11 | 2013 - Spital Region Oberaargau
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Marte-Meo-Methode<br />
Die inzwischen weltweit etablierte<br />
Marte-Meo-Methode wurde in<br />
den 70er Jahren von der Holländerin<br />
Maria Aarts ursprünglich<br />
für die Entwicklungspsychologie<br />
erforscht und weiterentwickelt.<br />
Inzwischen hat man festgestellt,<br />
dass sich diese Methode nicht<br />
nur in der Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendlichen, sondern auch für<br />
den Altersbereich eignet. Ziel ist,<br />
Menschen verbal und/oder nonverbal<br />
durch Gespräche, Gestik<br />
und Führung in Alltagssituationen<br />
zu unterstützen.<br />
Ausbildung mit Filmaufnahmen<br />
Mit einfachen Methoden werden Persönlichkeit und Fähigkeit<br />
der Bewohner gestärkt. Um solche Momente besser erkennen<br />
zu können, werden Alltagssituationen anhand kurzer Filmaufnahmen<br />
festgehalten und analysiert. Im dahlia werden nur Bewohner<br />
mit deren schriftlichen Einwilligung und/oder der zuständigen<br />
Angehörigen, gefilmt. Therese Niklaus zitiert Maria<br />
Aarts «Seeing is believing». Im Vordergrund der Videoanalyse<br />
steht das Erkennen vorhandener Fähigkeiten der Bewohner.<br />
Dadurch wird das lösungsorientierte Handeln der Betreuenden<br />
unterstützt. Dank einer positiven Sichtweise werden auch<br />
schwierige Situationen motiviert und gezielt angegangen.<br />
Gleichzeitig erlebe man die Momente mit den Bewohnern bewusster<br />
und dadurch entsteht eine Atmosphäre, in welcher sie<br />
sich wohl und wertgeschätzt fühlen. Während dem Erzählen ist<br />
die Begeisterung von Urs Neuenschwander spürbar: «Im Pflegealltag<br />
sind Strukturen und Programm vielmals klar definiert.<br />
Oft fühlen sich demente Menschen von diesem überfordert und<br />
«wehren» sich dagegen.» Mittels Filmsequenzen demonstriert<br />
er die Wirkungsweise, wenn Zeit gegeben wird für die Kontaktaufnahme,<br />
wenn man das Gegenüber aufmerksam beobachtet<br />
und seine Pflegevorrichtung mit freundlicher Stimme benennt,<br />
bevor man beispielsweise mit Anziehen beginnt. Dies gibt dem<br />
Bewohner Sicherheit, eine akustische Orientierung und er fühlt<br />
sich wahrgenommen. Freude teilen, sich über ein Lächeln oder<br />
einen Händedruck freuen und den Bewohner loben: «Sie sind<br />
selber aufgestanden. Das haben Sie gut gemacht.» Die Wirkung<br />
ist erstaunlich, abgesehen vom Zeitgewinn. Durch den besseren<br />
Zugang funktioniert vieles einfacher, auch bei dementen<br />
Menschen und beeinflusst deren Kooperation positiv. «Bewusst<br />
erlebt, wird jeder Moment ganz anders und die Qualität der Arbeit<br />
eine ganz andere.»<br />
Weniger ist mehr<br />
«Spannend wie die angewendeten Elemente in verschiedenen<br />
Situationen und Interaktionen wirken und helfen, absolut<br />
komplexe Theorien und Methoden ganz einfach auf den Punkt<br />
zu bringen, der auch Angehörigen vermittelt werden kann»,<br />
erklärt Therese Niklaus. Oft werden demente Menschen auch<br />
mit einfachen Fragen wie «Möchten Sie Kaffee?» überfordert.<br />
Hält man jedoch die Tasse in den Händen und sagt: «Ich habe<br />
hier Kaffee» und beobachtet das Gegenüber, fragt man je nach<br />
Reaktion: Hätten Sie gerne eine Tasse und überreicht diese<br />
oder bietet allenfalls Hilfe zum Halten an. Manchmal genügt<br />
es, das letzte Wort zu wiederholen, damit die Person realisiert:<br />
«Ich werde gehört.» Wenn die Betreuungspersonen durch Achtsamkeit<br />
und Aufmerksamkeit die Bewohner dort abholen, wo<br />
sie stehen, ihre Ressourcen erkennen und mit den Elementen<br />
der Marte-Meo-Methode diese Momente bewusst erleben,<br />
profitieren beide Beteiligten. Betreute und Pflegende erleben<br />
sich selbstsicherer. Zudem können so Betreuende die Arbeit,<br />
die sie leisten, selber besser wertschätzen.<br />
Text:<br />
Brigitte Meier