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Dimension der Musik. Mit der Digitalisierung löst Artikulation sich auf in binäre Codes, wie<br />

alle anderen traditionellen Parameter. Vor allem die Option, am instrumentalen Nullpunkt zu<br />

beginnen, macht den artifiziellen und fiktionalen Charakter der synthetischen elektronischen<br />

Musik aus.<br />

Es ist kaum vorstellbar, dass sich die Artikulation in all ihren Feinheiten so hätte entwickeln<br />

können, wenn nicht - sozusagen auf der anderen Seite der Kommunikation - das menschliche<br />

Ohr fähig wäre, diesen hoch differenzierten Vorgängen zu folgen und sie entsprechend zu<br />

interpretieren. Wir können minimale Verschiebungen im Hörpanorama wahrnehmen, in einer<br />

günstigen Lage über 300 verschiedene Stärkegrade eines Tones unterscheiden. Die Nähe<br />

eines Geräusches erkennen wir über den Anteil an tiefen Frequenzen, deshalb erscheint uns<br />

ein Flüstern im Film sehr nah, wenn diese verstärkt sind. Und wir können am Geräusch des<br />

Ausgießens von Kaffe unterscheiden, ob er heiß oder kalt ist. Was von der Natur wohl<br />

gedacht ist als Überlebensstrategie, ist in der Musik Voraussetzung für das Verstehen.<br />

Genauso wenig wie die Geräusche des Alltags werden die Feinheiten der Differenzierung<br />

eines guten Instrumentalisten wohl bewusst wahrgenommen; unbewusst werden sie aber als<br />

Ausdruckswerte erlebt und in emotionale Qualitäten übersetzt. Viel mehr als gemeinhin<br />

angenommen ist Artikulation also nicht nur eine Sache des Spielers, sondern auch eine des<br />

mit vollziehenden Hörers - wenn er sich denn in diesen musikalischen Mikrokosmos begeben<br />

will und die Bedingungen es ihm erlauben.<br />

Musikbsp. 7:<br />

Helmut Lachenmann: Zwei Gefühle (Dauer nach Bedarf) ca. 1‟15“<br />

Klangforum Wien<br />

Leitung: Hans Zender.<br />

Accord 204852<br />

19

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