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Die ganze Ausgabe als PDF (1928 K) - Inprekorr

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PAKISTAN<br />

Egal ob Entwaldung, Dürren oder Missernten – immer sind es die Frauen und Kinder, die am<br />

härtesten betroffen sind.<br />

können in der Regel nicht einfach davor<br />

fliehen. Männer können auf der Suche<br />

nach fruchtbarerer Erde in andere<br />

Teile des Landes ziehen und manchmal<br />

sogar in andere Länder … aber Frauen<br />

müssen meistens zurückbleiben und<br />

sich den Konsequenzen stellen. Egal ob<br />

Entwaldung, Dürren oder Missernten –<br />

immer sind es die Frauen und Kinder,<br />

die am härtesten betroffen sind.<br />

Doch weil Frauen in Pakistan die<br />

Hauptnahrungsbeschaffer sind, sind sie<br />

auch mit den Hindernissen konfrontiert,<br />

die sich in Zusammenhang mit<br />

Besitz und Zugang zu Land ergeben.<br />

67 % der Frauen sind in landwirtschaftlichen<br />

Bereichen tätig, aber nur 1 % ist<br />

auch im Besitz des Landes. Wenn sie<br />

nun den negativen Folgen des Klimawandels<br />

ausgesetzt sind, verlieren die<br />

Frauen zugleich ihre Mittel zum Erwerb<br />

des Lebensunterhalts und ihre<br />

Fähigkeit, mit der Katastrophe zurechtzukommen.<br />

Als Folge ders Klimawandels<br />

werden typische Haushaltstätigkeiten<br />

wie Wasser- und Holzsammeln<br />

schwerer und zeitaufwändiger. Da die<br />

Töchter in der Regel ihren Müttern im<br />

Haushalt helfen, bleibt auch ihnen weniger<br />

Zeit für Schule und jegliche Erwerbstätigkeit.<br />

<strong>Die</strong> neusten Fakten zeigen, dass der<br />

Bodenertrag der wichtigsten Sorten<br />

aufgrund des Klimawandels um 30 %<br />

zurückgegangen ist. Experten glauben,<br />

dass der Klimawandel die Anfälligkeit<br />

der Landwirtschaft für Fluten, Dürren<br />

und Stürme erhöht. In diesem Zusammenhang<br />

ist es wichtig, dass die Landwirtschaft<br />

der einzige wirklich bedeutende<br />

Sektor in der pakistanischen<br />

Wirtschaft ist, 21 % des BIP ausmacht<br />

und 43 % der Beschäftigten des Landes<br />

aufnimmt, mehrheitlich Frauen.<br />

Nach landläufiger Meinung sind<br />

die Landwirte Männer. Im Gegensatz<br />

zu dieser Ansicht steht, dass in Pakistan<br />

die Frauen 60 bis 80 % der Nahrungsmittel<br />

produzieren, die im Haushalt<br />

konsumiert werden. In Pakistan<br />

wandern Männer, besonders aus den<br />

Bergregionen, auf der Suche nach<br />

einem besseren Auskommen (zwischen<br />

50 und 63 % der Haushalte) und<br />

es sind die Frauen, die sich neben den<br />

vielen anderen Aufgaben um das Stück<br />

Ackerland der Familie kümmern. Es ist<br />

sicher von Interesse, wie viel Arbeit die<br />

weiblichen Mitglieder des Haushalts<br />

noch außerhalb leisten. Aber ihre Arbeit<br />

ist generell weniger sichtbar und<br />

bekommt weniger öffentliche Anerkennung.<br />

Der Temperaturanstieg wird<br />

die bäuerlichen Gemeinden in Pakistan<br />

insgesamt stark treffen, aber er wird<br />

noch viel gravierender sein für den Einzelnen<br />

und die Haushalte und hier besonders<br />

die Frauen, die sozial, politisch<br />

und ökonomisch anfälliger sind.<br />

In diesem Zusammenhang ist interessant,<br />

dass Pakistan zwar der UN-<br />

Klimarahmenkonvention 1994 sowie<br />

vergleichbaren Protokollen (wie Kyoto<br />

und Montreal) zugestimmt hat,<br />

aber seine Klimapolitik immer noch<br />

Stückwerk ist. ExpertInnen meinen,<br />

dass man nicht sehr viel in Sachen Geschlechtergleichstellung<br />

innerhalb der<br />

nationalen Klimapolitik erwarten dürfe,<br />

da eine entsprechende Politik nur<br />

zustande kommen kann, wenn in den<br />

Entscheidungsgremien die Geschlechter<br />

gleichermaßen vertreten sind und<br />

die notwendige Sensibilität für diese<br />

Fragen besteht.<br />

<strong>Die</strong> nationale Behörde zur Katastrophenbewältigung<br />

(National Disaster<br />

Management Authority, ND-<br />

MA) ist ein neues Instrument der pakistanischen<br />

Regierung, mit dem versucht<br />

wird, die Katastrophenanfälligkeit<br />

der Kommunen in den gefährlichen<br />

Regionen des Landes anzugehen<br />

und zugleich die Frage der Geschlechtergleichstellung<br />

im Auge zu behalten.<br />

Da die NDMA erst kurz existiert,<br />

kann man noch nicht sehr viel über die<br />

Tauglichkeit sagen, aber wenn Frauen<br />

sind in Entwicklung und Überwachung<br />

wichtiger politischer und gesetzgeberischer<br />

Fragen nicht integriert, wird die<br />

Geschlechterfrage untergehen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass der Klimawandel die Umsetzung<br />

vieler UN-Milleniumsziele erschweren<br />

könnte, wie z. B. Ausrottung<br />

der Armut, Kindersterblichkeit, Malaria<br />

und andere Krankheiten und ökologische<br />

Nachhaltigkeit. Große Katastrophen<br />

werden im Gewand von starken<br />

Wirtschaftskrisen kommen. Zusätzlich<br />

wird der Klimawandel die bereits existierenden<br />

sozialen und ökologischen<br />

Probleme verschärfen und zu Migration<br />

inner- und außerhalb der Grenzen<br />

Pakistans führen.<br />

Bushra Khaliq ist Gener<strong>als</strong>ekretärin der von<br />

„Women Workers Help Line“ in Lahore.<br />

Übersetzung: Ana<br />

36 inprekorr 458/459

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