wieder das „Haushalten“ lernen.<br />
In wenigen Jahrzehnten werden die fossilen Energiequellen<br />
– vor allem Öl, Gas und Kohle – erschöpft sein. Welche<br />
Änderungen bringt die postfossile Zeit mit sich, wie geht es<br />
weiter?<br />
Zunächst: Die CO 2<br />
-Hysterie endet automatisch in der postfossilen<br />
Zeit. Längst hätte man die edlen Kohlenwasserstoffe<br />
Kohle, Öl und Gas in ihrer hohen thermodynamischen Ordnung<br />
belassen müssen, um sie in der Industrie als Rohstoffe<br />
zu verwenden, statt mit der Verbrennung maximale<br />
Entropie, das ist der materielle Niedergang zur Unordnung,<br />
zu betreiben.<br />
In der postfossilen Zeit ist Energie nur oberirdisch zu gewinnen:<br />
Sonnenstrom (Photovoltaik), Sonnenwärme (Photothermie)<br />
und Biomasse (Photosynthese). Es wird künftig in der<br />
Bauleitplanung als „Schürfrecht“ für Energieversorgung eine<br />
Energieflächenzahl (EFZ) geben, die Verschattung zur solaren<br />
Energiegewinnung sichert. Bei effizienter Gestaltung unseres<br />
Lebensraums ist die solare Strahlungsenergie auch in den gemäßigten<br />
Breiten für ein angemessenes Leben ausreichend.<br />
Langfristig wird eine Migration der Industrie und nachfolgend<br />
der Hochkultur in solare Zonen erfolgen. Kultur folgt den Res-<br />
Biomasse-Kraftwerk<br />
in Indien<br />
36<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Auch große Windparks<br />
sind - trotz ihrer sauberen<br />
Energien - ökologisch<br />
nicht unproblematisch.<br />
Wissenschaft<br />
sourcen, wahrscheinlich<br />
nach Afrika, wo am meisten<br />
Land unter der Sonne ist.<br />
Blicken wir in eine düstere<br />
Zukunft, oder sehen Sie in<br />
dieser Entwicklung auch<br />
Chancen...?<br />
Wenn wir in eine düstere<br />
Zukunft blicken, wird sie<br />
auch eintreten. Mich erinnern<br />
die Kassandrarufe aus<br />
allen Sparten der Gesellschaft<br />
an die Voraussagen<br />
über die erste Eisenbahnfahrt<br />
1835 von Nürnberg nach Fürth: „Die rückwärts sitzenden<br />
Passagiere werden ersticken, weil der Fahrtwind<br />
ihre Lungen leer saugt, den Passagieren in Fahrtrichtung<br />
aber werden die Lungen<br />
platzen“ – und das<br />
bei 20 km/h.<br />
Die neue postfossile<br />
Zeit wird sicher große<br />
Veränderungen mit<br />
sich bringen, die zu<br />
den anderen großen<br />
Veränderungen – zum<br />
Beispiel der Globalisierung<br />
oder dem<br />
Aufkommen neuer<br />
ökonomischer Großmächte<br />
– hinzukommen.<br />
Düster könnte<br />
nur der Kampf um die<br />
fossilen Reste werden.<br />
Nein, das Leben kann viel schöner werden als bisher. Wir<br />
essen, trinken, atmen nicht mehr unseren eigenen Müll (pfui<br />
In der postfossilen Zeit ist Energie<br />
nur oberirdisch zu gewinnen:<br />
Sonnenstrom, Sonnenwärme und Biomasse.<br />
Kultur folgt den Ressourcen<br />
- in diesem Fall der Sonnenenergie<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
37
Wissenschaft<br />
Je mehr uns Automaten und Roboter dienen,<br />
um so weniger Menschen sind in der arbeitsteiligen Welt erforderlich,<br />
und die erforderlichen müssen von hoher Bildung sein.<br />
38 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Wissenschaft<br />
Deibel), bleiben gesund, werden fröhlich, arbeiten weniger,<br />
haben Zeit, Muße, Gelassenheit und leben in großen Gemeinschaften<br />
mit vielfältigen Aufgaben und Vorteilen.<br />
Müssen wir bessere Menschen werden, um angesichts von<br />
Klimawandel, Rohstoffausbeutung und Bevölkerungswachstum<br />
auf unserem Planeten Erde zu überleben?<br />
Nein, das können wir gar nicht! Bessere Menschen zu predigen<br />
ist nicht hilfreich. Eines aber müssen wir wieder lernen:<br />
die penetrante Anspruchshaltung der anonymen Gesellschaft<br />
gegenüber ablegen. In der Natur hat kein Lebewesen Ansprüche<br />
an seine Gruppe, nur Pflichten. Ich nenne das zukunftsweisende<br />
Verhalten der Menschen in der Gesellschaft<br />
„DIOGENESIS“ – Schöpfung des Weniger (Diogenes + Genesis)<br />
– und schreibe gerade über diese Lebenskunst mit Zukunft.<br />
Dem Klimawandel entgehen wir nicht. Das ist normale Erdgeschichte,<br />
auch unser Anteil daran ist Ökologie, und der<br />
wird in der postfossilen Zeit mangels Masse schwinden.<br />
Statt zu jammern wäre ingeniöse Phantasie und ein wenig<br />
mentale Mobilität angebracht, den Lebensbereich bei<br />
Veränderungen zu wechseln, wie es in der Natur selbstverständlich<br />
ist. Nicht umsonst haben alle Holländer, deren<br />
Land als erstes unter Wasser steht, vorsichtshalber<br />
schon einmal Wohnwagen.<br />
Der Rohstoffausbeutung wird – nach dem Vorbild der Nahrungskette<br />
– materielle Kreislaufwirtschaft folgen, wenn<br />
Bergen und Deponieren teurer als Recycling werden. Auch<br />
das hilft der sauberen Lebenswelt.<br />
Die als immer ansteigend postulierte Populationsdynamik<br />
flacht bei uns bereits ab. Das ist natürlich, wenn die Dichte<br />
die Leistungsfähigkeit des Lebensraums übersteigt, auch<br />
die soziale Leistungsfähigkeit. Das exponentielle Bevölkerungswachstum<br />
ist schon mehrmals nicht eingetreten. Je<br />
mehr uns Automaten und Roboter dienen, um so weniger<br />
Menschen sind in der arbeitsteiligen Welt erforderlich, und<br />
die erforderlichen müssen von hoher Bildung sein.<br />
Wir können fröhlich auf dem Blauen Planeten weiterleben.<br />
Wohl ahnend, wie es in der menschlichen Gesellschaft laufen<br />
könnte, beschäftigt mich seither die Frage, warum es nicht<br />
so läuft, und es gibt ganz natürliche Hinweise, daß es nicht<br />
so laufen kann. Diese Hinweise und den unwiederbringlichen<br />
Gang der Zeit wohl beachtend mache ich als Architekt Entwürfe<br />
für neue Welten, die versuchen, eine Harmonie zwischen<br />
uns und dem Rest der Welt in Zukunft herzustellen. Je länger<br />
ich mich mit dieser Thematik beschäftigt habe, um so einfacher<br />
wurde das Modell. Fertig ist es noch lange nicht.<br />
In Ihrem Buch „Die postfossile Epoche“ differenzieren<br />
Sie zwischen der virtuellen und realen Welt der postfossilen<br />
Gesellschaft. Woher kommt diese Unterscheidung und worin<br />
besteht sie?<br />
Das ist eine grundlegende ontologische Einteilung, die seit<br />
jeher zutrifft: Real greifbar sind Energie, Materie und das<br />
Lebendige – virtuell sind die „geistigen“ Felder „Seele und<br />
Geist“ (Nicolai Hartmann) oder hier: Ich und Sozialwesen.<br />
Aristoteles nannte es „Natur und Geist“, und auch Hartmann<br />
trennte die ersten beiden Schichten von den allein<br />
auf Menschen kaprizierten beiden „hohen“ Schichten seines<br />
ontologischen Modells. Längst wissen wir, wie sehr die<br />
Schichten ineinandergreifen.<br />
Zum Verständnis unserer Rolle auf dem Blauen Planeten ist<br />
diese Erkenntnis wichtig.<br />
Sie sprechen im Zusammenhang mit einer lebensfreundlichen<br />
Umwelt von einer sogenannten „globalen Homöostase“.<br />
Was verstehen Sie darunter? Könnten Sie dies etwas genauer<br />
präzisieren?<br />
Lovelock nannte es „Gaia“ und meinte eine globale Steuerung<br />
(Unsere Erde wird überleben, 1979). Das impliziert Numinoses<br />
und Esoterisches. Globale Homöostase ist frei von göttlichen<br />
Gedanken. Sie beschreibt das sanfte Schwingen um eine<br />
Warum beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen? Wie kamen<br />
Sie dazu, gar ein eigenes Modell für das Menschsein in der<br />
postfossilen Epoche des Blauen Planeten zu entwickeln?<br />
Es begann 1973, als wir am Institut für Industrialisierung des<br />
Bauens (Helmut Weber) in Hannover serienmäßig Sonnenkollektoren<br />
auf Fertighäusern anboten und Stadtbausysteme<br />
entwickelten, die wir als Baukastensystem mit hoher Flexibilität<br />
aller Bauteile in ihrer Ordnung wiederverwendbar gestaltet<br />
haben. Forschung für das Umweltbundesamt wurde in dem<br />
Standardwerk „Ökologisches Bauen“ (1982) veröffentlicht.<br />
Oben und rechts: Wie wir in der Zukunft wohnen werden.<br />
Auf der Ausstellung "Post Fossil" in Tokio 2010 zeigte die<br />
niederländische Designerin Li Edelkoort Designerobjekte<br />
futuristischer Wohnkultur.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 39
Wissenschaft<br />
Navigationssysteme lassen<br />
die menschliche Orientierungsfähigkeit<br />
verkümmern.<br />
Machen Luxus und Mode uns zu<br />
Weicheiern?<br />
„Urban Zen“ - Synonym<br />
für eine Design-Linie<br />
von Donna Karan.<br />
bestimmte Größe. Das ist eine Hypothese zur Begründung,<br />
warum es über drei Äonen lang Leben auf der Erde gibt, trotz<br />
all der tiefgreifenden Veränderungen, gegen die der sanfte<br />
„Klimawandel“ unbedeutend ist, den alle so fürchten. „Normal“<br />
wären eiskalt (Mars) und kochend heiß (Venus).<br />
Nehmen wir die Selbstähnlichkeit von Systemen vom Kleinen<br />
bis ins Große an, könnte sich die Globale Homöostase verhalten,<br />
wie alle Lebensgemeinschaften vom großen Ökosystem<br />
(Tropischer Regenwald, Ozean) bis zur Synusie als kleinste<br />
Einheit. Das zu erforschen ist Aufgabe der neuen Forschungsrichtung<br />
„ÖKONIK“, die einzurichten ein Ziel zur<br />
Ausrichtung der postfossilen Gesellschaft ist.<br />
In Ihrem Buch ist von vier Evolutionssprüngen die Rede. Die<br />
ersten zwei – Sprache und Feuer – haben uns „aus der Evolution<br />
entlassen“ (laut Konrad Lorenz). Zu Beginn der postfossilen<br />
Epoche kommt es zu zwei weiteren Sprüngen – Primärenergie<br />
PV und Kreislauf der Materie. Welche weitere<br />
Entwicklung können wir im Rahmen dieser Evolutionssprünge<br />
erwarten?<br />
Von den beiden „Neuen“ nimmt noch keiner Notiz (kaum<br />
jemand sogar von der einstigen Zähmung des Feuers als<br />
Grundlage aller Naturwissenschaft). Die beiden ersteren<br />
dienten dazu, „aus der Evolution entlassen zu werden“.<br />
Die beiden gegenwärtigen – übrigens Produkte der so erfindungsreichen<br />
fossilen Episode – können die Menschenkultur<br />
zu einem eigenen „Ökosystem“ gestalten, das energieautark<br />
mit der vitalen Energie der Sonne die Zukunft<br />
bewältigt und mit dem Bewahren seiner Materieumsätze<br />
in hoher thermodynamischer Ordnung in Kreisprozessen<br />
wie die natürliche Nahrungskette zur globalen Homöostase<br />
beisteuert. Es sind also zwei erhaltende Evolutionssprünge.<br />
Auch das ist Aufgabe der ÖKONIK.<br />
Sie behaupten in Ihrem Buch, daß Luxus und Mode uns<br />
zu Weicheiern machen. Wie sollte Ihrer Meinung nach ein<br />
Mensch idealerweise leben? Sollte er auf alle Errungenschaften<br />
der modernen Technik verzichten?<br />
Nicht nur zu Weicheiern, sondern auch zur Unmündigkeit!<br />
Alle Erfindungen dienen der Bequemisierung der Menschen.<br />
Wir sind von Grund auf faul. Oh nein, ich bin Technikfan. Wenn<br />
aber ein Scheinfortschritt zur Verkaufsförderung einerseits<br />
und Stärkung der Abhängigkeit von dem Hersteller andererseits<br />
zur Verweichlichung und zum partiellen Hirntod führen,<br />
ist Technik unmenschlich. Der schnelle Markt erobert<br />
mit der Eitelkeit, up to date zu sein, den „Ver“braucher. Das<br />
Navi schränkt die Orientierungsfähigkeit ein, automatische<br />
Scheibenwischer entmündigen, Fahrsicherheitseinrichtungen<br />
machen leichtsinnig.<br />
Es gibt Technik, die unser Leben bereichert, die Lebensfähigkeit<br />
steigert wie das Fahrrad: Prima! Nutzung der vitalen<br />
Naturkräfte mit Erkenntnis aus der Physik wie Windräder,<br />
Wasserturbinen, Gezeitenkraftwerke – Das ist nützliche<br />
Technik. Wo Erkenntnis, Erfindungsgeist und Physik zu einfachen<br />
Lösungen führen, ist meine Zone von „High-Tech“ –<br />
wo Maschinen komplizierter Bauart, empfindlich, je komplizierter,<br />
mit großem energetischen Aufwand Einsatz finden,<br />
ist meine Zone des „Low-Tech“ = noch zu wenig nachgedacht.<br />
Menschen leben am liebsten, wenn sie ihre persönlichen Eigenschaften<br />
erkennen und leben. Das schöne Gefühl, eine<br />
glatte Schnitte vom Brotlaib zu schneiden, ist von keiner Maschine<br />
zu toppen. Jeder Mensch soll selbstverständlich sein<br />
eigenes Maß an technischer Ausrüstung bestimmen – aber<br />
jeder Mensch sollte seine Fähigkeiten erkennen und auf seine<br />
„Ehre“ achten, daß sie ihm nicht genommen wird. ■<br />
Prof. Dr. Dirk Althaus ist Architekt. Seit 1972 beschäftigen ihn die<br />
Sonnenenergie, das „ökologische Bauen“ und die Frage, warum es<br />
so läuft, wie es läuft. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Ökologisches<br />
Bauen“, „Müll ist Mangel an Phantasie“, „Die postfossile<br />
Epoche“.<br />
40 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
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Dirk Althaus<br />
Die postfossile Epoche<br />
Weiterleben auf dem<br />
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Moderation: Tarek Al-Ubaidi<br />
6. 5. 2011: Spezial-<strong>Ausgabe</strong> mit Heike Habel. Frau Habel<br />
hatte seit den 80er Jahren mehrere Entführungserlebnisse<br />
2011: Ein Rückblick und hat auf sich die Kornkreissaison<br />
Anfang 2011 auf-<br />
9. September<br />
2011. Zu Gast grund sind Werner weiterer Neuner, Erfahrungen Günter dazu Hauer entschlossen,<br />
und Toralf<br />
Steidl, die im über Frühjahr/Sommer2011 ihre Erlebnisse zu sprechen. mehrmals vor Ort in<br />
20. WIltshire 5. 2011: (England) Live zu Gast: waren. Grazyna Fosar und Franz Bludorf.<br />
Thema: UFO-Erfahrungen<br />
23. September 2011: Thema und Gast z. Zt. noch offen.<br />
4. Bitte 6. 2011: auf cropfm.at CROPfm aktuell “open informieren.<br />
end” zum Thema Remote<br />
Viewing. Ein Remote Viewer (Christian Rotz >><br />
c-rv.de) und “Wingman” (Stefan Franke) sind<br />
7. Oktober 2011: Über Leben und Werk von Burkhard Heim.<br />
live zu Gast und sprechen über ihre persönlichen<br />
Erfahrungen mit der Technik des RV<br />
Zu Gast: Illobrand von Ludwiger<br />
18. 21. 6. Oktober 2011: CROPfm 2011: "Welt “open am end” Limit" zum mit Pilotfilm Grazyna der Fosar Serie<br />
und Franz Bludorf “Pantherion”. Bernhard Reicher (Drehbuchautor)<br />
und Jörg Vogeltanz (Regisseur) erzählen<br />
über die Dreharbeiten, die Zielsetzungen etc.<br />
Siehe auch >> www.pantherion.at<br />
Sendebeginn jeweils 19:30 Uhr<br />
CROPfm Netradio ist als Livestream über cropfm.at empfangbar<br />
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Gesundheit<br />
Claudia Kasper<br />
Die Geschichte der Seifensiederei<br />
reicht zurück bis in die<br />
Hochkultur der Sumerer. Sie<br />
fanden bereits heraus, daß eine<br />
Mischung aus Wasser und Pflanzenasche<br />
eine Lauge ergibt, die Fette<br />
und Öle lösen kann. Auf dieser Entdeckung<br />
der alten Sumerer basiert<br />
der Ursprung des Wortes „alkalisch“,<br />
denn der arabische Begriff al-qulai<br />
bedeutet Pflanzenasche.<br />
Aus dieser Zeit stammt das älteste,<br />
vollständig erhaltene Seifenrezept,<br />
das auf einer Tontafel in su-<br />
merischer Keilschrift festgehalten<br />
wurde. Man schätzt, daß diese Tafel<br />
um 2500 v. Chr. entstand.<br />
Das Wissen der Sumerer wurde<br />
von den Ägyptern und den Griechen<br />
übernommen. Diese verwendeten<br />
die Seifenlauge aber nicht zur Körperpflege,<br />
sondern zum Entfetten<br />
von Schafwolle und als Heilmittel bei<br />
Verletzungen und Hautkrankheiten.<br />
In einem ägyptischen Schriftstück<br />
von 600 v. Chr. fand man sogar einen<br />
Bericht, in dem tierische Fette oder<br />
pflanzliche Öle mit Soda vermischt<br />
und gekocht wurden. Diese Leistung<br />
sollte 1200 Jahre später den Arabern<br />
zugeschrieben werden.<br />
Den als unzivilisiert geltenden<br />
Galliern und Germanen war die Seife<br />
keineswegs fremd. Sie nutzen Seifen<br />
als Haarpomade, die sie aus einem<br />
Gemisch aus Ziegentalg und weiß<br />
gebrannter Asche herstellten. Dabei<br />
war die Seifenpomade der Germanen<br />
pastenartig, die Gallier verwendeten<br />
natriumhaltigen Seetang und stellten<br />
die festere Natronseife her. Diese<br />
Seifen wurden begehrte Handelsarti-<br />
Da geht mir doch ein<br />
Seifensiederauf!<br />
Eine uralte Tradition wird wiederbelebt<br />
42<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Die Geschichte der Seife<br />
reicht zurück bis in die<br />
Hochkultur der Sumerer,<br />
um 2500 v. Chr.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
43
Gesundheit<br />
kel der Römer, die sie vorwiegend zu<br />
kosmetischen Zwecken benutzten. Mit<br />
Aufstieg des römischen Reiches wurde<br />
auch die Verwendung von Seife zur Reinigung<br />
der Wäsche immer verbreiteter.<br />
So fand man bei Ausgrabungen<br />
in Pompeji eine komplette Seifenfabrik<br />
mit gut erhaltenen Seifenstükken.<br />
Aber die Römer verwendeten<br />
nicht nur Alkali aus der Holzasche<br />
(Kaliumcarbonat), sondern auch vergorenen<br />
Urin als Waschsubstanz.<br />
Dieser wurde von den Wäschern im<br />
römischen Reich gesammelt. Bei der<br />
Zersetzung entsteht alkalisches Ammoniak,<br />
das verwendet wurde, um<br />
die Kleidung der Römer zu reinigen.<br />
Dadurch gelangten die Wäscher zu<br />
beachtlichem Wohlstand. Als Kaiser<br />
Vespasian (39 - 83 n.Chr.) von diesem<br />
Wohlstand profitieren wollte und die<br />
Wäscher mit hohen Steuern belegte,<br />
entbrannte ein Sturm der Entrüstung.<br />
Aus dieser Zeit stammt der<br />
Ausspruch "Pecunia non olet." Übersetzt<br />
heißt das: Geld stinkt nicht.<br />
Trotz ihrer hochentwickelten<br />
Badekultur verwendeten die Römer<br />
die Seife zur Körperreinigung<br />
erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.<br />
Statt dessen salbten sie ihre Körper<br />
mit ÖI oder reinigten ihre Haut mit<br />
Bimsstein. Erst der in Rom lebende,<br />
griechische Arzt Galenus weist im 2.<br />
Jahrhundert auf die längst vergessene<br />
reinigende Wirkung der Seife hin.<br />
Im 7. Jahrhundert verkochten die<br />
Araber Öl mit der Lauge, indem<br />
sie gebrannten Kalk dazugaben.<br />
So entstand eine feste Kaliseife, die<br />
unserer heutigen Seife schon recht<br />
ähnlich war. Nun begann der Siegeszug<br />
der Seife in Europa. Die mit<br />
ätherischen Ölen veredelten, orientalischen<br />
Toilettenseifen waren begehrte<br />
Importgüter an europäischen<br />
Königshäusern, so daß die Fürsten<br />
eigene Seifensiedereien einrichten<br />
ließen. Frankreich und Spanien stiegen<br />
zu Zentren der Seifenherstellung<br />
auf, da in diesen Ländern die erforderlichen<br />
Rohstoffe verfügbar waren.<br />
Das Öl stammte meist von Oliven,<br />
Soda wurde aus der Asche von<br />
Meerespflanzen hergestellt. Von der<br />
französischen Stadt Savona, die für<br />
Ihre Seifen ebenso bekannt war wie<br />
Venedig und Marseille, leitet sich das<br />
Wort „Seife“ (franz. savon) ab. Auch in<br />
Augsburg, Prag und Wien entstanden<br />
Anfang des 14. Jahrhunderts eigene<br />
Seifenzünfte. Nach und nach entwikkelte<br />
sich in Europa eine Badekultur<br />
nach orientalischem Vorbild. Es wurden<br />
öffentliche Badehäuser gebaut,<br />
die auch dem Bürgertum und der<br />
ärmeren Bevölkerung zugänglich<br />
waren. In Budapest kann man viele<br />
Badehäuser aus der türkischen Besatzungszeit<br />
heute noch besuchen.<br />
Der Ausbruch der Pest und die<br />
zunehmende Verbreitung von Cholera<br />
und Syphilis im 14. Jahrhundert<br />
brachten die europäische Badetradition<br />
komplett zum Erliegen.<br />
Auch der Verfall der Sitten in den<br />
Badeanstalten war ein Grund für die<br />
Kirche, gegen diese Institutionen<br />
vorzugehen und sie zu schließen.<br />
Diese Haltung ist vielleicht ein Grund<br />
dafür, daß sich die irrige Annahme<br />
verbreitete, daß jeglicher Kontakt<br />
der Haut mit Luft, Licht und Wasser<br />
schädlich sei und Krankheiten überhaupt<br />
erst durch Badewasser und<br />
Seife in den Körper gelangen. Daraufhin<br />
wusch man sich kaum noch, in<br />
der Überzeugung, die Kleidung würde<br />
den Schweiß aufsaugen und den<br />
Körper so rein halten. Aber auch die<br />
Gewänder wurden nicht gewaschen.<br />
So wurden Krankheitserregern, Flöhen,<br />
Läusen und anderen Parasiten<br />
Tür und Tor geöffnet.<br />
Im 16. und 17. Jahrhundert war<br />
die Trockenwäsche das Maß aller<br />
Dinge– ganz ohne Seife und Wasser.<br />
Man reinigte sich mit Tüchern, Parfüm<br />
und Puder. Diese Art der Körperpflege<br />
war vor allem in den Adelshäusern<br />
der Renaissance beliebt.<br />
Erst mit Ludwig XIV. kehrte die<br />
Seife wieder nach Europa zurück. Er<br />
etablierte die Seifensiederei in Versailles<br />
und erließ 1688 das bis in die<br />
heutige Zeit geachtete Reinheitsgebot<br />
für Seife. Demnach sollte hochwertige<br />
Seife mindestens zu zwei Dritteln<br />
aus reinem Pflanzenöl bestehen. Im<br />
18. Jahrhundert wurden Wasser und<br />
Seife als grundlegende Substanzen<br />
der Körperreinigung wiederentdeckt,<br />
und Sauberkeit avancierte zum religiösen<br />
und moralischen Gebot. Die<br />
Nachfrage nach Seifen stieg.<br />
Zu dieser Zeit waren Seifen noch<br />
immer ein teures Luxusprodukt. Erst<br />
die Entdeckung von Nicolas Leblanc<br />
ermöglichte es, große Mengen<br />
künstliches Soda herzustellen, und<br />
machte die zuvor verwendete Pottasche,<br />
die mühsam in großen Pötten<br />
gesammelt und mit Regenwasser<br />
gelöst wurde, überflüssig. Von nun<br />
an konnte Seife massenhaft hergestellt<br />
werden und wurde so für Jedermann<br />
erschwinglich.<br />
Aber vor allem auf dem Land hielt<br />
sich die alte Kunst des Seifensiedens<br />
bis Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
Viele Haushalte produzierten Ihren<br />
Eigenbedarf an Schmierseife noch<br />
selbst. In den Städten benutzte man<br />
vorwiegend industriell produzierte<br />
Seife.<br />
Auch die gebräuchlichen Waschoder<br />
Seifenbälle, die sogenannten<br />
"Savonettes", die zum<br />
Reinigen der Hände benutzt wurden,<br />
verschwanden mit zunehmender Industrialisierung<br />
immer mehr. Sie<br />
wurden in sorgfältiger Handarbeit<br />
aus verschiedenen Seifensorten hergestellt<br />
und enthielten meist Zusätze<br />
von gepuderter Stärke (aus Weizen<br />
oder Kartoffeln) oder Reismehl sowie<br />
Duft- und Farbstoffe. Als Grundseife<br />
diente eine unparfümierte Kokosseife.<br />
Während und nach den Weltkriegen<br />
waren Öl und Fett knapp, so daß<br />
die Seifen mit den verschiedensten<br />
Materialen gestreckt wurden. Marmorstaub,<br />
gemahlener Bimsstein<br />
und sogar Sand wurden ebenso hineingerührt<br />
wie beträchtliche Mengen<br />
von Kartoffelstärke. Die Seifen zur<br />
Körperreinigung, die Haushaltsseifen<br />
zum Putzen und das Seifenpulver<br />
zum Waschen der Wäsche wurden<br />
dennoch rationiert und waren nur<br />
gegen Vorlage der sogenannten Seifenkarte<br />
erhältlich. ■<br />
Quelle: Claudia Kasper:<br />
Naturseife - das reine Vergnügen,<br />
ISBN Nr: 978-3902540-10-2.<br />
Handgemachte Seife für alle. Feinste<br />
Seifenrezepte in der eigenen Küche herstellen,<br />
mit vielen erprobten Rezepten<br />
44<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Die alte Kunst der<br />
Seifensiederei hielt sich<br />
noch bis zum Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
und wird heute<br />
wiederentdeckt.<br />
Kuren<br />
Therapiezentrum
Gesundheit<br />
Im Oktober 2011 wird die Zahl der<br />
Weltbevölkerung die Marke von<br />
sieben Milliarden überschreiten.<br />
Diese Menschenmassen wollen<br />
mit Nahrung versorgt sein. Das<br />
erfordert immer weitere Ertragssteigerungen<br />
in der Landwirtschaft<br />
mit Hilfe von Düngemitteln,<br />
vor allem mit Stickstoff, Kalium<br />
und Phosphat. Doch die Folgen<br />
werden kaum bedacht.<br />
Vorsicht Phosphatdünger!<br />
Für die Herstellung von Phosphatdünger<br />
werden phosphathaltige Gesteine<br />
abgebaut. Diese enthalten je nach Lagerstätte<br />
beachtliche Konzentrationen<br />
an hochgiftigen Schwermetallen wie<br />
Kadmium, Blei und Uran sowie Arsen<br />
und Fluorverbindungen. Über den Dünger<br />
gelangen diese Gifte in den Boden,<br />
reichern sich dort an und werden über<br />
die Nahrungspflanzen vom Menschen<br />
aufgenommen.<br />
Greifen wir uns ein Element heraus:<br />
das äußerst giftige und radioaktive Element<br />
Uran. Dessen Gehalt in Rohphosphat<br />
liegt bei etwa 15 bis 75 mg/kg, der<br />
von Superphosphat bei 80 bis 190 mg/<br />
kg. Zwei-Nährstoff-Dünger (NP oder<br />
PK) enthalten immerhin noch 89 bis 96<br />
mg/kg Uran, so die Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft (scinexx, Das<br />
Wissensmagazin, 16.02.2005).<br />
Bei durchschnittlicher Düngung<br />
werden jährlich 10 bis 22 Gramm<br />
Uran pro Hektar Ackerfläche ausgebracht.<br />
Dem stehen jährliche Verluste<br />
durch Auswaschung, Verwehung<br />
und Ernte von allenfalls einem Gramm<br />
gegenüber. Uran reichert sich somit im<br />
Boden an. Das heißt, in den letzten fünfzig<br />
Jahren wurde mit dem Dünger etwa<br />
ein Kilogramm strahlendes Uran pro<br />
Hektar Ackerland ausgebracht.<br />
In ganz Deutschland gelangten in all<br />
den Jahren über Dünger mindestens<br />
12.000 bis 15.000 Tonnen reines Uran<br />
auf die Ackerflächen. 120 bis 250 Tonnen<br />
kommen pro Jahr hinzu! Ungeheuerlich.<br />
Man stelle sich vor, Atomkraftwerke<br />
würden nur ein Millionstel davon über die<br />
Luft abgeben. Sie würden sofort stillgelegt,<br />
und zwar schon morgen früh. Aber<br />
die Hochertragslandwirtschaft wird ignoriert<br />
und mit gigantischen Subventionen<br />
gefördert.<br />
Vermeintliche Alternativen<br />
Der Urangehalt von Mist und Gülle ist<br />
meist relativ gering (weit unter 1 mg/kg)<br />
Uran im<br />
Phosphatdünger<br />
und von den Böden abhängig, wo die<br />
Tiere weiden und deren Futterpflanzen<br />
wachsen. Doch die Düngung mit Exkrementen<br />
ist keine Alternative. Denn das<br />
Phosphat, das die Tiere ausscheiden,<br />
haben sie zuvor mit dem Futter aufgenommen.<br />
Es wird dem Boden im Kreislauf<br />
lediglich wieder zugeführt.<br />
Mit dem Kauf von Futter kann der<br />
Viehhalter zwar auf seinen Flächen über<br />
Mist und Gülle mehr Phosphat ausbringen,<br />
als entnommen wird. Allerdings<br />
sind die Futterproduzenten mit einem<br />
Phosphatdefizit konfrontiert und müssen<br />
dieses durch Phosphatdünger ausgleichen.<br />
Mist und Gülle fallen ganzjährig an.<br />
Doch im Winter ruht das Pflanzenleben,<br />
kein Phosphat und Nitrat wird aufgenommen.<br />
Wird Gülle dennoch auch im<br />
Winter ausgebracht, werden Phosphat<br />
und Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen<br />
und belasten Flüsse, Seen und<br />
Meere, bis hin zum ökologischen Tod der<br />
Gewässer durch Eutrophierung.<br />
Guano, ein feinkörniges Gemenge<br />
verschiedener Kalziumphosphate, wäre<br />
eine Alternative, ist aber weltweit nur<br />
noch in geringen Mengen verfügbar. Die<br />
meisten Vorräte sind bereits abgebaut.<br />
– Guano entsteht, wenn Kolonien von<br />
Meeresvögeln auf kalkhaltigen Böden<br />
nisten, Phosphate aus ihren Exkrementen<br />
in das Gestein eindringen und sich<br />
allmählich eine Schicht phosphorsaurer<br />
Kalksande oder Kalkgesteine bildet.<br />
Verschlimmerung durch<br />
„grüne“ Politik<br />
Die energetische Nutzung von Pflanzen<br />
wird subventioniert und ständig ausgeweitet.<br />
Dazu gehört die Gewinnung von<br />
Pflanzenöl für Biodiesel und Ethanol aus<br />
Zuckerrüben, Mais und Weizen als Beimischung<br />
zum Benzin (E 10). Wenn Biomasse<br />
energetisch verwertet wird, wird<br />
dem Boden mit jeder Ernte noch mehr<br />
Phosphat entzogen. Diese Verluste müssen<br />
mit Dünger ausgeglichen werden,<br />
um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.<br />
Thomas Klein<br />
46<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Auch werden dem Anbau von Nahrungspflanzen<br />
Flächen entzogen.<br />
Die Preise für Nahrungsmittel<br />
steigen, und in den armen Ländern müssen<br />
immer mehr Menschen hungern.<br />
Der Druck zur Ertragssteigerung<br />
nimmt zu. So werden noch mehr phosphathaltige<br />
Dünger verwendet und die<br />
Böden noch stärker durch Uran, Kadmium<br />
und Fluor belastet.<br />
Die Uranbelastung der Umwelt steigt<br />
also dank „grüner“ Politik. Um es überspitzt<br />
zu formulieren: Was ist schon ein<br />
sicher betriebenes Atomkraftwerk in<br />
Deutschland gegenüber grün lackierten<br />
Diktatoren, welche die Belastung der<br />
Umwelt mit radioaktiven und hochgiftigen<br />
Stoffen verschlimmern.<br />
Aber das ist noch nicht alles: Wälder<br />
und Naturlandschaften, besonders<br />
in den Tropen und Randtropen, werden<br />
unwiederbringlich zerstört, um neue<br />
landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.<br />
Oft werden sie einige Jahre später<br />
als erschöpftes Ödland wieder aufgegeben.<br />
Das Ausmaß der Naturzerstörung<br />
infolge „grüner“ Politik ist erschrekkend<br />
(mehr darüber in meinem Buch<br />
Fleischverzehr – Über die schwerwiegenden<br />
Folgen für Mensch, Natur und<br />
Umwelt).<br />
Der Ausweg<br />
Beim Biolandbau sind Mineraldünger<br />
verboten, somit auch das Ausbringen<br />
von Phosphaten. Dadurch bleibt den Böden<br />
die Belastung mit Uran und anderen<br />
Schwermetallen erspart. Doch die<br />
früher erfolgte Belastung ist nicht mehr<br />
rückgängig zu machen, der Urangehalt<br />
des Bodens nimmt nur langsam im Laufe<br />
von Jahrzehnten ab.<br />
Die Erträge beim Biolandbau fallen<br />
geringer aus, wodurch der Druck zur<br />
Ertragssteigerung auf den übrigen Flächen<br />
zunimmt und die Belastung durch<br />
Dünger in der Summe kaum gemindert<br />
wird.<br />
Ohne Dünger sind die Ertragssteigerungen<br />
in der Landwirtschaft weitgehend<br />
ausgeschöpft. Entlastung ist nur<br />
durch Änderung der Ernährung möglich.<br />
Diese ist aber gewaltig: Fleischkost<br />
erfordert, in Kalorien gerechnet,<br />
die 100- bis 400fache Fläche gegenüber<br />
Pflanzenkost (mehr darüber in meinem<br />
Buch Fleischverzehr).<br />
Diese Einsicht veranlaßte Albert Einstein<br />
zur Feststellung: „Nichts wird die<br />
Chancen für ein Überleben auf der Erde<br />
so steigern wie der Schritt zu einer vegetarischen<br />
Ernährung.“<br />
Wo ein Jäger lebt,<br />
können zehn Hirten leben,<br />
hundert Ackerbauern<br />
oder tausend Gärtner.<br />
Alexander von Humboldt ■<br />
Thomas Klein ist Autor zahlreicher Bücher<br />
zu unterschiedlichen<br />
Gesundheitsthemen, u.a.<br />
Fleischverzehr (siehe<br />
Buchempfehlungsseite),<br />
Vitamin B 12, Osteoporose,<br />
Sonnenlicht oder Rückenschmerzen<br />
Bandscheibenschäden<br />
und<br />
Gelenkerkrankungen.<br />
Atomkraftwerke, die nur<br />
ein Millionstel des Urans<br />
freisetzen würden, das die<br />
Landwirtschaft ausbringt,<br />
würden sofort stillgelegt.<br />
Heilen mit der Schwingung der Erde<br />
Das kleinste pulsierende Magnetfeld-Therapiegerät der Welt<br />
Dieser patentierte Pulsgeber aus dezent matt gebürstetem<br />
925er Silber im Miniformat versorgt den Körper exakt mit einer<br />
Schwingungsfrequenz von 7,83 Hertz<br />
Die 7,83 Hertz-Schwingung kann schwach gewordene körperliche<br />
Funktionen wieder regenerieren und die Lebenskraft erhöhen.<br />
Körpereigene Selbstheilungsprozesse können angeregt werden<br />
und dem Organismus wird es ermöglicht, seine körpereigenen<br />
Heilkräft zu wecken.<br />
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Gesundheit<br />
48<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Die<br />
Botschaft<br />
der SteineIngomar<br />
In Umbruchzeiten sind Neuorientierungen gefragt:<br />
Wie eine sensitive Berliner Lebensberaterin eine<br />
sanfte Psychotherapie erfand und gestreßte Zivilisationsmenschen<br />
mit einer „Steine-Aufstellung“ zur<br />
Gesundung und neuem Lebenssinn führt.<br />
Schwelz<br />
Es ist eine abenteuerliche Reise in<br />
die Stein-Zeit. „Legen Sie ihre augenblickliche<br />
Lebenssituation mit<br />
den Steinen, die Sie ansprechen, auf<br />
den Tisch“, fordert Alexandra Heydiri<br />
ihre Klientin auf. „Vertrauen Sie einfach<br />
Ihrer Intuition.“ Dabei zeigt die blonde,<br />
grazile Frau mit einem leisen Lächeln<br />
auf einen Glasbehälter mit Hunderten<br />
von Steinen. Da sind sie alle zu finden:<br />
polierte, bunte Halbedelsteine, ebenso<br />
wie farblose Exemplare, die wohl irgendwann<br />
an einem Strand aufgelesen<br />
wurden, glitzernde Bergkristalle, liebliche<br />
Rosenquarze oder dunkelblaue<br />
Lapislazuli mit goldenen Flecken.<br />
Beatrix Klinger, eine streng wirkende<br />
Leipziger Geschäftsfrau in den<br />
Fünfzigern, zögert nicht lange und legt<br />
rasch Stein auf Stein auf den Tisch. Am<br />
Ende liegt da so etwas wie ein tosendes<br />
Schlachtengemälde – Ihrem „Ich“-<br />
Stein stehen gleich mehrere Reihen<br />
von Kontrahenten gegenüber. Die Botschaft<br />
ist unmißverständlich: Ich gegen<br />
den Rest der Welt. Vielleicht leidet die<br />
bitter dreinblickende Frau deshalb unter<br />
diesen unerklärlichen Schmerzen in<br />
den Gelenken? Jetzt will sie den Grund<br />
dafür herausfinden und ihr Leben neu<br />
ausrichten.<br />
Immer mehr gestreßte und aus dem<br />
Lot geratene Zivilisationsmenschen wie<br />
Beatrix Klinger suchen bei der neuen,<br />
sanften Psychotherapie des „Steine-<br />
Stellens“ Rat und Neuorientierung. Es<br />
sind die sich wiederholenden Probleme<br />
in den Partnerschaften, das Dauerminus<br />
auf dem Bankkonto oder auch<br />
chronische Erkrankungen von Rheuma<br />
bis Krebs, die die schwer Beladenen in<br />
die Berliner Lebensberater-Praxis von<br />
Alexandra Heydiri führen.<br />
Anstatt wie bei der sogenannten<br />
„Familien-Aufstellung“ arbeitet die<br />
geistige Heilerin nicht mit Menschen<br />
als Stellvertreter für Familien- und Lebensdynamiken,<br />
sondern mit Halbedelsteinen<br />
und normalen gesammelten<br />
Steinen. Sie nutzt die von ihr entwickelte<br />
Methode des Steine-Aufstellens, um<br />
Klarheit über den Ist-Zustand der Lebenssituation<br />
ihrer Klienten zu bekommen,<br />
um daraus „eine positive Neuorientierung<br />
im Lebensskript möglich zu<br />
machen.“<br />
Steine können dabei das Leben<br />
dramatisch in eine positive Richtung<br />
lenken. „Sie sind machtvolle Unterstützer<br />
auf dem Weg zur Selbstfindung“,<br />
sagt Heydiri. Meist ist beim „Steine-<br />
Aufstellen“ bereits nach ein bis zwei<br />
Stunden der Same für ein neues Leben<br />
gelegt. Schon zu Beginn ergeben sich<br />
über das erste intuitive Plazieren der<br />
Steine schnell überraschende Einsichten<br />
und Informationen. „Die Farbe, die<br />
Anordnung oder die Wahl der Steine<br />
symbolisieren mögliche negative Verflechtungen<br />
in allen Lebensbereichen<br />
wie Partnerschaft, Karriere, Geld, Gesundheit<br />
und Lebensstil“, sagt Heydiri.<br />
Angezeigt wird unter anderem<br />
auch die familiäre Konstellation,<br />
in die man hineingeboren wurde<br />
– und diese ist nur allzuoft der Grund<br />
dafür, daß Menschen auch noch im<br />
fortgeschrittenen Alter in ihrer Entwicklung<br />
behindert werden. Das „energetische<br />
Feld“ des Stein-Bildes zeigt<br />
diese Blockaden auf - und die alten,<br />
immer wieder automatisch ablaufenden<br />
Verhaltensmuster. „Das bewußte<br />
Wahrnehmen dieser behindernden Lebensknoten<br />
und ihr letztliches Annehmen<br />
führt schließlich zu deren Auflösung“,<br />
sagt Heydiri.<br />
Sie fühlt instinktiv, welcher Stein für<br />
den Klienten in seiner angespannten<br />
Lebenssituation positive Wirkungen<br />
hat. „Sie hat das zweite Gesicht“, so<br />
drückt es Beatrix Klinger später verblüfft<br />
aus.<br />
Ihre Gabe entdeckte Heydiri an einem<br />
sonnigen Strand in Mallorca. Sie<br />
fand einen großen, glitzernden Kalzit,<br />
der sie in seiner faszinierenden Ausstrahlung<br />
nicht mehr losließ. Sie spürte<br />
den Ausdruck und die Kraft des Steins<br />
und begann jedes greifbare Buch über<br />
Steine zu lesen. Und sie begann zu experimentieren.<br />
Wenn sie oder ihre Kinder<br />
erkältet waren, legte sie bestimmte<br />
Steine ins Bett oder auf den Körper.<br />
Oder sie steckte sie in die Hosentasche<br />
und beobachtete deren Wirkung.<br />
Heute führt die sensitive Frau hilfesuchende<br />
Menschen behutsam in die<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
49
Gesundheit<br />
angestrebte Veränderung. Keine großen<br />
Erklärungen, keine Anweisungen, nie<br />
fällt das Wort Muß, nichts wird analysiert,<br />
alles kann passieren. So leitet sie<br />
den Klienten behutsam mit Fragen zu<br />
einem für ihn positiveren, neuen Stein-<br />
Energiebild. Sie ermutigt ihn dazu, die<br />
Augen aufzumachen für neue Lösungen<br />
im Drehbuch des Lebens.<br />
„Was möchten sie in ihrem Leben<br />
verändern?“ Das ist die Kernfrage bei<br />
der Methode des Steine-Stellens. Die<br />
aufdeckende systemische Arbeit mit<br />
einem Heilfeld soll Klärung und Gesundung<br />
in allen Bereichen bringen. Es gilt,<br />
Ordnung ins verhedderte Lebensgeflecht<br />
zu bringen.<br />
Der Klient ist aufgerufen, durch das<br />
Verschieben oder das Aufnehmen<br />
von neuen Steinen sein ursprüngliches<br />
Energiebild so zu verändern, daß<br />
er nach der Therapiesitzung eine neue<br />
positive Perspektive in allen Lebenssituationen<br />
hat. „Die neuen Schwingungsfrequenzen<br />
übertragen sich auf eine<br />
nicht erklärbare Art ins Unterbewußtsein<br />
und prägen dort ein neues Lebensmuster“,<br />
behauptet Heydiri.<br />
„Steine sind seit jeher untrennbar<br />
mit Magie verbunden. Der Glaube an<br />
die geheimnisvolle Kraft von Halbedelsteinen<br />
ist so alt wie der Mensch. Sie<br />
tun auf mystische Art ihr Werk. Jeder<br />
Stein steht in Verbindung mit den ätherischen<br />
Schwingungen der Planeten<br />
und des Universums. Jeder einzelne<br />
hat eine Aussage.“ Je nach Farbe, Kristallstruktur<br />
oder den innewohnenden<br />
Mineralstoffen senden die geologischen<br />
Zeugen der Erdgeschichte ihre<br />
individuellen Energien an den Menschen<br />
aus. So beeinflussen sie sowohl<br />
Körper als auch Geist des Menschen.<br />
Wohl jeder hat schon einmal einen<br />
Stein als in seiner Ausstrahlung<br />
„kraftvoll“, „heilend“ oder „aggressiv“<br />
bezeichnet. Steine sprechen uns<br />
an – sie sind etwas Handfestes. „Auch<br />
Nicht-Spiritualisten sammeln im Urlaub<br />
schließlich Steine am Strand“,<br />
sagt Heydiri.<br />
„Lasse die Steine auf dich wirken,<br />
der im Moment richtige wird den Weg zu<br />
dir finden.“, fordert sie ihre Klienten auf,<br />
wenn diese sich unter der Vielzahl der<br />
angebotenen Exemplare nicht entscheiden<br />
können.<br />
„Wie wär´s mit diesem Stein?“,<br />
schlägt die Therapeutin schließlich<br />
der noch etwas verunsicherten Beatrix<br />
Klinger mit einfühlsamer Stimme vor.<br />
Sie zeigt auf einen hellgrün leuchtenden<br />
Chrysopras; ein Stein mit zarter<br />
Ausstrahlung. Er soll den glühendroten<br />
Jaspis ersetzen, der von der Klientin<br />
stellvertretend für ihre Partnerschaft<br />
ausgewählt worden war.<br />
Der Jaspis zeigt hier Konflikte an,<br />
während der Chrysopras für mehr Inti-<br />
Der Glaube an<br />
die Kraft der<br />
Steine ist so alt<br />
wie der Mensch<br />
mität, Vertrauen<br />
und Geborgenheit<br />
in der<br />
Z w e i s a m k e i t<br />
steht. Dem unsteten<br />
und recht<br />
unglücklichen<br />
Umgang der<br />
Ratsuchenden<br />
mit Geld sollen<br />
viele kleine<br />
gelbe Citrine<br />
künftig ein Ende<br />
bereiten. Hautnah daneben<br />
drapiert die nun immer<br />
schneller Steine legende<br />
Klientin den kraftvollen Amazonit. Der<br />
blau-grüne Feldspat soll den Bereich<br />
Karriere symbolisieren und die Konzentration<br />
auf die Umsetzung der beruflichen<br />
Ziele vorantreiben.<br />
Wie von Zauberhand und ohne sichtbaren<br />
Zweifel gibt die Klientin ihrem<br />
neuen Leben schöpferisch Konturen.<br />
Die „persönliche Weiterentwicklung“<br />
repräsentiert jetzt ein Türkis – er gilt<br />
als Reisestein, der „die Aktivitäten<br />
in die rechten Bahnen lenkt“, wie es<br />
Heydiri ausdrückt.<br />
Spätestens jetzt scheint sie nur<br />
noch Beobachterin einer flugs ablaufenden<br />
Selbsttherapie zu sein.<br />
Stellvertreter für den Bereich „Lebensstil“<br />
ist nun ein rot schimmernder, energetisierender<br />
Feueropal – er steht für<br />
die „totale Dynamik“. Und in der Mitte<br />
des im Gegensatz zu dem Anfangsbild<br />
völlig veränderten neuen Energiegemäldes<br />
steht jetzt ein grün-grau<br />
glänzender Aventurin. Dieser repräsentiert<br />
für die Klientin ihren „Ich-<br />
Stein“. Er hat die Form eines stabilen<br />
Curlingsteins und steht für Gelassenheit,<br />
Ruhe und inneren Frieden.<br />
Zur Harmonisierung der Herzrhythmusstörungen<br />
ihrer Klientin schlägt<br />
Heydiri vor, einen rosa funkelnden<br />
Rodochrosit, der für Gesundheit und<br />
Liebe steht, zusätzlich auf den Ich-<br />
Stein zu legen.<br />
Am Ende der rund zwei Stunden<br />
dauernden Therapiesitzung soll ein<br />
ideales Lösungsbild aufgestellt sein.<br />
„Wir arbeiten so lange, bis der Klient<br />
freudig und selbstbewußt aus der Tür<br />
gehen kann“, betont Heydiri. Und sie<br />
fügt hinzu: „In den meisten Fällen<br />
reicht eine Sitzung aus, um schnelle<br />
Veränderungen im Alltag zu spüren.<br />
Wundersame Fügungen und Heilungen<br />
inbegriffen“.<br />
Ihre Klientin taucht noch einmal tief<br />
in das Steine-Ensemble ein. Wie ein<br />
Prägestempel sitzt das frische Energiefeld<br />
in ihrem Unterbewußten. Beatrix<br />
Klinger weiß jetzt, daß ihr Leben<br />
zu einem einzigen Kampfgetümmel<br />
geworden ist, weil Sie sich Probleme<br />
in Familie und Beruf auflud, die nichts<br />
mit ihr zu tun hatten. Und sie sagt: „Ich<br />
kann nun klar und eigenständig in die<br />
Zukunft gehen. Durch das Verschieben<br />
und Verändern haben sich für mich<br />
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Gesundheit<br />
Quantenheilung<br />
Quantenphysik als Grundlage<br />
alternativer Naturheilverfahren<br />
Andreas Diemer<br />
Quantenheilung ist ein therapeutischer<br />
Trend, der in den letzten Jahren einen<br />
enormen Aufschwung erlebte. Dabei<br />
wurden Methoden der Quantenheilung<br />
schon sehr lange angewandt, sie hießen<br />
nur anders, z.B. Schamanen- oder<br />
Gebetsheilung. Erst durch die bahnbrechenden<br />
Erkenntnisse der neueren<br />
Physik werden solche Phänomene nun<br />
auch wissenschaftlich erklärbar. Dies<br />
macht nicht nur traditionelle, scheinbar<br />
„irrationale“ Heilverfahren plausibel,<br />
es eröffnet auch neue Möglichkeiten<br />
für Therapien.<br />
Lange Zeit war die Quantenphysik<br />
eine Wissenschaft, die kaum Berührungspunkte<br />
mit Naturheilverfahren<br />
und energetischer Medizin<br />
zu haben schien. Ja, es war geradezu<br />
gegenseitige Abneigung zu spüren. Den<br />
Heilern war die Physik zu spröde, gefühllos<br />
und theoretisch; den Physikern<br />
ihrerseits erschienen die Methoden und<br />
Ansichten der Heiler zu abstrus, unwissenschaftlich<br />
und subjektiv. Inzwischen<br />
hat zwischen diesen beiden Welten jedoch<br />
eine interessante Annäherung<br />
stattgefunden. Es zeigt sich, daß Heilen<br />
und Quantenphysik durchaus viel miteinander<br />
zu tun haben. So ist der Begriff<br />
Quantenheilung entstanden, der in den<br />
letzten Jahren viel diskutiert wird und<br />
auch zu eigenständigen Therapieverfahren<br />
geführt hat.<br />
Die westliche Medizin, die sich so<br />
gern darauf beruft, wissenschaftlich<br />
fundiert zu sein, kann bei näherer Betrachtung<br />
diesen Anspruch kaum einlösen.<br />
Zunächst haben wir es bei dem,<br />
was an wissenschaftlichen Daten produziert<br />
wird, sehr häufig mit Studien<br />
zu tun, die unter dem Einfluß oder mit<br />
dem Geld der Industrie (besonders der<br />
Pharmaindustrie) durchgeführt wurden.<br />
Die Ergebnisse müssen deshalb<br />
zwangsläufig einseitig und damit unwissenschaftlich<br />
sein. Mögliche Fehler<br />
entstehen durch unzweckmäßige Fragestellung,<br />
mangelnde Erforschung<br />
von nicht profitträchtigen Verfahren,<br />
Manipulation oder Zurückhalten der<br />
Ergebnisse. Hinzu kommt, daß sich die<br />
westliche Medizin bis zum heutigen Tag<br />
auf ein völlig veraltetes Weltbild der<br />
Physik beruft, nämlich auf die klassische<br />
Mechanik, Wärmelehre und Elektrizitätslehre.<br />
Das alte Weltbild zerfällt<br />
Dabei hat es im 20. Jahrhundert in der<br />
Welt der Physiker gravierende und einschneidende<br />
Veränderungen gegeben,<br />
die zum Teil bis heute nicht vollständig<br />
verstanden werden. Diese neueren<br />
Forschungsergebnisse bieten Erklärungsmöglichkeiten<br />
für vieles, was<br />
bisher als unerklärlich galt, gerade im<br />
Bereich der Medizin und des Heilens.<br />
Einige der wichtigsten Erkenntnisse der<br />
Physik des 20. Jahrhunderts lieferte die<br />
Relativitätstheorie. Sie zeigte, daß viele<br />
Begriffe, die wir bisher als absolut und<br />
unveränderlich betrachteten, in Wirklichkeit<br />
nur relativ, also veränderlich<br />
und abhängig u.a. von der Meßsituation<br />
sind. Besonders die Begriffe Zeit und<br />
Raum mußten völlig neu definiert werden.<br />
Weitaus wichtiger für die Kunst des<br />
Heilens sind jedoch die Erkenntnisse der<br />
Quantenmechanik und Quantenelektrodynamik<br />
sowie später die Entdeckung<br />
der Biophotonen durch den deutschen<br />
Physiker Burkhard Heim und der Spiegelneuronen<br />
durch den italienischen<br />
Neurophysiologen Giacomo Rizzolatti.<br />
52<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Wichtigste Erkenntnisse für das<br />
Verständnis der Naturheilverfahren<br />
waren die Entdeckung der Biophotonen<br />
und der Spiegelneuronen.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
53
Gesundheit<br />
Die seltsamen Konsequenzen aus diesen<br />
neuen, völlig anderen Prinzipien der<br />
Physik waren sogar deren Entdeckern,<br />
u.a. Albert Einstein, mitunter nicht ganz<br />
geheuer („Hoffentlich ist das alles nicht<br />
wahr“).<br />
Die Erkenntnisse<br />
der Quantenphysik:<br />
1. Zwischen Materie und Energie/ Information<br />
kann prinzipiell nicht (mehr)<br />
unterschieden werden. Materie ist lediglich<br />
eine spezielle Erscheinungsform<br />
der Energie. Die berühmte Gleichung<br />
E = mc 2 (Energie ist gleich Masse<br />
mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat)<br />
verdeutlicht diesen Zusammenhang.<br />
Masse und Energie sind gleich und nur<br />
durch eine konstante Zahl ineinander<br />
umrechenbar. Informationsübertragung<br />
ist andererseits immer mit einem<br />
Energieübertrag verknüpft. Aufgrund<br />
dieser Erkenntnis braucht es uns nicht<br />
mehr zu wundern, daß es möglich ist,<br />
Materie durch Information zu beeinflussen<br />
(siehe unten).<br />
2. Der Aufenthaltsort (und andere<br />
Parameter) eines Teilchens kann nicht<br />
mehr absolut, sondern nur als Wahrscheinlichkeit<br />
angegeben werden. Die<br />
Physiker mußten sich daran gewöhnen,<br />
daß absolute Aussagen in der Quantenwelt<br />
oft nicht möglich sind. Auch unsere<br />
Gedanken folgen jedoch diesen Regeln,<br />
da die Übertragung von Gedanken mit<br />
Hilfe von Quantenprozessen vonstatten<br />
geht (Biophotonen). Wenn aber absolute<br />
Aussagen nicht möglich sind, sind auch<br />
Begriffe wie „richtig“ und „falsch“ nur<br />
noch von fraglichem Wert. Dies verlangt<br />
von uns ein völliges Umdenken, nicht<br />
nur in der Medizin, sondern in unserem<br />
gesamten Wertesystem. Auch moralisch<br />
wertende Begrifflichkeiten wie<br />
„gut“ und „böse“ werden neuerdings<br />
stark in ihrer Daseinsberechtigung hinterfragt<br />
(u.a. von M. Schmidt- Salomon).<br />
3. Energie kommt in der Natur nur<br />
„gestückelt“ vor, d.h. in bestimmten<br />
„Quanten“. Daher rührt auch der Begriff<br />
Quantenphysik. Mit Hilfe solcher<br />
Quanten kommunizieren lebende Zellen<br />
miteinander. Burkhard Heim fand heraus,<br />
daß alle lebenden Zellen schwache<br />
Lichtimpulse (Biophotonen) aussenden<br />
und empfangen können. Photonen sind<br />
in der Physik längst bekannt als kleinste<br />
Einheiten (Quanten) der elektromagnetischen<br />
Strahlung. So wird u.a. erklärbar,<br />
wie Informationen von einem Lebewesen<br />
auf ein anderes übergehen können, ohne<br />
daß ein stofflicher Kontakt besteht. Viele<br />
naturheilkundliche und energetische<br />
Methoden arbeiten genau nach diesem<br />
Prinzip: Kinesiologie, Hellsichtigkeit,<br />
Geistheilung, mentale Techniken und<br />
andere.<br />
4. Die Physiker mußten zähneknirschend<br />
zur Kenntnis nehmen, daß der<br />
Ausgang von Experimenten u.a. davon<br />
abhängt, welches Ergebnis der Experimentator<br />
erwartet. Diese zunächst<br />
höchst verwunderliche Beobachtung ist<br />
allerdings durch die in Punkt 1 und 3 genannten<br />
Erkenntnisse durchaus erklärbar.<br />
Das „Wunschergebnis“ wird vom<br />
Untersucher an die Apparatur gesendet,<br />
diese reagiert entsprechend. Tausende<br />
solcher Versuche wurden an der Universität<br />
Princeton in USA durchgeführt, und<br />
das Phänomen konnte immer wieder bestätigt<br />
werden.<br />
Die fünf Dimensionen der Heilung<br />
Für die Welt der Medizin und des Heilens<br />
ergeben sich also durch die Quantenphysik<br />
ganz neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen<br />
Erklärung vieler Phänomene.<br />
Die von der Schulmedizin so sehr<br />
geächteten energetischen und naturheilkundlichen<br />
Methoden erhalten durch die<br />
Quantenphysik plötzlich den Status der<br />
Wissenschaftlichkeit und Seriosität.<br />
Bevor ich Ihnen einige konkrete Beispiele<br />
aus dem naturheilkundlichen und<br />
heilerischen Alltag schildere, möchte ich<br />
für eine bessere Übersichtlichkeit die<br />
Welt des Heilens in fünf Dimensionen<br />
einteilen:<br />
• Die energetische Dimension<br />
• Die stoffliche Dimension<br />
• Die mentale Dimension<br />
• Die transzendente Dimension<br />
• Die intuitive Dimension<br />
[Der wissenschaftliche Begriff der<br />
Dimension ist hier eher umgangssprachlich<br />
zu verstehen. Anm. d. Red.]<br />
Alle diese Ebenen sind gleichwertig<br />
und für eine Heilung gleich wichtig.<br />
Es gibt keine Hierarchie, keine<br />
übergeordneten oder untergeordneten<br />
Dimensionen. Langfristige Genesung<br />
läßt sich nur dann erreichen, wenn alle<br />
fünf Dimensionen ausreichend Berücksichtigung<br />
und Heilung erfahren. Alle<br />
fünf Dimensionen beziehen sich bei genauerer<br />
Betrachtung auf die Quantenphysik.<br />
Ich spreche deshalb von „Quantenheilung“,<br />
und zwar in einem weiteren<br />
Sinne als etwa R. Bartlett oder F. Kinslow,<br />
die lediglich eine spezielle Methode<br />
so bezeichnen. Für die Einzelheiten zu<br />
den fünf Dimensionen der Heilung verweise<br />
ich auf mein neues Buch „Die fünf<br />
Dimensionen der Quantenheilung“ (siehe<br />
Seite 47ff).<br />
Traditionelle Formen<br />
der Quantenheilung<br />
Hier sind einige Beispiele für Quantenheilung,<br />
die normalerweise nicht unter<br />
diesen Bezeichnungen bekannt sind.<br />
Die Quantenphysik<br />
– Übergang von der<br />
Welt der festen Materie<br />
in die Welt der<br />
Schwingungen und<br />
Information<br />
54<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Gesundheit<br />
Biophotonen ermöglichen<br />
Informationsaustausch<br />
zwischen unseren Zellen,<br />
aber auch mit unserer<br />
Außenwelt, mit anderen<br />
Menschen<br />
Wie Atome Licht emittieren<br />
Medizin der<br />
Zukunft: Biophotonen<br />
in Konfrontation<br />
mit einer Krebszelle<br />
Biophotonen-Ausstrahlung<br />
einer Fingerkuppe<br />
(Bild: Kobayashi biophoton lab)<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
55
Gesundheit<br />
1. Heilen durch die Kraft<br />
der Gedanken: Schon lange ist bekannt,<br />
daß Kranke schneller gesund<br />
werden, wenn für sie gebetet wird oder<br />
ihnen auf andere Weise heilsame Gedanken<br />
geschickt werden. Hierzu wurden<br />
schon seit den 1980er Jahren von<br />
Randolph Byrd, Mitch Krucoff, Suzanne<br />
Crater, Gary Schwartz, Melinda Connor<br />
u.a. wissenschaftliche Studien durchgeführt.<br />
Wenn darüber hinaus nicht nur<br />
der Heiler, sondern auch der Patient<br />
seinen künftigen, gesunden Zustand<br />
visualisieren kann, geht die Heilung<br />
besser und schneller vonstatten. Schon<br />
Carl Simonton hatte in den 1970er Jahren<br />
in seinem Buch „Wieder gesund<br />
werden“ darauf hingewiesen und eine<br />
erfolgreiche Krebsbewältigungsstrategie<br />
darauf aufgebaut.<br />
2. Heilen durch die Kraft der Intuition:<br />
Schamanen erfüllen bei den<br />
Naturvölkern eine wichtige Rolle als<br />
Heiler. Daß sie oft erfolgreich sind, wo<br />
die Schulmedizin versagt (umgekehrt<br />
allerdings manchmal auch!), steht außer<br />
Zweifel. Sie arbeiten mit der Kraft<br />
der Ahnen, der Suggestion und Intuition.<br />
Weniger offensichtlich ist, daß sich<br />
auch unsere Mediziner der Suggestion<br />
und Intuition bedienen. Die Vorgehensweise<br />
eines Operateurs erinnert<br />
stark an ein schamanisches Ritual: Rituelle<br />
Waschungen, seltsame Kleider<br />
bis zur Totalvermummung, es riecht<br />
nach komischen Essenzen, es wird<br />
Unverständliches gemurmelt … Der<br />
Orthopäde Bruce Moseley hat 2002 am<br />
Methodist Hospital in Houston/ Texas<br />
hierzu eine spannende Untersuchung<br />
durchgeführt: Er teilte Patienten, die<br />
für eine Kniegelenkspiegelung vorgesehen<br />
waren, in zwei Gruppen ein. Bei<br />
der einen Gruppe wurde der Eingriff in<br />
üblicher Weise durchgeführt. Bei der<br />
anderen Gruppe aber wurde ohne deren<br />
Wissen der Eingriff nur scheinbar<br />
durchgeführt. Das ganze „Ritual“, also<br />
OP-Vorbereitung, steriles Abwaschen,<br />
Abdecken mit Tüchern, Narkosearzt,<br />
Operateur usw. einschließlich der zwei<br />
kleinen Hauteinschnitte am Knie wurde<br />
durchgeführt, die eigentliche Operation<br />
aber nicht. Das Ergebnis der Studie<br />
war überwältigend: In beiden Gruppen<br />
war der Operationserfolg gleich gut! Ich<br />
glaube, daß in unserem Medizinsystem<br />
der Effekt der Intuition weit unterschätzt<br />
wird, weil alle Vorgänge und Ergebnisse<br />
immer nur auf der stofflichen Ebene betrachtet<br />
werden.<br />
3. Hellsichtigkeit: Es gibt Heiler, die<br />
mit Sicherheit und auf Anhieb sagen können,<br />
an welcher Gesundheitsstörung ein<br />
Mensch leidet. Diese Aussagen halten<br />
anschließender Überprüfung durch Bluttests,<br />
Röntgenbilder usw. ohne weiteres<br />
stand. Auch sind diese Heiler in der Lage,<br />
„Heilimpulse“ zu senden, entweder durch<br />
Berühren mit den Händen oder auch ohne<br />
physischen Kontakt. Die Kommunikation<br />
über die Biophotonen kann diese Phänomene<br />
ohne Probleme erklären. Diesen<br />
Weg beschreitet u.a. auch die Therapeutin<br />
und Heilerin Christina Diemer, die oft<br />
zur Überraschung ihrer Klienten Einzelheiten<br />
schon weiß, die noch gar nicht<br />
ausgesprochen sind. Voraussetzung für<br />
diesen Weg ist jedoch eine Offenheit aller<br />
Beteiligten für das Senden und Empfangen<br />
solcher Botschaften.<br />
Wie geschieht Quantenheilung?<br />
Wie die Übertragung dieser Informationen<br />
bewerkstelligt wird, wird erst verstehbar,<br />
wenn wir die neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse aus Physik<br />
und Neurophysiologie zu Hilfe nehmen.<br />
Die Zellen des menschlichen Körpers<br />
kommunizieren ständig millionenfach,<br />
und zwar nicht nur über das bekannte<br />
Nervensystem und über Botenstoffe wie<br />
Hormone, sondern besonders auch über<br />
die sogenannten Biophotonen. Hierbei<br />
handelt es sich um ultraschwache elektromagnetische<br />
Impulse, die vermutlich<br />
von der DNA ausgesandt und empfangen<br />
werden. Burkhard Heim und später Fritz<br />
Albert Popp haben ausführlich darüber<br />
geforscht.<br />
Ein weiteres Phänomen, das zum<br />
Verständnis der Informationsübertragung<br />
vom Heiler zum Patienten<br />
wichtig ist, sind die Spiegelneuronen.<br />
Lange war unklar, wieso etwa Tiere hellsichtig<br />
sind und quasi Gedanken lesen<br />
können. Rupert Sheldrake hat hierzu<br />
umfangreiche Experimente durchgeführt<br />
– mit sehr überzeugenden Ergebnissen.<br />
Die hierfür verantwortlichen Felder<br />
nannte er „morphogenetische“ Felder,<br />
um damit auszudrücken, daß über das<br />
Feld Impulse übertragen werden, die<br />
auch stoffliche (morphische) Veränderungen<br />
hervorrufen. Verantwortlich für<br />
diese Art der Informationsübertragung<br />
ist offensichtlich das System der Spiegelneuronen,<br />
eine Art parallel angelegtes<br />
„Zweithirn“. Hellsichtigkeit und Heilarbeit<br />
sind also keine Hexerei, sondern<br />
sehr reelle, wissenschaftlich begründete<br />
Methoden. Ob dabei der Heilimpuls über<br />
die Hände (Handauflegen), Worte oder<br />
durch eine andere Intervention übertragen<br />
wird, ist nicht von Bedeutung.<br />
Die Menschen, die sich wirklich auf eine<br />
Wandlung einlassen, spüren oft sofort<br />
eine Veränderung ihres Zustands, sowohl<br />
körperlich als auch geistig-seelisch.<br />
Durch Klarheit, Präzision und wohlwollende<br />
Absicht wird das Ziel anvisiert und<br />
gewissermaßen als schon erreicht angesehen<br />
(so tun, als ob …).<br />
Quantenheilung ist erlernbar<br />
Naturheilverfahren und energetische<br />
Medizin haben damit endgültig den<br />
Beigeschmack der mangelnden Wissenschaftlichkeit<br />
abgelegt und gelten<br />
heute als mit der modernen Physik<br />
vereinbare Methoden des Heilens. Die<br />
gute Nachricht ist, daß die Fähigkeiten,<br />
diese außergewöhnlichen Heilmethoden<br />
anzuwenden, nicht angeboren sein<br />
müssen, sondern durchaus erlern- und<br />
trainierbar sind. In den Seminaren der<br />
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56<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
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Wurzeln<br />
Rätselhafte<br />
Etrusker<br />
Kam der Kulturbringer Tages aus Indien?<br />
Thomas Ritter<br />
Die Völker des mediterranen Raumes<br />
sahen in den Etruskern<br />
Fremde. Tatsächlich hat sich unter<br />
den bekannten Sprachen aus historischer<br />
Zeit bisher noch keine gefunden,<br />
die mit dem Etruskischen verwandt ist.<br />
Die Herkunft des etruskischen Volkes<br />
beschäftigte bereits die Historiker<br />
der Antike. Dies nimmt nicht Wunder,<br />
denn die Etrusker besaßen über mehrere<br />
Jahrhunderte hinweg auf der italienischen<br />
Halbinsel und im Mittelmeerraum<br />
beträchtlichen Einfluß. Außerdem spielten<br />
sie auch für das später so mächtige<br />
Rom eine wesentliche Rolle bei dessen<br />
Gründung und bei der Vermittlung der<br />
hellenistischen Kultur.<br />
Herrschaft der Seeräuber<br />
Die offizielle Geschichtsschreibung<br />
geht davon aus, daß ab 900 v. Chr.<br />
die Etrusker wahrscheinlich aus<br />
Kleinasien in das Gebiet des heutigen<br />
Italien einwanderten. Sie unterwarfen<br />
nach und nach die Regionen an den<br />
Flüssen Tiber und Arno. Als ihr Hauptsiedlungsgebiet<br />
wählten sie die an Erzen<br />
reiche Toskana. Um 600 v. Chr. dann<br />
gründeten zwölf etruskische Städte einen<br />
Bund nach dem Vorbild des kleinasiatischen<br />
Ionien. Bereits im Laufe des<br />
6. Jahrhunderts dehnten die Etrusker<br />
ihre Macht nach Norden bis in die Po-<br />
Ebene hinein und nach Süden über Rom<br />
hinaus bis nach Latium und Campanien<br />
aus. Von ihrer mächtigen Stadt Felsina,<br />
dem heutigen Bologna, aus entwickelte<br />
sich ein lebhafter Landhandel nach<br />
Mittel- und Nordeuropa. Um 540 v. Chr.<br />
errangen die Etrusker gemeinsam mit<br />
den verbündeten Karthagern einen<br />
Seesieg über die griechische Flotte und<br />
versetzten damit den ionischen Handelskonkurrenten<br />
einen empfindlichen<br />
Schlag. Nach dieser Schlacht bei Alalia<br />
war die Seeherrschaft der Etrusker im<br />
nordwestlichen Mittelmeer gesichert.<br />
Die etruskischen Stadtstaaten gelangten<br />
neben dem Metallhandel nun auch<br />
durch einen weitestgehend ungestörten<br />
Seehandel zu Reichtum. In der griechischen<br />
Überlieferung galten die Etrusker<br />
seither auch als berüchtigte Seeräuber.<br />
Bei der Gründung der Stadt Rom<br />
spielten die Etrusker ebenfalls eine<br />
nicht unbedeutende Rolle und stellten<br />
dort später auch einige der Könige, von<br />
denen der letzte Tarquinius Superbus<br />
war. Im 5. Jahrhundert v. Chr. verfiel die<br />
etruskische Macht nach dem Sturz der<br />
Tarquinier in Rom und der Seeschlacht<br />
von Cumae (Kyme), in der die Etrusker<br />
durch eine Flotte des griechischen Syrakus<br />
geschlagen wurden. Im Jahr 396<br />
v. Chr. wurde der 20 km von Rom entfernte<br />
Stadtstaat Veji von den Römern<br />
eingenommen. Von Norden her bedrängten<br />
einfallende Kelten die Etrusker<br />
in der Po-Ebene.<br />
Es bestand wohl zu keiner Zeit ein<br />
Etruskerreich mit einem geschlossenen<br />
Staatswesen. Die Etrusker besaßen in<br />
Italien aber durch wechselnde Städtebündnisse<br />
eine Vormachtstellung. Ihre<br />
Städte wurden durch Könige regiert,<br />
später übten adlige Wahlbeamte einen<br />
starken Einfluß aus.<br />
Straße in die Welt der Götter<br />
Von den Schriften der Etrusker sind<br />
nur verschwindend geringe Spuren<br />
erhalten. Neben der sogenannten<br />
Agramer Mumienbinde, die einen Text<br />
des Opferrituals enthält, überdauerten<br />
hauptsächlich Inschriften, die mit dem<br />
Totenkult in Verbindung stehen. Daher<br />
ist die Wissenschaft auf die nicht immer<br />
freundlichen Berichte von Griechen und<br />
Römern angewiesen, die zahlreich in<br />
der antiken Literatur vertreten sind.<br />
Auf dem Gebiet der Archäologie ist es<br />
weniger die Stadtarchäologie, sondern<br />
eher die Erforschung der Totenstädte,<br />
welche einen Schwerpunkt bildet. Diese<br />
Totenstädte werden als Gegenstück<br />
zu den Städten der Lebenden begriffen,<br />
so daß sich auf diese Weise zahlreiche<br />
Aspekte der etruskischen Kultur rekonstruieren<br />
lassen. Die Grabanlagen<br />
enthalten zudem, soweit sie unversehrt<br />
aufgefunden werden, zahlreiche Grabbeigaben<br />
und Wandmalereien mit Motiven<br />
des Alltags und der Mythologie.<br />
Die Etrusker waren Meister der<br />
Goldschmiedekunst. Details an goldenen<br />
Armbändern, Broschen, Spangen<br />
und Ohrringen waren zwar griechischen<br />
oder ähnlichen Erzeugnissen aus dem<br />
58<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Wurzeln<br />
Saturnia - die älteste<br />
Etruskerstadt Italiens<br />
Etruskische Anlagen<br />
bei Arezzo<br />
„Die Völker des mediterranen<br />
Raumes sahen in den<br />
Etruskern Fremde.„<br />
Etruskische Fundamente<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 59
Wurzeln<br />
Nahen Osten nachempfunden, aber die<br />
bei der Herstellung angewandte Granulations-<br />
und Treibtechnik wurde durch<br />
die Etrusker unglaublich verfeinert. Der<br />
amerikanische Historiker Michael Grant<br />
kommt zu dem Schluß: "Es gibt sogar<br />
einzelne Verfahrensgeheimnisse, hinter<br />
die man bis heute nicht gekommen ist.<br />
So ist etwa die Frage, wie die winzigen<br />
Goldkügelchen beim Granulieren auf<br />
der Goldplatte befestigt wurden, nicht<br />
so vollständig beantwortet, wie manche<br />
es schon glaubten."<br />
Obwohl die Anfänge der Etrusker<br />
wie bei den meisten Völkern im<br />
Dunkeln liegen und die Quellenlage<br />
zunächst nicht besonders gut zu<br />
sein scheint, ist die Literatur über das<br />
älteste Kulturvolk Mittelitaliens heute<br />
selbst für den Spezialisten kaum noch<br />
zu überblicken. Bereits in sehr früher<br />
Zeit, im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr.,<br />
standen die etruskische, die griechische<br />
und die latinische Kultur eng miteinander<br />
in Verbindung. Die Etrusker schätzten<br />
Keramik und Kunstgegenstände<br />
nach griechischem Vorbild. Sie nahmen<br />
auch Darstellungen fremder Mythologien<br />
in ihre bildende Kunst auf. Die dargestellten<br />
mythologischen Erzählungen<br />
konnten dabei bisweilen stark verändert<br />
oder mit den Vorstellungen der eigenen<br />
Religion vermischt werden. So galten<br />
etwa in vielen alten Kulturen Wasserflächen<br />
wie Brunnen, Teiche oder Seen<br />
als Tore in die Welt der Götter, durch<br />
die Menschen oder Gegenstände direkt<br />
zu fremden Wesen gelangen konnten.<br />
Auch im Bereich des alten Etrurien<br />
existiert ein weiterer Hinweis für diese<br />
Überzeugung. Der Falterona-See in<br />
Nordetrurien, im Quellgebiet des Flusses<br />
Arno gelegen, liegt in einer unwirtlichen<br />
Höhe von 1400 Metern. Heute ist<br />
der See trockengefallen. Im Jahr 1838<br />
wurden zunächst einige Zufallsfunde<br />
gemacht. So gab der See unter anderem<br />
eine bronzene Herakles-Statuette<br />
preis. Eine rasch eingeleitete systematische<br />
Suche förderte noch einmal etwa<br />
500 Bronzestatuetten zu Tage. Letztlich<br />
wurden ganze 2000 Gegenstände geborgen.<br />
Darunter befanden sich auch Pfeilspitzen,<br />
Münzen und Waffen. Sie waren<br />
offenbar als Geschenke an die Götter<br />
gedacht. Diese Sternentore waren jedoch<br />
keine Einbahnstraße in die Welt<br />
der Götter. Sagen, Mythen und religiöse<br />
Überlieferungen sprechen auch davon,<br />
daß oftmals göttliche Wesen auf diesem<br />
Weg in unserer Welt erschienen.<br />
Manchmal waren dies später vergöttlichte<br />
Lehrmeister, die den Menschen<br />
Fertigkeiten der Kultur vermittelten<br />
oder ihnen bestimmte Gegenstände<br />
mitbrachten. Diese Kulturbringer erschienen<br />
in fliegenden Gefährten oder<br />
traten aus Höhlen und Felsspalten.<br />
Sagenhafter Kulturheros<br />
Der Kulturbringer der Etrusker hieß<br />
Tages. Sein Erscheinen überliefert ein<br />
Bericht des römischen Staatsmannes<br />
Marcus Tullius Cicero aus dem Jahr<br />
44 v. Chr., den er in seinem Dialog „De<br />
Divinatione“ – „Über die Wahrsagung“<br />
nach alten etruskischen Quellen aufzeichnete.<br />
"Ein gewisser Tages kam im Gebiet<br />
von Tarquinii, als beim Pflügen eine<br />
Furche etwas tiefer gezogen worden<br />
war, plötzlich ans Licht und sprach den<br />
Pflüger an. Dieser Tages nun zeigte sich<br />
gemäß den Büchern der Etrusker vom<br />
Wuchs her in der Gestalt eines Jugendlichen,<br />
hatte aber Aussehen und Weisheit<br />
eines alten Mannes. Bei seinem Anblick<br />
verlor der Ackerknecht die Fassung und<br />
erhob verwundert ein ordentliches Geschrei:<br />
da sei ein Auflauf entstanden,<br />
und in kurzer Zeit sei ganz Etrurien an<br />
dem betreffenden Ort zusammengeströmt.<br />
Darauf habe jener eine längere<br />
Rede gehalten; viele hörten ihm zu, nahmen<br />
alle seine Worte auf und hielten sie<br />
schriftlich fest. Insgesamt seien seine<br />
Erörterungen so angelegt gewesen, daß<br />
sie die Lehre der Beschauer enthielten;<br />
diese sei in der Folge gewachsen, da<br />
man neue Gesichtspunkte hinzugewann<br />
und zu den genannten Grundlagen in<br />
Beziehung setzte. So haben wir es von<br />
den Etruskern selbst überliefert bekommen,<br />
so steht es in ihren Schriften,<br />
so sieht der Ursprung der Lehre aus."<br />
Aus den Aufzeichnungen der Rede<br />
des Tages dürften alle drei die etruskische<br />
Disziplin enthaltenden Bücher<br />
hervorgegangen sein. Gemäß einer anderen<br />
Stelle von Ciceros De Divinatione<br />
handelt es sich dabei um die Eingeweideschau-,<br />
Blitz- und Ritualbücher der<br />
Etrusker. Tages habe außerdem noch<br />
die Kunst der Landvermessung gelehrt.<br />
Das als disciplina etrusca bekannte religiöse<br />
Wissen der Etrusker stand wahrscheinlich<br />
nur der Priesterschaft zur<br />
Verfügung.<br />
So weit zum Bericht über den sagenhaften<br />
Kulturheroen der Etrusker.<br />
Das Beispiel des Tages jedoch<br />
weist verblüffende Parallelen<br />
zu altindischen Überlieferungen<br />
auf. Aus Südindien, dem drawidischen<br />
Siedlungsgebiet, wird die Kunde von<br />
einem ganz ähnlichen Kulturbringer<br />
überliefert. Sein Name lautet Agasthyia.<br />
Er gehört zu einer Gruppe mythischer<br />
Wesen, den Saptarishis oder Sieben<br />
Heiligen Rishis, die etwa 5000 v. Chr.<br />
gelebt haben sollen. Der Überlieferung<br />
zufolge nutzten die Rishis diese spirituellen<br />
Fähigkeiten unter anderem auch<br />
dazu, aus der Akasha-Chronik die Lebensläufe<br />
von mehreren Millionen Menschen<br />
zu lesen und schriftlich auf den<br />
getrockneten Blättern der Stechpalme<br />
zu fixieren. Das gesamte Leben dieser<br />
Menschen, von der Geburt bis zum genauen<br />
Zeitpunkt ihres Todes, wurde auf<br />
den Palmblättern in Alt-Tamil - einer<br />
Sprache, die heutzutage nur noch von<br />
wenigen Eingeweihten beherrscht wird<br />
- in eng geschriebenen Zeichen eingeritzt.<br />
Ein solches Palmblatt überdauert<br />
im Normalfall etwa 800 Jahre. Wenn es<br />
alt und brüchig geworden ist, wird eine<br />
Abschrift des Textes auf einem neuen<br />
Palmblatt angefertigt. Von der einstigen<br />
Urschrift existieren zwölf Kopien. Sie<br />
bilden die Archive der geheimnisvollen<br />
Palmblattbibliotheken. Etwa 10 Prozent<br />
der dort gelagerten Palmblätter sollen<br />
Informationen über das Schicksal von<br />
Nicht-Indern enthalten. Jeder, der erfahren<br />
möchte, was das Schicksal für<br />
ihn bereithält, muß sich aber selbst<br />
nach Indien in eine der Palmblattbibliotheken<br />
begeben.<br />
Im Tal der Unsterblichen<br />
Agasthyia gilt als Schöpfer der alt-tamilischen<br />
Sprache, die er entwickelte,<br />
um die Masse an Informationen, welche<br />
in den Palmblattbibliotheken enthalten<br />
sind, überhaupt bewältigen zu können.<br />
Darüber hinaus genießt er in Südindien<br />
bis zum heutigen Tage besondere Verehrung,<br />
da er es gewesen sein soll, der<br />
den drawidischen Siedlern die Segnungen<br />
der Kultur brachte. Von seinen Taten<br />
berichtet das sogenannte „Agasthya<br />
Purana“, eine Schrift, die zum ersten<br />
Mal vor ca. 3.500 Jahren aufgezeichnet<br />
wurde. Darin wird der Rishi Agasthyia<br />
als körperlich zwergenhaft geraten<br />
beschrieben. Er sei dafür jedoch mit<br />
außergewöhnlichen intellektuellen<br />
und spirituellen Fähigkeiten gesegnet<br />
gewesen. Agasthyia wurde der Legende<br />
zufolge von den Göttern des alten<br />
Indien auserwählt, um den Menschen<br />
des Südens kulturelles Wissen zu bringen.<br />
So sollte er die Geheimnisse der<br />
Astronomie und Medizin enthüllen, den<br />
Menschen die Kunst der Musik und des<br />
Theaters lehren, ihnen Wissen über die<br />
Landwirtschaft beibringen sowie sie mit<br />
den Grundlagen der Philosophie, der<br />
Ordnung der Gesellschaft und religiösen<br />
Geboten vertraut machen – kurz,<br />
die Grundlage zu einer wahrhaften<br />
Hochkultur legen. Zu einer solchen<br />
Hochkultur reiften denn auch die drawidischen<br />
Reiche in den folgenden Jahrhunderten.<br />
60<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Etruskisches<br />
Felsengrab<br />
Wurzeln<br />
„Ein gewisser Tages kam im<br />
Gebiet von Tarquinii ... plötzlich ans<br />
Licht und sprach den Pflüger an. ...<br />
Bei seinem Anblick verlor der<br />
Ackerknecht die Fassung.„<br />
Marcus Tullius Cicero<br />
Künstlicher Hohlweg,<br />
geschaffen von den<br />
Etruskern<br />
Rishi Kausika<br />
Ufertempel in Mahabalipuram,<br />
Südindien<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 61
Wurzeln<br />
Monumentalbauten in Mahabalipuram,<br />
Südindien<br />
Palmblattleser in Indien bei<br />
der Arbeit<br />
Rishi Brighu als Lehrer<br />
Vimanas - von den<br />
Rishis konstruierte<br />
Flugmaschinen<br />
62<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Wurzeln<br />
Von Agasthyia und den übrigen Rishis<br />
ist überliefert, daß sie keinen<br />
physischen Tod starben, sondern<br />
sich zu Beginn des Kali Yuga, des sogenannten<br />
„Eisernen Zeitalters“, in dem<br />
die Menschheit heute lebt, in die Reinen<br />
Länder zurückzogen. Das Wissen um<br />
die Existenz solcher Orte war einstmals<br />
in Asien weit verbreitet - aus China ist<br />
überliefert, daß es im Kunlun-Gebirge<br />
ein Tal geben soll, wo Unsterbliche in<br />
nicht gekannter Harmonie lebten. Indische<br />
Legenden berichten von Kalapa,<br />
einem Ort, an dem vollkommene Menschen<br />
zu Hause sein sollen. Aus dem<br />
alten Rußland sind Berichte bekannt,<br />
nach denen man nur den Weg der Tatarenhorden<br />
in die Mongolei zurückverfolgen<br />
müsse, um nach Belovodye zu<br />
gelangen, wo heilige Menschen - getrennt<br />
vom Rest der Welt - im Land der<br />
Weißen Wasser lebten. Den Bewohnern<br />
dieser Reiche wurde neben einem hohen<br />
moralischen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklungsniveau sowie einer damit<br />
verbundenen und auch für unsere Maßstäbe<br />
hochentwickelten Technik vor allem<br />
eine außergewöhnliche spirituelle<br />
Reife nachgerühmt.<br />
Tatsächlich existiert noch heute im<br />
Himalaya ein Ort, der den Namen Agasthyia<br />
trägt. Von da aus soll der Rishi<br />
einst seine Reise nach Süden begonnen<br />
haben. Zunächst besuchte er Varanasi,<br />
die älteste und heiligste Stadt am<br />
Gangesfluß, die die englischen Kolonialherren<br />
zu ihrer Zeit Benares nennen<br />
sollten. Von hier aus wandte er sich<br />
westwärts und verbrachte einige Zeit<br />
im Gebiet des heutigen Rajasthan. Dort<br />
erinnert noch immer ein besonderer<br />
Ort, genannt „Agasthyias Höhle“, an<br />
seinen Aufenthalt. Als er die Menschen<br />
Gujarats und Rajasthans unterwiesen<br />
hatte, überwand Agasthyia das Vindhya-Gebirge<br />
– eine mythische Barriere<br />
zwischen dem Norden und dem Süden<br />
des indischen Subkontinents. Der Rishi<br />
erreichte dann das Gebiet des heutigen<br />
Bundesstaates Karnataka. Dort<br />
besiegte er zwei Asuras (mythische<br />
Dämonen), welche die Menschen der<br />
Gegend in Angst und Schrecken versetzten.<br />
Nachdem Agasthyia auf diese<br />
Weise den Süden von seinen finsteren<br />
Herren befreit hatte, begann er, die<br />
Menschen zu unterweisen. Er wählte<br />
dazu einen Ort namens Podhigai Malai<br />
am Cauvery-Fluß, der noch heute<br />
existiert. Podhigai Malai liegt auf dem<br />
Gebiet des indischen Bundesstaates<br />
Tamil Nadu. Agasthyia schuf dort ein<br />
ausgeklügeltes Bewässerungssystem,<br />
das den Einwohnern des Landes reiche<br />
Ernten garantierte, so daß sie bald in<br />
Wohlstand lebten.<br />
Die zwei<br />
Verschwundenen<br />
Nun unterwies sie der<br />
Rishi in den Künsten<br />
des Ayurveda – der<br />
„Wissenschaft vom<br />
langen Leben“, jener<br />
indischen Kräutermedizin,<br />
die auch im 21. Jahrhundert nichts<br />
von ihrer Aktualität und Wirksamkeit<br />
eingebüßt hat. Hier entwickelte Agasthyia<br />
auch ein Buch der tamilischen<br />
Grammatik und legte so den Grundstein<br />
für die älteste Schriftsprache<br />
des Südens, das bereits erwähnte Alt-<br />
Tamil, auch „Brahmin“ genannt. Diese<br />
Schriftsprache sollte die Überlieferung<br />
seiner Lehren gewährleisten und auf<br />
diese Weise zur Entwicklung von Gesellschaft<br />
und Kultur beitragen. Doch<br />
Agasthyia dachte offenbar Generationen<br />
voraus. Er entwickelte mit den anderen<br />
Saptarishis die Kunst des Jotisha,<br />
der Zukunftsdeutung, zu dem auch das<br />
sogenannte Nadi-Reading gehört, die<br />
Schicksalslesung aus den Palmblattmanuskripten.<br />
Nachdem er seinen zivilisatorischen<br />
Auftrag erfüllt hatte, kehrte<br />
Agasthyia in die Reinen Länder<br />
zurück. Dort soll er bis auf den heutigen<br />
Tag gemeinsam mit den anderen Rishis<br />
auf das Ende des Kali Yuga und den Beginn<br />
eines neuen Sathya Yugas, eines<br />
goldenen Zeitalters, warten, um dann<br />
den Menschen in der bevorstehenden<br />
Wendezeit wie einst hilfreich zur Seite<br />
zu stehen.<br />
Die Parallelen zwischen den Kulturbringern<br />
Tages und Agasthyia sind<br />
unübersehbar. Beide schufen eine<br />
Schriftsprache, beide unterwiesen die<br />
Menschen, welche sie antrafen, in den<br />
elementaren Disziplinen der Landwirtschaft,<br />
Medizin, Philosophie, der<br />
gesellschaftlichen Entwicklung und<br />
Zukunftsdeutung. Beide verschwanden<br />
schließlich wieder auf geheimnisvolle<br />
Weise.<br />
Wie bereits ausgeführt, ist der Ursprung<br />
der Etrusker nicht bekannt.<br />
Höchstwahrscheinlich wanderten sie<br />
aus Kleinasien nach Italien ein. Sicher<br />
brachten sie aus ihrer ursprünglichen<br />
Heimat auch eigene Überlieferungen<br />
und religiöse Vorstellungen mit, die im<br />
Verlauf der Wanderung den neuen Gegebenheiten<br />
angepaßt wurden. Demnach<br />
besteht die Möglichkeit, daß die<br />
Etrusker ursprünglich bereits Kenntnis<br />
vom „Agasthyia Purana“ besaßen, jener<br />
Schrift, die in Indien zirkulierte. Später<br />
wurde dann die Legende des Rishis auf<br />
die neuen Siedlungsgebiete übertragen,<br />
und durch Verballhornung des Namens<br />
„Die Parallelen zwischen den<br />
Kulturbringern Tages und Agasthyia<br />
sind unübersehbar.„<br />
mag aus „Agasthyia“ schließlich „Tages“<br />
geworden sein. Kamen die Etrusker<br />
also ursprünglich aus Indien, gleich<br />
den Stämmen der Roma und Sinti? Dies<br />
ist eine Spur zur unbekannten Herkunft<br />
jenes antiken Volkes, die zu verfolgen<br />
sich lohnen dürfte. ■<br />
Literatur:<br />
Agasthyia Purana, Universität Tanjore<br />
Banti, Luisa, Die Etrusker, Essen: Phaidon<br />
Verlag, o.J.<br />
Benzin, Nicolas, "Tore in die Anderswelt - Brunnen,<br />
Seen und Teiche in Sagen und historischen<br />
Überlieferungen", S. 252-271 in: Thomas Mehner<br />
(Hrsg.), An den Grenzen unseres Wissens<br />
Band 2: Wissenschaft - Der Irrtum neuester<br />
Stand, Suhl: CTT-Verlag, 1998<br />
Benzin, Nicolas, Rätsel der Etrusker, Vortrag<br />
beim One-day-meeting 1998 der Forschungsgesellschaft<br />
für Archäologie, Astronautik und SETI<br />
(A.A.S.) in Basel<br />
Childress, David Hatcher, Lost Cities of China,<br />
Central Asia and India, Adventures unlimited,<br />
Stelle, IL 60919 USA, 1991<br />
Cicero, Marcus Tullius , Über die<br />
Wahrsagung: De Divinatione, hrsg., übers. U.<br />
Erl. Von Christoph Schäublin, München; Zürich:<br />
Artemis & Winkler, 1991<br />
Grant, Michael, Rätselhafte Etrusker: Porträt<br />
einer versunkenen Kultur, Bergisch-Gladbach:<br />
Gustav Lübbe Verlag, 1997<br />
Pfiffig, Ambros Josef , Religio Etrusca: Sakrale<br />
Stätten, Götter, Kulte, Rituale, Wiesbaden:<br />
VMA-Verlag, 1998<br />
Prayon, Friedhelm, Die Etrusker: Geschichte-<br />
Religion-Kunst, München: C. H. Beck, 1996<br />
Ritter, Thomas, Die Geheimnisse indischer<br />
Palmblattbibliotheken, Bohmeier Verlag, Lübeck,<br />
2002<br />
Stützer, Herbert Alexander, Die Etrusker und<br />
ihre Welt, Köln: Du Mont, 1992<br />
Torelli, Mario, Die Etrusker: Geschichte, Kultur,<br />
Gesellschaft, Wiesbaden: Fourier Verlag, 1998<br />
Waterstone, Richard, Living Wisdom India,<br />
Duncan Baird Publishers, London, 1995<br />
Westwood, Jennifer, Shangri-La - Das geheime<br />
Utopia, in Sagen - Mythen – Menschheitsrätsel,<br />
Frederking & Thaler, München, 1990<br />
Thomas Ritter ist Historiker und Jurist.<br />
Er gehört zu den bekanntesten<br />
deutschsprachigen<br />
Sachbuchautoren.<br />
Er ist auch als<br />
freier Journalist tätig<br />
und schreibt für mehrere<br />
Zeitschriften. Bekannt<br />
wurde er auch als „der<br />
reisende Ritter“, der faszinierende<br />
Bildungs- und Forschungsreisen<br />
für seine Leser zu geheimnisvollen Orten auf<br />
der ganzen Welt veranstaltet.<br />
Mail: ritterreisen@aol.com,<br />
Internet: www.thomas-ritter-reisen.de<br />
Sofern nicht anders erwähnt:<br />
Alle Bilder © Thomas Ritter<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 63
Kultur<br />
Experimentierfelder<br />
des<br />
Moglichen<br />
Utopische Romane<br />
Roland Rottenfußer<br />
64<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Kultur<br />
„Es bedarf in der Tat der Hoffnung,<br />
Phantasie und des Traums, um die bestehenden<br />
Verhältnisse transzendieren<br />
zu können“, sagte Rudi Dutschke. Realpolitiker<br />
messen den Begriff des „Möglichen“<br />
stets am Bestehenden. Der<br />
Verzicht auf Utopien bedeutet also die<br />
Selbstbeschränkung auf den von den<br />
Mächtigen vorgegebenen Bewegungsspielraum.<br />
Künstler und Schriftsteller<br />
haben diese Grenzen schon immer<br />
überschritten. Sie gestalten literarische<br />
Entwürfe des radikal Neuen und<br />
pflanzen in die Köpfe ihrer Leser Samen,<br />
die einmal aufgehen können:<br />
in der Realität.<br />
Tahitis Präsident Omai hat Grund<br />
zur Zufriedenheit: „Wir haben Sie<br />
hergebeten, damit Sie sich davon<br />
überzeugen können, daß die menschliche<br />
Gemeinschaft funktioniert“, sagt er<br />
vor internationalen Pressevertretern.<br />
„Daß sie frei sein kann von Mißgunst<br />
und Vorteilsnahme, daß die Kluft zwischen<br />
Arm und Reich nicht zwingend<br />
notwendig ist. Die menschliche Gemeinschaft<br />
ist unsere Heimat, ebenso<br />
wie die Natur unsere Heimat ist. Wir<br />
Polynesier begegnen uns im gegenseitigen<br />
Respekt und verstehen, daß<br />
der Natur das gleiche Recht gebührt“.<br />
Leider ist Tahiti eine Insel, nicht nur<br />
im geographischen Sinn. Überall rings<br />
um das Ökoparadies im Südpazifik regieren<br />
Wachstumswahn und Umweltzerstörung:<br />
„Die westlichen Demokratien<br />
waren zu inhaltsleeren Gebilden<br />
verkommen, hinter denen autoritäre<br />
Strukturen ans Licht kamen, wie sie<br />
nur in Diktaturen möglich schienen.<br />
Milliarden Menschen fristeten in dieser<br />
hochtechnisierten, vernetzten Welt unter<br />
dem Diktat multinationaler Konzerne<br />
ein elendes Sklavendasein.“<br />
Sind Utopien „von gestern“?<br />
Interessant an beiden Zitaten ist: Sie<br />
stammen nicht aus Sachtexten, sondern<br />
aus einem utopischen Roman: „Das Tahiti-Projekt“<br />
von Dirk C. Fleck. Sie sind<br />
Fiktion. Oder? Wir stellen fest, daß uns<br />
das zweite Zitat über den Zerfall der Demokratien<br />
sehr realitätsnah vorkommt.<br />
Ein Öko- und Sozialparadies Tahiti, wie<br />
es im ersten Zitat beschrieben wird, gibt<br />
es jedoch nicht. Auch der aufrechte Präsident<br />
Omai wartet noch vergeblich auf<br />
seine Inthronisation. Der Roman spielt<br />
im Jahr 2022. Ist es legitim, die Leser<br />
mit einer solch geschickten Mischung<br />
aus Fiktion und Realität zu verwirren?<br />
Utopien haben nicht den besten<br />
Ruf in unserer Zeit. So gelten sie<br />
in spirituellen Kreisen als sträflicher<br />
Versuch, die Erfüllung im Hier<br />
und Jetzt hinauszuschieben. „Solange<br />
die Utopie nicht realisiert ist, kann ich<br />
nicht glücklich leben. Diese Einstellung<br />
bezeichne ich als Utopismus“,<br />
sagte der Psychologe Peter Lauster.<br />
Der Begriff der Utopie hat im 20. Jahrhundert<br />
an Anziehungskraft verloren.<br />
Denkt man an utopische Romane, fallen<br />
einem zuerst die deprimierenden<br />
ein. George Orwells „1984“, Aldous<br />
Huxleys „Schöne neue Welt“ oder José<br />
Saramagos „Die Stadt der Blinden“.<br />
Utopien sind im 20. Jahrhundert vor al-<br />
"Es bedarf in der Tat der<br />
Hoffnung, Phantasie und des<br />
Traums, um die bestehenden<br />
Verhältnisse transzendieren<br />
zu können." Rudi Dutschke<br />
Dirk C. Fleck<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 <strong>65</strong>
Kultur<br />
lem deshalb aus der Mode gekommen,<br />
weil man den Begriff mit den unter verheerenden<br />
Umständen gescheiterten<br />
Gesellschaftsentwürfen des Nationalsozialismus<br />
und des Staatskommunismus<br />
verband. Das Wort „Utopie“ steht<br />
heute in der öffentlichen Debatte für<br />
eine ideologisch begründete Maximalforderungen,<br />
die am wirklichen Leben<br />
vorbei geht. Dies allerdings ist nicht<br />
das Wesen der Utopie. So wie frühere<br />
gesellschaftliche Entwürfe den Menschen<br />
überforderten, wird er vom gegenwärtigen<br />
politischen Establishment<br />
unterfordert. Man reduziert ihn darauf,<br />
eine Anpassungsleistung an das Vorgegebene<br />
zu vollziehen. Wer mehr vom<br />
Leben will, braucht Utopien. Sie sollten<br />
Titelholzschnitt des<br />
Romans "Utopia" von<br />
Thomas Morus, 1516.<br />
eine bessere Realität allerdings<br />
nicht ersetzen,<br />
sondern ihr vorauseilen.<br />
Thomas Morus:<br />
Seiner Zeit weit<br />
voraus<br />
Thomas Morus<br />
(1478-1535)<br />
Als Gründerwerk für das<br />
Genre des utopischen<br />
Romans gilt Thomas<br />
Morus'„Utopia“ von 1516. Das Buch<br />
zeichnet das Porträt einer idealen Gesellschaft,<br />
die tendenziell demokratisch<br />
verfaßt ist, über ein Bildungs- und Sozialsystem<br />
verfügt und religiöse Toleranz<br />
übt. Stilprägend war neben dem Buchtitel<br />
auch die Tatsache, daß der Autor das<br />
„Paradies“ auf einer fernen Insel ansiedelte.<br />
Europa galt schon zu Thomas<br />
Morus' Zeiten als aussichtsloser Fall.<br />
Viele der Ideen des großen Humanisten,<br />
der für seine Gewissensentscheidung<br />
1535 von Heinrich VIII. hingerichtet wurde,<br />
erscheinen bis heute aktuell, ja sie<br />
wirken nach wie vor „utopisch“. So die<br />
Abschaffung des Privateigentums und<br />
der kostenlose Zugriff aller Bürger auf<br />
die Güter des täglichen Lebens. Eine<br />
der handelnden Personen im Roman<br />
sagt, „daß es überall da, wo es Privateigentum<br />
gibt, wo alle alles nach dem<br />
Wert des Geldes messen, kaum jemals<br />
möglich sein wird, gerechte oder erfolgreiche<br />
Politik zu treiben, es sei denn,<br />
man wäre der Ansicht, daß es dort gerecht<br />
zugehe, wo immer das Beste den<br />
Schlechtesten zufällt, oder glücklich,<br />
wo alles an ganz wenige verteilt wird.“<br />
Aldous Huxley:<br />
Tantrische Gemeinwohlökonomie<br />
Ein modernes Echo auf „Utopia“ war Aldous<br />
Huxleys 1962 erschienener Roman<br />
„Eiland“. Die positive Utopie erschien<br />
somit genau 30 Jahre nach „Brave New<br />
World“, Huxleys negativer Zukunftsvision<br />
„Schöne neue Welt“. Heute kann<br />
man das visionäre Werk nicht nur als<br />
Vorgriff auf Hippie-Bewegung und Neue<br />
Spiritualität lesen, sondern auch als<br />
Vorwegnahme politischer Konzepte, deren<br />
Bedeutung erst heute klar wird. Auf<br />
der tropischen Insel Pala versuchen die<br />
Inselbewohner „unsere Nationalöko-<br />
nomie und Technologie dem Menschen<br />
anzupassen – nicht unser Volk der Ökonomie.“<br />
Pala verfolgt einen dritten Weg<br />
zwischen Kapitalismus und Kommunismus,<br />
eine genossenschaftliche Wirtschaftsform,<br />
die auf Gemeinsinn basiert<br />
und ohne Wettbewerb auskommt. Auch<br />
kommerzielle Banken fehlen angenehmerweise.<br />
Die Inselgemeinschaft denkt<br />
streng pazifistisch, setzt auf vorbeugende<br />
Naturmedizin und stellt das Modell<br />
der Kleinfamilie in Frage. Statt dessen<br />
existieren „Kinderpflegevereine“, moderne<br />
Wahlfamilien, in denen mehrere<br />
Paare alle Kinder der Sippe gemeinsam<br />
aufziehen.<br />
Au ß e r -<br />
gewöhnlich ist an<br />
„Eiland“ aber vor al-<br />
lem<br />
die spirituelle Tiefe, die im Roman dasselbe<br />
Gewicht hat wie politische Konzepte.<br />
Die Inselreligion auf Pala kann<br />
als buddhistisch und zugleich tantrisch<br />
bezeichnet werden. Dies ist in folgendem<br />
Abschnitt schön zusammengefaßt:<br />
Der Tantriker „nutzt alles, was<br />
man tut, alles, was einem widerfährt,<br />
alles, was man sieht, hört, schmeckt<br />
und fühlt, als Mittel zu seiner Befreiung<br />
aus dem Gefängnis des eigenen Ich.“<br />
Spiritueller Fortschritt wird auf Pala<br />
durch Initiation mit einer psychoaktiven<br />
Substanz, genannt „Moksha-Medizin“,<br />
vorangetrieben. Sie verschafft<br />
den Probanden künstliche „Samadhis“<br />
(spirituelle Gipfelerlebnisse). Wer so<br />
mit seinem innersten Wesen in Kontakt<br />
gekommen ist, für den entfällt die Notwendigkeit<br />
von Ersatzbefriedigungen,<br />
etwa materieller Gier. Leider wird die<br />
friedfertige Insel im Finale von ausländischen<br />
Mächten besetzt.<br />
Ökotopia oder Ökodiktatur?<br />
Als wegweisende Utopie der 68er-Generation<br />
gilt Ernest Callenbachs 1975<br />
erschienener Roman „Ökotopia“. Er<br />
geht von der Fiktion aus, daß sich drei<br />
Staaten von den USA abgespalten und<br />
eine ideale öko-soziale Republik errichtet<br />
haben. Man erinnere sich: 1975<br />
waren die Grünen noch nicht gegründet,<br />
war ökologisches Denken alles andere<br />
als selbstverständlich. Callenbach hat<br />
die grüne Bewegung beeinflußt, nicht<br />
umgekehrt. Der Roman beschreibt aber<br />
einige damals schon als Konzepte vorhandene<br />
moderne Techniken. „Natürlichkeit“<br />
dominiert als Kulturideal, sowohl<br />
im Umgang mit der Erde als auch<br />
im politischen Leben, weshalb strenge<br />
Hierarchien abgelehnt werden. Heute<br />
gängige Begriffe wie „Nachhaltigkeit“,<br />
„Vernetzung“, Regionalisierung“, „Regenerierbare<br />
Energie“ und „Technologiefolgenabschätzung“<br />
wurden schon<br />
in „Ökotopia“ thematisiert, wenn auch<br />
nicht alle unter diesen Bezeichnungen.<br />
Wie in „Utopia“, „Eiland“ und auch<br />
„Tahiti-Projekt“ wird das ideale Gemeinwesen<br />
auch in „Ökotopia“ aus der<br />
Perspektive eines zunächst skeptischen<br />
Fremden beschrieben. Mit Hilfe allwissender<br />
„Reiseführer“ wird<br />
der Besucher zum begeisterten<br />
Anhänger der<br />
Utopie. Auch eine Liebesgeschichte<br />
mit einer<br />
„Ureinwohnerin“ darf in den<br />
Romanen nicht fehlen.<br />
Von der Erfüllung des ökologischen<br />
Traums ist es allerdings<br />
nicht weit bis zum Alptraum. Als Dirk<br />
C. Fleck 1993 seine Negativutopie „GO!<br />
Die Öko-Diktatur“ herausbrachte, hatte<br />
sich die Weltlage seit den 70er-Jahren<br />
drastisch geändert. Ökologisches Bewußtsein<br />
war nun nicht mehr nur ein<br />
elitäres Gedankenspiel, sondern erschien<br />
überlebenswichtig. In den 90ern<br />
66 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Kultur<br />
war klar: Naturverbrauch und Konsumverhalten<br />
der Spezies Mensch führen<br />
notwendig zum Kollaps der Biosphäre<br />
und zur Auslöschung allen Lebens. Appelle<br />
an die Vernunft fruchten (bis heute)<br />
wenig. Ist es da nicht vorstellbar, daß<br />
Erdschützer aus einem Überlebensreflex<br />
heraus eine Diktatur errichten, um<br />
zu erzwingen, was die Menschen nicht<br />
freiwillig tun. Die bittere Schattenseite:<br />
Das Überleben der Erde wäre mit dem<br />
Tod der Freiheit erkauft.<br />
Aldous Huxley<br />
(1894-1963)<br />
Von der Theorie zur Fiktion<br />
Kritiker warfen Dirk C. Fleck wegen seines<br />
Romans vor, er sympathisiere mit<br />
der Öko-Diktatur. In Wahrheit versuchte<br />
er händeringend, die Menschen zur<br />
Umkehr zu bewegen, damit weder Öko-<br />
Kollaps noch Diktatur Realität werden<br />
müssen. Verletzt über die ungerechten<br />
Vorwürfe, zog sich Fleck eine Weile<br />
aus der ökologischen Diskussion zurück.<br />
Bis er eines Tages einen Anruf<br />
von Eric Bihl erhielt. Bihl war Vorsitzender<br />
des Vereins „Equilibrismus e.V.“<br />
und zusammen mit Volker Freystedt<br />
Autor des Sachbuchs „Equilibrismus.<br />
Neue Konzepte statt Reformen für eine<br />
Welt im Gleichgewicht.“ Darin wird ein<br />
zusammenhängendes System ökologischer<br />
und sozialer Alternativen entworfen.<br />
Eric Bihl zeigte sich schockiert<br />
von der Vision einer „Öko-Diktatur“ und<br />
erklärte Dirk C. Fleck, daß er nach wie<br />
vor an die Lernfähigkeit der Menschen<br />
glaubte. Er überredete den Autor, einen<br />
positiven Zukunftsroman zu schreiben,<br />
in dem die Visionen des Equilibrismus<br />
als bereits verwirklicht dargestellt<br />
werden: „Das Tahiti-Projekt“.<br />
Ein Bestseller mit Thriller-<br />
Elementen, so das Kalkül,<br />
sollte die neuen<br />
Ideen einem breiteren<br />
Publikum zugänglich<br />
machen.<br />
Auf Dirk C.<br />
Flecks Tahiti<br />
sind viele der<br />
kühnsten Visionen<br />
unserer Zeit Wirklichkeit:<br />
Ein bedingungsloses<br />
Grundeinkommen.<br />
Geld,<br />
das nicht gehortet<br />
werden<br />
k a n n .<br />
Utopien sollen eine bessere<br />
Realität nicht ersetzen,<br />
sondern ihr vorauseilen.<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
67
Kultur<br />
Entsorgt man die Utopie ins<br />
Schattenreich des Unrealisierbaren,<br />
bleibt sie für die Herrschenden ungefährlich.<br />
Eine Bodenreform, die Privatbesitz<br />
an Grund und Boden verbietet und<br />
statt dessen nur Pachtverträge zuläßt.<br />
Eine dezentrale Energieversorgung,<br />
ganz auf regenerative Energien abgestimmt.<br />
Ein Steuersystem, das den<br />
Verbrauch von Naturgütern besteuert,<br />
nicht die Arbeit. Die Abschaffung des<br />
Individualverkehrs, statt dessen ein<br />
preiswertes und umweltschonendes<br />
Verkehrssystem: die „Reva-Tae“<br />
(kleine Gondeln, die der Fahrgast<br />
selbst bedienen kann). Alles wird,<br />
wo möglich, aus Naturmaterialien<br />
hergestellt: Hanfbeton, Lehm oder<br />
Bambus. Der Straßenbelag ist aus<br />
Reiskleie.<br />
Der Tahiti-Virus<br />
Auch politisch ist im Roman-Tahiti<br />
einiges anders als im Rest der Welt:<br />
Es gibt keine Parteien, statt dessen<br />
die direkte Wahl von Personen, die<br />
in die vier (!) Parlamente des Landes<br />
entsandt werden: Wirtschaftsparlament,<br />
politisches Parlament, Kulturparlament<br />
und Grundwerteparlament.<br />
Die letzten beiden Bereiche<br />
sind in realen, gelenkten Demokratien<br />
bekanntlich unterrepräsentiert.<br />
Auch das Justizsystem der Insel gibt<br />
Stoff zum Nachdenken. Es wird auf<br />
Wiedergutmachung gesetzt, nicht<br />
auf Strafe. Unbescholtene Bürger<br />
gestehen in öffentlichen Versammlungen<br />
freiwillig (!) ihre Vergehen<br />
und bestimmen selbst, welchen<br />
Ausgleich sie dafür leisten möchten.<br />
Allen voran gesteht der Richter<br />
selbst seine Untaten. Denn nur wer<br />
sich seines eigenen Schattens bewußt<br />
ist, kann ein gerechter Richter<br />
sein. Die Handlung des Romans folgt<br />
dem bei positiven Utopien üblichen<br />
Muster: Der Journalist Cording wird<br />
von seiner Redaktion beauftragt, das<br />
neuartige ökologische Experiment in<br />
Polynesien zu dokumentieren. Unter<br />
der Führung der – natürlich gutaussehenden<br />
– Insulanerin Maeva<br />
erkundet er die Insel. Für Thriller-<br />
Spannung sorgen die Angriffe mächtiger<br />
transnationaler Konzerne, die<br />
die Idylle bedrohen.<br />
Eine Insel der Seligen allein kann<br />
die Welt aber nicht retten, wenn<br />
ringsherum alles einstürzt. Die<br />
Ideen des Tahiti-Projekts müssen<br />
sich deshalb überall verbreiten wie<br />
ein ansteckender Virus. „Ich denke,<br />
daß sich die Menschen schnell begeistern<br />
lassen, wenn man ihnen funktionierende<br />
Alternativen aufzeigt“,<br />
meint Eric Bihl. In der Fiktion hat<br />
Autor Dirk C. Fleck diesen Gedanken<br />
bereits weiter gesponnen. Im Fortsetzungsroman<br />
„Maeva!“, erschienen<br />
2011, bereist Cordings tahitianische<br />
Freundin die Welt auf der Suche<br />
nach alternativen Lebensmodellen.<br />
Sie wird zur Inspiration von Millionen<br />
Menschen, eine Art weiblicher Öko-<br />
Messias. Dies ruft natürlich mächtige<br />
Gegner auf den Plan, und die Situation<br />
wird für Maeva lebensgefährlich.<br />
Am Ende des Romans taucht sie wieder<br />
auf Tahiti unter. Dies kann jedoch<br />
nicht das letzte Wort gewesen sein,<br />
Fleck arbeitet bereits an einem dritten<br />
Teil.<br />
Von der Fiktion zur Realität<br />
Wie kann das Dilemma gelöst werden,<br />
wonach fortschrittliche Ideen entweder<br />
klein bleiben und ignoriert werden<br />
oder wachsen und dann von den Profiteuren<br />
des alten Systems gnadenlos<br />
bekämpft werden? Eric Bihl und seine<br />
Mitstreiter sehen die Romane jedenfalls<br />
nur als einen Zwischenschritt<br />
auf dem Weg zu einem realen ökologischen<br />
Modellprojekt. Bihl bereiste<br />
verschiedene Inseln des Südpazifik,<br />
um die Entscheidungsträger für die<br />
Idee eines „echten“ Tahiti-Projekts zu<br />
begeistern. Sein Plan, das reale Tahiti<br />
oder die Nachbarinsel Moorea zu gewinnen,<br />
scheiterte am Widerstand des<br />
Insel-Establishments. Dafür gewann<br />
Bihl eine einflußreiche Mitstreiterin<br />
vor Ort: Roti Make, Präsidentin der<br />
Internationalen Frauenliga für Frieden<br />
und Freiheit in Polynesien. Beiden<br />
gelang es, den Ältestenrat sowie viele<br />
Menschen auf der kleinen Insel Rapa<br />
Iti von dem Projekt zu überzeugen.<br />
Auch Studenten mehrerer Universitäten<br />
stehen bereit, als „Versuchskaninchen“<br />
an dem ökosozialen Experiment<br />
mitzuwirken. Steht das „Tahiti-Projekt“<br />
an der Schwelle zu seiner Realisierung?<br />
U-topie heißt, wörtlich übersetzt:<br />
„Nicht-Ort“. Man plaziert ihn gern<br />
im „Nimmerland“ und datiert ihn auf<br />
den „St. Nimmerleinstag“. Entsorgt<br />
man die Utopie ins Schattenreich des<br />
Unrealisierbaren, bleibt sie für die<br />
Herrschenden ungefährlich. Ganz<br />
anders verstehen sich jedoch Utopien<br />
von der Art des „Tahiti-Projekts“.<br />
„Wir wissen, daß die Dinge nicht unbedingt<br />
so schlimm sein müssen,<br />
wie sie es tatsächlich immer waren“,<br />
sagt Dr. McPhail in „Eiland“, „weil<br />
sie bereits viel besser sind, hier und<br />
jetzt, auf dieser absurden kleinen Insel.“<br />
Damit verkündet er das Credo<br />
der Utopisten: Angebliche Alternativlosigkeit,<br />
wie sie von den Neoliberalen<br />
von Thatcher bis Merkel gern<br />
postuliert wird, ist nur das Ergebnis<br />
mangelnder Phantasie und (noch)<br />
fehlender positiver Gegenbeispiele.<br />
Also gilt es, diese Gegenbilder zu erschaffen<br />
– in der Fantasie und in der<br />
Realität! Sehr schön drückte es der<br />
sozialdemokratische Kulturpolitiker<br />
Hilmar Hoffmann aus: „Utopien bleiben<br />
solange welche, wie die Anstrengungen<br />
fehlen, ihre Realisierung voranzutreiben.“<br />
Oder, mit dem Motto<br />
aus „Maeva!“: „Es beginnt, wenn wir<br />
anfangen zu handeln!“ ■<br />
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Sie halten ein Buch in den Händen, in dem eine außergewöhnliche<br />
Tier-Menschen-Geschichte erzählt wird. Sie<br />
finden hier zunächst eine Vielzahl lustiger Begebenheiten<br />
aus der Welt von Hund und Mensch. Dieser Spaß sei<br />
Ihnen gegönnt.<br />
Jedoch lassen Sie sich nicht von der reinen Oberfläche<br />
täuschen. Es geht um weitaus mehr als das.<br />
Im Laufe des Lesens tauchen Sie die ernsteren Gefilde<br />
In diesem Buch finden dieser Menschen-Tier-Verbindungen Sie eindrucksvolle ein. Begebenheiten Es ist mir ein aus der<br />
Anliegen, meine tief gehenden Erfahrungen mit Ihnen zu<br />
Welt eines Menschen-Hunde-Rudels. Dabei wird auf humorvolle<br />
teilen. Diese mit meiner ganzen Seele gefüllten Seiten<br />
Weise aufgezeigt, handeln von daß der Menschen Würde des Menschen von und Tieren des Tieres lernen können.<br />
auf seinem Weg in den Tod. Dieses Buch berichtet nicht<br />
Das Buch handelt allein aber vom Leben, auch sondern vom ebenso Sterben vom Sterben und stellt wie Alternativwege<br />
vor, wie wir würdevoll können, wenn die<br />
wir Menschen würdevoll damit umgehen, wenn die Lebenszeit<br />
unserer Tiere zu Ende geht. ...<br />
Lebenszeit unserer Tiere zu Ende geht.<br />
Die Autorin begleitete >> Dieses ihren Buch sibirischen vermag unser Bewusstsein Husky und auf dem Weg in<br />
Erkenntnisvermögen erheblich zu erweitern.
Spiritualität<br />
Es ist für unsere Zeit charakteristisch,<br />
daß sie auf allen Gebieten<br />
des Lebens immer mehr<br />
das Zusammenwirken vieler fordert.<br />
Denn sowohl die moderne Wissenschaft,<br />
die schon längst kein einzelner<br />
beherrschen kann, die Tausende und<br />
Abertausende von Einzelleistungen<br />
umfaßt, als auch der Sozialismus, in<br />
allen seinen Formen, sind unpersönliche<br />
Kolossalgebilde, auf die das Erkennen<br />
und das Tun der Gegenwart<br />
hin orientiert sind. „Wissenschaftlichkeit"<br />
und „Kooperation" sind die<br />
zwei Grundforderungen, die unsere<br />
Zeit an das Erkennen und an das Tun<br />
stellt. Nun ist aber Wissenschaftlichkeit<br />
eigentlich Allgemeingültigkeit im<br />
Erkennen.<br />
Nur solche Einsichten, die von allen<br />
eingesehen, von allen prüfbar<br />
sind, gelten als „wissenschaftlich" -<br />
alles Übrige ist „Glaubenssache". Die<br />
Kooperation ist die Forderung nach<br />
allgemeinem Tun. Da sollen das persönliche<br />
Tun und Können zusammenfließen<br />
im allgemeinen Behälter der<br />
Leistungen. Die Gegenwart tendiert<br />
zur „Jedermannsweisheit" im Erkennen<br />
und zum „Jedermannskönnen"<br />
im Tun.<br />
Jedermannsweisheit ist der strikte<br />
Gegensatz zur Mystik<br />
Dieser Zug der Gegenwart - nämlich das<br />
Streben zur „Jedermannsweisheit" und<br />
zum „Jedermannstun" - ist im striktesten<br />
Gegensatz zur Mystik im Erkennen<br />
und zum Individualismus im Tun. Erkennt<br />
doch der Mystiker als wahr nur<br />
dasjenige, was sich in seinem Innenleben<br />
erschlossen hat; handelt doch der<br />
Individualist nur nach seinen Impulsen<br />
-, ohne sich im Geringsten darum zu<br />
kümmern, was die Allgemeinheit zur<br />
Erkenntnis des Mystikers, zur Tat des<br />
Individualisten sagen würde. Unsere<br />
Zeit ist somit die geschichtlich unmystischste<br />
und unindividuellste; was der<br />
Einzelne, als solcher, weiß und will,<br />
geht sie immer weniger an, der Einzelne<br />
kommt immer mehr nur als Teil eines<br />
Ganzen in Betracht. Es lautet die Forderung<br />
unserer Zeit an den Einzelnen<br />
etwa so: „Gib auf das Persönliche im Erkennen,<br />
denn deine Meinungen gehen<br />
niemanden an. Was du glaubst, was du<br />
willst, ist von keinem Interesse; nur das<br />
an dir kommt in Betracht, was den Forderungen<br />
der Allgemeinheit entspricht<br />
-, nur das an deinen Überzeugungen,<br />
was von jedermann eingesehen werden<br />
kann, nur dasjenige an deinen Taten,<br />
was als Leistung der Allgemeinheit<br />
frommen kann."<br />
So gähnt die menschliche Seele an<br />
eine unerbittliche, kalte Interesselosigkeit<br />
für das Persönliche an ihr. Der<br />
strenge Gärtner begnügt sich nicht<br />
mehr mit farbigen, duftenden Blumen,<br />
denn die Zeit des Blühens ist vorbei -<br />
nun will er Früchte haben. Die Entfaltung<br />
der Persönlichkeit, als solcher,<br />
wurde seinerzeit gewürdigt und geschätzt,<br />
nun fordert die Zeit aber objektive<br />
Leistungen der Persönlichkeiten.<br />
Die Forderung unserer Zeit: Das<br />
Persönliche ausschließen<br />
Es fordert der Zeitgeist nicht nur Objektivität<br />
im Urteilen, sondern auch<br />
Valentin Tomberg<br />
Kollektiv<br />
und<br />
Sophia<br />
Persönlichkeit entwickeln oder Persönlichkeit überwinden<br />
(Tolstoi, Lenin, Solowjew)<br />
70<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Spiritualität<br />
Tolstoi Lenin Solowjew<br />
Objektivität im Wollen, im Tun. Ob kalte<br />
unterpersönliche Objektivität einer<br />
Schraube in einer ungeheuren Maschine,<br />
ob warme überpersönliche Schicksalsversöhnlichkeit<br />
der Weisheit - die<br />
Wahl hat ein jeder, aber das Persönliche<br />
ausschließen lernen muß der Mensch<br />
der Gegenwart. Das ist die Forderung<br />
der Zeit.<br />
Mechanisierung oder<br />
Verpersönlichung<br />
Diese Eigenschaft der Gegenwart wird<br />
auf andere Art ausgedrückt durch den<br />
schwerwiegenden Satz: „wir leben im<br />
Zeitalter der Bewußtseinsseele". Die<br />
Entwicklung der Bewußtseinsseele<br />
kann aber in zweierlei Richtungen geschehen.<br />
- Nachdem die Entwicklung<br />
der Verstandes- oder Gemütsseele bis<br />
zu einem gewissen Abschluß gekommen<br />
ist, ist der Mensch Erdenbürger<br />
geworden. Er hat in seinem Abstieg aus<br />
dem Geistesschoß der Welt die Erde erreicht.<br />
Er ist Persönlichkeit geworden.<br />
Nun aber stellt die beginnende Entwicklung<br />
der Bewußtseinsseele an den Menschen<br />
die Forderung, aus dem Persönlichen<br />
herauszuwachsen. Das kann er<br />
auf zweierlei Art tun: entweder indem er<br />
auch das Objektive, das Unpersönliche<br />
verpersönlicht, d.h. immer mehr Persönlichkeit<br />
wird, oder indem er immer<br />
weniger Persönlichkeit wird, d.h. sein<br />
Innenleben mechanisiert.<br />
Format b 172 x 32<br />
Am Beispiel Rußlands<br />
-Tolstoi – Lenin - Solowjew<br />
Tolstoi hat sich von dem Einfluß der<br />
Überlieferung befreit; frei konnte er<br />
nun, als Persönlichkeit, Selbsterrungenes<br />
pflegen. Zwei Richtungen konnte<br />
er nun einschlagen - entweder die kritische<br />
Einstellung weiterführen oder zu<br />
einer neuen schöpferischen übergehen.<br />
Indem Tolstoi das Christentum durch<br />
das Sieb des Rationalismus durchgelassen<br />
hat, blieb ihm ein Christentum übrig,<br />
das im Wesentlichen ein System der<br />
Moral darstellte. Ein System der Moral<br />
hat aber nur insofern Wert, insofern es<br />
praktisch verwirklicht wird. Darum gab<br />
sich Tolstoi, nachdem er ein unmystisches<br />
und unkosmisches Christentum<br />
sich zu eigen gemacht hatte, vollständig<br />
der Verwirklichung der Maxime<br />
der christlichen Moral im praktischen<br />
Leben hin. Dadurch begründete er ein<br />
„diesseitiges" Christentum, das die kosmische<br />
Bedeutung des Mysteriums von<br />
Golgatha nicht kennt, das das Walten<br />
und Schalten der geistigen Hierarchien<br />
nicht kennt, das im Christus Jesus bloß<br />
einen musterhaften Menschen sieht.<br />
Statt des Kosmischen, statt des Mystischen,<br />
statt des Kultischen des Christentums<br />
trat für ihn - und durch ihn<br />
für seine Nachfolger - die praktische<br />
Einrichtung des menschlichen Zusammenlebens<br />
an die erste Stelle.<br />
Somit schlug Tolstoi die eine Richtung<br />
ein, nämlich die Richtung<br />
zur weltanschauungslosen, praktischen<br />
Moralität. Und indem der Christusgott<br />
bei Tolstoi zum Menschen<br />
Jesus wurde, der eine neue Moral begründete,<br />
konnte Wladimir Lenin eine<br />
Lehre verkünden, die auch den Menschen<br />
Jesus abschaffte. Denn die weltanschauungslose<br />
Moral Tolstois ist bloß<br />
ein Übergangsstadium zu dem Impuls<br />
zur diesseitigen glücklichen sozialen<br />
Lebenseinrichtung, der Lenin beseelte.<br />
Doch könnte die innere Situation<br />
Tolstois, d.h. das Durchdringenwollen<br />
des Christentums mit dem Denken, zu<br />
einem anderen Impuls ein Übergang<br />
sein. Sie könnte ein Übergang sein zu<br />
dem Impuls im Christentum, das Walten<br />
kosmischer Absichten zu lesen. Hätte er<br />
diese Richtung eingeschlagen, so wäre<br />
es ein Übergang zum Lebenswerk Wladimir<br />
Solowjews gewesen.<br />
Wladimir Solowjew hat das Heil der<br />
Menschheit darin gesehen, daß ein Verständnis<br />
des Christus, als historischer<br />
Gestalt, menschheitlichen Impulses<br />
und kosmischer Wesenheit, daß eine<br />
Christosophie das soziale Leben der<br />
Menschheit durchdringe. Und dem Erarbeiten<br />
eines solchen Verständnisses,<br />
einer solchen Christosophie, hat er gelebt.<br />
Es gibt, wie Rudolf Steiner sagt,<br />
neben dem geisteswissenschaftlichen,<br />
keinen fortgeschritteneren Begriff des<br />
Christus in der Gegenwart, als denjenigen<br />
bei Wladimir Solowjew. Denn nicht<br />
nur glaubt er an den Christus, verehrt<br />
ihn, sondern er versteht ihn. Und um<br />
dieses Verständnis der Menschheit mitzuteilen,<br />
hat er, bewaffnet mit der gesamten<br />
Begrifflichkeit der Philosophie<br />
des neunzehnten Jahrhunderts, danach<br />
gerungen, neue, christuswürdige Begriffe<br />
zu schaffen, mit deren Hilfe die<br />
verlorenzugehen drohende Beziehung<br />
zu Christus wieder hergestellt werden<br />
könnte. Dann sollte das Verständnis des<br />
Christus allmählich das soziale Leben<br />
durchdringen. Dadurch sollte jene wunderbare<br />
und mutige Hoffnung Solowjews<br />
in Erfüllung gehen - es sollte einstmals<br />
der christliche Staat entstehen. ■<br />
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Spiritualität<br />
Das Wunder<br />
der Sexualität<br />
Maitreyi D. Piontek im Gespräch mit Ralf Lehnert<br />
Maitreyi Piontek ist ehemalige Psychiatrieschwester sowie medizinische Sexologin<br />
und spirituelle Lehrerin Sie führt eine eigene Praxis für ganzheitliche Sexualberatung<br />
in Zürich, ist internationale Seminarleiterin und Dozentin sowie Leiterin einer<br />
universellen Mysterienschule. Außerdem ist sie - seit 15 Jahren - eine erfolgreiche<br />
Buchautorin. Ihr aktuelles Buch „Weibliches Manifest“ (Ansata-Verlag) wurde bereits<br />
in mehrere Sprachen übersetzt. Ihr neues Buch „Die Wunder der weiblichen<br />
Sexualität“ erscheint im März 2012 im Heyne-Verlag. Mit Maitreyi D. Piontek sprach<br />
<strong>Matrix3000</strong>-Redakteur Ralf Lehnert.<br />
• Sie halten es für notwendig, in der Spiritualität und Sexualität<br />
neue Wege zu gehen, damit wir uns als Menschheit weiterentwickeln<br />
können. Können Sie das etwas genauer erklären?<br />
Sexualität, Unterdrückung und Perversion<br />
Sexualität und Spiritualität wurden jahrhundertelang von<br />
Machtinhabern und Religionen erfolgreich unterdrückt und<br />
voneinander abgespalten. Durch diese konsequente Trennung<br />
wurde die Sexualität vom höheren Bewußtsein abgeschnitten<br />
und somit die individuelle Entfaltung der Menschen unterbunden.<br />
Wird die sexuelle Kraft nicht bewußt einem höheren<br />
Bewußtsein unterstellt, sondern den unbewußten Anteilen in<br />
uns überlassen, gerät sie außer Kontrolle. Die Auswirkungen,<br />
die eine unkontrollierbare unbewußte Sexualenergie in<br />
unserer Gesellschaf hat, ist kaum zu übersehen. Gewalt und<br />
Perversitäten rund um die Sexualität sind heute an der Tagesordnung.<br />
Es benötigt den bewußten Einsatz der sexuellen<br />
Kräfte, damit sich die Tore zur spirituellen Ebene öffnen und<br />
daraus eine kraftvolle, authentische Spiritualität hervorgehen<br />
kann. Stehen einem Menschen diese enormen Kräfte nicht zur<br />
Verfügung, bleibt er in der verbreiteten Scheinheiligkeit stekken.<br />
Interessanterweise ist die Unterdrückung dieser beiden<br />
wichtigsten Anteile mit einer konsequenten Unterdrückung<br />
der Weiblichkeit verbunden, die unsere Gesellschaft als Lebensausrichtung<br />
verfolgt. Damit wir unsere Sexualität mit einem<br />
höheren Bewußtsein leben und entwickeln können und<br />
daraus eine authentische wahrhaftige Spiritualität hervorgehen<br />
kann, die uns als alle weiterbringt, braucht es neue weibliche<br />
Wege.<br />
Die zwei Pole<br />
• Was bedeutet denn eigentlich weiblich<br />
– und was bedeutet männlich?<br />
Alles was sich hier auf der Erde manifestiert, kommt durch<br />
das Wechselspiel dieser beiden gegensätzlichen Pole zustande.<br />
Feuer und Wasser stellen die kreierenden Kräfte sehr<br />
treffend dar. Diese Thematik ist zu komplex, um ihr in ein bis<br />
zwei Sätzen gerecht zu werden. Es ist lohnend, sich persönlich<br />
die Zeit zu nehmen, diese beiden wichtigen Symbole für<br />
sich zu entschlüsseln. Eigene Erfahrungen und Einsichten<br />
sind hilfreich, um Unausgeglichenheiten dieser beiden Pole in<br />
Beziehungen, im Sex, im Beruf, in der Wirtschaft, in der Politik<br />
und in der Spiritualität zu erkennen. Sobald wir die Unterschiede<br />
wahrnehmen, wird vieles klarer und einfacher. Hier<br />
einige Gegensätzlichkeiten zum Reflektieren:<br />
Feuer - Wasser<br />
Höhepunkt - Tiefe<br />
Verstand - Gefühle<br />
Elektrisch - Magnetisch<br />
Energie - Materie/Blut<br />
Bewegung - Stille<br />
Außen - Innen<br />
Technisch - Natürlich<br />
Logik - Intuition<br />
Tun - Sein<br />
Bewußt - Unbewußt<br />
Wissen - Weisheit<br />
Da sich die weiblichen Anteile im Unbewußten befinden, können<br />
sie nur durch einen Prozeß der weiblichen Bewußtseinserweiterung<br />
erschlossen werden. Das gilt gleichermaßen für<br />
Männer und Frauen.<br />
• Gibt es überhaupt eine Zusammenarbeit<br />
zwischen Wasser und Feuer?<br />
Wasser hat die Macht, Feuer zu kontrollieren und zu löschen.<br />
Das Feuer wärmt das Wasser und kann es verdampfen. Dieses<br />
Gesetz läßt sich auf alle Gegensätze und Lebensbereiche<br />
anwenden.<br />
Dieses Zusammenspiel konnten wir im Frühjahr 2011 sehr<br />
deutlich bei der Atomkatastrophe in Japan beobachten. Der<br />
hochexplosive Atomreaktor (männliches Prinzip), der außer<br />
Kontrolle geraten ist, wurde versucht mit Wasser (weibliches<br />
Prinzip) wieder unter Kontrolle zu bringen. Dabei sahen wir,<br />
74<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Spiritualität<br />
wie die radioaktiven Strahlungen - auch die entsprechen dem<br />
männlichen Prinzip - das Wasser regelrecht giftig und ungenießbar<br />
gemacht haben. Das, was sich da in Japan ereignet<br />
hat, spiegelt die Realität, in die wir uns als Menschheit zusammen<br />
hineinmanövriert haben. Sie spiegelt die Überbetonung<br />
der männlichen Kräfte, die jetzt außer Kontrolle geraten sind.<br />
An männlichen Kräften ist an sich nichts auszusetzen, die<br />
braucht es. Blöd ist nur, daß immer mehr Frauen in männlichen<br />
Energiemustern leben. Die weiblichen Kräfte in Männern<br />
und in Frauen sind so geschwächt, daß sie nicht in der Lage<br />
sind, die entfesselten männlichen Kräfte zu stabilisieren.<br />
Es braucht nicht viel, bis die instabilen, hochexplosiven Kräfte<br />
außer Kontrolle geraten. Wir können diese Entwicklung in<br />
der Politik, in der Sexualität und in der Wirtschaft usw. beobachten.<br />
Deshalb wird inzwischen in vielen Kreisen die neue<br />
Weiblichkeit als die große Retterin und Hoffnungsträgerin<br />
genannt.<br />
• Was müssen Frauen auf dem spirituellen Weg beachten?<br />
In der Spiritualität weibliche und männliche Wege zu gehen<br />
bedeutet nichts anderes, als die Sexualität und Gefühle in diese<br />
wichtigen Entwicklungsprozesse einzubeziehen und nicht<br />
länger auszuklammern. Denn dort liegt die Kraft. Die sexuelle<br />
Befreiung hat kaum begonnen. Es ist wichtig, daß wir einen<br />
bewußten Zugang zu diesen enormen weiblichen Kräften in<br />
uns bekommen. Es ist notwendig, die eigene Natur bewußt<br />
anzunehmen, um die sexuellen Kräfte aus der unbewußten<br />
Zone, in der sie seit zu langer Zeit gefangen ist, zu befreien.<br />
Je stärker Sexualität und Spiritualität voneinander getrennt<br />
bleiben, desto tiefer rutscht die Sexualität ins Unbewußte, so<br />
daß wir nicht merken, was in diesen wichtigen Bereichen geschieht.<br />
Solange sich die Sexualität in den Klauen des Unterbewußtseins<br />
befindet, bleibt sie unberechenbar, unkontrollierbar<br />
und von negativen Emotionen angetrieben. Die eigene<br />
Natur und Natürlichkeit anzunehmen ist eine wichtige Voraussetzung,<br />
das Wesen der eigenen Sexualität zu erkennen.<br />
Da Frauen anderen Energiemustern unterworfen sind als<br />
Männer, ist es notwendig, diese Unterschiede zu berücksichtigen.<br />
Die Sexualität bildet das Fundament der Menschheit.<br />
Es wäre sicher von Vorteil, wenn wir einen bewußten Zugang<br />
zu unserer kreativen Kraft besäßen und so in der Lage wären,<br />
unsere eigene Realität bewußter zu gestalten und nicht von<br />
unserem Unbewußten gelebt würden<br />
„Katastrophen wie Fukushima<br />
spiegeln die Überbetonung der<br />
männlichen Kräfte, die jetzt außer<br />
Kontrolle geraten sind.„<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 75
Spiritualitä<br />
Spiritualität<br />
„In den letzten 20<br />
Jahren hat sich in der<br />
weiblichen Welt<br />
einiges bewegt.<br />
Leider sind die Frauen<br />
dadurch noch männlicher<br />
geworden.„<br />
76<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Spiritualität<br />
Sexualität und Spiritualität<br />
• Ihnen geht es also um die Verbindung von Spiritualität und<br />
Sexualität. Ist das nicht eh eine Kraft?<br />
Stimmt, auf der unbewußten Ebene ist alles mit allem verbunden<br />
und somit eine Einheit. Diese Einheit bewußt zu verwirklichen<br />
ist der Sinn und Zweck der menschlichen Entwicklung.<br />
Es ist die individuelle Aufgabe jedes einzelnen, ganz zu<br />
werden und alle verschiedenen unbewußten Anteile in sich zu<br />
realisieren. Jedes Einzelteilchen hat eine bestimmte eigene<br />
Funktion. Sexualität ist für die Kraft und Fortpflanzung zuständig,<br />
die Spiritualität für das höhere Bewußtsein. Unsere<br />
persönliche Aufgabe ist es, diese beiden Bereiche oder Funktionen<br />
mit unserem persönlichen Bewußtsein zu erschließen<br />
und sie in uns zu vereinen. Dadurch würden Menschen auch<br />
lernen, verantwortungsvoller mit ihrer Kraft und Macht umzugehen.<br />
Für die menschliche Entwicklung ist es sehr wichtig,<br />
daß die Sexualität nicht länger dem Unbewußten überlassen<br />
wird, sondern daß diese enorme Kraft durch die Verbindung<br />
zu einem höheren Bewußtsein ihr wahres Potential entfalten<br />
kann.<br />
Durch die großflächige sexuelle und spirituelle Unterdrükkung<br />
der Menschen wird ihre individuelle Entwicklung verhindert.<br />
Solange Menschen weder einen bewußten Zugang<br />
zur Spiritualität noch zur Sexualität besitzen, sind sie tief in<br />
ihren Wurzeln verunsichert und dadurch leicht manipulierbar.<br />
Damit sich die Individuen und die Menschheit als Ganzes weiterentwickeln<br />
können, wird es dringend notwendig, Spiritualität<br />
und Sexualität wieder zusammenzuführen. Das ist unsere<br />
wichtige und notwendige Aufgabe.<br />
• Sie veranstalten nicht nur Kurse für Frauen, sondern auch<br />
für Männer. Welche Hauptunterschiede gibt es da hinsichtlich<br />
Ihrer Botschaften und Absichten?<br />
Männer sind Gipfelstürmer - und sie sind es gewohnt, Neuland<br />
zu erobern und geben nicht so leicht auf, selbst wenn<br />
es schwierig wird. Es ist viel komplizierter, Frauen aus ihrer<br />
Kuschelzone herauszulocken und ihnen die Unendlichkeit<br />
schmackhaft zu machen. Frauen wurden so lange spirituell<br />
und sexuell unterdrückt, daß sie häufig gar nicht realisieren,<br />
daß ihnen das Wichtigste im Leben fehlt. Viele geben sich<br />
schon mit winzigsten Erfolgen zufrieden. Bei zu vielen Frauen<br />
hört die Reise auf, sobald sie sich wohl fühlen, eine Beziehung<br />
haben oder finanziell erfolgreich sind.<br />
Ich hatte früher 80 Prozent Männer in meinen Seminaren. Das<br />
tmachte Spaß und funktionierte sehr gut. Da bemerke ich, wie<br />
Frauen hinterherhinkten und es dringend nötig wurde, heilende<br />
Wege für Frauen zu entwickeln, damit Frauen in ihre weibliche<br />
Kraft und vor allem auch in Kontakt mit ihrer weiblichen<br />
Sensibilität und Weisheit kommen konnten. Damals gab es im<br />
Bereich der Weiblichkeit nichts, was wirklich dem Weiblichen<br />
entsprach. Im Bereich der Sexualität gab es noch keinerlei<br />
weibliches Bewußtsein. Frauen kannten nur männliche Wege<br />
und Methoden, die ihre männlichen Anteile entwickelten, auch<br />
im Bereich der Sexualität. Deshalb wurden meine Frauenbücher<br />
zur weiblichen Sexualität so begeistert aufgenommen<br />
und zu internationalen Bestsellern.<br />
In den letzten 20 Jahren hat sich in der weiblichen Welt einiges<br />
bewegt - auch im Bereich der Sexualität. Nur leider sind<br />
Frauen dadurch noch männlicher geworden. Das blockiert die<br />
weibliche Heilung auf tiefster Ebene. Deshalb wurde es auch<br />
notwendig, ein Buch wie Weibliches Manifest zu schreiben.<br />
Frauen haben sich, ohne es zu merken, weit von ihrer weiblichen<br />
Natur entfernt und gelernt, ihre männlichen Wege im<br />
Namen der Weiblichkeit zu zelebrieren. Global betrachtet ist<br />
das keine gute Entwicklung.<br />
• In Ihrem aktuellen Buch Weibliches Manifest schreiben<br />
Sie zu diesem Aspekt: "Auch Energieübungen oder Meditationspraktiken,<br />
wie sie in den meisten gängigen okkulten und<br />
spirituellen Systemen unterrichtet werden, wurden überwiegend<br />
von Männern entwickelt und auf männliche Schüler ausgerichtet.<br />
Selbstverständlich haben diese Praktiken auf den<br />
weiblichen Energiehaushalt eine komplett andere oder gar<br />
umgekehrte Wirkung." Welche ungünstigen Wirkungen gehen<br />
davon aus und welcher okkulter Schulung bedürfen Frauen?<br />
Frauen wurden so lange unterdrückt und in männliche Muster<br />
gedrängt, daß es ihnen gewohnheitsgemäß nicht möglich ist,<br />
in weiblichen Mustern zu leben. Sie müssen ihre Weiblichkeit<br />
bewußt heilen und zurückerobern, um sie genießen und entwickeln<br />
zu können. Damit Frauen aus diesen männlichen Mustern<br />
herausfinden, müssen sie die weiblichen Gesetze erst<br />
einmal kennen, damit sämtliche innere Prozesse im Einklang<br />
mit diesen geschehen. Das ist ein ganzheitliches Projekt, das<br />
große Sensibilität und weibliches Know-how erfordert. Energiearbeit<br />
ist nicht der Weg, die Weiblichkeit zu erreichen, es ist<br />
der Weg, die weibliche Ebene zu vermeiden.<br />
Das macht Methoden wie Chi Kung, Tai Chi und andere Arten<br />
der Energieübungen bei verletzten Frauen sehr beliebt. Sie<br />
versorgen Menschen mit Lebenskraft und Energie, so daß sich<br />
die verletzten Gefühle noch mehr in den unbewußten Bereichen<br />
zurückziehen, sich dort verstecken und sich der bewußten<br />
Wahrnehmung entziehen. Durch Energiearbeit fühlen sich<br />
Menschen oberflächlich vital.<br />
Der Irrweg des Feminismus<br />
Weibliche Heilung findet in der Tiefe des Gefühlskörpers<br />
statt und nicht auf der Energiee<br />
b e n e .<br />
Das sind<br />
sehr wesentliche<br />
Unterschiede,<br />
die für<br />
die sexuelle und<br />
spirituelle Befreiung<br />
der Frau und auch<br />
für die Entwicklung eines<br />
weiblichen Bewußtseins von<br />
großer Bedeutung sind. Wenn<br />
Frauen in männlichen Mustern<br />
leben, werden sie sehr oberflächlich<br />
und kopflastig. Dadurch<br />
entfernen sich von ihren weiblichen<br />
Anteilen. Die Weiblichkeit<br />
liegt in den unbewußten Tiefen<br />
verborgen und rutscht immer<br />
tiefer in unbewußte emotionsbeladene<br />
Zonen. Das macht<br />
es sehr schwierig, moderne<br />
Frauen bewußt in Kontakt<br />
zu ihren weiblichen Anteilen,<br />
sozusagen in<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 77
Spiritualität<br />
„Solange der Feminismus in männlichen<br />
Mustern agiert und nicht einer neuen Weiblichkeit<br />
entspringt, ist er zu harmlos und kraftlos.„<br />
Befreiung<br />
es Bewußt<br />
78 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011
Spiritualität<br />
einen weiblichen Modus, zu bringen, vor allem, wenn sie nicht<br />
gelernt haben zu meditieren. Das ist an sich eine Mission Impossible!<br />
Eine Frau muß das wirklich wollen und sich auch<br />
ernsthaft darum bemühen, sonst hat sie keine reellen Chancen,<br />
bewußt all die kostbaren Schätze, die in Inneren verborgen<br />
liegen, zu erschließen. Die unbewußte Welt ist ein riesiges<br />
Labyrinth, da ist die Gefahr relativ groß, sich darin zu verirren.<br />
• Sie grenzen sich ab vom herrschenden Feminismus, der ja<br />
vorgibt, die Rechte und Interessen der Frauen zu stärken. Was<br />
läuft da Ihrer Meinung nach falsch?<br />
Solange der Feminismus in männlichen Mustern agiert und<br />
sich an männlichen Wertvorstellungen orientiert, ist es meiner<br />
Meinung nach kein wirklicher Feminismus. Solange er<br />
nicht einer neuen Weiblichkeit entspringt, ist er zu harmlos<br />
und kraftlos. Es sind dann meist die anderen oder die Umwelt,<br />
die sich verändern sollten. Es ist nicht sehr wirkungsvoll,<br />
weibliche Anliegen äußerlich verändern zu wollen, denn auf<br />
dieser Ebene ist die Ursache der Probleme weder zu finden<br />
noch zu beheben. Sobald sich etwas im Innern eines einzelnen<br />
Menschen verändert, kann sich diese Qualität auch im Außen<br />
manifestieren. Der gesamte Bereich der Weiblichkeit ist noch<br />
sehr unterentwickelt. Wir sollten uns dringend um die Rehabilitation<br />
und Heilung der eigenen Weiblichkeit kümmern.<br />
Ich habe in meinem Leben sehr viele sogenannte Feministinnen<br />
getroffen. Meistens wurden sie von ihrer eigenen unbewußten<br />
Verletztheit oder gar Männerfeindlichkeit angetrieben.<br />
Ich finde es auch sehr merkwürdig, daß viele lesbische<br />
Frauen das Gefühl haben, sie hätten den Feminismus für sich<br />
gepachtet. Feminismus geht uns alle an, und wir alle, Frauen<br />
und Männer, sollten nicht aus Frust oder Haß uns für die weiblichen<br />
Werte einsetzen, sondern aus Liebe, denn die verbindet.<br />
Solange Menschen in männlichen Mustern funktionieren,<br />
werden sie sich gegenseitig bekämpfen. Es ist an der Zeit, daß<br />
wir lernen, am selben Strang zu ziehen, um gemeinsam mit<br />
vereinten Kräften weiblich zu wirken.<br />
Befreiung des Bewußtseins<br />
• Die Welt ist unübersehbar im Umbruch. Welche Chancen<br />
zur Entwicklung sehen Sie da für die Menschen bzw. für die<br />
beiden Geschlechter?<br />
Es gibt einzelne Menschen, Frauen und Männer, die sich aus<br />
den Klauen des Unbewußten Kollektivs befreien wollen und<br />
alles daran setzen, ihr individuelles Bewußtsein zu erweitern.<br />
Und auf die paar kommt es an.<br />
• Spekulieren Sie dabei auf die berühmte kritische<br />
Masse? Denn viele esoterische Richtungen geben<br />
sich weit weniger bescheiden. Sie sehen die Chance<br />
zu einem kollektiven Bewußtseinswandel.<br />
seins<br />
Die Chance besteht durchaus, aber darum<br />
müssen wir uns richtig bemühen. Schöne<br />
Worte reichen da nicht aus. Dazu wird es<br />
erforderlich, die echte Spiritualität aus<br />
den Fesseln der jahrtausendelangen<br />
Unterdrückung und Knechtschaft<br />
zu befreien. Und das sind kraft-<br />
raubende und intensive innere<br />
Prozesse, die bewußt vollzo-<br />
gen werden müssen, sonst<br />
passieren die nicht. Solan-<br />
ge sich so viele Menschen<br />
mit Scheinheiligkeiten und Halbwahrheiten begnügen, wird<br />
daraus wohl nichts.<br />
• Sie haben eine Mysterienschule für Frauen gegründet. Wie<br />
unterscheiden sich die Absicht und das Lehr- und Entwicklungsangebot<br />
einer Mysterienschule von den zahlreichen beinahe<br />
unüberschaubaren esoterischen Angeboten?<br />
Die Aufgabe einer Mysterienschule ist es, Menschen auf ihrem<br />
individuellen Weg in die Freiheit zu begleiten. Das geschieht<br />
durch fundierte langjährige Schulung, die im Einklang mit<br />
den universellen Gesetzen geschieht. Mysterienschulen haben<br />
eine sehr lange Tradition. Sie orientieren sich nicht am<br />
Markt, sondern an ihrer Aufgabe. Eine Mysterienschule lockt<br />
Schüler nicht mit irgendwelchen Versprechungen an, etwa<br />
Wunderheiler, Therapeut oder Wahrsager zu werden, und es<br />
wird ihnen auch kein besserer Platz im Himmel oder in der<br />
Gesellschaft in Aussicht gestellt. Eine Mysterienschulung ist<br />
mit einem sehr großen persönlichen Einsatz von Schülern und<br />
Lehrern verbunden. Für ihren Einsatz bekommen die Schüler<br />
weder Diplome noch Scheine, und die Lehrer bekommen kein<br />
Geld. Mysterienarbeit ist für Verrückte, die bereit sind, gegen<br />
den Strom zu schwimmen, für Menschen, die diesen tiefen<br />
Hunger in sich verspüren, sich selbst zu erkennen und zu<br />
entschlüsseln, um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen.<br />
Diese Arbeit richtet sich an Menschen, die bereit sind, hinter<br />
den Kulissen zu wirken.<br />
Fukushima ist überall<br />
Wie die Seher aus der alten Zeit prophezeiten, leben wir heute<br />
im Zeitalter der großen Täuschung. Das ist, wie sie sagten, ein<br />
dunkles Zeitalter, in dem Menschen selbstsüchtige materielle<br />
Ziele verfolgen. Dabei wird gemogelt, getäuscht und manipuliert.<br />
Das ist Fukushima! Das Fukushima-Syndrom liegt<br />
nicht nur an der Ostküste Japans, es ist überall zu finden - in<br />
uns und um uns herum und vor allem auch in sogenannten<br />
spirituellen, esoterischen und religiösen Kreisen. So lange<br />
Spiritualität, Esoterik und Sexualität zu kommerziellen Zwekken<br />
oder zum Erlangen von persönlicher Macht mißbraucht<br />
werden, bleiben sie in Gefangenschaft und können ihr wahres<br />
Potential nicht entfalten. Aus diesem verkorksten Schlamassel<br />
müssen wir nun herausfinden. Um diesen umwälzenden<br />
Befreiungsprozeß der Sexualität und Spiritualität zu vollziehen,<br />
bedarf es authentischer und unabhängiger Menschen,<br />
die die Kraft und das Unterscheidungsvermögen<br />
besitzen, sich gegen die kollektiven<br />
Prägungen bewußt durchzusetzen.<br />
Menschen auf diese Verantwortung<br />
vorzubereiten liegt in der<br />
Aufgabe einer Mysterienschule.<br />
Die großen Wunder der weiblichen<br />
Sexualität eröffnen uns<br />
die Pforte zu einem neuen<br />
weiblichen Bewußtsein, das<br />
die dringend benötigten Entwicklungsschritte<br />
auf persönlicher<br />
und globaler Ebene<br />
einleiten wird. ■<br />
Weitere Informationen zu<br />
Maitreyi Pionteks Arbeit<br />
finden Sie auf ihrer<br />
Homepage:<br />
www.maitreyipiontek.com<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />
79
Bücher<br />
Beckenboden-Training<br />
Der Beckenboden ist für viele<br />
Frauen ein Thema - vor<br />
allem dann, wenn er geschwächt<br />
ist. Inkontinenz,<br />
Gebärmutter- und Blasensenkungen,<br />
Rückenbeschwerden,<br />
allgemeine<br />
Schwäche sowie sexuelle<br />
Probleme können die Folge<br />
sein.<br />
Dieses Buch ist in verschiedene<br />
Bereiche gegliedert,<br />
erst geht es um die Wahrnehmung<br />
der Beckenbodenmuskulatur,<br />
anschließend<br />
um die gemeinsame<br />
Kräftigung der Beckenboden-,<br />
Bauch- und Rückenmuskulatur<br />
und schließlich<br />
darum, fließende, die Bekkenbodenmuskeln<br />
integrierende<br />
Bewegungen im<br />
Alltag einzusetzen.<br />
Dabei ist das Buch mit der<br />
enthaltenen CD besonders<br />
deswegen zu empfehlen,<br />
weil es die stärkenden<br />
Übungen in die täglichen<br />
Bewegungsabläufe integriert,<br />
was zusammen mit<br />
der CD sogar leicht ist und<br />
Freude machen kann.<br />
Deshalb ist es auch für<br />
Frauen geeignet, die sich<br />
für normale Gymnastik<br />
nicht begeistern können<br />
und trotzdem etwas für den<br />
Beckenboden tun wollen.<br />
Ulrich Heerd<br />
Irene Lang-Reeves /<br />
Thomas Villinger<br />
Beckenboden<br />
Das Training für mehr Energie<br />
Verlag Gräfe und Unzer,<br />
München 2010<br />
ISBN 978-3-77424-786-4<br />
€ 16,99<br />
Meditativer Lesegenuß<br />
Der Autor, ein studierter<br />
Künstler, behandelt sein<br />
Thema nicht wissenschaftlich<br />
bzw. quantenphysikalisch,<br />
wie es gerade trendy<br />
ist, sondern nähert sich<br />
ihm philosophisch-reflexiv.<br />
Theorien und Modelle betrachtet<br />
er richtigerweise<br />
ohnehin nur als Landkarte,<br />
die zudem die Gefahr bergen,<br />
daß wir ihnen unsere<br />
Erfahrungen anpassen. Dabei<br />
setzt der Autor ganz auf<br />
die Erfahrung; „Erfahrung ist<br />
das Einzige, was wir haben“<br />
könnte man als seine Hauptbotschaft<br />
auffassen.<br />
Daher hinterfragt er auch<br />
immer wieder unsere Sprache,<br />
die unsere Erfahrungen<br />
in vorgefertigte Rahmen und<br />
Muster zwängt - allen voran<br />
die Ich-Du- und Innen-Außen-Dualität.<br />
In kontemplativen Texten<br />
regt er dazu an, genauer<br />
hinzuschauen. Durch die Infragestellung<br />
unserer Wahrnehmungsmuster<br />
und die<br />
sensible Neuformulierung<br />
von Erfahrungen will der Autor<br />
den Leser zu Gewahrsein<br />
und „offenem Nichtwissen“<br />
führen sowie dazu, daß sich<br />
das Bewußtsein in seinen<br />
Erfahrungen wie in einem<br />
Spiegel selbst erkennt.<br />
Ralf Lehnert<br />
Rupert Spira<br />
Bewußtsein ist alles<br />
Über die Natur unserer<br />
Erfahrungen<br />
VAK-Verlag 2011<br />
ISBN 978-3-86731-087-1<br />
€ 19,95<br />
Weiterleben auf dem<br />
blauen Planeten<br />
Wir alle wissen, daß unsere<br />
Gesellschaft in der heutigen<br />
Form nicht mehr lange so<br />
funktionieren kann. Ausufernder<br />
Energieverbrauch und<br />
Gefahren durch nicht mehr<br />
beherrschbare Technik sind<br />
nur einige Aspekte, die uns<br />
auf einen notwendigen Wandel<br />
hinweisen. Steht uns also<br />
ein Zeitalter des Verzichts auf<br />
liebgewordenen Wohlstand<br />
bevor? Falsch, sagt der Architekt<br />
Prof. Dirk Althaus. Es<br />
geht nicht um ein naives „Zurück<br />
zur Natur“ und auch nicht<br />
darum, daß erst ein neuer Typ<br />
Mensch erschaffen werden<br />
müßte. Der Autor umreißt<br />
seine Vision der postfossilen<br />
Epoche, in der die Menschen<br />
seiner Ansicht nach sogar<br />
glücklicher und zufriedener<br />
leben könnten. Auch deshalb,<br />
weil die Menschheit lernt,<br />
neue Zusammenhänge in Natur,<br />
Technik und Gesellschaft<br />
zu erkennen und auf dieser<br />
Basis ihre Prioritäten neu<br />
zu definieren. Ein wichtiges<br />
Buch, das in seinen Aussagen<br />
sicher nicht unumstritten ist,<br />
aber fundierte Argumente für<br />
die Neuorientierung der Gesellschaft<br />
in Zeiten des Wandels<br />
liefern kann.<br />
Franz Bludorf<br />
Dirk Althaus<br />
Die postfossile Epoche<br />
Weiterleben auf dem<br />
blauen Planeten<br />
Mankau-Verlag, Murnau 2007<br />
ISBN 978-3-938396-06-3<br />
€ 14,95<br />
Herrliche Tage<br />
Wer Marco Mengs kritische<br />
und pointierte politische<br />
Analysen schätzt, die er u.<br />
a. auch in der <strong>Matrix3000</strong><br />
publiziert, der kann ihn<br />
hier als Literaten erleben.<br />
In seinen lesenswerten,<br />
häufig grotesk wirkenden<br />
Kurzgeschichten begegnen<br />
uns skurrile Gestalten: Ein<br />
Schüler, der nach einem<br />
Schulverweis vor der eigenen<br />
Verantwortung flüchtet<br />
- unverkennbar eine Reminiszenz<br />
an den „Fänger<br />
im Roggen“ -, russische<br />
Gangster und Prostituierte,<br />
schüchterne junge Männer<br />
und verhinderte Künstler.<br />
Der Autor schildert ihre<br />
Phantasien, Impressionen<br />
des Augenblicks, Erlebnisse<br />
und Wahrnehmungen<br />
von Menschen auf der Suche<br />
nach dem Glück, nach<br />
dem Sinn des Lebens, nach<br />
sich selbst.<br />
Franz Bludorf<br />
Marco Meng<br />
Herrliche Tage<br />
Kurzgeschichten<br />
Tredition-Verlag,<br />
Hamburg 2011<br />
ISBN 978-3-84240-251-5<br />
€ 12,90
Märchen<br />
Das Geschenk<br />
Es war einmal ein Schüler, der seiner Lehrerin eine<br />
wundervolle Muschel schenkte.<br />
Sie sagte: "Ich habe noch nie eine solch schöne Muschel<br />
gesehen! Wo hast du diese kostbare Muschel<br />
denn gefunden?"<br />
Der Junge erzählte von einer versteckten Stelle am<br />
anderen Ende der Insel und daß dort hin und wieder<br />
solch eine Muschel angeschwemmt würde.<br />
"Ich werde diese wundervolle Muschel mein Leben<br />
lang aufbewahren, und ich danke dir von Herzen. Aber<br />
du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen,<br />
nur um mir etwas zu schenken."<br />
Darauf antwortete der Junge:<br />
"Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks!"<br />
Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 81
Impressum<br />
<strong>Vorschau</strong><br />
MATRIX<br />
NEUES DENKEN<br />
<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 66, erscheint am 27. 10. 2011<br />
Demokratiedämmerung<br />
Eine neue Phase der Demokratie – davon träumten viele, als sich<br />
bei der Schlichtung zu Stuttgart 21 Bürger und Politiker an einen<br />
Tisch setzten. Es war ein Scheinfrühling, der da hereinbrach. Wer<br />
auf wirklichen Respekt vor der kompetenten außerparlamentarischen<br />
Opposition gehofft hatte, sah sich getäuscht. Eine neue Phase<br />
der Demokratie könnte allerdings wirklich anbrechen – nur anders,<br />
als erhofft. In Ungarn, Spanien, Italien, Frankreich und auch<br />
zentral, in Brüssel, zündelt die Staatsmacht mit Werkzeugen der<br />
Diktatur. Befinden wir uns schon auf dem Marsch in die autoritäre<br />
Postdemokratie?<br />
Der Hellseher<br />
Krzysztof Jackowski ist einer der bekanntesten Hellseher der<br />
Welt. Wie funktioniert seine Wahrnehmung? Seine Methoden und<br />
Geheimnisse. Jackowski arbeitet mit der Polizei zusammen, um in<br />
besonderen Situationen bei der Aufklärung von Mordfällen zu helfen<br />
– häufig sehr erfolgreich. Wie kommen Menschen zu solchen<br />
Fähigkeiten? Die moderne Neurobiologie ist den außersinnlichen<br />
Wahrnehmungen vermutlich bereits auf der Spur.<br />
Der Mensch im Netz<br />
Facebook, Twitter, Google, Wikipedia – der moderne Mensch ist ein<br />
Netzwesen geworden. Ein Großteil seiner sozialen Aktivitäten spielt<br />
sich online ab. Barack Obama war der erste Politiker, der sich für seine<br />
Wahl ins Weiße Haus diese Möglichkeiten gezielt zunutze machte.<br />
Doch die bunte Online-Welt hat auch eine Kehrseite – Verlust der<br />
Privatsphäre, immer weitreichendere Überwachung sowie eine Flut<br />
aufdringlicher Spam-Werbung, die uns fast ersticken läßt. Sozialwissenschaftler<br />
haben bereits die Regeln erkannt, nach denen uns das<br />
allgegenwärtige Netz lenken und manipulieren will.<br />
Außerdem in der nächsten <strong>Matrix3000</strong>:<br />
82<br />
MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />
3000<br />
Die Spuren der Alten<br />
Gab es in uralten Zeiten bereits technische Hochzivilisationen,<br />
die Flugzeuge bauen oder sogar Raumfahrt betreiben konnten?<br />
Viele Indizien sprechen dafür. Warum wissen unsere Historiker<br />
dann nichts davon? Weil Kriege, Naturkatastrophen und<br />
Seuchen Hochkulturen auslöschen können. Die Überlebenden<br />
verfügen anschließend nicht mehr über das technische Know-<br />
How, das dadurch nach und nach in Vergessenheit gerät oder zu<br />
Mythen und Legenden mutiert. Heute wäre es nicht anders. Jeder<br />
von uns kann einen Fernseher, Computer oder Kühlschrank<br />
bedienen, aber wer könnte ein solches Gerät neu konstruieren?<br />
<strong>Matrix3000</strong> auf Spurensuche zwischen den steinernen Zeugen<br />
der Vergangenheit.<br />
Vom Therapeuten zum Eingeweihten<br />
Am 11. Dezember 2011 wäre Thorwald Dethlefsen <strong>65</strong> Jahre alt<br />
geworden. Während seiner letzten Lebensjahre hatte er sich<br />
mehr und mehr zurückgezogen. Vor einem Jahr, am 1. Dezember<br />
2010, verstummte er für immer und verließ die irdische<br />
Ebene. Vielleicht hatte er bereits alles, was er sagen wollte,<br />
gesagt. <strong>Matrix3000</strong> blickt zurück auf Leben und Werk des Psychologen<br />
und Kultautors.<br />
<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />
ISSN 1 439-4154<br />
ISBN (<strong>Matrix3000</strong> Band <strong>65</strong>): 978-3-89539-875-9<br />
Verlag<br />
MATRIX3000 Verlag GmbH<br />
Ammergauer Straße 80<br />
D-86971 Peiting<br />
Telefon: 0 88 61/59 0 18, Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />
info@matrix3000.de, www.matrix3000.de<br />
Redaktion MATRIX3000<br />
Grazyna Fosar<br />
Franz Bludorf<br />
Postfach 242<br />
D-12112 Berlin<br />
Telefon: 030/ 795 36 63, Telefax: 030/ 79 01 48 94<br />
grazyna.fosar@matrix3000.de, franz.bludorf@matrix3000.de<br />
Redaktionsschluß für die nächste <strong>Ausgabe</strong>,<br />
<strong>Matrix3000</strong> Band 66: 13.9.2011<br />
Chefredaktion<br />
Franz Bludorf<br />
Redaktion<br />
Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Ralf Lehnert,<br />
Lisa Rampertshammer, Elke Röder, Roland Rottenfußer<br />
Beiträge von<br />
Dirk Althaus, Franz Bludorf, Andreas Diemer, Grazyna Fosar,<br />
Ulrich Heerd, Claudia Kasper, Thomas Klein, Ralf Lehnert,<br />
Marco Meng, Maitreyi D. Piontek, Thomas Ritter, Roland<br />
Rottenfußer, Ingomar Schwelz, Valentin Tomberg<br />
Art Direction<br />
Mirjam Schuster<br />
mia@thesigner.com<br />
Bilder: Angaben beim Bild oder Archiv<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach GmbH<br />
Vertrieb<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />
Römerstrasse 90, 79618 Rheinfelden<br />
Tel. 07623 /964-0, Telefax 07623 /964-259<br />
www.bpv-medien.com<br />
Bezugspreise<br />
Abo-Jahresbeitrag (6 Hefte), inkl. Versand:<br />
39,– EUR (ins Ausland 48,– EUR).<br />
Abo-Bestellung mit Abo-Bestellschein.<br />
Einzelheft: Deutschland 6,50 EUR,<br />
Österreich 7,40 EUR, Schweiz 12,80 SFR,<br />
Italien 8,50 EUR, Luxemburg 7,70 EUR<br />
Für gewerbliche Inserenten<br />
Inge Eire Rautenberg<br />
Reichshofstr. 168, 58239 Schwerte<br />
Telefon/Fax: 0 23 04 - 942 33 99<br />
E-mail für Anfragen bezüglich Anzeigen und Beilagen:<br />
inge.rautenberg@matrix3000.de<br />
E-mail für Druckunterlagen: eire.rautenberg@gmx.de<br />
Monika Lehmer<br />
Kompletto Veranstaltungen + Marketing UG<br />
Bahnhofring 23, D-86415 Mering<br />
Tel.: 08233-7798224<br />
Mobil: 0173-3671381<br />
Email: monika.lehmer@kompletto.eu<br />
Bestellungen über:<br />
Michaels Verlag und Vertrieb GmbH<br />
Ammergauer Straße 80<br />
D-86971 Peiting<br />
Telefon: 0 88 61/59 0 18, Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />
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Mit Namen gezeichnete Beiträge werden von den Autoren<br />
selbst verantwortet und stellen die Meinung des jeweiligen<br />
Autors dar. Sie spiegeln daher nicht unbedingt die Auffassungen<br />
der Redaktion wider. Die Bearbeitung und Kürzung<br />
von Beiträgen behält sich die Redaktion vor. Alle Inhalte entsprechen<br />
dem besten Wissen der Redaktion nach gründlicher<br />
Prüfung, trotzdem kann keine Gewähr übernommen werden.<br />
Die Redaktion freut sich über zugesandte Textvorlagen, für<br />
unverlangt eingereichte Beiträge kann der Verlag allerdings<br />
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Verantwortung. Nachdruck und Kopie, auch in Auszügen,<br />
nur nach Abstimmung mit dem Verlag.
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