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Fürsorgeerziehung der 1950er und 1960er Jahre - Kinderheime in ...

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Im H<strong>in</strong>blick auf die E<strong>in</strong>weisungsgründe ‚Erziehungsschwierigkeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>’,<br />

‚Verwahrlosungsersche<strong>in</strong>ungen’ <strong>und</strong> ‚psychische <strong>und</strong> physische Erkrankungen’ ist<br />

zu vermerken, dass für die E<strong>in</strong>weisung dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong> nur sehr wenig Gutachter von<br />

entsprechenden Institutionen h<strong>in</strong>zugezogen werden.<br />

Anhand von Jugendamtsakten ergibt sich ferner, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen Diagnosen,<br />

die zur Heime<strong>in</strong>weisung geführt haben, recht leichtfertig ausgesprochen worden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse des relativ hohen Anteils <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weisungsgründe ‚Tod <strong>der</strong> Eltern<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Elternteils’ – 9,5% –, ‚geistige <strong>und</strong> psychische Defekte <strong>der</strong> Eltern’ –<br />

9,2% – <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gründe ‚unzureichende Wohnverhältnisse’ sowie ‚Berufstätigkeit<br />

<strong>der</strong> (meist ledigen) Mutter’ haben sich schließlich erhebliche Zweifel ergeben, ob<br />

hier die Heimunterbr<strong>in</strong>gung im E<strong>in</strong>klang mit <strong>der</strong> Erziehungsbedürftigkeit des K<strong>in</strong>des<br />

gestanden hat, d.h. ob sie sachgerecht war.<br />

Der Untersuchungsbericht hebt an an<strong>der</strong>er Stelle ferner hervor, dass bei dem Teil<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Heimaufenthalt von mehr als 17 <strong>Jahre</strong>n h<strong>in</strong>ter sich hat,<br />

3 Jugendliche s<strong>in</strong>d, die vom Jugendamt so gut wie vergessen worden s<strong>in</strong>d. Unter<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit 16jähriger Heimzeit s<strong>in</strong>d außerdem 5, <strong>der</strong>en bisherige<br />

Lebenswege für das Jugendamt völlig verwischt s<strong>in</strong>d.<br />

Der Bericht hebt hervor, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e diese Feststellung <strong>der</strong> Beweis dafür zu<br />

se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, dass es durch Ausscheidung, Versetzung <strong>und</strong> Vertretung von<br />

Mitarbeitern sowie durch amts<strong>in</strong>terne Umorganisation möglich ist, dass Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

förmlich vergessen <strong>und</strong> verloren werden.<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang zieht <strong>der</strong> Bericht folgende Schlussfolgerungen. Er<br />

for<strong>der</strong>t dass e<strong>in</strong>e zentrale Heimkartei e<strong>in</strong>zurichten ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong><br />

Erhebungsbogen zur Frem<strong>der</strong>ziehung entwickelt werden sollte.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> durch die Untersuchung belegten Tatsache, dass vor<br />

allem bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit mehr als fünfjähriger Heimaufenthaltsdauer e<strong>in</strong> häufiger<br />

Heimwechsel mit den damit notwendigerweise bed<strong>in</strong>gten Negativersche<strong>in</strong>ungen –<br />

Wechsel <strong>der</strong> Bezugsperson, Verlust <strong>der</strong> Personen, denen das K<strong>in</strong>d Vertrauen<br />

schenkte – die Regel ist, wird die Frage gestellt, ob es weiter verantwortbar ist,<br />

dass Vorm<strong>und</strong>schaften über Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> überhaupt noch genehmigt bzw. geführt<br />

werden, da sich fast alle Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Heimen freier Verbände bef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> da<br />

die Gefahr besteht, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> von ihren Vormün<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Heimen dieser<br />

Vere<strong>in</strong>igungen förmlich herumgereicht werden.<br />

Als Resultat empfiehlt <strong>der</strong> Bericht:<br />

– die E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es Außenfürsorgers, <strong>der</strong> sich vor allem um die Amtspflegl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> den Heimen bemüht,<br />

– die Errichtung e<strong>in</strong>er zentralen Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>kartei <strong>und</strong> den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />

‚Erhebungsbogens für Fremdplazierung’ sowie<br />

– die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es zeitgerechten, personell ausreichend ausgestatteten<br />

Pflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>dienstes.<br />

Diese Empfehlungen motiviert <strong>der</strong> Bericht wie folgt:<br />

– weil nachweislich e<strong>in</strong>e Anzahl <strong>der</strong> betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> erst durch die frühk<strong>in</strong>dliche<br />

Heimerziehung zu lebensbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wurden,<br />

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