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2 SPIELZEIT 07/08 Begleitendes Material zu ULRIKE ... - Theater Ulm

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theater ulm <strong>ULRIKE</strong> MARIA STUART Begleitmaterial<br />

Komponistin Patricia Jünger (DIE KLAVIERSPIELERIN, 1988). 1990 Filmdrehbuch<br />

MALINA <strong>zu</strong>sammen mit Werner Schroeter, nach dem Roman von Ingeborg<br />

Bachmann. 1991 Austritt aus der KPÖ gemeinsam mit den beiden Parteivorsitzenden<br />

Susanne Sohn und Walter Silbermayer. Als Reaktion auf die Rezeption ihres Romans<br />

LUST und des <strong>Theater</strong>stücks RASTSTÄTTE und auf Grund von persönlichen<br />

Angriffen zieht sich die Autorin 1995 aus der österreichischen Öffentlichkeit <strong>zu</strong>rück.<br />

Sie erlässt ein Aufführungsverbot ihrer Stücke für die Staatstheater. Dieser Rück<strong>zu</strong>g<br />

dauert bis 1998, als Einar Schleef am Burgtheater EIN SPORTSTÜCK inszeniert. Zwei<br />

Jahre später jedoch erlässt sie wiederum ein Aufführungsverbot nachdem die FPÖ<br />

Teil österreichischen Bundesregierung wird. Elfriede Jelinek nimmt in Texten<br />

konkret auf aktuelle Tagespolitik Be<strong>zu</strong>g, kritisiert etwa Haider und den Umgang mit<br />

Asylbewerbern. Im Jahr 2003 wird das zweite Aufführungsverbot mit Nicolas<br />

Stemanns Inszenierung von DAS WERK beendet; im gleichen Jahr inszeniert<br />

Christoph Schlingensief am Burgtheater BAMBILAND und LOST HIGHWAY, ein<br />

Musiktheaterstück <strong>zu</strong> dem Elfriede Jelinek das Libretto geschrieben hatte, wird<br />

uraufgeführt. 2005 findet im Wiener Burgtheater die Uraufführung von BABEL statt,<br />

einer monumentalen Meditation über den Irakkrieg und den Folterskandal in Abu<br />

Ghraib, wieder in der Regie von Nicolas Stemann, der im Herbst 2006 auch das<br />

neueste und vorerst letzte Stück Jelineks <strong>ULRIKE</strong> MARIA STUART inszenieren wird.<br />

Im Frühjahr 20<strong>07</strong> veröffentlicht sie auf ihrer Website nacheinander die ersten Kapitel<br />

ihres „Privatromans“ NEID.<br />

Elfriede Jelinek<br />

ICH MÖCHTE SEICHT SEIN<br />

Ich will nicht spielen und auch nicht anderen dabei <strong>zu</strong>schauen. Ich will auch nicht<br />

andere da<strong>zu</strong> bringen <strong>zu</strong> spielen. Leute sollen nicht etwas sagen und so tun, als ob<br />

sie lebten. Ich möchte nicht sehen, wie sich in Schauspielergesichtern eine falsche<br />

Einheit spiegelt: die des Lebens. Ich will nicht das Kräftespiel dieses "gut gefetteten<br />

Muskels" (Roland Barthes) aus Sprache und Bewegung - den sogenannten<br />

"Ausdruck" eines gelernten Schauspielers sehen. Bewegung und Stimme möchte<br />

ich nicht <strong>zu</strong>sammenpassen lassen. Beim <strong>Theater</strong> Heute wird etwas enthüllt, wie,<br />

sieht man nicht, denn es werden im Hintergrund die Bühnenfäden dafür gezogen.<br />

Die Maschine also ist verborgen, der Schauspieler wird mit Geräten umbaut.<br />

angestrahlt und geht umher. Spricht. Der Schauspieler ahmt sinnlos den Menschen<br />

nach, er differenziert im Ausdruck und zerrt eine andere Person dabei aus seinem<br />

Mund hervor, die ein Schicksal hat, welches ausgebreitet wird. Ich will keine<br />

fremden Leute vor den Zuschauern <strong>zu</strong>m Leben erwecken. Ich weiß auch nicht, aber<br />

ich will keinen sakralen Geschmack von göttlichem <strong>zu</strong>m Leben Erwecken auf der<br />

Bühne haben. Ich will kein <strong>Theater</strong>. Vielleicht will ich einmal nur Tätigkeiten<br />

ausstellen, die man ausüben kann, um etwas dar<strong>zu</strong>stellen, aber ohne höheren Sinn.<br />

Die Schauspieler sollen sagen, was sonst kein Mensch sagt, denn es ist ja nicht<br />

Leben. Sie sollen Arbeit zeigen. Sie sollen sagen, was los ist, aber niemals soll von<br />

ihnen behauptet werden können, in ihnen gehe etwas ganz anderes vor, das man<br />

indirekt von ihrem Gesicht und ihrem Körper ablesen könne. Zivilisten sollen etwas<br />

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