SOZIALE TECHNIK 1/14

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IFZ – Rückblick 3013 Interdisziplinäre Lehrveranstaltungen Mit seiner forschungsgeleiteten Lehre zu ausgewählten Themen im Spannungsfeld von Technik, Gesellschaft und Umwelt, ergänzt das IFZ das Lehrangebot der Grazer Universitäten. Ziel dabei ist, das Wissen über die ökologische, soziale und kulturelle Bedeutung von Technik zu vertiefen sowie Kompetenzen für einen konstruktiven und verantwortungsbewussten Umgang mit Technik sowie in nachhaltiger Technikgestaltung zu vermitteln. Einige IFZ-MitarbeiterInnen sind auch als Lehrbeauftragte an anderen Universitäten oder an Fachhochschulen tätig und betreuen Abschlussarbeiten von Studierenden. Zusätzlich zu dem bereits existierenden DoktorandInnen-Kolleg ist ein eigener Master-Studiengang im Bereich Technik- und Wissenschaftsforschung bzw. Science, Technology and Society Studies geplant, der am Standort Graz angeboten werden soll. DoktorandInnenkolleg Technik- und Wissenschaftsforschung Die Auseinandersetzung mit Technik und ihren vielfältigen gesellschaftlichen Implikationen ist am STS seit dem Wintersemester 2012/13 auch im Rahmen des DoktorandInnenkollegs für Technik- und Wissenschaftsforschung möglich. Wurde das erste Semester mit 5 Studierenden begonnen, hat sich die TeilnehmerInnenzahl inzwischen auf zehn erhöht und weitere InteressentInnen haben sich bereits eingeschrieben. Das Verfahren sieht vor, dass eine universitätsöffentliche Präsentation des Dissertationsvorhabens stattfindet. Auf dieser Grundlage wird über die Annahme des vorgeschlagenen Themas entschieden. Vier KandidatInnen haben diese Hürde bereits erfolgreich bewältigt. Weitere Informationen: www.ifz.aau.at/lehre 25 Jahre IFZ Das IFZ feierte am 6. Mai 2013 sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen und lud zur Jubiläumsfeier im Grazer Meerscheinschlössl. Ein Rückblick auf 25 Jahre IFZ zeigt, dass sich der Anspruch der Gestaltbarkeit der Technik als tragfähiges Konzept erwiesen hat und dass das IFZ nicht nur Wissen schafft, sondern das Wissen auch verbreitet und wirksam werden lässt. Was am Anfang noch mit sehr viel idealistischem Veränderungswillen und Ungewissheit über die Tragfähigkeit der Ideen begonnen hat, hat sich in 25 Jahren zu einer etablierten, national und international bestens vernetzten Forschungseinrichtung weiter entwickelt, gefestigt genug, um in einem hoch professionalisierten Umfeld mit seinen vielfältigen Anforderungen erfolgreich bestehen zu können. Die FestrednerInnen würdigten nicht nur die hervorragenden Leistungen des IFZ, sondern bescheinigten auch, dass auch in Zukunft eine Vielzahl neuer wissenschaftlicher Herausforderungen das IFZ unverzichtbar macht. IAS-STS Conference 2013 Die vom IAS-STS organisierte Grazer STS- Konferenz „Critical Issues in Science and Technology Studies“, die 2013 zum 12. Mal stattfand und diesmal auch den wissenschaftlichen Rahmen für die IFZ-Jubiläumsfeier bildete, war wieder ein großer Erfolg. Die Auseinandersetzung mit den Themenfeldern „Gender – Technology – Environment“, „Life Sciences/Biotechnology“, „Sustainable and Innovative Public Procurement & Ecodesign“, „Towards Low-Car- bon Energy Systems“ und „Sustainable Food Systems“ stand dabei im Mittelpunkt. Sechs thematisch fokussierte Special Sessions ermöglichten es, Themen wie Energiearmut, Queerness in den STS-Studies, Prevention Technologies, Social Justice, Resources in the Making sowie Knowledge Brokerage vertiefend zu diskutieren. Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society (IAS-STS) Auch 2013 konnte am IAS-STS in Graz im Rahmen des jährlich international ausgeschriebenen Fellowship Programme wieder eine Vielzahl von (Nachwuchs-)WissenschaftlerInnen aus aller Welt begrüßt werden, die im Rahmen ihres bis zu neun Monate langen Aufenthalts in Graz als Research Fellows oder Visiting Scholars an Projekten im Bereich „Science, Technology and Society Studies (STS)“ arbeiten konnten. Weitere Informationen: www.ias-sts.aau.at SOZIALE TECHNIK-Themenheft Mit der Nummer 4/2013 unserer Zeitschrift SOZIALE TECHNIK wurde erstmals ein eigenes, viel beachtetes Themenheft gestaltet. Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich mit „Perspektiven nachhaltiger Lebensmittelversorgungssysteme“ und zeigen vielfältige Möglichkeiten und Beispiele auf, wie das System der Lebensmittelversorgung und Ernährung auf verschiedenen Ebenen nachhaltiger gestaltet werden kann. Weitere Themenhefte sind geplant. Weitere Informationen: www.ifz.aau.at/sote Weitere Informationen und aktuelle News: www.sts.aau.at ■ Jubiläumsfeier 25 Jahre IFZ: Impressionen Soziale Technik 1/2014 14
Umwelt & Energie €CO2-Management – Smart Metering in Haushalten Sozialwissenschaftliche Begleitung eines Pilotversuchs Bis Ende 2019 sollen in 95% aller Haushalte in Österreich die Stromzähler ausgetauscht werden. Statt den bisherigen mechanischen Ferraris-Zählern kommen digitale Zähler, sogenannte Smart Meter, zum Einsatz. Erhofft werden Energie- und Kosteneinsparungen und ein besseres Bewusstsein der KundInnen für ihren Stromverbrauch. Ist das wirklich so? Jürgen Suschek-Berger studierte Philosophie und Soziologie an der Karl- Franzens-Universität Graz. Seit 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter des IFZ, seit 2004 Leiter des Forschungsbereiches „Energie und Klima“, seit 2007 stellvertretender Leiter des IFZ. Arbeitsschwerpunkte: Partizipative Technikforschung, sozialwissenschaftliche Begleitung ökologischer, technischer und sozialer Innovationen. E-Mail: juergen.suschek-berger@aau.at Gerade in den letzten Wochen hatte das Thema „Smart Metering“, also die Strommessung durch neue digitale Stromzähler, die die alten Ferrariszähler ersetzen und eine wesentlich genauere Erfassung des Stromverbrauchs von Haushalten ermöglichen sollen, wieder Hochkonjunktur in den Medien. Auf der einen Seite werden große Hoffnungen in diese Technologie gesetzt – vor allem in Hinsicht auf Energie- und Kostenersparnisse, auf Komfort und Bewusstseinsbildung für die KundInnen und einen effizienteren Umgang mit Strom. Auf der anderen Seite werden Probleme wie ein unzureichender Schutz der Privatsphäre oder eine mögliche Umgehung des Datenschutzes angesprochen. Weiters zeigen durchgeführte Studien, dass die Energieeinsparungen doch nicht so hoch sein könnten, wie ursprünglich erhofft. Das Projekt „€CO2-Management“ Das Projekt „€CO2-Managament“ wurde vom Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen der Ausschreibung „Neue Energien 2020“ durchgeführt. Es wurde von „PTS – Energie mit Strategie“ koordiniert, Projektpartner waren die ubitronix GmbH, die Energieversorgungsunternehmen Energie Graz, Energie Klagenfurt und Energie Lugitsch sowie die Forschungsinstitutionen Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Joanneum Research, das Institut für Technikfolgenabschätzung der Akademie der Wissenschaften und das IFZ. Im Projekt selbst wurden insgesamt ca. 300 freiwillige Testhaushalte von den Energieversorgungsunternehmen in einem Pilotversuch für ein Jahr lang mit Smart Metern ausgestattet. Darüber hinaus erhielten die Haushalte einen sogenannten „€CO2-Manager“, einen iPod, auf dem die Testpersonen ihren Stromverbrauch in verschiedenen Varianten visuell dargestellt abrufen konnten. Weiters erhielten sie eine sogenannte „Öko-Steckdose“, mit der es möglich war, den Stromverbrauch verschiedener Elektrogeräte zu messen und diese auch gezielt zu programmieren. Zu Beginn des Projektes bekamen die Testhaushalte noch eine Energieberatung und eine Broschüre mit Tipps zum Energiesparen. Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung In der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung des €CO2-Management-Projekts wurden sowohl quantitative als auch qualitative Untersuchungen in diesen Testhaushalten durchgeführt. Daher sind sowohl numerische Daten, z. B. zu Energieverbräuchen in verschiedenen Haushaltstypen, als auch Aussagen einzelner befragter Haushaltmitglieder vorhanden, was einen wesentlichen Mehrwert dieses Projektes darstellt. Eine Besonderheit der Begleituntersuchungen bestand auch darin, dass die Personen über einen längeren Zeitraum (ein Jahr) mit den einzelnen Bestandteilen (technischen Geräten und Services) eines umfassenden Smart Metering-Angebotes Erfahrungen sammeln konnten und ihre Meinungen und Erfahrungen währenddessen mehrmals erhoben wurden. Die qualitative sozialwissenschaftliche Begleitforschung, für die das IFZ zuständig war, wurde mit Interviews zu Beginn und Ende des Projektes, mit Fokusgruppen und in Form eines Workshops mit involvierten EnergieberaterInnen durchgeführt. Was waren die Erkenntnisse? Motivation und Information Die Beteiligten zeigten sich sehr motiviert – was bei einem Pilotprojekt, zu dem man sich freiwillig gemeldet hat, auch zu erwar- Soziale Technik 1/2014 15
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