2 SPIELZEIT 07/08 Begleitendes Material zu ULRIKE ... - Theater Ulm
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theater ulm <strong>ULRIKE</strong> MARIA STUART Begleitmaterial<br />
Und was sie ist, das wage sie <strong>zu</strong> scheinen!<br />
I.8.<br />
Burleigh. O, auch die heilige Gerechtigkeit<br />
Entflieht dem Tadel nicht. Die Meinung hält es<br />
Mit dem Unglücklichen, es wird der Neid<br />
Stets den obsiegend Glücklichen verfolgen.<br />
Das Richterschwert, womit der Mann sich ziert,<br />
Verhasst ist’s in der Frauen Hand. Die Welt<br />
Glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes,<br />
Sobald ein Weib das Opfer wird. Umsonst<br />
Dass wir, die Richter, nach Gewissen sprächen!<br />
Sie hat der Gnade königliches Recht,<br />
Sie muss es brauchen; unerträglich ist’s,<br />
Wenn sie den strengen Lauf lässt dem Gesetze!<br />
I.8.<br />
Burleigh (rasch einfallend). Also soll sie leben?<br />
Nein! Sie darf nicht leben! Nimmermehr!<br />
Dies, eben Dies ist’s, was unsre Königin beängstigt –<br />
Warum der Schlaf ihr Lager flieht –<br />
Ich lese In ihren Augen ihrer Seele Kampf,<br />
Ihr Mund wagt ihre Wünsche nicht <strong>zu</strong> sprechen,<br />
Doch viel bedeutend fragt ihr stummer Blick:<br />
Ist unter allen meinen Dienern keiner,<br />
Der die verhasste Wahl mir spart, in ew’ger Furcht<br />
Auf meinem Thron <strong>zu</strong> zittern oder grausam<br />
Die Königin, die eigne Blutsverwandte,<br />
Dem Beil <strong>zu</strong> unterwerfen?<br />
III.4.<br />
Elisabeth. Wie, Mylords? Wer war es denn, der eine Tiefgebeugte<br />
Mir angekündigt? Eine Stolze find’ ich,<br />
Vom Unglück keineswegs geschmeidigt.<br />
Maria. Sei’s! Ich will mich auch noch diesem unterwerfen.<br />
Fahr’ hin, ohnmächt’ger Stolz der edeln Seele!<br />
Ich will vergessen, wer ich bin, und was<br />
Ich litt; ich will vor ihr mich niederwerfen,<br />
Die mich in diese Schmach herunterstieß.<br />
(Sie wendet sich gegen die Königin.)<br />
Der Himmel hat für euch entschieden, Schwester!<br />
Gekrönt vom Sieg ist euer glücklich Haupt,<br />
Die Gottheit bet’ ich an, die euch erhöhte!<br />
(Sie fällt vor ihr nieder.)<br />
Doch seid auch ihr nun edelmütig, Schwester!<br />
Lasst mich nicht schmachvoll liegen!<br />
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