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SOZIALE TECHNIK 1/14

SOZIALE TECHNIK ist die einzige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, die über umwelt- und sozialwissenschaftliche Technikforschung berichtet. Die Themen umfassen Technologie & Politik, Umwelt & Energie, Neue Biotechnologien und Frauen & Technik. SOZIALE TECHNIK informiert seit mehr als 20 Jahren über aktuelle Themen in den Bereichen umwelt- und sozialverträgliche Technikgestaltung, Technikbewertung und Technikfolgenabschätzung.

SOZIALE TECHNIK ist die einzige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, die über umwelt- und sozialwissenschaftliche Technikforschung berichtet. Die Themen umfassen Technologie & Politik, Umwelt & Energie, Neue Biotechnologien und Frauen & Technik.
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Umwelt & Energie<br />

€CO2-Management – Smart<br />

Metering in Haushalten<br />

Sozialwissenschaftliche Begleitung eines Pilotversuchs<br />

Bis Ende 2019 sollen in 95% aller Haushalte in Österreich die Stromzähler<br />

ausgetauscht werden. Statt den bisherigen mechanischen Ferraris-Zählern<br />

kommen digitale Zähler, sogenannte Smart Meter, zum Einsatz. Erhofft werden<br />

Energie- und Kosteneinsparungen und ein besseres Bewusstsein der<br />

KundInnen für ihren Stromverbrauch. Ist das wirklich so?<br />

Jürgen Suschek-Berger<br />

studierte Philosophie und Soziologie an der Karl-<br />

Franzens-Universität Graz. Seit 1989 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter des IFZ, seit 2004 Leiter des Forschungsbereiches<br />

„Energie und Klima“, seit 2007<br />

stellvertretender Leiter des IFZ. Arbeitsschwerpunkte:<br />

Partizipative Technikforschung, sozialwissenschaftliche<br />

Begleitung ökologischer, technischer<br />

und sozialer Innovationen.<br />

E-Mail: juergen.suschek-berger@aau.at<br />

Gerade in den letzten Wochen hatte das<br />

Thema „Smart Metering“, also die Strommessung<br />

durch neue digitale Stromzähler,<br />

die die alten Ferrariszähler ersetzen und<br />

eine wesentlich genauere Erfassung des<br />

Stromverbrauchs von Haushalten ermöglichen<br />

sollen, wieder Hochkonjunktur in den<br />

Medien. Auf der einen Seite werden große<br />

Hoffnungen in diese Technologie gesetzt –<br />

vor allem in Hinsicht auf Energie- und Kostenersparnisse,<br />

auf Komfort und Bewusstseinsbildung<br />

für die KundInnen und einen<br />

effizienteren Umgang mit Strom. Auf der<br />

anderen Seite werden Probleme wie ein unzureichender<br />

Schutz der Privatsphäre oder<br />

eine mögliche Umgehung des Datenschutzes<br />

angesprochen. Weiters zeigen durchgeführte<br />

Studien, dass die Energieeinsparungen<br />

doch nicht so hoch sein könnten, wie<br />

ursprünglich erhofft.<br />

Das Projekt „€CO2-Management“<br />

Das Projekt „€CO2-Managament“ wurde<br />

vom Klima- und Energiefonds gefördert<br />

und im Rahmen der Ausschreibung „Neue<br />

Energien 2020“ durchgeführt. Es wurde<br />

von „PTS – Energie mit Strategie“ koordiniert,<br />

Projektpartner waren die ubitronix<br />

GmbH, die Energieversorgungsunternehmen<br />

Energie Graz, Energie Klagenfurt und<br />

Energie Lugitsch sowie die Forschungsinstitutionen<br />

Wegener Zentrum für Klima und<br />

Globalen Wandel, Joanneum Research, das<br />

Institut für Technikfolgenabschätzung der<br />

Akademie der Wissenschaften und das IFZ.<br />

Im Projekt selbst wurden insgesamt ca. 300<br />

freiwillige Testhaushalte von den Energieversorgungsunternehmen<br />

in einem Pilotversuch<br />

für ein Jahr lang mit Smart Metern<br />

ausgestattet. Darüber hinaus erhielten die<br />

Haushalte einen sogenannten „€CO2-Manager“,<br />

einen iPod, auf dem die Testpersonen<br />

ihren Stromverbrauch in verschiedenen<br />

Varianten visuell dargestellt abrufen<br />

konnten. Weiters erhielten sie eine sogenannte<br />

„Öko-Steckdose“, mit der es möglich<br />

war, den Stromverbrauch verschiedener<br />

Elektrogeräte zu messen und diese<br />

auch gezielt zu programmieren. Zu Beginn<br />

des Projektes bekamen die Testhaushalte<br />

noch eine Energieberatung und eine Broschüre<br />

mit Tipps zum Energiesparen.<br />

Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen<br />

Begleitforschung<br />

In der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung<br />

des €CO2-Management-Projekts<br />

wurden sowohl quantitative als auch qualitative<br />

Untersuchungen in diesen Testhaushalten<br />

durchgeführt. Daher sind sowohl<br />

numerische Daten, z. B. zu Energieverbräuchen<br />

in verschiedenen Haushaltstypen,<br />

als auch Aussagen einzelner befragter<br />

Haushaltmitglieder vorhanden, was einen<br />

wesentlichen Mehrwert dieses Projektes<br />

darstellt. Eine Besonderheit der Begleituntersuchungen<br />

bestand auch darin, dass<br />

die Personen über einen längeren Zeitraum<br />

(ein Jahr) mit den einzelnen Bestandteilen<br />

(technischen Geräten und Services) eines<br />

umfassenden Smart Metering-Angebotes<br />

Erfahrungen sammeln konnten und ihre<br />

Meinungen und Erfahrungen währenddessen<br />

mehrmals erhoben wurden.<br />

Die qualitative sozialwissenschaftliche Begleitforschung,<br />

für die das IFZ zuständig<br />

war, wurde mit Interviews zu Beginn und<br />

Ende des Projektes, mit Fokusgruppen und<br />

in Form eines Workshops mit involvierten<br />

EnergieberaterInnen durchgeführt. Was<br />

waren die Erkenntnisse?<br />

Motivation und Information<br />

Die Beteiligten zeigten sich sehr motiviert<br />

– was bei einem Pilotprojekt, zu dem man<br />

sich freiwillig gemeldet hat, auch zu erwar-<br />

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