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Die ganze Ausgabe als PDF (1928 K) - Inprekorr

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PAKISTAN<br />

Pakistans Frauen leiden am<br />

meisten unter dem Klimawandel<br />

Bushra Khaliq<br />

Obwohl Pakistan sehr wenig zu der<br />

globalen Erwärmung beiträgt, steht<br />

es weit oben auf der Liste der Länder,<br />

die bald am stärksten unter den Folgen<br />

des Klimawandels zu leiden haben<br />

werden. Erst kürzlich wies der pakistanische<br />

Premierminister warnend<br />

darauf hin, wie sehr Umwelt und natürliche<br />

Ressourcen des Landes bedroht<br />

sind.<br />

Mit der Enthüllung, dass Pakistan<br />

weltweit an zwölfter Stelle der gefährdeten<br />

Länder stehe, was Umweltschäden<br />

anbelangt, alarmierte er seine<br />

Landsleute. <strong>Die</strong>s würde alljährlich 5 %<br />

des BIP verschlingen.<br />

Jedoch nehmen nur sehr wenige<br />

Pakistani solche Warnungen ernst. Es<br />

gibt keinen Aufschrei der Medien, keine<br />

Volksbewegung und keine politische<br />

Protest zu diesem Thema. Traurig!<br />

<strong>Die</strong> Mehrheit der pakistanischen<br />

Politiker findet einfach keine Zeit,<br />

über das Horrorszenario nachzudenken,<br />

das in der Zukunft droht, wenn<br />

sich die klimatischen Bedingungen<br />

weiter verschlechtern. Das Land ist<br />

vielmehr damit beschäftigt, den USamerikanischen<br />

„Krieg gegen den Terror“<br />

zu führen und steckt nahezu ausweglos<br />

in einer komplexen politischen<br />

Gemengelage, in dem es Krieg gegen<br />

sich selbst führt. Daher stoßen die Folgen<br />

des Klimawandels auf wenig Resonanz<br />

in der pakistanischen Bevölkerung.<br />

<strong>Die</strong> Klimaexperten des Landes warnen<br />

eindringlich vor einer drohenden<br />

Wasserknappheit, wobei die Wasserversorgung<br />

in großen Teilen des Landes<br />

ohnehin schon prekär ist, was sich aber<br />

noch dramatisch zuspitzen würde. Betroffen<br />

davon sind die Nahrungsmittelproduktion,<br />

aber auch die Exportindustrien<br />

in Landwirtschaft, Textilproduktion<br />

und Fischfang. Zur gleichen<br />

Zeit wären Küstenregionen von Überschwemmungen<br />

bedroht, was Millionen<br />

von Menschen in den tief gelegenen<br />

Regionen obdachlos machen<br />

würde.<br />

Im Nordosten Pakistans herrschten<br />

bereits 1999 und 2000 Dürren, die zu einer<br />

drastischen Absenkung des Grundwasserspiegels<br />

und zur Austrocknung<br />

der Feuchtgebiete führten, was<br />

das Ökosystem bereits nachhaltig geschädigt<br />

hat. Obwohl Pakistan am wenigsten<br />

zu der weltweiten Klimaerwärmung<br />

beiträgt – ein 35stel der weltweit<br />

durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen<br />

– sind die Temperaturen in den<br />

Küstenregionen um 0,6 bis 1 Grad Celsius<br />

seit Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

gestiegen. Der Niederschlag hat im<br />

Küsten- und Extremtrockengürtel um<br />

10 bis 15 % in den letzten 40 Jahren<br />

abgenommen, während er in Nordpakistan<br />

in den Sommer- und Wintermonaten<br />

zugenommen hat.<br />

Obwohl Pakistan minimal FCKW<br />

produziert und kaum Schwefeldioxid<br />

ausstößt und somit in einer vernachlässigbaren<br />

Größenordnung zu Ozonloch<br />

und saurem Regen beiträgt, wird es unverhältnismäßig<br />

unter dem Klimawandel<br />

und den anderen globalen Umweltproblemen<br />

zu leiden haben. Auch die<br />

Gesundheit von Millionen wird in Mitleidenschaft<br />

gezogen durch Durchfallerkrankungen<br />

im Gefolge der immer<br />

häufigeren Überschwemmungen und<br />

Dürren. <strong>Die</strong> zunehmende Verarmung<br />

der Landbevölkerung wird die Migration<br />

innerhalb des Landes und in andere<br />

Länder voraussichtlich ansteigen lassen.<br />

Angesichts der enormen Tragweite<br />

sind Anpassungs- und Linderungsmaßnahmen<br />

von existentieller Bedeutung.<br />

Pakistans Ökosystem leidet bereits<br />

erheblich unter dem Klimawandel, wie<br />

man am Beispiel von Keti Bandar sehen<br />

kann: einer der reichsten Häfen in<br />

der Küstenregion von Pakistan, der seine<br />

Privilegien verlor, da er zur f<strong>als</strong>chen<br />

Zeit am f<strong>als</strong>chen Ort war. <strong>Die</strong> ehemaligen<br />

Hafenanlagen grenzten an beide<br />

Ufer des Indus-Deltas, stehen jetzt jedoch<br />

unter Wasser durch die Küstenerosion,<br />

die nur noch eine dünne, 2 km<br />

lange Landenge <strong>als</strong> Brücke zum Festland<br />

übrig ließ.<br />

Es gab eine Zeit, <strong>als</strong> diese Gegend<br />

bekannt war für ihre blühenden Mangrovenwälder,<br />

reich an Landwirtschaft<br />

und voller Stolz auf den florierenden<br />

Seehafen. Jetzt gibt es dort nur noch<br />

Ödland mit strohgedeckten Häusern,<br />

die auf Schlamm gebaut sind. Das eindringende<br />

Wasser und die Versalzung<br />

sind die Hauptprobleme, und die See<br />

hat schon fast die Dörfer verschlungen.<br />

Tausende von Bauernfamilien und die<br />

Fischergemeinde mussten bereits auf<br />

ihrer Suche in andere Gegenden auswandern,<br />

um ihren Lebensunterhalt zu<br />

fristen.<br />

<strong>Die</strong> ohnehin schon gravierende Situation<br />

in dieser Region wird noch verschlimmert<br />

durch die häufigen Zyklone<br />

an der Küste und ihre um ein Mehrfaches<br />

gewachsene Intensität. <strong>Die</strong> armen<br />

Bauern und Fischer werden davon<br />

immer besonders hart getroffen.<br />

Schuld an dieser Situation ist der globale<br />

Klimawandel, der die Gemeinschaft<br />

in Keti Bandar bedroht. <strong>Die</strong> Küstenregionen<br />

sind bekanntlich am meisten<br />

durch den Klimawandel bedroht,<br />

da durch die steigenden Oberflächentemperaturen<br />

des Meeres und die Verdunstung<br />

des Wassers in die Atmosphäre<br />

die Intensität der Zyklone und<br />

der Niederschlag zunehmen.<br />

Wenn der Klimawandel kommt,<br />

wird die Bevölkerung an sich zum Problem,<br />

vor allem in Ländern wie Pakistan<br />

mit einer jährlichen Wachstumsrate<br />

von 2,69 % und somit an sechster<br />

Stelle stehend, was die Bevölkerungszahl<br />

angeht. Da arme Familien täglich<br />

um das Überleben kämpfen müssen, ist<br />

die Vernachlässigung der Umwelt weit<br />

verbreitet. Langfristige und nachhaltige<br />

Entwicklungsziele werden zugunsten<br />

der unmittelbaren Alltagsbedürfnisse<br />

vernachlässigt. <strong>Die</strong>s lässt jedoch leicht<br />

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