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Business im Breisgau Frühjahr

ja, wir haben uns getraut. Nachdem die BadischeZeitschriften Verlags GmbH Ende vergangenenJahres das Magazin baden intern eingestelltund damit durchaus eine Lücke gerissen hat,stellt sich der chilli-freiburg-Verlag jetzt mal auf diesenPlatz und versucht, die Lücke zu füllen.Wir planen im ersten Jahr des neuen Wirtschaftsmagazinsbusiness im breisgau aber nicht, jeden Monat ein 80-Seiten-Werk herauszugeben. Wie bisher allenanderen Produkten aus unserem Hause,dem Freiburger Stadtmagazin chilli (imzehnten Jahr), dem Familienmagazin BZettis findefuchs (im 24. Jahr), dem Schülermagazinf79 (im fünften Jahr), dem Kulturmagazincultur.zeit (im vierten Jahr) oderunseren zahlreichen Sonderpublikationenwerden wir auch dem Neuling businessim breisgau Zeit zum Wachsen geben.

ja, wir haben uns getraut. Nachdem die BadischeZeitschriften Verlags GmbH Ende vergangenenJahres das Magazin baden intern eingestelltund damit durchaus eine Lücke gerissen hat,stellt sich der chilli-freiburg-Verlag jetzt mal auf diesenPlatz und versucht, die Lücke zu füllen.Wir planen im ersten Jahr des neuen Wirtschaftsmagazinsbusiness im breisgau aber nicht, jeden Monat ein 80-Seiten-Werk herauszugeben. Wie bisher allenanderen Produkten aus unserem Hause,dem Freiburger Stadtmagazin chilli (imzehnten Jahr), dem Familienmagazin BZettis findefuchs (im 24. Jahr), dem Schülermagazinf79 (im fünften Jahr), dem Kulturmagazincultur.zeit (im vierten Jahr) oderunseren zahlreichen Sonderpublikationenwerden wir auch dem Neuling businessim breisgau Zeit zum Wachsen geben.

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Ausgabe 1 | Februar 2014<br />

<strong>Business</strong> <strong>im</strong> <strong>Breisgau</strong><br />

Herrenknecht<br />

lässt nicht los<br />

Aus dem Leben eines<br />

Vorzeigeunternehmers<br />

die Jungen<br />

Wilden<br />

Männer in Kochschürzen<br />

Kapital sucht<br />

Sicherheit<br />

Bankbosse Barth und Th<strong>im</strong>m <strong>im</strong> Interview<br />

Nur Fliegen<br />

ist schöner<br />

Was geht auf den<br />

Flugplätzen in Lahr und Basel


Editorial<br />

Eine Premiere<br />

Mit <strong>Business</strong> <strong>im</strong> <strong>Breisgau</strong> legt die chilli freiburg gmbh<br />

ihren fünften Titel auf<br />

J<br />

a, wir haben uns getraut. Nachdem die Badische<br />

Zeitschriften Verlags GmbH Ende vergangenen<br />

Jahres das Magazin baden intern eingestellt<br />

und damit durchaus eine Lücke gerissen hat,<br />

stellt sich der chilli-freiburg-Verlag jetzt mal auf diesen<br />

Platz und versucht, die Lücke zu füllen.<br />

Wir planen <strong>im</strong> ersten Jahr des neuen Wirtschaftsmagazins<br />

business <strong>im</strong> breisgau aber nicht, jeden Monat ein 80-Seiten-Werk<br />

herauszugeben. Wie bisher allen<br />

anderen Produkten aus unserem Hause,<br />

dem Freiburger Stadtmagazin chilli (<strong>im</strong><br />

zehnten Jahr), dem Familienmagazin B<br />

Zettis findefuchs (<strong>im</strong> 24. Jahr), dem Schülermagazin<br />

f79 (<strong>im</strong> fünften Jahr), dem Kulturmagazin<br />

cultur.zeit (<strong>im</strong> vierten Jahr) oder<br />

unseren zahlreichen Sonderpublikationen<br />

werden wir auch dem Neuling business<br />

<strong>im</strong> breisgau Zeit zum Wachsen geben.<br />

So werden es in diesem Jahr voraussichtlich<br />

vier Ausgaben sein (Februar, Mai, August, November),<br />

die sich ausschließlich mit der Wirtschaft, vor allem <strong>im</strong><br />

<strong>Breisgau</strong>, befassen.<br />

Wir werden WIPs (wirtschaftlich interessante Personen)<br />

portraitieren, aktuelle und künftige Entwicklungen<br />

aufzeigen, hinter die Kulissen schauen und in unserer<br />

Kolumne „Miss Moneypenny“ über Staatstragendes<br />

oder auch Alltägliches schreiben. Eines aber werden<br />

wir nicht machen: Wir werden nicht mit denen einst<strong>im</strong>men,<br />

die <strong>im</strong> Print keine Zukunft sehen, die ins Internet<br />

wandern und dann dort Tausenderkontaktpreise<br />

zusammenaddieren.<br />

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger veröffentlichte<br />

unlängst unter dem Titel „Print wirkt“ Daten<br />

aus mehreren Studien, die etwa<br />

die Kundenkontakte pro Werbemittel<br />

auflisteten. Zeitschriften sind da der<br />

reinen Online- oder TV-Werbung deutlich<br />

überlegen. Zeitschriften haben Zukunft.<br />

Und wir sind überzeugte Printtäter.<br />

Aber natürlich wird es zur gedruckten<br />

Ausgabe von business <strong>im</strong> breisgau<br />

auch einen Onlineauftritt geben, den<br />

wir <strong>im</strong> zweiten Quartal fertig haben<br />

wollen. Wir wünschen anregende Lektüre. Und freuen<br />

uns auf Ihre Resonanz.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Lars Bargmann<br />

Chefredakteur<br />

bargmann@chilli-freiburg.de<br />

5 Anzeige<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 3


Inhalt<br />

Titel<br />

Was die Bosse der beiden großen<br />

Publikumsbanken, Marcel Th<strong>im</strong>m für die<br />

Sparkasse Freiburg, Uwe Barth für die<br />

genossenschaftliche Volksbank, über<br />

Europa, den südbadischen Mittelstand<br />

und die Zinspolitik denken<br />

6-8<br />

Luftfahrt<br />

Warum der EuroAirport Basel-Mulhouse-<br />

Freiburg so erfolgreich ist und sich am<br />

lahmenden Lahrer Flughafen Unternehmer<br />

wie Martin Herrenknecht und Roland<br />

Mack engagieren 10-11<br />

Hotellerie<br />

Der hartnäckige Kampf der Freiburger<br />

Hoteliers gegen die Bettensteuer 12<br />

Banken<br />

Warum die GLS-Bank die Nummer eins bei den<br />

nachhaltigen Banken in Deutschland ist 13<br />

Unternehmensgründer<br />

Zu Besuch bei drei Start-ups in Sachen<br />

gesundes Essen 14-15<br />

Lobbyismus<br />

HWK-Präsident Paul Baier und Geschäftsführer<br />

Johannes Burger <strong>im</strong> Interview über<br />

Angriffe auf den Meisterbrief, die Energiewende<br />

und Fehler in der Steuerpolitik 16-17<br />

Unternehmen<br />

Was der Erfolg der Kramer GmbH aus<br />

Umkirch mit der Liebelei eines Wandersmanns<br />

zu tun hat 18-19<br />

WIPs<br />

Wirtschaftlich interessante Personen:<br />

Tunnelbohrkönig Martin Herrenknecht zu<br />

Gast <strong>im</strong> Freiburger Peterhofkeller – ein<br />

Ortstermin 22-23<br />

Gründerzentrum<br />

Besuch in der neuen Denkfabrik Grünhof 24<br />

Genossenschaften<br />

Der Bauverein <strong>Breisgau</strong> stemmt <strong>im</strong> 115. Jahr<br />

seines Bestehens das größte Investitionsvolumen<br />

in seiner Geschichte 25<br />

Immobilien<br />

Warum die Sparkassen-Immobiliengesellschaft<br />

trotz dürftigem Angebots das beste<br />

Ergebnis ihrer Geschichte hingelegt hat 26<br />

Menschen und Meldungen<br />

Von geschassten Direktoren, neuen<br />

Vorständen, alten und frischen Amtsleitern,<br />

Preisen und Neu-Eröffnungen 28-30<br />

IMPRESSUM business <strong>im</strong> breisgau<br />

Herausgeber:<br />

chilli Freiburg GmbH<br />

Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg<br />

fon: 0761-292 70 60, fax: 0761-292 70 61<br />

bargmann@chilli-freiburg.de<br />

www.chilli-freiburg.de<br />

Geschäftsführung:<br />

Michaela Moser (ViSdP)<br />

Redaktion: Lars Bargmann<br />

Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert,<br />

Felix Holm, Heinz Siebold<br />

Fotograf: Neithard Schleier<br />

Grafik: Hans Weigel, Johanna Klausmann<br />

Lektorat: Beate Vogt<br />

Anzeigen:<br />

Alexandra Huber, Cornelia Brändle,<br />

Uwe Bernhardt, Karlheinz Binkert<br />

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />

4 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Kommune als Konzern<br />

Profitable Daseinsvorsorge<br />

FleiSSige Stadttöchter holen 1,1 Milliarden Euro rein<br />

M<br />

it mehr als 4000 Beschäftigten<br />

erlösten die 37 Tochtergesellschaften<br />

der Stadt<br />

Freiburg, vier Eigenbetriebe und<br />

acht Zweckverbände <strong>im</strong> Jahr 2012<br />

rund 1,1 Milliarden Euro. So steht es<br />

<strong>im</strong> knapp 140 Seiten starken Beteiligungsbericht,<br />

den Finanzbürgermeister<br />

Otto Neideck unlängst vorlegte.<br />

Jede dieser Seiten ist dabei auf<br />

der Investitionsseite fast eine Million<br />

schwer, denn die Unternehmen mit<br />

städtischer Beteiligung haben zusammen<br />

137 Millionen Euro investiert<br />

– und damit doppelt so viel wie<br />

die Konzernmutter am Rathausplatz,<br />

die <strong>im</strong> gleichen Zeitraum rund 60<br />

Millionen Euro netto in Schulen und<br />

Straßen, öffentliche Gebäude und<br />

Brücken gesteckt hat.<br />

„Unsere Beteiligungen zeigen auf der<br />

einen Seite das breite Spektrum der<br />

Daseinsfürsorge für die Bürger und auf<br />

der anderen sind sie ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor“, berichtete Neideck.<br />

Unterm Strich wandern aber nur 6,6<br />

Millionen Euro (2009: 12,1 Millionen) in<br />

die Kasse des Stadtkämmerers Bernd<br />

Nußbaumer.<br />

Der Beteiligungsbericht ist ein opulentes<br />

Zahlenwerk, in dem beispielsweise<br />

steht, dass die Aufsichtsratsmitglieder<br />

der Flugplatz Freiburg<br />

GmbH (Bürgermeister und Stadträte)<br />

pro Sitzung 51 Euro vergütet bekamen,<br />

was sich auf 1400 Euro summierte.<br />

Es steht aber nichts drin zu<br />

den Gehältern der Geschäftsführer<br />

der städtischen Gesellschaften –<br />

weil etwa Bernd Dallmann und<br />

Klaus Seilnacht (FWTM), Michael<br />

Broglin und Eckhardt Vogt (Abfallwirtschaft)<br />

oder Ralf Klausmann<br />

(Stadtbau) ihre Verdienste freiwillig<br />

nicht offenbaren wollen. „Das wäre<br />

Klatscht auch für Stadttöchter Beifall: Otto Neideck (dritter von links), hier auf der<br />

Haupttribüne be<strong>im</strong> SC Freiburg.<br />

Foto: © Neithard Schleier<br />

für Sie sicher spannend, ist aber aufgrund<br />

der Vertragslage nicht möglich“,<br />

sagte Neideck. Erst wenn diese<br />

Manager ihre Verträge verlängern,<br />

müssen sie Farbe bekennen – so hat<br />

es der Gemeinderat beschlossen.<br />

Nach chilli-Informationen liegen die<br />

Gehälter zwischen 150.000 und<br />

200.000 Euro per anno. Einkommensspitzenreiter<br />

ist der dreiköpfige<br />

Badenova-Vorstand mit Thorsten Radensleben,<br />

Mathias Nikolay und<br />

Maik Wassmer, der zusammen 1,12<br />

Millionen Euro verdiente.<br />

Die Töchter und Eigenbetriebe sind<br />

je nach Geschäftsfeld lukrativ (Badenova,<br />

Stadtbau, Abfallwirtschaft)<br />

oder defizitär (FWTM, Theater, VAG,<br />

Stadtentwässerung). Die Gewinne<br />

der einen werden mit den Verlusten<br />

der anderen steueropt<strong>im</strong>iert<br />

verrechnet. Im auf den ersten Blick<br />

trockenen Bericht lässt sich manches<br />

Interessante lesen: Etwa dass<br />

die FWMT (mit Messe) <strong>im</strong> laufenden<br />

Jahr Erlöse von 45 Millionen<br />

Euro erwartet – und einen städtischen<br />

Zuschuss in Höhe von 7,05<br />

Millionen. Oder dass die Badenova<br />

<strong>im</strong> Jahr 2008 rund 1,07 Milliarden<br />

Kilowattstunden Strom verkaufte,<br />

2012 aber schon 1,85 – was angesichts<br />

des hart umkämpften Marktes<br />

ein erstaunliches Plus ist.<br />

Oder dass die Regio Bäder GmbH die<br />

Einnahmen aus dem Bäderbetrieb<br />

zwischen 2008 und 2012 mehr als<br />

verdoppelte. Oder auch, dass die Abfallwirtschaft<br />

<strong>im</strong> Jahr 2000 noch<br />

knapp 32.000 Tonnen Restmüll entsorgen<br />

musste, 2012 aber nur 20.786<br />

– was angesichts der wachsenden<br />

Bevölkerung wohl nur mit der höchst<br />

inoffiziellen Freiburger Weltmeisterschaft<br />

<strong>im</strong> Mülltrennen begründet<br />

werden kann. Neideck jedenfalls, so<br />

etwas wie der Vater der „Mutter<br />

Stadt“, bezeichnete die Aktivitäten<br />

der Kinder als „sehr zufriedenstellend“.<br />

Er weiß: Wenn das Rathaus selber<br />

Bäder und Parkhäuser betreiben,<br />

Tram und Bus fahren, Abfall abfahren<br />

oder Wohnungen bauen und vermieten<br />

müsste, dann wäre die Bilanz<br />

mit Sicherheit nicht besser.<br />

<br />

Lars Bargmann<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 5


Banken<br />

Kapital sucht Sicherheit<br />

business-<strong>im</strong>-breigau-Interview mit den Bankbossen<br />

Marcel Th<strong>im</strong>m und Uwe Barth<br />

Erfolgreich: Trotz der andauernden Niedrigzinsphase schreiben Sparkassen-Chef Marcel Th<strong>im</strong>m (links) und Volksbank-Vorstand Uwe Barth<br />

(rechts) gute Bilanzen. Auch wenn die SEPA-Umstellung in beiden Häusern „Riesensummen“ verschlungen hat. Fotos: © Neithard Schleier<br />

S<br />

ie sind die maßgeblichen Finanzierer<br />

des Mittelstands<br />

<strong>im</strong> Großraum Freiburg: Uwe<br />

Barth führt den Vorstand der Freiburger<br />

Volksbank an, Marcel<br />

Th<strong>im</strong>m lenkt die Geschicke der Freiburger<br />

Sparkasse. Für die erste Ausgabe<br />

des neuen Wirtschaftsmagazins<br />

business <strong>im</strong> breisgau sprachen<br />

sie mit Chefredakteur Lars Bargmann<br />

über die Geldpolitik der USA,<br />

die Zinsen in Europa, bevor sie vor<br />

der südbadischen Haustür landeten<br />

und noch vor den obligatorischen<br />

Presseterminen erste Details<br />

aus ihren 2013er Bilanzen<br />

preisgaben.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Janet Yellen<br />

hat jetzt den Staffelstab von Ben<br />

Bernanke als Chefin der US-Notenbank<br />

übernommen. Glauben Sie,<br />

dass die Zeit des billigen Geldes<br />

bald vorbei ist?<br />

Uwe Barth: Die Zinspolitik der USA<br />

ist sehr wichtig für Europa. Ob sich<br />

da etwas ändert, müssen wir sehen.<br />

Die amerikanische Konjunktur<br />

erholt sich ein bisschen, die Notenbank,<br />

die lange Zeit Monat für<br />

Monat 80 Milliarden Euro in<br />

Staatsanleihen gesteckt hat, fährt<br />

das jetzt erstmals zurück. Ob das<br />

aber ein stetiges Signal ist oder<br />

nicht, ist noch offen.<br />

Marcel Th<strong>im</strong>m: Ich befürchte, dass die<br />

Zinsen <strong>im</strong> Euroland über 2014 hinaus<br />

niedrig bleiben. Der Staat fährt damit<br />

gar nicht schlecht, als Sparkasse fühlen<br />

wir aber mit unseren Sparern und die<br />

dürfen, salopp formuliert, die Zeche bezahlen,<br />

denn die haben nicht einmal<br />

einen Inflationsausgleich. Ein Beispiel:<br />

Wenn ein 30-Jähriger vor sechs Jahren<br />

100 Euro monatlich gespart hat, dann<br />

hatte er die Chance, mit 67 eine Rente<br />

von 500 Euro zu haben. Mit dem heutigen<br />

Zinsniveau kommt gerade noch<br />

die Hälfte heraus. Er muss also das Doppelte<br />

aufwenden, um die gleich hohe<br />

Zusatzrente zu haben. Das sind dramatische<br />

Einbußen.<br />

6 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Interview<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Im milliardenschweren<br />

Schadensersatzprozess<br />

gegen die inzwischen verstaatlichte<br />

Hypo Real Estate (HRE) droht<br />

der Bank nach dem Prozessauftakt<br />

eine Pleite, weil sie nach erster Einschätzung<br />

des Richters ihre Anleger<br />

zu spät über eine Schieflage<br />

informiert habe. Wie bewerten Sie<br />

den Vorgang?<br />

Barth: Die Frage ist, ob die HRE zu<br />

einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt eine<br />

Gewinnwarnung hätte herausgeben<br />

müssen. Es gab Meldungen,<br />

wonach die Bank nicht von der<br />

Subpr<strong>im</strong>e-Krise betroffen war. Hat<br />

man also die Aktionäre getäuscht?<br />

Das weiß ich nicht, wenn es so<br />

wäre, dann ist das ein großes Problem<br />

für die HRE.<br />

Th<strong>im</strong>m: Man steht auch als Fachmann<br />

<strong>im</strong> siebten Jahr nach der Finanzkrise<br />

<strong>im</strong>mer noch sprachlos,<br />

ein Stück weit ohnmächtig vor<br />

dem, was dort passiert ist. Ich finde<br />

es frustrierend, dass die juristische<br />

Aufarbeitung ausschließlich an formalen<br />

Themen aufgehängt wird.<br />

Das Gerechtigkeitsempfinden, zumindest<br />

meines, wird damit nicht<br />

befriedigt.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Sie selbst<br />

haben <strong>im</strong> vergangenen Jahr <strong>im</strong> Interview<br />

mit dem Freiburger Stadtmagazin<br />

chilli gleichsam eine Gewinnwarnung<br />

für die kommenden<br />

Jahre ausgegeben. Grund: Die flache<br />

Zinskurve. Sind die Erträge eingebrochen?<br />

Wir werden in den<br />

nächsten Jahren<br />

weniger verdienen<br />

Barth: Das ist eine schleichende<br />

Entwicklung, die wir vor allem in<br />

den Jahren ab 2015 spüren werden.<br />

Im vergangenen Jahr waren unsere<br />

Zinserträge noch stabil. Da gab<br />

es keine erheblichen Bremsspuren.<br />

Allerdings werden in den nächsten<br />

Jahren höher verzinste Kreditverträge,<br />

sagen wir in der Baufinanzierung<br />

mit rund 5 Prozent, nach<br />

Auslauf mit neuen Verträgen getauscht<br />

werden, die dann zwischen<br />

2 und 3 Prozent liegen können.<br />

Wenn das Zinsniveau von<br />

heute so bleibt. Vor dem Hintergrund<br />

der bereits recht niedrigen<br />

Anlagezinsen werden wir dann<br />

deutlich weniger Geld verdienen.<br />

Th<strong>im</strong>m: Wir liegen auf der Ertragsseite<br />

nur knapp unter Vorjahr. Die<br />

Bremsspuren konnten wir 2013<br />

durch eine Rekordvergabe an neuen<br />

Krediten kompensieren …<br />

business <strong>im</strong> breisgau: … und sie<br />

werden Ende Februar vortragen,<br />

dass sie auf der Risikoseite erstmals<br />

<strong>im</strong> dritten Jahr in Folge keine<br />

Wertberichtigung hatten.<br />

Th<strong>im</strong>m: Ich will gar nicht wissen,<br />

woher Sie das jetzt schon wissen,<br />

aber ja, zumindest nicht <strong>im</strong> Kreditgeschäft.<br />

Barth: Das ist bei uns auch so. Und<br />

das spiegelt die gute Situation vieler<br />

unserer Unternehmen wider. Wer<br />

Kredite vergibt, geht Risiken ein. Es<br />

ist schon bemerkenswert, dass es da<br />

jetzt erneut keine Probleme gab.<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 7


Banken<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Wie sieht<br />

die Einlagenseite aus?<br />

Barth: Da haben wir ein leichtes<br />

Wachstum. Wir haben auch Zuwächse<br />

von Anlegern, die bisher<br />

nicht bei uns waren. Dazu kommt<br />

ein stärkeres kommunales Geschäft<br />

und mehr Verbandsgeschäft.<br />

Das Thema Sicherheit spielt<br />

eine große Rolle. So mancher Anleger<br />

sucht die Sicherheit der Regionalbanken.<br />

Th<strong>im</strong>m: Auch wir haben Zuwächse.<br />

Allerdings werden die Einlagen <strong>im</strong>mer<br />

kürzer gezeichnet. Da besteht<br />

eine Unwucht mit den Krediten. Bei<br />

den niedrigen Zinsen wollen die Kunden<br />

die Kredite am liebsten über 30<br />

Jahre abschließen, bei den Einlagen<br />

aber quasi täglich zugreifen können,<br />

wenn die Zinsen vielleicht irgendwann<br />

steigen. Das ist eine Herausforderung<br />

für alle Regionalbanken.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Was steht<br />

in der Bilanz in der Spalte neue<br />

Kreditvergabe?<br />

Barth: Wir hatten ein sehr gutes<br />

Kreditjahr. Wir haben Steigungen<br />

von knapp fünf Prozent, das ist eine<br />

sehr gute Entwicklung. Das Immobiliengeschäft<br />

hat da eine große<br />

Rolle gespielt.<br />

Rekord: Eine<br />

Milliarde an neuen<br />

Krediten<br />

Th<strong>im</strong>m: Wir haben so viele Neukredite<br />

vergeben wie noch nie in<br />

unserer Geschichte, über eine Milliarde<br />

Euro. Das ist ganz stark getragen<br />

von Immobilienfinanzierungen.<br />

Das sind nicht nur<br />

Häuslebauer. Das sind auch große<br />

Investitionen der Kommunen, allen<br />

voran der Stadt Freiburg. Und<br />

zudem haben sich einige große<br />

Banken, die das Geschäft bisher<br />

beherrscht hatten, etwa die HRE<br />

oder die Landesbanken, etwas zurückgezogen.<br />

Das hat uns Chancen<br />

eröffnet.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Was lässt sich<br />

aus der Bilanz über den Gesundheitszustand<br />

ihrer wichtigsten Klientel,<br />

den Mittelstand sagen?<br />

Der Mantel zwickt<br />

schon, der neue wird<br />

nicht gekauft<br />

Barth: Die Unternehmenszahlen<br />

sehen gut aus, das war 2012 so,<br />

2013 auch und wird auch 2014 so<br />

sein. Wir sehen auch keine dunklen<br />

Wolken am Horizont.<br />

Th<strong>im</strong>m: Die Bonität des Mittelstands<br />

hat sich weiter verbessert.<br />

Die Unternehmen brauchen dementsprechend<br />

„leider“ weniger Finanzierungsmittel,<br />

das ist die andere<br />

Seite der Medaille. Sie halten sich<br />

auch mit größeren Investitionen<br />

<strong>im</strong>mer noch zurück. Der „Mantel“,<br />

den man sich 2007 geschneidert hat,<br />

der dann 2009 in der Krise geschlabbert<br />

hat, in den sind die Unternehmen<br />

nun wieder reingewachsen. Er<br />

zwickt schon an der einen oder anderen<br />

Stelle, aber ein neuer Mantel<br />

wird noch nicht gekauft.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Weil der<br />

Schock der Krise so tief in der Unternehmerseele<br />

sitzt?<br />

Th<strong>im</strong>m: Ja, und das ist durchaus<br />

nachvollziehbar, wie ich finde.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Wie haben<br />

Ihre Kunden auf die SEPA-Umstellung<br />

reagiert?<br />

Th<strong>im</strong>m: Für viele ist die Umstellung<br />

einfach ärgerlich. Der großen Masse<br />

unserer Kunden bringt das nur viel<br />

Belastung, aber fast keine Vorteile.<br />

Und bei uns liegen die Kosten allein<br />

dafür sicher <strong>im</strong> Millionenbereich.<br />

Barth: Das war und ist eine riesige<br />

Kraftanstrengung für uns, durchaus<br />

vergleichbar mit einer Euro-<br />

Umstellung. Den ganzen Bankenmarkt<br />

kostet das riesige Summen.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Otto Normalsparer<br />

weiß angesichts der<br />

niedrigen Zinsen kaum, was er mit<br />

seinem Geld machen soll.<br />

Barth: Die Debatte ums Sparen gefällt<br />

mir nicht. Vor dem Hintergrund<br />

niedriger Zinsen herrscht<br />

die Meinung, Sparen lohnt sich<br />

nicht, Altersvorsorge, betriebliche<br />

Altersvorsorge, Riester-Sparen, Lebensversicherung,<br />

das alles lohnt<br />

sich nicht. Was aber ist die Alternative?<br />

Ich sehe keine. Ich kann nur<br />

zum Sparen und zur Altersvorsorge<br />

raten, die Zinsen werden wieder<br />

steigen.<br />

Th<strong>im</strong>m: Für die meisten Menschen<br />

gibt es zum risikoarmen<br />

Sparen keine Alternative. Aus meiner<br />

Sicht könnten viele Anleger<br />

aber ein etwas höheres Risiko<br />

durchaus eingehen und beispielsweise<br />

Aktien stärker berücksichtigen.<br />

Das Misstrauen ist hier nicht<br />

<strong>im</strong>mer gerechtfertigt.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Was erwarten<br />

Sie <strong>im</strong> laufenden Jahr?<br />

Barth: Auch 2014 wird ein gutes<br />

Jahr. Die Konjunktur zieht an, die<br />

Beschäftigung wird mindestens<br />

stabil bleiben. Ich denke, dass<br />

Zinsniveau bleibt etwa auf dem<br />

Niveau von heute und es wird zumindest<br />

<strong>im</strong> ersten Quartal eine<br />

Konsolidierung an den Aktienmärkten<br />

geben.<br />

Th<strong>im</strong>m: Den Menschen und Unternehmen<br />

in der Region wird es<br />

weiterhin gut gehen, sehr gut sogar<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu vielen anderen<br />

Regionen in Deutschland und erst<br />

recht <strong>im</strong> Vergleich zu den meisten<br />

Ländern in Europa.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Herr Barth,<br />

Herr Th<strong>im</strong>m, vielen Dank für dieses<br />

Gespräch.<br />

8 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


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Flughafenbranche<br />

Lahr will startklar bleiben<br />

Der Flugplatz wird nun von Unternehmern wie<br />

Martin Herrenknecht und Roland Mack betrieben<br />

L<br />

ahr kämpft zäh um seinen Flugplatz: Ein Jahr<br />

nach der Insolvenz des letzten von mehreren Betreibern,<br />

die mangels Erfolg abgestürzt sind, haben<br />

nun die Unternehmer Martin Herrenknecht, Roland<br />

Mack und die Sanitärfirma Hansgrohe das Heft in der<br />

Hand. Die <strong>im</strong> Oktober 2013 von ihnen neu gegründete<br />

Betreibergesellschaft „Lahrer Flugbetriebs GmbH & Co.<br />

KG“ mit 17 Beschäftigten arbeite solide und werde von<br />

den Gesellschaftern so lange gestützt, bis ein neuer Investor<br />

gefunden sei, der vor allem den Frachtflugbetrieb<br />

wieder auf nennenswerte D<strong>im</strong>ensionen bringen soll. So<br />

die Botschaft der Betreiber und der Stadt Lahr.<br />

Zurzeit landen auf der Piste des ehemaligen Nato-Militärflugplatzes<br />

vorwiegend Firmenjets der regionalen Unternehmer<br />

mit internationaler Kundschaft. Manchmal auch<br />

Flugzeuge mit VIPs wie dem Bundespräsidenten oder dem<br />

Papst. Nach einer jahrelangen Hängepartie hat die Stadt Lahr<br />

<strong>im</strong> vergangenen Jahr die Landebahn sowie die Fluglizenzen<br />

gekauft, für zusammen 3,6 Millionen Euro. Der Flugplatz Lahr<br />

ist lizenziert für Maschinen bis 20 Tonnen, <strong>im</strong> Frachtbetrieb<br />

auch darüber. Passagierflüge sind nur für Personen zugelassen,<br />

die zugleich ein Ticket für den Europapark haben. Diese<br />

Sondergenehmigung hat jedoch noch nie eine Rolle gespielt,<br />

weil keine Fluggesellschaft eine Linie dafür eröffnet hat.<br />

„Wir wollen den Flughafen nicht selber betreiben“, sagt<br />

Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang Müller (SPD). Auch<br />

Martin Herrenknecht will bei seinen Leisten, respektive<br />

Bohrmaschinen, bleiben und sich nur vorübergehend engagieren.<br />

Doch den OB und den Unternehmer verbindet<br />

das Interesse an einem größeren Plan, den auch der Ortenauer<br />

Landrat Frank Scherer plausibel findet. „Wir haben<br />

hier einen Logistikstandort mitten in Europa von unschätzbarem<br />

Wert“, schwärmt Scherer. In der Tat: Lahr hat weit<br />

außerhalb der Stadt eine 3000 Meter lange Landebahn, die<br />

für alle Flugzeugtypen geeignet ist, einschließlich der Cargoriesen<br />

von Airbus und Antonow. Das alles direkt an der<br />

Autobahn A5, umgeben von hunderten Hektar meist unbebauter<br />

Gewerbefläche und zudem nicht weit vom Kehler<br />

Rheinhafen und von Straßburg entfernt.<br />

Stop? Von wegen: Der Lahrer Flughafen soll in eine gewinnbringende<br />

Zukunft geführt werden.<br />

Fotos: © Neithard Schleier<br />

Lahr ist ein „mulit<strong>im</strong>odaler Netzwerkknoten“, der auf<br />

allen denkbaren Wegen erreichbar ist und deshalb<br />

auch ins interregionale Projekt „Code 24“ der EU aufgenommen<br />

wurde, betont OB Wolfgang Müller. Mit Code<br />

24 will die Europäische Union die Verkehrsachse zwischen<br />

Rotterdam und Genua, zwischen Nordsee und<br />

Mittelmeer ertüchtigen. Der <strong>im</strong> Vergleich zu anderen<br />

Landeplätzen in der Region – Basel-Freiburg-Mulhouse<br />

<strong>im</strong> Süden, Straßburg und Söllingen weiter nördlich –<br />

vergleichsweise kleine Lahrer Flugplatz spiele in diesem<br />

Gesamtkonzept eine wesentliche Rolle. Herrenknecht<br />

präzisiert schnörkellos, warum man jetzt nicht<br />

aufgeben kann: „Wenn die Lizenz einmal weg ist und<br />

Gras auf der Piste wächst, ist es vorbei.“<br />

Es ist Herrenknecht, auf dessen internationales Gewicht<br />

und seine blendenden Kontakte sich die Lahrer Stadtspitze<br />

verlässt. Herrenknecht ist präsent in Osteuropa, in<br />

Asien, in Arabien und in Lateinamerika. Einen Investor<br />

glaubte er bereits an der Angel gehabt zu haben. Doch<br />

die aserbaidschanische Frachtfluglinie „Silkway“ (Seidenstraße)<br />

hat sich dann doch lieber in Hahn bei Frankfurt<br />

niedergelassen. „Wir brauchen etwas länger“, räumt<br />

Herrenknecht ein. Aber es gebe Interessenten aus Katar,<br />

Dubai und aus Saudi-Arabien. Finanzstark muss ein Investor<br />

sein, allein die Einrichtung eines Frachtflugzentrums<br />

werde 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Geregelter<br />

Passagierflug braucht noch mehr. Heinz Siebold<br />

10 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Flughafenbranche<br />

Der EuroAirport hebt ab<br />

Passagierzahlen steigen, neues Frachtzentrum <strong>im</strong> Oktober<br />

Fotos: © Euroairport, Steve Przybilla<br />

W<br />

ährend andere regionale<br />

Flughäfen wie die in Karlsruhe/Baden-Baden<br />

oder<br />

Lahr turbulente Tage erleben, befindet<br />

sich der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg<br />

(EAP) weiter auf dem<br />

Höhenflug: Nach 5,3 Millionen Passagieren<br />

in 2012 fertigte der EAP <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr bei 87.319 Flugbewegungen<br />

knapp 5,9 Millionen Gäste ab<br />

– ein kräftiges Plus von zehn Prozent,<br />

ein Wachstum weit über dem europäischen<br />

Durchschnitt. Der Umsatz<br />

blieb aufgrund von Kostensenkungen<br />

stabil bei rund 107 Millionen Euro.<br />

Die Triebwerke des Wachstums sind<br />

die Ausweitung des Angebots, zusätzliche<br />

Frequenzen auf erfolgreichen<br />

Strecken, der Einsatz größerer<br />

Flugzeuge und die insgesamt bessere<br />

Auslastung. So kamen 2013 neu<br />

hinzu die Destinationen Calvi, Dalaman,<br />

Figari, Krakau, Sevilla und Tuzla.<br />

Die Frequenz wurde etwa bei den<br />

Ferienfliegern nach Antalya, Palma<br />

oder auch Tel Aviv erhöht. Das Frachtgeschäft<br />

blieb mit 94.000 Tonnen<br />

stabil. Die Zahl der Beschäftigten<br />

stieg um vier Prozent auf 6100 – damit<br />

ist der EAP für den Arbeitsmarkt<br />

durchaus von Bedeutung.<br />

Nicht um gute Nachrichten verlegen:<br />

Mario Eland.<br />

Um die nächste gute Nachricht ist<br />

EAP-Marketingdirektor Mario Eland<br />

nicht verlegen. Mit Ryanair kommt<br />

jetzt Europas größte Airline zurück<br />

nach Basel. Neue Arbeitsplätze wird<br />

das aber nicht bringen: „Ryanair hat<br />

keine stationierten Flugzeuge bei uns<br />

und nur dann ist das arbeitsmarktrelevant.“<br />

Ein A320 von easyJet etwa<br />

benötige 35 Mitarbeiter in Cockpit<br />

und Kabine, die vor Ort wohnen müssen.<br />

Hinzu kommen Beschäftigungseffekte<br />

für Catering, Bodenabfertigung<br />

oder das Auftanken.<br />

Eland verweist rückblickend zudem<br />

auf die Wiedereröffnung der EuroAirport<br />

Skyview Lounge, die Neueröffnung<br />

des EuroAirport-<strong>Business</strong>-Center,<br />

das neue Gastronomiekonzept mit<br />

drei neuen Läden, auf Fortschritte in<br />

Sachen Schienenanbindung (www.<br />

eapbyrail.org), ein energetisch modernisiertes<br />

Heizkraftwerk und nicht zuletzt<br />

auf den Startschuss für den Bau<br />

des neuen Cargo-Terminals (Bezug<br />

<strong>im</strong> Herbst) mit kl<strong>im</strong>atisierten Anlagen<br />

und einem Investitionsvolumen<br />

von über 40 Millionen Euro. Zudem hat<br />

das Unternehmen AMAC Aerospace<br />

einen Bauantrag für einen vierten<br />

Hangar für den Umbau und die Wartung<br />

von Flugzeugen eingereicht. Und:<br />

Zehn weitere neue Läden sollen heuer<br />

eröffnet werden.<br />

Der EAP ist auch auf der Startbahn weiter<br />

<strong>im</strong> Aufwind: Auch in diesem Jahr<br />

kommen neue Ziele hinzu: easyJet<br />

fliegt nach Larnaka, Bastia, Brindisi,<br />

Montpellier und Reykjavik, Ryanair<br />

nach Dublin und London Stansted. Air<br />

Méditerranée fliegt ab Sommer Split<br />

an. Die Verbindungen nach Edinburgh,<br />

Antalya, Istanbul und Skopje werden<br />

verdichtet. Eland rechnet für 2014 mit<br />

einem Passagier- und Umsatzwachstum<br />

„um die fünf Prozent“ – mithin<br />

auch mit dem Überfliegen der Sechs-<br />

Millionen-Passagiere-Grenze.<br />

Der den Staaten Schweiz und Frankreich<br />

gehörende EAP, auf dem am 2.<br />

Mai 1946 das erste Zivilflugzeug gelandet<br />

war, bedient mit 20 Fluggesellschaften<br />

mittlerweile mehr als 100<br />

Destinationen mit direkten Linienoder<br />

Ferienflügen. Die Investitionssumme<br />

2014 liegt<br />

insgesamt bei 54 Millionen<br />

Euro. Die Geschäftslage<br />

darf nach einer<br />

merklichen Entschuldung als<br />

sehr robust bezeichnet werden.<br />

Lars Bargmann<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 11


Hotellerie<br />

„Katastrophe angerichtet“<br />

Hoteliers klagen: Bettensteuer treibt Touristen ins Umland<br />

Entrüstet: Paul Busse, Yvonne Stadler, Christian Bauer, Karl-Werner Schweier, Pierino Di<br />

Sanzo, Alexander Hangleiter, Cornelius Baumgartner und Patrick Graf-Mathias demonstrieren<br />

am Ortseingang am Vauban gegen die Bettensteuer.<br />

Foto: © Privat<br />

S<br />

eit dem 1. Januar müssen private Touristen in<br />

Freiburg Bettensteuer berappen. Auch wenn<br />

diese durchaus wichtige Information auf der<br />

offiziellen Tourismusseite des städtischen Internetauftritts<br />

fehlt: Dort werden die Gäste über die<br />

Schwarzwaldcard, die WelcomeKarte oder ein Erlebnispaket<br />

informiert – dass sie nun fünf Prozent mehr<br />

für ihr Hotelz<strong>im</strong>mer zahlen müssen, wird nicht erwähnt.<br />

Auch auf der Homepage des offiziellen Buchungsservices<br />

oder <strong>im</strong> Stadtführer ist von einer Bettensteuer<br />

nichts zu lesen. Ein Fakt, der die Freiburger<br />

Hoteliers in Rage bringt, denn sie bekommen die Steuer<br />

Tag für Tag zu spüren – an empörten Gästen, längeren<br />

Arbeitstagen und den ersten Absagen. Grund für<br />

die Bettensteuer: Das Rathaus will an den Touristen<br />

jährlich 1,5 Millionen Euro mitverdienen.<br />

Das Klagen hat Späth nämlich schon<br />

selbst in die Hand genommen – in Vertretung<br />

für die Freiburger Hoteliers. Ihr<br />

Normenkontrollantrag wird momentan<br />

vom Verwaltungsgerichtshof in<br />

Mannhe<strong>im</strong> geprüft, eine Entscheidung<br />

wird erst <strong>im</strong> zweiten Halbjahr<br />

erwartet. Späth und ihr Anwalt sind<br />

opt<strong>im</strong>istisch, dass die Bettensteuer gekippt<br />

wird – nicht zuletzt wegen eines<br />

Gerichtsurteils in Dortmund: Im Oktober<br />

hatte das Oberverwaltungsgericht<br />

in Münster beschlossen, dass eine Bettensteuer<br />

zwar grundsätzlich zulässig<br />

ist, der Steuerschuldner dabei aber<br />

nicht der Hotelier sein dürfe, sondern<br />

nur der Gast. Das Freiburger Bürgermeisteramt<br />

sieht sich mit dieser Entscheidung<br />

bestätigt, für Späth hingegen ist der Dortmunder<br />

Fall mit dem ihren ziemlich identisch – und eine Freiburger<br />

Bettensteuer in der jetzigen Form somit unhaltbar.<br />

Peinliche Fragen<br />

an der Rezeption<br />

Doch es ist nicht nur die unangenehme Atmosphäre an der<br />

Rezeption, die peinlichen Fragen nach Privat- oder Geschäftsreise.<br />

Es ist vor allem der Verwaltungsaufwand, der<br />

den Hoteliers zu schaffen macht. Die Direktorin des Victoria-<br />

Hotels erzählt von zwei kompletten Tagen, die sie mit der<br />

Buchungskontrolle beschäftigt war. Kirsten Moser, Geschäftsführerin<br />

des Hotels Stadt Freiburg, habe eigens<br />

Rüdiger Wörnle, Geschäftsführer des Dorint Hotels an<br />

den Thermen, kann die Informationspolitik des Rathauses<br />

nicht nachvollziehen: „Wer eine Steuer will, der<br />

muss auch dazu stehen und darüber informieren.“<br />

Das bleibt nun an den Rezeptionisten der Hotels hängen,<br />

die nicht selten auf ungehaltene Reaktionen stoßen.<br />

„Kürzlich hat ein Gast gedroht, mich zu verklagen“,<br />

empört sich Astrid Späth, Inhaberin des Hotels<br />

Victoria, „dabei ist er damit bei mir ja an einer ganz<br />

falschen Adresse.“<br />

Foto: © Hotel am Stadtgarten<br />

Bürokratie an der Rezeption: Ist das Ihre Freundin oder Sekretärin?<br />

12 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Banken<br />

wegen des Verwaltungsaufwands<br />

eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt,<br />

und Späth beschäftige auch <strong>im</strong><br />

ruhigen Monat Januar zwei statt einer<br />

Rezeptionistin. „Der Aufwand wird<br />

mit der Zeit sicherlich weniger“, zeigt<br />

sich Späth zuversichtlich, „doch momentan<br />

ist er <strong>im</strong>mens, das beschert<br />

uns rund 50 Prozent mehr Arbeit.“<br />

Zudem gibt es mittlerweile die ersten<br />

Absagen. Marlene Carella, Geschäftsführerin<br />

des Bluhotels, treffen die besonders<br />

hart. Während fünf Prozent<br />

mehr oder weniger einzelne Reisende<br />

nicht so schwer treffen würden, seien<br />

sie für Gruppen durchaus ein Grund,<br />

aufs Umland auszuweichen. Das<br />

Bluhotel hat aufgrund der Lage am<br />

Stadtrand, der Busparkplätze und der<br />

vielen Mehrbettz<strong>im</strong>mer einen großen<br />

Anteil von Gruppen, aber bereits in den<br />

ersten vier Wochen dieses Jahres hätten<br />

drei Gruppen abgesagt – wegen<br />

der gestiegenen Preise.<br />

Die 51 Rentner aus Dresden übernachten<br />

jetzt <strong>im</strong> Elztal, eine andere Gruppe<br />

mit rund hundert Menschen ist ins<br />

Elsass ausgewichen. „Das trifft nicht<br />

nur die Hotels“, klagt Moser, „sondern<br />

auch den Einzelhandel, die Restaurants<br />

oder die Taxifahrer.“<br />

Rüdiger Wörnle hat mit seinem Hotel<br />

neben der Mooswaldklinik ein ganz<br />

anderes Problem: Noch sei nicht geklärt,<br />

wann Patienten oder deren Angehörige<br />

die Übernachtungssteuer<br />

zahlen müssen und wann nicht. Von<br />

der Stadtkämmerei gäbe es dazu keine<br />

eindeutige Antwort. „Mit jedem<br />

Tag gibt es mehr Fragen“, seufzt er,<br />

„wir alle haben die Komplexität dieser<br />

Steuer unterschätzt.“<br />

An den Gemeinderat, der die Übernachtungsabgabe<br />

<strong>im</strong> Oktober mit den<br />

St<strong>im</strong>men von Grünen, SPD, Unabhängigen<br />

Listen und der Grünen Alternative<br />

Freiburg gegen CDU, FDP und<br />

Freie Wähler beschlossen hatte, hat<br />

Späth nur noch eine Bitte: „Kommen<br />

Sie zu uns in die Hotels und schauen<br />

Sie sich an, welche Katastrophe Sie angerichtet<br />

haben.“<br />

<br />

Tanja Bruckert<br />

GLS glänzt mit guten Zahlen<br />

GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg: Den Menschen in denMittelpunkt gerückt. Foto: © GLS<br />

D<br />

Nummer eins <strong>im</strong> nachhaltigen Bankgeschäft<br />

ie GLS-Bank mit Stammsitz in<br />

Bochum und Filiale in Freiburg<br />

blickt auch heuer wieder auf<br />

ein sehr erfolgreiches Jahr zurück: Die<br />

Bilanzsumme knackte erstmals in der<br />

40-jährigen Geschichte die Drei-Milliarden-Euro-Grenze<br />

(3,24), was einem<br />

Zuwachs von stolzen 19 Prozent entspricht.<br />

Die Kundeneinlagen wuchsen<br />

um gut 20 Prozent auf 2,82 Milliarden<br />

Euro, zudem zeichneten Anleger neue<br />

Genossenschaftsanteile in Höhe von<br />

35,5 Millionen Euro.<br />

Das Eigenkapital wuchs auf 197 Millionen<br />

Euro an, die Zahl der Kunden<br />

um 23.000 auf 165.000 (vor sieben<br />

Jahren waren es noch 55.000), die der<br />

Mitglieder auf 32.400, die der Beschäftigten<br />

um 39 auf 450. Der Bilanzgewinn<br />

kletterte um 1,5 auf 4,23 Millionen<br />

Euro. Auch die Freiburger Filiale<br />

verzeichnet Zuwächse.<br />

Zur GLS-Strategie, auf eine nachhaltige<br />

Finanzwirtschaft zu setzen, sagen<br />

<strong>im</strong>mer mehr Anleger: I like.<br />

„Wir haben Entwicklungen ermöglicht,<br />

und das ohne auf den Gewinn<br />

zu zielen, sondern stattdessen einzig<br />

und allein den Menschen und<br />

seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt<br />

gerückt“, sagt Vorstandssprecher<br />

Thomas Jorberg.<br />

So hatten die Bochumer etwa bereits<br />

nach Tschernobyl 1986 den ersten<br />

Windkraftfonds aufgelegt – der<br />

Grundstein für die Finanzierungen<br />

der Erneuerbaren Energien. 2012 gewann<br />

die GLS den Preis „Nachhaltigstes<br />

Unternehmen Deutschlands“ –<br />

was bei einer Bank sicher nicht unter<br />

„business as usual“ läuft. 2013 folgte<br />

der internationale Award „Sustainable<br />

Bank of the Year“. Vor zwei Monaten<br />

legte die GLS ihren ersten Aktienfonds<br />

auf, der den strengen Nachhaltigkeitsund<br />

Transparenzstandards der GLS<br />

unterliegt und somit Investitionen in<br />

Rohstoffe oder Devisenspekulationen<br />

ausschließt. Im ersten Monat investieren<br />

Anleger hier 13,5 Millionen Euro,<br />

die Bank selber 5 Millionen.<br />

Im vergangenen Jahr vergab die GSL<br />

551 Millionen Euro neuer Kundenkredite,<br />

die Freiburger Regionalleiterin<br />

Annette Bohland rund 70 Millionen<br />

(Vorjahr: 65). Ins Sonnenschiff<br />

an der Merzhauser Straße kamen<br />

zudem fast 1200 neue Kunden. Damit<br />

haben nun knapp 9900 Menschen<br />

eine Geschäftsbeziehung mit<br />

der Freiburger Filiale. Die Nachrichtenlage<br />

bei der GLS unterscheidet<br />

sich drastisch von der vieler großer<br />

Geldhäuser.<br />

<br />

Lars Bargmann<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 13


Newcomer<br />

Die drei vom Handwerk und der Journalist (von links): HWK-Vizepräsident Christof Burger, Kreishandwerksmeister Johannes Ullrich,<br />

Lars Bargmann und Bernhard Sänger, Präsident des Vereins Bauwirtschaft Baden-Württemberg.<br />

Foto: © tbr<br />

Marcus Moe (mit Neffe, re.), Unternehmen: Freundsaft, Startkapital:<br />

ungewiss, Gründung: September 2013, Alter: 47, Berufswunsch<br />

als Kind: Millionär<br />

Philip Klingel (li.) und Michael Hofer (re.), Unternehmen: Hakuna<br />

Matata, Startkapital: 0 Euro, Gründung: März 2013, Alter: 32 und<br />

25, Berufswunsch als Kind: Bauarbeiter und Gärtner<br />

Die jungen Wilden in Kochschürzen<br />

In Freiburg wird das Thema „Bio“ zur Männerdomäne<br />

Fotos: © tbr<br />

S<br />

ie sind jung, männlich und ambitioniert. Und<br />

sie stehen Tag für Tag auf dem Markt oder in<br />

der Küche, schnipseln Gemüse oder entsaften<br />

Obst, kochen Marmelade ein oder befüllen Weckgläser.<br />

Während sich ihre Freunde über Technik, Autos und<br />

Spielkonsolen unterhalten, sind ihre Themen Bio, gesunde<br />

Ernährung und die neuesten Rezepte. Und sie<br />

haben ihr Hobby zum Beruf gemacht: Die Ökostadt<br />

Freiburg bringt zurzeit gleich mehrere junge Start-ups<br />

hervor, deren männliche Gründer sich Tag für Tag die<br />

Küchenschürze umbinden, um ihre vollwertigen, gesunden<br />

und ökologisch einwandfreien Produkte herzustellen.<br />

Warum fühlen sich junge Männer dazu berufen,<br />

in Omas Fußstapfen zu treten?<br />

Arne Steinberg steht am Herd und kocht. Er probiert, zögert<br />

und greift dann ins Gewürzregal. Doch statt wild drauflos<br />

zu verfeinern, wird jedes Gewürz aufs Gramm genau abgemessen.<br />

Das wirkt pedantisch, ist aber nötig: Seine Kunden<br />

sollen das Gericht in der nächsten Woche genau so<br />

nachkochen können. Seine Kunden, das sind Menschen<br />

von Mitte 30 bis Ende 50, die keine Zeit oder Lust haben,<br />

selbst einkaufen zu gehen, denen ausgewogene Bio-Ernährung<br />

wichtig ist und die das Geld haben, für eine Zwei-<br />

Personen-Kochbox mit drei Mahlzeiten 40 Euro hinzulegen.<br />

44 Euro, wenn sie Wert auf Fleisch legen.<br />

Seit Juli vergangenen Jahres liefert Steinberg seine Bio-<br />

Boxen samt passenden Rezepten in Freiburg aus. Dreibis<br />

vierhundert dieser Boxen haben Steinberg und seine<br />

anfangs drei, mittlerweile zwei Mitstreiter bereits<br />

an den Bio-Freund gebracht.<br />

Das trägt sich gerade so, doch bis zum Sommer soll und<br />

muss sich das ändern. Denn auch die Bank will Geld sehen:<br />

Mit einem Kredit von 3000 Euro hat der 28-Jährige<br />

sein Unternehmen gestartet, 6000 sollen <strong>im</strong> <strong>Frühjahr</strong><br />

folgen – für Investitionen ins Marketing. „Wir sind opt<strong>im</strong>istisch,<br />

dass wir bis zum Sommer Gewinne einfahren“,<br />

meint Steinberg, „bei uns hapert es momentan<br />

einfach noch an der Werbung.“<br />

Werbung, die auch das männliche Geschlecht ansprechen<br />

sollte, denn Steinbergs Boxen haben deutlich weniger<br />

Käufer als Käuferinnen. Warum ein Thema, das<br />

14 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Arne Steinberg, Unternehmen: Kochbox, Startkapital: 3000 Euro,<br />

Gründung: Juli 2013, Alter: 28, Berufswunsch als Kind: Bergführer<br />

anscheinend überwiegend Frauen anspricht, von Männern<br />

in eine Geschäftsidee umgewandelt wird? Da kann<br />

auch Steinberg nur spekulieren: über eine männerdominierte<br />

Gründerszene, über Schwierigkeiten, sich dort als<br />

Frau durchzusetzen, über fehlenden Mut.<br />

Weibliche Käufer,<br />

männliche Gründer<br />

Dass Männer schlechtere Essgewohnheiten haben, weniger<br />

Gemüse essen, schwerer auf Fleisch verzichten und<br />

stattdessen mehr Alkohol sowie Zigaretten konsumieren,<br />

ist Thema zahlreicher Studien. Marcus Moe kennt<br />

diese Studien, doch wenn er sich in seinem Freundeskreis<br />

umschaut, kann er das nicht bestätigen: Bei seinen<br />

Freunden ist gesunde Ernährung Männersache. Er selbst<br />

habe mit 15 Jahren „angefangen zu denken“, in dem Jahr,<br />

als er seinen letzten Burger gegessen habe.<br />

Wenn er heute hinter seinem Saftstand auf dem Stühlinger<br />

Wochenmarkt steht, sieht er in der Auslage des Metzgers<br />

gegenüber kein Fleisch, sondern Kadaver. Spricht er<br />

von den negativen Auswirkungen des Fleischkonsums,<br />

setzt er einen Braten schon mal mit Arsen gleich. Gift ist<br />

für ihn eben Gift.<br />

Und das gebe es in seinen Produkten garantiert nicht. Seine<br />

Produkte, das sind fünf verschiedene Säfte, vom süßen<br />

„Kindersaft“ mit Apfel, Ananas, L<strong>im</strong>ette und Minze bis hin<br />

zum giftgrünen – pardon dunkelgrünen – Gemisch mit<br />

Apfel, Spinat, Gurke, Sellerie, Petersilie und Zitrone.<br />

Durch ein spezielles Kaltpressverfahren sollen sie besonders<br />

gesund sein. Zu kaufen gibt es die Säfte von<br />

Marcus Moe und seinem Partner Leron Katsir auf Freiburger<br />

Märkten und seit Neuestem auch <strong>im</strong> eigenen<br />

Laden in der Lehener Straße.<br />

Doch wieso machen ein Wirtschafts- und Englischlehrer<br />

am Carl-Schurz-Haus und ein Wissenschaftler der Uni<br />

Freiburg einen Saftladen auf? Geld kann kein Motiv sein:<br />

Durch eine Erbschaft hat Moe ausgesorgt, den Laden hat<br />

er nicht gepachtet, sondern für 185.000 Euro gekauft. Zudem<br />

wirft ihr „Freundsaft“ momentan noch keine Gewinne<br />

ab. „Der einzige Maßstab, an dem wir unser Unternehmen<br />

messen, ist der Spaß“, erläutert Moe deshalb. Und<br />

falls der eines Tages ausbleiben sollte, hat er noch zahlreiche<br />

weitere Geschäftsideen in der Tasche, wie die Entwicklung<br />

seines patentierten Stahlrecyclingsystems oder<br />

einer Rohkost-2.0-Kette.<br />

Omas Traditionen<br />

entstaubt<br />

Regional, saisonal, ökologisch – das haben sich auch<br />

Philip Klingel und Michael Hofer auf die Fahnen geschrieben.<br />

Und auch bei ihnen habe es nichts damit zu<br />

tun, dass sich ihre Marmeladen, Chutneys oder Sirupe<br />

so besser in der Ökostadt verkaufen lassen. Bio ist hier<br />

Herzensangelegenheit.<br />

„Wir wollen das aber nicht dogmatisch verfolgen“, sagt<br />

Klingel. Wenn sie <strong>im</strong> Winter Zitrusfrüchte von Sizilien<br />

<strong>im</strong>portieren, Nicht-Bio-Mispeln verwenden, die der Naturschutzbund<br />

gesammelt hat, oder dem Kleinbauern<br />

Früchte abkaufen, die ihm ohne zu spritzen verdorben<br />

wären, haben die beiden keine Gewissensbisse. „Wir<br />

wissen, wo die Produkte herkommen, sehen, wie sie angebaut<br />

werden und kennen die Bauern persönlich“, beschreibt<br />

Hofer, worauf es ankommt.<br />

Die beiden gelernten Köche haben ihr Start-up ohne jegliches<br />

Startkapital aus dem Boden gestampft. Anfangs haben<br />

sie als „Küchennomaden“ an den Herden befreundeter<br />

Gastronomen gewerkelt, mittlerweile können sie von dem<br />

leben, was sie auf den Freiburger Märkten einnehmen –<br />

„nicht besser und nicht schlechter als vorher“.<br />

Be<strong>im</strong> Bauern Obst und Gemüse kaufen und dann einwecken<br />

– neu ist diese Idee nicht. „Nö“, schmunzelt Hofer,<br />

„aber wir haben das traditionelle Einmachen entstaubt.“<br />

Denn bei welcher Oma stapeln sich <strong>im</strong> Keller<br />

schon Tomaten-Tapenade, Kürbis-Ketchup, Bloody-<br />

Orange-Sirup oder Zitronenmarmelade mit schwarzem<br />

Pfeffer und Kardamom?<br />

Tanja Bruckert<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 15


Handwerk & Politik<br />

Handwerkers Hoffnung auf Gabriel<br />

Interview mit HWK-Präsident Paul Baier und Geschäftsführer Johannes Burger<br />

W<br />

ährend die schwarz-rote Bundesregierung<br />

noch über die<br />

Energiewende streitet, sitzen<br />

Paul Baier und Johannes Burger <strong>im</strong> dritten<br />

Obergeschoss der Handwerkskammer vor<br />

einem großen Plakat. „Willkommen <strong>im</strong><br />

Zentrum der deutschen Wirtschaft“ ist<br />

über dem Logo der Deutschen Handwerkskammer<br />

zu lesen. Der Präsident und der<br />

Geschäftsführer der Freiburger Kammer<br />

geben sich gut gelaunt. Das vergangene<br />

Jahr war für die meisten der 15.756 Betriebe<br />

ein gutes. Im Gespräch mit business-<strong>im</strong>breisgau-Chefredakteur<br />

Lars Bargmann<br />

reden sie über Politik und Investitionsstaus,<br />

über Hoffnungen und Großangriffe<br />

auf Meisterbriefe.<br />

Im Zentrum der deutschen Wirtschaft: Paul Baier (l.) und Johannes Burger <strong>im</strong>Gespräch<br />

mit Lars Bargmann.<br />

Fotos: © HWK<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Die Freiburger Handwerkskammer<br />

hat zusammen mit vielen weiteren regionalen<br />

Akteuren <strong>im</strong> März 2012 die Freiburger Erklärung 3.0<br />

vorgelegt, mit der sie ihre Kritik an der Energiepolitik<br />

und ihre Forderung nach einer Energiewende erneuert<br />

hat. Wird es eine Erklärung 4.0 geben?<br />

Baier: Ja. Jetzt müssen wir aber erst sehen, wo der Weg<br />

hingeht. Minister Gabriel muss jetzt mal sagen, was er<br />

wirklich will. Er muss Verbindlichkeit schaffen. Das<br />

werden wir dann unter die Lupe nehmen und entsprechend<br />

mit einer neuen Erklärung reagieren.<br />

bb: Kritisiert wurde in der Vergangenheit<br />

vor allem das Hickhack in der Energiepolitik.<br />

Glauben Sie, dass das mit der<br />

Großen Koalition ein Ende findet?<br />

Burger: Ja. Übrigens hatte die Erklärung<br />

3.0 noch nie so viel Gültigkeit wie heute.<br />

Die drei zentralen Forderungen, die Notwendigkeit<br />

einer dezentralen Energieversorgung,<br />

die Kritik an den widersprüchlichen<br />

Maßnahmen und in deren Folge die<br />

Unsicherheiten in der gesamten Bevölkerung<br />

und die Forderung nach klaren Zielen<br />

statt Beliebigkeit und koalitionstaktischen<br />

Rücksichten waren richtig und sind es noch. Eine<br />

Energiewende ist nur möglich, wenn die Menschen, die Betriebe,<br />

wenn alle mit ins Boot genommen werden.<br />

Johannes Burger: „Sie müssen lange suchen,<br />

um so eine Kammer zu finden.“<br />

bb: Wird so eine Freiburger Erklärung <strong>im</strong> Bund mehr als<br />

nur gelesen?<br />

Baier: Die Erklärung war Gegenstand der Diskussionen<br />

<strong>im</strong> Kabinett und in der Regierung. Jetzt sehen wir<br />

eine Chance, dass ein für alle planbarer Weg gefunden<br />

wird. Die Wende kann aber nur erreicht werden, wenn<br />

man nicht nur auf die Erneuerbaren Energien setzt,<br />

sondern auch auf die energetische Sanierung.<br />

bb: Bisher läuft die Gebäudesanierung trotz mehrerer<br />

anzapfbarer Fördertöpfe eher schleppend. Es gibt in der<br />

Region einen 14-Milliarden-Euro-Sanierungsstau.<br />

Die Anreize für die Eigentümer<br />

fehlen ...<br />

Baier: Der beste Anreiz wäre die steuerliche<br />

Abschreibungsmöglichkeit. Wenn<br />

man Handwerkerrechnung für energetische<br />

Sanierungen abschreiben könnte,<br />

bliebe als Nebeneffekt auch die Schwarzarbeit<br />

unterbunden. Bund und Land<br />

würden also gar nicht verlieren.<br />

bb: Was also können Sie machen?<br />

Baier: Wir werden das den Politikern<br />

<strong>im</strong>mer wieder vortragen. Es war ja<br />

fast schon mal soweit, ist dann aber <strong>im</strong> Bundesrat gescheitert.<br />

Wir hoffen, dass die Große Koalition die Sache<br />

nun noch einmal nach vorne bringt.<br />

16 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Handwerk & Politik<br />

Burger: Über 40 Prozent der gesamten Verbrauchsenergie<br />

fließen in Gebäude. Wir haben <strong>im</strong> Kammerbezirk 420.000<br />

Häuser, die zur Sanierung anstehen. Jährlich werden in<br />

unserem Bezirk 1,5 Milliarden Euro für Wärme und Strom<br />

ausgegeben. Würde man 20 Prozent einsparen, wären das<br />

300 Millionen Euro. Dieses Geld könnte in die Sanierung<br />

und den Zubau der Erneuerbaren investiert werden. Zur<br />

Wende zählen vor allem auch Speichermedien. Wenn es<br />

die in fünf, sechs Jahren mal gibt, dann entsteht ein gewaltiges<br />

Wirtschaftswachstum.<br />

bb: Hat das Handwerk <strong>im</strong> Moment nur die Wende als<br />

zentrales Thema?<br />

Baier: Wir sind der offizielle Ausrüster der Energiewende.<br />

Neben der gibt es den demografischen Wandel und den<br />

Fachkräftemangel. Es kann nicht sein, dass unsere duale<br />

Ausbildung auf der einen Seite international hoch gelobt<br />

wird, und dann von manchen Europapolitikern der deutsche<br />

Meisterbrief wieder in Frage gestellt wird. Die duale<br />

Ausbildung steht und fällt mit der Meisterqualifikation. Die<br />

Plattenleger etwa brauchen keinen Meisterbrief mehr. Jeder,<br />

der eine Kelle halten kann, kann einen Betrieb<br />

anmelden. Deswegen haben wir die<br />

Ein-Mann-Unternehmen, die Platten reinklatschen,<br />

statt sie zu verlegen. Wir haben<br />

aber Qualitätsvorstellungen. Deswegen gehen<br />

wir über die Grenzen nach Padua oder<br />

ins Elsass, um zu zeigen, dass die duale Ausbildung<br />

auch dort möglich wäre. Die duale<br />

Ausbildung sollte in Europa bindend sein.<br />

Burger: Vor 10 Jahren kam der erste Großangriff<br />

auf den Meisterbrief von Kanzler Gerhard<br />

Schröder. Alles sollte reduziert werden,<br />

wir wollen uns liberal und europafreundlich<br />

geben, jeder soll sich niederlassen können, wo er will. In einer<br />

Nacht- und Nebelaktion haben wir 53 Gewerke mit Meisterpflicht<br />

erhalten können, nur elf sollten bestehen bleiben.<br />

Wenn man sich die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich, Italien<br />

oder Spanien anschaut, muss man sagen, dass unsere<br />

duale Ausbildung der Vorreiter geringer Jugendarbeitslosigkeit<br />

ist. Unsere Betriebe bilden aus wie die Weltmeister.<br />

bb: Und dann kommt die Industrie, bietet den Leuten<br />

ein, zwei Euro mehr und holt sie damit ab.<br />

Burger: Genau da müssen wir rangehen.<br />

bb: Wie?<br />

Baier: Wir müssen unsere Leute darüber informieren, was<br />

sie in der Industrie erwartet. Im Handwerk ist die Arbeit viel<br />

abwechslungsreicher, da stehen die Leute nicht Tag für Tag<br />

an der Maschine. Je interessanter der Arbeitstag, desto<br />

schneller ist Feierabend. Viele lassen sich von dem bisschen<br />

mehr Geld aber reizen.<br />

Paul Baier: „Wir sind der offizielle<br />

Ausrüster der Energiewende.“<br />

Burger: Mehr als 20 Prozent der Betriebsinhaber sind<br />

heute 55 Jahre alt oder älter. Das heißt, dass in den<br />

nächsten zehn Jahren 3500 bis 4000 Betriebe zur<br />

Übergabe anstehen. Nur 40 Prozent werden in der Familie<br />

weitergegeben. Das ist eine große Chance für<br />

alle, die einen Meisterbrief haben.<br />

bb: Was waren die Besonderheiten 2013?<br />

Baier: Ein Highlight war unsere Imagekampagne, die uns<br />

mehr in den Fokus gerückt hat. Mit Erfolg. Die Industrie hat<br />

bei den Ausbildungsstellen 5 Prozent Minus gemacht, das<br />

Handwerk nur 1,5. Also haben wir gute Arbeit gemacht.<br />

Zum Jahresende gab es die symbolträchtige Kooperation<br />

mit dem Münsterbauverein. Wir sind zufrieden.<br />

Burger: Wir haben es 2013 geschafft, unsere Konzepte,<br />

Wünsche und Forderungen gegenüber Land und Bund<br />

deutlich zu machen.<br />

bb: In Freiburg ist die Gewerbesteuer erhöht worden ...<br />

Burger: Aber vor drei Jahren hatten wir das noch verhindert.<br />

Jetzt war es schwer vermittelbar. Wenn alles nach oben geht,<br />

kannst du nicht <strong>im</strong>mer dagegen sein. Auch<br />

wir sehen, dass in Bildung und die Infrastruktur<br />

mehr investiert werden muss.<br />

bb: Die Handwerksbetriebe haben ihre Umsätze<br />

um 0,9 Prozent auf 8,65 Milliarden Euro<br />

gesteigert. Ein guter Wert?<br />

Burger: 2012 hatten wir minus 2 Prozent,<br />

jetzt plus 0,9. Wir hatten 2013 einen sehr<br />

langen Winter, fast 8000 Betriebe sind <strong>im</strong><br />

Bau- und Ausbaugewerbe tätig ...<br />

bb: Und jetzt gucken wir aus dem Fenster,<br />

die Sonne lacht, es gibt milde Temperaturen. Womit<br />

rechnen Sie <strong>im</strong> laufenden Jahr?<br />

Burger: Ich sage 2 Prozent plus voraus, wenn die Regierung<br />

den Betrieben freien Lauf lässt und nicht<br />

gleich in die Tasche greift.<br />

bb: Wie viel „Schuld“ hat die Kammer an der Performance<br />

der Betriebe?<br />

Burger: Der Erfolg der Kammer ist nicht direkt messbar.<br />

Wir sind Lobbyisten, führen Gespräche mit der Politik<br />

und sind innovativ. Wir haben die Tour de Handwerk erfunden.<br />

Danach hat Wirtschaftsminister Nils Schmid<br />

alle anderen Kammern angewiesen, das Freiburger Modell<br />

zu übernehmen. Und bis sie eine Kammer finden,<br />

die in Weiterbildungskursen 1,2 Millionen Teilnehmerstunden<br />

hat, müssen sie lange suchen.<br />

business <strong>im</strong> breisgau: Herr Baier, Herr Burger, vielen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 17


Advertorial<br />

Innovativer Mittelständler<br />

Die Kramer GmbH hat Erfolg auf vielen Feldern<br />

Auch be<strong>im</strong> Erweiterungsbau für die Skihalle in Neuss war Kramer als Dämmtechnik-Spezialist gefragt. <br />

Fotos: © Kramer GmbH<br />

A<br />

ls der Isoliermeister und Kaufmann Fritz Kramer<br />

1929 in Grenzach die Einzelfirma „Fritz Kramer“<br />

gründete, hätte er wohl in seinen kühnsten Träumen<br />

nicht erwartet, was heute, 85 Jahre später, aus dieser<br />

Pioniertat werden würde: Ein Vorzeige-Mittelständler mit<br />

rund 180 Mitarbeitern, mit einer heute noch familiären<br />

Eigentümerschaft, mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz<br />

und mit sehr viel Potenzial für die Zukunft. Warum?<br />

Weil die Menschen bei KRAMER auch das Gegenteil<br />

des Sinnspruchs „Schuster bleib bei den Leisten“ leben. Bei<br />

KRAMER trifft Tradition auf Innovation.<br />

Die jüngste Produktidee des KRAMER-Teams um die<br />

Geschäftsführer Matthias Weckesser, Heinz Gass, Franz<br />

Willi und Alexander Butsch sind mobile Raummodule,<br />

die in der Linie addhome study derzeit als bundesweites<br />

Pilotprojekt an der Lokhalle in Freiburg stehen und<br />

von Studenten bewohnt werden. Besser gedämmte<br />

und leichtere Container dürfte es nicht geben. Auch das<br />

renommierte Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme<br />

(ISE) ist hier mit an Bord. Die ersten Bestellungen<br />

liegen auf dem Tisch.<br />

So verhandelt KRAMER in diesen Tagen mit einer Firma<br />

in Yokohama über 40 Raummodule für ein Catering-Dorf<br />

in einer Werft, wo ein neuer Kreuzfahrtriese gebaut wird.<br />

Das Technische Hilfswerk in Bonn sucht für Katastrophenschutzeinsätze<br />

Module, die man an einen Helikopter<br />

hängen kann. Zudem prüft der Gemeinderat in Umkirch,<br />

ob nicht KRAMER mit seinen Modulen be<strong>im</strong> Bau<br />

neuer Flüchtlingsunterkünfte helfen kann.<br />

Suncooling und addhome study-Module (u. r.) sind zwei Zukunftsfelder. Am architektonisch anspruchsvollen Sitz in Umkirch steht schon<br />

bald eine erste Erweiterung an. Ladenbau (oben rechts) und Industriedämmung (unten Mitte) zählen zu Kramers Kernkompetenzen.<br />

18 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Advertorial<br />

Der stärkste Umsatztreiber der Umkircher aber ist mit 80<br />

Prozent der Kühlraumbau für Forschung, Industrie, Logistik<br />

und Einzelhandel. Aus dem feinmaschigen Netzwerk etwa<br />

zur Fleischwirtschaft erwuchs in den 60er Jahren peu à peu<br />

die Sparte Ladenbau mit eigens kreierten, gekühlten Verkaufstheken.<br />

Nach der Eroberung des Food-Marktes ist KRA-<br />

MER jetzt ins Nonfood-Segment eingestiegen: Das erste<br />

KRAMER INTERIOR DESIGN-Ladenlokal wird in diesen Tagen<br />

bei Schuh Trost in Oberlinden eröffnet. Die Faustformel des<br />

Erfolgs? „Wir können mit den Kompetenzen in den verschiedenen<br />

Bereichen sehr schnell auf den Markt reagieren“, so<br />

Weckesser. Seine Taktik: „Ich sage unseren Leuten <strong>im</strong>mer, ich<br />

habe eine Idee, aber das könnt ihr nicht. Dann können die das<br />

sicher.“ Sein Marketingchef Frank Gremmelspacher: „Ich<br />

habe hier gelernt: Geht nicht, gibt’s nicht.“<br />

Der erste internationale Auftrag kam 1983 von einer Raffinerie<br />

in Schottland, Weckesser setzte ihn um. „Das war das<br />

Initial für unsere internationale Ausrichtung“, erzählt der<br />

Geschäftsführer. Heute hat KRAMER 17 Filialen in ganz<br />

Deutschland und eine <strong>im</strong> englischen Nottingham. Etwa 10<br />

Prozent des Umsatzes wird <strong>im</strong> Ausland gemacht.<br />

Ein Zukunftsthema wird suncooling sein, das solarthermische<br />

Kühlen mit Sonnenenergie. Derzeit läuft ein vom<br />

Bund gefördertes Forschungsprojekt, bei dem KRAMER<br />

Partner ist. Wenn das wirtschaftlich funktioniert, ist die<br />

Gründung einer Tochtergesellschaft geplant.<br />

Und weil alles so rasant läuft, plant KRAMER schon die erste<br />

Erweiterung auf dem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück<br />

in Umkirch. „Wir platzen in allen Bereichen aus den<br />

Nähten“, so Weckesser. 3000 neue Quadratmeter für Produktion<br />

und Verwaltung sollen entstehen. Zudem ist in<br />

Chemnitz der Bau einer neuen Filiale geplant.<br />

Übrigens: Es war damals eine Liebelei, die Fritz Kramer zur<br />

Firmengründung trieb. Die Wanderjahre führten den jungen<br />

Fritz auch nach Basel, wo er eine junge Dame kennenlernte,<br />

die <strong>im</strong> Vorstandssekretariat bei Hoffman-La Roche<br />

saß. Der Chemiekonzern baute Ende der 20er Jahre ein<br />

Zweigwerk in Grenzach. Das musste gedämmt werden. Da<br />

war der Isoliermeister genau der richtige Mann. Er bekam<br />

den Auftrag – einen, der eine Erfolgsgeschichte einleitete.<br />

<br />

Lars Bargmann<br />

Info<br />

Unternehmen: KRAMER GmbH, Stöckmatten 2-10,<br />

79224 Umkirch/Freiburg<br />

Engagement: KRAMER ist Sponsor der Freiburger Fußballschule, des<br />

SV Opfingen, unterstützt das Tumorzentrum und das SOS Kinderdorf.<br />

Kontakt: Telefon 07665 / 9359-0, Fax 07665 / 9359-199<br />

www.kramer-freiburg.com<br />

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chilli chilli | business | bauen <strong>im</strong> & breisgau wohnen | 02.2014 03.2013 | 19


Fakten, Fakten<br />

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen<br />

Zuschauerschnitt des Erstligisten SC Freiburg vor zehn Jahren (03-04): 23.794<br />

Zuschauerschnitt des Zweitligisten SC Freiburg vor fünf Jahren (08-09): 16.429<br />

Zuschauerschnitt des Erstligisten SC Freiburg diese Saison (nach zehn Spielen): 23.170<br />

Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Hamburg:<br />

Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Baden-Württemberg:<br />

Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Thüringen:<br />

53.091 Euro<br />

36.019 Euro<br />

22.241 Euro<br />

Fahrraddiebstähle in Freiburg 2012/2011/2010 2065 / 2323 / 2053<br />

Kosten einer Nacht in einem Freiburger Innenstadthotel vor/nach der Bettensteuer:<br />

139/146 Euro<br />

Beschäftigte in gewerblichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern in Freiburg: 9000<br />

Beschäftigte in gewerblichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern <strong>im</strong> Ortenaukreis: 43.000<br />

Umsatz SC Freiburg 2013:<br />

Umsatz FC Bayern 2013:<br />

50 Millionen Euro<br />

432,8 Millionen Euro<br />

Freiburger Zweitst<strong>im</strong>men bei Bundestagswahl 2013 für NPD + REP: 1066<br />

Freiburger Zweitst<strong>im</strong>men bei Bundestagswahl 2009 für NPD + REP: 1745<br />

Freiburger Zweitst<strong>im</strong>men bei Bundestagswahl 2005 für NPD + REP: 1831<br />

Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2003 bis 2006:<br />

Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2007 bis 2008, 2011 bis 2012:<br />

Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2009 bis 2010:<br />

Durchschnittlicher Kaufpreis/Quadratmeter Neubauwohnung in Freiburg:<br />

Durchschnittlicher Kaufpreis/Quadratmeter Neubauwohnung <strong>im</strong> Landkreis Nordfriesland:<br />

Freiburg<br />

Ulm<br />

Ingolstadt<br />

4200 Euro<br />

5452 Euro<br />

Zahl der Parteien, die bei der Bundestagswahl 2013 <strong>im</strong> Wahlbezirk Freiburg St<strong>im</strong>men bekommen haben: 20<br />

Zahl der Parteien, die bei der Bundestagswahl 2005 <strong>im</strong> Wahlbezirk Freiburg St<strong>im</strong>men bekommen haben: 12<br />

Höhe des Freiburger Münsterturms:<br />

Höhe des Empire State Buildings:<br />

Höhe des Burj Khalifa:<br />

Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Baden-Baden:<br />

Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Freiburg:<br />

Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Baden-Württemberg:<br />

Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Moskau:<br />

Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Freiburg:<br />

Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Berlin:<br />

116 Meter<br />

443,2 Meter<br />

829,8 Meter<br />

6381 Euro<br />

5285 Euro<br />

5710 Euro<br />

26,25 Euro<br />

10.75 Euro<br />

6,60 Euro<br />

Nutzung des Internets durch Menschen:<br />

Nutzung des Internets durch böse Bots:<br />

Nutzung des Internets durch gute Bots:<br />

<br />

38,5 Prozent<br />

30,5 Prozent<br />

31 Prozent<br />

Lars Bargmann, Felix Holm / Idee: brandeins<br />

20 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Energiebranche<br />

Trotz Öko-Umlage:<br />

Versorger halten Strompreis stabil<br />

Energiedienst AG meldet Gewinneinbruch<br />

D<br />

er Wettbewerb auf dem<br />

Strommarkt hält die Preise<br />

für die Privatkunden stabil.<br />

Obwohl zum 1. Januar die Ökostrom-Umlage<br />

um rund einen Cent<br />

pro Kilowattstunde gestiegen ist.<br />

Die Laufenburger Energiedienst<br />

Holding AG (ED), eine Tochter der<br />

EnBW in Karlsruhe, hatte auf ihrer<br />

Bilanzpressekonferenz Anfang Februar<br />

verkündet, dass sie die Preise<br />

vorerst stabil hält. Die südbadische<br />

Badenova AG, die in Freiburg und<br />

Breisach rund 120.000 Kunden beliefert,<br />

hatte schon <strong>im</strong> Herbst mitgeteilt,<br />

dass sie den Strompreis<br />

über den Winter nicht erhöhen<br />

werde. Was danach kommt, ließ<br />

das Unternehmen offen.<br />

Energiedienst hatte <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr zwar erstmals mehr als<br />

eine Milliarde Euro an Erlösen (plus<br />

8 Prozent zum Vorjahr), das Betriebsergebnis<br />

vor Zinsen und Steuern<br />

aber gab um 20 Prozent auf 79<br />

Millionen Euro nach. Badenova erwirtschaftete<br />

2012 knapp 70 Millionen<br />

Euro. „Mit dem Ergebnis können<br />

wir nicht zufrieden sein, auch<br />

wenn es <strong>im</strong> Rahmen unserer Erwartung<br />

liegt“, sagt Martin Steiger,<br />

Vorsitzender der ED-Geschäftsleitung.<br />

Hauptgrund sei, dass die<br />

Energiedienst ihren Wasserkraftstrom<br />

günstiger an den Großhandel<br />

abgeben müsse, da dort die Preise<br />

erheblich gesunken sind.<br />

<br />

bib<br />

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chilli chilli | business | bauen <strong>im</strong> & breisgau wohnen | 03.2013 02.2014 | 19 21


Unternehmer<br />

„Wer jetzt noch Grün wählt, den werfe ich raus.“ Sagte einst Martin Herrenknecht, der neulich <strong>im</strong> Freiburger Peterhof aus seinem Leben<br />

plauderte. Er endete so: „Was soll ich denn zu Hause? Meine Frau ärgern?“<br />

Fotos: tbr/Herrenknecht.<br />

„Wo der Papa den Most holt“<br />

Für Martin Herrenknecht ist Tunnelbau ein Wettbewerb, den es zu gewinnen gilt<br />

E<br />

r besiegelt Millionengeschäfte mit Wodka, wettert<br />

gegen Stuttgart-21-Gegner und lädt zu Geschäftsessen<br />

ins badische Gasthaus. Getrieben vom Wettbewerb<br />

kennt er, ebenso wie seine Bohrer, nur eine Richtung:<br />

vorwärts. Der Schwanauer Unternehmensgründer Martin<br />

Herrenknecht verliert nicht gerne und tut es auch nicht. Er ist<br />

der erfolgreichste Tunnelbauer der Welt, mit den größten<br />

Maschinen und einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde<br />

Euro. Auf Einladung der studentischen Unternehmensberatung<br />

TriRhena erzählte der Schwanauer Unternehmensgründer<br />

in Freiburg unlängst, wie er es in 30 Jahren<br />

vom Ein-Mann-Betrieb zum Weltkonzern gebracht hat.<br />

Umgeben von Gestein, einige Meter unter der Erde – man<br />

könnte sagen, das ist die natürliche Umgebung von Martin<br />

Herrenknecht. Doch statt des Wummerns von Bohrköpfen,<br />

ist <strong>im</strong> langgestreckten Gewölbe des historischen Peterhofkellers<br />

ein erwartungsvolles Raunen zu hören, unterbrochen<br />

von gelegentlichem Gläserklirren. Es verstummt, als<br />

Herrenknecht zum Mikrofon greift und ohne Einleitung<br />

mit einer Anekdote beginnt. Eine Anekdote, die er gerne bei<br />

solchen Anlässen erzählt, denn sie beschreibt, wie alles begann:<br />

Wie der junge Martin mit seinem Bruder Fasane jagen<br />

war, wie es danach vom Vater Prügel gab und wie er<br />

sich schwor, eines Tages mehr Menschen zu beschäftigen<br />

als sein Vater in seiner Polsterei.<br />

Das blieb bis zur Unternehmensgründung <strong>im</strong> Jahr 1977 das<br />

Ziel, damals, als das Büro noch in einer Mietwohnung lag.<br />

Heute beschäftigt Herrenknecht 4.800 Mitarbeiter, die Mietwohnung<br />

ist einem 275.000 Quadratmeter großen Gelände<br />

in Schwanau gewichen. Aus seinem Startkapital, ein Darlehen<br />

von seiner Mutter über 25.000 Euro, ist ein Jahresumsatz<br />

von mehr als 1,1 Milliarden Euro erwachsen.<br />

Herrenknecht arbeitet sich durch 30 Jahre Unternehmertum,<br />

wobei er Anekdote an Anekdote reiht: Von Vertragsabschlüssen<br />

in Russland, die von Strömen von Wodka begleitet wurden,<br />

von einer Geschäftsreise nach Istanbul, wo er be<strong>im</strong> Moscheebesuch<br />

die Löcher in seinen Socken verbergen musste,<br />

vom Zungenkuss mit Breschnew, den man für ein 80-Millionen-Mark-Geschäft<br />

schon einmal in Kauf nehme.<br />

Der Unternehmer erzählt trocken, unbeeindruckt. Er unterscheidet<br />

nicht, ob ein Vertrag in „Kaddar“ abgeschlossen<br />

wurde, wie er das arabische Emirat mit seinem badischen<br />

Dialekt ausspricht, oder <strong>im</strong> Adler in Reichenbach, wohin<br />

Herrenknecht mit Vorliebe millionenschwere Geschäftsmänner<br />

und Politprominenz einzuladen pflegt.<br />

Doch den 71-Jährigen deshalb als leidenschaftslos zu bezeichnen,<br />

wäre so verkehrt, wie seine tonnenschweren Bohrer als<br />

haushaltstaugliche Makitas zu titulieren. Man merkt, dass in<br />

jedem seiner Projekte Herzblut steckt: dem ersten Straßentunnel<br />

unter dem Bosporus, dem Fildertunnel für Stuttgart<br />

21, der Ölpipeline nach Turkmenistan oder seinen Bohrungen<br />

auf bis zu 7000 Meter, um an Erdwärme zu gelangen. Sein<br />

Antrieb ist sein Entdeckerdrang: Er will wissen, wie es sich<br />

anfühlt, mit dem Auto unter dem Bosporus durchzufahren<br />

oder mit dem TGV durch den Vogesentunnel.<br />

Und er will der Erste, der Beste, der Größte sein. „Man braucht<br />

Mitkonkurrenten, damit man ihnen zeigen kann, wo der<br />

22 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Unternehmer<br />

Papa den Most holt“, witzelt der gebürtige Lahrer auf badisch.<br />

Für ihn ist alles eine „challenge“ – und wenn man die „challenge“<br />

um die weltgrößte Maschine nur gewinnen kann, indem<br />

man einem 450 Meter langen Bohrer nachträglich noch<br />

ein 20 Zent<strong>im</strong>eter langes Messer aufsetzt, dann macht Herrenknecht<br />

das. Er macht es erfolgreich: Sein Ehrgeiz hat ihm<br />

bereits 2002 die Marktführerschaft in maschineller Tunnelvortriebstechnik<br />

eingebracht.<br />

Es kann nicht ausbleiben, dass jemand, der so hartnäckig<br />

seine Ziele verfolgt, auch mal aneckt. „Wer jetzt noch Grün<br />

wählt, den werfe ich raus“, habe er bei einer Betriebsfeier<br />

verlauten lassen, als es um Stuttgart 21 ging. Oder für Herrenknecht<br />

eben um den Stand oder Fall eines 80-Millionen-Euro-Auftrags.<br />

Doch die negativen Schlagzeilen sind<br />

Bauschutt von gestern, und die Spannungen, die es zur<br />

Landesregierung gegeben habe, seien mittlerweile wieder<br />

aus der Welt geräumt. Nach einem zweistündigen Gespräch<br />

habe Kretschmann verlauten lassen, das Ländle<br />

brauche jemanden so burschikosen wie Herrenknecht.<br />

Challenge gewonnen.<br />

Doch trotz lukrativem S21-Geschäft ist Deutschland für das<br />

internationale Unternehmen schon lange kein Schlaraffenland<br />

mehr. Die Tunnel, durch die Milch und Honig fließen,<br />

finden sich stattdessen in Südamerika, Saudi-Arabien, Türkei,<br />

Iran, China, Indien oder Singapur. Allein<br />

bei Hongkong seien momentan dreißig<br />

Maschinen gleichzeitig in Betrieb, in<br />

Deutschland gerade mal eine.<br />

Doch Schwanau ist und bleibt Herrenknechts<br />

He<strong>im</strong>at. Mit dem Ort und seinen<br />

Bewohnern fühlt er sich verbunden, hier<br />

lebt er zusammen mit seiner kolumbianischen<br />

Frau und seinen drei Kindern. Auf<br />

seine Familie angesprochen, werden Herrenknechts<br />

Aussagen vage. Ja, es habe<br />

Spannungen gegeben. Es sei nicht leicht<br />

für die Kinder gewesen, wenn sie einmal<br />

mehr dem Flugzeug hinterherschauen<br />

mussten, mit dem der Vater davonflog.<br />

Doch die Familie sei mittlerweile wieder näher zusammengerückt,<br />

der Sohn studiert Maschinenbau und wird wohl<br />

den Betrieb einmal übernehmen. Wann das sein wird, will<br />

und kann Herrenknecht nicht sagen – er sieht noch lange<br />

kein Ende des Tunnels. „Es gibt eine neue Generation, die<br />

ich unterstützen werde“, sagt Herrenknecht, um gleich darauf<br />

Pläne für seinen Ruhestand in weite Ferne zu schieben:<br />

„Die Nachfolge ist geregelt, aber was soll ich denn zu Hause?<br />

Meine Frau ärgern?“<br />

Tanja Bruckert<br />

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chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 23


Gründer<br />

Coole neue Denkfabrik<br />

Der Co-Working-Space „Grünhof“ und die Start-Up-Szene<br />

A<br />

rbeiten <strong>im</strong> Großraumbüro. Wer denkt, dass so etwas<br />

out ist, hat einen Trend verschlafen. Seit Anfang<br />

November gibt es auch in Freiburg – nach<br />

dem Vorbild zahlreicher Großstädte – einen sogenannten<br />

Co-Working-Space. Die Soziologin Martina Knittel (31)<br />

und der Geo-Ökologe Hagen Krohn (34) haben <strong>im</strong> ehemaligen<br />

Gasthaus „Grünhof“ an der Belfortstraße ihrer<br />

Idee von einer modernen Denkfabrik Leben eingehaucht.<br />

Jetzt verdienen sie ihr Geld, indem sie Bürotische<br />

in lockerem Ambiente an Selbstständige und Jungunternehmer<br />

vermieten. Ihr eigentliches Ziel ist es aber,<br />

eine Ke<strong>im</strong>zelle für Ideen zu schaffen.<br />

Eine wissenschaftliche Studie hat ergeben, dass vier<br />

von fünf guten Ideen nicht bei der Arbeit direkt, sondern<br />

be<strong>im</strong> Gespräch unter Mitarbeitern entstehen. So<br />

gesehen wären Jungunternehmer – also die, die auf<br />

gute Ideen besonders angewiesen sind – schön blöd,<br />

wenn sie sich für die Arbeit allein hinterm Home-Office-Schreibtisch<br />

verschanzen würden.<br />

Davon kann auch Andreas Ogger berichten. Der 35-jährige<br />

Ravensburger ist Gründer und Chef von „Spätzle mit<br />

Soul“. Seine Idee funktioniert seit 2009: Er verkauft via<br />

Imbisswagen Kässpätzle auf Festen, Märkten oder Konzerten.<br />

„Seit einem halben Jahr habe ich zu Hause Nachwuchs<br />

– meine Arbeits-Effizienz dort ist gesunken“,<br />

nennt er einen der Beweggründe, warum er seine Buchhaltung<br />

jüngst lieber in der Belfortstraße abwickelt.<br />

Be<strong>im</strong> Rechnungen-Schreiben hat er schon Kontakte geknüpft,<br />

von denen er profitiert: Dank einer Grünhof-Connection<br />

ist er in diesem Jahr auf der Freiburger Fasnet mit<br />

einem Stand dabei. Ein Fotograf, den er be<strong>im</strong> Co-Worken<br />

kennengelernt hat, wird fortan PR-Bilder für ihn schießen.<br />

Und vielleicht verkauft er <strong>im</strong> Sommer Spätzle <strong>im</strong> Hinterhof<br />

an die Netzwerkkollegen. „Ich<br />

habe am Anfang gedacht, das<br />

wäre hier wie in einem Großraumbüro,<br />

aber eigentlich bin ich<br />

hier mit Freunden zusammen,<br />

mit denen es eine Schnittmenge<br />

gibt“, schwärmt er, „wenn ich hier<br />

vier Stunden sitze, schaffe ich so<br />

viel wie zu Hause in zehn.“<br />

Treffen sich ein Spätzle-Verkäufer,<br />

ein Ex-Banker, ein Fotograf und ein<br />

Programmierer. Was klingt wie<br />

Ke<strong>im</strong>zelle für Ideen geschaffen: Hagen Krohn und Martina Knittel<br />

haben auch Andreas Ogger (unten) gewonnen. Fotos: © fho<br />

ein übererzählter Witz, wird <strong>im</strong> Grünhof Wirklichkeit.<br />

„Die meisten kommen hier nicht wegen der Schreibtische<br />

her, sondern wegen der anderen Menschen“, ist<br />

Denkfabrik-Gründer Krohn überzeugt, „der Wert einer<br />

Mitgliedschaft bei uns steigt mit der Art und Weise, wie<br />

man sich mit einbringt.“<br />

Dabei ist die Zusammensetzung, die auf den ersten<br />

Blick etwas willkürlich und zusammengewürfelt<br />

wirkt, eigentlich genau das Gegenteil. „Wir haben so<br />

viele Anfragen, wenn wir wollten, könnten wir den<br />

Raum einfach mit IT-lern vollstopfen. Uns geht es aber<br />

um die Mischung“, erklärt Knittel, „die Leute sollen<br />

sich gegenseitig bereichern.“ Die beiden CEOs tragen<br />

mit der Organisation von internen Veranstaltungen<br />

und Vorträgen von Fachleuten ebenfalls dazu bei, dass<br />

die Gründer-Gemeinschaft vorankommt.<br />

44 Menschen haben sich in den ersten neun Wochen bei<br />

der Schreibtisch-Gemeinschaft angemeldet – und täglich<br />

flattern bei Knittel und Krohn neue Bewerbungen für einen<br />

Arbeitsplatz auf den Tisch – ihr eigenes Start-up-Unternehmen<br />

läuft also. „Wenn wir das in Berlin gemacht<br />

hätten, hätten wir wahrscheinlich gar keine Resonanz bekommen,<br />

weil es das dort schon an jeder Ecke gibt.“ Für<br />

Freiburg sei das eine gute Idee gewesen, sagt die Grünhof-<br />

Chefin. Eine, auf die die beiden Jungunternehmer <strong>im</strong> Übrigen<br />

ohne Tischnachbarn gekommen sind.<br />

<br />

Felix Holm<br />

24 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


Genossenschaften<br />

Bauverein knackt<br />

80-Millionen-Euro-Grenze<br />

Genossenschaft feiert 115 Jahre Bauen für Menschen<br />

D<br />

er Bauverein <strong>Breisgau</strong> (BVB) stemmt 2013 und<br />

2014 das größte Investitionsvolumen in seiner<br />

115-jährigen Geschichte: 43 Millionen Euro steckt<br />

Geschäftsführer Reinhard Disch in den Neubau, die energetische<br />

Modernisierung der rund 5000 eigenen Wohnungen<br />

und umweltfreundlichere Energien. Seit 2009<br />

waren es mehr als 120 Millionen. Da hilft es, wenn trotz<br />

niedriger Zinsen das Kapital der hauseigenen Bank durch<br />

Spareinlagen der Mitglieder allein <strong>im</strong> vergangenen Jahr<br />

um gut 4,6 auf mehr als 80 Millionen Euro zulegt. Zudem<br />

wuchs die Zahl der Mitglieder um 1147 auf rund 18.200.<br />

Damit ist der BVB nun die zweitgrößte Baugenossenschaft<br />

in Baden-Württemberg. Wie viel Gewinn ausgewiesen<br />

wird, wollte Disch noch nicht verraten. Eine andere<br />

Zahl schon: Der BVB verfügt derzeit über 30 Millionen<br />

Euro an liquiden Mitteln. „Das Geld ist weniger das Problem,<br />

aber die Verzinsung. Wir machen einen Spagat zwischen<br />

günstigen Mieten und der Kapitalverzinsung.“<br />

Viel Zeit zum Feiern haben er und seine Vorstandskollegin<br />

Doris Reiprich aber nicht: Egal ob in Gundelfingen oder<br />

Kirchzarten, in Denzlingen oder Emmendingen, in Ehrenkirchen<br />

oder Umkirch, in Stegen oder auch in Freiburg<br />

– überall köcheln genossenschaftliche Bauprojekte. „Ein so<br />

großes Wohnungsbauprogramm hatten wir noch nie“,<br />

sagt Disch. 56 Einheiten sind es derzeit in Emmendingen,<br />

50 in Kirchzarten, 25 in Denzlingen, neun in Stegen. In Freiburg<br />

werden <strong>im</strong> Sommer am Uni-Carré die ersten Häuser<br />

abgerissen, um Platz für den ersten Bauabschnitt zu machen.<br />

Hier entstehen in den kommenden Jahren 140 Einheiten.<br />

Am Carl-Sieder-Weg warten 39 Wohnungen auf den Startschuss.<br />

An der Ecke Weiherhof- und Tivolistraße <strong>im</strong> feinen<br />

Herdern ist mindestens ein Neubau geplant, bei den Gutleutmatten<br />

rechnen sich die Genossen gute Chancen auf<br />

den Zuschlag für 40 Wohnungen aus. Hier steht eine Kooperation<br />

mit der Freiburger Stadtbau GmbH bevor. „Wir haben<br />

in der benachbarten Gartenstadt rund 200 Wohnungen<br />

und Häuser, und wir hoffen, dass wir die älteren Bewohner<br />

dann über die Straße in altersgerechte neue Wohnungen<br />

kriegen und damit in der Gartenstadt Platz für junge Familien<br />

schaffen können“, erklärt Disch. Die Gartenstadt feiert<br />

in diesem Jahr übrigens ihr 100-jähriges Bestehen.<br />

In Gundelfingen mischt der BVB bei der Erweiterung<br />

der Ortsmitte mit Wohnungen und Einzelhandel kräftig<br />

mit. In Umkirch gibt es voraussichtlich 30 Wohnungen.<br />

Insgesamt sind momentan 140 Einheiten <strong>im</strong><br />

bau, 193 projektiert.<br />

Und wie nebenbei wird der Vorstand den Mitgliedern<br />

Ende Februar auch eine gute Bilanz präsentieren. „Den<br />

Gewinn werden wir zu gegebener Zeit veröffentlichen“,<br />

hält sich Disch bedeckt.<br />

bar<br />

Aufs große Feiern wird verzichtet: Wer aber am 18. Februar in die<br />

Geschäftsstelle an der Zähringer Straße kommt, kriegt ein Glas<br />

Sekt in die Hand und kann sich dank vieler Bilder über die<br />

Historie des Bauvereins kundig machen.<br />

Fotos: © Bauverein


Investitionen Rubrik<br />

S-Immo mit Rekordumsatz<br />

B<br />

Immobilien für 65 Millionen Euro vermittelt<br />

esitzer wechsel dich: Allein<br />

auf Vermittlung der S-Immo<br />

fanden <strong>im</strong> vergangenen Jahr<br />

rund 240 Immobilien einen neuen<br />

Eigentümer. Volumen: 65 Millionen<br />

Euro (siehe Infobox). Geld ist vorhanden<br />

– vier von zehn Käufern legen<br />

das Geld bar auf den Tisch.<br />

Thomas Schmidt, Geschäftsführer<br />

der Immobiliengesellschaft der<br />

Sparkasse Freiburg, legte damit in<br />

einem eigentlich von einer Dürreperiode<br />

geprägten Markt einen Rekordumsatz<br />

hin. Wie hoch der ist,<br />

wollte der Makler nicht preisgeben.<br />

Er dürfte bei rund drei Millionen<br />

Euro liegen. „Der Rekord hat den<br />

Markt konterkariert, wir haben ja<br />

<strong>im</strong>mer noch einen großen Angebotsengpass“,<br />

so Schmidt.<br />

Der höchste Umsatz der Firmengeschichte<br />

verdankt sich indes nicht so<br />

sehr der Stückzahl, sondern vor allem<br />

mehrerer millionenschwerer Einzelobjekte.<br />

„2013 war das vierte Jahr der<br />

Boomnachfrage“, berichtet Schmidt.<br />

Die Mutter der S-Immo, die Sparkasse,<br />

verdient übrigens gleich kräftig<br />

mit: Stolze 292 Millionen Euro haben<br />

die Banker um den Vizevorstand<br />

Erich Greil 2013 an Private vergeben:<br />

„So darf es weitergehen.“<br />

Die Kunden müssen <strong>im</strong>mer mehr für<br />

die eigenen vier Wände hinblättern,<br />

vor allem <strong>im</strong> Neubau: Ein Quadratmeter<br />

kostete <strong>im</strong> ersten Halbjahr<br />

2013 <strong>im</strong> Schnitt 4200 Euro (2012:<br />

3700). Ein sattes Plus von elf Prozent.<br />

Seit 2010 sind die Preise derart durch<br />

die Decke gegangen, dass heute eine<br />

100-Quadratmeterwohnung 110.000<br />

Euro teurer ist als noch vor vier Jahren.<br />

Bleiben die Zinsen niedrig und<br />

das Angebot knapp, wird sich der<br />

Markt in den kommenden Jahren<br />

nur wenig ändern.<br />

bar<br />

Info<br />

Volumen / vermittelte Objekte<br />

2013: 65 Mio. Euro / 240<br />

2012: 52 Mio. Euro / 230<br />

2011: 59 Mio. Euro / 320<br />

Volumen Baufinanzierung / Darlehen<br />

2013: 292 Mio. Euro / 1631<br />

2012: 261 Mio. Euro / 1418<br />

2011: 173 Mio. Euro / 964<br />

Teuerste Aussicht: In der Villa <strong>im</strong> Park St. Urban hat ein Käufer für einen Quadratmeter unterm<br />

Dach stolze 8283 Euro hingelegt – es handelt sich um eine Fünfz<strong>im</strong>merwohnung. Foto: bar<br />

Buddha &<br />

wirtschaft<br />

Kai Romhardt in Freiburg<br />

Bekannt wurde er mit dem Buch „Slow<br />

Down Your Life“, das „Die Zeit“ als „weises<br />

Trainingsprogramm“, die „Bild“ als<br />

neue „Anti-Stress-Bibel“ einstufte. Die<br />

„FAS“ findet, dass Kai Romhardt dem<br />

Lesenden Entspannung verschafft.<br />

Und das ist ein Schlüsselwort <strong>im</strong> Wirken<br />

des gebürtigen Hamburgers, der in<br />

St. Gallen Management und Organisation<br />

studierte, vor zehn Jahren das<br />

Netzwerk Achtsame Wirtschaft initiierte<br />

und – nicht allzu lang – bei der Beratungsfirma<br />

KcKinsey arbeitete.<br />

Ende Januar hielt Romhardt in der Katholischen<br />

Akademie den Vortag „Zwischen<br />

Sinn und Gewinn – Achtsamkeit<br />

als Leitbild unseres Wirtschaftens. Erkenntnisse<br />

einer buddhistisch inspirierten<br />

Ökonomie“. Der Buddhismus<br />

ist sein Bezugsrahmen geworden, seit<br />

sein altes Weltbild bei McKinsey in die<br />

Krise geraten war. Er fand seinen Lehrmeister<br />

in Thich Nhat Hanh, Begründer<br />

des Engagierten Buddhismus, und<br />

versucht seither, den achtsamen Umgang<br />

mit Wissen, Zeit, Konsum, Arbeit<br />

und Geld* zu vermitteln.<br />

Es ist sicher nicht alles neu, was er sagt<br />

und schreibt: das Geld solle dem Menschen<br />

dienen und nicht anders herum,<br />

das Wirtschaften habe sich von den<br />

„wahren Bedürfnissen“ des Menschen<br />

entfernt, eine nur aufs Wachstum ausgerichtete<br />

Wirtschaft führe irgendwohin,<br />

nicht aber zu einem glücklicheren<br />

Leben. Das zu erkennen mache frei,<br />

denn „unsere Wirtschaft ist nur so, wie<br />

sie ist, weil wir so sind, wie wir sind.“ Er<br />

ist ein gefragter Mann, viele Unternehmen<br />

suchen neue Wege, um Burnout,<br />

Mobbing oder Innerer Kündigung der<br />

Mitarbeiter entgegenzuwirken. chilli<br />

*Wir sind die Wirtschaft:<br />

Achtsam leben – Sinnvoll handeln<br />

Kai Romhardt, 300 Seiten, Hardcover<br />

Verlag: J.Kamphausen, inspire!<br />

Preis: 22,80 Euro<br />

26 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


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News<br />

Menschen und Meldungen<br />

Inxmail als Job-Motor<br />

Das Freiburger IT-Unternehmen Inxmail<br />

hat mit Verena Wunderlich nun<br />

die 100. Mitarbeiterin eingestellt. Das<br />

teilte der Spezialist für E-Mail-Marketing<br />

in einer Pressemitteilung mit. Damit<br />

hat Inxmail, das in diesem Jahr<br />

sein fünfzehnjähriges Bestehen feiert,<br />

allein seit vergangenem März 25 neue<br />

Beschäftigte angeheuert.<br />

Neuer Chef <strong>im</strong> Umweltamt<br />

Der neue Chef <strong>im</strong> Freiburger Umweltschutzamt<br />

heißt Klaus von Zahn.<br />

Der 48-Jährige beerbt damit Dieter<br />

Wörner, der in den Ruhestand geht.<br />

Klaus von Zahn leitet derzeit das Umweltschutzamt<br />

in Düsseldorf und<br />

fängt am 1. September in Freiburg an.<br />

Neuer Job für Schröder-Klings<br />

Norbert Schröder-Klings (Foto unten),<br />

von 2007 bis 2011 in Freiburg als Baureferent<br />

beschäftigt, wird am 1. März in<br />

die Freiburger Kanzlei Bender, Harrer,<br />

Krevet eintreten. Bis zum 28. Februar ist<br />

der Jurist noch beurlaubt – er war vorzeitig<br />

in den Ruhestand gegangen. Seit<br />

2011 war Schröder-Klings als Kommunalberater<br />

tätig und vermittelte etwa<br />

in einem jahrelangen Streit zwischen<br />

den Gemeinden Harthe<strong>im</strong> und Eschbach<br />

um den Gewerbepark <strong>Breisgau</strong>.<br />

Grund zum Lachen: Horst Zipse, Dieter Salomon, Lothar A. Böhler, Andreas Möhrle und<br />

Christian Hodeige, der Vorsitzende des Kuratoriums Augustinermuseum (v. l. n. r.).<br />

Richtfest <strong>im</strong> Neuen<br />

Eugen-Martin-Gewerbepark<br />

Die Eugen-Martin-Stiftung baut an<br />

der Liebigstraße 2-4 <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

Freiburg-Nord für zwei Millionen<br />

Euro eine neue Gewerbehalle.<br />

Ende Januar feierte die Stiftung mit<br />

dem Vorstandsvorsitzenden Horst<br />

Zipse <strong>im</strong> Beisein von Freiburgs Oberbürgermeister<br />

Dieter Salomon und<br />

Domdekan Andreas Möhrle das<br />

Richtfest be<strong>im</strong> neuen Eugen-Martin-Gewerbepark.<br />

Mit den Mieteinnahmen finanziert<br />

die Stiftung Förderprojekte. „Zusammen<br />

mit den weiteren Gewerbehallen<br />

können wir mit über 550.000 Euro<br />

jedes Jahr rechnen“, erläuterte Zipse.<br />

Foto: © Schleiner + Partner<br />

Baubeginn für die 2400 Quadratmeter<br />

große Halle war <strong>im</strong> vergangenen<br />

September. Als Generalunternehmer<br />

zeichnete die Dürrschnabel Industriebau<br />

GmbH aus Emmendingen verantwortlich.<br />

Ende April soll der Bau<br />

fertig sein. Früher stand auf dem<br />

16.000 Quadratmeter großen Areal<br />

die Freiburger Stadtsäge. 1972 kaufte<br />

der spätere Freiburger Ehrenbürger<br />

Eugen Martin das Gelände und nutzte<br />

es als Hauptsitz seines Hygienegroßhandels<br />

Marco. Im Freiburger Stadtmagazin<br />

chilli hatte Martin bei einem<br />

Ranking der 50 wichtigsten Freiburger<br />

<strong>im</strong> Mai 2010 Platz eins belegt. Ein<br />

halbes Jahr später starb der Mäzen<br />

und Menschenfreund.<br />

Foto: © Stadt Freiburg<br />

Badischer Verlag<br />

beteiligt sich an Stickin<br />

Der Badische Verlag hat sich an dem<br />

Offenburger Start-up Stickin AG beteiligt.<br />

Das <strong>im</strong> November 2012 von Jeremias<br />

Endres und Alexander Schulze<br />

gegründete Unternehmen hat eine<br />

App entwickelt, die eine Art digitale<br />

Stempelkarte fürs Smartphone ist. So<br />

können Treuepunkte digital gesammelt<br />

werden. Über die Summe der Beteiligung<br />

ist Stillschweigen vereinbart.<br />

Neue Frauenbeauftragte<br />

S<strong>im</strong>one Thomas, 47, ist vom Freiburger<br />

Gemeinderat Ende Januar<br />

zur neuen Frauenbeauftragten gewählt<br />

worden. Die PR-Beraterin,<br />

die zuletzt etwa für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Solar-Info-Centers<br />

zuständig war, wird am 1. Mai ihren<br />

Stuhl <strong>im</strong> Innenstadt-Rathaus<br />

besetzen. Thomas hatte lange Jahre<br />

die Beratungsstelle Frauenhorizonte<br />

geleitet.<br />

28 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


News<br />

167.000 Euro<br />

für Welcome-Center<br />

Die Stadt Freiburg bekommt ein „Welcome-Center“<br />

für ausländische Fachkräfte:<br />

Das Landeswirtschaftsministerium<br />

fördert die Freiburg Wirtschaft,<br />

Touristik und Messe GmbH (FWTM)<br />

mit 167.000 Euro. Das Geld aus dem<br />

Europäischen Sozialfonds ermöglicht<br />

die Konzeption und den Start einer<br />

zentralen Anlaufstelle. Das Ziel: Fachkräfte<br />

aus dem Ausland sollen auf die<br />

Region aufmerksam gemacht, zudem<br />

soll ihnen der berufliche und private<br />

Einstieg erleichtert werden. „Es geht<br />

heute darum, eine Willkommenskultur<br />

für ausländische Fachkräfte in der<br />

Stadt aufzubauen“, sagt FWTM-Chef<br />

Bernd Dallmann. Für das Projekt werde<br />

es zwei Personalstellen geben.<br />

Neuer Chefarzt<br />

Stephan Kerting (Foto unten) ist neuer<br />

Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-<br />

und Gefäßchirurgie am RKK-Klinikum.<br />

Der 40-Jährige – der einst in<br />

Freiburg Medizin studiert hatte –<br />

kommt vom Uniklinikum Carl Gustav<br />

Carus in Dresden und beerbt <strong>im</strong> St. Josefskrankenhaus<br />

Richard Salm (67), der<br />

nach 17-jähriger Tätigkeit mit einer Feierstunde<br />

verabschiedet wurde. Zu den<br />

von RKK-Geschäftsführer Helmut<br />

Schillinger begrüßten Ehrengästen<br />

zählte etwa Rüdiger Siewert, der Vorstandsvorsitzende<br />

des Universitätsklinikums<br />

Freiburg.<br />

ISE erhält Zayed Future<br />

Energy Prize 2014<br />

Der Chef des Fraunhofer Instituts für<br />

Solare Energiesysteme (ISE), Eicke R.<br />

Weber, hat am 20. Januar den mit 1,5<br />

Millionen US-Dollar dotierten Zayed<br />

Future Energy Prize 2014 aus den Händen<br />

von Scheich Mohammed Bin<br />

Foto: © Andreas Weindel triolog<br />

Foto: © ISE<br />

Zayed Al Nahyan, dem Kronprinzen<br />

von Abu Dhabi, entgegengenommen.<br />

Als einer von drei Finalisten machte<br />

das vor über 30 Jahren gegründete,<br />

größte europäische Solarforschungsinstitut<br />

mit Sitz in Freiburg das Rennen<br />

in der Kategorie Nongovernmental<br />

Organization (NGO).<br />

Hotel Victoria gewinnt Preis<br />

Die Sieger des diesjährigen Georg-<br />

Salvamoser-Preises sind die Gemeinde<br />

Saerbeck (Nordrhein-Westfalen)<br />

und die Singener Solarcomplex AG,<br />

die jeweils 20.000 Euro erhalten. Den<br />

mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis<br />

gewann das Freiburger Hotel<br />

Victoria. Die Jury würdigte damit<br />

„das außergewöhnliche Engagement<br />

bei der Nutzung erneuerbarer Energien“<br />

der Betreiber Astrid und Bertram<br />

Späth. Der Preis, einer der höchst<br />

dotierten Umweltpreise, wird von<br />

der Georg-Salvamoser-Stiftung und<br />

dem Freiburger Rathaus ausgelobt.<br />

Foto: © RKK Klinikum<br />

Treter statt Burger<br />

Wo <strong>im</strong> November noch Burger gebrutzelt<br />

wurden, können die Freiburger<br />

bald Sneaker und Streetware kaufen.<br />

Die ehemaligen Räumlichkeiten des<br />

Burger King <strong>im</strong> Freiburger „Bermudadreieck“<br />

hat der Kölner Filialist „Snipes“<br />

gemietet. Der Mietvertrag laufe bereits<br />

seit dem 15. Januar, so ein Sprecher der<br />

Heilsarmee, der das Gebäude gehört.<br />

Der vorherige Mieter, Franchisenehmer<br />

Philipp Karl Eiermann, hatte seinen<br />

Vertrag „wegen Mietstreitigkeiten“<br />

nicht mehr verlängert. Bei der<br />

Suche eines Nachfolgers habe der<br />

Mietpreis nicht die oberste Priorität<br />

gehabt: Unter 15 Angeboten habe es<br />

welche für bis zu 50 Prozent über der<br />

vorherigen Miete gegeben, so Heilsarmee-Abteilungsleiter<br />

Rainer Wiebe.<br />

„Snipes“ passe einfach am besten zur<br />

Heilsarmee. Begründung: Die Deichmann-Gruppe<br />

ist unter Führung des<br />

evangelisch-freikirchlich aktiven Unternehmers<br />

Heinz-Horst Deichmann<br />

an der Modekette beteiligt.<br />

chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014 | 29


News<br />

UKL Freiburg als Top-Arbeitgeber<br />

Das Universitätsklinikum Freiburg<br />

(UKL) gehört in Deutschland zu den<br />

Top-Five-Arbeitgebern <strong>im</strong> Bereich „Gesundheit<br />

und Soziales“. Dies ermittelte<br />

das Nachrichtenmagazin Focus in Zusammenarbeit<br />

mit dem beruflichen<br />

Netzwerk xing und dem Arbeitgeberportal<br />

kununu. „Das freut uns natürlich<br />

sehr und zeigt, dass unsere Anstrengungen<br />

<strong>im</strong> Bereich der Personalentwicklung<br />

fruchten“, sagt der UKL-Vorstandsvorsitzende<br />

Rüdiger Siewert. In<br />

der nach Angaben vom Focus größten<br />

deutschen Befragung dieser Art wurden<br />

die 800 besten Arbeitgeber mit<br />

mehr als 500 Mitarbeitern aus insgesamt<br />

22 Branchen ermittelt. Das UKL ist<br />

mit rund 10.000 Beschäftigten der<br />

größte Arbeitgeber in Südbaden.<br />

Der Vorstand und sein Verwaltungsratsvorsitzender: Bernd Rigl, Werner Haas, Marcel<br />

Th<strong>im</strong>m, Lars Hopp, Erich Greil und Dieter Salomon (v.l.n.r.)<br />

Foto: © Sparkasse Freiburg<br />

Sparkasse holt Lars Hopp<br />

Die Sparkasse Freiburg hat für den<br />

nach 28-jähriger Vorstandstätigkeit<br />

in Rente gehenden Werner Haas ein<br />

neues Vorstandsmitglied verpflichtet:<br />

Lars Hopp. Der 46-Jährige tritt am<br />

1. März seinen Dienst an, er leitete<br />

in den vergangenen zehn Jahren den<br />

Bereich Kreditservice bei der Sparkasse<br />

Hannover.<br />

Familienhe<strong>im</strong> nun<br />

bei 31 Millionen Euro<br />

Die Spareinrichtung der Freiburger<br />

Baugenossenschaft Familienhe<strong>im</strong> mit<br />

ihrem Führungsduo Anja Dziolloß und<br />

Werner Eickhoff wuchs <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr um 7,3 Prozent oder 2,1 Millionen<br />

auf rund 31 Millionen Euro. In den<br />

vergangenen fünf Jahren bedeutet das<br />

ein Plus von 108 Prozent. Allein in der<br />

Sparwoche <strong>im</strong> Oktober legten die Sparer<br />

870.000 Euro an, so die Spareinrichtungsleiterin<br />

Sabine Schamp. Die Gelder<br />

werden ausschließlich in den Bau<br />

neuer und die energetische Modernisierung<br />

älterer Wohnungen (derzeit<br />

rund 2700) investiert. Die Zahl der Mitglieder<br />

wuchs um 599 auf 6559.<br />

Schiewer schlägt Schanz<br />

Hans-Jochen Schiewer hat seine zweite<br />

Amtszeit angetreten. Der Rektor der<br />

Universität Freiburg setzte sich bei der<br />

Wahl unter anderem gegen seinen<br />

Vize Heiner Schanz durch. Schiewer<br />

wurde vom Universitätsrat einst<strong>im</strong>mig<br />

bestätigt. Die Entscheidung, so<br />

heißt es in einer Pressemitteilung, sei<br />

„nach einer ungewöhnlich ruhigen<br />

Vorwahlphase“ gefallen, nachdem alle<br />

Beteiligten die „gesetzlich vorgeschriebene<br />

Vertraulichkeit hinsichtlich der<br />

Kandidaten und Details des Prozesses“<br />

gewahrt hatten. Schanz kündigte nach<br />

der Niederlage seinen Rücktritt an. Der<br />

Professor geht zurück ans Institut für<br />

Forst- und Umweltpolitik in Freiburg.<br />

Uniklinik feuert Keil<br />

Die Freiburger Uniklinik hat ihren<br />

Kaufmännischen Direktor Reinhold<br />

Keil (54) vor die Tür gesetzt. Nach BZ-<br />

Recherchen soll dabei eine Rolle gespielt<br />

haben, dass Keil seinen Dienstwagen<br />

privat nutzte oder sich auch<br />

mal von einem Uni-Chauffeur ins SC-<br />

Stadion kutschieren ließ. Nach chilli-<br />

Recherchen wurde Keil von Kollegen<br />

„Gutsherrengehabe“ vorgeworfen.<br />

Keil war Ende 2011 vom Uniklinikum<br />

Essen gekommen. „Die Verantwortung<br />

für diese Fehlbesetzung (...) liegt<br />

bei Wissenschaftsministerin Theresia<br />

Bauer und der grün-roten Landesregierung“,<br />

kritisiert Dirk Spöri, Sprecher<br />

der LINKEN Baden-Württemberg.<br />

Foto: © Volksbank Freiburg<br />

Volksbank mit Verstärkung<br />

Die Freiburger Volksbank hat sich für<br />

den Posten des Private-Banking-Leiters<br />

einen Top-Manager geangelt:<br />

Andreas van Loon. Der 56-Jährige<br />

war zuvor Generalbevollmächtigter<br />

der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers<br />

in Frankfurt und war dort fürs Privat-<br />

und Unternehmerkundengeschäft<br />

verantwortlich, davor war er<br />

Managing-Director bei der UBS<br />

Deutschland und der Deutschen<br />

Bank AG. „Im genossenschaftlichen<br />

Private Banking stehen nicht Renditeziele<br />

um jeden Preis, sondern die<br />

Kundenorientierung und nachhaltige<br />

Erfolge <strong>im</strong> Mittelpunkt. Ich freue<br />

mich darauf, diesen Bereich in einer<br />

der schönsten Städte Deutschlands<br />

auszubauen“, sagte van Loon.<br />

30 | chilli | business <strong>im</strong> breisgau | 02.2014


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