sfbb- diskussion fall „lena“ - SFBB Berlin-Brandenburg
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Christa Möhler-Staat<br />
<strong>SFBB</strong>- DISKUSSION<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE<br />
ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN<br />
GESICHTSPUNKTEN<br />
Dezember 2013
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1. Fragestellungen für die Fortbildung und Supervison<br />
2. Ausgangssituation<br />
3. Ausgewählte Fortbildungs- relevante Themenstellungen/Aspekte – Risikomanagement bei<br />
Kindeswohlgefährdung, entsprechend den <strong>Berlin</strong>- einheitlichen geltenden Standards<br />
4. Beurteilungskriterien für eine qualifizierte Beratung als IseF, Mindestkriterien im Rahmen der<br />
Abschlussarbeiten der Zertifikatslehrgänge.<br />
5. Die „Beratungsdokumentation“ als zielführendes Raster, auch Raster für die<br />
Abschlusspräsentation<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 2
1 FRAGESTELLUNGEN FÜR DIE FORTBILDUNG UND SUPERVISION<br />
AUCH HINSICHTLICH DER QUALITÄTSANFORDERUNGEN AN DIE BERATUNG DURCH EINE<br />
ISEF<br />
Welche Aspekte müssen grundsätzlich integrativer Bestandteil einer Fallanalyse sein<br />
(vergleichende Kasuistik)<br />
Welche Verfahrensschritte im Fallverlauf sind zu rekonstruieren und wie?<br />
Wie könnten positive Indikatoren zu den jeweiligen Verfahrensschritten formuliert<br />
werden?<br />
„Worauf muss fokussiert werden“ unter Berücksichtigung des gesamten Systems mit<br />
vorhandenen Schnittstellen?<br />
Wie müssten die Kooperationen zwischen den beteiligten Systemen bei einer Fallanalyse<br />
aufgegriffen werden?<br />
Welche Fehlerdefinition gibt es im Kinderschutz?<br />
Wie können die Ergebnisse von Fallanalysen als Qualitätsentwicklung im Jugendamt<br />
umgesetzt werden und was kann durch Fortbildung und Supervision dabei unterstützt<br />
werden?<br />
Welche Mindestbeurteilungskriterien für die Abschlussarbeiten<br />
(Beratungsdokumentationen) der Absolventen/innen der Zertifikatskurse, IseF sind zu<br />
berücksichtigen?<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 3
2 AUSGANGSSITUATION<br />
Christa Möhler-Staat, Dozentin <strong>SFBB</strong><br />
Es finden regelmäßig fachliche Basisqualifikationen der Fachkräfte der Jugendhilfe und der<br />
kooperierenden Bereiche durch das <strong>SFBB</strong> und durch die Kinderschutzkoordination der Jugendämter<br />
statt.<br />
Es <strong>fall</strong>en erhebliche Umsetzungsdefizite in der Praxis auf, die zu klären sind, vgl. z.B. Fall Lena.<br />
Im <strong>SFBB</strong>, sehe ich teilweise sehr Fehler-trächtige Abschlussarbeiten unserer Absolvent/innen der<br />
Zertifikatskurse.<br />
Es zeigt sich an diesen Beispielen, dass Standards nicht- oder nicht ausreichend verstanden und<br />
eingehalten werden:<br />
Defizite, bei der Risikoeinschätzung, im Fallmanagement, in der Zusammenarbeit mit den Eltern,<br />
u./o. in den Kooperationen zwischen den beteiligten Fachkräften, z.B. wenn Hilfe- und<br />
Schutzkonzepte (Zielsetzungen im Hilfeplan, Auflagen/Aufträge) und deren Kontrollen zu unkonkret<br />
bleiben u/o. Leistungserbringer nicht über passgenaue Ressourcen verfügen. Oftmals ist die<br />
Aufmerksamkeit gegenüber den Erwachsenen größer als gegenüber dem Kind. Die Bedürfnislage des<br />
Kindes u./o. die Beteiligung des Kindes gerät immer wieder aus dem Blick.<br />
Bei gestiegenen fachlichen Anforderungen und schwierigen Rahmenbedingungen, sind Risiken<br />
aufgrund von professionellen Fehlern ebenso zu analysieren, wie strukturelle u./o. organisatorische<br />
Defizite im Hilfesystem. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander und behindern die<br />
Qualitätssicherung. Oft wird nach Katastrophenfällen angeregt, die Fachkräfte mehr und besser<br />
fortzubilden. Im <strong>SFBB</strong> sehren wir das Dilemma, dass ein „mehr Desselben, das nicht funktioniert“,<br />
keine besseren Ergebnisse bewirkt. Die Vermittlung des, verfahrensmäßigen und methodischen<br />
Know-hows kann nur zielführend „geankert“ werden, wenn diese Qualität in der Praxis gelebt wird.<br />
Vgl. dazu Dr. Christian Schrapper, Univ. Koblenz-Landau: ‚ Zu den wichtigsten Führungsaufgaben<br />
gehöre, die Einhaltung und Anwendung von (Qualitäts-)Standards, Rahmenvorgaben, Verfahren etc.<br />
diese zu kontrollieren und zu steuern“.<br />
Auch im Bericht der Expertengruppe zum Fall Lena bleiben (Standard -entsprechende )<br />
Begrifflichkeiten und Fachtermini mit Wiedererkennungswert unbenannt, bzw. werden Abläufe recht<br />
oberflächlich beschrieben. Die Schlussfolgerungen bleiben eher allgemein.<br />
Daraus ergibt sich die Frage, ob es einen Unterschied machen würde, wenn Fallanalysen mit positiv<br />
beschriebenen Indikatoren zu den jeweiligen Verfahrensschritten abgeglichen werden könnten.<br />
Meine Hypothese: Fallanalysen könnten dadurch konkreter und transparenter erfolgen und auch<br />
dem Prinzip „aus Fehler lernen“ besser zugeführt werden.<br />
Hier sollten wir (Dozent/innen, Supervisor/innen des <strong>SFBB</strong> vielleicht einen Service bieten, indem wir<br />
einen Vorschlag zum Untersuchungsdesign machen und Aspekte aufzeigen, die integrativer<br />
Bestandteil einer Fallanalyse sein müssten (vergleichende Kasuistik).<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 4
3. AUSGEWÄHLTE FORTBILDUNGSRELEVANTE THEMENSTELLUNGEN/ASPEKTE ZUM<br />
RISIKOMANAGEMENT BEI KINDESWOHLGEFÄHRDUNG ENTSPRECHEND DEN<br />
BERLINEINHEITLICH GELTENDEN STANDARDS<br />
3.1 Definition „Fehler“:<br />
„Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt“<br />
(Deutsche Institut für Normung).<br />
Ein Fehler wird gemeinhin verstanden, als eine Handlung, mit der eine Person ein bestimmtes<br />
Ziel nicht erreichen konnte, das sie aber erreichen wollte: Sie hat etwas „falsch“ gemacht. Man<br />
könnte auch sagen: durch eine Handlung wurde eine Erwartung frustriert (Oser/Spycher 1997)<br />
In dem Zertifikatskurs für Insoweit erfahrene Fachkräfte Kinderschutz achten die Dozent/innen<br />
und Supervisor/innen („Lernsupervision), dass die Teilnehmer/innen mit den Arbeitshilfen zur<br />
Risikoeinschätzung, der Fallsteuerung vertraut werden und Hilfe- und Schutzkonzepte beraten<br />
lernen, die an den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes/Jgdl. orientiert sind.<br />
Berücksichtigt werden daher:<br />
3.2 Standards der Risikoeinschätzung (Indikatoren und Risikofaktoren- gestützt)<br />
Indikatoren für eine qualifiziert durchgeführte Falleinordnung in die Arbeitsbereiche der<br />
Jugendhilfe (Leistungs- Grau/Überprüfungs- Gefährdungsbereich).<br />
Fallanalyse, Fallverstehen unter Einbeziehung der Risiken/Gefährdungssachverhalte<br />
(Risikofaktoren aktuelle u./o. in der Hilfegeschichte) und Ressourcen-Check bezogen auf die<br />
Bedürfnisse des Kindes)<br />
3.2.1 Häufige Stolpersteine bei der Risikoeinschätzung und Folgen für Fallbearbeitung und<br />
Verantwortlichkeiten (vgl. Fall Lena):<br />
Missverständnis: Eine Leistung wird (freiwillig) gewünscht und beantragt, daher Falleinordnung in<br />
den Leistungsbereich.<br />
Im Fall Lena, sehr junge Mutter (Risikofaktor minderjährige Mütter mit sehr kleinem Kind),<br />
müsste m.E. zunächst dem Grau- /Überprüfungsbereich zugeordnet werden. Wenn die<br />
Überprüfung und Analyse der alltäglichen Situation ergibt, dass ausreichende protektive<br />
Faktoren/Ressourcen (Ressourcenkarte) bezogen auf die Bedürfnisse des Kindes (Versorgung,<br />
Schutz vor Gefahren, Betreuung, Beziehung/Bindung)vorhanden sind, kann im Hilfeverlauf eine<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 5
Zuordnung zum Leistungs-/Freiwilligenbereich erfolgen. In der Fall- Schilderung zu Lena bleibt<br />
hingegen offen, wie die Versorgung des Kindes und seine Betreuung gesichert wurden.<br />
Das Recht des Kindes auf intensive Einzelzuwendung und Bindung bleiben in den Planungen des<br />
Jugendamtes und des Freien Trägers unberücksichtigt und scheinen mit den Zielvorgaben des §<br />
19 SGB VIII einen Zielkonflikt zu bilden.<br />
Auch nach Bekanntwerden der Kindeswohl- gefährdenden Sachverhalte erfolgte keine konkrete<br />
Situationsanalyse /Fallanalyse. (Vater wurde gänzlich außen vor gelassen) zur Klärung der Risiken<br />
und Ressourcen bezogen auf die abzuwendenden Gefahren. (Realitätscheck zu den erteilten<br />
Aufträgen/Verboten und den entsprechenden Kontrollen).<br />
Bei mangelnder Problemeinsicht bei der gesamten Familie, hätte der Fall dem<br />
Gefährdungsbereich zugeordnet werden müssen (die Sicherheit des Kindes – Schutz vor<br />
Gefahren konnte nicht gewährleistet werden)<br />
3.2.2 Stolperstein Überlastung<br />
Phänomen: Versuche, die Arbeitsbelastung zu begrenzen, mit dem Risiko. Es nicht „so genau<br />
wissen zu wollen“. Eine fundierte Situationserfassung (Diagnose) und notwendige Reflexionen im<br />
Hilfeprozess werden vermieden, da diese Zeit erfordern und ggs. auch verunsichern.<br />
Möglichst schnelle Weitervermittlung des Falles statt qualifizierte<br />
Anamnese/Diagnose/Fallverstehen (familiäre Zusammenhänge, Verwandte und Freunde geraten<br />
als Risiken und Ressourcen aus dem Blick).<br />
Möglichst schnell, möglichst pragmatische Maßnahmen, statt Kontakt und Beziehungsaufbau.<br />
Konfliktscheu wird trotz der mangelnden Problemeinsicht bei der gesamten Familie das Kind „aus<br />
dem Blick“ verloren.<br />
3.3 Standards der Hilfeplanung<br />
Strukturelle und organisatorische Faktoren<br />
Erforderlich sind:<br />
Eine differenzierte abgestimmte Falleinordnung (<strong>Berlin</strong>-einheitliches<br />
Fallmanagement und Einschätzungshilfen), da sich daraus unterschiedliche<br />
Formen der Verantwortung und unterschiedliche Handlungskonsequenzen<br />
ergeben (müssen),<br />
Differenzierte<br />
Falleinordnung<br />
Auf die Bedürfnisse dieses Kindes zugeschnittene (kompensatorische) Hilfen<br />
(Was- wie oft-wie intensiv-muss wer/mit wem- dazu leisten) um eine<br />
Bedürfnisorientiert<br />
e Hilfen für das<br />
Kind<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 6
Verbesserung und Chancen einer gesunden Entwicklung zu erreichen?<br />
Wirkungsorientierte kindzentrierte Zielformulierungen<br />
Eine abgestimmte Formulierung von Aufträgen/Auflagen zur Zielerreichung<br />
und deren<br />
zeitlicher Kontrolle, die später zur Ergebnisauswertung dienen (Zeitdimension<br />
„am Ball bleiben“ unter Berücksichtigung des Alters des Kindes).<br />
Zeitliche Kontrolle<br />
der Auflagen<br />
<br />
Bei Beauftragung eines freien Trägers<br />
Hier gilt besondere Sorgfalt<br />
bei der Auswahl des Trägers<br />
bei dem gemeinsamen „Fallverstehen“ und der Klärung der Risiken.<br />
(Fallbeispiel Laura Jane in Osnabrück, 1994 und ....)<br />
bei der Beteiligung aller fachlich notwendigen Dienste und<br />
Einrichtungen und Beteiligung der Eltern, Kinder bzw. Jugendlichen<br />
bei der genauen Auftragsklärung mit Ressourcen-Check ( Qualität des<br />
Personals, Zeitstruktur bezogen auf die im Alltag der Familie entstehenden<br />
„heiklen Zeiten“ mit besonderem „Betreuungsbedarf“)<br />
gemeinsames<br />
Fallverstehen<br />
Genaue<br />
Auftragsklärung<br />
bei der Dokumentation<br />
Vgl. dazu auch “Praxismodell Risikomanagement bei Fallübergabe an einen<br />
freien Träger“, Leiterin des JA der Region Hannover, Lisa Bach im Bericht zur<br />
Veranstaltung „Risiken- Fehler-Krisen, Risikomanagement im JA als<br />
Führungsaufgaben, DIfU, 2012<br />
<br />
Bei lang anhaltenden Hilfen, mit der Zuordnung zum<br />
„Graubereich“/Überprüfungsbereich oder bei chronisch anhaltender<br />
Gefährdung, Multiproblemen.<br />
(zu) lange im<br />
Graubereich<br />
Ansteckungsgefahr“ der Fachkräfte, betriebsblind werden, auf einer Seite<br />
landen (meist auf der hilflosen Seite der Eltern) anstatt die Risiken,<br />
Bedürfnisse und Bedürftigkeit der kleinen Kinder wahrzunehmen, die nicht<br />
um Hilfe bitten können.<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 7
Empfehlung: Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser (die grundsätzliche Ambivalenz der Eltern<br />
gegenüber der Hilfe im Blick haben). Empfohlene Prüffrage: Gibt es hier viele nicht<br />
nachvollziehbare Beschwichtigungen/Ausblendungen hinsichtlich der Sicherheit und<br />
Entwicklungschancen des Kindes?<br />
<br />
Umzug von Klienten und Übergabe an ein anderes Jugendamt<br />
Sorgfältige<br />
Fallübergabe<br />
Fallübergabe persönlich und gemeinsames Bild von der Situation/Falleinordnung Fallübergabe und dem<br />
weiteren Vorgehen, Einbeziehung der Eltern, Kinder/Jugendlichen.<br />
4.BEURTEILUNGSKRITERIEN BEI DER BEWERTUNG DER ABSCHULSSARBEITEN-<br />
Die Abschlussarbeiten dokumentieren eine Fall- bezogene Beratung als IseF, insbesondere<br />
bei der Gefährdungseinschätzung sowie bei der Planung von passgenauen Hilfen bei<br />
(drohender/vermuteter) Kindeswohlgefährdung und der Kommunikation und<br />
Zusammenarbeit mit den PSB und Kindern/Jugendlichen.<br />
Prüffrage: Wurde Standard-gemäß beraten?<br />
Die im Kontext der zu beratenden Fachkraft geltenden Verfahrensstandards zum<br />
Vorgehen wurden berücksichtigt<br />
Die Risikoeinschätzung erfolgte Indikatoren und Risikofaktoren-gestützt.<br />
Nachvollziehbar dargestellt wurden:<br />
Die Einordnung in den jeweiligen<br />
Arbeitsbereich/Fallmanagementbereich(Leistungs- Grau/Überprüfungs-<br />
Gefährdungsbereich) mit den sich daraus ergebenden Verantwortlichkeiten und<br />
Handlungskonsequenzen (Fallsteuerung)<br />
Die auf die Bedürfnisse dieses Kindes zugeschnittenen (kompensatorischen)<br />
Hilfeideen (Was- wie oft-wie intensiv-muss wer/mit wem- dazu leisten) um eine<br />
Verbesserung und Chancen einer gesunden Entwicklung zu ermöglichen?)<br />
Wirkungsorientierte Kind-zentrierte Zielformulierungen (z.B. betreffend<br />
Versorgung, Schutz vor Gefahren, Betreuung, Beziehung/Bindung)<br />
Ressourcencheck bezogen auf die Hilfeideen<br />
Eine abgestimmte Formulierung von Aufträgen/Auflagen zur Zielerreichung und<br />
deren zeitliche Kontrolle, die später zur Ergebnisauswertung dienen<br />
(Zeitdimension „am Ball bleiben“ unter Berücksichtigung des Alters des Kindes) ist<br />
dargestellt.<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 8
Die IseF ist nicht gestolpert. Sie kennt häufige Fehlerquellen.<br />
(Häufige Stolpersteine bei der Risikoeinschätzung und Folgen für Fallbearbeitung und<br />
Verantwortlichkeiten)<br />
1. Missverständnis: Eine Leistung wird (freiwillig) gewünscht und beantragt, daher<br />
Falleinordnung in den Leistungsbereich obwohl viele Risikofaktoren u./o.<br />
Gefährdungssachverhalte ersichtlich sind, die eine Überprüfung (ein „Dranbleiben“)<br />
erfordern.<br />
2. Stolperstein Überlastung: Phänomen: Versuche, die Arbeitsbelastung zu begrenzen,<br />
mit dem Risiko. Es nicht „so genau wissen zu wollen“. Eine fundierte<br />
Situationserfassung (Diagnose zur Situation dieses Kindes) und notwendige<br />
Reflexionen im Hilfeprozess werden vermieden, da diese Zeit erfordern und ggs. auch<br />
verunsichern.<br />
3. Möglichst schnelle Weitervermittlung des Falles statt qualifizierte<br />
Anamnese/Diagnose/Fallverstehen (familiäre Zusammenhänge, Verwandte und<br />
Freunde geraten als Risiken und Ressourcen aus dem Blick).<br />
4. Bei lang anhaltenden Hilfen, mit der Zuordnung zum<br />
„Graubereich“/Überprüfungsbereich oder bei chronisch anhaltender Gefährdung,<br />
Multiproblemen. Ansteckungsgefahr“ der Fachkräfte, betriebsblind werden, auf einer<br />
Seite landen (meist auf der hilflosen Seite der Eltern) Empfehlung: Vertrauen ist gut<br />
Kontrolle ist besser (die grundsätzliche Ambivalenz der Eltern gegenüber der Hilfe im<br />
Blick haben).<br />
5. Keine wirkungsorientierte Hilfe für das Kind herbeiführen (Bedürftigkeit der kleinen<br />
Kinder erspüren, die nicht um Hilfe bitten können), mit zeitnaher Überprüfung ob<br />
diese zu einer Verbesserung der Situation des Kindes geführt hat.<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 9
5. „BERATUNGSDOKUMENTATION“ – VERWENDUNG EINES ZIEL- FÜHRENDEN RASTERS<br />
Dokumentation isFK, § 8a SGB VIII/ Präsentation einer Beratung<br />
Ort, Datum:_____________ 1. Beratung□ ggs. 2.Beratung□ 3.Beratung<br />
<strong>fall</strong>führende FK<br />
isFK<br />
weitere<br />
weitere<br />
weitere<br />
Anwesende<br />
Arbeitsfeld:<br />
Telefon<br />
Orientierung: Welche Verfahrensvorschriften gelten im Arbeitskontext der FK?<br />
Welches kriteriengestützte Einschätzungsinstrument wurde<br />
ausgefüllt?...........................(1.Check o. Erfassungsbogen bitte anfügen, ggs. auch<br />
Übertragungsbogen des BKB, oder Modul „Erziehungsfähigkeit“)<br />
IsFk hat anonymisierte Kopie erhalten<br />
Beratungsfrage/n der <strong>fall</strong>führenden Fachkraft:<br />
1. Wo müsste ich den Fall einordnen, es gibt Hinweise auf Gefährdungsrisiken?<br />
Vgl. nachstehend beschriebene gefährdende Indikatoren, Erscheinungsbild (<br />
Handlungen/Unterlassungen der Personensorgeberechtigten)<br />
u./o. ggs. bei weiteren Beratungen<br />
2. 2. z.B. Wie kann ich die Eltern motivieren, Hilfe in Anspruch zu nehmen und Vereinbarungen mit<br />
mir zu schließen, damit die gefährdenden Indikatoren beseitigt werden? Worauf muss ich bei der<br />
Gesprächsgestaltung achten?<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 10
Genogramm der Familie<br />
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Falldarstellung/Fallverlauf anonymisiert, bezogen auf die Beratungsfrage.<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 12
Gefährdende Indikatoren in den<br />
Bereichen:<br />
Vernachlässigung<br />
körperliche Gewalt<br />
Indikatoren:<br />
Kd./Jgdl. als Zeugen<br />
häuslicher Gewalt<br />
psychische Gewalt<br />
Sex. Missbrauch<br />
Im Bereich<br />
Vernachlässigung der<br />
Aufsichtspflicht<br />
Risikofaktoren/Stolpersteine<br />
Welche Einschätzung und Bewertung der Situation des Kindes am Ende der 1.<br />
Beratung? (bitte einen Bereich unbedingt ankreuzen und begründen)<br />
Zuordnung zum „Leistungsbereich/Freiwilligenbereich<br />
Drohende (vermutete) Kindeswohlgefährdung<br />
Tatsächliche (festgestellte) Kindeswohlgefährdung<br />
Begründung<br />
Nur für den Fall der 2. oder 3. Beratung:<br />
(hat sich an der Situation des Kindes etwas verbessert?)<br />
Zuordnung zum „Leistungsbereich/Freiwilligenbereich“ oder<br />
Zuordnung zum Graubereich (weil weitere Überprüfung erforderlich)<br />
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FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 13
Begründung<br />
Ressourcen und Potentiale 1 von:<br />
Potentiale durch wen beschrieben?<br />
persönliche Ressourcen und Kompetenzen<br />
z.B. Kooperationsbereitschaft/Kooperationsfähigkeit<br />
seitens Mutter/Vater<br />
soziale Ressourcen (Beziehungen)<br />
z.B. Kita- Fachkraft was kann sie (kompensatorisch)<br />
leisten- wann- wie oft?<br />
materielle Ressourcen<br />
infrastrukturelle / institutionelle Ressourcen<br />
1 Ressourcen aus der Schilderung des Betroffenen selbst, Potentiale, Beschreibungen von Helfern etc.<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 14
Woran würde die <strong>fall</strong>führende Fk (zu allererst) merken, dass sich an der<br />
Situation des Kindes etwas verbessert hat – was müsste ersichtlich sein?<br />
(Stellen Sie sich dabei die nächsten 2 Lebenswochen des Kindes vor…welche<br />
Bedürfnisse des Kindes werden nun besser berücksichtigt – durch wen?)<br />
Wie kann die Verbesserung erreicht werden?<br />
Die nächsten Schritte der Fachkraft unter Berücksichtigung der Ressourcen<br />
und Risiken (Realitäts- Check)<br />
Geeignete Hilfe-Ideen/<br />
Was/Wann/Wie oft/Wozu/- mit<br />
welchem Ziel im Sinne des Kindes<br />
Beispiele:<br />
1. Dem Grundbedürfnis des Kindes<br />
nach körperlicher Unversehrtheit<br />
wird entsprochen, indem<br />
zunächst geklärt wird, wie es zu<br />
den Verletzungsspuren<br />
gekommen ist,<br />
Zielformulierung: z.B. das Kind<br />
wird sofort ärztlich untersucht,<br />
um abzuklären,<br />
Hilfeidee/Schritt:………………<br />
1. Das Bedürfnis nach Schutz<br />
und Sicherheit wird befriedigt,<br />
indem ………………..<br />
welche<br />
Vereinbarungen/<br />
Aufträge an wen?<br />
Bis wann?<br />
terminiert<br />
Kontrolle- wann?<br />
Datum:<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 15
Daraus resultierende<br />
Zielformulierung:<br />
2. Das tägliche Bedürfnis dieses<br />
Kleinkindes nach beständiger<br />
liebevoller Einzelzuwendung<br />
(ein oder zwei konstante<br />
Betreuungspersonen über<br />
längere Zeit) wird befriedigt<br />
Hilfe-Idee:…………………<br />
Ggs. nächste Beratung:<br />
Termin,Ort______________________________________________________<br />
--------------------- -------------------------------<br />
Ort, Datum Unterschrift isFK Unterschrift <strong>fall</strong>führende<br />
FK<br />
Bemerkungen bzw. Resümee der isFK<br />
Zur Fallarbeit der Fachkraft in diesem Praxisfeld<br />
-Möglichkeiten und Grenzen unter Berücksichtigung der erforderlichen<br />
Verfahrensschritte, vgl. Fallmanagement, Z.B. „Frageliste zum Kindesschutz,<br />
Gefährdungsbereich oder Fallmanagement „Graubereich“: Vor welchem<br />
Verfahrensschritt steht die Fachkraft nun?<br />
Reichen die Ressourcen der Fachkraft bzw. müssen andere Institutionen einbezogen<br />
werden?<br />
FALL „LENA“ UND WEITERE FALLBEISPIELE ANALYSE UND ÜBERLEGUNGEN UNTER<br />
FORTBILDUNGSRELEVANTEN GESICHTSPUNKTEN 16
Fragenliste<br />
zum<br />
Gefährdun<br />
gsbereich<br />
Z.B. Fallmanagement Gefährdungsbereich- vor welchem Verfahrensschritt steht die<br />
Fall- zuständige Fachkraft nun- fühlt Sie sich bestärkt für den nächsten Schritt?<br />
Fragenliste zum Kinderschutz: Gefährdungsbereich<br />
Ist die Kindeswohlgefährdung durch aktuelle Sachverhalte belegt?<br />
Sind die Personensorgeberechtigen gesundheitlich in der Lage Gefährdung abzuwenden<br />
Hat die Auswertung<br />
entsprechend der<br />
Auflagen<br />
stattgefunden?<br />
Kontrolle/<br />
Überprüfung<br />
Erfassung der Situation inkl.:<br />
- Fakten in den<br />
Gefährdungsbereichen<br />
- Grundsätzliche<br />
(gesundheitliche) Ressourcen<br />
zur Abwendung der<br />
Gefährdung<br />
Abklärung des Kooperationswillen<br />
der Personenberechtigten zur<br />
Abwendung der vorhandenen<br />
Kindeswohlgefährdung<br />
Ist der<br />
Kooperationswille<br />
abgeklärt?<br />
Findet<br />
Mitwirkung der<br />
Betroffenen<br />
statt?<br />
Durchführung<br />
Erteilung von konkreten<br />
Auflagen zur Beseitigung<br />
der vorhandenen<br />
Kindeswohlgefährdung<br />
Sind Auflagen, Wege,<br />
Kontrollen klar<br />
formuliert, terminiert,<br />
schriftlich festgehalten<br />
und ausgehändigt?<br />
Kontrakt<br />
Planung der Umsetzung der<br />
Auflagen und<br />
Unterstützungsmaßnahmen<br />
Sind die Umsetzungsiden zur<br />
Auflagenerfüllung mit den vorhandenen<br />
Ressourcen realistisch?<br />
Ressourcencheck<br />
bezogen auf die<br />
Auflagen<br />
Sind Ressourcen bezogen<br />
auf die Auflagen erkundet?<br />
Sind Auflagen klar<br />
und eindeutig zur<br />
Abwendung der<br />
Kindeswohlgefährdung<br />
benannt?<br />
© Streich/Lüttringhaus, Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung der Universität Duisburg-Essen (ISSAB) 2007<br />
(Fragenlist-Gefährd-Folie<br />
Was war in der Beratung der Fachkraft besonders wichtig und - was davon ist gut<br />
gelungen?<br />
Welche Erkenntnisse für zukünftige Beratungsprozesse ziehe ich aus dieser<br />
Erfahrung (was würde ich ggs. auch anders machen?)<br />
Welche Fragen und Erkenntnisse möchte ich gern im Rahmen einer Kollegialen<br />
Beratung oder im Abschlusskolloquium zur Diskussion stellen?<br />
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