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Musikauffassungen wird; und es zeigt natürlich auch, wie wenig die Dinge sich<br />
musikhistorisch manchmal im geordneten Nacheinander entwickeln.<br />
Musikbsp. 2:<br />
Marin Marais: Fantaisie aus der Suite a-moll für Gambe und Cembalo 42”<br />
Jay Bernfeld, viola da gamba.<br />
Accord 206082<br />
Sprecher 3:<br />
Unter Artikulation in der Musik ist erstens die Art und Weise zu verstehen, wie der einzelne<br />
Ton stimmlich oder instrumental erzeugt und gebildet wird; zweitens, wie aufeinander<br />
folgende Töne ‚gelenkig‟ miteinander verbunden werden (lat. articulus, das Gelenk). Diese<br />
Verbindung kann eng oder locker, der Zeitraum zwischen den Tönen also klangerfüllt oder<br />
durch sogenanntes Absetzen stumm sein.<br />
Wikipedia, Eintrag ‚Artikulation’.<br />
Sprecher 1:<br />
‚Klangerfüllt, oder durch sogenanntes Absetzen stumm‟ - um im Bild zu bleiben könnte man<br />
sagen: Wenig gelenkig, eher etwas zu geschraubt für eine Beschreibung des<br />
Artikulationsvorganges. Mit der Ungeschicklichkeit dieser Formulierung wird hier aber -<br />
wohl eher versehentlich - eine wichtige Frage aufgeworfen: Wenn ein Ton abgesetzt wird,<br />
heißt das dann automatisch, dass der Zeitraum danach stumm, im Sinne von leer, ist? Oder<br />
können Töne, die de facto nicht verbunden sind, genauso ungebrochene Linien in der<br />
Vorstellung des Hörers entstehen lassen wie tatsächlich sich berührende Töne? Wenn man<br />
Fußspuren im Schnee betrachtet, verbindet man sie auch in Gedanken, man würde wohl kaum<br />
auf die Idee kommen, dass sie nicht zusammen gehören und nicht Resultat und Abdruck der<br />
Bewegung eines einzelnen Menschen sein könnten. Wann, und warum erlebt man eine<br />
akustisch tatsächlich hörbare Trennung von Tönen wirklich auch als solche, und wann hört<br />
man quasi darüber hinweg, denkt sich die Töne dennoch verbunden zu einer Kette<br />
zusammenhängender Klänge? Hängt das von der Distanz ab, die man zu der jeweiligen Stelle<br />
einnimmt? Von der mentalen Einstellung? Gibt es da Spielräume, die ganz unterschiedliche<br />
Sichtweisen zulassen?<br />
Sprecher 3:<br />
Ich sah das Gedicht verschoben aus dem Sagen in das Stimmliche. Ich sah das Stimmliche<br />
anders da sein als das Sprachliche. Ich sah die Stimme etwas nicht sprechen können. Ich sah<br />
die Stimme in das Flüssige gebracht sein. Ich sah die Stimme in das Grün des Flüssigen<br />
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