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Restitutionsbericht 2008 - Wien Museum

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Die Bibliothek der IKG <strong>Wien</strong> und die Bücherei des Ältestenrates<br />

Die Israelitische Kultusgemeinde <strong>Wien</strong>s besaß bis 1938 eine der bedeutendsten<br />

Bibliotheken der jüdischen Welt. Die Zahlenangaben über ihre Größe schwanken<br />

zwischen 27.000 und 83.000 Bänden. Ihr Katalog hat sich nur teilweise erhalten. Im<br />

März 1938 wurde die Bibliothek für die Öffentlichkeit geschlossen, ihre Mitarbeiter<br />

konnten aber weiter in ihr arbeiten. Im Juli wurde sie von den NS-Behörden konfisziert<br />

und wieder für das Publikum zugänglich. Im Zuge des Novemberpogroms konnte die<br />

Verbrennung der Bibliothek nur knapp verhindert werden; sie wurde daraufhin versiegelt<br />

und vermutlich zum größten Teil Anfang 1939 nach Berlin transportiert, wo sie<br />

zusammen mit vielen, aus anderen Orten geraubten Beständen, in das Gebäude des<br />

Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Straße kam.<br />

Während der Bombardierungen Berlins im Jahr 1943 wurden Teile der dort gelagerten<br />

jüdischen Bibliotheken ein Raub der Flammen, andere Bestände, vor allem hebräische<br />

und jiddischsprachige Bände kamen im August 1943 in das KZ Theresienstadt und<br />

nach der Befreiung nach Prag. Von dort wurden 158.000 Bände weiter verteilt, unter<br />

anderen nach Israel und in die DDR. Der Restbestand im RSHA-Gebäude wurde im<br />

Mai 1945 von der Roten Armee beschlagnahmt. Da diese sich aber nicht weiter darum<br />

kümmerte, kam es zu Plünderungen, ein Teil von den Amerikanern übernommen und<br />

ins Offenbach Archival Depot eingebracht. 11<br />

Der als Verein konstituierte „Ältestenrat der Juden in <strong>Wien</strong>“ unter Leitung von Dr. Josef<br />

Löwenherz trat an die Stelle der per 31. Oktober 1942 aufgelösten Israelitische<br />

Kultusgemeinde <strong>Wien</strong>. Er hatte die Anweisungen der Gestapo umzusetzen. Seine<br />

Aufgaben bestanden in der Errichtung und Erhaltung von ausschließlich für Juden<br />

bestimmten Anstalten, in der Herausgabe eines Nachrichtenblattes und der Führung<br />

einer Evidenz aller in den „Alpen- und Donaureichsgauen“ noch verbliebenen Juden.<br />

Noch im Februar 1945 bestanden ein Kinderheim mit Tagesheimstätte, ein Kinderspital,<br />

ein Spital und ein Altersheim. 12 Hugo Gold nennt unter den Institutionen des<br />

11 Vgl. dazu Evelyn Adunka: Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vermichten von Bibliotheken in der NS-<br />

Zeit und ihre Restitution nach 1945. <strong>Wien</strong> 2002, S. 71-85 bzw. Evelyn Adunka: Der Raub und die Restitution der<br />

<strong>Wien</strong>er jüdischen Bibliotheken. Vortrag zur Tagung „Raub und Restitution in Bibliotheken“ der <strong>Wien</strong>er Stadt- und<br />

Landesbibliothek, 23./24.3.2003 [http://www.wienbibliothek.at/sammlungen/digital/adunka-evelyne-restitution.pdf].<br />

12 Vgl. dazu Shoshana Duizend-Jensen: Jüdische Gemeinden, Vereine, Stiftungen und Fonds. „Arisierung“ und<br />

Restitution (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, 21/2). <strong>Wien</strong> 2004, S. 72-74 sowie Erika

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