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24 Gesundheit <strong>BESTplus</strong><br />
DAMIT SICH DIE LESEBRILLE LOHNT<br />
[Bp-stm]. Ein Leben ohne Bücher findet meine Freundin Maria uninteressant.<br />
„Ich bin eine Leseratte“, sagt die 57-jährige Göttingerin,<br />
„schon seit meiner Kindheit.“ Ihr erstes selbst gelesenes Buch sei<br />
„Die kleine Hexe“ gewesen, von Ottfried Preußler. „Das war 1964,<br />
von daher kann ich nächstes Jahr mein 50-jähriges Lesejubiläum<br />
feiern.“<br />
Seit ihrer Kindheit habe sie viel gelesen, heute mehr als früher. Von<br />
der aktuellen Bestenliste für den deutschen Buchpreis, der Anfang<br />
Oktober verliehen wurde, habe sie auch bereits alle Titel gelesen.<br />
„Was gerade diskutiert wird, das nehme ich abends mit ins Bett.“<br />
Schließlich müsse es sich lohnen, dass sie eine neue Lesebrille<br />
habe.<br />
Der Buchhandel beginnt gerade erst, ältere Leser wie Maria zu<br />
hegen und zu pflegen. Vor zehn Jahren ergab eine Studie des<br />
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, dass die Buchläden<br />
der Leserschaft 50plus zu wenig Aufmerksamkeit widmen. „Hier<br />
werden hohe Umsatzpotentiale verschenkt.“<br />
Menschen über 50 Jahre sind Gerneleser. In diesem Alter gehört<br />
das Lesen zu den beliebtesten Freizeittätigkeiten, die 50- bis 69-<br />
Jährigen sind die zweitstärkste Lesergruppe. 68 Prozent von ihnen<br />
bekennen sich zum Bücherlesen, etwa 40 Prozent tun es täglich.<br />
„Ich bin eine lohnende Zielgruppe“, weiß Maria. Bei ihrer Altersgruppe<br />
müsse man anders als bei den jungen nicht mehr für das<br />
Buch werben, freut sich der Börsenverein, denn sie seien das Lesen<br />
bereits gewohnt. Und sie hätten auch das notwendige Kleingeld,<br />
um regelmäßig neue Werke zu kaufen. „Aber dafür muss mein<br />
Buchhändler auch was tun, etwa mir passende Empfehlungen<br />
geben.“ Ältere sind qualitäts- und servicebewusste Kunden, weiß<br />
der Buchhandel. Sie kaufen gerne dort, wo sie sich wohl fühlen, wo<br />
man sie kennt und wo sie geschätzt werden.<br />
Die heutigen Best Ager seien überwiegend gesund, aktiv und<br />
positiv eingestellt, sagen die Konsumstudien. Sie möchten das<br />
Leben genießen. „Zum Genießen gehört bei mir auch das Lesen“,<br />
meint Maria.<br />
Unter den Buchhändlern kursieren ein paar Tricks, die dabei<br />
helfen sollen, die etwas Älteren anzusprechen. Man solle diese<br />
Kunden mit dem Namen ansprechen und ihnen eine wirklich persönliche<br />
Beratung zuteil werden lassen. Persönliche Geburtstagsoder<br />
Weihnachtsgrüße gehören ebenso zum Programm wie handgeschriebene<br />
Grußbotschaften, die in die Bücher gesteckt werden.<br />
„Wollen Sie die Generation 50plus in Ihren Laden locken, müssen<br />
Sie all ihre Sinne ansprechen: Augen und Tastsinn mit der Ware,<br />
den Geruchssinn mit einem dezenten Raumduft, den Geschmack<br />
mit Keksen und Getränken und die Ohren mit leiser Musik“, empfiehlt<br />
der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.<br />
Zur Kunst des Verführens gehören jedoch nicht nur Sinnenfreuden,<br />
sondern auch, dass der Buchladen freundlich und aufgeräumt<br />
ist. „Nehmen Sie Ihren eigenen Laden kritisch unter die Lupe,<br />
suchen Sie nach Stolperfallen wie voll gestellten Treppenauf-