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Begleitinformationen zum Brackeler Schachlehrgang ...

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<strong>Begleitinformationen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Brackeler</strong> <strong>Schachlehrgang</strong><br />

von Christian Goldschmidt<br />

hervor, die sie für andere Lehrer vorbereitet haben. Aber meist einige ich mich darauf, dass<br />

sie mir ihren Namen nennen sollen, wenn ich sie drannehme, damit ich sie nach und nach<br />

kennenlerne. Nützlich ist, in der ersten Stunde die Namensliste als Sitzplan anzufertigen, um<br />

die Namen schon in der ersten Stunde gleich zuzuordnen. Spätere Stunden leite ich manchmal<br />

mit meiner Hausaufgabe ein: Ich lese die Namensliste vor und die Kinder sollen sich nicht<br />

melden. Dabei versuche ich die Kinder zuzuordnen. Das klappt zwar nicht immer auf Anhieb,<br />

aber sorgt für Vergnügen und wenn man sich hier vertut, verzeihen sie einem noch. Nach<br />

zwei, drei Wochen sollte man die Namen drauf haben. Wenn man sie nach Wochen hingegen<br />

immer noch nicht beim Namen nennen kann, wäre das schlecht. Da muss man sich im<br />

Einzelfall eben die Blöße geben und mit Entschuldigung nochmal nachfragen. Ein Kind nicht<br />

dranzunehmen, weil man den Namen nicht weiß, oder mit „Du da im roten Pullover“<br />

anzusprechen, zeugt von Respektlosigkeit und wird einem mit gleicher Münze heimgezahlt.<br />

Nach diesem formalen Teil beginnen wir eine Plauderei über das Schachspiel. Gerne knüpfe<br />

ich daran an, was die Kinder an Wissen mitbringen: „Was wisst ihr denn schon über Schach?“<br />

Schon die Antworten verraten hier eine Menge über das Vorwissen der Kinder, aber auch<br />

über die Intention der Eltern, die die Kinder <strong>zum</strong> Schach schicken. „Beim Schach muss man<br />

denken!“, „Da wird man besser in Mathe!“, „Der König kann nur einen Zug machen!“, „Mein<br />

Opa war schon mal Schachweltmeister!“<br />

Die Unterhaltung steuere ich dann in die Richtung „Wie lange gibt es denn schon Schach?“<br />

Meist sind die ersten Schätzungen natürlich sehr naiv: 5 Jahre, 20 Jahre…<br />

Das gibt Gelegenheit zu einer vergnüglichen Zeitreise zurück: Vor fünf hab ich hier schon<br />

Schachunterricht gegeben, vor zwanzig hab ich es selbst gelernt, dein Opa ist älter, vor<br />

hundert gab es schon einen Weltmeister, vor 200 hat Napoleon Schach gespielt, im Mittelalter<br />

wurde es hierzulande bekannt, aber erfunden wurde es woanders. Aus Arabien kam es über<br />

Südeuropa zu uns. Die Araber haben es von den Persern und die von den Indern. Nebenbei<br />

kann man mal eine Weltkarte, falls greifbar, rausholen. Vor etwa 1500 Jahren wurde es in<br />

Indien erfunden. Neuere Diskussionen über die Herkunft des Schachspiels kann man an dieser<br />

Stelle beruhigt vernachlässigen, schließlich wollen wir zur Weizenkornlegende kommen:<br />

Kurzform: Ein indischer König (Maharadscha) verfügte über alle möglichen Reichtümer,<br />

aber auch über große Langeweile und er wollte zu seinem Zeitvertreib schon Krieg mit dem<br />

Nachbarkönig führen. Aber <strong>zum</strong> Glück hatte er an seinem Hof einen weisen Mann namens<br />

Sissa (ibn Dahir), der ihm das Schachspiel erfunden hat. Das Spiel, bei dem der König ohne<br />

seine Untergebenen nichts erreichen kann, hat dem König eine Lehre erteilt und so gut<br />

gefallen, dass er Sissa einen Wunsch erfüllen wollte. Der schlaue Sissa wünschte sich nun<br />

nicht das Übliche, sondern Weizenkörner nach einem bestimmten Muster.<br />

Schmücken Sie die Geschichte ruhig aus, lassen die Kinder z.B. mal raten, was der gute Sissa<br />

sich wohl gewünscht haben könnte. An dieser Stelle kommt das Schachbrett ins Spiel, am<br />

besten ein Demobrett. Das Brett und seine Aufteilung in schwarze und weiße Felder wird<br />

zuerst besprochen, Begriffe wie Feld, Linie und Diagonale eingeführt.<br />

Die Felder bei handelsüblichen Demonstrationsbrettern sind übrigens meist nicht Schwarz<br />

und Weiß, sondern schwarz und gelb und die Figuren blau und rot. Trotzdem einigen wir uns<br />

darauf die hellen zukünftig immer „Weiß“ und die dunklen immer „Schwarz“ zu nennen.<br />

Das Brett liegt richtig, wenn unten links ein schwarzes Feld ist.<br />

„Wie viele Felder hat das Schachbrett eigentlich?“ Viertklässler können schon 8x8 rechnen,<br />

Erstklässler schätzen das Ergebnis noch. Zurück zur Geschichte:<br />

Sissa wollte auf das erste Feld ein Weizenkorn, aufs zweite zwei, aufs dritte vier (nein, nicht<br />

drei, wer erkennt schon das Muster?), usw. Der König war über die Bescheidenheit seines<br />

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