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Fürsorgeerziehung der 1950er und 1960er Jahre - Kinderheime in ...

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Es bleibt die Frage, warum man den Opfern <strong>der</strong> Nachkriegszeit vorenthält, dass<br />

schon während ihrer Leidenszeit, diese Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur<br />

heftig kritisiert wurden? Welches Licht wirft das heute – wie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> immer noch - auf<br />

die Verantwortlichen <strong>und</strong> Träger solcher E<strong>in</strong>richtungen? Nahezu e<strong>in</strong> Ärgernis s<strong>in</strong>d<br />

vor<strong>der</strong>gründige „Äußerlichkeiten“, wie z.B. das Cover-Lay-out <strong>der</strong> Studie. In „Baby-<br />

Blau“ kommt sie daher, mit e<strong>in</strong>em idyllischen, roten „Fifties-Bus“ auf dem Cover.<br />

Dass die zeitgenössische Fotografie die Ankunft zweier „Neuer“ (Fürsorgezögl<strong>in</strong>ge)<br />

für Freistatt zeigt, erfährt <strong>der</strong> Leser auf S.167, dann allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Schwarz-Weiß.<br />

Generell ist die Auswahl des Bildmaterials zu kritisieren, da wäre sehr viel mehr<br />

möglich gewesen <strong>und</strong> ist auch erwartet worden. Das Schlussbild e<strong>in</strong>es Beitrages,<br />

gelangweilte „Honorationen“ vor irgende<strong>in</strong>em Neubau („Neuwerk“, 1962) ist geradezu<br />

symptomatisch für die verfehlte Illustrierung <strong>der</strong> Studie. Sollte den Herausgebern<br />

entgangenen se<strong>in</strong>, dass die vorhandenen Artefakte <strong>der</strong> „Heimfotografie“ gerade für<br />

die Betroffenen, aber auch für die Öffentlichkeit von unschätzbarem Wert s<strong>in</strong>d? O<strong>der</strong><br />

waren die Botschaften solcher zeitgenössischen Fotografien zu deutlich?<br />

Die Studie ist <strong>in</strong> acht Kapitel unterteilt, die völlig isoliert zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> stehen, selbst zu<br />

verb<strong>in</strong>denden Textabschnitten hat es nicht gereicht; e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Literaturverzeichnis o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Bibliografie ebenfalls Fehlanzeige. Auch H<strong>in</strong>weise auf<br />

Kontaktadressen o<strong>der</strong> Websites <strong>der</strong> Betroffenen gibt es nicht.<br />

Der eilige Leser sucht nach e<strong>in</strong>er Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Studie <strong>und</strong><br />

wird auch schnell fündig (S.16ff.). E<strong>in</strong>e mehr als 350seitige Studie bietet als<br />

Ergebnisse gerade mal etwas wenig mehr als 5 Seiten Text? „Überboten“ wird das<br />

nur noch durch die „Erklärungsversuche“ <strong>der</strong> Herausgeber, für die brauchte man mal<br />

gerade etwas wenige mehr als 3 Seiten. Ansonsten präsentiert diese Studie acht<br />

eigenständige Beiträge, die kaum Bezug aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nehmen (können). Hier<br />

schleicht sich das ungute Gefühl e<strong>in</strong>, dass es nicht alle Texte <strong>und</strong> Autoren <strong>der</strong> Studie<br />

wirklich <strong>in</strong> die Veröffentlichung „geschafft“ haben; zu groß die offensichtlichen<br />

Lücken.<br />

Was da „vollm<strong>und</strong>ig“ als empirische Studie angekündigt wird entpuppt sich bereits<br />

bei schneller Durchsicht vor allem als Tertiärtext, <strong>der</strong> auf Sek<strong>und</strong>ärliteratur basiert,<br />

wobei wichtige kritische Titel <strong>der</strong> Nachkriegszeit nicht herangezogen wurden.<br />

E<strong>in</strong> echtes Ärgernis s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> zwei Beiträgen zum E<strong>in</strong>satz kommenden<br />

verniedlichenden Überschriften, die dem ernsten Thema nicht gut zu Gesicht stehen<br />

(z.B: „Papst Leo“, „Blondi“, „Karpfen“ <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en), vor allem auch, weil sie die<br />

Sicht <strong>der</strong> „Zögl<strong>in</strong>ge“ zum Gegenstand haben. Ebenso ärgerlich ist, dass die Autoren<br />

„munter“ das überkommene Vokabular übernehmen, da ist von Zögl<strong>in</strong>gen ohne „ „<br />

die Rede, von „Erziehungsarbeit“ <strong>und</strong> „Anstaltskolonie“. Dem kritischen Leser wird<br />

schnell klar, dass hier mit „heißer Nadel gestrickt wurde <strong>und</strong> kaum e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Herausgeber bzw. Autoren zu wirklich kritischen E<strong>in</strong>sichten gelangte bzw. solche<br />

formulieren durfte.<br />

Ebenso ärgerlich ist, dass die Autoren „munter“ das überkommene Vokabular<br />

übernehmen, da ist von Zögl<strong>in</strong>gen ohne „ „ die Rede, von „Erziehungsarbeit“ <strong>und</strong><br />

„Anstaltskolonie“. Dem kritischen Leser wird schnell klar, dass hier mit „heißer Nadel<br />

gestrickt wurde <strong>und</strong> kaum e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Herausgeber bzw. Autoren zu wirklich kritischen<br />

E<strong>in</strong>sichten gelangte bzw. solche formulieren durfte.<br />

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