Artikel im Amtsblatt 29/2013 - Herrenberg
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Donnerstag, 18. Juli <strong>2013</strong><br />
<strong>Amtsblatt</strong> <strong>Herrenberg</strong> / Ausgabe <strong>29</strong><br />
AKTUELLES 3<br />
Vorentwurfsplanung auf den Weg gebracht<br />
Mehrstufiges Bebauungsplanverfahren für „Gartenäcker“ in Gültstein läuft jetzt an<br />
Zur Deckung des Bedarfs an Wohnbauflächen<br />
soll in Gültstein das<br />
Baugebiet „Gartenäcker“ – südlich<br />
der Kappstraße bis zum Langweg –<br />
mit einer Bruttofläche von etwa 3,6<br />
Hektar entwickelt werden. Dies hat<br />
der Gemeinderat in der Sitzung am<br />
Dienstagabend (bei zwei Nein-St<strong>im</strong>men<br />
und zwei Enthaltungen) mehrheitlich<br />
beschlossen.<br />
Die erste Strukturplanung des Stadtplanungsamtes<br />
sieht 63 Gebäude vor.<br />
Angestrebt ist die Verkehrserschließung<br />
des Wohngebietes aus nordöstlicher<br />
Richtung von der Lise-Meitner-<br />
Straße sowie <strong>im</strong> Südwesten über die<br />
Altinger Straße. Innerhalb des Baugebietes<br />
sind Schleifen und Stiche angedacht.<br />
Die Entwässerung soll möglichst<br />
über einen bereits bestehenden Kanal<br />
in südöstlicher Richtung erfolgen.<br />
Im Rahmen der Wohnbauflächenbedarfsprognose<br />
<strong>im</strong> Jahr 2012 wurde<br />
für Gültstein ein Flächenbedarf aus Eigenentwicklung<br />
von etwa vier Hektar<br />
festgestellt. Hierauf sind in Gültstein<br />
bestehende Innenentwicklungsmöglichkeiten<br />
und die vor handenen innerörtlichen<br />
Bau lücken anzurechnen.<br />
Erster Bürgermeister Andreas Gravert<br />
wies darauf hin, dass der Gültsteiner<br />
Ortschaftsrat schon seit einiger Zeit<br />
auf die Erschließung des Baugebietes<br />
drängt. Dafür spreche auch, dass<br />
Gewerbe vor Ort sei und es eine gute<br />
ÖPNV-Anbindung gebe. Mit dem Beschluss<br />
des Gemeinderates werde ein<br />
mehrstufiges Bebauungsplanverfahren<br />
angestoßen. Gravert erinnerte<br />
daran, dass die vorgesehene Erschließung<br />
von „Gartenäcker“ in den 90er<br />
Jahren an dem mangelnden Interesse<br />
der Eigentümer gescheitert sei. Nun<br />
Das Gültsteiner Baugebiet „Gartenäcker“ aus der Vogelperspektive.<br />
gehe es in einem ersten Schritt darum,<br />
die Träger öffentlicher Belange zu hören<br />
und die Meinung der Eigentümer<br />
einzuholen.<br />
„Wir stehen hinter dem Baugebiet<br />
Gartenäcker“, sagte der Fraktionsvorsitzende<br />
der Freien Wähler Thomas<br />
Deines. Er forderte, die Qualität des<br />
Bebauungsplanes müsse noch deutlich<br />
gesteigert werden. Ähnlich sah es<br />
auch Ralf Heineken (Bündnis 90 / Die<br />
Grünen). Er forderte mehr ökologische<br />
Qualität, auch wenn die Grünen das<br />
neue Baugebiet prinzipiell ablehnten.<br />
Oberbürgermeister Thomas Sprißler<br />
unterstrich – wie Erster Bürgermeister<br />
Gravert zuvor – dass der städtebauliche<br />
Entwurf sich <strong>im</strong> Laufe des<br />
F:\Amt_61\_CAD_PLÄNE\BB-PLAN\GÜLTSTEIN\Gartenaecker\_Beb<br />
Verfahrens noch wesentlich verändern<br />
kann. Die vorgelegte Strukturplanung<br />
sei als „Platzhalter“ zu verstehen und<br />
könne später ganz anders aussehen.<br />
Werner Hiermaier, sagte die CDU-<br />
Fraktion sei froh, dass es endlich los<br />
gehe. Er wünschte sich für das Baugebiet<br />
eine größere Mehrheit als in der<br />
Vergangenheit.<br />
Erforschung der jüngeren <strong>Herrenberg</strong>er Geschichte beschlossen<br />
Gemeinderat fasste nach kurzer Diskussion Grundsatzbeschluss – Leistungsbild soll noch erarbeitet werden<br />
Die wissenschaftliche Erforschung<br />
der <strong>Herrenberg</strong>er Geschichte <strong>im</strong> Zeitraum<br />
zwischen ca. 1920 und Ende<br />
der 1950er Jahre hat der Gemeinderat<br />
am Dienstagabend nach kurzer<br />
Diskussion – bei einer Nein-St<strong>im</strong>me<br />
– beschlossen. Die Verwaltung wurde<br />
vom Gemeinderat beauftragt, ein<br />
Leistungsbild – unter Einbeziehung<br />
des Stadtarchivs – vorzulegen.<br />
Angestoßen hatte die SPD-Gemeinderatsfraktion<br />
das Thema <strong>im</strong> Rahmen<br />
der letzten Haushaltsberatungen. Sie<br />
forderte ca. 5.000 Euro für die wissenschaftliche<br />
Erforschung von <strong>Herrenberg</strong><br />
in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Daraufhin hat die Verwaltung verschiedene<br />
Lehrstühle der Universitäten<br />
Freiburg, Mannhe<strong>im</strong>, Stuttgart und Tübingen<br />
angeschrieben. Der Lehrstuhl<br />
der Universität Tübingen, Seminar<br />
für Zeitgeschichte, hat darauf hingewiesen,<br />
dass eine Beschränkung der<br />
Untersuchung auf die Zeit von 1933<br />
bis 1945 nicht sinnvoll sei, und deshalb<br />
eine Ausweitung des Untersuchungszeitraumes<br />
auf ca. 1920 bis Ende der<br />
1950er Jahre angeregt. Die Universitäten<br />
empfehlen einen Historiker – mit<br />
einem Werkvertrag – zu beauftragen.<br />
Kosten rund 72 500 Euro.<br />
Eingangs sagte Oberbürgermeister<br />
Thomas Sprißler, es gelte die Thematik<br />
so aufzuarbeiten, dass es „Hand und<br />
Fuß“ habe. Der Fraktionsvor sitzende<br />
der Freien Wähler, Thomas Deines,<br />
forderte das Stadtarchiv bei der Aufarbeitung<br />
stärker mit einzubeziehen und<br />
sich dabei eventuell von externer Seite<br />
zuarbeiten zu lassen.<br />
„Gegen Vergessen hilft nur Wissen“,<br />
sagte der Fraktionsvorsitzende der<br />
SPD, Bodo Philipsen. Es gelte „abstraktes<br />
Geschehen“ auf örtliche Strukturen<br />
„herunter zu brechen“. Dazu<br />
müsse das Thema in den Schulen, in<br />
der Volkshochschule und in der Geschichtswerkstatt<br />
bearbeitet werden.<br />
„Es muss unser Thema sein!“<br />
Für Paula Rist- Nowak von der Frauenliste<br />
war der Vorschlag der Verwaltung<br />
zu teuer und die Zielsetzung noch zu<br />
unkonkret. „Wir müssen sagen, was<br />
wir wollen“. Sie sprach sich für die<br />
Einbeziehung einer Geschichtswerkstatt<br />
aus. Ralf Heineken (Bündnis 90<br />
/ Die Grünen) meinte, den meisten in<br />
<strong>Herrenberg</strong> sei das Thema egal. Er forderte,<br />
dass das Stadtarchiv eine Rolle<br />
hier spielen solle. Um die Kosten zu<br />
senken, riet er Forschungsgelder für<br />
dieses Projekt locker zu machen.<br />
Die CDU-Fraktion sprach sich für die<br />
Aufarbeitung der jüngeren Geschichte<br />
aus. Dieter Haarer störte sich an den<br />
Kosten und forderte einen Plan wie<br />
das Stadtarchiv in die Arbeit miteinbezogen<br />
werden könnte. Vor einem endgültigen<br />
Beschluss seien Vorarbeiten<br />
notwendig.<br />
Oberbürgermeister Thomas Sprißler<br />
war es wichtig, zu signalisieren, „dass<br />
wir diese jüngere Geschichte aufarbeiten<br />
wollen“. Zum Thema Stadtarchiv<br />
einbeziehen erinnerte er daran,<br />
dass die Leiterin Dr. Albus-Kötz, aus<br />
Zeitmangel nicht umfängliche wissenschaftliche<br />
Arbeit leisten könne. Auch<br />
gebe es Überlegungen bezüglich einer<br />
Trennung zwischen Auftraggeber und<br />
Auftragnehmer.<br />
Nach ausführlicher Diskussion formulierte<br />
er den Grundsatzbeschluss, der<br />
dann bei einer Nein-St<strong>im</strong>me so auch<br />
beschlossen wurde.