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11 | 2013 - Spital Region Oberaargau

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27<br />

Marte-Meo-Methode<br />

Die inzwischen weltweit etablierte<br />

Marte-Meo-Methode wurde in<br />

den 70er Jahren von der Holländerin<br />

Maria Aarts ursprünglich<br />

für die Entwicklungspsychologie<br />

erforscht und weiterentwickelt.<br />

Inzwischen hat man festgestellt,<br />

dass sich diese Methode nicht<br />

nur in der Arbeit mit Kindern und<br />

Jugendlichen, sondern auch für<br />

den Altersbereich eignet. Ziel ist,<br />

Menschen verbal und/oder nonverbal<br />

durch Gespräche, Gestik<br />

und Führung in Alltagssituationen<br />

zu unterstützen.<br />

Ausbildung mit Filmaufnahmen<br />

Mit einfachen Methoden werden Persönlichkeit und Fähigkeit<br />

der Bewohner gestärkt. Um solche Momente besser erkennen<br />

zu können, werden Alltagssituationen anhand kurzer Filmaufnahmen<br />

festgehalten und analysiert. Im dahlia werden nur Bewohner<br />

mit deren schriftlichen Einwilligung und/oder der zuständigen<br />

Angehörigen, gefilmt. Therese Niklaus zitiert Maria<br />

Aarts «Seeing is believing». Im Vordergrund der Videoanalyse<br />

steht das Erkennen vorhandener Fähigkeiten der Bewohner.<br />

Dadurch wird das lösungsorientierte Handeln der Betreuenden<br />

unterstützt. Dank einer positiven Sichtweise werden auch<br />

schwierige Situationen motiviert und gezielt angegangen.<br />

Gleichzeitig erlebe man die Momente mit den Bewohnern bewusster<br />

und dadurch entsteht eine Atmosphäre, in welcher sie<br />

sich wohl und wertgeschätzt fühlen. Während dem Erzählen ist<br />

die Begeisterung von Urs Neuenschwander spürbar: «Im Pflegealltag<br />

sind Strukturen und Programm vielmals klar definiert.<br />

Oft fühlen sich demente Menschen von diesem überfordert und<br />

«wehren» sich dagegen.» Mittels Filmsequenzen demonstriert<br />

er die Wirkungsweise, wenn Zeit gegeben wird für die Kontaktaufnahme,<br />

wenn man das Gegenüber aufmerksam beobachtet<br />

und seine Pflegevorrichtung mit freundlicher Stimme benennt,<br />

bevor man beispielsweise mit Anziehen beginnt. Dies gibt dem<br />

Bewohner Sicherheit, eine akustische Orientierung und er fühlt<br />

sich wahrgenommen. Freude teilen, sich über ein Lächeln oder<br />

einen Händedruck freuen und den Bewohner loben: «Sie sind<br />

selber aufgestanden. Das haben Sie gut gemacht.» Die Wirkung<br />

ist erstaunlich, abgesehen vom Zeitgewinn. Durch den besseren<br />

Zugang funktioniert vieles einfacher, auch bei dementen<br />

Menschen und beeinflusst deren Kooperation positiv. «Bewusst<br />

erlebt, wird jeder Moment ganz anders und die Qualität der Arbeit<br />

eine ganz andere.»<br />

Weniger ist mehr<br />

«Spannend wie die angewendeten Elemente in verschiedenen<br />

Situationen und Interaktionen wirken und helfen, absolut<br />

komplexe Theorien und Methoden ganz einfach auf den Punkt<br />

zu bringen, der auch Angehörigen vermittelt werden kann»,<br />

erklärt Therese Niklaus. Oft werden demente Menschen auch<br />

mit einfachen Fragen wie «Möchten Sie Kaffee?» überfordert.<br />

Hält man jedoch die Tasse in den Händen und sagt: «Ich habe<br />

hier Kaffee» und beobachtet das Gegenüber, fragt man je nach<br />

Reaktion: Hätten Sie gerne eine Tasse und überreicht diese<br />

oder bietet allenfalls Hilfe zum Halten an. Manchmal genügt<br />

es, das letzte Wort zu wiederholen, damit die Person realisiert:<br />

«Ich werde gehört.» Wenn die Betreuungspersonen durch Achtsamkeit<br />

und Aufmerksamkeit die Bewohner dort abholen, wo<br />

sie stehen, ihre Ressourcen erkennen und mit den Elementen<br />

der Marte-Meo-Methode diese Momente bewusst erleben,<br />

profitieren beide Beteiligten. Betreute und Pflegende erleben<br />

sich selbstsicherer. Zudem können so Betreuende die Arbeit,<br />

die sie leisten, selber besser wertschätzen.<br />

Text:<br />

Brigitte Meier

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