Inhaltsübersicht • Table des matières - Justiz - Kanton Bern
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fortgesetzten Ausübung <strong>des</strong> unerlaubten Betäubungsmittelhandels<br />
zusammengefunden hat».<br />
Diese Formulierung lautet fast identisch wie im<br />
geltenden Recht. Neu wird einzig das Zusammenfinden<br />
zwecks «fortgesetzter» Ausübung verlangt,<br />
und das nicht mehr zum Betäubungsmittelverkehr,<br />
sondern zum «Betäubungsmittelhandel».<br />
Die erste Änderung – die fortgesetzte Ausübung –<br />
dürfte kaum Relevanz haben, da die Absicht <strong>des</strong><br />
fortgesetzten Handelns seit jeher eine allgemeine<br />
Voraussetzung für die Annahme von Bandenmässigkeit<br />
darstellt 10 . Sinnvollerweise wurde hier<br />
die neue Formulierung einfach an diejenige von<br />
Art. 139 Ziff. 3 Abs. 2 StGB, den bandenmässigen<br />
Diebstahl angepasst.<br />
Hingegen könnte der Unterschied zwischen «Verkehr»<br />
und «Handel» auf den ersten Blick Folgen<br />
haben, denn im Abs. 1 wird ganz offensichtlich<br />
zwischen «in Verkehr bringen» (lit. c) und «Handel»<br />
(lit. e) unterschieden. Im noch geltenden<br />
Recht wird nur von «in Verkehr bringen» gesprochen.<br />
Diese neurechtliche Unterscheidung wurde<br />
offensichtlich bewusst gemacht. So wird in der<br />
Botschaft zur gescheiterten Revision vom 9. März<br />
2001, aus welcher die Bestimmung unverändert<br />
übernommen wurde, zu Abs. 1 lit. e ausdrücklich<br />
festgehalten: «Neu wird nicht mehr von ‹Verkehr›<br />
sondern vom unerlaubten Handel gesprochen. ...<br />
Mit der Präzisierung <strong>des</strong> unerlaubten Handels wird<br />
auch das Vermitteln (der Finanzierung) auf den<br />
Handel beschränkt» 11 . Damit ist gesagt, dass der<br />
Handel enger definiert ist als das Inverkehrbringen.<br />
Für den «Handel» braucht es offensichtlich mehr.<br />
Nicht jede Weitergabe von Betäubungsmitteln ist<br />
Betäubungsmittelhandel.<br />
Im Zusammenhang mit der Finanzierung und der<br />
Vermittlung der Finanzierung <strong>des</strong> Betäubungsmittelhandels<br />
ändert das in der Rechtsanwendung<br />
nichts. In Anlehnung an die romanischen Gesetzestexte<br />
wurde schon der Anwendungsbereich<br />
<strong>des</strong> geltenden Rechts (Ziff. 1 Abs.7BetmG) durch<br />
die Rechtsprechung auf den Handel beschränkt 12 .<br />
Es stellt sich nun die Frage nach den Auswirkungen<br />
der neurechtlichen Beschränkung der Qualifikation<br />
nach lit. b auf den enger gefassten Betäubungsmittelhandel.<br />
M.E. dürfte die genannte Beschränkung<br />
jedoch keine Auswirkungen haben,<br />
denn die Voraussetzungen, welche für die Bandenmässigkeit<br />
allgemein verlangt werden, erfüllen<br />
bereits die wesentlichen Merkmale <strong>des</strong> Handels<br />
(gewollter Zusammenschluss von gewisser Intensität<br />
und Organisation zwecks künftiger Verübung<br />
mehrerer selbständiger, im Einzelnen möglicherweise<br />
noch unbestimmter Straftaten 13 ). Dazu<br />
kommt, dass die Täterschaft beim Drogenhandel<br />
ausnahmslos Geld verdienen will, was ja als wesentlichstes<br />
Merkmal jeglichen Handels bezeichnet<br />
werden kann. Sobald also die Voraussetzungen<br />
der Bandenmässigkeit gegeben sind, kann<br />
das Vorgehen als Betäubungsmittelhandel bezeichnet<br />
werden.<br />
c<br />
Die Qualifikation nach Abs. 2lit. c<br />
(qualifizierte Gewerbsmässigkeit):<br />
Der revidierte Abs. 2 lit. c entspricht wörtlich der<br />
noch geltenden Fassung von Ziff. 2 lit. c. Die Qualifikation<br />
<strong>des</strong> grossen Umsatzes oder <strong>des</strong> erheblichen<br />
Gewinns wurde beibehalten. Zu bedauern ist,<br />
dass der Zeitraum, über den sich die gewerbsmässige<br />
Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
erstreckte, für die Beurteilung der<br />
Umsatzgrösse unerheblich bleiben wird. Der<br />
grosse Umsatz oder der erhebliche Gewinn muss<br />
tatsächlich erzielt worden sein. 14 Allein die Absicht,<br />
einen solchen Umsatz oder Gewinn zu machen,<br />
genügt nicht.<br />
d<br />
Die Qualifikation nach Abs. 2lit. d<br />
(Jugendschutz)<br />
Gänzlich neu ist die Qualifikation von Abs. 2 lit. d.<br />
Wer «in Ausbildungsstätten vorwiegend für<br />
Jugendliche oder in ihrer unmittelbaren Umgebung<br />
gewerbsmässig Betäubungsmittel anbietet, abgibt<br />
oder auf andere Weise zugänglich macht» untersteht<br />
der gleichen Strafdrohung wie die anderen<br />
qualifizierten Begehungsformen. Hier hatte der<br />
Gesetzgeber den Jugendschutz im Auge. Die<br />
Konkretisierung der Umschreibung «in ihrer unmittelbaren<br />
Umgebung» wird Aufgabe der Gerichte<br />
sein 15 .<br />
Bei harten Drogen wird diese Bestimmung jedoch<br />
kaum Bedeutung erlangen, denn bis jemandem<br />
gewerbsmässiges Handeln nachgewiesen werden<br />
kann, ist die Qualifikation nach lit. a in den meisten<br />
Fällen schon erfüllt.<br />
Sofern diese Qualifikation überhaupt praktische<br />
Bedeutung erlangt, liegt diese vielmehr bei den so<br />
genannt «weichen Drogen», bei welchen eine<br />
Qualifikation nach lit. a allein über die umgesetzte<br />
Menge nicht möglich ist (z.B. bei Cannabis oder<br />
bei Ecstasy 16 ). Denn anders als in lit. c genügt hier<br />
einfache Gewerbsmässigkeit. D.h., der Täter muss<br />
weder einen Gewinn von CHF 10’000.– noch einen<br />
Umsatz von CHF 100’000.– realisiert haben,<br />
um der höheren Strafdrohung von Abs. 2 zu unterstehen.<br />
Wer also im Bereich von Schulen nur<br />
schon einfach gewerbsmässig Cannabis oder<br />
Ecstasy anbietet, abgibt oder sonst wie zugänglich<br />
macht, ist wegen qualifizierter Widerhandlung<br />
gegen das BetmG nach Art. 19 Abs. 2 lit. d zu<br />
beurteilen. Nach (noch) geltendem Recht ist dies<br />
nicht möglich.<br />
Dass nicht schon der einfache, sondern nur der<br />
gewerbsmässige Drogenhandel im Bereich von<br />
Schulen gemäss Abs. 2 qualifiziert sein soll, hat<br />
der Gesetzgeber ausdrücklich so gewollt. Im Bericht<br />
der SGK-N zur parlamentarischen Initiative<br />
wird festgehalten, dass durch die Einschränkung<br />
Roland Kerner <strong>•</strong> Die Strafbestimmungen im revidierten Betäubungsmittelgesetz<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
BGE 124 IV 88 ff. mit Verweisen<br />
BBl 2001 3772<br />
BGE 121 IV 293<br />
BGE 124 IV 86<br />
14<br />
15<br />
16<br />
BGE 129 IV 188<br />
BBl 2006 8612<br />
BGE 117 IV 314, 125 IV 90<br />
BE N’ius 27