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THEATER-ZYTIG Ausgabe März 2014

Magazin für Theaterinteressierte in der Schweiz

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30 SPOTLICHT 1403<br />

| SCHLUSSAPPLAUS<br />

Man muss versuchen,<br />

bis zum Äussersten ins Innere zu gehen.<br />

Der Feind des Menschen ist die Oberfläche.<br />

Samuel Beckett<br />

Goethes «Egmont« wurde<br />

geprobt. Es wollte keine rechte<br />

Atmosphäre aufkommen.<br />

Schliesslich platzte dem Regisseur<br />

der Kragen.<br />

«Ich muss doch sehr darum bitten,<br />

sich endlich auf das ernste<br />

Thema des Stücks einzustellen.<br />

– Aber das vereiteln offenbar<br />

die Jeans, in denen Sie da herumhüpfen!»<br />

Nach gemeinsamer Verabredung<br />

erschienen die Schauspieler<br />

anderntags alle in schwarzen<br />

Anzügen.<br />

Der Regisseur grinste versöhnlich:<br />

«Ja, meine Herren, so geht<br />

es leider auch nicht. Der Trauerfall<br />

tritt erst am Schluss ein.»<br />

Wegen vermuteter Untreue war<br />

der Operntenor Trajan Grosavescu<br />

von seiner eifersüchtigen<br />

Ehefrau erschossen worden.<br />

Als die Schauspielerin Johanna<br />

Terwin, die mit Alexander<br />

Moissi verheiratet war, diese<br />

Meldung in der Zeitung las,<br />

meinte sie lakonisch. «Da<br />

müsst ich mir ja ein Maschinengewehr<br />

zulegen, wenn ich<br />

meinen Mann jedes Mal erwischen<br />

wollte.»<br />

Ein gewisser Schauspielerprinzipal<br />

kam auf den Einfall, «Nathan<br />

der Weise» einstudieren<br />

zu lassen. Mit innigem Selbstvergnügen<br />

ging er zu einem<br />

Gelehrten des Städtchens, in<br />

welchem er sich befand: «Wissen<br />

Sie wohl», sagte er, «dass<br />

ich Lessings ‹Nathan› geben<br />

werde?«<br />

«Wie?» fragte der Gelehrte<br />

erstaunt, «und wer spielt den<br />

Nahan?»<br />

«Ich!» versetzte stolz der Prinzipal.<br />

«Und wer spielt den Weisen?»<br />

fragte jener weiter.<br />

Ein Künstler, von dem<br />

bekannt war, dass er oftmals<br />

«schwamm», konnte wieder<br />

seine Rolle nicht. Auf der Probe<br />

meinte der Regisseur: «Weisst<br />

du, du bist grossartig, nur im<br />

Tempo etwas zu langsam.» Da<br />

wendete sich der Schauspieler<br />

zur Souffleuse und meinte<br />

selbstironisch: «Da hören Sie<br />

es, Sie müssen halt schneller<br />

soufflieren!»<br />

Es war ein offenes Geheimnis,<br />

dass Hans Albers trank. Obwohl<br />

es ihm kaum anzumerken war,<br />

gab es oftmals bedenkliche<br />

Mienen.<br />

Auf einer Gastspielreise erregte<br />

sich der Leipziger Souffleur<br />

darüber.<br />

«Männeken, was wollen Sie<br />

denn», rief Albers, «ich gurgele<br />

nur mit Kognak. Und flüstern<br />

müssen Sie mir nichts. Entweder<br />

fällt mir der Text nicht ein,<br />

dann improvisiere ich, oder ich<br />

kenne den Scheisskram, dann<br />

brauche ich Ihre Hilfe nicht!»<br />

Kurt Trepte führte Regie am<br />

Bergtheater in Thale. In der<br />

Probenzeit herrschte nervöse<br />

Hektik. Meinungen prallten<br />

aufeinander; die Rollen waren<br />

schlecht gelernt, nichts wollte<br />

so recht klappen. Eines Tages<br />

war das Mass voll.<br />

Trepte schrie im Zustand<br />

höchster Erregung: «Ich lasse<br />

aus meiner Schmiere kein Theater<br />

machen!»<br />

Dieser – später viel zitierte –<br />

Versprecher löste schallendes<br />

Gelächter aus und glättete die<br />

Wogen der Erregung.<br />

Als Lessing sich zwei Tage in<br />

Leipzig aufhielt, befand sich<br />

gerade die ligenersche Schauspielergesellschaft<br />

dort. Der<br />

Prinzipal glaubte Herrn Lessing<br />

ein Kompliment machen zu<br />

müssen und führte seine «Miss<br />

Sara Sampson» auf. Ein Leipziger<br />

Gelehrter fragte den Dichter,<br />

ob er nicht der Vorstellung<br />

beiwohnen wolle.<br />

«Behüte der Himmel!» sagte<br />

Lessing.<br />

«Warum nicht?» fragte der<br />

andere, «es ist doch Ihr Kind,<br />

freilich werden Sie es ein wenig<br />

zerlumpt finden, aber was schadet<br />

das? Man sieht ein Kind<br />

auch zerlumpt gerne!»<br />

«Das wohl», sagte Lessing,<br />

«aber wenn ich es nun am Galgen<br />

finde?»<br />

Theodor Döring hatte ein zweites<br />

Mal geheiratet. Glückstrahlend<br />

prahlte er, wie streng sein<br />

häusliches Regiment sei.<br />

«Ich bin der reine Napoleon!»<br />

«Ja sicher», meinte ein Freund,<br />

der ihn gut kannte, «Napoleon<br />

auf Elba!»

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