St. Lukas zu Neubrandenburg 12. Jahrgang Nr. 5 03. Dezember (1. A
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Frage: Ja, ist mein Kind nun gut genug entwickelt? Kann es mithalten mit anderen<br />
Gleichaltrigen? Soll ich es noch mehr fördern, und wenn ja, wie mache ich denn das?<br />
Die Kleinen werden in ihrer Entwicklung nicht nur von den Eltern beobachtet, sondern<br />
auch von Pädagogen in jeder Kindereinrichtung. Seit Jahrzehnten gibt es Unmengen<br />
von so genannten Entwicklungs- und Beobachtungsbögen. Viele davon hatten<br />
eines gemeinsam: Sie gingen von einer Norm aus. Das Kind „Norma“ hatte bestimmte<br />
körperliche Ausmaße und musste in einem ganz bestimmten Alter eine Menge<br />
ganz bestimmter Sachen beherrschen. Alle Kinder wurden in endlosen Bögen nun<br />
mit „Norma“ verglichen. Was sie nicht konnten, das wurde rot angekreuzt, was sie<br />
genau nach Tabelle und „Norma“ schafften, das bekam ein „grün“, und konnte das<br />
Kind etwas schon viel eher, dann war das ein blaues Kreuzchen wert. Das ist nur ein<br />
Beispiel, und zwar aus der Zeit der Krippen in der DDR. Die meisten Formen der<br />
Beobachtung und Einschät<strong>zu</strong>ng gingen von den Defiziten eines Kindes aus, von den<br />
Dingen, die es noch nicht konnte. Dementsprechend verliefen auch die Beobachtungen<br />
des Erziehers am Kind: Es wurden besonders Auffälligkeiten und Mankos registriert.<br />
Natürlich fiel Karl Friedrich am häufigsten auf, weil er seine Meinung noch<br />
nicht mit Worten, dafür umso besser mit seinen kleinen Fäusten kund tun konnte!<br />
Und die stille, zarte Marie, die keiner Fliege etwas <strong>zu</strong> Leide tat, die wurde kaum bemerkt.<br />
Dabei steckten in der Kleinen ganz wunderbare Begabungen: Sie konnte sich<br />
ganz schnell Gedichte merken und hatte ein tolles Gefühl für Rhythmus beim Tanzen!<br />
Unser Team des Kinderhauses war schon lange auf der Suche nach besser geeigneten<br />
Verfahren <strong>zu</strong>r Einschät<strong>zu</strong>ng eines Kindes, hatte auch einiges<br />
Neue bereits erprobt. Aber <strong>zu</strong>frieden waren wir<br />
nicht, denn alle Verfahren hatten Schwachstellen, waren<br />
<strong>zu</strong> umfangreich und kompliziert oder blieben wieder an<br />
den Mankos der Kinder hängen. Auf einer Weiterbildung<br />
stießen wir auf den „Baum der Erkenntnis“, ein Werk aus<br />
Schweden. Das schwedische Bildungssystem ist dem<br />
deutschen in vielen Punkten weit voraus. Internationale<br />
Vergleiche bestätigen das eindringlich. Während in<br />
Deutschland für die Entwicklung eines Kindes von der<br />
Geburt bis <strong>zu</strong>m Eintritt in das Berufsleben unzählige verschieden<br />
artige Ministerien und Institutionen <strong>zu</strong>ständig sind, jedes Bundesland hat<br />
seinen eigenen Bildungsplan, gibt es in Schweden für jedes Kind des Landes einen<br />
einheitlichen Bildungsplan. Dieser beginnt mit dem Eintritt in eine Kindereinrichtung<br />
(Krippe oder Kindergarten) und endet nach neun Jahren gemeinsamer Grundschule.<br />
Schwedische Pädagogen entwickelten den „Baum der Erkenntnis“, eine neue Möglichkeit,<br />
Entwicklungsschritte von Kindern im Alter zwischen einem und 15 Jahren<br />
<strong>zu</strong> dokumentieren. Dieser Baum findet sich in einem bereits optisch sehr anschaulichen<br />
und eindrucksvollen Buch wieder. Der Wurzelbereich des Baumes symbolisiert<br />
die ersten sechs Lebensjahre des Kindes. In den Zweigschichten und der Krone stehen<br />
die erstrebenswerten Ziele eines Kindes, das die Schule besucht.<br />
Was bedeutet Schulreife? Was muss ein Kind können, das sich am Übergang vom<br />
Kindergarten <strong>zu</strong>r Schule befindet? Zählen können bis hundert, schon ein bisschen<br />
lesen können, Viereck vom Rechteck unterscheiden? Thomas ist fünf Jahre alt und