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Fürsorgeerziehung der 1950er und 1960er Jahre - Kinderheime in ...

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Rezension "Endstation Bethel" von Dr. C. Burschel<br />

„Endstation Freistatt“ o<strong>der</strong> „Papier ist geduldig, das Leben nicht“<br />

E<strong>in</strong>e Rezension zu: M. Benad/ H.-W. Schmuhl/ K. Stockhecke (Hrsg.): Endstation Freistatt.<br />

Fürsorgeerziehung <strong>in</strong> den v. Bodelschw<strong>in</strong>ghschen Anstalten Bethel bis <strong>in</strong> die 1970er <strong>Jahre</strong>, Schriften<br />

des Instituts für Diakonie- <strong>und</strong> Sozialgeschichte an <strong>der</strong> Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel,<br />

Bielefeld 2009 (Bethel Verlag).<br />

Vorgeschichte<br />

Zigtausendfach wurden im Nachkriegs-Deutschland K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche <strong>in</strong><br />

Erziehungs- <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>heimen (wie Freistatt) unter kirchlicher Leitung/ Trägerschaft<br />

über Jahrzehnte h<strong>in</strong>weg schwer misshandelt. E<strong>in</strong> Unrecht, das <strong>in</strong> den Biografien <strong>der</strong><br />

„Insassen“ irreparable Schäden angerichtet hat, unter denen sie bis heute zu leiden<br />

haben.<br />

Ehemalige sog. „Fürsorgezögl<strong>in</strong>ge“, Ex-Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> die Öffentlichkeit erwarten<br />

als Antwort auf diesen Heimskandal deutliche Positionen <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>gutmachung <strong>der</strong><br />

Verantwortlichen, zu denen auch Bethel gehört.<br />

Es eilt, man hat <strong>und</strong> braucht ke<strong>in</strong>e Zeit für „langatmige Vorreden“, auch weil die<br />

heute vorliegenden Fakten längst den Raum für rhetorische Spekulationen <strong>und</strong><br />

Spitzf<strong>in</strong>digkeiten verschlossen haben: Erwachsene, d.h. geistliches wie weltliches<br />

Personal beg<strong>in</strong>gen vielfaches schweres Unrecht an den ihnen hilf- <strong>und</strong> machtlos<br />

ausgelieferten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen, die zudem oftmals selbst ke<strong>in</strong>e Familie<br />

mehr hatten o<strong>der</strong> aber von dieser verlassen worden waren.<br />

Es steht viel auf dem Spiel, für alle Beteiligten. Zuerst aber für die Tausenden<br />

ehemaligen K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen, die <strong>in</strong> kirchlicher „Obhut“ körperlich, emotional<br />

<strong>und</strong> sozial zerstört wurden. Geschätzt s<strong>in</strong>d das etwa e<strong>in</strong>e halbe Million Menschen.<br />

Sie <strong>und</strong> die Öffentlichkeit haben eigentlich nur e<strong>in</strong>e Frage an die beiden Kirchen:<br />

Warum?<br />

Nimmt man das beson<strong>der</strong>e moralische <strong>und</strong> ethische Selbstverständnis <strong>der</strong> beiden<br />

christlichen Kirchen ernst, -aber eigentlich ist schon <strong>der</strong> common sense ausreichend<br />

- dürfte die Frage nach e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>gutmachung eigentlich nicht gestellt werden<br />

müssen. Sie wäre <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Zumal sie durchaus auch im<br />

Eigen<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong> Kirchen liegt.<br />

Denn je länger die Kirchen e<strong>in</strong>e wirkliche Wie<strong>der</strong>gutmachung an den Opfern<br />

herauszögern, je schneller droht ihnen <strong>der</strong> „Abstieg“ aus <strong>der</strong> profitabeln „caritativen<br />

Liga“, <strong>in</strong> die sie mit enormer staatlicher Unterstützung aufgestiegen s<strong>in</strong>d. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: „wer se<strong>in</strong> Mandat“ für e<strong>in</strong>e humane K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpädagogik verloren<br />

hat, verliert es auch für das an<strong>der</strong>e Ende des Lebenslaufs (Senioren).<br />

In diesem Kontext legen die v. Bodelschw<strong>in</strong>ghschen Anstalten die Studie<br />

„Endstation Freistatt“ (2009) vor. „Freistatt“ war e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> berüchtigtsten sog.<br />

„Erziehungsheime“ (Kr. Diepholz) <strong>in</strong> Deutschland (unter Leitung/Trägerschaft von<br />

„Bethel“).<br />

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