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Weg mit der Mauer in Palästina - Verein zur Förderung des Friedens ...

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Industriezonen entlang <strong>der</strong> <strong>Mauer</strong> (von Meron Rapoport)<br />

schen Gesellschaft <strong>zur</strong> Entwicklung von Industriegebieten,<br />

e<strong>in</strong>er Schaltstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Initiative<br />

für Industriezonen. Jaber sammelt Geld <strong>zur</strong><br />

F<strong>in</strong>anzierung für zwei solche Industriezonen.<br />

Er sieht <strong>in</strong> diesen Zonen entlang <strong>der</strong> <strong>Mauer</strong> die<br />

e<strong>in</strong>zige Chance, die paläst<strong>in</strong>ensische Wirtschaft<br />

zu retten.<br />

Die beiden Industriezonen von Jaber sollen<br />

<strong>in</strong> Jalama nördlich von Jen<strong>in</strong> und nahe Tul<br />

Karem gegenüber dem Dorf Irtah entstehen.<br />

Jaber erwähnt, dass er dazu „privates Land von<br />

Paläst<strong>in</strong>ensern aufkauft“. Nach se<strong>in</strong>er Kalkulation<br />

liegen die Produktionskosten <strong>in</strong> diesen<br />

Industriezonen um 70 % unter denen <strong>in</strong> Israel,<br />

dank <strong>der</strong> niedrigen Löhne und ger<strong>in</strong>gen Gewerbemieten.<br />

Jaber liegt es außerdem am Herzen,<br />

dass sich die Israelis sicher fühlen. „Ich b<strong>in</strong><br />

nicht naiv. Da<strong>mit</strong> diese Projekte funktionieren<br />

können, brauchen wir beson<strong>der</strong>e Sicherheitsabkommen“<br />

(für die Israelis).<br />

Gabi Bar ist deutlicher: „Grundvoraussetzung<br />

ist, dass Israel alle<strong>in</strong> für die Sicherheit<br />

<strong>der</strong> Industriezonen zuständig ist. Wenn e<strong>in</strong>e<br />

Fabrik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von uns kontrollierten Bereich<br />

liegt, dann ist das, als läge sie <strong>in</strong> Israel.“ Diese<br />

Sicherheitsverantwortung ist <strong>der</strong> entscheidende<br />

Unterschied zu Plänen aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong><br />

Intifada. Nach diesen alten Plänen sollten alle<strong>in</strong><br />

die Paläst<strong>in</strong>enser für die Industriegebiete verantwortlich<br />

se<strong>in</strong>, erklärt Professor Rueven Horesh,<br />

ehemals Stabschef im Industriem<strong>in</strong>isterium.<br />

Genau hier liegt <strong>der</strong> Kern <strong>des</strong> Problems, ob<br />

die Industriezonen Teil e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>seitigen, aufgezwungenen<br />

Plans o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> kooperatives Projekt<br />

s<strong>in</strong>d. Alles deutet auf die erste Möglichkeit h<strong>in</strong>.<br />

Gabi Bar betont, dass man solche Anlagen gar<br />

nicht ohne Kooperation <strong>mit</strong> den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />

planen könne. Doch unter Kooperation versteht<br />

er Verträge auf lokaler Ebene, ohne Absprache<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Autonomiebehörde. Auch Jaber glaubt,<br />

dass diese Projekte ke<strong>in</strong>er Verträge zwischen<br />

Israel und <strong>der</strong> paläst<strong>in</strong>ensischen Regierung<br />

bedürfen, obwohl er hofft, dass e<strong>in</strong> solches<br />

Abkommen erreicht wird.<br />

Dr. Mustafa Barghouti, Chef <strong>der</strong> „Nationale<br />

Initiative für Paläst<strong>in</strong>a“, ist sehr viel kritischer:<br />

„Diese Projekte haben schon <strong>in</strong> den ersten Jahren<br />

nach den Oslo-Verträgen nicht funktioniert,<br />

Deutsche Unterstützung<br />

Deutschland plant Investitionen <strong>in</strong> die<br />

Infrastruktur <strong>der</strong> Industriezone nahe Jen<strong>in</strong><br />

(Weltbank-Bericht über Industriezonen <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a, Dezember 2004). Nach Aussagen<br />

von Ulrike Metzger vom Bun<strong>des</strong>m<strong>in</strong>isterium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d dafür 10 Millionen Euro veranschlagt<br />

(Bericht <strong>der</strong> paläst<strong>in</strong>ensischen Autonomiebehörde<br />

zu den Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Mauer</strong>,<br />

Mai 2004).<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Gerichtshof und<br />

die UN-Generalversammlung haben <strong>mit</strong><br />

ihren Beschlüssen vom 9. und 20. Juli<br />

2004 alle Staaten verpflichtet, die durch<br />

den <strong>Mauer</strong>bau entstandene Situation nicht<br />

anzuerkennen und sie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>sicht<br />

zu unterstützen.<br />

Deutsche Investitionen <strong>in</strong> israelisch<br />

kontrollierte Industriezonen ebenso wie<br />

die gesamten Pläne <strong>der</strong> Weltbank <strong>zur</strong><br />

„ökonomischen Entwicklung“ Paläst<strong>in</strong>as<br />

ignorieren diese Beschlüsse und akzeptieren<br />

Israels Politik <strong>zur</strong> Gettoisierung <strong>der</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>enser <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Mauer</strong>.<br />

und sie werden auch jetzt nicht funktionieren.<br />

Diese paläst<strong>in</strong>ensischen Geschäftsleute kümmern<br />

sich nicht um die Arbeitslosigkeit <strong>der</strong><br />

paläst<strong>in</strong>ensischen Arbeiter, son<strong>der</strong>n um ihre<br />

eigenen Interessen. Dieser Plan macht alle<strong>in</strong> für<br />

Israel e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, um die Apartheid zu verstärken,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Paläst<strong>in</strong>enser e<strong>in</strong> Volk von Sklaven<br />

se<strong>in</strong> sollen. Doch das wird scheitern.“<br />

Meron Rapoport, Journalist, Jerusalem<br />

Nach Aussage von Meron Rapoport im Juni<br />

2005 hat die Veröffentlichung dieses Artikels<br />

die paläst<strong>in</strong>ensischen Geschäftsleute gegenüber<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> die Defensive gebracht, so<br />

dass sie nun den Industriezonen distanzierter<br />

gegenüber stehen.<br />

Der Artikel stammt aus <strong>der</strong> Le Monde Diplomatique im Juni 2004.<br />

Die deutsche Fassung wurde gekürzt und überarbeitet. Für den englischen<br />

Text siehe: www.stopptdiemauer.de<br />

Im Juli 2003 begannen Familien aus Jayyus im Distrikt Qalqiliya <strong>in</strong><br />

Zelten auf ihren Fel<strong>der</strong>n zu übernachten, die durch die <strong>Mauer</strong> vom<br />

Dorf abgetrennt wurden. Innerhalb e<strong>in</strong>er Woche vertrieben die Besatzungssoldaten<br />

die Familien von ihrem Land. Etwa 300 Familien verloren ihre<br />

e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>kommensquelle, weil sie ihre Fel<strong>der</strong> nun nicht mehr erreichen.<br />

Zehntausende Bäume <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend wurden ausgerissen und es wurde<br />

begonnen, die neue Siedlung Nofei Zufim auf dem geraubten Land zu bauen.

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